Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
genen Völkern auf Taiwan soll ten.) Viel mehr kam es zu einem
D
ie Philippinen liegen am
östlichen Rand Asiens und schon vorher begonnen haben. starken Handelsaustausch. Es ver-
sind dementsprechend erd- Um das Jahr 700 begann sich das breiteten auf dieser Art z.B. einige
geschichtlich relativ spät besiedelt buddhistische Reich Sri Vijaya, das indische Traditionen und Kultur-
worden. Die ersten Bewoh- sein Zentrum auf Sumatra hatte, in einflüsse in den Philippinen, ohne
ner/innen der Inseln, die heute zu Südostasien auszubreiten. In den allerdings den animistischen Glau-
den Philippinen zählen, die Negri- Philippinen war nur ein geringer ben komplett zu verdrängen.3 Es
tos, kommen ca. 25.000 v. Chr. Es Einfluss zu spüren. Nur die Insel entstanden zwar einige Tempelan-
folgten zwei Einwanderungswellen Sulu gehörte zum direkten Ein- lagen, diese wurden allerdings von
altmalaiischer Völker von Malaysia flussgebiet.2 den spanischen Kolonialherren im
und Sumatra 4000 und 1000 v. Chr., 16. und 17. Jahrhundert wieder zer-
Im 13. Jahrhundert kam es zu den
bis sich ca. 200 v. Chr. die ersten stört.
ersten chinesischen Handelsnieder-
jungmalaiischen Völker auf den In- lassungen. Sulu war zu jener Zeit Sowohl das Sri Vijaya als auch das
seln ansiedeln. Zuerst kamen sie in ein wichtiger Handelsstützpunkt. Majapahit-Reich hatten sehr gute
Mindanao und den Sulu-Inseln an Sowohl arabische, chinesische und Handelsbeziehungen zu China und
und verbreiteten sich von dort über siamesische Seehändler, als auch Indien. Somit profitierten auch die
die weiteren Inseln. Anzeichen für Kaufleute aus dem alten Champa- Philippinen von dem Handel.
die Verbreitung ist die Sprachver- Reich waren auf Sulu vertreten. Im 15. Jh. gab es enge Kontakte
wandtschaft von Tagalog und Ce- Mindoro, Cebu und Butuan waren zwischen den Philippinen und der
buano (Philippinen) mit Bahasa In- damals von einiger Bedeutung für Ming-Dynastie in China, der
donesia (Indonesien) und Bahasa den regionalen Handel. stärksten Seemacht der Welt zu
Melayu (Malaysia). dieser Zeit. In einigen Teilen der
Das javanisch, hinduistische
Schon 500 v. Chr. vermutet man Majapahit-Reich löste das Sri Vijaya Philippinen herrschte Tributpflicht
erste Kontakte zwischen der philip- Reich als Hegemonialmacht in Süd- für Stammesfürsten an die Ming-
pinischen Insel Palawan und der ostasien ab, konnte allerdings wie Dynastie. Zudem besuchte eine
vietnamesischen Provinz Long- sein Vorgänger die einzelnen Inseln Handelsmission aus Sulu 1417 Pe-
Khan, da nahezu identische Jade- der heutigen Philippinen nie gänz- king.
Artefakte in beiden Regionen ge- lich unterwerfen. Denn sowohl Sri
funden wurden, die aus dieser Zeit Vijaya, als auch das Majapahit- Das Sultanat von Sulu
stammen. Um ca. 500 n.Chr. sind Reich kamen über die Sulu-Inseln,
die ersten Handelskontakte mit Palawan, Mindanao sowie Teile von Um 1380 landeten die ersten mus-
China über das antike Königreich Negros und Panay nicht hinaus. limischen Sufis, zumeist als arabi-
Champa1 und ab 600 n. Chr. die (Die Philippinen lagen am Ende der sche Händler tätig, auf Sulu. Im sel-
ersten direkten Handelskontakte langen Route von Arabien und In- ben Jahr entstand dort die erste
mit der Tang-Dynastie Chinas dien und waren daher die letzten, Moschee auf philippinischen Bo-
nachweisbar. Der Handel mit indi- die die ‚großen Traditionen’ erhiel- den. Die Sufis brachten den Islam
mit sich, der sich sehr schnell auf
1Champa war schätzungsweise zwischen 169 2 Später gab es eine weitere Einwande-
und 1697 n. Chr. ein Königreich im südli- rungswelle von Borneo aus. Der Name der 3So findet man in fast allen philippinischen
chen Vietnam und wurde danach ein viet- Inselgruppe Visayas geht auf diese Einwan- Sprachen, auch im Tagalog, Einflüsse von
namesischer Vasallenstaat. derer aus dem Sri Vijaya-Reich zurück. Sanskrit und dem Tamilischen.
2
den einzelnen Inseln verbreitete. tierten amerikanisches Silber nach Flächenkolonie - und damit für das
Sogar Manila, schon damals eine Manila, wo es vor allem gegen Seide Ende des Sultanats von Sulu 5
bedeutende Hafenstadt in Südost- getauscht wurde, die chinesische Die USA führten Englisch als
asien, stand zeitweise unter musli- Händler dort feilboten. In seiner Schulsprache ein. Die Wirtschaft
mischer Herrschaft. So kam es 1450 Blütezeit war dieser transpazifische wurde auf die USA ausgerichtet,
und 1475 zu Gründungen der mus- Handel sogar wichtiger als der über vor allem der Export von Zucker,
limischen Sultanate von Sulu und den Atlantik. Tabak, Hanf und Kokosnüssen war
Maguindanao. Der erste Sultan von Nach dem Mexiko 1821 seine Un- für die einheimischen Großgrund-
Sulu kam ursprünglich von Johor abhängigkeit erklärt hatte, wurden besitzer lohnend.
(Malaysia) und hatte sich in die lo- die Philippinen direkt von Madrid An dieser Stelle der Geschichte ver-
kale Herrschaftsfamilie eingeheira- aus verwaltet. Manila wurde zu ei- stärkt sich der Bruch, den die Spa-
tet. nem internationalen Hafen ausge- nier begonnen hatten. Waren die
Als die Spanier ab dem 16. Jh. be- baut und die Philippinen richteten Philippinen bis zur Kolonialisie-
gannen, das Land zu erobern, fiel sich auf den Welthandel aus (vor rung der Spanier eindeutig in den
ihnen die Eroberung des Nordens, allem Produktion und Handel mit asiatischen Handel eingebunden, so
wo hauptsächlich Indios, wie die Hanf, Tabak, Zucker, Kopra und zielte spätestens ab der Mitte des
Spanier die einheimische Bevölke- Reis). Der Handel mit Reis war auf 16. Jh. der Handel hauptsächlich
rung nannte, lebten, relativ leicht. den chinesischen Markt ausgerich- auf lateinamerikanische (Acapulco
Anschließend wollten sie, zusam- tet. Die Handelsverbindungen nach in Mexiko) und später nordameri-
men mit den Indios, den Süden er- China waren seit jeher sehr gut. So kanische (USA) Interessen. Dieser
obern. Der sogenannte "Moro- verwundert es auch nicht, dass et- Einfluss ist in den Philippinen noch
Krieg" begann und sollte 333 Jahre wa 15.000 Chinesen, viele von ih- heute stark zu spüren.
andauern. Die Spanier versuchten nen Händler, im 16. Jh. in Manila
Von 1941 bis 1945 wurden die Phi-
die Moros, sie die Muslime, in den lebten. Ihnen wurde sogar ein eige-
lippinen - wie fast ganz Ost- und
südlichen Philippinen lebten, ver- ner Stadtteil, Parian, zugewiesen.
Südostasien - von den Japanern be-
suchten diese mit ihrer Kampfstär- Obwohl Chinesen hohe Sonderab-
setzt. Die „antijapanische Befrei-
ke zu besiegen. Doch das gelang ih- gaben bei ihrer Einwanderung zah-
ungsbewegung“ (Hukbalahap) hatte
nen bis zum Ende ihrer Kolonialzeit len mussten, wuchs ihr Anteil an
bereits große Teile des Landes un-
nicht (siehe Cortes, S. 58-71). der Bevölkerung vor allem Manilas
ter ihre Kontrolle gebracht als 1945
rasch an.4
General McArthur wiederkam und
Spanische Kolonialzeit
für sich in Anspruch nahm, der Be-
Die amerikanische Kolonial-
freier des Landes zu sein. 1946 ha-
Die Spanier verhinderten, dass der herrschaft ben die Amerikaner die Philippinen
Islam sich - wie z.B. in Malaysia dann formell in die Unabhängigkeit
oder Indonesien - auf dem Insel- 1898 hatten die US-Amerikaner
entlassen nicht ohne sich die wirt-
reich durchsetzte, indem sie die Be- den Spaniern im Vertrag von Paris
schaftliche Abhängigkeit für 28
völkerung zum christlichen Glau- die Philippinen, die bereits ihre
Jahre und die Hoheitsrechte über
ben missionierten. Unabhängigkeit erkämpft hatten,
23 Militärstützpunkte für anfangs
abgekauft. In einem blutigen Krieg,
Nach der vollkommenen Eroberung 99 Jahre garantieren zu lassen.6
unterstellten die Spanier das Insel- der einer Millionen Zivilist/innen,
Die Bedeutung der Philippinen für
reich dem Vizekönig von Mexiko. nach manchen Angaben einem
die US-Amerikaner in Südostasien
Die Seeroute von Cebu nach Aca- Sechstel der Bevölkerung, das Le-
blieb weiter gewaltig. Das Land
pulco wurde kurz darauf entdeckt ben kostete, unterwarfen sie das
fungierte u.a. als Zentrum für poli-
und sogleich begannen Handelsver- Land und sorgten auch für die Ein-
tische und militärische Aktivitäten
bindungen. Philipp II, König von gliederung Sulus in ihre einzige
der USA in Südostasien.
Spanien, verbot den direkten Han-
del zwischen China und Amerika, 4 Dabei waren die Chinesen den Spaniern
5 Guam, die Marianen, die Karolinen und Pa-
sodass aller folgender Handel über nicht immer wohlwollend gestimmt. Zum
lau wurden allerdings aus den Philippinen
Beispiel wurden bei einem Umsturzversuch
Manila laufen musste. Die Philippi- ausgegliedert
1603 angeblich ca. 23.000 Chinesen getötet.
nen waren für einige Jahrhunderte Siehe Cortes, S.56f.
6
Diese Zeitspanne wurde gegen Ende der
mehr Teil Lateinamerikas denn A- 50er Jahre drastisch gekürzt.
siens. Spanische Galeonen transpor-
3
eindeutig zum Pazifik hingewandt Literatur Rosario M. Cortes: The Filipino Saga –
ist. Das große Handelsvolumen mit History as Social Change, Quezon City,
Margarete Payer: Zur Geschichte der
den APEC-Staaten bringt dies am 2000 (541 S., mit ausführlichem Index)
Philippinen; Online unter:
deutlichsten zum Ausdruck. www.payer.de/hbiweltweit/weltw43.