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net/publication/289290495
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Alexander A Hanke
Hannover Medical School
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Hämostaseologie
gegriffen werden, die entsprechend Für einen Anstieg der Aktivität bzw. So erfolgte in der Studie von Snyder
klinisch evaluiert und weiterentwickelt Konzentration der Gerinnungsfaktoren die erste EK-Transfusion im Mittel 18
werden sollten. sind demgegenüber FFP-Transfusionen min nach Aufnahme ins Krankenhaus,
von 15-30 ml pro kg Körpergewicht über während die erste FFP-Gabe erst nach
2.1 Verhältnisbasiertes 1:1:1- einen kurzen Zeitraum erforderlich, was durchschnittlich 93 min erfolgte, da
Konzept oder „damage control wiederum mit einer hohen Inzidenz an das FFP erst aufgetaut und in den
resuscitation“ akutem Lungenversagen verbunden ist Schockraum gebracht werden mussten.
Insbesondere in den USA wird bei Trau- [18-20]. So wurden in der amerikani Daraus ergibt sich für viele Studien ein
mapatienten im militärischen Bereich das schen Traumastudie von Gonzalez unter deutlicher Bias bezüglich des Über
verhältnisbasierte 1:1:1-Konzept favori- Verwendung des 1:1-Konzeptes durch- lebensvorteils von Patienten mit höhe-
siert. Dieses Therapiekonzept wird auch schnittlich 14,8 Stunden benötigt, um rem FFP:EK-Transfusionsverhältnis. Die
analog zur „damage control surgery“ eine bereits bei Aufnahme in die Notauf- Auswertung der Studie von Snyder legt
oder „damage control orthopedics“ als nahme vorhandene Koagulopathie (INR unter Berücksichtigung der zeitlichen
„damage control resuscitation“ oder „da- = 1,8±0,2) zu therapieren (INR <1,5) Verzögerung der FFP-Transfusion nahe,
mage control hematology“ bezeichnet [21]. Als Rescue-Therapie wird in der dass die Patienten nicht verstorben sind,
[14-15]. Dabei werden unabhängig von Regel aktivierter rekombinanter Faktor VII weil sie weniger FFP bekommen haben,
Gerinnungsparametern bei Patienten mit (rFVIIa) eingesetzt [22-24]. Gegen eine sondern dass sie weniger FFP bekommen
(zu erwartenden) Massivtransfusionen prophylaktische Transfusion von FFP oder haben, weil sie früher verstorben sind
Erythrozytenkonzentrate (EK), gefrorenes TK bzw. gegen die Verwendung von FFP [26]. Aus diesen Gründen arbeiten viele
Frischplasma (FFP) und Thrombozyten zum Volumenersatz sprechen allerdings Traumazentren in den USA mittlerweile
konzentrate (TK) in einem festen die aktuellen Querschnitts-Leitlinien zur mit voraufgetautem FFP oder lyophili-
Verhältnis zueinander in Abhängigkeit Therapie mit Blutkomponenten und Plas- siertem Plasma, um die Verfügbarkeit
vom Volumenbedarf und dem Hämo- maderivaten der Bundesärztekammer zu verbessern, was wiederum mit einem
globinwert EK-getriggert mit dem Ziel aufgrund der hohen Evidenz bezüglich Anstieg der Verwerffrequenz oder mit
transfundiert, den Blutverlust möglichst der zu erwartenden Nebenwirkungen einer Qualitätsverminderung des FFP
ausschließlich mit „reconstituted whole eine 1A-Empfehlung aus [7]. verbunden ist.
blood“ in Form von Blutkomponenten Studien aus den 1990er Jahren haben Insgesamt ist die Datenlage bezüglich
zu ersetzen, um eine Dilutionskoagulo- bereits gezeigt, dass im Rahmen einer der Effektivität des 1:1:1-Konzeptes zur
pathie durch kristalline oder kolloidale schweren Blutung das Fibrinogen der Behandlung von schwer blutenden Pati-
Volumenersatzlösungen zu vermeiden.
Gerinnungsfaktor ist, der weit vor den enten unklar und wird bei militärischen
Dies geschieht häufig in Form von
anderen in einen kritischen Bereich und zivilen sowie bei penetrierenden
„Packages“ à 5 EK, 5 FFP und 1-2
abfällt. Demgemäß konnte auch Stinger und stumpfen Traumen unterschiedlich
gepoolten TK (entsprechend 4-5 Einzel-
in seiner Studie an Traumapatienten beurteilt [27-31]. Einheitlich wird von
spender-TKs) [16]. Es handelt sich daher
nachweisen, dass nicht eigentlich den Autoren allerdings empfohlen,
bei der „damage control resuscitation“
das FFP:EK-Verhältnis, sondern das eine aggressive frühklinische Gerin-
um einen Blutersatz und nicht um eine
Fibrinogen:EK-Verhältnis entscheidend nungstherapie anzustreben, um den
gezielte Gerinnungstherapie. Der Vorteil
die Mortalität der Patienten beeinflusst. So Transfusionsbedarf sowie die Morbi-
einer solchen Vorgehensweise besteht
konnte bei Patienten, die mehr als 0,2 g dität und Mortalität der Patienten zu
darin, dass keine Laboruntersuchungen
Fibrinogen pro EK substituiert bekommen reduzieren („early hemostatic resusci-
notwendig sind. Dies ist insbesondere
haben, die Mortalität um 50 % gesenkt tation“) [21,22,28,32,33]. Dabei wird
dann von Vorteil, wenn diagnostische
werden [25]. Im Mittel lag die Fibrino- gefordert, standardisierte, evidenz- und
Möglichkeiten (wie zum Beispiel im
gensubstitution in dieser Gruppe bei 0,48 erfahrungsbasierte Protokolle zur Ge-
militärischen Feldeinsatz) oder gezielte
±0,2 g Fibrinogen pro transfundiertem rinnungstherapie zu implementieren.
therapeutische Interventionen durch
EK im Gegensatz zur „Low-Fibrinogen- Diese müssen die Rahmenbedingungen
spezifische Gerinnungsfaktorkonzentrate
Gruppe“ mit 0,1±0,06 g Fibrinogen pro der Hämostase (Azidose, Hypother-
(wie zum Beispiel durch Fibrinogen-
EK. Da Fibrinogenkonzentrat in den mie und Hypokalzämie) sowie die
Konzentrat oder Prothrombin-Komplex-
Konzentrat (PPSB) in den USA) auch gar USA zur Therapie eines erworbenen Möglichkeit einer Hyperfibinolyse und
nicht verfügbar sind. Allerdings ist dieses Fibrinogenmangels nicht zur Verfügung deren Therapie mit Tranexamsäure
Therapiekonzept nur effektiv, wenn eine steht, wurde das Fibrinogen bei diesen berücksichtigen [24,29,34]. Außerdem
Koagulopathie durch den prophylakti- Patienten über Cryopräzipitat, Frisch- wird darauf hingewiesen, dass die
schen Einsatz von FFP und TK verhindert blut, Thrombozytenkonzentrate oder Gerinnungstherapie - soweit möglich -
wird. Ist die Aktivität der Gerinnungsen- FFP substituiert. zielgerichtet auf der Basis von POC-
zyme bereits unter 50 % abgesunken, Eine weitere Problematik beim 1:1:1-Kon- Gerinnungsanalysen erfolgen sollte und
kann durch das 1:1-Konzept die Aktivität zept stellt die zeitliche Verfügbarkeit von effizientere und schneller verfügbare
nur auf dem Level gehalten werden [17]. FFP und Thrombozytenkonzentraten dar. Blutprodukte und Gerinnungsfaktorkon-
zentrate zu entwickeln und zuzulassen z.B. PFA-100® oder Multiplate®) bzw. Gerinnungsmanagement strukturieren
seien [11,16,21,35,36]. Diese Produkte Thrombelastometrie/graphie (RO- und verbessern. Ein entsprechender
stehen in Deutschland, Österreich TEM®/TEG®) zeitnah erfassen [57-62]. von Hanke und Görlinger entwickel-
und der Schweiz im Gegensatz zu 3. Die „turn-around time“ für konven- ter Algorithmus ist in Abbildung 1
den USA mit lyophilisiertem Plasma, tionelle Gerinnungsanalysen im dargestellt.
Fibrinogen-Konzentrat und balancierten Zentrallabor liegt nach einer Um-
Prothrombin-Komplex-Konzentraten
2.3 Individualisierte, zielgerich-
frage im Rahmen einer interaktiven tete Gerinnungstherapie auf der
(„Four-Factor-PCCs“) schon seit vielen Fallkonferenz auf dem Deutschen
Jahren zur Verfügung und werden im
Basis von funktionellen POC-
Anästhesiecongress 2007 in 53,7 % Methoden („early goal-directed
Rahmen des perioperativen Gerinnungs- der Kliniken bei 30-45 Minuten und
managements von vielen Kliniken mit
therapy“)
in 13,9 % sogar über 45 Minuten. Es konnte bereits von mehreren Auto-
gutem Erfolg eingesetzt [33,35,37-41]. Dies entspricht auch den Angaben
Allerdings fehlt noch weitestgehend die ren gezeigt werden, dass der Einsatz
von Spannagl und den Ergebnissen von POC-basierten Algorithmen zum
Evidenz auf der Basis von prospektiven,
einer Studie von Shore-Lesserson [63- perioperativen Transfusions- und Ge-
randomisierten Studien zum Einsatz
64]. In einer Multicenter-Studie von rinnungsmanagement eine Reduktion
dieser Gerinnungsfaktorkonzentrate zur
Toulon lag die „turn-around time“ für des perioperativen Blutverlustes und
Behandlung von massiv blutenden
eine intraoperative Bestimmung der des Transfusionsbedarfes - insbesondere
Patienten.
PT im Zentrallabor sogar im Median in der Herzchirurgie - ermöglicht [63,
2.2 Laborbasierte Therapie von bei 88 Minuten, bei einer Spannweite 76-79]. Spalding konnte darüber hinaus
Gerinnungsstörungen bei massiven von 29 bis 235 Minuten, während auch eine Reduktion der Kosten für
die POC-Bestimmung mit guter Blutprodukte und gerinnungsaktive
Blutungen unter Verwendung
Übereinstimmung der Ergebnisse Pharmaka nach Einführung eines
konventioneller Laborparameter
zum Zentrallabor in weniger als 5 ROTEM®-basierten Gerinnungsmanage-
Algorithmen zur Therapie perioperativer Minuten erfolgte [65]. Damit sind ments in der Herzchirurgie nachweisen
Gerinnungsstörungen auf der Basis von die Ergebnisse aus dem Zentrallabor [80]. POC-basierte Algorithmen ermög
konventionellen Laborparametern, wie aber nicht mehr für eine zeitnahe, lichen im Rahmen des perioperativen
Quick, INR, aPTT, Fibrinogen und zielgerichtete Gerinnungstherapie Gerinnungsmanagements eine zeit
Thrombozytenzahl weisen die folgenden verwertbar, so dass in der Regel die nahe Detektion der einer diffusen
wesentlichen Schwachpunkte auf: Gerinnungstherapie erfahrungsbasiert Blutungsneigung zugrundeliegenden
1. Konventionelle Gerinnungsparame- „blind“ erfolgen muss und anhand Koagulopathie innerhalb von 10-20
ter – insbesondere die aPTT und der der konventionellen Gerinnungs- Minuten. Dies ist mit konventionellen
Quickwert bzw. die INR - besitzen analysen nur eine nachträgliche Laboruntersuchungen im Zentrallabor in
nur eine sehr geringe Prädiktivität für Erfolgskontrolle durchgeführt werden dieser Geschwindigkeit nicht möglich,
perioperative Blutungen [42-43]. Von kann. Eine POC-basierte Bestimmung was zu einer Zeitverzögerung von 20
den konventionellen Gerinnungs- konventioneller Gerinnungsparameter bis 30 Minuten führen würde. Daher ist
parametern weisen die Fibrinogen- – wie ACT, PT/INR und aPTT – kann eine frühzeitige zielgerichtete Therapie
Konzentration, die Faktor XIII-Aktivität diese „turn-around time“ wesentlich („early goal-directed therapy“) von
und die Thrombozytenzahl die höchste verkürzen und damit therapeutische perioperativen Gerinnungsstörungen
Prädiktivität für perioperative Blutun- Entscheidungen vereinfachen [65- nur in der Kombination von POC-
gen auf [44-52]. 69]. Dennoch ist die Aussagekraft Diagnostik und dem Einsatz von spezifi-
2. Störungen der primären Hämostase – dieser konventionellen Gerinnungs- schen Gerinnungsfaktorkonzentraten und
wie ein von-Willebrand-Syndrom oder parameter im Kontext von perioperativ gerinnungsaktiven Pharmaka möglich.
eine medikamentös induzierte Throm- erworbenen Hämostasestörungen im Dieses Konzept ermöglicht eine „bleed-
bozytopathie – sowie die Hyperfibri- Vergleich zu Parametern der Thromb to-treat-time“ von 20-30 Minuten.
nolyse spielen eine wesentliche Rolle elastometrie/graphie und Impedanz- Dabei sollten Diagnostik und Therapie
in der Pathophysiologie und Therapie Aggregometrie deutlich geringer über entsprechende an das jeweilige
perioperativer und traumabeding- (siehe auch Punkt 1 und 2) [70-75]. Patientenkollektiv angepasste Behand-
ter Hämostasestörungen [38,53-58]. Stehen diese Methoden jedoch nicht lungsalgorithmen miteinander verknüpft
Diese Störungen lassen sich aber zur Verfügung, läßt sich auch durch sein. Ein entsprechender Algorithmus
nicht mittels konventioneller Gerin- die Implementierung eines auf kon- zum POC-Gerinnungsmanagement bei
nungsparameter, sondern nur mittels ventionellen Gerinnungsparametern polytraumatisierten Patienten von Gör-
standardisierter Gerinnungsanamnese, beruhenden Therapiealgorithmus das linger et al. ist in Abbildung 2 dargestellt
Thrombozytenfunktionsanalyse (wie perioperative und posttraumatische [33,46].
Abbildung 2
! ?
Bleeding Surgical Yes
Surgical haemostasis
Trauma Patient bleeding
Therapeutic administration
ML >15 % Yes
of tranexamic acid
(within 60 min)
(25 mg / kg bw) 1)
No
No
Yes ongoing bleeding
No
? 1) Haemostatic intervention should only be done, if roTEM®
parameters are pathological in presence of acute diffuse bleeding.
2) response to haemostatic intervention should be checked
by a new roTEM® analysis 10 to 15 minutes after each
no further therapy
specific intervention during bleeding management.
!
Algorithmus zum POC-Gerinnungsmanagement bei polytraumatisierten Patienten [33,46].
ROTEM®-Tests und -Parameter: EX = EXTEM®; FIB = FIBTEM®; AP = APTEM®; IN = INTEM®; HEP = HEPTEM®; CT = Clotting Time; A10 = Amplitude der
Gerinnselfestigkeit 10 min nach der CT; MCF = Maximum Clot Firmness; CLI = Clot Lysis Index (in % der noch verbliebenen MCF nach 30, 45 bzw. 60
min). Multiplate-Tests und -Parameter: ASPI = ASPItest ®; COL = COLtest ®; ADP = ADPtest ®; TRAP = TRAPtest ®. AUC = area under the curve;
AU = arbitrary unit.
Weitere Abkürzungen: CPB = cardiopulmonaler Bypass; Tc = Kerntemperatur; Cai = ionisiertes Calcium; Hb = Hämoglobin; PRBC = Erythrozyten-
Konzentrat; FFP = Frischplasma; platelets = gepooltes oder Apherese-Thrombozytenkonzentrat; DDAVP = Desmopressin; PCC = Prothrombin-Komplex-
Konzentrat (PPSB); F VIII / vWF concentrate = Faktor-VIII- / von-Willebrand-Faktor-Konzentrat; F XIII = Faktor-XIII-Konzentrat; rFVIIa = aktivierter
rekombinanter Faktor VII.
Durch eine Verknüpfung der POC-Dia- Berücksichtigung von sekundären Kosten zum POC-Gerinnungsmanagement in
gnostik mit der zielgerichteten Therapie aufgrund von transfusionsassoziierten der kardiovaskulären Chirurgie ist in
mit Antifibrinolytika und spezifischen Nebenwirkungen und Komplikationen Abbildung 4 dargestellt [86,87].
Gerinnungsfaktorkonzentraten in Form (TRALI, TACO, Sepsis etc.) und das bei In den oben angestellten Kostenanaly-
von Behandlungsalgorithmen konnte der einer gleichzeitigen Steigerung der Zahl sen wurden allerdings noch nicht die
Transfusionsbedarf in der Allgemein-, der jährlichen Lebertransplantationen möglichen Einsparungen an sekun-
Viszeral- und Transplantationschirurgie um 47 %. Dabei betrug der Transfusi- dären Kosten durch die Vermeidung
signifikant reduziert werden. Bei einer onsbedarf bei Lebertransplantationen im transfusionsbedingter Nebenwirkungen
klinisch relevanten Blutungsneigung Jahr 2009 im Median [25./75. Perzentile] und Komplikationen durch das POC-
und einer Verminderung der Maximum 2 EK [0/6], 0 TK [0/1] und 0 FFP [0/0]. Gerinnungsmanagement berücksichtigt.
Clot Firmness (MCF) im FibTEM® 30 % der Lebertransplantationen konn- Dies kann über die Reduktion der
(MCFFIB ≤11mm bzw. A10FIB ≤8mm) ten 2009 ohne EK-Transfusion, 65 % primären Kosten für Blutprodukte und
wurde Fibrinogen-Konzentrat und bei ohne TK-Transfusion und 79 % ohne
Gerinnungsfaktorkonzentrate hinaus
einer Verlängerung der Coagulation FFP-Transfusion durchgeführt werden.
zu einer signifikanten Senkung der
Time (CT) im ExTEM® (CTEX >80s) Pro- 2.3.4 Auswirkungen des POC-Gerin- Krankenhauskosten beitragen [89-93].
thrombin-Komplex-Konzentrat (PPSB) nungsmanagements mittels ROTEM® Das Potential dieser Einsparungsmög-
als wesentliche Bestandteile des und Multiplate® auf den intraoperativen lichkeiten kann mit einer von uns durch-
Behandlungsalgorithmus eingesetzt Verbrauch von Blutprodukten und geführten Pilotstudie mit 10 Patienten
(Abb. 3) [83,88]. Durch eine Weiter- Gerinnungsfaktorkonzentraten und mit Aortenbogenersatz bei akuter Typ A
entwicklung der Algorithmen konnten deren Kosten im Anästhesiebereich der Aortendissektion verdeutlicht werden.
die Einsparungen im Transfusionsbedarf Thorax- und kardiovaskuläre Chirurgie Dabei wurden die ersten 5 Patienten
weiter intensiviert werden. Mittlerweile des Universitätsklinikums Essen (2004 mit akuter Typ-A-Aortendissektion, die
liegen im Bereich der Allgemein-, -2009) in unserer Klinik intraoperativ mit einem
Viszeral- und Transplantationschir- ROTEM®-basierten Gerinnungsmanage
Nach Implementierung des POC-Gerin-
urgie im Universitätsklinikum Essen nungsmanagements konnte trotz einer ment versorgt wurden mit einem nach
Erfahrungen von über zehn Jahren und gleichzeitigen signifikanten Zunahme Geschlecht, Alter und HLM-Dauer
1.105 Lebertransplantationen im POC- der Fallzahlen (um 25 %), des Patien- gematchten Patientenkollektiv aus
Gerinnungsmanagement vor. Dabei tenalters, des Frauenanteils, des Anteils dem gleichen Beobachtungszeitraum
konnte der jährliche Verbrauch an EK der Notfalleingriffe und der komplexen mit konventionellem Gerinnungsma-
um 60 %, an Thrombozytenkonzentra- herzchirurgischen Eingriffe sowie trotz nagement verglichen. Schon in dieser
ten (TK) um 69 % und an FFP um 89 % des Wechsels des Antifibrinolytikums Pilotstudie an 10 Patienten lässt sich eine
reduziert werden, während die Anzahl von Aprotinin auf Tranexamsäure eine deutliche Reduktion des Gesamtverbrau-
der jährlich durchgeführten Lebertrans- Reduktion des Transfusionsbedarfs und ches (intraoperativ und in den ersten 24
plantationen von 99 auf 143 pro Jahr um der Gesamtkosten für Blutprodukte und Stunden auf der Intensivstation) an EK
47 % gesteigert werden konnte. Über Gerinnungsfaktorkonzentrate pro Patient (um durchschnittlich 4,6 Einheiten pro
diesen Zeitraum von zehn 10 Jahren kam erreicht werden. Von 2004 bis 2009 Patient), an FFP (um durchschnittlich 11,2
es außerdem insgesamt zu einer primä- konnte die intraoperative Inzidenz der Einheiten pro Patient), der Gesamtkosten
ren Kostenersparnis für Blutprodukte Transfusion von allogenen Blutprodukten für Blutprodukte und Gerinnungsfaktor-
und Gerinnungsfaktorkonzentrate von von 52,2 auf 43,4 % gesenkt werden. konzentrate (um durchschnittlich 2.757
1.765.280 € im Vergleich zum Jahr Für die Inzidenz von EK-Transfusionen € pro Patient) sowie eine Reduktion
vor der Einführung der POC-Diagnostik ließ sich im gleichen Zeitraum eine Re- der Inzidenz thromboembolischer und
mittels ROTEM® (1999) [88]. Die Kalku- duktion von 49,7 auf 40,4 % und für FFP Blutungskomplikationen (von 80 auf
lation der Kosten basiert dabei auf den von 19,4 auf 1,1 % erzielen, während 0 %) nachweisen. Darüber hinaus kam
Preisen im Universitätsklinikum Essen für die Inzidenz der TK-Transfusion von 10,1 es zu einer deutlichen Verkürzung der
das Jahr 2009 (1 EK 85 €, 1 FFP 65 €, 1 auf 13,0 %, der Gabe von Fibrinogen- postoperativen Beatmungszeit (um
Pool-K 250 €, 1g Fibrinogen-Konzentrat Konzentrat von 3,7 auf 10,0 % und der ca. 2/3), der Aufenthaltsdauer auf der
288 €, 500 IE PPSB 126 €, 500 IE AT PPSB-Gabe von 4,4 auf 8,9 % stieg. Ein Intensivstation (um durchschnittlich 5,8
44 €, 1.250 IE FXIII 527 € und 4,8 mg „off-label-use“ von rFVIIa fand in den Tage pro Patient) und der Krankenhaus-
rFVIIa 3.203 €). letzten fünf Jahren nicht statt. Außerdem verweildauer (um durchschnittlich 3,6
Die hier dargestellten Einsparungen wurde die Inzidenz an Massivtransfu- Tage pro Patient) [94]. Dies ermöglicht
entsprechen ausschließlich den Einspa- sionen (≥10 EK intraoperativ) und die neben einer Reduktion der sekundären
rungen an primären, intraoperativen Inzidenz an ungeplanten Revisionen in- Kosten auch eine Erhöhung der Fallzah-
Behandlungskosten für Blutprodukte nerhalb von 48 Stunden jeweils halbiert len und damit eine Erlössteigerung für
und Gerinnungsfaktorkonzentrate ohne [87]. Der zugrundeliegende Algorithmus das Krankenhaus.
Abbildung 3
CaVE:
Patients with chronic inflammatory diseases of the bile
LTX system (i.e. PBC) or malignant tumors have a high risk of
thrombotic events or vascular occlusion!
Yes No
Fulminant Thrombotic
No liver failure ? events in patients history ?
Yes
A10EX <25 mm Prophylactic administration of
or CTEX >80 s tranexamic acid
No at beginning of surgery (25 mg/kg bw)
Yes Administration of
A10EX <35 mm
fibrinogen concentrate
and A10FIB <8 mm
No (25-50-100 mg/kg bw)
Yes Transfusion of
A10EX <35 mm
platelet concentrates
and A10FIB >8 mm
No (1-2 U pooled or apharesis)
Yes Transfusion of
MULTIPLATE: 10-15 min after each specific
platelet concentrates intervention a reexamination of
platelet dysfunction ?
No (1-2 U pooled or apharesis) roTEM®-analysis should be done
Yes as a control of success
Back to roTEM® pH >7,2 and CTEX <80 s Consider
analysis (control) and A10FIB >15 mm administration of
No and A10EX >45 mm F XIII or rFVIIa
Algorithmus zum POC-Gerinnungsmanagement in der Viszeral- und Transplantationschirurgie (Abkürzungen siehe Abb. 2) [83,88].
Abbildung 4
Drug history
no therapy No
Diffuse bleeding after protamine ?
!
Yes Redosage
Yes of protamine 1)
CTIN >240 s and CTHEP/CTIN <0,8
No Application of
Yes
A10EX <40 mm and A10FIB <10 mm fibrinogen concentrate
No or cryoprecepitate 1)
Yes
CTEX >90 s or CTHEP >280 s
Application of reexamination of
No
Yes PCC concentrate roTEM®-/Multiplate®-analysis
A10EX <40 mm and A10FIB >10 mm or FFP 1) (control of success) 1)
No
AUC-ASPI <200 Transfusion of
AUC-COL <200 platelet concentrates
AUC-ADP <300 (apheresis or pool) 1)
AUC-TRAP <500 Yes
(AU x min; or)
No
ongoing bleeding ?
Yes
Yes Optimise
Surgical bleeding ?
surgical haemostasis 1)
No
Precond. ok
and Improvement by active
CTEX <80 s No rewarming or application of
and NaHCO3, CaCl2, RBC,
A10FIB >15 mm fibrinogen, cryoprecipitate,
and PCC, FFP or platelets 1)
A10EX >50 mm
Yes
Consider application of
DDAVP, F VIII / vWF
concentrate,
F XIII or rFVIIa 1)
Algorithmus zum POC-Gerinnungsmanagement in der Thorax- und Kardiovaskulären Chirurgie (Abkürzungen siehe Abb. 2) [86,87].
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