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Manchen kommt vermutlich zuallererst das Volkslied „Lebt denn der alte
Holzmichl noch?“ in den Sinn. Und wie er lebt! Umgeben von Weingärten,
Streuobstwiesen und Weiden mit geselligen Schwarzkopfschafen, macht das
Anwesen in Obergreith Nummer 69 im Südwesten der Steiermark einen
geradezu paradiesischen Eindruck. Das alte Bauernhaus behutsam renoviert, das
Wirtschaftsgebäude mit originalgetreuem Schafstall perfekt erhalten, ein neuer
gewölbter Weinkeller ins alte Umfeld integriert und dann noch der Werdegang
der Tenne. Doch davon später.
Bloß auf dem Platz des alten Saustalls steht heute das neue Familienhaus –
nach den Bauvorschriften im Naturpark errichtet. „Da muss die Dachneigung © Oliver Wolf
stimmen, die Anordnung der Fenster, die Farbwahl und auch die Form der
Fensterbalken“, zählt Carina Malli auf. Sie und ihr Mann Willi sind die jungen
„alten Holzmichl“.
Holzmichl 1
Momento360.com
Die Richtung hat schon der viel zu früh verstorbene Schwiegervater vorgegeben. „Es ergibt keinen Sinn, wenn alte Bauwerke überall mit dem
Caterpillar weggeschoben werden, und wir ins Freilichtmuseum fahren müssen, um unsere Kulturgüter zu bestaunen“, so die Philosophie von
Karl Malli, einem Verfechter kleinbäuerlicher Strukturen.
Im Franziszeischen Kataster
https://www.kleinezeitung.at/zuhause/6014580/Bauernhaus-neu-interpretiert_Alter-Holzmichl-im-neuen-Gwand 1/3
8/8/2021 Bauernhaus, neu interpretiert: Alter "Holzmichl" im neuen G’wand « kleinezeitung.at
Das Alter des Anwesens lässt sich nur schätzen, nirgendwo ist ein Holzbalken mit einer Jahreszahl auszumachen, auch an schriftlichen
Unterlagen mangelt es. Fest steht, dass bei der Landvermessung der Steiermark ab 1820 die Liegenschaft im Franziszeischen Kataster, dem
Vorläufer unseres Grundbuches, bereits eingetragen war. Es heißt, ein wohlhabender Bauer habe seinem Holzknecht Michel den kleinen Hof
einst zugedacht. Daraus ergab sich der Vulgoname Holzmichl.
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(/zuhause/6014596/index.do?_vl_backlink=/zuhause/6014580/index.do&direct=6014580)
Seinerzeit wurde Nachhaltigkeit auf dem Hof notgedrungen gelebt, heute erfährt sie eine wundersame Renaissance, die keineswegs beim
Bauen endet, wenngleich hier in letzter Zeit spannende Zeichen gesetzt wurden. Womit wir wieder bei der Tenne wären. Das gemauerte
Gebäude diente als Abstellplatz für die Gerätschaft und wurde ab und an auch als Veranstaltungsraum genutzt.
Nun befindet sich dort das Hof-Café, eine überraschende Melange aus eichenem Pressbaum, datiert 1926, kunterbunter Sitzgelegenheit und
Discokugel. Das Projekt war eine spontane Entscheidung, weil die Bankangestellte nach der Karenz in die Oststeiermark hätte pendeln
müssen. Der Hofladen mit regionalen Köstlichkeiten war geboren.
„Wer so entlegen einkaufen kommt, will auch etwas essen und trinken“, war die Überlegung von Carina Malli. Kaffee und Kuchen sollten
eigentlich in der alten Stube mit dem gesetzten Herd kredenzt werden, doch das scheiterte an der erforderlichen Raumhöhe. Also wurde in
jeder Hinsicht „größer gedacht“, von Frühstücksgästen bis zu Picknickangeboten und Ferienwohnung.
Wohlfühloase mit Aussicht | Wie ein 200 Jahre alter Hof umzog (/zuhause/5960482/index.do)
Tierische Rasenmäher
Willi Malli füllt mit Leidenschaft die Bewahrer-Rolle aus. Das funktioniert bestens, denn es herrscht Arbeitsteilung, der gelernte Zimmermann
kümmert sich nebenberuflich um den Weinbau (der Ertrag von den 0,6 Hektar Rebflächen wird locker beim Holzmichl ausgeschenkt) und um
die Schafzucht. Die blökende Herde „mäht“ die steilen Gräben, und auf den Wiesen wächst gerade genug Heu, um die Schafe über den Winter
zu bringen. Die Lämmer liefern Feines für den Hofladen, den Carina Malli mit Schwägerin Sabine, einer Gärtnerin von Beruf, neben dem
Café schupft. Den großen Gemüsegarten nicht zu vergessen.
Das alles ist nur möglich, weil die Großfamilie zusammensteht. Da packen Eltern und Geschwister an, auch auf Cousins und Cousinen ist
Verlass, ob Grafikerin oder Homepagegestalter, ob Installateur oder Elektriker. „Ohne Familie wäre der Holzmichl, so wie er betrieben wird,
undenkbar“, ist sich das Ehepaar Carina und Willi Malli einig, das überaus zufrieden auf der Terrasse steht, von der sich so wunderbar „ins
Land einischau’n“ lässt.
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