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A n die Steuer von 1464 erinnert sich Matthias als iuxta dispositiones

prelatorum et baronum ac decretum Albense. A m 19. Februar 1476 berichtet


der Mailänder Gesandte Lucas Lupus aus Ofen, Ungarns Barone seien in
dieta einberufen worden, wo sie üblicherweise eine Steuer für den Krieg
gegen die Türken bewilligten. Nach Lupus' Bericht könnten wir an eine
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Sitzung des königlichen Rates denken, aus Matthias' Befehl vom 19. Mai
1476 geht jedoch hervor, daß zu dem vom Gesandten angegebenen
Zeitpunkt ein Reichstag in Ofen stattfand, und es ist vorstellbar, daß hier
auch die Steuer bewilligt wurde. Lucas Lupus erwähnt übrigens im
Zusammenhang mit dem Reichstag i m Oktober in Fünfkirchen auch nur die
Einberufung der Barone, nach deren Willen auch die Steuer gewesen sei.
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Auf ähnliche Weise erhellt sich die wichtige Rolle des königlichen Rates aus
den die Zusagen des Königs garantierenden Urkunden der Prälaten und
Barone. I m Jahre 1462 erklären sie, daß nos vero nunquam dabimus
aliquant contributionem nec recipére permittimus, im Jahre 1468 verspre-
chen sie pro eodem rege et cum eodem, daß der König similem taxam nobis
invitis non recipiet, und im Jahre 1470 versprechen sie, daß sie dem König
nicht raten werden, eine Steuer aufzuerlegen, wobei sie in ihrer Obligation
zum erstenmal auch die regnicolae erwähnen, gegen deren Willen der König
keine Steuer erheben werde, was 1471 als Wunsch des Adels in das Dekret
aufgenommen wird.
Aber nicht nur über die Steuer entschied der König ohne den Reichstag,
er legte auch mit seinem Rat für das Königreich allgemein verpflichtende
Regeln fest, wenn sie auch nicht Dekrete genannt wurden. Aus seinem
Befehl an das Komitat Raab vom 12. April 1466 erfahren wir, daß er, die
Beschlüsse des Reichstags außer acht lassend, mit seinem Rat neue
Bestimmungen für den Militärdienst erließ, für die er teilweise die Be-
schlüsse der früheren Dekrete übernahm, teilweise neue erließ, die er zwar
nur als dispositio bezeichnet, in bezug auf die Rechtsgültigkeit aber bestand
zwischen der dispositio und dem Dekret von Stuhlweißenburg, das das
Einrücken ins Feld für das ganze Land gültig regelte, kein Unterschied.
Beide waren für das ganze Land allgemein verpflichtend. In jener Zeit
machte man keinen staatsrechtlichen Unterschied zwischen Gesetz und
königlicher Verfügung. Die Bezeichnung dispositio wurde im übrigen auch
in bezug auf das Dekret gebraucht. Matthias verweist zum Beispiel am 24.
April 1467 folgendermaßen auf den Beschluß des Reichstages im März:
dispositio prelatorum, baronum nobilium regni nostri, und Landesrichter
Stephan Báthori verfügt am 13. September 1483 iuxta statuta decreti
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dispositionesque dominorum prelatorum, baronum et regni nobilium univer-


sorum per eosdem ... editi et stabilitás. Auch als die Reichstage zur ständigen

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Ebenda p. 347.
10
Ebenda p. 334.
11
Cod. Zichy XI p. 363.

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