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unter Baronen nur die tatsächlichen Würdenträger verstanden wurden und

daß unter ceteri possessionati gerade solche Personen zu verstehen sind wie
Job Garai oder Georg Bebek von Pelsőc.
Da die Einberufung des Reichstags Recht des Königs war, der seine
Vorschläge meist mit dem auch während des Reichstags unter seinem
Vorsitz zusammentretenden Rat erörterte, dürfen wir wohl annehmen, daß
wir im König und in seinem Rat die Initiatoren eines Teils der Gesetzartikel
suchen müssen, wenn auch unsere Quellen — in erster Linie die Einleitun­
gen der Dekrete — dafür verschwindend geringen Anhalt geben. In den
Einleitungen zu den in den königlichen Urkunden erschienenen Dekreten
steht nämlich die Person des Königs im allgemeinen im Hintergrund —
offensichtlich nicht ohne politischen Zweck —, die Gesetze sind das Werk
der Stände, sie verfassen sie allein (1458,1459,1464) oder nach vorheriger
Beratung mit dem König (1462, 1463, 1467, 1471, 1472, 1475, 1478, 1482)
und legen sie zur Bewilligung vor (obtulerunt, presentaverunt). Eine
Ausnahme bilden die Dekrete der Jahre 1470, 1481, 1486, die der
Einleitung nach ein gemeinsames Werk von König und den Ständen sind,
wobei die Formel, daß die Gesetze dem König vorgelegt wurden, fortbleibt.
Das bedeutet natürlich nicht, daß sich die Initiative des Königs nur auf diese
wenigen Fälle beschränkt hätte, außer Zweifel steht jedoch auch, daß ein
großer Teil der Gesetze auf den Vorlagen der Stände beruhte. Die
Reichstage hatten auch eine A r t Ventilfunktion, wo die mit der Politik des
Königs unzufriedenen Stände ihre Beschwerden und ihre Wünsche vor­
brachten: angefangen mit der Bekräftigung bzw. Erneuerung der Freiheits­
briefe und früherer Gesetze, über die Forderung nach Änderung der
königlichen Innen- und Außenpolitik bis zu den Vorlagen, die dem König
für die Bewilligung der Steuer verschiedene Bedingungen stellen, von ihm
also Zugeständnisse verlangen (1470, 1471, 1472, 1475, 1482). Um die
Unzufriedenen zu beruhigen und vor allem die Steuerbewilligung zu
sichern, machte der König Zugeständnisse und versprach nacheinander,
den Beschwerden abzuhelfen und die Wünsche zu gewähren. I n dieser
Hinsicht ist das Dekret von 1468 besonders bezeichnend. Die Stände legten
dem König quosdam articulos vor, die ihre verschiedensten Beschwerden
enthielten, ihm supplicantes ut eis remedium gäbe. Der König traf,
cupientes ... regnum ...ab omni levare inquietudine, ut eo melius incitetur ad
obsequium nostrum, auf Grund der Beschwerden und Wünsche sofort
Anordnungen (statuimus). Das Dekret besteht also aus nichts anderem als
aus den auf Beschwerden oder Wünschen der Stände beruhenden bzw.
diese in Betracht ziehenden königlichen Anordnungen und Versprechen,
die Initiative ging also eindeutig von den Ständen aus. Das Dekret vom
Jahre 1478 ist dagegen ein gutes Beispiel für das Gegenteil: Obwohl es, wie
die Einleitung besagt, auf der Vorlage der Stände beruht, enthält es
eigentlich die Antworten der Stände auf die Wünsche und Vorschläge des
Königs.

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