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Irvin Yalom: Und Nietzsche weinte.

Goldmann Taschenbuch 1996

Begründer der Existenziellen Psychotherapie

Redekur:
Ich glaube an die Heilkraft von Gesprächen. Rückhaltlose Offenheit zwischen zwei Men-
schen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es heilsam ist, sich alles von der Seele zu reden.

Gesprächsführung:
Einwandsbehandlung, strategische Überlegungen
Schlachtplan, Manöver, Finte, Falschspiel, Hinterhalt

Übertragung:
Was ich an mir selbst verachte / hasse, spiegele ich auf das Gegenüber. Auf diese Weise
bewahre ich meine Würde, meine Integrität, meine Selbstachtung, meine Eigenliebe.
Ich nenne die Gedanken 'fremd', weil mir ist, als überfielen mich Eindringlinge von außen.
Ich will sie nicht denken, doch wenn ich sie verscheuche, entschwinden sie nur kurz, um bald
aiuf heimtückische Weise wieder mein Bewußtsein zu erobern.
(Us and them. Schuld sind immer die anderen.)

Identifikation:
Eine Art Liebe, Idealisierung, Ikonenbildung. Beinhaltet Abhängigkeit (wie ein Kind von den
Eltern). Bedeutet Aufladen mit Bedeutung, die real so nicht existiert.

Das Unbewußte:
Es geht um delikate, lichtscheue Dinge. Das verborgene Bewusstsein befreien /
hervorholen / ausgraben, damit e s das Licht nicht zu scheuen braucht. Unbewußte Anteile
in die Perso-na, die Anima integrieren.

Irvin Yalom: Die Reise mit Paula. btb-Taschenbuch 2000

Der therapeutische Referenzrahmen, der diesem Buch zugrunde liegt, postuliert, dass viele
Patienten angesichts einiger der essenziellen Fragen der Existenz in Verzweiflung verfallen.
Die Hauptansatzpunkte der klinischen Arbeit sind Tod, Isolation, Freiheit und Sinnlosig-
keit. Da diese angstbehafteten Fragen allgemeingültig sind - zur menschlichen Existenz ge-
hören - , können Psychotherapeuten nicht so tun, als ob nur sie - die Patienten - sich
diesen Bedrohungen stellen müssten; wir - wir alle - teilen dieses gemeinsame Schicksal.
Folglich ist die Metapher vom 'Mitreisenden' eine treffendere Beschreibung der Art von Be-
ziehung zwischen Therapeut und Patient, die ich in meiner therapeutischen Arbeit anstrebe.
(Im Nachwort)

Das Hier und Jetzt ist ein ahistorischer Brennpunkt; es bezieht sich auf das, was sich jetzt in
dem unmittelbaren Moment der Begegnung zweier Menschen ereignet, hier in der Praxis, in
dem Raum, zwischen Therapeuten und Patienten. Das wichtigste Werkzeug des Thera-
peuten ist seine Person; zu erlernen, wie er sie im Hier und Jetzt sinnvoll einsetzen kann, ist
vielleicht die größte Herausforderung bei der Ausbildung zum Therapeuten. (Im Nachwort)
Auszug aus Georges Simenon: Maigret se trompe.1953. Übersetzt von Thomas Terjung

Maigret verhört den Musiker Pierrot, nachdem ein Mädchen, Lulu, ermordet aufgefunden
wurde. Sie hatte ein Verhältnis zu einem jungen Mann, dem Musiker Pierrot, und einem alten
Mann, dem Medizinprofessor Gouin.

- Ich weiß nicht wie ich es Ihnen erklären soll. Ich erinnere mich an die kleinsten Kleinigkei-
ten und im selben Moment ist alles konfus. Ich hatte vorher nie daran gedacht, dass es so
ablaufen würde.
- Was haben Sie sich denn erhofft?
- Dass sie sich in meine Arme werfen und verkünden würde, dass sie jetzt entschieden hätte,
mit mir zu kommen.
- Die Idee ist ihr nicht gekommen?
- Vielleicht ja. Ich bin fast sicher, dass ja. Sie hatte Lust dazu. Am Anfang, als sie aus dem
Krankenhaus entlassen wurde, gab sie vor, sich verpflichtet zu fühlen, aus Dankbarkeit so
zu handeln wie sie handelte,
- Sie fühlte sich verpflichtet gegenüber Gouin?
- Er hat ihr das Leben gerettet. Ich glaube, er hat sich um sie sehr viel mehr gekümmert als
um jeden anderen Patienten.
- Haben Sie es geglaubt?
- Was geglaubt?
- Haben Sie an die Dankbarkeit von Lulu geglaubt?
- Ich habe ihr gesagt, dass die Dankbarkeit nicht so weit gehen müsse, dass sie seine
Geliebte sein müsse. Er habe genügend andere Geliebte.
- Glauben Sie, dass er sie geliebt hat?
- Ich bin sicher, dass er an ihr hing. Ich vermute, dass er auf sie versessen war.
- Und Sie?
- Ich habe sie geliebt.
- Warum hat sie Sie letzten Endes kommen lassen?
- Ich hab mich das auch gefragt.
- Gegen fünf Uhr dreißig hatte sie die Gewissheit, schwanger zu sein. Ein Arzt in der rue des
Dames hat ihr das bestätigt. Hätte sie Sie nicht gleich anrufen können?
- Allerdings. Sie wusste, wo ich für gewöhnlich speisen würde vor meinem Auftritt im Grelot.
- Sie ist aber nach Hause gegangen. Einige Zeit später, so zwischen sieben und sieben Uhr
dreißig, ist der Professor bei ihr vorbeigekommen.
- Sie hat mir davon erzählt.
- Hat Sie Ihnen auch erzählt, ob sie ihm die Neuigkeit verkündet hat?
- Sie hat ihn überhaupt nicht informiert.
- Sie hat etwas gegessen und sich schlafen gelegt. Wahrscheinlich hat sie nicht schlafen
können, und so gegen neun Uhr hat sie Sie angerufen.
- Ich weiß. Ich habe über das alles nachgedacht. Ich wollte begreifen. Ich bin noch nicht
angelangt. Nur eins ist sicher: ich habe sie ncht umgebracht.
- Antworten Sie ehrlich auf diese Frage, Pierrot: falls, am Montagabend, sie Ihnen angekün-
digt hätte, dass sie Sie in Zukunft nicht mehr sehen wolle, hätten Sie sie getötet?
- Wollen Sie, dass ich mir selber die Schlinge um den Hals lege?
- Sie müssen nicht antworten.
- Ich hätte sie vielleicht getötet. Aber, erstens, hat sie mir so etwas nicht gesagt, und
zweitens, hatte ich keinen Revolver.
- Sie hatten einen, als man Sie das letzte Mal festgenommen hat.
- Das liegt Jahre zurück. Ich habe seitdem keinen mehr. Und ich hätte sie auch nicht mit
einem Revolver getötet.
- Wie hätten Sie es sonst gemacht?
- Ich weiß nicht. Vielleicht hätte ich unwillkürlich auf sie eingestochen oder ihr die Gurgel
zugedrückt?
Er machte eine Pause, bevor er hinzufügte:
- Vielleicht hätte ich aber auch garnichts gemacht. An solche Sachen denkt man vor dem
Einschlafen, woran man sich später nicht mehr erinnern kann.
- Sowas ist Ihnen schon passiert, dass Sie beim Einschlafen daran gedacht haben, Lulu
umzubringen?
- Ja.
- Weil Sie auf Gouin eifersüchtig waren?
Er zuckte mit den Schultern. Das sollte bestimmt bedeuten, dass die Worte nicht das
Richtige trafen, dass die Wahrheit viel komplizierter war.
- Sie waren schon lange vor Gouin der Freund von Lulu, und wenn ich mich nicht irre, haben
Sie sie nicht davon abgehalten, sich bei Gouin zu revanchieren.
- Das ist etwas anderes.
Maigret gab sich alle Mühe, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, aber er war sich be-
wusst, dass die ganze Wahrheit im Verborgenen lag.
- Haben Sie nie von dem Geld des Professors profitiert?
- Niemals!
- Lulu hat Ihnen keine Geschenke gemacht?
- Nur Kleinigkeiten wie Ring, Krawatte, Socken.
- Haben Sie sie angenommen?
- Ich wollte ihr keinen Kummer bereiten.
- Was hätten Sie gemacht, wenn sie Gouin verlassen hätte?
- Wir wären zusammengezogen.
- Wie früher?
- Nein.
- Warum?
- Weil mir das immer unangenehm war.
- Wovon hätten Sie gelebt?
- Wieso, ich verdiene meinen Unterhalt.
- Mehr schlecht als recht, wie mir Louis anvertraut hat.
- Wie auch immer. Ich habe nicht beabsichtigt, in Paris zu bleiben.
- Wo wollten Sie hingehen?
- Egal. Südamerika, Kanada.
Er war unreifer in seinen Ansichten als Maigret geglaubt hatte.
- Diese Aussichten haben Lulu nicht gerade angetörnt, was?
- Einige Male war sie in Versuchung. Sie war sogar soweit, mir zu versprechen, dass wir in
einem oder zwei Monaten aufbrechen würden.
- Ich vermute, dass hat sie am Abend vorher gesagt?
- Woher wissen Sie das?
- Und am Morgen darauf hat sie die Sache in einem anderen Licht gesehen?
- Sie hatte Angst.
- Wovor?
- Vor Hunger umzukommen.
Man kam der Wahrheit näher. Bei Pierrot kam eine Abneigung zum Vorschein, ohne dass
er davon etwas wusste.

(Presses de la cité, Paris, 1953, S.130 - 134)


Irvin Yalom. Und Nietzsche weinte. Goldmann 1996

Was er tat, waar grausam. Breuer wußte es wohl. Doch er wußte auch: Jetzt nicht grausam
zu sein wäre die noch größere Grausamkeit. Die Gelegenheit, die sich bot, war einmalig, sie
würde sich nie wieder bieten.
- Vergeben Sie mir meine harschen Worte, Friedrich, aber ich folge nur dem Rat eines
großen Lehrers. 'Sei den Leiden des Freundes eine Ruhestätte', sagt dieser, 'doch
gleichsam ein hartes Bett, ein Feldbett.'
- Sie haben aufmerksam zugehört, erwiderte Nietzsche bitter.
- Ja, das Bett ist hart. Lassen Sie sich sagen, wie hart. Wie soll ich Ihnen begreiflich machen,
wie schmerzlich mein Verlust ist? Seit fünfzehn Jahren teilen Sie mit Mathilde ein Bett. Sie
sind der Mittelpunkt ihres Lebens. Sie liebt Sie, liebkost Sie, kennt Ihre Leibgerichte, sorgt
sich, wenn Sie sich verspäten. Verstoße ich Lou Salomé aus meinem Bewußtsein, und ich
sehe wohl, daß im Augenblick ebendies geschieht, wissen Sie, was mir dann bleibt?
Nietzsches Augen sahen nicht Breuer, sondern blickten eher nach innen, als läse er aus
einem Text vor.
- Wissen Sie, daß keine andere Frau mich je berührt hat? Niemals geliebt oder berührt
werden, niemals? Ein vollkommen unbeachtetes Leben führen, wissen Sie, wie das ist? Oft
vergehen Tage, ohne daß ich das Wort an jemanden richte, es sei denn, um meinem Wirt
guten Morgen zu wünschen oder guten Abend. Ja, Josef. Sie hatten vollkommen recht mit
Ihrer Deutung der Worte 'nirgends hin'. Ich gehöre nirgends hin. Ich habe keine Heimstatt,
keinen trauten Kreis von Freunden, mit denen ich täglich sprechen könnte, keinen Schrank
mit persönlicher Habe, kein Zuhause. Ich habe nicht einmal ein Land, denn die deutsche
Nationalität habe ich aufgegeben, und ich halte mich nie lange genug auf Schweizer Boden
auf, um einen schweizerischen Paß erwerben zu können.
Nietzsche sah Breuer forschend an, als wünschte er, dieser möge ihn schweigen heißen.
Doch Breuer blieb stumm.
- Ach, Josef, ich bediene mich allerlei Selbsttäuschungen oder geheimer Kunstgriffe, um das
Alleinsein zu erdulden, ja, es zu verherrlichen. Ich sage: 'Ich muß mich von der Herde
absondern, um meinen eigenen Gedanken folgen zu können'; ich sage: 'Die großen Geister
der Vergangenheit sind meine Gefährten, sie stehlen sich aus ihren Schlupfwinkeln in meine
Sinne.' Ich verlache die Angst vor der Einsamkeit. Ich verkünde, großes Leid vergrößere, und
ich sei zu weit hinein in die Zukunft geflogen und bliebe ohne Zeitgenossen. 'Es ist ganz
notwendig', beteure ich, 'daß ich mißverstanden werde; mehr noch, ich muß es dahin
bringen, schlimm verstanden und verachtet zu werden, eben das beweist, daß ich auf meiner
Bahn bin!' Ich behaupte: Mutig der Einsamkeit zu trotzen, ohne Herde, ohne falschen
Glauben an einen Gott, sei Beweis meiner Größe. Doch wieder und wieder sucht mich eine
Schreckensvision heim ...
Er zögerte einen Augenblick, dann sprach er eilig weiter.
- Bei aller Bravour, bei aller Gewißheit, der posthume Philosoph zu sein, welchem das
Übermorgen gehört, selbst trotz meines Wissens um die ewige Wiederkunft, verfolgt mich die
Angst, allein sterben zu müssen. Wissen Sie, was es heißt, damit rechnen zu müssen, wie
Ihr Körper bei Ihrem Tode tage- oder wochenlang unentdeckt bliebe, bis der Leichengeruch
einen Fremden alarmierte? Ich versuche, mich zu beschwichtigen; oft, in tiefster Einsamkeit,
rede ich mit mir selbst. Nicht allzu laut, aus Furcht vor meinem eigenen leeren Echo. Das
einzige Menschenwesen, die einzige, welche diese Leere ausfüllte, war Lou Salomé.
- Und jetzt, dank Ihnen, schloß Nietzsche, muß ich erkennen, daß Lou nichts als ein Trugbild
war.
Er schüttelte den Kopf und blickte zum Fenster hinaus.
- Bittere Medizin, Doktor.

(S.428/29)

- Ich meine damit, daß man kein Weib lieben kann, ohne die Augen vor der Häßlichkeit unter
der Haut zu verschließen: Blut, Venen, Fett, Muskeln, Kot, alle Physiologie ist ein Greuel.
Der Liebende bedarf des verklärenden Blickes, er muß die Wahrheit leugnen. Für mich
jedoch ist ein unwahres Leben wie der lebende Tod!
- Das heißt, in Ihrem Leben wird nie Platz für die Liebe sein?
Breuer seufzte tief.
- Und sollte die Liebe mich noch ins Verderben stürzen, so befällt mich bei Ihren Worten
doch große Traurigkeit um Ihretwillen, mein Freund.
- Ich träume von einer Liebe, die mehr wäre als die Begierde zweier Menschen, sich
gegenseitig zu besitzen. Einmal, vor langer Zeit, glaubte ich, sie gefunden zu haben. Ich
irrte.

(S.352)
Vielleicht war es besser, wenn Levi lag. Den einen Arm unter dessen Kniekehlen, den
anderen unter dessen Schulterblättern, hob Kaplan den Mann hoch. Er spürte, wie sein
Rücken gegen diese Last aufbegehrte. Levi war schwerer als er aussah. Wie eine Braut trug
Kaplan den alten Mann ins Schlafzimmer und legte ihn auf die bordeauxrote Tagesdecke
des Betts. Levi blieb regungslos liegen. Kaplan streckte Levis Beine aus, legte ihm die Arme
an den Körper. War er jetzt tot? Der Schriftsteller wußte es nicht. Er horchte ganz genau hin,
vernahm aber nur sein eigenes laut pochendes Herz. Attenoje, der Mann mußte am Leben
bleiben, dieses weise, gepeinigte Gesicht mußte auf dieser Welt bleiben.

Im Badezimmer fand er einen kleinen Spiegel, den er Levi vor den Mund hielt, wie er das mal
in einem Film gesehen hatte, doch der Spiegel beschlug nicht. Da nahm er das Handgelenk
des Mannes hoch und fühlte mit zugekniffenen Augen, hochkonzentriert. Ja, ein Pulsschlag,
ziemlich schnell. Aber stammte dieses Ticken nicht vielleicht von ihm selbst?

Der Schriftsteller blickte auf Levi hinab und ihm wurde bewußt, daß er noch nie einen Toten
gesehen hatte. Weder seinen Vater noch seine Mutter hatte er als Leichnam ansehen wol-
len. Er wollte nicht, daß Levi der erste sein würde. Die Toten Kaplans waren Schemen in
seinem Kopf.

War der Mann verheiratet? Er schaute auf seine breiten Altmännerhände, sah zwei zusam-
mengeschobene Eheringe an einem Finger. Witwer. Hatte er Kinder? Kaplan wußte nichts
über diesen Mann, einen Fremden, der Jakub Levi hieß und in der Textilbranche war und
jetzt zu sterben drohte, allein, im Beisein eines Schlehmil aus Holland.

Levis Augenlider zitterten. Zu seiner Erleichterung sah Kaplan, daß der Mann wieder zu sich
kam und die Hände bewegte, eine davon auf seine Brust legte und sich damit übers Herz
strich.

Kaplan beugte sich wieder zu ihm hinunter.

- Kann ich etwas für Sie tun? flüsterte er.


Langsam wandte der Mann den Kopf. Seine blaßbraunen Augen suchten das Gesicht des
Schlemihls.

Kaplan wiederholte seine Frage, jetzt auf englisch. Er sah, daß Levi ihn, nicht begreifend,
ängstlich ansah. Er schmatzte mit den Lippen und schluckte mühsam, die Augen dabei
schließend. Dann holte er tief Luft und sagte: - Bitte, nemmt ir di hant.

Sprach der Mann nun Jiddisch oder falsches Deutsch? Levi nahm die Hand von seiner Brust
und streckte sie Kaplan hin, der die zitternde Hand mit seinen starken gesunden Fingern
umschloß. Der Mann sah ihn ängstlich an, schutzlos, wie ein Kind.

Levi rang wieder nach Luft, fragte: - Wos is ajer nomen.

Levi sprach also Jiddisch. Die Sprache der Familien seiner Eltern, hier in Rom?

- Kaplan.

Levi starrte ihn unverwandt an, mit verlassenen Augen. - Es tut mir wej in di brußt.

Kaplan nickte verständnisvoll, wie er einem kranken Kind zugenickt hätte, als fühlte er selbst
den Schmerz. Er sagte: - Ir wert schnell gesunt wern. Ich hob dem doktor gerufn. Hot Ir
kinder?

Levi schüttelte nur einmal müde den Kopf. - Nejn.


Die weiche breite Hand lag kraftlos in Kaplans Faust. Was hatte Levi in seinem Leben wohl
schon alles geschleppt? Stoffballen, Tischdecken, Handtücher.

- Hot Ir famillje? fragte Kaplan.

Levi schloß die Augen und röchelte, oder war es ein Schluchzer?

- Nejn.

Kaplan setzte sich auf die Bettkante und drückte Levis Hand.

- Ich bin baj Ir. (Ich bin bei Ihnen.)

(Leon de Winter: Leo Kaplan.Zürich 2001, S.428-430)

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