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Berlin-Wilhelmstraße
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Laurenz Demps

Berlin-Wilhelmstraße
Eine Topographie preußisch-deutscher Macht

Ch. Links Verlag, Berlin


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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet


diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

4., stark veränderte Auflage, September 2010


© Ch. Links Verlag GmbH, 1994
Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel. (030) 44 02 32-0
www.christoph-links-verlag.de; mail@christoph-links-verlag.de
Lektorat: Susanne Friedrichsen /Kati Hertzsch, Berlin
Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin,
unter Verwendung eines Fotos aus dem Bundesarchiv Koblenz
von der Wilhelmstraße im Jahr 1934 (Bild 183-R92317)
Herstellung, Bildauswahl und Gestaltung: Eberhard Delius, Berlin
Satz: Reihs Satzstudio, Lohmar
Lithos: LVD GmbH, Berlin, und Reihs Satzstudio, Lohmar
Druck und Bindung: Bosch-Druck, Landshut

ISBN 978-3-86153-597-3
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Inhalt

Vorwort 7 Die Straße der internationalen Politik 69


Die Auflösung des Ephraim’schen
Fideicommisses und die General-
Adelspalais und Manufakturen – verwaltung der Domänen und Forsten 72
der Beginn der Bebauung 1734–1780 Die Kaufpolitik des Hofes: Erste Um-
und Neubauten in der Wilhelmstraße 75
Die Erweiterung der Friedrichstadt 21
Wilhelmplatz No. 8/9 – Palais des Prinzen Karl 76
Planungen zum weiteren
Wilhelmstraße No. 65 – Palais des Prinzen August 78
Ausbau der Friedrichstadt 24
Die ersten Palais 31
Wilhelmstraße 73: Vom Palais Schwerin
bis zum Reichspräsidentenpalais 38 Die »unbekannte« Wilhelmstraße
Die »friedsame, aristokratische«
Straße 1848/49 83
Das Leben in der Wilhelmstraße Bürgerpalais 87
im 18. Jahrhundert Antworten der Stadtplanung 93
Die Hotels 95
Die Geschichte(n) der Palaisbauten 43
Die Gold- und Silbermanufaktur,
Veitel Heine Ephraim und der
»patriotische Kaufmann« Gotzkowsky 50 Der Sitz der Exekutive
Alltagssorgen in der Wilhelmstraße 53 des Deutschen Kaiserreiches und
Die Gräfin Dönhoff und Fürst Radziwill 55 des preußischen Staates 1871–1918
Die Denkmäler auf dem Wilhelmplatz 57
Parlamentsgebäude 101
Die Umstrukturierung der Reichs-
und preußischen Behörden
Vom Palais zum Ministerium
sowie deren Unterbringung 102
Ein Symbol altpreußischer Geschichte 61 Die Gründung der Reichskanzlei 107
Der Kunstzirkel im Palais Radziwill 64 Die Voßstraße 108
Das Groß-Canzler Haus – Der Erwerb des Palais Wilhelmstraße No. 77
Der Beginn der politischen Geschichte als Dienstsitz der Reichskanzlei (Bauteil I ) 113
der Straße 66 Wilhelmstraße No. 77 – Reichskanzlei seit Bismarck 116
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Die räumliche Erweiterung Der Erweiterungsbau


des Auswärtigen Amtes 118 der Reichskanzlei (Bauteil III ) 170
Das Königliche Hausministerium No. 73 120 Die Neue Reichskanzlei 172
Neubauwelle zur Jahrhundertwende 121 Der Bunker 178
Der Wilhelmplatz 126 Die Selbstauflösung der Wilhelmstraße 181
Schlussakkord 183

Die Republik von Weimar


in der Wilhelmstraße Intermezzo 187
Nachdem der Krieg zu Ende war 190
Der November 1918 129
Die Entscheidung für die Wilhelmstraße 133
Neuordnung und Unterbringungs- Recht, Ruinen und Konzepte
probleme der Reichsbehörden 137
Der Wilhelmstraßenprozess 195
Planung eines Straßendurchbruchs
»Symbol des friedliebenden,
und Hindenburgs Rücktrittsdrohung 140
aufbauenden Berlins« 199
Das Reichspräsidentenpalais,
Das Ende der Planung: Die Wilhelmstraße
Wilhelmstraße No. 73, während
am Rande der Geschichte 214
der Amtszeit Hindenburgs 142
Die Mauer in der Nähe der Wilhelmstraße –
Der Neubau der Reichskanzlei (Bauteil II ) 147
von den Grenztruppen dokumentiert 220
Wilhelmstraße No. 77 und No. 78 –
Reichskanzlei und Erweiterungsbau
in den 1920er Jahren 148
Die Wilhelmstraße
in einer neuen Zeit 225
Wilhelmstraße und Hakenkreuz
Der 30. Januar 1933 153 Anhang
Der Umbau zum »Führerstaat« – Anmerkungen 231
Folgen für die Straße 157 Biografien der Grundstücke und Gebäude 237
Propagandaministerium, Bildnachweis 255
Reichsluftfahrtministerium und die Personenregister 257
Umgestaltung des Wilhelmplatzes 164 Zum Autor 268
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Vorwort

Wie beschreibt man die Geschichte einer Straße, von der herausragende Bedeutung. Diesem nördlichen Stück vor al-
nur etwa fünf Prozent der ursprünglichen Bausubstanz noch lem galt auch das Interesse des Autors.
vorhanden sind und die im Bewusstsein vieler Menschen Es ist nicht bekannt, wer der findige Journalist war, der
vorrangig und zuallererst schlechte Erinnerungen wachruft? als Erster auf den Gedanken kam, für die Sitze der politi-
Schon der erste Schritt zu diesem Unterfangen stößt auf schen Mächte einprägsame Kürzel zu verwenden und diese
Hindernisse. Die Aktenüberlieferung des 18. Jahrhunderts der Geschichte zu hinterlassen. Man spricht vom »Weißen
ist lückenhaft, sodass nur die gröbsten Konturen sichtbar ge- Haus«, vom »Kreml«, dem »Quai d’Orsay«, der »Downing
macht werden können. Auch das überkommene Bildmate- Street« oder dem »Ballhausplatz« und meint eigentlich nicht
rial aus dieser frühen Phase – den Anfängen der Wilhelm- die Adressen, sondern vielmehr die zentralen politischen
straße – ist naturgemäß rar. Noch schwieriger aber ist es, die Einrichtungen der wichtigsten europäischen Nationen und
scheinbar letzte Station ihrer Geschichte darzustellen, die internationalen Großmächte an diesem Ort.
Zerstörung der prächtigen Palais, der Häuser, der ehemali- Nur dem Historiker und recht wenigen interessierten oder
gen Manufakturen und Regierungsgebäude in Kriegs- und älteren Menschen sagt gegenwärtig der Begriff »Wilhelm-
Nachkriegszeit. Zwölf Jahre deutscher Geschichte haben aus straße« noch etwas, und auch von der internationalen Büh-
der Berliner Wilhelmstraße einen Ort der Täter gemacht, so- ne ist dieses Synonym verschwunden. In den Jahren zwischen
dass der Umgang mit ihr und ihren einstigen Gebäuden den 1871 und 1945 war das anders. Damals war die Wilhelmstra-
meisten heute schwerfällt. Erst langsam und äußerst müh- ße Zentrum deutscher Macht. Auf einem Straßenstück von
sam konnte ein annähernd vollständiges, möglichst klares etwas mehr als 1000 Metern Länge drängten sich die ent-
und objektives Bild zusammengefügt werden. scheidenden politischen Institutionen, Ministerien und Äm-
Es ist eine vielfältige Spurensuche, zu der der Autor den ter. Bei großen politischen Ereignissen oder Entscheidun-
geschichtlich und kulturell interessierten Leser einlädt. Ziel gen fragte die Welt: »Was sagt die Wilhelmstraße dazu?« und
ist es, eine Rekonstruktion von bald 200 Jahren preußischer, meinte die jeweilige Regierung des Deutschen Reiches.
deutscher, auch internationaler Geschichte möglichst vor- Nicht nur der Begriff, auch der Ort ruft heute nur noch
urteilsfrei zu dokumentieren, die in der Erinnerung allzu oft bei wenigen und erst nach längerem Überlegen eine bewusste
auf die zwölf Schreckensjahre der Hitlerdiktatur verengt er- Erinnerung wach. Fast jede Spur seiner einstigen Geschichte
scheinen. ist verwischt und bis zur Unkenntlichkeit verändert. Nach
den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges, den Straßen-
Wilhelmstraße: Gemeint ist damit nur der Straßenabschnitt kämpfen der Schlacht um Berlin im Frühjahr 1945, die hier
zwischen der Leipziger Straße und der Straße Unter den ihren Abschluss fand, nach den Sprengungen der Ruinen,
Linden, also nur ein Teil der Straße, nämlich ihr nördlicher. der systematischen Vernichtung der letzten Überreste eins-
In ihrem südlichen Abschnitt, der bis zum heutigen Meh- tiger Prachtbauten, ist fast nichts geblieben von diesem ehe-
ringplatz reicht, war sie von Anbeginn sozial anders struk- dem so wichtigen und bedeutenden Ort. Die Neubauten der
turiert und gewann weder städtebaulich noch kulturell jene achtziger Jahre schließlich haben die nach dem ersten Mi-

Vo r w o r t 7
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nisterpräsidenten der DDR , Otto Grotewohl, umbenannte sich diesem Thema widmeten. Ihnen sei für die Sicherung
Straße so verfremdet, dass ein Orientieren schwer wurde. des Materials gedankt. Ohne sie wären die anschließenden
Ungeliebte Erinnerungen sollten wohl ausgelöscht werden. Forschungen und die daraus resultierenden Ergebnisse, die
Verschwunden sind die alten Häuserfronten; aber die oft in diesem Buch zusammengefasst sind, nicht möglich ge-
folgenschweren Entscheidungen und Beschlüsse, die in die- worden. Einerseits konnte hier das vorhandene Material zu-
ser Straße getroffen wurden, bestimmen in ihren Auswirkun- sammengetragen und gesichtet werden, andererseits haben
gen noch für künftige Generationen das Leben in Deutsch- zahlreiche, bisher von der Forschung nicht genutzte oder
land. neue Aktenfunde Ergänzungen und eine zum Teil neue Be-
Es ist nicht beabsichtigt, die Handlungsabläufe, die einst die wertung bereits bekannter Fakten erlaubt. Auch die folgen-
Bedeutung dieser Straße ausmachten, in diesem Buch noch den Ausführungen können nicht das berühmte »letzte Wort«
einmal auszubreiten. Dies ist Gegenstand zahlreicher und sein. Vielen Details muss noch weiter nachgegangen, viele
zum Teil hervorragender historischer Publikationen. Viel- Überlegungen müssen vertieft werden. Der Umfang dieser
mehr sollen die Orte, die den Rahmen für die politischen Publikation zwang zu Beschränkungen.
Entscheidungen boten, vorgestellt werden. Ihr Bild und ihr Das Buch ist reich bebildert. Nicht weil wir in einem op-
Werdegang stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Fernab al- tischen Zeitalter leben, sondern weil die historische Ansicht
ler methodischen Diskussionen der Geschichtswissenschaft der Straße für immer verloren ist. Für alle Epochen konnten
will das Buch den Handlungsort rekonstruieren, die »Bühne« Abbildungen zusammengetragen werden, die, aneinanderge-
zeigen, auf der sich zumindest über 70 Jahre lang ein wichti- reiht, allein schon ein lebendiges Bild des jeweiligen Lebens-
ger Teil der Geschichte des Deutschen Reiches abspielte. abschnittes der Straße vermitteln, der verlorenen Geschichte
Selbstverständlich verbot sich die Eingrenzung auf die dieses Ortes wieder ein »Angesicht« verleihen. So sollen die
eine berüchtigte Seite ihrer Geschichte, die Verkürzung auf Bauzeichnungen, Architekturaufnahmen und Ereignisfotos
nur diesen Abschnitt. Soweit es das noch irgend zugängliche als Dokumente eigenständig neben dem Text stehen, der
historische Material zuließ, war es stets das Anliegen, alle seinerseits politische, architektonische und kulturelle As-
Facetten der Straße in Erinnerung zu rufen. Das beginnt im pekte miteinander verbindet. Auf diese Weise mag deutlich
frühen 18. Jahrhundert mit den ersten Planungen zu ihrer werden, wie sich hier, in der Wilhelmstraße, auf engstem
Anlage unter Friedrich Wilhelm I., dem »Soldatenkönig«, Raum Stadt- und Landesgeschichte wie National- und Welt-
reicht über die Revolution von 1848 und die anschließende geschichte vermischten.
Phase der politischen Reaktion, die Politik des Kaiserrei- Der Autor hat vielen Institutionen und Personen, die
ches und die Zeit der Weimarer Republik, als sich in der ihm bei seiner Arbeit halfen, Dank zu sagen. Neben dem
Wilhelmstraße die zentralen Regierungsgebäude befanden – Landesarchiv Berlin, dem Märkischen Museum, dem Berlin
vielleicht dies das wohl bedeutendste, obschon nur wenig Museum und den Sondersammlungen der Berliner Stadt-
beachtete Kapitel in der Geschichte dieses Ortes. Dass dabei bibliothek, die ihn schon früher mehrfach und bereitwilligst
auch Unbekanntes, teilweise Verblüffendes, ja Kurioses zu- unterstützt haben, gilt der Dank den Mitarbeitern der rei-
tage tritt, mag nicht verwundern. Gerade die Wilhelmstraße chen Bildersammlungen des Bundesarchivs in Koblenz so-
ist Teil der widersprüchlichen deutschen und Berliner Ge- wie dem Archiv der geschlossenen Grundbücher in Berlin-
schichte; zuletzt jedoch, so scheint es, ist sie zu einem »ver- Hohenschönhausen.
fluchten« Ort geworden.
Der 1. Auflage im Jahr 1994 sind 1996 und 2000 zwei weitere
Am Anfang allen Verstehens sind Fragen und Zweifel. Sie gefolgt. Sie erschienen in einem besonders großen Format,
fordern eine möglichst vollständige Darlegung der Fakten das leider zumeist die Regalhöhen sprengte. Insofern ist die
und einen differenzierenden Umgang mit dem historischen aktualisierte Neuausgabe jetzt in gestraffter Form dem kom-
Material. Hier dienten Fotos und Aktennotizen ebenso wie pakteren Format der eingeführten Verlagsreihe »Topogra-
biografische Randbemerkungen, ja sogar zeitgenössischer phie deutscher Geschichte« angepasst worden. Für die Ent-
»Hofklatsch« als Material. wicklung nach 1990 entstand ein neues Kapitel am Ende des
Der Autor fühlt sich verbunden mit den vielen Berlin- Buches. Wie sich zeigt: Die Geschichte der Wilhelmstraße
Historikern vor ihm, die den Reiz dieser Straße spürten und bleibt bis in die Gegenwart spannend.

Laurenz Demps
Berlin, im Frühjahr 2010

8 Vo r w o r t
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»Plan der Königlichen Residenzstadt Berlin«, 1737, Ausschnitt, gezeichnet von Johann Fridrich Walther, gestochen von
Georg Paul Busch. Blick aus Norden Richtung Mehringplatz. Zwischen der gezackten alten Stadtmauer und dem heuti-
gen Tiergarten (rechter Bildrand) liegt die Friedrichstadt. Im Westen ist das Oktogon (heute Leipziger Platz) erkennbar,
nördlich davon das Quarré (heute Pariser Platz). Als zentrale Achse führt die Friedrichstraße vom Mehringplatz nach
Norden über die Spree zum Oranienburger Tor. Die Wilhelmstraße verbindet den Mehringplatz im Süden und den Pari-
ser Platz im Norden miteinander. Bis zu deren Begradigung trafen Wilhelmstraße und Friedrichstraße noch am Meh-
ringplatz zusammen.

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»Plan der Königlichen Residenz von Johann David Schleuen«, um 1740. Zu sehen ist der Aus-
schnitt, der die Erweiterung der Friedrichstadt zeigt. Blick aus Norden die Friedrichstraße
entlang. Rechts am Bildrand (Westen) befinden sich das Quarré (Pariser Platz) und das Okto-
gon (Leipziger Platz). Vom Quarré aus führt die Wilhelmstraße in südlicher Richtung zum
Mehringplatz (nicht im Bild).

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Ausschnitt aus einem Plan von Samuel Graf von Schmettau, 1750. Blick aus Norden
(heute Tiergarten) über Quarré (Pariser Platz), Oktogon (Leipziger Platz) und Wil-
helmstraße. Bemerkenswert im Vergleich zu Schleuens Plan von 1740 ist die inzwi-
schen erfolgte Bebauung von Wilhelmstraße und Potsdamer Straße (heute Leipziger
Straße).

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