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so kann er nur in den Genuß der 6. Der EWG-Vertrag hat zwar für Pri
weniger weit gehenden Befreiung vatpersonen mehrere Möglichkeiten
für den Reiseverkehr zwischen den der direkten Klage zum Gerichtshof
Drittländern und der Gemeinschaft eröffnet, doch wollte er nicht zusätz
kommen. lich zu den nach nationalem Recht
bereits bestehenden Rechtsbehelfen
neue Klagemöglichkeiten zur Wah
rung des Gemeinschaftsrechts vor den
5. Der Rat wollte durch die Richtlinie nationalen Gerichten schaffen. Das
69/169, ergänzt durch die Richtlinien durch den Vertrag geschaffene
72/230 und 78/1032, schrittweise eine Rechtsschutzsystem, wie es insbeson
vollständige Regelung der Befreiun dere in Artikel 177 ausgeprägt ist,
gen der im persönlichen Gepäck der setzt vielmehr voraus, daß es möglich
Reisenden eingeführten Waren von sein muß, zur Gewährleistung der
den Umsatzsteuern und den Sonder Beachtung unmittelbar wirkenden Ge
verbrauchsteuern treffen; den Mit meinschaftsrechts von jeder im natio
gliedstaaten verbleibt daher auf die nalen Recht vorgesehenen Klagemög
sem Gebiet nur die ihnen in den lichkeit unter denselben Zulässigkeits
Richtlinien eingeräumte begrenzte und sonstigen Verfahrenvoraussetzun
Zuständigkeit für die Gewährung von gen Gebrauch zu machen, wie wenn
Befreiungen, die von den in den es sich um die Gewährleistung der
Richtlinien festgelegten Befreiungen Beachtung des nationalen Rechts han
abweichen. delte.
betreffend das dem Gerichtshof gemäß Artikel 177 EWG-Vertrag vom Fi
nanzgericht Hamburg (IV. Senat) in dem vor diesem anhängigen Rechtsstreit
1. REWE-HANDELSGESELLSCHAFT N O R D M B H ,
gegen
HAUPTZOLLAMT KIEL
1807
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
zember 1977 über Maßnahmen, mit denen Mißbräuchen durch den Verkauf
landwirtschaftlicher Erzeugnisse an Bord von Schiffen ein Ende bereitet wer-
den soll (ABl. 1977, L 358, S. 2),
erläßt
DER GERICHTSHOF
Generalanwalt: F. Capotorti
Kanzler: A. Van Houtte
folgendes
URTEIL
Tatbestand
Der Sachverhalt, der Verfahrensablauf über die Seezollgrenze hinaus in das Kü-
und die nach Artikel 20 der Satzung des stengewässer oder auf die Hohe See
Gerichtshofes der EWG eingereichten außerhalb des deutschen Hoheitsgebiets.
Erklärungen lassen sich wie folgt zusam- Teilweise wird nach Verlassen der See-
menfassen: zollgrenze auch in dänischen Häfen für
kurze Zeit festgemacht, wobei die Passa-
giere Gelegenheit zum Landgang haben.
I — Sachverhalt und schriftliches Die Fahrgäste können während der
Verfahren Fahrt Waren wie Spirituosen, Butter,
Fleisch, Tabakwaren und Parfümeriearti-
Sachverhalt kel kaufen. Innerhalb bestimmter
Höchstgrenzen werden bei der Einfuhr
Von den Häfen der Schleswig-Holsteini- der Waren an der deutschen Zollgrenze
schen Ostseeküste aus veranstalten ver- keine. Abgaben erhoben. Da die Waren
schiedene Reedereien sogenannte „But- das geographische Gebiet der Gemein-
terfahrten". Gleiche Fahrten werden von schaft verlassen, sind sie von der Ge-
der deutschen Nordseeküste aus durch- meinschaft aus Mitteln des Ausrichtungs-
geführt. Die Fahrtdauer beträgt acht und Garantiefonds subventioniert, soweit
Stunden oder kürzer. Die Fahrten führen Ausfuhrerstattungen und Währungsaus-
1808
REWĘ / HAUPTZOLLAMT KIEL
gleich, ζ. Β. für Butter und Fleischwaren, Seite erhalten hat, sollen folgende Men-
gewährt werden. gen verkauft worden sein :
1809
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
brauchsteuern bei der Einfuhr befreit Befreiung von den Einfuhrabgaben ge-
(Artikel 1). währen (Artikel 1 Absatz 1).
Mit der Verordnung Nr. 1818/75 des Im Sinne dieser Verordnung gelten als
Rates vom 10. Juli 1975 über die land- „Einfuhrabgaben" Zölle, Abgaben glei-
wirtschaftlichen Abschöpfungen, Aus- cher Wirkung, landwirtschaftliche Ab-
gleichsbeträge und sonstigen Abgaben schöpfungen und sonstige Einfuhrabga-
bei der Einfuhr von landwirtschaftlichen ben, die im Rahmen der gemeinsamen
Erzeugnissen und von bestimmten land- Agrarpolitik angewandt werden (Arti-
wirtschaftlichen Verarbeitungserzeugnis- kel 2).
sen im persönlichen Gepäck von Reisen-
den (ABl. 1975, L 185, S. 3) wurde die Die deutschen Rechtsvorschriften
Anwendung der Verordnung Nr.
1544/69 auf die landwirtschaftlichen Ab- Grundlage für die Eingangsabgaben-
schöpfungen und andere Agrarabgaben befreiung durch die deutschen Zollbe-
erstreckt; darüber hinaus wurde im Rei- hörden ist die Verordnung über die Ein-
severkehr zwischen Mitgliedstaaten eine gangsabgabenfreiheit von Waren im per-
Befreiung von den Ausgleichsbeträgen sönlichen Gepäck der Reisenden vom
oder anderen Abgaben bei der Einfuhr 3. Dezember 1974 — Reisegepäck-Ver-
eingeführt, die hinsichtlich ihres Um- ordnung — (BGBl. I, 3377), zuletzt in
fangs und ihrer Voraussetzungen der in der Fassung der Verordnung vom 12.
der Richtlinie 69/169/EWG festgelegten Dezember 1979 (BGBl. I, 2150).
Abgabenbefreiung entspricht (Artikel 2).
Das deutsche Recht unterscheidet zwi-
Nach der Verordnung Nr. 3023/77 des schen Einfuhren aus einem anderen Mit-
Rates vom 20. Dezember 1977 (ABl. gliedstaat, die ebenso definiert sind wie
1977, L 358, S. 2) können die Mitglied- im Gemeinschaftsrecht, und „anderen
staaten für bestimmte landwirtschaftliche Einfuhren". Der Kreis der „anderen Ein-
Erzeugnisse fuhren" im deutschen Recht ist weiter als
der der Einfuhren aus einem Drittland
„die an Bord von Schiffen, welche aus im Gemeinschaftsrecht. Er umfaßt auch
einem Gemeinschaftshafen ausgelaufen Einfuhren, bei denen der Reisende die
sind und erneut in einen Gemeinschafts- Ware erworben hat
hafen einlaufen, ohne einen Hafen
außerhalb des Zollgebiets der Gemein- — im innergemeinschaftlichen Flugreise-
schaft angelaufen zu haben, verkauft verkehr in einem sogenannten Zoll-
oder verteilt worden sind und freiladen des Flughafens der Abreise
(in einem anderen Mitgliedstaat)
— die bei ihrer Ausfuhr aus der Ge- oder an Bord eines Fluges, der in
meinschaft Ausfuhrzollförmlichkeiten einem anderen Mitgliedstaat begon-
im Hinblick auf die Gewährung von nen hat, oder
Erstattungen oder anderen im Rah-
men der gemeinsamen Agrarpolitik — im innergemeinschaftlichen Schiffs-
bei der Ausfuhr gezahlten Beträgen reiseverkehr an Bord bei einer Fahrt,
unterzogen worden sind oder — bei der das Schiff aus dem Hafen
— die sich bei ihrer Verbringung an eines anderen Mitgliedstaats
Bord von Schiffen nicht in einer der ausgelaufen ist (hierunter fällt
beiden Lagen nach Artikel 9 Absatz 2 auch der internationale Fährver-
des Vertrages befinden," kehr), oder
1810
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
— die in einem deutschen Hafen be- benfreiheit setzt nicht voraus, daß das
gonnen hat, wobei Abfahrts- und Schiff auf die Hohe See fährt und ent-
Ankunftshafen auch identisch sein weder einen ausländischen Hafen ange-
können. laufen hat oder sich mindestens acht
Stunden außerhalb des Zollgebiets aufge-
In beiden Fällen kann es sich bei den halten hat. Die abgabenfreien Waren-
mitgebrachten Waren mengen sind bei der kleinen Transitra-
tion geringer als bei der großen.
— entweder um solche handeln, die aus
einem Drittland kommen, aber noch Verfahren und Vorlagefragen
nicht verzollt worden sind, sondern
unter Aufsicht der Zollverwaltung in Die Klägerinnen im Ausgangsverfahren,
einem Zollager oder Freihafen gela- bei denen es sich um eine Großhandels-
gert wurden, und eine Einzelhandelsfirma handelt, ha-
— oder um Gemeinschaftswaren, die ben vor dem Finanzgericht Hamburg
von Umsatz- oder Verbrauchsteuern Klage erhoben. Ihrer Ansicht nach ver-
befreit oder entlastet wurden, und stoßen die Butterfahrten gegen das Ge-
um Agrarwaren aus dem freien Ver- meinschaftsrecht.
kehr, für die Ausfuhrvergünstigungen Mit Beschluß vom 5. Juni 1980 hat das
gewährt wurden. Finanzgericht Hamburg dem Gerichtshof
folgende Fragen zur Vorabentscheidung
Nach § 2 Absatz 1 der Reisegepäck- vorgelegt:
verordnung sind Waren, die Reisende ge-
legentlich und ausschließlich zum persön- „I — Zum Zoll
lichen Gebrauch oder Verbrauch, für ih-
ren Haushalt oder als Geschenk in ihrem 1. Ist die Verordnung (EWG) Nr.
persönlichen Gepäck einführen, im Rah- 1544/69 des Rates vom 23. Juli
men bestimmter Mengen- und Wertgren- 1969, zuletzt in der Fassung
zen frei von Eingangsabgaben und Zöl- der Verordnung (EWG) Nr.
len. Die Verordnung unterscheidet zwi- 3061/78 des Rates vom 19.
schen der Abgabenfreiheit für die soge- Dezember 1978, dahin auszu-
nannte große Transitration und jener für legen, daß die dort bestimmte
die sogenannte kleine Transitration. Zollfreiheit nur für Waren gilt,
die aus dem Zollgebiet eines
Die Abgabenfreiheit für die große Tran- Drittlands und gegebenenfalls
sitration hängt davon ab, daß das Schiff zusätzlich aus dessen zollrecht-
bei der Einreise über die Seezollgrenze lich freien Verkehr stammen,
von der Hohen See kommt und entwe- oder genügt es, daß die Waren
der zuletzt aus einem ausländischen Ha- aus Mitgliedstaaten stammen
fen ausgelaufen ist oder sich mindestens und über die Seezollgrenze
8 Stunden außerhalb des Zollgebiets be- oder über die Grenze des H o -
funden hat (§ 3 Absatz 5). heitsgebiets des jeweiligen Mit-
gliedstaats von der Hohen See
Die Abgabenfreiheit für die kleine Tran- kommend eingeführt werden ?
sitration setzt lediglich die Einfuhr von
Waren über die Seezollgrenze, also soge- 2. Enthält die Verordnung
nannte Stichfahrten von deutschen Hä- (EWG) Nr. 1544/69, zuletzt in
fen in das Küstenmeer voraus. Die Abga- der Fassung der Verordnung
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URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
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REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
der Reisenden eingeführt wer- fahren nur der Küstengewässer über die
den, oder dürfen die Mitglied- Seezollgrenze wieder einreisten, die Zoll-
staaten über den Regelungsbe- freiheit nach der Verordnung Nr.
reich der Richtlinie hinausge- 1544/69 nicht in Anspruch nehmen
hend für Waren im persönli- könnten.
chen Gepäck von Reisenden
eigenständige Befreiungen von Zweifel bestünden aber in sachlicher
den Umsatzsteuern und den Hinsicht bezüglich der Waren. Die be-
Sonderverbrauchsteuern ge- treffenden Bestimmungen regelten nicht
währen? ausdrücklich, ob die von den Reisenden
mitgeführten Waren auch aus dem Zoll-
3. Begründet die Richtlinie
gebiet des Drittlands und gegebenenfalls
69/169/EWG in der zuletzt
zusätzlich aus dem freien Verkehr stam-
gültigen Fassung unmittelbare
men müßten.
Rechte für denjenigen, der
durch eine ihrem Regelungsin- Nach Auffassung des Finanzgerichts gilt
halt widersprechende mitglied- die Verordnung Nr. 1544/69 weder für
staatliche Rechts- oder Ver-
die von Häfen der deutschen Ostsee-
waltungsvorschrift bzw. deren
küste aus durchgeführten Stichfahrten
Durchführung in seinen Rech-
noch für die Fahrten in die Hohe See
ten betroffen wird in dem
ohne Berührung eines Drittlands, noch
Sinne, daß er vor einem natio-
nalen Gericht auf Unterlassung für die Fahrten mit mehr symbolischer
nationaler gemeinschaftsrechts- Berührung des Mitgliedstaats Dänemark.
widriger Maßnahmen klagen Daher erhebe sich die Frage, ob die Ver-
kann?" ordnung Nr. 1544/69 — vorbehaltlich
der von der Verordnung Nr. 3023/77
erfaßten Waren — eine abschließende
Nach Auffassung des Finanzgerichts
Regelung der außertariflichen Zollfrei-
steht die Verordnung Nr. 1544/69 in
heit für persönliches Reisegepäck ent-
sachlichem Zusammenhang mit dem in-
halte oder ob es den Mitgliedstaaten frei-
ternationalen Abkommen vom 4. Juni
stehe, in weiterem Umfang Zollfreiheiten
1954 über die Zollerleichterungen im
Touristenverkehr (New Yorker Touri- für persönliches Reisegepäck zu gewäh-
stenabkommen). Danach solle Zollfrei- ren. Nach Ansicht des Finanzgerichts
heit für das Reisegut für Touristen ge- folgt aus der Tatsache, daß die Verord-
währt werden. Als Tourist definiere das nung Nr. 1544/69 auf die den Gemein-
Abkommen jede Person, die das Gebiet samen Zolltarif betreffende Vorschrift
eines Vertragsstaats aufsuche, in dem sie des Artikels 28 EWG-Vertrag gestützt
nicht ihren gewöhnlichen Wohnort habe sei, daß die Gemeinschaft die Gewäh-
(Artikel 1 Buchstabe b). Es bestehe kein rung von sogenannten außertariflichen
Zweifel, daß Reisende mit gewöhnlichem Zollfreiheiten als eine Angelegenheit des
Aufenthaltsort im Zollgebiet der Ge- Gemeinsamen Zolltarifs behandele. Über
meinschaft, die eine Schiffsreise im Zoll- Änderungen und Aussetzungen des Ge-
gebiet der Gemeinschaft angetreten hät- meinsamen Zolltarifs entscheide der Rat.
ten und, ohne das Zollgebiet oder H o - Deshalb sei es den Mitgliedstaaten wohl
heitsgebiet eines Drittlands berührt zu verwehrt, eigene Regelungen über die
haben, über die Grenze des Hoheitsge- Gewährung von außertariflichen Zoll-
biets eines Mitgliedstaats bzw. nach Be- freiheiten zu treffen.
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URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
Nach der Rechtsprechung des Bundes- Der Gerichtshof hat auf Bericht des Be-
verfassungsgerichts (Urteil vom 20. Juli richterstatters nach Anhörung des Gene-
1954, 1 BvR 459/52 u. a. — Investitions- ralanwalts beschlossen, die mündliche
hilfefall — Entscheidungen des Bundes- Verhandlung ohne vorherige Beweisauf-
verfassungsgerichts Band 4, S. 7) und des nahme zu eröffnen.
Bundesverwaltungsgerichts (Urteil vom
30. August 1968, VII C 122/66, Ent-
scheidungen des Bundesverwaltungsge- II — Beim Gerichtshof einge-
richts Band 30, S. 191) verstießen wirt- reichte schriftliche Erklä-
schaftslenkende Gesetze, die im Interesse rungen
einzelner Gruppen erlassen würden und
die die Wettbewerbslage veränderten, ge- Nach Auffassung der Klägerinnen im
gen den Gleichheitssatz, wenn sie nicht Ausgangsverfahren ist die Verordnung
durch das öffentliche Wohl geboten Nr. 1544/69 dahin auszulegen, daß die
seien und schutzwürdige Interessen an- dort bestimmte Zollfreiheit nur für Wa-
derer willkürlich verletzt würden. Liege ren gilt, die aus dem zollrechtlich freien
ein Verstoß gegen den Gleichheitssatz in Verkehr eines Drittlands stammen.
diesem Sinne vor, stehe den Betroffenen Ermächtigungsgrundlage der Verord-
nach deutschem Recht ein Klagerecht nung Nr. 1544/69 sei Artikel 28 EWG-
zu. Vertrag, der die autonomen Änderungen
oder Aussetzungen der Sätze des Ge-
Der Vorlagebeschluß ist am 9. Juli 1980 meinsamen Zolltarifs regele. Regelungen
in das Register der Kanzlei des Gerichts- im Sinne von Artikel 28 EWG-Vertrag
hofes eingetragen worden. erfolgten als Instrument des Warenver-
kehrs, nicht des Personenverkehrs, zwi-
Die Firmen Rewe-Handelsgesellschaft schen der Gemeinschaft und ihren Mit-
Nord mbH und Rewe-Markt Steffen, gliedstaaten einerseits und Drittländern
vertreten durch den leitenden Justitiar andererseits. Demgemäß betreffe die
der Rewe-Zentral AG, Gert Meier, die Verordnung Nr. 1544/69 die zolltarif-
Regierung der Bundesrepublik Deutsch- liche Behandlung von Waren, die im per-
land, vertreten durch Rechtsanwalt A. sönlichen Gepäck der Reisenden einge-
Deringer, Köln, und den Ministerialrat führt würden, im Zusammenhang mit
im Bundeswirtschaftsministerium Martin der Aufstellung des Gemeinsamen Zoll-
Seidel, die Regierung des Vereinigten tarifs, also die Behandlung des Waren-
Königreichs, vertreten durch ihren Be- verkehrs zwischen Drittländern und der
vollmächtigten R. D. Munrow, Treasury Gemeinschaft, um Hemmnisse zu beseiti-
Solicitor's Department, die Kommission gen, die aus der zolltariflichen Behand-
der Europäischen Gemeinschaften, ver- lung von Waren aus Drittstaaten entste-
treten durch ihren Bevollmächtigten Jörn hen könnten.
Sack vom Juristischen Dienst, und der Die Verordnung enthalte eine erschöp-
Rat der Europäischen Gemeinschaften, fende Regelung der Abgabenbefreiung
vertreten durch seinen Bevollmächtigten von Waren, die Reisende in ihrem per-
Bernhard Schloh, Berater im Juristischen sönlichen Gepäck mitführten. Mit dem
Dienst, haben gemäß Artikel 20 der Sat- 1. Januar 1970 sei die Gesetzgebungszu-
zung des Gerichtshofes der Europäischen ständigkeit im Bereich des Gemeinsamen
Gemeinschaften schriftliche Erklärungen Zolltarifs auf die Gemeinschaft überge-
-·- eingereicht. gangen. Ermächtigungen zur Zollbefrei-
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REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
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URTEIL VOM 7. 7.-1981 — RECHTSSACHE 158/80
mit der Wirkung, daß alle dem Rege- Auch im Rahmen des Zollrechts gebe es
lungsinhalt dieser Richtlinie widerspre- jedoch noch viele Bereiche, die nicht
chenden mitgliedstaatlichen Rechts- oder durch das Gemeinschaftsrecht erfaßt
Verwaltungsvorschriften ihre Wirksam- seien und daher nach wie vor der Rege-
keit verlören. Auf eine Klage des in sei- lung durch die Mitgliedstaaten unterlä-
nen Rechten hierdurch verletzten Markt- gen. Auch der Bereich der Zollbefreiun-
bürgers hätten die nationalen Gerichte gen gehöre zu den gemeinschaftsrecht-
diese Unwirksamkeit von Amts wegen zu lich noch nicht abschließend geregelten
beachten. Gebieten.
Die deutsche Regierung stimmt der An- Die Richtlinie 69/169 sei auf Artikel 99
sicht des Finanzgerichts zu, daß Zollbe- EWG-Vertrag gestützt, der für die
freiungen nach der Verordnung Nr. Rechtsvorschriften über die Umsatz-
1544/69 nur von Reisenden in Anspruch steuer, die Verbrauchsabgaben und son-
genommen werden könnten, die aus stige indirekte Steuern lediglich eine
Drittländern einreisten. Das gleiche gelte schrittweise Harmonisierung der Rechts-
für die Richtlinie 69/169. Die Teilneh- vorschriften der einzelnen Mitgliedstaa-
mer an den erwähnten Schiffsreisen ten vorsehe, also die Regelung aller nicht
könnten daher weder die Zollbefreiung vom Gemeinschaftsrecht erfaßten Be-
der Verordnung Nr. 1544/69 noch die reiche den Mitgliedstaaten vorbehalte.
Umsatz- und Verbrauchsteuerbefreiung Dementsprechend sehe Artikel 14 Absatz
der Richtlinie 69/169 in Anspruch neh- 2 i. V. mit Absatz 1 Buchstabe d der
men.
Sechsten Richtlinie zur Harmonisierung
Jedoch brauchten die Waren für eine ab- der Umsatzsteuern (Sechste Richtlinie
gabenfreie Einfuhr nicht aus einem Dritt- 77/388 des Rates vom 17. Mai 1977 zur
land zu kommen oder gar dort im freien Harmonisierung der Rechtsvorschriften
Verkehr gewesen zu sein. Sie könnten der Mitgliedstaaten über die Umsatzsteu-
vielmehr ebenso aus dem Zollgebiet der ern — Gemeinsames Mehrwertsteuer-
Gemeinschaft stammen, aber in einem system: Bemessungsgrundlage, ABl. 1977
Duty-Free-Shop oder unterwegs auf L 145, S. 1) vor, daß die Mitgliedstaaten
einem Schiff oder Flugzeug erworben bis zum Inkrafttreten gemeinschaftlicher
worden sein. Regelungen Steuerbefreiungen für end-
Die Gemeinschaftsregelungen für Steuer- gültig eingeführte Gegenstände beibehal-
und Zollbefreiungen seien nicht abschlie- ten dürften, für die eine andere als die
ßend; daher seien die Mitgliedstaaten im Gemeinsamen Zolltarif vorgesehene
zum Erlaß ergänzender Regelungen be- Zollbefreiung gelte.
fugt. Rechtsgrundlage der Verordnung Die Verordnung Nr. 1818/75 sei auf die
Nr. 1544/69 sei Artikel 28 EWG-Ver- Artikel 43 und 235 EWG-Vertrag ge-
trag. Dieser gebe der Gemeinschaft eine stützt. Beide Artikel begründeten keine
umfassende Zuständigkeit für die Rege- ausschließliche Zuständigkeit der Ge-
lung aller mit der Handhabung des Ge- meinschaft, sondern ließen den Mitglied-
meinsamen Zolltarifs zusammenhängen- staaten die Freiheit ergänzender oder
den Fragen, also auch die Zuständigkeit eigener Regelungen, soweit das Gemein-
für die Regelung von Zollbefreiungen. schaftsrecht eine Materie nicht abschlie-
Soweit daher die Gemeinschaft Regelun- ßend geregelt habe.
gen getroffen habe, könnten die Mit-
gliedstaaten keine davon abweichenden Die bisherigen gemeinschaftsrechtlichen
eigenen Vorschriften erlassen. Regelungen für die zoll-, Steuer- und ab-
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REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
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URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
sich nicht um einen Verstoß, gegen den Es sei Sache der Mitgliedstaaten, die
der einzelne nach dem Gemeinschafts- Richtlinie umzusetzen, wobei sie über
recht selbst mit einer Klage vor den Ge- Form und Methode der Umsetzung
richten seines Landes vorgehen könne. selbst entschieden. Die Richtlinien seien
So sehr er auch materiell geschädigt sein an die Mitgliedstaaten gerichtet, sie
möge, es sei doch kein Recht verletzt könnten Einzelpersonen deshalb zweifel-
worden, das ihm unmittelbar durch Vor- los nicht unmittelbar binden und eine
schriften des Gemeinschaftsrechts einge- Einzelperson erst recht nicht in die Lage
räumt sei. Dies bedeute jedoch nicht, versetzen, durch eine Klage vor den Ge-
daß ihm unter keinen Umständen ein richten eines Mitgliedstaats die Durch-
Rechtsbehelf vor den Gerichten seines setzung von Rechtsvorschriften, die es im
Landes zustehe. Es sei möglich, daß die angenommenen Fall noch gar nicht gebe,
Rechtswidrigkeit des Handelns (oder gegenüber anderen Bürgern zu erzwin-
Unterlassens) der Behörden seines Lan- gen.
des, die sich aus deren Unvereinbarkeit Der Gerichtshof habe wiederholt ent-
mit dem Gemeinschaftsrecht ergebe, ihm schieden, daß Richtlinien — wenn sie
bei Erfüllung bestimmter Voraussetzun- hinreichend genau formuliert seien —
gen ein Klagerecht gewährten und die unmittelbare Geltung mit der Folge ha-
Inanspruchnahme bestimmter Rechtsbe- ben könnten, daß ein Bürger in die Lage
helfe ermöglichten. Ob dem jedoch so versetzt werde, ihre Bestimmungen ge-
sei, welches diese Voraussetzungen seien genüber einem Mitgliedstaat geltend zu
und um welche Rechtsbehelfe es sich machen, der seinen Verpflichtungen
handeln könne, seien Fragen, die von nicht nachkomme und versuche, entge-
den nationalen Gerichten nach nationa- genstehende nationale Bestimmungen ge-
lem Recht entschieden werden müßten. gen ihn durchzusetzen (Urteile vom 5.
Nach dem Recht des Vereinigten König- April 1979 in der Rechtssache 148/78,
reichs hänge der Anspruch eines Bürgers, Pubblico Ministero/Ratti, Sig. 1979,
die Behörden zum Tätigwerden zur 1629, und vom 23. November 1977 in
Durchsetzung des Rechts zu zwingen, der Rechtssache 38/77, Enka B.V./In-
oder der Anspruch auf Erlaß eines Ur- specteur der Invoerrechten en Accijnzen,
teils, mit dem ihre Verpflichtung zur Sig. 1977, 2203). Dies sei jedoch etwas
Durchsetzung des Rechts festgestellt ganz anderes als der Versuch einer Pri-
werde, davon ab, ob er über das Inter- vatperson, einen Mitgliedstaat im Klage-
esse der Öffentlichkeit im allgemeinen wege dazu zu zwingen, seine Pflichtver-
hinaus ein besonderes eigenes Interesse letzung allgemein abzustellen. Nach Auf-
nachweisen könne. fassung des Vereinigten Königreichs
steht ein solcher allgemeiner Rechtsbe-
helf nur der Kommission in Form der
Teil II des Vorlagebeschlusses betreffe
Klage nach Artikel 169 EWG-Vertrag
die Umsatzsteuer und die Sonderver-
zur Verfügung.
brauchsteuern; in diesem Zusammenhang
gehe es um eine Richtlinie und nicht um Die Kommission führt aus, die Verord-
unmittelbar geltende Verordnungen. nung Nr. 1544/69 enthalte keinerlei Aus-
Nach Auffassung des Vereinigten König- sagen über die Herkunft oder den zoll-
reichs gelten die Ausführungen zu den rechtlichen Status der begünstigten Wa-
Verordnungen jedoch in gleicher Weise ren. Dagegen ergebe sich aus Artikel 1
für den Fall, daß der betreffende Rechts- Absatz 1 der Verordnung Nr. 1544/69 in
text eine Richtlinie sei. der Fassung der Verordnung Nr.
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REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
3061/78 eindeutig, daß die Zollbefreiung auch nicht, wenn ein Schiff nur symbo-
auf Reisende beschränkt sei, die aus lisch im Hafen eines Drittlands anlege
einem Drittland kämen. Dies werde noch und keine Möglichkeit zu einem Land-
durch die siebte Begründungserwägung gang und Einkäufen bestehe. Auch dieser
der Verordnung Nr. 3061/78 bestätigt. Fall werde von der Verordnung Nr.
Schließlich stelle die zweite Begrün- 1544/69 nicht erfaßt.
dungserwägung der Verordnung Nr.
3023/77 sogar ausdrücklich fest, daß die Um in den Genuß der Befreiung nach
Verordnung Nr. 1544/69 nicht gelte für der Verordnung Nr. 1544/69 zu kom-
die Einfuhr von Waren im Anschluß an men, müsse ein Aufenthalt von einiger
eine von einem Mitgliedstaat ausgehende Dauer in einem Drittland vorliegen, bei
Schiffsreise, bei der das Zollgebiet eines dem die Möglichkeit zum Einkauf in
Drittlands nicht berührt worden sei. Das diesem Drittland bestehe. Wenn diese
bloße Verlassen des Zollgebiets der Ge- Möglichkeit bestehe, müsse die Verord-
meinschaft, dessen Begrenzung an der nung Nr. 1544/69 auch für den Fall gel-
deutschen Küste meist mit der Strandli- ten, daß der Einkauf im Drittland der
nie indentisch sei, und die anschließende einzige Zweck der Reise gewesen sei.
Wiedereinreise in dieses Gebiet könnten Nach Auffassung der Kommission
somit schon begrifflich nicht als Reise in kommt es auf Herkunft und Status der
ein Drittland verstanden werden. Waren nicht an, sondern nur auf die Ge-
Die Kommission wirft die Frage auf, ob legenheit, bei der sie eingeführt würden.
es gegebenenfalls ausreiche, daß das H o - In der Praxis sei häufig schwer zu ermit-
heitsgebiet eines Drittlands zu Wasser teln, wo die Waren im einzelnen tatsäch-
passiert worden sei, also das Schiff, auf lich erworben worden seien. Die admini-
dem die Wiedereinreise in das Zollgebiet strative Erleichterung bei der Grenzab-
der Gemeinschaft stattfinde, die Küsten- fertigung von kleinen Mengen werde
gewässer eines nicht der Gemeinschaft weitgehend zunichte gemacht, wenn der
angehörenden Staates durchfahren habe. Zöllner prüfen müsse, wo und unter wel-
In diesem Fall liege zwar rein begrifflich chen Umständen eine Ware gegebenen-
eine Drittlandsberührung der Reise vor, falls erworben worden sei.
Sinn und Zweck der Verordnung Nr.
Zudem werde in Artikel 2 Absatz 1 der
1544/69 geböten jedoch, auch hier die
Richtlinie 69/169, der die Abgabenbe-
Zollbefreiungen nicht anzuwenden.
freiung im grenzüberschreitenden Reise-
Wenn bei einer Reise von vornherein verkehr in der Gemeinschaft regele, aus-
nicht die Möglichkeit bestehe, in einem drücklich hervorgehoben, daß es sich um
Drittland einzukaufen, liege kein Grund Waren im zollrechtlichen Freiverkehr
vor, bei der Einreise die von der Verord- handeln müsse, die außerdem entspre-
nung Nr. 1544/69 vorgesehenen Zollbe- chend den allgemeinen Steuervorschrif-
freiungen zu gewähren, da diese gerade ten des Binnenmarktes eines Mitglied-
deshalb eingeräumt seien, um den Rei- staats erworben sein müßten. Wegen der
senden die Möglichkeit zu geben, aus Parallelität von Zoll- und Steuerbefrei-
einem Drittland kleine Mengen Reise- ungen lasse sich daraus schließen, dafi
erinnerungen oder Güter des unmittelba- der Gemeinschaftsgesetzgeber das Pro-
ren Bedarfs zum Verbrauch auf der blem der Herkunft und des Status der
Reise oder kurze Zeit danach ohne Bela- Waren deutlich gesehen habe und keine
stung und große Förmlichkeiten einzu- Entscheidung hinsichtlich der Herkunft
führen. Aus diesem Grund genüge es und des Status der Waren, sondern allein
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URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
hinsichtlich der Herkunft der Reisenden ständigkeit der Gemeinschaft für Befrei-
habe treffen wollen. Nach Ansicht der ungen nach Artikel 43 EWG-Vertrag in
Kommission wäre es unsinnig, eine Ware Verbindung mit den landwirtschaftlichen
ohne Zollbelastung zu lassen, wenn sie Marktordnungen. In keinem Fall bleibe
unmittelbar aus dem Drittland des Ur- also Raum für nationale Regelungen auf
sprungs eingeführt werde, jedoch bei der diesem Gebiet.
Einfuhr über ein anderes Drittland zu
Zur vierten Frage des Finanzgerichts
verlangen, daß sie dort zollrechtlich ab-
führt die Kommission aus, wolle man die
gefertigt worden sei.
Verordnung Nr. 3023/77 als Dauerrege-
Nach alledem sei die Verordnung Nr. lung ansehen, so gebe es Gründe, die in-
1544/69 dahin auszulegen, daß die dort soweit für ihre Ungültigkeit sprächen.
bestimmte Zollfreiheit zwar nur für Rei- Durch diese Verordnung werde nämlich
sende gelte, die aus einem Drittland kä- die einheitliche Geltung des Gemeinsa-
men und sich dort unter Umständen auf- men Zolltarifs bei der Einfuhr anläßlich
gehalten hätten, die ihnen gestattet hät- von Fahrten mit bestimmten Transport-
ten, dort Waren zu erwerben. Es komme mitteln durchbrochen, ohne daß ein
jedoch nicht darauf an, ob die bei der sachlicher Grund bestehe, der diese stän-
Einreise in die Gemeinschaft mitgeführ- dige Ausnahme rechtfertige. Die Vor-
ten Waren tatsächlich dort erworben schriften des Gemeinsamen Zolltarifs
worden seien oder sogar aus dem zoll- müßten jedoch an den Außengrenzen
rechtlich freien Verkehr des betreffenden des Zollgebiets der Gemeinschaft einheit-
Drittlands stammten. lich gelten, unabhängig davon, welches
Transportmittel der Einreisende benutze.
Die Verordnung Nr. 1544/69 enthalte
eine abschließende Regelung über die Die Verordnung Nr. 3023/77 stelle eine
Zollbefreiung von Waren im persönli- gegen Artikel 40 Absatz 3 EWG-Vertrag
chen Gepäck der Reisenden. Es sei den verstoßende Diskriminierung bestimmter
Mitgliedstaaten deshalb verwehrt, über Verbraucher dar, da sie den in Küsten-
den Geltungsbereich dieser Verordnung nähe wohnenden Verbrauchern eines
hinaus eigenständig Zollbefreiungen in Mitgliedstaats die Möglichkeit eröffne,
derartigen Fällen zu gewähren. Agrarwaren häufig auf einem Preisniveau
zu erwerben, das auf dem meist niedrige-
Nach Artikel 28 EWG-Vertrag ent- ren Weltmarktpreisniveau beruhe, wäh-
scheide der Rat über alle autonomen Än- rend allen anderen Verbrauchern zuge-
derungen oder Aussetzungen der Sätze mutet werde, die aus der gemeinsamen
des Gemeinsamen Zolltarifs. Darunter Agrarpolitik resultierenden Preise zu tra-
fielen auch die hier betroffenen Zollbe- gen.
freiungen im Reiseverkehr. Eine Zustän-
digkeit der Mitgliedstaaten bestehe inso- Der Gerichtshof habe entschieden, daß
fern nicht. Soweit es sich um vertraglich der allgemeine Gleichbehandlungsgrund-
mit Drittländern ausgehandelte Änderun- satz Bestandteil des Gemeinschaftsrechts
gen oder Aussetzungen handele, bestehe sei (Urteile vom 19. Oktober 1977 in den
ebenfalls eine ausschließliche Zuständig- verbundenen Rechtssachen 117/76 und
keit der Gemeinschaft nach Artikel 113 16/77, Ruckdeschel u. a./HZA Ham-
EWG-Vertrag. Für Befreiungen von den burg, Slg. 1977, 1753, sowie in den ver-
Agrarabschöpfungen und anderen im bundenen Rechtssachen 124/76 und
Rahmen der Agrarpolitik geltenden Ab- 20/77, S.A. Moulins et Huileries u. a./
gaben bestehe die ausschließliche Zu- O N I C , Slg. 1977, 1795). Von daher be-
1820
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
1821
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
Slg. 1968, 679, und vom 17. Dezember Dieses Ergebnis bedeute jedoch keines-
1969 in der Rechtssache 33/70, SACE, wegs, daß der einzelne in solchen Fällen
Slg. 1970, 1213). Es werde allerdings völlig rechtlos gestellt sei. Wie sich aus
vorausgesetzt, daß die betreffende Norm dem Vorlagebeschluß ergebe, könne er
auch tatsächlich darauf abziele, die In- nach nationalem Recht durchaus die
teressen des einzelnen Bürgers oder Un- Verletzung von Rechten durch eine we-
ternehmens zu schützen (Urteil vom gen Verstoßes gegen das Gemeinschafts-
22. Januar 1976 in der Rechtssache recht rechtswidrige Praxis der Behörden
60/75, Russo/ΑΙΜΑ, Slg. 1976, 45). oder durch ungültige nationale Gesetze
geltend machen. Eines besonderen sub-
Es unterliege keinem Zweifel, daß die jektiven Rechts aus dem Gemeinschafts-
Zolltarife des Gemeinsamen Zolltarifs recht bedürfe er dazu nicht. Das Ge-
hinreichend klar und bestimmt seien und meinschaftsrecht gebiete ohnehin nicht,
infolgedessen eine Direktwirkung in den wie der Gerichtshof festgestellt habe, daß
Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten in allen Fällen ein umfassender gerichtli-
entfalteten. Bei den Zöllen des Gemein- cher Rechtschutz vor den nationalen Ge-
samen Zolltarifs handele es sich jedoch richten bestehe (Urteil vom 6. Mai 1980
ausschließlich um Schutzzölle, die immer in der Rechtssache 152/79, Lee/Land-
nur die Wirtschaft oder einzelne Wirt- wirtschaftsminister, Slg. 1980, 1495). Die
schaftszweige der Gemeinschaft generell Wirksamkeit des Gemeinschaftsrechts
schützten, niemals aber dem Bestand ein- dürfe nur nicht grundsätzlich in Frage
zelner Unternehmen zu dienen bestimmt gestellt werden (Urteil vom 21. Januar
seien. Der Zollschutz gelte nicht dem 1976 in der Rechtssache 60/75, Russo/
einzelnen Wirtschaftsteilnehmer als Ein- AIMA, Slg. 1976, 45).
zelperson oder als Einzelbetrieb.
Zur fünften Frage führt die Kommission
Dieses Ergebnis werde bestätigt durch aus, nach der Rechtsprechung des Ge-
einen Blick auf die prozessualen Folgen, richtshofes seien die nationalen Behör-
die ausgelöst würden, wollte man ein so den verpflichtet, eine Vorschrift des Ge-
weitgehendes Recht des einzelnen beja- meinschaftsrechts solange anzuwenden,
hen. Die Zuerkennung eines subjektiven bis der Gerichtshof sie für ungültig er-
Rechts auf Anwendung der vorgesehenen klärt habe (Urteil vom 13. Februar 1979
Zölle würde dazu führen, daß einzelne in der Rechtssache 101/78, Granaria/
Personen insoweit den Vertragsverstoß Hoofdproduktschap, Slg. 1979, 623).
der Mitgliedstaaten nicht nur in sie un-
mittelbar berührenden Einzelfällen, son- Auf die auch im Gemeinschaftsrecht an-
dern ganz generell zur gerichtlichen Ent- erkannten Grundrechte könnten im vor-
scheidung vor ein nationales Gericht liegenden Zusammenhang Ansprüche ge-
bringen könnten. Nach dem Recht- gen die nationalen Behörden nicht ge-
schutzsystem des Vertrages sei jedoch stützt werden, da die Grundrechte des
die Entscheidung über den Vertragsver- Gemeinschaftsrechts natürlich nur gegen
stoß eines Mitgliedstaats dem Gerichts- Organe der Gemeinschaft, nicht aber ge-
hof, und zwar nur auf Antrag der Kom- genüber den nationalen Behörden Gel-
mission oder eines anderen Mitglied- tung hätten, selbst wenn diese in Aus-
staats, vorbehalten. Auch diese Überle- übung von Aufgaben handelten, die ih-
gung führe dazu, ein subjektives Recht nen von der Gemeinschaft übertragen
im Sinne der Vorlagefrage zu verneinen. worden seien.
1822
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
Nach Ansicht der Kommission ist auf der Steuern vorsehe. Eine solche Ver-
den zweiten Teil des Vorlagebschlusses, pflichtung erwachse den Mitgliedstaaten
der die Umsatzsteuer und die Ver- aus der Richtlinie 69/169 und der Sech-
brauchsteuern betrifft, zu antworten, daß sten Mehrwertsteuerrichtlinie. Dieser
die Artikel 1 und 2 der Richtlinie 69/169 Verpflichtung der Mitgliedstaaten ent-
dahin auszulegen seien, daß die dort be- spreche jedoch kein Recht des einzelnen
handelte Befreiung von den Umsatz- und auf Erhebung der Steuern. Ebenso wie in
Sonderverbrauchsteuern nur für im per- den einzelstaatlichen Rechtsordnungen
sönlichen Gepäck befindliche Ware eines kein Recht des einzelnen Bürgers darauf
Reisenden gelte, der aus einem Drittland bestehe, daß andere Bürger tatsächlich
bzw. einem anderen Mitgliedstaat — ge- ihre Steuern bezahlten, ergebe sich ein
gebenenfalls nach Überqueren der H o - solches Recht auch nicht aus dem Ge-
hen See — einreise, nicht jedoch für die meinschaftsrecht.
Einreise allein von der Hohen See. Er-
Nach Ansicht des Rates ist hinsichtlich
folge die Einreise aus einem anderen
der den Zoll betreffenden Verordnung
Mitgliedstaat — gegebenenfalls nach
Nr. 1544/69 zwischen den Personen, die
Durchfahren der Hohen See oder eines
Waren einführten, und den eingeführten
Drittlands —, so sei weitere Vorausset- Waren selbst zu unterscheiden. Bei den
zung für die Abgabenbefreiung, daß sich Personen müsse es sich um Reisende
die Waren gemäß Artikel 9 und 10 handeln, die aus einem Drittland in die
EWG-Vertrag im freien Verkehr eines Gemeinschaft einreisten. Was die — von
Mitgliedstaats befunden hätten und ent- aus einem Drittland kommenden Reisen-
sprechend den allgemeinen Steuervor- den — eingeführten Waren betreffe, er-
schriften des Binnenmarkts eines Mit- fordere es die Verordnung Nr. 1544/69
gliedstaats erworben worden seien. nicht, daß die Waren aus dem Zollgebiet
eines Drittlands oder gar aus dessen zoll-
Die Richtlinie 69/169 enthalte eine ab- rechtlich freiem Verkehr stammten. Es
schließende Regelung über die Befreiun- sei unerheblich, ob die Waren aus einem
gen von den Umsatz- und Sonderver- Mitgliedstaat oder einem Drittland
brauchsteuern für Waren, die im persön- stammten.
lichen Gepäck von Reisenden im grenz-
überschreitenden Verkehr mitgeführt Aufbau und Inhalt der Richtlinie 69/169
würden. Die Mitgliedstaaten seien nicht seien mit Aufbau und Inhalt der Verord-
befugt, weitere Befreiungen dieser Art im nung Nr. 1544/69 weitgehend identisch;
grenzüberschreitenden Verkehr einzu- in beiden Fällen handele es sich um Ab-
räumen. Die Richtlinie 69/169 begründe gabenbefreiungen im grenzüberschreiten-
keine Rechte des einzelnen, von den Be- den Reiseverkehr. Somit hätten die zur
hörden eines Mitgliedstaats die Erhe- Verordnung Nr. 1544/69 gemachten
bung von Steuern in den Fällen zu ver- Ausführungen auch im Hinblick auf die
langen, in denen die Richtlinie keine Be- Richtlinie 69/169 Gültigkeit.
freiungen von den Umsatz- und Sonder- Zu der Frage, ob die Verordnung Nr.
verbrauchsteuern vorsehe. Wenn ein 3023/77 deswegen ungültig sei, weil sie
Mitgliedstaat von Reisenden bei der Ein- gegen höherrangiges Gemeinschaftsrecht
fuhr von Waren in sein Staatsgebiet nicht verstoße, verweist der Rat auf die Ant-
die an sich vorgesehenen Steuern erhebe, wort, die er am 19. Juli 1978 dem Ab-
so könne das zwar gegen das Gemein- geordneten des Europäischen Parlaments
schaftsrecht verstoßen, wenn und soweit Notenboom erteilt habe, der unter ande-
dieses eine Verpflichtung zur Erhebung rem gefragt habe :
1823
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
1824
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
giere zu Fuß auf das Schiff gekommen, der ganzjährig eingesetzten Personen auf
20,7 % mit dem Personenkraftwagen, rund 1 000 geschätzt. Hinzu kämen noch
73,6 % mit dem Autobus und 1,2 % mit die Beschäftigungen bei den Bus-
der Eisenbahn. Die Umsatzausfälle des unternehmen, Schiffsausrüstern und
Einzelhandels mit Lebensmitteln in den Werften.
„relevanten Kreisen und kreisfreien Städ-
ten" Schleswig-Holsteins von Flensburg Nach Ansicht des Rates gibt es wahr-
über Kiel bis Lübeck würden in dem scheinlich mehrere gleichzeitig zu behan-
Gutachten mit 0,3 %, die des Einzelhan- delnde Materien, von denen die Bordver-
dels mit Tabakwaren mit 1,1 % angege- käufe eine seien. Er denke dabei an die
ben. Der Gutachter vertrete die Auffas- „tax free shops" auf den Flughäfen und
sung, daß diese Branche in der Lage sein die Bevorratung von Schiffen (und inter-
müsse, derartige Ausfälle zu tragen. nationaler Züge) mit Bordbedarf.
Nach Ansicht des Rates sind die Auswir- Was die „tax free shops" angehe, sei es
kungen der Bordverkäufe auf den Ein- trotz verschiedener Anläufe nicht gelun-
zel- und Großhandel in den Küstenorten gen, zu einer Gemeinschaftsregelung zu
nur von geringem Ausmaß. Sie hielten gelangen. In diesem Zusammenhang ge-
sich „in vernünftigen Grenzen". So sei nüge der Hinweis, daß das Europäische
z. B. der Absatz von Butter vermindert, Parlament kürzlich, in seiner Sitzung
doch stelle die Verlängerung der Saison vom 18. April 1980, in seiner Stellung-
in den Ferienorten der Ostsee, die Kauf- nahme zum Vorschlag der Kommission
kraft des dort jetzt ganzjährig eingesetz- an den Rat für eine Fünfte Richtlinie zur
ten seemännischen Personals sowie der Harmonisierung der Rechts- und Ver-
Verkaufskräfte an Bord und selbst der waltungsvorschriften über die Umsatz-
Bordbedarf an Frischwaren einen gewis- steuern und Sonderverbrauchsteuern im
sen Ausgleich dar. grenzüberschreitenden Reiseverkehr un-
ter anderem erklärt habe, es
Auch der Grundsatz der Verhältnismä-
ßigkeit sei nicht verletzt. Das gewählte ,,ersuch[e] die Kommission, ihm über die
Mittel sei der Situation angepaßt. Die Probleme im Zusammenhang mit dem
Ausnahmeregelung sei auf sehr begrenzte Bestehen von ,tax free shops' und über
Mengen beschränkt. die Frage, ob diese Läden für Reisende
zwischen den Mitgliedstaaten eventuell
Weitere Überlegungen gesamtwirtschaft- verboten werden sollten, Bericht zu er-
licher Art sprächen für die hier gegebene statten" (Nr. 8 der Entschließung mit der
Regelung. Der Tagesausflugsverkehr Stellungnahme, ABl. 1980, Nr. 117,
trage zu einer Verlängerung der sonst re- S. 83).
lativ kurzen Fremdenverkehrssaison an
der deutschen Ostsee bei. Er verhindere Im vorliegenden Fall handele es sich um
Abwanderungen von Arbeitskräften aus einen Dritten, nämlich eine erst in zwei-
diesen regional ungünstig gelegenen Ge- ter Hinsicht betroffene Person: Dadurch
bieten; er diene vielmehr der Erhaltung daß der Mitgliedstaat gemeinschafts-
und Schaffung von Arbeitsplätzen. Ohne rechtliche Bestimmungen zugunsten der
diesen Tagesausflugsverkehr müßten die unmittelbar Betroffenen anwende oder
meisten der beteiligten Schiffe im Win- nicht anwende, ergebe sich möglicher-
terhalbjahr stillgelegt, „aufgelegt", wer- weise, als Reflex, eine Auswirkung auf
den. Im Reedereibereich werde die Zahl eine dritte Person, für die das Finanzge-
1825
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
Entscheidungsgründe
1826
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
2 Diese Fragen stellen sich in einem Rechtsstreit zwischen einer Groß- und
einer Einzelhandelsfirma mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland einer-
seits und dem Hauptzollamt Kiel andererseits, in dem es um die Frage geht,
ob die sogenannten „Butterfahrten", die verschiedene Reedereien von den
Häfen der Ostseeküste aus veranstalten, gegen das Gemeinschaftsrecht ver-
stoßen.
7 Das mit dem Rechtsstreit befaßte Finanzgericht hat dem Gerichtshof fol-
gende Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt:
1827
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
„Zum Zoll
1. Ist die Verordnung (EWG) Nr. 1544/69 des Rates vom 23. Juli 1969,
zuletzt in der Fassung der Verordnung (EWG) Nr. 3061/78 des Rates
vom 19. Dezember 1978, dahin auszulegen, daß die dort bestimmte Zoll-
freiheit nur für Waren gilt, die aus dem Zollgebiet eines Drittlands und
gegebenenfalls zusätzlich aus dessen zollrechtlich freien Verkehr stammen
oder genügt es, daß die Waren aus Mitgliedstaaten stammen, und über
die Seezollgrenze oder über die Grenze des Hoheitsgebiets des jeweiligen
Mitgliedstaats von der Hohen See kommend eingeführt werden?
2. Enthält die Verordnung (EWG) Nr. 1544/69, zuletzt in der Fassung der
Verordnung (EWG) Nr. 3061/78, gegebenenfalls in Verbindung mit Arti-
kel 28 EWG-Vertrag — vorbehaltlich der von der Verordnung (EWG)
Nr. 3023/77 des Rates vom 20. Dezember 1977 erfaßten Waren — eine
abschließende Regelung über die Zollfreiheit von Waren im persönlichen
Gepäck von Reisenden oder dürfen die Mitgliedstaaten über den Rege-
lungsbereich der Verordnung (EWG) Nr. 1544/69 hinaus — vorbehaltlich
der von der Verordnung (EWG) Nr. 3023/77 erfaßten Waren — eigen-
ständig Zollfreiheit gewähren?
4. Ist die Verordnung (EWG) Nr. 3023/77 deswegen ungültig, weil sie ge-
gen höherrangiges Gemeinschaftsrecht (z. B. Gleichheitssatz, Diskriminie-
rungsverbot, Wettbewerbsgleichheit, Verhältnismäßigkeit) verstößt?
5. Im Falle der Bejahung der Frage zu 4.: Werden für denjenigen, der durch
eine auf der Verordnung (EWG) Nr. 3023/77 beruhende mitgliedstaat-
liche Rechts- oder Verwaltungsvorschrift bzw. deren Durchführung in
seinen Rechten betroffen wird, unmittelbare Rechte in dem Sinne begrün-
det, daß er vor einem nationalen Gericht auf Unterlassung gemeinschafts-
rechtswidriger Maßnahmen klagen kann?
1828
REWĘ / HAUPTZOLLAMT KIEL
6. Ist die Richtlinie 69/169/EWG des Rates vom 28. Mai 1969, zuletzt in
der Fassung der Richtlinie 78/1032/EWG des Rates vom 19. Dezember
1978, dahin auszulegen, daß die dort behandelte Befreiung von den Um
satzsteuern und den Sonderverbrauchsteuern nur für im persönlichen Ge
päck eines Reisenden eingeführte Waren gilt, die aus dem Zollgebiet eines
Drittlands (Artikel 1) bzw. bei Herkunft der Ware aus einem Mitglied
staat aus dem Zollgebiet der Gemeinschaft (Artikel 2), gegebenenfalls zu
sätzlich aus dem zollrechtlich freien Verkehr eines Drittlands bzw. Mit
gliedstaats stammen, oder genügt es, daß die Waren über die Seezoll
grenze oder über die Grenze des Hoheitsgebiets des jeweiligen Mitglied
staats von der Hohen See kommend eingeführt werden?
I — Zum Zoll
8 Die Verordnung Nr. 1544/69, zuletzt geändert durch die Verordnung Nr.
3061/78 (ABl. L 366, S. 3), regelt im einzelnen die zolltarifliche Behandlung
von Waren, die im persönlichen Gepäck der Reisenden eingeführt werden.
9 Der Zweck der Verordnung Nr. 1544/69 besteht nach ihren Begründungser
wägungen darin, den Zollverwaltungen die Arbeit zu erleichtern, indem ih
nen die komplizierten Probleme der Zollabfertigung erspart werden, die da
durch auftreten, daß Einfuhren aus Drittländern in die Gemeinschaft sehr
häufig sind und viele verschiedenartige Waren betreffen. Zu diesem Zweck
sieht die Verordnung vor, daß Waren, die im persönlichen Gepäck der Rei-
1829
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
senden eingeführt werden, in bestimmtem Umfang vom Zoll befreit sind, so-
fern die Einfuhr keinen kommerziellen Charakter hat.
10 Die Verordnung Nr. 1544/69 in der Fassung der Verordnung Nr. 3061/78
sagt nichts über die Herkunft der Waren aus, die vom Zoll befreit sind. Nach
ihrem Artikel 1 sind Waren, die im persönlichen Gepäck der aus Drittlän-
dern kommenden Reisenden eingeführt werden, von den Zöllen des Gemein-
samen Zolltarifs befreit, sofern die Einfuhr keinen kommerziellen Charakter
hat. Nach Absatz 1 Unterabsatz 2 dieses Artikels sind persönliches Gepäck
sämtliche Gepäckstücke, die der Reisende bei seiner Ankunft bei der Zoll-
stelle gesteilen kann, sowie die Gepäckstücke, die er später bei derselben
Stelle gestellt, wobei er nachweisen muß, daß sie bei seiner Abreise bei der
Gesellschaft, die ihn befördert hat, als Reisegepäck aufgegeben wurden.
1 1 Die Verordnung betrifft kleine Warenmengen, deren Zollwert gering ist. Das
Ziel der Verordnung, die Zollabfertigung von Waren zu erleichtern, die im
persönlichen Gepäck der aus Drittländern kommenden Reisenden eingeführt
werden, würde nicht erreicht, wenn die Zollbehörden bei der Einfuhr die
Herkunft der Waren ermitteln müßten, für die Zollfreiheit in Anspruch ge-
nommen wird.
12 Daher ist festzustellen, daß die Verordnung Nr. 1544/69 für das Gepäck der
aus Drittländern kommenden Reisenden gilt, ohne daß es auf den Ursprung
und der Herkunft dieser Waren oder darauf ankommt, welche Zölle oder
sonstigen Abgaben auf sie vor ihrer Einfuhr in das Gmeinschaftsgebiet erho-
ben worden sind.
1830
REWĘ / HAUPTZOLLAMT KIEL
14 Auf die erste Frage ist somit zu antworten, daß die in der Verordnung Nr.
1544/69, zuletzt geändert durch die Verordnung Nr. 3061/78, vorgesehene
Befreiung nur für Waren gilt, die im persönlichen Gepäck von aus Drittlän
dern kommenden Reisenden eingeführt werden. Sie gilt unabhängig von Ur
sprung und Herkunft der Waren und von den Zöllen und sonstigen Abga
ben, die auf sie vor ihrer Einfuhr in das Gemeinschaftsgebiet erhoben wor
den sind. Als aus Drittländern kommende Reisende im Sinne der Verord
nung können jedoch solche Personen nicht angesehen werden, die während
einer Schiffsreise von einem Hafen eines Mitgliedstaats aus in einem Dritt
land nicht oder nur symbolisch an Land gehen, ohne sich dort lange genug
aufzuhalten, um tatsächlich Einkäufe tätigen zu können.
16 Aus diesen Bestimmungen geht klar hervor, daß es Sache des Rates ist, nach
Maßgabe des Vertrages darüber zu entscheiden, ob für einzelne Waren unter
bestimmten Voraussetzungen abweichend vom Gemeinsamen Zolltarif Zoll
freiheit gewährt werden soll. Daraus folgt, daß den Mitgliedstaaten jeden
falls von dem Zeitpunkt an, in dem der Rat — wie z. B. mit der Verordnung
Nr. 1544/69 geschehen — auf einem bestimmten Gebiet einheitliche Durch
führungsvorschriften über Zollbefreiungen erlassen hat, keinerlei Zuständig
keit für die Gewährung von Zollbefreiungen verbleibt, die über das gemein
schaftsrechtlich festgelegte Maß hinausgehen.
17 Auf die zweite Frage ist somit zu antworten, daß die Verordnung Nr.
1544/69 eine abschließende Regelung über die Zollfreiheit von Waren ent
hält, die im persönlichen Gepäck der aus Drittländern kommenden Reisen
den eingeführt werden, und daß die Mitgliedstaaten infolgedessen nicht
mehr dafür zuständig sind, im Regelungsbereich der Verordnung über das in
dieser vorgesehene Maß hinaus Zollfreiheit zu gewähren.
1831
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
Zur vierten Frage (Gültigkeit der Verordnung Nr. 3023/77 — Befreiung von
den landwirtschaftlichen Abschöpfungen)
18 Die vierte Frage geht dahin, ob die Verordnung Nr. 3023/77 des Rates des-
wegen ungültig ist, weil sie gegen höherrangiges Gemeinschaftsrecht (z. B.
Gleichheitssatz, Diskriminierungsverbot, Wettbewerbsgleichheit, Verhältnis-
mäßigkeit) verstößt.
19 Bevor die Verordnung anhand dieser Maßstäbe geprüft wird, ist jedoch zu
klären, ob sie den Begründungserfordernissen des Artikels 190 EWG-Vertrag
genügt.
20 Mit der Verordnung Nr. 1818/75 des Rates vom 10. Juli 1975 (ABl. L 185,
S. 3) wurden die Befreiungen nach der Verordnung Nr. 1544/69 auf land-
wirtschaftliche Abschöpfungen und andere Abgaben bei der Einfuhr ausge-
dehnt, die im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik oder im Rahmen der
nach Artikel 235 EWG-Vertrag auf bestimmte landwirtschaftliche Verarbei-
tungserzeugnisse anwendbaren spezifischen Regelungen vorgesehen sind, so-
fern diese Erzeugnisse im persönlichen Gepäck von Reisenden in die Ge-
meinschaft eingeführt werden.
21 Nachdem der Rat festgestellt hatte, daß diese Ausdehnung der Befreiungen
zu Mißbräuchen führte, erließ er am 20. Dezember 1977 die Verordnung
Nr. 3023/77 „über Maßnahmen, mit denen Mißbräuchen durch den Verkauf
landwirtschaftlicher Erzeugnisse an Bord von Schiffen ein Ende bereitet wer-
den soll". In den Begründungserwägungen dieser Verordnung wird zunächst
hervorgehoben, daß die Verordnung Nr. 1544/69 (Zollbefreiungen im
eigentlichen Sinne) nicht für die Einfuhr von Waren im Anschluß an eine
von einem Mitgliedstaat ausgehende Reise gelte, bei der das Zollgebiet eines
Drittlands nicht berührt worden sei. Weiter heißt es dort, erfahrungsgemäß
seien gemeinschaftliche landwirtschaftliche Erzeugnisse, für die Ausfuhrer-
stattungen gewährt worden seien, und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus
Drittländern an Bord von Schiffen, welche aus einem Gemeinschaftshafen
ausgelaufen seien und erneut in einen Gemeinschaftshafen einliefen, ohne
einen Hafen außerhalb des Zollgebiets der Gemeinschaft angelaufen zu ha-
ben, verkauft oder verteilt worden, um unter Inanspruchnahme der in den
Verordnungen (EWG) Nr. 1544/69 und Nr. 1818/75 vorgesehenen Abga-
benbefreiungen in die Gemeinschaft eingeführt zu werden.
1832
REWĘ / HAUPTZOLLAMT KIEL
1833
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
26 Die Begründung der Verordnung Nr. 3023/77 genügt nicht dieser Pflicht.
Sie gibt in keiner Weise Aufschluß darüber, weshalb der Rat, nachdem er
festgestellt hatte, daß die Verordnung Nr. 1544/69 entgegen einer bereits
gefestigten Praxis in den oben genannten Fällen keine Anwendung finden
könne, den Erlaß einer auf derartige Fälle anwendbaren besonderen Be-
freiungsregelung für erforderlich hielt. Ein solcher Widerspruch in der Be-
gründung wiegt um so schwerer, als er eine Vorschrift betrifft, durch die die
Mitgliedstaaten ermächtigt werden, von den Einfuhrabgaben, die ein wesent-
liches Element der gemeinsamen Agrarpolitik darstellen, Befreiungen, wenn
auch nur in geringem Umfang, zu gewähren. Aus der Begründung ergibt sich
demnach keine Rechtsgrundlage für die angegriffenen Verordnungsbestim-
mungen, so daß es sich erübrigt, sie materiell daraufhin zu überprüfen, ob sie
mit den Grundsätzen des Gemeinsamen Marktes vereinbar sind.
II — Z u r U m s a t z s t e u e r u n d zu d e n S o n d e r v e r b r a u c h s t e u e r n
Zur sechsten und siebten Frage (Auslegung der Richtlinie 69/169 — Befreiung
von der Mehrwertsteuer und den Sonderverbrauchsteuern)
28 Nach der Richtlinie 69/169 zur Harmonisierung der Rechts- und Verwal-
tungsvorschriften über die Befreiung von den Umsatzsteuern und Sonderver-
brauchsteuern bei der Einfuhr im grenzüberschreitenden Reiseverkehr in der
Fassung der zweiten Richtlinie vom 12. Juni 1972 (ABl. L 139, S. 28) und der
dritten Richtlinie vom 19. Dezember 1978 (ABl. L 366, S. 28) sind im Reise-
verkehr zwischen Drittländern und der Gemeinschaft Waren, die im persön-
lichen Gepäck der Reisenden eingeführt werden, von den genannten Steuern
bei der Einfuhr befreit, sofern ihr Wert bestimmte Grenzen nicht überschrei-
tet.
29 Nach dieser Richtlinie sind auch Waren, die im persönlichen Gepäck der
Reisenden mit Herkunft aus Mitgliedstaaten der Gemeinschaft eingeführt
werden, innerhalb bestimmter Wertgrenzen von diesen Steuern bei der Ein-
fuhr unter der Voraussetzung befreit, daß sie die Bedingungen der Artikel 9
und 10 EWG-Vertrag erfüllen und entsprechend den allgemeinen Steuervor-
schriften des Binnenmarkts eines Mitgliedstaats erworben worden sind.
1834
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
31 Die Richtlinie sieht außerdem vor, daß die Mitgliedstaaten den Wert oder
die Menge der zu befreienden Waren für Grenzgänger oder bestimmte an-
dere Personen niedriger festsetzen können.
32 Ferner enthält die Richtlinie Vorschriften über die steuerliche Entlastung, die
die Mitgliedstaaten für Waren gewähren, die im persönlichen Gepäck der
Reisenden mitgeführt werden, die aus einem Mitgliedstaat ausreisen.
33 Der Rat hat die beiden die Richtlinie 69/169 ergänzenden Richtlinien, wie
aus deren Begründungserwägungen hervorgeht, zur Durchführung der Ent-
schließung des Rates und der Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten
vom 22. März 1971 erlassen, die eine schrittweise Erweiterung der Steuerbe-
freiungen für Einzelpersonen bei Überschreitung der innergemeinschaftlichen
Grenzen vorsieht. Dem Rat erschien es angebracht, in einer ersten Stufe be-
stimmte gemeinsame Regeln vorzusehen, die im allgemeinen bei der steuerli-
chen Entlastung auf der Einzelhandelsstufe für die Gebietsansässigen der Ge-
meinschaft gelten.
1835
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
erfolgt, in dem die Steuern, auf die sich die Richtlinie bezieht, nicht zur
Anwendung auf die dort verbrauchten Waren gelangen, nachweisen können
muß, daß die in seinem Gepäck mitgeführten Waren zu den allgemeinen Be-
dingungen der Besteuerung auf dem Binnenmarkt eines der Mitgliedstaaten
erworben worden sind und dafür keine Erstattung von Umsatzsteuern oder
Sonderverbrauchsteuern gilt. Kann der Reisende diesen Nachweis nicht er-
bringen, so kann er nur in den Genuß der weniger weit gehenden Befreiung
für den Reiseverkehr zwischen den Drittländern und der Gemeinschaft kom-
men.
1836
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
38 Auf die siebte Frage ist zu antworten, daß der Rat durch die Richtlinien
schrittweise eine vollständige Regelung der Befreiungen der im persönlichen
Gepäck der Reisenden eingeführten Waren von Umsatzsteuern und Sonder-
verbrauchsteuern treffen wollte und daß den Mitgliedstaaten daher auf die-
sem Gebiet nur die ihnen in den Richtlinien eingeräumte begrenzte Zustän-
digkeit für die Gewährung von Befreiungen verbleibt, die von den in den
Richtlinien festgelegten Befreiungen abweichen.
Zur dritten, ßinfien und achten Frage (Begründung von Klagerechten fiir die
einzelnen durch die fraglichen Verordnungen und Richtlinien)
39 Diese drei Fragen gehen dahin, ob ein einzelner, der durch mit dem Gemein-
schaftsrecht unvereinbare nationale Rechtsvorschriften oder durch die
Durchführung einer rechtswidrigen Maßnahme der Gemeinschaft in seinen
Interessen betroffen ist, vor den nationalen Gerichten auf Unterlassung ge-
meinschaftsrechtswidriger Maßnahmen klagen kann.
41 Es ist zunächst darauf hinzuweisen, daß die Verordnung nach Artikel 189
EWG-Vertrag „in allen ihren Teilen verbindlich [ist] und . . . unmittelbar in
jedem Mitgliedstaat [gilt]". Die Richtlinie ist nach dieser Bestimmung „für
jeden Mitgliedstaat, an den sie gerichtet wird, hinsichtlich des zu erreichen-
den Ziels verbindlich, überläßt jedoch den innerstaatlichen Stellen die Wahl
der Form und der Mittel". Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofes folgt
aus der Verbindlichkeit der Richtlinie, daß eine nationale Behörde einem
1837
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
42 Aus diesen Erwägungen folgt, daß der einzelne vor den nationalen Gerichten
seine Rechte aus der Verordnung geltend machen kann.
44 Was das Recht eines Unternehmers angeht, auf dem Klagewege zu verlan-
gen, daß die Behörde eines Mitgliedstaats Dritten gegenüber auf der Einhal-
tung aus einer bestimmten rechtlichen Situation erwachsender gemeinschafts-
rechtlicher Verpflichtungen bestehen, obgleich er in bezug auf diese Situa-
tion Außenstehender ist, aber durch die Nichtbeachtung des Gemeinschafts-
rechts wirtschaftliche Nachteile erleidet, so ist in erster Linie darauf hinzu-
weisen, daß der Vertrag zwar für Privatpersonen mehrere Möglichkeiten der
direkten Klage zum Gerichtshof eröffnet hat, daß er aber nicht zusätzlich zu
den nach nationalem Recht bereits bestehenden Rechtsbehelfen neue Klage-
möglichkeiten zur Wahrung des Gemeinschaftsrechts vor den nationalen Ge-
richten schaffen wollte. Das durch den Vertrag geschaffene Rechtsschutzsy-
stem, wie es insbesondere in Artikel 177 ausgeprägt ist, setzt vielmehr voraus,
daß es möglich sein muß, zur Gewährleistung der Beachtung unmittelbar
wirkenden Gemeinschaftsrechts von jeder im nationalen Recht vorgesehenen
Klagemöglichkeit unter denselben Zulässigkeits- und sonstigen Verfahrens-
voraussetzungen Gebrauch zu machen, wie wenn es sich um die Gewährlei-
stung der Beachtung des nationalen Rechts handelte.
1838
REWĘ / HAUPTZOLLAMT KIEL
46 Auf die dritte, fünfte und achte Frage ist somit zu antworten:
Kosten
hat
DER G E R I C H T S H O F
auf die ihm vom Finanzgericht Hamburg mit Beschluß vom 5. Juni 1980
vorgelegten Fragen für Recht erkannt:
1. Die in der Verordnung Nr. 1544/69, zuletzt geändert durch die Ver
ordnung Nr. 3061/78, vorgesehene Befreiung gilt nur für Waren, die
im persönlichen Gepäck von aus Drittländern kommenden Reisenden
eingeführt werden. Sie gilt unabhängig von Ursprung und Herkunft
der Waren und von den Zöllen und sonstigen Abgaben, die auf sie vor
ihrer Einfuhr in das Gemeinschaftsgebiet erhoben worden sind. Als
aus Drittländern kommende Reisende im Sinne der Verordnung kön
nen jedoch solche Personen nicht angesehen werden, die während
einer Schiffsreise von einem Hafen eines Mitgliedstaats aus in einem
Drittland nicht oder nur symbolisch an Land gehen, ohne sich dort
lange genug aufzuhalten, um tatsächlich Einkäufe tätigen zu können.
1839
URTEIL VOM 7. 7. 1981 — RECHTSSACHE 158/80
2. Die Verordnung Nr. 1544/69 des Rates vom 23. Juli 1969 enthält
eine abschließende Regelung über die Zollfreiheit von Waren, die im
Gepäck der aus Drittländern kommenden Reisenden eingeführt wer-
den. Infolgedessen sind die Mitgliedstaaten nicht mehr dafür zustän-
dig, im Regelungsbereich der Verordnung über das in dieser vorgese-
hene Maß hinaus Zollfreiheit zu gewähren.
3. Die Verordnung Nr. 3023/77 des Rates vom 20. Dezember 1977 über
Maßnahmen, mit denen Mißbräuchen durch den Verkauf landwirt-
schaftlicher Erzeugnisse an Bord von Schiffen ein Ende bereitet wer-
den soll, ist nicht hinreichend mit Gründen versehen und daher ungül-
tig.
6. Der Rat wollte durch die Richtlinie 69/169, ergänzt durch die Zweite
Richtlinie vom 12. Juni 1972 und durch die Dritte Richtlinie vom
10. Dezember 1978, schrittweise eine vollständige Regelung der Be-
freiungen der im persönlichen Gepäck der Reisenden eingeführten
Waren von den Umsatzsteuern und den Sonderverbrauchsteuern tref-
1840
REWE / HAUPTZOLLAMT KIEL
fen; den Mitgliedstaaten verbleibt daher auf diesem Gebiet nur die
ihnen in den Richtlinien eingeräumte begrenzte Zuständigkeit für die
Gewährung von Befreiungen, die von den in den Richtlinien festgeleg-
ten Befreiungen abweichen.
1841