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Claudia Nuber

Auffallend gut
Außergewöhnliche
Bewerbungen, die
überzeugen

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Jeder möchte den Traumjob bekommen, den er sich wünscht. Auffallend gut
basiert auf konkreten Vorstellungen der befragten Unternehmen und auf
wahren Beispielen erfolgreicher Bewerbungsstrategien.

ISBN 3-478-74220-X
2002 verlag moderne industrie
Umschlaggestaltung: Grafikhaus, München
Umschlagabbildung: ZEFA

Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!


Buch

Jeder möchte den Traumjob bekommen, den er sich wünscht.


Auffallend gut basiert auf konkreten Vorstellungen der befragten
Unternehmen und auf wahren Beispielen erfolgreicher
Bewerbungsstrategien.
Sie werden aufgefordert sich mit sich selbst auseinander zu
setzen, sich Ihrer eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu
werden, sich zu orientieren und wenn nötig auch mit einem
Schuss Frechheit Ihr berufliches Fortkommen
eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.
Autor

Claudia Nuber ist Management Coach und


Unternehmensberaterin. Seit 1992 leitet sie erfolgreich ihre
Beratungspraxis CN CONSULT® in München. Sie ist gefragte
Referentin für namhafte Unternehmen und Verbände und führt
Seminare und Coachings für Einzelpersonen und Unternehmen
mit folgenden Schwerpunkten durch: berufliche
Potenzialentwicklung, Veränderungsmanagement,
Integrationsprozesse bei Unternehmenszusammenschluss und
Firmennachfolge. Weitere Informationen erhalten Sie unter
www.cnconsult.de.
Inhaltsverzeichnis

Vorwort - Team ist alles!...........................................................8


1 Wie alles begann ...................................................................9
Worum geht es in diesem Buch?....................................... 10
2 Wie finde ich die richtige Firma und wie findet die Firma die
richtigen Bewerber? ................................................................ 14
Mitarbeiterrekrutierung aus Sicht der Unternehmen ......... 15
Der Wunschkandidat und worauf geachtet wird ................ 19
Der erste Eindruck - die Bewerbungsmappe..................... 21
Das Vorstellungsgespräch - Stress hoch zwei.................. 24
Gebündelte Aussagen:
Was Unternehmen wirklich wollen ..................................... 28
3 Auffallen aber gut! ................................................................ 30
Was heißt auffallen? .......................................................... 30
Auf die richtige Dosis kommt es an! .................................. 34
Wer bin ich? ....................................................................... 36
4 Persönliche Voraussetzungen, um erfolgreich aufzufallen . 38
Die Inventur „Wer bin ich und was kann ich?“ ergibt Ihr
Inventar............................................................................... 39
Was fange ich mit all meinen Gaben an? .......................... 46
5 Der Weg ist das Ziel oder umgekehrt? ................................ 52
Das Ziel - ein neuer Job! .................................................... 52
Die Routenplanung ............................................................ 56
Die Schlaglöcher auf dem Weg ......................................... 59
6 Blindbewerbungen können erfolgreich sein! ....................... 65
Initiative zeigen - sich unaufgefordert bewerben! .............. 66
7 Stellenanzeigen und ihre Tücken ........................................ 74
Stellenanzeigen, die ihr Ziel erreichen .............................. 76
Personalberatungen - Freund oder Feind? ....................... 79
8 Be-Werben am Telefon die Stimme macht's! ..................... 84
Ein Muss - der Gesprächsleitfaden.................................... 85
Mit Charme und Stil zum Ziel ............................................. 87
9 Das Internet - eine heiße Job-Fundgrube? ......................... 91
Ran an die Maus - und an den (Job-)Speck...................... 91
Online-Date mit einer Firma?............................................. 94
Auch das Netz hat seine Regeln! ...................................... 95
Es ist nicht alles Gold, was glänzt ..................................... 97
10 Das Anschreiben - am besten ganz persönlich! ............... 99
Es kräht der Gockel auf dem Mist ein jeder doch
verschieden ist! ................................................................ 100
Worauf es beim persönlichen Anschreiben wirklich
ankommt........................................................................... 101
Der Bewerber als Berater ................................................ 104
11 Die Bewerbungsmappe ................................................... 108
Inhalt und Reihenfolge ..................................................... 109
Der Lebenslauf - kurz und aussagekräftig ....................... 110
Das Qualifikationsprofil - ein Sahnehäubchen ................ 114
Die vollständige Bewerbungsmappe ............................... 117
12 Einladung zum Vorstellungsgespräch oder Absage? ..... 119
Die Bewerbungsunterlagen kommen zurück................... 120
13 Hurra-Sie sind zum Vorstellungsgespräch eingeladen! .. 122
Mythos „Erster Eindruck“.................................................. 123
Die richtige mentale Einstellung bringt's!......................... 127
14 Darf ich vorstellen? .......................................................... 133
Monolog oder Dialog?...................................................... 134
Was interessiert das Unternehmen an potenziellen
Mitarbeitern? .................................................................... 138
Informationen, die Sie bekommen sollten ....................... 140
Das Thema Geld .............................................................. 141
Wie geht es weiter?.......................................................... 143
Besonderheiten bei Vorstellungsgesprächen.................. 143
15 Das lange Warten ............................................................ 145
Die Qual der Wahl............................................................ 146
Nutzen Sie die Zeit! .......................................................... 148
16 Die Würfel sind gefallen ................................................... 149
Warum wurde mir abgesagt?........................................... 149
Ring frei zur nächsten Runde! ......................................... 151
17 Tipps zum ersten Arbeitstag und für die Probezeit ......... 153
Der erste Arbeitstag ......................................................... 154
Die Probezeit.................................................................... 156
18 Fallbeispiele ..................................................................... 158
Komplex = kompliziert?.................................................... 158
In der Kürze liegt die Würze!............................................ 160
Mit Charme überzeugen!.................................................. 162
Auf Umwegen zum Ziel .................................................... 164
Bewerben geht durch den Magen!................................... 166
Auch ein Bademantel kann entzücken! ........................... 170
Bewerbung im Hemd - aber nicht hemdsärmelig! ........... 172
Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! ................................. 173
Leningrad Cowboy goes to Bank - oder: Wie man es
trotzdem schafft................................................................ 175
Steter Tropfen höhlt den Stein ......................................... 178
Möbelverkauf zum Nulltarif .............................................. 180
Gut beraten....................................................................... 182
Quadratisch - praktisch - gut............................................ 184
Vom sitzenden Redakteur zum rollenden Reporter ........ 185
Übung macht den Meister................................................ 189
Eine süße Bewerbung...................................................... 191
Schneller als der Markt oder: Träume werden wahr! ...... 192
Engineering by Video....................................................... 194
Bei Anruf Job! ................................................................... 195
Vom „hot job“ zur Hotline ................................................. 197
Erlebnisgastronomie ........................................................ 198
Was alle Beispiele gemeinsam haben............................. 200
Anhang.................................................................................. 203
Literaturverzeichnis .......................................................... 203
Vorwort - Team ist alles!

Bedanken möchte ich mich zuallererst bei den Menschen und


Unternehmen, die mir im Rahmen meiner Recherchen zu den
außergewöhnlichen Beispielen zur Verfügung standen. Den
vielen, die ungenannt bleiben möchten, und den folgenden, die
ich als Kontributoren nennen darf: Rainhard Hahn von der
Kirch-Gruppe, Siegfried Kapfer vom ADAC, Karin
Scheingruber von Motorola sowie Winfried Sturm von Force
Computers. Den Unternehmen, die mich persönlich empfingen,
zum Beispiel Lotus und E.ON, sei für ihre Offenheit und Zeit
gedankt. Nennen möchte ich den „Turbo-Anschub“, den ich von
Mona Nebgen erhielt und ohne den dieses Buch wahrscheinlich
nie geschrieben worden wäre.
Die großzügige Unterstützung von Karl- Heinz List, prodomo
JOB-BERATUNG in Hamburg, Dr. Kristin Gisbert in Frankfurt,
Herbert Ost Mentaltraining in München und das begleitende
Coaching meiner Literaturagentin Christine M. Huber sowie die
Rückenstärkung durch Reinhard Gründer waren für mich als
Erstautorin ein Geschenk.
Sie alle und die zahlreichen Ungenannten haben dazu
beigetragen, dass dieses Buch so viele verschiedene Facetten des
Bewerbungsprozesses aus ebenso vielen verschiedenen
Aspekten beleuchtet.
Ich wünsche Ihnen Spaß bei der Lektüre, viele hilfreiche
Erkenntnisse und vor allem guten Erfolg auf der spannenden
Reise zu Ihrem Job!
Ihre Claudia Nuber

-8-
1 Wie alles begann

Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute, seht, wohin
uns die Normalen gebracht haben! (George Bernard Shaw)

Eines Tages erhielt ich einen Anruf von einer mir


unbekannten Dame. Sie bat mich, ein Buch über
außergewöhnliche Bewerbungen zu schreiben. Ich fiel aus allen
Wolken, denn von meinen Anfangszeiten als Bewerbungs- und
Karriereberaterin Anfang der 90er Jahre hatte ich mich schon
lange zum Management Coach weiterentwickelt. Und dann noch
„aus dem Rahmen fallende“ Bewerbungen in einer Zeit der
Standardisierung und Checklisten! Aber es war ein spannendes
Projekt und je mehr ich mich mit den verschiedenen Aspekten
von Ausgefallen-Sein auseinander setzte, umso mehr reizte es
mich, diese Herausforderung anzunehmen und diesen Ratgeber
der besonderen Art zu schreiben.
Allerdings blieb da noch die Frage: Woher nehme ich die
ausgefallenen Beispiele? In meiner Beratungspraxis hatte ich
meine Klienten sicherlich immer auf ihre Individualität
hingewiesen, ihr Stärkenprofil mit ihnen erarbeitet und sie zu
authentischen Bewerbungen veranlasst - aber so viel
Ausgefallenes war meiner Meinung nach nicht dabei. Also, was
tun? Mitten in der Nacht kam mir dann der rettende Einfall:
Warum interviewe ich nicht einfach Personalchefs, die auf eine
lange Karriere zurückblicken können und Lust haben, aus ihrem
Nähkästchen zu plaudern? Gesagt, getan. Es folgten viele
interessante Gespräche mit echten Fachleuten, die mich - und
durch die Lektüre dieses Buchs nun auch Sie - an ihrem reichen
Erfahrungsschatz teilhaben ließen. Diese Dialoge hatten darüber
hinaus den wunderbaren Nebeneffekt, dass ich direkt von den
Personen, die über eine Anstellung letztlich auch entscheiden,

-9-
erfahren konnte, wie sich die Firmen ihre Bewerber und
Bewerbungen vorstellen und wünschen. Diesen Aspekt des
Buches möchte ich Ihnen besonders nahe legen, wenn Ihre
Bewerbung erfolgreich sein soll und das wünsche ich Ihnen von
ganzem Herzen!

Worum geht es in diesem Buch?

Der Markt für Bewerbungsratgeber boomt. Meterweise stehen


die einschlägigen Bücher in den realen und virtuellen
Buchläden, fein säuberlich nach Autorin oder nach Autor
sortiert und immer wieder kommt ein neues hinzu.
Warum besteht zum Thema „Bewerben“ so ein großer
Informationsbedarf? Ich denke, wir leben in einer Zeit, in der
die Negativmeldungen in den Medien die Positivmeldungen bei
weitem übersteigen, und das verunsichert uns. Auch die
Tatsache, dass es mehr Arbeitslose als offene Stellen gibt oder
zu geben scheint, verunsichert uns. Dazu kommt, dass es für uns
einen großen Stellenwert hat, die Dinge „richtig“ zu machen und
wir uns fürchterlich blamiert oder gar wertlos fühlen, wenn wir
glauben, etwas „falsch“ gemacht zu haben. Deshalb informieren
wir uns, wie denn was zu machen ist. Wir besorgen uns Bücher,
die wir aufmerksam lesen, und im besten Fall denken wir sogar
kurz darüber nach, welche der vielen angebotenen Strategien die
für uns persönlich passendste ist; und dann verfahren wir nach
Schema F - wie viele unserer Mitbewerber auch. Und so haben
wir den klassischen Fall geklönter Bewerbungen, deren Erfolg
wir im Verlauf des Buches immer wieder kritisch hinterfragen
werden. Mit unserer Bewerbung riskieren wir jedes Mal aufs
Neue, vom Unternehmen als Mitarbeiter abgelehnt zu werden.
Denn auch der zweitplatzierte Kandidat wird die Position nicht
bekommen, es sei denn, der Favorit sagt ab oder versagt
während der Probezeit. Nur dann hat der Zweitplatzierte im

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Allgemeinen eine Chance, zur Nummer l aufzurücken. Auch
wenn Sie sagen können, Sie haben sich gegen 250 Mitbewerber
als Zweiter durchgesetzt, so haben Sie die Position nicht
gewonnen - aber eine Erfahrung und, wenn Sie offen dafür sind,
eine Erkenntnis. Beim Bewerben ist es wie im Spiel: Sie können
gewinnen - oder verlieren. Dazwischen gibt es nichts, oder
vielleicht doch? Mit dieser Frage werden wir uns intensiv
auseinander setzen. Jeder von uns wünscht sich den
„Traumjob“, von dem er glaubt, dafür qualifiziert zu sein und
ihn zu verdienen. Das ist ganz okay so und Ihr gutes Recht, aber
bitte bedenken Sie: Ein altes Sprichwort sagt: „Träume sind
Schäume“. Sie hören meistens da auf, wo es wirklich spannend
wird. Mich erinnert das an die schönen schillernden
Seifenblasen, die ich als Kind so liebte; aber wie traurig war ich,
als sie zerplatzten! Genauso ist es mit dem „Traumjob“. Erst ist
er sehr erstrebenswert: Er erscheint uns als der nächste
glorreiche Schritt auf der Karriereleiter oder gar als Krönung
unserer beruflichen Laufbahn. Und stellen Sie sich vor, es klappt
wirklich: Aufgrund Ihrer Bewerbung werden Sie zum
Vorstellungsgespräch gebeten. Das persönliche Kennenlernen
ist ein Erfolg, das Gespräch läuft gut, man passt zueinander und
ein Anstellungsvertrag wird geschlossen. Voller Begeisterung
und Elan treten Sie die neue Arbeit an. Doch dann: Nach einigen
Wochen hat Ihre anfängliche Euphorie sichtlich nachgelassen.
Sie fühlen sich matt, lustlos und vage unzufrieden. Was ist
geschehen?
Möglicherweise werden Ihre Erwartungen nicht erfüllt. Die
im Vorstellungsgespräch versprochene Eigenverantwortung
entpuppt sich als pures Lippenbekenntnis und sogar die
Büromaterialbestellung muss von oben genehmigt werden. Oder
das vielgepriesene Betriebsklima besteht aus Gleichmacherei
und Rechthaben-Wollen. Frei nach Einstein: „Um ein tadelloses
Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem
ein Schaf sein!“ Auch die gelegentlichen Überstunden, gegen

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die kein engagierter Mitarbeiter ernsthaft etwas einwenden wird,
stellen sich als permanente 60- bis 70-Stunden-Woche heraus.
Das alles kann man dem Arbeitgeber zur Last legen. Viel
schlimmer ist es allerdings, wenn Sie zugeben müssen, dass Sie
sich geirrt haben und jetzt enttäuscht sind: Die Seifenblase ist
geplatzt - der Traum ist vorbei. Sie sind aufgewacht. Guten
Morgen und willkommen in der Realität! Für jeden Menschen
ist die Wirklichkeit eine persönliche Realität, denn sie ist
subjektiv und wird immer aus der Perspektive des Betrachters
wahrgenommen. Ebenso verhält es sich mit der Motivation:
Das, was den einen motiviert, lahmt den anderen. Meine
persönliche Motivation, dieses Buch zu schreiben, ist folgende:
Jeder Mensch ist einzigartig und okay so, wie er ist. Jeder
Mensch hat etwas ganz Spezielles an sich oder bestimmte
Fähigkeiten und Kenntnisse, die ihn für eine bestimmte Aufgabe
im Leben prädestinieren (von prä = vor und destinare =
bestimmen). Menschen auf der Suche nach ihrer
Unverwechselbarkeit zu begleiten ist immer wieder eine meiner
vielfältigen Aufgaben als Coach. Aus dieser Haltung heraus und
unter dem Aspekt des Haushaltens mit den eigenen Ressourcen
erscheint es mir für jeden Bewerber wichtig, sich Schritt für
Schritt der neuen beruflichen Herausforderung anzunähern:
§ Wer bin ich?
§ Was kann ich?
§ Wo sind meine Stärken?
§ Was will ich?
§ Welchen Preis bin ich gewillt, dafür zu zahlen?
§ Was biete ich dem Unternehmen?
Sich nach Klärung und Beantwortung dieser Fragen dann
gezielt und wirkungsvoll zu vermarkten erscheint mir wesentlich
sinnvoller, als sich mit der Einstellung „Ich brauche einen Job,
egal welchen“ auf Stellenanzeigen zu stürzen, die im ersten
Augenblick verlockend erscheinen. Das Bewerben nach dem

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Gießkannen-Prinzip bedingt logischerweise viele Ablehnungen,
denn Sie können ja nicht jeden Job bekommen. Auch wenn Sie
glauben, ein Absagebrief mache Ihnen nichts aus, so ist er doch
ein „Nein“ und zeigt früher oder später seine Wirkung. Eine
Information am Rande: Wussten Sie, dass ein 18jähriger
Jugendlicher in seinem Leben 20000 Mal „Nein“ und 3000 Mal
„Ja“ gehört hat? Ist das der Grund, weshalb wir uns mit Kritik
leichter auseinander setzen, als Lob und Anerkennung
anzunehmen? Diese Überlegung ist einen Gedanken wert,
meinen Sie nicht auch? Doch zurück zum Thema.
Die Basis einer erfolgreichen Bewerbungsstrategie ist, sich
klar zu werden, über sich selbst, seine Wünsche, seine
berufliche Kompetenz, mögliche Karriereziele und den Preis,
den man bereit ist, dafür zu zahlen. Aus dieser persönlichen
Inventur heraus entwickeln Sie Ihr Berufsziel, erklimmen
vielleicht die nächste Stufe auf der Karriereleiter oder stellen
möglicherweise fest, dass der Umstieg auf eine ganz andere
Leiter Sinn macht. So, nun setzen wir einmal voraus, Sie haben
die Basisarbeit geleistet - Ihr Ziel entwickelt - und jetzt sind Sie
auf dem Weg zur Zielerreichung: Wow - das Spannendste liegt
vor Ihnen! Deshalb einige Punkte mit auf den Weg:
→ Seien Sie kritisch und ehrlich! Auch oder vor allem
sich selbst gegenüber!
→ Seien Sie selbstbewusst! Aber natürlich mit dem
nötigen Realitätsbezug!
→ Und wenn es Ihnen gefällt: Fallen Sie aus dem
Rahmen - seien Sie ausgefallen!

-13-
2 Wie finde ich die richtige
Firma und wie findet die Firma
die richtigen Bewerber?

Geben und Nehmen - ein Wechselspiel unter Gleichen!


(Claudia Nuber)

Wenn Sie sich über ein Unternehmen schlau machen wollen,


so ist neben persönlichen Kontakten oder dem Internetauftritt
vor allem der gedruckte Geschäftsbericht ein geeignetes
Medium. Sie bekommen ihn von der Pressestelle des
Unternehmens zugesandt, können ihn fallweise über Ihre Bank
bestellen oder auch bei der Industrie- und Handelskammer
einsehen. Die Lektüre lohnt sich, denn neben den Bilanzzahlen
finden Sie viele Informationen zum Produktportfolio und zum
organisatorischen Aufbau der Firma. In manchen Fällen wird
auf die Vision sowie die Philosophie des Unternehmens
eingegangen und der Personalbericht ebenfalls mitgeschickt.
Wenn Sie den Geschäftsbericht lesen, achten Sie unter anderem
auch darauf, wie oft die Mitarbeiter genannt werden
beziehungsweise auf sie eingegangen wird. Wenn Sie nur einen
Satz finden, der so ähnlich lautet wie: „Wir danken unseren
Mitarbeitern für ihre ausgezeichneten Leistungen, denn ohne sie
wäre dieses Jahresergebnis nicht möglich gewesen“, können Sie
davon ausgehen, dass die Mitarbeiter eher als eine Nummer oder
Funktion gesehen werden und nicht als Individuen mit
unverwechselbarer Persönlichkeit, die einen motivierten Beitrag
zu leisten imstande sind.

-14-
Mitarbeiterrekrutierung aus Sicht der
Unternehmen

Bei meinen Recherchen zu diesem Buch hatte ich sehr


intensive Kontakte zu den Personalchefs großer wie
mittelständischer Unternehmen und teilweise auch zu den
Personalreferenten, die für die Einstellung und Rekrutierung der
Mitarbeiter zuständig sind, also für das Personalmarketing.
Bei diesen Gesprächen begegnete mir immer wieder der Satz
„Schon anhand des Layouts der Bewerbung können wir
erkennen, wo sich der Bewerber schlau gemacht hat“ - also
welches Buch er gelesen oder bei welchem Trainer er ein
Seminar besucht hat. Bitte verstehen Sie mich richtig: Es ist
wichtig, dass ein Lebenslauf nach einem bestimmten Raster
aufgebaut ist. Zum einen wegen der Übersichtlichkeit und zum
anderen findet der Leser sehr schnell die gesuchten
Informationen. Es ist weiterhin notwendig, sich über das
Bewerbungsszenario gründlich zu informieren, bevor man sich
darauf einlässt. Sie vermeiden dadurch, sich blauäugig unnötige
„Veilchen“ einzufangen, wenn es eine Absage nach der anderen
hagelt.
Wer von Seminaren mehr profitiert als vom Bücherlesen, dem
sei ein Bewerbungsseminar angeraten. Hier sollten Sie sich vor
der endgültigen Buchung informieren, welche Themen in
welcher Zeit bearbeitet werden und ob es die Möglichkeit einer
Hotline für spezielle Fragen nach dem Seminarbesuch gibt. Sie
können sich auch eine Karriereberatung oder ein Coaching
gönnen.
Wenn die Unternehmen von geklonten Bewerbungen
sprechen, so heißt das lediglich, dass eine große Anzahl
Bewerbungen eingeht, die unmodifiziert nach den Vorgaben
eines bestimmten Bewerbungsratgebers oder -trainers aufgebaut
-15-
sind und offensichtlich ohne nachzudenken schlicht nach
Schema F übernommen wurden. Solche Bewerbungen sind zwar
technisch perfekt, lassen jedoch keinerlei Rückschlüsse auf die
Persönlichkeit und das Starken-/Schwächenprofil des Bewerbers
zu. Vor allem tragen sie maßgeblich dazu bei, dass immer mehr
Firmen die Eignung eines Kandidaten anhand fachspezifischer
Checklisten „abhaken“. Das sieht dann so aus, dass die
gewünschten Fähigkeiten und Kenntnisse auf einem Formblatt
vorgegeben sind und mit dem Lebenslauf (!), nicht mit den
Zeugnissen, verglichen und Übereinstimmungen abgehakt
werden. Die Bewerber, in deren Lebenslauf die meisten
Übereinstimmungen mit den Begriffen auf der Checkliste
gefunden wurden, werden zum Vorstellungsgespräch gebeten.
Den anderen Bewerbern werden ihre Unterlagen zusammen mit
einem nichtssagenden Absageschreiben zurückgeschickt.
Ein deutsches Großunternehmen hatte eine Trainee-Aktion
ausgeschrieben und erhielt für die 45 zu besetzenden Stellen
sage und schreibe 6000 (sechstausend!) Bewerbungen, die es
innerhalb von zwei Wochen auf Eignung zu prüfen hatte. Diese
Mammutarbeit war nur durch das schematische Abhaken
vorbereiteter Checklisten auf zu erfüllende Kriterien zu
bewältigen.
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, welcher Arbeitsaufwand
hinter der Besetzung von Stellen steckt. Die
Personalsachbearbeiter, bei denen die Bewerbungen eingehen,
übernehmen die Vorprüfung der Unterlagen: Sind sie komplett?
Wenn nicht, was fehlt? Ist der Bewerber für das Unternehmen
interessant, wird das Fehlende nachgefordert, ansonsten werden
die Bewerbungsunterlagen gleich dem Stapel „Absage“
zugeordnet. Die Befugnisse der Sachbearbeiter wie auch die
Auswahlkriterien unterscheiden sich von Firma zu Firma.
Manchmal ist es die Teamsekretärin, die Sympathieträger
aufgrund des mitgeschickten Fotos identifiziert, oder der
Geschäftsführer selbst nimmt sich die Zeit, Bewerbung für

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Bewerbung intensiv durchzuarbeiten. Die Bandbreite des
Möglichen und das Spektrum der Vorgehensweise in den
Unternehmen sind so groß und so unterschiedlich, dass man
kaum generalisieren kann. Im Schnitt nimmt man sich maximal
drei bis fünf Minuten Zeit für die erste Durchsicht einer
Bewerbungsmappe.
Zum Glück setzt sich auch in Deutschland mehr und mehr die
Erkenntnis durch, dass Mitarbeiter das größte Kapital einer
Firma sind. Selbstverständlich ist es wichtig, dass man die
Funktion, für die man eingestellt werden soll, von der
Qualifikation her professionell ausfüllen kann, trotzdem wird
dem „human factor“ zwischenzeitlich mehr und mehr Raum
gegeben:
→ Chemie zwischen Unternehmen und Mitarbeiter
→ Umgangsweise zwischen den Mitarbeitern
→ Persönliche Einstellung zur Arbeit und zum
Unternehmen selbst
Alles Aussagen, die in die Kardinalfrage einfließen, ob man
zum Unternehmen passt oder nicht. Diese „weichen Faktoren“
können meist erst im persönlichen Gespräch geklärt werden und
der Aufwand, der betrieben werden muss, um genau das
herauszufinden, ist immens.
Nehmen wir einmal an, auf eme ausgeschriebene Stelle
bewerben sich 200 Personen. Davon entsprechen 150 dem
Anforderungsprofil. Wie soll der Personalsachbearbeiter oder
der Referent nun feststellen, welcher Bewerber am besten zum
Unternehmen passt, wenn alle Bewerbungen gleich aussehen,
also gleich viele Häkchen auf den Checklisten aufweisen?
Stellen Sie sich vor, er müsste diese 150 Bewerber zum
Gespräch bitten, das heißt, 150 Vorstellungsgespräche
terminieren, also die Termine vorschlagen und bestätigen, 150
Gespräche durchführen, wobei jedes Gespräch zwischen 60 und
90 Minuten dauert. Berücksichtigen Sie bitte weiterhin, dass

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eine Stunde Arbeitszeit des Personalreferenten im Schnitt das
Unternehmen mindestens 80 Euro kostet. Welch ein ungeheurer
Zeit- und Kostenaufwand, der betrieben werden muss, nur um
eine Position zu besetzen!
Sie sehen, der Personaler kann gar nicht anders, als anhand
der fachlichen Checkliste versuchen, die Spreu vom Weizen zu
trennen, um kurzfristig und einigermaßen kostenbewusst einen
neuen Mitarbeiter zu finden und einzustellen.
Also, lieber Bewerber: Nur wenn Sie in allen Punkten exakt
dem geforderten Mitarbeiterprofil entsprechen, hätten Sie eine
Chance, wenn Sie nach der Schema-F-Methode vorgehen, und
wie hoch schätzen Sie diese Wahrscheinlichkeit bei Ihrer
Bewerbung ein? Sie sehen also, geklonte Bewerbungen haben
ihre Vor- und Nachteile und es lohnt sich, im jeweiligen Fall
diese gegeneinander abzuwägen.
Ich hoffe, dass Sie aufgrund des gerade geschilderten
Szenarios bei der Bewerberauswahl in Unternehmen etwas mehr
Verständnis dafür aufbringen, dass Sie manchmal länger auf die
Antwort des Unternehmens warten müssen. Wenn Sie zu den
ungeduldigen Menschen gehören, die jeden Tag dort anrufen
und nachfragen, wie denn der Stand der Dinge sei, so bedeutet
das für den jeweiligen Personalsachbearbeiter eine unzumutbare
Zusatzbelastung. Abgesehen davon, ist ein solches Verhalten
Ihrer Sache ganz gewiss nicht dienlich. Wenn Sie schon
nachfragen (müssen), so fragen Sie lieber konkret, wann Sie sich
wieder melden sollen, und halten Sie sich auch daran.
Unfreundliche Anrufer sind ebenso tabu wie „Schleimer“. Wenn
Sie aus Entscheidungsgründen in Zeitnot geraten, so teilen Sie
es dem Sachbearbeiter ehrlich mit. Manchmal kann er Ihnen
bereits am Telefon sagen, wie seiner Einschätzung nach die
Chancen Ihrer Bewerbung stehen.

-18-
Der Wunschkandidat und worauf
geachtet wird

Die meisten Firmen wünschen sich natürlich den perfekt


qualifizierten Bewerber, jung, fit und dynamisch, mit immenser
Berufserfahrung, ausgeprägter Sozialkompetenz,
selbstmotivierend und zum Unternehmen passend. Also die viel
zitierte „Eier legende Vollmilchsau“. Ja, Sie sehen es richtig:
Wunsch und Realität klaffen auch hier meilenweit auseinander.
Auf den ersten Blick erkennen Sie das schon an der
Formulierung der Stellenanzeigen. Wenig Konkretes findet sich
in vielen Stellenangeboten, die in Zeitungen geschaltet werden.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Anzeigen eher zur
Imagepflege der Unternehmen dienen sollen als zur echten
Mitarbeitergewinnung. Lesen Sie die Stellenanzeigen genau und
überprüfen Sie, wenn nötig, auch mit fremder Hilfe, ob Sie
wirklich für die ausgeschriebene Position geeignet sind. Sie
ersparen den Unternehmen damit Arbeit und, was noch viel
wichtiger ist, sich selbst eine Menge unnötiger Frustration! Sind
wir ehrlich, jede Absage, und sei sie noch so freundlich
formuliert, ist und bleibt eine Absage. Das kann man sich nicht
oft genug ins Gedächtnis rufen.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, die Stellenanzeige zu
verstehen, oder der Meinung sind, dass die darin angesammelte
Menge von Worthülsen so gut wie nichts aussagt, rufen Sie im
Unternehmen an. Fragen Sie den Sachbearbeiter freundlich nach
Konkretem, zum Beispiel:
→ Was genau umfasst der Tätigkeitsbereich?
→ Wo im Unternehmen ist die Position angesiedelt, wer ist
Ihr Chef, sind Ihnen Mitarbeiter unterstellt, wenn ja, wie
viele?

-19-
→ Welche fachlichen Kernqualifikationen sind für diese
Position absolut notwendig?
→ Worauf legt das Unternehmen bei seinen Mitarbeitern
besonderen Wert?
Wenn es für Sie wichtig ist, können Sie durchaus nach dem
Gehaltsrahmen für die inserierte Position fragen. Ich empfehle
in diesem Fall, von sich aus zu sagen, welcher Verdienst für Sie
die Untergrenze darstellt. Ihr Gesprächspartner kann Ihnen dann
antworten, ohne Vertraulichkeitsverletzungen zu begehen, denn
in den meisten Unternehmen gilt immer noch der Grundsatz
„Über Gehälter wird bei uns nicht gesprochen“.
Erzählen Sie in diesem Gespräch durchaus etwas von sich,
aber „quatschen“ Sie Ihren Gesprächspartner nicht voll. Erstens
wollen Sie von ihm etwas erfahren, zweitens können Sie davon
ausgehen, dass Sie nicht der Einzige sind, der
Informationsbedarf hat, und drittens, dass der
Personalsachbearbeiter leicht genervt ist, weil er sich vorkommt
wie ein Kassettenrecorder, der immer wieder das gleiche Band
abspult. Da kann ich nur sagen: Selber schuld! Es ist für
ernsthafte Bewerber zwingend notwendig, so lange
nachzufragen, bis sie wissen, worum es bei dem Stellenangebot
wirklich geht, bevor sie entscheiden, ob sie sich bewerben
können oder wollen. Solange das Unternehmen nicht lernt, die
Anforderungen an seine neuen Mitarbeiter präzise und
wahrheitsgemäß zu formulieren, muss erhöhter Leidensdruck
bei den Personalern ausgeübt werden. Zumindest so lange, bis
sich ein Wandel abzeichnet: hin zu ehrlichen, konkreten
Stellenanzeigen, in denen die Position beim Namen genannt und
nicht zum „Manager dies und das“ aufgeblasen wird. In denen
ähnlich wie beim Beipackzettel einer Arznei auch auf Risiken
und Nebenwirkungen eingegangen wird: „Der ideale Bewerber
sollte ausgeprägte Motivationsfähigkeiten besitzen.“ Oder: „Wir
erwarten eine xx-Stunden-Woche, die wir auch durch schnelle
Weiterentwicklung honorieren.“ Zum Thema Stellenanzeigen

-20-
finden Sie ab Seite 80 ein eigenes Kapitel und ein interessantes
Beispiel „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“ auf Seite 181.
Wenn Sie nach einem Nachfrage-Telefonat und/oder nach
reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen sind, dass Sie
die gewünschten Voraussetzungen wirklich mitbringen erst dann
sollten Sie sich bewerben. Wie?
→ Mit einem tabellarischen Lebenslauf (siehe Beispiel
auf Seite 117) mit Foto (wenn Sie möchten)
→ Mit entsprechenden Zeugnissen und Referenzen
→ Und ganz wichtig: mit dem persönlichen
Anschreiben
Ich werde in diesem Buch nicht weiter auf die üblichen
Standards beim Erstellen eines Lebenslaufs und die Sortierung
der Zeugnisse und Referenzen eingehen. Dazu haben sich
bereits darauf spezialisierte Autoren umfassend geäußert. Eine
Übersicht einiger Bücher finden Sie im Literaturverzeichnis ab
Seite 213. Sie sollten auf jeden Fall darauf achten, dass Ihre
Bewerbungsmappe eine logische Struktur aufweist, die ohne
große Mühen vom Leser sofort erkennbar ist.

Der erste Eindruck - die


Bewerbungsmappe

Was von allen Firmen als wichtigstes Kriterium der


Bewerbung genannt wurde, ist das persönliche Anschreiben,
Deshalb widmen wir uns diesem K.o.-Kriterium in aller
Ausführlichkeit. An dieser Stelle zunächst aus Sicht der
Unternehmen. Die individuelle Bewerbung wurde immer in den
Vordergrund gerückt. „Sobald man erkennt, dass das
Anschreiben Massenware ist, kann das schon das Aus für den
Kandidaten bedeuten“, sagte mir der Leiter Führungspersonal
eines internationalen Konzerns. Eine 08/15-Bewerbung würde

-21-
ebenfalls schnell zur Seite gelegt. Das Anschreiben habe einen
Stellenwert von 50 Prozent der Gesamtbewerbung, meinte man
bei einer Hightech-Firma. In einem knackigen Anschreiben von
maximal einer Seite Länge könne man durchaus erkennen,
warum der Bewerber „der“ Richtige sei, war eine weitere
Aussage. Besonders wichtig sei eine klare zeitliche Angabe,
wann der Bewerber für einen Eintritt in die Firma zur
Verfügung stünde. Auch die Vorstellungen, die sich der
Kandidat von seiner neuen Position mache, wo seine Stärken
und Schwächen liegen und warum er einen Wechsel anstrebt,
werden als Inhalt des Anschreibens begrüßt.
Eine internationa le Bauunternehmung formulierte ihre
Anforderungen ganz präzise: „Wir wünschen uns ein
Anschreiben, aus dem deutlich Vergangenheit und
Zukunftswünsche hervorgehen. Die Auseinandersetzung mit
unserem Unternehmen sollte ersichtlich sein und ein eigener
Schreibstil wirkt ebenfalls positiv. Allerdings schreiben viele
Bewerber aus Ratgebern ab und haben verlernt, der Macht ihrer
eigenen Worte zu vertrauen.“ Das oder Ähnliches war allerorts
und immer wieder zu hören.
Suspekt wirkt die Bewerbung auch dann, wenn der Bewerber
seine „Soft Skills“ exakt so formuliert und auflistet, wie man es
ständig in der Presse finden kann: Teamfähig, kommunikativ,
führungsstark, integrationsfähig, kreativ, konfliktfähig,
feedbackfähig, sozial kompetent, hoher emotionaler Quotient
und viele andere Schlagworte finden sich immer wieder. „Diese
platte Wiedergabe macht misstrauisch, weil kein Mensch ein
Anforderungsprofil so umfassend erfüllen kann. Bei solcher
Übertreibung ergibt sich schnell ein Bruch zum Lebenslauf,
denn ein solcher Vergleich findet sofort statt“, war der
Kritikpunkt einer erfahrenen Personalfrau.
Foto beifügen - oder nicht?
Als Foto wünschten sich die meisten Unternehmen ein
professionell fotografiertes Bewerberporträt. Es zeige, dass sich
-22-
der Bewerber Gedanken über sein Erscheinungsbild in der
Öffentlichkeit gemacht hat. Ein unverkrampfter, freundlicher
und optimistischer Eindruck sage oft mehr über einen
Kandidaten aus, als der vielleicht denkt, meinte einer meiner
Gesprächspartner. Eine Dame aus dem Personalmarketing
erklärte mir, sie könne gut auf ein Foto in der Bewerbung
verzichten, da es nichts über die Fähigkeiten und Inhalte des
Bewerbers aussage. Meine Meinung ist, dass ein gepflegtes
Aussehen für Positionen, die viel Kundenkontakt mit sich
bringen, durchaus ein Kriterium ist. Wenn Sie gute Fotos von
sich haben, ist meine Empfehlung, Ihrem Lebenslauf eines
beizufügen. Gerade wenn Sie ein älterer Bewerber sind, können
Fotos die Power, die Sie haben, gut transportieren. Private
Fotos, zum Beispiel Urlaubsschnappschüsse mit Sonnenhut,
wurden von allen Befragten einstimmig abgelehnt. In anderen
Ländern, zum Beispiel in Amerika, ist es unüblich, ein Foto
mitzuschicken. Wenn Sie sich also für einen Job im Ausland
interessieren, versäumen Sie nicht, sich über die dort
herrschenden Gepflogenheiten vorab zu informieren.
Der Aufbau muss stimmen!
Bei der Bewerbungsmappe ist auf strukturierten Aufbau,
ordentliches Erscheinungsbild und Standardisierung zu achten,
darauf wurde von vielen Personalentscheidern immer wieder
hingewiesen. Und es geht um die Qualität des Inhalts, also Ihrer
Referenzen und Zeugnisse, und nicht um die Quantität der
verwendeten Papierseiten. Es soll Bewerber geben, die stolz
berichten, dass ihre Bewerbungsmappe besonders dick sei.
Diesen Kandidaten ist eine Reduktionskur auf das Wesentliche
zu verordnen. Loseblattsammlungen sind genauso out wie das
Pendant dazu, nämlich eine Klarsichthülle für jedes einzelne
Blatt der Bewerbungsmappe. Als Fazit aus allen Quellen: Es ist
unbedingt nötig, die Bewerbung auf die Position und das
Unternehmen individuell abzustimmen - alles andere
funktioniert nicht.

-23-
Das Vorstellungsgespräch - Stress hoch
zwei

Nach etwa zwei Tagen bis zu fünf oder sechs Wochen, je


nach Anzahl der zu sichtenden Bewerbungen und abhängig
davon, ob gerade Urlaubszeit ist oder sich eine wichtige Person
im Krankenstand befindet, melden sich die Unternehmen bei
den Kandidaten. Entweder mit einem Standard-Absagebrief oder
einer Einladung zum Vorstellungsgespräch. Nicht nur die
Kandidaten bereiten sich auf dieses Gespräch vor, auch ihre
Gesprächspartner im Unternehmen tun das. Dazu benutzen sie
mehr oder weniger ausgearbeitete Interviewleitfäden, zum
Beispiel diesen:
Interviewleitfaden
Name: Datum:
→ Persönliche Situation des Bewerbers/der Bewerberin
→ Schulbildung/Studium
→ Berufliche Ausbildung/Beruflicher Werdegang
Bitte schildern Sie in kurzen Sätzen Ihren bisherigen
Ausbildungs- und Berufsweg.
→ Was hatte den größten Einfluss auf Ihre Berufswahl?
→ Welche beruflichen Tätigkeiten haben Sie bis jetzt
nach der Ausbildung ausgeübt?
→ Aufgaben und Aufgabenschwerpunkte
→ Verantwortlichkeiten, Kompetenzen
→ Weiterbildungsaktivitäten
→ Was haben Sie während der einzelnen Stationen Ihres
Berufsleben gelernt, wovon Sie heute noch
profitieren?
→ Aktuelle Position/Neue Position

-24-
Schildern Sie einen typischen Tagesablauf in Ihrer jetzigen
Position:
→ Was von Ihrer Tätigkeit bei Ihrem jetzigen
Arbeitgeber werden Sie vermissen?
→ Warum wollen Sie sich verändern?
→ Welche Ziele haben Sie für eine neue Position?
Persönliches
Was hat dazu beigetragen, dass Sie bisher beruflich
erfolgreich waren? Welches sind Ihre Stärken?
→ Zum Ausbau welcher Kompetenzen/Fähigkeiten
haben Sie sich in der Vergangenheit
Weiterbildungsmaßnahmen gewünscht? Warum haben
Sie sie nicht besucht?
→ Arbeitsverhalten
Welche Routinearbeiten gibt es in Ihrer jetzigen
Aufgabenstellung und wie gehen Sie damit um?
→ Was ist Ihnen in Bezug auf Ihre Arbeitsumgebung
wichtig?
→ Wie würden Sie Ihren Arbeitsstil bezeichnen?
→ Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten
In welchen Situationen stimmen Sie sich mit ihren
Interviewleitfaden (Fortsetzung)
Arbeiten Sie in einem Team und wie ist es
zusammengesetzt {wie viele Kollegen bzw. Kolleginnen,
Berichtsweg, Zuständigkeiten)?
→ Leistungsbereitschaft
→ Gibt es Situationen, die für Sie stressbehaftet sind?
→ Was motiviert Sie, Leistung zu bringen?
→ Welche beruflichen Pläne haben Sie kurz- und
mittelfristig?

-25-
→ Sonstiges
Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche? Welche
Erwartung haben Sie an Ihre Arbeitszeit? Wann sind Sie
verfügbar? Wie hoch ist Ihr jetziges Jahresgesamtgehalt?
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Isolde Thomas,
Personalberatung Thomas, München)
Vorstellungs-Kurznotiz
Name, Vorname
Straße, PLZ, Ort, zu kontaktieren: E-Mail/Telefon/Fax
Interviewer
Position
Datum
Ausbildung/Studium Jetzige Funktion als/bei
DV-Erfahrung/Consulting-Erfahrung/Methodenerfahrung
Projekterfahrungen
Wünsche/Anforderungen an die zukünftige Position
Eindruck des Interviewers/Empfehlung für das weitere
Vorgehen
Möglicher Eintritt/Kündigungsfrist Derzeitiges Jahresgehalt
Standort/Mobilität
Nun stehen beziehungsweise sitzen sich der gut vorbereitete
Bewerber und der zuständige Personalreferent zum ersten Mal
gegenüber. Manchmal ist auch der potenzielle Fachvorgesetzte
dabei.
Auf diese zwölf Punkte wird geachtet:
1. Wie ist der erste Eindruck? Er entsteht innerhalb von 12 bis
30 Sekunden und er kann (manchmal) im Gespräch revidierbar
sein.
2. Die Ausstrahlung: unverkrampft, optimistisch, spontan,
freundlich?

-26-
3. Die Aufwärmphase dient zur Entspannung: Wie und wann
legt der Kandidat seine Nervosität ab? Ist er smalltalkfähig?
4. Ist die Kleidung angemessen? Entspricht sie der Position
und dem persönlichen Stil?
5. Hat sich der Bewerber intensiv mit dem Unternehmen
beschäftigt? Was weiß er darüber?
6. Welche Fragen stellt der Kandidat über den künftigen
Arbeitsplatz und seine Entwicklungsmöglichkeiten im
Unternehmen?
7. Sind seine Vorstellungen realistisch?
8. Kann sich der Kandidat präzise äußern?
9. Sind die Aussagen des Kandidaten authentisch, also echt
und wahrheitsgetreu?
10. Ist der Kandidat eher lösungs- oder problemorientiert?
11. Hat er sich ernsthaft mit der Frage, warum er für diese
Position geeignet ist, auseinander gesetzt?
12. Verfügt der Bewerber in ausreichendem Maße über die
„Soft Skills“ wie: soziale Kompetenz, Teamfähigkeit,
Flexibilität, Offenheit, Neues zu lernen, Begeisterungsfähigkeit,
Toleranz, Kreativität?
Viele meiner Interviewpartner gaben offen zu, dass sie sich
vom persönlichen Eindruck beeinflussen lassen und die
fachliche Kompetenz mit ungefähr 70 Prozent zu Buche schlägt.
Auch merkten sie an, dass das Verhalten des Bewerbers nach
dem Vorstellungsgespräch durchaus Einfluss auf ihre
Entscheidung hat: zum Beispiel ob er bei bestimmten
Verhandlungspunkten „nachtarockt“ und ob die Aussagen des
ersten mit denen des zweiten Vorstellungsgesprachs
übereinstimmen.
Bedenken Sie bitte, dass Sie immer die Chance haben,
eventuelle „Fehler“ wieder gutzumachen, und nutzen Sie jede
Brücke, die Ihnen gebaut wird. Sitzen Sie nicht stumm herum

-27-
wie das hypnotisierte Kaninchen vor der Schlange! Es ist ebenso
wichtig für die Unternehmen, Mitarbeiter zu gewinnen, die zu
ihnen passen, wie für Sie, den für Sie passenden neuen Job zu
finden - Sie sind ebenbürtiger Partner in diesem Spiel!

Gebündelte Aussagen:
Was Unternehmen wirklich wollen

1. Bewerber, die wissen, was sie wollen.


2. Kandidaten, die sich präzise ausdrücken können, also
schnell zum Punkt kommen.
3. Ein individuelles Anschreiben, in dem der Bewerber in
seinen eigenen Worten auf die folgenden Punkte eingeht:
→ Warum bewerbe ich mich bei diesem Unternehmen?
→ Was erwarte ich?
→ Was bringe ich mit?
→ Wann kann ich anfangen?
→ Warum das Unternehmen mich einstellen sollte
4. Eine saubere Bewerbungsmappe
→ die logisch strukturiert ist,
→ die auf Überflüssiges verzichtet (zum Beispiel
Volksschulzeugnisse, irrelevante Zertifikate und
Bescheinigungen etc.),
→ die einen übersichtlichen Lebenslauf mit
professionellem Foto enthält,
→ mit ordentlichen Kopien relevanter
Zeugnisse/Referenzen.
5. Im Vorstellungsgespräch lebendige Kandidaten
→ die den Erwartungen, die ihr Anschreiben geweckt hat,

-28-
entsprechen
→ die sich artikulieren können, anstatt stumm nickend
wie der Wackeldackel auf ihrem Platz zu sitzen
→ die ehrlich und angemessen ihre Interessen und
Meinungen vertreten.
6. Mitarbeiter, die sich realistisch für das Unternehmen mit
allen Vor- und Nachteilen entschieden haben und diesem auch
längerfristig erhalten bleiben.
Die Kosten, die den Unternehmen durch
Mitarbeiterfluktuation entstehen, sind immens. Laut Aussagen
des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) betragen sie 8000
Euro für einen Facharbeiter, 13000 Euro bei einer Sekretärin
und gar 200000 Euro bei einer Führungskraft.

-29-
3 Auffallen aber gut!

Das Leben ist zu kurz, um sich klein zu machen. (Unbekannt)

In unserem Sprachgebrauch hat das Wort „auffallen“ zwar


keine negative Bedeutung, aber ein bisschen zweischneidig ist
es doch. Warum eigentlich? Lassen Sie uns diesen Begriff doch
einmal näher betrachten. Wenn jemand auffällt, so bewundern
wir ihn einerseits, andererseits steht der, der auffällt,
überwiegend alleine da. Und wir wollen doch alle so gerne
dazugehören! Dazugehören zu unserer gesellschaftlichen und
beruflichen Umwelt nach dem Motto „Gleich und Gleich gesellt
sich gern“. Was glauben Sie: Entspricht diese Einstellung eher
dem gerade behandelten Vorgehen zum Thema geklonte
Bewerbungen oder bringt sie uns auf unserem Weg zum Erfolg
voran? In meiner Praxis als Coach stelle ich meinen Klienten
Fragen, die sie zum Nachdenken anregen und ihnen neue
Sichtweisen eröffnen können, was wiederum andere
Lösungsansätze hervorruft. Deshalb lade ich Sie jetzt ein, das
Wort „auffallen“ und das, was wir damit verbinden, zu
hinterfragen. Es mag durchaus sein, dass Ihnen der ein oder
andere Denkanstoß etwas unbequem erscheint. Gerade hier
könnte es sich aber lohnen, einmal genauer nachzudenken.

Was heißt auffallen?

Im Wörterbuch finden sich unter dem Wort „auffallen“ neben


„beeindrucken“ noch eine ganze Liste von Synonymen, also von
Wörtern mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung. Ich habe zehn
davon aufgelistet und mir Fragen aus meiner Coaching-Praxis
überlegt, die Ihnen helfen können, Ihren Stärken und Ihrer

-30-
Individualität näher zu kommen.
Beeindrucken
→ Will ich beeindrucken und wenn ja, wie?
→ Habe ich es nötig, „Eindruck zu schinden“?
→ Welches ist der erste Eindruck, den mein Gegenüber
von mir hat?
Anecken
Der ehemalige BDI-Präsident Olaf Henkel sagte einmal: „Ich
glaube, dass wir weniger runde Tische und mehr eckige
Entscheidungen brauchen.“ Ob er damit wohl das allgemeine
Konsensverhalten und die Stromlinienförmigkeit unserer Zeit
gemeint hat?
→ Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie das letzte Mal
angeeckt sind?
→ Wie war die Reaktion der anderen darauf?
→ Wie würden Sie heute mit dieser Situation umgehen?
Blenden
→ Mache ich einen Unterschied zwischen „Auffallen“
und „Blenden“? Wenn ja, welchen?
→ Wo stelle ich mein Licht unter den Scheffel?
→ Welches ist meine blendendste Eigenschaft?
Entgleisen
→ Was geschieht, wenn ich die eingefahrenen Gleise
verlasse?
→ Was bringt mich zum Entgleisen - wo raste ich aus
und warum?
→ Stelle ich die Weichen für meinen „Lebenszug“ selbst
oder folge ich vorgegebenen Gleisen?
Hervorragen, herausragen

-31-
→ Empfinde ich dies eher als gefährlich oder macht es
mich an?
→ Worin besitze ich hervorragende Kenntnisse?
→ Wie und wo habe ich sie mir angeeignet?
Anstoßen
Die Umwelt reagiert im Allgemeinen auf etwas Auffallendes
ob positiv oder negativ, sei dahingestellt. In jedem Fall wird ein
Prozess angestoßen: Das kann sein, dass man darüber
nachdenkt, was genau auffallend ist; welche Konsequenzen sich
daraus ergeben können; wie es einem selbst damit ginge etc.
→ Sind Sie einer, der die Dinge ins Rollen bringt?
→ Wenn ja, welche haben Sie ins Rollen gebracht - und
wie zu Ende geführt?
Es gibt immer noch sehr viele Menschen, die Dinge zwar
anstoßen, jedoch nicht zu Ende führen, nach dem Motto „Nach
mir die Sintflut“!
Hervortreten
Wenn Sie auffallen, so treten Sie aus der Masse hervor. Sie
unterscheiden sich von den anderen, sei es in Ihrer Kleidung,
durch Ihr Auftreten, mit Ihrem beruflichen Erfolg.
→ Sind Sie schon einmal hervorgetreten?
→ Wie hat sich das angefühlt, was haben Sie empfunden?
→ Wie müsste es sein, damit Sie sich wohl damit fühlen?
Überraschen
„Die Unterstützung der Kollegin X hat mich sehr überrascht.
Sie ist mir sonst immer durch ihre Zurückhaltung aufgefallen.“
Ups, da hat sich die Kollegin einmal anders verhalten als sonst.
→ Wie gehen Sie mit Überraschungen um?
→ Was bedeutet der Begriff „Flexibilität“ für Sie?
Sich auszeichnen, sich hervortun

-32-
Klingt nach Strebertum? Nach dem gestriegelten Knaben aus
der Schule, der immer alles wusste und für den es
selbstverständlich war, ausgezeichnete Noten zu haben, wo wir
immer versuchten, gerade noch die Note 3 zu ergattern? Denn
bei einer Note 4 gab's zu Hause ein hochnotpeinliches Verhör,
was wir tagsüber denn so trieben.
→ Wie sieht das heute in Ihrem Leben aus?
→ Werden Sie von Ihrem Chef gelobt, wenn Sie eine
ausgezeichnete Idee hatten?
→ Halten Sie diese ausgezeichnete Idee eher zurück, weil
Sie der Meinung sind, das sähe nach „hervortun“ aus
oder würde sowieso nicht anerkannt?
Letzteres ist in vielen beruflichen Situationen der Fall.
Mitarbeiter beklagen zu Recht, dass mit Anerkennung und Lob
noch mehr gespart wird als mit Gehaltszulagen. Reinhard K.
Sprenger, ein bekannter Fachautor und Redner, fragt in seinen
Vorträgen für Führungskräfte provokant „Haben Sie heute schon
demotiviert?“ und es gelingt ihm damit, manchen Chef
aufzurütteln, seine Mitarbeiter endlich wahrzunehmen, sie zu
befragen und ihren Antworten zuzuhören, anstatt von sich zu
verlangen, immer alles selbst zu wissen und Vorgaben zu
machen. Das lernende Unternehmen: Das sind Menschen, die
voneinander lernen, um eine Sache zum Wohle aller
voranzutreiben - oder wie sehen Sie das?
Beachtet werden
Im Rampenlicht zu stehen, das ist für mich und viele andere
immer wieder eine Herausforderung. Sitzt das Kostüm, wirke
ich sympathisch? Ähnliche Gedanken haben Sie vielleicht auch,
wenn Sie in den Konferenzraum treten und sich alle Gesichter
Ihnen zuwenden. Und wenn Sie dann durch Verspätung oder als
Überbringer schlechter Neuigkeiten auffallen... Zum Glück gibt
es auch das positive Auffallen, wie:
→ Wenn wir etwas sagen, was die Sache auf den Punkt

-33-
bringt, auch wenn es im ersten Moment unbequem
sein mag.
→ Wenn wir Zivilcourage zeigen und uns für etwas stark
machen, von dem wir überzeugt sind.
→ Wenn unsere Präsentation mit weniger Folien mehr
Inhalt transportiert.
→ Wenn wir hinter dem Vorhang der Gleichmacherei mit
unserer Persönlichkeit hervortreten und andere
mitreißen.
→ Wenn unsere Fähigkeiten die der anderen übersteigen
und wir zu unserer eigenen Größe stehen können.

Auf die richtige Dosis kommt es an!

In Ihrer Bewerbung müssen Sie ganz deutlich zum Ausdruck


bringen, warum genau Sie die richtige Besetzung für die
anvisierte Stelle sind. Ohne aufzufallen ist es heute kaum noch
möglich, sich von der Vielzahl qualifizierter Mitbewerber zu
unterscheiden. Allerdings kommt es auf die richtige Dosis an,
denn sonst verkehrt sich das positive Hervortreten leicht in das
abgeschmackte „Auffallen um jeden Preis“. Und Letzteres
haben Sie gewiss nicht nötig.
Der Mut eines Stellensuchenden, die scheinbar ausweglose
Bewerbung doch in Angriff zu nehmen, die Power, die dahinter
steckt und die ungewöhnliche Kreativität freisetzt - ist das nicht
auch auffallend, weit es der Norm, sich im Bereich des
Machbaren zu versuchen, widerspricht?
Kinder, die wissen, was sie wollen, fallen oft auf. Sie lassen
sich fast nie von ihren Zielen abbringen. Sie ziehen alle Register
ihres kreativen Potenzials - und das ist riesig, wie Sie vielleicht
aus eigener Erfahrung wissen - um das zu bekommen, was sie
wollen. Denken Sie an den Karaoke-Sanger von neulich, der mit

-34-
Begeisterung und Hingabe einen Hit „zerknödelt“, der nicht im
Traum daran denkt, dass seine Sangeskünste eher negativ denn
positiv beeindrucken könnten.
Empfinden wir bei solchen oder ähnlichen Situationen nicht
immer ein kleines bisschen Neid oder Bewunderung? Darüber,
dass diese Menschen sich trauen, ihren Bedürfnissen lauthals
Ausdruck zu verleihen, ihren Wünschen freien Lauf zu lassen
und ihre Ziele zu verfolgen?

Der Wohlfühlfaktor
Um „richtig“ aufzufallen und sich damit wohl zu fühlen,
braucht es Absichtlichkeit und die vorherige Klärung der Frage:
Was genau will ich erreichen? Sie können im Vorfeld auffallen
durch die außergewöhnliche Form Ihrer Bewerbung, die
präzisen Aussagen in Ihrem Anschreiben, die hervorragenden
Zeugnisse früherer Arbeitgeber und vieles mehr. Im
Vorstellungsgespräch ist es komplizierter: Da gilt es zum einen
zu signalisieren: Ich passe zu euch! (Ich füge mich in das
Unternehmen [die Herde] ein.) Und zum anderen müssen Sie
darstellen, welche hervorragenden Eigenschaften, Fähigkeiten
und Kenntnisse Sie dem Unternehmen bringen. Ich nenne dieses
Verhalten gerne „den inneren Spagat“. Wenn eine Bewerberin
besonders sexy und provokativ zum Bewerbungsgespräch
erscheint, so kommt das in seriösen Unternehmen nicht
unbedingt gut an. Die schlagfertige Argumentation eines
Bewerbers, auf die uns im Moment keine Antwort einfällt, kann
schon eher positiv auffallen. Dazu mehr im Kapitel „Darf ich
vorstellen?“ ab Seite 139.
Wer sich von anderen unterscheiden will, muss sich trauen,
aufzufallen, anzuecken, aus der Masse hervorzutreten etc. Diese
Menschen wirken ungeniert, sind manchmal sehr direkt und
unbefangen wie Kinder. Das heißt, ihre Absicht, etwas
Bestimmtes zu erreichen, ihr Mut zu sich selbst und dem, was

-35-
sie sind, und ihr Selbstbewusstsein sind spürbar. Sie besitzen
eine gewisse Portion Respektlosigkeit, ja fast Unverschämtheit
im Sinne von „Frechheit siegt“. Wer sich traut, aufzufallen,
verlässt ausgefahrene Gleise und ausgetretene Pfade, um
Neuland zu erobern. Auf ungewöhnliche Weise wird oft
Außergewöhnliches vollbracht - eine Chance, die sich
Unternehmen immer weniger entgehen lassen.
Aus Amerika schwappt gerade die neue Managementthese der
„rebellischen Mitarbeiter“ herüber und ich hoffe, dass sie ebenso
leicht angenommen wird wie die Philosophie des Shareholder
Value. In den USA versteht man unter einem rebellischen
Mitarbeiter eine Person, die es wagt, auch Unbequemes
kundzutun, gleichzeitig jedoch Lösungen aufzeigt und den
Dialog im Unternehmen sucht. Dadurch werden notwendige
Konfrontationen auf die Sache beschränkt und unproduktive
Schuldzuweisungen vermieden. Die im Vordergrund stehende
Frage lautet: „Wie können wir es besser machen?“ anstatt wie so
oft „Wer hat das verbockt?“

Wer bin ich?

Beantworten Sie bitte diese fünf Fragen so ehrlich, wie Sie


nur können:
→ Bin ich der Typ, der gerne auffällt?
Es muss Ihnen liegen, denn man kann nicht von einem
Häschen erwarten, dass es sich wie ein Löwe benehmen wird.
→ Wie gehe ich mit Überraschungen um?
Wenn Sie selbst keine Überraschungen mögen, werden Sie
vielleicht gerne darauf verzichten, anderen welche zu bereiten.
→ Wie interpretiere ich „rebellisch“?
Wenn rebellisch für Sie negativ behaftet ist, anstatt so etwas
ähnliches wie Zivilcourage zu signalisieren, lassen Sie es sein.
-36-
Jeder Mensch ist erfolgreicher, wenn er authentisch ist. Und
ehrlich gesagt: Nicht jeder muss ein Rebell sein.
→ Wodurch unterscheide ich mich von anderen?
Die Beantwortung dieser Frage ist das A und O (Alpha für
Anfang und Omega für Ende) einer erfolgreichen Bewerbung.
Holen Sie sich Unterstützung von außen bei dieser Frage, denn
sie ist eine der schwersten überhaupt.
→ Wie könnte sich meine Bewerbung von anderen
unterscheiden?
Finden Sie heraus, welche kreativen Potenziale in Ihnen
stecken, es könnte Sie überraschen.

-37-
4 Persönliche Voraussetzungen,
um erfolgreich aufzufallen

Im Leben geht es nicht darum, gute Karten zu haben, sondern


auch mit einem schlechten Blatt gut zu spielen.
(Robert Louis Stevenson)

Es setzt Mut und Selbstvertrauen voraus, sich von der Menge


zu unterscheiden. Man könnte als „unbequem“ abgestempelt
werden, nicht mehr zur Gemeinschaft der anderen dazugehören,
weil man aus der Reihe tanzt, und schlimmstenfalls sogar als
„Spinner“ abgetan werden. Da braucht es schon ein gewisses
Rückgrat, eine Haltung sich selbst und seinen Zielen gegenüber.
Die Erkenntnis, dass sich eine solche Einstellung im
Unternehmen fortsetzt, das heißt durch Mitarbeiter, die der
Sache verpflichtet sind, ihre Arbeit qualitätsbewusst erledigen
und mögliche Verbesserungspotenziale aufzeigen, setzt sich
mehr und mehr durch.
Es gibt zwingende persönliche Voraussetzungen für
erfolgreiches „Auffallen“. Zum einen sind sich diese Menschen
ihrer selbst bewusst, sie kennen ihre Stärken und Schwächen,
Sie wissen, wer sie sind und was sie können. Das verleiht ihnen
ein gesundes (!) Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Zum
anderen haben sie den ausgeprägten Willen, etwas Bestimmtes
mit Sicherheit zu erreichen, wir wollen es den „Mut zur
Zielerreichung“ nennen. Außerdem haben sie Spaß an dem, was
sie tun, und sehen das Leben eher durch die positive Brille.
Aber die Angst, sich zu blamieren, hindert uns oft daran, das
zu tun, was wir eigentlich gerne tun würden. In diesen
Situationen sind wir weder ehrlich, also authentisch, noch
lebendig. Wir folgen widerspruchslos den ausgetretenen Pfaden

-38-
anderer, anstatt unserer eigenen Überzeugung Raum zu geben.
Dadurch wirken wir gehemmt sowie unglaubwürdig und unsere
Umwelt reagiert darauf entsprechend. Was glauben Sie, ist in
der heutigen Arbeitswelt gefordert: eher der Mitläufer oder mehr
der Macher? Der fachlich perfekte menschliche
Befehlsempfänger mit den besten Features macht zunehmend
seltener das Rennen um die wirklich interessanten Arbeitsplätze.
Mehr und mehr wird nach Mitarbeitern gesucht, die über ihre
fachliche Eignung hinaus Sozialkompetenz und Eigeninitiative
besitzen, konstruktive Verbesserungs- und
Veränderungsvorschläge machen, eine eigene Persönlichkeit
haben und sie auch während ihrer Arbeitszeit nicht verleugnen.
Letzteres allerdings mit Maß und Ziel. Beruf ist Beruf und
Privatleben sollte auch Privatleben bleiben.
Bevor Sie zu einer erfolgreichen Selbstvermarktung ansetzen,
und darum handelt es sich bei einer Bewerbung immer, sollten
Sie sich ausführlich mit folgenden Grundüberlegungen
auseinander setzen und eventuell die Antworten kurz schriftlich
fixieren:
→ Welche Qualität und Einzigartigkeit besitzt das
Produkt, das Sie anbieten?
→ Wer ist die geeignete Zielgruppe für Ihr Produkt?
→ Welchen Service bieten Sie zu welchem Preis an?
→ Warum sollte der Kunde ausgerechnet bei Ihnen
kaufen?

Die Inventur „Wer bin ich und was kann


ich?“ ergibt Ihr Inventar

Ihre Arbeitsleistung zusammen mit Ihrer Persönlichkeit bilden

-39-
das Produkt, das Sie Ihrem potenziellen neuen Arbeitgeber
anbieten können. Je besser Sie über sich selbst Bescheid wissen
und von Ihrer Leistungsfähigkeit überzeugt sind, umso leichter
wird es Ihnen fallen, sich sowohl ehrlich und glaubwürdig als
auch positiv und werbewirksam darzustellen.
Auf die Frage „Wer bin ich?“ fällt Ihnen wahrscheinlich eher
ein, wer Sie nicht sind. Das ist normal und ganz okay so.
Nehmen Sie sich einen Stift und ein leeres Blatt Papier.
Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt, ohne darüber
nachzudenken oder es zu bewerten. Das könnte eine Liste von
Eigenschaften ergeben, wie: freundlich, stur, ehrlich, gutmütig,
ehrgeizig, kompetent, introvertiert, sympathisch, arbeitsfreudig,
engagiert, analytisch.
Also alles Schlagworte, die für sich betrachtet immer nur ein
Steinchen des ganzen Mosaiks Ihrer Persönlichkeit zeigen. Das
Gesamtbild bleibt Ihnen leider verborgen. Sie sind zu nah dran,
um die Gesamtschau aus der Helikopterperspektive zu sehen, es
handelt sich ja um Sie selbst. Um trotzdem eine gewisse
Distanzierung zu schaffen, hier als Hilfestellung eine Liste von
Fragen. Bitte nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum
Nachdenken, bevor Sie antworten:
Von welchem Beruf haben Sie als Kind geträumt? Wie genau
sah das Bild aus, das Sie damals vor sich sahen? Was hat Sie
daran gehindert, diesen Beruf zu ergreifen? Wie erscheint es
Ihnen aus heutiger Sicht?
Wo liegen Ihre sportlichen/technischen/kommunikativen/
analytischen/künstlerischen/kreativen/zwischenmenschlichen/
Führungsfähigkeiten und eigenschaften? Sind Sie extrovertiert
und spontan oder eher zurückhaltend? Können Sie Menschen
begeistern? Sind Sie eher intuitiv oder intellektuell gepolt? Wie
gehen Sie mit Problemen um? Wie wichtig ist Ihnen
Verantwortung für die Sache, für die Mitarbeiter?
Beschreiben Sie jede dieser Fähigkeiten und Eigenschaften

-40-
anhand einer konkreten Situation und gehen Sie bei dieser
Inventur sehr gründlich vor. Sie können die verschiedenen
Stationen Ihres Lebenslaufs in allen Einzelheiten durchforsten
oder andere nach ihrem Bild von Ihnen befragen. Wenn Sie sich
mit Ihrer Familie, Freunden und Kollegen austauschen, halten
Sie die Ergebnisse schriftlich fest. Sie können sich eine Tabelle
wie beispielsweise die folgende aufbauen:
Gesagt von Situation Fähigkeit/Eigenschaft
selbst Gestern fand ich ein Portemonnaie, Ich bin ehrlich.
das 500 Euro enthielt. Ich bin gründlich.
Ich konnte nicht mehr feststellen,
wer es verloren hat, und habe es
gleich bei der nächsten Polizei-
dienststeile abgegeben.

Sabine Als mein Computer dauernd Du bist hilfsbereit.


(Kollegin) abstürzte und mir die Du verhältst Dich
eingegebenen Daten verloren kollegial.
gingen, hast du mir am nächsten Du bist belastbar
Tag beim Eingeben geholfen,
obwohl du viel zu tun hattest.

Mutter Schon als kleines Kind warst du Du bist jähzornig.


immer zornig, wenn du etwas nicht Du bist stur.
bekommen hast. Du hast dich im Du weißt, was du willst.
Supermarkt auf den Boden gelegt
und bist erst aufgestanden, als ich
dir den Lutscher gekauft habe.

Jede Situation kann verschiedene Fähigkeiten und


Eigenschaften beleuchten, ebenso gibt es immer mehrere
unterschiedliche Aspekte, unter denen eine Situation betrachtet
werden kann. Wenn Sie andere in Ihre Inventur mit einbeziehen,
so berücksichtigen Sie immer, dass das Feedback manchmal nur
die Sichtweise des Feedbackgebers darstellt und wenig mit
allgemein gültiger Wahrheit zu tun hat.

-41-
→ Werden manche Ihrer Fähigkeiten und Eigenschaften
öfters genannt? Zeichnen sich gewisse Schwerpunkte
ab und wenn ja, welche?
→ Was können Sie besser als all die anderen Menschen,
die Sie kennen? Auf Ihrer Liste sollten mindestens 10
bis 20 Punkte stehen zusammen mit der Geschichte, in
der Sie sie unter Beweis gestellt haben.
→ Wovor haben Sie beruflich am meisten Angst? Was ist
das Schlimmste, was Ihnen in einem Job passieren
kann? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit in Prozent,
dass es wirklich eintritt?
→ Wenn Sie beruflich noch einmal von vorne anfangen
könnten, was würden Sie anders machen? Welche
Auswirkungen hätte das auf Ihre Gegenwart und
Zukunft?
→ Worauf würden Sie beruflich auf keinen Fall
verzichten wollen? Auf Ihre Eigenständigkeit, auf
Führungsverantwortung, auf eine geregelte 40-
Stunden-Woche, auf die Unterstützung Ihrer
Kollegen...?
Trotzdem nicht ganz zufrieden mit der Inventur? Dann ist es
Zeit, sich Unterstützung zu holen. Es gibt jede Menge
Persönlichkeits- und Eignungstests. Zu konkreten Fragen
können Sie sich Feedback von Familie, Freunden und
Bekannten geben lassen. Sie können Ihr Profil mit einem
Berater oder Coach erarbeiten. Jede Variante hat etwas für sich!

Persönlichkeits- und Eignungstests


Der Markt hierfür boomt, denn wir wollen doch alle ganz
genau wissen, wer und wie wir wirklich sind. Am meisten
vertrauen wir dabei den „unbestechlichen“ Tests, die allerdings
auch nur so gut sind wie die Menschen, die sie erarbeitet haben.

-42-
Wenn Sie sich einem solchen Test, der manchmal recht teuer
sein kann, wirklich unterziehen wollen, lassen Sie sich vorher
die Wissenschaftlichkeit belegen. Ich selbst bin akkreditierte
Beraterin und Trainerin von Team Management Systems, einem
umfassenden Instrument zur beruflichen Schwerpunktsetzung.
Zum einen kann man aus Arbeitgeber-, Kollegen- und
Kundensicht die für eine Position notwendigen Fähigkeiten und
Eigenschaften analysieren. Zum anderen kann man für den
Bewerber ein Profil seiner beruflichen Präferenzen und
Fähigkeiten erstellen, das gerade bei Karriereschritten und
beruflicher Veränderung hilft, den richtigen Weg zu finden.
Eine weitere Dimension ist die Untersuchung, ob wir eher
problem- oder lösungsorientiert handeln, also ob unser Glas
immer halb voll oder halb leer ist. Ich empfehle es gerne
denjenigen meiner Klienten, die eine entpersonalisierte Sicht
von außen wünschen, und sie alle haben Ihre finanzielle
Investitio n als sinnvoll erachtet. Es gibt zu viele verschiedene,
mehr oder weniger wirkungsvolle Tests, um sie an dieser Stelle
aufzuzählen, deshalb seien nur die am weitesten verbreiteten
genannt: der Myers-Briggs-Type-Indicator, kurz MBTI genannt,
das DISG® Persönlichkeitsprofil und das Eneagramm. Manche
Firmen setzten diese Tests bei der Stellenbesetzung ein.
Jeder seriöse Persönlichkeits- oder Eignungstest sollte Ihnen
durch einen qualifizierten Berater oder akkreditierten Trainer
erläutert werden, um Missverständnissen oder
Fehlinterpretationen vorzubeugen.

Ehrlichkeit ist angesagt!


Sie wissen, wie das ist: Da bittet Sie ein Freund oder eine
Freundin um Ihre Stellungnahme zu einer bestimmten Situation:
„Sag mal, wie siehst du das?“ Was soll man sagen, wie soll man
sich verhalten? Niemand will seinen Freund verletzen oder gar
die Freundschaft gefährden und so neigen wir eher dazu, auf die
Gefühle unserer Freunde Rücksicht zu nehmen, anstatt ihnen die
-43-
„harte Wahrheit“ zu sagen. Deshalb meine Empfehlung:
Befragen Sie sich zuallererst selbst, bevor Sie andere um eine
Stellungnahme bitten!
Für diese Selbsteinschätzung schreiben Sie alle Adjektive
(also Eigenschaftswörter), die Ihnen einfallen, untereinander auf
ein Blatt Papier, zum Beispiel: mutig, vorsichtig, ehrlich,
pünktlich, treu und so weiter. Sie sollten mindestens 50
verschiedene Eigenschaften auflisten. Dann vergeben Sie
folgende Skala, auf der Sie das für Sie zutreffende ankreuzen. +
2 = trifft voll auf mich zu, + l = trifft weniger auf mich zu, - 2 =
trifft überhaupt nicht auf mich zu, - l trifft manchmal auf mich
zu. Auf die berühmte Null für „Weiß nicht“ oder „Kann mich
nicht entscheiden“ verzichten Sie auf dieser Liste ganz bewusst,
denn Sie wollen ja wissen, wie oder wer Sie sind. Interessant ist
es dann, wenn Sie Ihre eigene mit den Listen anderer
vergleichen. Achten Sie auf die Übereinstimmungen und zählen
Sie diese. Wo sind die meisten Übereinstimmungen? Wo die
wenigsten? So ergibt sich ein Profil, aus dem man Rückschlüsse
auf die eigene Selbstwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung
ziehen kann. Je ähnlicher sich beide sind, umso besser! Sollten
Sie gravierende Unterschiede feststellen, dann ist es Zeit für
„bezahlte Freunde“.

Bezahlte Freunde: Trainer, Berater und Coach


Auf die Gefahr hin, in ein oberlehrerinnenhaftes Genre zu
verfallen, werde ich zuerst die Unterschiede zwischen Trainer,
Berater und Coach aufzeigen, um falschen Erwartungen
vorzubeugen.
Ein Trainer ist jemand, der Ihnen beibringt, wie etwas geht.
Zum Beispiel, welche Taste Sie wann am Computer drücken
müssen, um etwas zu speichern, oder Ähnliches. Sie haben das
Problem, der Trainer hat die Lösung, die er Ihnen beibringt.
Bewerbungstrainings erschöpfen sich also in generellen

-44-
Ratschlägen, ohne Sie als Persönlichkeit zu berücksichtigen.
Dabei kommen standardisierte Lebensläufe und ordentliche
Bewerbungsmappen heraus und Sie erhalten sicherlich nützliche
Tipps für das generelle Vorgehen bei der Jobsuche und das
Verhalten im Vorstellungsgespräch.
Ein Berater wird sich mit Ihrer Situation auseinander setzen.
Er wird mit Ihnen zusammen den jetzigen Stand betrachten (Ist-
Analyse), das Inventar Ihrer Fähigkeiten, Kenntnisse, Stärken
und Schwächen erarbeiten und daraus verschiedene
Möglichkeiten für Ihre berufliche Zukunft ableiten (Soll-
Zustand). Sie haben das Problem und wiederum ist der Berater
der Experte für die Lösung. Die Umsetzung der von der
Qualifikation des Beraters abhängigen Lösungsalternativen
bleibt Ihnen selbst überlassen. Ein guter Berater wird sich
immer öfter auch als Coach verstehe n, der Ihren beruflichen
Neuorientierungsprozess begleitet. Der Coach begleitet Sie ein
Stück des Wegs. Er dient als Spiegel, in dem Sie sich erkennen
können, und durch die Reflektion der gestellten Fragen finden
Sie zu Ihren Lösungen. Der Begriff Coaching kommt aus dem
Sport, deshalb ein Beispiel aus diesem Bereich:
Ion Tiriac hat nie Wimbledon gewonnen, aber er hat Boris
Becker zum Sieg gecoacht, das heißt, er hat Boris Becker zum
Gewinnen befähigt, gewonnen hat Boris Becker jedoch selbst.
Es gibt Coachs, die helfen, Schwächen auszumerzen, und es gibt
Coachs, die unterstützen, Stärken zu mobilisieren. Entscheiden
Sie selbst, welcher Ansatz Ihnen mehr bringt. Eine gute
Coaching-Seite im Internet ist www.coaching.de. (Sie sind
jedoch auch bei mir www.cnconsult.de herzlich willkommen.)
Was können Sie von Ihrem bezahlten Freund erwarten? Von
einem Trainer vor allem Standardlösungen, die Sie auf Ihre
eigene Situation anpassen müssen. Ein Berater liefert Ihnen
Maßgeschneidertes, wobei Sie entscheiden, in welchem Anzug
Sie sich am wohlsten fühlen oder welches Kostüm Ihnen am
besten passt. Ein Coach bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe und setzt

-45-
voraus, dass Sie an Ihrer Zukunft arbeiten, denn es ist Ihre
Zukunft! Wenn Sie an bestimmten beruflichen oder
persönlichkeitsbezogenen Themen arbeiten wollen, wie zum
Beispiel Selbst- und Fremdeinschätzung, Stärken- und
Schwächenprofil, die nächsten Karriereschritte etc., so ist ein
Coach oder Karriereberater bestimmt ein guter Partner für Sie.
Um den Rahmen dieses Buches nicht zu sprengen, lassen Sie
uns zurückkehren zum Inventar dessen, was Sie sind und was
Sie können. Wenn Sie diese Inventur präzise und umfassend
vorgenommen haben, so besitzen Sie jetzt ein klares Bild von
Ihren Eigenschaften, Ihren Fähigkeiten und dessen, was Sie
beruflich leisten können. Und schon lugt die nächste Frage um
die Ecke: Was fange ich damit an?

Was fange ich mit all meinen Gaben an?

Wie das Kind vor dem weihnachtlichen Gabentisch stehen Sie


vor den vielen Erkenntnissen, die Sie während Ihrer Inventur
über das „unbekannte Wesen, ich selbst“ gewonnen haben.
Super, was sich da alles findet - manches wussten Sie noch
nicht, vieles ist Ihnen altbekannt. Doch wie schaffen Sie aus
diesen vielen Puzzleteilen ein klares Bild von dem, was Sie
beruflich wirklich wollen?

Wo haben Sie sich erfolgreich profiliert?


Wie beim Puzzlespiel fangen wir einfach mit irgendeinem
Teilchen an. Am besten nehmen wir etwas Angenehmes, wie
zum Beispiel „Erfolg“. Über folgende Fragen erarbeiten wir uns
unser individuelles Erfolgsprofil:
→ Waren Sie schon einmal erfolgreich?
→ Wie sah das aus? Führen Sie sich die Situation(en) vor
Augen und schreiben Sie die dazugehörige Geschichte

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so konkret wie möglich auf.
→ Wie hat es sich angefühlt, erfolgreich zu sein? Lassen
Sie die Gefühle aufsteigen, die Sie damals hatten.
Vielleicht spüren Sie ein Prickeln auf der Haut oder es
überfließt Sie ein wohliger Schauer. Genießen Sie die
Situation(en) noch einmal mit allen Sinnen! Schön,
wie sich Erfolg anfühlt, nicht wahr?
Wieder in den rationalen Kopf zurückgekehrt, fragen Sie sich,
wie Sie Erfolg definieren, und machen sich hierzu eine Liste,
wieder so konkret wie möglich. Fragen für diese
Erfolgsdefinition können sein:
→ Ist es das Geld, das Ihnen wichtig ist? Wenn ja, wie
viel davon brauchen Sie, um in Ihren Augen
erfolgreich zu sein? Was würden Sie mit dem Geld
machen?
→ Bedeutet Erfolg für Sie teure Statussymbole wie ein
großes Auto, wertvoller Schmuck, oder das Prestige
wie die Mitgliedschaft in einem teuren Golfclub?
Wenn dem so ist, schreiben Sie auf, welches Auto Sie
dann besitzen, schildern Sie den Schmuck, den Sie
tragen werden, wenn Sie erfolgreich sind.
→ Geht es Ihnen bei Erfolg eher darum, für Ihre Taten
bewundert zu werden? Welche Taten haben Sie
vollbracht, wie sind Sie bewundert worden?
→ Oder lieben Sie es, anderen sagen zu können, wo's
langgeht? Welchen Vorstandssessel werden Sie
innehaben, welche Armee befehligen, welche
Einsatztrupps leiten, wenn Sie Erfolg haben?
Wissen Sie jetzt, woran Sie persönlich feststellen, dass Sie auf
der Erfolgsleiter ganz oben stehen? Wenn nicht, forschen Sie
weiter. Erfinden Sie Fragen, die Ihnen helfen, noch mehr
Klarheit über Ihren eigenen Erfolgsfaktor zu gewinnen. Wenn
Sie ihn erkannt haben, beantworten Sie bitte noch folgende
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Fragen: Wenn die oberste Sprosse der Leiter die Nummer 10 ist
und ganz unten die erste, auf welcher Sprosse Ihrer Erfolgsleiter
stehen Sie jetzt? Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit
ein, dass Sie die oberste erreichen?

Lebenszeit planen
Mit den aus dieser Übung gewonnenen Erkenntnissen gehen
wir weiter zum nächsten Puzzleteil, auf dem steht „Lebenszeit“.
Die meiste Zeit unseres wachen Lebens verbringen wir in der
Arbeit. Lebenszeit, die wir nicht ansparen und später nutzen
können, auf die es keinen Kredit gibt und von der wir nicht
wissen, wie viel wir davon noch vor uns haben. Stellen Sie sich
einmal vor, Ihr Arzt würde Ihnen sagen, dass Sie nur noch sechs
Monate zu leben hätten. Was würden Sie in dieser Zeit noch
erleben wollen? Was ist Ihnen so wichtig, dass Sie Ihre letzte
Zeit damit verbringen? Was strebt nach Realisierung? Sie
glauben, das hat nichts mit Ihrem Job zu tun? Mitnichten! Denn
nur das, was Sie gerne tun, werden Sie auch langfristig gut
machen! Also, was wollen Sie wirklich? Wenn Sie sich darauf
noch keine Antwort geben können, fragen Sie anders herum:
Was wollen Sie auf keinen Fall?
Machen Sie eine Stoffsammlung, genau wie beim Inventar,
bis sich herauskristallisiert, womit Sie beruflich den Großteil
Ihrer Lebenszeit verbringen wollen.

Alles hat seinen Preis!


Dieses Puzzleteil ist leider weniger angenehm, denn es heißt
„Bezahlen“. Jetzt geht es um den Preis, den Sie für Ihren Erfolg
zahlen müssen. Wenn Sie viel verdienen wollen, müssen Sie
wahrscheinlich auch viel arbeiten. Das heißt, dass Sie noch mehr
Zeit im Job verbringen als bisher und auf einen Teil Ihres
Privatlebens verzichten müssen. Das wäre der Preis, den Sie für
den finanziellen Gewinn bezahlen müssen. Der Umkehrschluss

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ist, wenn Sie viel Zeit mit Ihrer Familie verbringen wollen und
Wert auf ein ausgeprägtes Privatleben legen, werden Sie sich
einen Job suchen, bei dem Sie weniger Zeit investieren müssen.
Dafür kann es aber sein, dass Sie finanzielle Einbußen in Kauf
nehmen. Das ist der Preis, den Sie hier bezahlen.
Bei Frauen auf der Karriereleiter stellt sich die Frage nach
Kindern. Wenn Sie Kinder haben wollen, für die Sie dann auch
da sind, werden Sie Ihren Arbeitgeber nach bestimmten
Arbeitszeitmodellen auswählen, anstatt zu der Firma zu gehen,
die Ihnen die besten Entwicklungschancen verspricht. Kind und
Karriere sind heutzutage durchaus vereinbar und immer mehr
Arbeitgeber entwickeln entsprechende Programme, um ihre
weiblichen Angestellten zu halten. Übrigens, wussten Sie, dass
vor allem Männer, die in Erziehungsurlaub gehen, angeben, dass
sie davon sehr profitiert haben? Nicht allein durch die bessere
Bindung zu ihren Kindern, sondern vor allem durch eine
signifikante Erweiterung ihrer „Soft Skills“.
Wenn Sie sich für Karriere pur entscheiden, bedeutet das
lebenslanges Lernen und immer wieder neue
Herausforderungen, denen Sie sich stellen müssen. Wenn Sie
dabei vergessen, sich physisch und psychisch fit zu halten, kann
der Preis, den Sie dafür zahlen, sehr hoch sein!

Was bieten Sie einem Unternehmen?


Ich denke, Sie wissen jetzt, wie Ihre eigene Kosten-Nutzen-
Rechnung aussieht, und sind bereit für das letzte Puzzleteilchen.
Es heißt: „Was biete ich dem Unternehmen?“ Das sind zum
einen Ihre beruflichen Fähigkeiten und Kenntnisse, zum anderen
die aus Ihrem Persönlichkeitsinventar abgeleiteten Stärken. Da
wir alle zur Bescheidenheit (v)erzogen sind, fällt uns das
„Marketing in eigener Sache“ nicht gerade leicht. Es kann daher
sinnvoll sein, bei diesem Punkt unbeteiligte Außenstehende,
zum Beispiel die vorher erwähnten bezahlten Freunde,

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hinzuzuziehen.
Nehmen Sie sich Ihre Arbeitszeugnisse zur Hand und sehen
Sie nach, welche Stärken Ihnen immer wieder attestiert wurden.
Betrachten Sie noch einmal kritisch die Liste mit den 10 Dingen,
die Sie besser können als andere. Stehen Sie wirklich hinter
jedem Punkt? Ist jeder auf dem Arbeitsmarkt zu verwerten?
Wenn nicht, nehmen Sie ihn heraus und schreiben Sie einen
neuen Punkt auf, der beide Kriterien erfüllt. Fügen Sie die in
Ihren Zeugnissen genannten Stärken hinzu, um ein möglichst
umfassendes Bild von dem zu erhalten, was Sie als Mitarbeiter
für ein Unternehmen interessant machen kann. Wichtig ist Ihre
persönliche Leistungsmotivation. Dazu gehören die
Beharrlichkeit, zielgerichtet und ausdauernd vorzugehen; die
Dominanz, die es braucht, um andere anzuleiten; das
Engagement, das, was man tut, gut zu tun. Gesunder
Optimismus, Flexibilität und eine gewisse Furchtlosigkeit,
Fehler zu machen, um daraus zu lernen, Selbstständigkeit und
Selbstkontrolle sowie Stolz auf die eigene Leistung sind weitere
Facetten, die Ihre Bestandsaufnahme enthalten sollte.
Beantworten Sie allein oder mit Ihren (bezahlten) Freunden
folgende Fragen ganz ehrlich:
1. Womit hatten Sie Schwierigkeiten und wie haben Sie sie
gemeistert?
2. Wie sicher sind Sie sich Ihrer menschlichen und
beruflichen Stärken?
3. Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?
4. Sind Sie von sich und Ihren Leistungen genügend
überzeugt, um gezielt auf Jobsuche zu gehen?
5. Was hindert Sie daran und wie können Sie dieses Hindernis
überwinden?
Wenn Sie möchten, können Sie sich eine Tabelle anlegen, auf
der Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren sichtbar werden:

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Meine persönlichen Erfolgsfaktoren
Beruflicher Erfolg bedeutet für Dafür ist nötig, dass ich Folgendes
mich... tue, lerne...
100 000 Euro im Jahr zu verdienen Englisch verhandlungssicher

Kann ich es erreichen? Wenn ja, Welchen Preis muss ich dafür
mit welcher Wahrscheinlichkeit? zahlen?
(in % ) Was gebe ich auf?
100 %
4 Monate Intensivkurs abends

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5 Der Weg ist das Ziel oder
umgekehrt?

Ein großer Fehler: Dass man sich mehr dünkt, als man ist,
und weniger schätzt, als man wert ist.
(Johann Wolfgang von Goethe)

In den Kapiteln 3 und 4 haben wir uns vor allem mit der
Bestandsaufnahme dessen beschäftigt, wer wir sind und was wir
bisher zuwege gebracht haben. Wir haben die Erfahrungen der
Vergangenheit Revue passieren lassen und daraus abgeleitet,
was für uns in der Arbeit und im Leben wichtig ist und an
welchen Dingen wir unseren Erfolg messen. Mit diesem Wissen
im Gepäck ist es jetzt Zeit, die Routenplanung für die Reise zum
neuen Job in Angriff zu nehmen. Was ist damit gemeint?
Erinnern wir uns an das Zitat von Christian Morgenstern: „Wer
das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden.“ Nun bilden
wir im Umkehrschluss den Spruch: „Wer den Weg nicht kennt,
kommt später, nach vielen Irrwegen oder gar nicht ans Ziel.“
Mit anderen Worten: Erst definieren wir das Ziel, in diesem Fall
den neuen Job, und dann überlegen wir uns, wie wir unser Ziel
am besten erreichen.

Das Ziel - ein neuer Job!

Wie soll Ihr neuer Job aussehen? Sie haben erarbeitet, was für
Sie wichtig ist, und wissen, worauf es für Sie ankommt. Aber
wie finden Sie den passenden Deckel zu Ihrem Topf? Mein
Vorschlag ist, dass Sie als ersten Schritt eine Stellenanzeige für
Ihren Wunschjob entwerfen, und zwar so:

-52-
Nehmen Sie ein weißes Blatt Papier und bereiten Sie es wie
im Folgenden beschrieben vor. Dann ergänzen Sie die
Überschriften mit Ihren eigenen Informationen, Beziehen Sie
die Informationen aus Ihrer Bestandsaufnahme mit ein. Es ist
durchaus möglich, dass Ihnen nicht gleich alle Informationen
einfallen, deshalb nehmen Sie sich Zeit dafür. Sie können diese
Arbeit auch unterbrechen und später fortsetzen. Wichtig ist, dass
Sie so präzise und konkret wie möglich formulieren und
wirklich jede einzelne Aussage vertreten können!
Stellenanzeige für (Ihr Name), (Ihre Wunschposition) Ich
wünsche mir einen Arbeitsplatz, an dem ich zum Beispiel gelobt
werde, anerkannt bin, zeitliche Freiräume habe, viel Geld
verdienen kann, meinen Hund mitbringen darf, Sicherheit und
Aufstiegschancen zum... habe, das Arbeitsklima stimmt... Ich
kann mich mit folgenden Fähigkeiten einbringen: zum Beispiel
analytisches Denkvermögen, Genauigkeit, perfekte
Spanischkenntnisse, PC- und Internet-Anwendungen,
Organisationsvermögen, Belastbarkeit in hektischen Situation...
Bei folgenden Punkten benötige ich Unterstützung: bei der
Einhaltung von Terminen, bei Übersetzungen aus dem
Griechischen, bei der Nutzung von folgenden PC-Programmen...
Sind Sie mit Ihrem Stellenangebot zufrieden? Sie sollten jetzt
ein ziemlich genaues Bild davon haben, auf welche
Anforderungen und Versprechungen Sie beim Lesen einer
echten Stellenanzeige achten sollten. Wenn zum Beispiel
Terminsicherheit gefragt ist und Sie hierfür Unterstützungs-
bedarf angemeldet haben, sollten Sie sich für diese Position
nicht bewerben. Diese Äußerung mag Ihnen hart erscheinen,
doch wenn Sie bei der Zieldefinition nicht absolut ehrlich mit
sich selbst sind, werden Sie ein Ziel verfolgen, das wenig mit
dem gemein hat, was Sie wirklich erreichen wollen und können.
Klare Ziele können uns stark motivieren. Wenn wir uns einige
Ziele jedoch nicht eingestehen, sie uns nicht bewusst machen,
sie aufschieben oder verdrängen, werden sie zu Störfaktoren, die

-53-
im Unterbewusstsein weiterarbeiten. Unzufriedenheit und
Missstimmungen sind das Resultat. Ich halte es an dieser Stelle
für sehr wichtig, dass Sie sich Ihrer uneingestandenen Ziele
bewusst werden. Sie können sich ja von denen, die Sie für
unerreichbar halten oder die aus heutiger Sicht für Sie nicht
mehr wichtig sind, endgültig verabschieden! Sie können
allerdings auch eine Liste mit Zielen anlegen, entweder nach
„Wichtigkeit oder zeitlichem Ablauf“, die Sie künftig immer
wieder an die noch „offenen Baustellen“ in Ihrem Leben
erinnert. Sie sind der Meister des Spiels: Machen Sie sich also
immer wieder bewusst, dass es Ihre Ziele sind; dass nur Sie
entscheiden, welche Ziele Sie in die Tat umsetzen, welche Sie
auf später vertagen und von welchen Sie Abstand nehmen
wollen.
Es ist überaus wichtig, dass Sie mit Leib und Seele hinter
Ihren Zielen stehen. Wenn Sie also als Wunschposition
„Außendienstleiter“ angeben und es hassen, im Außendienst zu
arbeiten, werden Sie Ihre Mitarbeiter nie motivieren können.
Gibt es so einen Störfaktor in Ihrer Zieldefinition? Ihr Produkt
kann noch so gut sein - wenn die Beziehung zwischen ihm und
der Zielgruppe, für die es bestimmt ist, nicht wirklich stimmt,
werden Sie Ihr Produkt nur schwer verkaufen!
Zieldefinition und Formulierung
Wie soll ein Ziel aussehen? Es soll klar sein, also präzise und
konkret formuliert.
Es muss messbar sein, also zum Beispiel: „Am 1. September
trete ich meinen neuen Job an.“
Es muss realistisch und erreichbar sein. Das heißt, dass Sie
die Voraussetzungen dafür entweder bereits mitbringen oder
innerhalb einer gegebenen Zeit schaffen können, damit Ihr Ziel
realisiert werden kann. Wenn Sie keine Ahnung von der
deutschen Sprache haben, werden Sie sicherlich länger als zwei
Jahre studieren müssen, um als perfekt Deutsch sprechende und

-54-
schreibende Sekretärin einen Job im Vorstandssekretariat zu
bekommen - es sei denn, Sie verfügen über andere Fähigkeiten,
die für die Zielerreichung ebenso wichtig sind. In diesem
Beispiel könnten es Ihre Muttersprache oder Führungserfahrung
sein. Oder aber Sie möchten innerhalb kurzer Zeit sehr viel Geld
verdienen. Können Sie das in der von Ihnen angestrebten
Position wirklich erreichen? Der Punkt „Machbarkeit“ hat viele
Facetten und sollte von mehreren verschiedenen Standpunkten
aus immer wieder überprüft werden,
→ Wer kann mir helfen, mein Ziel zu erreichen?
→ Wo kann ich mir Unterstützung holen?
→ Wer könnte jemand kennen, der mir Empfehlungen
geben kann?
→ In welchen Büchern oder Medien kann ich weitere
notwendige Informationen finden?
→ Über welche Zusatzausbildung kann ich mir die
gewünschte Qualifikation aneignen?
Ihr Ziel sollte auch moralisch vertretbar und vor allem
gesetzlich in Ordnung sein. Einer der wichtigsten Faktoren
jedoch ist, dass Sie Ihr Ziel wirklich akzeptieren und Ihre
Umwelt ebenfalls dazu steht. Ist es für Ihre Frau zum Beispiel in
Ordnung, wenn Sie so viel auf Dienstreisen sind, dass Sie sich
höchstens am Wochenende und im Urlaub sehen? Können Sie
Ihren privaten und gesellschaftlichen Verpflichtungen, die für
Sie wichtig sind, noch in vollem Umfang nachkommen, wenn
Sie Ihr Ziel erreicht haben?
Betrachten Sie auch den Preis, den Sie für die Erreichung
Ihres Ziels bezahlen müssen: Können Sie darauf verzichten, Ihre
Kinder täglich zu sehen? Wollen Sie Ihre wöchentlichen
Squashtermine wirklich aufgeben? Haben Sie nach diesem
Arbeitstag wirklich noch die Kraft für Ihr soziales Engagement?
Der krönende Abschluss der Zieldefinition ist die Frage:

-55-
Womit werde ich mich belohnen, wenn ich mein Ziel erreicht
habe? Ein romantisches Wochenende zu zweit, eine zusätzliche
Lok für meine Modelleisenbahn, etwas Neues zum Anziehen?
Ich bin sicher, dass Sie für diesen Punkt am wenigsten
Unterstützung brauchen - oder?
Wenn Sie jetzt Ihr Ziel klar, ohne Wenn und Aber, präzise,
umweltverträglich und realisierbar formuliert haben, können Sie
es noch visuell darstellen: als Bild, als Collage oder als
Flussdiagramm. Sie können sich Ihren neuen Job allerdings auch
in allen Details ausmalen und ihn immer wieder vor Ihrem
inneren Auge auftauchen lassen, also visualisieren. In guten
Mentaltrainings, die nicht teuer sein müssen, lernen Sie die
Techniken dazu.

Die Routenplanung

Viele Wege führen nach Rom! Sie sind alle unterschiedlich


und ein jeder davon hat eine bestimmte Qualität: Die eine Route
bringt uns sehr schnell hin, dafür schnurrt unser Auto auch
eintönig das Asphaltband der Autobahn entlang. Ein anderer
Weg führt über imposante Alpenpässe, doch der Spaß am
Fahren braucht seine Zeit.
Die Routenplanung erfordert einiges an Überlegung. Vor
allem handelt es sich um Ihre Lebenszeit und die möchten Sie ja
maximal nutzen und genießen. Es kann durchaus sein, dass Sie
sich für eine langfristige Planung entscheiden, weil Sie erkannt
haben, dass Sie noch eine Zusatzausbildung brauchen, um Ihrem
beruflichen Ziel nahe zu kommen. Genauso kann es möglich
sein, dass Sie aus finanziellen Gründen gezwungen sind, sich
schnell wieder eine Arbeitsstelle zu suchen, auch wenn sie nicht
ganz Ihren Zielvorstellungen entspricht, sondern eher mit einem
Etappenziel gleichzusetzen ist. Vielleicht haben Sie noch Lust,
Ihre beruflichen Erfahrungen durch ein Praktikum zu ergänzen,

-56-
bevor Sie den nächsten Schritt auf der Karriereleiter wagen?
Wenn Sie diese Vorüberlegungen beendet haben, lade ich Sie zu
folgender Übung ein.
Nehmen Sie ein weißes Blatt Papier, ziehen Sie eine
waagerechte Linie und beschriften Sie den Anfangspunkt mit
dem heutigen Datum. Den Endpunkt versehen Sie mit dem
Datum, bis wann Sie Ihr Ziel erreicht haben wollen, zum
Beispiel mit dem Datum, an dem Sie Ihren Vertrag
unterschrieben haben wollen, oder mit dem Starttermin im
neuen Job. Dann bilden Sie so genannte Meilensteine, und zwar
vom Ziel ausgehend. Sie kreieren also Ihre zukünftigen
Aktionen von der Zukunft, nämlich vom Datum Ihrer
Zielerreichung, aus. Die Meilensteine tragen ein bestimmtes
Datum, das zwischen heute und dem Ziel steht. Der erste
Meilenstein vor dem Ziel „1. Arbeitstag“ könnte zum Beispiel
heißen „Vertragsunterschrift“, der davor „erfolgreiche
Vorstellungsgespräche“, der wiederum davor „Versand der
Bewerbungsunterlagen“. Überprüfen Sie bei jedem Meilenstein,
wo genau er stehen soll, damit es unvermeidbar wird, dass Sie
Ihr Ziel erreichen!
Zugegeben, diese Planung ist etwas schwierig, vor allem
wenn Sie sie zum ersten Mal machen. Deshalb rate ich Ihnen,
die Daten der Meilensteine zuerst mit Bleistift einzutragen und
alle Aktionen - also alles, was Sie zwischen den einzelnen
Meilensteinen tun müssen, um das, was Sie sich dafür
vorgenommen haben, zu erreichen - vorher festzulegen. Wenn
alle „To do's“ eingetragen sind, überprüfen Sie, ob Ihre
Meilensteine realistisch und pünktlich zu erreichen sind. Wenn
nicht, dann ändern Sie sie entsprechend. Sobald Sie einen
Meilenstein erreicht haben, passen Sie Ihr Blatt entsprechend an.
Im Folgenden werden die ersten Meilensteine beispielhaft
demonstriert.

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Mein neuer Job: Vorstandsassistent - 1. Schritt

Mein neuer Job: Vorstandsassistent - 2. Schritt

-58-
Mein neuer Job: Vorstandsassistent - 3. Schritt

Die Schlaglöcher auf dem Weg

Haben Sie Ihren ersten Meilenstein erreicht? Ja? Herzlichen


Glückwunsch und vergessen Sie nicht, sich auch wirklich zu
belohnen! Sie haben es diesmal nicht geschafft? Schade. Was ist
passiert: Sind Sie krank geworden oder haben Sie sich zu viel
vorgenommen? Oder hat Sie ein „Schlagloch“ aufgehalten? Als
Schlaglöcher möchte ich die Vorkommnisse bezeichnen, die
andernorts als „Fallen“ oder „Hemmnisse“ beschrieben werden.
Ich finde den Ausdruck „Schlagloch“ deshalb so passend, weil
wir einen Schlag versetzt bekommen, der uns daran hindert, in
der ursprünglich geplanten Schnelligkeit auf der Route
voranzukommen, die wir uns vorgenommen haben. Dadurch
sind wir gezwungen, innezuhalten und uns mit der Ursache
auseinander zu setzen. Vielleicht fallen wir ja auch in ein
„Loch“ und sind deprimiert, weil wir unser Tagesziel nicht
erreicht haben.
Der Volksmund sagt ja, dass „leichte Schläge auf den
Hinterkopf“ durchaus das Denkvermögen anregen, uns also
-59-
dazu bringen, eine bessere Route zu wählen oder uns zu fragen,
ob wir mit dem richtigen Fahrzeug unterwegs sind.

Der innere Schweinehund - Freund oder Feind?


Falls ich mich zu blumig ausgedrückt haben sollte, hier im
Klartext: Wenn wir etwas, was wir uns fest vorgenommen
haben, nicht erreichen, haben wir es meistens mit unserem
„inneren Schweinehund“ zu tun, der uns daran hindert,
zielgerichtet und konsequent vorzugehen. Kommt Ihnen
Folgendes bekannt vor? Sie wollen heute unbedingt noch etwas
Dringendes im Büro fertig machen. Den ganzen Tag klingelt das
Telefon, Sie müssen Kollegen helfen und kommen nicht zu der
Arbeit, die Sie sich für diesen Tag vorgenommen haben. Es wird
19:30 Uhr und Sie sind noch nicht fertig. Dies und das fällt
Ihnen noch ein und plötzlich ist es 21:00 Uhr - zu spät um die
Arbeit jetzt noch in Angriff zu nehmen.
Mein persönlicher Schweinehund zeichnet sich zum Beispiel
dadurch aus, dass er mich mit großer Kraft immer von den
Dingen abhält, vor denen ich mich sowieso drücken will. Ein
äußerst hilfreicher Zeitgenosse, wenn man ihn einmal genau
betrachtet, anstatt ihn unwirsch zu verscheuchen oder seine
unrühmliche Existenz hinter dem Mäntelchen fadenscheiniger
Entschuldigungen zu verbergen.
Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit Ihrem „inneren
Schweinehund“ einmal zu unterhalten. Es ist höchst interessant,
herauszufinden, was dieses Wesen bewegt und mächtig genug
werden lässt, um Ihnen immer wieder erfolgreich in die Quere
zu kommen. Stellen Sie ihm Fragen wie:
→ Welche Absicht verfolgst du?
→ Warum tust du das?
→ Wovor willst du mich bewahren?
→ Woher nimmst du diese Kraft?

-60-
→ Was brauchst du, um zufrieden zu sein?
→ Was kann ich für dich tun?
Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie dieses Powerpaket
zu Ihrem Verbündeten anstatt zu Ihrem „besten Feind“ hätten!
Vielleicht fällt Ihnen ja auch ein freundlicherer Name als
Schweinehund ein, denn es handelt sich schließlich um einen
durchaus positiven Teil Ihres Selbst. Von einem erfahrenen
Coach oder NLP-Trainer (NLP = Neurolinguistische
Programmierung) können Sie sich bei dieser Art der
Konversation, Reframing genannt, wirkungsvoll unterstützen
lassen. Sie werden überrascht sein, was dadurch an positiver
Energie freigesetzt wird.

Der innere Dialog


Schlaglöcher können auch durch unsere inneren Dialoge
verursacht werden. Unser Denken plappert pausenlos. Wenn wir
alles, was wir denken, diktieren würden und uns dann mit dem
Geschriebenen auseinander setzen müssten, wäre uns die
Kontrolle des Denkapparats mindestens genauso wichtig wie die
unseres Gewichts.
Warnungen wie „Das kannst du nicht“, „Der meint es
bestimmt nicht so“, „Das haben wir schon immer so gemacht“,
„Pass auf, an deinem Stuhl wird gesägt“, „Auf der Party wird
sowieso keiner mit mir reden, also gehe ich erst gar nicht hin...“
und ihre Auswirkungen auf unser Befinden und unsere
Motivation sind jedem von uns bekannt. Diese bremsenden
inneren Dialoge zeigen bestimmte Verhaltensmuster auf, die in
unserer Kindheit und Jugend geprägt wurden, als zum Beispiel
ein Lehrer uns bescheinigte „Du lernst es nie“ oder - schlimmer
noch - „Aus dir wird nie was“. Es kann auch die Stimme eines
Elternteils sein, eines Bruders, Verwandten oder von jemandem,
der uns in unserer Kinder- und Jugendzeit beurteilt hat. Urteile
über eine Person oder deren Verhalten sagen ähnlich wie beim

-61-
Feedback sehr viel über die urteilende Person aus. Manchmal
benutzt der Urteilende den Urteilsempfänger wie eine
Leinwand, auf die er seinen eigenen Ärger, seinen derzeitigen
Frust, seine tiefste Angst oder noch Schlimmeres projiziert.
Davon sollten Sie sich schleunigst befreien!
Hören Sie sich Ihre inneren Dialoge aufmerksam an. Hören
Sie genau hin, wer da mit Ihnen spricht.
→ Wessen Stimme können Sie erkennen?
→ Ist es Ihre fürsorgliche Mutter oder der rivalisierende
Bruder?
→ Der strenge Vater oder der ziemlich spießige Mathe-
Lehrer?
→ Wer urteilt da über Sie?
→ Treffen diese Urteile heute noch zu?
Wenn ja, ist es okay, ihren Ratschlägen zu folgen. Wenn
nicht, so ist es höchste Zeit für Sie, diese Urteile aufzuheben,
und das geht so: Wenn Sie ein Urteil entdecken, das für Sie
nicht mehr zutrifft, so verabschieden Sie es mit den (innerlich
gesprochenen) Worten: „Ich danke dir, dass du da warst, als ich
dich brauchte. Aber jetzt bestimme ich selbst.“ Und dann lassen
Sie es los. Wenn Ihnen diese Vorgehensweise widerstrebt, so
probieren Sie eine andere Möglichkeit, die des „Ankerns“.
Wann immer Sie einem hinderlichen Urteil in Ihrem Denken
begegnen, halten Sie kurz inne, veranschaulichen Sie sich den
Verursacher oder die Situation und wischen Sie es vom Revers.
Mit dieser Geste haben Sie einen Anker gesetzt, den Sie von
jetzt an immer anwenden können, um diese bremsenden
Schlaglöcher zu bewältigen.

Die Zeitfalle
„Da lief mir die Zeit davon,“ Diesen Spruch kennt jeder. Wir
wissen allerdings auch alle, dass Zeit eine subjektive Qualität

-62-
hat: Manchmal empfinden wir eine Zeitspanne unerträglich
lang, vor allem wenn wir auf den Briefträger mit dem ersehnten
Arbeitsvertrag warten oder wenn dieser den an uns adressierten
Briefumschlag umständlich aus seiner Tasche nimmt und uns in
ein belangloses Gespräch verwickelt, das uns daran hindert, den
Brief sofort zu öffnen, um zu erfahren, ob wir Grund zum Feiern
haben. Wir sitzen wie auf Kohlen, wenn wir auf
Prüfungsergebnisse oder unsere Liebste warten, Minuten
erscheinen uns dann wie Stunden! Wenn wir uns jedoch rundum
wohl fühlen, Spaß haben oder eine interessante Arbeit tun,
verfliegt die Zeit wie im Nu. Das beweist uns, dass wir die Zeit
subjektiv wahrnehmen, wohingegen unsere Uhr exakt die
Minuten misst.
Planen Sie genügend Zeitpuffer für die Aktivitäten ein, die
Sie sich für Ihre Jobsuche vorgenommen haben. Auch wenn Sie
nicht alles, was Sie sich vorgeno mmen haben, in der dafür
eingeplanten Zeit erledigen können, geben Sie nicht nach dem
Motto „Alles oder nichts“ auf. Wenn Sie merken, dass Sie ein
Zeitproblem haben, setzen Sie Prioritäten und überlegen Sie, ob
und was Sie an wen delegieren könnten. Denken Sie daran: Die
meisten Menschen sind geschmeichelt, wenn man sie um Hilfe
bittet! Außerdem sollten Sie nie vergessen, dass es sich um Ihre
eigenen Zeitvorgaben handelt und Sie die Macht haben, sie
Ihren Anforderungen und Bedürfnissen entsprechend
anzupassen.
Jeder von uns hat seine eigene Geschwindigkeit, mit der er
Dinge erledigt und Entscheidungen trifft. Manche von uns sind
flott unterwegs, schaffen an einem Tag so viel wie andere in
einer Woche und sind dabei noch entspannt und fröhlich. Das
sind die Rennpferde unter den Menschen. Dann gibt es die
Überlegten, Das sind die Zeitgenossen, die immer viele
Informationen brauchen, um eine Entscheidung zu treffen. Sie
haben die Angewohnheit, alles von allen verschiedenen Seiten
zu beleuchten, alle Wenns und Abers abzuklären, bevor sie sich

-63-
festlegen. Das sind die Schnecken unter uns. Beides muss es
geben und beides ist okay. Kein Mensch würde von einem
Rennpferd erwarten, dass es sich in eine Schnecke verwandelt
oder umgekehrt! Also nehmen Sie sich das Recht, so schnell
oder langsam, wie es für Sie angenehm und passend erscheint,
Ihren Weg zu gehen.
Wichtig ist, dass Sie sich über Ihre persönliche
Geschwindigkeit im Klaren sind und dementsprechend Ihre
Route zum neuen Job planen.

Checkliste: Ziele definieren und erreichen

ja nein
1. Passt Ihnen Ihr Ziel wie angegossen? O O
2. Ist es wirklich realistisch und erreichbar? O O
3. Haben Sie die Route bis zur Zielerreichung O O
festgelegt?
4. Haben Sie ausreichend Zeit für die O O
Bewältigung schwieriger Wegstrecken
eingeplant?
5. Lassen Sie sich durch Schlaglöcher O O
behindern?
6. Sind Sie auf der Zielgeraden? O O
7. Haben Sie an Ihre Belohnungen gedacht? O O

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6 Blindbewerbungen können
erfolgreich sein!

Man darf das Schiff nicht an einen einzigen Anker und das
Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden. (Epikur von
Samos)
Sie haben Ihr Ziel, also die Position, die Sie suchen,
festgelegt, die einzelnen Schritte auf dem „Weg dorthin geplant.
Nun geht es darum, die „richtige Firma“ zu finden. Die
wenigsten offenen Stellen werden in der Zeitung oder über
Jobbörsen angeboten, denn oft findet sich über den internen
Stellenmarkt im Unternehmen selbst schon die geeignete
Besetzung. Und der interne Stellenmarkt ist kaum zu
unterschätzen, denn jede Vakanz wird zuerst im Unternehmen
bekannt gemacht, sei es per Aushang auf dem schwarzen Brett
oder über das Intranet, so dass sich Interessierte aus dem
Unternehmen selbst bewerben können, bevor man außerhalb
rekrutiert. Seine eigenen Mitarbeiter glaubt man bereits zu
kennen und deren Eignung leichter einschätzen zu können. Dass
das nicht immer den Tatsachen entspricht, verdeutlicht Ihnen
das Beispiel auf Seite 207 „Vom ,hot job' zur Hotline“.
Außerdem kostet jeder Missgriff bei Personalauswahl und -
einstellung Unternehmen richtig Geld. Der andere Grund ist die
Tatsache, dass viele Unternehmen über die „natürliche
Fluktuation“ Personal abbauen. Darunter versteht man, dass
Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen, ob aus Alters- oder
sonstigen Gründen, nicht von außen ersetzt, sondern von innen
„umgesetzt“ werden. Die dritte Variante des internen
Stellenmarkts heißt „Einstellungsstopp“. Das Unternehmen wird
aus finanziellen oder organisatorischen Gründen keine weiteren
Mitarbeiter von außerhalb einstellen. Aber immer wieder kann

-65-
durchaus Bedarf bestehen, ein ganz bestimmtes Knowhow oder
eine bestimmte Funktion von außen einzukaufen. „Probieren
geht über Studieren“ heißt hier die Devise.

Initiative zeigen - sich unaufgefordert


bewerben!

Wenn Sie sich nicht auf ein Stellenangebot hin, sondern „aus
eigener Initiative“ bei einer Firma bewerben, so handelt es sich
um eine Initiativbewerbung. Früher nannte man es auch
„Blindbewerbung“, denn im Allgemeinen wissen Sie nicht, ob
eine für Sie passende Position frei ist, das heißt, Sie sind
„blind“, was den Bedarf angeht.
Im Prinzip können Sie sich immer und überall blind
bewerben. Jede Firma sieht es als indirektes Kompliment an,
wenn gute Initiativbewerbungen eingehen. Wenn gerade kein
konkreter Bedarf besteht, die Bewerbung jedoch interessant
erscheint, bitten die Unternehmen oft darum, die Unterlagen so
lange behalten zu dürfen, bis eine passende Position frei wird.
Ein freundliches und durchaus ernst gemeintes Angebot, dem im
überwiegenden Fall auch durchaus Taten folgen können.
Gleiches gilt auch, wenn Sie einen Personalberater eingeschaltet
haben (siehe Seite 85).
Es schadet nicht, alle sechs Monate unaufgefordert
nachzufragen. Falls der Personalreferent sich nicht gleich an
Ihre Bewerbung erinnert, bleiben Sie freundlich und
verständnisvoll. Ein persönliches Gespräch, auch wenn es nur
am Telefon stattfindet, kann Türen öffnen, von denen Sie gar
nicht wussten, dass sie überhaupt existieren! Dem
Personalreferenten kann zum Beispiel jemand einfallen, der
einen Mitarbeiter wie Sie brauchen könnte, oder er verweist an
eine befreundete Firma.

-66-
Doch woher wissen Sie, wo Sie sich bewerben sollen? Das
können Sie nicht wissen, denn wie eingangs erwähnt - auf
diesem Auge sind Sie ja blind. Bei dieser Form der Bewerbung
geht es einzig um die Frage, wo Sie sich bewerben wollen! Das
herauszufinden ist allerdings eine anspruchsvolle Aufgabe, für
die folgende Checkliste hilfreich sein kann.

Checkliste: Welche Firma kommt für mich in Frage?


1. Wie lange soll mein Weg zur Arbeit maximal sein?
Überlegen Sie sich dabei, ob Sie mit dem eigenen Auto
fahren, öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder
Mitfahrgelegenheiten bevorzugen.
2. In weichem Umkreis meines Wohnorts sollte mein neuer
Arbeitgeber liegen?
Sie können diesen dann auf einer Orts- oder Landkarte
eintragen und eventuell bevorzugte Gegenden farbig markieren.
3. Was ist mir an meinem Arbeitgeber wichtig?
Dass ich mich mit seinem Produkt identifizieren kann (wie
Autos, Topfe, Software...)
→ Ein informelles, lockeres Betriebsklima
→ Internationa les Arbeitsumfeld einer Weltfirma
→ Persönliche Freiräume, flexible Arbeitszeitmodelle
→ Jobsicherheit und betriebliche Altersvorsorge
→ Bezahlung, Firmenwagen, vergünstigter
Produkteinkauf, gesellschaftlicher Status
→ Eigener Kindergarten, Karriere- und Teilzeitmodelle
für berufstätige Mütter
→ Jobrotation, vielleicht auch die Chance, im Ausland zu
arbeiten
→ Gezielte Entwicklungsprogramme und

-67-
Weiterbildungsmöglichkeiten
→ Flache Hierarchien, um Führungsverantwortung
innerhalb kurzer Zeit zu übernehmen
→ Mehr „mitten im Geschehen“ zu sein, als nur am
Schreibtisch zu sitzen
→ Wissenschaftlich zu arbeiten und zu forschen -›
Persönlich für meine Leistungen anerkannt zu werden
→ In ein professionelles Team eingebunden zu sein
→ In kurzer Zeit viele; Aspekte eines Unternehmens
kennen zu lernen
4. Welche Unternehmensgröße bevorzuge ich
beziehungsweise welche ergibt sich aus meinen Antworten zu
Frage 3?
In einem Großunternehmen haben Sie vielleicht mehr
(vermeintliche) Sicherheit, größere Entwicklungschancen,
können schneller aufsteigen oder intern die Stelle wechseln. Das
Betriebsklima kann jedoch eher funktional und unpersönlich
sein. Bei einem kleinen Unternehmen ist zwar der
„Kuschelfaktor“ größer, dafür aber die Bezahlung etwas
mickriger. In mittelständischen Unternehmen wird manchmal
patriarchalisch geführt, also die Firma wie eine große Familie
mit einem Familienoberhaupt verstanden. Es kann aber auch
sein, dass Sie hier schneller in spannende Projekte einbezogen
werden, eigene Ideen verwirklichen können und Ihre Leistunge n
als die Ihren anerkannt werden.
Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet und mit Ihren
Ergebnissen aus Ihrem Inventar abgeglichen haben, können Sie
als ersten Schritt über Informationsdienste - zum Beispiel die
Telekom, die örtliche Industrie- und Handelskammer oder
professionelle Anbieter (wie zum Beispiel dem Hoppenstedt-
Verlag) nach geeigneten Unternehmen recherchieren
beziehungsweise recherchieren lassen. So erhalten Sie den

-68-
korrekten Firmennamen, die Post- und Hausanschrift, die
Telefonnummer der Zentrale und vielleicht auch Daten wie
Unternehmensgröße, Anzahl der Niederlassungen und mehr,
Tageszeitungen und die Regionalpresse sind auch eine
ausgezeichnete Informationsquelle, ebenso wie das Internet.
Unter www.branchendino.de ist eine gezielte Firme nsuche
möglich und unter www.hotlinel.de gibt es die kostenlosen
Servicerufnummern von 500 deutschen Unternehmen. Bei
manchen Unternehmen gibt es sogar eine spezielle Jobline-
Nummer für Arbeitsuchende...
Als nächste Aktion sollten Sie sich einen aktuellen
Geschäftsbericht der in Frage kommenden größeren
Unternehmen besorgen. Das wird in der Regel der vom Vorjahr
sein, er ist entweder bei der Pressestelle der Firmen, über die
zuständige Industrie- und Handelskammer oder fallweise bei
einer Bank zu bekommen. Manchmal haben ihn die Firmen auch
auf ihre Homepage gestellt. Dort nachsehen lohnt sich allemal,
auch bei Unternehmen, die keiner Publikationspflicht
unterliegen.
Im Geschäftsbericht finden Sie folgende Informationen:
→ Vision und Philosophie des Unternehmens
→ Übersicht über den Verlauf des Berichts-
Geschäftsjahrs im Vergleich zum Vorjahr
→ Produkte und Produktbereiche
→ Organisationsstruktur und Unternehmensaufbau
→ Anzahl der Mitarbeiter im In- und Ausland,
Entwicklung zum Vorjahr
→ Anzahl der Niederlassungen und/oder
Tochterunternehmen mit Adresse und Telefonnummer
sowie die Namen der Vorstands- und
Aufsichtsratsmitglieder
→ Jahresabschluss und Bilanz mit Erläuterung(en)

-69-
→ Ausblicke auf die künftige Geschäftsentwicklung
Viele Unternehmen geben zusätzlich zum Geschäftsbericht
einen Personalbericht heraus. Sie können ihn sich über die
gleichen Kanäle besorgen. Einer der vorbildlichsten
Personalberichte, die ich kenne, ist der von der Deutschen
Telekom. Darin finden Sie spannende Aussagen wie:
→ Personalstrategie im Vergleich zur
Unternehmensvision
→ Entwicklung der Mitarbeiterzahlen und angewandte
Führungsleitbilder
→ Informationen zur Gleichstellung der Geschlechter
→ Personalentwicklung für Auszubildende, Mitarbeiter
und Führungskräfte
→ Was von Mitarbeitern erwartet wird (oft ve rschlüsselt
ausgedrückt!)
→ Modelle zur Mitarbeitermotivation und Altersvorsorge
→ Allgemeine Angaben zu eingeführten Bewertungs-
und Leistungssystemen
→ Vorschau auf das nächste Geschäftsjahr aus
personeller Sicht
Trotzdem werden diese verschiedenen Informationen längst
nicht alle Ihre Fragen beantworten. Vor allem nicht die zu
Unternehmensinterna wie Betriebsklima, Führungsverhalten,
Entwicklungschancen und so weiter. Diese Informationen
können Sie sich am besten über bei Ihrem Wunschunternehmen
beschäftigte Freunde oder Bekannte besorgen. Doch achten Sie
darauf, wer Ihnen was wie sagt, denn Objektivität ist nicht
jedermanns Stärke!
Fragen Sie gezielt vor allem nach der Unternehmenskultur -
wie man mit den Mitarbeitern umgeht - denn oft wird
Management by Objectives (das heißt Management durch

-70-
Zielvorgaben) mit Management by Moses (also Mitarbeiter in
die Wüste schicken und dann beten) verwechselt.
Das viel belächelte Management by Champignon (Kopf raus
und ab) wird immer noch gerne in hierarchisch strukturierten
und nach preußischem Vorbild geführten Unternehmen
praktiziert.
Fragen Sie auch nach der durchschnittlichen echten
Wochenarbeitszeit und ob eine generelle 60-Stunden-Woche
üblich ist. Ziehen Sie bei der Antwort durchaus ins Kalkül, dass
wir in einer Gesellschaft leben, in der viel arbeiten und Stress
haben chic und wichtig sind.
Was tun, wenn Sie niemanden kennen, der in Ihrem
Wunschunternehmen arbeitet? Was tun, wenn das Unternehmen
keinen Geschäfts- oder Personalbericht herausgibt und im
Internet nichts zu finden ist? Anrufen, den Namen des
Personalleiters erfragen und sich zu dessen Sekretariat
durchstellen lassen. Die Zeiten sind zum Glück längst vorbei, als
dort noch ein so genannter „Vorzimmer-Cerberus“ saß, dessen
vordringlichste Aufgabe darin bestand, den Chef abzuschotten
und am Telefon niemanden durchzustellen. Die meisten
Mitarbeiter in den Personalbüros sind hilfsbereit und erstaunlich
gut informiert. Schildern Sie ihnen Ihr Anliegen so präzise wie
möglich, damit sie sich ein Bild machen können. Seien Sie
freundlich und entgegenkommend. Wenn Sie merken, dass Sie
ungelegen anrufen, fragen Sie, wann es besser passt. Probieren
Sie es dann erneut oder bitten Sie um den Namen des
zuständigen Personalsachbearbeiters oder -referenten und rufen
Sie diese Person an. Nehmen Sie die Informationen, die Sie
erhalten, durchaus ernst, aber lassen Sie sich nicht abwimmeln.
Schließlich geht es um Ihren zukünftigen Arbeitsplatz!
Es kann sich durchaus lohnen, zu fragen, ob es die
Möglichkeit eines „Schnuppertages“, Praktikums, Volontariats
oder einen Tag der Offenen Tür gibt, um das Unternehmen von
innen kennen zu lernen. Echtes Interesse an einer Firma ist
-71-
bisher immer positiv gesehen worden - siehe in den
Kommentaren der Personalentscheider im Beispielteil. Wenn
Sie eine Firma gefunden haben, für die Sie arbeiten wollen, die
Ihnen derzeit allerdings keine Ihren Erfahrungen und
Fähigkeiten angemessene Position bieten kann, mag es durchaus
Sinn machen, auf einer niedrigeren Stufe einzusteigen, um dann
von innen Karrie reschritte zu machen. Und wenn Sie gut sind,
werden diese nicht lange auf sich warten lassen.

Die Masse macht's


Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihnen das „Gießkannen-
Prinzip“ eher liegt als der etwas steinigere Weg der individuell
recherchierten Bewerbung, ist das auch in Ordnung.
Lesen Sie hierzu auch das Faílbeispiel auf Seite 198 „Übung
macht den Meister“. Versenden Sie Ihre kompletten
Bewerbungsunterlagen an alle auf Ihrer Liste befindlichen
Firmen, für die Sie gerne arbeiten würden. Überlegen Sie sich
für jede Firma, welchen Job Sie dort haben möchten
beziehungsweise welcher Bereich für Sie in Frage kommt und
warum Sie für genau diese Firma arbeiten möchten. Notieren
Sie sich, welchen Vorteil die jeweilige Firma davon hat, dass
ausgerechnet Sie dort arbeiten werden. Diese Passage arbeiten
Sie in Ihr allgemeines persönliches Anschreiben ein. Daraus
muss klar ersichtlich sein,
→ für welchen Job Sie sich interessieren
→ warum Sie sich bei dieser Firma bewerben
→ was die Firma davon hat, wenn sie genau Sie einstellt.
Zu Initiativbewerbungen finden Sie reichlich Fallbeispiele in
Kapitel 18:
→ Mit Charme überzeugen!
→ Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!
→ Möbelverkauf zum Nulltarif

-72-
→ Eine süße Bewerbung
→ Schneller als der Markt oder: Träume werden wahr!
→ Engineering by Video
Bereiten Sie das persönliche Anschreiben und Ihre
Bewerbungsmappe bei Initiativbewerbungen besonders gut und
sorgfältig auf. Es ist der erste Eindruck, den die Firma von Ihnen
erhält.
Anschreiben und Mappe sind die Verpackung für das
Angebot, das Sie der Firma machen. Dieses Angebot soll so
unwiderstehlich sein, dass die Firma es einfach nicht ablehnen
kann!

Checkliste: Die entscheidenden Fragen


1. Welche Vorteile haben Initiativbewerbungen für mich?
2. Wo bekomme ich die Informationen, die ich unbedingt
brauche?
3. Wer kann mir Insider-Informationen geben?
4. Wer kennt jemanden, der in meinem Wunschunternehmen
arbeitet?
5. An welche Art der Ansprache habe ich noch nicht gedacht?
Kreieren Sie Ihre eigene Strategie!

-73-
7 Stellenanzeigen und ihre
Tücken

Beide schaden sich selbst: der zu viel verspricht und der zu


viel erwartet.
(Gotthold Ephraim Lessing)

Nicht jedem Menschen ist es gegeben, offen auf andere


zuzugehen. Und so wird es auch nicht Sache eines jeden
Bewerbers sein, sich aus eigener Initiative „blind“ bei einem
Unternehmen seiner Wahl zu bewerben. Es wird ihm leichter
fallen, sich auf Stellenangebote in Tageszeitungen oder
Fachpublikationen, in Jobbörsen im Internet oder auf sonstige
Stellenausschreibungen zu bewerben.
Als wir uns damit beschäftigt en, was die Unternehmen sich
wünschen, haben wir schon festgestellt, dass Wunsch und
Wirklichkeit doch heftig auseinander klaffen. Manchmal sind
Stellenanzeigen so formuliert, dass man wirklich nicht weiß, ob
sie der Imagepflege des Unternehmens dienen sollen oder eher
zur Abschreckung potenzieller Bewerber gedacht sind. Während
meiner Recherchen zu diesem Buch hörte ich von den
Unternehmen immer wieder: „Wir bekommen zwar viele
Bewerbungen, aber kaum die richtigen!“ Deshalb sei mir an
dieser Stelle ein kle iner Exkurs über die Qualität von
Stellenanzeigen gegönnt, gleichermaßen informativ und
hilfreich für Bewerber und Unternehmen. Vor allem deshalb,
weil Karl- Heinz List, Autor vieler Fachbücher, Dozent an der
Hanseatischen Akademie für Medien und Kommunikation
sowie Inhaber der „prodomo JOB-BERATUNG“ in Hamburg,
mich mit seinem umfangreichen Knowhow bei diesem diffizilen
Thema unterstützt hat.

-74-
Für anspruchsvolle Kunden... Wir sind das führende
Unternehmen für zeitlos schöne Garten- und Parkeinrichtungen.
Unsere Kunden sind anspruchsvolle Privathaushalte,
Architekten und Objekteinrichter. Für unsere Zentrale in
Wiesbaden suchen wir Sie zum 01.01.02 oder früher als
engagierte/n Mitarbeiterin für unsere
Auftragsannahme/Beratung. Eingebunden in die telefonische
Auftragsannahme übernehmen Sie zusätzliche Assistenz-
Funktionen. Sie organisieren die Abläufe in der Abteilung und
koordinieren den reibungslosen Informationsfluss sowie die
Zusammenarbeit mit den angrenzenden Bereichen. Darüber
hinaus arbeiten Sie neue Mitarbeiter ein, werten Statistiken aus
und pflegen unsere Verkaufsunterlagen. Die niveauvolle und
kundenorientierte Telefon-Kommunikation gehört ebenso zu
Ihren Stärken wie die stilsichere Korrespondenz. Neben einer
sehr guten Aligemeinbildung bringen Sie Berufspraxis mit. Im
Alter zwischen 35 und 40 Jahren passen Sie am besten zu uns.
Macht Sie das an? Was würden Sie sich unter dieser Position
vorstellen: Eine Führungsaufgabe oder eher einen
„Mädchenfüralles“-Job? Hat man hier das Niveau des
anspruchsvollen Publikums auf die Stellenanforderung
übertragen und entspricht es der Bedeutung der Position und der
Bezahlung? Haben Sie schon einmal Steilenanzeigen gelesen,
wie „Wir suchen dringend Mitarbeiter! Bitte bewerben Sie sich
bei Firma Hinz und Kunz, Telefon 0123-456789“ oder noch
besser „Hauswirtschafterin mit guten hauswirtschaftlichen
Kenntnissen gesucht“? Da fragt man sich schon, wes Geistes
Kind dahinter steckt. Vor allem aber, ob man in einer solchen
Umgebung wirklich arbeiten kann und möchte.

-75-
Stellenanzeigen, die ihr Ziel erreichen

Man muss den Unternehmen den Vorwurf machen: Die


erforderliche Präzision bei der Formulierung von
Stellenanzeigen beherrschen leider noch viel zu wenige. Je
genauer die Stellenanzeige formuliert ist, desto qualifizierter
sind die Bewerbungen, die beim Unternehmen eingehen. Die
Annonce sollte deshalb nach folgenden Kriterien aufgebaut
werden:
→ Wer wird gesucht? Die zu besetzende Position sollte
so präzise - und ehrlich! - wie möglich bezeichnet
werden und falls möglich in allgemein verständlicher
Sprache.
→ Was wird vom Bewerber erwartet? Realistische
Anforderungen, die einer abgespeckten
Stellenbeschreibung ähneln, jedoch weniger
bürokratisch formuliert sind, waren hier
wünschenswert. Der Bewerber weiß, worauf es der
Firma ankommt, und kann sich präzise, ohne
allgemeines Blablabla, in seinem persönlichen
Anschreiben profilieren.
→ Was hat die Firma zu bieten? Super Gehalt, tolle
Karrierechancen, Teamarbeit, Führungsverantwortung,
Sicherheit... Aussagen, die beantworten, wodurch sich
diese Firma von all den anderen unterscheidet, die
händeringend qualifiziertes Personal suchen.
→ Auf welche Art soll der Bewerber Kontakt
aufnehmen? Es gibt Unternehmen, die es Bewerbern
leicht machen, indem sie neben der Adresse auch
Ansprechpartner und Telefonnummer für Voranfragen
nennen. Das ist sehr partnerschaftlich gedacht und

-76-
sollte der heutige Standard sein. Allerdings gibt es -
vor allem in traditionellen Branchen - immer noch
Firmen, die es sich leisten, telefonisch keine
Auskünfte zu erteilen. Was Sie als künftiger
Mitarbeiter eines solchen Unternehmens davon zu
halten haben, überlasse ich Ihrer Fantasie.
Bei Chiffre-Anzeigen drängt sich mir immer die Frage auf,
warum sich der Stellenanbieter hinter einer Ziffernkombination
verstecken muss. Weiß der jetzige Stelleninhaber vielleicht noch
nichts von seiner Kündigung oder dient die Anzeige nur der
Marktforschung eines obskuren Unternehmens? Das sind die
Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gehen. Chiffre-
Anzeigen erscheinen mir ähnlich wie eine Peep-Show, denn der
Bewerber legt einen beruflichen Striptease vor einem ihm
unbekannten Unternehmen hin.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein paar Beispiele
vorstellen. Folgendes Inserat für einen Ausbildungsplatz fand
sich in einer großen Tageszeitung:
Ein Beruf, der Freude macht!
Wir bieten Ihnen zum... einen Ausbildungsplatz zum/zur
Buchhändler/in in einer bundesweit bekannten
Fachbuchhandlung für Tiermedizin. In unserem Team werden
Sie sich wohl fühlen, wobei wir erwarten, dass Sie sich mit
gleicher Intensität kaufmännisches und buchhändlerisches
Fachwissen aneignen wollen. Klar, dass wir mit modernsten
Betriebsmitteln arbeiten, mit den Ausbildungsschwerpunkten
Vertrieb, Werbung, EDV, Buchhaltung. Interessiert? Dann
richten Sie Ihre Bewerbung (Lebenslauf, Foto, Zeugnisse) bitte
an...
Vergleichen Sie diese Anzeige mit folgendem Text:
Buchhändler sind Leseratten! Sie auch? Wir bieten zum...
einen Ausbildungsplatz als Buchhändler(in).
Buchhändler lesen viel. Sie lieben Bücher. Aber im

-77-
Hauptberuf verkaufen sie Bücher. Sie werden deshalb
ausgebildet im Vertrieb, in der Werbung, EDV und in der
Buchhaltung. Wollen Sie das alles lernen? Wenn Sie nichts auf
der Welt davon abhalten kann, Buchhändler zu werden, sollten
Sie sich ganz schnell bewerben bei...
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Karl-Heinz List,
prodomo JOB-BERATUNG, Hamburg)
Welcher Text motiviert Sie mehr, den Beruf eines
Buchhändlers zu erlernen? Wenn Sie kein Auszubildender mehr
sind, sondern Ihre erste richtige Führungsposition anstreben,
sehen Sie sich diese überzeugende Anzeige einer Großbank an:
Zur Verstärkung unseres Bereichs Organisation und EDV
suchen wir eine/n Gruppenleiter/in Bank-/Betriebsorganisation.
Sie sind ein/e erfahrene/r Bankkaufmann/frau und verfügen über
eine abgeschlossene Organisatorenausbildung. Aufgrund Ihrer
umfassenden bankbetriebswirtschaftlichen Kenntnisse sind Sie
in der Lage, die wechselnden Aufgabenstellungen eines
komplexen Bankbetriebes zu strukturieren, konzeptionell
aufzuarbeiten und Ihre Arbeitsergebnisse sicher zu präsentieren.
Ablaufuntersuchungen, Reorganisationen und
Prozessmanagement zählen zu Ihren besonderen Stärken. Sie
haben Verhandlungsgeschick mit einem gesunden Maß an
Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft. Durch die
erfolgreiche Leitung von Projekten haben Sie auch unter Beweis
gestellt, dass Sie in der Lage sind, qualifizierte Mitarbeiter zu
führen. Wenn für Sie Ergebnisorientierung, persönliche und
fachliche Kompetenz, Teamfähigkeit und die Bereitschaft zur
ständigen Weiterbildung ebenso selbstverständlich sind wie
selbstständiges, eigenverantwortliches Arbeiten, dann bieten wir
Ihnen eine verantwortungsvolle Aufgabe» bei der Sie mit einem
jungen, leistungsfähigen Team unter Beweis stellen können,
dass Sie zu den Profis in der Branche gehören. Falls die Position
eine Herausforderung an Ihr Können bedeutet und Sie vor Ihrem
nächsten Karriereschritt stehen, senden Sie bitte Ihre

-78-
vollständigen Bewerbungsunterlagen an...
Wenn Sie es lieber flott und lustig haben:
Saftladen sucht Buchhalterin. Wir handeln mit allen Säften
und Früchten dieser Welt. Von A wie Ananas bis Z wie Zitrone.
Und schon zur nächsten Ernte können Sie für halbe Tage dabei
sein. Sie sollten ohne fremde Hilfe Äpfel von Birnen
unterscheiden können, wissen, wie man mit der DATEV
umgeht, sich bereits mit Computern angefreundet haben und
with English too. Schreiben Sie uns doch einfach...
Sie sehen, auch angestaubte Bürojobs können so aufpoliert
werden, dass man sich mit Begeisterung darauf stürzt.

Personalberatungen - Freund oder


Feind?

Wenn Personalberatungsfirmen die Anzeigen für ihre


Klienten schalten, so kann das verschiedene Hintergründe
haben: Die Firma überträgt der Personalberatung die
Formulierung und Schaltung der Anzeige, um sich Arbeit zu
sparen. Außerdem steht die Beratung für die Beantwortung
telefonischer Voranfragen zur Verfügung. Nach jeder
Anzeigenschaltung gehen bei den Unternehmen nicht nur die
Anrufe potenzieller Bewerber ein, sondern es melden sich alle
Arten von Dienstleistern, wie Zeitarbeitsfirmen,
Personalve rmittlungen, Werbeagenturen, um ihren Service
anzubieten. Der zuständige Personalreferent kommt kaum noch
zu seiner eigentlichen Arbeit, weil er überwiegend am Telefon
hängt, um Nachfragen potenzieller Bewerber zu beantworten
oder um Firmen abzuwimmeln, auf deren Dienste das
Unternehmen keinen Wert legt.
Wenn Sie als Bewerber trotzdem Interesse an einem
Stellenangebot haben, das wenig aussagekräftig ist, so rufen Sie

-79-
die Firma oder den Personalberater bitte an und stellen Sie die
bereits auf Seite 22 genannten vier Fragen;
→ Was genau umfasst der Tätigkeitsbereich?
→ Wo im Unternehmen ist die Position angesiedelt, wer
ist Ihr Chef, sind Ihnen Mitarbeiter unterstellt, wenn
ja, wie viele?
→ Welche fachlichen Kernqualifikationen sind für diese
Position absolut notwendig?
→ Worauf legt das Unternehmen bei seinen Mitarbeitern
besonderen Wert?
Gehen Sie davon aus, dass Sie sicher nicht der Einzige sind,
der Informationsbedarf hat. Wenn Ihr Telefonpartner genervt
reagiert, weil er das, was er Ihnen erzählt, bereits 50 Mal an
diesem Tag erzählt hat - nehmen Sie's bitte nicht persönlich. Es
ist nicht Ihre Schuld, wenn man sich in diesem Unternehmen
keine Zeit für eine gut formulierte Stellenanzeige nimmt. Man
kann Ihnen sogar dankbar sein, dass Sie sich trotzdem bewerben
(wollen). Ich halte es für absolut wichtig, so lange nachzufragen,
bis klar ist, worum es bei dem Stellenangebot wirklich geht,
bevor Sie entscheiden, ob Sie als Mitarbeiter infrage kommen.
Es ist meiner Meinung nach absolut legitim, bei schludrigen
Unternehmen erhöhten Leidensdruck zu erzeugen, bis sie lernen,
ehrliche und konkrete Stellenanzeigen aufzugeben. Und wenn
sie es nicht können oder tun wollen, sollen sie einen Spezialisten
einschalten, der diese zugegebenermaßen schwierige Arbeit für
sie übernimmt, Personalberatungen sind meistens auch für die
Vorauswahl der Kandidaten zuständig und präsentieren die
infrage kommenden Bewerber in der ersten Vorstellungsrunde.
Dadurch sparen die Unternehmen viel Zeit und Geld. Für Sie als
Bewerber hat es den Vorteil, dass Sie sensible Details, wie das
gebotene Gehalt und sonstige Leistungen, erfragen können, ohne
gleich bei Ihrem potenziellen Arbeitgeber einen bestimmten
Eindruck zu machen.

-80-
Gute Personalberater haben einen feinen Instinkt dafür,
welche Mitarbeiter zu welchem Unternehmen passen (können),
und nehmen sich schon mal die Freiheit, darauf hinzuweisen,
dass man bei der Firma Schulze besser aufgehoben sei als bei
Schmidt.
Wenn dem Personalberater eine Bewerbung interessant
erscheint und er sich als Personalmarketing-Spezialist versteht,
so wird er von sich aus anbieten, Ihre Bewerbung entweder an
einen seiner anderen Kunden weiterzugeben oder aber bei
Bedarf auf Sie zurückzukommen. Die Weitergabe Ihrer
Unterlagen ¡st nur mit Ihrer expliziten Zustimmung erlaubt!
Wenn Personalberater als Multiplikatoren für die Vermarktung
eines Bewerbers fungieren, so halte ich das für eine gute Sache,
denn Berater werden an der Qualität der Kandidaten gemessen,
die sie dem Unternehmen präsentieren, und sind somit stark
daran interessiert, gute Bewerber bei der Stange zu halten. Der
Personalberater ist im Allgemeinen beim Vorstellungsgespräch
der Kandidaten anwesend, eine Tatsache, die für den ein oder
anderen Bewerber hilfreich sein kann.
Hier noch ein besonders geglücktes Beispiel einer von einem
Personalberater geschalteten Stellenanzeige:
Wir, der Kreisverband... mit vielfältigen Aufgaben im
sozialen Bereich, werden unsere ambulanten Dienste in einer
gemeinnützigen GmbH neu strukturieren. Wir suchen zum...
eine(n) Geschäftsführer (in) ambulante Dienste. Wir wollen
unsere Sozialstation, die ambulanten Pflegedienste, die
Seniorentagesstätte, das Geschäftsfeld Hausnotruf, den
Mahlzeitendienst auf Rädern, die Tagespflegestätte und unsere
betreute Seniorenwohnanlage unter einem Dach
zusammenfassen.
Aufgaben sind u.a. Personalverantwortung für 150
Mitarbeiter, Budgetverantwortung, Zusammenfassung der
genannten Teilbereiche, Ausbau bestehender Geschäftsbereiche.

-81-
Wir erwarten: Studium der Betriebswirtschaft, Erfahrung im
sozialen Bereich, Erfahrung in Marketing und Kommunikation,
Führungserfahrung, Integrationsvermögen, Empathie,
Gestaltungswissen, eigene Ideen.
Wir bieten: einen Dreijahresvertrag, eine außertarifliche
Bezahlung mit Erfolgsbeteiligung und Freiraum für
unternehmerisches Handeln.
Wenn Sie zu denen gehören, die gerne zu neuen Ufern
aufbrechen sowie Konzepte entwickeln und umsetzen können,
dann schicken Sie Ihre schriftliche Bewerbung mit Angabe Ihrer
Gehaltsvorstellung an den von uns beauftragten
Personalberater...
Sie sehen, hier wird sowohl der Auftraggeber genannt, als
auch die Rolle des Personalberaters offen gelegt. Wenn hier statt
Personalberater nur „Agentur“ stünde, könnte es sich um eine
Werbeagentur handeln, die lediglich Stellenanzeigen konzipiert.
Folgende Anzeige finde ich bemerkenswert, weil die gesetzlich
vorgeschriebene Gleichstellung beider Geschlechter elegant
ausgehebelt wurde, indem man auf die Erhöhung der
Frauenquote im Führungsteam hinweist. Die Firma, die sich
hinter dieser Anzeige verbirgt, hat meine volle Anerkennung für
den hier bewiesenen Mut!
Wir sind ein mittelständisches Industrieunternehmen im
Großraum Bodensee, das innerhalb eines international tätigen
Konzerns expandiert. Wir suchen zum... eine(n)
Verkaufsbereichsleiter (in}.
Der/Die Stelleninhaber(in) berichtet unmittelbar an die
Geschäftsleitung.
Ihr Profil: Sie haben eine
kaufmännische/betriebswirtschaftliche Ausbildung. Sie haben
erste Erfahrungen im Verkauf sammeln können, im Innen- und
Außendienst. Sie sprechen fließend Englisch,
Italienischkenntnisse wären von Vorteil. Sie sind ein

-82-
Verkaufstalent und haben Spaß an Ihrer Arbeit. Sie besitzen
Führungseigenschaften und verfolgen konsequent Ihre Ziele. Sie
machen gerne längere Dienstreisen.
Ihre Aufgaben sind u.a.: Personalführung (4 Mitarbeiter),
Verantwortung für Auftragsabwicklung und Versand,
Akquisition und Betreuung von Kunden/Handelsvertretern in
Europa, Vertragsverhandlungen mit Key Accounts, Strategie-,
Umsatz- und Absatzplanung, Budgetverantwortung.
Wir wollen den Frauenanteil in unserem Führungsteam
erhöhen und freuen uns über Bewerbungen von Frauen. Bitte
schicken Sie Ihre schriftliche Bewerbung mit Angabe Ihres
Gehaltswunsches an...
Mehr Informationen zu Stellenangeboten und wie man sie
liest finden Sie im Literaturverzeichnis ab Seite 213.

-83-
8 Be-Werben am Telefon die
Stimme macht's!

Ich bin auf wundersame Weise nicht dafür verantwortlich,


was Sie hören, aber voll verantwortlich für das, was ich sage.
(Humberto Maturana)

Gerade am Telefon können Sie die Werbetrommel für sich als


potenzieller Mitarbeiter wirkungsvoll rühren. Positive sinnliche
Wahrnehmung weckt Assoziationen, also
Gedankenverknüpfungen, Das wird beispielsweise bei Aroma-
und Musiktherapie bereits wirkungsvoll eingesetzt. Ein Duft
oder Klang weckt bestimmte Vorstellungen oder Erinnerungen.
Eine wohltönende, sympathische Stimme wird mit einem
ebensolchen Menschen assoziiert. Aufgrund Ihrer Stimme und
Ihres Telefonverhaltens bekommt Ihr Gesprächspartner einen
ersten Eindruck von Ihnen, den Sie bewusst steuern können!
Mit telefonischen Anfragen lässt sich bei Blindbewerbungen
bereits im Vorfeld abklären, ob es überhaupt Stellen gibt, die für
Sie interessant sind, und ob eventuell gerade eine Neubesetzung
ansteht. Vor allem lassen sich zusätzliche Informationen über
eine zu besetzende Position abfragen und ein erster Eindruck
vom Unternehmen gewinnen.
Telefonische Bewerbungen setzen eine gute Vorbereitung
voraus. Sie sollten sich vorher überlegen, wie Sie sich am besten
darstellen und was Sie sagen wollen. Verschwenden Sie mehr
(!) als einen Gedanken daran, wie Sie mit Hindernissen
umgehen: Zum Beispiel hat der Angerufene keine Zeit oder er
ist abgelenkt und hört Ihnen nicht zu, oder aber er hat schlechte
Laune. Vergessen Sie nicht, Personaler sind auch „nur“
Menschen und unterliegen individuellen Leistungskurven. Wenn

-84-
man gerade konzentriert bei der Arbeit ist, das Telefon klingelt
und einen aus den genialsten Gedankengängen reißt, dann
empfindet man jeden Anruf als brutale Störung. Umgekehrt
kann es aber auch sein, dass man ge rade in einem schwierigen
Gespräch steckt und verzweifelt nach einem Ausweg sucht. Der
„störende“ Anruf kann einem hier die Zeit verschaffen, die man
braucht, um den „rettenden Einfall“ zu bekommen, à la „saved
by the bell“. Im Allgemeinen weiß der Anrufer selten, in
welcher Situation sich der Angerufene befindet und ob sein
Anruf eher als störend denn als angenehm empfunden wird.
Wenn Sie jemanden ungebeten anrufen, nennen Sie deutlich
Ihren Namen und fragen Sie dann, ob Sie gerade stören. Das ist
das mindeste Gebot der Höflichkeit! Wenn Sie beim
Telefonieren unsicher sind, versuchen Sie das bitte nicht durch
aufgesetzte Forschheit zu kaschieren. Ihre gepresste oder
vibrierende Stimme und deren Lage verraten Sie sofort! Ein
etwas nervöser oder leicht gehemmter Kandidat ist den meisten
Angerufenen allerdings lieber als ein nassforsches „Hoppla, jetzt
komm ich“-Gehabe.

Ein Muss - der Gesprächsleitfaden

Eine gute Vorbereitung - nicht nur für Unsichere - ist ein


ausführlicher Gesprächsleitfaden, der Ihnen hilft, Ihr Anliegen
kurz und prägnant rüberzubringen. Die wichtigsten Aussagen,
die Sie vor Bewerbungsanrufen parat haben müssen, können
zum Beispiel lauten:
1. Bei Initiativbewerbungen: Was bin ich und für welche
Position(en) interessiere ich mich?
Bei Stellena usschreibungen: die Stelle, für die Sie sich
bewerben
2. Meine Qualifikation ist...

-85-
Bitte beginnen Sie mit der höchsten erreichten Qualifikation,
zum Beispiel mit Ihrer Promotion, nicht mit dem Wechsel ins
Gymnasium. Legen Sie sich Ihren Lebenslauf parat, damit Sie
für gezielte Fragen gewappnet sind.
3. Ich interessiere mich für diese Position, weil...
Eine oder zwei knackige Aussagen genügen vollauf, denn Sie
wollen ja nur auf Ihre Bewerbung neugierig machen.
4. Welchen Nutzen könnte das Unternehmen davon haben,
wenn es Sie einstellt?
Sollten Sie das zum Zeitpunkt Ihres Anrufs noch nicht
abschätzen können, überlegen Sie sich, was Sie besonders gut
können und wodurch Sie sich von anderen unterscheiden.
5. Wann könnten Sie eine neue Stelle anfangen?
Falls dringender Bedarf besteht, greift oft der Grundsatz: Wer
zuerst kommt, mahlt zuerst,
6. Wie viel will ich verdienen?
Diese Frage kann negativ bewertet werden, denn die Haltung
„Erst soll der Mitarbeiter zeigen, was er wert ist, und dann reden
wir übers Gehalt“ ist weit verbreitet. Wenn Sie aber ein
bestimmtes Einkommen erzielen wollen oder müssen und von
der Dotierung Ihre Bewerbung abhängig machen, sagen Sie das
im Gespräch am besten ganz offen. Im Allgemeinen wird diese
Haltung akzeptiert.
7. Was will ich mit diesem Anruf erreichen?
Will ich wissen, ob es Sinn macht, meine
Bewerbungsunterlagen blind einzuschicken, oder will ich
eruieren, ob eine ausgeschriebene Position für mich geeignet ist?
8. Wie ist das weitere Vorgehen? mUSS ich nochmals anrufen,
werde ich zurückgerufen, soll ich meine Bewerbungsmappe
schicken...?

-86-
Mit Charme und Stil zum Ziel

Erfolgreiche Anrufe setzen eine angenehme Telefonstimme,


eine gewisse Flexibilität im Gespräch und sanfte Beharrlichkeit
voraus. Der Anrufer hört nur Ihre Stimme und Sie müssen
schnell auf unvorhergesehene Situationen reagieren können.
Führen Sie niemals telefonische Bewerbungsgespräche, wenn
Sie gestört werden könnten. In meinen Augen zeugt es von
schlechtem Stil, sich vom Telefon des derzeitigen Arbeitgebers
aus bei einer anderen Firma zu bewerben. Die Grundlagen der
Telefon-Etikette sind leider nicht jedem Anrufer geläufig,
deshalb setzen Sie sich vom Gros der Anrufer positiv ab, wenn
Sie folgende Grundsätze befolgen:

Die 10 Gebote der Telefon-Etikette


1. Bevor Sie den Hörer in die Hand nehmen, machen Sie sich
einen Gesprächsleitfaden wie oben beschrieben. Überlegen Sie
sich genau, was Sie mit Ihrem Anruf bezwecken wollen. Vom
ersten guten Eindruck über „auf sich neugierig machen“ bis hin
zum Sammeln von Informatio nen. Malen Sie sich aus, wie ein
positiver Gesprächsabschluss für Sie aussieht, also dass Sie das
Resultat erreichen, das Sie sich vorgenommen haben. Es kann
sein, dass Sie gebeten werden wollen, Ihre Bewerbungsmappe
zu schicken oder dass man Sie gleich zum Vorstellungsgespräch
bittet. Mit diesem mentalen Bild versetzen Sie sich in eine
positive Grundhaltung, mit der Sie dieses Telefonat führen.
2. Um die Nervosität zu reduzieren und sich etwas zu
entspannen, folgender Tipp: Atmen Sie tief ein und aus und
zählen Sie pro Atemzug langsam (!) einundzwanzig -
zweiundzwanzig. Spüren Sie, wie Sie ruhiger werden und sich
Ihr Zwerchfell hebt und senkt. Wenn Ihre Stimme aus dem
Bauch kommt, anstatt kopflastig zu piepsen, haben Sie Ihre
optimale Stimmlage erreicht und können hoffentlich etwas

-87-
gelassener zum Hörer greifen.
3. Während Sie die Nummer wählen, vergegenwärtigen Sie
sich nochmals das Bild Ihrer Zielerreichung und lassen Sie dabei
ein Lächeln zu.
4. Mit diesem Lächeln in der Stimme empfangen Sie Ihren
Telefonpartner und beginnen das Telefonat mit „Guten Tag,
mein Name ist... Ich rufe an, um mich über die inserierte Stelle
eines... zu erkundigen. Störe ich gerade?“ „Wenn eine
freundliche Stimme am Telefon ist, wird der Anrufer selten
unwirsch abgefertigt, auch wenn er gerade eine große Störung
verursacht.
5. Fahren Sie alle Antennen aus, um zu erspüren, in welcher
Situation der Angerufene gerade steckt. Falls Sie mit Ihrem
Anruf im Moment stören sollten, so ist es angebracht zu fragen,
wann Sie sich wieder melden können, um Ihr Anliegen zu
besprechen. Wenn Ihnen ein genauer Zeitpunkt genannt wird, so
versuchen Sie bitte, diesen einzuhalten, denn Personalreferenten
haben viele Besprechungen und sitzen selten stundenlang an
ihrem Platz. Deshalb haben Sie bitte Verständnis, wenn ein
Telefonat nicht gleich beim ersten oder zweiten Anlauf zustande
kommt.
6. Formulieren Sie Ihre Fragen knapp und präzise! Wie
gesagt, ist es am besten, wenn Sie Ihre Fragen im
Gesprächsleitfaden (siehe Seite 91) gesammelt und
vorformuliert haben. Diese Liste sollten Sie sich neben das
Telefon legen und die Antworten gleich notieren. So
verschwenden Sie keine Zeit mit unnötigen Fragen und wirken
professionell.
7. Wenn Sie nicht alle Informationen in diesem Gespräch
bekommen können, vereinbaren Sie entweder einen neuen
Telefontermin oder schicken Ihre kompletten
Bewerbungsunterlagen per Post. Wenn Sie Ihre schriftliche
Bewerbung einreichen sollen oder wollen, so tun Sie das bitte

-88-
prompt. Sie sollte spätestens drei Tage nach dem Telefonat beim
Adressaten eingehen. Den Namen des zuständigen
Ansprechpartners lassen Sie sich bitte buchstabieren, denn
nichts ist so peinlich wie jemand mit falschem Namen
anzusprechen.
8. Fragen Sie Ihren Gesprächspartner, ob Sie sich auf dieses
Gespräch beziehen könne n und welches Stichwort er Ihnen
dafür vorschlägt. Gehen Sie davon aus, dass er bei der Vielzahl
der eingehenden Anrufe sich nicht jedes Gespräch merken wird.
9. Was immer Sie versprechen, halten Sie es auch! Ob man
Sie bittet, nochmals zu einem bestimmten Zeitpunkt anzurufen,
oder Ihnen ein Telefoninterview anbietet, versuchen Sie sich an
die Zeiten zu halten. Wenn Ihnen das nicht möglich ist, so geben
Sie rechtzeitig Bescheid und vereinbaren Sie einen neuen
Termin.
10. Bedanken Sie sich auf jeden Fall für das Gespräch, auch
und vor allem dann, wenn es in Ihren Augen negativ verlaufen
ist. Sie können sich mit ehrlicher Freundlichkeit in solchen
Situation ein kleines „Hintertürchen“ offen halten und später
wieder einmal anrufen. Außerdem gehört es sich, sich beim
anderen nicht nur für die erhaltenen Informationen, sondern
auch für seine Zeit zu bedanken.
Wenn Sie in einer Firma anrufen und den Namen des
Ansprechpartners nicht kennen, fragen Sie am besten entweder
direkt nach der Personalrekrutierung oder nach dem Sekretariat
der Personalabteilung, denn Sekretärinnen sind gut darüber
informiert, was gerade in der Abteilung läuft.
Wenn Sie mit der Telefonzentrale sprechen, tun Sie das bitte
höflich! Die Damen und Herren können Ihnen umso besser
helfen, je besser sie wissen, worum es geht.
Sollten Sie sich allerdings mit dem „Buchbinder-Wanninger-
Syndrom“ konfrontiert sehen, also von einer Person zur
nächsten, dann zur übernächsten usw. verbunden werden,

-89-
müssen Sie sich fragen, ob Sie sich klar genug ausgedrückt
haben oder ob es sich bei dem angerufenen Unternehmen so
verhält, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. In
letzterem Fall könnte es sich durchaus lohnen, sich für die
Betriebskommunikation oder Organisationsabteilung zu
bewerben.

Checkliste: So sind Sie gut vorbereitet


ja nein
1. Enthält Ihr Gesprächsleitfaden alles Notwendige? O O
2. Kennen Sie alle Hindernisse, die auftauchen O O
können?
3. Sind Sie positiv auf dieses Gespräch O O
eingestimmt?
4. Haben Sie al!e Störungen ausgeschlossen? O O
5. Reicht der Akku Ihres Handys oder das Guthaben O O
auf Ihrer Telefonkarte noch für ein langes
Telefonat?

-90-
9 Das Internet - eine heiße Job-
Fundgrube?

Erfolg hat nur, wer etwas tut, während er darauf wartet.


(Edison)
„Kein anderes Medium bietet höhere Aktualität und größere
Reaktionsgeschwindigkeit“, sagte Ingrid Turba,
Geschäftsführerin der CNT Gesellschaft für Personal- und
Organisationsentwicklung in Hamburg. Vom Praktikanten,
Hochschulabsolventen bis zum Top-Manager tummelt sich fast
jeder im Netz, der jung, qualifiziert und global orientiert ist.
Man kann im Web aktiv sowohl nach dem passenden Job als
auch nach dem qualifizierten Bewerber suchen. Angeblich
befinden sich über 7,5 Millionen Lebensläufe im Netz. Dieses
„active sourcing“ genannte Vorgehen ist eine kostengünstige Art
für Unternehmen, direkt mit infrage kommenden Bewerbern
Kontakt aufzunehmen. Es heißt, dass die Rekrutierungskosten
im Web um die Hälfte niedriger seien als die für den
konventionellen Weg. Diese Art der aktiven Ansprache wird
von den Unternehmen zwar zunehmend genutzt, aber suchende
Bewerber sollten sich nicht allein darauf verlassen, von ihnen
gefunden zu werden.

Ran an die Maus -


und an den (Job-)Speck

Neben den Stellenangeboten auf den Homepages des


jeweiligen infrage kommenden Unternehmens orientieren sich
viele Bewerber erst einmal über die Jobbörsen. Inzwischen
bieten zirka 200 bis 300 Internet-Stellenbörsen über 600 000

-91-
Jobs an. Sie finden dort auch Bewerbungstipps und verschiedene
Zusatzinformationen rund um den Job. Jeder, der weiß, wo er
suchen muss, wird im Cyberspace fündig.
Um einen Überblick zu gewinnen, sollten Sie zuerst Spezial
bzw. Metasuchmaschinen anklicken und mit dem Suchbegriff
„Jobbörsen“ reingehen. Ich kann Ihnen versprechen, Sie werden
fette Beute machen!
Metasuchmaschinen bzw. Kataloge sind beispielsweise
www.metacrawler.de
www.klugsuchen.de
www.metager.de
www.monster.de
www.google.de
Unter
www.dinoonline.de/seiten/go60stelten.htm
www.jobs.zeit.de/hotlist.html
www.berufskarriere.de und
www.suchfibel.de sind viele Jobbörsen übersichtlich gelistet.
fm Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl an Jobbörsen,
teilweise branchenspezifisch aufgeführt - Multimedia, IT,
Soziales, Medizin, Umwelt... Über die Qualität und ob/welche
Kosten entstehen, kann an dieser Stelle nichts gesagt werden,
denn sie differieren zu sehr und ändern sich ständig. Am besten
erfragen Sie direkt bei der jeweiligen Jobbörse, ob und was Sie
investieren müssen.
Achten Sie bei Ihrer Auswahl darauf, wie aktuell die bereits
vorhandenen Profile der Stellensuchenden sind und wie
übersichtlich die Angebote präsentiert werden. Auslandsjobs:
www.jobware.de
www.worldwideiobs.de
www.berufsberatung.ch (Berufsinformationen und

-92-
Lehrstellenangebote in der Schweiz)
www.austropersonal.com (für Österreich)
Allgemein:
www.arbeitsamt.de
www.jobpilot.de
www.stellenanzeigen.de
www.stepstone.de
www.berufsstart.de
www.mamas.de
Behinderten hilft www.keinhandicap.de weiter.
Branchen:
Multimedia:
www.medienjobs.de
www.hightext.de
www.multimedia.de
Ingenieurwesen:
www.ingenieurweb.de
IT:
www.it.job.de
www.dvmarkt.de
www.dvjobs.de
Soziales:
www.socialservice.com
www.sozialmarketing.de
www.socialwork.com
Medizin:
www.medirent.de
www.infomed.de

-93-
www.aerzteblatt.de
Umwelt
www.oekonetzwerk.de
www.quality.de
www.oekotest.de/job
Fach- und Führungskräfte:
www.careerbase.net
www.businesschannel.de
www.karrieredirekt.de
Hochschulabsolventen:
www.almamater.de
www.unicum.de
www.akademikeronline.de
Freie Mitarbeit:
www.gulp.de
www.freelancer.de
www.freiberufler.com
Wenn Sie Fragen zum Arbeitsrecht haben, lohnt es sich, bei
www.arbeitsrecht4free.de vorbeizusurfen.

Online-Date mit einer Firma?

In der Blütezeit des E-Commerce und der Boomzeit der


dot.coms hat sich die Online-Bewerbung zu einem
eigenständigen Rekrutierungswerkzeug entwickelt, dessen
Qualitätsschwankungen durchaus mit den Bewegungen der
Nasdaq zu vergleichen sind. Es gehört inzwischen zum guten
Ton, dass Firmen ihre vakanten Stellen auf die eigene
Homepage setzen, wobei sich manche Unternehmen durch eine
tödliche „Alibi- Homepage“ im Netz auszeichnen, andere
-94-
dagegen über einen wohl durchdachten Auftritt verfügen, der
auch ästhetischen Ansprüchen gerecht wird, mit bestechend
kurzen Ladezeiten und direktem Link zum jeweiligen
Stellenmarkt, genannt „Jobs“. Einige Unternehmen haben sogar
Eignungs- und Persönlichkeitstests mit großem Spaßfaktor ins
Netz gestellt. Dadurch kann sich der potenzielle Bewerber
vorstellen und qualifizieren, bevor er zum eigentlichen Online-
Bewerbungsformular findet. Rekrutierungsspiele, wie man sie
bei Siemens oder anderen Hightech und Mobilfunkunternehmen
findet, lassen aufschlussreiche Auswertungen zu, die
Personalfachleuten differenzierte Informationen über die
Fähigkeiten und Persönlichkeit des Bewerbers vermitteln.
Deshalb sei ob und wie man weiterklickt, dem Einzelnen selbst
überlassen, denn die Testergebnisse können durchaus für den
weiteren Berufsweg hilfreich sein.
Wenn Sie die Firma Ihrer Wahl im Netz nicht auf Anhieb
finden, sehen Sie unter www.branchendino.de nach, einem
elektronischen deutschlandweiten Firmenverzeichnis. Sie
können auch Suchmaschinen abfragen wie zum
www.altavista.de
www.web.de
www.lycos.de
www.yahoo.de
www.fireball.de

Auch das Netz hat seine Regeln!

Wer glaubt, dass er sich bei Online-Bewerbungen in einem


lockeren Chatroom-Jargon ausdrücken könnte, hat schon
verloren. Auch in diesem Medium wird großer Wert gelegt auf
sprachlichen Ausdruck, Rechtschreibung und Personalisierung
der Bewerbung. Eher störend sind aufwändige und

-95-
„geschraubte“ Formulierungen. Sie sollten auf jeden Fall
mindestens genauso viel Mühe investieren wie für eine
Bewerbung auf normalem Weg.

Online -Knigge
1. Füllen Sie die Betreffzeile der E-Mail aussagekräftig und
eindeutig aus, damit Ihre Bewerbung der entsprechenden
Position zugeordnet werden kann.
2. Wenn der Name des Personalsachbearbeiters genannt wird,
sprechen Sie ihn in der Anrede persönlich an, also: „Sehr
geehrter Herr Müller-Lüdenscheid“ statt „Hi, Human
Resources“.
3. Stehen Sie mit der Orthographie auf Kriegsfuß, kann man
in den meisten E-Mail-Programmen die automatische
Rechtschreib- oder Grammatikhilfe drüberlaufen lassen, was
sich unbedingt empfiehlt, denn auf Fehlerfreiheit,
Ausdrucksform und konkreten Bezug auf das geschaltete Inserat
wird sehr genau geachtet.
4. Bitte beachten Sie: Alles, was nur entfernt nach
„Massendrucksache“ aussie ht, wird per Mausklick in den
Papierkorb befördert.
5. Auf Spezialeffekte und witzige Formatierungen sollten Sie
verzichten, denn nicht jedes Mailprogramm kann alles lesen.
6. Der Hinweis auf die eigene Homepage lohnt sich nur dann,
wenn sich dort berufsspezifische Informationen finden. Nennen
sollten Sie auf jeden Fall Ihre Adresse, Telefonnummer und
wann Sie am besten zu erreichen sind.
7. Den Lebenslauf fügen Sie am besten als „Attachment“ an.
Sie sollten dazu ein gängiges Format wie zum Beispiel „.rtf“,
,,.txt“ oder „.pdf“ verwenden, denn Sie wissen nicht, mit
welchen Programmen der Adressat arbeitet. Kann Ihre
Bewerbung nicht geöffnet werden, so wandert sie ungelesen in

-96-
den elektronischen Papierkorb.
8. Wenn Zeugnisse oder ein Foto erwünscht sind, müssen Sie
beides einscannen (lassen) und als Attachment anfügen. Achten
Sie darauf, die Dateien als „.jpg“ abzuspeichern, damit sie nicht
allzu groß werden.
9. Ihre Online-Bewerbung sollte nicht größer als ein
Megabyte sein! Die Firewalls einiger Firmen beschränken
manchmal die Größe von E-Mails und außerdem kostet das
Laden der Mail viel Zeit.
10. Bevor Sie die E-Mail versenden, sollten Sie sie
probehalber erst an sich selbst schicken oder an Freunde, von
denen Sie Feedback möchten. Sie erfahren dadurch die Ladezeit
Ihrer Bewerbung und können Form und Qualität gegenchecken
lassen.
11. Wenn Job-Anzeigen auf ein Formular verlinken, so
empfiehlt es sich, dieses Bewerbungsformular zu nutzen, statt
eine eigene E-Mail zu schicken. Das Formular sollten Sie sich
auf jeden Fall ausdrucken, bevor Sie es versenden.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Ein Personalleiter eines beliebten Hightech-Arbeitgebers hat


mir gesagt, dass auf Online-Bewerbungen innerhalb von
maximal 48 Stunden persönlich reagiert würde. Damit gehört
diese Firma zu den Top 15 Prozent! In den meisten Fällen
bestätigt ein so genannter Autoresponder den Eingang der
Bewerbung, bittet um etwas Geduld und manchmal sogar
darum, nicht anzurufen. Schlimmstenfalls war das aber auch
alles, was man von seiner Bewerbung gehört hat! Es soll sogar
Statistiken geben, die belegen, dass 35 Prozent aller Online-
Bewerbungen ohne jegliche Resonanz bleiben.
Online-Bewerbungen sind schnell, direkt und auf den ersten

-97-
Blick unkompliziert. Überlegen Sie sich trotzdem, ob Sie Ihre
persönlichen Daten ins Internet stellen oder über ein offenes
Netz versenden wollen.

-98-
10 Das Anschreiben - am besten
ganz persönlich!

Ein solcher Brief - von solcher Hand!


(Elizabeth Barrett)

Hand aufs Herz: Bekommen Sie lieber persönliche Briefe


oder Postwurfsendungen? Genau, mir ist ein Brief, der auf
meine Bedürfnisse eingeht und mir ein klares Bild des
Absenders vermittelt, viel wertvoller als ein bunt bebildertes
Werbepamphlet. Deshalb: Neben dem Wohlfühlaspekt des
Empfängers ist Ihr Anschreiben Ihre ganz persönliche
Visitenkarte! Nach dem Umschlag ist dies das erste visuelle
Zeichen, das man von Ihnen erhält, es sei denn, Sie haben Ihre
Bewerbungsmappe persönlich bei Ihrem potenziellen
Arbeitgeber abgegeben. In Ihrem Anschreiben machen Sie einer
bestimmten Firma das Angebot Ihrer Mitarbeit. Ein Angebot
muss Bedarf beim Käufer wecken, das heißt den Bedarf des
potenziellen Arbeitgebers, Sie und gerade Sie einzustellen!

Ihr Schreiben soll Appetit machen auf mehr, nämlich Sie


persönlich kennen zu lernen. Es soll kurz und auf den Punkt
formuliert sein, damit das Lesen nicht zu viel Zeit in Anspruch
nimmt, und es soll alle wesentlichen Fakten über Sie als
Bewerber enthalten, die für den potenziellen Arbeitgeber
interessant sind beziehungsweise sein könnten.

-99-
Es kräht der Gockel auf dem Mist ein
jeder doch verschieden ist!

Ein humorvoller und menschlicher Personalvorstand mit


vielfältiger Lebens- und Berufserfahrung hat mir gesagt, seiner
Meinung nach gibt es neben den normalen Bewerbungen noch
drei andere Arten:
→ Die Kikeriki-Bewerbung
Hier handelt es sich um den „Gockel auf dem Mist“, der
angibt, was das Zeug hält; auf den Putz haut, dass es nur so
kracht; und obendrein noch vermessen behauptet: „Ich weiß gar
nicht, wie Ihre Firma ohne mich bisher überlebt hat.“ Nun, das
Unternehmen wird wahrscheinlich noch länger erfolgreich auf
ihn verzichten...
→ Die Pomp-Bewerbung
Diese Bewerbung ist pompös gestaltet und sehr teuer
aufgemacht - mehr Schein als Sein ist hier der Fall. Wenn die
fachliche Qualifikation und der persönliche Anspruch mit den
Erfordernissen des Unternehmens nicht übereinstimmen, ist
diese Bewerbung wohl auch für den „Absage-Stapel“ bestimmt.
→ Die Defekt-Bewerbung
Dieser Bewerber hat einen so genannten Defekt: Entweder er
hat eine Lücke im Lebenslauf, einen Karriereknick in der
Laufbahn oder ein gewisses Lebensalter erreicht, er ist also ein
Oldtimer. Sollte Letzteres auf Sie zutreffen, so legen Sie neben
einem ansprechenden Foto ruhig ein allgemeines ärztliches
Gesundheitszeugnis Ihrer Bewerbung bei. Die Bundesanstalt für
Arbeit (BA) hat die Kampagne ‹50plus› im Internet unter
www.arbeitsamt.de/aeltere gestartet. Die Zeiten für ältere
Arbeitnehmer werden (zum Glück!) wieder besser, nicht nur
weil es aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge sonst
Personalprobleme gibt. Bedenken Sie: Selbstbewusstsein

-100-
bedeutet unter anderem auch, zu seiner Erfahrung und zu seinem
Alter zu stehen. Immer mehr wird Erfahrung der Dynamik
vorgezogen, da man festgestellt hat, dass junge Dynamiker
meist mehr „operative Hektik“ verbreiten als konstruktive
Veränderungen bewirken. Von Führungsqualitäten, die teilweise
auch auf Lebenserfahrung beruhen, ganz abgesehen.
Dieser Personalvorstand, der selbst im Alter von 55+ noch
eine neue Aufgabe übernommen hat, sieht sich in jedem Fall alle
die Bewerber an, deren Anschreiben locker, präzise und
authentisch (also in persönlicher Sprache) abgefasst ist. Er ist
der Meinung, dass seine Firma echte Persönlichkeiten braucht,
keine „stromlinienförmigen“ Mitarbeiter oder gar Fachidioten.
Immer wieder wurde mir in all meinen Recherche-Gesprächen
die Wichtigkeit der schriftlichen Selbstdarstellung im
Anschreiben genannt. Auch wenn mich jetzt alle
Bewerbungsberater auf die Liste ihrer meistgehassten Personen
setzen: Es ist offensichtlich wirklich so, dass geklonte, sprich
einfach aus Büchern übernommene Musteranschreiben, von
Haus aus unter den Tisch fallen, auch wenn die fachliche
Eignung noch so gut ist. Warum?
Wie oben schon gesagt: Firmen wollen überwiegend
Persönlichkeiten einstellen, die sich ins Unternehmen einfügen
lassen. Menschen, die stolz auf ihre Arbeit sind, die sich selbst
motivieren können, die mitdenken und über den Tellerrand
hinausblicken (können). Menschen, die sich an
Unternehmenszielen orientieren und ihre Energien nicht im
Hickhack mit Kollegen, Mitarbeitern und Chefs vergeuden.

Worauf es beim persönlichen


Anschreiben wirklich ankommt

Das persönliche Anschreiben ist das Blatt Papier, das bei


Bewerbungen mit größter Sicherheit aufmerksam gelesen wird.
-101-
Dass die Firma eine bestimmte Position zu besetzen hat und Sie
sich für diese Position bewerben wollen, ist der Firma bekannt.
Daher sollte der Betreff lediglich lauten: Stellenangebot
„Software-Entwickler/in“ Ihr Inserat in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vom...
Den Einleitungssatz „In der FAZ vom... habe ich gelesen,
dass Sie eine Software-Entwicklerin suchen, und möchte mich
für diese Stelle bewerben“ können Sie sich sparen, denn außer
einem großen Gähnen erreichen Sie damit nichts.

Darauf sollten Sie besonders achten


→ Auf fehlerlose Rechtschreibung und ordentliche
Darstellung: Um Tippfehler zu vermeiden, lassen Sie
am besten einen Profi darüber lesen oder die
Korrekturhilfe Ihres PC-Schreibprogramms darüber
laufen. Da, wo Sie sich unsicher sind, empfiehlt sich
die Konsultation des guten alten Duden. Tippfehler,
Radiermarkierungen oder - noch schlimmer -
Fettspritzer auf dem Papier sind unmöglich!
→ Stellen Sie Ihre Persönlichkeit vor: Schreiben Sie, wer
Sie sind, ob Sie sich als Teammitglied, Teamleiter,
Anschieber, Generalist, Spezialist, für was auch
immer, definieren. Ob Sie ein super Verkäufer sind,
besonders gut mit Zahlen umgehen können oder am
liebsten Reklamationen behandeln. Alles
Erkenntnisse, die Sie bei der Inventur Ihrer Stärken
herausgefunden haben. Schreiben Sie, was Ihnen
wichtig ist und wofür Sie Ihre Energien am liebsten
einsetzen. Arbeit muss Spaß machen, sonst werden Sie
sie nicht gerne tun und auch nicht erfolgreich sein!
→ Schreiben Sie konkret, warum Sie sich bei genau
dieser Firma für genau diese Position bewerben und
was Sie von anderen Bewerbern unterscheidet. Im

-102-
Allgemeinen wissen Sie nicht, wer Ihre Mitbewerber
sind, und so ist diese Aufgabe nur dadurch zu
bewältigen, dass Sie das Ergebnis Ihres Inventars
hinzuziehen, nämlich was Sie besser können als alle
anderen Menschen, die Sie kennen. Da Sie sich mit
dem Inhalt der Stellenanzeige oder den Bedürfnissen
des Unternehmens, bei dem Sie sich bewerben,
intensiv auseinander gesetzt haben, dürfte Ihnen diese
Aussage keine großen Schwierigkeiten bereiten.
→ Drücken Sie sich allgemein verständlich und klar aus.
Verfallen Sie nicht in einen „geschwollenen“ Tonfall
und floskelhaften Stil, beides kommt negativ an.
Jargon und Umgangssprache sind tabu.
→ Überlegen Sie sich und formulieren Sie so genau wie
möglich, warum die Firma gerade Sie einstellen sollte.
Gehen Sie ein auf (ungestellte) Fragen wie:
Welche Vorteile hat die Firma davon, dass Sie dort arbeiten?
Welches ist Ihr Beitrag zum Unternehmenserfolg? Was genau
bringen Sie aufgrund Ihrer Persönlichkeit ein? Was haben Sie
davon, für dieses Unternehmen zu arbeiten? Eine Frage, die
selten gestellt und noch weniger angesprochen wird.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer befinden sich in einer sich
gegenseitig bedingenden Situation und es ist nicht nur wichtig,
was Sie bekommen, sondern auch hochinteressant zu wissen,
was der andere für sich herausholt. Wenn ein Mitarbeiter stolz
ist, für ein Unternehmen zu arbeiten, in dem schon sein
Großvater gearbeitet hat, so spart das dem Unternehmen unter
Umständen eine Menge Geld, denn ein Mitbewerber will
vielleicht für das gleiche Unternehmen nur deshalb arbeiten,
weil die Bonuszahlungen und der Firmenwagen eine Klasse
über dem liegen, was ihm andere Unternehmen geboten haben.
Welcher Mitarbeiter, glauben Sie, wird das Unternehmen bei
gleicher Leistung weniger kosten?

-103-
→ Machen Sie den Leser Ihres Anschreibens neugierig
darauf, Sie persönlich kennen zu lernen. Sich
geheimnisvoll zu geben und interessant zu machen ist
hiermit nicht gemeint. Die Formulierung „Interessiert
es Sie, wie ich ticke? Das würde ich Ihnen gerne
persönlich darstellen“ wurde mir von einem
multinationalen Unternehmen als Beispiel genannt.
Wer sich traue, im Anschreiben eine solche
Formulierung stimmig anzuwenden, der sei einen
Termin wert, war die Meinung. Wie Sie jemand auf
sich neugierig machen können, wissen Sie am besten,
denken Sie doch mal an Ihr letztes Rendezvous...
→ Fassen Sie sich kurz! Eine DIN-A4-Seite sollte
genügen. Verwenden Sie eine 12er Schrift und teilen
Sie das Blatt optisch ansprechend auf.
Was immer einen besonders guten Eindruck macht, ist ein
kurz und präzise formuliertes Anschreiben (eine Seite) und ein
separates „Qualifikationsprofil“ in Form einer Tabelle, siehe
Seite 120.
Berücksichtigen Sie bitte, dass Sie alle in Ihrem Anschreiben
aufgestellten Behauptungen im persönlichen Gespräch nicht nur
halten, sondern auch untermauern müssen!

Der Bewerber als Berater

Wenn Sie die Branche Ihres potenziellen Arbeitgebers so gut


kennen, dass Sie eine kompetente Bewertung des Unternehmens
von außen abgeben können, so werden Sie sich vielleicht als
„der Bewerber als Berater“ positionieren.
Zum Beispiel könnten Sie eine neue Marketingstrategie
entwerfen und Ihrer Bewerbung beifügen, wenn Sie sich für eine
Position in der Marketingabteilung bewerben. Wenn Sie sich für

-104-
PR-Arbeit interessieren, können Sie einen Vorschlag zur
Optimierung der Corporate Identity beifügen oder eine neue
pfiffige Werbekampagne kreieren.
Bei Tätigkeiten in der Produktion oder Verwaltung mag es
durchaus Möglichkeiten geben, Geld zu sparen oder Ablä ufe zu
rationalisieren oder zu beschleunigen. Vorausgesetzt, Sie
kennen die Sachlage innerhalb Ihrer neuen Firma ganz genau,
können Sie Verbesserungsvorschläge durchaus bereits in Ihre
Bewerbung einflechten. Diese Unterschiede machen neugierig!
Heute mehr denn je wissen Firmen Mitarbeiter zu schätzen,
die sich außer mit dem Logo auf ihrem Gehaltsscheck auch mit
den Unternehmenszielen identifizieren und sich als ein wichtiger
Teil des Unternehmens verstehen. Diese Bewerber haben von
vornherein einen Bonus ge genüber anderen Kandidaten, man
muss sie nur rechtzeitig erkennen, am besten schon anhand des
persönlichen Anschreibens!
Voraussetzung für ein Gelingen dieses beraterhaften
Vorgehens ist allerdings, dass Sie sich wirklich als kompetent
erweisen und Ihr Vorschlag realisierbar ist. Wie man im
Allgemeinen über Berater denkt, mag Ihnen diese kleine
Geschichte verdeutlichen:
Es war einmal ein Schäfer, der in einer einsamen Gegend
seine Schafe hütete. Plötzlich tauchte in einer großen
Staubwolke ein nagelneuer Cherokee Jeep auf und hielt direkt
neben ihm. Der Fahrer des Jeeps, ein junger Mann in Brioni-
Anzug, Cerutti-Schuhen, Ray-Ban-Sonnenbrille und einer YSL-
Krawatte steigt aus und fragt ihn: „Wenn ich errate, wie viele
Schafe Sie haben, bekomme ich dann eins?“ Der Schäfer schaut
den jungen Mann an, dann seine friedlich grasenden Schafe und
sagt ruhig: „In Ordnung“.
Der junge Mann parkt den Jeep, verbindet sein Sony-
Notebook mit dem Nokia-Handy, geht im Internet auf eine NA-
SA-Seite, scannt die Gegend mithilfe seines GPS-

-105-
Satellitennavigationssystems, öffnet eine Oracle-Datenbank und
60 Excel- Tabellen mit einer Unmenge Formeln. Schließlich
druckt er einen 150seitigen Bericht auf seinem Hightech-
Minidrucker aus, dreht sich zu dem Schäfer um und sagt: „Sie
haben hier exakt 1.586 Schafe“.
Der Schäfer sagt: „Das ist richtig. Suchen Sie sich ein Schaf
aus“. Der junge Mann nimmt eins und lädt es in seinen
Cherokee Jeep ein. Der Schäfer schaut ihm zu und sagt: „Wenn
ich Ihren Beruf errate, geben Sie mir das Schaf dann zurück?“
Der junge Mann antwortet: „Klar, warum nicht.“ Der Schäfer
sagt: „Sie sind ein Unternehmensberater.“ „Das ist richtig,
woher wissen Sie das?“, will der junge Mann wissen. „Sehr
einfach“, sagt der Schäfer, „erstens kommen Sie hierher, obwohl
Sie niemand gerufen hat. Zweitens wollen Sie ein Schaf als
Bezahlung haben dafür, dass Sie mir etwas sagen, was ich
ohnehin schon weiß, und drittens haben Sie keine Ahnung von
dem, was ich mache, denn Sie haben sich meinen Hund
ausgesucht.“
Die Moral dieser Geschichte: Sollten Sie sich Ihres
Sachverstandes nicht wirklich sicher sein, so empfiehlt es sich
dringend, von dem Vorgehen „Der Bewerber als Berater“
Abstand zu nehmen, bevor Sie sich blamieren, ja vielleicht sogar
disqualifizieren und Ihre Bewerbung statt im Tor weit im
Abseits landet. Es gibt noch eine Variante, die ich in diesem
Kapitel ansprechen möchte, und zwar die eines Joboptimierers:
Sie lesen eine Stellenanzeige, finden sie recht interessant
formuliert - aber trotzdem, etwas fehlt. Die dargestellte Position
könnte wesentlich interessanter sein, wenn man den ein oder
anderen Arbeitsbereich mit abdecken würde, der in dem Inserat
nicht genannt ist. Hier steht es Ihnen durchaus frei, in Ihrem
Anschreiben darauf Bezug zu nehmen und die optimale Position
zu kreieren, die Sie wirklich interessiert und für die Sie sich
auch bewerben. Ob im persönlichen Anschreiben oder bei der
Positionierung als Berater: Zeigen Sie auf, dass Sie Lösungen

-106-
entwickeln können und machen Sie deutlich, was man alles mit
Ihnen bewegen kann!

Checkliste: Ein gelungenes Anschreiben

ja nein
1. Sind Rechtschreibung und Grammatik Ihres O O
Anschreibens korrekt?
2. Sieht Ihr Anschreiben ansprechend aus? O O
3. Enthält es Name, Adresse, Telefonnummer und O O
E-Mail- Adresse?
4. Kommt rüber, dass der Absender für die Position O O
geeignet ist?
5,.Findet der Empfänger alle Angaben, die er für O O
den ersten Eindruck braucht, übersichtlich gegliedert
auf einer DINA4-Seite?
6. Ist erkennbar, welchen Nutzen das Unternehmen O O
von diesen Mitarbeiter hätte?
7. Macht es den Empfänger neugierig darauf, den O O
Absender kennen zu lernen?
8. Ist der Brief original unterschrieben? O O
9. Gestaltet sich die Kontaktaufnahme einfach und O O
direkt?
10. Hält der Lebenslauf, was das Anschreiben O O
verspricht?

-107-
11 Die Bewerbungsmappe

Alles Große und Edle ist einfacher Art.


(Gottfried Keller)

Die Bewerbungsmappe ist das „Outfit“ für Ihren Lebenslauf,


Ihre Zeugnisse und Referenzen. Dieses Outfit sollte ebenso
sorgfältig ausgewählt werden wie Ihre Kleidung, wenn Sie zum
Vorstellungstermin gehen, denn man wird Rückschlüsse auf Ihre
Persönlichkeit und Professionalität daraus ziehen.
Darauf sollten Sie achten:
→ Ist die Mappe einfach zu öffnen?
→ Jeder Personalreferent ist dankbar, wenn er, ohne sich
die Fingernägel zu ruinieren, an den Lebenslauf und
die Zeugnisse kommt.
→ Wie viele Deckel müssen umgeblättert werden, bis die
Unterlagen gelesen werden können?
Wenn 50 bis 250 Bewerbungen auf dem Schreibtisch zur
Bearbeitung liegen, ist der Personalreferent um jede gesparte
Sekunde froh! Dreiteilige Bewerbungsmappen, die aufgeklappt
viel Platz beanspruchen, sind zwar hübsch und sehen
professionell aus, sind aber für den Empfänger nicht unbedingt
praktisch.
→ Lässt sich das Schriftgut übersichtlich präsentieren?
Hier gilt das oben Gesagte ebenfalls. Einfach und
übersichtlich ist es, wenn Sie zwischen die einzelnen
Abteilungen Trennblätter legen.
→ Ist die Mappe der Position, für die ich mich bewerbe,
angemessen oder entsteht möglicherweise der
Eindruck einer „Pomp-Bewerbung“?

-108-
Inhalt und Reihenfolge

Das Anschreiben gehört nicht zum Inhalt der


Bewerbungsmappe. Das Anschreiben ist der Begleitbrief für die
Bewerbungsmappe und liegt immer außen.
Der Inhalt der Bewerbungsmappe besteht aus einem Original-
Lebenslauf, auf den Sie Ihr Foto aufkleben können, aus
Fotokopien Ihrer Zeugnisse und Referenzen. Bitte achten Sie
darauf, dass Sie sauberes Papier verwenden. Verschmierte Tinte,
Toner oder gar Fettflecken sind einfach megamegaout! Das
Schriftgut, also der Inhalt, soll zudem übersichtlich präsentiert
und in Abteilungen gegliedert sein. Die Reihenfolge der
Abteilungen und Unterlagen sieht so aus:
Der Original-Lebenslauf liegt ganz oben auf. Wenn Sie sich
entscheiden, ein Foto mitzuschicken, sollte dies auf der ersten
Seite zu sehen sein.
Als nächste Abteilung kommen die Referenzen, also die
Zeugnisse Ihrer vorherigen Arbeitgeber, wobei das Zeugnis des
letzten Arbeitgebers an oberster Stelle liegt. Alle früheren folgen
in absteigender Chronologie (also vom neuesten zum ältesten)
dahinter.
Die nächste Abteilung bilden die Aus- und
Weiterbildungszeugnisse. Nicht jedes PC-Kurs-
Teilnahmezertifikat ist für die Position relevant, die Sie
anstreben. Hier sollten Sie selektiv vorgehen, wenngleich Sie im
Lebenslauf alle Fortbildungsaktivitäten angegeben haben.
Wichtig sind auf jeden Fall das letzte Schulabschlusszeugnis
beziehungsweise der Studienabschluss oder die
Promotionsurkunde, der Gesellenbrief oder der IHK-Abschluss.
Ich rate zu einer chronologischen Sortierung in absteigender
Form (siehe oben).
Gönnen Sie Ihrer Bewerbungsmappe ab und zu eine
Schlankheitskur! Es sollten maximal 15 Seiten Anlagen sein.

-109-
Eventuelle Arbeitsproben, Dissertationen etc, bitte nur auf
ausdrücklichen Wunsch mitschicken. Die Ausnahme bilden
journalistische und künstlerische Berufe, denn hier sind
Arbeitsproben üblich. Über eine witzige Arbeitsprobe lesen Sie
im Beispiel „Bewerbung im Hemd - aber nicht hemdsärmelig“!
in Kapitel 18.

Der Lebenslauf - kurz und


aussagekräftig

Es gibt viele Varianten, einen Lebenslauf zu schreiben. Es


wird auch selten so viel gelogen wie in Lebensläufen. Einige
„Korrekturen“ sind erlaubt, andere wiederum können, wenn die
Unwahrheit ans Licht kommt, zu einer fristlosen Kündigung
führen. Wenn Ihre berufliche Vita Lücken aufweist, überlegen
Sie sich, welche beruflich nutzbaren Erfahrungen Sie in dieser
Zeit gemacht haben und versuchen Sie, zu den Tatsachen zu
stehen. Der tabellarische Lebenslauf hat sich überwiegend
durchgesetzt, handschriftliche Lebensläufe sind nur auf
Verlange n abzugeben. Wie Lebensläufe zu schreiben sind,
haben viele andere Autoren bereits geschildert, siehe
Literaturverzeichnis ab Seite 213. Ich möchte deshalb nur auf
das eingehen, was mir aus Sicht der Unternehmen geschildert
wurde und mir sinnvoll erschien. Übrigens arbeiten die
Bildungsminister der EU an einem standardisierten Formular für
tabellarische Lebensläufe, dem so genannten Curriculum Vitae,
um den Unternehmen die Bewertung zu erleichtern.
Der Lebenslauf sollte leicht lesbar sein. Deshalb verwenden
Sie bitte eine Schriftart mit Serifen, wie zum Beispiel Times
Roman. Serifen sind die „Schwänzchen“ an den einzelnen
Buchstaben, die dem Auge helfen, die Zeile zu halten. Sie
können auch die heute gängige Arial als Schriftart wählen. Zier-
oder Schreibschriften sind nicht angebracht.

-110-
Eine Variante der Gliederung des Lebenslaufs könnte so
aussehen:
(Seite l rechts oben oder mittig - Schriftgrad 12)
Name
Adresse
Telefonnummer
E-Mail-Adresse
(Seite l mitten auf dem Blatt Ihr Foto)
(Seite l unter dem Foto - Schriftgrad 16 oder ähnlich)
Bewerbungsunterlagen für: (Nennen Sie die Position, die
Sie anstreben)
Seite 2 und folgende als Fußzeile Ihren Namen, Anschrift und
Telefonnummer. Die Rubrik sollte links stehen, zum Beispiel
Schulbildung, Aus- und Weiterbildung, Wehrdienst,
Sprachkenntnisse, Beruflicher Werdegang, Sonstiges. Darunter
die Jahreszahl des Abschlusses oder von wann bis wann Sie dort
ausgebildet oder tätig waren. Monat und Jahr genügen im
Allgemeinen.
Auf Seite 2 oben in größerer Schrift wird mittig das Wort
„Lebenslauf“ geschrieben und etwas kleiner darunter Ihr voller
Name. Wenn Sie Akademiker sind, nennen Sie bitte Ihren Titel
vor Ihrem Namen. Dann folgen die persönlichen Details wie
Geburtstag, Geburtsort, Familienstand, Anzahl der Kinder,
Staatsangehörigkeit. Sie können mit den besonderen Fähigkeiten
und Kenntnissen (zum Beispiel Sprachen, EDV...)
weitermachen oder gleich zur Schulbildung übergehen. Hier
nennen Sie den höchsten Abschluss. Wenn Sie studiert haben, so
nennen Sie Studiengang, Universität und Abschluss. Die
Praktika führen Sie gesondert auf. Wichtig ist noch der
Schulabschluss wie Mittlere Reife, Fachoberschule oder Abitur.
Die berufliche Ausbildung wie IHK-Abschluss, Gesellen- und
Meisterbrief, Praktika, Weiterbildung folgt als nächste Rubrik in

-111-
chronologischer Reihenfolge. Ihren beruflichen Werdegang
stellen Sie als Nächstes dar. Hier beginnen Sie mit Ihrem letzten
Arbeitgeber. Nennen Sie Firma, Firmensitz und Ihre
Tätigkeitsbezeichnung. Wenn Sie Führungsaufgaben
wahrgenommen haben, so nennen Sie bitte Anzahl der geführten
Mitarbeiter und wem Sie unterstellt waren. Gehen Sie kurz
(maximal fünf Zeilen) auf die wichtigsten Aspekte Ihrer
Tätigkeit ein. Stellen Sie heraus, welche Erfahrungen Sie für
Ihre neue Position mitbringen. Wenn die Beschäftigungszeit
sehr kurz war (unter zwei Jahren), empfiehlt es sich, den Grund
für den Wechsel anzugeben. Wenn Sie als freier Mitarbeiter
gearbeitet haben, geben Sie die Projekte und Ihren Auftraggeber
an. Am Ende des Lebenslaufs können Sie Ihre persönlichen
Interessensgebiete darlegen oder auf ehrenamtliche Tätigkeiten
und Verbandszugehörigkeiten eingehen. Auf jeden Fall muss
der Lebenslauf datiert und im Original - am besten mit blauer
Tinte - unterschrieben sein.
Es gibt die verschiedensten Varianten und Empfehlungen, wie
man einen Lebenslauf zu schreiben habe. In den Interviews mit
Personalreferenten wurde ich immer wieder gebeten, in diesem
Buch darauf hinzuweisen, dass es wichtig sei, die wesentlichen
Kenntnisse und Erfahrungen des Bewerbers schnell erfassen zu
können. Deshalb wird auf Übersichtlichkeit der größte Wert
gelegt. Ob der Lebenslauf nun zwei oder sechs Seiten habe, sei
zweitrangig, an erster Stelle lägen die leichte Lesbarkeit und die
präzise Ausdrucksweise. Seien Sie kundenfreundlich und passen
Sie die Aussagen Ihres Lebenslaufs den Erfordernissen Ihrer
angestrebten Position an. Das heißt, wenn Sie sich für eine
Position im Export bewerben, heben Sie in Ihrem Lebenslauf die
Qualifikationen und Kenntnisse hervor, die Sie für diese
Position als wichtig erachten. Wenn Sie einen Job mit
Auslandseinsätzen anpeilen, so werden Sie auf Ihre
Sprachkenntnisse, Erfahrungen mit anderen Kulturen und
Ländern besonders eingehen.

-112-
Hier eine sehr kurze Lebenslaufvariante:

-113-
Das Qualifikationsprofil - ein
Sahnehäubchen

Wenn Sie die Form des individualisierten tabellarischen


Lebenslaufs wenig begeistert, so steht Ihnen die Möglichkeit

-114-
offen, ein Qualifikationsprofil zu erstellen. Dieses Profil bezieht
sich auf die Position, die Sie anstreben, das heißt, welche
Fähigkeiten/Kenntnisse Sie dafür prädestinieren. Ihre Aussagen
sollten sich exakt auf die ausgeschriebene Tätigkeit beziehen
und auf einer Seite Platz haben. Diese Seite sortieren Sie in der
Bewerbungsmappe noch vor dem Lebenslauf ein, so dass sie das
Erste ist, was der Betrachter in Ihrer Bewerbungsmappe sieht.
Dahinter erst findet er den standardisierten Lebenslauf sowie die
Zeugnisse und Referenzen.
Worin bestehen die Vorteile eines Qualifikationsprofils? Der
Empfänger findet auf einem Blatt Papier übersichtlich alles
dargestellt, was er vom Bewerber für diese Stelle wissen muss.
Persönliche Daten und alle nötigen Hintergrundinformationen
holt sich der Personalreferent, wenn die Voraussetzungen des
Bewerbers mit denen der Stelle übereinstimmen, aus dem
beigefügten Lebenslauf und den Zeugnissen. Er spart also Zeit
und lästiges Blättern. Das wirkt sich generell als Pluspunkt für
den Kandidaten aus, denn jede Form der Kundenorientierung ist
für den Unternehmenserfolg heute mehr denn je eine wichtige
Voraussetzung, Auch wenn ein Mitarbeiter nichts mit den
Kunden des Unternehmens zu tun hat, so hat er doch im
Innenverhältnis mit anderen Mitarbeitern zu arbeiten, die seine
„internen Kunden“ sind. Diese Zusammenarbeit gestaltet sich
zunehmend reibungsloser, je ausgeprägter die Einstellung „Wie
kann ich Ihnen die Arbeit erleichtern?“ beziehungsweise „Was
ist der Sache dienlich?“ vorhanden ist. Man kann es auch als
kooperatives Miteinander bezeichnen im Gegensatz zu dem
Hauen und Stechen, das leider immer noch weit verbreitet ist.
Dem Qualifikationsprofil merkt man sehr schnell an, ob sich der
Bewerber mit der Stellenanzeige wirklich auseinander gesetzt
hat und wie er deren Inhalt interpretierte.
Ein Qualifikationsprofil kann so aussehen:

-115-
Qualifikationsprofil für Technischen Einkäufer

Sie wünschen Ich biete Zusätzliches


Diplomingenieur, Studienabschluss Dipl.- Diplomarbeit im
Werkstofftechnik Ing.TU München Bereich Oberflächen-
technik
2-¡ahrige berufliche 1995-1998 Tätigkeit bei
Tätigkeit Dornier Aircraft in der
Abteilung Technischer
Einkauf
Kenntnisse von 1999 Weiterbildung bei
Qualitätssicherungs- der IHK Oberpfalz
systemen und Qualitätssicherungs-
Werkstoffprüfung verfahren ISO 9001
Ausbildung zum
Auditor
Berufserfahrung im 3 Jahre Tätigkeit für
Bereich Luftfahrt Wingbird Aircraft
Sicheres und Ein persönliches
selbstbewusstes Kennenlernen, damit Sie
Auftreten sich davon überzeugen
können
Englisch in Wort und 3monatiges Praktikum in Während meines
Schrift San Diego während Praktikums lernte ich
meines Studiums, meine heutige Frau
Sprachdiplom: Cambridge kennen, Ich bin mit der
First Certificate amerikanischen
Mentalität dadurch
sehr vertraut.
Organisations-talent Einführung ISO 9000 bei
Fa. Müller
Kostenbewusstsein Verbesserungsvorschlag
bei Fa. Müller
Hohe Belastbarkeit Siehe Zeugnisse
Bereitschaft zu Kein Problem, da ich
Dienstreisen gerne reise

-116-
Die vollständige Bewerbungsmappe

Was gehört in Ihre Bewerbungsmappe? Lebenslauf mit Foto


im Original, Kopien Ihrer Zeugnisse und Referenzen, In welcher
Reihenfolge?
Lebenslauf, Abteilung Referenzen (Arbeitszeugnisse),
Abteilung Aus- und Weiterbildung (Schulzeugnisse), Sonstiges
Foto: Ja oder Nein?
Ich neige dazu, immer ein Foto beizulegen. Man kann sich
einfach ein besseres Bild vom Bewerber machen. Allerdings
halte ich es für sehr wichtig, dass das Foto professionell
gemacht worden ist. In gute Bewerbungsfotos, genannt
Bewerbungsserien, die von Fotografen angeboten werden,
sollten Sie durchaus Geld investieren. Beachten Sie bitte
länderspezifische Besonderheiten, wenn Sie sich im Ausland
bewerben. Welche Art von Mappe soll es sein?
Die Mappe soll gut zu handhaben sein, beim Öffnen nicht zu
viel Platz beanspruchen und schnellen Zugang zum Schriftgut
bieten. Vermeiden Sie „Pomp-Bewerbungen!“ Mappen aus
Pappe neigen zu Eselsohren und wirken dadurch schnell
abgegriffen. Vielleicht greifen Sie eher zu einer Mappe aus
Plastik oder bauen sich selbst eine: Nehmen Sie einen guten
Folieneinband, in den Sie das Schriftgut legen. Die Rückseite
versteifen Sie mit einem hübschem Fotokarton und das Ganze
wird mit einer passenden Klemmschiene zusammengehalten.
Individualisierter Lebenslauf oder Qualifikationsprofil? Durch
ein durchdachtes Qualifikationsprofil können Sie sich von
Mitbewerbern positiv abheben. Zum einen signalisieren Sie
Ihrem potenziellen Arbeitgeber, dass Sie sich mit der
ausgeschriebenen Stelle wirklich auseinander gesetzt haben, und
zum anderen genügt es, sich auf einen standardisierten
Lebenslauf zu beschränken, anstatt für jede Bewerbung einen
individuellen zu erstellen.

-117-
→ Endkontrolle:
Ist das Erscheinungsbild sauber und ordentlich? Enthält die
Mappe alle wichtigen Informationen? Sind alle unwichtigen
Bescheinigungen etc. aussortiert? Ist die Mappe übersichtlich
gegliedert?

-118-
12 Einladung zum
Vorstellungsgespräch oder
Absage?

Zuversicht ist die Mutter großer Taten.


(Friedrich von Schiller)

Wenn Sie die Bewerbung verschickt haben, wird es spannend.


Werden Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen oder nicht?
Das ist die Frage. Es kann von Fall zu Fall variieren, wie lange
Sie auf die Beantwortung Ihrer Frage warten müssen. Früher
war es so, dass jeder Bewerber eine Empfangsbestätigung über
seine eingegangenen Unterlagen erhielt, damit er sicher sein
konnte, dass sie auch angekommen waren. Heute ist dies
aufgrund der starken Arbeitsbelastung der Personalabteilungen
leider nicht mehr möglich, so dass sich Bewerber mindestens
zwei Wochen gedulden müssen, bevor sie das Unternehmen
anrufen, um nachzufragen. Früher sollten Sie dies auf keinen
Fall tun, denn 14 Tage entspricht der Regelzeit bei der
Bearbeitung von Bewerbungen innerhalb der Firmen.
Wenn Sie beim Unternehmen anrufen, worauf ist zu achten?
Ihr Anruf ist nichts anderes als eine telefonische Bewerbung und
es gelten die gleichen Regeln. Lesen Sie hierzu im Kapitel „Be-
Werben am Telefon - die Stimme macht's“ ab Seite 90 nach.
→ Bereiten Sie sich auf dieses Gespräch vor und erstellen
Sie einen Gesprächsleitfaden mit den Fragen, die Sie
beantwortet haben möchten.
→ Sorgen Sie dafür, dass Sie entspannt sind und Ihre
Stimme gut klingt.
→ Wenn Sie den zuständigen Ansprechpartner erreicht
-119-
haben, fragen Sie höflich, ob Sie gerade stören.
→ Wenn nicht, fassen Sie sich kurz!
→ Wenn Sie stören, vereinbaren Sie einen Telefontermin,
den Sie dann bitte auch einhalten.
→ Vermeiden Sie es, Druck auszuüben, auch wenn Sie
eine Entscheidung treffen wollen und Ihnen Klarheit
wichtig ist.

Die Bewerbungsunterlagen kommen


zurück

Bedenken Sie, dass 90 Prozent aller Bewerber eine Absage


bekommen und nur 10 Prozent zum Vorstellungsgespräch
eingeladen werden. Falls Sie statt der ersehnten Einladung einen
standardisierten Absagebrief bekommen, überlegen Sie sich, ob
Sie wirklich alle Voraussetzungen für den Job mitgebracht
hätten. Es kann sein, dass Sie beim Checklisten-Abhaken
weniger Häkchen hatten als die anderen. Häufige
Ablehnungsgründe für eine Bewerbung sind: Die fachlichen
Mindestanforderungen der Position werden nicht erfüllt, das
Alter passt nicht zum Kollegenkreis, es fehlt an
Branchenkenntnissen, die Mitbewerber haben bessere
Zusatzqualifikationen, die Gehaltsvorstellungen sind zu hoch.
Häufig sind es auch Mängel bei den Bewerbungsunterlagen wie
Eselsohren, Schreibfehler, Fettflecken... Zu häufige
Stellenwechsel können ebenfalls ein Ablehnungsgrund sein,
deshalb empfehle ich, die Gründe fü r den Stellenwechsel im
tabellarischen Lebenslauf mit einem Satz darzustellen. Wenn
Sie einen Standardbrief bekommen, so lohnt es sich selten,
anzurufen und die Frage nach dem „Warum?“ zu stellen. Wenn
eine Mitbewerberin das Rennen gemacht hat, weil sie in genau
diesem Job schon Erfahrungen sammeln konnte, wenn im

-120-
Prinzip für diesen Job ein Mann und keine Frau - oder
umgekehrt - gesucht wurde, wenn man sich für einen Bewerber
aus dem Haus entschieden hat oder kurzfristig die Stelle total
streichen musste - diese Dinge wird man Ihnen nicht sagen
wollen oder sagen können. Sie haben auch nichts mit Ihnen oder
Ihren beruflichen Fähigkeiten zu tun. Mit Ihrer Persönlichkeit
schon gar nicht, denn man hat Sie ja nicht einmal kennen
gelernt. Ein weiser Unternehmer pflegte zu sagen „Wisch dir die
Nase ab und sieh nach vorn!“, wenn etwas nicht geklappt hatte.
Diese Bewerbung hat eben nicht geklappt. Es lohnt allerdings
immer, für sich zu hinterfragen, welche Lernerfahrung Sie
daraus ziehen können. Etwas, das Sie beim nächsten Mal besser
machen können, woran Sie noch schleifen können. Waren die
Unterlagen picobello? Habe ich wirklich alle für den Job
notwendigen Qualifikationen? Wenn Sie sich dergestalt erst
selbst an die Nase gefasst haben und zu keinem brauchbaren
Ergebnis gekommen sind, dann können Sie - vorausgesetzt Ihr
Herz hängt wirklich daran - beim zuständigen
Personalreferenten anrufen und nach dem Grund für die Absage
fragen. Wenn Sie keine schlüssige Antwort erhalten, was zu
vermuten ist, fragen Sie nach einem Tipp, den Sie in Zukunft
beherzigen sollen. Dann richten Sie sich wieder auf, sehen Sie
nach vorn - und auf geht's zu neuen Ufern!
Laut Informationen einiger Karriereberater sollte auf sechs
Bewerbungen mindestens eine Einladung zum
Vorstellungsgespräch kommen. Wenn Sie mehr Absagen
bekommen haben, könnte es sich lohnen, einen Karriereberater
oder Coach zu Rate zu ziehen. Meist genügen zwei Sitzungen,
damit Sie Ihre Stärken und Erfahrungen wirkungsvoll
präsentieren können.

-121-
13 Hurra-Sie sind zum
Vorstellungsgespräch
eingeladen!

Ein Gespräch ohne Vorbereitung ist wie eine Therapie ohne


Diagnose. (Unbekannt)
Herzlichen Glückwunsch! Es freut mich für Sie, dass Sie das
erste Hindernis mit Bravour genommen haben und sich unter
den „Top Ten“ der Bewerber befinden, die zum
Vorstellungsgespräch gebeten werden. Falls Sie Probleme haben
sollten, den vom Unternehmen vorgeschlagenen Termin für Ihr
Vorstellungsgespräch wahrzunehmen, überlegen Sie sich
zuallererst, ob Sie Ihren persönlichen Termin nicht verschieben
können. Firmen terminieren ganze Tage mit
Vorstellungsgesprächen durch, das heißt Sie kommen um 9:00
Uhr dran, der nächste Kandidat um 10:30 Uhr und so weiter.
„Wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, den für Sie
vorgesehenen Termin verschieben müssen, kommt diese
abgestimmte Planung der Bewerbungsgespräche durcheinander
und es entsteht ein nicht zu unterschätzender zusätzlicher
Aufwand. Denn einen Termin zu verschieben bedeutet einen
Arbeitsaufwand von mindestens 45 Minuten: Der
Personalsachbearbeiter muss die zuständigen Personen der
Fachabteilung anrufen, ihre Anwesenheit beziehungsweise
terminliche Verfügbarkeit abklären, um Ihnen dann den neuen
Termin mitzuteilen und schriftlich zu bestätigen. Außerdem
wird er für den durch Ihre Terminverlegung frei gewordene n
Zeitraum einen weiteren Kandidaten einschieben, was noch
einmal mit Aufwand verbunden ist. Bedenken Sie: Im
schlimmsten Fall kann es durchaus sein, dass dieser
„eingeschobene“ Kandidat Ihnen den heiß begehrten Job

-122-
wegschnappt! Deshalb bitten Sie um eine Verlegung Ihres
Vorstellungsgesprächs erst dann, wenn Sie alle Alternativen
ausgeschöpft haben.
Denken Sie daran, den Vorstellungstermin zu bestätigen, auch
wenn nicht ausdrücklich darum gebeten wird. Eine Einladung
wird ausgesprochen und vom Eingeladenen entweder
angenommen oder abgelehnt - wie im gesellschaftlichen Leben
auch. Die Terminbestätigung können Sie telefonisch, per E-Mail
oder Fax vornehmen - wie es für Sie am einfachsten ist. Wenn
Sie schriftlich reagieren, dann bitte in ordentlicher Darstellung
und korrekter Rechtschreibung.

Mythos „Erster Eindruck“

Wussten Sie, dass der erste Eindruck, den wir von einem
Menschen haben, innerhalb von 12 bis 30 Sekunden geprägt
wird? Nicht nur, dass wir diesen Menschen sofort in die
Schubladen „Freund“ oder „Feind“ einsortieren, sondern viel
schlimmer, wir bilden uns über diesen Menschen ein Urteil,
noch bevor wir ein Wort mit ihm gewechselt haben! Diese Vor-
Urteile sind schwer veränderbar.
Wie schon der Volksmund sagt: „Der erste Eindruck ist
immer der richtige.“ Wir können im Vorfeld trotzdem vieles
unternehmen, damit der erste Eindruck von uns ein positiver ist -
vom Äußeren wie von der inneren Einstellung her. Lassen Sie
uns mit dem Äußeren beginnen und eine Bestandsaufnahme
durchführen, und zwar von oben nach unten:

Äußere Vorbereitung
Wie gepflegt sind Ihre Haare, Ihre Frisur?
Überlegen Sie sich, ob vor Ihrem Vorstellungstermin noch ein
Friseurbesuch notwendig ist. Wenn Sie sich nicht sicher sind,

-123-
empfiehlt es sich auf jeden Fall, einen Termin beim Figaro zu
machen und die Haare in Fasson bringen zu lassen. Von
drastischen Styling- Experimenten und allzu grellen Färb- und
Strähnenkombinationen sollten Sie allerdings Abstand nehmen,
wohingegen seriösklassisch mit einem Schuss Pep immer in
Ordnung ist.
Ist Ihr Teint frisch und klar?
Wenn Sie Pickel oder Mitesser plagen, empfiehlt sich ein
Peeling oder ein Besuch bei der Kosmetikerin. Übrigens sollte
dieser Termin zur allmonatlichen Pflegeroutine nicht nur von
Frauen, sondern auch von Männern gehören!
Wie sehen Ihre Hände aus?
Gepflegte, saubere Fingernägel werden immer positiv zur
Kenntnis genommen. Es lohnt sich durchaus, in eine
professionelle Maniküre (Kostenpunkt zirka 15 Euro) zu
investieren, wenn Sie selbst kein Könner im Umgang mit Schere
und Feile sind. Sollten Sie zu den vielen weiblichen Geschöpfen
gehören, die kurze Fingernägel haben, stehen Sie dazu. Es kann
durchaus hinderlich sein, sich mit künstlichen „Krallen“ zu
schmücken.
Wie halten Sie es mit Geruch und Düften?
Die Benutzung von Deodorants sollte zu Ihrem täglichen
Hygieneritual gehören. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die
in Prüfungs- oder Stresssituationen, und ein
Vorstellungsgespräch gehört auf jeden Fall zu beiden
Kategorien, stark transpirieren: Waschen Sie sich nochmals kurz
vor dem Gesprächstermin, benutzen Sie ein gutes Deo und
lassen Sie es kurz trocknen, bevor Sie sich ankleiden. Wenn
diese Vorbeugemaßnahme nicht ausreicht, empfehle ich ein
Chlorophyll-Präparat, das Sie in jeder Apotheke rezeptfrei
erhalten. Sie können - rechtzeitig vor Ihrem Termin - ein
Pfefferminzbonbon lutschen oder ein Atemspray benutzen. Ein
frischer Atem wirkt immer angenehm. Der Gebrauch von

-124-
Aftershave oder Parfüm sollte wohl dosiert erfolgen.
Berücksichtigen Sie, dass nicht jeder Ihre Vorlieben teilt und
üppige Duftwolken sensible Nasen empfindlich stören können.
In den USA hat man sogar schon parfumfreie Zonen
eingerichtet!
Was ziehen Sie zum Vorstellungsgespräch an?
Prüfen Sie Ihren Kleiderschrank auf geeignete Garderobe. Sie
sollte der angestrebten Position entsprechen und muss nicht
zwangsläufig teuer sein. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie
einen in Kleidungsfragen versierten Freund oder lassen Sie sich
von einer qualifizierten Stylistin beraten.
Es gibt zwar kaum noch eine starre Kleiderordnung - doch
einige ungeschriebene Gesetze sollte man beachten: Klassische
Businessfarben sind dunkelblau, grau, schwarz und beige. Sie
wirken Vertrauen erweckend und signalisieren Kompetenz. Für
Herren empfiehlt sich ein Straßenanzug oder eine Kombination.
Das Hemd sollten Sie in einer hellen Farbe wählen. Die
Krawatte sollte dezent und trotzdem modisch sein, vor allem
aber Typ und Outfit unterstreichen. Je nach Unternehmen sind
Sie auch in Hose und Pulli angemessen gekleidet, wobei Sie
aber den heißgeliebten ausgebeulten Isländerpulli oder das
sportliche Sweatshirt diesmal im Schrank lassen sollten. Bei
Damen ist entweder das klassische Kostüm oder der
Hosenanzug angesagt. Auch ein Sommerkleid mit Jackett oder
eine schicke Strickkombination mag passend sein. Bluse oder
Shirt sollten helle Farben haben. Auf den
Transparentlook sollten Sie im Vorstellungsgespräch auf
jeden Fall verzichten, denn schick ist gut, sexy kann gefährlich
sein.
Ganz wichtig; Ihre Kleidung muss gepflegt und sauber sein.
Also lieber nochmals reinigen lassen, wenn Sie sich unsicher
sind, ob das gute Stück einen Fleck hat oder nur der Stoff
changiert.

-125-
Wie viele Accessoires sind angesagt?
Inklusive Brille und Haarspange sollten Sie nicht mehr als 9
Schmuckstücke tragen, zum Beispiel: 2 Ohrringe, l Uhr, l
Armband, 3 Ringe, l Kette und Ihre Brille. Funkelnd behängte
„Weihnachtsbäume“ sind ebenso out wie überreich geschmückte
„Pfingstochsen“.
Welche Schuhe sollten Sie wählen?
Die Schuhe sind ein heikles Thema. Sie tragen uns durch
unser Leben und sind vielen Beanspruchungen ausgesetzt.
Häufig sehen sie die Schuhcreme zu selten und den Schuster gar
nicht. Schiefgelatschte Absätze und abgestoßene Spitzen sollten
Sie auf jeden Fall reparieren lassen. Wenn Sie in neue Schuhe
investieren wollen, so wählen Sie ein klassisches Modell, in dem
Sie gut laufen können. Vor Ihrem Termin sollten Sie die Schuhe
ein paar Mal angehabt haben, um sie einzulaufen, denn nichts ist
gemeiner als schmerzende Füße und Blasen! Meine Erfahrung
ist, dass sich die (leider nicht unerhebliche ) Investition in
ordentliches Schuhwerk immer lohnt. Die Farbe Ihrer
Handtasche oder Aktentasche sollte mit der Farbe Ihrer Schuhe
entweder übereinstimmen oder zumindest damit harmonieren.
Haben Sie ein sauberes Taschentuch?
Auch wenn es altmodisch klingen mag - stecken Sie ein
sauberes Taschentuch ein! Die Gefahr feuchter Hände oder
eines Niesanfalls ist immer gegeben.
Bekommen Sie vor Aufregung nasse Hände?
Vor dem Termin mit ein wenig Talkumpuder einreihen! Das
hilft über das erste Händeschütteln trocken hinweg.
Welches Makeup ist angebracht?
Ihr Tages-Makeup sollte dezent und der Gesichtsform
angepasst sein. Die individuelle Gesichtsfarbe und Ihr Typ
sollten unterstrichen werden. Vermeiden Sie es, den Eindruck zu
erwecken, Sie seien gerade einem „Farbeimer“ oder gar der

-126-
Familiengruft entstiegen. Auch hier mag die Unterstützung
durch eine Kosmetikerin oder Makeup-Stylistin helfen, das
Beste aus Ihrem Typ zu machen. Von so einer Beratung
profitieren Sie oft ein Leben lang.
Generell gilt: Wählen Sie Ihre Kle idung konventionell und
klassisch aus, fügen Sie Ihren persönlichen Akzent hinzu, so wie
Sie es im Job auch tun würden. Sie sollten sich in Ihrer Haut und
in Ihrer Kleidung wohl fühlen, denn das Vorstellungsgespräch
ist anstrengend genug, und wenn Sie Ihr Outfit dann noch kneift
und zwickt, kann das fatale Folgen haben. Wenn Sie sich jedoch
gut fühlen, strahlen Sie das auch aus: Ihre Gesichtszüge wirken
straff, Ihre Augen sind lebendig und die Mundwinkel bewegen
sich leichter in Richtung oben, denn im Vorstellungsgespräch
darf durchaus gelacht werden. Ihre Haltung und Ihr Gang sind
aufrecht, Ihre Körpersprache ist stimmig. Bedenken Sie, dass
manche Firmen den Parkplatz beobachten, um zu sehen, wie Sie
sich verhalten und bewegen, wenn Sie sich unbeobachtet
glauben!
Übrigens: Wussten Sie, dass Aussehen, Gestik und Mimik
unseren Erfolg zu 55 Prozent beeinflussen?

Die richtige mentale Einstellung bringt's!

Wir hören es oft im Fernsehen: Viele Sportler geben ihrer


fehlenden mentalen Vorbereitung die Schuld, wenn sie ein
Match verloren haben, Fußballer müssen „mental gut drauf
sein“, Rennfahrer und Tennisspieler ebenso. Was genau verbirgt
sich dahinter?
Zum einen eine positive Einstellung gegenüber sich selbst.
Affirmationen (das sind positive Bestätigungen} wie zum
Beispiel „So wie ich bin, bin ich okay“ oder „Es steht mir alles
zur Verfügung, was es braucht, um dieses Spiel zu gewinnen“
strahlen aus auf die physische Haltung und der Körper lügt
-127-
nicht. Diese Affirmationen sollten Sie mit einem guten Trainer
erarbeiten, denn sie begründen gewisse mentale
Programmierungen. Sie kennen das von Ihrem Computer: Wenn
die Programme fehlerhaft sind oder nicht ordentlich synchron
laufen, haben Sie ziemlich großen Ärger mit Ihrem Gerät, So
ähnlich verhält es sich auch mit unserem Gehirn, Sie sollten sich
und Ihre Ziele noch einmal bewusst hinterfragen: Will ich
diesen Job wirklich? Wenn ich ihn bekomme, bin ich auch die
richtige Person dafür? Was ist, wenn ich den Job nicht
bekomme?
Überprüfen Sie Ihre Einstellung zum Unternehmen, zu dessen
Produkten und Ihrer Zukunft in dieser Firma. Welches sind Ihre
Bedenken, Ihre Hoffnungen, Ihre Wünsche? Machen Sie sich
Notizen für das Vorstellungsgespräch.
Spielen Sie die Vorstellungssituation vorher gedanklich in
allen nur möglichen Varianten durch. Malen Sie sich die Details,
die Fragen und Ihre Antworten so farbig und konkret wie
möglich aus. Sehen Sie sich dazu auch den Interviewleitfaden
auf Seite 27 und die Vorstellungs-Kurznotiz auf Seite 29 an.
Einige Vorschläge:

Variante 1 : Das pe rfekte gelungene Vorstellungsgespräch


Man ist sich auf Anhieb sympathisch, die Chemie stimmt, das
Gespräch verläuft sehr angenehm, man ist sicher, man hat gute
Chancen, den Job zu bekommen. Diese Variante sollten Sie sich
in allen Details immer wieder im „Gehirnkino“ ansehen, also
immer wieder gedanklich durchspielen.

Variante 2: Das schwierige Vorstellungsgespräch


Man weiß nicht so recht und ist nervös, der Gesprächsverlauf
ist zwar freundlich, aber irgendwie schleppend. Am Ende trennt
man sich höflich und ein bisschen erleichtert, aber ob man zum
zweiten Gespräch eingeladen wird, hängt noch in der Luft.

-128-
Diese Vorstellung hilft Ihnen, auch schwierige
Gesprächssituationen in der Realität elegant zu meistern, denn
Sie hatten sie ja bereits gedanklich in alle n Facetten
durchgespielt.

Variante 3: Der schlimmste Fall


Die gegenseitige Sympathie hält sich in Grenzen, Das
Gespräch ist stockend und holprig, das Interesse füreinander
gering. Am liebsten würden Sie das Gespräch abbrechen und
Ihre Bewerbung zurückziehen. Wie ginge es Ihnen damit? Was
für Konsequenzen würde dieses Verhalten nach sich ziehen?
Auch wenn Ihnen diese Vorstellung unangenehm ist, versuchen
Sie trotzdem gedanklich das Gespräch zum Positiven zu wenden
und greifen Sie in Ihrer Fantasie zu allen Mitteln und Tricks, die
Ihnen einfallen.

Dieses Vorgehen dürfen und sollten Sie sich bei allen


Varianten erlauben. Es ist ja nicht die Realität, sondern ein
mentales Gedankenspiel, das Ihnen helfen soll, sich auf den
„Ernstfall“ vorzubereiten. Es lohnt sich auf jeden Fall, sogar das
Ungewöhnlichste durchgespielt zu haben. Stellen Sie sich die
unbequemsten Fragen vor, die Ihnen gestellt werden könnten,
und bereiten Sie darauf alle möglichen Antworten vor -
schlüssige, intelligente, freche und außergewöhnliche. Spielen
Sie mit so vielen Möglichkeiten wie nur möglich, damit Sie für
alle Eventualitäten gewappnet sind.
Locker und gelassen, das ist der Gemütszustand, den Sie
haben sollten, wenn Sie in ein Vorstellungsgespräch gehen. Sie
sollten sich Ihrer Sache sicher sein und eine vorurteilsfreie
Einstellung gegenüber Ihren Gesprächspartnern haben. Welches
Interesse sollte Ihr Gegenüber daran haben, Ihnen eine bösartige
Falle nach der anderen zu stellen? Es ist doch so: Die Firma
braucht einen geeigneten Mitarbeiter - Sie brauchen einen

-129-
geeigneten Job. Also stehen Sie beide auf der gleichen Ebene;
beide können gewinnen, beide können verlieren. Es kommt hier
auf ein ausgewogenes Geben und Nehmen an, denn bedenken
Sie, dass eine falsche Personalentscheidung das Unternehmen
mindestens einen sechsstelligen Betrag kosten kann. Sie
verlieren auf jeden Fall unersetzbare Lebenszeit. Deshalb sind
Offenheit und Ehrlichkeit sehr wichtig, und zwar von beiden
Seiten! Sie verlassen sich doch auch darauf, dass das, was man
Ihnen im Vorstellungsgespräch verspricht, im Arbeitsverhältnis
eingehalten wird, oder?

Checkliste: Fragen, auf die Sie unbedingt vorbereitet sein


sollten:
1. Erzählen Sie von sich!
2. Beschreiben Sie Ihre Berufserfahrung, wo haben Sie
welche Erfahrungen gemacht?
3. Weshalb haben Sie Ihr Studium/Ihre Ausbildung
abgebrochen?
4. Weshalb verlassen Sie Ihre jetzige Arbeitsstelle?
5. Wie würden Sie sich selbst beurteilen? Welches sind Ihre
größten Starken/ Schwächen?
6. Haben Sie bereits Führungserfahrung? Wenn ja, welche,
und wie gingen Sie damit um?
Checkliste: Fragen, auf die Sie unbedingt vorbereitet sein
sollten (Fortsetzung)
7. Arbeiten Sie gerne im Team oder sind Sie lieber ein
Einzelkämpfer?
8. Wie strukturieren Sie Ihre Arbeit? Was tun Sie
gerne/ungern?
9. Welches sind Ihre mittelfristigen/langfristigen
Karriereziele?
10. Welche Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse bringen
-130-
Sie mit, um in dieser Position erfolgreich zu sein?
11. Wie lange würden Sie in dieser Position bleiben? Wie
stellen Sie sich Ihre weitere Entwicklung vor?
12. Was wissen Sie über unsere Firma, unsere Produkte,
unsere Märkte, unsere Kunden? Was gefällt Ihnen daran? Was
würden Sie verändern?
Checkliste: Fragen, auf die Sie unbedingt vorbereitet sein
sollten (Fortsetzung)
13. Warum haben Sie sich bei uns beworben?
14. Was halten Sie von unserer hierarchischen Struktur?
15, Wie ist Ihre private Situation, sind Sie verheiratet, haben
Sie Kinder, was arbeitet Ihre Frau/Ihr Mann?
16. Wie mobil sind Sie? Wie ist Ihre Einstellung zu
Dienstreisen, zu einem Umzug?
17. Welche Sprachen sprechen Sie? Wie gut? Können wir das
Gespräch in dieser Sprache fortsetzen?
18. Welche Erfahrungen haben am meisten zu Ihrer
Persönlichkeit beigetragen?
Checkliste: Fragen, auf die Sie unbedingt vorbereitet sein
sollten (Fortsetzung)
19. Bei welchen anderen Firmen haben Sie sich beworben?
20. Was bedeutet Verantwortung für Sie? Übernehmen Sie
gerne Verantwortung?

Man kann es nicht oft genug sagen:


Geben Sie ehrliche Antworten! Sie müssen nicht auf jede
Frage eine Antwort haben. Es zeugt von Ehrlichkeit und
Zivilcourage, zu sagen „Das weiß ich nicht“ oder „Darüber habe
ich mir noch keine Gedanken gemacht“. Sie können sich Zeit
erbitten, um über Ihre Antwort nachzudenken, oder nach
weiteren Informationen fragen. Das kommt oft besser an als die

-131-
gut eingeübten „spontanen“ Antworten. So wie Sie durchaus in
der Lage sind, unehrliche oder Gefälligkeitsantworten zu
erkennen, so erkennt sie Ihr Gegenüber auch - und das gibt
Minuspunkte.

-132-
14 Darf ich vorstellen?

Man kann nicht nicht kommunizieren.


(Paul Watzlawik)

Nun ist er da, der große Tag, an dem Sie zeigen können, wer
Sie sind, und erläutern können, warum Sie den Job bekommen
sollten.
Erinnern Sie sich: Sie haben maximal 30 Sekunden Zeit für
den ersten Eindruck! In dieser Mini- Zeitspanne Auftreten,
Körpersprache und Ausstrahlung zu kontrollieren ist
schlichtweg unmöglich. Also probieren Sie es erst gar nicht -
sondern besinnen Sie sich auf Ihr mentales Training (wer Sie
sind, was Sie zu bieten haben ...) und werden Sie innerlich ganz
ruhig.
Um bewusst zu entspannen und zur Ruhe zu kommen, ist es
ganz wichtig, gut durch die Nase ein- und durch den Mund
auszuatmen. Eine gute Übung ist zum Beispiel: tief ein- und
ausatmen, dabei den Beckenboden entspannen und sich eine
positive Gesprächssituation vorstellen. Dabei sagen Sie sich
innerlich: „So wie es kommt, ist es recht. Ich tue mein Bestes,
um den für mich besten Job zu bekommen.“ Und auf geht's!
Selbstverständlich werden Sie pünktlich und gut vorbereitet
erscheinen. Wenn Sie es für passend halten, können Sie auch 15
bis 30 Minuten früher da sein, um die Atmosphäre aufzunehmen
und sich in Ruhe vor Ort nochmals mental vorzubereiten.
Vielleicht werden Sie am Empfang abgeholt oder der Pförtner
schickt Sie gleich in Richtung Besprechungsraum, wo Sie der
Personalreferent und vielleicht auch gleich Ihr zukünftiger
Vorgesetzter erwarten. Wenn Sie beim Empfang abgeholt
werden, ist das neben einer freundlichen Geste auch eine prima

-133-
Gelegenheit, um neben freundlichem „Smalltalk“ ein paar
Fragen zu stellen, zum Beispiel „Wie lange sind Sie schon in der
Firma?“, „Was machen Sie im Unternehmen?“ Im
Besprechungsraum angekommen, bedanken Sie sich höflich bei
Ihrem Begleiter und verabschieden sich. Das wird meistens vor
lauter Nervosität vergessen und derjenige, der trotzdem daran
denkt, macht einen positiven Eindruck.
Ihre Gesprächspartner begrüßen Sie wahrscheinlich direkt mit
Namen und stellen sich Ihnen vor. Wenn Ihnen ein Platz
angeboten wird, so empfiehlt es sich, diesen zu nehmen - auch
wenn Sie mit dem Rücken zur Tür und dem Gesicht zum Fenster
sitzen. Wenn Sie das Licht blendet, sagen Sie es und bitten um
Erlaubnis, einen anderen Sitzplatz zu wählen. Die Stühle am
Kopf oder Fußende des Tisches sind allerdings tabu! Setzen Sie
sich zeitgleich mit Ihrem Gegenüber. Nehmen Sie eine aufrechte
(keine steife) Haltung ein. Bequemes Lümmeln ist megaout.
Möglicherweise benötigte Unterlagen sollten Sie ohne langes
Suchen zur Hand haben. Dafür - und wenn Sie sich Notizen
machen möchten - empfiehlt sich eine separate
Dokumentenmappe. Wenn Sie eine Fragenliste vorbereitet
haben, können Sie sie ruhig auf den Tisch legen und für Ihre
Notizen verwenden. Wenn Ihnen etwas zu trinken angeboten
wird, so nehmen Sie es dankend an. Sonderwünsche wie „Ich
hätte bitte gerne einen Tee, Pfefferminz, wenn es geht“
verursachen dem Gastgeber Umstände und Mehrarbeit, also
verzichten Sie darauf, vor allem wenn Ihr Wunsch einem
geheimen Profilierungswunsch entspringt.

Monolog oder Dialog?

Jedes Vorstellungsgespräch läuft anders ab. Manchmal


werden zuerst das Unternehmen und die Position vorgestellt,
manchmal wird auch der Bewerber zuerst befragt. Wie auch

-134-
immer bemühen Sie sich, von Ihrer Seite alles dazuzutun, damit
das Gespräch „wie unter Freunden“ abläuft.
→ Seien Sie freundlich, ohne unterwürfig zu sein
→ Halten Sie Augenkontakt, ohne zu starren
→ Antworten Sie präzise, umfassend und kurz
→ Tragen Sie zu einer offenen Gesprächsatmosphäre bei,
man will Sie ja schließlich kennen lernen!
Immer wieder höre ich, dass sich Bewerber wie Schildkröten
verhalten - also ihren Kopf einziehen und ganz still sind, Zweck
eines Vorstellungsgesprächs ist das gegenseitige Kennenlernen
und vor allem die Gelegenheit für Sie, sich selbst als den Top-
Kandidaten darzustellen, indem Sie Ihre Energie, Ihre
Kompetenz und Professionalität eindeutig rüberbringen.
Gleichzeitig können Sie viel über Ihren künftigen Arbeitgeber
erfahren. Deshalb: Stellen Sie Ihre vorbereiteten Fragen und
diejenigen, die im Gespräch auftauchen, und achten Sie darauf,
dass Sie Ihrem Gegenüber genügend Zeit lassen für seine
Fragen, so dass ein fairer Informationsaustausch in einer
angenehmen Gesprächsatmosphäre entstehen kann.
Stellen Sie vor allem offene Fragen. Sie beginnen alle mit W -
Wer, Wo, Weshalb, Wieso, Wann und sind nicht mit einem Ja
oder Nein zu beantworten. Zum Beispiel: „Warum ist die Stelle
zu besetzen?“ anstatt „Ist dies eine neue Stelle?“ Sprechen Sie
von sich aus Themen an, die Sie am meisten interessieren - nicht
zuletzt auch, welche Erwartungen Sie an Ihren Vorgesetzten
haben.

Fragen an den potenzielten Vorgesetzten


→ Wie stellen Sie sich den idealen Mitarbeiter vor?
→ Was freut Sie - was macht Sie wütend?
→ Wie gehen Sie mit Ihren Mitarbeitern am liebsten um?

-135-
→ Worauf muss ich mich bei Ihnen einstellen?
Erlauben Sie Ihrem Gege nüber, Ihnen die gleichen Fragen zu
stellen, und seien Sie darauf vorbereitet. Erzählen Sie, was Sie
über die Firma wissen und warum Sie gerne dort arbeiten
möchten. Stellen Sie sich auf Ihr Gegenüber ein - hören Sie ihm
genau zu und geben Sie klare Antworten. Es ist immer gut, jede
Ihrer Fähigkeiten anhand eines kurzen Beispiels darzustellen,
ungefähr so: „Während meiner Tätigkeit als Bauschlosser bei
Tiefhoch hatte ich folgende Situation... und habe sie bewältigt,
indem ich...“ Zeigen Sie Begeisterung, wenn Sie etwas toll
finden. Beweisen Sie bereits im Gespräch Ihre Fähigkeit,
Lösungen zu entwickeln, anstatt immer wieder die Phrase „Das
Problem ist...“ zu benutzen. Die meisten Menschen benutzen
solche Redewendungen unbewusst. Das gilt auch für bestimmte
Lieblingsworte wie „geil, krass“ oder wenn man jeden Satz mit
„ne“ beendet.
Seien Sie sich darüber klar, dass nur eine bestimmte Zeitdauer
für dieses Gespräch vorgesehen ist. Um den heißen Brei
herumzuschleichen kostet Ihre wertvolle Zeit! Wenn Sie etwas
nicht wissen oder unsicher sind: Stehen Sie dazu. Keiner
erwartet von Ihnen, dass Sie ein wandelndes Lexikon sind oder
den betriebsinternen Slang bereits beim ersten
Vorstellungsgespräch verstehen. Benutzen Sie so wenig
Fachchinesisch wie möglich und so viel wie notwendig. Wenn
Sie von Hause aus einen Dialekt sprechen - so behalten Sie ihn
auch im Vorstellungsgespräch bei, allerdings in allgemein
verständlicher Form. Nichts klingt komischer als beispielsweise
ein Bayer, der versucht, Hochdeutsch zu sprechen, oder im
umgekehrten Falle ein Norddeutscher, der sich in Stuttgart
bereits akklimatisiert zu haben glaubt und anfängt zu schwäbeln.
Halten Sie Augenkontakt - aber starren Sie Ihr Gegenüber
nicht an wie ein hypnotisiertes Kaninchen die Schlange! Es ¡st
normal, dass die Augen wandern, wenn Sie nachdenken, doch
wenn Sie sprechen, sollten Sie Ihrem Gesprächspartner in die

-136-
Augen sehen. Wenn mehrere Personen anwesend sind, beziehen
Sie alle in den Augenkontakt ein, indem Sie immer wieder in die
Runde blicken. Sollten Sie zu den schüchternen Menschen
gehören, denen es schwer fällt, anderen in die Augen zu sehen,
so konzentrieren Sie sich auf die Augenbrauen oder die
Nasenwurzel Ihres Gegenübers, Lächeln Sie, wenn Ihnen
danach zumute ist. Dauerlächeln muss nicht sein. Prüfen Sie
vorher im Spiegel, wie Sie aussehen, wenn Sie ernst sind.
Berücksichtigen Sie bitte, wenn Sie gerne das Gesicht
verziehen, dass Ihr Gegenüber Sie gerade erst kennen lernt und
Ihre Mimik und Miene noch nicht akkurat deuten kann.
Ich sehe richt ig grimmig aus, wenn ich intensiv nachdenke,
Außerdem gähne ich oft, wenn ich hoch konzentriert bin, weil
mein Gehirn zusätzlichen Sauerstoff braucht. Seitdem ich das
weiß, weise ich einen mir unbekannten Gesprächspartner auf
diese Eigenarten hin, um etwaigen Missverständnissen
vorzubeugen.
Jeder hat seine individuellen Verhaltensweisen. Wenn sie der
andere kennt, kann er damit umgehen. Wenn nicht, kann es zu
Fehlinterpretationen kommen, die Ihnen schaden. Vermeiden
Sie das, indem Sie die Dinge offen und konkret ansprechen.
Keiner wird Ihnen deshalb böse sein, sondern die Offenheit und
Selbsterkenntnis schätzen, die Sie bei diesem Verhalten
demonstrieren.
Wirkungsvolle Selbstdarstellung bedingt neben der richtigen
verbalen Ausdrucksform auch eine Authentizität, eine Echtheit.
Seien Sie so, wie Sie sind. Wenn Sie nervös sind, wird Sie
keiner dafür verdammen, jeder weiß, dass
Vorstellungsgespräche mit Stress verbunden sind, und wird
Verständnis für Sie aufbringen.
Ich erzähle am Anfang von Vorträgen zum Beispie l immer,
dass ich Lampenfieber habe (das stimmt wirklich!) und
manchmal auch Angst, den Erwartungen meines Publikums
nicht zu genügen. Vielleicht ist dieses Ansprechen eigener
-137-
Gefühle oder Missstimmungen ein typisch weibliches Verhalten.
Es hat jedoch zwei wunderbare Auswirkungen: Zum einen geht
es mir besser, wenn ich meine Befürchtungen ausspreche, und
zum anderen bekomme ich von meinen Zuhörern so viel
Sympathie und Verständnis, dass sich die Situation entkrampft.
Ich denke kaum, dass männliche Bewerber als „Weicheier“ oder
„Warmduscher“ abgestempelt werden, wenn sie ein ähnliches
Verhalten zeigen. Außerdem, wer isst denn schon gerne
ausschließlich harte Eier und duscht am liebsten kalt?
Mein dringender Rat an Sie lautet: Stehen Sie zu dem, wie es
Ihnen gerade geht! Wenn Sie Bauchschmerzen haben, sagen Sie
das. Und wenn Sie heute nicht Ihren besten Tag haben oder
wenn Sie vor dem Termin einen Autounfall hatten und deshalb
etwas durch den Wind sind, beugen Sie durch das sofortige
Ansprechen dieser Tatsache möglichen Fehlurteilen Ihres
Gegenübers vor, die letztlich zu Ihrem Nachteil wären. Immer
mehr wird auf das Kommunikationsverhalten geachtet, vor
allem darauf, wie schnell und in welcher Weise kritische
Situationen angesprochen werden.
Seien Sie sich bewusst, dass eine gegenseitige Abhängigkeit
besteht zwischen Unternehmen und Mitarbeiter, denn ohne
Unternehmen gibt es keine Angestellten und Unternehmen
können ohne Mitarbeiter nicht überleben. Wenn Sie sich diese
Einstellung vor Augen halten, können Sie ganz entspannt ein
Vorstellungsgespräch erfolgreich meistern.

Was interessiert das Unternehmen an


potenziellen Mitarbeitern?

Der Kandidat soll:


→ Die fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten
mitbringen, die das Unternehmen braucht.

-138-
→ Sich einfach und reibungslos in die Organisation
integrieren lassen.
→ Sofort nach Arbeitsantritt und einer kurzen
Einarbeitungszeit eigenständig arbeiten.
→ Initiative entwickeln und eigenverantwortlich handeln
können, also ein „Selbststarter“ sein.
→ Das Unternehmen nach außen gut repräsentieren, in
keiner Weise diskreditieren und seinen Ruf nicht
gefährden.
Um sich über diese Dinge ein Urteil bilden zu können, werden
der Fragenkatalog von Seite 135 oder Teile daraus angewendet.
Es gibt auch vorbereitete Interviewleitfäden wie auf Seite 27
und Beurteilungsbögen wie den folgenden:
Beurteilung +2 +1 -1 -2

Positiver Einstieg in das Interview

Begrüßung und Händedruck


Erster Eindruck
Augenkontakt
Kommunikationsverhalten

Zuhören können
Selbstsicherheit
Sprachlicher Ausdruck
Enthusiasmus .
Initiative
Präzise Darstellung

-139-
Höflichkeit
Takt
Generelles Verhalten
Interesse am Unternehmen
Interesse an der Position
Gehaltsfrage/Gehaltsverhandlung
Selbstrespekt
Sind Antworten schlüssig und auf den
Punkt gebracht?
Beendigung des Interviews
Körperhaltung
Optischer Gesamteindruck
Weitere Bemerkungen:

Informationen, die Sie bekommen


sollten

Wie schon gesagt, dient das Vorstellungsgespräch dem


gegenseitigen Kennenlernen, um zu sehen, ob man
zusammenpasst, ob „die Chemie stimmt“ und man einige Jahre
miteinander arbeiten kann und will. Dazu ist es nötig, dass Sie
bestimmte Dinge über das Unternehmen, seine Zukunft und die
Position als solche erfahren. Wenn Ihr Gesprächspartner nicht
von alleine auf diese Punkte zu sprechen kommt, fragen Sie
danach, zum Beispiel nach Produkten, Strategien und Visionen,
die die Firma jetzt hat und in der Zukunft verwirklichen will.

-140-
Lassen Sie sich die Position Ihres Gesprächspartners und die
Ihre auf dem Organigramm der Firma zeigen. Ein Organigramm
ist eine schematische Darstellung der
Unternehmensorganisation, sie zeigt, wer welche Position
innehat und wer wem unterstellt ist. Salopp ausgedrückt gibt es
schnellen Aufschluss über die Anzahl der Häuptlinge und die
Verteilung der Indianer.
Fragen Sie, ob Ihre Position neu dazugekommen ist oder ob es
sie schon länger gibt, weshalb sie vakant geworden ist und was
mit dem vorherigen Stelleninhaber geschah. Wurde er befördert
oder hat er das Unternehmen verlassen? Wurde er pensioniert
oder gekündigt? Kann ich mich mit ihm treffen? Wer wird mich
einarbeiten?
Sie sollten auch erfahren, welche Rechte und Pflichten der
Stelleninhaber hat beziehungsweise bekommen soll, was von
ihm erwartet wird, welche Verantwortlichkeiten er hat und was
er delegieren kann. Wie oft sind Dienstreisen zu absolvieren?
Wichtig sind auch Informationen zu Ihrer beruflichen
Weiterentwicklung innerhalb der Firma. Wie lange dauert es im
Schnitt, bis jemand befördert wird? Wer entscheidet darüber?
Welche Weiterbildung wird vom Unternehmen gefördert und
wie? Müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden,
zum Beispiel zwei Jahre Betriebszugehörigkeit? Wird Ihnen ein
Coach zur Seite gestellt?

Das Thema Geld

Es ist möglich, dass konkrete Gehaltsverhandlungen erst im


zweiten Vorstellungsgespräch geführt werden. Bedenken Sie,
dass das Bruttogehalt nur ein Teil des Verdienstpakets sein
kann. Es gibt Mitarbeiterbeteiligungsprogramme (also Aktien zu
Vorzugspreisen), Firmenwagen, Pensionsversicherungen,
Zielerreichungsboni, Tantiemen, spezielle Urlaubs- und
-141-
Gleitzeitregelungen, Übernahme der Telefonkosten und vieles
andere mehr - abhängig von der Firmenphilosophie.
Fragen nach dem Gehalt sollten Sie nicht stellen! Wenn Ihr
Gesprächspartner nach Ihren Gehaltsvorstellungen fragt, so
sollten Sie eher eine Bandbreite von... bis... angeben, anstatt
eine konkrete Zahl zu nennen.
Eleganter ist es, wenn Sie Ihren Gesprächspartner bewegen
können, seine Vorstellungen preiszugeben, bevor Sie Ihre
Einkommenswünsche nennen. Wenn Ihnen ein
Jahreseinkommen genannt wird, fragen Sie, in wie vielen
Monatsgehältern es ausbezahlt wird.
Behalten Sie im Hinterkopf, dass Ihr Bruttogehaít nur ca. 50
Prozent dessen ist, was die Firma für Sie als Mitarbeiter
aufwenden muss. Die Arbeitgeberanteile für die
Sozialversicherung und die Kosten für Fehlzeiten wie Urlaub,
Krankheit usw. kommen noch dazu, ebenso die Kosten Ihres
Arbeitsplatzes, also anteilige Miete, Mobiliar, Werkzeug,
Heizung, Verbrauchsmaterial. Diese Zahlen hat Ihr
Gesprächspartner im Kopf, wenn er mit Ihnen über Ihre
Einkommensvorstellungen spricht, so dass Sie nicht davon
ausgehen können, dass Sie eine gemeinsame Basis haben.
Denken Sie daran, dass die Firma einen konkreten Nutzen aus
jedem Mitarbeiter ziehen will und muss. Er soll die
Produktivität erhöhen, die Kosten senken und Fehler vermeiden.
Wenn nur einer dieser Punkte durch Sie nicht erreicht werden
kann, sollten Sie nicht eingestellt werden.
Besinnen Sie sich auf Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren:
Darauf, was Ihnen an Ihrem neuen Job wirklich wichtig ist, und
das muss ja nicht unbedingt ein Riesengehalt sein.

-142-
Wie geht es weiter?

Im Allgemeinen dauert ein Vorstellungsgespräch 30 bis 90


Minuten - je nach Position und Organisations größe. Es ist
manchmal länger, manchmal kürzer - je nach
Kommunikationsverhalten der einzelnen Gesprächspartner,
Wenn Sie den Eindruck haben, dass alles gesagt wurde und das
Gespräch am Ausklingen ist, bedanken Sie sich für die
Gelegenheit sich vorzustellen und für das Interesse, das die
Firma an Ihnen signalisiert hat. Fragen Sie, ob noch eine zweite
Vorstellungsrunde vorgesehen ist oder bis wann Sie erfahren, ob
Sie die Stelle bekommen oder nicht. Sie können ruhig
ansprechen, dass Sie noch andere Bewerbungen laufen haben
und sich gerne bis zum Tage X entscheiden würden, wobei Sie
diesen Job jedoch am liebsten hätten.
Falls Sie allerdings im Vorstellungsgespräch den Eindruck
gewonnen haben sollten, dass Sie in dieser Firma nicht arbeiten
möchten, so ist es durchaus in Ordnung, wenn Sie Ihre
Bewerbung nach dem Gespräch zurückziehen. Sie können das
mündlich oder auch schriftlich tun. In jedem Fall empfiehlt es
sich, die Entscheidung noch einmal zu überschlafen, bevor man
sie mitteilt. Seien Sie bitte nicht verletzt, wenn Sie Ihre
Unterlagen trotzdem mit einem Standard-Ablehnungsschreiben
zurückbekommen. Es gibt leider immer noch zu wenig Firmen,
die bei der Rücksendung der Bewerbungsunterlagen
differenzieren.

Besonderheiten bei
Vorstellungsgesprächen

Es gibt Unternehmen, die alle interessanten Kandidaten für


eine Position zu einem gemeinsamen Termin einladen, um Tests

-143-
durchzuführen, die zeigen sollen, welcher Bewerber für die
Position am besten geeignet ist.
Es gibt ein breites Spektrum an Persönlichkeitstests und
Eignungsprüfungen, die anzusprechen den Rahmen dieses
Buches sprengen würden. Im Literaturverzeichnis finden Sie
dazu einige Vorschläge. Falls das Unternehmen
Einstellungstests durchführt, wird Ihnen dies meistens bereits im
Einladungsschreiben mitgeteilt. Besonders wenn es sich um ein
„Assessment-Center“ handelt.
Es steht Ihnen in jedem Fall zu, Ihre Testergebnisse zu
erfahren! Üblicherweise besprechen die Leiter dieser
Testverfahren die Ergebnisse mit den Kandidaten im
Zweiergespräch. Wenn Ihre Resultate mit Ihnen nicht
besprochen werden, sollten Sie darum bitten und notfalls auch
darauf bestehen.

-144-
15 Das lange Warten

Man muss jedem Hindernis Geduld, Beharrlichkeit und eine


sanfte Stimme entgegenstellen. (Jefferson)
Wie schon einmal gesagt, ist Zeit ein subjektiver Begriff. Wir
alle wissen, wie schnell die Zeit vergeht, wenn wir uns
amüsieren und es uns richtig gut geht. Wir alle wissen aber
auch, wie die Sekunden dahinschleichen, sich Stunden zu
Ewigkeiten dehnen und Tage scheinbar endlos sind. Letzteres
beschreibt möglicherweise den Zustand sehr genau, in dem Sie
sich befinden, wenn Sie das oder die Vorstellungsgespräche
hinter sich gebracht haben und nun auf die Entscheidung der
Firma warten. Manche Firmen treffen ihre Entscheidung schnell
- manche brauchen dazu einfach länger, je nachdem, wie lang
die Entscheidungswege sind, wer wann im Hause ist und wie
schnell die notwendigen internen Verwaltungsabläufe
funktionieren. Die Zeitspanne sagt absolut nichts über Erfolg
oder Misserfolg Ihrer Bewerbung aus. Wenn Ihnen die Zeit (ab
vier bis sechs Wochen) zu lange dauert, können Sie den
zuständigen Personalsachbearbeiter anrufen oder ihm, sofern Sie
die Möglichkeit dazu haben, eine freundliche E-Mail senden und
sich nach dem Stand der Dinge erkundigen.
Es versteht sich von selbst, dass Sie diese E-Mail nicht von
Ihrem jetzigen Arbeitgeber aus senden, sondern von Ihrem
privaten PC.
Teilen Sie ruhig mit, warum Sie dringend auf die
Entscheidung warten, und fragen Sie, ob und gegebenenfalls
wann Sie sich wieder meld en sollen - und dann halten Sie sich
daran! Viele Sachbearbeiter klagen über ständig anrufende
Bewerber, die sie aus ihrer Arbeit reißen und somit zu weiteren
Verzögerungen beitragen. Deshalb finden sie eine Nachfrage per
E-Mail nicht störend, weil es am wenigsten den Arbeitsablauf

-145-
unterbricht. Bitte seien Sie nicht unfreundlich (egal wie
ungeduldig oder enttäuscht Sie sind), sondern haben Sie
Verständnis für die äußerst hohe Arbeitsbelastung, die
Personalsachbearbeiter haben, wenn Bewerbungsrunden laufen.
Einen Satz wie „Was müssen Sie zu tun haben, dass ich noch
nicht von Ihnen gehört habe“ sollten Sie mit Vorsicht anwenden,
denn er kann leicht als „Verhonepipelung“ aufgefasst werden
und Sie von der Liste potenzieller Mitarbeiter blitzartig
entfernen. Auch „Bestechungen“ in Form von Pralinen oder
Flüssigem kommen nicht gut an. Wenn Sie dem überlasteten
Personalmenschen eine Ermunterung zukommen lassen wollen,
so machen Sie sich vorher die Mühe, herauszufinden, womit
man ihm wirklich eine Freude machen kann. Diesem Päckchen
können Sie einen Begleitbrief beifügen wie etwa folgenden:
Sehr geehrter Herr/sehr geehrte Frau Sowieso, vielen Dank
für den freundlichen Empfang zum Vorstellungsgespräch am...
und die Mühe, die Sie sich machen. Bitte verstehen Sie
beigefü gtes... nicht als „Bestechung“, sondern ats
Wertschätzung Ihrer Arbeit. Ich freue mich sehr auf die
Mitarbeit in Ihrem Unternehmen, denn ich bin gut und für den
Job am besten geeignet, weil... (Überlegen Sie sich einen
wirklich knackigen ersten Grund!) Ich will für Ihre Firma
arbeiten, weil... (Überlegen Sie sich einen wirklich knackigen
zweiten Grund!) Für eine baldige positive Nachricht bedanke
ich mich im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen

Die Qual der Wahl

Wenn Ihre Bewerbungsstrategie vorsieht, dass Sie sich immer


nur bei einem Unternehmen bewerben und warten, bis die
Entscheidung gefallen ist, bevor Sie sich beim nächsten
Unternehmen bewerben, so ist das Ihre Entscheidung und Ihr

-146-
gutes Recht. Schneller geht es natürlich, wenn Sie sich bei
mehreren Unterne hmen gleichzeitig bewerben. Dass Sie
Prioritäten setzen, welchen Job Sie am liebsten hätten, ist
logisch. Hinderlich ist allerdings, sich den Kopf über Fragen zu
zermartern wie: „Was mache ich, wenn ich der Firma A zusage -
und die Firma B sagt doch noch meinen Traumjob zu?“ Wir
können alle nicht in die Zukunft sehen und es ist müßig, bei so
wichtigen Dingen wie Arbeitsplatzsuche darüber zu spekulieren.
Da gibt es nur eines: Mit offenen Karten spielen! Rufen Sie die
Firma B an und sagen Sie, was Sache ist. Fragen Sie, wie Ihre
Chancen stehen; dass A Ihnen den Job angeboten hat, Sie aber
lieber die Position bei B haben würden, und begründen Sie dies.
Bitten Sie den Personalreferenten um eine klare Aussage und
um Verständnis für die Zwickmühle, in der Sie stecken. Wenn
Sie ehrlich rüberkommen, wird er Ihnen zumindest einen
Hinweis auf Ihre Erfolgschancen geben, sei es in Form eines
Zuspruchs, den Job bei A nicht gleich abzulehnen, oder als
Frage, bis wann Sie sich definitiv entscheiden müssen.
Wenn Sie in diesem Gespräch den Eindruck gewinnen, dass
Ihre Chancen 50:50 stehen, lohnt es sich auf jeden Fall, mit A
Kontakt aufzunehmen und zu klären, bis wann man spätestens
Ihre Zusage benötigt. Allerdings sollten Sie zum Zeitpunkt
dieses Anrufs bereits den von A unterschriebenen
Anstellungsvertrag in Händen haben und vermeiden, den
Eindruck zu erwecken, die Position bei Firma A sei für Sie die
zweite Wahl.
Ein in meinen Augen absolut unehrenhaftes Verhalten ist es,
einen Vertrag zu unterschreiben und ihn dann nicht zu erfüllen.
Es hat mich erschreckt, wie oft solche Vertragsbrüche in der
Praxis vorkommen. Unternehmen schließen Verträge mit
Mitarbeitern und rechnen fest damit, dass diese zum
vereinbarten Zeitpunkt ihre Arbeit aufnehmen. Sie haben so viel
in die Stellenbesetzung investiert und sagen allen anderen
Kandidaten ab. Und dann erscheint dieser Mensch nicht! Fast so

-147-
schlimm wäre es, wenn Sie in obigem Beispiel prophylaktisch
den Vertrag bei A unterschreiben würden und, falls B die
Position dann doch zusagt, den Vertrag mit A wieder lösen.

Nutzen Sie die Zeit!

Während Sie auf die Rückmeldungen zu den


Vorstellungsgesprächen warten, lohnt es sich allemal, deren
Verlauf zu überdenken, Fragen wie
→ Was hat geklappt?
→ Was hätte ich besser machen können?
→ Was hat mir an dem Gespräch gefallen, was nicht?
→ Wie war die Atmosphäre in dem Unternehmen?
→ Will ich wirklich dort arbeiten?
können helfen, die Situation mit etwas mehr Distanz zu
betrachten und Fehlschlüsse zu vermeiden. Mit kühlem Kopf
das Vorstellungsgespräch im Geiste Revue passieren zu lassen
hat schon manchen Bewerber davor bewahrt, sich mit „rosaroter
Brille“ auf einen Job einzulassen, der sich dann als Flop
entpuppt.
Verhindern Sie, sich auf diesen einen Job zu kaprizieren. Es
ist wie in der Liebe: Andere Väter haben auch hübsche Töchter
oder umgekehrt: Andere Mütter haben auch hübsche Söhne.

-148-
16 Die Würfel sind gefallen

Wer überall sein will, ist nirgends zu Hause.


(Seneca)

Sie kommen nach Hause, öffnen Ihren Briefkasten und:


Endlich ist er da, der ersehnte Brief Ihres Wunscharbeitgebers!
Vor Aufregung Öffnen Sie den Brief noch, bevor Sie die Türe
hinter sich zugemacht haben und - BINGO - es hat geklappt!
Wenn dem so ist, können Sie die Lektüre dieses Kapitels hier
und jetzt beenden, das Buch verschenken und Ihren Erfolg ganz
groß feiern. Werfen Sie trotzdem noch einen kurzen Blick auf
die Tipps zum ersten Arbeitstag und die Probezeit in Kapitel 17.

Warum wurde mir abgesagt?

Sollten Sie jedoch zu den weniger Glücklichen gehören, die


einen dieser Standard-Absagebriefe erhalten haben, die zwar
freundlich formuliert sind, aber absolut nichts über den Grund
der Ablehnung aussagen: Versinken Sie nicht in eine
Depression, noch ist nichts verloren. Wenn Sie die erste
Enttäuschung überwunden haben oder Ihre Wut verraucht ist,
rufen Sie den Personalreferenten beziehungsweise Ihren
Gesprächspartner aus dem Vorstellungsgespräch an. Fragen Sie
ihn, ob er einen Moment Zeit für Sie hat. Wenn er „Nein“ sagt,
respektieren Sie das und fragen Sie nach einem günstigeren
Zeitpunkt, zu dem Sie dann wieder anrufen. Beherzigen Sie bitte
unbedingt die Tipps in Kapitel 8 „Be-Werben am Telefon - die
Stimme macht's!“, sie gelten für den Erfolg dieser Telefonate
genauso! Wenn Sie Ihren Gesprächspartner erreichen, fragen Sie
nach dem Grund der Absage. „Woran lag es wirklich: Fehlte

-149-
Ihnen eine wichtige Qualifikation? Stimmte die „Chemie“ nicht?
Wurde jemand mit mehr Berufserfahrung vorgezogen?
Haken Sie freundlich, aber bestimmt nach und, falls nötig,
lassen Sie sich mit der Person verbinden, die Ihnen wirklich
Auskunft geben kann. Bitte bedenken Sie, dass die Firmen nicht
verpflichtet sind, die Gründe für eine Absage offen zu legen.
Wenn Sie jedoch um einen Tipp bitten, worauf Sie beim
nächsten Vorstellungsgespräch besser achten sollten, werden Sie
sicher „erhört“. Allerdings: Falls Sie sich im Rahmen der
Vorstellungsgespräche Tests oder einem Assessment Center
unterziehen mussten, haben Sie Anspruch auf die Mitteilung
Ihrer Resultate.
Ich habe von mehreren Fällen gehört, in denen das
höflichhartnäckige Nachfragen des Bewerbers auf eine Absage
hin in einer neuen erfolgreichen Bewerbung endete. Den Fall
von Anni möchte ich Ihnen kurz erzählen:
Gesucht wurde eine Bilanzbuchhalterin. Anni war zwar
erfahrene Buchhalterin, stand jedoch noch vor der Prüfung zur
Bilanzbuchhalterin. Deshalb wurde ihre Bewerbung abgelehnt,
erfuhr sie auf Nachfrage vom zuständigen
Personalsachbearbeiter, In diesem Telefonat vereinbarten sie,
dass Anni die Prüfung zur Bilanzbuchhalterin absolvieren und
sich bewerben würde, falls in der Zwischenzeit eine
entsprechende Stelle frei würde. Anni bestand die Prüfung,
nahm Kontakt mit dem Sachbearbeiter auf und bekam eine neu
geschaffene Stelle als Bilanzbuchhalterin.
Weiterhin kann es durchaus sein, dass der Kandidat, der die
Zusage bekommen hat, sich als „Charakterschwein“ entpuppt
und den Job nicht antritt oder innerhalb der Probezeit das
Unternehmen verlässt und Sie doch noch zum Zuge kommen.
Fragen Sie ruhig den Personalsachbearbeiter, ob es Sinn macht,
wenn Sie sich in regelmäßigen Abständen bei ihm melden, um
nach möglichen Vakanzen in Ihrem Bereich zu fragen. Wenn er
das für gut erachtet, dann melden Sie sich in den vereinbarten
-150-
Abständen bei ihm. Oft werden Stellenangebote auch im
Internet veröffentlicht, also reihen Sie die Internetadresse Ihres
„Traumarbeitgebers“ ruhig in die Liste der Favoriten ein.

Ring frei zur nächsten Runde!

Es kann sein, dass Sie die Gründe für die Absage nie erfahren.
Vielleicht sind die Überlegungen oder Wertmaßstäbe des
Unternehmens für die Gestaltung Ihrer Zukunft gar nicht
wichtig. Vielleicht geht es eher darum, dass Sie aus dieser K.o.-
Erfahrung etwas lernen. Laborversuche der Case Western
Reserve University und der Universität Gießen haben ergeben,
dass Zurückweisung wie „ein Schlag auf den Kopf“ wirkt und
das klare Denken ausschaltet. Dadurch reagieren viele
Menschen aggressiv. Deshalb ist es wichtig, für sich Strategien
zu entwickeln, die es einem erleichtern, mit Zurückweisung
richtig umzugehen. Katherina von Siena hat es so ausgedrückt:
„Dem Tapferen sind Glück und Unglück wie seine rechte und
linke Hand; er bedient sich beider.“ Wenn Sie also jetzt am
Boden zerstört sind, weil es diesmal - oder vielleicht zum
wiederholten Male - nicht geklappt hat, kann es sein, dass die
linke Hand noch etwas lernen muss, damit die rechte Hand
erfolgreich sein wird.
Folgende Fragen sollten Sie sich stellen und versuchen, sie so
ehrlich wie möglich zu beantworten. Falls Sie unsicher sind, ob
Sie das alleine können, suchen Sie sich einen guten
Karriereberater oder Potenzialentwicklungs-Coach, der Ihnen
hilft, Entwicklungspotenziale zu identifizieren und in der
nächsten Bewerbungsrunde erfolgreich einzusetzen.

-151-
Checkliste: 11 Fragen, die mich weiterbringen

1. Welchen Anteil habe ich an der Absage wirklich?


2. War ich wirklich ehrlich im Vorstellungsgespräch?
3. Was kann ich beim nächsten Mal besser machen?
4. War der Job, für den ich mich beworben habe, der richtige?
5. Sind meine beruflichen Ansprüche realisierbar?
6. Sollte ich mein berufliches Profil überprüfen?
7. Ist mein Inventar komplett oder habe ich etwas Wichtiges
übersehen?
8. Worauf werde ich das nächste Mal besser achten?
9. Habe ich mir wirklich alle Unterstützung geholt, die ich mir
holen könnte?
10. Was hindert mich zu sagen: „Ich habe mein Bestes
gegeben? “
11. Welche Erkenntnis brauche ich, um diese Ablehnung als
Lernerfahrung zu akzeptieren?

Scheuen Sie sich nicht, noch einmal von vorne anzufangen, es


könnte durchaus sein, dass etwas Besseres nachkommt, egal was
die anderen sagen!

-152-
17 Tipps zum ersten Arbeitstag
und für die Probezeit

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!


(Kästner)

„Hoppla, jetzt komm ich“, so oder ähnlich ist die Einstellung,


mit der manche Jungdynamiker ihren ersten Arbeitstag
beginnen. Dass sie damit auf der Beliebtheitsskala nicht ge rade
nach oben rutschen, dürfte ihnen spätestens nach einigen
Wochen klar werden. Den berühmten „ersten Eindruck“ haben
sie allerdings bei ihren Kollegen und Mitarbeitern dann bereits
gemacht, und wie schwer dieser zu revidieren ist, weiß ein jeder
von uns. Was tun, wenn Sie trotz aller guten Vorsätze in diesen
Fettnapf getappt sind? Zuallererst sollten Sie sich selbst
gegenüber zugeben, dass Sie sich falsch verhalten haben. Dann
sollten Sie überprüfen, ob Ihre jetzige Einschätzung der
Situation richtig ist:
→ Wem gegenüber haben Sie sich wie verhalten?
→ Welches sind die bisherigen Konsequenzen daraus,
wie könnten sie sich in der Zukunft entwickeln?
Vielleicht ist es ja auch angebracht, sich bei dem einen oder
anderen Kollegen zu entschuldigen, dem Sie in vollem Schwung
auf die Zehenspitzen getreten sind? Aber bitte nicht im
Büßergewand und in gebückter Haltung, während Sie sich „mea
culpa“ rufend an die Brust schlagen! Warten Sie lieber, bis sich
eine Gelegenheit ergibt, in einem persönlichen Gespräch unter
vier Augen eine ehrliche Entschuldigung einzuflechten. Auf
jeden Fall ist es hilfreich, wenn Sie den von Ihrem Fehlverhalten
Betroffenen gegenüber offen zugeben, dass Sie aufgrund von

-153-
Unsicherheit (?) oder zu viel gutem Willen (?) Fehler gemacht
haben. Es wäre übertrieben, zu erwarten, dass sie Ihnen vor
Freundschaft um den Hals fallen, aber Anerkennung für Ihre
Zivilcourage werden Sie auf jeden Fall bekommen und das an
sich ist ja schon eine ganze Menge.
Wenn Sie zu den gemäßigten Temperamenten gehören,
werden Sie diese Anfangsprobleme weniger haben. Es könnte
nur sein, dass Sie darauf achten müssen, nicht unversehens in
den Schubladen „graue Maus“ oder „der große Schweiger“ zu
landen.

Der erste Arbeitstag

Dass Sie morgens pünktlich zu Arbeitsbeginn erscheinen, ist


klar. Sollten Sie allerdings im Skiurlaub eingeschneit worden
oder durch Krankheit verhindert sein, benachrichtigen Sie Ihren
Arbeitgeber so früh wie möglich, am besten direkt Ihren neuen
Vorgesetzten oder seine Sekretärin. Wenn Sie keinen von beiden
erreichen, bitten Sie Empfang oder Telefonvermittlung, eine
Nachricht weiterzuleiten.
Erscheinen Sie ausgeschlafen, der Position und dem
Unternehmen angemessen gekleidet, mit geputzten Schuhen und
so weiter - siehe Kapitel 13.
Rechnen Sie damit, dass Sie am ersten Arbeitstag durch das
Unternehmen geführt und vielen Leuten vorgestellt werden.
Kaum einer wird von Ihnen erwarten, dass Sie sich auf Anhieb
alle Namen merken, aber bemühen sollten Sie sich schon.
Merken Sie sich das Gesicht, die Position und sehe n Sie dann
später im Telefonverzeichnis nach. Vielleicht finden Sie auch im
Intranet (unternehmensinternes Internet) die einzelnen
Mitarbeiter mit Foto aufgeführt.
Scheuen Sie sich nicht, wenn Sie Ihrem neuen Kollegen

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wieder begegnen und sich nicht an seinen Namen erinnern, ihn
danach zu fragen. Das ist weniger peinlich, als zu versuchen, die
Direktansprache durch viel Sprachakrobatik zu vermeiden. In
anderen Sprachen hat man wenigstens die Möglichkeit,
jemanden mit „Madame, Signore“ oder „Sir“ anzusprechen. In
Deutschland ist man gezwungen, dem „Herr“ oder „Frau“ einen
Namen anzuhängen.
An Ihrem neuen Arbeitsplatz angekommen, empfiehlt es sich
die Fotos seiner Lieben nicht gleich auszupacken und auf den
Schreibtisch zu arrangieren, sondern erst zu sondieren, was in
Hause üblich ist. Das Gleiche empfiehlt sich bei der Bestellung
von Büroausstattung. Meist gibt es hierfür
Unternehmensrichtlinien, die Sie sich so schnell wie möglich
einprägen sollten. In dieser „firmeninternen Gesetzessammlung“
finden Sie die Unterschrifts- und Spesenregelung ebenso wie die
Beschaffungs- und Budgetierungsrichtlinie sowie weitere
hilfreiche Informationen.
In manchen Abteilungen ist es üblich, gemeinsam zum Mittag
essen zu gehen. Auch wenn Sie das nicht besonders lieben,
gehen Sie mit! Sie erfahren in der Kantine sicherlich viel über
die „informellen“ Beziehungen und Informationskanäle einer
Firma. Es kann für Ihre Karriere sehr wichtig sein, dass Sie
dieses Netzwerk kennen und nutzen können. Vermeiden Sie es,
die ersten Tage allzu viel von sich zu erzählen, hören Sie eher zu
und stellen Sie Fragen.
Jeder versteht, dass ein neuer Mitarbeiter sich nicht gleich
überall auskennt und eben fragen muss. Versuchen Sie trotzdem,
ein Gespür dafür zu entwickeln, wann Sie fragen können und
wann nicht. Manche Frage erübrigt sich vielleicht durch eigenes
Nachdenken oder genaueres Hinsehen. Absolut falsch ist die
eigene Erwartungshaltung, von Anfang an alles wissen zu
müssen und niemanden fragen zu dürfen. Bevor Sie Energie und
Arbeitszeit durch eigenes Probieren und Studieren
verschwenden: Bitten Sie einen fachkundigen Kollegen um

-155-
Erklärung oder Hilfestellung und vergessen Sie nicht, sich zu
bedanken.
Generell sollten Sie auf Ihr Benehmen achten. Gutes
Benehmen ist immer angesagt, vor allem auf Tischmanieren
wird verstärkt Wert gelegt. Freundlichkeit, Bitte und Danke, ein
höflicher Umgangston auch mit ungeliebten Kollegen und
Verzicht auf persönliche Profitneurosen sind wichtige Sprossen
auf der Karriereleiter.

Die Probezeit

Je nach Vertrag und Position kann Ihre Probezeit bis zu neun


Monate betragen. Während der Probezeit werden Sie
eingearbeitet und vielleicht auf ein Orientierungsseminar
geschickt, um sich in der Unternehmenslandschaft leichter und
schneller zurechtzufinden.
Es ist empfehlenswert, innerhalb der Probezeit zurückhaltend
zu agieren, denn Sie können noch nicht genau einschätzen, wie
rutschig das Firmenparkett wirklich ist. Die Seilschaften und
informellen Kanäle sind Ihnen noch nicht vertraut und das Eis,
auf dem Sie wandeln, kann tückisch dünn sein. Sie werden von
vielen Seiten beobachtet und bewertet, vielleicht sogar ohne
dass Sie es bemerken. Das Unternehmen prüft während dieser
Zeit, ob Sie zum Unternehmen passen, ob Ihre Einstellung eine
gute Investition war und ob man Sie in ein festes
Anstellungsverhältnis übernehmen sollte. Gleiches sollten Sie
auch tun.
Prüfen Sie, was Ihnen im Unternehmen gefällt und womit Sie
Schwierigkeiten haben. Sind diese Schwierigkeiten zu lösen
oder
Die müssen Sie sich damit arrangieren? Sollte Letzteres der
Fall sein: Können Sie damit gut leben? Wenn nicht, sollten Sie

-156-
sich überlegen, ob Sie während der Probezeit nicht lieber
kündigen und sich eine andere Stelle suchen. Bedenken Sie, nur
in dem, was Sie gerne tun, werden Sie über längere Zeit hinweg
gut sein. Erinnern Sie sich an die Punkte des Inventars:
→ Wer bin ich? Ziehen Sie sich nur die Schuhe an, die
Ihnen passen.
→ Was kann ich? Wo liegen meine Stärken und wie kann
ich sie am besten einsetzen?
→ Was will ich und welchen Preis will ich bezahlen? Wo
sind meine Grenzen?
→ Was biete ich? Was macht mich einzigartig?
Es ist normal, dass Sie die eine oder andere kleine
Unsicherheit spüren, wenn Sie neu im Unternehmen sind.
Versuchen Sie nicht, das zu verstecken. Es macht Sie
menschlich und stellt automatisch Nähe her, denn jeder hat
einmal neu angefangen. Wenn Sie Ihre Unsicherheit überspielen
oder verbergen möchten, so kann es vorkommen, dass Sie zu
dick auftragen oder sich gar arrogant geben. Es ist okay, stolz zu
sein auf das, was man erreicht hat, denn das kommt aus den
eigenen Stärken. Darauf sollte sich auch Ihre persönliche
Marketingstrategie gründen, damit Ihr Chef merkt, wie gut Sie
wirklich sind. Arroganz hingegen entsteht aus Schwäche und
Unsicherheit, und wenn Sie genau hinsehen, dann entdecken Sie
hinter jeder arroganten Fassade das „arme Würstchen“, das
dahinter steckt. Und das sind Sie bestimmt nicht!

-157-
18 Fallbeispiele

Komplex = kompliziert?

Fritz war ein vielseitiger Mensch. Er hatte einen Beruf erlernt,


nebenbei sein Abitur gemacht, war einige Jahre bei der
Bundeswehr gewesen, hatte studiert und nun wollte er sich als
Maschinenbauingenieur bewerben.
Sein Lebenslauf war, weil viele Dinge parallel gelaufen sind,
höchst kompliziert zu lesen. Fritz ließ sich etwas ganz Simples
einfallen, was a) seine Fähigkeiten als Maschinenbauingenieur
herausstellte und b) es den Personalsachbearbeitern leicht
machte, seine Bewerbung richtig zu lesen. Innerhalb kürzester
Zeit hatte er die Position, die er sich wünschte.

Strategie und Überlegung


Komplexe Lebensläufe transparent zu machen und
vereinfacht darzustellen erfordert vom Bewerber logisches und
analytisches Denkvermögen. Fritz entwickelte eine Matrix aus
einer senkrechten kontinuierlichen Zeitachse und waagerechten
Blöcken für seine Aus- und Weiterbildungen und die
berufsbezogenen Erfahrungen. Die verschiedenen Stationen
stellte er als Zeitblöcke dar:

-158-
Für persönliche Daten, sein Foto und seine zusätzlichen
Fähigkeiten und Kenntnisse verwendete er ein eigenes Blatt.

Meinung des Personalentscheiders


Die einfache Darstellung eines solch vielschichtigen
Werdegangs hat uns neugierig auf den Bewerber gemacht. Die
fachlichen Voraussetzungen haben gestimmt und das

-159-
persönliche Auftreten empfanden wir als selbstbewusst und
angenehm. Der Kandidat passte zu unserer Firma und hat
gezeigt, dass er auch hochkomplexe Angelegenheiten auf das
Wesentliche reduzieren kann.

In der Kürze liegt die Würze!

Für die PR-Abteilung eines Großunternehmens wurde ein


weiterer Mitarbeiter gesucht. Es gingen sehr viele Bewerbungen
ein. Einige Kandidaten hatten sogar Arbeitsproben beigefügt.
Entsprechend umfangreich waren auch die Bewerbungsmappen,
durch die sich die Personalabteilung zur Vorselektion zu
kämpfen hatte.
Ganz zum Schluss dieser Ausschreibung erhielt die
Personalabteilung einen normalen C6-Briefumschlag, die
kürzeste Bewerbung, die man dort je erhalten hatte. Der
Umschlag enthielt ein Faltblatt, das genauso gestaltet war wie
die Produktinformationen des Unternehmens. Das Produkt, das
die Kandidatin anbot, hieß „Berufserfahrung“. Der Text war so
präzise formuliert und inhaltlich auf den Punkt gebracht, dass
man auf das Angebot der Bewerberin, bei Interesse die
kompletten Zeugnisse und Referenzen nachzureichen, gerne
zurückkam.
Das Interesse des Unternehmens war nachhaltig geweckt und
die nachgereichte Bewerbungsmappe war ebenso schlüssig wie
die „Produktinformation“. Im Vorstellungsgespräch präsentierte
sich die Kandidatin ebenfalls erfolgreich und wurde eingestellt.

Strategie und Überlegung


Gisela, unsere Kandidatin, wollte schon immer in der PR-
Abteilung eines Großkonzerns arbeiten, denn die Arbeit in ihrer
PR-Agentur machte ihr keine Freude mehr. Als sie das

-160-
Stellenangebot las, war sie Feuer und Flamme: Sie wollte diesen
Job unbedingt haben. Es war ihr jedoch bewusst, dass sie jede
Menge Konkurrenz haben würde, denn es gab wenig
Unternehmen in ihrer Heimatregion, die eine eigene PR-
Abteilung hatten. Wie also konnte sie sich vom Gros der
Bewerber unterscheiden und das Interesse des Unternehmens für
sich wecken? Es musste eine außergewöhnliche und gleichzeitig
überzeugende Bewerbung sein, so viel war klar. Gisela besorgte
sich Produktinformationen des Unternehmens, das Farben
herstellt, im örtlichen Fachgeschäft. Sie las die Texte und
überlegte, wie und was sie zu einer guten PR-Arbeit des
Unternehmens beitragen könnte. Jeder von uns erinnert sich
bestimmt noch an die Schulzeit, als wir seitenlange Aufsätze
schrieben. Das ist verhältnismäßig einfach, denn wir erzählen
lang und bildhaft. Die Dinge auf den Punkt zu bringen, also
knapp, präzise und ansprechend zu formulieren, ist ungleich
schwerer. Gisela hatte dafür zwar Talent, doch Trommeln in
eigener Sache ist eben doch etwas anderes. Sie machte sich also
die Mühe, ihre Bewerbung als Produktinformation zu
verpacken. Sie sah einer echten Produktinformation des
Unternehmens fast zum Verwechseln ähnlich. Ihr
Bewerbungsfoto nahm den Platz der Produktabbildung ein, die
Farbenspezifikation machte sie zu ihren biografischen Details
und das Produkt „Berufserfahrung“ formulierte sie so, dass alles
für diese Position Wesentliche gesagt wurde. Am Schluss bot sie
an, bei Interesse gerne aussagefähige und komplette
Bewerbungsunterlagen nachzureichen. Ihre Bewerbung schickte
Gisela bewusst nicht sofort ab, denn sie wusste ja, dass sich
viele Leute bewerben würden. Dadurch, dass ihr Blatt quasi als
„Nachzügler“ mit einem kleinen Umschlag ankam, wurde ihrer
Bewerbung die Aufmerksamkeit zuteil, die sie sich gewünscht
hatte.

-161-
Meinung des Personalentscheiders
Es war die kürzeste Bewerbung, die ich jemals bekam. Ich
war verblüfft, wie viele Informationen auf so kleinem Raum
untergebracht werden können. Die Fähigkeit, kurz und prägnant
zu formulieren, ist für die PR-Arbeit in unserem Unternehmen
sehr wichtig. Die Bewerbung war außerdem gut geschrieben,
also leicht zu lesen, und die wichtigen Dinge waren auf den
Punkt gebracht. Die Gestaltung war sowohl übersichtlich als
auch ansprechend. Sie erregte weiterhin Aufmerksamkeit, weil
sie sich exakt an unseren Firmenrichtlinien für Produktblätter
orientierte.
Außerdem war die Bewerbung, also die so genannte
„Produktinformation“, auf dem Computer erstellt worden - mit
den gleichen oder ähnlichen PC-Programmen, wie wir sie in
unserem Unternehmen in der PR-Abteilung einsetzen. Die
Kandidatin würde also keine teure zusätzliche Schulung
benötigen, sondern sie wäre sofort voll einsetzbar. Die
nachgereichten Unterlagen waren schlüssig, auch wenn andere
Bewerber mehr Berufserfahrung vorzuweisen hatten. Wir luden
die Kandidatin ein, denn ihre Kreativität beeindruckte uns, und
wir wollten wissen, welche Persönlichkeit sich dahinter verbirgt.
Als wir Gisela im Vorstellungsgespräch kennen lernten,
erkannten wir rasch ihr Potenzial, strategisch und präzise
vorzugehen. Wir stellten sie trotz großer Konkurrenz sofort ein
und haben diese Entscheidung bis heute nicht bereut.

Mit Charme überzeugen!

Marlenes Mann wurde beruflich versetzt und sie gab ihre


Stelle als Kosmetikerin in einem renommierten Salon auf, um
ihm an seinen neuen Arbeitsort zu folgen. Nachdem sie sich
eingelebt hatte, suchte Marlene eine neue Stelle und erfuhr, dass
in ihrem neuen Wohnort ein großer Kosmetikkonzern ansässig

-162-
war.
Sie rief dort an und erfragte die Namen der Personaldirektorin
und deren Sekretärin. Danach rief sie die Sekretärin an und
erkundigte sich, ob die Personaldirektorin am nächsten Tag im
Büro sei. Die Sekretärin bejahte und Marlene machte sich am
nächsten Morgen hübsch zurecht und ging ohne Voranmeldung
zu dieser Firma. Ihre Bewerbungsunterlagen nahm sie gleich
mit.
Der Portier wollte sie erst ohne Voranmeldung nicht
einlassen. Marlene war unbeirrbar und setzte sich schließlich
durch - und die Eingangsschranke hob sich. Zielstrebig
marschierte sie auf das Verwaltungsgebäude zu und fragte sich
höflich, aber bestimmt zum Büro der Personaldirektorin durch.
Der Sekretärin im Vorzimmer erklärte sie ihr Anliegen so
überzeugend, dass diese sie bei der Personaldirektorin
anmeldete und die Personaldirektorin sie wirklich empfing.
Nach einem kurzen Gespräch wurde Marlene als
Verkaufsassistentin eingestellt.
Strategie und Überlegung
Marlene war zwar gerne Kosmetikerin, aber sie fühlte sich
reif für etwas Neues - in der Branche allerdings wollte sie gerne
bleiben. Sie erkundigte sich über die Möglichkeiten an ihrem
neuen Wohnort. Als sie von dem Kosmetikkonzern erfuhr,
überlegte sie, sich dort zu bewerben. Allerdings war keine Stelle
ausgeschrieben.
Da sie nicht genau wusste, wofür sie sich bewerben sollte,
entschloss sie sich zu einem zugegebenermaßen frechen
Vorgehen: Sie erkundigte sich, wer ihre Ansprechpartnerin und
wann sie anwesend war. Dann machte sie sich hübsch - eine
Kosmetikerin ist in diesem Fall ihre eigene Visitenkarte -, nahm
ihre Bewerbungsunterlagen und ging ohne Termin, aber mit viel
Willen und Power zu ihrem potenziellen neuen Arbeitgeber,
denn sie wollte für dieses Unternehmen wirklich gerne arbeiten.

-163-
Mit dieser Einstellung hat sie die Hürde „Portier“ genommen
und die Sekretärin überzeugt.
Meinung des Personalentscheiders
Die Bewerberin hatte bereits Durchsetzungsvermögen und
große Zielstrebigkeit bewiesen, indem sie es unangemeldet bis
zu mir ins Büro schaffte. Das hat mir gefallen. Ihre positive
Ausstrahlung und ihr Mut zu Neuem ebenso.
Sie brachte ihre Angelegenheit mit viel Engagement vor, war
jedoch völlig offen für alles - was immer auch wir ihr zu bieten
hätten. Auf meine Fragen antwortete sie sehr ehrlich und meinen
Anregungen hörte sie aufmerksam zu. Eine Fähigkeit, auf die
wir bei Verkaufsassistentinnen großen Wert legen.
Ihre Unterlagen waren in Ordnung, aber der wahre Grund sie
einzustellen war folgender: Sie wollte lernen und hatte eine
innere Motivation, erfolgreich zu sein. Diese Einstellung - mehr
als fachliches Können - hat mich bewogen, der Bewerberin eine
Chance als Verkaufsassistentin zu geben.

Auf Umwegen zum Ziel

Die Abteilung Beteiligungscontrolling eines Medienkonzerns


suchte einen Diplomkaufmann. Unter all den vielen
Bewerbungen befand sich auch die von Martin. Seine gut
aufbereitete Bewerbungsmappe fiel aus dem Rahmen und
erweckte die Aufmerksamkeit des Personalreferenten. Martins
Qualifikation entsprach dem fachlichen Profit und so wurde er
von der Personalabteilung zum Vorstellungsgespräch
eingeladen. Im Vorstellungsgespräch mit dem Abteilungsleiter
Beteiligungscontrolling ergab sich dann folgendes Bild: Martin
war zwar im Controlling topfit, doch fehlten ihm die unbedingt
erforderlichen Branchenkenntnisse. Also wurde Martin trotz
fachlicher Kompetenz nicht eingestellt. Nach 18 Monaten

-164-
bewarb sich Martin nochmals. Diesmal wurde er eingestellt.
Was ist passiert?
Strategie und Überlegung
Martin war fest entschlossen, in genau diesem Medienkonzern
zu arbeiten. Er fand die Vision dieses Unternehmens sehr
anziehend und die Medienbranche an sich sehr spannend. Als
seine erste Bewerbung aufgrund seiner fehlenden
Branchenkenntnisse abgelehnt wurde, war er
verständlicherweise sehr enttäuscht. Im Gespräch mit seinen
Freunden machte er seinem Frust erst einmal Luft. Dort stieß er
nicht nur auf Verständnis und Trost, sondern bekam gleich einen
handfesten Tipp: „Wenn du Branchenkenntnisse brauchst, was
hindert dich daran, dir diese anzueignen und es dann nochmals
zu probieren?“ Das leuchtete Martin ein, und er dachte über
Möglichkeiten nach, wie er sein „Defizit“ beseitigen könnte. Es
war ihm klar, dass er Geld zu verdienen musste, wenngleich er
für eine bestimmte Zeit auf einen Teil seines Einkommens
verzichten konnte. Also informierte er sich, wie Geldverdienen
und der Erwerb spezieller Kenntnisse der Medienbranche unter
einen Hut zu bringen wären.
Nach reiflicher Überlegung und Abwägen verschiedener
Möglichkeiten tat er Folgendes: Er belegte einen
Studienlehrgang bei der Filmakademie, den er mit einem
Praktikum in einer Filmproduktionsgesellschaft kombinierte.
Das war zwar viel Arbeit und wenig Geld, doch die Aussicht,
sein Ziel innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens vielleicht
doch zu erreichen, ließ ihn die eineinhalb Jahre durchhalten.
Als er sein Abschlusszertifikat des Studienlehrgangs in der
Tasche hatte, nahm er erneut Kontakt mit dem
Personalreferenten des Medienkonzerns auf und fragte nach, ob
eine Stelle für ihn frei sei.
Meinung des Personalentscheiders
Mir war der Bewerber im Gedächtnis geblieben, denn er hatte

-165-
sich im persönlichen Vorstellungsgespräch sehr positiv
verhalten. Außerdem war er fachlich wirklich gut qualifiziert für
eine Tätigkeit im Controlling.
Als er sich erneut bewerb, war ich beeindruckt. Der Kandidat
war total lösungsorientiert vorgegangen, indem er sich die
Branchenkenntnisse, die wir voraussetzen, angeeignet hat - und
zwar auf die bestmögliche Art und Weise, theoretisch wie auch
praktisch. Außerdem zeigte er eine Zielstrebigkeit und ein klares
dringliches Wollen, gerade in unserem Unternehmen
mitzuarbeiten.
Die Kombination von persönlichem Engagement und
fachlicher Eignung bei der zweiten Bewerbung machte diesen
Bewerber unschlagbar - einen solchen Kandidaten kann man
nicht ziehen lassen.
Dass wir gerade eine Vakanz hatten, die auf sein Profil passte,
war allerdings Glück, aber das hat bekanntlich nur der Tüchtige.

Bewerben geht durch den Magen!

Per Zeitungsinserat wurden Verkaufstrainer für einen großen


Haushaltswarenhersteller gesucht. Im Trainingsbereich ist die
Konkurrenz groß, die Qualifikation der Bewerber im
Allgemeinen sehr hoch und ein Bewerber muss sich einiges
einfallen lassen, um im Kampf um die ausgeschriebene Position
erfolgreich zu sein.
Unsere Bewerberin Monika ist eine hervorragende
Hobbyköchin. Sie benutzt die Produkte genau dieses
Haushaltswarenherstellers seit ihrer Jugend und ist immer
wieder absolut begeistert von den Töpfen - von ihrer
ausgewogenen Form wie auch der Funktion.
Monika arbeitet schon eine geraume Zeit als freie Trainerin.
Doch als sie das Stellenangebot dieser Firma liest, kommt sie zu

-166-
dem Schluss, dass es ihr Traumjob wäre, als Angestellte
Verkaufstrainerin für gerade diesen Hersteller zu arbeiten. Doch
wie kann sie sich als Trainerin von allen Mitbewerbern
abheben? Hier ist Kreativität gefragt: Monika ruft bei dem im
Inserat genannten Ansprechpartner des
Haushaltswarenherstellers an und erfragt weitere Details: Wie
viele Verkaufstrainer man denn suche und wie man sich den
idealen Wunschkandidaten vorstelle. Sie eruiert die im Inserat
geforderten Qualifikationen und Eigenschaften, bis sie ein
ziemlich exaktes Profil vorliegen hat. Sie notiert auch den
Namen der Person, die über die Stellenbesetzung letztendlich
entscheidet. Als Nächstes ruft Monika die Sekretärin des
Personalentscheiders an und erklärt dieser ganz offen ihren Plan:
Dass sie unbedingt als Verkaufstrainerin für das Unternehmen
arbeiten will, sich allerdings vo n den vielen Mitbewerbern
positiv unterscheiden muss und deshalb eine Idee hat, die da
heißt „Mittagessen“. Monika ist klar in der Sache, sie lässt sich
nicht beirren. Nach einigem Hin und Her, nachdem sie die
persönlichen Details aufgeschrieben und Monikas Identität
durch einen Rückruf bestätigt hat, erklärt sich die Sekretärin
bereit, Monika in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Sie sagt ihr,
wann ihr Chef ganz bestimmt im Hause ist, welches seine
bevorzugten Speisen sind und wann er generell Mittagspause
macht. Somit kann Monika zur Tat schreiten. An jenem
bestimmten Tag kocht sie mit den Topfen und anderen
Utensilien, die allesamt Produkte ihres potentiellen Arbeitgebers
sind, voller Begeisterung ein exquisites 5-Gänge-Menü, richtet
es schön an und fotografiert es zusammen mit den Töpfen des
Haushaltswarenherstellers, in denen sie es gerade gekocht hat.
Danach verpackt sie es in einer Warmhaltebox, die sie sich bei
einem Pizzaservice geliehen hat. Mit einem Boten lässt sie das
fertige Menü zusammen mit einer kleinen Flasche Champagner
an den Personalleiter des Haushaltswarenherstellers liefern und
fügt nur ihre Visitenkarte bei - sonst nichts. Da die Sekretärin

-167-
eingeweiht ist, erreicht das Menü problemlos seinen Empfänger.
Am Nachmittag des gleichen Tages ruft Monika dann diesen
Herrn an. Sie gibt sich als die Köchin des Menüs zu erkennen
und fragt ihn, ob es ihm geschmeckt hat. Er reagiert äußerst
überrascht: „Es war toll, super, bestens - aber weshalb lassen Sie
mir ein solches Gourmet-Menü und noch dazu Cha mpagner
schicken?“ Nun ist der Zeitpunkt für Monikas Selbstdarstellung
gekommen. Sie ist ganz direkt und zielbewusst: „Wissen Sie, ich
will unbedingt als Verkaufstrainerin in Ihrem Hause arbeiten.
Aufgrund meiner Begeisterung und Identifikation mit Ihren
Produkten, zusammen mit meinem fachlichen Knowhow als
selbstständige Trainerin, bin ich sicherlich die beste
Verkaufstrainerin für Ihr Unternehmen.“ Der Personalchef lacht
und bittet sie, die üblichen Bewerbungsunterlagen einzureichen.
Diese liegen zwei Tage später auf seinem Schreibtisch. Es
sind sorgfältig zusammengestellte und optisch ansprechende
Bewerbungsunterlagen, allerdings mit einem kleinen
Unterschied: Monika hat das Foto des von ihr gekochten Menüs
beigefügt. Sie bekam den Job!
Strategie und Überlegung
Monika konnte sich mit dem Unternehmen und seinen
Produkten identifizieren - neben der fachlichen Qualifikation
eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Tätigkeit als Verkaufstrainer in einer Firma.
Ein Bewerber muss mit absoluter Klarheit wissen und
argumentieren können, warum er für genau dieses Unternehmen
arbeiten will. Einige Gründe können sein:
→ Er ist von den Produkten der Firma absolut begeistert.
→ Er ist von der Firmenphilosophie überzeugt.
→ Die Aufstiegs- oder sonstigen Chancen erscheinen ihm
verlockend.
→ Freunde, die dort arbeiten, haben ihm erzählt, wie

-168-
super die Firma ist.
Das Herausfinden der Firmenphilosophie erfordert Kreativität
und Einfallsreichtum. Personal- und Jahresberichte,
firmeneige ne Produkt- und Unternehmensbeschreibungen sowie
Presseartikel sind eine Möglichkeit. Eine weitere
Recherchemöglichkeit sind zielgerichtet geführte Telefonate mit
den entsprechenden Ansprechpartnern - ohne jedoch diesen
lästig zu fallen. Monika hatte einen Produktkatalog und den
aktuellen Personalbericht des Unternehmens vorliegen. Sie
erfragte telefonisch weitere Details, die sie brauchte, um ein
abgerundetes Bild von Unternehmen und Zielperson zu
bekommen und ihre Strategie darauf abzustimmen. Sie
recherchierte gründlich in Bezug auf ihre Zielperson, in diesem
Fall den Personalentscheiden
→ Wie heißt dieser Mensch?
→ Wann ist er ganz bestimmt im Hause?
→ Wann macht er Mittagspause?
→ Was für Speisen isst er gerne?
Ganz wichtig ist es für Monika zu erfahren, ob nicht bestelltes
Essen überhaupt serviert wird, denn viele große Firmen haben
Angst vor Anschlägen - nicht nur vor jenen auf die schlanke
Linie! Logischerweise muss der Bewerber sehr gut kochen
können, wenn er das Menü selbst herstellt.
Die erfolgreiche Bewerbung für heiß umkämpfte Positionen
muss sich von anderen herausragend unterscheiden - hier das
anonyme Gourmet-Menü und die formale Bewerbung mit
beigelegtem Foto. Monika hat ihre ganz persönlichen Stärken
nämlich kochen und trainieren - gebündelt und mit
Produktidentifikation (siehe die Töpfe auf dem Foto) garniert.
Meinung des Personalentscheiders
Als mir meine Sekretärin das Menü servierte, war ich sehr
verblüfft. Auf meine Fragen nach dem Warum und Wieso

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bekam ich von ihr lediglich die sybillinische Antwort: „Lassen
Sie es sich schmecken - heute Nachmittag erfahren Sie mehr!“
Als mich die Kandidatin dann anrief und mir ihr Anliegen
schilderte, war ich von der gezeigten Kreativität, sich von den
Mitbewerbern zu unterscheiden, sehr beeindruckt. Als
Verkaufstrainer sollte man in der Lage sein, die Einzigartigkeit
der zu verkaufenden Artikel und des Herstellers deutlich bei den
Verkäufern zu verankern. Dazu gehören eine große Menge
Kreativität sowie auch der Mut, die normalen Trampelpfade zu
verlassen. Beides wichtige Kriterien, die es bei Verkäuferinnen
zu trainieren gilt. Die Qualität der nachgereichten Unterlagen
und der Berufserfahrung hat gestimmt - wie auch die des Menüs.
Die Identifikation der Bewerberin mit dem Unternehmen und
seinen Produkten wurde durch das den Unterlagen beiliegende
Foto offensichtlich.
Die selbstbewusste Selbstdarstellung im nachmittäglichen
Telefonat und im folgenden Vorstellungsgespräch hat mir
gefallen. Selbstbewusstsein und Geradheit sind in unserer Firma
willkommen.

Auch ein Bademantel kann entzücken!

Ein großes Metzgereiunternehmen suchte Montagehelfer. Am


letzten Tag der Bewerbungsfrist erhielt die Personalreferentin
frühmorgens den Anruf eines Mannes, der dringend Arbeit
suchte. Sie bat den Mann, gegen Mittag zum
Bewerbungsgespräch vorbeizukommen, und erlebte den Schock
des Tages, ais der Mann kam, denn der Bewerber erschien im
Bademantel!
Christian, so hieß der Mann, erzählte seine Geschichte: Er
hatte überraschend seinen Job verloren, als sein Arbeitgeber, wir
es nicht wagen, ebenfalls ein Metzgereiunternehmen, Konkurs
anmeldete, ist es schwer.

-170-
Als er sich auf die geschaltete Anzeige bewarb und zum
Gespräch gebeten wurde, hängte er seinen dunklen Anzug in
den Trockenkeller zum Lüften. Die schwere Türe zum
Trockenkeller fiel hinter ihm ins Schloss und er hatte seinen
Wohnungsschlüssel drinnen liegen lassen! Der Trockenkeller
war nur mit Schlüssel zu öffnen, er hatte kein Geld dabei, seine
Bank war zu Fuß nicht zu erreichen und im ganzen Haus war
kein Mensch anwesend!
So blieb Christian nichts anderes übrig, als im Bademantel
zum Bewerbungsgespräch zu gehen, denn eine zweite Chance
würde er so schnell nicht bekommen. Diese Geschichte und die
Art und Weise, wie Christian sie erzählte, waren so
überzeugend, dass die Personalreferentin ihn gleich als
Anlernkraft zum Montagemeister schickte, und der wiederum
war von der Arbeitswilligkeit des Mannes so begeistert, dass
Christian eingestellt wurde.
Strategie und Überlegung
Christian wusste, dass er einen Job brauchte, und es gab nicht
viele Metzgereiunternehmen in seinem Ort. Als er die Anzeige
sah, war ihm sofort klar, dass er diese Chance ergreifen wollte,
um so schnell wie möglich wieder eine Arbeit zu bekommen
auch wenn die Tätigkeit als Montagehelfer unter seiner
beruflichen Qualifikation lag. Es erschien ihm sinnvoll, erst
einmal „einen Fuß in die Tür“ des Unternehmens zu bekommen,
seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und möglicherweise
dann in eine adäquate Position aufzusteigen. Als dann die Kette
der Missgeschicke begann, ließ er sich nicht beirren, sond ern
verfolgte seinen Plan zielstrebig - auch wenn es im Bademantel
sein musste.
Meinung des Personalentscheiders
Nachdem ich den anfänglichen Schock überwunden hatte, hat
mich der Mut des Mannes beeindruckt, im Bademantel zum
Bewerbungsgespräch zu erscheinen.

-171-
Die Geschichte, die er erzählte, war zwar verrückt, doch
gleichzeitig realistisch und nachvollziehbar. Ich verstand, dass
er so schnell wie möglich wieder eine Stelle haben wollte und
sein ehrlicher Arbeitswille war unübersehbar. Jemand, der sich
traut, im Bademantel zum Bewerbungsgespräch zu gehen,
musste einen Versuch wert sein und ich stellte ihn auf Probe ein.
Am nächsten Tag erschien Christian in normaler Kleidung beim
Montagemeister und begann seine Arbeit. Der Montagemeister
war von seiner Wesensart und seinem Arbeitswillen begeistert
und Christian hatte seine Chance. Diese hat er auch gut genutzt,
denn heute arbeitet Christian immer noch in unserem
Unternehmen - allerdings in einer anderen Position.

Bewerbung im Hemd - aber nicht


hemdsärmelig!

Ein international erfolgreiches Bekleidungsunternehmen sucht


für die neu aufzubauende Herrenkonfektions-Linie einen
qualifizierten Modedesigner. Luis, ein in Deutschland lebender
Spanier, bewirbt sich und schickt seine kompletten
Bewerbungsunterlagen in einer höchst originellen Verpackung:
Statt in einer der üblichen Bewerbungsmappen stecken die
Unterlagen in einem selbstgeschneiderten Miniaturhemd, das die
Produkt- und Designphilosophie des potenziellen Arbeitgebers
widerspiegelt.
Luis wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen und trägt
zum Gesprächstermin das gleiche Hemd, in das er vorher seine
Unterlagen verpackt hatte - in seiner Konfektionsgröße. Das
Gespräch verläuft positiv und er bekommt die Position.
Strategie und Überlegung
Luis schafft gerne etwas Neues. Deshalb fasziniert ihn die
Anzeige; denn er sieht darin seine Chance, als Mitarbeiter der

-172-
ersten Stunde Strukturen und Prozesse mit zu gestalten und
eventuell später im Unternehmen aufzusteigen. Vor der
schriftlichen Bewerbung erfragt er telefonisch beim
Unternehmen Hintergrundinformationen zum Thema
Produktphilosophie. Dazu ruft er zuerst die Personalabteilung
an. Von dort lässt er sich an die Fachverantwortlichen für die
Produkt- und Designinformationen weiterleiten, Die Details und
Vorstellungen, die er in diesen Telefonaten erfragt und erfahren
hat, setzt er mit seinem ganzen fachlichen Wissen und Können
in seinem Bewerbungshemd um. Die witzige Idee, das
Minihemd der Verpackung in seiner Größe nachzuproduzieren,
kam ihm, während er die Verpackung gestaltete und war der
„Gag obendrauf“.
Meinung des Personalentscheiders
Der Mann ist fachlich kompetent, das zeigten die Gestaltung
und die Verarbeitung seiner Arbeitsprobe. Nach anfänglichem
Amüsement haben wir die Bewerbungsverpackung so
bezeichnet. Überzeugt hat sein überlegtes Vorgehen bei der
Sammlung der Hintergrundinformationen. Dass das Hemd die
grundsätzlichen Ideen unserer Produktphilosophie
widerspiegelte, zeigt, dass der Bewerber a) sehr gut zugehört
hat, b) über eine gute Auffassungsgabe verfügt und c) das
Gehörte/Erfasste auch ohne weitere Anleitung umsetzen kann.
Eine witzige, kreative Persönlichkeit mit gutem Fachwissen
passt zu uns, unsere Mitarbeiter sind multinational und als
Unternehmen in der Modeindustrie müssen wir immer innovativ
sein.

Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!

Bernhard sucht eine neue Herausforderung. Er ist zurzeit für


das Personalwesen in einer großen Werbeagentur zuständig und
immer wieder entsetzt über die schlechte Qualität der
-173-
Stellenanzeigen, die er in den Tageszeitungen liest. So auch
heute. Eine große Aktiengesellschaft sucht einen Personalleiter
und der Anzeigentext sagt weder Konkretes über die
Tätigkeitsschwerpunkte des Gesuchten noch über die Wünsche
und Vorstellungen der Firma aus. Kurz entschlossen entwirft
Bernhard eine Stellenanzeige, wie er sie sich für die Suche nach
einem Personalleiter vorstellen und wünschen würde.
Zusammen mit diesem Anzeigenentwurf bewirbt er sich bei der
Aktiengesellschaft als Personalentwickler. Der Begleitbrief zu
seiner Bewerbung la utet in verkürzter Form etwa so: „... Das
kann doch nicht Ihr Ernst sein! Es geht auch besser, hier ist ein
Anzeigenvorschlag, der erstens dem Image Ihrer Firma gerecht
wird und zweitens den Verantwortungsbereich eines
Personalleiters konkret darstellt. Sie werden feststellen, dass die
klassischen Aufgaben eines Personalentwicklers fehlen, denn für
diese Position bewerbe ich mich mit diesem Schreiben...
Bernhard bekommt einen Vorstellungstermin und nach relativ
kurzer Zeit seinen neuen Job in der Aktiengesellschaft.
Strategie und Überlegung
Bernhard handelte eher spontan als mit ausgeklügelter
strategischer Überlegung. Jedoch leistete er mit seinem Entwurf
dem Unternehmen einen Dienst, denn die meisten Unternehmen
befassen sich sehr wenig mit ihrer Imagepfle ge in ihren
Stellenanzeigen. Viele Bewerber haben sich wohl schon einmal
über die wenig aufschlussreichen Angebotstexte voller
Worthülsen und Klischees geärgert - ob im stillen Kämmerlein
oder im Freundeskreis, aber unternommen haben sie
wahrscheinlich weiter nichts.
Der Unterschied zu der geschilderten Situation ist hier, dass
Bernhard seinem Ärger Luft macht, und zwar an der richtigen
Adresse. Er macht das Unternehmen auf seinen „Fehler“
aufmerksam - und zwar auf konstruktive Weise, denn er bietet
gleichzeitig eine Losung an. Lösungsorientierte Menschen, die
Probleme angehen, ohne zuerst das große
-174-
Schuldzuweisungstheater in allen Akten aufzuführen, sind in
guten Unternehmen stets willkommen - auch wenn man erst
einmal meint, dem Bewerber keine entsprechende Position
anbieten zu können.
Meinung des Personalentscheiders
Als wir das Anschreiben lasen, waren wir mehr konfrontiert
als erfreut. Allerdings hatte der Schreiber Recht - sein Text war
wirklich aufschlussreicher als unserer: Er ging auf die von
einem Personalleiter erwarteten Kernkompetenzen ein und
stellte die Wünsche unseres Unternehmens an seinen
zukünftigen Abteilungsleiter präzise und allgemein verständlich
dar. Das gefiel uns und wir schalteten die redigierte Anzeige
erneut. Was die Bewerbung als Personalentwickler betraf, so
dachten wir zuerst, dass wir nichts damit anfangen können, denn
eine solche Funktion hatten wir nicht zu besetzen. Als wir nach
sehr kurzer Zeit den neuen Personalleiter gefunden hatten und
ihm diese Geschichte erzählten, fand er das Vorgehen des
Bewerbers so bemerkenswert, dass er ihn zum Gespräch bat.
Obwohl der Kandidat keine klassische
Personalentwicklungslaufbahn vorzuweisen hatte, brachte er die
Eigenschaft mit, Probleme an der Wurzel anzugehen und
konstruktive Lösungsansätze zu konzipieren. Dies veranlasste
uns, ihn einzustellen. Zwar nicht in der klassischen
Personalentwicklung, sondern als Moderator in der Begleitung
interner Projekte.

Leningrad Cowboy goes to Bank - oder:


Wie man es trotzdem schafft...

In einer großen deutschen Bank werden die infrage


kommenden Bewerber für die Ausbildungsplätze gemeinsam zu
einer Veranstaltung eingeladen, in der nicht nur geprüft wird,
wer für den Beruf des Bankkaufmanns geeignet ist, sondern vor
-175-
allem großes Augenmerk darauf gelegt wird, wer von den
Bewerbern zum Unternehmen passt. Die Kandidaten, die das
rigorose Ausleseverfahren erfolgreich bestanden haben,
bekommen einen Ausbildungsvertrag und werden dann einzeln,
kurz vor dem Antritt ihrer Lehre, zu einem persönlichen
Gespräch mit dem Ausbildungsleiter gebeten. In diesem
Gespräch wird ihnen der individuelle Ablauf ihrer Lehrzeit
mitgeteilt, zum Beispiel in welcher Filiale sie wann zum Einsatz
kommen und welche Ausbildungsblöcke sie wo lernen werden.
Der Ausbildungsleiter dieser großen Bank erzahlte mir
folgende Geschichte über ein solches Gespräch, das er mit
einem neuen Auszubildenden - namens Benjamin - führte: „Die
Tür geht auf. Ein junger Mann, in schwarze Lederkluft
gekleidet, tritt herein. Mit all den silbernen Nieten und dem
schweren Gürtel sieht er - höflich ausgedrückt - mehr als
bikermäßig aus. Die Haare sind im Stil der Leningrad Cowboys
frisiert, mit viel Haarspray und Gel ist die Tolle „hinbetoniert“,
am rechten Ohr baumelt ein Totenkopf - kurzum, jeder Mann in
diesem Aufzug scheint für den Beruf eines Bankers total
ungeeignet.
Ich bin geschockt und total sprachlos. Zu allen Überfluss
kommt in diesem Moment nun auch der Abteilungsleiter
Personal in mein Zimmer herein. Dem ist sein Schreck, als er
Benjamin sieht, noch deutlicher anzumerken als mir und er
verlässt fluchtartig den Raum.
Benjamin hat das alles bemerkt und sagt ganz cool: „Darauf
habe ich gewartet. Wenn Sie mir jetzt einen Moment Zeit geben,
zeige ich Ihnen, wie ich jeden Tag in die Bank kommen werde.“
Als ich nicke, noch immer sprachlos, geht er hinaus und ich
bemerke erst jetzt, dass er eine Reisetasche trägt. Ungefähr 10
Minuten später erscheint ein seriös gekleideter junger Mann, in
dem ich erst bei genauem Hinsehen Benjamin erkenne. Auf
meine Frage, was er sich denn dabei gedacht hätte, meint er:
“Wissen Sie, ich wollte nur Ihre Gesichter sehen, wenn ich so

-176-
bei Ihnen auftauche. Ich hab's mir spannender vorgestellt.
Außerdem sollten Sie auch wissen, wie ich in meiner Privatzeit
aussehe und in die Berufsschule gehen werde.“
Als Benjamin draußen war, rief mich mein Chef zu sich. Er
meinte, so jemand könnten wir doch nicht einstellen. Ich
erzählte ihm die Geschichte des Gesprächsverlaufs und auch,
dass Benjamin bereits einen Ausbildungsvertrag mit uns hatte.
Wir beschlossen, kritisch abzuwarten, wie sich dieser
Auszubildende während der Lehre entwickeln würde, und
gegebenenfalls entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
Während des Ausbildungsverlaufs hörten wir über Benjamin
nichts Negatives und seine Privatsphäre hat die Bank nie
kompromittiert. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Lehre
haben wir ihn in ein festes Angestelltenverhältnis übernommen -
nicht zuletzt wegen der im Einzelausbildungsgespräch gezeigten
Courage und Authentizität. Heute leitet er selbst eine unserer
Zweigstellen - manchmal mit etwas ungewöhnlichen Methoden.
Aber immer zu unserer Zufriedenheit.“
Strategie und Überlegung
Benjamin hat sich für einen Beruf entschieden, in dem neben
den fachlichen Voraussetzungen auch konservatives, seriöses
Aussehen und Auftreten entscheidend sind. Deshalb outete er
sich erst dann als Rocker, als er den Ausbildungsvertrag in der
Tasche hatte. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens, damit es im
Nachhinein keine bösen Überraschungen (zum Beispiel Gerede
über sein Priva tleben oder gar Mobbing durch die Kollegen)
geben kann, die ihn unter Umständen seine Ausbildung kosten
könnten, und zweitens, um zu zeigen, dass er einen
eigenständigen Charakter hat, dazu steht, aber durchaus
unterscheiden kann, welches Auftreten und Aussehen wo
angemessen ist.
Er hatte vor seinem Outing mit dem Anwalt seiner Familie die
Rechtslage abgeklärt, um zu vermeiden, dass er durch sein
„Experiment“ Gefahr läuft, seinen Ausbildungsplatz zu
-177-
verlieren.
Meinung des Personalentscheiders
Nachdem ich me inen anfänglichen Schock überwunden hatte,
war ich von dem Mut dieses jungen Mannes beeindruckt. Die
gute Vorbereitung des Auftritts - wie eine durchgeplante
Choreographie - und die darauf folgende konsequente Trennung
zwischen Berufs- und Privatleben waren beachtlich.
Wir haben gerade diese Lehrzeit mit Argusaugen verfolgt und
festgestellt, dass Benjamin seinen Mit-Azubis zeigte, dass man
sich nicht verbiegen muss, um beruflichen Erfolg zu haben.
Damit hat er ihnen ein Stück persönlicher Freiheit vermittelt.
Das war letztlich auch der Grund, warum wir ihn in ein festes
Angestelltenverhältnis übernommen haben, denn unsere Bank
braucht eigenständige Mitarbeiter und keine Klone
irgendwelcher Erwartungshaltungen, die aus längst überlebten
Traditionen kommen.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Eine große Mediengruppe suchte einen Nachwuchsverkäufer


für Film- und Fernsehprogramme. Lars hatte sich seine ersten
Sporen als Verkäufer in einer verwandten Branche verdient und
war privat sehr an Film und Fernsehen interessiert. Trotz
geringer Aussicht auf Erfolg sandte er seine optisch
ansprechende, knapp und deutlich gefasste Bewerbung ein. Im
Begleitschreiben wies er auf die umfassenden Kenntnisse der
Materie hin, die er sich über sein Hobby, nämlich Kino und
Fernsehen, erworben hatte.
Nach einigen Wochen wurde Lars zum ersten
Vorstellungsgespräch gebeten. Seine Gesprächspartner waren
ein Personalreferent und der Verkaufsleiter Film- und
Fernsehprogramme. In diesem Gespräch stellte Lars sehr

-178-
deutlich dar, weshalb er ausgerechnet in diesem Unternehmen
als Verkäufer arbeiten wolle und dass er sich auch zutrauen
würde, erfolgreich zu sein.
Nach dem Gespräch hörte er lange Zeit nichts mehr von
seiner Bewerbung. Nach vielen Anrufen seinerseits kam ein
zweites Gespräch mit denselben Gesprächspartnern zustande.
Nach diesem Gespräch wurde Lars eingestellt.
Strategie und Überlegung
Für Lars war ganz klar: Ich will unbedingt genau diesen Job
und keinen anderen. Ich kann gut verkaufen, das weiß ich. Mit
meiner Bewerbung habe ich nichts zu verlieren - ich kann nur
gewinnen und dafür setze ich mich ein.
Mit dieser Einstellung rief Lars hartnäckig (ohne wirklich
lästig zu werden) immer wieder bei seinen Gesprächspartnern
aus dem ersten Vorstellungsgespräch an. Immer wieder
kommunizierte er sein authentisches Interesse an gerade diesem
Job. Er wies deutlich darauf hin, dass er sich mit dem Thema
TV und Kino persönlich stark beschäftigt und durch dieses
Hobby ein trainiertes Auge für Filme hat.
Nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ war er
schluss endlich erfolgreich.
Meinung des Personalentscheiders
Intern war dieser Bewerber sehr umstritten. Er besaß zwar
erfolgreiche Verkaufserfahrung, war aber mit der
Medienbranche nur über sein Hobby vertraut. Wir hatten für
diese Stelle viele Bewerbungen, doch zog sich der
Entscheidungsprozess zur Besetzung dieser Nachwuchsvakanz
aus verschiedenen Gründen sehr lange hin. Durch seine Anrufe
hat sich Lars immer wieder ins Gespräch gebracht - vor allem
weil er eine Art der Kommunikation pflegt, die Gespräche mit
ihm angenehm machen. So wurde uns seine „Penetranz“ auch
nicht lästig. Wir haben die Film- und Fernsehkenntnisse von
Lars im ersten wie auch im zweiten Gespräch sehr intensiv

-179-
hinterfragt. Er bewies in beiden Fällen, dass er sich in diesem
Genre auskennt und brancheninternen Bewerbern durchaus
ebenbürtig war. Den Ausschlag hat jedoch seine Hartnäckigkeit
gegeben. Sein Drängen war authentisch und seine
Positionierung klar und deutlich.

Möbelverkauf zum Nulltarif

Unser Bewerber, nennen wir ihn Gerhard, hat Buchhalter


gelernt. Eine trockene Sache, wie er meint. Viel lieber hätte er
es mit Menschen und nicht nur mit Zahlen zu tun. Da hört er
von einem großen Möbelhaus ganz in seiner Nähe, das dringend
Mitarbeiter mit gutem Zahlenverständnis für den Verkauf sucht.
In der Gegend herrscht große Arbeitslosigkeit. Gerhard gibt
sich relativ wenig Chancen, als Quereinsteiger auf
konventionellem Wege an diesen Job heranzukommen, der ihm
die Möglichkeit bieten würde, sein gutes Zahlenverständnis zu
nutzen und gleichzeitig mit vielen verschiedenen Menschen
zusammenzukommen.
Also nimmt er unbezahlten Urlaub in seiner jetzigen
Arbeitsstelle, geht zum Personalleiter dieses Möbelhauses und
bietet ihm an, dort vier Wochen unentgeltlich sein Können unter
Beweis zu stellen. Wenn man mit seiner Arbeitsleistung
zufrieden sei, so würde er gerne in diese neue Position
wechseln. Der Personalleiter, beeindruckt vom Engagement und
der Zielgerichtetheit des Bewerbers, erlaubt ihm dies nach
einigen Überlegungen.
In den folgenden vier Wochen entpuppt sich Gerhard, dem
diese neue Tätigkeit wie ein Urlaub von den trockenen
Zahlenkolonnen erscheint, als äußerst geschickter Verkäufer,
der auf die Bedürfnisse seiner Kunden eingeht und einen guten
Geschmack besitzt. Als Gerhard dem Möbelhaus noch einen
Verbesserungsvorschlag unterbreitet, dessen Realisierung eine
-180-
nicht unwesentliche Kostenersparnis nach sich zieht, ist die
Sache klar: Ohne weitere Diskussionen bekommt er sofort einen
unbefristeten Arbeitsvertrag - mit Fixum, großzügiger
Provisionsregelung und einem Bonus für realisierte
Verbesserungsvorschläge.
Strategie und Überlegung
Gerhard langweilte sich in seiner Tätigkeit als Buchhalter. Er
hatte es satt, Tag für Tag die EDV-Programme mit Zahlen zu
füttern, auf Fehlersuche endlose Ziffernreihen zu durchforsten
und überwiegend mit dem PC zu kommunizieren. Gerhard war
um die 35, also in einem Alter, in dem man die Sinnhaftigkeit
seines Tuns und Lassens schon mal hinterfragt. Eine dieser
Fragestellungen war auf den Beruf bezogen und lautete: Tue ich
das, was ich tue, gerne? - Diese Frage konnte er mit einem
klaren Nein beantworten. Die nächste Frage war schwieriger:
Was tue ich wirklich gerne? Uff, da musste er erst einmal in sich
gehen. Zuallererst fielen ihm all die Dinge ein, die er gar nicht
mochte. Nichtsdestotrotz schrieb er sie auf und langsam
kristallisierten sich einige Bereiche heraus, die ihm wirklich
Spaß machten - wie zum Beispiel Leute beraten, in einer
schönen Umgebung arbeiten, Leistungsorientierung zu zeigen
und noch einiges mehr. Die dritte Frage - nämlich wie komme
ich zu einer Arbeit, die mir bietet, was ich gerne tue, und wie
könnte die aussehen - beantwortete sich von selbst durch die
Anzeige des Möbelhauses. Damit blieb nur noch eine Frage
offen: „Wie komme ich dorthin?
Er beschloss, sich zum Ausprobieren per Nulltarif anzubieten.
Seine Idee war, dass wohl keine Firma zu einem solchen
„Geschenk“ Nein sagen würde, und genauso kam es auch.
Meinung des Personalentscheiders
Als wir das Angebot eines unentgeltlichen Probearbeiters
bekamen, klärten wir zuerst die gesetzlichen
Rahmenbedingungen ab, bevor wir es akzeptierten. Wer kann

-181-
schon der Möglichkeit widerstehen, einen Mitarbeiter vor der
Einstellung - und sei es nur auf Probe - ohne finanzielles und
arbeitsrechtliches Risiko auszuprobieren? Zugegeben, Gerhard
hatte weder Erfahrung als Verkäufer noch in der Möbelbranc he,
machte aber im persönlichen Gespräch einen sehr angenehmen
Eindruck. Er wusste, was er wollte, und „verkaufte“ uns seine
Idee so geschickt, dass wir gar nicht wussten, dass wir ihn
„gekauft“ hatten. In der kurzen Zeit von vier „Wochen hat er
sich in unser Verkäuferteam integriert, Verkäufe getätigt und
Kunden zufrieden gestellt. Das „Tüpfelchen auf dem i“ war sein
Verbesserungsvorschlag. Was immer für Zweifel wir noch
gehabt hätten, damit war es beschlossene Sache, Gerhard zum
nächstmöglichen Zeitpunkt fest einzustellen. Zwischenzeitlich
ist er zum Verkaufsleiter aufgestiegen.

Gut beraten

In der Grafikabteilung einer weltweit tätigen


Unternehmensberatung wurde ein Projekt-Grafiker zum Einsatz
in verschiedenen Studienprojekten gesucht. Neben den üblichen
Bewerbungen ging ein kleiner, gepolsterter Umschlag ein, der
eine Diskette mit dem Vermerk „Virengeprüft“ enthielt. Als die
Diskette in den Computer eingelegt war, spielte sich ein wahres
Feuerwerk an animierter Präsentation ab! Die Bewerbung war
gestaltet wie eine Präsentation der Unternehmensberatung,
animiert und zweisprachig, einmal in Deutsch und einmal in
Englisch.
Man lud die Absenderin, Gabi, zum Vorstellungsgespräch ein,
und sie wurde nach einem sehr kurzen Gespräch zum
nächstmöglichen Termin eingestellt. In dieser
Unternehmensberatung arbeitet sie heute noch, inzwischen als
Leiterin der Grafikabteilung.

-182-
Strategie und Überlegung
Es war Gabi klar, dass sie sich positiv von den Mitbewerbern
abheben musste, um die Chance zu bekommen, in einer solch
renommierten Firma anzukommen. Sie überlegte sich folgende
Strategie: In einer Unternehmensberatung gibt es so genannte
Layoutstandards, nach denen Berichte und Schaubilder gestaltet
werden. Wenn sie diese bereits beherrschen würde und noch
dazu die passenden Programmkenntnisse hätte, dann wäre sie
mit ihrer Ausbildung zur Grafikerin und ihrer vierjährigen
Berufserfahrung die ideale Kandidatin. Also frisch ans Werk:
Gabi erfragte die Layoutstandards und die Namen der
verwendeten Programme bei einem ihr bekannten Consultant
dieser Unternehmensberatung. So gestaltete sie die Bewerbung
unter Verwendung der Präsentationsstandards in Deutsch und
Englisch mit einigen witzigen Animationen obendrauf. Sie
speicherte ihre Bewerbungspräsentation auf Diskette, prüfte
diese auf Computerviren und schickte sie ab.
Meinung des Personalentscheiders
Eine durchaus akzeptable Kandidatin präsentierte sich auf
eine kurzweilige, aus dem Rahmen des Üblichen fallende
Weise, wobei wir nicht sagen wollen, dass die Art unseriös
gewesen ist. Wir bemerkten, dass die Bewerberin ein gutes
grafisches Gespür besaß. Doch für uns verblüffend war der
kreative Einsatz unserer Layoutstandards. Wir sind darauf
angewiesen, dass unsere Präsentationen die erarbeiteten
Informationen transportieren und das Kundeninteresse halten,
damit viele Einzelheiten im Gedächtnis des Kunden haften
bleiben. Diese Bewerberin hatte uns schlüssig bewiesen, dass sie
dazu in der Lage ist - wichtig für einen Grafiker, der Studien
beim Kunden begleitet und nicht in der Abteilung bei uns sitzt.
Als wir Gabi persönlich kennen lernten, hat uns ihre schnelle
Auffassungsgabe gefallen. Sie beherrschte außerdem die von
uns verwendeten Grafikprogramme und war mit unseren
Standards vertraut. Dies alles verringerte die Einarbeitungszeit
-183-
erheblich und sparte uns eine Menge Zeit und Geld. Klar, dass
wir uns für diese Bewerberin entschieden. Sie hat sich in der
Zwischenzeit zur Leiterin der Grafikabteilung weiterentwickelt.

Quadratisch - praktisch - gut

In der Pharmabranche sind gut dotierte Stellen in der


Verwaltung rar und heiß begehrt. Als nun ein weltweit
agierendes Unternehmen einen Produkt-Sachbearbeiter für neue
Geschäftsfelder suchte, ging eine auffallende Bewerbung ein, im
wahrsten Sinne des Wortes: Denn sie fiel dauernd aus dem
Stapel der noch zu bearbeitenden Unterlagen. Warum? Sie war
nicht im üblichen DIN-A4-Format gehalten - nein, sie war
größer und quadratisch: der Umschlag, das Papier, die
Zeugniskopien!
Diese Bewerbung zog die Aufmerksamkeit sofort auf sich.
Das Wissen und die Vorbildung der Bewerberin entsprachen
den Anforderungen und sie wurde als Erste zum
Vorstellungsgespräch eingeladen. Sie überzeugte und bekam die
Stelle.
Strategie und Überlegung
Nicole überlegte, wie ihre Bewerbung auf seriöse Weise
auffallen könnte, denn das Pharmaunternehmen, das inseriert
hatte, war unter Insidern als sehr guter, jedoch ziemlich
konservativer Arbeitgeber bekannt.
Sie ließ sich viele Varianten durch den Kopf gehen, die sie
allesamt als zu „poppig“ verwarf, und entschied sich für ein
Kuvert in einem ungewöhnlichen Format. Der Aufwand, einen
quadratischen Umschlag größer als DIN-A4-Papier zu finden,
war erheblich. Die Suche nach einem Grafiker, der ihre
Zeugnisse auf ein quadratisches Papier vergrößern und kopieren
konnte, nahm einige Zeit in Anspruch. Weiterhin verwandte sie

-184-
sehr viel Mühe auf das Anschreiben, um zu vermeiden, dass sie
und ihre Bewerbung „in die falsche Schublade gesteckt
werden“.
Meinung des Personalentscheiders
Wir bekamen immens viele Zuschriften auf dieses Inserat und
sind in Bewerbungen fast erstickt. Dann noch dieser komische
Umschlag. Wir waren richtig genervt, weil er dauernd aus dem
Stapel fiel. Deshalb haben wir diese Unterlagen auch gleich aus
dem Stapel gezogen und angesehen.
Der Begleitbrief war gewinnend formuliert und die
Qualifikation von Nicole stimmte auch. Das hat uns wieder
versöhnt und wir waren neugierig zu sehen, wer sich hinter
dieser Kombination aus fachlicher Qualifikation, Listigkeit und
ein bisschen Frechheit verbirgt. Also haben wir sie vor allen
anderen eingeladen.
Als Nicole zum Vorstellungstermin kam, war sie konservativ
gekleidet und wirkte im Gespräch sachlich und konventionell.
Nur das Funkeln in ihren Augen, das ab und zu aufblitzte,
verriet ihren hintergründigen Humor. Sie hat uns gefallen, die
Chemie stimmte und wir stellten sie ein. Den anderen
Bewerbern haben wir gleich abgesagt und uns damit eine Menge
unnötiger Arbeit erspart.

Vom sitzenden Redakteur zum rollenden


Reporter

Die Mitgliederzeitschrift eines Automobilclubs suchte einen


Reporter. Michael, bisher als Buchredakteur tätig, war mit seiner
Aufgabe nicht mehr zufrieden. Er wünschte sich, mehr aktiv am
Geschehen teilzunehmen, statt überwiegend am Schreibtisch zu
recherchieren.
In der Stellenanzeige stand unter anderem der Satz: „Zeigen

-185-
Sie uns gleich mit Ihrer Bewerbung, was Sie können.“ Michael
nahm diesen Satz wörtlich und schrieb eine vier Seiten lange
Reportage über sich selbst und seine Beweggründe, sich vom
Redakteur zum Reporter zu verändern. Selbstverständlich fügte
er seinen Lebenslauf, eine Liste von ihm veröffentlichter
Bücher, Zeugnisse und sein Foto bei. Er überzeugte, bekam den
Job und hat sich als „rollender Reporter“ zwischenzeitlich einen
guten Namen gemacht.
Strategie und Überlegung
Michael spürte die Unzufriedenheit mit seiner Position als
Redakteur. Er ging diesem Gefühl nach, hinterfragte sich selbst
und kam zu einem Ergebnis. Dieses Ergebnis - Rollentausch
vom passiven zum aktiven Berichterstatter - hat er zielstrebig
umgesetzt. Er hat sich stark am Stellenangebot orientiert. Sein
vierseitiges Bewerbungsschreiben - vollkommen unüblich, da
Bewerbungsschreiben nicht länger als eine Seite sein sollten
spiegelte seine Kompetenz und gleichzeitig seine Neigung
wider.
Meinung des Personalentscheiders
Alle anderen Bewerber hatten die üblichen Arbeitsproben
mitgeschickt. Entsprechend hoch war der Arbeitsaufwand in
unserer Abteilung beim Sichten der Bewerbungen. Als wir die
vierseitige Arbeitsprobe im Sinne einer Bewerbungsreportage
bekamen, haben wir uns den Bewerber als Ersten angesehen. Es
hat uns beeindruckt, dass er als einziger den Anzeigentext so
verstanden hat, wie wir ihn meinten.
Im Gespräch hat er schlüssig argumentiert, warum dieser Job
zu ihm passt und er ihn haben will. Er hat uns überzeugt und wir
haben unsere Entscheidung nie bereut.
Die „Reportage“
Diese Bewerbung wurde mir in anonymisierter Form
zugesandt. Ich halte ein ähnliches Vorgehen auch in anderen
Bewerbungssituationen für Erfolg versprechend und möchte

-186-
Ihnen den Wortlaut der „Reportage“, den ich sehr amüsant
finde, nicht vorenthalten:
Sehr geehrte Damen und Herren der Personalabteilung, liebe
potenzielle Kollegen in der...-Redaktion, „Zeigen Sie uns gleich
mit Ihrer Bewerbung, was Sie können.“ Konsequentes
Recherchieren, Kreativität, Fingerspitzengefühl,
Durchsetzungsvermögen und auch noch spannende Schreibe
sind gefragt.
Da kratze ich mich erst mal nachdenklich am Hinterkopf,
stütze mein vor Kreativität schier platzendes Haupt auf den
abgewinkelten Unterarm, streiche die Falten auf meiner Stirn
glatt und entspanne...
No problem! Schon gar nicht für einen Profi. Aber eine
spannende Bewerbung ist mir bislang weder untergekommen
noch habe ich je eine verfasst. Vielleicht hätten Sie es gerne so?

19. April...:
Verhalten klingen neun Glockenschläge aus dem Nachbardorf
herüber, als es unvermittelt am Briefkasten raschelt. Nanu,
schon so früh? Sonst bequemt sich der Postbote samstags nicht
vor 11 Uhr. Vielleicht gibt's was Besonderes, denke ich plötzlich
hellwach und beeile mich, den Kasten zu leeren. Rechnungen,
belanglose Drucksachen und... ah, die Süddeutsche am
Wochenende. Also nichts! Oder doch? Nach der zweiten Tasse
Kaffee fällt mir beim Durchblättern das Wort „Reporter“ ins
Auge und obwohl schon längst beim Feuilleton angelangt,
assoziiere ich auf meinem geistigen Bildschirm plötzlich
„Reporter - ADAC“. Was war das? Also schnell zurück und
suchen. Tatsächlich! Auf der Seite 131 links oben lese ich es
schwarz auf weiß. Das wolltest du doch schon immer machen,
schießt es mir durch den Kopf. Nur kam alles ganz anders,
damals, als ich jenen Verlag verließ, in dem ich mein
journalistisches Handwerk erlernte. Anfangs mehr

-187-
Zeitschriftenjournalismus, dann - ganz schleichend und
unbeabsichtigt - mehr Rechercheaufträge für Buchverlage.
Schließlich nur noch Sachbücher, immer Sachbücher,
verdammte Sachbücher.
Es ist wie mit Alain Delon: einmal Ganove - immer Ganove.
Und Heinz Rühmann musste sehr alt werden, bis jemand sich
flexibel und weitsichtig genug zeigte, um ihm, dem auf ewig
abgestempelten Komödianten, eine Charakterrolle anzubieten.
Das, wonach er sich zeitlebens gesehnt hatte. Und er war gut,
sehr gut sogar!
Wie kann ich das alles nachfühlen. „Ah, Sie schreiben
Sachbücher?“ „Ja, aber verzeihen Sie, ich wollte eigentlich
schon immer mal...“ „Sehr interessant. Ich hätte da etwas für
Sie...“ Also fing ich dasselbe wieder von vorne an. Nicht gerade
langweilig. Nein, aber irgendwie doch auf Dauer ermüdend und
zu trocken. Keine Recherchen vor Ort, nur selten
Primärinformationen aufspüren, den Puls des Lebens eher aus
zweiter, wenn nicht gar aus dritter Hand nur fühlen und
aufzeichnen können.
Wie anders ist da das Leben eines Reporters. Auch am
Schreibtisch, aber auch viel draußen ohne Berührungsängste den
Menschen in seiner Umwelt erleben! Aber wo den Verleger, den
Chefredakteur finden, der einem unfreiwilligen Buchautor auch
eine andere Rolle zutraut? Wo den Vorgesetzten finden, dessen
Menschenkenntnis auf Diplome, Zeugnisse und andere gelebte
und ungelebte Be- oder Verurteilungen verzichten kann?!
Und jetzt dieses Angebot aus heiterem Himmel. Ich setze
mich an die Schreibmaschine und tippe, was es zu tippen gilt.
Das Übliche, das Gewünschte. Geboren? Selbstverständlich!
Wann und wo und alles andere. Aber dann doch noch diese
merkwürdige Aufforderung „Zeigen Sie uns gleich mit Ihrer
Bewerbung, was Sie können“. Und so kommen Zeilen zustande,
die versuchen, bislang Unverstandenes verständlich zu machen,
und ich mische intuitiv ein paar Funken Zuversicht darunter, 21.
-188-
April..., München, 10:45 Uhr:
Herr Hans Hansmann greift zielstrebig aus einem Stapel
Bewerbungen die eines gewissen Michael Müller heraus und
beginnt zu lesen. Nur ein kurzes Zögern noch und er sucht - die
Augen weiterhin auf die Unterlagen geheftet - mit einer fahrigen
Handbewegung den Telefonhörer, tippt schließlich die
Nummer......in die Tastatur (wenn gewünscht, folgt Fortsetzung
live), Anruf genügt. Ich würde mich sehr freuen.
Viele Grüße Michael Müller

Übung macht den Meister

Nach erfolgreichem Abschluss ihres Hochschulstudiums als


Wirtschaftsingenieurin machte sich die in Bewerbungsdingen
unerfahrene Absolventin Lisa eine Liste von 100 Unternehmen,
für die sie sich vorstellen konnte zu arbeiten.
Diese Liste begann in dem Unternehmen, für das sie am
liebsten arbeiten würde. Diesem Unternehmen gab sie die
Nummer 1. Lisas Liste endete mit der Zahl 100. Dieser Zahl
hatte sie das Unternehmen zugeordnet, das für sie die letzte
Priorität besaß. Ihre Bewerbungsunterlagen waren in Form von
Flussdiagrammen aufgebaut. Der Leser wurde so durch ihre
persönlichen Daten, Ausbildung und Berufserfahrung geleitet,
ohne sich durch Fließtext „quälen“ zu müssen. Die ersten
Bewerbungen sandte Lisa an die Unternehmen, die auf ihrer
Liste zwischen 80 und 100 standen. Sie bekam Einladungen zu
Vorstellungsterminen und auch viele Absagen. Als sie bei den
Bewerbungen für die Unternehmen mit den Zahlen l bis 10
angekommen war, hatte Lisa so viel Routine und Erfahrung im
Bewerben, dass sie viele Anfangsfehler vermeiden konnte und
locker auch die schwierigsten Situationen in den
Vorstellungsgesprächen meisterte. Am Schluss ihres
„Bewerbungsmarathons“ bekam Lisa sogar noch einen höher
-189-
dotierten Job, als sie sich eigentlich vorgestellt hatte.
Strategie und Überlegung
Lisa hatte ihr Diplom in der Tasche und entwickelte in Ruhe
ihre Bewerbungsstrategie. Sie war nicht an einen Ort gebunden
und fragte sich: Für wen will ich überhaupt arbeiten? Sie
befasste sich intensiv mit den jeweiligen Unternehmen und den
eigenen Erwartungen, die sie an ihre Arbeitsstelle hatte. So
lernte sie sehr viel über ihre eigenen beruflichen Bedürfnisse.
Die Zielunternehmen gewichtete sie auf einer Rangreihe von l
bis 100. Über diese Bewertung setzte sie sich mit dem
jeweiligen Unternehmen auseinander, mit dessen Philosophie,
ihren Aufstiegschancen - vor allem als Frau in einer
männerdominierten beruflichen Umwelt.
Bei der Gestaltung ihrer Unterlagen legte Lisa großen Wert
auf leichte Lesbarkeit und befasste sich damit, wie sie den
Personalsachbearbeitern die Arbeit erleichtern könnte. Sie
entwickelte die Bewerbung im Flussdiagramm-Stil und verhielt
sich also extrem kundenorientiert.
Um Erfahrung und Routine im Vorstellungsgespräch zu
bekommen, rollte sie ihre Lieblingsunterne hmen von hinten auf.
Das heißt, sie bewarb sich zuerst bei den Unternehmen, für die
sie am wenigsten gerne arbeiten wollte. In den vielen
telefonischen und persönlichen Bewerbungsgesprächen
sammelte sie die Erfahrung, die sie brauchte, um den optimalen
Job zu bekommen.
Meinung des Personalentscheiders
Die Lockerheit und Offenheit der Bewerberin, die sich auch
durch die kniffligsten Fragen nicht aus der Ruhe bringen ließ,
gaben den Ausschlag für ihre Einstellung. Sie zeigte keinerlei
Scheu, wenn man ihre Äußerungen hinterfragte und sie „auf den
Prüfstand stellte“. Das Verhalten im Gespräch war aufmerksam,
selbstbewusst und souverän. Sie wirkte weder nervös noch
unsicher und vertrat ihre Meinung klar und deutlich.

-190-
Eine süße Bewerbung

Die Personalleiterin eines Nahrungsmittelkonzerns fand auf


ihrem Schreibtisch eine ansprechend dekorierte Holzschachtel.
Sie war bemalt und trug eine hübsche Schleife. Auf dem
Geschenkanhänger stand ihr eigener Name. Erwartungsvoll
öffnete die Personalleiterin die Holzschachtel und war sehr
erstaunt: Der Inhalt war kein Geschenk, keine Pralinen, wie sie
erwartet hatte, sondern eine auf sehr gutem Papier gedruckte
Bewerbung als Bilanzbuchhalterin. Neugierig las die
Personalleiterin die erstklassigen Referenzen und lud die
Absenderin spontan zum Vorstellungsgespräch ein, obwohl es
derzeit keine offene Stelle in der Buchhaltungsabteilung gab.
Die Bewerberin machte einen sehr gepflegten Eindruck und
ihre Art entsprach dem Bild, das sie mit ihrer Bewerbung
vermittelt hatte. Die Personalleiterin merkte sich die Bewerberin
für die nächste frei werdende Stelle als Bilanzbuchhalterin vor
und innerhalb von sechs Monaten war es dann soweit: die
„Holzschachtel“ wurde eingestellt.
Strategie und Überlegung
Ulrike befand sich in einer schwierigen Situation: Sie
arbeitete für ein Unternehmen, dessen Geschäfte zunehmend
schlechter liefen, und sie wusste, dass es höchste Zeit für sie
war, sich eine neue Stelle als Bilanzbuchhalterin zu suchen.
Leider gab es in ihrer Stadt keine offenen Stellen und Ulrike
wollte nicht wegziehen. Sie überlegte, welche Firma ihr einen
weitestgehend sicheren Arbeitsplatz für die Zukunft bieten
könnte, und da erschien ihr ein Großunternehmen wie der
Nahrungsmittelkonzern optimal. Leider gab es aber auch dort
keine Vakanz in der Buchhaltung.
Ulrike war klar, dass nur eine „außergewöhnliche“
Initiativbewerbung in Betracht käme, an die man sich immer
positiv erinnern würde, vor allem dann, wenn eine adäquate

-191-
Stelle im Unternehmen frei würde. Sie konnte recht gut malen
und Spanschachteln zu gestalten war eines ihrer Hobbys. Sie
brachte den Geschmack der Personalleiterin in Erfahrung, kaufte
eine größere Spanschachtel und bemalte sie so, wie sie der
Personalleiterin gefallen könnte. Sie verwendete
außergewöhnlich schweres Papier für ihren Lebenslauf und das
Anschreiben. Sogar ihre Zeugnisse und Referenzen kopierte sie
darauf. Sie scheute also weder Kosten noch Mühen - und es hat
sich gelohnt!
Meinung des Personalentscheiders
Eine so edle Blindbewerbung habe ich noch nie gesehen. Die
Schachtel war zwar sehr weiblich aufgemacht, aber in keinster
Weise kitschig. Das hat mich neugierig gemacht auf die Person,
die dahinter steckt, obwohl wir keine Stelle anzubieten hatten.
Ulrike war trotz der kreativen Art der Bewerbung eine seriöse,
vertrauenswürdige Person mit der nötigen Fachkompetenz, und
ich habe sie, als eine adäquate Stelle frei wurde, sofort
eingestellt.

Schneller als der Markt oder: Träume


werden wahr!

Theodor arbeitet in der Milchwirtschaft in Norddeutschland.


Seine Frau und er sind echte Friesen, würden jedoch liebend
gerne nach Bayern umziehen: Dort zu leben und zu arbeiten, wo
sie sonst nur ihre Ferien verbringen, ist für beide das Ziel ihrer
Träume. Einfach ist es allerdings nicht: Weder in den
einschlägigen Fachzeitungen noch sonst wo sind
Stellenangebote zu finden. Die infrage kommenden Stellen
scheinen alle besetzt. Aus dem Wirtschaftsteil einer bayerischen
Regionalzeitung erfährt Theodor, dass es Vermutungen über den
Zusammenschluss zweier Molkereien gibt. Kurzerhand schreibt
Theodor beide Molkereien an und bewirbt sich für eine
-192-
möglicherweise frei werdende Stelle. Er bekommt ein kurzes
Bestätigungsschreiben, dass seine Bewerbung vorgemerkt ist.
Dann ist Funkstille.
Als er und seine Frau wieder nach Bayern in Urlaub fahren,
vereinbart Theodor telefonisch mit den Personalabteilungen
beider Molkereien einen kurzen Besuchstermin, In diesem
Gespräch überzeugt Theodor mit seiner ruhigen und
kompetenten Art beide Personalchefs. Sie finden
Einsatzmöglichkeiten für ihn - und er kann sich aussuchen, für
welche der beiden Molkereien er arbeiten will!
Strategie und Überlegung
Theodor hat sich genau überlegt, welche Ressourcen ihm
außer den regulären Stellenangeboten noch zur Verfügung
stehen. So abonnierte er die Regionalzeitung, in der alles
Wissenswerte aus dem Landkreis stand, der ihm von seinen
Ferien her vertraut war und in dem er leben wollte.
Er hat in seiner Firma um Urlaub gebeten. Danach hat er die
Adressen und Ansprechpartner in beiden Molkereien
recherchiert und die Gesprächstermine für die Zeit während
seines Urlaubs vereinbart. Den Schwerpunkt setzte er schon bei
den Gesprächsvereinbarungen auf die Tatsache, dass er relativ
problemlos umziehen könne und seine Frau diesen Entschluss
nicht nur begrüßt, sondern sogar forciert.
Meinung des Personalentscheiders
Eigentlich hatten wir keine zu besetzende Stelle. Als sich
dieser norddeutsche Kandidat dann persönlich vorstellte, hat uns
seine klare, ruhige Art beeindruckt und die Gelassenheit, mit der
er das Gespräch führte, so dass uns eine Zusammenarbeit höchst
wünschenswert erschien. Er passt einfach zu uns - ruhig, klar
und verlässlich. Seine Frau haben wir auch gleich engagiert - sie
arbeitet in unserer Verpackungsabteilung. Beide haben sich gut
integriert - soll einer sagen, Bayern und Norddeutsche vertragen
sich nicht!

-193-
Engineering by Video

Reinhard, ein Hochschulabsolvent, bewirbt sich blind (also


ohne dass die Firma eine offene Stelle ausgeschrieben hätte oft
auch Initiativbewerbung genannt} als Software-Entwickler bei
einem Hersteller von Industriecomputern. In den normalen
schriftlichen Bewerbungsunterlagen stellt er seine fachlichen
Fähigkeiten in den Vordergrund, Weiterhin fügt er einen
15minütigen Videofilm bei, in dem er sich persönlich vorstellt
und gleichzeitig dezidiert darauf eingeht, warum er ausgerechnet
bei diesem Computerhersteller arbeiten möchte.
In beiden darauf folgenden Vorstellungsgesprächen kann
Reinhard sowohl den Fachvorgesetzten als auch den
Personalchef davon überzeugen, dass es für das Unternehmen
ein Gewinn ist, sich für ihn als Mitarbeiter zu entscheiden. Er
wird für eine frei werdende Position eingestellt, obwohl er noch
nicht in vollem Umfang über die gewünschte Berufserfahrung
verfügt. Seine authentische Selbstdarstellung hat jedoch
ausreichend Entwicklungspotenzial erkennen lassen, sowohl in
fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht. Somit konnte
Reinhard überzeugend den Eindruck vermitteln, dass
Unternehmen und Mitarbeiter letztendlich zueinander passen
werden.
Strategie und Überlegung
Als Hochschulabsolvent verfügt Reinhard noch nicht über die
Fachkompetenz eines „alten Hasen“. Er befürchtet, dass seine
Blindbewerbung abgewiesen würde, wenn ihm nicht etwas
Besonderes einfiele, das ihn als High Potential positioniert. Also
stellt er per Videofilm seine Persönlichkeit in den Vordergrund.
Er sitzt entspannt in seinem Arbeitszimmer vor seinem PC und
erzählt vor laufender Kamera über sich, und das etwa fünf
Minuten lang, ohne langweilig zu werden. Dann zeigt die
Kamera kurz auf den Geschäftsbericht des Computerherstellers

-194-
und Reinhard sagt, was er über dieses Unternehmen weiß und
warum er ausgerechnet da arbeiten will. In klar formulierten
Sätzen fasst er am Ende zusammen, was er dem Unternehmen
zu bieten hat und warum gerade er für eine frei werdende Stelle
berücksichtigt werden sollte. Er verspricht über seine fachliche
Eignung hinaus einen „value added“ für das Unternehmen.
Selbstverständlich hat Reinhard im Vorfeld ein Drehbuch für
sein Video erfasst und seinen Videoauftritt mehrmals geübt,
bevor die endgültige Fassung aufgenommen wurde. Die hat er
dann abgeschickt.
Meinung des Personalentscheiders
Neben der fachlichen Eignung des Hochschulabsolventen hat
letztendlich überzeugt, dass er authentisch war. Er war sich
seiner Stärken und Potenziale deutlich bewusst und hat sie klar
formuliert. Die Gründe, die er anführte, um genau bei uns eine
Stelle zu bekommen, waren schlüssig.
Zwischen der persönlichen Darstellung im Videofilm und
dem Auftreten in den beiden Vorstellungsgesprächen war keine
Diskrepanz. Damit waren die persönliche Eignung und die
Identifikation mit dem Unternehmen unter Beweis gestellt.

Bei Anruf Job!

Harald ist Außendienstmitarbeiter eines weltweit tätigen


Medienkonzerns. Er ist mit seiner Tätigkeit zwar zufrieden,
doch die Verdienstmöglichkeiten sind beschränkt. Seine
Freundin und er wollen heiraten, ein Haus bauen und dann eine
Familie gründen. Diese Planung aber funktioniert nur dann,
wenn Harald einer höher bezahlten Job findet. Es ist die Zeit der
Liberalisierung des Telefonmarktes und ein großer
internationaler Anbieter sucht dringend fest angestellte
Außendienstler. Die Aufstiegs- und Verdienstchancen sind
wesentlich besser als bei Haralds jetzigem Arbeitgeber. Er
-195-
bewirbt sich mit den üblichen Unterlagen - und einem kleinen
Extra: Harald kann seinem Anschreiben zehn
Absichtserklärungen potentieller Kunden beifügen, die ihren
Telefonanschluss wechseln würden, sobald Harald als
Außendienstmitarbeiter des Telefonanbieters die Verträge
abschließt.
Strategie und Überlegung
Die Mitarbeiterfü hrung des Medienkonzerns ist sehr eng. Die
Mitarbeiter haben wenig Freiraum bei der Gestaltung ihrer
Arbeit. Harald empfindet das teilweise schon als Gängelei und
wünscht sich mehr Gestaltungsfreiheit in seiner Arbeit. Der
Telefonanbieter hat den Ruf, seinen Mitarbeitern weitgehend
freie Hand zu lassen. Das Wort „Empowerment“ gehört für den
englischsprachigen Konzern nicht nur zum Wortschatz, sondern
wird auch im Tagesgeschäft praktiziert.
Die Entwicklungs- und Verdienstchancen sind gut und der
Markt fängt an zu boomen; optimale Voraussetzungen für eine
Tätigkeit im Außendienst. Entsprechend begehrt sind diese
Stellen.
Harald weiß, das er nicht der einzige Bewerber sein wird, und
ersinnt eine klevere Strategie: Er ruft bei der Servicenummer des
Telefonanbieters unter dem Vorwand an, seinen Anschluss
wechseln zu wollen. Harald bittet die Call-Center-Mitarbeiterin,
ihm die Informations- und Vertragsunterlagen zu schicken.
Diese überprüft er akribisch auf Kundennutzen wie
Kostenersparnis, tarifliche Flexibilität und so weiter. Als er sich
von der Qualität der angebotenen Tarifprodukte überzeugt hat,
fragt er Freunde, Bekannte und interessierte Kunden, ob sie
eventuell ihren Telefonanbieter wechseln möchten, und erzählt
ihnen von seinen Karriereplänen. So findet Harald zehn
Interessenten, die ihm eine Absichtserklärung unterschreiben,
allerdings mit dem Vorbehalt, dass er ihr
Außendienstmitarbeiter wird. Erst dann werden diese
Absichtserklärungen in Verträge umgewandelt.
-196-
Meinung des Personalentscheiders
Der Mann hat wirklich Mumm! Im Vorfeld bereits so viel
Engagement zu entwickeln - noch dazu ohne Bezahlung -, das
fanden wir echt stark. Es erfordert schon einigen Drive,
Menschen für ein Produkt zu begeistern. Sie dann noch zu einer
Unterschrift unter eine Absichtserklärung zu bewegen, die
einem Vertragsabschluss gleichkommt, ist eine wunderbare
Fähigkeit. Wir haben Harald logischerweise sofort eingeladen
und ihn dann auch gleich eingestellt.

Vom „hot job“ zur Hotline

Ralfs großes Hobby war sein Computer. Viele Abende und


Wochenenden verbrachte er in EDV-Kursen. Vor allem das
Internet interessierte ihn sehr.
Tagsüber arbeitete er als Lagerarbeiter in einem großen
Unternehmen, das seine Stellenangebote erst intern am
schwarzen Brett bekannt gab, bevor es Personal von außen
rekrutierte. Eines Morgens las er dort, dass für die interne PC-
Support-Hotline ein Mitarbeiter gesucht würde. Kurz
entschlossen marschierte er in seiner Lagerarbeitermontur direkt
zum verdutzten Personalreferenten und sagte: „Ich beherrsche
alle hier eingesetzten PC-Programme. Bitte lassen Sie mich
diesen Job machen!“
Der Personalreferent gab ihm eine Chance und ließ ihn zwei
Tage lang probehalber die Hotline-Fragen beantworten. In
dieser Zeit bewies Ralf sein Können. Er hat sein Hobby zum
Beruf und den Sprung vom Lagerarbeiter zum Hotliner
gemacht!
Strategie und Überlegung
Als Ralf die Stellenausschreibung las, handelte er ganz
spontan. Er dachte nicht lange darüber nach, wie etwas zu tun

-197-
sei, sondern wusste intuitiv: Dies ist meine Chance, jetzt oder
nie! Mit dieser Zielstrebigkeit und Unbeirrbarkeit hätte ihn auf
seinem Weg zum Personalreferenten niemand aufhalten können.
Ein Grund, warum sein unangemeldeter Vorstoß erfolgreich
war.
Meinung des Personalentscheiders
Die Bestimmtheit von Ralfs Auftreten hat mich überrascht.
Die selbstsichere Behauptung, dass er alle bei uns eingesetzten
PC-Programme beherrsche, und das als Lagerist, konnte ich
zuerst nicht glauben. Als ich ihn bat, in meinem
Textverarbeitungsprogramm einige Einstellungen zu ändern und
er das im Nu erledigte, nahm ich ihm seine Behauptung schon
eher ab. Dass er diese Chance allerdings erhielt, hatte mit dem
Job nicht direkt zu tun: Der Mut und die Chuzpe, die hinter so
einem Vorstoß steckt, fand ich, war den Versuch wert. Ich
konnte gar nicht anders, als ihm die Chance zu geben.

Erlebnisgastronomie

Stephanie hat gerade ihren Job als Leiterin eines Steakhauses


verloren und ist entsprechend deprimiert. Zwar wollte sie schon
immer in ein kleines, feines Restaurant wechseln, aber die
Schließung der Filiale der Steakhauskette traf sie trotzdem
unvorbereitet. Um sie zu trösten und aufzubauen, lud ihre
Freundin sie in ein sehr edles Lokal in der näheren Umgebung
ein.
Auf der Fahrt dorthin besprachen sie Stephanies weitere
Berufsplanung. In der Gastronomie werden immer Kräfte
gesucht, doch die Positionen für Restaurantleiter sind relativ
dünn gesät, vor allem wenn man so präzise Vorstellungen hat
wie Stephanie. Trotz der vielen Fortbildungs- und
Entwicklungsmöglichkeiten wollte sie nie wieder für eine
Restaurantkette arbeiten, der Hotelbetrieb sagte ihr auch nicht
-198-
zu. Sie wollte ein überschaubares, gehobenes Restaurant
managen, das gute Gäste anzog. Als sie nach zehn Minuten
Autofahrt das Lokal betraten, traute Stephanie ihren Augen
nicht: Genau so sah ihr Traum-Restaurant aus!
Ihre Begeisterung legte sich etwas, als sie sah, dass Tische
unabgeräumt blieben und das Servicepersonal hoffnungslos
überlastet war. Bei der Bestellung erfuhren sie vom gestressten
Kellner, dass seine beiden Kollegen überraschend ausgefallen
waren und so schnell keine Aushilfe gefunden werden konnte.
Stephanie dachte nicht lange nach, sie stand auf und räumte die
Tische ab. Der Inhaber und gleichzeitig Koch des Restaurants
bedankte sich mit einem Digestif, den er selbst servierte. Als er
erfuhr, dass Stephanie auf der Suche nach einem neuen Job war,
stellte er sie sofort ein.
Strategie und Überlegung
Viel überlegt beziehungsweise strategisch geplant hat
Stephanie kaum. Sie handelte nach außen hin spontan - doch die
Tatsache, dass sie „vom Fach“ war, half ungemein. Ein
normaler Gast, der aufsteht und die Tische abräumt, wird, wenn
er sich ungeschickt anstellt, lächerlich wirken.
Meinung des Personalentscheiders
An diesem Abend war die Hölle los. Unsere Tische waren
trotz Urlaubsze it komplett reserviert und die Hälfte des
Personals fiel der Sommergrippe zum Opfer. Ich hatte mit der
Küche vollauf zu tun, keine meiner Hilfskräfte konnte ich für
den „Notfall-Service“ entbehren und von unseren Aushilfen war
auch keiner zu erreichen. Dass in dieser Situation ein Gast
spontan einspringt - und sich dann im Gespräch als qualifizierte
Gastronomiefachfrau entpuppt, das war ein Fingerzeig des
Himmels.
Ich hatte schon häufiger darüber nachgedacht, ob es nicht an
der Zeit wäre, einen Chef de Service zu suchen, der das
Restaurant managt, so dass ich mich ausschließlich auf die

-199-
Küche konzentrieren könnte. Seitdem meine Frau durch die
Kinder nicht mehr mitarbeitet, hing der gesamte Betrieb an mir.
Das Verhalten, das Stephanie durch ihre spontane Hilfsaktion
gezeigt hat, zeugte von einer zupackenden Einstellung - eine
Charaktereigenschaft, die ich sehr schätze. Also bot ich ihr
ebenso spontan an, das Restaurant zu managen, und war
glücklich, als sie akzeptierte.

Was alle Beispiele gemeinsam haben

Alle diese Beispiele sind echt - das heißt, die Geschichten


sind wirklich so passiert und die geschilderten Bewerber haben
wirklich die beschriebene Stelle bekommen.
Warum wohl? Wenn Sie die Beispiele sowohl mit Vergnügen
als auch mit Aufmerksamkeit gelesen haben, mag Ihnen
aufgefallen sein, dass sie Übereinstimmungen aufweisen:
→ Alle Bewerber haben sich etwas Außergewöhnliches
überlegt, damit ihre Bewerbung aus den anderen
hervorstach und auffiel.
→ Sie waren kreativ, sie ließen sich etwas einfallen. Sie
waren innovativ, indem sie statt der allgemeinen
Trampelpfade ihren eigenen Weg gingen, und, last not
least, sie waren mutig, denn Zivilcourage ist eine
Voraussetzung für ausgefallene Bewerbungen.
→ Durch die Bank hat sich jeder Kandidat selbstbewusst
verhalten bei der Entwicklung seiner Strategie wie
auch in den jeweiligen Vorstellungsgesprächen.
→ Sie haben sich nicht gescheut, andere um Rat zu
fragen oder um Hilfe zu bitten. Freunde und Familie
haben zwar ihre eigenen Vorstellungen darüber, was
für Sie am besten ist und diese mögen sich nicht
immer mit Ihren eigenen Gedanken decken. Trotzdem

-200-
schadet es nicht, die Meinung anderer einzuholen,
vorausgesetzt, Sie prüfen genau, ob die gemachten
Aussagen Ihnen wirklich weiterhelfen. Das Gleiche
gilt, wenn Sie um Hilfe bitten: Formulieren Sie Ihre
Anfrage bitte so genau wie möglich, denn der andere
kann nur helfen, wenn er versteht, worum es geht und
warum er helfen soll.
→ Jeder Bewerber hat sich vorher zumindest gedanklich
mit seinem potenziellen Arbeitgeber auseinander
gesetzt und war über das Unternehmen so gut wie
möglich informiert. Dass Sie sich über Ihren
zukünftigen Arbeitgeber schlau machen, gehört zu den
wichtigsten Aspekten Ihrer Bewerbung. Eine „08/15-
Bewerbung“ kann sich heute niemand mehr leisten,
egal wie toll oder qualifiziert er ist.
→ In allen Geschichten kam klar zum Ausdruck, dass die
Bewerber genau wussten, was sie wollten, und sich
nicht ablenken ließen.
Sicherlich werden Sie noch andere Übereinstimmungen
herausfinden, aber die oben genannten halte ich für besonders
wichtig, weil Sie daraus Fragen zur Entwicklung Ihrer eigenen
Strategie ableiten können:
→ Welche Potenziale schlummern in mir?
→ Was ist es, was gerade mich unverwechselbar macht?
→ Wo stehe ich mir selbst im Weg und warum tue ich
das?
→ Wie stelle ich mir meine berufliche Zukunft vor?
→ Will ich diesen Job wirklich und warum?
→ Wie kann ich auf angenehme oder dezent provokante
Weise die Aufmerksamkeit auf meine Bewerbung
ziehen?
→ Was passiert, wenn ich diesen Job dann auch

-201-
bekomme?
Falls Sie Bedenken haben oder sich über den einen oder
anderen Punkt Gewissheit verschaffen wollen, so scheuen Sie
sich nicht, bezahlte Helfer in Anspruch zu nehmen. Es gibt
Karriereberater und auf berufliche Zielerreichung spezialisierte
Coachs. Wenn es Ihnen eher darum geht, Ihr Potenzial
weiterzuentwickeln das bedeutet, dass Sie eher an Ihren Stärken
arbeiten als sich damit beschäftigen, Ihre Schwächen
„auszumerzen“ -, sollten Sie sich jemand suchen, der im Einzel-
oder Gruppencoaching Potenzialentwicklung anbietet,
Veränderungsprozesse begleitet und gute Kontakte zur
Wirtschaft hat. Bei der Auswahl achten Sie außer auf Ihren
Geldbeutel bitte vor allem auf Ihr Bauchgefühl, ob dieser
Berater/Coach Sie wirklich weiterbringen kann. In diesem
Markt hat sich die Spreu noch nicht vom Weizen getrennt.
Genug der Theorie. Es geht immer nur um das Eine: nämlich
das Tun! Ganz banal gesagt: „Es gibt nichts Gutes, außer man
tut es!“
Ich wünsche Ihnen viel Glück und gute Einsichten auf Ihrem
Weg - vergessen Sie nicht: „Jede Schwierigkeit ist eine Chance
in Arbeitskleidung“, was nichts anderes heißt, als dass Chancen
und Lernmöglichkeiten da lauern, wo es mal weniger glatt oder
einfach geht.

-202-
Anhang

Literaturverzeichnis

Bewerbung allgemein
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Bewerbungsbandbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger, Campus
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Hesse, Jürgen/Schrader, Hans Christian: Die perfekte
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Leger, Bernd: Praktikum in USA und Kanada. Der Leitfaden
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List, Karl-Heinz: Bewerbungsbriefe, die ankommen.
Individuell und treffend formulieren. Gezielt zum neuen Job, Fit
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List, Karl-Heinz: Kreative Jobsuche. Was will ich? Was kann
ich? Wie erreiche ich mein Ziel?, Fit for Business 2000
Manekeller, Wolfgang: Außergewöhnliche Bewerbungen. Wie
Sie schon bei der Präsentation Pluspunkte sammeln, Gondrom
1998
Müller-Thurau, Claus Peter: Fit 4 USA. So wird der USA-
Aufenthalt zum Erfolg. Praxis-Tipps für Job,, Schule, Praktikum,
Studium, Fit for Business 1999
Rye, David F.: 1003 Wege Karriere zu machen.
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Vollmer, Marianne: Raus aus dem Haus: Bewerbungstraining
für Mütter. Verwirklichen Sie Ihren Traum vom Beruf, Fit for
Business 2000

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Weiser, Melitta: Selbstdarstellung & Selfmarketing. So
werden Sie eine unverwechselbare Persönlichkeit, Fit for
Business 2001
Willmer, Karin: Aktiv zum neuen Job. Die erfolgreiche
Initiativbewerbung,, mvg 2000
Winzen, Oscar J.: Ihre berufliche Zukunft - Ihre Chance.
Fähigkeiten erkennen. Ziele verwirklichen. Ihre persönliche
Bewerbungsstrategie (Audiotraining), Fit for Business 2000
Online -Bewerbung
Hofert, Svenja: Praxismappe für die perfekte Internet -
Bewerbung, Eichborn 2001
List, Karl-Heinz/Huber, Christine M.: E-Mail-Bewerbung.
Erstklassige Selbstpräsentation. Mit Antwortgarantie, Fit for
Business 2001
Vorstellungsgespräch
Friedrich, Hans: Vorstellungsgespräche sicher und
erfolgreich führen, Falken 2000
Ibelgaufts, Renate: Das überzeugende Vorstellungsgespräch.
Erfolgreiche Strategien für den ersten Eindruck, Falken 2000
Knebel, Heinz: Das Vorstellungsgespräch. Die beliebteste
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Kratz, Hans-J.: Das Vorstellungsgespräch. Optimal
vorbereitet auf Ihren Live-Auftritt, „Walhalla 2000
Lines, June: 30 Minuten zum überzeugenden
Vorstellungsgespräcb, GABAL 1999
Lucas, Manfred: Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch. Das
neue Bewerbungswissen, Fit for Business 2000
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DISG'Test zur Selbstauswertung, GABAL 2000
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Reiche!, Wolfgang: Psychologische Eignungstests. Wozu sie
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Siewert, Horst H.: Berufseignungstests souverän meistern,
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Siewert, Horst H.: Kreativtests souverän meistern, mvg 2000
Siewert, Horst H.: Persönlichkeitstests souverän meistern,
mvg 2000
Siewert, Horst H.: Intelligenztests souverän meistern, mvg
2000
Siewert, Horst H.: Einstellungstests souverän meistern, mvg
2000
Assessment-Center
Brenner, Doris/Brenner, Frank/Giesen, Birgit: Individuell
bewerben. Mit praktischen Übungen zum Assessment Center,
Staufenbiel 2000
Gloor, Armin: Die AC-Methode. Assessment Center:
Führungskräfte beurteilen und fördern, Orell Füssli 2000
Hesse, Jürgen/Schrader, Hans Christian: Die 100 wichtigsten
Fragen zum Assessment Center. Optimale Vorbereitung in
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Hufnagl, Heidrun: Vom Assessment-Center zum Multimodalen
Auswahlverfahren. So nehmen Sie jede Hürde!, Lexika 2001
Schumann, Karin von/Harss, Claudia: Karriere-Chance
Assessment-Center. Methodik und Hintergründe verstehen.
Maximalen Gewinn erzielen. Für Teilnehmer und Unternehmen,
Fit for Business 2000
Siewert, Horst H.: Spitzenkandidat im Assessment Center. Die

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optimale Vorbereitung auf Eignungstests, Stressinterviews und
Personalauswahlverfahren,, mvg 2000
Gehaltsverhandlungen
Brenner, Frank/Brenner, Doris/Gatz, Birgit: 300 Tipps:
Gehaltsverhandlung, Humboldt 2001
Lucas, Manfred: Gehaltsverhandlungen richtig führen. So
erkennen Sie Ihre Chancen. Die besten Verhandlungsstrategien.
Wann es Zeit für einen Wechsel ist, Econ 1998
Mendack, Susanne: Besser verdienen - Richtig verhandeln.
Die besten Argumente für mehr Gebalt. So überzeugen Sie, Fit
for Business 2000
Schössler, Christof: Erste Hilfe. Mehr Gehalt, Die besten
Argumente für clevere Gehaltsverhandlungen, Haufe 2001
Frage- und Feedbacktechniken
Altmann, Hans Christian: Die hohe Kunst der Überzeugung,
mvg 1999
Birkenbihl, Vera F.: Fragetechnik... schnell trainiert, Das
Trainingsprogramm für Ihre erfolgreiche Gesprächsführung,
mvg 2000
Fengler, Jörg: Feedback geben. Strategien und Überlegungen,
Beltz 1998
Fey, Gudrun: Gelassenheit siegt! Mit Fragen, Vorwürfen,
Angriffen souverän umgehen, Fit for Business 2000
Ulsamer, Bertold: Exzellente Kommunikation mit NLP, GA-
BAL 1997
Roebuck, Chris: Professionell kommunizieren, mvg 2001
Stoffel, Wolfgang: Geschickt fragen. So überzeugen Sie in
jeder beruflichen Situation, Fit for Business 1999
Tipler, Julia: Verhandlungen professionell führen, mvg 2000

-206-
Persönliche Empfehlungen
Kassorla, Irene C.: Tun Sie's doch! Lernen Sie, sich selbst zu
lieben. Der Rest kommt dann fast von alleine, Knaur 2001
Lauster, Peter: Selbstbewußtsein, Ullstein 2001
Mohl, Alexa: Der Zauberlehrling - das NLP Lern- und
Übungsbuch, Junfermann 2000
Sprenger, Reinhard K.: Das Prinzip Selbstverantwortung,
Campus 2000

-207-

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