SYNTHETISCHE DROGEN
Von der Polizei sichergestellte Kunststoff-Flaschen eines Dieser selbst hergestellte Schutzanzug wurde bei einer Haus-
illegalen Suchtgiftlabors.
Gift aus der Flasche
Bei illegal in Plastikflaschen hergestellten synthetischen Drogen kann es zu
gefährlichen Nebenwirkungen kommen.
mmer wieder werden in Österreich
Labors zur illegalen Herstellung von
I synthetischen Suchtgiften entdeckt.
2011 waren es drei, 2012 sieben, 2013
fünf und im ersten Quartal 2014 zwei.
Die Labors werden je nach der Art der
Herstellung der synthetischen Suchtgif-
te als „Böhmische Kuchl“ oder „Shake
and bake“ bezeichnet.
In Tschechien wurden bisher über
400 Küchenlabors entdeckt, in denen
Methamphetamin hergestellt wird. Ne-
ben den ephedrin- oder pseudoephe-
drinhältigen Arzneien werden die Che-
mikalien Iod und roter Phosphor
benötigt. Laugen, Lösungsmittel und
Salzsäure, die für die Extraktion, Auf-
arbeitung und Reinigung benötigt wer-
den, sind großteils in Bauhäusern und
Drogerien erhältlich.
Aufgrund der Nähe zu Tschechien
haben das Wissen und Prozedere zur
Herstellung von Methamphetamin auch
den Weg nach Österreich gefunden.
Dabei wird mit einfachen Mitteln, Er-
findungsgeist und üblichen Küchenu-
tensilien aus Medikamenten das Sucht-
gift hergestellt. Neben Kochtöpfen und
Trinkgläsern hat sich als Reaktions-
behältnis als hilfreich und vielseitig her-
ausgestellt die Polyethylenterephthalat-
Getränkeflasche (PET-Flasche).
FOTOS: BUNDESKRIMINALAMT
PET-Getränkeflaschen dienen als
Reaktoren, zum Trennen der Produkte
und abgeschnitten auch als Trichter.
Bei Hausdurchsuchungen in Drogenfäl-
ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 5-6/14
durchsuchung von der Polizei gefunden.
len werden solche Flaschen in allen
Größen und gefüllt mit diversen Flüs-
sigkeiten gefunden, ebenso unterschied-
liche Konstruktionen, versehen mit
Schläuchen oder mit Spritzen. Nicht
nur bei den Reaktionsgefäßen wird im-
provisiert. Auch bei Heizquellen ist
man erfinderisch. Aus einem Bügelei-
sen wird eine Heizplatte. Die Schwie-
rigkeit beim Aufarbeiten solcher Labors
liegt darin, dass die einzelnen Arbeits-
schritte unabhängig voneinander sind
und man die verschiedenen Ansätze,
Extraktionen und Reinigungsschritte an
unterschiedlichen Orten durchführen
kann, sodass man eine PET-Flasche mit
verdächtiger Flüssigkeit auch an ver-
schiedenen Orten findet.
Solche Synthesen von Suchtgiften
sind nicht ungefährlich. Gesundheits-
schädliche Dämpfe von Lösungsmit-
teln oder Reaktionsprodukten, ätzende
Laugen und Säuren können zu Verlet-
zungen und dauernden Gesundheits-
schäden führen. Findige Geister ent-
wickelten Schutzanzüge aus Kunst-
Verunreinigtes Methamphetamin aus
einer „Böhmischen Kuchl“.
stoff-Folien, Handschuhen und Gum-
mistiefeln, Klebebändern und Kleb-
stoff, einer Taucherbrille oder einer
Atemschutzmaske.
„Shake and bake“ ist eine andere
Methode, Methamphetamin aus Ephed-
rin oder Pseudoephedrin herzustellen.
Diese Methode ist vor allem in den
USA verbreitet, während sich in Öster-
reich noch keine Hinweise ergaben.
Auch bei dieser Methode spielt die
PET-Flasche eine entscheidende Rolle.
Ephedrin- oder pseudoephedrinhältige
Medikamente werden dabei mit ande-
ren Chemikalien meist in einer Kunst-
stoffgetränkeflasche vermischt und ge-
schüttelt. Dabei entsteht Wasserstoff.
Ist die Reaktion einmal gestartet, kann
sie nicht mehr gestoppt werden. Man
benötigt lediglich ein Gefäß für die Re-
aktion, die Herstellung kann überall
stattfinden – beim Spazierengehen oder
in einem Auto. Da die Reaktion von al-
lein abläuft, können mehrere Ansätze
nebeneinander betrieben und größere
Mengen produziert werden.
Im Global Smart Update 2009 des
United Nation Office on Drugs and
Crime (UNODC) wurde berichtet, dass
die Methamphetaminherstellung nach
dieser Methode laut der Drug Enforce-
ment Administration (DEA) immer
mehr ansteigt. Bei der Reaktion bildet
sich Wasserstoffgas, das führt zu einer
hohen Brand- und Explosionsgefahr.
Wolfgang Greibl
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