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Kapitel 5:

Optimale Entscheidungen

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Kapiteleinleitung Kapitel 5: Optimale Entscheidungen
Im vierten Kapitel hatten wir gesehen, wie man mittels Nutzen- bzw. Erwartungsnutzenfunktionen optimale
Entscheidungen bestimmen kann. In diesem fünften Kapitel werden wir die Überlegungen des vierten Kapitels
weiter vertiefen.
Hierbei werden wir uns zunächst Möglichkeiten ansehen, wie man Entscheidungsanalysen vereinfachen kann.
Die Berechnung von Nutzen-, bzw. Erwartungsnutzenfunktionen ist teilweise sehr aufwändig. Häufig kann man
aber schon aufgrund von relativ einfachen Vorüberlegungen erkennen, welche Entscheidungsalternativen auf
keinen Fall in Frage kommen. Solche sehr schlechten Alternativen, die man schnell erkennen kann, muss man
dann gar nicht erst mittels Nutzen- bzw. Erwartungsnutzenfunktionen analysieren.
Wir werden hier im fünften Kapitel also zunächst damit beginnen herauszufinden, wie man unter eine Vielzahl
von Entscheidungsalternativen die jeweils beste für sich herausfinden kann. Dabei werden Sie vermutlich
feststellen, dass Sie selbst noch nie in ihrem Leben tatsächlich eine Entscheidung so bestimmt haben, wie Sie das
hier im Skript sehen. Und vermutlich werden Sie die Verfahren, die Sie hier kennenlernen, auch in Zukunft nicht
auf ihr eigenes Leben und ihre eigenen Entscheidungen anwenden. Wenn Sie allerdings später in Unternehmen
wichtige Entscheidungen fällen werden, dann wird man von Ihnen erwarten, dass Sie diese Entscheidungen
präzise begründen können. Daher sind fundierte Kenntnisse von Entscheidungsfindungsmethoden überaus
nützlich für das Berufsleben.
Im zweiten Teil des Kapitels beschäftigen wir uns dann mit einer anderen Form von Entscheidungssituationen.
Und zwar mit solchen Situationen, in denen mehrere Menschen gleichzeitig Entscheidungen treffen, deren
Wirkungen voneinander abhängen. Nehmen Sie an, dass Sie sich in einem gemeinsamen Urlaub mit ihrem
besten Freund fern der Zivilisation aus den Augen verloren haben. Sie stehen nun vor der Frage, ob Sie zum
möglichen Treffpunkt A oder zum möglichen Treffpunkt B gehen sollen. Sie wissen, dass ihr Freund vor derselben
Frage steht. Ob Ihre Entscheidung, zum Punkt A zu gehen, gut ist oder nicht, hängt in dieser Situation nicht nur
von Ihrer Entscheidung ab, sondern auch von der Entscheidung ihres Freundes, ebenfalls zum Punkt A zu gehen.

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Kapiteleinleitung Kapitel 5: Optimale Entscheidungen
In solchen Fällen spricht man von „interdependenten Entscheidungen“. Wenn Sie zum Treffpunkt A gehen und ihr
Freund das auch tut, dann werden sie beide nachträglich sagen, dass sie gute Entscheidungen getroffen haben,
weil sie sich wiedergefunden haben. Wenn Sie und ihr Freund hingegen beide zum Treffpunkt B gegangen wären,
würden Sie ebenfalls sagen, dass sie gute Entscheidungen getroffen haben. Das aber heißt aus Ihrer individuellen
Sicht, dass sowohl eine Entscheidung für A als auch für B richtig oder falsch sein könnte. Richtig und falsch
hängen davon ab, was Ihr Freund tut. Wir werden in diesem Kapitel Methoden kennenlernen, mit denen man
auch für solche interdependenten Entscheidungssituationen ermitteln kann, wie eine gute Entscheidung
aussehen müsste.
Probleme bei der Ermittlung optimaler Verhaltensweisen in interdependenten Entscheidungssituationen
gehören mit zu den interessantesten und anspruchsvollsten Problemen der Wirtschaftswissenschaft. Für
bahnbrechende Arbeiten in diesem Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaft sind schon eine ganze Reihe von
Nobelpreisen vergeben worden. Dieser Zweig der Wirtschaftswissenschaft wird „Spieltheorie“ genannt.

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Optimale Entscheidungen
Bisher:
Optimale Entscheidungen können durch Maximierung von Nutzen- bzw.
Erwartungsnutzenfunktionen ermittelt werden.

Problem:
Maximierung evtl. sehr aufwändig, wenn sehr viele Alternativen verglichen werden müssen!

Ausweg:
Eventuell kann man eine Vorauswahl treffen!

Entscheidungsregeln:
Wähle niemals eine dominierte Alternative
Wähle immer nur aus der Menge der effizienten Alternativen

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Dominanz und Effizienz
Definition:
Eine Alternative (Handlungsalternative) A dominiert eine andere Alternative B, wenn die
Konsequenzen von A keinesfalls schlechter sind als die Konsequenzen von B, in mindestens einer
Situation A aber zu besseren Konsequenzen führt als B.

Ergänzung:
Wenn A die Alternative B dominiert, wird A auch als dominierende und B als dominierte Alternative
bezeichnet.

Entscheidungsregel:
Wähle niemals dominierte Alternativen!

Weitere Definition:
Eine Alternative A ist effizient, wenn sie von keiner anderen Alternative dominiert wird!

Entscheidungsregel:
Wähle immer eine effiziente Alternative!

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Ein Entscheidungsproblem: Beispiel
Beispiel:
Martina hat ein Möbelgeschäft. Sie überlegt, welche der vier folgenden Alternativen sie wählen soll.
Dabei berücksichtigt sie auch, wie sich die Konjunktur in der Möbelbranche entwickeln könnte. Sie
hält vier unterschiedliche Szenarien für möglich, deren Eintrittswahrscheinlichkeiten sie schätzt.

Sie kommt zu folgenden Ergebnissen (Werte in Tabelle: Martinas jeweilige Nutzenwerte!):

Mögliche konjunkturelle Szenarien 1-4 der Zukunft


(geschätzte Eintrittswahrscheinlichkeiten in Klammern)
Alternative 1 2 3 4
(p1 = 0,1) (p2 = 0,2) (p3 = 0,5) (p4 = 0,2)
A: Preise erhöhen 20 70 40 200

B: Preise Senken 20 60 0 200

C: Neues Sortiment 30 50 90 70

D: Laden vergrößern 10 40 90 60

176
Dominierte Alternative:B
Frage:
Welche Alternativen sollte Martina nicht wählen?

Mögliche konjunkturelle Szenarien 1-4 der Zukunft


(geschätzte Eintrittswahrscheinlichkeiten in Klammern)
Alternative 1 2 3 4
(p1 = 0,1) (p2 = 0,2) (p3 = 0,5) (p4 = 0,2)
A: Preise erhöhen 20 70 40 200

B: Preise Senken 20 60 0 200

C: Neues Sortiment 30 50 90 70

D: Laden vergrößern 10 40 90 60

Erste Antwort:
A ist in keinem Fall schlechter als B, in den Szenarien 2 und 3 aber besser. Also: A dominiert B, B
sollte nicht gewählt werden!

177
Dominierte Alternative: D
Folgerung:
Alternative B kann gestrichen werden!

Mögliche konjunkturelle Szenarien 1-4 der Zukunft


(geschätzte Eintrittswahrscheinlichkeiten in Klammern)
Alternative 1 2 3 4
(p1 = 0,1) (p2 = 0,2) (p3 = 0,5) (p4 = 0,2)
A: Preise erhöhen 20 70 40 200

C: Neues Sortiment 30 50 90 70

D: Laden vergrößern 10 40 90 60

Nun zeigt sich:


C ist in keinem Fall schlechter als D, tatsächlich ist C in den Szenarien 1, 2 und 4 besser als D. Also: C
dominiert D, D sollte nicht gewählt werden und kann daher gestrichen werden!

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Effiziente Alternativen: A und C
Ergebnis:
Nach Streichung der dominierten Alternativen hat sich Martinas Entscheidungsproblem auf einen
Vergleich der Alternativen A und C reduziert:

Mögliche konjunkturelle Szenarien 1-4 der Zukunft


(geschätzte Eintrittswahrscheinlichkeiten in Klammern)
Alternative 1 2 3 4
(p1 = 0,1) (p2 = 0,2) (p3 = 0,5) (p4 = 0,2)
A: Preise erhöhen 20 70 40 200

C: Neues Sortiment 30 50 90 70

Nun stellt Martina fest:


Jede der beiden Alternativen ist in mindestens einem Szenario besser als die jeweils andere
Alternative.

Also:
Keine Alternative dominiert die andere, daher sind also beide Alternativen effizient.

179
Rückgriff auf Erwartungsnutzenfunktion

Erst jetzt müssten wir wieder auf Martinas Nutzenfunktion bzw. auf ihre Erwartungsnutzenfunktion
zurückgreifen, um von den Alternativen A und C zu bestimmen, welche davon zu einem höheren
Erwartungsnutzen führt.

Nehmen wir an, Martina hat die Erwartungsnutzenfunktion:

𝑈𝑈 = 𝑋𝑋 − 0,01𝜎𝜎 2

Zur Erinnerung:

𝑛𝑛
𝑋𝑋 = � 𝑝𝑝𝑖𝑖 𝑥𝑥𝑖𝑖 = 𝑝𝑝1 𝑥𝑥1 + ⋯ + 𝑝𝑝𝑛𝑛 𝑥𝑥𝑛𝑛
𝑖𝑖=1
𝑛𝑛
𝜎𝜎 2 = � 𝑝𝑝𝑖𝑖 (𝑥𝑥𝑖𝑖 − 𝑋𝑋)² = 𝑝𝑝1 𝑥𝑥1 − 𝑋𝑋 2
+ ⋯ + 𝑝𝑝𝑛𝑛 (𝑥𝑥𝑛𝑛 − 𝑋𝑋)²
𝑖𝑖=1

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Alternativenvergleich mittels Erwartungsnutzenfunktion
Für Alternative A ermitteln wir:
𝑋𝑋 = 20 � 0,1 + 70 � 0,2 + 40 � 0,5 + 200 � 0,2 = 76
𝜎𝜎 2 = (20 − 76)2 � 0,1 + 70 − 76 2 � 0,2 + 40 − 76 2 � 0,5 + 200 − 76 2 � 0,2
𝜎𝜎 2 = 4044

Daraus ergibt sich ein Erwartungsnutzen von: 𝑈𝑈 = 𝑋𝑋 − 0,01𝜎𝜎 2 = 76 − 0,01 � 4044 = 35,56

Alternative C ist für Martina


besser, denn 67,64 > 35,56!
Für Alternative C ergibt sich hingegen:

𝑋𝑋 = 30 � 0,1 + 50 � 0,2 + 90 � 0,5 + 70 � 0,2 = 72


𝜎𝜎 2 = (30 − 72)2 � 0,1 + 50 − 72 2 � 0,2 + (90 − 72)2 � 0,5 + 70 − 72 2 � 0,2
𝜎𝜎 2 = 436

Es folgt ein Erwartungsnutzen von: 𝑈𝑈 = 𝑋𝑋 − 0,01𝜎𝜎 2 = 72 − 0,01 � 436 = 67,64

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Optimale Entscheidungsregeln

Optimale Entscheidungen können nur ermittelt werden, wenn:


 Die Handlungsalternativen bekannt sind und
 Die Präferenzen bekannt sind

Ist beides der Fall:


Wähle die Alternative mit dem höchsten Erwartungsnutzen!

Evtl. vorher zur Vereinfachung:


Eliminiere die dominierten Alternativen!

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Optimale Entscheidungen bei Interdependenz

Bisher:
Wir haben bisher lediglich Einzelentscheidungen analysiert.

Frage:
Wie kommt man aber zu optimalen Entscheidungen, wenn das Ergebnis der eigenen Entscheidung
auch davon abhängt, was andere Menschen tun, die ebenfalls Eigeninteressen verfolgen?

Methodik:
Die Frage nach optimalen Entscheidungen in interdependenten Entscheidungssituationen wird mit
Methoden der sog. „Spieltheorie“ behandelt.

Beispiel:
Lukas und Lena verabreden sich zu einem Treffen an einem entlegenen Ort, an dem Telefone und
Handys nicht funktionieren.

183
Die individuelle Sichtweise bei interdependenten Entscheidungen
Sehen wir uns zunächst Lenas Nutzenbewertung der möglichen Situationen an:

Lukas
Verabredung Verabredung nicht
einhalten einhalten

Verabredung 4 0
einhalten
Lena

Verabredung nicht 1 1
einhalten

Lenas Problem:
Sie hat keine dominante Alternative!
Sie kann auch keinen Erwartungsnutzen berechnen, weil es keine Wahrscheinlichkeiten
gibt, da auch Lukas eine bewusste Entscheidung fällen wird.

184
Berücksichtigung der „anderen“
Gesucht also:
Eine Methode, mit der man Optimalverhalten bei interdependenten Entscheidungen bestimmen
kann!

Bei Interdependenz aber unverzichtbar:


Um die beste eigene Entscheidung zu bestimmen, muss man auch herausfinden, was die beste
Entscheidung des anderen aus dessen Sicht ist!

Dafür notwendig:
Man muss etwas darüber wissen, wie der andere die möglichen Situationen bewertet.

Im Beispiel:
Wir tragen in die Tabelle nun auch noch die Nutzenwerte für Lukas ein.

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Simultane Nutzenbetrachtung
Lukas
Verabredung Verabredung nicht
einhalten einhalten

Verabredung 4; 0;
einhalten 4 1
Lena

Verabredung nicht 1; 1;
einhalten 0 1

Hinweis:
Wie bisher muss Lena ihre Nutzenwerte zeilenweise bestimmen, Lukas vergleicht seine
Nutzenwerte aber spaltenweise.
Notation:
Der jeweils erste Nutzenwert in derartigen Tabellen bezieht sich immer auf die Person, die über die
Zeile entscheidet, die zweite Zahl auf die Person, die über die Spalte entscheidet.

186
Umentscheiden: Ja oder Nein?
Lukas
Verabredung Verabredung nicht
einhalten einhalten

Verabredung 4; 0;
einhalten 4 1
Lena

Verabredung nicht 1; 1;
einhalten 0 1

Frage:
In welchen der vier Kombinationen würden sich weder Lena noch Lukas nachträglich darüber
ärgern, wie sie sich individuell entschieden haben?

187
Die nachträgliche Perspektive
Frage:
In welchen der vier Kombinationen würden sich weder Lena noch Lukas nachträglich darüber
ärgern, wie sie sich individuell entschieden haben?

Lukas
Verabredung Verabredung nicht
einhalten einhalten

Verabredung 4; 0;
einhalten 4 1
Lena

Verabredung nicht 1; 1;
einhalten 0 1

Hierzu beurteilen wir, ob sich einer von beiden oder sogar beide im Nachhinein individuell
umentscheiden wollen würden, wenn sie das noch könnten.

188
Richtungen des Umentscheidens
Hier:
Die Pfeile zeigen jeweils an, wer sich in welcher Situation in welcher Richtung umentscheiden
wollen würde!
Lukas
Verabredung Verabredung nicht
einhalten einhalten

Verabredung 4; 0;
einhalten 4 1
Lena

Verabredung nicht 1; 1;
einhalten 0 1

Beobachtung: In das Feld (Verabredung einhalten; Verabredung einhalten) zeigen keine Pfeile
hinaus, sondern nur hinein!

189
Nächste Beobachtung:
Auch in das Feld (Verabredung nicht einhalten; Verabredung nicht einhalten) zeigen keine Pfeile
hinaus, sondern nur hinein!

Lukas
Verabredung Verabredung nicht
einhalten einhalten

Verabredung 4; 0;
einhalten 4 1
Lena

Verabredung nicht 1; 1;
einhalten 0 1

190
„Spaßdefinition“: Gleichgewichte

Interpretation:
Wenn aus einem Feld kein Pfeil herausführt, heißt das, dass sich in der eingetretenen Situation
keiner von beiden individuell nachträglich für seine andere Alternative um entscheiden wollen
würde.

Vorläufige „Spaßdefinition“:
Felder aus denen keine Pfeile herausführen heißen „Gleichgewichte“.

(Achtung: Sprechen Sie mit niemandem über diese Definition!)

191
Definitionen: Spiel, Spieler, Gleichgewichte
Präzisere Definitionen

„Spiel“ und „Spieler“:


Interdependente Entscheidungssituationen nennen wir „Spiele“, die Akteure nennen wir „Spieler“

„Strategien“:
Die Aktionen, die die Spieler wählen können, nennen wir „Strategien“.

„Strategiekombinationen“:
Wenn wir von jedem Spieler eine beliebige seiner möglichen Strategien nehmen und diese
Strategien dann alle hintereinander schreiben, nennen wir das eine „Strategiekombination“.

„Gleichgewicht“:
Wenn wir eine Strategiekombination gefunden haben, in der keiner der Spieler seine eigene
Strategie individuell nachträglich noch ändern wollen würde, nachdem er die Strategien aller
anderen Spieler erfahren hat, nennen wir diese Strategiekombination ein „Gleichgewicht“.

192
Beispiel anhand der Definitionen
In unserem Beispiel von oben:

Spieler: Lena, Lukas

Mögliche Strategien Lena: Mögliche Strategien Lukas:


Strategie 1: Verabredung einhalten Strategie 1: Verabredung einhalten
Strategie 2: Verabredung nicht einhalten Strategie 2: Verabredung nicht einhalten

Mögliche Strategiekombinationen also:


(Verabredung einhalten ; Verabredung einhalten )
(Verabredung einhalten ; Verabredung nicht einhalten)
(Verabredung nicht einhalten ; Verabredung einhalten )
(Verabredung nicht einhalten ; Verabredung nicht einhalten)

Gleichgewichte:
(Verabredung einhalten ; Verabredung einhalten )
(Verabredung nicht einhalten ; Verabredung nicht einhalten)

193
Prüfung eines Gleichgewichts
Zur Wiederholung:
Ein Gleichgewicht ist eine Strategiekombination, in der keiner der Spieler seine Strategie individuell
im Nachhinein ändern wollen würde

Oben gefundene Gleichgewichte:


(Verabredung einhalten ; Verabredung einhalten )
(Verabredung nicht einhalten ; Verabredung nicht einhalten)

Prüfung Gleichgewicht 1:
(Verabredung einhalten ; Verabredung einhalten )

In diesem Gleichgewicht erreichen Lena und Lukas jeweils einen Nutzenwert von 4.
Wenn Lena nun ihre Strategie im Nachhinein wechseln würde, würde sich die folgende
Strategie- kombination ergeben:
(Verabredung nicht einhalten ; Verabredung einhalten )

In dieser neuen Strategiekombination würde Lena aber nur noch einen Nutzen von 1 erzielen, sie
würde also gar nicht wechseln wollen. Gleiches gilt für Lukas. (Prüfen Sie das selbst nach!)

194
Nash-Gleichgewicht und Gleichgewicht dominanter Strategien

„Nash-Gleichgewicht“:
Ein Gleichgewicht mit der Eigenschaft, dass keiner der Spieler im Nachhinein individuell seine
Strategie ändern wollen würde, wird auch “Nash-Gleichgewicht“ genannt.

(John Forbes Nash, Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaft 1994)

Besonderes Gleichgewicht:
Gleichgewicht dominanter Strategien

Beschreibung:
Auch in interdependenten Entscheidungssituationen kann es vorkommen, dass Spieler Strategien
besitzen, die ihnen immer den höchsten Nutzen bringen, egal, welche Strategien die anderen
Spieler wählen.

195
Gleichgewicht dominanter Strategien
Maler GmbH
Preise erhöhen Preise nicht erhöhen
Anstreicher GmbH

Preise erhöhen 4; 3;
4 1

Preise nicht erhöhen 1; 1;


3 1

Hier: Für die Anstreicher GmbH ist es immer besser, die Preise zu erhöhen, egal was die Maler
GmbH tut. Dies gilt auch umgekehrt. Beide Spieler haben damit eine dominante Strategie.

Die Strategiekombination (Preise erhöhen, Preise erhöhen) ist ein Gleichgewicht dominanter
Strategien.

196
Optimalitätsregel bei Interdependenz
Optimalitätsregel:
In Spielen ist die Wahl von Strategien optimal, die zu einem Gleichgewicht führen!

Mögliche Probleme:
Was sollte man tun, wenn es mehrere Gleichgewichte gibt?
Was sollte man tun, wenn es keine Gleichgewichte gibt?
Was sollte man tun, wenn Spiele über mehrere Runden gehen?

Antworten:
Siehe Vorlesungen zur Spieltheorie in der Profilierungsphase und im Master!

197
Optimale Entscheidungen: Zusammenfassung
Die Wirtschaftswissenschaft versteht sich als anwendungsorientierte Wissenschaft. Sie will dabei nicht nur ver-
schiedene Handlungsalternativen aufzeigen, sondern auch dabei helfen, die jeweils beste Alternative zu finden.

Um beurteilen zu können, welche Entscheidungsalternative die beste ist, benötigt man einen
Optimalitätsmaßstab. Dieser Maßstab ist grundsätzlich der Nutzen bzw. Erwartungsnutzen des
Entscheidungsträgers. Der Entscheidungsträger sollte immer diejenige Alternative wählen, die seinen
(Erwartungs-)Nutzen maximiert.

Beim Vergleich der Entscheidungsalternativen kann es vorkommen, dass eine Alternative X in jedem Fall zu
schlechteren Resultaten führen würde als eine andere Alternative Y. In diesem Fall wird die Alternative X als die
dominierte Alternative und Y als die dominierende Alternative bezeichnet. Die Wahl einer dominierten
Alternative kann niemals optimal sein, daher können dominierte Alternativen gestrichen werden. Sie müssen bei
der Entscheidungsfindung nicht weiter berücksichtigt werden.

Wenn alle Alternativen paarweise auf eine mögliche Dominanzbeziehung untersucht worden sind, und keine
weiteren Dominanzen mehr gefunden werden können, bezeichnet man die verbliebenen Alternativen als
„effizient“. Entscheidungen können grundsätzlich nur optimal sein, wenn die gewählte Alternative effizient ist.
Sind alle dominierten Alternativen gestrichen, kann aus der verbliebenen Menge der effizienten Alternativen die
beste erst bestimmt werden, wenn die (Erwartungs-)Nutzenfunktion des Entscheidungsträgers bekannt ist.

198
Optimale Entscheidungen: Zusammenfassung
Auch in Entscheidungssituationen, in denen mehrere Akteure interdependente Entscheidungen treffen, sind die
jeweiligen Entscheidungen nur dann optimal, wenn sie die (Erwartungs-)Nutzen der Akteure maximieren. Inter-
dependente Entscheidungssituationen werden als „Spiele“ bezeichnet, die handelnden Akteure als „Spieler“.

Aufgrund der Interdependenz muss jeder Spieler allerdings berücksichtigen, wie sich die anderen Spieler
sinnvollerweise verhalten werden. In interdependenten Entscheidungssituationen gelten Kombinationen von
Entscheidungen als optimal, die ein sog. Gleichgewicht bilden. Gleichgewichte sind diejenigen Kombinationen
von Verhaltensweisen (sog. Strategien), bei denen keiner der Spieler im Nachhinein noch individuell seine
Strategie ändern wollen würde, selbst wenn das noch möglich wäre. Gleichgewichte mit dieser Eigenschaft
werden auch als Nash-Gleichgewichte bezeichnet.

In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass jeder Spieler eine Strategie besitzt, die für ihn immer die beste ist,
ganz unabhängig davon, was die anderen Spieler tun. Jeder Spieler besitzt dann eine dominante Strategie.
Wählen alle Spieler ihre dominante Strategie, so bezeichnet man das daraus resultierende Gleichgewicht als
„Gleichgewicht dominanter Strategien“. Da kein Spieler, der eine dominante Strategie gewählt hat, diese
Strategie im Nachhinein noch ändern wollen würde, ist jedes Gleichgewicht dominanter Strategien immer auch
gleichzeitig ein Nash-Gleichgewicht.

199
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theorie zu beschäftigen, schauen Sie doch einmal in mein
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200
Kapitel 5: Mindestanforderungen für die Abschlussprüfung

In der Abschlussprüfung sollten Sie in der Lage sein, jede der Aufgaben auf dieser und den
nächsten Seiten zu lösen.

Aufgabe:
Erläutern Sie die Begriffe „Dominanz“ und „Effizienz“.

201
Tragen Sie selbst in der folgenden Tabelle beliebige Geldbeträge ein. Ermitteln Sie dann, welche
Alternative(n) effizient ist (sind), welche wird (werden) dominiert?
Wenn die Tabelle die Gewinne von Gregor wiedergibt und Gregor die Erwartungsnutzenfunktion
𝑈𝑈 = 𝑋𝑋 − 0,001𝜎𝜎 2 hat, welche der Alternativen A-D sollte er dann wählen?

Mögliche konjunkturelle Szenarien 1-4 der Zukunft


(geschätzte Eintrittswahrscheinlichkeiten in Klammern)
Alternative 1 2 3 4
(p1 = 0,4) (p2 = 0,2) (p3 = 0,1) (p4 = 0,3)
A:

B:

C:

D:

202
Bestimmen Sie das / die Gleichgewicht(e)
Spieler 2
Linke Strategie Rechte Strategie
„links“ „rechts“

Obere Strategie 8; 0;
„oben“ 8 10
Spieler 1

Untere Strategie 10 ; 1;
„unten“ 0 1

Die Strategiekombination (________________, _______________) ist ein Gleichgewicht!

203
Bestimmen Sie das / die Gleichgewicht(e)
Spieler 2
links rechts

oben 8; 0;
2 0
Spieler 1

unten 0; 2;
0 8

Die Strategiekombination (________________, _______________) ist ein Gleichgewicht!


Die Strategiekombination (________________, _______________) ist ebenfalls ein Gleichgewicht!

204
Bestimmen Sie das / die Gleichgewicht(e)
Spieler 2
links rechts

oben 8; 4;
2 0
Spieler 1

unten 10 ; 2;
0 8

Das Spiel hat ______ Gleichgewichte!

205
Spieler 2
links rechts

oben A; C;
E F
Spieler 1

unten B; D;
G H

In der Abschlussprüfung müssen Sie in der Lage sein, für beliebige Nutzenwerte A-D von Spieler 1
und E-H von Spieler 2 alle Gleichgewichte zu bestimmen, sofern Gleichgewichte existieren. Ferner
müssen Sie sagen können, ob es sich jeweils um ein einfaches Nash-Gleichgewicht oder sogar um
ein Gleichgewicht dominanter Strategien handelt.

206
Spieler 2
links rechts

oben __ ; __ ;
__ __
Spieler 1

unten __ ; __ ;
__ __

Denken Sie sich selbst Nutzenwerte aus und tragen Sie diese in die Tabelle ein. Bestimmen Sie dann
alle Gleichgewichte des Spiels, sofern Gleichgewichte existieren!

207

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