Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
••
HANSER
Im Winter 2010/2011 drohte die Schwei
negrippe zahlreiche Opfer zu fordern. Die
Regierung investierte Unsummen und
bestellte unzureichend geprüfte Impfstof
fe. Am Ende war damit nur einer Partei
gedient: den Arzneimittelherstellern, die ein
Milliardengeschäft gemacht hatten.
••
DIE VIREN-LUGE
Wie die Pharmaindustrie mit
unseren Ängsten Milliarden verdient
HANSER
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2 3 4 5 6 15 14 13 12 11
Prolog 3
Kapitel Eins
Eine kurze Geschichte der Viren 17
KAPITEL Zwei
Das Milliardengeschäft mit den Vakzinen 35
KAPITEL Drei
Schweinegrippe als Pharma-Coup 71
KAPITEL Vier
Dengue-Viren auf globaler Ansteckungstour 107
KAPITEL Fünf
Exotische Krankheiten unter uns 139
KAPITEi Sechs
Warum Geheimdienste Viren fürchten - und Impfstoffhersteller
frohlocken 171
KAPITEL Sieben
Vorwarnung statt Hysterie 201
2 IN HALT
KAPITEL Acht
Tipps und Tricks gegen Viren & Co. 217
Epilog 229
Danksagung 234
Anmerkungen 236
Register 241
PROLOG
Chef der Berliner Charite die aus ihrer Sicht zu langsame Re
aktionskette des Robert Koch-Instituts (RKI). Doch wer sich
an derart lateralen Erklärungsversuchen und Hinweisen be
teiligte, musste mit massiven Nachteilen rechnen. Kritischer
Journalismus war im Rahmen der EHEC-Krise leider zu selten
anzutreffen. Ein strukturelles Problem: Unangepasste Medi
envertreter werden mit Klagedrohungen überhäuft oder aber
durch Einladungen zu Journalistenseminaren auf Linie ge
bracht. So wurde manch unliebsame Erkenntnis ausgeblen
det: etwa eine Doktorarbeit, die sich bereits im Jahr 2004 mit
den Übertragungswegen von EHEC-Erregern befasst hatte.
Dieser Studie zufolge sind kontaminierte Badeseen eine Ge
fahrenquelle für den Menschen. Selbst Trinkwasser hielten
die Wissenschaftler vom Institut für Toxikologie und Um
welthygiene der Technischen Universität München für poten
ziell riskant. Auf entsprechende Hinweise aus dem RKI war
tete man im Juni 2011 vergeblich. Fest steht: Wer an EHEC
infiziert ist, kann Lebensmittel und Badegewässer kontami
nieren. Zusätzlich offenbarte der winzige Erreger ein weiteres
gigantisches Problem: Deutschland verfügt weder über eine
ausreichende Zahl an staatlichen Lebensmittelkontrolleuren
- noch über eine zentrale Seuchenschutzbehörde nach Mus
ter der US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control
and Prevention). Die Notwendigkeit epidemiologischer For
schung und Frühwarnung - egal, ob es sich um Viren oder
Bakterien handelt - ist nicht nur in den USA längst ins poli
tische und öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. Das Aus
land schüttelt über die deutschen Zustände den Kopf.
Eine Institution wie die CDC hätte womöglich Schlimme
res verhindern können, wäre frühzeitiger aktiv geworden.
Nach einem Bericht des Fachblatts Eurosurveillance, dessen
Autoren auch Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts waren,
6 DIE VIREN-LÜGE
ders als die Mehrzahl der Medien schließt das BMI auch bio
terroristische Anschläge mit Bakterien oder Viren nicht aus.
Im Bericht heißt es, dass es für den Fall der Verbreitung von
EHEC, aber auch von Salmonellen und anderen bakteriellen
Epidemien, seltsame und ineffektive Zuständigkeiten gebe -
so ist für ein Frühwarnsystem bei Bakterien nicht etwa das
Gesundheits- oder Innen-, sondern das Verbraucherschutz
ministerium verantwortlich. Der Bericht schließt mit dem Fa
zit, dass wir auf das Auftreten neuer Varianten bekannter Er
reger wie enterohaemorrhagische Escherichia coli (EHEC)
schlicht nicht vorbereitet sind - und unter Ärzten Unsicher
heit um sich greift.
Darüber hinaus existierten akribisch formulierte Notfallplä
ne des Bundes, die die verantwortlichen Politiker im Fall von
EHEC weder zu kennen schienen, noch anwendeten. Der ers
te fatale Fehler des BMG-Chefs bestand darin, die beim RKI
seit Anfang Mai eingehenden Daten entweder übersehen oder
aber falsch interpretiert zu haben - und das, obwohl ein sig
nifikanter Anstieg im Vergleich zur Langjahresstatistik unver
kennbar war. Fehler Nummer zwei war die Missachtung eines
elementaren Papiers der zum BMI zählenden Schutzkommis
sion aus dem Jahr 2006. Bereits darin eruierten Experten des
Bevölkerungsschutzes die Möglichkeit eines Anschlags mit
EHEC-Erregern und zeigten deutliche Missstände in der Ko
ordination zwischen den einzelnen Ministerien und deren
nachgeordneten Behörden auf. Seitdem hat der Bund auf die
se Schwächen reagiert, im Falle von biologischen Bedrohun
gen - zu denen auch EHEC zählt - können minutiös erarbei
tete Pläne zum Einsatz kommen, auf die der Gesundheitsmi
nister von Beginn an hätte zugreifen müssen. Die von Daniel
Bahr im Nachhinein dargelegten Kommunikationsschwächen
erscheinen in diesem Licht als verzweifelter Versuch, vom ei-
8 DIE VIREN-LÜGE
Die seriöse Ärzte Zeitung griff die Meldungen auf und schrieb
am 10. März 2011 in ihrer Online-Ausgabe:
,,Der Influenza-Virusstamm H2N2 könnte eine neue Grip
pepandemie verursachen, warnen US-Forscher. Bei globalen
Ausbrüchen 1957 und 1968 seien bei Infektionen mit dieser Vi
rusvariante vier Millionen Menschen gestorben." Und: ,,Men
schen im Alter unter 50 Jahre hätten heute so gut wie keine
Immunität mehr gegen H2N2. Das Virus gebe es aber weiter
hin bei Vögeln und Schweinen." 3
Auch wenn Artikel dieser Art noch keine Panik in der brei
ten Bevölkerung auslösten, hatten doch viele ein Deja-vu:
Nach der Schweinegrippe ist wieder eine Grippe als tödliche
Bedrohung der Menschheit im Gespräch, erneut fordern un
abhängig erscheinende Wissenschaftler Vakzine (Impfstoffe)
gegen eine drohende Pandemie. Das Resultat der letzten Grip
pehysterie - gefüllte Kassen der Pharmakonzerne, verunsi
cherte Patienten und eine blamierte Politik - scheint verges
sen. Wieder wird Angst geschürt: der lukrative Motor, mit
dem Pharmakonzerne Milliarden von Euro verdienen. Durch
die Verbreitung von Panik bereiten diese den Weg zur Ver
marktung ihrer Impfstoffe - auch wenn sie im Fall H2N2, wie
bei der Schweinegrippe, kaum ausreichend getestet sein dürf
ten, weil es klinische Langzeitstudien nach den üblichen
Standards nicht geben kann. Was 2009 funktionierte, scheint
in den Schubladen auf Wiedervorlage gewartet zu haben. Wie
sind die Warnungen vor H2N2 einzuordnen? Müssen wir uns
Sorgen machen? Oder hat die Pharmalobby die Fäden in der
Hand und spielt mit unseren Ängsten?
Wir sind keine militanten Impfgegner. Bis zum Auftreten
der Schweinegrippe-Pandemie im Jahr 2009 ließen auch wir
uns die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorge
schlagenen Vakzine verabreichen. Wir vertrauten den Anga-
10 DIE VIREN-LÜGE
was die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog. Kurz nach
Silvester schilderten Gesundheitsbehörden in Kentucky ähn
liche Vorkommnisse, auch Louisiana, im Jahr 2010 eher we
gen der BP-Ölpest ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit ge
rückt, wunderte sich über herabfallendes, totes Federvieh.
An skurrilen Erklärungsversuchen für diese Phänomene
mangelte es nicht. Behörden und Experten diskutierten ü ber
Ursachen wie Silvesterraketen oder den kollektiven Herzin
farkt der Tiere. Als ob die Natur den hilflosen Forschern eine
zusätzliche Rätselaufgabe stellen wollte, mussten am 4. Janu
ar 2011 auch Ornithologen in Chile den ebenso plötzlichen wie
unerklärlichen Tod von 1500 dunklen Sturmtauchern (Puffi
nus griseus) in der Gegend von Mela und Colmuyao feststel
len. Zudem schien der Mensch selbst Opfer rätselhafter Erre
ger zu werden: Nur einen Tag vor der Meldung aus Chile in
formierten indische Gesundheitsbehörden ihre Kollegen welt
weit über den mysteriösen Tod von zwei Kindern im Distrikt
Mandya. Die kleinen Patienten hatten ohne jegliche Anzei
chen einer Erkrankung begonnen, Blut zu brechen, kurz da
nach waren sie tot. Zur Verwunderung der Ärzte wies das Blut
der Kinder eine ungewohnte Eigenschaft auf: Seine Gerin
nungszeit betrug 120 Sekunden und nicht, wie bei Gleichalt
rigen zu erwarten gewesen wäre, 15 bis 20 Sekunden.
Hunderttausende tote Fische, mysteriös verendete Vögel
oder innerlich verblutende Kinder. Der Stoff, aus dem Holly
woods Studios normalerweise Thriller produzieren, zählt
zum Alltag der Seuchenforscher. ,,Undiagnosed Die-off" nen
nen Wissenschaftler das rätselhafte und ungeklärte Sterben
von Tier und Mensch. Entgegen der landläufigen Meinung
kommt das Phänomen täglich vor. Seltenheitswert hat allen
falls die Aufmerksamkeit der Bevölkerung für das Gesche
hen - noch. Dabei wäre Sorge und mehr Sorgfalt in der Seu-
20 DIE VIREN-LÜGE
folge keinesfalls neu - nehmen aber seit Jahren zu. ,,Als na
hezu sicher gilt dabei die Tatsache, dass die Killerviren zuerst
im Tierreich auftreten und erst danach, nach entsprechenden
Mutationen des Erbguts, auf den Menschen überspringen",
erklärt Griot. 5 Tatsächlich ist die Liste der sogenannten „Emer
ging Diseases", wie Epidemiologen die neuen Seuchen auch
nennen, beeindruckend: 6
• Das ebenso wie die SARS-Corona zur Paramyxofamilie
gehörende Hendra-Virus löste 1994 bei Menschen in
Australien schwere Lungenentzündungen aus.
Fledermäuse übertrugen den Erreger zuerst auf Pferde,
von da aus sprang er auf den Menschen über.
• Die in Form der Vogelgrippe ins Blickfeld der Öffentlich
keit gerückten H5Nl-Influenza-Viren wiesen Forscher in
der chinesischen Provinz Guandong bereits im Jahr 1997
bei Geflügel nach, mittlerweile infizieren Vögel auch an
dere Arten.
• Das Virus Menangle erblickte im Jahr 1998 in Australien
das Licht der Welt. Die Opfer erleiden eine schwere, le
bensbedrohliche Lungenentzündung.
• Der SARS-Corona-Erreger, dem weltweit bisher mehr als
850 Menschen zum Opfer fielen, gilt ebenfalls als Beispiel
einer neuen Seuche. Seinen Ursprung machten Epidemio
logen ebenfalls in Guandong aus und datieren den Zeit
punkt der Entstehung auf das Jahr 2003.
Wie schwer sich die Entstehungsgeschichte solcher Seuchen
wissenschaftlich aufklären lässt, demonstriert eindrucksvoll
das Beispiel Nipah. Der gleichnamige Erreger tauchte erst
mals im Jahr 1999 in Malaysia auf - und raffte in kurzer Zeit
102 Menschen dahin. Seitdem tappte man jahrelang im Dun
keln. Erst im Juli 2006 gelang Wissenschaftler am US-ameri
kanischen National Institute of Allergy and Infectious Disea-
24 DIE VIREN-LÜGE
großer Sorge geben: Wie sehr sind wir den Interessen der
Pharmagiganten eigentlich bereits ausgeliefert?
Die zentrale Frage, um die es dabei geht, ist einfach ge
stellt: Warum verzichten Pharmafirmen in den Ländern der
Dritten Welt nicht auf ihre Patentrechte, um den Menschen
den Zugang zu kostengünstigen Medikamenten wesentlich
zu erleichtern? Würde ein Robert Gallo als Pharmafirmen
Chef auf die vielen Milliarden aus dem Patentgeschäft ver
zichten? Das wollten wir 2005 von ihm wissen.
,,Es wäre leicht, die moralisch und ethisch korrekte Ant
wort auf diese Frage zu geben: Ja, natürlich würde ich das
tun", erklärte uns der V irologe. Im Praxisalltag erweise sich
diese Einstellung jedoch als schwer umsetzbar, fügte er im
gleichen Atemzug hinzu: ,, Ich befürchte, dass sich die Phar
maindustrie eines Tages komplett aus der Aidsforschung zu
rückzieht, wenn wir sie zu sehr unter Druck setzen. Wir
brauchen eine neue Aktionärskultur, die es Konzernen er
laubt, richtig zu handeln, ohne bedrängt zu werden. Bis das
aber geschieht, wird jeder fragen: Wer zahlt die Zeche?"
In erster Linie die Steuerzahler, wie nur zwei Jahre nach
der globalen Finanzkrise Zahlen aus Berlin demonstrieren
sollten. Tatsächlich sah der Haushalt des Bundesministeri
ums für Bildung und Forschung (BMBF) für 2011 auf den ers
ten Blick vielversprechend aus. Nicht nur betrug das Gesamt
volumen 11,6 Milliarden Euro, auch der Zuwachs gegenüber
dem Vorjahreszeitraum ließ sich mit 782 M illionen Euro se
hen. Angesichts solcher Summen hofften viele Universitäts
kliniken und öffentliche Einrichtungen, wenigstens einen
Teil des Kuchens abzubekommen.
Nur ein Jahr nach der von der Weltgesundheitsorganisation
WHO ausgerufenen HlNl/ A-Pandemie schienen diese Hoff
nungen berechtigt. Obwohl man heute mit Bestimmtheit sa-
38 D I E V I R E N-LÜ G E
sind der Mix, aus dem die Kostenexplosion besteht. Die Gene
raldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Margret
Chan, ging sogar davon aus, dass 20 Prozent der Weltbevölke
rung von einer Pandemie betroffen würden, sollte die Super
grippe kommen. Um welche Dimensionen es sich dabei han
delt, wird jedoch erst deutlich, wenn man die Summe mit dem
deutschen Bruttoinlandsprodukt vergleicht - mit knapp zwei
Billionen Euro liegt sie in ähnlichen Größenordnungen wie
der Kosten-Tsunami, der die Welt im Fall einer harten Pande
mie treffen würde. 28 Bringen demnach Viren eines Tages den
globalen Wirtschaftscrash?
Derartige Überlegungen sollten nicht als abstruse Gedan
kenspiele weltfremder Ökonomen abgetan werden. Denn schon
die Folgen einer schlichten Influenza-Pandemie sind bedeut
samer als bisher angenommen, wie das Schweizer Bundesamt
für Gesundheit (BAG) ebenfalls eindrucksvoll dokumentiert.
„Die meisten Szenarien rechnen aufgrund der Influenza mit
einer Reduktion der Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel wäh
rend zwei bis drei Wochen. Dazu kommen Absenzen für die
Pflege von Angehörigen und zur Vermeidung von Exposition
und Ansteckung", heißt es dazu im offiziellen ,. lnfluenza-Pan
demieplan Schweiz", den die BAG publizierte, und: ,,Die Grö
ßenordnung dieser Absenzen wird auf 20 Prozent der gesam
ten Arbeitskapazität während drei Monaten geschätzt." 29
Tatsächlich würde eine Pandemie den Unternehmen in ers
ter Linie dort zusetzen, wo sie am verwundbarsten sind: bei
den Arbeitskräften. Da gerade in der ersten Phase einer Pan
demie die meisten Mitarbeiter vollkommen ungeschützt zur
Arbeit gehen, gilt die Ansteckungsrate im Betrieb als beson
ders hoch. Was für die Viren gut ist, schadet dem Menschen
nicht nur gesundheitlich. So rechnet die BAG mit einem mas
siven Rückgang der Produktivität und stellt nüchtern fest,
54 DIE VI REN-LÜGE
Und:
„ Seit Oktober 2010 sind dem PE! weitere Verdach tsfälle von
Narkolepsie nach Impfung mit Pandemrix gemeldet wor
den. Insgesamt erhielt das PEI bis zum 31. 01.2011 acht Mel
dungen (sechs weiblich e und zwei männliche Patienten).
In einem Fall konnte durch weitere Untersuchungen die
anfängliche Verdachtsdiagnose Narkolepsie nicht bestätigt
werden ... Das Paul-Ehrlich-Institut hat die Meldung dieser
acht Verdachtsfälle einer Impfkomplikation zum Anlass
genommen, sich gemeinsam mit ausgewiesenen Experten
für Narkolepsie an einer multinationalen Studie zur mögli
chen Assoziation zwischen der Pandemrix-lmpfung und
dem Auftreten ein er Narkolepsie zu beteiligen. An dieser
vom European Center for Disease Prevention and Contra/
(ECDC) geförderten Untersuchung werden die Niederlan
de, Spanien, Italien, Dänemark, Sch weden, Finnland, Nor
wegen, Großbritannien, Deutschland, Fran kreich und Is
land teilnehmen. ''4 6
mals offen zu, dass selbst die übergeordn ete, europäische Zu
lassungsbehörde ECDS über keinerlei k l i n ische Risi kodaten
zum Thema verfü gt hatte, als Pandem r i x ® E U-wei t von Ge
sundheits m i n iste rn der me isten Länder als notwen dige „ Imp
fung gegen die Schweinegrippe" beworben wurde.
D i e Europäische U n i o n wäre aber n icht j e nes pol itische Ge
bilde, das w i r ken n e n , wen n sie e i n fach strukturiert wäre.
Und so kam es , dass die oberste Arz n e i m i ttelbeh örde der
Union den Fal l trotz der fi n n ischen Daten des Gesund h e i ts
m i n isteriums in H e ls i n k i am 1 8 . Februar 2011 abwiegelte: E i n
kausaler Zusam m e nhang zwischen Pandemrix ® u n d d e m be
obachteten Anstieg der Narkoleps ie-Fal lzah l e n in Fi n n land,
schrieb die European M ed i c i n es Agency ( E M A ) , sei nicht ge
geben - weitere Stud ien m üssten fol ge n .
E i ne kuriose Sicht d e r D i n ge. N icht nur ste l lte die E M A
den glas klaren Befund des fi n n ischen Gesundheits m i n isteri
ums i n frage. Die i n London ansäss ige I nstitution betonte so
gar, dass der I mpfstoff trotz der fin n ischen Fal lzah l e n weiter
ve rwendet werden durfte.47 Dabei bas iert die fi n n ische Unter
suchung auf unerschütterl ichen Fakten , wie aus dem uns
vorl iegenden Origi nalbericht aus H e ls i n k i e i ndeutig h e rvor
geht. Zwar forderten auch d i e fi n n ischen Experten weitere
U ntersuchungen und betonten, die vorgel egten Zah l e n ledig
l i ch als A n fang umfangre icher Stud i e n anzusehen. Was j e
doch bedeutet, dass al les auch noch viel sch l i m mer s e i n
kön nte.
Fest steht: Rund eine halbe M i l l i o n K i nder und Jugendliche
erh i e l ten d i e umstrittene I mpfung gegen Schwe i negrippe -
warum al l e i n i n F i n n land 60 davon danach an der Schlaf
krankheit l i tten , wissen bis heute weder Ärzte noch Hersteller
zu sagen . Rei n juristisch d ü rfe n Buchautoren und Medien ei
nen kausalen Zusam menhang zwischen I mpfung und Narko-
- -
Schweinegrippe a l s P h a r m a-Co u p 75
lepsie nicht herstellen. Genau der aber ließe sich dem Bericht
zufolge anhand der statistischen Auswertung ableiten: Wer
sich nämlich im Alter zwischen vier und 19 Jahren hatte imp
fen lassen, war ein neunmal höheres Risiko eingegangen, an
Narkolepsie zu erkranken, als ungeimpfte Kinder und Jugend
liche in der gleichen Altersgruppe. Eine fehlerhafte Charge
als Ursache auszumachen, scheidet dem Bericht zufolge aus,
weil die betroffenen Impfstoffe aus neun unterschiedlichen
Produktionsstätten des Arzneimittelhersteller GlaxoSmithKli
ne stammten. 48
Im Milliardengeschäft mit Grippe & Co. kämpfen Hersteller
mit harten Bandagen. Obwohl bis Februar 2011 weltweit be
reits 167 Kinder und Jugendliche nach einer Impfung mit Pan
demrix ® an Narkolepsie erkrankt waren, wie GlaxoSmithKli
ne in einer eigenen Mitteilung attestiert, darf über einen kau
salen Zusammenhang nicht berichtet werden. Denn in der
gleichen Mitteilung verwies GSK am 18. Februar 2011 auf die
Entscheidung der EMA, nach der Änderungen im Umgang
mit dem Schweinegrippe-Impfstoff auch nach Sichtung der
finnischen Studien nicht notwendig seien. 49
Mit dem Prinzip Ursache und Wirkung tun sich viele Kon
zerne der Pharmaindustrie ohnehin schwer. Dabei gehen die
Hersteller stets nach dem gleichen Prinzip vor: Werden un
erwartete Nebenwirkungen nach Einnahme von Wirkstoffen
beobachtet, werden die zwar nicht dementiert - doch gegen
jene, die sich daraufhin erdreisten, einen direkten Zusam
menhang zwischen Impfstoff und Nebenwirkung herzustel
len, werden rechtliche Schritte eingeleitet. Diese Erfahrung
haben auch die Autoren dieses Buches gemacht.
Bei LifeGen. de, unserem seit 2001 bestehenden Webzine mit
rund 300.000 Lesern weltweit, hatten wir über Todesfälle
nach Einnahme der Verhütungspille Yasmin ® berichtet - und
76 DIE VI REN-LÜGE
rung zur Übernahme der Kosten für das Vakzin. Auch der
Verband der Privaten Krankenversicherung PKV erklärte sich
nahezu zeitgleich bereit, die Kosten der Impfung für seine
Versicherten zu übernehmen. Die skurrile Verordnung gab
einen „Orientierungswert für die Impfvereinbarungen der
Kassen in Höhe von 28 Euro für die gesamten Kosten der zwei
maligen Impfung vor". Was in erster Linie der Pharmabranche
diente, erwies sich als Extrembelastung für Deutschlands Ge
sundheitssystem. Allein im Jahr 2009 betrugen die Mehraus
gaben laut Bundesgesundheitsministerium rund 600 Millio
nen Euro und „je 10 Prozent zusätzliche Impfbeteiligung in
2010 weitere rund 0,2 Milliarden Euro". Ob solcher Aussichten
dürften in den Chefetagen der Vakzinhersteller die Sektkorken
geknallt haben. Denn das Bundesgesundheitsministerium teil
te ebenfalls mit:
Mit den üblichen Standards hat das alles wenig zu tun. Selbst
die Angaben der offiziellen Zahlen scheinen sich zu wider
sprechen. Mal ist von 5000 Studienteilnehmern die Rede, mal
von 240 - bei Kindern verneint sogar der Hersteller das Vor
liegen von klinischen Daten, während die EMA 50 als offiziel
le Basis angibt.
In Deutschland hielt hingegen die am Robert Koch-Institut
angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO) an der Imp
fung von Kleinkindern fest. In einer am 3. Dezember 2009
aktualisierten Empfehlung hieß es: ,,Für alle Personen ab ei
nem Alter von sechs Monaten reicht eine einzige Impfung
mit dem Impfstoff Pandemrix ®". So dürfen die Hersteller das
104 DIE VIREN-LÜGE
lern die Art der Viren bereitet Forschern wie Griot Kopfzer
brechen. Denn die zu den RNA-Viren gehörenden Arboviren
seien in der Lage, grundsätzlich zu mutieren. ,,Eine Anpas
sung an europäische Verhältnisse ist daher nicht ausge
schlossen", befürchtet Griot. Dabei wäre die erste Infektion
nicht einmal lebensbedrohlich. Erst der zweite Befall birgt
enorme Risiken für die Gesundheit des Menschen: ,,Dann ist
ein schwerer Krankheitsverlauf mit Blutungen oder Schock
symptomen möglich", wie das Centrum für Reisemedizin
(CR M) in Düsseldorf in seinen Dengue-Warnungen potenziel
le Touristen informiert.
Dass sich die Erreger samt Überträger in Europa festset
zen werden, ist also nicht unwahrscheinlich. Schon einmal,
in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, waren
die mediterranen Gebiete in Europa von Dengue betroffen.
Noch im Jahr 1928 zählten Epidemiologen in Griechenland
über eine Million Dengue-Fälle, mehr als 1000 Menschen
starben dort an der Virusinfektion. Erst in den 1950er Jahren
verschwand die Überträgermücke, Aedes aegyptii, und mit
ihr auch die Dengue-Plage wieder vom alten Kontinent. Der
massive und aus heutiger Sicht nicht mehr vertretbare Ein
satz von DDT machte damals den Überträgern das
Überleben schwer.
„Demgegenüber könnte eine langsame Klimaerwärmung
eher begünstigend wirken", erklärte uns der medizinische In
sektenforscher Andreas Krüger des Bundeswehrkrankenhau
ses Hamburg im Gespräch für Spiegel Online die Möglichkeit
eines Dengue-Comebacks. 67 Für den im Fachbereich Tropen
medizin am Bernhard-Nocht-Institut tätigen Wissenschaftler
scheint vor allem das Überspringen der Dengue-Erreger auf
eine andere Mückenart, nämlich auf Aedes albopictus, prob
lematisch. Nicht nur erweisen sich diese Tigermücken als be-
112 D I E VI R E N-LÜ G E
„ Fazit: Ultrascha llu n tersuch u ngen sind zur Früh erken n ung
von Gebärm u ttersch leimhaut- und Eierstockkrebs n ich t sinn
voll. "
Dengue-Ausbreitung weltweit.
Quelle: Wikipedia 79
Mit Dengue verhält es sich demnach kaum anders als bei der
Schweinegrippe - nur peilen die Hersteller auf diesem Feld
den noch größeren, globalen Markt an. Entsprechend gehen
die Simulationen des DenguEcon-Programms davon aus, dass
staatliche Kunden in Paris oder Berlin sitzen, aber auch in
Mumbai, Brasilia oder Peking anzutreffen sein werden. Wer
die zuständigen Gesundheitsministerien von der Notwendig
keit des Vakzins überzeugen möchte, muss das Einmaleins
der Einsparer beherrschen.
Szenario II des simulierten Preismodells bietet da schon
mehr Aussichten auf Anerkennung seitens der Gesundheits
behörden. Würde die Impfung von Anfang an lediglich mit
10,91 Dollar00 zu Buche schlagen, käme der entsprechende
Staat natürlich viel billiger davon. Der Clou: Sobald das Mittel
bei einem Viertel der Bevölkerung anschlüge, würde jeder
durch das Vakzin verhinderte Dengue-Fall die Ausgaben des
entsprechenden Gesundheitssystems senken. Die flächende
ckende Verabreichung der Impfstoffe zu einem Preis von
D e n g u e-V i re n a u f g l o b a l e r A n stec k u ngsto u r 1 25
.,. , , 1 �
" ,, ,. '
1 . 1 ) lt . k eU 1 1 •e r
1: 1 , .
'
,� d e � m i h• e r u -
�f1 l t t •u c ll
-� t :'1 h P ,,,
H , n
,, 1 l· f n 1
l ] tl Je
"' '"
..
rr 1 le U1r
g• r ,1 lh � � ' 1 E i: e ',·
WC
"e' rfp t' I I / 1 \V l lif'l
t, '
1
,,t ert
rr " &
� tL r �n1· , ,cn
'" ' ,,
" :i „ rn
,, 1
�· ' " ,� r
/. r 1 ll'
1 1
Jln ' rz
r ,
' 1 1 h
" ,.
•c l� I I" 1 1
.
, t e Pe• '
,,,
1C e e
'" " ,,
D e n g u e-V i re n a u f g l o b a l e r A n stec k u ngsto u r 1 33
'
1,_ , , � � .
t• <;; ·Z\J g o -: ... d � ··r� "' Vr · ;., ;c,,., r c fi • m e c 1 , I "' c, ' .t c"t1•
,, ; d c.1 Z, , f' , ll 1 • (AV! Vt :1 '·· fl , 1 :1 c r r 'j;,v• 'i! f L kt � t t n . Q '. p,,(' ! ffl t>ll
Ldb€1 l\t/1- 1 ) i � / f? '111 \ip p;,,a ! ! l dl f!Sfat V l; ! l C,AVI u n d lind d i.l d LF ( '1 J U lU ... (Jpr
K tl Jfe r w ! I C' d a r -i "" Ptl-'l ! · -��t 1 fur - ... r.·�t:,f"'• ' Vi lü, "1 d t' n . Ai.ls C e r s,,.M
:'i
IL ! a r � r ·su 1 �1 P 1 1 1<1t· p t 1 ut . d 1·. , n i c h t 1 1 c 1 'et :.r� d i e t,,\VI '11 l "'l o' + , 'e
u l" ! t , \it> r Jrte n t · 1 � � N t' -"'1 f n . B • ,t e ri e·� )1 P � s u c d 't'OH J ' d e ff.• � m.;:
l ' t: ;;:e ;,,'., , 1 i >: ( ;VI f<J , I P'' L .,c.,· :,- 1• :r n c :-, , � ;.kteJre ,N e C t: I fn , l,i) ! f
, ... 1 ,j „ 1 u r � k � r, p f u 1 g vori A i :1'., u h c r k u . o s e u n d t-' o.1 ,'! riJ 1 1 1 d lJ N l':A I ')
1 11 I N:' n d 1 , e i r i> f'· 1 1 i l: ,: rr nr,. , • r r 1 <:. ") 1 f r• r z r'l1 ;�: i .. :.1, ,:,1
U i � r i n 111li P 1 1 1 n�sf,J r k 11 von f• JWI vi:• rl.� . Qt ·n, r de E n t<t,11 I< 1 rif J rt d
t J 1 ,t t/.1 -i: ,• 1 n � r ;i;, a r �n \t :r: � g 1 e . c e r · , ,., �t.:b C .), 1 e r s o r g t ..,... •
· fsr ..: , ·:, e, 1er � r c� te 1 1t J '1 i' a• j e re rs1:: l l d.?·1 Wr· t bei•/t- 'h t1 1 1 I P 1: .
AlJS \.1 er [rf,1 l i n i r. g ·rH r. ztt• u t n i:> (: r : n,:;i r· lu t i ( h de r VVe U hr\'·! t?�b rti<. L t' li l e
M bf.!,l i r h :< e 1 t t.• r,rnsr.P.'U t , J p n r i ejr1g,• 1 P r e i s f u d ' e V � i r ,; J n e: , 1:
g · ß t·r, 5- , h_.. .., .\-i � m • r r "U �"2 e . H t'- e r e :>·n r .;t' i? ..J 1 P , 1",s
\' 1 1 �� · � -1 e r pt? rt 1· Jc l. H � n ro
;) ,) \ )::; r:J HP P·J f p n 7 i ;i t 1/1 1 1 f:f.V I ,:1 1 ,\l 1 tt n 1 J (' Dr f'J;l" n . n d �ft' t'I r :t't' ' I
V ''.\ 1 � �1 · er 1 e _ ,� r t r"' d r, n ·.c r i r g;t, 1
[ n l\C"' ;; 1 1 r.e n -�'·l l Jfr,, ·, r"' fl
134 DIE VIREN-LÜGE
Und bei Roche? Zwar hat der Pool, mitsamt der Stiftung
Wolf, auf seine Stimmrechtsmehrheit bei Roche verzichtet.
Doch bleibt der mächtige Zusammenschluss der wenigen Ak
teure nach eigenen Aussagen „der mit Abstand bedeutendste
Aktionär und engagiert sich weiter langfristig für die Ge
samtinteressen des Unternehmens mit Konzernsitz in Basel
und dessen Unabhängigkeit". Ob solcher Fakten sollten sich
Steuerzahler vor allem in Deutschland erneut fragen: Warum
fließen eigentlich Gelder aus dem Bundesetat, wie an anderer
Stelle dieses Buches ausführlich beschrieben, in die Kassen
des Schweizer Konzerns?
Für die in Afghanistan stationierten Truppen jedenfalls
wirkt sich das Desinteresse der großen Pharmaunternehmen
an Krim-Kongo direkt aus: Weil Vakzine fehlen, sind die Sol
daten dem Erreger schutzlos ausgesetzt. Nach Angaben der
Wash ington Times waren neben einem US-Amerikaner auch
,.ein halbes Dutzend" Afghanen am Ebola-ähnlichen Virusbe
fall verstorben. Die militärische Führung, das US-Command,
hatte zwar 150.000 Impfdosen nach Afghanistan eingeflogen
- die Vakzine sollten allerdings lediglich den Erreger der
Schweinegrippe in Schach halten.
Warum die N ATO derart unvorbereitet auf den Erreger zu
sein schien, bleibt bis heute ungeklärt. Denn das Virus wüte
te schon 2008 in der Türkei und in Russland, zudem warnen
Reisemediziner seit Jahren vor dem Vorstoß des Krim-Kongo
Fiebers. So hatten sich bereits im Juni 2008 über 500 Men
schen in der anatolischen Provinz Yozgat infiziert, die Erkran
kung forderte dort 27 Todesopfer. Nicht einmal das medizini
sche Personal kann sich in Sicherheit wähnen. Zwei Ärzte
und ein Assistent am türkischen „Diyarbakir Diele University
School of Medicine Research Hospital" wurden im Sommer
2008 zu unfreiwilligen Stars der Epidemiologie, indem sie mit
1 48 D I E V I R E N- LÜ G E
H e patitis a l s l u k ratives M o d e l l
lar pro Jahr allein in den USA ist die Pornofilmindustrie aus
medizinischer Sicht ein unkontrollierter Moloch. Der Sex vor
der Kamera lässt auch hierzulande die Kassen klingeln: Nach
den USA ist die Bundesrepublik der zweitgrößte Pornomarkt
der Welt. Jeden Monat erscheinen über 1000 neue Filme auf
DVD, rund 800 Millionen Euro jährlich setzt die Branche
schätzungsweise damit um. Gefragt ist, was in deutschen
Schlafzimmern zumindest Umfragen zufolge so gut wie nicht
vorkommt: Geschlechtsverkehr mit abwechselnd einem, meh
reren oder vielen Partnern gleichzeitig und das in allen er
denklichen Varianten - vor allem aber nahezu immer unge
schützt. Letzteres wiederum lässt Epidemiologen erschau
dern. Denn der Profisex vor der Kamera fordert unter den
Darstellern seinen Tribut. Die Erreger sexuell übertragbarer
Erkrankungen breiten sich unkontrolliert aus - Hepatitis B
ist an vorderster Front mit von der Partie.
Eine von Peter Kerndt, Direktor am Los Angeles County
Department of Public Health und Co-Autor einer im Fachblatt
PLoS publizierte Studie97 offenbart das Gefahrenpotenzial, um
das es geht. So ließen sich beispielsweise im Zeitraum 2003
bis 2005 bei insgesamt 976 getesteten Darstellern 1 153 positi
ve Testergebnisse - gescreent wurde nach mehreren Erre
gern - nachweisen. Dabei dominierten Chlamydieninfektio
nen (722 Fälle), bei 355 Darstellern traten Gonorrhoe-Erreger
(Gonokokken) auf - und bei 10,9 Prozent aller Getesteten von
Chlamydien und Gonorrhoe-Erregern verursachte Coinfekti
onen.
Dabei ist das nur die Spitze des Eisberges. Denn nach wie
vor sind epidemiologische Zahlen über pornofilmbedingte An
steckungen mit Syphilis, Herpes simplex, Humanen Papillo
ma-Viren (HPV) oder Hepatitis B und C faktisch inexistent.
Fest indes steht, dass ungeschützter Analsex das HIV-Anste-
Exot i s c h e K ra n k h e i t e n u n te r u n s 1 65
Denn nur wenige Tage nach der Ankunft der brisanten Fracht
gingen bei den Seuchenbehörden in Washington, London und
Berlin erste Meldungen über den Ausbruch der gefürchteten
Maul- und Klauenseuche ein, wenig später meldeten alarmierte
Landwirte den schnellen Rückgang ihrer Tierbestände infolge
der Blauzungenkrankheit. Betroffen waren schlagartig Frank
reich, der Mittlere Westen der USA und Großbritannien. Nur
zehn Tage nach der konzertiert ausgeführten bioterroristischen
Attacke verhängten Länder außerhalb der EU und der USA ei
nen Importstopp gegenüber landwirtschaftlichen Erzeugnissen
der kontaminierten Regionen - die westlichen Industrienationen
standen damit vor einem ökonomischen Desaster.
Noch s i n d derartige Szenarien n i cht eingetroffen, und doch:
Der sogenan nte B i o- und Agroterrorismus, bei dem V i ren ge
zielt gegen Nutztiere eingesetzt werden, ste l l t e i n n icht zu
unterschätzendes R i s i ko dar. I m J a h r 2007 m usste der in d i e
sem Werk m eh rfach zitierte Schwe izer V i rol oge C h r i stian
Griot nach E ngland re isen, wei l dort d i e M a u l- u nd K lauen
seuche ( M KS ) ausgebrochen war. Als M i tglied des Unte rsu
chungsteams sol lte Griot vor a l l e m e i n e Frage klären helfen:
Handelte es sich bei den I n fektionen der britischen Nutztier
bestände u m d i e Folgen eines b ioterroristischen Angriffs?
„Bei diesem Au sbruch hat man e i n terroristisches Ereign i s
ernsthaft i n E rwägu ng gezoge n " , e r i n nerte s i ch Griot später
i m Gespräch mit den Autoren d ieses Buches: ,,I m Laufe der
Untersuchu ngen haben wir es dann j edoch mit Besti mmth e i t
ausschl ießen könne n . "
Tatsäch l ich b ieten Viruserk rankungen bei T ie r e n, zu de
nen sowo h l M K S a ls auch d i e Blauzungen krankheit zählen,
Terroristen ungeahnte Mögl i chkeite n . Der Schaden wäre i m
Fal l e i n e r mass i ve n Attacke enorm. A l l e i n i n England ging
man 2007 von Verlusten in Höhe von zehn b i s 20 M i l l ionen
1 74 D I E V I R E N-LÜ G E
Euro aus - pro Woche. Dabei sind solche Summen noch lange
nicht das Ende der Fahnenstange, denn Imageschäden und
einbrechende Tourismuseinkünfte setzen nach einem Viren
befall den Volkswirtschaften ebenfalls zu.
Die industrialisierte Tierproduktion ebnet jedenfalls Ter
rorkommandos den Weg zum ultimativen Anschlag. So dra
matisch und verheerend die Ereignisse vom 11. September
2001 auch waren - verglichen mit einem bioterroristischen
Super-GAU würde man 9/11 als eher harmlose Variante in Er
innerung behalten.
Schon die genaue Erkennung der potenziellen Erreger er
weist sich als erhebliches Problem, wie der Ausbruch der
Blauzungenkrankheit im August 2006 offenbarte. Zwar ge
lang Wissenschaftlern die genaue Bestimmung des Serotyps
des Blauzungenkrankheits-Virus (BT). Nach Angaben des
EU-Referenzlabors im englischen Birbright handelte es sich
um den sogenannten Serotyp 8. Doch Virologen zeigten sich
trotz des vermeintlichen Erfolgs höchst beunruhigt: Von 24
verschiedenen BT-Serotypen war die ominöse Nummer 8 bis
dahin noch nie in Europa festgestellt worden.
Vielmehr galt Serotyp 8 als ausschließlich in Südafrika
heimisch. Die englischen Labordaten zeigten jedoch, dass das
in Europa isolierte Virus eine frappierende Ähnlichkeit mit
seinen Verwandten aus der Sub-Saharagruppe aufwies. Für
europäische Veterinärmediziner war das eine ebenso katast
rophale Botschaft wie für Landwirte, deren Tierbestände nun
befallen wurden. Denn das Virus wies „ keine Ähnlichkeit mit
BT-8-Impfviren auf", wie uns Griot erklärte.
Gleichwohl war der Serotyp 8 kein Unbekannter. In den
1980er Jahren wiesen Forscher den Erreger in der Karibik
nach, nach 1994 verschwand er allerdings von der Bildfläche.
Erst im Sommer 2006 meldete Algerien einen spektakulären
Wa rum G e h e i m d i e n ste Viren fü rchten - u n d I m pfstoffh erste l l e r fro h locken 1 75
Der WHO zufolge verursachen Erreger, die sich über die Nah
rung des Menschen verbreiten, mehr als 1,5 Millionen Todes
opfer weltweit. Die WHO rechnet aber mit weitaus schlimme
ren Folgen im Fall eines terroristischen Angriffs mit Biowaf
fen. ,,Das Risiko sollte ernst genommen werden", heißt es
dazu in einer entsprechenden Mitteilung der Weltgesund
heitsorganisation.
Um welche Dimensionen es geht, zeigen ein paar Beispiele
aus der Vergangenheit. 1991 erkrankten in Schanghai rund
300.000 Menschen nach dem Verzehr von gedämpften Venus
muscheln an Hepatitis A. Auf welche Weise der humane Erre
ger die Muscheln kontaminiert hatte, ist weiterhin unklar,
seitdem gilt der Fall als größte lebensmittelinduzierte Viren
kontamination in der Geschichte der Menschheit. Weitaus
harmloser, aber als bioterroristische Attacke dokumentiert,
war die Infektion einer amerikanischen „Salad Bar" mit dem
Erreger Salmonella typhimurium durch eine religiöse Sekte,
die 1984 auf diese Weise die Kommunalwahlen aufmischen
wollte. Mehr als 71 Menschen erkrankten an Salmonellen.
Zwar handelte es sich bei diesem Angriff um Bakterien, den
noch gilt die Aktion als Paradebeispiel eines politisch moti
vierten bioterroristischen Anschlags.
Die politische und wirtschaftliche Bedeutung von Lebens
mittelkontaminationen haben Terrorkommandos, vermutlich
aus den Reihen der PLO, schon 1978 erkannt, als Zitrusfrüch
te aus Israel mit Quecksilber geimpft wurden, um den Außen
handel des Landes massiv zu schaden. 1989 wiederum kam
es in den USA und Kanada zu einer groß angelegten Rück
rufaktion von chilenischen Grapefruits, nachdem in einigen
Proben tödliche Zyanide nachgewiesen worden waren. Der
Schaden bezifferte sich auf Hunderte Millionen US-Dollar,
nach Angaben der Welternährungsorganisation FAQ ruinier-
Wa r u m G e h e i m d i e n ste V i r e n f ü r c h t e n - u n d I m pfstoffherste l l e r fro h l o c k e n 1 79
der auf j uristisch gesehen dünnes Eis: Die FDA habe die Ver
längerung nach Vorlage klinischer Daten zur Antibiotikabe
handlung von Kindern gewährt, teilte Bayer im Jahr 2004 mit.
Die Angst der Menschen vor dem großen Bioterrorangriff
dominiert die politischen Entscheidungen, und nach wie vor
gilt die Meinung, wonach genetisch veränderte Supererreger
Tausende von Menschen auf einen Schlag töten könnten.
Ausgerechnet die großen Erfolge der Impfstoffpolitik erwei
sen sich dabei als schweres Manko der Bioterrorismusprä
vention. Beispiel Pocken: Seitdem die Seuche als weltweit
ausgerottet gilt, haben die Industrienationen darauf verzich
tet, ihre Bevölkerung flächendeckend impfen zu lassen. Das
Gros der Deutschen ist daher seit 1977 ohne Impfschutz ge
gen das Orthopoxvirus variola.
Das renommierte International Journal of lnfectious Disea
ses (IJID) publizierte jedoch eine Analyse mit unmissver
ständlicher Kernaussage: ,,Die meisten Biowaffenexperten
glauben, dass die Herstellung von Pocken-Viren im großen
Maßstab nur mit hohem Aufwand möglich ist. Aber es gibt
Belege für das Gegenteil." 106 Auf über 40 Seiten berichten
Fachleute aus aller Welt über die aktuelle Sicherheitslage
und weltweite Bedrohung durch Pocken-Viren. Eine Attacke
sei lediglich eine „Frage der Zeit". Die weitaus größte Zahl
der deutschen Biotechlabors befindet sich in privater Hand,
der Schutz bleibt mangelhaft. Welches Labor an welchen Pro
jekten arbeitet, lässt sich mühelos im Internet herausfinden
- einem bewaffneten Überfall oder Einbruch haben die Jung
unternehmen meistens nichts entgegenzusetzen.
Zudem lassen sich wichtige Materialien als „ Rohstoffe" per
Katalog bestellen; der Versand erfolgt an Universitäten, Insti
tute und Briefkastenfirmen gleichermaßen. Was im Rahmen
des Betäubungsmittelgesetzes bei Rauschgiften funktioniert
Wa r u m G e h e i m d i e n ste V i r e n f ü r c h t e n - u n d I m pfstoffh erste l l e r fro h l o c k e n 1 87
11. September 2001 hin: und zwar in den Labors der sogenann
ten Sicherheitsstufe BSL-3 und BSL-4 - unter die Kategorie
BSL-4 fallen jene Einrichtungen, in denen mit den gefähr
lichsten Viren der Erde experimentiert wird. 118 Nach Zusam
menbruch des Ostblocks kam es auch in den USA zu einer
Umwandlung vieler militärischer Biowaffenanlagen in zivile
Forschungspendants, die Einteilung in BSL-1 bis BSL-4 blieb
dabei erhalten. Heute befinden sich die ehemaligen Bundes
einrichtungen, die entweder der zivilen Seuchenschutzbe
hörde CDC oder dem militärischen Forschungsarm der US
Army unterstanden, größtenteils in privater Hand - und wer
den von keiner zentralen Stelle mehr kontrolliert. ,,Keine ein
zige Bundesbehörde hat die Aufgabe, die Gesamtzahl der
BSL-3 und BSL-4 Labors zu erfassen", monierte der Bericht
die skurrile Situation. Mit anderen Worten: Obwohl in BSL-
4-Gebäuden mit Ebola- und Pocken-Viren gearbeitet wird,
weiß niemand, wie viele solche Orte in den USA existieren
und wo genau sie eigentlich liegen. Mindestens 143 private,
487 akademische und 458 bundeseigene BSL-3 und BSL-4-La
bors sollen es laut GAO-Bericht mindestens sein - vielleicht
aber auch deutlich mehr, wer kann das schon wissen? Be
kannt ist allenfalls eine Liste von globalen Virenpannen, die
das uns vorliegende US-Bundesdokument GA0-08-108T 119 ak
ribisch aufzählt.
Die Texas A&M University (TAMU) versäumte es, der Seu
chenschutzbehörde CDC Expositionen mit hoch pathogenen
Erregern zu melden, in Großbritannien kämpfte das Örtchen
Pirbright mit Erregern der Maul- und Klauenseuche, die ver
sehentlich aus einem BSL-4-Labor entwichen waren, der Phar
makonzern Baxter kontaminierte gleich vier Labors in Europa
mit tödlichen Vogelgrippe-Erregern. Selbst bei der CDC trat
das ein, was spätestens seit dem Reaktorunglück im japani-
200 DIE VIREN-LÜGE
Vegetation auf. Aus der Überlagerung des Status Ouo auf der
Erde - also den Satellitenbildern in Echtzeit - und dem vor
aussichtlichen Niederschlagsverhalten im betroffenen Gebiet
berechnen Hochleistungscomputer schließlich eine digitale
Karte des möglichen Verbreitungswegs der Seuche. Wie sehr
Wetterverhältnisse den Ausbruch von Seuchen steuern, wurde
Epidemiologen spätestens dann klar, als 1998 die sogenannte
ENSO (EI Nino Southern Oscillation) in Nord- und Ostafrika
zu heftigen Regenfällen führte. Gleichzeitig beobachteten Me
teorologen die Abnahme der Niederschläge im südlichen Teil
des Kontinents. Doch während die Dürre im Süden die Ver
mehrung von Krankheitserregern nicht begünstigte, kam es
in den Regengebieten Somalia und Kenia zu heftigen Ausbrü
chen des virusbedingten Rift-Valley-Fiebers, einer für Mensch
und Tier tödlichen Krankheit, die ganze Viehbestände auszu
rotten vermag. ,,Hätte man die Regenfälle in den entsprechen
den Gebieten vorhergesagt, wären viele Ausbrüche zu vermei
den gewesen", hieß es in einer Stellungnahme der Liverpooler
MALSAT-Gruppe, die seit 2001 an den Satelliten-Vorhersage
systemen arbeitet.
Gerade in den Ländern der Dritten Welt könnten Satelliten
die lebensrettenden Informationen ohne großes technisches
Aufrüsten liefern. Denn die METEOSAT-Daten, der Rohstoff
der Simulationen, sind in ganz Afrika abrufbar - Wetterstati
onen auf dem gesamten Kontinent beziehen ohnehin die In
fos aus dem All. Für eine alltagsfähige medizinische Progno
se reicht der Abgleich von Luft-, Oberflächen- und Wasser
temperaturen sowie den anstehenden Niederschlägen jedoch
noch nicht aus. Um den geografischen Verlauf einer Epidemie
zu berechnen, müssen die bereits ausgebrochenen Erkran
kungen genau registriert und, ähnlich den Wetterdaten, im
Computer gespeichert sein. So erscheinen beispielsweise be-
Vo rwa r n u n g statt H ysterie 211
Die Nachrichten des Jahres 2008 ließen nur einen Schluss zu:
Der Erreger der Schweinegrippe hatte Deutschland fest im
Griff. Betroffen schienen Kinder und Erwachsene gleicher
maßen, wenn auch von einer im Vergleich zur herkömmli
chen Influenza durchaus milden Form. Was aber konnte man
eigentlich dagegen tun? Die Pharmaindustrie verkaufte mit
hilfe der Politik ihre Vakzine, auch Pillen gegen die Viren
waren wieder en vogue. Doch spätestens nach Lektüre dieses
Buches dürfte klar sein: Vertrauenswürdig und wirklich sinn
voll waren die Empfehlungen der Pharmaindustrie nicht.
Wer sich gegen Influenza-Erreger alter oder neuer Art
schützen möchte, kann selbstbewusst handeln. Die Anzahl
228 DIE VIREN-LÜGE
Da n ksagu ng
Ein Buch über die Machenschaften der Pharmaindustrie zu
schreiben, ist eine Herausforderung, die man ohne Unterstüt
zung nicht meistern könnte. So danken wir in erster Linie
jenem Menschen im Carl H anser Verlag, der uns zu diesem
Buch animierte und ermutigte: Dr. Hermann Riede!. Unser
Dank gebührt zudem allen anderen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, die man als Leserin oder Leser kaum regist
riert - ohne deren Arbeit jedoch keine einzige Zeile erschei
nen würde: Herstellung, Vertrieb, Korrektur sind nur einige
Bereiche, in denen sie tätig sind.
,,Die Viren-Lüge" entstand mithilfe vieler Wissenschaftler,
die wir seit Jahren kennen und die uns mit Hintergrundinfor
mationen und wertvollen Tipps fütterten. Besonders erwäh
nen möchten wir Dr. Christian Griot, den wir unermüdlich
mit Fragen zu Viruserkrankungen der Tiere, Zoonosen und
Pandemien konfrontierten - und der uns stets sehr wertvolle
Antworten lieferte.
Ein großer Teil unserer Quellen stammt aus unserer Arbeit
für Spiegel Online, und so danken wir Markus Becker als Res
sortchef Wissenschaft, der sich für unsere „Virenartikel"
ebenso einsetzte wie Chefredakteur Rüdiger Ditz. Ohne diese
Unterstützung hätten wir vermutlich das Gespräch mit H IV
Mitentdecker Robert Gallo nicht führen können - dem wir
ebenfalls für die kritischen und offenen Worte danken.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller stellte sich
unseren Fragen, sodass wir Dr. Rolf Höhmke und Dr. Siegfried
Throm danken möchten. Die Vorsitzende Richterin am Landes
sozialgericht iedersachsen-Bremen, Ruth Schimmelpfeng
Schütte, erklärte uns bereits 2006 die Zusammenhänge zwi
schen G-BA und der fehlenden demokratischen Legitimation.
Da n ksagung 235
Anmerkungen
Prolog
1 Euro Surveill. 201 1 ; 1 6 (2 1 ):pii= l 9878: URL: http://www.eurosurveillance.
org/ViewArticle.aspx?Articleid= 1 9878).
2 URL:http://www.schutzkommission.de/SharedDocs/Downloads/SK/DE/
Publikationen/Band_59.pdf?_blob=publicationfile
3 Ärzte Zeitung (Online-Ausgabe) vom 1 0.03.20 1 1 : Forscher plädieren für
H2N2-Grippeimpfung
4 URL: http:j/www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0, 1 5 1 8,7 62666,00.html
79 http://de.wikipedia.org/w/index.php?title = Datei:Dengue06.png&filetimest
amp = 20070602233446
80 Warum die Simulation ausgerechnet auf diesen Betrag kommt, entzieht
sich allerdings unserer Kenntnis.
81 URL: http://www.auswaertiges-amt.de/sid_2FBB8 5 1 096F
9C05 1 2 9907 1 8923527 640/DE/Aussenpolitik/GlobaleFragen/Gesundheit/
DeutschlandsRolle.html
82 URL: http://www.mslgroup.de/
Epilog
1 3 1 hib - heute im bundestag Nr. 1 88/ Di, 1 0.05.20 1 1 Redaktionsschluss:
1 7:00 Uhr
1 3 2 Deutscher Bundestag. Drucksache 1 7/567
R E G I ST E R 241
Register
A Beij erinck, M a r t i n u s W i l l e m 30
Bern h a rd-N ocht-l nstitut für
Aborte 92 1. Tropenmedizin ( B N I ) 111, 115, 1 56 f.
Acetylsalicylsäure (ASS) 1 2, 46, 222 Berte l s m a n n-Stiftung 146
Aedes aegypt i i . Siehe G e l bfiebermücke B e u l e n-/Lu ngenpest) 180
Aedes a l bopictus. Siehe Tigermücke B i l l a n d M e l i nda Gates Foundation 1 31 ,
Aedes-M ücke 1 51 146
Affen pocken-Vire n 1 54 Bioterrori s m u s 1 73, 1 76 , 1 79, 1 81 ff. , 1 86 ,
Agroterrorismus 1 72 f. 1 8 9 ff.
Aids. Siehe H I V B l a uzunge n k r a n k h e i t 1 73 ff.
Aigner, l l s e 4 B l u t b a n ke n 1 1 4
Amerithrax ( F BI-Fa l l ) 200 B l u t u ngen 1 1 1 f., 1 1 7, 1 23, 1 4 0 , 1 4 3 , 149,
Anatolien 148 1 52 , 1 56 , 222
Anthrax 67, 1 83, 1 89 f , 196 Botu l i s m u s 180
Anti biotika 11, 1 86 , 219 B ra s i l i e n 64, 1 09
Antigene 79, 99, 113, 183 Bundesamt für G e sund heit ( BAG),
Antihista m i n i k a 222 Schweiz 53, 66, 1 97, 204, 207
Antikörper 27f., 1 91 f. Bundesamt für Gesundheit ( BGA) 1 51
Anti körperb i b l iothek 1 9 2 B u ndesamts für Gesundheit ( BAG) 1 97
Arabien 73, 1 1 0 B u n d e s m i n i steri u m des I n n ern ( B M I ) 6
Argentinien 1 09 f . B u n d e s m i n i steri u m für B i l d u n g u n d
Arzne i m ittel kommission der Deutschen Forsc h u n g ( B M B F ) 14, 37, 39, 41 , 44 f ,
Ärzteschaft 50 1 97
Ärzte o h n e G renzen 1 2, 61 ff. , 131, 146 B u n d e s m i n isteri u m für E r n ä h rung,
Aspirin 1 23, 222 Landwirtschaft u n d Ve rbra uch erschutz
Atemschutzmasken 1 94, 21 71. ( B M E LV) 7
Aufwa ndsentschädigung 8 5 B u n d e s m i n isteri u m für Wirtschaft u n d
Auswärtiges Amt 1 2 5 Tec h nologie ( B M W i ) 39
Autan 127 Bundesregierung, deutsche 1 2, 61 , 64,
79 , 81 , 83 ff . , 87, 1 0 6 ff . , 1 56 , 1 58, 1 80,
B 230 1.
B u n desverband der Pha rmazeutischen
Bac i l l u s a n th ra c i s . S i e h e Anthrax I n d ustrie (BPI) 77
Baden-Wü rttemberg 149, 204 Bushmeat 2 5
B a h r, Daniel 4, 8
Bakterien 1 0 , 1 8 , 3 0 1 . , 67, 1 78, 1 80, 1 82, C
185, 1 89, 1 9 2 , 219
Bakteriophage 3 C C H FV (Crimean-Congo-H aemorrhagic
BASF 41 , 1 35 f. Feve r) . Siehe Krim-Kongo-Fieber
Baxter 38, 59 ff . , 67, 80, 97, 99, 1 0 5 , 1 96 , Celsus, Cornelius Aulus 29
1 99 Celva p a n 60
Bayer 1 2 , 41 , 46, 76 , 1 36, 1 8 5 1. , 232 Centrum fü r Reisemedizin (CRM) 111
Bayer HealthCare 1 34 f. C h i k u ngunya-F ieber 1 51 ff.
Bayern 1 1 4 , 148 f., 1 9 2 C h l a mydien 1 64
Bayrepel 1 27 C i pro 1 8 5
242 REGISTER
D a r m k rebs 1 21 G
DenguEcon 1 1 8 , 1 24, 207
Dengue-Fieber 1 07ff . , 117f., 1 24, 1 26 , G a l l o , Robert 35 f . , 234
1 3 0 , 139, 143, 1 5 2 f. , 1 57, 1 6 1 , 1 9 6 , 229 G a m b i a-Ratte 1 54
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie Gates, B i l l 1 3 1 , 146
und Geburtshi lfe ( D G G G ) 1 0 0 Gebärmutte r h a l s k rebs 32, 50, 1 20
Deutsche Leberstift u n g 1 61 f . Gedächtnisze l l e n 1 58
D o m i n i k a n ische Republik 1 08 Geflüge l pest 30
Drei-Tage-F ieber 36 Geheimdienste 1 71
D rogen 189 Geheimvertrag 69, 81 f . , 84 f., 87, 1 0 6
G e l bfieber 3 0
E G e l bfiebermücke 1 08, 1 1 1 f .
Gemeinsamer Bundesausschuss (G
Ebola 1 3 , 1 47, 1 5 5 f. , 1 58, 1 82, 1 89, 1 9 3 , BA) 78, 231 , 234
1 9 9 f., 211 , 2 2 9 Generika 12, 40, 61 ff.
E c h i n a cea purpurea 2 2 0 G l axoS m i t h K l i ne ( G S K ) 38, 46, 58, 67,
E H EC 3 f., 6 f . 72 , 75 , 80 f., 8 3 f., 98 f., 1 01 , 1 1 7, 1 9 6
Ehrlich, Paul 29 G l o b a l e A l l i a nz für I m pfstoffe u n d
E i c h ner, M a rt i n 207 I m m u n isierung (GAVI ) 1 31
Eleutherococcus senticosus. S i e h e Globaler Fonds 6 2
Ta igawurzel Gon orrhoe 1 64
E I N i n o 21 0 Google 58, 60, 1 29, 206
E m erging Diseases 23 Griec h e n l a n d 1 3 , 111
Epidem ie, a utochtone 1 52 Griot, C h ristian 22, 24, 91 , 110, 116, 1 41 ,
Epstein-Barr-Virus 2 5 1 54, 1 71 , 1 73 f. , 234
Erkältu ngsbäder 223 Grippeim pfstoffe, herkö m m l i c h e 51 , 66,
E u ropäischer Wissenschaftsrat 160 86
E u ropäische Union 63, 74, 1 75 G r u n d i m m u n i sierung 1 69
E u ropean Center for Disease Prevention G u l l i a n-Barre-Syndrom 92
a n d Control ( E C D C ) 73 , 189
E u ropean M e d i c i n e s Agency ( E MA) 61 , H
74 ff. , 80, 88, 1 01 ff.
E u ropean Research Cou n c i l ( E R C ) 1 60 H aftu n g 81 f . , 1 04, 1 0 6
H a nta-Virus-Kra n k h eit 148 ff., 1 52 , 1 54,
F 211
H e l m ho l tz-Zentrum für
Fieber 22, 98, 1 09, 1 1 2 , 149, 1 51 , 1 97f., I nfektionsforsc h u n g ( H Z I ) 43, 45, 1 58
21 8, 220 ff. , 228 H e n d ra-Virus 23 f., 1 54
F l u Resea rch N et 45, 47 H e n kel 41
Food and Agric u l t u re Agency Hepatitis 1 6 0 ff. , 1 6 6
( FAO) 1 76 ff. Hepatitis A ( H AV) 1 78
Fördergelder 39, 42, 1 6 0 Hepatitis B ( H BV) 1 61 ff . , 1 6 6 ff.
Forsc hung, m i l itärische 1 91 , 1 99 Hepatitis C ( H CV) 1 61 ff.
Fra n c i s e l l a t u l a re n s i s (Tu l arämie) 1 8 0 H e rpes-Vi re n 25, 36, 1 59, 1 64
REGISTER 243
H I V 26, 35, 37, 61 ff. , 99, 1 59, 1 6 5 , 209, Ko ntaminationen 6 6 1 . , 1 75, 1 78, 1 89
21 1 , 214 Korruptionsverdacht 97
Homöopathie 220 Kran kenversicheru ng, gesetz l i c h e
H ugo, Victor 80 ( G KV) 40, 78 , 87, 94 1 . , 1 21
H U S . Siehe E H EC ; Siehe E H E C Krebs 31 f . , 1 1 9 , 1 23 , 1 59
Hygiene 2 1 4 , 225 f., 2 2 8 Krim-Kongo-Fieber 1 3 , 1 3 9 ff . , 1471.,
1 52 1. , 1 58 , 21 1 , 229
Kroatien 113, 115, 1 1 7
Künast, Renate 68 f . , 8 2
l b u p rofen 2 2 1 f .
I m m u na bwe h r 220 L
I m m u nsystem 1 59
I m pfpa n i k 6 5 L A B O R S P I EZ 1 41
I m pfprogra mme 2 0 , 1 6 3 Langzeitdaten, k l i n ische 57, 80, 86 f.
I m pfstoffe, mo n ovalente 1 0 2 La ngzeitstudien 9, 78 , 86
I nfektionssch utzgesetz ( lfSG) 1 6 5 La Reunion 1 52
I nfluenza 9, 23, 31 , 45, 5 1 ff. , 6 0 , 6 6 , 72, Lassa-Fieber 1 5 5 f., 1 58
86 1., 89, 94, 971., 1 0 2 , 1 39, 143, 146, 1 93, Leberze l l k rebs ( H C C ) 1 6 1 , 1 68 f.
203, 207, 21 1 , 21 9, 224, 227, 229 Leberzirrhose 1 61
lnfluSim 204 f., 207 Leibn iz-Gemeinschaft 1 1 5 , 1 56
I nform ationsste l l e des Bundes für Leistu ngskatalog ( G KV) 1 2 3
Biologische S i c h e rheit ( I B B S ) 1 79 Life . G e n . d e 1 37
I n k u bationszeit 1 57, 1 8 2 L i pobay 78
I n stitut f ü r E n e rgie- u n d U mwelttec h n i k Loeffler, Friedrich 30
( I UTA) 1 9 5 Lungenpest. Siehe B e u l e n pest
I n stitut f ü r Medizinische Biometrie
( 1 M B) 204 M
I n stitut für Qual ität u n d
Wi rtsch a ft l i c h keit i m G e s u n d h eitswesen M a ge n-Da rm-Beschwerden 149
( I OWi G ) 78 1. Mage n-Darm-Erkranku ngen 54, 91 ,
I n stitut für Viruskra n k heiten und 2251.
I m m u n prophyl axe (IVI) 22, 1 1 0 M a l a ria 4 3 , 6 2 , 1 26 , 207, 209
I n stitut Pasteur 1 1 3 , 1 90 M a r b u rg-Virus 1 8 2
I n teresse n konflikte 1 1 , 97, 99, 1 28, 1 3 0 1., M a ssentourismus 2 5 , 1 5 5
1 36 , 146, 1 67, 230 M a ssively M u ltip l ayer O n l i n e Role
l n terSim 203 ff. Playing Games ( M M O R PGs) 202
lwanows k i , D i m itri 1. 30 M a u l- u n d Klauenseuche ( M KS) 30, 1 73,
1 76 1. , 1 9 9
Max-Planck-I nstitut f ü r
I nfe ktionsbiologie 4 5
J a karta 1 09 M e d i k a mente, a n tivira l e 1 1 , 4 9 , 58, 61 f.,
Jemen 1 1 0 21 8
J e n n er, Edward 271. Medizinischer D i e n st ( M D K ) 1 2 0
M e n a ngle 23
K M e rck Pharma 67
M exiko 86, 1 08, 1 9 5 , 21 71.
K9 1 1 , 47, 49 M i c rosoft 58, 1 31
K i n d e rlä h m u ng. S i e h e Polio M i lzbrand 1 1 , 1 8 0 , 1 8 2 1. , 1 89
K l i m a erwä rmung 111, 1 41 M i ttelvergabe 41
K l i mawa n d e l 14, 1 51 , 1 53 Model l i m pfstoffe 88
244 REGISTER
Wi rtswec hsel 1 8 z
Wissenschaftsj o u r n a l i s m u s 1 27, 1 34 f.
Wofa seril 227 Zecke 1 41
World of Wa rc raft 202 f. Zentrum für Biologische S i c h e rheit
Wundstarrkrampf (Tet a n u s ) 29 (ZBS) 180
Zoonosen 24, 141 f., 1 54, 234
y Zweiterk rankung 1 1 2
Zytomega l i e (ZMV) 2 5 , 4 3 , 1 57, 1 59 f.
Yas m i n 75 , 1 3 5
Ye rsinia pestis ( B e u l e n- oder
Lungen pest) 180
EUROPEAN M EOICI N ES AGENCY
\ C I F '-i C F M f [) I C I N F , II F A I T I I
EMA/252208/20 1 0
EM ENH/C/000832
Pa n d e m ri x
I nfl uenza - I m pfstoff ( H l N l ) v ( S pa ltv i ru s , i n a kt i v i e rt, a dj u v a ntiert )
Pandemrix ist e i n I m pfstoff z u m Schutz vor einer Grippe, d i e von d e m Virus A ( H l N l ) v 2 0 0 9 a u sg elöst
w i rd . Pandemrix w i rd entsprechend d e n offi z i e l l e n E m pfe h l u ngen verabreicht.
W i e w i rd Pandemrix a n g ewendet?
Pandemrix w i rd a l s e i n e Dosis verabreicht u n d i n den Schu lter- oder Obersc h e n k e l m u skel gespritzt.
Früheste n s d rei Wochen nach d e r ersten Dosis kann bei K i n d e rn i m Alter zwischen sechs Monaten und
neun J a h re n eine zweite Dosis verabreicht werd e n . Bei Patienten über zehn J a h re beträgt d i e Dosis
0,5 ml; j ü ng e re Kinder erhalten 0 , 2 5 m l pro Dosis.
W i e wi rkt Pa ndemrix?
Wenn der I mpfstoff vera breicht w i r d , erkennt das I m m u nsystem das V i r u s a ls „fremd" u n d bildet
Antikörper dageg e n . Das I m m u n system ist d a n n i n der Lage, d iese Antikörper schneller zu bilden,
wenn es dem Virus erneut ausgesetzt ist. Dies trägt dazu bei, den Körper vor der K ra n kheit zu
schützen, d i e d u rch das Virus veru rsacht wird.
Vor der Anwend ung wird der I m pfstoff hergestel lt, indem eine Suspension, d i e d i e V i ruspartikel enthält,
mit einem Lösu ngsmittel vermischt wird. Die so hergestel lte „ E m u lsion" wird d a n n i njiziert. Das
Lösu ngsmittel enthält e in „Adjuvans" (eine Substanz, d i e Öl enthält), um d i e I m m u n a n twort zu
verbessern .
Pandemrix wurde u rsprüng lic h als pandem ischer Im pfstoff entwickelt, der während der i m Juni 2009
ausgerufenen Influenza-A ( H l N l }-Gri ppepandemie a n gewendet werden sollte. Es wurden sechs
H au ptstu d i en d u rchgefü h rt, in denen die Fä higkeit des I m pfstoffes bei einem zweistufigen I m pfplan
u ntersucht wurde, bei den folgenden Gruppen eine I m m u n a n twort auszu lösen ( d ie Zahlen i n K l a m mern
beziehen sich auf die Proba nden, die in den Studien Pandemrix erhielten } :
I n den Studien mit Kindern konnte auch d i e W i rksamkeit v o n Pandemrix a ls 0 , 5 - m l - Dosis mit der einer
0 , 2 5 - m l - Dosis vergl ichen werd e n .
Gemäß den vom CHMP festg elegten Kriterien wu rd e i n a llen Studien nachgewiesen, dass d e r Impfstoff
zu ausreichend schützenden Konzentrationen von Anti körpern führte.
Der CHMP stellte fest, dass mit einer E i n zeldosis bei Erwachsenen (einschließlich ä l terer Menschen ) ,
J ugendl ichen und Kindern a b z e h n J a h ren eine a usreichende I m m u n ität erreicht werden konnte. Bei
Ki ndern zwischen sechs Monaten un d neun J a h ren waren 0 , 2 5 - m ! - Dosen gena uso w i rksam wie
0 , 5 - m l - Dose n .
Welches R i s i k o i st m i t P a n d e m ri x verb u n d e n ?
P a n d e m r i x d a rf nicht bei Personen a ngewendet werden, bei denen ein e anaphylaktische Reaktion
(sch were a l lergische Rea ktion) auf einen der Besta ndteile des I m pfstoffes oder auf eine der
S u bsta nzen auftrat, d i e i n Spuren {sehr geringen Konzentrationen) i m Impfstoff enthalten sein können,
wie z . B . E i - oder H ühne rprote in, Ova l b u m i n ( e i n Prote i n i m Eiwei ß ) , Formaldehyd, Gentamicinsu lfat
„ ocmrix
.. .:.. 2 5)208/)0 l O Seite 2/ 3
( e i n Antib ioti k u m ) u n d Natri u m d eoxycholat. Bei Perso nen m i t hohem Fieber oder einer akuten
( k u rzfristigen) I nfektion sollte d i e I m pfung verschoben werd e n .
Der CHMP gelangte zu dem Schl uss, dass die Vorteile von Pandemrix gegenüber d e n Risiken
überw i e ge n , und empfa h l , d i e Genehmigung für d a s I nverkehrbringen zu erte i l e n .
Pandemrix w u rde ursprü n g l i c h u n t e r „ a u ßergewö h n l ichen Umständen" zugelassen, d a zum Zeitp u nkt
der G e n e h m i g u n g a u s wissenschaftlichen Gründen n u r begrenzte I nformationen vorlage n . Nachdem
das U nternehmen d i e g eforderten zusätzlichen I nformationen vorgelegt hatte, wurden d i e
,,a u ßergewöh n l ichen Umstände" a m 1 2 . August 2 0 1 0 aufgehobe n .
Den vollstä n d i g e n Wortla u t des EPAR für P a n d e m r i x finden Sie hifil. Wenn S i e weite re I n formationen
zur Beha n d l u n g mit Pandemrix benötigen, lesen Sie bitte d i e Packungsbe i l a g e (ebenfa l l s Teil des E PAR)
oder wenden Sie sich a n I h ren Arzt oder Apotheker.
Pimdemnx
EMA!25220Si2010 Seite „ 3
© Vol l born / Georgescu
coronakrise coronarätsel
U msch laggestaltung :
Brecherspitz Kom m u n i kation G m b H
M ü nchen
J edes J ah r d roht u n s e i n e n e u e Epid e m i e . Doch
ob bei E H EC oder der Schwe i ne gri ppe - d i e
Seuchen bekäm pfu ng der d eutschen B ehörden ist
mangelhaft . D i e Pol it i k ste l l t viel zu wen i g G e l d fü r
Forsch u n g z u r Verfüg u n g . S i e ü berlässt das Fel d
der Pharmai nd u strie, d i e s i c h l ieber a u f l u krative
Kran kheiten wie d i e G ri ppe konzentri e rt .