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Wer Ohren hat zu hören, der hat zu hören!

Freunde! Mitbürger! Jugendsprecher: innen!

Es ist mir eine Freude- ach, was sage ich da- eine Ehre, eure wissensdurstigen Gesichter so zahlreich
versammelt willkommen heißen zu dürfen. Wir alle sind hier und jetzt anwesend, an diesem
denkwürdigen Donnerstag, bewegt von derselben Thematik. Ha, wer kann’s erraten? Richtig, es ist
die Chancenlosigkeit, die Arbeitslosigkeit der Jugend. Heute, ja heute, geht es nicht nur um euch, um
uns, die Jugend, heute geht es darum, Verantwortung zu übernehmen. Wieso schaut ihr mich derart
verdutzt an? Unverschämt von mir, etwas Verantwortung zu fordern, nicht? Schaut doch weg,
wegschauen sollt ihr. Ja, jetzt, wegschauen! So wie die Parteien, die ein jeder von euch vertritt,
tagein tagaus diese Problematik missachten, ignorieren, für nichtig erklären, sich vor dieser scheuen
wie die vielzitierte Katze das Wasser, so wie diese Parteien erregt wegschauen, wenn jemand – ja,
wie kann dieser jemand nur – die Stirn besitzt, Initiative fordert.

Wir müssen Klartext reden, egal wie unangenehm es nun ist. Denn wir können ein Problem nicht
lösen, ohne es als Problem zu behandeln. 59% jugendliche Arbeitslosigkeit in Griechenland, 55% in
Spanien, 38% in Italien, Tendenz steigend, ins Uferlose. Das lässt euch kalt, was? Wie sollte es auch
anders? Wird nicht ein jeder von euch nach dieser Rede auf seinem 1000$ Smartphone
instagrammen, whatsappen, möglicherweise auch youtube, Memes schicken und mit seinem Leben
weitermachen. Ein mit Arbeit erfülltes Leben, geebnet von den Eltern, den Gönnern, dem Parteibuch,
die mächtigste Lobby, zu denen nur eine Auserwählte wie ihr Zugang besitzt. Ich fordere euch auf,
einmal zu eurer Rechten, einmal zu eurer Linken zu blicken. Diese beiden Personen werden
höchstwahrscheinlich ohne Arbeit sein, im Hotel Mama/Papa Däumchen drehen, bis sie glühen, das
Wort „finanzielle Unabhängigkeit“ bestenfalls aus Filmen kennen. Sind wir uns der Gefahren dieser
Entwicklung überhaupt bewusst in unserer beneidenswerten Ahnungslosigkeit, Hilflosigkeit. Ein
desolates Schulsystem, Studium elender, verpönt ist die Lehre, wie soll, gar kann man auch Hoffnung
finden, Möglichkeiten fassen, Arbeit zu erhalten, eine Ausbildung abzuschließen, geschweige denn
ein Studium zu finanzieren. Eine 2-Klassengesellschaft ist es, die erbarmungslos verschlingt, wen
nicht die oberen 10%. Brennpunktschulen, Sonderschulen, das ist die Devise für viele meiner
Altersgenossen. Eine Frechheit, wenn das Proletariat es wagt, studieren zu wollen, eine Frechheit,
wenn das Proletariat es wagt, einer angemessenen, einer vergnüglichen, einer menschenwürdigen
Arbeit nachzugehen, wie kann es nur? Was ficht es an? Ich persönlich sehe mich mit solchen
Sachverhalten konfrontiert, ist es nicht ein inniger Traum, im Vereinigten Königreich zu studieren.
Dass ich mich dafür Hals über Kopf verschulden müsste, in einem Schuldenmeer ertrinken werden,
die nächsten 10, 20, 30 Jahre gar diese abbezahlen muss, ist nicht so wichtig. Cambridge, Imperial,
UCL, Oxford, Warwick, Keele, Aberdeen, Glasgow werde ich nur auf Google Maps sehen. Träume
platzen, Hoffnung vergeht, Frust setzt ein, Leben weg, doch wen kümmert’s. Euch und eure Parteien?
Regierungen? Das ich nicht lache. Jeder ist seines Glückes Schmied, so der Volksmund. Doch kein
Schmied ohne Eisen, so auch keine Möglichkeit, sich sein eigenes Glück zu schaffen ohne Arbeit.
Arbeit ist ein rares Gut, für viele wertvoller noch als das heiß begehrte schwarze oder gelbe Gold.
Würde man sich doch so sehr um die Gunst der Jugend mühen, wie es beim Erdöl und Gold der Fall
ist. Ein Wunschdenken. Wer sucht, der findet, vieles zwar, aber keine Arbeit. Lassen Sie mich hierzu
ein Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld schildern: Ein achtzehnjähriger männlicher Bürger, 12
Bewerbungen, 12 Ablehnungen, 12 „Es tut uns leid, es fiel uns schwer, doch aufgrund der Anzahl der
Bewerber...... Ihr alle seid flink im Reden, gewiss, als Parteienvertreter, doch es ist höchste
Eisenbahn, flink im Agieren zu werden, bevor der Zug abfährt, unwiederbringlich fort, jetzt und für
alle Zeiten

Auf meinen Schultern, auf Ihren Schultern lastet Verantwortung. Verantwortung müssen wir tragen
Wir alle, gemeinsam, miteinander, zusammen Hand in Hand, in Eintracht stehen vor einer
Sisyphusarbeit ohnegleichen. Wir alle sitzen im selben Boot. Lasst uns die Segel setzen, Wind und
Brise nützen, um in die Zukunft zu segeln. Nun seid ihr an der Reihe, in euren Parteien seid ihr
gefordert. Verstärkte Förderung von Jugendlichen aus benachteiligten bzw. weniger begüterten
Haushalten, sowohl durch monetäre Mittel als auch durch Werbekampagnen, Informationsstellen an
allen Schulen. Jetzt! Kostenfreie Vorbereitungskurse für das Studium! Jetzt! Unternehmen die
Anstellung von Jugendlichen schmackhaft machen infolge einer für beiden Seiten attraktiven und
lohnenden Kooperation. Jetzt! Jetzt handeln, später reden! Es irrt der Mensch nicht, solange er
strebt.

Kommentar:
Es ist ein alarmierender Artikel – weitaus mehr als ein trivialer Aprilscherz – der einen strittig
erörterten und vehement disputierten Sachverhalt thematisiert: Studentenfinanzierung durch
Investoren. Die Zeit, in denen Bildung nicht eine Cashcow, nicht ein Vehikel zur Kapitalakkumulation
war, sind vorbei, endgültig. Eine menschenverachtende, erniedrigende Maßnahme, entstammend
der schamlosen Gier der Menschen. Eine Gier, die in uns stärker wütet als jeder Krieg, die mehr
Unheil sät als jedes Virus, eine Gier der die Menschen Hals über Kopf verfallen sind. Wie weit werden
sie es noch treiben mit ihrem Turbokapitalismus, wie weit?

Das „sie“ alludiert auf einen gewissen Regierungsrat für Bildung, Reto Wyss. Dieser konzipierte ein
neues Stipendiengesetz, demzufolge ein jeder berechtigt wäre, in einen Studierenden zu investieren,
indem dieser einen dringend benötigten Geldbetrag vorsteckt. Im Gegenzug hierzu darf der Investor
mit einer prozentuellen Beteiligung am zukünftigen Gehalt des jeweiligen Absolventen die Mühen
und Früchte seiner Arbeit vergütet werden. Wie konnte es bloß so weit kommen? Doch wenn’s
kommt, dann dicke. Um sich für solch eine Investition zu qualifizieren,

Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

lukrativ, rechnen mit


leihen

Person

konzipieren

Der Teufel heißt mit Vornamen „Kapitalismus“ und mit Nachnamen „Neoliberalismus“

Der schamlosen Gier der Menschen sind keine Grenzen gesetzt,


wenn der Berg nicht zum Propheten will, dann bring den Propheten zum Berg

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