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20 – 23 NOVEMBER 2008
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A project of the Music Theatre Committee of the International
Theatre Institute (ITI)
hosted by the German Centre of ITI
Music Theatre NOW wird gefördert von Der Beauftragte der Bundesregierung für
Kultur und Medien und aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds sowie durch die
Kunststiftung NRW, in Zusammenarbeit mit Radialsystem V - New Space for the Arts in
Berlin, Theater Bielefeld und Fonds Experimentelles Musiktheater
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Music Theatre NOW is supported by the Delegate of the German federal government
for culture and Media (Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien),
the Capital Cultural Fund in Berlin (Hauptstadtkulturfonds) and the Art Foundation of
North Rhine-Westphalia (Kunststiftung NRW), in cooperation with Radialsystem V -
New Space for the Arts in Berlin, Theater Bielefeld and Fonds Experimentelles
Musiktheater
Inhalt / Contents
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Roland Quitt
Mehr denn je steht Musiktheater in der globalisierten Welt unter dem Druck
von Ökonomisierung. Während auch jenseits des westlichen Kulturbereichs
inzwischen die alte europäische Oper boomt, bietet sich Raum für wirkliche
Erneuerung fast überall höchstens am Rande. In Europa stellen vor allem
Festivals Orte dar, wo Musiktheater mit einem gewissen Aufwand noch neue
Formen erproben kann, sie bieten offenere und der neuen Kunst
angemessenere Strukturen als die traditionellen Opernhäuser. Freilich muss ein
Künstler schon gewaltige Hürden genommen haben, um zum Beispiel in
Deutschland zu einer Arbeit für die Münchener Biennale eingeladen zu
werden, und noch weit schwieriger gestaltet sich die Arbeit am Neuen
Musiktheater überall dort, wo es weder eine Festivalkultur noch sonst
subventionierte Wege für das Zeitgenössische gibt. Viele, die neuere
Kunstwege erforschen, arbeiten überall auf der Welt deshalb im Kleinen. Ihre
Etats sind zu gering, um neben den puren Produktionskosten auch effektives
Marketing noch sichern zu können. Die Arbeit an aufwendigeren
Theaterformen steht für sie außer Betracht. Meist kommen ihre Produktionen
nur ein oder zweimal zur Aufführung. Schon regionale Aufmerksamkeit zu
erzeugen fällt auf solche Weise schwer.
Der Wettbewerb Music Theatre NOW findet in diesem Jahr zum ersten Mal
statt. Konzipiert durch das Musiktheaterkomitee des ITI und ausgetragen vom
deutschen ITI-Zentrum, ging er hervor aus einer grundlegenden
Neukonzeptionierung des früher vom Komitee veranstalteten „Music Theater
Workshop“. In Abschnitten von jeweils drei Jahren soll Music Theatre NOW
künftig international aktuelles Geschehen im zeitgenössischen Musiktheater
erfassen. Im Anschluss an die Jurybewertung wird eine möglichst große Zahl
für herausragend erachteter Produktionen öffentlich vorgestellt. In der
Möglichkeit zu solcher Präsentation, nicht weniger und nicht mehr, besteht die
von der Jury jeweils vorgenommene Auszeichnung.
Music Theatre NOW will also ein Forum schaffen, das der Kommunikation über
neues Musiktheater dient und dessen Vernetzung fördert, ein Forum, das
Tendenzen, Experimentierfelder, Graswurzelbewegungen und Talente in
diesem Bereich sichtbar macht und so zu ihrer Förderung beiträgt. Größere
Produktionen mögen dabei zum ersten Mal auch über Ländergrenzen hinweg
Aufmerksamkeit finden. Kleineren Produktionen hingegen mag es gelingen,
zum überhaupt ersten Mal außerhalb eines sehr engen regionalen Raums auf
sich aufmerksam machen. Restriktionen, Hindernisse, die sich dem
Unbequemen und Visionären auf regionaler Ebene bieten, mögen umschifft
werden, indem es durch Music Theatre NOW möglich wird, internationale
Aufmerksamkeit noch vor nationaler finden.
Juryarbeit
Auf der Basis kompletter filmischer Aufzeichnungen hatte die Jury 149
Musiktheaterproduktionen zu bewerten. Sie wurden eingesandt aus insgesamt
32 Ländern. Für einen Wettbewerb, der zum ersten Mal ausgetragen wird und
auf dessen Existenz neben dem Internet vor allem Fachzeitschriften
hingewiesen haben, erscheint diese Resonanz erstaunlich.
Die Jury vergab ihre Prämierung auf der Basis des Konsensprinzips. Beurteilt
wurden jeweils nicht Text, Partitur oder Inszenierung als isoliertes, sondern das
Gesamtprodukt einer Theateraufführung, in der diese zusammenwirken.
Prämiert wurden Aufführungen, die der Jury auf Basis des filmischen Befunds
formal auf die eine oder andere Art neue und aussagekräftige Wege
einzuschlagen scheinen. Schwächen in bestimmten Details wurden dabei
abgewogen gegen die Gelungenheit des ästhetischen Ergebnisses auf
grundsätzlicher Ebene. Um es salopp zu sagen: nicht um „gelungene“,
sondern um möglichst „aufregende“ Produktionen ging es dabei,
Produktionen, die deutlich machten, dass die beteiligten Künstler nicht alleine
an einem Stück, sondern an einer Idee von Musiktheater arbeiten. Ein
Kategoriensystem, das der Bewertung zunächst zu Grunde gelegt werden
sollte, um nicht Inkompatibles wie etwa Groß- und Kleinstproduktionen
gegeneinander ausspielen zu müssen, erwies sich nach Eingang der
Einsendungen nicht bloß als überflüssig, sondern vor allem als zu äußerlich.
Wäre es aufrecht erhalten worden, es hätte in der Bewertung für groteske
Verzerrungen gesorgt. Eher intuitiv haben wir nach Registrierung aller
Einsendungen und ihrer Besonderheiten dann untergeordnete
Gruppierungen zu erkennen versucht und diese gegeneinander abgewogen.
Kritik könnte vielleicht daran aufkommen daran, dass Music Theatre NOW es
unternimmt, Theateraufführungen auf der Grundlage filmischer Aufzeichnung
zu bewerten. Um einen vergleichenden Überblick in so groß angelegtem
Maßstab zu gewähren, bleibt schlechthin jedoch kein anderes Medium
denkbar. Dass das Gesichtsfeld der Juroren dabei ein eingeschränktes bleibt,
gewisse Unsicherheiten auch im Juryurteil bestehen bleiben, ist nicht zu
vermeiden, tut der Idee des Wettbewerbs aber keinen prinzipiellen Abbruch.
Beobachtungen
Erkennbar ist aus den Einsendungen, dass der Wettbewerb bislang kaum
überall gleiche Publizität erreicht hat. Die Wege, die zu seiner
Kommunizierung beschritten werden konnten, bleiben in manchen Ländern
spärlich. Noch intensiver wird sich das Musiktheaterkomitee in Zukunft um
deren weitere Erschließung kümmern müssen. Der afrikanische Raum bleibt für
Music Theatre NOW ein Conrad’sches Heart of Darkness. Dabei bleibt außer
Frage, dass für dort nicht unbedingt ein dem europäischen vergleichbarer
Begriff von Musiktheater vorausgesetzt werden kann. Nicht viel ergiebiger
gestaltete sich die Resonanz auch aus dem lateinamerikanischen Raum.
Keine Antwort gewährt also der Wettbewerb auf die Frage, ob sich die
Avantgarden des südamerikanischen Schauspiels inzwischen vielleicht auch
ins dortige Musiktheater hinein fortsetzen.
Kaum auf einen gemeinsamen Nenner lässt sich das Theaterleben der
unterschiedlichen Kulturbereiche Asiens bringen. Dem Gremium der Jury sollte
als Fachmann Ong Keng Sen aus Singapur angehören, die unerwartet hohe
Anzahl an Einsendungen zwang ihn jedoch, von dieser Aufgabe
zurückzutreten. Die chinesischen Beiträge zeigen, dass es auch innerhalb des
dortigen Musiktheaters eine Avantgarde gibt, die sich in konstruktiver Reibung
mit dominierenden Traditionen befindet und hieraus Profit für eigene
zeitgenössische Wege zieht. Ein moderner performancegeprägter
Musiktheaterbegriff und eine eigene subversive Offtheater-Kultur gehen aus
den japanischen Einsendungen hervor. Aus Kambodscha erreichte uns die
aufwendige Produktion eines in den USA entworfenen und dort auch
komponierten Stücks, das sich auf das beidseitige Trauma des Vietnamkrieges
bezieht, Pop mit kambodschanischer Folklore, Miss Saigon mit Bollywood
verquickt. Ob es in Kambodscha Musiktheaterversuche jenseits des solcherart
Kommerziellen gibt, vermögen wir ebenso wenig einzuschätzen wie die Frage,
in wie weit importierte Musicalkultur dort zu einem Element authentischen
künstlerischen Ausdrucks geworden ist. Die US-amerikanische Dominanz unter
den Verantwortlichen vermag dabei zunächst skeptisch zu stimmen.
Unter den europäischen Teilnehmern des Wettbewerbs lassen sich für uns zwei
grundsätzliche Gruppen unterscheiden: Jene, die von der traditionellen
europäischen Opernidee ausgehen. Jene, die sich an einem neueren
europäischen Musiktheaterbegriff orientieren. Gemeinsames Moment dieser
zweiten Gruppe bilden nicht unerwartet: experimentelle Sprachbehandlung,
ritualisierte Formen der Bühnenaktion, Abkehr vom diskursiven Erzählen,
autonome Führung getrennter Kunstebenen. Und als gemeinsames Produkt
aller dieser Kunstmittel – Verzicht auf die herkömmliche Form von
Theaterillusionierung.
Exakte Grenzen zwischen diesen zwei Gruppen lassen sich nicht ziehen.
Vielmehr stellt gerade die Vielzahl unterschiedlicher Übergänge eine
Hauptcharakteristik der für uns interessanteren Einsender dar.
Unter ihnen sind es vor allem italienische, deutsche und französische Künstler,
die, ob sie nun mehr zur ersten oder zur zweiten Gruppe tendieren, am
intensivsten nach Überwindung überbrachter Formen trachten und häufig
dabei bestürzende Formen der Überraschung beinhalten. Kunstschaffende
aus den Ländern also, welche die Traditionen des europäischen
Musiktheaters begründet haben, scheinen diesen Traditionen heute einerseits
am wenigsten ausgeliefert zu sein, andererseits scheinen diese Traditionen
dort auch am meisten bloß n och ein Fetisch zu sein, den es überwinden gilt.
Der kreative Funke, der Italien, Frankreich und viel später dann Deutschland
zu Pionieren des Musiktheaters gemacht hat, glimmt, wenn man einer
Verallgemeinerung aus den Einsendungen glaubt, immer noch fort, zu einem
Teil sicherlich auch, weil aufgrund der Geschichte überbrachtes Musiktheater
hier etwas Selbstverständlicheres als andernorts bleibt.
Bleibt also die Mehrzahl der Einsendungen auf die ein oder andere Art an der
historischen Idee von Oper orientiert, so überrascht es gleichzeitig nicht, dass
grundsätzlich dabei Aufführungen überwiegen, bei denen Text und Partitur
auf traditionelle Weise als ein geschlossenes Ganzes vorangehen, das auf
dem Theater szenisch dann nur noch „interpretiert“ zu werden braucht.
Solche Aufführungen bleiben fixiert auf die Idee eines Werkbegriffs, der im
geschriebenen Produkt einer Partitur das immer noch Eigentliche, in der
Situation einer Aufführung bloß den Moment von dessen „Aktualisierung“
sieht. Auf ihr beruht bis heute noch die gesamte sehr besondere Tradition des
deutschen Repertoire- und gleichzeitig Regie-Theaters.
Wohl nicht zufällig beeindruckten uns europabezogen dagegen manche
Aufführungen eher projektartigen Charakters, bei denen solche Hierarchie
überwunden erscheint, verschiedene Kunstebenen gleichberechtigt und
konfliktreich ineinander greifen und statt eines Textes vor allem der
Theatermoment gefeiert erscheint. Sie scheinen auf den geschichtlichen
Augenblick zu reagieren, indem sie dem Theater in Frage gestellte
Ausdrucksqualitäten zurückerobern. Sie zielen gegen den Betrieb und damit
gegen das Kalkulierbare, Erwartete. Mit der Überraschung und mit dem Wert,
den sie auf das Momentane und Unwiederholbare des Theatermoments
setzen, zielen sie auf die Erneuerung des Theaters als Erlebnisqualität.
Die Sichtung der Einsendungen ist für uns eine so strapaziöse wie gleichzeitig
bereichernde Arbeit gewesen. Wir verdanken ihr manche Korrektur
liebgewordener Vorurteile, daneben auch manchen nur provozierenden
Schimmer einer Theatererfahrung, bei der wir uns gewünscht hätten, mit
dabei im Parkett zu sitzen. Wie schön es doch wäre, wenn man überall auf
der Welt zugleich sein könnte! Nur achtzehn Produktionen konnten nominiert
werden. Viele mehr hätten es verdient, in Berlin größere Aufmerksamkeit zu
finden.
Report of the Jury
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Roland Quitt
Programm
Program
Freitag / Friday 21. November 2008
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10:00 - 10:45 "Von Mücken, Elefanten und der Macht in den Händen"
Komposition / music: Hannes Galette Seidl
Regie, Script / stage director, Script: Bernhard Herbordt / Melanie
Mohren
Uraufführung / world premier: Forum der Kunst und Ausstellungshalle
Bonn, 23.01.2008
Präsentation/ presentation: Bernhard Herbordt, Melanie Mohren ,
Hannes Galette Seidl
11:00 - 11:45 "SHADOW - The ritual to console the mouth and the eyes"
Komposition / music: Nara Shin
Text / text: Eun-Jung Joo
Regie / stage design: Yoo-Shin Kim
Uraufführung / world premiere: Gallery KunstDoc in Seoul, 13.04.2007
Päsentation / presentation: Nara Shin
Johanna Spyris "Heidi" ist der Inbegriff eines ungetrübten Heimatbildes, einer
unbeschwerten Kindheit - Idylle pur vor schneebedeckten Gipfeln und
blauem Himmel. Doch was steckt hinter diesem Klischee der heilen Welt?
"Kann Heidi brauchen, was es gelernt hat?" spürt mit dem Instrumentarium der
Bergwelt – Alphörnern, Talerbecken, Holzratschen und Tierglocken – einem
unentstellten Heimatbegriff nach und versucht, dem Phänomen "Heidi", das
wie kaum etwas Anderes für Klischee und Wahrhaftigkeit zugleich steht, auf
die Spur zu kommen.
Leo Dick studierte in Basel und Bern, Germanistik, Musik- und Theaterwissenschaft und
in Berlin Komposition bei Prof. Friedrich Goldmann sowie Musiktheaterregie. Von 2005
bis 2007 war er Meisterschüler von Georges Aperghis in der Klasse ‚Theâtre musical'
an der Hochschule der Künste Bern.
Lojze Lebič hat Archeologie und Musik in Lubiljana studiert, Dirigieren bei Danilo Švara
and Komposition bei Marjan Kozina. Sein Werke wurde auf zahlreichen Festivals
aufgeführt, wie die Weltmusiktage des ISCM und den Bienalen in Berlin und Zagreb.
1994 erhielt Lebič den Prešeren Preis für seine Arbeit als Komponist.
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“Some simplified artistic creations from ancient times always surprise us by the
violence of contemporary expression. [...] The musical world of From Time
Immemorial follows an [...] archaic seclusion beyond space and time. [...] In
the foreground there are magic and symbolism. [...] From Time Immemorial is
[...] not an ode to the past or directed towards the idyllic. It moves among the
shadows of our ancestors. They are related to us in everything – joy and
sadness, self-confidence and despair.”
Lojze Lebič has studied archeology and music in Ljubljana, going in for conducting
with Danilo Švara and composition with Marjan Kozina. His compositions have been
performed at numerous festivals, such as the World Music Days of ISCM and the
Music Biennials in Berlin and Zagreb. In 1994 Lebič was awarded the Prešeren prize for
his work as a Composer.
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„Vor einigen Jahrhunderten ereilte die erfundene Gestalt Jiao Gulyin ihr
tragisches Schicksal.
Vor einigen Jahrzehnten betrat eine echte Künstlerin eine der tragischsten
Perioden der Geschichte.
Heute verwendet eine Chuanju Performance Künstlerin die gespeicherten
Erinnerungen des Körpers – eines Speichers, der nicht vergessen kann – um
vom traditionellen Chuanju ausgehend, diesen Zeitraum der Geschichte ihres
künstlerischen Gedächtnisses zu erkunden“
Tian Mansha, Regisseurin und Darstellerin der Sichuanoper, gilt als eine Reformerin
des traditionellen chinesischen Theaters. Sie ist zweimalige Gewinnerin des
Pflaumenblütenpreises, der höchsten Auszeichnung des chinesischen Theaters. Tian
Mansha ist außerdem Dozentin an der Opernakademie der Provinz Sichuan und seit
2005 auch an der Shanghaier Theaterakademie. Tian Mansha lebt zur Zeit in
Shanghai.
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“Several centuries ago a fictional character named Jiao Guiyin walked into
her tragic fate.
Several decades ago, a real artist walked into one of the most tragic periods
of history.
Now, a chuanju performance artist uses the memory of the body--a capacity
unable to forget--to walk from traditional chuanju through that period of
history in her exploration of artistic memory.”
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„Niebla zielt nicht auf eine direkte musikdramatische Umsetzung des 1914
erschienenen gleichnamigen Romans des spanischen Philosophen Miguel de
Unamuno […]. Die zentrale Metapher des Nebels [niebla] motiviert in der
Musiktheaterfassung das formale Prinzip der Variation und Permutation: Fünf
verschiedene Grundsituationen aus dem Roman werden immer wieder in
einer musikalisch oder szenisch veränderten Form durchgespielt.“
Elena Mendoza-López studierte Komposition u.a. bei Manfred Trojahn und Hanspeter
Kyburz. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Matthias Rebstock arbeitet als Regisseur und musikalischer Leiter im Bereich Neues
Musiktheater. Er hat eine Professur am Institut für Musik und Musikwissenschaft der
Universität Hildesheim.
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„Die Arbeit beabsichtigt, das System, welches “ Body Suit” (Körperanzug), […]
“Powered Suit” (Angetriebener Anzug) und ”Second Life” (Zweites Leben)
kombiniert […] in einer künstlerischen Produktion anzuwenden.
Das System, welches wir vorschlagen, besteht aus einem Schaltkreis, der
beides, Gesten und Roboter gleichzeitig kontrolliert. In diesem System
kontrolliert “Body Suit” die virtuelle Figur in “Second Life” und “Second Life”
steuert “Power suit” in Echtzeit.“
Suguro Goto ist Komponist, Multimedia Künstler und Wissenschaftler und arbeitet seit
1995 bei IRCAM. Er entwickelt ein System mit Sensoren und Robotertechnologie in
Einheit von Wissenschaft und Künsten, die die neue Technologie anwenden,
besonders im Zusammenhang mit der Darstellenden Kunst. Seit mehr als 15 Jahren ist
er in der internationalen Szene sehr aktiv.
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„The work is intended to utilize the system, which combines „Body Suit“, […]
“Powered Suit” and “Second Life” [...] and its uses in an artistic application. The
system, which we propose contains both a gesture controller and robots at the same
time. In this system, the “Body Suit” [...] controls the avatar in “Second Life” and
“Second Life” controls the [...]“Powered Suit” in real time. “
Suguru Goto is a composer, Multimedia Artist, and Researcher. He has been working
at IRCAM since 1995. He has been developing a system with sensor and robotics
technology in conjunction with science and New Technology Arts, especially on the
context of performance art for more than 15 years, and is very active in international
scene.
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„Ein verängstigter, panischer Faustus ohne jede Aussicht auf Rettung sieht
seinem unmittelbar bevorstehenden Ende entgegen; Mephistopheles, sein
alter ego wie sein Begleiter dieser letzten Nacht, läßt alle Fragen nach Raum
und Zeit, nach Anfang und Schöpfung der Welt wie nach der eigenen
Identität unbeantwortet.“ (Berliner Zeitung)
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Miguel Azguime ist Komponist, Poet und Perkussionist und brachte neben einer
Vielzahl von Kompositionen, einzigartige Text- und Musikformen hervor, die er
„Elektroakustisches Theater“ und „Elektroakustische Oper“ nennt.
Aufgeführt wurden seine Werke auf vielen Festivals von namhaften Ensembles.
Er ist Direktor des Música Viva Festivals und Begründer des Miso Studios. 2003
begründete er mit Paula Azguime das Portuguese Music Information Center.
Miso Ensemble, ein Flöten- und Perkussionsduo, wurde 1985 von Miguel Azguime
gegründet und zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Formationen Portugals.
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KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/ Komposition / music Michel van der Aa
Artistic
Artisticteam
team Libretto / text Hirokazu Kore-Eda /
Michel van der Aa
Regie / director Michel van der Aa
Bühne / stage-design Dries Verhoeven
Kostüme / costume-design Robby Duiveman
Dramaturgie / dramaturgy Klaus Bertisch
Licht / lighting Markus Truebridge
Musikalische Leitung / conductor Otto Tausk
Videotechnik / video technician Peter Wilms
“Die gerade Verstorbenen dürfen sich eine Erinnerung aussuchen, die sie
gerne mit in den Himmel nehmen möchten. [...] Das Kamerateam versammelt
sich, um mit dem Aufzeichnen der ausgewählten Erinnerungen zu beginnen.
[...] Das Leben der Toten wird von einer Kamera aufgezeichnet. Jetzt wird klar,
dass diejenigen, die an der Durchgangsstation arbeiten, nur deshalb noch
nicht im Himmel sind, weil sie es noch nicht geschafft haben, sich für einen
‚definitiven’ Moment aus ihrem Leben zu entscheiden.”
Michel van der Aa studierte nach seiner Ausbildung zum Toningenieur, am Haager
Konservatorium Komposition bei Diderik Wagenaar, Gilius van Bergeijk und Louis
Andriessen. 2002 absolvierte er einen Kurs in Filmregie an der New Yorker
Filmakademie und 2007 einem Intensivkurs in Dramaturgie am Lincoln Center Theater
Director’s Lab. 1999 gewann Michel van der Aa als erster holländischer Komponist
den Gaudeamus-Preis, dem weitere internationale Preise folgten. Seine auf der
ganzen Welt von namenhaften Orchestern aufgeführten Werke, sind auf allen
wichtigen Festival vertreten.
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„Tears of Barren Hill ist der Titel einer in den zwanziger Jahren geschriebenen
Peking-Oper. Ihre Szenen handeln von Leben und Tod. Sie ist ein Aufschrei der
in damaliger Zeit herrschenden Verzweiflung. Danny Yung lieh sich den Titel,
verwob ihn mit moderner Technologie wie zeitgenössischen
Theaterkonzepten und schuf daraus eine neues Werk zeitgenössischer Multi-
Media-Performance.“
Danny Yungs Arbeit hat ihr Zentrum in Hong Kong. Er schuf mehr als 100 Aufführungen
in den Bereichen von Theater, Installation und Konzeptkunst. Seine Arbeiten
beschäftigen sich mit Alltagsmedien und asiatischer Kulturpolitik. Aufführungen
Danny Yungs haben zu einer Verschärfung der dortigen Zensur gesorgt.
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“The original Tears of Barren Hill was a Peking opera created [...] in the 1920s.
It comprises scenes of life and death and is an outcry in distress for the
involutarily despair at that time. Danny Yung borrowed the title, weaving it
with modern technology and contemporary theatre concepts, to create an
original, contemporary multi-media stage performance.”
Hong Kong based multi-artist Danny Yung has created more than 100 performances
within theatre, film, installations, concept art. His works are experimenting and based
on critic comments to daily media and culture politics in Asia. Many of his
performances have provoked governments and decision-makers on the cultural
area to strengthen the censure policy.
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„Ein Spiel um Macht und ihren Verlust. Die Macht in den Händen der
Instrumentalisten paart das intime Verführen des Instrumentes mit der Macht
am Lautstärkeregler. Ein Spiel um die Grenzen von Musik und Theater – ein
Spiel von Mücken, Elefanten und anderen (ohn)mächtigen Verwandlungen.“
Bernhard Herbordt und Melanie Mohren sind Absolventen des Instituts für
Angewandte Theaterwissenschaft Giessen. In Zusammenarbeit entstehen
interdisziplinäre Raum-/ Audioinstallationen, Hörspiel- und Bühnenarbeiten, in denen
beide gleichsam als Regisseure, Autoren, Produzenten und Sound-/ Videodesigner
fungieren. Für ihre Arbeiten erhielten sie zahlreiche Stipendien und Preise. Herbordt
und Mohren leben in Hamburg.
Hannes Galette Seidl, studierte Komposition bei Nicolaus A. Huber, Th. Neuhaus und
Beat Furrer. Er schrieb für Soloinstrumente, Ensembles, Liveelektronik und Tapemusic.
Er erarbeitete seine Stücke mit zahlreichen namhaften Ensembles. 2002 gründete er
zusammen mit Maximilian Marcoll das Elektronikduo dis.playce mit dem er seit dem
regelmäßig auftritt. Er ist außerdem Mitbegründer von stock11.de - Label für aktuelle
Musik. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien.
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Felix Kubin ist Künstler und Musiker. Er komponiert seit 1993 experimentelle und
futuristische Popmusik, elektroakustische Musik, ist Autor von Hörspielproduktionen
und Betreiber des Plattenlabels „Gagarin Records“. Er schrieb auch Musik für
Theaterproduktionen und Filme und nahm an über 70 internationalen Musik- und
Medienkunstfestivals teil.
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„Zentralwerk einer Operntriologie [...]. Sex ist hier die „unbegrenzte Energie“,
welche Leben kreiert, überall und in allen Formen [...] Sex wird auch als
„Prisma“ gesehen, mit vielen, einzeln zu analysierenden Seiten: Natur,
Tradition, Religion, Wissenschaft, Geschäft, Unterhaltung, Mythologie, Kunst.“
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„Center piece of an operatic trilogy [...]. Sex is here the “unlimited energy”
creating life everywhere and in all forms [...]. Sex is seen also as a “prism” with
many sides, to be analyzed one by one: nature, culture, tradition, religion,
science, society, business, entertainment, mythology, art.”
KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/
/ Komposition / music Carola Bauckholt
Artistic
Artisticteam
team Musikalische Leitung / Eric Oña
conductor
Regie / director Georges Delnon
Bühne, Installation / Roland Aeschlimann
stage-design, installation
Kostüme / costume-design Maria Theree Jossen
Klangregie / sound-director Zoro Babel
Video / video Christoph Schödel
Licht / lighting Tobias Löffler
„Die Oper „hellhörig“ ist ein „Theater der Geräusche“. Die akustischen
Ereignisse [...] geben dem Werk nicht nur das Material, sondern übernehmen
Funktionen und Bedeutungen, die im herkömmlichen Theater den „dramatis
personae“ zukamen.“
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KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/ Komposition / music Helmut Oehring
Artistic
Artisticteam
team Libretto / text Helmut Oehring,
Torsten Ottersberg
Regie / director Claus Guth
Bühne, Kostüme / Christian Schmidt
stage-design, costume-design
Dramaturgie / dramaturgy Bettina Auer
Sound Konzeption und Torsten Ottersberg /
Produktion / GOGH surround music
sound concept and
production
Musikalische Leitung / conductor Jürg Henneberger
Chor / chorus-master Henryk Polus
„ In Unsichtbar Land verweben sich […] Der Sturm von Shakespeare und eine
gescheiterte Expedition in die Eislandschaft [Polarexpedition Shackletons
1914]. Fremde Welten begegnen sich und fließen ineinander. „
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KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/ Komposition / music Aureliano Cattaneo
Artistic
Artisticteam
team Text / text Edoardo Sanguineti
Regie / director Michael Scheidl
Bühne, Kostüme / Nora Scheidl
stage-design, costume-design
Choreographie / choregraphy Takako Suzuki
Animation / animation Laurent Okroglic
Licht / lighting Norbert Joachim
Klangregie / sound-director Peter Böhm
„Die Oper behandelt die Geschichte von Minotaurus. […] Die Geschichte
wird auf verschiedenen Ebenen erzählt, die teilweise ineinander geschoben
werden: Ebene eins wird von den Sängern erzählt, Ebene zwei von den
Tänzern, Ebene drei von einem Video.“
Aureliano Cattaneo studierte Klavier und Komposition in Piacenza und Mailand. 2004
war Cattaneo Finalist der Gaudeamus Muziek Week und 2005 Stipendiat der
Akademie der Künste Berlin. Aureliano Cattaneo lebt und arbeitet in Madrid.
Edoardo Sanguineti ist Lyriker, Erzähler, Dramatiker und Wissenschaftler. Als Professor
für italienische Literatur lehrte er an den Universitäten Turin, Salerno und Genua. Er ist
Träger des Großen Kreuzes des Verdienstordens der Republik Italien. Im Bereich des
Musiktheaters arbeitete er unter anderem mit Luciano Berio und Vinko Globokar
zusammen.
Michael Scheidl ist Schauspieler und Regisseur. Er gründete mit seiner Frau Nora
Scheidl das Netzwerk netzzeit, was Musiktheater der Gegenwart produziert. 2004
fand zum ersten Mal das von Scheidl gegründete Festival für neues Musiktheater
„Out of Control“ statt.
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“The opera is dealing with the story of Minotaur. [...] The story is told on
different layers, partly shoved into each other: layer one narrated by the
singers, layer two narrated by the dancers, layer three narrated by a video
animation. “
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„Vier Darsteller und vier Mikrofone. Stimme, Rhythmus, Worte, Silben, Klänge.
Ein Karussell der Politik dreht unsere Wirklichkeit um und zerreißt sie in sinnlose
Fetzen.“
Boca Loca Lab wurde von dem Regisseur und Theaterkritiker Jiri Adámek gegründet;
ein Theater, das vor allem musikalische Prinzipien nutzt. Neben zahlreichen anderen
Preisen erhielt er für seine experimentell musikalisch-szenischen Kompositionen und
seine theoretischen Beiträge jüngst auf dem New Wave Festival den „Personality of
the Year“ Award im Bereich alternatives Theater in Tschechien.
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“Four actors and four microphones. Voice, rhythm, words, syllables, sounds. A
Merry-go-round of politics turns our reality over and changes it into senseless
rags. “
Boca Loca Lab was founded by the director and theatre critic Jiri Adámek, a theatre
predominantly working according to the principles of music. Among other prizes he
received recently the “Personality of the Year“ Award at the New Wave Festival for
alternative theatre in the Czech Republic for his musical-scenic composition and his
theoretical contributions.
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KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/ / Musik / music Nara Shin
Artistic
Artisticteam
team Text / text Nara Shin nach Eun Jung Yoo
Regie / director Yoo-Shin Kim
Licht / lighting Ho-Jin Kim
Film und Ton/ Je-Min Kim
film and sound
Dirigent / conductor Byung-Uook Lee
E – Musik / Yong-Joon Yang
electronic music
Sound director Jung-Ah Seo
Nara Shin studierte Komposition an der Keoung-Hee Universität in Seoul und an der
Musikhochschule in Kalsruhe bei Wolfgang Rihm. Seit 2006 lebt er wieder in Korea. Als
Preisträger mehrer Stipendien wurden seine Werke auf zahlreichen internationalen
Musikfestivals aufgeführt. 2007 bekam er die Auszeichnung „The Young Artist“ vom
„The Arts Council Korea“.
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“The male and female actors talk to each other [...] I believe that the two
acts of talking and looking aim to interact with others, but within only an
individual’s unilateral desire may be found. [...] maybe, those acts are not
exchanges that incorporate intent to communicate, but destined to languish
in unfulfilled and unfulfillable desires and false images.”
Nara Shin has studied composition at Keoung-Hee University in Seoul and at Karlsruhe
University of Music with Wolfgang Rihm. Since 2006 he has been living again in Korea.
As prizewinner of many grants his works were performed at numerous international
contemporary music festivals. In 2007, he is chosen for The Young Artist by The Arts
Council Korea.
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KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/ Komposition / music Lucia Ronchetti
Artistic
Artisticteam
team Text / text Steffi Hensel
Regie / director Michael von zur Mühlen
Bühne und Kostüme Anne Hölk
stage-design, costume-design
Musikalische Leitung / Askan Geisler
conductor
Elektronik und Klangregie Thomas Seelig
Electronics and sound-director
Dramaturgie / dramaturgy Thomas Witzmann
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“New and old frontiers of our hyper-communicative world are the main
subjects, the point of departure of the project. It is about the hopes and fears
that come along with the promises of our new hyper-communicative world.
The dramaturgy follows the multiple transformations of the 14 performers in
fragmented, associatively connected, and dramatic situations. “
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KünstlerischesTeam
Künstlerisches Team/ Komposition / music Arnaud Petit
Artistic
Artisticteam
team Libretto / text Georges Perec
Regie / director Christine Dormoy
Bühne / stage-design Philippe Marioge
Kostüme / costume-design Cidalia Da Costa
Licht / lighting Paul Beaureilles
Ton / sound engineer Vivien Trelcat
Musikalische Leitung / conductor Pierre Roullier
„Ein Conferencier, eine Diva und ein Dirigent [....] Zwei Texte aus Cantarix
Sopranico L. von Georg Perec [...] der eine, eine wissenschaftliche
Untersuchung zur physiologischen Befindlichkeit von Sängerinnen unter
bestimmten Situationen, der andere, ein Nachruf auf die berühmte
Comicfigur Leon Burb von Marcel Gotlib [...] gesprochener Text und
gesungene Übersetzung [...] man amüsiert sich über dieses fröhliche
Sammelsurium der Wörter und der Sinne [...] alles eine Sache der Balance
zwischen den beiden Welten von Perec und Gotlib.“
Christine Dormoy ist Regisseurin und Gründerin der Compagnie Le Grain. Sie arbeitet
auch mit Orchestern, Opern-Teams und Gruppen von unabhängigen Solisten
zusammen, um immer wieder neue Formen des ihr eigenen Konzepts von Text und
Musik zu kreieren. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und die
Compangnie Le Grain wurde 2005 vom Kulturministerium Frankreich zur
«Staatskompanie für Oper und Musiktheater» befördert.
Arnaud Petit hat unter anderem an den Konservatorien in Reims und Paris studiert,
war Stipendiat der Villa Medici und MacDowell Fellow. Er arbeitet und unterrichtet in
Paris am l'Ircam, an der Stanford Universität in Kalifornien und am Conservatoire
National Supérieur de Musique de Paris.
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Musiktheaterkomitee und Jury
Music Theatre Committee and Jury
Das Musiktheaterkomitee des ITI
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Das Musiktheaterkomitee (Music Theatre Committee / MTC) des ITI ist ein Forum für
Fragen und Themen des Musiktheaters. Im Kern ist sein Aufgabengebiet die
Unterstützung und Förderung zeitgenössischer Musiktheaterformen im Hinblick auf
traditionelle und auch neue Werke. Das MTC wurde im Jahr 1969 auf Initiative des
renommierten ostdeutschen Opernregisseurs Walter Felsenstein gegründet, der bis zu
seinem Tod im Jahr 1975 Präsident des Komitees war.
In seinen Anfangsjahren konzentrierte sich die Arbeit des Komitees – wie die des
Weltverbands ITI -- auf den kulturellen Austausch zwischen den so genannten Ost-
und Westblockstaaten. Den inhaltlichen Schwerpunkt der vom Komitee organisierten
Treffen bildeten Arbeiten der bedeutenden Opernhäuser – interessanterweise war
der amerikanische Regisseur Harold Prince, weltbekannt für seine Inszenierungen von
Musicals, ebenfalls Komiteemitglied.
Am Ende des Kalten Krieges musste das Musiktheaterkomitee sich und seine Ziele
neu definieren. Seit den Zeiten seiner Gründung haben sich neue Beziehungen
zwischen Text, Musik und Bühnenhandlung parallel zur traditionellen Opernform
entwickelt. Die ursprüngliche Trennung zwischen dem eigenständigen Libretto eines
Werks und seiner Interpretation durch die Sänger-Darsteller und das Produktionsteam
wird heute von den Künstlern häufig aufgegeben. In vielen Fällen hat sich die
traditionelle westeuropäische Aufgabenteilung (Komponist, Librettist, Regisseur,
Bühnenbildner, ausführende Musiker und Sänger) aufgelöst. Tatsächlich gewinnt
modernes Musiktheater zunehmend Bedeutung als ein "Melting Pot", der viele
Aspekte hybrider Kunstformen und postdramatischen Theaters nutzt. Seit außerhalb
Europas und den englischsprachigen Ländern das Interesse an diesen Kunstformen
steigt, lassen sich auch hier ähnliche Veränderungen beobachten.
Die gegenwärtigen Aufgaben des MTC beinhalten den Umgang mit den oben
erwähnten Tendenzen wie auch mit den sich ergebenen Schwierigkeiten auf der
Ebene der Institutionen. Für traditionelle Musiktheaterinstitutionen ist es aus
verschiedensten Gründen schwierig, mit der Entwicklung der Kunstform Schritt zu
halten. In der Folge wird modernes Musiktheater mehr und mehr von den Bühnen der
Opernhäuser verdrängt und immer öfter unabhängig produziert, teilweise unter
beachtlichem Mangel an struktureller Förderung. In verschiedenen Ländern werden
in der Annäherung an dieses Problem natürlich unterschiedliche Wege beschritten.
Während sich die Arbeit des Musiktheaterkomitees früher auf Formen des
Musiktheaters mit europäischem Hintergrund konzentrierte, will das Komitee heute
explizit Werke mit nicht-europäischem Hintergrund aufgreifen. In welchem Ausmaß
ein einzelnes Komitee einen adäquaten Umgang mit diesen höchst
unterschiedlichen Formen und kulturellen Hintergründen finden und postulieren kann,
wird die Zukunft zeigen. Im Moment gilt es, den erwähnten Musiktheaterformen eine
Stimme zu geben.
Im Jahre 1983 gründete das Komitee ein alle drei Jahre stattfindendes Treffen, den
„Internationalen Musiktheaterworkshop“. Ziel dieses Workshops war der Austausch
über neue Arbeiten und Tendenzen im Musiktheater in den Mitgliedsländern des ITI.
Die Zentren der einzelnen Länder wurden gebeten, Vorschläge für Werke
einzureichen, die sie der Präsentation beim Musiktheaterworkshop für wert befanden.
Wie bei Music Theatre NOW wurden die Künstlerteams eingeladen ihre Produktion
auf der Basis von Videomaterial und eines Vortrags vorzustellen. Die Liste der Werke,
die über die Jahre hinweg präsentiert wurden, umfasst Komponisten wie Jonas
Forssell, Chaya Czernowin, Liza Lim, Georges Aperghis, Salvatore Sciarrino, Awet
Terterjan, Alfred Schnittke, Heiner Goebbels, Detlev Glanert, Jörg Widmann sowie
Wolfgang Rihm, Peter Eötvös, Rodion Shchedrin, Michael Tippett, Helmut
Lachenmann, Hans-Jürgen von Bose, Luca Lombardi, Judith Weir, Aribert Reimann
und Louis Andriessen, Giacomo Manzoni, Roberto Gerhard, Wolfgang Mitterer, Jin Hi
Kim, Jocy de Oliveira, Giorgio Battistelli.
Das deutsche Zentrum des ITI erarbeitete und organisiert das Treffen, das bisher in
München und Düsseldorf stattfand. Im Jahr 2008 wird die Veranstaltung erstmals in
Berlin stattfinden und für das allgemeine Publikum zugänglich sein.
Auf dem Kongress wurden für die Jahre 2008 bis 2010 in den Vorstand gewählt:
Laura Berman
Within the ITI, the Music Theatre Committee (MTC) functions as a forum for question
and task development concerning music theatre. Its work focuses on problems
related to the support and the advocacy of present music theatre forms in the
context of both traditional and new works. The MTC was founded in 1969 through
the initiative of the East German opera director Walter Felsenstein, who also
remained the Committee’s president until his death in 1975.
In the early years, the work of the committee focused on cultural exchange
between the socalled Eastern and Western Bloc countries – reflecting the interests of
ITI. Meetings were held focusing on the work of major opera houses – interestingly the
American director known mainly for his work in musicals Harold Prince, was also a
member of the committee.
At the end of the cold war it was then necessary for the MTC to redefine its goals.
Since the MTC’s initiation, new relations of text, music and stage action have
evolved parallel to the traditional operatic form. The former separation between a
work’s autonomous score and its interpretation through the singer-actor and the
production team is often abandoned by the creators. In many instances, the
traditional Western European separation of tasks (composer, writer, director, set
designer, executing musicians and singers) has dissolved. In fact, modern music
theatre gains special relevance as a melting pot utilizing many aspects of hybrid arts
and post dramatic theatre. Since the interest in hybrid art forms exists outside of
Europe and the english-speaking countries, similar changes can be observed here as
well.
The MTC’s present tasks include dealing with the above-mentioned tendencies as
well as with the resulting difficulties on an institutional level. For several reasons it is
difficult for traditional music theatre institutions to keep up to date with the
development of the art form. As a result, new music theatre is becoming more and
more removed from the stages of opera houses but is produced independently,
partly with a considerable lack of structural support. Different countries of course
show different approaches in dealing with this problem.
While its work used to be based on music theatre forms with a European origin, the
MTC is currently looking to encompass those coming from a non-European
background. To what extend a single committee will be able to handle those highly
differentiated forms and cultural backgrounds remains for the future to show. For
now, it is about giving a voice to the said forms of music theatre.
In 1983 the committee initiated a triennal event which was called the music theatre
workshop. The goal of the workshop was to exchange ideas on new works and
developments in member countries. The ITI centers were asked to submit suggestions
for works to be presented and like Music Theatre NOW, the artistic teams were
invited to give lectures presenting the productions with the use of video. The list of
works presented over the years includes the following composers: Chaya Czernowin,
Georges Aperghis, Salvatore Sciarrino (2001); Awet Terterjan, Alfred Schnittke, Detlev
Glanert, Jörg Widmann (2004); as well as: Wolfgang Rihm, Peter Eötvös, Rodion
Schedrin, Michael Tippett, Helmut Lachenmann, Hans-Jürgen von Bose, Luca
Lombardi, Judith Weir, Aribert Reimann, and Louis Andriessen. The ITI German center
produced and organizes this event, which has been held in Munich and Düsseldorf.
In 2008 the meeting is being held for the first time in Berlin and for the first time it is
open to the general public.
At the last ITI World Congress the committee voted to continue the focus on
communication, education and dissemination of information on the field of music
theatre throughout the world. The committee will continue Music Theatre NOW with
a special emphasis on supporting little known experimental groups and the avant
garde in music theatre – without of course ignoring the work of opera houses and
music theatre institutions. The new committee is currently expanding the focus to
include work for children and young people.
At the Congress the committee elected the following board fort he years 2008
through 2010:
The next meeting of the committee will be held in the Netherlands in April 2009.
Laura Berman
Laura Berman
Die Kuratorin und Dramaturgin Laura Berman stammt aus den USA und lebt seit 1983
in Deutschland. Ihr Hauptinteresse liegt bei der Neuen Musik in der Wechselwirkung
mit anderen Elementen der darstellenden Künste. Als freischaffende Dramaturgin
arbeitete sie für die Wiener Festwochen, die Bayerische Staatsoper, die Schwetzinger
Festspiele, die Berliner Festspiele, das Ballett der Deutschen Oper am Rhein, für das
Düsseldorfer Schauspielhaus und das Zürcher Ballett. Nach Engagements in Münster
und Darmstadt war sie von 2001 bis 2006 Leitende Musikdramaturgin am Theater
Freiburg, seit Oktober 2007 ist sie Künstlerische Leiterin des Programms "Kunst aus der
Zeit" der Bregenzer Festspiele.
Roland Quitt
***
Team Music Theatre NOW
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Ingrid Beese, Finanzen
Sophie Boitel, Assistenz Organisation
Jona Schlegel, Mitarbeit Organisation
Miriam Schulte, Mitarbeit Organisation
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