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Peter Funke-Franke · Cuxhaven©2009 Burgw
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Peter Funke-Franke · Cuxhaven©2009


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Cuxhavener Küstenheidegebiet
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Berensch

Altenwalde

Oxstedt

Das Cuxhavener Küstenheidegebiet umfasst einen


Landschaftsraum von über 2200 ha.
Inhalt Seite

Vorwort 2

Heide, was ist das? 3

Inhalt
Der Landschaftsraum 5

Geschichtliches
Vor- und Frühgeschichte 8
Wie die Heiden entstanden 10
Wie die Heiden verschwanden 12
Militärgeschichte 14
Naturschutz 16

Heide erleben
Klima und Boden 18
Pflanzen- und Tierwelt 20
Landschaftspflege durch Beweidung 30

Natur erleben in den Heidegebieten


Duhner Heide 37
Wernerwald, Bauernforst, Wacholderheide 38
Sahlenburger und Spanger Heide 43
Arenscher Heide, Krattwälder bei Berensch
Südliche Heidegebiete 47

1
Willkommen im Küstenheidegebiet! Heide was ist das?
Mit diesem Naturführer möchte die Stadt Cuxhaven den Das Wort „Heide“ ist ein volkstümlicher Ausdruck mit
Besuchern eine Landschaft vorstellen, die bislang noch mehrfacher Bedeutung. Zum einen werden damit ver-
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nicht so viel Aufmerksamkeit erfahren hat, wie Strand schiedene Pflanzenarten, wie die Besenheide oder die

Heide
und Watt. In Nachbarschaft zum Nationalpark Glockenheide benannt, zum anderen bezeichnet man
Wattenmeer reicht das Küstenheidegebiet von Duhnen im bestimmte Landschaften als „Heide“.
Norden bis Oxstedt im Süden. Dabei wird der Blick auf Im Laufe der Geschichte hat sich die Bedeutung des
den gesamten Landschaftsraum gerichtet, der neben Begriffs mehrfach gewandelt. Ursprünglich war damit das
Heiden und anderem Offenland einen gleich großen ganze gemeinschaftliche Land gemeint, mit Ausnahme
Anteil Wald umfasst. von Haus und Hof.
Später wurde dieser Begriff eingeschränkt, und man ver-
Die Broschüre soll Kenntnisse vermitteln, damit noch stand unter „Heide“ nur noch das unkultivierte Land. In
mehr Menschen die Schönheit und den Wert ihrer Umwelt dieser Bedeutung war anfangs noch der Wald inbegriffen.
begreifen und so zu deren Schutz beitragen. „Heide“ war also ursprünglich mehr ein Rechts- als ein
Landschaftsbegriff. Er bezeichnete den gemeinschaftli-
Durch finanzielle Unterstützung über das nieder- chen Besitz (Allmende) in Abgrenzung zum privaten.
sächsische Förderprogramm „Natur erleben“ konnte die Die weitere Entwicklung der Wortbedeutung verlief im
Vielfalt der Heidegebiete in angemessenem Umfang dar- Westen und im Osten Mitteleuropas nicht gleich. So
gestellt werden. meint man heute im Westen nur noch das waldfreie und
unkultivierte Land, während im Osten auch Waldgebiete,
insbesondere größere Kiefernwälder als »Heide« benannt
werden.

Rehbock in der Duhner Heide Größte Krähenbeer-Heiden auf dem deutschen Festland

2 3
Landschaftsraum
Der Landschaftsraum
Die letzte Umwandlung erfuhr der Begriff durch die Die Geestlandschaft des Elbe-Weser-Raumes verdankt
Gleichsetzung mit „Einöde“, d.h. mit einem Land, das ihre Grundstruktur der "Saale-Vereisung", die als vorletz-
untauglich zum Anbau ist. Im bildlichen Sinne übertra- te Eiszeit vor etwa 100.000 Jahren zu Ende ging. Die aus
Heide

gen, wird auch ein ungläubiger Mensch als »Heide« Skandinavien kommenden Gletscher schoben Gestein und
bezeichnet. Bodenmaterial vor sich her und lagerten es im norddeut-
schen Raum ab. So entstand auch die „Hohe Lieth“, ein
Im westlichen Mitteleuropa wird der Begriff heute vor in Süd-Nord-Richtung von Bremerhaven bis Cuxhaven
allem für gehölzarme und von den sogenannten verlaufender Geestrücken.
Zwergsträuchern (Besenheide, Krähenbeere und Höchste Erhebung in
Glockenheide) beherrschte Landschaftsteile gebraucht. Cuxhaven ist die
Dieser Landschaftstyp verdankt seine ehemals großflä- „Höltjer Höhe“
chige Verbreitung einer speziellen menschlichen (29,1 m).
Nutzung.

Die Küstenheiden im Raum Cuxhaven sind in Ausprägung


und Ausdehnung einmalig:
Hier blieb auf der küstennahen Geest ein Mosaik von
ausgedehnten Heiden aus Krähenbeere (Empetrum
nigrum) und Besenheide (Calluna vulgaris),
Sandmagerrasen, Heidemooren und Krattwäldern erhal-
ten. Es ist das größte zusammenhängende Heidegebiet
auf dem Festland der deutschen Nordseeküste

Geest, Moor und Marsch im Landschaftsraum der


Küstenheiden
Auf den hier entstandenen Böden konnte sich - im
Gegensatz zur umgebenden Marsch - nur eine karge
Vegetation entwickeln. Darauf deutet auch der Begriff
"Geest" hin, der abgeleitet ist vom niederdeutschen
"güst" = unfruchtbar.

Die Nordseeküste ist heute größtenteils eingedeicht. Nur


an drei Stellen der deutschen Festland-Nordseeküste sind
Deiche entbehrlich, nämlich dort, wo natürliche
Höhenrücken der Geest vor Überflutungen schützen: bei
Dangast am Jadebusen, bei Husum-Schobüll und in
Cuxhaven zwischen Duhnen und Berensch.
Blick vom Feldherrenhügel Richtung Süden

4 5
Landschaftsraum

Landschaftsraum
Hier im Westen Cuxhavens fällt das windgeformte Ein Grund: Der staatliche Küstenschutz betrieb
Dünengelände mit Küstenheide mal flacher, mal steiler Vorlandgewinnung, baute Sommerdeiche und befestigte
(“Geestkliff”) zur Salzwiese und damit zum Wattenmeer streckenweise das vorgelagerte Ufer, bepflanzte Dünen
ab. Brandung und Wind formten das Cuxhavener mit Strandhafer und Kartoffelrose. Auch Ginster- und
Geestkliff, das heute, bis zu acht Meter hoch, auf etwa Krähenbeer-Heide festigen die einstige Abbruchküste
6,5 Kilometer den Deich ersetzt. und lassen so einen malerischen Übergang zum Watten-
meer entstehen.
Dieser Übergang vom Land zum Meer ist noch weitge-
hend naturbelassen, von besonderer Eigenart und großer
landschaftlicher Schönheit.
Das Geestkliff ist relativ jung, es entstand nach der jüng-

Geestkliff Duhner Heide mit Stechginster (Ulex europaeus) Auffällig ist die Windschur der Gehölze. Der kräftige, sal-
sten Eiszeit (Weichsel-Vereisung), die vor 10.000 Jahren zige Westwind formt die Baumkronen zu „Windfahnen“ in
endete. Die rasch schmelzenden Gletscher ließen den Richtung Land.
Meeresspiegel ansteigen und hohe Fluten nagten am
Land. Vor 5.000 bis 2.700 Jahren, als die Menschen der
Bronzezeit die Hohe Lieth schon besiedelten, bildete sich
die heutige Küstenlinie, wobei vom Kliff abgespülter
Sand durch Wind zu Küsten- und Binnendünen von
Duhnen über Sahlenburg bis Berensch aufgehäuft wurde.

Nicht überall ist das Kliff heute noch ein steiles


Abbruchufer, denn gegenwärtig erreichen nur hohe
Sturmfluten wie im Februar 1962 das Kliff und führen zu
Abbrüchen.

6 7
Geschichtliches
Geschichte

Geschichte
Vor- und Frühgeschichte (Archäologie)

Die Landschaft in Cuxhaven ist seit alters her bevorzug-


ter Siedlungsraum, wie viele archäologische Fundplätze
entlang der Küste bezeugen. Die ältesten überlieferten
Spuren und Funde stammen von späteiszeitlichen Jägern,
die vor rund 12.000 Jahren die Duhner und Sahlenburger
Geest durchstreiften. Daneben sind auch Funde der nach-
eiszeitlichen Jäger und Fischer bekannt, die sich vor rund
9.000 Jahren in diesen Gebieten aufhielten. Aber erst
mit der Jungsteinzeit, vor rund 7.000 Jahren, nimmt die
Zahl der archäologischen Fundplätze deutlich zu. Hier
nun finden wir erstmals auch Gräber in mächtigen
Kammern aus tonnenschweren Findlingen, die vielfach Grabhügel »Großer Helmersberg«
mit Erde überhügelt waren. Diese, und vor allem auch die
späteren, aus der älteren Bronzezeit stammenden Wie zuvor schon in der Bronzezeit sind auch für die soge-
Grabhügel (rund 3.500 vor heute) sind in Cuxhaven noch nannte Vorrömische Eisenzeit (700 vor bis Christi
in einiger Anzahl erhalten (u. a. Twellberg, Höpenberg, Geburt) bislang nur Friedhöfe mit bis zu über 100
Kahle Berg, Helmersberg). Aus der Bronzezeit stammt Gräbern bekannt. Sie finden sich nunmehr im freien Feld
auch die Ringwallanlage in der Duhner Heide, die wohl und nur in Ausnahmefällen noch in Grabhügeln. Unter
als überörtlicher Versammlungsplatz gedient haben wird. den zahlreichen Beigaben der Bestattungen jener
Friedhöfe fallen besondere Funde auf, die auf weite
Kulturkontakte bis in den Norden Dänemarks oder bis in
den keltischen Süden und Südosten Europas weisen. Seit
Christi Geburt und weit in das 5. Jh. n. Chr. hinein sind
zahlreiche Siedlungen der römischen Kaiserzeit und
Völkerwanderungszeit in Cuxhaven nachzuweisen.
Daneben sind auch die Gräberfelder und Urnenfriedhöfe
dieser Dörfer bekannt. Die bislang kontinuierliche
Siedlungstätigkeit im Cuxhavener Gebiet bricht im 5. Jh.
n. Chr. scheinbar ab, jedenfalls fehlen Fundplätze der fol-
genden zwei Jahrhunderte. Erst seit dem 8. Jh. n. Chr.
finden sich vereinzelt wieder Gräber, die auf eine
Landnahme durch friesische Siedler schließen lassen
(Gräberfeld Bi de Höpen).

Mit Beginn des Mittelalters, vor allem aber des


Hochmittelalters im 12. Jh., setzt eine flächendeckende
Ringwall südwestl. von Duhnen Besiedlung der Cuxhavener Landschaft ein, die sich bis
heute fortgesetzt hat.

8 9
Wie die Heiden entstanden -
Entwaldung und Heidebauernwirtschaft
Geschichte

Geschichte
Nachdem die letzte Eiszeit vor 10.000 Jahren zu Ende
ging, bewaldete sich die Geest allmählich wieder. Doch
vor 5.000 Jahren begann ein grundlegender Wandel. Die
letzten Steinzeitmenschen - bislang Jäger und Sammler -
wurden sesshaft und rodeten Wald, um Ackerland zu
gewinnen. Vieh wurde zum Weiden in den Wald getrieben
mit der Folge, dass sogenannte Hudewälder entstanden,
die sich nicht mehr natürlich verjüngen konnten.
Im Mittelalter erreichte der
Waldraubbau seinen Höhe- Heide
punkt. Man brauchte Holz für
den Küstenschutz, Holz zum
Hafen-, Schiffs- und Haus-
bau, vor allem aber auch
Feuerholz. Durch die Über-
nutzung der Landschaft ent-
stand weiträumig offene
Heide auf der Geest.
Auf der nördlichen Hohen
Lieth blieben nur einzelne
Buschwälder erhalten, auf Karte von 1878 – großflächige Heide vor Anlage des
die noch die Ortsnamen und Wernerwaldes
Wappen von Altenwalde und
Nordholz hinweisen. ten sich Plaggeneschböden, in Bodenprofilen mancher-
Die Geestbauern mussten orts noch nachweisbar. In Cuxhaven sind sie jedoch nach
mit den nährstoffarmen Jahrzehnten moderner landwirtschaftlicher Bodenbear-
Sandböden zurechtkommen beitung verschwunden.
und entwickelten die
„Heidebauernwirtschaft“, Die Wirtschaftsweise der Geestbauern begünstigte insbe-
bei der ohne Fruchtwechsel sondere die Besenheide Calluna vulgaris. Sie beherrschte
„Ewiger Roggenbau“ betrie- die Landschaft auch noch Ende des 19. Jh. Aus dieser
ben wurde. Die dafür not- Zeit stammen zahlreiche Schilderungen und Bilder von
wendige Düngung erhielt Altenwalde Künstlern der Cuxhavener Malerkolonie, zu deren
man aus Heidekrautsoden, Lieblingsmotiven farbenprächtige Heidelandschaften
auch Plaggen genannt. Diese wurden in der Allmende, der zählten.
Gemeinschaftsweide, gestochen und als Einstreu in die
Viehställe gebracht. Vermischt mit Fäkalien wurde dieses
Material zur Düngung der Felder verwendet.
Dadurch erhöhte sich die Bodenoberfläche und es bilde-

10 11
Geschichte

Geschichte
Der junge Wernerwald - Kliffweg um 1900
Bis auf wenige Aufforstungen und Ackerflächen war das
Gebiet zwischen Duhnen, Berensch und Altenwalde noch
bis ca. 1950 von ausgedehnten Heideflächen geprägt.
Erst einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte
sich die Landnutzung hier radikal. Großflächig wurden
die Heiden in Ackerland umgewandelt und Wind-
schutzpflanzungen aus standortfremden Fichten, Kiefern
und Amerikanischer Traubenkirsche Prunus serotina ange-
legt. Es entstanden Streusiedlungen, Wochenendhäuser
und weitere kleinflächige Aufforstungen mit
Schwarzkiefer Pinus nigra, Sitka-Fichte Picea sitchensis
Wilhelm Laage - Die Heide bei Altenwalde (1919, Samml. und Lärche Larix kaempferi u. L. decidua.
Bussler) Im 20. Jahrhundert wurden die Heideflächen kaum noch
genutzt. Trotzdem waren die Heiden noch bis etwa 1960
Wie die Heiden verschwanden - nahezu baumfrei, was früher in erster Linie auf den
Ackerbau und Forstwirtschaft Seewindeinfluss zurückgeführt wurde. Heute ist jedoch
klar, dass trotz des starken Seewindes auch die von
Jahrhunderte lang prägte die Heidebauernwirtschaft das Krähenbeere dominierten Heiden in Küstennähe ohne
Landschaftsbild der Hohen Lieth. Nach 1850 änderten Eingriffe des Menschen verbuschen und sich zu Wald ent-
sich die Verhältnisse: Eine erste Agrarreform mit wickeln. Dies ist im Wesentlichen auf die fehlende
Flurbereinigung (Verkoppelung der Allmende) und die Sanddynamik und die vorangeschrittene Bodenentwick-
Erfindung von Kunstdünger und Dampfmaschine leiteten lung zurückzuführen.
eine grundlegende Veränderung der Geest im Elbe-Weser- Heiden haben sich letztlich fast nur auf militärisch
Dreieck ein. Vielerorts brachen Bauern Heide zu Acker genutzten Flächen erhalten.
um, und Aufforstungen, wie der Wernerwald an der
Sahlenburger Küste um 1880, wurden angelegt.

12 13
Militärgeschichte
Geschichte

Geschichte
Die Geschosse der „Langen Berta“ pfiffen im Ersten Seit 1955 wurde der zwischenzeitlich brachliegende und
Weltkrieg über die sonst stille Heide in Richtung Meer. Im auf Teilflächen auch ackerbaulich bewirtschaftete
Zweiten Weltkrieg startete die angebliche Wunderwaffe Truppenübungsplatz Altenwalde wieder militärisch
V1 vom Altenwalder Truppenübungsplatz in Richtung genutzt und in den Randbereichen mit Nadelgehölzen
England. Und in der Sahlenburger Heide wurden erst im aufgeforstet.
Jahre 2001 Betonruinen und Bahnen einer Schießanlage
entfernt, in denen Rekruten den Umgang mit Waffen Die Bundeswehr stationierte Panzertruppen in Cuxhaven.
übten. Jährlich bis zu 90.000 Soldaten der Bundeswehr und
Nebeneffekt: Im Schutz der Militärs konnten sich Heiden anderer NATO-Partner trafen sich zu Manövern auf dem
und Trockenrasen erhalten, die heute unter Naturschutz Truppenübungsplatz Altenwalde. Erst im Jahre 2003
stehen. wurde er aufgegeben und für die Öffentlichkeit zugäng-
lich.
Die Heidegebiete Cuxhavens waren für die kaiserliche
Marine schon seit 1892 begehrtes Übungsgelände und Der Sahlenburger Schießstand überdauerte zwei Welt-
auch später von strategischer Bedeutung. kriege. Er war stillgelegt worden, als auf dem Übungs-
Im Zweiten Weltkrieg errichtete die Wehrmacht Flak- platz Altenwalde Ende der 1980er Jahre eine moderne
Stellungen mit Scheinwerferbatterien. Zur Abwehr mögli- Standort-Schießanlage in Betrieb ging. 2001 wurde seine
cher Invasionen der Alliierten baute sie eine Vertei- Betonruine mit Naturschutzmitteln abgerissen und das
digungslinie mit Schützengräben und Bunkern auf, von Schießstand-Gelände der Natur zurückgegeben. In-
denen heute noch Überreste erkennbar sind. zwischen bilden hier Trockenrasen, Sandwege und
Heidevegetation wertvolle Lebensräume.

ehemalige Schutzengräben in der Duhner Heide Heute eine Hügellandschaft mit Besen-Ginster -
der Sahlenburger Schießstand

14 15
Naturschutz
Naturschutz

Natrschutz
In den 1930er Jahren begann amtlicher Naturschutz in Zum 31.12.2003 gab die Bundeswehr überraschend den
Cuxhaven mit der Ausweisung von Naturdenkmalen: Truppenübungsplatz Altenwalde auf, und ein Jahr darauf,
Finkenmoor, Duhner Ringwall, Burgwall, Kahleberg, im Dezember 2004, wies das Land Niedersachsen die
Großer und Kleiner Helmersberg sind Schutzobjekte aus Cuxhavener Küstenheiden als Naturschutzgebiet aus.
dieser Zeit. Damit musste statt der Panzer jetzt der Naturschutz für
die Offenlandpflege sorgen, und so begann der
Ab den 1940er Jahren rückten die Heiden in den Blick Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,
des wissenschaftlichen Interesses. Namhafte Botaniker, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) das zweite große
wie Konrad Buchwald und Reinhold Tüxen, untersuchten Naturschutzvorhaben im Gebiet, diesmal mit
die Heiden vegetationskundlich und empfahlen, sie unter Unterstützung der EU.
Schutz zu stellen. Dies geschah erstmals 1959, als die
Duhner Heide als Landschaftsteil geschützt wurde. Dieses LIFE-Natur-Projekt
„Große Pflanzenfresser zur
In den 1980er Jahren waren es Günter Köster und Werner Pflege und Erhaltung von
Böckelmann, die sich für die Erweiterung der Restheiden Küstenheiden“ erweitert das
einsetzten. Aus dieser Initiative ehrenamtlicher Pflegekonzept durch Beweidung
Naturschützer entstand das Naturschutzgroßprojekt mit Heckrindern, Koniks und
„Krähenbeer-Küstenheiden“ (1993-2000). Wisenten. Naturschutz steht
Das rd. 1400ha große heute nicht nur im
Projektgebiet umfasste neben den Naturschutzgebiet an erster
Kerngebieten Duhner und Sahlen- Stelle, sondern auch in den
burger Heide auch den Wernerwald umliegenden Wäldern, die zum
und weite Teile des Truppenübungs- „nationalen Naturerbe“ gehören.
platzes Altenwalde, obwohl dieser
damals noch fest in militärischer
Hand war. Warzenbeißer Garant dafür ist die
(Decticus verrucivorus) Deutsche Bundesstiftung
Für das europäische Schutzgebietssystem „Natura 2000“ Umwelt (DBU, Naturerbe
hat das Land Niedersachsen 1999 die Cuxhavener GmbH), die das Areal im
Küstenheiden als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) nach Jahr 2009 von der
Brüssel gemeldet und damit die internationale Bundesfinanzverwaltung
Bedeutung des Gebietes hervorgehoben. Damit das so übernommen hat.
bleibt, sind als traditionelle und bewährte Nutzungsform
seit dem Jahr 2002 Schafe und Ziegen für die
Landschaftpflege im Einsatz.

16 17
Heide erleben

Heide erleben
Heide erleben
In Cuxhaven sind Küstenheiden im Nationalpark Watten- Wegen der freien Lage an der offenen See ist die mittle-
meer und im Naturschutzgebiet Cuxhavener Küsten- re Windgeschwindigkeit recht groß.
heiden unter Schutz gestellt und dennoch individuell er- Die Sonne scheint in Cuxhaven im Jahresdurchschnitt
lebbar. Dafür sorgt ein umfangreiches Wegesystem. Auf mehr als 1600 Stunden, somit ist unsere Stadt von über-
Wanderrouten, per Rad oder zu Pferd haben Besucher durchschnittlicher Sonnenscheindauer begünstigt.
Gleichzeitig fallen hier überdurchschnittlich viel
Gelegenheit, die Natur zu genießen. Die nachfolgenden
Niederschläge (jährlich rd. 820 mm, Bundesdurchschnitt
Beschreibungen helfen, Natur und Landschaft noch be- 700 mm)
wusster wahrzunehmen.
Vorherrschender Bodentyp 1 im Gebiet der Cuxhavener
Klima und Boden Küstenheiden ist der Podsol . Kennzeichnend ist ein aus-
gebleichter, aschgrauer Horizont, aus dem wichtige
Das Küstenklima ist in der Heide auf besondere Art erleb- Nährstoffe ausgewaschen wurden. Diese reichern sich im
bar. Jede Jahreszeit hat hier ihren speziellen Reiz. Der Unterboden an, wobei sich die eisenhaltige, schwarze
oft kleinräumige Wechsel zwischen Offenland und Wald, Schicht, der sogenannte Ortstein-Horizont, kontrastreich
aber auch die Weite der großen Heideflächen lassen Wind von dem darunter liegenden ockerbraunen Anreicher-
und Regen, Hitze und Trockenheit mit ihren eigenen ungshorizont abhebt.
Stimmungen und Düften auf den Besucher wirken. Die
vorherrschend westlichen Winde und das große Wärme-
1
speichervermögen des Meeres geben dem Klima in Cux- Der Begriff kommt aus dem Russischen und bedeutet aschgrauer Boden.
haven einen stark maritimen Charakter. Dadurch sind die
Winter meist mild und die Sommer mäßig warm.

Heidekraut

Rohhumus

Auswaschungshorizont

Ortsteinhorizont
Anreicherungshorizont

Im Frühjahr und Herbst geben Bodennebel der Heide in Podsol (Quelle: Deutsche
den Morgen- und Abendstunden ein stimmungsvolles Bild bodenkundliche Gesellschaft,
Foto Pietrzok)
18 19
Heide erleben

Heide erleben
Pflanzen- und Tierwelt

Das Besondere der Cuxhavener Küstenheiden ist ihre Für mehr als 300 Tierarten, insbesondere Insekten, ist
Vielfalt. Ein Mosaik aus Sandheide, Moorheide und Krä- die Besenheide Futterquelle und Lebensstätte. Für einige
henbeerheide wechselt sich ab mit Magerrasen, Mooren Arten, wie z.B. den Schmetterling mit dem Namen
und lichten Eichen- und Kiefernwäldern. Entsprechend „Heidekrauteulchen“ (Anarta myrtilli) ist sie sogar die
artenreich sind Pflanzen- und Tierwelt. einzige Futterpflanze und damit lebensnotwendig.
å

Kennzeichnend sind die drei Heidearten: Besenheide wurde früher zur Herstellung
Besenheide (Calluna vulgaris) von Besen verwendet, woher sie auch
Krähenbeere (Empetrum nigrum) ihren Namen hat. In der Volksmedizin
Glockenheide (Erica tetralix) ist sie als harntreibendes und blut-
reinigendes Mittel bekannt.
Diese Zwergsträucher gelten selbst zwar nicht als gefähr- Heute wird das Heidekraut zur
det, die von ihnen gebildeten Heiden werden aber euro- Herstellung von Biofiltern und
paweit als besonders schutzwürdig eingestuft. bei der Firstabdeckung von
Reetdächern verwendet.
Die Besenheide, ein immergrüner Zwergstrauch, begei-
stert mit ihrer rosa-violetten „Heideblüte“ von August Die Krähenbeere ist die
bis Oktober die Naturliebhaber. In dieser Zeit sammeln Raupe und Charakterart der hiesigen Küsten-
Bienen hier den begehrten „Heidehonig“. Falter vom heiden. Jahreszeitlich typisch ge-
Besenheide bildet schwer zersetzbaren Heidekrauteulchen färbt - im Winter braun, im Frühjahr
Humus auf sauren, nährstoffarmen (Anarta myrtilli) braun-rot und im Sommer sattgrün -
Sandböden, sie meidet Beschattung. prägt die Krähenbeere die Heide-
landschaft Cuxhavens und macht
sie unverwechselbar.

Besenheide (Calluna vulgaris)


Krähenbeere (Empetrum nigrum)

20 21
Heide erleben

Heide erleben
Den Namen erhielt die Krähenbeere wegen ihrer schwar-
zen, preißelbeergroßen Früchte, die von Vögeln (u.a.
auch Krähen) gefressen werden. Ihre unauffälligen
Blüten erscheinen bereits ab Mitte März an den nadelar-
tig beblätterten Trieben. Nur bei genauer Betrachtung
sind blassrosa männliche und purpurfarbene weibliche
Blüten zu erkennen. Im Gegensatz zur Besenheide, die im
Sommer blüht und mit ihren rosa Nektarblüten Insekten
zur Bestäubung anlockt, wird die Krähenbeere vom Wind
bestäubt. Die Früchte reifen im Sommer, sie haben kei-
nen kulinarischen Wert.
Wie viele andere mit der Krähenbeere verwandte
Heidekrautgewächse (Ericaceae) bevorzugt die Art saure,
oft sandige Böden. Sie erschwert mit ihrem teppicharti- Moorschlatt mit Wollgras
gen Wuchs Gehölzsamen das Keimen.
Sie ist windhart und unempfindlich gegen Übersandung, Ihr Lebensraum sind die „Feuchtheiden“ auf grund- oder
jedoch sehr empfindlich gegen Trittbelastung. stauwasserreichem aber nährstoffarmem Boden. Auch an
den Rändern von Heideseen, Moorschlatts und in
Die Glockenheide, auch Moorheide genannt, hat nadel- Hochmooren kommt die Glockenheide vor und ist wie die
förmige Blätter und glockenartige Blüten. Besenheide eine Futter- und Nektarpflanze für eine
Anzahl von Schmetterlingen und anderen Insekten.

Glockenheide (Erica tetralix) Arnika (Arnica montana)

22 23
Heide erleben

Heide erleben
Wissenschaftlicher Deutscher
Name Name

Andromeda polifolia Rosmarinheide


Arnica montana Arnika
Callitriche palustris Sumpf-Wasserstern
Caltha palustris Sumpfdotterblume
Carex lasiocarpa Faden-Segge
Carex panicea Hirsen-Segge
Carex viridula var. viridula Kleine Segge
Dactylorhiza maculata Geflecktes Knabenkraut
Drosera intermedia Mittlerer Sonnentau
Drosera rotundifolia Rundblättriger Sonnentau
Eleocharis multicaulis Vielstängelige Sumpfsimse
Genista anglica Englischer Ginster
Genista pilosa Behaarter Ginster Fieberklee (Menyanthes trifoliata)
Gentiana pneumonanthe Lungen-Enzian
Illecebrum verticillatum Quirlige Knorpelmiere
Juniperus communis Gewöhnlicher Wacholder
Lycopodiella inundata Sumpf-Bärlapp
Menyanthes trifoliata Fieberklee
Myrica gale Gagel
Narthecium ossifragum Moorlilie
Osmunda regalis Königsfarn
Pedicularis sylvatica Wald-Läusekraut
Potamogeton polygonifolius Knöterich-Laichkraut
Moorlilie, auch Beinbrech genannt (Narthecium ossifragum)
Rhinanthus minor Kleiner Klappertopf
Rhynchospora alba Weißes Schnabelried
Rhynchospora fusca Braunes Schnabelried
Scorzonera humilis Niedrige Schwarzwurzel
Trichophorum cespitosum ssp. Rasige Haarsimse
germanicum

Insgesamt wurden im Küstenheidegebiet über 500


Pflanzenarten festgestellt, von denen in der Tabelle eini-
ge botanische Besonderheiten aufgeführt sind. Königsfarn
(Osmunda regalis)
Lebensraum vieler dieser Arten sind Feuchtgebiete, wie
Heidetümpel, -weiher oder Moore, die im sonst eher Lungen-Enzian
trockenen Heidegebiet selten sind. (Gentiana pneumonanthe)

24 25
Ziegenmelker
Heide erleben

Heide erleben
Tierwelt

Rund 70 Brut- und 60 Rastvogelarten können hier beob- Wo sich Heide und lich-
achtet werden. Besonders die Insektenfresser unter tes Kieferngehölz
ihnen finden in den Cuxhavener Küstenheiden reichlich mischen, lebt
Nahrung. der
Wer mit dem Fernglas in den Küstenheiden nach Vögeln Ziegenmelker.
forscht, sollte den Blick auf die Spitzen von Pfählen, Bü- Dieser etwa
schen oder Bäumen richten. Denn amselgroße
hier sitzen die wahren Insektenjäger ist nur in der Dämmerung gegen den
Neuntöter Seltenheiten: Neuntöter, Himmel mit seinem schaukelnden Flug zu erkennen.
Steinschmätzer, Braun- Manchmal klatscht er dabei mit den Flügeln. Und sein
und Schwarzkehlchen. schnarrender Gesang, der wie ein fernes Motorrad
schnurrt, ist eine Stunde nach Sonnenuntergang zu
Der Neuntöter gehört zur hören. Dass dieser Vogel Ziegen melkt, ist eine Legende.
Familie der Würger. Das Mit seinem Riesenrachen macht er sich nachts auf, um
klingt grausam. Tatsächlich Insekten zu fangen, auch nahe bei Viehherden.
spießt der Vogel größere Insekten
wie Hummeln und sogar kleine An Gastvögeln suchen im Sommer regelmäßig Trupps der
Mäuse auf Dornen. Ein Vorratslager mit Lachseeschwalbe in der Heide nach Eidechsen und
bis zu 30 Tieren kann so entstehen. Insekten, während es im
Herbst durchziehende
Regenbrachvögel auf
Steinschmätzer Krähenbeeren ab-
Der Steinschmätzer fällt im gesehen haben.
Flug durch seine weithin
leuchtenden schwarz-weißen
Schwanzfedern auf. Sein Nest
baut er in Höhlungen und
Spalten im Boden.

Lachseeschwalbe
Auch Braun- (oben Jugendfärbung)
und Schwarz-
kehlchen, die auf ihren Sitzwarten gerne
mit den Flügeln zucken, sind
Bodenbrüter. Und das wird ihnen vieler-
orts zum Verhängnis: intensive
Landwirtschaft, aber auch freilaufende
Hunde bedrohen den Nachwuchs.

Schwarzkehlchen
26 27
Heide erleben

Heide erleben
Kriechtiere (Reptilien) sind sonnenhungrig und bevor- Unter den Wirbellosen sind es insbesondere die Insekten
zugen trocken-warme Lebensräume, wie z. B. Heiden. und Spinnen, die die Heiden arten- und individuenreich
Und so kommen trotz der nördlichen Lage in den hiesi- besiedeln. Einen Überblick gibt die folgende Tabelle:
gen Heiden sämtliche in Niedersachsen noch heimischen
Reptilienarten vor. Neben der auch andernorts verbreitet
anzutreffenden Ringelnatter, Blindschleiche und
Waldeidechse sind auch die seltenere Zauneidechse und Tiergruppe nachgewiesene davon
die Kreuzotter vertreten. Funde der Schlingnatter liegen Artenzahl gefährdet
bereits einige Jahre zurück, und so ist fraglich, ob die
Art heute noch im Gebiet vorkommt. Als wechselwarme Schmetterlinge 407 85
Tiere suchen die Reptilien Sonnenplätze auf, wo sie sich Hautflügler 208 11
auf „Betriebstemperatur“ erwärmen. Wege und sonstige (Bienen und
vegetationsfreie Stellen sind deshalb besonders in den Wespen i.w.S.)
Morgenstunden Plätze, wo die Tiere zu beobachten sind. Käfer 415 48
Libellen 34 11
Für Lurche (Amphibien) scheint die trockene Heideland-
Heuschrecken 15 2
schaft auf den ersten Blick eher ungeeignet zu sein.
Jedoch beherbergen die wenigen Kleingewässer, Moore Spinnen 157 6
und Sümpfe mit Erdkröte, Moorfrosch, Grasfrosch, gesamt 1236 163
Teichfrosch und Teichmolch immerhin 5 Arten, die im
Sommerlebensraum auch abseits der Gewässer angetrof- Stellvertretend für die enorme Artenvielfalt der Insekten
fen werden können. soll hier eine Käferart erwähnt werden, die im Sommer
auf den typischen Sandwegen der Heide auffällt. Vor dem
Besucher flüchtig, fliegen die am Boden jagenden
Sandlaufkäfer der Gattung Cicindela immer wieder auf
und setzen sich wenige Meter weiter nieder. So gelingt es
dem Beobachter nur selten diese attraktiven Räuber
genauer anzusehen. Die Larven lauern in selbstgegrabe-
nen Röhren im Sand und erbeuten mit ihren kräftigen
Zangenkiefern vorbei-
kommende Insekten.

Zauneidechse (Lacerta agilis)


Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida)

Kreuzotter (Vipera berus)

28 29
Moorfrosch (Rana arvalis)
Heide erleben

Heide erleben
Landschaftspflege durch Beweidung

Beweidung trug zum Entstehen der Heiden bei, jetzt Eine Herde aus Schnucken und Ziegen, gehütet von
dient sie zu deren Erhaltung. Es geht insbesondere einem Schäfermeister mit seinen Hunden, beweidet die
darum, die aufkommende Verbuschung zurückzudrängen rd. 300 ha zum Teil verstreut liegenden Heiden und
und Nährstoffanreicherung zu verhindern (über Bio- Magerrasen. Das Land Niedersachsen fördert diese
masseentzug). Je nach Standort setzt die Naturschutz- Landschaftspflege über das „Kooperationsprogramm
verwaltung hier auf unterschiedliche Tierarten und -rassen. Naturschutz“.
Die Besenheide (Calluna vulgaris) profitiert von der
Beweidung. Sie reagiert mit stärkerem Wachstum, wenn
ein Teil ihrer Triebe abgefressen wird. Anders bei der
Krähenbeere: Sie wird von den Weidetieren und auch vom
Wild verschmäht, ist aber empfindlich gegen
Trittbelastung. Soll die Krähenbeerheide erhalten blei-
ben, so darf die Beweidung
nur im „lockeren Gehüt“
erfolgen.

Mit Salers-
Rindern, einer
französischen
Der Schäfer mit seiner Herde Robustrasse,
startete ein
Versuch der
Heidepflege mit
Rindern. Ergebnis
war, dass auch
Rinder geeignet sind,
die Traubenkirschen effek-
tiv zurückzudrängen. Heute ist
die kleine Herde auf magerem Grünland an der Höltjer
Höhe ganzjährig anzutreffen.

Die Amerikanische Traubenkirsche (Prunus serotina)


breitet sich aggressiv aus und bedrängt die Heiden.

30 31
eHr el ei db ee n
Heide erleben

Auf den weiten Flächen des ehemaligen Truppenübungs- Die Begegnung mit
platzes Altenwalde zwischen Altenwalde und Berensch urwüchsigen
(südliche Heidegebiete) findet Heidepflege statt, die zur Herden in halbwil-
Attraktion für Besucher geworden ist. Gefördert von der der Haltung und
EU nach dem LIFE-Natur-Programm ließ der die Beobachtung
Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, des natürlichen
Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Koppeln bauen, in Sozialverhaltens und
denen seit 2005 „Große Pflanzenfresser zur Pflege und des reichlichen
Erhaltung von Küstenheiden“ im Einsatz sind. Heck- Nachwuchses an
Rinder und Koniks weiden ganzjährig auf drei jeweils rd. Fohlen und Kälbern
100 ha großen Koppeln, wo sie auch im Winter ausrei- sind ein Naturerlebnis
chend Futter finden. ganz besonderer Art.
Daneben leisten auch Wisente ihren Beitrag zur Land-
schaftspflege. Eine 5-köpfige Herde kam 2007 in das
großzügige Gehege (45 ha) an der Kreisstraße zwischen
Holte-Spangen und Berensch. Hinter hohen Zäunen
haben diese Wildtiere genug Raum und können je nach Koniks sind eine friedliche und
Bedarf Schutz im Wald oder Futter auf den Offenflächen robuste Pferderasse aus Osteuropa,
suchen. Fütterung ist bei dieser halbwilden die mit dem ausgestorbenen europäi-
Haltungsweise nur in Notzeiten vorgesehen. Die dichten schen Wildpferd (Tarpan) eng verwandt
Wäldchen bieten Schutz vor extremer Witterung. Wenn ist und ursprüngliche Merkmale aufweist.
Hilfe nötig ist, kümmert sich ein Tierbetreuer, der die
Herden überwacht.

Koniks im Gelände. Koniks - Der Leithengst hält die Herde zusammen.

32 33
Heide erleben

Heide erleben
Heck-Rinder, benannt nach den Zoodirektoren Lutz
und Heinz Heck, sind eine sogenannte Abbild-
züchtung des im 17. Jh. ausgerotteten Auerochsen.
Ab den 1920er Jahren ist durch zucht aus verschiede-
nen Hausrindrassen eine Rinderrasse mit äußeren
Merkmalen ( z.B. Farbe und Hornform) des Auerochsen
entstanden.

Der Wisent (Bison bonasus) ist das größte und


schwerste Landsäugetier Europas. Die amerikanische
Schwesterart ist der Bison
(Bison bison) auch
Indianerbüffel
genannt. In
freier
Wildbahn ist
der Wisent Heckrinder mit Koniks.
seit den
1920er
Jahren aus-
gestorben,
etwa ein
Dutzend Tiere
überlebten aber
in Gefangenschaft.
Aus Nachzuchten hat sich
der heutige Bestand von rd. 3000 Tieren entwickelt.
Eine große ausgewilderte Population von über 400
Tieren lebt im Grenzgebiet zwischen Polen und
Weißrussland.

Heckrinder mit Nachwuchs.

34 35
Heide erleben

Heide erleben
Naturerleben in den Heidegebieten Duhner Heide, Heideentwicklungsgebiet,
Wallheckenlandschaft
500m 1000m
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Seehospital

Die Heiden laden ein zu


Für Pferdefreunde Sahlenburg
Spaziergängen,
ist ein rd. 60 km
Wanderungen oder Walking.
langes Wegenetz Nationalpark-Zentrum
Cuxhaven Sahlenburger Lohmsmoor
ausgewiesen. Zur Wolskermarsch Wacholderheide

Karten und weitere Informationen Instandhaltung der Waldfreibad tie


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sind bei den Tourist-Info-Stellen Wege wird von den en
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erhältlich, und Tafeln im Gelände
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helfen bei der Orientierung.

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Von der Beobachtungsplattform
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erhoben.

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in der Duhner Heide
Landschaftsschutzgebiet
genießt man einen
Wernerwald einzigartigen Rund-
Sahlenburger Steertmoor
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blick auf den Welt-

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schifffahrtsweg Elbe,
das Watt Spanger bis Heide
Neu-
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Arenscher Heide Duhner Heide selbst.
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Je nach Jahres-,
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Steertmoor
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So lassen sich von hier Nature
Melkhus
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Auf ausgewiesenen Radwegen lassen sich die weiten zahlreiche Vogelarten beobachten, wie z.B. die nisp

Holter Heide
Heidegebiete am besten erkunden. Wisentgatter
roden

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Seehospital
Heide erleben

Heide erleben
Sahlenburg
auffällig gefärbten Brandgänse, die verlassene Fuchs-
oder Kaninchenbauten als Nisthöhlen nutzen. Die Jungen Nationalpark-Zentrum
werden als Nestflüchter kurz nach dem Schlüpfen ins Cuxhaven Sahlenburger Lohm
Wolskermarsch Wacholderheide
nahe gelegene Watt geführt und dort aufgezogen.
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An der Plattform ist auch Start- und Endpunkt des Waldfreibad -S tie
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„Entdeckungspfades Duhner en

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Heide“, der entlang eines Jo

knapp 2 km langen Rundweges

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auf 12 Tafeln über Typisches

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und Besonderheiten der Land-
schaft informiert.
Nördlich und östlich der Heide Landschaftsschutzgebiet
Wernerwald Sa
schließen sich Feldfluren an, immelshöh

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Heidehaus
die durch Wallhecken reich
gegliedert sind. Die zwischen Scharmoorweg und Küste
gelegenen mageren Grünländer werden von Schafen und
Ziegen beweidet, denn dieser Teil des Naturschutzge-
bietes „Cuxhavener Küstenheiden“ soll als mageres o lf s

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Offenland und Heide erhalten bzw. entwickelt werden. Deemoor
ßengroden

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Weite Bereiche stehen als Nationalpark "Niedersäch-

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sisches Wattenmeer" oder als Naturschutzgebiet unter Arenscher Heide
Geestkliff
renscher Au

Schutz.
Der Schwarzspecht benötigt
ich
Wernerwald, Sahlenburger Bauernforst, er
de Arensch abgestorbenes Altholz.
Berensch-A

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Finkenmoor und Wacholderheide Melkhus

Der Wernerwald - benannt


nach seinem Begründer, dem Wisentgatter
mmergroden

Hamburger Amtsverwalter Dr.


Charles Anthony Werner - ist Arenscher Ba
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mit rd. 315 ha Fläche der ein-


zige Wald an der Nordseeküste N
im direkten Übergang zum Klütenberg
Berensch-A

Wattenmeer. Burgw
Gedenkstein all
Geestkliff

Nach Aufteilung der Sahlenburger Gemeinheitsfläche Höpenberg


Südweide II
(Allmende) begann man 1880 mit der Pflanzung. Bis
1896 ließ Hamburg die an den Staat gefallenen Heide-
und Flugsandflächen aufforsten. 16 Jahre Aufforstungs- Hier ist der Umbau zum Laubwald schon gelungen. Berensc
dauer sprechen für sich: Der waldfeindliche, ausgelaugte Berensch

38 39
Südweid
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Geestkliff

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Berenscher Forst
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Heide erleben

Heide erleben
Heideboden und der kräftige, salzhaltige Seewind kargen Bodens ihre 100jährige Geschichte nicht ahnen
erschwerten dieses „forstliche Großprojekt“. Nur wider- lassen, ermöglichen durch den lichten Stand, dass
standsfähige Nadelbaumarten, wie die aus Südeuropa Krähenbeerheide flächig den Boden bedeckt. Dies stand
stammende Schwarzkiefer (Pinus nigra), konnten als Vorbild für einen lichten Waldtyp, den der
anfangs die extremen Bedingungen ertragen. Naturschutz hier aus ehemals dichten Monokulturen ent-
Bodenentwicklung und das stabile Waldklima ermögli- wickelt. Nach mehrfach starker Durchforstung der etwa
chen heute, dass auch anspruchsvollere Laubbäume hier 50jährigen Schwarzkiefernbestände entstand „Heide
gedeihen. Mit der eingeleiteten Entwicklung zu standort- unter lichtem Kronenschirm“.
gerechtem Mischwald wird der Wald ökologisch noch
wertvoller und attraktiver für die Besucher. Benannt nach dem Sahlenburger Familiennamen Finck
Das Waldbild der Zukunft besteht dann aus mehrschich- gilt das Finkenmoor von alters her als Besonderheit und
tigen, strukturreichen Beständen mit eingestreuten Orientierungspunkt an der hiesigen Küste. Aus einem
Altholzinseln, Waldlichtungen und Zwergstrauchheiden. Gewässer entwickelte sich hier im Verlauf des natürli-
Seit 1938 steht der Wernerwald unter Landschaftsschutz. chen, über Jahrtausende andauernden Verlandungs-
Der Kliffbereich nebst Finkenmoor ist seit 2001 prozesses durch wachsende Ablagerungen ein Moor.
Bestandteil des Nationalparks "Niedersächsisches Doch auch der Mensch hat das Finkenmoor verändert. So
Wattenmeer". wurde z.B. Anfang des 20. Jh. der westliche Dünenriegel
durchbrochen, um das Moor zu entwässern und Wald
anzupflanzen. Doch schon zu dieser Zeit erkannte man
den Naturschutzwert dieses landschaftlichen Kleinods.
Deshalb wurde der Abfluss wieder verschlossen und das
Finkenmoor im Jahre 1938 als Naturdenkmal unter
Schutz gestellt.

Strukturreicher lichter Kiefernwald mit Heide

An der Nordostseite geht der Wernerwald in den


Sahlenburger Bauernforst über. Hier haben Bauern des
Ortes nach dem Vorbild Werners ebenfalls die bewährten
Schwarzkiefern angepflanzt. In der nördlichen Hälfte
wachsen stattliche über 100 jährige Bäume mit Natur-
verjüngung aus Laubholz. Südlich des Feuerberges ist das Die im Sommer üppigen Seerosenbestände
Waldbild vielfältig: urige Waldkiefern, die aufgrund des deuten auf geringe Tiefe und
hohen Nährstoffgehalt hin.
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Seehospital

Das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) Wacholder gilt als Weideunkraut


Sahlenburg
Auch in der Folgezeit führten wechselnde Wasserstände Sahlenburger Heide, Sahlenburger Steertmoor,
dazu, dass die moorige Senke mal den Charakter eines
Nationalpark-Zentrum Spanger Heide
Cuxhaven Sahlenburger Lohmsmoor
Moores, mal den eines Gewässers annahm. Wolskermarsch Wacholderheide
Heute lässt der vergleichsweise hohe Wasserstand das ieg
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malerische Bild eines Süßwasserweihers Waldfreibad entstehen, en
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umsäumt von Verlandungsbereichen mit Seggen- und h
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Schilfröhricht, wobei das moorbraune Wasser von der
Gewässergeschichte zeugt. Östlich des Weihers schließt

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Sahlenburger Heide

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sich ein schmaler Streifen Moorvegetation an, die in Ba lenb


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Weidengebüsche und Kiefernwald übergeht. Das


Finkenmoor bietet Lebensraum für zahlreiche typische,
z.T. auch gefährdete Tier- und Landschaftsschutzgebiet
Pflanzenarten.
Wernerwald Sahlenburger Steertmoor
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Nördlich des Wernerwaldes, bedrängt durch die
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Heidehaus
Bebauung, liegt das Landschaftsschutzgebiet Sahlen- Spanger B
burger Wacholderheide. Es wurde bereits 1955 unter Holte-Spangen
Spanger Heide
Schutz gestellt.
Über einen unscheinbaren Zugang kommt man von der
Nordheimstraße in das Gebiet und ist unvermitteltolfs in
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einem Landschaftsteil, Deemoor


der -obwohl recht klein - bis zur
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Lüneburger Heide seinesgleichen sucht. Mächtige
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Wacholder zwischen Krähenbeere und Besenheide sind


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Relikt eines ehemals weit verbreiteten Heidetyps, der


durch Beweidung entstand. Denn Wacholder gilt als
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Weideunkraut,
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ei das vom Vieh ungern gefressen wird.
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Arenscher Ba
Heide erleben

Heide erleben
Sandwespe
(Gattung
Ammophila)
trägt
erbeutete
Raupe in ihre
Die Schutzwälle des ehemaligen militärischen Schieß- Sand-Thymian (Thymus serpyllum) Brutröhre
standes gleichen nach gelungener Modellierung einer
Dünenlandschaft.

Von der vielfältigen Nutzungsgeschichte der Das Sahlenburger Steertmoor ist


Sahlenburger Heide ist im Gelände nur noch wenig das nördliche von zwei Quell-
erkennbar. Ein Lager des Roten Kreuzes mit militärischer gebieten des Spanger Baches.
Nutzung wurde bereits in den 1930er Jahren aufgegeben, Entlang des begradigten Baches
von einem Bauernhof im Norden sind nur noch überwu- sind die Grünländer noch feucht.
cherte Fundamente erhalten und auch vom riesigen mili- Hier haben sich einige seltene
tärischen Schießstand ist nach seinem Abriss im Jahr Pflanzen erhalten.
2001 nichts mehr zu sehen. Heute wirkt es fast, als sei So wie das Gelände mit der
hier nie etwas anderes als Heide und Krattwald gewesen. Entfernung zum Bach ansteigt,
wird die Fläche trockener. Viele der
schmalen von Erlen umsäumten
Flächen werden als Pferdeweiden
genutzt. Im westlichsten
Abschnitt, dem Quellbereich, wird
der Bach nicht mehr geräumt und Breitblättriges
kann sich natürlich entwickeln, Knabenkraut
Zäune sind abgebaut und die vom (Dactylorhiza
Naturschutz beauftragte Schäferei majalis)
Stierkäfer sorgt hier für die landschaftsge-
(Typhoeus rechte Pflege.
typhoeus)

Typischer Sandweg in der Heide - hier sind


44 sonnenhungrige Reptilien und Insekten anzutreffen 45
Landschaftsschutzgebiet
Wernerwald
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Heide erleben

Heide erleben
Arenscher Heide, Deemoor und
Krattwälder bei Berensch
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Aus Sandäckern entstanden blütenreiche Magerrasen, und ch
Arenscher Ba
Heide wandert nach und nach ein.

renscher So
Die Spanger Heide war bis vor wenigen Jahren fast voll- Klütenber

Berensch-A
ständig in land- und forstwirtschaftlicher Nutzung. Dann
konnten im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes

Geestkliff
„Krähenbeer-Küstenheiden“ Flächen erworben werden, Höpenberg
um Heide zu entwickeln.
Dichte Nadelholzmonokulturen wurden aufgelichtet und
der Boden mit großem Aufwand von Nadelstreu und
Humus geräumt. So konnte die jahrelang im Boden über-
dauernde Heidesaat schon nach kurzer Zeit keimen, und Berensch
heute prägt Heide flächendeckend die Krautschicht.
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Bei Arensch hat sich direkt an der Küste eine isolierte


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Rest-Heide erhalten, die stark von Verbuschung bedroht


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ist. Vom Küstenweg aus blickt man auf die heidebewach-


sene Geestböschung, dahinter liegt eine Senke mit wert-
voller Trockenrasen-Vegetation. Windgeschützt finden
hier spezialisierte Insektenarten ihren Lebensraum.
Landmar
Nach intensiver Durchforstung entstand hier „Heide unter schengra
ben
lichtem Kronenschirm“.

46 47
Oxstedt
Heide erleben

Heide erleben
Heide und Magerrasen hinter der Eichenkrattwald
Geestböschung
Früher bauten Landwirte der Diese besondere Eichenwald-
Umgebung hier Sand ab, in den form auf Sandboden ist euro-
1970er Jahren diente die Fläche Gefleckte Keulenschrecke paweit schutzwürdig.
als Fußballplatz. Die Arenscher (Myrmeleotettix Deshalb ist hier ein 23 ha
Heide gehört heute zum National- maculatus) großes Naturschutzgebiet
park Wattenmeer. Um die Heide zu erhalten, muss regel- ausgewiesen aus mehreren
mäßig entbuscht werden. nahe beieinander liegenden
kleinen Krattwäldern (Eichen-
Nördlich der Arenscher Heide liegt das Deemoor, eine Aspen- und Eichen-Birken-
kleine Niedermoorbucht im Rand der Geest. Weil hier kein Wald) mit Übergängen zu
Deich das Wasser aufhält, kann bei Sturmflut das Meer Krähenbeer-Heiden,
auch heute noch mehrere hundert Meter ins Land eindrin- Dünen und zum
gen. Deshalb findet man dort im Grünland angepasste Geestkliff.
Salzwiesenpflanzen, wie z.B. Andelgras.
Jungfuchs
Urig sind die Krattwälder bei Berensch, kleine Eichen-
waldparzellen, die durch Salzschur des starken Seewindes
und ehemalige Niederwaldwirtschaft eigentümlich ge-
prägt sind. Das Wort “Kratt” kommt aus dem Jütländ-
ischen und bezeichnet Wald, dem regelmäßig schwäche-
res Stangenholz als Brenn- oder Baustoff entnommen
wurde, was zu gedrungenem, vielstämmigen Wuchs der
Eichen führte. Solch lichte Wäldchen im Wechsel mit Goldammer
Äckern prägen das Landschaftsbild und bieten einer Viel-
zahl von Tieren Rückzugsmöglichkeit und Lebensraum.

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Heide erleben

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Südliche Heidegebiete
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Heidehaus

Altenwalder Heide, Holter Heide, Berenscher


Holte-Spangen
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Spanger Heide
Heide, Oxstedter Heide, Fuchsbusch und Fuchskuhle
(der ehemalige Truppenübungsplatz Altenwalde)
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Altenwalder Forst
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Heck-Rinder vor dem Wilhelm-Lemke-Aussichtstrm
Berenscher Heide
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Mit dem Fernglas sind seltene Vogelarten zu beobachten,
und auch am Wegesrand ist viel zu entdecken: Zaun-
Südweide I
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men, Libellen, die auch abseits
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ihrer Entwicklungsgewässer auf
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tige Pflanzenwelt mit Schön-


Oxstedter Heide heiten, wie dem Echten Tausend-
güldenkraut.
Dieser große Bereich der südlichen Heiden hat viele
Prädikate:
Oxstedt
• europäisches Schutzgebiet (FFH-Gebiet)
• nationales Naturerbe Echtes Tausendgüldenkraut
• Naturschutzgebiet (Centaurium erythraea)
• LIFE-Natur - Projektgebiet Nicht betretbar sind die wenigen Moore und Klein-
Letzteres ist aktuell der Grund, warum das Gebiet für gewässer, die abseits der Wege einen beruhigten Rück-
Besucher besonders attraktiv ist, denn gefördert über das zugsraum für die Natur bilden, wie z.B. das Holter Steert-
EU-Programm LIFE-Natur weiden in der Altenwalder, moor, als südliches Quellgebiet des Spanger Baches.
Berenscher und Oxstedter Heide Heck-Rinder, Koniks und
Wisente. Nicht allein durch die Heiden, sondern zusammen mit
den sie umgebenden Wäldern entsteht der Reiz dieser
Neben der Beobachtung dieser großen Pflanzenfresser weitläufigen Landschaft. Von rd. 1300 ha, die als natio-
können Besucher den 3 km langen „Naturerlebnispfad nales Naturerbe von der DBU entwickelt werden, nehmen
Holter Heide“ mit 9 Stationen erwandern oder auf ausge- Offenland und Wald jeweils 50 % ein.
dehnten Radtouren die Weite der Heidelandschaft genießen.

50 51
Heide erleben

Aus den Aufforstungen der ersten Waldgeneration, die


vorherrschend aus Schwarzkiefer und Lärche bestehen
und meist jünger als 70 Jahre sind, sollen naturnahe
Laubmischwälder entstehen. Waldbau und Jagdnutzung
werden zukünftig reduziert und sollen vorrangig den
Naturschutzzielen dienen.

Der Fuchsbusch - efeuüberwucherte Eichen in einem „Meer


weißer Buschwindröschen“

Südwestlich von Holte-Spangen liegt der Fuchsbusch,


ein kleiner Bauernwald in Privateigentum. Früher unter
Landschaftsschutz ist dieser fast märchenhafte
Eichenkrattwald heute Bestandteil des NSG „Cuxhavener
Küstenheiden“.

Reinecke war auch Namensgeber der unweit südöstlich


gelegenen Fuchskuhle. Entgegen naheliegender
Vermutung sind aber nicht Füchse, sondern eine große
Eidechsen-Population das Besondere dieser Sandkuhle.
Aufgrund alter Rechte wird von Bauern der Umgebung
noch heute Sand in kleinen Mengen abgebaut. Das
Gebiet ist nicht durch Wege erschlossen und aus
Gründen des Naturschutzes wie auch wegen der Gefahr
von Sandabrüchen für die Öffentlichkeit gesperrt.

52
Liebe Besucher!
Natur erleben setzt stets auch ein rücksichtsvolles
Verhalten voraus. Deshalb hier einige Hinweise:

• Auf Nummer sicher gehen!


Nur die befestigten oder gekennzeichneten Rad- und
Wanderwege sind für Besucher da. So wird vermieden,
dass empfindliche Pflanzen zertreten und Tiere beunru-
higt werden.

• Hunde nur bei Frauchen oder Herrchen!


Wenn Vögel brüten und das Jungwild Schutz braucht
(Brut- und Setzzeit vom 1. April bis 15. Juli), gilt über-
all Leinenzwang.
In den südlichen Heidegebieten, wo Rinder und Pferde
die Landschaft pflegen und viele Reiter unterwegs sind,
müssen Hunde immer an der Leine geführt werden.

• Hoch zu Ross mit Vignette!


Pferdefreunde finden ein weitreichendes Wegenetz vor.
Abseits der Straßen ist Reiten aber nur auf den dafür
gekennzeichneten Wegen und Trassen zulässig, damit
die Rad- und Wanderwege keinen Schaden nehmen. Zur
Einrichtung und Unterhaltung des über 60 km langen
Reitwegenetzes wird eine Gebühr erhoben. Die erforder-
liche Vignette und eine Reitwegekarte gibt es bei den
örtlichen Tourist-Informationsstellen.

• Müll bitte zu Hause entsorgen!


Im Naturschutzgebiet gibt es keine Mülleimer. Jeder
muss mit dafür sorgen, dass die Landschaft sauber bleibt
und Tiere nicht gefährdet werden.

Impressum
Herausgeber, Konzept und Redaktion:
Stadt Cuxhaven, Referat Naturschutzbehörde und Landwirtschaft
Rathausstraße 1, 27472 Cuxhaven
Tel.: 04721/700-776, Fax: 04721/700-924
mail: bernhard.rauhut@cuxhaven.de
Gestaltung, Layout und Kartographie:
P. Funke-Franke, Dipl. Grafik-Designer, Cuxhaven
Quellenhinweis: Kap. Vor- und Frühgeschichte -
Stadtarchäologe A. Wendowski-Schünemann
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