Sie sind auf Seite 1von 1

Zweifellos zählt Stendals "Rot und Schwarz" zu den ganz großen Büchern des 19. Jahrhunderts.

Dass
weder Flaubert noch Claude Simon das so sehen wollten, das spreche eher für die Eigenart dieses
Buches als für deren Literaturverständnis. Mit großer Entschlossenheit verzichtet Stendhal auf alle
introspektive Psychologie, die spätere Werke des Jahrhunderts auszeichnen sollte. Rot und Schwarz
ist der berümteste Roman von Stendhal (alias Henri Beyle).

Der Autor ließ sich von einem Aufsehen erregenden Gerichtsprozess zu der Grundidee des Romans
anregen. Der junge Julien Sorel wächst in einer französischen Kleinstadt auf und wünscht sich nichts
sehnlicher, als es seinem großen Vorbild Napoleon nachzutun und aus niedrigsten Verhältnissen an
die spitze der Gesellschaft aufzusteigen.

Dies gelingt dem gerissenen Julien durch perfide Heuchelei: Er gibt niemals zu, was er wirlich denkt,
und übt sich in der Kunst der Verstellung.

Weil er sich davon einen schnellen Aufstieg verspricht, strebt Julien nach einem Krichenamt. Doch
zunächst wird er Hauslehrer beim Bürgermeister seiner HEimatstadt und hat eine Affäre mit dessen
Ehefrau Madame de Renal.

Nach einer weiteren Station in einem Priesterseminar gelangt er als Sekretär des Marquis de la Mole
nach Paris. Mit der tochter des Ma5rquis beginnt er eine heftige Affäre. Als sie schwanger wird, adelt
ihn der marquis jurzerhand und erlaubt die Heirat der beiden. Ein Brief Madame de Renais an den
marquis bewirkt, dass Julien bloßgestellt wird. Wütend schießt er auf seine einstige Geliebte und
wird zum Tod verurteilt.

Der Roma spielt zur Zeit der französischen Restauration in der, nach der Abdankung Napoleons,
liberale und roaylistische Kräfte in Frankreich um die Oberhand stritten. Der Romantitel deutet auf
die verschiedenen Farben der Wänder hin, die Julien trägt und die seine Karrieremöglichkeiten
symbolisieren: Rot steht für den Soldatenrock und Schwarz für die Laufbahn als Priester.

Der zu seinen Lebzeiten weitgehend erfolglose Stendhal wurde erst im ausgehenden 19. Jahrhundert
entdeckt. Wenn dieser Roman nun "endlich und wirlich in Deutsch" zugänglich wurde, freute ich
mich, weil wir auch in der Mittelschule im Deutschunterricht über diesen Roman gesprochen haben.

Das könnte Ihnen auch gefallen