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Siegfried Landshut.
Ein intellektuelles Profil und eine Einführung in sein Werk
von Elena Fiorletta

Weder hat Siegfried Landshut während seines Lebens viel geschrieben, noch kann man
sagen, dass sein Werk Schule gemacht hätte, noch weniger, dass es je anerkannt worden
wäre. Eine Bemühung um sein Denken kann deshalb nur auf wenige Anhaltspunkte
zurückgreifen, die geeignet wären, seine Arbeiten in ein helleres Licht zu rücken.
Jedoch erscheint sein Name in mehreren unterschiedlichen Arbeiten, die sich im
philosophischen, soziologischen oder politikwissenschaftlichen Bereich bewegen, und
zwar als Verfasser einer nicht genauer bestimmten Kritik der Soziologie, oder als
Herausgeber einer unglücklichen Ausgabe der Marxschen Frühschriften. Daraus allein
lässt sich wenig über sein Werk und die leitenden Fragestellungen gewinnen, wenn
nicht gar eine noch grössere Unbestimmtheit.
Erst in den letzten Jahren hat sich in Deutschland die Situation derart verändert, daß
man von einer rudimentären Wiederentdeckung Siegfried Landshuts sprechen kann. Das
beruht zu einem guten Teil auf einer wertvollen Biographie [Rainer Nicolaysen,
Siegfried Landshut. Die Wiederentdeckung der Politik. Eine Biographie, Frankfurt am
Main 1997], die aus der Feder eines jungen Historikers stammt. Derselbe hat auch eine
Sammlung von Vorträgen herausgegeben, die auf einem Landshut gewidmeten
Symposion gehalten worden sind [Hg. R. Nicolaysen, Polis und Moderne. Siegfried
Landshut in heutiger Sicht, Berlin/Hamburg 2000], sowie eine Textsammlung
ausgewählter Schriften mit dem Titel Politik. Grundbegriffe und Analysen [Hg. R.
Nicolaysen, Berlin 2004].
Die Biographie hat sehr entscheidend dazu beigetragen, die Persönlichkeit Landshuts zu
profilieren. Die genaue Rekonstruktion seiner Ausbildungs- und Denkentwicklung
macht sie zu einem unverzichtbaren Fundament für diejenige, die sich dem Denken

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Landshuts nähern möchten. Nichtsdestoweniger ist es Polis und Moderne zu verdanken,


auch einen Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf das Werk Landshuts
aufmerksam gemacht zu haben. Dennoch, während die Biographie selbstverständlich
eine historische Perspektive einnimmt, gilt Polis und Moderne durchaus als das erste
Kapitel einer „Wirkungsgeschichte“, die vielleicht erst noch zu schreiben ist. Ob
überhaupt von einer wirklichen Wiederentdeckung die Rede sein kann, wird sich erst in
der Folgezeit abschätzen lassen. Gewiss stellt die oben genannte Auswahl von
Landshuts Schriften einen bedeutenden Versuch in diese Richtung dar. Selbst meine
Einführung ist zum grossen Teil jener Herausgabetätigkeit verdanken: ohne sie wäre
wahrscheinlich weder ich selbst zu Landshut gekommen, noch hätte der Versuch
stattfinden können, Kennzeichen seines Denkens einem breiteren wissenschaftlichen
Bereich zugänglich zu machen. Es müsste aber erst noch die Rekonstruktion einer quasi
verschollenen Episode der deutschen Ideengeschichte in Angriff genommen werden, die
mit einer Überprüfung der Argumentationskraft des Ansatzes als auch der
Wirkungsmöglichkeit von Aspekten seiner Reflexion im Lichte der aktuellen Debatten
einherzugehen hätte.

Angesichts der wenigen Informationen über Leben und Werk Landshuts werde ich auf
folgende Weise verfahren:
1. Ich werde versuchen, eine kurze biographische Skizze seines Lebens und seiner
Denkentwicklung zu liefern und dabei zwei Aspekte besonders berücksichtigen.
Zum einen lässt sich die Vergessenheit, in die er geriet, aus seinen besonderen
Lebensumständen erklären, zum anderen erlaubt die Berücksichtigung der
interdisziplinären Ausbildung, die er erhielt, seine Problemzusammenhänge und sein
methodologisches Verfahren am deutlichsten zu erfassen.
2. Sodann möchte ich versuchen, das Werk Landshuts in seinen wesentlichsten
Punkten darzustellen, und zwar in Hinblick auf drei Themengruppen, in die sich
sein Werk – wenn auch nur provisorisch - unterteilen lässt.

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a. Die erste Themengruppe besteht aus der Kritik der Soziologie, die ich in ihren
Schwerpunkten vorstellen möchte mit einer kurzen Anknüpfung an einen
früheren Aufsatz. Die Ausführlichkeit dieses Teils beruht auf zwei Gründen:
erstens, weil die Kritik der Soziologie den grundsätzlichen Ansatz von
Landshuts gesamten Werk sich beinhaltet - wenn auch nicht in seiner ganzen
Fülle – , zweitens weil selbst der spätere wichtige Aufsatz Das Wesen der
modernen Gesellschaft nach Karl Marx und Max Weber sich eigentlich als
Vertiefung der die Kritik der Soziologie leitenden Fragestellung verstehen lässt.
Dadurch lässt sich vielleicht der Weg zu einer Diskussion frei machen, die sich
nicht genügt, aus einer bloss philologischen Perspektive die Landshutsche Marx-
und Weberinterpretation zu betrachten.
b. Danach werde ich versuchen, kurz die in den ersten Schriften enthaltene
Marxinterpretation darzulegen. Sie lässt sich zum grossen Teil auch aus der
Kritik der Soziologie ableiten, weshalb ich mich auf das Wesentliche
beschränken werde. Ich möchte letztlich einen Deutungsvorschlag machen, um
Landshuts Ausschluss des ersten Manuskripts aus seiner Ausgabe der
Frühschriften von Marx zu erklären. Für diesen Ausschluss hat es vermutlich
keinen objektiven Grund gegeben, dennoch hing von ihm die z.T. ablehnende
Rezeption seines Marxverständnisses ab.
c. Auch möchte ich die Bedeutung von Landshuts Werk für die Wiederbegründung
der politischen Wissenschaft in Deutschland in grösserer Linie skizzieren. Das
trifft insbesondere die letzten Jahre seines Lebens, als es ihm gelang, zurück
nach Deutschland zu kehren und in Hamburg den ersten Lehrstuhl für die
«Wissenschaft von der Politik» zu erhalten. Auch in diesem Fall ist die Kritik
der Soziologie behilflich, Licht auf die Ansätze eines politischen Denkers zu
werfen, der erst in den Fünfziger Jahren wieder zu forschen vermochte und
dessen Arbeit von vornherein mit allen Kräften gegen den ungünstigen Strom
der Zeit kämpfen musste.

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1. Das Leben und die Ausbildung Siegfried Landshuts

Siegfried Landshut wurde 1897 in Strassburg als Sohn eines jüdischen Architekten
geboren. Wie Tausende anderer assimilierter Juden in Deutschland wurde auch
Landshut sich erst im Rahmen des 1. Weltkriegs seiner Identität bewusst. 1914, also mit
17 Jahren, nach dem Ablegen seines Abiturs, trat er als Kriegsfreiwilliger in das
deutsche Heer ein. Fünf Jahre lang blieb er an der deutsch-türkischen Front im Nahen
Osten stationiert. 1919 begann sein erster zunächst juristischer dann
nationalökonomischer Studiengang bei Robert Liefmann und Franz Oppenheimer. Zwei
Jahre danach reichte er seine Dissertation über den "Homo oeconomicus" bei Liefmann
in Freiburg ein unter dem Titel Betrachtungen über eine abstrakte und formale
Auffassung des Wirtschaftlichen und seine Beziehung zum Gesellschaftlichen und am
Ende des Jahres schloss er seine Promotion ab. Diese Studienzeit hat ihm den Weg zu
den Grundlagen der politischen Ökonomie eröffnet und ihm erlaubt, sich mit den
innerhalb des Methodenstreits formulierten Fragen auseinanderzusetzen, die ihn dann
zu einer eigenständigen Kritik an Schmoller, Knies und Max Weber führten. 1921, nach
seiner Dissertation, hat Landshut für sich in der Philosophie jenen Bereich erkannt, in
dem es «um den wirklichen Stand der wissenschaftlichen Situation» gehen sollte. Dabei
sind für ihn die Jahre bis 1924 von grösster Bedeutung. Er hat sie zuerst in Freiburg bei
Edmund Husserl und Martin Heidegger, dann bei Max Scheler in Köln, später bei
Alfred Weber und Karl Jaspers in Heidelberg und nochmals bei Heidegger in Marburg
verbracht. Es wäre aber irreführend, ihn als Schüler Husserls oder Heideggers zu
bezeichnen. Zwar hat Landshut gerade in jener Zeit angefangen, seine Aufmerksamkeit
auf diejenigen Fragestellungen zu richten, die als Motivationen der politischen
Wissenschaft gelten. Den durch zwei Zäsuren - die erste um die Mitte des XVII.
Jahrhunderts zwischen Politik (status civilis) und Lebensbedingungen (status naturalis),

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die zweite nach der Französischen Revolution zwischen Gesellschaft und Staat -
bedingten Traditionsabbruch ins Bewusstsein zu bringen, ist, was Landshut in der Zeit
beschäftigte, gleichzeitig aber auch von Heidegger entfernte. Sein Anspruch ist es,
aufzuzeigen, dass die Reflexion der Politik als praktische Wissenschaft auch in der
modernen und «entzauberten» Welt eine Möglichkeit zum Handeln erschliessen kann.
Landshut wandte sich sodann der Heidelberger sozialwissenschaftlichen Tradition zu,
die ihm die besten Voraussetzungen dafür zu liefern schien, um seine eigenen
Fragestellungen zu entwickeln. Dort führte er bei Alfred Weber seine Forschung weiter
und arbeitete eine Zeit lang mit dem Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik
zusammen. Es folgte die erste Veröffentlichung, der Aufsatz Über einige Grundbegriffe
der Politik (1925). Das Projekt, bei Alfred Weber zu habilitieren, sollte aber wegen
seines jüdischen Ursprungs scheitern. Die Vermittlung Alfred Webers für einen
zweijährigen Forschungsauftrag am Institut für Auswärtige Politik - damals von
Albrecht Mendelssohn Bartholdy geleitet - trieb ihn nach Hamburg und brachte ihn auf
den Weg zur Formulierung derjenigen Probleme, die für sein ganzes Werk bezeichnend
sind. In den Hamburger Jahren hat er sowohl die Kritik der Soziologie (1929)
geschrieben, als auch die Textsammlung Der historische Materialismus. Die
Frühschriften (1932) zusammen mit Jacob Peter Mayer unter Mitwirkung von Friedrich
Salomon herausgegeben. Sodann stellte er die Habilitationsschrift Historisch-
systematische Analyse des Begriffs des Ökonomischen vor. Diese Arbeiten wurden kalt
empfangen und es lassen sich zum Teil die Schwierigkeiten verstehen, in die seine
akademische Karriere damals geriet und die später sein Werk zu einer fast allgemeinen
Indifferenz verurteilt haben. Von sich selbst hätte er weder gesagt, ein Anti-Soziologe
noch ein Marxist zu sein. Trotzdem ist damals seine kritische Auseinandersetzung mit
den Grundlagen der berühmtesten soziologischen Theorien als ein undifferenzierter
Vorwurf gegen die nach einem eigenen Status strebende Soziologie empfunden worden.
Seine vergleichende Auffassung von Marx und Weber als Deuter der Moderne, sein Ruf
als Sozialdemokrat und die politischen Schwierigkeiten der Zeit haben die Möglichkeit

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jeder sachlichen Bewertung der Arbeit kompromittiert. So wurde seine Einleitung in die
Marxschen Frühschriften nur von wenigen geschätzt, auch wenn die Krönersche
Ausgabe zum ersten Mal die Ökonomisch-philosophischen Manuskripte aus dem Jahre
1844 enthielt, allerdings ohne das erste Manuskript. Anstelle der Ausgabe Landshuts
wurde der Abdruck der Manuskripte in der MEGA (1932 erschienen) bevorzugt,
obwohl Adoratskij selber die Relevanz dieser Schriften gering schätzte, da er sie als
noch „jugendlich“ und feuerbachianisch kennzeichnete. Auch in Italien, wo die Marx-
Forschung eine wichtige und vielfältige Rolle spielte, ist die Kröner-Ausgabe als das
Erzeugnis eines phänomenologisch, spiritualistisch orientierten Schülers von Heidegger
angesehen worden. Wie dem auch sei, die Arbeit Landshuts ist nach dieser
Veröffentlichung unverhofft unterbrochen worden, weil er wie Tausende anderer Juden
zur Auswanderung gezwungen wurde. Seine 1933 vorgelegte Habilitationsschrift unter
dem Titel Historisch-systematische Analyse des Begriffs des Ökonomischen wurde "mit
Rücksicht auf die veränderten Verhältnisse" nicht mehr angenommen. Landshut wurde
gezwungen, das Land zu verlassen. Er emigrierte aber nicht in die USA, sondern geriet
in eine isolierte und kaum ertragbare Lebenslage in Ägypten (1933-1936), Palästina
(1936-1944), wiederum in Ägypten (1945-1948) und dann England (1948-1950).
Anfang der 50er Jahre kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Damals hatte
Landshut einen der ersten Lehrstühle im Fach «Wissenschaft der Politik» in der
Bundesrepublik inne (1951), was ihm allererst erlaubte, seine Untersuchungen über das
"Wesen der Politik" fortzuführen. Durch verschiedene Aufsätze und die Mitarbeit am
«Handwörterbuch der Sozialwissenschaften» und dem «Kirchlich-theologischen
Handwörterbuch» hat sich seine Auseinandersetzung mit der politischen Tradition des
Abendlandes noch klarer profiliert, obwohl es ihm nie eine wichtige und anerkannte
Stelle in der damaligen Debatte über den Status der politischen Wissenschaft und der
Soziologie eingebracht hat. Dazwischen - 1953 - gab Landshut noch mal Die
Frühschriften von Karl Marx heraus, wobei er seiner Option gegen das erste Manuskript
treu blieb. 1965 wurde er emeritiert und setzte seine Lehrtätigkeit nur in beschränktem

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Umfang fort. Drei Jahre danach starb er in Hamburg. 1969 gab Wilhelm Hennis einen
Sammelband mit dem Titel Kritik der Soziologie und anderen Schriften zur Politik
heraus, dem es aber nicht gelungen ist, Landshut in der damaligen wissenschaftlichen
Debatte zu situieren .

2. Gliederung von Landshuts Werk in Themengruppen

a. Die Kritik der Soziologie

Die Kritik der Soziologie, die 1929 erschien, wobei der Titel nicht von Landshut selbst,
sondern vom Verlag stammt, ist dasjenige Werk Landshuts, wo am deutlichsten jene
leitenden Fragestellungen zum Ausdruck kommen, die ihn bis zu seinen letzten Arbeiten
begleitet hatten. In dieser Untersuchung verfolgt Landshut das Ziel, ein neues
Verständnis der sich bildenden Soziologie zu ermöglichen. Auf diesem Weg setzt er sich
direkt mit einigen Problemzusammenhängen auseinander, die das wissenschaftliche
Selbstverständnis der Weimarer Zeit stark prägten. Kritik der Soziologie heisst dann
soviel wie Kritik des Verlustes - seitens Sozialwissenschaften – eines jeden Bezugs zur
Wirklichkeit und gilt gleichzeitig als eine Kritik der von der Wissenschaft angewandten
Methode, die diesen Verlust widerspiegelt. Indem Landshut auf die methodologische
Frage eingeht, stellt er sich direkt dem damaligen Methodenstreit. Er weist die
Trennung unter den Sozialwissenschaften ab, eine Trennung die sich eben damals
verfestigt hatte und deren Konsequenzen sich noch heute als Gegenstand soziologisch-
philosophischer Debatten erweist. Das Werk Webers wird bei ihm philosophisch
gedeutet gegen die Tendenzen der Zeit und gegen diejenige, die sich nachher in ihrer
Rezeption Webers bestätigt hatten, in ihm lediglich den Deuter des Paradigmas der
Rationalität zu erblicken. Seine Kritik an dem Weberschen Idealtypus ist so eindeutig

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und gleichzeitig so komplex artikuliert, dass in ihr sich eine Auseinandersetzung mit
denjenigen Problemen erblicken lässt, die sowohl für den Lukács von Geschichte und
Klassenbewusstsein als auch für die kurz danach entstandenen Überlegungen der
kritischen Theorie von ausschlaggebender Bedeutung gewesen wären. Die
Landshutsche Marxinterpretation geht deutlich in eine philosophische Richtung. Das
mag heute auch nicht überraschen, damals aber war es dreifach verwunderlich: zuerst
weil Marx aus dem akademischen Bereich ausgeschlossen war (Löwith berichtet, dass
1927 die Marburger Universität die Aufnahme einer Marx-Vorlesung mit der
Rechtfertigung abgelehnt hatte, dass sie kein allgemeines Interesse traf). Zweitens, weil
nach dem offiziellen Marxismus jede Bemühung um Marx als einen Philosophen gegen
den Versuch stiess, ihn als den reinen Wissenschaftler darzustellen, dessen Prognosen
sich bald als richtig erweisen müssten. Drittens ist die Landshutsche Interpretation von
Marx insofern wichtig, als die Pariser Manuskripte - die erst 1932 eine echte
philosophische Lektüre Marxens ermöglichten - noch nicht erschienen waren. Darüber
hinaus ist die Kritik der Soziologie die erste Arbeit, wo Weber und Marx in
Zusammenhang gebracht werden entgegen der herkömmlichen Interpretation, die den
einen zum Vertreter der bürgerlichen Ratio, den anderen zum blossen Erforscher der die
moderne Produktionsweise regelnden Gesetze gemacht hat. Hans Freyer war ein Jahr
später zur einer ähnlichen, vergleichenden Analyse gekommen [Soziologie als
Wirklichkeitswissenschaft, Leipzig 1930], so wie 1932 Karl Löwith in der bekannten
Abhandlung Max Weber und Karl Marx [in «Archiv für Sozialwissenschaft und
Sozialpolitik» 67, 1932]. Ausführlicheres später. Es sei hier noch kurz erwähnt, dass es
Landshut vermittels der Deutung der Kategorie der Gesellschaft innerhalb der
Sozialtheorie als erstem gelang, eine würdige Untersuchung des damals fast
unbekannten Denkens Lorenz von Steins durchzuführen, auf dessen Bedeutung für die
Entwicklung der Soziologie aus einer sozialtheoretischen Perspektive 1941 Herbert
Marcuse in Reason and Revolution hingewiesen hat.

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Angesichts der Vielfältigkeit der Fragen, die in der Kritik der Soziologie berührt
werden, kann ich nichts anders tun als mich auf wenige Themen zu beschränken, die in
meinen Augen immer noch zurecht den Anspruch erheben, irgendwie relevant zu sein
oder die besonders wichtig sind, um sich das Denken Landshuts vergegenwärtigen zu
können.

Die Kritik der Soziologie versteht sich weder als Versuch, «[den] Umkreis aller
möglichen Probleme einer soziologischen Forschung» abzugrenzen [PGA, p. 46] und
nichtsdestoweniger als Angriff gegen die damals noch fragwürdige Einrichtung der
Soziologie als akademische Disziplin. Was in dieser Untersuchung vielmehr verfolgt
wird, ist die Aufdeckung der Wurzel «ihrer möglichen Entfaltung», und zwar «im
Vollzug einer Auseinandersetzung mit den überkommenen und bestehenden
Forschungstendenzen und in einer Klärung der sie eigentlich motivierenden sachlichen
Fragezusammenhänge». Was bei Landshut unter Kritik zu verstehen ist, lässt sich am
besten aus einem vorhergehenden, 1925 mit dem Titel Über einige Grundbegriffe der
Politik erschienen Aufsatz entnehmen. Aufgabe der Kritik ist nicht Begriffe nach dem
Muster des genus proximum et differentia specifica festzulegen, «sondern
Bedeutungszusammenhänge sichtbar zu machen, um die eigene Situation des
geordneten Miteinanderlebens zu differenzieren». Kritik heisst, bestimmte Phänomene
des Miteinanderlebens im Hinblick auf ihren Sinn, also auf ihre Relevanz «für das
Miteinander des Lebens» auszuforschen. Im wissenschaftlichen Sinne hat Kritik gar
nichts mit einer mehr oder weniger geschmackvollen «Äusserung des Beifalls oder des
Missfallens» [PGA, p. 385] zu tun. Auf keinen Fall kann «das regellose Heranschleppen
immer neuer Tatsachen zur aussen- und innerpolitischen Geschichte» aus der
Begrenztheit der Gesichtspunkte heraus, «aber auch nicht das romantische Liebäugeln
mit irgendeiner Vergangenheit» erfolgversprechend sein. Kritik, so Landshut, stellt sich
zur Gegenwart als «der Anfang eines Versuchs, die Komponenten der Aktualität
kennenzulernen, um aus ihr heraus - in ihrer vollen Aufnahme, wie sie ist - Umschau zu

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halten, ohne dabei das Niveau unter den Füssen zu verlieren, von dem aus die
Zusammenhänge erst ihr Aussehen gewinnen». Mehr noch: Kritik ist die einzige
Möglichkeit, sich in der Gegenwartssituation zu orientieren. Da die Gegenwart - hier ist
das Echo Hegels spürbar – «als lebendige Zeit die Vergangenheit in sich aufgehoben
hat, ihre offenen Möglichkeiten also durch die Vergangenheit terminiert sind, so wird
sie als Situation nur sichtbar, sofern sie nach der aufgehobenen Vergangenheit hin
differenziert wird». Das Wiedergeben dieser relativ langen Passage sollte dazu dienen,
nicht nur die Vorstellung des Sinns einer Kritik der Soziologie überhaupt zu
ermöglichen, sondern primär die Bedeutung der Kritik bei Landshut der Gefahr der
Vereinfachung zu entziehen: Kritik heisst weder, die Wirklichkeit aus dem
Gesichtspunkt einer mehr oder weniger möglichen Alternative zu betrachten, noch für
eine nostalgische Wiederherstellung der Polis gegen die Gegenwart zu optieren. Solche
Missverständnisse bezeichnen in der Tat von vornherein die Geschichte der Rezeption
seines Werks und es hat sich eben deshalb als notwendig erwiesen, eine kurze Skizze
davon vorzustellen. Die Kritik wurzelt seiner Meinung nach in der Wirklichkeit, in den
Bedeutungs- und Motivationszusammenhängen, also in einem bestehenden
„Seinsgefüge“, das jede Gesellschaft in sich birgt. Ausserdem lässt sich diese
Auffassung der Kritik nicht wiederum zum ausschliesslichen Instrument eines
besonderen Sozialsubjekts machen.
Um zurück zur Kritik der Soziologie zu kehren: Landshut nimmt seinen Ausgangspunkt
bei der Verwirrungssituation der wissenschaftlichen Forschung, die er als eine zur
Dogmengeschichte gewordene Disziplin ansieht, die ihre Selbständigkeit damit bezahlt
hat, dass sie ihre ursprüngliche Verbindung mit der Notwendigkeiten des mitgelebten
Lebens verloren hat. Schon auf den ersten Seiten beginnt die den ganzen Aufsatz
beherrschende Auseinandersetzung Landshuts mit Max Weber und zwar im Ausgang
von der Abhandlung Die <Objektivität> sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer
Erkenntnis. Er habe, so Landshut, das Thema der damaligen Soziologie - obwohl von
Soziologie nie explizit die Rede ist - ermittelt: das ist «die Erkenntnis der Wirklichkeit

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des Lebens, in welches wir hineingestellt sind, in ihrer Eigenart». In der Tat ist eben
dies der Punkt, von wo aus das sozialwissenschaftliche Interesse seinen Ausgang
nimmt, und in seinem Verfahren bleibt es immer an dem Versuch orientiert, die
Undurchsichtigkeit der Wirklichkeit zu klären [PGA, p. 51]. Dann stellt sich die Frage,
was ist überhaupt diese Wirklichkeit, in die wir selbst hineingesellt sind, «d.h. die wir
als die, die wir in ihr leben, selbst mit sind»? Diese sei die Fragestellung, die das ganze
Werk Webers geleitet habe: selbst das Ökonomische ist für Weber nur insofern wichtig,
als er an den sozialen Verhältnissen teilhat. Bei Weber findet also Landshut die
Sicherung des Ausgangspunkts seiner eigenen Fragestellung: zunächst einmal entsteht
jede Frage in einer Fraglichkeit der Wirklichkeit und der Ausgangspunkt jeder
sozialwissenschaftlichen Forschung hat mit einem Problem zu tun, das eine faktische
Problematik der Wirklichkeit ist. Zweitens ist der Sachcharakter ihres Themas historisch
und insofern ist die Erkenntnis ein Verständnis konkreter Zusammenhänge. Jetzt geht es
ihm aber darum, die Verfehlung dieser Orientierung seitens der anderen soziologischen
Theorie zu widerlegen. Unter die Landshutschen Kritik fallen Paul Barth, Franz
Oppenheimer, Georg Simmel, Othmar Spann, Ferdinand Tönnies, Alfred Vierkandt.
Alle haben die sozialgeschichtliche Wirklichkeit - jeder auf seiner Weise - als die Natur
angesehen und betrachtet, und sie demzufolge ihrer Geschichtlichkeit entkleidet.
Insofern haben sie den Weg zur einen reinen Soziologie erschlossen, auch gegen ihre
jeweiligen Absichten. Darauf kann ich aber an dieser Stelle nicht ausführlicher
eingehen. Die Auseinandersetzung mit dem Weberschen Modell des Idealtypus ist
hingegen einige Worte wert. Wie schon oben festgestellt wurde, ist die Artikulierung der
alltäglichen Lebenssituation der Boden für den Versuch, die Deutungszusammenhänge
der Wirklichkeit zu erblicken und sie zum Gegenstand einer Forschung zu machen. Nun
habe Weber selbst diese Orientierung an der Wirklichkeit verfehlt: zwar bleibt er dieser
Richtung treu, indem er, z. B., das sittliche Pathos der protestantisch-puritanischen
Lebenshaltung als irrationale Tatsache erkennt, die als solche erst ermöglicht, auf die
Frage der Rationalität überhaupt einzugehen. Wie erklärt sich denn, fragt Landshut, dass

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in Wirtschaft und Gesellschaft die Aufgabe der Soziologie in der Bildung von Typen-
Begriffen und der Suche nach generellen Regeln des Geschehens gesehen wird? Wenn
die Wirklichkeit keineswegs aus dem Begriff deduziert werden kann, wie kann er die
Kenntnis der Wirklichkeit überhaupt erläutern? Eben weil der Idealtypus keine
Wirklichkeit ist - so Weber - dann lässt sich das Eigenartige und das Individuelle der
Wirklichkeit nur als Abweichung vom Idealtypus bestimmen. Was diese Konstruktion
bildet, ist keineswegs ein Sinn, der die Zusammenhänge der Wirklichkeit lebendig
durchwaltet, sondern das logische Prinzip der Widerspruchslosigkeit, das aber «den
Charakter einer Utopie an sich» besitz [PGA, p. 83. An dieser Stelle zitiert Landshut
nach dem Weberschen Aufsatz Die «Objektivität» sozialwissenschaftlicher und
sozialpolitischer Erkenntnis]. Hier scheint Landshut eine Fülle von Schwierigkeiten zu
sehen, die daraus entstehen, dass man sich einer nicht sozial abgeleiteten Kategorie der
Deutung bedient und somit das Ziel erschwert, auf die soziale Wirklichkeit einzugehen.
Wenn der Bezug zur Wirklichkeit restlos subjektiv dem Forscher überlassen wird, bleibt
sie ihrerseits der Dimension des Rätsels überlassen. Wenn dann der Idealtypus zur
Bildung und Rechtfertigung einer Idee von Versöhnung verwendet wird (wie z. B. der
des Klassenbewusstseins), dann ist das, was zum Ausdruck kommt und was dabei seine
Erfüllung findet eher das Bedürfnis einer exakten Phantasie [vgl. Honneths Vorlesung,
Sommersemester 2005, 14 Juni]. Worum es aber Landshut in diesem Zusammenhang
vor allem geht, ist, zu zeigen, dass hinter der binären Opposition Rational-Irrational der
Hinweis Webers auf die Berechenbarkeit als das spezifische Charakteristikum
okzidentaler Lebenshaltung steckt. Wo aber ist dieser «Geist» des Okzidents zu sich
gekommen? Nun, in der «schicksalvollsten Macht unseres modernen Lebens: dem
Kapitalismus» [PGA, p. 100, hier wird nach der Vorbemerkung zitiert]. Auf dieser
Berechenbarkeit ruht jedes rechtliche Verhältnis innerhalb der modernen Gesellschaft,
von der Verfassung bis zum letzten Dekret und «dies berechenbare Recht aber verbürgt
seinerseits eine Arbeitsorganisation, die die fundamentale Voraussetzung für die exakte
Kalkulation und Führung eines selbstständigen Dauerbetriebs in einem ganzen System

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solcher in gegenseitiger Abhängigkeit bestehender Betriebe ist: die Organisation der -


seit Marx mit dem Doppelsinn behafteten - freien Arbeit, der Lohnarbeit» [PGA, p.
101]. Und, so Weber, «wie - und weil - keine rationale Arbeitsorganisation, so - und
deshalb - hat die Welt ausserhalb des modernen Okzidents auch keinen rationalen
Sozialismus gekannt» [Vorbemerkung]. Auf diesem Boden, so Landshut, träfen die
Weberschen Untersuchungen diejenige von Marx. Im Ausgang von der Feststellung,
dass Wirtschaft Schicksal ist, beginnt Weber seine Suche nach jenen Sachverhalten, die
eben im Okzident zur Herstellung kultureller Phänomenen geführt haben, die eine
universelle Bedeutung gehabt zu haben scheinen. Diesen kulturellen Phänomenen
liegen aber solche Aporien zugrunde, die schon Marx zum Gegenstand seiner Analysen
und dann zu einer Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie gemacht und die dadurch eine
universelle Bedeutung erhalten hatten. Nicht nur die Feststellung der
ausschlaggebenden Bedeutung der Wirtschaft für das Leben des Menschen bindet
Weber an Marx, sondern auch die Gesetzlichkeit der zwangsläufigen Entwicklung
dieser Verhältnisse, die zwar unter Menschen stattfinden, ihnen aber als eine fremde
Macht gegenüberstehen und so weit gehen, die Menschen zur Funktion ihrer selbst zu
machen. Beide haben daraufhin den grundsätzlichen Gegensatz zwischen dem
Bürgertum, der die „Früchte“ der kapitalistischen Wirtschaftsweise geniesst und der
freien Lohnarbeit, die von der Partizipation am produzierten Wert weitestgehend
ausgeschlossen bleibt. Jedoch, was Weber als positive Auszeichnung, als soziale
Prämierung eines «Wirtschaftsethos» sieht, wird von Marx als «Ausbeutung»
gekennzeichnet.
Was Marx dazu geführt hat, den Zusammenhang der modernen ökonomischen
Verhältnisse und Bewegungen zum Thema zu bringen, war nicht - so Landshut - ein
besonderes Interesse am spezifisch Ökonomischen; umgekehrt, die Analyse jener
Verhältnisse hätte dazu führen sollen, jene Problemzusammenhänge zu klären, die seine
ganze Arbeit geleitet haben. Landshut erblickt das fundamentalste Interesse Marxens in
der Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie (1844), wo es im Sinne der

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Emanzipation des Menschen zum Ausdruck kommt. Nach Feuerbachs Kritik der
Religion, muss der Mensch selbst «seine wahre Wirklichkeit» suchen. Die Suche nach
dieser «wahren Wirklichkeit» leitet die Deutung der Wirklichkeit an, deren Entdeckung
die Emanzipation des Menschen mit sich bringt. Bisher hat sich die Kritik der
Wirklichkeit sich als immanent erwiesen, also eine Kritik die kritisiert. Jetzt geht es
aber darum, aus dieser verkehrten Welt die Emanzipation des Menschen zu schaffen,
und die Kritik muss die Theorie als Theorie vernichten, in dem sie ihre Welt vernichtet.
Die kritische Analyse der „Welt des Menschen“ beansprucht von vornherein die
Veränderung dieser selben Welt. Auf diese Veränderung zweckt Marxens ganzes Werk
ab. Die Kategorie der Emanzipation setzt aber eine besondere Auffassung der Situation
des Menschen in der Welt voraus, und zwar diejenige einer Disjunktion zwischen den
beiden als für sich gesetzten Potenzen, die nur durch ein bestimmtes Schema wieder in
Verbindung gebracht werden. Emanzipation heisst – gemäß der Judenfrage - Befreiung
des Menschen aus der Unfreiheit zur Freiheit [PGA, p. 108], und ihre Bedeutung lässt
sich erst aus auf dem Boden der Gesellschaft, oder der «bürgerlichen Gesellschaft»
ableiten. Die ist erst vollzogen, «wenn der wirkliche individuelle Mensch den abstrakten
Staatsbürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch in seinem empirischen
Leben […] Gattungswesen geworden ist, erst wenn der Mensch seine force propres als
gesellschaftliche Kräfte nicht mehr in der Gestalt der politischen Kraft von sich
trennt» [Judenfrage, Aus dem literarischen Nachlass, S. 424]. Was bildet aber, fragt sich
Landshut, die wahre Wirklichkeit des Menschen, wenn sie sich gattungsmässig
bestimmt? Die Marxsche Antwort lautet: die wahre Wirklichkeit des Menschen sind die
Verhältnisse. «Der Mensch - das ist die Welt des Menschen - Staat, Sozietät». Thema
der Untersuchung, die ständig auf das Ziel der Umwälzung abzielt, muss denn die
«Welt» sein, weil in ihr als Unfreiheitszustand des Menschen sich dasjenige Agens
versteckt, das gleichzeitig als Schlüssel der Möglichkeit ihrer Veränderung gilt. Die
Welt sind aber die Produktionsverhältnisse, die das Proletariat zur Bezeichnung der
Unfreiheit und es gleichzeitig von der Möglichkeit der Umwälzung bewusst machen.

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Insofern führt die Suche nach dem Agens der geschichtlichen Entwicklung zur
Strukturierung der Welt in verschiede Wirkungsregionen: die wirtschaftliche, politische,
religiöse. Diese Strukturierung war aus der Analyse der Wirklichkeit entstanden und
durch das Ziel ihrer Veränderung angeleitet. Die Erörterung des Marxschen Ansatzes
geht nun aber über die des Weberschen hinaus. Indem seine spezifische Problematik auf
die «Zurechnung» kausaler Faktoren, auf die einzelnen Phänomene hinausläuft,
affirmiert er die Marxsche Disjunktion zwischen Mensch und Welt, sowie die sich
daraus resultierende Autonomie. Stillschweigend gewinnt Weber an der Formulierung
seiner «positiven Kritik» der materialistischen Geschichtsauffassung diejenige Struktur
der Wirklichkeit nach Wirkungsregionen, die er aus dem Marxschen
Problemzusammenhang abgeleitet hatte. Das lässt sich am deutlichsten zeigen aus der
Wirtschaftsethik der Weltreligionen und wiederum vor allem aus der Vorbemerkung, wo
Weber die Einflüsse anderer Faktoren auf die Wirtschaftsweise ausführlich untersucht,
sowie die «richtunggebenden Elemente der Lebensführung», die die ökonomischen
Verhältnissen jeweils ganz anderes geprägt und gestaltet haben. Was aber Weber
dadurch versäumt, ist der grundsätzliche Ansatzpunkt, ist jene «aktivistische»
Fragestellung, die der Gliederung der Welt in Wirkungsregionen zugrunde lag. Der
Fehler, den Weber macht, ist zuletzt derselbe, der Landshut zufolge zum Scheitern der
damaligen soziologischen Richtungen geführt hat, und zwar der Fehler der Annahme
eine bestimmte Methode, ohne die sie rechtfertigenden Motivationszusammenhänge
gleichzeitig einzunehmen.
Diese Interpretation hat auf eine starke Ablehnung seitens des damaligen
Soziologenkreises getroffen. Sie wurde als ein Angriff auf die sich in dem
akademischen Bereich bildende Disziplin angesehen und heftig kritisiert. Ihre
unglückliche Rezeption hat sie an den wissenschaftlichen Rand gedrängt. Die
vergleichende Lektüre von Marx und Weber zog ihm die Verdächtigung der
marxistischen Orthodoxie zu. Die traf sowohl Landshut als auch Löwith, der drei Jahre
später in seinem berühmten Aufsatz Max Weber und Karl Marx zum selben Ergebnis

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gekommen war. Die Kritik bestand darin, eine spiritualistische und ahistorische
Interpretation von Marx geliefert zu haben. Unbeachtet blieben sie auch dann als Mitte
der Sechziger Jahre die Soziologie ein weiteres Kapitel des immer noch gärenden
Methodenstreits schrieb: damals erwies sich die Klarheit über ihr Verhältnis zu Marx
und Weber von ausschlaggebender Bedeutung, genauso wie als Quelle von scheinbar
unüberwindbaren Spannungen. Die Spuren der Selbstvergegenwärtigung der Soziologie
im Bereich ihrer eigenen Theoriegeschichte und der beiden Traditionslinien in ihrem
Zusammenhang waren schon seit langem verschwunden.

b. Das Marx-Verständnis und die Frage nach der Ausgabe der Manuskripte

Nicht ganz unabhängig von der vorhergehenden Problematik ist die Rolle, die Landshut
in der Marx-Forschung gespielt hat. Nicht nur hat er zum ersten Mal in einer
Taschenbuchausgabe die "Pariser Manuskripte" herausgegeben, wie oben schon
erwähnt wurde, sondern sie auch mit einer Einleitung versehen, die dem «orthodoxen
Marxismus» quer gegenüberstand. An die Bedeutung der Entdeckung dieser Schrift mit
ihrer Thematisierung des Entfremdungsphänomens für den Marxismus überhaupt
braucht hier nicht erinnert zu werden: konsequent aber hat Landshut sofort in den
Frühschriften den Ausgang einer neuen Marxinterpretation erkannt, die ihn im
Zusammenhang mit der gesamten abendländischen, philosophischen Tradition setzte
und die ihm den Eintritt in die westliche akademische Welt nach einer Zeit ermöglichte.
Die Fragen, die daraus entstehen, sind kaum abzählbar. Wie sich aus der Erörterung der
Landshutschen Marxinterpretation in der Kritik der Soziologie verstehen lässt, ist
Landshut dem jungen Marx sehr verbunden. Ihm geht es nicht darum - und ist es nie
gegangen - zwischen dem Marx als Ökonom und dem Marx als Philosoph zu
unterscheiden (insofern macht er die aus der Frage der Althusserschen coupure
épistémologique entstandene Debatte nicht mit, die am Ende seiner Karriere

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stattgefunden hat) um einen gegen den anderen zu wenden. Für Landshut ist vielmehr
der Wissenschaftler Marx von demselben Thema geleitet, das in seinen ersten Schriften
zum Ausdruckt kommt, und zwar die Emanzipation des Menschen. Die entsteht als
«Suche nach der Idee in der Wirklichkeit, nach der «Vernunft» in der Wirklichkeit, […]
nach der Vereinigung von Vernunft und Wirklichkeit» [PGA, S. 562], ein Leitfaden den
Marx von Hegel übernimmt. Für Landshut kommt Marxens "Befreiung", die durch
Hegel beeinflusst ist, überhaupt nicht in Frage, umgekehrt: Marx ist vielmehr der
echteste Hegelianer [PGA, S. 563]. Die Kritik an den Hegelschen Hypostasierungen
trifft vielmehr die Philosophie als solche, denn «alle Philosophen haben die Prädikate
selbst zu Subjekten gemacht» [PGA, S. 572]. Was Marx negiert - und zwar ganz
unausdrücklich - ist vielmehr der philosophische Standpunkt als solcher, und
gleichzeitig wird Hegel gewisserweise von ihm „missverstanden“. Marx - so Landshut -
habe in der Tat alle Begriffe der Hegelschen Rechtsphilosophie nicht als philosophische
Bestimmungen des Seienden, und deshalb auch Prädikate der Idee, sondern «als
Aussagen über ein faktisches Geschehen, einen tatsächlichen Vorgang im Raum und
Zeit» [PGA, S. 573] aufgefasst. Insofern will Marx nicht Hegels Idee des Staates als
Wirklichkeit der sittlichen Idee als falsch ablehnen, sondern betonen, dass das
bestehende Gemeinwesen ihr nicht entspricht. Insofern diese Landshutsche
Interpretation auch problematisch sein mag, führt sie ihn doch direkt zur Feststellung,
dass die Entfremdung des Menschen von seinem wahren Wesen in der Trennung
zwischen dem Staat in seiner besonderen Organisation und Verfassung einerseits und
dem wirklichen materiellen Leben des Individuums andererseits besteht und dass der
Staat dem Individuum gegenüber als etwas «Äusserliches», ihm «Entfremdetes» steht.
Dieser Widerspruch beruht zunächst auf der Idee der «wahren Demokratie», die später,
so Landshut, «realer Humanismus» und dann «klassenlose Gesellschaft» genannt wird.
Marxens Suche ist letztlich immer auf das Vernünftige in der Wirklichkeit gerichtet, das
die Aufhebung der Entfremdung zwischen dem Individuum und seinem wahren Wesen
(sei es in der wahren Demokratie, sei es in einem neuen Verhalten des Menschen zum

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Menschen und zu sich selbst, sei es in der klassenlosen Gesellschaft) verwirklichen


muss. Selbst die in den Pariser Manuskripten enthaltene Bezeichnung der positiven
Aufhebung der Selbstentfremdung führt Landshut dazu, in solcher nicht mehr
entfremdeten Gemeinschaft in der Tat «die Wirklichkeit der sittlichen Idee», einer «Idee
der wahren Bestimmung des Menschen» zu erblicken, und sie ermöglicht gleichzeitig
die Erkenntnis, dass die wahre Bestimmung des Menschen in der bestehenden
Wirklichkeit nicht realisiert ist. In der Verwirklichung der wahren Bestimmung des
Menschen, so Landshut, besteht die Marxens ganzes Werk tragende Idee und die
Manuskripte sind das einzige Werk, das Landshut zufolge «in sich die ganze Dimension
des Marxschen Geistes umspannt». Selbst die ökonomischen Schriften von Marx lassen
sich in diesem Sinne verstehen, wenn man die ihnen zugrunde liegenden
philosophischen Schriften vor Augen hat. Nur dadurch, so Landshut, sei Marx zu seinen
späteren Überlegungen gekommen, aber auch dann habe er seinen ursprünglichen
Leitfaden nicht zerrissen. Zur Ökonomie sei Marx insofern gelangt, als er «die Welt der
Verhältnisse» zu untersuchen angefangen hat, und zwar als ihm bewusst geworden ist,
dass das Agens der Veränderung sich in ihnen verstecken muss. Wie schon erwähnt, die
Ausschliessung des ersten Manuskripts aus der Landshutschen Ausgabe hat dazu
beigetragen, ihre Rezeption aufs Spiel zu setzen. Einen objektiven Grund dafür konnte
bis heute nicht gefunden werden und vermutlich wird er sich auch nicht rekonstruieren
lassen. Es scheint aber nicht ganz unwahrscheinlich zu sein, dass dieser Grund eben
nicht in einem "objektiven Grund" zu suchen ist, sondern in der Landshutschen Marx-
Interpretation selbst. Wie vielleicht aus der oben ausgeführten Darstellung klar
geworden ist, versäumt Landshut jede Auseinadersetzung mit der Frage der Arbeit als
Mittler des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur und als Träger der
geschichtlichen Entwicklung des Reichtums der menschlichen Natur als Zweck an sich.
Der Entfremdungszustand des Menschen von seinem wahren Wesen wird von Landshut
- wie oben schon gesehen - in der Trennung zwischen dem Staat in seiner besonderen
Organisation und Verfassung einerseits und dem wirklichen materiellen Leben des

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Individuums andererseits gesehen, so dass dem Individuum der Staat als etwas
«Äusserliches», ihm «Entfremdetes» gegenüber steht. Obwohl Landshut die Kenntnis
der ökonomischen Schriften von Marx nicht fehlt, bleibt seine Interpretation der
Entfremdung immer an jenem ursprünglichen Modell der wahren Demokratie orientiert.
Aus dieser Perspektive lässt sich vielleicht die Hypothese formulieren, dass die
Problemstellung, die sich aus dem ersten Manuskript ergibt, «quer» zu Landshuts
Marxinterpretation stand. Selbst die Aussage am Anfang des Abschnitts „Die
entfremdete Arbeit“ - «Wir sind ausgegangen von den Voraussetzungen der
Nationalökonomie» - widerspricht durchaus "methodologisch" dem Primat der
Wissenschaft der Politik, die mehr oder weniger stillschweigend das ganze Werk
Landshuts bezeichnet. Die Entfremdung gegenüber der Natur geht hier über die
Kategorie der entfremdeten Arbeit hinaus, während die Emanzipation hier entschlossen
auf Arbeiteremanzipation zurückgeführt wird: «Aus dem Verhältnis der entfremdeten
Arbeit zum Privateigentum folgt ferner, dass die Emanzipation der Gesellschaft vom
Privateigentum etc. von der Knechtschaft, in der politischen Form der
Arbeiteremanzipation sich ausspricht, nicht als wenn es sich nur um ihre Emanzipation
handelte, sondern weil in ihrer Emanzipation die allgemein menschliche enthalten ist,
diese ist aber darin enthalten, weil die ganze menschliche Knechtschaft in dem
Verhältnis des Arbeiters zur Produktion involviert ist, und alle Knechschaftsverhältnisse
nur Modifikationen und Konsequenzen dieses Verhältnisses sind» [zitiert nach Marx,
Engels, Studienausgabe in 5 Bänden, hrsg. von I. Fetscher, Berlin 2004, B. II, S. 88].
Das stellt einen zu offensichtlichen Gegensatz zu dem Landshutschen Ansatz dar: aber
in dem er an einem Marx, der weder Wissenschaftler noch Philosoph ist - in dem Sinne,
den dieses Binom in der Problemstellung innerhalb der Marx-Forschung erhalten hat -
sondern an einem Marx der vortrefflichen Politik festhalten will, kann er von den
Frühschriften absehen. Wie dem auch sei, es ist auf jeden Fall relevant, dass unabhängig
von der durch Hegel inspirierten Marxdeutung, die ca. zehn Jahre zuvor von Lukács und
Korsch gegeben worden war, ein Nicht-Marxist wie Landshut denselben

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Zusammenhang zwischen Marx und Hegel erblickt hat: nicht aber in dem Sinne, den
logisch-ontologischen Gesichtspunkt der Totalität gegenüber der ökonomischen
Interpretation für den Marxismus wiederzugewinnen, sondern als stetiger Leitfaden, der
von Anfang an Marx an die Tendenz zur Veränderung der Welt (die wahre Wirklichkeit
des Menschen) gebunden hat.

c. Die Wiederbegründung der Wissenschaft der Politik

Soweit es sich in einer so beschränkten Einführung wird noch vorstellen lassen können,
ist letztlich die Rolle Landshuts für die Wiederbegründung der politischen Wissenschaft
in der Bundesrepublik kurz darzustellen. Landshut war immer ein Wissenschaftler der
Politik. An der Politik, an ihrer zweitausendjährigen Tradition, an ihrer genauso alten
Sprache ist er von vornherein orientiert gewesen. Selbst seine Kritik der Soziologie
versteht sich als Versuch, die Soziologie ihrer ursprünglichen politischen
Fragestellungen bewusst zu machen. Dieser Teil musste aber in der obigen Darstellung
leider unbeachtet bleiben. Politik versteht Landshut mit Aristoteles als vortreffliche
Wissenschaft, als praktische Philosophie, die eine Stelle neben Ökonomie und Ethik hat.
Zweck der Politik ist das Gemeinwohl, eine Idee vom guten Leben. Das Denken
Landshuts negiert den epistemischen Exaktheitsanspruch innerhalb der Politik: dadurch
sei die Wissenschaft der Politik zur Politologie geworden, die insofern jeden Bezug zur
Wirklichkeit verliert, als sie sich einer formalisierenden Methode bedient. Damit habe
diese neu sich betätigende Politologie das Bewusstsein ihres Ursprungs in einer
Problematik des Lebens, und zwar des Miteinanderlebens verloren. Als Landshut
wieder nach Deutschland kam, hatte sich der Prozess der «Professionalisierung» und
«Ausdifferenzierung» der Politologie oder Soziologie schon bestätigt. Von einer
Wiederbegründung der Wissenschaft der Politik war insofern nie die Rede. Das hielt
Landshut aber nicht von der Aufgabe ab, für die Wissenschaft der Politik ihre

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Ursprungsproblematik wiederzugewinnen. Immer wieder thematisiert er die


Problematik des radikalen Bruchs mit dem politischen Denken, der im XVII.
Jahrhundert stattgefunden hat. Ihm geht es darum zu zeigen, wie mit Descartes und
Hobbes und dem ganzen naturrechtlichen Denken, es einen Bruch mit dem antiken
Verständnis der Politik gegeben hat und wie selbst der Ursprung der aktuellen Fragen
der Politik in jenem Bruch zu suchen ist. In der Selbstbehauptung des modernen,
technischen Denkens sieht Landshut die Bestätigung einer Entwicklung, die den
Menschen - vorher Mitglieder eines Gemeinwesens - als im Naturzustand isolierte
Einzelne auffasst, und erst durch künstliche Bindungen wieder in Beziehung mit dem
Anderen bringt. Er untersucht das Problem der Spaltung des einmal einheitlichen
Bereichs, den der Begriff der Politik anzeigte: einerseit die Gesellschaft, wo die
Einzelnen neben einander unverbunden stehen, andererseits die Sphäre der Gesetze, die
das Verhalten dieser Einzelnen regeln muss und die ihnen gegenübersteht. Den
Menschen vesteht aber Landshut konstitutiv als politisches Wesen, obwohl das
Bewusstsein davon verloren gegangen ist, und ihm auch seinem Mitmenschen fremd
geworden ist. Eine Gemeinschaft ist Landshut zufolge insofern politisch, als sie an
einem Allgemeinen und Gemeinsamen orientiert ist, die sich aber nicht als Macht und
Berechnung bekunden lässt, wie es umgekehrt mit der politischen und industriell-
technischen Revolution geschehen ist. Aus der Perspektive Landshuts ist die Moderne
die Welt der Entzweiung, in der Gesellschaft und Staat auseinandergefallen sind und wo
die Aporien zwischen den zwei Sphären der "Mitwelt" in ein Dilemma führen. Je mehr,
so schreibt Landshut, die Polarität von Staat und Gesellschaft, der Staat als Prinzip des
Allgemeinen, die Gesellschaft als das Prinzip der partikularen Besonderheiten, sich
selbst aufhebt, je mehr also der Staat selbst sich «vergesellschaftet», der «politische»
Staat - um mit Marx zu sprechen - «abstirbt», desto mehr wird der Prozess der
Herausbildung eines allgemeinen Willens zum zentralen Problem. Diese Darstellung
eröffnet verschiedene Abstufungen von Problemen: nicht zuletzt die Beschwörung
Schmittianischer Elemente.

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Allerdings ist jede Erörterung Landshuts über das Politische gleichzeitig eine kritische
Auseinandersetzung mit der Wissenschaft der Politik und der Soziologie. In seiner
Reflexion über diesen Problemzusammenhang lässt sich Landshut von drei Denkern
leiten, die nicht zufällig eben an die Grenze zwischen den zwei Disziplinen gestellt
worden sind: Alexis de Tocqueville, der im «Zeitalter der Gleichheit» einen
Despotismus neuer Art ankommen sah, Karl Marx, der die «Selbstentfremdung des
Menschen» am deutlichsten erkannt hat und Max Weber, der durch die Analyse der
«Rationalisierung» die zentrale Frage nach dem Menschen in der Moderne gestellt hat.
An die Hamburger Phase seiner Reflexionen knüpfen daraufhin jene Versuche an, ihn
der sog. "Rehabilitierung der praktischen Philosophie" zuzuwenden: seine Deutungen
der durch Marx, Weber und auch Tocqueville erörterten Problemen stellen ihn
allerdings ganz entschieden in die Fragestellungen der Moderne, was verhindert, ihn auf
Grund seiner Definition der Politik als königliche Disziplin dem Neoaristotelismus
zuzuführen oder dem damals häufigen und nostalgischen Ruf zur Antike. Zur diesen
Jahren gehören verschiedene Ausgabeunternehmungen: 1954 erschien Alexis de
Tocqueville, Das Zeitalter der Gleichheit. Ein Auswahl aus den Gesamtwerk, 1967
ergänzt und wieder abgedruckt. Kurz darauf entfaltet er eine starke publizitische
Produktivität, die unter anderem in Die Gegenwart im Lichte der Marxschen Lehre
(1956) kulminiert und von Hannah Arendt als eine der wichtigsten Beiträge zur Marx-
Interpretation bezeichnet wird; dazu kommen Die Auflösung der Klassengesellschaft
(1956), Zum Begriff und Gegenstand der politischen Soziologie (1956), Der politische
Begriff der Repräsentation (1964). Sie alle sind heute in der Textsammlung Politik.
Grundbegriffe und Analysen zugänglich, eine verlegerische Unternehmung, die sich
offenkundig als Versuch versteht, das Werk Landshuts aus der Vergessenheit
zurückzurufen.

«Nun geniesst die Soziologie im Kreis der Sozialwissenschaften keineswegs eine besondere
Reputation. Gegenüber der Ökonomie gilt sie als unausgegorene Disziplin; mit Fächern wie
Politikwissenschaft und Ethnologie kann sie bestenfalls Schritt halten. Gleichwohl bildet sie das

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Herzstück der Sozialwissenschaften; denn die Soziologie war immer schon Fach und Superfach,
Soziologie und Gesellschaftstheorie in einem. Sie ist es, die mit Methodologie und Handlungstheorie
Grundlagenreflexion betreibt. Ihr fällt die Aufgabe zu, den theoretischen Rahmen für den
Zusammenhang von Kultur und Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu entwickeln. Ihr bleibt es
vorbehalten, die Kommunikation mit den Geisteswissenschaften, mit Philosophie und Geschichte,
Theologie und Rechtswissenschaft aufrechtzuerhalten. Sie prägt die Sprache der interdisziplinären
Verständigung und schwankt zwischen Fachwissenschaft und diskursivem Medium. Die
Komplexität ihrer Aufgaben mag auch die Diffusionstendenzen erklären, von denen die kognitive
Identität des Faches stets bedroht war - in Deutschlands stärker als anderswo».

So beschreibt Habermas 1992 die Situation, in der die Soziologie sich befindet. Sie
erweist sich allerdings als nicht so unterschiedlich von derjenigen, mit der Landshut
sich sechzig Jahre vorher konfrontiert sah. Wenn der Identitätsverlust der Soziologie als
das Spiegelbild der Zerrissenheit der Sphäre menschlichen Miteinanderlebens
interpretiert werden kann, so scheint es mir legitim danach zu fragen, inwieweit wir bei
Landshut ein Argumentationspotential ausfindig machen können, das sich im Rahmen
gegenwartsbezogener, gesellschaftstheoretischer Debatten aktualisieren lässt.

Bibliographie

Arendt H., Vita activa oder Vom tätigen Leben, Stuttgart 1960.
Habermas J., «Soziologie in der Weimarer Republik», in: Wissenschaftsgeschichte seit
1900. 75 Jahre Universität Frankfurt, Frankfurt am Main 1992, 29-53.
Honneth A., Vorlesung Kritische Theorie, Sommersemester 2005.

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Landshut S., Politik. Grundbegriffe und Analysen, von R. Nicolaysen hgb., Berlin 2004.
Löwith K., «Max Weber und Karl Marx», in: Archiv für Sozialwissenschaft und
Sozialpolitik 67 (1932), 53-99, 175-214.
Löwith K., Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht, Frankfurt am
Main 1989.
Marcuse H., «Neue Quellen zur Grundlegung des Historischen Materialismus.
Interpretationen der neu veröffentlichten Manuskripte von Marx», in: Die Gesellschaft 9
(1932 II), 136-174.
Marcuse H., Reason and Revolution. Hegel and the Rise of Social Theory, New York
1941.
Marx K., Der historische Materialismus. Die Frühschriften, 2 Bde. Hg. von Siegfried
Landshut und Jacob Peter Mayer, unter Mitwirkung von Friedrich Salomon, Kröner
Taschbuchausgabe 91 und 92, Leipzig 1932.
Marx K., Engels F., Studienausgabe in 5 Bänden, hg. von I. Fetscher, Berlin 2004.
Nicolaysen R., Siegfried Landshut. Die Wiederentdeckung der Politik. Eine Biographie,
Frankfurt am Main 1997.
Nicolaysen R. (Hg.), Polis und Moderne. Siegfried Landshut in heutiger Sicht, Berlin/
Hamburg 2000.
Weber M., «Die <Objektivität> sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer
Erkenntnis», in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 19 (1904), 22-87.

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