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Wolf Lustig (Mainz)

E-Klausuren in der universitären Fremdprachenausbildung im


Fach Spanisch
E-Klausuren bzw. Online-Prüfungen sind eine Komponente von E-Learning, der in den nächsten
Jahren – vor allem im Rahmen der Umstellung auf Bachelor-/Master-Studiengänge mit ihrem
erhöhten Prüfungsaufkommen – besondere Bedeutung zukommen wird. Am Romanischen Seminar
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz werden solche Prüfungen seit Beginn des
Sommersemesters 2005 im Fach Spanisch als Eingangstests und Klausuren zum Abschluss der
sprachpraktischen Grundausbildung durchgeführt. Dieser Beitrag möchte aufgrund der in Mainz mit
inzwischen etwa 1000 Prüfungsfällen gemachten Erfahrungen vor allem über praktische Fragen der
Konzeption und Durchführung von E-Klausuren informieren und zur fachbezogenen Reflexion und
Diskussion im Bereich der Romanistik einladen.

Dargestellt werden sollen in erster Linie die Möglichkeiten, welche die Open-source-Lernplattform
ILIAS im Hinblick auf Online-Klausuren bietet: Wie können z. B. die klassischen Aufgabenformen
elektronischer Tests wie Lückentexte und Multiple-Choice-Aufgaben – etwa unter Einbindung
audiovisueller Elemente – für Sprachklausuren so genutzt werden, dass die Hör-, Lese- und
Schreibkompetenz effizient und zuverlässig bewertet werden kann? Wie kann die Online-Klausur in
ein E.Learning-Konzept integriert werden, so dass sie nicht nur ein Instrument der
Leistungsüberprüfung sondern – vor allem in der Vorbereitungsphase – für die Studierenden selbst
auch zum didaktischen Mittel wird?

Die – wenn auch kurze – Erfahrung mit dieser Lern- und Prüfungsform erlaubt es bereits, einige
Aussagen hinsichtlich des tatsächlichen Nutzens sowie der aktuellen und in Zukunft zu erwartenden
Probleme zu machen, seien diese nun administrativer, technischer oder rechtlicher Natur. Schon
jetzt ist offensichtlich, dass der von manchen erhoffte Rationalisierungseffekt sich nur sehr
langfristig einstellen kann. In der Anfangsphase erfordern Online-Prüfungen wie jedes E-Learning-
Projekt beträchtliche Investitionen, nicht zuletzt wegen des damit verbundenen organisatorischen
Aufwands (Vorbereitung der Studierenden, Anmeldungsverfahren, Bereitstellung von
Räumlichkeiten, Sicherheitsaspekte).

Als die beiden großen Herausforderungen erweisen sich derzeit auf der einen Seite die Anpassung
der Prüfungsplattform an die spezifischen Erfordernisse der akademischen
Fremdsprachenausbildung im Bereich der Hispanistik und auf der anderen Seite die methodische
Heranführung der Studierenden an das neue Lern- und Prüfungsmedium. Hierbei zeichnet sich ab,
dass die E-Klausur kurzfristig nicht alle Features einer herkömmlichen schriftlichen oder gar
mündlichen Prüfung nachbilden kann, dass sie aber andere und neue Möglichkeiten eröffnet, die
von Studierenden zunehmend geschätzt und angenommen werden.

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