„Die Ecuadorianer sind seltsame und einmalige Wesen: sie schlafen ganz ruhig mitten
unter knisternden Vulkanen, sie leben arm inmitten von unermesslichen Reichtümern und sie freuen sich über traurige Musik“ Alexander von Humboldt
Sehr geehrte Damen und Herren,
ergä nzend zu den oben genannten Statistiken mö chte ich Ihnen die Realitä t der Armut in Ecuador vorstellen. Dabei muss zunä chst die schwere Wirtschaftskrise erwä hnt werden, die Ecuador 1999 aufgrund des Bankfeiertags und der Dollarisierung im Jahr 2000 erlitt. Diese historischen Ereignisse haben die Armut verdoppelt und viele Ecuadorianer gezwungen, in die Vereinigten Staaten, nach Spanien oder Italien auszuwandern, hauptsä chlich auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Die Landbevö lkerung hat keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, keine feste Arbeit und einige kö nnen weder lesen noch schreiben. Die meisten von ihnen arbeiten jedoch in der Landwirtschaft, einer Tä tigkeit, die nicht fair vergü tet wird, aber viel kö rperliche und wirtschaftliche Anstrengung erfordert. Diese Situation fü hrt dazu, dass die Menschen in die Stä dte ziehen, um Arbeit zu suchen. Dort werden sie von Alkohol, Drogen oder Kriminalitä t negativ beeinflusst. Außerdem sieht man hä ufig Kinder und Jugendliche mit einer kleinen Schachtel, in welcher Waschlappen, Bü rsten oder Farben zum Reinigen der Schuhe fü r nur 0,50 ctvs enthalten sind, durch die Straßen laufen. Andere haben Sü ßigkeiten dabei und steigen in Transportbusse ein oder gehen in Restaurants, um diese zu verkaufen. Wieder andere nutzen die Zeit in der die Ampel auf Rot steht, um Obst und Gemü se zu verkaufen oder die Windschutzscheiben wartender Autos zu reinigen. Ein weiteres Beispiel sind die Bettler mit kleinen Kindern, die auf den belebtesten Bü rgersteigen stehen und um Almosen betteln. Dabei ist jedoch, auffä llig dass diese Kinder immer schlafen. Laut einem Zeitungsartikel in meinem Land liegt eine Ursache darin, dass die Kinder gezwungen werden, Alkohol zu trinken, damit sie den ganzen Tag lang schlafen. Ebenso suchen Obdachlose, Alkoholiker oder Drogenabhä ngige im Mü ll nach Kleidung und Lebensmitteln und ü bernachten unter Brü cken oder in Mü lltonnen; an dieser Stelle mö chte ich die Arbeit und das Management hervorheben, das die Bahnhofsmission leistet, um armen Menschen zu helfen. In die Bahnhofsmission kommen Jeden Tag ungefä hr 400 Menschen. Sie bekommen Essen, Kleidung, Beratung oder eine Fahrkarte fü r die Rü ckreise in ihr Land. Manche brauchen einen Ü bernachtungsplatz. Die Bahnhofsmission ist 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr geö ffnet. Außerdem sind, so wie die Armut auch die Schwangerschaften von Teenagern in lä ndlichen Gebieten hö her als in stä dtischen Gebieten, wobei in vielen Fä llen Vergewaltigungen durch Verwandte oder enge Freunde der Grund sind. Darü ber hinaus nimmt Ecuador seit 2015 venezolanische Migranten auf, von denen die meisten keine feste Arbeit haben und auf der Straße um Almosen betteln. Abschließend mö chte ich noch auf die seelische Armut der ecuadorianischen Politiker hinweisen, von denen die meisten an die Macht gekommen sind, um sich zu bereichern oder einen Vorteil zu erlangen. Dies wurde vor allem wä hrend der Pandemie sehr deutlich, als aufgrund fehlender dringender Entscheidungen und der Korruption viele Ecuadorianer sterben mussten. Wie ist das mö glich? Bei gesundheitlichen Notfä llen kam es zu ü berhö hten Preisen bei der Beschaffung von medizinischem Material. Aber dies ist mein Land, das dem heiligsten Herzen Jesu geweiht ist, und wir verlieren nicht die Hoffnung, dass bessere Tage fü r uns kommen werden.