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2022
2022/01, Köln
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ................................................................. 6
1 Grundlagen ......................................................... 9
3 Fazit ............................................................... 36
Literaturverzeichnis................................................... 38
Quellenverzeichnis .....................................................48
ca. circa
EU Europäische Union
i. H. v. in Höhe von
i. V. m. in Verbindung mit
u. a. unter anderem
z. B. zum Beispiel
Tabellenverzeichnis
1
sozialwissenschaftlich:
Reimer/Schröder 2006: 237; Marini 1989: 358-372; Ridgeway/Correll
2004: 527; Reskin/Bielby 2005: 75 f.;
gewerkschaftlich:
Klammer et al. 2018: 6, 15 f.; WSI 2019: 2;
wirtschaftswissenschaftlich unsachlich:
Bergmann 1974: 103, 110; Blinder 1973 Titel – Alan Blinder in Verken-
nung der Grenzen seiner eigenen Formeln.
2
Ein kompakter Überblick über die zahlreichen Theorien findet sich bei
Hinz/Auspurg 2010: 136-139.
1 Grundlagen
Um die Eignung als Messinstrument des Gender Pay Gap
für Diskriminierung von Frauen zu untersuchen, wird zu-
nächst der Begriff »Diskriminierung« definiert (Abschnitt
1,1) und die in der Debatte wesentlichen Begriffe »Gleich-
berechtigung« und »Gleichstellung« voneinander abge-
grenzt (Abschnitt 1.2).
1.1 Diskriminierung
Der Begriff »Diskriminierung« umfasst Äußerungen und
Handlungen, die sich in herabsetzender oder benachteili-
gender Absicht gegen Angehörige bestimmter sozialer
Gruppen richten (Hormel/Scherr 2010: 7). Die Europäi-
sche Union definiert – in Bezug auf das Geschlecht – Dis-
kriminierung als Situation, in der eine Person aufgrund ih-
res Geschlechts in einer vergleichbaren Situation eine we-
niger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person
(Art. 1, Nr. 2, II, Sp. 1 Richtlinie 2002/73/EG).
3
Übereinkommen über die Gleichwertigkeit des Entgelts männlicher
und weiblicher Arbeitskräfte für gleichwertige Arbeit, 1951, in Kraft
getreten am 23.05.1953.
4
1953: ILO 2022;
1957: Römische Verträge, Art. 119 EWGV (heute Art. 157 AEUV), We-
ber 2021: Europäische Integration.;
1975: Richtlinie 75/117/EWG, ABl. L 45, 19.02.1975: 19 f.;
1976: Richtlinie 76/207/EWG, ABl. L 39, 14.02.1976, geändert durch
Richtlinie 2002/73/EG;
2006: Richtlinie 2006/54/EG, ABl. L 204, 26.07.2006;
5
ABl. L 204, 26.07.2006: 23 ff.
6
BGBl. II, 2006, Nr. 39, 17.08.2006.
7
Die Bundesregierung hat sich im Jahr 2018 das Ziel gesetzt, den unbe-
reinigten Gender Pay Gap bis zum Jahr 2030 von 20,1% auf 10% zu re-
duzieren, Bundesregierung 2018, Agenda 2030, Ziel Nr. 5.
8
Europarechtlich besteht kein Anspruch auf eine bestimmte Art der För-
derung (Eichenhofer 2018, in Streinz AEUV, Art. 8, Rn. 4,6).
9
Zum Verhältnis der Frauenbewegung und der sozialistischen Bewe-
gung, Gerhard 2020: 109 f.
2.1.1 Berechnung
Berechnet wird der unbereinigte Gender Pay Gap als Dif-
ferenz des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes
(ohne Sonderzahlungen) der Frauen im Verhältnis zum
Bruttostundenverdienst der Männer (Destatis 2022c;
Finke et al. 2017: 45; Mischler 2021: 112).
10
Im Jahr 2020 fiel der Gender Pay Day auf den 17.03.2020 (mehr dazu:
Fuchs et al. 2020: 15).
𝑦-. − 𝑦-1
𝐺𝑃𝐺#$%&'&($()* = ∗ 100
𝑦-.
11
Bayern zahlt mit rund 7,8 Mrd.€, Baden-Württemberg rund 3,7 Mrd.€
die mit Abstand größten Beträge beim Länderfinanzausgleich: BMF
2020: 3.
12
Eigene Berechnungen mit Beschäftigten (Destatis 2022g,) und Bevöl-
kerung (Destatis 2020c) im Jahr 2020.
13
Die rund 7200 Rückläufe (ohne Sektor Staat) wurden nach Bundes-
land, Wirtschaftszweig, Geschlecht, Beamte/Tarifbeschäftigte und
sechs Bruttomonatsverdienstgruppen geschichtet (Destatis 2020a:
10). Bei rund 3,4 Mio. registrierten Unternehmen (letzte Zahl: Desta-
tis 2017c) ergibt dies eine Abbildung der Grundgesamtheit von 0,2%.
14
Der beim BMFSFJ unter der Ministerin von der Leyen veröffentlichte
Report stammt vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Insti-
tut der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.
2.2.1 Berechnung
Im Folgenden wird die zweistufige Berechnung zunächst
im ersten Schritt mit der Regressionsanalyse von Brutto-
stundenverdienst und unabhängigen Variablen, dann im
zweiten Schritt über eine Zerlegung durch das Dekompo-
sitionsverfahren nach Oaxaca-Blinder erläutert.
Regressionsanalyse
In der Regressionsanalyse (Döring Bortz 2016: 658, 677)
werden mittels eines multiplen linearen Regressionsver-
fahrens die Regressionskoeffizienten (1 = maximal posi-
tive Korrelation; 0 = keine Korrelation; -1 = maximal nega-
tive Korrelation) der unabhängigen Variablen (siehe Ta-
15
Die Daten sind vor Ort bei Destatis in Wiesbaden oder über die als
Student zugänglichen, anonymisierten »Campus-Files« verfügbar
(Destatis 2022f).
$
1 1 1
ln 𝑌1 = β9 + ; 𝛽= 𝑥= + 𝑒 1
=@A
$
ln 𝑌 . = β.
9 +; 𝛽=. 𝑥=. + 𝑒 .
=@A
Dabei sind:
Ln Y = logarithmierte Bruttostundenverdienst
βj = Regressionskoeffizient eines Merkmals j
β0 = Regressionskonstante
x j = beobachtetes Merkmal j
e = Störterm
m = Männer
f = Frauen
Eigene Darstellung. Daten: Mischler 2021: 113; ISCO nach ILO 2011.
- geringfügig Beschäftigte
- Auszubildende
Berufshauptgruppe (ISCO-08) 0 = Streitkräfte
1 = Führungskräfte
2 = Akademische Berufe
3 = Techniker und gleichrangige nichttechnische Berufe
4 = Bürokräfte und verwandte Berufe
5 = Dienstleistungsberufe und Verkäufer
6 = Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft und Fischerei
7 = Handwerks- und verwandte Berufe
8 = Bediener von Anlagen und Maschinen und
Montageberufe
9 = Hilfsarbeitskräfte
Art des Arbeitsvertrags - unbefristet
- befristet
Beschäftigungsumfang - Vollzeit
- Teilzeit
Altersteilzeit - keine Altersteilzeit
- Altersteilzeit
Tarifbindung des Betriebs - keine Tarifbindung
- Tarifbindung
Zulagen für: - keine Zulangen
Schicht-, Wochenend-, Feiertags- und - Zulagen
Nachtarbeit
Gebietsstand - alte Bundesländer einschließlich Berlin
- neue Bundesländer
Differenzierter Regionstyp - ländlicher Raum
- städtischer Raum
Unternehmensgröße - 10 bis 49 Arbeitnehmer
- 50 bis 249 Arbeitnehmer
- 1 000 Arbeitnehmer und mehr
Einfluss der öffentlichen Hand - kein oder eingeschränkter Einfluss:
(Kapitalbeteiligung 50% und weniger, Satzung usw.)
- beherrschender Einfluss
Gender Pay Gap – Kein Maß für(Kapitalbeteiligung
Diskriminierung mehr als 50%, Satzung usw.) 25
Wirtschaftsgruppe
Abhängige Variable
- befristet
Beschäftigungsumfang - Vollzeit
- Teilzeit
Altersteilzeit - keine Altersteilzeit
- Altersteilzeit
Tarifbindung des Betriebs - keine Tarifbindung
- Tarifbindung
Zulagen für: - keine Zulangen
Schicht-, Wochenend-, Feiertags- und - Zulagen
Nachtarbeit
Gebietsstand - alte Bundesländer einschließlich Berlin
- neue Bundesländer
Differenzierter Regionstyp - ländlicher Raum
- städtischer Raum
Unternehmensgröße - 10 bis 49 Arbeitnehmer
- 50 bis 249 Arbeitnehmer
- 1 000 Arbeitnehmer und mehr
Einfluss der öffentlichen Hand - kein oder eingeschränkter Einfluss:
(Kapitalbeteiligung 50% und weniger, Satzung usw.)
- beherrschender Einfluss
(Kapitalbeteiligung mehr als 50%, Satzung usw.)
Wirtschaftsgruppe
Abhängige Variable
ln(Bruttostundenverdienst) Logarithmiert
((Bruttomonatsverdienst – Sonderzahlungen)/bezahlte
Stunden))
Dekompositionsverfahren
Mittels des – nicht unumstrittenen (Elder et al. 2009: 15)
– Dekompositionsverfahren nach Oaxaca/Blinder (Oaxaca
1973: 494, 698; Blinder 1973: 437-441) erfolgt eine Zerle-
gung des unbereinigten Gender Pay Gap in unerklärte (=
bereinigter Gender Pay Gap) und erklärte Anteile.
Dies ist z.B. der Fall, wenn ein gleiches Merkmal wie ein
gleiches Bildungsniveau oder eine gleiche Leistungsposi-
tion ein unterschiedliches Ergebnis in Bezug auf den Ver-
dienst ergibt (Finke et al 2017: 45; Mischler 2021: 114).
F𝛽9. − 𝛽91 G
Prozentpunkte
Konstante 1,6
Gebietsstand 2,1
Differenzierter Regionstyp -0,2
Tätigkeit -3,3
Dienstalter -0,2
Unternehmensgröße -0,3
Ausbildungsabschluss 1
Leistungsgruppen 1,6
Geringfügige Beschäftigung -0,3
Auszubildende -0,3
Tarifbindung 0,1
Potentielle Berufserfahrung 4,3
ken zulasten der Männer.)
Der bereinigte Gender Pay Gap des Jahres 2018 – als Teil
des unbereinigten Gender Pay Gap i.H.v. 20,1% – beträgt
2.2.2 Eignung
Zunächst ist festzustellen, dass entgegen mancher Inter-
pretationen (Strub/Gerfin 2008: 2) der bereinigte Gender
Pay Gap nicht als »Diskriminierung«, sondern als die
16
International Standard Classification of Education, United Nations
(UNESCO 2012: 6, 25-59).
17
Eintrag »ef43« in folgenden Dateien von Destatis 2022 f:
fdz_vse_cf_2010_setup_arbeitnehmer.sas
fdz_vse_cf_2010_arbeitnehmer.csv
18
In Deutschland: Bildung i.d.R. bis zur 10. Klasse: Hauptschule, Real-
schule, bzw. vergleichbarer Abschluss an Gesamtschule oder Gymna-
sium bis zur neunten oder zehnten Klasse (Destatis 2022d).
19
In Deutschland: Bildung, i.d.R. bis zur 13. Klasse, die zum Studium be-
rechtigt: Duale Berufsausbildung, Berufsfachschule, Fachoberschule,
Fachgymnasium, Gesamtschule, Gymnasium, Förderschule (Destatis
2022d).
20
In Deutschland: Bildung i.d.R. ab der 13. Klasse an (Fach-)Hochschu-
len, Verwaltungsfachhochschulen, Berufs- und Fachakademien, Fach-
schulen und Schulen des Gesundheitswesens, evtl. mit zusätzlichem
zweiten Staatsexamen oder einer Promotion (Destatis 2022d).