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Ethik 13/1 Zusatzlektüre: Glücksdifferenzen - In der Solidarität dieser eingeschworenen Gemeinschaften fühlen sie vor,

was Glück sein könnte


'Glücksversuche der Jugend  werden zu Vorreitern einer Zeit, die die Erwachsenen noch nicht recht
verstehen
- Jugend kann nicht selbständig erkennen, welchen tiefen, wohltätigen
Wert und welche unübertreffliche humane Qualität die Alltagsspielregeln
- unerträgliche Kluft zwischen den Generationen
 Entstehen von ausgeprägten Trostformen bei der eigenen
haben.
Altersgruppe
Jugend will das Ganze, das Gute, Große, Überzeugende, nicht Substrate
Musik als verbindendes Medium der Altersgleichen:
einer bescheiden gewordenen Einsicht.
hörten Musik im Wissen, daß auch andere Gleichaltrige diese
- kein fragloses Nachvollziehen des Alltags bei der Jugend
Musik hörten und ihre Gefühle (Einsamkeit) damit
 Glaubwürdigkeit der Erwachsenen gestört
bekämpfen
 Umbruchsituation
läßt alle leiden:
- Discos: dauernder Körperkontakt  tröstende Droge gegen die
Einsamkeit
+ Ältere an ihrem Verlust an tragfähigen Werten, am Heimweh
nach erprobten Glück
- Erklärung des Widerspruchs: Jahrhundert der Massen - Einsamkeit des
Einzelnen:
+ Jugend am Hunger nach solchem Glück
In Gemeinschaftssehnsucht der Jugendlichen: Mangelstände:
- Heranwachsende finden in dieser Gesellschaft keinen Weg zur Identität
+ Familien sind kleiner geworden
Erwachsene haben Fundus von Gewußtem und Erfahrenem, den die
+ Leben in einer gewissen Erlebnisdichte wird zusätzlich durch
Nachkommen weder mitbringen noch erreichen können
Sterilität des städtischen Wohnens vereitelt
für jungen Menschen ist Welt keineswegs so vorsortiert wie für
+ "fertige Welt": kaum ein Alltagsproblem muß von uns selbst
Erwachsene
gelöst werden
 Jugendkulturen als vollgültige Alternative
- Discotheken sind solche Alternativen - Retorten-Erlebnisse aus den Medien
Verlangen nach Gemeinschaftsbewußtsein im größeren Rahmen wird
tauschen dort die alten gegen neue Anpassungszwänge ein
durch Rivalitätsmuster in Schulen und Arbeitsplätzen erstickt
diese sind jedoch im Kreise Gleichgesonnener kreiert worden, deshalb
Discos als Stätten der Heilung für all diese Versuche: kollektiver Rausch
folgt man ihnen
der Solidarität, d.h. nicht fremd zu sein, nicht vereinzelt mit dem
- Anerkennung in Gruppen Gleichaltriger spielt "tragende Rolle", wenn
großen Hunger nach großflächigen Umarmungen
Lebensbilder der Erwachsenen so schwer nachzuvollziehen sind und so
Furcht vor dem Alleinsein vergrößert sich durch diese
wenig Tragkraft entwickeln wie jetzt
Ablenkungsmanöver, das eigene Ich wird nicht vertrauter, sondern
- Orientierungslosigkeit einer Übergangszeit aus dem Nahraum der Familie
fremder; Selbstbegegnung wird immer ängstlicher gemieden, je
mit seinen persönlichen Bindungen in die universalistisch-abstrakt und
länger sie aufgeschoben wird
funktional orientierten Gesellschaft kann durch Gleichaltrige erleichtert
oder erträglich gemacht werden,
wobei manchmal sogar zugleich der Vorschein eines möglichen (oft
später nie wieder gefundenen) Glücks auftaucht.
- Glück, unter seinesgleichen Anerkennung zu finden und
unproblematisches Verständnis,
Glück der Ähnlichkeit, der inneren Verwandtschaft
finden junge Menschen bei ihren Eltern oder Lehrern nicht
 Abwandern in die Kultur der Gleichaltrigen
Widersprüche und uneingelöste Versprechen Versuch einer Korrektur mit den ihnen zu Gebote stehenden Mitteln:
- Junge Menschen kämpfen mit scheinbar widersprüchlichen Problemen Hülsen und Signale; Spielregeln des Konformismus sollen den einen
der Autonomie und Entfremdung im anderen bergen, während keiner mit sich selbst ins reine kommt
scheinbare Balance zwischen Selbstbestimmung - Autonomie und - gruppenhafte Absonderung von "den Erwachsenen"
Selbstverlust - Entfremdung muß als Mischungsverhältnis verstanden  Befriedigung, Ansätze zur Erfüllung des Traumes, in einfachen und
werden überschaubaren Zusammenhängen geboren zu sein: wenig
Zwänge, die der Autonomie widersprechen zeigen Mißverständnis auf: fremdbestimmt und wenig autonom, aber geschützt
durch immer mehr Autonomie, auch immer mehr Entfremdung - Junge Menschen geraten in diese widersprüchliche Lage durch
 Hoffnung durch Autonomie die Entfremdung zu bannen Wechselbäder von Autonomieangeboten einerseits und
- frühere Jahrhunderte: wenig Autonomie des Einzelnen und wenig Entfremdungserlebnissen beim Ergreifen dieser Angebote andererseits
Fremdbestimmung, weil das Selbstverständnis des Einzelnen in einem Wegen Erfahrung, daß Angebote der Erwachsenen wenig verläßlich sind
seht kurzen Leben in engen Grenzen definiert war; Geborgenheit in  Widerstand gegen die Welt der Erwachsenen
diesen Definitionen war freilich eine Form von Fremdbestimmung Mit Bildungschancen überhäuft, finden sich die Jugendlichen in den
als Autonomie des Einzelnen zu wachsen beginnt  Wuchern der Bildungsinstitutionen teils wenig vorbereitet, da Übermaß an
Entfremdung Autonomie bei der Organisation so vieler autonomer Einzelner
 Man kann nicht das eine gegen das andere eintauschen  Umschlagen in ein Übermaß an Bürokratie: an Entfremdung
 Versuch beide durch Mischungsverhältnis zu steuern Unterschätzung des Preises für die ersehnte Selbstbestimmung
- Jugend ist auf ihrer Flucht vor der Entfremdung (akustische und optische - Für Überschüsse an Autonomie werden die jungen Menschen bestraft
Rauschzustände) unterwegs in Richtung auf immer mehr Entfremdung:  werden zum Gebrauch ihrer autonomen Möglichkeiten nicht fähig,
von eigenen Erlebnissen, eigenen Erfahrungen, eigenen Sinnen, eigenen weil die gleichzeitigen Entfremdungserlebnisse die Entfaltung einer
Fühlen starken und selbstbewußten Persönlichkeit verhindern
- Mit Einschränkung unserer Autonomieansprüche handeln wir Familienbindungen werden unter Motto der Autonomie jedes Einzelnen
Milderungen der Entfremdungserlebnisse ein gelockert, Elternkontakte lassen früher nach und reichen weniger
Entfremdung = Zusammentreffen zweier Kardinalsverluste: weit ins kindliche Leben hinein, weil sich frühzeitig entfremdende
+ Verlust der Harmonie mit der Außenwelt Institutionen einschalten
+ Verlust der Harmonie unseres inneren Lebens  kleiner Familie bietet verminderte Chancen für
vielversprechenden Möglichkeiten einer autonomen Lebenseinrichtung, Geborgenheitserlebnisse
aber zugleich unerklärliche Ohnmacht, mit sich selbst und mit der - Fundus, auf dem man heute erwachsen und "autonom" werden soll, ist
Welt der äußeren und inneren Möglichkeiten befriedigend und brüchig geworden, gleichzeitiges Anwachsen des Entfremdungsdrucks
schöpferisch umzugehen von außen
Sie können weder Stücke dieser verlockenden Welt noch ihr eigenes  Sehnsucht nach Glückschancen wandert aus all diesen
unerprobtes Gefühlsleben wirklich zu eigen machen: Zusammenhängen: der junge Mensch fühlt sich verraten von seinen
Eins stört das andere, die Harmonie mißlingt. Hoffnungen, verlassen in seinen tiefsten Wünschen, unfähig, diese
- junge Generation begibt sich freiwillig Rechte zur autonomen klar zu erkennen,
Entwicklung, um Geborgenheit zu erreichen: gleiche Kleidung,  lehnt sich nun zunächst bei seinesgleichen an, die ähnlich fühlen wie
uniforme Moden der Freizeitgestaltung, sich fügen in starken er
Anpassungsdruck der Gleichaltrigen verbindende Medien (Musik) steigern unartikuliertes
suchen nach dem Erlebnis von Vertrauen und Zusammengehörigkeit, um Zusammengehörigkeits-gefühl zum Rausch; Musik drückt ihre
Balance zwischen Entfremdung und Autonomie wiederherzustellen Gefühle aus, ohne einem von ihnen Selbsterforschung zuzumuten
- parallel zur allgemeine Lockerung der Tabus: Kriminalisierung  viele Jugendliche zerstören darum, um überhaupt bauen zu
jugendlicher Racheakte und Zornausbrüche, die bis vor einigen können. Ihre Aggressivität gegen Sachen (und Personen) =
Jahrzehnten als Streich abgetan hätte unbewußter Reflex auf dieses Umstelltsein
es wird viel härter bestraft als noch zur Zeit ihrer Eltern, Polizei wird früher
eingeschaltet Sprachmauern
Jugendliche werden aber gleichzeitig aus den Medien täglich zu - genormte Sprachbrocken garantieren Solidarität auch im Alltag, wenn
kleineren und größeren Delikten angeregt, ohne die klare Lehre zu es keine Höhepunkte, keine Rauschzustände gibt
empfangen, wo die Grenzen des Bekömmlichen liegen. Signalworte entwerfen eine Welt, die Erwachsenen verschlossen bleibt
-  nicht verwunderlich, daß junge Übeltäter beim Zuschnappen der Sprache = Vergnügungspark und Ghetto, Zuflucht und Uniform,
Fallen verblüfft reagieren Autonomieversuch, Glücksentwurf auf eigene Faust und
Widersprüchlichkeit der Aufforderungen in ihrem Leben zeigt sich in ihren Entfremdung (von bestimmten Bezirken des Fühlens, von
frechen Antworten gefürchteten Zonen des eigenen Ichs)
viele Reaktionsmöglichkeiten sind unterbunden, die es noch vor fühlen sich sicher in dieser Fluchtburg: kein Gleichaltriger wird die
Generationen gab (Austoben in der Natur etc.) Spielregeln verletzten  keine wird dem anderen zu nahe treten,
- Autonomieerfahrungen = Glückserlebnis weil die Formeln alles Persönliche schlucken
vielversprochenem Glück seht heute relativ weniger erlebtes Glück - Dies gibt Jugendlichen Binnengefühl: Einheit, Identität
gegenüber Jugend hat noch keinen sozialen Raum und soziale Rolle (Arbeit) zur
dies erleben junge Menschen mit allen Sinnen Identifikation Gruppe übernimmt diese Aufgabe ( Frisur, Kleidung,
Alltäglichkeit von Glücksgaben vernichtet deren Glückscharakter Sprache)
- "Der provozierende Ausfall von Sauberkeitsbedürfnissen ist eine Form der Tendenz Unterschiede klein zu halten  Intoleranz gegenüber denen,
Revolte gegen die Perfektion der Lebensabläufe." die sich Gruppe nicht fügen
Sich entlasten von Normen, um irgendwo das Erlebnis freier Gestaltung Anführer der Gruppe hat sich besonders an Gruppennormen angepaßt,
zu erreichen. beherrscht Gruppensprache perfekt
- Erwachsenen müssen Signale anders verstehen denn als Widerstand Sprache = Abgrenzung nach außen
gegen die gültige Ordnung: Unordnungsleistungen dieser Kinder sind - Allgemein Sprache = Mittel der Kommunikation, Möglichkeit Abstraktes
Akte der Selbstverletzung, auch wenn die Kinder selbst sie so nicht deutlich zu machen ("durch Einsatz sprachlicher Mittel mühelos
verstehen. durchdringen, was wir real und räumlich nicht übersehen und nicht mit
- Ordnungsverhältnisse = Annäherungsformen ans Glück einem Male konkret vor unsere Augen stellen können)
Unter der Unbekümmertheit der Jugend in den Regelverletzungen rührt -  Was bedeutet es, wenn sich Jugend von diesem Mittel der
sich Schmerz, auf den sie, unbewußt, unsere Aufmerksamkeit lenken Weltbewältigung abwendet; wenn sie von der differenzierten und
wollen ordnenden Macht der sprachlichen Mittel Abstand nimmt zugunsten
- Grund für den Vandalismus heutzutage: emotionaler, andeutender und vage zeichnender Spachfunktionen?
Fertigkeit der Welt: - Sprachverstümmelung drückt zunehmende Unschärfe dessen, was die
Natur begegnet immer weniger. Dafür umgibt uns perfekt meisten Menschen denken und wissen aus
geplante Welt aus Beton und Plastik; für alle Bedürfnisse ist Welt zunehmend vielschichtig und verschwommen  Sprache paßt sich
gesorgt (Bänke, um auszuruhen, Spazierwege, um bequem an
zu gehen, Spielräume); überall ist schon alles vorbereitet, Man lebt mehr von Meinungen als von exaktem Wissen  Sprachbilder
was man tun könnte, und für alles ist der Platz genau für dieses Bild unserer Welt, die ebensoviel offenlassen wie unsere
abgemessen ungenauen Vorstellungen auch
- Jugend vollzieht mit der Sprache selbst, was sie bei Betrachtung der Welt
fühlt
in der Schule: Fachsprachen, es fehlt ihnen die Anschaulichkeit  ziehen über Inneres und Unsichtbares mit Hilfe der Laute unserer Sprache
sich auf abweisende Vieldeutigkeit in ihre Gruppe zurück, die keine verfügen zu können, verleiht uns Gewalt über Innen und Außen
außer ihnen versteht - Sprache nötig zur Weiterverarbeitung von Innen- und Außenwelt
- Jugend will frei bleiben, will sich , auch sprachlich, nicht festlegen Jugendliche entdecken magische Vorstufen des Sprechens wieder:
- Indem Jugendliche sich von den Abstraktionsleistungen der Sprache Heulen der Discomusik, Stampfen und Dröhnen, Pochen und Jaulen
verabschiedet hat, geben sie ihrer Sehnsucht nach dem Eindeutigen der Instrumente = sprachlose Lautäußerung der Kreatur auf Kosten
Ausdruck, nach gefühlter und sinnenhafter Sprache der Sprache
holen Sinnlichkeit in ihrer Sprache, nachdem sie in der Schule, Unis, sie übertönen jedes Wort  Außerkraftsetzung der Sprache
Banken Büros etc. nur kalte Rationalität der Sprache gefunden - von Dingen und Vorgängen zu sprechen heißt sie zu versachlichen
haben  mit Wiedererweckung dieser vorrationalen Elemente verschließt sie
Bedeutung der Worte der Jugendlichen fast auf Null geschrumpft, nur sich Jugend der Rationalisierung aller Lebensbereiche
noch Klangteppich Jugend drückt damit aus, was Erwachsene nur unterbewußt wissen: ob
- dafür wächst ihre magische Macht: wir tatsächlich auf allen Ebenen unseres Lebens den massiven
ein, zwei Silben führen in Wälder des Fühlens, in denen man niemanden Zugriffe der Rationalität wollen
belauscht werden kann - Es geht eigentlich nicht um Abbau der Sprache: er ist das Protestmittel
nicht zu Ende gesprochenes Rohmaterial, das noch auf innere der Hilflosen, um den Finger auf die wunde Stelle zu legen.
Gestaltung durch den hörenden Partner wartet Es geht um unsere Sinne, um unsere Empfindungen in unserer
sie sind glücklich, wenn sie in ihrer Gruppe stehen: frei von Zwängen ihrer Gesellschaft, dem sinnhaften Erleben und dem gründlichen Gefühl
Umwelt, disponsilbel und souverän wieder Plätze einzuräumen, die von der allgegenwärtigen Ratio
erlistetes Glück ,das doppelt geschützt ist durch generelle besetzt worden sind.
Mißverständnisse der Erwachsenen - das, was mit der Versachlichung mittels Sprache verlorengegangen ist
- Erwachsene verstehen Jugensprache nicht oder noch gänzlich verlorenzugehen droht = "Distanzunterschied" der
Reaktionen auf diese Mißverständnisse bestärken Jungen in ihrer Dinge "zu unserem Herzen"
Meinung, daß Erwachsene von einem anderen Stern sind Das ist es, was Jugend mit ihrer Sprachverweigerung zurückfordern
- Sprachverweigerung besonders bei denen ausgeprägt, die noch Jugend signalisiert so, daß Differenzierung und Versachlichung, Grenzen
entschiedener als ihre durchschnittlichen angepaßten Altersgenossen haben müssen, nicht nur auf Gebiet der Sprache, sondern auf allen
aus unserer Kultur aussteigen wollen: Gebieten des Lebens
bleiben eigentlich sprach- und wortlos, Sprache geht zu denen, die so - Verhaltensweise der Jugend unmenschlich (Lärm der Discos,
denken wie sie Aggressionsriten der Filme)
- Jugendliche (aufgewachsen mit Comics, Fersehen, Discomusik) verfügen aber ihre dehumanisienden Fluchträume gegen die Dehumanisierung,
über viel mehr sprachlose Emotinen als Erwachsene, die ihr Verhalten entspricht Gesetz der Selbstzerstörung , das sich durchsetzt, wenn wir
einstufen wollen außen nichts verändern können, was uns bedroht

Magie der Mehrdeutigkeit - Jugend-Sprache, reduziert auf magische Formeln, versteckt sich vor Welt
- jugendlich Sprachabstinenz entspricht angehäuften inneren Erleben, das der Spezialwörter
emotional in Farben, Klängen, Lauten und Zeichen abläuft Kürzel, die chemischen Formeln gleichen = Parodie auf abstrakte
Sprache leistet Entlastung des Menschen von Trennung des Innen und Lautmusik der Erwachsenen
Außen; - Sprache "meint" nicht mehr, ist Klang und Laut
Distanzierungsakt von den geltenden Konventionen
Formelwerk der Erwachsenen hält sie eigenes Formelwerk entgegen - Wie halten sie's mit dem Glück, diese Jungen?
sie sind Ankläger und Opfer zugleich, uns ein ganzes Stück voraus in ihren Glück ist die Droge, Woanders ist es nicht anzutreffen
Verlusten und in unartikulierter Anklage Drogenrausch  scheit, als ob alles ist möglich ist
- Selbstbestrafung in der Trivialität anstatt Flucht in die hohe Kunst man wird zum Gott
(genießen der Leistungsfähigkeit der Sprache gedanklich und ästhetisch) alles ist da
Glücksangebote der Dichter ruhen weitgehend ungenutzt kein Grund mehr sich aufzuregen. Cool bleiben
- Beginn bereits in 60er Jahre: Bild- und Schriftfetischismus (Idole und - Jugend-Sprache zeigt Sehnsucht nach Rauschzuständen:
Feinbilder hingen an Wänden, Transparente und Wandzeitungen, "Pycho-Trip", Trip ins Innere oder ins Transzendente  Naher Osten, Sekten
Flugblätter, Resolutionen lagen herum) Jugend steht unter stärkeren Druck der Objektwelt: Information hat
man gebraucht noch Sprache bedingt durch verehrte Übergewicht
Gesellschaftsphilosophen, Sprache war hochreflektiert, sie zu Bild der Jugend, wie es von den Medien vermittelt wird  ist in Gefahr
benutzen war Signal für Denkzusammenhänge, dür Theorie; gestanzt zu werden
Glücksverlust: "Frustration" genannt, Vergeblichkeit des Hoffens und - sprachlich gepanzert, können sie tief innen sprachlos ausharren in
Wünschens Zuständen, über die sie sich oft tagelang selbsrtkeine Nachricht zumuten
man dachte in Wörtern, nicht in Sätzen - "Chaotisch": das kann herrlich oder schrecklich sein
mit Gefühl beladene Losungen in denen sich Gruppe erkannte, ihre der Ton gibt an, was man meint, aber er legt nicht gänzlich fest, was
Identität gegenüber den Feinden gemeint sein soll
- heute ist selbstverantwortete Sprache der Jugend nicht mehr Eben diese Sollen will man abschütteln: frei bleiben, sich nicht festlegen
ausgeliehen von Erwachsenen - Bedeutungswandel des Wortes "Terror" zeigt, was seit 60er Jahren passiert
zeigt nicht mehr Gedachtes, sonders Gefühltes ist:
berührt nur flüchtig anstatt zu benennen Trivialisierung des Begriffs auf kleine Formate (Terror zu Hausem wenn
Ebene des Trivialen hat sich ausgebreitet Eltern tadeln, verbieten, bestrafen)
Glück wird gesucht in Unterhaltung anstatt Analyse; Fremdbestimmung  Verharmlosung des wahren Inhalts
durch Unterhaltung statt Selbstverwirklichung ohne eigene Coolness = Technik des Verharmlosens
Erlebnisstoffe

Sprache als Versteck - suchen das Unbestimmte, das nicht festgelegte


- Jugendverständigung läuft über Vielzweckwörter, jedes "Jugend-Wort" um so fester binden sie sich an die ungeschriebenen Vorschriften ihrer
hat viele "normaldeutsche" "Übersetzungenen" eigenen Altersgenossen
Dominanz der dynamischen Verben, Bewegung und eine gewisse die von erwachsenen Profitherren der Märkte lanciert und stimuliert
Beliebigkeit ist das Prinzip werden: Kleiderordnung
Emotionsreize, auf die man reagieren kann das Individuelle gibt es nicht mehr, Gruppennorm wird dankbar erfüllt,
Wandel = Prinzip der Wörter selbst: Schwanken des Lautstands, weil sie Halt bietet
Ineinanderlaufen der Nachbarvokale  Gestaltungsfreude, man darf aufgehen in einem uniformen Ganzen, man muß niemand sein
Abschütteln von Zwängen - Kleidermonotonie weist auf gestörte Balance zwischen Autonomie und
- "echt" anstatt "ehrlich"  zeigt Trauer über Verlust des Verläßlichen Entfremdung hin: Sie schaffen sich Felder der Entfremdung des Einzelnen
viele Wörter, die Superlative ersetzen: irre, Wahnsinnig, heiß, abartig etc. zugunsten seiner Geborgenheit in der Gruppe
Ideal der Coolheit durchzieht diesen Extremwortschatz - Sprachlich tun sie ähnliches: geben viel Autonomie preis, verwerfen
man muß sich verbal bewaffnen, um cool zu bleiben  Aggressionen, ungezählte Nuancen des Sprechens zugunsten eines reduzierten
verbales Zitieren aller Grenzbereiche des Pornographischen und der Materials von trivialer Simplizität
Suchtszene, um als einer aufzutreten, dan nichts überraschen kann - Ein Wort steht für ganze Sätze
zugleich ist diese Sprache aggressionsbetont, d.h. abweisend statt
defensiv
Die Sprache von Menschen, die sich angegriffen fühlen oder die
gefangen sind: verroht, verarmt, gewalttätig
So panzert ein Eingekerkerter seinen Schmerz, weil er dessen Anblick den
Bewachern nicht gönnt
-  neue Form der Diskretion, der stolzen Heimlichkeit und Scheu
Keine Schwäche zeigen!
haben es von der Unmittelbarkeit der Spielregeln, denen sie in dieser
Welt begegnen
- schon im Kindergarten kein Pardon: List der Lernspiele, pädagogische
Tricks der Berufserzieher  professionelle Kinderkenner
vielen Kindern ist das egal, finden sich damit ab
anderen ist das nicht gleichgültig: beginnen schon bald, ein
Instrumentarium des Rückzugs zu entwickeln

Quelle:
G. Höhler, Das Glück, Düsseldorf 1981, S. 164-186

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