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Universität Bremen

Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für Politikwissenschaft
Sommersemester 2022

Fragenkatalog zu Claude Lefort

von

Anil Konak

Fragenkatalog in der Veranstaltung: Übung zur Einführung in die Politische


Theorie bei Jendrik Kim Hilgerloh-Nuske (VAK-Nr.: 08-26-M2-3)

Studiengang: 2 Fächer Bachelor mit Lehramtsoption – Politik – Arbeit – Wirtschaft


und Germanistik

Modul: Pol-M2 Einführung in die Politische Theorie

Modulverantwortliche*r: Prof. Dr. Martin Nonhoff

Zu erwerbende Credit Points: 9 CP


Eingereicht von: Anil Konak
Matrikel-Nr: 6149986
Adresse:
E-Mail: akonak@uni-bremen.de

Bremen, den 16.06.2022


1. Was kritisiert Lefort an den Sozialwissenschaften und wie verbindet er diese
Kritik mit seinem Begriff des Politischen?

Die Soziologie besitzt ihren Erkenntnisgegenstand durch die Abgrenzung des Politischen
von anderen sozialen Themenbereichen, dazu gehört z.B. die Ökonomie, die
Wissenschaft oder das Recht. Der wissenschaftliche Gegenstand, sprich die Gesellschaft
wird „rekonstruiert“ und „inventarisiert“, indem ein Fachbegriff definiert und in
Verbindung gesetzt wird. Somit wird das gesellschaftliche Leben immer nachstehend
entwickelt und angepasst, diese Vorstellung kritisiert Lefort an der „Fiktion“ (Lefort
1990[1983]: 283).

Lefort beschreibt den Kern des Politischen in Zusammenhang mit den


Sozialwissenschaften als misslungen, denn das wissenschaftliche Vorangehen ist die
Konsequenz der jetzigen Sozialwissenschaften. Denn für Lefort besteht eine Abgrenzung
der modernen demokratischen Gesellschaften, in den Institutionen und Beziehungen von
beispielsweise der Ökonomie oder des Rechtsunterscheiden. Zum einen ist die
Abgrenzung des Politischen für Lefort, im Gegensatz zu den modernen Wissenschaften.
Diese Abgrenzung des Politischen, empfindet Lefort im Gegensatz zu den modernen
Wissenschaften nicht als „partikulare Tatsache“, sondern von zentraler und allgemeiner
Bedeutung (Lefort 1990[1983]: 284). Die Folge dieser Trennung ist eine Konstitution der
Gesellschaft. Das Politische soll kein Begriff für politisches Handeln sein, es sollte das
reine Erscheinen und Verbergen von gesellschaftlicher Konstitution einschließen (Lefort
1990[1983]: 284). Das Politische ist jedoch für die Subjekte einer demokratischen
Gesellschaft sichtbar, das liegt an der Abgrenzung und der Ordnung aller Teile innerhalb
einer Gesellschaft. Unter dieser Abgrenzung wird beispielsweise das allgemeine
Wahlrecht, im Sinne einer Zugehörigkeit zur Gesellschaft, verstanden. Für Lefort ist die
genannte Zusammenstellung der Gesellschaft durch die veränderten Machtmechanismus
und die damit verbundende Abgrenzung des Politischen verschleiert, basierend darauf
werden die Konstituierung der Subjekte in der modernen Demokratie nicht mehr greifbar
(Lefort 1990[1983]: 283).

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2. Wie ist, Lefort zufolge, das Verhältnis zwischen Demokratie und Totalitarismus?
Welcher Gefährdung ist die Demokratie ausgesetzt?

Für Lefort sollte die Demokratie und das Soziale in einen Zusammenhang stehen, dazu
sollte die Demokratie nach Fanon „eine bestimmte Gesellschaftsform“ (Lefort
1990[1983]: 288) widerspiegeln, die vom Totalitarismus abweicht. Im Totalitarismus
gehören „die Sphären der Macht, des Rechts und des Wissens“ (Lefort 1990[1983]: 287)
zu den essentiellen Bestandteilen, die eine gesellschaftliche Teilung antreibt. Zur
Untersuchung der Gefährdung der Demokratie bezieht sich Lefort auf verschiedene
Ebenen von Tocqueville: Meinung, Individuum, Recht und Macht. In einer Demokratie,
mit ihrer Handlungsfreiheit können alle Punkte von Tocqueville nur einen Gegensatz
widerspiegeln (Lefort 1990[1983]: 289). Die Demokratie ist einer Gefahr ausgesetzt, die
sich dem Totalitarismus anschließen könne. Die Demokratie sieht es hervor, dass die
Autoritäten selbst aus dem Kreis der Gesellschaft kommen und gleichzeitig von den
anderen Subjekten dieser durch das allgemein geltende Wahlrecht legitimiert werden.
Hier tritt die Gefahr auf, dass die gewählte Autorität sich keiner Verantwortlichkeit
bewusst sein muss, folglich kann die Entstehung eines Totalitarismus hervorgerufen
werden (Lefort 1990[1983]: 292). In einer Demokratie wird es nach Lefort immer
Anspruch auf Sicherheit, Recht oder Wissen geben, dabei hängt die Gefahr von der
demokratischen Gesellschaft ab, inwieweit sich der Totalitarismus ausbauen könnte
(Lefort 1990[1983]: 290).

3. Was meint Lefort, wenn er „der Ort der Macht“ in der Demokratie als eine
„Leerstelle“ beschreibt? Erläutern Sie in Ihrer Antwort auch dieses Zitat: „Die
Einrichtung einer politischen Bühne, auf der sich jener Wettstreit abspielt, bringt
jene allgemeine Teilung zum Vorschein, die sogar konstitutive Bedeutung für die
Einheit der Gesellschaft hat.“ (S. 294).

Der Fürst, spiegelt mit seinem Körper die Souveränität bzw. die Macht innerhalb einer
Monarchie wider. Die legitimierte Macht, wurde somit einer Person übergeben, die
gleichzeitig auch den Ort der Macht vermittelt. Die alleinige Macht einer Person zu
übertragen, kann in einem demokratischen System nicht stattfinden. „wesentlich ist, daß
sie den Regierenden die Aneignung und Einverleibung der Macht untersagen“ (Lefort
1990[1983]: 293).

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Die Demokratie hat die Souveränität auf die Bevölkerung bzw. mit dem Wahlrecht, auf
ein begrenztes Parlament bezogen. Der Ort der Macht wird daher nicht auf einen lebenden
Körper (der Fürst) festgesetzt, die Souveränität bildet sich mit der ganzen demokratischen
Gesellschaft zusammen. Einzig sichtbar, sind ihre Ausübungsmechanismen oder die
Menschen, einfach Sterbliche, die die politische Autorität besitzen (Lefort
1990[1983]:293). Das Wahlrecht befähigt das Individuum in einer demokratischen
Gesellschaft einer politischen Autorität teilzunehmen. Dementsprechend wird die
Gesellschaft ihre reine Existenz der Macht, dessen Ursprung, nicht klar erkennen können,
gegenüber einer Monarchie, welche zu einer Abgrenzung führt. Denn eine Gesellschaft,
die das Zentrum der sie konstituierenden Macht, nicht mehr an einen totalitären Körper
bindet, sondern diesen sogar verbietet, ist an einer politischen Auseinandersetzung
gebunden. Denn das Parlament ist Ihrerseits dauerhaft auf die Repräsentation durch
Subjekte der Gesellschaft angewiesen (Lefort 1990[1983]: 296).

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Literaturverzeichnis:

Lefort, Claude (1990[1983]): „Die Frage der Demokratie“, in: Ulrich Rödel (Hg.):
Autonome Gesellschaft und libertäre Demokratie. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 281-297.

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