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DIE ALCHEMIE,

das ist die Lehre von den grossen Geheim-Mitteln der Alchemisten

lind den Speculationen, welche man an sie knüpfte.

Ein Buch, Avelches zunächst für Aerzte geschrieben ist, ^zugleich

aber auch jedem gebildeten Denker geboten wird

von

Dr. Gottlieb Latz.

Bonn 1869.
Selbstverlag.
Das Recht der Uebersetzung in fremde Sprachen behält der Autor sich vor.
! !

Vorrede.

Vergleichen wir den Standpunct der heutigen Pathologie mit dem Standpuncte,
welchen diese Disciplin sonst einnahm, so haben wir eine Ueberlegenheit des heutigen Stand-
punctes in dem Masse, dass der frühere Standpunct geradezu mit Wucht niedergedrückt wird
Denn wie kann sich die vage Speculation mit der exacten Forschung messen?
Vergleichen wir dagegen den Standpunct der heutigen Therapie mit dem Standpuncte,
welchen diese Disciplin sonst einnahm, so haben wir eine Ueberlegenheit des sonstigen Stand-
punctes in dem Masse, dass der heutige Standpunct mit Wucht niedergedrückt wird. Denn
bereits vor Tausenden von Jahren kannten die Aerzte die Arcana, heute ist die Kenntniss der-
selben verloren gegangen bis auf meine Wenigkeit, der sic wieder entdecken musste, hat kein
;

Arzt Kenntniss von ihnen.


Dass die Kenntniss der Arcana verloren ging^ hängt damit zusammen, dass diese Mittel,
die Tragweite ihrer Wirkung, nur einem kleinen Häuflein von Aerzten bekannt waren, den alche-
I

Imistischen Aerzten. Diese hielten die grossen Mittel geheim. Das Häuflein der Wissenden
I
schmolz immer mehr, und verlosch endlich.
;
Man sagt: Qui bene dignoscit, bene medebitur. Das Perverse dieses Spruches liegt
auf der Hand. Die heutige Zeit hat es in dem bene dignoscerc sehr weit gebracht, im bene mederi
steht sie sehr weit hinter den Alchemisten zurück.
Heilen !

Kann man Alles heilen ?


Ach nein, wenn man Alles heilen könnte, so würde kein Mensch mehr sterben.
Was kann man denn heilen?
Ja, davon lässt sich keine Musterkarte entwerfen. Das aber sage ich Euch, eine Reihe
;von Krankheiten, welche die Schule nicht zu heilen vermag, kann man wohl heilen.
Und auf welche Weise?
Durch die Anwendung der Arcana, jener grossen Mittel, welche, wie gesagt, den Alche-
misten bekannt waren, in ihrer Tragweite am Krankenbette bekannt waren, welche verloren
I

gingen, und die ich nach vielen Mühen und Anstrengungen wieder entdeckt und seit einer Reihe
von Jahren am Krankenbette erprobt habe.
l|

I Wer kann Alles glauben, was überhaupt, und namentlich auf dem Felde des Heilens
geredet worden ist und geredet wird? Bei derartigen Dingen ist der Selbsttäuschung Thür und
i

Thor geöffnet.
I

Ganz recht. Aber Ihr sollt nicht glauben. Ihr sollt die grossen Mittel anwenden, die
lieh Euch lehre, dann werdet Ihr mit Händen greifen, was ich mit Händen gegriffen habe.
Ich lege die grossen Mittel offen vor Euch hin, benutzt sie Ihr riskirt ja nichts dabei.
! Das
höchste, was auf dem Spiel steht, ist das, dass Euer Patient, den Ihr doch nicht heilen könnt,
ungeheilt bleibt. Und was die Selbsttäuschung betrifft Giebt es Krankheiten, bei denen in Bezug
:

auf Heilen und Richtbeilen jede Selbsttäuschung von vorn herein von selbst aufhört ?
Ja
Welche ?
Die hervorragenden epidemischen Krankheiten. Wenn in einer Gegend die Pocken, der
Scharlach, die bösartigen Masern, der Typhus, die Cholera, die Ruhr u. s. w. herrschen, und die
Menschen sterben, sterben mitunter wie die Fliegen, die schulgerecht behandelten ebensowohl, wie
die nicht behandelten, ist da Selbsttäuschung möglich, wenn die Patienten, die man mit den Ar-
canis behandelt, nicht sterben? Ist das Selbsttäuschung, wenn die Leichenträger in die Häuser
links und rechts eintreten, nur in die Häuser nicht, wo die Patienten mittelst der Arcana be-
handelt worden ?
Wie, in den Arcanis hat man Mittel gegen Pocken, Scharlach, bösartige Masern, Typhus,
Cholera, Ruhr u. s. w. ?
Ja!
Das wäre doch kolossal, und ist ja kaum zu glauben!

Ja, es ist kolossal, und ist kaum zu glauben. Und wie


ich bereite oben gesagt, Ihr
auch gar nicht glauben Der Glaube ist gut in der Religion, die Erfahrung am Kranken-
sollt
bette hat nichts mit dem Glauben zu thun. Glaubt mir nicht, aber wendet die Arcana am
Krankenbette an, und Ihr werdet sehen, was ich gesehen, heilen, w'as ich geheilt.
Aber Du stehst so isolirt da !
! ! !

IV

Acli nein. Es
ist gerade mit der Hauptzweck dieses Buches, Euch zu zeigen, dass ich
nicht dass die grössesten Männer auf meiner Seite stehen, dass sie die Arcana
isolirt dastehe,
kannten, die ich wieder aufgefunden. Ihr werdet sehen, wie sie diese Arcana für würdig hielten,
als das Substrat der Entwickelung ihrer oft Staunen erregenden geistigen Thätigkeit zu dienen.
Glaubt nur nicht, dass jene grossen Männer ihre geistreichen Arbeiten auf die Arcana basirt, an
die Arcana geknüpft haben würden, wenn diese nicht etwas absolut Grossartiges waren, wenn sie
keine Remedia divina wären
Helfen die Arcana blos bei den hervorragenden epidemischen Krankheiten?
Nein.Ich habe die hervorragenden epidemischen Krankheiten blos deswegen genannt,
um Euch auf ein Terrain zu führen, wo gar keine Selbsttäuschung in Euerem Sinne bei der
Beobachtung möglich ist. Man heilt mittelst ihrer Pneumonie, Pleuritis, Croup, Phlebitis (keine
Eiterung), Meningitis, Mastitis, Angina (keine Eiterung), Rheumatismus acutus, Icterus, Parulis,
Karbunkel, Pseudoerysipelas, Morbus Brightii acutus, Ophthalmien u. s. w. u. s. w.
Wie steht’s mit den chronischen Krankheiten ?
Durch jede chronische Krankheit läuft eine Linie Stehen wir diesseits dieser Linie, so
istHeilung möglich, sie erfolgt an der Hand der Arcana; stehen wir jenseits derselben, so ist’s
mit der radicalen Heilung vorbei. Uebrigens heilt man; Dermatosen, Syphilis, Hydrops, u. s. w.
Wie heissen jene grossartigen Mittel denn ?

Sie heissen: Acidum sulphuricum, Ferrum, Natron carbonicum, Natron nitricum, Liquor
hepatis, Pulvis solaris ruber. Pulvis solaris niger. (Yergl. den Abschnitt: Die Arcana und ihre
Darstellung.)
Wie, darunter sind ja Mittel, die sehr bekannt sind, und in jeder Materia medica stehen
Ja, gewiss. Aber es geht mit manchen Arcanis, wie mit dem Aether. Der Aether stand
in allen Materiis medicis, fand sich in jeder Apotheke vor, war Jedem bekannt. Aber Niemand
ahnte, bevor es der Americaner Jackson lehrte, dass man mittelst Aethers den zu Operirenden
gegen den Schmerz unempfindlich machen könne. Ganz so mit den Arcanis. Es befinden sich
unter ihnen solche Mittel, welche in allen Materiis medicis stehen, sich in jeder Apotheke vor-
finden, .Jedem bekannt sind, aber Niemand hat bisher geahnt, dass sie Arcana sind, und als
solche eine immense Tragweite am Krankenbett haben.
Im Allgemeinen kam ich derartig auf die Sache, dass ich einmal — was passirt einem
nicht Alles am Krankenbette ? — in die Lage kam, einem Patienten Natron nitricum zu ver-
schreiben. Wie ich auf dem Pleimwege war, war es mir bereits contre coeur, dass ich es ver-
schrieben. Indessen ce qui etait fait, etait fait. Den anderen Tag besuchte ich meinen Patienten
schon in aller Herrgottsfrühe — die Sache war mir die Nacht über im Kopf umhergegangen.
Was sah ich? Einen Erfolg, der mich in Erstaunen setzte, der mir sagte, hier hat dir der Zufall
ein grosses Mittel in die Hand gegeben. Sofort sagte ich mir aber auch weiter, es ist unmöglich,
dass die gütige Natur nur ein so grosses Mittel hervorgebracht haben sollte. Wie es in dieser
Krankheit in Bezug auf das Nitrum liegt, so wird es in anderen Krankheiten in Bezug auf
andere Mittel liegen, und wenn du diese Mittel kennen würdest, so hättest du am Krankenbett
einen Schatz, von dem die Lehrer, die dich Medicin gelehrt, nie eine Ahnung gehabt haben,
einen Schatz, der dir mehr bieten würde, als alle Schulgelehrsamkeit. So forschte ich denn
weiter, und entdeckte successiv die übrigen Arcana. Zuerst nach dem Natron nitricum entdeckte
ich das Ferrum, dann den Pulv. solaris niger und Pulv. solaris ruber, dann den Liquor hepatis.
Zuletzt entdeckte ich das Acidum sulphuricum und das Natron carbonicum, womit der Leser
den Beweis dafür hat, dass es bei den Arcanis wenig in die Wagschale fällt, worauf wir oben
hingewiesen, dass es sich bei ihnen auch um Mittel handelt, welche in jeder Materia medica
stehen, sich in jeder Apotheke befinden. Jedem bekannt sind. Beim Acidum sulphuricum und
Natron handelte es sich um Mittel, welche ich bereits im fünften Semester meiner Universitäts-
jahre kannte, und doch ging ich, den Arcanis nachforschend, Jahre lang an ihnen vorbei, ohne
zu ahnen, dass sie Arcana seien. Es hat mir viele Mühen, viele Anstrengungen gekostet, jene
grossen Mittel zu entdecken. Wozu diese Mühen, diese Anstrengungen schildern? Der Fremde
hat für derartige Dinge ja doch nur ein halbes Ohr. Kurz und gut, ich kam zum Ziele,
in der That ein glänzendes Ziel
Dass ich nun, indem ich den betreffenden Weg verfolgte, nicht mehr und nicht weniger
that, als den Arcanis der Alchemisten nachforschen, das kam mir nur halb in den Sinn. Ich
ahnte es von vorn herein, aber es handelte sich eben nur um eine vage Ahnung. Offen gestanden,
ich mochte der Sache nicht gerade in’s Gesicht schauen. Ich begriff, dass, um hier Licht, um
absolute Ueberzeugung zu gewinnen, ein eingehendes Studium der Alchemisten nöthig seie. Nun
denke man sich aber meine Wenigkeit bei Tag und Nacht, bei Hitze und Kälte, bei Staub,
Regen, Hagel, Schnee einer umfangreichen ärztlichen, wundärztlichen und geburtshelferischen
Praxis zu Fusse und zu Pferde nachkommend, und dabei sollte ich nun noch einem eingehenden
Studium der Schriften der Alchemisten und was mit ihnen zusammenhängt obliegen! Wahrlich,
V

mir fehlte die Lust dazu. Diese sollte erst allmälig in mir erwachen. Und sie erwachte allmälig,
gewann immer grössere Dimensionen, und so gab ich mich denn jenem Studium hin.
Welche Arbeit ! —
einzig und allein der zu vergleichen, die Arcana am Krankenbette
aufzufinden. Erst das Zehnte und Hundertste durchstöbern, ob es eine Relation zur Alchemie
habe, und war das Richtige säsirt, dann seinen Sinn herauscalculiren Die Vorarbeiten Anderer
!

auf diesem Felde sind so zu sagen gleich Rull. Ich bin der erste, der die Geheimnisse der
Alchemisten offen darlegt, vor mir hat es nie Jemand gethan, denn Niemand kannte sie vor mir,
als die Alchemisten selbst die aber schrieben sehr dunkel, thaten alles mögliche, um die Leute
in Bezug auf ihr Wissen auf die falsche Spur zu leiten. In der That, einladende Verhältnisse
bei solchem Verhalten der Dinge in Bezug auf die Quellen !Was ich Dir, geehrter Leser, im
vorliegenden Buche darlege, liesest Du so glatt hin, Du kannst nicht ermessen, wie oft meine
Hand ermüdet hinsank. Nun, ich bin auch hier zum Ziele gekommen, ich habe mein Aufgabe
gelöst, und das vorliegende Buch giebt den Beweis dafür. Du wirst Dinge in demselben finden,
von denen Du von vorn herein nicht ahnest, dass sie mit der Alchemie im Zusammenhänge
stehen, durch die Alchemie ihre Aufklärung bekommen.
Das Hauptinteresse wird dieses Buch wohl für den Arzt haben. Er lernt aus ihm die
Arcana, und bekommt von den verschiedensten Gesichtspuncten aus, an der Hand der verschie-
densten Autoritäten, den Beleg für deren Existenz.
Nicht aber blos für den Arzt dürfte das Buch fesselndes haben, sondern auch für den
gebildeten Denker überhaupt. Wenn ihn auch vielleicht die Arcana und das, was sich unmittel-
bar an sie knüpft, minder interessiren, so dürfte er doch nicht theilnahmslos an dem vorübergehen,
was eine Relation hat: zur Bibel und Dogmengeschichte (Schöpfungsgeschichte, erstes Gapitel
des Evangelium Joannis, der Xoyoq, die Symbola etc.), zum ersten Buche der Oracula Sibyllina;
zu den Platonischen Schriften, namentlich dem Timaeus und dem Kritias, deren Inhalt sich die
Neuzeit so circa reinweg herausträumte; zur Griechischen Philosophie; zu den Neuplatonischen
Schriften; zur Indischen Alterthumskunde; zur Griechischen Mythologie; zur Geschichte der
Chemie ;
zur Magie, Astrologie, Goldmacherkunst, Edelsteinmacherkunst, zur Kabbala (Buch
Jezirah); zum Pythagoräischen Lehrsätze, zur Quadratur des Cirkels; zum Stein der Weisen, zum
Perpetuum mobile u. s. w; kurz, er dürfte nicht theilnahmslos vorübergehen an dem wunderbaren
Mancherlei, welches die Alchemie ausser den Arcanis als solchen bietet, für welches die Alchemie
und nur die Alchemie Aufklärung bietet.
Und so widme ich denn dieses Buch nicht nur den Aerzten, sondern allen gebildeten
Denkern.

Bonn, 1. Januar 1869.

(Jedes rechtmässige Elxemplarist mit dieser meiner eigenhändigen


Namensunterschrift versehen.)
I

Inhalts-Anzeiger.
Alchemie 1 Platonische Interpretation der Tab smar. . . . 336
Die Areana und ihre Darstellung . 2 Die Einleitungs-Rubrik der Tab. sm. in Neuplatoni-
Zahl der Areana. Zahlenphilosophie 7 scher Auffassung 342
Von den Farben der Areana ........ 10 Die labula Memphitica 343 .

Alchemie bei den Indern 12 Die Tabula Democritica 347


Ind. Alchemie vom Gesichtspuncte der Kosmologie . 12 Syncsius 353
Ind. Alchemie vom Gesichtspuncte der Arcanologie 17 Erweiterung d. metaphys. Interpret, d. Tab. smar. . 355
Indische Zahleuphilosophie 36 Lapis philos ophicus-Interpretation der Tab. smar., . 357
Indische Kosmogenese 43 Das 1. Buch der Oracula Sibyllina 366
Alchemie bei den Aegyptern. Das Wasserverwaud- Hauptinhalt bis Vers 326 366
lungs-Experiment - 45 Das 1. Räthsel des 1. Buches der Orac. Sibyll. 369
Alchemie bei den Juden 41) Das 2. Räthsel des 1. Buches der Orac. Sibyll. 376
Die Schöpfungsgeschichte im 1. Cap. des 1. B. Mosis 41) Interpretation des 1. Buches der Orac. Sibyll. 379
Die Schöpfungsgeschichte im 2. Cap. des 1. B. Mosis 51 Interpretation der Tab. smar., wie sie dem 1. Ba-
Gegenüberstehen der Schöpfungsgeschichten u. s. w. 56 che der Oracula Sibyllina zu Grunde liegt . . 383
Gott als Welterschaifer. —Sechs-Tage Schaffung . Gl Das Alter des 1. Buches der Oracula Sibyllina u.
Jüdische Kosmogenese im Allgemeinen 62 d Lapis philos -Interpretatiou der T.ab. smar. . 386
Kosmogenese des 1. Buches Mosis im Allgemeinen . 67 Die Schwindel- Goldmacherkunst ....... 387
Besondere Kosmogenese des 1. Theiles des 1. Capitels Alchemistische Schriftsteller u. s. w. zwischen De-
im 1. Buche Mosis 72 mokrit und Geber 392
Die Jüdische Zahlenphilosophie 83 Lapis- und Elixir-Interpretaliou der Tab. smar. . 394
Alchemie bei den Griechen 85 Elixiria und Lapides 400
Thaies von Milet 85 Die Areana als Edelsteine 403
Anaximenes von Milet 90 Die Edelsteimnacherkunst . 406
Pythagoras 94 Allgemeines über Gebers Metall- Interpret, d. Tab. sm. 408
Heraklit von Ephesus 97 Gebers Metall-Interpretation der Tab. smar. . . . 410
Atomismus 103 Das Anhängen der Schlussrubrik an die Metall-
Empedokles von Agrigent 105 Interpretation der Tab. smar 415
Plato von Athen 114 Darstellung d. Hydr. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein 419
Platos Schrift: Tiniaeus 114 Calcinations-Interpretation der Tab. smar. . . . 425
Einleitung zum Timaeus 114 2. Mercur- od. Arab. L. phil.-Interpr. d. Tab. sm. . 429
Interpretatiou des Timaeus 118 Nähere Notizen über die Arabische Alchemie . . 436
Platos Schrift: Kritias
Inhalt
.......... 147 Astrologische Interpretation der Tab. smar.
Einleitung in d. Zeichen-Interpret, der Tab. smar.
. . . 438
444
147
Interpretation 151 Zeichen-Interpretation der Tab. smar 447
Aristoteles von Stagira 157 Das Buch Jezirah 450
.........
.

Griechische Alchemie in Alexandrien 162 Abendländische Alchemie 453


Jüdische Alchemie in Alexandrien 166 1. Abendländische Periode. —
Lapis philos.-Interpre-
Das dreitheihge Wasser Verwandlungs-Experiment . 166 tation der Abendländer 454
Neue Interpretation der bibl. Schöpfungsgeschichte . 167 Die Elementen-Zeichen-Interpretation der Tab. smar. 4.59
Das arcanologische Experiment in Jüdischer Fassung 183 Mensch-Interpret, der Tab. smar. der Abendländer 462
Alchem. Part, in Alexandr. — Anstreben zur Einigung 186 Die Drachen-Interpretation der Tab. smar. . . . 466
Allgemeine Vorbemerkungen über die Tab. sinar. . 188 Die Pflanzen-Interpretation der Tab. smar. . . . 468
Der Lateinische Text der Tabula smaragdina mit Die Fermentations-Interpretation der Tab. smar. . 469
Deutscher \ erbal-Uebersetzung 190 Abendländische Metall-Interpretation der Tab. smar. 470
Der Text der I. Redaction der Tabula smaragdina 191 Die Stcrcus-Interpretation der Tab. smar. . . . 472
Jüdische Interirret. der 1. Redaction der Tab. smar. 192 Ejiistola Kaimonis etc 474
Griechische Interpret, d. 1. Redaction d. Tab. smar. 202 Der Lapis aminal, veget., mineral. — Hortulanus . 475
Das numerische Arrangement der 1. Red. d. Tab. Das Ovum- Räthsel 477
smar. nach Jüd. und Griech. Interpretation . . 208 Aich Schriftsteller u. Schriften d. 1. Abendl. Per. . 479
.^egyplisch-kosmol. Interpret, d. 1. Red. d. Tab. smar. 209 2. Abendl. Periode. —
Das g als Ens universale . 481
Aegypt.-spirituelle Interpret, d. 1. Red. d. Tab. smar. 211 Da.s Hervortreten der Zahl Zwölf 493
Die 2. Redaction der Tabula smaragdina . . .. 212 Die Bilder Alchemie 497
Wie d. 7 Rubriken d. 2. Red. d. Tab. smar. entstehen 215 D. alchemistischen Schriftsteller d. 2. Abendl. Periode 500
Das Aepypt. Gepräge der 2. Red. der Tab. smar. . 217 Noch einmal Arabische Alchemie. Die 3 Principien
Jüdisclie Interpret, der 2. Redact. der Tab. smar. 218 Sulphur, Mercur
S.al, 501
Griechische Interpret, der 2. Redact. der Tab. smar.
.

237 3. .Abendländische Periode. — Die 3 Principien bei


Aegyptische spirit. Intei'pret. d. 2. Red. d. Tab. smar. 249 den Abendländern 506
Der Titel der Tabula smaragdina ; 255 L. phil.-Interpr. d Tab sm. a. d. Hand d. 3 Princip. 508
Wirkliche Einigung Alexandrinischer Alchemisten an Pflanzen-Intcrp d. Tab. sm. a. d. H. d. 3 Princip. 509
der Hand der Tabula smaragdina 256 Arcan.'il. u. Mon^ch-Interpr. d. T. sni a d. H. d. 3 P. 511
Allgemeines über d. metaphys. Interpr. d. Tab. smar. 258 Metall-Interpr. der Tab. smar. a. d. II. d. 3 Priuc. 515
Metaphys. oder 1. Mercur-Interpret. der Tab. smar. 259 Basilius Valentinus 516
Alter der 1., 2. und 3. Redaction der Tab. smar. . 270 Cnrrus triumphalis Antimonii 521
Neuplatonismus 273 Einleitende Worte 521
Philos Interpretation der Tab. smar 277 Summarischer Inhalt 523
Die Pömandrische Interpretation der Tab. smar. . 284 Alchemisten zw. B. Valent, u. Paracelsus u. s. w. 538
D. Christliche 1. Drei-Einigkeits- Interpret, d. Tab. sm. 287 Paracelsus 538
..-/dyoff-lnterpretation der Tab. smar 290 Wie die Schulärzte gegen d. Areana z. Felde zogen 546
-Interpretation der Tab. smar 293 Alchemisten zw. Paracelsus u. Libavius, u. s. w. . 550
Der 1. Theil des 1. Cap. des Evangelium Joannis . 294 4. Abendländische Periode. —
Libavius . . . . 552
Die 2. Drei-Einigkeits-Interpretation der Tab. sm. . 301 Untergang der Alchemie 555
Das öymbolum Apostolicum 304 Ueber den .Alcahest 557
Das Symbol. Nicaeuum, das Symbol. Constantino- Schrocdej’i Thesaurus pharmacologicus 558
politanum, das Symbol. Quieuuque 312 Die Rolfinkschen Non entia cheinica 564
Pythagoräische Interpretatiou der Tab. smar. . . 325 Alchemistische Schriftsteller der 4. Abendl. Periode 567
Magische Interpretation der Tab. smar 331 Rademacher 56'
Apollonius von Tyana 335
:

Alchemie. das Studium jener Schriften und Schriftstücke, die zwar


der Feder von Alchemisten entflossen, die aber, nachdem
Die Alchemie ist die Lehre von den Arcanis nnd den sie einmal dem Publicum geboten worden, Allgemein-Gut
Speculationen , welche man an sie knüpfte. Diese Spe- geivorden sind. Die Alchemisten hielten das Ihrige ge-
culationen bilden ein buntes Mancherlei, welches wir im heim, ich veröffentliche dasMeinige. Wo
kann denn bei
Verlaufe dieses Buches successiv kennen lernen werden. so bewandten Verhältnissen meinerseits auch nur ein Schat-
Der Leser wird dabei mannigfach Gelegenheit haben, die ten von Impietät gegen die Alchemisten obwalten ?
wunderbare Geistestiefe derer, von denen diese Specula-
tionen berrühren, das ist der Alchemisten, kennen zu lernen. Die Arcana und ihre Darstellung.
Er wird Gelegenheit haben, in geistige Relation zu Männern
zu treten, welche als tiefe Denker in der Geschichte der Die Arcana sind
1. Acld. sulphuricum.
gebildeten Menschheit die ersten Plätze einnehmen.
2. Ferrum.
Die Kenntniss der Arcana ist alt, uralt, verliert sich in’s
3. Natron carbonicum.
graueste Alterthum. Bereits die vedischen Gottheiten lehnen
A. Natron nitricum.
an die Arcana, ln der vedischen Kosmologie, welche sich
5. Liquor Ammoniaci hydrosulphurati s. hydrothionici.
an diese Götter lehnt, haben wir schon ein alchemistisches
S}’stem, abgerundete Speculationen, welche sich an die Ar-
Wir nennen denseiben kurzweg Liquor hepatis, da
es sich um Ammoniak-Schwefelleber (hepar) handelt.
rana knüplen. Von der Kenntniss der Arcana bis zur ab-
6. Die Verbindung von Hydrargyium oxydatum rubrum
gerundeten Speculation, welche sich an sie reiht, ist aber
immerhin ein grosser Schritt. Wie lange Zeit mögen also mit Sulphur auratum. Wir nennen dies Arcanum:
Sie Arcana den Veden vorangehen!
Pulvis solaris ruber.
Wie so eben angedeutet, treten bei den Indern die Arcana Die Verbindung von Hydrargyrum oxydatum rubrum
7.

zur Gottheit in Relation. Die Relation der Gottheit zu den


mit Stibium sulphuratum nigrum laevigatum. Wir
Arcanis zieht sich durch die ganze Alchemie. Und mit nennen dies Arcanum Pulvis solaris niger.
:

Recht. Mag sich auch das göttliche Wirken allenthalben Was die beiden letzten Arcana betrifft, so nennen wir
sie Pulvis, Pulver, von der Pulverform, in welcher sie ge-
in der Natur offenbaren, bei den Arcanen tritt es doppelt
dreifach, hundertfach in den Vordergrund. Es ist gar zu geben werden. Das Adjectiv solaris fügen wir dem Pulvis
wunderbar, wie diese einfachen Dinge die Gesundheit ge- bei auf Grund des, an der Hand der metaphysischen In-

ben, das Leben erhalten. terpretation der Tabula sraaragdina (s. später) als Sol ge-
Die Alchemisten hielten ihre Arcana geheim: —eine eigeu-
fassten Hydrargyrum oxyd. rubrum. Dem einen Pulvis
solaris geben wir den Beinamen ruber, roth, auf Grund
thümliche Sache Eine Reihe alchemistisch er Vorspiegelun-
!

gen haben keinen andern Zweck, als dem Publicum, dem seiner rothen Farbe, Pomeranzen -Farbe überhaupt, und
Laien, Dinge vorzuführen, die ihn vom Wege ableiten soll- auf Grund der rothen Farbe, der Pomeranzenfarbe des
ten, den Arcanis auf die Spur zu kommen. Mit dem Ge-
Sulphur auratum im Besonderen. Dem andern Pulvis so-
laris geben wir den Beinamen niger, schwarz, auf Grund
heimhalten der Arcana Hand in Hand geht die dunkle,
mysteriöse, versteckte Schreibweise der Alchemisten. Einige seiner schwarzen Farbe überhaupt, und auf Grund der

haben es darin zu einer wahren Virtuosität gebracht. In schwarzen Farbe des Stibium sulphuratum nigrum im Be-
ihrem Geheimhalten der Alchemie überhaupt und der Arcana sonderen.
im Besonderen gingen die Alchemisten so weit, dass sie, wie
wir im Verlaufe dieses Buches sehen werden, den zum Sün- Acidnm sulphuricum.
der stempelten, mit Höllenstrafen bedrohten u. s. w., der Heut zu Tage wird das Acidum sulphuricum, die Schwe-
sich beikommen lassen möchte, das Geheimniss zu enthül- felsäure, fabrikmässig dargestellt, und kommt unter 2 Formen
len. Im Sinne dieser Leute handeln wir also nicht, wenn im Handel vor, als Nordhäuser Vitriol-Oel und als Englische
wir das Geheimniss der Alchemie im Allgemeinen offen dar- Schwefelsäure.
legen, und im Besonderen die Arcana aus dem Dunkel her- Die Alchemisten stellten sich durchschnittlich die Schwe-
1 ausführen, mit denen sie stets umgeben waren. Hierbei felsäure aus dem grünen Vitriol, Eisenvitriol, dar. Dieser
I Wollen wir nun nicht weiter den Allgemeinstandpunct zeich- kommt natürlich vor, indem er sich durch Verwittern des
tl
äen, den wir bei unserem Thun der Menchheit gegenüber Schwefelkieses bildet. Um Schwefelsäure aus dem grünen
li
einnehmen,, und die Alchemisten einnahmen. Einen Be- Vitriol zu gewinnen, erhitzt man denselben an der Luft.
il sonderstandpunct indess in's Auge fassend, wollen wir die Dadurch wird er, der gleich schwefelsaurem Eisen-Oxydul,
Frage aufwerfen Handeln wir für unsere Person nicht den
:
theilweis in schwefelsaures Eisenoxyd verwandelt und ver-
II
Alchemisten gegenüber unpietätisch, indem wir das, was einen Theil seines Krystallwassers.
liert Dieser also um-
de Jahrtausende verborgen, offen darlegen? Wir glauben gewandelte Vitriol wird alsdann destillirt. Auf Grund der
II iiese Frage mit „Nein“ beantworten zu müssen. Ganz abge- Destillation geht die Schwefelsäure über Eisenoxyd bleibt
;
il
sehen davon, dass das Interesse der Menschheit im grossen in der Retorte zurück.
I) Sanzen den Sonderinteressen der Alchemisten vorgeht, ganz Die auf diese Weise gewonnene Schwefelsäure ist braun
I
ibgesehen davon nehmen wir den Alchemisten gegenüber und raucht an der Luft. Sie stellt das Acidum sulphu-
i dnen, unsere Individualität betreffenden, eigenen Standpunct rieum fumans dar. Um aus ihr das, zum medicinischen
sin. Die Alchemisten lehrten einer den andern die Arcana,
IS
Gebrauche zu verwendende Präparat zu gewinnen, wird
II weihten einer den andern in das Verständniss ihrer Schrif- sie abermals destillirt, rectificirt, und ergiebt dann das Acid.
!1 ten ein. Und indem so ein Alchemist der Lehrer des an- sulphuricum depuralum, s. rectificatum, s. niedicinale.
!1 lern wurde, verpflichtete der Lehrer den Schüler, im All- Das Acidum sulphur. fumans der Alten läuft dem heu-
IS gemeinen die Sache geheim zu halten, und nur im Beson- tigen Nordhäuser Vitriol-Oel parallel.
|8 ieren dem mitzutheilen, den er für würdig hielte, des Ge- Eine ganz besondere Weise, die Schwefelsäure zu be.
leiinnisscs theilhaftig zu werden, und diesem alsdann wieder
lt
reiten, kommt erst bei den abendländischen Alchemisten
äieselbe Verpflichtung des Geheimlialtens aufzulegen. Mit

vor. Ihr zufolge schmilzt man Schw'efelblumen, zündet
derartigen Situationen haben wir aber nichts zu thun. Uns
>;
sie an, und setzt eine gläserne Glocke darüber. Dann
trat Keiner die Arcana gelehrt, und also noch

viel weniger sammelt sich ein Dunst an den Wänden der Glocke, der-
Unter Verpflichtung des Geheimhaltens gelehrt. Wir haben
)i
selbe wird flüssig, und die so erzielte Flüssigkeit ist eben
iJ
iie selbst entdeckt. Uns hat Keiner in die Geheimnisse Schwefelsäure. Beguin in seinem Tyrocinium chymi-
j der alchemistischen Speculationen eingeweiht. Wir haben cum schildert die Sache mit folgenden Worten : Pona-
|«e durch eigenes Studium, ohne die Lehre, die Beihülfe
]\
tur sub campana vitrea vas terreum cum sulphure, quod
eines Anderen, und also noch viel weniger auf Grund einer,
i-
accendatur. Ita vero vas subjectum ad campanam adap-
in Geheimhaltungs-Verpflichtungen erfolgte Lehre, Beihülfe
tetur, ne fumi egredientes flammam suffocent, sed libere
eines Anderen, herausbekommen, herausbekommen durch in illam subvecti in liquorem densentur, qui in scutellam
appositara destillet. „Wan setze unter eine Glasglocke ein Als in der späteren Zeit der abendländischen Alchemie
irdenes Gefäss mit Schwefel, und zündet diesen an. Man die Chemikalien unter den Schulärzten eine weitere Ver-
muss indess dem untergesetzten Gefäss der Glocke ge- breitung erhielten, warfen sich die Alchemisten dem Ma-
genüber eine solche Stellung geben, dass der sich ent- noeuvre in die Arme, dass sie den Schulärzten statt der
wickelnde Dampf die Flamme nicht erstickt, sondern frei Arcana solche Chemicalia boten, welche eine nähere oder
in die Glocke aufsteigen kann, wo er sich dann zu einer fernere Aehnlichkeil mit den Arcanis, eine nähere oder fer-
Flüssigkeit condensirt, ilie in eine herangesetzte Schale nere, dirccte oder indirecte Relation zu don Arcanis hat-
faerabtröpfelt.“ — Der Process beruht darauf, dass beim ten. Derartigen Chemikalien suchten sie die Aufmerksam-
Verbrennen des Schwefels in der Luft sich schwefelige keit der Schulärzte zuzuwenden, um sie von den Arcanis
Säure bildet. Diese geht bei Luftzutritt, durch den Sauer- abzuwenden. So geschah es denn nicht selten, dass ein
stoff der Luft, in Schwefelsäure über. Es geht nur lang- Schularzt meinte, er habe ein Arcanum in Händen, wo er
sam vor sich, dass sich auf Grund des Luftzutrittes die nichts anderes hatte, als ein mystificirtes Arcanum.
schwefelige Säure höher oxydirt, das ist, aus schwefeliger Auf die Weise nun wurden den Schulärzten statt des
Säure Schwefelsäure wird. Daher wird im Grossen die Natron carbonicum und Natron nitricum eine Reihe von
Sache so angegriffen, dass man mit der, beim Verbren- Mittel- und Neutralsalzen an die Hand gegeben und an-
nen des Schwefels sich bildenden schwefeligen Säure sal- empfohlen.
petrige Säure in Berührung bringt. Hier giebt dann die
salpetrige Säure einen Theil ihres Sauerstoffes der schwe- Liquor Iie/jatis.

feligen Säure. Auf die Weise stellt man heute die Eng- Das einfachste, um Arcanum darzustellen, ist,
sich dies
lische Schwefelsäure dar, welche dem zuletzt aufgeführten dass manSchwefelwasserstoff' in Spiritus salis Ammoniaoi
alchemistischen Präparate (Spiritus Suljthuris Beguini, Spi- leitet. Diese Methode der Darstellung ist den späteren
ritus Sulphuris per campanam etc.) zur Seite steht, wie das Abendländern bekannt. Die älteren Alchemisten dagegen
zuerst aufgeführte Präparat dem Nordhäuser Vitriol - Oel schlugen einen viel complicirteren Weg ein sie gewannen
;
zur Seite steht. Zum raedicinischen Gebrauche ist auch den Liquor hepatis durch Destillation von Schwefel, Sal
das durch Verbrennen des Schwefels gewonnene Präparat miak und Kalk.
zu rectifioiien. Die abendländischen Alchemisten nannten den Liquor
hepatis, nicht sowohl per euphemismum, als vielmehr scherz-
Ferrum.
weis: Baisamum; statt des „Uebelriechenden“ nannten sie
Vom Ferrum, Eisen, gebrauchten die Alchemisten verschie- ihn den „Wohlriechenden.“ Baisamum ist nämlich, wie
dene Präparate. Man mag das Eisen pharmakologisch zu- das Griechische ßdlactfior, ein wohlriechender Stoff. Dieser
bereiten, wie man will, seine Heilkraft behält es immer, Name gab die Basis ab, den Schulärzten statt des Liquor
das ist eben ein Grundcharakter des Eisens. Man gebe es hepatis mystiflcationswcis andere Mittel zu präsentiren.
dem Patienten da^ wo es passt, dann wird die Natur sich Auch ist er die Basis für die pharmakologische Bezeich-
schon fügen, in Bezug auf das Präj>arat ist sie nicht weiter nung „Balsam.“
sehr wählerisch. Alchemistisch, das ist weniger therapeutisch- Der pharmakologische Begriff' Baisamum wird in den
alchemistisch als chemisoh-alchemistisch, speculativ-alche- neueren pharmakologischen Handbüchern nicht genau be-
mistisch drängt sich unter den Eisenpräparaten das Ferrum stimmt. Ein Balsam in pharmakologischer Beziehung ent-
sulphuricum in den Vordergrund, und zwar deshalb, weil hält ein ätherisches Oel. Das ätherische Oel für sich
wir in ihm den Vitriol haben, und an diesen sich, auf macht noch nicht den Balsam aus, es muss vielmehr noch
Grund der Bereitung, die Schwefelsäure knüpft. etwas hinzukommen, und das istdas Corpus pro balsamo.
Natron carbonicum. Also: ätherisches Oel-t-Corpus pro balsamo =
Baisamum.
Corpora pro balsamo sind Fett, fette Oele, Harze, Wachs
:

Das Natron carbonicum, das kohlensaure Natron, wittert und derartige Stoffe, wie selbst Honig u. s. w. nicht aber,
;

an Felsen und aus der Erde aus. wie das einige Pharmakologen wollen, Spiritus vini. Es
Auch kann das kohlensaure Natron durch Verbrennen ist also beispiclsweis das Baisamum vitae Hoffmanni kein
verschiedener Pflanzen, welche am Meeresstrande wachsen, Balsam, es ist vielmehr eine einfache Lösung ätherischei
gewonnen werden. Oele, zu denen Baisamum Peruvianum hinzukommt, in
Dann kommt es in natronhaltigen Quellen und Seen vor Weingeist. Ist die Verbindung des ätherischen Oeles mit
(Natronseen Aegyptens, Columbiens). dem Corpore pro b.alsamo eine natürliche, so ist der Bal-
Endlich gewinnt man das Natron carbonicum aus dem sam ein natürlicher, ist sie eine künstliche, so ist dei
Kochsalz. Dieses wird mittelst Schwefelsäure in schwefel- Balsam ein künstlicher. So ist Baisamum Peruvianutt
saures Natron verwandelt. Das schwefelsaure Natron wird ein natürlicher Balsam, weil die Verbindung des ätheri-
mit kohlensaurem Kalk und Kohlenpulver gemengt und sehen Oeles mit dem Harze hier eine natürliche ist. Di(
geglüht und so in kohlensaures Natron übergeführt, wel- Verbindung von Oleum Bergamottae mit Oleum Amygda
ches aus der Masse durch Auslaugen und Kry.stallisiren er- larum dulcium ist dagegen ein künstlicher Balsam, wei
halten wird. hier Oleum Bergamottae mit dem Corpore pro balsamo
Die Alchemisten bedienten sich hauptsächlich des zuerst Ol. Amygdal. künstlich zusamraengebracht ist. Das 17
erwähnten, natürlich vorkommenden kohlensauren Natrons, und 18. Jahrhundert halle eine Menge künstlicher Balsami
welches sie dann zum raedicinischen Gebrauche zu reinigen zum inneren Gebrauch, und die damaligen Schulärzte hat
halten, und des, aus dem Kochsalz gewonnenen kohlen- len eine besondere Vorliebe für derartige Compositionen
sauren Natrons. Das hängt damit zusammen, dass sie meinten, indem sii
in derartigen Mitteln „Balsam“ hätten, hätten sie nun dei
Natron nitricum.
Balsam der Alchemisten, den Liquor hepatis. Schwerlicl
Schwerlich fällt Jemandem heut zu Tage ein, sich das
es gebraucht heute noch ein Arzt derartige künstliche Balsam
Natron nitricum, das salpetersaure Natron, den kubischen pro usu interno. Pro usu externo dagegen sind diekünstl
Salpeter, künstlich darzustellen, wird es doch in grosser liehen Balsame noch heut zu Tage in Gebrauch, z. B. daj
Menge aus Südamerica eingeführt. Dieser aus Südamerica Unguentum Rosmarini compositum, die Lösung verschic
eingeluhrte sogenannte Chili-Salpeter braucht, um medici- dener ätherischer Oele in Ol. Amygdalarum dulcium, OleucjH;,,
nisch gebraucht zu werden, blos gereinigt zu werden. provinciale (namentlich als Haarül) u. s. w.
Die Alchemisten stellten sich das salpetersaure Natron Zu diesem Begriffe eines pharmakologischen Balsams g.a
künstlich dar, und zwar entweder aus dem Kochsalz oder ben nun die Alchemisten den Impuls. Die abendländisch
aus dem Natron carbonicum. Darstellung des Liquor hepatis vor Augen habend, sagte)
Um es aus dem Kochsalz darzustellen, wird Kochsalz mit sie nämlich, es handelt sich beim Liquor hepatis um ein
Salpetersäure übergosseri, und die Salzsäure abdestillirt. Das Lösung von Schwefel in einem flüssigen Alkali. Nun nann
in der Retorte zurückblcibende unreine salpetersaure Natron ten sie aber ein flüssiges Alkali Oleum, Oel, und s
:

laugt man aus, und lässt es krystallisiren. kommt heraus: Liquor hepatis ist die Lösung von Schwe |
Um das salpetersaure Natron aus dem kohlensauren Na- fei in Oel. Damit war die Sache aber nicht absolvirlE n«
tron zu erhalten, bringt man direet kohlensaures Natron Jegliches flüssige Alcali ist ein Oel. Wenn man als'

mit Salpetersäure zusammen. Dann entsteht unter Ent- sagt,Liquor hepati» ist die Lösung von Schwefel in Oel
weichen von Kohlensäure salpetersaurcs Natron. so kann es sich auch um die Lösung von Schwefel Ü
5 6

Kali, in Natron
handeln. Um
sich hier präciser auszu- Die Salpetersäure besteht aus Stickstoff und Sauerstoff.
drüoken, sagte man daher, nicht nur um Oel handelt es Indem nun bei der Gewinnung des Quecksilberoxyds die
sich, sondern es handelt sich um ein bestimmtes Oel, um Salpetersäure in diese ihre Theile zerlegt wird, oxydirt der
das Ammoniak-Oel. Und sich nun an das Ammoniak näher Stickstoff zu Stickoxydgas, und entweicht. Dies Stickoxyd
haltend, sagten sie, es handelt sich in ihm um etwas fra- verbindet sich, sobald es frei wird, mit dem Sauerstoff der
grant Riechendes. Und so kommt statt: Liquor hepatis Luft zu Untersalpetersäure, und diese präsentirt sich unter
ist die Lösung Ton Schwefel in Oel, das Erweiterte l.i- : der Gestalt rother Dämpfe.
quor hepatis ist die Lösung des Schwefels in 0 e 1 unter Und ferner: Da man das Quecksilberoxyd, das Hydrarg.
Hinzutritt von etwas fragrant Riechendem. oxyd. rubr., aus einer Lösung des Quecksilbers in Sal-
Diese Bezeichnung, diese Definition von Liquor hepatis petersäure gewinnt, so nahmen die Alten an, das Queck-
bot nun die Handhabe dar, die Schulärzte zu mystifiolren. silberoxyd sei ein Präcipitat. Daher stammt auch der
Aus dem Oel als Alkali-Lösung wurde ein fettes Oel, aus Name: Mercurius praecipitatus ruber, rothes Präcipitat des
dem fragrant Riechenden wurde ein ätherisches Oel. Und Quecksilbers, präcipitirtes rothes Quecksilber. Sie nahmen
so kam denn als mystificirter Liquor hepatis heraus die : also an, wenn man die Lösung von salpetersaurera Queck-
Lösung von Schwefel in fettem Oel mit Zusatz von Oleum
j
silberoxyJ hat, und dampft dann ab, so dass man trocknes
Juniperi, Terebinthinae u. s. w. Derartige Compositionen salpetersaures Quecksilberoxyd, und in weiterer Folge Queck-
werden von einzelnen Aerzten noch heute beliebt, und es silberoxyd erhält, so heisse das nichts anderes, als man
giebt Gegenden, wo die Leute noch heute mit Gier über erhalte das Präcipitat Quecksilberoxyd aus der salpeter-
die göttliche Panacee, „Harlemer Oel“ herfallen, welche sauren Quecksilberlösung.
aus Schwefel, Leinöl und Terpentinöl besteht. Zweite Darstellungs weise. Sie ist zwar einfa-
Hierbei blieben die Alchemisten nicht stehen. Indem sie cher, nimmt aber länge>'e Zeit in Anspruch, und besteht
'befürchteten, dass die Schulärzte dem wahren Sachverhalt einfach darin, dass man Quecksilber in einen langhalsigen
mit dem Oel auf die Spur kommen möchten, dachten sie Kolben giesst, und nun erhitzt. Dann erfolgt auch die
daran, den Schwefel fortzuschaffen. Haben die Schulärzte Oxydation des Quecksilbers, und man erhält auch so Hy-
den Schwefel nicht mehr in derartigen Mischungen, dachten drarg. oxyd. rubrum. Dies Präparat nannte man auch
|sie, so können sie auch weiter nicht mehr auf die Idee wohl im Anschluss daran, dass das vorige Präparat Mer-
kommen, ihn in mineralischem Oel statt in fettem Oel zu curius praecipitatus genannt wurde : Mercur. praecipitatus
lösen. Nun sagte man, Balsam müsst ihr haben, aber was per se. Bei den Arabern tritt diese Darstellungsweise des
ist denn Balsam? Doch wohl ein wohlriechender Stoff. Ist Hydrargyr. oxyd. rubr. in den Vordergrund.
aber an einer Mischung von Schwefel, fettem Oel und äthe- 2. Sulphur auratum. Zu seiner Darstellung nimmt
rischem Oel ein Schatten von Wohlgeruch? Wir ilenken doch, man Stibium nigrum, Schwefelbluraen, Natron carbonicum
gerade das Gegentheil hat statt. Was ist aber der Grund in Wasser gelöst, Kalkmilch, und kocht das Ganze. Auf
des schlechten Geruches? Der Schwefel. Also dieser muss die Weise erhält man die Lösung des heut zu Tage so
fort, bloss das fette Oel mit dem ätherischen Oele müssen genannten Schlippeschen Salzes (Schwefelantimon.- Schwe-
bleiben. Und da haben wir denn den pharmakalogischen, felnatrium). Zu dieser wird verdünnte Schwefelsäure gege-
wohlriechenden Balsam, dessen Begriff sich auf Grund dessen ben, dann fällt unter Entwickelung von Hydrothion-
extendirte, dass das einfache, fette Oel sich zu dem erwei- gas Sulphur auratum nieder.
terte, was wir als Corpus pro balsamo haben kennen lernen. Man kann die Lösung des Schlippeschen Salzes auch
Aber nicht nur nach dieser Richtung mystificirten die auf trocknem Wege darstellen. Dann nimmt man Stibium
Alchemisten die Schulärzte in Bezug auf den Liquor he- nigrum, Schwefel, Natron carbon., Kohle, und schmilzt sie
patis, sie führten sie auch nach andern Richtungen auf den in einem Schmelztiegel.
verkehrten Weg, indem sie ihnen namentlich einerseits an- Es ist wohl correcter, wenn man sich zur Darstellung des
Idere Schwefellebern, als gerade die Ammoniakschwefelleber, Sulphur aurat. zuvor ein ganz reines Schlippesohes Salz
ittund auf der andern Seite, da wo es sich um das Schwe- darstellt, dann in Wasser löst, und aus dieser Lö-
dieses
Sfelarcanum handelte, den einfachen Schwefel boten. Mit sung das Sulphur aurat. mittelst verdünnter Schwefelsäure
: der ersteren Mystification hängt es zusammen, dass Christ. fällt.
* Ludw. Hoffmann in der Calcaria sulphurato-stibiata ein Wir machen nun vorweg — der Punct wird später man-
li
Arcanüm gefunden zu haben glaubte, und sie als solches nigfach zur Sprache kommen — auf folgendes aufmerksam.
i
verkaufte. Im Sinne einer patriarchalischen Chemie laufen in gewisser
Beziehung die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubrum n.)d
^
' Pulvis solaris ruber et niger. des Sulphur aurat. parallel. Auf beiden Seiten nämlich
haben wir das Aufsteigen eines Dampfes. Dieser
I'
1 Wir haben in Bezug auf diese beiden Arcana in’s Auge Dampf ist beim Hj'drarg. oxyd. rubr. der rothe Dampf, die
zu fassen; Untersalpetersäure, beim Sulphur aurat. ist dieser Dampf
ti
1. Hydrargyrum oxydatum rubrum ,
2. Sulphur aura- das Hydrothiongas. Und ebenso haben wir auf beiden
• tum, 3. Stibium sulphuratum nigrum. Seiten die Bildung eines Präcipitates, denn wie wir
1. Hydrargj^rum oxj'datum rubrum. Dasselbe oben gesehen, wird ja das Hydrarg. oxyd. rubr. als Präci-
X wird auf 2 Weisen dargestellt. pitat aufgefasst, und das Sulphur aurat. ist eo ipso ein
>*
' E r s te D a r s t el lu n gs w e ise. Darstellung mittelst Sal- Präcipitat.
X petersäure. Man digerirt laufendes Quecksilber mit Salpeter- .3. Stibium sulphuratum nigrum. Antimonium
säure, und erhält so eine Lösung von salpetersaurem Queck- I crudum kommt Grauspiesglaserz in der Natur vor.
als
l« silberoxyd. Diese dampft man ab, und erhält so trocknes !
Dies wird geschmolzen und ergiebt das officinello Stibium
salpetersaures Quecksilberoxyd. Dies lässt bei weiterem sulphuratum nigrum. Dies wird fein präparirt, und stellt so
« Erhitzen die Salpetersäure fahren und präsentirt sich als das Stibium sulphuratum nigrum laevigatum dar.
Quecksilberoxyd, das ist Hydrargyr. oxydat. rubrum. Da- Auch wird das Stibium sulphuratum nigrum derartig
!• knit wäre dann die Sache erledigt. Es ist aber ein pra- dargeslellt. dass man Antimonmetall (Regulus Antimonii)
lit
ctischer Kunstgriff, den bereits die Alexandriner kannten, mit Schwefel bl umen zusammcnschmilzt. Hierbei bedeckt
1 » dass man das, aus der Lösung gewonnene trockne salpeter- man auch wohl die Masse mit einer Lage von verknistcr-
saure Quecksilberoxyd nicht für sich weiter erhitzt, son- tem Kochsalz.
ji dern zuvor mit laufendem Quecksilber zusammenreibt, und Die abendländischen Alchemisten nannten den Pulvis
i 'diese Mengung dann erhitzt. Dann ist das Product, indem solaris;Bezoardicum, Bezoardicum niincrale, Bezoardicum
töSich das Quecksilber auf Kosten des Sauerstoffes der Sal- und was für Epitheta das Bezoardicum sonst bekam.
solare,
i® Ipetersäure oxydirt, auch Hydrargyr. oxyd. rubrum. Dem Bezoardicum minerale steht das Be/.oardicum animale
nt' Das auf die eine oder die andere Weise gewonnene Hj'- gegenüber, welches aus Schlangen gemacht werden soll.
drarg. oxyd. rubr. wird zum medicinischen Geb auche mit
s
Diese Schlangen sind nichts anderes, als ein mystificirtes
destillirtem Wasser sehr fein gerieben und gewaschen, und Hydrarg. oxyd. rubr. Das erwähnte Bezoardicum animale
wird als solches auch wohl Hydrarg. oxyd. rubrum laevi-
iit
wird auch das Bezoardicum animale simplex genannt, ent-
jatum genannt.
'.s
gegen dem Bezoardicum animale compositum, welches be-
)el Nun reflectire man auf die folgenden, für die Alchemie
'
stand aus; Pulv. serpentum, Rad. Valerianae, Rad. Ange-
höchst wichtigen Data.
ii

L
7 8

dann mystificationsweis ßad. Valerianae u. s. w. die Rolle solares aus Hydrarg. oxyd. rubr. einerseits und aus einem
des AntiraontLeiles des P. solaris. Der Name Bezoardicum Antimonpräparate andererseits. Das ergiebt auch für sie den
lehnt an den, sonst bei den Schulärzten so beliebten Be- Anhaltspunct sie als ein Arcanum aufzufassen. Endlich
zoar. Das Bezoardicum animale hat uns bereits in die My- wird (s. d. vorigen Abschnitt) Acidum sulphuricum aus dem
stifications-Mittel eingeführt, mit welchen die .abendländischen Eisenvitriol gewonnen. Das fassten die Alten derartig auf,
Alchemisten den Schulärzten .aufwarteten. Die Mystficatio- als wäre Acid. sulphur. im Grunde nichts anderes, als ein

nen in Bezug auf den Pulv. solaris sind sehr reichhaltig. transrautirtes Eisen. Und damit ist denn der Gesichtspunct
Man bot den Schulärzten, statt der Verbindung von Hydra- gegeben, auch Acidum sulphuricum und Ferrum als ein
gygr. oxyd. rubr. einerseits und Sulphur aurat. und Sti- Arcanum aufzufassen. Wir haben also auf diese Weise
bium sulphurat. nigr., andrerseits, die Verbindung anderer statt der 2 Arcana Natron carbon und Natron nitricum,
:

Quecksilber- und .anderer Antimonpräparate. Umdie mehr 1 Arcanum: Natron; statt der 2 Arcana: Pulv. solaris ru-
Schwergläubigen bei dieser Taktik sicherer zu machen, die ber und Pulvis solaris niger, 1 Arcanum Pulv. solaris
:

sich die rothe Farbe des Pulvis solaris ruber nicht nehmen statt der 2 Arcana: Acid. sulphric und Ferrum, 1 Arca-
lassen wollten, schobman bei der Darbietung eines anderen num Vitriol, und hierzu kommt der restirende Liquor he-
Quecksilberpräparates an die Stelle des Sulphur aurat, den patis, wodurch sich als Vierarcanum herausteilt :
1) Natron,
Kermes, oder hielt auch wohl das Sulphur aurat. bei. Auf 2) Pulvis solaris, 3) Vitriol, 4) Liquor hepatis.
letzterer Basis beruht der Pulvis alterans Plummeri, wel- Indem nun 4 Arcana aufgestellt werden, und sich .an
cher aus Calomel und Sulphur aurat. besteht, und nichts diese weitere Specul.ationen knüpfen, werden Natron, Pulv.
anderes ist, als ein mystificirter Pulv. solar, ruber. Man solaris und Vitriol derartig aufgefasst, wie die betreffende
rieth den Schulärzten an, Quecksilber mit Antimon zu Speculation sie eben am besten verwerlhen kann. Natron
destilliren. Man bot ihnen irgend ein Quecksilberprä- wird als Natron carbonicum gefasst, wo' die Speculation
par.at ohne Antimon, irgend ein Antimonpräparat ohne darauf ausgeht, Natron carbonicum zu verwerthen; als
Quecksilber als Pulv. solaris. Man liess das Quecksilber Natron nitricum, wo die Speculation darauf ausgeht, Na-
unter der Form irgend eines Quecksilberpräparates, und tron nitricum zu verwerthen. Pulv. solaris wird als Pulvis
setzte an die Stelle des Antimon irgend eine andere mine- solaris ruber aufgefasst, wo die Speculation darauf aus-
ralische Substanz, z. B. Salmiak, Kalk u. s. w. Man liess geht, den Pulv. solaris ruber zu verwerthen als Pulv. ;

das Antimon unter der Form irgend eines Antimonpräpa- solaris niger, wo die Speculation darauf ausgeht, den
tes, und setzte an die Stelle des Quecksilbers irgend eine Pulv. solaris niger zu verwerthen. Vitriol wird als Acid.
andere mineralische Substanz, namentlich ein Metall, z. B. sulphur. aufgefasst wo die Speculation darauf ausgeht,
,

Eisen, Zinn, Blei. In letzterer Beziehung erwähnen wir das das Acid. sulphur. zu verwerthen; es wird als Eisen
Anthecticum Poterii, bestehend aus Stannum und Antimo- aufgefasst, wo die Speculation darauf ausgeht, das Eisen
nium, das Sudoriferum magnum Faberi. eine Verbindung zu verwerthen. Doch ist in Bezug hierauf zu bemerken,
von Stannum, Plumbum und Antimonium. Die Ersetzung dass es viel häufiger statt hatt, dass der Pulv. solaris
des Hydrargyr. oxj^d. ruber, durch Schlangen und des An- als Pulv. solaris ruber aufgefasst wird, denn als Pulvis
timon durch Pflanzen haben wir bereits vorhin kennen ler- solaris niger. Das kommt deswegen, weil der erstere auf
nen. Wie gesagt, die Mystificationen in Bezug auf den Pulv. Grund seiner complicirten Darstellungsweise der Specu-
solaris sind sehr reichhaltig. lation weit zugängiger ist, als der letztere. Und nament-
lich ist in Bezug auf den Eingesichtspunct von Acid.
Zahl der Arcana. Zahlenphilosophie. sulphur- Ferrum zu bemerken, dass es absolut häufiger
Wie wir gesehen, giebtes 7 Arcana: Acidum sulphuricum, statt hat, dass man das Acid. sulphur. ins Auge fasst,
Ferrum, Natron carbonicum, Natrom nitricum, Liquor he- als das Ferrum. Bas kommt daher, dass Eisen zwar in
patis, Pulvis solaris ruber und Pulvis solaris niger. flüssiger Form gedacht werden kann, aber nicht gedacht
Dieser Zahl der Arcana bemächtigte sich schon sehr früh zu werden braucht. Acid. sulphur. dagegen ist unter allen
die Speculation, indem man sagte, man braucht die Arcana Umständen flüssig. Und da das letztere statt hat, so be-
ja gerade nicht aus dem Gesichtspuncte der Sieben aufzu- kommt man indem man die Vier-Aufstellung macht 1)
,

fassen, auch andere Zahlen können hier an die Reihe kom- Natron, 2) Puh-is solaris, 3) Liquor hepatis, 4) Acidum
men. So fasste man denn die Arcana auch auf aus dem sulphur — zwei feste und zwei flüssige Arcana heraus.
Gesicht.spuncte der Zahlen 1 bis 6. Damit ist auf beiden Seiten ein gleiches Verhältniss
gegeben, welches für die Speculation besser zu verwerthen
Gesichtspunct der Eins. Einarcamtm.
ist, als ein ungl eiches Verhältniss auf beiden Seiten,
Die Arcana h.aben einen Zweck, das ist, kranke Men- welches herauskommt, wenn man aufstellt 1) Natron, 2) :

schen gesund zu machen. Dieser eine Zweck giebt den Ein- Pulv. solaris, .3) Ferrum (fest), 4) Liquor hepat. Denn im
gesichtspunct, um den sich alle Arcana gruppiren daher
; letzteren Falle haben wir auf der einen Seite drei feste
das Einarcanum. Mit dem Einarcanum hängt die ziemlich Arcana, und auf der anderen Seite blos e i n flüssiges Ar-
verbreitete Laien-Ansicht zusammen, die Alchemisten hätten
canum.
ein Mittel geh.abt, mit dem sie .alles curiren zu können vor-
Gesichtspunct der Drei. Dreiarcanum.
gegeben hätten. Dieses mysteriöse Mittel wird dann die
Lebenstinctur, die, das Leben verjüngende Tinctur u. s. w. Wenn man so weit ist, dass man die Arcanenvier hat, I

genannt. ' so kann man sagen, von der Concentrirung auf die Vier
können wir einen Schritt weiter gehen. Von den vier
Gesichtspunct der Zwei. Zweiurcamnn. [

Arcanis haben zwei eine ganz besondere Relation zu ein-


Das Zwciarcanum kommt ursprünglich daher, dass man ander. Diese wollen wir des Ferneren zu einem Arca-
die Arcana derartig in 2 Gruppen theilte, dass man auf
num concentriren; und so ist denn das Dreiarcanum da. ii

die eine Seite die festen Arcana stellte, und auf die andere Als Drei-Arcanum figurirt namentlich die Aufstellung: 1.)
Seite die flüssigen. Es wurde also die zwiefache Eigen- Acid. sulphur-Natron, 2.) Pulv. solaris, 3.) Liquor hepatis.
schaft der Arcana, einerseits fest, und andererseits flüssig
Diese Aufstellung finden wir bereits bei den Indern. Es (1

zu sein, für die Arcananenzwei ausgebeutet. Das giebt we- hat aber auch die Aufstellung statt: 1.) Pulvis solaris- h
nigstens ursprünglich den Halt für den Gesichtspunct der
Liquor hepatis, 2.) Acidum sulphur, 3.) Natron. >»

Zwei. Im weiteren Verlauf der Alchemie ging man weiter. “


Man sagte, nicht nur das Fest- und Flüssigsein auf der Gesichtspunct der Fünf. Fünfarcamtm.
einen und der anderen Seite giebt einen Anhalt für die Zwei, Das Fünfarcanum entwickelt sich aus dem Vierarcanum j
sondern auch diese und jene sich entgegenstehende Eigen- deralig, dass man ein Arcanum, welches beim Vierar-
schaft auf der einen und der anderen Seite der Arcana. canum vom Eingesichtspunkt aufgefasst wird, in seine
ursprünglichen Theile zersplittert, und die anderen Arcana
Gesichtspunct der Vier. Vierarcanum. lässt, wie sie beim Viergesichtspunct eben sind. Dies
^

Zur Vier kommt man auf


^
ff. Weise. Natron carbonicum bedingt denn die Aufstellungen für das Fünfarcanum: A)
j
und Natron nitricum sind beide Natron, oder, was am Ende Man zersplittert das Natron. Dann erhält man : 1) Natron ,

beiden Alten ebenso schwer in die Wagschale fällt, beide carbon. 2) Natron nitricum, 3.) Pulvis solaris, 4.) Vitriol,
werden aus dem Kochsalz dargestellt (s. d. vorigen Abschnitt). 5.) Liquor hepatis. B) Man zersplittert den Pulvis solar8.l||"
Es ist also bei ihnen der Gesichtspunct gegeben, sie als Dann erhält man: 1.) Natron, 2.) Pulv. solaris ruber, l|
ein Arcanum aufzufassen. Ferner bestehen die beiden Pulv. 8.) Pulv. solaris niger, 4.) Vitriol, 5.) Liquor hepatis. Cjlii
9 10

Man zersplittert den Vitriol. Dann erhält man: 1) Natron, gegenübergesetzt. Die kabbalistische Zahlenphilosophie
2) Pulvis solaris, 3) Acid. sulphur., 4) Eisen, 5) Liquor erhält namentlich durch das Buch Jezirah (s. den Beson-
hepatis. derabschnitt über dieses) eine FoUe. Doch liegt der An-
Gesichtspiinct der Sechs. Sechsarcanum. fang derselben weit vor dem Buch Jezirah. Bereits bei
Das Sechsarcanum entwickelt aus dem Siebenar-
sich Philo finden wir die Zahl in einer Weise ausgebeutet,
canum derartig, dass unter den 7 Arcanis 5 bleiben, wie welche zwar im späteren Sinne keine eigentliche kabba-
sie sind,dass aber unter denen, welche sich dazu quali- listische Zahlenphilosophie genannt werden kann, die aber
ficiren, vom
Eingesichtspunct aufgefasst zu werden, zwei zum wenigsten ihren Stempel trägt. Bei den Abendländern
vom Eingesichtspunct aufgefasst werden. Hierzu quaUfi- bringen wir zwei Tafeln welche an der Hand einer
ciren sich aber entweder Natron carbon. Natron niticum, — ,

kabbalistischen Zahlenphilosophie entworfen sind (s. den


oder Acid. sulphur. —
Ferrum, oder Pulvis solaris ruber — Abschnitt: Das Hervortreten der Zahl Zwölf).
Pulvis solaris niger. Der in der Geschichte der Alchemie Endlich müssen wir noch einer Art der Zahlenphiloso-
zumeist hervorstechende Gesichtspunct ist der, dass Natron phie Erwähnung thun, die zwar zu abgerissen dasteht, um.
carbon. —
Natron nitricum vom Eingesichtspuncte aufge- auf den eigentlichen Namen einer Zahlenphilosophie An-
fasst werden, so dass wir also als Sechs-Arcanum erhiel- sprüche machen zu können, die aber immerhin eine ent-
ten: 1) Natron, 2) Acidum sulphuricum, 3) Ferrum, 4) ferntere Beziehung zur eigentlichen Zahlenphilosophie hat
Pulvis solaris ruber, 5) Pulvis solaris niger, 6} Liquor Wir haben es nämlich darauf abgesehen, dass man gewisse
hepatis. Es steht aber nichts im Wege, dass, indem Acid, Dinge nach einer hervorstechend dastehenden philosophi-
sulphur.-Ferrum vom Eingesichtspuncte aufgefasst werden, schen Zahl bemisst. So spricht man z. B. von sieben
dass man so erhält: 1) Natron carbon., 2) Natron nitricum, Wunderwerken der Welt. Wir würden dieser Wunder-
3) Vitriol, 4) Pulv. solar, ruber, 5) Pulv. solar, niger, werke nicht gerade sieben haben, wenn die Sieben
6) Liquor hepatis; oder dass man, indem Pulv. solar. keine hervorstechende arcanologische Zahl wäre. So sagt
Tuber-Pulv. solar, niger vom Eingesichtspunct aufgefasst man Aller guten Dinge sind drei. Wir würden dieser
:

werden, erhält: 1) Natron carbon. 2) Natron nitricum, guten Dinge nicht gerade drei haben, wenn die Drei
3) Acid. sulphur., 4) Ferrum, 5) Pulv. solaris, 6) Liquor keine hervorstechende arcanologische Zahl wäre, u. s. w.
hepatis.
Dass man nun die Arcana aus dem Gesichtspuncte ver- Von den Farben der Arcana.
schiedener Zahlen auffasst, das ist Zahlenphiboso- Es liegt nicht inunserem Plane, die verschiedenen Ge-
p h i e und die Zahlen selbt, welche man bei dieser Ge sichtspuncte, von denen die Alchemisten die Arcana auf-
-
,

Auge fasst, sind philosophische Zahlen.


legenheit in’s fassten , in Allgemein- Capiteln dem Leser vorzuführen.
Man muss nun aber directe und indirecte Zahlen- Vielmehr werden wir sie in den besonderen Abschnitten,
pbilosophie directe und indirecte philosophische
,
in denen wir successiv die Alchemie abwickeln, an den
Zahlen unterscheiden. Die Zahlenphilosophie, die philo- betreffenden Orten mit zur Sprache bringen. Mit diesen i

sophischen Zahlen, die wir so eben in’s Auge gefasst, sind unseren Plane scheint es nun auf den ersten Blick zu
directe Zahlenphilosophie, directe philosophische Zahlen. collidiren, dass wir hier den Gesichtspunct der Farben,
Ihr Characteristicum liegt darin, dass sie direct an die aus dem die Arcana aufgefasst werden, in einem Allge-
Arcana lehnen, wohingegen das Characteristicum der in- mein-Capitel besprechen. Die Sache liegt aber ff. Wir
directen Zahlenphilosophie, der indirecten philo- können selbstredend nicht umhin, in den vordersten Reiben
sophischen Zahlen darin liegt, dass sie nur indirect an dieses Buches die Arcana zu bringen. Sobald dies aber
die Arcana lehnen. Bei der indirecten Zahlenphilosophie, geschieht, drängt sich die Zahl der Arcana an uns heran,
den indirecten philosophischen Zahlen handelt es sich um denn es wirft sich die Frage auf: Sind denn das nun alle
eine in den Bereich der Alchemie gezogene Speculation, Ai'cana, keines zu viel und keines zu wenig? In Bezug
die mit der Zahl bemessen wird, und die Zahlen, die man auf eine solche Frage war es denn nöthig, zu zeigen, wie
dann auf diese Weise erhält, werden zu den Arcanen- zwar auch bei den Alchemisten von anderen Arcanen-
Zahlen in Kelation gesetzt. Z. B. man zieht die Welt in Zahlen als gerade der Arcanen-Sieben die Rede ist, dass
den Bereich der Alchemie, und sagt dann, sich an die diese anderen Arcanen - Zahlen aber speculativer Natur
Zahl machend, es giebt eine Welt. Da hat man die sind, und auf die Arcanen-Sieben hinauslaufen. Damit
indirecte philosophische Zahl 1. Man sagt ferner, die konnten wir aber einem Allgemein-Capitel über die Zahlen-
Welt zerfällt in 4 Theile: Firmament, leuchtende Him -
philosophie nicht ausweichen, es wäre zum wenigsten ge-
melskörper, I.iand, Meer. Auf diese Weise erhält man die zwungen gewesen, wenn wir solches gethan. Sobald wir
indirecte philosophische Zahl 4, u. s. w. Die so erhal- nun aber bei der Zahlenphilosophie sind, reiht sich ihr
tenen Zahlen werden alsdann mit den Arcanis in Ver- sehr naheliegend der Farben-Gesichtspunct an, denn der
bindung gesetzt, indem man sagt, wie es eine Welt Farben- Gesichtspunct der Arcana variirt, je nachdem man
giebt, so giebt es auch ein Ein-Arcananum, wie es eine sich auf den Standpunct der einen oder anderen arcano-
vierfach getheilte Welt giebt, so giebt es auch eine logischen Zahl stellt.
Arcauum- Vier u. s. w. Hierbei ist nun aber zu bemerken, 1) Stellt man sich auf den Standpunct
des Ein-Ar-
dass es zwar dass die directen philosophischen
statt hat, canum, so ist die arcanologische Farbe: Weiss.
Zahlen zugleich arcanologische Zahlen
sind nun — Acid. sulphuricum ist weiss als Acid. sulphur. rectificatum.
das versteht sich von selbst, das ist ja gerade das Cha- Die beiden Natron sind eo ipso weiss.
racteristicum der directen philosophischen Zahl, dass sie Eisen ist weiss als poHrter Stahl.
eine arcanologische ist. Dagegen hat es aber nicht statt, Was den Liquor hepatis betrifft, so passirt es bei seiner
dass die indirecte philosophische Zahl immer eine arcano- Darstellung wohl, dass er entweder zu viel oder zu wenig
logische ist. Sie kann es zwar sein und ist es auch Schwefel aufnimmt. Nimmt er zu viel Schwefel auf, so
durchschnittlich, denn was sollen wir im Allgemeinen mit scheidet sich der Schwefel bei der Verdünnung des Prä-
philosophischen Zahlen welche keine Relation zu den
,
parates mit Wasser leicht aus, und man findet dann in der
Arcanis haben. Dagegen braucht sie es nicht zu sein betreffenden Flasche eine weisse Masse, gleichsam wie
und ist es auch nicht unter allen Umständen. Das kommt weissen Schimmel, auf dem Wasser schwimmen. Nimmt
einfach daher, dass, wenn man sich einmal auf das Terrain er zu wenig Schwefel auf, so wird das schwach gelbe
der indirecten philosophischen Zahl begeben hat, dass Präparat mit der Zeit ganz weiss. So der Standpiinct
sich dann die Speculation nicht immer so genau abcirkeln des Weissen für den Liquor hepatis.
lässt, dass man nur solche Zahlen erhält, welche von den Pulvis solaris ruber und Pulvis solaris niger werden aus
Arcanis gedeckt werden. So werden wir z. B. in der dem Eingesichtspunct betrachtet, und bei diesem der P.
Indischen Zahlenpliilosophie der indirecten philosophischen solaris niger in’s Auge
gefasst. Nun ist im Pulv. solaris
Zahl 12 begegnen. Sie ist natürlich keine arcanologische niger das sulphur. nigrum hervorstechend ver-
Stibium
Zahl, denn es giebt keine 12 Arcana. treten, in quantitativer Beziehung geht das Hydrarg.
Eine eigcnthümlich situirte Zahlenphilosophie ist die oxyd. rubrum in demselben auf. Nun ist zwar das Sti-
kabbalistische. In ihr wird die Zahl in mystischer bium sulphur. nigrum schwarz, aber aus ihm glitzern

Weise ausgebeutet. Gott, die Engel, die Propheten, die glänzende silberweisse Splitterchen hervor. Und gerade
Patriarchen, ihre Frauen, die Apostel, der Mensch, das diese sind es, die dazu verwerthet werden, dem Stibium
Thier, die Pflanze u. s. w. werden der Zahl, den Zahlen sulphur. nigrum eine weisse Farbe anzudemonstriren.
11 12

Und so kommt denn die weisse Farbe des Pulvis so- (Acid. sulphur. und Eisen beide als schwarz genommen),
laris heraus Liquor hepatis ist gelb.

2) Stellt man sich auf den Standpunct des Zwei-Ar- Bei der Aufstellung im vorigen Abschnitt sub B) ist

canum, so sind die arcanologischen Farben: Weiss Natron blau, P. solar, ruber ist roth, P. solar, niger ist

und S cb w arz. schwarz, Vitriol ist weiss (Acid. sulphur. und leisen beide
ist entweder
Acid. sulphuric. weiss als Acid. sulpliur. als weiss genommen), Liquor hepat. ist gelb.
rectif. ,
schwarz als Acid. sulphur. crudum.
oder Das Bei der Aufstellung im vorigen Abschnitt sub C) ist
letztere stellt nämlich eine dunkele Flüssigkeit dar, und Natron blau, P. solaris ist roth, Acid. sulphur. ist weiss
dunkel und schwarz sind leicht zu parallelisiren. oder schwarz, Ferrum ist schwarz oder weiss, Liquor he-
Die beiden Natron sind weiss. pat. ist gelb.
Liquor hepatis ist weiss, wie beim Gesichtspunct des 6) Stellt man sich auf den Standpunct der Arcanen
Ein-Ai’canum. Sechs, so sind die arcanologischen Farben Weiss, :

Die beiden Pulveres solares werden vom Eingesiehts- Schwarz, Gelb, Roth, Blau, Grün,
punct aufgefasst, bei diesem der Pulvis solaris niger in’s Für die grüne Farbe tritt der Liquor hepatis ein. Das
Auge gefasst, und dieser als schwarz genommen. ächte Liquor hepatis-Präparat ist zwar gelb, hat aber
ist entweder weiss als polirter Stahl, oder schwarz
Eisen einen Stich in’s Grüne.
als einschwarzes Eisenpräparat, z. B. Ferrum limaturn. In die Vacanz die auf die Weise für das Gelb ent-
,

Zwischen Weiss und Schwarz wird am besten das Ar- steht, tritt das Acid. sulphur. ein. Dieses ist nämlich
rangement getrolfen, dass eine Zahlengleichheit zwischen braun, das ist tingirt gelb.
Farben und Arcanis statt hat. Und das ergiebt die Auf- Bei derjenigen Sechs-Aufstellung der Arcana, welche
stellung :
in der Alchemie die zumeist hervorstechende ist ist als- ,

Natron carbonicum Acidum sulphur. dann das Farbenverhältniss ff. Natron erhält das Blaue,
j j
Natron nitricum * Weiss Pulvis solaris Schwarz Acid. sulphur. das Gelbe, Ferrum das Weisse, P. solar,
|
Liquor hepatis j Eisen | ruber das Rothe, P. solar, niger das Schwarze, Liquor
S) Stellt man sich auf den Standpunct des Drei- hepatis das Grüne. (Vergl. den Ab.schuitt: Die Arcana
Arcanum, so sind die arcanologischen Farben: Weiss, als Edelsteine.)
Schwarz, Gelb. 7) Stellt man .sich auf den Standpunct der Arc.anen-
Für die gelbe zuvörderst der Liquor hepatis
Farbe tritt S i e-b e n so sind Farben Weiss,
die arconologischen :

ein, denn der.selbe ist gelb. Nimmt man den Pulvis so- Schwarz, Gelb, Roth, Blau, Grün, Pomeran
laris vom Eingesichtspunct und fasst bei diesem den,
ze.nf arb en.
Pulv. solaris ruber in’s Auge, so kann auch der Pulvis Für Pomerauzen-Farbe tritt natürlich der als Pulv.
die
solaris als gelb genommen werden, indem man nicht so- solaris ruber gefasste Pulv. solaris ein.
wohl sagt, Pulv. solaris ruber ist r o t h als vielmehr, er , In die Vacanz, welche auf diese Weise für das Roth
ist pomeranzengelb. entsteht, tritt das Eisen. Eisen ist nämlich roth als Rost.
Steuert man nun darauf los, eine Zahlengleichheit zwi- Auch sind manche natürlich vorkommende Eisenarten
schen Farben und Arcanis zu erhalten, so ergiebt sich roth, z. B. Rotheisenstein oder Blutsteiu, Thoneisenstein
die folgende Aufstellung: oder Röthel. Das ergäbe dann die folgende Aufstellung
Weiss Schwarz Gelb Acid. sulphur. Gelb,
Natron carbonio. Acid. sulphur. Liquor hepatis Natron I . . . Weiss,
Natron nitricum Ferrum Pulvis solaris Natron H . . . Blau,
wobei sich Natron carbon. und nitricum als weiss von Liquor hepatis . Grün,
selbst verstehen, Acid. sulphur. und Ferrum wie ad 2) als Ferruju Roth,
schwarz genommen werden, und Pulvis solaris vom Ge- Pulv. solaris ruber Pomeranzenfarben,
sichtspunct des Pulvis solaris ruber als gelb gefasst wird. Pulv. solaris niger Schwarz.
Hält man sich dagegen an die Arcanen-Drei, wie sie
sich besonders in den Vordergrund drängt, und welche, Alchemie hei den Indern.
wie wir wissen, ist, entweder: Acid. sulphur. -Natron, Li- Quellen: Vedas, Ränieayana und Mali äbhär ata;
quor hepatis. Pulvis solar., oder: Liquor hepatis-Pulvis Puränas; Gesetzbuch des Manu.
solaris, Acidum sulphur., Natron so hat man zu neh- — Die Religionsgeschichte der Inder inclusive die mit ,
I

men. im ersten Falle: ihr Hand in Hand gehende Chronologie, bietet uns die Ibu
Acid. sulphur. -Natron: Weiss, Liquor hepatis: Gelb, Indische Alchemie von .S Gesiclitspuncten, vom Gesichts-
Pulvis solaris Schwarz, wobei also der Pulvis solaris aus
: punct der Kosmologie, der Arcanologie, der Philosophie
dem Gesichtspunct des Pulvis solaris niger als schwarzes der Zahl.
Präparat genommen wird; im zweiten Falle: — Indische Alchemie vom Gesichtspunct!
Liquor hepatis-Pulvis solaris Gelb, Acidum sulphur. : :

Schwarz (s. ad 2), Natron Weiss. :


der Kosmologie.
4) Stellt man sich auf den Standpunct der Arcanen- Bei den Indern begegnen wir zuerst dem Datum, dass
Vier, so sind die arcanologischen Farben: Weiss, die Arcana speculativ zu der „Welt“ in Relation gesetzt
Schwarz, Gelb, Roth. werden. Wir haben es hierbei mit der Gegenüberstellung
Die rothe Farbe tritt für den P. solaris ein, welcher von Makrokosmos und Mikrokosmos zu thun. Als Mikro- |

aus dem Gesichtspunct des Pulv. solaris ruber gefasst kosmos figurirt aber nicht, wie das in der späteren Alche-
wird. Da nun die Arcanen-Vier , wie wir wissen, ist: mie .statt hat, der Mensch, sondern die Arcana. Das Ge- 1

Acid. sulphur., Natron, Liquor hepatis, Pulvis solaris, so genüberstellen von Arcanen und Welt bringt es mit sich,
ergiebt sich: dass die Alchemie als Kosmologie aufgefasst und abge-
Weiss Schwarz Gelb Roth handelt wird.
j

Natron Acid. sulphur. Liquor hepatis P. solaris Die Indische Kosmologie lehnt sich an die Gottheit.
5) Stellt man sich auf den Standpunct der Arcanen- Indem wir uns nun zur Gottheit wenden, wenden wir un- 1

Fünf, so sind die arcanologischen Farben : Weiss, seren Blick nach oben. Damit hängt es zusammen, dass]
Schwarz, Gelb, Roth, Blau. die Indische Kosmologie hauptsächlich dem Himmel Rech-
1
Das Blau wird als Hellblau genommen. Das Hellblaue nung trägt. Sie fasst denselben von 3 Standpuncten auf:j
aber fliesst mit dem Weissen zusammen, so dass nichts im 1) als Firmament, das ist die Himmelskuppel; 2) alsl
Wege Präparat, welches früher vom Standpunct
steht, ein Sonne, Mond und Sterne. Sie sind die Lichter des Him-
der weissen Farbe aufgefasst wurde, vom Standpunct der mels und vom Himmel untrennbar, um so mehr, als diel
blauen Farbe aufzufassen. Es tritt nun des Näheren das Alten nicht annahmen, sie befänden sich im Weltenraume,
Natron für das Blaue ein. Wie wir wissen, haben wir sondern sie seien an den Himmel geheftet; 3) als Wol-j
für das Fünf-Arcanum drei Aufstellungen. Bei den ver- ken. Diese befinden sich ebenfalls am Himmel, und derl
schiedenen Aufstellungen distribuiren sich die Farben fif. Standpunct, sie als etwas besonderes für sich aufzufassen.
Bei der Aufstellung im vorigen Abschnitt sub A) ist ist dadurch gegeben, dass sie etwas anderes sind, als dafj
^
Natron carbonicum weiss oder blau, Natron nitricum ist Firmament einerseits und Sonne, Mond und Sterne anderer-!
blau oder weiss, P. solaris ist roth, Vitriol ist schwarz seits. —
Firmament einerseits, Sonne, Mond und Sterne!
3 14

iinileierseits und Wolken dritterseits sind nun in den


, punct des Himmels die Wolken hat, dann kann sich die
Irei n*idischen Hautptgöttern: Varuna, Agni, Indra, re- nähere Detaillirung der beiden übrigen Gesichtspuncte in
iräseatirt. Wür wollen diese Götter näher charakterisiren. weiteren Schranken bewegen. Wenn man die 3 Gesichts-
dan wergleieke hierbei ChristianLassen, Indische Alter- puncte eimnal generaliter hat und weiss ein Gesichts-
W
, ,

hums'kunde, Erster Band. Man findet dort auch die punct ist in den olken gegeben dann liegt es wie be-
, ,

itellen angegeben, wo das für die Charakterisirung Be- reits gesagt, so ziemlich von selbst auf der Hand, dass
;eidlmende im Eigveda steht. man die beiden anderen Gesichtspuncte im Firmamente
1) Indra. Er ist der Gott der Wolken, und nicht wie und den Himmelslichtern hat. Das ist der Grund, wes-
liassen will, der Gott des leuchtenden Himmels, der blauen halb uns in Varuna nicht so specifisch das Firmament, in
Liuft. Dagegen ist er wohl, wie das auch Lassen hat, der Agni nicht so specifisch die Himmelslichter geboten wer-
jlött der Gewitter. Er ist dies deshalb weil das Gewit-,
den, wie uns in Indra specifisch die Wolken geboten wer-
;er «ich aus den Wolken entleert. Auf Grund seiner den. Ja, es ist ächt alchemistisch dass in Varuna und
,

Eigenschaft als Gewittergott führt er aiich Blitz und Don- Agni nicht specifisch das Firmament und die Himmels-
lefkeil. Ebenfalls als Gewittergott hat er die schwan- lichter geboten werden; dem Nicht- Alchemisten wird da-
tende Erde fest gemacht, und die erschütterten Berge ein- durch die Sachlage versteckter, der Alchemist aber weiss
^erammt. Denn bei einem Gewitter scheint die Erde in doch, woran er sich zu halten hat.
Ihren Angeln zu erbeben die Berge scheinen erschüttert
, Ein solches Sachverhältniss ist nun der Grund, weshalb
pu worden. Der hcrabfahrende Blitz, der herabfahrendo uns in Varuna nicht exclusiv das Firmament geboten
Donnerkeil sind dann die Nietnägel, welclie die Erde fest wird, sondern auch das Firmament mit den Himmels-
nachen die Pfähle welche die erschütterten Berge ein-
, ,
lichtern. Das ist ein alchemistischer Sprung, welcher da-
.-annnen, festrammen. Dass Indra den Himmel stützt, dem rin seine Motivirung findet, dass die Alten .sich dachten,
iegt die Auffassung zu Grunde, dass die Wolken, die sich Sonne Mond und Sterne seien an den Himmel geheftet
,

unter dem Firmament bewegen, das Firmament stützen, und bildeten mit ihm von einem Gesichtspunct aus Eins.
und dass er dem Luftkreise Maasse giebt, hängt damit zu- Auf Grund solcher Anschauung sind Sonne Mond und
,

sammen, dass das Himmelsblau durch die Wolken in Sterne ohne Firmament unmögliche Dinge sie würden,
;

Theile abgetheilt wird. Mit dem Blitze erschlägt er die wenn sie nicht an das Firmament geheftet wären, herun-
bösen Geister, welche die Gewässer des Himmels gefangen terfallen, und ihre Mission nicht erfüllen können. Auf
halten. Damit ist er denn der Gott des Regens, welches der anderen Seite aber wieder haben wir die Calculation,
sehr nahe liegt, da der Regen aus den Wolken quillt. was nützt uns das Firmament, wenn es nicht leuchtet? Es
Wenn es nicht regnet, so bieten die bösen Geister dem würde eine beständige Nacht walten, und diese das Leben auf
Regengotte Schach, er bezwingt sie mit Blitz und Donner, derW eit zu nichte machen. Da die Sachlage eine solche ist, so
weil durch das Gewitter der Regenlosigkeit ein Ziel ge- findet man weiter keine Anomalie darin, die Himmelslichter,
setzt wird. Von einem analogen Standpunct bezwingt er trotzdem, dass sie eigentlich mit Varuna nichts zu thun haben
die Dämonen, welche den Göttern ihre Kühe stehlen, und und auf Agni kommen, dem Varuna zuzuschieben. Wo
in Bergesscliluchten gefangen halten. Diese Kühe sind dies aber geschieht, da ist keine planlose Willkür da, —
die Wolken (in ähnlicher Beziehung sprechen wir von durch eine solche würde der Standpunct Agni’s alterirt
Schäfchen) ,
,

welche in regenloser Zeit vom Himmel wie werden —sondern immer blickt das durch, dass man das
weggestohlen sind. Da sie aber doch irgendwo sein müs- Himmolslic'at vom Standpunct seines Angeheftetseins au
sen, weil sie sonst beim entstehenden Gewütter nicht her- das Firmament auffasst, wodurch dann, trotz des Hinüher-
auziehen könnten, so waren sie in Bergesschluchten ver- greifens zu Agni, Varuna im Vordergrund steht.
steckt. Dass Indra zugleich auch der Schlachtengott ist, Specifisch als Firmament haben wir den Varuna als den,
hängt damit zusammen, dass er der Gott des Gewitters der das Gebiet der Vögel kennt, die durch die Luft flie-
ist. Das Rasseln des Donners wird mit dem Rasseln eines gen. Hier i.st Luft in populärer Auffassung als Himmel
Kriegswagens parallelisirt. Er schleudert den Blitz, wie genommen, und Himmel wieder als Firmament. Gairz so
der Krieger seinen Speer. Falb sind die Rosse welche , liegt die Sache beim Varuna, der die, das Meer befahren-
feinen Kriegswagen ziehen in der Parallele mit dem falben den Schiffe kennt. Bei den Schiffen ist es auf die Masten
Blitze. Bevor er auszieht, berauscht ersieh in Soma: es — abgesehen, die mit ihren Wimpeln in die Luft hineinragen.
geht beim Gewitter drüber und drunter, als wenn die Und indem ferner Luft als Wind gefasst wird, kennt Va-
Natur sich berauscht hätte. So wenigstens liegt die Be- runa den Weg des Windes. Ebenso specifisch haben ''"ir
rauschung auf der einen Seite, auf der anderen Seite liegt Varuna als Firmament, indem er sich unter den Menschen
die Relation nahe dass die Indischen Krieger bevor sie
, ,
niederlässt, unter den Menschen waltet. Es handelt sich
in den Kampf zogen, sich berauschten. hier um das Firmament, welches als Himmelsglocke auf
2) Varuna, Gott des Firmamentes. Indem man alche- der Erde steht ,
und welches daher zu den Menschen,
mistisch-kosmologisch den Himmel hat, hat man damit welche die Erde bewohnen, eine Relation hat. An Varuna
noch nicht eo ipso den Drei-Standpunct als Firmament, als Gott des Raumes, wie das Lassen will, ist bei diesen
Sonne, Mond und Sterne, Wolken. Man könnte aitch den Standpuncte gar nicht zu denken. Ach nein, wenn mau
Himmel überhaupt haben: —
Einstandpunct man könnte ;
den Raum in die Sache bringen wollte, dann hätte man
den Himmel als Firmament einerseits und Sonne Mond bei Indra und Agni gerade sowohl den Raum als bei
und Sterne andererseits haben —
Zweistandpunct
: die
,

;
V aruna.
,

Indische Alchemie will aber nicht den Einstandpunct, (ab- Den Uebergangspunct zwischen dem specifischen Va-
gesehen von dem Standpuncte der Zahlenpliilosophie), nicht runa und dem in Agni liinübergreifenden Varuna haben
den Zweistandpunct, sie will den Dreistandpuuet. Diesen wir in Varuna als Gott der Nacht. Reflectiren wir hier-
Dreistandpunct bietet sie nun im Allgemeinen, indem sie bei auf die dunkle Nacht, auf die Mond- und Sternen-
die 3 Hauptgötter: Varuna, Indra, Agni bietet. Mit diesem leere Nacht, daun haben wir den specifischen Varuna.
Allgemein-Standpunkt ist uns aber nicht geholfen, wir Weil man nun auf die Weise den specifischen Varuna als
müssen im Besonderen wissen, aus welchen 3 Gesichts- Nacht hat, so wird generaliter gesagt, Varuna-Nacht. Ist
puncten denn nun der Himmel aufgefasst werden soll. man aber so weit, dann sagt man, Varuna ist die Nacht,
Und da liegt es denn so ziemlich von selbst auf der Hand, die Nacht aber braucht nicht dunkel zu sein, sie kann
dass einerseits dem Firmament, andererseits den Himmels- auch durch IMond und Sterne erhellt werden und damit ,

lichtern Rechnung getragen wird. Es liegt aber nicht sind denn Mond und Sterne zu Varuna hinübergezogen.
auf der Hand, dass als Drittem den Wolken Rechnung Auf die Weise kommt heraus, dass Varuna das Siebenge-
getragen wird. Darum werden in Indra die Wolken spe- stirn an den Himmel gesetzt hat, und der Mond nach
cifisch charakterisirt ,
so specifisch ,
so handgreiflich , dass seinen Gesetzen wandelt.
es nur auf Grund einer vollkommenen Unkenntniss der Nicht nur aber zu Sternen hat Varuna eine
Mond und
Alchemie möglich ist, dass die Indologen es nicht durch- Relation, sondern auch zur Sonne. Ihr hat er die Pfade
schaut haben, dass man in Indra nichts anderes, als den gebahnt. Damit haben wir denn den reinen Uebergriff in
Wolkengott hat, und sich aus diesem seinen Primärstand- Agni, ohne den Vermittelungspucnt der dunkeln Nacht.
puncte alle seine Eigenschaften entwickeln. Sobald nun Immerhin steht aber worauf wir bereits oben liinge-
,

aber einmal die Wolken specifisch charakterisirt sind, und wiesen, beim Hinübergreifen in Agni, Varuna als Varuna
man auf Grund dessen unumstösslich als einen Gesichts- im Vordergründe, oder mit anderen Worten, es ist bei
15 16

den Himmelslichtern, die zu Varuna liinübergezogen wer- werden ihm Gottheiten zur Seite gestellt, welche, um so
den, weniger auf die Himmelslichter als solche abgesehen, zu sagen, für ihn in den Riss treten. Es werden ihm zur
sondern vielmehr auf ilire Anheftung an das Firmament. Seite gestellt:
Varuna hat das Siebengestirn nicht gemacht, er hat es Der Sonnengott, Süra, Surya, und wie die Namen
an den Himmel gesetzt; er hat den Mond nicht ge- alle heissen, mit denen es auf den Sonnengott abgesehen lii

macht, derselbe wandelt nach seinen Gesetzen. ist. Durch den Sonnengott, resp. die Sonnengötter soll
Und er hat die Sonne nicht gemacht, sondern er hat Agni als der Gott der Sonne in den Vordergrund gescho-
ihr eine breite Bahn gemacht, in der sie wandeln soll. ben werden, ein Sachverhalt, welcher dadurch gegeben
Diese Bahn machte er dazu, auf dass „die Sonne ihre ist, dass man dem Varuna, als Gott der Nacht, den Mond

Füsse in das Bodenlose setze“, das heisst, wenn das Fir- und die Sterne belässt. Der Sonnengott hat übrigens
mament nicht da wäre so hätte die Sonne keinen Boden,
,
rothe Pferde ,
ganz analog wie Agni rothe Stuten hat.
keine Unterlage, keinen Halt. Ihre Zahl ist sieben ,
welcher Siebenzahl natürlich die
Varuna kennt die 12 Monate und den einen, der hinzu sieben Arcana zu Grunde liegen.
entsteht. Bei diesem Hinübergreifen von Varuna zu Agni Die Göttin der Morgenröthe, Ushas. Indem sie als
ist es nicht sowohl auf den Zodiacus, als vielmehr auf Tochter des Himmels aufgefasst wird, wird ihr im Allge-
den Mond abgesehen. Es handelt sich nicht sowohl um meinen eine Stelle in der Indischen Himmels-Kosmologie
die Monate, die dadurch entstehen, dass die Sonne, die 12 angewiesen. Indem sie als Tochter der Sonne aufgefasst
Himmelszeichen passirt als vielmehr
,
um die Monate, wird, wird ihr in specie ihre Stelle neben Agni als Son-
welche sich an den Mondwechsel knüpfen, mit einem nengott angewiesen. Indem sie von der Nacht geboren
t!
Worte nicht um die iNIonate des Sonnen- Jahres sondern,
wird, wird ihr in specie ihre Stelle neben Agni als Gott
um die des Mond-Jahres. Wäre dem nicht so, so brauchte von Mond und Sternen gegeben. Was nämlich das letz-
Varuna nicht den einen Monat zu kennen, der hinzu ent- tere betrifft, so ist die Morgenröthe ein Mittelding zwi-
steht, das ist den Schaltmonat. Den Schaltmonat haben schen Nacht und Tag, zwischen Mond und Sternen einer-
wir wohl beim Mondjahr nöthig, nicht aher beim Sonnen- seits und Sonne andrerseits. Die dem Agni zugewiesene
jahr. Morgenröthe nimmt gewissermassen dem Varuna den Mond
3) Agni, der Gott von Sonne, Mond und Sternen. Als und die Sterne und schiebt sie dem Agni zu. Dass Usha
solcher wird er aber nicht hervorragend geschildert, dem Agni zur Seite steht, wird dadurch markirt, dass ihr
weil durch Varuna die Lichter des Himmels bereits präoc- rothe Kühe oder auch Pferde als Attribut gegeben werden.
cupirt sind. Geht man dieser Präoccupation seitens Va- Die Asvin. Mit ihnen ist es auf das Glänzen, auf
runa auf den Grund, so handelt es sich bei Varuna, als das Strahlen der Himmelslichter abgesehen, auf den glän-
dem Gotte der Nacht, mehr um das Hinüberziehen von zenden, strahlenden Agni. Es hat nicht statt, wie das
Mond und Sternen zu ihm, als um das Hinüberziehen der Lassen will, dass sie die, der Morgenröthe vorauseilenden
Sonne. Diese kann also noch am ehesten dem Agni ver- Lichtstrahlen bedeuten. Nein, sie bedeuten die Lichtstrah-
bleiben. Das wird denn auch nun in’s Auge gefasst, in- len von Sonne, Mond und Sternen überhaupt: deswegen
dem Agni als Gott der Sonne in den Vordergrund ge- kommen sie des Morgens, des Mittags, des Abends zum
drängt wird. Als solcher ist er der Jüngling. Dies er- Opfer, worauf ja Lassen selbst hinweist. Hier haben wh*
innert an Psalm 19, Vers 6: Und dieselbige (die Sonne) die Strahlen der aufgehenden, der hoch am Himmel ste-
geht heraus, wie ein Bräutigam aus seiner Kammer. Als henden, der untergehenden Sonne. Sie kommen auch
solcher bringt er den Menschen die Schätze und nament- dreimal in der Nacht, worauf Lassen noch besonders in
lich die Nahrung von den Göttern: —
fruchtbringende einer Anmerkung hinweist. Nun, damit haben wir sie als
Kraft der Sonne; als solcher beschützt er die Menschen den Glanz, als die Strahlen von Mond und Sternen. —
gegen die Feinde und die Eaxas, die er verbrennt: — Die Asvin werden in mannigfache Relation zu der Zahl
versengende Kraft der Sonne. Als solcher ist er der Ver- Drei gebracht.
mittler zwischen Menschen und Göttern. Indem nämlich Wir haben also das folgende Sachverhältniss Varuna
:

die Sonne aufgeht, geht sie von der Stelle, wo die Him- präoccupirt den Agni, dadurch wird Agni in den Hinter-
melskuppel auf der Erde steht, zu den himmlischen Re- grund geschoben. Aus diesem Hintergründe holen ihn
gionen indem sie untergeht, geht sie von den himmlischen aber der Sonnengott, die Morgenröthe, die Asvin prägnant
;

Regionen zur Erde: —


damit ist denn die Vermittlung hervor. Auf die Weise kann denn nun der beeinträch-
zwischen Himmel und Erde, zwischen Göttern und Men- tigte Agni dem, ihm Concurrenz bietenden Varuna leicht-
schen gegeben. lich Schach bieten. Aber so weit soll denn nun die Sache
Mehr als Sonne, Mond und Sterne generaliter genom- doch nicht getrieben werden, dass Varuna gänzlich in
men steht Agni als solcher da der stets bei allen Men-
,
den Hintergrund gedrängt wird. Varuna soll dem Agni
schen wohnt. Denn entweder ist es Tag, dann ist Agni nicht unterliegen, und das ist der Grund, dass auch ihm
als Sonne bei den Menschen, oder es ist Nacht, dann ist Nebengötter zu Seite gestellt werden. Auf Grund dieser
er als Mond und Sterne bei den Menschen. Und eben- Nebengötter kann er sich denn mit Agni, der mit seinen
falls als Sonne Mond und Sterne generaliter steht er da
,
Nebengöttern dahin geht, messen. Wir haben als Neben-
als solcher, dessen Glanz die Menschen reinigt. götter des Varuna:
Indessen das sind alles mein’ oder weniger vage Be- Den Wind oder die Winde. Wir haben die Rela-
ziehungen, hervorragend wird in ilinen Agni als der tion des Varuna zum Winde bereits oben kennen lernen.
Gott von Sonne Mond und Sternen nicht geschildert.
, Das Firmament wird als Luft aufgefasst, und Luft wieder
Aber gerade auf eine solche nicht hervorragende Schil- als Wind. Hervorstechend als Gott des Windes steht Ru-
derung Agui’s wird losgesteuert. Man vergleiche das im dra da. Er heisst auch der Menschenvertilger, und man
Eingänge bei Varuna Gesagte. fleht ihn an, dass sein, Kühe und Menschen tödtender
Noch mehrtritt die Schilderung des specifischen Agni Pfeil fern bleibe, dass er Greise und Jünglinge, Söhne
in denHintergrund, indem er als Opferpriester auf- und Enkel, Vater und Mutter nicht tödte. Damit ist es
gefasst wird. Diese Auffassung lehnt sich an Agni als denn auf die bösen Krankheiten nach sich ziehenden
,

den Gott der Sonne. Die Sonne wird nämlich als das Winde abgesehen. Er wird aber auch angefleht, Men-
Weltenfeuer, als eine Hauptrepräsentantin des Feuers auf- schen und Heerden Glück zu bringen; er trägt die vor-
gefasst, und vom Feuer wird dann zum Opferfeuer ge- züglichsten Heilmittel in der Hand. Damit haben wir
sprungen. Bei einer theistischen Auffassung der Kosmo- den, die Luft reinigenden Wind.
logie liegt der Sprung vom Feuer zum Opferfeuer sehr Den vedischen Visclinu. Lassen lässt sich von den
nahe. Als Ojjferpriester weckt Agni die Götter, und führt Vedologen aufs Glatteis führen, wenn er sagt, Visclinu
sie zum Opfer auf seinem, mit rothen Stuten bespannten bedeute das glänzende Firmament, seine höchste Stelle
Wagen. Deshalb wird er der Bote und Rufer genannt. den mittäglichen Theil desselben, die beiden anderen den
Hier wird wieder vom Opferfeuer zur Sonne zurückge- Aufgang und denUntergang. Ach nein; wenn der Himmel
sprungen, zur aufgehenden Sonne. Es wird nämlich an- nicht ganz mit Wolken bedeckt ist, wenn die Wolken so
rt

genommen dass die Götter ihr hanptsächlichstes Opfer


, daher ziehen, dass man zwischen ihnen das Firmament
verrichten, wenn die Sonne aufgeht. Firmament-Flecke: Visclinu. Wir
erblickt, so sind diese
W as nun dem Agni mit der einen Hand genommen Wolken ziehen, der Inder sagt, die Wolken
sagen, die «

wird, wird ilim mit der anderen Hand gegeben, das ist, es schreiten. Indem nun Wolken und Firmamentflecke
IT 13

ln Relation gesetzt werden, geschielit das derartig, dass Nun, Lassen, wüe unsere Indologen überhaupt, hat keine
iie Flecke in den Vordergrund geschoben werden, das Ahnung von dem arcanologischen Standpunct der Sache.
jst es ja eben, was den Visclinu ermöglicht. Indem nun Deswegen wirft er sich solchen Traumbildern in die Arme.
iher die Firmamentflecke in den Vordergrund ge.schohen Mau muss vorab folgendes in’s Auge fassen. Nach
»verden, ziehen nicht die Wolken, sondern die Firmament- der ludisch-arcanologischen Speculation hat man da, wo
lecke ziehen ,und damit haben wir den w e i t s c h r e i- man von der Arcanendrei Acid. sulphur-Natron und Li-
l'.enden Vischnu, in Bezug auf den es heisst: ,,Zu deinen quor hepatis hat, den Pulv. solaris eo ipso Acid sulphur.- ;

'VA^ohnungen möchten wir gehen, wo die vi eiförmigen, Natron und Liquor hepatis gehen im P. solaris auf. Lässt
ivandelnden Kühe sind von dort scheint herab gewaltig
. man nämlich den P. solaris ruber, unter dessen Einge-
les weitschreitendeu Gottes höchste Stelle“. Hier sind sichtspunct der generelle P. solaris aufgefasst wird in ,

anter Kühen nicht, wie Lassen will, gerade die bunten, seine beiden Theile Sulphur aurat. und Hydrarg. oxyd.
lichten AVolken zu verstehen sondern die AVolken über-
. rubr. zerfallen, .so haben wir ff. ATrhältniss
haupt. V^enn nun aber an den weitschreiteuden Vischnu 1) Sulphur auratum.
gerade drei Schritte gereiht werden, so haben wir damit a) Um
dasselbe darzustellen, giesst man zur Solution
ivieder nichts anderes als die in den A^ordergrund ge-
, des Schlippeschen Salzes Schwefelsäure. Damit ist
schobene Drei, die wir auch bei den Asvin haben im Suljdiur aurat. Schwefelsäure vertreten. Da es sich
kennen lernen. nun beim Arcanum Acid. sulphur. -Natron eo ipso um
'

* Dem Rivalisations - A'^erhältnisse zwischen Varuna und Sclnvefelsäure handelt, so w’ird angenommen, dass, da
Agni zu Liebe haben nun beide Nebengötter zur Seite man auf beiden Seiten Acid. sulphur. hat, dass man auf
gestellt erhalten. Es ist daher auch sachents])rechend, dass Grund dessen da, wo man das Arcanum Acid. sulphur.-
Indra, auf dass er nicht zurückbleibe, seine Nebengötter Natron hat, auch das Si lj)hur aurat. hat.
erhalte. Streng genommen ist so etwas freilich nicht b) Um dasselbe darzustellen, macht man sich die Lö-
nöthig denn cs lässt sich nicht verkennen
, dass die In-
, sung des Schlippeschen Salzes. Dazu ist aber Natron
dische Götter-Kosmologie den Indra als den ältesten Gott carbonicum nöthig. Da es sich nun beim Arcanum
am- höchsten stellt, womit denn die übrigen Gottheiten Acid. sulphur.-Natron um Natron handelt, so hat man in
mehr oder weniger alle seine Nebengötter sind. Indessen ihm, so wie im Sulphur aurat. das Natron vertreten.
der äusseren Form zu Liebe erhält, um mit A'^aruna und Und das nird so aufgefasst, dass man da, wo man das
Agni in den speciellen Neben- Gottheiten rivalisiren zu Acid. sulphur.-Natron hat, auch das Sulphur aurat. hat.
können, auch Indra seine Nebengötter. Und solche sind c) Um
dasselbe darzustellen, macht man sich die Lö-

,

kosmologisch das mit der Ko.smologie nicht direct in sung des Schlippeschen Salzes. In diese gehen aber Schwm-
Verbindung stehende Götterverhältniss der Vedas geht uns fel und Kalk ein. Schwefel und Kalk werden aber
von unserem alchemistischen Standpunct weder hier, noch auch zur Darstellung des Liquor hepatis venvandt. Da
überhaupt etwas an —
die Aptja, die Götter des AA^as- man nun Schwefel und Kalk auf beiden Seiten hat, so
sers. Dass sie zu Indra in einer besonderen Relation wird das aufgefasst, als wenn man da, wo man das Ar-
stehen, hängt damit zusammen, das.s durch den Regen canum Liquor hepatis hat, auch das Sulphur aurat. hat.
(Indra) die Gewässer schwellen. 2) H 3nlrargyrum oxydatum rubrum.
Die, der vorliegenden Phase zukommenden philosophi- a) Bei seiner Darstellung entwickeln sich die charak-
schen Zahlen .sind die Drei und die Eins. Die 3 haben teristischen rothen Dämpfe. Man hat also den Rauch.
wir in den 3 Hauptgöttern Indra, A^aruna, Agni, und in
, Aber auch Acid. sulphur. crudum raucht. Da man nun
manchen Nebenbeziehungen, wie bei den Asvin, dem den Rauch auf beiden Seiten hat, so wird das so aufge-
Ahschnu, vertreten. fasst, dass man da, wo man das Arcanum Acidum sul-
Die 1 haben wir darin, da.ss wir, wenn wir auch den Him- phur.-Natron hat, auch das Hydrargyr. oxyd. rubr. hat.
mel in das Firmament, die Himmelslichter, die AVolken b) Der Rauch, die Luft, ist aber auch im Liquor he-
' zersplittern, dennoch, im Ganzen gefasst, nur einen Him- patis vertreten. (Man vergleiche bei Empedokles). So-
mel haben. mit hat man auch, w'enu man Liquor hepatis und Hy-
dragyr. oxjnl. rubr. gegenüberstellt, auf beiden Seiten
Indische Alchemie vom Gesichtspunct
den Rauch. Und das wird so aufgefasst, dass man da,
i
der Arcaiiologie. W'o das Arcanum Liquor hepatis hat, auch das
man
A''ergl. wieder Lassen’s Indische Alterthumskunde. Hydrarg. oxyd. rubr. hat.
^
Die Indische Alchemie vom Gesichtspunct der Arcano- Da man nun, zufolge der berührten Auffassung, da, v o
logie ist späteren Datums, als die Alchemie vom Stand- man Acid. sulphur.-Natron und Liquor hepatis hat, einer-
Sulphur aurat. und andererseits Hydrarg. oxjul. rubr.

punct der Kosmologie. Sie lehnt sich an die Götterdrei seits
Brahma, Siva, Vischnu (welcher letztere nicht zu ver- hat, so hat man im Ganzen da, wo man Acid. sulphur.-
wechseln ist mit dem Vischnu den wir im vorigen Ab-
, Natron und Liquor hepatis hat, auch den P. solaris, und
'
schnitt haben kennen lernen). Hier haben wir den the- damit gehen denn Acid. sulphirr. -Natron und Liquor he-
istischen Standpunct der Alchemie derartig, dass die Ar- patis in P. solaris auf.
canendrei: Acid. .sulphur-Natron Liquor hepatis, Pulv.
,
Es repräsentirt nun:
solaris direct an die betreffenden Götter gelehnt wird. Acid. sulphur.-Natron den Siva,
Lassen sagt ff. ,,Das Mittel, alle drei neben einander
:
Liquor hepatis den Vischnu,
bestehen zu lassen und sie (Brahma, Siva, Vischnu) unter P. solaris den Brahma.
eine höhere Einheit zusammenzufassen bot die in dem
, , Damit haheu wir denn das Sachverhältniss, dass so
Veda ausgesprochene Ansicht dar, dass das höchste AVesen wie die 3 Arcana, Acid. sulphur.-Natron, Liquor hepa-
drei Zustände habe, Schöpfung, Fortbestehen und Zerstö- tis P. solaris neben einanderstehen
,
dass so auch die 3
,

rung; die Welt ewig in ihm sei, aus ihm hervorgehe und Götter Siva, Vischnu, Brahma neben einander stehen, und
sich wieder in ihm auflöse. Brahma w'urde der Schöpfer, dass dabei so wf e Acid. sulphui'. -Natron und Liquor he-
,

Vischnu der Erhalter, Siva der Zerstörer. Die epische patis in P. solaris aufgehen, dass so Siva und Vischnu
Poesie erkennt diese drei Götter als die höchsten neben in Brahma aufgehen. Wie im P. solaris, der vorangehen-
einander an, ihre Einheit tritt aber nicht entschieden her- den Auffassung gemäss, ideell das Acid. sulphur.-Natron
vor , und die Lehre von der Trimürti der Einheit der
, und der Liquor hep. vertreten sind so sind im Brahma ,

drei grossen Götter, muss erst der nachfolgenden Zeit zu- ideell Siva und Vischnu vertreten. Brahma wird auf
geschrieben werden. Auch ist Siva keineswegs ausschliess- diese Weise zur Idealität. Er wird zum Priostergotte,
^
lieh der zerstörende Gott, wie er dem Systeme gemäss und hat als solcher keinen öffentlichen Tempel. Dem

sein müsste. Das Mahäbhärata beweist sogar, dass ver- Volke wurde mit freigebiger Hand ein materieller Poly-
sucht worden ist, die zwei Volk.sgötter (Siva und Vischnu) theismus geboten die Priester aber hielten sich an die
,

zu einem einzigen zu machen, indem die Namen beider Idealität der Gottheit, welche sic zu profamren glaubten,
mit einander verbunden werden. Da dieses in einer An- wenn sie dieselbe dem grossen Haufen preis gäben.
rufung des Siva vorkommt, erscheint dieser hier als der Wir wollen nun die einzelnen der 3 Götter näher
mächtigere unter beiden, besonders da ihm auch ein Name charakterisiren.
des Brahma beigelegü, und er als höchster Gott darge- 1) Siva, der Repräsentant des
Acid. sulphur.-Natron.
1)

stellt wird“. Vorab ist zu bemerken, dass, wenn man sagt, Acid. sul-
19 20

phuricum und Natron stellen einArcanum dar, dass man wasser gedacht wird, wobei denn Ammoniakwasser als
sich dann auch das Eecht nehmen leann, sie realiter zu- der eine, und Schwefel der andere Theil gedacht wird,
.als

sammen in ein Gefiss zu werfen. Timt man das aber, Aber die Zweitheiligkeit tritt doch bei keinem der 3 Ar-
so hat man nicht mehr einerseits Acid. sulphur. und an- cana so sehr in den Vordergrund als beim Acidum sul-
,

dererseits Natron carhon. (welches den Eingesichtspunct phur.-Natron. Denn beim Liquor hepatis ist die Zwei-
für Natron carbon. und Natron nitricTim abgiebt), sondern theiligke.it etwas künstliches. Beim P. solaris ist sie gerade
man hat im Ganzen ein Neues, nämlich Natron sulphuri- nichts künstliches, indem P. solaris ruber und P. .solarif
cum. Hieran wird mannigfach in der Charakterisirung niger jeder ein Arcanum für sich sind. Beim Acid. sul-E
Sivas angelelmt. lYenn es wahr ist dass Siva der
,
phur. -Natron dagegen haben wir nicht nur im Acid. sul-|»
Wachsende heisst, so haben wir hierin bereits das An- pluir. ein Arcanum für sich, und im Natron ein Arcannml
lehnen an das berührte Verhältniss: Siva ist nicht nur für sich, sondern das Acid. sulphur. ilistcndirt sich auf’,‘ i

einerseitsAcid. sulphur., andererseits Natron, sondern er neue zum Acid. sulphur. und Ferrum, und Natron disten- •

wächst auch zum Dritten, zum Natron sulphuricum heran. dirt sich zum Natron carbonicum und Natron nitricum. :

Im Anlehnen an dasselbe Verhältniss führt er auch wohl Hier ist also die Zweitheiligkeit ganz besonders vertreten. : .

das Netz als Symbol. Es wird alsdaun angenommen, dass und es ist wohl saehentsprechend, dass diese Zwei beiir| j

er, von einer Seite betrachtet, hauptsächlich Acid. sulphur. Siva ganz besonders markirt wird. Auf Grund desseil
ist, und dass er dann das Natron vollkommen in sein nun erhält Siva zwei Hörner. So wenigstens ist die lci-|
Netz fängt. Es liegt nämlich nahe, den Siva von einer tende Idee bei der Sache. In der näheren Eealisirung de)|:
Seite hauptsächlich als Acid. sulphur. aufzufassen,' weil Idee umgeht man cs aber, den Siva durch 2 Hörneiif
ihm eine Frau beigegeben wird, und in dieser dann das zu verthieren und so giebt man ihm ein Hornthier al.'j.
,

Natron repräsentirt ist. Auch das Allopfer, welches dem Symbol. Bei dem Hornthier tritt nmr besonders der StieiJ |-

Siva zugeschrieben wird , bei dem er alte Wesen ,


und in den Vordergrund, weil dieser sich durch sein Stossei |

hauptsächlich sich selbst opfert, lehnt an das Natron sul- auszeichnet, durch die Thätigkeit seiner Hörner auszeich
j
phuricum-Verhältniss. Indem er nämlich als Acid. sulphnr. net. So kommt der Stier als Symbol des Siva herausjf •

aufgefasst wird, opfert er .sich, .sich dem Natron hingelmnd, Um nun aber dem Siva selbst die Hörner nicht ganz zr^:,,
selbst. Siva hört auf, Acid. sulphui’. zu sein, und wird benehmen, erhält er einen Mond auf den Kopf. Be| I

Natron sulphuricum. Ganz vom selbigen Gesichtspunct diesem Monde ist es auf die beiden Spitzen des Vierteil i

ist er auch der Büsser, denn der Büssende kasteit .sich, mondes abgesehen, welche die Inder, wie wir, als Hörneij
opfert sich selbst. Indem sich aber das Acid. sulphur. des !Mondes bezeichnen. —
Siva führt einen Dreizack, ha: ,

selbst opfert, den Büsser abgiebt, indem es sich dem Na- drei Augen. Hierin haben wir analog, wie bei den vedii ;

tron carbonicum opfert, giebt auch das Natron carbon. den sehen Asvin, beim vedischen Vischnu das Lossteuern au
Büsser ab, indem es sich dem Acid. .sulphur. opfert. Da- die Drei. ,

raus ergiebt es sich leicht, dass nicht nur Siva, als Acid. Das Natron wird, wie wir bereits erwälmt, als Frai
sulphur. gefasst, als Büsser dargestellt wird, sondern auch des Siva gefasst. Diese Frau des Siva heis.st Pärvati
seine Frau ,
die als Natron gefasst wird. Siva ist auch die Berggeborene Durgä, die Schwernahbare, das is
,
:
;

der Gott der gewaltigen Zeugungskraft der Natur. Das wieder eine Berg-Eelation indem man sich den Felsei!
, ;

hat nun in mannigfacher Bezielumg statt. Die erste Be- schwer nahen kann. Nun diese Bezeichnung liegt seh;
, ;

Ziehung' ist die, dass er, als Acid. sulphiu'. gefasst, welches nahe, da Natron carbonicum aus den Felsen auswittert
eine hitzige Flüs.sigkeit ist, mit dem Sperma virile paral- Seiner Frau zu Liebe heisst denn auch wieder Siva selbs; !

lelisirt wird, welches ebenfalls eine hitzige Feuchtigkeit der Herr der Berge.
ist. Die zweite Beziehung ist die dass er als Acidum
, , 2) Vischnu, der Eepräsentant des Liquor hepatis ii

sulphur. gefasst, arcanologisch nicht nur Acid. sulphur. Am hauptsächlichsten treten bei ihm die Avatäras ii L

als solches ist, sondern zugleich auch Eisen. Denn wenn den Vordergrund über welche viel gefabelt worder
, n

man ja bei der Arcanendrei das Acid. sulphnr. vertreten ist. Mit ihnen liegt es folgeudermassen. AVenn wi;, [

hat, so ist das Acid. sulphur. nicht nur Acid. sulphur. als den Siva und den Aüschnu haben, so haben wir, wi(
solches, sondern es bietet den generellen Gesichtspunct wir wissen den Brahma eo ipso
, oder anders gesagt
,

für Acid. sulphur. und Eisen dar. Nun wird aber das wenn wir Acid. sulphur. - Natron und Liquor hepatiii :

Acid. sulphur. aus dem Eisen (Eisenvitriol) dargestellt, und haben ,


so haben wir P. solaris eo ipso. In der Bef
es zeugt von der grossen Zeugungskraft der Natur, dass Ziehung treten also Acid. sulphur. - Natron und Liquo!) ,

aus dem Eisen, ohne Zusatz einer Ingredienz, blos durch hepatis in den A^ordergrund, und P. solaris tritt in dei| t

Vermittlung des Feuers, Acid. sulphur. hervorgeht. Die Hintergrund. Die in den A'ordergrund tretenden Präi .

dritte Beziehung ist aber wieder das Natron sulphuricum- parate werden nun an der Hand ihrer Darstellung in’s i

Verhältniss. Hier wird vom Siva als Acid. sulphur. aus- Auge gefasst. Und da sagt man denn, am Natron, wem
gegangen, und es zeugt von seiuer grossen Zcugimgskraft, wir es als Natron carbon. auffassen, istweiter nichts dar) ,

dass er das Natron als Theilarcanum nicht nur zu sich zustellen, denn das kommt natürlich vor. Analog liegf
hinüberzieht, sondern aus ihm auch das Natr. sulphnr. cs mit dem Acid. sulphuricum. Das kommt natürlich vor, !

zeugt. Die erste Beziehung, die Parallelisirung des Acid. wenn wir es nicht sowohl als Acid. sulphur., als vielmeh;
sulphur. mit dem Sperma virile, legt es nahe, den Siva als Eisen auftassen. Wollen wir uns aber auch, da dock
unter dem Embleme des Phallus zu verehroi, und wenn beim Siva das Acid. .sulphur. und nicht das Eisen in deil
auch hierfür in den epischen Gedichten kein Anhalts- A^ordergruud gedrängt wird, wollen wir uns auch speciel|
punct geboten ist, einerlei, es liegt gar zu nahe, dass an das Acid. sulphur. halten und nicht an das Eisen, s('
sich aus dem Sperma-virile-Siva der Phallus-Siva ent- verrückt das den Standpunct doch nicht. Denn das Acidi .

wickelt. Siva ist auch der Gott des Todes, und trägt als sulphur. wird aus dem Eisenvitriol ohne irgend einen
solcher eine Halskette von Schädeln. Das zielt auf das Zusatz, blos durch Anwendung des Feuers dargestelltl t

Acid. sulphur. als Causticum, welches tödtet, indem es Hierbei aber, sagten die Inder, handelt es sich nicht un ,

seine caustischen Eigenschaften entwickelt. Analog haben einen chemischen Process, es handelt sich blos um eiml
wir auch die Eelation zum Acid. sulphur. als Causticum, einfache Transmutation des Eisens in Schwefelsäure. AV(;
wenn Si va der Vertilger böser Geister ist. An den Siva aber nicht der eigentliche chemische Process eintritt, di ,

als Tödtenden schliesst sich nun aber wieder das an, stehen wir noch auf dem Boden des natürlichen Vor; |

dass er die göttlichen Waffen verleiht und augerufen kommens, und von dem Gesichtspuncte aufgefasst, habei |

wird, den Sieg zu verleihen. Indem nämlich der, der in wir das natürliche A^orkommen des Acid. sulphur. geradii (
den Kampf geht, der Kämpfende, Gott um Sieg anfleht, sowohl als das des Eisens, resp. des Natron. Dem ent j

fleht er den tödtenden Gott an, er fleht ihn in objectiver gegen haben wir nun aber bei der Darstellung des Li !

Beziehung an, das ist, er fleht ihn nicht an, sich, den quor hepatis, entgegen dem natürlichen A^'orkommeni
Flehenden, zu tödten, sondern den Feind. — Man kann m
den eigentlichen c h e i s c h e n P r o c e s s, der darin gegebei I

sich den P. solaris vom Standpunct der Zwei denken, ist ,


dass man Schwefel nimmt, die chemischen Ingredien i

indem P. solaris ruber und P. solaris uiger jeder für sich tien Salmiak und Kalk zusetzt, und nun destillirt. Hie
in’s Auge gefasst werden. Man kann sich selbst den Li- kann von einem natürlichen Vorkommen nicht die Eedi
quor hepatis vom Standpunct der Zwei denken, indem das sein, hier muss der eigentliche Darstellungsprocess ein
Präparat als eine Lösung von Schwefel in Ammoiriak- treten. Demgemäss haben wir denn im Sinne der Inde:
21 22

ciu cliarakteristisclaes Gegeuüberstelieii von Acid. sulpliur.- cieller,als die allgemeine Auffassung Aleer für Milch-
Kati’on einerseits und Liquor liepatis Li-
andererseits. meer). Ein isolirter Berg, Mandara, wird dem Meere
quor liepat. fallt dem clieuiiscljen Process anheim mus.s darge- zugeführt, die grosse Schlange, ATasuki, um den Berg
stellt werden, Acid. sulpliur. - Natron nicht. Dass nun geschlungen. Die Götter ergreifen den Schwanz der
aber Liquor hepati.s dem chemischen Processe anheim- Schlange, die Dämonen den Kopf, uud so wird unter
fällt, dargestellt werden muss, das ^vird hei den Avataren furchtbaren xVnstrengungen 100c Jakri geschüttelt.
des Yischun — wenigstens denn ursprünglich in’s — Das Milchmeer, welches umgebuttort wird, ist die Lö-
Auge gefasst. Avatära heisst Herahsteigung, und ist die sung von Schwefel in Kalkwasser. Der Berg, der dem
Erscheinung des Yischnu in irgend einer Yerkörperuug Meere zugeführt wird, ist Salmiak. Die Schlange das
auf der Y'elt. Man nimmt zehn Avataren an. Destillirgefäss. Alit dem Schütteln soll das Destilliren
Ursprünglich existirte wahrscheinlich nur ein Avatar, bezeichnet werden.
nämlich der zweite. Und dieser wurde dann durch neun Nun erscheint das feiuige Gift, und droht die ganze
andere cnmulirt. Diese neun entstanden aber auf einen AA’elt zu vernichten. Die Götter wenden sich an Siva
Guss, nicht succesi^iv. An der Zehn darf daher nicht gerüttelt da.s.s er dasselbe zum Erbtheile in Empfang nehme. Je,
werden, wenn mau, die Einzahl des Avatars verlasscud, auf doch das Gift hatte sich mit Blitzes.schnelle verbreitet
die Mehrzahl übergeht. Auf sie weisst auch in der 7. Avatära Siva konnte nur einen Theil desselben verschlucken, und
der König von Ceylon mit zehn Nacken. Sie kommt erhielt dadurch einen blauen Hals.
höchstwahrscheinlich derartig in die Sache, dass die In- Das feurige Gift ist das Ilyprothiongas, resp. Ammox
der bei der Dar.stellung des Liquor hepatis zehn xVcte niakgas, welches sich einen Ausweg verschafft. AA’’er cs

constatirten. Einer derartigen Constatirung einer Anzahl einatlnnet, kommt in Erstickuugsgefahr. Das Ersticken
von Acten bei der Darstellung eines Präparates werden legt das Yerschlucken, das Eiuathmcu seitens Siva
wir im Yerlauf dieses Luches auch in Bezug auf das nahe. Dass Siva gerade herangeholt wird, um das
Itydrarygr. oxyd. rubr. begegnen. Es werden ausser den Ilydrothion-xlmmoniakgas einzuathmen, liegt darin, dass
10 Aratäras auch noch einzelne apokryphe einzuschwär- in ihm, Siva, das Acid. sulphur. repräsentirt ist. Der
zen versucht, das zielt wahrscheinlich darauf, die Zahl Rauch des Acid, sulphur. fumans involvirt gerade sowohl
12, welche wir im folgenden Abschnitt als eine wichtige die Erstickungsgefahr, als der Schwcfehauch, der Ammo-
Indische philosophische Zahl kennen lernen werden, an niakrauch. Siva aber, dem der Rauch des Acid. sulphur.
die Stelle der Zahl 10 zu bringen. Die 10 Avatäras zukommt, ver.steht sich auf das Einathmen eines giftigen
Stehen in einer fortlaufenden Kcihe, jede von ihnen steht Dunstes, würde es ihm schaden, so wäre er nicht quali-
vorbedachter Weise da. wo sie steht, und nicht früher ticirt, das Acid. sulphur. zu repräsentireu. Dass Siva
oder später. Ursprünglich wird, wie wir vorhin gesehen, vom Einathmen einen blauen Hals bekommt, zielt darauf,
bei xYvatära nichts anderes in's Auge gefasst, als die Dar- dass das feurige Gift eine Luft ist. Die Luft aber, der
stellung des Liquor hepatis, entgegen der Nicht-Darstel- Aether, ist blau. (Yergl. übrigens weiter unten.)
lung des Acid. sulphur.- Natron. Davon wird nun aber Die Götter waren bereits ermüdet. Da kommt der
in dem Complex der Avatareu des A'ischuu, wie sie uns Helfer in der Noth, ATschnu, unter der Gestalt einer
vorgeführt werden, abgegangen. Wir wollen das bespre- Schildkröte, stellt sieh unter den Berg, und hilft 1000
chen, nachdem wir die einzelnen Avataren haben kennen Jahre mit quirlen. Und das hilft.
lernen. Also zuerst wollen wir die 10 Avatareu durch- Dass die Götter nicht fertig werden können, liegt da-
nehmen. Man vergleiche hierbei P. v. Bohlen: Das alte rin, dass sie Stümper in der Kunst sind, Amrita zu ma-

Indien: ein Buch, welches, worauf wir den Leser aufmerk- chen. Sie verstehen sich nicht darauf, Retorteuhals und
.sam machen, im Allgemeinen dem Lassenscheu Buche an Yorlage pa send au. einander zu kitten, .sie verstehen das
Zuverlässigkeit nachsteht. „verlutiren“ nicht. Darum entweichen ihnen die Gase
in die Luft. A'^ischnu als Schildkröte weiss Rath, weil
Erster Avatar. Es handelt sich um eine Indische
Der hat
die Schildkröte einen hörnernen Panzer hat.
Sündfluth. Das
Menschengeschlecht war durch wilde
einen Kitt, welcher sich wie Schildpatt verhärtet. Yiel-
Riesen verderbt worden. Einer von ihnen Hyagriva,
leicht ist gar eine Hauptingredienz seines Kittes, seines
,

hatte sogar die Yedas geraubt. Die Erde muss also in


Lutum: Schildkrott. AVo Ahschnu seinen Kitt anwendet
der Sündfluth uiitergehen. Der Indische Noah heisst
Manu.
und mit schütteln hilft, da hat die alte Noth ein Ende
Yischnu (Brahma) erscheint ihm unter der Ge-
stalt eines Fisches und giebt ihm den Befehl, ein Schilf
Indem nun die Schüttler zum Ziele kommen, tauchen
(Arche) zu bauen, imd dasselbe mit sieben heiligen Män-
nach uud nach grosse Schätze hervor die Apsarasen oder
:

seegeborenen Nymphen von unvergleichhcher Schönheit;


nern (.sieben Arcanaj und Samen aller Art (vijäni sar-
A^aruni, auch Sura genannt; ein weisses Ross; ein köst-
väni), worin die Thierwelt mit begriffen, zu besteigen.
liches Juwel, Avelches A’’ischuu zu seinem Schmuck erkie-
Die Sündfluth geht alsdann vor .sich, und wie Noah auf
sete; die Kuh des Ueberflusses, die Urmutter aller nach-
dem Gebirge Ararat landet, so landet Manu auf einem
— maligen Kühe; der Mond, und andere Gegenstände mein-.
Gipfel des Uimavau. Die Sündfluth wird in diesem
Avatar als AYasser dem flüssigen Liquor hepati.s gegen-
Das alles nun sind verschiedene Bezeichnungen für den
Liquor hepatis. Die Apsarasen zeigen den Flüssigkeits-
über gestellt. Dabei kann man sich nun auf den Stand-
punct des Präparates, das weisse Ross werden wir in
jniuct stellen, dass die Darstellung des flüssigen
der 10. Avatära kennen lernen, das Juwel des Auschuu
Präparates ins Auge Man kann aber auch
gefasst wird.
liegt sehr nahe, weil Liquor hepatis ja das Arcauum des
einen anderen Staudpunct einnehmen und, vom chemischen
Yischnu ist, die Kuh zielt auf die klilch, und die Milch
Process absehend, kurzweg das in’s Auge fassen, dass
wieder auf das Milchmeer. Der Liquor hepatis entsteht,
Liquor hepatis flüssig ist, entgegen dem Pulvis solaris,
wie wir oben gesehen, aus dem Alilchmeere, es steht
welcher fest ist, und entgegen dem Acid. sulphur. -Natron,
also gar nichts im AA^ege, ihn generaliter als Alilch-
in welchem wir den festen und flüssigen lStand])unct zu-
meer aufzufasseu. Der Mond ist vom Siva erborgt. Siva
gleich haben. Yischnu verkörpert sich in die-
ist ja deu Schüttlern eine Zuflucht beim Entweichen der
sem Avatar als Fisch.
Gase, und mag dafür schon die Ehre erhalten, dass man
(Wir weisen hier nebenbei darauf hin, dass, wie hier seinen Mond im Liquor hepatis repräsentirt sein lässt.
die Indische Sündfluth dem Liquor hepatis gegenüber Zuletzt erscheint der Götterarzt, Dhauvantara, mit dem
gestellt wird, dass so in dem ersten Buche der Oracula Hand. Aber sofort entsteht
erwünschten Amrita in der
SibylHna der Mosaischen Sündfluth das Quecksilber ge- Hader uud Zwietracht, weil sich die Asuras desselben zu
genüber gestellt wird. Y’'ir werden das später kennen bemächtigen suchten. Einer derselben hatte bereits heim-
lernen.)
lich davon getrunken, als ihm der Mondgott dafür deu
Zweiter A v a t a r. Die Ilimmlischen fangen an, Kopf abschlug. Allein die AYirkung des Trankes war
ihre Sterblichkeit iune zu werden, uud berathschlagen, nicht mehr zu paralysireu. Mit furchtbarem Krachen
wie sie sich einen Trank, Amrita, darstellen, der ihnen fuhren Körper uud Haupt von einander, unsterbheh zum
beständige .Jugend uud Unsterblichkeit verleiht. Himmel hinauf, wo sie seitdem mit dem Monde in Feind-
Also die Götter wollen den Liquor hepatis machen. schaft leben und die Eklipsen bewirken. ATschuu täuschte
Demzufolge beschliessen sie, das Milchmeer umzubut- die Asuras völlig, indem er nur den Suras zutrauk, wo-
teru. (Diese xAuffassung, wie sie Kämäyuna hat, liegt spe- durch jene der Unsterblichkeit beraubt wurden. Es be-
23 24

farmen Kämpfe und die Götter siegten. Vi-


fiirclitevliclie Dieser Avatar steht wieder auf dem Standpunot der Darstel-
sclinu nahm das Amrita unter seine Obhut, und die Dä- lung des Liquor hepatis einerseits und dann de» Kampfes
monen zogen sich in die schauerlichsten Oeden der Erde andererseits. Vi.schnu incorporirt sich aks Mensch.
zurück. Sechster Avatar. Vischnu unter der Verköi’pe-
Dieser Avatar bringt also erstens die Darstellung des rung des ersten und zweiten Räina, Balaräma und Para-
Liquor hepatis, ist in Bezug auf diesen der Hauptavatar, suränia zieht gegen die Kshatriyas zu Felde.
zweitens einen Kampf von Riesen oder Dämonen, der .sich Siebenter Avatar. Vischnu unter der Verkörperung
an denselben knüpft, drittens die Yerkörperung Vischnus des dritten Räma, Rämatschandra, zieht gegen Ceylon.
als Schildkröte. Der Herrscher von Ceylon war Ravana aus dem Riesen-
Dritter Avatar. Die Dämonenmutter Diti, Gat- geschlecht. Dieser wird auch Dasagriva, das ist der
Den einen davon, Zehnnackige, genannt. Er hatte dem Räma seine Frau,
tin dez Kasyapa, hat zwei Eiesensöhne.
die schwarzäugige Sita geraubt, und daher der Feldzug
Hiranyäkscha, erlegt Vischnu in seiner Verkörperung als
Eber. gegen ihn seitens des Beraubten, dem sogar Affen zur
Seite stehen und getreulich helfen. Ravana mit seinen
Der Eher wälzt sich, nach Art des Hausschweines,
gern morastigen Stellen. Darum hat er eine Relation
in
Riesen wird besiegt, und Räma Herr von Ceylon, wo
zum Morast und durch diesen wird die Masse aus Schwe- Rämayiri seine Residenz wird. Die Sache ist der Stoff’
fel,
,

Salmiak, Kalkwasser repräsentirt, welche der Destil- zum Rämäyana. —


In diesen beiden Avataren fällt der
lation unterworfen wird. Aus dem Maule des Ebers ragen Liquor hepatis, der Kampf dagegen bleibt. Vischnu in-

die Hauer (Eckzähne) hervor. Dieselben sind aufwärts corporirt sich als Heros.
gebogen, gehen in die Hohe. Sie laufen den Destillat- Um von einem indischen Heros ein Bild zu bekommen,
Gasen parallel, welche aufwärts steigen, wenn man die wollen wir hierher setzen, wie das Epos Rämäyana den
vorige Masse destillirt. Räma schildert.

Auch dieser Avatar bringt erstens wieder die Darstel- Er ist aus dem Stamme des J.vväcu entsprossen, und
lung des Liquor hepatis einerseits, und andererseits einen die Völker feiern ihn unter dem Namen Rama. Er ist
Kampf, der sich an denselben knüpft. Drittens bringt er enthaltsam, tapfer, glänzend, der heiligen Schriften kun-
dig, willfährig, erfinderisch, klug, beredt, glücklich, Erle-
dann die Verkörperung Vischnus als Eher.
ger seiner Feinde, breitschulterig, mit muskullisen Armen,
Vierter Avatar. Der Riese Hiranyakasipu will mif muschelförmigem dreilinig bezeichneten Nacken,
den, inder vorigen Avatära getödteten Riesen, seinen
mit hervorspringenden Backenknochen, mit lu’eiter, stark
Bruder, rächen. Er bringt es durch fortgesetzte Buss-
gewölbter Brust, mit fleischigem Halse ein Bekämpfer
:
ühungen dahin, dass ihm Brahma verspricht, weder Gott,
der Feinde; seine Arme reichen bis zu den Knieen, er
noch Mensch, weder Riese, noch Thier solle ihn verwun-
hat einen schönen Kopf, eine schöne Stirn, einen imponi-
den können, und er solle weder bei Nacht, noch hei
renden Gang; er ist untersetzt mit jmoportionirten Glied-
Tage, weder in, noch ausser dem Hause tödtbar sein.
massen, hat eine angenehme Farbe, ist majestätisch, hat
Wie nun Hiranyakasipu, im Vertrauen auf diese Unverletz-
turgescirende Papillen, grosse Augen, ist glücklich, hat
lichkeit das Menschengeschlecht tyrannisch vorfolgt,
,
ein empfehlendes Aeussere; er ist gerecht, hält sein Ver-
verwandelt sich Vischnu in einen Menschen mit einem
sprechen, weiss seinen Zorn und seine Gemüthswallungen
Löwenhaupte, oder in einen Löwen mit einem Menschen-
zu unterdrücken, ist weise, hat Lebensart, ist brav, stark;
haupte, und erlegt den Riesen auf der Schwelle der Thür
er Lst ein Rächer des Menschengeschlechtes, ein Beschützer
in der Dämmerung. —
Hier haben wir vom Liquor hepaüs
der Gerechtigkeit, er ist in der heiligen Schrift und in ihren
nichts anderes, als, im Anlehnen an die Löweiihaut, die
Erklärungen bewandert, ein vollkommener Schütze; fast
gelbe Farbe. Der böse Riese bildet die Fortsetzung des
alles hat er gelernt, ist des Rechtes kundig, glänzend,
Dämonenkampfes im dritten resp. zweiten Avatar. Vischnu
gegen alle gütig, ehrbar, edehnüthig, einsichtsvoll; die
verkörpert sich als Löwe-Mensch oder Mensch-Löwe. In
Guten gehen ihm nach, wie die Flüsse dem Ocean nach-
diesem Löwen-Menschen oder Mensch-Löwen haben wir,
gehen; Räma, er. der mit allen Tugenden begabt, ist
um so zu sagen, die Halbheit zwischen Mensch und Thier. die Freude seiner Mutter; er ist tief, wie der Ocean, fest
Dieselbe Halbheit haben wir bei der Dämmerung in
wie das Gebirge Himavan; er ist lebhaft wie Vischnu,
Bezug auf Tag und Nacht, bei der Thürschwelle zwischen
lieblich anzusehen wie der Mond; wenn er zürnet, so
der Wohnung und dem Freien.
sollte man sagen, die Welt ginge unter, geduldig ist er
Fünfter Avatar. Ein Tyrann, Mahäbali aus dem , wie die Erde; er ist freigiebig, wie Kuveru, der Schätze-
Geschlecht des Riesen der vorigen Avatära, unterdrückt Verleiher, zuverlässig wie ein zweiter Gott der Gerech-
seine Unterthanen, versagt den Göttern den Dienst, und tigkeit.
hat sein Reich so weit ausgedehnt, dass den Göttern Achter Avatar. Vischnu unter der Verkörperung
Furcht überkommt, er möchte sich ihrer Regionen be- des Gottes Krischna. Krischna wird als Königssohn
mächtigen. Vischnu erscheint ihm nun als Zwerg, und geboren, und bekundet sogleich nach seiner Geburt seine
bittet itm so viel Land, wie er mit 3 Schritten abmessen göttliche Abkunft durch eine Menge von Wundern. Sein
kann. Es wird ihm gewährt. Nun schreitet Vischnu mütterlicher Oheim trachtet dem Kinde nach dem Leben,
über Erde, Himmel, Luft hinweg, wodurch dem Mahä- daher wurde es durch den Fluss getragen und unter Hir-
bali nur die Unterwelt zum Aufenthalt verbleibt ten erzogen. Hier erfand Krischna die Flöte, und
Bei den drei Schritten fällt einem zwar sofort der ve- wird zuweilen tanzend als Balakrisclma oder Kind
dische Vischnu ein, ob aber der schreitende Zwerg mit vorgestellt. Seine rechtmässige Gattin ist Rädha, der
den 3 Schritten an die 3 Schritte des vedischen Vischnu zu knü- er aber nicht treu ist. Im Bruchstücke aus dem Brah-
pfen ist, (so will z. B. Lassen), steht noch sehr dahin. Es han- ma- Vaivarta-Purana, welches Stenzler herausgegeben
delt sich in der Basis um gar zu verschiedene Dinge. hat, ist die Liebesgeschichte mit der Hirtin Vir.aja ge-
Der Zwerg hat als Land die festen Dinge Schwefel, Sal- schildert. Sie ist ein bischen stark saftig gehalten. In
miak, Kalk im Auge, und weil dieser 3 sind, darum will toto corpore Virajae gaudio eriguntur pili. —
Animi de-
er 3 Sclrritte machen. Wie er nun ans Schreiten kommt, liquium patitur Viraja cupedine voluptatis cum Krischno.
schreitet er über Erde, Himmel und Luft hinweg. Das — Virajae adhaeret Haris (Krischna). —
Radha über-
ist,der Liquor hepatis erhebt sich als Destillat. Dem rascht das Pärchen und die zu Tode erschreckte Viraj.a
Mahäbali der nun das Nachsehen Iiat,
, verbleibt nichts verwandelt sich in einen Fluss. Krischna aber transfor-
anderes, als das Residuum der Destillation, welches unten mü-t sie wieder. Sie ersteht: clunium ferner umque pou-
in der Retorte, das ist in der Unterwelt,
zurückbleibt. dere laborans, turgentibus ereotisque mammis praedita,
Ein Zwerg ist hier Vischnu im HinbUck darauf, dass sie die Schöne unter den Schönen schreitet langsam da-
aus den winzigen Dingen Schwefel, Salmiak, Kalk das her wie ein Elephant (!j Quam cum vidisset formosam,
hohe Arcauum Liquor hepatis gemacht wird. Winzig amorc distiuctam, mundorum dominus (Krischna), celeriter
sind aber diese Dinge, wmil Kalk jeder Maurer in der illam amplexu.s est, osculatusque iterum iterumque. Omnis
Hand hat, Schwefel sich als Feuerzeugmittel in jedem generis amores contrarium et reliquos princeps (Krischna),
,

Hause befindet, und Salmiak ein so niedriges Etwas ist, in solidutine amatam adeptus
c.xercuit iterum iterumque.
,

dass er selbst aus dem Kameelmiste dargestellt werden Viraja illa, impetuacta, concipiens sperma illud, extemplo-
kann. gravida facta est, dives illa, bona, gestavitque divinum
[

25 2e

principis foetum per seoulum ;


tum vero septem filios pul- sten Religionsparteien in Asien auf, wobei er übrigens auf
cherrimos enixa est. Man
ersieht aus der Sache, dass die Unsicherheit solcher Angaben selbst hinweist:
die Inder, welche auf der einen Seite die Liebe so wun- Von Christen aller Parteien leben in Asien 17 Millionen.
dervoll lyrisch zu behandeln wissen, auf der anderen Seite ,, Mohamedanern „ „ „ ,, 70 „
die Farben der Liebe auch recht grell aufzupinseln ver- ,, Brahmaiten ,, ,, ,, ,, 80 „
stehen. Die sieben Söhne von vorhin haben übrigens „ Buddlüsten ,, „ „ „ 295 „
kein beneidenswerthes Loos. Viraja spazirt einmal mit Zehnter Avatar. Vischnu als Kalki. Diese Ver-
Krischna im Walde und hat Liebesideen. Da stürzt ihr körperung liegt noch in der Zukunft. Vischnu wird auf
jüngster Sohn zu, der von seinen Brüdern in
auf sie weissem Rosse kommen, um die Menschen von ihrer
Furcht gesetzt worden war. Haris das erschrockene , Sünde zu befreien und das Laster zu vertilgen.
lünd sehend, verlässt die Viraja, und diese tröstet den Hier haben wir das Weisswerden (weisses Ross) des
Knaben. Hinterdrein merkt sie aber, dass Krischna fort Liquor hepatis (siehe bei den Farben der Arcana), und
ist, geräth darüber in Zorn und verwandelt ihre Sühne das sich an dasselbe knüpfende Verderbniss des Präparates.
in 7 Meere, das Salzmeer, das Zuckermeer, das Spirituo- In diesem Avatar tritt wieder der Liquor hepatis in
senmeer, das Buttermeer, das Buttermilchmeer, das Milch- den Vordergrund. Vischnu incorporirt sich als Kalki. —
meer, das Wassermeer. (7 Arcana). Krischna verrich- — In Bezug auf die nähere Sachlage haben wir nun ff.
tet mehrere Heldenthaten, zu denen besonders die gehört, bei den 10 Avataren.
dass er den Drachen Kaliya tödtete, und einst mit seinem Bei dem damaligen Standpuncte der chemischen Wis-
Finger den Parnass (govardhana) auf hob. Ueberhaupt senschaften ist natürlich nicht daran zu denken, dass man
ist Krischna ein gar mächtiger Herr, ein mächtiger Gott. einsah, welche chemische Processe Vorgehen, wenn bei der
Hören wir darüber den Daman, den Diener des Krischna Destillation von Schwefel, Salmiak, Kalk, Liquor hepatis ent-
in der oben angeführten Purana sprechen. Er, Daman, steht. Darum konnte man nur ganz allgemein sagen, wir
sagt zur Eädha Wie kannst Du o Mutter meinen
:
, , nehmen Schwefel, Salmiak, Kalk, lassen sie chemisch aufein-
Herrn mit so bitterer Rede angehen, unüberlegt, o Göt- ander wirken, und der Erfolg der Sache ist, dass sie sich
tin ,
schmähst du vergebens. Den Herrn des Brahma, zu etwas N euem verkörpern, welches ist Liquor liopa- :

Ananta, Siva, Y ama, den Erschaffer der Welt, den Herrn tis. Da nun Vischnu den Liquor hepatis repräsentirt so ,

der Sarasvati, Lakschmi, Maya, Prakriti, ihn, der ohne verkörpert sich Vischnu, und wir haben die Avataren.
Qualität ist, sicli mit sich selbst begnügt, voll Liebe ist, Es fragt sich nun, als was soll sich Vischnu verkör-
ihn behandelst du schändlich. Den, der die besten Göt- pern? Da wird nun zunächst auf Grund des 2. Avatars
tinnen in Schraiiken hält, dessen höchste Herrin von allen die Schildkröte herangezogen. Die Schildkröte repräsen-
du bist durch Anbetung und Fuss-Verehrung, den kennst tirt das Lutum, mit dem Retortenlials und Vorlage au
du nicht, o Glückliche. Was soll ich dem Herrn sagen? einandergekittet werden. Dass das Lutum auf die Weise
Krischna kann durch das Runzeln seiner Brauen allein in den Vordergrund gedrängt wird, zeigt uns entweder im
unzählige Göttinnen erschaffen die dir gleich sind und
, , Allgemeinen, dass die Inder auf ein gutes Lutum hohen
ihn, der ohne Qualität ist, kennst du nicht. Im Vaikun- Werth legten, und in diesem Fall ist dann Schildkröte,
tha (Paradies) streichelt Lakschmi immer mit ihren Haaren Sc’iildkrott, Schildpatt ein Allgemein-Name, der ganz das-
den Lotus der Füsse des Haris, und verehrt ihn unter- selbe bedeutet wie Lutum Kitt.
, , Oder aber die Sache
thänigst. Den Herrn, welchen Sarasvati immer mit Lie- ist speciell zu fassen, und führt dann darauf, dass die In-
dern, welche süss das Ohr ergötzen, unterthänigst preist, der zu ihrem Kitte den Panzer der Schildkröte benutzten,
den kennst du nicht. Den, welchen die gute Natur mit und sich etwas darauf zu gute thaten einen so guten
,

der Form des Lebens Aller begabt, stets ehrend unter- Kitt entdeckt zu haben. Jedenfalls hielten die Inder das
thänigst preist den kennst du Stolze nicht
,
Den sechs- ! Verlutiren von Retortenlials und Vorlage bei der Dar-
zehnten Theil seiner Grösse verherrlichen immer die Ve- stellung des Liquor hepatis für ein Ding, welches prä-
den alle seine Theile kennen sie nicht
,
ihn aber : — gnant die Aufmerksamkeit des Alchemisten auf sich zieht,
kennst du nicht. Zürnende. Ja ihn, den Brahma, mit denn sonst würden sie den Vischnu nicht für dasselbe
den 4 Gesichtern, der Vater der Veden, der Herr, preist, ausgebeutet haben. Indem dieser aber für dasselbe aus-
dessen Lotus der Füsse er verehrt o Herrin ihn den , ; , gebeutet wird, haben wir die Schildkröte als seine Ver-
Siva mit den fünf Gesichtern (Acid. sulphur. Ferrum, , körperung.
Natron carbonic. Natron nitricum, Natron sulphuricum,
,
Im Anhalt an den 2. Avatar sind wir also der Antwort
vgl. Siva), der Lehrer der Büssenden, unter Thränen und auf die Frage: „Als was soll sich Vischnu verkörpern?“
freudiger Erschütterung preist, und den Lotus der Füsse schon näher gerückt. Eine Antwort haben wir bereits,
verehrt. Sesha mit den tausend Gesichtern (die Schlange die Antwort: „Als Schildkröte“. Nun aber handelt es
des Vischnu) preist den höchsten Herrn für und für, und sich um 10 Avataren, und das zeigt, dass man die Sache
ehrerbietig verehrt sie den Lotus der Füsse. Seinen Lo- vielseitig anfassen will. An der Hand dieser Vielseitig-
tus der IMsse verehrt auch freudig stets Yama, der Len- keit kann doch nun nicht immer und immer wieder ge-
ker aller Dinge und ihr Zeuge, der Herr der Welten. rade die Schildkröte herangezogen werden. Es drä.ift
Dev Herrscher Vischnu welcher auf einem weissen Ele-
,
sich also die Nothwendigkeit in den Vordergrund, die
phanten reitet, selbst Herr und ein Theil von diesem Schildkröte zu erweitern und da liegt es nahe da sie
, ,

(Kiischna) meditirt trotzdem stets diesen, den Höchsten.


,
ein Thier ist, sie im Allgemeinen zum Thier zu erwei-
Die Siu’as und Asuras, die vornehmsten der Anachoreteu, tern. Wir erhalten also auf die Frage: „Als was soll
die Manus, Menschen, Weise, obgleich sie ihn nicht sehen, sich Vischnu verkörpern?“ schon eine Antwort, welche
verehren selbst im Schlaf den Lotus der Füsse. Lass sich in weiteren Grenzen bewegt, nämlich die Antwort:
schnell den Zorn fahren, und verehre den Lotus der Füsse „Als Thier“.
des Haris, der durch blosses Runzeln der Brauen die Die Inder theilten nun das Thierreich in 4 Klassen:
Schöpfung zerstören kann. Wenn er nur die Augenlieder Landthiere fliegende
. Thiere Wasserthiere,
GewüiM ,
.

bewegt, so wird Brahma zu Falle gebracht. An einem Die wird zum Gewürm gezählt. Da
Scliildkröte ir

Tage der ihm zukommt stürzen 28 Indras er der


, , ; ,
nun eine Verkörperung des Vischnu als Gewürm haben,
Schöpfer der Welten, hat ein Leben von 108 Zeitaltern. und die Verkörperungen im Bereich des Thieres exten-
Du, Rädha und die Mädchen (die Hirtinnen, welche dirt werden sollen, so liegt es nahe, die 3 übrigen Thior-
. Rädha bei sich hat) seid völlig in der Gewalt meines klasseu heranzuziehen, und damit ist denn Stoli zur ^'^cv-
B-
Herren. körperung für 3 neue Avataren gegeben. Nun aber wird
B Natürlich sind das Uebertreibungen welche mit den ,
in den Avatareii auf die Thiere der Luft nicht reflectirt.
gewöhnlichen Anschauunge nder Indischen Mythologie col- Das kommt daher dass Vischnu au und für sich bereits
,

.
lidiren. Sie sollen blos dazu dienen, um den Krischna einen Vogel hat, auf dem er reitet, Garutmat oder Gaiu-
;
als Gott mit Emphase in den Vordergrund zu schieben. da. Den hat er bereite vorweg, und es braucht daher
die Klasse der Vögel in den Avataren nicht mehr
ver-
Neunter Avatar. Vischnu unter der Verkörperung
des Reformators Buddha, des Stifters des Buddhismus. treten zu sein. Hierzu kommt noch das, dass Garuda
Der Buddhismus ist, das sei nebenbei erwähnt, die ver- ein Schlangenfeind ist, die Schlange aber zu der Klarro
diese
r breitetste Religionspartei in Asien. V. Bohlen stellt fol- des Gewürms zählt, zu der auch die Schildkröte,
Basis der Thierverkörperung Vischnus, zählt. Schild-
j gendes ungefähre Verhältniss betreffs der hauptsächlich-
27 28

kröte und Vogel würden sich also zusammen in den Ava- den Menschen dreifach vertreten sein zu lassen. Das passt
taren schlecht vertragen, der Vogel würde die Schild- schon deshalb, damit der Mensch dem Thiere nicht nach-
kröte vertilgen, da muss denn einer von beiden Platz stehe, es passt um so mehr, als mit dem Drei -Menschen
]iiachen. Um indem dies statt haben muss, muss nahe- prägnant hervorgehoben wird, dass man si<h der Drei bei
liegend der Vogel Platz machen, denn würde die Schild- den Tbieren wohl bewusst ist, dass man mit A''orbedaclit
kröte Platz machen, so fiele die Basis der Thierverkör- 3 Thierclassen constatirt statt 4 (die Classe der Vögel fällt
perung. Nimmt man nun noch dazu an, wie das so fern ja). Auf die AA'eise hätte man dann als A'^erkörperungs-
nicht liegt, dass der 2. Avatar ursprünglich der einzige Substrat in den einzelnen Avatoren: 1) Thier, 2) Thier,
war, so ist ein reines Unmöglichkeitsverhältniss gegeben, 3) Thier, 4) Halbmensch (Halbthier), 5) Mensch, G) Mensch,
dass die Schildkröte dem Vogel Platz macht. —
Indem 7) Mensch, 8) Heros, 9) Gott. Damit wären wir denn mit 9
)iun die fliegenden Thiere zurücktreten, bleiben uns nur Avataren fertig und es fehlte blos noch das A^erkörperurigs-
noch die Landthiere und die AVasserthiere, und wir haben Material für den zehnten Avat.ir. In Bezug auf dieses stellt
blos den Stoff für zwei neue Avataren. Mit diesen sich nun der Autor der Avataren auf seinen speciellen Stand-
sind wir denn aber auch im Reinen. AA^ir fragen: punct als Buddhi.st — er ist ein Buddhist — und stellt
Als was soll sich ATschnu verkörpern? —
Die Ant- den Buddha über Gott. In .seinem Vorschreiten vom Thier
wort ist: Als Thier. —
AVir fragen weiter: Als wel- zum ILilbmenschen (Ilalbthier), vom Ilalbmenschen zum
ches Tliier? — Die Antwort ist: Als Fisch und Länd- Menschen, vom Menschen zum Heros, vom Heros zu Gott,
thier. — Fragt man luxn weiter: ,,AVn sollen denn nun bleibt er bei Gott nicht als Finalglied stehen
,
sondern er
die neuen Verkörperungen untergebracht werden?“ so ist schreitet noch ein Glied weiter und korr.nit von Gott zu
in Bezug auf den Fisch der erste Avatar von selbst ge- Buddha. Und auf die AVeise erhalten wir denn als Ver-
geben, denn in dem ist von der Sündfluth die Rede, es körperungs-Substrate in den einzelnen Avataren: 1) Thier,
ist z«r der AA’^asser- Avatar. Nun wenn da der 2) Thier, 3) Thier, 4) Halbmensch (Halbthier), 5) Mensch,
Fisch nicht rangiren soll, wo soll er dann ranglren? 6) Mensch, 7) Mensch, 8) Heros, 9) Gott, 10) Buddha: —
Es ist bei uns populäre Sitte uns' viel eher geneigt
,
und damit wäre denn die Antwort auf die Frage: Als was
finden zu lassen, den Fisch zu generalisiren, als das Land- soll sich Vischnu verkörpern? erschöpfend absolvirt, und
tlüer oder das Säugethier. So war es gerade bei den die Sache wäre erledigt.
ludern. Daher kommt es, dass man, um Fisch oderAA'’'as- Der Autor der .-Vvataren erledigt aber nicht ganz so die
serthier und Landthier den Avatareu einzuverleiben in,
Saclie. Zuerst giebt er die Drei des Tliieres nicht dem
Bezug auf den Fisch nicht weiter sjjecialisirt, in Bezug Menschen, sondern dem Heros. Nun das ist eine un-
auf das Landthier aber wohl weiter specia'i.sirt. Es han- erhehliche A^ariante gegen das Vorige. Er denkt, es ist
delt sich also nicht um die Frage, wenn dem Manu ein prägnanter, wenn der Heros, der immer doch noch ein
Fisch erscheinen soll, was soll das denn für ein Fisch Mensch ist, die Drei bekommt, als der Mensch selbst. Auf
•sein, ein Hecht, ein Karpfen u. s. w. sondern der Fisch
,
die Weise erhielten wir denn als A'erkörperungs- Substrate
bleibt schlechtweg Fisch. Es handelt sich aber wohl um in den einzelnen Avataren: 1) Thier, 2) Thier, 3) Thier,
die Frage: AVenn das Landthier iu die Sache gezogen 4) Halbmenseh (Halbthier) 5) Mensch, 6) Heros, 7) Heros,
werden soll, welches Landthier soll das denn nun sein? 8) Heros, 9) Gott, 10) Buddha.
In Beantwortung dieser Frage wird nun naheliegend der Hierbei bleibt er aber nicht stehen. Er calculirt ff.:
Bück auf den Löwen gerichtet, auf ihn, der der König Die Basis der Avatära ist zwar die Darstellung des Liquor
der Thiere ist, und wie der Liquor hepatis eine gelbe hepatis, es wird aber in prägnanter AVeise auch denjenigen
Farbe hat. Nun aber dürfte es schwer halten, deu Lö- Dingen Rechnung getragen, unter deren Gestalt sieb A'i.schnu
wen in eine nähere Relation zur Darstellung des Liquor verkörpert, es soll ihnen in prägnanter W'eise Rechnung
hepatis zu bringen, iLud das ist der Grund, weshalb man getragen werden. Demgemäss müssen sie sich frei ent-
rieh vom Löwen abw endet und dem Eber zuwendet. wickeln können. Sie würden sich aber nicht frei entwickeln
Dieser ist, wie wir (djen gesehen, in Bezug auf seiuAA^äl- können, namentlieh würde Buddha nicht in seiner vollen
zen im Morast, in Bezug auf seine Hauer, welcae aufrecht Glorie dastehen, wenn die Fessel der Darstellung des Li-
stehen, zur Darstellung des Liquor hepatis in Relation zu quor hepatis ihnen perpetuell anklebte. Das ist der Grund,
bringen, und so tritt er denn au die Stelle des Löwen. weshalb der Autor, vom Heros an, deu Liquor hepatis
In deu 3. Avatar tritt er ein nach dem einfachen Gesetze ausser Augen lässt und ruhig zum Buddha vorschreitet, als
der Reihenfolge. Der erste Avatar ist absolvirt, er hat gäbe es keinen Liquor hepatis in der Welt Wohl bemerkt,
den Fisch erhalten. Der zweite Avatar ist absolvirt, er sprungweise, so auf einen Schlag geschieht dies nicht, denn
hat die Schildkröte erhalten. N uu kommt der dritte Ava- beim Heros haben wir noch prägnant den Kampf, und
tar an die Reihe, und erhält den Eber. dieser ist noch so halbscbiag Darstellung des Liquor hepatis,
Nun sind drei Avataren fertig. Vischnu ist dreimal als weil selbst im 2. Avatar, dem Haiqndarstcllungs -Avatar,
Thier untergebracht, und damit ist denn aber auch die der Kampf herangezogen wird. Aber im Allgemeinen ge-
Thierwelt erschöpft. Soll sich Vischnu weiter verkörpern, schieht es doch, und weil es geschieht, deswegen liegt es
so muss man sich weiter nach Verkörperungs-Substrat Um- nabe, dass wir, wenn wir beim Buddha angekonunen sind,
sehen. Und hier eröffnet sich denn folgende Bahn. Vischnu einen Rückblick machen und fragen: Aber wo ist denn
ist ein Gott, als Gott hat man ihn also eo ipso. Als Thier nun der Liquor hepatis geblieben? Das ist der Grund,
hat man ihn auf Grund der drei ersten Avataren. Und da weshalb der .Autor mit dem Buddha- Avatar nicht abschliesst,
liegt es denn nahe das Mittelglied „Mensch“ zwischen Thier und nach ihm noch den Kalki-Avatar bringt. Dieser Ava-
und Gott zu schieben. So hat man also als neues Ver- tar soll den Liquor hepatis wieder auf’s Tapet bringen.
körperungs-Substrat: Mensch und Gott. AVir haben aber Aber an und für sich ist die Situation misslich. Sobald
nach Absolvirung der drei ersten Avataren noch sieben vor wir beim Buddha angekommen sind, sobald er absolvirt
uns, und Mensch und Gott würden nur Substrat für zwei ist, haben wir in Bezug auf die Avataren ein fait accompli.

Verkörperungen bieten. Hier ist also nachzuhelfen, und Hinlerdiein noch einen Avatar bringen, heisst die Sache
es geschieht dies am besten, w'enn m.an Mittelglieder in die wieder von vorn antangen. Wird ein solches Thun conse-
Sache bringt. Vom Thier zum Menschen ist ein Mittelglied quent durchgelührt, so kommen wir nie zu Ende. Und da
jene Classe von AVesen, welche man Halb-Thiere oder Ilalb- liilft sich denn der Autor derartig, dass er sagt, gut, die

Menstihen nannte, wie Thiere mit Menschenköpl'on, Menschen Sache ist absolvirt, ich darf nicht wieder, von vorn anfangend,
mit Thierköpfen u. s. w. Derartige AA'escn waren ja den den Liquor hepatis bringen, ich darf überhaupt keinen
Alten geläufig. \''om Menschen zum Gott ist ein Mittel- Aiatar bringen. Aber wenn ich den Avatar nicht bringen
glied der Heros. Auf die AA'cise ist uns denn der Stoff darf, so darf ich ihn doch wenigsten.s nicht bringen. Ich
geboten, die Zwei: Mensch, Gott, zur Auer zu dilatiren: bringe ihn aber nicht, denn es handelt sich nur um
Halbmenseh (Ilalbthier), .Mensch, Heros, Gott. Damit sind einen Avatar, welcher gar nicht da ist, welcher in der
wir aber immer noch nicht am Ziele. Denn es handelt Zukunl't liegt. Die vage Zukunft könnt ihr mir aber doch
sich ja um 7 Verkörperungen, und wir erhielten auf die nicht abschneidfn. Und was den Liquor hepatis betrifft,
genannte AA^eise deren erst 4. AVir bleiben also mit dreien SU bringe ich den auch nicht. Ich bringe ihn zwar, aber
noch im Rückstand. Es ist also noch weiter naohzuhelfen. ich bringe ihn nicht als Liquor hepatis, ich bringe ihn
Und hier bietet sich denn folgendes dar. Das Thier ist als Nicht-Liquor-licpafis, ich bringe ihn als den verdor-
dreifach vertreten, dem entsprechend liegt es nahe, auch benen Liquor hepaFs, als den Liquor hepatis, der aufgehört
29
§0

hat, Liquor hepatis zu sein. Denn sobald der Liquor he- Avatar die Doppelauffassung des Liquor hepatis als Ge-
patis weics wird, ist er kein Liquor hepatis mehr, sobald gebenes und vom Standpuncte der Darstellung. Dieser
VLchmi auf seinem weissen Rosse kommt, annullirt er sich Doppelstandpunct ist mit Vorbedacht in denselben hinein-
in sich Trolzdem, dass ich also auf der einen
selbst. gebracht. Auf der einen Seile nämlich will der Autor,
Seite den Liquor liepatis bringe, bringe ich ihn auf der wie im 2., 3. u, s. w. Avatar, der Darstellung des Liquor
anderen Seite doch nicht, und ich habe sowohl beim Bringen hepatis Rechnung tragen, auf der anderen Seite will er
des Avatars als solchen, als beim Bringen dessen, um was aber auch den Gegensatz zum 10. Avatar haben, damit
es sich bei iiim handelt, den N c h t-Standpunct, und einen
i der Anfang der Avataren ein Gegenstück zu ihrem Ende
solchen einzunehmen, kann nicht unlogisch sein. uarbietet. Will er aber einen solchen Gegensatz haben,
Auf die Weise würden wir denn, entgegen der -voran- so muss der Liquor Isepatis im 1. Avatar a u f treten, wie er im
gehenden .Aufstellung erhalten: I) Thier, 2)_ Thier, 3) 10. Avatar a b tritt. Das thut er nun aber eben, wenn
Thier, 4) Halbraensch (Halbthier), 5) Mensch, 6) Heros, der 1. Avatar uns den Liquor hepatis einfach bringt.
7) Heros, 8) Heros, 9) Gott, 10) Buddha, II) Kalki. Da- Der zweite Avatar ist der haupLächlichste Darstellungs-
mit haben wir nun aber eine Verkörperung zu viel, und Avatar.
das ist der Grund, weshalb im 6. Avatar zwei Heroen zu- Der dritte Avatar ist abermals ein Darstell ungs-Avatar.
sammengedrängt werden, so dass wir die Aufstellung er- Der vierte Avatar ist dagegen kein Darstellungs-Avatar.
halten : 1) Thier, 2) Thier, 3) Thier, 4) Halbmensch Anlehnend an den Löwen haben wir wohl die gelbe
(Halbthier) 5) Mensch, 6) Doppelheros, 7) Heros, 8) Gott, Farbe des Liquor hepatis, weiter aber auch nichts. Der
9) Buddha, 16) Kalki, —
und dieser Aufstellung folgt denn Löve bietet eben keinen Anhaltspunct für die Darstellung
der Autor bei den Verkörperungen. Dieselbe vor Augen des Liquor hepatis. We.shalb er trotzdem herangezogen
habend, brauchen wir in Bezug auf die V er k ö r ji e r u n g cri wird, wissen wir aus dem Vorigen. Die Darstellung des
Vischnus nur weniges specialisirend nachzutragen. Liquor weichr der Verkörperung Vischnus als
hepatis
Fisch, Schildkröte, Eber haben wir in den 3 ersten Halbmensch oder Flalbthier. Wir haben im Vorigen da-
Avataren. Es kommt also der 4. Avatar an die Reihe. rauf hingewiesen dass die ausnehmende Qualitication,
,

Auf diesen muss der vorigen Aufstellung gemäss der Halb- welche der Löwe dazu hat den Vischnu als Halb-
,

mensch oder das Halbthier kommen, ln dem 3. Avatar menschen oder Halbthier zu repräsentiren, den Scrupel
lag, -w'ie wir gesehen, der Löwe nahe, er war aber nicht schon paralysiren mag, dass die Darstellung des Liquor
gut zu employiren, und wurde daher zuriiekgedrängt. Der hepatis in den Hintergrund tritt. Wenn nun aber auch
zurückgedrängte wird jetzt wieder hervorgehobeu. Hier der Scruprel paralysirt werden mag, hält man sich strict
im 4. Avatar knüpfen sich nicht mehr die Scrupel an ihn, an den Liquor hepatis, so bleibt cs immer, an und für
wie in dem 3. Avatar. Im 3. Avatar konnte man fragen, sich betrachtet, eine Lücke, dass wir denselben vom Stand-
aber was soll uns denn der Löwe, an den sich doch gar puncte seiner Farbe, das ist generell genommen, vom
keine Relation zur Darstellung des Liquor hepat. knüpfen lässt? Standpunct des Seins erhalten, und nicht vom Standpunct
Dasselbe lässt sich nun zwar auch im 4. Avatar tragen, I
der Darstellung. Hier deckt sxh nun aber der Autor der-
aber hier kann man abbiegend antworten, freilich in Be- artig, dass er sagt, es ist absolut nöthig, dass wir den
zug auf die Darstellung des Liquor hepatis liegt der Löwe Liquor hepatis neben dem Standpunct der Darstellungs-
lern, aber das verschlägt hier nicht. Wir haben ein zwie- weise, auch vom Standpuncte des Gegebenseins haben.
faches in's Auge zu fassen die Darstellung des Liquor
,
Diese Doppelauffassung mus.= da sein, dem eisten Avatar
hepatis und das Substrat der Verkörperung Vischnus. Als zu Liebe, seiner Situation dem 10. Avatar gegenüber zu
letzteres aber passt der Löwe ganz vorzüglich, weil es Liebe. Weil wir nun aber beim zweiten, beim dritten
sich im 4. Avatar um den Halbmenschen oder das Halb- Avatar den Standpunct der Darstellung haben, so könnte
thiee handelt —
den Indern war nämlich ein Mensch mit sich leicht Jemand durch die Analogie fortreissen lassen,
einem Löwenhaupte oder ein Löwe mit einem Menschen- und beim 1. Avatar sich versucht fühlen, blos den Stand-
haupte eine geläufige Figur. Weil es sich also um den Halb- punct der Darstellung des Liquor hepatis zu constatiren.
menschen oder das Halbthier handelt und weil zu diesem Zweck Dem wird entgegen gearbeitet, wenn ein Avatar den
der Löwe so gut auszubeuten ist, deswegen, sagt der Autor, Liquor hepatis blos vom Siandpunct des Gegebenseins
kann man dem Löwen schon nachsehen, dass erden Standpunct bringt. Dann rückt ein solcher Avatar uns handgreiflich
der Darstellung des Liquor hepatis nicht vertritt. Was ihm vor Augen, dass wir neben der Darstellung auch das Ge-
aber hieran abgeht, das ersetzt er als Repräsentant des Halb- gebensein berücksichtigen sollen, und damit ist denn da-
menschen oder des Halbthieres auf der anderen Seite, und rauf hingewiesen, dass der erste Avatar in Bezug auf den
darum mag er, ohne Scrupel zu errogen, eintreten. Ne- Liquor hepatis einen Doppelstandpunct einnimmt. Der
benbei wollen wir noch erwähnen, dass, abgesehen von Avatar nun, der eine solche Mission übernimmt, ist eben
der, den Indern geläufigen Figur des Haib-Löwen-Menscheu der vorliegende.
oder Halb-Menschen-Löwen, der Löwe sich auch deshalb Der fünfte Avatar ist nun in weiterer Folge wieder ein
für die Verkörperung als Halbmensch oder Halbthier na- Darstellungs-Avatar.
heliegend ausbeuten lässt, weil er zwar Thier, als solches Dann aber tritt im sechsten, siebenten, achten und neun-
aber der König der (Land) Thiere ist. Der König der ten Avatar der Liquor hepatis in den Hintergrund, und
Thiere steht aber bereits mit einem Fusse in der Ciasse endlich tritt er
Mensch. im zehnten Avatar wieder in den Vordergrund, um —
Nun käme der 5. Avatar an die Reihe, der also der abzutreten. Das weisse Ross im zehnten Avatar ist übri-
obigen Aufstellung gemäss den Menschen zu bringen hat. gens bereits im zweiten Avatar vorbereitet, denn bereits
Wie hierbei der Neiisch zum Zwerg
wird, haben wir dort taucht aus dem Amrita ein weisses Ross hervor. An
oben in dem 5. Avatar kennen lernen. diese« zehnten Avatar knüpfen wir noch, die Notiz, dass
Es folgen der C. und 7. Avatar, welche uns den Heros wir später bei Plato kennen lernen werden, wie dieser
in der Drei-Zahl zu bringen haben. Als solch dreifacher uns sein Weltenthier bringt, es ausbeutet, und nachdem
Heros figurirt denn der Drei-Rama. er es ausgebeutet hat wieder reconstruirt
,
rückgängig ,

Es folgt der 8. Avatar, welcher uns der vorigen Auf- macht. Das ist eine ganz ähnliche Situation, wie hier bei
stellung gemäss den Gott zu bringen hat. Als solcher den Avataren, wo der Liquor hepatis erst gebracht, dann
figurirt Krischnh der einerseits an den
,
Grii chiseben ausgebeutet wird, und nachdem er ausgebeutet worden,
Apoll erinnert, welcher dem Admetus die Heerden hütet, wieder rückgängig gemacht wird.
und in dieser Beziehung etwas harmlos dasteht, der aber Und nachdem wir nun die Verkörperungen A ischnus
andererseits, nach der Schilderung die wir oben mitgetheilt, und des Liquor hcp.atis speciell in’s Auge gefasst, wollen
als mächtiger Gott figurirt.
ein ausserordentlich wir auch speciell die, sich an den Liquor hepatis knüpfen-
Dann kommt der Avatar,
9. welcher uns Buddha den Kämpfe in's Auge fassen. Die Riesen, Dämonen u.
bringt, der also über Krischna steht. s. w. sind nichts anderes als die Schulärzte, mit denen
Im 10. Avatar macht denn endlich die Verkörperung die alchemistischen Aerzte Kämpfe zu bestehen haben.
Vischnus als Kalki den Schluss. Diesen Kämpfen werden wir namentlich bei den Abend-
Fassen wir nun den Verkörperungen Vischnus in
,
ländern Gelegenheit haben, in’s Gesicht zu schauen. Wie
den einzelnen Avataren gegenüber, den Liquor hepatis uns aber die Avataren zeigen, sind sie bereits sehr alt.
speciell in’s Auge, so haben wir, wie wir wissen, im ersten Kaum erscheint der Götterarzt mit dem Amrita, so entsteht
-
31 88

auch schon Hader und Zwietracht: — charakteristischer Lassen springt mit einer viel zu grossen Nonchalanoo
kann die Situation von vorn herein nicht gezeichnet wer- von der Gans auf den Schwan, ein Thun, welches darin
den. Der Autor der Avataren besiegt übrigens seine Rie- begründet ist, dass er, trotz seines richtigen Slandpunctes
sen. Das ist ein ganz entgege gesetzter Standpunct, als mit der Gans, dem Schwan Anderer nicht mit vollem Be-
der, den der Abendländer Basilius Valentinus (s. diesen) wusstsein seines richtigen Slandpunctes den Rücken kehrt.
einnimmt. Basilius rufi in seinem Triumphwagen aus: Aen- Viel näher- hätte es gelegen, wenn Lassen uns die Gänse
dere, o Gott, diese Zeiten, mach’ ein Ende mit diesem des Capitols statt des Schwanes der Griechen und alten
arroganten IJebermuthe. Reisse jene Bäume aus, dass sie Deutschen präsentirt hätte. Diese Capitolinischen Gänse
nicht bis in den Himmel wachsen. Stürze jene Giganten, zeigen uns, dass eine mythologische Gans eben recht gut
damit sie nicht alle Berge über einander thürmen, und eine Gans verbleiben kann, ohne sich zum Schwane auf-
vertheidige die, welche treu und redlich handelnd, dir zuschwingen.
dienen, damit sie vor diesen ihren Verfolgern bestehen Die Gans des Brahma muss eine ächte, veritable Gans
können 1 —
Nun, die antipodarischen Standpuncte liegen verbleiben, und hat mit dem Schwane nichts zu schaffen.
in den verschiedenen Gesichtspuncten. Der Indische Autor Bei der Darstellung des Sulphur aurat. sowohl als des
der Avataren denkt, wenn ich das beste Part am Kranken- Hydrarg. oxyd. rubr. entwickelt sich oben Dampf und
bette gewählt habe, so wohnt in mir ein innerer Richter, der unten ein Präcipitat (man vergl. den Abschnitt Darstel-;

mir die Palme des Triumphes reicht, und dieser innere lung.vweise der Arcana). Fassen wir nun das Sulphur
Richter setzt mich über den Geifer des Neides hinweg. aurat. in’s Auge. Wir haben die Lösung des Schlippeschen
Der Abendländische Autor des Triumphwagens aber denkt, Salzes. Nun giessen wir Schwefelsäure hinzu. Es ent-
wir Menschen sind Menschen und keine Engel. Wir ^ steht ein intensiver Dampf (Hydrothiongas). Die Dampf-
müssten aber Engel sein und keine Menschen, wenn wir I Entwickelung setzt sich mit grossem Eclat in Scene, man
dem kalt zuschauen könnten, wie unser edles Thun, vom sollte meinen, das Ganze ginge in die Luft. Aber nein,
Neid herabgesetzt, in den Koth getreten wird. Nun, uns trotz der Eclat-Scene hat es mit dem Dampfe nicht viel
dünkt, der Inder hat das beste Theil erwählt. Leicht ist auf sich. Unten bildet sich das Sulphur. aurat. als Prä-
es ihm nicht geworden, dem wackern Kämpen, sonst würde cipität, und das ist es, was uns zum intendirten Präparate
er uns die Kämpfe mit den Riesen und ihren Verwandten führt. Der Gesammteindruck, den die Sache macht, ist i

nicht so complicirt schildern. Aber trotzdem ist er Sieger daher der: das Fluidum macht zwar einen grossen Anlauf (

geblieben : —
doppelter Sieger ! dazu, in die Luft zu gehen, aber es hat damit nicht viel i

Und nun genug hiervon! Wir haben zu Eingang der auf sich, es muss zur Erde. Die analoge Sachlage kann )

Avataren den Leser gebeten, v. Bohlen zu vergleichen. man nun auch in Bezug auf das Hydrarg. oxyd. rubr. !

Was dieser Gelehrte und seine Gewährsmänner sich in der constatiren, weil wir bei seiner Darstellung ebensowohl, !

Deutung der Avataren Zusammenarbeiten, bitten wir den als bei der Darstellung des Sulphur aurat. oben Dampf
j

Leser selbst riachzusehen , er erhält dann durch Selbstan- und unten Pricipiiät haben. Und damit haben wir ;

schauung ein Bild davon, wie die Indologen sich drehen denn in Bezug auf den P. solaris überhaupt die al- ;

und wenden um das zu deuten was ohne den Schlü.-sel


, ,
chemistische Speculation :Bei der Darstellung desselben i

der Alchemie platterdings nicht gedeutet werden kann, ohne macht das Präparat zwar einen grossen Anlauf dazu, in j

von einer Abenteuerlichkeit in die andere zu stürzen. die Luft zu gehen, es bleibt aber bei dem Anlaufe, es j

Vischnu’s Frau ist Sri. Sie bedeutet den Schwefel, muss hinunter, zur Erde hinab, erst so erhalten wir das, :

entgegen dem Ammoniakwasser, welches dann auf den worauf es uns arcanologisch abgesehen ist. Diese alehe- i

Gemahl geschoben wird. mistische Speculation ist nun in der Gans des Brahma ;

3) Brahma, der Repräsentant des P. solaris. Wir repräsentirt. Die Gans macht zwar einen grossen Anlauf
wissen, dass und wie Brahma der ideelle Gott ist, dass er dazu, in die Luft zu gehen, zu fliegen, aber es ist eitel
der Priestergott ist. Als solcher ist er nun eo ipso der Demonstration. Hinab muss sie, zur Erde hinab, dort er-
höchste Gott, denn dem Priester geliört in dieser Bezie- füllt sie ihre Mission, nicht aber im Reiche der Lüfte.
hung das Erste, das ist selbstredend. Indessen auch auf Nicht nur also, dass die Gans des Brahma eine
andere Weise kommt heraus, dass Brahma von den drei Gans ist, und kein Schwan, nicht nur das. sondern man
Gottheiten, mit denen wir es hier zu thun haben, die erste, kann dieser Gans auch keine grössere Entstellung geben,
und dem Siva und Vischnu überlegen ist. Denn so wie als wenn man sie zum Schwane transformirt. Als Schwan ]

man sagen kann, wenn wir Acid. sulphur -Natron und Li- würde ja diese Gans sich in die Lüfte schwingen, und '

quor hepatis haben, dann haben wir den P. solaris eo ipso, damit P. solaris zu einem luftförmigen Präparate werden.
so kann man auch umgekehrt sagen, wenn wir den P. Gerade darauf soll ja aber das Bild zielen, dass P. solaris i

solaris haben, so haben wir das Acid suIphur.-Natron und ein Erdpräparat, ein festes Präparat ist, trotzdem, dass es
den Liquor hepatis eo ipso. Auf die Weise kommt denn hei seiner Darstellung den Anlauf dazu nimmt, zum Luft- i

aber heraus, dass man im Brahma bereits den Siva und prä[iarate zu werden. — v. Bohlen lässt Hansa einen i

den Vischnu hat, und das ist ein Anhaltspunct dafür, Kranich oder Flamingo sein.
dass Brahma beiden überlegen ist Schlechtweg arcariolo- Der Frau des Brahma (Sarasvati, Vak) kommt die Gans I

gisch hat man in dem Verhältniss, dass man da, wo man eben sowohl zu, als ihm selbst. Dabei wird denn Sulphur |

den P. solaris hat, dass man da das Acid. sulphur.-Natron aurat. und Hydrargyr. oxyd. rubr. unter Mann und Frau
| ^

und den Liquor hepatis implicite hat, hat man, sagen wir, getheilt,und darauf hingewiesen, dass der Anlauf, ein Luft- ,

in diesem Verhältnisse den P. solaris als Einarcanum, präparat zu werden, ein Erd - Präparat aber zu sein, auf i

neben
^

Wohingegen man da, wo man den P. solaris Acid. das Sulphur aurat. wie auf das Hydrargyr. oxyd. rubr. auf j ^

sulphur.-Natron und Liquor hepatis gehen lässt, das Drei- das Hydrargyr. oxy l. rubr. ,
wie auf das Sulphur aurat. j
^

arcanum hat. kommt. Dass Väk die Göttin der Rede ist, verdankt sie! ^

Der, dem Brahma geheiligte Vogel, sein Fuhrwerk, wie selbstredend der ihr zukommenden Gans als Schnatterthier,
j j

sich Lassen ausdiückt, ist die Gans, hansa. Lassen lässt Die, der vorliegenden Phase zukommenden philosophischen
diesen Vogel richtig eiten die Gans sein, und nicht den Zahlen sind die Zahlen; 1,2, 3, 4. Die Drei haben ^

Schwan^ wie das bei Anderen unrichtiger Weise statt wir eo ipso in den 3 Arcanis: Acid. sulphur-Natron, Liquor ^

hat. Trotz seines richtigen Slandpunctes mit dei Ga^s, hepatis, P.-solaris, resp. den 3 Göttern; Siva, Vischnu, Brahma. ^

kann sich indessen Lassen nicht ganz von dem Schwane Die Zwei haben wir darin, dass der P. solaris ideell das j

emancipiren. Er setzt die Gans des Bra^ ma dem Schwan ist, was Acid. sulphur-Natron und Liquor hepatis sind. Haben
j
der Griechen und der alten Deutschen zur Seite, ein wir also die Zwei: Acid. sulphur-Natron und Liquor hepatis j

Thun, welches zwar berechtigt sein kann, aber nicht zu so können wir eigentlich schon mit ihnen abschliessen, denn j
sein braucht. Es ist allerdings möglich, dass die Griechen der P. sol. kommt von selbst heraus. Ganz gleichliegend jj

die Gans den Indern entnahmen, dabei nun dachten, der haben wir denn in Bezug auf die Götter die Sachlage, dass jj

gracile Schwan i t sublimer, als die plumpe Gans, und wir mit Siva und Vischnu bereits abschliessen können, ln
in Folge dessen in ihrem ästhetischen Sinn den Schwan der, zu Eingang dieses, Abschnittes citirten Stelle von Lassen
an die Stelle der Gans setzten. Von den Griechen kön- heisst es: „das Mabäbhärata beweist sogar, dass versucht
nen alsdann die alten Deutschen ferner den Schwan er- worden ist, die zwei Volksgötter zu einem einzigen zu i;

halten haben. Das ist allerdings möglich, ob aber die machen“. Hierbei führt Lassen in einer Anmerkung die
Sache in der That so liegt, ist und bleibt dahingestellt. Stelle auf, wo es hei.sst; „Heil dem Vischnu- gestalteten
^3
34
Siva, dem Si^ea-gestalteten Vischmi“. Das liegt nun ganz ist 1.) Hydr. oxyd. rubr. 2) Sulphur aurat. Ilydrarg.
3)
anders als LaSsen meint. Es handelt sich nicht um die Oxyd. rubr. 4j Stibiuna .sulphur. uigr.
Ein-Yerschmelzung von Siva und Yischnu, sondern es han- Scliliesslicli wollen wir nun noch in Betreff' Brahmas,
delt sich darum Siva und Yischnu als die Repräsentation
, Vischnus und Sivas einige Notizen anfügen, und d.abei
der Zwei in den Yordergrund zu drängen, Rrahma dagegen an die Schilderung v. Bo bleu ’s aiilehnen.
in den Hintergrund zu drängen, den man, wenn man sich Brahma. Seine Farbe ist rotli. (Hier haben wir die
auf den Staridpunct der philosophischen Zwei stellt, bei Farbe des P. solaris ruber.)
Seite schiebt. Yischnu ist wie Siva und Siva wie Yischnu Vi.scllnu. V. Bohlen sagt: Er wird als Luft oder
gestaltet, weil Liquor hepatis dem Acid. sulph.-Natron, und Wasser gedacht. (Nun ja, Liquor hepatis ist Wasser,
Acid. sulph-Natron dem Liquor hepatis zur Seite steht, um und dass auch nach der Auffassung der Inder die Luft
vom Standpunct des Zweiaroanum dem P. solaiis Schach in ihm vertreten ist, haben wir zu Anfänge dieses
Ab-
zu bieten. —
Wie man nun aber, indem man Acid. sulphur- schnittes kennen lernen). Dann s.agt er: Zu Anfano-e
Natron und Liquor hepatis hat, den Pulv. solaris eo ipso der Regenzeit beginnt der Schlaf Vischnu.s, welclier 4
hat, so hat' man auch umgekehrt da, wo man den P. solaris Monate lang dauert. In diesem Zustande wird er vorge-
bat, das Acid. sulphur -Natron und
den Liquor hepatis. stellt auf einem Blatte des Indischen Feigenbaumes
auf
Dehn wie man sich Acid. sulphur. -Natron und Liquor he- dem Wa.sscr fluthend, den Fuss im Munde lialtend. Im
patis in P. solaris concentriren kann, so kann man sich dritten Monate wendet sich Visedmu um und der Inder
,

auch, vom Pulv. solaris ausgehend, diesen zu Acid. sul- feiert ein Fest, be.sonders mit Wassersehopfen in heiligen
phur.-Natron und l.iquor hepatis distrahiren, dann hat Gefässen, welche mit den mystischen Zeichen des Visclinu
man im Pulv. solaris bereits sulphur.-Natron und
Acid. versehen sii.,1. Am
Ende des vierten Monates, wenn die
Liquor hepatis, das ist mit anderen Worten, man hat ein Ueberschwemmung des Ganges ihr Ende erreiclit, erwacht
Arcanum, statt dreier, und damit ist denn das Din- Yischnu völlig, und seine Gattin, Sri oder Lakschmi, wird
ar c a n u m , die Eins gegeben. Yom Standpunct der thätig, ihre Gaben zu verbreiten. (Hier haben wir Visch-
philosophischen Eins treten also die beiden Arcanen Acid. nu-Liquor hepatis als Wasser), v. Bohlen fährt fort: Eine
sulphur -Natron und Liquor hepatis gegen den P. solaris andere Darstellung, welche die Allegorie noch mehr ver-
zurück, wie bei analogem Götter- Verhältniss Siva und sinnlichen will, ist ebeufttlls sehr häufig. Yischnu ruht auf
Yischnu gegen Brahma zurücktreten. —
Das Elnverhält- der Schlange Sescha, Unterscheidung (?) die auch den
,

niss mit Brahma kann man nun aber auch anders auffassen. Namen Uneiullichkeitsschlaiige, Anantanäga, führt, und die
Man kann sagen, Brahma ist eine Idealität, und als .
— Güttin des Segens streichelt gelinde seine Füsse, um die
solche der Priestergott. Da er nun aber der Priestergott wirkende Kraft des Gottes in’s Lehen zu rufen; aus dem
ist, so haben wir das Recht, diese Idealität ganz beson- Nabel Visolmus entspriesst dann erst die Lotusblume,
ders auszubcuton. Wenn wir nun aber sagen, wo wir welche, .sich öffnend, den schaffenden Welt.geist Brahma
Acid. sulphur.-Natron und Liquor hepatis haben, da haben an’s Inclit fiirdert; die Schlange selbst deutet auf den
wir den P. solar, ideell, so ist das eine beschränkte G.ingeB und hat sieben Häupter, weil der Fluss mit sie-
Idealität, eine Idealität, welche der Pulv. solaris mit dem ben Mündungen gedacht wird. (Die Schlange ist die des
Acid. sulphur.-Natron und Liquor hepatis theilt, weil man zweiten Avatars und nicht der Ganges. Ihre sieben
ja auch diese ideell hat, wenn man vom P. solaris aus- Häupter deuten auf die 7 Arcana. Wo sollen denn die
geht, und sagt, wo man den P. solar, hat. da hat man 7 Mündungen des Ganges herkommon? Vom Lotus so-
ideell auch das Acid. sulphur.-Natron und den Liquor he- gleich.) Trotz der mannigfachen Darstellungen Vischnus,
patis. Dem Brahma kommt aber keine beschränkte, son- fährt v. B. fort, womit ihn seine Secte verhendicht, bleibt
dern eine absolute Idealität zu, und diese hat man, er doch immer kenntlich, sei es an dem Lotus, der ihm
wenn man sagt, der Ein-Brahma ist nicht ein Theil der '
und seinen Verkörperungen recht eigen, oder au der dun-
übrigen Götter, sondern zuerst hat man diese, und dann kelblauen und grünen Farbe obgleich diese nicht immer
,

kommt Brahma hinzu, und steht über ihnen allen zumal. 1 bei ihm angetroffen wird. (Die Lotusblume, wohl Nelum-
Damit kommen aber 4 Götter heraus, und hierin hat bimn speeiosum wächst im heiligen Ganges es ist wohl
, ;

man denn die philosophische Zahl Y i e r. So ganz nackt die gelbe Varietät in’s Auge gefa-sst, auf Grund der gelben
für sich betrachtet, scheint eine solche Speculation sehr Farbe des Liquor liepatis. Die grüne Farbe Vischnus
gezwungen zu liegen, denn wenn man Siva, Yischnu und rührt daher dass
, wie wir bei den Farben der Arcana
,

Brahma hat, so hat man eben den Brahma, wie kann er gesehen, Liquor hepatis auch als gi^in genommen wird.
also noch als ein Yiertes hinzukoramen ? Und arcanologisch : Wollen wir blau als blau gelten lassen so ist das ein,

Wenn man Acid. sulphur -Natron, Liquor hepatis und P. Anhalt an den blauen Aether, die Luft, die Luft aber
solaris hat, so hat man eben den P. solaris, wie kann er führt auf den als Luft aufgefassten Inquor hepatis. Man
also noch als ein Yiertes hirizukornrnen Indessen die Sache
'? kann die Sache abfer auch anders fassen. Wenn Yischnu,
wird klar, wenn man auf das kosmologische Yerhällniss der Liquor liepatisj auf der einen Seite als gelb, auf der
des vorigen Abschnittes zurüokgeht, und sieh die Berech- anderen aber als grün gefasst wird so k.ann man an
,

tigung nimmt, an dieses anzulehnen. Dort haben wir das die Stelle des Grünen auch das Blaue schieben. Denn
Firmament, die Hiinmelslichter, die Wolken als 3, und da- Grün entsteht aus der Mischung des Gelben mit dem
neben haben wir obendrein den Himmel als Eins, collectiv Blauen. IMan sagt alsdann, um auf da.sBlau zu kommen,
als Eins, ohne im Einzelnen zu sagen, dieser Himmel wir haben da.s Gelb auf der einen Seite, das Grün auf
muss, wenn er Eins sein soll, doch nun entweder Firma- der anderen Seite, das ist, wir kommen vom Gelb auf
ment, oder Wolken, oder Himmelslichter sein. An eine das Grün. Um aber vom Gelben auf das Grüne zu kom-
solche Auffassung wird dort Keiner Anstoss nehmen, und men, fügen wir dem Gelben das Blaue hinzu, dann haben
ebensowenig nimmt man denn auch hier Anstoss, den ei- wir eben das Grüne. Auf die Weise wären denn in In-
nen Brahma ausserhalb der übrigen Götter zu setzen, trotz- di.seher Fassung Blau im Grunde nichts anderes, als Grün,
dem, dass er eigentlich als Ein-Gott doch nun entweder und der blaue Visclmu wäre identisch mit dem grünen
der erste, oder der zweite, oder der dritte dieser Götter Visclinu. Wir brauchten also in Bezug auf den blauen
sein müsste. Noch viel einfacher macht sich aber der Visclinu gar nicht au die Luft, den Aether, zu recurrireii.
Yierstandpunct, wenn man die Sache reinweg arcanologisch Liegt die Sache so, so kann auch im 2. Avatr.r der laue ’c

auffasst, und den P. solaris in den P. solaris ruber und Hals des Siva als grüner Hals anfgefasst werden, das sich
P. solaris niger spaltet. Dann sagt man, Brahma, als der, entwickelnde Gas wird alsdann dem grünen Liquor liep.a-
der das 3. Arcanum repräscnlirt, und Brahma, als der, der tis zu Liebe als Grün gefasst. Audi Krischna iin 8. Ava-
das Einarcanum repräsentirt, ist der P. solaris ruber. tar, der Blaue, wäre dann der grüne Liquor hepatis. J
Brahmra aber als Idealität par excellence ist der P. solaris Einer der gewohnlicLsteu Namen dos Visch lu in .alten
niger, denn dieser ist vom Indischen Standpuncte rein weg Sciiriften ist Haris, gleielibedeiiteiid mit liarit, grün. (Nun
ideell, weil sich an ihn keine der alcliemistischen Specu- das ist specicll der grüne Liipinr liep.atis). Sein Symbol
lationen knüpft, die wir oben haben kennen lernen, und ist ein Dreieck mit der 'Spitze nadi unten: V- (v. Bohlen

welche die Basis der Indischen arcanologischen Alchemie nimmt dies Zeichen als Syii.bol des, als Wa.sser gedachten
.bilden. Der philosophischen 4 zu Liebe wird iirabma Yischnu, und lehnt dabei an das dicmischc Zeichen V,
dargestellt mit 4 Köpfen und 4 Armen. Yielleicht ist welches Wasser bedeutet).
auch dabei in’s Auge gefasst, dass Brahma ^ Pulv, solaris Siva. Seine Farbe auf Bildwerken ist sclmecwveiss.
3
35 36

f„Weiss“ Farbe des Natron nitriciim, Natron carboiiicuin, Indische Zahlenphilosophie.


Acid. sulpliur. deimratum). Er hat 3 Augen (j)liil. Zahl Bereits die erste Phase der Indischen Alchemie huldigt
3). Er hat zuweilen 4 Arme wie Brahma und Vischnu einer Zahlenphilosophie. Wir haben gesehen, dass sich an
(phil. Zahl 4.). v. Bohlen sagt ferner, Siva bezeichne
die Kosmologie die philosophischen Zahlen 1 und 3 knüpfen.
im allgemeinsten Sinne das Feuer. (Das hat nun nicht Die philoso]>hischen Zahlen der ersten Phase werden in
statt, indessen in Bezug auf die kaustischen Eigenschaften
der zweiten Phase erweitert. An die arcanologische Auf-
des Acid. sulphur. liegt ihm das Feuer doch nicht absolut
fassung der Alchemie reihen sich die philosophischen Zahlen
fern.) Als Symbol hat er ein Dreieck mit der Sjntze nach
1, 3, 4.
2, Diese Zahlen 1 3, resp. J, 2, 3, 4 sind nun
(v. B. sagt, dies Zeichen bezeichne die Flamme.
,
oben, die Indischen philosophischen Zahlen im engeren Sinn,
Hiermit lehnt er nun wieder an das heutige chemische die Indischen philosophischen Zahlen im weiteren Sinne
Zeichen A- welches Feuer bedeutet.) Und dann sagt er:
sind: 1, 2, 3, 4, 6, 12. Das ist also, bei den Indischen
die Anhänger des Siva pflegen den heiligen Stieren einen
Zahlen im weiteren Sinne tritt zu den philosophischen
Phallus auf die Hüfte einzubrennen oder selbst einen
,
Zahlen der arcanologischen Phase noch die ß und die 12
solchen auf der Brust zu tragen, und zwar, welches sehr
hinzu. Mit ihnen liegt es ff :

merkwürdig ist, in der Gestalt eines Henkelkreuzes, mit Das Indische Sonnenjahr hat 365 Tage, 6 Stunden, 12
dem vfir noch gegenwärtig den Planeten Venus, die Er- Minuten, 30 Secunden. Nimmt man sich nun das Recht,
zeugerin, bezeichnen § (Dies Planetenzeichen § als

: ,
die 365 Tage in 360 Tage zu verwandeln, so erhält man
Phallus, ist die Ursache da.=s v. B. sieh unter dem che-
,
im Anlehnen an die Zahl der Tage, Stünden, Minuten,
mischen Zeichen umsieht, und so herausbekonnnt, dass
Secunden des Jahres die Zahlen:
V auf den Wassergott Vischnu, und auf den Feuer-
Es ist aber bei dem hier auf-
A 360, 6, 12, 30,
gott Siva zu beziehen ist.
oder bei Streichung der Nullen, von denen angenommen
geführten Zeichen V
8‘‘'^ nicht an Wasser zu denken, es
wird, sie charakterisirten die Zahl nicht, sondern cumul-
handelt sich um eine Dreifigur des Vischnu, der philoso-
lirten sie blos :

phischen Zahl 3 zu Liebe. Und ganz so ist bei dem


36, 6, 12, 3.
Zeichen A nicht an Feuer zu denken. Es handelt
Diese letzteren Zahlen kommen nun heraus, wenn man
sich wieder um eine Dreifigur, die dem Siva zukommt,
die Zahlen 1,2,3, 4 divisionsweis resp. multiplications-
wie ihm auch der Dreizack zukommt. Dass in einem
weis mit der Zahl 12 in Verbindung bringt, nämlich:
Falle die Spitze des Dreiecks nach unten steht, nnd
im anderen nach oben, Ai flas hat, ohne weiteren Ne- = 12
benzweck, das im Auge, das Zeichen des Vischnu nicht, = 6
wie das des Siva, und das Zeichen des Siva nicht, wie das 12 3 =
. 36
des Vischnu zu bringen. Beim Henkelkreuz Q soll der ”/4 = 3
Penis in vulva bezeichnet werden, O vulva, -p =
pe- = Also, wenn man sich die philosophischen
Zahlen der arcano-
nis. Es handelt sich also nicht allein um den Phallus logischen Phase nimmt und sie divisions- resp. multipli-
(Penis, Linga), sondern auch um die Vulva (Yoni). Dass cationsweis mit der Zahl 12 in Verbindung bringt, so er-
das Zeichen des Phallus (Linga, Yoni) mit dem Planeten- hält man bei Anhängung der cumulirendenNull an betreffender
zeichen Q übereinkoinmt hängt nicht damit zusammen,
, Stelle die Tage, Stunden, Minuten, Secunden des Indischen
dass beide eine ursprüngliche Relation zu einander haben, Sonnenjahres, vorbehaltlich dessen, dass man an die Stelle
sondern damit dass die schönen Geister sich in allen
, der 365 Tage 360 Tage Weil nun die Zwölf
treten lässt.
Zonen begegnen. Die Araber, von denen, wie wir später es ist, die diese Sachlage vermittelt, dass das Jahr heraus
sehen werden, das Planetenzeichen Q. berstammt, emblema- kommt an der Hand der philosophischen Zahlen der arca-
tisirten Venus unter der Gestalt einer Vulva, O und in- , nologischen Phase, deswegen säsirt man die Zwölf, und
dem sie nun nach einem Zeichen für die Venus suchten, sagt wir haben die Zahlen 1, 2, 3, 4 und mit ihnen das
,

verfielen sie eben airf das Zeichen Q. Auch die chemi- Recht, sie mit der Zahl 12 in Verbindung zu bringen.
schen Zeichen V A
sind ganz unabhängig von den Indem man nun ferner die obige Aufstellung in’s Auge fasst
Vischnu- und Siva-Zeichen. Zu der Zeit, wo die Zeichen = 12
für die 4 Elemente V> Wasser, Ai Feuer, Luft, ’’/2 = 6
Erde, aufkamen, (siehe die Alchemie bei den Abendländern), 12 . 3 = 36
zu der Zeit dachte man nicht an Indische Mythologie. ‘*/4 = 3 ,

Die ganze Indologie, an die sich die Neuzeit so eifrig ge- sagt man, diese Aufstellung giebt uns die Zahlen 12 und
macht hat sclüuinmerte damals.
. Wo
soll man damals 6. Denn ist eben 12, und ‘“/j ist 6, und damit haben
zu Zeichen kommen, die Vischnu und Siva eigenthömlich wir auch die philosophischen Zahlen 6 und 12.
sind? Und dann hat man ja gar nicht ä la v. Bohlen Wobleibt denn nun aber die 36 ? Sie wird uns ja auch
und seinen Gewährsleuten den Sachverhalt, dass das durch diese Aufstellung geboten und ist keine Indische
Symbol des Vischnu als Wasser ‘les Siva als V i philosophische Zahl. Die Antwort ist die, dass auf die 36
Feuer A ist. Nein, man hat nichts anderes, wenn nicht weiter reflectirt zu werden braucht, weil sie auf dop-
man an diese Zeichen anlehnt, als; ein Symbol des pelte Weise nicht Sache kommt, zuerst des-
direct in die
Vischnu ist ein Symbol des Siva ist A- Daran an- halb, weil herauskommt, entgegen
sie multiplicationsweis
lehnend könnte man denn ferner sagen \7 = Vischnu den anderen Verhältnissen, bei denen dividirt wird, (wir
und A = Siva. Und man
daran anlehnend könnte haben ja 12:1, 12:2, 12:4 und dem gegenüber ausnahms-
ferner sagen ^ = Liquor hepatis und A = Acid. sul- weise nicht 12:3 sondern 12.3). und dann deshalb, weil
pliur.-Natron. Damit wären wir dann aber auch fertig. das Product 36, das ist mit der cunmlirenden Null 360,
Zwischen den heutigen Zeichen Vi Wasser, und Ai im Grunde mit dem Indischen Jahre nichts zu schaffen hat,
Feuer, und den bereits in übertragener Weise her- besteht dies doch aus 365 Tagen, und nicht aus 360 Tagen.
auskommenden Indischen Zeichen \7 Liquor hepatis, und , Und was soll denn die 3, welche diese Aufstellung bringt?
A Acid. sulphur.-Natron, ist gar keine Relation).
, End- Wir haben ja bereits die Drei, wozu sie hier noch einmal?
lich macht V, Bohlen darauf aufmerksam dass des Siva , Erregt das keinen Anstoss ? Die Antwort ist, nein, es erregt
Frau auch Kali heisst. (Das steht wohl zur neueren keinen Anstoss. Bei den philosophischen Zahlen, welche sich
Chemie in näherer Beziehung als jene Zeichen indem , an die Kosmologie knüpfen, sowie bei den philosophischen
diese Kali wahrscheinlich die Basis ist für unser heutiges Zahlen, welche sich an die Arcanologie knüpfen, ist die 3 die
Kali. Es würde sich in diesem Falle dann nicht sowohl Hauptzahl, sie knüpft sich auf der einen Seite an Varuna,
um ein directes Anlehnen an die Indische Alchemie, son- Agni Indra, auf der anderen Seite an Brahma, Siva,
,

dern darum handeln, dass es sich nun einmal zufällig so Vischnu, steht somit ira Vordergrund. Dieses im Vorder-
gemacht hat dass der Indische Name für Natron sich
, gründe Stehen qualificirt die Drei wohl, mit besonderer
erhalten hat. Auf die Weise haben wir denn auch Emphase, doppelt hervorgehoben zu werden, und das wird
die einfachste Erklärung dafür, dass die alten Chemiker sie, wenn uns die 3, trotzdem wir sie bereits haben in den
Kali und Natron durcheinanderwerfen. Natron ist’s, und philosophischen Zahlen, die sich an die arcanologische Al-
Kali heisst’s im Anlehnen an die Indische Göttin, da liegt chemie knüpfen, und welche bei der erweiterten Zahlen-
eben das Durcheinanderuvürfeln von Natron und Kali gar philosophie den Ausgangspunct bilden, wenn uns diese 3
zu nahe.) durch die Division =
3 noch einmal geboten wird.
37
38

So erhalten wir denn die erweiterten Indischen philoso- geboten wird —


eine Nach.ahmung der mystiflcirten Inter-
phischen Zahlen als: 1, 2, 3, 4, 6, 12. pretation der Indischen vier Weltalter. Welches durch-
Unter diesen Zahlen ist nicht vertreten die 5 nicht , löcherte Machwerk! Zuerst herrschte das goldene Zeitalter,
die 7. dann kam das silberne, dann das eherne, endlich das
Der Sachverhalt mit der nicht vertretenen 5 liegt indess eiserne. Im goldenen waren die Menschen gut, im silbernen
anders, der Sachverhalt mit der nicht vertretenen 7.
als wurden sie sch’.ecbter, im, ehernen noch schlechter, und
Die 5 istabsolut zurückzuweisen ,
es giebt absolut keine endlich im eisernen so schlecht, wie sie jetzt sind. Das
Indische philosophische Zahl .b. Die 7 indess ist nur re- goldene Zeitalter herrschte aber zur Zeit S a t u r n s, und ’

lativ zurückzuweisen. Die Inder erkennen die 7 wohl an, damit präsentirt sich die Durchlöcherung des Problems.
geben ihr aber keine Stellung unter den philosophischen Saturn war ein Titane, ein Sohn des Uranus und der
Zahlen. Dies hat auf Grund dessen statt, dass die Inder Gaea, Er stiess seinen Vater vom Thron, und besorgt,
sagen, die Philosophie, die Speculation bemächtigt sich dass ihm dasselbe Schicksal seitens seiner Söhne bereitet
derjenigen Zahlen ,
welche an und für sich nicht gegeben würde, verschlang er seine Kinder. Durch Rheas List
sind, um sie herauszubekommen. Wo
aber eine Zahl von wurde aber Jupiter niclit verschlungen, und dieser stürzte
vorn herein gegeben ist, so evident gegeben ist, so von dann in Verbindung mit seinen Brüdern, die, Dank einem
selbst gegeben ist, wie die Zahl 7, welches die reelle Zahl dem Saturn gegebenen Emeticum wieder ausgebrochen wur-
der Arcana ist, da bedarf es der Speculation nicht ferner, den ,
den Vater vom Thron und in den Tartarus. Eine
um ihr Rechnung zu tragen. hübsche Chronique scandaleuse das! Hübsche Vorgänge
Also wir haben die Indischen (erweiterten) philosophischen für eine Zeit die das goldene Zeitalter repräsentiren soll.
,

Zahlen 1, 2, 3, 4, 6, 12. Diese werden nun an die In- So wart-n dcmals, im goldenen Zeitalter, die Götter, wie
dischen Weltalter angelehnt. müssen nun erst die Menschen gewesen sein! Wie verträgt
Die Indischen 4 Weltalter sind: sich eine solche heillose Zucht', ein solches Convolut von
Erstes Weltalter: Kritayuga oder Satyayuga, Weltalter Sünden mit dem goldenen Zeitalter! Kommt hier nicht
der Wahrheit. die Progress-Lehre vom Guten zum Bösen mit sich selbst
Zweites Weltalter: Tretayuga, Weltalter der Fröm- in Coriflict? —
Wir dürfen nun nicht übergehen, dass in
migkeit oder der 3 Opferfeuer. Betreff Saturns noch ein anderer Mythus herrscht, der sich
Drittes Weltalter: Dväparayuga, Weltalter des Zweifels. etwas erbaulicher anhört. Ihm zufolge herrscht Saturn
Viertes Weltalter: K.aliyuga, Weltalter der Sünde. nach seiner Vertreibung auf den Inseln der Seligen oder
Von den Indern her wird die Lehre von den Weltaltern in Italien , und gerade hier wäre es denn gewesen wo ,

oder Zeitaltern derartig aufgefasst, als wenn in ihr der unter seiner Herrschaft das goldene Zeitalter blühte. Dieser
Progress des Menschengeschlechts vom Guten zum Bösen im Variante ist es leicht anzusehen, dass man mit der Pro-
Allgemeinen gezeichnet würde! Zuerst, so ist die ent- gress-Lehre vom Guten zum Bösen in Conflict gerathend,
sprechende Autfassung, seien die Menschen gut und brav sich bewusst wurde, dass man auf einem durchlöcherten
gewesen dann seien sie allmälig schlechter geworden, bis
, Boden stände. Man stiess sich an den Mythus, wie er
sie endlich so schlecht wurden, wie sie jetzt sind. Diese war, gemäss dessen fc’aturn. um so zu sagen der Präses
Auffassung der Lehre von den Weltaltern ist eine verkehrte, des goldenen Zeitalters war, und kam nun auf den Aus-
sie kam auf Grund dessen in das Publicum, dass die Al- weg, den Saturn dem alten Sündenpfuhl zu entreissen, und
chemisten den Leuten etwas vormystificirten. Die Weltalter- ihn in ein glückliches Land zu versetzen. In diesem
Lehre ist reinweg eine alchemistische. Was sie aber unter glücklichen Lande steht dann dem goldenen Zeitalter nichts
ihr verstanden, das hielten die Alchemisten geheim, und im Wege. Schade nur, dass dem Conflict dadurch nicht
indem sie es geheim hielten, trieben sie das Publicum in abgeholfen wird. Es ist nämlich zu bemerken, dass Saturn
die Mystification hinein, es handele sich bei der Weltalter- erst nacu seiner Vertreibung nach Italien oder auf die
Lehre im Allgemeinen um die Schilderung des Progresses glückseligen Inseln kommt. Damit ist dem goldenen Zeit-
des Menschengeschlechtes vom Guten zum Bösen. alter aber wenig geholfen. Saturns Antecedentien reichen
Schauen wir doch einmal dieser Lehre, zuerst seien die hin ,
um einen Strich durch die goldene Zeit zu machen.
Menschen gut und brav gewesen, dann seien sie allmälig Von ähnlichen durchlöcherten Standpuncten im silbernen
schlechter geworden, bis sie endlich so schlecht wurden, und ehernen Zeitalter in sich und für sich wollen wir
wie sie jetzt sind, schauen wir dieser Lehre in’s Antlitz. nicht weiter sprechen. Die Chronique scandaleuse Saturns
Ihren Grund hat sie jedenfalls darin, dass man vom All- drückt dem goldenen Zeitalter bereits den eisernen Sten pel
gemeinen auf den Einzelnen geht, und sich dann wieder der „Eisernheit“ auf, und damit sind das silberne und
vom Einzelnen einen Schluss auf das Allgemeine erlaubt. eiserne Zeitalter von vornherein präcoupirt.
Beim Einzelnen haben wir das, dass der Greis häufig sagt: So lösen diejenigen das Problem des Progresses vom
Ach, wie ich noch jung war, da waren die Menschen doch Guten zum Bösen im Menschengeschlechte welche auf ,

viel besser; die Welt ist ganz anders geworden, das Ver- dasselbe eingehen
derbniss ist über sie gekommen. Das wird nun generalisirt Nun aber zu der Basis der Weltalter-Lehre, zu den In-
und damit kommt denn heraus, die Menschen im grossen dischen Weltaltern. Wie macht sich denn bei ihnen das
Ganzen seien früher, in vergangenen Weltaltern, gut gewesen, Problem des Progresses vom Guten zum Bösen im Men-
allmälig sei aber das Verderbniss über sie gekommen. schengeschlechte? Antwort: Noch viel schlechter, als bei
Aber hat denn der Greis Recht? Ach nein, das redet den Griechen. Bei den Griechen haben wir die Zeichnung
der alte Mann sicheln, dass in seiner Jugend die Menschen des Progrosses ganz deutlich im Metallstandpunct. Gold
besser waren. Der schaut in seine Jugend durch die Brille ist besser, edler als Silber, Silber besser, edler als Erzf

der Phantasie. (Kupfer), Kupfer besser, edler als Eisen Da haben wiP
Und ebenso schaut der durch die Brille der Phantasie, also, vom Gold zum Eisen gehend, das Absteigen vom Guteff
der den vergangenen Zeitaltern einen höheren Standpunct (Gold) zum minder Guten (Silber), von diesem zum notfK'
der Moralität andemonstrirt. Durch die fortschreitende Cultur minder Guten (Erz) und von diesem endlich zum allermlfttl
gewinnt das menschliche Leben im grossen Ganzen freilich dest Guten, zum Schlechten (Eisen). Daraus lässt.sileh)
eine andere Gestalt, und mit dieser Gestalten - Aenderung doch noch wenigstens ein Text machen. Saturn durchlöcheijf''
ändern auch die Sünden. Aber die Sünde, an und für zwar das ganze Machwerk, aber dieses ist doch weni^stCll/
sich genommen, war da die brauchte nicht erst suc-
stets ,
da, um durchlöchert werden zu können. Dem ent^^dff’
cessiv in’s Menschengeschlecht hineinzukommen successiv
,
haben wir bei den Indern noch nicht einmal das Mäch'wlerk'.’^
Es ist gar kein Text herauszubekommen, wenn tn4n"dlife^;
'

anzuwachsen. Das zeichnet auch die Bibel ganz sachent-


sprechend. Schon der erste Mensch^ Adam, sündigt im Augen aufmaoht, wie denn nun in den Indischen ‘4 ‘Welt-'
Paradiese, schon unter seinen Söhnen, Kain und Abel, hat altern der Progress vom Guten zum Bösen im ge'wuhn'Hcl^en
dtil ü'i
der Brudermord statt. Was fehlt diesen Sünden, bedürfen Sinne des Problems gegeben sein soll.
I rm .Vf
sie noch des Progresses? Ist diese Zeichnung nicht viel Wir haben:
richtiger, als die Progress - Lehre vom Guten zum Bösen Weltalter der Wahrheit,
auf der Basis der phantastischen Anschauung eines kin- Weltalter der 3 Opferfeuer oder der Frötiiraltk^itL'
rib ,ir>ihiu-.V/
I
dischen Greises ? Weltalter des Zweifels,
Weltalter der Sünde.
nun
. ) Aft ! i! r.

Blicken wir auf die, uns allen geläufige Weltalter-Lehre _

der Griechen, wie sie uns in den Metamorphosen des Ovid Mit den 3 letzteren lässt sich schon fertig' wet'^4n?'^Däk'
39 40

Zeitalter der oder der 3 Opferfeuer ist der


Fröm'.nigkeit die al c li em is t is ch e IlciJmothode an seiner Hand
Unschulds-Zustand. In ihm verharrt das Slenschengesehlechl durchmaclit, die Phasen, die er der adchemistischen BCeH-
nicht, und sinkt zur Sünde herab. So steigt das Zeitalter niethöde gegenüber durchmäoht. Dass diese Phasen zu
der Prömmigkeit zum Zeitalter der Sünde herab. Nun Weltaltern
1.
werden, darin haben wir einfach das Giegen>-
aber liegt zwischen beiden das Zeitalter des Zweifels. Auch überstelien der Alchemie gegenüber der Welt, dem wir,
mit dem lässt sich durchkommen. Im Allgemeinen sagt wenn
2. auch in einem anderen Sinne, bereits in der Indisclien
man, da die Menschen nicht plötzlich schlecht werden sol- Kosmologie begegneten. In solcher Beziehung machen sich
len, sondern erst successiv, so ist es ganz sachentsprechend, denn die Weltalter al.'ö:
dass sich zw'ischeii das Zeitalter der Frömmigkeit und das 3. ) Weltaltcr der Wahrheit, Kritayuga oder Satyayaga,

der Sünde ein neues Zeitalter drängt. Durch dieses ist In dieser Phase findet der alcheniistische Arzt die Wahrheit
dann der successive Uebergang von der Frömmigkeit zur der alehcmistifchen Heilmelliode : — er entdeckt die zVreana.
Sünde repräsentirt. Warum muss aber dieses Zeitalter ge- ) Weltalter der 3 Opferfeuer oiler der Frömmigkeit,
rade das des Zweifels sein ? Nun darauf lässt sich auch Tretayuga. ln dieser Phase erfreut sich der Arzt des, in
ein Text finden. Yiele Menschen, welche eine Sünde be- der ersten Phase Gefundenen: -
— erbeutet die Arcana am
gehen, fangen damit an, dass sie zweifeln, das, was sie Krankeiibctto aus.
zu (hun im Begriffe stehen, sei eine Sünde, — z. B. wer )
Weltaher des Zweifels, Dväparayuga. In dieser
stiehlt, längt häufig damit an, dass er sich vorredet, es sei Phase übelkommt dem alchemistischen Arzt der Zweifel, ob
nicht sündhaft, sich den Besitz seines Nebenmenschen an- er denn, indem er ein alchemistiscber Arzt^ und nicht ein
zueignen. Er redet sich ein er habe dieses oder jenes
,
solcher Arzt ist, der mit nichtssagenden Kräutlein, Zauber-
Anrecht auf denselben, und daher wolle er selbst für das inittcln etc. curirt, ob er hier das beste Part erwählt. Von
Kecht elntreten, welches andere zu vertreten kein Interesse vorn herein sagt tnan, wenn hier zwei Aerzte sind, der
hätten. Der innere Richter ruft ihm zwar zr, du bist nicht eine ein wirklicher Arzt, der andere ein Pseudo-Arzt, so unter-
auf dem rechlcn Wöge, aber die Versuchung zum Bösen liegt es doch keinem Zweifel, dass dererstere dem letzteren über-
hält das Gegenpart. Wäre der innere Richter, das Gewis- legen ist. Beschaut man sich aber die Sache bei Lichte,
sen, nicht da, so würde die Idee, ich habe ein Recht auf so sieht man, dass das wohl ein richtiges subjectives Ur-
das, was ich mir zueignen will, absolut i; den Vordergrund itheil ist, aber kein richtiges objcctives Urtheil. Die Welt
treten. Jetzt aber, wo der innere Richter sein Recht gel- kann den Arzt schwer beurtheilen. Iin Urtheile des Pub-
tend macht, und die Versuchung trotz dessen siegt, jetzt licums ist nicht der der Ueberlegene, der ein guter Arzt
modliicirt sich das ablolutc:
„Ich habe ein Recht, so zu thun, ist, sondern der, der ein guter Arzt zu sein scheint.
4.
wie ich thue“, zu einem: „So ganz reclit habe ich zwar Derjenige nun, der ein Pseudo-Arzt ist, und das bei sich
nicht, aber doch so halb“, uni das ist eben der Zweifel selbst am besten fülilt, thut alles und alles, um den Schein
an der Moralität selües Thun’s, das ist derZweilel, welclier zu wahren, wogegen derje flge, der sich als Arzt fühlt, sich
der Sünde vorangeht. Nun kann man zwar sagen, aber der nur zu leicht über den Schein binwegsetzt, es vernachläs-
Zweifel, so gefasst, ist bereits Sünde. Um beim vorigen sigt, die Künste zu betreiben, es unter seiner Würde hält,
Beispiel zu bleiben, kann man sagen, wer einen Zweifel die Künste zu betreiben, welche das Publicum mehr fes-
hegt, seinen Mitmenschen zu bestehlen, sei Sünde, der sitzt seln, als wahre Curen, die es häufig nicht zu fassen ver-
bereits tief in der Sünde, bevor er noch gestohlen hat. mag. So kommt es, dass der Charlätan häufig über den
Auf die Weise kommt denn der, zwischen Frömmigkeit und gediegenen Arzt triumphirt. Derartige Triumphe des Pseudor
Sünde liegende Zweifel auf sehr schwachen Füssen zu ste- arztes sind aber traurige Erfahrungen für den gediegenen
hen. Das ist allerdings richtig. Indessen so weit wollen Arzt, so traurig, dass er sich sagt: Was hillt mir all mein
wir gar nicht gehen, wir wollen die Standpuncte der 3 Wissen und Können, die Welt erkennt’s nicht au. Und
letzten Weltalter durehfechten, und sagen, sündhaft handeln indem er sich das sagt, überkommt ihm eben der Zweifel^
wollen und sündhaft handeln sind zwei verschiedene ob er, indem er auf Seiten der Aerzte des Handelils getre-
Dinge, und deswegen ist es von einem Geslchtspuncte aus ten, und nicht auf Seiten der Sand in die Augen Streuet^
gerechtfertigt, den Zweifel, der das Wollen repräsentirt und ob er so das rechte Part erwählt. Das ist die Zweifels-
die Sünde, \velche das Handeln, dasFait accompli, reprä- Phase der alchemistischen Heilmethode.
aentirt, zu trennen, womit wir denn 3 Weitalter, das Welt- )
Weltalter der Sünde. Kaliyuga'. In dieser Phase ist
alter der Frömmigkeit,, das Weltaltßr des Zweifels, das der Arzt, der in der vorigen Periode noch zweifelte, ob er
Wellalter der Sünde hevausbekommen. das rechte Part erwählt, mit sich eins geworden, dass, er,
Nun aber das erste Weltalter, das der Wahrheit, wo bleibt indem er sich auf Seilen der alchemistischen Methode ge-
das? Ja, das wissen wir nicht. Wir wissen nicht, wie wir stellt, nicht das beste Part gewählt. Und indem er hier-
es employiren sollen. Und so wissen wir denn nicht, wie über mit sich einig geworden, sagt er; Fort mit diesen
die Indischen Weltalter angethan sind, im Sinne des Pro- Arcanis ! Was willst du diesen Pseudoärzten gegenüber ei-
blems vom Progress des Guten zum Bösen im Mensclien-r nen isolirten Standpunct einnehmen, bei dem du gar zu
geschlecht ausgebeutet zu werden wir constatiren das Fa- häufig den Kürzeren ziehst- Thu, was die thun, die Welt

;

ctum, dass das, was der Urtypus der Weltalter-Eehre isrt,. ist damit zufrieden; wa^ willst du mehr? Und so hat
sich gegen das Manoeuvre sträubt, im Sinne jenes Progres.Sr denn der Arzt seine herrlichen Mittel in der Hand, und
Problems ausgebeutet zu werden. Und indem wir so den wendet sie nicht an. Statt zu heilen, schwatzt er, uiid
Thatbestand haben, auf den wir oben hingewiesen, dass treibt andere edle Künste; welche dem Publicum Sand in
die Alchemisten dem Publicum vorm3\‘itifieirten, jene Lehre die Augen streuen. Ganz analog nun, wie er in der 2. .

von den Wellaltern solle uns vorführen, wie die Menschen Phase, wo er die Arcana am Krankenbette ausbeutete, ein
im Allgemeinen erst gut und brav gewesen seien, dann Sohn der Frömmigkeit war, so ist er jetzt, wo er ilinen
allmälig, schlechter geworden wären, bis sie so schlecht den Rücken kehrt, ein Sohn der Sünde. '

sfurden, wie sie jetzt sind, indem wir diesen Thatbestand So liegt die Interpretation der 4 Weitalter!
haben, handelt es sich noch nicht einmal um eine fein an- Indem man nun die Weltalter in dieser Auffassung hat,
gelegte Mystifieation. Die 3 letzten Weltalter scheinen steht man auf dem Allgemeinstandponct. Diesem reiht sich
zwar dazu angethan .zu sein, der eingesehwärzten Lehre naheliegend ein Besonderstandpunot an, der in der Beant-
Vorschub zu leisten, wer aber nur ein wenig die Augen
'

wortung der Frage liegt; Wie Jai-ge hat denn nun jedes
aufmacht, der wivd bald sehen, dass er mit dem, ersten Weltalter gedauert ? In Beantwortung dieser Frage 'Wer*
Weltalter in der Luft schwebt, und dass auf Grund dessen den wir sogleich sehen, wie sieh, um so zu sagen deo
allpn Weitaltem im Sinne jener Lehre der Boden unter den q^ualitative Standpunct bezugs der 4 Weitalter, dem quan-.
Eü’ssen fortgezogen wird. titativen organisch anreiht. '

Vom alohemistisohen ßtandpunct, und er allein ist der 1.) Dauer des ersten Weltalters. Diesem Weltalter kanü
richtige, liegt die Weltalter-Lehre ff. keine zu kurze Dauer gegeben werden. Seine Dauer muss
Wenn es heisst, das ist das Zeitalter der Wahrheit, der unter allen Weltaltern eine hervorstechende sein, denn wahr-
Frömmigkeit, des Zweifels, der S.ünde, so heisst das, der lich, so schnell waren die Arcana nicht aufgefunden, damit
in dem, betreffenden Weltalter lebende. Mensch huldigte der ging eine geraume ZeiL'hin. Indöm ,iipn aber- dem ebrsteit
Wahrheit, der Frömmigkeit, dem ZwA/ifel, der Sünde. Der Weltalter eine hervorstechende Dauer gegeben wird, ist dal-
Mensch nun ist der generalisirte alc'hemisti sch e Arzt, mit der Hin-weis dataUf gegeben, dass es ein schwieriges
und die WeUalter, in denen er lebt, die Phasen, welche Ding war, die Arcana zu entdecken. Die A/mi;ita-Sohüttlet)
41
42

im zweiten Avatar scliütteli! Tausende von Jaliren, ehe sio übergeht, und hierbei die Dauer
der Weltalter iu’s Auge
Eum Ziele kommen. Das deutet eben darauf, dass es ein fasst, speziell dei’artig' in’s dass Auge fasst,
schwieriges Ding, ein Ding langer Zeit war, die Are; na zu dem ersten Weltalter die längste Dauer,
entdeeken. zweiten eine kürzere Dauer.
„ „
2) Dauer des zweiten AVeltalters. .Auch diesem Zeit- „ dritten eine noch kürzere Dauer,

alter kann keine zu kurze Dauer gegeben Averden denn , „ vierten die allerkürzeste Dauer

es liegt auf der Hand dass der Arzt das was er in der
, , gegeben Avird, construirt man sich ein organisch Ganzes,
ersten Phase mit Mühe und Noth gefunden, in der zweiten und die yache liegt etwa nicht so, dass man, indem man
Phase nicht so leichthin anfgeben wird. Es fragt sich nur, von der Weltalter-Lehre im Allgemeinen zur j )aucr der
was dauerte hinger, die Periode des Findeus dei- Arcana, Weltalter übergeht, einen Sprung vom Einen in d;u; An-
oder die Periode ihrer Amvendnng am Krankenbette, dere macht, der an und für sich fern liegt.
bevor die dritte Phase, die des Zweifels aufkonnut? Nun. Sobald man nun aber Amn den Weltaltern auf ihre D.iuer
Avir denken, so etwas lässt sich, abstract genommen, gar geleitet ist, liegt es auch nahe, sich nicht mit dem Allgc-
nicht be.stimnien. Dagegen liegt folgende C’alenlation nahe. moin-Datum zu begnügen, die.ses Weltalter hat länger,
In der Periode des Auffindens der Arcana war die Lage jenes kürzer gedauert, sondern an die Spezial-Frage her-
der Aerzte A'iel mühevoller, als in der zw'eiten Periode. anzutreten: Wie lauge hat denn nun jedes einzelne
Denn es ist ein viel bequemeres Ding, die Arcana, nach- Weltalter gedauert? Und in Beantwoi-tung dieser Frage
dem sie entdeckt, am Krankenbette anzuvvenden, als sie haben Avir denn, an die sjiccielle Zeitdauer jedes einzelnen
zu entdecken. Das or.stere Zeitalter umfasst also die mühe- Weltalters hcranzutreten. Diese Zeitdauer nun nach Mon-
vollere Zeit, man kann sagen die Zeit der Drangsale. den, "Woch n. Tagen u. s. vv. zu bestimmen, wäre zu
Denn diejenigen, welche \’or der Zeit lebten, wo das Ziel minutiös, es bietet sieh hier eo ipso das Jahr. Indem Avir
erreicht Avar, lebten in der höchst peinlichen Lage, da.s aber auf diese Weise das Jahr liaben ist der Schlüssel ,

Richtige zu ahnen, ohne es, trotz aller ihrer Muhe und dafür gegeben, Avio denn die Inder dazu kommen, die
Anstrenguiig zu eiTeichen. Ihre Mühe, ihre Anstrengungen ursprünglich gegebenen jdiilosophischeu Zahlen 1, 2, 3, 4
waren nichts anderes, als Vorarbeiten für ihre Nach- an das Jahr anzulehnen und damit auf die crAveiterteu
,

kommen, von denen sie noch nicht einmal Avussten, ob sie philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4, G, 12 zu kommen.
zum Ziele kommen Avürden. Das Avar gewiss eine Zeit Um nun heraus zu bekommen, Avie AÜel .Jahre jedes
der Drangsale. Bedenkt man nun, dass die Zeit der einzelne Weltalter gedauert hat, schlagen die Inder ft'.

Drangsale Blei an den Füssen hat, Avogegen die Zeit des Weg ein.
leichten Dahinlebens mit Flügelschnhcu dahineilt, so kann Die philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4, G sind zugleich
man gar keinen Anstand nehmen, Avenn auch nicht direct, arcanologische Zahlen, die philosophische Zahl 12 ist keine
um so zu sagen quantitativ, so doch indirect, um so zu sagen arcanologischc Zahl. Es Averdeu nun ZAvei Zahl-Gruppen
qualitatiA', dem ersten Weltalter die längere Dauer zuzu- aufgestellt. In die eine Gruppe kommen die arcanologi-
thoilen. Indem nun aber dem zweiten Zeitalter eine kür- schen Zahlen 1 2 3 4 6 , , in die andere Gruppe die
, , ;

zere Dauer gegeben Avird als dem ersten


, Avird damit
,
nicht-arcaiiologische Zahl 12. Beide Gruppen werden als-
darauf hingeAviesen dass der Arzt im ZAveiten Weltalter
,
dann multiplieatiousAvcis gegenübergestellt, das ist, e.s
einen viel leichteren Standpuuet hat als im ersten
, und ,
Averden successiv 1, 2, 3, 4, 6 mit 12 multiplicirt.
durch diesen soll er sich bcAvegen lassen, im ZAA'oiten Welt- Es Avird also die Aufstellung gemacht
alter zu bleiben, und nicht in’s dritte, das des Zweifels 1 12 .

überzutreten. Was licht Dich denn an. Du Engherziger, 2 12 .

aus der Phase der Frömmigkeit in die des ZAveifels zu 3 12 .

treten? Du gravirst die Welt, die dein Thun, dein Wirken 4 12 .

nicht anerkennt. GraAure dich selbst, deine Selbstsucht. 6 12 .

Machst du da ein Geschrei, w'enn dir nicht gleich die An- Da nun ist: 1 12 =: 12 .

erkennung gezollt Avird, a'oii der du meinst, dass sie dir gezollt 2 12 24 . =
werden müsse. Wie kommst du dazu, dich so aufs hohe 3 12 36 . =
Pferd zu setzen? Thust du doch, als wenn die Arcana 4 12 48 . =
dein Avären. Nein, sie sind nicht dein, sie gehören den- 6 12 72 . =
jenigen, die sie im ersten Weltalter aufgefunden, du ge- so erhält man die Prodnete: 12, 24, 36, 48, 72, und diese
niessest die Früchte ihres Fleisses. Wenn die sich aufs Zahlen ergeben daun die Jalu’e, welche jedes einzelne
hohe Pferd denen kommt es zu. Aber du, der du
setzen, Weltalter dauert. Selbstredend Aväre es nun zu minutiös,
ein einfacher Nachbeter bist, Avas ficht dich an, nicht im Avenn die Weltalter 12, 24, 36, 48, 72 Jahre dauern
zweiten Zeitalter zu verbleiben, nicht der Frömmigkeit sollten, und so nmltijDlicirt inan noch obendrein jede ein-
treu zu bleiben und die Arcana ruhig am Krankenbette
, zelne Zahl mit 100, das ist man hängt jeder 2 cumulirende
anzuwenden? Mache dir die Situation in Bezug auf das Nullen an. So erhält mau die Zahlen: 1200, 2400, 3600,
erste und zw'eite Weltalter klar, und du Avirst das dritte 4800, 7200.
W eltalter präooupireu. Es ist nun zu bemerken dass es sich nur um 4 ,

3) Dauer des dritten Weltalters. Seine Dauer istkürzer Weltalter handelt, handeln soll. Daher muss von den 5
zu zeichnen, als die des zweiten Weltalters. Sobald der Zahlen, die wir so eben erhalten, eine fallen. Es fällt
Arzt aus dem zweiten Weltalter in das dritte geräth, die 7200, nnd zwar deshalb gerade diese, Aveil das orga-
geräth er auf eine abschüssige Bahn und auf der rollt
,
nische Fortsc breiten der Zahlenaufstellung von 12 zu 12
die Kugel schneller dahin. Darin also, dass das dritte in ihr gestört ist und noch mehr gestört Avürde, Avenn man,
Weltalter kürzer gezeichnet Avird, als das zweite, ist der sie beibehalteiid, eine andere Zahl fallen Hesse. Wir haben
Fingerzeig gegeben, dass der Arzt, der das zweite Welt- es also blos- zu thuu mit 1200, 2400, 3G00, 4800.
alter verlässt, um in das dritte zu treten, auf eine ab- Indem nun die einzelnen Weltalter (He Hier lierau.s-
schüssige Bahn geräth, den Weg des Rechten verlässt. gerechnete Anzahl Amn Jahren erhalten, erhält das längste
4) Dauer des vierten Weltalters. Es Avird als das die grösseste Zahl das minder lauge die minder grosse
,

kürzeste gezeichnet, und indem es als das kürzeste ge- Zahl, u. s. Av. Und so kommt dqun heraus:
zeichnet Avird, ist damit der Triumph der Frömmigkeit über Das erste Weltalter dauert 4800 Jahre,
die Sünde gegdbeu. Der perverse Zustand, die Arcana zu „ ZAveite „ „ 3600 „
haben, um sie nicht anzuwenden, kann, soll nicht langfe „ dritte „ „ 2400 „

dauern, doll die kürzeste Dauer aller AVeltalter haben, uni „ vierte „ „ 1200 „

die Tugend in den Vordergrund und das Laster in den Und das ist eben die Aufstellung, Avelchc die Inder
Hintergrund zu drängen, mn die Arcana den Nicht- Arba- von der Dauer ihrer Weltalter machen.
nLs ge,genüber zu glorificiren. Das letzte Weltalter wird In B^zug darauf, dass es nur vier Weltalter gieht, avo-
nicht lange dauern, der Arzt wird seinen perversen Stand- mit denn die Aufstellung 6 12 fällt, erhalten Avir das .

punct bald AA'ieder verlassen, um zu seinen Arcanis zurück- Datum, dass bei der Jahrberechnung der Dauer der elt- W
zukehren. alter die philosophische Zahl 6 in den Hintergrund tritt.
/Mndem man also von dem Allgemein- Standpuuet der Um sie nun indirect wieder in den Vordergrund zu ziehen,

Weltaltcr-Lehre zu dem Besonderstandpunete derselben ist das 2. Weltalter das der drei Opferfeuer. Dieser 3
'43 44

za Liebe sagt man denn in der zweiten Position nicht noch Sein; keine Welt, keine Luft, noch etw.as darüber;
mir 2 12
.

24, womit die Jahreszalil 2400 gegeben ist, nichts, irgendwo in dem Glücke von irgend einem, ein-
sondern man sagt auch 2.3 =
0 und hat damit eben hüllend oder eingehüllt. Tod war nicht, noch damals
die philosophische Zahl G. Unsterblichkeit, noch Unterscheidung des Tages und der
Die Griechen nehmen im Allgemeinen die 4 Weltalter Nacht. Aber tad (das) athmete ohne zu hauchen, allein
an,' die wir oben haben kennen lernen. Dem entgegen mit Sv.adhä ( Selb.stsetzung ) welche in ihm enthalten ist.
,

nimmt aber Hesiod nicht 4 sondern 5 Weltalter an,


,
Ausser ihm war nichts späteres. Einsterniss war da;
nämlich das goldene, das silberne, das eherne, das heroische, dieses All war in Pinsterniss gehüllt und ununterscheid-
das eiserne. Das ist nun gar nichts anderes, als ein Hin- bares AVasser; .aber die von der Hülle bedeckte Masse
blick auf fünf Indische Weltalter, welche herauskommen, wurde durch die Kraft der Betrachtung hervorgebracht.
wenn man 0 12 . ^
72 nicht fallen lässt. Verlangen (käma, Liebe) wurde zuerst in seinem Geiste
Um die Sache nun noch etwas mysteriöser zu machen, gebildet, und dieses wurde der ursprüngliche, schöpfe-
wird zwischen Göttei’jahr und Menschenjahr ein Unter- rische S.ame, welchen die AVeisen, durch die Einsicht
schied gemacht, und angenommen, hei den Jahreszahlen in ihrem Herzen es erkennend, unterschieden im Nicht-
4800, .3600, 2400, 1200 handele es sich nicht um Men- sein als Fessel des Seins. “ (Lassen). In einer Stelle des
schenjahre, sonderu um Götterjahre. Götterjahr und Men- schwarzen Yadschurveda nDie Gewässer waren
heisst’s:
schenjahr stehen derartig gegenüber, dass ein .Jahr der da, diese Welt w.ar ursprünglich Gewässer. In ihm be-
Menschen =; einem Tage der Götter. Will man nun die wegte sich der Herr der Geschöpfe, Luft geworden; er
obigen Götterjahre zu Menschenjahren machen, so hat sah sie ( die Erde ) und hob sie empor in der Gestalt
,

man mit 360 (360 st.att 365, diesen alchemistischeii Sprung des Eliers, und dann bildete er sie, indem er A'^isvarkaraan,
kennen wir von oben her) zu multipliciren. Alsdann der AA’^erkmeistev des Alls wurde.“ (Lassen.) Im Rämä-
kommen für die Dauer der einzelnen Weltalter ff. Zahlen yana heisst’s; „Alles w.ar AVasser, dann ward die Erde
heraus; geschaffen, d.ar.auf entstand der selbstständige Brahma mit
Erstes AV eltalter 4800 . 360 =
1728000 Jahren, den Dev.atas.“ (v. Bohlen.) Im Gesetzbuche Manu’s heisst’s:
Zweites „ 3600 . 360 =
1296000 Jahren, „Als der Ewige und Unsichtbare, den uns die Vernunft
Drittes „ 2400 . 360 =
864000 J.ahren, gegründet, aus seiner eigenen göttlichen Substanz mannig-
Viertes „ 1200 . 360 =
432000 .Jahren. fache A\'’esen hervorbringen wollte, schuf er zuerst dftreh
Damit begnügt m.an sich aber noch nicht. Man ad di rt einen Gedanken das Wasser, und that liinein den Zeu-
auch noch diese Jahreszahlen und erhält dann die Summa gungsstoff. Dieser ward zu einem Ei, wie die Sonne
4320000 .Jahre. Eine solche Summe heis.st Mahäyuga, glänzend, und in ihm entwickelte sich der grosse Urvater
eine grosse Periode. AVir m.aehen hierbei die Bemerkung, aller Geister, Brahma, die schaffende Kraft des Ewigen,
dass die Indische Zahlenphilosophie .sich an die 4 Kechen- nach einem ganzen Schöpfungsjahre durch den Gedanken
.species machend, dividirt und multiplicirt, d.afür allein das Ei zertheilend, dessen beide Hälften sodann zu
haben wir ja auch im Obigen Belege genug. AVenn hier Himmel und Erde sich gestalteten. “ (v. Bohlen). U. s. w.
also auf einmal die Zahlen addirt werden sollen, so Durch all das darf man sich nicht irre führen lassen,
scheint das ein Abgehen vom Princip in Bezug auf die wir wiederholen es die Indische Kosmogenese oder Indische
;

Eechenspecies zu sein, da die Indische Zahlenphilosophie Kosmogenisen haben mit der Alchemie nichts zu thun. Eine
mit dem Addiren sowohl als dem Subtrahiren nichts zu eigentliche Kosmogenese kommt erst durch die Aegypter in
thun hat. Indessen das Abgehen vom Princip ist nur die Alchemie, indem diese Aegypten .aus dem Nil entstehen
scheinbar. Auf das 'Addiren hier wird kein p r i n c i p i e 1- lassen. Diese Aegyptische Auffassung spinnen alsdann die
1er Werth gelegL Es wird, um so Zusagen nebenbei so Juden weiter, und lassen nach einem ganz bestimmten alche-
mit in den Kauf genommen j und k.ann es .auch. Denn mistischen Problem die W
eit aus dem W
asser entstehen, wo-
wenn man doch sagt die einzelnen AV elt.alter haben so
, bei sie denn wieder nach einem g.anz bestimmten alche-
und so lange gedauert, so macht es sich von selbst, ganz mistischen Princip dem AVeltenei als Weltengefäss Rechnung
von aller alchemistischeii Speculation abgesehen, dass tragen. Bevor die Alchemie nicht die Phase durchgemacht
man sagt, sagen kann, also haben sie im Ganzen so hat, dass sie zu den Aegyptern kommend, den Nil mit dem
lange ged.auert. Nach der Addition geht es aber nun noch aus ihm entstehenden Aegypten in ihren Bereich zieht,
weiter. Man multiplicirt das M.ahäyuga mit 72. Diese 72 ist bevor d.ann weiter nicht die Juden Nil und Aegypten zu
die Position 6 12 . =
72 von oben her, welche fallen gelassen Weltenwasser und AVelt generali.siren, ist an eine principi-
wurde, weil es nur 4 Weltalter giebt. Hier wird sie her- elle Kosmogenese, die ein Kind der Alchemie ist, gar nicht
angezogen, und nun multiplicirend gesagt 72 Mahäyuga X zu denken und am allerwenigsten an das alchemistisch-
= 72 X4320000 =
.311040000 Jahre. Das ist nun ein
,

durchdachte Problem der Entstehung der AVelt aus dem


Manuyuga. Und nun endlich wird das Manuyuga wieder AVasser und das sich an dieselbe knüpfende WelteneL
mit 14 multiplicirt. Diese 14 wird der Zahl 7 zu Liebe Wenn die Inder von der Entstehung der Welt aus dem
gebracht. Wir haben nämlich oben in der 2. Position AVasser reden, so ist das ein so vage dastehender Gedan-
2 X12 =
24. Dies wurde, anlehnend an die 3 Opfer- kemspahn, der wohl an die Sündfluth anlehnt. Sobald
feuer, extendiri zu einem: 2X3 =
6, womit denn auch man nämlich eine Sündfluth annimmt, constatirt man
diephilosophische Zahl 6 in die Sache gebracht wurde.t damit das Factum, dass die AVelt, so wie sie jetzt ist,
Hier denkt man nun, wenn man einmal dabei ist, stat wie wir sie bewohnen, aus dem Wasser, dem Sündfluth-
2 X12 =
24 zu sagen; 2x3 =
6. so kann man auch AVasser, durch das Verlaufen, das Eintrocknen, dieses
weiter gehen, und, die verhassene 7 in’s Auge fassend sa- AVassers hervorgegangen ist. Nun war aber doch vor der
gen 2 X7 =
l'l' So 6at man eben die 14, und sie ist Sündfluth bereits eine Welt da, denn sonst hätte sie nicht
es, welche dem Manuyuga derartig gegenübergestellt wird, in Wasser untergehen können. Damit haben wir denn
dass man sagt 14 X
Manuyuga 14 =
311040000 x = 2 Welten, die wir bewohnen, eine vor- und eine nach-
4 354560000 Jahren. Das ist dann ein Kalpa. KoIoss.ale sündfluthliche. Um nun in Bezug auf dise 2 Welten die
Zahlen! natürdch dazu erdacht, um die Philosophie der Karten gleich zu haben, lässt man die erste aus dem
Zahl desto versteckter zu bringen. Wasser hervorgehen, wie die zweite. Solcher Auffassung
Indische Kosmogenese.
gemäss war denn am Anfänge die Sündfluth, eine —
ideelle Vorstellung, mit der es Zusammenhängen mag, dass
Dass die Alchemie sich der Kosmologie bemächtigt, der erste Avatar die Sündfluth bringt. Und wenn die
haben wir in dem Abschnitte der Indischen Alchemie vom Inder das Weltenei selbstständig auf’s Tapet bringen, so
Standpuncte der Kosmologie gesehen. Die Alchemie bleibt liegt einfach darin der Gedankenspahn, wie ein Huhn aus
aber nicht bei der Kosmologie stehen, sondern macht dem Ei entsteht, so wollen wir bildlich sagen, die Welt
auch die Kosmogenese zu ihrem Eigenthum. Das hat ist auch aus einem Ei entstanden, ein Gedanke, der um
nun aher bei den Indern noch nicht statt. Wir finden so näher lieget, als die Inder wahrscheinlich, wie die
zwar bei ihnen kosmogenetische Philosopheme das sind ,
Juden, sagten, der Himmel über uns hat die Gestalt einer
aber kosmogenetische Gedankenspähne die der eine sich
, halben Eierschale, und nicht wie wir, er steht, wie eine
so, der andere anders schnitzelt, und die mit der Alchemie Kuppel, eine Glocke über der Erde.
noch nichts zu thun haben. Wir führen in dieser Bezie- Will mau nun aber uns opponirend sagen, das, was du
hung an aus demRigveda; „Damals war weder Nichtsein kosmogenetische Gedankenspähne der Inder nennst, das
45

constituii't ebeu die Indische Kosmog'enoso du hast kein


,
die utrscr Aegypten bevorzugten, nicht .aber mit uns, die
Recht, ihnen den kosinogenetischen Standpunct iinter den wir das säsireu, was zu unseren Püssen liegt. So kommt
Füssen forlzuzielien, —
nun gut, so sind wir damit auch dejin Aegypten au der H.and einer extendirten Indischen
zufrieden. Es kommt uns hei unserem ohigen Standpunete Kosmologie, und au der H.and einer selbstgefälligen Na-
nur darauf an, i's mit mit Prägnanz in den Vordergrund tion,alvor.stellung in die Aegyptische Alchemie. Sobald
zn schieben, dass die eigentliclie alchemistis'che Kosmoge- nun aber die Aegyptischen Alchemisten .auf die Weise die
nese und in speeie das alcheiuistisch durchdachte Hervor- Indische kosmölogische Auffassung erweiterten, bedurfte
gehen der Welt aus dem Wasser, an welches auch die es nur eines Schrittes, um von der Kosmologie zur Kos-
Griechen anlelinen, von den .luden, und nicht von den mogenesc zu gelangen. Aegypten verd.ankt dem Nil
Indern stammt. Ebenso notorisch, wie dieser Sachverhalt seinen Ur.sprung, ist. wie die Alten sagten, ein Geschenk
ist, ist denn aber auch der Sachverhalt notorisch, dass des Nil .s. W
aren die Aegyjiter also bei Aegypten so ,

das, was sich innig und organisch an die Jüdische Auf- waren sie .aucli beim Nil, und setzten
beide derartig
sie
fassungsweise knüpft, der .Jüdischen Alchemie angehört gegenüber, da.ss .sic sagten, wenn wir den Nil haben,
und nicht der Indischen Alchemie. Kosmogenese, angchören .»0 haben wir .auch Aegypten, Aegypten entsteht aus dem

kann. Und dai'aus geht denn hervor, dass wenn sich bei Nil, so w.ar damit die streng begründete alchemistische Kos-
den Indern in kosmogenetischer Beziehung Dinge vorfin- mogenese da. Von unserem Standpunete ist das zwar
den. die den .Jüdischen Auffassungen entsprechen, dass das eine K'ö.smogenese die .sich in engen Grenzen bewegt,
,

entweder Zufälligkeiten ind, .auf die kein ju’incipielles


. denn sie h.at es ja mit dem Partial - Kosmos Aegypten,
Gewicht zu legen, oder es sich um Data bandelt, die nicht und nicht mit dem Univers.al - Kosmos zu thun. Vom
von den Indern zu den .Juden, sondern von den Juden zu Aegyptischen Standpunete dagegen fällt das Enge der An-
den Indern gekommen sind. Wenn nun im einzelnen schauung, d.nn wenn die Aegypter den Kosmos Aegypten
Falle die Uebereinstimmung zu gross ist, als dass „die hatten, so h.atten .sie d.amit egoistisch-Aegyjitisch den Kos-
Zufälligkeit“ .ausgebeutet werden könnte, so mögen es die mos überhaupt, denn Aegypten war ihnen der Kosmos.
Indologen unter sich ausmachen, ob sie die Schrift, in der Die ägyptische Kosmogenie besteht also d.arin, dass man
die betreffende Stelle vorkomint, überhaupt der Zeit nach sagt, wir haben den Nil und aus dom ist Aegypten ent-
hinter die Zeit verlegen wollen, zu der bereits eine .Jüdische standen. Weiter aber geht die Aegyptische Kosmogenie
Alchemie existirte oder ob sie die betreffende Stelle als
,
nicht. Erst die Juden gaben dieser beschränkten Kos-
eingeschoben, als ein späteres Anflicksei betrachten wollen. mogenie eine Allgemein- Ausdehnung. Erst die Juden be-
Wie gesagt, ob sie das Eine oder das Andere thun wollen, zogen dass auf die Welt überhaupt, w.as die Aegypter
mögen sie unter sich ausmacheu ausm,achen müssen sie
,
p.artiell auf Aegypten bezogen hatten. Indem sie also
es aber, wenn sie den Daten, welche uns die Alchemie verfuhren, gaben sie einerseits dem Nil und andererseits
liefert, nicht blindlings entgegeu treten und in das Per- Aegypte)! eine generelle Ausdehnung. Den Niel machten
versum verfallen wollen. Indisch zu machen, was Jüdisch sie zum W.asser, welches am Anfänge da war, Aegypten
ist, nur .Jüdisch sein k.ann. Und .auch um diesen Sach- machten sie zu der Erde welche wir bewohnen. Damit
,

verhalt mit Prägnanz in den Vordergrund zu schieben, kommt denn zwischen Nil-Aegypten und Wasser- Welt die
deswegen haben wir oben den negativen Standpunct in Parallele heraus: wie zuerst der Nil da war, und aus
Bezug auf die Indische Kosmogenose angenommen. diesem Aegypten entstand, so w.ar zuerst das Welteii-
wasser da, und aus diesem entstand die Welt, welche wir
Alchemie bei den Aegyptern. bewohnen. Eine solche Parallelle trägt nun aber durch-
aus die Fessel des Aegyptierthums. Die Aegypter s.agen,
Das Wasserverwandlungs Experi ment. -
Aegypten Welt, die P.arallele thut nichts anderes,
ist die
Die Aegypter erhielten die Alchemie von den Indern als dass sieSache umkehrt und sagt, die Welt ist
die
zu der Zeit, wo die Indische Alchemie noch exclusiv den Aegypten. Wir haben also den Sachverhalt dass die ,

kosmologischen St.andpunct einnimmt. Bei dieser Indischen kosmogenetische Erweiterung deren Zweck es doch sein
,

Kosmologie ist nun das Sachverhältniss ein eigenthüm- soll ,


sich von dem engen Gesichtspunct der Aegypter zu
liches dass sie hervorstechend den Himmel in’s Auge
, era.ancipiren sich vor wie nach in dem engen Kreise
,

fasst, und die Erde, die wir bewohnen, in den Hintergrund Aegypten herumbewegt. D.as sahen nun die Juden ein,
schiebt. Die Indische Kosmologie lehnt an die Gottheit, sie sahen ein, dass wenn sie erweiternd s.agten was mit ,

und da wir mm
unseren Blick zum Himniel wenden, indem Aegy-pteu und Nil im Kleinen vorgeg.angen ist, d.as Ist mit
wir ihn zur Gottheit wenden, so ist damit die Kosmologie Welt und Welten wasser im Grossen vor sich gegangen, dass
gegeben, in welcher dem Himmel hauptsächlich Rechnung sie damit erst auf halbem Wege waren. Sie sahen ein,
getragen wird. Das Anlehnen an die Gottheit, von dem d.ass, wenn die Verallgemeinerung zum Ziele geführt
das Ganze ansgeht, ist aber daiän gegeben dass die Ar-
,
werden sollte, dass sie dann einen Schritt weiter zu gehen
cana: remedia divina, göttliche Mittel sind. Es ist nun hätten. Und indem sie sich nun zu dem Ende umsaheu,
recht schön und gut, die Arcana zu göttlichen Mitteln zu verfielen sie auf das W
a s s e r v e r w a n d 1 u n g s - E x p e r i-
stempeln, aber über einen solchen himmlischen Standpunct men t. Das Wasser Verwandlungs-Experiment be.steht darin,
den irdischen zu vernachlässigen heisst zu weit gehen.
,
dass man Wasser stehen läs.st, und nun aus demselben
Eicht die Götter wenden diese Mittel an, sondein wir Erde erhält. An der Hand dieses Experimentes, au der
Menschen, nicht dem Himmel entnehmen wir die Ingredi- Hand der Wasserverwandlung, sagten nun die Juden, wir
eutien aus denen wir sie darstellen
, sondern der Erde,
,
haben Aepypten und Nil gar nicht nöthig. Was der Nil
die wir bewohnen. Diesen Standpunct machten sich nun ist, das ist Wasser überhaupt, was Aegypten ist, ist Erde

die Aegypter klar. Sie machten es sich klar, d.ass es üherhaupt. Wir h.aben nicht den Nil nöthig damit er ,

wohl passend sei, auch die Welt, welche wir bewohnen, uns Aegypten ergebe, wir haben blos ganz im Allgemeinen
in den Bereich der alchemistischen Welt zu ziehen. Wasser nöthig, damit es uns Erde ergebe. In der kosmo-
Machten .sie sich nun .aber daran, die Welt, welche wir genetischen Allgeinein-Auff.assung brauchen wir also nicht
bewohnen, hervorstechend in den Bereich der alchemisti- zu sagen, wir haben den Nil, dieser ergiebt Aegypten,
schen Welt zu ziehen so mussten sie ihre Ansch.auungs-
,
ebenso haben wir das Weltenwasser, und dies ergiebt uns
wei.se mit der ihrer Lehrmeister, der Inder, auseinander die Welt, die Erde, die wir bewohnen. Nein, wir können
gehen lassen, sie mussten mit ihren Lehrmeistern brechen. ganz im Allgemeinen sagen, von Nil und Aegypten ab-
Das zu thun, nafimen .sie aber Anstand, und geriethen straliirend wir haben Wasser, und dieses ergiebt uns
,

so in eine
Zwitter - Situation. Sich umsehend kamen ,
Erde. Wir sagen .also nicht, wie Aegypten aus dem Nil
sie nun auf einen Ausweg. Und dieser Ausweg bestand entstanden ist, so ist die Welt aus dem Wasser entstanden,
dann dass sie sich an Aegypten hielten. Sie sagten,
,
sondern wir sagen, wie auf Grund des Wasserv er Wand-
wenn wir der Welt, die wir bewohnen, auch Rechnung lungs-Experimentes Wasser gegeben ist, und Erde entsteht,
.fragen, so braucht das ja überhaupt nicht die profane so ist im Bereich der Kosmogenese Wasser gegeben, und
Welt „da draussen“ zu .sein, nein, wir halten uns in speeie die von uns bewohnte Erde entsteht. Die Entstehung der
an Aegypten. Aegypten ist unsere Welt, unsere Welt ist Welt ist also nichts .anderes, als eine Wasserw.andluug
das von den Göttern bevorzugte Aegyj>ten. Diese Welt im Grossen. Wenn wir somit die eng gefasste ägyptische Kos-
heranzuziehen können uns die Inder nicht ver.argen.
,
mogene.se der weit gefassten jüdischen Kosmogenese gegen-
Wollen sie rechten, so mögen sie mit den Göttern rechten. überstellen so h.aben wir damit nicht die Gegenüber-
,
47 48

Stellung von Aegypten und Nil, sondern wir haben die Das Wasserverwandlungs-ExperimenUist höchst wichtig
Gegenüberstellung von: Wasserverwandlungs-Experiment für die Alchemie. Nachdem es einmal aufgekommen, zieht
im Kleinen, undAVasscrverwandlungs-Experimentim Grossen. es sich wie ein rother Faden durch die ganze Geschickte
Wenn wir also der uralten Anschauung begegnen, die der Alchemie hindurch. Ihm in dem Sinne, wie wir oben
Welt sei aus dem Wasser entstanden, so muss man dabei auseinandergeselzt, eine exacte Basis geben zu wollen, ist
nicht an Forschungen im Sinne A. G. Werner’s und sei- höchst verkehrt. Das fiel den Juden, die das Experiment
ner Anhänger, der Neptunisten, denken. Ach nein, beiden in die Alchemie einführten, auch nicht im Traume ein.
Indern handelt es sich blos um eine vage Idee, die wohl Sie fassten das Wasserverwandlungs-Experiment derartig
an die Sündfluth anlehnen mag (vergl. bei den Indern), auf, dass sie sagten, wir haben Wasser, lassen es stehen,
bei den Juden aber, und denen, die an sie anlehnten, han- und erhalten nun Erde, das ist Bodensatz Mit reinem
delt es sich um nichts anderes, als um das Problem vom (destillirtem) Wasser sagten sie, ist dieser Bodensatz nicht
Wasserverwandlungs-Experiment, welches seine Wurzel in zu erzielen. Die Erde, die zu Boden geht, muss im Was-
dem Hervorgehen Aegyptens aus dem Nil hat. ser enthalten sein, sonst kann sie nicht zu Boden gehen.
Was nun aber das Wasserverwandlungs Experiment be- Aber das ist für diese Erde oharacteristisch, dass sie innig
trifft, sohandelt es sich bei ihm nichtum ein exactes chemisch- mit dem Wasser vermengt sein muss. Es hat nichts auf-
physikalisches Dogma im heutigen Sinne, sondern es han- fallendes, dass, wenn wir ein Gefäss mit Wasser nehmen,
delt sich bei ihm um nichts anderes, als um einen kleinen und werfen nun eine Hand voll Erde hinein, dass daun
Massstab ,
den man an Nil und Aegypten gelegt. Das diese Erde zu Boden sinkt. Es hat aber wohl etwas auf-
wurde vielfachverkannt. Noch im vorigen Jahrhundert fallendes, dass die Erde, wenn sie innig mit dem Wasser
glaubte man, das betreffende Experiment, die Wasserver- vermengt ist. zu Boden geht. Denn warum geht sie zu
wandlung, habe eine exacte Basis im heutigen Sinne. Man Boden, warum hält sie sich nicht in ihrem Mengungszu-
glaubte, Erde sei ein Grundprincip des Wassers. Man stande, warum geht sie nicht gar vom Mengungs-Zu.stande
glaubte, wenn man Wasser nehme, und behandele es auf in den Mischungs-Zustand über? ^Das sagten sie, ist eine
irgend eine Weise (Reiben, Kochen), so müsse es Erde auffallende Erscheinung, und weil sie es ist, deswegen hat
ergeben, es müsse sich, wenigstens zum Theil, in Was- die Wasserverwandlung als solche eine Berechtigung. Bei
ser umwandeln lassen. Das ist selbstredend ohne Halt. der WasBerverwandlung im Jüdischen Sinne ist nicht die
Das Wasser besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff, nicht Verwandlung von Wasser in Erde in’s Auge gefasst, son-
aber aus Wasser und Erde. Wenn Jemand meinte, auf dern das Sieb-Ergeben von Erde aus solchem Wasser,
Grund eines Experimentes Erde aus dem Wasser gewon- welckes innig mit Erde vermengt ist, wobei das Wasser
nen zu haben, Wasser in Erde verwandelt zu haben, nach oben geht, und die Erde nach unten geht. Oder um
so war die Erile, um denn diesen vagen Ausdruck beizube- die Sache vom Standpuncte des Experiments aufzufassen,
halten, in das Wasser irgendwie hineingeratlien, sie ver- die Juden experimendrten nicht mit reinem (destillirten)
dankte aber nicht dem Wasser als solchem ihrem Ursprung. Wasser, sondern mit solchem Wasser, das innig mit Erde
Nun, solche Dinge durchschaut heute ein Anfänger. Selbst vermengt ist. Aus solchem erzielten sie ihren Bodensatz.
ein Anfänger der Chemie weiss, dass es gar keinen ein- Wenn man nun solches Wasser hat, welches zwar innig
fachen Stoff „Erde“ giebt, um wie viel weniger kann die- mit Erde gemengt ist, aber bei dem das Wasser über die,
ser Stoff ein Grundstoff des Wassers sein. mit ihm gemengte Erde das Uebergewicht hat, so kann
Die Aegypter huldigten der Anschauung der Entstehung es leicht geschehen, dass man die Erde übersieht und
der Welt aus dem Wasser nicht. Die bekümmerten sich glaubt, man habe es toit röine'm Wasser zu tkun. Und
überhaupt nicht um die Welt „da draussen“, die hatten mit noch melir, wenn man die Lösung eines Salzes hat, bei .

ihrer Welt, mit Aegypten, genug zu thun. Es ist gerade dem gar kein Motiv zum Absatz eines Bodensatzes gege-
das Characteristioum der Aegyptisohen Alchemie, der Welt ben, und das Salz erleidet durch den Zutritt der Luft eine
„da draussen“ keine Rechnung zu tragen. Sobald wir von Zersetzung, oder ein Theil des Wassers verdunstet, wodurch
Aegypten in die Welt überhaupt treten, haben wir den denn Salztheile, die vorher gelösst waren, zu Boden müs-
Aegyptischen alchemistischen Standpunct verlassen. Und sen, so sieht das aus, als wenn Wasser, welches an und für
gerade das, dass die Aegypter einen solchen restringirten sich gar nicht auf dem Standpuncte des, mit Jirde ver-
Standpunct einnahmen, das ist der Grund, weshalb sie auf mengten Was.«ers steht, freiwillig einen Bodensatz ergäbe.
die kosmogenetische Relation zwischen Wasser und Erde Das nun verführte die späteren Alchemisten zu dem fal-
kamen. Hätten sie sich an die von uns bewohnte Welt, schen Dogma, reines Wasser, das ist auch solches Wasser,
statt an Aegypten gehalten, so wären sie nimmer auf jene welches im Jüdischen Sinne nicht zum Bodensatz dispo-
Relation gekommen. Aber nachdem die Aegypter die be- nirt, ergäbe einen Bodensatz. Daher kommt die Fabel
treffende Relation nun eir.mal hatten, konnten sie da nicht, von der eigentlichen Wasserverwandlung. Im alche-
den Blick weiter werfend, zur Kosmogcnese im weiteren mi.stischen Sinne kann man gegen eine solch« Was-
Sinne übergehen? Antwort; Nein, in ihrem engherzigen serverwanrllung nichts haben, denn die Alchemie bewegt sich
Stamlpunct schien es denen ein Confliet mit sich selbst, auf der Basis der Speculation, nicht auf der Basis der
mit der ihnen zukommonden Alchemie zu sein, aus dem exiictcn Forschung. In unserem heutigen Sinne ist es aber
Kreise von Aegypten und Nil herauszutreten. eine Albernheit mit de,stülirtem Wasser das Wasserver-
Auch das Wasserverwandlungs’Expcriment kannten die waudlungs-Experiment vornehmen zu wollen, da.s ist, aus
Aegypter noch nicht. Die Juden waren darauf hinge- destillirtem, reinen Was.ser Erde fabriciren zu wollen.
wiesen, sich demselben in die Arme zu werfen, damit sie An eine solche Wasserverwandlung, Wasserwaudlung im
in ihrer exlendirten Aegyptischen Kosmogcnese aus dem eigeutüchen Sinne, glaubte aber, wie inelu’fack erwähnt,
.

Cirkel herauskamen: Aegypten ist die Welt. Warum? die Jüdischen Alchemisten nicht. Im Grunde, strict ge-
Weil die Welt Aegypten ist. Sie liatten ein be.stimmtes nommen, kann bei ihnen gar lüclit von einer Wasserwand-
Motiv dazu, auf der Acgj'ptisc.hen Leiter zur extendirten lung die Rede sein. Sie verstehen unter Wasserwandlung gar
Kosmogenese hinaufzusteigen, nachdem sie aber oben wa- nichts anderes, als die Uebertülirung von Wasser, welches
ren, die Leiter hinter sich fallen zu lassen, und sii h nun mit Erde gemengt ist, in den Zustand der Trennung von
nach einem Problem umzusehen, welc.hes sie oben erhielt. Wasser mul Erde, wobei das Wasser nach oben und die
Dies Problem war eben das Wasseiycrwandlungs-Experi- Erde nach unten geht. Ihnen weist das Wasserverwand-
ment. Die Aegypter dagegen hatten Nil und Aegypten lung's-Experiment nicht das Ge.setz der Wasserverwandlung
und Aegypten und Nil als ein Abgeschlossenes, Abgerun- nach, sondern da.s Gesetz der Gravitati»n unter erschwer-
detes, was bedurfte es da der weitenn Speculation? Ja ten Umständen. Wie gesagt, kann bei den .lüdischen
noch mehr, Lä te denen Jemand das Wasserverw.mdlungs- Alchemisten eigentlich beim Wasserwandlungs-Experimemt
Experiment geboten, sie hätten ihm als einem Ketzer den gar nicht von Wasserverwaudlung die Rede sein, und wenn
Rücken gekehrt. Die hielten Aegypb n und Eil für heilig. wir uns trotz dessen iu Bezug auf die. Jüdische Alchmie
Es wäre aber eine Profanation gewesen, wenn man gesagt des Ausdruckes, „Wasserverwandlungs-Experiment“ be-
hätte, du brauchst gerade niclit den Nil und Aegypten, dienen, so gescliielit es blos desshalb, um iu da.s, was die
nimm jedes beliebige Wa.'ser, das macht einen Bodin.«atz, Alchemisten vom Allgemeiustandpunct Wasser-Verwand-
und indem es diesen macht, hast du die Ersche'nung, die lung , W
asser ver vvciudluiigs - Experiment nannten keine ,

dir das, aus dem Nil entstehende Aegypten darbietet, im künstliche Trennung zu bringen. Eine solche künstliche
lüeinen Trennung wäre nicht am Platze. Und eben darum, weil
49
50
sie nicht am Platze wäre ,
deswegen ist' es auch gerecht- Und nun heisst’s weiter:
fertigt,wenn wir sagen, nachdem die Aegypter indirect
Fliyi D’n K'DJ D’on la-lli'’ ICN’I Vers. 20.
den ersten Impuls zum Wasserverwandluugs-Expeiiment
gegeben, führen es die Juden direct in die Alchemie ein, iD’Dtt'n y’pi ’JD pMn
und nachdem sie es einmal eingeführt, verbleibt es Eigen- Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit
thum der Alchemie wobei es denn eine Sache für sich webenden und lebendigen Tlüeren, und mit Gevögel,
,

bleibt, im Sinne der Alchemie an und für sich eine irre- das auf Erden unter der Veste des Himmels fliege.
levante Sache, ob in der Folge die einzelnen Alchemisten (Luther).
diese oder jene Anschauung in Bezug auf reines oder zum ti'Dj b'D riNi D’pjn nrjnn sn vers. 21.
Bodensatz disponirendes Wasser damit verbanden. nsi D’DH imtt' iti'N ntc'o-in n’nn
Wir werden bei den Alexandrinern noch einmal auf
die Aegyptische Alchemie zurückkommen, und des Näheren
:3iD D’nSv NTi ini'P o
Und Gott schuf grosse Walfische, und allerlei Thier,
kennen lernen, dass der Nil nicht nur als solcher aufge-
das da lebet und webet und vom Wasser erreget ward,
fasst wird, dem Aegypten seinen Ursprung verdankt, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes
sondern auch als solcher, der den Himmel zu sich her-
Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah,
überzieht. Der Nil tritt aus bedeckt nun alles Land, so dass es gut war.
,
(Luther).
weit man sehen kann, das ist in der Volksauffassung, er
steht bis am Himmel (Horizont) verschmilzt mit dem
,
nx Wpl 1311 ns "icp DHN
p3’1 Vers. 22.
Himmel. Wenn er nun wieder zurücktritt, so lässt er, so :pN3 3T
d’D’3 D'ch
wird angenommen den Himmel nicht wieder fahren,
, Und Gott segnete t'e und sprach: Seid fruchtbar und
sondern nimmt ihn mit sieh in sein Bette zurück. Auf mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer und das
, ;

die Weise hat man, indem man den Nil hat, nicht nur Gevögel mehre sich auf Erden. (Luther).
Aegypten, sondern auch den Himmel. Das führt nun die
DV ~)p3 ’H’l ’H'I Vers. 23.
Jüdiscnen Alchemisten darauf, an der Hand des Wasser-
Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.
verwandlungs-Experimentes nicht nur die Erde sondern ,
(Luther).
auch den Himmel zu erhalten. Sie sagen, wir haben das
Wasserverwandlinigs-Experiment im Kleinen, das führt uns nonn pNn
Nain c’nSv icn’i vers. 24.
h’H e'Dj
auf das Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen. Im :p ’H'i nrob in'm tJ'O'n pN
Grunde führt uns nun das letztere zu nichts anderem als Und Gott sprach Die Erde bringe hervor lebendige
:

zu der Welt, die wir bewohnen, wir haben aber die Auf- Thiere, ein jegliches nach seiner Art; Vieh, Gewürm und
gabe, au dasselbe auch den Himmel zu knüpfen. Und Thiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art. Und es
das thun sie denn, indem sie das Problem vom Hi eis ei mm geschah also. (Luther.)
aufstellen, welches wir bei der Jüdischen Alchemie kennen
lernen werden. Dies Himmelsei ist, analog der Aegypti-
nennn hni ni’P pNn n'n dn q’Pn typ vers. 25.
schen Anschauung vom Absorbiren des Himmels seitens d’hSx nvi inrP naiNn tyci
’3 gni P
des Nils, mehr eine indirecte Relation, in welche das Was- Und Gott machte die Tlüere auf Erden, ein jegliches
serverwandlungs-Experiment zum Himmel gebracht wird. nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art, und
Ganz 'direct wird diese Relation bei den Alexandrii;ern. allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art. Und Gott
Diese sagen in Bezug auf das Wasserverwandlungs-Ex- sah, dass es gut war. (Luther).
periment, wir haben Wasser und lassen es stehen, dann ni’i uoPn d~n ntyji: idn’i ver«. 26.
erhalten wir Erde. Damit sind wir aber noch nicht fertig.
Wir legen Feuer unter, das Wasser fängt zu kochen au, tyDin P 3 pNH P 3
i i nionnm D’Dtyn fipm n’n njnn
und entwickelt nun Luft (Schwaden). Somit erhalten wir :pNn bv tynnn
beim Wasserverwandlungs-Experiment incht nur Erde, Und Gott sprach: Lasset uns machen (wir wollen
sondern auch Luft aus dem Wasser. Dies Wasserver- machen) den Menschen in unserem Bilde in unserer ,

wandlungs-Experiment ist das dr eitheilige, indem es Wesenheit, und sie sollen herrschen über die Fische des
Wasser, Erde, Luft ergiebt, wogegen das ursprüngliche Meeres und über die Vögel des Himmels und über das
, ,

Wasserverwandlungs-Experiment, welches blos Wasser und Vieh, und über die ganze Erde, und über alles Gewürm,
Erde ergiebt, das zweit heilige ist. An der Hand des welches auf der Erde kriecht.
Stheiligen Experimentes macht sich die Kosmogenie (das Luther übersetzt: Und Gott sprach: Lasset iins Men-
Wasserverwandlungs-Experiment iin Grossen) derartig, schen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herr-
dass sich an die Luft der Himmel knüpft, und an das schen über die Fische im Meer, und über die Vögel unter
Uebrige die Welt, die wir bewohnen. dem Himmel und über das Vieh und über die ganze
, ,

Da die ludereiner Zahlenphilosophie huldigen, so ist Erde, und über alles Gewürm, das auf Erden kriechet.
es wahrscheinlich, dass die Aegypter, ihre Schüler in der Manche Interpreten lassen DP auf die äussere, und
Alchemie, ebenfalls einer solchen huldigen. Es wird dies mDT auf die innere, geistige, Aehnlichkeit zielen. Wir
um so wahrscheinlicher, als wir bei den Juden, die ihrer- für unseren Theil gehen der Sache aus dem Wege, und
seits ihre Alchemie von den Aegyptern haben wieder ,
sagen auf der einen Seite Bild und auf der anderen
: ,

einer Zahlenphilosophie begegnen. In den Quellen, die uns Wesenheit, Essentia. Nun mag sich der Leser di^e Aus-
zu Gebote standen, finden wir aber keinen Aidialtspunct drücke auf Innerlichkeiten oder Aeusserlichkeiteif’’bezie-
für eine abgerundete Aegyptische Zahlenphilosophie und ,
hen wie er will. Ganz das Gleiche thut Luther, indenj
,

so wollen wir denn diese Sache auf sich beruhen lassen. er übersetzt: ein Bild, das uns gleich sei. Luther über-
setzt nur etwas frei, denn es steht im Text in unserem
Alchemie bei den Juden. Bilde, und der Ausdruck dem Luther sein „das uns
gleich sei“ anlelmt, ist wieder mit einem „unser“ ge-
Die Schöpfungsgeschichte im ersten bracht. Deswegen übersetzen wir eben, wie wir es oben
Capitel des ersten Buches Mosis. gebracht, und nicht, wie Luther. Indessen die Differenz
würde uns nicht bewogen haben, in Vers 26 nicht die
Es handelt sich um eine Erschaftüiig der Welt in 6 Tagen. Uebersetzung Luthers brevi manu zu bringen, wie in den
Die Verse 1 —
19 werden wir später genauer durch- vorangehenden Versen. Wir bringen die eigene Ueber-
nehmen, und verweisen hierauf. Hier nur übersichtlich setziing aus einem anderen Grunde und da wir sie nun ,

das, was bringen.


sie Vers" 1 und 2 bringen die vorbe- einmal bringen, so halten wir uns auch in Bezug auf das
reitende Periode. Alsdann handeln Vers 3, 4, 5 den Dp und niDl mehr an den Wortlaut des Te.xtes. Der
ersten Schöpfnngstag ab, welcher das Licht bringt. Vers
Grund der eigenen Uebersetzung ist der Ausdruck D“X,
6, 7, 8 handeln den zweiten Schöpfungstag ab, welcher
Adam. Dieses Adam ist generell „Jlcnsch“. Es ist das
den Himmel bringt. Vers 9, 10, 11, 12, 13 handeln den
Genus hoino. Also steht nicht im Text, wie Lutlier
dritten Schifjjfungstag ab welcher den Orbis terrarum
,
übersetzt, lasset uns Menschen machen, sondern: lasset
fluidus et fixus bringt zugleich aber auch die Pfianzen-
,
unsden Menschen machen, lasset uns das Genus
welt. Vers 14, 15, Ifi, 17, 18, 19 handeln den vierten
Schöpfungstag ab, welcher Sonne, Mond und Sterne bringt. homo machen. Nun kommt hinterdrein pluraliter TlTlj
4
^1 52

und s e sollen lierrsclien, die Menschen sollen herrschen.


i da sie geschaffen sind, zu der Zeit, da Gott der Hcn-
Das hängt damit zusammen, dass im folgenden Vers das Erde und Himmel machte.
Genus homo sofort in das Masculiiium und Femininum Die Uebersetzung Luthers kann darauf führen, als wenn
zersplittert wird. Wir haben also folgenden Sachverhalt: sich das Gegenwärtige dem Vorigen anschlösse. Davon
Gott schaift am 0. Tage das Genus homo. Nicht er- steht aber nichts im Text. Es steht H^X: das ist, hier
schafft er den Mann für sich, und ist damit dann vorläufig hast du, hier präsentii’e ich dir die Erschaffung. Das
fertig, nicht erschafft er das Weib für sich, und ist damit
nt’X bezieht sich nicht auf das Vorhergehende, sondern
dann vorläufig fertig, sondern er schafft Manu und Weib, auf das Folgende. Der Autor geht darauf aus, uns das
beide zusammen, er schafft das Geschlecht Adam, mN, zu erzählen, was Vers 5 und ff. kommt, und dazu trifft
das Genus homo, er schafft den Menschen, welcher sich er hier die Vorbereitung, macht die Einleitung dazu.
einerseits zum Manne, andererseits zum Weibe gestaltet, Dem ist es nicht darum zu thun, zu dociren, dass Gott
collectiv. Himmel und Erde erschaffen, das setzt er als ein Factum
nban DINH HN D’H^N Vers. 27. voraus, welches sich von selbst versteht. Er hat nur im
:nnN N-D nnpji idt ihn Sinn, uns das vorzuführen, was denn nun des Weiteren
UndGott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum geschehen, wie die Welt da war. „Das ist die Erschaf-
Bilde Gottes schuf er ihn uird er schuf .sie ein Männlein fung u. s. w.“ soll nichts anderes sagen, als: Ich führe
;

und Fräulein. (Luther.)


dich in den Bereich der Erschaffung der Welt, um dir zu
Also Gott schuf den Menschen, das Genus homo, nach erzählen, was denn nun geschehen sei, nachdem Gott, wie
seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn, diesen Men- du das weisst, und wie sich das von selbst versteht, die
schen, dieses Genus homo; Mann und Weib schuf er sie,
Welt erschaffen. Die Wendung mit einem so situirten
das ist das Genus homo zersplittert sich sofort, auf einem n'rX, und in specie mit einem H^X, um uns in
Guss, zum Masculinum und Femininum, den Bereich einer Sache zu versetzen, ist ein Hebraismus,
imi nD DH*? “ICN'1 D’n'pN enx Vers. 28. welcher in der Bibel mannigfach vorkommt, und wir
machen besonders darauf aufmerksam, dass dieser He-
’Dti'n d’h rum nm nsi'nDi pxn nx ixPdi braismus es dui'chaus nicht bedingt, dass etwas vorherge-
pi^n Sv ntr'Din n’n Sni
: gangen sein müsse, was den Autor berechtigt, uns so
UndGott segnete sie, und sprach zu ihnen: Seid brevi manu in den Bereich einer Sache zu führen, um so
fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde, und zu sagen in medias res zu versetzen. So etwas ist durch-
machet sie euch uuterthan, und herrschet über Fische im aus nicht nöthig. Also ist es hier diu’chaus nicht nöthig,
Meer, und über Vögel unter dem Himmel, und über alles dass, da uns der Autor in den Bereich der Welter-
Thier, das auf Erden kriechet. (Luther). schaffüng führt, dass nun etwas vorhergegangen seht
VH
'
2 WV S nx Dp ’nnj nn “idx’i vers. 29. müsse, was uns darüber Aufklärung giebt, wo wir dem:
nun einmal vorab zu dieser Welt kommen.
HD n -lE'Nt pn S nxi pxn S ud S Luther übersetzt: Zu der Zeit, da Gott der Herr.
:nSnxS n’r~i’ ddS pti Vii p Im Text DV3 am Tage, wo oder an dem Gott
steht:
Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben
allerlei Kraut, das sich besamet, auf der ganzen Erde, der Herr. Dieses DV3 involvirt, dass der Autor nichts
und allerlei fruchtbare Bäume, und Bäume, die sich be- von der Schöpfungsgeschichte in 6 Tagen weiss. Denn
samen, zu eurer Speise. (Luther). halten wir uns strict an den Wortlaut der Schrift, so hat
nach der vorliegenden Auffassung Gott in einem Tage die
S m'i'i S^i piv .
S^i pxn n’n Vers. so.
Welt erschaffen. Dass aber Gott die Welt an einem Tage
:p ’n’i nbxb 3p pn’ P nx n’n tü'Dj m nts'x pnxn erschaffen haben soll, so kann nur Jemand dociren dem ,

Und allem Thier auf Erden, und allen Vögeln unter die Schöpfung in sechs Tagen nicht bekannt ist. Nun ist
dem Himmel, und allem Gewürme, das da lebet auf Erden, es aber auch thunlich dass man mit Luther übersetzt
,

dass sie allerlei grün Kraut essen. Und es geschah also. „zur Zeit wo“, und nicht: „am Tage“. Das geht allerdings.
(Luther). Das ist, wie in unserer Sprache. Wir halten uns ja auch
ncHO HD njm np nti'x P nx O’n^x xti vers. si. zuweilen an den Zeittheil, statt an die Zeit überhaupt.
i’ty^rn tzn’ npn ’n’i mv ’H’i So sagen wir z. B. in einem und demselben Sinn: Die
UndGott sah an alles, was er gemacht hatte, und Zeit wird auch noch kommen, wo du von dieser Meinung
siche da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und zurück kommst, und: Der Tag wird auch noch kommen,
Morgen der sechste Tag. (Luther). wo du von dieser Meinung zurück kommst. Ganz so
kann man im Hebräischen „ Tag “ für „ Zeit “ nehmen.
Damit ist aber darin keine Alteration gebracht, dass
Die Scliöpfungsgeschiclite im zweiten der Autor die Welterschaffung in sechs Tagen nicht kennt.
Nämlich der Autor kann hier nur unter den Umständen
Capitel des ersten Buches Mosis.
Tag für Zeit gesetzt haben, wenn er die vorangehende
: SdI p-|Xm ib’l Vers. 1. Sechs -Tage -Schaffung nicht kennt. Denn sobald er die
Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Sechs-Tage-Schaffung kennt, so muss ihm sofort einfallen,
Heer. (Luther). halt, wenn du Tag sclureibst, statt Zeit, so ist das an-

np “iB'x inDx^a dvd o’n^ Vers.


stössig, denn es handelt sich ja nicht um
„Tag“, sondern
’V’n’^n 2.
um „ Tage
“. Dass ihm aber solches nicht in den Simi
:mp iriDxSD Sdd ’V’nti^n CDrn kommt, dass er flott weg Tag für Zeit schreib ^ das zeigt
Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine eben, dass er die Sechs-Tage-Schaffung gar nicht kennt.
Werke, die er machte, und ruhete am siebenten Tage,
von Werken,
Wie wir es also auch mit dem D1’3 halten, stets haben
allen seinen die er machte. (Luther),
wir das Resultat, welches darauf lünaus kommt, dass der
m ’D inx dv nx n’nbx p-O’i Vers. 3.
’V’nti^n Autor des vorliegenden Schriftstückes die Sechs - Tage-
: nip^
x“d nti^x inDxPo nnti' Schaffung nicht kennt.
Und segnete den siebenten Tag, und heiligte ihn, da- Und endlich weisen wir darauf hin, dass durch das
rum, dass er an demselben geruht hatte von allen seinen ganze erste Capitel, und durch die 3 Verse des vorlie-
Werken, die Gott schuf und machte. (Luther). genden Capitels welche das erste Capitel completiren,
,

Diese 3 Verse schliessen sich offenbar dem ersten Capi- Gott D’nbx heisst. Hier bekommt Gott eine ganz neue
tel an bilden den Schluss dessen was jenes gebracht.
,

Jetzt kommt etwas Neues.


,
Bezeiclmung: D’ilbx mn’ das ist Gott Jehovah.

mp DV3 Dx-i3nn pnxm D’Ds^/n nnbin n^x vers. 4. mtJ'H 3p bl pX3 n’H’ D3D n’ti' bl Vers. 5.

Das ist die Erschaffung


:D’DS5'i pnx Q’nSfH
des Himmels und der Erde,
mm px D3X1 p3xn p Q’n^x mn’ n’üan x^
inmxn nx
’3 hdü’ dh3
n3j;^
wie sie erschaffen worden am Tage, wo Gott der Herr Und Gewächs des Feldes war noch nicht da auf
alles
Erde und Himmel machte. der Erde, und alles Kraut des Feldes war noch nicht
Luther übersetzt Also ist Himmel und Erde geworden.
: hervorgesprossen, denn Gott der Herr hatte es noch nicht
:

53
54
regnen lassen auf der (die) Erde, und ein Mensch war also mit der Erde, dem
Erdboden, und wird so Staub der
noch nicht da, um die Erde bearbeiten zu können. Erde, Staub von der Erde.
Luther übersetzt: Und allerlei Bäume auf dem Felde, Der Mensch, den Gott hier erschafft, wird zwar
die zuvor nie gewesen waren auf Erden mit der-
und allerlei , selben Vocabel Adam benannt, wie der Mensch
Kraut auf dem Felde das zuvor nie gewachsen war. im ersten,
, Capitel, ist aber trotzdem etwas anderes.
Denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Dort ist Adam
das Genus homo, hier ist er der Mann, und
Erden, und war kein Mensch, der das Land bauete. nicht das
Weib. Das Weib ist nicht da, um die Erde zu
Wohl verstanden, Luther schliesst den Vers 5 unmittel- bebauen
(Vers 5), dazu ist der Mann da. Darum wird ein Mann
bar an den V ei’s 4 so dass er also den Sinn herausbe-
, geschaffen, und nicht ein Weib.
kommt: Also ist der Himmel und die Erde geschaffen, Also Reoapitulation des Sachverhaltes
da sie geschaffen sind zu der Zeit, da der Herr Himmel : Die Welt ist
da. Nicht aber ist die Pflanzenwelt da.
und Erde machte, und auch allerlei Bäume auf dem Felde Sie konnte nicht
da sein, denn erstens war der Regen, und
machte, die zuvor nie gewesen waren auf Erden, und zweitens der
Mann (Mensch) noch nicht erschaffen. Nun wird
allerlei Kraut auf dem beide machte, das zuvor zuerst
nie ge- der Regen erschaffen (Vers
wachsen war. —
An so etwas ist nun gar nicht zu denken. (Vers 7.)
6), und dann der Mann (Mensch!
'

Der Textausdruck DIÜ heisst einfach „nicht da“, nx m') mpo ].] mn’ pm vers. 8-
ri’ri’ “ID heisst: „war noch nicht da“, strict: „war noch : ms’ liitN D“Nn
nicht geworden da“. HOU’ n“l£2 heisst: „war noch nicht Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden, ge-
hervorgesprossen“, strict: „war noch nicht da hervorge- gen Morgen, und setzte den Menschen darein, den
er ge-
^
sprossen“. macht hatte. (Lut'Eer.)
Die Sachlage ist also einfach die, dass, trotzdem Himmel Durch den geschaffenen Regen, und die geschaffene
und Erde geschaffen, da sind, dass trotzdem die Pflan- Arbeitskraft kann mit Erfolg das statt haben, was hier
er-
zenwelt noch nicht da ist, dass der Mensch noch nicht da zählt wird. Wäre der Regen nicht vorab erschaffen wor-
ist. Nicht nur wird ausdrücklich gesagt, dass die Pflan- den, so wäre die Anlage (das Pflanzen) eines Gartens
eine
zenwelt noch nicht da ist, sondern es werden auch Gründe höchst müssige Sache gewesen, denn es hätte ja doch
angegeben, warum sie nicht da sein konnte. Der erste nichts wachsen können. Jetzt ist aber der Regen da, und
Grund ist der, dass Gott es noch nicht hatte regnen lassen. der Anlage des Gartens steht weiter nichts im Wege. In-
Der zweite Grund ist der, dass der Mensch noch nicht dessen durch den geschaffenen Regen allein ist dem, dass
geschaffen war, der mit seiner Arbeit dem Wachsen der der Garten gedeihen kann, noch nicht vollkommen Vor-
Pflanzen nachhelfen konnte. Dem wird nun abgeholfen, schub geleistet. Es bedarf auch noch obendrein der mensch-
indem das statt hat, was Vers 6 und 7 erzählen, nämlich: lichen Arbeitskraft, die dem Wachsen der Pflanzen nach-

nDnxn ’jd nx npis'm pNn helfe. Nun, die Arbeitskraft ist da, sie ist in Adam er-
:
p nw vers. e.
schaffen, es blos
ist nöthig, dass diese Arbeitskraft
Und ein Nebel stieg auf von der Erde, und tränkte die auch zum Garten in Relation gesetzt werde. Darum ver-
ganze Erd-Oberfläche.
den geschaffenen Menschen in den Garten.
setzt Gott
Luther : Aber ein Nebel ging auf von der Erde und
feuchtete alles Land. “onj pb HDINn D’H^ mH’ nou’1 Vers. 9.
Das Gott liess es jetzt regnen, damit das Pflan-
heisst : :ym mü nj;nn jjn iira D”nn pv’ mm
zenleben sich entwickeln könne. Demzufolge steigt ein Und Gott
der Herr liess aufwachsen Erde al- aus der
feuchter Nebel auf, der dann als Regen niederfällt und die lerleiBäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den
Erdoberfläche tränkt. Baum des Lebens mitten im Garten, und den Baum des
nDnxn Erkenntnisses Gutes und Böses.
HD’!
p “idv DiNn nx Q’n!?N* mn’ vers. 7 .
(Luther.)
Des Erkenntnisses Gutes und Böses ist selbstredend
: n’n U!^:b dinh ’nn n”n nais'j vdnd Der Erkenntniss des Guten und Bösen, der Unterscheidung
Und Gott der Herr schuf (bildete) den Menschen, Staub des Guten vom Bösen, des Bösen vom Guten.
der Erde, und blies ihm in seine Nase lebendigen Odem, Vorhin wird der Garten ganz im Allgemeinen gebracht.
und so wurde der Mensch zu einem lebendigen beseelten Hier wird das im Besonderen gebracht, was denn nun in
Wesen. dem Garten gepflanzt wird, was in ihm wächst.
Luther: Und Gott der Herr machte den Menschen aus
einem Erdenkloss, und er blies ihm ein den lebendigen
T1D’ tyoi j.ir-i riN mpmiS p;;o Na’ imi vers. lo.
Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine le- iD’tf'N'i npiN^ n’m
bendige Seele. Und es ging aus von Eden ein Strom zu wässern den
Odem, Athem, und beseeltes Wesen, Seele, sind Aus- Garten, und theilte sich daselbst in vier Hauptwasser.
drücke, die sich parallel laufen. Der Mensch besteht aus (Luther.)
Körper und Seele. Wenn er stirbt, verlässt die Seele den nPinn p^N b dn nnon Nin pro “nNn n-^ vers. ii.
Körper. Wenn er stirbt, verlässt aber auch der Athem
den Körper, und so decken sich Athem und Seele. Seele Das erste heisst Pison, das fliesset um das ganze Land
und Athem werden derartig gegenüber gestellt, dass das, Hevila, und daselbst findet man Gold. (Luther.)
was wir im Leben Athem nennen, im Tode Seele genannt
.-nmi pNi nbnn oty mio Ninn piNn nnn Vers. 12.
wird. Also haben wir im Bereiche des Geistes ;
Und das Gold des Landes ist köstlich, und da findet

Leben Athem man Bdellion (?) und den Edelstein Onyx. (?) (Luther.)
Tod — Seele.
Und was haben wir denn in analoger Beziehung im Be- : tyiD piN b nN nmon Nin jin’j ’jm"i irun Diyi vers. 13 .
reiche des Körpers ? Nun einfach in Bezug darauf, dass Das andere Wasser heisst Gihon, das fliesset um das
beim Tode der Leib in Staub zerfällt; ganze Mohrenland (Kusch), (Luther.)
Leben — X oD"p “i^nn Nin ^p“in ’ty’biyn “in^n Dsyi vers. 14.
Tod — Staub der Erde. : niD Nin ’y’3in "inini ntyN
Nunwird die Gleichung aufgestellt:
Das Wasser heisst Hidekel, das fliesset vor Assy-
Athem: Seele =
X: Staub der Erde.
dritte
Das vierte Wasser ist der Phrath. (Luther.)
Da in dieser Gleichung auf der einen Seite Athem = rien.

Der Mensch ist im Garten, und soll dem Gedeihen des


Seele, so muss auch auf der. anderen Seite sein X Staub = Gartens nachhelfen. In Bezug darauf wird in’s Auge ge-
der Erde. Und so kommt denn heraus, dass im Leben der
Körper des Menschen Staub der Erde ist. Deswegen steht fasst, dass er die Pflanzen begiessen soll. Dazu aber muss
er Wasser haben, und das erhält er aus dem Strom, der
hier, Gott bildete den Menschen Staub der Erde, das ist Staub
:

der Erde seiend, dessen Materie Staub der Erde ist.


den Garten bewässert. Auf die Weise kommt der Strom
Im
Text steht eigentlich nicht Staub der Erde, sondern Staub Edens in die Sache. Und nachdem er einmal in die Sache
gebracht ist, wird weiter beschrieben, wo er von Eden
von der Erde. Das bleibt sich aber gleich. Die Erde
aus hinfliesst.
kommt in die Sache, weil die Juden ihre Todten begruben,
(nicht verbrannten), sie also mit der Erde in Relation inp inm’i D’ifsn dn nin’ np’i vers. 15 .

brachten. Die in Staub zerfallende Leiche vermischt sich : mccy^i


55 56

Und Gott der Herr nahm den Menschen, und setzte ihn der Leib des gestorbenen Thieres zu Staub, und w'ie der '

in den Garten Eden, dass er ihn bebauete und bewahrete. Mensch athmet, so athmet auch das Tlüer. Indessen die
(Luther.) Sache gefällt uns mcht, die Deckung von Mensch und !

Eigentlich ist nach Vers 8 der Mensch bereits im Gar- Thier ist zu scharf gezeichnet. Und daher bitten wir
ten, und Gott braucht ihn nicht mehr dahin zu versetzen. den Leser, den Vers 19 genau in’s Auge zu fassen. Wir
Indessen die Sachlage ist die, dass nicht auf dem Vorder- haben den letzten Passus übersetzt; und wie der Mensch
theile des Satzes der Nachdruck ruht, sondern auf dem alle belebten Wesen nennen würde, so sollten sie heissen.
Schlusstheile. Nicht darauf ist es abgesehen, dass Gott Am Ende lässt sich auch nicht anders übersetzen. Die i

den Menschen in den Garten versetzt, sondern darauf, Sache hat aber ihren Haken. Wenn die Worte n’Pl '

dass dieser den Garten baut und behütet. Nach Vers 8 ganz ausfallen würden, so wäre der Sinn, dass die 1.

ist der Mensch blos Garten gesetzt, zu welchem


in den Thiere so heissen sollten, wie der Mensch sie nennt,
Zwecke, geht am Ende
schon aus dem Zusammenhänge durchaus nicht alterirt. Das ist aber verdächtig
|

hervor, ist aber nicht ausdrücklich gesagt. Hier wird es j

ausdrücklich gesagt Nicht deswegen ist, wird der Mensch


für den Ausdruck: fl'H tJ'CJ Und nicht nur das, die t
*
Construction ist auch so ei gen thü ml ich. Der betrefiendo
in den Garten gesetzt, dass er in ihm areitslos umher-
Ausdruck steht so eigenthümlich eingeklemmt zwischen
wandeln, sondern deswegen, dass er nun auch den Garten
bearbeiten, sein Hüter sein soll.
den anderen orten da.W Es liegt daher die Frage durch-

pn yv lONb D“xn bv ’nSs' m,T m ver.s. ie.


aus nicht fern oh denn nicht etwa der betreffende Aus-
,

druck einer späteren Einschaltung in den Text sein Dasein


b3xn : verdankt. Ist das aber der Fall, dann hört die Deckung
Und Gott der Herr gebot dem Menschen, und sprach : von Mensch und Thier auf.
Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten. (Luther.) fiiv'pi nonnn b:>b mpii' Dixn xip'i vers. 20.
mo o iJDD bxn n't ny“in Vers._i7. :n.iJD “iTj; xac ab Dixh mtyn n’n PdPi
'

;niDn niD ijcd ibx Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh, und Vogel
Aber von dem Baume des Erkenntnisses Gutes und Bö- unter dem Himmel, und Thier auf dem Felde seinen
ses sollst du nicht essen. Denn welches Tages du davon Namen; aher fih’ den Menschen ward keine Gehülfin (Ge-
issest, wirst du des Todes sterben. (Luther.) fährtin) gefunden, die um ihn wäre. (Luther).
Gott machte vorhin den Menschen zum Gärtner und Der Mensch' die, ihm im vorigen Verse
erledigt hier
Hüter des Gartens. Nun geht er weiter und macht einen gewordene Mission. Uebrigens wird dieser Vers weiter
Pact mit ilim, der dahin geht, der Mensch solle schalten gefasst als der vorige. Dort handelte es sich blos um die ^

und walten in dem Garten, als wenn er sein, des Mensehen Thiere des Feldes und die Vögel. Hier kommt auch ü
Eigenthum wäre. Dem entsprechend könne er von allen noch das „Vieh“ HCnn hinzu. Da nun Gott im Vers •
'

Bäumen, wie sie da ständen, essen. Aber der Pact hat 18 von einer Gefährtin des Menschen gesprochen, so steht
eine Clausei, der Baum der Erkenntniss ist ausgenommen, dieser in dem Wahne, unter den vielen lebenden Wesen,
den reservirt sich Gott, der hlensch darf nicht von die Gott ihm vorführt, würde sich auch jene Gefahrti)i
ihm essen. befinden. Aber darin irrt er, für ihn, für den Menschen,
DINn nvn niü N*? ,1hT ICX’l Vers. 18. findet sieh keine Gefährtin unter allen den lebenden Wesen,
die ihm vorgeführt werden.
:n.UD "iij; )b riK'yvx
Und Es ist nicht gut, dass der
Gott der Herr sprach: np '1 ity"! D-ixn Py noTin d’h^x mn’ Pd’i vers.21.
Mensch ich will ihm eine Gehülfin (Gefährtin)
allein sei, :ninnn ud’i rnyPaD nnx
machen, die um ihn sei. (Luther.) Da liess Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf
Gott fasst also hier den Plan, spricht es aus, dem den Menschen, und er entschlief. Und nahm seiner Rippen
Manne eine Gefährtin zu geben. Der Plan wird gefasst, eine, und schloss die Stäte zu mit Fleisch. (Luther.)
aber noch nicht zur Ausführung gebracht. Die Eeali- D-ixn p npp ntyx ypun nx Q'hPx mm jn’i vers. 22.
sirung des Planes folgt erst weiter unten. Uebrigens
:Dmxn px nx 3 ’i nii’xP
spricht Gott nicht aus, dass dieses Wesen, welches dem
Und Gott der Herr baute ein der Kippe, die Weib aus
Manne zur Seite gesetzt werden soll gerade eine Frau, ,
er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. (Luth.) ]
eine menschliche Frau, das Femininum Mensch, das \vcib-
lich sein soll, was Adam männlich ist.
’ionyo asy DyEin nxi anxn ncvX'i vers. 23.
:nxT nnpP t^’xo ’d nti'x xnp’ nxiP
n“E'n iTH b
riD"ixn yp D’n'rx mn’ vers. 19.
Da
sprach der Mensch : Dasdoch Bein von meinen
ist
,

x~ip’ na mxiP n-ixn Sx


.1^ xn’i 'oti'n b nxi Beinen, und Fleisch von meinem Fleisch. Man wird sie
notj' xin ri’n 'h xip’ ict^x bi mxn Männin heissen, darum, dass sie vom Manne genommen
Und Gott der Herr bildete (machte, schuf) von Erde ist. (Luther.)
alles Thier dos Feldes, und alles Geflügel des Himmels. Eie Textworte für Luthers „doch“ sind DySH flX“
Und er brachte sie zum Menschen, dass er sähe, wie er „dieses Mal“. Das „vorige Mal“, welches diesem „dieses
sie nennen möchte; und wie der Mensch alle belebten Mal“ gegenübergesetzt würd, bezieht sich auf die Muste-
Wesen nennen würde, so sollten sie heissen. rung der Thiere, die dem Menschen vorgeführt werden. ,

Luther: Denn als Gott der Herr gemacht hatte von Bei dieser hat er sich vergebens nach der versprochenen 1
der Erde allerlei Thicre auf dem Felde, und allerlei Vögel Gefährtin umgesehen, jetzt aber sieht er sie vor sich, und >
unter dem Himmel: brachte er sie zum Menschen, dass säet, ja dieses Wesen erkenneich sofort als die versprochene 1
er sähe, wie er sie nennte. Denn wie der Mensch allerlei Gefährtin. ;
_
lebendige Thiere nennen würde, so sollten sie heissen.
pnm idx nxi rnx nx
Von dem „als Gott gemacht hatte da brachte er“ — inti/xn ti”x niy’ p
:“nx
Py Vers.
“its'nP
24.
rm
,

Luthers steht auch nicht ein Titelchen im Text. Im }

Texte steht direct: Gott machte. Er machte jetzt. Es Darum wird ein Mann
seinen Vater und seine Mutter .

kommt jetzt etw'as Neues an die Reihe, die Erschaffung verlassen, und an seinem Weibe hangen, und sie werden
der Thiere. Gott schafft die Thiere des Feldes (Land- seiu ein Fleisch. (Luther.)
thiere ) und die Vögel früher waren sie noch nicht da.
;
xpi intyxi mxn D’cny nn’Jti' rmi vers. 25.
iitytj'nn’
Und nachdem er diese Thiere geschaffen, führt er sie dem Und sie waren beide nackend, der Mensch und sein
Menschen vor, damit er ihnen einen Namen gäbe. Weib und schämten sich nicht. (Luther.)
;

Es ist hier zu bemerken, dass Mensch und Thier so


ziemlich auf gleicher Linie stehen. Gott macht die Thiere,
von denen lüer die Rede ist, aus Erde. Sie sind in Folge Gegenüberstelien der Schöpfungsge-
dessen Staub der Erde, gerade so wie der Mensch (vergl. schichten im ersten und zweiten Capitel
Vers 7) Und ebenso wie in demselben Vers der Mensch des ersten Buches Mosis.
ist: ri’n Tiner n’PI t£^DJ
so ist hier das Es ist gar nicht daran zu denken, dass die Schöpfungs-
Man kann nun sagen,
das liegt so: wie der Leib
ja geschichte, mit der die Bibel anfängt, in einem Tenor i

des gestorbenen Menschen zu Staub wird, so wird auch fortläuft, wie das so im Allgemeinen angenommen wird,
:

57 58

sondern die Schöpfungsgeschichte, mit der die Bibel an- zen ohne Regen, in der zweiten durch den Einfluss des
fängt, hört mit dem 3. Vers des 2. Capitels auf, und dann Regens. Sagt man dagegen, der Regen wird in der erstell
fängt eine neue, eine andere Schöpfungegeschichte an So Schöpfungsgeschichte nicht excludirt, er wird blos nicht
etwas liegt ja auf der Hand. Es werden ja Mensch, Thier, erwähnt, nun dann haben wir die Collision, dass die erste
Pflanze doppelt geboten. Wozu braucht aber das geboten Schöpfungsgeschichte etwas nicht erwähnenswerth hält,
zu werden, was wir bereits haben ? Das wäre ja ein auf was die zweite Schöpfungsgeschichte einen hohen
Widerspruch. Nun, es erklärt sich eben daraus, dass es Werth legt.
sich um 2 Schöpfungsgeschichten handelt, deren jede das, In der ersten Schöpfungsgeschichte darf der Mensch
was sie bringt, auf eigene Hand bringt, ohne sich um die von allen Bäumen der, Welt essen, in der zweiten nicht.
andere zu kümmern. Beide Schöpfungsgeschichten haben In der ersten Schöpfungsgeschichte schafft Gott das Ge-
einen ganz anderen Charakter. nus homo, bestehend aus Mann und Weib, auf einen Guss.
In der ersten Schöpfungsgeschichte wird die Welt in 6 In der zweiten Schöpfungsgeschichte schafft Gott zuerst den
I
Tagen geschaffen. Der erste Tag bringt das Licht, der Mann, und erst eine lange Weile hernach das Weib. Zwi-
i

zweite den Himmel, der dritte Orbis tcrrarum fixus et


: schen Mann und Weib in der zweiten Schöpfungsgeschichte
fluidus, der vierte: Sonne, Mond und Sterne, der fünfte: liegen Anlage des Gartens Eden im Allgemeinen. Hinein-
:
I

Vögel und Fische, der sechste Landthiere und Gewürm,


: versetzen des Mannes, Wachsen von Bäumen in demselben,
und den Menschen. Am 7. Tage ruht Gott. Einsetzen des Mannes zum Pfleger und Hüter des Gartens,
ln der zweiten Schöpfungsgeschichte sind Himmel und der Befehl, nicht vom Baume der Erkenntniss zu essen,
Erde da, und von ihnen wird die Erde in's Auge gefasst. der Plan Gottes, dem Mann eine Gefährtin zu geben, Er-
Es wird angenommen, dass die Erde da sei, um die Pflan- schaffung der Thiere, Vorführen der Thiere vor den Mann,
zen hervorzubringen. Die Pflanzenwelt kann aber ohne um ihnen Namen zu geben, die Benennung der Thiere,
Kegen nicht vorwärts kommen. Wenn also Gott die Erde, Schlaf des Mannes.
die wir bewohnen, auch erschaffen hat, so ist das ein Un- Also die erste Schöpfungsgeschichte und die zweiteSchöp-
vollkommenes. Soll die Unvollkommenheit neutralisirt fungsgeschichte stehen einander
excludircnd gegenüber.
werden, so muss Gott im Schaffen weiter gehen, und der Das heisst, wenn der Sachverhalt ist, wie er in der er-
so
Erde den Kegen beigesellen, er muss den Regen erschaffen. sten Schöpfungsgeschichte geschildert wird, so kann er
Dieser Regen wird nun erschaffen. Dann wird der Mensch nicht sein, wie er in der zweiten geschildert wird, und so
erschaffen,und bei ihm hervorstechend in’s Auge gefasst, umgekehrt. Daher ist die Sachlage die Wir haben es
:

dass dem Wachsthum der Pflanzen nachhelfen soll.


er mit zwei Schöpfungsgeschichten zu thun, für deren eine
Dann wird der Garten Eden angelegt, und dem Menschen wir uns zu entscheiden haben. Entscheiden wir uns für
verboten, vom Baume der Erkenntniss zu essen. Dann die erste, so fällt die zweite, und entscheiden wir uns
werden die Thiere erschaffen. Dann wird das Weib er- für die zweite, so fällt die erste. Beide neben einander
schaffen. aufrecht halten zu wollen, heisst nackt und trocken das
Also ein ganz verschiedener Charakter beider Schöpfungs- Dogma aufstellen: Die Bibel negirt sich selbst. Auf
geschichten im Allgen;eincn. Aber auch im Besonderen ein solches Dogma gehen wir nicht ein. Wir wissen es
tragen beide Schöpfungsgeschichten ein ganz anderes Ge- recht wohl, dass es im Allgemeinen nicht angeht, dass der
präge, und das zeigt sich Schritt vor Schritt. In der ersten Eine herankommt und sagt, das ist in der Bibel zu strei-
Schöpfungsgeschichte handelt es sich um Gott als Elohim, chen, und der Andere herankommt und sagt, jenes ist zu
in der zweiten um Gott als Jehovah Elohim. Die zweite streichen. Da kommen individuelle Ansichten in’s Spiel.
Schöpfungsgeschichte legt ein hervorragendes Gewicht auf Der Streichungs-Anfang ist bald gemacht, und das Ende
den Regen, die erste erwähnt ihn gar nicht. Die erste nicht abzusehen. Das wissen wir recht wohl. Aber wo
Schöpfungsgeschichte theilt die Thiere ganz anders ein, die Sache so prägnant liegt, wie hier, da macht sich die
als die zweite. In der ersten Schöpfungsgeschichte werden Situation denn doch ausnahmsweis ein bischen anders.
Mann und Weib nach Gottes Ebenbild geschaffen, in der Die erste Schöpfungsgeschichte, wie sie uns vorliegt, ge-
zweiten bildet Gott den Mann, dessen Materie Staub der hört gar nicht in die Bibel. Sie ist ein alchemistisches
Erde ist, und bläst ihm lebenden Odem ein, das Weib Machwerk, und dazu noch ein lückenhaftes, welches in die
wird dann aus der Rippe des Mannes geschaffen u. s. w. Bibel hineingerathen ist. Wir werden sie im Verlaut die-
Es handelt sich aber nicht nur um ein besonderes Ge- ser Zeilen als ein lückenhaftes alchemistisches Machwerk
präge, welches die beiden Schöpfungsgeschichten im All- kennen lernen. aber, der wir sie als solches chai k-
Uns
gemeinen und Besonderen tragen, sondern die eine colli- terisiren, wolle man keine Impietät gegen die Bibel vor-

dirt auch mit der anderen, das ist, bei einer Reihe von werfen, wir stellen uns eben auf den Standpunct, dass die
Daten schildert die eine Schöpfungsgeschichte den Sach- erste Schöpfungsgeschichte gar nicht in die Bibel hinein-
verhalt so, dass, wenn er nun .so ist, wie sie ihn schildert, gehört.
dass er denn gar nicht so sein kann, wie ihn die andere Das hat man nun schon vor langen, langen Jahren ge-
Schöpfungsge.schichte schildert. Wir heben in dieser Be- merkt, dass es sich nicht um eine fortlaufende, sondern um 2
ziehung ff. hervor Schöpfungsgeschichten handelt, dass die beiden Schöpfungs-
Hält man sich Cap. 2, Vers 4 an den Wortlaut des ge.schichten sich excludirend gegenüberstehen, und dass
Textes, so steht da, am Tage, wo oder an dem Gott eine, das ist die erste, weichen muss. Statt aber dem
der Herr Erde und Himmel machte. Der ersten Schöpfungs- Thatbestande, wie er einmal ist, offen in’s Gesicht zu se-
geschichte gemäss werden aber Himmel und Erde nicht hen, stellte man sich auf den Standpunct, was da ist,
an einem Tage gemacht, sondern an mehreren Tagen. muss da bleiben, und wenn daraus, dass das, was einmal
da ist, da bleibt, Verwickelungen entstehen, so muss man
Wir wissen nun, dass statt „Tag“ auch „Zeit“ übersetzt
werden kann. Indessen auch wenn so übersetzt wird, diesen Verwickelungen, so gut und schlecht es geht, ab-
dann haben wir, wie wir gesehen, immer noch die Collision, helfen. Und da schlug man denn den Weg ein, dass man
dass der Autor der zweiten Schöpfungsgeschichte die erste sophistisch übersetzte und interpretirte. Proben eines sol-
Schöpfungsgeschichte gar nicht kennt. chen Thun’s haben wir in der Uebersetzung Luthers, wo
In der ersten Schöpfungsgeschichte werden zuerst die der Vers 5, Cap. 2 an den Vers 4 angeschlossen wird,
Thiere geschaffen, und dann der Mensch, in der zweiten damit die Pflanzen, die nicht da sind, zu bereits da seienden
Schöpfungsgeschichte hat gerade das umgekehrte Verhält- gemacht werden ;
wo Vers 19, Cap. 8 die Thiere, die erst
niss statt : erst wird der Mensch erschaffen, und dann erst geschaffen werden, zu solchen gestempelt werden, dielängst
die Thiere. da sind. Bei solchem Thun muss man nun aber bei Leibe
In der ersten Schöpfungsgeschichte bringt der dritte den Sophismus nicht von der schlimmen Seite nehmen.
Tag die Pflanzenwelt und der vierte Tag; Sonne, Mond Das wäre sehr verkehrt. Nein, es handelt sich blos um
und Sterne. Damit haben wir denn den Thatbestand, eine verkehrte Pietät. Man übersah, dass man aus lauter
dass die Pflanzenwelt geschaffen wird, bevor noch ein ral Pietät unpietätisch wurde, dass es nichts anderes, als ein
die anorganische Welt fertig ist. In der zweiten Schöp- Zufeldeziehen gegen die Bibel ist, wenn man, um den Ein-
fungsgeschichte ist zuerst einmal die anorganische Welt, klang hervorzubringen. Sprach- und Sinnverdrehungen vor-
das ist Himmel und Erde des Vers 4 fertig, und wenn nehmen muss. Ein besonderes kühnes Unternehmen, wel-
sie da ist, dann kommt erst die Pflanzenwelt an die Reihe. ches die Einklangs-Eiferer Vornahmen, ist das, dass sie in
die Bibel neue Stellen flickten. In diesen Stellen wird
ln der ersten Schöpfungsgeschichte wachsen die Pflan
59 60

dann auf die 6^Tage-Scliöpfung Rücksicht genommen, ver- vah auf Grund des Vers 2 gestempelt hat, ist er es nicht.
wiesen, damit das, was nicht in die Bibel gehört, durch Darum der Allgemein-Name Elohim.
die Bibel selbst legalisirt wird. Mit dieser Flickerei ver- Vers 2. Nun folgt: Ich bin Jehovah Elohecha, das ist
schonte man selbst die Zehn Gebote nicht. Gerade aber, Jehovah, dein Gott (El).
dass man sich selbst bis zu den Zehn Geboten verstieg, Vers 3. Du sollst keine anderen Götter haben. Hier steht
dadurch wird das Manoeuvre klar. Elohim, das ist der Plural von El. Jeder einzelne Gott,
Es heisst in den Zehn Geboten in Betreff des Sabbath- von denen, „die du nicht haben sollst“, ist ein El, aber
Qebotes kein Jehovah, ihr Plural ist Elohim, das ist die Summe
nr dn noi von einzelnen El.
Gedenke des Sabbathtages, dass du ihn heiligest. (Luth.) Vers 5. Denn ich der Herr, dein Gott, bin ein eifriger
:-]nDNPa b "Dyn d’D’ mw Gott. Hier steht: ich, Jehovah Elohecha bin ganz —
wie Vers 2. Ich bin ein eifriger Gott. Hier steht El und
Sechs Tage sollst du arbeiten, und alle deine Dinge be-
nicht Jehovah. Der El nämlich wird in Bezug auf das,
schicken. (Luther.)
was er thut, näher definirt, weil der Jehovah zu hoch
HDNPa b
ntt'vn nP yrhn mn’P riDie' ’ji’Dtyn an steht, um näher definirt zu werden. Er ist im Allge-
-\m i-ui inonni -]-Dy pnm nns meinen definirt durch El, Elohecha, durch den Gott, den
Aber am siebenten Tage ist der Sabbath des Herrn, du hast, und damit ist er genug definirt. Jede fernere
deines Gottes, Da sollst du kein Werk thun, noch dein Definition wird dem El zugeschoben.
Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Vers 7. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrau-
Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der in deinen chen. Hier steht Jehovah Elohecha —
ganz wie Vers 2.
Thoren ist. (Luther.) — Der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen
f-iN pNii nNi D’Dti'n nx mn’ d’D’ nm ’d Namen missbraucht. Hier steht Jehovah, und zwar des-
wegen, weil Jehovah nicht missbraucht werden soll. El
"]")3 ]D bv ’y’na'n cnu n:'i czin “iiz'Nt b nxi d'H
kann missbraucht werden, denn Gk)tt selbst missbraucht
dv dn mn’ ja um so zu sagen den El, indem er falsche Götter El
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde nennt. Weil nun aber der Missbrauch in den Bereich
gemacht, und das Meer, und alles, was darinnen ist; und des Jehovah fällt, so ahndet auch Jehovah den Missbrauch.
ruhete am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Vers 10. Am 7. Tage ist der Sabbath des Herrn.
Sabbath tag, und heiligte ihn. (Luther.)
Dieser letzte Vers ist nun eingeflickt.
Hier steht wieder Jehovah Elohecha —
ganz wie Vers 2.
Vers n. Denn in 6 Tagen hat der Herr Himmel und
Im Allgemeinen bringen die Zehn Gebote das, was sie Erde gemacht. Hier steht Jehovah. Der Grund ist ein-
gebieten, und damit ist die Sache fertig. Im Besonderen fach der, weil der einflickende Autor die wahre Sachlage
werden einige Di\ersionen gemacht. Nämlich es heisst 2. mit dem El und Jehovah nicht durchschaut. Eigentlich
Buch Mosis, Cap. 20, Vers 5 Bete sie nicht an und diene
:
müsste er sagen: Elohim hat Himmel und Erde gemacht
ihnen nicht. Denn ich, der Herr dein Gott, bin ein eif- denn der Sechs-Tage-Schaffer ist Elohim. Will er das
riger Gottu. s. w. Diese letzte Anfügung will besagen, thu’, aber nicht, so muss er sagen, Jehovah Elohecha, wie im
was ich dir hier befehle, thust du es nicht, dann weiss 2. Verse. Zu einem einfachen Jehovah liegt hier gar
ich dich zu strafen. Ganz analog Vers 7: Du sollst den kein Motiv vor.
Namen des Herrn deines Gottes nicht missbrauchen, denn Darum segnete der Herr den Sabbathtag. Hier steht
der Herr wird nicht ungestraft lassen u. s. w. Das ist wieder: wieder Jehovah statt Elohim oder doch wenigstens Jeho-
Thue, was ich dir heisse, sonst kommt die Strafe nach. vah Elohecha. Es ist wieder ein Machwerk des flicken-
Und analog Vers 12 Du sollst deinen Vater und deine
:
den Autors.
Mutter ehren, auf dass du lange lebest u. s. w. Das ist Thue, :
Vers 12. Ehre Vater und Mutter u. s. w. Hier steht
was ich dir sage, dann wird die Belohnung nicht ausblei-
ben. Das sind also Diversionen, die sich streng in der
wieder Jehovah Elohecha —
ganz wie Vers 2.
Also überall, allüberall scharfe Consequenz beim Namen
Grenze der Belohnung und der Strafe bewegen. Kein Gottes, nur im Vers 11 nicht. Nun, dadurch ist dieser
Gebot der Zehn Gebote aber wird motivirt. Es
heisst nicht, du sollst deswegen keine anderen Götter
Vers eben als ein eingeflickter charakterisirt. —
Und endlich weisen wir noch darauf hin, dass es die
haben, Gottes Namen nicht missbrauchen, die Eltern ehren, Sechs-Tage-Schaffung kühn charakterisiren heisst, wenn
nicht tödten, ehebrechen u. s. w., weil das nun darin und da- es heisst: In 6 Tagen hat Gott Himmel und Erde ge-
rin bgründet ist, motivirt ist. Bios beim Sabbath-Gebot macht, und das Meer, und alles, was darinnen ist.
haben wir in dem Denn in sechs Tagen u. s. w. die
:

Motivirung, es wird dargelegt, worin denn nun dies Sab-


(„Darinnen“ ist übrigens Plural, DU; also nicht dar-

bath-Gebot begründet ist, und das ist eben anstosserregend,


innen = im Meer, sondern =
in Himmel, Erde, Meer).
Das ist eine kühne Zeichnung, dass das, was die 6 Tage
und 'charakterisirt die Stelle ’D etc. als Einflicksei.
bringen, nun zusammengefasst werden soll in: Himmel,
Der einflickende Autor hätte vollkommen seine Mission Erde, Meer, und was darinnen ist. Die Absicht bei dieser
erledigt, wenn er mit „und ruhte am siebenten Tage“
Zeichnung ist natürlich die, dass, nachdem die 6 Tage
aufhörte. Er kann in seinem Eifer aber noch nicht auf- einmal gebracht sind, dass nun auch Himmel und Erde
hören, und hängt auch noch an Darum segnete der
:
der zweiten Schöpfungsgeschichte mit vorgeführt werden
Herr den Sabbath und heiligte ihn. Er will den Schöp- sollen. Das ist aber eben wieder ein Manoeuvre, welches
fungs-Geschichten-Riss recht gründlich ausgleichen, macht sich als das Manoeuvre eines einflickenden Autors prä-
dabei aber den Zehn-Gebot-Riss, betreffs des Charakters sentirt.
der Zehn-Gebote, kein Gebot zu motiviren, durch Cumu- Beim Sabbath-Gebote haben wir einfach folgendes. Es
lirung der Motivirung noch grösser.
besagt dies Gebot, du sollst 6 Tage arbeiten, und am 7.
Uebrigens charakterisirt sich die Einflickungs-Natur un- den Sabbath feiern. Du sollst nicht alle 7 Tage der
serer Stelle auch noch ff.
Woche feiern, sondern nur den einen Sabbath. Damit
Es heisst in derselben Denn in sechs Tagen machte
:
kommen denn 6 Tage auf die Arbeit. So kommen die 6
Jehovah Himmel und Erde u. s. w. Das ist aber im Grunde Tage in das Gebot, gegenüber dem einen Sabbath.
nicht wahr, die Sechstage-Sohöpfung bewirkt nicht Jeho- Von einem Hinweis darauf, dass Gott in 6 Tagen die
vah, sondern Elohim. Aber das wird wohl nicht so genau Welt erschaffen, und dass diese 6 Tage nun eine Paral-
darauf ankommen, kann man sagen. Bei den Zehn Ge- lele zu den 6 Tagen der Woche bilden, die der Mensch
boten laufen ja Elohim, El Jehovah, El, Jehovah durch- arbeiten soll, von einem solchen Hinweis befindet sich
einander. Ach nein, die laufen nicht durcheinander, blos ursprünglich nichts in den Zehn Geboten. Ein solcher
unser flickender Autor macht ein Durcheinander, undzeigi; um
Hinweis ist erst später eingeflickt worden, die erste
damit, dass er nicht nur mit kühner, sondern auch mit
Schöpfungsgeschichte zu legalisiren.
plumper Hand flickt.
Ein ganz besonderes Manoeuvre, die erste Schöpfungs-
Buch Mosis, Cap. 20, Vers 1 redet Elohim.
2. Hier geschichte zu legalisiren und die beiden Schöpfungsge-
soll Gott ganz allgemein gegeben werden. Gott ist noch schichten neben einander aufrecht zu erhalten, werden
nicht Jehovah, als solchen stellt er sich erst ausdrücklich wir bei den Alexandrinern kennen lernen.
im Vers 2 dar, und bevor er sieh selbst nicht zum Jeho- Dass nun durch all derartige Künste der eigentliche
61
62
Sachverhalt nicht verändert wird, dass trotz dem die erste Gott und Mensch ein, der Vermittelungspunct ist eben
Schöpfungsg-eschichte die erste Schöpfungsgeschichte bleibt, die Ruhe. Nun
beiderseitige liegt aber die Relation
und die zweite die zweite, dass sie exclusiv einander zwischen Gott und Ruhe an und
gegenüberstehen: —
das liegt auf der Hand.
für sich verwickelt. Gott
ist das Princip der Thätigkeit, Gott sorgt unaufliörlich
Wie gesagt, die erste Schöpfungsgeschichte, wie sie uns für den Menschen, wirkt und schafft unaufhörlich für den
vorliegt, gehört gar nicht in die Bibel. Sie ist, wie wir Menschen. Wie passt also Gott zur Ruhe? Hier giebt
ebenfalls bereits gesagt, und wie wir das später näher nun Gott in seiner Eigenschaft als Welterschaffer einen
kennen lernen werden ein lückenhaftes alcliemistisches
, Anhaltspunct. Als Gott die Welt erschuf, sagte man, da
Machwerk. Aber trotz ihres nicht-biblischen Standjjunctes, hatte er einen besonders hervorstechenden Act der Thätig-
trotz ihres lückenhaften Standpunctes in alchemistischer keit übernommen. Und nachdem der Act vollendet, da
Beziehung, ist sie eines der wichtigsten alchemistischen trat ein Ruhepunct ein, wie denn überhaupt da, wo eine
Schriftstücke, die wir besitzen. An ihrer Hand wird uns Arbeit vollendet ist, ein Ruhepunct eiutritt. So ist denn
die Jüdische Alchemie klar, wird es uns klar, dass die die Relation zwischen Gott und Ruhe da. Also der Sab-
Griechische Alchemie an die Jüdische anlehnt, wird uns bath führte darauf, dass der Gott, der die Welt erschaffen,
die Griechische Alchemie klar. Sie bietet uns einen wich- nachdem er die Welt erschaffen, ruhte.
tigen Ausgangspunct, um die Alchemie weiter zu verfol- Nun gingman einen Schritt weiter und sagte: Was
gen. Und das nicht nur, sie giebt uns das Material, der Mensch am Sabbath thut, nämhch ruhen, das hat
Rückschlüsse auf die Aegyptische und Indische Alchemie Gott getlian, nachdem er die Welt erschaffen. Die Ruhe
zu machen. des Sabbaths ist für Gott und Menschen gleich, also wird
auch wohl die Nicht-Rihe der Wochentage für Gott und
Gott als Welterschalfer. — Sechs-Tage- Menschen gleich sein. Bevor der Mensch zur Sabbatli-
Schalfiiiig. Ruhe kommt, arbeitet er 6 Tage, also wird auch wohl
Gott vor seiner Sabbatli-Ruhe 6 Tage gearbeitet haben.
Nachdem die Inder die Alchemie in eine sehr directo Die Sabbath-Ruhe Gottes bezieht sieh aber auf die Ruhe
Relation zur Gottheit gebracht hatten, nachdem die Ae- nach der Welterschaffung, also müssen die 6 Arbeitstage
gypter in ihre Fussstapfen getreten waren, indem sie den Gottes auf die Welterschaffung selbst, auf den Act des
Nil, um am Ende die ganze Aegyptische Alchemie
den sich Welterschaffeus, kommen. Und damit ist denn das Pro-
dreht, zum
Gotte stempelten, lag auch für die Juden ein blem da: Gott habe in 6 Tagen die Welt erschaffen.
Motiv vor, die Gottheit zur Alchemie in Relation zu
bringen. Hierbei gingen sie nun vom Wasserverwand-
lungs-Experiment aus, (Vergl. Alchemie bei den Aegyp- Jüdische Kosmogeiiese im Allgemeinen.
tern). Sie sagten, beim Wasserverwandlungs-Experimeut Aulelmond an die Aegyptische Alchemie ist die Jüdische
im Kleinen ist der Alchemist derjenige, der das Experi- Alchemie kosmologisch - kosmogenetisch. Was Aegypten
ment instituirt, wer ist nun derjenige, der jenes Experi- alcliemistisch ist, wird einerseits extendirt zu der Welt,
ment im Grossen instituirt? Und darauf antworteten sie die wir bewohnen, wird andererseits restringirt zu der
sich denn: —
Gott! Da nun derjenige, der das Wasser- Erde, die das Wasserverwandlungs- Experiment ergiebt.
verwandlungs-Experiment im Grossen instituirt, die Welt Dann wird Aegypten ganz fallen gelassen, und das Was-
macht, so wird Gott zu demjenigen, der die Welt or- serverwandlungs-Experiment im Kleinen der Kosmogenese
schafi't. Dieser Gott, der auf Grund des Wasserverwand- im Grossen gegenüber gestellt. Das haben wir bereits
lungs-Experimentes im Grossen die Welt entstehen lässt, bei der Aegyptischen Alchemie kennen lernen. Der Ur-
schafft, ist ein alchemistischer Gott, er ist das als Alche- anfang der Jüdischen Kosmogenie ist daher sehr einfach.
mist im Grossen, was der Mensch als Alchemist im Kleinen Man nimmu das Weltenwasser, oder vielmehr Gott nimmt es,
ist. An diesen alchemistischen Gott lehnt es an wenn , und lässt es stehen, dann entsteht die Erde die wir be-
,

es 1 Buch Mosis, Cap. 1, Vers 26 u. 27 heisst: Und Gott


. wohnen ,
als Bodensatz sie entsteht
,
nach demselben
sprach wir wollen den Menschen nach unserem Eben-
,
Principe, nach welchem der Bodensatz beim Wasserver-
hilde schaffen. Und Gott schuf den Menschen nach wandlungs - Experiment entsteht. Im Allgemeinen giebt
seinem E b e n b i 1 d e. Hier wird gelehrt der Mensch , das nun einen Anhalt an Aegypten und Nil, im Besonderen
sähe wie Gott aus. Dem entgegen fragt man: Wer hat aber nicht. Denn Aegypten als Cosmologicum ist ein ein-
denn jfe Gott gesehen und weiss daher, wie Gott aussieht? faches Cosmologicum, wogegen die Welt, die wir bewoln en,
Der sich ofienbarende Gott kann hier nicht in die Wag- ein doppeltes Cosmologicum abgiebt, nämlich den Orbis
schale fallen, denn der nimmt verschiedene Gestalten an, terrarum fixus mid den Orbis terrarum fluidus. Aegypten
von dem kein Abzug zu machen. Wer kann also
ist entspricht blos dem Orbis terrarum fixus. Etwas, was
sagen, der Mensch sei ein Ebenbild Gottes, sähe wie Gott dem Orbis terrarum fluidus an und für sich entspricht,
aus, da doch Niemand weiss, wie Gott aussieht. Fassen ist in der Aegyptischen Alchemie nicht da, es kommt erst

wir aber hierbei die Alchemie in’s Auge, so wird die auf dem Umwege in sie hinein, dass man den Nil eine
Sache klar. Gott, der die Welt erschafft, der das Was- Doppelrolle spielen lässt, als Orbis terrarum fluidus und
serverwandlungs-Experiment im Grossen macht, ist das als Weltenwasser, welchem letzteren er zunächst parallel
im Grossen, was der Mensch, der das Wasserverwand- läuft. Somit ist schon in den ersten Grundzügen eine
lungs - Experiment im Kleinen macht im Kleinen ist.
,
Differenz zwischen Aegyptischer und Jüdischer Alchemie.
Also ist umgekehrt der Mensch- Alchemist das im Kleinen, In der ersteren haben wir Nil (Weltcnwasser) und Aegypten
was der Gott- Alchemist im Grossen ist, und damit ein (Orbis terrarum fixus), das ist also ein Zweifaches. In
Ebenbild, ein Abbild Gottes. Der biblische Mensch, der der letzteren dagegen haben wir ein Dreifaches: Welten
ein Abbild Gottes ist, ist der Alchemist, der Alchemie Wasser, Orbis terrarum fixus, Orbis terrarum fluidus. Beim
treibende Mensch. Das liegt analog wie bei den Indern, Wasserverwandlungs Experiment im Kleinen stellt sich
bei denen der, in den 4 Weltaltern lebende Mensch der dieses Dreifache ff. heraus. Man nimmt das, zum Wasser-
alchemistische Mensch ist. verwandluugs - Experiment geeignete Wasser, das ist das
Wir haben also vorab einmal ganz im Allgemeinen Gott Erste. Nun geht die Erde zu Boden, das ist das Zweite.
als den
Welterschaffer. Diese Auffassung des alchemi- Das Wasser tritt über den Bodensatz, und dieses Wasser
stischen Gottes steht vorab einmal für sich da, im All- ist das Dritte. Bei der Kosmogenie im Grossen nimmt Gott
gemeinen für sich. Sie wird erst in der Folge extendirt, das zum Wasserverwaiidlungs-Experiment geeignete Wasser,
und diese Extension hat statt an der Hand des Sabbathes. das ist das Erste. Nun geht der Orbis terrarum fixus zu
Der Sabbath ist der eigentliche Nationalfeiertag der Boden, das ist das Zweite. Der Orbis teriMum fluidus
Juden, nur von ihm ist in den Zehn Geboten die Rede. trittüber den Orb. terrarum fixus, und dieser Orb. terra-
Sabbath heisst Ruhetag. Also ist der Sabbath-Festtag, rum fluidus ist das Dritte. Nun steht aber der Orbis
seinem ersten Charaeteristicum nach, ein Ruhetag als , terrarum fluidus nicht über dem Orbis terrarum fixus,
und ist also nachzuhelfen.
hier Und das geschieht fl.
welcher er auch in den Zehn Geboten geschildert wird.
Nun sagten die Alche- Man sagt, der Niederschlag des Orb. terrarum fixus erfolgt
(Vergl. den vorigen Abschnitt).
misten, der Sabbath ist ein Gottes-Tag, der Mensch ruht successiv. Denkt man sich nun, dass der eiste Kieder-
an ihm, und indem er ruht, ahmt er Gott nach. Durch schlag in horizontaler Fläche erfolgt, dass dagegen der
letzte” Niederschlag nicht in horizontaler Fläche
sondern
das Heiligen des Sabbaths tritt eine Relation zwischen
,
63 64

in Höhen und Tiefen, in Berg- und Tiialfonn entsteht, zu gleichen Theilon zu theilen, das ist von den 6 Schöpfungs-
so ist damit gegeben, dass der Orb. terrarum fluidus sich tagen 3 auf die anorganische Welt und 3 auf die orga-
als Meer in den Tiefen ansaramelt, wogegen der Orb. nische AVelt zu distribuiren, wobei aber die 3 Schöpfungs-
terrar. fixus diesen Orb. terrar. fluidus überragt. Damit tage, auf welche die anorganische Welt kommt, vorangehen,
hat man denn Orb. terrar. fixus als Land und Orb. terrar. denn bevor nicht einmal die anorganische Welt da ist,
fluidus als das, vom Land umschlossene Meer. istkein Substrat für die organische Welt gegeben. Damit
Anlehnend an den Umstand, dass der Nil den Himmel fälltauf den vierten, fünften und sechsten Tag die orga-
absorbirt, dass man also im Nil: -Nil, Aegypten und Him- nische Welt, und indem man nun jedem einzelnen Tag
mel hat, machte sich auch die Jüdische Alchemie daran, das, ihm Zukommende giebt, macht es sich am natürlichsten,
den Himmel in das Wasserverwaudlungs - E.xperiment im wenn auf den vierten Tag die Pflanzenwelt auf den ,

Grossen hineinzuziehen. Und das thut sie ft'. fünften Tag die Thier weit, und auf den sechsten Tag die
Die Jüdischen Alchemisten sagten, der Himmel, wie er- Krone der Schöpfung, der Mensch kommt. Die Pflanzen-
sieh über uns befindet, hat die Gestalt einer halben Eier- welt wird zunächst erschaffen, auf dass die, sich von
schale. Indem das Wasserverwaudlungs -Experiment im Pflanzen nährende Menschen- und Thierwelt Nahrung hat.
Grossen instituirt wird, bedarf es dazu, wie beiraWasser- Der Mensch wird zuletzt erschaffen, damit er sich von
verwandlungs - Expei-iment im Kleinen eines Gefässes. Pflanzen und Tlüeren nähren kann, und weil er der Herr
Nehmen wir nun an, dieses Gefäss beim Wasservervvand- über das Thier ist. Würde der Mensch vor dem Thiere
lungs - Experiment im Grossen habe die Gestalt einer geschaft'en, so fehlte ihm einerseits die Thiernahrung,
ganzen Eierschale. Jetzt lässt man das Experiment ver- anderer.^eits wäre dann der Herr ohne den Diener da,
sieh gehen, und es entsteht der Orb. terrar. fixus und der was soll aber der Herr der Schöpfung ohne den Diener?
Orb. ter-r-arum fluidus. Hat nran diese, so wird die irntere Auf den ersten, zweiten und dritten Tag käme also die
Eierschalen - Hälfte abgeschlagen, die obere Hälfte bleibt, anorganische Welt und es fragt sich, in welcher Weise
und damit hat rrran demr derr Himmel, wie er über uns man jedem einzelnen Tage von ihnen das ihm Zukom- ,

ist. Das ist das Jüdische Problem vom Weltenei, wel- mende giebt. Wir haben ursprünglich in der Jüdischen
ches Weltenei also in seiner Totalität das Gefäss reprä- Alchemie 3 Cosmologica: Coelum vom Standpunct des
sentirt, in dem das Wasserverwandlungs - E.xperiment im Firmaments Orbis terrar. fixus et fluidus. Somit läge
,

Grosseir institrrirt wird, und in seiner oberen Hälfte den es also am nächsten, jedem der 3 Tage eins von diesen
Himmel repräsentirt, der in Gestalt einer Glocke oder wie Cosmologicis zu geben. Indessen das geht mcht. Wenn
die Jüdischen Alchemisten statt dessen sagten, in Gestalt die Schöpfung nach Tagen vor sich gehen soll, dann muss
einer halben Eierschale, mit der Spitze nach oben, über vorab einmal der Tag da sein. Der Tag knüpft sich
uns steht. aber an Sonne, Mond und Sterne, von denen die Sonne
So liegt die Jüdische Alchemie ursprünglich, bevor die den Tag im engeren Sinne regiert, Mond und Sterne die
G Tage der Welterschaffung da sind. Sie .stellt 3 Cosmo- Nacht. Es erhalten also bei der Erschaffung, die nach
logica auf : Orbis terrarum fi.xus, Orbis terrarum fluidus, Tagen vor sich geht^ Sonne, Mond und Sterne eine her-
Coelum. Das letztere wird als Firmament genommen und vorragende Wichtigkeit, und bei dieser hervorstechenden
dabei gedacht, wo man das Firmament liat, hat man Sonne, Wichtigkeit kann man nicht mehr sagen, wir haben das
Mond und Sterne implicite. Orbis terrar. fixus et flui- Firmament, und dem schmiegen sich Sonne, Mond und Sterne
dus entstehen auf Grund des eigentlichen Wasserverwand- eo ipso an. Ei, wird man sagen, dem ist leicht abzuhelfen.
lungs - Experimentes ,
der Himmel entsteht an der Hand Vorhin hatte man das Coelum vom Standpunct des Firma-
des Gefässes, indem das Wasservorwandlungs- Experiment ments, jetzt drehe man die Sache um und nehme das
vor sich geht. Gott ist es, der das Wasserverwandlungs- Coelum vom Standpuncte der Sonne, Mond und Sterne.
Experiment im Grossen vornimmt. Vorhin implicirte das Firmament Sonne, Mond und Sterne,
:

Sobald aber die 6 Schöpfungstage kommen, wird die jetzt mögen Sonne, Mond und Sterne das Firmament im-
Sache anders. Die Specialität der 6 Tage bedingt, dass pliciren und damit ist die Sache erledigt. Wir haben
,

man den Schüpfungsprocess näher in’s Auge fasst. Man also :Coelum vom Standpunct von Sonne , Mond und
sagt, Gott erschaft't die Welt, indem er das Wasserver- Sternen, Orbis terrarum fixus, Orbis terrarum fluidus.
wandlungs-Experiment im Grossen vornimmt. Wenn Gott Damit wäre also der alte Standpunct mit dem neuen Stand-
nun aber einmal am Erschaffen ist, so muss er zuvörderst puncte mutatis mutandis in Einklang gebracht. So scheint
einmal das schaffen, womit er das Wasserverwandlung.s- es auf den ersten Blick ganz passend zu sein. Näher be-
Experiment vornehmen kann. Er muss zunächst das trachtet, geht so etwas aber doch nicht. Denn man kann
Weltenei erschaffen, und dann das zum Wasserverwand- wohl sagen, wir haben die 3 Cosmologica: Coelum, Orbis
lungs-Experiment geeignete AVasser. Erst wenn er das terrarum fixus et fluidus ,
wir können sie aber nicht auf
erschaffen hat, kann er sich an die Instituirung des Ex- 3 Tage distribuiren. Denn wir haben, indem das Wasser-
periments machen, dann kann er erst die eigentliche Welt verwandlungs -Experiment im Grossen vor sich geht, den
erschaffen. Damit sind denn 2 Perioden gegeben, die Orbis terrarum fixus et fluidus nicht eher, als bis das
Periode der A^orbereitung zum AVasserwandlungs- Experi- Experiment seine Endschaft erreicht hat. Hat es aber
mente und die Periode der eigentlichen Instituirung dieses einmal seine Endschaft erreicht, so sind beide a tempo da,
Experiments. Es fällt also die eigentliche AA'elterschaffung und dieses zeitige Hand in Hand von Orbis terrarum fixus
in die zweite Periode. Diese zweite Periode soll C Tage et fluidus macht es unmöglich , dass wir jedem von ihnen
dauern. Da liegt es also nahe, dass man das AFasserver- einen besonderen Tag geben können, es zwingt uns viel-
wandlungs - Experiment in 6 Theile zerfallen lässt von ,
mehr, beide auf einen Tag zu bringen. Sobald also die
denen je ein Theil aüf einen Tag kommt. Nun ist es Schöpfung nach Tagen vor sich gehen soll, kommt man
aber schwer oder gar unmöglich, das Wasser Verwandlungs- mit der Distribuirung der ursprünglichen 3 Cosmologica,
Experiment in 6 Theile zerfallen zu lassen und darum
, resp. derUmwandlung des Coelum als Firmament in Coelum
ist hier nachzuhelfen. Und da sagt man denn, wo es als Sonne Mond und Sterne nicht aus. Man muss sich
,

sich um eine Kosmogenese handelt, da braucht mau sich demnach nach anderem Kath umsehen. Und da werden
ja nicht gerade an die anorganische AV eit zu halten, man denn die 4 Cosmologica: Sonne, Mond und Sterne, Firma-
kann auch die organische AVelt mit hineinziehen. Da- ment, Orbis terrarum fixus et fluidus angenommen. Sonne,
mit wird nun zwar der eigentliche Boden des AVasserver- Mond und Sterne kommen auf einen Tag, das Firmament
wandlungs-Experiments verlassen, welches doch die eigent- kommt wieder auf einen Tag, und endlich Orbis terrarum
liche Angel ist, um die sich die Kosmogenese dreht. fixus et kommen vereint auf einen Tag.
fluidus Nun
Indessen der Griff ist doch nicht gar zu kühn, denn wenn wird man aber sagen, das hinkt wieder, denn wenn man
wir uns auf das Wasserverwaudlungs -Experiment als für Orbis terrarum fixus et fluidus das a tempo- Sein
solches steifen wollen so haben wir den reinen Boden
, beansprucht, so muss man es auch für Sonne, Mond und
desselben bereits verlassen, wenn wir den Himmel in die Sterne und Firmament beanspruchen. Die Alten dachten
Sache ziehen. Wir nahmen keinen Anstand, den Himmel sich Sonne, Mond und Sterne an den Himmel geheftet.
in die Sache zu ziehen, und auf Grund dessen brauchen Isochronisch mit Sonne, Mond und> Sternen muss man daher
wir auch keinen Anstand zu nehmen, die organische Welt auch das Firmament haben, denn ginge dies nicht isochro-
heranzuziehen. Sobald aber einmal die organische AVelt nisch mit ihnen Hand in Hand, so würden Sonne, Mond
in den Bereich der Kosmogenese gezogen, liegt es nahe, und Sterne herunterfallen. Also wird man sagen, muss der
:

C5 CG

Tag, welcher Sonne, Mond und Sterne bringt, auch das Bodensatz fest Ist, so haben wir, sobald das Experiment
Firmament bringen. Sonne, Mond und Sterne können nicht vor sich zu gehen anfängt, festen Bodensatz. Nehmen
eine Tagesfrist oder gar noch länger auf das Firmament wir nun an, dass in demselben Moment, in dem das Ein-
warten. Somit hat man für Sonne, Mond und Sterne mit schlagen des Himmelsei’s statt hat, auch das Wasserver-
Firmament einen Tag, wie man für Orbis terrarum fixus wandlungs-Experiment vor sich zu gehen beginnt, so
et fluidus einen Tag hat. Und damit hat man denn haben wir auch in demselben Moment, wo eingesclilagen
blos Stoff für zwei Tage, wo doch drei zu employiren sind. wird, festen Bodensatz. Dieser feste Bodensatz bildet
Das ist nun schon richtig. Indessen man hilft sich hier .sich concentrisch — so wird angenommen mit der —
mit der ersten Schöpfungsperiode, und dies zeigt, dass es unteren Eierschaleuhälfte, er' bildet also ein Gefäss im
ein nothwendiges Requisit der Annahme von 6 Schöpfungs- Gefässe und macht dadurch dass er ein Gefäss im Ge-
, ,

tagen ist, dass ihnen eine Periode, die Vorbereitung des fässe bildet, das ursprüngliche Gefäss überflüssig. Somit
Wasserverwandlungs-Experimentes, vorangeht. In der ersten ist das Ablaufen des Weltenwassers unmö^:licli gemacht.
Periode haben wir nämlich das Weltenei. Dies ist zwar Es steht also der obigen Distribuirung der Cosmologica
nicht der Himmel, es soll in seiner oberen Hälfte erst zum auf die 3 ersten Tage nichts im Wege, und ihr gemäss
Himmel werden. Indessen, wenn dem auch so ist, mit ist die Sache derartig, dass der 1. Tag Sonne, Mond
dem Weltenei im Ganzen ist auch seine obere Hälfte ge- und Sterne bringt. Nun wird am 2. Tage das Weltenei
geben, und da diese obere Hälfte einmal da ist, so ist mit eingeschlagen und im selben Momente beginnt das Was-
ihr, in ihr, an ihr auch der Platz da, an den Sonne, Mond serverwandlungs - Experiment vor sich zu gehen. Wir
und Steine geheftet werden. Werden nun am ersten Tage haben damit am zweiten Tage den Himmel und den An-
Sonne, Mond und Sterne geschaffen, so sind sie zwar ohne fang des Vorsichgehens der Wasserver Wandlung. Die
Himmel da, denn der entsteht erst, wenn das Weltenei letztere dauere dann den 2. Tag fort und Ist am 3. Tag
eingeschlagen wird, wenn seine untere Hälfte schwindet, absolvirt, womit denn der 3. Tag den Orbis terrarum
zu sein aufhört. Indessen der Platz ist doch da, an dem fixus et fluidus bringt.
sie zu stehen kommen, und indem dieser Platz verwerthet Jetzt zur ersten Schöpfungs-Periode, von der wir ge-
wird, ist einmal vorab dem ein Damm entgegengesetzt, sehen, dass sie ein nothwendiges Requisit zur zweiten
dass Sonne, Mond und Sterne nicht herunter fallen, was Schöpfungsperiode bildet. Das Wasserverwandlungs-Experi-
am Ende die Hauptsache ist. So lassen sich denn a b s o 1 ut ment knüpft sich, wie wir wissen, an den Nil. Lassen
zwar nicht Sonne, Mond und Sterne ohne Himmel denken, wir nun das Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen
relativ, und zwar in Bezug auf das Weltenei. lassen sie sich mit der Bildiing Aegyptens aus dem Nil parallel gehen,
aber doch ohne Himmel denken. Damit involvirt denn der so läuft das Weltenwasser, mit dem, das Wasserverwaud-
erste Tag, indem er Sonne, Mond und Sterne ohne Himmel lungs -Experiment vorgenommen wird, dem Nil parallel.
bringt, keine Perversität. Nun aber hat man, indem man Dabei ist aber wohl zu bemerken, dass der Nil iiberliau] r
Sonne, Mond und Sterne hat, eben indirecter Weise den nicht Aegypten ergiebt, sondern der iibergetretene h, ,

Himmel, aber nicht direoter Weise, und dazu, dass man den das ist der mit Nilschlamm imprägnirte Nil. Dem Wt
Himmel direct erhält, dazu tritt einer der folgenden Tage tenwasser, mit dem das Wasserverwandlungs-Experimei
ein. Und damit liegt denn weiter keine Perversität mehr darin, im Grossen vorgenommen wird, läuft also nicht der Ni.
dass man einem Tage Sonne, Mond und Sterne, einem überhaupt parallel, sondern der übergetretene, der mR
anderen Tage den Himmel, und wieder einem anderen Nil-Schlamm imjirägnirte Nil. Will man sich diesen letzteren
Tage den Orbis terrarum fixus et fluidus giebt. Nun Nil darstellen so nimmt man den gewöhnlichen Nil und
,

fragt es sich weiter, wie denn des Näheren die betreffenden inqu’ägnh’t ihn mit Nil-Schlamm, mit Nil-Erde. Das er-
Cosmologica auf die einzelnen Tage distribuirt werden giebt denn das Analogum: Will man sich das, zum
sollen. Und da wird denn distribuirt: Erster Tag: Sonne, Wasserverv 'andlungs-Experiment im Grossen zu verwen-
Mond und Sterne, zweiter Tag: Firmament, dritter Tag: dende Wasser darstellen, so nimmt man Wasser, welches
Orbis terrarum fixus et fluidus. Dass der erste Tag- dem nicht ausgetretenen Nil parallel läuft, und imprä-
Sonne, Mond und Sterne bringen muss, liegt auf der Hand. gnirt das mit Erde. Der gewöhnliche Nil ist aber immer
Soll die Schöpfung nach Tagen vor sich gehen, so muss da, wogegen der mit Nil-Schlamm imprägnirte Nil, der
erst einmal der Tag da sein. Dieser entsteht mit der ausgetretene Nil nicht immer da ist. Indem man das
Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen. Der erste Tag aber auf das, zum Wasserverwandlungs-Experiment iin
bringt vorab einmal sich selbst, und nachdem er sich selbst Grossen zu präparirende Wasser überträgt, nimmt m"n
gebracht hat, schmiegen sich ihm, da Sonne, Mond und das Wasser, was immer da ist, und versetzt sich das mit
Sterne bleiben, die übrigen Tage von selbst an. Die ein- Erde. Hieran anknüpfend sagt denn die Jüdische Alche-
mal in Bewegung gesetzte Kugel der Zeit rollt weiter. mie, indem Gott das Wasser zum Wasserverwandlungs-
Nun sind Sonne, Mond und Sterne in Bezug auf die er.ste Experiment im Grossen vorbereitet, nimmt er das Wasser,
Schöpfungsperiode zwar gerade keine Perversität, wie wir was immer da Ist, immer da war, von Ewigkeit da.
vorhin gesehen, indessen Sonne, Mond und Sterne ohne war, und versetzt dieses mit Erde. Indem sich also Gott
eigentlichen Himmel repräsentiren doch immer einen Zustand, daran macht, das Wasserverwandlungs-Experiment im
an dem sich häkeln lässt. Darum ist es gut, dass man aus Grossen vorzubereiten, schafft er nicht die Vereinigimg
diesem Zustand sobald als möglich herauskommt. Und da von Wasser und Erde, das ist dasjenige Wasser, wie es
ist es denn sachentsprechend dass, je eher man aus die- zum Vorsichgehen des Wasserverwaudlungs-Experimentes
,

sem Zustande herauskommt, desto besser. Darum macht nöthig ist — die Juden experimentirten ja nicht, wie wir
es sich am bessten, dass gleich der z-weite Tag den wissen, mit reinem Wasser, sondern mit solchem Wasser,
Himmel bringt. Nun wird man aber sagen, der Himmel, welches durch das Enthalten von Erde von vorn herein
das Firmament, kann nicht anders entstehen, soll doch zum Falleulassen eines Bodensatzes disponirt nein, eine —
dadurch entstehen, dass das Himmelsei eingeschlagen solche Vereinigung von Wasser und Erde schafft er nicht.
wird. Sobald dies aber eingeschlagen wird läuft sein
,
Er nimmt vielmehr das Wasser, was von Ewigkeit da ist,
Inhalt ab, und dass Wasservervvandlungs-Experiment kann und imprägnirt dieses mit Erde. Vorab schafft er sich
nicht weiter vor sich gehen. Denn hat mau das Was- aber das Weltengefäss das Himmelsei, denn ohne dies
,

serverwandlungs-Exj^eriment im Kleinen, und schlägt das würde er ja sein Wasser nicht fixiren können.
Gefäss entzwei ,
bevor .sich der Bodensatz gebildet dann
,
Und so liegt denn, um das Ganze übersichtlich zu-
samnierizustellen , die Jüdische Alchemie, die sich an die
hat es mit dem Experiment ein Ende. Hier dachten sich
nun die Jüdischen Alchemisten die Sache ff. Die Erde, 6 Schöpfungstage anschmiegt, ff.

die wir bewohnen ist fest. Daraus geht denn hervor, Erste Periode. Gott trifl^t die Vorbereitung zum
,

dass, sei auch der Bodeirsatz beim Wasserverwandlungs- Wasserwandlungs-Experiment im Grossen. Er schafft sich
Experiment im Kleinen wie er will, dass er beimWasser- das Himmelsgefäss ,
und umgiebt mit demselben das von
wandlungs-Experiment im Grossen fest ist. Sobald nun Ewigkeit daseiende Wasser. Dies Wasser imprägnirt er
das Wasserverwandlungs-Experiment, einerlei ob im Gros- alsdann mit Erde. Diese Periode ist zeitlos, denn Somie,
sen oder im Kleinen, vor sich zu gehen anfängt, sofort Mond und Sterne', au die sich der Tag, und mit dem
haben wir auch Bodensatz. Hätten wir den nicht sofort, Tage die Zeit knüpft, sind noch nicht da.
so hätte das Experiment noch nicht angefangen. Da nun Zweite Periode. Sie zählt nach Tagen. Gott
beim Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen der schafft die anorganische und organische Welt. Es bringt
5
67 68

Der erste Tag: Sonne, Mond und Sterne. vor sich hatte, auf der einen Seite das Licht nennt, was
Der zweite Tag: den Himmel. es auf der anderen Seite Sonn e, Mond und Sterne nennt,
Der dritte Tag: Orbis terrarum fixus et fluidus. kommt daher, dass es durch die Collectiv-Bezeichnung
Der vierte Tag: die Pflanzenwelt. „Licht“ Sonne, Mond und Sterne als solche bezeichnen
Der fünfte Tag: die Thierwelt. wiU, welche aus dem Eingesichtspuncte des Lichtes, des
Der sechste Tag: den Menschen. Leuchtens, das ist als leuchtende Himmelskörper aufzu-
Am siebenten Tage, am Sabbath, ruht Gott. fassen sind.
Der Autor der Schöpfungsgesclüchte im ersten Capitel
Kosmogenese des ersten Buches Mosis im des ersten Buches Mosis sagt nun, aber wenn es heisst,
einerseits: Es werde Licht, andererseits: Es wurden
Allgemeinen. Sonne Mond und Sterne so sind das zwei Gesichts-
, ,

Von dem, was wir im vorigen Abschnitte haben kennen puncte. Es wird zwei Dingen Rechnung getragen,
lernen, weicht die Kosmogenese, wie sie sich zu Anfänge zwei verschiedenen Dingen, einerseits dem Lichte,
des ersten Buches Mosis vorfindet, bedeutend ab. Grund andererseits Sonne, Mond und Sternen. Daraus, sagt der
dieser Abweichung ist der Umstand, dass sich der Autor Autor, bekomme ich ein Recht, beide zu trennen. Und
dieser Schöpfungsgeschichte nicht mit der Idee vertraut er trennt sie, und erhält so das mysteriöse Licht ohne
machen kann, dass Sonne, Mond und Sterne ohne Hini- Sonne, Mond und Sterne für den ersten Tag.
mel existiren sollen. Er sagt, am ersten Tage existirt Es ist wahrscheinlich, dass, nachdem der Autor der
noch kein Himmel, also können Sonne, Mond und Sterne Schöpfungsgeschichte im ersten Capitel des ersten Buches
am ersten Tage nicht erschafifeu werden. Das Zurück- Mosis sich auf die Weise sein mysteriöses Licht heraus-
gehen auf die erste Schöpfungsperiode soll der Sache calcuhrt hat, dass er ihm dann auch, um so zu sagen
zwar einen Halt geben, giebt ihn aber nicht. Wir haben, eine practische Unterlage giebt. Das würde denn ff.
sagt der Autor, der Frage strict in’s Gesicht zu schauen liegen:
Sind Sonne, Mond und Sterne ohne Himmel denkbar oder Er denkt sich, er habe, im Aulehnen an das Himmelsei,
nicht denkbar? Antwort: Nein, Sonne, Mond und Sterne ein Ei in der Hand. Durch dieses Ei kann er nicht
sind ohne Himmel nicht denkbar! Einfache Folge: Also hindurchschauen. Also sagt er ist es im Ei
, , ,
im Hira-
kann der erste Tag, an dem der Himmel noch gar nicht melsei, dunkel. Gesetzt nun, es wird i m Ei hell, so kann
da ist, Sonne, Mond und Sterne nicht bringen, und da- er doch nicht hindurchschauen. Er gewahrt zwar einen
mit ist die Sache fertig Schimmer, aber das, was den Schimmer hervorbring^,
Durch eine solche Auffassung der Dinge hat sich nun kann er nicht unterscheiden, das verhindert die Solidität
der Autor eine ganz besondere Situation geschaffen. Eine der Eiwand. Werden also, so sagt er im Anlehnen an
Schöpfungsgeschichte, welche nach Tagen vor sich gehen das Himmelsei, an die obere Eierschalen - Hälfte Sonne, j

soll, muss vorab einmal den Tag bringen. Der erste Mond und Sterne gesetzt, wie das doch nach der eigent-
Tag hat sich selbst zu bringen. Wie geht das nun lichen Jüdischen alchemistischen Anschauung statt haben
aber, wenn dieser erste Tag Sonne, Mond und Sterne soll am ersten Tage statt haben soll, so können sie doch
,
|
nicht bringt, wenn also am ersten Tage nichts da ist, nicht leuchten. Das heisst denn, sie können nicht leuchten
|
was den Tag an sich knüpft? nach seiner, des Autors, Anschauung, der nicht durch die j

Hier der Autor derartig, dass er neben Sonne,


hilft sich Wände seines Eies lündurchschauen kann, und der daher j

Mond und Sternen noch besonders das Licht annimmt. wohl einen Sclümmer wahrnimmt, aber nicht das eigent- ‘

Er lümmt also an, es handele sich um ein Zwiefaches, um liehe Leuchten, wie es der Sonne namentlich zukommt, i

Sonne, Mond und Sterne und Licht. Dieses Licht säsirt Er kann, indem er sein Ei an das Weltenei anlehnt, !j

er für den ersten Tag, und hat damit ein Etwas, dem ei- Sonne Mond und Sterne nicht sehen und spricht ihnen
, ,
^ |

vorläufig die Rolle von Sonne, Mond und Sternen über- daher das eigentliche Leuchten ab. Nun sagt er weiter: ^,li|

trägt. Der erste Tag bringt das Licht, und mit dem Wird nach der eigentlichen Jüdischen Alchemie am zweiten
j

Lichte sich selbst. Nun hat’s keine Eile mehr mit Sonne, Tage das Himin eisei eingeschlagen, so fangen j e t z t Sonne,
Mond und Sternen, diese kommen erst am vierten Tage. Mond und Sterne zu leuchten an. Dabei denkt er an sein ,

Das Licht des ersten Tages ohne Sonne, Mond und Ei, welches er in der Hand hat. Schlägt er das ein, so j

Sterne liegt mysteriös genug. Woher kommt der Autor kann er hineinsehen, rmd damit hat die Finsterniss in ihm
zu demselben? —
Die Sache ist ff. zu erklären. aufgehört. So denkt er, hört auch mit dem Einschlagen
Der Autor der ersten Schöpfungsgeschichte im ersten der Zustand der Finsterniss im Weltenei auf, weil er in |

Buche Mosis hat diese Schöpfungsgeschichte nicht von übertragener Weise nach dem Einschlagen Sonne, Mond
vorn bis hinten selbst ausgearbeitet. Vielmelu- hatte er und Sterne sehen kann.
die Schöpfungsgeschichte nach sechs Tagen, wie sie die Auf diese Weise calculirt sich denn der Autor, um so
eigentliche Jüdische Alchemie aufstellt, geschrieben vor zu sagen practisch, zwei Arten von Licht- Dingen heraus:
sich liegen, und hielt von ihr bei, was er gebrauchen Sonne, Mond und Sterne und das Licht, welches erst von
konnte. Nur das, was er nicht gebrauchen konnte, modi- Aussen her zu ihnen dringen muss, damit sic leuchten.
ficirte er. Dieses letztere Schriftstück fing gerade so an, Ohne dieses Licht, so nimmt er an, können Sonne, Mond
wie die Schöpfungsgeschichte im ersten Capitel des ersten und Sterne doch nicht leuchten daher seine hohe Wich-
,
.

Buches Mosis (vergl. den folgenden Abschnitt) tigkeit den letzteren gegenüber.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Es braucht wohl kaum darauf hingewiesen zu werden,
Erde war ein Durcheinander, und Finsterniss auf der dass die eigentliche Jüdische Alchemie an diese zwei Arten
Oberfläche des Abgrundes, und der Geist Gottes schwebte von Licht auch nicht im Traume denkt. Die denkt sich ,

auf der Oberfläche des Wassers. Und Gott sprach: Es nicht, wie der Autor der Schöpfungsgeschichte im ersten i

werde Licht. Capitel des ersten Buches Mosis, ausserhalb des Eies, ^

So weit decken sich also die beiden Schriftstücke die ,


sondern i m Ei, und das ist auch der richtige Standpunct, ]

Schöpfungsgesclüchte im ersten Capitel des ersten Buches Der erste Niederschlag aus dem Weltenwasser bildet ein i

Mosis und das Schriftstück, welches der Autor derselben Gefäss, welches mit der unteren Eihälften- Schale concen- ^

vor sich hatte. Irisch ist, und nun folgt immer mehr Bodensatz, bis die j

Jetzt aber tritt eine Differenz ein. Das Schriftstück, untere Schale, wenigstens denn der Raum, den sie sonst j

welches der Autor vor sich hatte, fuhr nach dem: Und umschloss approximativ gefüllt ist. Das ist dann die

, j

Gott sprach: Es werde Licht fort: Erde, welche wir bewohnen. Stellen wir uns als Menschen
j
Und es wurden Sonne, Mond und Sterne. Demnach also in Relation zum Weltenei, so befinden wir uns nicht j

lautete denn das Schriftstück, welches der Autor vor sich ausserhalb desselben, sondern in ihir, natürlich präsumtiv, j

hatte, ff. denn zu der Zeit, wo das Weltenei da ist, existirt der j

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Mensch noch nicht. Für die eigentliche Jüdische Alchemie j

Erde war ein Durcheinander, und Finsterniss auf der Ober- liegt gar kein Motiv vor, dass die am ersten Tage geschaffenen j
fläche des Abgrundes, und der Geist Gottes schwebte auf Sonne, Mond und Sterne nicht leuchten sollen, die be- j
der Oberfläche des Wassers. Und Gott sprach: Es dürfen des von aussen hinzukommenden Lichtes nicht, j
werde Licht. Und es wurden Sonne, Mond und Sterne. auf dass das Leuchten vor sich gehe. j
Dass auf die Weise das Schriftstück, welches der Autor Die hier ventilirte practische Unterlage, welche der Autor
:

69 70

der Schöpfungsgeschichte im ersten Capitel des ersten Buches nämlich als der eine Inbegriff der leuchtenden Himmels-
Mosis wahrscheinlich seinem mysteriösen Lichte giebt, ist körper. Der zweite Weltentheil istder Himmel. Der dritte
lückenhaft genug. Indessen das Exponirto bietet ihm Weltentheil ist die Summe von Orbis terrarum fixus et
nicht sein Licht, es lehnt sich ihm blos an, nachdem er fluidus. Hier scheint es mit dem eineiiTheil zu hapern
es bereits hat, und das giebt ihm gewissermassen eine denn man hat im Orbis terrarum fixus et fluidus
zwei
Deckung. Dass er aber das betreffende Licht notorisch Theile, und nicht einen. Indessen man bedenke, dass
hat, im Anlehnen an die eigentliche Jüdische Schöpfungs- wenn man die Welt in eine bestimmte Anzahl von Thei-
geschichte, welche vor ihm liegt, hat, das unterliegt bei len zersplittert dass man dabei nach Principien verfahren
,

diesem Autor keinem Zweifel. muss. Das erste Princip, nach welchem die eigentliche
I
Wie wir im folgenden Abschnitte sehen werden, wandelt Jüdische Alchemie zersplittert, ist: Theilung der Welt
in
“dieser Autor die Stelle: Und Gott sprach: „Es werde den anorganischen und organischen Theil. Das zweite
Licht. Und es wurden Sonne, Mond und Sterne“, um in: Princip ist für die anorganische Welt das
Wasserverwand-
„Und Gott sprach; „Es werde Licht. Und es ward Licht.“ lungs-Experiment als Anhaltspunct zu nehmen. Das dritte
;
Es wird mir doch, so sagt er, kein Mensch auf der Welt Princip ist für die organische Welt: möglichst weite
Fas-
absprechen können, dass, wenn Gott beispielsweis sagt: sung der organischen Gruppen mit strenger Scheidung
J

Es werde der Himmel —


dass dann der Himmel wird, einen vom anderen in gewöhnlich populärer
des
Auffassung.
wenn Gott sagt: Es werde die Erde dass dann die — Dem zweiten Princip ist nun gar nicht anders Rechnung
Erde wird, u. s. w. Also sagt er, wird es mir auch kein zu tragen, als durch ein synchronisches Zusammengehen
Mensch auf der Welt absprechen können, dass, wenn Gott von Orbis terrarum fixus et fluidus. Soll das aber statt
sagt: Es werde Licht —
dass dann das Licht wird. haben, so müssen Orbis terrar. fixus et fluidus auf
ei-
Und das ist allerdings richtig. Die Sache hapert blos nen Tag kommen. Incism sie aber auf einen Tag kom-
darin, dass, wenn Gott in der eigentlichen Jüdischen men, nach dem Princip auf einen Tag kommen, welches
Schöpfungsgeschichte spricht: Es werde Licht, dass dies der Zersplitterung der anorganischen Welt zu Grunde
ge-
Licht dann nichts anderes ist, als ein Collectiv- Ausdruck legt wird,kann es nichts perverses mehr haben, dass Orbis
für Sonne, Mond und Sterne. Diesem Thatbestande kehrt terrarum fixus et fluidus vom Eingesiehtspunct aufgefasst
aber unser Autor den Rücken. Dem Worte nach, und an werden. Es handelt sich ja nicht um die in abstracto
dieses hält er sich, hat er Recht, dem Sinne nach nicht. aufgeworfene Frage Sind Orbis terrarum fixus et fluidus
:

Also der Autor der Schöpfungsgeschichte im ersten Ca- 2^


Dinge oder 1 Ding? Es handelt sich vielmehr um die
pitel des ersten Buches Mosis hat am ersten Tage das Frage Verträgt es sich mit dem Princip, welches der Zer-
:

Licht, und indem er es hat, ersetzt es ihm in Bezug auf splitterung der anorganischen Welt zu Grunde gelegt wird,
den Tag, auf die Zeit, Sonne, Mond und Sterne, bis diese dass Orbis terrarum fixus et fluidus aus dem Einge-
an die Reihe kommen, und das geschieht ihm am vierten sichtspunct aufgefasst werden ? Und da müssen wir denn
Tage. Von der Arrangirung in Bezug auf den zweiten antworten: Ja, es verträgt sich mit diesem Princip. Nun
und dritten Tag findet er keinen Grund wenigstens denn ,
wohl, weil es sich damit verträgt, deswegen steht dem.
im Allgemeinen, abzugehen. Und so hat er denn: Erster dass Orbis terrarum fixus et fluidus als Eins aufgt-
Tag: Licht —
zweiter Tag: Himmel dritter Tag: — fasst werden, nichts im Wege. —
Der vierte Weltentheil ist
Orbis terrarum fixus et fluidus —
vierter Tag: Sonne, die Pflanzenwelt. Der fünfte Weltentheil ist die Thier-
Mond und Sterne. welt. Der sechste Weltentheil ist der Mensch. Demge-
Damit hat denn dieser Autor vier Tage für die anor- mäss kommen gerade sechs Weltentheile heraus, und der
ganische Welt. Rechnet er hierzu die drei Tage für die Anlehnung dieser sechs Theile an sechs Tage steht nichts
organische Welt, so kommen ihm sieben Schöpfungstage im Wege.
im Ganzen heraus. Dem Autor der ersten Schöpfungsgeschichte im ersten
Wir wollen nun vorab einmal den kosraogenetischen Ta- Buche Mosio kommen aber, wie wir gesehen, nicht 6 Theile
gen überhaupt in’s Gesicht schauen. heraus, sondern, da er vier Tage für die anorganische Welt
Wenn es sich um eine Kosmogenese handelt, welche constatirt, 7, nämlich: 1) Licht, 2) Himmel,
3) Orbis ter-
nach Tagen vor sich geht, so liegt einer solchen das zu rarum fixus et fluidus, 4) Sonne, Mond und Sterne^ 5)
Grunde, dass man die Welt in eine gewisse Anzahl von die Pflanzenwelt, 6) die Thierwelt, 7) der Mensch. Diese
Theilen zersplittert. So viel Theile hierbei denn heraus- müsste er nun auf 7 Tage distribuiren und bekäme
kommen, so viele Tage sind anzunehmen. Rechnet man also heraus , dass Gott die Welt nicht in 6, sondern
sich 6 Theile heraus, so sind 6 Tage anzunehmen, rechnet in 7 Tagen geschaffen. Das will er nun aber nicht, r
I
man sich 8 Theile heraus, so sind 8 Tage anzunehmen, will wie die Jüdische Alchemie überhaupt, eine Sechs Tage-
rechnet man sich 10 Theile heraus, so sind 10 Tage an- Schaffung annehmen. Er rechnet sich 7 Weltentheile her-
zunehmen u.w. Selbstredend muss hierbei jeder Tag sei-
s. aus, und will diese an sechs Tage anlehnen! Natürlich
j
nen einzelnen, seinen ihm, vor den anderen eigens geht das nicht, da es aber nicht gehen w i 1 1 so muss ,

. zukommenden Weltentheil erhalten. Darum dreht sich die es gehen. Der Autor sagt, wo steht denn geschrieben,
ganze Sache. Fällt das, so geht die Kosmogenese nach dass man, wenn man eine Welterschaffung nach Tagen
Tagen über den Haufen. Rechnet man sich beispielweise annimmt, dass da gerade auf jeden Tag ein Weltentheil
8 Weltentheile heraus, und will alsdann 5 Tage annehmen, kommen muss ? Nein, so etwas braucht gar nicht statt zu
so ist das eine Perversität. Wenn man sich 8 Weltentheile haben, und dass es nicht statt zu haben braucht, dafür
herausrechnet, so muss man auch 8 Tage annehmen, und tritt selbst die eigentliche Jüdische Alchemie ein. Die
keine 5. Denn was soll weiter noch eine Eintheilung nach nimmt ja für den dritten Tag nicht einen Weltentheil,
Tagen, wenn die Zahl der Tage und Weltentheile sich sondern zwei Weltentheile, den Orbis terrarum fixus et
nicht entsprechen ? Indem nun derjenige, der auf die Idee fluidus in Anspruch, die nimmt ja für den ersten Tag
kam, an den Sabbath die 6 Wochentage anzulehnen, und nicht einen Theil in Anspruch, sondern drei: Sonne,
diese zu einer Kosmogenese zu verwerthen, indem er diese Mond und Sterne. Ich brauche also nicht mehr und nicht
Idee fasste, hatie er sich zu überlegen, ob sich denn die minder zu thun, als die gewöhnliche Jüdische Alchemie,
Welt in 6 Theile zersplittern lasse. Konnte er diese Zer- indem ich meine 7 Weltentheile auf sechs Tage unter-
splitterung ohne Zwang vornehmen, so konnte er sieh an bringe. Blos, was diese sich bei einem Tage zwiefach
die Realisirung seiner Idee machen. Konnte er das aber erlaubt, das erlaube ich mir bei diesem Tage dreifach.
nicht ohne Zwang, so lösste sich die Idee auf, und es Sie sagt, man am 3. Tage den Orbis terrarum
wenn
hatte mit dem Plane, an 6 Schöpfungstage eine Kosmo- fixus hat, so hat man den Orbis terrarum fluidus implicite,
genese zu knüpfen, seine Endschaft. Er konnte nun seine ich sage, wenn man am 3. Tage den Orbis terrarum fixus
Idee realisiren, er konnte sich ohne Zwang die Welt in hat, so hat man nicht nur den Orbis terrarum fluidus im-
6 Theile zersplittern, und damit war dann die Kosmogenese plieite, sondern auch die Pflanzenwelt, denn hat man die
im Anlehnen an 6 Tage gegeben. Nach der eigentlichen Erde, so hat man auch die Pflanzstätte für die Pflanzen-
Jüdischen Kosmogenese hat es nämlich statt, dass gerade 6 welt, und so resultirt die Pflanzenwelt unmittelbar aus
Theile der Welt herauskommen, und dass damit jedem dem Orb. terrarum fixus. Diese letztere Calculation ist
Tag sein Einzelcharacteristicum zugetheilt werden kann. übrigens nicht richtig, denn wenn sich an den Orbis ter-
Der erste Weltentheil ist Sonne, Mond und Sterne. Diese rarum fixus eo ipso die Pflanzen anreihen sollten, so
sind nicht aufzufassen als 3 Dinge, sondern als ein Ding, müssten sich an ihn auch eo ipso die Landthiere anreihen,
71 72

«nel analog müssten sich dem Orbis terrarum fluidus die


Fische, dem Himmel die Vögel eo ipso anreihen. Aber
Wis wollen jetzt den ersten Theil der ersten Schöpfungs-
gescliichte speciell durchnehraen, in Bezug auf den zweiten
H
fl
das verschlägt nicht. Ob der Autor in seinem perversen Theil ist dies bereits im Abschnitt „Die Schöpfungs- fl
Standpnnct einen Schritt weiter geht oder nicht, wird gescliichte im ersten Capitel des ersten Buches Mosis“ fl
wohl nicht schwer in die Wagschale fallen. geschehen. fl
Indem nun der Autor die Pflanzen auf den 3. Tag
bringt, wäre er eigentlich fertig, indem er hätte: 1. Tag: Besondere Kosmogenese des ersten Theiles 1
Licht, Tag: Himmel, 3. Tag: Orbis terrarum fluidus,
2.
fixrrs, Pflanzenwelt, 4. Tag: Sonne, Mond und Sterne, des ersten Capitels im ersten Buche I
5. Tag: Thierwelt, 6. Tag: Mensch. Er will aber nicht
Mosis.
fertig sein. Auf das Recht pochend, welches er .sich I
nimmt, 7 Weltentheile auf 6 Tage bringen zu können, Erste Schöpfungs-Periode, '

sagt er, nicht nur ein Rocht liegt vor, die Weltentheile :pNn nxi tn’oti'n hn n'E\x-in Vers. i.
auf 0 Tage derartig zu distribniren , dass nicht gerade Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde (Luther).
auf je einen Tag je ein Weltentheil kommt, sondern auch Dieser Vers gehört dem Schriftstück an, welches der
die Nothwendigkeit. Mit einer solchen Distribuirung, Autor der vorliegenden Schöpfungsgeschichte vor .sich
dass auf je einen Tag ein Weltentheil kommt, ist nicht liegen hat (vergi. den vorigen Abschn.), und er inter-
durchzukommen, das zeigt die eigentliche Jüdische Al- pretirt ihn iin Sinne der eigentlichen Jüdischen Alchemie.
chemie, welche auf den ersten Tag drei Weltentheile Am Anfang. Das ist nicht der Anfang aller Dinge,
kommen lässt, auf den dritten Tag zwei Weltentheile. sondern dieser Anfang datirt von da, wo Gott auf die
Das giebt uns nun den Fingerzeig, dies Princip der Distri- Idee kommt, das Wasserverwandlungs - Experiment im
buirung gänzlich fallen zu lassen. Ich fasse die Sache Grossen vorzunehmen. Einen Anfang aller Dinge giebt
auf die Weise an, dass ich auf jeden Tag mehrere es im Sinne des Autors nicht, denn das Wa.sser, welches
Weltentheile bekomme, dann bin ich auf dem rechten dem Anfänge, von dem hier die Rede ist, vorangeht, ist
Wege, wogegen die eigentliche Jüdische Alchemie auf von Ewigkeit da, und die Ewigkeit hat keinen Anfang.
dem falschen Wege ist. Auf die genannte Art bin ich Himmel. Das ist das Gefäss, welches zum Wasser-
consequent, denn ich lasse dem einen Tage das recht sein, verwandlungs-Experimente im Grossen nöthig ist. Es soll
was dem anderen billig ist. Die eigentliche Jüdische Alche- aus diesem Gefässe, aus diesem Weltenei ans dieser , i

mie ist aber inconsequeirt, denn die giebt vier Tagen einen Weltenei.schale der Himmel werden, deshalb wird es .

Theil und zwei Tagen mehrere. präsumtiv ,, Himmel“ genannt. Das hat in alcheinistischer
Indem nun der Autor jedem Tage mehrere Weltentheile Ausdrucksweise weiter nichts auffallendes.
zukommen lässt, distribuirt er folgendermassen: Erde. Das ist die Erde, welche in das reine, von
Dem ersten Tage giebt er zwei Theile: Licht und Fin- Ewigkeit her existirende Wasser hiueinkommt, auf dass fl
sterniss. Das Licht ist sein mysteriöses Licht des ersten aus diesem, sich nicht zum Wasserverwandlungs -Experi-
Tages, welches wir kennen. Die Finsterniss ist die Fin- mente quahficirenden Wasser solches wird, welches sieh
sterniss im Weltenei, welche da ist, bevor das Licht ge- zum Wasserverwandlungs-Experimente qualificirt.
schaffen wird. (Vergi. den folgenden Abschnitt.) Also da, wo Gott auf die Idee kommt, das Wasser-
Dem zweiten Tage giebt er zwei Theile: Himmel und verwandlungs-Experiment im Grossen vorzimehmen, prä- :j

Wolken. Er fügt also dem Himmel die Wolken hinzu. parirt er dasselbe. Er schafft sich zunächst' das Gefäss, \
(Vergi. den folgenden Abschnitt.) umgiebt mit diesem das von Ewigkeit daseiende Wasser, (
Dem dritten Tage giebt er drei Theile: Orbis terrarum vermengt dieses Wasser mit Erde, und macht so das ^
fi.xus, Oibis terrarum fluidus, die Pflanzenwelt. Wasser zum Fallenlassen eines Bodensatzes qualificirt. >

Dem vierten Tage giebt er drei Theile: Sonne, Mond, Das letztere muss Gott thun, weil nach der Jüdischen J
Sterne. Diese fasst er also nicht aus dem Eingesichts- Auflassung (s. bei der Aegyptischen Alchemie) des Was-
punct der leuchtenden Himmelskörper auf, sondern aus serverwandlungs-Experimeutes reines Wasser keinen Boden-
dem Dreigesichtspunct erstens Sonne zweitens Mond,
, , satz ergiebt.
drittens Sterne.
In Bezug auf die beiden letzten Tage theilt er alsdann
nm mnn ud bv mm inn nn’n pxm vers. 2. (

die Tliiere in Allgemein- und Besonder- Classen. (Vergi. :D’Dn D’h'pn nsrnD
den Abschnitt: „Die Schöpfungsgeschichte im ersten Ca- Und die Erde war ein Durcheinander, und Fiusteriüss Jj
pitel des^ersten Buches Mosis“.) Die Allgemein - Classen auf der Oberfläche des Abgrundes, und der Geist Gottes |
sind: 1. Wasserthiere, 2. Fliegende Tliiere, 3. Landtliiere. schwebte auf der Oberfläche des Wassers. i

Die Besonder - Classen sind ad I a) Grosse


: alfische,
. W Luther: Und die Erde war wüst und leer, und es war
finsterauf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf
i

b) Tliiere, welche leben und weben und vom Wasser er- |

reget werden ;
ad 3. a) Vieh, b) Gewürm, c) Tliiere auf dem Wasser.
Erden im engeren Sinne. Alsdann giebt er Auch dieser Vers gehört dem Schiiftstücke au, welches
dem fünften Tage 3 Theile: 2 Arten Wasserthiere, der Autor der vorliegenden Schöpfungsgesclnehte vor sich (

fliegende Tliiere; liegen hat. Wir wollen dies Schriftstück im Folgenden ^

dem sechsten Tage 4 Theile : 3 Arten Landtliiere, kurzweg ,,das Original“ nennen.
Mensch. inm inn ist nicht, wie Luther übersetzt, wüst und leer, '

So bekommt er denn heraus: sondern ein Durcheinander. Die Erde war also ein i

für den ersten Tag 2 Theile Durcheinander. Das ist, sie war mit dem Wasser durch
„ ,, zweiten ,, 2 einandergerührt. Nicht so verfährt Gott, dass er die ge- '

,, „ dritten ,, 3 schaffeue Erde, um so zu sagen mit Händen nimmt, und .sie ^

„ ,, vierten ,, 3 n in das Wasser hineinwirft. Wenn Gott das thäte, so wäre


,, „ fünften ,, 3 das Wasserverwandlungs-Experinient nicht nöthig. Daun :
,

,, ,, sechsten ,, 4: würde es sich von selbst verstehen, dass .sich Erde als Boden-
Summa 17 Theile satz ergiebt. Nein, das Wasserverwandlungs-Experiment 3

Damit hat denn der Autor J7 Weltentheile herausbe- wird mit .solchem Wasser in.stituirt, welches mit Erde innig ; ;

kommen. Für eine Kosmogenese, die nach 6 Tagen rech- vermengt ist (vergi. bei der Aegyptischen Alchemie). Also • '

net, und die damit 6 Weltentheile jiräsentiren sollte, 17, mit dem Durcheinander wird speciell der Standpunct ge- ;

sage siebenzehn Weltentheile! Und das alles dem zeichnet, welchen die Jüdische Alchemie dem Wasser I

gegenüber eiunimmt, mit welchem beim Wasserverwand-



-

mysteriösen Licht des ersten Tages zu Liebe, denn das


allein ist es doch welches diese Verwickelungen herauf-
,
lungs-Experiment experimentirt werden soll.
beschwört. Abgrund. Unter Abgrund (Septuaginta: ctßvaoos,
Wir sehen also dass es sich bei der Kosmogenese im
,
Luther: Tiefe) ist das durch die Erde troublirte AVasser 1

ersten Capitel des ersten Buches Mosis um ein lücken- verstanden.


haftes alchemistisches Machwerk handelt, und dass wir Es war Finsterniss auf der Oberfläche des
im Vorangehenden nicht Unrecht gethan haben, wenn wil- Abgrundes. Der Hohlraum des Welteneies zerfällt •-

der ersten Schöpfungsgeschichte diesen Titel gegeben haben. in 2 Abtheilungen, in eine obere und eine untere.
73 74

Die untere ist mit Wasser gefüllt, die obere nicht. im Ei befinde. Das er an die Erde, und
erste knüpft
Das ist nötliig. Denn im Moment, wo das Einschlagen darum heisst’s: die Erde
war ein Durcheinander. Das
statt findet, hi det sich an der Eierschalen - Hülle ein zweite knüpft er an den Abgrund, und darum heisst's
Niederschlag, welcher, wie wir wissen, dazu dient, ein nicht, es sei dunkel im Ei, sondern dunkel auf dem
Gefäss im Gefässe zu bilden, damit das Wasser nicht Abgrunde. Das dritte knüpft er an das Wasser, und
abläuft. Würde sich nun auch in der oberen Hälfte des darum heisst’s hier, der Geist Gottes schwebte auf der
Gefässes Wasser befinden, so würde sich auch dort ein Oberfläche des Wassers, über dem Wasser, und nicht,
Niederschlag bilden, und auf die Weise würde der Him- Gott habe über dem Abgrunde geschwebt.
mel, der über uns ist, eine Erdkruste haben, was eine Geist Gottes. Der Text ist m~) das heisst
Perversität wäre. Ausserdem aber hat die obere Hälfte der Wind Gottes, der Hauch Gotte.s, das Spirituelle Gottes.
des Eies de.shalb kein Wasser, weil Gott auf dem Wasser Gott wird als etwas Spirituelles gedacht. Die Sache ist
schweben soll. (Siehe sogleich.) Wäre nun das Ei ganz nicht so zu verstehen, als ob Gott aus diesem und jenem
gefüllt, so hätte Gott keinen Platz, auf dem Wasser zu bestände, und hierunter auch aus einem Euach. Dieser
schweben. — Dass es im Himmelsei dunkel ist, darauf Euach nun gerade sei es, der über dem Wasser schwebte.
weist das Original hin, um zu markiren, dass Sonne, Mond So nicht. Der Euach Gottes ist Gott, Gott kurzweg, Gott
und Sterne in das Himmelsei gehören so lange es noch
, als ein spirituelles Wesen gedacht. Es ist, als wenn hier
Ei, und nicht eingcschlagcn ist, dass sie aber vorläufig kurz stände: Und Gott schwebte auf der Oberfläche des
noch nicht dahin gehören, sondern erst am ersten Tage Wassers, auf dem Wasser.
d allin kommen. Der Autor der vorliegenden Schöpfungs- Damit nun im Ganzen, dass Gott auf dem Wasser
geschichte beutet die Sache anders aus. Dem bringt der schwebt, hat es folgende Bewandtniss. Gesetzt es kommt
erste Tag das Licht. Dies Licht setzt ihm den Tag, das Jemand zu uns und sagt: Wenn du Wasser nimmst, so
ist den Tag als einen Zeittheil, welcher Tag und Nacht kannst du das effectiv in Erde v'erwandeln. Wir sagen,
umfasst. Für einen solchen Tag ist nun in seinem Lichte nein, das geht nicht, wenn es trotzdem statt hat, so geht
des ersten Tages blos der Tag gegeben, ificht aber die es wenigstens nicht mit natürlichen Dingen zu, es müsste
Nacht, denn der Nacht kommt die Finsterniss zu, und ein Wunder sein Ein Wunder —
nun ja gerade ein
nicht das Licht. Er will nun an seinem ersten Tage solches nahmen die Jüdischen Alchemisten an, es ist eine
positiv blos das Licht bringen, entgegen von Sonne, Mond wunderbare Erscheinung, dass das Wasserverwandlungs-
und Sternen der eigentlichen Jüdischen^ Alchemie. Darum Experiment vor sich geht. Man nimmt Wasser, imd mengt
in'äformirt er sich hier die Finsterniss. Uebrigens wird die es mit Erde durcheinander, lässt es stehen, und die Erde
Finstermss in seinem Sinne hier auch deshalb prägnant geht zu Boden. Warum verharrt das Wasser, fragten sie,
hervorgehoben um einerseits seinem lieben Lichte eine
, nicht in diesem troublirten Zustande? Oder warum löst
hervorragende Folie zu geben und andererseits den
, sich die Erde nicht in dem Wasser auf? Nehmen wir
Jüdischen Alchemisten den Handschuh hinzuwerfen: Was Nitrum, schütten es in Wasser und rühren um, dann ha-
nützen euere Sonne, Mond und Sterne des ersten Tages, wenn ben wir auch eine Mengung. Diese Mengung geht aber in
sie auch geschaffen würden, so könnten .sie doch nicht leuch- den Zustand der Lösung über. Warum hat das nicht
ten. —
Es heisst nun aber nicht, dass es im Himmelsei auch mit der Erde beim Wasserverwandlungs-Experiment
dunkel war sondern blos, dass es auf der Ob er fläche de s
; statt ? Das ist eben eine wunderbare Erscheinung. Handelt
Wassers dunkel war. Nun, ob das eine oder das andere es sich nun um das Wasserverwandlungs-Experiment im
gesagt wird, bleibt sich gleich. Durch klares Wa.sscr Ivieinen, da sagt man, es ist eine wunderbare Erscheinung
könnte man am Ende bindurchselien, das könnte also, ohne und die Sache ist fertig. Handelt es sich aber um das
speciellen Hinweis, vielleicht nicht der Finsterniss anheim Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen, das ist um
fallen. Das troublirto Wasser erlaubt aber das Hiii- das Wasserverwandlungs-Experiment, welches Gott selbst
durchsehen nicht, das fällt ohne jeglichen Hinweis eo ipso instituirt, da liegt es nahe, dass man Gott selbst nun auch
der Finsterniss anheim. Also wird das, was von der das Wunder leiten lässt, dass Gott selbst das Präcipitat
Finsterniss im Himmelsei zu sagen ist, vollkommen, wenn niederdrückt. Darum befindet sich nun eben Gott über
gesagt wird es wäre Fiiisterniss aiif der Oberfläche des
, dem Wasser, damit er das Wunder der Wasserverwandlung
!
Abgrundes gewesen. selbst vornehmen kann. Es ist aber nicht nur sachent-
Der Geist Gottes schwebte auf der Oberfläche spiechend, dass Gott über dem AVasser schwebt, um das
des Wassers. Wunder der Wasserverwandlung zu leiten, sondern auch
Fassen wir zuerst das Wasser in's Auge. Im ersten absolut, um die Wasser Verwandlung zu leiten. Beim
Verse gebt der Autor dem Wasser aus dem Wege. Er Wasserverwandlungs-Experiment im Kleinen hat der Al-
bringt nichtsdavon, dass vor allem einmal das Wasser chemist weiter nichts zu leiten. Er nimmt ein Gefäss,
da sei. Das
ist wohlüberlegt, das geschieht aut Grund giebt das zum Experiment passende W^asser hinein, und
der den Alchemisten eigenthümlichen dunkeln Schreibe- nun lässt er stehen. Ohne seine weitere Leitung geht das
weise. Hier im zweiten Verse kann er nun aber dem Wasserverwandlungs-Experiment vor sich. Anders beim
Wasser nicht mehr aus dem Wege gehen. Denn es ist Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen. Dort handelt
ihm ganz speciell darum zu thun, den Jüdischen Stand- es sich um ein dreifach geartetes Präcipitat: Das erste
punkt zu zeichnen, dass das Wasser, mit dem das soll sich an der Fläche der Eierschale absetzen, das zweite
Experiment gemacht wird, innig mit der Erde vermengt soll in horizontaler Fläche erfolgen, das dritte soll sich in
sein soll. An und für sich kann die Erde nicht vermengt Höhen und Tiefen absetzen. Um
nun zu bewirken, dass
sein, muss mit einem Etwas innig vermengt sein, und
sie jedes von verschiedenen Präcipitaten seiner Zeit
diesen
dieses Etwas ist eben das Wasser. Das bedingt nun eben, erfolge, dazu ist es sachentsprechend, dass der Alchemist
dass der Autor in diesem Verse dem Wasser gar nicht zur Hand sei. Und indem Gott über dem Wasser schwebt,
aus dem Wege gehen kann. Indem das nun aber statt ist hier der göttliche Alchemist zur Hand. Er kann es
hat, präsentirt sich ihm ein Dreifaches: 1) Erde, 2) Wasser, nun bewirken, dass jedes Präcipitat seiner Zeit in der
3) die troublirte Flüssigkeit, welche beide im Verein sachentsprechenden Weise erfolgt.
bilden. Die letztere nennt er Abgrund. Diese 3 Dinge Absolut g'enommen ist es gerade nicht nöthig, dass Gott
will er nun auch verführen; es fragt sich, in welcher im Ei sei, Gott könnte sich auch ausserhalb des Eies
Eeihenfolge soll er’s thun? —
Zuerst bringt er die Erde, befinden namentlich in der Auffassung’ des Autors der
,

das liegt nahe, damit der 2. Vers da anfange, wo der vorliegenden Schöpfungsgeschichte. Der nimmt ja, um
1.. aufhört. Nun sollte eigentlich das Wasser kommen, das zu seinem Lichte zu kommen, eine Stellung ausserhalb
ist das, womit die Erde vermengt wird, und zum dritten des Eies ein. Nun, wenn er es kann, kann Gott es ge-
sollte dann der Abgrund kommen, das ist das Product der wiss. Aber in Bezug auf den vorhin gezeichneten Sach-
untereinandergemengten Dinge. Der Autor aber kehrt verhalt bst OS be.sser, passender, dass Gott .sich oben im
hier, eine alchemistisclie Diversion machend, die Sache Ei befindet.
um, und bringt erst Abgrund und dann Wasser. Somit Erster Tag.
Zweite Schö/jfinif/s-Perivde.
hat er 1) 2) Dinn 3) D’O An diese 3 Dinge 1CvS"1 A^ers. 3.
: -)(N "IIN ’H’
knüpft er nun das, was er im Vers 2 des Näheren bringen Und ward
Und Gott sprach: Es werde Licht. cs
will. Er will bringen 1) dass Erde und Wasser ein Durch- (Luther.)
Licht.
einander sind, 2) dass es finster im Ei, 3) dass Gott sich
76 76

1’3 D’H^N niD >D niNH HN D’H^N NT1 Vers. 4. Nacht. In der Parallele mit dem arbeitenden Menschen i'
wird es nun auch dem schaffenden Gotte Morgen und
:“j!£^nn pi inh Abend. Morgens beginnt er zu schaffen, Abends hört er
Und Gott sali, dass das Licht gut war. Da schied Gott
auf. Und wenn es Abend geworden ist, so ist der Tag
das Licht von der Pinsterniss. (Luther.)
herum nicht der Tag im engeren Sinne sondern der
, ,

3“lV ’H’l Nlp DV D’H^N N~lp’l Vers. 5. Tag im weiteren Sinne, Tag und Nacht. Denn heim
:“inx Dl’ npn ’H’l
Schaffen der Welt, im Anlehnen an den arbeitenden Men-
schen, zählt die Nacht nicht; die Nacht kommt auf den
Und nannte das Licht Tag, und die Pinsterniss Nacht. Schlaf, wäln-end dessen nicht gearbeitet wird.
Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. (Luther ) Warum steht nun aber hei so bewandter Sachlage
Auch dem Original an, mit dem
diese 3 Verse gehören Es ward Abend, es ward Morgen: ein Tag, und nicht
Unterschiede, dass in dem Vers 3 steht; Und Gott vielmehr; Es ward Morgen, es ward Abend: ein Tag?
sprach, es werde Licht. Und es wurden Sonne, Mond und Erst kommt doch der Morgen und dann der Abend, und
Sterne. Die Interpretation des Originals wäre dann: dann ist der Tag absolvirt. Nicht aber kommt erst der
Gott spricht „Es werde Licht“ in der Collectiv-Sprache. Abend und dann der Morgen, und dann ist der Tag ab-
Und indem es Licht wird, entstehen in specie: Sonne, solvirt. Nun, das hängt damit zusammen, dass in der
Mond und Sterne im Himmelsei. Der Himmel ist zwar Auffassung, wie wir sie hier haben, Abend Nacht =
Mond =
noch nicht da, der entsteht erst am zweiten Tage. Aber und Sternen. Statt „Mond und Sterne“ wird dann hervor-
einerlei, der Platz ist doch im Himmelsei da, wo Sonne, stechend Mond genommen. Die Juden aber rechneten
Mond und Sterne angeheftet werden können, und das reicht nach dem Mondjahr, bestimmten ihre Peste nach dem
vorläufig hin. Ein Pseudo-Himmel thut dieselben Dienste, Monde. Dazu kommt, dass bei der Sechstage- Schöpfung
als ein eigentlicher Himmel, um so mehr, da Pseudo-Him- der Sabbath der Ausgangspunct der ganzen Sache ist,
mel und Himmel ja doch auf dieselbe Sache hinauskommt, aber selbst dieser zum Monde in Relation gebracht wer-
das ist auf die obere Eierschalenhälfte, was auch im Vers den kann. Denn der Monat zu 28 Tagen hat 4 Sabhathe,
1 angedeutet wird, indem es heisst Am Anfang schuf Gott : er hat aber auch 4 Mondenwechsel (Neumond, erstes
Himmel und Erde. Viertel, Vollmond, letztes Viertel). Sabbath und Mond-
Nun sieht Gott das Licht, dass es gut ist, das ist, er wechsel decken sich also gewissermassen. Vielleicht gar
sieht, dass Sonne, Mond und Sterne gut sind. Und nach- hat das statt, dass in ältesten Zeiten der Sabbath zur
dem er das gesehen hat: 'jtJ'nn ]’D1 “llNH unter-
Zeit gefeiert wurde, wo Neumond, erstes Viertel, Voll-
scheidet er zwischen Licht und Pinsterniss. (Luther: er mond, war, und dass es erst später einge-
letztes Viertel
scheidet das Licht von der Pinsterniss). führt wurde, dass sich der Sabbath einfach an eine Pe-
Das heisst, Gott
nimmt Sonne Mond und Sterne vor und unterscheidet riode von 7 Tagen knüpfte. Dieser neuere Modus wäre
,

zwischen ihnen. Er rangirt einerseits die Sonne, anderer- dann deshalb eingeführt worden, weil es nicht Jedermanns
seits den Mond und die Sterne. Die Sonne bekommt den Sache ist, den Mond zu beobachten, auch das Wetter oft
Namen: Licht, weil sie Licht ist, denn sie der Beobachtung hinderlich ist. Sieben Tage kann sich
leuchtet am Tage, und dem Tage kommt das Licht zu. aber Jeder zu jeder Zeit seihst abrechnen. So haben wir
Mond und Sterne bekommen den Namen Pinsterniss, denn denn den M
o n d der Sonne gegenüber im Vorder- :

sie leuchten in der Nacht, in der Nacht, an welche sich gründe stehend, und damit tritt denn auch der Abend
der Begriff Pinsterniss knüpft, wie sich an den Tag der = Mond, dem Morgen =
Tag =
Sonne gegenüber, in
den Vordergrund, Um lüerauf hinzudeuten, beutet der
Begriff Licht Hellsein knüpft. Also an „Licht“, UN,
, ,
Autor die vorliegende Stelle aus.
wird im Vers 3 und in der ersten Hälfte des Vers 4 eine
Es hat nun alle Tage statt, dass Gott unterscheidet
andere Bedeutung geknüpft, als in der zweiten Hälfte des
zwischen Sonne einerseits und Mond und Sternen anderer-
Vers 4. Dort heisst’s Li cht, hier Sonne. Und an „Pin-
seits, dass in Bezug darauf auf die Sonne der Tag, und
sterniss“ wird im Vers 2 eine andere Bedeutung ge- auf den Mond und die Sterne die Nacht kommt, und
knüpft als im Vers 4. Dort heisst’s Pinsterniss, hier dass es in Bezug hierauf Morgen und Abend wird, womit
Mond und Sterne. Es heisst also Gott unterscheidet denn der Tag abgewickelt ist. Darum hat das Original,
|
zwischen Licht und Pinsterniss: Gott unterscheidet zwi- so oft ein Schöpfuugstag vorbei ist, den Refrain: Und es
schen Sonne einerseits und Mond und Sternen andererseits. ward Abend und es ward Morgen: der zweite, dritte u. s. w.
— Nun nennt ferner Gott (Vers 5) das Licht, das ist Tag. Man muss sich bei diesem Refrain das suppliren,
i

nach Vers 4 die Sonne: Tag, und die Pinsterniss, das was ihm am ersten Tag vorangeht, beim ersten Tag aus-
ist nach Vers 4 den Mond
j
und die Sterne: Nacht. drücklich angegeben ist, nun aber weiter immer wieder i
Das ist, es wird an der Hand der Sonne der Tag, an der anzugeben, für überflüssig erachtet wird.
Hand von Mond und Sternen die Nacht constatirt und , An die verschiedenen Bedeutungen, welche kurz lüu-
j

damit ist der Tag im Allgemeinen constatirt, bestehend


tereinander den Worten „Licht“, “llX und „Pinsterniss“
aus Tag im engeren Sinne und Nacht. Dieser Tag muss
,
j

am ersten Schöpfungstage constatirt werden, der erste Tag "jtJ’n, gegeben werden, muss man sich nicht stossen. Es
muss sich selbst bringen, damit die Schöpfung überhaupt ist eben eine charakteristische Passion des Originals, kurz
nach Tagen vor sich gehen kann. Wohlverstanden ist liintereinander einund dasselbe Wort in verschiedenen
der Tag im Allgemeinen noch nicht selbst constatirt, es Bedeutungen vorzuführen. Aehnliches werden wir in den
sind erst seine Requisite constatirt. unmittelbar folgenden Versen in Bezug auf das Wort
Diese Requisite
werden erst im Polgenden verweiihet, wenn es heisst: kennen lernen. Diese Passion leitet uns denn auch
Und es ward Abend nnd es ward Morgen: ein Tag.
,
darauf, dass der Autor, wenn er bringt: Es ward Abend,
(So wörtlich) Luther hat, was dem Sinne nach gleich es ward Morgen: ein Tag, .statt: Es ward Nacht, es
hleiht, da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. ward Tag: ein Tag, dies weniger deshalb thut, um mit
Es constituiren nun den Tag im Ganzen Tag im enge- ;
Tag im engeren und weiteren Sinne nicht in Collision
ren Sinne und Nacht; nicht aber: Morgen und Abend. zu kommen, sondern vielmehr deshalb, um an den Ar- [

Darum sollte man erwarten, dass da stände: Und es ward beitstag des Menschen anzulehnen. An und für sich würde !

Tag, und es ward Nacht: ein Tag. Dass das nun nicht statt der Autor dem, das Wort Tag, Dl’, kurz hintereinander
hat, das geschieht wohl weniger deshalb, damit der Autor in zwei Bedeutungen zu bringen, nicht aus dem Wege
mit Tag im Ganzen und Tag im engeren Sinne nicht in gehen, im Gegentheil, das wäre, wie man im gewöhn-
Collision komme, sondern weil er mit dem Morgen und lichen Leben sagt, Wasser auf seine Mühle.
Abend an die Tage anlehnt, an welchen der Mensch Anders ist nun die Situation und die Interpretation des
arbeitet. Er lässt die Tage, an denen Gott schafft, den Autors der vorliegenden Schöpfungsgeschichte im ersten
Arbeitstagen des Menschen parallel laufen. Der Mensch Capitel des ersten Buches Mosis. Der hat vorab einmal
aber arbeitet durchschnittlich bei Tage, und nicht hei im Vers 3: Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es
Nacht. Der rechnet sich an der Hand seiner Arbeit nicht ward Licht. Von diesem Licht als solchem sieht Gott,
Tag und Nacht heraus, sondern Morgen und Abend. Der dass es gut war, und macht dann einen Unterschied
Morgen, wo er zu arbeiten anfängt, markirt ihm den Tag, zwischen diesem Licht und der Pinsterniss des Vers 2.
der Abend, wo er zu arbeiten aufhört, markirt ihm die Für den Tag im Ganzen ist nämlich zweierlei nöthig.
-

78

j!
Tag im engeren Sinn, und Nacht. Den Tag im engeren wird, bringt uns dieser 2. Tag den Himmel, das ist den
j
Sinn hat der Autor in seinem mysteriösen Licht, die Naclit bleibenden Deckel des eingeschlagenen Reservoir für das
I aber nicht. Für diese zieht er denn nun die Finsterniss Weltenwasser. Die obere Hälfte des Himmelseies enthält
j
heran. Er denkt sich in einem Zimmer kann es in der
, ja kein Wasser, und kann daher eben als Deckel über
einen Ecke hell, in der anderen Ecke dunkel sein. So dem eigentlichen Wasser - Reservoir gefasst werden. —
! kann es auch im Weltenei an der einen Seite auf Grund Ausserdem aber beginnt auch am 2. Tage das Wasserver-
des geschaffenen Lichtes hell, und an der anderen Seite, wandlungs-Experiment vor sich zu gehen. Das ist absolut
i
auf Grund der Finsterniss im Vers 2, dunkel sein. Das nöthig. Es muss zur Zeit, wo der Schlag, der Zertrüm-
I Licht nun nennt Gott Tag, denn es hat die Mission, den
: merungsschlag gegen die Eierschale erfolgt, zugleich die
Tag im engeren Sinne zu constatiren. Die Finsterniss Wasserverwandlung eintreten. Nur wenn das statt hat,
nennt Gott: Nacht, denn sie hat die Mission, die Nacht kann sich eine Hülle bilden, welche verhindert, dass das
zu constatiren. So sind denn die Requisite für Tag und seines Gefässes beraubte Weltenwasser abläuft. Wir
Nacht da, und sie werden verwerthet, indem es heisst: wissen bereits, dass angenommen wird der erste Nieder- ,

Und es ward Abend, und es ward Morgen: ein Tag, das schlag bilde sich concentrisch mit dem intacten Gefäss,
ist, Abend und Morgen wickeln sich an der Hand des gege- und sei hart. So erhalten wir denn, um so zu sagen ein
benen Tages, der gegebenen Nacht, ab. Mit dem Morgen Gefäss im Gefäss, und das Wasser kann nicht mehr ab-
und Abend geht der Autor dann auf den Sinn des Origi- laufen.
nals ein, nur wird die Umkehrung von Morgen und Abend Das Nähere werden wft sogleich kennen lernen. Hier
zu Abend und Morgen deshalb vorgenommen, damit der nur noch die allgemeine Frage arum stellt sich die
: W
Reihenfolge von Finsterniss und Licht im Text Rechnung Jüdische Alchemie auf den Standpunct, dass das Weltenei
getragen wird. Die Finsterniss ist bereits Vers 2 da, das eingeschlagen wird? Wir haben die folgende Situ-
Licht erst Vers 3. Also hat die Fiusterniss das jus priori- ation: Das Weltenwasser befindet sich im Ei. Es bildet
tatis,und dieses jus prioritatis macht sich geltend, indem sich Bodensatz, dieser repräsentirt die Erde, welche wir
zuerst der Abend (Nacht, Finsterniss) kommt, und dann bewohnen. Das Wasser, welches sich über den Bodensatz
der Morgen (Tag, Licht). Für die Refrains beim 2. und stellt, repräsentirt das Meer. Die obere Eierschalenhälfte
3. Tag: Und es ward Abend u. s. w. hat nun der repräsentirt den Himmel über uns, der die Gestalt einer
Autor in seiner Weise die analoge Situation, wie der Glocke, einer halben Eierschale hat. Nun gut, das könnte
Autor des Originals in seiner Weise. Auch am 2. und ja alles im Ei vor sich gehen, wenn angenommen würde,
3. Tage macht Gott einen Unterschied zwischen Licht Erde und Meer hatten eine äusserste Hülle, und diese
und Finsterniss , hat an der Hand des Lichtes Vers 3, , äusserste Hülle sei die untere Hälfte des Welteneies. An
den Tag, an der Hand der Finsteruiss, Vers 2, die Nacht, dieser Stelle wäre doch die untere Eierschalenhälfte Kei-
und diese wickeln sich denn, analog wie am ersten Tage, nem im Wege, wozu braucht .sie also eingeschlagen zu
zu Tag und Nacht ab. Damit wird denn aus Abend und werden? Nun die Antwort hierauf ist ff. Eine Eierschale
Morgen der 2. Tag, der 3. Tag. Erst am 4. Tage, der ist eine homogene Masse; was sie oben ist, ist sie unten,
dem Autor der vorliegenden Schöpfungsgeschichte Sonne, was sie unten ist, ist sie oben. Wenn sich also die
Mond und Sterne bringt, tritt er mit seinem Refrain: obere Hälfte zum Himmel qualificirt, so qualificirt sich
Und es ward Abend Fussstapfen des
u. s. w. in die auch die untere Hälfte dazu. Wenn man sagt, die
Originals. Also da wo der Autor der vorliegenden
, obere Hälfte wird zum Himmel, so muss auch die untere
Schöpfungsgeschichte Sonne, Mond und Sterne noch nicht Hälfte zum Himmel werden. Zu sagen, die obere Hälfte
hat, das ist am 1., 2., 3. Tage, übernimmt sein mysteriöses wird zum Himmel, die untere aber nicht, das würde mit
Licht, an der Hand der Finsterniss, die Rolle von Sonne, anderen Worten das Problem aufstellen heissen, eine Eier-
Mond und Sternen .sie sind die Requisite für Tag und
;
schale entbehrt der Homogenität, Wenn also das Ver-
Nacht, an ihrer Hand wickeln sich Tag und Nacht ab. hältniss statt hätte, welches wir so eben gezeichnet, so
Der Autor kommt also mit seinem Licht und der sich hätte die äusserste Hülle unserer Erde die Eigenschaft des
an dasselbe knüpfenden Fiusterniss gerade so weit, als Himmels über uns, wäre ein Himmel, und damit hätten
wenn er Sonne, Mond und Sterne bereits hätte, er lässt wir denn nicht nur einen Himmel über uns, sondern auch
dasselbe in Beziehung auf das Hervorbringen von Tag einen Himmel unter uns. Das aber scliien den Jüdischen
und Nacht ebenbürtig neben Sonne, Mond und Sternen Alchemisten eine absolute Perversität, dass wir emen
hergeheu. Aber nicht blos so weit geht er, er geht noch Himmel unter uns haben sollten. Darum wird das, was
einen Schritt weiter. Er theilt seinem mysteriösen Lichte wenn man der Sache den Gang Hesse, wie wir ihn oben
auch erwärmende Strahlen mit, welche gleich den erwär- gezeichnet, zum Himmel unter uns würde, aus der Welt
menden Strahlen der Sonne zur Erde hinabgehen, und geschafft, es wird zertrümmert. Nun zum Text der—
-

dort das Wachsthum der Pflanzen befördern. Wäre dem Schrift.


nicht so, so könnte am 3. Tage, wo die Sonne noch gar
nicht da ist, die Erde nicht Gras, Kraut, Bäume aufgehen
’m CD’Dn imn ’r~i’ vers. e.

lassen. Der Autor beutet also sein mysteriöses Licht ganz D'D j’3 :

energisch aus, und darin können wir weiter keinen Scrupel Und Gott sprach: Es sei eine Rakia zwischen dem
finden. Wenn er nicht sein mysteriöses Kind hegen und Wasser, und es sei ein Untersclüed zwischen Wasser und
pflegen soll, wer soll es denn thun ? Wasser.
Es handelt sich wieder um die Worte des Originals.
Zweiter Tag. Luther: Und Gott sinach: Es werde eine Veste zwischen
Am zweiten Tage wird die untere Hälfte des Himmels- den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den
eies eingeschlagen. Die obere Hälfte bleibt intact, und W assern.
das der Septuaginta.
bildet von jetzt an den Himmel, der über uns ist. Man Die Ve.ste Luthers ist atSQttofj.<x

braucht nicht zu fragen: Wo


bleibt denn nun die untere Veste das heutige Feste. Luther schreibt ein V statt
ist

Hälfte, die eingeschlagen ist? Nun, die hat, indem sie ein F. In analoger Weise würde er schreiben: Vest,

eingeschlagen wird, einfach zu sein aufgehört. Hat man Vestung u. s. w. statt fest, Festung u. s. w. Das Alexan-
einen Napf mit einem Deckel, und man zertrümmert den drinische arSQtw/ua werden wir später kennen lernen, es
Napf, so hat der Napf als Napf aufgehört zu existiren, isteine der Vokabel y'p“l aufgedrängte Bedeutung, die .sie
der Deckel bleibt. Ebenso, hat man das Himmelsei, dessen ursprünglich nicht hat. Rakia ist ein Substantiv, welches
obere Hälfte man als Deckel dessen untere Hälfte man ,
auf einen Naturlaut basirt ist. Dieser Naturlaut ist Rak
als Napf fasst, und schlägt nun die untere Hälfte ein, so und läuft parallel unserem Knack. Rakia ist etwas, was
hat diese untere Hälfte, die sonst als Napf das Welten Rak oder Knack macht. Wenn man also die Rakia vor-
Wasser enthielt, zu existiren aufgehört. Man braucht nicht nimmt, so thut man etwas, was Rak oder Knack macht,
weiter zu gehen und zu sagen die Scherben der einge-
, ,
das ist, schlägt etwas ein. In weiterer Folge ist deim
man
schlagenen Eihälfte dringen in den Erdboden, verbinden Rakia auch die Eiuschlagestelle, und anderer-
einerseits
sich mit ihm. So etwas ist nicht nöthig. Wir halten seits das, was man vor sich hat, wenn das Einschlagen
uns an das Gefäss, entweder ist das da, oder nicht da; erfolgt ist, das ist das durch das Einschlagen Gesetzte,
seine Scherben tangiren uns nicht weiter. das Zertrümmerte. Wenn es also heisst: Gott sprach, es
Also, indem am 2. Tage das Himmelsgefäss eingeschlagen sei eine Ralda, so heisst das: Gott sprach, es .soll eilige-
79 80

schlagen werden das Ei die untere Hälfte des Eies soll lungs-Experiment an, vor sich zu gehen. Wir haben also
zertrümmert werden.
,

— ,

Hun soll aher zwischen dem Wasser 2 Wasser, A und B. B ist sofort da, wenn der Einschlag
eingcschlagen werden. Das liegt ff. Wir wissen, dass institutirt wird. Denn mit dem Einschlagen coincidirt die
das Weltenwasser sich in der unteren Eierschalenhälfte Bildung eines Principitates an der Wand des Gefässes,
befindet. In dieser Beziehung haben wir also die untere welches Präcipitat um so zu sagen ein Gefäss im Gefässe
Hälfte des Eies da, wo das Wasser ist. Macht man also bildet, damit das Wasser nichs ablaufen kann. Folge
den Einschlag beim Wasser, so macht man ihn an der hiervon ist nun, dass auch coincident mit dem Einschlagen
unteren Hälfte der Eierschale. Gerade an der Stelle nun das Wasser B da sein muss, denn wo auf der einen Seite
aber, welche der Stelle entspricht, wo die Oberfläche des Präcipitat entsteht, muss auch auf der anderen Seite Was-
Wassers in der Eierschale steht, gerade an dieser Stelle ser B entstehen. Dies Wasser B steht nach dem, was
darf man nicht einschlagcn denn dann ginge der Riss
,
wir vorhin exponirt haben, oben, wohingegen das AA'^asser,
zu leicht mit in die obere Hälfte hinein, und der zukünf- welches noch kein Präcipitat hat fallen lassen, das ist A,
tige Himmel bekäme einen Riss. Es ist also sachent- unten steht. Das ist nun die Sachlage, die hier gezeich-
sprechend, dass tiefer unten eingesclilagen wird, dann ist net wird, wenn es heisst, Gott machte einen Unterschied
der zukünftige Himmel vor dem Riss gesichert. Hierauf zwischen dem Wasser unter und dem Wasser über der
zielt es nun ab, wenn es heisst: es sei eine Rakia zwischen Rakia. An und für sich brauchte es blos zu heissen,
dem Wasser, D’Dn Dem muss man nicht den Sinn Gott machte einen Unterschied zwischen dem Wasser un-
unterlegen, als solle das Wasser in seiner Mitte einge- ten (A), und dem Wasser oben (B). Es wird aber die
schlagen werden: —
das wäre selbstredend eine Perver- Rakia mit in die Situation gezogen. Das ist Rakia wird
Einschlagestelle genommen,
sität, Wasser kann mau nicht einschlagen. Nein, es soll als und angenommen,
heissen man solle das Ei einschlagen wo das AVasser die Fläche, welche Ä und B von einander trennt, treffe
, ,

steht, und da solle die Stelle nicht zu hoch nach oben die Eierschale an der Stelle, wo eingeschlagen wird. Dann
hin gegriffen werden, sondern mehr nach unten hin, an ist eben das Wasser, welches oben steht (ß), über der
einer Stelle wo man wenn der Schlag ein Loch setzt, Rakia, und das Wasser, welches unten steht (A), unter
, ,

mit der, den Schlag ausführenden Faust mitten in das der Rakia. Eine solche Zeichnung der Sachlage haben
Wasser des Welteneies geräth. wir hier, indem es heisst: Gott machte einen Unterschied
Also die erste Hälfte des vorliegenden Verses heisst zwischen dem Wasser über und dem Wasser unter der
kurz und bündig: Und Gott sprach, die untere Hälfte Rakia. Aber warum bleibt denn der Autor nicht einfach
des Eies soll eingeschlagen werden. beim Wasser, welches oben und unten steht, warum zieht
Die zweite Hälfte des Verses führt uns in dem „Unter- er die Rakia mit in die Sache ? Die Antwort ist, er will

schied des Wassers “ das Was


Server Wandlungs- es prägnant hervorheben, dass Einschlagen und Anfang
Experiment vor. Bei diesem handelt es sieh nämlich der Wasserverwandlung coincident sind. Dieser Umstand
um zwei Arten von AVasser, das erste AA^asser ist das, ist gar zu wichtig, als dass er nicht prägnant hervorge-
mit dem das Experiment vorgenoinmen wird, das zweite hoben werden sollte. In Vers 6, wo die beiden Verstheile
das, welches sich über das zu Boden gehende Präcipitat durch ein einfaches „Und“ verbunden werden, ist die Coin-
stellt. Es kann also das AA'^asserverwandlungs-Experinient cidenz nicht prägnant gezeichnet, hier wird sie es, indem
derartig aufgefasst werden, dass man sagt, dasselbe besteht das Oben und Unten aufs innigste mit der Rakia ver
darin, dass ein AVasser sich in ein anderes verwandelt. schmolzen wird.
Das eine AA^asser ist das AVasser, mit dem das Experiment DV “1p3 ’nn nij; ’n’l D’Dt!7jrp“)^ N“lp»1 Vers. 8.
vorgenommen wird, das andere das, welches sich nach
dem zu Boden Gehen des Präcipitates präseutirt. An der Und Gott nannte die Rakia „Himmel“. Und es ward
Abend, und es ward Morgen: der zweite Tag.
Hand einer solchen Auffassung macht denn derjenige, welcher
Luther: Und Gott nannte die Veste Himmel. Da ward
experimentirt, einen Unterscliied zwischen zweierlei AVas-
aus Abend und Morgen der andere Tag.
sern, zwischen AVasser und A\’’asser, und der Ausdruck Un- :
Es handelt sich wieder um Worte des Originals.
terschied zwischen Wasser und AVasser, D’D
D’D'p
fülu’t uns specifisch das W asserverwandlungs - Experiment
Im Vers 6 haben wir die erste Bedeutung von Rakia,
welche ist: das Einschlagen. Im Vers 7 kommt drei-
vor.
mal Rakia vor. Das erste Mal kann man Rakia als
AVenn es also heisst: Gott sprach, es sei ein Unter-
Einschlagen nehmen und auch als Einschlagestelle. Thut
schied zwischen AVasser und AVasser, so heisst das gar
nicht anderes als: Gott sprach, das Wasserverwandlungs-
man das erstere, so übersetzt man Gott nahm das Ein-
:

schlagen vor, thut man das letztere, so übersetzt man:


Experiment soll vor sich gehen.
Gott machte die Einschlagestelle. Beides bleibt sich gleich.
nnnc a’on Hn'i y’p'm hn Vers. 7. Die beiden folgenden Rakia sind in der zweiten
:p hya iti'N D’dh pm p’p“)p
’H’i y’p“i^ Bedeutung des Wortes zu nehmen, als: Einschlage-
Und Gott machte die Rakia, und machte einen Unter- stelle. Die beiden Uebersetzungsarten, welche bei der er-
schied zwischen dem Wasser unter der Rakia und dem sten Rakia des Vers 7 statt haben können, zeigen, dass
AVasser über der Rakia. Und so geschah es. Einschlagen und Einscblagestelle mit verwischten Grenzen
Luther: Da machte Gott die Veste, und scliied das in einander übergehen. Hier, im Vers 8, kommt die dritte
AVasser unter der Veste von dem Was.ser über der Veste. Bedeutung von Rakia an die Reihe, welche, wie wir be-
Und es geschah also. reits oben haben kennen lernen, ist: das durch das Ein-
Es handelt sich wieder um Worte des Originals. schlagen Gesetzte, das Zertrümmerte. Dies Zertrümmerte
Im vorigen Verse spricht Gott das Werde aus, hier ge- sind nun aber nicht die Trümmer der unteren Eischalen-
schieht’s, hier wird eingeschlagen, liier geht das Wasser- hälfte, auf die wird ja, wie wir wissen, weiter kein Werth
verwandlungs-Experiment vor sich, das heisst denn, das- gelegt, nicht reflectirt. Nein, das Zertrümmerte ist das
selbe beginnt. zertrümmerte Ei im Ganzen. Die intacte Eierschale, das
Wir haben das AVasserverwandlungs- Experiment vom intacte Weltengefäss ist das Ei die zertrümmerte Eier-
;

Gesichtspunct des Unterschiedes von AVasser und AVasser. schale, das zertrümmerte AVeltengefäss ist das „Zertrümmerte“
Das eine AVasser, mit dem das Experiment gemacht wird, die Rakia. Rakia im dritten Sinn ist also die obere Eier-
wollen wir A nennen, das andere, welches nach Beendigung schalenhälfte, welche durch das Einschlagen nicht getroffen
des Experimentes über dem Präcipitate steht, woUen wir worden ist, welche intact geblieben. Diese intacte obere
B nennen. Dann ist also vor dem Anfang dos Experi- Eierschalenhälfte, diese Rakia, nennt Gott nun hier Hi mm
el,
mentes A da, nach Beendigung des Experimentes ist A das ist, sie constituirt den Himmel, sie ist der Himmel,
verschwunden, und es handelt sich blos noch um B. den wir über uns haben.
Während der Zeit aber, dass das Experiment am Vor-sich- Schliesslich bemerken wir, dass wir, der Rakia gegen-
gehen ist, haben wir A und B zusammen; B steht oben, über, an das Wasserverwandlungs-Experiment im Kleinen
und A steht unten. B ist dann das AVasser, welches anlehnen, bei dem der Alchemist vor dem Gefäss steht, •

bereits die Verwandlung erlitten hat, A ist das Wasser, und es nun einschlägt. Beim Weltenei muss man vor
welches die Verwandlung, das Verlustigwerden der Erde, Augen haben, dass, da Gott sich in demselben befindet,
noch erleiden soll. das Einschlagen von Innen nach Aussen statt haben muss.
In dem vorliegenden Vers fängt das Wasserverwand- Gott braucht sieh übrigens nicht seiner Hand zum Ein-
81 82

schlagen zu bedienen, er kann sich auch seines Fusses Das Original bringt dies „unter dem Himmel“, um mit
:

bedienen. Im letzteren Falle tritt er das Ei ein. Emphase darauf hinzuweisen, dass am 3. Tage der Him-
mel, der eigentliche Himmel da ist. Der Autor i.st froh,
Dritter Tag.
dass er endlich einmal aus dem Zwitterzustande von Pseudo-
Am 2. Tag dem Einschlagen des
beginnt, coincident mit Himmel und wirklichem Himmel heraus ist, und macht
Himmelseies, das Wasserverwandlungs-Experiment Yor sich dieser seiner Freude durch den Hinweis auf den eigent-
zu gehen. Dasselbe dauert nun den 2. Tag an. Das lichen Himmel, den er jetzt hat, Luft.
entstehende Präcipitat setzt sich mehr oder weniger flächen- Der Autor der vorliegenden Schöpfungsgeschichte fasst
weis ab. Den 3. Tag dauert es abermals an, bis sich die Sache anders. Der macht wieder einen analogen
alles Präcipitat abgesetzt hat, dann ist Orbis terrarum Sprung, wie mit dem Licht und Sonne, Mond und Sternen
fixus et fluidus zugleich absolvirt. Es wird nun ange- im Vers 3. Dort sagte er, Licht einerseits, und Sonne,
nommen, dass, wie bereits so eben gesagt, am 2. Tage Mond und Sterne andererseits sind zwei verschiedene
das Präcipitat mehr oder weniger flächenartig entsteht. Dinge. Darum habe ich das Recht, sie zu trennen. Ana-
Dagegen wird angenommen, dass das Präcipitat am 3. log sagt er in Bezug auf den Vers 8 Und Gott nannte :

Tage sich in unregelmässiger Form absetzt: hier entsteht die Rakia „Himmel“ ff. Die Rakia ist der Himmel über
ein Präoipitathügel, dort einer, und zwischen den Hügeln uns, und da sie das ist, so ist es müssig, dass Gott sie
sind dann natürlich Vertiefungen. In diese Vertiefungen noch einmal Himmel nennt. Dass Gott das nun aber
stellt sich dann das Wasser, welches Product des Wasser-
doch thut, das führt darauf, dass es sich um 2 Dinge han-
verwand lungs-Experimentes ist. Dieses Wasser repräsentirt delt, um RaHa und Himmel; Rakia ist das Firmament;
das Meer, wogegen die hervortretenden Präcipitathügel das
Land Himmel, sind die Wolken. So bekommt er, wo-
bilden. Meer und Land sind absolvirt da, wenn
das Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen seine End-
rauf wir im vorigen Abschnitt hingewiesen haben, für den
zweiten Tag: Himmel und Wolken. Demgemäss sam-
schaft erreicht hat.
melt sich ihm hier im Vers 9 das Wasser nicht unter
DipD D’cirn nnno D’cn np’ "icn’i vers. 9. dem Himmel als Firmament an, sondern unter dem
p ’H"! nti'n’n nxim -nx Himmel als Wolken. Diese Sachlage findet er sehr na-
:

Und Gott sprach Es sammle sich das Wasser untsr


:
türlich, weil Wolken =
Wasser. So kommt ein Wasser,
Wolken, zum anderen Wasser, dem Wasser welches sich
dem Himmel an einem Orte (an einen Ort), und das Tro-
an einem Orte sammelt.
ckne werde sichtbar. Und so geschah es.
Luther: Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser jn* jnra nkt pt<n ion’i Vers. ii.
unter dem Himmel an besondere Oerter, dass man das ;]3 ’,-n p“)Nn n
ijni U’d*? ’id twv ’id
p
Trockene sehe. Und es geschah also, Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und
t^lp D’isn mpi3^?1 pfs ntr'DP N-lp'l Vers. 10. Kraut, das sich besame ;
und fruchtbare Bäume, da ein
jeglicher nach seiner Art Frucht trage, und habe seinen
O NT1 D'D’
eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah
Und Gott nannte das Trockne Erde (Land), und die
also. (Luther.)
Wasser-Ansammlung nannte er Meere. Und Gott sah,
dass es gut war, j;“ii jnio nts'j; Np pNn Nuini vers. 12.
Luther: Und
Gott nannte das Trockene Erde, und die :31L3 O 1pl "l^N nS r\W)}
Nl’1 IHJ’Db Q
Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, Und die Erde liess aufgehen Gras und Kraut, das sich
dass es gut war. besamete, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die
Es handelt sich wieder um Worte des Originals. da Frucht trugen, und ihren eigenen Samen bei sich
Um die Situation, die wir oben in Bezug auf das Ab- selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott
setzen des Präcipitates in unregelmässiger Form geschil- sah, dass es gut war. (Luther.)
dert, mehr im Ganzen übersichtlich zu bringen, wird an- nv “)p3 ’H’l ’H’l Vers. 13 my
genommen, es bilde sich vorab einmal ein Präcipitat- Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. (Luth.)
Krater. Dieser eine Krater ist dann der eine Ort, an Hier präsentirt uns der Autor der vorliegenden Schöp-
dem sich das Wasser sammelt (Vers 9), sowie das Trockne fungsgeschichte seine an den 3. Tag angeflickte Pflan-
(Vers 9), welches sichtbar wird, die hervorragende, mehr zenwelt.
oder weniger runde Höhe dieses einen Kraters ist, der
Erdgürtel, mit dem dieser eine Krater umgeben wird. Vierter Tag.
Nachdem nun vorab diese Einzeichnung gebracht, wird auf Der Autor der vorliegenden Schöpfungsgeschichte kommt
die Bildung einer Keihe von Kratern , einer Reihe von jetzt hinderdrein mit Sonne, Mond und Sternen heran.
Erdgürteln übergegangen. Demzufolge ist in Vers 10 Wie die Sache dem mysteriösen Lichte des ersten Tages
»das Trockne“ pluraliter zu nehmen, entsprechend gegenübersteht, wissen wir,

den „Meeren“ D’D’ (Plural). Luther hat im Vers 9 statt ’oe'h mNQ ;n’ vers. 14.
„an einem Orte, oder an einen Ort“ an besondere Oerter, iD’jts'i D’D’h nnP rm pi nrn p
und Vers 10 statt „Meere“ (Plural): Meer (Singular)
:

— UndGott sprach: Es werden Lichter an der Veste des


was nicht richtig ist. Das Trockne des Vers 10 nun, das Himmels, die da scheiden Tag und Nacht, und geben
sind alle Erdgürtel, welche die einzelnen Krater überragen, Zeichen, Zeiten (D’P]D, wohl eher : Feste) Tage und
,

nennt Gott Land, pN, die Wasseransammlung, die Was- Jahre. (Luther.)
seransammlungen in der Summe der Krater nennt Gott:
Meere. Also, wie bereits oben gesagt, die Psäcipitat- Bil-
pN'n p D’DE'n y'p~0 nilNDp rm Vers. 15.

dung, der Niederschlag der Erde aus dem Weltenwasser


:p ’m’i

erfolgt unregelmässig, es entstehen Hügel und Thäler. In


Und seien Lichter an der Veste des Himmels, dass sie
scheinen auf Erden. Und es geschah also. (Luther.)
die Thäler stellt sich das Wasser, welches das Product
des Wasserverwandlungs-Experimentes ist, und repräsentirt iiNon nx D’Pin mxan nx d’hP pr Vers. le.
die Meere der Erde, generaliter das Meer. Die Hügel m^’bn ]Dpn "iixion nxi orn ^njin
bilden die einzelnen Länderabtheilungen, generaliter das ;D’3DDn nxi
Land. Und Gott machte zv»ei grosse Lichter ;
ein grosses Licht
Es ist etwas Lakonisch wie im Vers 9 und 10 vom
, das den Tag ein kleines Licht, das die
regiere, und Nacht
Einstandpunct auf den Vielstandpunct gesprungen wird. regiere, dazu auch Sterne. (Luther.)
Diese Lakonität tritt aber in den Hintergrund, wenn man
sich an die Septuaginta hält. Diese haben im Vers 9
:
pxn p “i’xn!? ’Dci'n ypn
d’hP nnx ]nr Vers. 17 .

Und Gott setzte sie an die Veste des Himmels, dass sie
noch einen angehängten Passus, welcher den Einstandpunct
schienen auf die Erde, (Luther.)
in den Vielstandpunct überführt. Dieser Passus der Sep-
tuaginta —
wir bringen ihn bei den Alexandrinern hat — (Crnn j’31 nb’Pi dio Vei-s. 18 .
aber wohl ursprünglich im Bibeltext gestanden. o D'.Px nti
Wir haben nun noch darauf hinzuweisen, dass es im Vers 9 Und den Tag und die Nacht regierten, und schieden
heisst, es sammle sich das Wasser unter dem Himmel. Licht und Finsterniss. Und Gott sah, dass es gut war. (Luth.)
6
83 84

: Dl’ 1^- den Sabbath kommt, steht sie im Vordergründe, denn sie
Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. (Lutli.)
kommt auf den Tag, welchen Gott segnete und heiligte,
darum, dass er an demselben geruht hatte von allen seinen
NB. Wo Luther hier „Veste des Himmels“ hat, da steht
Werken, die Gott schuf und machte. Und ferner, wenn
im Text immer D’DtJ^n y’p“l> Rakia des Himmels. Diesen I
eine Zahlenphilosophie den speculativen arcanologischen
Cumulativ-Ausdruckfür „Himmel“ bringt der Autorseiner Ver- Zahlen huldigt, so ist es immer ein Vorzug, wenn sie
sion zu Liebe, gemäss der Rakia =
Firmament, und Himmel,
ihnen allen huldigt. Denn eine speculative arcanologische Zahl
Schamajim =
Wolken. In Rakia haschamajim hat er
ist so gut, als die andere. Das tliut nun aber die Jü-
denn die Totalität; Himmel. I
dische Zahlenpliilosophie wieder; sie huldigt allen speeu-
Die Breite der Rede, entgegen der Lakonischen Schrei- lativen arcanologischen Zahlen von t —6. Und endlich
beweise des Originals, springt sofort in die Augen. Nun, wenn einmal eine Zahlenphilosophie allen speculativen ar-
der Autor thut sich bei Gelegenheit seiner: „Sonne, Mond
canologischen Zahlen huldigt, so ist es ein Vorzug, wenn
und Sterne“ etwas zu gute. Der langen Rede kurzer Sinn sie darauf hinweist, dass nun auch die gebotenen Zahlen
ist übrigens nichts anderes, als das, was das Original aus
alle effectiv eine so gut als die andere sind. Und auch
den Worten des Vers 4 und 5 herausinterpretirt wissen das thut die Jüdische Zahlenphilosophie. Sie stellt die 1
will. Die Zeichen, Feste Tage und Jahre kom- ebenbürtig neben die 2, die 2 ebenbürtig neben die 3 \

men die Sache, indem der Autor an die Calculation


in u. s. w. Denn jede der 6 Zahlen kommt auf einen Schöp-
anlehnt, welche das Original an den Abend knüpft, wel- fungstag. Ein Schöpfungstag ist aber dem anderen voll-
cher dem Morgen vorangeht. Es handelt sich um das kommen ebenbürtig.
Heranziehen des Mondes. An diesen knüpfen sich Zei- Auch das ist ein Vorzug der Jüdischen Zahlenphilosophie,
chen. Diese Zeichen sind keine Wunderzeichen, portenta, das.s^ wie oben bemerkt, die Jüdischen philosophischen t
l
sondern es sind die Zeichen des Mondes, in ähnlichem Zahlen zugleich directe und indirecte sind. Denn wetin
Sinne, wie wir heute von zwölf Himmelszeichen sprechen. auch den indirecten philosophischen Zahlen das Terrain I
Ein Zeichen ist der Neumond, ein anderes das erste Vier- der Alchemie im Allgemeinen eröffnet ist, fernliegender ist
tel, das dritte der Vollmond, das vierte das letzte Viertel. und bleibt es, dass eine Zahl, welche mit den Arcanis
Die Feste knüpfen sich an den Mond, indem die Juden nichts .gemein hat, in den Bund der Zahl der Arcana auf-
ihre Feste nach dem Monde berechneten, wobei selbst auf genommen wird. So etwas hat nun in der Jüdischen
den Sabbath zu reflectiren ist (vergl. oben beim ersten Zahlenphilosophie nicht statt, ihr sind die directen philo-
Tage). Die Tage und Jahre kommen einfach an der sophischen Zahlen indirecte, und die indirecten directe,
Hand des Mond-Jahres heraus. Nach diesem rechneten und das ist eben wieder ein Vorzug.
die Juden, und nicht nach dem Sonnenjahre. Man muss Wohin wir also bei der Jüdischen Zahlenpbilosophie
nun nicht im Vers 14 die Zeichen, Feste, Tage und Jahre schauen, überall, allüberall erblicken wir Vorzüge. Sie ist
an die Lichter des Himmels überhaupt knüpfen, an den das Muster einer Zahlenphilosophie, und bei so bewandten
Mond allein sind sie zu knüpfen. Dem steht an der Umständen ist es leicht zu erklären, dass Pythagoras
Hand des Textes nichts im Wege. Gott sprach, es sollen (s. diesen) sie zum Substrate seiner Alchemie macht.
Lichter werden an der Rakia-Schamajim, um einen Unter- Stellen wir nun die Indischen philosophischen Zahlen
schied zu machen zwischen Tag und Nacht (DI’H 1, 2, 3, 4, 6, 12 den Jüdischen philosophischen Zahlen
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 gegenüber, dann tritt es zunächst in
]’Dl) und zu Zeichen, Festen,
sie sollen sein (vUl)
Tagen, Jahren. Hierbei sollen nun die verschiedenen den Vordergrund, dass die Inder der 7 keine Rechnung
Lichter verschieden employirt werden. Sonne, Mond und tragen, die Juden aber wohl. Wir haben bei den Indern
Sterne sollen employirt werden, um einen Unterschied zu exponirt, wie es liegt, dass die 7 bei ihnen nicht vertreten
machen zwischen Tag und Nacht. In dieser Beziehung ist. Wir wollen nun der Indischen Calculation, kraft derer
kann man sich etwa auch blos an Sonne und Mond hal- man herausbekommt, dass die 7 nicht vertreten zu sein
ten (Vers 16). Dagegen soll der Mond employirt werden braucht, weiter nicht oppositorisch gegenüber treten. In-
für die Zeichen, Feste, Tage, Jahre. dessen bei Lichte betrachtet ist die Sachlage doch immer
so, dass die Inder die 7 nicht in den Bereich ihrer Spe-
Das Uebrige bedarf, wenn man sich an die Interpreta-
tion des Originals beim ersten Tage hält, keiner weiteren culation bringen können, und nachdem das vorab einmal
fest steht, argumentiren sie, sic b r a u c h e gar nicht unter-
Auseinandersetzung.
Den weiteren Verlauf dieser Schöpfungsgeschichte siehe gebracht zu werden. Miin kann sich der Ansicht nicht
in früheren Abschnitten. verschliessen , dass die Inder ,
wenn ihre Speculationen
Raum für die Sieben gehabt hätten, dass sie dann derselben,
nicht den Rücken zugekehrt haben würden. Die Indisch©
Die Jüdische Zahlenphilosophie. Calculation von der Nicht- Sieben erinnert immer mehr
Unmittelbar an die Jüdische Kosroogenese in 6 Tagen oder weniger an die Fabel von dem Fuchse und den
lehnt sich die Jüdische Zahlenphilosophie. Trauben. Bedenken wir dies, so können wir nicht umhin,
Die Jüdischen philosophischen Zahlen sind 1, 2, 3, : wenn wir gegen die Indische Nicht- Sieben auch gerade
4, 5, 6, 7. keine Opposition bilden wollen, da, wo es sich um das
Die sich an den ersten Schöpfungstag, die 2
1 lehnt Gegenüberstellen der Indischen Nicht - Sieben und der
lehnt an den zweiten Schöpfungstag, die 3 an den
sich Jüdischen Sieben handelt, auf Seiten der Juden zu treten.
den dritten, die 4 an den vierten, die 5 an den fünften, Was die 5 betrifft, so ist es notorisch, dass die Inder
die 6 an den sechsten, die 7 lehnt sich an den siebenten der 5 keine Rechnung tragen. Lückenhaft ist das nun
Tag, welcher da ist der Sabbath, der Tag, an welchem gerade nicht. Denn die arcanalogischen Zahlen von 1 bis
„Gott ruhte von allen seinen Werken, die er machte.“ 6 fallen rein weg der Speculation anheim. Wer aber
Die Jüdischen philosophischen Zahlen sind directe und kann es Jemandem verargen, vom Standpuncte der Alchemie
indirecte zugleich. Directe philosophische Zahlen sind sie, verargen, mit Vorliebe entweder diese oder jene specula-
indem sie direct an das Ein-, Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf-, tiv-arcanologische Zahl in’s Auge zu fassen? Indessen
Sechs-, Sieben-Arcanum anlehnen. Indirecte philosophische eigenthümlich bleibt die Sache immer, dass die Inder
Zahlen sind sie, in so fern sie an die Kosmogonese anlehnen. den Zahlen 1 bis 6 huldigen, und hierbei die 5 im Stich
Unter den arcanologischen Zahlen steht die 7 im Vorder- lassen. Man fragt sich: Was hat denn nun gerade die
gründe. Denn es giebt effectiv 7 Arcana. In der 7 haben 5 gethan, dass sie aus dem Bunde ausgeschlossen wird?
wir also die Realität. Die anderen arcanologischen Zahlen Darum können wir nicht umhin, auch hier wieder auf
stehen im Hintergründe, denn sie fallen der Speculation die Seite der Juden zu treten, welche der 5 dasselbe Recht
anheim. Nicht wird der Kranke curirt durch eine Anzahl geben, welches sie der 1, 2, 3, 4, 6 geben.
von Arcanis, die man sich herausspeculirt, sondern durch Was endlich die Indische 12 betrift't, so lässt sie sich
die Arcana, welche reelle sind, das sind eben die sieben, der Jüdischen 7 parallelisiren. Die Inder berechnen« näm-
die sieben Arcana, man effectiv, reell in der Hand
die lich die Dauer ihrer Weltalter nach Jahren, sie tragen
hat. Wenn demgemäss
eine Zahlenphilosophie den arcano- also in Bezug auf ihre „Welt“ hervorstechend dem J a h r
logischen Zahlenhudigt, ulnd schiebt dabei die Sieben in Rechnung. Die Juden dagegen berechnen die Schöpfung
den Vordergrund, so ist das ein grosser Vorzug. Das thut nach der Woche (6 Schöpfungstage und ein Sabbath), sie
aber die Jüdische Zahlenphilosophie. Indem die 7 auf tragen also in Bezug auf ihre „Welt“ hervorstechend der
1 1

85 8e
Woche Eechnung. Damit entspricht denn das Indische Präcipitat, resp. in seine Tiefen stellt. Himmel mit leuch-
Jahr der Jüdischen Woche. Nun besteht ferner das Jahr tenden Himmelskörpern lehnen sich an das Weltengefäss,
aus Monaten, wie die Woche aus Tagen besteht. Damit in dem das Wasserver Wandlungs-Experiment vor sich geht.
ist denn das Verhältniss gegeben: das Jahr verhält sich Die Griechen nennen nun das, was zuerst da war,
zu den Monaten, wie sich die Woche zu den Tagen ver- vkrj nQtöxr), Materia prima, erste Materie. Das, was zu
hält. Endlich ist das Jahr die, vom Gesichtspunct der diesem hinzukommt, auf dass die Welt entsteht, nennen
Einheit gefasste Totalität der Monate, wie die Woche die, sie aroiXflov, Elementum, Element, Das, was aus dem
vom Gesichtspunct der Einheit gefasste Totalität der Tage Zusammentritt beider entsteht, das ist die Welt, nennen
ist. Damit haben wir denn das Verhältniss: Die 12 der sie vltj iaxäxtj, Materia ultima, letzte Materie, End-Ma-
Monate verhält sich zur Einheit des Jahres, wie sich die terie, Final-Materie.
7 der Tage zur Einheit der Woche verhält. Das ist Statt vlij TiQoiTi] sagt man auch kurzweg vXt;, weil der
12 : 7 : Ausdruck uA»? ia/dtr/ nicht nöthig ist, indem
durch er
12 = (entspricht der) 7. xöafxos gegeben werden kann. Giebt man aber vltf
Wir werden später sehen, dass Pythagoras darauf iaxdxri durch xöafiog, so kann das bei vX>i fallen,
Gewicht legt, dass die Jüdische 7 der Indischen 12 ent- weil weiter kein Gegensatz des „ Ersten “ zum „ Letzten“
spricht. nöthig ist.

Der Ausdruck Elementum für axoix^lop passt nicht.


Alchemie bei den Griechen. Elementum ist ein Grundstoff, aroiXttop ist aber nicht
Grundstoff. Der Ausdruck ist aber einmal gebräuchlich,
Die Hauptquellen sind Plato und Aristoteles; in und so müssen wir ihn beibehalten. Er kommt zur Ehre,
Bezug auf Pythagoras auch Jamblichus. Man findet in so verkehrter Weise AemajoiXttop an die Seite gesetzt
aber auch bei anderen Autoren sehr werthvolle Notizen, zu werden, weil Empodokles das axot-Xtlov nennt, was
z. B. bei Plutarch: De placitis philosophorum hei , Materia prima ist, und die Römer sich hieran haltend,
Clemens Alexandrinus: Stromata, u. s. w. eben Elementum übersetzten, ein Ausdruck, welcher sich
an die Materia prima lehnt (Vergl. Empodokles). An und
Thaies von Milet. für sich ist axoiXfiov das, was bedingt, dass zwischen
Die Griechen haben die Jüdische Schöpfungsgeschichte Materia prima und Materia ultima eine Reihe, eine Kette,
vor sich, und zwar diejenige, welche das erste Capitel im zu Stande kommt, das ist Ver mitte lungs - Gli e d, denn
ersten Buche Mosis in’s Auge fasst, weniger aber diese es kommt her von axoiXtio, hinter einander stehen.
selbst, als diejenige, welche deren Autor ebenfalls vor sich Wir wissen nun von oben her, dass Gott zuerst die
hatte. Sie reflectiren indess nur auf den Anfang der Erde schuf, denn sie wird zuerst aufgeführt und hin- ,

betreffenden Jüdischen Schöpfungsgeschichte, indem sie die terher erschuf er erst das Wasser. Demgemäss ist
Schöpfung nach 0 Tagen für ein Characteiisticum der dem Thaies Erde: Materia prima. Das Wasser ist das,
Jüdischen Alchemie halten, welches sich an Nationalvor- was vermittelt, dass aus dieser Materia prima Erde die
stellungen knüpft, die sie, als Griechen, nicht weiter angeht. Erde, die wir bewohnen, das ist die Materia ultima, her-
Thaies hält sich an das : Am
Anfang schuf Gott Himmel vorgeht, und so ist das Wasser das goiXftoy, Elementum.
und Erde. Und die Erde war ein Durcheinander, und Auf die Weise kommt denn heraus, dass Thaies das
Finsterniss auf der Oberfläche des Abgrundes, und der Wasser als Element constatirt. Dem Himmel, wel-
Geist Gottes schwebte auf der Oberfläche des Wassers. chen Gott am Anfang schuf, wird bei dieser Calculation
Den Anfang nimmt er als den Anfang aller Dinge. nicht femi.r Rechnung getragen. Er ist das Gefäss, in
Den Himmel nimmt er im Jüdischen Sinne als das welchem die Entwickelung der Materia ultima aus der
Weltengefäss. In diesem Gefässe geht das Wasserver- Materia prima durch Vermittelung des Elementes vor
wandlungs - Experiment vor sich. Wir haben bei der sich geht.
Jüdischen Alchemie die Frage aufgeworfen, warum denn Thaies, und nach ihm die Griechen überhaupt, huldigen
nun das Himmelsgefäss eingeschlagen werden muss. der Vierarcanenzahl. Sie nehmen also an die Arcana
Die Frage hält sich auch Thaies vor, und indem er den 1) Vitriolum (Eingesichtspunct von Acid. sulphur.-Ferrum),
Grund nicht gelten lässt, dass wir unter uns keinen 2) Natron, 3. Liquor hepatis, 4) Pulv. solaris. In Bezug
Himmel haben,- lässt er die Wasserverwandlung im Ei auf Vitriolum halten sie .sich aber kurzweg an Acid.
vor sich gehen. Wahrscheinlich nimmt er dabei bereits, sulphur. was .sie deshalb thun, um in Bezug auf feste
,

wie die späteren Griechen es thun das Weltenei nicht


,
und flüssige Arcana eine Gleicheit herauszubekommen.
als Ei, sondern als Kugel. In dieser Weltenkugel, wie Indem sie dann aufstellen 1) Acid. sulphur., 2) Liquor
sie a n Anfang aus Gottes Hand hervorgegangen leben
,
hepatis, 3) Natron, 4) Pulv solaris haben sie 2 flüssige
wir. Das Weltengefäss heisst nun aber Himmel, und und 2 feste Arcana, und damit reiht sich denn an das
ist daher der Himmel. Und da der Himmel mit Sonne, Vierarcanum zugleich das Zweiarcanum, indem die zwei
Mond und Sternen eins ist, so erschuf Gott, indem er das flüssigen Arcana als eine Eins, und die zwei festen Arcana
Weltengefäss schuf, den Himmel und die leuchtenden wieder als eine Eins aufgefasst werden.
Himmelskörper. Es ist nun eine geniale Idee des Thaies die, die Summe
Erde. Am Anfang, das ist am Anfang aller Dinge, der Arcana der Welt zu parallelisiren. Dann ist also
erschuf Gott die Erde. Er erschuf sie vor dem Wasser, Mater, ultima auch =
Summe der Arcana. Die Welt,
denn Erde steht zuerst da. kosmologisch aufgefasst, d. i. die Mater, ultima cosmologica,
Und dieErde war einDurcheinander. Die Erde entsteht dadurch, dass man die Erde als Mater, prima hat,
ist also nicht blos Erde, sondern es kommt etwas zu ihr, und dass zu ihr das Wasser als Element hinzutritt. Analog
mit dem sie ein Durcheinander bildet. Das ist aber entsteht die Welt, arcanologisch aufgefasst, d. i. die Mat.
Wasser. Dass es gerade Wasser ist, geht deutlich, so ultima arcanolgica, dadurch, dass man die Erde, das ist die
sagt Thaies, daraus hervor, dass es später heisst: Und der Summe der festen Stoffe, aus denen die Arcana dargestellt
Geist Gottes schwebte auf der Oberfläche des AVassers. werden, als Mater, prima arcanologica hat, und dass zu
Den Passus: Und Finsterniss auf der Ober- ihr das Wasser das ist die Summe der flüssigen Stoffe,
,

Fläche des Abgrundes lässt Thaies fallen, indem er aus denen die Arcana dargestellt werden als Elementum ,

sagt, diese Stelle ist blos deswegen da, um den ersten arcanologicum hinzutritt. In arcanologischer Beziehung
Tag, der das Licht bringt, vorzubereiten. Ich, Thaies, liegt es alsdann sehr nahe, Elementum als Operations-
habe weder mit dem ersten Tage noch irgend einem Tage material zu fassen. Dann kommt heraus: AVir haben eine
der Jüdischen Schöpfungsgeschichte etwas zu schaffen, Reihe von chemischen Stoffen welche fest sind, Mater,
,

und so tangirt mich auch der betreffende Passus nicht. prima, zu diesen tritt das chemische Operationsmaterial,
Thaies bekommt also an der Hand der betreffenden OTOixetov, Elementum, welches flüssig ist, hinzu. Das
Jüdischen Schöpfungsgeschichte heraus, dass zuerst Erde letztere wirkt auf die Materia prima, und die Folge davon
da ist, dann Wasser hinzukommt, dass dann das Wasser- ist, dass die Arcana, die Materia ultima, entstehen. An
verwandlungs - Experiment im Grossen vor sich geht, und diese Parallelisirungder arcanologischen Welt mit der
die Welt auf Grund des Wasserverwandlungs-Experimentes kosmologischen Welt knüpft Thaies, und nach ihm die
entsteht. Das Land ist das Präcipitat, welches das Expe- Griechen überhaupt, das Einarcanum. Es giebt nur eine
riment ergiebt, das Meer das Wasser, welches sich über das Welt, also in der Parallele auch ein Arcanum. Damit
87 8»

liat erdenn das Vier-, das Zwei-Arcanum (siehe vorhin) die Lösung des Schlippeschen Salzes figuriren daher Stibium
und das Einarcannm. und Schw'efel als Grundstoffe und Natron carb. und Kalk
Da nun bei der kosmologischen Welt die Materia ul- als chemisches Operationsmaterial.
tima das Product, das Ergebniss des Wasser Verwandlungs- Den Liquor hepatis stellten die Alten dar mittelst
Experimentes ist, so muss auch hei der arcanologischen - Destillationvon Schwefel, Salmiak, Kalk. Hier liegt gar
Welt die Materia ultima, die Arcana, das Product, das kein Grund vor, den Schwefel nicht als Operationsma-
Ergebniss eines Wasserverwandlnngs - Experimentes sein. terial zu nehmen, denn das Präparat charakterisirt sich
Dies auf die Arcana bezügliche Wasserverwandlungs- ja durch seinen Geruch als Schwefelpräparat. Und bei
Experiment ist nun das arc an olo gische Experiment. einem Schwefelpräparat wird doch wohl der Schwefel
Beim Wasserverwandlnngs - Experiment welches die der Grundstoff sein. Diese Stellung des Schwefels beim
kosmologische Welt ergiebt, hat man: Liquor hepatis ist denn auch für die Stellung des
Materia prima: Elementum; Schwefels beim Sulphur aurat. massgebend. Salmiak
Erde Wasser wird als Grundstoff genommen, einestheils, weil er ein
^
ähnliches Salz ist, als Kochsalz, und anderentheils weil ,
Einwirken des Elementes auf die
er als Ammoniak, welches im Sinne der Alten Salmiak
Materia prima, und Folge davon :

ist, wie Hydrothiongas Schwefel ist, aus dem Präparate


Materia ultima cosmologica.
hervorriecht. Wenn aber Schwefel auf Grund des.^en zum
Beim arcanologischen Experiment, welches die arcano-
Grundstoff wird dass er aus dem Präparate hervorriecht,
,
logische Welt ergiebt, hat man:
so muss analoger Weise den Salmiak das.'-elbe Loos
in
Materia prima: Elementum:
treffen. Soll nun, was doch eine komische Annahme wäre,
Die festen Grundstoffe, die flüssigen Stoffe, das
nicht die Totalität der Stoffe bei Liquor hepatis Grund-
die zur Darstellung der chemische Operations-
stoff sein, so bleibt per exclusionen nichts anderes übrig,
Arcana verwandt werden material
" als den Kalk als chemisches Operationsmaterial aufzu-
''
Ar
Einwirken des Elementes
' '

fassen. —
Und so haben wir denn in Bezug auf die
auf die Materia prima, und Stoffe, aus denen die Arcana dargestellt werden
Folge davon: die 4 Arcana. Grundstoffe; Chemisches Operations-
Wir müssen jetzt die Stoffe in’s Auge fassen, aus wel- Eisenvitriol material:
chen die Arcana dargestellt werden, indem wir sie zer- Kochsalz Salpetersäure
fallen lassen in die festen Grundstoffe und das flüssige Quecksilber Schwefelsäure
chemische Operationsmaterial. Antimon Natron
Es handelt sich um die 4 Arcana. Schwefel Kalk
Beim Acidum sulphur. haben wir als Grundstoff; Salmiak
Eisenvitriol, und das chemische Operationsmaterial fehlt. Die Grundstoffe werden, wie wir wissen, qua Ma-
Beim ^^atron haben wir das Natron carbon. als teria prima als fest aufgefasst. Nun .‘ind 5 Grundstoffe:
natürlich vorkommendes. Bei ihm ist also weder auf Eisenvitriol, Kochsalz, Antimon, Scliwefel, Salmiak, fest.
Grundstoff noch auf chemisches Operationsmaterial weiter Das Quecksilber ist aber eigentlich nicht fest. Trotzdem
zu reflectiren. fasst es Thaies als fest auf, indem er sagt, das Concretum
Beim Natron nitricum haben wir das Kochsalz als für den abstracten Begriff „flüssig“ ist Wasser. Sollte
Grundstoff und das Acid. nitricum als chemisches Opera- somit Quecksilber flüssig sein, so müsste es dem Wasser
tionsmaterial. So liegt die Sache, und nicht umgekehrt parallel gehen. Daran fehlt aber noch viel, dass das
so dass Kochsalz Operationsmaterial und Acid. nitric.
,
Quecksilber dem Wasser an Flüssigkeit gleich kommt,
Grundstoff. Denn man arbeitet mit Salz (Kochsalz), und und auf Grund dessen nimmt er es als fest, womit er ihm
erhält Salz, einen dem Kochsalz ähnlichen Stoff (Natr. also mehr eine Erd -Natur als eine Wasser -Natur giebt.
nitr.). Also permutirt die Salpetersäure das Kochsalz, uird Wir werden übrigens in der Folge dem noch öfter begegnen,
ist damit chemisches Opcrationsmaterial. dass die Alchemisten das Quecksilber als fest auffac-sen.
In Bezug auf den Pulvis solaris haben wir Das chemische Operationsmaterial wird, wie
a) Den Quecksilbertheil des Präparates. Die Grie- wir wissen, qua Elementum als flüssig aufgefasst. Nun
chen stellten diesen das ist das Hydr. oxyd. rubrum
,
sind zwar Salpetersäure und Schwefelsäure flüssig, Natron
mittelst Salpetersäure dar (nieht mittelst Erliitzens in einem und Kalk aber fest. Thaies fasst aber auch Natron und
langhalsigen Kolben). Es liegt nun im Anschluss an das Kalk als flüssig, und zwar auf Grund dessen dass er sic ,

Natr. nitr. nahe, das Quecksilberoxyd als durch Acid. nitr. sich nicht trocken, sondern in Solution, als Natron-Wasser
permutirtes Quecksilber aufzufassen. Damit ist denn der und Kalk- Wasser denkt.
Grundstoff: Quecksilber, und das chemische Operations- Wir haben also das arcanologische Experiment
material: Acid. nitricum. ff. Mau nimmt ein Gefäss, giebt hinein: Eisenvitriol,
b) Den Antimontheil des Präparates. Stibium sül- Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Schwefel, Salmiak (Paral-
plmratum nigrum kommt natürlich vor. Auf das ist also lele beim Wasserverwandlnngs - Experiment: Erde), fügt
weiter nicht zu reflectiren. Sulphur aurat. wird darge- hinzu; Salpetersäure, Schwefelsäure, Natronwasser, Kalk-
stellt, indem man zu der Lösung des Schlippeschen Salzes, wasser (Parallele beim Wasserverwandlnngs - Experiment
das ist zu der Verbindung von Stibium nigrum, Schwefel, Wasser), rührt sie durcheinander (Parallele beim Wasser-
Natron carbon., Kalk —
Schwefelsäure hinzugiebt. Das verwandlungs-Experiment: Und die Erde war ein Dui’ch-
man hier die kleine Quantität Schwefelsäure, die man einander), und nun lässt man stehen. Daun ergiebt sich
hinzugiebt, als chemisches Operationsmaterial auffasst, als Präcipitat: die Summe der festen Arcana Natron und ,

liegt auf der Hand. Es fragt sich blos, was soll bei der Pulvis solaris (Parallele beim Wasserverwandlungs- Expe-
Lösung des Sehlippeschen Salzes als Operationsmaterial riment Land )
: und darüber stellt sich die Summe der
,

und was als Grundstofl’ figuriren? Und da dient denn flüssigen Arcana, Acid. sulphur. und Liquor hepatis (Pa-
folgender Anhaltspunct. Man erhält Kermes, wenn man rallele beim Wasserverwandlungs-Experiment: Meer).
Stibium nigrum mit Natron carbon. behandelt. Die Alten Es lieben nun die Griechen, Schemas (Paradigmata) aut-
W'aren sich aber wohl bewusst, dass sie im Kermes ein zustellen, in denen sich ihre alchemistischen Auffassungs-
permutirtes Stibium nigrum, ein Spiesglaspräparat hätten. weisen concentriren. Das Schema des Thaies ist:
Also ist Natron das chemische Operationsmaterial, um aus Natron Acidum sulphuricum
j 1
jj
dem Grundstoffe Stib. nigrum Kermes zu machen. Der- j

I
Pulvis solarisLiquor hepatis )

selbe Standpunct, der in Bezug auf das Natr. carb. beim Dieses Schema constatirt vorab einmal, dass die 4 Ar-
Kermes angenommen wurde, wurde auch beim Sulphur cana: Natron> Pulvis solaris, Acid. sulphuric., Liquor
aurat. angenommen, und so rangirt denn Natron carb. auch hepatis, entgegen der eigentlichen Siebenzahl der Arcana
bei diesem als chemisches Operationsmaterial.Dem Natron angenommen werden, dass man, indem man diese Arcana
carb. wurde alsdann der Kalk zur Seite gestellt. Wenn so stellt, mau links und rechts eine Gruppe von
dass
aus keinem anderen Grunde so geschah es schon dem, man so die Arcanen-Zwei hat, und
Arcanis hat, dass
Kalk bei der Darstellung des Liquor hepatis zu Liebe man, indem man ein Schema hat, die Arcanen-Eins
(siehe sogleich). Uebrigens kann auch der Kalk ganz hat. Dann wird das Schema aufgefasst: 1) Aus dem Ge-
fallen (vergl. die Darstellung der Arcana). In Bezug auf sichtspuncte der Stofie, aus denen die kosmologische Welt
:: ::

89 90

auf Grund des arcanologisclien Experimentes dargestellt prima und Elementum so ist man damit fertig. Denn man
wird. 2) Aus dem Gesichtspuncte der primären Kosmoge- sagt blos, die Gruppe das Elementum, tritt zur
rechts,
nese und Arcanogenese. 3) Aus dem Gesichtspuncte der Gruppe links, der Materia prima, dann resultirt das Dritte,
secundären Kosmogenese und Arcanogenese. das ist die Materia ultima von selbst.
ad 1) Da die Gruppe links aus festen Tlieilen besteht, Die Gruppe links muss eben links, das ist voran stehen,
so repräsentirt sie die Erde.. Denn „fest sein“ ist ein die Gruppe rechts eben rechts, das ist hintenan stehen.
Abstractum , wofür das Concretum „ Erde “ eintritt. Da Denn vorab erschuf Gott die Erde, das ist die erste Gruppe,
die Gruppe rechts aus flüssigen Theilen besteht, so reprä- und dann das Wasser, das ist die zweite Gruppe.
sentirt sie das Wasser. Denn „flüssig sein“ ist ein Ab- ln der Gruppe links muss Natron oben stehen und
stractum wofür das Concretum „Wasser“ eintritt. Erde
,
Pulv. solaris unten. Denn man kann das Natron nitricum
ist nun Materia prima und Wasser Elementum. Also aus dem Natron carbonicum direct mittelst Salpetersäure
repräsentirt die Gruppe links die Materia prima und die darstellen. Bei dieser Darstellung wäre dann Natron carbon.
Gruppe rechts das Element. Und da wir 2 Materiae Grundstoff, Materia prima, nnd Salpetersäure chemisches
primae haben, die kosmologische und arcauologisshe so ,
Operationsmaterial, Elementum. Fasst man also im Schema
repräsentirt die Gruppe links eben sowohl die kosmolo- Natron als Natron carbonicum, so hat man es in der ge-
gische Mater, prima, das ist Erde im engeren Sinne, als nannten Beziehung direct als Materia prima. Einer solchen
die arcanologische Mater, prima, das ist: Eisenvitriol, Calculation fällt aber der Pulv. solaris nicht anheim, der
Kochsalz u. s. w. Und da wir 2 Elemente haben, das ist in jedem Falle in übertragener, indirecter Weise Ma-
kosmologische und das arcanologische, so repräsentirt die teria prima. Was aber direct Materia prima ist, oder
Gruppe rechts ebensowohl das kosmologische Element, das wenigstens sein kann, dem gebührt in der Gruppe der
ist Wasser im engeren Sinne, als das arcanologische Ele- Vorrang, und so steht eben Natron oben. In der Gruppe,
ment, das ist Schwefelsäure, S:ilpetersäure u. s. w. rechts muss Acid. sulphur. oben stehen. Das ist ja ganz
Von diesem Gesichtspuncte aus gestaltet sich also das direct Operationsmaterial, Elementum. Ihm gebührt also
obige Schema der Vorrang vor dem Liquor hepatis, der nur indirect
kosmologisch Element ist, und so kommt ihm die erste Stelle in der
I. Erde Wasser II. Gruppe zu.
arcanologisch

I. Vitriol, Kochsalz u. s. w.
Salpetersäure, Schwe-
II.
Aiiaximenes von Milet.
felsäure u. s. w.
ad 2) Primäre Kosmogenese und Arcanogenese. Wir Wie Thaies hält er sich an das Am Anfang schuf Gott
:

wissen, dass aus dem Zusammentritt von kosinologischer Himmel und Erde. Und die Erde war ein Durcheinander
Materia prima und kosmologischem Element die kosmolo- und Finsterriiss auf der Oberfläche des Abgrundes, und
gischen Weltenthoile entstehen, das ist Orbis terrarum der Geist Gottes schwebte auf der Oberfläche des Wassers
fixus und Orbis terrarum fluidus. — geht aber von der Thaletischen Interpretation ab.
Wir wissen, dass aus dem Zusammentritt von arcano- Den Anfang nimmt er, wie Thaies, als den Anfang
logischer Materia prima und arcanologischem Element die aller Dinge.
arcanologisehen Weltentheile entstehen, das sind die zwei Den Himmel fasst er wie Thaies.
Arcanengruppen, die feste und die flüssige, auf welche ja Es schuf nun Gott am Anfang die Erde. Aber diese
die Griechen von vorn herein Igssteuern, indem sie bei Erde ist ein Durcheinander, das heisst, sie ist nicht
den 4 Arcanis das Acid. sulphur. an die Stelle des Vi- isolirt Erde, sondern Erde mit Wasser.
triolum setzen. Die feste Gruppe ist, wie wir wissen, Und Finsterniss auf der Oberfläche des Ab-
Natron und P. solar die flüssige Acid. sulphur. und Li-
,
: grundes, wie bei Thaies.
quor hepatis. Und der Geist Gott es schwebte auf der Ober-
Es wird nun angenommen, dass bei der Auffassung des fläche des Wassers. Im Text steht Euach Gottes.
Schemas ad 1) Mater, prima und Element zusammentreten, Diesen Euach fasst Anaximencs als Luft. Diese Luft
das Element auf die Materia prima wirkt, und dass dann ist auf der Oberfläche des Wassers, über dem Wasser.
der Erfolg der sei, dass kosmologisch entstehen Orbis Diese Luft über dem Wasser kommt hinzu, nachdem

:

terrarum fixus et fluidus, dass arcanologisch entstehen: Erde und Wasser vorab da sind.
einerseits Natron und P. solaris und andererseits Acid. sul- Anaximenes bekommt also an der Hand der betreffenden
phur. und Liquor hepatis. Und aus dem Gesichtspunct Stelle der Jüdischen Schöpfungsgeschichte heraus, dass
des so Entstandenen wird dann das Schema pro secundo zuerst Erde und Wasser da sind, und nachdem sie da
aufgefasst, so dass wir kosmologisch haben Natron und : sind, kommt hinzu: die Luft. Auf Grund von Wasser
P. solaris repräsentiren den Orbis terrarum fixus Acid. ,
und Erde geht nun das Wasserverwandlungs-Expei.ment
sulphur. und Liquor hepat. repräsentiren den Orbis terrarum im Grossen vor sich und es entstehen Orbis terrarum
,

fluidus; so dass wir arcanologisch haben: Natron und P. fixus et fluidus. Himmel und leuchtende Himmelskörper
solaris repräsentiren die beiden festen Arcana, und zwar lehnen sich an das Weltengefäss, in dem das Wasserver-
werden diese ausdrücklich genannt, Acid. sulphur. und wandlungs-Experiment vor sich geht. Das Weltengefäss
Liquor hepatis_ repräseirtiren die beiden flüssigen Arcana, heisst Himmel und ist Himmel. Dieser Himmel ist
und zwar werden auch diese ausdrücklich genannt. Dem aber, trotzdem dass er Firmament und Sonne, Mond und
entsprechend gestaltet sich das obige Schema Sterne repräsentirt, unvollkommen. Er wird erst voll-
kosmologisch kommen dadurch, da.ss sich ihm die Wolken zugesellen.
I. Orbis terrarum fixus Orbis terrarum fluidus II. Wie der Orbis terrarum fixus et fluidus das Product von
arcanologisch Erde und Wasser sind, so sind die Wolken das Product
I
die beiden festen Die beiden flü.ssigen Ar- von Luft. Und wie die Luft, da der Euach Gottes über
I. ; Arcana, wie sie ge- sie genannt ln. cana, wie dem Wasser schwebt, an Wasser gebunden ist, so sind
( nannt sind. sind. auch die Wolken an Wasser gebunden, denn die Wolken
1
ad 3) Sekundäre Kosmogenese und Arcanogenese. Wir sind, da sie als Eegen herabfallen, flüssig, Wasser.
'
halten uns an das Schema, wie es ad 21 aufgefasst, und Und ferner, da Erde und Wasser einmal vorab da sind,
lassen nun Gruppe rechts zu Gruppe links treten. Es tritt so sind Eide -p Wasser —
Materia prima. Hinterdrein
also der Orbis terrarum fluidus zum Orbis terrarum fixus. kommt die Imft, und diese = Elementum, aroiXdoy.
Die Folge davon ist das Ergebniss der kosmologischen Dies Elementum ist das, was vermittelt, dassaus Erde
Welt exclusiv Himmel, der bereits da ist. Es treten die und Wasser die Welt hervorgehen kann. Denn wäre die
beiden flüssigen Arcana zu den beiden festen Arcanis. Die Luft nicht da, so hätten wir zwar an der Hand des Was-
Folge davon ist das Ergebniss der arcanologisehen Welt, serverwandlungs-Experimenls im Grossen Orbis terrarum :

das ist der Summe


der Arcana. fixus ei fluidus, wir hätten auch an der Hand des Wel-
Jm Ganzen haben wir in Bezug auf das Thaletische tengefässes Firmament und Sonne, Mond und Sterne;
:

Schema ff. wir hätten aber nicht die Wolken, welche erst aus dieser
Die Zwei-Gruppen-Aufstellung ist dadurch motivirt, dass Luft entstehen, und ohne diedie Welt, der zdouof, unvoll-
man die Drei hat als Materia prima, Elementum, Mate-
: ständig wäre. Auf die Weise kommt heraus, dass das
ria ultima. Stellt man nun die Zwei hin als Materia Element des Anaximenes Loft ist.
Ol 92

Wie Thaies nimmt Anaximenes die 4 Griecliischen Ar- ist, und also blos Acidum nitricum
in den Hintergrund
cana an, an die sich dann, wie bei Thaies, das Zwei- zu treten braucht. Die Parallele beim Wasserverwand-
nnd Einarcanum knüpfen. lungs-Experiment sind die W
olken, da Acid. sulphur. fumans

Auch Anaximenes parallelisirt Welt und Arcana, und raucht, und daher Acidum sulphuric. Luft an Wasser
instituirt das arcanologische Experiment. gebunden ist Und nicht nur die vorhin genannten Stoffe
giebt man in das Gefäss, sondern auch Natron und Kalk.
Kosmologisch hat er: Diese entwickeln sich fort zum Arcanum: Natron, was
Mater, prima Elementuin nahe liegt, da Natron auch ein Arcanum ist, und also
Luft blos Kalk in den Hintergrund zu treten braucht. Die
Erde und Wasser
Parallele beim Wasserverwandlungs - Experiment ist der
Diese ergeben Orbis terrar. ergiebt die Wolken Himmel. Natron ist nämlich fest und entwickelt beim
fixus et fluidus an der Hand
schmiegen sich dem

Aufgiessen von Säure als Natron carbon. Luft, also =
des Wasserverwandlungs- Diese Luft-Erde. Die beiden ersten Arcana Pulvis solaris und
:

Experimentes. Himmel an, welcher auch Liquor hepatis gehören zusammen, weil sie auf Grund
Luft ist so dass heraus-
, des arcanologischen Experimentes im engeren Sinne ent-
kommt: Himmel u. Wolken. stehen. Die beiden letzteren Arcana: Acid. sulphur. und
Natron gehören zusammen, weil sie beide lufthaltig sind.
Ergiebt: die Summe von Orbis terrarum Alle 4 Arcana treten zusammen, und bilden die Materia
fixus, fiuidus, Himmel, Wolken, ultima arcanologica.
d. i. Mat. ultima cosmologica. Man wird nun sagen, aber wie können sich denn Vitriol,
Arcanologisch hat er: Kochsalz u. s. w. einerseits und Quecksilber andererseits
Materia prima Elementum zu Arcanis entwickeln so auf eigene Hand das thun,
,

ohne dass chemisches Operationsmaterial hinzukommt.


Die Grundstoffe, welche zur 2 ehern. Operationsmateria- Darauf antworten wir, die Schilderung von vorhin haben
Darstellung zweier Arcana lien entwickeln sich fort zu wir blos der Uebersicht wegen so gegeben, wie wir sie
benutzt werden, welche einem Arcan., welches Luft- eben gebracht, um prägnant die Parallele mit dem Was-
Grundst. fest u. flüssig sind. Wasser ist (Parallele: Wol- serverwandlungs - Experiment zu haben. Man muss die
ken) 2 ehern. Operations-
; nähere Sachlage in’s Auge fassen, die derartig ist, dass man
Diese Grundst. ergeben ein
materialien entwickeln sich von vorn herein alle Stoffe zusammen in das Gefäss giebt.
festes u. ein flüssiges Arcan.
fort zu einem Arcan., wel- Dann muss man sich das Element, das Operationsmaterial,
an der Hand des arcanolo-
ches Luft - Erde ist (Paral- in zwei Theile getheilt denken, der erste Theil betheiligt
gischen Experimentes.
lele: Himmel). sich dann am arcanologischen Experiment im engeren
Sinne, und blos der zweite Theil entwickelt sich fort.
Ergiebt : die 4 Arcana, Materia ultima arcanologica.
Das Schema des Anaximenes ist;
Die chemischen Grundstoffe sind dem Anaximenes: Pulvis solaris
l Natron
j jj j
Eisenvitriol , • Liquor hepatis
I
Acidum sulphur. j
Feste Tr 1 , ( Flüssiger
Kochsalz I j I ^ Die Constatirung der Arcanenvier, der Arcanenzwei, der
Grundstoffe Ai.- TT J Grundstoff
Antimon H.< ^Quecksilber Arcaneneins wie bei Thaies.
Parallele: n 1 /• 1 I -L di öillkim •

{
Schwefel I Dann wird das Schema aufgefasst: 1) Aus dem Ge
Erde. o 1 1
Salmiak
. Wasser.
sichtspuncte der Dinge, welche beim W
asserverwandlungs-
Entgegen dem Thaies nimmt also Anaximenes das Queck- Experiment im Grossen direct und indirect implicirt sind,
silber als flüssig. und aus dem Gesichtspuncte der Stoffe welche beim ,

arcanologischen Experiment direct und indirect implicirt


Das chemische Operationsmaterial wie bei Tha-
sind. 2) Aus dem Gesichtspuncte der primären Kosmoge-
ies wobei er aber des Näheren sagt:
nese und Arcanogenese. 3) Aus dem Gesichtspuncte der
l Schwefelsäure l Natron secundären Kosmogenese und Arcanogenese.
j jj
j
Salpetersäure '
|
Kalk ad 1 ) Die Gruppe links besteht aus einem festen Theile
und dann hauptsächlich das, dass sie Luft, da ja das = (P. solaris) und einem flüssigen Theile (Liquor hepatis).
Anaximenische Element Luft. Schwefelsäure und Salpeter-
: Damit ist in ihr Erde und Wasser vertreten. Die Summe
säure =
Luft -t- Wasser; Natron und Kalk Luft -|- = von Erde und Wasser ist aber dem Anaximenes Materia :

Erde. Die ersteren nämlich rauchen und sind flüssig. prima. Also repräsentirt die Gruppe links die Materia
Die letzteren sind vorab fest, entwickeln aber als Natron prima. Da wir nun zwei Materiae primae haben, die
carbon. und Calcar. carbon., bei Zusatz von Säure, Koh- kosmologische und die arcanologische so haben wir in,

lensäure, das ist Luft, es ist also Luft in ihnen. der Gruppe links vertreten kosmologisch: Erde und Was-
In Bezug auf das W
ass er ver w andlungs-Exper i- ser im engeren Sinne arcanologisch einerseits
,
Vitiflol, :

ment ira Grossen hat also Anaximenes ff. Man hat das Kochsalz u. s. w. und andererseits: Quecksilber.
Weltengefäss, giebt Erde und Wasser hinein. Ergebniss: Die Gruppe rechts repräsentirt nur arcanologisch ab-
Land und Meer. Nun giebt man aber in’s Weltengefäss solut das Element. Es liegt der arcanologische Ele-
nicht nur Erde imd Wasser hinein, sondern auch Luft, Luft, mentarstandpunct dieser Gruppe sehr nahe, denn sowohl
welche an Wasser gebunden ist. Diese Luft entwickelt Natron als Acid. sulphur. sind arcanologisches Element.
.sich fort zu Wolken (Luft- Wasser). Diese Wolken schmie- Kosmologisch repräsentirt nur ein Theil der Gruppe
gen sich dem Himmel an, was nahe liegt, da der Himmel rechts absolut das Element, das ist nämlich das Acid.
auch =
Luft, feste Luft (Luft-Erde), entgegen den Wol- sulphuricum, welches als kosmologische Luft gefasst wird,
ken, welche flüssige Luft sind. Die Welt, der xoafiog, als die Luft, aus der die Wolken entstehen. Im Grunde
die Materia ultima cosmologica, entsteht aus dem Zusam- kann Natron nieht, trotzdem dass in ihm die Luft ver-
mentritt von Land, Meer, Wolken, Himmel. treten ist, als kosmologisches Element gefasst werden.
In Bezug auf das arcanologische Experiment hat dem Denn geschieht dies, so müssen wir fragen, wozu soll
entsprechend Anaximenes ff. Man nimmt ein Gefäss, giebt sich denn diese Luft fortentwickeln, wie sich die erstcre
hinein: einerseits Vitriol, Kochsalz, Antimon, Schwefel, Luft zu den Wolken fortentwickelt? Wir können da nicht
Salmiak, andererseits Quecksilber. Da hat man denn antworten: „zum Himmel“, denn der Himmel wird als
feste und flüssige Stoffe. Man rührt sie durcheinander Cosmologicum bereits am Anfang erschaffen, von einer
und das arcanologische Experiment geht vor sich. Er- Fortentwickelung desselben aus einem Etwas, was früher
gebniss Pulvis solaris als festes Arcanum (Parallele beim
: gegeben, kann also nieht die Rede sein. Also streng ge-
Wasserverwandlungs-Experiment: Land) und Liquor hepat. nommen haben wir im Natron kosmologiseh bereits das
als flüssiges Arcanum (Parallele beim Wasserverwand- Cosmologicum Himmel, und nicht das Element Luft.
lungs-Experiment: Meer). Nun giebt man aber in das Anaximenes hilft sich aber, indem er sagt: Himmel =
Gefäss nicht nur die vorhin genannten Stoffe sondern , Luft, und daher steht nichts im Wege, dass ich den
auch Schwefelsäure und Salpetersäure. Diese entwickeln Himmel auch elementar als Luft auffasse.
sich fort zum flüssigen Arcanum Acidum sulphuricum, An der Hand des hier Exponirten gestaltet sich also
was nahe liegt, da Acidum sulphuric. auch ein Arcanum das obige Schema
:

93 94

kosmologisch :
Pythagoras.
_ j
Erde Himmel (Himmelsluft)
j

I Wasser Luft j Er auf der Insel Samos geboren sein, und wanderte
soll
arcanologisch im Mannesalter nach Croton in Unteritalien aus. Von
j Eisenvitriol, Koch- Natron, Kalk 1 den mancherlei Ecisen, die ihm nacherzählt werden, steht
I. ' salz u. s. w. Sch'wefelsäure, II. jedenfalls die nach Judaea und vielleicht auch nach
J

I
Quecksilber Salpetetersäure ) Aegypten im Vordergrund. Was nämlich Jamblichus in
ad 2) Primäre Kosmogenese. seiner Vita Pythagorica von Phönicien sagt, ist auf Judaea
Mit der Erde und dem Wasser der Gruppe links geht zu beziehen. Es heisst bei Jamblichus Cap. 7.:
das Wasserverwandlungs-Experiment vor sich. Dann er- ^Eyrctv&« de avfi^(x)ituv lotg te MujXov tov (pvaioköyov
halten wir Orbis terrar. fixus et fiuidus, und aus dem Ge- TiQOqii^TCu; ccTioyöyoig y.ai xotg ulkoig 4>oiyixiy.otg i€QO-
sichtspunct dieser wird die Gruppe links des Schemas pro (fäyTKig, xcci ndaoeg xfkea&sig ifksiug iy t6 Bvßkm
sectindo aufgefasst. xcü Tvq(ü xtxi xaxd nokkd rrjg ^'vQlag (usq)] i'%aiQtTMg
Die Luft in derGruppe rechts entwickelt sich zu den tsQQVQyovfxiyag. Dort (in Sidon) conferirte er mit den
Wolken, und aus dem Gesichtspunct dieser und des Him- Propheten, den Nachkommen des „ Physiologen “ Moches
mels wird die Gruppe rechts des Schemas pro secundo {MwXov ist der Genitiv von Mm'/ijg — erste Declination —
aufgefasst. So haben wir kosmologisch das Schema in und nicht von McÜXog — zweite Declination — )
und mit
der Auffassung ad 2 ; den anderen Phönicischen Hierophanten, und wurde in
, Orbis terrarum fixus
l Coelum 1
alle Mysterien eingeweiht, wie sie in Byblus, Tyrus und
jj
Orbis terrarum fiuidus
j
Nubes |
über einen grossen Theil von S 5 Tien hauptsächlich zu
Primäre Arcanogenese. Hause sind“. Der Mvixii ist kein Mensch anders als
Mit dem Eisenvitriol, Koahsaiz u. s. w und dem Queck- ,
Moses. Der Physiolog Moses ist der Moses welcher ,

silber der Gruppe links geht, unter Hinzutritt eines Theils die Schöpfungsgeschichte geschrieben, und auf Grund dessen
der Gruppe rechts, das arcanologische Experiment vor sich mit lOig (fvaixolg beschäftigt hat. Dieser Titel des
sich. Dann erhalten wir Pulv. solaris und Liquor hepatis, Moses wird uns später bei den Alexandrinern und Neu-
und aus dem Gesichtspunct dieser wird die Gruppe links platonikern klar werden. Was nun Pythagoras von den
des Schemas pro secundo aufgefasst. Propheten iind Hierophanten lernte, waren Jüdische
In der Gruppe rechts entwickeln sich Natron und Kalk, Alchemie Jüdische Eeligionsgebräuchc und pricsterliche
,

der noch übrige Theil derselben, zu dem Arcanum Natron Institutionen. Jamblichus sagt Cap. 6.; nokixeia dk
fort, indem Kalk in den Hintergrund tritt, und aus dem tj ßfXTtßxt] xai xai xoiyd xd xcÖy cfdktoy xat
Gesichtspunct dieses wird das erste Glied der Gruppe S-Qtjaxtiu d-füjy xai oaioxrjg noog lovg xaxotxojutyovg
rechts des Schemas pro secundo aufgefasst. (so hat Küster; J. Arcerius Theodoretus hat: oaioxijg
In der Gruppe rechts entwickeln sich Schwefelsäure und nqogxaxoiXOfjLiyrj) yofxod-faia xs xai naiöiia y.ai ixt-
Salpetersäure, der noch übrige Theil derselben, zu dem fxvxkia xai yiftdc) x(vy dkkwy ^(ocoy xai iyxQaxsia xai
Arcanum Schwefelsäure fort, indem Salpetersäure in
die Gtü(f'Qoavy>] xai dyXiyota xai O-fiöxtjg xai xd äkka dya&d
den Hintergrund tritt, und aus dem Gesichtspunct die.ser üjg iyi dyofxaxi nSQikaßfly, xauxa jiuyxa xolg qtkofia-
wird das zweite Glied der Gruppe rechts des Schemas d-ovaiy d^itQaßxa xai qnkoßnovdaßxa cTP auxöv kcpayij.
pro secundo aufgefasst. —
So haben wir denn arcanologisch „Von ihm (Pythagoras) ging aus, wurde kundgemacht die :

das Schema in der Auffassung ad 2 derartig, wie es der beste Staatsverfassung, Volkseintracht, Gütergemeinschaft
Wortlaut oben gebracht hat. Götterdienst, Eeligiosität gegen Verstorbene, Gesetzgebung,
ad 3) Secundäre Kosmogenese. In dem Schema, wie Erziehung, Verschwiegenheit, Schonung der Thiere (im
es ad 2) kosmologisch aufgefasst wird, haben wir links Allgemeinen, und im Besonderen Abstinenz in Bezug
Land und Meer, rechts Himmel und Wolken. Diese treten auf das Geniessen derselben), Enthaltsamkeit, Mässigkeit,
nun zusammen und ergeben die kosraologische Welt, be- Scharfsinn, Göttlichkeit, kurz alles Gute, auf dass diejenigen,
stehend aus Land, Meer, Himmel, Wolken. die Sinn für dergleiehen haben, sich ihm mit Liebe und
Secundäre Arcanogenese. In dem Schema, wie es sich mit Eifer liiugäben“. — Diejenigen nun, welche Sinn für
ad 2) arcanologisch gestaltet, haben wir links 2 Arcana, dergleichen von den, dem Pythagoras eigenthümlichen
Pulv. solaris und Liquor hepatis, und rechts 2 Arcana, Gesichtspuncten aus hatten, vereinte er zu einem Bunde,
Natron und Acid. sulphur. Diese treten nun zusammen zu einer Verbrüderung, und verknüpfte sie durch gemein-
und ergeben die arcanologische Welt, bestehend aus Pulv. same Sitten und Gebräuche von welchen nicht wenige
,

solaris, Liquor hepatis, Natron und Acidum sulphuricum. an Jüdische Sitten, Gebräuche und Anschauungen erinnern.
Im Ganzen haben wir endlich in Bezug auf das Anaxi- Vielleicht haben auch zu manchen Gesichtspuncte '
des
menische Schema ft. Pythagoras in dieser Beziehung Aegyptische Priester den
Die Zwei-Gruppirung ist motivirt wie bei Thaies. Impuls gegeben. Ihre Hauptbliithe hatte die Pythago-
Die Gruppe links muss eben links, das ist voranstehen, räische Verbrüderung zu Lebzeiten des Pythagoras. Mit
die Gruppe rechts muss eben rechts, das ist hintenan seinem Tode tritt sie in den HintergTund. Die Pythago-
stehen. Denn zuerst schuf Gott Erde und Wasser, das räer standen sich hauptsäclilich dadurch im Lichte, dass
ist die erste Gruppe, die Materia-prima-Gruppe, und dann sie sich mit Politik beschäftigten ,
wodurch sic sich die
erst die Luft, die Elementengruppe, das ist die zw'eite Verfolgung der Machthaber zuzogen. Nachdem sie eine
Gruppe. Aber die Gruppe rechts enthält ja das Coelum, Zeit lang im Hintergrund gestanden , treten sie zu den
und dies wird ja erst recht am Anfänge geschaffen, indem Zeiten des jungen Christenthums wieder in den Vorder-
es heisst; Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. grund, sie machen Front gegen dasselbe, indem sie die
Wie passt das dazu, dass das Coelum rechts in der Gruppe Pythagoräische Verbrüderung der Christlichen Verbrüde-
steht? Nun, dass erklärt sich daraus, dass, wie wir wissen, rung, den Pythagoras dem Christus gegenüber stellen.
Anaximenes den Himmel vorweg als Luft autfasst. Luft Von der Jüdischen Alchemie entnimmt Pythagoras die
aber ist Element und gehört in die Gruppe rechts, in die Zahlenphilosophie. Des Pythagoras Alchemie ist haupt-
Elementengruppe. Die Sache stellt sich klar dar, wenn sächlich eine Zahlenphilosophie. Er wirft sich zunächst
man die Gruppe rechts arcanologisch nimmt. .auf die Jüdisch-philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6,7,
In der Gruppe links muss Pulv. solaris oben stehen, hat aber keine Lust, sie in Jüdisch- alchemistischer Weise
und unten Liquor hepatis. Denn Pulv. solaris repräsentirt zu begründen. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig,
die Erde, Liquor hepatis das Wasser. Gott schuf aber als sie in eigener Weise zu begründen, und hierzu wählt
erst die Erde, und hinterdrein erst das Wasser. Denn es er die Mathem.atik. Er erfindet den Pythagoräischen Lelir-
heisst: Am Anfang schuf Gott (Himmel und) Erde, und satz, das ist den Satz, welcher lehid, dass in einem recht-
dann kommt erst die Erde war ein Durcheinander.
: winkligen Dreieck das Quadrat der Hypotenuse gleich
In der Gruppe rechts muss Natron oben stehen, und ist der Sunune der Quadrate der beiden Katheten, und
Acid. sulphur, unten. Denn das Natron läuft dem Himmel basirt auf ihn seine Zahlen. Dass Pythagoras gejubelt
parallel, und das Acid. sulphur. den Wolken. Der Himmel haben mag, als er diesen Satz gefunden, der ihm das
ist aber eher da, als die Wolken. Denn der Himmel ist Mittel an die Hand gab, die von den Juden übernommenen
bereits als Cosmologicum fertig, wenn die Wolken noch philosophischen Zahlen in seiner Weise zu begründen, das
Luft sind, die erst zu Wolken werden soll. lässt sich schon denken, dass er aber diesem Jubel gerade
96.
95

einer solchen Zahl, die sich an der Hand einer, resp.


den Ausdruck geg'cben dass er den Göttern eine Heka-
tombe darbrachte — ,

so ist ja die vulgäre Sage das zweier der 4 Rechnungs-Species ergiebt. Dies Princip
lässt mannigfaehen Zweifel zu. Jamblichus, Vita Pytlia- auffassend, schlägt Pythagoras einen ähnlichen Weg ein.
gorica, Cap. 24, sagt: xed aojög Sro)S ccnfXÖ- Er multiplicirt und dividirt aber nicht, wie die Inder,
usyog csttö xt^v xQO(f>fj^y xetits^ ccyai/itxxxov^ den genannten Weg einschlagend, es thun, sondern er
ß(Dfxovg noogy.vyojp, „Auch er selbst (Pythagoras) lebte addirt, und darauf führt ihn eben die Summe der
in der Weise, indem er sich der Thiernahrung enthielt beiden Katheten. Diese Summe führt ihn denn auch ein-
und an Altären betete, die nicht mit Blut besudelt waren“. fach auf das Addiren, nicht auf das Addiren und Sub-
— Das passt schlecht zur Darbringung einer Hekatombe. trahiren, welches er als Zwei-Manoeuvre dem Indischen
Schon Cicero sagt, de natura Deorura Quamquam Py-
:
Zwei-Manoeuvre, dem Multipliciren und Dividiren, gegen-
thagoras, quum in geometria novi quiddam invenisset, über stellen könnte. In seinem Ein-Manoeuvre, dem
Musis boveiu immolasse dicitur. Sed id quidem non credo, Indischen Zwei-Manoeuvre entgegen, sieht er einen Vorzug
quoniam ille ne Apollini quidem Delio hostiam immolare seines Thun’s vor dem Indischen.
voluit, ne aram sanguine adspergeret. „Obgleich Pytha- Indem nun Pythagoras auf Grund der Summe, die ihm
goras den Musen einen Ochsen geopfert haben soll, wenn sein Satz bietet, dem Addiren Rechnung trägt, theilt er
er in der Geometrie etwas Neues erfunden. Aber das sich die philosophischen Zahlen, die er an der Hand seines
glaube ich nicht. Denn er wollte ja nicht einmal dem Satzes hat, in 2 Gruppen. Auf die eine Seite stellt er
Delischen Apollo ein Schlachtopfer darbringen, weil er- die 4, auf die andere die 1, 2, 3, und bringt dann beide
den Altar nicht mit Blut bespritzen wollte“. Hier hören — Gruppen additionsweis zusammen. Das ergiebt:
wir also zugleich, dass Pythagoras jedesmal, so oft er 4 + 1=5
etwas Neues in der Geometrie gefunden, einen Ochsen 4 +2= 6
dargebracht haben soll. 4 + 3 =7.

Es hat nun Pythagoras in seinem Satze ff. Und so hat er ausser den Zahlen 1, 2, 3, 4 noch die
Er macht sich an den Punct. Nun sagt er, der Punct hat Zahlen 5, 6, 7, somit die philosophischen Zahlen : 1, 2,
keine Ausdehnung, ist also gewissermassen ein Nichts, eine 3, 4, 5, 6, 7.
res nulla. Diese res nulla ist freies Gut, und so nehme ich sie Als ich noch auf der Klassenbank sass, wurde mir der
mir. Ich habe also den Punct. Nachdem er nun den Punct Pythagoräische Lehrsatz als der Magister matheseos prä-
hat, als sein Eigenthum hat, calculirt er weiter, dass der Punct sentirt, als die Blume der mathematischen Sätze, als ein
zwar auf der einen Seite ein Nichts, auf der anderen Seite Satz, der vor anderen mathematischen Sätzen ein Ueber-
aber doch wieder ein Etwas ist. Da er nun in seinem gewicht habe. Mir wollte die Sache damals nicht recht
Puncte mit dem Nichts ein Etwas hat, so nimmt er sich in den Kopf, denn ich dachte, es giebt doch so manchen,
das Eecht ihm indem er ihn durch die Zahl bezeichnet,
, ,
manchen wichtigen mathematischen Satz, was hat der Py-
nicht die 0, sondern die 1 zu geben, welche der Null am thagoräisehe Lehrsatz denn nun vor anderen wichtigen
nächsten steht. So kommt er zu der Eins. Sätzen an Wichtigkeit voraus? Ich ahnte damals nicht,
Die Linie ist nun die Fortentwickelung des Punctes. dass meine alchemistischen Studien mir Aufklärung über
Hat Pythagoras also den Punct, und er hat ihn, so kann die Sache geben würden, dass ich auf Grund ihrer erfahren
er denselben sich auch fortentwickeln lassen, und damit würde, dass die Wichtigkeit des Pythagoräischen Lehr-
hat er denn die Linie. Die Länge einer Linie wird durch satzes vor anderen wichtigen mathematischen Sätzen in
zwei Puncte bestimmt. Es kann dem Pythagoras nun der Wichtigkeit desselben für die Pythagoräische Alchemie
Keiner wehren, der Linie, die er hat, eine bestimmte Länge liegt.
zu geben. Er thut’s, er begränzt sie durch den Punct, Was die einzelnen Pythagoräischen Zahlen betrifft, so
der sein Eigenthum bereits ist, und nochmals durch einen hat die Vier vor den übrigen ein Uebergewicht. Denn
Punct, der sein Eigenthum ist, und hat damit in den 2 auf der einen Seite kann sich Jeder ein Dreieck hinzeichnen,
Puncten, durch welche die Länge der Linie bestimmt wird, es kann aber nicht Jeder an dieses Dreieck die Vier
die 2. knüpfen, das ist aus ihm die betreffende Quadratur her-
Nun hat Pythagoras die Linie und mit ihr die 2. Diese ausfinden. Indem also Pythagoras seinen Satz entdeckt,
2 nimmt er als 2 beliebige Puncte, placirt diese in die hat er darin hauptsächlich den Triumph der Vier. Und
Linien hinein und erhält so 3 Linien. auf der anderen Seite tragen zwar die 1, 2, 3 das ihrige
A B dazu bei, dass Pythagoras zur 5, 6, 7 kommt, hervor-
X y ragend trägt aber die Vier das ihrige dazu bei, denn
Er hat die Linie A B. Den einen der beiden Puncte, die muss zu jeder von ihnen hinzutreten. Auf Grund
die er an der Hand der 2 hat, placirt er bei x, den an- dessen erklärt sich denn leicht die im Vordergründe ste-
deren bei y, und erhält so durch Theilung die Linien Ax, hende Verherrlichung der TfTQaxtOg seitens der Pytha-
xy, yB. Hat er diese, so formirt er sie zum rechtwink- goräer. Sie nahmen sie in ihren Eid auf. Der Eid lautet
ligen Dreieck, und hat in ihm seine Zahl 3 vertreten. nach lamblichus, Vita Pythagorica, Cap. 28.
Es hat also Pythagoras als sein Eigenthum, zu dem er JVat fid ToV dfisr^gag aotplceg evQoyicc zfTQaXTvy,
derartig gekommen, dass ihm Niemand wehren kann, eine Ilaydy u^yydov (f vaeu>g x'exovaay.
res nulla zu säsiren, die Eins (Punct), das ist die fiovagj „Ich schwöre bei dem, der die Tetraktys unserer Al-
die Zwei (Linie), das ist die (fväsj und die Drei (Dreieck), chemie erfunden hat,
das ist die rpt«?. Jene Tetraktys. welche die Quelle und die Wurzel der
Da nun Pythagoras die 3, die tqius unter der Gestalt unvergänglichen Natur enthält“.
des rechtwinckligen Dreiecks hat, so hat er die 4, die Cap. 29. wh-d der Wortlaut des Eides ff. angegeben:
TfTQaXTÜg, kraft seines Lehrsatzes von selbst. Denn kraft Ov jud rdy d/xfifQ]] •yfyfjj naQaSoyxK rtxQaxxvy,
desselben hat er da, wo er das Dreieck hat, eo ipso die Ilaydy dsyydov (pvaecjg lU^ajfxa x'syovaay.
Quadratur des Dreieckes, das ist, die 3 bietet ihm eo „Ich schwöre bei dem, der unserem Geschlechte die
ipso die 4. Tetraktys übergeben hat,
Und so hat er sich denn die jihilosophischen Zahlen 1, Jene Tetraktys u. s. w. (wie vorhin).
2, 3, 4 entwickelt. Sie knüpfen sich an den Pythagoräi- Wir haben nun in der Jüdischen Alchemie darauf hin-
schen Lehrsatz. Denn die Figur zu diesem Satze bietet gewiesen, dass die 7 nicht nur an und für sich als 7
ihm den Punct (Ecke), der sich zur Linie (Seite) und aufgefasst werden kann, sondern dass sie auch der In-
zum Dreick weiter entwickelt. Und ist er bis zum Dreieck dischen 12 entspricht. Das hängt, wie wir dort gesehen,
gekommen, dann hat er dessen Quadratur. damit zusammen, dass sich die 7 zur Jüdischen Welt ver-
Anlehnend an seinen Satz hat Pythagoras nicht nur hält, wie die 12 zur Indischen. Die Zahl 7 repräsentirt
seine Zahlen 1, 2, 3, 4, sondern auf Grund dessen, dass also in dieser Auffassung, so kann man kurz sagen, die
das Quadrat der Hypotenuse gleich ist der der Summe Welt. Das fasst nun Pythagoras in’s Auge. Er fasst in’s
Quadrate der beiden Katheten, hat er auch ein Anlehnen Auge, dass wenn er die philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4,
an das Manoeuvre, welches wir bei der Jndischen Alchemie 5, 6, 7 hat, dass er dann eine unter ihnen hat, welche
haben kennen lernen. Wir haben dort gesehen, dass die zur AVelt in Relation steht, die Welt repräseutirt. Dass
Inder eine Zahl nicht nur aus dem Gesichtspuncte ihrer nun diese Zahl gerade die 7 sein soll, liegt für Pytha-
selbst betrachten, sondern auch aus dem Gesichtspuncte goras nicht nahe. Er sieht sich also nach einer anderen
97 98

um und wählt sich die Eins. Darauf kommt er dadurch, Sonne, Mond und Sterne. Diese heben denn den Zustand
weil es nur e in e Welt gieht, denn wenn man von mehreren der Dunkelheit auf und man hat die erleuchtete Welt,
Welten spricht, so hat man mehr die Theile vor Augen, hat sie jetzt, wo Thaies und Anaximenes sie von vorn
in welche sich die eine Welt zersplittert. Das liegt herein hatten, im Anschluss an den am Anfänge geschaffenen
wenigstens in der Anschauungsweise der Alten und speciell Himmel hatten.
in der des Pythagoras. Um nun aber dem zu entgehen, Am Anfänge schuf Gott die Erde.
Thaies hatte nun:
dass er die 1 doppelt hat, um dem zu entgehen, dass er Zu dieser Erde kommt hinzu das asser. Demgemäss
; W
iu Uebertragung der philosophischen Zahlen auf das, was war ihm Erde =
Materia prima; Wasser Elenientum. =
sieh an sie lehnt, dieselbe Eins für die Arcanen-Eins und Anaximenes hatte Zuerst schuf Gott: Erde und Wasser.
:

für die Welten-Eins hat, um dem zu entgehen, cumulirt Zu ihnen kommt hinzu: die Luft. Demgemäss war ihm
er die 1 durch eine 0, und erhält so als Welten-Eins Erde und Wasser =
Materia prima Luft Elementum. ;
=
die 10. Damit sind denn die Pythagoräischen Zahlen Heraklit hat: Vorab erschafft Gott Erde, Wasser, Luft.
vollständig: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 10. Zu ihnen kommt hinzu: das Licht, welches Sonne, Mond
Wenn nun Pythagoras die Zahlen 1 bis 7 an die Ar- und Sterne bedingt. Dies Licht nun fasst er generell als
cana lehnt, wie das doch selbstredend statt hat, so hat F e u e r. Demgemäss sind in der Analogie zu dem von
,

er einen Grund dafür, dass er sagt, ich fasse die Arcana Thaies und Anaximenes Aufgestellten: Erde, Wasser, Luft
als 1, als 2, als 3 u. s. w. auf. Kaheliegend muss er also = Materia prima Feuer ;
Elementum. =
Heraklit
auch einen analogen Grund dafür haben dass er sagt, ,
nimmt aber Erde, Wasser, Luft nicht als Mater, prima,
ich fasse die Welt als 10 auf. Diesen Grund macht er- sondern als Materia secunda. Davon später. Jetzt nur
sieh nun derartig, indem er sagt der Inbegriff der Welt
,
die Coustatirung dessen, dass das Element des Hera-
hat 10 Theile. Als solche nimmt er an; 1) Sonne, 2) Mond, klit Feuer ist.

3) Fixsterne, 4) 5) 6) 7) 8) die fünf Planeten (Mercur, Im Anlehnen an diese Auflassung der .lüdischen
Schöp-
Venus, Mars, Jupiter, Saturn: —
bekanntlich waren den fungsgeschic^'te hat Anfänge schuf
aiSO Heraklit ff. Am
Alten nur diese 5 bekannt), 9) Erde, 10) Gegen -Erde, Gott das Weltengefäss zum Wasserverwandlungs- Experi-
dvTiX&my, Firmament ohne Sonne Mond mrd Sterne. ,
ment im Grossen. Das Weltengefäss heisst Himmel, und
(Stephan. Alexandrinus, Stromata, sagt ganz richtig; ot ist Himmel ,aber Himmel ohne Sonne Mond und Sterne. ,

Jf Hv&ceyOQdoi toV o v qkp dy aytix&oya xalovaiv.) Nun wird in das Weltengefäss Erde, Wasser, Luft ge-
Die Pythagoräische Zahlenphilosophie liegt klar zu Tage. schaffen. An der Hand von Wasser und Erde geht das
Sie ist ja in Bezug airf die 1 bis 7 ganz direct und in Wasserverwandlungs-Experiment vor sich, und man erhält
Bezug auf die 10 iudirect ein Ausdruck der Jüdischen Land und Meer. Die Luft entwickelt sich fort zu den
Zahlenphilosophie. Dunkel dagegen ist manches, was sich Wolken. Diese als Luft treten zum Firmament, welches
auf Sitten ,
Gebräuche Anschauungen der Pythagoräer
, auch Luft ist. ( So wenigstens kann man sagen wir ,

bezieht. Man muss sich hüten, dem Jaiublichus in seiner werden später sehen, dass man auch sagen kann, Himmel
Vita Pythagorica Alles zu glauben. Das ist ein Gemisch von und Wolken entstehen auf Grund des Wasser Verwand-
Wahrheit und Dichtung, kann auch nichts anderes sein, da lungs-Experimentes). Damit haben wir aber noch immer
die Pythagoräer es sich zur Aufgabe machten vermöge , nicht die Welt, den xoa/xog. Denn es ist ja bis dahin
iher ixefxv&ia die Geheimnissvollen zu spielen. Die Pytha- noch dunkel. Soll die Welt vollkommen' werden, so muss
goräische ccQfj.oyia xal aweptUa rcHy acfaiQcuy xcd T(ay das Vermittelungsglied, das Element, das axoixtloy hin-
xaz'avräs xiyovfiiycüy daziQOjy, das ist die Musik, welche zutreten. Dies Vermittelungsglied sind Sonne, Mond und
die Sphären und die durch sie bewegten Sterne machen, auf Sterne. Sobald sie hinzutreten wird die Welt, der xö-
welche nicht nur Jamblichus sondern auch Aristoteles
,
Gpiog, vollständig, steht als absolvirt da.
liinweist, ist einfach nichts anderes als die Zahlenphi- Wie Thaies und Anaximines nimmt auch Heraklit die
losophie, welcher Pythagoras huldigt. (Vergl. bei Plato.) 4 Griechischen Arcana an, und an sie knüpft sich denn
auch das Zwei- und Ein-Arcanum.
Heraklit von Ephesus. Ebenso reiht Heraklit an das Wasserverwandlungs-Ex-
Er kehrt wieder zu der von Thaies und Anaximenes
,
periment auch das arcanalogische Experiment.
betretenen und von Pythagoras verlassenen Bahn zurück. In Bezug auf das letztere müssen wir die chemi-
Er extendirt den betreffenden Passus der Jüdischen schen Grundstoffe und das chemische Opera- ’

Schöpfungsgeschichte, so dass dieser lautet; Am Anfang tionsmaterial in’s Auge fassen.


schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war ein Da „Gott spricht: Es werde Licht. Und es wurden
Durcheinander und Pinsterniss auf der Oberfläche des
,
Sonne, Mond und Sterne“, so hat Heraklit, der, wie
Abgrundes, und der Geist Gottes schwebte auf der Ober- wir wissen, das Licht als Feuer a^rffasst, zwei Feuer, Feuer
fläche des Wassers. Und Gott sprach; Es werde Licht. im engeren Sinne und Sonne, Mond und Sterne. Das
Und es wurden Sonne, Mond und Sterne. Feuer im engeren Sinne bezieht er nun auf das arcano-
Der Anfang ist der Anfang aller Dinge, wie bei Thaies logische Experiment. Da es sich bei diesem aber um
und Anaximenes. chemischen Grundstoff, chemisches Operationsmaterial
Den Himmel fasst Heraklit wieder als Weltengefäss, handelt, so muss ihm das Feuer ehern is dies Feuer sein.
welches zugleich, da es Himmel heisst, Himmel ist. Dieses chemische Feuer ist ihm nun der Schwefel.
Diesen Staudpunct theilt Heraklit mit Thaies und Anaxi- Das alchemistische Problem, dass Schwefel Feuer, hat =
menes. Er nimmt aber nicht, wie diese an, dass er da, ,
darin seine Basis, dass der Schwefel ein unabweisbarer
wo er den Himmel hat, nun auch Sonne, Mond und Sterne Bestandtheil eines einfachen Feuerzeugs - Apparates ist.
hat. Nein, Heraklit hat im Himmel des Anfanges: Fir- Der Schwefel dient nämlich dazu, um den Funken, welcher
mament ohne Sonne, Mond und Sterne. Und weil er dem Stein entlockt, dem Stahl entlockt, und der dann in
das hat, sagt er auch nicht, wie Thaies und Anaximenes, Hollundermark, Zunder und dergl. fixirt worden, zum Auf-
„ der Passus lodern zu bringen. So bilden Schwefel und Feuer eine
Und Pinsterniss auf der Oberfläche des Ab- sehr nahe liegende Gedanken - Association.
grundes geht mich weiter nichts an“. Im Gegentheil Demgemäss ist dem Heraklit im Allgemeinen das Feuer
dieser Passus geht den Heraklit ganz besonders an. Er Element, im Besonderen aber, in Bezug auf das arcanolo-
constatirt in ihm prägnant, dass Sonne, Mond und Sterne gische Experiment, ist ihm der Schwefel Element, so
noch nicht da sind, trotzdem der Himmel da ist. wie ihm im Besonderen, in Bezug auf das Wasserverwand-
Am Anfang schuf Gott Erde. Diese Erde ist ein lungs-Experiment im Grossen Sonne, Mond und Sterne
Durcheinander. Es lehnt sich also an die Erde das Element sind.
W asser. Anlehnend an diese Auffassung hebt Heraklit aus den
Der Geist Gottes schwebte auf der Oberfläche Grundstoffen des Thaies, welche sind Eisenvitriol, Koch- ;

des Wassers. Wie bei Anaximenes auf die Luft be- salz, Quecksilber, Antimon, Schwefel, Salmiak, den Schwe-
zogen. Das Wasser aber, worüber die Luft ist, ist das fel heraus und setzt ihn in die Eubrik: chemisches Ope-
W asser des Durcheinander. rationsmaterial (azoixsioy). Er erkennt nun aber blos
Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurden den Schwefel, der sein Element ist, als chemisches Ope-
Sonne, Mond und Sterne. Nachdem alles das, was rationsmaterial (im engeren Sinne) an, wobei er sich daran
wir vorhin exponirt, einmal vorab da ist, schafft Gott; hält, dass kosmologisch das F'euer (Sonne, Mond und
7
99 100

Agens ist, dass ans der, an der Hand hervorgegangen da dieser zweite Theil ja aufzufasseu
Htei’ne) das einzige ,

von Erde, Wasser, Luft entstehenden unvollkommenen war als Wasser, Erde, Luft, und zu diesen Schwefel
Welt die vollkommene Welt entsteht. Und so tritt ihm hinzutritt.

in die Rubrik, in der Thaies hatte Salpetersäure, Schwe-


Hieran lehnt sich nun ganz die Auffassung des kos-
felsäure N atron Kalk
, ,

:

in diese Rubrik tritt ihm der mologischeu W asserverwandlungs-Expeyi-


in e n t e s.
einzige Schwefel.
Demeben Exponirten zufolge hat also das was dem ,
Man hat das Weltengefäss. Hineingegeben werden
Thaies chemisches Operationsmaterial war seine Rubrik ,
Erde, Wasser, Luft. Sie repräseutiren die Materia se-
zu verlassen, xind da e.s nicht in der Luft schweben kann, cunda. Die Masse wird in zwei Theile getheilt. Der
so tritt es in die Rubrik der Grundstoffe des Thaies.
erste Theil wird blos als Erde und Wasser gedacht. Er
Heraklit hat also in einer Gruppe das, was Thaies in ergiebt an der Hand des Wasserverwandlungs - Experi-
zwei Gruppen hatte. Wo nun aber Eisenvitriol, Koch- mentes: Land und Meer. Nun kommt der zweite Theil
salz u. s. w. einerseits, und Salpetersäure, Schwefelsäure
der Masse an die Reihe. Er wird gedacht als Wasser,
u. s. w. andererseits zusammentreten da tritt der che- ,
Erde, Luft, xmd dabei wird im Anlehuen an Anaximenes
mische Process ein; man kann nicht mehr sagen, wie gedacht, der Himmel, das Firmament, sei noch nicht ab-
Thaies es sagte, ich habe einerseits Materia prima, ande- solvirt, sondern sei vorläufig einmal Luft. Das Wasser-
rerseitsElementum, nein, das einerseits und ande- vervvandlungs - Experiment geht abermals vor sich mit
rerseits hört hei einem solchen Verhältnisse auf, man Luftwasser und Lufterde, und ergiebt Firmament (Erde-
hat ein Ganzes, in diesem Ganzen den chemischen Pro- Luft)und Wolken (Wasser-Luft). Zu beiden treten Sonne,
cess, und das ist der Grund, weshalb Heraklit, indem er
Mond und Sterne. Zu beiden sagen wir denn an das ,

die Ein rühr ik für das erhält, was dem Thaies zwei Firmament sind Sonne, Mond luid Sterne geheftet, und
Rubriken waren diese Einrubrik Materia secunda
,
zu den Wolken haben Sonne, Mond und Sterne auch eine
nennt. Heraklit negirt also die Materia prima, das ist Relation, da
sie ja die Ursache sind, ob man Sonne,
die Rubrik, die arcanologisch dem Thaies die Materia- Mond und Sterne sehen kann oder nicht.
,
Bei einem
pr’ima-Rubrik war er negirt das Elementum das ist die Himmel, der stark von Wolken bedeckt ist, sieht man
Rubrik
,

die arcanologisch dem Thaies die Eleinenten-


,
,

Sonne, Mond und Steine nicht. —


Das Firmament ist aber
Eubrik war das ist denn in der isolirten Stellung. Da fest, Erde, Luft ist es eo ipso, Sonne, Mond und Sterne,
,

nun aber Heraklit das Element nicht überhaupt ne- das ist Feuer, tritt hinzu, also haben wir, wie bei den
girt, sondern nur das, was Thaies arcanologisch au das beiden letzten Arcanis, auf der einen Seite: Erde, Luft,
Element knüpfte und sich das von selbst daran knüpft,
,
Feuer. Die Wolken sind flüssig, das ist Wasser, Luft
wenn er die Materia prima negirt, so drückt sich Heraklit, sind sie eo ipso, Sonne, Mond und Sterne, das ist Feuer,
um mit dem Element keiner Zweideutigkeit in die Arme tritt liinzu, also haben wir, wie bei den beiden letzten

zu fallen, kurz derartig aus, dass er die Materia prima Arcanis, auf der anderen Seite: Wasser, Luft, Feuer.
negirt. Das ist das Problem von dem Leugnen der Also charakterisiren sich Firmament und Wolken als
Materia prima seitens des Heraklit. solche, die aus dem zweiten Theile der Masse hervorge-
In der Parallele mit einer solchen arcanologischen Fas- gaugen, da dieser zweite Theil ja aufzufassen war als
sung hat Heraklit kosmologisch einerseits Eisenvitriol, Wasser, Erde, Luft, wozu denn Sonne, Mond und Sterne
Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Salmiak als Erde (vgl. hinzutreten.
Thaies), andererseits Salpetersäure, Schwefelsäure, Natron- Stösst sich Jemand daran, dass das Firmament, der
Wasser, Kalk-Wasser als Wasser und Luft (vgl. bei Himmel, der doch am Anfang als Cosmologicum absolvirt
Thaies und Anaximenes) im Ganzen also Erde, Wasser,
,
da steht, nun auf einmal erst auf Grund eines Wasser-
Luft, und dieses Ganze constituirt ihm Materia secunda. verwandluugs-Experimentes entstehen soll, nun dann muss
Also hat er in Uebertragung auf die Kosmologie, wie er er sich einfach die Luft an und für sich zu Wollsen
80 eben eine Materia secxinda arcanologica hatte, eine fortentwickeln lassen. Diese treten dann zum Himmel,
Materia secunda cosmologica. Und das ist der Grund, und zu beiden treten Sonne, Mond und Sterne. Auf die
we.shalb Gott, wenn er vorab, vor dem Feuer, vor dem Weise ist dann nicht die Deckung des arcanologischen
Element, Erde, Wasser, Luft schuf, dass er dann nicht und kosmologischen Experimentes da. Wer das für irre-
Materia prima schuf, sondern Materia secunda (wir haben levant hält, der halte sich an die Selbstfortentwickelung
oben bereits darauf hingewiesen). Die Erde, das Wasser, der Luft, wer es aber für besser hält, dass die beiden
die Luft des Anfanges schuf Gott also nicht isolirt, son- Experimente sich decken, der nehme die Sache, -wie wir
dern zusammen, und nachdem sie zusammen, als Materia sie vorhin exponirt. Wir finden in der vorigen Zeich-
secunda da sind, schafft Gott denn weiter das Licht. nung nichts perverses, da Anaximenes mit der Annahme
Das arcanologische Experiment instituirt nun einer elementaren Luft dem absolvirten Himmel gegenüber
Heraklit ff. voraugegaiigen ist.

Er hat ein Gefäss. Er gieht hinein Vitriol, Kochsalz, : Das Schema des Heraklit ist:
Quecksilber, Antimon, Salmiak einerseits, und Salpeter- l Natron Pulvis solaris I
j jj
säure, Schwefelsäure, Natron, Kalk andererseits. Sobald Acid. sulphuric.
I Liquor hepatis (

sie zusammen sind, geht der chemische Process vor sich, Die Constatirung der Arcanen- Vier der Arcaneu-Zwei,,

und es handelt sich um Materia secunda. Die Masse der Arcanen-Eins wie bei Thaies. Dann wird das Schema
wird nun in zwei Theile getheilt. Der erste Theil wird aufgefasst: 1) Aus dem Gesichtspuncte der Dinge, welche
blos als Wasser und Erde gedacht, und ergiebt au der beim Wasserverwandlungs - Experiment im Grossen direct
Hand des Wasserverwandlungs-Experimentes Natron und und indirect implicirt sind, und aus dem Gesichtspuncte
Acidum sulphur., von denen das erstere als Erde gedacht der Stofi^e, welche beim arcanologischen Experiment direct
wird (Präoipitat), das andere als Wasser. Nachdem diese und indirect implicirt sind. Aus dem Gesichtspuncte
2)
fertig sind, kommt der zweite Theil der Masse an die der primären Kosmogenese und Arcanogenese. 3) Aus
Reihe. In diesen, der als Wasser, Erde, Luft gedacht dem Gesichtspuncte der secixndären Kosmogenese und
wird, wird Schwefel geworfen. Nun geht auch mit ihm Arcanogenese.
das Wasserverwandluugs - Experiment vor sich, und das ad 1) Die Gruppe links besteht aus einem festen Theile
Resultat sind die beiden Arcana Pulvis solaris und Li- (Natron) und aus einem Theile, welcher flüssig ist und
quor hepatis. Der Pulvis solaris enthält Schwefel (zur raucht (Acid. sulphur. als Acid. sulphur. crudum aufge-
Darstellung des Sulphur aurat.), er ist fest, also Erde, fasst). Die Summe von Erde, Wasser, Luft ist aber dem
er enthält Luft, weil er, mit Salzsäure behandelt, Hy- Heraklit: Materia secunda, also repräsentirt die Gruppe
drothiongas fahren lässt, oder weil bei seiner Darstellung links die Materia secunda. Da wir nun zwei Materiae
die Luft in den Vordergrund tritt (an die spätere com- secundae haben, die kosmologische und die arcanologische,
plicirtere Constatirung des Pulvis solaris als Luft die so haben wir in der Gruppe links vertreten kosmologisch:
,

wir noch kennen lernen werden, ist beim Heraklit wohl Erde, Wasser, Luft im engeren Sinn, arcanologisch;
nicht zu denken). Der Liquor hepatis enthält Schwefel, Vitriol, Kochsalz, Salmiak, Quecksilber, Antimon, die dem
er ist Luft (vgl. b. Empedokles), er ist flüssig, also Natron entsprechen, und Salpetersäure, Schwefelsäure,
W asser. Demgemäss charakterisiren sich diese beiden Kalkwasser, Natronwasser, die dem Acid. sulphur. ent-
letzteren Arcana als aus dem zweiten Theile der Masse sprechen.
:

101 102

Die Gruppe rechts bietet uns den Pulvis solaris und Secmidäre Kosmogenese.
I
den Liquor liepatis. Beim Liquor liepatis liegt es nahe, In dem Schema, wie es ad 2 kosmologisch aufo-efasst
ihn, da er so notorisch und hervorstechend nach Schwefel wird, haben wir links : Land und Meer, rechts : Firmament
riecht, das Schwefelpräparat zu nennen. Beim Schwe- und Wolken unter Hinzutritt von Sonne, Mond und Ster-
j
felpräparat ist aber hauptsächlich Schwefel gegeben. Da nen. Diese Gruppen treten nun zusammen und ergeben
nun das Sulphur aurat. des Pulvis solaris aber auch aus die kosmologische Welt, bestehend aus Land, Meer, Fir-
Schwefel gemacht wird wie der Liquor hepatis so liegt
, , mament und Wolken mit Sonne, Mond und Sternen.
es zwar nicht gerade eben so nahe, als beim Liquor hepat., Im Ganzen haben wir in Bezug auf d;is Hetaklitsche
’ ihn das Schwefelpräparat zu nennen, HerakUt thut’s aber Schema ff.

1
der Analogie wegen liei der Darstellung, und so hat er Die Zwei-Gruppiruug ist motivirt wie bei Thaies.
denn in der Gruppe rechts, indem sie die Schwefelprä- Die Gruppe links muss eben links stehen, das ist voran,
I
parate bietet, hervorstechend Schwefel. Schwefel ist aber die Gruppe rechts muss eben rechts stehen, das ist hin-
Feuer und Feuer Element. Also vertritt die Gruppe tenan. Denn zuerst schuf Gott die Materia secunda und
I
rechts das Element, das Feuer. Und indem sie das Feuer erst hinterdrein das Element.
vertritt, vertritt sie speciell arcanologisch den Schwefel, In der Gruppe links steht Natron oben, und Acid. sul-
und kosmologisch Sonne, Mond und Sterne. phur. unten. Eigentlich kommt die Sache so genau nicht
An der Hand des hier Exponü’ten gestaltet sich also darauf an, da die Gruppe links die Materia secunda con-
das Schema stituirt und bei dieser, da der Eingesichtspunct da ist,
von einem zuerst und zuletzt da sein, das ist oben und
liosmologisch:
unten im Schema sein, nicht weiter die Rede sein kann.
Erde Feuer als Son-
j j Indess da sich die Sache ungezwungen macht, da in Be-
I. Wasser ne, MoJid und ; II.
j zug auf die Materia secunda ausdrücklich die Erde vor-
Luft Sterne gedacht.
1 1 )
angeht, und Wasser und Luft folgen, —so ist ja der Text
arcanologisch:
(Vitriol, Kochsalz, Salmiak,
der Jüdischen Schöpfungsgeschichte — Natron aber die
Erde repräsentirt, und Acid. sulphur. Wasser und Luft,
Quecksilber, Antimon
I
Feuer als Sch we-j
;
so ist es besser, dass man auch Natron obenan stellt.
j
(Schwefelsäure, Salpetersäm-c, fei gedacht, j In der Gruppe rechts steht Pulv. solar, ruber oben und
I Natronwasser, Kalkwasser, Liquor hepatis unten. Denn der Pulv. solaris läuft dem
ad 2) Primäre Ai-canogenese. Himmel (Firmament) parallel, dieser aber ist bereits am
Die Gruppe links von vorhin wird in zwei Theile ge- Anfänge da.
theilt. Der eine Theil wird gedacht ^''nn Allgemeinge- Wir kommen jetzt zu der allbekannten Aufstellung des
siehtspuncte des Wassers und der Erde. Mit diesem einen Heraklit, derzufolge er das Sein leugnete, und nur für
Theile geht dann das Wasserverwandlungs - Experiment das W erden war.
vor sich. Resultat: Natron, Acid. sulphuricuin. Zu dieser Aufstellung kommt er dadurch, dass er die
Nun wird der andere Theil genommen, der gedacht Stelle der Jüdischen Schöpfungsgeschichte, die er zu dem
wird als bVasser, Erde, Luft. Zu ihm tritt die Gruppe hinüberzieht, was Thaies und Anaximenes bereits haben,
rechts hinzu. Dann geht abermals das Wasserverwand- näher in Bezug auf die Ausdrucksweise in’s Auge fassi.
lungs-Experiment vor sich. Resultat: Pulvis solaris und Da steht: Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es
Liquor hepatis. wurden Sonne, Mond und Sterne. Wie steht denn die-
Das Nähere siehe oben, wo das arcanologische Experi- ses Werden, so fragt er sich, beim Lichte dem Erschaf-
ment exponirt wurde. fen, beim: „Am Anfänge schuf Gott“ gegenüber? Und
Aus dem Gesichtspuncte der also entstandenen Arcana er antwortet, die Ausdrücke sind synonim. ln Bezug auf
wird das Schema ad 2 aufgefasst, und es gestaltet sich das „Am Anfang u. s. w.“ könnte es auch heissen: Am
demnach so, wie der Wortlaut des Schemas ist. Anfang sprach Gott es werden, sollen werden Himmel und
Primäre Kosmogenese. Erde. Und da wurden Himmel und Erde. Indem er nun
Es kommt lüer darauf an, ob man der Fortentwicke- das Werden auch für den Passus beansprucht, dem bereits
lung der Luft zu Wolken das Wort redet, oder dem Iler- Thaies und Anaximenes Rechnung tragen, tritt ihm seine
vorgehen von Himmel und Wolken aus dem Wasserver- Materia secunda vor Augen, und diese setzt er dann zum
wandlungs-Experiment. Werden in Relation. In dieser Beziehung sagt er dann
Bei der Fortentwickelung der Luft geht mit Erde und weiter: Dem Werden gegenüber steht das Sein. Be-
Wasser das Wasserverwandlungs -Experiment vor sich. trachten wir nun aber die chemischen Grundstoffe und
Resultat: Orbis terrarum fixus et fluidus. Nun entwickelt das chemische Operationsmaterial, wie sie Thaies aufstei.te,
sich die Luft fort zu den Wolken. Diese treten zum Fir- so repräsentiren sie das Sein. Denn Thaies sagte, da ist,
mament, welches bereits da ist, und zu beiden treten auf der einen Seite ist er Grundstoff, dort ist, auf der
Sonne, Mond und Sterne. Aus dem Gesichtspunct dieser anderen Seite ist das (Thaletische) Operationsmaterial. Und
Cosmologica wird dann das Schema ad 2 aufgefasst. nachdem Thaies diese als das Seiende, als das Daseiende,
Bei der Heranziehung des Wasserverwandlungs-Experi- als das Gegebene hat, dann sagt er, ich bringe sie zu-
mentes auf beiden Seiten wird Gruppe rechts in 2 Theile sammen, auf dass etwas aus ihnen werde. So hatte
getheilt. Der erste Theil wird als Wasser und Erde Thaies denn vorab das Sein, und erst vermöge dieses
gefasst. Mit ihnen geht das Wasserverwandlungs -Expe- Seins kam er zum Werden. Ich aber, sagt Heraklit, der
riment vor sich. Resultat Orbis terrarum fixus et fluidus.
: ich nicht auf der einen Seite vom Grundstofl!', auf der an-
Nun wird zum zweiten Theil übergegangen. Derselbe deren vom (Thaletischen) Operationsmaterial ausgehe, ich,
wird aufgefasst als Wasser, Erde, Luft. Mit dem Luft- der ich sie von vornherein zusammenbringe, ich habe
wasser und der Lufterde geht dann das Wasserverwand- nicht wie Thaies zuerst das Sein, nein, ich habe sofort
lungs-Experiment vor sich. Resultat: Firmamentum und das Werden. Und so repräsentirt ihm denn seine Materia
Nnbes. Zu beiden tritt dann die Gruppe rechts, das ist secunda das Werden. Indem er sein Problem von der
Sonne, Mond und Sterne, und so decken Nubes und Coe- Materia secunda autstellt, hat er sein Problem vom
lum den Liquor hepatis und Pulvis solaris. Auf die Weise Werden. Indem er nicht wie Thaies auf der einen Seite
haben wir kosmologisch das Schema in der Auffassung, für sich die Grundstoffe annimmt, und auf der anderen
ad 2 Seite nicht für sich das Thaletische Operationsmaterial,
Coelum cum sole, luna, hat er nicht das Sein, und da das Negiren der Tfcale-
j
I. Orbis terrarum fixus astris. l tischen Auffassung darauf hinauskomrat, dass es keine
j

I Orbis terrarum fluidus Nubes cum sole, lun^,| Materia prima giebt, so deckt das Problem vom Leugnen
'

astris. des Seins das Problem vom Leugnen der Materia prima.
ad Secundäre Arcanogenese.
3) Somit kommt die Heraklitsche Aufstellung, dass es kein
In dem Schema, wie es ad 2 aufgefasst wird, haben Sein giebt, wohl aber ein Werden, darauf hinaus, dass es
wir links: Natron und Acid. sulphur, rechts: Pulv. solaris keine Materia prima, wohl aber eine Materia secunda gebe.
und Liquor hepatis. Diese Gruppen treten nun zusammen, Und da die Materia secunda im „Werden“ gegeben isr,
und ergeben die arcanologische Welt, bestehend aus Na- Heraklit aber das Schaffen auf das Werden hinauskommen
tron, Acid. sulphur.. Pulvis solaris, Liquor hepatis. lässt, so beutet er das „Am Anfang schuf Gott u. s. w.“
103 104

dafür aus, dass es schon im Wortlaute der betreffenden eine Materia secunda? Wir vermögen in diesen Dingen
Stelle der Jüdischen Schöpfungsgeschichte liegt, dass nichts zu finden, was einen alchemistischen Sturm zu
Wasser, Erde, Luft =: Materia secunda und nicht Ma- Wege bringen kann. Anders war es bei den Griechen.
teria prima. Die dachten, wenn einmal an dem, den Griechen zukom-
Auf diese Weise liegt jene Aufstellung des Heraklit vom menden Problem von der Materia prima, dem Elementum,
Sein und Werden, welche die Köpfe der Philosophen so der Materia ultima gerüttelt wird, derartig gerüttelt wird,
mannigfach in Bewegung gesetzt hat. dass ein Glied, die Materia prima gestrichen wird, dann
Wie das Heraklitsche Problem vom Werden, so kommt ist der Weg angebahnt, dass auch die anderen Glieder,
auch das Heraklitsche Problem nävia (>el. „Alles fliosst“ das Element und die Materia ultima gestrichen werden.
einfach auf das Problem von der Materia secunda hinaus. Und ist’s so weit gekommen, dann ist ein Rütteln am
Das närrcc, Alles, ist dem Heraklit das, was dem Element arcanologischen Experiment auch nicht mehr fernliegend.
gegenüber steht, das ist die Summe von Erde, Wasser, Macht man sich aber auch an das mit Negirungen, so
Luft. Die Erde ist arcanologisch gefasst, wie wir wissen: wird die Zeit nicht mehr fern sein, wo die ganze Grie-
Eisenvitriol, Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Salmiak; ohi.«che Alchemie über den Haufen geworfen wird. Und ist’s
Wasser und Luft arcanologisch aufgefasst : Salpetersäure, so weit gekommen, dann ist die Griechische Alchemie von
Schwefelsäure, Kalkwasser, Natronwasser. Trotzdem dass der Jüdischen absorbirt worden; sie hat einer Alchemie
diese letzteren als Wasser und Lu.ct aufgefasst werden, dann Platz gemacht, mit der sie nichts zu thun hat. So
constituiren sie doch schlechtweg genommen eine Flüs- schwarz sieht eine verletzte Eitelkeit! Und das Schwarz-
sigkeit. Indem nun nicht das Thaletische Verhältniss sehen bewirkte, dass man gegen den die Materia prima
statt hat, dass Grundstoff und Operationsmaterial für sich negirenden Heraklit Front machte.
isolirt dastchen sollen, indem sie vielmehr sofort zu- Heller sehende Köpfe durchschauten die Sache aber,
sammen dastehen, haben wir, indem Eisenvitriol, Koch- sie sahen ein, dass es mit der negirten Materia prima
salz u. s. w., und Schwefelsäure, Salpetersäure u. s. w., kein so gefährliches Ding sei. Zugleich aber durchschauten
zum arcanologischen Experimente zusammentreten ein sie, dass erregten, erhitzten Mensehen schlecht Moral pre-
Fluidum. Da nun aber dieses Fluidum die Materia digen sei, und so kamen sie denn auf einen genialen Aus-
secunda constituirt, so ist eben die Materia secunda eine weg. Sie stellten die Lehre vom Atomisraus auf.. Dem
Flüssigkeit, oder mit anderen Worten, sie p£t, fiiesst, Atomismus zufolge besteht die Materia prima aus kleinen
womit denn auch in übertragener Weise Erde, Wasser, Körperchen, Atomen, Homöomerien. Diese Atome werden
Luft, das ist das ndviu — qtl. als so klein angenommen, dass sie in der Realität ver-
schwinden. Wenn sie aber auch in der Realität ver-
Atomismus. schwinden, so können sie doch in der Idealität bestehen,
und dass sie in der Idealität existiren können, das ist das
Die Griechen waren ausgezeichnete Menschen. Das Motiv dazu, dass sie angenommen werden können.
verhinderte aber nicht, dass sie eine Schwäche hatten, und Die.ser Atomismus bot nun einen Ausweg für den Streit
das war eine unbegränzte National-Eitelkeit. Wir wollen um die Materia prima dar. Heraklit, so hiess es im An-
die Genialität des arcanologischen Experimentes keines- lehnen an den Atomismus, leugnet nicht die Materia prima,
wegs unterschätzen, wir wollen dieser specifischen Richtung er leugnet blos die Realität der Materia prima, das ver-
in der Griechischen Alchemie unsere volle Anerkennung hindert aber nicht, dass er sie als ideell anerkennt.
zollen, aber das verhindert doch nicht, dass wir dem Fa- Was kann uns aber da, wo Heraklit die Maferia prima
ctum in’s Antlitz schauen, dass der Passus der Jüdischen anerkennt, daran liegen, ob er sie als reell oder ideell
Schöpfungsgeschichte „Am Anfänge schuf Gott u. s. w.“ anerkennt, das sind ja doch nur am Ende Wortklaubereien,
die Basis für die Griechische Alchemie ist, und dass das Denn mögen wir uns ein Ding in noch so kleine Theile
arcanologische Experiment zwar eine geistreiche Pa- theilen, ein Etwas dieses kleinen Theiles bleibt doch, und
rallele zum Jüdischen Wasserverwandlungs-Experiment ist, so kommt die Idealität des Heraklit doch am endlichen
aber immer doch eine Parallele, welche unmöglich ge- Ende auf eine Realität hinaus. Und so ist denn das Ge-
wesen wäre, wenn die Jüdische Alchemie nicht da gewesen schrei, welches ihr ob des Negirens der Materia prima
wäre. Die National-Eitelkeit verhinderte die Griechen (in übertragener Weise des Seins) macht, gar nicht ge-
nun, dieses so recht einzusehen, und auf ihr arcanologi- rechtfertigt. Dass man nun aber dem Heraklit nachsagen
sches Experiment schauend, sagten sie, die Jüdische Al- konnte, er erkenne die Materia prima als ideale an, das
chemie ist eben die Jüdische Alchemie, und die Griechische hängt damit zusammen, dass er sich die, die Materia prima
Alchemie ist eben die Griechische Alchemie, gehört eigens absorbirende Materia secunda flüssig denkt {jiävra Qet),
den Griechen und hat mit den Juden nichts zu thun. — die Thaletische Materia prima aber fest (s. bei Heraklit),
Die Lehre von der Materia prima, dem Elementum und der Nun ist aber da, wo das Flüssige das Feste, das Wasser
Materia ultima ist zwar auch eigens Griechisch, indessen die Erde absorbirt hat, die Erde nur ideell absorbirt, nicht
man hat in ihr nichts anderes, als das Anlehnen an die reell,denn sonst könnte sie unter Umständen, z. B. beim
Jüdische Schöpfungsgeschichte, als einfache Benennungen Abdampfen, und namentlich beim Wasserverwandlungs-Ex-
für das, was diese bietet. Und nachdem diese Prämisse periment, nicht wieder zum Vorschein kommen. Und das
da ist, dann erst kommt das Anlehnen der Materia prima, wird denn eben für die Idealität der Materia prima im
des Elementum, der Materia ultima an die Arcanologica. Heraklitschen Sinne ausgebeutet.
Weil aber die Griechen nun einmal auf die ihnen eigens
'
Vorkämpfer für den Atomismus ist ausser Anaxagoras
zukoramende Alchemie pochten, deshalb nahmen sie die von Clazomenae namentlich Demokrit von Abdera.
Lehre von der Materia prima, dem Elementum, der Ma- Am endlichen Ende bemächtigte sich der Griechische
teria secunda kurzweg als ein ihnen exclusiv Zukommendes, Nationalwitz der Sache. Den Griechen war die Heraklit-
als ein Integrircndes der Griechischen Alchemie, als ein sche Materia prima so ein Schlag, dass sie darüber hätten
in der Griechischen Alchemie Begründetes, als ein Etwas, weinen mögen. Das wird umgedreht, und das Weinen
welches nicht angetastet werden durfte, ohne dass der dem Heraklit zugeschoben. Darum wird Heraklit zum
Griechischen National-Eitelkeit Schach geboten worden wäre. weinenden Philosophen —Heraklit hat immer geweint.
Diese Sachlage muss man vor Augen halten, um sich Dem gegenüber steht denn : Demokrit habe immer gelacht.
ein Factum zu erklären, welches eigenthümlich genug da- Wenn Heraklit in Folge der negirten Materia prima
steht, um so eigenthümlicher, als es sich im Schosse des weint, so muss Demokrit, der Vorkämpfer des Atomis-
genialen Griechenthums entwickeln konnte, dass ist das mus, der sie wieder auf die Strümpfe bringt, lachen —
Factum, dass Heraklit mit seiner Lehre vom Negiren der das eine passt zum andern.
Materia prima einen Sturm unter den Griechischen Alche- Das, in der Griechischen Alchemie so sehr im Vorder-
misten heraufbeschwor. Was ist denn so überschwänglich gründe stehende Datum, dass Plato, wie wir später sehen
an dieser Materia-prima-Negirung ? Was ist sie denn an- werden, reelle und ideelle Elemente annimmt, hat die, bei
ders, als eine alchemistische Speculation, wie es deren der Materia prima in Bezug auf den Atomismus zur Sprache
hundert andere giebt? Was kann man denn dagegen haben, gekommene Realität und Idealität als Ausgangspunct.
wenn Fleraklit sagt, da.=, was Thaies getrennt aufstellte, Wichtig wird auch die Lehre vom Atomismus in Bezug
das vereinige ich sofort, und erhalte so an Stelle der auf die Alexandrinische Lehre vom koyog, wie wir das
Thaletischen Materia prima plus dem Thaletischen Element seiner Zeit sehen werden.
105 106

Empedokles von Agrigent. Materia ultima kann er vorab nicht gebrauchen, denn
Materia ultima ist die absolvirte Welt, der xoa/xos, der
Empedokles ist derjenige, der zuerst die weltberühmten wird aber erst aus den Dingen, welche der Passus „Am
4 Elemente aufstellt: Erde, Wasser, Luft, Feuer. Anfang u. s. w. “ bringt. Es bleibt ihm also noch die
Die Empedokleische Elementenlehre ist ein alcliemisti- W’’ahl zwischen Materia prima, Materia secunda, Elemen-
sches Problem, wie es hundert andere alchemistische tum. Davon wählt er Elementum, und zwar deswegen,
Probleme giebt. Etwas hervorragend schlagendes, drasti- um einen Au.sdruck zu bekommen, vermittelst dessen er
sches hat sie durchaus nicht. Dass sie aber trotzdem auf alle seine Haupt- Vorgänger, d. i. Thaies, Anaxi-
sich zu einer Weltberühmtheit aufgeschwungen hat, welche mene.s, Heraklit zurückgreifen kann. Würde er Materia
so weit geht, dass noch heute die Kinder auf der Schul- prima wählen, so hätte er einen Ausdruck, mittelst dessen
bank wissen, es gebe vier Elemente, welche Feuer, Was- er auf Thaies und Anaximenes zurückgreifen könnte, nicht
ser, Luft und Erde heissen, das kommt daher, dass die aber auf Heraklit, würde er Materia secunda wählen so ,

Griechen der Empedokleischen Lehre von den 4 Elementen hätte er einen Ausdruck, mittelst .dessen er auf Heraklit
so sehr zujubelten, sie mit Prägnanz zu ihrem National- zurückgreifen könnte, nicht aber auf Thaies und Anaxi-
Eigenthum machten, mit Emphase auf sie eingingen, und so menes. Nimmt er aber den Ausdruck Element, so kann
lange es eine Griechische Alchemie gab, sie in den Vorder- er, wie gesag’t, auf Thaies, Anaximenes und Heraklit zu-
grund schoben. rückgreifen, denn alle constatiren das Element, wo nur zwei
Empedokles fasste den Griechen gegenüber die Sache der Materia prima und nur einer der Materia secunda
am rechten Ende an. Deren rothes Gespenst war die Jü- huldigen.
dische Alchemie. Die National-Eitelkeit wollte nicht, dass Es kommt aber dem Empedokles deswegen darauf an,
sie sich offen gestanden, dass sie zu dem, was wir bei einen Ausdruck zu haben, vermittelst dessen er auf Thaies,
Thaies, Anaximenes, Heraklit haben kennen lernen, nie Anaximenes und Heraklit zurückgreifen kann, weil er für
gekommen wären, wenn keine Jüdische Alchemie existirt seine 4 Anft iigs - Dinge den Griechen die Autorität der
hätte. Im Geheimen aber nagte an ihrem Herzen der Griechen vorführen will, und nicht die Autorität der Jü-
Wurm: und doch stecken wir in Jüdischen Schuhen. Sie dischen Schöpfungsgeschichte. An der Hand seines Aus-
befürchteten, indem sie sich ofien gegen die Jüdische Al- druckes Element sagt er, Thaies stellte das Element Wasser
chemie erklärten, und im Stillen ihr huldigten, dass ein- auf, seht ihr ,
da ist eine Berechtigung für das Element
mal der Tag kommen würde, wo die Jüdische Alchemie Wasser. Anaximenes stellte das Element Luft auf, seht
ihre Alchemie absorbiren würde, und daher der Sturm gegen ihr, da ist eine Berechtigung für das Element Luft. He-
dienegirte Materia prima des Heraklit, von dem wir im vorigen raklit stellte das Element Feuer auf, da ist eine Berech-
Abschnitt gesprochen. Der wahre Retter in dieser Noth war tigung für das Element Feuer. Das wären aber erst 3
nun Empedokles. Er zersprengte die Fesseln der Jüdischen Elemente. Wo bleibt das vierte, die Erde? Nun, da
Schöpfungsgeschichte, und darum jubelte man ihm entge- sagt Empedokles das was dem Thaies das
, , W
asser war,
gen, darum wurde er der eigentliche Griechische National- das wurde dem Anaximenes Wasser und Erde. Nun war
Alchemist. Nicht seine 4 Elemente rissen die Griechen dem Thaies aber das Wasser Element, also liegt es auch
hin, nein, das riss sie hin, wie er sie begründete, dass er nahe, dass die Erde Element ist. Und so sind denn die
sie aus sich selbst heraus begründete, und damit der Jü- 4 Elemente, Wasser, Luft, Feuer, Erde, da.
dischen Schöpfungsgeschichte den Rücken kehrte. Nun kann man aber einwerfen, Thaies, Anaximes, He-
Im Grunde ist nie Jemand mit der Griechischen Al- raklit kommen ja zu ihren Elementen durch gar nichts
chemie so umgesprungen, wie Empedokles. Die Materia anderes als durch die Jüdische Schöpfuugsgesclüchte, also
prima negirte er, auf das arcanologische Experiment re- am Ende doch wieder diese fatale Schöpfungsgeschichte.
flectirte er nicht, ein eigentliches Schema hat er nicht — Und dann kann man auch einwerfen, dass die betreffenden
was will man mehr? Und doch ist er der wahre Mann Autoritäten doch streng genommen nur auf 3 Elemente
seines Volkes, weil er — dem rothen Gespenst der Jüdi- führen, dass die Erde einen Scrnpel zulasse, indem zwar
schen Alchemie den Garaus machte. Anaximenes das als Wasser und Erde nimmt, was Thaies
Man muss etwa nicht denken, dass Empedokles etwa als Wasser nimmt, dass aber Anaximenes die Erde als
nicht die Jüdische Schöpfungsgeschichte ausbeutete. O, Materia prima aufgefasst haben will, und nicht als
das that er ebensowohl wie seine Antecessoren. Er wusste Element. Und endlich kann man den Empedokles
sich nur zu stellen, als wenn er es nicht getban, und so fragen, wie er denn dazu kommt, seine 4 gebotenen Dinge
die Griechen zu düpiren. Die Empedokleischen 4 Ele- gerade Elemente zu nennen. Darum kann Empedokles
mente sind gar nichts anderes, als Jüdische Schöpfungs- bei seiner Autoritäten-Demonstration nicht stehen bleiben,
geschichte. Empedokles fasst einfach vorab den betreffen- er muss, um den Griechen gerecht zu werden, sich ben- >

den Passus der Jüdischen Schöpfungsgeschichte wie He- drein nach einem anderen Weg Umsehen, um seine -1 Ele-
raklit, nämlich: mente unterzubringen. Und da rechnet er denn den
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Griechen vor, dass es 4 Elemente gebe. Das ist, er
Erde war ein Durcheinander, und Finsterriiss auf der Ober- rechnet ihnen den Thatbestand vor, um gegen die Jü-
fläche des Abgrundes, und der Geist Gottes schwebte auf dische Schöpfungsgeschichte gedeckt zu sein, er rechnet
der Oberfläche des Wassers. Und Gott sprach: Es werde ihnen vor dass es vier Elemente gebe
,
um gegen den
,

Licht. Und es wurden Sonne, Mond und Sterne. Einwurf mit der Erde gedeckt zu sein, er rechnet ihnen
Hier bekommt er wie Heraklit heraus: Erde, Wasser, vier Elemente vor, damit gerade diese und nicht vier
Luft, Feuer. Materiae primae herauskommen. Auf die Materia secunda,
Nun sagt er aber, ich sehe nicht ein, wie meine Ante- die etwa das Element vertreten könnte braucht er nicht
,

eessoren bei diesen verschiedene Gesiohtspuncte annehmen weiter zu reflectiren, denn die Materia secunda ist ein
können. Die Einen sagen, das ist Materia prima, jenes Heraklitscher Ketzerstandpunct. Diese Empedokleische
Element, der Andere sagt, das ist Materia secunda, jenes Rechnungs-Speculation ist der Vorläufer für die Proportion,
Element. Das ist nichts. Am Anfänge erschuf Gott alle der sich Plato in die Arme wirft, und die wir bei diesem
diese Dinge, alle repräsentiren das, was Gott am Anfänge kennen lernen werden.
schuf. Als Anfangs-Dinge haben sie aber einen Empedokles sagt wir haben 4 Arcana. Das ist acht
,

Charakter; den General-Standpunct, den das Eine einnimmt, Griechisch. Ebenso acht Griechisch ist es, dass diese
nimmt auch das andere ein. Ist das eine Materia prima, Arcana (Mater, ultima) hervorgehen aus dem Grundstoff
so ist es auch das andere, ist das eine Element, so ist es und dem Operationsmaterial, das ist aus der Materia pri-
das andere auch. Der Name thut überhaupt nichts zur ma und dem Elementum. Wenn nun Materia prima und
Sache, der Begriff Anfangs -Ding reicht vollkommen Element apathisch neben einander lagerten, so hätten •wir
hin. Nun müssen aber, um den Griechen gerecht zu werden, Materia prima -h Elementum =
Materia ultima. Das
die Anfangs-Dinge einen jenen geläufigen Namen haben, hat aber nicht statt, Materia prima und Element lagern
und da wählt denn Empedokles den Namen Element. nicht apathisch neben einander, sobald sie Zusammen-
Dazu kommt er folgendermassen. Er hat unter den Na- kommen, und das müssen sie, wenn sie die Materia ultima
men, welche er zur Auswahl vor sich hat, um den Grie- ergeben sollen, dann müssen sie chemisch auf einander
chen gerecht zu werden, die Namen : Materia prima, Ele- w'irken. Dieses chemische Aufeinander wirken bedingt eine
mentum, Materia secunda, Materia ultima. Den Namen Multi plication und nicht eine Addition, indem nämlich
107 108

die Sache derartig liegt, dass das Element die Kraft, Empedokles die Mater, ultima, oder wie er sie zersplittert,
|
welche die Materia prima hat, vervielfältigt. Und so die Materiae ultimae, aufgefasst haben will. Er will sie U
kommt denn heraus, nicht dass Materia prima +
Ele- als Elemente aufgefasst wissen, und da doch Element nicht M
mentum Materia irltima, sondern dass: so kurz hin Materia ultima und Materia ultima nicht so «
Materia prima X
Elementum =
Materia ultima kurz hin Element sein kann, so kommt die Sache darauf 9
Wir bemerken hierzu dass Empedokles mit demselben hinaus, dass die Materia ultima, dieFortentwickelung •

Recht sagen konnte Materia prima


:
,

+
Elementum Ma- = des Elementes ist. Als Fortentwickelung des Elementes
teria ultima als: Materia prima X Elementum := Materia ist Materia ultima etwas, was auf der einen Seite etwas t

ultima. Denn warum soll man beispielsweis nicht gerade anderes ist, als das Element, denn die Fortentwickelung
sowohl sagen können: Natron +
Acid, iritricum =
Natron aus dem Element ist nicht das Element kurz weg, und
j

nitricum, als: Natron X


Acid. nitricum =
Natron nitri- was auf der anderen Seite doch auch wieder Element ist, !

cum, oder warum soll nicht gerade so wohl: Schwefel und denn wenn sich die Materia ultima aus dem Element fort-
Salmiak + Kalk= Liquor hepatis als Schwefel und Sal-
: entwickelt, so trägt sie auf Grund dessen den Stempel des i-

miak X Kalk = Liquor hepatis u. s. w. ? Die Sache Elementes, kommt, wenn man der Sache auf den Grund
liegt so, dass Empedokles Materia prima +
Elementum = geht, am endlichen Ende auf das Element hinaus.
i

1
Materia ultima nicht gebrauchen kann Materia prima ,
Diese Auflassung der Materia ultima .als die Fortent- 1

X Elementum = Materia ultima aber w o h 1 gebrauchen Wickelung des Elementes zeigt nun, wie verkehrt es ist, 1
kann. Die Griechen aber gingen auf die Intention des dass Empedokles die 4 Anfangs-Dinge „Elemente“ nennt. j
Empedokles, sich doch ja an die letztere Aufstellung zu Materiae primae und nicht Elemente,
sind sie J
halten, und nicht an die erstere, willig ein, weil er sie, goixsin. Denn wenn man Dinge hat, welche sich ver-
wie allseitig, so auch hier, mit dem rothen Gespenst der möge der ihnen innewohnenden Natur zur Welt fortent- *

Jüdischen Alchemie zu schrecken wusste. Er sagte, wickeln, so charakterisiren sie sich gerade dadurch, dass 4

addirt ihr nur immerhin, statt zu multipliciren dann, sie keines Vermittelungsgliedes got/ftov, bedürfen, um
, 1

werdet ihr schon in die Jüdische Alchemie immer tiefer zur Welt zu werden. Wie können denn nun diese Dinge <

hinein gerathen. Seht euch den Pythagoras an, nun der Vermittelungsglieder Elemente, goixsta sein?
,
Nein,
hat addirt. Ist aber seine Alchemie etwas anderes, als Materiae primae sind diese Dinge, Anfangs - Dinge,
die acht Jüdische Alchemie, sind seine philosophischen Dinge, die den Anfangs-, den Ausgangs-Punct bilden; aui
Zahlen etwas anderes, als die acht Jüdischen philosophi- dass der Endpunct Materia ultima herauskommt. Indem
schen Zahlen? Nelmit ein Beispiel daran, was beim Ad- nun Empedokles den Griechen die 4 Elemente bietet, wo
diren herauskommt. er ihnen die 4 Materiae primae bieten sollte, sieht man,
Indem nun Empedokles vorab seine Multiplications- wie dieser Mann seinen Landsleuten eben Alles bieten
Gleichung hat, giebt er ferner den Ausdrücken Zahlen. konnte. Der Helfer in der Noth dem rothen Gespenste
Der Materia ultima giebt er die Zahl 4. Dazu kommt der Jüdischen Alchemie gegenüber darf sich Alles erlauben.
er derartig ,
dass er den Ausdruck Materia ultima nicht, Der Umstand nun, dass die 4 Elemente des Empedokles
wie seine Antecessoren, generell fasst, sondern speciell. nichts anderes sind als 4 Materiae primae bewegt die |

Er sagt, bei jedem Arcanum hat der Vorgang statt, dass Römer, gxoiX^top mit Elementum, dass ist im Grunde
Materia prima X Elementum =
Materia ultima. Also nichts anderes als Materia prima, zu übersetzen, woher
;

kommen so viele Materiae ultimae (pluraliter) heraus, als denn auch unser „Element“ kommt. Die Griechen aber,
es Arcana giebt. Nun giebt es vier Arcana, und dem entweder durch die Lateinische Uebersetzung aufmerksam
gegenüber muss es auch 4 Materiae ultimae geben. —
Die gemacht, oder selbst einsehend, wie sehr der Ausdruck
Materia prima negirt er. Müsste also sein: Materia prima goiXitop im Argen liege, verfallen auf den Ausweg, den
= 0. Die Null kann er aber nicht gebrauchen, denn Ausdruck zö öp, das Seiende, einzuführen. Dieser Aus- j

.alsdann müsste die Zahl, welche das Element erhält, mit druck OP verdrängt aber nicht etwa den Ausdruck gox^lop,
=
!

0 multiplicirt werden 0 mal eine Zahl ist aber 0, sondern läuft blos neben ihm her, um Scrupulosen gegen-
;

und so würde herauskommen: Materia ultima =


0, was über eine Deckung für das, durch Empedokles gebotene
ein Unsinn wäre. Er stellt daher an die Stelle der 0 eine und auf seine Autorität hin beibehaltene goixdop zu
1. Das erlaubt er sich auf Grund dessen, dass er an- haben.
lehnend an den Atomismus die Materia prima einerseits Anlehnend daran, dass Empedokles 4 Elemente hat,
•als eine reine Idealität nimmt,
|

andererseits als eine Ide- welche sich zu 4 Materiae ultimae fortentwickeln, stellt
alität, die bei Lichte betrachtet, doch jwieder auf eine
er Elemente und Arcana IF. gegenüber
Realität hinauskommt. Als reine Idealität, sagt er nun,
= Wasser — Acid. sulphuricum
ist zwar Materia prima 0, als eine Idealität aber, die
Erde — Natron
Luft — Liquor hepatis
bei Lichte besehen, doch auf eine Realität hinauskommt,
ist Materia prima = 1 Denn die 1 steht als der Anfang
.

Feuer — Pulvis sol.aris


der Zahlen mit einem Fusse in der Nicht- Zahl und mit
dem anderen Fusse in der Zahl. Gerade so ist es aber Das ist: Das Wasser entwickelt sich fort zum Acid. sul-
mit einer Idealität, die am endlichen Ende auf eine Rea- phuricum, die Erde entwickelt sich fort zum Natron, die
lität hinauskommt, auch sie steht mit einem Fusse in der Luft entwickelt sich fort zum Liquor hepatis, das Feuer-
Idealität, mit dem anderen Fusse in der Realität. Und so entwickelt sich fort zum Pulvis solaris. Und umgekehrt,
h.at Empedokles denn, wie gesagt, Materia prima 1. = wenn man, von der Materia ultima ausgehend, zum Ele-
Indem nun Materia prim.a =
1 gesetzt*wird, und Materia
ment zurückkehrt, daun kommt am endlichen Ende Acid.
ultima = 4, erhält Elementum x, und so macht sich denn sulphur. auf Wasser hinaus, Natron auf Erde, Liquor
die Gleichung hepatis auf Luft, Pulvis solaris .auf Feuer. Oder kurz:
Materia prima X Elementum Materia ultima Acid. sulphur. ist das Wasser - Arcanum Natron ist das
,

in Zahlen gefasst: 1 x .4 = Erd-Arcanum, Liquor hepatis ist das Luft-Arcanum, Pul-


X =% vis solaris ist das Feuer- Arcanum.
X i — Acid. sulphuricum ist das Wasser- Arcanum, weil Acid. ,

womit denn den Griechen vor ge rechnet ist, dass es sulphuricum flüssig ist, Wasser ist. Natron ist das Erd- |

4 Elemente giebt, vorgerechnet ist, dass es gerade vier, Arcanum, weil Natron fest ist, Erde ist. Liquor hepatis
und nicht drei Elemente giebt. Es restirt also blos noch, ist das Luft-Arcanum, weil Liquor hepatis stark riecht,
dass er ihnen vorrechnct, dass es vier Elemente giebt, das die Geruchsnerveu Afficirende aber als Luft gefasst
und nicht 4 Materiae primae. Und das macht sich ein- wird. Auf Grund einer solchen Auffassungsweise sagen >

fach so, dass er in die Gleichung wir heute noch, wenn wir in ein Zimmer kommen, in
Materia prima X Elementum. =
Materia ultima dem es schlecht riecht: Hier herrscht eine schlechte Luft
an der Hand dessen, dass M.ater. prima =
1, für Mater, Damit haben wir es nicht gerade auf die Luft abgesehen,
prima den Ausdruck „Einheit“ setzt. Dann hat er sondern auf den schlechten Geruch. Wir ziehen die Luft
Einheit X Elementum =
Materia ultima blos deswegen heran, weil wir, wie Empedokles und die
das ist aber Element = Materia ultima. Element und Griechen überhaupt — auch die Inder thaten es bereits
nicht Materia prima =
Materia ultima. — das, unsere Geruchsnerven Afficirende „Luft“ nennen.
Die letztere Gleichung führt nun zugleich daraiif, wie Pulvis solaris ist das Feuer-Arc.anum, weil die Farbe des
109 110

Pulvis solaris ruber mit der Farbe des Feuers paralleli- Anhaltspuncte für ein solches zu finden. (Plato ist, wie
sirtwird. wir später sehen werden, hierin kühner als Empedokles,
Kosmologiscb lässt Empedokles die Welt in vier indem er an der Hand der vier Elemente wohl ein Schema
Theile ,
in vier Materiae ultimae zerfallen. Diese sind lierausbekoramt.) Er sagt, Thaies setzte in seinem Schema
1) Orbis terrarum fluidus, 2) Orbis terrarum fixus, 3) Him- die Materia prima links, das Element rechts. Ebenso
mel, 4) Sonne, Mond und Sterne. Diese vier Cosmologica Anaximenes. Heraklit setzte die Materia secunda links,
stellt er den Elementen ff. gegenüber: das Element rechts. Was soll ich nun in dieser Be-
Wasser —
Orbis terrarum fluidus ziehung thun? Ich habe Element und wieder Element,
Erde —
Orbis terrarum fixus ich bekomme auf Grund dessen links und rechts eine
Luft — Hammel Elementengruppe. Wo wäre da der Gegen,satz, auf den
Feuer — Sonne,
Mond und Sterne allein die Gruppen- Aufstellung gegründet ist, und welcher
Das ist: Das Wasser entwickelt sich fort zum Orbis ter- bedingt, dass die beiden Gruppen zusammentreten?
rarum fluidus, die Erde entwickelt sich fort zum Orbis Da nun Empedokles au der Aufstellung eines Schemas
terrarum fixus, die Luft entwickelt sich fort zum Himmel, an der Hand seiner Elemente verzweifelt, so wird er be
das Feuer entwickelt sich fort zu Sonne, Mond und Ster- wogen, sich nach einem Auswege umzusehen, welcher
nen. Und umgekehrt, wenn man, von der Materia ultima ihm das bietet, was ihm ein Schema bieten würde, das
ausgehend zum Element zurückkehrt dann kommt am
, , ist die Arcanen-Zwei und die Arcanen-Eins. Und dieser
endlichen Ende Orbis terrarum fluidus auf Wasser hinaus, Ausweg ist die Lehre von den einfachen Elementar-Qua-
Orbis terrarum fixus auf Erde, Himmel auf Luft, Sonne, litäten und die .sich an diese knüpfende Lelu’e von der
,

Mond und Sterne auf Feuer. Oder kurz: Orbis terrarum ifiilla und dem vslxog.
fluidus ist das Wasser-Cosmologicum, Orbis terrarum fixus
I ist das Erd-Cosmologicuin, Himmel ist das Luft-Cosmolo- «0 Die Lehre von den einfuchen Elementar-
gicum, Sonne, Mond und Sterne sind das Feuer-Cosmolo- Qualitäten.
gicum. Der näheren Motivirung dieser Auffassung bedarf Diese Lehre besteht darin, dass den Elementen die
es weiter nicht, sie liegt auf der Hand. Eigenschaften: Nass, Heiss, Trocken, Kalt beigelegt wer-
I
Wir wissen, dass Thaies, Anaximenes, Heraklit dem den. Wenn schon vor Empedokles dem Feuer die Hitze
I
Vier-, Zwei- und Ein-Arcanum huldigen. Das möchte und dem Wasser die Nässe zuertheilt werden, so muss
! nun auch Empedokles thuu. Aber wie? Die Arcanen- man das nicht mit der eigentlichen Leine von den Ele-
Vier hat er, wie seine Antecessoren. Aber die Arcanen- mentar-Qualitäten verwechseln. Das sind nichts anders,
j
Zwei? Abgesehen vom Schema, welches seine Anteces- als sich von selbst verstehende Ideen- Associationen. Denn
soren durch seine zwei Gruppen auf die Zwei führte, wo Feuer ist, da denken wir unwillkürlich, dass wir uns
hatten sie die Zwei dadurch, dass unter den vier Arcanis verbrennen können. Und damit haben wir Feuer-Heiss.
zwei und zwei fest sind, wodurch also in die Vier-
flüssig Und wo wir Wasser vor uns haben, da denken wir un-
zahl dieZweizahl kommt. Auf die Weise kann nun willkürlich, dass es nass ist, dass wir damit unseren Kör-
Empedokles nicht zur Zwei kommen. Wie, hat Empe- per, unsere Kleider u. s. w. benetzen können. Und damit
dokles denn nicht die 4 Arcana seiner Antecessoren, und haben wir: Wasser-Nass. Diese unwillkürlichen Ideen-
indem er sie hat, hat er da nicht zwei flüssige und zwei Associationen sind nun zwar die Basis für die Lehre
feste Arcana, und damit sowohl, wie diese, die Zwei? von den Elementar - Qualitäten sie sind aber nicht die
,

Antwort: Nein, bei Empedokles liegt die Sache anders, Lehre selbst. Diese besteht darin, dass man, von der
wie bei seinen Antecessoren. Gemäss der Aufstellung nassen Eigenschaft des Wassers und der heissen des Feu-
Element =
Materia ultima kommt die Materia ultima auf ers ausgehend, die Gegensätze dieser Eigenschaften als
das Element hinaus. Acid. sulphur. ist dem Empedokles Trocken und Kalt in’s Auge fasst und diese Gegen-,

nicht Acid. sulphur., sondern fortentwickeltes Wasser, sätze der Luft und der Erde zutheilt, so dass man für
Natron ist dem Empedokles nicht Natron, sondern fort- die 4 Elemente die 4 Elementar- Qualitäten: Nass, Trocken,
entwickelte Erde. Und so analog mit den beiden anderen Heiss,KaH herausbekommt.
Arcanis. Empedokles hat also in den vier Arcaiüs nichts Es steht nun nicht fest, ob Empedokles aufstellt:
anderes, als die Elemente. Bei diesen hat er aber wohl Wasser ist nass
in Bezug auf Wasser und Erde ein Flüssiges und ein Feuer ist heiss
Festes, er hat aber uncht das Flüssige und das Feste in Luft ist trocken
Bezug auf Luft und Feuer. Und das ist der Grund, Erde ist kalt
dass er nicht in Bezug auf die Arcanen-Zwei wie seine
oder ob er aufsiellt:
Antecessoren calculiren kann. Und die Arcanen- Eins ?
Wasser ist nass
Auch die hat er nicht. Seine Antecessoren hielten sich,
Feuer ist heiss
abgesehen von dein Schema, welches ihnen die Eins bot,
Luft ist kalt
an das, mit dem Wasserverwandlungs- Experimente pa-
Erde ist trocken,
rallel laufende arcanologische Experiment, hatten so die
das ist also, es steht nicht fest, ob Empedokles der Luft
Parallele von kosmologischer und areanologischer Welt,
das Trocken oder Kalt, der Erde das Kalt oder Trocken
und damit knüpfte sich an die eine Welt das Ein-Ar-
zutheilt.
canum. Empedokles reflectirt nun zwar nicht auf das
Vielleicht thut er gar beides, und sagt also, man kann
arcanologische Experiment, trotzdem lässt er aber doch
ad libitum eine oder die andere von den beiden Aufstel-
die kosmologische Welt der arcanologischen parallel lau-
lungen nehmen.
fen, denn wir haben ja im Obigen gesehen, dass er die
Sagt man, die Erde ist kalt, so lehnt man an eine
Arcana sowohl als die Cosmologica aus den Elementen
noch jetzt geltende Volksvorstellung, der zufolge mau
hervorgehen lässt. Also die Parallele von kosmologischer
sagt, der Todte wird in die kalte Erde gesenkt, der
und arcanologischer Welt ist da. Aber da hapert die
Sache, dass er mit dieser Parallele noch nicht das Ein-
zufolge Hauff singt:

Arcanum hat. Denn er huldigt ja nicht der Materia ul- Gestern noch auf stolzen Rossen,
tima, sondern den Materiis ultimis. Was seine Anteces- Heute durch die Brust geschossen.
.soren also auf die Eins führte, das führt ihn auf die Vier. Morgen in das kühle Grab.
Also wo bleibt ihm die Eins? Sagtman, die Erde is't trocken, so lehnt man daran,
Wenn also Jemandem ein Schema noth
thäte, so wäre dass Wasser und Erde gegenüber .stehen. Denn wo das
cs dem Empedokles. Hätte er ein solches, dann könnte Wasser flüssig ist, ist die Erde fest. Ob man nun
er sagen, einerlei, ob die Sache so oder so liegt, ich aber in dieser Beziehung sagt, die Erde ist fest, oder
habe ein Schema. Dieses Schema bietet mir die vier sie ist trocken, wird wohl am Ende auf dasselbe liinaus-
Arcana, resp. vier Cosmologica, resp. vier Elemente, und kommeia. Und ganz abgesehen hiervon weim einmal
so habe ich die Vier. Das Schema hat zwei Gruppen kraft des Flüssig —
Fest der Gegensatz gegeben ist,
,

und damit habe ich die Zwei. Es ist ein Schema, und so führt dieser Gegensatz darauf, dass wo Wasser nass
damit habe ich die Eins. Auf die Weise beuteten ja ist,Erde trocken ist.
auch seine Antecessoren das Schema für die 4, 2, 1 aus. Sagt man nun, die Erde ist kalt, so hat man ein-
Aber Empedokles hat kein Schema. Er weiss keine fach per exclusionem: die Luft ist trocken.
m 112

Sagt man dagegen, die Erde ist trocken, so hat Nass


man einfach per exclitsionem : die Luft ist kalt. Kalt
Nehmen wir dagegen das Gegentheil von Kalt und las-
h') Die Lehre von der q.iXia und dem reixog. sen das Trocken intact, so erhalten wir:
Diese Lehre besteht darin , dass die Elementar - Quali- Trocken
täten nach einem polaren Anziehungs-Verhältniss , (faXla, Heiss
und einem polaren Abstossuugs-Verhältniss, VEixog, gegen- Bei den einzelnen Umkehrungen kommen also als
übergestellt werden und aus dieser Gegenüberstellung
,
ytIt«-Verhältnisse heraus:
abgeleitet wird dass von den Elementen selbst die einen
,
1 Trocken ,
j
Nass j
Nass , l Trocken
in einem ^ul/«-Verhältuiss, die anderen in einem vtlxog- Heiss
j j Kalt I Kalt 1 Heiss
Verhältniss stehen. Da nun a dasselbe und b dasselbe ist als c,
ist als d,
Was zunächst das F eindsch aft s- Ver hältniss, so kommen bei den Umkehrungen nur zwei Resultate
das PEixog, anbetrifft, so muss man dasselbe nicht mit heraus, und es giebt daher,wie es zwei »'Sizof-Verhält-
einem Unmöglichkeits-Verhältniss ideutificiren. Zwei Ele- nisse giebt, auch zwei (/uAia-Verhältnisse. Nämlich:
mentar - Qualitäten können in einem yfizof - Verhältniss (Trocken „ (Nass
Haha 1
1 if iU« 2
stehen, ohne dass gerade ein Unmöglichkeits-Verhältniss I j

zwischen ihnen statt hat. Es wird beim vEtxog blos der Jetzt werden die vElxog- und die yul/a - Verhältnisse
systematische Gegensatz in’s Auge gefasst. auf die Elemente übertragen. Nimmt man nun:
Ein Unmöglichkeits-Verhältniss hat statt zwischen den — Nass
Wasser
Elementar - Qualitäten — Kalt
Erde
Kalt und Heiss, Feuer — Heiss
und zwischen den Elementar - Qualitäten Luft — Trocken
Nass und Trocken, so erhält man als
denn unmöglich, dass das, was heiss ist, kalt
es ist eben
VEixog 1
W asser
VEixog 2
Luft
sei, und dass das, was nass ist trocken sei. Für solche ,
Feuer Erde
Verhältnisse hat das yetxog - Verhältniss weiter keinen Nimmt man dagegen:
Platz. Dagegen hat ein retxog statt zwischen: — Nass
Wasser
1) Nass und Heiss. Hitze vertreibt die Denn die — Trocken
Erde
Nässe und die Nässe vertreibt die Hitze. Ein mit Wasser Feuer — Heiss
gefülltes Gefäss kann man mittelst untergelegten Feuers Luft — Kalt
leer machen; das Wasser löscht das Feuer. Im ersten so erliält man als
Falle vertreibt die Hitze die Nässe, im zweiten Falle die
VEixog 1
W asser
VEixog 2
Erde
Nässe die Hitze. Hier haben wir denn auch einen Beleg Feuer Luft
für das was wir vorlün sagten dass zwei Qualitäten in
, ,
In beiden Fällen kommt also dasselbe heraus, denn ob
einem vf.lxog zu einander stehen können, ohne dass ge- Luft und Erde oder Erde und Luft in einem vEixog
,

rade ein Unmöglichkeits-Verhältniss zwischen ihnen statt stehen, bleibt sich gleich.
hat. Denn ein Unmöglichkeits-Verhältniss findet keines- Nimmt man nun wieder die erste Aufstellung, so er-
wegs statt zwischen Nass und Heiss. Kann doch das, hält man als
was nass ist, zugleich heiss sein, z. B. kochendes Wasser. Luft Wasser
(f)tUa 1 (fuXia 2
2) Trocken und Kalt. Wenn Empedokles ein feind- Feuer Erde
liches Verhältniss zwischen Trocken und Kalt obwalten Nimmt man dagegen die zweite Aufstellung, so er-
lässt, so denkt er bei der Trockenheit einerseits an die hält man:
Dürre. Dieser Dürre - Trockenheit steht die Kälte feind-
fpiXicc 1
Erde
(piXia 2
W asser
lich gegenüber, denn bei kaltem Sommer ist die Dürre Luft
Feuer
unmöglich. Andererseits aber hat er auch trockenes Holz Und das ist nicht dasselbe für beide Fälle. Die
vor Augen, entgegen deni nassen Holze. Trockenes Holz ytita- Verhältnisse gestalten sich also anders, ob man
brennt, nasses Holz nicht. Trockenes Holz hat also eine sagt Luft ist trocken und Erde ist kalt
: oder ob man ,

(f
tXicc zu Feuer zur Hitze und weil dem so ist des-
, , ,
sagt: Luft ist kalt und Erde ist trocken.
wegen hat es ein vflxog zur Kälte. Wie bei Nass und Es führt nun den Empedokles seine (piXia darauf, dass
Heiss zwar der systematische Gegensatz, aber noch lange er, der 4 Elemente hat, diese 4 Elemente in 2 Gruppen
kein Unmöglichkeits-Verhältniss da war, so auch hier. zusammenstellen kann. Denn was in einem Freundschafts-
Wenn Trocken und Kalt auch in einem j^ef;(Of-Verhält- Verhältniss steht, das verträgt sich zusammen, und was
niss stehen, so bilden sie doch noch kein Unmöglichkeits- sich zusammen verträgt, dafür ist Raum in einer Gruppe.
Verhältniss. Was trocken ist, kann ja zugleich auch kalt Bei der ersten yult«- Aufstellung kommen in eine Gruppe
sein, z. B. ein Stück Eisen, welches in der Winterkälte Luft und Feuer; in eine andere Gruppe: Wasser und
gelegen. Erde. Bei der zweiten ^Ht«-Aufstellung kommen in eine
Wir haben also: Gruppe: Erde, Feuer; in eine andere Gruppe: Wasser,
Nass Trocken Luft. So wie so ist es aber motivirt, dass man sagt:
VElxog 1 VEixog 2 Wir haben zwar 4 Elemente, indessen diese 4 Elemente
Heiss Kalt
gestalten sich zu zwei Gruppen. Damit ist der Elementen-
Was das Freundschafts-Verhältniss, die (fnXia,
Zwei Rechnung getragen. Indem aber der Elemente n-
betrifft, so ist iUa das Gegentheil von
vElxog. Wir
(f
bekommen also die einzelnen yitltu-Verhältnisse heraus,
Zwei Rechnung getragen ist, ist auch der Arcanen-
Zwei und der kosmologischen Zwei Rechnung getragen,
wenn wir die einzelnen »'«izo?- Verhältnisse umkehren, in
denn die Arcana und Cosmologica knüpfen sich an die
das Gegentheil verwandeln. Also wir hatten
Elemente.
l Nass
,

^
Sowohl wie nun Empedokles an der Hand seiner (piXia
I
Heiss
der Elementen-Zwei Rechnung trägt, ebensowohl trägt er
Nehmen wir hier das Gegentheil von Nass und lassen auch an ihrer Hand der Elementen - Eins Rechnung. Er
das Heiss intact, ^o erhalten wir: sagt nämlich: Wenn zwei Grössen einer dritten gleich
l Trocken sind, so sind sie einander gleich. Ich habe zwei Elemen-
^ Heiss
I ten-Gruppen. Jede Gruppe für sich seilt ein yiAtct-Ver-
Nehmen wir dagegen das Gegentheil von Heiss und hältniss dar. Also haben sie auch unter einander ein
lassen das Nass intact, so erhalten wir: -Verhältniss. Wenn sie aber unter einander ein
, )
Nass - Verhältniss haben, so treten sie zu einer (piXia
“ i Kalt zusammen. Und damit ist denn der Elementen-Eins Rech-
Ferner hatten wir: nung getragen. Indem nun aber'der Elementen-Eins
„1 Trocken Rechnung getragen ist, ist damit auch der Arcanen-
vEixog 2
j Eins und der kosmologischen Eins Rechnung getragen,
Nehmen wir hier das Gegentheil von Trocken und las- denn Arcana und Cosmologica knüpfen sich an die Ele-
sen das Kalt intact, so erhalten wir: mente.
: :

113 114

Wir sehen also, dass Empedokles an der Hand der Lehre Wissen wir das, können wir es beantworten, so sind wir
von den einfachen Elementar- Qualitäten mul der, sich an im Klaren, wo nicht, so sind wir nicht im Klaren.
sie schmiegenden Lehre von der (f ilicc und dem rtTxog Nun kann Empedokles sagen: Es heisst, am Anfang schuf
das herausbekommt, was er herausbekommen würde, wenn Gott die Erde. Die Erde ist aber nicht für sich da, sie
er, wie seine Antecessoren, ein Schema hätte, das ist, neben bildet ein Durcheinander. Das Durcheinander bildet sie
der Constatirung der 4, die Coustatirung der 2 und 1. aber mit dem Wasser. Also gehören Wasser und Erde
Schliesslich wollen wir nun auf folgendes hinweisen. zusammen, wodurch denn per exclusionem das anderseitige
Wir haben oben gesagt, dass es sich nicht feststellen Hesse, Zusammengehören von Luft und Feuer herauskommt. Auf
ob Empedokles der Luft das Trocken oder das Kalt, der die Weise hätte denn Empedokles die Aufstellung:
Erde das Kalt oder das Trocken zutlieilt; und dass er Luft, Feuer — Wasser, Erde
vielleicht beide Aufstellungen macht. Auf Grund dessen Er kann aber auch sagen: Dass die Erde ein Durcheinan-
kommen wir denn zu einer doppelten - Aufstellung, der ist, ist ein vager Ausdruck. Der Zusammenhang ergiebt
entweder: Luft, Feuer Wasser, Erde — zwar, dass es mit dem Durcheinander auf das Wasser ab-
oder: Erde, Feuer Wasser, Luft — gesehen ist, aber direct, und das ist die Hauptsache, haben
An der Hand der ersten Aufstellung würde denn als wir das Wasser blos in dem Passus Und der Ruach Got-
:

Zrvvei - Arcauum hei'auskommen Erstens: Liquor hei)atis.


: tes schwebte auf der Oberfläche des Wassers. An diesen
Pulvis solaris. Zweitens: Acid. sulphur. ,
Nati’on. (Was Passus müssen wir uns also in Bezug auf das Wasser hal-
hierbei vorn und hinten, unten und oben steht, darauf ten. In ihm ist aber, da der Ruach Gottes auf der Ober-
kommt’s nicht an. denn es handelt sich ja nicht um eine fläche des Wassers schwebt, Luft an Wasser gebunden, und
schematische Aufstellung, sondern um eine qiAta- Auf- das spricht für das Zusammengehören von Wasser und Luft
stellung). auf der einen Seite, womit auf die andere Seite Erde und
An der Hand der z w e i t e n Aufstellung würde alsZwei- Feuer kommen. Dieser Calculation gemäss hätte denn Em-
Arcanum kerauskommen : Er.stens: Natron, Pulvis solaris, pedokles die Aufstellung
Zweitens : Acid. sulphur., Liquor hepatis. Erde, Feuer Wasser, Luft—
Nun, ob das Zwei - Ai’canum so oder so herauskommt, Wer sagt uns nun, wie Empedokles nach der betreffen-
das verschlägt weiter nicht. den Richtung hin calculirt hat? Das eine ist möglich, das
Nun aber würde an der Hand der ersten Aufstellung andere ist möglich, beides ist möglich, und damit bleibt
als Zwei-Cosmologicum herauskommen: Erstens: Firma- es eben in suspenso, ob Empedokles der Erde das Kalt zu-
ment, Sonne, Mond und Sterne, Zweitens Orbis torrarum : ertheilt ,
ob er der Luft das Kalt zuertheilt, oder ob
fluidus et tixus. (Wiederum kommt cs hierbei nicht darauf er beides thut, das heisst, ob er es unserem Gutdün-
an, was vora oder hinten, unten oder (üien steht.) ken überlässt, das Kalte der Erde oder der Luft zu
Au der Hand der zweiten Aufstellung würde sich als geben.
Zwei - Co.smologicum ergeben Erstens Oi'bis terrarum
: : Aber nun der Sachverhalt den Griechen gegenüber'.
fixus, Sonne, Mond und Sterne, Zweitens: Orbis terrarum Denen gegenüber liegt es doch viel näher, dass Orbis ter-
fluidus, Firmament. ranim fluidus et fixus Zusammenkommen, als Orbis terrarum
An das letztere nun anknüpfend könnte man sagen, aber fluidus und Firmament. Das ist freilich richtig, indessen
wie verkehrt, wie gezwungen ist es doch, dass die eine bei ihnen hatte Empedokles ff. Deckung. Ihnen gegenüber
kosmologische Zwei sein soll Orbis terrarum fixus und
: sagte er, nun auch nicht verlangen, dass Alles,
ihr müsst
Sonne, Mond und Sterne, die andere kosmologische Zwei : Element, Arcanum, Cosmologicum sich so allerseits decken
Orbis terrarum fluidus und Firmament. Da liegt es doch soll, wie ihr e.s euch heraustiftelt. Ich, Empedokles, stelle
viel vernünftiger, viel sachgemässer, dass man zusammen- ja kein Schema auf. Ich halte mich an die Elemente,
stellt: einerseits Orbis terrarum fluidus et fixus, andererseits habe 4 Elemente von vorn herein, und a,uf Grund der
Firmament und Sonne, Mond und Sterne. Und weil dem (fuXice ein Zwei- und ein Ein-Element. Und indem ich
so ist, so das ^)t>lj«-Yerhältniss:
ist die habe, habe ich auch in übertragener Weise die Arca-
Luft Feuer Wasser, Erde — nen-Vier, uie Arcanen-Zwei, die Arcanen-Eins, die Welten-
viel passender, natürlicher als das q iAt« Verhällniss : Vier, die Welten-Zwei, die Welten-Eins. Damit ist von
Erde, Feuer Wasser, Luft. — meinem Standpunct die Sache fertig, auf weiteres brauche
Da nun aber die erstere Aufstellung davon ausgeht, dass ich mich in der betreffenden Beziehung nicht einzulassen,
auf dieErde das Kalt kommt und auf die Luft das Trocken, braucht ihr euch nicht einzulassen. Dass aber die Griechen
so kann man sagen, seht, hier haben wir einen Anhalts- auf solche Erörterungen ruhig eingingen, wenn sie statt
punct für die Distribuirung der Eleraentar-Qualitäten Kalt hatten, kann weiter nichts auffallendes haben. Die gingen
und Trocken. Die kosmologische Aufstellung führt uns noch auf ganz andere Dinge ein, die Empedokles il len
darauf, dass es am füglichsten ist, dass mau der Erde das bot — nun das haben wir ja sattsam kennen lernen.
Kalt und der Luft das Trocken giebt^ und so wird denn
auch wohl Empedokles der Erde das Kalt gegeben haben Plato von Athen.
und der Luft das Trocken, nicht aber umgekehrt der Erde
das Trocken und der Luft das Kalt. A. Platos Schrift: Timaeus.
Trotzdem nun aber eine solche Calculation auf den er- Man vergleiche den Commentar (v7iO)/tjfiaTa) des Pro-
sten Blick sehr viel für sich hat, trotzdem muss man hei clus zum Timaeus und die Erklärung des
ihr sehr vorsichtig sein. Bei der Beurtheilung der Empe- Nicephorus zu des Synesius : Xöyog nsQi ivvjipiüjy.
dükleiscben Alchemie muss man auf seiner Hut sein. Je Der Commentar des Proclus schliesst übrigens gegen Ende
mehr Empedokles den Griechen gegenüber die Miene an- P. 44 bei den Worten : y.ui xard lüvia no-
nimmt, als emancipire er die Griechische Alchemie von der Qivof.i^poig Su'^ntop. Was die Interpreten der Neuzeit
Jüdischen, desto mehr liegt er in den Fesseln der Jüdischen bringen, sind nicht viel mehr als Redensarten, was ja auch
Schöpfungsgeschichte. Der fragt sich nicht von vorn herein, nicht anders möglich ist, da diese Herren keine Idee von
was ist naturwüchsiger, das, dass ich auf eine Zusammen- Alchemie haben. Man nehme an, ein Schreiner nähme eine
stellung von Orbis terrarum fluidus et fixus komme, oder Lateinische Grammatik, und interpretirte sie derartig, als
das, dass ich auf eine Zusammenstellung von Orbis terra- wenn in ihr von Schreinerei die Rede w'äre. Etwas ähnli-
rum fluidus und Firmament komme? Nein, der fragt sich ches, wie da herauskomrat, kommt heraus, indem jene
blos, wie deckt die Jüdische Schöpfungsgeschichte meine Herren den Timaeus interpretiren.
Resultate? Will man den Empedokles aus sich heraus be- Wir geben folgendes als
urtheilen, will man wissen, wie er der Frage, um die es
sich hier handelt, gegenübersteht, so muss man sich einfach a. Einleitung tum Timaeus.
an das „Am Anfang schuf Gott u. s. w.“ halten. Soll die Plato hält sich an die 4 Elemente des Empedokles und
Frage, wie soll es sein, benutzt sie zu einem Schema, zu de.ssen Grundstock er die
entweder: Luft, Feuer Wasser, Erde — • Elemente macht. Er stö.«st sich also nicht an die Scrupel,
oder: Erde, Feuer Wasser, Luft — die sich dem Empedokles in Bezug auf ein Schema an der
endgültig beantwortet werden, so haben wir nach nichts Hand der 4 Elemente aufwerfen,, nicht an die Scrupel die
andeicm zu fragen, als danach, wie stellt sich Empedoklcg den Empedocles bewogen, von der Aufstellung eines Sche-
der betreffenden Stelle der Schöpfungsgeschichte gegenüber? mas abzugehen, und sich dafür der Lehre von der <fiXin
8
115 116

und dem nlxos in die Anne zu werfen. Er sagt, wenn ich, conatatirt er zwei Gruppen. W'^as links vor dem Gleich-
ein Schema entwerfend, auch nicht wie Thaies, Anaximenes, heitszeichen steht, repräsentirt die erste Gruppe. Was
Heraklit blos in der Gruppe rechts das Element vertreten rechts hinter dem Gleichheitszeichen steht, repräsentirt die
habe, wenn das Element auch in beiden Gruppen vertreten zweite Gruppe. Dass es vor dem Gleichheitszeichen heisst
ist, so ist das doch noch kein Motiv, von einem Schema Erde: Wasser und nicht Wasser: Erde führt darauf, dass
abzugehen, an der Aufstellung eines Schemas zu verzweifeln. in der betreffenden Gruppe Erde obenan steht. Analog
Die Sache lässt sich auch ff. durchführen. Die Jüdische muss denn auch in der 2. Gruppe Luft obenan stehen.
Schöpfungsgeschichte führt auf die 4 Elemente; Erde, Was- Der Zusammentritt der Gruppen ist dadurch gegeben, dass
ser (Durcheinander!, Luft, Feuer (Und Gott sprach es werde es sich auf Grund der Gleichung um den Eingesichtspunct
Licht). Zugleich führt sie aber durch den Passus: „Es war handelt, dass links und rechts etwas Gleiches herauskommt.
finster auf der Tiefe“ auf die Trennung von Erde und Bezüglich der Elemente irimmt Plato den ihm eigen-
Wasser einer.seits und Luft und Feuer andererseits. Damit thümlichen ätandpunct ein, dass er zwischen ideellen und
sind ganz einfach 2 Gruppen gegeben, als erste Gruppe: reellen Elementen unterscheidet. Dazu kommt er, dass er
Erde und Wasser, als zweite Gruppe: Luft und Feuer. es richtig durchschaut, dass er in den 4 Empedokleischen
Somit hat Plato als Schema Elementen nicht das Element, sondern die Materia prima
Erdel Luft hat. An die Atomisten anlehnend, unterscheidet er
Wasser Feuer
j
eine reelle und eine ideelle Materia irrima. IVeil nun in
I

Die Elemerite bilden den Grundstock des Schemas. Ihnen


j

Empedokleischer Auffassung Materia prima = Element,


schmiegen sieh Cosraologica und Arcana an. Diese gehen so hat er analog, wie die Atomisten eine ideelle und reelle
einfach dahin, wohin sie durch die Elemente gezogen wer- Materia prima hatten, ein ideelles und reelles Element.
den. Die Gruppe links steht voran, weil sie in der Jüdischen Da die Mater, prima, so nimmt er an, im Grunde eine
Schöpfungsgeschichte voransteht, ln der betreffenden Gruppe Idealität ist, so ist auch das Element eine Idealität. Die-
stehen Erde und Luft oben, weil es analog in der Jüdi- sem ideellen Element gegenüber hat er denn auch, im
schen Schöpfungsgeschichte so statt hat. Die 2 Gruppen Anlelinen an die reelle Materia prima, das reelle Element.
treten endlich wiederum auf Grund der Jüdischen Schöpfungs- Beim reellen Element nimmt er an, dass es sich bei ihm
geschichte zu einem Ganzen zusammen. Dieses eine Ganze ist eigentlich nicht mehr um das Element handelt, sondern
der Eingesichtspunct von Erde, Wasser, Luft, Feuer auf bereits um das Cosmologicum, das ist um das Gewordene,
Grund dessen, dass alle am Anfang geschaffen werden. um das, was sich im Empedokleischen Sinne aus dem
Den Griechen kann Plato nun nicht sagen, hier habt ihr Element zum Cosmologicum fortentwi ekelt hat. Das ideelle
ein Schema auf Grund der Jüdischen Schöpfungsgeschichte. Element exi.stirt ihm aber als solches. Wie Plato sich des
Vielmehr macht er sich, indem er sich den Empedokles Näheren das denkt, dass er im reellen Element bereits das
zum Muster nimmt, der den Griechen seine Hauptpuncte Cosmologicum hat, dazu wollen wir das Wasser als Bei-
vorrechnet, an eine Proportion. Selbst aber auf diese spiel nehmen. Er tritt an das W'^eltmeer. Da hat er ein
Proportion führt ihn wieder die Jüdische Schöpfungsge- Cosmologicum vor sich. Nun schöpft er sich aus dem
schichte.Wir haben nämlich bereits bei Empedokles darauf W’'cltmeer ein Gefäss voll. In diesem Gefässe hat er jetzt
hingewiesen, dass das; „Und die Erde war ein Durchein- das reelle Element Wasser. Dieses Wasser ist aber gar
ander“ darauf führt, Erde und Wasser zusammenzustellen, nichts anderes, als ein Theil des Weltmeeres, es ist das
und dass dem entgegen das „Der Geist Gottes schwebte
;
Weltmeer in quantitativer Verringerung, dem Quäle nach
anf der Oberfläche des Wassers“ darauf führt, W'asser und ist es das Weltmeer, somit ein Cosmologicum. Analog liegt
Luft zusammenzustellen. Es passen also einerseits Erde die Sache bei den übrigen reellen Elementen.
und Wasser und andererseits Wasser und Luft zusammen. Bei den ideellen Elementen hält sich Plato an die Ele-
Und das führt den Plato auf die Proportion mentar-Qualifäten. Das reelle Element Wasser ist ihm das
Erde: Wasser =
Wasser: Luft. Wasser, welches er im Gefässe vor sich stehen hat. Das
In dieser Proportion hat er also 3 Elemente : Erde, ideelle Element Wasser ist das Princip im Wasser, es ist
Wasser, Luft vertreten. Es fehlt aber das 4. Element das Wasser, welches bewirkt, dass man sich mit ihm nass
Feuer. Diesem zu Liebe entwirft er nun eine neue Pro- macht. Das reelle Element Feuer ist das Feuer, welches
portion. Das Feuer wird in der betreffenden Stelle der im Ofen brennt. Das ideelle Element Feuer ist das Prin-
Schöpfungsgeschichte mit der Luft zusammenstellt (Vers 4, cip im Feuer, es ist das Feuer, welches bewirkt, dass
vergl. darüber weiter unten). Das führt ihn darauf, in der man sich an ihm verbrennt. Und so das analoge Ver-
neuen Proportion das Verhältniss aufzustellen : Luft zu Erde und Luft.
hältniss bei
Feuer. Damit hat er denn einen Theil der neuen Proportion. So hat denn Plato ebensowohl reelle als ideelle Ele-
Um nun zum anderen Theile derselben zu kommen, nimmt mente. Bezüglich der ideellen Elemente will er aber
er den Theil, mit dem die erste Proportion aufhörte, das auch, dass sie nicht blos als Vier, sondern auch als Eins
ist; Wasser zu Luft. Urd so kommt denn heraus: aufgefasst werden sollen. Die ideellen Elemente als Ein-
Wasser: Luft =
Luft: Feuer. Element sind ihm das Feuer. Dazu kommt er einestheils
Auf die Weise ist denn zugleich das erzielt, dass in derartig, weil das Feuer, als der 2. Jüdischen Schöpfungs-
beiden Proportionen die Endglieder verschieden, die Mit- periode angehörend, eine Exclusivstellung dem Wasser,
telglieder gleich sind. der Erde, der Luft gegenüber einnimmt. Andererseits
Indem nun Plato beide Proportionen zusammenstellt, kommt er dazu derartig, dass es in der Schöpfungsgeschichte
sagt er, wenn zwei Grössen einer dritten gleich sind, so heisst: „Und Gott sprach es werde Licht. Und es wurden
sind sie einander gleich. Das Verhältniss von Erde zu Sonne, Mond und Sterne.“ Hier hat er denn 4 Feuer:
Wasser ist gleich dem Verhältniss von Wasser zu Luft, 1) Licht, 2) Sonne, 3) Mond, 4) Sterne. Da hat er aus
und ebenso ist das Verhältniss von Luft zu Feuer gleich dem Einstandpunci ein Feuer, und aus dem Vielstand-
dem Verhältniss von Wasser zu Luft. Also ist das Ver- punct vier Feuer. Daraus zieht Plato denn den Schluss,
hältniss von Erde zu Wasser gleich dem Verhältniss von dass das eine Feuer in seiner biblischen Vierzahl so
liuft zu Feuer. Das ist: schwer wiegt, als die Summe der 4 Elemente.
Erde: Wasser =
Feuer. Inift: Ja, er geht noch weiter. Die ideellen Elemente will er
Und damit liat denn Plato die
Basis für sein Schema. nicht nur aus dem Eingesichtspuncte des Feuers aufgefasst
Er sagt nicht, dass ihn die Jüdische Schöpfungsgeschichte wissen, sondern auch aus dem Zweigesichtspunct des Feuers
auf seine zwei ursprünglichen Proportionen führe, er sagt, es und der Luft. Damit lehnt er an Vers 4, gemäss dessen
i-t, absolut aufgefasst, sachgemäss, und dem inneren Ver-
Gott das Licht von der Finsterniss schied. Diese Finster-
hältnisse der Elemente zu einander entsprechend, dass niss fasst er als eiue das Licht verhüllende Luft, als einen
man die Proportionen aufstellt das Lieht verhüllenden Nebel. Diese Luft ist mit dem
Erde; Wasser = Wasser: Luft Feuer zusammen, denn sonst braucht Gott nicht Licht
Wasser: Luft = Luft: Feuer. und Finsterniss zu scheiden. Wenn Plato also auf das
Und da dies sachgemäss ist, so folgt arithmetisch von eine Feuer lossteuert, so liegt cs nahe, dass er zugleich
selbst, dass auf die Luft reflectirt, die sich diesem Feuer anschmiegt.
Erde: Wasser Luft: Feuer. = Aus diesem Sachverhalt ersehen wir denn zugleich, dass
Durch diese Gleichung hat er nun die 4 Elemente in Plato nicht nur, wie Heraklit und Empedokles in der Jü-
der Mitte durch das Gleichheitszeichen getheilt. Damit dischen Schöpfungsgeschichte auf den Passus reflectirt:
117 118

„Und Gott sprach Es werde Licht. Und es wurden Sonne,


; Oder so:
Mond un(i Sterne“, sondern dass er noch einen Passus weiter Feuer — Wasser
geht, lind hinzufügt „Und Gott sah, dass das Licht gut
; Luft — Erde
war. Da schied (lott das Licht von der Finsterniss“. das heisst,wenn du drehst, so halte dir Feuer und Wasser
Das Jüdische Weltengeläss fasst Plato als Weltenlmgel. und Luft und Erde andererseits auseinander.
einerseits,
Es befindet sich also in der Weltcnkugel die Summe von Oder endlich so: Feuer Wasser
Erde, Wasser, Luft, Feuer.
I I

Plato kommt nun auf die Idee, die letztere zu zeichnen. Luft Erde
Und indem er einfach auf dem Papiere zeichnet, wird das heisst, Avenn du drehst, so sieh darauf, dass Feuer
die Kugel zum Kreise. Er hai also: und Luft einerseits und Wasser und Erde andererseits
Erde Luft i beisammen bleiben.
j
Wasser
( Feuer ( Auch Auge, und reiht demzufolge
dies fasst Plato in’s
mit einem Kreise umgeben. Sobald er das aber hat, denkt an das Umkehrungs-Monoeuvre ein liegendes Kreuz, zwei
er, wenn ich das Elementen -Schema mit einem Kreise veiticale Striche und zwei perpendiculäre Striche. Diese
umgeben vor mir h;ibe so heisst das das Schema soll
, , fügt er sich alsdann zu einem Quadrate zusammen, wel-
sich umkehren. Denn im Kreise ist das Emblem des sieh ches zwei Diagonalen hat. Somit führen ihn die beiden
Drehens des sich Umkehrens gegeben. Halt, denkt er
, Umkehrungsweisen einerseits zu zwei Kreisen, andererseits
nun, das geht nicht. Mein Schema soll bleiben, wie es zu einem diagonalisirten Quadrat. Indem er nun den
ist, dieses Schema gerade will ich haben, nicht aber die einen Kreis klein zeichnet, den anderen gToss fügt er ,

Umkehrung desselben. Aber die Idee mit dem Kreise das, Avas er hat, ff. zusammen.
will er nicht fahren lassen. Was thut er dem gemäss?
Er schreibt das Schema umgekehrt liin, und macht
dann den Kreis darum. Der Kreis bedeutet nun, das
Schema soll sich umkehren. Wenn sich aber das umge-
kehrte Schema umdreht, so wird daraus das richtig ste-
hende Schema. Ohne Kreis macht sich also das Plato-
nische Schema so, wie wir es oben haben kennen lernen.
Mit einem Kreise dagegen macht es sich so:
Feuer
j
Wasser )

Luft
( Erde j

Indem er nun das mit dem Kreise umgebene umgekehrte


Schema vor sich hat, denkt sich Plato, ich will das Um-
kehren, auf welches mich das Emblem des Kreises führt, Er setzt das diagonalisirte Quadrat abcd in den grösseren
einmal practisch vornehmen. Um ihm hierin zu folgen, Kreis B und an den grösseren Kreis B setzt er den
, , ,

schneide sich der Leser aus Papier eine Kreisfläche, und kleineren Kreis, A, derartig, dass sich beide in a berühren.
schreibe darauf links Feuer, Luft, rechts Wasser, Erde,
: : In dieser Figur Avürde also B den Kreis repräsentiren,
das ist also das umgekehrte Schema. Zugleich mache er welcher um das umgekehrte Schema gezogen wird, wobei
sich oben (Nordpol) ein x, unten (Südpol) ein j. Nun denn bei a Feuer stände, bei c Luft, bei b Wasser, bei
nehme er ein viereckiges Stück Papier, und mache sich d Erde. A Avürde den Kreis repräsentiren, der dafür das
auch auf ihm oben ein x, unten ein y. Alsdann lege er Emblem ist, dass die Worte nicht auf dem Kopfe stehen.
die Kreisfläche auf die viereckige Fläche so dass das x
, Sobald nun Plato diese Figur hat, verlängert er die Dia-
der Kreisfläche nach dem x der viereckigen Fläche zeigt, gonalen und verticalen Quadratseiten nach unten, ce, cf,
und das y der Kreisfläche nach dem y der viereckigen dg dh und macht von b abwärts 7 kleine Kreischen.
,

Fläche zeigt. Nun rotire er die Kreisfläche um 180 Grad, Dann kommt eine Figur heraus, welche Aehnlichkeit hat
so dass jetzt das x der Kreisfläche nach dem y der vier- mit einer Katze, einem Hunde, einem Männchen, Avie die
eckigen Fläche Aveist, das y der Kreisfläche nach dem x Kinder es sich auf die Tafel zeichnen. Der Kreis A ist
der viereckigen Fläche. Alsdann ist die Umkehrung des der Kopf (er ist das Emblem dafür, dass die Worte nicht
umgekehrten Schemas in das eigentliche Schema vor sich auf dem Kopfe stehen und hat also eine Kelation zum
,

gegangen, man hat jetzt links: Erde, Wasser, rechts: Luft, Kopfe). Der Kreis B ist der Bauch, ce, cf, dg, dh sind
Feuer, wo mau vorhin hatte links: Feuer, Luft, rechts: die Beine. Die kleinen Ki'eischen, die von b abwärts
Wasser, Erde. Aber der Leser wird sofort sehen, dass er gehen, sind der Schwanz.
sich durch sein Umkehren auf die Weise, wie wir es ihm an Und das ist denn das Platonische Welten -Zoon {^mov
die Hand gegeben haben, zwar Erde und Wasser nach — Mensch und Thier) über Avelches sich die Gelehrten
,

links Luft und Feuer nach rechts gedreht hat dass die
,
,
so sehr den Kopf zerbrochen haben. Es ist also das Pla-
Worte aber auf dem Kopfe stehen. tonische Welten -Zoon nicht mehr und nicht minder, als
Indem also Plato das Umkehren des, mit einem Kreise eine Figur, welche sich an das Platonische Schema knüpft.
umgebenen umgekehrten Schemas practisch vornimmt, Bei Platos Weltenthier fällt einem unAvillkürlich Darwin’s
erhält er die Worte als solche, welche auf dem Kopfe Urthier ein doch haben beide selbstredend nichts mit
,

stehen. Worte aber, die auf dem Kopfe stehen, müssen einander zu schaffen.
zurecht gedreht werden. Und da dies Zurechtdrehen Avieder Plato vergleicht seine Figur übrigens auch mit einem
durch einen Kreis durch das Emblem eines Kreises re-
, ,
Wagen, dann sind die Ki’eise die Räder.
präsentirt werden kann, so kommt Plato dazu, an der U eher die kleinen Kreischen des Schwanzes werden wir
Hand umgekehrten Schemas nicht einen Kreis,
seines im folgenden Abschnitte das Nähere kennen lernen.
sondern zwei Kreise zu constatiren.
Nun kann man aber auch das Umkelu’ungs-Manoeuvre b. Interpretation des Timaeus.
ohne die Papier-Hülfsmittel machen, indem man sich ein- Die verschiedenen Gesichtspuncte, die Plato in’s Auge
fach im Geiste vorstellt, das eine Avird dahin, das andere fasst, haben immer das Weltenthier als Basis, drehen sich
dorthin gedreht. Dreht man sich das Schema nun im Geiste, immer und immer wieder um dieses bis in’s Detail hinein.
so muss man sich nicht Verkehrtes zusammendrehen, Wer den Timaeus verstehen will, der muss das Welten-
z. B. Wasser zu Feuer, Erde zu Luft. Auf dass das thier vor sich haben, und sich nun Schritt vor Schritt
nun nicht geschieht, ist es gut, dass, Avenn man sich das klar machen, Avelche Relation die gerade abgehandelte
umgekehrte Schema -im Geiste zurecht dreht, dass man Materie zu jenem hat. Plato fasst das Weltenthier von
sich dann Hülfsstriche zeichnet. Diese Hülfsstriche kann verschiedenen Gesichtspuncten auf. Wo
man sich in der
man sich nun dreifach zeichnen. Schrift gerade befindet, da muss man sich stets darüber
Entweder so: Rechenschaft geben, auf dem Terrain welchen Gesichts-
Feuer Wasser punctes man sich befindet, und wie sich bei diesem con-
Luft ^ Er de creten Gesichtspuncte die Auffassung des Kopfes, des
das heisst, drehe so dass wenn du fertig bist sich
,
wie , ,
Bauches, des Schwanzes, der Extremitäten des Welten-
vor dem Umdrehen, Feuer i;nd Erde, Luft und Wasser thieres gestaltet. Giebt man sich darüber Rechenschaft,
im Kreuze gegenüberstehen. so macht sich das Verständniss dessen, was Plato will,
119 120

worauf er lossteuert, ziemlich leicht, wohingegen man da, Der Demiurg ist gut. Ein Guter hat keinen Neid. Da-
wo man darüber keine Rechenschaft giebt, reinweg
sich rum soll das Schema ihm, dem Demiurgen Pla^o, gleich
im Finsteren umhertappt. Wir wollen hier übersichtlich werden. Plato ist nicht neidisch, dass das Schema das
die Hauptgesichtspuncte hinstellen, aus denen im ersten wird, das ist, was er ist: ein Mensch. Nun, das Welten-
Theile des Timaeus Kopf, Bauch, Schwanz des Welten- l^djoy ist ja ein Mensch. Hiermit ist denn die Einleitung
thieres aufgefasst werden. Man erhält so Anhaltspuncte gegeben, um von dem Elementen-Schema auf das Figuren-
für die Orientirurig im Einzelnen. Es repräsentirt Schema zu kommen. Die Elemente waren, so berichtet
Der Kopf: Der Bauch: Der Schwanz; Plato, durcheinander, unordentlich geschaart. Das bezieht
Das ideelle Element Das reelle Element Die Zahl sich auf das umgekehrte Schema, bei dem die Elemente
Das Sein (Ewigkeit) Das Werden Die Zeit noch vorläufig die Empedokleischen Elemente ohne Unter-
Himmel mit Fix- Sonne, Mond, Pla- schied von Realität und Idealität sind. Diese ungeordneten
Erde.
sternen neten, Elemente werden nun mit einem Kreise umgeben, und
Gott, Götter des dadurch zurechtgekehrt und in Ordnung gebracht. Dieser
Gott der Erde Dämonen
Himmels Kreis ist der Hauptkreis, und damit der grössere, der
Men- Penis des Men- Bauohkreis. Der Hauplkreis, der grössere Kreis, ist er
Kopf des Menschen
'
sehen schen deshalb, weil, wenn man mit Strichen und nicht mittelst
Ein- und Zwei- „. ,
Papierkreis und Papierviereck umkehrt, weil man dann
. Yier-Aroanum Sieben-Aroanum.
Arcanura. den zweiten Kreis nicht nöthig hat. Indem nun aber
Es kann nicht geleugnet werden, dass die Idee, die Al- der Kreis, der um die Empedokleischen Elemente gemacht
chemie an ein Männchen zu knüpfen, wie es sich die wird, der Bauchkreis ist, werden die Elemente in ihm zu
Kinder auf die Tafel malen, von vorn herein abenteuer- den reellen Elementen. Jetzt wird der kleinere Kreis
lich, barok erscheint. Indessen Plato weiss das Welten- als Kopflcreis angefügt, und in ihn kommen die ideellen
thier so geistreich bis in’s Einzelne auszubeuten, dass Elemente. Dieser Kopfkreis ist die Seele, die xpvXtj des
man sich mit dieser Idee bald ausgesöhnt hat, und ihm Ganzen, indem er eben die ideellen Elemente repräsen-
gespannt in seinen Expositionen folgt, wozu man sich um tirt, welche die Seele des Elementen-Schemas bilden, und
so mehr bew'ogen fühlt, als Plato ein w'underschönes dann wird ja auch der menschlichen Seele als Haupt-
Griechisch schreibt. Die Platonische Alchemie im Allge- aufenthaltsort der Kopf zugewiesen. Es ist also nahelie-
meinen würde übrigens ohne das Weltenthier-Schema nicht gend, dass uns Plato hier den Kopfkreis als \pvyli prä-
so sein, wie sie ist. Denn halb zieht Plato das Welten- sentirt. ln der ist der yoxjs- Dieser yovs ist im
thier und halb zieht das Weltenthier den Plato. Das Grunde nichts anderes, als das Feuer, aus dessen Einge-
heisst, Plato lehnt auf der einen Seite die Ideen, die er sichtspunct die ideellen Elemente aufgefasst werden. Dazu
vorweg hat, an das Weltenthier, auf der arideren Seite gehört ein besonderer yovg, das ist Verstand, um von
aber wieder bringt ihn die Ausbeulung des Weltenthieres den 4 ideellen Elementen auf das Element Feuer zu
auf neue, auf Besonder-Ideen. kommen. Der yovg nun, die Idealität der Idealität, die
Das, was sich der Autor vorgenommen, im Besonderen Idealität der ideellen Elemente, verbleibt dem Kopfkreis
im Timaeus abzuhandeln, fängt gegen Ende P. 27. der als eigenthümlich. Die dagegen dilatirt sich zum
Ausgabedes S tephanu s an: i'giv ovv dlj y.ax^ (To^ay. Bauchkreise hin, denn dieser enthält die reellen Elemente,
Es wird von vorn das 6y tzsi und das yiyy6/j.spov, und in den reellen Elementen hat man das Abbild der
das Seiende und das Gewordene auf’s Tapet gebraclit. ideellen Elemente. Die reellen Elemente sind ja blos
Das öV ctii sind die ideellen Elemente, das yiyyöfj.eyoy das, was sie sind, das ist: Elemente, weil sie sich den
die reellen Elemente. Die ersteren sind im Kopfkreise des ideellen Elementen anschmiegen, weil sie der ipvy^ theil-
Weltenthieres repräsentirt, die letzteren in dessen Bauch- haftig werden. Und so kommt denn heraus, erstens, dass
kreise. Indem Plato sein Schema derartig aufstellt: die Welt, das Schema des Plato, ein ftöor', und zweitens,
Erde Luft dass dies ^ojoy ist ein; ^ojoy ff.i\jjvXoy iyyovy.
j
Wasser
I Feuer Gegen Ende P. .SO: xovxov d" vnccQXoyiog y, x. X.
beziehungsweise dieses Schema dem Kreis zu Liebe um- Das Weltenthier ist ein Schema, ln ihm concentriren
kehrt, sollen Erde, Wasser, Luft, Feuer nicht die reellen, sich alle Thiere, man darf sich also nicht ein specielles
sondern die ideellen Elemente sein. Er will ja zu seinem Thier hervorheben, und sagen; dies specielle Thier ist
Schema den'Elementenstock haben, an welchen sich die das Weltenihier. Damit ginge der Standpunct des Schemas
Cosmologica. und Arcana dann anschmiegen. Da ihm nun verloren. Der Charakter eines Schemas ist die Einheit.
die reellen Elemente bereits die Cosmologica sind, so würde Um die Einheit des Schemas soll sich ja die Totalität
er, wenn Erde, Wasser, Luft, Feuer die reellen Elemente der Alchemie schaaren. Wenn daher auch das Welten-
wären, keinen Elementenstock, sondern einen kosmologi- thier aus mehreren Kreisen besteht, so darf man nicht sa-
schen Stock haben, was er eben nicht im Sinne hat. Er gen, es giebt mehrere „Welten.“ Es handelt sich um
schaut also bei seinem Elementen-Schema nicht auf den ein Schema, eine „Welt.“ Mit der einen Welt hat es
Bauchkreis, sondeim auf den Kopfkreis, was sich im An- Plato übrigens auch auf den Ernpedokles abgesehen, wel-
lehnen an das Figuren-Schema auch ganz gut macht, denn cher in seinen 4 Materiae ultimae 4 Welten hatte.
der Kopf spielt beim Thiere die erste Rolle, und so spie- Gegen die Mitte P. 31: aiofiaxosi<Sig df d^ yai OQcexdy
len auch die ideellen Elemente die erste Rolle. Das ist ctnxöy xe y. x. X.
nun der Grund, weshalb Plato sagt, der Demiurg, das ist Hier entwickelt sich Plato sein Elementen-Schema auf
Plato selbst, wie denn der Platonische Gott hauptsächlich Grund Proportion.
einer Ueber dies sein Thun haben
Rlato selbst der Demiurg habe auf das xcxtcI xccvtu
ist, wir bereits im vorigen Abschnitt, „Einleitung zum Timaeus“
f/oy geblickt.Dieses xaid ravid Ixoy, das sind die gesprochen, und verweisen auf das, was wir dort gesagt.
ideellen Elemente, gebraucht der Demiurg zum nuQcc^e Uebrigens haben wir dort das eigentliche Schema des Plato
lyfxct,
das ist das, was wir Schema nennen. Der Demiurg blickt l Erde Luft
aber nicht aut das ysyoydg, nicht auf die reellen Elemente, Wasser
Feuer
j

bei der Autstellung des Schemas. —


Die Welt nun, wie sie
(

entwickelt. Hier entwickelt Platosein umgekehrtes Schema, das


|

aus dem Schema hervorgeht, ist gut, oder mit anderen Schema, welches mit einem Kreise zu umgeben ist, nämlich
Worten, die Alchemie, wie sie Plato auffasst, ist gut. ( Feuer Wasser i

Denn mit etwas Schechtem könnte er, der W^elt-erschaffendo Luft Erde
I j
Gott, uns verschonen. Will er nun in der Beziehung etwas denn hier auch umgekehrte Pro-
Demzufolge stellt er
Gutes, so muss das Schema, welches dem Ganzen zu Grunde portionen auf, nämlich
gut sein.
Elemente umfasst,
Das Schema aber, welches die ideellen Feuer Luft Luft Wasser
; = ;

ist gut. Denn die


Elemente,
ideellen Luft Wasser =; Wasser Erde
; :

vom Eingesichtspunct aufgefasst, sind das Feuer. Von Und bekommt aus diesen beiden als Endproportion
diesem aber hebst es ausdrücklich im Vers 4 der
fungsgeschichte; Und Gott sah, dass das Licht gv. t war.
Schöp- Feuer Luft Wasser Erde
: = :

Der Jüdischen Schöpfungsgeschichte aus dem Wege ge-


Indem nun das Schema gut ist, die Welt, die aus dem-
ehnd, die ihn, wie wir wissen, auf diese Proportionen
selben hervorgebt, gut ist, ist Gott, Plato selbst
auch gut. fuhrt, sagt er; Das körperlich Gewordene muss sichtbar
Ende P. 29; kiyuifxey >^vtiya {rjy) atjiay y.. x. X. und greifbar sein.
,

121 122

Das „körperlich Gewordene“ bezieht sich nun im All- zu den Lungen) nöthig, denn es hat ja nichts zu athmen.
gemeinen auf die Welt, welche körperlich ist, im Beson- Es hat keinen Mund inid keinen Allerwcrthcsten nöthig,
deren bezieht es sich auf das Schema des Plato, welches es braucht ja nichts zu es.scn. Woher auch die Nahrung
körperlich, das ist, den früheren Schemas gegenüber, eine nehmen? Es zehrt von seinem eigenen Fett. Wenn m.‘in
Figur ist. So wie so hat er etwas Körperliches. Das die beiden Seiten des Quadrates iin Bauchkreise, die sich
Körperliche also ist sichtbar und greifbar. Ohne Feuer in dem Pnncte wo das Feuer steht, treffen, oder auch
,

(Licht) sagt er nun, kann man nichts sehen. Das Greif- eine Seite und eine Diagonale nacli dem Kopf hin ver-
bare knüptt sich an das Solide, Massive, gfosoV, das längert, so repräsentiren diese die Arme des Weltenthieres.
gfQSÖ» ist aber in abstracto das, was in concreto Erde Wir haben diese Arme nicht bei der Figur des Welten-
ist. Und so schafft er sich denn die Elemente Feuer und thiores gezeichnet, damit sie nicht, in den Kof kreis hinein-
Erde als Ausgangspuncte. Zwischen diese Elemente Feuer gerathend, die Anschauung troubliren. Auch diese Arme
und Erde schiebt er dann als Bindeglied, J'fo^wo'f, Luft nun, sowie die Hände, die sich stillschweigend an .sie
und Wasser, und kommt so zu der End-Proportion, die knüpfen, hat das M^eltenthier als xoa/xog nicht nöthig'.
ihm das Elementen-Schema an die Hand giebt, und welche Und endlich hat es keine Beine und Füsse, die durch
ist: Feuer Luft : =
Wasser: Erde. die Verlängerung der Diagonalen und zweier Seiten des
EndeP. 32: uüy «if tl// TStTtiguy. x. t. l. Quadrates nach unten gegeben sind, nöthig. N un auf diese
Wie wir wissen, legt Plato seinem Elementen-Schema die concentrirt sich die ganze Exposition. Plato fängt bei
ideellen Elemente zu Grunde, nicht die reellen Elemente, den Augen an, um auf die Füsse zu kommen.
die ja bereits Cosmologica sind. Darum schaut Gott bei Bei der rollenden Weltenkugel si)ielt nun der Bauch-
der Welterschaffung auf das Ewige, auf das Seiende. Das kreis die Hauptrolle. Denn gerade der Bauchkreis ent-
legt nun die Idee nahe, man müsse sich bei den Plato- stand ja dadurch, dass .sich Plato sein Schema in der
nischen Proportionen auch an die ideellen Elemente hal- Weltenkugel vorstellt. Indessen hat auch der Kopflcrcis
ten. Das will Plato aber nicht. Wir wissen ja, dass zu der rollenden Weltuikugel eine Relation. Eine rollende
sich die Sache ff. verhält. Plato hat zuvörderst die Em- Kugel nämlich rollt weiter und bei dem Weiter -Rollen
pedokleischen Elemente. Aus ihnen macht er ein umge- dreht sie .sich auch um .sich selbst. Wir haben also 2
kehrtes Schema, und umgiebt das mit einem Kreise. Da Bewegungen der Kugel, und die eine von ihnen ist in
dieser Kreis nun der Bauchkreis ist, und auf den Bauch- dem Kopfkreise repräsentirt.
kreis die reellen Elemente kommen, so verwandeln sich P. 34. zu Anfänge: oviog ^ij nag orrog (dnraif) dti
die Empedokleischen Elemente in die reellen Elemente Xoyiafxdg x. r. X.
des Plato. Dass nun aber die Elemente im Bauchkreise Plato nimmt 3 alchemistische Grundprincipe an: Das
so stehen, wie sie stehen, darauf führt den Plato die ideelle Element, das reelle Element, die Zahl. Die beiden
Proportion. Also knüpft sich die Proportion an die ersteren haben wir bereits gehabt. Die letztere kommt
reellen Elemente. Dass sich nun die Proportion an die jetzt an die Reihe. Das Element entspricht dem
ideelle
reellen Elemente knüpft, das wird hier derartig hervor- Koj)f kreise des reelle Element dem
Weltenthieres, das
gehoben, dass Plato sagt, von den 4 Elementen werde Bauchkreise. Die Zahl entspricht dem Schwänze. Der
je ein Ganzes zur '^ügctßis tov xoa/^ov, zur Auf- Schwanz des Weltenthieres besteht aus 7 Kreisen. Die
stellung des Figuren-Schemas genommen, das ist zur an- Zahl wird also znr’ i^ox>)y als Sieben genommen, was
fänglichen Aufstellung, bevor ausser dem Bauchkreise noch selbstredend damit zusannueuhängt dass die Sieben- Ar-
,

ni chts da ist. Diese ganzen Elemente sind eben die re- c.auen-Zahl die eigentliche Arcaneu-Zahl ist. Der Schwanz
ellen Elemente. Denn die reellen Elemente bestehen aus fängt an dem Puncto des Quadrates an, wo das Wasser
den ideellen Elementen plus einem Etwas. Indem also steht, und geht von da abwärts an der Peripherie des
der Demiurg die Figuren-Welt auf Grund der 4 Elemente Bauchkreises. Er steht nicht in der Luft, sondern liegt
entwirft, bedient er sich zu dem Endzweck der ganzen auf dem Bauchkreise auf. Denn es heisst ausdrücklich:
Elemente. Den eigentlichen Grund, weshalb der Demiurg i'Soj&ey (nach aussen hin) neQisxäXvxps (bedeckte herum,
die ganzen Elemente nimmt, und den wir so eben erwähnt der Demiurg nämlich) tö' aüj/jLa (den Bauchkreis) avrij
haben, verschweigt nun Plato, indem er in ächt alchemi- lavrri (mit der xpvX') das ist die x<jvX>'j als Zahl, und
stischer Weise hinter dem Berge hält. Statt dessen prä- Zahl als Schwanz). Eigentlich sind die idellen Elemente
sentirt er uns drei mystificirte Gründe, und sagt, die Sache die ipvX'h An sie scliliessen .sich aber auch reellen Ele-
habe erstens deswegen statt, damit das Weltenihier mög- mente als xlivxij —
nun das wissen wir bereits. Sobald
lichst ein vollständiges Ganze seie, zweitens deswegen, sich nun die beiden Grundprincipe: ideelles und reelles
damit nichts übrig bleibe, woraus eine zweite Welt ge- Element zu den 3 Grundprincipen ideelles Element,
:

macht werden könne, und endlich deswegen, damit die reelles Element Zahl extendiren extendirt sich auch die
, ,

eine Welt nicht dem Alter und der Krankheit unterworfen xjji’X^ über alle 3. Wo
es .sich um die 2 GrundprineijK- :

sei. Nun, das sind die gewöhnlichen alchemistischen ideelles und reelles Element handelt, da ist der Eingesichts-
Sprünge. punct der xjJvXij <his ideelle Element. es sich aberWo
P. 33. zu Anfänge : Mtoxey (xai ax^f^ct fl'f) um die 3 Grundprincipe ideelles und reelles Element, Zahl
:

X. T. X. handelt da ist der Einge.sichtspuuct der xpvx) die Zahl.


,

Gott schuf am Anfang Himmel und Erde wobei der


,
Denn bei allen dreien haben wir die Zahl. Bei der Zahl
Himmel das Weltengefäss darstellt. Das Wcltengefäss als solcher haben wir die Zahl eo ipso, beim ideellen Ele-
hat eine Kugelgestalt. Die Kugel wird nicht wie das Ei ment haben wir die Zahl 1 (Feuer) oder 2 (Feuer und
der Jüdischen Schöpfungsgeschichte eingeschlagen, sondern Luft) ,
beim reellen Element haben wir die Zahl 4 (vier
bleibt intact. Die Welt entsteht innerhalb der Kugel, und Elemente: Erde, Wasser, Luft, Feuer), Damit hängt es
wir befinden uns in dieser Weltenkugel, in diesem Welten- zusammen, dass Plato die Zahl direct xJjvX') nennt, und
gefäs.s, w'ie es Gott zu Anfang geschaffen. Also ist die dass die Hauptrepräsentation der Zahl, das ist der Schwanz,
Welt eine Kugel. Eine Kugel hat keine andere Mission, zur xpuX^ wird. Am
Weltenthier haben wir den Einge-
als zu rollen. Indem also das Platonische Figuren-Schema sichtspunct der xpvX>] als ideelles, reelles Element, Zahl
die Welt darstellt branehen wir in dieser Beziehung
,
darin, dass Kopfkreis imd Bauchkreis im Feuerpuncte des
nicht die Beine, welche durch die Verlängerung der Dia- Quadrates, Bauckreis und Schwanz im Wasserpuncte des
gonalen und zweier Seiten des Quadrates nach unten Quadrates Zusammenhängen, Wir haben also vorwärts
entstehen. Die Welt braucht ja nicht zu gehen, sie hat das Extendiren der xpuX^ vom Kopf durch das Quadrat
blos zu rollen, und darum .sind die Kreise des Figuren- hindurch zum Schwänze, und rückwärts das Extendiren
Schemas glatt. Dass nun Plato sein Weltenthier als der xjjvX'i Schwanz durch das Quadrat des Bauch-
Welt, und nieht als Menseh und Thier mit- Beinen kreises zum Kopfe (in welchem letzteren die xpvx^ zum
nöthig hat, um zu gehen, statt zu rollen, das führt ihn vovg wird). Den Eingesichtspunct von ideellem Element,
darauf, zu exponiren , dass das Weltenthier als Welt reellem Element, Zahl schildert Plato ff. In die Mitte des
auch alles das nicht nöthig hat, was Mensch und Thier ideellen Elementes {dfitgigoy , xard javid i/fo#') und
nöthig haben. Das Weltenthier hat in dieser Beziehung des reellen Elementes (/xegigdy, d-äiegoy) stellt der Demi-
keine Augen nöthig, denn es hat ja nichts zu sehen. Es urg die ovata (xar’’ i'§ox>jy) das ist die Zahl, Aus diesen
hat keine Ohren nöthig , denn es hat nichts zu hören. dreien macht er nun eine ganze Idia. das ist einen All-
Es hat keine Athmungsorgane (Nase und deren Fortsetzung gemein- Abzug. Bei dieser einen iSia wird die Natur des
123 124

reellen Elementes mit Gewalt in das ideelle Element ge- miurg das Eine, was er aus der Mischung von ideellem
zwängt. Dieser Gewaltstreich betreffs des reellen Elementes und reellem Element Zahl erhält theilt. Der Demiurg
, ,

hat statt vom arcanologlschen Gesichtspuncte. Nämlich theilt nämlich ff.

die ideellen Elemente entsprechen dem Ein- und Zweiar- Zuerst nimmt er einen Theil vom Ganzen.
cannm, die reellen Elemente dem Vierarcanmn. Das Ein- Dann nimmt er das Doppelte des ersten Theiles.
und Zweiarcanum sind also für Plato Idealitäten, wogegen Den dritten Theil nimmt er als anderthalb Theil des zwei
das Griechische Vierarcanum ihm eine Realität ist. Vor ten Theiles, (oder) als dreifachen Theil des ersten Theiles.
dem Ricliterstiihle der Realität können aber im Grunde Deix vierten Theil nimmt er als doppelten Theil des
mrr die 7 Arcana bestehen. Vier Arcana sind im Grunde zweiten Theiles.
auch nichts anderes als eine Idealität. Da sie nun trotz- Den fünften Theil nimmt er als dreifachen Theil des
dem, als dem Bauchkreise angehörend, eine Realität sein dritten Theiles.
sollen, so drängt sie Plato mit Gewalt in die Idealität Den sechsten Theil nimmt er als achtfachen Theil des
hinein. —
Da nun der Eingesichtspunct von ideellem, ersten Theiles.
reellem Element und Zahl auf die Zahl hinauskommt, so Den siebenten Theil nimmt er als siebenundzwanzig-
hat Plato in der Zahl nicht nur diese, sondern den Inbe- fachen Theil des ersten Theiles. —
griff von Zahl, ideellem, reellem Element. Und jetzt Nennen wir also die .sieben Theile A, B, C, D, E, F, G,
kommt er so haben wir:
Ende P. 35: >]qXsto ffe fftßtpatv uiJt x. t. l. A = 1

auf seine Zahlenphilosophie. B = 2 A. Da aber A=l, = so ist 2A=2, also B 2.


Plato nimmt mit den Juden 7 philosophische Zahlen au. C=: iVa®' Da aber B 2, = = so ist .2 l’/iB = ^/j 3,
Diese sind aber nicht 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, sondern: 1, 2, also C=3. Oder auf andere Weise ist:
3, 4, ti, 9, 27. C=3A. Da aber A=l, so 3A = also C = ist 3, 3.
Die 2 3 4 hat er auf Grund des Pythagoräischen
1 D = 2B. Da aber B = so 2B = D= 2, ist 4, also 4
E = 3C. Da aber C = 3C =
, ,

also E =
,

Lehrsatzes. Die 8, 9, 27 erhält er auf Grund von Pro- so 3, ist 9, 9.


portionen. Die Proportion ist ihm das, was dem Pytha- F = 8A. Da aber A=l, so 8A=8, also F=8. ist
goras das Addireu ist. G = 27A. DaaberA = soist27A = 27, also G = 27.l,
Bei den Zahl-Proportionen lehnt Plato an seine Elemen- Damit ergeben also die Theile die philosophischen Zah-
ten-Proportionen. Aus den Zahlen 1 2, 3, 4 die er als , , len: 1, 2, 3, 4, 9, 8, 27.
gegebene hat nimmt er sich zuvorderst die 1,2,4 und
,
P. 36 fj,erci cTf reevra ^vvanXtjQOtTO x. z. I.
verwerthet sie zu zwei Proportionen. Die erste ist: Der Weg, den Plato ursprünglich geht, ist natürlich
1 2 2 4 : = :
der, dass die Proportionen ihn auf seine, ihm eigenthüm-
das ist das Analogon zu lichen philosoplüschen Zahlen führen. Hier geht er gerade
Feuer Luft Luft Wasser : = :
den umgekehrten Weg. Er stellt seine philosophischen
Bei dieser Elementen - Proportion sind die Mittelglieder Zahlen als ein fait accompU hin und kommt nun mit den
Luft, Luft gleich, die End^ilieder Feuer, Wasser ungleich. Proportionen hinterdi’ein.
Ebenso sind bei der Zahl -Proportion die Mittelglieder 2, Bei den Zahlen 1, 2, 3, 4, 9, 8, 27 haben wir ein Zwei-
2 gleich, die Endglieder 1, 4 ungleich. imd ein Drei- Verhältniss. Das Zwei- Verhältniss isi bei den
Die zweite Proportion ist: Zahlen 1, 2, 4, 8. Das Drei -Verhältniss ist bei den Zahlen
4:2 ^ 8:4 1, 3, 9, 27.
Diese Proportion soll nun ein Analogon sein zu der Ele- Plato hält sich nun einestheils an das Zwei- Verhältniss
menten - Proportion: und ander entheils an das Drei- Verhältniss, und streicht
Luft Wasser Wasser Erde : ^ :
das, was in diese Verhältnisse nicht passt.
Im Grunde ist sie es aber nicht, denn wenn sie es wäre, Hält er sich an das Zwei-Verhältniss, so streicht er in
so müsste sie anfangen mit dem, womit die erste Propor- der Reihe
tion schliesst, das ist mit: 27
1, 2, 3, 4, 9, 8,
2:4 die Zahlen 3,' 9, 27, denn die passen wohl in das Drei-
Thäte sie das aber, so käme als ganze Proportion heraus Verhältniss, nicht aber in das Zwei-Verhältniss.
2:4 4:2 = Hält er sich an das Drei- Verhältniss, so streicht er in
womit wir auf dem alten Flecke wären. Darum giebt der Reihe
Plato als zweite Proportion eben 4:2 8:4 und hilft = 1, 2, 3, 4, 9, 8, 27
sich so dass er sagt
,
wenn diese Proportion auch nicht ,
die Zahlen 2 8 denn die passen wohl in das Zwei-
4
, , ,
gerade ebenso anfängt, wie die erste Proportion schliesst, Verhältniss, nicht aber in das Drei-Verhältniss.
so kommen in iln- doch zu Anfang dieselben Zahlen 2 und
Wo mm eine Zahl gestrichen wird, da entsteht ein
4 vor, wie im Schlüsse der ersten Proportion. Und dann Diastema.
sagt er ferner, wenn bei dieser Proportion 4 2=::; 8 4 auch : :
Also hat er beim Zwei-Verhältniss:
nicht die inneren Glieder gleich sind, wie bei der Propor-
1, 2, Diastema, 4, Diastema, 8, Diastema
tion Luft Wasser : ^
Wasser Erde, so sind doch die äusse- :
Beim Drei-Verhältniss hat er:
ren Glieder gleich, nämlich die beiden Vieren.
1, Diastema, 3, Diastema, 9, Diastema, 27
Auf diese Weise bekommt Plato zu den philosophi- Jedem Diastema wird nun eine Proportionszahl gegeben.
schen Zahlen 1, 2, 4 die 8 als neue j)hilosophische Zahl.
So entsteht statt: 1, 2, Diastema, 4, Diastema, 8, Diastema
Des Ferneren nimmt er sich nun aus den gegebenen jetzt: 2 2 ,8, 4
1, 2, ,4,
Zahlen 1 2 3 4 die 1 und 3 und verwerthet sie eben-
, , ,
Es entsteht statt: 1, Diastema, 3, Diastema, 9, Diastema, 27
falls zu zwei Proportionen. Die erste Proportion ist: ,27
= 1 : 3 3 : 9
jetzt: 1,

Jede der Reihen soll nun zu zwei Proportionen ver-


3 ,3, 9 ,9, 9

das ist wieder Analogon zu: ein


Feuer Luft — Luft Wasser. : :
werthet werden. Zu zwei Proportionen sind aber acht
Die zweite Proportion ist
Zahlen nötldg, wo doch unsere Reihen jegliche nur sieben
3:9 = 9:27 Zahlen hat. Demgemäss ist noch je eine Zahl einzufiieken.
Das ist nun der That Analogon zu
in ein
Das geschieht nun derartig, dass in der Reihe:
Luft Was.ser = Wasser Erde : :
1, 2, 2, 4, 2, 8, 4
Denn die neue Proportion fängt gerade so an wie die an der fünften Stelle eine 4 eingeflickt wird, und dass in
,

alte aufgehört mit Verhältniss 3 9. Und die Mittel-


dem :
der Reihe:
glieder 9 9 sind dieselben , wie sie bei der Elementen- 1, 3, 3, 9, 9, 9, 27
,

Proportion als Wasser dieselben waren. an der fünften Stelle eine 3 eingeflickt wird.
Auf diese Weise bekommt denn Plato zu den philoso- Nun gestalten sich die Reihen aufs neue so:
phischen Zahlen 1 und 3 die 9 und 27 als neue philoso- 1, 2, 2, 4, 4, 2, 8, 4
phische Zahlen und hat damit in Summa die philosophi-
, 1, 3, 3, 9, 3, 9, 9, 27
schen Zahlen: An der Hand dieser Reihen enthält man dann, wenn
27. 1, 2, 3, 4, 8, 9, man von Zahl zu Zahl schrittweis vorrückt, die Propor-
Diese Zahlen präsentirt er uns derartig, dass der De- tionen :
4 :

125 126

1 : 2 =2 : 4 und 4 : 2 =8 : 4 portion multiplicirt und durch diejenige Zahl dividirt,


9 und 3:9
1 : 3 9:27 = 3 : = welche auf Grund der Addition der Acht-Reihe des Drei-
Verhältnisses erhalten wird.
Da haben wir eben die Proportionen, von denen aus-
gehend Plato zu seinen philosophischen Zahlen kommt. Diese Deductionen will Plato an die sehr aphoristisch
Damit wäle denn im Grunde die Sache fertig. Plato be- dahin geworfenen Zahlen 256 und 243 geknüjjft wissen.
gnügt sich aber damit nicht, sondern bringt auch noch Die Pythagoräer nannten die Zahlenphilosophie (XQ/novia
die Zahlen 256 und 243 aufs Tapet. Damit bezweckt er xai avritiöla rtHy aqicuQcüy xai Tvh' xai' ccvtds xivov-
nun, uns auf die eingeflickten, nicht diastematisohen, Zah- /j.tvuiv daTtquiv , kurz Harmonie der Sphären. Dieser
len zu führen. Ausdruck wurde dann gang und gäbe für Zahlenphilosophie,
Ninunt man nämUch die Acht-Reihe des Zwei - Verhält- und somit handelt Plato hier über die Harmonie der
welche ist: Sphären. Davon haben die Laien etwas gehört, und meinen
nisses,
1, 2, 2, 4, 4, 2, 8, 4 nun, es handle sich hier um musikalische Dinge die Al-—
und addirt, so hat man: chemisten selbst thaten übrigens das ihrige, die Laien in
1-1-2 + 2 + 4 + 4 + 2 + 8 + 4 = 27 einer solchen Auffassung zu bestärken. Nun schreibt Einer
Nimmt man die Acht - Reihe des Drei - Verhältnisses, dem Anderen mit rülu'euder Patriarchalität nach, Plato
welche ist:
spreche liier von der Musik, welche die Siihären machen.
1, 3, 3, 9, 3, 9, 9, 27 Es soll in Bezug auf die Zahlen, die er bringt, derartig
und addirt, so hat mau: liegen, als wenn man musikalisch von einer Prime, Secunde,
1 + 3-1-3 1-9 + 3 + 9+9 + 27 = 64 Terz u. s.w. spricht. Man hat den Firlefanz so weit
getrieben, über diese Platonischen niusikalischen Zahlen ganze
Nun nimmt man die beiden Gleichungen:
1 : 3 3 9 = :
T al lellen auszuarbeiten.
3 : 9 =9 : 27 Was nun den Ausdruck Harmonie der Sphären statt
Zahlenphilosophie betrifft, so steuert Plato selbst auf ihn
und giebt ihnen die folgende freie Interpretation.
Ninun die zwei Zahlen des letzten Theiles der zweiten los. Es heisst nämlich P. 47 (f
:eurig re ö'i) xai dxoijg
Proportion und multiplicire sie. Ergiebt: 9.27 243. = niqi ndkiv ö avTÖg koydg, ^ni jauTct (i’ aviu) tiür
avTtiy tyfxa nagd &tiöy d'sd'cup^oö-ai. köyag te ydq
Nimm die zwei Zahlen des ersten Theiles der zweiten
Proportion und multiplicire sie. Ergiebt 3.9 27. (Man = in' aurd ravza itiaxrai,, Ttjy /usyiaiijy ’^v/ußakko/neyog
fig avid jj.Oiqav, oaoy i'av uovaixijg ifujykjg XqliGi-
reflectire darauf, dass diese 27 auch bei der ersten Ad-
jA.oy , ngdg dxofjy ivixa aQ/uoyiag iazi Jod-iy. de
dition herauskam.)
aQ/bioyia. '^GyyfyeTg e'xovaa (f ogdg laig iy >ijuly zijg
Die erhaltenen 243 und 27 dividire. Ergiebt 243 27

:

9. Diese 9 giebt uns die Zahl an, nennt uns die Zahl, ipvX>jg 7iSQiüdotg , r(ö juerd yov 7iqoaXQi‘>ki eyco Moüaaig
der bei der Sieben-Reihe eine neue Zahl angeflickt wurde. ovx ilf)' yjdoy/)y ukoyoy, xa&dntQ yüy, tlyui doxet
Nimm den letzten Theil der ersten Proportion. Dort XQ>'jGi(jiog, dlV ini rijy yeyoyvtav iy ijjuiy dyaQfxoazoy

handelt es sich um die Zahlen 9 und 3. Die 3, welche xlJVX^i negiodoy tig xazaxoGfxrjGiy xai Gufxif^ujyUty
bei der 9 steht, heisst, du musst bei der 9, die du so eben eavztf Gvfifzaxog vnu MovGtöy dtdoiui. xai ()vdfj,6g uv
erhalten, eine 3 einflicken. did zt)y CKfztzqoy iy ijuty xai X^Qizozy inidsü ytyyo-
Nimm den ersten Theil der ersten Proportion. Dort fxiytjy iy zolg nitiGzoig i'^iy inixovQOg ini zavzd vnd
handelt es sich um die Zahlen 1 und 3. Die heissen: zojy avzcöy id6d->j, „An Stimme und Gehör knüpft sich
Es handelt sich um die Reihe des Dreiverhältuisses. dieselbe Reflexion, sie sind uns zu ähnlichen Zwecken von
Also haben wir in Bezug auf die Proportionen den Göttern geschenkt worden, als die Augen. Die Rede
1 3 3 9 und 3 9
: 9 27 = : : = :
(Stiimne) schmiegt sich ihnen nämlich an indem sie vom
,

die freie Interpretation Die Sieben - Reihe des Drei- :


grössten Einfluss auf die Augen ist (auf das, was sich al-
Verhältnisses bekommt eine Zahl angeflickt. Diese Zahl chemistisch nach dem früher Expouirten an die Augen
ist 3. Sie wird eingeflickt bei der 9 das ist der Zahl, ,
knüpft). Da wir nun in der Stimme auf der anderen
welche erhalten wird, wenn man den Vordertheil der Seite etwas haben, was auf den musikalischen Ton von
zweiten Proportion multiphcirt den Hintertheil der zwei- ,
wichtigem Einfluss ist, so ist sie der Harmonie wegen dem
ten Proportion multiplicirt, und die beiden so erhaltenen Gehör zugesellt. Die Harmonie aber, welche verwandte
Producte dividirt. Anklänge in unseren Seelenthätigkeiten hervorlockt, scheint
Ebenso nimmt man die beiden Gleichungen: dem, der sich den Musen mit Verstand anlehnt, nicht, wie
1 :2 = 4 2 :
das so gewöhnlich angenommen wird, zu zwecklosen Ver-
4:2 = 8:4 gnügungen wichtig zu sein, sondern sie ist uns als Bur dos-
genossin vovr den Musen gegeben, um unsere ungeordneten
und giebt ihnen die folgende freie Interpretation.
Nimm die 4 Zahlen der zweiten Proportion und multi- Seelenthätigkeiten zu ordnen, und in Einklang zu bringen.
plicire sie. Ergiebt 4 2 . 8 256. Diese 256 divi-
: . . = Obendrein ist uns der Tact von ebendenselben Musen als Ge-
hülfiu gegeben wegen unserer durclisclinittlich ungeregelten
dire durch 64. Zu dieser 64 kommt man auf die Weise,
dass vorhin bei der zweiten Gleichung durch 27 dividirt und der Grazie entbehrenden inneren Beschafienheit.“ Hier
wurde. Diese 27 wurde dort z\var durch die Gleichung sieht man, wie Plato die Zahl (Tact) mit der Harmonie
selbst gewonnen. Indessen das war nicht nöthig. Sie in Relation bringt, was eben auf die Relation der Harmo-
war auch gegeben, wenn man sich an die Summe der nie der Sphären zu der Zahl lossteuert. Der T act (nume-
Acht-Reihe des Zwei -Verhältnisses hielt, denn 2 1+2 + rus) nämlich ist die Zahl in Bezug auf die Harmonie.
+ 4+4 + + + 2 8 4 27. =
Das führt nun darauf, lüer, Mitte P. 36: zavujy ovy ztjy
Hier biegt Plato von der Zahlenphilosopliie ab
^vGzaGiv nÜGay
und
x. z. k.

wo die Gleichung selbst nichts an die Hand giebt, zu der ,

Zahl zu greifen welche die Summe der Acht - Reihe des


,
kommt auf die Zeichnung seines Weltenthieres. Zuerst
Drei- Verhältnisses ergiebt. Diese Zahl aber ist, da 1 + bringt er das diagonalisirte Quadrat (das Xi sind die sieh
3 + + + + + 9+27 =
3 9 3 9 64, ist, sagen wir, 64. schneidenden Diagonalen) dann die Kreise. Der Bauch-
,

Nun ist 256 64 =


4. Diese 4 nennt uns die Zahl, der
:
kreis wird alsdann, um zum Schwänze zu kommen, sechs-
fach getheilt. Das ist (siehe oben die Figur des Welteu-
bei der Sieben-Reihe eine neue Zahl angeflickt wurde.
Nimm den letzten Theil der ersten Proportion. Dort thieres), von b abwärts werden auf dem Bogen bd sechs
handelt es sich um die Zahlen 2 und 4. Ist zu interpre- Puncte gemacht, welche nicht gleich weit von einander
tiren Die 4 kommt zweimal vor. Das heisst Der so eben abstehen. Dadurch entstehen sechs Distanzen. Diese
: :

erhaltenen 4 musst du nochmals eine 4 anflicken. werden mit Kreisen belegt. Dadurch entstehen 6 Kreise.
Nimm den ersten Theil der ersten Proportion. Dort Endlich wird dann noch ein siebenter Kreis gezeichnet,
handelt es sich um die Zahlen 1 und 2. Die heissen welcher den sechtsen berührt. So kommen die 7 Kreise
Es handelt sich um die Reihe des Zwei- Verhältnisses. des Schwanzes heraus ,
wie sie unsere Zeichnung des
Also haben wir in Bezug auf die Proportionen: Schwanzes beim Weltenthier bietet. Drei dieser Kreise
1 2 2 4 und 4 2 : 8 4 = : : = :
sind gleich, vier derselben sind ungleich d. h. nicht nur

den drei Kreisen ungleich sondern auch unter sich un-


,

die freie Interpretation: Die Sieben -Reihe des Zwei -Ver- ,

hältnisses bekommt eine Zahl angeflickt. Diese Zahl ist 4. gleich. Die drei gleichen Kreise sind die grossen, die
Sie wird eingeflickt bei der 4, clas ist der Zahl, welche vier ungleichen die kleinen bei der Zeichnung des Schwanzes
erhalten wird, wenn man die Zahlen der zweiten Pro- am Weltenthier. Zuerst kommt, von b abwärts, ein Kreis
127 128 J

«ler Vier-Reihe. Dieser Kreis ist ein grösserer der Vier- in welcher Reihe die Planeten, welche Plato nicht na- 1
Reihe, er ist grösser als die drei übrigen der Vier-Reihe, mentlich macht (Jupiter, Mars, Saturn), stehen. Z. B. kami Ij
welche drei unter sich gleich sind. Er ist zwar grösser auch Ju])iter stehen, wo wir Mars gesetzt haben, Saturn, P
als die drei übrigen Kreise der Vier - Reihe aber kleiner ,
wo w'is Jupiter ge.setzt haben u. s. w. Auch steht es nicht P
als die Kreise der Drei-Reihe, welche letzteren unter sich absolut fest, dass der zweite grosse Kreis (der vierte des
gleich sind. Dann kommt ein Kreis der Drei-Reihe. Dann Schwanzes überhaupt) =
Venus. Er kann auch = Mer-
kommt ein Kreis der Vier-Reihe. Dann kommt ein Kreis cur, denn in den beiden betreffenden Stellen wird das
der Drei-Reihe. Dann kommt ein Kreis der Vier -Reihe. erstemal Venus voran gesetzt, das zweitemal Mercur.
Dann kommt ein Kreis der Drei - Reihe. Endlich kommt In Bezug auf das Zwei- und Drei-A^erhältniss der phi-
ein Kreis der Vier-Reihe. Der Reihenfolge nach haben wir losoiihischeu Zahlen ist die Zahl Eins in der sich beide
,

also in Bezug auf die Grösse der Kreise Ij mittelgross concentriren, der Mond. Parallel mit dem Zwei -Verhält-
(zur Vier-Reihe gehörend), 2) gross, 3) klein, 4) gross, nisse gehen dann: Sonne, Venus, Mercur. Parallel mit
5) klein, 6) gross, 7) klein. dem Drei Verhältnisse gehen: Mars, Jupiter, Satmu.
Diese Arrangirung des Schwanzes in Bezug auf die Indem sich nun die bewegenden Himmelskörper an die
grösseren und kleineren Ki'eise kommt nun darauf hinaus, philosophischen Zahlen knüpfen, haben einerseits weder
dass, wie wir noch kennen lernen werden, im Schwänze die Zahlen, noch andererseits die Himmelskörper gleiche
Sonne, Mond und Planeten, das sind runde, sich bewe- Grösse. Es könnte daher auffallend erscheinen, dass Plato
gende Körper repriisentirt sind. Die übrigen Verhältnisse 3 grosse und 3 kleine Kreise absolut unter sich gleich
kommen auf die sieben Platonischen philosojjhischen Zah- sein lässt. Das thut er aber deswegen, um das Zwei- und
len hinaus, welche nach dem Zwei- und Drei-Verhältnisse Drei-Verhältniss prägnant an den sieh bewegenden Himmels- 3
fortschreiten. Vergl. hierüber weiter unten. körpern hervorzuheben. Der Zeichnung nach, die sich an ?
Gegen Mitte P. 37. wf ds y.tyr/9-ir x. r. 1. das Gleichsein der betreffenden Kreise knüpft, fällt es
|
Hier wird das Weltenthier so aufgefasst, dass der Kopf- nämlich sofort in die Augen, dass Sonne, Venus und Mer- |
kreis das Sein, oder, was sich gleich bleibt, die Ewigkeit, cur dem Zwei-A’^erhälmiss entsprechen, uud Mars, Jupiter,
der Bauchkreis das Werden, der Schwanz die Zeit reprä- Saturn dem Drei-Verhältnisse. Und dann auch bedenke <
.sentirt. Das letztere schmiegt sich an die Auffassung des man, dass Plato die Grösse der einzelnen Planeten nicht 1

Schwanzes als Zahl, denn die Zeit wird kalenderweis ab- kannte; der würde also sehr in die Klemme gerathen, X
gezählt. wenn er die Planeten nach ihrer gegenseitigen Grösse j
Gegen Mitte P. 38. ^5 ovv koyov xcd dictpoiag &sov mit grösseren oder kleineren Kreisen hätte bezeichnen t

X. T. i.. sollen. Darum kommt es ihm sehr k propos, dass er sich


Hier wird, der Schwanz als Sonne, Mond und Planeten bei der Grösse der Kreise eben nur an das Zwei- und
aufgefasst, womit Hand in Hand geht, dass der Kopfkreis Drei-Verhältniss hält.
als Himmel (mit Fixsternen) und der Bauchkreis als die Und dann hat es auch seinen Grund, dass gerade die
Erde, die wir bewohnen, aufgefasst wird. Plato will im grossen Kreise dem Zwei- Verhältnisse entsprechen, und die
Allgemeinen ovQccydg als synonim mit xöainog aufgefasst kleinen dem Drei-Verhältnisse. Dieser Grund liegt in der
wissen, worauf er P. 28 selbst hinweist. Speciell ist aber Gestalt eines Schwanzes überhaupt, der in einer Spitze
ovQuvög der Kopfkreis, und so wird bereits P. 34 ovnavög endet. Würde Plato den grossen Kreisen das Drei-Ver-
als Kopfkreis genommen. Die Auffassung des Kopfkreises hältniss zutheilen, so würde der Schwanz des Weltenthie-
als ovQavdg schmiegt sich an die Verwerthung des AVel- res breit enden, was er mit der gewöhnlichen Gestalt
tenthieres mit der wir es hier zu thun haben wo der eines Schwanzes für collidirend hält.
=
, ,

Kopfkreis
=
ouQaydg, der Bauchkreis y!j, der Schwanz = Charakteristisch für die Aehnlichkeit des Schwanzes des
ijltog, xai Tikayijjai. Sonne, Mond und Pla- Weltenthierss mit einem Schwanz ist auch das, dass ein
neten einerseits und die Fixsterne andererseits hält Plato Schwanz häufig spitz und nicht mit seiner vollen Breite
ganz strict auseinander, weil er den ersteren eine Bewe- aufsitzt. Diese Aufsitz- Spitze ist aber nicht so spitz, wie
gung am Himmel den letzteren nicht. Die Fi.x-
zutheilt, die Endspitze, und so giebt denn der Mond, der kleiner
sterne fallen zugleich auf den Plimmel und gehören in ,
ist als die grossen Kreise, grösser aber als die kleinen
den Kopfkreis, wogegen Sonne, Mond und Planeten dem Kreise, einen passenden Anfangspunct für den Schwanz
Schwanz angehören. Plato nimmt, wie die Alten über- des Weltenthieres ab.
haupt fünf Planeten an
, speciell erwähnt er hier aber
, Die Kreise, durch welche Sonne, Mond und Planeten
blos den Morgenstern, das ist die A^enus, die er aber nicht dargestellt werden, weisen auf die runde Form dieser Kör-
!'/(/•
p 0 dt r)?, sondern fwgif’OQOg nennt, und den Mercur, den per, und darauf, dass sie sich drehen, dass sie rollen.
er ToV itodi/ ‘Eqixov und röy zoiT Eq/uov nennt. Mars, Die grossen Kreise gehen langsamer, die kleineren schneller,
Jupiter und Saturn werden hier nicht namentlich aufge- denn den ersteren entsprechen die kleineren Zahlen 2, 4,
fiihrt. 8, den letzteren die grösseren Zahlen 3, 9, 27. Zu den
Im Schwänze (vergl. die Zeichnung des AA^eltenthieres) Bewegungen der Himmelskörper kommt nun noch die Be-
kommen nun die drei kleinsten Kreise, der 3., 5., 7. auf: wegung der Erde, an der der Schwanz des Weltenthieres
Mars, Jupiter, Saturn. Der mittelgrosse Kreis, der 1., angeheftet ist. Daher kommen die dxred (f>OQat heraus^
kommt auf den Mond. Der Mondkreis ist grösser als die von denen Plato spricht. Der hellste der Himmelskörper
Kreise von Mars, Jupiter, Saturn. Darum heisst’s auch ist die Sonne. An die Bewegung dieser reiht sich der
P. 36, die kleineren Kreise wären unter sich ungleich. Tag und die Nacht. An die Bewegung des Mondes reiht
Die 3 grossen Kreise, der 2., 4., 6., kommen auf Sonne, sich der Monat. An die Bewegung der Sonne wieder das
A’enus, Merciu’. Jahr. Damit muss man aber nun nicht meinen, dass die
Halten wir mit dem Schwänze das zusammen, was wir übrigen sich bewegenden Himmelskörper etwa nicht auf
bei der Platonischen Zahlenphilosophie haben kennen ler- die Zeit Einfluss hätten, die Leute reflecliren hierauf blos
nen, so gestaltet sich der Schwanz in Bezug auf die Buch- nicht. Diese Bemerkung macht Plato deswegen, damit
staben mit denen wir dort die Theile bezeichnet haben,
, man nicht in Versuchung kommt, einzelne Theile des
in welche der Demiurg das Eine the.ilt, was er aus der Schwanzes auf die Zeit zu beziehen, wo doch der ganze
Mischung des ideellen, reellen Elementes, der Zahl erhält, Schwanz die Zeit repräsentirt.
j

derartig, dass der erste Schwanzkreis


= A, der zweite = Schluss P. 39 xai zä fj.lv äkka r^dri (fttl^) x. x, k.
B, der dritte r=z C, der vierte —D der fünfte = E,
:

Das Weltenthier wird jetzt zum Repräsentanten der Göt-


|

der sechste =: F, der siebente = G.


,

ter. Eine Götterart repräsentirt der Kopfkreis, eine andere


Und hieran anlehend ist in Bezug auf die philosophischen der Bauchkreis, eine dritte der Schwanz.
Zahlen, dem vorigen entsprechend, der erste Schwanzkreis Die Gottheit des Kopfkreises wird daraus abgeleitet,
~ 1, der zweite - 2, der dritte 3, der vierte. = dass dieser den ouQavög repräsentirt, OvQavdg aber in
der fünfte —
9, der sechste 8, m der siebente 27.
4,
der Griechischen Mythologie ein Gott ist. Dann aber auch
Dass, wenn wir uns an Sonne, Mond und Planeten werden die Fixsterne als Götter genommen, wobei es Plato
halten, dass dann ist: der erste Kreis Mond, der* zweite weniger auf die Astrologie im Allgemeinen abgesehen zu
= Sonne, der dritte =: Mars, der vierte A’'enus, der = haben scheint, als vielmehr auf die Sternschnuppen und
,

'

fünfte —
Jupiter, der sechste Mercur, der siehente — Kometen, die er den Fixsternen anreiht. In den Stern-
S turn, wissen wir bereits. Hierbei steht indess nicht fest. schnuppen und namentlich den Kometen sahen bereits die
129 130

Griechen Vorbedeutungen. Vorbedeutungen haben aber Uebertr.agung auf den Menschen, einen Penis. Die erste
eine göttliche Relation. Metamorphose besteht darin, dass der Schwanz ver-
Die Gottheit des Bauchkreises wird daraus abgeleitet, loren geht. Dann wird aus dem männlichen Weltenthier,
; dass dieser die yij repräsentirt, rij (Gaea) aber eine Grie- aus dem Manne, eine Frau. Die zweite Metamorphose
chische Gottheit ist; wie Plato nebenbei erwähnt, die besteht darin, dass die Arme verloren gehen. Dann tritt
erste und älteste. Die Gottheit des Schwanzes geht daraus die Vogel-Natur ein, indem die Vögel Flügel statt der
hervor, dass die Griechen Sonne und Mond als Götter Arme haben. Die dritte Metamorphose besteht
auftässten, und den Planeten Götternamen gaben. Die darin, dass der Kopfkreis verloren geht. Dann tritt die
Schwanzgötter nennt Plato: Dämonen, (^aifioyts, was Natur der Landthiere ein. Diese Thiere sind zwar nicht
einfach Götter heisst. kommt der Aus-
In diesem Sinne kopflos, sie tragen aber den Kopf zur Erde gebückt, nicht
druck bereits bei Homer vor. Speciell auf die Dämonen zum Himmel erhoben, wie der Mensch. Diese mehr oder
eingehend, sagt Plato: «Die Kinder der Gaea und des minder zu Boden gerichtete Stellung des Kopfes, des
Uranus waren Oceanus und Tethys.“ Hier sind nun Gaea Mehr- oder Minder- in Berührung - Kommens des
und Uranus der Bauch- und der Kopl'kreis. Der Schwanz Kopfes mit dem Erdboden veranlasst Plato die Landthiere
des Weltenthieres wird als Penis aufgefasst, und so kommt in 3 Klassen zu theilen, die in dem Bereich der dritten
der Sinn heraus: die Dämonen haben eine Penis-Kelation Metamorphose höher oder tiefer stehen. Die erste Classe
zu Gaea und Uranus, sind deren Kinder. —
„Von diesen“, bilden die Vierfüssler. Sie tragen den Kopf am höchsten.
das ist von Uranus und Gaea, heisst es uun weiter, „waren Die zweite Classe bilden die Vielfüssler. Bei ihnen stehen
Kinder: Phorkys, Saturn, Rhea und mehrere. Von Saturn Kojif und Kumpf mehr in einer Linie, der Kopf ist also
und Rhea stammen ab Jupiter und Juno und weitere nicht so in die Höhe gerichtet, wie bei den Vierlüsslern
Brüder (Blutsverwandte) und deren Abkömmlinge“ .Die 7 im Allgemeinen. Und dann auch haben die Vielfüssler
; speciell aufgeführten Dämonen-Kamen ; Oceanus, Tethys, viel kürzere Beine als die Vierfüssler. Auf Grund dessen
Phorkys, Saturn, Rhea, Jupiter, Juno weisen auf die 7 nähert sich i’T Kopf mehr dem Boden. Die dritte, die
I

\ Kreise des Schwanzes, und repräsentiren also: Sonne, am tiefsten stehende Classe, bilden die Ohne-Füssler, die
r Mond und Planeten. Hierbei rangirt nun Oceanus für auf dem Boden kriechenden Thiere. Bei ihnen kommt
j
die Sonne, Tethys für den Mond, Phorkys für Mais, der Kopf absolut mit dem Erdboden in Berührung. Bei
1 Juno lür den Morgenstern. Jupiter und Saturn rcpräsen- dieser dritten Metamorphose muss man sieh nicht an die
i
tiren die nach ihnen genannten Planeten. Für Mercur Beine des Weltenthieres halten, sondern an das Verhält-
; rangirt Rhea, was etwas kühn ist, da Mercur ein Mann, niss mit dem verloren gehenden Kopfkreis. Wollte man
• und Rhea eine Frau ist. Plato aber nimmt die Sache sich an die Beine hallen, so würden die Vielfüssler iir
deswegen nicht so genau, weil eben bei den Planeten dem Rayon der dritten Metamorphose keinen Raum haben,
Mercur ausdrücklich erwähnt worden ist. denn das Weltenthier hat nur 4 Füsse, und die Ohne-
I
Anfang P. 41 'enfi iS’ovy nayifs x- r. 1.
: iüssler würden nicht der dritten Metamorphose anheim-
Das Weltenthier wird jetzt als Mensch aufgefasst. Der fallen, sondern vielmehr der jetzt kommenden vierien
! Koptkreis wird der menschliche Kopf, der Bauchkreis der Metamorphose, bei der die Beine des Weltenthieres
I Rum.pf, der Schwanz der Penis. Quadrat-Seiten und Dia- verloren gehen. Durch das Schwinden der Beine bleitit
I gonalen sind verlängert zu denken, auf dass Arme und blos der ßauchkreis übrig, der wie eine Auster aussieh:.
I
Beine herauskommen. Es tritt also die Natur der Wasserthiere ein. Bei die- —
Der Timaeus zerfällt, worauf auch Pag. 27. hingewiesen sen Metamorphosen, bei denen wir übrigens speciell das
wird, in 2 Theile. Der eine Theil befasst sich mit der herangezogen haben, was P. 90. zu Ende: xai cT/; xai
I
xoofxov yiyeaig, das ist, allgemein ausgedrückt, mit der T« yvy bis gegen Ende P. 92: xal xtrjoei fxeraßctX-
. Alchemie, der andere Theil mit der ay&Qwnwy (fvaig. /.öfxeycc —
exponirt wird, hat Plato die Reconstruction
,
Das Substrat der (fvatg dy9Qoinov, das ist der Mensch, seines Weltenthieres vor Augen. Zuerst entwickelt er sich
reiht sich der Alchemie deswegen an, weil die Arcaria sein Figuren-Schema, indem er vom Bauchkreis anfängt,
I
dazu dienen, den kranken Menschen gesund zu machen. diesem den Kopfkreis, das diagonalisirte Quadrat, dessen
I Da wir es uns nun in dem vorliegenden Buche als Ziel Verlängerung als Arme und Beine, den Schwanz zufügt.
ij gesteckt, die Alchemie abzuhandeln, nicht aber die An- Dann geht er wieder rückwärts, und streicht alles wieder,
I Wendung der Arcana am Krankenbett, so liegt es uns bis ihm der Bauchkreis, von dem er ausgegangen, übrig
I fern, auf den Theil des Timaeus einzugehen, der sich bleibt.
I mit der (fvaig uy&Qdnov befasst, und werden diesen da- Wir weisen hierbei auf folgendes hin. 1. Buch Mosis
il her fallen lassen. Wollten wir das nun consequent durch- Vers 26 (vergleiche diesen Vers bei der Jüdischen Al-
I
führen, so müssten wir bereits jetzt abbiegen, denn hier bringt chemie) steht n“l’l. Dies Wort kommt von der Wurzel
Plato ja den Menschen auf’s Tapet. Wir w'ollen das aber iT"n her, das ist herrschen. Es könnte aber auch, vom
nicht thun, wir wollen, ohne etwas bei Seite zu schieben,
I

Sinne abgesehen, den es in dem betreffenden Verse noto-


gerade durchgehen, bis wir zu dem Abschnitt des Timaeus
j

! kommen, wo. die qwaig dy&Qcinov im engeren Sinne in risch hat, der Form nach herkonunen von 1“)’, das ist
i! einem Abschnitt für sich durchgenommen wird, das ist, heruntergehen, heruntersinken. Reflectirt man hierauf, so
1 bis wir dahin kommen, wo das Durchgehen der Arcana hommt heraus: der Mensch sinkt zum Thier liinab (Vergl.
beendet ist. Dort werden wir ein Schlusspunctum machen, den Bibel-Interpreten Ras chi). Nimmt man nun den Stamm
I

I bis dahin aber wollen wir den Tenor der Expositionen Tl’ ,
so hat man die Quintessenz der Platonischen Meta-
nicht durch Auslassungen stören. morphosen in dieser Bibelstelle. Ob das Plato vorge-
I
Der Demiurg übergiebt den Göttern des Himmels (des schwebt ?
Kopfkreises j und den Göttern der beweglichen Himmels- Ende P. 42: xai 6 /xiv dij anayra Tavia dtaid^ag
körper das Geschäft der Mensehen-Erschaftung. Hierzu X. T. I.
!
giebt et ihnen die unsterbliche Seele, die Herstellung des Die betreffenden Götter machen sich nun an die betref-
sterblichen Körpers überlässt er ganz ihnen, fende Arbeit. Sie leimen die Theile des Feuers, der Erde,
i
Es sollen nun von der Seele distribüirt werden: die Er- des Wassers und der Luft zusammen, mid distribiüi-eu die
kenntniss {ttLad-tjOig) auf den Kopfkreis, Muth und Furcht auf den Kopfkreis, den Bauchkreis und den Schwanz.
auf den Bauchkreis, die Liebe, welche aus Lust und Leid Das Pathema nun, welches sich an die Umki'eise der
gemischt ist, auf den Schwanz. Wenn nun der Mensch ypvXq knüpft, die an den notafxög nokvg {nora/j-dg, Fluss,
diese Pathemata beherischt, so wird er zu den Gerechten entweder in Bezug auf den Wasserpunct des Quadrates,
gezählt werden, lässt er sich von ihnen beherrschen, so wo der Schwanz anfängt, oder in Bezug auf die abschüs-
wird er zu den Ungerechten gezählt werden. Der Gerechte sige Stelle des Bauchkreises, wo der Schwanz aufsitzt)
kehlt nach vollendeter Lebensbahn zu dem Gestirn zurück, geheftet sind, das ist die Sinnlichkeit, diese Sinnlichkeit
dem seine Seele zugesellt ist. Von vorn herein theilt macht dem Menschen viel zu schaffen. Die wilden Bewe-
nämlich der Demiurg so viele Seelen aus, als Sterne sind. gungen der Sinnlichkeit bringen Wildheit in die Bewe-
Der Ungerechte dagegen macht eine Metamorphose durch. gmigen des ganzen Menschen, so wie wiederum die durch
Der Urtypus der Gerechten ist der Mann, die männliche den übrigen Körper gesetzten Einflüsse auf die Sinnlichkeit
Individualität, was damit zusammenhängt, dass das voll- iufluiren, sie zu wilden Bewegungen antreiben. Das auf
ständige Weltenthier einen Schwanz hat, das ist bei der den Penis basirte Pathema bringt ein Durcheinander in
9
131 132 ^

das ganze Weltentliier. Und wie mm Plato im besten ruber, sondern auch Pulvis solaris niger, oder will man «

Zuge mit diesem Durcheinander da springt er auf ist, — das nicht, will man Pulvis solaris niger als Erde aufiässen, t
das Durciieiuauder des umgekehrten Elementen - Schemas so haben wir als Erde nicht nur Natron sondern auch
^
über, und knüpft daran die Calculation, dass die Alchemie Pulvis solaris niger. Ebenso ist bei der Sieben- Arcana- Auf- 1
überhaupt und in specie seine Special - Stellung mit dem Stellung Acid. sulphur. sowohl als auch Ferrum =Wasser, J
Figuren-Schema dem Anfänger viele Schwierigkeiten biete. oder Ferrum tritt wieder als Erde ein; und Natron nitri- ^
Bei richtiger Unterweisung und gesundem Verstände mache cum sowohl als Natron carbonicum = Erde. Somit ist 4
sich die Sache aber. Wer aber derartige Dinge vernach- einerseits ein Wandel da in der Distribuirung der Elemente I

lässigt {y.tticeiAsl^aag), der liinkt durch’s Leben und wan- auf die Arcana und andererseits die Extendirung eines
, 3

dert unvollendet {unklug) und wie einer, dem nicht zu rathen Elementes auf mehrere Arcana. Hier haben wir es mit J
und zu helfen ist {dvöytjrog) ,
oder wie eine andere Les- keiner Stabilität zu thun. Dagegen beim arcanologischen ]
art ist: unverständig (ccyorjrog) zum Hades. Grundstoff ist Stabilität, der bleibt sich immer gleich, er I
Gegen Ende P. 44: rag f^'fy {oui') &£tcig ntQiööovg wird nur anders modificirt, je nachdem das eine oder das J
y.. T. k. andere Element in ihn eintritt, womit denn die verschie- d
Auf die Gestaltung des Menschen weiter eingehend, knüpfen denen Arcana herauskommen. An und für sich ist der 4
die betreffenden Götter an den Kopf kreis des Weltenthieres arcanologische Grundstoff nicht darstellbar, er ist gestalt-
|
den Kopf des Menschen. An ihn reiht sich der Bauch- los. Er erscheint aber als Feuer- Arcantim nachdem er
, I

kreis als Eiimpf. Dazu kommen dann als verlängerte das Element Feuer in sieh aufgenommen, als Luft- Arcanum, J

Seiten und Diagonalen des Quadrates: Arme, resp. Pfände, wenn er das Element Luft in sich aufgenommen, und so
und Beine, resp. Füsse. In Bezug auf die letzteren werden analog in Bezug auf die anderen Arcana. Bei der vor- ]

entweder die Quadratseiten rechts und links oder die Dia- liegenden Exposition unterscheidet Plato ein Dreifaches •'

gonalen nacli unten verlängert. Nicht beide werden ver- 1) rö yiyyö fj.£yoy, das Gewordene, 2) zö iy (p yiyyezai,
längert, sonst würden ja 4 Menschenbeine existiren. Der das, worin das Gewordene wird, 3) zd o&ay atpofjioiov- '

Schwanz ist schon in der Stelle, die wir vorhin durchge- fxayoy (jwezai., das, dem das Gewordene ähnlich wird. '

nommen aufs Tapet gebracht worden. An den Kopf


,
Das erste sind die Arcana, das zweite das Aufnahme-Sub-
knüpft sich dann das Gesicht und ferner Augen (Sehver- strat für die Elemente, der arcanologische Grundstoff, das
mögen) ,
Stimme und Gehör. Die Augen werden in Re- dritte die Elemente. In Bezug auf das Weltenthier ist
lation gesetzt zu dem ideellen Ein- und Zwei-Element des das erste im Schwanz repräsentirt, das zweite im Bauch-
Kopfkreises. Dabei repräsentirt das Feuer das Licht, das kreis,
das dritte im Kopfkreis. Und da diese Repräsen-
Sehen, wogegen das ideelle Element Luft des Kopfkreises tation im Weltenthiere statt hat, so vergleicht Plato das
die Finsterniss, das Nichtsehen, repräsentirt. An das Auge yiyyöfifyoy mit einem Kinde, das iy (p ylyvazaz mit
knüpft Plato die Augenlider und an sie , weil sie beim
,
einer Mutter (hieran schliesst sich auch der Vergleich des
Schlafen geschlossen werden, den Schlaf. An den Schlaf arcanologischen Grundstoffes mit einer Amme), das oö-£j/
werden wieder die Träume geknüp)ft. Weil Plato nun d(f>Ofj.oiovfx£yoy q>v£zat mit einem Vater. Das ist ein
beim Sehen ist, und bei dem, was er physiologisch daran Analogon zu dem, was wir oben hatten, wo die Dämonen
knüpft, so kommt er auch zu den Spiegelbildern, bei denen als Schwanz in Relation gesetzt wurden zu dem Vater •

das Rechts links und das Links rechts steht, und ist damit Uranus als Kopfkreis und der Mutter Gaea als Bauehkreis.
wieder einmal zu seinem umgekehrten Schema gesprungen. Nachdem Plato das Figuren-Schema so ausgebeutet,
Vom umgekehrten Schema kommt er denn zu seinem dass der Kopfkreis die Elemente, der Bauchkreis den ar-
Figuren-Schema und meint, das sei doch das Beste an canologischen Grundstoff, der Schwanz das Arcanum selbst
den Augen, ilrr grösstes Gut, dass man mittelst ihrer sein repräsentirt, kommt er alsdann zu der zweiten Art der
Weltenthier sehen könne: —
durch das Figuren-Schema Ausbeutung desselben, dem zufolge der Kopfkreis das Ein-
ist die Alchemie in eine Form gebracht, bei der der An- und Zwei - Arcanum der Bauchkreis die Griechischen 4
,

schauung mittelst des Gesichtssinnes hervorstechend Rech- Arcana, der Schwanz die 7 Arcana darstellt. Das Ein-
nung getragen wird. Das Anschauen des Weltenthieres und Zwei- Arcanum will er als Idealität gefasst wissen, die
allein wird den in der Alchemie Uneingeweihten indess 4 Arcana dagegen als eine Realität und zwar als eine
auch nicht weiter fördern. Es muss zum Sehen die Stimme Realität, die der Realität der 7 Arcana überlegen ist. In
und das Gehör hinzutreten. Das heisst, es muss sich die Bezug auf das letztere hält er die Grundbasis der Grie-
Stimme des Lehrenden wriielimen lassen, und der Ler- chischen Arcanologie aufrecht, gemäss der dem Vier- Ar-
nende muss dieser Stimme ein aufmerksames Gehör schenken. canum und nicht dem Sieben- Arcanum Rechnung getragen
Auf die Weise werden denn der Gesichtssinn, die Stimme wird. Uebrigens wird aber auch die Arcanen-Vier im An-
und das Geliör an einander geschoben. schluss an das Weltenthier in den Vordergrund geschoben.
Ende P. 47 rd fiiv ovy nccQaktjkv&öxa x. z. k.
: Denn arcanologisch wird dasselbe im Allgemeinen ja zwie-
Bis jetzt, sagt Plato, habe er dm’chschnittlich das dtd fach verwerthet, wie wir das gesehen. Bei der ersten Ver-
yov Ö£Srjf.iiovQY>jfiiyoy durchgenonnnen, nun komme er zu werthung sind die Arcana im Schwänze repräsentirt, dem
dem dt’ ctydyxfjg yiyyofxeyoy. Das heisst, jetzt kommt gegenüber, dass die Elemente im Kopfkreis und der arca-
er zu den Arcanis. Wie Empedokles, von dem er die 4 nologische Grundstoff im Bauchkreis vertreten sind. Da
Elemente hat, setzt auch Plato Elemente und Arcana der- nun der Schwanz aus 7 Kreisen besteht, welche 7 Kreise
artig gegenüber, dass auf das Wasser das Acid. sulphur., ihre Berechtigung behalten müssen, wie man auch das
auf die Erde das Natron, auf die Luft der Liquor hepatis Weltenthier ausbeutet, so ist bei der Auffassung des
und auf das Feuer der Pulvis solaris kommt. Schwanzes als Arcanum wenn dabei auch das Arcanum
,

Dom Weltenthier gegenüber repräsentirt der Kopfkreis im Allgemeinen aufgefasst wird, in specie doch die Arca-
die Elemente, der Bauchkreis repräsentirt einen, von Plato canen-Sieben in den Vordergruird geschoben. Da das nun
aufgestellten arcanologischen Grundstoff, das Aufnahme- bei der ersten arcanologischen Ausbeutung des Welten-
Substrat für die Elemente, der Schwanz repräsentirt die thieres statt hat da bei ilm bereits der Arcauen - Sieben
,
Arcana selbst, das ist die Summe von Aufnahme-Substrat Rechnung getragen ist, so braucht bei der zweiten Aus-
und Elementen. Das hat einerseits statt. Andererseits beutung die Arcanen-Sieben nicht zum zweiten Male eine
repräsentirt der Kopfkreis das Ein- und Zwei - Arcanum, hervorragende Stellung einzunehmen. Die 7 Arcana des
der Bauchkreis die Griechischen 4 Arcana, der Schwanz Schwanzes bleiben zwar nach wie vor die 7 Arcana. Da-
die 7 Arcana. gegen cediren sie jetzt ihre hervorragende Stellung den
Stellt man 4 Arcana auf,
so ist die Enipedokleische 4 Arcanis. Bei der zweiten arcanologischen Ausbeutung
Aufstellung da, dass Natron =' Erde Acid. sulphur.
= = des Weltenthieres nimmt der Bauchkreis die hervorragende
|

Wasser, Liipior hepatis Luft, Pulvis solaris Feuer.


Stellt mau dagegen das Ein- Arcanum auf, so sind, da das
,

= Stellung ein, welche bei der ersten Ausbeutung der Schwanz


j

einnahm. Wie wir sogleich selieu werden, werden die 4


Ein-Element =
Feuer, alle Arcana Feuer. Und stellt = Arcana als stereometrische Körper aufgefa.sst, das diago-
man das Zwei- Arcanum auf, so sind, da das Zwei-Element nalisirte Quadrat verkörpert sieh. Das passt sein’ wohl
=; heuer und Luft, zwei Arcana tn:: Feuer und zwei Ar- zu dem „Hervortreteu, dem Hervorragen“, der 4 Arcana den
cana =
Luft. Hält man sich lan die sieben Arcana, so 7 Arcanis gegenüber. Sie treten über die Fläche hervor,
gesellt sich der Pulvis solaris niger zum Pulvis solaris ihre Realität wird eine solche, die mit Händen zu gi’eifen
ruber. AVir haben also als Feuer nicht nur Pulvis solaris ist, wogegen bei den 7 Arcanis das statt hat, worauf Plato
: :

138 134

unter anderem speciell aufmerksam macht, dass sie „weder Quadrat sitzt im Inneren desselben. Das Oktaeder hat
auf der Erde noch im Himmel',“ vorkämen, oder wie er sechs Ecken und zwölf Kauten.
sich verbaliter ausdrückt, dass sie nicht vorkämen ip Das Dodekaeder ist derjenige reguläre Körper, der
und z«i’ ovQavoy. Hier wird y!j als Bauchkreis genom- von zwölf gleichen und regelmässigen Fünfecken einge-
men und ouQapds als Kopfkreis des Weltenthieres. xard schlossen wird. Dasselbe hat zwanzig Ecken und dreissig
mit dem Accusativ heisst auch längs also heisst zcei’ , Kanten. Will man sich einen solchen Körper aus Papp-
ovQuvdv nicht nur, wie sich das so obenhin liest, im deckel machen, so schneidet man sich ein Fünfeck, dessen
Hi "mmel, sondern längs des Himmels. Das stimmt fünf Seiten gleich sind. Nach diesem Muster schneidet
eben: — der Schwanz des Weltentliieres ist längs des man sich alsdann noch elf andere Fünfecke, so dass man
Bauchkreises, nicht aber längs des Kopfkreises. Und zwölf Fünfecke hat, Diese muss man sich nun, eines
wenn man ir yrj nicht wie sich das so obenliin liest,
,
nach dem andern, so zusammenfügen, dass, wenn man
nimmt als auf der Erde, sondern in der Erde, so fertig ist, alle zwölf Fünfecke verbraucht sind, und eines
stimmt das wieder : —
der Schwanz der die 7 Arcaua , vollständig am anderen sitzt.
repräsentirt, ist nicht ir yjj, sondern y.atä yijp, nicht im Das Ikosaeder derjenige reguläre Körper, der von
ist

B auchkreise, sondern längs des Bauch kr eise s. Das zwanzig gleichseitigen und congruenten Dreiecken einge-
ist eine ganz hübsche Zweideutigkeit, welche auf der schlossen wird. Dasselbe hat zwölf Ecken und dreissig
einen Seite ganz harmlos das FigUJjen-Schema beschreibt, Kanten. Will man sich einen solchen Körper aus Papp-
und auf der anderen Seite die 7 Arcana so in den Hinter- deckel machen, so verfährt man mit zwanzig Dreiecken
grund drängt, dass sie zu „Traumgestalten“ werden (d in analoger Weise wie beim Dodekaeder mit den zwölf
novxsg dp‘UQonoXov/j.{y). Fünfecken. Hierauf machen wir deshalb aufmerksam,
Wir haben bereits darauf aufmerksam gemacht dass ,
damit der in der Mathematik minder Bewanderte nicht
Plato die Ai’cana ganz so auf die Elemente distribuirt, glaube man könne sich ein reguläres Ikosaeder derartig
,

wie Empedokles. Dem gemäss ist das Platonische Arca- machen, dass man sich, analog wie beim Oktaeder, erst
nen - Schema irgend eine regelmässige Figiu'enfiäche ausschneidet, dann
die Hiosaeder-Dreiecke alsdann die Figurenfläehe hinlegt,
iNatron Liquor hepatisi ;

und nun die Dreiecke thurmartig nach oben und unten


Acid. sulphur. Pulvis solaris
I j
darauf bauet. Das geht nicht, so kommt kein reguläres
Schreibt er dasselbe aber derartig, dass es mit einem Ikosaeder heraus.
Kreise umgeben wird, so muss er sein Schema ff. geben Indem also Plato für das Natron und den Liquor hepat.
1 Pulvis solaris Acid. sulphur. i den Würfel und das Oktaeder hat, hat er für zwei Ar-
I
Liquor hepatis Natron j
caua reguläre Körper. Und das legt ihm die Idee nahe,
für Acid. sulphur. und P. solaris ebenfalls zwei reguläre
das ist, das eigentliche Arcanum- Schema kommt erst
heraus, wenn die Arcana analog wie die Elemente, um- Körper zu nehmen. Er hat also da es fünf reguläre
,

gedreht werden. Körper giebt fiur zwei Arcana unter drei Körpern die
,

Wahl. Und da wählt er sich denn zuerst den einfachsten


Mitte 53; ngdttov fifv dtj nvg a. r. k.
der regulären Körper, das ist das Tetraeder. Zum zwei-
Die vier Arcana werden als vier stereometrische Körper
ten wählt er sich dann denjenigen Körper, welcher mit
aufgefasst; das Natron als Würfel, das Acid. sulphur.
den Körpern, die er jetzt hat, die meiste Analogie bietet.
als Ikosaeder, der Liquor hepatis als Oktaeder, der Pulv.
Das ist aber das Ikosaeder. Dieses nämlich wird von
solaris als Tetraeder;
Dreiecken eingeschlossen und bildet daher ein Analogon
Hierauf kommt Plato derartig, dass er das Natron auf
zum Oktaeder und Tetraeder, welche auch von Dreiecken
das Kochsalz zuriiekführt dieses aber als Würfel kry-
eingeschlossen werden. Das Dodekaeder wählt er nicht,
,

stallisirt, dass er den Liquor hepatis auf den Salmiak


weil dieses von Fünfecken eingeschlossen wird, was allen
zurückführt, (Liquor hepatis wird ja aus Salmiak,
übrigen regulären Körpern gegenüber ein Exclusivstand-
Schwefel, Kalk dargestellt), dieser aber als Oktaeder kry-
punct ist. Trotzdem nun aber Plato nur vier Arcaua hat
stallisLi't.
und damit mit vier Körpern auskommt bringt er trotz-
,

Nun lehrt die Stereometrie, dass es reguläre oder re- dem noch indirect den fünften Körper, den er nicht ge-
gelmässige Körper giebt. Reguläre Körper sind solche,
braucht, das Dodekaeder nämlich, in die Sache, wie wir
welche von lauter gleichen und regelmässigen Vielecken
das später sehen werden, und wird somit allen regulären
eingeschlossen werden. Es giebt deren fünf, nur fünf,
Körpern gerecht.
nämlich; 1) das Tetraeder, 2) der Würfel, 3) das Okta-
Das Tetraeder erhält der P. solaris, das Ikosaeder er-
eder, 4) das Dodekaeder, 5) das Ikosaeder.
hält das Acid. sulphuricum.
Das Tetraeder ist derjenige reguläre Körper, welcher Plato lehnt die Figuren der Arcana an das diagonali-
von vier gleichseitigen und congruenten Dreiecken einge- sirte Quadrat im Bauchkreise des Weltenthieres, welches
schlossen wird. Man macht sich dasselbe ff. Man schnei- diagonalisii'te Quadrat er sich verkörpert.
det sich aus Pappdeckel ein Dreieck, welches drei gleiche Diesen erhält er ff. Er denkt sich das
1) Würfel.
Seiten hat. Nach diesem Muster schneidet man sich nun Quadrat nicht als planimetrische Fläche sondern aus ,

noch drei andere Dreiecke, so dass man vier Dreiecke einem Brett. Dieses Brett sägt er sich dann nach der
hat. Von diesen legt man eins auf den Tisch, und baut Fläche durch und erhält auf diese Weise zwei Quadrate
die drei anderen zu einer Thurmspitze darüber. statt des einen, welche beiden Quadrate sich decken. Wo
Der Würfel ist derjenige reguläre Körper, welcher auf den beiden Quadraten die beiden Diagonalen sich
von sechs gleichen Quadraten eingeschlossen wird. Wegen schneiden, da ist der Knopfpunct. Er fasst nun den Knopf-
dieser sechs Quadrate heisst der Würfel auch Hexaeder. punct der oberen Fläche an, und hebt an ihm die obere
Jeder kennt den Würfel vom Würfelspiel her. Fläche in die Höhe. Dabei hebt er aber in der Rich-
Das Oktaeder ist derjenige reguläre Körper, welcher tung, dass, wenn er die gehobene Fläche wieder zurück-
von acht gleichseitigen und congruenten Dreiecken ein- sinken lässt, dass dann das ursprüngliche genaue Deckungs-
geschlossen wird. Man macht sich dasselbe ff. Man Verhältniss der beiden Quadrate sofort wieder eintritt.
schneidet sich aus Pappdeckel ein Quadrat. Alsdann Er hebt nun in der Weise das obere Quadrat so hoch,
schneidet man sich aus einem anderen Stück Pappdeckel dass es von dem unteren Quadrate um die Höhe einer
ein Dreieck von drei gleichen Seiten, an dem jede Seite halben Quadratseite absteht. Ganz dasselbe Manoeuvi-e
so gross ist, als eine Seite des Quadrates. Nach dem macht er nun nach unten hin, indem er die untere Qua-
Muster dieses Dreieckes schneidet man sich dann noch dratfläche von der oberen abzieht. Auch hier zieht er
sieben Dreiecke so dass man im Ganzen acht Dreiecke
,
so weit ab, dass die beiden Flächen um die Länge einer
erhält. Nun legt man das Quadrat auf den Tisch und halben Quadratseite von einander abstehen. Ist er nun
baut vier Dreiecke über dasselbe wie eine Thurmspitze. mit den beiden Manoeuvres fertig so hat er sich genau
,

Die Pyramide, die man auf diese Weise erhält, dreht man in dem Raum bewegt, der von einem Würfel eingeschlos-
jetzt lim, so dass die Spitze nach unten kommt und das sen wird. Plato construirt sich also seinen Würfel der-
Quadrat nach oben. Alsdann baut man die noch übrigen artig, dass er sich denkt, das Quadrat im Bauchkreise
vier Dreiecke wieder wie eine Thurmspitze über das bestehe aus zwei sich deckenden Quadraten. Nun zieht
Quadrat. Dann ist der ganze Körper ein Oktaeder. Das er das obere Quadrat, den Schneidepunct der Diagonalen
4)

anfassend ,
in die Höhe so hoch in die Höhe , dass die
,
Ikosaeder. Wie wir die Art und Weise bespro- r

Länge des Abstandes der beiden Quadrate, die sich früher eben haben, wie man sich aus Pappdeckel ein Oktaeder .

deckten, gleich ist der halben Länge einer Quadratseite. macht, haben wir kennen lernen, dass man sich ein Qua-
Alsdann zieht er das untere Quadrat, den Schneidepunct drat hinlegt, oben und unten je vier Dreiecke wie eine
der Diagonale anfassend in der Distanz einer halben Thurmspitze aufbaut: —dann kommt ein Oktaeder
Quadratlänge herab — ,

und hat so das verlangte Hexaeder.


:
heraus, wobei das Quadrat im Inneren sitzt. Also wir
y
2) Oktaeder. Er denkt sich im diagonalistrten Qua- haben beim Oktaeder acht Dreiecke. Diese Zahl Acht *

drate des Bauchkreises die Diagonalen von elastischen der Dreiecke wird durch Zwei dividirt. Dann kommt
Fäden. Fasst er nun den Schneidepunct der Diagonalen, Vier heraus. Diese Vier repräsentirt das regelmässige
J
den Knopfpunct, und zieht ihn so weit in die Höhe, dass Viereck, auf welches die Dreiecke thurmartig nach oben »

der Abstand des Knopfpunctes von den Quadratecken gleich und unten gebaut werden, vier nach oben, vier nach )

wird der Länge einer Quadratseite, so hat er sich die unten. Das hat nun Plato beim Ikosaeder vor Augen.
obere Pyramide des Oktaeders construirt. Auf dieselbe Er sagt, ich habe beim Ikosaeder zwanzig Dreiecke.
Weise construirt er sich die untere Pyramide des Okta- Diese Zahl Zwanzig der Dreiecke dividire ich durch Zwei. ’

eders durch Hinunterziehen des Knopfpunctes, und hat so Dann kommt Zehn heraus. Diese Zehn repräsentirt ein 1

das ganze Oktaeder. Also hei der Figur des Welten- regelmässiges Zehneck. lieber dieses baue ich thurmartig ']

tliieres (s. oben) ist ah cd das Quadrat des Bauchkreises nach oben zehn Dreiecke und nach unten zehn Dreiecke.
und B ist der Kiiopfpunct. B wird aufwärts gezogen, Dann habe ich nach derselben Analogie, wie ich beim
beim Zuge verlängernden Linien Ba, Bb,
bis dass die, sich Viereck das Oktaeder hatte, beim Zehneck das Ikosaeder.
Bc, Bd die Länge von ab erhalten haben. In eben der Es ist nun schon recht, dass Plato auf diese Weise ein
Weise wird B abwärts gezogen, und so entsteht das Okta- Ikosaeder erhält ,
das ist eine Figur die von zwanzig
,

eder. Flächen (Dreiecken) eingeschlossen wird. Aber ein re-


In Bezug auf die Construction des Würfels und des gelmässiges Ikosaeder ist dieser Körper nie und
Oktaeders sagt also Plato ganz einfach: Ich erhalte sie, nimmer. Wir haben hierauf auch bereits oben aufmerk-
wenn ich den Schneidepunct der Diagonalen des Bauch- sam gemacht. Indessen daran stösst er sich nicht. Die
kreises herauf und herunterziehe. Disciplin von den regulären Körpern führt ihn darauf,
3) Tetraeder. Ein gleichseitiges Dreieck macht man die körperliche Anschauung die ihm das Natron und
,

sich folgendermassen. Man nimmt einen Kreis der Liquor hepatis bietet, auch auf das Acid. sulphur.
und den P. solaris auszudehnen. So lange er sich nun an
reguläre Körper halten kann, thut er es, und so haben
wir denn auch beim P. solaris - Tetraeder den regulären
Körper. Kommt er aber mit dem regulären Körper nicht
durch, nun so begnügt er sich damit, einen Körper zu
haben, der mit einem der fünf regulären Körper den Na-
men theilt. Und so tritt denn für das reguläre Ikosaeder
ein überhaupt zwanzigseitiger Körper, dessen Flächen
Dreiecke sind, ein. Um nun diesen Körper zu erhalten,
theilt er sich die Peripherie des Kreises, der das diago-
und trägt an seiner Peripherie den Eadius sechsmal herum. nalisirte Quadrat umgiebt, wie er ihn in Bezug auf das !

Das geht gerade. Es entsteht auf die Weise ein regu- Tetraeder in drei Theile getheilt hatte jetzt in Bezug ,
t

läres Sechseck. Man nimmt also den Radius O a und auf das Ikosaeder in zehn gleiche Theile. Die betref- ;

steckt mit seiner Weite ab: ab , b c c d , de, e f. Nmi , fenden zehn Punkte verbindet er dann mit dem Centrum O. j

zieht man ac (b überspringend), ce (d überspringend), Zieht er jetzt diesen Knopfpunkt herauf und herunter, so ;|

ea (f überspringend). Dann ist ace ein gleichseitiges erhält er bei den Zügen nach oben und unten nicht nur das
Dreieck. — Nun zieht mau sich die Linien O a, O c, Oe. Hexaeder, das Oktaeder, das Tetraeder, sondern zugleich I

Daun hat man wenn man von O ausgeht drei Linien


, , auch das Ikosaeder. Ein und dasselbe zweitheilige Ma- j

welche aus dem Mittelpuncte des Dreieckes zu dessen noeuvre also, welches Plato in Bezug auf die Verkör- J
Spitzen laufen und einander gleich sind. O ist nämlich perung des diagonalisirten Quadrates vornimmt, ergiebt |
nicht nur der Mittelpunct des Kreises sondern auch der , ihm wenn er nur vorher eine bestimmte entsprechend
, ,

Mittelpunct des Dreieckes ace. Diesen Mittelpunct des situirte Anzahl von Radien gezogen hat, alle vier Körper,
Dreieckes kann man sich nun aber auch so construiren, wie sie den vier Arcanis zukommen.
dass man 1) die Dreiecksliuie halbirt und so die Puncte Wir haben nun oben bereits darauf aufmerksam ge
g, h, i erhält, und dann ah, ci, eg zieht. Diese drei macht, dass Plato den fünften Körper, das ist also das
Linien schneiden sich im Puncte O. Oder 2) kann man Dodekaeder, trotzdem er ihn nicht zu einem Arcanum
auch die Dreieckss])itzen a e c mit den bei der Con-
, , , verwerthet, doch hidirect in die Sache zieht. Das ge-
.struction des Dreiecks übersprungenen Punkten 1), d, f schieht derartig, dass er sagt: Indem nun noch ein fünf- |

verbinden, dann erhält man ad, cf, eb und auch diese ter Körper ('ivgetatg) da ist, so bediente sich seiner Gott,
schneiden sich in O. Das kann man nun machen, wie indem er jenes All zeichnete {öia^ojyQaffjiöv). Hierbei
man will die Quintessenz der Sache ist dass man sich
, , denkt Plato nun nicht an ein reguläres Dodekaeder, son-
die Linien Oa, Oc, Oe darstellt. Hat man sie so ist O , dern an einen Körper von zwölf Seiten, den er sich in
wieder ein Knopfpunct. Wenn man diesen, sich die Li- analoger Weise construirt, wie vorhin das Pseudo-Ikosae-
nien O a O c
, Oe als elastische Fäden denkend in die
, der. Ein Dodekaeder ist von zwölf Flächen eingeschlos-
=
,

Höhe zieht, so weit in die Höhe zieht, das diese Fäden sen. 12 : 2 6. Also wenn man über eine regelmäs-
die Länge einer Dreiecksseite angenommen haben, so hat siges Sechseck nach oben und unten thurmartig je sechs
man sich auf diese Weise ein Tetraeder construirt. Das Dreiecke baut, so hat man das Zwölfeck. Eines solchen
Tetraeder wird construirt, indem man sich den Knopf- Dodekaeders bediente sich nun der Demiurg, indem er das
punct des Dreieckes entweder nach oben, oder nach All, das ist den Inbegriff der vorigen Körper zeichnete.
unten zieht. Was man nun thun will, darin hat man die Dabei hat Plato im Sinne dass das Dodekaeder auf das
,

Wahl. Thut man beides so erhält man nicht ein Te- regelmässige Sechseck führt. Habe ich aber präsumtiv
traeder, sondern zwei. — ,

Plato zeichnet sich nun sein das Sechseck, so führt mich das auf die planimetrischen
Dreieck, wie wir es gezeichnet haben, in dem Kreise, Figuren überhaupt, die ich nöthig habe, um zu den Kör-
in demselben Kreise, in welchem das diagonalisirte pern zu kommen, welche Plato uns bietet.
Quadrat sich befindet. Dann ist der Knopfpunct für das Denn das Sechseck führt auf das Dreieck zum Tetrae-
Quadrat zugleich der Kuopfpuuet für- das Tetraeder. der, indem man irgend eine Sechseck-Ecke niinrat, nun
Macht er nun die betreft'enden Züge, .so erhält 'er nicht die folgende Ecke überspringt, und die jetzt folgende mit
nur den Würfel und das Oktaeder sondern auch das , der ersteren verbindet. Auf die Weise hätten wir also
Tetraeder, Er erhält
ursprünglich nicht das Tetraeder, die erste, zweite, dritte Ecke in’s Auge gefasst. Nun gehen
sondern eine Doppelpyramide voi\ je drei Flächen. Davon wir von der dritten Ecke weiter, nehmen sie als Aus-
wirft er die eine Pyramide weg und hat so das Te- , gangspunct. Die jetzt kommende vierte Ecke wird wieder
traeder. übersprungen. Die fünfte Ecke wird aber säsirt und mit
137 138

der dritten Ecke verbunden. Dann wird endlich von der fünf- Kampf ein, aus welchem der Würfel siegreich hervorgeht,
ten Ecke ausgegangen. Diejetzt kommende sechste Ecke winl und so ist denn das Natron nitricum, und damit Natron
über.'prungen. Die daraufkommende erste Ecke aber wird sä- generell, ein Würfel.
sirt und mitder fünften Ecke verbunden. Die drei in’s Auge ge- Das Acid. ebensowenig ein Iko-
sulpliur. ist ur.sprUnglicli
fassten Verbindungslinien ergeben dann das Dreieck. Man hat saeder, wie das Natron ursprünglich ein Würfel ist. Ur-
die Sache anschaulich bei der Figur, welche bei den Ex- sprünglich ist nur ein Theil des Acid. sulpliur. ein Ikosaeder.
positionen vom Tetraeder gezeichnet ist. Dort hat man Da nun Ikosaeder =
Wasser, so repräsentirt diese Wasser-
das Sechseck abcdef. Man geht nun von a aus, über- Natur des Acid. sulpliur. ursprünglich das Ikosaeder. Nun
springt b, und zieht a c. Dann geht man von caus, über- hat aber das Acid. sulpliur. fumans nicht nur die Wasser-
springt d, und zieht ce. Dann geht man von e aus, überspringt Natur, sondern als Causticum auch eine Feuer-Natur, und
f, und zieht e a. Dann ist a c e das Dreieck zum Tetraeder. als rauchende Flüssigkeit auch eine Luft -Natur. Es
Auch auf das Quadrat zum Würfel, resp. das diagona- handelt sich also im Acid. sulpliur. um Ikosaeder +Te-
lisirte Quadrat zum Oktaeder führt das Sechseck. Man traeder + Oktaeder. Diese gehen nun wieder einen Kampf
nimmt nämlich eine Sechseck - Ecke ,
überspringt die ein, in dem das Ikosaeder obsiegt, denn sonst könnte Acid.
folgende , überspringt wieder die folgende ,
die jetzt sulpliur. nicht sein; Ikosaeder, was es doch sein solL
kommende säsirt man aber, und verbindet sie mit der Dass Plato hierbei sagt, auf das Feuer komme beim Acid.
Ecke, von der man ausging. Dann erhält man den Durch- sulphiir. ein Eiiitheil, und auf die Luft ein Zweitheil, damit
messer des Kreises, der durch die 6 Ecken des Sechseckes deutet er au, dass das Feuer im Acid. sulphur. erst durch
geht. In der Figur von vorhin geht man von a aus, die Calculation herangezogen wird wogegen die Luft,
,

überspringt b, überspringt c, säsirt aber d, und verbindet der Rauch, effectiv da ist, die Luft also dem Feuer über-
a mit d, dann ist a d der Durchmesser des Kreises, der legen ist.

durch a, b, c, d, e, f geht. Hat man nun aber den Im Liquor isi, ursprünglich nur der Salmiak das
hepatis
Durchmesser des Kreises, so kann man auf ihm leicht das Oktaeder. Da nun
Liquor hepatis dargestellt wird durch
Centrum des Kreises finden, indem man die Länge einer Destillation von Schwefel, Salmiak, Kalk, so haben wir
Sechseck-Seite auf ihm absteckt. An der Figur; Man ursprünglich im Liquor hepatis Oktaeder ; +
Schwefel +
fasst a b in den Cirkel und steckt ab : dO = a b, dann ist Kalk. Diese beiden letzteren werden nun auch vom Kör-
O das Centrum des Kreises. In dem Centrum des Krei- perstandpunct aufgefasst und da ist eo ipso Schwefel =
ses nun errichtet man eine Senkrechte auf den Durchmesser Feuer und dies = ,

Tetraeder. Kalk wird als ungelöschter


von vorhin, in der Form eines neuen Durchmessers, dann Kalk aufgefasst, der sich beim Löschen erhitzt und erhält
sind die vier Enden der beiden Durchmesser die Ecken so ebenfalls eine Feuer-Natur. So haben wir denn Liquor
des Quadrates, und die Durchmesser selbst die Diagonalen hejiatis = Oktaeder +
Tetraeder +
Tetraeder. Es ent-
dieses Quadrates. Ander Figur; Man errichtet in O denDurch- steht nun wieder zwischen den Körpern ein Kampf, in
messer xy senkrecht auf a d, dann sind a, y, d, x die Ecken des dem das Oktaeder obsiegt, denn sonst könnte Liquor he-
Quadrates, und a d und x y die Diagonalen dieses Quadrates. patis nicht sein; Oktaeder.
Endlich führt auch das Sechseck auf das Zeh neck, Der Pulvis solaris (ruber) wird in den Quecksilbertheil
welches zum Ikosaeder nöthig ist, wie Plato uns dasselbe und in den Antimontheil zerlegt. Beim Antimontheil wird
bietet. Man kann nämlich (man vergl. darüber jedes be- die Lösung des Schlippeschen Salzes in’s Auge gefasst,
liebige planimetrische Handbuch) ein gleichschenkliges die auf Zugiessen von Schwefelsäure oben Luft (Hydro-
Dreieck construiren, dessen Winkel an der Spitze halb so thiougas) und unten ein Präcipitat (Sulphur anrat.) ergiebt.
gross ist, als jeder Winkel an der Grundlinie. Hat man Die Lösung des Schlippeschen Salzes wird als Wasser und
nun ein solches Dreieck, so ist der Winkel an der Spitze Erde gefasst, das sich entwickelnde Hydrothiongas als Luft,
= 36 Grad. Das involvirt aber, dass, wo die gleich- das Präcipitat als Feuer. Dies Präcipitat ist also das
schenkligen Seiten des betreffenden Dreieckes Halbmesser Tetraeder. Dies Tetraeder kämpft mit dem Wasser, der
constituiren, dass da die Basis des betreffenden Dreieckes Erde, der Luft, das ist mit dem Ikosaeder, dem Würfel,
die Zehnecks-Seite eines regulären Zehneckes consti- dem Oktaeder und im Kampfe ob.
siegt
tuirt, welches in den Kreis gezeichnet wird. Den Halb- Ganz analog ist Lösung des Quecksilbers in Salpc
die
messer jedes beliebigen Kreises haben wir aber durch die tersäure; Wasser und Erde. Beim Erhitzen entweichen
Seite des regelmässigen Sechseckes, durch dessen Ecken die bekannten rothen Dämpfe, das ist Luft, und es entsteht
der Kreis geht. Also das Sechseck führt uns auf den ein Präcipitat, das ist das Feuer, das Hydrarg. oxyd. ru-
Halbmesser, der Halbmesser führt uns auf die Schenkel brum, und dies repräsentirt das Tetraeder. Dieses Tetra-
eines gleichschenkligen Dreieckes, die Schenkel aber eder kämpft mit dem Wasser, der Erde, der Luft, da,, ist
führen auf die Basis des Dreieckes, welche die Seite des mit dem Ikosaeder, dem Würfel, dem Oktaeder, und siegt
regulären Zehneckes constituirt. im Kampfe ob.
Hinsichtlich der Reihenfolge der Körper bringt Plato 1) Sulphur aurat., -Tetraeder und Hydrargyr. oxyd. rubr.-
das Tetraeder, 2) das Oktaeder, 3) das Ikosaeder, 4) den Tetraeder treten nun zu einem Tetraeder zusammen und
Würfel. Das entspricht der Arcanen-Folge; 1) Pulvis so- bilden so das Tetraeder; Puivis solaris.
laris, 2) Liquor hepatis, 3) Acidum sulphuricum, 4) Na- So ist der Kampf der Bestandtheile der einzelnen Ar-
tron. ln Bezug aul die Folge der Arcanen-Körper hält cana, der Theile, aus denen die einzelnen Arcana darge-
sich Plato also an die Aufeinanderfolge der Elemente beim stellt werden, wenn es sich um 4 Arcana handelt. Handelt
umgekehrten Schema. es sich aber um das Ein-Arcanum, welches analog dem
Mitte P. 56; navjcc ouv
cf/) ravra z. r. X. Ein-Element Feuer ; =
Pulvis solaris, daiwa tritt das Pul-
Es ist; Danunarcanol. ist; So ist auch: vis solaris - Tetraeder in den Kampf mit Natron - Würfel,
Würfel—Natron Natron —
Erde Würfel Erde = Acid. sulphur.-lkosaeder, Liquor hei/atis-Oktaeder und geht
lkosaeder=.4.sul. Ac. sul.=;Wasser Ikosaeder—Wasser siegreich aus dem Kampf hervor. Das Tetraeder wirft
Oktaeder— L. hep. L. hep. = Luft Oktaeder =
Luft sich zum Herrscher über die anderen Körper auf, wie
Tetraeder=P. sol. P. sol. = Feuer Tetraeder =
Feuer sich das Feuer zum Herrscher über die anderen Elemente,
Nun ist aber ursprünglich dem Plato nicht Natron = der Pulvis solaris zum Herrscher über die anderen Arcana
Würfel, sondern Kochsalz = Würfel. Er fasst nun als aufwirft. Stellt man sich auf den Standpunct des Zwei-
Natron hauptsächlich das Natron nitricum in’s Auge. Die- Arcanum, des Zwei-Elementes, so hat man auch nur zwei
ses wird dargestollt aus Kochsalz und Acidum nitricum, Körper, das Tetraeder und das Oktaeder, von welchen
und ist daher im Grunde Kochsalz Acid. nitricum. Da dann jedes je einen Körper zu sich liinüberzieht. Und
nun das Kochsalz als Körper aufgefasst wird, so ist auch auf der anderen Seite, hält man sich nicht au die 4, son
das Acid. nitricum vom Körperstandpunct anfzufassen. dem an die 7 Arcana, so extendirt sich der Natron nitric.
Und da sagt denn Plato Acidum nitricum fumans ist
; Würfel auch auf das Natron carbon., das Acid. sulphur.-
als Causticum = Feuer, als Fluidum =
Wasser, als rau- lkosaeder auch auf das Eisen das Pulvis solaris ruber-
,

chende Flüssigkeit = Luft. Da nun Feuer =


Tetraeder, Tetraeder auch auf den Pulvis solaris niger.
Wasser =Ikosaeder, Luft =: Oktaeder, so ist Acid. ni- P. 57. gegen Ende; y.injascog ovy gdasug ts jiiQi
tricura =
Tetraeder -j- Ikosaeder -j- Oktaeder. Also hat statt gäatujg, wie die alten Ausgaben haben,
man im Natron nitricum die 4 Körper, welche in kleiner ist durchaus falsch) z. t. X.
Form gedacht werden. Nun gehen diese 4 Körper einen Hier steuert Plato darauf los, dass 2 Arcana flüssig und
139 140

2 fest sind, und dass in specie auf jeder Seite des arca- Mitte P. 58; fitzd ihj xavtu dfl yotiy x. r. I.
nologischen Schemas ein flüssiges und ein festes Arcanum Hier handelt es sich um die Darstellung des Pulvis so-
steht. Nämlich beim umgekehrten Schema haben wir: laris (ruber). Die 3 Feuerarten, die Plato aufführt, sind
P. solaris fest Acid. sulphur. flüssig erstens (fikd^, Flamme, das ist der eigentliche Schwefel,
T - 1 1 j

Liqu. hep. flüssig Natron


1
fest der bei der Darstellung des Sulphur aurat. angewandt
|
Nehmen wir nun die Gruppe links, so haben wir eben- wird. Dann kommt das, was nicht brennt, aber tolg öfi/u.u-
sowohl beim Pulvis solaris als beim Liquor hepatis für ai (f)ü)g TidQixei, das ist, glänzend ist, das ist das Queck-
sich die gßOtf, Status, das Stillstehen, vertreten. Bringt silber. Da Gott spricht. Es werde Licht, dieses Licht
man sie aber beide zusammen, so tritt die xlytjaig, motus, aber als Feuer gefasst wird, so liegt es nahe, das Leuch-
die Bewegung, ein. Denn Pulvis solaris tendirt nach unten, tende, Glänzende, und das ist eben Quecksilber, Feuer zu
präcipitirt aus dem Liquor hepatis, und das geht nicht nennen. Die dritte Feuerart ist das, was, wenn das Feuer
ohne Bewegung. Hat sich nun der ganze Pulvis solaris verloschen ist, in dem Durchglühten 2mrückbleibt, das ist
aus dem Gemenge von Pulvis solaris und Liquor hepatis das Feuer, welches erhalten wird, wenn der Process der
niedergeschlagen, so vertritt wieder der Pulvis salaris so- Darstellung des Pulvis solaris absolvirt ist, nämlich Pulvis
wohl als der Liquor hepatis die gäaig. Wenn man nun solaris ruber. An die 3 Feuerarten knüpft Plato 2 Luft-
Liquor hepatis und Pulvis solaris zusammenmengt und so arten, eine helle und eine dunkele, die erstere ist der rothe
die yJytjaig einleitet, so macht man mit anderen Worten Dampf, der bei der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr.
das Wasserverwandlungs - Experiment. Als solches will entsteht die zweite das Hydrothiongas
, ,
welches sich bei
aber Plato den Process nicht aufgefasst wissen, denn sonst der Darstellung des Sulphur aurat. entwickelt. Und endlich
müsste ja, wenn es von der xtyijaig zur gäaig gekommen an die Luftarten knüpft er 2 Wasserarten: vdwQ uypoV
wäre, der Pulvis solaris als Festes unten, und der Liquor und vdiog pfuroV, das eine ist die L'ösimg des Schlippe-
hepatis als Flüssiges oben stehen, wo doch umgekehrt im schen Salzes ,das andere die salpetersaure Quecksilber-
Platonischen Schema der Pulvis solaris oben, und der Li- Lösung. Aus diesen beiden Lösungen nun entwickelt sich
quor hepatis rrnten steht. Darüber macht sich Plato nun das Präcipitat, das ist die Summe von Sulphur aurat. und
weiter keinen Scrupel, weil er sich im Ganzen überhaupt Hydrarg. oxyd. rubr. unter Entwickelung von Luft der-
keinen Scrupel daraus macht, dem Wasserverwandlungs- artig, dass die Luft das Präcipitat niedertreibt.
Experiment aus dem Wege zu gehen, indem er ja nicht, Diese Darstellung des Pulvis solaris wird der vorange-
wie die Jüdische Alchemie, die Welt auf Grund des Was- gangenen xiyijaig und gdaig deswegen angereiht, damit
serverwandlungs-Experimentes entstehen lässt, sondern auf die 6/u.aXörijg dem Präcipitat beim Wasserverwandlungs-
Grund des Zusammentrittes der 4 Elemente. Auf Grund Experiment desto prägnanter entgegengestellt wird. Seht
dessen nun, dass er dem Wasserverwandlungs-Experiment ihr, will Plato sagen, da habt ihr die Schlippesche Lösung,
aus dem Wege geht, reiht er an die xivijaig uud gccatg da habt ihr die salpetersaure Quecksilber-Lösung. Auch
die o^aköirjg, aequaebilitas ,
die Ebenheit, und die dyio- bei ihnen entsteht ein Präcipitat. Fällt es euch hier ein,
ixalörijg, inaequabilitas, die Unebenheit. Mit diesen Aus- das Präcipitat auf Grund des Wasser Verwandlungs-Expe-
drücken geht er den Ausdrücken „Präcipitat“ und „ über riments eintreten zu lassen? Mit Nichten. Die Sache
dem Präcipitate stehendes Wasser“ aus dem Wege, die liegt vielmehr so , dass die Luft ,
die oben entsteht , der
er nicht gebrauchen kann, wenn er das Wasserverwand- rothe Dampf, das Hydrothiongas, das Präcipitat, herabtreibt.
lungs - Experiment und dessen Consequenzen nicht aner- Da habt ihr denn ein Präcipitat ohne Wasser verwand-
kennen will. Wenn das Wasserverwandlungs-Experiment lungs-Experinvent. Nun also, warum wollt ihr euch denn
beendet ist, so sagt Plato nicht, ich habe unten Präcipitat auf das Präcipitat beim Wasserverwandlungs-Experiment
uud oben Wasser, sondern er sagt, ich habe dann die so sehr steifen, warum wollt ihr euch denn so sehr darauf
öftakoTijg, das ist, Liquor hepatis ixnd Pulvis solaris steifen, dass wo xiyijaig und gdaig ist, dass da auf der
(Wasser und Erde) gränzen sich scharf gegen einander einen Seite das obenstehende Wasser, und auf der anderen
ab. Ob nun bei dieser Abgränzung Wasser oder Erde Seite das untenstehende Präcipitat in den Vordergrund
oben oder unten steht, bleibt sich gleich, die 6fxakÖTr)g tritt ? Ja, wenn Präcipitat ein Begriff wäre, der sich, ex-
als solche tangirt das nicht weiter. So lange aber das clusiv an das Wasserverwandlungs-Experiment knüpfte,
Wasserverwandlungs - Experiment vor sich geht, ist die dann wollte ich euch recht geben. Indessen, wie ich
dyixifA-ukÖTrig da; Wasser und Erde (Liquor hepatis rmd beim Pulvis solaris zeige ist Präcipitat ein vielseitiger
,

Pulvis solaris) gränzen sich nicht gegen einander ab. Begriff, Präcipitat ist ein so vielseitiger Begriff, dass irgend
Also Plato hat an Stelle des Wasserverwandlungs-Experi- ein Einzelfall, in dem es sich um ein Präcipitat handelt,
mentes die xtytjaig und die gäaig. Und wo man an gar nicht in die Wagschale fällt. Warum soll ich also
das Wasserverwandlungs-Experiment anlehnend sagt, zuerst beim Wasserverwandlungs - Experiment oder anders ge-
,

hat man ein Durcheinander von Wasser und Erde, ist das sprochen, bei der xiyijaig und gdaig so ein grosses Ge-
Experiment aber vollendet, so hat man unten die Erde wicht darauf legen, dass von den beiden sich am Ende
als Präcipitat, und über dies Präcipitat hat sich das Wasser des Experimentes abgränzenden Theilen, der eine Theil
gestellt —
da sagt Plato an die xJytjaig und gdaig an- oben und der andere unten steht oder ein Präcipitat
lehnend, zuerst hat man die ctyuijucUÖTijg, welche der xiyrj- bildet ?
tft? entspricht. Ist es aber von der xiyijaig zur gdnig Uebrigens ist dafür, dass Plato hier die Darstellung des
gekommen, so ist es von der ayu/nakörtig zur o^akoxtjg Pulv. solaris ruber bringt, nicht das der einzige Grund,
gekommen. dass er das Präcipitat ,
die Präcipitate desselben dem
In der Gruppe links macht sich die Sache betreffs des Präcipitat beim Wasserverwandlungs-Experiment gegen-
Acid. sulphur. und des Natron ganz analog. Hier brauchte überstellen will. Ein anderer Grund, und dazu ein sol-
Plato am Ende nicht dem Wasserverwandlungs-Experiment cher, der wohl noch mehr im VordergTund steht, ist der,
aus dem Wege zu gehen, denn er hat im Schema das dass Plato gezwungen ist, dem arcanologischen Experi-
flüssige Acid. sulphur. oben und das feste Natron unten. mente aus dem Wege zu gehen. Denn wie sollte er das
Indessen kann er dieser zweiten Gruppe zu Liebe keinen arcanologische Experiment aufrecht erhalten können, wo
einseitigen Exemtions-Standpunct einnehmen, und so bleibt er dem Wasserverwandlungs-Experimente aus dem Wege
denn auch hier das für die erste Gruppe Geltende. geht? Um
ihm nun aber aus dem Wege zu gehen, bringt
An die xiytjaig und gdaig reiht Plato nun einmal wieder er die Darstellung des Pulv. solaris. Die nähere Calcu-
die Umkehrung des Schemas ,welches im Kreise steht. lation ,
die er dabei in’s Auge fasst ist ff.
,
Ausser der
Beim Umdrehen des Schemas hat eine' Bewegung statt, Elementen- Vier nimmt er eine Elementen - Eins und eine
und ist das Schema mngekehrt, so ist es aus dem Zustande Elementen-Zwei an. Analog nimmt er ausser der Arca-
der Bewegung in den Zustand des Stillstehens getreten. nen-Vier eine Arcanen-Eins und eine Arcanen-Zwei an.
Jede Gruppe verlässt ilire Stelle. Indem sie dieselbe aber Das Substrat der Arcanen-Eins ist der P. solaris, denn
verlässt, entsteht kein leerer Raum, sondern wo die Rechts- dieser iät das Feuer - Arcanum, und das Ein - Element ist
Gruppe stand, tritt die Links-Gruppe, und wo die Links- das Feuer. Dass man nun aber ein Ein-Ai-canum auf
Gruppe stand, tritt die Rechts- Gruppe. Das ist nun na- stellt, heisst mit anderen Worten, wenn ich dies eine
türlich xiyijaig und gdaig in ganz anderer Beziehung. Es Arcanum haben, so habe ich alle Arcana. Im Pulv. so-
handelt sich blos um einen alchemistischen Sprung, wie laris hat Plato also alle Arcana. Es kommt nun das
wir derartigen Sprüngen im Timaeus mehr begegnen. ai’canologische Experiment darauf hinaus, die Arcana dar-
: ) :

141 142

zustellen. Da Plato nun vom Eingesichtspunct den statt , so verdünnte Liquor hepatis - Mediciii ver-
ist die
Pulv. solaris statt der Arcana überhaupt hat so kommt ,
dorben. Plato fasst nun
beim Liquor hepatis nicht den
sein arcanologisches Ex]>eriment darauf hinaus, den Pulv. Liquor hepatis, sondern den verdorbenen Liquor he-
solaris darzustellen. Er hat also statt des arcanologischen patis in’s Auge. Und ,so fas.st er bei der Metall - Ueber-
Experimentes in genere das Piüv. - solaris - Experiment in tragung nicht ein Metall, sondern ein verdorbenes
specie, oder mit anderen Worten, indem er die Darstel- Metall in’s Auge. Idg ist aber als Rost verdorbenes Eisen
lung des Pulv. solaris (ruber) bringt, geht er damit dem und als Grünspan verdorbenes Kupfer.
arcanologischen Experiment aus dem Wege. Auf die P. 59. gegen Ende: tö tivq'i fiif^iyfiiyoy vdaiQ x. t. L
Weise ist denn vorhin durch das Abhandeln der xtv-qCig Hier werden die Arcana als Hydro-Meteore im weiteren
xkI ardaig gesagt, das Wasserverwandlungs- Experiment Sinne das ist als Hagel
, Eis Schnee Reif aufgefasst.
, , ,

geht mich nichts an und hier ist durch das Abhandeln


,
Der Eingesichtspunct für alle ist das Wasser, welches
der Darstellung des Pulv. solaris ruber gesagt, das ar- dem Einflüsse der Kälte unterliegt. Dieser Eingesichts-
canologische E.xperiment geht mich nichts an. punct des Wassers führt nun wieder darauf, dass, \vie
Gegen Anfang P. 59: TOviojy d/j ndvTdjy^oau X^tu x.r.k. vorhin, das Schema erst dahin und dann dorthin fliesst.
Hier werden die Arcana zu Metallen. Plato will aber Der Abwechslung zu Liebe wird aber hier, im Gegen.satz
die Metalle nicht als fest aufgefasst wissen, sondern als zu vorhin, erst das umgekehrte Schema genommen und
flüssig, daher nennt er sie: vdaja aquae fusae, ge- dann das zurecht gekehrte. Und um die Abwechslung
gossene Wässer; das soll heissen geschmolzene Wässer, noch prägnanter zu machen, wird beim umgekelnten
denn Xvräy ist eben aucb: geschmolzen. Der Ausdruck Schema mit der Gruppe rechts angefangen.
vdu)Q XvTÖy ist jedenfalls tautologisch. Das Metall ist Würde wie vorhin verfahren, so hätten wir folgendes:
ursprünglich fest, wenigstens denn die Metalle, von denen Zuerst richtig stehendes Schema, also zuerst Erde und
liier die Kede ist. Nun schmilzt man die Metalle und Wasser.
sie werden zu: /UTf? und als solche constituiren Dann umgekehrtes Schema: dem Absolvirten schliessen
sie vdctrcK. Plato gebraucht aber seinen Ausdruck vdccra sich Feuer und Luft an.
Xvrd deshalb, um es ausser allen Zweifel zu stellen, dass Jetzt wird aber nicht wie vorhin verfahren, sondern
er die Metalle als vdara, das ist vom Standpunct des es wird mit dem umgekehrten Schema angefangen. Das
Flüssigen aufgefasst haben will. müsste also ergeben: Zuerst Feuer und dann Luft. So
Die Auffassung der Arcana als Metalle hängt ursprüng- liegt die Sache aber nicht. Vom umgekehrten Schema
lich damit zusammen, dass die Arcana aus Mineralien und wird zuerst die Grup]5e rechts genommen. Und so eröff-
Metallen dargestellt werden. Hierbei wird denn der Aus- net denn den Reigen: Wasser, Erde.
druck Metall zum Collectiv- Ausdruck für Mineral und Nun wird das Schema zurecht gekehrt, und dem Absol-
Metall. Und so werden denn die Arcana in so fern zu virten schliesst sich an: Luft, Feuer.
Metallen, als sie aus Metallen dargestellt werden. In der Hierdurch erhalten die Arcana folgende Reihenfolge
späteren Alchemie tritt die Auffassung der Arcana als 1) Acid. sulphur., 2) Natron, 3) Liquor hepatis, 4) Pul-
Metalle sehr in den Vordergrund. vis solaris.
Plato hält sich bei der Distribuirung der Arcana auf Der hydrometeorologischen Auffassung der Arcana liegt
die Metalle zuerst an das eigentliche (nicht umgekehrte) das zu Grunde, dass Natron nitricum, Natron carbonicum,
Schema oder auch das Kochsalz mit dem Bergkrystall parallelisirt
Erde Luft werden. Krystall aber fassten die Alten als petrificirtes
j

j Wasser Feuer
j
j
Eis auf. Danüt ist denn Natron =
Eis, und diesem Eis
und bringt also zuerst Erde, das ist Natron, dann Wasser, schmiegen sich dann Hagel, Schnee, Reif an.
das ist Acid. sulphur. Nun sagt Plato in Bezug auf die Distribuirung der
Natron bezeichnet er als G o 1 d, ^pnoof. Das geschieht Einzelnen ff.
deswegen, weil Gold an der Spitze der Metalle steht, in- Das, was ist vnsQ y^g, über der Erde, das ist Hagel,
dem es das edelste Metall ist. Analog steht Natron beim Xdla^a. Nämlich es handelt sich in Bezug auf das
eigentlichen (nicht umgekehrten) Schema an der Spitze Schema um die Rechts-Gruppe des umgekelu’ten Schemas,
der Arcana. welche ist:

Acid. sulphiiricum bezeichnet er als Eisen, ctddfictg, Wasser


Stahl. Das geschieht deswegen weil das distendirte Erde
Acid. sulphur. =
Acid. sulphur. Eisen.
,

Hier steht Wasser =


Acid. .sulphur.
j

Hagel über —
So weit gekommen biegt Plato alsdann vom eigentlichen Erde.
Schema ab, und kehrt dasselbe um, so dass er jetzt das Das, was ist int yijg, an der Erde, das ist Eis, xqv-
Schema hat: gai-kog. Nämlich das Natron ist an der Erde, ist un-
1 Feuer Wasser )
mittelbar an das Element Erde gefesselt. Und so ist deim
(
Luft Erde i
auch das dem Natron entsprechende Eis „an der Erde.“
Das thnt er deshalb, weil er sich von vorn herein auf Das, was ferner ist: vneQ yijg, über der Erde, das ist
den Standpunct der vdara X^id, der Wasser- Natur Schnee, Hier handelt es sich um die Rechts-
der Arcana gestellt hat. Wasser aber fliesst von einer Gruppe des zurechtgekehrten Schemas, welche ist:
Stelle zur anderen, und so lässt er denn auch das Schema Luft )

gleichsam erst dahin, und dann dorthin fliessen. Dem so Feuer


umgekehrten Schema zu Liebe folgt denn jetzt nicht zu- Hier steht Luft =
Liquor hepatis
)

Schnee über dem=


erst Luft und dann Feuer, wie es dann .statt hätte, wenn festen und damit als Erde rangirenden P. solaris. Der
nicht umgekehrt worden wäre, sondern es kommt zuerst P. solaris rangirt als Erde, und nicht als Feuer, weil
Feuer und dann Luft an die Eeihe. das Feuer den kalten Hydrometeoreu gegenüber einen
P. solaris (Feuer) bezeichnet er als Kupfer, negativen Standpunct einnininit.
Das geschieht deswegen weil bei der Umkehrung des
,
Endlich das, was ist int y>jg, an der Erde, das ist
Schemas P. solaris an die Spitze der Arcana tritt. Wie Reif, ndxyri- Die Erde wird als der feste P. solaris ge-
vorhin also Natron auf Grund des an der Spitze Stehens nommen, und an ihn knüpft sich der Reif, der aus Thau
Gold war, so wird jetzt aus demselben Grunde P. solaris wird, welcher dem Einflüsse der Kälte unterliegt.
Gold. Da aber die Stelle des Goldes bereits durch das Es würden sich also Arcana und Meteorologica derartig
Natron besetzt ist, so kann hinterdrein der P. solaris nicht entsprechen, dass auf Acid. sulphur.: Hagel, auf Natron:
ebenfalls zu Gold werden, und er wird daher, indem ein Eis, auf Liquor hepatis: Schnee, auf P. solaris: Reif
vermittelnder Ausweg eingeschlagen wird, zu unächtem kommt.
Golde, das ist zu Kupfer. Ende P. 59: Ta Jf d^ nltlga oddruty li'd/j x. t, L
Liquor hepatis bezeichnet er als io g das kann Rost ,
Hier werden die Arcana als Pflanzensäfte aufgefasst,
oder Grünspan heissen. Im Sinne
hat er dalsei das, als Hierbei wird wieder der Standpunct des Flüs-
worauf er auch hinweist , dass wenn
der Liquor hepatis
,
sigen inne gehalten, die Pfianzensäfte als Flüssigkeiten
zu viel Schwefel aufgenommen dieser sich nach kurzer
,
aufgefasst. Daher fliesst wieder das Schema hierhin und
Zeit bei der Verdünnung des Präparates mit Wasser aus- dorthin und zwar derartig, dass das eigentliche Schema
scheidet und oben auf dem Wasser schwimmt. Hat das aufgestellt wird:
143 144

Erde Luft )
Die Mineral-Auffassung der Arcana benutzt Plato zugleich
j
Wasser
(
Feuer i
dazu, um die Stoffe in den Vordergrund zu schieben,
liierliei aber Luft zu Wasser und Erde zu Feuer fliesst, welche seiner Auffassung gemäss bei der Darstellung der
also die Elemente, resp. Arcana sieb kreuzvveis gegen- Arcana im Vordergrund stehen. So fasst er denn auf:
einander stellen. Ginge nun die Sache einfach vor sich, Das Natron als Ko c h s a 1 z. Denn Kochsalz steht bei der
so würden sich erstens; Erde und Feuer und zweitens Luft : Darstellung des Natron nitricum im Vordergrund.
und %Vasser zusammen stellen. Um aber das Fliessen Den Liquor hepatis als Salmiak. VomKörperstandpunct
noch prägnanter zu machen, wird beim Kreuzen von aus erhält der Liquor hepatis das Oktaeder. Das Oktaeder
unten angefangen, und zuerst aufgestellt: Wasser und bezieht sich aber auf den Salmiak, und daraus macht
Luft, zum zweiten: Feuer und Erde. Plato den Abzug, dass bei der Darstellung des Liquor
Vom Standpunct der Pflanzensäfte werden also die Ar- hepatis der Salmiak im Vordergrund stehe. Bei dieser 1

cana distribuirt: 1) Acid. sulphur., 2) Liquor hepatis, Gelegenheit nennt Plato den Salmiak : yttgoy, oder wie
3) P. solaris, 4) Natron.
Andere schreiben: XizQOy. Dies yizQOy ist also nicht
Acidum sulphuricum wird aufgefasst als Wein, oivog. das, was wir Nitrum nennen, sondern eben Salmiak.
Dieser Wein ist weniger Wein, als vielmehr Tra'jbensafI, Mit dem Kochsalz-Natron und Salmiak-Liquor hepatis
und als Traubensaft solcher Traubensaft, der in sauere ist also in Bezug auf die Mineral-Natur der Arcana der
Gährung übergegangen, das ist also Essig. Die Relation Stoff gegeben, aus welchem diese Arcana Natron und
von Acid. sulphur. zu Essig liegt aber sehr nahe. Die Liquor hepatis dargestellt werden. Dem entsprechend
Auffassung des Acid. sulphur. als Essig ist auch die Basis wird
zu der Parallelisirung der Arcana überhaupt mit Pfianzen- beim Acid. sulphur. der Stein-Stoff herangezogen, aus
säfton. Was für die Auff.'.ssung der Arcana als Hydrö- welchem dies Arcanum dargestellt wird, das ist Eisen,
meteore Natron —
Eis ist, das für die Auffassung der Schwefeleisen, Vitriol. Und so wird denn aufgefasssl:
Arcana Pflanzensäfte Acid. sulphur.
als Essig. Es ist — Acid, sulphuricum als Eisen.
eben der Ausgangspunct für die Auffassung der übrigen Den Pulv. solaris parallelisirt Plato endlich mit xtQa[.iog,
Arcana. % das ist eigentlich Thon, hier aber als rot her Stein, rother
Liquor hepatis wird aufgefasst entweder als niria, das Ziegelstein, rother Dachziegel genommen. Bei dieser Pa-
ist Pech oderTheer, oder als xty.i, das istOel, welches rallele dürfen wir uns aber nicht exclusiv daran halten,
von ztzi, einem Baume, der auch andere Namen führt, dass Pulv. solaris roth ist wie ein Ziegel, sondern es muss
z. B. Croton, Sesamum silvestre, herrührt; xty.i steht statt neben der Stein-Natur auch die Darstellung in’s Auge ge-
xixivov l'Xatoy, —
oder als i'AwiOy, Oel, gewöhnliches Oel. fasst werden. Und da ist denn, wie beim Natron-Koch-
Es handelt sich bei nirra, y.iy.i, t'Xaioy um leicht bren- salz ursprünglich nicht das ganze Arcanum, sondern nur
nende Pflanzensäfte. Nun denkt Plato, ein leicht bren- ein Darstellungs-Theil desselben = Salz, wie beim Li-
nender Pflanzensaft ist Wasser _j.Etvcas, was leicht brennt. Li- quor hepatis-Salmiak ursprünglich nicht das ganze Arca-
quor hepatis aber auch Wasser -j- Etwas, was leicht leicht num, sondern nur ein Darstellungs-Theil desselben = Sal-
brennt (Schwefel), und so kommt denn die Parallele von miak, wie beim Acid. sulphur.-Vitriol ursprünglich nicht
Liquor hepatis und den hier aufgeführten Pflanzensäften das ganze Arcanum, sondern nur ein Darstellungs-Theil des-
heraus. Uebrigens haben wir auch das, dass wenn man selben = Eisen, so ist denn auch hier ursprünglich nicht
Liquor hepatis in Wasser giesst, dass dann eine kleine, der ganze P. solaris = xiqafxog, sondern nur ein Dar-
öl artige Trübung entsteht, die erst successiv, namentlich stellungs-Theil desselben, nämlich das Sulphur auratum.
beim Schütteln, fortgeht. Das ist denn die Parallele für Plato nimmt also in Bezug auf die Stein-Natur des Pulv.
Liquor hepatis und Oel, der sich dann in zweiter Reihe solaris an, das Sulphur aurat. sei ein Darstellungs-Theil
die Parallele mit ölartigen, brennbaren Substanzen, wie des Pulv. solaris.
yjy.i, nhicc anreih f. Gegen Ende P. 60: xä de xoiyd dfupoly x. x. X.
Pulvis solaris wird aufgefasst als Honig, fiiXi. Das Plato benutzt die Auffassung der Arcana als Metalle,
hängt damit zusammen, dass man beim Dispensiren von als Hydrometeore, als Pflanzensäfte, als Minerale, um die
P. solaris die betreffenden Ingredienzen mit Zucker zu- Arcana fliessen zu lassen, das ist, ihre Reihenfolge anders
sam inenreibt. Die Alten aber machten Zucker aus Honig. zu geben, als sie sich an das eigentliche und umgekehrte
— Plato nimmt Honig als Pflanzensaft und nicht als Schema knüpft. Nun nimmt er von diesem fliessenden
'l'hiersaft, weil die Bienen den Honig aus den Blumen Wasser derartig Abschied, dass er es ganz „verfliessen“ lässt,
saugen. oder wenn man will, auch „überfliessen“ lässt. Es fliesst
Natron wird aufgefasst als dnög, das ist ein weisser nämlich derartig, dass die Art dieses Fliessens, der Weg, den
Pflanzensaft. Die Relation eines solchen Saftes zu das Wasser beim Fliessen nimmt, nicht mehr hervortritt. Nach-
Natron ist darauf basirt, dass beide weiss sind. Ob Plato dem Plato diesem Fliessen zu Liebe über die Auflösungs-
dnög im Allgemeinen als weissen Pflanzensaft auffasst, kraft des Feuers einleitende Worte vorangeschickt, fasst
oder im Besonderen als den weissen Saft einer speciellen er vom genannten Standpunct die Arcana einestheils als
Pflanze —das wollen wir dahingestellt sein lassen. Glasflüsse, anderentheils als Gerate und Salben auf.
Gegen Mitte P. 60 cTf: x. z. X. Näher distribuirt werden hierbei die einzelnen Arcana nicht,
Hier werden die Arcana als Erdarten, oder Steine, oder also es wird nicht die Aufstellung gemacht, dieses Ar-
Minerale aufgefasst, für welchen Standpunct Plato sich canum repräsentirt diesen Glasfluss, dieses Gerat, diese
mehrerer Ausdrücke bedient, wieyij, n^zQtt, Xi&og. Das Salbe, jenes repräsentirt jenen Glasfluss, jenes Gerat, jene
ist der Gegen-Staridpunct zum Metallstandpunct. Dort Salbe. Natürlich, das ist ja eben der Standpunct des
wurden Minerale und Metalle collectiv Metalle genannt, Verfliessens oder Ueberfliessens, dass bei der Parallelisi-
hier Minerale. Ganz wie dort das Metall, so wird hier rung der Arcana mit anderen Stoffen blos ein Allgemein-
das Mineral als flüssig aufgefasst. Plato' fasst nicht die gesichtspunct aufgestellt wird, die nähere Unterbringung
yv als y^ in’s |Auge, sondern als yuTr/ y^. Deshalb der einzelnen Arcana unter den Allgemeingesichtspunct
schickt er auch als Einleitung voran, welchen Einfluss das aber unterbleibt.
Wasser (und die Luft) bei der Entstehung der Steine hat. Gegen Mitte P. 61 :
{xai) xä fx'ey xoiyw-
Der Flüssigkeits-Standpunct wird deswegen herangezogen, ylcug X. X. X,
um wieder das Schema fliessen zu lassen, d. i, um die Hier kommen die Eleraentar-Qualitäten an die Reibe.
Arcana in einer Reihenfolge zu bringen, welche weder Dass dieselben gerade hier an die Reihe kommen, hat ei-
dein umgekehrten, noch zurecht gekehrten Schema ent- nen doppelten Grund. Der erste Grund ist der, dass das
spricht, womit denn eine neue Abwechslung in die Sache Schema durch das Verfliessen oder Ueberfliessen von vor-
kommt. Das Fliessen hat hier so statt, dass das umge- hin undeutlich geworden ist. Es ist also in seine Inte-
kehrte Schema grität wieder einzusetzen. Dazu werden die Elementar-
l Feuer Wasser ) Qualitäten herangezogen. Indem sich an die Elementar-
Luftj Erde j Qualitäten die Elemente knüpfen, präsentirt uns hier Plato
genommen wird, dabei aber vom Feuer zum W^asser und die Elemente, und sagt mit anderen Worten, das vorhin
von der Luft zur Erde gesprungen wird. Demgemäss undeutlich gewordene habt ihr hier deutlich wieder. Der
wäre denn hier die Reihenfolge der Arcana: zweite Grund ist der, dass Plato sich anschickt, die Arcana
1) P. solaris,
?) Acid. sulphur., 3) Liqu. hepatis, 4) Natron. aufzufassen vom Standpunct des Eindruckes, welchen sie
146 146

I
auf die Sinneswerkzeuge machen. Diesen Standpunct aber oben das Pathema Hart aufführt, dass er da Hart durch
!
parallelisirt er mit den Elementar-Qualiläten. Die Arcana axXriQÖy giebt. Hier nun knüpft er an dies Adiectiv das
als solche lässt er mit den Elementen parallel gehen, den Substantiv oxhiQÖxrg und setzt diese axXrjQÖxtjg der
[
Eindruck welchen die Arcana auf die Sinneswerkzeuge dywfxaXöxtjg gegenüber. Der o/uaXöxijg dagegen setzt
machen, lässt er den Elementar-Qualitäten parallel gehen. er nicht die nxXqQÖxtjg gegenüber, sondern die nvxyötijg,
Demgemäss bilden die Elementar-Qualitäten die Einlei- Festigkeit. Das bleibt sieh aber gleich, xivxyöxrjg ist
tung zu der parallel laufenden Auffassung der Arcana. hier ganz synonim mit axXtjQÖxtjg. Denn das axXrjQÖy
Plato nennt die Elementar-Qualitäten Pathemata (71a- fasst ja die Härte des Präcipitates bei der Jüdisclien
und erw’eitcrt und modificirt die hierhin schla- Schöpfung in's Auge. Ob man nun dieses Präcipitat hau
j
genden Empedokleischen Auffassungen. Er stellt auf; 1) oder fest nennt, bleibt sich gleich. Das Präcipitat soll
:
das Pathema Heiss, 2) das Pathema Kalt, 3) das Pathema verhindern, dass das Weltcnwasser nicht beim Einschlagen
Haut, 4) das Pathema Weich. Hart und Weich ist ihm des Eies abläuft. Nun das verhindert es ebensowohl, wenn
das, was dem Empedokles Trocken und Nass ist. Das es als fest aufgefasst wird, als wenn es als hart aufgefasst
Nasse kommt natürlich dem Wasser Trockne be-zu, das wird.
zieht Plato auf die Erde. Indem er nun in Nass und P. 64: fxtyi^oy de xai Xotnöy x. x. X.
Trocken Wasser und Erde hat, sagt er, Erde ist hart,
:
Hier kommt Plato von den vorherigen Pathemata,
'

was nahe liegt, da er ja vorhin, indem er die Arcana als die den Elementen gegenüber stehen, zu den Pathe-
Minerale auffasste, die y/; mit nixQa parallelisirte. Und mata welche den Arcanis gegenüberstehen , das ist er
, ,

da nun die Erde hart ist, so ist im Gegensatz dazu das nimmt die Arcana dnreh in Bezug auf die Eindrücke,
Wasser weich. Dies Ergehn iss benutzter nun dazu, an die welche sie auf die fünf Sinneswerkzeuge machen. Hierbei
I
Stelle des Nassen und Trocknen das Weiche und Harte zu sucht er denn mannigfach die beiderseitigen Pathemata
setzen. Uebrigens ist die Parallelisirung von yjJ und mit einander in Einklang zu bringen, zu decken. Z. B.
niiQu nicht der einzige Grund, dass Plato die Erde als hat er in Bezug auf den Geschmack das Sanre welches ,

hart nimmt, er denkt dabei auch an das Jüdische Was- die Zunge rauh macht, und das Süsse, welches glatt über
serverwandlungs-Experiment im Grossen. Bei diesem näm- die Zunge dahin gleitet. So hat er denn in dieser Be-
lich nimmt, wie wir wissen, die Jüdische Alchemie an, ziehung die Elementen-Pathemata Rauh und Glatt. Und
da.ss das Präcipitat fest sei, sonst könnte sich beim Ein- so in verschiedener Weise. Diese verschiedenen Gegen-
schlagen des Welteneies nicht sofort ein Gefäss im Ge- überstellungen von Elementen - und Arcanen - Pathemata
lasse bilden, und das Wasser würde ablaufen. So hat er bilden die Basis zu mannigfachen physiologischen An-
denn auch in dieser Beziehung das Harte oder Feste. — schauungsweisen Platos auf die wir hier nicht weiter
,

Mit der Umänderung des Nass und Trocken in Weich eingehen.


und Hart will Plato das gewinnen, dass das Schwanken
InBezug auf den Geschmack fasst Plato die vier Ai-
'
zwischen Jjuft und Erde in Bezug aut die Elcmentar-
cana in’s Auge, in Bezug auf den Geruch zwei Arcana,
j
Qualität autbört. Wir wissen ja von Empedokles her, in Bezug auf das Gehör ein Arcanum in Bezug auf das
dass ein Schwanken statt hat, ob Luft
,
kalt, Erde : trocken, :
:

Gesicht die sieben Arcana. Da er somit die verscliiedeneu


oder ob umgekehrt Luft trocken und Erde
: kalt, damit :
Arten der Arcanenzahlen wie er ihnen überhaupt Rech-
,
hat denn überhaupt ein Schwanken zwischen Luft und Erde
nung trägt, das ist das Ein- Arcanum, das Zwei- Arcanum,
statt. Dies Schwanken hört nun auf, wenn der Erde das
das Vier - Arcanum, das Sieben - Arcanum bereits bei vier
Hart zugetheilt wird. Damit bekommt die Luft prägnant
Sinnen, dem Geschmack, dem Geruch, dem Gehör, dem
das Kalt, denn Niemand wird sich versucht fühlen, die
Gesicht untergebracht hat, so hat er keinen rechten Platz
Luft hart zu nennen^
mehr für den fünften Sinn, das Gefühl, wenn er eben,
Plato schliesst aber mit den genannten 4 Pathemata
wie er das thut, darauf ausgeht, die Uebetragung der
nicht ab, sondern er fügt ferner hinzu: 5) das Pathema
Arcana auf die Sinne dazu auszubeuten, um den verschie-
I

I' Schwer, 6) das Pathemata Leicht. Mit diesen beiden


denen Arcanenzahlen wie er sie auffasst Rechnung zu
, ,
Pathemata ist es auf die Umkehrung des Schemas ab-
j

tragen. Darum fasst er


' gesehen. Bei dieser Umkehrung wird angenommen, dass
1 das, was den Reigen eröffnet, leicht ist, und das, was ihm das Gefühl weniger den eigentlichen Gefühls-Sinn
als

I
folgt, schwer ist. Dann liegt das Motiv, sich zu bewegen, auf, als vielmehr als das geistigeFühlen, das ist als die
in ihnen selbst. Das erste lässt sich drängen das zweite angenehmen und unangenehmen Eindrücke {^d'oyij xai
[;
,

I drängt, und so geht die Bewegung des Umkehrens des XvTirj), welche die P.athemata auf uns machen. Auf die
Schemas in ihrer Kreisbewegung vor sich. Plato ist hier Weise w’ird denn das Gefühl der Allgemein-Gesichtspunct
! einmal wieder bei jenem Thema des Umkehrens, welches für alle Sinnes-Eindrücke. Beim Gefühl als solchem, das
er so gerne auf’s Tapet bringt. Hier an dieser Stelle ist also beim Gefühlssinn, den er nicht auf alle Paohe-

thut er es besonders wortreich. mata überträgt fasst er den eigentlichen Schmerz in’s
,

Wie wir gesehen, hat Plato bei den Pathemata Hart Auge, welchen die Arcana verursachen. Hierbei denkt er
und Weich das Wasserverwandlungs Experiment vor Augen. an den brennenden Schmerz, welchen Acid. sulphur. er-
Da ihm nun das Wasserverwandlungs-Experiment die Lehre regt, wenn es auf eine offene Wunde gebracht wird. Das
von der xlytjaig und ataatg ist, und er an diese die ist es, worauf er mittelst seiner xofiai xai xavaetg
Cfiai.6jt]g und die ay(ofiiti.6xrjg knüpft, so liegt es nahe, (Schnitt und Brand) lossteuert.
dass er hier auch diese OfiaXoxijg und dyu)fitti.6x>]g in's Den Geschmacks-Sinn setzt er den Arcanis so
Auge fasst. Ihnen zu Liebe bringt er denn endlich; 7) gegenüber, dass er zutheilt: 1) dem Liquor hepatis das
das Pathema Glatt und 8) das Pathema Rauh. Wir ha- Bittere (Liquor hepatis schmeckt in der That etwas bitter),
ben da, wo wir oben die OfiuXöxtjg und dywfxaXöxrig be- 2) dem Natron das Salzige 3) dem Acid. sulphur. das
,

sprachen, darauf hingewiesen, dass es sich bei der ersteren Saure, 4) dem P. solaris das Süsse. Der Geschmackssinn
um die Abgränzung von Wasser und Erde (Präcipitat) wurde übrigens bereits bei der Auffassung der Arcana
handelte, bei der letzteren um die Nieht-Abgränzung. als Pflanzensäfte herangezogen. Denn dass Acid. sulphur.
Wörtlich übersetzt ist aber 6fia),6x>ig Ebenheit und «Vw- dem Wein oder vielmehr dem Essig parallelisirt wurde,
fiaXoxtjg Unebenheit. An diese wörtliche Auffassung sich hat den Grund, dass Acid. sulphur. sauer schmeckt. Und
haltend sagt nun Plato hier, wenn die Härte (das 3. Pa- dass dort P. solaris dem Honig parallelisirt wurde das ,

thema} sich mit der 6/xak6x>jg verbindet, so kommt das hängt zwar direct damit zusammen, dass Hydrarg. oxyd.
Pathema Glatt herat;s. Verbindet sich aber die Härte rubr. und Sulphur aurat. mit Zucker verrieben werden,
mit der dyaifxaXöxijg, so kommt das Pathema Rauh her- indirect ist aber auch das Lossteueru auf den Geschmack
aus. Das Glatt und Rauh bezieht sich also im Grunde des P. solaris da. Denn eben dadurch, dass P, solaris
auf das Präcipitat beim Wasserverwandlungs-Experiment. Zucker enthält, schmeckt er süss, wird in seiner Totalität
Glatt ist dies Präcipitat bei der Jüdischen Kosmogenese zu Honig. Auf das Heranziehen des Geschmackes bei der
beim Anfänge des Vorsichgehens der Land-Bildung. Am Auffassung der Arcana als Pflanzensäfte macht Plato hier,
dritten Tage dagegen, wo sich das Wasser an besonderen wo er vom Geschmacks - Sinn spricht, selbst aufmerksam.
Oertern sammelt und das Trockne sichtbar wird, da wird Den Geruchs-Sinn setzt er den Arcanis so gegen-
das Präcipitat Land rauh. (Vergleiche Alchemie bei den über, dass das Acid. sulphui’. und Natron als geruchslos
Juden}. Wir haben noch zu erwähnen, dass Plato da, wo er rangiren Liquor hepatis und Pulvis solaris dagegen als
,

10
solclie, welche die GeruchRiiervcn afficiren. Beim Liquor besser war. Man muss nämlich eben wissen , dass das
hepatis liegt es auf der Hand, dass er riecht. In Bezug Land, wie es jetzt ist (Zeiten des Erzählers), ein Ueber-
auf das Riechen des P. solaris fasst Plato das in’s Auge, bleibsel des alten Landes ist. Während der 0000 Jahre
dass der P. solaris-Theil Sulphur aurat. bei Behandlung
:
nämlich, die zwischen jetzt und damals liegen, hatten viele.
mit Salzsäure Hydrotliiongas entwickelt, welches sehr deut- Ueberschwemmungen statt. In Folge dessen wurde die
lich mittelst des Geruchs - Sinnes wahrgenommen werden Erde fortgeschwemmt. Der fette Boden ging fort wie ,

kann. von einem kranken Körper das fette Fleisch fortgeht und
Indemer den Gehörs- Sinn den Arcauis gegenüber die Knochen bleiben. Damals stand das Land in seiner
stellt, hat er das im Sinne, dass Katron, in’s Feuer ge- Integrität da; was jetzt nackte Berge sind, waren hohe
worfen, decrepitirt und demgemäss ein knatterndes Ge- Erdhügel und die Phelleische Ebene hatte Fettland, wo-
räusch verursacht. von jetzt noch Spuren da sind. Die Berge nämlich die ,

Beim G cs i ch t s - S inn e, den er den Arcanis gegenüber jetzt nur noch den Bienen Nahrung geben, gaben. vor
stellt, fasst er die verschiedenen Farben der Arcana in’s nicht gar zu langer Zeit noch Bauholz. Ausser Bäumen
Auge. Hierbei bringt er eine Reihe von Farben und Ge- zu derartigem Zweck brachte die Gegend noch hohe Cul-
sichtseindrücken aufs Tapet, entgegen den sieben Farben, tur-Bäume und Fettweiden hervor. Sie wurde durch den
nur den sieben Farben, die er im Hinblick auf die sieben jährllchon Regen befruchtet, der nicht, wie jetzt, von dem
Arcana eigentlich zu bringen hätte. Das hängt damit kahlen Boden in’s Meer abfliesst, sondern eiugesogen
zusammen, dass er die Sieben - Arcanenzahl, entgegen der wurde vom Lehmboden. Das gab denn Substrat zu man-
Ein-, Zwei-, Vier - Arcanenzahl, als die Viel - Arcanenzahl cherlei Quellen und Flüssen. Dieses Land mit fettem
auffasst. Der ATel - Ar-cancnzahl setzt er dann das Viel Boden und guter Bewässerung wurde unter dem Einflüsse
der Farben gegenüber. eines günstigen Klimas von einem körperlich und geistig
P. 68. gegen Ende; zavra dfj nüvza {ruvik ravTu) herrlichen Schlage von Ackerbauern bebaut.
Y.. T. Was die Stadt Athen betrifft, so war der Akropolis-Theil
Hier schliesst Plato den ersten Theil des Timaeus ab, nicht kahl, wie jetzt, sondern hatte fetten Boden, den
um zu dem zweiten Theile, der (pvaig dv&QÜnov im Erdbeben und Ueberschwemmung zerstört haben. Sie kam
engeren Sinne überzugehen. Aus Gründen die wir be-
, ,
fast einer Ebene gleich. Der äussere Flauken-Theil wurde i

reits früher angeführt, brechen wir hier ab. von Handwerkern und Ackerbauern bewohnt. Die Iu."ie- ,

I
gerkaste bewohnte die höheren Theile um den Tempel
des Vulcan und der Minerva herum. Gegen Norden hatten
B. Platos Schrift: Kritias. sie gemeinschaftliche Wohnungen und Winter-Speisesälc,
sie lebten überhaupt gemeinschaftlich. Im Sommer hielten
a. Inhalt.
sie sich am südlichen Theile auf, wohin dann die gemein-
Der Inhalt dieser zweiten Platonischen Schrift, die un- schaftlichen Plätze verlegt wurden. Sie lebten in behä-
sere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt ist der Haupt- ,
bigen Mittelverhältnissen, ohne Gold und Silber. An der
sache nach folgender: Stelle, wo jetzt die Akropolis steht, war eine Quelle, die 4
9000 Jahre vor Solon, der die Sache von einem Aegyp- jetzt bis auf kleine Ueberreste durch Erdbeben versiegt
tischen Priester hat, fand ein Krieg statt zwischen den ist. So wohnten die Beschützer ilu’er Bürger und die
Völkern diesseits und jenseits der Säulen des Hercules Oberanführer der übrigen Griechen. Sie sahen darauf,
(Meerenge von Gibraltar). An der Spitze der Einen stan- dass Männer- und Weiber -Kriegerzahl sich gleich blieb.
den die Athener, an der Spitze der Anderen die Könige Ihrer waren ungefähr 2 Myriaden.
der Insel Atlantis. Die Insel Atlantis lag im Atlantischen Bei der vorerwähnten Verloosuug der Eu'de unter die
Ocean, vor den Säulen des Hercules, und war grösser als Götter erhielt Neptun die Insel Atlantis. Mitten auf dieser
Asien (Kleinasien) und Lybien zusammen später ging sie ;
Insel war eine schöne fruchtbare Ebene. An der Ebene,
in Folge von Erdbeben unter (vergl. unten gegen Ende). gegen die Mitte circa 50 Stadien abstehend, war ein kleiner
Als die Götter die ganze Erde, nicht in Zank und Streit, Berg. Hier wohnte einer von den Männern, die im An-
sondern durch das Loos unter sich vertheilten, da fiel fänge aus Erde geschaffen wurden, Namens Euenor. Seine
dem Vulcan und der Minerva Attika zu diesen beiden ,
Frau hiess Leucippe. Von dieser hatte er eine einzige
Gottheiten, die Geschwister waren und beide der Philo- Tochter Namens Klito. Als diese mannbar wurde, starben
sophie und Kunst {(f iloaoq ta y.ai (f iXori^Xyta) huldigten. die Eltern. Neptun fasste Liebe zu ihr und erkannte sie.
Sie machten Autochthonen und legten in sie Sinn für
, Nun gränzte er den Erdhügel ab, den Klito bewohnte,
Staatseinrichtuugen. Ihre Kamen haben sich erhalten, damit kein Mensch hinzukäme. Er machte 3 Meeres-
ihre Werke sind durch den Untergang ihrer Kachkommen, Reifen und 2 Land-Reifen. Dann schmückte er die innere
durch die Länge der Zeit geschwunden. Denn ihre Nach- Insel aus. Er schuf eine warme und eine kalte Quelle,
kommen lebten in den Bergen und waren roh und unge- und Hess mannigfache Nahrung aus der Erde spriessen.
bildet. Sie hörten von den Namen der Herrscher, weni- Er zeugte 5 Zwillingsöhne, und theilte die Insel Atlantis
ger von ihren Thaten. Die Namen nun verpflanzten sie in 10 Theile, von welchen der Aelteste vom ersten
auf ihre Nachkommen, die Tugenden und Gesetze ihrer Zwillingspaar die mütterliche Wohnung mit Umgebung
Vorfahren kannten sie nicht, oder blos bis auf dunkele bekam. Die Uebrigen bekamen die anderen Theile als
Gerüchte. Durch viele Generationen lebten sie und ilne Herrscher {aQXovifg) jener Aeltere war aber ihr Ober-
Kinder in Dürftigkeit und hatten genug an ihren Nah- herrscher (ßaaiXtvs). Dieser bekam den Namen Atlas,
ruugssorgen, so dass sie sich um die Thaten ihrer Vor- woher der Name der Insel Atlantis. Untei’ diesen Herr-
fahren lücht viel kümmerten. Sagengesclfichte und wirk- schern und ihren Nachkommen blühte nun das Atlantische
liche Geschichte entstanden erst, als gesichertes Substrat Reich, und dehnte sich aus. Namentlich blühte das Ge-
für den täglichen Unterhalt da war, eher nicht. So haben schlecht des Atlas, in dessen Familie die Oberherrscher-
wir die NamenAlten ohne Thaten. So kommt es,
der würde nach der Erstgeburt forterbte. Das blühende Reich
dass die Priester dem
Solon erzählten von Cecrops, brachte hervor Metalle und Minerale
; feste und flüssig-
,

Erechtheus, Erichthonius, Erysichthon u. s. w., und ähn- werdende {g£Q(d Y.ai %aa TijY.id ytyor's), darunter nament-
lich in Bezug auf die Frauen. Damals lag sowohl den lich Orichalcum (oQetxaXy.os), was edler war, als die
W eibern als den Männern die Kriegsführung ob worauf ,
anderen Metalle mit Ausnahme von Gold; Waldungen mit
Minerva hinweist, die gewappnet dargestellt wird. Es Zimmerholz Plätze für wilde und zahme Thiere zalil-
; ;

wohnten im Lande Handwerker und Ackerbauer, dagegen reiche Elephanten Sumpfthiere


;
Seethiere
, ,
Flussthiere,
wohnten die Soldaten besonders und getrennt, hatten kein Thiere der Berge der Ebene wohlriechende Dinge wie
, ; ,

Besondereigenthum und nahmen von den Uebrigen nur Wurzeln, Gräser, Hölzer, tropfende Säfte, Blumen, Früchte ;

das zum Unterhalt Bedürftige. Die Gränzen bildeten der .Hülsenfrüchte; Pflanzen, welche Getränke, essbare Früchte,
Isthmus, der Cithaeroii und Panethes, Oropia, der Asopus. Salben hervorbringen; Obst und sonstige Naschfrüchte.
Das Land zeichnete sich aus und konnte daher ein grosses Was den Leuten nun so reichhaltig dargeboten wurde,
Heer der Anwohner ernähren. Ein Beweis seiner Treö- das benutzten sie, um Tempel, Paläste, Häfen, Scliiflsarse-
lichkeit ist das, dass seine jetzigen Ueberbleibsel sich mit nale und andere Bauten auszuführen.
jedem anderen Lande an Fruchtbarkeit messen können, Zuerst überbrückten sie die Meeres-Reifen um den alten
daraus kann man seinen damaligen Zustand bemessen, der Stammsitz. Der eigentliche Königssitz wurde in seiner
149 150

ursprünglichen Anlage immer mehr verschönert. Dann In der Richtung nach oben von ihm waren kleinere
machten sie einen Graben vom Meere zum äussersten Gräben von 100 Fuss Breite, welche sich in den Haupt-
Keifen, 3 Plethra breit, 100 Fuss tief, 50 Stadien lang. graben ergossen. Sie stande'u 100 Stadien von einander ab.
Diese Anlage wurde zugleich zum Hafen geschaffen und Zweimal im Jahre erntete man. Im Winter machte der
überbrückt. Die Erd-Eeifen hatten hohe Ränder, welche Rogen den Boden nass, im Sommer bewässerte mau ihn
das Meer überragten. Der grösste Reif war 3 Stadien künstlich.
breit; der nächstbenachbarte desgleichen. Von den fol- Von den in der Ebene zum Kriegsdienste tüchtigen
genden beiden war der Wasser-Reif 2 Stadien breit, der Leuten musste jedes Departement einen Anführer stellen.
Erd-Eeif wie der vorige Wasser-Reif; derjenige, der die Jedes Departement umfasste 10 mal 10 Stadien, und der
.

mittlere Insel umgab, 1 Stadium. Die Insel, auf der der Departements waren 6 Myriaden. Die Anzahl der Mann-
Königssitz war, hatte 5 Stadien Durchmesser. Diese Insel, schaften aus den Bergen und dem übrigen Lande war
die Reifen und die Brücke von 1 Plethrum Breite um- unermesslich. Sie wurden ortschaftsweis den Departements
gaben sie mit einer steinernen Mauer, und versahen diese und Anführern zugetheilt. Ein Anführer hatte zum Kriege
mit Thürmen und Thoren. Die Bruch-Steine zu den Bauten zu gestcllen: den sechsten Theil eines Kriegswagens auf
waren weiss, schwarz, roth. Mit dem Brechen dieser 10,000 Kriegswagen, 2 Pferde mit Reitern; ein Zweige-
Steine machten sie zugleich 2 Schiffswerften. Die Ober- spann ohne Sitz, mit zugehörigem Klein- Schild -Kämpfer
fläche der Mauer um den äussersten Reifen bekleideten sie und einem Pferdelenker 2 Schwergewaffnetc 2 Bogen-
; ,

mit Kupfer {/aXadg), die der Mauer des inneren Reifen schützen 2 Schleudere!', 3 leichtbewaffnete Steinwerfer,
,

mit Zinn {y.cm a foog), die Oberfläche der Mauer um die 3 Sj)eerschleuderer 4 Schiffer zur Bemannung von 1200
;

Königsburg mit Orichalcum, welches feurig funkelte. Den Schiften. So stand


es in den KriegsangelegCnheiteu des
Königssitz {xd ^aaiktux) in der Königsburg {«y.QÖnokig) Gebietes Oberkönigs. Anders stand es um sie in
des
richteten sie folgendermassen ein. In der Mitte war ein Bezug auf die Gebiete der 9 anderen Herrscher, worauf
unzugängliches Ileiligthum des Neptun und der Klito mit nicht weiter eingegangeu wird.
goldener Umgebung. Dort hatten die Umarmungen von Jeder der 10 Herrscher herrschte in seinem Gebiete
Neptun imd Klito statt gefunden. Hier brachten jährlich im Allgemeinen unumschränkt, hatte das Strafrecht in der
die aus den zehn Gebieten Versammelten jedem von beiden Hand und war Herr über Leben und Tod der Untertha-
Opfer dar. Der Tempel des Neptun war 1 Stadium lang, nen. Im Besonderen aber waren der Unumschränktheit der
3 Plethra breit, proportional hoch, von fremdartigem An- Zehn durch ein Gegenseitigkeits-Verhälfniss Fesseln ange-
sehen. Das Aeussere war bis auf die äusserste S])itze mit legt. So wollte es das Gebot des Neptun und Gesetze,
Silber bedeckt diese mit Gold.
, Innen war die ganze welche von den Vorfahren auf eine Säule von Orichalcum
Decke von Elfenbein mit Gold, Silber, Orichalcum. Mauern geschrieben worden. Diese Säule stand auf der Mitte der
Säulen, Boden waren mit Orichalcum geschmückt. Es Insel im Tempel des Neptun. Die Könige kamen abwech-
standen da goldene Bildsäulen. Vorab Neptun auf einem selnd im fünften und sechsten Jahre zusammen, in Bezug
Wagen stehend, den Zügel von Flügelpferden haltend, mit auf diesen Wechsel der geraden und ungeraden Zahl ge-
dem Scheitel bis an die Decke reichend. Um ihn 100 recht werdend (t^ xe aQxi(p xai nEQirxt^
Nereiden auf Delpliinen. Ausserdem andere Bildsäulen, laov dnovEfxovxEg). Sie beriethen dann über die ge-
Geschenke von Privaten. Aussen um den Tempel standen meinschaftlichen Angelegenheiten, untersuchten, ob einer
goldene Bildsäulen von Frauen und Königen des Zehn- von ihnen das Gesetz überschritten, und urlheilten ab.
Königsstammes, und andere Weihgeschenke von Königen Zuvor verpflichteten sie sich gegenseitig. Im Heiligthum
und Privaten, einheimischen und fremden. Auch war ein des Neptun wurden Stiere losgelassen (oder liefen da
Altar da, der an Grösse und Pracht der Umgebung ent- überhaupt frei umher). Jeder von den Zehn betete vorab
sprach. Der Königssitz entsprach der Grösse des Reiches um einen glücklichen Fang, und nun jagten sie ohne Ei-
und der Pracht der Heiligthümer. Es waren warme und senwaffe mit Knitteln und Stricken den Thieren nach.
kalte Quellen da mit reichlichem, angenehmen und gesun- War ein Stier gefangen, so führten sie ihn zur Säule und
den Wasser. Rings herum lagen Wohnungen und Baum- schlachteten ihn. Auf der Säule stand ausser den Ge-
pflanzungen und Behälter, überdachte und uichtüberdachte, setzen ein Eid, der den verfluchte, der den Anordnungen
zu Winter- und Sommer-Bädern, besondere für die hohen nicht nachkam. Nun opferten sie, heiligten die einzelnen
Herrschaften, für Private, für Frauen, fiü- Pferde und an- Glieder des Stieres, mischten einen Krug, und warfen für
deres Zug- und Lastvieh. Das abfliessende Wasser ging jedes Glied einen Blutklumpen hinein. Das Uebrige ver-
in den Hain des Neptun, ein herrliches Gehölz, und von brannten sie, die Säule weihend. Alsdann ^schöpften sie
da durch Canäle zu den äusseren Kreisen. Da waren mit goldenen Schalen aus dem Kruge, libirten über dem
auch viele Heiligthümer vieler Götter, Gärten, Gymnasien Feuer, und schwuren, nach den Gesetzen auf der Säule
fiü' Menschen und Pferde auf den beiderseitigen Inseln zu urtheilen, den Uebertreter zu strafen, in Zukunft sich
der Reifen. In der Mitte der grössten Insel war ein Hip- keine Uebertretung gegen die Schrift zu Schulden kommen
podrom, 1 Stadium breit, die Länge erstreckte sich über zu lassen, keine Anordnung zu treffen, wie sie mit den
den ganzen Kreis. Zu beiden Seiten waren AVohiiungen Gesetzen Neptuns collidirte, keiner solchen Anordnung
für die Leibwächter. Die treueren Leibwächter wohnten nachzukommen. Das gelobte jeder für sich und seine
auf dem kleineren Reifen und näher bei der Königsburg; Nachkommen, trank und dedicirte die Schale dem Heilig-
die treuesten wohnten in der Königsburg in der Nähe der thum des Gottes. Dann speisten sie und kamen sonstigen
Könige. Die Schiffsarsenale waren voll mit Dreirudern Bedürfnissen nach. Wenn es finster wurde und das Opfer-
und dem was zu deren Ausrüstung gehört. Kam man
,
feuer dem Erlöschen nahe war, zogen sie alle ein schönes
aus den 3 Häfen die aussen waren
, , so stand da eine Kleid von blauer Farbe {xvctvijv gokf/v) an, setzten sich
runde Mauer, die 50 Stadien vom grössten Reifen und an den Ueberbleibseln des verbrannten Opferthieres nieder,
Hafen allseitig abstand. Ueberall standen Häuser. Die und urtheilten gegenseitig Nachts, nachdem alles Feuer
Ausfahrt und der grösste Hafen war voll von Schiffen und um das Heiligthnm ausgelöscht worden, darüber ab, ob
fremden Handelsleuten, die Tag und Nacht Lärm machten. Gesetzesübertretungen vorlägen, deren Einer den Anderen
So-yiel über die Stadt und den alten Königssitz. Jetzt anklagte. Wurde es Tag, so schrieben sie die gefällten
zur übrigen Gegend. Der ganze Ort lag hoch und ging Urtheilssprüche auf eine goldene Tafel, und dedicirten
steil auf das Meer zu. Die Gegend um die Stadt war diese, so wie die Kleider dem Heiligthum als Andenken,
eine Ebene, von Bergen umgeben war, seitlich 3000
die Die Könige hatten mancherlei Gesetze über die heiligen
Stadien , zum Meere 2000 Stadien. Die
in der Mitte bis Angelegenheiten, ausserdem aber galten die folgenden
Berge waren zahlreich hoch und schön mit vielen und
, ,
Puncte als Gesetz. Sie sollten sich nicht gegenseitig be-
reichen Dörfern, mit Flüssen, Seen, Weiden, Wäldern. kriegen, und sie sollten zu einander stehen, wenn einer
Das Ganze bildete ein nicht ganz regelmässiges Viereck, von ihnen in einem Gebiete den königlichen Stamm aus-
was daran fehlte, wurde durch einen Graben ausgeglichen. rotten wollte. Indem sie zu einander standen, erhielt
Die Tiefe, Breite und Länge dieses erreichte fabelhafte nach Herkommen der Stamm des Atlas den Oberbefehl
Dimensionen. Die Tiefe umfasste 1 Plethrum, die Breite im Kriege, und stand überhaupt an der Spitze der übrigen
1 Stadium, die Länge 10,000 Stadien. Er nahm aus den Angelegenheiten. Das Recht aber übet den Tod eines
Bergen kommende Flüsse auf, zog sich durch die Ebene, Anverwandten stand jenem Oberherrscher nicht zu, darüber
berührte hier und dort die Stadt und ergoss sich in’s Meer. sollte bei der Aburlheilung Aller die Majorität entscheiden.
151 152

Viele Menschenalter hindurcii, so lange die göttliche nichts dagegen haben, wenn angenommen wird, Plato habe
Natur den Herrschern die Oberhand hatte, gehorchten
in eine, von Phöniciern verbreitete Kunde gekannt, im Westen
sie nun den Gesetzen und gelangten zu hoher Blüthe. Als von Europa läge ein grosses Land oder eine grosse Insel,
aber das Götiliche in ihnen nach und nach unterging, und und dieses Land, diese Insel habe ihm bei seiner Atlantis

das Menschliche die Oberhand gewann, da entarteten vorgeschwebt. Nöthig ist so etwas gerade nicht. Plato
sie, und gingen ihrem Ruin entgegen. kommt, wie wir so eben gesehen, zu seiner Fabel-Insel
Da beschloss Zeus, sie dafür zu betrafen, auf dass sie einfach auf die Weise, dass er Judaea von Osten nach
sich besserten. Er berief eine Gölterversamralung, und Westen verlegt. Das kann er aber auch ohne die America-
sprach Sage. Indessen will man diese heranziehen, so geht das
Hier bricht der Kritias ab. auch. Im letzteren Falle hätten wir dann ein Judaea-
Im Anschluss hieran erzählt, dem Timaeus zufolge, in America.
dessen Anfang die Sache auch zur Sprache kommt, der Indem Kampf der Griechen gegen die Atlan-
also der
Aegyptische Priester dem Solon dem Hauptinhalte nach tiker statt hat, hat der Kampf statt zwischen Griechen
folgendes : und Juden. Griechen und Juden sind aber die Griechi-
Der Atheniensische Staat widerstand einer feindlichen schen und Jüdischen Alchemisten. Indem die Atlantiker
Hebermacht, welche, vom Atlantischen Meere herkommend, besiegt werden und die Griechen siegen, siegen die Grie-
ganz Europa und Asien bedrohte. Damals war das Meer chischen Alchemisten über die Jüdischen Alchemisten.
dort schiffbar. Vor der Oeffnung der Säulen des Hercu- Wenn also die Griechen und Plato selbst, wenn gerade
les lag eine Insel, grosser als Libyen und Asien zusam- nicht an der Spitze, so doch so gut als die anderen, die
men. Von ihr kam man zu anderen Inseln,und von die- Jüdische Alchemie ausbeuten, hierbei aber, wie wir gese
sen zum benachbarten Festland. Auf der grossen Insel, hen, der Sache einen besonderen Anstrich, ein besonderes
nämlich Atlantis, bestand’ eine grosse, bewunderungswür- Gepräge geben, so ist das in Platos Sinn ein Sieg der
dige Macht von Königen, die über die Hauptinsel, die Griechischen Alchemie über die Jüdische Alchemie. Und
Nebeninseln und einen grossen Theil des nahen Festlandes dieser Sieg soll im Kritias verherrlicht werden.
herrschten, ausserdem in Libyen bis Aegypten, in Europa Was uns nun Plato von den Athenern erzählt, das soll
bis Tyrrhenien. Diese grosse Gesammtmacht überzog die hauptsächlich die Griechische Alchemie in ihren charakte-
Gesainmtländer innerhalb der Säulen des Hercules mit ristischen Puncten der J üdischen Alchemie gegenüber
Krieg. Und da zeigte sich denn die Tapferkeit und die zeichnen und das, was er uns von den Atlantikern er-
;

Stärke der Athener. An Hochherzigkeit und in den Kün- zählt, das soll hauptsächlich die Jüdische Alchemie in ih-
sten des Krieges Alle überragend, unterzogen sie sich, ren charakteristischen Puncten der Griechischen Alchemie
theils im Verein mit den anderen Griechen, theils, von den gegenüber zeichnen. Auf beiden Seiten, namentlich bei
Bundesgenossen verlassen, für sich dastehend, den äusser- den Atlantikern, bringt er dann noch verschiedene Data,
sten Gefahren, besiegten den Feind, und beschützten die namentlich auch solche, welche in den Bereich der Al-
Einen vor Unterjochung und befreiten die Anderen vom chemie fallen, und solche, welche auf Jüdische Verhält-
Joche. Hinterdrein entstanden übermässige Erdbeben und nisse. abzielen. Was nun Jüdische Verhältnisse betrifft,
Ueberschwemmungen, und in einer bösen Nacht versank die uns Plato auf diese Weise bringt, so tragen sie das
das Griechische Heer unter die Erde. Die Insel Atlantis Gepräge einer Fabel, bei der Wirklichkeits- Verhältnisse
aber versank in's Meer und wurde nie mehr gesehen. Da- im Hintergründe stehen. Und indem so Plato ^Wahrheit
her kommPs, dass jenes Meer unschiffbar und unerforsch- und Dichtung unter einander arbeitet, fasst er auf der
bar geworden, indem die versinkende Insel mächtige Schlamm- einen Seite zwar das in’s Auge, dass er im Kritias auf
untiefen setzte, die ein Hinderniss abgeben. dem Boden der Mythe und nicht der Geschichte steht,
auf der anderen Seite mag er aber auch von vorn herein
b. Interpretation.
von Jüdischen Verhältnissen ziemlich phantasmagorische
Das Märchen, welches wir im vorhei'gehendcn Abschnitt Vorstellungen gehabt haben.
haben kennen lernen, zielt auf eine Verherrlichung der Das Hauptcharacteristicum der Griechischen Alchemie
Griechischen Alchemie der Jüdiseshen Alchemie gegenüber. der Jüdischen gegenüber findet Plato in der Lehre von
Wir haben kennen lernen, wie die Griechen von Thal.es den 4 Elementen und in der Griechischen Schematologie.
bis Plato die Jüdische Alchemie ausbeuteten. Das geschah Bei der Vertheilung der Erde unter die Götter erhalten
aber im Geheimen. Anlehnen an die Jüdische Alchemie Vulcan und Minerva Attika. Wo Vulcan herkommt, ist
— nun ja, das wohl; aber es der Welt offen eingestehen, an und für sich, in der gewöhnlichen Auffassung, nicht
— gehorsamer Diener dazu wollte sich der Griechische
1 klar. Natürlich die Herren Philologen finden das Hun-
Nationalstolz nicht verstehen. Die Jüdische Alchemie dertste und Tausendste heraus, und so haben sie hier her-
zeichnet Plato als gross dastehend. Nun, das ist ein um ausgefunden, dass auch Vulcan (Hephästos) ein haupt-
so grösseres Verdienst für die Griechen, und an ihrer sächlicher Schutzgott Attikas sei. Glücklicherweise erzählt
Spitze die Athener, welche den Sieg gegen sie erkämpfen, Pollux, Erichthonius habe die Bewohner Attikas in 4
welche den Kampf gegen sie aufnehmen und triumphirend Phylen getheilt und von diesen habe eine ^Htfictiaridg
aus dem Kampfe hervorgehen. geheissen —und nun hat Vulcan schwarz auf weiss sein
Atlantis ist Judaea, welches Plato mit Phönicien zusam- verbrieftes Recht. Dass Pollux meldet, eine Phyle habe auch
rnenf.asst. Judaea liegt an einem, dem östlichen, Ende nach Zeus (didg) und eine andere nach Neptun {IJoaei-
des Mittelländischen Meeres. Das westliche Ende des Satvids) geheissen, womit also consequenter Weise auch
Mittelländischen Meeres ist offen, bildet die Meerenge von Zeus und Neptun neben Vulcan zu Schutzgöttern Attikas
Gibraltar. Hier ist kein Land, daher fabelt Plato eins aufrücken würden, das ist Nebensache. Die 'H(faiatids
hin, und das ist Atlantis. Er verlegt, alchemistisch-fabel- des Pollux ist gar zu willkommen für Vulcan, als dass
artig auftretend, Judaea vom Ostende des Atlantischen Mee- man sie der ^idg und JToasidtiiytdg zu Liebe aufgeben
res nach dem Westende. Die Gelehrten haben sich viel- sollte. Mögen die letzteren sehen, wie sie fortkommen,
fach darüber den Kopf zerbrochen, welches Land sich das ist ihre eigene Sache! —Nein, ihr Herren Philologen,
denn eigentlich Plato unter der Insel Atlantis gedacht Minerva ist die Schutzgöttin Attikas, nicht aber ist Vulcan
habe. Und da sind denn die verschiedensten Ansichten der Schutzgott Attikas, und wenn Plato ihn trotzdem als
aufgestellt worden. Wir wollen sie nicht weiter ventiliren einen solchen bietet, so hängt das damit zusammen, dass
und nur auf eine hinweisen, die sich ganz hübsch macht. er uns im Vulcan einen alchemistischen Gott bietet. Vul-
Es ist die Ansicht, Atlantis sei America. Phönicische can ist ein alchemistisch-Platonischer Gott, der das Element
Seefahrer seien an die Americanische Küste verschlagen Feuer repräsentirt, ebenso wie Minerva eine alchemistisch-
worden und hätten, glücklich zurückgekehrt, nun die Kunde Platonische Gottheit ist, welche das Element Luft reprä-
von dem grossen Lande im Westen verbreitet. Auf diese sentirt. Zu dieser Ehre kommt Minerva deshalb, weil sie
Kunde fussend sei dann Plato zu seiner Atlantis gekom- auf der Akropolis einen Tempel hatte, der „hoch in die
men. Es liegt einmal in unserer Natur, den Sagen gern Luft“ hineiivragte, indem die Akropolis auf dem Gipfel
zuzulauseben, die uns von uralten Expeditionen nach eines Felsen lag. Auf die Allgemein-Relation des Vulcan
Südafrica und Americ.a berichten, und so werden wir denn und der Minerva zur Alchemie weist Plato dadureh hin,
auch nicht ungern dieser Aufstellung, die allerdings mög- dass er sie als die beiden Gottheiten hinstellt, welche der
lich sein kann, unser Ohr leihen. Jeder von uns wird Philosophie und der Philotechnie huldigen. Da nun die

f
,

153 154

i alchpmlstische Göttin Minerva zugleii-li die Sohutzgüttin Rede war, das, was von den verschiedenen Wasser- und
; Attikas ist, so avancirt ihr Itruder ui;d College Vulcan Erdboden - Verhältnissen der Insel Atlantis erzählt wird,
! zu derselben Würde. ebensowohl auf die Elemente Wasser und Erde, als wie
Das, was uns Plato von den hydrologischen und Humus- sich Neptun und Klito auf dieselben beziehen.
Verhältnissen Attikas erzählt, zielt auf die Elemente Wasser Das Hauptcharacteristicum der Jüdischen Alchemie der
und Erde. Das jetzige kahle Attika lässt das Wasser mehr Griechischen Alchemie gegenüber ist also zuerst das, dass
ablaufen, als dass es dasselbe besitzt. I>amals aber sog der die 2 Elemente Wasser und Erde entgegen den 4 Grie-
Boden, der fette Boden, der ganz besonders das Element chischen Elementen angenommen werden. Das zweite
,
Erde repräsentirt, dieses Wasser, das Element Wasser, ein. Hauptcharacteristicum findet Plato in den Jüdischen phi-
Und so haben wir denn einerseits durch Gottheiten ver- losoj)hischen Zahlen. Ihnen wird Rechnung getragen in
'

treten, andererseits in tellurischen Verhältnissen reprä- den mannigfachen Verhältnissen, die derartig erzählt werden,
sentirt: die4 Elemente, Feuer, Luft, Wasser, Erde. dass Zahlen - Verhältnisse bei ihnen zur Sprache kommen,
Die Eoheit und Ungebildetheit der alten Athener beruht und deswegen auch hauptsächlich herangezogen werden.
auf der Ignoranz der Alchemie. Den Anfang dieser setzt Zu den hierhin schlagenden mannigfachen Ventilirungen,
Plato in Fabelzeiten. Die Thaten jener alten Griechischen z. B. bei der Heeresmacht, den Erd- und Wasser - Reifen
Alchemisten, ihre Auffassung der Alchemie, sind verschollen, u. s. w. u. s. w. ,
bietet uns Plato abgesehen von den
,

nur ihre Namen haben sich fortgepflanzt. Hierbei setzt cumulirenden Nullen, die nicht in die Wag.schale fallen,
denn Plato die Namen Erichthonius, Erysichthon mit der die Zahlen: 1, 2, 3, 4, 5, G, 10, 12. Die Zahl 7 bringt
Alchemie in Relation, indem er das in ihnen für er nie h t. Für sie vicariirend treten die Pythagorä-
das Element Erde, somit alchemistisch ausbeutet. Viel- ische 10 und die Indische 12 ein. Anstatt der eigent-
!
leicht bringt er auch das „chteus“ in Erechtheus mit pfS-cuv lichen Jüdisch -philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7
in Verbindung, vielleicht denkt er sogar bei Cecrops an finden wir deshalb die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12,
y^-XQOxp. Indessen ist das nicht nöthig, Erichthonius und weil Plato die 7 durch die 1 0 und 1 2 ersetzt. Das thut
Erysichthon ziehen die Heroen Cecrops und Erechtheus er nun nicht ohne Grund. Durch die 10 und die 12 wird
zu sich hinüber, wie Minerva den Vulcan als Schutzgott die 9 eingeleitet. Die 9 die sich in den 9000 Jahren
,

von Attika zu sieh hinüberzieht. vor Solon und in den 9 Unterherrschern repräsentirt findet,
Was uns Plato von den Weibern erzählt, die zum Kriegs- ist die Platonisch - philosophische Zahl 9. Plato kann es
dienst herangezogen wurden, von der Trennung der Krie- sich nicht versagen bei den philosophischen Zahlen auf
,

'
gerkaste von den Uebrigen u. s, w. das lehnt an seine
, seine eigenen philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4, 8, 9, 27
Aufstellung in der „Republik“ (Plato: de Republica libri 10). einen Blick zu werfen und dazu verhilft ihm eben die
,

Die 2 Myriaden, die am Schlüsse dessen figurii'en, was fehlende 7 bei den Jüdischen Zahlen. Sobald er die 7
von Athen gesagt wird, repräsentiren das Zwei-Arcanum, verlässt, und statt ihrer die Pythagoräische Zahl 1(> und
die Zwei- Gruppirung, das ist das Griechische Schema. die Indische Zahl 12 bringt, sobald er damit auf Pytha-
Sobald man dieses hat, hat man eo ipso nicht nur das thagoras und die Inder reflectirt, kann er auch, einen
Zwei-Arcanum, sondern auch das Ein-Arcanum und das Schritt weiter gehend, auf sich selbst reflectiren. Zu weit
Vier-Arcanum. Es ist also nicht nöthig, dass Plato diese mag er in dem Reflectiren auf sich selbst nicht gehen,
neben der Zahl 2 in der Zahl 1 und 4 bringt. In der und so begnügt er sich denn, eine von seinen eigenen
,
Zahl 2 der 2 Myriaden hat man die eigentlichen Griechi- philosophischen Zahlen zu bringen, und das ist die 9. Er
i' sehen (nicht Pythagoräischen) Arcanenzahlen 1, 2, 4 alle : hat die Wahl zwischen 8, 9, 27 und wählt aus ihnen eben
I zusammen. die 9 deshalb, weil er die 8 an die 4 und die 27 an die
5 Plato lässt die Welt aus den 4 Elementen Feuer, Wasser, 9 anlehnt. Brächte er die 8, so hätte er eine Zahl, die
i Luft, Erde entstehen, wogegen die Welt nach Jüdi- an und für sich schon nahe hegt, weil sie sich an die
i scher Auffassung auf Grund des Wasserverwandlungs-Ex- bereits gegebene 4 anschmiegt, er hätte aber nichts von
if| perimentes im Grossen entsteht. Bei der Welt nach Jüdi- 9 und 27. Brächte er die 27 so hätte er eine zu weite
,

scher Auffassung steht also vorab einmal das Wasser im Lücke zwischen 3 und 27. Jetzt aber, wo er die 9 bringt,
J. Vordergrund, und ihm schmiegt sich dann, da das Welten- tritt er seinen Exclusiv-Zalden näher. Nuij hat er im An-
* Wasser ein Durcheinander ist, die Erde an. Was also für lehnen an die Jüdischen Zahlen die Zahlen 1, 2, 3, 4
die Platonische, die Griechische Welt die 4 Elemente sind, vorab, und die 9 kommt lünzu. Jetzt überlässt er es dem
das sind für die Jüdische Welt die 2 Elemente Wa.eser Leser, sich aus 1 2 3 4 9 die Platonischen Zahlen 1
, , , ,

und Erde, bei der das Wasser im Vordergrund steht. 2, 3, 4, 8, 9, 27 zu entwickeln, indem er auf der einen
Wie also Plato als Hauptcharacteristicum der Griechischen Seite fortschreitet: 1, 2, 4, 8 und auf der anderen S, ite:
Alchemie, der Jüdischen Alchemie gegenüber, die 4 Ele- 1, 3, 9, 27. Das kann er dem Leser um so eher überlassen,
mente hat, so hat er als Hauptcharacteristicum der Jüdischen als er da, wo davon die Rede ist, dass die Könige einmal
Alchemie, der Griechischen gegenüber, die beiden Elemente im 5. und das anderemal im 6. Jahre zusammen kommen,
Wasser und Erde mit Wasser im Vordergrund. Darum ganz unzweideutig auf das Zwei- iind Drei- Verhältniss
bekommt bei der Theilung der Erde unter die Götter seiner Zahlenreihe hinweist.
Neptun, der Gott des Meeres', des Wassers, die Insel At- Die Besprechung der Producte der Insel Atlantis weist
lantis. Der Hauptgesichtspunct Platos ist dabei der, dass, einestheils darauf hin, dass die Jüdische Alchemie in' der
wie Vulcan zum alchemisti sehen Gott gestempelt wird, der Schöpfungsgeschichte auch der organischen Natur Rechnung
I
das Element Feuer repräsentirt, wie Minerva zur alchemisti- trägt, anderen theils sind in diesen Producten auch verschie-
! sehen Göttin gestempelt wird, die das Element Luft reprä- dene Gesichtspuncte in’s Auge gefasst, aus denen die Arcana
I
sentirt, dass so Neptun zum alchemistischen Gott gestempelt aufgefasst werden, so der Gesichtspunct der Arcana als

wird, _der das Element Wasser repräsentirt. Dabei ergeben Metalle, beziehungsweis Minerale, und bei ihnen der nähere
!
sich aber zugleich als Nebensgesichtspuncte die, dass Atlantis Gesichtspunct derselben als feste und flüssige Stoffe, der
i eine Insel ist, Inseln aber mehr Relation zum Meere, das Gesichtspunct der Arcana als Pflanzensäfte, als riechende
ist zum Neptun haben, als Festland, und dass die Juden, Dinge ,
Salben (vergl. Timaeus). Mit den Elephanten
die Plato mit den Phöniciern zusammenwirft eine der ,
scheint Plato an die „grossen Walfische“ zu denken, die
Schifffahrt obliegende Nation repräsentiren, also in dieser der 5. Tag der Jüdischen Schöpfungsgeschichte bringt
Beziehung eine Relation zum Meere, zu Neptun, haben, (1. Buch Mosis Cap. 1, Vers 21). Der Bibel gegenüber,
j
Auf diesen Neptun, der als Gott des Meeres eine besondere die den Wasserkoloss Walfisch bringt, bringt er den Land-
I
Relation zu einer Nation hat, die Handel zur See treibt, koloss Elephant. Was den 6osiX«lxog betrifft, welcher
I
zielen die Häfen ,die Schiffsarsenale u. s. w. die in der,
mehrfach im Kritias zur Sprache kommt, so wissen wir,
I
Abhandlung bei den Atlantikern Vorkommen. Was von dass im Timaeus Natron Gold und Pulvis solaris wieder
Pferden vorkommt, bezieht sich auf das, dem Neptun Gold ist. Weil sie nun beide kein Gold sein können, so
heilige Pferd. wird Pulvis solaris zu unächtem Gold, das ist Kupfer. So
Wie Neptun das Element Wasser repräsentirt, so reprä- ist es im Timaeus. Hier im Kritias weist Plato in beson-
sent seine Frau Klito das Element Erde. Deswegen ist sie derer Weise darauf hin, dass, wenn Pulvis solaris Kujjfer
die Tochter eines Mannes, der der Erde entsprossen; sie ist, dass das nicht das unedele Metall Kupfer sein soll,
hat also eigens eine Erd-Natur. Uebrigens bezieht sich, sondern im Grunde auch Gold ist, welches blos deswegen
ähnlich wie da, wo von der Beschaffenheit Attikas die nicht als Gold figuriren kann, weil die Stelle des Goldes
155 150

bereits durch das Natron besetzt ist. Dp-um wird das Plato um so lieber in die Arme, weil er dadurch die phi-
Kupfer, /ßlzdff, des Pulvis solaris zu OQ6iXceXxog zu losophische Zahl 5 statt der philosophischen Zahl 10 ge-
einem Metalle, welches edler ist als die anderen Metalle
,
winnt. Es scheint ihm nämlich passend, dass, beim An-
mit Ausnahme von Gold. Das ist eben im Gegensatz zu lehnen an ein so prägnantes Jüdisches Verhältniss, wie es
o’pf das gewöhnliche Metall nicht. Uebri- die Stämme sind, an eine so prägnante Situation, wie sie
gens ist im Timaeus die Cliarakterisirung des uns der Kritias in den Söhnen des Neptun bietet, dass
ganz dieselbe, wie hier die des opftpfKlzo?. Hier im Kritias da auch eine eigentliche Jüdische Zahl, die 5, und nicht
in der Stelle, (he über die Producte von Atlantis handelt, die uneigentliche philosophische Zahl, die 10, die ja Py-
ist der OQtiXn^xog der Tifiioirarog (das edelste der Metalle) thagoräisch imd nicht Jüdisch ist, figurirt. ,

nX']» XQvGov (mit Ausnahme von Gold). Im Timaeus Das Stieropfer der zusammenkommenden Könige zielt
heisst es in Bezug auf den x^X/.dg, er sei iyyvg /pu(7oiJ auf die rothe Kuh im 19. Capitel des 4. Buches Mosis.
Tioy fxEQojy (in Bezug auf seine Partikel dem Golde Plato stellt diese dem Aegyptischen Apis zur Seite und
nahe stehend). Und da, wo im Kritias erzählt wird, dass baut darauf die Märchen- Anschauung, der Stierdienst bilde
die Oberfläche der Mauer um die Königsburg mit Ori- ein Fundament des Judentliums. Vielleicht denkt er auch
chalcum bekleidet wurde, heisst es; OQfiXciXy.cp juaQfxuQv- nebenbei an die Sage der Stieropfer, welche der, den
yüg txoyri nvQoj(^eig (mit Orichalcum, welches feurig Jüdischen philosophischen Zahlen huldigende Pythagoras
funkelte). Ganz ähnlich heisst im Timaeus das Kupfer dargebracht haben soll, wenn er eine wichtige (geo-
ein yiyog rwv XafinQüjy nrjXTwy Cödruiy (eine Art der metrische) Wahrheit entdeckt hatte. Die Könige fangen
festen glänzenden Wasser). Uebrigens kommt aber auch den betreffenden Stier deswegen ohne Eisenwaffe ein,
im Kritias, in der Stelle, wo die Bekleidung der Mauern' damit das Thier als ein solches, das ohne Fehl ist, ge-
zur Sprache gebracht wird, der /aAzo'j zur Sprache, das opfert werden kann. Vergl. in der citirten Bibel -Stelle
ist aber das eigentliche unedele Metall Kupfer ,
welches den Vers 2, wo es heisst: Sage den Kindern Israel, dass
Plato mit Vorbedacht dem OQtiXaXxog gegenüber zur sie zu dir führen eine röthliche Kuh, ohne Wandel, an
Sprache bringt, auf dass es desto klarer hervortrete, dass der kein Fehler sei (Luther). Ausserdem ist zu bemer-
er hier im Kritias das OQSiXccXxog nenne, was im Ti- ken, dass der Apis, wenn er 25 Jahr alt geworden war,
maeus x^Xx-ög ist. In der /ccAzdf- Stelle des Kritias ist von den Priestern in einem heihgen Brunnen ertränkt
das Kupfer nicht das Arcanum Kupfer (P. solaris) ,
son- wurde, oder, wie der Volks - Aberglaube war, sich selbst
dern das gewöhnliche Metall Kupfer als Nicht- Vicarians in den Brunnen stürzte. Dieser Wasser -Tod des Apis
für Gold, das unedele Kupfer. Deshalb reiht sich ihm giebt ein besonderes Wasser - Verhältniss, deren in Bezug
auch in der bezeichneten Stelle sofort das unedele Metall auf Athintis so mannigfache herangezogen werden, ganz
Zimi an, welches eben nur deshalb figurirt, um den speciell in Bezug auf den Stier, den die Könige opferten.
Standpunct des X^X'/.dg und damit den des OQtiXaXy.og Die Gesetzessäule von Orichalcmn im Tempel des Ne-
klarer zu machen. ptun zielt auf die Gesetzestafeln, die in der Bundeslade
Auf einen bestimmten Gesichtspunct der Auffassung der lagen, die inwendig und auswendig mit Gold überzogen
Arcana, nämlich auf den Gesichtspunct der Farben führt war. Vergl. 2. Buch Mosis, Cap. 25, Vers 11: Und sollst
auch die Stelle wo gesagt wird die Bruch - Steine seien
, ,
sie mit feinem Golde überziehen, inwendig und auswendig.
weiss ,
schwarz und roth gewesen. Streng genommen Vielleicht zielt auch das unzugängliche Heiligthum in
durfte hier Plato nicht bei den aufgeführten drei Farben der Mitte des Königssitzes auf das Allerheiligeste des Jü-
bleiben sondern er musste im Hinblick darauf, dass er
, dischen Tempels.
den Griechischen vier Arcanis huldigt, auch vier Farben Was die Atlantischen Könige bei ihrer Zusammenkunft
zru- Sprache bringen, nämhch Weiss (Natron), Schwarz verhandeln, ist Alchemie. Sie bilden eine Verbrüderung
(Acid. sulphur.), Eoth (Pulvis solaris) und Gelb (Liquor und tauschen gegenseitig ihre Ideen aus. Das letztere
hepatis). Das Gelb ist hier unterwegs gelassen. Das ist geschieht im Geheimen, Nachts, nachdem alle Feuer um
übrigens keine Lücke. Der Kritias ist ja kein Compen- den Tempel ausgelöscht worden. Bei Tages- Anbruch setzen
dium der Alchemie sondern ein Märchen in welchem
, ,
sie über das Eesultat eine Schrift auf, die aber im Heilig-
ausser den Hauptgesichtspuncten der Griechischen und thum verbleibt, für Profane also unzugänglich ist. Das
Jüdischen Alchemie in Platonischer Auffassung, nebenbei unumschränkte Eecht der 10 Könige im Allgemeinen be-
auch noch diese und jene Dinge zur Sprache kommen. steht darin, dass sie, als Alchemisten aufgefasst, als alche-
Zu diesen gehören denn auch verschiedene Gesichtspuuete, mistische Aerzte, am Krankenbett unumschränkt handeln
aus denen die Arcana aufgefasst werden. Diese Gesichts- können. Das Gegenseitigkeits-Verhältniss, welches dieser
puncte .sollen indessen nicht dogmatisch dargelegt werden, Unuinschränktheit am Krankenbette Fesseln anlegt, besteht
sondern blos so obenhin angedeutet werden. Fas.st man darin, dass da, wo es sich um medicinische Dinge handelt,
das in’s Auge, so würde am Ende das, zu Schwarz, Weiss bei denen ein gegenseitiges zu Eathe Gehen förderlich ist,
und Eoth hinzugefügte Gelb wegen des gesuchten näheren und executirt wird, dass da sich die Einzelnen nun auch
Eingehens auf den Farbenstandpunct der Arcana auffal- nach dem richten sollen, was in corpore festgestellt worden
lender sein, als das fehlende Gelb. ist. Auch Collegialitäts- Verhältnisse kommen zur Sprache.
Die 10 Atlantischen Könige zielen auf die Stämme Die ärztlichen Könige sollen sich nicht gegenseitig befein-
Israels. Dieser Stämme giebt es zwar zwölf und nicht den, und wenn ein räudiges Schaf sich in ihrer Mitte
zehn, aber Plato nimmt eben nur zehn an. Hierzu kommt zeigt, so sollen die Anderen in Gemeinschaft Front ge-
er derartig, dass die zwölf Stämme in zwei Gruppen zer- gen diesen bösen Collegen machen. In den betreffenden
fallen deren eine zehn Stämme umfasst, das .sind die
, Versammlungen hat Einer den Vorsitz, ist Präses, dieser
Stämme der Söhne Jakobs, und deren andere zwei Stämme ist in dem Könige aus dem Stamm des Atlas repräsentirt.
umfasst, das sind die Stämme der Söhne Josephs. Den Er hat nun wohl das Amt, einen Collegen, der sich der
Joseph fasst Plato nun nicht als Juden, sondern als einen alchemistischen Verbrüderung nicht würdig zeigt, zur Eede
-^egyptischen Pascha auf, der die Juden protegirte, darum zu stellen, seine Befugniss soll aber nicht so weit gehen,
sind seine Söhne nur uneigentheh Juden und ihre Stämme dass er das Eecht hat, auf eigene Hand diesen Collegen
zählen nicht zu den eigentlichen Jüdischen Stämmen. In auszustossen — über den Tod dieses Collegen zu bestim-
Bezug auf die zwei Stämme der zweiten Gruppe, das men. Hat sich ein College etwas bedeutendes zu Schulden
sind Ephraim und Manasse, hält aber Plato das fest, kommen lassen, und es wirft sich in Folge dessen die
dass Ephraim und Manasse die Söhne Josephs waren. Sie Frage auf, ob er denn nun nicht aus der Verbrüderung
treten dem Joseph zu Liebe ein, somit distendirt sich die auszustossen sei, so hat darüber eine allgemeine Abstim-
Ein -Person: Joseph zur Zwei -Person: Ephraim und Ma- mung zu entscheiden, und bei dieser entscheidet die Ma-
nasse. Das heisst nun mit anderen Worten, in anderer jorität.
Auffassung, die Stamm - Eelation des Joseph dilatirt sich Ob das Kleid welches die Könige bei der Berathuug
,

zu einer Zwillings-Stamm-Eelation. Von dieser Zwillings- anzogen, dem Wasser zu Liebe, das ist dem Wasser-Gott
Stamm-Eelation kommt Plato denn zur Zwillingschaft im Neptun zu Liebe blau ist, lassen wir dahin gestellt sein.
eipntlichcn Sinne, und daher kommt es, dass die 10 Die Athener, welche Plato an die Spitze der Griechi-
Söhne des Neptun und der Klito 5 Zwillings - Paare schen Alchemisten stellt, besiegen die Jüdischen Alche-
bilden. Dieser Ausdehnung des Zwillings -Verhältnisses misten. An diesem Siege Griechenlands über Atlantis
Ejjhraim und Manasse auf die übrigen Stämme wirft sich hat aber Plato noch nicht genug. Atlantis wird mit
!

157 158

! Stumpf und Stiel uusgcrottet, es versinkt unter das Meer. Schule. Weil sie Speculation von der Speculation trieben,
Plato behandelt also den Standpunct des Triumphes, auf meinten sie, auf einem anderen Standpuncte zu stehen,
I

I
den er sich stellt, sehr energisch. Aber er hat an dem als ihre Collegen, die der einfachen Speculation huldigten,
•'
völligen Untergang der Insel Atlantis noch nicht genug. meinten sie einen exacten Standpunct einzunehmen wo
, ,

I
Auch das Griechische Heer versinkt unter die Erde. Das jene sich auf den speculativen Standpunct stellten. Auf
heisst, alle diejenigen, die den Kampf der Griechischen Grund eines solchen Sach Verhältnisses geschah es denn,
Alchemie gegen die Jüdische mitgeinacht haben, werden dass Alchemisten, die mit einer alten Speculation brachen
'

auch dem Untergange geweiht. Es ist unter sie die und eine neue Speculation an deren Stelle setzten, welclie
, Nicht-Disciplin gekommen, es ist ihnen von der Jüdischen sie für einfacher natürlicher
,
naturwüchsiger hielten,
,

1 ,
Alchemie etwas anhängen geblieben, sie sind unfähig ge- Aristotelismus zu treiben vermeinten, die Bahn des Aristo-
worden, Griechische Alchemisten vom reinsten Wasser zu teles einzuschlagen vermeinten, der, wie sie, die Exactität
repräsentiren, und deswegen fort mit ihnen — an die Stelle der Speculation gesetzt. Sie hielten nämlich
'
Dass das Meer da, wo sonst Atlantis gelegen, unfahrbar das, was sie für einfacher, natürlicher, naturwüchsiger
und unerforschbar geworden wegen der entstandenen hielten, als das, womit sie brachen, für exacte Forschung,
, Schlamm-Untiefen : —
hier wird uns das alte Phönizische und hatten allerdings darin einen Berühruugspunct mit
I
Märchen präsentirt, das offene Meer sei unbefahrbar. Die- Aristoteles, dass sie seine nebelhaften Vorstellungen dar-
ses Märchen hatten die Phönicier deshalb schlau ausge- über, was denn nun im Bereiche der Physik und Chemie
sonnen, damit kein Fremder ihren Handelswegen auf die exacte Anschauiuigen seien, theilton.
Fährte kommen sollte, damit Keiner ihnen in’s Handwerk Trotzdem nun Aristoteles in seinem Sinne exacte Al-
fiele, und sie allein Herren des Meeres blieben. chemie trieb, war er doch auf dem Terrain der specula-
tiven Alchemie nicht müssig. Dieser seiner Wirksamkeit
in der speculativen Alchemie verdanken wir die Lehre
Aristoteles von Stagira.
von den doppelten Elementar - Qualitäten die er an die ,

Es ist wohl überflüssig


darauf hinzuweisen
,
dass die , Stelle der Enipedokleischen einfachen Qualitäten stellt,
Alchemie eine speculative und keine exacte Wissenschaft und die wir sogleich mit dem was sich an .sie knüpft,
,

'

ist. Die Alchemie wird dadurch ermöglicht, dass Physik näher kennen lernen werden. Dieser Doppelstandpunct
und Chemie ihrem eigentlichen Boden dem Boden der , des Aristoteles lässt sich nur dadurch erklären dass er ,

I
exacten Forschung entrückt und auf den Acker der Spe- im Verlauf seines Lebens seine alchemistischen Auffas-
! culation verpflanzt werden. Dadurch schiessen nun manche sungen änderte, dass er in früherem Alter der specula-
hübsche Blumen in die Höhe; wenn man dieselben aber tiven Alchemie huldigte, und erst in späterem Alter sich
bei Licht betrachtet so sind es Blumen in der Art, wie
, dem in die Arme warf, was er als exacte Alchemie auf-
sie aus Pajiier, Leinwand, Seide u. s. w. gemacht werden, fasste. In seiner ytrsaig xed (f &OQd spricht er (2, 3)
nicht aber Gewächse in denen ein wahres Pflanzenleben
, von den doppelten Elementar - Qualitäten in der Weise,
ji
thätig ist. Das nun durchschaute Aristoteles. Er sah ein, wie er von anderen Dingen spricht nicht aber wie Je- ,

!'
dass alchemistische Speculatin treiben und im wahren Buche mand, der, entgegen einer alten Lehre, nämlich der der
der Natur lesen zwei sehr verschiedene Dinge seien. Er sah einfachen Elementar-Qualitäten, eine neue Lehre aufstellt,
ein, dass man einen viel rationelleren Weg betreten würde, und sie in ihren alchemistischen Consequenzen verfolgt.
wenn man, die Speculation bei Seite lassend, sich an die Es liegt daher nahe anzunchmen dass Aristoteles ein ,

Lehren der Physik und Chemie vom Standpunct der Ex- eigenes Buch geschrieben dessen Hauptzweck es war,
,

actität machte. Er .sah es ein und fasste den Plan den ,


diese Materie abzuhaudeln, Für dieses Buch halten wir
Weg der Exactität einzuschlageu. Dabei ist aber nur die Metaphysik, tu jitTu tu rpvffixü. Dass dieses Buch,
eines Schade nämlich das dass er von den Lehren der
, , wie cs uns heute vorliegt ein lückenhaftes zusammenge-
,

Speculation so umstrickt war, dass es ihm nie klar wurde, flicktes Etwas sei, wie es unmöglich aus des Aristoteles

j
was denn nun eigentlich exacte Forschung im Bereich Hand heiumrgegangen sein kann, liegt auf der Hand und
dessen ist, was die Alchemie speculativ umfasst. Statt bedarf keiner weiteren Exposition. Es fragt sich blos,
exact zu forschen, fasst er die exacte Forschung specu- wo kommt dieses lückenhafte zusammengeflickte Etwas
lativ auf, und so ist das, -was er bringt, Naturphilosophie, her? Und da ist denn unsere Ansicht die, dass cs gerade
das Speculation von der alchemistischen Speculation.
ist: die Schrift, die wir heute Metaphysik nennen, ist, in wel-
Wir verweisen in dieser Beziehung namentlich auf seine cher Aristoteles die doppelten Elementar - Qualitäten und
(f
vaty.i) clynöuaig, auf sein moi ovquvov, auf sein nsQi die Abzüge, die er aus ihnen machte, abhandelte. Da
ysytaewg y.ui (f&OQcig, welche drei Abhandlungen eine die Schrift in der Weise im engeren Sinne alchemistisch war,
|l zusammenhängende Kette bilden. Es kann nicht geleugnet im Gegensätze zu der pseudo-exacten Eichtung, die seine
'
werden, dass in diesen Schriften hier und da der Anlauf späteren Schriften athmen so war sie für die Herren,
,

zu einer gesunden exacten Beobachtung gemacht wird, welche in des Aristoteles Fussstapfen tretend, der Pseudo-
aber im grossen Ganzen wird irns nichts anderes präsen- Exactität huldigten, ein Stein des Anstosses, sie warf ihrer
tirt, als Speculation von der Speculation seiner, des Aristo- Ansicht nach einen Schatten auf Aristoteles. nun Um
teles, alchemistischen Vorgänger. Immerhin ist aber die diesen Schatten zu beseitigen, verstümmelten sie die Schrift
i Aristotelische Speculation von der Speculation etwas und flickten in sie Verschiedenartiges ein.
neues. Gegenüber der einfachen Speculation seiner alche- Also im Bereiche der speculativen Alchemie setzt Aristo-
I, mistischen Vorgänger nimmt Aristoteles einen Besonder- teles an die Stelle der Empedokleischen einfachen Ele-

Standpunct ein. Das verführte nun Viele, bei dem Mangel mentar-Qualitäten doppelteElementar-Qualitäten.
der exacten Forschung im Alterthum, beim Mangel eines Diese benutzt er dazu, um die Lehre von der (fitlia und
richtigen Durchschauens dessen, was denn nun eigentlich dem ytlxog überflüssig zu machen.
exacte Forschung sei, im Aristoteles das finden zu wollen Wir haben bei Empedokles gesehen, dass er im Allge-
und zu finden,, was Aristoteles selbst zu bieten vermeinte, meinen zu demselben Eesultate kommt, ob er annhnmt,
nämlich die Eesultate exacter Forschungen im Ganzen. dass Luft kalt und Erde trocken, oder ob er anmmmt,
Bei seinen Zeitgenossen machte Aristoteles in seiner neuen dass Luft trocken und Erde kalt ist. Freilich kommt er
- Verhältniss als
:
alchemistischen Eichtung wenig Glück. Im Verlauf der in einem Falle zu einem anderen ,

1 Zeiten fand er aber mannigfachen Auklang, und zwar bei im anderen und damit auch zu einer anders gestal-
Falle,
denjenigen, die das wollten, was er gewollt, die es teten Zwei-Grupiiiruug. Indessen, ob er nun gruppirt:
aber eben so w'enig konnten, als er es gekonnt. Ver- Luft
i Wasser
j

wandte Geister haben sich zu allen Zeiten und in allen Feuer


j
Erde j

I Zonen zusannnengefunden,- und so fanden sich denn auch oder ob er gruppirt:


jene nicht könnenden Wollenden mit Aristoteles zusammen. Erde Wasser 1

Indem sie das wahre Wesen einer wahren Exactität nicht j


Feuer Luft |


durchschallten, glaubten sie in ihrem Streben, die Bahn im Allgemeinen doch dasselbe Eesultat. Im
ist das
'
der Exactität zu betreten, kein besseres Part wählen zu Allgemeinen hat er so wie so eine auf Grund des cpiXiu-
1
können , als sich dem Aristoteles in die Arme zu werfen. Verhältnisses gewonnene Zwei-Gruppirung. Ob diese sich
Das sind die Aristoteliker die immer und immer wieder
,
nun des Näheren wie ad 1 oder wie ad 2 gestaltet was ,

auftauchten im Gegensätze zu den Alchemisten der alten verschlägt das ?


159 16 a

Das ist es nun, was Aristoteles in’s Auge fasst. Und ist das ,
was man bereits hat. Dann aber nimmt man
indem er Auge fasst, sagt er, es ist richtig, wenn Heiss, und setzt es mit Nass zusammen, und erhält so
es in’s
man sagt, Luft ist trocken, es istaber auch wieder richtig, Heiss — Nass ?.

Daraus geht hervor, dass Und das dann die gesuchte vierte doppelte Elemen- >
wenn man sagt, Luft ist kalt. ist

es auch richtig ist, wenn mau sagt, Luft ist trocken und tar - Qualität. ;

kalt zugleich. ebenso sagt er, es ist richtig, wenn


Und Wenn man nun, weiter, Luft als
calculirt Aristoteles
man sagt, Erde ist trocken, es ist aber auch wieder richtig, Schwaden nimmt so lieg^ das vor dass wenn man in
, , ,
?
wenn man sagt, Erde ist kalt. Daraus geht denn hervor, den Schwaden von kochendem Wasser seine Hand hält,
dass es auch richtig ist, wenn man sagt, Erde ist trocken dass dann die Hand nass wird, und dass man sie verbrennt.
und kalt zugleich. Unter Umständen ist also Luft (Schwaden im Sinne der
Damit denn der Anfang der Leime von den doppelten
ist Alten als Luft gefasst): Heiss Nass, d. i. also, unter — *

Elementar-Qualitäten da, welcher eben ist : Umständen passt die neue vierte doppelte Elementar-Qua-
Erde ist trocken und kalt, lität zu der Luft. Und das führt ihn dazu, dass er sagt:
Luft ist trocken und kalt. Luft ist nicht nur kalt und trocken,
Hieran anknüpfend legt Aristoteles denn auch dem sondern auch heiss und nass. J
Wasser und dem Feuer doppelte Elementar-Qualitäten bei. Somit bekommt er denn eine zweiseitige Aufstellung •

Er sagt demzufolge, Wasser ist Wasser und Feuer ist nämlich: 1) Wasser ist kalt und nass,
Feuer, nicht aber ist Wasser Feuer, und Feuer Wasser.
; : Erde ist kalt und trocken,
N ach der einfachen Elementar - Qualität ist asser nass W Feuer ist heiss und trocken,
und Feuer heiss. Wenn nun Wasser: Feuer und Feuer : Luft ist kalt und trocken.
Wasser wäre, daun wäre Wasser heiss und Feuer nass. Wasser ist kalt und nass,
2)
Nun ist aber Wasser notorisch kein Feuer, und damit ist Erde ist kalt und trocken,
Wasser notorisch nicht heiss. Und Feuer ist notorisch Feuer ist heiss und trocken,
kein Wasser, und damit ist Feuer notorisch nicht nass. Luft ist heiss und nass.
Wenn nun aber Wasser notorisch nicht heiss ist, so ist Indem sich nun Aristoteles des Ferneren an die Arcana
es kalt, denn was nicht heiss ist, muss im principiellen macht, macht er einen Unterschied zwischen den Arcanis,
Gegensatz kalt sein. Und wenn Feuer notorisch nicht welche Schwefel enthalten, zu deren Darstellung Schwefel
nass ist, so ist es trocken, denn was nicht nass ist, muss benutzt wird, das sind also Liquor hepatis und Pulvis
im principiellen Gegensatz trocken sein. Und so der ur- solaris (ruber-Sulphur aurat,) , und den Arcanis welche ,

sprünglichen Qualität die neue zufügend, bekommt er denn keinen -Schwefel enthalten das sind also] Acid. sulphur.
,

heraus, dass Wasser nass und kalt, Feuer heiss und und Natron. Und indem er das thut, sagt er, Schwefel
ti’ocken ist. Also ist Feuer, Feuer ist heiss nach der einfachen Elementar-
Wasser ist nass und kalt, Qualität, also sind Liquor hepatis und Pulvis solaris einmal
Feuer ist heiss und trocken. zuvörderst heiss. Und wie der Schwefel zum Heiss qua- )

Nun liegt es einer solchen Calculation gegenüber nahe, lificirt, so, sagt er, qualificirt der Nicht-Schwefel zum Kalt,

dass man fragt, aber warum setzt Aristoteles denn in der womit denn Acid. sulphur. und Natron einmal zuvörderst
betreffenden Weise gerade Wasser und Feuer gegenüber? kalt sind. Also vorab ist:
Warum setzt er nicht Wasser und Luft, Wasser und Acid. sulphur. kalt,
Erde, Feuer und Luft, Feuer und Erde gegenüber? Wa- Natron kalt,
rum sagt er also nicht heispielsweis Wasser ist Wasser : Liquor hepatis heiss
und Luft ist Luft. Wasser ist aber nicht Luft und Luft Pulvis solaris heiss.
ist nicht Wasser —
und baut darauf weiter? Oder Nun kommt aber hinzu, dass Acid. sulphur. auf Grund
warum sagt er nicht Feuer ist Feuer und Luft ist Luft.
: seines Flüssigseins nass ist, Natron auf Grund seines Fest-
Feuer ist aber nicht Luft und Luft ist nicht Feuer seins trocken ist, Liquor hepatis auf Grund seines Flüssig-
— und baut darauf weiter? Und so weiter. Nun darauf seins nass ist. Pulvis solaris auf Grund seines Festseins
ist die Antwort die, dass Erde und Luft in ihrer dop- trocken ist. Und so erhält man vom Standpunct der dop-
pelten Qualität einmal vorab absolvirt sind. Das ist ja pelten Elementar - Qualität
die Basis der Sache, dass Luft und Erde derartig gegen- Acid. sulphur. ist kalt und nass,
uberstehen, dass beide trocken und kalt sind. Nachdem Natron ist kalt und trocken,
diese Basis einmal da ist, wird derartig weiter gebaut, Liquor hepatis ist heiss und nass.
dass Wasser und Feuer in’s Auge gefasst werden. Also Pulvis solaris ist heiss und trocken.
Basis: Erde und Luft stehen so und so einander gegenüber., Sagt man nun, diese doppelte Elementar-Qualität kommt
Fortbau: Wie stehen Wasser und Feuer einander gegen- .
auf dieses Element und auf dieses Arcanum, jene doppelte
über? Das ist es gerade, worin die Lehre von den dop- Elementar - Qualität kommt auf jenes Element und jenes
pelten Elementar-Qualitäten charakterisirt ist, dass, nach- Arcanum und stellt dann Element und Arcanum so zu-
,

dem man als Basis das Gegenüberstehen von Erde und sammen, wie sie auf dieselben Doppel-Qualitäten kommen,
Luft hat, dass man nun des Ferneren auch Wasser und so haben wir, wenn dem Element Luft das Heiss -Nass
Feuer gegenüberstellt. Damit fallen denn die obigen gegeben wird ff. Es kommt auf
„Warum?“ Sie bewegen sich auf einem Terrain, auf dem Wasser Acid. sulphur., denn beide sind
: kalt und nass,
nicht zu bewegen die Lehre von den doppelten Elemen- Erde Natron, : denn beide sind kalt und trocken,
tar-Quahtäten sich speciell vorgesteckt hat. Luft : Liquor hepatis, denn beide sind heiss und nass,
Nachdem Aristoteles so weit ist, besieht er sich die Feuer : Pulvis solaris, denn beide sind heiss und trocken. '

Sache bei Lichte und findet, dass es doch etwas eigen- Damit stehen denn Elemente und Arcana gerade so gegen-
thümlich ist, dass er 4 Elemente hat und nur 3 doppelte über wie beim Empedokles.
Elementar-Qualitäten, nämlich Trocken -Kalt, Nass-Kalt, Und ferner, indem sich Aristoteles an die Cosinologica
Heiss - Trocken. Der Gleichförmigkeit der Sache wegen macht reiht er sie nicht den Arcanis an sondern lässt
, ,

wäre es doch besser, wenn er 4 doppelte Elementar-Qua- sie das Gegenstück zu den Arcanis sein in Bezug auf die ('

litäten hätte. Nun wirft sich die Frage auf, wenn er die doppelten Elementar-Qualitäten. Bei den Arcanis nahm jj
vierte doppelte Elementar-Qualität hätte, welche wäre das ? er Luft Heiss -Nass, bei den Cosmologicis nimmt er sie:
:
f
Die Antwort auf diese Frage macht sich einfach ff. Kalt - Trocken und damit trägt er denn der zweiseitigen
, j
Man hat: Aufstellung der doppelten Elementar-Qualitäten Rechnung,

>

Kalt
Trocken (Luft oder Erde) die eine zieht er bei den Arcanis heran die andere bei

Nass (Wasser)
Kalt den Cosmologicis. Demzufolge lässt er, wie Empedokles,
,

Das ist, man nimmt: Kalt, und setzt es zuerst mit die Welt zerfallen in: Orbis terrarum fluidus, Oi-bis ter-
Trocken und dann mit Nass zusammen. rarum fixus, Firmament, Sonne Mond und Sterne, und sagt
Nachdem diese Elementar-Qualitäten vorweg genommen Es kommt auf Wasser: Orbis terrarum fluidus, denn
.sind, bleibt übrig: beide sind kalt und nass.
Heiss — Trocken (Feuer) Es kommt auf Erde: Orbis terrarum fixus, denn beide
Verfährt man nun analog, wie so eben, so nimmt man sind kalt und trocken.
Heiss, und setzt es zuerst mit Trocken zusammen. Das Es kommt auf Feuer Sonne Mond und Sterne , denn : ,
*!

/
: : :

161 162

beide sind heiss und trocken (Sonne Mond und Sterne Also indem Aristoteles bei dem Manoeuvre, welches wir
W
,

als Feuer gedacht, als feste Feuermassen). kennen gelernt Vorläufig , asser und Erde oder Feuer
Es kommt auf Luft: Firmament, denn beide sind kalt und Luft bei Seite schiebt, behält er die 4 Elemente, wie
und trocken. Trocken ist das Firmament, indem es fest sie sind. Die Concentrirung fällt.
ist fest ist es nämlich, indem es eine Kuppel bildet. Kalt
;
Bei der Zwei-Concentrirung und beim Nicht-Concentriren
ist es gerade so, wie der Orb. terr. fluidus et fixus. Wenn der Elemente hält sich Aristoteles wie wir gesehen ex- , ,

Firmament, Orb. terr. fluidus et flxus warm werden, so clusiv daran, dass Luft: Heiss-Nass. Bei der Ein -Con-
verdanken sie das nicht sich selbst, sondern den Ein- centrirung dagegen, zu der wir jetzt kommen, zieht
flüssen des kosmologischen Feuers (der Sonne). er auch heran ,
dass Luft Kalt - Trocken.
: Hier verfährt
Damit stehen denn auch Elemente und Cosmologica er ff. Er hat:
gerade so gegenüber, wie beim Empedokles. Nass xn Heiss
Wasser i
Feuer 1

Was nun die Arcanen-Vier, die Arcanen-Zwei, die Ar-


!
(
Kalt
f

(
Trocken,

canen-Eins betriflft, so hält sich Aristoteles in Bezug avif T-, T 1


Trocken t ü i 1
Trocken
sie an die Elementen-Concentrirung.Die Arcanen- (
Kalt ( Kalt
Vier hat er, wenn er die Elemente wie sie sind. lässt, Nun sagt er, bei Erde steht Trocken - Kalt. Trocken-
Die Arcanen - Zwei erhält er wenn er die Elemente auf,
Kalt ist aber auch Luft, also kann ich statt Erde: Luft
zwei concentrirt. Die Arcanen -Eins erhält er, wenn er setzen. So hätte er also nicht mehr, wie vorhin: Wasser,
die Elemente auf eins concentrirt. Feuer, Erde, Luft, sondern: Wasser, Feuer, Luft, Luft,
Nehmen wir vorab die Zwei-Concentrirung, so das ist kurz: Wasser, Feuer, Luft. Nun schiebt er die
verfährt Aristoteles Er nimmt die 4 Elemente hebt
ft'. ,
Luft vorläufig bei Seite, und fügt zusammen Wasser und :

Erde und Luft heraus, und setzt sie vorläufig bei Seite. Feuer. Indem er nun das Nass zum Heiss treten lässt,
Er behält also Wasser und Feuer, und fügt sie zusammen. erhält er Luft, und indem er das Trocken zum Kalt treten
Nun sagt er, wenn Wasser und Feuer, Zusammenkommen, so lässt, erhält ^r wieder Luft. UebersichtUch
brauche ich nicht gerade zu sagen, es komme zusammen Luft
Nass-Kalt und Heiss-Trockeu. Ich kann auch sagen es ,
Nass Heiss
komme zusammen: Nass-Heiss und Kalt- Trocken. Nass- Wasser I

Feuer
Kalt Trocken '

Heiss ist aber Luft Kalt-Trocken ist aber Erde. Durch


:
;

das Zusammenfügen bekomme ich also heraus: Luft und Luft


Erde. Das Erhaltene wird nun zu dem gesetzt, was vor- Also er erhält Luft und Luft, das ist kurz Luft. Die-
hin bei Seite geschoben worden, und so hat man Erde, ses Erhaltene zu dem wieder zugefügt, was vorhin bei
Luft und abermals Erde, Luft, im Ganzen also Erde und Seite geschoben, ergiebt Luft und wieder Luft, das ist im
Luft, das sind 2 Elemente. Uebersichtlich: Ganzen: Luft. So kommt also auf die gezeigte Weise
Luft ein Element, das ist die Luft, heraus.
Erde und
Wir haben also als die 4 Elemente: Feuer, Wasser,
Luft vor- Nass Heiss
Wasser Feuer Luft, Erde. Wir haben als die, auf 2 concentrirten Ele-
läufig bei
Seite.
Kalt Trocken
mente entweder Luft und Erde oder asser und Feuer.
,
W
Erde Wir haben endlich als die auf 1 concentrirten Elemente
Die erhaltene Luft und Erde zu dem gesetzt, Luft.
was vorhin bei Seite geschoben, giebt im Das Vorangehende zeigt uns, wie Aristoteles das durch
Ganzen: Erde und Luft. seine doppelten Elementar-Qualitäten bezwingt, zu dessen
Ganz analog macht sich die Sache, wenn man vorläufig Bezwingung sich Empedokles seiner Lehre von der (piXla
Wasser und Feuer bei Seite schiebt. Wir wollen das und dem yely.og in die Arme werfen musste. Die dop-
gleich übersichtlich hierher setzen: pelten Elementar-Qualitäten bieten ihm nämlich das Mittel
zur Concentrirung der Elemente, und die Concentrirung
Wasser u.
führt ihn auf das Zwei- und Ein-Arcanum.
Feuer vor- Trocken Heiss
Erde Luft Schliesslich bemerken wir, dass auf der missverstan-
läufig bei Kalt Nass
denen Lehre von den Elementar - Qualitäten die Lehre
Wasser der Schulärzte fusst, die Medicamente überhaupt in Bezug
Die erhaltenen Elemente Wasser und Feuer auf die Elementar-Qualitäten einzutheilen. Von diesem
zu dem gesetzt, was vorhin bei Seite gescho- seit circa 1 '/a Jahrtausenden executirten Manoeuvre finden
ben, er giebt im Ganzen: Wasser u. Feuer. sich noch heute Eudera in der Materia medica, z. B. spre-
So _hat Aristoteles denn als die, auf 2 concentrirten Ele- chen wir noch heute von Narcoticis frigidis et caiidis
mente: entweder Luft und Erde, u. s. w. Dabei herrscht denn bei den Schulärzten, Galen
oder Wasser und Feuer. an der Spitze, ein grosser Trouble in Bezug auf einfache
Indem nun Aiästoteles beim Manoeuvre des vorläufig Elementar - Qualitäten doppelte Elementar - Qualitäten,
,

bei Seite Schiebens, Zusammenfügens des Gebliebenen und (fiiXia- und yfizof-Verhältnisse das ist ein Diu’cheinan-
:

dann hinterdrein wieder Vereinigens ferner derartig ver- der wie Kraut und Rüben. Dieser Trouble ist leicht zu
fährt, dass er nicht, wie vorhin, vorläufig Erde und Luft erklären. Es fehlt den Schulärzten die Kenntuiss der
oder Wasser und Feuer bei Seite schiebt, sondern indem Arcana und ihrer Auffassungsweise, und so mangelt ihnen
er entweder vorläufig Wasser und Erde bei Seite schiebt, der Anhaltspunct, sich über das Hand in Hand Gehen und
oder Feuer und Luft, erhält er keine Concentrirung. Kreuzen der einzelnen Verhältnisse Aufklärung zu ver-
Denn auf die Weise ergiebt sich ff. schaffen.
Luft
Wasser u.
Erde vor- „ euer Heiss Nass Griechische Alchemie in Alexandrien.
j
Luft
läufig bei Brocken Heiss
Seite.
j
— Nach dem Tode Alexander des Grossen 323 a. C. theil-
Feuer ten sich seine Feldherren in sein Reich. Ptolemaeus Lagi
Die erhaltenen Elemente Luft und Feuer zu bekam Aegyten, und damit kam Griechische Civilisation,
dem gesetzt, was vorhin bei Seite geschoben, Griechische Wissenschaft nach Aegypten und in specie
ergiebt: Wasser, Erde, Feuer, Luft, also nach seiner Hauptstadt Alexandrien. Es beginnt jetzt das
keine Concentrirung. für die Wissenschaft so berühmte Alexandrinische Zeit-
Und ebenso: alter, welches mit Ptolemaeus, des Lagus Sohn, beginnt,
Wasser und sich bis zum Einfall der Araber in Aegypten erstreckt.
Feuer und
Für die Alchemie ist das Alexandrinische Zeitalter eine
Luft vor- Nass Kalt
Wasser Erde höchst wichtige Periode.
läufig bei Kalt Trocken Die Alexandrinischen Griechen stellen sich von vorn
Seite.
Erde herein auf den Staudpunet des Empedokles in so fern,
Die erhaltenen Elemente Wasser und Erde zu als sie seine 4 Elemente und das, was sich im Allgemeinen
dem gesetzt, was vorhin bei Seite geschoben, an sie knüpft, annehmen. Auf seine Lehre von der (piXta
ergiebt; Wasser, Erde, Feuer, Luft, also und dem vtXxog, in so fern diese das Griechische Schema
keine Concentrirung. ersetzen soll, gehen sie nicht ein. Von Plato haben sie
11
1«3 161

die Idee kennen lernen, trotz der 4 Elemente ein Schema und Pulv. solaris zu stehen kommen, wobei die beiden
patis
aufeustellen. Diese Idee beuten sie in ihrer Weise aus, Gruppen vom Standpunct des Flüssig- und Festseins ihrer
wie wir sogleich kennen lernen werden. Im Uebrigen Theile aufgefasst werden.
aber gehen sie auf Plato, auf Platos Besonder-Standpuncte In Uebertragung auf die Cosmologica muss dann auf
nicht ein, und eben so wenig auf Aristoteles. Der Car- die eine Gruppe der Orbis terrarum im Ganzen, auf die
dinalpunct, um den sich ihre Alchemie dreht, ist das von andere Gruppe der Himmel im Ganzen kommen, und Or-
ihnen aufgestellte Schema das ist das Alexandrinische
,
bis terrarum sowohl als Himmel im Ganzen müssen aus dem
Schema. Um zu diesem Schema zu kommen sagen sie, ,
Standpunct des Flüssig- und Festseins ihrer Theile auf-
Empedokles nimmt 4 Weltentheile an: 1) Orbis terrarum gefasst werden.
fluidus, 2) Orbis terrarum fixus, 3) Sonne, Mond und So wären dann im Schema die Arcana und Cosmolo-
Sterne, 4) Firmament. Gesetzt nun, man entwirft ein gica repräsentirt. Es bliebe nun noch übrig, dass in ihm
Schema derartig, dass in Uebertragung der Arcana resp. die Elemente repräsentirt sind. Vorläufig sind sie es noch
Elemente auf die Weltentheile sich dieses Schema also nicht, denn es sind erst Wasser und Erde repräsentirt,
gestaltet nicht aber Feuer und Luft, Es ist nahe liegend, dass
Orbis terrarum fluidus Sonne, Mond u. Sterne) zum Feuer und der Luft der Liquor hepatis und der P.
j jj
j

I
Orbis terrarum fixusFirmament j
solaris herangezogen werden, und da setzen denn die
wobei sich vorab gleich bleibt, was in den so gewon- Alexandrinischen Grieclien zum Liquor hepatis das Feuer,
nenen Gruppen oben oder unten steht, so hat man ein und zum Pulv. solaris die Luft in Relation, womit sie
Motiv, beide Gruppen zusammentreten zu lassen. Die also dem Empedokles, Plato und Aristoteles entgegenstehen,
Gruppe links nämlich repräsentirt als Inbegriff von Orbis welche bekanntlich Liquor hepatis zur Luft und P. solar,
terrarum fluidus et fixus den Orbis terrarum im Ganzen, zum Feuer in Relation setzen.
die Gruppe rechts repräsentirt als Inbegriff von Sonne, Um nun herauszubekommen, dass Liquor hepatis zum
Mond, Sternen und Firmament den Himmel im Ganzen. Es Feuer und Pulv. solaris zur Luft eine Relation haben,
steht nun nichts im Wege, dass Gruppe ad H zu Gruppe calculiren die Alexandrinischen Griechen ff.

ad I tritt. Denn wenn man auf der einen Seite den Orbis Wo Wasser habe, da habe ich kraft des Wasser-
ich
terrarum, auf der anderen den Himmel hat, so liegt es verwandlungs-Experimentes auch Erde. Ich habe aber
doch sehr nahe, dass man sagt, Himmel und Erde treten nicht umgekehrt da, wo ich Erde habe, auch Wasser.
zusammen, und formiren so die kosmologische Welt. Also spielt da, wo ich Wasser und Erde habe, das Wasser
Wenn man also, sagen die Alexandrinischen Griechen, die erste Rolle. Das Schema, so weit wir in ihm bis
ein Schema Uebertragung der Arcana und
hat, welches in jetzt gekommen, ergiebt in seiner einen Gruppe Liquor
Elemente auf die Cosmologica die obige Aufstellung er- hepatis' und Pulvis solaris. Diese Gruppe entsteht, weil
giebt, so kann es weiter keinen Scrupel erregen, wie es Liqu. hep. flüssig und Pulv. solar, fest ist. Was in der
denn motivirt ist, dass Gruppe II zu I tritt. Denn an Gruppe oben, was unten stehen soll, haben wir bis jetzt
das Zusammentreten der Cosmologica Imiipft sich das Zu- noch nicht gewusst. Es muss aber Liquor hepatis oben
sammentreten von Arcanis und Elementen von selbst. stehen und Pulv. solaris unten, weil das Wasser und somit
Wenn sich doch, wie das statt hat, Arcanum und Element auch der Liquor hepatis die erste Rolle spielt. Also
an das Cosmologicum knüpfen, so müssen sie von selbst es steht einmal unantastbar fest, dass Liquor hepatis
dahin folgen, wohin sie von den Cosmologicis gezogen oben stehen muss.
werden. Wo man nun ferner Feuer hat, da hat man auch Luft
Hiermit ist denn den Alexandrinischen Griechen der (Rauch). Man
hat aber nicht da, wo man Luft hat,
erste Anhaltspunct gegeben, um an der Hand der 4 Ele- deswegen auch Feuer. Also spielt da, wo ich Feuer und
mente, beziehungsweise an der Hand der sich an dieselben Luft habe, das Feuer die erste Rolle. Weil aber das
knüpfenden Weltentheile zu einem Schema zu kommen. Feuer die erste Rolle spielt, se muss im Schema in der
In Bezug auf diesen Anhaltspunct haben sie vorab ein- betreffenden Gruppe das Arcanum oben stehen, welches
mal das, dass, wenn sie einmal zwei Gruppen haben, dass das Feuer repräsentirt. Anlehnend daran nun, dass man
sie dann ein Motiv haben, diese Gruppen zusammen- die Gruppe bereits hat, dass man die Stellung der Theile
treten zu lassen. Es käme also im Verfolg der Sache in derselben bereits hat, kann man nicht mehr von vorn
darauf an, zu den Gruppen zu kommen. Um nun zu herein sagen, das Feuerarcanum muss oben stehen, das
diesen zu gelangen, ziehen sie die Arcana und die Ele- Luftarcaniim unten, und darum muss so und nicht anders
mente heran. arrangirt werden. Nicht so kann man sagen, sondern
Sie sagen nämlich, wenn wir die Arcana derartig auf- muss sagen, es steht einmal das Arcanum x oben, und
stellen, auf die eine Seite Acid. sulphur., Natron,
dass das Arcanum y unten, weil nun in x und y das Feuer
auf die andere Seite Liquor hepatis, P. solaris treten, also und die Luft repräsentirt sind, das Feuer aber oben stehen
Acid. sulphur.
1 Liquor hepatis 1 muss, so muss auf das Arcanum eo ipso das Feuer kom-
I
Natron P. solaris j men, welches oben steht. Man geht also nicht d.avcn aus,
wobei es vorab einerlei was in den betreffenden
bleibt, dass entweder x das Feuerarcanum, y das Luftarcanum
Gruppen oben und unten so haben wir, in Anbe-
steht, sei, oder umgekehrt, das findet sich im zweiten Theile.
tracht dessen, dass Acid. sulph. flmsig und Natron fest, Es handelt sich darum, was einmal unabweisbar oben
in Uebertragung auf die Elemente auf der einen Seite steht, und das, was oben steht, das muss auch das Feuer-
Wasser und Erde. Wo man aber Wasser hat, da ergiebt arcanum sein, weil das Feuer, der Luft gegenüber, die
sich die Erde an der Hand des Wasscrverwandlungs-Ex- erste Rolle spielend, nicht unten stehen kann. Weil nun
perimentes von selbst. Also wo man Wasser hat, hat man der Liquor hepatis unabweisbar einmal oben steht, des-
Erde, und in übertragener Weise hat man auch, wo man wegen muss er das Feuerarcanum sein, weil der Pulvis
Acid. sulph. hat, Natron. solaris einmal unabweisbar unten steht, deswegen muss er
Ganz so macht sich Sache auf der
anderen Seite.
die das Luitarcanum sein. Wollten die Alexandrinischen
Da Liquor hepatis flüssig ist, Pulv. solaris aber fest, so Griechen sagen, der Pulv. solaris ist das Feuerarcanum,
hat man wieder in Uebertragung auf die Elemente Was- : so müsste auf Grund dessen, dass das Feuer der Luft ge-
ser und Erde. Und da man da, wo man Wasser hat, genüber die erste Rolle spielt, so müsste dann in der
Erde hat, so hat man auch da, wo man Liquor hepatis Gruppe Liquor hepatis- Pulvis solaris der Pulvis solaris
hat, Pulv. solaris. oben stehen, was er aber auf Grund seiner Wasser-Eigen-
Und hiermit ist denn die Zwei-Gruppirung gegeben. schaft notorisch und präsumtiv nicht soll.
Die Zwei-Gruppirung besieht nämlich darin, dass man 4 Dass die Alexandrinischen Griechen in der Distribuirung
Arcana hat, und diese sich auf 2 concentriren. Nun, hier der Elemente auf die Arcana dem Acid. sulphuricum das
hat man die 4 Arcana Acid. sulphur., Natron, Liquor he-
: Wasser, dem Natron die Erde geben, wie Empedokles,
pntis, Pulv. solaris, und diese concentriren sich auf 2: Plato und Aristoteles, dem steht selbstredend nichts im
Acid. sulphur. und Liquor hepatis. Wege.
Damit ist denn das Schema im Allgemeinen fertig. Man Es unterscheiden sich also die 4 Arcana in Bezug auf
entwirft es, indem man die 4 Arcana nimmt, diese der- ihre elementare Auffassung derartig, dass im Acidum sul-
artig in Gruppen theilt, dass auf der einen Seite Acidum phuricum und im Natron je ein einfaches Element ver-
sulph. und Natron, und auf der anderen Seite Liquor he- treten ist, nämlich im Acid. sulphur. das Wasser, im Na-
: :

165 16&

tron die Erde, dass dagegen im Liquor hepatis und Pulv. Liquor hepatis ist vom Elementen-Standpunct als Schwe-
solaris ie ein Doppel-Element vertreten ist, nämlich im felpräparat F'euer, nun, auch Sonne, Mond und Sterne
Liquor hepatis Wasser-Feuer, im Pulv. solaris Erde- sind Feuer. Nun ist aber Liquor hepatis auch flüssig.
Luft. Das letztere beuten alsdann die Alexandrinischen Es müssen also auch Sonne, Mond und Sterne flüssig
Griechen dazu aus, dass Liquor hepatis und Pulv. solaris sein. Das sind sie aber, indem sie als Feuer -Meere auf-
vom Allgemein- und Besonder-Standpunct aufgefasst wer- gefasst werden. Pulvis solaris ist vom Elementen-
den. Vom Besonder-Standpunet ist Liquor hepatis = Standpunct Luft. Nun, auch das Firmament ist Luft, das
Wasser Feuer, vom Allgemein-Standpunct ist Liquor ist ja die populäre Auffassung, die wir bereits kennen.
hepatis =
Feuer. Vom Besonder-Standpunct ist Pulvis Nun ist aber Pulvis solaris zugleich auch fest. Nun, das
solaris =
Erde -1- Luft, vom Allgemein-Standpunct ist ist auch das Firmament, indem es als eine solide Glocke
Pulv. solaris Luft. =
Hält man sich nun an die Allge- über der Erde steht. —
Das Motiv, dass die Cosmologica
mein-Auffassung in Bezug auf den Liquor hepatis und zu zwei Gruppen zusammentreten, liegt im Areanenstand-
Pulvis solaris, so hat man die folgende Aufstellung, welche punct des Schemas. Das Motiv, dass Gruppe II. ad I. tritt,
von der Aufstellung des Empedokles, Plato und Aristoteles liegt darin, dass Gruppe ad I. den Orbis terrarum bildet,
differirt Gruppe ad H. den Himmel im Ganzen. Die Welt ist
Es kommt auf das Wasser : Acid. sulphur. aber die Summe von Orbis terrarum und Himmel. Also
„ „ „ die Erde : Natron. ist es sehr natürheh, dass man Orbis terrarum und Himmel

n T, n Feuer : Liquor hepatis. zusammentreten lässt, und so die kosmologische Welt


n „ n die Luft ; Pulv. solaris erhält.
Und indem die Alexandrinischen Griechen dem eine Bezüglich des näheren Arrangements des Schemas
practische Unterlage geben, dass Liqu. hepat.
das Feuer- haben wir ff.
arcanum sei, sagen sie, Empedokles hielt sich, um der Die Gruppe Acid. sulphur. Natron repräsentirt kos-
,

Luft eine practische Unterlage für dieses Arcanum zu ge- mologisch den Orbis terrarum. Die Gruppe Liquor hepatis,
ben, an den penetranten Geruch desselben. Nun, der pe- Pulvis solaris repräsentirt kosmologisch den Himmel. Nun
netrante Geruch verdankt hauptsächlich dem Schwefel seine bewohnen wir aber die Erde und nicht den Himmel. Es
Existenz. Das Präparat riecht hervorstechend nach Schwefel, ist daher natürlich, dass wir von unserer Wohnstätte aus-
damit liegt der practische Anhaltspunct dafür vor, dass es gehen und sagen, zu dieser unserer Wohnstätte tritt der
das Schwefelarcanum, oder, da Schwefel Feuer, das = Himmel hinzu, und darin haben wir die ganze Welt. Das
Feuerarcanum ist. liegt viel natürlicher, näher, als dass wir, von dem uns
Und um dem eine practische Unterlage zu geben, dass ferner liegenden Himmel ausgehend, sagen, die Erde, die
Pulv. solaris das Luftarcanum sei, sagen sie, wenn man wir bewohnen, tritt zum Himmel hinzu. Damit ist es
Pulv. solaris mit einer starken Säure, z. B. Salzsäure be- denn motivirt, dass die Gruppe ad I. voransteht. In ihrem
handelt, so entwickelt er Luft (Hydrothiongas). Das zeigt Voranstehen ist gegeben, dass wir erst einmal den Orbis
den Luftgehalt des Präparates. Oder die Sache kann terrarum haben, und wenn wir ihn haben, dann schmiegt
auch so liegen, dass die Darstellungsweise des Pulv. solar, sich an ihn der Himmel dann erst kommt die Grujipe
,

ruber in’s Auge gefasst wird. Bei der Darstellung des Hydr. ad II.
Oxyd. rubr. entwickeln sich die charakteristischen rothen In der ersten Gruppe muss Acid. sulphur. oben stehen.
Dämpfe, und bei der Darteilung des S. aurat. entwickelt Denn Acid. sulph. repräsentirt vom Elementen-Standpuncte:
sich beim Zugiessen vom Acid. sulphur. zur Lösung des Wasser, Natron: Erde. Wo man aber Wasser hat, da
Schlippeschen Salzes intensiv Hydrothiongas. Diese Luft- hat man kraft des Wasserverwandlungs - Experimentes
entwickelung bei der Darstellung des Pulv. solaris (ruber) Erde. Nicht aber umgekehrt hat man da, wo man Erde
hat so etwas charakteristisches, dass sie wohl geeignet hat, Wasser. Also spielt das Wasser die erste Rolle. Und
ist, das Motiv dazu abzugeben, dass Pulv. solaris das Luft- demzufolge muss das Wasser, resp. das sich an dasselbe
präparat sei. Ob sie bei der Auffassung des Pulv. solar, schmiegende Acid. sulphur. oben stehen.
als Luft von vorn herein auf die complicirte Vorstellung In der zweiten Gruppe muss Liquor hepatis oben stehen,
eingingen, wie wir sie bei der Tab. smaragdina kennen denn er ist vom Elementen-Standpuncte Wasser und Feuer,
lernen werden, steht dahin. wohingegen Pulvis solaris Erde und Luft ist. Damit ist
Und so stellen denn die Alexandrinischen Griechen das denn ein doppelter Grund gegeben, dass Liquor hepatis
folgende Schema auf, in dem sich ihre Anschauungen oben steht. Der erste Grund ist derselbe Grund, der vor-
concentriren: lag, dass in der ersten Gruppe Acid. sulphur. oben steht.
Acidum sulphur.
l Liquor hepatis )
Der zweite Grund ist aber der dass man da wo man
, ,

j jj
^ '

j Natron
Pulvis solaris j
Feuer hat, auch Luft hat, nicht aber umgekehrt da,
Das heisst vom Elementen - Standpunct: wo man Luft hat, nun auch Feuer hat, also das Feuer
Acid. sulphur. repräsentirt das Element Wasser, Natron die erste Rolle spielt.
repräsentirt das Element Erde, Liquor hepatis repräsentirt
das Element Feuer, Pulvis solaris repräsentirt das Element Jüdische Alchemie in Alexandrien.
Luft. So ist der Allgemein-Standpunct. Vom Besonder- Die ersten Alexandrinischen Juden waren theils frei-
Standpunct ist Liquor hepatis Wasser-Feuer, Pulvis solaris willig, theils unfreiwillig nach Alexandrien gekommen.
Erde - Luft. Man vergleiche hierüber Flav. Josephus: Antiquität. Jud.
Das heisst vom arcanologischen Standpunct: Die allseitige Beschützung der Wissenschaften, die Pflege,
Es giebt 4 Arcana: Acid. sulphur., Natron, Liquor he- welche die Ptolemäer den Wissenschaften angedeihen Hessen,
patis, Pulvis solaris. Diese treten zu 2 Gruppen, Acid. mag hinterdrein noch Manchen bewogen haben, sein Do-
sulphur., Natron einerseits, und Liquor hepatis. Pulvis micil in Alexandrien zu nehmen. Hier lernten die Jüdi-
solaris andererseits zusammen. Damit ist die Arcanen- schen Alchemisten die Griechische Alchemie näher kennen,
Zwei repräsentirt. Gruppe ad II. tritt dann ferner zu hier lernten sie von Angesicht zu Angesicht, was die
Gruppe ad I., womit denn die Arcanen-Eins als Arcanen- Griechen mit ihrer Alchemie angefangen hatten. Lidern
summe gegeben ist. Das Motiv, dass sich 2 Gruppen sie nun aber kennen lernten, was die Griechen mit der
bilden, liegt darin, dass sowohl Acid. sulphur. und Natron, Jüdischen Alchemie angefangen hatten übte das einen
,

als auch Liquor hepatis und Pulvis solaris ein Festes und Rückschlag auf sie und eröfl'nete ihnen neue Gesichts-
,

Flüssiges bilden. Dass Motiv, dass diese Gruppen zusam- puncte.


mentreten, liegt im kosmologischen Standpunct des Schemas.
Das heisst endlich vom kosmologischen Stand- Das dreitheilige Wasserverwandluugs-
punct:
Acid. sulphirr. repräsentirt den Orbis terrarum fluidus,
Experiment.
Natron repräsentirt den Orbis terrarum fixus Liquor he- ,
Wie wir wissen, instituirt HerakHt das arcanologische
patis repräsentirt: Sonne, Mond und Sterne, Pulvis solaris Experiment in der Weise, dass der Schwefel dabei eine
repräsentirt das Firmament. Denn Acid. sulphOT. ist vom hervorragende Rolle spielt. Vielleicht ist es gerade das,
Elementen-Standpunct Wasser, nun, das ist auch der Orbis was die Jüdischen Alchemisten darauf führt, dem Wasser-
terrarum fluidus. Natron ist vom Elementen-Standpunct wandlungs - Experiment im Kleinen eine Ausdehnung zu
Erde, nun, das ist auch der Orbis terrarum fixus. geben, dasselbe mittelst Feuers zu instituiren. Das
167 168

Wasserverwandlungs - Experiment wird auf diese Weise Diese sind aber nicht sichtbar. Damit, dass wir das
derartig instituirt, dass mau Wasser nimmt, welches zum
Wasserverwandlungs-Experiment haben, ist uns, nach der
Fallenlassen eines Bodensatzes disponirt, dann erhält man Art der eigentlichen Interpretation der ersten Schöpfungs-
oben Wasser, unten Erde. Durch das untergelegte Feuer geschichte, nicht geholfen. Denn es handelt sich um das
dreilheilige Experiment, und bei dem können wir das
wird aber zugleich das Wasser heiss, es entwickelt
Schwaden, das ist aufsteigende' Luft. Und so erhält man Feuer nicht entbehren. Das Feuer entsteht nun, indem
denn an der Hand des, mittelst Feuers instituii'tcn Wasser- Gott sagt: Es werde Licht. Das Licht wird zwiefach
verwandlungs - Experimentes nicht nur Wasser und Erde, aufgefasst, als Feuer und Licht. Das Licht erhält die
sondern auch Luft, also im Ganzen das Dreifache; Wasser, Natur, und giebt damit den Anhaltspunct für das Ent-
stehen des Tages. Das Feuer wird für das Wasserver-
Erde, Luft. Es ergiebt nun das Wasser, vermittelst dessen
das Wasserverwandlungs-Experiment instituirt wird, nach wandlungs-Experiment verwerthet.
Jüdischer Auffassungsweise keinen Bodensatz, wenn es So haben wir die Vorbereitungs-Periode, Sie bringt uns
nicht zum Fallenlassen eines Bodensatzes von vorn herein Wasser mit Luft und Erde einerseits, Feuer andererseits,
disponirt, wenn sich von vorn herein keine Erde in ihm das sind die Requisite zum dreitheiligen Wasserverwand-
befindet. Das analoge Verhältniss muss nun auch in lungs Experimente. Sie bringt uns den Tag im Allge-
Bezug auf die Luft statt haben. Wie des Wasser von meinen, damit die Schöpfung nach Tagen vor sich gehen
vorn herein Erde enth'ält, so muss es auch von vorn herein kann.
Luft enthalten. Das untergelegte Feuer, sagt man, schafft Und nun beginnt die zweite Periode. Sie bringt uns den
nicht die Luft in das Wasser hinein, nein, es zieht sie Himmel Tag), indem der Schwaden aufwärts geht, und
(2.
heraus, nachdem sie vorab einmal in dem Wasser ist. als Luft den Himmel constituirt. Sie bringt uns den
Analog, wie nun das Wasserverwandlungs-Experiment Orbis terrarum fixus et fluidus (3. Tag), indem die Erde
im Kleinen nach der neuen Anschauungsweise vermittelst des Weltenwassers ein Präcipitat bildet, und sich das
Feuers zu instituiren ist, ist auch das Wasserverwandlungs- Wasser über dasselbe stellt. Sie bringt uns Sonne, Mond
Experiment im Grossen mittelst Feuers zu instituiren. In- und Sterne (4. Tag). Ueberhaupt, und namentlich in Be-
dem also Gott das Experiment im Grossen vornimmt, zug auf diese letzteren. Hegt der Sachverhalt ff. In der
kommt er nicht mit troublirtem Wasser aus, sondern er ersten Periode haben wir AVasser, Erde, Luft. Diese ent-
muss mit diesem Wasser auch Feuer in Berührung bringen. wickeln sich in der zweiten Periode fort zu Himmel, Land,
;

Timt er das aber, so ist auch die Folge eine andere, als Meer. Wir haben aber auch in der ersten Periode das
früher beim zweitheiligen Wasserverwandluugs - Experi- Licht, und dies entwickelt sich fort zu Sonne, Mond und
mente. Das Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen Sternen. Die erste Periode steht der zweiten gegenüber,
mittelst Feuers instituirt ergiebt nicht nur den Orbis ter- wie sich Idealität und Realität einander gegenüber
rarum fluidus und den Orbis terrarum fixus, es ergiebt stehen. Wir haben:
auch das Firmament. Zu diesem nämlich gestaltet sich Erste Periode. Zweite Periode.
die aufsteigende Luft, wie sich das Wasser zum Orbis Mehr ideelle Luft, das ist die Reelle Luft, das ist der
terrarum fluidus und die Erde zum Orbis terrarum fixus Luft des Weltenwassers, Himmel,
gestaltet. Da nun AVasser, ohne vorweg Erde zu ent- Mehr ideelles Wasser, das
Reelles Wasser, das ist der
halten, kein Präcipitat ergiebt, so lag es Gott beim zwei- ist das Weltenwasser in sei-
Orbis terrarum fluidus,
theiligen Wasserverwandlungs-Experiment ob, in das Wasser ner Flüssigkeit,
Erde hineinzuschafifen. Diese Erde reicht beim dreithei- Mehr ideelle Erde, das ist
Reelle Erde, das ist der Or-
ligen AVasserverwandlungs - Experimente aber nicht hin. die Erde, die sich im Wel-
bis terrarum fixus.
Denn wie wir vorhin gesehen, muss beim dreitheUigen tenwasser befindet.
Experimente das Wasser von vorn herein ebensowohl Luft Reelles Licht, das sind Sonne,
Mehr ideelles Licht.
als Erde enthalten. Demgemäss liegt es Gott beim drei- Mond und Sterne.
theiUgen AVasserverwandlungs - Experimente im Grossen An Hand solcher
der Auffassung ist denn der erste
nicht nur ob, da, wo er das Experiment vorbereitet, Erde, Tag mehr ein ideeller Tag. Er gehört der ersten Schöp-
sondern auch Luft in das betreffende AVasser hineiiizu- fungsperiode an, und steht daher mit einem Fusse gerade
sehaffen. so wohl in der Idealität, als das Licht, welches sich an
Diese neue Auffassung des Wasserverwandlungs-Experi- ihn knüpft, ebensowohl als das Wasser, die Luft, die Erde
mentes giebt n'un den Anhaltspunct zu einer neuen Inter- der ersten Periode. Ein wirklich reeller Tag ist erst der
pretation der biblischen Schöpfungsgeschichte. AVir werden zweite Tag, denn er gehört erst der zweiten Periode an.
sie im folgenden Abschnitte kennen lernen. Damit wird denn im Grunde der zweite Tag zum ersten,
der dritte Tag zum zweiten, der vierte Tag zum dritten,
Neue Interpretation der biblischen und hiermit kommen denn an der Hand der Alexandrini-
schen Interpretation der Schöpfungsgeschichte nicht vier
Schöpfungsgeschichte. Tage auf die anorganische Welt, sondern blos drei.
Vergleiche die Werke des Philo. Lernen wir das nun auf Grund des Textes der Septua-
Im Sinne der neuen Interpretation übersetzen die Sep- ginta näher kennen.
tuaginta, die sogenannten siebenzig Interpreten, das sind die Oeds röy ovQaydy xal
Vers. 1. "Ev aQXji InoCijasy 6
Alexandrinischen Gelehrten, welche das alte Testament in’s
r^y yijy.
Griechische übertragen haben. Wir haben uns daher an Himmel, ovqayögj wird als Luft genommen. Luft und
sie zu halten.
Himmel rangiren ja vielfach als synonime Begriffe.
Vorab wollen wir an ihrer Hand die 19 ersten Verse Vers. 2. "H tjy doQccTOs xai dxaxKßxsvagos-
des ersten Capitels des ersten Buches Mosis kennen lernen,
xai axoTOs inäyo) r^s ccßvaaov. xai nyevfxa 0£ov ins-
welche das Hauptaugenmerk auf sich ziehen. (päQf.TQ inäyfo rov vSuxog.
Die Vorbereitungs-Periode zum Wasserverwandlungs-
Experiment im Grossen scbliesst nicht mit Vers 2 ab, wie Hier tritt also ein für iniA döquxog, unsichtbar, und
in der eigentlichen Interpretation, sondern erst mit dem für in3 dxaxaax£vaaxog, unzubereitet. Beide Ausdrücke
Ende des Vers 5. sind sehr willkürlich gegriffen.
Es wird nicht, wie bei der eigentlichen Interpretation, Wir befinden uns in der ersten Periode, in der Periode
angenommen, dass das Wasser einmal zuvörderst da ist, der Vorbereitung des Wasserverwandlungs-Experimentes
und dass der Anfang des „Am Anfang schuf Gott“ da im Grossen. Es handelt sich um das dreitheilige Wasser-
liegt, wo Gott auf die Idee kommt, das Wasserverwand- verwandlungs-Experiment, bei welchem dem Wasser die
lungs-Experiment im Grossen vorzunehmen, sondern es Prädisposition inne wohnt, Dampf und Bodensatz zu er-
wird angenommen, dass der Anfang des „Am Anfang schuf geben, welches Wasser also Luft und Erde enthält. Die
Gott“ der Anfang aller Dinge sei. Luft, welche dieses Wasser enthält, kann man eo ipso
Der Himmel des Vers 1 ist nicht das Weltengefäss, nicht sehen, und so wird denn als Seitenstück dazu ge-
sondern wird als Luft gefasst, so dass Gott am Anfang, nommen, dass man auch die Erde nicht sehen kann, das-
das ist am Anfang aller Dinge, erschafft: Luft, Erde, ist, dass sie dÖQtxxog ist. Es nimmt also die Alexandri-
W^asser. Das Wasser, mit dem das Wasserverwandlungs- nische Interpretation an, dass zum Wasserverwandluugs,
Experiment instituirt werden soll, enthält Luft und Erde. Experiment Wasser genommen werde, welches wie Luft
169 170

BO auch präsumtiv Erde enthalte, dass man aber die Erde auf einen Guss da sind, da bleibt es am Ende gleich
lletztereeben so wenig, wie die erstere sehen könne. Diese ob man sagt: Wasser, Luft, Erde, oder: Luft, Erde, Was-
'Auffassung der Erde verlässt zwar den Standpunct nicht, ser, oder Erde, Wasser, Luft. Das ist schon recht. Trotzdem
:

dass das Wasserverwandlungs-Experiment mit solchem erwartet man aber, weil das Wasser die Hauptangel ist,
'Wasser vorzunehmen sei, dem vorab die Prädisposition, um die sich die Sache dreht, das Wasser an erster Stelle.
Erde fallen zu lassen, inne wohnt (denn sonst brauchte In Bezug hierauf nun beutet der Interpret den vorliegen-
iGott ja nicht am Anfänge die yij zu schaffen), sie will den Passus aus. Indem der Geist Gottes auf dem Was-
damit aber nicht gesagt wissen, dass die betreffende Erde se r schwebt, wird Gott ganz besonders mit dem Wasser
nun auch wahrnehmbar wäre. Dieser Auffassungsweise in Relation gebracht. Das, sagt der Interpret, deutet hin-
gemäss enthält das Wasser, mittelst dessen das Wasser- länglich darauf, dass das Wasser vor der Luft und der
verwandlungs- Experiment vorgenommen wird, wohl Erde, Erde an erster Stelle dasteht, und macht eine Wort-Arran-
aber auf den ersten Anblick scheint es, als wenn man girung, die dasselbe ausdrücken soll, überflüssig. Uebri- —
Wasser ohne Erde hätte. Das ist also, um so zu sagen, gens steht auch nichts im Wege, wie in der eigentlichen
ein Mittelverhältniss zwischen Wasserverwandlung im ei- Interpretation der Schöpfungsgeschichte, Gott als solchen
(
gentlichen und uneigentlichen Sinne. über dem Wasser zu nehmen, der das Wunder des Was-
So ist die Sachlage mit dem „ßdpßrof“. Der Ausdruck serverwandlungs-Experimentes der das Wasserverwand-
,

i „dy.aiaay.svaOTOs^, unzubereitet, lehnt sich an doQctrog. lungs-Experiment leitet.


Wenn man sich das Wasser zum Wasserverwandlungs- Vers. 3. Kai £iji£v 6 0eüg, reytj&jjzw (pcÖg. xai iyi-
Experiment machen will, so nimmt man reines (destillirtes) yszo (föjg.
I Wasser einestheils, und Erde anderentheils, und mengt Vers. 4. initio: Kai (i,Jty 6 0£Ög cd (püig, 8zt xa/ioy.
ij sie durcheinander. Eine solche Erde will der Interpret In dem Schriftstücke, welches der Autor des ersten Ca-
als zubereitet aufgefasst wissen, weil das Wasser-
sie pitols des ersten Buches Mosis vor sich liegen hat, ist
j

(
Verwandlungs-Experiment zubereitet. Und dadiese Zube- das eine (pdjg, Vers 3, =
Luft, und das andere Sonne, =
i reitungs-Erde präsumtiv das Wasser troublirt, so wird sie Mond und Sternen. Dies führt nun unseren Interpreten da-
I sichtbar. Demgemäss geht sichtbare und zubereitete Erde rauf, hier die beiden (pwg in verschiedener Bedeutung zu

I
Hand in Hand, und dem entsprechend müssen denn auch nehmen. Er nimmt das eine als Licht und das andere
t
unsichtbare Erde und unzubereitete Erde, dyaza- als Feuer. Wenn also Gott am ersten Tag das Licht
( axevaazog, Hand in Hand gehen. Was also auf der einen erschaflft, so ist das nicht ein Licht, sondern zwei Lichter,

£ Seite unsichtbar ist, ist auf der anderen Seite in analoger und von diesen wird angenommen, dass das eine: Feuer
Ü
Weise unzubereitet. Und so kommt denn heraus, dass und das andere Licht. :

I die yij ist:doQazog xai dxazaaxevagog. Das Feuer tritt hier in den Vordergrund. Es ist das
xai axozog inäyo) ztjg dßvaaov, Feuer, welches zum dreitheiligen Wasserverwandlungs-Ex-
, Der Interpret calculirt ff. Wo man sieht, da ist es periment erforderlich ist. Es wird unter das Wasser von
J hell, und w’o man nicht sieht, da ist es dunkel. Wo man vorhin gelegt. Dieses Feuer gehört also nicht in die zweite
I daher etwas sehen kann, da herrscht Helligkeit, und wo Schöpfungsperiode, sondern in die erste. Denn dass Feuer
I
man etwas nicht sehen kann, da herrscht axozog, Finster- unter das Wasser gelegt wird, gehört zu den Vorberei-
I niss. Es herrscht also in Bezug auf die yij döqazog tungen des Wasserverwandlungs-Experimentes. Das Feuer
!
(und dzaxccaxivagog) und die Luft Finsterniss. Im Was- nun, welches untergelegt wird, muss auch effectiv seine
I ser, in dem sich die Luft und die Erde befindet, herrscht Wirksamkeit entfalten, es muss zeigen, dass es etwas
1 in Bezug auf diese Luft und Erde, die man nicht sehen fruchtet zum Wasserverwandlungs-Experiment. Zeigt es
I kann. Finsterniss. das nicht, so kann man ja nicht wissen, ob es nicht un-
Nun wird dßvaaog ganz in dem Sinne genommen, wie zulänglich ist. Wenn man daher auch nicht in dieser Pe-
Luther es übersetzt: Tiefe. Wenn man im Wasser die riode prätendiren kann, den Orbis terrarum fixus zu er-
Luft und Erde nicht sehen kann, so herrscht Finsterniss halten (df sich beiläufig gesagt, beim dreitheiligen Was-
in dem Wasser, wobei der Standpunct angenommen wird, serverwandlungs-Experiment um so energischer entwickeln
als befände sich der Nichtsehende im Wasser. In gleicher muss, da der Wassertheil, welcher verdampft oder verdun-
Beziehung wird angenommen, wo der Nichtsehende sich stet, eo ipso seine Erde zu Boden fallen lassen muss), den
nicht im Wasser befände, sondern daneben, darüber u. s. w., Orbis terrarum fluidus und die zum Himmel nöthige Luft
es herrsche Finsterniss auf der Tiefe, weil er wegen der zu erhalten, so muss man dagegen wohl prätendiren, den
Finsterniss nicht in die Tiefe, in den Abgrund hinabsehen handgreiflichen Beleg dafür zu erhalten, dass die Luft-Ent-
kann. Demgemäss wird indvco zijg dßvaaov als synonim wickelung und die Präcipitat-Entwickelung für die zweite
mit iy Sdazz genommen. Periode vorbereitet ist. Sie ist aber vorbereitet, wenn
Der Interpret bezieht also den Umstand, dass Finster- die unsichtbare Luft durch Blasen sichtbar wird, und
niss auf der Tiefe herrscht, darauf, dass die Erde unsicht- wenn die unsichtbare Erde durch eine entstehende Trou-
bar und unzubereitet ist, und die Luft per se unsichtbar blirung sichtbar wird. Deswegen:
ist. Zugleich will er aber auch im Allgemeinen darauf Vers. 4. altera pars: xai difyajQcasy d 0e6g drei
hinweisen, dass es in der Natur überhaupt dunkel war. fiiaoy zov epoizdg xai dyd /ziaoy zov ax.özovg.
xai nytv/J-a 0£ov ijziCfSQSzo ^nävüj zov vtfazog. dyd fztaov ist das des Textes, das ist „zwischen“,
Wir wissen bereits, dass der Anfang des „Am Anfang hier nicht das (ftSg von vorhin. Es ist vielmehr
ist
(fjüjg
schuf Gott“ der Anfang aller Dinge ist. An diesem An- der Gegensatz zu der Finsterniss, dem axozog des zweiten
fänge also schuf Gott Wasser, Luft, Erde. Hierbei sollte Verses. Jenes axozog bezog sich auf das Unsichtbarsein von
nun eigentlich das Wasser voranstehen. Denn wo es sich Luft und Erde. Wenn nun Gott rheydgiaey, separavit,
um das Wasserverwandlungs-Experiment handelt, da hat trennte zwischen (püjg und axozog, zwischen Licht und
man doch das Wasser im Vordergrund stehend. Dass die- Finsterniss, so trennt er im dögazoy {d —
ÖQazöy) das
ses Wasser nun auch Luft und Erde enthält, das ist eine a privativum, welches das axozog repräsentirt, von dem
nähere Eigenschaft des betreffenden Wassers, die sich, um dgazdy, welches das <pd>g repräsentirt, und dadurch wird
uns so auszudrücken, im zweiten Theile findet. Hier aber das Unsichtbare zum Sichtbaren. Indem das Licht von
haben wir, dass Gott am Anfang Luft und Erde schuf. der Finsterniss getrennt wird, hat das statt, dass die un-
Hier liegt die Sache des Näheren so, dass zuerst die Luft sichtbare Luft sichtbar wird, d. h., dass sich Blasen zeigen,
kommt, dann die Erde. Dann wird die Erde in ihren Ei- und dass die unsichtbare Erde sichtbar wird, d. h., dass
genschaften näher bestimmt. Dann kommt der dßvaaog, das vorhin nicht troublirte Wasser troublirt wird. Erst da-
der sich zwar leicht als Wasser erkennen lässt, in Bezug durch, dass das statt hat, hat man den Beleg dafür, dass
auf den es aber immer etwas eigenthümlich liegt, dass man nun auch wirklich an das Ende der ersten Periode
von Tiefe die Kede ist, wo man eigentlich noch gar nicht angekommen ist.
weiss, was denn tief sein soll. Nun endlich erst kommt Vers. 5. Kai ixdleaey
6 0e6g z6 (füg ^fUqay, xai
das Wasser, indem gesagt wird, der Geist Gottes schwebte z6 axozog ixakeae yvxza. xai iyiyszo ianiga, xai lyi-
auf dem Wasser. Es ist zwar schon recht, dass von Luft, yezo Ttgioi'j ijfiiga fUa.
Erde und Wasser die Bede ist, dass diese am Anfänge, Was nun in Bezug auf das Feuer statt hat, das hat
im Anfänge entstehen, mit dem Anfang coincidiren, und auch in Bezug auf das Licht statt. Wie das Feuer be-
somit auf einen Guss da sind. Wo
aber Wasser, Luft^ wirkt, dass die unsichtbare Luft, die unsichtbare Erda
171 172

sichtbar wird, so bewii’kt das Licht, dass die unsichtbare Textes nicht, und so wird uns die feste Luft so geboten,
Natur sichtbar wird. Die Natur ist bis dahin, ein d — wie wir es im vorliegenden Verse finden.
OQaxoy. Nun trennt das Licht, welches dem unter- Vorab ist das Wasser dieses Verses nicht Wasser, son-
gelegten Feuer zur Seite steht, das « privativum, welches dern Schwaden. Schwaden wird deshalb Wasser genannt,
das OKOTOg repräsentirt , von dem OQCtxdy, welches das weil er nass ist.

(füüg
Dieses (pdlg nennt Gott nun: Tag,
repräsentirt. Dem iy Textes zu Liebe muss das
(“jiriD) des
jenes axozog nennt Gott: Nacht. Somit hat man auf azeQS(o/.ia mitten in dem Schwaden
entstehen, und damit
Grund des, dem Feuer zur Seite stehenden Lichtes Tag eine Scheidewand bilden (iazoD diaXojgiCoy) zwischen dem
und Nacht, damit Abend und Morgen, und damit den Schwaden oberhalb und unterhalb des azSQ^w/xa. Der
Tag im Allgemeinen. Schwaden, die Luft, unterhalb bildet nun die Wolken,
Nun bemerke man: Wir befinden uns in der Vorberei- das ist nahe liegend. Was aber den Schwaden, die Luft,
tungsperiode. Das Feuer bringt uns an der Hand des oberhalb betrifft so muss entweder angenommen wer-
,

lufthaltigen, erdhaltigen Wassers wohl die Einleitung zu den, dass diese Luft in ein jenseits des Himmels^ gelegenes
den Cosmologicis der folgenden Periode, es bringt uns Universum entweicht, oder es muss angenommen werden,
aber nicht die Cosmologica selbst. Ganz so liegt es mit dass über dem festen Himmel sich noch eine Luftschicht
dem Licht, welches mit dem Feuer Hand in Hand geht. befindet.
Das bringt uns wohl die Einleitung zum Tage, aber nicht Vers. 7. Kai inottjaey 6 &edg zö azsgiüifia' xai tT/f-
den Tag selbst, oder mit anderen Worten, es bringt uns XuiQiaiy ö @fög dyä fxiaoy zoü vduzog, o Zjy vnoxäzut
wohl den Tag im Allgemeinen, aber nicht den Tag im zov azSQsdfxazog , xai dyd fiiaoy zov udazog zov in-
Besonderen. Wie die entstehenden Luftblasen, die Trü- äym zov azegeoifiazog.
bung, welche im Wasser entstehen, wohl den Impuls zu Im vorigen Vers- hatten wir das Aussprechen des Wer-
den Cosmologicis der folgenden Periode geben, aber noch dens, hier das Werden. Gott macht also das azsgioifia.
nicht die Cosmologica selbst repräsentiren so giebt der
,
Mittelst dieses azsgiujfia macht er eine Scheidewand
Tag, von dem hier die Rede ist, wohl den Impuls dazu, zwischen der Luft oberhalb und unterhalb desselben.
dass die Schöpfung sich nach Tagen abwickeln kann, der Vers. 8. Kai ixältaty ö 0fdg zö ßzsgttojua ovgavöy.
eigentliche erste Tag ist er aber nicht der eigentliche
,
xai tlötv 6 Qeög, azt, xa),6y. xai iyäyszo ianiga, xai
erste Tag ist erst der zweite Tag, mit dem die folgende iyiyfzo ngwV, i^fiiga Stuziga.
Periode beginnt. Für diese Auffassung kommt dem Inter- Gott nennt nun die festgewordene Luft, das azegiwjua:
preten der Textlaut sehr gut zu statten. Es steht nämlich Himmel.
nicht: Es ward Abend und es ward Morgen: —
der Vers 9. Kai finey d &tög, ^vyax^^zoi zö vö<ag zö
erste Tag (Luther übersetzt: Da ward aus Abend und vnoxdzai zov ovgayov fig avyayozyijy [liay , xai ö-
Morgen der erste Tag), es steht nicht: (fj&rjzu} ^ S>igd. xai iytyfzo ovztog.

DV “ipn ’H’l mv ’m Nun kommt noch: xai avy^X’^'i vöcug zö vnoxdza)


und dem analog übersetzten die Septuaginta nicht: xai zov ovgayov elg zag avyaytoydg avzöjyf xai ij

iyiyszo ianiqu, xai kyivtzo ttqwi, ^[ziqa tiqioti], son- ^>igä.


Dieser Satz vermittelt das vorhin Gesagte mit dem
dern für: erster Tag, n Q(özr], steht: ein
Dl’) ij/zega
Vers. 10. Indessen heut zu Tage findet er sich nicht im
Tag, “IHN DV) fzta. Dahinter legt sich nun der Hebräischen Urtext vor.
Interpret, und sagt der eine Tag ist noch lange nicht Vers. 10. Kai ixdkeasy 6 &eög zfjy ^rjgdy yijy’ xai
der erste Tag. Erst beim zweiten, dritten Tag u. s. w. zd avaztjfxaza zmy vödzwy ixdkiae &akdaaag. xai
kommt die Ordinalzahl: der zweite, der dritte u. s. w. ilöty d ©sdff, ozi xaköy.
an die Reihe, und darum constituiren sie erst die eigent- Hier kommen der Orbis terrarum fluidus et fixus an
lichen Tage, die Tage nicht im Allgemeinen, sondern im die Reihe.
Besonderen. Dass nun in der zweiten Periode dem einen Die Sachlage ist ganz die, welche sie bei der eigent-
Tag der ersten Periode nicht der erste Tag folgt, son- lichen Interpretation der ersten Schöpfungsgeschichte ist.
dern gleich der zweite, dass dieser zweite Tag nach
Das Textwort DlpD wird hier mit avyaya>y>) gegeben.
den Antecedentien nicht der erste Tag genannt wird, das
Diese avyayojyij kann man in doppelter Weise fassen.
sagt der Interpret, macht sich ganz gut. Der Allgemein-
Es soll sich das Wasser an einem Orte sammeln. Wenn
Standpunct, und damit die Minder-Wichtigkeit des Tages
das aber statt hat, so ist dieser Ort ein Versammlungsort,
der ersten Periode ist schon sattsam dadurch charakteri-
sirt, dass er der eine und nicht der erste genannt wird. das ist ein Sammelplatz. Auf die Weise gehen DIpD und
Trotz dieses Allgemein - Standpunctes ist aber dieser Tag avyaytoylj nicht weit auseinander. Die Sache kann aber
als Impuls für die folgenden Tage wichtig genug. Dieser auch ff. liegen. Zuerst erfolgt das Präcipitat aus dem
sein Wichtigkeits-Standpunct würde aber viel zu sehr in Weltenwasser, wie wir das wissen, mehr flächenweis. Jetzt,
den Hintergrund gedrängt werden, wenn die zweite Pe- am dritten Tage, setzt sich dagegen das Präcipitat in un-
riode mit dem ersten Tage anfinge. regelmässiger Form ab es entstehen Präcipitat-Hügel und
;

Uebrigens liegt eine solche Auffassung ein Tag für: Vertiefungen. Nun denke man sich eine Präcipitatfläche,
der erste Tag bereits im Sinne des Originals. Der Autor welche man in die Hügel- und Vertiefungs-Form umwan-
dieses hat gewiss auch im Auge, durch den einen Tag deln will. Zu dem Ende umfasst man die Fläche mit den
mehr einen Blick auf den Tag im Allgemeinen zu werfen, Händen und drückt sie zusammen. Auf Grund einer sol-
den er vorab einmal haben muss, damit die Schöpfung chen Auffassung hat ein Zusammendrücken, ein Zusam-
nach Tagen vor sich gehen kann. mentreiben statt, und dies Zusammendrücken, Zusammen-
Vers. 6. Kat tlnev 6 Qtög, reyrj&ijzct) azEQiufxa iv treiben, oder passiv dieses Zusammengedrücktwerden, die-
[iia(p TOv v&atOg' xai i’gbj d'tct/wpifoj' dycc fzioov v6a- ses Zusammengetriebenwerden findet in der avyayutyq
zog xai vdazog. xai iyivszo oSzcog. einen charakteristischen Ausdruck. Fasst man die Sache
Die Rakia wird hier zum azegito/na, das ist das Fest- so, dann ist avyayuyt) ein Ausdruck, welcher ganz spe-
gemachte, Solidgemachte, von azeQedy fest, soHd. Diese cifisch auf die Absetzung des Präcipitates in Hügel- und
Uebersetzung ist willkürlich genug. Thal-Form lossteuert.
Hier fängt also die zweite Periode an in der uns zu-
,
Die avyayutyq /xia präseutirt uns nun vorab einmal
erst der Himmel präseutirt wird. Der Himmel ist reprä- einen Präcipitat-Krater. In diesen stellt sich das Wasser.
sentirt in der Luft, dem Schwaden, die das Wasser beim Der Krater wird von seinem Rande überragt, und dieser
dreitheiligen Wasserverwandlungs - Experimente ergiebt. Rand ist die HCI^D’n , welche sichtbar wird. Es
Der Himmel ist nach der Auffassung der Alten etwas entstehen aber mehrere solcher Krater, und auf diese
Festes, ein Solidum, sonst könnten die Sterne nicht an weist dann der Schlusstheil des Vers 9 hin, welcher, wie
ihn geheftet sein, sonst könnte er keine Kuppel über der wir wissen, im Hebräischen Text, wie er uns heute vor-
Erde bilden. Darum muss der Schwaden fest werden, liegt, fehlt.
und dieser fest gewordene Schwaden ist eben in dem Nun nennt Gott collectiv (eigentlich zdg
die iigd
azfQäajfia, oder wie Luther übersetzt: „Veste“ repräsen-
yjJ, P“)N; wogegen er die Wasseransamm-
Land,
^ijgdg):
tirt. Der Interpret hat im Sinne, Gott soll sagen: Die
lung (hier steht nicht ßvaz>ifxa welches, wenn es da-
Luft werde fest. Das geht nun nach dem Wortlaut des
stände, collectiv zu nehmen wäre, sondern es steht avazrj-
; ,

173 174

fxaja im Plural, Wasseransammlungen, die Summe der vierte Tag die Pflanzenwelt, der fünfte Tag die Tliierwelt,
einzelnen Wasserlieerde) nennt: Meere, &aläaaag, D’D’. der sechste Tag den Menschen.
Die Verse 11, 12 (13), welche im Anschluss an das Dem gegenüber stösst sich nun der Autor der ersten
'
entstandene Land die Pflanzenwelt bringen überspringen Schöpfungsgeschichte im 1. Buche Mosis an Sonne, Mond
,

wir, und gehen gleich über zu


und Sterne, die der erste Tag bringen soll, bevor noch
Vers. 14. Kai tiniv d ©fdf, reytj-S-ijrcoaay (fojgijQfg einmal der Himmel da ist. Er wartet uns demzufolge mit
iy Tip gfQEiä/AaTi tov ovQayov —
flg if.avGty ini T>jg
seinem mysteriösen Licht auf, und bringt uns erst am
ySjg — TOV diaXcoQiCEty dyd fi^aoy Tijg r/fi^gag xai vierten Tage Sonne, Mond und Sterne. Dadurch kommt
er denn in die mannigfachsten Verwickelungen. Er be-
dyd fJtaoy Ttjg yvxTÖg' xai tOTiouay stg aij/xsTa , xai
tig xaiQOvg, xai fig ijfisQag, xai tlg iviaVTOv g.
kommt für die anorganische Welt vier Tage heraus statt
drei. Er ist gezwungen, die Pflanzenwelt auf den dritten
NB. Die Worte, die wir zwischen 2 Gedankenstriche
gestellt, nämlich sig if avGiy ini T^g y^g, befinden sich
Tag zu schieben und so diese zu bringen, bevor die an-
heut zu Tage nicht mehr im Urtext. organische Welt noch einmal fertig ist. Um
sein Thun
Vers. 15. Kai i'gioaay eig if avGiy iy rp aTfqtidfxaTi,
zu rechtfertigen, geht er von dem Hauptprincip ab, welches
einer gesunden Schöpfungsgeschichte nach sechs Tagen
TOV ovgayov , Sge ipaCyeiy ini Ttjg y>jg- xai iyiyETO
ovTüjg.
zu Grunde liegen muss, nämlich dass jeder Tag sein be-
Vers. 16. Kai inoitjasy d 0fdg TOi)g ddo ipwg^Qag sonderes Ein-Characteristicum bekommt, und gelangt end-
1
lich dahin, dass er statt 6 Theile, die auf 6 Tage kom-
roü? fTfydkovg' TÖy qiogijQa toV (liyav elg dgxdg T>jg
I

^TjfAigag, xai TÖy ifiog^Qa idy iläaaio tlg dgxdg Ttjg


men sollen, 17 Theile herausbekommt. Dadurch wird
yvXTÖg ^ xai Todg doTigag. denn die erste Schöpfungsgeschichte im 1. Buche Mosis
^
Vers. 17. Kai tO-tTO avTOdg d @fög iy Tp gegetd/nttTi zu einem sehr lückenhaften Machwerke.
(

I'ür diesen Autor treten nun die Alexandriner in den


I
TOV ovgavov, ägt ipaiyfiy ini Tijg y^g.
Vers. 18. Kai agXtty Ttjg ijfifgag xai tijg yvxTÖg, xai
Riss,
und daher die Interpretation wie wir sie vorhin
,

^laXiogü^tiy dyd juiaoy tov quiTÖg xai dyd fiiaoy tov haben kennen fernen.
j

axoTOvg, xai tidty d &fdg, ort xaXoy. Hier haben wir drei Tage, welche auf die anorganische
Vers. 19. Kai iytytTO ianiga , xai iyiytTO ngait',
Welt kommen, den zweiten mit dem Himmel, den dritten
mit Land und Meer, den vierten mit Sonne, Mond und
i t^fiiga TtTagTt}.
Sternen. Und wo bleibt der erste Tag mit seinem Licht?
' Hier kommen Sonne, Mond imdSterne an die Eeihe.
Es hat nicht statt, der zweiten Schöpfungs-
dass in
Nun, der ist ein, der ersten Schöpfungsperiode angehöriger
j

<
Periode, um so zu sagen auf eigene Hand der Himmel,
Tag, der nur uneigentlicher Weise heranzuziehen ist. Und
der Orbis terrarum fluidus et fixus geschaffen werden, viel- was ist denn dies Licht? Nun, es ist mehr eine Ideale,
I
mehr wird dadurch, dass aus der ersten Schöpfungsperiode welches noch kein Cosmologicum ist, sondern erst zu einem
j

die zweite wird, die Luft der ersten Periode zum Him-
solchen, zu dem Cosmologicum Sonne, Mond und Sternen
I

mel, das Wasser der ersten Periode zum Orbis terrarum werden soll. Es ist eben so wenig ein Cosmologicum,
fluidus, die Erde der ersten Periode zum Orbis terrarum
wie das Wasser, die Erde, die Luft, mit der das Wasser-
I

fixus. Ganz so ist die Sachlage in Bezug auf Sonne, verwandlungs - Experiment instituirt werden soll. Es tritt
Mond und Sterne. Es hat nicht statt, dass sie, um so zu diesen zur Seite, indem sie noch keine Cosmologica sind,
sagen auf eigene Hand geschaffen werden, vielmehr wird sondern erst als Himmel, Land xmd Meer zu Cosmologicis
dadurch, dass aus der ersten Schöpfungsperiode die zweite werden sollen.
I
wird, das Licht der ersten Periode, welches dem Feuer Also wie in der eigentlichen Jüdischen Alchemie, so
^
H zur Seite steht, zu Sonne, Mond und Sternen. Aus dem haben wir auch nach dieser Interpretation drei Tage für
1 (ftiig der ersten Periode werden die (pujGTijgeg, Lichtkör-
die anorganische Welt. Wobleiben denn nun aber
die drei Tage für die organische Welt? Wir behalten
' per, der ^z weiten Periode. Die Rolle, welche das qiHg
der ersten Periode hatte, das ist das diaX<ogl^tiy dyd ja nur den fünften und sechsten Tag für diese, und die
Pflanzenwel’: ist ja auf den dritten Tag gebracht, wodurch
1 jutGoy TOV qiiüxdg xai dyd fxiGoy tov Gxdtovg oder
dieser ein Zwittertag ist, der der anorganischen und or-
^
was sich gleich bleibt dyd fxiGoy r!jg i^/jtgag xai dyd
ganischen Welt anheimfällt.
I fiiGoy Ttjg yvxTÖg, denn im Vers 5 hat Gott ja das (piog
H Tag genannt und das GxÖTog Nacht, —
diese Rolle
Dem gegenüber wolle man auf ff. reflectiren. Man hat
zwei Perioden, die Vorbereitungs- oder Allgemein-Periode
übernehmen die qioGTijgtg der zweiten Periode. Dabei
ä übernehmen sie zugleich Nebeneigenschaften, sie dienen und die Besonder -Periode, welche die einzelnen Welten-
zu Zeichen u. s. w. theile bringt. Diese letztere Periode umfasst die anor
sie beleuchten die Erde.
,
Hiermit
ganische und die organische Welt, und da dies statt bat,
i stehen sie namentlich der Erde der zweiten Periode zur
so kann man sie wieder in zwei Unterperioden zerfallen
( Seite, welche auch die Nebeneigenschaft erhielt, trocken
lassen, eine Periode für die anorganische, die andere Pe-
zu werden, und dem Himmel, welcher die Nebeneigen-
schaft erhielt, Wolken zu bekommen. Indem nun die riode für die organische Welt. Fassen wir nun die letz-
tere Periode, das ist die zweite Unterperiode in’s Auge,
(f
atGiijgtg der zweiten Periode die Rolle des qiivg der
so hat sie, anlehnend an die eigentliche Jüdische Alche-
ersten Periode übernehmen, werden die qioGT^gsg das,
I was in der zweiten Periode den Tag macht. Der Allge- mie zu bringen Pflanzen Thiere den Menschen. Die
: , ,

Pflanze ist aber mehr ein ideelles Organisches. Sie lebt


meintag der ersten Periode knüpfte sich an das Licht, der
Besondertag der zweiten Periode an die Lichtkörper. Aber zwar auf der einen Seite, und unterscheidet sich dadurch
die qjOjGTijgtg kommen ja erst am vierten Tag, wie kön-
vom Stein. Aber auf der anderen Seite, was ist das für
ken sie denn überhaupt für die zweite Periode den Tag ein Leben ? Im Sinne des Lebens wie es dem Thiere
,

constatiren? Nun, die Sache liegt so, dass auf die Folge
oder gar dem Menschen zukommt, ist es mehr ein Nicht-
I

der Tage in der zweiten Periode kein besonderes Gewicht Leben, als ein Leben. Auf Grund dessen ist die Pflanze
eben, wie gesagt, mehr’ ein ideelles Organisches. Nun
gelegt wird. Wir können die einzelnen Tage auch ver-
{i setzen, und die zweite Periode mit Sonne, Mond und
haben wir an der Hand dessen, dass die zweite Periode
in zwei Theil-Perioden zerfällt, im Ganzen eigentlich nicht
'
Sternen beginnen lassen. Das liegt im Geiste der Alex-
andrinischen Interpretation. Diese Sachlage werden wir zwei Perioden, sondern drei Perioden, die Vorbereitungs-
weiter unten noch näher besprechen. Periode, die anorganische Periode, die organische Periode.
Werfen wir nun einen Rückblick auf die Jüdische Al- Die zweite Periode von diesen dreien brachte also die
Chemie, wie wir sie früher haben kennen lernen, so wissen reelle anorganische Welt. Was mehr ideel war, das Licht
i

wir, dass die eigentliche Jüdische Alchemie in Bezug auf des ersten Tages, wurde aus dieser zweiten Periode ge-
die Schöpfungsgeschichte nach 6 Tagen annimmt; strichen und in die erste Periode versetzt. Daraus ergiebt
[

Eine Vorbereitungs -Periode, in der die Vorbereitung sich der Satz; Wodie zweite Periode etwas hat, was mehr
ideell als reell ist, da wird dieses Etwas gestrichen, und
i
zum Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen getroffen
» wird der ersten Periode einverleibt. Dieser Satz wird nun der
dritten Periode zu Liebe extendirt und gesagt So wie da,
:
Eine zweite Periode, in der Gott die anorganische und
organische Welt schafft. In ihr bringt der erste Tag: wo wir in der zweiten Periode ein mehr ideelles Etwas
Sonne Mond und Sterne der zweite Tag den Himmel, haben, so wie da dieses Etwas aus der zweiten Periode
, ,

der dritte Tag den Orbis terrarum fixus et fluidus, der gestrichen, und in die erste Periode versetzt wird, so wird
175 176

auch da, wo wir in der dritten Periode ein mehr ideelles auch auf die Theile bezogen, welche die einzelnen Tage
Etwas haben, dieses Etwas aus der dritten Periode ge- bringen. Jeder Tag, so wird gesagt, hat sein Ein-Chara-
strichen, und in die zweite Periode versetzt. Und damit cteristicum, aber dies Ein-Characteristicum ist ein Wesent-

ist denn die Befugniss herausdemonstrirt den Tag, der


,
liches. Das verhindert nicht, dass jeder Tag ausserdem
die Pflanzenwelt bringt, bereits in die zweite Periode zu
auch noch etwas Unwesentliches bekommt, und indem er
versetzen. Es ist also die bereits am dritten Tag erschei- dasselbe bekommt, ist damit der Standpunct des Ein-Cha-
nende Pflanzenwelt legalisirt auf Grund dessen legalisirt,
,
racteristicum für je einen Tag keineswegs alterirt, im Qe-
mehr ein ideelles Leben zulcommt.
der Pflanze gentheil, er bekommt, sich an das allgemeine Problem vom
dass
Warum muss nun aber gerade der dritte Tag die Wesentlichen und Unwesentlichen anlehnend, eine Folie.
Pflanzen bringen? Die Antwort ist; Auf diesen dritten Es sind nun in Bezug auf die Cosmologica der zweiten
Tag ist weiter kein Gewicht zu legen. Die erste Periode Periode für den zweiten Tag der Himmel als Himmel
brachte das Weltenwasser, bestehend aus Wasser, Erde, das Wesentliche, der Himmel als Wolken das Unwesent-
Luft. Diese sind, als zu Anfänge geschaffen, auf einen liche; für den dritten Tag Wasser und Erde das Wesent-
Guss da, nicht ist das eine früher, das ander« später ge- liche, die das Trockne, das Unwesentliche; für den
schaffen. Vom Licht gilt ähnliches, das wird qua Feuer vierten Tag Sonne, Mond und Sterne als Begründer von
als ein integrirender Theil zum Wasserverwandlungs-Ex- Tag und Nacht das Wesentliche, als Begründer von Zei-
periment aufgefasst. Nun werden in der zweiten Periode chen, Zeiten, Tagen, Jahren, als Begründer des Hellseins,
Himmel, Orbis terrarum fluidus et fixus, Sonne, Mond das Unwesentliche.
und Sterne weniger im eigentlichen Sinne erschaffen, Und indem nun auch für die Tage, welche die orga-
sondern sie ergeben sich mehr von selbst, indem das, was in nische Welt bringen, das Problem vom Wesentlichen und
der ersten Periode mehr ideell ist, in der zweiten Periode Unwesentlichen verwerthet wird, erhält, ganz wie in der
reell wird. Wie also in der ersten Periode an ein eigent- eigentlichen Jüdischen Alchemie, der fünfte Tag das Thier,
liches, strict gefasstes Aufeinanderfolgen der einzelnen
der sechste Tag den Menschen. Als Wesentliches für den fünf-
Theile nicht zu denken ist, so auch nicht in der zweiten ten Tag wird das herangezogen, das er nun gerade xai' i^ox^v
Periode. Zwar ist ausdrücklich gesagt, der zweite Tag der Thier- Tag ist, als Unwesentliches das, dass er Fische und
bringt das, der dritte das, der vierte jenes. Das lässt sieh Vögel bringt. Als Wesentliches für den sechsten Tag
aber nicht anders machen, wenn die Schöpfungsgeschichte wird das herangezogen, dass er xaz' i^oXijy der Mensch-
nach Tagen vor sich gehen soll. In der ersten Periode Tag ist, Unwesentliches, dass er ausserdem noch Thiere
als
musste es doch auch heissen Gott schuf das, das, jenes.
;
bringt. läuft, indem die Pflanze mehr
Der Pflanzentag
Die Namen sind doch nicht zu umgehen, und ebensowenig als Ideale aufgefasst wird, dem ersten Tag parallel, ist
hier die Tage. Ebensowenig aber, wie dort Gewicht dar- ist also ein ideeller Tag. Der erste Tag hatte als We-
auf zu legen war, dass das eine zuerst, das andere zum sentliches das Licht, als Unwesentliches die Finsterniss.
zweiten, das dritte zum dritten aufgeführt wurde, ebenso- So hat der Pflanzentag als Wesentliches die Pflanze über-
wenig ist hier Gewicht darauf zu legen, dass gerade der haupt, als Unwesentliches die Zersplitterung der Pflanzen
erste Tag das, der zweite das, der dritte jenes bringt. in Gras, Kraut, Bäume.
Wie in der ersten Periode weiter kein Gewicht darauf zu
legen ist, dass Gott zuerst den Himmel, dann die Erde,
Und so haben denn die Alexandriner all die Differenzen,
welche der Autor der ersten Schöpfungsgeschichte im ersten
dann das Wasser, dann das Licht schuf, so ist hier auch
Buche Mosis in die Sache gebracht, ausgeglichen. Man
kein Gewicht darauf zu legen, dass gerade der zweite Tag
wird keinen einzigen Punct auffinden können, in welchem
den Himmel, der dritte Tag Land und Meer, der vierte
die Alexandriner an der Hand ihrer Interpretation jenen
Tag Sonne, Mond und Sterne bringt.
Autor nicht schützen, ihn nicht aus den Verlegenheiten
Also muss man nicht fragen: Warum bringt gerade der
herausziehen, in die er sich gestürzt. Und damit haben
dritte Tag die Pflanzen? Den Worten nach steht freilich
sie denn die erste Schöpfungsgeschichte im ersten Buche
BO etwas im Texte. Dem Sinne nach aber haben wir
Mosis aus dem Standpunct der Lückenhaftigkeit heraus-
blos, die Pflanzen kommen bereits auf die erste Theilperiode
gerissen. Freilich speculativ genug greifen sie die Sache
der zweiten Periode. Ob sie nun am zweiten, dritten
an, aber, kann man hiergegen sagen, wir befinden tms
oder vierten Tag aufgeführt werden, bleibt sich gleich.
auf dem Boden der Alchemie, und der ist jeder Specu-
Damit fällt denn auch die Frage in sich selbst zusammen,
lation, wenn sie sich in den Gränzen der Logik bewegt,
die man aufwerfen könnte: Wie können denn die Pflanzen
zugänglich. Auf der anderen Seite kann man nun wieder
wachsen, wenn noch gar nicht einmal die Sonne da ist,
sagen, es ist doch notorisch, dass der Autor jener Schöpfungs-
die ihnen Wärme spendet, auf dass sie gedeihen können ?
geschichte nie in dem Sinne calculirt hat, wie die Alex-
Die Sonne ist aber nicht da, sie kommt erst auf den
andriner es ihm aniterpretiren, und es ist doch eine ko-
vierten Tag, wo die Pflanzen bereits auf den dritten Tag
kommen. —
Nun, wer die Sonne vor den Pflanzen haben
mische Sachlage, einem Autor Dinge aninterpretiren zu
wollen an die er nie gedacht. Dem gegenüber sagen
will,der setze sie früher als die Pflanzen. Wir können ,

aber die Alexandriner, die Subjectivität jenes Autors tritt


ja die Tage, welche die anorganische Welt bringen, nach
bei einer Sache, welche, wie diese, biblisches Allgemeingut
unserem Belieben arrangiren.
geworden, in den Hintergrund, hier handelt es sich um
Und wie ist es denn damit, dass jeder Tag sein Ein-
Objectivität. Hier handelt es sich nicht darum, ob jener
zel-Characteristicum zu bekommen hat? In Bezug hierauf
Autor logisch oder unlogisch geschrieben, sondern darum
haben wir ff. Wir haben die Dinge, welche uns die erste
handelt es sich, ob die Bibel uns etwas logisches oder un-
Schöpfungs-Periode bietet, und aus ihnen entwickeln sich
die Cosmologica der zweiten Periode.
logisches bietet. Nach unserer Interpretation kann aber
In Bezug darauf
kann man sagen, also haben wir in der ersten Periode weiter nicht mehr von einem unlogischen Standpuncte der
bereits die Cosmologica in nuce; und daran anknüpfend
betreffenden Schöpfungsgeschichte die Rede sein. Und
damit ist die Sache fertig, und jener Autor tritt in den
kann man sagen, die erste Periode bringt uns das We-
Hintergrund. Auf die Weise ist also den Alexandrinern
s entliehe, dem das, was die zweite Periode bringt,
mehr als Unwesentliches gegenüber steht. Man kann weiter nichts anzuhaben. Aber Eins ist es, was den Stand-
aber auch in Bezug auf das Wesentliche und Unwesent- punct der Alexandriner misslich macht. Sie übersetzen
liche die Sache umkehren und sagen, weil das, was die nicht den Text der Schöpfungsgeschichte, und lehnen an
erste Periode bringt, mehr ideell ist, wogegen das, was diese Uebersetzung ihre Interpretation, sondern sie
die zweite Periode bringt, reell ist, so ist das Wesent- machen sich einen neuen Text und knüpfen an
liche in dem repräsentirt, was die zweite Periode bringt, den ihre Interpretation. Wenn ihnen irgend eine Vocabel
und das Unwesentliche in dem, was die erste Periode in den Weg kommt, welche sie in ihrem Sinne nicht ver-
bringt. Hiermit kann man es nun halten, wie man will, werthen können, so machen sie kurzen Process, streichen
jedenfalls tritt bei der Alexandrinischen Auffassung der diese Vocabel des Textes und setzen an ihre Stelle irgend
Schöpfungsgeschichte die Reflexion in Bezug auf Wesent- ein Griechisches Wort, welches ihnen in ihre Speculation
liches und Unwesentliches an uns heran. Diese Reflexion passt. So präsentiren sie uns stattdogaros xai dxa.
: IHSI IHD
wird nun zum Problem gestempelt, und ganz allgemein taaxivaatos, statt V’pl (Rakia) : s. w. Ja
aregioj/ua u.
gesagt, es handelt sich in der Schöpfungsgeschichte um wenn man dann kann man weiss
die Sache so angreift,
Wesentliches und Unwesentliches. Und das wird denn Gott was Alles herausbekommen. Unter solchen Umständen
t hört aber der Standpunct einer Interpretation der ersten Vers. 31. Kai tidty d 0tdg xd ndyxa, oaa inolrjai'
Schöpfungsgeschichte im ersten Buche Mosis auf. Die xai tdoii xakd kiay. xai iytytxo tantqa, xai iyiytxo
I
i Alexandriner interpretireu niclxt diese Schöpfungsgeschichte, nqwii', ij/j.iQa ixxij.
sondern sie machen sich auf eigene Hand eine neue Es lässt sich nun von vornherein schon au den Fingern
Schöpfungsgeschichte, xrnd iuterpretlren diese. Für wen abzählen, dass die Alexandriner nicht dabei stehen blei-
I thun sie das aber? Doch wohl nur für sich selbst. Ein ben, für den Autor der ersten Schöpfungsgeschichte in
Anderer wird' schwerlich Lust bezeugen, eine Alexandri- den Eiss zu treten dass sie vielmehr auch unternehmen,
,

; iiische Schöpfungsgeschichte statt der biblischen hinzu- es auszugleichen, dass wir zwei Schöpfungsgeschichten
i nehmen und sich bewegen lassen eine Interpretation,
, ,
statt einer haben, und dass dabei eine die andere exclu-
I

welche sich an die Alexandrinische Schöpfungsgeschichte dirt, indem sie mit ihr collidirt. Die Alexandriner unter-
[ lehnt, als eine solche zu legalisiren, die sich nun auch an nehmen es also, die beiden Schöpfungsgeschichten zu einer
die hihlische Schöpfungsgeschichte lehnt. umzuschmelzen, und wie sie die Sache fassen, handelt es
Um nun einerseits dem Leser die ganze Uebersicht sich nur um eine Schöpfungsgescliiehte, welche mit dem
!
über die Alexandrinische Schöpfungsgeschichte zu geben, Anfänge des ersten Capitels des ersten Buches Mosis be-
und ihm andererseits die Gelegenheit zu bieten, den Text beginnt und durch das zweite Capitel weiter fortläuft.
der Septuaginta mit dem Uidext und der Uebersetzung
j

!
Die Hauptschwierigkeit, die sich ihnen dabei darbietet, ist
Luthers zu vergleichen, wollen wir die restirenden Verse die, dass Mensch Thier und Pflanze doppelt geboten
,

des ersten Capitols des ersten Buches Mosis hierhin setzen, werden, es also eine Perversität ist, dass dies zweite Ca-
wie sie die Septuaginta haben, pitelDinge erschaffen werden lässt, die nach dem ersten
Vers. 11. Kai tlntv 6 Qeös, BkaaTtjaäiiti ^ yij ßoiä- Capitel bereits da .sind. Diese Schwierigkeit bekämpfen
yÖQTOv anfiQoy aniQfia xard ytyoff xai y.aO-' ofxoi-
j

ytjf nun die Alexandriner derartig, dass sie das Manoeuvre;


öttjia, xai ^vkoy xÜQTitfMOy noiovy xaqndy , ov xd welches sie bei der .''norganischen Welt iiistituirten und
aniQfxa avxov iy avup xaxd yiyog ini x^s y>le- welches darin bestand dass sie in Bezug auf erste und
,

iytytxo oi/TCüf. zweite Periode Idealität und Eealität gegenüber stellten,


Vers. 12. Kai l^ijyfyxsy y^ ßoxäyijy yoQxov anti- dass sie dies Manoeuvre auch auf die organische Welt
Qoy aniQfxa xaxd yiyos xai xaS-' 6fiOi6xi]Xa, xai ^v).oy exteudiren. Die Organismen des ersten Capitels werden
xaQjiifJOy noiovy xaQjiöv, ov xd aniQ/xa avxov iy als Idealitäten genommen, die des zweiten Capitels als
xivT{ö xaid yiyos ini xijg yijg. xai fii^fy o' 0iös, Öxi Realitäten, und das Recht zu solcher Aufstellung eben
xaköy. der anorganischen W
eit entnommen derartig constatirt,
,

Vers. 13. Kai iyiysxo laniqu, xai iytytxo nQoj't, dass man sagt, was der anorganischen Welt recht ist, ist
^fxiQa xQixtj. der organischen billig. Wenn Luft, Erde, Wasser, Licht
Vers. 20. Kai tlhfy d Ofdg, ‘E^ayuyixin xd vdaxa auf der einen Seite mehr Idealitäten sein können, auf der
tQntxd \pvx>öy ^loaidy, xai ntxfivd ntxö/xtya ini x!js anderen Seite als Himmel, Land, Meer, Sonne, Mond und
yi]g xaxd xd aifQiio/xa xov ovQOyov. xai iyiyexo ovxaig. Sterne Realitäten, so muss ein analoges Verhältniss auch
I, Vers. 21. Kai inoitjaty 6 Otdg xd xrjxtj xd ^tydJLa, bei den Organismen statt haben können, die Pflanze muss

I
xai näaay xpvxijy ^tinuy tQntxüy, a t^i/yayt xd vdaxa auf der einen Seite als ideelle Pflanze, auf der anderen
xaxd yiyt] avxtöy, xai ndy ntxtiydy nxf^wxdy xaxd Seite als reelle Pflanze, das Thier muss auf der einen
yiyog. xai tldty d Otdg, oxi xald. Seite als ideelles Thier, auf der anderen Seite als reelles
Vers. 22. Kai tvi.öy?]afy avxd 6 Otdg, Xiymy, Av^ä- Thier, der Mensch auf der einen Seite als ideeller Mensch,
1 yead-e xai nkti&vyta9e , xai nktjQiiaaxe xd vdaxa iy auf der anderen Seite als reeller Mensch gefasst werden
xaig ^aüa’affaig' xai xd ntxtiyd nktii^vviaS-ioaay ini können. Bei solcher Auflassung ist denn nun eine Haupt-
yns- schwierigkeit Bezugs der Verschmelzung der beiden Schöp-
Vers. 23. Kai lyivtxo iantQa, xai iyiytxo nquSi', fungsgeschichten zu einer aus dem Wege gerämnt. Und
ijfiiqa nifinxtj. wo sich d mn in weiterer Behandlung der Sache weitere
Vers. 24. Kai finfy d 0tdg, E^ayayixto ^ y^ xpvXijy Schwierigkeiten bieten, da müssen Interpretirungs - Künste
Ciüaay xaxd yiyog- xfxqdnoda, xai iqntxd, xai -S-ijpj'a aufmarschii’en. Und endlich wo diese nicht ausreicheu,
tijg yijg xaxd yiyog. xai iyiytxo ovxiog. (ifxqdnoda = da nimmt man wieder zu jener Technik seine Zuflucht,
die wir im ersten Capitel haben kennen lernen und welche
riDn3, später ist’s xxtivij).
darin besteht, dass man die betreffende Vocabel des Ur-
Vers. 25. Kai inoiijaty d 0tdg xd &>jQta xijg yijg
textes streicht, und an ihre Stelle eine Griechische Voca-
xaxd yiyog, xai xd xxi^y>] xaxd yiyog avxiöy, xai näy-
I
»« xd tQntxd x^g yijg xaxd yiyog. xai tldty d 0tdg, bel setzt, welche in die Speculation passt. dies lies Um
St» xakd.
nun näher kennen zu lernen, wollen wir das zweite Ca-
pitel des ersten Buches Mosis speciell durchnehmen, wie
Vers. 26. Kai tlnty d 0tdg , Tlotrjaiofity dy&Qionoy
es die Septuaginta bringen, denn auch hier haben wir
xax' tlxdya ^fitxiqay xai xa&' dfxoiwaiy xai aQXitio-
uns wieder an die Septuaginta zu halten.
ßay x(öy Ix^vioy x^g d-akdoarjg, xai xüy ntxtiyidy xov
ovQayov xai xüy xxtjyüy, xai näarjg x^g
,
Vers. 1. Kai avytrtkia&ijCay d ovqaydg, xai ij y^,
näyxioy xüy iqntxüy xüy tQndyxmy ini xijg yijg. xai näg d xda/uog avxüy.
Vers. 27. Kai inoitjoty d 0tdg xdy dyS-Qwnoy , xax' Vers. 2. Kai avytxiktaty d 0tdg iy T ijfxiqre xfj 17

tixdya 0fov inolrjaty avxdy äqaty xai O'^kv inoi- ixxrj xd tqya avxov , d inoitjGt' xai xaxinavat x^
ijaty avxovg. ijftiQtf xfj ißdöfirj and ndyxtoy xüy iqyiuy avxov, üy
inoirjat.
Vers. 28. Kai tvkdytjaty avxodg d 0tög, kiyioy, Av^d-
i
yta^t xai nk>j9vyta9t , xai nkrjqüaaxt x^y yijv, xai Vers. Kai tvkdyijaty d 0tdg xijy tjfxiqay xijy i-
3.

xaxaxvQitvOaxt avxijg' xai dqXtxt xüy ly^vioy xijg ßddfiijy, xai rjylaaty avxijy, 0 x 1 iy^ avxß xaxinavaty
9-akdaatjg, xai xüy ntxtivüy xov ovqayov xai ndyxviy — and ndyxtoy xüy tqyioy avxov, üy ijo'^axo o 0t6g
xüy xtrjyüy, xai ndaijg xijg y^g —
xai ndyxiuy xüy notijaai.
I
iqntxüy xüy iQnöyxvjy ini xijg y^g. Diese Verse gehören der ersten Schöpfungsgeschichte
NB. Die Worte: xai ndyxtoy xüy xxrjvüy, xai ndatjg an, und machen also den Septuaginta in Bezug auf den
tijg yijg stehen heute nicht im Hebräischen Urtext. Sie Endzweck, auf den sie lossteuern, weiter keine Sewhierig-
schmiegen sich natürlich an die ähnlichen Worte des keiten. Dem Hebriüschen Texte zufolge, den wir heute
Vers 26. Letzteren zu Liebe steht denn auch: xüy tqnt- haben, vollendet Gott (Vers 2) am siebenten Tage
i
xüy^ wo der Text hat: pi'p seine Werke, und nicht, wie die Septuaginta haben, am
Vers. 29.Kat tinsy d 0tdg, ‘Jdod, didcoxa vjuty ndyxa sechsten Tage. Die Sache liegt logischer, wie die Se-
yoQxoy anoQifjoy antigoy antg/nu, '6 iaxiy indyio ptuaginta sie bringen.
ndaijg xijg y^g' xai ndy ^vkoy, S lyti iy iavxtp xaq- Vers. 4. Avxtj rj ßißkog ytyiattog ovqayov xai y^g,
'

ndy aniq/uaxog anoqifiov, vfxty iaxai fig ßqüaiy. dxt iyiytxo,^ ijfiiga inoiijat xvQiog d 0tdg xdy ovga-
Vers. 30. Kai ndai xoXg ^rjQioig xijg yijg, xai ndai ydy xai xijy yxjy,
xolg ntxtiyoig xov ovqayov, xai nayxi tqntxy tqnoyxi ^vxtj >j ßißkog y. 0 . x. y. Das ist nun das Buch
ini xrjg y^g, o t/ti iy iavx^ ipvyijy Wijg, xai ndyxa der Erschaffung von Himmel und Erde, das ist das Buch, :

XÖQxoy xktoqdy tlg ßqüaiy. xai iyiytxo ovxiog. welches verangeht, beschreibt dir das. Von ßißkog. Buch,
22
179 180

steht uiclits im Text. Bei ouqavög mul ist zu sup- da, aber noch nicht der reelle. Was soll der reelle Mensch
pliren xai nag 6 y.6a/j.og avtojy des Vers. 1. bis jetzt, bei der kann er ja doch nichts anfangen.
ore iyiytio ^ t]/ifQa e. y. o. 0. r. o, y. t. y. als
Dass es im Texte niri’ heisst, wo es hier kurz
sie entstanden au dem Tage, au dem Gott Himmel und 0 0tog heisst, statt y.vgiog
(Jehovah) 6 06dg sei nebenbei
Erde (und was dazu gehört) machte. angeführt. Dasselbe Verhältniss hat statt: Vers 7, 8, 9,
Das Vorangehehende bringt dir die reelle anorganische 19, 21, 22. Wahrscheinlich soll dadurch der Thatbestand
Welt, wie sie auf Grund dessen entstand, dass am ersten jnit Elohim des ersten luid Jehovah Elohim des zweiten
Tage Gott die Welt, die mehr ideelle Welt schuf. In Capitels verwischt werden.
dem, was vorangeht, lernst du, wie die zweite Schöpfungs-
Vers. 6. Tlijyfj de dvißaivev iy rijg ytjg, yai inottCe
Periode aus der ersten Schöpfungs - Periode hervorgeht,
aus der ersten Schöpfungs-Periode, auf welche der Tag,
ndy TÖ ngoaianov Tijg yijg
der generelle Tag, kommt. Dem vorigen eßge'^e statt I’IODH zu Liebe wird nun
weiter unter den Vocabeln des Textes aufgeräumt und
Vers. 5. Xai näy '/kwQÖy ayqov ngo joC yfyäa&at
tnl Ttjg yijg, yal ndyra yogroy ttygov ngö tov ayu- statt “IN nijyii gebracht. Das Text -Wort heisst: Nebel,
letXai. ov ydg ißge'isy 6 0s6g ini tijy y>iV} ’^-al dv- das Septuaginta- Wort: Quelle. Diese Quelle befeuchtet
9-gajnog ovy ^y tgyd^iad-ai avT^v. nun das Land, und die Dürre hört auf. So der logische
Zu einer solchen Uebersetzung giebt der Text keinen Zusammenhang zwischen Vers 5 und 6.
Anhalt. Dieser hat; Und alles Gewächs des Feldes war Vers. 7. Kai enXaaey
6 Qetg rdy dySgcanoy , ynvy
noch nicht da auf der Erde und alles Kraut des Feldes
,
and yai iyeifvariaey eig tö ngöaoonoy avrov
rijg yijg'
war noch nicht hervorgesprossen. nyoljy Zwijg, yai eyivero d dvd-gionog eig ipoy/jy Ztöaay.
Jetzt da die Quelle das Land befeuchtet liat, kann
Die Septuaginta wollen Und alles Gewächs des Feldes
:

bevor es es auf der Erde entstanden und alles Kraut ,


man nicht mehr sagen, was soll der reelle Mensch, bei
der '^rjgd konnte er doch nichts anfangen. Es kommt
des Feldes bevor es aufgesprossen war. Sie wollen,
dass nach vorangegangenem Komma dieser Passus sich
daher jetzt der reelle Mensch an die Reihe.
dem vorigen Vers anreiht so dass also herauskommt Vers. 8. Kai iqivtevaey d 0eög nagddeiaoy iy ‘Ede[x
,

Das ist das Buch der Erschaffung von Himmel und Erde, yar' dyaioXdg, y.ai ed-ero iy.elrdy dyO-gconoy, oy knXaOe.
als sie entstanden am Tage wo Gott Himmel und Erde Es kommt nun die reelle Pflanze an die Reihe. Bei
,

machte und alles Gewächs des Feldes machte bevor es der Dürre von vorhin konnte sie nicht wachsen, und
, ,

auf der Erde entstanden, und alles Kraut des Feldes wenn sie auch geschaffen worden wäre, so hätte sie ver-
machte, bevor es aufgesprosseii war. kümmern müssen. Jetzt kann sie gedeihend fortkommen,
und sie wird geschaffen. Sie wird im Garten Eden
Also: Das Vorangegangene bringt dir nicht nur den ide- erschaffen. Der Garten Eden ist die reelle Basis für die
ellen, generellen Tag, in Bezug auf das Licht, es bringt
reelle Pflanze.
dir auch den Tag, welcher diesem in seiner Idealität pa-
Vers. 9. Kai i^avixeiXev d 0edg ert iy rijg yijg ndy
rallel läuft, das ist den Pflanzen-Tag welcher Pflanzen- ,
^vXoy wguloy eig ogaoiy, yai yaXdy eig ßgtöaty yai
Tag generell als ^/uega rangirt, von der dritten Periode
td ^vXoy rijg iy juiaep tov nagadeiaov y.ai rd
in die zweite übergeht, wie der Liclit-Tag von der zweiten ,

^vXoy TOV eideyai yytooxdy yaXov yai novtjgov.


Periode in die erste übergeht.
Also im Garten Eden wird die Pflanzenwelt erschaffen.
Es ist also den Septuaginta im Vers 4 und im ersten Die Pflanzenwelt in Eden ist durch Bäume (JiHov) re-
Theile des Vers 5 um nichts anderes zu thun, als uns auf präsentirt. Den Septuaginta ist das etwas anstössig, dass
die generellen Tage, den des Lichtes und den der Pflan- exclusiv die Bäume die Pflanzenwelt repräsentiren sollen,
zen, hinzuweisen. Damit zeichnen sie denn im Allgemeinen darum flicken sie ein frt, noch, ferner, ein, von dem der
ihren Standpunct in Bezug auf Generalität und Specia- Hebräische Text nichts hat. Nun, diese Worteinflickerei
lität, auf Idealität und Realität, welcher sich durch ihre steht auf einer Reihe mit dem Streichen der Hebräischen
Interpretation hindurchzieht. Vocabeln und ihrer Stellvertretung durch irgend eine Grie-
Und nun kommt im zweiten Theile des Vers 5: ov ydg chische. Im hl liegt, zu den Pflanzen, welche der Garten
(ßge^ey y. r. X. etwas ganz Neues. Eden hat kommen auch noch die Bäume. Die Septua-
,

Wir weisen zuvörderst darauf hin, dass es sich am ginta machen nicht viel Federlesen mit dem Bringen
Ende vorhin bei dem ngd tov yiyea&ai für ri’H’ D“lt3 Griechischer Vocabeln gegen den Text, sie sind in dieser
nm- um einen kühnen, freilich sehr kühnen, Uebersetzungs- Beziehung kurz angebunden. Wäre das nicht der Fall,
sprung handelt. Es ist ein Seitenstück zur Uebersetzung so hätten sie sich das exi recht gut sparen können. Sie
Luthers, welcher bringt: „die zuvor nie gewesen waren“. hätten es dem Leser ganz ruliig überlassen können, sich
Bei dem ^ßgs'^s dagegen handelt es sich um eine willkür- die kleineren Pflanzen selbst in’s Paradies lüneinzudenken,
liche Griechische Vocabel, welche an die Stelle des ge- auf Grund dessen, dass Eden ein Garten ist und kein
strichenen Hebräischen Textwortes gesetzt ist. ov ydg Wald.
ißgt^ey d ©edg ini i/jy yijy soll heissen: und Gott hatte Vers. 10. HoTafiäg di iynogevexai i^ Ede/u noiiCeiy
es noch nicht feucht werden lassen auf der Erde, Gott TÖy nagddeiaoy iyelüey drfogiCeTai eig xiaaagag
hatte die Erde noch nicht angefeuchtet, wo der Text hat dgydg.
pNH hv mn» -l'toanP, das ist, Gott hatte es auf Vers. 11. Oyofia Tip iyi, •Piatöy. ovxog d yvy.Xuy nd-
der (die) Erde noch nicht regnen lassen. aay Tijy yijv Ev iXdr' iyei oii iaxt xd ygvaioy.
Vers. 12. Td de ygvaioy xijg yijg iy.eiyijg yaXdy. y.ai
Die Sache die Alexandriner an den
liegt derartig, dass
iy.el iaxiv d dy&ga^ y.ai d Xi9og d ngäaiyog,
Regen Anstoss nehmen, deswegen, dass es auffallend
sei es
ist, dass er nach den Antecedentien der ersten Schöpfungs-
_Vers. 13. Kai Övo/xa xip noxa/xip xip devxigip Teiöy.
ovTOg d yvyXdjy ndaay xijy y^v Ai^ioniag.
geschichte noch nicht da sein soll, sei es, dass sie in
Vers. 14. Kai d norajudg d xgiTOg, Tiygig. ovxog d
Bezug auf Idealifät und Realität nicht mit ihm fertig
ngonogevdfievog yaxivavxi Aaavgiiay. d de noxapidg
werden können. De.shalb sagen sie, es ist hier von einem
d xixagxog, Evipgäxijg.
Nasswei’den - Verhältniss die Rede. Nun wird es zwar
nass, wo cs regnet, es braucht aber gerade nicht zu regnen,
Es handelt sich in diesen Versen um die nähere Be-
schreibung des Paradieses. So kommt sein Strom in die
wo es nass wird. Hier wird cs nass, ohne zu regnen.
Sache, und nachdem er aufgeführt, wird weiter besclnäe-
Es muss aber nass werden, weil dem Vorangehenden zu-
ben, wohin er von Eden aus fliesst.
folge (Cap. 1, Vers 9 und 10) die
y^ eine S>igd ist.
Dies ^)]gd weist auf eine Dürre bei einer Dürre kann
,
Vers. 15. Kai eXaße yvgiog d 0edg xdy dy&gumoy
aber nichts gedeihen. Es handelt sich also nicht darum, ov enXaae, avxdv iv xip nagadeia^ xrjgxgv-
y.ai iS-exo
dass der Regen eingefülu't wird, sondern dass der Dürre (pijs, igydCe.o&ai avxdy y.ai ipvXdoaeiy.
ein Ende gemacht wird. Und darum ist darauf hinzu- Vergl. die eigentliche Interpretation der zweiten Schöp-
weisen, dass die Erde bis jetzt noch nicht feucht ist. fungsgeschichte.
An dieses Nicht-Feucht-Sein der Erde knüpft sich denn Vers. 16. Kai ivexeiXaxo y.vgiog d ©edg rp 'AddjX;
der Nachsatz: Und es war noch nicht der Mensch da, Xiyiov, 'And nayxdg ^vXov tov iv xtp nugadelatp ßgciaei
um die Erde zu bearbeiten. Der ideelle Mensch ist zwar ifayij.

I
:

181 182

Komiscli ißt, dass der av9-Qu>nog, der Menscli, auf ein- Vers. 20. xai ixdi^taty 'Add/j. dyofxaxa ndai xolg
I mal mit der Hebräischen Vocabel “N, Adam ge- xx/jytai-, xai ndai xolg ntxtiyolg xov ovQayov, xai
I nannt wird. naai xolg {XtjQioig xov dyQOv. x(p elf Aifti/n ovy tvQtiit]
Vers. 17. Ani> df toü |i)Aou toü yiyaxjxtip y.aköy ßot]S-dg ofioiog avxcji.
xai jtovrjQÖv , ov (fidytaS-e an' avrov" ij (^’dy Indiesen beiden Versen kommt nun das reelle Tlüer
(f'dyijrtan' aviov, d-aydup dno&aystaS^f. an die Reihe. Reell wird das Thier dadurch, so wird
kommt die Schlange zum Weibe und sagt
Capitel 3 angenommen, dass es Namen erhält. Die Fische werden
Sollte Gott denn nun wirklich gesagt haben dass ihr ,
auch ohne speciali.sirten Namen reell, weil man denkt, bei
nicht von allen Bäumen des Gartens essen sollt? Und ihnen reiche der generelle Name „Fisch“ aus. Einer ähn-
das Weib antwortet: lichen Anschauung in Bezug auf den generellen Namen
„Fisch“ sind wir in der Jndischen Alchemie begegnet.
; bsj IJn fV . Cap. 3. Vers. 2.
Vers. 21. Kai inißakty 6 Qtdg txaxaaiy Ini loV
Wir
essen von den Früchten der Bäume im Garten.
ASdfx, xai {Jnywat. xai ikaßt fxiay xdSy nkevgußy avxov,
(Luther.)
xai dytnkijQcoas adoxa dvx' avxljg.
Q'rba "idn jjn “iiro im pj?n ncDi vers. 3. Vers. 22. Kai (pxodöuijaty 6 &tög xt]y nktvgdy,
jinan je lyjn xbi udd
: d ikußty and xov Addu ilg yvyalxa, xai Ijyayty avxtjv^
I
Aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten ngög xöy Atfdfi.
j
hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rülmet es auch nicht Vers. 23. Kai tinty Aöd^u, Tovxo vvy daxovy ix xwy
j
an, dass ihr nicht sterbet. (Luther.) daxtüjy fiov, xai adg^ ix x>jg aaQxög fxov. avxrj xk>j-
Man wie kommt denn das Weib dazu, das Ver-
fragt, 9-ijatxai rvyij, Öxi ix xOv a’ydgög avx^g ikijtfS-rj.
bot, welches Gott im zweiten Capitel nicht ihr, sondern Vers. 24. ”Eytxty xovxov xaxaktiiptt dyd-giunog xöy
I dem Manne gegeben hat, auf sich zu beziehen? Im naxtga avxt. v xai xt)y jutjxiga, xai ngogxokktj&ijafiat
I zweiten Capitel sagt Gott zum Manne Vers 16: Du sollst ngög xijy yvya Ixa avxov. xai iaoyxai ol övo tlg adg-
j
essen von allerlei Bäumen im Garten. Vers 17: Aber xa fMiay.
)
vom Baume des Erkenntnisses Gutes und Böses sollst du Auf Grund dieser Verse bekommt der Mensch den
I nicht essen. Hier Cap. 3, Vers 3 sagt dagegen das Weib, Gott eigentlichen Stempel der Realität, indem der Mann eine
hat gesagt: Esset nicht davon (das ist Mann und Weib, Frau erhält.
I
pluraliter) u. s, w. Ist das nicht ein Widerspruch im Vers. 25. Kai rjOay ol dvo yvfxyoi, o xt Addfx xai
Bibeltexte? Nein, es ist kein Widerspruch. Wie darauf ijyvyi/ avxov, xai ovx ^ayvyoyxo.
auch Capitel 2, Vers 23 hingewiesen wird, ist das Weib Der weiteren Kritik dieser Verschmelzung der beiden
Bein vom Bein Fleisch vom Fleisch des Mannes. Das
, Schöpfungsgeschichten zu einer enthalten wir uns. Nur
Verbot, welches also für den Mann gilt, gilt auch für sie. Eins fragen wir: Was denken sich denn die Septuaginta
j
Sie tritt ja in die Rechte des Mannes ein, indem sie unter ideellen Pflanzen, Thieren, Menschen? Sollen das
j
Capitel 3, Vers 2 von den Früchten der Bäume im Gar- Pflanzengeister, Thiergeister, Menschengeister sein, welche
I
ten mit ihm dem Manne isst. Nun da muss sie auch
, , in der Welt umherfliegen? Wir für unseren Theil sind
I in die Pflichten des Mamies mit eintreten, und das nicht im Stande, diese Ueberschwänglichkeiten zu zerglie-
i nicht essen, was ihm zu essen verboten ist. An der dern. Jedenfalls ist es der Atomismus mit seiner Realität
I betreffenden Stelle des zweiten Capitels kann Gott das und Idealität, welcher den Ausgangspunct für die Alexan-
{ Gebot und das Verbot nur dem Manne ertheilen da das ,
drinische Idealität abgiebt. Mit dem Atomismus aber, auf
\ Weib noch nicht erschaffen ist, Gott muss also sagen du den die Alexandrinischen Jüdischen Alchemisten hier ein-
(
und nicht ihr. Sobald der Mann eine Frau bekommt, gehen, sind sie dem Problem von der ideellen und mate-
< welche Bein von seinem Beine und Fleisch von seinem riellen Materia prima so nahe gerückt, dass sie ihm nicht

I
Fleische ist, liat er die Verpflichtmig, die Frau zu beleh- aus dem Wege gehen können. Und da argumentiren sie
1 ren, was Gott ihm erlaubt und verboten hat. Und dieser denn auf der einen Seite ff.
I
Verpflichtung ist er auch nachgekommen, denn die Frau Materia prima ist das, was von der anorganischen Welt
I weiss ja von der Sache sonst könnte sie dieselbe der
, zuerst da war. Von dieser Welt, wie sie reell dasteht,
i
Schlange nicht erzählen. Der Mann hat ihr das Verbot waren die Dinge zuerst da, welche die erste Alexandrinische
I
doppelt auf die Seele gebunden, das liegt in den Worten, Schöpfungs-Periode bringt. Also die Dinge, welche die
welche der Vers 3 im Capitel 3 bringt: „Rührt den Baum erste Schöpfung.s-Periode bringt = Materia prima. Die
auch nicht einmal an.“ Davon hat Gott im zweiten Ca- Dinge aber, welche die erste Schöpfungs-Periode bringt,
pitel dem Manne nichts gesagt. I>ie Frau denkt sich das sind Idealitäten. Die Idealität steht nun wieder der r.ea-
i
nur ia weiblicher Uebertreibung, und zu dieser Ueber- lität als 0, als Nichts gegenüber. Somit wird die Ma-
treibung kommt sie in Folge dessen, dass der Mann ihr teria prima zu Nichts, und indem die zweite Schöpfungs-
das Verbot Gottes doppelt auf die Seele gebunden hat. periode, die reelle Welt, aus der ersten Schöpfungs-Periode
Es ist also durchaus Logik in der Sache, und an eine hervorgeht, geht sie aus Nichts hervor. Und damit haben
t Collision des zweiten Capitels mit dem dritten Capitel, wir, da doch Gott es ist, der die Welt erschaffen: Gott
auf Grund des Singular- Verbotes, welches hinterdrein habe die Welt aus Nichts erschaffen.
zum Plural- Verbote wird, ist gar nicht zu denken. So die eine Seite der Sache. Die andere Seite ist aber
Die Septuaginta denken nun aber, es ist doch eine die, dass man sagt, das, was die erste Schöpfungsperiode
CoUision da, wenigstens, denken sie, wäre es besser, dass bringt, ist nicht als absolutes Nichts zu fassen, kann nicht
der Plural im zweiten und dritten Capitel sich deckte und als solches gefasst werden, denn wenn es sich hier um
— sie räumen einmal wieder mit dem Texte auf. Das ein absolutes Nichts handelte, so brauchte die erste Schöp-
istder Grund, weshalb sie uns hier die Plurale (paytad-s, fungsperiode gar nicht da zu sein, über Nichts verliert
:
i/}dyt]rs, dnod’ayeiad-s bieten, von denen der Hebräische man keine Worte. Nicht um ein absolutes Nichts han-
Urtext nichts weiss. Dem gegenüber lassen sie im Vers 16 delt es sich bei den Dingen der ersten Schöpfungsperiode,
mit ifiayji den Singular intact, weil sie denken, im Cap. 3, sondern um ein „meür Ideelles“, um eine Idealität,
Vers 2 sagt das Weib ja nicht: „Gott hat uns verboten, welche halb Idealität, halb Realität ist. Das mehr Ide-
'

zu essen,“ sondern: „Wir essen.“ elle, die Halb-ldealität, Halb-Realität, wird nun getheilt
Vers. 18. Kai iint xvQiog o Ov xaköy flyai in die Realität und die Idealität. Die Realität (bedingte
Toy dy&Qconoy fzövoy noitjOOftty avj^ ßoij&öy xax' Realität) wird den Dingen zugeschoben, welche die erste
(
avxöy. Schöpfungsperiode bringt, das ist dem Wasser, der Erde,
\

. Weiter nichts zu bemerken. der Luft, dem Licht. In Bezug auf die Idealität aber
Vers. 19. Kai inkaaxy 6 &s6g tri (x t/Jj y^g ndyru hält man sich daran, dass diese Dinge erschaffen sind.
TU Tov dyQOv, xai ndyia rd nfteiyd rov ov- Also das Erschaffen ist die ideelle Materia prima. Dem
Qayov. xai ^yayey aird nqdg töy A^dfi Itfdy xi . liegt das zu Grunde, dass wir Menschen uns nie klar
xaXiasi avid. xai ndy o iuv ixdksofy avxö machen können, was „erschaffen“ heisst. Es ist also für
rjjvyi/y Ccüaay. xovxo oyoua avx(p. uns ein ideeller Begriff, und da dieser ideelle Begriff sich
Das tu, welches der Urtext lücht hat, hat den Sinn an die Materia prima knüpft, so haben wir hier die Ma-
I
„mittlerweile“, nämlich ehe es vom Plane der Erschaf- teria prima von der ideellen Seite.
fung des Weibes zu der Realisirung dieses Planes kommt. Das Erschaffen wird dann weiter in Heraklitscher Weise
183 184 -i-

zersplittert in das Sprechen und Werden — Gott sprach, petersäure t;nd Schwefelsäure (und wenn man will Queck-
es wurde die Welt. Das Werden kann hierbei weiter silber und Kalk-Wasser, Natron-Wasser). Schwefelsäure und
nicht -verwerthet werden. Denn beim Werden, an welches Salpetersäure sind aber nicht die rauchenden Präparate.
sich eo ipso das Gewordene knüpft, sind wir wieder bei Luft die Luft, welche dem Schwefel innewohnt (Hy-
ist

der Realität der Materia prima, die bereits absolvirt ist. drothiongas), die dem Salmiak innewohnt (Ammoniakgas),
Es bleibt uns also das Sprechen, das Wort, als ideelle dem Quecksilber innewohnt (rother Dampf.) Dem dögntog
Materia prima. Das Wort ist nun Griechisch löyog, und y.ai dxaxftaxevaaxog zu Liebe raucht die arcanologisehe
somit haben wir denn den koyog, das Wort, als Materia prima. Flüssigkeit nicht, und dürfen daher auch die Schwefelsäure
Hierbei bleiben aber die Alexandrinischen Jüdischen und die Salpetersäure nicht in ihren rauchenden Präpa-
Alchemisten nicht stehen. Den Ausgangspunct haben sie raten vertreten sein. Und eben demselben dÖQccxog xcd
zwar im Wort, aber mehr nicht. Man bedenke doch, dass, dx.axctOxEvaaxog zu Liebe darf die Flüssigkeit auch nicht
wenn man spricht, befiehlt, auf dass etwas geschehen soll, troublirt sein, es handelt sich also um eine klare Lösung
dass man dann, sich auf den Standpunct des Macht-Inneha- der festen Stoffe in den flüssigen. Die Entwickelung des
benden stellend, -verlangt, dass es sofort geschieht. In Dampfe.s, das Troublirtwerden der Flüssigkeit kommt erst
Gott liegt nun die höchste Macht, und das involvirt, dass an die Reihe, wenn Feuer untergelegt wird. Und das
das Werden dem Sprechen im potenzirten Grade auf dem geschieht
Fusse folgt. Und das ist, im kaumsten Kaum (man er- Vers 3. Also unter das arcanologische Wasser v^ird
laube uns diese Ausdrucksweisej ist das Wort den Lippen Feuer gelegt.Es entwickelt
Gottes entschwunden, und das Werden ist bereits einge- Vers 4 seine Wirksamkeit, und die Schwefel-Salmiak-
treten. Mil anderen Worten, Sprechen und Werden Quecksilber-Dämpfe fangen an, sich zu entwickeln, es
coincidiren bei Gott. Das macht aber das Wort zeigen sich die ersten Spuren von ihnen, und Trübung.
als Idealität-Repräsentation preeär. Darum blieben die Vers 6 und 7. Von den aufsteigenden Dämpfen werden nun
Alexandriner beim Worte als köyog nicht stehen, sondern die einen fest, das sind ein Theil Schwefeldampf und der
schoben an die Stelle des Wortes den Plan, was nahe Quecksilberdampf. Sie constituiren den Pulvis solaris,
liegt, da koyog Griechisch auch Plan heisst. Plan als welcher fest ist, und aus Schwefel (Sulphur aurat.) und
ideelle Materia prima unterliegt nicht den Scrupeln, denen Quecksilber besteht. Diese fest gewordenen Dämpfe laufen
Wort als ideelle Materia prima unterliegt. Den Plan, die parallel: dem ax t Q imßx«. Die anderen aufsteigehden
Welt zu erschaffen, kann Gott längere Zeit mit sich her- Dämpfe werden flüssig, das sind ein Theil Schwefeldampf
umgetragen haben, der liegt vom Werden getrennt da, und der Ammoniakdampf. Sie constituiren den Liquor
der geht dem Werden, der (bedingt) reellen Materia hepatis, welcher Hydrothiongas und Ammoniak unter der
prima voran. Also liegt es nahe, dass zwar der köyog Gestalt- einer Flüssigkeit ist. Diese flüssig gewordenen
als Wort die Alexandriner auf den köyog als Plan ge- Dämpfe laufen den Wolken parallel.
führt, dass sie aber sofort dem köyog die Interpretation Vers 9 und 10. Nachdem die Dämpfe fort sind, geht
„Plan“ gaben, und nicht „Wort“. mit dem übrigbleibenden arcanalogische Wasser das einfache
Plato lässt den Demiurgen auf das nagädtiy^a, auf Wasserverwandlungs-Experiment vor sich. Oben stellt sich
das Griechische Schema sehen. Dieses naQadELyfxa des das Acidum sulphur., unten das Natron. Das erstere läuft
Plato beutet nun Philo für den köyog aus. Dazu würde dem Meer parallel, das letztere dem Land.
er gar nicht kommen, wenn köyog nicht der Plan Gottes Und damit ist denn das arcanologische Experiment ab-
wäre, die Welt zu erschaffen. Es liegt nahe, dass der solvirt. Es bringt uns die 4 Arcana Liquor hepatis. Pul-
:

Plan das nccQÜ^eiyfxu deckt, es liegt sehr fern, dass vis solaris, Acidum sulphur., Natron. Diese 4 Arcana
Wort das 7iaQC(<^siyfia deckt. bieten uns die arcanologische Welt. Die arcanologische
Auch die Tabula smaragdina, die wir bald kennen ler- Welterschaffung hat also eine Vorbereitungs-Periode, welche
nen werden, übersetzt köyog mit Plan. In derselben steht uns als Weltenwasser bringt: die Lösung, welche entsteht
nämlich ;omnes res fuerunt ab uno, meditatione unius. durch das Zusammenbringen der Thaletischen chemischen
Hier heisst’s im Texte köya iydg und die Lateinische Grundstoffe und der Thaletischen chemischen Operalions-
Uebersetzung hat dafür eben meditatione unius, das ist materialien, und welche uns am ersten Tage, welcher der
durch den Plan des Einen (Gottes). Und diese Ueberset- Vorbereitungs-Periode mit angehört, das Feuer als Licht
zung ist auch sachentsprechend. bringt, ln der zweiten Periode geht alsdann das arcano-
Nach einer besonderen Interpretation eben jener Tab. logische Experiment vor sich, und wir erhalten am 2. Tage:
smar. wird der köyog, den sie bringt, zu Christus. Und Liquor hepatis und Pulvis solaris, am 3. Tage: Acidum
dies bedingt, dass die Christlichen Theologen den Plan sulphuricum und Natron —
und damit ist die Sache fer-
für köyog fallen lassen, und -wieder auf das Wort, wel- tig. Für die übrigen Schöpfungstage hat selbstredend das
ches ursprünglich dem Plan zu Grunde liegt, zurückgehen. arcanologische Experiment keinen Raum.
Davon werden wir später das Weitere kennen lernen. An der Hand des Jüdischen arcanologischen Experimentes
erhalten wir also, wie gesagt, die 4 Griechischen Arcana:
Liquor hepatis. Pulvis solaris, Acid. sulphur., Natron, aber
Das arcanologische Experiment ein Unterschied in der Jüdischen und Griechischen Fassung
in Jüdischer Fassung. ist der, dass sich die Jüdischen arcanologischen Zahlen
als 2, 3, 4 ergeben. Die 4 ergiebt sich von selbst. Die
Dass die Griechen, von den Anfängen ihrer Alchemie an, 2 ergiebt sich, indem Liquor hepatis und Pulvis solaris
diese ihre Alchemie an die Jüdische Alchemie anlehnten, einerseits, Acid. sulphur. und Natron andererseits auf
haben wir bei den Griechen sattsam kennen lernen. Der einen Tag kommen. Sobald man nun von der 2 auf
vorige Abschnitt zeigt uns, wie die Jüdischen Alchemisten die 4 geht, reflectirt man nicht mehr auf den Tag, son-
nun auch ihrerseits in die Griechische Alchemie greifen, dern auf das, was er bringt. Theilt man nun das letz-
da doch die Idealitäten und Realitäten bei der Schöpfungs- tere VerhällnisB, indem man einerseits auf den Tag re-
geschichte, die materielle und ideelle Materia prima nichts flectirt, andererseits auf das, was er bringt, so kommt die
anderes sind, als Griechische Vorstellungen, welche in die 3 heraus.
Jüdische Alchemie hineingetragen werden. In diesem Hin- Das Jüdische arcanologische Experiment ist für die Jü-
übergreifen in die Griechische Alchemie gehen die Alexan- dische Alchemie epochemachend. Früher lag die Sache
drinischen Jüdischen Alchemisten nun noch weiter. Sie derartig, dass das Sieben - Arcanum , welches auch die
übertragen auch die Schöpfungsgeschichte auf das arca- eigentliche Arcanenzahl repräsentirt, als auf den Sabbath
nologische Experiment. Und da ergiebt sich denn ff. kommend, im Vordergrund stand. Von den übrigen Ar-
Vers 1 und 2 der Septuaginta (vergl. den vorigen Abschnitt.) canenzahlen 1 bis 6 standen alle ebenbürtig neben einan- :

Der Alchemist nimmt sich Wasser, Erde, Luft. Erde sind der, aber gegen die 7 im Hintergrund. (Vergl. die Jüdische
die Thaletischen Grundstoffe, als da sind: Eisenvitriol, Zahlenphilosophie bei der Jüdischen Alchemie). Das
Kochsalz, Quecksilber (kann am Ende auch als Wasser wird jetzt anders. Auf Grund des arcanologischen Ex- j

genommen werden), Antimon, Schwefel, Salmiak, und die perimentes, auf Grund dessen, dass dies an die Schöpfungs- )

Thaletischen Operationsmaterialien: Natron und Kalk (kön- geschichte angelehnt wird, treten noch andere Arcanen-
nen am Ende aber auch als flüssig genommen werden). zahlen (2 3 und 4) hervorragend in den Vordergrund.
,

Wasser sind die Thaletischen Operationsmaterialien Sal- : Früher subordinirte arcanologische Zahlen verlassen also

{.
185 186

ihre Stelle als subordiairte, sie treten in den Vordergrund, haben wir den Pulvis solaris als das Arcanum, welches
und treten damit^der eigentlichen Arcanenzahl, der Sieben, aus den 3 Theilen Luft, Feuer, Erde besteht.
mehr oder weniger ebenbürtig zur Seite, werden dadurch Dass wir hier erst das Wasser mittelst des Feuers be-
den arcanologischen Zahlen, mit denen sie früher gleiches handeln, und dann die Erde, geschieht natürlich wieder,
Loos theilten, überlegen. wie oben das Wegiiehmen des Feuers, der klareren Zeich-
Es liegt übrigens die Instituirung des arcanologischen nung des Sachverhaltes zu Liebe. Im Grunde läuft das
Experimentes in der Art, wie wir es vorhin haben kennen Experiment von vorn bis hinten in einem fort und die
lernen, blos im Sinne der ersten Eedaction der Tabula getrennt geschilderten Processe haben gleichzeitig statt.
smaragdina. Die zweite Eedaction der Tabula smarag- Also dieses arcanologische Experiment wird iustituirt,
dina fasst die Sache ganz anders. In ilu’em Sinne liegt indem mittelst der arcanologischen Flüssigkeit Acidum
es, dass 3 Arcana (nicht 4) angenommen werden, nämlich sulphur-Natron Liquor hepatis und Pulvis solaris darge-
:

1) Acidum sulphuricum-Natron 2) Liquor hepatis, 3) P.


,
stellt werden. Aber indem auf die Weise Liquor hepatis
solaris. Von ihnen wird dann Acidum sulphuricüm-Natron und Pulvis solaris dargestellt werden, hört ja Acidum
als die arcanologische Flüssigkeit genommen und aus , sulphur.-Natron auf, Acidum sulphur.-Natron zu sein. Es
dieser arcanologischen Flüssigkeit gehen dann die Arcana würde uns also dieses arcanologische Experiment uiir 2
Liquor hepatis und Pulvis solaris hervor. Die Sache Arcana bringen, wo wir doch oben gesagt haben, dass es
macht sich dann an der Hand der Septuaginta ff. an die 3 Arcana: Acidum sulj>hur.-Natron, Liquor hepatis.
Vers 1 und 2. Der Alchemist nimmt sich Wasser, Pulvis solaris lehnt. Das ist freilich schon recht. Indessen
Erde, Luft. Erde ist Natron. Wasser ist Acid. sul- die Sache ist so zu denken, dass man vorab Acid. sulphur.-
pliur. welches nicht raucht, dem aber die Eigenschaft,
,
Natron hat. Das theilt man sich in 2 Theile, behält den
rauchen zu können iune wohnt und diese Luft welche
, , , einen Theil als Acid. sulphur.-Natron als Arcanum, und
dem Acid. sulphur. innewohnt repräsentirt die Luft.
, entwickelt sich aus dem anderen Theile vermittelst des
Dem dÖQccrog y.ul uy.uxaay.tvaaTOs zu Liebe raucht die arcanologischen Experimentes Liquor hei>atis und Pulvis
Flüssigkeit nicht es darf demgemäss auch nicht Acid.
, solaris.Dann hat man die 3 Arcana.
sulphur. fumans angewandt werden. Und ebenso handelt Im Anlehnen an die Schöpfungsgeschichte macht sich
es sich dem doQaiog x<xi dxaraaxfvaaTOg zu Liebe um die Sache dann so, dass, nachdem Acid. sulphur.-Natron
eine klare Lösung. auf die erste Schöpfungs-Periode gekommen ebenso das
,

Vers 3. Nun wird Feuer untergelegt. Dies entwickelt Feuer auf die erste Schöpfungs - Periode (erster Tag) ge-
Vers 4 seine Wirksamkeit, d. i., die Schwefelsäm'e fängt zu kommen, dass dann Liquor hepatis und Pulvis solaris auf
rauchen an, wird zu Acid. sulph. fumans Trübung tritt ein.
;
die zweite Schöpfungs-Periode kommen. Bei dem arcano-
Die erste Periode ist jetzt absolvirt, und wir kommen zur logischen Experimente, welches wir zuerst durchgenommen,
Zweiten Periode, welche ergiebt: Liquor hepatis und kam in der zweiten Periode ein Doppel- Arcanum auf den
Pulvis solaris. Es wird der Liquor hepatis aufgefasst als zweiten Tag. ein Doppel - Arcanum auf den dritten Tag,
das Luft-Feuer- Wasser- Arcanum. Ammoniak nämlich = und damit war die Sache fertig. Hier liegt die Sache
Luft, Schwefel =
Feuer, und das Wasser versteht sich anders. Hier werden die beiden Arcane der zweiten Peri-
von selbst. Der Pulvis solaris wird aufgefasst als das ode auf 3 Schöpfungstage distribuirt. Man stellt nämlich
Luft-Feuer-Erd- Arcanum. Luft ist das Hydrargyr. oxyd. auf:
rubrum, von dem wir später sehen werden, wie es zu Liquor hepatis = Luft -p Feuer + Wasser
seinem Luft-Standpunct kommt, Feuer =
Schwefel ist das Pulvis solaris = Luft Feuer -p Erde
-t-

Sulphur auratum beim Pulvis solaris ruber, der beim Ein- Liq. hepat. -p P. solar. =: Luft -p Feuer -P (Wasser -p Erde)
gesichtspunet des Pulvis solaris in den Vordergrund ge-
drängt wird, und Erde ist der Fest-Standpunct des Prä- und sagt dann: die Luft kommt auf den zuzeiten Tag
parates. (Himmel), Wasser und Erde kommen auf den dritten Tag
Es wird nun der Eauch des Acid. sulphur. zum Ammo- (Land und Meer), das Feuer kommt auf deu vierten Tag
niakdampf =
Luft, und damit haben wir den ersten Theil (Sonne, Mond und Sterne). Und so theilen sich denn die
des Liquor hepatis. Bestandtheile der Arcana Liquor hepatis und Pulvis solaris
Sobald wir so weit sind, wollen wir uns denken, das in die Tage auf welche die anorganische Welt kommt.
,

Feuer wird wieder weggenommen. Es geschieht das zwar Dass man sich ein Kecht zu solcher Vertheilung nimmt,
nicht, das Feuer wird vielmehr zu Anfang untergelegt, hängt damit zusammen, dass, wie wir im vorigen Ab-
und bleibt bis zu Ende. Indessen es tritt die Sache klarer schnitte gesehen nach der Alexandrinischen Schöpfungs-
,

hervor, wenn wir uns vorläufig das Feuer wieder wegge- geschichte es nicht darauf ankommt, welche Ordnung
nommen denken. Nun geht mit dem Acid. sulphur-Natron der Tage wir annehmen. Das ist ein gewisses Durch in-
das einfache W
asserverwandluugs - Experiment vor sich. ander mit den Tagen, und das wird hier derartig ausge-
beutet, dass die Arcana sich, wie hier exponirt, in die
Es entsteht einPräcipitat, und dies repräsentirt als ein
Festes den dritten Theil des Pulvis solaris (Erde). Tage theilen.

Nun wird das Feuer wieder herangeholt. Es entwickelt Man vergleiche in Bezug auf das in diesem Abschnitt
ferner seine Wirksamkeit und alles Wasser, welches über Exponirte die Jüdische Interpretation der ersten und zweiten
dem Präcipitat steht wird in die Luft getrieben. Der
,
Eedaction der Tabula smaragdina.
Dampf dieses in die Luft getriebenen Wassers geht nun
zum Ammoniak; als Wasserdampf verdichtet er sich wie- Alcliemistische Parteien in Alexandrien.
der, und damit haben wir denn den dritten Theil des
Liquor hepatis (Wasser). Der Dampf des Wassers ist
Anstreben zur Einigung.
nun ein anderer Dampf als der Ammoniakdampf. Der Mit dem Uebersiedeln Jüdischer Alchemisten nach Alex-
letztere verdankt zwar sein Fortgehen dem Feuer ist , andrien waren dort drei alcliemistische Eichtungen vertreten,
aber nicht das Product des Feuers, das Feuer bewirkt die Griechische, die Jüdische, dann aber auch zum dritten
blos, dass er, der Ammoniakdampf, welcher früher im die Aegyptische.
Acid. sulphur. versteckt war, sichtbar wurde. Der Wasser- Von der Aegyptischen Alchemie haben wir bereits im
dampf ist aber reinweg Product des Feuers, und hat daher Allgemeinen beim Wasserverwandlungs - Experiment ge-
eine Feuer -Natur. Dies Feuer nun repräsentirt den sprochen, was im Besonderen noch nachzutragen ist, werden
zweiten Theil des Liquor hepatis, so dass wir deu Li- wir bald kennen lernen (bei der Aegyptischen Interpre-
quor hepatis haben als das Arcanum, welches aus deir 3 tation der Tab. sm.). Dass man den alten Aegypteni
Theilen Luft, Feuer, Wasser besteht. hohe Intelligenz beilegen muss, unterliegt keinem Zweifel
Und nun kommt bei der Behandlung mittelst Feuers Indessen sie waren in dieser Intelligenz nur bis zu einem
das Präcipitat an die Eeihe, das ist die Erde des Pulvis gewissen Puncte gekommen, und daun standen sie still.
solaris ruber. Nachdem das Wasser fort ist, tritt, indem Diese Aegypter lebten im Allgemeinen der Ansicht, dass
das Präcipitat «mit Feuer behandelt wird, das Feuer in das, was ihre Urvorfaliren geleistet, dass das der Inbegriff
dasselbe hinein. Damit haben wir den zweiten Theil des des Wissens wäre. Darüber hinaus könne man nicht, und
Pulvis solaris (Feuer). Und das Präparat fängt auf Grund da man eben doch nicht darüber liinaus könne, so sei es
des Eintretens des Feuers zu rauchen an und damit haben Impietät, daran zu rütteln. So war es in anderen Disci
wir den ersten Theil des Pulvis solaris (Luft). Somit plinen, so in der Alchemie. Die Aegyptische Alchemie,
187 188

welche die Griechen za Ptolemaeus Zeit vorfanden, war wie die Juden und die .luden wie die Griechen. Mit
, ,

dieselbe Alchemie, welche die Juden in der Aegyptischen einem solchen Passus wird dann auf folgenden Ge-
Knechtschaft hatten kennen lernen, war dieselbe Alchemie, sammt-Eindruck losgesteuert. Wir sind alle Alchemisten,
wie sie ,
Gott weiss wie viel Zeit vor dieser letzteren
,
und als solche verfolgen wir alle einen Hauptzweck,
Periode existirt hatte. Und nicht niu' das dass sie so
,
welcher der ist, kranke Menschen gesund zu machen.
war, sie hatte sich auch mit undurchdringlichen Schranken Fasset ihr nun euere Alchemie, wie ihr wollt, wir, wie
umgehen, aus dem, was sie war, nicht heraustreten zu wir wollen, d. h., interpretirt ihr das betreffende Schrift-

wollen. Unter solchen Umständen war ein eigentlicher stück, wie ihr wollt, und wir, wie wir wollen. Aber in
Kampf der Griechischen Alchemie gegen die Aegyptische Einem sind wir einig, nämlich in der Kunst, kranke Men-
Alchemie nicht denkbar. schen gesund zu machen. Und wie wir darin einig sind,
Anders lag die Situation der Griechischen Alchemisten so sind wir uns im pathologischen Passus des Schriftstückes
den Jüdischen Alchemisten gegenüber. Hier traten zwei einig, und damit ist das Schriftstück für uns ein Eini-
Parteien einander gegenüber, die beiderseits den Kampf gungspunct.
nicht scheuten. Dass die Griechen in Alexandrien in den Und wenn es mir nun gelingt, so dachte der Mann
Juden auf einen ebenbürtigen alchemistischen Gegner weiter, ein solches Schriftstück zu Stande zu bringen, und
stiessen, mochte ihnen auffallend genug sein, um so auffal- ihm Anerkennung gezollt wird, dann ist viel gewonnen.
lender, als sie, ini Anlehnen an den Platonischen Kritias, Vorab ist einmal das schroffe Gegenüberstehen der Par-
glauben mochten ,
die Insel Atlantis sei versunken und teien gedämpft. Zwischen zwei Parteien , die derartig
bleibe in alle Ewigkeit versunken. In Alexandrien merkten gegenüberstehen, dass sie ein und dasselbe Schriftstück
die Griechen auf einmal, es ging ihnen ein Licht darüber anerkennen, zu dem ihrigen machen, zwischen denen hat
auf, dass die Atlantiker, weit davon entfernt, jenseits der der absolute Kiss seine Endschaft erreicht. So ist es
Säulen des Hercules versunken zu sein, vielmehr munter einmal vorläufig. Vielleicht kommt aber einmal in Zukwift
und rührig daher gingen. Den Juden fiel es nicht im das, was jetzt nicht ist, das ist die Zeit, wo der alche-
Traume ein, den Griechen aus dem Wege zu gehen. Sie mistische Hader verschiedener Parteien aufhört. Vielleicht
hatten sich nicht, nach Art der Aegypter ,
mit undurch- giebt dann gerade das gemeinsame Schriftstück den Impuls
dringlichen Schranken umgeben, im Gegentheil, sie waren, zur absoluten Einigung.
wie wir gesehen. Griechischen Anschauungsweisen sehr Die Ideen nun, die unserem Manne vorschweben, sind
zugänglich. Dass sie nun aber so weit gehen sollten, die so richtig, so fein durchdacht, dass, wenn es ihm gelingt,
Grundanschauungen ihrer Alchemie fallen zu lassen den , ein Schriftstück zu Stande zu bringen, welches alles das
Griechen zu Liebe fallen zu lassen, dazu hatten sie schlechte realisirt, was zu realisiren der Autor sich vorgesteckt hat,
Lust. Und so brach denn, wie es unter solchen Umständen dass dann die Anerkennung dieses Schriftstückes bei allen
nicht zu umgehen ist, ein Kampf aus. Das wai’ kein Parteien unausbleiblich sein muss. Der Autor reaKsirt
Platonischer Fabelkampf, in dem ein Gegner, der vom aber das, was zu realisiren er sich vorgesteckt hat. Das
Kampfe keine Ahnung hatte, munter auf dem Papiere Schriftstück ist die Tabula smaragdina (erster Reffaction).
:

besiegt wurde, das war ein effectiver Kampf, bei dem der Und mit dieser Tabula smaragdina erreicht er die Eini-
Gegner zur Stelle war, und über Platonische Eodomon- gung der Parteien, so weit sie unter den obwaltenden
taden lachte. Verhältnissen möglich war.
Es brach also in Alexandrien ein Kampf aus zwischen Das Schriftstück nun, wie es jener Autor in die Welt
Griechischen und Jüdischen Alchemisten, bei dem keine schickte, besitzen wir nicht mehr direct, sondern indirect.
Partei Lust zeigte, zu weichen. Dieser Kampf aber brachte Nämlich, nachdem dieses Schriftstück eine Zeit laug
einen Mann hervor, einen Jüdischen Alchemisten, der es existirt hatte ,
tritt ein neuer Autor auf, ebenfalls ein
durchschaute, dass bei den verschiedenen Grundlagen der Alexandrinischer Jude, der es mit Zusätzen versieht, er-i
Griechischen und Jüdischen Alchemie ein Sieg der einen weitert. Und in weiterer Zeitfolge tritt noch ein dritte;?
Partei über die andere eine Unmöglichkeit sei. Darum Autor auf, der einen neuen Schlusssatz anhängt. Dieses
dachte er an eine Einigung, wenigstens denn an eine sol- erweiterte Schriftstück, diese Tabula smaragdina dritter
che, wie sie unter den obwaltenden Verhältnissen möglich Eedaction, besitzen wir noch in Lateinischer Uebersetsung.
war. Und hierbei nun fasste er die biblische Schöpfungs- Aus ihr ist es nicht schwer, durch Streichung der Zusätze
geschichte in’s Auge. Diese Schöpfungsgeschichte, sagte die Tab. sm. in erster Redaction, das heisst, das Schrift-
er sich, zeigt, wie man ein Schriftstück, ein und dasselbe stück herzustellen, wie es der erste Autor brachte. Wir
Schriftstück haben, und es doch verschiedenen Interpre- werden die Tab. sm. erster Redaction kennen lorneu»
tationen unterwerfen kann. Hieran anlehnend kann ich nachdem wir die Tab. sm. dritter Redaction, das ist also
also ein Schriftstück entwerfen, welches trotzdem, dass es das Schriftstück in der Form, in der es uns heute noch
ein Schriftstück ist, doch verschiedenen Interpretationen vorliegt, haben kennen lernen.
unterliegen kann. Gelingt mir das, so ist meine Einigungs-
Idee realisirt. Wir haben dann ein Schiiftstück, das ist Allgemeine Vorbemerkungen über die
trnser Einigungspunct. Die Griechen interpretiren es in
ihrer Weise, die Juden in ihrer Weise, und um das Werk Tabula smaragdina.
zu krönen, müssen es auch die Aegypter in ihrer Weise Die Tabula smaragdina, dieses Schriftstück, welches ein
interpretiren können. Damit ist trotz des Einigungspunctes Alexandriner verfasst, ein anderer Alexandriner erweitert,
doch keiner Partei eine Fessel angelegt. Eine solche Art ein dritter Alexandriner noch ausserdem mit einem Schluss-
der Einigung war, wie die Sachen nun einmal lagen, den sätze versehen hat, ist für die Alchemie von der höchsten
Juden gewiss recht. Denn an der Hand der biblischen Wichtigkeit. Die ganze Alchemie zerfällt in zwei Perio-
Schöpfüngsgeschichte wurde denen die Idee, die einer den, in die Periode, welche vor der Tab. sm. liegt, und
solchen Einigung zu Grunde lag, sofort geläufig. Anders in die Periode, welche nach der Tab. sm. liegt. Seit
aber lag das Verhältniss in Bezug auf die Griechen, und der Zeit die Tab. sm. geschrieben, resp. zu Ansehen ge-
auf die war es hauptsächlich abgesehen. Das war noch kommen, dreht sich die Alchemie um die Tab. sm. Je
sehr die Frage, ob die sich in die Idee hinein arbeiten nachdem die Tab. sm. auf diese oder jene Weise inter-
würden, ein verschieden zu interpretirendes Schriftstück pretirt wird, ändert der Standpunct der Alchemie. Die
als einen Einigungspunct hinzunehmen. Darum dachte Alchemie, kann man in gewisser Beziehung sagen, ist in
sich der Mann, der die Einigung anstrebte, mit einem ihrer zweiten Periode die Tab. sm. Wie das nun näher
Schriftstück, welches einzig und allein den vorhin auseiu- liegt, werden wir im Verlauf dieser Schrift sattsam Gele-
andergesetzten Charakter trägt, kommst du am Ende nicht genheit haben, kennen zu lernen.
durch. Soll ein solches Schriftstück den Griechen geläufig Wir werden später kennen lernen, dass und wie Hermes
werden, so muss es ausserdem, dass es den verschiedenen eine nähere Relation zur Tab. sm. hat. Mystificationsweis
Parteien, namentlich der Jüdischen und der Griechischen, wird nun dieser Hermes zum Autor der Tab. smaragdina,
eine besondere Interpretation an die Hand giebt, auch und dann in weiterer Folge zum Moses, Canaan u. s. w.
noch einen besonderen Concentratiouspunct bieten. Und gestempelt. Damit im Zusammenhänge stehen denn die
fliesen Concentrationspunct entnimmt man am besten der folgenden Märchen:
Pathologie. Das Schriftstück muss einen besonderen Albertus Magnus erzählt in der ihm zugeschriebenen
l)athologischen Passus haben, den die Griechen auffassen. Schrift De secretis cheinicis: Alexander der Grosse sei auf
:

189 190

: seinen Zügen auf das Grab des Hermes gestossen, und sie über die Tab. sm , hätten also ihren Abhandlungen die
habe in diesem Grabe die Tab. sm. gefunden. (Wir ha- Tab. sm. voransetzen müssen, wenigstens denn durch-
ben die betreffende Schrift des Albertus nicht auftreiben schnittlich. Sie hielten das aber lür überflüssig, indem sie
können.) dachten, diesen Kanon der Alchemie hat Jeder, der sich
Wilhelm Christian Kriegsmann in seinem Com- für die Alchemie interessirt, von selbst in der Hand, wenn
mentar zur Tab. smaragd., Cap. 1, tischt uns folgen- er ihn nicht gar auswendig weiss. So dachte und dachte
des auf Jeder, bis es endlich so weit kam, dass der Nachwelt die
XJt taceam, traditionem de tabula hac, seculis (aliquot) Tab. sm. verloren gegangen wäre, wenn nicht noch gerade,
,j
post diluvium, in antro prope Hebron a muliere Zara als es Zeit war. Jemand auf die Idee gekommen wäre, sie
manibns cadaveris Hermetis exemptä, nulla sui parte male würde verloren gehen, wenn sie der Welt nicht geboten
se habere, si de Abrahami uxore Sara intelligatur cum : würde. Dieser Jemand ist eben Hortulanus, der sich durch
tempora denati Hermetis, id est Chanaani, Noachi nepotis, seine .schlichte Idee ein immenses Verdienst um die Alchemie
atque Sarae congruant, ac locus (urbs Hebron a Chanaani erwarb. Ohne die Tab. sm., wie sie uns Hortulanus bot,
sive Hermetis filio Heth exstructa, ad quam sedem fixerat würden uns die alchemistischen Speculationen zum grössten
Abraharaus) convenientissimus rei sit ; mos ad haec Phoe- Theile ewig ein ungelöstes Räthsel geblieben sein. Wie
nicum, postcrorum Hermetis, corpora demortuorum uncta wir bereits oben erwähnt, dreht sich die Alchemie, seit-
cavernis sepultum abstruendi, pulchre concordet; et persona dem die Tab. sm. aufgekommen, immer wieder um die
I
denique Abrahami in numerum chemicorum omnium yoto Tab. sm. Ohne die Tab. sm. würde uns der Schlüssel
recepta fuerit. fehlen, die mannigfachen Probleme der Alchemie zu er-
„Ganz davon zu schweigen, dass sich die Tradition über schliessen. Ja, selbst für die Periode der Alchemie, die
i
diese Tafel, die einige Jahrhunderte nach der Sündfluth vor der Tab. sm. liegt, ist die Tab. sm. von Wichtigkeit.
in einer Höhle bei Hebron von einer Frau, Zara, dem Man fragt sich, wie kommt man denn zu dem, was die
Leichnam des Hermes aus den Händen genommen sein Tab. sm. ursprünglich bringt, und erhält so höchst wich-
soll, dass sich diese Tradition gar nicht so übel macht, tige Fingerzeige für die alchemistischen Ansichten, die
•wenn man aniiimmt, sie ziele auf Sara, die Frau At^ra- vor der Tab. sm. liegen.
j
hams. Denn die Zeiten des verstorbenen Hermes, das ist Den Hortulanus, der auch Joannes de Garlandia, Jo-
Kanaans, des Enkels Noahs und (die Zeiten) Saras kom- annes Garlandius, Garlandus genannt wird, halten die
men überein. Auch passt der Ort ganz für die Sache, Einen für einen Engländer, die Anderen für einen Fran-
I
nämlich die Stadt Hebron, die von dem Sohne des Ka- zosen. Nimmt man ihn als Franzosen, so liegt es nahe,
naan oder des Hermes, Heth, erbaut, in deren Gegend ihm den Ort Garlande in Frankreich als Vaterstadt zu ge-
Abraham seinen Sitz aufgeschlagen. XJeberdies passt auch ben. Vielleicht handelt es sich aber beim Garlandus um
noch, dass es Sitte der Phönicier, der Nachkommen des „Gartenland“, indem das fette Gartenland dem nicht fetten
'
Hermes war, die Körper der Gestorbenen gesalbt in einer Feldland als „gar“ gegenüber gestellt wird. Dieser An-
I
Höhle zu verbergen (beizusetzen). Dazu kommt, dass sicht leistet der Name Hortulanus Vorschub, indem hor-

j
Abraham nach der Meinung, wie sie gang und gäbe ist, tulanus als Substantiv ein Gärtner ist, und als Adjectiv
zu den Alchemisten gezählt wird.“ das, was einen Garten betrifft. Es würde also auf die
j

Kriegsmann, den wir mit seinem Phönicier-Schwindel Weise Hortulanus das Latinisirte Garlandus oder Garlan-
später noch näher kennen lernen werden, hat sich seine dius sein, wie Xylander das Gräcisirte Holzmann, Me-
Tradition in eigener Machtvollkommenheit aus den Fin- lanchthon das Gräcisirte Schwarzerd ist, u. s. w.
gern gesogen. Nun einerlei, ob die Sache auf diese Weise Bei den Abendländischen Alchemisten werden wir noch
oder auf die Weise des Albertus M. angegriffen wird: — einmal auf den Hortulanus zurückkommen. Derselbe theilt
die Mystificationen sind mit Händen zu greifen. nicht nur den Text der Tab. sm. mit, sondern auch einen
Wie wir wissen, rührt die Tab. sm. von einem, resp. Commentar zu derselben im Sinne der Alchemie der ersten
zwei, resp. drei Alexandrinern her. Sie ist ursprünglich Abendländischen Periode. Einige bringen sogar einen
Griechisch geschrieben, der classischen Sprache bei den doppelten Commentar. Schwerlich wird aber Hortulanus
Alexandrinern. .\uf den Griechischen Urtext führen, ganz einen doppelten Commentar geschrieben haben, denn für
abgesehen davon, dass die Tab. sm. doch im Grunde nichts das, was er zu sagen hat, hat er in einem Commentar
anderes ist, als eine Schrift, welche die Juden den Grie- Platz genug. Wir für unseren Th eil kennen des Hortu-
chen präsentirten, und deren erstes Eequisitit es in Folge lanus Schrift aus dem Deutschen Theatrum cherai-
dessen war, in Griechischer Sprache abgefasst zu sein, cum von Roth-Scholz. Dort ist der Titel: Johannis Gar-
auf den Griechischen Urtext führen die, in der Lateinischen landii seu Hortulani, Angli, Compendium Alchimiae, oder
Uebersetzung stehen gebliebenen Griechischen Worte teles- Erklärung der smaragdischen Tafel Hermetis trismegisti.
mus und trismegistus, TfAfcr,aö? und rpif ^«ytCro?, ferner Aus dem Lateinischen in’s Teutsche übersetzt, und nun
der Griechische Gott Hermes und das dem Griechischen hierbei gefüget durch Friederich Roth-Scholtzen Hen-en-
,

ii nachgebildete Wort adaptatio. Wir besitzen den Griechi- stadio Silesium. Nüi-nberg 1729. Der Commentar erhält
sehen Urtext nicht mehr, sondern hlos eine Lateinische 21 Capitel; wenn man jedoch bereits mit dem 13. Capitel
so wii’d der Abrundung des Ganzen dadurch
j

Uebersetzung, die aber schon alt sein muss. abscliliesst


,

Die Tab. sm. ist so mysteriös gehalten, dass der Un- kein Eintrag gethan.
eingeweihte sie nicht verstehen kann. Es liegt daher, im Wie Kriegsmann sich zusammenarbeitet, dass der
Allgemeinen wenigstens, specielle Ausnahmen mögen immer Urtext der Tab. sm. ein Pliönicischer gewesen, werden
Vorkommen, gar kein Grund vor, anzunehmen, die Alche- wir später kennen lernen.
misten hätten die Tab. sm. geheim gehalten. Geheim-
klauber waren zwar diese Alchemisten, aber wozu sollten
sie die Tab. sm. geheim halten? Die konnte ausser ihnen
Der Lateinische Text der Tabula smarag-
ja doch Niemand verstehen. Also, wie gesagt, es liegt, diiia mit Deutscher Verhal-Uehersetzuiig.
mit speciellen Ausnahmen, gar kein Grund vor, anzunehmen,
die Alchemisten hätten die Tab. sm. geheim gehalten. Gerade so, wie wir den Text hier geben, befindet er
Trotzdem findet man sie nicht vor Hortulanus, einem sich auch in Her m
ann K
o p p : Geschichte der Chemie,
Abendländischen Alchemisten. Dies ist einfach dadurch Band 2, pag. 147. An anderen Orten findet er sich mit
zu erklären, dass man stillschweigend annahm, sie befände Varianten vor.
sich von selbst in den Händen eines Jeden, der sich für 1) Eine entstellende Variante, die indess häufig vorkonmit,
die Alchemie interessirte. Nehmen wir, um ein Analogon u. A. auch bei Libavius und Kriegsmann ist: sic omnes
zu haben, an, ein Theologe schriebe über irgend ein Ca- res fuerunt ab hac una re adaptatione statt adoptione.
pitel der Bibel. Nun denkt er, wer sich für die Sache Mehr gegen Ende steht: Hiuc erunt adaptationes mira-
interessirt, nimmt, wenn er nicht gar dieses Capitel aus- biles. Diese adaptationes gaben ohne Zweifel den Grund
wendig weiss, die Bibel zur Hand, und indem er das für das verkehrte adaptatione.
denkt, hält er es für überflüssig, seiner Abhandlung den 2) Dann kommt vor statt: ad p erp etr anda miracula
Text des betreffenden Capitels voranzusetzen, was er ei- rei unius: — ad praeparanda oder gar ad pene-
gentlich thun müsste. Ganz so ging es den Alchemisten t r a n d a miracula rei unius. Mit diesem penetranda liegt
in Bezug auf die Tab. sm. Indem sie schrieben, schrieben I
es ähnlich, wir vorhin mit dem adaptatione. Es wurde
191 192

dem später
liingesetzt folgenden; omnemque solidam pe- omnes Es bleibt dann: Separabis
bis versa fuerit in terram.

netrabit zu Liebe. bis Der Kest von: Sic mundus creatus bis
penetrabit.

3) Fernerstatt omnemque solidam penetrabit kommt


:
philosopbiae totius mundi wird daun wieder gestrichen.
vor: et omne solidum penetrabit. So bleibt denn als ui’sprünglicher Text der Tab. smar.
mundi
4) Endlich statt ; Pater omnis
telesmi totius übrig
est hic kommt die Variante vor; Hic est vis totius Quod est superius est sicut id quod est inferius, ad
, ,

mundi. perpetranda miracula rei unius.


Alle diese Varianten sind zu verwerfen. Wir müssen Separabis terram ab igne subtile a spisso suaviter
, ,

den Lateinischen Text der Tab. sm. Wort für Wort gerade magno cum ingenio ascendit a terra in coelum iterumque
;

so aufrecht erhalten, wie wir ihn hierher setzen. Dieser descendit in teJTam ct recipit vim superiorum et infe-
,

Lateinische Text ist; riorum.


Verum est sine mendacio, certum et verissimum. Sic habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiet a te
Quod est inferius est sicut id quod est superius. Et omnis obscuritas.
quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet
perpetranda miracula rei unius. Et sicut res omnes fue- omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.
runt ab uno, meditatione unius; sic omnes res natae fue-
runt ab hac una re adoptione.
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Portavit illud
Jüdische Interpretation der ersten Re-
ventus in ventre suo; nutrix ejus terra est. Pater omnis daction der Tabula smaragdina.
telesmi totius mundi est hic, vh’tus ejus integra est, si

versa fuerit in terram. Vorab merke man ff.


Separabis terram ab igne ,
subtile a spisso ,
suaviter Die Tab. smar. kann sich nicht um die Schöpfungs-
magno cum ingenio. geschichte drehen, denn es liegt ja auf der Hand, dass
Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in ter- gerade darin die Haupt-Differenz zwischen Griechen und
ram, et recipit vim superiorum et inferiorum. Juden bestand, dass die Griechen die Jüdische Schöpfungs-
Sic habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiet a te geschichte nicht anerkennen wollten. Würde die Tab,
omnis obscuritas. smar. die Schöpfungsgeschichte bieten, so würde sie von
Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis quia vincet ,
vorn herein den Griechen einen Stein des Anstosses ge-
omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit. boten haben. Weil die Tab. smar. nun nicht die Schöp-
Sic mundus creatus est. Hinc erunt adaptationes mira- fungsgeschichte bieten kann, so stellt sie sich auf die
biles, quarum modus est hic. Basis des arcanologischen Experimentes im Anlehnen an
Itaque vocatus sum Hermes trismegistus, habens die Schöpfungsgeschichte, oder im Griechischen Sinne km-z-
tres partes philosophiae totius mundi. weg auf die Basis des arcanologischen Experimentes.
Completum est quod dixi de operatione Solls. Hierin konnten die Griechen nicht den geringsten Anstoss
Deutsche Ver b al- Ueb er Setzung: finden, huldigen doch auch ihre Alchemisten, wie schon
Es ist wahr ohne Lüge, gewiss und sehr wahr. Thaies, dem arcanologischen Experimente.
Was das Untere ist, ist wie das, was das Obere ist. Wir verweisen in Bezug auf das arcanologische Expe-
Und das, was das Obere ist, dient, wie das, was das Un- riment auf das, was wir es in dem Abschnitte „Das arcano- :

tere ist, um die Wunder einer Sache zu Stande zu bringen. logische Experiment in Jüdischer Fassung“ haben kennen
Und wie alle Dinge von Einem herstammen, durch den lernen. Der Autor hält sich an die Executirung des Ex-
Plan Eines so stammen alle geschaffenen Dinge von dieser
: perimentes, wie es dort pro primo dargestellt wurde.
einen Sache her durch Adoption. Der Autor der Tab. smar. überspringt den ersten, den
Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter der Mond. Der vorbereitenden Act und fängt gleich mit der zweiten
,

Wind trug es im Bauche, seine Nährerin ist die Erde. Periode an. Es entwickelt sich nun Dampf und dieser
Es ist der Vater aller Vollendung der ganzen Welt, seine repräsentirt den Liquor hepatis und den Pulvis solaris.
Tugend ist vollkommen wenn es in Erde verwandelt
, Darüber handelt die Stelle Separabis terram ab igne etc.
:

worden. Und wenn der Dampf fort ist, dann bildet sich Acid.
Trenne die Erde vom Feuer, das Subtile vom Dichten, sulphur., Natron. Darüber handelt die Stelle Quod est :

successiv mit grosser Geschicklichkeit. superius etc.


Es steigt von der Erde zum Himmel, und steigt dann Nun gelangt man an der Hand des arcanologischen
wieder zur Erde hinab, und erhält die Kraft der Oberen Experimentes zuerst zum Liquor hepatis und P. solaris,
\md der Unteren. und dann erst zum Acid. sulphur. und Natron. Es sollte
So hast du den Euhm der ganzen Welt. Daher wird also eigentlich der Passus Separabis teiram ab igne etc.
:

von dir fliehen jegliche Finsterniss. da stehen, wo der Passus: Quod est superius etc. steht,
Das Stärke Stärke, weil sie jede subtile Sache
ist aller und dieser, wo jener steht. Das ist nun einfach ein
besiegt,und jede feste durchdringt. Hysteron - Proteron , zu dem man sich an der Hand der
So ist die Welt erschaffen. Daher stammen die v/un- biblischen Schöpfungsgeschichte die Berechtigung nimmt.
derbaren Anpassungen, deren Mass dieses ist. Es ist nämlich in der ersten Schöpfungs-Periode die Kede
Deswegen heisse ich der dreimalgrosse Hermes, von Wasser, Erde, Luft. Da sollte doch einmal zuerst
der ich habe drei Theile der Philosophie der ganzen Welt. von Wasser die Kede sein, es ist aber zuerst von Luft
Es ist vollendet, was ich von dem Wirken der Sonne (Himmel) die Kede, dann von Erde, und endlich kommt
gesagt habe. erst das Wasser. Wir haben hierüber bei der Alexandri-
nischen Interpretation der Schöpfungsgeschichte gespro-
chen. Es handelt sich also in der Schöpfungsgeschichte
Der Text der ersten Redaction der um ein Hysteron - Proteron und daran anlehnend bringt
,

Tabula smaragdina. der Autor der Tab. smar. auch hier ein Hysteron-Proteron.
An der Hand des arcanologischen Experimentes bewegt
Von dem Schriftstück, wie wir es im vorigen Abschnitt sich unser Autor zwischen 3 und 4 Arcanen. Er hat
haben kennen lernen, ist, um die ursprüngliche Tabula einerseits 3 Arcana: 1) Liquor hepatis - Pulvis solaris,
nmaragdina herauszubekommen, vorab zu streichen Com- :
2) Acid. sulphur., 3) Natron, weil Liquor hepatis und
pletum est quod dixi de operatione Solis, denn dieser P. solaris den einen Dampf repräsentiren mithin auch ,

Schlusssatz fällt der dritten Kedaction anheim. füglich als ein Arcanum figuriren. Er hat andererseits
Ist das gestrichen, so bleibt der Text der zweiten Ke- 4 Arcana: 1) Liquor hepatis, 2) P. solaris, 3) Acid. sul-
daction übrig. Von dem Texte der zweiten Kedaction ist phuricum, 4) Natron, weil der Dampf zwar ein einziger
nun, um weiter zum Text der ersten Kedaction zu kom- ist, die durch ihn repräsentii'ten Arcana aber eine Zwei-
men, vorab zu streichen der Anfang: Verum est sine men- zahl constituiren.
dacio etc. Dann der Passus; Quod est inferius est sicut Nach dieser Drei- oder Vier-Zahl der Arcana sind denn
it quod est superius. Et. Es bleibt: quod est superius est nun auch die Kubriken der Tab. smar. als 3 oder 4 auf-
sicut id quod est inferius ad perpetranda miracula zufassen.
rei unius. Nun wird wieder gestrichen: Et sicut res Nimmt man 4 Kubriken, so ist:
:

193 194

1. Rubrik: Quod est superius etc. Theil von ihnen kehrtum und verdickt sich unten zu
,

2. Rubrik: Separabis terram ab igne etc. Sulphur aurat. Daraus geht denn zum ersten hervor,
3. Rubrik: Sic habebis gloriam etc. dass auch bei der Darstellung des Sulphur aurat. ein
4. Rubrik: Haec est totius etc. Aufsteige-Process und ein Absteige - Process
Nimmt man 3 Rubriken, so theilt man die dritte Rubrik statt hat, und zum zweiten, dass Sulphur aurat. = Schwe-
von vorher in die beiden Theile : Sic habebis gloriam felluft, denn Sulphur aurat. ist ja dasselbe, was Hydro-
mundi
totius und Ideo fugiet a te omnis obscurita.s. Der thiongas ist, in verdickter Form.
Passus: Sic habebis wird zur zweiten Rubrik von vorhin Also, da bei der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr.
hinübergezogen. Der Passus: Ideo fugiet wird zur vier- sowohl, als bei der des Sulphur aurat. ein Aufsteige- und
ten Rubrik von vorhin hinübergezogen. ein Absteige -Process statt hat, so hat überhaupt bei der
Die Rubrik Haec est totius fortitudinis fortitudo etc.
: Darstellung des P. solaris ruber ein Aufsteige- und
ist der Concentrationspunct zwischen Griechen und Juden. ein Absteige-Process statt.
Es ist die pathologische Rubrik. Den Liquor hepatis lässt der Autor, sich an das hal-
tend, was aus dem Präpai-ate notorisch hervorriecht, zer-
Erste Rubrik. fallen: in den Schwefeitheil und in den Ammoniaktheil.
Quod est, sicut id quod
est superius, est iuferius, ad Wie wir nun wissen, stellten sich die Alten den Liquor
perpctranda miracula rei unius. hepatis dar durch Destillation von Schwefel Salmiak, ,

Auf Grund des Hysteron - Proteron sind Liquor hepatis Kalk. Dabei, sagt nun unser Autor, geht der Schwefel
und P. solaris vorweg als Dampf abgetrieben, und man in die Höhe und bildet Hydrothiongas, und der Salmiak
hat nun die troublirte Flüssigkeit, mit der das arcanolo- geht in die Höhe und bildet Ammoniak. Es hat also,
gische Experiment instituirt wird, an und für sich in’s sagt er, bei der Darstellung des Liquor hepatis ein Auf-
Auge zu fassen. Sie ergiebt Acid. sulphur. und Natron. steige-Process statt, entgegen dem, dass bei der Dar-
Davon tritt Acid. sulphur. nach oben, bildet also das su- stellung des P. solaris ein Aufsteige- und ein Absteige-
perius. Natron geht nach unten als Bodensatz, bildet Process statt hat.
also das inferius. Wir haben also bei der Darstellung des P. solaris ff.
Also: Quod est superius, das ist Acid. sulphur., dient Es gehen in die Höhe: Rothe Dämpfe, Hydrotlüongas.
dazu, wie das, quod est inferius, das ist Natron, um zu Diese hleiben aber nicht oben, sondern gehen herunter,
„perpetriren“ die Wunder einer Sache. Die eine Sache und bilden rothes Präcipitat und Sulphur aurat.
ist die arcanologische Flüssigkeit. Ihre miracula sind die Wir haben bei der Darstellung des Liquor hepatis ff.
Areana. Es gehen in die Höhe: Ammoniak, Hydrothiongas.
Das Wort perpetrare ist diplomatisch gewählt. Dasselbe Diese bleiben oben, und gehen nicht wieder herunter.
entspricht, natürlich wie das betreffende Wort der in Griechi- Es führt nun der Umstand dass Liquor hepatis und,

scher Sprache abgefassten Tab. smar., unserem „zu Stande P. solaris den einen Dampf der arcanologischen Flüssig-
bringen.“ Zu Stande bringen heisst: etwas zu Wege keit beim arcanologischen Experiment repräsentiren, dar.iuf,
bringen, bewerkstelligen. Es heisst aber auch: etwas zu sich die Darstellung des Liquor hepatis und P. sol.iris
Ende bringen, beendigen. Der Autor steuert auf das vereint zu denken. Thun wir das, so gehen in die
„beendigen“ los. Denn wenn man beim arcanologischen Höhe: Rothe Dämpfe, Hydrothiongas, Ammoniak, Hydro-
Experimente so weit gekommen Ist, dass man Acid. sul- thiongas. Das ist
phuricum und Natron hat, so ist das Experiment beendet. Ammoniak,
Hydrothiongas, Rothe Dämpfe.
Weil aber das Hysteron-Proteron verdeckt werden soll, ^ ^ ^

deswegen wählt er gerade den Ausdruck perpetrare. Der a b


der Sache Unkundige übersetzt dann: „bewerkstelligen.“ Sobald das nun alles oben ist, hat das Ammoniak und
Hydrothiongas a seine Mission erledigt. Denn diese als
Zweite Rubrik. Bestandtheile des Liquor hepatis brauchen ja blos aufen-
terram ab igne, subtile a spisso, suaviter
Separabis steigen, sie brauchen aber nicht wieder abzusteigen. Man

magno cum ingenio ascendit a terra in coelum iterumque schafft sie also bei Seite, und hat damit den Liquor hepatis.
;

descendit in terram, et recipit vim superiorum et in Dagegen kann man die rothen Dämpfe und Hydrothion-
feriorum. gas b nicht oben behalten. Sie sind noch kein P. solaris,
sie sollen es erst werden, und werden es dadurch, dass
Jetzt kommen Liquor hepatis und P. solaris an die
Reihe. sie erst wieder herunter müssen. Erst wenn sie wieder
Der Autor fasst den Pulv. solaris auf als Pulv. solaris unten sind, bilden sie Hydrarg. oxyd. rubr. und Sulphur
ruber. Dieser zerfällt in den Quecksilbertheil und in den aurat.
Antimontheil. Also in Bezug auf das arcanologische Experiment haben
Quecksilbertheil. Es wird davon ausgegangen, wir ff.
1)
dass das Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure dar- Nachdem das arcanologische Wasser dargestellt, be-
gestellt wird, dass sich also die charakteristischen rothen stehend aus den Thaletischen Grundstoffen und aus dem
Dämpfe (Untersalpetersäure) entwickeln. Diese rothen Thaletischen Operationsmaterial, nachdem dann Feuer
Dämpfe , sagt der Autor , sind Luft, und daraus geht untergelegt ist, und nun die zweite Periode anfängt, re-
hervor, dass das ganze Präparat, dass das Hydrarg. oxyd. präsentirt der Dampf, der in die Höhe geht, die vereinten
rubr. =
Luft. Denn , sagt er , das Präcipitat ist das- Liquor hepatis und P. solaris. In ihm haben wir vorab
einmal: Ammoniak, Hydrothiongas, rothe Dämpfe. Von
selbe was der rothe Dampf ist , wobei er sich einerseits
,

an die rothe Farbe beider hält, und andererseits das in’s diesen nehmen wir Ammoniak und einen Theil des Hy-
Auge fasst, dass je mehr rothe Dämpfe fortgehen, desto drothiongases weg dann haben wir den Liquor hepatis.
,

mehr Präcipitat sich entwickelt. Systematisch denkt er Demgemäss ist ein Theil des Dampfes weg. Den übrigen
sich denn die Sache derartig, dass nicht alle rothen Theil des Dampfes, bestehend aus dem zweiten Theile
Dämpfe in die weite Welt gehen, sondern dass ein Theil Hydrothiongas und den rothen Dämpfen schaffen wir
von ihnen umkehrt, nach unten geht, und sich unten zu nun zwar auch bei Seite, wir lassen ihn aber zuvor ab-
Präcipitat verdickt. Indem nun der Autor hieran anlehnt, steigen —
wodurch er übrigens seine Luft-, seine Dampf-
nimmt er an, dass bei der Darstellung des Hydrarg. oxyd. Natur nicht verliert, denn Hydrar. oxyd. ist rother Dampf
rubr. ein Aufsteige-Process und ein Absteige- in dicker Form und Sulphur aurat. ist Hydrothiongas in
Process statt hat. Der Aufsteige-Process liegt darin, dicker Form —
und nachdem er abgestiegen ist, haben wir
dass der rothe Dampf aufsteigt , der Absteige - Process in ihm den P. solaris ruber. Denn cs hat ja das fol-
darin, dass es eben dieser rothe Dampf ist, welcher wieder gende Uebersichtsverhältniss statt:
herabsteigt, nach unten geht, und dort das rothe Präci- Ammoniak Hydrothiongas Rothe Dämpfe
pitat bildet.
2) Antimontheil. Wenn man zu der Lösung des
Schlippeschen Salzes Schwefelsäure giesst, so entwickelt bleiben oben, gehen wieder
sich oben Hydrothiongas und unten Sulphur aurat. Hier und bilden herunter, und
sagt der Autor nun ganz wie vorher ,
nicht alle Dämpfe den Liquor bilden den
(Hydrothiongas) gehen in die weite Welt, sondern ein hepatis. Pulv. solaris.
13
195 196

Nun zu unserer Stelle! Schwefel, kurz zu terra werden; aber es wird prä-
Vorab bemerkt, dass da beisst: a terra: von unten,
sei sumtiv schon terra genannt.
in coelum: uacli oben, in terrain; nacli unten. Subtile = Ammoniak.
Also beisst ascendit a terra in coelum: Es steigt von S piss um sind die rothen Quecksilberdämpfe. Sie sind
unten nach oben das ist einfach Es steigt auf. Descendit
,
: zwar gasförmig, werden aber in Bezug darauf, dass sie
in terrain heisst: Es steigt nach unten oder es steigt ab. herunter sollen vorweg präsumtiv, schon ein Festes,
, ,

Dass nicht einfach steht ascendit und descendit geschieht spissum, genannt. Das liegt analog* wie vorher bei der ,

mit Eücksicht auf die Aegyptische Interpretation, bei der terra.


es in die Wagschale fällt, dass das Aufsteigen gerade In den Vorbemerkungen zu der vorliegenden zweiten
zum Himmel statt hat. Aber auch hier, bei der Jüdischen Rubrik haben wir kennen lernen, dass
Interpretation kann man sagen dass für den einfachen
, ,
oben sind:
Ausdruck „nach oben“ der Ausdruck'^ „gen Himmel“ ge- Ammoniak, Hydrotldongas, Rothe Dämpfe
braucht wird hat in Bezug darauf statt
,
dass hier von ,
/
7-
den Präparaten die Rede ist, welche dem kosmologischen und dass nun:
Himmel parallel laufen. Es ist also wohl geeignet, dass Ammoniak Hydrothiongas Rothe Dämpfe
der Himmel in die Sache gebracht wird. Hat man aber
erst einmal „nach oben“ mit in coelum übersetzt, so ist
damit auch gegeben dass man „von unten“ und „nach
,
oben bleiben, herunter-
unten“ 'mit a terra und in terrain übersetzt.
bei Seite ge- gehen, u. den
Es hat nun der Autor unsere Stelle zuvörderst ff. ent- schafft wer- Pulvis solaris
worfen :

den, und Li- bilden,


Ascendit a terra in coelum, tum altera pars separatur,
quor hepatis
et altera iterum descendit in terrain, et (totum) recipit
bilden.
viin superiorum et inferiorum.
Das würde sich denn, an die Ausdrucksweise des Passus
Das heisst: Der Dampf beim arcanologischen Experi- Separabis terram ab igne etc. lehnend, ff’, machen:
mente steigt auf. Nun wird ein Theil des Dampfes (der
Oben sind:
den Licpior bepatis ergiebt) bei Seite geschafft, der an-
Subtile Ignis
dere Theil des Dampfes (nämlich der der den P. solaris ,

ergiebt) steigt ab und das Ganze erhält die Kraft von


,
b a b
oberen Theilen und unteren Theildn, das heisst, trotzdem Ammoniak, Rothe Hydrothi- Hydrothi-
dass es nur ein Dampf ist, steigen doch in ihm meh- behält den Dämpfe, er- ongas, be- ongas, er-
rere Theile, nämlich Ammoniak, Hydrothiongas rother ,
Namen: halten prä- hält den hält prä-
Dampf auf, und mehrere Theile, nämlich Hydrothion- subtile. sumtiv den Namen: sumtiv den
gas und rotlier Dampf, ab. N amen ignis. Namen:
Nachdem nun der Autor die Stelle so entworfen, fasst spissum. terra.
er den Passus tum altera pars separatur aus dem Ganzen
: Und in Bezug hierauf haben wm:
iieraus, und setzt ihn nach vorn. Nicht nur das thut er Subtile Ignis Spissum
aber, sondern, indem er ihn nach vorn setzt, erweitert
Ignis Terra
er ihn auch. Indem er den Passus nach vorn setzt, wird
aus dem tum altera pars separatur: Separabis alteram bleiben oben, und gehen herunter, und
partem, und indem er ihn erweitert, wird aus der altera werden als Liquor bilden Pulvis so-
pars das, was separirt werden soll, und wovon es separirt hepatis bei Seite laris.
werden soll, das ist: Separabis terram ab igne, subtile geschafft.
a spisso. Also heisst die Stelle Separabis etc. Du hast oben:
Zu einem solchen Thun gellt der Autor deswegen über, Ammoniak (subtile) ,
Hydrotldongas a (ignis) , Hydrothi-
weil er markiren will, dass, trotzdem man den einen ongas b (terra) rothe Dämpfe (spissum).
, Nun trenne
Dampf des arcanologischen Wassers hat, dass dieser Dampf Hydrothiongas a (ignis) von Hydrothiongass b (terra), und
trotzdem zwei Arcana ergiebt, nämlich den Liquor hepatis trenne auch Ammoniak (subtile) von den rothen Dämpfen
und den P. solaris. Sobald er aber das markiren will, (spissum).
sobald er uns den Dampf als zwei Arcana präsentiren Nun wird angeknüpft: suaviter magno et ingenio.
will findet er es auch jiassend
, dass der Liquor hepatis
,
Thue das mit Vorsicht und Geschick. Du hast zwar sepa-
zuerst präsentirt wird, denn den hat man ja eher, als rirt, getrennt, damit hast du nun aber noch nicht den
mau den P. solaris hat der Liquor hepatis ist bereits bei
;
den Liquor hepatis. Das bei dem Trennen auf der einen
Seite geschafft, wenn der P. solaris erst noch herunter Seite Erhaltene, das ist Ammoniak und Hydrothiongas a,
muss. muss bei geschafft werden, das auf der anderen
Seite
Es wird nun der Liquor hepatis präsentirt in dem Seite Erhaltenemuss unangetastet bleiben, erst so hast
Passus: Separabis terram ab igne, subtile a spisso (sua- du den Liquor hepatis. Und um so mehr musst du mit
viter magno cum ingenio). Geschick verfahren, als eben so wohl, wie das subtile,
Es wii’d der ?. Ascen-
solaris präsentirt in dem Passus : welches auf den Liquor hepatis kommt, vom spissum, welches
dit a terra in coelum iterumque descendit in terram. Also auf den P. solaris kommt, getrennt werden soll, auch eben so-
bei der betreffenden Umwandlung der Stelle aus der Si- wohl der ignis, welcher auf den Liquor hepatis kommt, von
tuation, wie sie ursprünglich entworfen, fällt das ascendit der terra, welche auf den P. solaris kommt, getrennt werden
a terra in coelum exclusiv auf den P. solaris. Das lässt muss. Wie separirt werden soll subtile a spisso, so muss auch
sich bei dem Manoeuvre, wie es der Autor instituirt, nicht getrennt werden ignis a terra, nicht aber umgekehrt terra ab
anders bewerkstelligen verschlägt übrigens auch nicht. igne, wie im Text geschrieben steht. Lass dich also durch

,

Man kann nicht einwerfen, aber dann sind die Theile, die Arrangirung der Textworte nicht beirren. Dass nun
die den Liquor hepatis constituiren sollen ja gar nicht der Text bringet terram ab igne und nicht ignem a terra,
,

aufgestiegen. Das kann man nicht einwerfen, denn von geschieht mit Vorbedacht deswegen, um im Kleinen ein
diesen Theilen wird in dem Passus: Separabis terram ab Hysteron-Proteron zu bringen, und damit im Kleinen das
igne ausdrücklich gesagt, dass sie von den Dingen separirt zu thun , was in Bezug darauf, dass erst Acid. sulphur.
werden sollen, die wieder heruntergehen. Nun, dann und Natron, und dann erst Liquor hepatis und P. solaris
müssen die betreffenden Theile auch oben sein. abgehandelt wird, bei dem ganzen Abhandeln des arcano-
Es ist nun ignis Feuer Schwefel= =
Hydrothion- — logischen Experimentes im Grossen geschieht. Und nicht
gas, das ist das Hydrothiongas, welches in den Liquor nur darauf deutet das Hysteron-Proteron im Kleinen,
hepatis eingeht. Dem gegenüber ist sondern auch darauf, dass die Stelle Separabis etc. , wie
terra im Allgemeinen auch Schwefel, Hydrothiongas, sie hier vorliegt, anders ist, wie sie ursprünglich entworfen,
aber der Schwefel, das Hydrothiongas, welches wieder wie sie eigentlich sein sollte. Denn dass die Stelle so ist,
herunter soll und indem es heruntergeht
, zu festem ,
wie sie hier steht, und nicht so wie sie ursprünglich ent-
Schwefel, zu Erd-Schwefel, zu Sulphur aurat. wird. Die- worfen ist, eigentlich sein sollte, kommt am Ende auch
ses Hydrothiongas soll erst zu festem Schwefel, zu terra- wieder auf ein Hysteron-Proteron heraus. Also stosse dich
: :: , ,

197 198

nicht an diese „Durcheinander“, au diese Hystera-Protera. 10) Die Furcht des Herrn ist rein, und bleibt ewiglich.
j,
Entwickele dir das, was aus der Stelle zu entwickeln ist Die Rechte des Herrn sind wahrhaftig, allesammt gerecht.
I
suavitermagno cum ingenio. 11) Sie sind köstlicher, denn Gold und viel feines Gold;
Und nun müssen wir Zusehen, wie denn der Autor zu sie sind süsser, denn Honig und Honigseim.
I
der Idee kommt zu entwerfen ,
1 Auch wird dein Knecht durch sie erinnert und wer
2) ;

Ascendit a terra in coelum, tum altera pars separatur etc. sie hält, der hat grossen Lohn.
und statt dessen die Stelle so zu bringen, wie sie in der
Tab. sm. steht.
13) Wer kann merken, wie oft er fehlt? Verzeihe mir
die verborgenen Fehler.
Nun das liegt also Der Autor denkt sich man könne
: ,

annehmen, der Anfang der biblischen Schöpfungsgeschichte 14) Bewahre auch deinen Knecht vor den Stolzen, dass
sei auf Grund dessen, dass man vorab doch einmal das sie nicht über mich herrschen so werde ich ohne Wandel;

Wasser haben muss, ehe Luft und Erde in dasselbe hin- sein, und uiischnldig bleiben grosser Missethat.

eingeschaffen werden können, ff. entworfen: 15) Lass dir Wohlgefallen die Eede meines Mundes,
AmAnfang war es finster auf der Tiefe. Jetzt schuf und das Gespräch meines Herzens vor dir Herr mein , ,

Gott Luft und Erde und der Geist Gottes schwebte auf
,
Hort und mein Erlöser.
I
dem W asser. Dieser Psalm ist unserem Autor der alchemistische
Hier wird nun um zum Bibeltext zu kommen
, das , Psalm. In seinem Sinne handelt derselbe bis Vers 7
„Jetzt schuf Gott Luft und Erde“ herausgenommen, und inclus. die Kosmologie ab, und kommt dann zur Arcano-
nach vorn gebracht. Und indem das geschieht, wird der logie. Das Gesetz, das Zeugniss, die Befehle und die
Passus zugleich dilatii-t. Die Erde erhält das äoQctTOg Gebote Vers 8 und 9 repräsentiren die 4 Arcana. Ge-
in
xai axaiaaxfvagos- Auf diese Weise kommt denn der setz des Herrn Zeugniss des Herrn
,
Befehle des Herrn, ,

Bibeltext heraus Am Anfang schuf Gott Himmel und


:
Gebote des Herrn sind Synoiiima. Unter sie lässt sich
Erde, und die Erde war unsichtbar und unzubereitet. aber nicht einrangiren das, was der Vers 10 bringt, das
Und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes sind :die Furcht des Herrn und die Rechte (Gerichte) des
schwebte auf dem Wasser. Herrn. Diese bilden etwas besonders für sich Dastehendes.
Wie nun der Autor in Bezug auf den Anfang der bib- Dieses besonders Dastehende schliesst sich aber dem, was
lischen Schöpfungsgeschichte sagt so hat die Stelle ur- :
Vers 8 und 9 bringen, an. Das fasst der Autor der Tab.
sprünglich gelegen, und so liegt sie nach dem Bibeltexte, sm. nun vom arcanologischen Standpuncte derartig auf,
Ij
gerade so sagt er auch hier: so liegt die Stelle Separabis dass er sagt, der Arcanen-Vier schliesst sich die Arcanen-
I ursprünglich und so liegt sie nach dem Texte der Tabula Zwei an. Diese Are anen- Zwei ist darin repräsentirt, dass
smaragdina. im Anlehnen des arcanologischen Experimentes an die
Der Passus: Ascendit a terra in coelum iterumque de- Schöpfungsgeschichte die Arcana auf zwei Tage, den
scendit in terram macht sich in seiner Besonderstellung zweiten und dritten Tag kommen. Wie die Arcanen-Wer
dem P. solaris gegenüber sehr einfach. Er besagt, der P. ist: 1) Liquor hepatis, 2) P. solaris, 3) Acid. sulphur.,
solaris steigt auf, wie es der Liquor hepatis auch thut.
4) Natron, so ist die Arcaneii-Zvvei: 1) Liquor hepatis und
I
Der Unterschied ist nur der, dass der Liquor hepatis oben P. solaris, 2) Acid. sulphur. und Natron. Dieser Arca-
'
bleibt, wogegen der P. solaris itermn descendit in terram, nen-Zwei zu Liebe, das ist also dem zu Liebe, dass im
wieder herunter muss. Anlehnen des arcanologischen Experimentes an die Schöp-
Der Passus: et recipit vim superiorum et inferiorum fungsgeschichte zwei Tage beansprucht werden, erhalten
bezieht sich auf den Liquor hepatis und den P. solaris, denn auch in der Tab. sm. die Arcana zwei Rubriken.
also auf den ganzen Dampf. Dieser Passus bedeutet also Der Vers 11 schliesst sich der Arcanologie an. Die
dasselbe, was er bedeutet hat, wie die ganze Stelle Sepa- Arcana werden in dem Gold und feinen Gold als Äletalle
rabis etc. in ihrem ursprünglichen Entwurf dem Autor aufgefasst. Sie werden ferner im Honig und Honigseim
vorlag. Das ist ganz analog wie bei der in zweifacher
, vom Standpunct des Geschmackes oder vom Standpuncte
Form gedachten Bibelstelle „ Am Anfang schuf Gott u.
: der Pflanzensäfte, yvf^ioi aufgefasst. (Vergl. bei Plato.)
s. w.“ In dieser Bibelstelle steht nämlich der Schlusssatz
Die Septuaginta haben statt des feinen Goldes (iDDl)
„Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ beim ,

XiS-or xifiiov. Damit kommen denn auch die Arcana als


Bibeltexte ganz so da, wie er in dem, von unserem Autor
Minerale an die Reihe.
aufgestellten Entwürfe: „Am Anfang war es finster auf
der Tiefe“ dagestanden hat. Im Vers 12 wird der Alchemist durch die Arcana „er-
innert“. Der Text hat DPID ~)n‘J was die Septuaginta ,

Allgemeines über die dritte und vierte Rubrik. übersetzen: (fvXciaati avid beobachtet sie. Wer sie
Der Autor hat den 19. Psalm vor Augen, der nach der hält, das ist, w'er die Arcana am Eirankenbette anwendet,
Uebersetzuug Luthers ff. lautet: der hat dess grossen Lohn.
1) Ein Psalm Davids vorzusingen. Und wenn man nun, lehrt Vers 13, die Arcana anwen-
2) Die Himmel erzählen die. Ehre Gottes, und die Veste det, wer kann denn merken, wie oft er fehlt? "H xQtaig
verkündiget seiner Hände Werk. Xakenij das Urtheil ist schwer sagt Hippokrates. Ver-
, ,

3) Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht thut zeihe mir die verborgenen Fehler Gott möge verzeihen, :

es kund der andern. wenn wir fehlen. Wir sind Menschen, und können alle
4) Es ist keine Sprache nooh Eede, da man nicht ihre fehlen.
Stimme höre. Vers 14. Und wenn
wir nun nicht Alles curiren, denn
Schnur (Text: Qlp, Septuaginta: (pS-oyyos, wer möchte curiren können, dann kommen die
Alles
5) Ihre
Stolzen, die Schulärzte, machen ein grosses Geschrei und
Schall, was auch dem Sinn entspricht. Allerdings ist 1p
Schnur, Messsclmur. Vielleicht wird dabei an die Schnur,
sagen: Da haben wir es nun! —
Der Text hat für „vor
die Saite eines Instrumentes gedacht. geht aus in alle
den Stolzen“: OntD, and aXkorglmy.
die Septuaginta:
)
Lande, und ihre Eede an der Welt Ende; er hat der dXXoTQios heisst der Abgeneigte, der Entfremdete, der
I

Sonne eine Hütte in denselben gemacht. Feindliche. O Gott — mögen die nicht über mich herr-
,

schen, so werde ich ohne Wandel sein, und unschuldig


6) Und dieselbige geht heraus, wie ein Bräutigam aus
seiner Kammer und freut sich wie ein Held zu laufen bleiben grosser Missethat —
die der böse Leumund auf
den Weg.
, ,
mich wirft. —
Es ist übrigens zu bemerken, dass Luther,
an einem Ende des Himmels, und läuft
7 ) Sie geht auf indem er die Stolzen bringt, im Sinne der alcheinistischen
um wieder an dasselbe Ende
bis und bleibt nichts vor Interpretation des Psahnes übersetzt. Im Sinne des Psal-
;

j
ihrer Hitze verborgen. mes an und für sich liegt wohl mehr , dass das
sachlich aufgefasst, und auf die Sünde bezogen wird.
8) Das Gesetz des Herrn ist ohne Wandel, und erquickt
die Seele. Das Zeugniss des Herrn ist gewiss, und macht Indem wir uns nun an diesen Psahn halten werden ,

die Albernen weise. uns die Ausdrücke in der dritten und vierten Rubrik der
Tab. sm. klar werden.
9) Die Befehle des Herrn sind richtig, und erfreuen
das Herz. Die Gebote des Herrn sind lauter rmd er-
Die gloria in der dritten Rubrik zielt auf die „ Ehre
,

leuchten die Augen. Gottes“ des Vers 2. Im Texte heisst es: ^D^, das
199 200

ist Lateiuisch; g'loria Dei. An diese gloria Dei lehnt Der Autor weist nun in dieser Rubrik auf das hin, was
auch die Französische Uebersetzung: Les cieux racontent die vorigen Rubriken bringen, und so würde er denn
la gloire de Dien welche viel sachentsprechender ist,
,
haben
als die Luthersche: Die Himmel erzählen die Ehre Sic habebis gloriam des arcanologischen Experimentes.
. . .

Gottes. Die Septuaginta haben: dojot 0eov. Nicht das allein will er aber sagen. Er will sagen, du
Die obsciu’itas in der dritten Rubrik zielt auf Vers 8 hast zwar, wenn du die Sache so betrachtest, wie sie hier
und 9, indem in ihnen steht: gezeichnet, nichts anderes, als das arcanologische Experi-
und macht die Albernen weise ment. Du musst aber weiter gehen. Das arcanologische
und erleuchtet die Augen Experiment läuft der Schöpfungsgeschichte parallel, indem
Obscuritas ist nämlich (analog dem betreffenden Worte du also das arcanologische Experiment hast, hast du auch
im Griechischen Texte der Tab. sm.) einerseits: Dunkel- die Schöpfungsgeschichte. Und darum sagt er: Sic habebis
heit in Bezug auf das Augenlicht. So kann man gerade gloriam totius mundi. So hast du (wirst du haben) die
zu sagen: obscuritas oculorum. Atidererseits ist obscuri- Alchemie der ganzen Welt. Du hast nicht nur Alchemie
tas aber auch „Dunkelheit“ in metaphorischer Weise, und der arcanologischen Welt, sondern auch die Alchemie der
bezieht sich auf das Nichtverstehen einer Sache. Res ob- ko.smologischen Welt, und somit der ganzen Welt, to-
scura ist eine Sache, die schwer einzusehen ist. tius mundi.
Wenn also der Autor der Tab. smaragd. sagt: Ideo fugiet Der zweite Satz Ideo fugiet a te omnis obscuritas ist
:

a te obscuritas, so hat er ganz den Doppelbegriff des nichts mehr und nichts weniger als ein Anflicksei. Wenn
Vers 8 und 9 vor Augen, und will emerseits interpretirt dieser Satz nicht dastände, würde der Sinn der Tab. sm.
wissen: Du wirst aus einem Albernen ein Weiser, das nicht um ein Titelchen anders sein, als er jetzt ist. Dass
ist aus einem Nicht - Wissenden ein Wissender, anderer- er mm dasteht, hat als Grund, dass die dritte Rubrik
seits : Deine Augen werden erleuchtet werden es wird , zweitheilig gemacht werden soll. Wir wissen, dass darauf
dir wie Schuppen von den Augen fallen. Gerade deswegen, losgesteuert wird, dass man die Berechtigung haben soll,
um auf das Doppelbild des Vers 8 und 9, welches sich an die 4 Rubriken einerseits, und andererseits auch wieder 3 Ru-
obscuritas knüpft, hinzuweisen, gerade deswegen steht nicht briken anzunehmen. Würde nun die dritte Rubrik kurz-
Ideo fugiet a te obscuritas, sondern omnis obscuritas. weg heissen Sic habebis gloriam totius mundi, so würde
:

Das vincere et peuetrare der vierten Rubrik ist das beim Dreitheilig-Machen der Tab. sm. die zweite Rubrik
„herrschen“ des Vers 14, Lateinisch dominari in, Grie- ein zu grosses Uebergewicht erhalten, denn nur sie wäre
cliisch xQciTfly. Die Septuaginta haben: xajaxuQUÜety, dann in der Lage, hinüberzuziehen. Jetzt dagegen, wo
was auf dasselbe hinauskommt. Das XQcntlv wird in vin- das Ideo etc. hinzukommt, erhält auch die vierte Rubrik
cere et peuetrare auseinaudergezogen. das zu durch- Um ein Etwas, was sie zu sich hinüberziehen kann. Dadurch
schauen, dazu giebt die Tabula Democritica die wir ,
hält dann die vierte Rubrik der zweiten das Gleichgewicht.
später kennen lernen werden, einen Anhaltspunct. Demo- Und nicht nur das, sondern auch der ersten Rubrik hält
krit wandelt das peuetrare (nicht vincere et peuetrare) die vierte das Gleichgewicht. Denn da die beiden ersten
wieder in das y.ouTSly um, und setzt damit, wenigstens Rubriken den Inbegiüft’ der Arcana bringen, so gehören
denn theilweise, das „herrschen“ des Vers 14 wieder in sie zusammen.
sein altes Recht ein. Wer nun hen’scht, der hat Stärke, Nimmt man nun die dritte Rubrik selbständig, so heisst
fortitudo. Die fortitudo der Schulärzte bestellt darin, sie: So, indem du das hast, was die erste und zweite
was sie am Krankenbette thun, die fortitudo der Alche- Rubrik bringen, hast du die Alchemie der ganzen Welt,
misten sind dagjßgen die Arcana. So kommt in die patho- der arcanologischen und der kosmologischen, und indem
logische Rubrik die fortitudo hinein. du das einsiehst, flieht dich die obscuritas, omnis obscu-
Es lehnen sich also au den Psalm 19 die Ausdrücke ritas in Bezug darauf, dass vorhin gesagt ist, totius
gloria obscuritas
, fortitudo , vincere penetrare.
, Davon mundi.
,

kommt nur der Ausdruck gloria selbst im Psalm vor, die Fällt die Selbstständigkeit der dritten Rubrik, so rückt
übrigen muss man sich herausinterpretiren. Das ist nun das Sic habebis gloriam totius mundi in die zweite Ru-
wohl überlegt. Gloria soll das Stichwort bilden, womit brik, bildet deren Schlusssatz und heisst dann: Indem du
auf den Psalm 19 hingewiesen wird. Und ist einmal so nun Liquor hepatis und P. solaris hast, hast du nicht nur
auf den Psalm hiiigewiesen, so soll sich der Leser das die Alchemie der zweiten Rubrik, sondern auch die Alche-
Uebrige selbst herausfinden. Das Anschmiegen der betref- mie der ersten Rubrik. Acid. sulphur. und Natron bilden
fenden Ausdrücke an den Psalm soll nämlich den Griechen eine Rubrik und Liquor hepatis und P. solaris bilden
gegenüber verdeckt bleiben, was unmöglich geworden wieder eine Rubrik. Dadixrch musst du dich nun nicht
wäre, wenn noch andere Worte, wie gloria, aus dem Psalm irre leiten lassenund sagen, in Acid. sulphur. und Natron
herangezogen worden wären. Wäre den Griechen, we- habe ich etwas absolut besonderes, und im Liquor hepatis
nigstens denn von vorn herein nicht verdeckt geblieben, und P. solaris wieder. Nein sie sind trotz der Unter-
, ,

dass die dritte und vierte Rubrik der Tab. sm. au bringung in zwei Rubriken von einem Gesichtspuncte, von
den
Psalm 19 aulehnen, so hätten sie die Tab. sm. nicht hin- dem Gesichtspuncte des totus mundus, des Inbegrifl'es der
genommen. Denn die Griechen waren gegen jedes Alche- Arcanen-Vier Arcanen-Drei Arcanen Zwei, aufzufassen.
, ,

mistische, welches an die Bibel anlehnt. Ebenso wie der Und nicht nur das, sondern noch mehr. Indem du die
Autor sich jede Aussicht, dass die Tab. sm. von den 4, 3, 2 hast, hast du die 7 Arcana. Die 4, 3, 2 ist die
Griechen acceptirt werden wüi'de, selbst genommen hätte, Restringirung der 7 Arcana Trotzdem die 4 3,2 eine ,

v enn er in der Tab. sm. statt des arcanologischen Expe-


4, 3, 2 ist und keine 7, umfasst sie doch den totus mun-
riinentes die Schöpfungsgeschichte herangezogeii hätte, dus alle Arcana.
:

eben so hätte er sich dieselbe Aussicht selbst genommen, Und wie beim Pallen der Selbstständigkeit der dritten
wenn er mit dem Psalm 19 offen hervorgetreten wäre, Rubrik das Sic habebis gloriam in die zweite Rubrik rückt,
das ist, wenn er, wie das in seinem Sinne nahe lag, meh- so rückt das Ideo fugtet a te omnis obscuritas in die vierte
rere Ausdrucksweisen -dieses für ihn so wichtigen Rubrik. Es wird dann obscuritas zu „ Rath- und That-
Psalmes
direct herangezogen hätte.
losigkeit am Krankenbette“. Die vierte Rubrik fängt dann
an: Auf Grund dessen nun, dass du den Inbegriff der
Dritte Rubrik.
Arcana hast, flieht dich die Rath- und Thatlosigkeit am
Sic habel)is gloriam totius mundi. Ideo fugiet a te Krankenbette, denn Haec est totius fortitudinis etc.
:

omnis obscuritas.
Wegen der orte gloria Dei, welche im zweiten Verse Vierte Rubrik.
Vorkommen, nannten die Juden überhaupt zu jener Zeit, Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis quia viiicot
oder der Autor der Tab. sm. für sich, den Psalm 19 die Gloria ,

omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.


Dei. Weil nun der Autor in diesem Psalm den alchemistischen
Das ist nun in Griechisch-Lateinischer Axisdruckswcisc
Psalm hat, und dieser Psalm den Namen Gloria Dei führt, gerade so, als wenn dastäude: Hic est fortitudo, et qui-
deswegen nennt er Alchemie: Gloria Dei oder Gloria. dem eam ob causam est fortitudo, quia etc. Das ist:
Indem ferner die erste und zweite Rubrik das arcano- Vorhin habe ich dir die gloria präsentirt, hier präsentiro
logische Experiment bringen, hat man, auf sie hinweisend,
ich dir die fortitudo , und diese fortitudo , die ich dir
die Alchemie (Gloria) de.s arcanologischen Experimentes.
präsentire ,
ist deswegen eine fortitudo ,
weil sie u. s. w.
: , :

201 202

Die fortitudo, die Stärke, welche präseutirt wird, sind geht, dass cs, um seine Mission zu erfiillen, in den flüs-
die Arcana, und die Arcana bilden deswegen eine Stärke, sigen Zustand übergehen muss, das beutet der Autor
weil diese oder was sich gleich bleibt, weil das
Stärke, dazu aus, hier das subtile, die res subtilis, nicht nur als
Arcanum Arcana), vincet et penetrabit.
(die Tiyfv/Lia, sondern andererseits auch als Humor autzufassen,
Um besonders darauf hinzuweisen, dass fortitudo auf und damit ist denn res subtilis =; Pneuma - Humor.
die Arcana zielt, steht totius fortitudinis fortitudo fortis Omnis res subtilis, omnisres solida ist: jeglicher
statt einfachen fortitudo. Hält man
des sich bei dieser Pneuma -Humor, jegliches Solidum.
Ausdrucksweise an das Gleichlautende des Substantivs und Also im Sinne der Alexandrinischen Schule liegt es
des Adjectivs, so hat man es mit den 3 Worten: fortitu- sehr nahe, dass das
dinis foi titudo
, fortis zu thun, und diese zielen auf die
,
Haec est fortitudo —
quia dominatur in corpus
Arcanen-Drei. Hält man sich aber daran, dass noch oben- aufgefasst wird als:
drein totius fortitudinis steht, so hat man in der tota for- Haec est fortitudo —
quia dominatur in omnem rem
titudo ein Doppeltes, dem sich dann ferner fortitudo fortis subtilem omnemque solidam.
anreiht, womit denn ein Vierfaches herauskommt, welches Und ferner, weil nun das corpus in zwei Theile aus-
auf die Arcanen - Vier zielt. Hält man sich daran dass ,
einandergezogeu wird, in die res subtiles und in die res
das Substantiv fortitudo zweimal vorkommt, so hat man solidae, deswegen wird auch das dominari in zwei Theile
die Arcanen - Zwei. auseinandergezogen, in das vincere und penetrare. Das
Die Stärke der Arcana besteht nun, aulehnend an den vincere wird der res subtilis gegeben, wobei gedacht wird,
Vers 14 des Psalm 19, darin, dass sie herrschen. Das wenn einmal die fortitudo die res subtilis besiegt hat, so
Reich, in dem sie herrschen ist der menschliche K ö r p e r. kommt das „herrschen“ von selbst im zweiten Theile,
Es herrscht die Stärke der Ai’cana über den Körper. Also denn der Sieg-er herrscht über den Besiegten. Das pene-
hat man zunächst: trare wird der res solida gegeben. Hierbei wii’d auf das
Haec est fortitudo (totius fortitudinis fortitudo fortis), Parenchyma, jiaQtyXvua des Erasistratus losgesteuert.
quia dominatur in corpus. (Vcrgl. Galen: Commentarius in libr. de natura hominis).
Nun wird das dominari auseinandergezogen in: vin- Das solidum wird dem Parenchyma zur Seite gestellt,
cere et penetrare, und das corpus in: omnis res subtilis und wie der Humor in das Parenchyma dringt, so dringt
und omnis res solida, und damit kommt denn die Fassung das Arcanum in das solidum, durchdringt es vollständig,
der Stelle heraus, wie sie hier vorliegt. und wirft sich so zum Herrscher desselben auf.
Die Leliren der alten sogenannten „Schulen“, von denen Damit haben wir denn
wir in der Geschichte der Medicin lesen, z. B. der humo- Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet
ralpathologischen Schule der Alexandrinischen Schule,
,
omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit:
der empirischen Schule, der methodischen Schule u. s. w. Hier hast du die, in den Arcanen vertretene cumulirte
bilden nichts anderes, als den Inbegritf alchemistisch-patho- Stärke, welche deswegen eine Stärke, die wahre Stärke
logischer Speculationen wie sie der eine alchcmistische
,
ist, weil sie, die Stärke, oder es, das Arcanum, jeglichen
lehrende Arzt so, und der andere anders aufstellte. Z. B. Pneuma -Humor besiegt, und jegliches Solidum durch-
bei der humoralpathologischen Schule haben wir die Lehre dringt.
von den 4 Humores der gelben und schwarzen Galle,
,
Das Futurum vincet, penetrabit involvirt, dass das vin-
dem Phlegma, dem Blut, welche 4 Humores den 4 Arcanis cere et penetrare statt haben wird, wenn man die Ar
gegenübergestellt wurden. Bei der methodischen Schule cana am Krankenbette anwendet. Dies Futurum schmiegt
haben wir die Lehre von den 3 Cönoteten ( xo/r'dr)jTf f, sich oratorisch der vorangegangenen Futural-Sprache bei
Zustände des Körpers), die da sipd qiyv(oai-g, qCais und separabis (2. Rubrik), und habebis und fugiet (3. Rubrik)
ein aus beiden gemischter Zustand; u. s. w. Von diesen an. Das Futurum separabis nimmt den Standpunct des
alchemistisch-pathologischen Lehren )iatten die Schulärzte Imperativs ein. Bei habebis und fugiet liegt das Futurum
(und damit unsere heutigen Historiker) höchst abenteuer- analog wie bei vincet et penetrabit. \V enn du das und
liche Vorstellungen, weil ihnen die Hauptbasis zu deren das thust (das arcanologische Experiment machst) dann ,

Verstäudniss, das ist die Kenntniss der Arcana, fehlte. w'irst du haben, dann wird dich fliehen. In derartiger
Sie können eben nur dem klar werden der au courant ,
Futural-Redeweise liegt nach Griechischer Redeweise wei-
der Alchemie ist. Wir für unseren Theil können nun auf ter nichts Gesuchtes.
die alchemistisch-pathologischen Speculationen der einzel-
nen Schulen hier nicht näher eingelien. Das würde viel Griechische Interpretation der ersten
zu weit führen. Das Ziel, welches wir uns vorgesteckt haben,
ist die Darlegung der Alchemie, nicht aber die Darlegung
Redaction der Tabula smaragdina.
der Anwendung der Arcana am Krankenbette und die Ge- Sie macht sich an der IJand des Griechisch- Alexandri-
schichte dieser Anwendung. Der geneigte Leser wolle nischen Schemas. Vorab weisen wir auf ff. hin
. sich daher damit begnügen, wenn wir ihm kurz weg sagen, Wir wissen, dass, w'enn der Autor der Tab. sm. den
dass die Alexandrinische Schule, an deren Spitze nament- Griechen ein Schriftstück bietet, welches einen Anhalts-
lich Erasistratus (um 300 a. C.) stand einer Pneumato- ,
punct zur Einigung geben soll, dass dieses Schriftstück
Humoral - Solidarpathologie (Pneuma, nriCjua Luft) — vorab einmal im Sinne der Griechischen Alchemie muss
huldigte; das heisst, dass diese Schule, indem sie den interpretirt werden können. Das aber reicht präsumtiv
menschlichen Körper den Arcanis gegenübersezt, den Körper nicht hin. Es ist sehr gerathen dass der Autor in die-
,

in’s Auge fasst vom Standpunct des nvtvfxa, des Humor, sem Schriftstück einen besonderen pathologischen Concen-
des Solidum. trationspunct bietet. Darauf haben wir in dem Abschnitte:
Wenn nun der Autor der Tab. sm. hier von res sub- „Alchemistische Parteien in Alexandrien“ hingewiesen.
tilis und res solida spricht, so fasst er den Körper auf Das sind also die Hauptrücksichten die der Autor den ,

vom Standpunct des nytv/ua, des Humor, des Solidum, Griechen gegenüber zu nehmen hat Interpretation der
:

und befindet sich damit au niveau der Alexandrinischen Tab. sm. im Griechischen Sinne, pathologischer Concen-
Schule. Indem die Stärke der Arcana über den Körper trationsi)unct. Neben diesen Hauptrücksichten drängen
herrscht, herrscht sie über das Pneuma, den Humor, das sich nun aber dem Autor, indem er an die Ausführung
Solidum. Das Solidum ist direct ausgedrückt (quia pene- seines Werkes geht, noch mancherlei Nebenrücksichten
trat omnem rem solidara), der Pneuma- Humor ist indirect auf. AVir haben als solche bereits bei der Jüdischen
gegeben als subtile (quia vincit omnem rem subtilem). Interpretation der Tab. sm. kennen lernen: die Rücksicht,
Dass nun das subtile das Pneuma und den Humor um- dass er die biblische Schöpfung.sgeschichte nicht bietet,
fasst, liegt ff. die Rücksicht, dass er mit dem Psalm 19 nur verdeckt
In der Stelle Separabis terrara ab igne, subtile a spisso hervortritt. Diese letzteren Rücksichten waren den Grie-
ist subtile das Luftförmige das führt hier in sehr nahe
,
chen gegenüber zu nehmen in so fern sie Griechen und
,

liegender Weise auf das nysvfxct. Das subtile aber, wel- keine Juden waren. Wir kommen jetzt zu einer Neben-
ches in jener Stelle bei Seite geschafft wurde bildet im ,
rücksicht, die den Griechen gegenüber zu nehmen w'ar,
Verein mit dem ignis den flüssigen Liquor hepatis, es in so fern sie als Griechen eben Griechen waren. Wir wer-
geht also vom luftförmigen Zustande in den fiüssigen Zu- den im zweitfolgenden Abschnitte die Aegyptische Interpre-
stand über. Dass es nun in den flüssigen Zustand über- tation der Tab. sm. kennen lernen, das ist die Interpre-
203 204

tatioii, welche der Autor den Aegyptern bietet. In dieser Luft. Und das führt darauf, dass wo es sich darum han-
Interpretation muss er den Aegyptern ihre Alchemie intaet delt, ob das Feuerarcanum oder das Luftarcanum oben
bringen er darf nichts auch nicht den Schatten einer
,
stehen soll, das führt darauf, dass das Luftarcanum oben
,

Anspielung, bringen, was darauf hindeuten könnte : Euere stehen muss, und das Feuerarcanum unten.
Alchemie lehrt dies und jenes zwar so und so, es könnte Ich will nun, sagt der Autor ferner, nicht weiter an
aber, bei Lichte betrachtet, doch auch so und so gefasst wer- euerem Schema rütteln. Das soll bleiben wie es ist, nämlich
den. Das darf er nicht, wenn er bei den Aegyptern nicht an- Acid. sulphur. Liquor hepatis
j j | jj
stossen will. Das wären Neuerungen gewesen, bei denen ihm Natron
I
P. solaris j

die Aegyptischen Priester ihr; „Anathema esto!“ entgegen- Aber ich werfe ein, dass in der zweiten Gruppe dem Li-
gedonnert hätten. Den Aegyptern also muss der Autor ihre quor hepatis der oberste Platz wohl insofern gebührt, als
Alchemie so bringen, wie sie gerade ist, eben deswegen, er das Wasser repräsentirt, nicht aber insofern er das
weil sie —Aegypter sind. Das macht sich bei dem mobilen Feuer repräsentirt. Als Repräsentant des Feuers müsste
Geiste der Griechen nun gerade umgekehrt. Die klebten Liquor hepatis gerade unten stehen, denn wo es sich um
nicht am Alten. Würde sich der Autor ilmen derartig Feuer und Luft handelt, und darum handelt es sich in der
gegenüberstellen, dass er, ihnen die Tab. sm. bietend, sagt: zweiten Gruppe, muss das Feuer unten stehen und die Luft
Hier präsentire ich euch euer Alexandrinisches Schema oben. Soll also der Liquor hepatis da stehen bleiben,
so war präsumtiv anzunehmen, dass die Griechen sagten: wo er steht, so muss seine Feuer -Eigenschaft fallen, und
Nun, das ist nichts neues, mysteriöse Worte, und dahinter er muss der Luft -Eigenschaft theilhaftig werden, er muss
das, was wir längst wissen; das sind wohlfeile Riemen, zum Wasser-Luft-Arcanum werden, wohingegen der P. so-
die von unserem Leder geschnitten sind Indem der
! laris zum Erd-Feuer-Arcanum wird.
Autor den Griechen die Tab. sm. bietet, hat er die Rück- Das, sagt der Autor der Tab. sm., werfe ich euch ein.
sicht zu nehmen, dass er ihnen etwas bietet, was ihren Ich will gerade nicht sagen, dass ihr auf einem Irrwege
Geist anregt, an dem sie, um uns eines banalen Aus- seid, wenn ihr den Liquor hepatis zum Feuerarcanum stem-
druckes zu bedienen, etwas zu kauen haben. Nxir so be- pelt und den P. solaris zum Luftarcanum. Aber zu über-
kam ein Grieche rechtes Interesse für die Sache. Die legen ist die Sache, um so mehr als ihr mit euerer Aufstellung
Griechen mussten in der Tab. sm. zwar ihre Alexandri- Opposition bildet gegen Empedokles, Plato und Aristoteles,
nische Alchemie wieder finden, denn hätte das nicht statt die ganz so, wie ich es an der Hand meiner Calculation
gehabt, so war ihnen eben nicht das geboten was ihnen , herausbringe, die Aufstellung machten, Liquor hepatis sei
zu bieten war. Aber indem sie ihnen geboten wurde, das Luftarcanum und P. solaris das Feuerarcanum.
mussten leise Zweifel erhoben werden in dem Genre: Ihr Dieser Zweifel nun, ob Liquor hepatis Feuer- oder Luft-
sagt zwar dieses und jenes, nun, wir wollen es gerade arcanum, P. solaris Luft- oder Feuerarcanum, findet in der
nicht bestreiten, aber wenn man die Sache doch nun Griechischen Interpretation der Tab. sm. einen Ausdruck.
einmal bei Licht betrachtet, so wird dieser und jener Und indem der Autor ihm einen Ausdruck giebt, arbeitet
Zweifel rege, ob das nicht so, und jenes go sein könnte. er der Rücksicht in die Hände, von der wir oben gesehen,
Gelingt dem Autor das, so hat er die Griechen gefesselt, dass sie den Griechen gegenüber zu nehmen wohl gerecht-
und indem er sie einmal vorab gefesselt hat, ist er einen fertigt ist.
Schritt weiter, um bei ihnen mit der Tab. sm. zu reüssiren. Nach der Griechischen Interpretation hat die Tab. sm.
Indem nun der Autor sich nach einem Mittel umsieht, 4 Rubriken, die 4 Rubriken die wir aus der Jüdischen
um die so eben auseinandergesetzte Rücksicht zu reali- Interpretation kennen, und welche den 4 Arcanis Acidum :

siren, bietet sich ihm dies in der Opposition der Alexan- sulphur., Natron, Liquor hepatis, P. solaris entsprechen.
drinischen Griechen, welche sie in der Art und Weise, Ein Reduciren der 4 Rubriken auf 3 hat nicht statt.
wie sie Feuer und Luft dem Liquor hepatis und P. solaris Dass die 4 Arcana auf 2 Rubriken distribuirt werden,
gegenüberstellen, gegen Empedokles, Plato und Aristoteles liegt auf der Hand. Die 1. Rubrik bildet die erste Ar-
bilden. Wir wissen (vergl. den Abschnitt: Griechische canengruppe des Alexandrinischen Schemas, die 2. Rubrik
Alchemie in Alexandrien) dass die Griechen sagen dass
, , die zweite Arcanengruppe desselben Schemas.
man da, wo man Wasser hat, auch auf Grund des Was- Auf die pathologische Rubrik brauchen wir bei der
serverwandlungs - Experimentes Erde hat, dass man aber Griechischen Interpretation nicht weiter einzugehen. Sie
nicht umgekehrt da, wo man Erde hat, Wasser hat. Und ist gerade so zu interpretiren, wie bei der Jüdischen Inter-
dies Verhältniss, sagen sie, zeigt, dass da, wo man Wasser pretation. Natürlich, sie soll ja principiell gerade das bil-
und Erde hat, Wasser die erste Rolle spielt. Wir wissen, den,. worin man sich einigt, worin man denselben Anschau-
dass sie ganz analog sagen, wenn man Feuer hat, so ungen huldigt.
hat man auch Luft, nicht aber umgekehrt hat man da,
wo man Luft hat, Feuer. Also spielt da, wo man Feuer Erste Rubrik.
und Luft hat, das Feuer die erste Rolle. Dieses Spielen Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad per-
der ersten Rolle von Wasser und Feuer zogen sie petranda miracula rei unius.
denn heran, um in den betreffenden Gruppen Acid. sulp hur. Man muss sich die Sache so denken, als wenn der Autor
und Liquor hepatis oben zu bekommen, resp. um die das Alexandrinische Schema vor sich liegen hätte, und
Aufstellung zu machen, Liquor hepatis sei das Feuer-Ar- nup mit dem Finger darauf hinwiese. Zuerst weist er
canum und P. solai’is das Luft-Arcanum. links, und sagt: das ist die erste Gruppe, bestehend aus
Hiergegen sagt nun der Autor der Tab. sm., euer Abwägen Acid. sulphur. und Natron. Das thut er in der ersten Ru-
von Wasser und Erde, Feuer und Luft gegen einander brik. Dann weist er rechts, und sagt: das ist die zweite
kommt doch darauf hinaus, was in den Gruppen des Alex- Gruppe, bestehend aus Liquor hepatis und P. solaris. Das
andrinischen Schemas oben, was unten stehen soll. Das thut er in der zweiten Rubrik. Hier also weist er links, und
Ganze, sagt er, kommt also hinaus auf ein Oben und statt nun sich auszudrücken, das ist die erste Gruppe, be-
Unten. Ihr habt Wasser und Erde. Nun setzt ihr das stehend aus Acid. sulphur. und Natron, sagt er: Quod est
Wasser oben, die Erde unten. Das ist ganz recht. Denn superius etc.
an das Wasserverwandlungs -Experiment euch anlehnend, Superius =
Acid. sulphur. Inferius Natron. =
erhaltet ihr unten Erde, oben Wasser. Das ist der
Grund, weshalb im Schema Wasser (Acid. sulphur.) oben
Perpetrare =
bewerkstelligen Res una Gruppe. =
Also Das Acid. sulphur. dient dazu, wie das Natron, um
:

steht, und Erde (Natron) unten. Nicht aber ist der Grund, die Wunder (vorläufig das Wunder) der Gruppe (nicht der
dass Wasser die erste Rolle spielt; das ist ein relativer ersten Gruppe, die kommt erst dadurch heraus, dass sie
Begriff „die erste Rolle spielen.“ in der ersten Rubrik abgehandelt wird) zu bewerkstelligen.
Und euch ferner an das Spielen der ersten Rolle haltend, Ein superius bildet das Acid. sulphur. deshalb, ein inferius
bekommt ihr heraus, dass es sich, wo es sich um die Un- bildet das Natron deshalb, weil beide vom elementaren
tereinanderstellung des Feuerarcanum und des Luftarcanum Wesenheitstandpunct Wasser und Erde sind. man aber Wo
handelt, dass da das Feuerarcanum oben stehen muss. Wasser und Erde hat, da spielt das Wasser die erste
Nein, das liegt anders. Wenn ich Feuer und Luft habe, Rolle. Denn wo man Wasser hat, hat man kraft des
und frage mich nun, was soll oben stehen, was unten? — Wasserverwandlungs -Experimentes auch Erde, nicht aber
dann sage ich, wo Feuer brennt, da steigt die Luft (der umgekehrt hat man da, wo man Erde hat, auch Wasser;
Rauch) in die Höhe, also habe ich unten Feuer, oben deswegen ist Wasser = superius, Erde = inferius. Oder

i
205 206

man kann auch sagen, wenn man das Wasserverwandlungs- Wenn er also separirt: Feuer von Erde, Luft von Wasser,
li Experiment macht, tritt Wasser nach oben, Erde so erhält er: Erde und Wasser, das ist Liquor hepatis und
nach unten, deswegen ist Wasser das superius, Natron P. solaris als Wasser und Erde, das ist Liquor hepatis und
das inferius. So wie so ist in übertragener Weise Acid. P. solaris vom Standpuncte des Wasserverwandlungs -Ex-
Bulphur. =
superius, Natron inferius. = perimentes.
Sowohl nun subtile a spisso separirt, ebensowohl
er
Zweite Rubrik. müsste auch ignem a terra separiren. Denn auf der
er
Separabis ab igne, subtile a spisso, suaviter
terram einen Seite soll Erde und Wasser, auf der anderen Feuer und
li magno cum ingenio; ascendit a terra in coelum, iterumque Luft übrig bleiben; nicht aber auf der einen Seite Erde
j
descendit in terram, et ricipit vim superiorum et inferiorum. und Luft und auf der anderen Feuer und Wasser. Es sollte
Hier ist es, wie oben gesagt, so, als wenn der Autor, also eigentlich heissen: Separabis ignem a terra, subtile a
das Alexandrinische Schema vor sich habend, mit dem spisso. Und nicht nur das, sondern es sollte auch eigentlich
Finger rechts weist, und sagt Hier hast du die zweite Gruppe,
: heissen Separabis subtile a spisso, ignem a terra. Denn
:

bestehend aus Liquor hepatis und P. solaris. Das hat er zuerst muss ich das Wasser, das superius, erhalten, und
nun ursprünglich vor, gerade so auszudrücke», wie in der dann die Erde, das inferius. Das sind also Hystera-Protera
ersten Rubrik, indem er sagt: Quod est superius, est, wie wir auch in der Jüdischen Interpretation Hystera-Pro-
quod
sicut id ad perpetranda miracula rei unius.
est inferius, tera hatten, und um auf sie aufmerksam zu machen, steht;
Ob man nun in der ersten Rubrik sich an das Spielen der Suaviter magno cum ingenio.
ersten Rolle hält, oder das Wasser nach oben treten lässt, Demzufolge dagegen, wie die Alexandrinischen Griechen
und so oder so das superius und inferius herausbekommt, den Liquor hepatis und P. solaris auflfassen, ist:
das Eine steht fest, dass man bei der Auffassung mit dem Liquor hepatis =
Wasser -k Feuer
superius und inferius das Wasserverwandlungs-Experiment P. solaris Erde =
-k Luft
heranzieht. Indem sich also der Autor an den Liquor Man müsste also, um Liquor hepatis und P, solaris als
hepatis und P. solaris macht und sie aus dem Gesichts- Wasser und Erde zu bekommen, separare ignem ab aqua
punct des Quod est superius, est, sicut id etc. betrachtet, (spisso), subtile a teira, und wenn dagegen steht: Separabis
kann er dem Wasserverwandlungs- Experimente nicht aus terram ab igne, subtile a spisso, so ist das wieder ein
,
dem Wege gehen. Also man hat es ebensowohl, wie in der Durcheinander, auf welches durch das suaviter magno cum
ersten Rubrik in Bezug auf Acid. sulphur., Natron, so auch ingenio aufmerksam gemacht wird.
hier in Bezug auf Liquor hepatis und P. solaris mit dem Der Autor hat nun im Auge, dass man ebensowohl kann:
I
Wasserverwandlungs -Experimente zu thun. Nun hat man Separare subtile a spisso, ignem a terra, als:
aber in der Summe von Liquor hepatis und P. solaris, einer- Separare ignem a spisso, subtile a terra.
lei ob man sagt: Liquor hepatis =
Wasser -k Feuer, oder Das erste will er, das zweite die Griechen, und damit
Liquor hepatis =
Wasser +
Luft, einerlei ob man sagt, P. präsentirt er denn den Griechen den Zweifel, ob sie recht
solaris =Erde +
Feuer, oder P. solaris =
Erde -k Luft, man haben, dass Liquor hepatis das Feuerarcanum und P. so-
hat in dieser Summe W'asser, Erde, Feuer, Luft; man hat
: laris das Luftarcanum, oder ob er, resp. Empedokles, Plato
: sie, weil ja Liquor hepatis und P. solaris je aus zwei Ge- und Aristoteles recht haben, dass umgekehrt P. solaris das
i sichtspuncten gefasst werden können, aus dem von Wasser Feuerarcanum und Liquor hepatis das Luftarcanum. Das
und Erde einerseits, imd von Feuer und Luft andererseits, Durcheinander des Separirens sowohl bei seiner als der
womit denn der Liquor hepatis =
Wasser -k Luft oder Feuer; Griechen Auffassung rückt den Griechen nicht gar zu prä-
P. solaris =Erde -k Feuer oder Luft herauskommt. In gnant vor, dass er, der Autor ebensowohl recht haben
I Bezug darauf sagt denn der Autor, Wasser und Erde fallen könne, als sie, die Griechen. Es ist also gerade diese
f
zwar in den Bereich des Wasserverwandlungs-Experimentes, Stelle, wo der Autor den Griechen gegenüber mit der Rück-

i Feuer und Luft aber nicht. Sollen also Liquor hepatis und sicht entgegentritt, auf die wir zu Anfang dieses Abschnittes

I P. solaris aus dem Gesichtspuncte des Wasserverwandlungs- hingewiesen haben.


I Experimentes aufgefasst werden, so sind Feuer und Luft 2) Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in
( von ihnen zu streichen. Sind nun vorab Feuer und Luft terram.
gestrichen, dann haben wir Liquor hepatis und P. solaris Iterumque heisst: auf der anderen Seite.
aus dem Gesichtspuncte des Quod est superius etc. Wenn Es tritt jetzt die Rücksichtsnahme ein, die dem Quod
wir nun aber Liquor hepatis und P. solaris aus dem Ge- est superius etc. zu bringen ist, und kraft dieser Rücksicats-

I
sichtspuncle des Quod est superius etc. haben, so kann da- nahme wird der Liquor hepatis das, was in der Gruppe
I
durch ein sehr bedeutendes Missverständniss entstehen. Der oben zu stehen kommt, denn er ist Wasser, wo der Pulv.
ersten Rubrik zufolge soll ja das Quod est superius etc. sich solaris Erde ist.
auf das Acid. sulphurium und Naton beziehen. So könnte man Ascendit Liquor hepatis: —
er übernimmt die Rolle dessen,
,i denn sagen, durch das Streichen von Feuer und Luft hat quod est superius. Descendit P. solaris er übernimmt die
:

I
man Liquor hepatis und P. solaris zu Acid. sulphurium Rolle dessen, quod est inferius.
und Natron gemacht, wo bleiben denn da Liquor hepatis u. Wie man also auch das Verhältniss mit dem Feuer und

P. solaris als solche? Dem gegenüber soll nun das statt der Luft auffassen mag, das steht fest: Liquor hepatis
haben, dass, wenn dem Quod est superius etc. Rechnung steht in der zweiten Gruppe oben, P. solaris unten. An
getragen ist, dass dann Feuer und Luft, die vorhin bei diesem Thatbestande des Alexandrinischen Schemas ist nicht
I Seite geschafft worden, jetzt wieder zugesetzt werden, dass weiter zu rütteln.
Liquor hepatis und P. solaris wieder in ihre ursprüngli- 3)Et recipit vim .superiorum et inferiorum.
chen Rechte eingesetzt werden. Es handelt sich um 2 superius (superiora) und 2 infe-
Das haben wir nun in der zweiten Rubrik. rius (inferiora).
Separabis bis ingenio.... Feuer und Luft werden von Nachdem dem Wasserverwandlungs-Experiment Rechnung
Liquor hepatis und P. solaris getrennt. getragen, werden Liquor hepatis und P. solaris in ihr Recht
Ascendit bis in terram alsdann wird dem Quod als Feuer- und Luftarcanum eingesetzt. Es wird im su-
est superius etc. Rechnung getragen. perius und inferius des Ausdruckes „vis superiorum (Plural)
Et recipit etc und dann wird Feuer und Luft wie- et inferiorum (Plural)“ absolut vom arcanologischen Stand-
der zugesetzt. punct abstrahirt, und exclusiv der Elementar -Standpunct
Separabis terram ab igne bis ingenio. angenommen. Dem Vorhergehenden zufolge ist vom Ele-
1)
Terra = Erde
mentar-Standpunct superius =
Wasser, inferius == Erde. Auf
man man
Ignis = Feuer
Grund dessen
periorum
sollte
et inferiorum
sagen, hätte in der vis su-
zweimal Wasser und zweimal Erde.
'
die Luft, die am Ende auch
die Stelle aber nicht gemeint. Nur das eine supe-
So ist
Wasser ist (Schwaden), ist sub-
rius und inferius wird als Wasser und Erde verwerthet,
das eigentliche Wasser,
tiler als
das andere superius und inferius zielt auf die Elemente
) dieses ist mehr das Dichte,
Feuer uud Luft. Nämlich wo man Wasser und Erde hat,
li
Wie unser Autor nun will ist: da ist kraft des Wasserverwandlungs-Experimentes: Wasser
P. solaris = Erde -k Feuer das superius, Erde das inferius ; in näher liegender Bezie-
Liquor hepatis = Wasser -k Luft hung, weil Wasser nach oben geht, Erde nach unten, in
207 208

ferner liegender Beziehung, weil Wasser die erste Rolle Dass es gerade gloria heisst und obscuritas, das hat, wie
spielt, Erde die zweite. Und wo man Feuer und Luft hat, es auch bei den Ausdrücken der folgenden Rubrik statt
da ist Feuer das superius und Luft das inferius, weil die hat, in Griechischer Interpretation der Tab. sm. weiter

Luft nach oben geht, und das Feuer sich unter der Luft keine Hintergedanken. Bei der Jüdischen Interpretation
befindet, oder auch —
was ferner liegt —
die Luft ist das stehen diese Ausdrücke gerade, und keine anderen, im Hin-
inferius und Feuer das superius, weil das Feuer die erste blick auf den Psalm 19. Bei der Griechischen Interpre-
Rolle spielt. So wie so kommt aber heraus, dass man in tation (wie auch bei der Aegyptischen) sind es Ausdrücke
den 4 Elementen, wenn man sie als Wasser und Erde einer- eben als —
Ausdrücke.
seits und Feuer und Luft andererseits gruppirt, 2superiora Schliesslich wollen wir noch das Griechische Alexandri-
und 2 inferiora hat, und darauf steuert unsere Stelle los. nische Schema hierher setzen, wie es sich nach den Aus-
Sie besagt also, du musst nicht, dich auf das Vorangehende drücken der Tab. sm. macht:
stützend, sagen, Liquor hepatis und P. solaris ist Wasser Superius S. c. vi superiorum
Res una Res una
und Erde, das ist ein superius und inferius, nein, sie er- Inferius I. c. vi inferiorum
halten die vis superiorum et inferiorium, sie erhalten die —V
Kraft der 4 Elemente überhaupt, sie sind nicht nur Was- Mundus.
ser und Erde, sondern auch Feuer und Luft. Damit zielt
also der Passus darauf hin, dass die vorhin separirten Feuer
Das numerische Arrangement der ersten
und Luft wieder zugesetzt werden.
Das, was nun aber tbeilhaftig wird der vis superiorum Redaction der Tabula smaragdina nach
et inferiorum, das ist generaliter ein superius und ein in-
Jüdischer u. Griechischer Interpretation.
ferius. Und da nun:
Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad Der eigentlichen Jüdischen Zahlenphilosophie wird in
perpetranda miracula unius
rei — der ersten Redaction der Tab. sm. keine Rechnung ge-
so ist auch in der zweiten Rubrik die Gruppe constatirt. tragen. Es handelt sich blos um die Zahlen, die sich an
Wir haben in der ersten Rubrik das Wunder der Gruppe, das arcanologische Experiment lehnen. Und da handelt es
und zwar, weil es sich um die erste Rubrik handelt, das sich denn 1) um die 4 Arcana Liquor hepatis, P. solaris,
:

Wunder der ersten Gruppe. Wir haben in der zweiten Acid. sulphur., Natron. 2) um die 3 Arcana, die heraus-
Rubrik das Wunder der Gruppe, und zwar, weil es sich um kommen, indem Liquor hepatis und P. solaris von dem Ge-
die zweite Rubrik handelt, das Wunder der zweiten Gruppe. sichtspunct der einen Luft auch als ein Arcanum aufge-
In Rücksicht darauf nun, dass zur Gruppe der ersten Ru- fasst werden, S) um 2 Arcana, welche im Anlebnen daran
brik die Gruppe der zweiten Rubrik kommt, steht vorweg herauskommen, dass im Anlehnen des arcanologischen Ex-
in der ersten Rubrik miracula (Plural) rei unius und nicht perimentes an die Schöpfungsgeschichte die Arcana auf 2
miraculum (Singular) rei unius. Tage kommen. Und da haben wir denn die Zahlen 4, 3, 2. :

Wie also die Rubrik kurz und bündig besagt:


erste In Griechischer Auffassung der Tab. sm. haben wir dage-
Acid. sulphur. und Natron bilden eine Gruppe, so besagt gen die Zahlen: 4, 2, 1. Die 4 sind die 4 Arcana und
die zweite Rubrik kurz und bündig: Liquor hepatis und Weltentheile, die 2 die Zweigruppirung, die 1 die arcano-
P. solaris bilden eine Gruppe. logische und kosmologische eine Welt.
Dass sich in der ersten und zweiten Rubrik im An- Diese Zahlen nun influiren auf das Arrangement der
lehnen an das Alexandrinische Schema die betreffenden Co- Tabula sm.
smologica an die Arcana anreihen, ist eine Sache, die sich In der ganzen Tabula sm. haben wir die 4 als 4 Ru-
von selbst versteht. Wir gehen hierauf nicht weiter ein, briken, die 3 als die 3 Rubriken, denen die Jüdische In-
und verweisen auf den Abschnitt: „Griechische Alchemie terpretation neben den 4 Rubriken Rechnung trägt.
in Alexandrien“. Das Einzige, was in dieser Beziehung die einzelnen Rubriken der Tabula sm. lehnen sidi
An
vielleicht eines näheren Hinweises bedürfte, ist etwa das, die betreffenden Zahlen ff.
dass, wenn Liquor hepatis die Luft erhält, und damit zu Erste Rubrik.
Luft-Wasser wird, dass sich ihm dann das Firmament mit Drei: 1) superius, 2) inferius, 3) res una.
den Wolken anschmiegt; dass, wenn- P. solaris das Feuer Zwei mit der Eins: 1) superius, 2) inferius. Sie
erhält, und damit zu Feuer-Erde wird, dass sich ihm dann treten zusammen um die res una, das ist die Eins zu
Sonne, Mond undSterne derartig anschmiegen, dass diese Stande zu bringen.
als festgedacht werden. Man vergl. hierüber bei der zwei- Zweite Rubrik.
ten Redaction der Tab. sm. Drei: 1) separabis, 2) ascendit, 3) recipit vim — das
ist die Dreieintheilung der Rubrik.
Dritte Rubrik. Zwei: 1) separabis bis ingenio,2) ascendit bis infe-
Sic habebis gloriam totius mundi, ideo fugiet a te omnis riorum —
das ist die Zweieintheiluug der Rubrik.
.

obscuritas. Vier bei der Zweieintheilung und Dreieintheilung der


Die erste Rubrik bringt eine Gruppe, die erste Gruppe. Rubrik im Satze Separabis: 1) separabis terram, 2) sepa-
Die zweite Rubrik bringt wieder eine Gruppe, die zweite rabis subtile, 3) suaviter, 4) magno cum ingenio.
Gruppe. Die dritte Rubrik bringt nun das Zusammen- Vier bei der Zweieintheilung der Rubrik im Satze
treten der beiden Gruppen. Und indem nun die beiden Ascendit: 1) ascendit, 2) descendit, 3) vis superiorum, 4)
Gruppen zusammentreten (sic), hast du die gloria, die vis inferiorum.
Yerhertlichung, das setzt der Sache die Krone auf. Der Drei bei der Zweieintheilung und Dreieintheilung der
Sache wird dadurch die Krone aufgesetzt, dass durch das Rubrik im Satze Separabis: 1) separabis terram, 2) sepa-
Zusammentreten die Welt, der mundus , entsteht. Es rabis subtile, 3) suaviter magno cum ingenio.
müsste eigentlich heissen: Sic habebis gloriam, qua e in eo Drei bei der Zweieintheilung der Rubrik im Satze
consistit, ut accedat altera pars schematis ad alteram, quo Ascendit: 1) ascendit, 2) descendit, 3) recipit vim.
fit, ut mundus oriatur. Das wird nun Lakonisch ge- Zwei bei der Dreieintheilnng der Rubrik im Satze
geben: Sic habebis gloriam mundi, was ganz gut für eine Ascendit: 1) ascendit, 2) descendit.
Tab. sm. passt. Zwei im Satze Et recipit: 1) vis superiorum, 2) vis
Bei mundus, Welt, denkt man zuvörderst an die kosmo- inferiorum.
logische Welt. Das macht sich hier ganz gut, weil, wie wir Dritte Rubrik.
wissen, die kosmologische Welt es gerade ist, auf Grund Zwei: Bei der Jüdischen Interpretation 1) sic habebis,
deren das Zusara mentreten der Gruppen statt hat. Man
2) ideo fugiet.
hat aber nicht nur die kosmologische, sondern auch die Eins: Bei der Griechischen Interpretation. Der Satz
arcanologische Welt, und darum steht: gloria totius wird nicht getheilt, hinter mundi kommt ein Komma.
mundi. Vierte Rubrik.
Und dass man nun wohl in’s Auge fassen soll, dass man Die cumulirte fortitudo-Zwei, fortitudo-Drei oder forti-
beim Zusammentreten der Gruppen nicht nur die 4 Arcana, tudo-Vier ist bereits besprochen. Im Nachsatze
die 4 Weltentheile, sondern auch das Einarcanum, die Zwei: 1) res subtilis, 2) res solida.
eine Welt hat, darum wird hinzugefügt: ideo fugiet a te Drei: Die res subtilis wird aufgelöst in den Humor
omnis obscuritas. und das Pneuma.
:

!
209 210

Aegyptisch-kosmologische Interpretation superius und inferius soll man separare, einen Unterschied
machen zwischen Dies superius und inferius soll man
der ersten Redaction der Tabula sma- zerfallen lassen in das,
. . .

wovon hier die Bede ist.


ragdina. Es soll zerfallen das superius der Himmel in Firma-
, ,

Ij Die Aegyptische Alchemie (Kosmologie und Kosmogenie) ment und Sonne, Mond und Sterne.
r drelit sich um den Nil. Sie lässt die Welt zerfallen in Es soll zerfallen das inferius die Erde in Aegypten
, ,

Himmel und Erde. Den Himmel lässt sie zerfallen in und Nil.
Firmament und Sonne, Mond und Sterne an-
einerseits, Und nun kommt etwas neues au die Reihe. Nämlich:
: dererseits. In Bezug auf die Erde sagt sie diese bietet ,
Ascendit etc., der Nil steigt u. s. w.
I
uns ein Zwiefaches; Aegypten und die übrige Welt. Die Hierbei ist nun nicht, wie bei den vorigen Interj)reta-
Welt „da draussen“ geht uns aber weniger an, wir hal- tionen, a terra von unten, in coelum nach oben, in terram
ten uns an unsere Welt, das ist an das von Gott bevor- nach unten, so dass diese Ausdrücke reinweg vom ad-
zugte Aegypten. Aber Aegypten ist ein Geschenk des scendere und desceudere absorbirt werden sondern es ,

Nils, Aegypten verdankt dem Nil sein Dasein. Somit, wo treten die Ausdrücke terra und coelum in ihre eigenen
I

l wir den Nil haben, haben wir Aegypten implicite. Wenn Rechte. Terra ist Aegypten, wie beim Separabis tei'ram
also, wie oben gesagt, die Welt in Himmel und Erde zer- ab igne. Coelum ist ganz dasselbe, was beim Quod est
fällt, so haben wir damit, in Bezug auf das, was wir von superius das superius ist, das ist also das was kraft des ,

der Erde gesagt haben, statt Himmel und Erde: Himmel Separabis etc. in das Firmament und Sonne Mond und ,

und Nil. Nun wird des Ferneren folgendermassen cal- Sterne zerfallt. Dass dort der Ausdruck superius ge-
I
cuHrt. Dar Nil steigt und fällt, er tritt über und tritt braucht wird, und hier der Ausdruck coelum, kann wei-
wieder in sein Bette zurück. Wenn er nun übergetreten ter nichts Auffallendes haben, denn man kann selbstredend
i
ist, so bedeckt er das Land weit und breit, man sieht nicht sagen ascendit a terra in superius.
niehts, als Himmel und Wasser. Da, wo das Wasser auf- Also: Der Nil steigt von Aegypten aus zum Himmel,
I

[; hört, fängt der Himmel an, also verschmilzt am Horizont und steigt dann wieder zu Aegypten zurück. Beim
i
der Nil mit dem Himmel. Das wird nun so aufgefasst, Absteigen nun zieht er den Himmel zu sich hinüber,
I
dass der Nil beim Uebertreten nicht nur mit dem Himmel nimmt ihn mit in sein Bette. Das, und der Umstand,
verschmilzt sondern auch denselben festhält und ihn,
,
dass Aegypten ein Geschenk des Nil ist, man also da,
wenn er zurücktritt, mit in sein Bette hiuabnimmt. Auf wo mau den Nil hat, auch Aegypten hat, das ist der
die Weise zieht denn der Nil den Himmel zu sich hinüber, Grund, dass der Nil
und es tritt an die Stelle von Himmel luid Erde als Welt recipit vim superiorum et inferiorurn.
einfach: der Nil. Wir haben also: Das superius, von dem uns die Stelle Quod est superius
Welt etc. belehrt, zerfällt in die partes superiores, die res su-
periores, die superiora, das ist Firmament und Sonne,
Himmel Erde Mond und Sterne, wie es die Stelle Separabis etc. lebrt.
Firmament Sonne, Und ebenso zerfällt das inferius, von dem uns die Stelle
Aegypten Quod est superius etc. belehrt, in die partes inferiores,
Mond und
Sterne die res inferiores, die inferiora, das ist, wie die Stelle Se-
Nil
parabis etc. lehrt, Aegypten und Nil. Wenn also der Nil
tretenzusammen, wobei der Nil Fir- recijjit vim superiorum et inferiorurn, so repräsentirt er
mament und Sonne, Mond u. Sterne damit sich selbst, Aegypten, Firmament, Sonne, Mond und
absorbirt. Sterne, oder mit anderen Worten Aegypten, Firmament,
Naehdem dies auseinandergesetzt, maeht sich die Inter- Sonne, Mond und Sterne gehen in ihm auf.
!
pretation der Tab. sm. einfach if. Sie habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiet a te
Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad omnis obseuritas.
perpetranda miracida rei unius. In der Stelle Quod est superius etc ist. die res una die
Superius =
Himmel. Der Himmel, der da oben ist, Welt, die ganze Welt, der totus mundus. Die gloria totius
der über der Erde ist. mundi, die Verherrlichung der ganzen Welt ist Aegypten.
Inferius =
Erde. Die Erde, der orbis terrarum, der Dem Vorangehenden zu Folge sollte man erwarten:
sieh unter dem Himmel befindet. So hast du den Nil, und nicht: So hast du Aegypten.
I'

Perpetrare =
zu Stande bringen, Es ist aber die Sachlage die, dass wenn die Aegypter
i
Res una =
die Welt. den Nil auch noch so hoch stellten, ihn göttlich veivhr-
I
Also: Himmel und Erde dienen dazu, um die Wunder ten, eine Reihe von mythologischen Vorstellungen auf
der Welt zu Stande zu bringen. ihn zurückführten ,
dass trotz dem allen der Nil diesen
I

I Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter Standpunct blos Aegypten zu Liebe einnimmt ihn nicht ,

magno cum ingenio. Ascendit a terra in coelum, itermnque einnehmen würde wenn Aegj^pten nicht dem Nil sein
,
I

descendit in terram, et recipit vim superiorum et in- I'asein verdankte, ein Geschenk des Nil wäre. Und weil
feriorum-. dem so ist so ist es wohl passend hierauf hinzuweisen.
= Erde, das das Land Aegypten,
1 , ,

|i Terra ist Und das geschieht eben hier. Also nachdem vorange-
i Ignis = Feuer, das sind Sonne, Mond und Sterne. gangen ist, dass der Nil die vis superiorum et inferiorurn
I
Subtile = Luft, das das Luft aufgefasste Firma-
ist als erhält, und nun folgen sollte: So hast du den Nil, folgt
i ment. statt dessen: So hast du Aegypten. Das heisst, zwar
Spissum = Wasser (wie der Griechischen Interpre-
bei hast du den Nil. Aber was hilft der Nil, wenn ihm nicht
I
tation der Tab. sm.). Dies Wasser ist der Nil, wie die die Unterlage „Aegypten“ gegeben wird. Im Nil hat man
Erde Aegypten ist. Aegypten und in Aegypten hat man den Nil. Dieses
In Bezug auf das Separiren tritt nun wieder das Diu’ch -
Wechselverhältnisses muss man sich bewusst sein, in der
einander der Griechischen Interpretation ein. Statt zu Beziehung muss die obseuritas fliehen. Erst dann hat
separiren man eine richtige Anschauung der Sache.
Terram ab igne, subtile a spisso, Aber wie dem nun auch sein mag, dem Nil soll an
sollvielmehr separirt werden: seiner Stellung nichts verkürzt w^erden, darf an dieser
Spissum a terra, subtile ab igne. Stellung um so weniger in der Tab. smar. etwas verkürzt
Das ergäbe also: werden, als die Stelle Ascendit auf ihn direct zielt. Des-
Separabis Nilum ab Aegypto, firmamentum a sole, luna wegen folgt:
! et stellis. Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet
Um nun das Durcheinander zu rechtfertigen, muss wie- omnein rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.
der das suaviter magno cum ingenio eintreten. Er, der Nil, ist die cumuhrte fortitudo, weil er sich
Nun soll separare nicht heissen: trennen, und dann das zum Herrscher äufwü’ft über die omnis res subtilis und
eine bei Seite schieben sondern trennend einen Unter-
,
: omnis res sohda. Omnis res subtilis ist einestheils Luft,
schied machen, einen Unterschied machen zwischen, zer- anderentheils Wasser (anlehnend an den Pneuma- Humor
fallen lassen in. Vorhin, in dem Quod est superius etc., bei der pathologischen Interpretation der Stelle). Die
wurde gesprochen vom superius und inferius. Bei diesem Luft = Firmament, das Wasser Nil. omnis res= Dm
14
211 212

solida ist einestlieils Aegypten, anderentheils die als fest die Aegypter den Tliieren erwiesen, liegt es in ihrem Sinne
gedachten Sonne, Mond und Sterne. so fern nicht, der Thier-Seele vor der Menschen-Seele den
Die cumulirte fortitudo zählt nach der 4, weil der Nil Vorrang zu geben. Vielleicht soll gerade das letztere
drei Theile zu sich hiniiberzieht, und selbst als vierter Theil statt haben, und darauf das suaviter magno cum ingenio
ein tritt, mitzählt. Diesem Mitzählen des Nil ist es auch mit hinweisen. Das suaviter magno cum ingenio würde dann
zuzuschreiben, dass er indem er vincit omnem rem sub-
,
also auch darauf hinweisen, dass man nicht (im Aegyp-
tilem das ist Luft und \Yasser, dass er da sich selbst
,
tischen Sinne) , wie die „ Menschheit da draussen “, den
besiegt. Menschen über das Thier setzen soll, sondern umgekehrt
das Tnier über den Menschen, dass man dem entsprechend
die höhere Seele , die Feuer - Seele , den ignis, nicht dem
Aegyptisch-spirituelle Interpretation der
Menschen, sondern dem Thiere geben soll, dass somit das
ersten Redaction der Tabula smaragdina. seiiarabis terram ab igne sich auf den thierischen belebten
Wenn es mit der Tabula smaragdina auch hauptsäch- Körper bezieht, und das separabis subtile a spisso auf
lich auf die Griechen abgesehen war, so verfehlte der den menschlichen belebten Körper.
Autor doch nicht, auch den Aegyptern Eechnung zu tra- Das nun, was durch das Separiren erhalten worden, das
gen. Deswegen bot er ihnen die im vorigen Abschnitte ist die Summe von Ignis und Subtile, wird als Seele ge ner eil

gegebene Interpretation der Tab. smar. Ja, er ging noch aufgefasst, das ist als superius. Dies superius, die Seele —
weiter. Er machte sich Aegyptischerseits auf den Ein- steigt beim Tode von der Erde zum Himmel, bleibt aber nicht
wurf gefasst, dass es ein verkehrtes Thun wäre, die Prin- dort, sondern geht vermöge der Seelenwanderung wieder
cipien der Alchemie zu Papier zu bringen, und offen in zur Erde zurück in einen anderen Menschen, in ein an-
die Welt zu schicken; derartige Dinge halte man geheim, deres Tliier, und wird theilhaftig der vis superiorum et
und das höchste, was man thäte, wäre, dass sie Einer inferiorum. Sie wird der vis superiorum et inferiorum ff.
dem Anderen mündlich überliefere. Indem er sich auf theilhaftig. Die Seele welche sich himmelan schwingt,
,

solchen Einwurf gefasst machte, bot er den Aegyptern die ist aus dem generellen Standpunct zu fassen, kann so
noch eine zweite Interpretation der Tab. smar., das ist gefasst werden. Wenn sie aber nun wieder zurückkehrt,
die spirituelle Interpretation. Und indem er sie ihnen dann muss sie sich wieder in Mensch- und Thier Seele
bot, sagte er, fürchtet euch nicht, dass durch die Tab. zerplittern, erhält also die vis superiorum die Macht der
,

smar. die Aegyptische Alchemie verrathen wird. Die Seelen (Plural). Und diese Einzel - Seelen gehen wieder
kosmologische Interpretation derselben ist nur für euch, in Mensch- und Thier-Körper erhalten also die vis infe-
,

ihr Priester, in deren Händen sich die Alchemie befindet, riorum, die Macht der Körper (Plural). Also das recipit
dem übrigen Publicum soll sie fremd bleiben. Für dieses vim superiorum et inferioriorum bezieht sich blos auf die
haben wir eine Besonder-Literpretation, und das ist eben absteigende Seele.
die spirituelle Interpretation. Aehnlich nun, wie man bei der kosmologischen Inter-
Der Umstand, dass bei der Interpretation der Tab. sm. pretation nach Abschluss des Passus eigentlich den Nil
auch den Aegyptern Eechnung getragen wird, wird für und nicht Aegypten haben sollte, so sollte man hier auch
die Entwickelung der Tab. sm. von grosser Wichtigkeit. haben: die Seele und nicht den Körper. Trotzdem bringt
Diesem Umstände ist es zuzusohreiben dass die zweite , die jetzt folgende Stelle:
Eedaction das äussere Gepräge eines Aegj^ptischen Schrift- Sic habebis gloidam totius mundi. Ideo fugiet a te
stückes erhält, und namentlich ist es die spirituelle Inter- omnis obscuritas,
pretation welche zum Hervortreten jenes Gepräges das
,
den Leib, womit denn, um so zu sagen, der Flug der
Ihrige mit beiträgt der Seele nicht zu hoch potenzirt werden soll. Trotz des
Es ist nun die spirituelle InteriJretation ff. hohen Standpunctes der Seele soll denn doch nun nicht
Quod est superius est sicut id quod est
, ,
inferius ad , dem Leibe seine Stelle verkürzt werden. Er, der Leib,
perpetranda miracula rei unius. ist die gloria totius mundi, die Verherrlichung der ganzen
Unsere Seele entstammt der Gottheit, wogegen der Welt, welcher wir als Menschen, als körperliche Menschen
Körper an der Erde haftet. Und da die Gottheit mit denn doch einmal zunächst angehoren .und welcher wir
,

dem Himmel zusammeugebracht wird so liegt es nahe, , nicht angehoren würden, wenn wir keinen Körper, keinen
das superius als Seele zu interpretiren und das inferius sterblichen Leib hätten. Analog liegt das Verhältniss beim
als Leib. Thiere. In die.ser Sache muss man nicht von Obscurität
Also :Die Seele dient dazu wie der Leib um die,
befangen sein. Dagegen soll trotz des gloria- Verhältnisses
Wunder der res una, das ist des belebten Körpers zu Stande nun doch auch wieder nicht dem Geiste, der Seele, die
zu bringen. Seele und Leib sind zwar zwei Dinge sie Stellung verkürzt werden, und deswegen wird angefügt:
bilden aber eins indem der Körper nicht ohne Seele ein
,

Haec est totius fortitudiuis fortitudo fortis —


,

lebender ist, und die Seele ohne den Körper nicht den Die Seele ist die cumulirte fortitudo —
belebten Körper, Mensch, Tliier darstellen kann. quia vincet omnem rem subtilem, omnemque soEdam
Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter penetrabit
magno cum ingenio. Ascendit a terra in coelum, iterum- was mit anderen Worten dasselbe ist, als oben das:
que descendit in terram, et recipit vim superiorum et in- recipit vim superiorum et inferiorum.
feriorum.
Das superius von vorher soll nun zerfallen in ignis und Die zweite Redaction der Tabula
subtile, wobei das eine die Menschen-Seele und das andere
die Thier-Seele repräsentirt. Das inferius von vorher soll
smaragdina.
in die terra und das spissum zerfallen, wobei das eine den Wir kommen jetzt zur zweiten Eedaction der Tab. sm. Ihren
Meuschen-Leib und das andere den Thier-Leib repräsentirt. Wortlaut haben wir bereits oben kennen lernen. Von je-
Trenne nun bei dem belebten Körper, auf den terra und netn mitgetheilten Schriftstück ist für den Text der zweiten
ignis als Leib und Seele kommen, die terra vom ignis, ti;en.ne Eedaction des Passus Completum est quod dixi de ope-
bei dem belebten Körper, auf den spissum und.<”ihtile als ratione Solls zu streichen. Dieser Passus gehört der dritten
liOib und Seele kommen, das spissum vom subtue, und behalte Eedaction an.
dabei den ignis und das subtile, das ist collectiv das superius. Der Autor der zweiten Eedaction ist ebenso, wie der
Analog dem, dass man terr^ ab igne separiren soll, Autor der ersten Eedaction, ein Alexandrinischer Jude der
müsste man aiLC,\\ spissum a subtili separiren. Da nun ersten Alexandrinischen Periode.
aJ.^c,T steht subtile a spisso und nicht spissum a subtili, so Die erste Eedaction der Tab. sm. hat seinen Beifall nicht,
handelt es sich wieder um ein Hysteron - Proteron auf ,
und das bewegt ihn, mit einer neuen Eedaction derselben
welches aufmerksam macht das: suaviter magno cum hervmrzutreten. Er sagt, mit dem specialisirten Anlehnen
ingenio. des arcanologischen Experimentes an die Schöpfungsge-
Es wirft sich nun die Frage auf, ob der Menschen- schichte hat die Jüdische Alchemie keinen glücklichen Griff
Seele der Vorrang vor der Thier-Seele zu geben sei, oder gethan. Wir haben eine Zahlenphilosophie, die wohl ge-
umgekehrt der Thier-Seele der Vorrang vor der Menschen- eignet ist, sich mit den Zahlenphilosophien anderer Na-
Seele. Für uns, von unserem Standpuncte, ist das freilich tionalitäten zu messen. Statt nun das, was wir haben, hoch
keine Frage, bei der göttlichen Verehrung aber, welche zu halten, gehen wir hin, und geben es auf. Wir haben
:

213 214

die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. Von ihnen ist die 7 was die eigentliche Jüdische Schöpfungeschichte in Vor-
die eigentliche Arcanen-Zahl, die 1, 2, 3, 4, 5, 6 sind un- Alexandrinischen Zeiten war. Diese Interpretation k.ann
eigentliche Arcanen-Zahlen. Als solche stehen die letzte- nicht wieder fahren gelassen werden. Wir Alexandriner
ren ebenbürtig neben einander, denn sie lehnen sich an die können uns nicht selbst negiren. Da, wo man vor der
Schöpfungstage. Das arcanologische Experiment bringt uns Sache stand, war es wohl zu überlegen, ob man die eigent-
nun die Zahlen 2, 3, 4 als prägnant unter den Zahlen 1, 2, liche alchemistische Auffassung der Jüdischen Kosmogenese
3, 4, 5, 6, vielleicht gar 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, dastehend. in 6 'Tagen, trotz der Abweichungen des Autors der Schöp-
Damit geht der ganze Charakter der Jüdischen Zahlenphi- fungsgeschichte im ersten Buche Mosis, dennoch dieser
losophie verloren. Dazu kommt noch, dass der Autor der letzteren Schöpfungsgeschichte anpassen wollte. Jetzt stehen
ersten Redaction der Tab. sm. die Sache gar zu arg macht. wir hinter der Sache, die eigentliche alchemistische Auf-
Wenn der nun noch
die Jüdischen Zahlen präsentirte, und fassung der Jüdischen Kosmogenese in 6 Tagen ist in der
unter ihnen diejenigen, die er an der Hand des arcanolo- Alexandrinischen Interpretation der Schöpfungsgeschichte im
gischen Experimentes erhält, in den Vordergrund drängte, ersten Capitel des ersten Buches Mosis aufgegangen, und
das wäre noch etwas. Jetzt aber bringt er die 2, 3, 4, nun können wir nicht wieder zu der ersteren zurückgreifen.
und lässt die übrigen alle unterwegs. Was ist das? Das Mag dem aber auch also sein, der Gedanke, dass es das
ist nichts anderes, als das totale Aufgeben der Jüdischen beste Substrat für eine Tab. sm. wäre, die Schöpfungsge-
Zahlenphilosophie, das ist einfach Griechische Zahlenphilo- schichte zu bringen, wie sie dem lückenhaften Werke des
sophie. Die Griechen haben die Zahlen 1, 2, 4; der Autor Autors des ersten Buches Mosis gegenübersteht, dieser Ge-
der ersten Redaction bringt die Zahlen 2, 3, 4. Es ist danke ist festzuhalten. Und indem er festzuhalten ist,
die kleine Differenz da, dass bei den Griechen die 1, bei muss an die Stelle der eigentlichen Jüdisch-Alchemistischen
den Juden die 3 da ist, im Allgemeinen ist das eine, wie Kosmogenese die Alexandrinische Interpretation der Schöp-
das andere. Haben wir nöthig, uns so den Griechen ge- fungsgeschichte treten. Diese Interpretation der Schöpfungs-
genüber zu negiren? geschichte braucht aber nicht ganz gebracht zu werden.
Der Autor der zweiten Redaction sagt ferner Das Uebel : Wenn blos deren erste Periode gebracht [wird, und die
mit dem Anlehnen des arcanologischen Experimentes an die zweite Periode in ganz allgemeinen Umrissen, so reicht das
Schöpfungsgeschichte ist nun einmal geschehen, ganz lässt hin. Dann weiss man, dass es sich um die Instituirung
es sich nicht mehr redressiren. Redressiren wir es wenig- des Wasserverwandlungs-Experimentes im Grossen auf Grund
stens so viel als möglich. Gehen wir vorab dem einmal des dreitheiligen Wasserverwandlungs-Experimentes handelt,
aus dem Wege, dass wir an der Hand desselben mehrere weiss, dass der erste Tag auf die erste Periode kommt,
arcanologische Zahlen erhalten. Bekommen wir eine, so und nun weiss man genug. Nun kann man in der Bibel
ist das vollkommen hinreichend. Wir wollen die Drei selbst nachsehen, wie der zweite Tag den Himmel, der
nehmen, im Anlehnen daran, dass die Alexandrinische In- dritte Tag Land und Meer und der vierte Tag Sonne,
terpretation der Schöpfungsgeschichte in der zweiten Periode Mond und Sterne bringt. Auf die Weise wird dann ilie
drei Tagen Rechnung trägt, welche die anorganische Welt Sache zusammengedrängt, und es bleibt Raum für das,
bringen. Sagen wir also, an der Hand des, an die Schö- was man sonst noch der Tab. sm. einverleiben will. —
pfungsgeschichte angelehnten arcanologischen Experimentes Aber was werden denn die Griechen für Augen machen,
erhalten wir 3 Arcana. Nun aber dürfen wir diese 3 nicht wenn wir in der Tab. sm. mit der Schöpfungsge-
aus dem Zusammenhänge mit den übrigen philosophischen schichte herankommen? Was werden die sagen, wenn sie
Zahlen reissen. Nein, die philosophischen Zahlen bleiben das so rund heraus geboten bekommen, was ihnen nicht
alle von 1 bis 7. Sie zerfallen aber nicht mehr, wie sonst zu bieten der Autor der ersten Redactien so diplomatisch
in die zwei Gruppen: 1, 2, 3, 4, 5, 6 einerseits, und 7 ande- umging? — 0, die werden schon ganz ruhig sein. Die
rerseits, sondern in die zwei Gruppen: Griechen liekommen ja nicht die ganze Schöpfungsge-
1, 2, 4, 5, 6 einer-
seits, und 3, 7 andererseits. Auf Grund des arcanologi- schichte geboten, die bekommen nur, in Erwägung dessen,
schen Experimentes gewinnt die 3 gleichen Rang mit der dass es sich um die Alexandrinische Interpretation handelt,
7, wird wie die 7 eine eigentliche arcanologische Zahl, die erste Periode derselben geboten. Das ist denen ein
wogegen 1, 2, 4, 5, 6 uneigentliche arcanologische Zahlen guter, alter Bekannter, aus dessen Leder sie ihre Elcmenten-
bleiben. Das, sagt der Autor der zweiten Redaction, muss Riemen geschnitten haben. Von sich stossen werden sie
man in’s Auge fassen, nicht aber das, was der Autor der die Tab. sm. nicht auf Grund dessen, dass sie die erste
ersten Redaction in’s Auge fasst, und was nichts anderes Schöpfungs-Periode bringt, denn thäten sie es, so mü. .ten
ist, als Griechische Zahlenphilosophie mit Aufopferung sie sägen, warum sie es thun, und dann würde die Gegen-
der
Jüdischen. partei schon zur Sprache bringen was denn nun die
,

Und ferner sagt der Autor der zweiten Redaction: Die Griechen dieser ersten Schöpfungs-Periode, die sie perhor-
erste Redaction. ist, ganz von den Zahlen abgesehen, an resciren, alles zu verdanken haben. Das scheuen die!
und für sich lückenhaft. Sie hat sich zum Substrat ge- Also der Autor der zweiten Redaction der Tab. sm.
macht, das arcanologische Experiment zu bringen. Gut, stelltan eine Tabula smaragdina, resp. eine neue Tabula
mag sie es thun. Aber wenn sie es tbut, so möge sie es smaragdina, die er bringen will, folgende Anforderungen
auch vollständig bringen. Thut sie das aber? Nein, 1) Sie soll das, was die erste Redaction bringt, nicht
sie lässt die erste, die Vorbereitungs-Periode ganz unter- absolut umstosseu. Die erste Redaction hatte bereits
wegs, und fängt mit der zweiten Periode, fängt da an, wo Autorität erlangt, und dieser Autorität soll nicht Schach
man bereits die Arcana erhält. Wird so das arcanologische geboten werden. Die Tab. sm. der ersten Redaction soll
Experiment gebracht? Nein, es wird blos ein Theil des- erweitert werden, es sollen in sie neue Gesichtspuncte
selben gebracht. Ich habe, sagt der Autor der zweiten gebracht werden, umgestossen soll sie nicht werden. Diesen
Redaction, nichts dagegen, dass die Tab. sm. das arcano- Gesichtspunct muss man überhaupt von vorn herein fest-
logische Experiment bringen soll. Aber wenn sie dasselbe halten, der Autor der zweiten Redaction stösst die erste
bringt, so mag sie es auch vollständig, die erste Periode Redaction nicht um, er erweitert sie blos. Man fin-
einbegriffen, bringen. det in der zweiten Redaction auch nicht ein Wörtchen
Und endlich sagt der Autor der zweiten Red.aetion: Das der ersten Redaction umgeändert, es finden sich blos Zu-
beste Substrat für eine Tab. sm. wäre die eigentliche Jü- sätze zum Texte der ersten Redaction. Und indem nun
disch-alchemistische Schöpfung.sgeschichte im Gegensätze zu der neue Autor das, was der erste Autor bringt, nicht
der Schöpfungsgeschichte, wie sie das erste Capitel des umstösst, muss die zweite Redaction ebensowohl das arca-
ersten Buches Mosis bringt. In einer solchen Tab. sm. nologische Experiment bringen als die erste Redaction.
,

hätten wir dann, im Gegensätze zu der letzteren Schöpfungs- Und dann muss die zweite Redaction ebensowohl die pa-
geschichte eine Schöpfungsgeschichte im ächt Jüdisch-al- thologische Rubrik bringen, als die erste Redaction.
chemistischen Sinne. Indessen eine solche Tab. sm. wäre
2) Nun aber soll das arcanologische Experiment anders
in Vor-Alexandrinischen Zeiten möglich gewesen, jetzt ist verwerthet werden, als bei der ersten Redaction. Es soll
sie unmöglich. Denn die Alexandriner haben es sich ja nicht entweder zwei, oder drei, oder vier Arcana bringen,
angelegen sein lassen, die Lücken, welche die Schöpfungs- sondern blos drei Arcana. Und dann auch soll das ar-
geschichte im ersten Buche Mosis hat, auszufüllen. An canologische Experhnent die ihm zukommende Vorberei-
der Hand der Alexandrinischen Interpretation ist die bibli- tungs-Periode erhalten.
j

sehe Schöpfungsgeschichte im ersten Capitel das geworden. 3) Ausser der Zahl 3, welche in der Arcanen-Drei ver-
I
215 216

treten ist, soll die Tab. .smar. auch noch die übrigen Zahlen denn aus der arcanologischen Eubrik den Satz Quod est
von 1^7 erhalten. superius, est, sicut id quod est inferius, ad perpetranda
,

die erste Schöpfungs-Peri- miracula rei unius heraus, und macht ihn zum Mittelpunct
4) Sie, die Tab. smar., soll

ode bringen nach der Alexandrinischen Interpretation der der neuen Eubrik, welche die Si'höpfung^gescldchte bringt.
Schöpfungsgeschichte ini ersten Capitel des ersten Puches An diesen Mittelpunct knüpft er vorn und hinten einen neuen
Mosis; und die zweite Periode nur ganz im Allgemeinen. Satz, und fügt dem Central-Passus ein „ Et “ hinzu. Der
Diese Gesichtspuncto vor Augen habend, entwirft nun Satz »vorn wird Quod est inferius est sicut id quod est
:

der Autor seine Tab. smar., das heisst, wandelt er die superius. Der Satz hinten wird Et sicut res omnes
:

erste Kedactlon der Tab. smar. in die zweite um. fuerunt ab uno , meditatione unius sic omnes res natae
:

Den Psalm 19, auf welchen der Autor der ersten Ee- fuerunt ab hac una re adoptione. Es wird also zur Eu-
daction vom alchemistischen Standpunct aus Gewicht legte, brik, welche die erste Schöjifuugs-Periode bringt
lässt der neue Autor auf sich beruhen. Was sein Ante- Quod e.st inferius est sicut id quod est superius. Et
cessor herausgebracht, findet er ganz hübsch und genial, quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad per-
aber sieht e.s für eine Spielerei an, da doch der Psalmist, petranda mü'acula rei unius. Et sicut res omnes fuerunt
indem er diesen Psalm geschrieben, an alles eher, als an ab uno, meditatione unius: sic omnes res natae fuerunt
Alchemie dachte. ab hac una re adoptione.
Es erhält die neue Eedaction der Tab. smar., analog der Der Passus Quod est superius est sicut id quod est
, ,

ersten Eedaction, eine Jüdische, eine Griechische niid eine inferius , ad perpetranda miracula rei unius welcher der ,

Aegyptische Interpretation. .4rcanen-Eubrik entrückt ist, hat in die Arcanen - Eubrik


Mit der zweiten Eedaction der Tab. smar. reussirt der eine Lücke gemacht, und ist daher zu ersetzen. Er wird
Autor, wie der Autor der ersten Eedaction mit seinem ersetzt durch den neuen Passus Pater ejus est Sol, matcr
:

Schriftstücke reussirt hat. ejus est Luna. Pcu'tavit iUud ventus in ventro suo nutrix ;

ejus terra est. Pater omnis tolesmi totius mundi est hic,
Wie die 7 Rubriken der zweiten Reda- virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram, so dass
also die Arcanen-Eubrik statt der Fassung, die wir vor-
ction der Tabula smaragdina entstehen. hin angeführt haben, die Fassung erhält: Pater ejus est
Au der Hand der philosopliischen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, Sol, mater ejus est Luna. Portavit illud ventus in ventre
6, 7 nimmt der Autor sich vor, die neue Tab. smar. in suo nutrix ejus terra est. Pater omnis telesmi totius mundi
;

sieben Eubriken zerfallen zu lassen. Alsdann repräsentirt est hic, virtus ejus integra est, si versa fuerit in terram.
jede Eubrik eine philosophische Zahl. Diejenige Eubrik, Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter magno
welche die Drei bringt, bringt die 3 Arcana. Mit diesem cum ingenio. Ascendit a terra in coelum, iterumque de-
letzteren ist denn das gegeben, dass die Arcana, welche scendit in terram, et recipit vim superiorum et infeiiorum.
die erste Eedaction in zwei Eubriken brachte, dass diese die Auf Weise wären denn 5 Eubriken da.
die
zweite Eedaction in einer Eubrik bringt. Demziifolge Nun denkt endlich der Autor, an ein Schriftstüe*k, wie
würde denn eine Eubrik bringen: Quod est superius, est, die Tab. smar, ist es nicht unpassend, eine Einleitung und
id quod est
.sicut inferius, ad perpetranda miracula rei einen Schluss anzufügen. Das thut er, und erhält damit
unius. Separabis terram ab igiie subtile a spisso sua-
, ,
die au den 7 Eubriken noch fehlenden 2 Eubriken.
vitcr magno cumingenio. Ascendit a terra in coelum, Die Einleitungs-Eubrik wird: Verum est sine menda-
iterumque descendit in terram, et recipit vim superiorum cio, certum et verissimum.
et inferioi’um. Die Schluss-Eubrik wird Itaque vocatus sum Hermes
:

Eine andere Eubrik ist die pathologische Eubrik, die, trismegistus habens tres partes philosophiae totius mundi.
,

wie wir wissen, wie in der ersten Eedaction bleiben soll. Somit haben wir die 7 Eubriken:
Diese ist also Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis,
: Erste Eubrik. Einleitung: Verum est bis verissimum.
quia vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam pe- Zweite Eubrik. Erste Schöpfungs-Periode Quod est :

netrabit. inferius bis adoptione.


Wenn man nun die erste Eedaction der Tab. smar. vom Dritte Eubrik. Arcanologische Eubrik: Pater ejus
Standpunct dreier Eubriken auftasst, so kommt das Sic bis iiiferiorum.
habebis gloriam totius mnndi auf die zweite Eubrik das ,
Vierte Eubrik. Gloria - Eubrik. Diese darf unter
ist also auf die Eubrik, in der von den Arcanis die Eede keinen Umständen getheilt werden, wie das in der ersten
ist. Und es kommt bei dieser Auffassung das Ideo fugiet Eedaction unter Umständen statt hatte.
a tc omnis obscuritas auf die vierte Eubrik das ist also ,
Fünfte Eubrik. Pathologische Eubrik: Haec est'
die Eubrik, in der von der Anwendung der Arcana am totius fortitudinis bis penetrabit.
Krankenbette die Eede ist. Es ist nun, sagt unser Autor, Sechste Eubrik. Index: Sic mundus bis modus est hic.
nies vor Augen habend, in der ersten Eedaction direct von Siebente Eubrik. Schluss: Itaque vocatus bis to-
nichts anderem die Eede, als von den Arcanis und deren tius mundi.
Ajiwendung am Krankenbett. Somit ist gewissermassen Im eigentlichen Sinne des Autors das heisst im Sinne
,

die Eubrik Sic habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiet der Jüdischen Interpretation der zweiten Eedaction der
a te omnis obscuritas nichts anderes als ein Inhaltsan- , Tab. sm., sind nun die philosophischen Zahlen 1 7 in den —
zeiger, ein Index, der ersten Eedaction. Das Sic habebis aufgeführten Eubriken folgendermassen vertreten:
giobt den arcanologischen das Ideo fugiet den jjatholo-
, Der Index repräsentirt die Eins. Denn in dem einen
logischen Inhalt. So kommt uxiser Autor auf die Idee Index werden die Haupttheile der Tab. smar. zusammen-
eines Index, und diese Idee bringt ihn darauf, der neuen gefasst.
Tab. smar. einen Index anzufügen. Wohl verstanden, Die erste Eubrik repräsentirt die Zwei. Denn es steht
einen Index anzufügen, nicht beutet er die Idee der- zu Anfang: verum, und zum Schluss: verissimum, das ist
artig aus, die Eubrik Sic habebis etc. als Iudex auszu- der Superlativ von verum das ist wieder vermn. Das
,
:

beuten. Die Eubrik Sic habebis etc. lässt er, wie sie nst, vordere verum wird durch sine mendacio cumulirt, das'
und fügt ausserdem noch einen Index hinzu, so dass er liintere durch certum, bleiben also im Grunde zwei „verum“
erhält und das weist auf die Zwei hin.
als eine Eubrik: Sic habebis gloriam totius mundi. Die Arcanen-Eubrik repräsentirt die Drei. Denn es
Ideo fugpet a te omnis obscuritas, werden drei Arcana angenommen, in den Vordergrund
als eine andere Eubrik den Index, welcher ist: Sic gedrängt.
mundus creatus est. Hinc erunt adaptationes mirabiles, Die Fortitudo - Eubrik repräsentirt die Vier. Wie die
quarum modus est hic. Vier bei der fortitudo herauskommt, haben wir bereits
Für die Schöpfungsgescliichte von der in der ersten
, bei der Interpretation der ersten Eedaction kennen lernen.'
Eedaction nichts vorkommt , eine neue Eubrik zu
ist Die zweite Eubrik repräsentirt die Fünf. Denn wie
schaffen. Doch findet es der Autor passend, dass diese wir später sehen werden, handelt es sich in ihr um das,-
Eubrik nicht ganz neu sei.
In einer so wichtigen Eu- was die erste Schöpfungs-Periode bringt, das ist zunächst
brik will er durch seinen
Antecessor gewissermassen Luft, Erde, Wasser. Dazu kommt die vor der ersten
gedeckt sein. Er hält es für gut, dass in sie ein Passus Schöpfungs - Periode liegende Phase mit dem lo'yof, und
der ersten Eedaction verflochten wird. Und so nimmt er der erste Schöpfungstag mit seinem Feuer, welches zu-
: :

217 218

der adoptio in Eelation gesetzt wird. Wie gesagt, werden Die Aegyptische Gottheit Thoth hat nämlich zur Seele
wir das später näher kennen lernen. Wir haben also als eine ganz besondere Relation. Indem der Todtenrichter
Fünf: Lnft, Erde, Wasser, loyog, adoptio. Osiris die Thaten der Verstorbenen, der Seelen, abwägt,
Die Schluss - Rubrik repräsentirt die Sechs. Denn es steht ihm Thoth zur Seite. Darum heisst Thoth auch
ist in ihr vom Hermes trismegistus die Rede, das ist eine Herr der göttlichen Worte und Rechtfertiger des Osiris
Drei; und dazu kommen als zweite Drei die tres partes gegen seine Feinde.
philosophiae totius mundi. Das wäre also zwei mal Drei, Was nun den Hermes betrifft so wird da es sich um
, ,

gleich Sechs. ein Griechisches Schriftstück handelt die Aegyptische


,

Die Gloria-Rubrik repräsentirt die Sieben. In dieser Gottheit in eine Griechische verwandelt das ist ein Com- ;

Rubrik wird nämlich darauf hingewiesen, dass die Arcanen pliment, welches den Griechen gemacht wird. Dass es
Drei mit der Arcanen - Sieben auf einer Rangstufe steht. gerade der Hermes (Mercur) ist der an die Stelle des
,

Damit haben wir denn die Relation der Arcanen-Drei zur Thoth tritt, hängt damit zusammen, dass ypvyo-
Arcanen-Sieben, und damit kurz die Sieben. nojiind;, das ist der Hermes als solcher, der die Seelen
Wir hätten also ff. Es repräsentirt: der Verstorbenen zur Unterwelt führt, auch zur Seele eine
1. Rubrik die philos. Zahl 2, damit die Arcanen-Zwei Relation hat.
2- B n r 5, Arcanen-Fünf Auf Grund der Annahme, die sich der Autor der Tab.
n n 71
3, Arcanen-Drei smar. fingirt, um zur Schluss - Rubrik zu kommen, wird
71
7, Arcanen-Sieben
71 71
geradezu angenommen es wäre die Tab. smar. eine In-
,

71
4, Arcanen-Vier
77 71
schnft auf einem Grabe, in einer Todtenkapelle u. dgh,
6- B B n 1 Arcanen-Eius ,
hätte sich an einem derartigen Orte vorgefunden. Viel-
7. B B B 6, Arcanen-Sechs. leicht ist das der Grund, dass die Tabula smaragdina ge-
rade „Tabula“ heisst. Die Alten nannten nämlich derar-
Das Aegyptische Gepräge der zweiten tige Inschriften Tabulae, aus dem Grunde, weil sie die-
selben auf Tafeln schrieben, welche Tafeln dann an be-
Redaction der Tabula smaragdina. treffender Stelle aufgestellt, aufgehängt oder sonst wie
Der Autor der zweiten Redaction giebt in den Stellen befestigt wurden. Wir sagen „Vielleicht“, nöthig ist so
pater ejus est Sol etc. und Itaque vocatus suin etc. der Tab. eine Annahme gerade nicht, denn Tabula ist in weiterem
Smar. ein hervorstechend Aegyptisches Gepräge. Das thut Sinne überhaupt ein Schriftstück. Jedenfalls aber hängen
er nun weniger den Aegyptern zu Liebe als vielmehr ,
mit der genannten Fiction die Grahesinärchen zusammen,
deshalb, um der Tab. smar. einen mysteriöseren Anstrich die wir in dem Abschnitte: „Allgemeine Vorbemerkungen
zu gehen. Dazu kommt noch dass durch das Versetzen , über die Tabula smaragdina“ haben kennen lernen.
auf den Aegyptischen Standpunct eine Handhabe geboten
wird, die Scliluss-Rubrik in einen engen organischen Zu- Jüdisclie Interpretation der zweiten Re-
sammenhang zur ganzen Tab. smar. zu bringen.
daction der Tabula smaragdina.
Der Passus Pater ejus est Sol etc. macht ganz den
Eindruck einer Aegyptischen Hieroglyphen-Inschrift, indem Die sieben Rubriken kennen wir bereits ebenso wie ; ,

Ausdrücke verkommen die sich auch auf Hieroglyphen- ,


jede von ihnen eine philosophische Zahl repräsentirt.
Inschriften finden. Es heissen z. B. auf derartigen In-
schriften die Könige: Söhne der Sonne, so auf einer In- Erste Rubrik, Einleitung.
schrift zu Memphis: „Der Sohn der Sonne, Ptolemaeus, Verum est etc.
der immer lebende u. s. w. hat dies Gebäude auffüh- . . . Eine etwas emphatische Einleitung. Der Autor ver-
iren lassen.“ Und ähnlich auf anderen Inschriften. Ganz was die Tab. smar. bringt, wahr sei.
sichert uns, dass das,
so haben wir hier die Redeweise: Pater ejus est Sol.
Dami heisst’s auf einer Inschrift zu Luxor: „Siehe, was Zweite Rubrik. Kosmologische Rubrik. Schöpfungs-
Theben Wir haben alle Gegenden in deine Gewalt
sagt: geschichte.
gegeben, wir haben dir Khemi (Aegypten) die Nährerin Quod est inferius bis adoptione.
gegeben.“ Ganz so haben wir hier den Ausdruck : Nutrix Nach der Alexandrinischen Interpretation hat die erste
ejus terra est. Schöpfungs-Periode zwei Theile, die eigentliche erste Pe-
'

Und was
die Schluss-Rubiilt betrifft, so ist der Hermes riode, wie sie der Autor der Schöpfungsgeschichte brachte,

Itaque vocatus sum Hermes trismegistus die Aegyp- — und den ersten Tag.
äsche Gottheit Thoth. Was jenen ersten Theil betrifft, so bringt er Wasser,
! Dieser Thoth passt nun ganz dazu in einer Schluss ,
Erde, Luft (das Wasser fällt nicht, wie wir wissen, vor
Rubrik herangezogen zu werden, zu einer Schluss-Rubrik, die erste Periode). Nun sollte zuerst kommen: Wasser,
um so zu sagen verwerthet, ausgebeutet zu werden. und dann: Luft und Erde, was, wie bereits früher be-
Stellt man sich näjnlich auf den Standpunct der spiri-
\
sprochen, nicht statt hat vielmehr kommt erst Luft, dann
;

tuellen Interpretation der ersten Redaction der Tab. smar., Erde, und zuletzt das Wasser. Das fasst der Autor heim
30 wird dem Hintergedanken die Thür geöffnet, als sei Quod est inferius bis miracula rei unius in’s Ange, und
iie Tab. smar. ein Schriftstück, welches zu einer Inschrift meint, es wäre dies Arrangement kein verkehrtes, da
an geweihter Stelle, z. B. auf einem Grabe, in einer Todten- Wasser, Erde, Luft, indem sie auf einen Guss entständen,
kapelle u. s. w. passt. Der Autor nun stellt sich auf einen doch gegenseitig dieselbe Rangstufe einnähmen.
solchen Standpunct. Bis zum Ende der ersten Redaction Est sicut ist vorab zu übersetzen mit „ist wie“, d. h.
gekommen sagt er sich hier hast du nun eine Inschrift
, ,
„steht auf gleicher Rangstufe mit“. Alsdann ist das est
für ein Grab eine Kapelle u. s. w.
, wie machst du da ,
vor sicut mit „dient“ zu übersetzen.
auf Grund eines solchen Standpunctes einen passenden Das erste inferius ist die Erde das erste superius ist
,

Schluss? Und da kommt er denn auf den Thoth. Näm- die Luft (Himmel) des Vers 1 der Schöpfungsgeschichte.
lich man denke sich eine Inschrift auf einem Grabe, in Das zweite superius ist das Wasser, das zweite inferius
äiner Todtenkapelle u. s. w., welche also lautet: ist die Erde des Vers 2 der Schöpfungsgeschichte.
Der Leib ist der Träger der Seele. Der Leib ist das
:|
Wo man nun Himmel und Erde hat, da steht der Himmel
fjchwache Gefäss, das den himmlischen Geist birgt. Und üb er der Erde, damitist dieErde das inferius, die Stütze für
kommt nun die letzte Stunde so trennt sich die Seele , den Himmel, das superius. Damit, sollte man denn sagen,
und schwingt sich himmelan, sie geht dahin, woher sie muss doch einmal erst die Erde, das inferius, da sein, und
gekommen. . . . dann der Himmel, das superius, kommen. Beim umgekehrten
Nun wollten wir einen Schluss zufügen, würde es sich Verhältniss würde ja der Himmel ohne Stütze herunterfal-
lenn nicht ganz gut machen, wenn wir anfügten len. Trotz dem bringt aber Vers 1 der Schöpfungsge-
Gross ist der Herr, die ganze Welt ist seines Ruhmes schichte zueist den Himmel, das superius, und dann erst
»roll, und sein Name dauert ewiglich ? . . . . die Erde, das inferius. Aber daran stosst euch nicht, sagt
Ganz so aber wie sich das machen würde macht es
, , der Autor, denn: quod est inferius est sicut id quod est
sich im Aegyptischen Sinne, wenn der spiritirellen Inter- superius. Die Erde ist wie der Himmel, steht auf Reicher
Ipretation der Tab. smar. hinzugefügt wird: Und so heisse Rangstufe mit dem Himmel. Die Erde steht auf gleicher
ich denn Thoth. Rangstufe mit der Luft. Findet es daher nicht auf-
219 220

lallend, dass die Luft früher kommt, als die Erde. Ob Nun zum Satze : res omnes fuerunt ab uno, meditatione
da steht: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, oder; unius.
Am Anfang schuf Gott Erde und Himmel, bleibt sich gleich, Der unus ist Gott; die meditatio der Aoj/o? das —
da eben Erde und Luft auf einer Rangstufe stehen. Textwort der Griechischen Tab. sm. für meditatio ist eben
Und ferner Wo man Wasser und Erde hat, da stellt
:
löyog; res omnes sind der Inbegriff dessen, was die erste
sich kraft des Wasserverwandlungs-Esperimentes das Wasser und zweite Schöpfungs-Periode bringt, in Bezug auf letz-
oben, die Erde unten, und auf die Weise ist das Wasser tere die organische Welt mit einbegriffen.
das superius, die Erde das inferius. Das Obere steht aber Im fuerunt a ist das Erschaffen der Welt durch Gott
im Range über dem Unteren, und daher sollte man sagen, gegeben, und dabei zugleich das in’s Auge gefasst, dass
müsste der Vers 2 nicht zuerst die Erde bringen, und dann wenn Gott die Welt erschaffen, er der Welt als Vater ge-
das Wasser, sondern umgekehrt erst das Wasser und dann genübersteht. Darum ist auch indem Passus omnes res natae
die Erde. Aber daran, sagt der Autor, stosst euch nicht, fuerunt von einer adoptio die Rede, welche eine indirecte
denn: quod est superius est sicut id quod est inferius, das Vaterschaft involvirt. Diese adoptio bezieht sich zwar strict
Wasser ist wie die Erde, steht auf gleicher Rangstufe mit nur auf das Licht. In weiterer Fassung bezieht sie sich
der Erde. Im Vers 1 steht erst Luft und dann Erde, darum aber auch auf den ganzen zweiten Passus sic omnes etc.,
machte der Autor darauf aufmerksam, dass die letztere auf und deutet an, dass das fuerunt a dieses Passus, welches
einer Rangstufe mit der ersteren stände. Im Vers 2 steht auch auf eine Vaterschaft herauskommt, nicht zu identificiren |
erst Erde und dann Wasser, darum macht der Autor hier sei mit dem fuerunt a des ersten Passus Et sicut etc.
darauf aufmerksam, dass das letztere auf einer Rangstufe Denn Gott als Vater steht höher als die res una als Vater.
mit der ersteren steht. Also res omnes etc.: Gott hat die Welt erschaffen, und
Also zuerst wird darauf aufmerksam gemacht, dass Erde zwar durch den Xöyos (siehe über diesen früher).
und Luft, dann dass Wasser und Erde auf gleicher Rang- Der i.6yog Gottes, die meditatio unius, entspricht der
stufe stehen. Sie stehen also alle auf einer Rangstufe. adoptio. Wie zur res una noch etwas hinzukommt, näm-
Somit bleibt es gleich, ob in der Schrift das W.isser Yorn lich die adoptio, so kommt zu Gott noch etwas hinzu
oder hinten steht —
und hierauf kommt die ganze Calou- nämlich der löyog 6-eoü.
lation hinaus. In dem ganzen Passus Et sicut res omnes etc. decken
Auf die Weise wurde est sicut als „ist wie“ genommen. sich nun Vorder- und Nachsatz, und daher auch ihre Ver-
Jetzt wird das est vor sicut genommen als „dient“. Alsdann knüpfung durch Et sicut —
iia, wie auf der einen Seite
ist Et klein zu schreiben und vor dasselbe ein Komma zu das, so auf der anderen Seite jenes. Die res omnes decken
setzen,und man hat: die omnes res natae, der unus deckt die una res, die me-
Das Untere dient wie das Obere, und das Obere dient ditatio deckt die adoptio. '
I

wie das Untere dazu; Also der ganze Satz Et sicut etc.; Und wie Gott die
ad perpetranda miracula rei unius. Welt erschaffen hat, indem zu ihm der Xöyog hinzutritt,
Perpetrare =
zu Stande bringen, nicht: beendigen. so hat die res una die anorganische Welt erschaffen, indem
Die res una ist das Wasser zum Wasserverwandlungs- das Licht des ersten Tages hinzutritt.
Experiment im Grossen, welches mit Luft und Erde ver- Wir haben also in der ganzen Rubrik in mysteriösen
setzt ist. Also; Wendungen und Ausbeutungen die Alexandrinische
Wasser, Luft und Eide dienen dazu, um die Wunder Schöpfungsgeschichtein nuce. Es wird uns geboten
des Weltenwassers zu Stande zu bringen. die erste Schöpfungs-Periode mit Luft, Erde, Wasser, Licht,
Die zweite Redaction käme auch mit miraculum (Singu- die zweite Schöpfungs-Periode (in ganz allgemeinen Umris-
lar) aus für miracula (Plural). Der Plural ist aber von der sen), und endlich der Xoyog. Indem uns Luft, Erde, Was-
ersten Redaction mit hetübergenommen, und muss bleiben. ser in der ersten Periode geboten werden, geschieht das
Erklärt wird er dadurch, dass man in dem einen Wunder derartig, dass eine Reflexion darüber angestellt wird, wie
drei Dinge hat: Wasser, Erde, Luft, dadurch entsteht dann die Dinge in Vers 1 und 2 geordnet sind, dass man sich
der Pluralbegriff Wunder. an diese Anordnung nicht stossen, und hauptsächlich das
Im Heraklitschen Sinne ist die res una =Materia secunda. Wasser in’s Auge fassen soll, welches trotzdem, dass es
In Bezug auf spätere Interpretationen der Tab. sm. ist nicht von vorn herein genannt ist, in Bezug auf das Wa.sser-
darauf hinzu weisen, dass res una auch genommen wird als verwandlungs-Experiment doch die Hauptrolle spielt. So
Materia prima. Diese materia prima ist aber nicht im kommt der Autor der Tab. sm. auf die res una, auf das
Griechischen Sinne Materia prima, sondern im Jüdischen Weltenwasser, bestehend aus Wasser, Erde, Luft. Nun
Sinne, und zwar insofern, als die res una das ist, was die fehlt das Licht noch, also ist der Autor, wo er bei seiner
erste Schöpfungsperiode bringt. Sie wird deswegen Ma- res una ist, noch nicht mit der ersten Periode fertig. Trotz
teria prima genannt, weil man das, was auf die periodus dem geht er zur zweiten Periode über, welche die vollen-
prima creationis kommt, Materia prima nennt. dete Welt, die res omnes, bringt. Gott hat die Welt er-
So der erste Theil der Rubrik, der also bis rei unius schaffen. Damit ist er von der Welt bei Gott, und Gott
reicht. Jetzt zum zweiten Theile der bei: Et sicut anfängt. führt ihn dann zum Xdyog. Er giebt nun „erschaffen“
Die res natae sind: Himmel, Land, Meer der zweiten mit esse a, herstammen von. Das benutzt er, um in’s Auge
Schöpfungs-Periode. Himmel, Land und Meer gehen aus zu fassen,' dass Land, Meer, Himmel vom Weltenwasser
dem Weltenwasser, der res una hervor. Also hat es seine herstammen, und so springt er, eine Parallele dazu be-
Richtigkeit,wenn es heisst: nutzend, wieder in die erste Periode, und fügt dieser
res natae fuerunt ab hac una re. durch die Fassung mit der Adoption das Licht zu. Man —
Nun aber kommenauf diese Weise blos Himmel, Land bemerke hierbei wohl, dass vom Tag nicht die Rede ist, |

und Meer an die Reihe, nicht aber die leuchtenden Himmels- was doch sehr nahe lag. Der Autor geht dem Tage mit
körper, die doch auch auf die zweite Periode, aus der ersten Fleiss aus dem Wege. Er will den Griechen gegenüber
hervorgehend, kommen. Um diese heranzuziehen, deshalb nicht mit der Tagesschaffung hervortreten, um ihnen nicht
wird uns jetzt die adoptio geboten. Mit der adoptio ist etwas zu bieten, was ihnen gar zu anstössig wäre. Ohne
das Licht des ersten Schöpfungtages in’s Auge Tag, und wie die Sachen jetzt liegen, erhalten die Griechen
gefasst. Das Licht des ersten Schöpfungstages adoptirt im Grunde gar nichts anders, als die auch von ihren Lands-
Sonne, Mond und Sterne, wirft sich als deren Adoptiv- leuten in’s Auge gefasste Stelle der Schöpfungsgeschichte.
Vater, kurz als Vater auf. Indem dies statt hat, hat eine Denn die Anknüpfung des Autors mit _ seinen res omnes
adoptio statt, und die Folge dieser adoptio ist, dass Sonne, und res natae an die zweite Periode ist sehr vage gehalten.
Mond und Sterne zu den res natae treten, die dadurch zu
den omnes res natae werden, das ist zu Himmel, Land, Dritte Rubrik. Arcanologische Rubrik.
Meer, Sonne Mond und Sternen. Also omnes res natae
: Pater ejus est Sol bis inferiorum.
fuerunt ab hac una re adoptione, alle Dinge (das ist denn Wie wir bereits wissen, erhält der Autor an der Hand
im engeren Sinne die anorganischen Dinge), welche die des arcanologischen Experimentes 3 Arcana. Er instituirt
zweite Schöpfungs-Periode bringt, entstanden vom Welten- das arcanologische Experiment auf die Weise, wie wir es
wasser, der res una, das heisst denn, wenn man zugleich pro secundo in dem Abschnitte „Das arcanologische Ex-
auch das Licht in's Auge fasst, welches sich ihm zugesellt, periment in Jüdischer Fassung“ haben kennen lernen. Das
wenn man zugleich das Adoptions-Verhältniss in’s Auge fasst. ist also: Acidum sulphuricum- Natron constituirt das ar-
221 222

canolog'ische Wasser, und mittelst Feuers wird dies dann Luna e.st mater Natri
für: Sol est pater Acidi sulphurici,
in Liquor hepatis und Pulvis solaris umgewandelt. So — Pater Acidi sulphurici est Sol, mater Natri est Luna.
ergeben sich alsdann als die 3 Arcana: 1) Acid. sulpliur.- Nun wird sich aber der Autor schon hüten, die Arcana
Natron, 2) Liquor hepatis, 3) P. solaris. beim Namen zu nennen. Er weist mit einem ejus auf
Wie wir aus dem Ahsclinitt „Wie die sieben Rubriken der einen Seite auf den Genitiv Acidi sulphurici und auf
der zweiten Redaction der Tab. smar. entstehen“ wissen, der anderen Seite auf den Genitiv Natri, und erhält so für:
heisst die arcanologische Rubrik urspriigbcli ff. Pater Acidi sulphurici est Sol, mater Natri est Luna —
Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad per- Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna, und damit haben
petranda miracula rei unius. Separabis terram ab igne, wir die Stelle, wie sie hier steht.
subtile a spisso, suaviter magno cum ingenio. Ascendit Auf die meditatio unius erstreckt sich die Parallele
a terra in coelum iterumque descendit in terram et re-
, ,
nicht weiter. Die Aegyptischen Gottheiten haben nichts
cipit viin superiorum et inferiorum. mit dem köyos zu schäften, und so fällt hier einfach der
Nun wird der Passus Quod est superius, est, sicut id löyoff.
quod est inferius, ad perpetraiida miracula rei unius der Man darf es nicht auftallend finden, dass der Autor
arcanologischen Rubrik entrückt. Er tritt in die zweite den Gott, welcher die Welt erchafteu, mit Aegyptisohen
Rubrik, und an seine Stelle tritt der Passus: Pater ejus Gottheiten parallel laufen lässt. Zunächst entspricht das
est Sol, mater ejus est Luna. Portavit illud ventas in der vorliegenden Stelle der Tab. smar., die, wie wie wir
ventre suo nutiäx ejus terra est.
,
Pater omnis telesmi wissen, ein hervorragendes Aegyptisches Gepräge hat.
totius mundi est hic, virtiTS ejus integra est, si versa fuerit Und dann handelt es sich ja auch nicht um die eigent-
in terram. Es sind also dieser letztere Passus und der liche Gottheit, welche die Welt erschaffen, sondern um
Passus Quod est superius etc. vicariirende Dinge. Auf eine Gottheit, welche in ideeller Beziehung dem Acid.
Grund dessen modelt nun der Autor seinen neuen Passus sulphur.-Natron zur Seite gesetzt wird.
Pater ejus est Sol etc. in der Weise, dass er ganz den Was nun den Sol und die Luna betrifft, so machen
Charakter der zweiten Rubrik trägt. sich entwickeln sich diese Beziehungen vorab einmal,
,

a) Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna trägt den Cha- wie wir gesehen, im Anschluss an Osiris und Isis. Aber
rakter des: res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius. nicht nur das hat statt, sondern sie machen, entwickeln
b) Portavit illud ventus in ventre suo, nutrix ejus terra sich auch im Anschluss an Acid. sulphur. und Natron
est trägt den Charakter des: Quod est inferius est sicut selbst. Acid. sulphur. ist nämlich kaustisch es ist also
id quod est superius. Et quod est superius, est, sicut id ein Hitzeprocess in ihm repräsentirt —
auch in der Sonne
,

quod est inferius, ad perpetranda miracula rei unius. ist ein Hitzeprocess repräsentirt. Acid. sulphur. crudura
c) Pater omnis telesmi totius mundi est hic, virtus ejus ist bräunlich, das ist tingirt gelb die — auch Sonne
ist
integra est, si versa fuerit in terram trägt den Charakter gelb. Im Natron ist der Kälteprocess repräsentirt, denn
des: omnes res natae fuerunt ab hac una re adoptione. bei der Lösung des Natron nitricum in Wasser entwickelt
Es handelt sich in allen drei Sätzen um das Acidum sich Kälte —
auch der Mond ist kalt, denn er ist der
sulphuricum-Natroii. Jeder Satz enthält einen Vordersatz Herr der Nacht, welche Nacht dem Tage gegenüber, wo
und einen Nachsatz. Der Vordersatz bezieht sich auf die Sonne herrscht, kalt ist. Natron (carbonicum, nitri-
das Acidum sulphuricum, der Nachsatz auf das Natron. cum) ist weiss —
auch der Mond ist weiss.
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna.
a) b) Portavit illud ventus in ventre suo ;
nutrix ejus
Also die Parallelstelle ist: omnes res fuerunt ab uno, terra est.
meditatione unius. An diese müssen wir uns zuvörderst Also die Parallelstelle ist :
Quod est inferius bis rei
halten. Kosmologisch sind die res omnes die Welt über- unius.
haupt. Hier befinden wir uns aber in der arcanologischen Was uns in dieser Parallelstelle erzählt wird, kommt
Rubrik, die Welt überhaupt geht uns nicht an, sondern auf die res una hinaus, das ist auf das kosmologische
die arcanologische Welt. Und diese ist, da wir uns Weltenwasscr, welches hier natürlich zum arcanologischen
in der vorliegenden Rubrik bei der Drei - Arcanen - Zahl Weltcnwasser zum Acid. sulphur.-Natron wird. In der
,

befinden: Acid. sulphur. -Natron, Liquor hepatis, P. solaris. zweiten Rubrik wurde an das Weltenwasser die Haupt-
Nun aber gehen diese 3 Arcana aus dem einen Acid. reflexion geknüpft, dass das Wasser bei ihm im Vorder-
sulphur. - Natron hervor. Hat man also dieses, so hat gründe steht. Hier, in der dritten Rubrik, meint der Autor,
man die res omnes. Und damit res omnes =
Acid. sul- über jenes sei dort genug reflectirt, und er fasst un .

phur.-Natron, was ergiebt: Acid. sulphur.-Natrou fuerunt einen anderen Gesichtspunct in’s Auge. Und dieser Ge-
ub uno, meditatione unius. sichtspunct ist der, dass Luft und Erde im Weltenwasser
Nun zur näheren Uebertragung der Parallelstelle. nicht sichtbar sind, bevor das Feuer liinzutritt. Das Feuer
Acid. sulphur. -Natron ist erstens Acid. sulphur. und kommt aber erst mit der adoptio an die Reihe, und so
zweitens Natron. Es handelt sich also um zwei Dinge. sind wir hier noch beim Unsichtbarsein der Luft und der

Dem zu Liebe wird der ünus zu duo dilatirt. An die Erde, kurz es handelt sich um den Gesichtspunct des
Stelle des einen Gottes treten zwei Götter. Da aber aOQctiog >!ccl dy.dTttaxivccaTog. Wir haben es nun hier
das Judenthum keinen Anhaltspunct für zwei Götter giebt, nicht mit dem kosmologischen Weltenwasser zu thun, son-
so wird das Aegypterthum herangezogen mit den beiden dern mit dem arcanologischen. Das ist in Bezug auf das
Gottheiten Osiris und Isis. Also haben wir für: Acid. dÖQtttog xal dy.aiaaxtvccGTOs das Acid. sulphur. raucht
:

sulphur.-Natron fuerunt ab uno —


Acid. sulphiu’., Natron nicht, und das Natron kann man in der Lösung nicht
fuerunt ab Osiride et Isi. sehen. Dass nun aber Acid. sulphur. nicht raucht, ist
Nun lehnt Osiris an die Sonne, Isis an den Mond. Das eine eigenthümliche speculative Sachlage. Denn da das-
ergäbe selbe .später Dampf von sich stossen soll, so ist das Acid.
für: Acid. sulphur., Natron fuerunt ab Osiride et Isi — sulphur., um welches es sich beim arcanologischen Expe-
Acid. sulphur., Natron fuerunt a Sole^et Luna. riment handelt, im Grunde nichts anderes als Acid. sul-
Ferner hegt in dem esse a, wie wir das aus der zwei- phur. fumans, bei dem vorläufig der Rauch gestrichen, um
ten Rubrik wissen, ein väterliches Verhältniss. Der Welt- später wieder hinzuzukommen. Und das fasst der Autor
I
erschaöer ist der Vater der Welt. Wird nun dieses in’s Auge. Darum steht hier in Bezug auf das Acid.
Vater- Verhältniss herangezogen, so erhalten wir sulphur Portavit illud ventus in ventre suo, ein Wind,
für: Acid. sulphur., Natron fuerunt a Sole et Luna — :

ein Rauch trug es in seinem Bauche. Das heisst, es


Sol et Luna est pater Acid. sulphurici, Natri. hat geraucht, raucht aber jetzt nicht mehr. Und wie
Nun istSol (Osiris) eine männbehe Person,
aber sich das Portavit etc. auf das Acid. sulphur. bezieht, so be-
Lima eine weibliche Person.
(Isis) ist Darum liegt es zieht sich das Nutrix ejus terra est auf das Natron. Die
nahe den pater in pater und mater zu zersplittern, und
, Erde, das Natron, zog zwar diese arcanologische Flüs-
dem Acid. sulphur. den pater zuzutheilen, dem Natron die sigkeit als Amme gross, sie hat auf Grund dessen zwar
mater. Dann erhalten wir eine sehr intime Relation zum Natron, aber sie ist —
für: Sol et Luna est pater Acidi sulphurici, Natri — nicht zu sehen, das Natron ist in der Flüssigkeit nicht
Sol est pater Acidi sulphurici, Luna est mater Natri. zu sehen.
Macht man hier nun eine einfache Umkelming, welche Nun wird man sagen, aber welche komische Zeichnung.
. auf das Gleiche herauskommt, so haben wir Dass das Acid. sulphur. ursprünglich geraucht hat, jetzt

tl
224
223

aber nielitmelir raucht, ist doch einfach: Illud (das Pro- aus der Erde wittert. Indem aber das Acid. sulphur. vom
nomen natürlich statt des Arcanum, wie sub a), das Acid. Eisenvitriol abdestillirt wird, entwickelt sich zuerst Gas.
sulphur., hat geraucht, das ist weiter ausgedehnt, da
die Das wird nun so gefasst, als wenn dieses Gas den Liquor
»Sache mit dem Eauche nicht gar zu klar gegeben
werden Acidi sulphurici erzeugt. Damit ging denn das Gas, der
soll : Illud das Acid. sulphur., hatte eine Relation zum
,
ventus, mit dem Liquor schwanger, und damit haben wir
ventus, und wie man die Sache in mysteriöser Weise wei- denn das Bild vom im Bauche tragen, denn „im Bauche
ter spinnen will. Aber die Sachlage nun gerade so zu tragen“ und „schwanger gehen“ laufen parallel. Und für
zeichnen wie hier das liegt doch etwas eigenthümlich,
,
das „aus der Erde witternde Natron“ ist das Bild Nutrix
das „im Bauche tragen“ ist doch etwas weit gesucht. ejus est terra, seine, des Natron, Amme ist die Erde, ganz
Und dass das Natron nicht zu sehen sein soll, das ist direct gegeben. Und hiermit haben wir denn auch die
einfach; Natron ist nicht zu sehen, oder mit dem Pro- vollständige Legalisirung der Amme, welche dem Gesichts-
nomen gegeben: Id ist nicht zu sehen. Auch das mag punct des ecÖQazog xai dxaxaaxtvaatog gegenüber et-
mysteriös anders gefasst werden, aber die Zeichnung wie was fern lag.
hier: „Seine Amme ist die Erde“ —
das ist doch etwas Bevor wir den vorliegenden Passus verlassen, müssen
weit gesucht. wir darauf hinweisen, dass im Timaeus, P. 40, die Stelle
Ein solcher Einwurf ist nur zu richtig. Wir entgegnen vorkommt: y^v Jf igoxföv juhy ^fuxigav —
darauf aber folgendes. Die Zeichnung mit dem im Bauche vr,aaxo, „die Erde unsere Amme u. s. w. machte er“.
tragen und mit der Amme ist nicht dem aÖQaros zat Diese Timaeus-Amme muss man nicht der Amme des vor-
ny.cixctöxtvaöXQs zu Liebe entworfen. Der Autor nimmt liegenden Passus gegenüberstellen, und damit in der Tab.
mit dem vorliegenden Passus noch andere Gesichtspuncte sm. einen Platonismus wittern. Der Passus Nutrix ejus
ein. Diesen enspricht aber die Zeichnung mit dem im terra est hat mit jener Stelle im Timaeus nichts zu schaffen.
Bauche tragen und der Amme, und muss sich das ao-
so Vielmehr lehnt sich hier die nutrix an die Näherin
Qaxog xai dy.ctxaay.evaaxog auch schon das im Bauche Aegypten, worauf wir auch in dem Abschnitte „Das
tragen und die Amme gefallen lassen. Aegyptische Gepräge der Tab. smar.“ hingewiesen haben.
Es nimmt nämlich der Autor im vorliegenden Passus Später zwar wird, wie wir das kennen lernen werden, die
auch den Gesichtspunct des W
elteneies ein. AVir haben Tab. smar. im Sinne des Platonismus ausgebeutet. Das
nämlich in dem Abschnitte „Die zweite Redaction der Tab. ist aber eine Sache für sich. Weder dem Autor der er-
smar. “ darauf hingewiesen dass der Autor der zweiten
, sten, noch der zweiten Redaction der Tab. smar, ist es
Redaction der Tab. smar. am liebsten die eigentliche Jü- im Traume eingefallen, sich an Plato zu lehnen. Hier
dische Schöpfungsgeschichte nach 6 Tagen zum Substrat sind wir noch nicht heim Platonismus.
seiner neuen Tab. sm:ir. gemacht hätte, dass das aber c) Pater omnis telesmi totius mundi est hic, virtus ejus
nicht anging, weil die Alexandriner einmal für die erste Integra est, si versa fuerit in terram.
Schöpfungsgeschichte im ersten Buche Mosis in den Riss getre- Also die Parallelstelle ist: omnes res natae fuerunt ab
ten waren. Nachdem das einmal geschehen, war die eigent- hac una re adoptione. An diese müssen wir uns zuvör-
liche Jüdische Schöpfungsgeschichte unmöglich geworden, derst halten.
denn nach Alexaudrinischer Auffassungsweise hatte sie Omnes res natae sind in der zweiten Rubrik die Co-
eine ehenbürtige Stellvertreterin in der Alexandrinischen smologica; Himmel, Land, Meer, Sonne, Mond und Sterne.
Schöpfungsgeschichte erhalten. Dieser Sachverhalt ver- Hier in der arcanologischen Rubrik werden sie natürlich
hindert nun den Autor der zweiten Redaction der Tab. zu den Arcanis, welche sie decken, Liquor hepatis und
smar. zwar, seine Lieblingsidee zu realisiren, er verliin- P. solaris, denn diese kommen ja bei der arcanologischen
dert ihn aber nicht, nach der eigentlichen Jüdischen Schöp- Kosmogenese (vergl. den Abschnitt: Das arcanologische
fungsgeschichte verdeckt hinüberzuschauen, und das ge- Experiment in Jüdischer Fassung) auf den zweiten, dritten,
schieht eben im vorliegenden Passus, in welchem er zum vierten Tag.
Weltenei hinüberblickt. Una res ist in der zweiten Rubrik das kosmologische
Ventus ist Wind, Wind ist was die
Luft. Das aber, Weltenwasser. Hier, in der arcanologischen Rubrik, wird
Alexandrinische Schöpfungsgeschichte als Luft nimmt, ist sie zum arcanologischen Weltenwasser, das ist zum Acid.
in dem „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, der sulphur.-Natron.
Himmel, und dieser Himmel ist wieder das Weltengefäss, Mit der adoptio wurde in der zweiten Rubrik das Licht
das Himmelsei. Sobald nun der Autor den Rauch des des ersten Tages in’s Auge gefasst. Hier, in der arca-
Acid. sulphur. in’s Auge fasst, und sagt Rauch ist Luft, , nologischen Rubrik, wird mit der adoptio das Feuer in’s
Luft aber das Himmelsei, so hat er das Bild, das Wasser, Auge gefasst, welches den Vorgang bewirkt, dass aus
des Fluidum des Acid. sulphur., befinde sich im Himmelsei. Acid. sulphur.-Natron Liquor hepatis und P. solaris werden,
Sobald er aber dies Bild hat, dann macht sich der Aus- und welches dem Dampf seine Eigenschaft mittheilt, wel-
druck „Jenes, das Acid. sulphur. (Wasser) trug das ches in die Erde des P. solaris dringt, und damit bewirkt,
Himmelsei (Luft, Wind) im Bauche“ ganz gut, denn das dass Liquor hepatis das Luft-Feuer- Wasser- Arcanum, dass
Acid. sulphur. (Wasser) befindet sich im bauchförmigen P. solaris das Luft-Feuer-Erd- Arcanum wird, dass damit
Hohlraum, im Bauche, des Welteneies. Und hiermit ist die beiden Arcana auf 3 Tage kommen.
denn das im Bauche tragen, welches dem Gesichtspuncte Also haben wir omnes res natae fuerunt ab hac una
des xxOQaxog y.al txy.axaoxivaaxog gegenüber etwas fern re adoptione in arcanologischer Fassung: omnes res natae
lag, vollkommen legalisirt. fuerunt ah Acido sulphurico -Nati'o igne. Die omnes res
Dem, durch das Portavit illud ventus in ventre suo in’s natae entstanden vom Acid. .sulphur.-Natron durch Ver-
Auge gefassten Gesichtspunct mit dem Weltenei folgt nun mittelung des Feuers, das ist erstens dadurch, dass Feuer
auch ferner das Nutrix ejus terra est. Das Wasser als untergelegt wird, zweitens dadiu'ch ,
dass dies Feuer in
solches kann uns im Weltenei nichts nützen, es muss mit das Wasser und die Erde dringt.
Erde ein Durcheinander bilden, und das wird hier so aus- Nun zur näheren’ Uebertragung der Parallelstelle.
gedrückt, dass, die Erde (Natron) die Amme jenes Wassers Omnes res natae = omnis telesmus totius mundi.
ist, es an seinen Brüsten gross gezogen hat. Hier treten Bei den res natae handelt es sich um die anorgani-
wir dem Bilde mit der Amme, die uns dem ctögxtxog xai schen Dinge der zweiten Periode (vergl. zweite Rubrik).
«ZKiKUzfilaazoff- Gesichtspuncte gegenüber etwas weit Diese als Welt, mundus, zu fassen, liegt nahe. Nun steht
lag, schon näher. Die absolute Legalisirung der Amme hier nicht mundus, sondern totus mundus. Das ist uner-
folgt aber erst in einem dritten Gesichtspuncte welchen , heblich, und kommt daher, dass da, wo in der ersten Re-
der Autor dem vorliegenden Gesammtpassus Portavit illud daction der Tab. smar. vom mimdus die Rede ist, totus
etc. gegenüber einnimmt. mundus steht, denn es heis,st: Sic habebis gloriam totius
Der vorbenannte dritte Gesichtspunct lieg-t darin, dass mundi, xmd nicht; Sic habebis gloriam mundi. Anlehnend
der Autor Acid. sulphur. und Natron direct in’s Auge an diesen totus mundus für mundus hat die zweits Reda-
fasst, entgegen dem, da.ss er sie vorhin im Anschluss an ction, die den Passus Sic habebis gloriam totius mundi
das kosmologische Wasser und die kosmologische Erde natürlich intact mit übernehmen muss, überall, -wo sie
in’s Auge fasste. Er lehnt daran, dass Acid. sulphur. mundus bringt, den totus mundus. Nur im Index hat eine
durch einen Destillations-Process aus dem Eisenvitriol ge- Ausnahme statt. Dort heisst es: Sic mundus creatus est,
wonnen wird, und dass das Natron als Natron carbonicum und nicht: Sic totus mundus creatus est. Das kommt
: -

225 226

aber einfach daher, dass die Natur eines Index, die Dinge Uebertragen wir nun für omnes res natae: omnis telesmus
kurz aufzuführen, in’s Auge gefasst wird. Totus mundus totiiismundi, so erhalten wir; omnis telesmus totius mundi
also = res iiatae. Entgegen nun den res natae der zwei- fuit ab Acido sulphurico-Natro igne. Nehmen wir nun
ten Euhrik, werden die res natae , welche die dritte Ku- wieder beim esse a, das väterliche Verhältniss, sö er-
brik bringt, und welche, wie wir wissen, die Arcana halten wir für omnis telesmus totius mundi fuit ab Acido
:

I
Liquor hepatis und P. solaris sind, telesmus rerum na- sulphurico-Natro igne —
Acid. sulphur. -Natron est pater
tarum, das ist perfectio rerum natarum das ist perfectio
,
omnis telesmi totius mundi igne. Nun haben wir in Bezug
totius mundi genannt, das heisst die Vollkommenheit der darauf, dass der omnis telesmus totius mundi aus den
Welt. Das also, was die ar canologische zweite Peri- beiden Theilen Liquor hepatis und P. solaris besteht, ein
ode bringt wird zu etwas vollkommenerem gestempelt, als
,
ähnliches Verhältniss, wie oben, wo wir es der Zwei:
das, was die kosmologische zweite Periode bringt, Acid. sulphur., Natron gegenüber, mit der Zwei: Osh’is
womit denn dem hohen Werthe der Arcana überhaupt ein und Isis zu thun hatten. Also liegt die Zersplitterung des
Tribut gezollt wird. Telesmus totius mundi ist aber vor- pater in pater und mater nahe, und damit die Uebertra-
läufig nicht der Inbegrift' dessen, was die zweite Schöp- gung des pater auf den Liquor hepatis und der mater auf
fungs-Periode bringt, es ist nur ein Theil desselben, wie ja den P. solaris. Dann erhalten wir für: Acid. sulphur.
die res natae erst ein Theil dessen waren, was anorganisch Natron est pater omnis telesmi totius mundi igne —
Acid.
auf die zweite Schöpfungs-Periode kam. Um
die res natae sulphur. est pater Liquoris hepatis, Natron est mater Pulvis
vollständig zu machen ,
mussten sie durch ein „ omnes “ solaris, igne, oder was dasselbe bleibt: Pater Liquoris he-
cumulirt werden, und so erhalten wir in analoger Weise patis est Acid. sulphur., mater P. solaris est Natron igne.
hier, um den telesmus totius mundi vollständig zu machen, Nun aber muss weiter das Arcanum fallen, und einem
statt telesmus totius mundi: omnis telesmus totius muiidi. Pronominal- Ausdruck Platz machen. Und damit wird
Nun müssen wir noch den Ausdruck telesmus näher in’s aus Pater Liquoris hepatis est Acidum sulphur., mater
Auge fassen. Er ist das intacte Griechische rii-fOfiös.
:

P. solaris est Natron igne —


Das Grichische TeltOfxös liegt gerade so, wie das Latei- Pater ejus est hic, mater ejus est haec igne.
nische perfectio und das Deutsche „Vollendung“. Einer- Das wäre doch nun aber eine Zeichnung, die in ihrer
seits wird bei diesem Ausdrucke das Ende in’s Auge ge- Dunkelheit lächerlich undurchdringlich wäre. Darum kann
fasst, andererseits die Vollkommenheit. Das liegt darin, der Autor nicht auf die ventUirte Weise zu Werke gehen.
dass in gewisser Beziehung sich Ende und Vollkommenheit Bevor wir nun weiter gehen, wollen wir die Pronomi-
berühren. Machen wir uns das an einem Beispiele klar. nal-Ausdrücko näher in’s Auge fassen. Diese Pronominal-
Wir sagen im Deutschen „das ist eine vollendete Ausdrücke sind im Griechischen immer neutral gehalten.
Schönheit“ und sagen damit ganz dasselbe, als wenn wir Wenn es also heisst: Pater ejus, so steht im Text jißrA/p
uns ausdrücken „das ist eine vollkommene Schönheit“. TOv fAfy. und ist das toJ fx(y der Genitivus neutrius,
Der Grund liegt darin, dass wir uns die Schönheit gene- nicht der Genitivus masculini. Wenn es heisst: mater
rell in die speciellen Schönheitstheile a, b, c, d zer- ejus, so steht im Text nicht etwa ^rjxtjq x^g Jf, somb-m
splittern. Handelt es sich nun um eine unvollkommene wieder neutral: ^u/jXtjQ rov JL Beim Portavit illud ist
Schönheit, so zählen wir auf a, b, c und sind damit fertig. illud eo ipso neutral, es ist das Griechische ixilyo. Beim
Handelt es sich aber um eine vollkommene Schönheit, so nutrix ejus ist das ejus wieder xov Je neutral genommen.
zählen wir in diesen Schönheitstheile n weiter d e, f , . . . . Nun sagten wir vorhin: Pater ejus est hic (und analog
bis wir mit allen Theilschönheiten zu Ende gekommen hat der Lateinische Text Pater omnis telesmi totius mundi
;

sind. Auf die Weise involvirt bei der Schönheit das est hic). Müsste das nicht vielmehr auch neutral hoc
Ende Vollkommenheit. Und so analog in anderen
die statt hic heissen? Antwort; Nein, man kann im Latei-
Fällen. So ist denn rtkeafids Vollendung und Vollkom- nischen nicht sagen pater est hoc. Im Deutschen kann
menheit, und ebenso ist perfectio Vollendung und Voll- man woln sagen das ist der ater V
im Lateinischen
,

kommenheit. An und für sich genommen, brauchte also heisst’s aber unter allen Umständen der ist der Vater.
derjenige, der die Griechische Tah. smar. in’s Lateinische Aehnlicli liegt’s im Griechischen. Darum steht hier auch
übertrug, den Griechischen Ausdruck rekfafidg nicht in im Griechischen Text bei Pater omnis telesmi^ totius mundi
seinem telesmus intact zu lassen. Nahm er an seiner est hic nicht xovxo (Neutrum), sondern ovxog (Mascu-
'
Stelle den Ausdruck perfectio, so war er durchaus gedeckt. linum).
Dass er es aber nun nicht thut, das muss seinen Grund Und nun weiter. Wir haben vorhin gesehen, dass der
haben, und der Grund liegt darin, dass das Wort tilt- Autor mit dem Zersplittern des omnis telesmus totius
Ofids einen Hinweis anf etwas giebt, welcher Hinweis — mundi in Liquor hepatis und P. solaris nicht durchkommt,
I

so befürchtete der Uebersetzer — verwischt würde, wenn und das ist nun der Grund, w'eshalb er den Ausdruck
der Ausdruck einem anderen Platz machte. intact lässt.
Es weist mm
aber der jeXia^ög hin auf die Tages- Er könnte nun, anlehnend an die vorhin entwickelte
Erschaffung, und das ist darin begründet, dass es in Aufstellung; Pater Liquoris hepatis est Acid. sulphur.,
:
den Septuaginta heisst, 1. Buch Mosis, Capitel 2, mater P. solaris est Natron, bei Nichtzersplitterung des
Vers. 1. Kai avysTfktaO-ijaay 6 ovQaydg x. r. H. telesmus sagen
Vers. 2. Kai avyfjiXfasy ö Oedg x. t. H. Pater omnis telesmi totius mundi est hic, mater omnis
Der Vers 2 aber besagt hier des Näheren: avytciktasy telesmi totius mundi est haec. Es ist ihm aber die Wie-
6 &fög ^y Tij T« fxiji rd tQya avrou, Gott be- derholung des omnis telesmi totius mundi zu schlejipend,
endete seine Werke am sechsten Tage. Das avyrekeiy, scheint ihm nicht mit der gedrängt Lakonischen Wort-
'

das Ttkog hat also eine Eelation zum Tage, und damit fassung einer Tab. smar. vereinbar. Und so fängt er
zielt eben der rskfOfidg auch auf den Tag, auf den Tag, den Passus denn wohl an; Pater omnis telesmi totius
dem bei der Jüdischen Schöpfungsgeschichte Eechnung mundi est hic —
dann aber bricht ei- ab zu etwas ganz
getragen wird, kurz er zielt auf die Tages-Schaffung. neuem.
In der zweiten Euhrik haben wir gesehen, wie der Autor Indem er nämlich das Pater omnis telesmi totius mundi
der Tages - Schaffung aus dem W ege ging. Er ging dem est hic hat, und er sich für das mater omnis telesmi to-
1

Tage aus dem Wege, um den Griechen nicht austössig zu tius mundi est haec nach einer neuen Fassung umsieht,
1 werden. Die sind, wenn sie die zweite Eubrik lesen, be- denkt er, wie, wenn du nun mit dem ersten Passus ganz
ruhigt, dass der Tag nicht auf’s Tapet gebracht wird. aufliörtest, und den zweiten Passus unterwegs liessest, wie
( Jetzt, da er sie in Euhe hat, düpirt er sie in der Arcaneu- dann? Das wäre auch noch keine Ungeheuerlichkeit.
I Euhrik wo sie sich der Sache nicht versehen mit dem
, ,
Denn wenn man Acid. sulphur. -Natron als Ein- Arcanum
ifkeafj-ög, der doch den Tag bringt. So liegt der nähere hat, muss man auch einen Eingesichtspunct für das
so
Sachverhalt mit dem rtkfa/x6g, und auf Grund dieses Arcanum halien und als solchen kann man daun das
,

näheren Sachverhaltes bringt die Lateinische Uebersetzung Acid. sulphur. ohne Natron nehmen. Das ist denn eine
nicht perfectio. Durch die perfectio glaubte der Ueber- ähnliche Situation, wie in der Indischen Alchemie, wo
f Setzer den directen Anknüpfungspunct an die Septuaginta Siva auf der einen Seite Acid. sulphur. -Natron repräsen-
I zu verwischen. tirt, auf der anderen Seite aber das Acid. sulphur. allein.
'
Und nun weiter. Wir hatten in der Parallelstelle: Gedeckt ist der Autor bei einer solchen Eestringirung des
I
'

omnes res natae fucrunt ab Acido sulphurico-Natro igne. Doppel- Arcani durch den Parallelsatz; omnes res natae
227 228

fuerunt ab uiia re, von einem Ding. Nun denkt er auf, und das soll heissen derjenige Theil welcher beim
, ,

weiter, aber wie liegt es denn dass man Acid. sulpbur.-


,
Experiment von vorhin in die Höhe gegangen ist, das
Natron als Acid. sulphur. allein nehmen kann? Darauf Acid, sulphm’., wird mittelst Feuers behandelt.
giebt er sieb die Antwort, dafür giebt das er ver- Wass Nachdem nun so der aufgestiegene Theil von vorhin
wandln ngs - Experiment den Anhaltspunct. Nehmen mittelst Feuers behandelt worden, wird auch das Präci-

wir Acid. sulphur. als Wasser. Wir lassen es stehen, pitat mittelst Feuers behandelt. Dann wird dieses, welches
nehmen an, es ginge nun das Wasserverwandlungs-Expe- an und für sich Erde war, zu Luft - Feuer - Erde. Damit
riment vor sich, dann erhalten wir die Erde von selbst, haben wir denn das Arcanum Pulv, solaris bestehend ,

welche Erde Natron ist, da das Wasser Acid. sulphur. ist. aus Luft, Feuer, Erde. Das liegt nun hier in dem
Und das führt den Autor auf die Idee, zum Wasserver- iterumque descendit in terram. Das heisst das Feuer
Wandlungs-Experiment abzubiegen, das ist natürlich hier, steigt ab, und das soll heissen, derjenige Theil, welcher
wo wir uns in der arcanologischen Rubrik befinden, zum beim Experiment von vorhin abwärts gestiegen, das ist
arca nologischen Experiment. Dies zeichnet er das Präcipitat, wird mittelst Feuers behandelt.
nun ff. Die Situation mit dem ascendere und descendere liegt
Den Satz Pater omnis telesmi totius mundi est hic hat am Ende etwas geschraubt. Daran darf man sich aber
er. Er wird kurz übersetzt: Dies hier ist das Acidum nicht stossen weil die Stelle auch einer zweiten Inter-
,

sulphuricum. pretation (zweiter Standpunct) unterliegt wo die Zeich- ,

Nun fügt er hinzu: virtus ejus Integra est, si versa nung direct liegt, und da muss denn die Zeichnung in
fuerit in terram. Seine Tugend ist vollkommen, wenn der einen Interpretation der Zeichnung in der anderen
sie, die Tugend, oder es, das Acid. sulphur. in Erde um Interpretation (der zweite Standpunct dem ersten) unter
.gewandelt worden. Das ist, lasse das Acid. sulphur., nur die Arme greifen. Das liegt ähnlich wie oben mit dem
stehen, so erhalst du Natron von selbst. Dieser Sinn lehnt im Bauche tragen und der Amme. Diese zweite Inter
sich denn auch dem an, was wir oben gesagt, dass näm- pretation einerseits, und andererseits der Umstand, dass
lich in dem Passus von Pater ejus est Sol bis versa fue- der Autor das Separabis bis inferiorum von der ersten
rit interram in allen drei Sätzen im Vordersatz auf das Redaction ühernehmen muss, sind denn auch der Grund,
Acid. sulphur., im Nachsatz auf das Natron losgesteuert dass das arcanologische Experiment gerade in der Weise
wird. gezeichnet ist, wie wir es hier finden. Im Grunde liegt
Nun bemerke man ff. Durch die Fassung, wie wir den die Saclie, worauf wir auch in dem Abschnitt „Das ar-
Passus hier haben, tritt die Pai'allele mit dem omnes res : canologisclie Experiment in Jüdischer Fassung“ hinge
natae etc. in den Hintergrund. Es steht also gar nichts wiesen, derartig, dass man Acid. sulphur. - Natron als ar-
im Wege, dass die adoptio, i’esp. der ignis füllt. Geschieht canologisches Wasser nimmt, und nun das untergelegte
das nun, so ist die Sache fertig, und bei Separabis fängt Feuer von Anfang bis zu Ende auf das Ganze wirken
etwas neues an. Der Autor will aber nicht, dass das ab- lässt ohne sich speciell erst diesen Theil hervorzuheben,
,

solut geschieht. Und das bewirkt, dass er einen doppelten und daini jenen Theil. Nun kommt noch:
Standpunct einnimmt. Kraft des einen Standpunctes fällt et recipit vim superiorum et inferiorum. Die superiora
der ignis nicht. Dann wird angenommen, es würde jetzt und inferiora sind die terra, ignis, subtile, spissum beim
Feuer unter das arcanologische Wasser gelegt, und in Separabis. Also: Und das, was du auf die vorhin venti-
Folge dessen ginge vor sich, was Separabis etc. gelehrt Weise er halst, das
lirte erhält die Kraft von Feuer, Luft,
wird. Kraft des anderen Standpunctes fällt der ignis, Wasser Erde ,
das ist , ,
constituirt die Arcäna Liquor :

und bei Separabis etc. wird indem etwas neues an die


, hepatis und Pulvis solaris. Vorhin, beim Separabis, wurde
Reihe kommt, der Liquor hepatis für sich, und der P. darauf hingewiesen, die 4 Dinge in’s Auge zu fassen.
solaris für sich gebracht, so dass wir dann ini Pater ejus Hier wird direct darauf hingewiesen, dass wir in den
etc. das Acid. sulphur. -Natron, im Separabis etc. den Li- betreffenden Arcanis die 4 Dinge haben.
quor hepatis, im Ascendit etc. den P. solaris haben. Auf die Weise handelt es sich denn beim ersten
Erster Standpunct. Es wird dem ignis Rechnung Standpunct, bei der ersten Interpretation der Stelle
getragen. Der Autor macht im Separabis darauf auf- von Pater omnis telesmi totius mundi an bis inferiorum
merksam, dass von den Arcanis Liquor hepatis und P. solaris, um das dreitheilige Wasserverwandlungs-Experiment, resp.
welche mittelst des arcanologisclien Experimentes erzielt das mit ihm parallel laufende arcanologische Experünent.
werden, dass von diesen Liquor hepatis =; Luft, Feuer, Und da das statt hat, so kann man auch einen Schritt
Wasser, P. solaris =
Luft, Feuer, Erde (s. den Abschnitt: weiter gehen, und wenn auch gerade nicht direct, so doch
Das arcanologische Experiment in Jüdischer Fassung), indirect den Standpunct einnehmen, als handele es sich
dass wir also in Summa in diesen Arcanis haben: Luft, in der ganzen Rubrik um dieses Experiment. Das ge-
Feuer, Erde, Wasser. Darum steht hier der Passus: schieht nämlich derartig, dass man in Bezug auf das Pater
Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter magno ejus est Sol, mater ejus est Luna sagt: Hier handelt es
cum ingenio. sich um die Gottheit. Die Gottheit aber führt auf den
Hier ist, wie in der Griechischen Interju'etation der Gott der Schöpfungsgeschichte, welcher als Alchemist ge-
ersten Tab. smar. dacht wird. So führt uns denn die Stelle auf den A 1 c h e -
terra =
Erde, misten, welcher das arcanologische Experiment leitet.
i

ignis =; Feuer, Und was die Stelle Portavit illud ventus in ventre suo
subtile =; Luft, betrifl't, so führt diese, wie wir oben gesehen, auf das
spissum =
Wasser. Weltengefäss. Dieses aber kann man alsdann in über-
Also: Mache trennend einen Unterschied (separabis) tragener Weise als das Gefäss nehmen, in welchem das
zwischen Erde, Feuer, Luft, Wasser. Das ist, fasse in’s arcanologische Experiment instituirt wird. Dann haben
Auge, dass es sich bei den beiden Aixanis, die zu erzielen wir also in der ganzen Rubrik 1) den Alchemisten,
sind, um diese 4 Dinge handelt.
2) das Gefäss zum arcanologischen Experiment, 3) das
Das suaviter mag-no cum ingenio weist darauf hin, dass arcanologische Experiment mittelst Feuers instituirt.
wir bei der Sache mit Umsicht zu Werke gehen sollen. Zweiter Standpunct. Wie wir kennen gelernt,
Und dieser Hinweis hat deswegen statt, um uns einen haben wir im Pater ejus eat Sol etc. Acid. sulphur.- :

Fingerzeig zu geben dass wir uns im Bereiche des er-


, Natron, ebenso im Portavit illud etc., ebenso im Pater omnis
sten Standpunctes befinden, bei dem der adoptio, re.sp. telesmi etc. Also haben wir im Ganzen von Pater ejus est
dem ignis Rechnung getragen wird. Sol bis versa fuerit in terram: Acid. sulphur. -Natron. Und
Nach dieser Vorbereitung kommen wir nun zum Feuer. damit wird dann hinter dieses ein Abschluss - Punctum
Zuerst wird die Flüssigkeit, die über dem Präcipitat steht, gemacht, und von ihm, dem ersten Arcanum, wird zum
mittelst Feuers behandelt. Dann entwickelt sich der zweiten und dritten Arcanum, das ist zum Liquor hepatis
Dampf des Acid. sulphur. (dieser wird zum Ammoniak). und Pulvis solaris übergegangen. Der Passus Separabis
Es wird weiter erhitzt, und das Wasser steigt als Dampf, bis ingenio bringt den Liquor hepatis für sich ; der Passus
als Feuer -Dampf in die Höhe. Damit haben wir denn Ascendit bis inferiorum bringt den P. solaris für sich.
das Arcanimi Liquor hepatis, bestehend aus Luft, Wasser, Separabis terram ab igne subtile a spisso ,
suaviter ,
Feuer. Das nun liegt hier in dem magno cum ingenio.
Ascenait a terra in coelum. Das heisst das Feuer steigt Nach vorangegangenem Acid. sulphur. -Natron kommt

j
229 130

der Liquor liepatis an die Reihe. Derselbe wird vom Rubrik bringt, hast du die gloria totius mundi, die Ver-
Standpunct seiner Darstellung aufgefasst, das heisst von herrlichung der Welt, der arcanologischen Welt. Beim
dem Standpuncte, dass man Schwefel, Salmiak, Kalk de- telesmus totius mundi war es auf zwei Arcana abgesehen, auf
Btillirt, und so Liquor hepatis erhält. Der Autor nimmt Liquor hepatis und P. solaris. Hier, bei der gloria totius
an, dass der Destillationsprocess darin besteht, dass man mundi, ist es auf drei Arcana abgesehen, auf Acid. sulphur.-
das Destillatum vom Destillandum trennt. Er nimmt an, Natron, Liquor hepatis, P. solaris. Wie wir in dem Ab-
wie der Autor der ersten Eedaction, dass der Liquor schnitt „Die zweite Redaction der Tab. sm.“ haben kennen
hepatis aus Hydrothiougas und Ammoniak besteht, dass lernen, stellt der Autor seine Arcanen-Drei: Acid. sulphur.-
also Hydrothiongas und Ammoniak das Destillatum bilden, ,
Natron, Liquor hepatis, P. solaris auf eine Rangstufe mit der
welches vom Destillandum Schwefel, Salmiak, Kalk zu eigentlichen Arcanenzahl, der Arcanen -Sieben. Und weil
trennen ist. Weil er nun ferner Hydrothiongas als luftför- sie diese Rangstufe einnimmt, deswegen erhält sie hier den
migen Schwefel fasst, und Ammoniak aus Salmiak mit Titel gloria totius mundi.
:

Kalk dargestellt wird so nimmt er an dass in specie


, ,
Dass die Arcanen-Drei zu der Besonder-Ehre gelangt, mit
gerade das Hydrothiongas vom Schwefel, und das Am- der Arcanen-Sieben auf eine Rangstufe zu treten, dass da-
moniak vom Salmiak und Kalk getrennt werde. Und in- mit in der Jüdischen Zahlenphilosophie die 3 mit der 7
dem nun angenommen wird, dass ebenbürtig wird, ist ein so wichtiges Factum, dass es wohl
terra = Erdschwefel i . , ^ t, i ,• verdient, in einer Besondern Rubrik der Tab. sm. abgehan-
= Hydrothiongas wie bei der ersten Redaction, ,
.

TT j 1
ignis delt zu werden.
subtile— Ammoniak, )

Ideo fugiet a te omnis obscuritas. Auf die Weise, da-


spissum = Verbindung von Salmiak und Kalk, durch dass du einsiehst, welche Stellung die 3 erhält, wird
besagt unsere Stelle Separabis etc. das obige letztere, in- dich die Obtcurität fliehen in Bezug auf die neue Epoche,
dem sie lehrt, man solle den ignis von der terra, das in welche die neue Jüdische Zahlenphilosophie tritt, die
subtile vom spissum trennen. nicht mehr, wie sonst, auf der einen Seite hatte: 1, 2, 3,
Es sollte nun
haben, dass man, so wie man das
statt 4, .5, 6 und auf der anderen Seite: 7, sondern die jetzt auf
subtile vom dass man so auch den ignis
spissum trennt, der einen Seite hat: 1, 2, 4, 5, 6 und auf der anderen
von der terra trennt, dass also da stände: Separabis ignem Seite: 3, 7.
a terra und nicht umgekehrt: Separabis terram ab igne.
Nun das ist das Hysteron - Proteron von der ersten Re-
,
Fünfte Rubrik. Pathologische Rubrik.
daction her, was sich nicht umgehen lässt, da ja, wie wir Fortitiido-Rubrik.
wissen, der Autor der zweiten Tab. smar. zur ersten Re- Haec est totius fortitudinis bis penetrabit.
daction blos Zusätze macht, nicht aber e twas ändert. Es handelt sich hier, wie bei der ersten Eedaction, um
Das suaviter magno cum ingenio wird auf die Vorsicht die pathologische Rubrik.
bezogen, die man bei der Destillation des Liquor hepatis Die cumulirte fortitudo zählt nach der 3, und diese 3
soll obwalten lassen. Das kann nun in besonderer und zielt auf die Arcanen-Drei. Vermöge des Gloria-Stai}d-
allgemeiner Fassung genommen werden. In besonderer punctes tritt die Arcanen Drei auf die Stufe der Arcanen-
Fassung würde das in’s Auge gefasst werden dass man ,
Sieben. Damit ist es denn gegeben, dass man (imaginär)
die Vorlage fest ankittet, und mit einem Gasleitungsrolire 3 Arcana am Krankenbett anwendet und nicht 7 Arcana,
versieht, und dass man die Vorlage gut abkühlt. In all- und das ist der Fortitudo-Standpunct.
gemeiner Fassung wird zur Vorsicht ermahnt, damit es Der Autor der ersten Redaction der Tab. sm. fällt in
einem nicht geht, wie den Amrita-Schüttlern. die Zeit des Herrschens der Alexandrinischen Schule, sonst
Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in ter- würde er die pathologische Rubrik, um die es sich hier
ram, et recipit vim superiorum et inferiorum. handelt, rieht gerade so bringen, wie er sie eben bringt.
Wie bei der ersten Redaction heisst wieder ascendit Der Autor der zweiten Redaction muss, gemäss seines Prin-
a terra in coelum einfach: es steigt auf, und descendit cips, an der Tab. sm. nichts zu ändern, die fünfte Rubrik
in terram: es steigt ab. hier so bringen, wie sie sein Antecessor gebracht hat, und
Es handelt sich um den P. solaris (ruber). damit muss er in die Fussstapfen der pathologischen Auffas-
Auch dieses Arcanum wird vom Gesichtspunct der Dar- sung desselben treten. Entweder nun fasst er diese patholo-
stellung in’s Auge gefasst, und da sind es denn der rothe gische Rubrik ganz im Geiste des Autors der ersten Re-
Dampf des Hydrarg. oxyd. rubr. und das Hydrothiongas, daction, und dann würde der Autor der zweiten Redaction
welches sich auf Zugiessen von Acid. sulphur. zu der ebenfalls in die Zeit des Herrschens der Alexandrinischen
Lösung des Schlippeschen Salzes entwickelt, welche die Schule fallen.Oder aber er fasst diese Rubrik nicht im
Aufmerksamkeit auf sich der Autor der
ziehen. Wie Geiste seines Antecessors, und dann fällt er in eine spätere
ersten Eedaction nimmt auch der Autor der zweiten Re- Zeit. Dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als die dog-
daction an, dass nicht aller rother Dampf, nicht alles matische Fassung des Pneuma-Humor-Solidum fallen zu
Hydrothiongas in die weite Welt geht, sondern dass ein lassen. Da er aber um die Stelle, wie sie einmal von sei-
Theil umkehrt, sich verdichtet, und dass diese verdich- nem Antecessor in die Welt gesetzt, nicht herum kann, so
teten Luftarten nun das Hydrarg. oxyd. rubr. und das ist er dann gezwungen, ganz allgemein, vom Alexandrinisch-
Sulphur aurat., d. h. den P. solaris, constituiren. Also der pathologisch-dogmatisehen Standpuncte absehend, Zusagen;-
P. solaris entsteht auf Grund eines Auf- und Absteigens. Mag man sich wenden wie man will, darüber kommt man
Ascendit a terra in coelum, er steigt auf nämlich — nicht hinweg, dass der Körper aus festen, flüssigen und
der P. solaris vom Eingesichtspunct nicht vom Donpel- ,
gasartigen Theilen besteht, und auf diese muss eben das
standpunct des Hydrarg. oxyd. rubr. und des Sulphur aui'at. Heilmittel wirken. Die Interpretation der Stelle bleibt in
gefasst. Er steigt auf, indem Dampf in die Höhe geht. einem Falle dieselbe, wie im anderen.
Iterumque descendit in terram, er der P. solaris — Wir glauben übrigens nicht, dass der Autor der zweiten
von jenem Eingesichtspunct steigt auch wieder ab, indem Eedaction der Tab. smar. bereits in die Zeit des Herrschens
der Dampf herunter geht. der Alexandrinischen Schule fällt. Schwerlich ist die zweite
Et vim superiorum et inferiorum, und wird theil-
recipit Redaction der ersten Redaction so schnell gefolgt, wie es
und unteren Dinge, das ist der aufstei-
haftig der oberen unter solchen Umständen statt haben müsste. Schwerlich
genden und absteigenden Dämpfe. Da nämlich der P. ist die zweite Redaction bereits vor 280 —
270 a. C. zu
solaris vom
Eingesichtspunct aufgefasst wird so sollte ,
setzen, zu welcher Zeit bereits die Alexandrinische Schule
man meinen es handele sich blos um ein Aufsteigendes,
,
mit dem Auftreten der empirischen Schule fällt.
um ein Absteigendes. Nein, lehrt dem entgegen diese
Stelle, es handelt sich um zwei aufsteigende Dinge, näm- Sechste Rubrik. Index.
lich den rothen Dampf und das Hydrothiongas, und ebenso Sic mundus creatus bis est hic.
um zwei absteigende Dinge, nämlich wieder um den Sic mundus creatus est. Das bezieht sich auf die
rothen Dampf und das Hydrothiongas. zweite Rubrik. Es ist gerade so, als wenn da stände: Sie
habes creationem mundi oder Haec est creatio mundi. In
Vierte Rubrik. Gloria-Rubrik, der zweiten Rubrik nämlich hast du die creatio mundi, die
Sic habebis gloriam bis obscuritas. zweite Rubrik bringt die creatio mundi, denn da steht ja
Sic, so, indem du nämlich das hast, was die vorige omnes res fuerunt ab uno, Gott hat die Welt erschaffen.
Mundus, darauf haben wir schon in der zweiten Rubrik unmittelbar vor dem Index die Anwendung der Arcana am
hingewiesen, steht, entgegen der sonstigen Fassung der Tab. Krankenbette zur Sprache kommt.
smar., da, statt: totus mundus. Diese kurze Fassung mundus Wie man sieht, bringt der Index nicht alle Theile der
statt totus mundus entspricht der Natur eines Index. Tab. smar., sondern blos die hauptsächlichsten, und
Das creatus weist noch besonders darauf hin, dass das diese siml die Creatio mundi, Adaptationes, Modus. Ein-
esse a in der zweiten Rubrik zu fassen ist als creari, ge- leitung, Schluss, Gloria-Rubrik werden als Neben-Rubriken

schaffen werden. Denn es heisst ja zu Anfang der Schöp- angesehen, was sie auch in der That sind, denn der
fungsgeschichte; „.Am Anfang schuf Gott Himmel und Hauptinhalt der Tab. smar. bezieht sich auf die kosmolo-
Erde.“ gische Schöpfungsgeschichte (Creatio mundi), auf die Ar-
Es bringt also der Index in dem Sic mundus creatus est canologie (Adaptationes mirabiles) und auf die Anwendung
das, was die zweite Rubrik enthält. der Arcana am Krankenbette (Modus),
Hinc erunt adaptationes mirabiles.
Siebente Rubrik. Schluss-Rubrik,
Das bezieht sich auf die dritte Rubrik.
Adaptatio ist kein classisch Lateinisches Wort. DerUeber- Itaque vocatus sum etc.
setzer lehnt dasselbe an das Particip adaptatus (Sueton), ln dem Abschnitte „Das Aegyptische Gepräge der zwei-
welches „passend gemacht, angefügt“ heisst. Er macht ten Redaction der Tab. smar.“ haben wir gesehen, wie
sich dabei nach Griechischem Muster, anlehnend an das der Thoth, resp. Hermes, dazu kommt, unter der Tab.
Griechische Wort, welches im Griechischen Text der Tab. smar. zu figuriren. Thoth hat zur Seele eine besondere
smar. steht, ein Substantiv. Wir wollen „Anpassungen“ Relation, er steht dem Todtenrichter Osiris zur Seite, indem
übersetzen. Es sind unter den Anpassungen die Arcana dieser die Seelenwägung vornimml. In dieser seiner Eigen-
zu verstehen, welche sich auf Grund des arcanologischen schaft passt Thoth zur Aegyptisch-spirituellen Interpretation
Experimentes ergeben. Da nun das arcanologische Experi- der Tab. smar., und so rückt er denn überhaupt in die
ment dem WasserverwandlungsExperiment im Grossen pa- Schlussrubrik der Tab. smar. ein. Im Anlehnen an den
rallel läuft, sich an dasselbe „anpasst“, so werden in über- "Eqfiijg xpoxonofinög wird alsdann aus dem Aegyptischen
tragener Weise die Arcana selbst Anpassungen genannt. Thoth der Griechische Hermes oder der Lateinische Mercur.
Hinc, von hier, von hier aus, nämlich von dem, was die Es hat vielfach statt gefunden, dass man Thoth und Her-
so eben besprophene zweite Rubrik bringt, werden sein mes in eine nähere Relation brachte, als dies mythologisch
(über die Futural- Sprache vergl. bei der ersten Redaction gerechtfertigt ist. Thoth deckt den ‘Eq/n^g xpoxono^ndg,
der Tab. smar.), sind, hieran lehnen sich, an das, was die eine weitere Relation haben beide nicht. Man hat dem
zweite Rubrik bringt, lehnen sich: die wunderbaren An- Thoth allerlei Eigenschaften gegeben, die er nicht hat. Diese
passungen, welche die dritte Rubrik bringt. Die dritte Ru- Eigenschaften kommen einfach daher, da.ss man den Thoth
brik der Tab. smar. lehnt sich nämlich in so fern an die gräcisirte, hermetisirte, mit anderen Worten, dass man die
zweite Rubrik, als die dritte Rubrik mit dem Acid. sulphur.- Eigenschaften des Giiechischen Hermes auf den Aegypti-
Natron beginnt, in welchem, der ersten Schöpfungs-Periode schen Thoth übertrug.
parallel laufend, die erste Periode des arcanologischen Ex- In Bezug auf den Griechischen Hermes haben wir
perimentes repräsentirt ist: und analog, wie sich in dem folgendes
omnes res natae fuerunt ab una re die res n.atae an die Die Griechen liebten es, die Eigenschaften ihrer Gott-
erste Schöpfungs -Periode schmiegen, so schmiegen sich heiten mannigfach nach den Eigenschaften der Gottheiten
auch Liquor hepatis und P. solaris an das Acid. sulphur.- anderer Völker zu modeln. Auf die Weise kommt es, dass
Natron. verschiedene Griechische Gottheiten aus ganz verschiedenen
Dass die Arcana mit €inem mysteriösen Worte bezeichnet Gesichtspuncten zu fassen sind, den einen ihrer Eigen-
werden, kann weiter nichts auffallendes haben. Darum schaften liegt dies mythologische Princip zu Grunde, den
darf man sich an das Wort adaptationes weiter nicht stos- anderen jenes. Gerade beim Hermes aber finden wir, wenn
sen. Eben so wenig kann es etwas auffallendes haben, auch nicht absolut consequent, so doch durchschnittlich
dass, da die Arcana wunderbare Dinge sind, die adapta- consequent einen Gesichtspunct festgehalten, und an der
tiones das Epitheton mirabiles bekommen. Hand dieses einen Gesichtspunctes wickeln sich dann alle
Es bringt also der Index in dem Hinc erunt adaptationes hervorragenden Eigenschaften dieses Gottes ab. Dieser
mirabiles das, was die dritte Rubrik enthält. eine Gesichtspunct ist der, dass Hermes oder Mercur der
Quarura modus est hic. Gott des kommenden Tages ist, entgegen dem
Das bezieht sich auf die fünfte Rubrik. Apollo, welcher der Gott der Nacht ist.
Modus ist entweder iQOnog oder fisiQOy. Hier ist es Fassen wir zuförderst den Apollo als den Gott der
jedenfalls fitxqoy. Also im Griechischen Text der Tab. Nacht in’s Auge.
smar. steht uixqoy, und nicht xqonog. Der Autor will 1) Apollo ist der Gott des Todes, der Rache u. s. 'w.
sagen, hier hast du die Fortitudo-Rubrik. Statt fortitudo Als solcher erschiesst er mit seinen Pfeilen. So tödtet er im
sagt er aber /nirqoy, Mass, weil in cumulirter Weise von ersten Buche der Ilias die an der Pest sterbenden Griechen.
der fortitudo die Rede ist, die fortitudo uns „zugemessen“ So tödtet er die Kinder der Niobe. Herzuleiten ist diese
wird, wir, um so zu sagen, die fortitudo scheffelweise zu- seine Eigenschaft von dem Schauerlichen, Unheimlichen
gemessen bekommen. Also mit dem fxixqoy, welches auch, der Nacht, von dem, unter ihrem Schutze, im Dunkeln
statt mit modus, mit mensura wieder gegeben werden Schleichenden.
könnte, steuert der Autor auf die fünfte Rubrik, und sagt 2) Apollo ist der Orakelgott. Man hat hier an das
des Näheren, anknüpfend an die adaptationes mirabiles; Dunkle, Mysteriöse des Orakel-Dienstes zu denken, an das
deren fortitudo, deren Anwendung am Krankenbette diese ist. „nächtliche Grauen“ mit welchem dieser Dienst unter Um-
Es bringt also der Index in dem quarum modus est hic ständen verknüpft war.
das, was die fünfte Rubrik enthält. 3) Apollo ist der Gott der Heerden, und wenn gerade dies
Und blicken wir nun auf die ganze sechste Rubrik, so nicht direct, so ist er doch der Hirt, welcher dem König
würde sie, wenn sie nackt, wenn sie schlechtweg geboten Admet die Heerden hütet. Seine Heerden sind die Sterne.
würde, heissen ;
4) Apollo ist der Gott der Musik. Das hängt mit der
Index: Creatio mundi, Adaptationes, Modus. Nachtigall zusammen, die während der Nacht ihr Lied er-
Sie wird nun aber nicht nackt, schlechtweg geboten, son- tönen lässt.
dern wie die übrigen Rubriken der Tab. smar. wird sie Diesem Apollo als Gott der Nacht steht nun der Mer-
uns in verdeckter Weise geboten. Und um diese verdeckte cur als Gott des kommenden Tages, als der Gott ge-
Weise heraus zu bekommen, verschmilzt der Autor die In- genüber, welcher die Nacht verscheucht. An diese Vor-
dex -Theile zu einem Ganzen, wodurch die Rubrik sich stellung knüpfen sich die Haupteigenschaften Mercurs.
dann so gestaltet, wie wir sie eben vor uns haben, näm- 1) Er ist der Gott der Beredtsamkeit. Dem liegt die
lich :So ist die Welt erschaffen, daher stammen, daran Auffassung zu Grunde, dass er die Nacht beredet, überre-
lehnen sich die wunderbaren Anpassungen, deren Kraft d ie det, fortzugehen und dem Tage Platz zu machen.
ist, welche in der fünften Rubrik, die so eben abgehandelt
2) Er ist der Gott der Palaestra. Dem liegt die Auf-
worden, die dem Index unmittelbar vorangeht, auseinander fassung zu Grunde, dass er mit der Nacht kämpft, ringt,
gesetzt worden. Das demonstrative Pronomen hic beim mo- um sie zu verscheuchen.
dus est hic wird nämlich in Bezug darauf gebracht, weil
3) Er Ist ein Dieb. Dem liegt die Auffassung zu Grunde,
1 233 234
fi

dass er der Nacht einen Stern nach dem anderen fortnimmt; Griechisch oder Griechisch-Platonisch an Hermes lehnen,

I

. er stiehlt dem Apollo die Rinder. überträgt Plato auf seinen Theuth.
4) Er ist der Erfinder des Brett- und Würfels-Spiels (Plato, Horaz bringt uns die Eigenschaften des Hermes oder
f TCrgl. unten). Dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass Mercur in seiner Ode ad Mercurium (Horatii carmina
i er mit der Nacht Brett spielend, ihr einen Stein nach dem Lib. 1, Ode 10):
( anderen, einen Stern nach dem anderen schlägt, dass er, mit
Mercuri, facunde nepos Atlantis,
» der Nacht Würfel spielend, ihr die Partie abgewinnt.
Qui feros cultus hominum recentum
5) Er ist der Erfinder der Zahl (Plato, vergl. unten). Dem
Voce formasti catus, et decorae
1 liegt die Auffassung zu Grunde, dass er die Sterne, die er
zu beschwatzen, zu bekämpfen, zu stehlen, irn Brettspiel zu
More palaestrae:
1

! schlagen, im Würfelspiel zu gewinnen hat, schlau überzählt. Te canam, magni Jovis et deorum
6) Er ist der Erfinder der Geometrie und der Astronomie Nuntiura, curvaeque lyrae parentera,
(Plato, vergl. unten). Im Allgemeinen knüpfen diese sich Callidum, quidquid placuit, jocoso
an die Zahl von vorhin, im Besonderen liegt die Astronomie, Condere furto.
da Mercur es mit den Sternen zu thun hat, sehr nahe.
Te, boves olim nisi reddidisses
7 ) Er ist der Erfinder der Buchstaben. Als Gott der
ßeredtsamkeit liegen ihm diese sehr nahe. Per dolum amotas, puerum minaci
Voce dum terret, viduus pharetra
8) Er ist Gott der Musik (curvae lyrae parens). Dies
Risit Apollo.
hängt mit den Vögeln zusammen, welche, wie namentlich
die Lerche, dem Tage entgegen singen und schmettern. Quin duce te, superbos,
et Atridas,
7) Er ist der, der die Seelen der Verstorbenen zur Un-

llio dives Priamus relicto,
terwelt führt. Diese Auffassung lehnt sich an die Vorstel- Thessalosque ignes et iniqua Trojae
lung, die sich mannigfach bei den Alten findet, die Sterne Castra fefellit.
seien Geister, Seelen. Diese Geister, Seelen, führt Mercur
dahin, wohin die untergehende Sonne geht, hinab unter den Tu pias laetis animas reponis

Horizont, in die Unterwelt. Sedibus, virgäque levem coerces


Auf Grund des Hermes als solchen nun, der die Seelen, Aurea turbam, superis deorum
die Geister der Verstorbenen zur Unterwelt führt, lehnten Gratus et imis.
die Griechen den Hermes an den Thoth, der dem Osiris
bei der Seelenwägung zur Seite steht. Und da sie auf „Hermes, du wohlredender Spross des Atlas,
die Welse die Parallele von Hermes und Thoth hatten, Der der Urwelt Menschen ans rohem Unfug
übertrugen sie die ferneren Eigenschaften des Hermes auf Durch des Worts Weisheit und der Leihesübung
den Thoth. So denn Thoth Eigenschaften, an welche
erhält Zierde gebildet.
die Aegj'ptische Mythologie nie gedacht hat, sie dem Thoth Dir, dem Herold und der Götter,
Jupiters'
beizulegen. Thoth wird wohl mit einem Schreibzeuge ab- Sing’ ich, dir Anordner der krummen Lyra,
gebildet, nun darin hat man am Ende eine entfernte Re- Der du schlau, was auch dir gefiel, in leisem
lation zum Hermes, dem Erfindet der Buchstaben. Im Scherze verheimlichst.
• Uebrigen haben Hermes und Thoth weiter keine Berührungs-
puncte, ja selbst der Ausgangspunct, hier ‘Eqju^is Dich, wofern du triiglich entwandte Rinder
nofi-Tids, dort der dem Osiris bei der Todtenwägung zur
Nicht herausgäbst, schreckte vordem, den Knaben,
Seite stehende Thoth, liegt sehr willkürlich. Man muss Durch der Stimm’ Androhn, und beraubt des Köchers,
sich daher nicht düpiren lassen, wenn uns der Thoth mit Lächelt Apollo.
Eigenschaften des Hermes präsentirt wird. Ein Anderes ist Ahs von Troja Priamos kam der König,
es, auf Grund eines car tel est notre plaisir, den Thoth
Deiner Obhut froh, hat er selbst des Atreus
mit Hermes-Eigenschaften vorgeführt zu bekommen, ein Stolze Söhn’, auch Thessalerglut und Feindes- i
,
Anderes ist es, den eigentlichen Standpunct des Thoth in Lager getäuschet.
'der Aegyptishen Mythologie in’s Auge fassen.
Wie vielfach, so findet man auch bei Plato einen Du dass Seelen, die fromm gewandelt.
verleihst,
Sprung vom Griechischen Hermes zum Aegyptischen Thoth. Wonn’ ausruhn, mit dem Schwung des Goldstahs
Still in

Es heisst Phaedrus, P. 274: Leichte Schwärm’ abführend, der Höhe Göttern


“Hxovacc toivvp, nSQi Naiiy.Qativ Ttjs Alyinzov ys- Werth und des Abgrunds.“
viaO-ai teSy ixet nc(kc(i<äy zivä d-eäy, ov xcci tö oq- Job. Heinr. Voss.
yeoy zd leQäy, o di} xakoCaiy i'ßiy. avTio de oyofia tjI Hier haben wir den Mercur im facundus nepos Atlan-
duifioyt elyae 0ev9-, roveoy cT« ngwioy d(tt&fi6y re xai tis als Gott der ßeredtsamkeit. Indem er die feros cultus
ioytofiöy evQeiy xai yeuifierqiay xai äarQoyo/rtay, ert voce format, ist mit der vox wohl unzweifelhaft, wenn
dk nexteiag re xai xvßeiag, xai dij xai yQä/j,//.ara. auch nicht gerade direct, so doch indirect, auf die Buch-
„Ich habe nun gehört, dass zu Naukratis in Aegypten staben, die yQcifr/Liara Platos, losgesteuert. Wie es in der
eine von den alten Landesgottheiten gewesen, der auch neueren Zeit, im Anlehnen an die Darvinsche Theorie, an-
der Vogel heilig war, den sie Ibis nennen. Der Gott hiesse genommen wird, dass die Urmenschen nur, ähnlich den
„Theuth“. Dieser habe zuerst die Zahl, die Proportion, Thieren, ohne eigentlich zu sprechen. Laute der Begierde,
die Geometrie, die Astronomie, das Brett-, das Würfel-Spiel, der Leidenschaft u. s. w. von sich gestossen, so dass die
endlich auch die Buchstaben erfunden.“ VOX, die VOX humana, die menschliche Stimme, die mensch-
Man vergleiche hiermit Plato, Philebus P. 18, wo auf liche Rede, erst ein Product der fortschreitenden Cultur
den Thoth als Erfinder der Buchstaben losgesteuert wird. war: — an so etwas hat Horaz schwerlich gedacht. Sprechen
Der vorhin citirten Stelle aus dem Phaedrus zu Liebe also konnten die rohen Unmenschen, die modulirte Sprache
haben wir oben den Mercur als Erfinder der Zahl, der fehlte ihnen nicht, nur fehlte es ihnen an der Einsicht, wie
Geometrie, der Astronomie, des Brett- und Würfel-Spieles, die Worte, welche sie sprachen, organisch grammatisch ge-
der Buchtaben hingestellt. Diese Eigenschaften lehnen gar baut waren, zu bauen wären, fortzuentwickeln wären. Und
zu sehr an Hermes als Gott des kommenden Tages, als das lehrt sie Mercur, indem er sie einmal vorläufig mit
dass es einem Zwang unterläge, sie den übrigen aufgeführ- der Natur, dem Wesen der vox, der Buchstaben, bekannt
ten Eigenschaften anzureihen. Was beim Bringen dieser macht, oder wenigstens, indem er sie mit etwas bekannt
Eigenschaften Plato sich selbst herauscalculirt, und was von macht, was am endlichen Ende auf die Buchstaben hinaus-
ihnen notorisch Griechische Auffassung ist, wollen wir da- kommt. — Catus, schlau, listig, ist Mercur, indem er als
hin gestellt sein lassen. Der koyiafxdg, die Proportion, ist solcher, der die Nacht zum Weichen bringt, hervorstechend
jedenfalls eigens Platonisch; der Zahl reiht er die, für ihn Schlauheit anwendet, und nicht Gewalt. —
Im formare
in Bezug auf seine Zahlenphilosophie so wichtige Propor- more decorae palastrae ist er der Ringer, er ringt mit der
'
tion an. Mag die Sache aber in der eben genannten Be- Nacht. Figürlich ist palaestra auch ein Uebungsplatz zum
I Ziehung liegen, wie sie will, das steht fest, dass Plato uns Reden, eine Redner-Ringschule. In dieser Bedeutung kommt
'
unter dem Namen &ev9' dem Sachverhalt nach den Griechi- es selbst bei Cicero vor. Somit ist es gerade nicht un-
* sehen Hermes bringt die Eigenschaften
;
welche sich
,
möglich, dass Horaz nicht das körperliche Ringen, sondern
235 236

im Anschluss an den facundus, die vox, den catus das red- Hermes als den Gott der Alchemie fallen, und fasst Her-
nerische Ringen Mercurs vor Augen hat. Doch liegt das mes als den Namen eines Alchemisten, der die Tab. smar.
wohl ferner. —
Im nuntius haben wir Mercur als den Göt- verfasst hat. Damit wird denn Hermes zum Schriftsteller.
terboten,eine hervorstechend bekannte Eigenschaft dieses Und da es zur Mysteriosität der Tab. smar. passt, dass
Gottes. Vielleicht hängt auch diese Eigenschaft blos mit ihr Verfasser in der Schriftstellerei mysteriös-überschwäng-
dem Standpunot Mercurs als Gott des kommenden Tages liches geleistet haben muss so werden dem Schriftsteller
,

zusammen. Der vedische Agni weckt die Götter zum Opfer, Hermes Bücher zugeschrieben, deren Zahl in’s Enorme
und ist deshalb der Bote und Rufer. Das kann auf Her- geht spricht man doch sogar von mehr als zwanzig bis
,

mes übertragen sein. Als der, der den kommenden Tag dreissig Tausend. Von den Schriften, die noch unter dem
bringt, ist er früh bei der Hand, kann daher die Götter Namen des Hermes existiren, kennen wir für unsere Person
wecken, und wird damit im Anlehnen an Agni der Götter- den Poemander (s. später), der in die zweite Alexandrinische
bote. — Indem Mercur callidus est, jocoso condere furto, Periode fällt, zum Theil auch den Asclepius; nicht kennen
haben wir in ihm den Dieb. Das jocosum furtum zielt wir die latromathematica und Horoscopica. Dagegen
darauf, den Gott nicht mit Impietät zu behandeln. Einen kennen wir wieder den Tractatus aureus de Lapidis philo-
Gott einen Dieb zu nennen, liegt etwas stark impietätisch losophici secreto, der in die Abendländische Zeit fällt.
injuriös, darum stiehlt Mercur nur aus Scherz. — Die Zum trismegistus jQig /xtyiaiog, ter maximus, wird
,

Rinder, die er dem Apollo stiehlt, sind, wie schon oben Hermes auf Grund der Arcanen-Drei. Der Latei-
erwähnt, die Sterne, die dem Apollo als Gott der Nachfzu- nische Uebersetzer hätte den Griechischen Ausdruck rpi?
kommen. Mercur stiehlt dem Apollo die Rinder. Apollo wird fxiyiarog gerade nicht intact zu lassen brauchen, er hätte
böse, und droht dem Diebe. Mercur aber nicht faul, stiehlt dem ganz gut ter maximus nehmen können. Der denkt aber,
Apollo noch obendrein seinen Köcher. Nun muss Apollo über wenn du das rQig fxtyiaiog latinisirst, so musst du auch
den geschickten Escamoteur lachen. Wo
das Lachen aber den ‘EQfitjg latinisiren. Damit käme dann statt Hermes:
an die Reihe kommt, da ist der Ernst vorbei, und mit dem Mercurius. Aber, denkt er weiter, Thoth ist gemeint, Her-
Ernst, der vorbei ist, kommt die Sache auf einen Escamo- mes steht an seiner Stelle, nun willst du die Sache auch
teur-Scherz hinaus, und nicht auf einen elenden Gauner- beim Hermes belassen. Es liegt eigenthümlich genug, dass
streich.— Quin et Atridas etc. Als Achilles den Hektor der Griechische Hermes an die Stelle des Thoth tritt, du
im Kampfe erschlagen, machte sich Priamus, der unglück- willst dieserEigenthümUchkeit nicht noch einen grösseren
liche Vater des Erschlagenen, bei Nacht und Nebel auf, Ausdruck geben dadurch, dass du an die Stelle des Her-
schlich sich durch das Lager der Griechen, und gelangte mes den Mercurius setzest. Nein, der Hermes steht da,
zum Achilles, von dem er die Leiche des Hektor zurück- und mag ruhig stehen bleiben. Und weil der 'Eqfiijg
forderte und erhielt. Auf dieser traurigen Fahrt begleitete bleibt, so hat auch das Griechische iQig fiiyiazog zu ver-
Hermes den Priamus. (Vergl. die Ilias). Dass gerade Her- bleiben.
mes dem Priamus bei dieser Gelegenheit zur Seite steht, Dadurch, dass Hermes zum trismegistus wird, was, wie
wird wohl damit zusammen hängen, dass Hermes kundig gesagt, der Arcanen-Drei zu Liebe geschieht, dadurch wird
ist, die Sterne fortzubringen. Eigentlich kann er dies nur die Arcanen-Drei mächtig in den Vordergrund geschoben.
derartig, dass er den Tag an ihre Stelle heraufbringt. Dem Das hat nun weiter Die Arcanen-Drei
lüchts auffallendes.
unglücklichen Priamus zu Liebe thut er es aber ausnahms- spielt eine sehr wichtige Rolle. Früher war nur die Ar-
weise ohne den Tag herbeizuführen. Auf die Weise bringt canen - Sieben die eigentliche Arcanenzahl jetzt tritt ihr
,

er denn eine dunkle Nacht zu Wege, unter deren Schutz die Arcanen-Drei ebenbürtig zui' Seite, sie wird zur gloria
Priamus ungesehen dahin fährt. Horaz nimmt an, Mercur totius mundi. Das verdient wohl, mit Präponderanz in
als fallens, als Täuschender, Hintergehender, stehe dem den Vordergrund geschoben zu werden, und es geschieht
Priamus zur Seite. Wie er vorhin den Apollo hintergangen, eben dadurch, dass Hermes zum trismegistus wird. Nicht
oder um einen banalen Ausdruck zu gebrauchen, gefoppt, aber blos in dieser Weise geschieht es, sondern es geschieht
— denn die Dieberei mit dem Apollo wird ja als Foppe- zugleich auch noch auf die Weise, dass es gerade drei
rei gedreht — so hintergeht er, foppt er jetzt die Atridas Rubriken der Tab. smar. sind, in welchen die Arcanen-
superbos, die Thessalos ignes, die castra Trojae iniqua. — Drei hervorstechend in’s Auge gefasst wird. Die erste
Indem Mercur pias animas laetis sedibus reponit, haben Rubrik, in der dies geschieht, ist nämlich die arcanolo-
wir ihn als den, der die Seelen der Verstorbenen zur Un- gische Rubrik, welche uns gerade die di'ei Arcana bringt;
terwelt führt. Als solcher, wir machen darauf besonders die zweite Rubrik, in der dies geschieht, ist die Gloria-
aufmerksam, erhält er eine virga aurea, eine Goldruthe, Rubrik, in welcher das Drei-Arcanum mit dem Sieben-
mit der er den leichten Haufen der Seelen in Schranken hält. Arcanum parallelisirt wird die dritte Rubrik, in der dies
;

Von den Eigenschaften Mercurs, die wir oben sub 4, geschieht, ist die vorliegende mit ihrem Hermes trismegistus.
5, 6 aufgeführt, hat Horaz nichts. — In 'Bezug auf die Griechen, welche wohl der Arcanen-
Der unter der Tab. smar. stehende Hermes resp. Thoth Vier, -Zwei, -Eins huldigen, nicht aber der Arcanen-Drei,
macht seine eigene Carriere durch. Er wird zum Schutz- ist es wünschenswerth, dass die Arcanen-Drei nicht mit
patron der Alchemie, was sehr nahe liegt, da ja die Tab. solcher Präponderanz in den Vordergrund geschoben wird,
smar. der Kanon der Alchemie ist. dass der Hermes, der Schutzpatron der Alchemie, ihr zu
Wir werden später sehen, dass die .Alchemie zur XQ>J- Liebe zum trismegistus wird, was ja eine sehr hervorra-
aonoitix in Relation tritt. Auf Grund dessen wird Her- gende Concession zu Gunsten der Arcanen-Drei ist. Da-
mes denn auch zum Schutzpatron der Goldmacherkunst. rum hat der Autor den Griechen gegenüber für das Ita-
Für diesen Hermes passt ganz besonders die virga aurea, que vocatus sum etc. eine Besonder-Interpretatiou in petto,
von der Horaz in der letzen Strophe seiner Ode spricht. sie ist:
Der Goldmacher-Patron hat damit ein goldene.s Emblem. Du findest im vorangegangenen Index nur auf drei Rubri-
Da die Alchemie überhaupt und die Fassung der Tab. ken der Tab. smar. hingewiesen, statt auf alle. Das muss nun
smar. im Besonderen geheimnissvoll ist, so wird Hermes so sein, weil jene drei Rubriken die eigentliche Basis der
auf Grund dessen, dass er unter der Tab. smar. figurirt, Tab. smar. bilden, und weil es so sein muss, itaque, (so,)
auch zum Gott des Geheimnissvollen. Daher stammen deswegen werde ich der Hermes trismegistus genannt,
unter anderen auch die Ausdrücke hermetische Freimau- habens, liabend weil ich habe tres partes etc. So wird
, ,

rerei, hermetischer Verschluss. Hermetisch ist die Frei- der Hermes trismegistus auf den Index bezogen, statt auf
maurerei, weil sie geheimnissvoll ist. Hermetisch ist ein die Arcanen-Drei.
solcher Verschluss, in dem man, resp. die Luft, ebenso Im eigentlichen Sinne des Autors liegt so etwas aber
schwierig eindringen kann, als in ein Geheimniss. Was nicht. Der will in seinem Sinne interpretirt wissen : Ita-
die Freimaurerei aubetrifft, so kann man übrigens den
1 lermes auch zu ihr in eine mehr directe Relation
que, und so —
womit nicht der Anschluss an den Index,
bringen, sondern an die ganze Tab. smar. gegeben ist. Das Ita-
indem sie mancherlei Auffassungen und Symbole hat, wel- que .steht nicht auf dem Standpunct, als wenn vorhin von
che den Interpretationen der Tab. smar. die wir später
, der Jüdischen Interpretation der Tab. smar. die Rede ge-
kennen lernen werden entnommen sind. Indem sie aber
, wesen wäre, sondern als wenn die Aegyptische spirituelle
auf die Weise in den Bereich der Tab. smar. tritt, tritt Interpretation voranginge. Dadurch macht sich denn der
sie auch in den Bereich des Hermes. Anschluss der siebenten Rubrilc etwas mysteriös, aber ge-
Im Verlaufe der Geschichte der Alchemie lässt man den rade darauf ist es dem Autor abgesehen. Nachdem er nun
237 238

einmal den mysteriösen Anschluss mit Thoth hat, stempelt Tab. smar. bewegt, das ist auf dem Terrain des Alexan-
er diesen auf Grund der Arcanen-Drei zum trismegistus, drinischen Schemas. Sie bringt ganz dasselbe mehr aus-
und sagt dann weiter, dieser Hermes trismegistus habe führlich, was die erste Eedaction minder ausführlich In ingt.
tres partes etc. Damit haben denn die Griechen nichts was sie gegen
,

Philosophia totius mundi heisst: Tabula smaragdina. diese zweite Eedaction der Tab. smar. im Allgemeinen
Philosophia totius mundi ist der Titel, der Name, den der einwenden können. Wo sie einmal die erste Eedaction
Autor der Tab. smar. beilegt. Die Titel-Ueberschrift der anerkennen, da köntien sie ein Schriftstück nicht zurück-
Tab. smar. ist: Philosophia totius mundi. Der Autor weisen, welches dasselbe, was jene bi-ingt, ausführlicher
zieht hier den Ausdruck philosophia totius mundi heran, bespricht, derartig ausführlicher bespricht, dass dem Al-
um zu constatiren, dass er die Tab. smar. also genannt, chemisten von Fach das Gav:ze klarer dargelegt wird,
titulirt wissen will. dem Nicht - Alchemisten aber noch dunkeleri erscheinen
Die Tab. smar. .stellt den Kanon der Alchemie dar, muss, als die erste Eedaction. Denn bei der ersten Ee-
und indem sie der Kanon der Alchemie ist, wird sie in daction hatte der Nicht Alchemist, indem
- er sich an die
übertragener Weise zur Alchemie selbst. Es käme also Tab. smar. machte, sich den Kopf darüber zu zerbrechen,
blos darauf an, darzulegen, in wiefern die Alchemie = was der Inhalt von vier Eubriken bedeuten soll, hier hat
philosophia totius mundi. Das liegt aber ff. er sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was der Inhalt
Bei den Griechen hiess die Alchemie ursprünglich ao- . von sieben Eubriken bedeuten soll.
if'ia, Weisheit, und in Anknüpfung daran waren die Al- Und auch im Besonderen kann der Umstand, dass statt
chemisten aocfoi, Weise. Dieser Titel schien den Alche- der vier Eubriken, wie sie die erste Eedaction bringt,
misten selbst ein wenig zu herausfordernd, und so nann- bei der zweiten Eedaction sieben Eubriken präsentirt
ten sie sich statt „Weise“: „IFreunde der Weisheit“, das werden, für die Grie-’hen nichts anstössiges haben. Es
ist (f ikoi ao(f)i(xg. Im Anschluss an diesen Ausdruck bil- werden ihnen mit den sieben Eubriken die philosophischen
dete sich dann einerseits statt des früheren aoq>dg: (pilö- Zahlen von 1 bis 7 geboten, das sind nicht die Jüdischen
ooqiog, und andererseits statt des früheren ao(f>icc (pilo- philosopliischen Zahlen, sondern die Pythagoräischen phi-
Gotfia. losophischen Zahlen. Dass diese aber geboten werden,
Also statt Alchemie: philosophia liegt sehr nahe, es ist dagegen können die Griechen nichts haben. Wenn auch
eben der Griechische Ausdruck für Alchemie. Nicht die Griechen im grossen Ganzen auf die Pythagoräische
aber ist der Griechische Ausdruck: philosophia totius Alchemie nicht eingingen, wie das ja die Entwickelung
mundi. Den macht sich der Autor der Tab. smar. auf der Griechischen Alchemie nach Pythagoras zeigt, so
eigene Hand. Der totus mundus ist hier an und für sich waren sie doch dem Pythagoraeismus nicht geradezu abge-
nichts anderes, als der einfache mundus. Zum totus neigt. Die einzelnen Alchemisten nach ihm kommen
mundus wird er dadurch, dass die Tab. smar. überhaupt, mannigfach auf ihn zurück. Also, wie gesagt, die Alex-
wo sie den mundus bringt (mit Ausnahme des Index), andrinischen Griechen konnten durchaus nichts anstössiges
immer totus mundus hat. I>avon haben wir bereits ge- darin finden, wenn ihnen die philosophischen Zahlen ihres,
sprochen. Dass der Autor nun den mundus der philosophia wenn auch nicht in seiner Alchemie absolut anerkannten,
anhängt, hängt damit zusammen, dass er auf die Schöpfungs- so doch mannigfach berücksichtigten Landsmannes geboten
geschichte im ersten Buche Mosis blickend diese als die , wurden, namentlich wenn sie ihnen in der Art geboten
Angel nimmt, um welche sich die ganze Alchemie dreht. wurden, wie sie in der Tab. smar. geboten werden. Die
Er hätte also eigentlich: Philosophie der Schöpfungsge- Arcanenzahlen 4 2 1
, , , wie sie sich an das Griechische
schichte für Alchemie, das ist, Philosophie im Allgemein- Schema überhaupt und an das Alexandriiiische Schema
Sinne gefasst, Philosophie, Philosophiren über die Schöp- im Besonderen knüpfen, bleiben unangegriffen in ihrem
fungsgeschichte. Da er nun aber den Griechen gegenüber alten Eechte bestehen. Was kann es da denn nun ver-
nicht sagen kann, die Alchemie kommt auf nichts anderes schlagen, wenn nebenbei in den sieben Eubriken der Tab.
hinaus, als auf eine Philosophie der Schöpfungsgeschichte, smar. den Pythagoräischen philosophischen Zahlen 1 bis 7
so nimmt er für Schöpfungsgeschichte : mundus, was nahe Eechnung getragen wird? Und wird damit auch gar nichts
liegt, da es sich in der Schöpfungsgeschichte um die Er- anderes bezweckt, als einem Pietätsgefühle gegen Pytha-
schaffung der Welt Indem er sich nun aber
handelt. goras Eechnung zu tragen, so ist auch das schon ein
an die Welt hält, mit seiner pliilosophia totius
ist er Gewinn. Schon aus Pietätsrücksiehten gegen Pythagoras
mundi, statt philosophia, den Griechen gegenüber durchaus können die Griechen nichts dagegen haben, wenn ihnen
gedeckt, indem er sagt, auch in euerer Alchemie spielt in den sieben Eubriken der Tab. smar., welche im Uebri-
die Welt eine so wichtige Eolle dass es wohl gerecht-
, gen in dem, w'as sie besprechen, den Griechisch- Alexan-
fertigt ist, den Ausdruck philosoplda zum Ausdruck philo- drinisch - alcheniistischen Standpunct nicht im mindesten
sophia totius mundi zu dilatiren. verrücken , die Pythagoräischen Zahlen geboten werden.
Habens tres partes philosophiac totius mundi: habend, Indem nun die Tab. smar. sieben Eubriken hat, ist in
ich, der Hermes, habe drei Theile der Tab. smar. Das jeder Eubrik eine der philosophischen Zahlen von 1 bis 7
sind die drei Theile. von denen der Index spricht. In Bezug vertreten. Das ist im Allgemeinen bei der Griechischen
auf die drei Theile, welche allein der Index, mit Ueber- Interpretation, wie bei der Jüdischen Interpretation. Nur
gehen der anderen Theile, bringt, fragt man, aber warum im Besonderen gestaltet sich die Sachlage anders bei der
nur diese drei Theile allein, die anderen Eubriken sind Griechischen Interpretation, als bei der Jüdischen. Bei
doch auch da, und wenn sie noch nicht einmal verdienen, der Griechischen Interpretation inacht sich die Sache ein-
im Index erwähnt zu werden , warum stehen sie denn in fach so, dass die erste Eubrik, weil sie die erste Eubrik
der Tab. smar. ? Die Antwort ist dem Hermes trisme-
, ist, die philosophische Zahl 1 repräsentirt, dass die zweite

gistus zu Liebe figuriren jene drei Eubriken im Index, es Eubrik, weil sie die zweite Eubrik ist, die philosophische
ist ein Tribut, der dem Hermes trismegistus gezollt wird. Zahl 2 repräsentirt, dass die dritte Eubrik, weil sie die
Den fehlenden Eubriken wird dadurch nicht zu nahe ge- dritte Eubrik ist, die philosophische Zahl 3 repräsentirt,
treten, denn da sind sie ja einmal, der Tribut, den die und so weiter durch die vierte fünfte sechste Eubrik,
, ,

anderen herangezogenen dem Hermes bringen, kann jenen bis endlich die siebente Eubrik, weil sie die siebente Eu-
ihren W
erth nicht rauben. So deckt das habens tres partes brik ist, die philosophische Zahl 7 repräsentirt.
den Index, der übrigens darum blos drei Theile bringt, um der Wir haben noch darauf hinzuweisen dass indem die
, ,

Sache einen mysteriösen Anstrich zu geben, um den eigent- Tab. smar. sieben Eubriken hat, und diese zu den philo-
lichen Inhalt der Tab. smar. zu verdecken. Wenn der sophischen Zahlen 1 bis 7 verwerthet werden, dass damit
Index alle Theile der Tab. smar. speciell angäbe, so wäre der Pythagoräischen 10 keine Eechnung getragen wird.
damit das geboten, dass man sich gar zu leicht orientiren Diese stiefmütterliche Behandlung der 10 wird dadurch
könnte. redressirt, doppelt redressirt, dass die Pythagoräische 10
in der Tab. smar. selbst, im Texte der Tab. smar., aufs
Griechische Interpretation der zweiten Tapet gebracht wird, wie wir das in der zweiten Eubrik
sehen werden.
Redaction der Tabula smaragdina. Kommen wir nun zu der Interpretation selbst.
Sie bewegt sich auf demselben Terrain, auf dem sich Die zweite Eubrik wird die Elementen - Eubrik. Die
die Griechische Interpretation der ersten Eedaction der dritte Eubrik bringt die Cosmologica und Arcana. Die
239 240

übrigen Rubriken sind von analogem Inhalt wie bei der Der Autor denkt sich das ist wohl festzuhalten beim
, ,

Jüdischen Interpretation der Tab. smar. Alexandrinischen Schema zuvörderst einmal den Elemen-
tenstock gegeben, und an diesen Elementenstock schmie-
Erste Rubrik. Einleitung. gen sich dann Cosmologica und Arcana an. Dieses „sich
Verum est etc. anschmiegen“ wird gegeben mit esse a, und dies aufgefasst
Hierüber ist weiter nichts zu sagen. vom Standpuncte eines väterlichen (resp. mütterlichen)
und kindlichen Verhältnisses. Cosmologica und Arcana
Zweite Rubrik. Elementen-Rubrik. sind die Kinder, weshalb sie auch res natae heissen und ,

Quod est inferius bis adoptione. die Elemente sind collectiv der Vater (resp. die Mutter). !

Vor das „Et“ hinter superius wird kein Punct, sondern Wenn nun aber der Elemeqtenstock gegeben ist, und an !

ein Komma gesetzt. Also würde der Anfang der Rubrik diese schmiegen sich Arcana und Cosmologica, das sind
lauten die res natae, so haben wir: omnes res natae (Arcana
Quod est inferius est , sicut id quod est inferius , et
,
und Cosmologica) fuerunt ab elementis, wir haben ‘

quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad per- aber nicht, wie hier steht: omnes res natae fuerunt ab
|

petranda miracula rei unius. Die beiden est, welche wir una re, das ist von der Eiern eilten- Gruppe. Denn j

zwischen zwei Kommata gesetzt haben heissen dann , man sagt ja nicht, sich an den Elementenstock haltend, l

„dient“. Also: das inferius dient wie das superius, und ich reihe die res natae an die Gruppe, sondern viel- *

das superius dient wie das inferius dazu, um u. s. w. mehr, ich reihe sie an die Elemente. Wenn also steht,
Superius und inferius sind einerseits Wasser und Erde, wie hier steht, omnes res natae fuerunt ab una re, so
andererseits Feuer und Luft. Darauf steuerte schon die hinkt das. Umnun für das Hinken in den Riss zu tre-
erste Redaction in der Stelle ,et recipit viin superiorum ten, deswegen wftd hier „adoptione“ beigefügt. Wenn
et inferioruin los. W^o superius und inferius Wasser und die res natae entständen ab elementis, wenn so stände,
Erde sind, da ist speciell superius =
Wasser und inferius dann wäre ein eigentliches väterliches und kindliches Ver-
= Erde. Wo aber superius und inferius Feuer und Luft hältniss da, und es brauchte das adoptione nicht beigeftigt
sind, da bleibt es dahin gestellt, ob in specie superius zu werden. Jetzt aber, wo sie sein, herstammen, sollen, ,

Feuer oder Luft, inferius Luft oder Feuer ist. Das kommt von der res una wird die Lage des väterlichen und
,

darauf an, ob man das Spielen der ersten und zweiten kindlichen Verhältnisses eine uneigentliche, und weil
Rolle oder das oben und unten Sein in’s Auge fasst.
,
sie das wird, deswegen wird an die Stelle der eigentlichen
(Vergl. die Griechische Interpretation der ersten Redaction Vaterschaft die Ad optiv- Vaterschaft, adoptio, gesetzt.
der Tab. smar.) Wie sein Antecessor nämlich lässt auch Dass nun die res una die Vaterschaft übernimmt, und
der Autor der zweiten Redaction es dahin gestellt sein, nicht die Elemente, hängt damit zusammen, dass der Autor
ob Liquor' hepatis das Feuerarcanum P. solaris das, wohl feststellen will, dass auf Acid. sulphur. Wasser, auf
Luftarcanum, oder ob umgekehrt Liquor hepatis das Natron Erde kommt, dass er aber nicht feststellen will,
Luftarcanum und
P. solaris das Feuerarcanum sei. ob auf Liquor hepatis Feuer oder Luft, auf P. solaris
Mag man nun superius als Feuer oder Luft nehmen, das Luft oder Feuer kommt. Das ist die alte Sachlage, wie
steht fest, dass man da, wo man Feuer hat, auch Luft wir sie bei der ersten Redaction der Tab. smar. haben
hat (Rauch). Und da liierzu kommt, dass man kraft des kennen lernen. Würde er das Vater- (resp. Mutter-)
Wasserverwandlungs - Experimentes da, wo man Wasser Verhältniss auf die Elemente schieben, so müsste er sich
hat, auch Erde hat, so restringiren sich die vier Elemente darüber aussprechen, ob auf Liquor hepatis Feuer oder
Wasser, Erde, Feuer, Luft auf die zwei Elemente Luft, auf P. solaris Luft oder Feuer kommt. Jetzt hält
Wasser und Feuer. Damit bieten denn die vier Ele- er sich an die Gruppe, und ist der Exposition überhoben.
mente das Substrat, von der 4 auf die 2 zu kommen, Jetzt wird blos gesagt, Liquor hepatis und P. solaris
auf das Substrat der Gruppe, der Zwei-Gruppirung. kommen auf die zweite Gruppe, in welchem näheren Ar-
Somit haben wir: Das, was das inferius ist, dient, wie rangement das aber statt haben soll, das bleibt in sus-
das, was das superius ist (das ist entweder Wasser und penso.
Erde oder Feuer und Luft), und das, was das superius ist, Also das Sach verhältniss ist im Ganzen ff. Der Autor
dient, wie das, was das inferius ist (das ist entweder Feuer bringt uns die 4 Elemente unter der Gestalt des doppelten
xmd Luft oder Wasser und Erde), um die Wunder der superius und inferius. Auf Grund dieser 4 Elemente for-
res una zu Stande zu bringen. Die res una ist die mirt er 2 Gruppen, und sagt nun, dass sich an diese
Gruppe. Da es zwei Gruppen giebt, so steht miracula Gruppen die Cosmologica und Arcana anreiben. Hierbei
im Plural. Und um darauf liinzuweisen dass das eine , steht nun wohl fest, dass auf die Gruppe links Acid sulph.,
superius und inferius etwas anderes ist, als das andere, Natron, Orbis terrar. fluidus, Orbis terrar. fixus kommen, dass
darum steht einmal erst inferius und dann superius, das auf die Gruppe rechts Liquor hepatis, P. solaris, Firma-
anderemal erst superius und dann inferius. ment, Sonne, Mond und Sterne kommen. Es steht auch fest,
Sich an das Alexandrinische Schema haltend — dass in der Gruppe links Acid. sulphur. und Orbis terrar.
j

f
und dass er sich an dies hält, ist, dem bereits im Allge- fluidus oben stehen, ebenso wie es fest steht, dass in der i

meinen Exponirten zufolge, eine Sache, die sich von selbst Gruppe rechts Liquor hepatis oben steht, denn diese Ver-
versteht —
beutet also unser Autor die Elemente dazu hältnisse ergeben ja die Gruppenaufstellung des Alexan-
|

|
aus, um zu den Gruppen des Schemas zu kommen. drinischen Schemas und die Situation des Alexandrinischen
||
Et sicut res omnes etc. Schemas, die weiter nicht angefochten werden, ebenso wenig M
Vorab weisen wir darauf hin, dass die meditatio eben vom Auror der zweiten Redaction, als vom Autor der ersten 1
so wohl für den Nachsatz beansprucht wh’d, wie ihrer- Redaotion. Das steht aber nicht fest, ob in der zweiten I
seits die adoptio auch für den Vordersatz beansprucht Gruppe Liquor hepatis oder P. solaris Feuer oder Luft ist, L
wird, so dass das Sachverhältiiiss sein soll: ob Sonne, Mond und Sterne oder Firmament oben oder
Et sicut res omnes fuerunt ab uno meditatione unius,
, unten stehen sollen.
adoptione sic omnes res natae fuerunt ab hac una re,
, Dass nun die Gruppe, die res una, eine meditatio ist,
meditatione unius rei, adoptione. hängt damit zusammen, dass die Gruppe auf Grund der
Uno ist nicht der Ablativ von unus, Gott, sondern der Elemente formirt wird, womit denn die eine Gruppe im
Ablativ von unum. Eins, die Einheit. Wasser, die andere im Feuer repräsenlirt ist. Das führt
Meditatio ist der Begriff, denn Xöyog heisst auch Be- aber dahin, dass eine Elementen - Zwei anzunehmen ist
griff, das, was man sich denkt. Meditatio unius soll sein: Wasser und Feuer. Diese zwei Elemente sind aber eine
der Begriff der Eins, die ideelle Eins, die ideelle Einheit. Idealität. Der wahren Sachlage nach giebt es ja nicht
Meditatio rei unius soll sein: der Begriff der res una, der zwei Elemente, sondern vier.
Begi-iff der Gruppe, die Gruppe als Idealität gefasst. Also omnes res natae fuerunt ab hac una re, meditatione
Res omnes
zielt auf die Pythagoräische Zehn. Res unius rei, adoptione: —
omnes =
Vielheit. Die Zehn als Zehnerzahl ist eine Cosmologica und Arcana sind die Adoptiv-Kinder, nicht
Vielheit den Einheits-Zahlen, den Einern 1 bis
7, gegenüber. die eigentlichen Kinder der Gruppe, der Gruppen, derjeni-
Omnes res natae sind die Cosmologica und Ai'cana. gen Gruppen, welche an der Hand eines ideell aufgestell-
Omnes res natae fuerunt ab hac una re (meditatione ten Zwei -El erneutes herauskommen.
unius rei) adoptione. Das der Nachsatz. Kommen zum Vordersätze •
ist wir jetzt ;

t\
24t 242

( resomnes fuernnt ab nno, meditatione unius (adoptione). Pater ejus est Sol: der Vater der Sterne ist die Sonne, und
Wie wir wissen, sind die res omnes die Pythagoräische mater ejus est Luna die Mutter der Sterne ist der Mond.
:
j

'
Zehn. Diese Zehn entstand von der Eins, unum, durch Weil aber Sol, Luna als Hauptweltenfeuer Feuer, so =
Adoption, nämlich durch Adoption der Null. Die 1 adoptirt
! wird ejus gleich statt mit: Sterne, mit: leuchtender
die .0, und daraus wird 10. Wie wir also sagen, man fügt
I
Himmel im Ganzen übersetzt. Es besagt also der Pas-
der 1 eine 0 zu, die 1 erhält eine 0 u. s. w. und daraus sus: Auf Sonne, Mond und Sterne kommt das Feuer.
iientsteht die 10, so sagt der Autor, möglicherweise an Portavit illud ventus in ventre suo.
eine damalige Ausdrucksweise im Eechnen sich haltend,
I
Ventus wird als Luft gefasst. Das, was im Bauche trug,
was aber gerade nicht nöthig ist, die 1 adoptirt eine 0,
1
ist eine Mutter. Somit ist Portavit illud ventus in ventro
und daraus wird die 10. Diese Ausdrucksweise ist ganz suo: Seine, des Firmamentes, Mutter ist die Luft. Es
treffend für das Hervorgehen der 10 aus der 1. besagt also der Passus : Auf das Firmament kommt die Luft.
Es ist aber die Pythagoräische 1 eine meditatio, sie hat Nutrix ejus terra est.
im Grunde keine reelle Basis. Wenn Pythagoras einmal
I Nutrix ist die Amme als die eigene Mutter des Kindes,
die 1 hat, so rückt er zu seinen übrigen philosophischen nicht eine fremde Amme. Also nutrix =; Mutter. Somit
Zahlen successiv weiter vor. Aber dass er zur Eins kommt, ist Nutrix ejus terra est: Seine, des obis terrarum fixus,
reducirt sich am Ende auf einen kühnen Griff. Der Punct, Mutter ist die Erde. Es besagt also dieser Passus: Auf
der ihm durch die Eins repräsentirt ist, hat keine Ausdeh- den Orbis terrarum fixus kommt die Erde.
nung, ist also gewissermassen eine Null, ein Nichts. Von Den Passus, der nun kommt Pater omnis telesmi etc.
:

dieser Null kommt Pythagoras, wie wir in der Alchemie werden wir etwas später näher besprechen. Jetzt nur so
des Pythagoras gesehen, zur Eins. Indessen in seinen
I viel, dass er besagen soll Hier ist der Orbis terrarum
:

hierher schlagenden Calculationen bewegt er sich auf ideel- fluidus.


lem Boden, und so ist denn die Eins eine meditatio. Somit habin wir die Elemente auf die Cosmologica un-
Dass der Autor die Pythagoräische 10 bringt, wie er tergebracht. Zuerst Sonne, Mond und Sterne Feuer, —
das doch hier thut, liegt nahe. In den 7 Kubriken hat er die
1 dann Firmament —
Luft, dann Orbis terrarum fixus Erde, —
Pythagoräischen Zahlen 1 bis 7, die 10 fehlt; hier ist sie. endlich Orbis terrarum fluidus: Wasser, also dem Alexan-
Sagen nun aber die Griechen, die Pythagoräischen Zahlen drinischen Schema gegenüber in wilder Reihenfolge, was
haben nichts mit unserem Alexandrinischen Schema zu
I in so fern geschieht, als die regelmässige Stellung der Co-
thun, und das eben repräsentirt unsere Alchemie. Wir smologica darauf führen würde, ob Firmament oder Sonne,
haben nichts dagegen, dass in den Kubriken der Tab. smar. Mond und Sterne auf Liquor hepatis oder P. solaris kommt.
dadurch, dass es nun gerade 7 Rubriken giebt, auf die Damit wäre aber gegeben, ob Liquor hepatis oder P. so-
Pythagoräischen Zahlen indirect hingedeutet wird. Dagegen laris Luft oder Feuer ist.
aber haben wir etwas, dass Pythagoräische Zahlen direct Wie sofort in die Augen springt, sind beim Unterbringen
in den Text der Tab. smar. kommen. Sagen die Griechen der Elemente auf die Cosmologica Vater- und Mutter-Ver-
das, so deckt sich der Autor derartig, dass er sagt, hier hältnisse in’s Auge gefasst. Das liegt nahe, da ja nnch
wird die 10 nicht direct gebracht. Die res natae ent- der zweiten Rubrik die Cosmologica res natae sein sollen,
I
standen von der meditatio der Gruppe durch adoptio. Das womit einerseits gegeben ist, dass die Gruppe ein Adoptiv-
ist aber an und für sich eine Sachlage, welche etwas eigen-
!
Vater wird, andererseits aber auch, worauf wir oben hin-
thümlich dasteht. Es ist nicht unangemessen, dass diese
I
gewiesen haben, dass die Elemente zum eigentlichen Vater
i Sachlage dadurch klar gemacht wird , dass man den (resp. Mutter) werden. Hier werden nun die Elemente als
Vergleich mit einer ähnlich situlrten Sache aufs Tapet
;
Vater resp. Mutter hingestellt.
bringt. Nun, diese ähnlich situirte Sache ist das Verhält-
'

Das Feuer wird zum Vater und zur Mutter. Das hängt
niss, wie sich die Pythagoräische 10 aus der 1 entwickelt. damit zusammen, dass Feuer im Griechischen heisst: %6
Hierbei könnt ihr doch nichts gegen die 10 haben. Es nvQ. Feuer ist also wie im Deutschen ein Neutrum. Der
handelt sich ja nicht um die 10 als solche, sondern um Autor sagt nun nicht, ein Neutrum ist weder ein Mann,
die 10 als die Basis zu einem Vergleiche mit der Sach- noch eine Frau, sondern er sagt, ein Neutrum kann ein
t läge bei den res natae. Wenn statt der 10 irgend etwas Mann und eine Frau zugleich sein. Z. B. sagt er, rd
ii anderes genommen würde, um einen Vergleich mit einer nctidiov heisst das Kind; dies Neutrum hängt damit zu-
(ijähnlich situirten Sache auf’s Tapet zu bringen, so könntet sammen, dass ein Kind männlich und weiblich sein kann.
V ihr gegen dieses Manoeuvre zu Gunsten der Deutlichkeit Die Luft wird zur Mutter. Das hängt damit zusammen,
doch nichts einwenden. Nun, so könnt ihr auch gegen die dass Luft im Griechischen heisst: ^ «'5^, das ist also, wie
10 nichts ein wenden. im Deutschen die Luft. Man sagt zwar auch d a^Q,
;
Dass nun die 10 eben geboten wird vom Standpunct der (Masculinum), indessen iqccqg ist durchaus classisch. Auf
t Sachlage in Bezug auf die res natae im Vergleich mit das Femininum dqg kommt also sachentsprechend das
1 einer ähnlich situirten Sache, dazu dient in der Periode Et Mutterveihältniss.
;
siout etc. das Gegenüberstellen des Vorder- und Nachsatzes Die Erde wird zur Mutter. Denn Erde heisst im Grie-
[

an der Hand des Sicut sic. Wie du auf der einen Seite chischen q yq, ist also wie im Deutschen ein Femininum.
I die meditatio und die adoptio hast bei der 10 ,
so hast du Auf das Femininum yij kommt aho sachentsprechend das
I
auf der anderen Seite die meditatio und die adoptio bei Mutterverhältniss.
den res natae. Das Wasser wird wieder zu Vater und Mutter. Denn
in dem Passus: Pater omnis telesmi ist von einem Vater
Dritte Rubrik. Kosmologische und arcanologische und einer Mutter insofern die Rede, als wir ja von der Jü-
Rubrik. dischen Interpretation der Tab. smar. her wissen, dass der
l! Pater ejus est Sol bis inferiorum. Nachsatz eigentlich heissen sollte: Mater omnis telesmi est
I' Hier werden uns die Cosmologica und die Arcana ge- haec, womit denn eben so wohl von einem Vater als von
!
bracht, und zwar zuerst die ersteren und dann die letzteren. einer Mutter die Rede ist. Wasser heisst aber im Griechi-
'

Der Elementenstock ist kraft der zweiten Rubrik da. Nun schen rd ürftop, ist also wie im Deutschen ein Neutrum, und
I
knüpft sich an das Wasser der Orbis terrarum fluidus, an das Neutrum wird wieder, wie vorhin, zu einem männli-
j
die Erde der Orbis terrarum fixus, an das Feuer: Sonne, chen und weiblichen Verhältnisse ausgebeutet.
I
Mond und Sterne, kurz; die leuchtenden Himmelskörper, an Wir haben nun in der vorigen Rubrik kennen lernen,
!
die Luft das Firmament, dass das Verhältniss der Gruppe
väterliche zufallen
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. soll und nicht den Elementen, dass da sein sollen die
Ejus =
des leuchtenden Himmels, der leuchtenden Him- res natae ab una re, nicht aber ab elementis. Heisst das
I
meiskörper, somit das Pronomen auf das betreffende Co- nun nicht aus der Rolle fallen, wenn hier die Elemente
I
smologicum bezogen. So ist es in der ganzen Stelle. als Vater und Mutter der res natae, der Cosmologica, hin-
Sol und Luna sind einerseits, als Repräsentanten der gestelltwerden?
i Hauptweltenfeuer = Feuer. Also das Feuer ist der Vater Darauf ist die Antwort Scheinbar wohl, der That nach
:

f
der leuchtenden Himmelskörper. Andererseits werden Sonne, aber nicht.
I
Mond als Vater und Mutter der Sterne genommen, was Wie wir wissen, kommt das esse a re una, die Vater-
;
auch nahe liegt.. Beides wird hier durcheinander gebracht. schaft seitens der Gruppe, darauf hinaus, dass es dahin
Wird der letztere Gesichtspunet in’s Auge gefasst, so ist gestellt bleiben soll, ob Liquor hepatis Luft- oder Feuer-
I

16
I

1
243 244

Arparmm, P. solaris Feuer- oder Luft-Aroanum sein soll, Nun zur Stelle: Pater omnis telesmi totius mundi est
und damit natürlich zugleich, welche Cosmologica sich an hic, virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram.
die hetrefienden Arcana knüpfen sollen. Mag nun der Der totus mundus ist die Welt, welche das Alexandri-
Autor bringen was er will, wenn er nur nicht etwas
,
nische Schema ergieht, das wäre also eine Welt nach
bringt, was Aufschluss über diese Puncte bringt, so fällt drei Eichtungen hin: die kosmologische, die arcanolo-
er der That nach nicht aus der Eolle, denn dann befindet gische und die elementare Welt. Man muss nun aber
man sich ob der Schein so oder so ist der That nach
,
,
nicht sagen, weil wir diese dreifache Welt haben, da-
immer doch noch in dem Bereich dessen dass man die ,
rum ist mundus eben Welt, und das totus, welches die-
res iiatae an die Gruppe, und nicht an die Einzel-Ele- selbe cumulirt, kommt
auf die drei Eichtungen hinaus.
mente anreiht. Wenn wir die Welt nach einer Eichtung hätten, dann
Es bringt nun aber der Autor über den heregten Punct hätten wir den mundus, jetzt haben wir eine Summe von
dadurch dass er hier die Cosmologica so abhandelt wie
,
, Eichtungen, also haben wir den totus mundus. So muss
er sie eben abhandelt, durchaus keinen näheren Aufschluss. man nicht sagen. ATelmehr liegt die Sache, wie bei
Denn nach der Alexandrinisch - Griechischen Auffassung der Jüdischen Interpretation derartig, dass an und für
werden Liquor hepatis mid P. solaris und die entspre- sich in dem totus mundus nichts zu suchen ist. Der
chenden Cosmologica vom Standpunct des Doppel-Elementes totus mundus ist von der ersten Eedaction, welche Sic
aufgefasst. Wie das Alexandrinische Schema will, ist habebis gloriam totius mundi hat, mit herüber in die
Liquor hepatis = W asser -k Feuer zweite Eedaction genommen, und damit steht überall, wo
Pulvis solaris = Erde -k Luft es eigentlich kurz auf den mundus abgesehen ist, nicht
Wenn nun der Autor der ersten und zweiten Eedaction mundus, sondern totus mundus. Nun aber hat entgegen
herankommen, und werfen in Bezug auf die Natur des der Jüdischen Interpretation das statt, dass in einer Be-
Liquor hepatis und P. solaris Zweifel auf, so wird von ziehung in dem totus mundus dem mundus gegenüber
diesem Zweifel nicht das tangirt, oh Liquor hepatis Wasser doch etwas gesucht wird. Nämlich wie wir wissen, hat
ist, sondern nur, ob er Feuer ist, nicht das wird tangirt, der Index: Sic mundus creatus est, und nicht: Sic totus
ob P. solaris Erde ist, sondern nur, ob er Luft ist. Das mundus creatus est. Dieser mundus wird auf die res
macht sich nun in Bezug auf die Cosmologica, die sich omnes bezogen. Die res omnes sind aber gleich der Py-
an Liquor hepatis und P. solaris anreihen, gerade umge- thagoräischen Zehn, diese repräsentirt die Pythagoräise-he
kehrt. Wenn es ist, wie das Alexandrinische Schema Welt, und damit haben wir in den res omnes die Pytha-
will, so knüpft sich an: goräische Welt. Diese Pythagoräische Welt ist mm
Liquor hepatis (Feuer - Wasser ) Sonne, Mond und : nicht ebenbürtig mit der Welt des Alexandrinischen Sche-
Sterne, die als Feuermeere gedacht werden; mas, und deswegen, sagt man, ist sie blos der mundus,
P. solaris (Luft - Erde) Firmament, als feste Glocke
: wohingegen die Welt des Alexandrinischen Schemas der
gedacht. totus mundus ist. Das „ totus “ ist also gewissermassen
Wenn es aber ist, worauf die Autoren der Tab. smar. ein Ehrentitel der Schema- Welt gegenüber der Pythago-
lossteuern, so ist räischen eit. W
Liquor hepatis = Wasser -k Luft Der telesmus totius mundi sind die Elemente.
Pulvis solaris = Erde -k Feuer Telesmus kann genommen werden als Vollendung -oder
und damit knüpft sich- an: Vollkommenheit. Die Elemente süid deswegen der tele-
Liquor hepatis (Wasser - Luft) : Firmament mit Wolken. smus totius mundi, weil sie den Grundstock der Alexandrt-
Im Firmament ist die Luft, in den Wolken das Wasser nischen Schemas bilden (nach der Auffassung des Autors
vertreten ; der zweiten Eedaction der Tab. smar.). Steuert man nun
P. solaris (Erde - Feuer) Sonne, Mond und Sterne als
:
auf die Vollendung los, das ist, fasst man gerade das
feste Körper gedacht in’s Auge, so hat man: das Alexandrinische Schema
Damit fällt denn nicht in den Bereich des Zweifels, ob kommt am endlichen Ende auf die Elemente hinaus. Steu-
Firmament: Luft oder Feuer; Sonne, Mond und Sterne ert man auf die Vollkommenheit, die perfectio, los, so hat
Feuer oder Luft. Nein, Firmament bleibt unter allen man: in den Elementen liegt die Vollkommenheit des
Umständen: Luft; Sonne, Mond Sterne unter allen Um- Alexandrinischen Schemas, weil da, wo man sie hat, sich
ständen: Feuer. Aber das fällt in den Bereich des Zwei-
die Cosmologica und Arcana von selbst anschmiegen.
fels ,wie es indem die betreffenden beiden Cosmologica
,
Vom omnis telesmus totius mundi, das ist von allen
vom Standpunct des Doppel-Elementes aufgefasst werden, Elementen, ist nun der pater, der Vater, das Was-ser.
wie es denn nun mit dem Wasser rrnd der Erde steht. Das Denn der Vater steht an der Spitze der Famihe, und ana-
fällt in den Bereich des Zweifels
log steht das Wasser an der Spitze der Elemente. Wh
ob man dem Feuer von Sonne, Mond und Sternen haben ja das Alexandrinische Schema:
Wasser zugesellen soll, womit sie zu Feuermeeren werden, Acidum sulphuricum
-j. (
Liquor hepatis 1

ob man dem Feuer von Sonne, Mond und Sternen Erde jj


Natron
j
Pulvis solaris )

zugesellen soll, womit sie zu fixen Feuerkörpern werden Acid. sulphur. als Wasser, Natron
Hier wird gefasst:
ob man der Luft von Firmament Wasser zugesellen
als Erde, Liquor hepatis nach einer Seite hin als Feuer
soll, womit auch die Wolken herangezogen werden,
oder Luft, P. solaris nach einer Seite hin als Luft oder
oh man der Luft von Firmament Er d e zugesellen soll,
Feuer. Also haben wh’ entweder die Elementen-Eeihe
womit die Wolken fallen, und das Fü-mament als Glocke
Wasser, Erde, Feuer, Luft, oder: AVasscr, Erde, Luft,
über uns in den Vordergrund tritt.
Feuer. So wie so steht aber das Wasser an der Spitze.
Der Zweifel berührt also betreffs der Arcana Liquor
Also haben wir: Pater omnis telesmi totius mundi est
hepatis und P. solaris das, ob sie Feuer oder Luft sind,
hic: Hier hast du das Wasser, welches an der Spitze der
dagegen berührt der Zweifel betreffs der sich an sie knüp-
Elemente steht.
fenden Cosmologica Sonne, Mond und Sterne und Firma-
Nun bedenke man, dass wir im Vorangehenden ff. hatten:
ment das, ob sie Wasser oder Erde sind. AVie wir also in
Vater und Mutter für die leuchtenden Himmelskörper: Feuer
Bezug auf Liquor hepatis und P. solaris nicht aus dem
Mutter für das Firmament Luft :

Standpunct der Gruppe fallen, wenn wir nicht darüber Erde


Mutter für den Orbis terrarum fixus :

Aufschluss bekommen, ob das eine oder das andere Feuer


Dem gemässs sollte jetzt folgen:
oder Luft ist so fallen wir in Bezug auf Sonne Mond
,

und Sterne und Fii’mament nicht aus dem Standpunct der


, Vater und Mutter für den Orbis terrarum fluidus asser
: W
(tö vS(x)q als Neutrum für Vater und Mutter ausgebeutet,
Gruppe, wenn wir nicht darüber Aufschluss bekommen,
wie To' 71 vQ als Neutrum ebenfalls als Vater und Mutter
ob sie Wasser oder Erde sind.
ausgebeutet wurde).
Hier bekommen wir nun in Bezug auf Sonne, Mond
Statt dessen aber, dass eben folgen sollte: Vater und
und Sterne einerseits und Firmament andererseits blos
,
Mutter für den Orbis terrarum fluidus ist Wasser, statt
das präsentirt, dass sie Feuer und Luft sind, wir
bekom- dessen folgt nun auf einmal: Das Wasser steht an der
men aber nicht präsentirt, ob sie Wasser oder Erde sind.
Damit sind wir also, trotz der Gegenüberstellung von Co-
Spitze der Elemente. Wie passt das ?
Hier sagt der Autor ff. Wenn die leuchtenden Him-
.smologicis und Elementen doch nicht aus
dem Standpunct melskörper, das Firmament, der Orbis terrarum fixus vor-
der Gruppe hinaus gekommen.
angehen, so folgt von selbst, dass der Orbis terrarum flu-
245 246

! idus restirt. Es bedarf


für ihn also nur eines kleinen Wohl aber bewerkstelligt er es, wenn er gefasst wird,
Fingerzeiges. Dieser Fingerzeig ist aber sattsam da, wenn wie hier steht: virtus ejus integra est, si versa fuerit in
ii das Wasser gebracht wird. Das, was vorangeht, führt terram, seine, des Wassers Tugend ist eine vollständige,
|;
uns darauf, dass mit diesem Wasser der Orbis terrarum wenn es, das Wasser, oder sie, die Tugend, in Erde ver-
\ fiuidus in’s Auge gefasst wird. wandelt worden. Damit haben wir denn die vollständige
Gut, sagt man hierauf, das ist schon richtig. Wenn Zeichnung des W
asserverwandlungs - Experimentes (des
uns das Wasser geboten wird, so haben wir damit durch zweitheiligen). Denn wer wollte leugnen, dass es eine
ii das Vorangehende legalisirt, dass es mit diesem Wasser richtige Zeichnung des Wasserverwandlungs-Experimentes
auf den Orbis terrarum fluidus abgesehen ist. Aber das ist, wenn es heisst, das Experiment, die Wasserverwand-

I
verhindert doch nicht, dass man fragt Warum wird denn
:
lung selbst, beruht darauf, dass dem Wasser eine virtus
ii dem Orbis terrarum fluidus gegenüber das Wasser in den innewohnt, diese virtus aber zur integra wird, wenn die
i Vordergrund gedrängt. Es muss doch einen Grund haben, Verwandlung (versa fuerit) in Erde vor sich geht.
i dass dem Wasser zu Liebe--iier Tenor des ganzen Passus Bei dem Passus virtus ejus integra est, si versa fuerit
j umgestossen wird. in terram ist nun der Boden des :mater omnis telesmi
f Und da sagt der Autor ff. Cosmologicaj und Arcana totius mundi est haec zwar bedeutend ,
jedoch nicht ab-
t sollen liier in einer Rubrik gebracht werden. Dies Ar- solut verlassen. Denn mater omnis telesmi totius mundi
» rangement bedingt, dass Cosmologica und Arcana, ohne ist doch =; Erde. Nun kommt aber der Ausdruck Erde
1 strict von einander getrennt zu sein, in einander über- in dem versa fuerit in terram speciell vor. Und indem
ii gehen, denn hätte das nicht statt, so besässen sie nicht wir diese haben, haben wir auch die mater, denn im
. die Quahfication, so brevi manu in einer Rubrik abge- Passus Nutrix ejus terra est haben wir die Erde zu einem
j handelt, zusammengebracht zu werden. Es ist also wohl mütterlichen Verhältnips in Relation gesetzt. Also sind
. sachgemäss, dass die Rubrik uns den Sachverhalt derartig die Hauptausurücke in beiden Sätzen gedeckt.
d zeichnet, dass Cosmologica und Arcana in einander über- Wie wir gesehen, ist mit dem Wasserverwandlungs-
gehen, dass die Rubrik sich dadurch legalisirt, sie seie Experiment, wie es der Passus Pater omnis telesmi totius
t berechtigt, Cosmologica und Arcana zusammenstehend zu mundi est hic virtus ejus integra est, si versa fuerit in
,

i bringen. Das aber geschieht dadurch ,


dass hier das terram bringt, der Anfang der in dieser Rubrik zu brin-
. Wasser, entgegen dem Orbis terrarum fluidus, in den genden Arcana gebracht. Wir befinden uns, sobald wir
' Vordergrund gedrängt wird. diesen Passus haben, bereits mit einem Fusse in den Ar-
Wie wir nämlich sogleich sehen werden, werden die canis. Die Arcana sollen an der Hand des Wasserver-
)• Arcana an der Hand des Wasserverwandlungs - Experi- wandlungs - Experimentes abgewickelt werden, und darum

mentes (des zweitheiligen, dem dreitheiligen trugen die beginnen sie mit diesem Experimente selbst. Ein solcher
; Griechen keine Rechnung) abgehandelt. Und hier wird Anfang führt uns dann gleich in medias res und die ,

mit dem Pater omnis telesmi totius mundi est hic das eigentliche Ausfülirung der Sache braucht sich blos in
Wasserverwandlungs - Experiment eingeleitet. wenigen Worten anzureihen.
Damit
denn der vorliegende Passus mit einem Fusse
steht Dass nun aber die Arcana an der Hand des Wassor-
in den Cosmologicis mit dem anderen Fusse in den Ar-
, verwandlungs-Experimentes gebracht werden, hängt damit
canis. In den Cosmologicis steht er, indem das Wasser zusammen dass es sich um zwei flüssige Arcana, Acid.
,

auf den Orbis terrarum fluidus abzielt, in den Arcanis sulphur. und Liquor hepatis ,
und um zwei feste Arcana,
. steht er, indem er den Anfang des Wasserverwandlungs- Natron und P. solaris handelt. Es wird angenommen,
Experimentes bringt. Und auf die Weise vermittelt er wenn wir die zwei flüssigen Arcana haben, dann erhalten
also den Uebergang von den Cosmologicis in die Arcana. wir auf Grund des Wasserverwandlungs-Experimentes die
Also wir sollten eigentlich haben: Vater und Mutter zwei festen Arcana von selbst wir brauchen die ersteren
,

kommen auf den Orbis terrarum fluidus, was in der an-


!
blos stehen zu lassen, dann ergeben sich die letzteren als
gefangenen Sprachweise der vorliegenden Stelle etwa lau- Präcipitat. Wenn nun aber, so wird angenommen, die letz-
ten würde: Pater ejus est x, mater ejus est y, wobei x
'

teren sich als Präcipitat ergeben, so müssen die ersteren


und y =
Wasser. Statt dessen fängt der Autor mit dem die über dem Präcipitat stehende Flüssigkeit bilden. Des-
Pater an, und lässt nun statt des ejus folgen: omnis te-
'
wegen kann man in Bezug auf die flüssigen Arcana von
lesmi totius mundi, das ist omnium elementorum.
i

Nun einem ascendere, und in Bezug auf die festen Arcana von
hat der telesmus das Pronomen absorbirt. Dieses Pro-
'
einem descendere sprechen. Und wenn liier steht:
nomen, welches vorn absorbirt ist, nimmt er jetzt und setzt Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terr, m,
;
es hinten an die Stelle des x, womit denn herauskommt: so heisst das eben, auf der einen Seite hast du Liquor
Pater omnis telesmi totius mundi est hic. Also ist der
I hepatis und Acid. sulphur., und auf der anderen Seite
I
Abbiegungssprung gar nicht so gross. Der pater bleibt,
!
hast du P. solaris und Natron, die ersteren als flüssige,
das Pronomen bleibt (hic statt ejus) und die Bezeichnung
'

die letzteren als feste Arcana aufgefasst. Ascendit wie


des Wassers bleibt, sie bleibt gewiss gerade so prägnant, descendit ist der Singular. Also steigen nicht auf ein-
wie die Bezeichnung Feuer im Pater ejus est Sol, mater zeln Liquor hepatis und Acid. sulphur., sondern es steigt
t ejus est Luna.' auf collectiv die vereinte Flüssigkeit beider Ai’cana, und
O Nun wäre noch im Rückstände das mater ejus est y. es steigen nicht ab einzeln P. solaris und Natron, son-
Das könnte wieder ganz analog gewandt werden: mater dern es steigt ab collectiv das vereinte Präcipitat beider
omnis telesmi totius mundi est haec. Denn wie der Va- Arcana. Da wir nun aber jedes Arcanum für sich er-
ter an der Spitze der Familie steht, so folgt ihm in die- halten müssen, wie wir jedes Cosmologicum für sich er-
ser Beziehung die Mutter. Wenn wir also im Vater das halten haben, so steht hier:
> ei'ste der Elemente haben so haben wir in der Mutter
,
et recipit vim superiorum et inferiorum.
das zweite der Elemente. Das ist aber die Erde. Also Das ist, das, was aufsteigt als; ein superius, zersplittert
k mater :
=
Erde. Und mater omnis telesmi totius mundi sich in zwei superiora: Acid. sulphur., Liquor hepatis; das,
est haec würde heissen
!
Hier hast du die Erde welche
:
,
was absteigt als ein inferius, zersplittert sich in zwei
t in zweiter Reihe an der Spitze der Elemente steht.
*
inferiora:Natron und P. solaris.
(
Der Autor kann aber nun nicht sagen mater omnis Analog nun wie bei der Griechischen Interpretation der
* telesmi totius mundi est haec. Denn abgesehen von dem ersten Eedaction der Tab. smar. werden Feuer und Luft
Schleppenden, was in der Wiederholung des omnis telesmi von dem Liquor hepatis und P. solaris, welche dem Was-
totius mundi liegt
( ‘ ist mit dem Passus auch nichts anzu-
,
serverwandlungs-Experimente unterworfen werden, gestri-
1
fangen. Das Wasser wird uns zwar im Passus Pater
1
chen, und weil dies statt hat, deshalb geht dem ascendere
I
omnis telesmi totius mundi est hic geboten, aber was soll und descendere voran:
terram ab igne, subtile a spisso suaviter
y uns das Wasser als Wasser? Es soll ja, wie wir vorhin Separabis ,

* gesehen, auf das Wasser losgesteuert werden, wie es zum magno cum ingenio —
worüber die Griechische Interpre-
W
asser ver wandlungs - E xp erim ent in Relation tation der ersten Redaction der Tab. smar. nachzusehen.
steht, wenn das aber geschehen soll, so muss der Passus, Nun aber haben wir jener Interpretation der ersten
der noch folgen soll, das bewerkstelligen. Er kann es
'
Redaction gegenüber folgende Differenz. Bei ihr wurden
aber nicht bewerkstelligen, wenn die Erde nackt angereiht
'
Feuer und Luft zwar erst getrennt, hinterdrein aber wur-
wird mit einem mater omnis telesmi totius mundi est haec. den sie wieder hinzugesetzt, auf dass Liquor hepatis und
247 248'

P. solaris auch ehen ihren Charakter als Feuer- und Creare wird im Sinne von „eonstrniren“ genommen. Die
Luft-Arcanum oder als Luft- und Feuer- Arcanum erhielten. zweite Rubrik hat sich die 10 aus der 1 und 0 construirt.
Das hat hier nun nicht statt. Hier werden Feuer und Hinc erunt adaptationes mirabiles. Das bezieht sich
Luft getrennt, aber nicht ausdrücklich wieder zugesetzt. auf die dritte Rubrik. Die adaptationes sind, wie in der
Das ist nun, obenhin betrachtet, eine Lücke. Besieht man Jüdischen Interpretation, die Arcana. „Anpassungen“ heis-
sich die Sache aber bei Lichte, so treten Umstände ein, sen die Arcana, weil sie an die Elemente, an den Ele-
welche die Lücke so ausfüllen, dass gar nicht mehr von mentenstock des Alexandrinischen Schemas angepasst
einer Lücke die Eede sein kann. werden. Es werden nun in der dritten Rubrik nicht nur
Der eine Umstand ist der, dass das suaviter magno die Arcana, sondern auch die Cosmologica „angepasst.“ |

cum ingenio beim Separabis derartig ausgebeutet werden Nichtsdestoweniger werden die Cosmologica nicht unter
kann, dass man sagt, die Umsicht, die anzuwenden ist, die adaptationes mit einbegriffen. Daran darf man sich
besteht darin, dass zwar zu separiren ist, dass das Sepa- nun nicht stossen, und sagen, aber dann wird ja nicht
rirte hinterdrein aber auch wieder zuzusetzen ist. auf die Cosmologica der dritten Rubrik hingewiesen. Ei,
Der andere Umstand aber welcher hauptsächlich in
,
das ist auch gar nicht nöthig. Es ist ja nicht nöthig,
die Wagschale fällt ist ff.
,
Arcana und Cosmologica dass der Index die Rubrik, auf die er hinweist, erschöp-
stehen in einem Zusammenhang. Darauf weist die eine fend bringt. Der Index weist auf die entsprechende
Rubrik liin, in welcher beide abgehandelt werden, darauf Rubrik hin, und damit ist seine Mission erledigt. Ganz
weist der unmittelbare Uebergang von einem in’s andere aus diesem Gesichtspuncte war es auch nbiht auffallend,
an der Hand des Pater omnis telesmi hin. Nun ist aber dass der erste Passus Sic mundus creatus est blos die 10,
bei den Cosmologicis ganz direct darauf hingewiesen, dass und nicht die Elemente, brachte, und ganz analog war es I

ein Cosmologicum Luft, das andere Feuer ist. Und daraus auch nicht auffallend, dass die Jüdische Interpretation
geht hervor, dass auch ein Arcanum Luft, und das andere blos an die res omnes anlehnte, wo die zweite Rubrik
Feuer sein muss. Diese Calculation liegt um so näher, auch noch andere Dinge bot. |

als Cosmologica und Arcana sich in dieser Beziehung Hinc erunt adaptationes, das ist, nicht von der Pythago-
ki’euzen. Bei den Cosmologicis konnte man auch den räischen Zehn, sondern von der Rubrik, auf welche mittelst
Einwurf machen dass
,
da Firmament und die leuch-
,
des mundus hingewiesen wurde, stammen die adaptationes.
tenden Himmelskörper nur als Luft und Feuer hingestellt Das, wovon die Arcana herstammen, sind die Elemente, :

werden, man nicht wissen kann, dass sie zugleich auch welche die zweite Rubrik bringt. Vom mundus kommt |

Wasser und Erde sein sollen. Hier hat mau sich an man auf die zweite Rubrik, von dieser auf die Elemente,
die Arcana zu halten. Von den Arcanis wird ausdrück- und 'von den Elementen, hinc, auf die Arcana.
lich gesagt, dass alle Wasser und Erde sein müssen, Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Rubrik.
damit müssen denn auch alle Cosmologica Wasser und Das quarum ist adaptationum mirabilium. Dies quarum ’

Erde sein. Also hier ist eine vollkommene Kreuzung da, weisst aber auch d^-auf hin, dass adaptationes wohl Arcana '
i

und diese deckt die beiden Arcana Liquor hepatis und aber nicht Cosmologica, denn die letzteren w'erden nicht
P. solaris als Feuer- und Luftarcanum, auch ohne dass am Krankenbette angewandt.
speciell gesagt wird die separirte Luft
, das separirte
,

Feuer sei wieder zuzusetzen. Siebente Rubrik. Schluss -Rubrik.


Itaque vocatus sum
mundi.
bis
Vierte Rubrik. Gloria-Rubrik. Vergl. im Allgemeinen die Jüdische Interpretation der
Sic habebis bis obscuritas. Tab. smar. in der siebenten Rubrik.
Wie bei der Griechischen Interpretation der ersten Re- Ein trisraegistus wird der Hermes genannt auf Grund
daction der Tab. smar. treten hier die Gruppen des Alex- des Dreifachen, welches dem Alexandrinischen Schema zu
andrinischen Schemas zusammen und ergeben den totus
, Grunde liegt, das sind: Elemente, Cosmologica, Arcana.
mundus, kurzweg den Schema-mundus. Es brauchen nun
aber, um den mundus zu ergeben, blos die beiden Ar-
Philosophia totius mundi wieder =
Tabula smaragdina, ]

Der Titel der Tab. smar. ist also in Griechischer, wie in


canen - Gruppen und die beiden kosmologischen Grujrpen Jüdischer Interpretation; Philosophia totius mundi Al- =
zusammenzutreten. Das Zusammentreten der Elementen- chemie.
Gruppen ist nicht nöthig. Wozu brauchen diese zusam- Wir wissen aus der Jüdischen Interpretation, dass Al-
menzutreten, da die Elementen - Gruppe ja eine meditatio, chemie eigentlich philosophia sein müsste, und mcht philo-
eine Idealität ist? Wozu diese Idealität diu'ch Construi- so^fliia totius mundi. Totus mundus, oder kurzweg
rung eines E i n - Elementes
noch cumuhren? Weil nun mundus, sollte eigentlich sein; Jüdische Schöpfungsge-
aber die Elementen - Gflippen nicht zusammenzutreten schichte. Die Schöpfungsgeschichte verwandelt der Autor
brauchen, deshalb steht hier: Ideo fugiet a te omnis in mundus, um den Griechen gegenüber gedeckt zu sein. Er
obscuritas. Die fliehende obscuritas tritt ein, wenn man ist nun im Allgemeinen dadurch gedeckt, worauf wir bei
einsieht, dass die Elementen - Gruppen nicht zusammeuzu- der Jüdischen Interpretation hingewiesen haben dass er ,

treten brauchen. den Griechen gegenüber sagt, auch in euerer Alchemie


spielt die„Welt“ eine so wichtige Rolle, dass der mundus
Fünfte Rubrik. Pathologische Rubrik.
wohl geeignet ist, die philosophia zur philosophia totius
Fortitudo-Rubrik.
mundi zu dilatiren. In Bezug auf die Griechische Inter-
Haec est totius fortitudinis bis penetrabit.
pretation der Tab. smar. wird er nun aber doppelt ge-
Wie der Jüdischen Interpietation der zweiten Re-
bei
deckt. Da sagt er nämlich, der totus mundus, wie er
daction der Tab. smar. Die fortitudo zählt natürlich hier steht, ist die Welt des Alexandrinischen Schemas,
nach der Vier, und nicht nach der Drei, weil es sich
entgegen dem dass der einfache mundus die Pythagorä-
nicht um die drei Arcana; Acid. sulphur. -Natron, Liquor
,

ische Welt repräsentirt. Da nun totus mundus eben die


hepatis, P. solaris handelt, sondern um die vier Arcana:
Welt des Alexandrinischen Schemas ist, so ist in über-
Acid. sulphur., Natron, Liquor hepatis, P. solaris. In tragener Weise der totus mundus das Alex andrini sch e
analoger Weise muss denn auch bereits bei der Griechi-
schen Interpretation der ersten Redaction der Tab. smar.
Schema selbst. Hiermit wird denn philosopliia totius
mundi zur Philosophie des Alexandrinischen Schemas, und
von dem Drei - Standpunct der fortitudo Abstand ge-
darin, dass eben Alchemie gleich sein soll der Philosophie des
nommen werden.
Alexandrinischen Schemas, ist den Griechen ein solches •

Sechste Rubrik. Compliment gemacht, dass sie gegen den neuen Ausdruck <

Index.
philosophia totius mundi der an die Stelle der einfachen
Sic mundus bis hic.
,

philosophia tritt, durchaus nichts haben können.


Man vergleiche im Allgemeinen bei der Jüdischen In-
Das Itaque vocatus sum wird so genommen, wie bei
terpretation der Tab. smar., sechste Rubrik.
der Interpretation dieser Stelle, welche eigentUch im Sinne
Sic mundus creatus est. Wir haben bereits in der des Autors bei der Jüdischen Interpretation der Tab. smar.
zweiten Rubrik gesehen, dass der mundus (nicht
totus liegt das ist wir haben den mysteriösen Anschluss an
mundus) die Pythagoräische Welt, die res
omnes,
, ,

ist. Thoth, es wird der Standpunct angenommen, als wenn die


Von dieser ist aber in der zweiten Rubrik die
Rede, und Aegyptische spirituelle Interpretation der Tab. smar. voran-
so weist dieser Passus auf die zweite Rubrik,
ginge.
249 260

Das habens tres partes scbliesst endlich die Gtriechiscbe die Seele derartig, dass man den Athem des belebten
I'
Interpretation ganz so an, wie die Jüdische Interpretation. Körpers als die Seele ansah. Man setzte den Unterschied
I
In dieser wurde der Hermes trismegistus durch die drei des lebenden und todten Körpers darin, dass der erstere
!! Arcana legalisirt , in jener durch die drei Gesichtspuncte athme der letztere nicht. Da nun der lebende Körper
,

ij des Alexandrinischen Schemas. Ob nun aber der Hermes eine Seele hat, der todte nicht, so identificirte man Seele
trismegistus so oder so legalisirt wurde, er ist als solcher und Athem. So kommt die Seele zur Athem-Eigenschaft,
li gegeben, und nachdem er gegeben ist, macht sich das und damit, da Athem =
Luft gesetzt wurde, zur Luft-
;
habens tres partes in der Griechischen, wie in der Jüdi- Eigenschaft. Zur Erd-Eigenschaft, oder wie es im Deut-
! sehen Interpretation. schen besser bezeichnet wird, zur irdischen Eigenschaft
kommt die Seele dadurch, dass sie im lebenden Körper an
Aegyptische spirituelle Interpretation den irdischen Leib gebunden ist an den Leib der Erde
, ,

ist und zu Erde wird.


der zweiten Redaction der Bei der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. fallen
Tabula smaragdina. die 7 Rubriken und wir erhalten blos 4 Rubriken.
Wir wissen, dass der Autor der zweiten Eedaction der Die erste Rubrik geht von Verum est bis versa fuerit
Tab. smar., indem er die erste Redaction vor sich liegen in terram. Sie geht von der Seele aus.
hat und zu ihr einen Schlusspassus sucht, diesen in dem Die zweite Rubrik geht von Separabis bis penetrabit.
Itaque vocatus sum Thoth (Hermes) findet, der sich der Sie geht vom belebten Menschen- und Thier-Körper aus.
spirituellen Interpretation anschliesst. So kommt der Thoth Die dritte Rubrik bringt den Index.
I
I unter die Tab. smar. Die erste Eedaction liegt also in Die vierte Rubrik ist die Schluss - Rubrik Itaque vo-
:

I ihrer spirituellen Interpretation vor dem Autor der zwei- catus sum.
ten Eedaction. Der Autor findet es passend, findet es im Im Allgenieinen wollen wir noch voranschicken, dass
Sinne dieser ersten spirituellen Interpretation, zum Schlüsse an der Hand der vorliegenden Interpretation die Alchemie
den Thoth auf’s Tapet zu bringen, und so rückt dieser zur Seelen-Lelire wird. Substrat dieser Seelen -Lehre ist
in einem neuen Passus ein. Nachdem er aber einmal ein- der belebte Menschen- und Thier-Körper, und dieser be-
gerückt ist, muss die überhaupt erweiterte Tab. smar., die lebte Menschen- und Thier -Körper ist die Welt, der mun
zweite Eedaction der Tabula, auch in den nicht spirituellen dus, der Alcheniie, die sich zur Seelen-Lelire gestaltet.
Interpretationen sich den Thoth gefallen lassen. Weil Ob diese Welt nun mundus oder totus mundus genannt
er zur spirituellen Interpretation passt, deswegen muss wird daiin liegt in der vorliegenden Literpretation kein
,

er auch zu den übrigen Interpretionen passen. Hieraus principieller Unterschied.

! ist es denn zu erklären dass die nicht spirituellen Inter-


,

pretationen ihren Gang gehen, wie er eben ist, und dass Erste Rubrik.
I;
I dann auf einmal in der siebenten Rubrik der Thoth heran- Verum est bis versa fuerit in terram.
kommt, der wohl mit seinem Epitheton trismegistus einen Wie wir bereits angedeutet, geht die erste Rubrik von
^ indirecten Anschluss an das vorhin Geleimte erhält, in Be- der Seele aus entgegen der zweiten Rubrik die vom
, ,

f zug auf dessen Persönlichkeit an und für sich aber, so Körper ausgeht. Dabei steht nun bei einer spirituellen
« nackt für sich betrachtet, man gar nicht weiss, wo er her- Interpretation der Tab. smar. die Seele selbstredend im
S: kommt. Dem gegenüber passt es sich denn wohl, dass die Vordergrund, und dieses im Vordergrund Stehen der Seele
([I spirituelle Interpretation der Tab. smar., welche den Thoth wird durch die einleitenden Worte Verum est etc. mar-
( so verlassen in die anderen Interpretationen hineinschleu- kirt,welche in dem Sinne zu fassen sind: Es ist walir,
I dert, dass sie sich des Verlassenen doj>pelt annimmt. Be- dass das und das die Seele betrifft es unterliegt keinem
;

( züglich der ersten Eedaction der Tab. smar. ist die Sach- Zweifel, dass das inferius wie das superius u. s. w.
t
läge die, dass wenn man dieser ersten Eedaction (spiritu- Quod est inferius bis adoptione.
i eile Interpretation) der Tab. smar. hat und an sie nun
, Superius und inferius sind Menschen- und Thier-Seele,
' als fünfte Rubrik das Itaque vocatus bum Thoth anschmiegt, oder Thier- und M.enschen -Seele. Hinter superius und
'
! dass dann die vier vorangehenden Rubriken zur fünften im vor „ Et “ wird ein Komma gesetzt. Der Autor lässt es
II engeren Sinne keine Relation haben, sie haben es nur ganz dahin gestellt sein, ob superius Thier- oder Men-
I im weiteren Sinne in so fern als nachdem der Inhalt
, , schen-Seele inferius Menschen- oder Thier - Seele. Nur
; sich an die Seele lehnt, vom Aufwärtsgehen der Seele zum
,

das steht fest, dass, wenn inferius =


Menschen-Seele, dass
I Himmel, vom Abwärtsgehen der Seele zur Erde die Rede dann superius Thier-Seele, dass, wenn inferius Thier- =
i ist, als es da ganz passend ist, dass der Thoth aufs Tapet Seele, dass dann superius =
Menschen-Seele. Weiler fich
Ij gebracht wird, der zur Seele der Verstorbenen eine Eela- nun nicht dafür entscheiden will, welche Sachlage statt hat,
tion hat. Das liegt nun bei der zweiten Eedaction (s]3iri- deswegen nennt er vor dem et das ein inferius, was er
!
tuelle Interpretation) anders. Hier tritt Thoth auch im nach dem et ein superius nennt er nennt vor dem et
;

engeren Sinne in Relation zu dem V orangehendenj, es das ein superius, was er nach dem et ein inferius nennt.
I
wird auch im Tenor der Tab. sinar. Rücksicht genommen Die beiden superius, die beiden inferius kommen also
II auf den Thoth, den Hermes, ja er tritt in der zweiten im Grunde auf ein superius, ein inferius hinaus.
ft Eedaction in ihrer spirituellen Interpretation so sehr in Dies superius und inferius dient nun dazu, die Wunder
l! den Vordergrund, dass diese im Thoth aufgeht. (das Wunder) der res una zu Stande zu bringen. Die
An der Hand der vorliegenden Interpretation der Tab. res una ist die Seele collectiv genommen, die eine Seele,
i‘. smar. wird der Thoth aufgefasst als unicus, als Ein-Gott, welche sich in die Menschen- und Tlüer-Seele zersplittert.
i; und als trinus, als Drei- Gott. Der Hermes trinus ist der Also kurz Thier- und Menschen-Seele dienen dazu, das
:

> Hermes trismegistus. Dem Hermes unicus steht die Ein- Wunder der Seele zu Stande zu bringen.
i! Seele gegenüber, wie sie das Collectiv ist für Menschen- Die Seele als res una lehnt an den Hermes unicus.
it und Thier-Seele. Dem Hermes trinus steht die Seele ge- Et sicut res omnes etc.
il genüber in Bezug auf ihren dreifachen, um so zu sagen Die res omnes sind alle Dinge die wir um uns sehen,
,

it Wesenheits-Standpunct. Dieser dreifache Standpunct ist deren Inbegriff überhaupt die Welt bildet. Sie waren
|t Seele als Feuer, Seele als Luft, Seele als Erde. Zur vom unus, von Gott. Gott hat die Welt erschaffen. Nun
Feuer-Eigenschaft kommt die Seele derartig, dass man aber huldigten die Aegypter der Vielgötterei, sie haben
|(

I; im Leben einen Verbrennungsprocess sah, welche Auf- — also mit dem unus, dem Eingott, nichts zu schaffen. Des-
i. fassung des Lebens als Verbrennungsprocess schon sehr wegen wird hier der unus durch die meditatio redressirt,
l| alt ist. Mit dem Tode hört der Verbrennungsprocess auf, welche durch „Idealität“ zu übersetzen ist. Der unus der
!j
das den Verbrennungsprocess bewirkende Feuer schwindet Eingott, hat die Welt erschaffen, welcher unus indess eine
1
1 also. Da nun der belebte Körper aus Seele und Leih be- Idealität ist. Gegen den Eingott, welcher auf diese Weise
I» steht, der letztere aber nach dem Tode verfault, so gab redressirt wird, können die Aegyptischen Priester, und
I
E man der Seele das Feuer. Gerade weil das Seelen-Feuer, um diese handelt es sich ja, da sich die Alchemie in

I die Seele als Feuer, heim Tode sich vom Körper trennt, ihren Händen befand, nichts haben. Wenn die auch dem
i deswegen tritt der Leib aus dem Verbrennungsprocess in Volke gegenüber der Vielgötterei Vorschub leisteten, so
’i den Fäulnissprocess. So ist der Sachverhalt mit der als hatten sie doch nichts gegen die Idealität eines Eingottes.
I
Feuer aufgefassten Seele. Zur Luft Eigenschaft kommt Das liegt gerade so, wie bei den Indern, deren Priester
252
251
Zweite Rubrik.
zwar dem Volke gegenüber mancherlei Götter aufstellten,
Separabis bis penetrabit.
die aber für ihre Person dem ideellen Brahma huldigten.
Die res natae werden, trotzdem sie etwas sachliches Hier wird vom belebten Menschen- und Thier-Körper
Die Befugniss hierzu giebt ausgegangen. Die Seele wird vom Dreistandpunct aufge-
sind, persönlich gefasst.
fasst, knüpft sich von diesem Dreistandpunct aus an den
die adoptio. Die adoptio macht auf^ das uneigentliche
Verhältniss aufmerksam welches uneigentliche Verhält- Leib, so dass wir haben
,

eben das ist, dass das Sachliche gesagt, das Persön- Feuer - Seele —
Leib
niss
liche aber gemeint ist.
Luft - Seele —
Leib
Omnes reS natae sind: Mensch und Thier. Sie waren Erd - Seele —
Leib
von der res una, der Seele. Die Feuer - Seele= ignis, ihr Leib =
terra.

Das esse a wird auf ein väterliches Verhältniss zui-ück- Die Luft- Seele = subtile, ihr Leib =
spissum.
geführt. Die Erd -Seele und ihr Leib —
vacant, denn
Vorhin wurde die res una entwickelt. Was ist es denn wenn man im Allgemeinen die Seele von ihren drei Stand-
mit dieser Seele des Näheren? Antwort: Wie Gott der Vater puncten, um so zu sagen Wesenheits-Standpuncten auffasst,
der Welt ist, so ist die Seele der Vater des Menschen und so spricht man von Feuer- Seele, Luft- Seele, Erde -Seele.
des Thieres. Bei der Welt ist der Vater der Welt, Gott, die Wenn man dagegen, wie hier, vom belebten Körper ausgeht,
Hauptsache, bei Mensch und Thier ist die Seele des Kör- so ist der Standpunct der Erd-Seele von selbst gegeben. Denn
pers die Hauptsache. Die Deckung von Vorderzatz und darin gerade ist ja der belebte Körper gegeben, dass die
Nachsatz (sicut —
sic) liegt darin, dass Gott der Welt Erd-Seele in ihm repräsentirt ist, und nachdem sie einmal
gegenübergestellt wird, wie die Seele dem Körper. vorab in ihm repräsentirt ist, schwingt sie sich zu den >

Bis jetzt befanden wir uns im Bereich der res una, und höheren Standpuncten der Feuer-Seele und Luft-Seele auf. |

damit im Bereich des Hermes unicus. Dem entgegen Man soll nun, indem man den belebten Körper hat, se- ]

kommen Wir jetzt bei parare, trennen: Feuer -Seele (ignis) vom Leibe (terra), J

Pater ejus est Sol den Bereich des Hermes


etc. in man soll trennen: Luft -Seele (subtile) vom Leibe (spis- |

trismegistus. Dem Hermes unicus gegenüber wurde die sum). Es wird aber nicht gesagt, dass man die ErdrSeele }

Seele zum Vater gemacht (res natae fuerUnt ab una re). vom Leibe trennen soll. Das ist überflüssig, das versteht j

Dem Hermes trismegistus gegenüber wird die Rolle um- sich von selbst. Trotzdem also nur der ignis und d.as sub- |

gekehrt, und es ist vom Vater der Seele die Rede, wodurch tile vom Leibe getrennt werden, ist die Trennung der Seele i

die Seele in ein Kindes- Verhältniss tritt. Dem Vater- in ihren drei Standpuncten doch vollständig gegeben in :

Verhältniss tritt hier ein Mutter -Verhältniss zur Seite. dem Separabis terram ab igne, subtile a spisso, und wer '

Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. darüber noch Zweifel hegt, den wird das angefügte: sua- '

Sonne und Mond sind die Hauptrepräsentanten des Feuers. viter magno- cum ingenio darüber in’s Klare setzen. Zu- j

Also Vater und Mutter der Seele sind das Feuer. gleich tritt der letztere Passus dafür ein, dass eigentlich,
Portavit illud ventus in ventre suo. wie terra ab igne separirt wird, dass so auch spissum a
Der Wind, die Luft, ging mit der Seele schwanger. subtili separirt werden sollte. (Vergl. bei der Aegyptisoh-
Die Luft ist die Mutter der Seele. spirituellen Interpretation der ersten Redaction der Tab.
Nutrix ejus terra est. smar.)
Die Erde ist die Amme der Seele. Durch das separare erhält man also den Drei-Seelen-
Wir haben also den dreifachen Standpunct der Seele, Standpunct als Feuer, Luft, Erde in ihrer vom Leibe emau-
auf den wir oben in den einleitenden Worten hingewiesen cipirten Stellung. Diese drei Standpuncte werden nun vOm
haben. Seele als Feuer, als Luft, als Erde. Eingesichtspuncte der Seele aufgefasst, sie werden zu Einem
Im Et sicut bis adoptione hatten wir die Relation der
|

-verschmolzen, und dieses Eine, diese eine Seele '

Seele zu Mensch und Thier. Diese Relation wurde äus ascendit a terra in coelum, steigt von der Erde zum
dem Gesichtspunct eines väterlichen Verhältnisses gebracht. Himmel, nach dem Tode nämlich, iterumque descendit in
Hier, von Pater ejus est Sol an, haben wir die Relation terram, und steigt wieder zur Erde zurück, bei der Seelen-
der Seele zu Feuer, Luft, Erde. Auch das wird aus dem verwandlung nämlich. Sie steigt zum Himmel auf vom ' *

Gesichtspuncte eines -väterlichen Verhältnisses -gebracht. Einstandpunct aus gefasst, sie steigt aber ab vom Zwei* i

Das ist eine ganz analoge Sachlage. In Bezug hierauf standpunct aus, und vermöge dieses letzteren Zweistand- i

liegt es nun aber etwas eigenthümlich dass ein mütter-


,
pnnctes '

liches Verhältniss in die Sache gebracht wird, und es ist superiorum et inferiorum, -wird
recipit -vim sie theilhaftig
wohl sachentsprechend, dass die Mutter etwas näher lega- der Kraft der oberen und unteren Dinge. Wie es aber
lisirt wird. Deswegen steht hier: die erste Rubrik lehrt, kommen die superiora et inferiora
Pater omnis telesmi etc. auf das eine superius und inferius hinaus, auf die
Der telesmus, die perfectio totius mundi ist das Drei- Menschen- und Thier-Seele. i

Verhältniss der Seele, entgegen dem Ein- Verhältniss. Das Also man hat in der vorliegenden Rubrik zunächst die i

erstere wird über das letztere gesetzt, indem der Hermes Drei -Seele, diese restringirt zur Ein- Seele, diese
sich ,
'

trismegistus über den Hermes unicus gesetzt wird. Daher dilatirt sich wieder zur Zw ei -Seele. Und nachdem man '

wird das Drei-Verhältniss der Seele als Feuer, Luft, Erde, so weit gekommen, hat man, da man mit der Zwei- Seele 1

mit dem wir es hier zu thun haben, zum omnis telesmus auf das superius und inferius gekommen, anlehnend hieran
totius mundi. Also wieder die Ein- Seele, denn das superius et inferius dient £

Hier nun ist, hier hast du den pater für das Drei-Ver- ja dazu, die miracula rei unius zu Stande zu bringen. *

hältniss.Wohlverstanden den pater. Wo kommt denn Man hat also durch die voran gegangene Exposition den £

nun aber die mater her, welche wir in der mater selbst Einstandpunct und den Dreistandpunct der Seele. Der £

(mater ejus est Luna), in dem portare in ventre, in der erstere ist die gloria, der letztere die fortitudo. )'

nutrix haben? Nun, die virtus ejus, das ist dieses pater, Sic habebis gloriam etc. £

ist eine integra, wenn der pater in eine mater verwandelt So hast du den Einstandpunct, der sich an den Hermes ®
j
worden. Hier steht terra und nicht mater. Das so zu
ist unicus anlehnt. ^
nehmen, dass die Satzarrangirung statt des mütterlichen Ver- Totus mundus kommt auf den belebten Menschen- und il

hältnisses in’s Auge gefasst wird.


j

Die -virtus integra tritt Thier-Körper hinaus. '

ein, wenn man, von Mater ejus est Luna anfangend, zu Haec est totius fortitudins etc.
Nutrix ejus est terra gekommen. Dann, wenn wir so weit So hast du den Dreistandpunct (fortitudo nach der Drei t

gekommen sind, ist der pater ein integer, oder seine vis gezählt), der sichan den Hermes trinus anlehnt. '
It

ist eine integra. Dies integrirende Verhältniss kommt aber Fasst man nur die Stelle Separabis terram ab igne etc. 8
;

nur dadurch heraus, dass man der Mutter Rechnung trägt; in’s Auge, so sollte man auf den ersten Blick sagen, es ,
t

und so ist die mater legalisirt. Dieser etwas versteckt lie- handele sich nicht um eine dreifache, sondern blos um eine £

gende Sinn tritt sofort klar in den Vordergrund, wenn man zweifache fortitudo, da ja nur die Feuer-Seele und die t
;

bedenkt, dass das virtus ejus est integra est hinauskommt


:
Luft-Seele, nicht aber die Erd-Seele getrennt wurde. In- !

auf mater omnis telesmi est haec. (S. die Jüdische Inter-
:
dessen, trotzdem dass nur darauf speciell hingewiesen wurde, B

pretation). dass die Feuer-Seele und die Luft-Seele zu separiren sind, •

wird dessenungeachtet stilschweigend auch die Erd-Seele i

i
I 253 254:

j! separirt. Es handelt sich, trotz des, beim Separabis an- Es liegt nun ff. Calculation nahe. Indem in der letz-
scheinend zwiefach Gebrachten, doch um eine dreifache ten Rubrik darauf hingewiesen wird, dass die Tab. smar.
I

ü
fortitudo — drei Theile hat, indem die lezte Rubrik erst entwickelt,
quia vincet oranem rem subtilem etc. dass die Tab. smar. drei Theile hat, würde es eigenthüm-
weil die fortitudo besiegt; omnem rem subtilem, nicht licli liegen, dass dieser dritte Theil nun die letzte Rubrik

I ein einfaches subtile, wie es beim separabis hiess, sondern selbst sein sollte. Das würde eigenthümlich, widernatürlich
' eine omnis res subtilis, ein doppeltes subtile. Das subtile liegen. Somit bleibt nichts anderes übrig, als den Index
(
oben ist zu einem doppelten subtile zu extendiren. Das zu der pars tertia zu stempeln, die zu den beiden Theilen
< eine Ton diesen beiden subtile ist die Luft-Seele, das an- hinzu tritt, die der Index aufführt. Auf die Weise erhalten
J dere die Erd-Seele. Und weil nun die Luft-Seele zu Luft- wir aber wieder ein eigenthümliches Sachverhältniss, näm-
; Seele und Erd-Seele extendirt wird, so ist auch der Leib lich das, dass der untergeordnete Index eine Stelie als
Ji der Luft-Seele zu einem doppelten Leibe zu extendiren. Hauptrubrik der Tab. smar. erhält, wohingegen die Schluss-
Und darum steht, die fortitudo durchdringt: omnem rem rubrik leer ausgeht. Sie, die Schlussrubrik die am Ende
solidam, wobei denn solidum synonim genommen wird mit die Hauplrubrik der spirituellen Interpretation ist, da sie
1 dem obigen spissum. ganz direct und nominal den Hermes bringt, sie wird zu
Es wird also an der Hand des quia vincet etc. unter- einerRubrik gestempelt, welche nicht zu den Hauptrubri-
: nommen, das^ was wir bei der Stelle Separabis etc. als ken der Tab. smar. zählt —
das ist gewiss ein eigenthüm-
sich von selbst verstehend hingestellt haben nämlich das, — liches Sachverhältniss !


;

, dass auch die Erd-Seele separirt wird dies mit den dort Das ist nun der Grund, weshalb man, an das Ende der vier-
;
gebrachten Worten, denen eine extendirte Bedeutung un- ten Eubrik angekommen, einen Rückblik auf die Rubriken der
1 tergelegt wird, in Einklang zu bringen. Tab. smar. wirft. Man sagt, die erste Rubrik stellt in gewisser
Beziehung eine Doppelrubrik dar, indem die Einleitung: Ve-
Dritte Rubrik. rum est etc. auch für sich genomtuen werden kann, was
Sic mundus
creatus bis hic. um so näher liegt, da da, wo eine Schlussrubrik anerkannt
Der Index ist hier zweitheilig. Der erste Theil ist: Sic wird, eine Einleitungsrubrik sehr passend ist. Ferner sagt
mundus creatus est; der zweite: Hinc erunt adaptationes man, auch die zweite Rubrik stellt in gewisser Beziehung
: mirabiles, quarum modus est hic. eine Doppelrubrik dar, indem die gloria und fortitudo eine
Sic mundus creatus est weist auf die erste Eubrik, inso- solche hervorragende Bedeutung haben, dass selbst der In-
fern in dieser davon die Eede ist, dass Gott die Welt dex, nachdem er die zweite Eubrik charakterisirt, noch
I erschaffen. Also mundus für die Welt, welche den res besonders auf die fortitudo (inclusive gloria) hinweist. Dem-
omnes entspricht. gemäss unterliegt es durchaus nicht dem Zwange, wenn man
Hinc erunt etc. weist auf die zweite Rubrik. Die ada- die zweite Eubrik indirect in zwei Theil-Rubriken spaltet,
. ptationes sind die Anpassungen der Seele an den Körper von denen die eine von Separabis bis inferiorum geht, die
bei Mensch und Thier. Diese Eubrik ging ja vom beleb- andere von Sic habebis gloriam bis penetrabit. Ferner
ten Menschen- und Thier - Körper aus, das ist von der sagt man, der Index qualificirt sich zur Zwei-Spaltung und
'
adaptatio der Seele an den Körper. Hinc erunt von da, — damit zur indirecteu Doppelrubrik auf Grund seiner zwei
von dem, was die erste Rubrik bringt. Sie bringt aber Theile: Sic mundus creatus est und Hinc erunt etc. Und
hauptsächlich die Seele. Denn es ist ein Characteristicum endlich sagt man, die Schlussrubrik nimmt eine so hervor-
der ersten Rubrik, von der Seele auszugehen, wie es ein ragende Stelle ein, dass auf Grund dieser hervorragenden
Characteristicum der zweiten Eubrik ist, vom belebten Stellung und auf Grund dessen, dass sie wohl verdient,
Menschen- und Thier - Körper auszugehen. Der modus, hinterdrein doppelt berücksichtigt zu werden, wo sie zuerst
i fiiiQoy, weist auf die fortitudo, das ist auf den Dreistand- so stiefmütterlich behandelt worden ist, dass auf Grund
punct der Seele, auf den Hermes trinus. Wie die Sachen dessen auch sie den Rang einer Doppelrubrik wohl verdient.
in der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. liegen, Und so kommen denn hintendrein statt der 4 Rubriken
schmiegt sich die gloria durchaus an die fortitudo, denn indirect 8 Rubriken heraus. Diese Acht der 8 ideellen
der Dreistandpunct der Seele schmiegt sich an den Ein- Rubriken der Tab. smar. wird an den Thoth gelehnt. Dem
standpunet derselben, die Eins ist zuerst da und extendirt Thoth nämlich war die Stadt Hermopolis in Mittelaegypten
sich dann zur Drei, ebenso wie der Hermes unicus zuvör- heilig, er wurde dort besonders verehrt. Diese Stadt nann-
derst da ist, und sich dann zum Hermes trinus extendirt. ten aber die Aegypter: Schmun, das ist: Acht, woraus
denn die Relation des Thoth zur 8 hervorgeht. Es ’ird
Vierte Rubrik. also die anfängliche Nicht-Berücksichtigung der Schlussru-
Itaque vocatus suni bis mundi. brik zur Basis einer Ventilation gemacht, die den Thoth
'
Philosophia totius mundi ist natürlich wieder: Tabula in besonderer Beziehung, in Beziehung auf die ihm zukom-
( smaragdina. Die Philosophie, die Alchemie, wird hier zur mende Acht, in den Vordergrund drängt.
r. Seelen-Lehre der totus mundus ist der belebte Menschen-
; Die indirecten 8 Rubriken, die sich an die spirituelle
: und Thier-Körper. Im Sinne der spirituellen Interpretation Interpretation der Tab. smar. reihen, sind für die spätere
" wird die Tab. smar. zum Kanon einer Seelenlehre des be* Entwickelung der Tab. smar. von Bedeutung. Es kommt
i lebten Menschen- und Thierkörpers. nämlich später zu der Tab. smar. der Zusatz Completum
:

Man muss bei der vorliegenden Interpretation hinter est quod dixi de operatione Solls. Dadurch erhalten
Hermes ein Komma machen, so dass herauskommt; Und denn die 7 Rubriken, wie sie im Geiste der Jüdischen und
so werde ich denn Hermes genannt. Dieser Hermes ist der Griechischen Interpretation der zweiten Eedaction der Tab.
Hermes unicus et trinus. —
Der Anschluss „Und so“ liegt smar. liegen, noch eine achte Rubrik als Zusatz. Wir wol-
'
hier sehr natürlich. Denn alles Vorangegangene kommt len es nun dahin gestellt sein lassen, bis zu welchem Grade
ja auf den Hermes unicus et trinus hinaus, worauf mit- die Anfügung einer achten Rubrik auf die ideellen 8 Ru-
:i telst des „Itaque“ hingewiesen wird. Wir haben also: Und briken der spirituellen Interpretation basirt. Das aber ist
so werde ich denn Hermes genannt. Und nun kommt: unabweislich, dass der Autor des Completum est eine theil-
I trismegistus habens tres partes philosophiae totius mundi, weise Deckung durch jene ideellen 8 Rubriken bekommt.
t als trismegistus, als trinus, habend: drei Theile der Tab. Dadurch, dass in der spirituellen Interpretation die Rubriken-
1 smar. In Bezug darauf, dass es sich um eine Tab. smar. han- Acht, wenn auch nur indirect, gegeben ist, bekommt der
i delt, haben wir einen indirecten Hinweis auf den Hermes Autor des Completum est einen Rückhalt, indem er, wenn
I unicus. Damit aber, dass die Tab. smar., wie der Index man ihm vorhält, wo kann denn nun ein Mensch nur da-
i lehrt, zwei Theile hat, ist kein indirecter Hinweis auf den rauf verfallen, der Tab. smar. eine achte Rubrik anzufügen,
! Hermes trinus gegeben. Dieses indirecte Verhältniss kommt indem er dann sagt, eine achte Rubrik ist gar nicht zu
Ä erst dadurch heraus, dass man den Index als Theil, als sehr etwas überschwängliches, denn bereits die Aegyptische
Eubrik der Tab. smar. mitrechnet. Dadurch erhält die Tab. spirituelle Interpretation nahm 8 Rubriken an.
* smar. denn tres partes, und damit ist ein indirecter Hin- Schliesslich bemerken wir, dass bei der zweiten Redaction
i weis auch auf den Hermes trinus gegeben. Als unicus habet der Tab. smar. die kosmologische Aegyptische Interpretation
• Hermes unam Tabulam smaragdinam, als trincus habet Her- fällt. Die Nil-Verhältnisse, welche eine solche Interpretation
mes tres partes Tabulae smaragdinae, und nicht duas partes, behandeln müsste, wären wohl mit einem Nil-Gotte in Rela-
1
die zwei Theile, auf die der Index hinweist. tion zu bringen, nicht aber mit dem Thoth. Nil-Gott und
255 256

Thoth können aber nicht identificirt, untereinandergeworfen nicht zurdbht zu finden wussten, calculirten: Tabula philo-
werden, womit denn gegeben ist, dass eine Tab. smar., die sophica =Tabula Chemica oder Kemica, also ist philoso-
im Schlusssätze den Thoth bringt, nicht kosmologisch-Aegyp- phicus =
Kemicus oder Chemicus. So wird kemisch oder
tisch interpretirt werden kann. Die Aegypter, die also bei chemisch =philosophisch, das ist in unserem Sinne „alche-
der ersten Redaction der Tab. smar. zwei Intcpretationen mislisch“. Aus dem Adjectiv Kemicus oder Chemicus wird
für ihren Theil erhalten, erhalten bei der zweiten Eedaction dann in weiterer Folge das Substantiv Kemia oder Chemia
nur eine Interpretation, womit sie eich aber füglich be- = philosophia, das ist in unserem Sinne Alchemie, gebil-
gnügen können, da auch die Juden und Griechen nur eine det. Die Schreibeweise Kemia hält sich sehr lange neben
Interpretation erhalten. der Schreibeweise Chemia, und erst in der neueren Zeit ist
die Schreibeweise Kemia durch die Schreibeweise Chemia
verdrängt worden, zugleich aber auch dem Ausdruck Chemia
Der Titel der Tabula smaragdina. der Sinn untergeschoben worden, den wir heut zu Tage mit
Da Tab. smar. sich selbst Philosophia totius mundi
die „Chemie“ verbinden. Im Sinne der Alten ist Kemia oder
nennt, so wird sie auch wohl so heissen. Trotzdem dass Chemia das, was wir „Alchemie“ nennen.
sie aber so heisst, wird sie schwerlich so im gewöhnlichen So, nur so liegt der Sachverhalt mit dem Ausdruck Che-
Leben genannt worden sein. Ganz abgesehen davon, dass mie und Alchemie. Alle anderen Ableitungen von Chemie
dieser Titel für das gewöhnliche Leben zu weitläufig ist, und Alchemie sind von der Hand zu weisen. Es kommt
steht ihm auch noch das im Wege, dass er der Mysteriö- Chemie resp Alchemie nicht her von ich giesse,
sität Eintrag thut, mit dem die Tab. smar. sich umgiebt, schmelze; nicht von welchem zu Liebo Einige
und die Alchemisten sie umgeben. Denn sobald man im Alchymia, Chymia, Alkymia schreiben; nicht von älxt-
gewöhnlichen Leben die Tab. smar. Philosophia totius fiog stark; nicht vom Arabischen cbama, er hat erhitzt,
mundi nennt, liegt der Inhalt der Schlussrubrik ziemlich geschmolzen: nicht vom Arabischen Kimiao oder Kimia
klar zu Tage, und man ist in Bezug auf die Schlussrubrik der Ofen; nicht von einem Aegyptischen Weisen Chimin,
aus der Mysteriösität, wenn auch nicht ganz, so doch zum und was dergleichen Aufstellungen mehr sind.
guten Theile herau.sgetreten.
Für das gewöhnliche Leben hat daher höchst wahrschein- Wirkliche Einigung Alexandrinischer
lich schon von vorn herein die Tab. smar. einen Beson-
der-Titel geführt. Der Titel Tabula smaragdina ist es Alchemisten an der Hand der
nicht, denn der kommt erst viel später auf, wie wir das Tabula smaragdina.
an betreffender Stelle kennen lernen werden. Weil von der Es Hand, dass, indem Griechen und Juden
liegt auf der
Zeit an, wo die Tab. smar. eben Tabula smaragdina ge- derartig neben einander gingen, dass die einen der, die
nannt wird, dieser Titel alle anderen nebenbei gehenden, anderen jener Interpretation der Tab. sm. huldigten, dass
wenigstens successiv, verdrängt, so bedienen wir für unse- das Hader setzte. Nachdem dieser Hader nun eine Zeit
ren Theil uns dieses Titels durchgängig, und nennen daher lang gedauert hatte, trat ein Mann auf, der also sprach:
die Tab. smar. bereits da Tab. smar., wo dieser Titel den Wenn vor Zelten der Autor der ersten Eedaction der
zu der betreffenden Zeit lebenden Alchemisten noch unbe- Tab. smar. uns das betreffende Schriftstück bot, so hatte
kannt war. Wir halten es für gut, für das wichtige Schrift- er es damit auf Einigung und nicht auf Zwist abgesehen.
stück durcbgehends einen Titel zu wählen und beizube- Was ist aber eingetreten^ Die Einigung wahrlich nicht.
lialten, um keinen unnöthigen Titel-Verwirrungen in die Von dem Umstand, dass zwei Parteien ein und dasselbe
Arme zu fallen. Deswegen sprechen wir von vorn herein Schriftstück anerkennen, zu dem ihrigen machen, hat sich
von einer Tab. smar., und halten diese Bezeichung durch- der erste Autor der Tab. smar. viel versprochen, indem er
gehends bei, einerlei, ob in der Phase, in der wir uns dachte, dass wenn dieser Umstand da wäre, dass dann der
gerade befinden, der Titel Tab. sm. bereits da war, oder absolute Riss zwischen den Parteien aufhören würde, auf-
nicht. gehört hätte. Wie der offenbare Thatbestand aber, mit
Für die erste Eedaction der Tab. smar. fehlt jeder An- dem wir es jetzt zu thun haben, zeigt, war diese Idee keine
haltspunct für einen Titel. Was die zweite Eedaction be- richtige, ja am Ende hat gerade die Tab. smar. dazu bei-
so wurde sie vielleicht Tabula Hermetica genannt.
trifft, getragen, den Riss wo möglich noch grösser zu machen.
Unabweisbar für sie ist der Titel Tabula Aegyptiaca oder Der Riss der zwischen uns besteht, ist eine traurige
,

Aegyptia, doch liegt es nicht nahe, dass wir annehmen, Erscheinung. Da ist ein Häuflein Menschen, welches sich
die Alexandriner selbst hätten diesen Titel aufgebracht. Viel zum Endziel gesteckt hat, kranke Menschen gesund zu
näher liegt es, anzunehmen, dieser Titel stamme von Aus- machen, und sich über das wahre Mittel dazu, das ist die
ser-Alexandrinischen Alchemisten, z. B. Griechen in Grie- Anwendung der Arcana am Krankenbette, einig ist. Statt
chenland, Römern u. s. w. her. Der Titel Tabula Aegy- dass sich nun dieses Häuflein Menschen einig die Hand
ptiaca wird deshalb wichtig, weil er zu dem Titel Tabula reicht, knüpft der eine Theil von ihnen an die Arcana
Khemica umgeschmolzen wurde, und dieser Titel es ist, diese, der andere Theil jene Vorstellungen, welche mit dem
dem das Wort „Chemie“ entstammt. Aegypten heisst näm- eigentlichen Endzweck, kranke Menschen gesund zu machen,
lich Khemi, und das fremdländische Khemicus macht sich gar nichts zu thun haben, und weil nun diese Vorstellungen
mysteriöser als Aegyptiacus, daher tritt Tabula Khemica für beim Einen so und beim Anderen so sind, deswegen be-
Tabula Aegyptiaca ein. kämpfen sie sich und feinden sich an. Ist das nicht eine
Von diesem Ausdruck Tabula Khemica stammen die traurige Erscheinung? Ja, die Erscheinung ist um so trau-
Ausdrücke Chemie und Alchemie. Beim letzteren Ausdrucke riger, als wir das Mittel in der Hand haben, jeglichen
ist Al der vor Chemie gesetzte Arabische Artikel das Al Hader fortzuwischen. Wir haben die Tab. smar. als ein
;

zeigt uns, dass „Alchemie“ aus der Araberzeit stammt. beiderseitiges Schriftstück. Wenn wir nun diesem gemein-
Die richtige Schreibeweise für Khemi ist eben Khemi, samen Schriftstück eine, beiden Parteien gemein-
und nicht Kerai oder Chemie. Trotzdem drängen sich die same Interpretation geben, dann haben wir Einigung statt
unrichtigen Schreibeweisen in den Vordergrund. Das kommt Zwist, wir haben uns durch Vermittelung der Tab. smar.
daher, weil weder Griechen noch Römer den Corisonanten die Bruderhand gereicht. Stosst das Gute nicht von euch,
Kh kennen. Indem nun Griechisch und Lateinisch ge- wo es doch so kindlich einfach zu eueren Füssen liegt. Wir
schrieben wurde, Hess man einerseits das h hinter K fallen, haben die Tab. smar. Jede Partei lässt ihre Interpretation
andererseits hielt man das h bei und verwandelte das K fallen, beide Parteien scharen sich um eine neue Inter-
in ein C, womit Lateinisch Ch und Griechisch X
heraus- pretation, und die Sache ist fertig. Wie aber, werdet ihr
kommt. Auf diese Weise wurde Khemi zu Chemi und sagen, eine neue Interpretation, woher sie nehmen? —
Kemi gräcisirtund latinisirt. An der Hand dieser Schreibe- Ich werde euch eine solche geben. —
Aber diese Interpre-
weisen kommt dann für Tabula Khemica heraus: Tabula tation muss doch etwas absolut Neues bringen, muss mit
Kemica oder Chemica. Statt nun Tabula Kemica oder dem Alten absolut brechen, denn sonst ist der Zweck nur
Chemica zu übersetzen Aegyptische Tafel, übersetzte man
:
scheinbar erreicht, sonst werden sich Hinterthüren finden,
philosophische Tafel. Dies weist darauf hin, dass die Tab. durch welche der alte Parteihader unversehens wieder hinein
smar. auch Tabula philosophica genannt wurde, eine Be- schleicht. Ist ein solcher Neu-Standpunct aber nicht ein
zeichung, welche sehr nahe liegt. Unkundige nun, die sich absolut perverser? Der Autor der Tab. smar. bietet uns
mit dem fremdnamigen Ausdrucke Kemicus oder Chemicus diese mit den betreffenden Interpretationen. Nun sollen
wir herankommen und sagen, dies, dein Schriftstück unter- Der Zweck, den wir im Auge haben, sagt unser Manu,
ii| liegt nicht deinen Interpretationen, es unterliegt einer neuen istunabweisbar ein guter ein der Alchemie würdiger.
,

Interpretation, an die du nie gedacht hast. Ist das keine Wie nun aber einmal die Sachen liegen, lässt sich nicht
f: Perversität, so hervorstechend, wie man sich kaum eine mit Kolben dreinschlagen. Da es sich um eingewurzelte
grössere denken kann? Ist eine grössere Perversität denk- Anschauungen handelt, so muss das Neue in subtiler Weise
i bar, als die, sich auf die richtige Interpretation eines Schrift- geboten werden. Geschieht das aber, wird dem Eücksicht
I Stückes steifen zu wollen, von der feststeht, dass der Autor, getragen dass mit dem Texte der zweiten Eedaction so
I der es doch am besten wissen muss, nie an sie gedacht hat ? — ,

schonend lungegangen wird, dass dieser Text bleibt, wie


Schon recht, antwortet unser Mann, ihr redet im Sinne des er ist, dass nur ein unbedeutender Schlusssatz angehängt
^
Autors der Tab. smar., und ich pflichte euch darin bei. wird, dass dieser Schlusssatz wieder unter einer harmlosen
*!

II Aber ist nicht die Hauptidee bei einer Tab. smar. die, Form auftritt: —
nun, dann geschieht, was eben geschehen
ji dass an die Stelle des Zwistes die Einigung treten soll ? kann. Wer dann nicht folgen, wer dann nicht auf unsere
i Handeln wir nicht im wahren Sinne des Autors der Tab. Seite treten will, nun, der mag bleiben, wo er ist. Dem
u smar., wenn wir uns einigen ;
muss diesem Haupt-Sinne ist es nicht um Einigung, dem ist es um Partei-Hader zu
I nicht jeder Nebensinn mit Hecht weichen? Und seht, wir thun. I>em könnten die Göter selbst die Einigung bieten,
I haben ein Mittel in der Hand, in Beziehung auch
dieser und würde sie nicht annehmen. Ueber solche Leute
er
dem Scrupulosen gerecht zu werden. In Bezug auf die aber hinweg sich nicht die Hand zu reichen, wäre
K Tab. smar. dürfen wir uns auf keinen Allgemein-Standpunct Schwäche von unserer Seite die wir als würdiges Ziel ,

j stellen, wir haben es mit Besonder-Standpuncten zu thun. die Einigung, und nicht den Zwist, vor Augen haben.
j Der erste Autor entwirft die erste Eedaction der Tab, smar., Und der Manu findet Anklang. Es findet sich ein Häuf-
der zweite die zweite Redaction. Entwerfen wir nun eine lein gleichgesinnter Männer denen es um Einigkeit zu
,

, dritte Eedaction, so hört auch für den Scrupulosen jedes thun ist. Sie t,cliaren sich um eine neue Interpretation der
Bedenken auf. Sagt man dann, wie könnt ihr der Tab. Tab. smar. Diese ist die metaphysische Interpretation.
smar. einen Sinn unterlegen, von dem es feststeht, dass der
, Autor nie an denselben gedacht hat, so antworten wir, wir Allgemeines über die metaphysische
haben es gar nicht mit dem Autor zu thun, auf den ihr Interpretation der Tabula smaragdina.
. Zuerst handelte es sich um die erste Eedaction,
lossteuert.
welche ihre Interpretation hatte, dann um die zweite Ee- Ob der Autor dieser Interpretation ein Jude oder ein
daction, welche ihre Interpretation hatte, und nun handelt Grieche ist, wissen wir nicht. In gewisser Beziehung ge •

es sich um die dritte Eedaction, welche wieder ihre Inter- hörte er weder der Jüdischen, noch der Griechischen, noch
pretation hat. —Aber willst du denn nun wirklich die irgend einer Besonder Natioualitp der Welt an; er —
Tab. sm., die Autorität erlangt hat, die sich unter den war ein Kosmopolit, ein Weltbürger.
: Alchemisten eingebürgert hat, umstossen, und mit einer Hinsichtlich eines neu einzuschlagenden Weges in Bezug
. neuen Eedaction auftreten ? Wer wird eine solche anerken- auf die Interpretation der Tab. smar. sagt er, was g ht
nen? —
O, sagt unser Mann, das geht schon, wenn es uns Kosmologie, Kosmogenese u. s, w. an? Wir hal ;n
nur cum grano salis geschieht. Wir lassen die zweite es am Krankenbette mit den Arcanis zu thun und mit
Eedaction, wie sie ist, und fügen nur einen kleinen Schluss- nichts anderem. Die Arcauologie ist also das Terrain, a,.'"
salz an. Das ist eine fast unbedeutende Neuerung dem dem ,wir uns zu bewegen haben, Alchemie nehmen wir
alten Schriftstück gegenüber, welche aber den hohen Werth als Arcanologie. Alle die Disciplinen, welche die Alchemie
hat, uns denen gegenüber eine Waffe in die Hand zu ge- sonst ausser der Arcanologie barg, schieben wir bei Seite.
-
ben, welche uns das Eecht bestreiten wollen, der Tab. Wir sind gezwungen, es zu thun. Denn dadurch eben
sm. einen Sinn unterzuschieben, an den der Autor der war dem Zwiste Thür und Thor geöffnet dass man so ,

zweiten Eedaction nie gedacht hat. Diesen Leuten gegen- differente Uinge in den Bereich der Alchemie hineinschob.
, über sagen wir dann einfach, was ihr an der Hand der Wo das Huiidertste und Tausendste in die Alchemie hin-
zweiten Eedaction der Tab. smar. einwerft, ist nicht stich- eingeschoben wird, da ist es gar nicht anders möglich,
haltig, denn es handelt sich nicht um eine zweite, sondern als dass Differenzen entstehen. Wie ist es denn anders
um eine dritte Eedaction. Die zweite Eedaction nahm sich möglich, als dass über das Hundei'tste und Tausendste
das Eecht der ersten Eedaction gegenüber selbstständig auf- die verschiedenen Menschen auch verschiedene Ansichten
zutreten, nun, die dritte Eedaction nimmt sich das Eecht haben? Ist es uns um wahre, dauernde Einigkeit zu
der zweiten Eedaction gegenüber selbstständig aufzutreten. thun, so sind wir damit nicht fertig, dass wir sagen, wir
Sagen die dann, eine hübsche dritte Eedaction d.as! haben die gute Absicht uns zu einigen wir wollen uns ,

|Es handelt sich wörtlich um die zweite Eedaction, an die einigen sondern es muss auch eine gesunde Basis vor-
ein kleines Schlusssätzchen angeflickt ist. Sagen die so — ,

liegen, auf der man sich dauernd einigen kann. Und diese
! so sagen wir, gerade das, was ihr der dritten Eedaction gesunde Basis ist eben die, sich in der Alchemie mit nichts
' ihr Lob, das ist ihre starke Seite.
vorwerft, das ist Sie anderem zu befassen, als mit der Arcanologie. Halten
trägt dem Texte
der ihr vorangehenden Eedaction mit der wir das fest, halten wir uns als Alchemisten an nichts
;,grössesten Pietät Eechenschaft. Drehen diese Leute aber anderes, als an die Arcanologie, so können am Ende wohl
den Spiess um, und sagen, ihr habt gar kein Eecht, der auf dem Terrain, auf dem wir uns bewegen, verschiedene
•••Tab. smar. etwas anzuflicken. Die Tab. smar. ist ein Anschauungen, verschiedene Auffassungen auftauchen, aber
:
. Kanon, und deswegen muss
sie bleiben, wie sie ist. Das Zinn eigentlichen Eiss in alter Weise kann es nicht mehr
.bleibt aber nicht, wenn man etwas anflickt.
sie Wenn kommen. Wir haben um so mehr Grund, als Alchemisten,
Jeder sich das Eecht nehmen wollte, etwas anzuflicken, wo die sich an die Tab. smar. halten, exclusiv die Arcano-
..sollte es dann am endlichen Ende mit der Tab. smar. logie in’sAuge zu fassen, als im Grunde gerade dieser
hinaus? Sagen die so, nun, so ist das ein Einwurf, der Standpunct es ist, auf den sich auch der Autor der ersten
1(nicht ohne Grund ist. Aber darnach hat man sich von Eedaction der Tab. smar. stellte. Halten wir uns also
'
vom herein zu richten. Das neue Anflicksei an die Tab. an der Hand der Tab. smar. exclusiv an die Arcanologie,
: smar., das wäre also eine achte Eubrik, ist so zu gestalten, so sind wir, was auch Opponenten dagegen sagen mögen,
. dass es nicht zu sehr in den Inhalt der Tab. smar. ein- um so mehr auf dem rechten Wege als wir die wahre ,

|. schneidet. Es muss aufgefasst werden können als ein harm- Intention dessen, der der Vater der Tab. smar. ist, ver-
I loser Schlusssatz, als ein Allgemein-Urtheil, welches sich folgen, in seine Fussstapfen treten.
(dem aufdrängt, der die Tab. smar. zu Ende gelesen hat. Nimmt man nun die zweite Eedaction der Tab. smar.
r Es muss in dem Sinne interpretirt werden können, wie: vor und fragt sich, wie soll man dieses Schriftstück rein
Die Tab. smar. ist vollständig, fertig und dergl. Ein sol- weg arcanologisch ausbeuten ,
so ergiebt sich von vorn
ches Urtheil steht ja Jedem frei, nun dann kann es auch herein folgender Anhaltspunct.
I hingeschrieben werden. Eine theilweise Deckung für seine Wenn Quod est inferius est sicut id quod
es heisst:
> achte Eubrik erhält der Autor der neuen Interpretation est superius. Et quod est superius, est, sicut id quod
t (übrigens auch in den acht Eubriken der Aegyptischen est inferius, so stehen im Griechischen Urtexte für inferiu.s
t (Interpretation der zweiten Eedaction der Tab. smar. und superius die Worte xar<jj und «Vw. Und wenn es
' Wir haben hierauf bereits bei jener Interpretation hin- heisst: et recipit vim superiorum et inferiorum, so steht
(gewiesen. im Griechischen Urte.xt für superiorum avui und für
I 17
I
259 260

iuferiorum j(oy y.üim. Im Lateinisclien heisst äVco eigent- Dies Hydr. oxyd. rubr. wird auf der einen Seite extendirt
lich nicht superius, sondern supra, y.äxm heisst eigentlich zu Quecksilber überhaupt, und auf der anderen Seite zu
nicht iuferius sondern infra. Strict müsste also die La-
,
Gold. Hydr. oxyd. rubr. ist nur ein Theil des P. solaris.
teinische Uehersetznng zu Anfänge haben: Quod est in- Es wird aber angenommen, dass man im Hydr. oxyd.
fra est sicut id quod Et quod est supra, est,
est supra. rubr. den ganzen P. solaiüs hat, indem der Quecksilber-
sicut id quod est infra. Dass so nicht übersetzt wird, liegt theil des Präparates dessen Antimontheil ahsorbirt. In
darin, dass man supra und infra nicht dekliniren kann, wo- einer Parallele werden nun auch die übrigen
hiermit
gegen man im Griechischen uvixi und wohl dekliniren Arcana aufgefasst. vier Arcana angenommen:
Es werden
kann, nämlich dadurch, dass man den Artikel vorsetzt. Im Acid. sulphur., Natron, Liquor hepatis, P. solaris. P. so-
Griechischen Text hat man zu Anfänge das ävoi und laris zerfällt also in die zwei Theile: Hydr. oxyd. rubr.
für- sich, und in der Stelle et recipit den Genitiv Plural und den Antimontheil. In analoger Weise lässt man auch
des uvtii und zktöj. Würde nun der Lateinische Ueher- die übrigen drei Arcana in zwei Theile zerfallen. Jeg-
setzer zu Anfänge das äym und yciiw durch supra und infra lichen ersten Theil von diesen beiden Theilen fasst man
gehen, so wäre kein Einklang da zwischen ayo) und xtirot nun, anlehnend an das Hydr. oxyd. rubr. des P. solaris,
und Twv äyu) und reüy xciroj. Um nun dem aus dem Wege welches ja, wie wir vorhin gesehen, auch als Quecksilber
zu gehen, giebt er das äyd) und xätut zu Anfänge, statt überhaupt und als Gold aufgefasst wird, als Mercur oder
mit supra und infra, mit superius und inferius dann hat er, als Gold. Demgemäss hat man bei allen vier Arcanis
wie der Griechische Text, vorn das superius und inferius
;

zwei Theile, von denen der erste Theil Mercur oder =


für sich als adverhielles Neutrum, und von diesem ist dann Gold. Wie man nun bei P. solaris annimmt, dass man
das superiorum und iuferiorum der Genitiv Plural. das ganze Präparat hat wenn man blos des.sen einen
,

Da man nun im Griechischen Urtexte im Quod est Theil, Hydr. oxyd, rubr., das ist in erweiterter Auffas-
inferius etc. ebenso, wie im et recipit vim superiorum et sung Mercur oder Gold, hat, so nimmt man auch bei den
infeidorum, beidemal das aviu und zktüj hat, da man anderen drei Arcanen an, dass, wenn man blos den einen
dem ents^Drechend in der Lateinischen Uebersetzung bei- Theil von ihnen, das ist Mercur oder Gold, hat, dass man
demal das siTperius und iuferius, resp. das supra und dann jedesmal das ganze Arcanum hat. Das kommt also
infra, hat, so liegt es nahe, dass man sagt, das uvu> und darauf hinaus, dass jedes der vier Arcana im Grunde
xuTct) ZU Anfänge ist dasselbe «Voj und zdioi, was wir aus Mercur oder Gold und noch einem Theile besteht,
in der Stelle et recipit haben. dass man aber kurz sagen kann wenn mau Mercur oder ,

Es ist nun in dem «Veu und xäju) des et recipit vim Gold' hat, so hat man jedes einzelne Arcanum ganz.
superiorum et iuferiorum nach der Jüdischen Interpretation Und das kommt darauf hinaus, dass alle Arcana entweder
der zweiten Eedaction der Tab. smar. der aufsteigende gleich Mercur oder Gold.
und absteigende Dampf des rothen Quecksilberoxyds und Ausführlich wird in der vorliegenden Interpretation blos
des Sulphur aurat. repräsentirt, der rothe Dampf und das exponirt (in der Stelle: Haec est totius fortitudinis etc.),
Hydrothiongas. tu ayu und rd xcItco, pluraliter, ist dass in der vorhin gezeichneten Auffassung die Arcana
also der rothe Dampf und das Hydrothiongas. Das legt Mercur, nicht aber dass die Arcana Gold. Dem =
nun den Abzug nahe, also ist id dyio und tö xdicu, sin- wird nun in der Schluss Rubrik nachgeholfen. Das Com-
gulariter, nicht die Zwei des rothen Dampfes und des pletum est quod dixi de operatione SoUs weist darauf hin,
Hydrothiougases, sondern die Eins entweder des rothen da,ss das Verhältniss, welches) in Bezug auf Mercur statt i

Dampfes oder des Hydrothiougases. Wenn es sich nun hat, auch in Bezug auf Gold statt hat, dass also alle Ar- i

aber um die Eins entweder des rothen Dampfes oder des cana eben so wohl Gold als Mercur sind. i

Hydrotliiongases handelt, mau sich also entweder für den Die Tab. smar. zerfällt nach dieser Interpretation in 8 l

rothen Dampf oder für das Hydrothiongas zr entscheiden Rubriken, welche sind fl

hat, .so liegt es im alchemistischen Sinne am nächsten, 1. Rubrik: Verum est bis verissimum.
P
dass man sich für den rothen Dampf entscheidet, da dieser 2. Rubrik: Quod est bis adoptione. I
einerseits durch seine hervorstechende Farbe besonders die 3. Rubrik: Pater ejus est Sol bis terra est. i*

Aufmerksamkeit auf sich zieht, und da es andererseits eine 4. Rubrik Pater omnis telesmi bis inferiorum.
:

Keihe von Stoffen giebt, die, mit Säuren behandelt, Schwe- 5. Rubrik: Sic habebis bis penetrabit.
felwasserstoff fahren lassen dagegen nur einen Stoff,
, 6. Rubrik Sic mundus bis inodus est hie.
:

Quecksilber, der, mit Säure (Acid. nitricum) behandelt, 7. Rubrik: Itaque vocatus sum bis totius mundi. ifl

rothen Dampf fahren lässt. Und das ist eben ein alche- 8. Rubrik: Completum est etc.
mistisches Motiv, dass man da, wo man zwischen Hydro-
la

thiongas und rothem Quecksilberdampf, wie hier, zu ent- Erste Rubrik.


K
scheiden hat, lieber sein Auge auf den letzteren als auf Verum est etc. OD
das erstere richtet. Von ihr ist weiter nichts zu sagen. Tf
Hält man nun diesen Gesichtspunct fest, so bezieht
li(

sich das ctym und z«rcu zu Anfänge der Tab. smar. auf Zweite Rubrik.
den rothen Quecksilberdampf (Untersalpetersäure) und , Quod est inferius bis adoptione. Ul
man hat darin, dass man im Allgemeinen hat, dass das Superius ist der rothe Dampf, der sich bei der Dar- d*
Obere wie das Untere dazu dient, um die Wunder einer Sache stellung des Hydr. oxyd. rubr. oben bildet. dii

zu Stande zu bringen, man hat darin Das Obere, der auf-


: Inferius ist das Präcipitat, welches sich bei der Dar- kn
steigende rothe Dampf, dient wie das Untere, der abstei- stellung des Hydr. oxyd. rubr. unten bildet.
gende rothe Dampf, dazu, um die Wunder der einen Sache,
das ist des Hydrarg. oxyd. rubrum zu Stande zu bringen.
Res una = Hydrargyrum oxydatum rubrum.
Ite

las

Quod est inferius est sicut id quod est superius. Du am


Auf diese Weise hat man denn für eine Arcanologie hast oben rothen Dampf, unten ein Präcipitat. Was haben
den Aixsgangspunct Hydrarg. oxyd. rubr., und von diesem
Ausgangspuncte wird mau dann in Bezug auf die Arcana
beide mit einander gemein ? —
so sollte man auf den ersten
S

ITi

Blick sagen. Sage aber nicht so. Sie haben wohl et- |l(r
überhaupt dahin gezogen wohin der weitere Text der
, was gemein. Gerade das was du als Präcipitat hast,
,
11

Tab. smar. den Zug richtet. Wie sich auf diese Weise das ist dasselbe was du als rothen Dampf siehst. Denn
, |li!S
die neue Interpretation speciell gestaltet werden wir im
, indem sich rother Dampf bildet, geht nicht aller Dampf kt,'
folgenden Abschnitte kennen lernen. in die weite Welt, sondern ein Theil dieses Dampfes 'litt
Der neue Schlusssatz, den die metaphysiche Interpreta- kehrt um und verdickt sich zu Präcipitat. Nun wir
, ,

tion der Tab. smar. erhält, und auf Grund dessen die kennen diese Auffassung der Sachlage, ja bereits von der l’ate
zweite Redaction zur dritten wird, ist: Completum est ersten Redaction der Tab. smar. her. Also quod est in- iSj
quod dixi de operatione Solis. ferius, das Präcipitat , est sicut ist gerade dasselbe,
,

als id quod est superius, als der rothe Dampf.


Sani

Metaphysische oder erste Mercur-Inter- Et quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad liijf

liretation der Tahula smaragdina. perpetranda miracula rei unius. Und dieser Dampf, dieses
Präcipitat dienen nun dazu, das Wunder einer Sache, 1(1;
Ihr Gang ist in nuce ff'. des Hydr. oxyd. rubr., zu Stande zu bringen. Das Wun-
Wir wissen bereits, dass res una = Hydr. oxyd. rubr. derbare bei der Situation ist das, dass man zwei Dinge
luai

Üe [

I
:

261 262

», hat, den Dampf und das Präcipitat, und dass diese sich ihren Vater nennt. Das geht aber nicht, weil die res
(I nun vereinen, um ein Einziges, das Hydr. oxyd. rubr., zu una Vater rangirt. Weil Gott nun hier, um
bereits als
( constituiren. Dies wird aber dadurch ermöglicht, dass so zu sagen, keine Stelle mehr findet, so wird er zu den
d der Umstand statt hat, der vorhin ventilirt ist, und der res omnes in Relation gebracht, und diese res omnes mit
darin besteht, dass das inferius gerade dasselbe ist, den omnes res natae parallelisirt. Dann kommt indirect
i als das superius. doch heraus, dass die Arcana göttliche Mittel sind, denn
Et sicut res omnes etc. etwas, was Gott absolut fern liegt, parallelisirt man nicht
Die res omnes sind alles das, was wir um uns sehen, mit Gott,
^<iund dessen Inbegriff die Welt constituirt. Also res omnes Dritte Rubrik.
r fuerunt ab uno: Gott hat die Welt erschaffen. Die In- Pater ejus est Sol bis terra est.
1 terpretation des koyos richtet sich nach dem confessio- Wie Rubrik lehrt handelt es sich in
also die vorige ,

nellen Standpunct, den der betreffende Alchemist, der die


'
der res una um das Hydr. oxyd. rubr. Dabei soll nun
Tab. smar. gerade vornimmt, einnimmt. Ist er ein Jude,
! aber die Sache ihr Bewenden nicht haben. Man soll
oder macht er sich von der Gottheit im Jüdischen Sinne
I sich nicht an das Hydrargyr. oxyd. rubrum halten, man
eine Vorstellung, so ist der unus der bibUsche Gott, der soll sich an das Quecksi Iber ü berhaupt halten. Hält
am Anfang Himmel und Erde schuf, und dazu einen Plan man sich bei der Stange so ist res una
, Hydrargyr. =
fasste. Ist er ein Grieche, oder macht er sich von der Gott-
'
oxyd. rubr. So ist es aber nicht gemeint, man soll sagen,
heit im streng Griechischen Sinne eine Vorstellung, so

res una =
Mercur. Und damit noch nicht genug, man
dass er sagt ich kenne keinen Ein - Gott im Sinne des
,
soll auch sagen, res una =
Gold. Das ist natürlich
Judenthums, es giebt viele Götter die da heissen Jupi-
.
, ; nun auch fü)- die Vattrschaft der res una von Einfluss.
ter, Neptun u. s. w. u. s. w, dann ist der unus, der Ein- Indem omnes res natae fuerunt ab una re adoptione sollen
Gott, eine willkürliche Vorstellung, und auf diese willkür- eigentlich die Arcana zu Hydrargyr. oxyd. rubr. werden.
liche Vorstellung weist das Wort Xöyog hin, welches, wie
bei der Aegyptischen Interpretation der zweiten Redaction
1
Da hier nun aber gelehrt wird, dass die res una Queck-
silber überhaupt, Gold, so übt die res una derartig ihre
=
der Tab. smar., dann die Mission hat, den Standpunct des
1 Vaterschaft aus, dass alle Arcana zu Mercur, zu Gold
« Ein- Gottes zu redressiren, so dass also herauskommt: der werden.
Ein-Gott hat die Welt erschaffen, dieser Ein-Gott ist aber
I Sehen wir nun, wie das Verhältniss, dass Hydrargyr.
eine Idealität welche die Tab. smar. hinstellt, um einen
,
oxyd. rubr. =
Mercur und Gold, hegt.
Ji generellen Begriff für die Gottheit zu bekommen. Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna.
I Die omnes res natae sind die Arcana. Diese sind die Die auf- und untergehende Sonne hat die Farbe des
sachlichen Kinder der res una. Wie wir nämlich bereits Hydrarg. oxyd. rubr.
wissen, wird der P. solai'is, der doch aus Hydr. oxyd.
; Der Mond hat die Farbe des Mercur.
rubr. und Antimon besteht, so gefasst, als wenn er blos Dass die Sonne die Farbe des Hydrarg. exyd. rubr.
* aus Hydr. oxyd. rubr. bestände. Das wird nun so ge- hat, wird bildlich so aufgefasst, als wenn die Sonne der
1 ! uommen, als wenn das Hydr. oxyd. rubr. der Vater des Vater des Hydrarg. oxyd. rubr. wäre.
P. solaris wäre, \md der P. solaris selbst das Kind. Wie Dass der Mond die Fai’be des Merciu- hat, wird bildheh
das Kind nun die Natur des Vaters annimmt, so nimmt so aufgefasst, als wenn der Mond die Mutter des Mercur
der P. solaris die Natur des Hydr. oxyd. rubr. an, wird wäre.
zu Hydr. oxyd. rubr. Aehnlich liegt es mit den übrigen Hier steht nun, der Vater ejus, der res una, ist die
Arcanis. Man lässt jedes von ihnen in zwei Theile zer- Sonne. Nun das, dessen Vater die Sonne ist, ist Hydrarg.

fallen, von denen der erste Tlieil dem Hydr. oxyd. rubr. oxyd. rubr.
' parallel läuft. Dieser erste Theil absorbirt den anderen Hier stehb ferner, die Mutter ejus, der res una, ist der
ebenfalls zum Vater auf, und dadurch
Theil, wirft sieh Mond. Nun das, dessen Mutter der Mond ist, ist Mercur.
eben der Sachverhalt gegeben, dass omnes res natae,
ist Unsere Stelle heisst also:
alle Arcana, die una res zum Vater haben. Die res una
ist Hydrarg. oxyd. rubr. und Mercur,
Indem die res omnes fuerunt ab uno, ist Gott der Va- Mercur. vivus.
ter der eit. W
Indem omnes res natae fuerunt ab una re, Das heisst primo loco: Sie ist nicht nur Hydrarg.
ist die res una der Vater der Arcana. Damit liefe denn oxyd. rubr., sondern auch Mercur. vivus.
I in Bezug auf die Vaterschaft Gott mit der res una pa- Seenndo loco heisst’s aber: Sie ist nicht sowohl
^ rallel. Es involvirt aber eine Impietät, Gott mit einer Hydrarg. oxyd. rubr., als vielmehr Mercur. vivus.
ilres una auf ein Niveau stellen zu wollen. Darum steht Ganz analog liegt nun die Stelle:
»omnes res natae fuerunt ab una re adoptione. Beim Portavit illud ventus in ventre suo; nutrix ejus terra est.
rVerhältnisS zwischen Gott und Welt liegt eine eigent- Portavit illud ventus in ventre suo. Das Hydrarg. oxyd.
! 1 i c h e Vaterschaft vor, beim Verhältniss zwischen res una trug der Wind im Bauche, der Wind ging damit schwanger,
[und Arcana dagegen eine uneigentliche Vaterschaft, der Wind ist seine Mutter, der Wind hat es geboren.
[und auf diese uneigentliche Vaterschaft wird durch die Dieser Windist der rothe Dampf. Dieser rothe Dampf
» Adoption hingewiesen, denn eine Adoptiv- Vaterschaft ist hat das Hydrarg. oxyd. rubr. geboren, das Hydrarg. oxyd.
» eine uneigentliche Vaterschaft. —
Die uneigentliche Va- rubr. ist ein Product des rothen Dampfes. Also das, was
»fterschaft kann übrigens auch darauf bezogen werden, der Wind im Bauche trug, ist das Hydrarg. oxyd. rubr.,
« dass die Zersplitterung der Arcana in zwei Theile und ,
gerade so wie das, dessen Vater die Sonne ist, Hydrarg.
:i das in den Vordergrund- Treten des Hydr. oxyd. rubr. ein oxyd, rubr. ist.
1 uneigentliches, ein ideelles Verhältniss ist. Nutrix ejus terra est. Der Mercur kommt in der Erde
.[ Sicut res omnes fuerunt ... sic res natae fuerunt — . . . vor, entgegen dem Hxdrarg. oxyd. rubr., welches künstlich
» Wie Gott der Vater der Welt ist, so ist die res una dargestellt wird, seine Amme ist also die Erde. Das nun,
J
der Vater der Arcana. was die Erde zur Amme hat, ist der Mercur. vivus, gerade
Woher, fragt man sich, diese Parallele? Das Verhält so wie das, dessen Mutter der Mond ist, Mercur. vivus ist.
niss, dass alle Arcana zu dem werden, was die res una Also auch hier haben wir wieder:
ist, wird derartig genommen, dass die res una der Vater Die res una ist Hydrarg. oxyd. rubr. und Mercur.
•der Arcana ist. Gut. Was hat das aber mit Gott zu Und das heisst wieder primo loco: Sie ist nicht nur
'schaffen, mit Gott, der die Welt erschaffen, und somit der Hydrarg. oxyd. rubr., sondern auch Mercur.
Vater der Welt ist? Die Antwort ist ff. Die Tab. smar. Secundo loco heisst’s aber: Sie ist nicht sowohl
ist der Kanon der Alchemie. Die Alchemie ist aber eine Hydrarg. oxyd. rubr., als vielmehr Mercur. vivus.
göttliche Kunst nnd die Arcana göttliche Mittel.
,
Nun wird aber auch noch anders interpretirt.
Somit wohl passend, dass hierauf in der Tab. smar.
ist es Die Sonne ist der erste unter den Himmelskörpera, und
'hingewiesen wird. Und hierzu passt denn die vorliegende hat eine gelbe Farbe.
Stelle ganz besonders. Das betreffende Verhältniss mit Ganz so ist das Gold das erste unter den Metallen, und
den Arcanis und der res una bringt uns einen Vater der hat eine gelbe Farbe. Deshalb sagt man kurzweg Sol
•Arcana. Die Arcana sind göttliche Mittel, und so ist G o 1 d.
!
denkt man wenn einmal von einem Vater der Arcana
,
Wenn also steht: Pater ejus est Sol, so heisst das,
die Rede ist dann ist es naheliegend dass man Gott
, ,
ihr, der res una, Vater ist das Gold. Oder, die res una
263 264

ist ein Kind des Goldes.Nun liat das Kind das Gepräge dass mau die ganze Rubrik in sechs Theile zerfallen lässt.
des Vaters. der Vater ein Mensch, so ist auch das
Ist Diesen sechs Theilen zu Liebe sagte man, die Darstellung
Kind ein Mensch. Ist der Vater ein Thier so ist auch ,
des Hydrarg. oxyd. rubr. zerfalle in sechs Acte (vergl.
das Kdnd ein Thier. Also, sagt man, wo der Vater Gold Pelagius). Diese sechs Acte kann man sich nun nach Be-
ist, ist auch das Kind Gold. Pater ejus est Sol heisst lieben herauszählen, in der eigentlichen Natur der Sache
also: die res irna ist Gold. liegen sie nicht.
Wie nun die Sonne der erste unter den Himinelskör- Totus mundus sind die Arcana.
j)ern ist, und eine gelbe Farbe hat, und damit parallel Der telesmus totius mundi ist das, worauf die Arcana
laufend das Gold das erste unter den Metallen ist, und am endlichen Ende hinaus kommen, das
ist Hydrarg. oxyd.

eine- gelbe Farbe, wodurch herauskommt Sol Gold : = — rubr., und zwar deswegen, weil die Arcana alle aufgefasst
so ist der Mond der zweite unter den Himmelskörpern, und werden als Quecksilber oder Gold, diese aber in der res
hat eine weisse Farbe, und damit parallel laufend ist das una wurzeln, welche ursprünglich Hydrarg. oxyd. rubr. ist.
Silber das zweite unter den Metallen, und hat eine weisse Der pater omnis telesmi totius mundi ist das, was bei
Farbe. Damit käme denn in analoger Weise heraus Luna : der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. an der Spitze
= Silber. steht, wie der Vater an der Spitze der Familie steht. Das
Vom Silber abstrahirt aber die vorliegende Interpretation ist aber die Lösung des Quecksilbers in Salpetersäure, die

der Tab. sinar. Dem Silber gegenüber hält sie sich daher salpetersaure Quecksilberoxyd-Lösung.
an jene Auffassung der Alten, gemäss der Silber und Also Pater omnis telesmi totius mundi est hic: Hier
Quecksilber dasselbe sind. Dieser Auffassung gemäss hat hast du die salpetersaure Quecksilberlösung. —
Nun ist
ja der Mercur den Namen vö’QnQyvQOg das ist utlmp- ferner
a(iyv(iog, Wasser-Silber, und ähnlich liegt ja unser Deut- ignis die kaustische Salpetersäure,
sches Quecksilber, das ist Queck-Silber. Demgemäss wird terra der Rückstand, der nach Abdampfen der salpeter-
Mater ejus est Luna nicht interpretirt Ihre, der res una,
: sauren Lösung bleibt.
Mutter ist Silber, die res una ist ein Kind des Silbers, (und Demgemäss heisst Separabis terram ab igne Treibe von
:

damit selbst Silber) —


sondern es wird interpretirt: der salpetersauren Quecksilberlösung die Säure ab, so dass
Iber, der res una, Mutter ist Quecksilber, die res una ist du einen Rückstand erhältst. Das heisst, mache aus der
ein Kind des Quecksilbers. Da nun da, wo die Mutter salpetersauren Quecksilberlösung trocknes salpetersaures
ein Mensch ist, das Kind ebenfalls ein Mensch ist, da, wo Quecksilberoxyd.
die Mutter ein Thier ist, das lünd ebenfalls ein Thier ist, Nachdem man nun das trockne Salpetersäure Quecksil-
so wird da, wo die Mutter, wie hier, Quecksilber ist, das beroxyd erhalten, vereinigt man es mit laufendem Queck-
Kind auch Quecksilber, und Mater ejus est Luna heisst: silber. In Bezug auf diese Mengung hat man :

die res una ist Quecksilber. subtile, das ist das laufende Quecksilber,
Beim Pater ejus Sol mater ejus est Luna hatten wir
,
spissum, das ist das salpetersaure Quecksilber (und hin-
also in erster Interpretation Die res una ist Ilydrarg.
: terdrein Hydrarg. oxyd. rubr.)
Oxyd. rühr, und Mercur. In zweiter Intei’pretation haben Nun soll man separare subtile a spisso. Das heisst, man
wir: Die res una i.st Gold und Mercur. Damit haben soll das laufende Quecksilber vom Salpetersäuren Quecksilber
'ivir im Ganzen: Die res una ist Hydrarg. oxyd. rühr., trennen. Die Situation wird ähnlich wie vorhin genom-
Mercur, Gold. Und da in dieser Rubrik das Hydrarg. men, wo die Salpetersäure separirt wird. Es wird angenom-
oxyd. rubr. gegen das Quecksilber zurücktreten soll so ,
men, dass das Quecksiber abgetrieben wird. Durch das
haben wir Die res una ist Mercur und Gold. Dem schliesst
: Separiren des Quecksilbers bleibt nun aber nicht: salpeter-
sich dann das Portavit illiid etc. an welches zunächst
,
saures Quecksilber, sondern: Hydrarg. oxyd. rubr. Damit
bringt, die res una ist Hydrarg. oxyd. rühr, und Mer- ist denn das spissum nur in erster Reihe salpetersaures
cur, wobei indess wieder das Hydrargyr. oxyd. rubr. gegen Quecksilber, in zweiter Reihe ist es Hydrarg. oxyd. rubr.
den Mercur zurücktritt. Es müsste nun eigentlich separirt werden spissum a sub-
Im Ganzen also besagt also die Rubrik: In der res tili, und nicht subtile a spisso. Deswegen, und weil spis-
una haben wir Quecksilber und Gold. sum hinterdrein: Hydrarg. oxyd. rubr., deswegen steht:
suaviter magno cum ingenio.
Vierte Rubrik. Das sogewonnene Hydrarg. oxyd. rubr. soll alsdann ge-
Pater omnis telesmi bis inferiorum. rieben werden, und das besagt der Passus Virtus ejus In-
Diese Rubrik handelt über di(j Darstellungsweise des tegra est, si versa fuerit in terram. Beim vorangegange-
Hydrarg. oxyd. rubr. Mau vergleiche was in dem Ab- , nen Processe wird ein spissum erhalten, das ist eine feste
schnitte über die Darstellungsweise der Arcana seitens der Masse. Dies spissum soll in terra verwandelt werden. Es
Alchemisten in Bezug auf die Darstellung des Hydrarg. wird also die terra dem spissum derartig gegenüber gestellt,
oxyd. rubr. gesagt ist. Wir wiederholen das hier nicht dass mit terra ein feines Pulver gemeint ist.
weiter. Nur weisen wir darauf hin, dass, indem hier von Hiermit wäre denn nun die Procedur beendet, und die
der Darstellungsweise des Hydrarg. oxyd. rubr. die Rede vorliegende Rubrik, welche die Darstellung des Hydrarg.
ist, diejenige Darstelluugsweise in’s Auge gefasst wird, oxyd. rubr. in’s Auge fasst, könnte hier abbrechen. Es
gemäss der das Präparat auf nassem Wege, das ist unter folgen aber noch der fünfte und sechste Passus, nämlich
Anwendung von Acid. nitricum. gewonnen wird und ge- Ascendit und Recipit. Diese werden nun dazu benutzt, um
mäss der das trockne salpetersaure Quecksilberoxyd nicht auf die Quintessenz des Processes hinzuweisen.
für sich weiter erhitzt, sondern zuvörderst mit Queck- Wie wir wissen, sahen die Alten das Hauptcharacteristi-
silber verrieben, und dann weiter
erhitzt wird. cum bei der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. darin,
Wir wissen von
der ersten Rodaction der Tab. smar. dass oben die rothen Dämpfe fortgehen, und unten sich
her, dass die Stelle Separabis terram ab igne etc. ursprüng- ein Präcipitat bildet. Dieses Hauptcharacteristicura schil-
lich anders entworfen ist, wie .sie hier steht, und dass, mit dert nun der Passus Ascendit a terra in coelum, iterum-
Hintansetzung dieses Entwurfes, das vorangesetzt wird, que descendit in terram. Es, das Substrat der Procedur,
was eigentheh folgen sollte, das folgt, was eigentlich vor- steigt auf, es steigt ab, das ist, oben bildet sich Dampf,
anstehen sollte. Dies Voranstehen und Folgen wird hier unten ein Präcipitat. Der Passus besagt also: Vorhin ist
derartig ausgebeutet, dass im ganzen Passus, wie er hier speciell gelehrt worden, wie Hydrarg. oxyd. rubr. darge-
steht, das virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram mehr stellt wird, im Allgemeinen aber machen wir dich darauf
nach hinten gerückt wird, so dass heraus kommt: aufmerksam dass die Sache darauf hinauskommt dass
, ,

1) Pater omnis telesmi totius mundi est hic. oben der rothe Dampf entweicht, und unten sich ein Prä-
2) Separabis terram ab igne. cipitat bildet.
3) (Separabis) subtile a spisso, suaviter magno cum in- Nun haben wir bei der Darstellung des Hydr. oxyd.
genio. rubr., wie worden noch einen Besonder-
sie hier gelehrt ,

4) Virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram. Standpunct, der darin besteht, dass man das erhaltene
5) Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in salpetersaure Quecksilberoxyd mit laufendem Quecksilber
terram, zusammenreiben soU. Das ist eben ein Besonder-Stand-
6) et recipitvim superiorum et inferiorum. punct, denn man kann ja auch das Hydr. oxyd. rubr.
Die Aufstellung, wie wir sie hier geben, zeigt zugleich, auf nassem Wege gewinnen (mittelst Salpetersäure), ohne

i
; ,

205 206

aufs neue laufendes Quecksilber liinzuzugeben. Dieser besteht ,


dass der Mercur omnem rem subtilem , das ist
Besonderstandpimct nun verdient wohl mit besonderer
l| Ammoniak und und dass der Mercur
Eisen, vincit, be.siegt,
Prägnanz hervorgehoben zu werden uud das geschieht ,
o)nnem rem solidam das ist Antimon und Natron nitri-
,

in dem Passus et recipit vim superiorum et iuferiorum cum, penetrat, durchdringt, und das, was er besiegt uud
das Substrat der Procedur wird theilhaftig der Kraft der
i durchdringt, in sich aufgehen lässt.
äyu) und der xutüj. Es wird nämlich angenommen, dass, Also haben wir in specie
da man auch ohne das neue zugesetzte Quecksilber aus-
i
Pulvis solaris Liquor hepatis
kommt ohne dies neue Quecksilber auch zum Ziele zu
i
. ,
Hydrarg. Antimon Flüskger Flüssiges
Ende kommt dass auf Grund dessen beim Zusatze des
,
oxyd. rubr. Schwefel Ammoniak
I

neuen Quecksilbers die Sache so aufgefasst werden kann,


als mache man zweimal Hydr. oxyd. rubr. Wo man =
i

nun einmal rothes Quecksilberoxyd macht, hat mau


Wird als res Wird als = res
Mercur ge- solida Mercur ge- subtilis
ein mal ein äyai und xdrui, das ist, wie wir von der fas.st fasst
zweiten Rubrik her wissen, rothen Dampf uud rothes '
V'—
J J
i
< Präci]jitat. Wo man dagegen zweimal rothes Queck- Der Mercur penetrat die Der Mercur vincit die
D Silberoxyd macht, hat man zweimal ein «Veu und zcerco. res solida, und das Prä- res subtilis, u. das Prä-
i<Da hier nun im recipit vim su]>erioEum et iuferiorum nicht parat wird zu Mercur. parat wird zu Mercur.
von td dyoj und to' xaroj, sondern von i« dycü und r«
<1

XUTU) die Rede ist, so steuert das darauf hin, dass man
N atron Acidum sulphuricum
1

es mit der Darstellung des Hydr. oxyd. rubr. zu thun


I Natr. carb. Natr. nitr. Acid. sulph. Tinct. Ferri
Rat, bei der man zwei civu) und zwei xceuo erhält, das
t

ist also, bei der man zu dem salpetersauren Quecksilber-


t Wird als =; res Wird als — res
oxyd noch einmal laufendes Quecksilber zusetzt.
>' Mercur ge- solida Mercur ge- subtilis
fasst fasst
V J
Fünfte Rubrik.
Der Mercur penetrat die Der Mercur vincit die
Sic habebis gloriam bis penetrabit.
res solida, und das Prä- res subtilis, u. das Prä-
Die gloria zielt auf den Goldstandpunct, die fortitudo
parat wird zu Mercur. parat wird zu Mercur-
I auf den Mercurstandpunct.
,
Sic habebis gloriani totius muudi. So indem du das ,
Li Bezug auf das Natron ist zu bemerken, dass man
> Hydr. oxyd. rubr. der vorigen Rubrik hast, hast du die gerade nicht durchaus anzunehmen braucht, dass Natron
j gloria der Arcana, das ist das Hydr. 0 x 3 d. rubr. als Gold ^ carbon. =
Mercur, uud Natron nitricum res solida. =
gefasst. Man kann auch umgekehrt sagen, dass Natron nitricum
;
:

Haec
est fortitudo. Das 3'dr. oxyd. rubr. H
von dem ,
= Mercur, uud Natron carbon. res solida: das lileibt= —
in der vorigen Rubrik die Rede ist, ist die fortitudo, das sich gleich.
ist das Hydr. oxyd. rubr. als Mercur gefasst. Dass nun je der erste Theil der Arcana als Quecksilber
Das Plauptaugenmerk zieht der Nachsatz bei der forti- gefasst wird, das versteht sich beim Hydr-. oxyd. rubr.
I

I
tudo : —
qiüa vincet omnem rem subtilem omnemque ,
des P. solaris von selbst. Denn in Bezug auf das Hydr.
i

I
solidam penetrabit, auf sich. oxyd. rubr. lehrt ja die dritte Rubrik ausdrücklich, dass
Aus den einleitenden Worten zu diesem Abschnitt wis- es als Mercur aufgefasst werden soll. Bei den übrigen
sen wh" bereits, dass vier Arcana angenommen werden. Arcaiiis wird die Farbe herangezogeu. Es whd den
Nun auf diese zielt auch die cumulirte fortitudo, welche betreöenden Theilon der Arcana eine weisse Farbe bei-
vom, Standpunct der Vier aufgefasst wird. Auch wissen gelegt, und nun das Problem aufgestellt: Was weiss ist,
wir, dass jedes dieser Arcana in zwei Theile zerspalten ist Mercur, da Mercur weiss ist. Wir haben also in die-
wird. ser Beziehung beim Liquor hepatis: Schwefel, beim Natron:
Beim P. solaris ist der eine Theil Hydr. oxyd. rubr., Natron carbon. (oder auch Natron nitricum), beim Acid.
der andere der Antiinontheil des Präparates. sulphur.: Acid. sulphur. —
Acid. sulphur. ist weiss als
Beim Liquor hepatis ist der eine Theil Schwefel, der Acid. sulphur. rectif. Natron carbon. (oder nitricum) ist
;

. andere Ammoniak. eo ipso weiss Schwefel wird als weiss genommen , weil
;

Beim Natron ist der eine Theil Natron carbonicum, der der Sclnvefel, der sich unter Umständen aus dem Liquor
andere Natron nitricum. Denn Natron ist ja der Collectiv- hepatis ausscheidet, weiss ist.
; Begriff für diese beiden Arcana. Analog, wie nun die Sachlage in Bezug auf die forti-
1 Beim Acid. sulphur. ist der eine Theil Acid. sulphur., tudo liegt, liegt sie auch in Bezug auf die gloria, auf
I der andere Ferrum. Denn Acid. .sulphur. ist ja der Col- den Goldstandpunct. Die Arcana zerfallen wieder je in
' lectiv-Begriff für diese beiden Arcana. zwei Theile. Der zweite Theil stellt entweder eine res

Beim P. solaris ist der zweite Theil fest. Denn das subtilis oder res solida dar, wogegen der erste Theil, kraft
I Antimon, sowohl als Stibium sulphur. nigrum als als Sul- des Gloria-Standpunctes, nicht als Mercur, sondern als
I
'
phur aurat., ist fest. Gold gefasst wird.
'
Beim Liquor hepatis ist der zweite Theil flüssig. Was bei der fortitudo ausdrücklich steht, ist bei der
Denn wir haben es im Liquor hepatis da das Präparat ,
gloria zu suppliren, und auf die Nothwendigkeit des Sup-
flüssig ist, mit flüssigem Ammoniak zu thun. plirens weist hier das Ideo fugiet a te omnis obscuritas.
:

! Beim Natron ist der zweite Theil fest. Denn Natron Wenn da steht: Sic habebis gloriam
also totius mundi,
nitricum i.st fest. so ist das zu nehmen als wenn da stände , : Sic habebis
Beim Acid. sulphur. wird der zweite Theil als flüs- gloriam totius mundi oder Haec est gloria totius mundi
g genommen. Ferrum wird nämlich als Eisentinctur
s i — quia vincet omnem rem subtilem , omnemque solidam
genommen. penetrabit.
1, Es wird nun je der zweite Theil der vier Arcana da, Wir haben alsdann wieder wie vorhin:
wo er flüssig ist, eine res .subtilis genannt. Wo er fest Pulvis solaris =
Hydrargyr. oxyd. rubr. Antimon, +
. ist, wird er eine res solida genannt. Also haben wir als Liquor hepatis Schwefel = Ammoniak, +
• omnis res subtilis Ammoniak und Eisen
r als omnis res
:
,
Acid. sulphur. =
Acid. .sulphur. -p Ei=en
I' solida: Natron nitricum und Antimon.
' uud nur beim Natron tritt eine Differenz ein. Dieses
L Der erste Theil jeglicher vier Arcana fällt dem For- wird nicht, wie vorhin, als Natron carbon. und Natron
I titudo-Standpunct anheim
!
und wird demgemäss als Mer- , nitricum gefasst, sondern als Natron carbon. und Acidum
1 cur gefasst. Dieser erste Theil
!
der Mercur absorbirt, , ,
nitricum. Das liegt ö‘. Man kann Natron nitricum mittelst
» wie wir wissen, den zweiten Theil wodurch alle Arcana
.
, Natron carbon. und Acid. nitricum darstellen. Hat man
» zu Mercur werden. Absorbirt nun der Mercur eine res

daher auf der einen Seite Natron carbon., und auf der
I subtilis, sobat ein vincere des Mercur statt, absorbirt er anderen Seite Acid. nitricum, so hat man Natron carbon.
'
eine res solida, so hat ein penetrare des Mercur statt. und Natron nitricum, denn man braucht ja blos emen
Also: Haec est totius fortitudinis forlitudo fortis, quia Theil des Natron carbon. mit Acid nitricum zu versetzen,
I
vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit. uud den anderen als für sich dastehend zu reserviren.
, ,

- Hier hast du den Mercurstandpunct, quia, weil, der darin Es wird nun als erster Theil des Collectiv-Arcanum Na-

I
267 268

tron genommen; Acicl. nitricvim, und als zweiter Theil: auch nicht exclusiv, so doch zugleich mit der Kosmologie
Natron. beschäftigt, entgegen der dritten Eedaction, welche sich ex-
Wir haben aldann in specie ff. clusiv mit der Arcanologie beschäftigt. Diesen Standpunct
Pulvis solaris Liquor hepatis des Gegenüberstehens der zweiten und dritten Eedaction
fasst der Autor derartig, dass er kurz sagt, dort ist die
Hydrarg. Antimon Flüssiger Flüssiges
kosmologische Interpretation der Tab. smar., hier die ar-
oxyd. rubr. Schwefel Ammoniak canologische , das ist, dort: Physik, hier: Arcanologie.
Darum nennt er die Tab. smar. der zweiten Eedaction:
Wird als = res Wird als = res
Td (pvaixd, womit also gegeben ist: Philosophia totius
Gold gefasst solida Gold gefasst subtiüs
mundi = Physica. Dem gegenüber ist ihm denn, ihm, der
Das Gold penetrat die Das Gold^ vincit die sich statt an die Physik zu halten, an die Arcanologie
res solida, und das Prä- res subtilis, u. das Prä- hält, als Titel für die dritte Eedaction der Tab. smar.
parat wird zu Gold. parat wird zu Gold. gegeben: Arcanologica, und es wird ihm damit Phüo-

Natron Acidum sulphuricum


sophia totius mundi = Arcanologica. Er will nun aber in
seiner Interpretation des Ausdruckes PhUosophia
Titel -
Acid.^ nitr. Natr. carb. Acid.'^sulph. Tinct. Ferri totius mundi weniger den Standpunct zeichnen, den er
einnimmt, als vielmehr den, den er nicht einnimmt, und
Wird als — res Wird als = res so rückt er an die Stelle des Ausdruckes: Arcanologica
Gold gefasst solida Gold gefasst subtilis den Ausdruck: das, was an die Stelle der Kosmologie trittt,
V"
,

das was nach der Kosmologie kommt, und das ist Grie-
Das Gold penetrat die
res solida, und das Prä-
Das Gold^
res subtilis.
vincit
das Prä-
a.
die
chisch mit Heranziehung des Ausdruckes za (fvaixdi —
td fitrd rd (/ivaixd, metaphysica. So ist also der in
parat wird zu Gold. parat wird zu Gold.
dem Ausdrucke Philosophia totius mundi gegebene Titel
Dass nun wieder je der erste Theil der Arcana als der neuen Interpretation der Tab. smar.: Td fiBtd rd
Gold gefasst wird, versteht sich beim Hydrarg. oxyd. rubr. cpvaixd Metaphysica, Metaphysik, und weü dem so ist,
als erstem Theüe des P. solaris Von selbst. Denn die deswegen haben wir bei dieser Interpretation auch von
dritte Eubrik lehrt ja ausdrücklich, dass das Hydrarg. vorn herein von einer metaphysischen Interpretation
oxyd. rubr. als Gold gefasst werden soll. Bei den übrigen der Tab. smar. gesprochen. Anlehnend an den neuen Titel
Arcanis wird wieder die Farbe herangezogen. Es wird der Tab. smar. aber würde sich das habens tres partes
aber den betreffenden Theilen der Arcana eine gelbe philosophiae totius mundi gestalten: habens tres partes
Farbe beigelegt, und nun das Problem aufgestellt: Was T(ör fiftd Tß (fvatxd habens tres partes metaphysices.
gelb ist, ist Gold, da Gold gelb ist. Es handelt sich also,
indem es sich um die ersten Theüe der Arcana handelt, Achte Rubrik.
um: Sulphur, Acid. nitricum, Acid. sulp hur. Sulphur — Completum est quod
dixi de operatione SoHs.
wird als gelb genommen, was nahe hegt. Acid. nitricum Operatio das Griechische igyaaia, das ist zunächst
ist
crudum ist orangefarben, und diese Farbe wird als gelb die Thätigkeits - Entwickelung. Wenn in der fünf-
genommen. Acid. sulphur. wird als Acid. sulphur. crudum ten Eubrik bei der fortitudo darauf hingewiesen wird, dass
genommen, welches braun ist; braun wird als tief gelb der Mercur die partes subtiles et solidas vincit et penetrat,
genommen, und so kommt heraus, dass Acid. sulphur. so fasst der Autor das als eine Thätigkeits-Entwickelung
gelb ist. des Mercur. Der Mercur entwickelt seine Thätigkeit über
die zweiten Theüe der Arcana, dadurch absorbirt er diese,
Sechste Rubrik. (Index.) und die ganzen Arcana werden zu Mercur. Wenn also,
Sic mundus creatus bis modus est hic. sagt der Autor, der Mercur, welcher im Fortitudo- Stand-
Sic mundirs creatus est bezieht sich auf die zweite Eu- punct gegeben ist, omnem rem subtilem vincit und omnem
brik. Totus mundus heisst, wo es in dieser Interpretation rem solidam penetrat: —
so ist das eine iQyaaia, eine
bis hierhin vorkam, Arcana. Das isolirt stehende mundus, operatio, Mercurii.
wie es hier steht, heisst die Welt. In der zweiten Eubrik Ganz analog ist nun der Sachverhalt mit dem Gnld.
aber wurde durch das omnes res fuerunt ab uno auf die Wenn die Arcana zu Gold werden —
Gloria-Standpunct —
Erschaffung der Welt hingewiesen. wenn das Gold, welches im Gloria-Standpunct gegeben ist,
Hinc erunt adaptationes mirabiles. Die adaptationes be- ebenfalls omnem repa subtilem vincit und omnem rem so-
ziehen sich auf die dritte Eubrik. Es handelt sich um lidam penetrat, so ist das eine Igyadia, eine operatio,
das Anpassen des Mercur und des Goldes an das Hydrarg. auri, oder indem nach der dritten Eubrik aurum Sol, —
oxyd. rubr., um den Mercur- und Gold-Standpunct. Hinc eine operatio Solis.
enmt —
von dem, was die zweite Eubrik bringt, gehen Nun ist zwar gesagt Haec est fortitudo quia vincet
, ,

aus an das, was die zweite Eubrik bringt, nämlich an


, omnem rem subtilem omnemque solidam penetrabit. Es
das Hydrarg. oxyd. rubr., schliessen sich die adaptationes ist aber nicht gesagt, und kommt erst auf dem Wege
mirabiles an, das ist der Mecrur- und Gold-Standpunct. heraus, dass man es supplirt, dass man die gloria habe: —
Quarum modus est hic. Das bezieht sich auf die fünfte quia vincet etc. , weil er, der Gloria-Standpunct das ist ,

Eubrik, auf die Eubrik, in der auf die fortitudo massweis das Gold, vincet omnem rem subtilem, et penetrabit omnem
hingewiesen wird, in der der fortitudo (und gloria) der rem solidam.
adaptationes Eechnung getragen wird. Dies fasst der Autor in’s Auge, um eine Basis für seine
Schluss-Eubrik zu bekommen.
Siebente, Rubrik.
Er will sagen: Stosse dich nicht daran, dass in der
Itaque vocatus bis totius mundi. fünften Eubrik der Sachverhalt, wie es denn näher liegt,
Und
so werde ich denn Hermes trismegistus genannt — dass die Arcana zu Mercur und Gold werden, dass dieser
in der bekannten mysteriösen Anknüpfung. Sachverhalt blos in Bezug auf den Mercur näher ventilirt
Zum trismegistus wird Hermes auf Grund des Drei- worden ist, in Bezug auf das Gold aber unterwegs geblie-
Standpunctes des Hydrarg. oxyd. rubr., welches aufgefasst ben ist. Sage nicht im Anschluss daran, das, was in
wird erstens als Hydrarg. oxyd. rubr., zweitens als Queck- Bezug auf die fortitudo gesagt ist, ist vollständig, das
silber, drittens als Gold. aber, was in Bezug auf die gloria gesagt ist, ist unvoll-
Habens tres partes etc. ständig. Das ist nicht richtig. Vielmehr:
Und ich, der Hermes trismegistus, habe, entsprechend dem,
Completum est quod dixi (ego, Hermes, dixi) de gloria,
dass ich ein trismegistus bin, auch drei Theüe der Tab.
nam id quod dixi de operatione Mercurü, eodem modo se
smar., drei Haupttheile, das sind nämlich diejenigen, welche
habet quoad operationem Solis. „ Es ist vollkommen,
der Index bringt.
complet, was ich über die gloria gesagt habe, denn das-
Den Titel der
Tab. smar., die Phüosopliia totius mundi, selbe, was ich über die operatio Mercurü gesagt habe,
nimmt der Autor in einer, ihm eigenthümlichen Weise. gilt auch in Bezug auf die operatio Solis“. Dass nun statt
Die Griechen nannten die Kosmologie im Allgemeinen dieser weitläufigeren Eede kurzweg gesagt ist: Completum
Tf( (^'vaixa, Physik. Es ist nun der Standpunct der zwei- est quod dixi de operatione Solis ist eine Lakonität, welche
ten Eedaction der Pab. smar. der, dass sie sich, wenn
einer Tah. smar. sehr wohl ansteht, um so mehr, da in
:

ij 269 270

der fünften Eubrik durch den Passus Ideo fügtet a te werden wir sehen, dass diese Beziehung mehr direct heraus-
omnis obscuritas auf dieselbe Sachlage liingewiesen ist. kommt, indem an der Hand der Tab. smar. die Arcana
Nun heisst iQyaa(a nicht nur Thätigkeits-Entwickelnng, wirklich als Metalle aufgefasst werden. Alsdann liegt das
< sondern auch V erfertigung, Anfertigung, und damit Gold für das an der Spitze der Arcana stehende Arcanum
) ist denn tQyuaia rov ‘ifyUou, operatio Solis— /pixjonoita, näher, indem man da, wo man das Arcanum hat, auch
j: Goldmacherkunst, denn ja nach der dritten das Metall hat, iind somit auf einem Wege, der näher
1 Eubrik = /puoo'?. liegt, auf das Gold geführt wird. Jedenfalls ist es aber
Die Uebersetzung von operatio Solis mit Goldmacher- durch die Auffassung der Lehre vom Einarcanum als
j kunst bringt an und für sich weiter keinen neuen princi- XQvaonoi'i'a, wie sie sich an die vorliegende Interpreta-
i: piellen Sinn in die Sache. Wir erhalten auf diese Weise tion der Tab. smar. knüpft, angebahnt, dass später die
1 blos den subjectiven Standpunct wo wir vorhin den ob-
,
Arcana als Metalle aufgefasst werden.
k' jectiven Standpunct hatten.
Wenn wir nämlich sagen, vincere et penetrare des Gol- Alter der ersten, zweiten und dritten
des ist eine Thätigkeits-Entwickelung des Goldes, so
«I
Redaction der Tabula smaragdina.
! ist das der Standpunct des ideellen chemischen Processes,
u kraft dessen das Gold als erster Theil der Arcana deren Wie wir wissen, stammt die Tabula smaragdina aus
* zweiten Theil zu sich hinüberzieht, in sich aufgehen lässt. Alexandrien.
Wenn wir dem entgegen von der Goldmacherkunst, Man lässt das Alexandrinische Zeitalter gewöhnlich der-
XQvaonoua, sprechen, so ist das der Standpunct des Al- artig in zwei Perioden zerfallen, dass die erste Periode
i Chemisten, der den ideellen chemischen Process vornimmt. die Eegieruugszeit der Prolemäer umfasst, xnid von 323
; Dieser Alchemist bewirkt, dass das Uold oronem rem sub- a. C. bis 30 a. C. dauert. Die zweite Periode umfasst daun
tilem vincit et omnem rem solidam penetrat, und nimmt die Zeit vom Ende der ersten Periode bis zur Eroberung
1 damit eben die XQvffono'ia vor. Aegyptens durch die Araber, das ist von 30 a. C. bis
Dass nun der Autor in der achten Eubrik den Ausdruck 638 p. C. Wir für unseren Theil wollen aber die erste
operatio Solis hat, das benutzt er dazu, der Tab. smar. Periode gehen lassen bis zu Christi Geburt, das ist also
j einen zweiten Titel zu geben, nämlich Operatio Solis, das bis zum Jahre 1. Dann fällt nun sowohl die erste, als
: ist Goldmacherkunst, XQvaonoi'icc, resp. De Operatione die zweite und die dritte Eedaetion der Tab. smar. in die
. Solis, Tabula de Operatione Solis. Hiermit gewinnt er erste Periode des Alexandrinischen Zeitalters. Wir wollen
I einerseits neben dem Titel, welchen die siebente Eubrik uns diese Periode in drei Abschnitte theilen, wobei wir in-
. bringt, einen neuen directen Titel, denn der Titel Meta- dess den Anfang und das Ende des zweiten Abschnittes
. physik zeichnet ja mehr den Titel -Standpunct, den er nicht näher feststellen können. Dann fällt die erste Ee-
nicht einnimmt^ als den, den er einnimmt. Andererseits daction der Tab. smar. in den ersten Abschnitt, die zweite
gewinnt er damit aber noch ff. In dem Abschnitt „Wirk- Eedaetion in den zweiten Abschnitt und die dritte Ee-
liche Einigung Alexandrinischer Alchemisten an der Hand daction in den dritten Abschnitt.
der Tab. smar.“ haben wir darauf hingewiesen, dass die Wir wissen, dass die Stelle Haec est totius fortitudinis
Gegenpartei sagen kann, es habe Keiner das Eecht, an die der ersten Eedaetion der Tab. smar. eine pathologische
Tab. smar. (zweite Eedaetion) etwas anzuflicken. Dieser Eubrik ist, auf der Basis einer Humoral-Solidar-Pneumato-
Umstand muss nun, auch darauf haben wir dort hingewie- Pathologie steht, und damit im Geiste der Alexandrinischen
. sen, unseren Autor bewegen, seine neue Eubrik so zu fas- Schule geschrieben ist. Weil sie nun im Geiste der Alexan-
sen, dass sie als ein harmloses Urtheil erscheint, welches driuischen Schule geschrieben ist, so muss sie, und mit ihr
in den eigentlichen Inhalt der Tab. smar. nicht weiter ein- die Tab. smar. erster Eedaetion aus einer Zeit stammen,
schneidet, Nun, eben das bewirkt er, erreicht er dadurch, zu der die Alexandrinische Schule herrschte. Die erste
dass die Operatio Solis zum Titel, zur Bezeichnung dessen Eedaetion der Tab. smar. fällt somit in die Zeit, die zwi-
wird, was die Tab. smar. enthält. Sobald er nämlich in schen 323 und 280 bis 270 a. C. liegt. Man könnte nun
Operatio Solis den Titel der Tab. smar. hat, so ist Opera- möglicherweise einwerfen, wenn die pathologische Eubrik
tio Solis kurzweg gleich Tab. smar., und wenn da steht Haec est totius fortitudinis etc. auch auf der Basis einer
Completum est quod dixi de operatione Solis, so heisst das Humoral-Solidar-Pneumato-Pathologie steht, so braucht sie,
mit anderen Worten: Gompleta est Tabula smaragdina, die und damit die erste Eedaetion der Tab. smar., noch nicht
Tab. smar. istvollständig, das ist, die Tab. smar. ist jetzt aus den Zeiten der Alexandrinischen Schule zu stammen.
fertig. Das heisst aber wieder: Lieber Leser, wenn du in Es kann ja auch der Fall sein, dass ein späterer Alexan-
der Tab. smar., von Verum anfangend, zu habens tres driner an dieser Humoral-Solidar-Pneumato-Lelire GefaTen
partes philosophiae totius mundi gekommen bist, so bist fand, und ihr zu Liebe die betreffende Eubrik so entwaiff,
du fertig. Die neue Eubrik wird auf die Weise zu einem: wie sie eben ist. Damit würde denn, könnte denn die
Punctum, streu Sand drauf! Nun, ein solches Anflicksei erste Eedaetion späteren Datums sein. Ein solcher Ein-
ist harmlos genug. wurf ist nicht zutreffend. Mit dem Aufkommen der em-
I Indem nitn die Tab. smar. den Titel XpvaoTzoii'a erhält, pirischen Schule 280 bis 270 a. C. erfolgt der Bruch mit
wird die Alchemie, vom Standpunct der Arcanologie auf- der Humoral-Solidar-Pneumato-Pathologie bereits ganz prä-
gefasst, zur Xpvaonou«. Wir haben damit die Doppel- gnant, so dass es schwer zu denken ist, wie denn nun ein
bezeichnung für Alchemie: Methaphysik und ;fpiKT07ioii'tr. späterer Alchemist hinterdrein aufs neue zu einer Passion
Zwischen beiden wird der Unterschied gemaclit, dass Me- für die beseitigte Lehre kommen sollte. Gesetzt aber auch,
taphysik die Arcanologie überhaupt ist, die /pu- es sei ein späterer Alchemist von einer solchen eigenthüm-
GOTiotia dagegen die Lehre vom Einarcanum. Denn lichen Passion befallen worden, so kann er derselben kei-
das Hydrarg. oxyd. rubr. ist doch im Grunde nichts ande- nen solchen Ausdruck gegeben haben, dass er in der Tab.
re.s, als der P. solaris. Zieht also das Hydrarg. oxyd. smar. für sie kämpft. Hätte er das gethan, so hätte er
rubr. oder das Quecksilber die Arcana alle zu sich hinü- die Tab. smar. dazu benutzt, für einen ijathologischen
her, so werden die Arcana zu dem, was der P. solaris ist, Standpunct zu kämpfen, welcher einer vergangenen Zeit
das ist, sie werden alle zu P. solaris, und wenn man das angehörte, damit aber hätte er sich selbst einen Stein m
' eine Arcanum P. solaris hat, so hat man alle Arcana. Das den Weg geworfen. Die pathologische Eubrik figurirt
ist aber eben die Lehre vom Einarcanum unter der Spe- deshalb in der ersten Eedaetion der Tab. smar., damit
cialform, dass die Arcana das sind, was der P. solaris ist. Griechen und Juden in ihr einen Centralisationspunct
Und das ist die alte Indische Lehre, dass Siva und haben. Wie kann nun aber Jemand mit einer Tab. smar.
Vischnu in Brahma aufgehen, nur in anderer Motivirung. zu reüssiren hoffen und wirklich reüssiren, in welcher der

Dass nun das eine Arcanum, welches die übrigen Arcana Centralisationspunct Anschauungen zu Tage fördert, die
zu sich hinüberzieht, zu Gold gestempelt wird, kommt im Sinne des alchemistischen Publicums längst abgestan-
an der Hand der vorliegenden Inteiiiretation der Tab. smar. den sind ?
t blos auf einem Umwege heraus, nämlich derartig, dass Betreffs der metaphysischen Interpretation der Tah. smar.
I
man sagt, wir beziehen ruis auf die Metalle. Bei ihnen haben wir ff. zu bemerken. Die Lehre von der Xpvaonoua
I steht das edele Metall Gold an der Spitze aller. In ana- wurde von Narren und Betrügern derartig ausgebeutet,
I loger Weise können wir das Arcanum, welches an der als könne man in der That Gold machen. Wir werden
^ Spitze aller übrigen Arcana steht, Gold nennen. Später diesem Goldmacher-Schwindel später einen besonderen Ab-

I
271 272

schnitt widmen. Hier sei nur das erwähnt, dass der


'

vor Plinius rückwärts greifen, womit wir denn in die erste I


Hokus-Pokus seine verschiedene Methodik hat. Die älteste Alexandrinische Periode hinein kommen. 1
Methodik bestand darin, dass man, daran anknüpfend, Wir haben betreffs der Zeit, in welche die metaphysi- f
sehe Interpretation der Tab. smar. fällt, aber auch noeh
dass vom Gloria- Standpuncte der metaphysischen Inter- fl

pretation der Tab. smar. das Hydrarg. oxyd. rubr. eine ff. Anhaltspunct. Wir haben bei Aristoteles darauf auf- ]
Goldnatur annimmt , dass man daran anknüpfend sagte, merksam gemacht, dass Alchemisten die mit einer alten
, i

wenn das Hydrarg. oxyd. rubr. eine Goldnatur annehmen Speculation brachen und eine neue Speculation an deren
,
^
Stelle setzten, welche sie für einfacher, natürlicher, natur-
kann, so muss es zu Gold werden können, und wenn es zu
•'

Gold werden kann, so ist darin gegeben, dass man Hy- wüchsiger hielten, Aristotelismus zu treiben vermeinten, die ’

dragr. oxyd. rubr. in Gold permutiren kann. Nun gaben Bahn des Aristoteles einzuschlagen vermeinten. Dies hatte ;

die Alchemisten ihren Arcanis Namen, welche sich an über- nun namentlich in Bezug auf die metaphysische Interpre-
tragene Begriffe anschmiegten (man vergleiche darüber bei tation der Tab. smar. statt. Diejenigen , die ihr folgten, .

Plato). So gaben sie denn dem Hydrarg. oxyd. rubr., hielten sich für Aristoteliker. Indem sie sich nun für
anknüpfend an die rothe Farbe, den Namen von Che- Aristoteliker hielten, lagen ihnen die Schriften des Aristo-
'

nikalie, Mineralen, Metallen, welche eine rothe Farbe teles nahe, und aus diesen richteten sie ihr Augenmerk

haben. So kommt das Hydrarg. oxyd. rubr. beispiels- besonders auf die Metaphysik. Wir haben bei Aristoteles
weis zu den Namen Auripigmentum (das ist r o t h e r Sch wefel- darauf hingewiesen dass diese Schrift ein lückenhaftes
,

arsenik im Sinne der Alten, heut zu Tage bezeichnet man zusammengeflicktes Etwas ist, wie es unmöglich aus Aristo-
mit Auripigment gelben Schwefelarsenik), Minium u. s. w. teles Hand hervorgegangen sein kann. Vielleicht fällt die
Wenn wir also vorhin gesehen, dass man in mystificirter Umformung des eigentlichen Aristotelischen Werkes in die
Weise annahm, man könne Hydrarg. exyd. rubr. in Gold Zwittergestalt, die es jetzt hat, gerade in die Zeit, von
verwandeln, so kommt das in der alchemistischen Nomen- der wir jetzt sprechen. Doch wollen wir das dahin ge-
clatur darauf hinaus, man könne Auripigmentum, Minium stellt sein lassen. Wir wollen hier nur das in’s Auge
u. s. w. in Gold verwandeln. fassen, dass Aristoteles die Schrift, welche heute Metaphysik,
Nun steht in des Plinius Historia naturalis Lib. 3.S. Td fj.tzd zd (fvaixd heisst, das Werk über die jiQoiz>j ;

Cap. 4 Aurum faciendi est etiamnum una ratio ex auri-


; (fikoaocpia nennt (vergl. Physic. 1, 9, ebendaselbst 2, 2), .
|

pigmento, quod in Syria foditur pictoribus in summa tel- das ist also kurzweg: JIqojzi] (pikoao(pla, Uebersetzt man
lure, auri colore sed fragili lapidum specularium modo.
, ,
nun 7iQ(üz>] ipikoaotpia mit: Philosophie über das Erste, |

Invitaveratque spes Cajum principem avidissimum auri,


,
sagt alsdann, das Erste ist der Anfang, wie er in ,

quamobrem jussit excoqui magnum pondus; et plane fecit der 'biblischen Schöpfungsgeschichte tigurirt, sagt ferner, ,

aurum excellens, sed ita parvi ponderis ut detrimentum am Anfang wurden Himmel und Erde geschaffen, Himmel
,


1 ,

sentiret, illud propter avaritiam expertus, quamquam auri- und Erde aber die Welt
sind : dann ist ngeizt] '

pigmenti librae XIV permutarentur nec postea tentatum


; (pikoaoifla : philosophia mundi oder totius mundi. Philo- j

ab ullo est. Sophia totius mundi ist aber der Titel der zweiten Redaction I)

„Es giebt ausserdem noch eine Art, aus Auripigment der Tab. smar., der Titel dieser Interpretation par excellence. ,

Gold zu machen. Dies (Auripigment) wird in Syrien für Wir haben also, anknüpfend an die Calculation von vor- ;

die Maler gegraben, kommt nicht tief in der Erde vor, hin den Sachverhalt^ dass der Titel der betreffenden Schrift m
hat die Farbe des Goldes, ist aber zerbrechlich wie Spiegel- des Aristoteles (Metaphysik) den Titel der zweiten Redaction |,

stein. Die Hoffnung war für Cajus, einen sehr geldgieri- der Tab. smar. deckt, die beiderseitigen Titel sind ja eben
jj
gen Fürsten, einladend gewesen. Daher befahl er, eine Philosophia totius mundi. Es liegt nun nahe, dass man L
grosse Menge auszukochen. Und in der That machte er auf Aristoteles, auf seine betreffende Schrift (Metaphysik) |j
ein herrliches Gold, aber in so geringer Menge, dass er blickend, sagte, die Tabula smar. heisst in alter Form: Phi- |||
Schaden zu haben glaubte. Dieser Schaden lag aber wohl losophia totius mundi, in neuer Form: Td fiszd zd (pvOixd, , j

nur in seinem Geize, denn es waren 14 Pfd. Auripigment analog soll nun auch die Aristotelische Schrift, die in alter j ,

permulirt worden. Hinterdrein wurde es von Keinem mehr Form Philosophia totius mundi (jiQtäzt] (pikoaotpia) hiess, |j

versucht. “ in neuer Form:?’« jutzd zd tpvGixd heissen. Und so ge- :j||

Mag an diesem Histörchen des Plinius nun sein, was schah es denn auch. Die Philologen zerbrechen sich den
da will, so viel steht fest,dass Plinius uns dasselbe auf- Kopf darüber, woher denn der Titel Metaphysik, Td fiszd j,
tischt. Er könnte es uns aber nicht auftischen, wenn zu zd (fvaixd, für die betreffende Aristotelische Schrift her- Ij

seiner Zeit nicht bereits die Ansicht existirt hätte, man rührt. Nun er kommt eben daher, dass man den Titel ||
könne aus Auripigment Gold machen. Diese Ansicht könnte des mutilirten Werkes mit dem Titel der metaphysischen {
aber nicht existiren, wenn die metaphysische Interpretation Interpretation der Tab smar. in Einklang brachte. ^
der Tab. smar. nicht bereits existirt hätte. Es wurde nun Hat man das nun vor Augen, so giebt uns die Aristo- j
Plinius geboren 23. p. Chr., er starb 79. p. C. Also telische Schrift Metaphysik einen Anhaltspunct für die

zwischen 23 79 p. C. muss die metaphysische Interpretation Zeit, zu der die metaphysische Interpretation der Tab. |
der Tab. smar. bereits dagewesen sein. Nun aber bedenke smar. entstanden ist. Haben wir nämlich einen gewissen i j,

man, als der Schwindel, man könne aus Hydrarg. oxyd. Zeitpunct und wissen von ihm, dass damals die Axistote- In
rubr. resp. aus Stoffen, die ihm verwandt sind, Gold machen, Hsche Schrift schon den Titel Td fiszd zd (pvatxd führte, |
auftauchte, da war das eine wichtige Neuigkeit, und es war ge- so ist das ein Beweis dafür, dass damals auch bereits die |L
wiss in der Leute Mund; Hast du es schon gehört, sie betreffende Interpretation der Tab. smar. da war, denn yn
haben etwas wichtiges entdeckt. Ehe es so weit kam, dass ohne dass der Titel nicht auf Seiten der Tab. smar. da li;
man es so ruhig dahin, als eine selbstverständliche Sache war, kann er auch nicht auf Seiten der Aristotelischen fifi
erzählte, man könne aus Auripigment, Minium u. s. w.
Schrift sein. Nun wissen wir, dass bereits Nico laus,
Gold machen, darüber musste eine ziemlich geraume Zeit ein Peripatetiker, die Aristotelische Schrift genannt hat: Ifj
verstreichen. Plinius nun aber erzählt uns schlicht hin, &S(OQia ZMv IdQiazozikovg fiszd zd (pvaix.d. Dieser
man könne aus Auripigment Gold machen. Seine Erzäh- Nicolaus aber ist ein Zeitgenosse des Kaisers Augustus.
|

lungsweise ist nicht die; Denkt einmal, da haben sie eine


Augustus hält 29 a. C. bei seiner Rückkehr nach Rom
wichtige Entdeckung gemacht, man könne aus Auripigment seinen Triumphzug, er stirbt 14 p. C. Sagen wir also in
Gold machen. Es ist komisch. Aber wahr muss doch Bausch und Bogen, Augirstus habe um das Jahr unserer1

etwas an der Sache sein denn der und der hat es ver-
, Zeitrechnung gelebt. Dann kommt heraus, dass Nicolaus >

sucht und ist, wenn auch nicht zu einem absolut glänzen-


um das Jahr 1 fällt, womit denn gegeben ist, dass die i

den Resultate, so doch zum Ziele gekommen. Vielmehr, metaphysische Interpretation bereits um das Jahr 1 da h
wie gesagt, erzählt er sein Histörchen so schlicht hin, als
war. Bedenken wir nun aber, dass schwerlich gerade
wenn das so eine Sache ist, die sich von selbst versteht,
heute die betreffende Interpretation aufkommt, und Mor-
man könne Auripigment in Gold permutiren. Damit haben
gen Nicolaus die Aristotelische Schrift Metaphysik nennt,
wir denn das Factum, dass die Zeit, wo die Kunst, aus
Auri- dass somit zwischen dem Aufkommen der metaphysischen ^
pigment Gold zu machen, eine Neuigkeit war, bereits
Interpretation der Tab. smar. und dem neuen Titel des
hinter Plinius liegt. Also steht nichts im Wege, dass wir Nicolaus immerhin eine Zeit liegt, so kommen wir auch
in Bezug aufdie Zeit, zu der die metaphysische Interpre-
so wieder in die erste Alexandrinische Periode hinein.
tation der Tab. smar. in’s Leben trat, ein ziemliches Stück
Und endlich spricht für das Fallen der metaphysischen
;

273 27

Interpretation der Tab. smar. in die erste Alexandrinische Wir wollen den Menschen machen, oder: Lasst uns den
Periode noch das, dass Philo, den wir bald näher kennen Menschen machen, das ist also Gott im Plural. Hier setzt
lernen werden, bereits hinter der betreffenden Interpreta- er sich über den einfachen Sachverhalt hinweg, dass es
tion steht. Philo ist aber ein Zeitgenosse Christi. sich beim: „Wir wollen machen oder Lasst uns machen“
einfach um
den Plm-alis majestaticus handelt, vielmehr
Nenplatonismns. steift er sich
darauf, dass sich der Plural auf mehrere
Götter beziehe, die Bibel spreche bei der Erschaffung des
Das Motiv , welches den Autor der metaphysischen In- Menschen von mehreren Göttern, und damit sei der Ein-
; terpretation der Tab. smar. leitet, mit dieser hervorzu- klang von Bibel und Timaeus da. Einem derartigen künst-
j
treten, ist ein durchaus vernünftiges. Es ist besser, dass lichen Nachhelfen, um den Einklang zwischen Bibel und
I sich die Alchemisten um eine Interpretation scharen als , Timaeus herauszubekommen, wirft sich Philo mannigfach
,
dass sie , dieser der Jüdischen , jener der Griechischen in die Arme. Wir werden dafür in der Phiionischen
Interpretation der zweiten Eedaction huldigend, gegenseitig Interpretation der Tab. smar. noch mannigfache Belege
hadern. Aber jener Autor hatte gut predigen. Wenn er finden.
sich auch auf seine Höhe stellte, und ein Häuflein Geistes-. Wir haben bereits vorhin bemerkt, dass die metaphy-
: verwandter ihm folgte ein anderer Theil Alchemisten
, sische Interpretation der Tab. smar. in die alten Inter-
folgte ihm nicht. Die hatten nicht die Energie, mit lang- pretationen Bresche gerannt hatte. Das nun bewegt den
jährigen Traditionen zu brechen, und die Arcanologie von Philo, mit einer neuen Interpretation hervorzutreten. Er
den Schwester - Disciplinen loszuschälen. sagt also nicht, da Plato: Moses und Moses: Plato ist,
Es erhob sich gegen die Anhänger der metaphysischen so sind unsere, der Griechen und Juden Besonderstand-
Interpretation eine Gegenpartei, welche mit Besonderwaffen puncte gar keine Besonderstandpuncte, nehmt die Grie-
kämpfte. Wir sagen mit Besonderwaffen denn die neue , chische Interpretation, nehmt die Jüdische Interpretation,
Interpretation hatte Bresche in die alten Interpretationen
gerannt. Auch die Alchemisten, welche sich mit der neuen
das bleibt sich ganz gleich: —
so sagt er nicht, sondern
er tritt eben mit einer neuen Interpretation der Tab. smar.
Interpretation nicht befreunden konnten fühlten sich in
, hervor. Als Substrat derselben nimmt er den Menschen.
ihrem alten Standpuncte unbehaglich. Wir wissen (vergl. metaphysische Interpretation der Tab.
Es lieben nun die Leute im Allgemeinen, wie man sich smar., siebente Rubrik), dass die Kosmologie t «
:
(f vaixä,
i
tägUch überzeugen kann, mehr Unfrieden und Uneinigkeit Physik, ist. Diese Physik nun ist, nachdem die meta-
als Frieden und Einigkeit. Indessen wenn sie das Beispiel physische Interpretation in die Interpretationen der zwei-
von Frieden und Einigkeit handgreiflich vor sich haben, ten Redaction der Tab. smar. Bresche gerannt, nicht ge-
so hat dies Beispiel etwas verführerisches, etwas anstecken- rade unmöglich geworden für die Tab. smar., hat aber
des. So auch hier. Das Beispiel derjenigen, die sich um doch von ihrem alten Ansehen verloren. Dagegen eine
die metaphysische Interpretation der Tab. smar. in Einig- andere Physik wird hierdurch nicht tangirt. Es heisst
keit scharten, übte auch einen Rückschlag auf diejenigen,
welche zurückblieben. Man fand auf einmal, dass wenn
nämlich Timaeus, P. 27 : fJofe yäQ Xifictioy —
nQtäiov kiyeiv aQ'/ofxtyoy and toC x6a/xov ytyiatwg,
das das Motiv wäre, vom Alten abzugehen, dass dies itkevTcey dk elg ay&Qtöntoy (fvaiy. „Es schien uns näm-
|Alte Kampf und Hader gesetzt, dass das denn doch nicht lich als passend,) dass vor Allen Timaeus das Wort nähme,
so ganz stichhaltig wäre. Wenn das Alte Kampf und beginnend mit der Kosmogenese, und schliessend mit der
Hader gesetzt, so das freilich keine erhebende Er-
sei Natur des Menschen.“ Die xdofiov yiyfOig ist nun die
scheinung , indessen
das Alte als solches implicire den alte Physik, welche das Ansehen verloren hat, äie <pvatg
Hader nicht. Man köime beim Alten bleiben, ohne zu dy&QÜmojy ist die neue Physik, an die Philo in seiner
iadern. Man könne sich auch im Alten einigen, und die Interpretation anlehnt.
anzustrebende Einigkeit erheische gerade keine metaphy- Mit dem Menschen, der auf die Weise das Substrat der
sische Interpretation der Tab. smar. Tab. smar. wird, kommen wir auch auf die Seele des
An die Spitze derjenigen, welche der metaphysischen Menschen, denn im Menschen haben wir den Körper und
.nterpretation nicht folgten, und die auf Grund des Alten die Seele. Damit haben wir denn in der Phiionischen In-
;ine' Einigkeit anzustreben suchten, trat Philo. Philo terpretation der Tab. smar. nicht nur den Platonismus,
vurde einige Jahre vor Christus zu Alexandrien geboren. d. i. hier der Einklang biblischer und Platonischer Auf-
5r schrieb mehrere Abhandlungen von mehr oder wenig fassungsweisen, sondern auch Berührungspuncte mit der
gleicher Tendenz die hauptsächlichste von ihnen ist die
, Aegyptischen spirituellen Interpretation der Tab. smar.
Koofionoua, Creatio mundi oder Opificium mundi über- Damit steht denn die neue Interpretation auf dem Stand-
jehriebene. In ihr wird die Phiionische Interpretation der puncte, dass sie der Griechischen und Jüdischen Interpre-
jCab. smar. (s. den Besonder - Abschnitt über diese) be- tation der zweiten Redaction der Tab. smar. den Rücken
prochen. wendet, dass sie dagegen an die Aegyptische spirituelle
Philo meint, derTimaeus des Plato bilde einen Concentra- Interpretation anlehnt. Das hatten sich die Autoren der
lionspunct für Griechische und Jüdische Kosmogenese und Tab. smar. gewiss nicht träumen lassen, dass die Aegyp-
ras sich an sie knüpft. Nach der vulgären Auffassung tische Interpretationen, die sie blos so nebenher gaben,
immt er den Moses als den Autor der 5 Bücher Mosis und um doch auch so nebenbei den Aegyptern gerecht zu
omit auch als den Autor der beiden Schöpfungsgeschichten, werden dass diese dazu berufen sei, dereinst in den
,

nd an der Hand dessen nimmt er Moses, als den Autor Vordergrund zu treten. So werden aus den Letzten die
er Schöpfungsgeschichten, und Plato, als den Autor des Ersten.
imaeus, geistig gefasst, als dieselben Personalitäten. Mo- Wir müssen nun noch darauf hinweisen, dass der An-
bs will, was Plato will, und Plato will, was Moses will
schluss an Plato seitens derjenigen, die gegen die meta-
:ie Jüdische Kosmogenese und was sich an sie knüpft ist physische Interpretation der Tab. smar. Front machen,
asselbe, was die Platonische
Kosmogenese und was sich nicht nur darin gegeben ist, dass der Timaeus wohl geeig-
n sie knüpft ist. —
Stellenweise ist nun die Ueberein- net ist, einen Concentrationspunct für Jüdische und Grie-
timmung, das Zusammentreffen zwischen Bibel und Ti- chische Alchemie zu bieten, zumal wenn man da, wo dies
'laeus in der That da, sie ist nicht von der Hand zu
Zusammentreflen nicht da ist, wie Philo künstlich nach-
'eisen, und zwar aus dem sehr einfachen Grunde, weil
hilft, sondern auch darin, dass Aristoteles und Plato ge-
dato mit seinem Timaeus auf die Bibel fusst. W^o nun genüberstehen. Aristoteles ist ein Antiplatoniker, wo er
ber dieses natürliche Zusammentreffen nicht da ist, da auf Plato zu reden kommt, geht es selten ohne directe
.eht Philo die Uebereinstimmung künstlich heran. So oder Seiten-Hiebe ab ;
die beiden sind die „feindlichen
B. überweist im Timaeus der Demiurg den Göttern des Brüder.“ Da nun die Anhänger der metaphysischen In-
immels und der beweglichen Himmelskörper die Er- terpretation der Tab. sm. „Aristoteliker“ sind, so werden
;liaffung des Menschen. Es schaffen also viele Götter, die Gegner auch vom Standpunct des Gegenüberstehens
nd nicht der Eingott, der Demiurg, den körperlichen von Plato und Aristoteles zum ersteren hingetrieben.
ienschen. Dem entgegen schafft in der Bibel der Eingott Die Einigkeit derer nun, die sich um die metaphysische
biiMenschen. Hier bringt nun Philo den Einklang zwi- Interpretation der Tab. smar. scharten, und derjenigen,
hen Bibel und Timaeus derartig zu Wege, dass er sich die sich um die Phiionische Interpretation scharten, war
'iräuf steift, dass im ersten Buche Mosis, Vers 26 steht: eine differente. Die ersteren hatten eine gesunde Basis,
18
276
276

In Bezug auf diese letzteren liaben Die Drei-Einigkeits - Interpretation der Tab, smar. rief
die letzteren iiiclit.
zwei andere Interpretationen in’s Leben, die Pythagoräische
wir ja tf. Sachlage. Fiü-’s erste hat der Einklang zwischen
Bibel und Timaeus etwas gezwungenes. Denn wenn
Plato und die magische. (S. d. Besonderabschnitte über diese.)
Die Pythagoräische Interpretation der Tab. smar. geht
zwar auch mannigfach auf die Jüdische Schöpfungsge-
zu thun, davon aus, dass die Christen - Gemeinden Verbrüderungen
schichte fusst, so war es ihm doch nicht darum
sich ihr zu nähern, sondern vielmehr darum,
ihr aus dem seien, die sich um ihren Herrn und Meister Christus
scharten. Nun, sagten die Pythagoräer, denen der Ge-
Wege zu gehen. Das ist ja mit eine Hauptaufgabe, die
Anlehnen an gensatz von Griechenthum und Christenthum Stoff zu neuem
sich Plato bei seinem Timaeus gesteckt, sein
möglich zu Aufblühen bot, diese Christlichen Verbrüderungen finden
die Jüdische Schöpfungsgeschichte so viel als
eine Pai’allele in den Pythagoräischen Verbrüderungen,
"verwischen. Wie passt das nun zum Einklang? Und
dann
verschliesst die Phiionische Interpretation der Tab. smar.
den welche sich um ihren Herrn und Meister Pythagoras scha-
ren. Wenn jene also Christus zum Substrat der Tab. smar.
früheren Interpretationen ja nicht die Thür, sondern der
Phiionischen Interpretation wird gar nicht zu nahe getre- machen, so können wir Pythagoras zum Substrat derselben
ten, wenn man neben ihr die alten Interpretationen
auf- —
machen. Die magische Interpretation der Tab. smar. geht
recht hält. Das muss angehen, weil ja Philo davon aus- davon aus, dass Christus auf Grund der Wunder, die er
verrichtet, als ein Magier angesehen wird. Die Magier,
geht, dass an den alten Interpretationen an und für sich
gar nichts auszusetzen ist, dass nur daran etwas auszu- welche bereits unter den ersten Kaisern im Römischen
setzen ist, dass man sich auf Grund ihrer in Zwist und Reiche eine erhebliche Ausbreitung erlangt hatten, sagten:
Hader gegenüberstand. Sobald nun aber die Phiionische Wenn die Christen Christus zum Substrat einer Interpretation
Interpretation dem Aufrechthalten der alten Interpretatio der Tab. smar. maehen, so heisst das, die Tab. smar. be-
nen nicht zu nahe tritt, so ist damit gegeben, dass man kommt die Magie zum Substrat. Die Christlich-magische In-
die Phiionische Interpretation anerkennen und damit
,
terpretation ist dieDrei-Einigkeits-Interpretation, die eigent-
doch den alten Hader um Jüdische oder Griechische Inter- liche magische Interpretation ist eine andere (nämlich die,
pretation aufrecht erhalten kann. An so etwas zu den- welche wir im betreffenden Besonderabschnitte bringen).
ken fiel nun zwar Pliilo selbst nicht im Traume ein. Eine eigenthümliche Vertretung erhält die magische Inter-
Der dachte, die gegenseitige Concentration ist im Timaeus pretation der Tab. smar. dadurch, dass der Magier, der
da, auf dem Boden dieser Concentration ist meine, des in ihr eine Allgemein- Vertretung hat, eine besondere Ver-
Philo, Interpretation gewachsen, also wer diese Inter- tretung erhält, in einer besonderen Persönlichkeit vertre-
pretation anerkennt schliesst mit
,
dem alten Hader. ten wird. Diese Persönlichkeit ist Apollonius von Tyana.
Er übersah, dass man seine Interpretation anerkennen Derselbe wird uns von Philostratus dem Aelteren in
könne, auch ohne dem zuzustimmen, dass Plato: Moses, seiner Vita ApoUonii, Bios 'Anokkuiptov (•PikoaigÜTOv eig
und Moses Plato sei. Dazu kommt, dass es, ganz abge-
:
TÖy 'Anokkuiyiov rov Tvaviaig ßioy ßißkia) vorgeführt,
sehen vom gezwungenen Einklang zwischen Bibel und welches Werk er auf Antrieb der Julia, der Gemahlin des
Timaeus, an und für sich gerade nichts perverses, aber —
Severus (Kaiser 193 211 p. G.) verfasste. (S. d. Beson-
doch etwas eigenthümliches hat, die Griechen, welche derabsclmitt Apollonius von Tyana.)
Griechen und keine Juden sind, auf die Bibel zu verwei- Die Ai-t und Weise des Philostratus, das, worauf er
Sv'n, und den Juden statt ihrer Bibel den Timaeus zu über- eigentlich lossteuert, unter der Form einer Lebensbeschrei-
reichen. Und endlich kommt hierzu noch im Bezug auf bung des Apollonius zu bringen, bewegt den Jamblichus
die Griechen das, dass bei einem Theile von ihnen selbst zu seiner Vita Pythagorica, {‘la/ußkixov Xaky.i^icixs r^S
beim Hinuehmen des Moses für Plato noch nichts gewon- y.oikt]£ XvQtag nSQi rov UvO-ayOQi xov ßiov köyos),
nen war. Es liegt ja so nahe, dass dieser Theil sagte, einem Buche, welches sich übrigens nicht nur mit P^ha-
was geht uns Plato an? Plato nimmt in der Griechischen goras, sondern auch init den Sitten und Gebräuchen der
Alchemie einen besonderen Standpunct ein, ist aber gar Pythagoräer beschäftigt. Jamblichus lebte erst im vierten
lücht dazu berufen, ein Repräsentant der Griecldschen Jahrhundert p. C. Dadurch muss man sich nicht verlei-
Alchemie zu sein. Mag dieser Plato zu Moses stehen, wie ten lassen, die Pytliagoräische Interpretation der Tab.
er will, auf den Allgemein-Standpunct der Griechischen smar. erst in’s vierte Jahrhundert zu setzen. Die ist viel-
Alchemie hat das keinen Einfluss. Wenn alles das nun mehr viel frülieren Datums. Wie gesagt, dem Jamblichus
auch im ersten Augenblicke nicht hervortrat, im ersten giebt zu seiner Vita Pythagorica die Vita Apollonii den
Augenblicke, wo man sich freute, in Philo einen Mann Impuls, welche letztere ebenfalls der magischen Inter-
zu begrüssen, der bewies, dass der Grund, welcher die pretation der Tab. smar. nicht vorangeht, nicht mit ihr
Gegenpartei ziur metaphisischen Interpretation der Tab. coincidirt, sondern ihi- folgt. Wir besitzen auch noch eia
gmar. hintrieb, nämlich der Ueberdruss am Hader, eigent- Bruchstück einer Vita Pythagorae Porphyrii. Wie die-
lich gar kein Grund sei, da man heim Alten bleiben könne, ses Werk in Bezug auf früheres oder späteres Erscheinen
und doch nicht zu hadern brauche, so war es doch wohl der Vita Pythagorica des Jamblichus gegenübersteht, wol-
dazu angethan, in der Folge, wo der erste Enthusiasmus len wir dahin gestellt sein lassen. Ritter shausen
sich abgekühlt hatte, an die Oberfläche zu treten. (Noten zur Vita Pythagorae) hält die Vita Pythagogae des
Diese Sachlage gab nun ein Motiv dazu ab, dass, ent- Porphyrius für eine Ax’t Auszug aus der Vita Pytharorica
gegen dem, dass die Anhänger der metaphysischen Inter- des Jamblichus. Der Titel des Porphyrischen Werkes
pretation der Tab. smar. um diese wie die Mauern heisst: HoQ(fVQiov <fikoao(f)Ov , rov xai M^kxov, ij

standen —
es dauerte sehr lange, bis die metaphysische ßciaikicvs, Ilvd-ayo^ov ßiog. Dieser Titel ist von Interesse.
Interpretation in ein neues Stadium trat —
dass entgegen Ihm zufolge heisst Porphyrius auch Malchus. Da nun
dem an der Phiionischen Interpretation mannigfach ge- Malchus, königliche Würde heisst, so macht man
modelt wurde. Wir bringen um dies zu zeigen die Pö-
mandrische Interpretation der Tab. smar. (S. den Be- daraus ßaöiktög, das ist, aus der königlichen Würde
sonderabschnitt über diese.) wird ein König, und so wkd Porphyrius zum König. Da-
Aber die Plülonische Einigkeit ohne rechten Boden mit haben wir denn den alchemistischen Titel „König“,
platzte so recht wie eine Seifenblase, als die jung auf- der später auch dem Geber gegeben wird, und an der
blühenden Christen sich auf die Tab. smar. warfen, und auch der Name Basilius Valentinus anlehnt.
dieselbe für sieh in Beschlag nahmen. Sie sagten, es ist Endlich ist hier noch die Platonische Interpretation dei
schon recht, dass die Mensch-Interpretation der Tab. smar. Tab. smar. zu erwähnen, über die wir in dem Besonder
ihre Begründung hat, aber das liegt tiefer, als Philo ge- abschnitte, welche wir ihr widmen, das Nähere keunei
ahnt, oder gar sagten sie, Philos Idee mit seiner Mensch- lernen werden. Hier sei blos das erwähnt, dass dieselbi
Interpretation war die Idee eines Erleuchteten, eines In- wahrscheinlich von Ammonius Saccas (f 241 p. C.
spirirten. Nicht um den Menschen als solchen handelt es herrührt. Ist aber Saccas nicht der Autor, so ist es sei;
sich, es handelt sich um den Gottmenschen, um Christus. —
Schüler PI otinus (250 270 p. C.). Von Ammonius Sac
Und so trat denn die Christliche Drei-Einigkeits-Interpre- cas besitzen wir keine Schriften von Plotinus desto mein
;

tation in’s Leben (s. d. Besonderabschnitte über diese, und Die Schriften dieses hat Porphyrius, sein Schüler, i
yergh damit die Aöyog- und >f>a)f-Interpretation der Tab. sechs „Enneaden“ arrangirt. Es wäre ein schweres Stüc
smar.), und machte zwischen Christen und Nicht-Christen Arbeit, sich ohne Beihülfe in Bezug auf die Platonisch
ein vollkommenes Unmöglichkeits-Verhältnisa. Interpretation der Tab. smar. aus dem Wüste der Ploti

I
. — :

277 278

nischen Expositionen herauszujSnden, und deswegen wollen Cosmopoei'a, sagt in Bezug hierauf folgendes: fzEzee d/) zdXXa
wir dem P r o cl u s einen Dank votiren, der uns in seiner näyzcc, xafXdnEQ iXix^'l .• äv&Qmnöy (prjGi xat'
I
SxoiXetoiGig ^toXoyix^, Institutio theologica, die Arbeit eixoya ysyiad-ai &eov xai xad-' ö^xoimGiy, ndyv xaXeog.
erleichtert hat. ijucfeqigSQoy ydg ovöhy yrjysysg dyd-Qconov z^y
j

d'i{j.(f)tqeiay firidtig eixcc^tzco Guifzazog *

Philos Interpretation der Tabula ovzs ydg ciyd-gaijzöfiogqxog ö 9sdg, ov'ze -S-eoetdeg zd
dyS-doijiiyoy G(öfza. d^elxcuy XiXtxzai xazd zdy itjg
smaragdina. tj

xpvXK? t]ye^6ya yovy. „Nach allem anderen, wie be-


Vergl. Philo: Cosmopoei'a. richtet, sagt er — der Autor der Schöpfungsgeschichte —
Diese Interpretation nimmt sich den Menschen zum treffend, der Mensch sei nach Gottes Ebenbild geschaffen.
Substrat. Die biblische Schöpfungsgeschichte fängt mit Denn nichts ist Gott ähnlicher geschaffen, als der Mensch,
der Erschaffung von Himmel und Erde an, und schliesst Nun muss man aber die betreffende Aehnlichkeit nicht auf
mit dem Menschen. Diese beiden Puncte sind die her- das Körpergepräge beziehen, denn weder sieht Gott aus
vorragendsten der Schöpfungsgeschichte. Ebenso fängt wie ein Mensch^ noch hat der menschliche Körper als
der Timaeus an mit der xöay,ov yiysGtg, und endet solcher ein göttliches Gepräge. Vom Ebenbild ist die Rede
mit der (pvaig dvd-qtonov. Wenn man daher von der in Bezug auf den yovg, das Oberhaupt der xpvX>j -^
Interpretation der Tab. smar., welche, entgegen der meta- Wenn nun aber vom Ebenbild die Rede ist in Bezug auf
;
physischen, als die kosmologische aufgefasst wird, ab- den yovg, so muss eben die Aehnlichkeit des yovg mit
:
geht, so ist eine würdige Stellvertreterin dieser Interpreta- dem Xoyog da sein.
tion eine solche Interpretation der Tab. smar., die sich Die vorliegende Interpretation nimmt fünf Rubriken an.
mit dem Menschen befasst. Die erste Rubrik gehu bis versa fuerit in terram. Die
Es heisst nun Timaeus, Mitte P. 30: ovzcog ovv Sij zweite Rubrik fängt bei Separabis an und geht bis in-
I
xazd Xöyoy zdy elxoza dfi Xtysiy zoyfs zdy xößfxoy feriorum. Die dritte Rubrik umfasst die gloria und forti-
i

C(öoy s\uijjvXoy eyyovy zs z^ dXtj&eir^ dtu z^y zov &eoH tudo. Die vierte Rubrik umfasst den Index, die fünfte den
ysy ißd-ai nqöyoiay Schluss : Iiaque vocatus sum bis totius mundi.

Das heisst im Grunde: So muss man denn sachent-


sprechend und wahrheitsgemäss diese Welt nennen ein be- Erste Rubrik.
• seeltes mit Verstand begabtes thierisches Wesen, entstan- Verum bis versa fuerit in terram.'J
;
den durch die göttliche Vorsehung. Die Einleitung verschmilzt mit der Rubrik Quod est in-
Philo will aber xaza übersetzt wissen, [mit „in Bezug ferius bis rei unius.
auf“, und bekommt so als Sinn heraus: in Bezug auf den Im Timaeus blickt Gott bei der Welterschaffung auf das
I
Xöyog sei die Welt ein thierisches Wesen mit \pvy^ und XKzd zavzd tX^y) auf das Paradigma der ideellen Ele-
vovg. Auf die Weise bekommt er denn heraus, man mente. Ganz so lässt Philo Gott in der biblischen
müsse dem xÖG/nog gegenüber ein dreifach Geistiges an- Schöpfung.sgeschichte auf das xKzd zavzd e'xoy blicK-n,
nehmen, 1) den Xöyog, 2) den yovg, 3) Aieipvyjj. Diese und dies ist die erste Schöpfungsperiode nach der Alex.m-
drei Seelen- Qualitäten, nimmt er nun an, seien graduell drinischen Interpretation der Schöpfungsgeschichte. Nach
von einander verschieden, ständen im Klimax zu einander, Philo ist also die erste Schöpfungsperiode das Paradigma,
i

Am höchsten steht der Xoyog, das ist der lo'/o? Gottes. auf welches Gott blickend, die zweite Schöpfungsperiode
Der Xoyog ist der Plan Gottes, die Welt zu erschaffen. instituirt. Die Welt der ersten Schöpfungsperiode ist der
Diese Alexandrinische Auffassung der ideellen Mat. prima xÖGptog yotjzdg, die intellectuelle Welt, der xÖGfxog ix
kennen wir. Einen Plan fassen, ist aber eine geistige züiy ideiby, die ideelle Welt. Von diesem xÖGfxog yotjzdg.,
Thätigkeit. Wir haben daher im Xoyog den Geist oder, ix z(äy idecoy ist die Welt der zweiten Schöpfungsperiode
anders ausgedrückt, die Seele Gottes. Der yovg ist der ein dnsixöyiGfza, ein Abbild. Diese Welt der zweiten
menschliche Geist, die menschliche Seele. Diese steht na- Schöpfungsperiode ist reell , wahrnehmbar , aiGO-rjzÖg,
,
türlicher Weise unter dem Xöyog, da letzterer Gott zukommt. sichtbar, ogazdg, entstanden, ysyrjzog. Die ideelle Welt,
Sie steht aber über der tpvy^. Der yovg ist, wie sich das Paradigma ,
die Welt der ersten Schöpfungsperiode,
^
Philo selbst ausdrückt, gewissermassen eine ipvyi} von der verschmilzt nun wieder mit dem Xoyog. Philo sagt in
1
das ist also eine potenzirte xpvy^. Wie nun der Bezug darauf: dijloy de Szi xai ^ dgyizvnog Gcpgaylg,
Xöyog Gott zukommt, der yovg dem Menschen, so kommt Sy (pd^usy Eiyai xÖG[xoy yorjzöy , avzdg dy sYtj zd
die xpvyij dem Thier zu. xpi’X^ ist also in gewisser Be- d gxizvnoy nagddEiyfia, tdia zwy idseSy, d d-eov Xöyog.
! Ziehung das, was wir Instinct nennen. Wenn wir indessen „Offenbar ist das Vorbild-Siegel, von dem wir sagen, essei
bei xpvX^ nur den Instinct und bei yovg nur die höhere die ideelle Welt (der ersten Schöpfungsperiode), offenbar ist
Menschenseele vor Auge haben wollten, so wäre das nicht dies, dürfte dies sein, selbst sein, das archetypische (vorbild-
richtig. Die Endpuncte kommen zwar auf so etwas hinaus, liche) Paradigma, die Idee der Ideen, der Xoyog Gottes.“
'

I
indessen im Allgemeinen würde durch eine solche Auffas- Das ist nun nicht zutreffend. (Man vergl. die Abschnitte
[ sund ein antipodarisches Verhältniss zwischen yovg und Neue Interpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte,
'

xpvx>i herbeigeführt werden, welches nicht strict im Sinne gegen Ende , und :..rifoyof-Interpretation der Tab smar.)
.

i Philos liegt. Indem der yovg gewissermassen eine xpvy^ Philo denkt sich seinen xoGfiog yotjzdg vorab vom loyog
^
von der xpvx>j ist, emancipirt sich der yovg nicht von der getrennt, denn sonst brauchte er sie ja nicht gegenüber-
wie das bei einem antipodarischen Gegenüberstehen zustellen. Hierbei ist ihm denn der Xöyog die ideelle
doch statt haben müsste, yovg und xpvX>i gehen in einan- Materia prima , der xoGfxog vor\zdg die (bedingt) reelle

der über. Figürlich gedacht, bilden yovg und ipvxi] die Mat prima. Nachdem er nun idelle und (bedingt) reelle
(
Schenkel eines Winkels im Scheitelpunct stossen sie zu-
;
Mat. prima hat, lässt er sie zu einem verschmelzen. Es
i

sammen, vom Scheitelpunct aus divergiren sie. Oder an- ist aber dem Philo der Xöyog unabweisbar der Plan,
ders aufgefasst, es giebt kluge Thiere und dumme Menschen. und darin liegt das nicht Zutreffende bei der Sache. Der
Gesetzt, man hat einen dummen Menschen und ein kluges Plan geht der (bedingt) reellen Mat. prima voran,
I
Thier vor sich, und h.at zwei Looseiri der Hand, ein und ist früher da, als diese, und damit können beide nicht zu
I
ein j/ouj-Loos. Nun soll man die Loose vertheilen. Da wird Einem verschmelzen. Ja, wenn dem Philo der Xöyog
I
man sich versucht fühlen, dem Thier das yoHg-hoos zu geben das Wort wäre, dann ginge die Sache, aber ihm ist der
, und dem Menschen das i/zo/zJ-Loos. So etwas könnte Xöyog notorisch P 1 an, und nicht Wort, und so ist
t
aber nicht statt haben, wenn der 7/ovg exclusiv auf den eben die Sache nicht zutreffend. Ob nun aber alchemistisch
i
Menschen, die xpvy^ exclusiv auf das Thier käme. Wie etwas zutreffend oder nicht zutreffend ist, darüber hat am
inun aber yovg und xpvX'j nicht scharf getrennt sind, so endlichen Ende der Kanon der Alchemie, das ist die Tab.
.sind auch yovg und Xöyog nicht scharf getrennt. Natür- smar., zu entscheiden. Lehrt die Tab. smar., dass etwas
!
lieh an ihren Endpuncteu stehen sie einander schroff gegen- zutreffend sei, so hört der Scrupel darüber, dass es etwa
i
über, denn der Mensch ist nicht Gott, und wenn dem Men- nicht zutreffend sein könnte, auf. Nun aber interpretirt
sehen der Xoyog zukäme, so könnte er auch die Welt er- Philo den Passus Quod est inferius est siout id quod est
I

schaffen. Indessen Uebergangspuncte sind da, was daraus superius in dem Sinne, dass der xÖGfzog yoijzög und der
'hervorgeht, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild ge- Plan verschmelzen, und damit ist er gegen jeden Einwurf
schaffen. (1. Buch Mosis, Cap. 1, Vers 26 und 27.) Philo,
'
des nicht Zutreffenden seiner Aufstellung gedeckt.
r

279 280

Es ist nämlich das inferius der xöofiog yotjxdg, das menschliche yovg zum Menschen. So ist es aber nicht
sind Wasser , Erde , Luft , Licht der ersten Schöpfungs- gemeint. Philo zielt mit dieser Stelle ganz speciell auf
periode, und das superius der Xöyof als-Elan. Das in der den vorliegenden Passus der Tab. smar., und will gesagt
Mitte stehende est heisst: steht auf gleicher Rangstufe mit. wissen: Wo das hohe Oberhaupt, der unus der Tab. smar.,
Also xöofiog yotjTÖg und koyog als Plan stehen auf glei- den Xöyog hat als Xöyog, iy Snayxi xtp xoGfifp, in Be-
cher Rangstufe. Sage demgemäss nicht, ich habe ein zug auf die res omnes, da hat diesen Xöyog der mensch-
zweiseitig Verschiedenes, hier dies, hier jenes. Nicht so, liche Geist als yovg, iy dyB-giontp, in Bezug auf den Men-
beide decken sich derartig, dass eins im anderen aufgeht, schen, in Bezug auf die omnes res natae. Philo will also
dass beide mit einander verschmelzen. sagen, die Rolle, welche der Xöyog den res omnes gegen-
Wenn nun inferius und superius zu Einem verschmelzen, über spielt, diese Rolle spielt der yovg gegenüber den res
so liegt es näher, das inferius, das Subordinirte, in dem natae als dy&Qtonog gefasst. Die Art und Weise, wie er
superius, dem Präordinirten, aufgehen zu lassen, als umge- das nun sagt, ist zwar ein wenig geschraubt, indessen
kehrt das superius in dem inferius aufgehen zu lassen. Hat darauf gerade ist es dem Philo abgesehen, das, was er
man also das inferius (Wasser, Erde, Luft, Licht), und es sagt, geschraubt zu sagen. Die vorliegende Stelle ist so
verschmilzt mit den superius (dem Plan) , so liegt es nahe, wichtig in Bezug auf die Interpretation der Tab. smar.,
dass man dem herauskommenden summarischen Etwas den dass derjenige, der sie richtig durchschaut, in ihr einen
Namen superius giebt. Dies summarisch herauskommende Hauptschlüssel zur ganzen Interpretation der Tab. smar.
Etwas ist denn das superius des jetzt kommenden Passus: hat. Und da ist es denn wohl motivirt, dass Philo diesen
• Et quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad Hauptschlüssel etwas geschraubt-mysteriös bringt.
perpetranda miracula rei unius. Philo bringt hier seine Interpretation des Et sicut res
Das inferius ist hier die reelle Welt, die Welt der zweiten omnes etc. so bündig, dass wir nur wenig hinzuzufügen
Schöpfungsperiode. Diese ist ein dnttxöyiGfza, ein Ab- haben.
bild, der ideellen Welt, der Welt der ersten Schöpfungs- Die res omnes sind die Welt, die wir um uns sehen,
periode. Erst muss das dntixoyiOfia da sein, und dann gerade so wie bei der Aegyptischen spirituellen Interpreta-
kommt erst die reelle Welt. Also bildet die letztere das tion der zweiten Redaction der Tab. smar. Diese Welt
zum zweiten Dastehende, ist das Untere im Rang, und bil- hat Gott geschaffen. Es liegt also nahe, von der Welt
det daher das inferius. auf Gott zu kommen. Ist man aber einmal auf Gott ge-
Das superius nun , besagt dieser Passus , das ist das kommen, so liegt es nahe, den Xöyog, die meditatio Gottes,
summarische Etwas von Wasser, Erde, Luft, Licht, Plan, anzuknüpfen, auf welchen es hier als erste Seelen-Quali-
das ist die erweiterte ideelle Welt, dient dazu, est, wie fication abgesehen ist. Auf die Welt zu kommen, liegt
die reelle Welt, die Wunder einer Sache, der res una, zu aber nahe, weil im Vorhergehenden von der Welt die
Stande zu bringen. Rede war.
Wir weisen darauf hin, dass Philo dazu, den xöofiog Die res natae sind, ganz so wie bei der Aegyptischen
yoijtdg mit dem Plan verschmelzen zu lassen, an der Hand spirituellen Interpretation, die nati, und ähnlich wie bei
des Plato kommt. Plato lässt den Demiurgen auf das ieser tritt die adoptio in den Riss des res natae für nati.
naQddeiyfia, das Griechische Schema schauen. Damit Philo sagt geradezu für nati: dy-S-Qomog, Mensch, und kann
ist dies nagd^styfia der Plan, der dem Demiurgen bei das auch, ohne Anstoss zu erregen, denn die res una, der
der Welterschafifung vorliegt. Vom Plan des Demiurgen yovg kommt xtex' i^ox^y dem Menschen zu. Strict ge-
kommt Philo dann sehr nahe liegend auf den Alexandri- nommen sind aber die an die Stelle der res natae treten-
nischen Plan, den löyog. Nun geht aber in Griechischer den nati: Mensch und Thier. Der yovg dehnt sich als
Fassung die Welt aus dem Schema hervor, und in Jüdi- ipvx^ vom Menschen auf das Thier aus.
scher Fassung geht die Welt aus der ersten Schöpfungs- Die Parallelisirung des Vorder- und Nach-Satzes durch
periode hervor. Damit decken sich denn erste Schöpfungs- sicut— sic parallelisirt subtil den Xöyog und den yovg. Man
periode und Schema, nicht aber Xöyog und Schema, und hat in dieser Passung keine directe, sondern eine indirecte
Philo hat etwas ganz anderes im Griechischen Plan (Schema) Parallele. Streng genommen kann man ja sagen, was der
als im Jüdischen Plan (idyo?). Um hier nun die Deckung Xöyog auf seine Weise ist, das ist der yovg auf seine
zu bewerkstelligen, lässt er die erste Schöpfungsperiode mit Weise, und darin liegt die Parallele. Indirect aber ist
dem Jüdischen Plan verschmelzen. Dann läuft, indem die —
durch das sicut sic eine Parallele zwischen löyof und yovg
erste Schöpfungsperiode dem Schema parallel läuft, auch gegeben. Durch eine solche indirecte Parallele ist subtil
der Xöyog dem Schema parallel, denn erste Schöpfungs- der Impietät aus dem Wege gegangen, den Xöyog und den
periode und Xöyog kommen ja auf dasselbe hinaus. yovg, Gott und den Menschen oder gar Gott und das
Die res una ist der yovg. Thier, auf eine Linie stellen zu wollen.
Dieser yovg ist zuvörderst einmal die Platonische Welten- In der citirten Stelle hält sich Philo in der Gegenüber-
seele. Dieser yovg der Weltenseele extendirt sich klima- stellung von Xöyog und yovg an ein einfaches eX^^y, ha-
kisch abwärts zur %pvx>], denn es ist ja der xöa/iiog (vergl. ben. Wo Gott den Xöyog hat, hat der Mensch den yovg.
oben) ein Ciöoy e/xxpvxoy iyyovy —
wie der xöofiog einen Das liegt nun hier, in der Tab. smar., etwas anders. Die
yovg hat, hat er auch eine rpvX^- Klimakisch aufwärts Tab. smar. hat ein esse a, und lässt diesem esse a die
extendirt sich dieser yovg zum Xöyog, denn auf die erste, res natae, nati, zur Seite treten. Damit haben wir denn
ideelle Schöpfungsperiode kommt der Xöyog, und nicht der ein väterliches und kindliches Verhältniss, welches derartig
yovg. liegt, dass der Xöyog der Welt, der yovg den natis als
Zuvörderst also haben wir es in der res una als yovg Vater gegenübersteht. Uebrigens entspricht nicht der unus
mit einem Platonismus zu thun. Wir haben es in ihr der una res, sondern die meditatio entspricht der una res.
aber auch mit einem Plilonismus zu thun. Nämlich (vergl. Wenn da steht res omnes fuerunt ab uno, meditatione
oben) am einen Ende ist der Mensch das, was der Kosmos unius, so ist das zu nehmen, als wenn da stände scilicet
:

am anderen Ende ist. Nun ist aber der Mensch des yovg meditatione unius. Die res omnes stammen von Gott,
theilhaftig, als auch der Kosmos. Damit ist in der Welten- nämlich vom Xöyog Gottes. Die Erschaffung der Welt
seele nicht nur ein Platonismus, sondern auch ein Philo- ist zur Rede gebracht. Wo das aber statt hat, da liegt
nismus gegeben. • es nahe, dass man sagt, Gott hat die Welt erschaffen,
Eine res una, eine Ein-Sache ist der yovg, weil in der und so steht denn auch hier res omnes fuerunt ab uno.
Seelen-Drei Xöyog, yovg, ipvxö der yovg in der Mitte Aber von dem Standpuncte, von dem Gesichtspuncte aus,
steht, der sich aufwärts zum Xöyog, abwärts zur ipvX') mit dem wir es hier zu thun haben, haben wir es weniger
extendirt. Der yovg ist die Seelen -Qualification, in der mit Gott, als mit dem Xöyog Gottes zu thun, und so tritt
sich die drei Seelen-Qualificationen concentriren. die nähere Erklärung, oder wenn man will die Redressi-
Et sicut res omnes etc. rung des unus durch die meditatio unius ein.
Philo sagt:^ Sy ydg ixtt Xöyoy ö [liyag ijytfUfiy iy Pater ejus est Sol etc.
dndyzi rip xöofi^, xovxoy, ug iotxe, xul d dy&QMniyog Nachdem der Xöyog und der yovg vorangegangen,
yovg iy dyS-gointp. kommt hier die die Reihe. Es tritt analog dem
^vX^ an
Wenn man das so gewöhnlich hin liest, so übersetzt Vorangehenden ein väterliches resp. mütterlihees Verhält-
man: Die Relation, welche das hohe Oberhaupt zur gan- niss ein, jedoch mit dem Unterschie,^ , dass rerhin der
zen Welt hat, diese Relation hat, wie es scheint, der Xöyog, der yovg der pater war, hier aber von dem pater

l
, : :

281 282

resp. der mater die Rede ist, denen die Kind steht an der Spitze der ganzen belebten (Thier-) Welt.
.
gegenüber steht. Vorhin war von Vögeln, Wasserthieren, Landthieren die
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Es handelt Rede, das ist vom telesmus totius mundi, jetzt kommt der
sich hier um den Scheitelpunct von vovg und xpvX^ und Mensch an die Reihe, der pater telesmi. Der Mensch
;
dieser wird als yovg genommen. Sol und Luna sind Osi- schmiegt sich den vorangegangenen Landthieren nach Art
• ris und Isis, kurz die Aegyptische Gottheit. Diese Gott- der ersten biblischen Schöpfungsgeschichte an, in der auf
heit steht unter der Unus-Gottheit, und weil sie unter den sechsten Tag Landthiere und Mensch kommen.
I
ihr steht, deswegen erhält sie den yoCg, das ist die Seelen- Also Pater omnis telesmi totius mundi est hic. Hier
:

i Qualification, die eine Stufe niedriger steht, als die Seelen- hast du die Krone der Schöpfung, den Menschen,
i Qualification des Unus- Gottes. Es wird uns also hier der virtus ejus integra est, si versa fuerit in terram.

i

0 '
yovg gebracht, trotzdem wir uns in der r/;u/^-Stelle he- Die terra lehnt sich an die terra von vorhin nutrix
ü finden. Das hat aber nichts anstössiges, weil die ifJvX'j in ejus terra est. Es handelt sich um die die den
u ihrer höchsten Stufe gebracht werden soll und diese
, Landthieren zukommt; und dass gerade an die der
li höchste Stufe ist eben der yoüf. Also wir haben: Die Landthiere angelehnt wird, kommt daher, dass das Land-
T (Aegyptische) Gottheit ist Vater (und Mutter) des youg. thier mit dem Menschen auf den sechsten Schöpfungstag
Portavit illud ventus in ventre suo. Das illud ist die kommt, also die nächste Relation zu ihm hat. Im Allge-
)i tpvX>^. Sie, die \pvX>) (Accusativ), trug der ventus, Wind, meinen ist es gerade nicht exclusiv auf die xlivy^ der
j Luft, im Bauche. Die Mutter der -ipvX^ ist die Luft. Die Landthiere abgesehen, sondern auf die der Thiere
> ist das Kind, und die Luft die Mutter. Diese Luft überhaupt. Die virtus des Menschen ist eine integ^ra, wenn
nun wird übertragen auf das Volk der Luft, die Vögel,
; sein yovg in die iIjvX>3 verwandelt worden. So lange also
und wir haben dann Die Vögel sind die Mutter der \pvx<^.
: der yovg als yovg dasteht, ist die virtus hominis eine in-
Wir haben es also mit der tpvx^ zu thun, welche auf die completa, sie wird erst zu einer completa, zu einer integra,
Vögel kommt. Nicht aber nur mit der xjjvx^ haben wir wenn der yovg auch die ipvy^ umfasst. Natürlich wird
es hier zu thun, welche auf die Vögel kommt, sondern das so interpretirt, dass die ipvX^ genannt, der loyog
auch mit der, welche auf die Fische (Wasserthiere)
.
aber gemeint ist. Es bedarf des Hinweises nicht, dass der
kommt. Denn nach der ersten biblischen Schöpfungsge- yovg sich nach abwärts zur \pvx^ fortsetzt, das bedürfte
i schichte kommen Vögel und Fische auf einen Tag (den des Hinweises, dass der yovg sich aufwärts zum Xoyog fort-
I fünften). Wo
man also die Vögel hat, hat man auch die setzt, womit der Mensch als Kjrone der Schöpfung um so ecla-
Fische. Philo sagt in Bezug auf die vorliegende Stelle tanter in den Vordergrund tritt. Das zu thun, gerade heraus
••
der Tab. smar. If. fv&iis de xai zä yiy>i zojy mtjyöiy zu sagen, das verbietet aber die Pietät gegen Gott. Und so
i&t]fiiovQysi 0)f d(ft).(pd TiÜy y.aS-'' vdaTOg' iyärfQa ist denn gesagt, nach unten pflanzt sich der yovg ziu- \pvxh
ydg „Darauf (nach Erschafiung der Fische) schuf
yijy.Tä. fort, und dadurch entsteht die vis integra; die reservatio
' Gott die Geschlechter der Vögel, indem diese den Wasser- mentalis dabei aber, wie sich der yovg abwärts zur 'ipvx>i
ist
thieren verwandt sind; beide nämlich schwimmen“. — fortpflanzt, so pflanzt er sich aufwärts zum loyog fort,
Die Vögel sind also die Schwimmer der Luft, wie die und dadurch entsteht im Grunde die vis integra hominis.
Fische die Schwimmer des Wassers sind. Die xpvX^ also, Mit dem Xöyog als reservatio mentalis an dieser Stelle der
die den einen Schwimmern zukommt, kommt auch den Tab. smar. läuft parallel die Stelle im Timaeus (P. 28):
anderen Schwimmern zu. zdy n'fr ovy noirjrijy xal TiUTfQcc jovde rov nayrdg
I Nutrix ejus terra est. Das ejus geht wieder auf die evQily TS sQyoy xcci svQoyra eig nctyxag ddvyaroy
’/'u/)}. Amme wird als Mutter genommen. Die Mutter der Xsysiy. „Den Schaffer und Vater dieses Weltalls zu fin-
ijJVX^ ist die Erde. Diese Erde wird übertragen auf die den, zu erforschen, ist ein Stück Arbeit, ist schwierig,
Landthiere. Wie vorhin Vögel und Fische die Mutter der wenn man ihn aber gefunden, erforscht hat, so kann man
xpvx^ waren, so sind hier die Landthiere die Mutter der ihn, ihnden Gefunden, das Gefundene, Erforschte, nicht
Wir haben es mit der zu thun, welche auf in die weite Welt hinein, vor Krethi und Plethi, aus-
die Landthiere kommt. posaunen.“
Wir haben es also im Portavit illud ventus in ventre
suo; nutrix ejus terra est mit der speciell auf die Thiere Zweite Rubrik.
kommenden rpvx^ zu thun. Separabis bis inferiorum.
Werfen wir nun nach einer Richtung hin einen Rück- Vorhin war vom Menschen in Bezug auf seine Seele die
blick auf das Durchgenommene. Die Phiionische Inter- Rede, vom Seelen-Menschen, hier kommt der Mensen in
pretation der Tab. smar. dreht sich, wie wir wissen, um Bezug auf seinen Körper, der Körper - Mensch, an die
den Menschen. Der Mensch ist, im Gegensatz zur eigent- Reihe. Die Trennung des Seelen- und Körper-Menschen
: liehen Interpretation der zweiten Redaction der Tab. smar., findet Philo prägnant in der Bibel (Alexandrinische Schöp-
'
ihr Substrat. Nun haben wir, dass das superius und in- fungsgeschichte) gezeichnet der Seelen - Mensch ist der
;

•i ferius dazu dienen, die Wunder des yovg zu Stande zu Mensch der ersten Schöpfungsgeschichte, der Körper-
. bringen. Dieser yovs läuft auf den Menschen hinaus, da Mensch ist der Mensch der zweiten Schöpfungsgeschichte

dem Menschen der yovg zukommt, entgegen dem Xöyog, im ersten Buche Mosis. Der Körper-Mensch besteht aus
der Gott, der die dem Thier zukommt. Damit den vier Elementen. Platonisch besteht der Mensch direct
haben wir denn indirect den Menschen. In dem omnes aus den vier Elementen, Phiionisch indirect in so fern,
res natae fuerunt ab hac una re adoptione haben wir als bei der Alexandrinischen Interpretation der Schöfpungs-
'
schon mehr direct den Menschen, aber doch nicht ganz geschichte die erste Periode bringt: Luft (Himmel), Erde,
direct. In dem Pater ejus est Sol haben wir die ’ipvX'^ Wasser, Feuer (erster Tag), das sind eben die vier Ele-
auf den yoiig zurückgefuhrt, und damit wieder indirect mente. Es kommen also auf die erste Schöpfungsperiode
I den Menschen. Diese mehr oder weniger indirecten Ver- die vier Elemente. Da nun die zweite Schöpfungsperiode
. hältnisse können aber unmöglich ausreichend sein für eine das Abbild der ersten ist, so kommen auch auf diese die
'

Tab. smar., deren Interpretation sich den Menschen zum vier Elemente, und damit auf die Welt im Ganzen. Da
I
Substrat gemacht hat. In einer solchen ist' der Mensch nun xöofiog und Mensch parallel laufen, so kommen auch
I mit Eclat aufzuführen, hinzustellen, damit man ganz be- auf den Menschen die vier Elemente. — In der Stelle
> stimmt und unzweifelhaft weiss, woran man ist. Und das Separabis terram ab igne, subtile a spisso ist:
geschieht denn in dem Passus terra das Element Erde,
I
Pater omnis telesmi totius mundi est hic, das ist: Hier ignis das Element Feuer,
' •
hast du den Menschen als die Krone der Schöpfung. subtile das Element Luft,
Totus mundus, die Welt die wir um uns sehen, wie die spissum das Element Wasser.
res omnes. Telesmus totius mundi ist die Vollkommenheit Diese soll man trennen, das ist trennend zwischen ihnen
der ganzen Welt, die wir um uns sehen, das ist der belebten einen Unterschied machen, und wenn man dies thut, so
I
(Thier-) Welt. Pater ist der an der Spitze Stehende, weil kommt der Körper-Mensch heraus. Der Mensch präsentirt
I
' der Vater an der Spitze der Familie steht. Pater omnis sich als das Product der vier Elemente, denn:
telesmi totius mundi ist daher der an der Spitze der gan- Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in ter-
zen belebten (Thier-) Welt Stehende. Also Pater omnis ram, et recipit vim superiorum et inferiorum.
1 telesmi totius mundi est hic : Dieser, das ist der Mensch, Philo sa^ in Bezug auf diese Stelle: xal nQoatxi,
284
283

näai TOic lEX^-etaiv, w? olxeiotdtotg xctt avyysvearäxoig Quarum modus est hic bezieht sich auf die dritte Ru- W
ytoQiotg ivSictixKTcti, xonovg af/.Etß(oy xai aXloxE akXoig brik.In dieser kommt ja die mit dem Masse bemessene
ini(f)Oix(Öv ülf xvQicjxaza (fidyai x6v ayS-Qianoy
ndyxa fortitudo vor.
Bivai, yeQOaloy, tyv^Qoy. nxtjydy, ovQayioy j fihyj'aQ Fünfte Rubrik.
olxtl y.ai ßißn^-^v ini yfjg, XEQOalov Wov
igiy ^
Itaque bis mundi.
dvfxcci xcti yrjXExcti xai nXtZ TiokXctxi,g, ^vvdQoy^ efx-- Und so werde ich genannt —
das ist der alte myste-
TIOQOL xcci yccu xXfJQOl XCtl 7lOQ(f}VQEtgy XCCl OOOZ Xfjy izt riöse Anschluss des Thoth.
^gQEOtg xcci ix&vOiy ayQzty fXExicsötj xov Xxyd'äyxog
Trismegistus ist der Hermes auf Grund der drei Seelen-
tlal oacpfgdxi] nigig- y fiexsojnoy ano y^g ccyco-
Qualificationen Xöyog, yovg, ipvyij. Diesem Hermes tris-
:

(poixoy i'^ijQxyiou i^!]Qxcu) xd aäjfia, Xiyoix’ äy iy^i-


megistus entsprechen die drei TheUe der Tab. smar., der
x(og aegonÖQoy Elyay ngdg Se xal ovQayioy, (fid xijg Philosophia totius mundi. Deshalb habens tres partes etc.
:

yyE(A,oyixo}xuxyg xtov ato&ijOEüjy, otpfw?^ yXifp xcci OE~ nämlich welche Index bringt.
die,
X^yt] xcti Exdaxco xmy äXXioy dgEoay nXayrjxoiy xal Totus mundus ist die Welt, die wir um uns sehen,
dnXayiZv avyEyyit^oy. „Ferner; in allen diesen (Elementen) ähnlich wie in der zweiten Rubrik. Der totus mundus
lebt (der Mensch) wie in einem ihm entsprechenden und kommt auf den xöa^uog hinaus, den die zweite Redaction
verwandten Medium, es geht bei ihm wechselnd von einem der Tab. smar. zu ihrem Substrat macht. Die Philosophie
zum anderen. So kann man denn vom Menschen sagen, dieses xöofiog kommt darauf hinaus, dass der Mensch an
er sei alles ein Land-Wesen, ein Wasser- Wesen, ein Vogel-
:
seine Stelle rückt, und so wird der Kanon der Alchemie
Wesen, ein Himmel- Wesen. In so fern er die Erde be- zur Lehre vom Menschen.
wohnt und besehreitet, ist er ein Land- Wesen. In so fern Schliesslich sei bemerkt, dass die Phiionische Interpre- >

er untertaucht, schwimmt, schifft, ist er ein Wasser- Wesen.


tation der Tab. smar. in so fern epochemachend für die
Dess sind Zeugen die Meerfahrer, die Seehändler, dih Pur- Tab. smar. wird, als sie die Initiative ergreift, die Tab.
purfischer, die Austernfänger, die Fischer. In so fern er ,

smar. als Frei-Gut aufzufassen, das ist, den Standpunct


den Leib von der Erde aufwärts dem Aether entgegen-
j

einzunehmen : Hier ist die Tabula smaragdina, interpretire


streckt, dürfte er wohl mit Recht ein Luftdurchwandler
sie Jeder, wie ihn sein animus alchemisticus fert. Streng i

genannt werden. Ausserdem dürfte er wohl mit Recht ein


genommen, haben wir diesen Standpunct bereits bei der
Himmel-Wesen genannt werden, weil er mit dem Gesichts-
i

metaphysischen Interpretation, denn dass das Completum


sinn, dem Fürsten der Sinne, sich der Sonne, dem Monde
ij,

etc. die Tab. smar. zu einer dritten Redaction in dem


und jedem der übrigen Gestirne, sei’s Planet, sei’s Fix-
;

Sinne machen soll, wie die zweite Redaction die erste


stern, nähert.“ |

Redaction zu einer absolut besonderen, neuen Redaetion I


Dritte Rubrik. macht: —daran glaubt, bei Lichte betrachtet, der Autor '

Sic habebis bis obscuritas. der metaphysischen Interpretation selbst nicht. Und wie
Der totus mundus ist hier, wie in der zweiten Rubrik, er es nicht glaubt, glaubt es auch Philo nicht. Philo
die Welt, die wir um uns sehen, und deren gloria, Ver- nimmt an, dass jener Autor bereits auf dem Boden der |
herrlichung, ist der youg, wobei an die Platonische Wel- Tab. smar. als Frei-Gut steht, und hat daher keinen |:
ten-Seele zu denken ist. Dass dieser yovg sich abwärts Scrupel, eine Interpretation zu bringen, an die der A.utor h
zur xpvyij extendirt, ist selbstredend, dass er sich aufwärts der zweiten Redaction nie gedacht hat. |
zmn Xöyog extendirt, liegt in Jüdischem Sinne darin, dass
die Himmel die gloria Dei erzählen, liegt also darin, dass Die Pömandrische Interpretation der
speciell der Ausdruck gloria da steht. Vom streng Pla-
tonischen Standpunct kann der Ausdruck gloria keinen
^Tabula smaragdina.
J
Anspruch darauf machen, in solchem Sinne, mehr oder Es existirt eine Alexandrinische Schrift, die dem Hermes I
weniger direct, für den Xöyog ausgebeutet zu werden. zugeschrieben wird (vergl. Jüdische Interpretation der zwei- |
Hier hat denn die obscuritas fugiens die besonders her- ten Redaction der Tab. smar., siebente Rubrik), und die den j i

vorragende Mission, in Bezug auf den Xöyog ausgebeutet Titel führt; ‘Equov xov xgia/nEyigov JIoifiäydQyg. In t
zu werden. Die Obscurität flieht dich, wenn du einsiehst, dieser Schrift finden sich eine Reihe Abhandlungen, von i
dass der yovg nicht nur zur Zoyli, sondern auch zum denen die hauptsächlichste die ersteist, welche daher auch I
Xöyog zu extendiren ist. für sich die Titelüberschrift der ganzen Schrift führt, näm- jl
Haec est totius bis penetrabit. lieh; Uoifxuydqtjg, Poemander. Diese bringt eine Inter-
Die fortitudo wird nach der Vier gezählt, und zielt auf pretation der Tab. smar., welche im Allgemeinen auf dem :
die vier Elemente. Die fortitudo vincit omuem rem sub- Standpunct der Phiionischen Mensch - Interpretation der'
tilem, omnemque solidam penetrat, das ist, der Mensch vom Tab. smar. steht, im Besonderen aber von ihr abweicht.
Standpunct der quatuor Elementa vincit, omnem rem sub- Die Pömandrische Interpretation nimmt die acht Rubriken i

tilem, et penetrat omnem rem solidam. der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. an.
Die res subtihs lehnt sich an das subtile des Sepai’abis
a spisso, und ist hier die omnis res subtilis das,
Erste Rubrik.
subtile
was dort subtile und spissum war. Und in analoger V''eise Verum est etc. —Einleitung. f

ist im Anlehnen an das Separabis terram ab igne die omnis Zweite Rubrik. V
res solida, eigentlich omnis terra, hier das, was dort terra
Quod est inferius bis adoptione. ]
xmd ignis war. Es handelt sich also um eine mehr Index-
wie bei Philo, der yovg. Dieser yovg
artige Auffassung der W
orte subtile und terra.
Die res una ist,

wird aber auf Gott bezogen.


C

Der Mensch vom Fortitudo-Standpunct besiegt und durch-


Philo sagt in der Cosmopoeia: ngoyofitag Se xd nyev- •

dringt die Elemente: das ist ganz dasselbe, nur von einem
fx.a xal xd (ftcÖg y'^iov xd fiEy ydg (oyöfxaOE S-eov, Sioxt
anderen Gesichtspuncte aufgefasst, wie beim Ascendit a
Ziüxixmxaxoy xd nyEv/xa, ^(oijg de &EÖg al'xiog' xd dh,
terra etc.
(p(ag, öxi VTtEQßaXXöyxutg xaXöy. „Er der Autor der —

|

Vierte Rubrik. biblischen Schöpfungsgeschichte schiebt das nyevfxa i

Sic mundus bis est hic. und das (p<Ög in den Vordergrund. Denn das nyEV(ia
Sic mundus
ereatus est bezieht sich auf die erste Ru- nennt er das nyEvf/.a Gottes, indem es hauptsächlich zum
brik. Dort ja gesagt, dass Gott der Vater der Welt
ist Leben in Relation steht, Gott aber der Grund des Lebens
ist, dass Gott die Welt erschaffen hat. ist. Und das (ptog ist besonders gut.“
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die Man muss sich hierbei in’s Gedächtniss zurückrufen, dass !J'

zweite Rubrik. Es wird angenommen, dass beim Menschen es 1. Buch Mosis, 1. Cap., heisst: I
der yovg die Hauptsache ist, und dass sieh der Körper Vers. 2. Kai nyEv/xa &EOv inExpiQExo inaym xov ,

dem Geiste anschmiegt, anpasst. Daher wird die zweite vdaxog. {


Rubrik, in der vom körperlichen Menschen die Rede ist, Vers. 4. Kai Eidey ö &EÖg xd tpeog, oxt xaXöy.
adaptationes, Anpassung der Elemente, Anpassungen der Philo hat in Sinne, dass Athem. Im Athem
Elemente, weil es mehrere Elemente giebt, genannt. Hinc sieht er aber das Leben, fern), weil das Leben des Men-
— von der ersten Rubrik gehen die ada ptationes aus, sie schen aufhört, wenn der Athem still steht, und so parall e-
schmiegen sich an den yovg der ersten Rubrik. lisirt er denn nvEVfia und tiuy.
,

285 286

Und ferner ist nach der Alexandrinischen Interpretation eine Special-Trennung knüpfen, man soll den ignis, den
der Schöpfungsgeschichte das (f)mg des ersten Tages ein yovg, vom Körper, der terra, trennen, und man soll das
i! doppeltes. (Vergl. die Alexandrinische Interpretation der subtile, die vom Körper, dem spissum, trennen. Es ist
biblischen Schöpfungsgeschichte.) Es kann nun Philo zu also darauf abgesehen, den yovg, trotzdem dass er in die-
seiner paradigmatischen Auffassung der ersten Schöpfungs- ser Interpretation eigentlich nur Gott zukommt, dennoch
periode nur ein qxäg yerwerihen , und so schiebt er denn auch dem Menschen zuzutheilen. Wollte man dem Men-
das zweite quxtg dem i.6yog zu, worüber er sich auch in schen blos die ipvx>] zutheilen , so hätte er keinen Unter-
dem, was der vorhin ciiirten Stelle folgt, speciell aus- schied vor dem Thiere dem doch auch eine 'ipvXtj zu-
,

spricht. Da nun der loyog speciell auf Gott kommt, so kommt. Das Ganze kommt auf den Platonismus hinaus,
kommt auch das (ptäg speciell auf Gott, ebenso wie das dass der Mensch der Demiurg, dass der Mensch Gott ist.
Tivsvfict speciell auf Gott kommt, weil es heisst: nyevfj.u ln der kühnen Idee, den Menschen zu Gott zu machen,
'
&SOV. In Gott haben wir also auf der einen Seite: schlägt der Autor übrigens gedeckt. Wenn man dem
nvsvixtt und (pojg^ und auf der anderen Seite: ^wt) und (fäig. seine kühne Idee vorhält, so sagt er, ich nehme auch
Auf diese Standpuncte geht nun der Autor des Poe- ignis als \\)VXH- ,Wenn ich daher den ignis von der terra
mander mannichfach ein. Hier in specie haben wir Gott als und das subtile von dem spissum separire, so separire ich
J nrtvfia und (püg. Und das wird dazu ausgebeutet, dass die rpvX>i iu ihrer Doppeleigenschaft als ignis und sub-
der rovg auf Gott kommt. Nämlich: tile vom Körper.
Das Quod est inferius etc. wird auf die vier Elemente bezogen Nachdem nun vorhin darauf hingewiesen, dass man beim
(wie in der Griechischen Interpretation der zweiten Eedac- Menschen einen Körper und eine Seele annehmen müsse,
tion des Tab. smar.). Wir haben also: Feuer, Wasser, liegt nun die Uebergangsidee zum Ascendit etc. nahe.
Luft und Erde dienen dazu, die Wunder der res una zu Diese Uebergangsidee ist, wenn der Mensch stirbt, so trennt
Stande zu bringen. Der Autor denkt nun, wenn die vier sich die See'e vom Körper.
Elemente auf eine res una hinauskommen , so ist das zu- Ascendit a terra in coelum. Der Mensch, vom Stand-
vörderst einmal: das Einelement. Nun denkt er, zum punct seiner Seele, schwingt sich himmelan, und bleibt
Einelement kommt man dadurch, dass man die Elemente da, wenn er des Himmels würdig ist. Ist er des Him-
zuvörderst auf zwei rcstringirt, und aus dieser Zwei dann mels aber nicht würdig, so muss er aus dem Himmel,
die Eins hervorgehen lässt. Indem er sich nun an die iterumque desceudit in terram, muss den Weg zurück,
I,
Elementen Zwei-macht, nimmt er als solche Luft und Feuer, den er gemacht hat, zur Hölle hin, dem Teufel, dem äaifiaty,
indem er denkt, die Elementen -Zwei ist ja doch nur eine in die Hände, clgtf t//V ö^vtfjia lov nvQÖg nQoaßd?.loiy
Idealität in der Elementenlehre, ob ich also die Aufstel- &Qüjay.it avrovg, welcher die Missethäter den Plagen des
I
lung so oder so mache, bleibt sich gleich. Sobald er aber Feuers aussetzt.
bei Luft und Feuer ist, ist er bei nysvpca und (fwg. Et recipit vim superiorum et inferiorum. Und der
Diese kommen auf Gott. Damit hat er Gott als Einele- Mensch, welcher zum Himmel oder zur Hölle fährt, wel-
ment und damit als res una. Die res una aber nach Philo = ches Sachverhältniss auf seine Seele kommt, dieser Mensch
J
yOLf, und so kommt heraus, dass Gott = yoüg. reeipit auf der anderen Seite vom Standpunct seines Kör-

Eit sicut etc. pers aus die vis superiorum et inferiorum
,
das ist der ,

!;
Die res omnes, das All, welches auf die vier Elemente Elemente wie sie die zweite Rubrik bezeichnet. Der
,

I hinauskommt, entstanden von Gott nämlich durch dessen


, Mensch, dessen Seele sich vom Körper getrennt hat, ver-
<1 meditatio, dessen Xöyog wogegen die res natae, wie bei fällt dem Materialismus der Elemente, er verwest.
Philo Mensch mit Hinblick auf das Thier, von Gott als
:
Fünfte Rubrik.
i yovg enstanden.
Das sicut — sic parallelisirt den i.6yog und den yovg,
Sic habebis bis penetrabit.
Im Sinne des Autors liegt, gloria als i.öyog und yovg
5 beide kommen auf Gott. Der yovg ist dem Xöyog: opLO
zji nehme.1 und fortitudo als i/'u/ij. Nimmt er nun eben
ii ovatog, an Wesenheit gleich. ,

die fortitudo als ipvX^, so zählt er das totius fortitudinis


Dritte Rubrik. fortitudo fortis nach der Drei, und hat im Sinne, dass die
Pater ejus est Sol bis terra est. xpvX^ den Xöyog und den yovg absorbirt, der Mensch
Hier kommt der belebte Leib überhaupt an die Reihe, also zu Gott wird. Deswegen ist die ^ivX>j die cumulirte

* wobei es darauf abgesehen ist, dass auch dem Thier Eech- fortitudo, weil sie omnem rem subtilem, das ist den loyog
> nung getragen wird. und den yovg besiegt, und weil sie omnem rem solidam,
Sol und Luna bilden die Repräsentanten des Elementes das ist die Materie des Menschen- und Thier - Koners,
I Feuer. durchdringt.
Ventus bildet den Repräsentanten des Elementes Luft. Der Autor schlägt aber auch hier, wie in der vorigen
"
Terra bildet den Repräsentanten des Elementes Erde, Rubrik, mit dem Menschen als Gott gedeckt, um nicht
1 zugleich aber auch den Repräsentanten des Elementes (vergl. bei der Phiionischen Interpretation der Tab. smar.)
f Wasser, und zwar das letztere in Bezug auf die Bibelstelle das, was er über Gott denkt, in die weite Welt zu po-
I «Am Anfang schuf Gott die Erde^ bei der angenommen
,
saunen, um es nur denen zu bieten, die mit ihm auf
t, wird, dass unter Erde zugleich auch Wasser verstanden ist, gleichem Standpunct stehen. Er deckt sich damit, dass
• -weil interpretirend hinzugetiigt wird: „Und die Erde war er denen, die ihm seine kühne Idee Vorhalten, analog wie
Ä ein Durcheinander.“ Phflo, die fortitudo als die Elemente bietet, womit denn
Es wird somit den Elementen eine Vaterschaft und Mutter- die cumulirte fortitudo nach der Vier zählt.
l[ Schaft über den belebten Leib angewiesen. Der belebte Sechste Rubrik.
V Körper besteht aus den vier Elementen.
Sic mundus bis est hic.
Vierte Rubrik. Sic mundus creatus auf die zweite Ru-
est bezieht zieh
Pater omnis telesmi bis inferiorum. brik, in der gesagt dass Gott die res omnes geschaffen.
ist,

Nachdem der belebte Leib überhaupt vorangegangen, Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die
kommt nun der Mensch als Krone der Schöpfung (Pater dritte und vierte Rubrik. Es ist in diesen Rubriken vom
! omnis telesmi, wie bei Philo) an die Reihe. Der Mensch Thier und vom Menschen die Rede an welche sich die
,

wird in Phiionischer Weise an der Hand des Doppel- xjJVX-^ und was sich an sie knüpft {yovg, Xöyog) „an-
I

f!
Menschen der beiden Schöpfungsgeschichten aus einem passt.“
t zwiefachen Gesichtspuncte aufgefasst, aus dem Gesichls- Quarum modus est luc bezieht sich auf die fünfte Ru-
t ;
punct des geistigen, und aus dem Gesichtspunct des körper- brik. In dieser kommt ja die mit dem Masse bemessene
) ' liehen Menschen. Das versa fuerit in terram zielt darauf, fortitudo vor.
4 dass dem geistigen Menschen der ersten Schöpfungsgeschichte Siebente Rubrik.
{ der Körper -Mensch der zweiten Schöpfungsgeschichte an- Itaque vocatus sum bis mundi.
l zureihen ist. Wie bei Philos Interpretation.
Nun kommt im Separabis terram ab igne etc. die ipvX^
Achte Rubrik.
an die Reihe. Es liegt schon im Doppel -Menschen von
vorhin, dass man sich den Geist vom Körper trennt, ge- Completum est bis Solis.
trennt vorstellt. An die Collectiv-Trennung soll man aber Sol wird als (püg genommen, und das (ptug als Ein-

]
287 288

gesichtspunct für Xöyoe, vovs, Die vorige Rubrik Dass der Wind den heiligen Geist im Bauche trug,
Portavit illud ventus etc., damit wird seine Wind- (Luft-)
brachte den Hermes trinus als Aöyof, yovg, diese
Eigenschaft gelehrt. Auf diese Wind- (Luft-) Eigenschaft
Rubrik bringt den Hermes unus als
AmSchlüsse des Poemander mystificirt sich der Autor des heiligen Geistes zielt auch die nyoi^ ßiaia. (Vers. 2.)
den Standpunct heraus, als wenn es in seiner Interpreta- Die terra in Nutrix ejus terra est ist der irdische Leib
tion der Tab. smar. auf eine Glorificirung Gotttes abge-
der Apostel, der irdische Menschenleib, über den sich der
sehen wäre. Dem ist aber nicht so, es ist ihm auf eine
heilige Geist ausgiesst. Auf die Weise ist die Amme, die
Glorificirung des Menschen abgesehen, der in Platos Sinne
Mutter des heiligen Geistes die Erde, wie seine Mutter
i
die Luft, sein Vater und seine Mutter das Feuer ist.
zu einem Gotte wird.
Es kommen also dem Geiste Elemente zu, wie das
auch die zweiten Rubrik lehrt. Entgegen der zweiten
Die Christliche erste Drei - Einigkeits- Rubrik aber, in der von vier Elementen die Rede war,
1

Interpretation der Tabula smaragdina. ist hier nur die Rede von drei Elementen (Feuer, Luft,
(

verdankt ihren Ursprung dem, dass an die Stelle Erde).


Sie
des Menschen der Gottmensch tritt.
Vierte Rubrik.
Es werden acht Rubriken, wie bei der metaphysischen
Interpretation angenommen. Pater omnis telesmi bis inferiorum. j
'
Der totus mundus ist die Welt, wie wir sie um uns
Erste Rubrik. sehen. Deren telesmus ist der Mensch. Und der Pater
Verum est etc. —Einleitung. omnis telesmi totius mundi ist der Gottmensch Christus.
Virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram.
Zweite Rubrik.
Die virtus Christi ist eine integra, wenn er, Christus,
Quod est inferius bis adoptione. oder sie, die virtus, verwandelt worden in terram, in Erde, I
Die beiden superius und inferius umfassen, wie bei der das ist, wenn zu Christi göttlicher Natur die irdische, die
Griechischen Interpretation der zweiten Redaction der Tah. Mensch-Natur hinzukommt. Vergl. Römer Cap. 8, Vers. 3 :
smar.: Feuer, Wasser, Luft und Erde. 6 &edg xdy iavxov vldy nifiipag iy 6/u.oicifj.axi aagxdg
Res una ist der heilige Geist, nreHfia Syior. Also: — dgjuaxtag, „und sandte seinen Sohn in der Gestalt des
^
i

Quod est inferius bis rei unius. Feuer, Wasser, Luft sündlichen Fleisches“. (Luther.)
und Erde dienen dazu, um die Wunder des heiligen Geistes Um- seine Mission zu erledigen, muss Christus Mensch
zu Stande zu bringen. Wie das des Näheren liegt, weisen werden.
die dritte Rubrik und die fünfte Rubrik nach. In dem Separabis terram ab igne, subtile a spisso, sua-
Der unus ist Gott Vater, der Xoyos unius ist Gott viter magno cum ingenio wird der Standpunct mit der
Sohn. Christus wird zum Xoyog. terra näher erläutert.
Res omnes: die Welt, die wir um uns sehen.
Die res natae das ist in Philos Sinn nati die Men-
Ignis = ya)ff. — Subtile = Ttytv/xa.
, :
, Diese beiden (vergl. den vorigen Abschnitt) kommen
schen, kommen auf den heiligen Geist. Denn über die nach Philo auf Gott, es liegt also nahe, sie auf die gött-
Apostel ergiesst sich nicht Gott der Vater, Gott der Sohn, liche Natur Christi zu beziehen. Abgesehen von Philo- I

Bondern der heilige Geist. (Apostelgeschichte.) Also nischen Anschauungen sagt aher auch Christus selbst, I
, ;

Et sicut res omnes fuerunt ab uno etc. Und wie Gott Evangel. Joannis, Cap. 12: l|i

der Vater die Welt erschaffen hat, durch Gott den Sohn, Vers. 46. Eydi (pdig elg xdy xöafioy iXtjXvO'af tya i

so waren die Menschen, die Apostel, vom heiligen Geist.


Tidg 6 niaxsvojy etg ifis iy xfi axoxt^ fitj juetytj. j]
In dem esse a liegt auf beiden Seiten ein väterliches Ver- Ich bin gekommen in die Welt ein Licht, auf dass, wer
hältniss, und darum die Parallele mit dem sicut et. Die — an mich glaubt, nicht in Finsterniss bleibe. (Luther.) '

Parallele soll sich aber nicht ganz decken, und daher die |

Und so öfter. Hierzu kommt, dass schon im Allge- iif

adoptio im Nachsatz. So kann die adoptio einerseits ver- meinen nach Phiionischen Anschauungen die Berechtigung . j l

werthet werden. Andererseits kann sie auch für die res vorliegt, das nrevfia in umzuwandeln, dass hierzu i

natae als Menschen eintreten. Beim väterlichen Verhält-


aher hier die ganz besondere Berechtigung vorliegt, damit , i

nisse des Nachsatzes wird der heilige Geist zum Vater


das nytvfia, welches Christo als solchem zukommt, nicht j

der Apostel, das heisst, er kommt üher sie.


mit dem nvivfia ayioy, dem heiligen Geiste, verwechselt '*
l,

wird. So hat man denn statt nytv^a: Cwj) und in ,


Dritte Rubrik. j

Bezug auf letztere sagt Christus ebenfalls selbst, Evangel.


Pater ejus est Sol bis terra est.
Joannis, Cap. 5: 'I
Es heisst in der Apostelgeschichte im zweiten Capitel: Vers. 26. "tlansg yieg 6 nax^g ^toi/y iy iuvx^ ||(
Vers. 1. ICixt iv jtp oufj.7iXfjQ0vo&cci T^r i^jutQuy zfjc
ouxcjg i^bixe xai x^ viy Cto^y iysiy iy iaux^. 'j|,
7ifVTtjy.oax^g rjauv anctvxsg onod^vfiaSdp Ini xd «vt6.
Denn wie der Vater das Leben hat in ihm selbst, also ||i
Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war, waren sie hat er dem Sohne gegeben das Leben zu haben in ihm
alle einmüthig bei einander. (Luther.) -
selbst. (Luther.) 'fj
^
Vers. 2. Kal iyivsxo äcprai ix rov ovqupov So kommen also der ignis und das subtile aufdiegött- '-li
uaneg (pfQO/jiytjs nyo^e ßiatag, xui inXijguaey oXoy liehe Natur Christi. Diese göttliche Natur Christi muss '
j,
xdy oixoy, ov Ijaay xad-^ftfyoi.
man nun von seiner menschlichen Natur separare, trennen,
Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als trennend einen Unterschied machen. Es ist zu separiren
:


,

j
eines gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze
Haus, da (f(Ög von terra. Hier ist in
terra zu trennen: vom mensch- |j
sie sassen. (Luther.)
lischen Leib überhaupt, im Allgemeinen, wie er in Christo
Vers. 3. Kai
ätfi&^aay avtoTg diafisgi^öfieyat yXua- gegeben ist. Und dann ist zu separiren: nyevfia von
^ '

aat <oasi nvgog- ixä&iai Tt i(f’ eya exagoy avräy.


spissum. Hier ist spissum der höhere menschliche Leib,
_
Und man sah an ihnen die Zungen zertheilt, als wären wie er in Christo gegeben ist. Diesen höheren mensch-
sie feurig. Und er setzte sich auf einen jeglichen unter lichen Leib besitzt Christus dadurch, dass er ohne Sünde »

ihnen. (Luther.)
ist. Hebräer Cap. 4 (5) :
'

Vers. 4. Kai inXija&riaay anayrsg nysv/naTOg dytov, Vers. 15. Ou ydg ixo/xsy dgxugia firj dvydfisyoy
xai tjQ'^avxo XaXsiy exioaig yXwaaaig, xahujg xd
nysv- avfina&ljaat xatg dad-tystaig ^[luiy, nsnsigaa/iiyoy ’*

fia i^tdov avxolg dnotf>{Hyy(oS-at,.


Si xaxd ndvxa xad-' dfioiöxtjxa /wpi? d/iagxiag. jj
Und wurden alle voll des heiligen Geistes, und fingen ,

Denn wir haben (in Christus) nicht einen Hohejipriester, ’

an zu predigen mit anderen Zungen, nach dem


der Geist der nicht könnte Mitleiden haben mit unserer Schwachheit, *
ihnen gab auszusprechen. (Luther.) '
sondern der versucht ist allenthalben gleich wie wir, doch
Hieran wird nun beim Pater ejus etc. angelehnt. ^
ohne Sünde. (Luther.)
Dass der Vater des heiligen Geistes die Sonne,
dessen Evangel. Joannis Cap. 8. Vers. 46 Ttg vfimy iXiyXft
: L
Mutter der Mond ist Pater ejus est Sol ’’
, etc. damit , fis negi dgfiagxCag
wu-d seine Feuer - Eigenschaft gelehrt. Auf
diese Feuer- Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen?
Eigenschaft des heiligen Geistes zielen auch die
yXüaaux (Luther.) ^
cuffft nvQÖg. (Vers. 3.) Das suaviter magno cum ingenio kann darauf bezogen
: , :

289 290

werden, dass statt terra ab igne, ignis a terra separirt Gott Sohn, heiliger Geist, und wie wir den Deus trinus haben,
werden soU. Es kann aber auch das folgende Hysteron- so hat die Tabula smaragdina tres partes. Wie die Phi-
Proteron einleiten. losophie des totus mundus in der Philonischen Interpre-
Nämlich anlehnend an die Befugniss, in der vorliegenden tation darauf hinaus kommt, dass die Tab. smar. zum
Stelle der Tab. smar. die Sätze gegenseitig auszutauschen Kanon der Lehre vom Menschen wird, so kommt sie in
(vergl. erste Redaction der Tab. smar.), wird descendit in der vorliegenden Interpretation darauf hinaus, dass die
terram vorangesetzt, und es folgt dann iterumque ascendit Tab. smar. zum Kanon der Lehre vom Gottmenschen wird.
a terra in coelum.
Descendit in terram —
Christus steigt in die Erde, er Achte Rubrik.
stirbt, und wenn er gestorben ist, dann Completum bis Solis.
I ascendit a terra in coelum —
dann steigt er zum Him- Sol = qxuf) und (f,<yg
= Gott vom Eingesichtspunct als
imel auf, es hat die Himmelfahrt Christi statt. Eingott.
Et recipit vim superiorum et inferiorum, und er erhält die Der vorigen Rubrik gemäss sollte man meinen, man
Macht, die Herrschaft über die Oberen und Unteren. Man habe es blos mit einem Deus zu thun. Nein,
trinus
vergleiche in Bezug hierauf Epistel. Pauli ad Philippos,
: man hat es auch mit einem Eingott zu thun. Man
Cap. 2 hat es mit der Dr^i-Einigkeit zu thun. Schliesst man
Vers. 9. xat o avrdy vnfQvxjjioae , xai mit der vorigen Rubrik ab, so hat mau es mit einem in-
\Qlaato avTfß (rd) ovofia rd vnsQ näv öyofia. completen Verhältniss zu thun. Complet wird das Ver-
Darum hat ihn auch Gott erhöhet, und hat ihm einen hältniss erst, wenn man die Wirksamkeits Entfaltung -

iNamen gegeben, der über alle Namen ist. (Luther.) (operatio) des <püg heranzieht. Diese Wirksamkeits-Ent-
Vers. 10. "lya iy oyofzari ‘ItjOov näv yöyv xäft~ faltung besteh'; darin, dass das (füg den Vater, den Sohn
\
inovQaytioy xai iniytluiy y.ai xaraXS-ovitoy. und den Geist umfasst, und so den Ein-Standpunct der
Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle derer Gottheit vermittelt.
Knie, die im Himmel und auf Erden, und unter der Erde
sind. (Luther.) Interpretation der Tabula
Vers. 11. Kai näaa yi.tSaaa
f^ofioloy^aijtai ort
smaragdina.
xvgtos ’lijaoüs Xpigdf, dg cTd|a»' #foi7 nargog.
Und alle Zungen bekennen sollen dass Jesus Christus ,
Nach der Drei - Einigkeits - Interpretation haben wir:
der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters. (Luther.) res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius, Gott der
Vater hat die Welt erschaffen durch Christus. Das kommt
Fünfte Rubrik.
nun darauf hinaus, dass nicht Gott der Vater, das ist
Sic habebis gloriara bis penetrabit. Griechisch kurz &edg, die Welt erschaffen, sondern Chri-
I
In der gloria totius mundi haben wir Gott den Vater stus. Und das ist eine Collision mit der Bibel, in der es
und Gott den Sohn. In der fortitudo haben wir den hei- heisst: 'Ey ugXf inolijaey 6 &sög tdy ovgaydy xai ij)y
ligen Geist.
y^y. Hier war also nachzuhelfen, und dies geschah ff.
Die cumulirte fortitudo zählt nach der Drei. Die for- Man sagte, der köyog der Tab. smar. wird zu Christus.
ititudo wird deswegen von einem dreifachen Gesichtspuncte Nun wohl, das verliindert aber nicht, dass der Xöyog seine
äufgefasst, weil sie, die fortitudo, vincit omnem rem sub- ursprüngliche Bedeutung beibehält, nur ist etwas zu mo-
tilem, das ist, da subtile (vergleiche oben) = nytvfia, dificiren. Ioyo?=:Plan (vergl. den Abschnitt: Neue In-
quia vincit nuy nyfvfta, das ist; Vater, Sohn, Geist. terpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte) man ;
Denn hat man den heiligen Geist, so hat man auch Gott kam aber auf diesen Plan vom Wort aus. Zu diesem
den Vater und Gott den Sohn. Christus ist nämlich em- Wort verbrm statt meditatio führt uns bereits Philo zu-
pfangen vom heiligen Geiste, und Gott der Vater lässt rück. Denn er lässt den xöafiog votjxdg mit dem löyog
Bmpfangen. Die spirituelle Drei der fortitndo ist also der verschmelzen.Nun, soll das geschehen, so muss der köyog
heilige Geist als solcher, Christus als empfangen vom eben Wort denn der Plan geht dem xoofiog yotjtdg
sein,
heiligen Geiste, Gott Vater als solcher, der mittelst des voran, kann also nicht mit ihm verschmelzen. (Vergl.
heiligen Geistes empfangen lässt. — Hierzu kommt nun Phiionische Interpretation der Tab. smar.) Also steht gar
noch eine materielle Drei der fortitudo, welche darin hegt, nichts im Wege, dass auch wir wieder auf den köyog als
lass die fortitudo penetrat omnem rem solidam, das ist Wort, verbum, zurückgreifen. Wir sagen also, köyog ’st
ille Elemente. Der Passus quia omnem rem solidam auf der einen Seite Christus, auf der anderen Seite das
penetrabit gleicht den Zwiespalt aus, der in den vier Ele- Wort. Dass wir nun aber Christus zum Wort machen,
Ihenten der zweiten, und den drei Elementen der dritten dazu sind wir berechtigt, denn es heisst
Rubrik liegt. Die res solidae bilden, entgegen den res Evangel. Joannis, Cap. 1 2
mbtiles, den materiellen Standpunct des heihgen Geistes, Vers. 47. Kai läy r(g fiov äxovatj tüp grjfiätmy, xai
den Standpunct, vermöge dessen dem heiligen Geiste das fttj nioisvaf, iydi ov xgiyu aifröy. ov ydg tjkd-oy, ’iva
|Feuer, die Luft, die Erde zukommt. Bei dieser Erde ist xgivui TÖy xöfj^uoy, akk' 'iva atöaio xöv xöafiov.
!mf Grund des: Am Anfang schuf Gott die Erde. Und Und wer meine Worte hört, und glaubt nicht, den
lie Erde war ein Durcheinander das ist die Erde — werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen,
war zugleich Wasser —
das Wasser zu suppliren, und dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt selig
(o ist durch die omnis res solida die Ausgleichung da mache. (Luther.)
swischen dem doppelten superius und inferius der zweiten Vers. 48. ‘O dd-exdiy i/ie xai /xij kafißäytay xd gij-
Rubrik und den drei Elementen der dritten Rubrik. fiaxä fiov, f/fi xöy xgtyopxa avxöv ö köyog, oy ikd-
Sechste Rubrik. ktjaa, ixfiyog xgtyel avxdy iy xij itJXdxf ^fiigu.

Sic mundus modus esf hic.


bis
Wer mich verachtet, und nimmt meine Worte nicht
auf, der hat schon, der ihn richtet; das Wort, welches
In der zweiten Rubrik ist von der Erschaffung der Welt,
ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage.
ier res omnes, die Rede.
!
Von dem, was die zweite Rubrik bringt Hinc das — — (Luther.)
Vers. 49. "Ort iyiö i^ (an) ifiavxov ovx ikdk^aa,
'St von dem heiligen Geiste und Gott Sohn, stammen her
akk' ö ntfnjjag fxe nax^g avxög fioi iyxokljy f^<oxt, xt
lie wunderbaren Anpassungen der Elemente an den heili-
tinta xai Tt kaktjau).
gen Geist, des Leibes an die göttliche Natur Christi, wie
vir sie in der dritten und vierten Rubrik haben.
Denn ich habe nicht von mir selber geredet, sondern
Und der Anpassungen quarum— —
modus, nämlich der
der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot
gegeben, was ich thun ( —
im Text steht: xl slnu> das
nodus der Anpassungen, wie sie auf den heiligen Geist
ist: was ich sagen) und reden soll. (Luther.)
commen, ist so, wie ihn die fünfte Rubrik, bringt.
Vers. 50. Kai oMa, oxi ^ iriokij avxov attiyiög
Also weist der Index auf die zweite, dritte, vierte und
iaxty. a ovy kakdi iyi^, xa&dg ttg^xi fioi ö naxijg,
ünfte Rubrik.
ovxco kakü.
I
Siebente Rubrik. Und ich weiss, dass sein Gebot ist das ewige Leben.
Itaque vocatus sum bis mundi. Darum, das ich rede, das rede ich also, wie mir der Vater
Der Hermes trismegistus ist der Deus trinus: Gott Vater, gesagt hat. (Luther.)
19
291 292

Durch diese Stelle ist Christus als Wort sattsam le- in die Concavität eines halben Mondes tritt. Dieser Mond
galisirt. stammt von der vorliegenden Interpretation der Tab. smar.
Es kommt kurz heraus, Christus ist das Wort: tnnStj Portavit illud ventus in ventre suo.
tQjutjysvstan tüv xov S-eov ßov}.t]fiäxuiv (Epiphanius Illud, den Xoyog Christus, trug der ventus, das ist das
Haer. 73, 12) „well Christus der Herold, der Dolmetscher, 7iytüfia\ Syior, der heilige Geist, im Bauche. Der heilige
der Bote des göttlichen Willens, des göttlichen Befehls ist. Geist ist die Mutter des Xoyog, und auf diese Weise hat
Verfahren wir nun, sagte man weiter, auf die Weise, der heilige Geist eine Relation zum Xoyog Christus.
dann ist die ColUsion mit dem res omnes fuerunt etc. Ein solches Ergebniss der Stelle liegt aber etwas
leicht zu beseitigen. Wir sagen dann nicht: Gott hat die eigenthümlich. Maria ist die Mutter Christi , nicht aber
Welt erschaffen durch Christus. Den Christus lassen wir der heilige Geist. Um
hier nun nachzuhelfen, werfen sich
als solchen bei Seite, und fassen das Wort in’s Auge. Einige dem in die Arme, dass sie sagen, in ventre steht
Dann kommt heraus: Gott hat die Welt erschaffen durch statt in ventrem, und suo steht statt ejus. Auf die Weise
das Wort. Gott spricht, die Welt entsteht da haben — kommt heraus: Portavit illud ventus in ventrem ejus, es
wir die Erschaffung der Welt durch die Vermittelung trug jenes , den Xoyog Christus , in den Leib derselben,
des Xöyos. der Maria das ist, der heilige Geist liess Maria empfangen.
;

An der Hand einer solchen Aufstellung wird nun die Uns, von unserem Standpuncte, scheint eine solche Nach-
zweite Rubrik der Drei-Einigkeits-Interpretation der Tab. hülfe etwas sehr kühn, geradezu willkürlich, unverträglich
smar. anders interpretirt. Man nimmt res una als ).6yog, mit dem Wortlaute der Tab. smar. Die Nachhelfer dach-
als Wort, präparirt sich also den Xöyog als verbnm, um ten aber anders. Die lebten zu einer Zeit, wo die Lateini-
bei der meditatio unius auf diesen köyog zurückgreifen zu sche (resp. Griechische) Sprache von der Barbarei ange-
können. Und nachdem das dann geschehen, wird derartig haucht war, und da dachten sie, ob in cum Accusativo
weiter fort interpretirt, wie' wir es im Folgenden kennen oder cum Ablativo steht, ob suus oder ejus steht, kommt
lernen werden. nicht so genau darauf an. Ein solches Thun der Nach-
helfer ist wie wir später sehen werden von Einfluss auf
,

Erste Rubrik. die Fassung des Apostolischen Symbolum. Dort heisst es


Verum est etc. — Einleitung. nämlich stellenweis: Credo in patre , in filio, in spiritu
statt in patrem, in filium, in spiritum. Die Ablativ-Fas-
Zweite Rubrik. sungen dienen zu nichts anderem, als dazu, die vorliegende
Quod est inferius bis adoptione. Fassung mit dem in ventrem zu legalisiren. Wie man
Das erste inferius ist, wie bei Philo, der y.öofios rotjxög. hier an die Stelle des Ablativs den Accusativ setzt, so
Das erste superius ist, wie bei Philo, der Xöyos, aber setzt man dort an die Stelle des Accusativs den Ablativ.
nicht der Xoyog als meditatio, sondern als verbum. Das ist ein gegenseitiger Austausch.
Nun wie bei Philo, das zweite superius, die Summe
dient, Nutrix ejus terra est.
von Wasser, Erde, Luft, Licht der ersten Schöpfungspe- Die Amme des Xoyog Christus ist die Erde. Der irdi-
riode mit dem Xöyog, so wie das zweite inferius, die reelle sche Leib Christi wird als die Amme genommen, welche
Welt, dazu, um die Wunder der res una zu Stande zu ihn, den Xoyog Christus, gross zog, an ihren Brüsten
bringen. nährte.
Res una ist, wie wir wissen, der Xoyog, verbum. Also haben wir zum Xoyog in Relation gesetzt : Gott
Dass das superius, sicut id quod est inferius dazu dient, den Vater, die Jungfrau Maria, den heiligen Geist,
ad perpetranda miracula Xöyov, das liegt ff. In dem su- Christus selbst.
perius als das, was die erste Schöpfungsperiode bringt,
Vierte Rubrik.
haben wir den Xöyog, hervorstechend den Xöyog,
Pater omnis telesmi bis inferiorum.
denn indem Wasser, Erde, Luft, Licht und Xöyog ver-
Interpretation, wie bei der Drei-Einigkeits-Interpretation
schmelzen, gehen die ersteren in dem letzteren auf, denn
sonst könnte die Summe nicht zu dem superius werden, der Tab. smar.
mit welchem der zweite Passus Quod est superius etc. Fünfte Rubrik.
anfängt. Zu der reellen Welt hat der Xoyog eine beson- Sic habebis gloriam bis penetrabit.
dere Relation, weil durch den Xöyog die Welt entsteht. Die gloria ist der Xoyog. Die obscuritas flieht uns.
Gott nämlich spricht, er instituirt so den Xöyog, aus dem wenn wir an der Hand der vorliegenden Interpretation der
Worte, dem Xoyog, geht dann die Welt hervor. Tab. smar. den Xoyog allseitig so in’s Auge fassen, wie es
Res omnes: die Welt, die wir um uns sehen. Sie in dieser Interpretation gelehrt wird, und wie es die Drei-
fuerunt ab uno, Gott hat die Welt erschaffen. X6y^ unius: Einigkeits-Interpretation nicht erschöpfend lehrt.
durch das Wort Gottes. Der Xoyog hat die Welt er- Die fortitudo ist das , was die dritte Rubrik lehrt. Die
schaffen. fortitudo zählt nach der Drei : Gott Vater, heiliger Geist,
Res natae = nati, wie Sie werden durch
bei Philo. Christus. Die omnis res subtilis ist Gott der Vater und
die adoptio gedeckt. DieMenschen, fuerunt ab
nati, die der heilige Geist, die omnis res solida ist Christus als irdi-
una re, von dem Xoyog, indem der Xoyog ihnen das Wort scher Leib und seine Mutter Maria als irdischer Leib.
Gottes verkündet : —
so sollte man auf den ersten Blick Diese omnem rem subtilem et solidam besiegt und durch-
sagen. Aber man bedenke, dass wenn man so sagt, dass dringt, das ist bewältigt, der Drei-Standpunct die drei-
,

man dann den Xoyog als Christus hat. Denn der Xoyog fache fortitudo. Nachdem die dritte Rubrik den Vierstand-
muss an einen Körper gebunden sein, und dieser Körper punct: Vater, Maria, Sohn, heiliger Geist gebracht hat,
muss dann das Wort Gottes verkünden. Dieser Körper wird der Jungfrau Maria nicht zu nahe getreten, wenn sie
aber ist Christus, und damit hat man denn den Xoyog als ausscheidet, wodurch denn blos Gott der Vater, Gott der
Christus, w o er doch das W
o r t und nicht Christus sein
, Sohn und der heilige Geist in den Vordergrund treten,
soll, auf dass man nicht dazu kommt, Christus habe die
womit die dreifache fortitudo herauskommt.
Welt erschaffen. Hier hilft man sich nun, dass an die
Stelle des Christus als Wort Johannes als Wort tritt. Sechste Rubrik.
(Vergl. darüber weiter unten.) Sic mundns bis hic.
Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik.
Dritte Rubrik.
Hinc erunt adaptationes mirabiles.
Pater ejus bis terra est. — Hier
kommt man auf Chri- Das bezieht sich auf die dritte Rubrik. Hier haben
stus, der jetzt in seine Rechte als Xoyog eingesetzt wird. wir die Anpassungen des Xoyog an Christus. Hier tritt
Pater ejus est Sol. der Xoyog für Christus ein, und nicht für das Wort.
Der Vater des Xoyog, als Christus gefasst, ist der Sol, Quarum modus est hic.
das ist Gott der Vater. Das bezieht sich auf die fünfte Rubrik, welche die Vier
Mater ejus est Luna. der dritten Rubrik in eine Drei verwandelt.
Die Mutter desselben, des als Xoyog gefassten Christus,
ist die Luna, das ist die Jungfrau Siebente Rubrik
Maria. Wenn Maria
als zur Empfängniss in Relation stehend dargestellt
wird Itaque vocatus sum bis mundi.
so wird sie derartig dargestellt, dass sie mit dem Fusse
Der Hermes trismegistus ist die Trinität: Gott Vater,
,

293 294

Gott Sohn, heiliger Geist. Anlehnend an die dritte Rubrik wegs dem Wege gehen, im Gegentheil, wir wollen
aus
j
kann man fragen, wo bleibt denn die Jungfrau Maria? dem Gesicht schauen.
in’s Wozu führt uns das aber?
j
Die Antwort ist, sie tritt aus, wie das in dem Fortitudo- Einfach zum Vers 3 der Schöpfungsgeschichte, in dem es
li
Standpuuct gelehrt wurde. heisst: Kat tlney 6 S-edg, rsyijd-ijzoi (p(ög. xai iyivtzo
I
Die tres partes philosophiae totius mundi sind die auf ,
<pwg. Da haben wir das Sprechen und Werden. Gott
I
welche der Index hinweist. spricht: Licht. Es wird: Licht. Also führt uns das
Sprechen und Werden auf das (paig, und nicht auf den
Schlussbemerkung. Xöyog. Vom Xöyog steht nichts in der Schöpfungsgeschichte,
I
In der zweiten Rubrik haben wir auf den Johannes von dem (ptog ist ausdrücklich die Rede. Was steht uns
f
hingewiesen, der das Wort repräsentirt, welches sich noth- also im Wege, den Xöyog fallen zu lassen, und das (füg
(
wendig an einen Körper binden muss und das sich nicht ,
an seine Stelle zu setzen ?
an den Körper Christi binden kann, weil in der zweiten Sobald das (f üg den Xöyog ersetzen soll muss nun
j

Rubrik der IdyOf ='-verbum, und nicht Christus. = auch das (f>üg notorisch in die ^öyof- Interpretation der
,

In Bezug hierauf interpretirt man ff. Tab. smar. eintreten, und die - Interpretation ge-
I
I
Die res natae sind auf Phiios Autorität hin nati. Es staltet sich ff.

bedarf der adoptio nicht, um sie von dem Standpunct der Zweite Rubrik.
S a c h e in den Standpunct der Person überzuführen. Philo Quod est inferius bis adoptione.
nimmt sie als Menschen, und damit
Sache absolvirt. ist die Das erste inferius ist das was „ unten “ an der Tab.
Vordersatz und Nachsatz sicut, sic —
decken sich. — smar. steht, das ist das (füg in Completum est.
,

1 Im Vordersatz haben wir den köyog und im Nachsatz Das erste suporius ist das was dem entgegen „ oben “
haben wir ihn: —
damit ist die sollkommene Parallele
,

in der ^6yo,--Interpretation der Tab. smar. steht. Also:


gegeben. Quod est inferius est sicut id quod est superius. Das
I
Wo bleibt nun die adoptio ? (füg im Completum est steht auf gleicher' Rangstufe mit
Antwort Sie tritt zu den nati (res natae), und weist so
: dem Xöyog der ^öyof-lnterpretation der Tab. smar.
darauf hin dass bei ihnen ein uneigentliches Verhältniss
, Auf die Weise ist einmal vorab das (füg in die Sache
statt hat, und dies uneigentliche Verhältniss besteht darin, gezogen. Nachdem man es aber bat, macht man es dem
dass die nati zum nalus werden, und dieser natus, dieser Xöyog überlegen. Vorhin führt das (füg den Titel eines
Mensch ist eben Johannes der Täufer. Dass aber inferius, eines Subordinirten, jetzt erhält es den Titel su-
I der natus gerade zu Johannes wird, das liegt darin, dass perius und wird damit zum Präordinirten, wohingegen der
er für das Wort Christus wieder das Wort ist, er ist der Xöyog den Titel inferius erhält, und damit zum Subordi-
;

i Prediger, der Christus vorangeht. Evangel. Matlhaei, Cap. 3: nirten wird. Zwar heisst es jetzt:
Vers. 1. 'Ev äk zaTg ixtiruig naqctyiveTctt Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad per-
« Itoäryijg 6 ßanziar^g, xrjQvaatav Iv zij z^g petranda miracula rei unius, womit (füg und Xöyog auf
< ^lov^aiag. eine Rangstufe kommen. Indessen, da etwas darin zu suchen
Zu der Zeit kam Johannes der Täufer, und predigte in ist, dass gerade das
(füg ein superius ist und nicht ein
I der Wüste des Jüdischen Landes, (Luther.) inferius, gerade der Xöyog ein inferius und nicht ein su-
Vers. 2. JTat Xt'yajy juszayosiie' ^yy xe ydg ^ ßaai- perius : —
jetzt heisst es wohl auf der einen Seite, unser
I lei« zmy ovQaytöy. (füg ist gerade so gut, als euer Xöyog, auf der anderen
Und sprach : Thut Busse, das Himmelreich ist nahe her- Seite aber und bei Lichte betrachtet heisst es dagegen,
,

t beigekommen, (Luther.) unser (füg ist besser, als euer Xöyog.


Ver.s. 3. Ouzog iaziy 6 Qtj-9-elg vnd ‘Hacciov zov Die res una wird zum (füg. Darin liegt um so mehr,—
;
7iQO(p^zov kiyoyzog’ (pojy^ ßoiSyzog iy zß iqqfib)' izot- dass das (füg die Ueberlegenheit hat, denn sonst würde
i judaazs zljy 66dy xvgiov, ev&etng noitlze zag zgißovg das superius und inferius dazu dienen, die Wunder des
'
avzov. Xöyog und nicht die des (f'üg zu Stande zu bringen.
Und er ist der, von dem der Prophet Jesaias gesagt hat, Et sicut res omnes fuerunt ab uno meditatione unius. ,

: und gesprochen Es ist eine Stimme eines Predigers in


: Und wie Gott die Welt geschaffen hat durch das (püg.
: der Wüste, bereitet dem Herrn den Weg, und machet Das (füg tritt kurzweg an die Stelle des früheren Xoyog,
i richtig seine Steige.(Luther.) indem das Vorangehende zu nichts anderem dient, als diese
Vergl. Evangel. Marci, Cap. 1, Vers. 3; Evangel. Joannis, Situation zu präpariren. Gott hat die Welt erschaffen
f
Cap. 1, Vers. 23. durch das Licht, und nicht durch das Wort.
l Sic omnes res natae fuerunt ab hac una re adoptione.
l Interpretation der Tabula smarag- So tritt Johannes der Täufer zu dem (füg in Relation.
Dritte Rubrik.
dina.
I
Pater ejus est Sol etc.
Die Interpretation der Tab. smar. hat sieben Sein, des (füg Vater, und so fortlaufend die Relation
! Rubriken. Die achte Rubrik Completum est quod dixi
: Christi zum (füg.
[ de operatione Solis fällt. Wenn man sie aber nun doch Fünfte Rubrik.
|{ anhängt, dann Sol, wie bei der Drei-Einigkeits-Interpre- Sic habebis gloriam etc.
i tation gleich setzt (pcog, dann übersetzt; Er ist jetzt fertig, Die gloria wird zum (füg.
I was ich über das gxög exponirt: —
dann wird die Aöyog- Achte Rubrik.
I Interpretation zur ‘f>u!f-Interpretation. Es ist zwar in der gan- Completum est etc.
I zen Interpretation nichts von if.mg gesagt. Philo aber schiebt Diese Rubrik fällt natürlich nicht, wie bei der ..ioyof-
I das ytuf dem löyof zu. Und das giebt die Berechtigung Interpretation.
zu sagen: Wenn hier vom Xöyog die Rede ist, und dann
I hinterdrein kommt, es ist fertig, was vom (püig exponirt, Der erste Theil des ersten Capitels des
statt dass hinterdrein kommt, es fertig, was vom koyog
I

exponirt, dann kann das gar nicht anders liegen, als dass
ist
Evangelium Joannis.
I

I darauf hingewiesen wird, man' solle Xöyog nicht als Xöyog, Dies Schriftstück stellt sich auf Seiten der -Inter-

sondern als (päig nehmen. pretation der Tab. smar., und istdamit der ^öyof-Inter-
'

Nachdem man nun auf die Weise dazu gekommen, an pretation entgegen.
die Stelle_'jdes loyog das (ptSg zu setzen , wirft sich die Es namentlich Johannes den Täufer in seiner Re-
fasst
I Frage auf: Aber ist denn die ganze Situation derartig, dass lation zum
(füg in’s Auge.
I
man zu einem solchen Thun berechtigt ist? Man ant- Vers. 1. 'Ey aQX^ Xöyog, xai ö Xöyog tjy ngdg
'
wertet :Ja, denn es hat ff. statt: zöy &eöy, xai d-fdg !jy 6 Xöyog.
Der Xoyog kommt daher (vergl. den Abschnitt: Neue In- Am Anfang war der Xöyog, und der Xöyog war beim
terpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte), dass d-eög, und der war der Xöyog.
I man beim „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ Luther Im Anfang war das
: ort, und das ort war W W
li das Erschaffen um wandelt in Sprechen und Werden, bei Gott, und Gott war das Wort.
l Hierzu, sagt man, liegt keine Berechtigung vor. Wir wol- Ey aqxß ist: zu Anfänge der Tab. smar., wo der Xöyog
|i len, sagt man weiter, dem Sprechen und Werden keines- steht, entgegen dem (füg, was zu Ende steht. Also Ey

i;
295 29 «

«cQXÜ 0 Xoyoffi der idyoj steht zu Anfang der Tab. Luther: In ihm war das Leben, und das Leben War dag
amar. —
Der Jio’yof ist beim ^«öf, indem fl-föf der unus Licht der Menschen.
der Tab. smar. ist in der Stelle sicut res omnes fuerunt Wir sind hier bei der Stelle der Tab. smar.: omnes
ab uno. Hier also wird beim unus nicht ein Punct res natae fuerunt ab hac una re adoptione. Der Xdyog
gemacht, und die Sache hat damit ein Ende, wodurch her- muss (vergl. die ,</dyo f-Interpretation der Tab. smar.) an
auskommt: Gott hat die Welt erschaffen. Nein, wenn es einen Körper gebunden sein, und diesen Körper giebt der
so wäre, dann wäre der idyog nicht beim &fdf, hier Autor mit fto/), Leben. Diese dieses Leben, dieser
aber ist er’s wohl, und daher: o Xdyof >jy ngds jdy Körper ist Johannes der Täufer, wie wir das wissen. Und
S-toy.
.

dies Leben, dieser Johannes, ist nun —


so wollen wir vor-
Dadurch nun, dass der Idyoe, wie so eben gesagt, beim läufig sagen : —
der Xdyog, das Wort, xiÜy ädotinmy, für die
ist, dadurch fällt der Schwerpunct auf den ioyoi. Menschen, der Menschen. Die Menschen kommen zum Xdyog,
Wir haben res omnes fuerunt ab uno
:

scilicet ioy^u indem die nati (res natae) erst schlecht weg als nati genom-
unius. Was also ohne ioyoff auf Gott beziehen
sich men werden, und dann, durch Hinzufügung des „ adoptione “,
würde, das bezieht sich jetzt auf den Xöyof, so dass wir als Johannes. Dadurch kommt der Xdyog vom Johannes
haben: der X6yo( hat die Welt erschaffen. Der /öyof tritt auf die Menschen. Johannes fuit a verbo, das Wort tritt
also für Gott ein, und damit: i9-fdf ^jy d Xöyog. zu ihm in Relation, das Wort geht von Christus auf ihn
Das ^y steht für tazt. Diese Perfectsprache (Imperfect, über, und er überträgt dies Wort nnn wieder auf die
Aorist) läuft durch. Das ganze Schriftstück Vers 1 bis incl. Menschen, indem er predigt.
Vers. 18 ist in der Perfectsprache statt in der Präsens- Wohlbemerkt, hier steht aber nicht: xai ^ Ccui) ijy d
sprache abgefasst. Und dies hat deswegen statt, weil neben Xdyog x(oy dyd-Qutmoy, sondern: xai ftofl >iy xd (fnög
fer eigentlichen Interpretation, die wir hier geben, zciy dyd-Qtöiz(ay. Davon sogleich. Erst
eine uneigentliche Interpretation hergeht, kraft derer Vers 5. Kai xd (füg iy xj} axorlijt zfulyti, xai ^ axo-
Alles auf Christus zu beziehen ist, Xdyof sowohl, als xltt avxä ov ^aziXaßey.
<p(uf. Also hier uneigentliche Interpretation: Am An- Und das Licht scheint (leuchtet) in der Finstemiss, und
fänge war Christus. Christus war bei Gott. Christus war die Finsterniss hat es nicht verstanden.
Gott. Es genügt, hierauf generaliter hingewiesen zu haben. Luther: Und das Licht scheint in der Finstörniss, und
In specie kann sich das Jeder ohne Mühe, Vers vor Vers, die Finsternissh a b e n es nicht begriffen. —
Zu seinem Plural
durchführen. Uebrigens verhindert die Perfectsprache nicht, „haben“ kommt Luther durch die Lateinische Uebersetzung :

dass dieselbe hier und da auch für die eigentliche In- et tenebrae eam (lucem) non comprehenderunt. Hier steht
terpretation zutrifft. der Plural comprehenderunt im Anschluss an die tenebrae
Im 4. Verse ist eine Variante für: *Ey avTtp ^coij \y — mit Recht. Luther aber hat den Singular „Finsterniss“
— 'Ev avT^ Ctoij iait. Dies tan entfliesst der Feder voran, und er muss ihm den Singular „hat“ folgen lassen.
eines Abschreibers, der sich in den Sinn hineindenkt, Indem er’s nicht thut, ist das ein Versehen seinerseits.
welcher Sinn eben darin besteht, dass tazz gemeint ist, Und jetzt zum Gesammt-Gesichtspunct für die 5 voran-
wo ^y im Text steht. Er will ^y schreiben, das iatz gehenden Verse.
entfliesst aber unwillkürlich seiner Feder. So etwas kann Der Autor wickelt harmlos die zweite Rubrik der Adyog-
Jedem passiven, der das Imperfect abschreiben soll, und Interpretation der Tab. smar. abj wo es sich Bih den Xdyog,
sich dabei bewusst ist, dass dies Imperfect eigentlich das und nicht um das tfxüg handelt. Wie er aber auf Jo-
Präsens sein soll. (Aehnlich Vers 15.) hannes kommt, denn der ist es, deU er hauptsächlich in’s
Vers. 2. OvTOe ^y iy ccQXfj ngdg idy &tdy. Auge fasst, da reisst ihm der Geduldsfaden. Er sagt:
Dieser Xdyog war am Anfang bei Gott. ‘Er aQXp ijy d Xdyog, der Xdyog steht zU Anfang der
Luther: Dasselbige war im Anfang bei Gott. Tab. smar. Darauf steift ihr euch, ihr Anhänger der Adyog-
Daraus, dass der Idj/o? am Anfänge 7iQdg tdy S-edy, Interpretation der Tab. smar. Das ipvig seht hinten an
bei Gott ist, daraus geht hervor, dass der Adyof = Wort, der Tab. smar. Der Anfang geht aber dem Ende voran,
verbum, und nicht =Plan, meditatio. Wäre Xdyog — ist dem Ende überlegen. Was, sagt ihr also, geht uns der
Plan, so wäre er nicht am Anfang bei Gott, sondern Schluss an? Ja, ganz gut!
er fiele vor den Anfang. Denn der Plan geht dem „Am Und ihr sagt: der Xdyog tjy rzQdg xdy S^edy nicht —
Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ voran. Der Plan ist, das (f)cijg. Ja, ganz gut!
um uns eines Pömandrischen Ausdruckes zu bedienen, ein Und ihr sagt: &tdg rjy d Xdyog nicht &edg \y xd
TiQOvnÜQXoy rtjg ciQXijg, geht der agX^ der Bibel voran. (f)üg.
Ja, ganz gut.
Die Stelle besagt also: Der Xdyog, von dem Vers 1 die Und ihr sagt: ouxog^y iy uqX^ ngdg xdy ^tdy. ovxog,
Rede war, ist: Wort, verbum, nicht: Plan, meditatio. seil, d Xdyog verbum, und nicht meditatio. Ja^ ganz gut!
ist
Wie man sieht, hat ccqX'j im Vers 2 einen ganz anderen Und ihr sagt: näyxa dt avzov iyiyixo xai /wpif
Sinn, als Vers 1. avzov iyiyexo ovdky, S y iyovty. Das ist dzd xov Xdyou
Vers. 3. TTayta dt' avrov iyeyiTO' xai X^Q^S ctvtov und Xo>gig xov Xdyov —
nicht diä xov cfondg ond yiagig
iydytxo ovS'sy, o ytyoyey. xov (ftaxdg. Ja, ganz gut!
Alle Dinge sind durch dies Wort geworden, getrennt Und ihr sagt: iy avx^ ^y. Das ist iy tjj Idj'f»
von ihm wurde nichts, was da wurde. f*»*? ^y — nicht iy rj» (pmxi. Ja, ganz gut!
Luther: Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und Aber trotz alledem und trotz alledem: )j ^o>ij tjy xd (ftög
ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. xdiy eeyS-Qcinmy, ist Johannes ein qxö?, und kein Xdyog.
Gewöhnlich wird statt ovdiy die Variante oudi fy ge- Und nun habt ihr mir so viel gesagt, und ich will euch
gßbracht, zu welchem gespreitzten Ausdrucke gar kein auch einmal etwas sagen, so ganz leise in die Ohren raunen
Grund vorliegt. Auch Luther scheint ovdey vor sich ge- Kai xd (füg iy xg axoxift (f>alyti, xai ^ axozla avrd
habt zu haben, sonst würde er wohl übersetzt haben: ov xaziXaßsy.
„ohne dasselbige wurde auch nicht ein Einziges ge- Das heisst kurz und bündig Dummköpfe seid ihr, das
:

macht,“ wo er doch übersetzt: „ohne dasselbige ist nichts könnt ihr mir nacherzählen, dass ich es euch gesagt habe.
gemacht“. Und ebenso hat die Lateinische Uebersetzung Das Licht scheint in der Finstemiss, dort unten an der
(editio Clementis VHL): factum est nihil, quod factum est. Tab. smar., wie ein Veilchen, welches im Verborgenen
Die nayzu sind die res omnes der Tab. Smaragd. Durch blüht. Es gehört gerade die Finsterniss dazu, in welcher
diesen Xdyog, als Wort, wie es Vers 2 gezeichnet, fuerunt ihr Dummköpfe tappt, 'um dies Licht, das (fcög, nicht zu
res omnes, denn durch den Zusatz „meditatione unius“ tritt verstehen, zu begreifen, zu durchschauen.
ja an die Stelle des unus, von dem die res omnes fuerunt, Eine drastischere Sprache, die namentlich durch die
der Xoyog, das Wort. XtoQtg avtov, getrennt von diesem harmlosen xai in Vers 4 und 5 ihren Pfeffer bekommt,
Xdyog als Wort, wurde nichts, was gertrorden, das ist, kann man sich nicht denken.
unter allen Umständen musst du dir den Xoyog ungetrennt Und nun , als wenn gar nichts geschehen wäre , fährt
von dem unus denken, von dem die res omnes fuerunt. der Autor ganz harmlos fort
Vers. 4. Ey auz^ JwiJ ^y, xai Ctui) Jjy xd (f>c3g xüy
^
ij
Vers. 6. Eyiyezo dyS-Quinog dntaxaX/iiyog nagd
ccySQidnuy. d-sov, oyofia avx(d ’lcodyygg.
Dasselbe incorporirte sich, und die Incorporation war Es war einmal ein Mann, der war von Gott gesandt,
das Licht der Menschen. und hiess Johannes,
, , , ,

29t 298

Luther; Es -ward ein Mensch von Gott gesandt, der Aehhlich ist die Situation in Bezug auf die Uebersetzung
I
hiess Johannes. Luthers in anderen Versen.
Das (füg ist nicht in die Tabula smar. hineingeschneit,
Vers. 7. Outos
flg fiuQxvQiay, lya /uctgrvQi^ari
lya nu'ytig niaxfvaioai 6i uvxov. es steht in dem Completum est quod dixi de operatione
nfgi xov (füJTOs,
Solis. Dieser Passus gehört aber zur Tab. smar. Also
Er kam «um Zeugnisse, auf dass er von dem (fug zeuge,
und alle durch das (vermittelst dea(f<ug,an der Hand kommt das (füg in sein Eigenthum, in die Tab. smar., die
des (füg) glauben sollten.
ihm angehört, da die Stelle Completum est in die Tab.
smar. gehört. Und die idioi, die Anhänger der Tab. smar.,

Luther Derselbige kam zum Zeugniss, dass er von dem Licht
;

^
zeugete, auf dass sie alle durch ihn glaubten. Luther — diejenigen, welche die Tab. smar. zum Eigenthum haben,
um so zu sagen die theologischen Alchemisten, die nehmen
bezieht also das tft’ai/rod auf den Johannes.
i;

; Johannes tritt ein als Zeugniss, aber nicht zum Zeugniss


:
— das (flog nicht auf. Vom (/>üg aber macht der Autor
Er einen Sprung zur ‘7»ä»f-Interprctation der Tab. smar., das
V für den idyof, sondern als Zeugniss für das (füg.
ist zum xax“ i'^oy^y xdafiog. zur xax‘ ‘e^y^y Ta,h. smar.,
tl tritt als natus ein in dem Passus: omnes res natae fuerunt
Durch dies (füg sollen Alle und so kommt heraus die theologischen Alchemisten nehmen
:
ab hac una re adoptione.

I

an die Tab. smar. Die Tab. smar. wird «UTÖ»', nämlich den ;;do,«Of, das ist die Interpretation
I glauben :

der Tab. smar., nicht auf.


ü nämlich in Bezug auf die Drei-Einigkeits-Interpretation resp.
-Interpretation als ein heiliges Schriftstück hinge- Vers. 12. "Ooot Je ekaßoy avxdy, tdtoxty avxoXg Hov
stellt, und wer an sie glaubt, ist im religiösen Sinne ein aiuy xixya d-fov yeyia9at., xotg ntaxsvovaiy dg xd
(

i' Gläubiger, ein niaxtvujy. oyofia avxov.


Diejenigen aber, die ihn, den xdafiog, aufnahmen, denen
'

Vers. 8. Oux ^y ixelyog xd (füg, alX* lya fiagxvQ^atj


Tiegi xou (f(ox6g. gab er, der ydofiog, die Mission, Kinder Gottes zu wer-
den, welche an seinen Namen (Gottes Namen) glauben.
,

( Er selbst war nicht das (füg Sondern er kam, um von


I dem (füg zu zeugen. Luther: Wie viele ihn aber aufnahmen, danen gab er
I Luther: Er war nicht das Licht, sondern dass er zeu- Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen
gete von dem Licht. glauben.
)

1 Das (füg in der so eben angeführten Stelle der Tab. Es sollte eigentlich heissen niaxtvoyxa, nämlich auf xixya
bezogen. Statt dessen steht maxfvovaiy auf avxoJg
;i smat. tauss sich an einen Körper binden. Dieser Körper
ist aber nicht der Körper Christi, sondern des Johannes , des
bezogen. Nun, das bleibt sich nach Griechischem Sprach-
» Zeugen (füg. Nicht handelt es sich um das (füg selbst, gebrauche gleich.
V welches Christus ist. Johannes ist im uneigentlichen Sinne Diejenigen aber, welche den xdofiog, den eigentlichen
im eigentlichen. xdofiog, die wahre Interpretation der Tab. smar., das
(füg, Christus
Ist die *#>ü)if-Interpretation der Tab. smar. aufnehmen, die

Vers. 9. ^Hy xd (füg xd dktjd-iydy, 8 (f(oxi^(x nüyxa
werden gläubige Kinder Gottes. Die Anhänger der •Püg-

dy&Qomoy (gxöfityoy dg xdy xöa/Jioy.
Interpretation sind die wahren Gläubigen, wie wir bereits
( tr war das wahrhaftige (f(ög, welches jeden Menschen
oben haben kennen lernen.
' den xoa/nog eintritt.
erleuchtet, der in
Vers. 13. OS ovx iS aiftdx(oy, onJe ix &d.^fxaxog
i Luther: Das war das wahrhaftige Licht, welches alle
aagxdg, ovdk ix &ek^fiaxog a'ydQdg, eiki.’ ix d-(ov
Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
iysyy^-ü-ijaay.
Der xöoftog ist die Tab. smar. (philosophia totius
Welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen
mundi). Wenn
Johannes auch nicht selbst das (füg ,

des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, son-


,

ist, so ist er doch das wahrhaftige (füg, entgegen dem


dern von Gott geboren sind. (Luther.)
JLoyOf, welcher ein unwahrhaftiges (füg ist. Dieses wahr-
Das ist, im Anschluss an den vorigen Vers; „nämlich
haftige (füg erleuchtet Jeden, der sich an die Tab. smar.
Kinder im geistigen Sinn.“
macht, der in sie eintritt.
Die drei Ausdrücke aifia {ai/xaxa) , d-ikrjfia aaqxdg,
Bei der uneigentlichen Interpretation, bei welcher x6(Sfiog
d-ikrjfia aVJpdf kommen auf den Geschlechtstrieb hinaus. Die
natürlich Welt ohne Nebenbedeutung ist, macht es sich
Kinder des vorigen Verses sind nicht Producte des Ge-
gut, wenn man hinter äyd-QojTioy ein Komma macht dann
schlechtstriebes, sondern sie stammen von Gott.
,

0 bezieht sich auf (füg, und Christus ist in die


Vers. 14. Kai d kdyog adqS iyiyfxo xai iax^ytoafy
Welt getreten, nicht aber der Mensch.
iy ^(ily, xai i&saadfis&a xijy dd'Say üg fioyoyfyovg
1 Vers. 10. ‘Ey x(f xöajug) ^y, xcti J xoa/xog d'^’ kvxov naqd naxqdg, nk^q^g yäqixog xai dkij&flag.
| iyiyfxo, xai d xdofiog ccvxdy (?) ovx (yyui. Und der kdyog wurde Fleisch, und hielt sich unter uns
f Es, nämlich xd (füg, war in dem xdofiog, und der auf, und wir sahen sein Ansehen (seinen Ruf), ein An-
( xoofiog entstand durch dasselbe, und der xoa/xog kannte sehen ähnlich dem Ansehen des einzigen Sohnes des Va-
.1 sich selbst nicht. .

ters, voll von Anmuth und Wahrheit war er.


I Luther: Es war in der Welt, und die Welt ist durch Luther: Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter
I- dnsselbige gemacht; und
Welt kannte es nicht,
die
uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit,
,
Luther übersetzt, als wenn da stände; xai d xdofxog als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und
i

(i V X d ovx eyy(o. avxdy ist jedenfalls verkehrt.! In- Wahrheit.


• dessen, es giebt keine Variante avxd, und da sehlagen wir Das gehört nun gar nicht hierher. Es ist einfach eine
denn den einfacheren Weg ein, dass wir den Spiritus lenis Scholie zu dem ‘Ey avx^ Cwj) tjy des Vers 4. , die sich
in einen Spiritus asper verwandeln und avxdy das ist hierher verirrt hat. Die Abschrift, der wir diese Scholie
iauxdy lesen. verdanken, war derartig geschrieben, dass in der Mitte ein
Das (füg war in der Tab. smar. Und die Tab. smar. Rand, eine weisse Lücke war. Diesseits und jenseits des
entstand durch das (füg, nämlich die f -Interpre- Randes, der Lücke, stand nun links der Vers 4, rechts
tation der Tab. smar., welche im Sinne unseres Autors das Ende des Vers 13. In die Lücke wurde dann die
die eigentliche Tab. smar. repräsentirt. Und die Tab. Scholie geschrieben, ein anderer Abschreiber hielt darauf
< smar. kannte sich selbst nicht. So lange nämlich die die Scholie für einen besonderen Vers, der auf Vers 13
^öyof -Interpretation noch da war, kannte sich die Tab. folgen sollte , und concipirte in diesem Sinne. Oder nach
• smar. selbst nicht. Sie, die Tab. smar. als etwas Persön- dem ‘Ey avx(p C(u^ ^y des Vers 4 stand ein *, ein f und so
liches gedacht, sah selbst nicht ein, Welchen Schatz sie weiter, um nach unten hin zu verweisen, wo die Scholie mit
in sich berge. Ein sehr hübsches Bild, wie uns scheint, dem gleichen Zeichen verzeichnet stand. Nun brachte es
an der Hand des avxdy. aber ein Zufall mit sich, dass nach Vers 13 in der Ab-
< Vers. 11. Eig xd Idta tji-d-s, xai ot idioi avxdy ov schrift ein ähnliches Zeichen stand. Ein anderer Abschrei-
nagikaßoy. ber stand dann im Glauben —
das ähnliche Zeichen ver-

i

t Es kam das (füg kam


,
in sein Eigenthum ,
und die ,
führte ihn dazu die Scholie gehöre nach dem Vers 13.
Eigentliümer nahmen ihn, den xofffiog, nicht auf. Er schrieb sie dort hin, und aus der Scholie wurde ein
( Luther: Er kam in sein Eigenlhum, und die Seinen neuer Vers. Vielleicht spielt auch nicht der Zufall, sondern
nahmen ihn nicht auf. —
Diese Uebersetzung Luthers die Absicht bei der Sache, indem ein Anhänger der Adyog-
macht sich ganz gut, wenn man die un eigentliche, Interpretation der Tab. smar. die Gelegenheit wahrnahm,
auf Christus bezügliche Interpretation in’s Auge fasst, trotz der Invectiven der ersten Verse, den kdyog einzuflicken.
f
299 900

Dem Umstande, dass aus der Scholie ein Vers wurde, Und aus seiner, des Fülle haben wir alle geschöpft. V
verdanken wir das Kai zu Anfang des 14. Verses. Die Darum Dank um Dank 1

Scholie als solche war ohne Kal. Luther : Und von seiner Fülle haben wir alle genommen >

Der Vers, den wir hier haben, macht sich als Scholie Gnade um Gnade. i;

zu dem 'Ev uvtm fonj rjy ganz gut. Vorab einmal ist Aus der Fülle der Tab. smar. haben wir alle geschöpft.
die CtüiJ wohl dazu angethan, durch eine Scholie erläutert Die Tab. smar. wie sie als solche ursprünglich da steht,
,

zu werden. Der köyog soll sich an einen Körper binden, das ist ein Born, aus dem wir alle geschöpft haben, der
und um „den Körper“ klar darzulegen, um die Incorpora- Eine an der Hand dieser, der Andere an der Hand jener
tion auszudrücken, hält der Scholiast es für passend, Interpretation. Seien wir also dem Autor der Tab. smar.
darauf hinzuweisen dass es sich in der
,
um eine zu Dank verpflichtet. Das Xäqzy dyzi kann
Incorporation handelt. Um dies aber zu erläutern, sagt er, man kurzweg nehmen als Dank über Dank , den herz-
:

Iv avt(p Cw>} ist so viel als 6 Xöyog iyeyfto,


: lichsten Dank Man kann aber auch interpretiren : Ein
!

das ist, der Xöyog hat sieb zu incorporiren. Er incorpo- Dank für den anderen, im Austausch für den anderen, das
rirt sich aber nicht zu Christus sondern zu Johannes. ,
ist Wir danken dem Autor der Tab. smar. , denn wenn
Und in Bezug darauf fährt der Scholiast fort Er hielt : der nicht da gewesen wäre, so hätten wir keine
sich unter uns auf, nämlich Johannes hielt sich unter uns Interpretation resp. Drei-Einigkeits-Interpretation der Tab.
auf, und wir sahen sein Ansehen, seinen Ruf, wir sahen, smar. Aber dieser Autor ist auch uns zu Danke ver-
wie er zu Ansehen kam, wie sich sein Ruf verbreitete. In pflichtet, würde uns danken, wenn er noch lebte, wenn er
der That, das war ein Ruf, ähnlich (eJg) dem Christi. Das sähe, welch hohen Gebrauch, welch erhabenen Gebrauch
jiXriqtjg xäqtiog knüpft sich an das iax^yaiasy iy i/fity: wir von seinem Schriftstücke gemacht haben.
Er, Johannes, hielt sich unter uns auf als einer, der voll Vers. 17. *Ort d yöpzog Sid Mcoaioig t)
'

von Anmuth und Wahrheit war. Die dXijd-tia lehnt sich xai ^ dl^&eia diä ‘hjaoC Xqtazov iyiyezo.
an den Vers 9, in welchem Johannes das (fmg dkrj^-iydy Denn oder freilich der yö/nog ist von Moses gegeben, i

genannt wird. die Glorie und die Wahrheit aber stammt von Jesus Christus.
Vers. 15. ’jitiäyyijg fiaqivQel nfqi aviov, xai xsxqayt Luther; Denn das Gesetz ist durch Mosen gegeben, die I

Ityioy otTOff Tjy {ioTiy), oy tlnov 6 onlato (xov iqy6- • Gnade und Wahrheit ist durch Jesura Christum geworden. i

fityog ifi7iqoa9iy fiov yäyoyay, ort nqdÜtög fxov ^y. Nimmt man im vorigen Verse /apt»' dyzi xdqizog als ;

Johannes zeugt von ihm, dem xoofiog, und spricht mit Dank über Dank, den herzlichsten Dank, dann muss !

Lauter Stimme: Er ist es, von dem ich gesagt habe: Wer man. hier ozz mit freilich übersetzen. Nimmt man es
nach mir kommt, war vor mir da, denn er war der erstere aber als Dank im Austausch für Dank , dann muss mau '

von uns beiden. sich vor Zzi suppliren Uns ist der Autor der Tab. smar,
:

Luther: Johannes zeuget von ihm, ruft und spricht: zu Danke verpflichtet, und ozt ist alsdann denn. Also
Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird im Sinn der letzten Interpretation des X<iqiy dyzi X‘^9*TOe
kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war eher, denn ich. würden wir haben: Der Autor der Tab. smar., wenn
Im Vorangehenden war, von der Scholie Vers 14 ab- er auferstände, könnte gar nicht umhin, uns zu danken, I

gesehen, vom x6a/iog die Rede, und an diesen, an die wie wir ihm danken, denn es wäre gar nicht anders mög-
Tab. smar., wird mit dem nsqt avzov angeknüpft. lich, als dass dieser Mann sich davon überzeugte, dass

Das (fug im Besonderen ist jetzt absolvirt, und es han- 6 yofiog von Moses gegeben, die Glorie und die Wahr- \

delt sich in den folgenden Versen blos noch um die Tab. heit aber von Christus stammt.
smar. im Allgemeinen. 6 yöfiog, das Gesetz, ist vorab das alte Testament. Dies '

'

Vorhin, Vers 7, lag die Sache so, dass Johannes durch wird in ähnlicher Weise generell 6 yöfiog genannt, wie
das (fiüg für die Tab. smar. zeugt. Jetzt zeugt er direct wir heute die Bibel generell „die Schrift“ nennen. In
j

für sie. Durch das Vorangehende nämlich ist sattsam do- weiterer Ausspinnung ist dann die Schöpfungsgeschichte
cumentirt, dass Tab. smar. =
-Interpretation der der yöfiog, weil sie im alten Testament vorkommt. End-
lich ist dann die Tab. smar. zweiter Redaction in der Jü-
Tab. smar., natürlich im Anlehnen an die Drei-Einigkeits-
Interpretation und an die Tab. smar. überhaupt, nur die dischen Interpretation der yöfiog, weil sie an die Schöp-
-Interpretation soll excludirt sein, und diese ist fungsgeschichte lehnt. In Bezug auf Moses wird angenom- i

durch das Vorangehende excludirt. men, wie das ja so im Allgemeinen geschieht, das alte
Es wird nun ff. in’s Auge gefasst: Bei der ^öyoff-Inter- Testament habe Moses zum Autor. Damit wird deim
pretation der Tab. smar. haben wir kennen lernen, dass Moses, im Anlehnen an die weiter ausgedehnte Bedeutung '

der koyog in der zweiten Rubrik das Wort ist, oder des yöfiog, zum Autor der Schöpfungsgeschichte, und da- i

auch Johannes als seine Incorporation, nicht aber Christus. mit wird Moses zum Autor der Tab. smar. zweiter Re- |

Christus vom Gesichtspuncte des Xoyog kommt erst auf daction in der Jüdischen Interpretation. In Bezug auf |j

die dritte Rubrik. Ganz so liegt es denn auch in Bezug die letztere Fassung steht hier: ö yöfiog dla Moaiiog i|

auf die <f>d3f-Iuterpretation der Tab. smar. ln der zweiten idÖ9r].


Rubrik ist (fug eben (pujg oder auch Johannes
als solches, Indem das nun aber auf der einen Seite statt hat, hat ^
als seine Incorporation. Christus vom
Gesichtspuncte auf der anderen Seite das statt, dass die wahre, die >j

des (fügkommt erst auf die dritte Rubrik. glorificirte Interpretation der Tab. smar. sich an Chri-
stus lehnt, und daher hier: ’s«* >] dXijd-eia diä
Nimmt man nun das (ptSg als Johannes^ so ist Johannes
vor Christus da, denn Johannes kommt auf die zweite ’/jjffod Xqiaiov iyiyfzo.

Rubrik, Christus aber erst auf die dritte Rubrik. Auf der Moses und Christus stehen eich hier also gegenüber als:
anderen Seite ist aber wieder Christus vor Johannes da. Jüdische Interpretation der Tab. smar. und ‘Pws'-Interpre-
Denn vor der ‘f>(uf-Interpretation der Tab. smar. war die tation resp. Drei-Einigkeits-Interpretation der Tab. smar.
Drei-Einigkeits-Interpretation der Tab. smar. da, und in Vers 18. ©soV ovdeig hiqaxs tuötiozs' 6 fioyoytyXjg J

ihr haben wir, wenn wir sie Christus-Interpretation nennen,


yldg, ö <Sy eig zdy xöXnoy tov nazqög, ixstyog i^tj-
wozu das Recht vorliegt, da ohne Christus nie eine Drei- y^aazo.
Einigkeits-Interpretation entstanden wäre, da Christus zu Gott hat Niemand je gesehen, sein einziger Sohn, den
ihr den ersten Impuls gegeben —
in ihr haben wir Christus.
der Vater im Schoosse barg, (birgt), der hat auf ihn
geführt.
Und indem nun dies in’s Auge gefasst wird ,
ruft Jo-
hannes aus: Luther: Niemand hat Gott je gesehen. Der eingeborne
Sohn, der in des Vaters Schooss ist, der hat es uns ver-
Er ist es, Christus ist es, von dem ich gesagt: Wer kündiget.
nach mir kommt, nämlich in der dritten Rubrik der 4>(äg- !

Interpretation der Tab. smar., der war vor mir da, näm-
Im vorigen Vers wird Christus vor Moses in der Be-
ziehung, die wir haben kennen lernen, in den Vordergrund
lich als der Christus der Christus - Interpretation (Drei-
l'.inigkeits - Interpretation} der Tab. smar. Er war der
gesetzt. Man fragt: Wo
liegt hierzu die Berechtigung?
Der Autor antwortet: Darin, dass eine theistische Interpre-
erstere von uns Beiden indem die Christus-Interpretation
,
tation der Tab. smar. besser ist, als eine kosmologisch-
früher da war, als die ^iDf-Inlerpretation.
arcanolog^isch-pathologische. An eine solche theistische
Vers. 16. Kai (Srt) ix zov nXi^quifiazog avzov ij/uelg Interpretation dachte man aber ursprünglich nicht, und
:i«yzfg ikaßopiey^ xai yäqty dyzi yäqizog. das ist hier ausgedrückt: Gott hat Niemand je gesehen.

'i
: :

301 302

Nun wird angenommen, die Idee, den löyos in dem res l6y<p unico ejus. Nun wird Xöyog als Christus genommen,
'1
omnes fuemnt al) uno, i.oy(p unius, mit Christus zu über- und wir erhalten Christo, unico ejus. Es liegt aber auf
||
setzen, habe den Hauptimpuls zur Drei - Einigkeits - Inter- der Hand, dass wenn Christus ein unicus ejus, seil. &(ov ist,
ipretation, und damit zur <f> tu f -Interpretation der Tab. smar. dass er dann ist ein unicus filius ejus. Und damit kommt
gegeben. Diesen iöyo? nun, das ist den [iovoytv>)i vios, denn heraus: Christo, unico filio ejus.
idas ist Christus, diesen l6yo; barg der Vater, der unus Ist man nun so weit, so verfährt man wie bei der
der Tab., smar. im Schoosse, indem es heisst, res omnes .<föyoj-Interpretation der Tab. smar. und sagt, wir müs-
fuerunt ab uno, Xoym unius. Und dieser Xöyos hat sen den Xöyog in doppelter Beziehung nehmen, erstens
auf die theistische Interpretation der Tab. smar. geführt: als Christus, und zweitens als Xöyog qua solchen. Was
— ixflyog i^rjyrjactjo. soll nun aber Xoyog in der zweiten Beziehung sein? —
Es steht hier flg löv xoXnov, wo man erwarten sollte Darauf antwortet man, er ist: der Herr, unser Herr, x v-
iv T(p xÖItuo. Und Luther, die Lateinische Uebersetzung p j 0 ff] ^/jkSv, dominus noster. Und indem man nun der
(qui est in sinu patris), und unsere Wenigkeit haben auch zweiten Beziehung neben der ersten Beziehung Rechnung
übersetzt, als wenn da stände toI xölTUp. Das fis xdv trägt, kommt heraus statt meditatione unius Christo, unico
:

xoknov kommt daher, weil der Autor beim tlvcu {(Sv) filio domino nostro. Und im Ganzen kommt heraus
ejus,
sich „interpretiren“ denkt. Er denkt sich: der fiovoye- für Et sicut res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius
vijs vidg, welcher in den zölTiOf hinein interpretirt — Et sicut Deus pater est omnipotens Christo, unico filio
worden. Nun nimmt er mysteriös für „interpretiren“ ejus, domino nostro.
* (ivai, lässt aber das fig löv xölnov, wie es sich für Wir haben nun zu sehen, wie in der oben erwähnten
I „interpretiren“ passt, intact. zweiten Beziehung der Xöyog zum xvQiog wird. Es heist
] Die Alchemisten waren sich stets dessen bewusst, dass Evangel. Matthaei Cap. 22 :

t es mit dem ersten Theile des ersten Capitels des Evan- Vers. 41. ^vv)jy[xivtov Jf x(Sv 'PaQiaalcav intjQcSxtjasv
I geUi Joannis auf die Tab. smar. abgesehen ist. Darum avxoug 6 ‘hjaovg, Xiy(av
j|
zählen sie den Joannes Evangelista zu ihren Standesge- Da nun die Pharisäer bei einander waren, fragte sie
a nossen. Im Anlehnen hieran wird denn ferner dadurch, Jesus, (Luther.)
dass die Alchemie an die Gold- und Edelstein-Macherkuiist Vers. 42. TI vfxiv doxel nfqi xov Xqioxov ; xivog
J anlehnt, der Evangelist Johannes ein Gold- und Edelstein-
I,
utöff iaxi; Xäyovaiv cevx^' xov duv'i'S.
ä' Macher. Als solchen beutet ihn Adam von St. Victor aus, Und sprach: Wie dünkt euch um Christo? Wess Sohn
» worüber der Abschnitt von der Edelsteinmacherkunst zu ist er? Sie sprachen: Davids. (Luther.)
li vergleichen ist. Vers. 43. Aiyix Kvxotg’ n(Sg ovv /favi'S iv nvsvfiaxi
xvQiov dvxdv xuXei ; Xiyoav
i Die zweite Drei-Einigkeits-Interpretation Er sprach zu ihnen; Wie nennt ihn denn David im
Geist einen Herrn, da er sagt (Luther.)
der Tabula smaragdina. :

Vers. 44. Einer d x.vQiog xcß xvqi^ /xov xd&ov ix


Erste Rubrik. de^iiSv [XOV, foiff dv &(S xodg iy&govg aov vnonödiov
( V erum est bis verissimum. xiSv nodiöv aov.
1 Die Tab. smar. wird als ein heiliges Schriftstück hin- Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu
H gestellt. Wer nun von einem Schriftstück im Allgemei- meiner Rechten, bis dass ich lege deine Feinde zum Sche-
« nen sagt, dieses Schriftstück ist wahr, ohne Lüge, gewiss mel deiner Füsse ? (Luther.)
. . . .

f und sehr wahr, der glaubt an dieses Schriftstück, denn Dieser Vers ist der erste des Psalm 110, und lautet
t thäte er das nicht, so würde er sagen, dasselbe ist nicht im Text:
l wahr, lügenhaft, ungewiss und recht unwahr. Wo nun j’n’N r\'m nj; mn’ dnj -iidid
ein Schriftstück ein heiliges, ein religiöses ist, da ist der,
der es zu einem wahren stempelt, der daran glaubt, ein
lybxib mn
Vers. 45. El ovv davi’f xaXel avxdv xvqxov, n(Sg
if Gläubiger im religiösen Sinne. In Bezug hierauf wird
vtdg avxov iaxi;
3: dann das Verum est sine mendacio, certum et verissimum
So nun David ihn einen Herrn nennt, wie ist er denn
: ! kurz zu einem Ich glaube, oder pluraliter gefasst
:
ein Sohn ? (Luther.)
i W ir gl auben. Vers. 46. Kai ov(feig i(^vvaxo avx(ß dnoxQid-ijvat
Zweite Rubrik. Xöyov, ovde ixdXfxrjai xig an ixeivrjg xijg ij/iigag ine-
Quod est inferius bis adoptione. Qcvxqaai avxdv ovxixi.
Quod est inferius bis rei unius: — wie in der ersten Und niemand
durfte auch
konnte ihm ein Wort antworten, und
niemand von dem Tage an hinfort ihn fragen.
Drei-Eini gkeits-Interpretation.
Et sicut res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius. (Luther.)
S| Hier stösst mau sich daran, dass Gott der Vater, S-eüg, Hier nennt sich Christus also selbst xv'giog, und daran
»I durch Christus die Welt erschaffen, das ist, dass Christus wird mit dem Xöyog angekntipft.
!
die Welt erschaffen, und geht davon ab, dass res omnes Sic omnes res natae fuerunt ab hac una re adoptione.
1 fuerunt ab uno heissen soll: Gott hat die Welt erschaffen, Wie vorhin das res fuerunt a zu einem Machtverhält-
nisse ausgebeutet wurde, so muss es in analoger Weise
( wenn die res fuerunt ab uno, so weist das
sagt vielmehr,
auf die Macht Gottes hin, und wenn die res omnes auch hier statt haben. Und so kommt heraus: Wie Gott
i fuerunt ab uno, so weist das auf die Allmacht Gottes allmächtig ist durch Christus, so ist der heilige Geist
. hin. Also res omnes fuerunt ab uno: Gott ist allmäch- mächtig durch die adoptio, dadurch dass er die Apostel
tig, Gott Vater ist ein omnipotens, ein TictvxoxQccruiQ. adoptirt, dass er sich über sie ausgiesst. Die Macht des
! Beim Aoyjo unius wird unius zuvörderst nicht mit dem heiligen Geistes geht nicht absolut parallel der Macht
unus in ab uno in Verbindung gesetzt. Man übersetzt: Gottes und Christi im Verein. Daher steht im Vordersatz
^ durch den Xöyog des Einen, des Einzigen. Es wird, res omnes, wohingegen im Nachsatz res omnes natae
sagt man, darauf hingewiesen, dass es sich um den X6yog steht. Aus dieser bedingten Parallele ist nun kein Abzug

< des Einen, des Einzigen handelt, um darauf hinzuweisen, zu machen auf ein Plus oder Minus der Machtstellung
» dass der ioyog selbst auch ein Einer, ein Einziger ist. zwischen Gott Vater, Sohn einerseits, und heiligem Geist
So erhalten wir denn einen Xoyog unicus. Wie man so andererseits. So ist die Sache nicht zu verstehen. Son-
1
weit ist, geht man darauf ein, dass der unus bei Xöyog
1
dern es ist beim Minus der Macht in Bezug auf den heili-

I dem unus in ab uno entspricht, und fügt demzufolge dem


:
gen Geist auf die Apostel abgesehen, die als nati, als
J Xdyog unicus das unius zu, so dass heraus kommt Xoyog Menschen, nimmer zu Gott werden, trotzdem dass der hei-
unicus unius. Weil nun aber das unius bereits zum uni- lige Geist sich über sie ausgiesst.
I
cus ausgebeutet worden, so will man es nicht in seiner
Dritte Rubrik.
[
ursprünglichen Gestalt stehen lassen, und ersetzt es durch
den Genitiv ejus, welches den Sinn Xoyog unicus unius Pater ejus est Sol bis terra est.
intact lässt, da ja ab uno vorangegangen, und damit ejus Wie in der ersten Drei-Einigkeits-Interpretation.
dasselbe besagt, als unius. So kommt heraus loyog uni- Vierte Rubrik.
cus ejus, das ist im Anschluss an das meditatione unius:
I

Pater omnis telesmi bis inferiorum.


r
303

Pater omnis teleBmi totius mundi est hie : — wie in der Haec quia vincet
est totius fortitudinis fortitudo fortis, I

ersten Drei-Einigkeits-Interpretation. omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.


Virtns ejus integra est, si versa fuerit in terram. In der fortitudo haben wir, wie in der ersten Drei-Einig-
Hier wird, wie in der ersten Drei-Einigkeits-Interpre- keits- Interpretation, den heiligen Geist. Die cumulirte for-
tation die Menschwerdung Christi in’s Auge gefasst. Es titudo zählt, wie dort, nach der Drei. Nun wird aber blos
aber die Modification ein, dass hei der Menschwer-
tritt das penetrare der omnis res solida wie in der ersten
dung Christi das in’s Auge gefasst wird, dass Maria ihn Drei-Einigkeits-Interpretation interpretirt, das vincere der
gebiei’t, nachdem sie durch den heiligen Geist empfangen. omnis res subtilis wird anders interpretirt.
In Bezug auf das jetzt folgende wird das descendit Man sagt nämhch, es liegt etwas eigenthümlich, dass die
dem ascendit nicht vorgesetzt. Es bleibt damit an seiner fortitudo, der heilige Geist , besiegen soll (vincere) Gott
Stelle, und kann daher auch nicht für den Tod Christi den Vater und Gott den Sohn (res subtiles). Darum wer-
ausgeheutet werden. Für diesen wird alsdann eine Stelle den die res subtiles, welche der heilige Geist besiegt^
leer, und in diese rückt das Separabis etc. Das Separiren anders gefasst, und zwar als Kirche, ecclesia, Vergebung
betrifft nun ein Doppeltes: terram ab igne und subtile a der Sünden, remissio peccatorum, Auferstehung des Fleisches,
spisso, und das giebt es an die Hand, den Tod Christi in resurrectio carnis.
doppelter Beziehung in’s Auge zu fassen. Das aber ge- Wir weisen darauf hin, dass in der ersten Drei-Einig-'
schieht, indem man sich an den Kreuzestod und an das keits-Interpretation darin, dass der heilige Geist Gott den,
in’s Grab Legen hält. Und so haben wir denn: Vater und den Sohn besiegt, nicht in so fern eine Ano-
Separabis terram ab igne: Christus ist gekreuzigt wor- malie liegt, als durch den Sieg des heiligen Geistes diesem
den; dadurch eine Superiorität über den Vater und den Sohn
(Separabis) subtile a spisso: Christus ist in’s Grab ge- gegeben wird. Denn, indem der heilige Geist besiegt, be-
legt worden. siegt er sich selbst zugleich mit, und dadurch kommt
Des Näheren liegt hierbei die Sache ff. ein Gesammtsieg der Drei heraus, welche Drei im Hermes
Da schlagen sie nun Christus an’s Blreuz. Was hilft’s trismegistus als unzertrennbar gegeben ist.
ihnen, den Verblendeten? Sie unterlassen es, einen Unter-
Sechste^ siebente Rubrik.
schied zu machen zwischen Christus als Gott, ignis, und
Christus als Mensch, terra. Den Menschen können sie Sic mundus creatus etc. — Itaque vocatus sum etc. —
kreuzigen, den Gott nicht. Du aber, um nicht in gleiche Wie in der ersten Drei-Einigkeits-Interpretation.
Verblendung zu fallen, separabis terram ab igne. Und: Achte Rubrik.
Da legen sie nun Christus in’s Grab. Die Verblende-
ten, sie meinen, es handele sich bei Christus um’s Begraben.
Completum est etc.
Ach nein, der braucht nicht begraben zu werden, der ist Es kann gerade auf Completum est der Nachdrncl^
gelegt werden. Geschieht das, so macht es sich ganz gut,
nicht todt. Der ist ein Gott, der nicht sterben kann. Du
aber, um nicht in gleiche Verblendung zu fallen, separa-
wenn es mit „Amen“ übersetzt wird. Es ist eben im
kirchlichen Sinne das. Completum est ein „Amen“, wie das
bis subtile a spisso, mache einen Unterschied zwischen
Christus als Gott, subtile, und Christus als Mensch, spissum.
Verum etc. zu Anfang im kirchlichen Sinne ein „Credo“ ist.
Das suaviter magno cum ingenio wird nun als Beleg
dafür aufgestellt, dass das Kreuzigen und Begraben doch Das Symbolum Apostolicnm.
nichts hilft, denn: —die Auferstehung hat statt, und da- Der Name Apostolisches SjTnbolum kommt daher, dass
mit haben wir im die Tabula smaragdina im theologisch - Christlichen Sinne,
suaviter magno cum ingenio: die Auferstehung Christi. das Symbolum genannt wurde. Derjenige, der es nun in
Nach der Auferstehung folgt, alsdann irn diesem Sinne verkündet, ihm in diesem Sinne anhäng^t, ist,
Ascendit a terra in coelmn: die Himmelfahrt Christi. ein Apostel des Glaubens, daher das Epitheton: Apostolisch.
Nun kommt: Dem Symbolum Apostolicum liegt die zweite Drei-’
iterumque descendit in terram. Für den Tod Christi Einigkeits-Interpretation der Tab. smar. zu Grunde.
kann es natürlich in der Stelle nach dem Ascendit nicht Seine absolvirte Form lautet, wie bekannt, ff.
mehr ausgebeutet werden, und darum greift man auf den Credo in Deum, Patrem omnipotentem, Creatorem coeli
Psalm HO, dessen Vers 1 beim Xöyog für den xvQioe et terrae.
herangezogen worden, und hier derartig herangeÄogen Et in Jesum Christum, Filium ejus unicum. Dominum
wird, dass man sagt, wenn Christus descendit in terram, nostrum. Qui conceptus est de Spiritu Sancto. Natus
so heisst das, er setzt seine Füsse auf die Erde. Beim ex Maria virg^ne. Passus sub Pontio Pilato, crucifixus,
Setzen der Füsse auf die Erde ist man aber beim „Sche- mortuus et sepultus. Descendit ad infema. Tertia die
mel der Füsse“ (vergl. oben), und das führt auf das: resurrexit a mortuis. Ascendit ad coelos. Sedet ad dex-
„Setze dich zu meiner Rechten“. Auf Grund dieses letz- teram Dei, Patris omnipotentis. Inde venturus est judi-
tem aber wird das descendit in terram dafür ausgebeutet, care vivos et mprtuos.
das Christus zur Rechten Gottes (des Vaters) sitzt. Credo in Spiritum Sanctum. Sanctam Ecclesiam Catho-
Et recipit vim superiorum et inferiorum. licam. Sanctorum communionem. Remissionem peccatorum.
Es liegt nahe, dass man mit dem descendit in
man, da Camis resxirrectionem. Et vitam aetemam. Amen.
terram in den Psalm 1 1 0 eingetreten, dass man nun auch „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den
in Bezug auf das recipit sich an ihn hält. Nun heisst’s Schöpfer von Himmel und Erde. Und an Jesus Christus,
aber: seinen einzigen Sohn, unseren Herrn, welcher empfangen
Vers 5. Der Herr zu deiner Rechten wird zerschmeis- ist vom heiligen Geiste, geboren ist von der Jung^au
sen die Könige zur Zeit seines Zorns. (Luther.) Maria, gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuagt, ge-
Vers 6. Er wird richten unter den Heideu, er wird storben und begraben ist. Er stieg hinab in die Gruft (zur
grosse Schlacht thun er wird zerschmeissen das Haupt über
; Hölle). Am dritten Tage stand er wieder von den Todten
grosse Lande. (Luther.)
auf. Er stieg zum Himmel auf. Er sitzt zur Rechten Gottes,
Und in Bezug hierauf wird das Richten herangezogen. des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, die
Christus recipit vim, wenn er als Richter kommt. Er Lebenden und Todten zu richten.
erhält die vis über die inferiores, das sind die, die in der
Ich glaube an den heiligen Geist, eine (die) heilige ge-
Erde liegen, die da unten liegen, das sind die Todten. meinsame Kirche, eine (die) Gemeinschaft der Heiligen,
Den inferiores gegenüber stehen aber die superiores, welche eine (die) Vergebung der Sünden, eine (die) Auferstehung
in analoger Beziehung dann als die
genommen werden, des Fleisches und ein (das) ewiges (ewige) Leben. Amen.“
welche über der Erde sind, das sind die Lebenden. Die vorliegende Form des Apostolischen Symbolum hat
Indem Christus recipit vim superiorum et inferiorum,
also
sich successiv entwickelt. J. F. Müller führt in seinem
wird er zum Richter über die Lebenden und die Todten.
Werke „Die Apostolischen Bücher“ die verschiedenen
Redactionen des Apostolischen Symbolum ff. auf:
Fünfte Rubrik.
ij) Römische Form des Symbols nach Rufftnus.
Sic habebis gloriam bis penetrabit.
Credo in Deum Patrem omnipotentem. Et in Christum
Sic habebis gloriam : —
wie in der ersten Drei-Einig- Jesum, unicum filium ejus. Dominum nostrum. Qui natus
,

keits-Interpretation.
est de Spiritu sancto ex Maria virgine, crucifixus sub Pontio
: : ; :

305 306

Filato et sepult.us, tertia die resuvrexit a mortuis, ascendit Einigkeits-Interpretation m Bezug auf das Separabis etc.
in coelos, sedet ad dexteram Patris: inde venturus est ju- haben
dicare vivos et mortuos. Et in Spiritum sanctum, sanctam Separabis terram ab igne : Christus ist gekreuzigt
ecclesiam, remissionem peccatorum, carnis resurrectionem. worden
„Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen. Und (Separabis) subtile a spisso : Christus ist in’s Grab ge-
an Christus Jesus, seinen einzigen >Sohn, tmseren Herrn, legt worden;
welcher geboren ist vom heiligen Geiste, von der Jung- suaviter magno cum ingenio: Christus ist auferstandeu.
frau Maria (das de und ex lässt sich im Deutschen nicht Gerade nun das haben wir hier in dem:
wiedergeben. Das de vor dem heiligen Geiste weist darauf crucifixus sub Pontio Pilato
hin, dass der heilige Geist es ist, welcher empfangen lässt, et sepultus,
das ex vor Maria weist darauf hin, dass Maria es ist, tertia die resurrexit a mortuis.
welche empfängt und gebiert), gekreuzigt ist unter Pontius Wir weisen darauf hin, dass im Grunde weder Pontius
Pilatus, und begraben ist, am dritten Tage von den Tod- Pilatus noch die tertia dies zur Sache gehören.
ten wieder auferstand, zum Himmel aufstieg, zur Rechten In Bezug auf das Ascendit a terra in coelum haben
des Vaters sitzt: von dort wird er kommen, die Lebenden wir die Himmelfahrt. Hier heisst’s: ascendit in coelos,
und Todten zu richten. Und (seil ich glaube) an den
:
wobei also das ascendit der Tab. smar. intact bleibt, das
heiligen Geist, eine (die) heilige Kirche, eine (die) Verge- a terra bei Seite gelassen, und das in coelum in „in coe
bung der Sünden, eine (die) Auferstehung des Fleisches.“ los“ umgewandelt wird. (Das letztere geschieht in Bezug
Lehnen wir das nun an die zweite Drei-Einigkeits-In auf den Hebräischen Plural-Begriff: Schamajim, Himmel).
terpretation der Tab. smar. In Bezug auf das iterumque descendit in terram haben
Das Credo zu Anfänge ist die erste Rubrik der wir nach d^r zweiten Drei-Einigkeits-Interpretation das,
zweiten Drei-Einigkeits-Interpretation. dass Christus zur Rechten Gottes sitzt. Dem entsprechend
Anknüpfend an dies Credo wird nun das Folgende ge- heisst es hier sedet ad dexteram patris. Christus sitzt als
:

bracht unter der Form des „an das und das“. Text im Psalm 110
(Hehr. zur Seite des
Das Quod est inferius bis rei unius fällt. Auf die Ele-
mentar-Beziehungen des heiligen Geistes wird nicht weiter 7z«r<Jp (Hebr. Text, im Psalm 110 niH’).
reflectirt.
In Bezug auf das et recipit vim superioruin et inferio-
In dem Et sicut etc. fällt der Nachsatz: sic omnes res rum haben wir nach der zweiten Drei-Einigkeits-Interpre-
tation das, dass Christus zum Richter wird über die Le-
natae fuerunt ab hac una re adoptione. Denn mit dem
„ab hac una re“ wird an die res una, die vorangeht, an- benden und Todten. Dem entsprechend heisst es hier;
gelehnt. Diese vorangehende res ima wird aber, wie wir inde venturus est judicare vivos et mortuos. Im Psalm
so eben gesehen, fallen gelassen, also zii ht das Fallen des
110 haben wir beim Richten die Futuralsprache (Er wird
richten). Demgemäss würde sich das recipit vim um-
Quod est inferius etc. auch das Fallen des sic omnes res
natae etc. nach sich. Dem heiligen Geist als solchem wird wandeln in recepturus est vim, und daran anlehuend
damit nicht weiter zu nahe getreten, denn der kommt ja hätten wir hier judicaturus est. An dies judicaturus est
stösst sich der Autor, weil er dem recipit als Praescris
noch einmal bei der fortitudo an die Reihe, und dort kann
man von ihm sagen, was man für sachentsprechend hält. zu nahe zu treten fürchtet. Deswegen verwandelt er hebei-
So bleibt denn von der zweiten Rubrik: das judicaturus est in den Infinitiv Praesens judicare, um!
Et sicut res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius. drückt den Futural-Begriff aus durch „er wird kommen“.
Hier muss nun wieder das Et fallen, weil nichts voran So erhält er venturus est judicare. Dabei denkt sich der
geht, an was anzuknüpfen wäre. Und das sicut muss fal-
Autor dann ferner, wenn Christus kommt, so muss er doch
len, weil der Nachsatz fällt, wodui'ch jeder Vergleich eo
irgendwo her kommen, und deswegen schiebt er ein „inde“
ein, so dass im Ganzen heran,skommt inde venturus est :
ipso aufhört. Somit behielten wir blos übrig:
judicare.
Res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius.
In diesem haben wir nach dem vorigen Abschnitt Deus :
In der fünften Rubrik fällt das Sic habebis gloriani
pater est omnipotens Christo unico filio ejus, domino totiusmundi. Die gloria totius mundi, das ist Gott den
,

nostro.
Vater und den Sohn, hat man ja eben durch das Vorange-
Hieraus wird alsdann in Anknüpfung an das Credo der hende in einem Schriftstücke, wie dem vorliegenden, brau-
;

der ersten Rubrik eigentlich chen sie daher nicht wiederholt zu werden. In derselben
Credo in Deum patrem, omnipotentem Christo (Christo Rubrik fällt auch das penetrare der res solida, weh das
Jesu), unico filio ejus, domino nostro. Unser Text bringt:
wieder an die Elementar-Beziehungen des heiligen Geistes
Credo in Deum omnipotentem. Et in Christum Jesum,
anknüpft, auf diese aber, wie wir wissen, nicht weiter re-
unicum filium ejus, dominum nostrura.
flectirt wird. Es bliebe also:

Diese Fassung hat deswegen statt, um Christus direct, Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis, ({lüa vincet

und nicht in einem Abhängigkeits -Verhältuiss zu haben. omnem rem subtilem.


Der Autor hat im Sinne: Credo, ich glaube, direct an Gott Die fortitudo ist, wie wir wissen, der heiüge Geist.
Vater, und ebenso Credo, glaube ich, direct an Christus. Wie nun Bezug auf den Vater und den Sohn an das
in
Nicht aber Credo, glaube ich, direct an Gott Vater, und Credo angeknüpft wird, so wird auch in Bezug auf den
indirect an Christus deshalb, weil Gott Vater an seiner heiligen Geist an das Credo angeknüpft, und wir erhalten
Hand, durch ihn, ein omnipotens wird. Credo in Spiritum sanctum.
Die dritte Rubrik fällt, weil es sich wieder um Ele- Was das vincere betrifft, so wissen wir, dass nach der
mentar-Beziehungen des heiligen Geistes handelt, auf die, ersten Drei - Einigkeits - Interpretation der heilige Geist
wie wir wissen, nicht weiter reflectirt wird. vincit, besiegt, den Vater und den Sohn (zugleich aber
In der vierten Rubrik fällt das Pater omnis telesmi auch sich selbst). Daran stösst sich die zweite Drei-
totius mundi est hic. Denn gerade dadurch, dass vorliin Einigkeits-Interpretation, und lässt vincere, besiegen Kirche. :

der Ablativ Christo Jesu in den Accusativ mit in ver- Sünden -Vergebung, Fleisches - Auferstehung. Das vincere
wandelt worden, der durch ein „Et“ an das Credo an- hat also eine Differenz in die Sache geschleudert. Und
schliesst, gerade dadurch ist ja auf Christus besonders das der Grund, weshalb unser Autor ihm aus dem Wege
i.st

hingewiesen worden. Das Et mit dem in Christum von geht. Er hält sich zwar an die Auffassung der zweiten
vorhin macht hier den Passus Pater omnis telesmi über- Interpretation, und bringt das, was der heilige Geist be-
flüssig. siegt, als Kirche, Sünden -Vergebung, Fleisches - Auferste-
In Bezug auf das virtus ejus Integra est, si versa fuerit hung. Er lässt aber das vincere unterwegs, und stellt
in terram wissen wir, dass in der zweiten Drei-Einigkeits- jene drei Dinge brevi manu lün. Dabei muss man sich
Interpretation bei der Menschwerdung Christi das in’s des Näheren denken, dass er hinter Spii'itura sanctum einen
Auge gefasst wird, dass Maria Christus gebiert, nachdem Doppelpunct macht. Dieser Doppelpunct heisst dann Spi-
sie vom heiligen Geiste empfangen hat. Hiermit haben ritus vincit. Wenn man das Symbol so schlechtweg liest,
wir denn, statt: virtus ejus est integra, si versa fuerit in so iuterpretirt man: Credo in Spiritum sanctum, credo in
terram: —
qui natus est de Spiritu saneto ex Maria sanctam ecclesiam, credo in remissionem peccatorum, credo
irgine. in carnis resurrectionem. Das hegt aber nicht im Sinne
Ebenso wissen wir, dass wir nach der zweiten Drei- des Autors. Der will: Credo in Spiritum sanctum, qui
20
307 308

viiicit saiictam ecclesiam, ({ni viiicit remissioiiem pecoato- 3) Ein Griechisches Formular aus einer Hand-
vum, qiii vincit carnis resurrectionem. schrift des achten Jahrhunderts, nach Jacob Vsher.
Die secliste Enbrik fällt. Denu ein Scliriftstiick Ihaztvm tig &töy naztQu n nrj oxqÜzoou xui tig
wie das vorliegende bat iiicbts mit einem Index zu tlmu. XQiOTÖy Mi/OOvy, vtdy av’zoü zdy juoyoytyij, zdy xuQtoy
Für die Tab. smar. als solclie ist ein Index ganz gut, für- rjfztöy, zöy yeyyrj&iyia —— xui tig nytofza dyioy,
ein Symbolum Apostolicnm wäre er müssig. uyi [ay ixxhijoiay], cctfjtßiy ä/xufizzojy, auQXÖg dydazu-
Die siebente Eiibrik fällt ebenfalls. Der Hermes ^Afxtjy.

ti'ismegistus resiiltirt von .selbst, naclidein Gott Vater, Gott Die ausgelasseuenen Sätze stimmen bis auf wenige Va-
«obn und heiliger Geist im Vorangehenden durchgegangen. rianten mit dem Texte sub 2). Die Varianten .sind ff.
Für die Tab. smar. als .solche ist er wichtig, für ein Sym- Vor zuffi. fehlt xui, vor zglrt] fohlt zjj, nach ix fehlt zdiy,
holum Apostolicnm ist er nicht mehr nöthig, nachdem das vor xuxtijfj.. fehlt xui, statt xgiytiy heisst es xQiyai, vor
Vorangegangene dasteht. Und dann kann die Sache auch dyioy fehlt z6; desgleichen fehlt das Eingeklammerte in
,so liegen, dass der Autor sagt, für die Drei-Einigkeits- der Handschrift. (J. T. Müller.j
Intorprctation der Tab. smar. ist zwar der Hermes tris- AVir hebesi hervor:
megistus von hervorragender Wichtigkeit, das will ich Statt ad 2) Osög haben wir hier S-tdg nuzi]Q. Iiu
nicht leugnen. Soll man nun aber diese Tab. smar. Schritt Grunde ist tiuz^q überflü.ssig, denn fhtdg iuvolvirt den
vor Schritt analy.sirend interpretireu und interpretirend nazijQ eo ip,so.
' analysiren, so liegt es etwas cigenthümlioh, dass der Hei- Die Co)//aiüjyiog, wie sie ad 2) .steht, fehlt hier.
dengott Hermes und die Drei - Einigkeit, um so zu sagen AA^ir begegnen zum ersten Male dem Amen am Schlüsse
Auge in Auge .sich sehend, gegeunbergestellt werden sol- (Comjjletinn est).

len. Um so etwas zu umgehen, lasse ich den Hermes -I)) Lateinisches Formular aus einer Hand
Ein
lieber fallen. Schrift des siebenten oder achten Jahrhunderts nach
Das habens tres partes philosophiae totius mundi fällt demselben. (Usher.)
mit dem Index. Credo in Deum Patrem omni^iotentem. Et in Christo
Atich die achte Rubrik fällt. Das Coinpletum est Jesu, Filium ejus unicum. Dominum nostrum, qui initus
i(uod dixi de operatione Solls bezieht sich auf die Drei als est de Sjjiritu sancto et Maria virgine, (jui sub Pontio Pi-
Eins. Diese Ein-Eelation lä,sst der Autor de.shalb fallen, lato crucifixus est et seijultus, tertia die resurrexit a mor-
weil er sagt, ich schreibe für Christen. Dass die an tuis, ascendit in coelis, sedet ad dextera Patris, undc ven-
einen Gott glauben, versteht sich von selbst, und damit turus est judicare vivos et mortuos. Et in Spiritu sancto,
ist eben der Eingott eo ipso gegeboi. Das Symbolum sancta ecclesia, remissione peccatorum, carnis resurrectioiiis.
Apostolicnm i.st niclit dazu da, um den Glauben an Gott AVas die Uebersetzung anbetriflt, so verweisen wir auf
iin Allgemeinen vorznführen. sondern um das voi'zuführen, das Schriftstück ad 1).
das.s und wie sich an den Deus unns, an Gott überhaupt, Das resurrectionis zu Ende ist wohl ein Schreibfehler
der Deus trinus anlehnt. statt resurrectione, obgleich sich das nicht mit Bestimmt-

Bas Giaubensbeketn»t)üss des Marcellus von heit behaupten lässt. »


3)
Aiicura. (337).
Ebenso ist %vohl „et“ Maria virgine ein Schreibfehler
Ilisiivu) tig xledr narxoxQÜTOQci, y.ai slg Xgiaxbr statt „ex“ Maria virgine, obgleich .sich auch das nicht mit

’jijaour, xör vldr auiov idr fxuroyiyij idv y.vQioy ,


Be.stimmtheit behaupten lässt. Es kann auch die Anleh-
TÖy yeyyf^9tyta ix nyth {xarog ayiov xui Mu()iug nung sein an das Symbol ad 2).
zijg TiKQd-iyou, roy ini Iloyiiou Uilarov GzuvQtu&iyxu Statt inde, wie es das Symbol ad 1) hat, steht hier
y.ai zaqtyTa xccl z^ tQlTfl dyuazdyzci ix zioy unde venturus est, was sich gleich bleibt.
yexQiöy, ciyußdyzK tig zoi)g ouQccyoiig xui xu&tjiAtyoy AVir haben bei der .</dyOf-Interpretation der Tab. smar.
iy zov nazQÖg, oksy tQ^tzai. XQlrtiy Qüjyiczg xui gesehen, dass Einige statt Portavit illud ventus in ventre
:

yexQOvg, xui tig id ciyioy nvtvjja, uyiay ixxhjaiay, suo, nehmen: Portavit illud ventus in veutrem ejus. Das
cUptaiy UfxuQzi(Sy , ouQxbg uyuaiuaiy, Ce^'jy aiujyioy. übt nun einen Rückschlag auf das vorliegende Schriftstück.
AVie dort das in ventre in: in ventrem umge wandelt wird,
„Ich an Gott den Vater (S-tdg eben == Gott
glaube
so wird hier das in Christum Jesum in in Christo Jesu, :
Vater), den Allmächtigen, und an Christus Jesus, seinen
und das in Spiritum sanctum in in Sjjiritu sancto, sancta
:

einzigen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist vom heili-


eccle.sia, remissione peccatorum nmgewandelt. Das ist,
gen Geist und der .lungfran Maria (da.s ix nytufjuzog
wie wir bereits an citirter Stelle bemerkt, ein gegenseiti-
xui MuQtctg liegt bei weitem nicht so bezeichnend als
ger Austausch.
sub 1 das de Spiritu ex Maria), der unter Pontius Pilatus
Dass angefaugen wird: in Christo Jesu, und dann in
gekreuzigt ist, und begraben ist, und -am dritten Tage
der ursprünglichen Accusativ - Fas.-.uug fortgefahren wird
wieder auferstanden ist von den Todten, zum Himmel auf-
gestiegen ist und sitzet zur Rechten des Vaters, woher er
Filium, Dominum, geschieht absichtlich, dass der Ablativ

kommt, die I..ebendeu und Todten zu richten. Und an sich neben dem Accusativ augenscheinlich legalisirt.
In coelis haben wir nach derselben Analogie, wie in
den heiligen Geist, eine heilige Kirche, eine Vergebung
Chri.sto.
der Sünden, eine Auferstehung des Fleisclies, ein ewiges
Ueben. “
Mit seiner Ablativ-Fassung geht der Autor gar so weit,
dass er ad dexterä schreibt statt ad dexteram. Und da
Wir heben
hervor, dass in diesem Scliriftstücke, welches
er so \veit geht, so fragt es sich, ob nicht auch
fast wörtlich das vorige ist, zum Schlüsse noch angefügt
ist: ^ui^y uiojyioy, vitam aeternam, ein ewiges Leben,
das : carnis resurrectionis absichtlich dasteht, um eine
Deckung zu bringen
welches in dem Symbol ad 1) fehlt. Der Autor kommt für das: Portavit illud ventus in ventrem ejus.
hierzu derartig, dass er denkt, trotz der dreifachen forti-
Im vorliegenden Schriftstück fehlt wieder die vita aeterna
tudo ist der heilige Geist doch nur eine Eins. dies Um und das Amen.
zur Anschauung zu bringen, collectivirt er die Drei:
6) Dieselbe Formel —
für den lithurgischen Zweck
Kirche, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleische.s
unter dem Eingesichtspuncte ewiges Leben. Dass er
ver!(ürz,t —
nach dem Sanctuarium des Gelasius.
:
Credo in Deum patrem omnijjotentem, et in Jesum
aber für den Collectiv - Gesichtspunct gerade das ewige
Christum, Filium ejus unicum. Dominum nostrum, natuni
Leben nimmt, dazu kommt er derartig, dass er sagt, wozu
et 2
>assum, et in Sxnritum sanctum, sanctam eeclesiam,
die heilige Kirche, wozu die Vergebung der Sünden, wozu
remissionem ireccatorum, carnis resurrectionem.
die Auferstehung des Fleisches, wenn das Ganze nicht auf
d) Der Textus receptus nach einem Psalterium
ein ewigesLeben hinauskommen soll?
Graecum Papae Gregorii {nach Vsher.)
In Bezug auf eine Interpunction nach heutigem Sinne
Lateinisch
a.
hatte der Autor ad
Et in Spiritum sanctum
1), wie wir wissen: Credo m
Deum Patrem omnipotentem, creatorem coeli
: sanctam ecelesiam, remissionem et terrae. Et in Jesum Christum, Filium ejus unicum,
2
)eccatorum, carnis resurrectionem. Dominum nostrum. Qui conceptus est de Spiritu sancto,
Der Autor des vorliegenden Schriftstücke.s hat: natus ex Maria virgine, passus sub P. P., crucifixus, mor-

xui fff TO uyioy Tiysvfzu uyiay ixxh]aiuy dtfitoiv
, tuus et sc 2>ultus, descendit ad infema; tertia die resurre.xit
duuQziwy, auQxdg dyuazaaty: Ct-oijy uiiöyioy. a mortuis, ascendit ad coelos, sedet ad dexteram Dei Pa-

/
: ,;: : :

309 310

tris omnipotentis: indo venturus judicare vivos ct mortuos. dem so der Pontius Pilatus, gcwissermassen als ein onus,
L Credo in Spiritiim sanctum, sanctam ecclesiani catliolicam, je eher je besser, vorweg, bei Seite geschoben, dann folgt
l sanctorum communioiiein, remissionem peccatorum, carnis das crucifixus.
:

k resurrectioiiem, vitam aeternaiu. Amen. Wir werfen


die Frage auf Ist es zufällig, dass im La-
:

h. Griechisch teinischen Text statt Pontio Pilato abgekiu'zt steht: P. P..


Utarfvto ftg &för nuriQU naTOy.QcirOQ«, noirjzljv im Griechischen staXt Iloyriov Uikdiov abgekürzt TToj'i.
I

l'i
ovQuvov xcl yijg. Kai "irjoovv Xgiarör, vtov avTov Hat der Autor ursprünglich so, um das, was
ij TÖy fifyoyfpij, i6y xvoioy ^^uiJy, rdy avlhj(j)xHyia ix er mit dem passus resp. na9oyia will, deutlicher vor die
ny(v/j.atog ciyiov, ysyyijS-iyja ix MaQtag lijg TiatjS-tyov Augen zu rücken ?
nad-oyja ini JJoyi. Tlü..^ aiavQmiHyTa, S-ayöyia xai Das descendit ad inferna, xaisk&6yra elg rd xaTajTara^
ra(f'fV7a, xaifld-oyia stg rd xarairaTa, rrj 7Qiir\ ij^uiQr^c ist einfach das descendit in tcrram im Sinne der ersten
dyaotdyru and zwy yexQwy, dyfi.&6yTa fig lotg ov\)a- Drei-Einigkeits-Iiiterpi-etation. Der Autor lässt ja die Auf-
^ yovg, xa9^tt,6f.ieyoy iy 9fov natQÖg narioJvyä- fassung beider Drei-Einigkeits-Intei’pretationen neben ein-
I fiov, ixtiüfy iQXOpfyoy XQiyai l^wyiag xai ysxoovg. andergehen. Hieraus geht denn nun auch hervor, dass
JIiarsvto tlg rö nyfvjua lö dyioy, a’yiay xa9o).ix>)y das descendit ad inferna resp. das xarskfköyia fig ui
I ixxktiaiay, dyiui' xoiymyiay, d<f (aiy d/uaQiL(öy, aaxQÖg xaTcoiaia nicht in dem Sinne zu fassen ist, wie das ab-
i aydataaiy, i^wrjy aimyioy. ‘Apijy. solvirte Apostolische Symbolum heute allgemein übersetzt
Was die Uebevsetzung betrifft, so verweisen wir auf wird: Christus .sei zur Hölle hin ab ge stiegen,
die absolvirte Form des Apostolischen Symbols. n i e d o r g e f a h r e n sondern einfach in dem Sinne, dass
,

Wir machen darauf aufmerksam, dass das Gricchi.sche Christus stirbt, in die Gruft steigt.
I
Schriftstück zu Anfänge narioa nayioxQdTOQa hat, und Wir hatten nun in dem Sjnnbol ad 1)
«I

j
später nttjQÖg nayiaduydfiov, wo das Lateini.scho beide- ci'ucifi-xus — sepultus — rosurrexit.
^
mal hat patrem omnipotentem und patris omnipotentis. Der Autor des vorliegenden Symbols erhält auf Grnnd
Dann weisen wir auf ff. hin. Hier liaben wir auf ein seines eingeschobenen descendit ad inferna;
•n mal das, dass das i'es omnes fuernnt ah uno in dem Sinn crucifixus — sepultus — descendit —
resurre.xit.
v! gefasst wii’d, da.=s Gott die Welt erschaffen hat (im Sinne Nun lä.sst er das resurrexit vorläufig fallen, er hebt e.s
1 der ersten Drei-Einigkeits-Interpretation). Dem verdanken für da.s Folgende auf und .sagt, descendit ad inferna ist:
iü wir dann den noirjTt/g ouoayou xai y>jg, den creator Christus stirbt. Cruxifixus ist aber auch im Grunde nichts
(' eoeli et terrae, den Schöpfer von Himmel und Erde. Der anders, als g e s t o r b e n ,
sepultus ebenfalls, denn wenn
tl Autor geht alle dem, was sich nun daran knüpft, dass Christus nicht gestorben wäre, so brauchte er nicht
•I man das res omnes fuernnt ab uno im lietreffenden Sinne begraben zu werden: — also qualificirt sich das descendit
.( übersetzt, ganz ruliig aus dem Wege, l.r lässt den omni- ad inferna zu einem Collectiv-Begriff'. Zum Aufstcllen
I potens, den nayjoxQdTioo, den Allmächtigen stehen, wo eines Collectiv-Begriffes, sagt er nun ferner, gehören aber
er steht, und fügt einfach den neuen Passus bei. Und drei Dinge, welche zu collectiviren sind, hier haben wir
t damit ist er fertig. Dieses summarische Verfahren recht blos zw’ei: crucifixus, sepultus: —
also schiebe ich ein
.* fertigt er ff. Er sagt im Hinblick auf das Schriftstück Drittes ein. Dieses Dritte ist mortuus, wie es hier .stobt,
I ad 2), welches die Ctu/J aiwyiog als Collectiv-Begriff bringt und so kommt heraus :
Wir haben das Eecht, da, wo wir im Apostolischen Sym- crucifixus, mortuus et sepultus, descendit ad inferna, was

bolum einen Drei-Begriff’ haben, diesen Drei-Begriff zu im Sinne einer heutigen Interpunction zu schreiben ist
t collectiviren. Hier ist nun ein Drei-Begriff: Deus
— omiiipotens,
pater — crucifixus, mortuus et sepultus descendit ad inferna.
:

und die Collectivirung ist; creator coeli et cnavQio9iyia, 9ay6yia xai raffiyiai xarfkS-oyia fig
1 ,
terrae. —
Die res omnes werden derartig durch Himmel xd xanoxaxa.
ü und Erde gedeckt, dass der Autor sagt, wenn ich über- Nun wird weiter fortgefahren tertia die resurrexit,
£ setze: Gott hat die Welt erschaffen, so habe ich in Be- aseendit ad coelos.
t Zug darauf, dass die Welt eine Eins repräsentirt, im Gi'unde Hier denkt nun der Autor, wenn sich das descendit zu
II nur eine res una. Hier aber steht res omnes fixer unt, einem Collectiv-Begriff qualificirt, so qualiticirt sich auch
». also muss ein Viel-Begriff eintreten, und den repräsentirt das aseendit dazu. Wo sind hier aber die drei voran-
» eben: Himmel und Erde. gehenden Dinge, welche zu collectiviren sind ? Darauf ant-
i Sobald nun der Autor des voidiegenden Schriftstückes wortet der Autor, eigentlich haben wir diese incht.
^
neben dem oranipotens den creator coeli et tei’rae hat, sagt wohl aber u n e i g e u 1 1 i c h denn in der tertia dies ist eine
,

er, wie die Probe ergiebt, geht es ganz gut, dass wir im
/I Drei involvirt. Und so nimmt er denn das tertia die re-
l| Apostolischen Symbolum die erste und zweite Drei-Einig- surrexit a mortuis als eine Drei, welche durch da.s ascen-
1 keits-Interpretation neben einander gehen las.sen können. dit ad coelos collectivirt wird, so dass im Sinne einm-
Und das beutet .er denn, wie wir im Folgenden sehen heutigen Interpunction zu schreiben wäre
1 werden, auch aus, wenigstens denn theilweise, nämlich da, tertia die resurrexit a mortuis aseendit ad coelos.
;

wo er es zu dem bei ihm beliebten Collectiviren, welches


I, Ttj XQixrj tlvaaxdyia and xwy yfxqtüy : dyel-
i er, wie wir ebenfalls sehen werden, durchgehends hcran- &6yja fig xodg ovqayovg.
I zieht, benutzen kann. Das sedet ad dexteram Patris ist im Sinne der zweiten
I Das conceptus de Spiritu sancto, natus ex Maria stellt Drei-Einigkeits-Interpretation das descendit in terram. Wir
I das Verhältniss,
dass der heilige Geist Mai-ia empfangen haben also wieder, worauf auch bereits hingewiesen, das
4 lässt, und Maiia emjifängt und gebiert, klarer hin, wozu neben einander Gehen der beiden Drei - Einigkeits - Inter-
f das Symbol ad 2) auffordert, welches gar zu einfach hat pretationen. Im Symbol ad 1) heisst es nun: sedet ad
1 ysyyijS-tyja ix nysüjLiaTOg dyiov xai MaqUig. dexteram Patris, hier: .sedet ad dexteram Dei Patris om-
'1 ln Bezug auf das frühere crucifixus sub Pontio Pilato potentis. Die Fassung, wie wir sie hier haben, zielt nun
« denkt der Autor: Gebührt denn nun dem Pontius Pilatus wieder auf nichts anders, als um eine Drei für eine Col-
I eine Stelle im Apostolischen Symbol? Er meint, diese lectivirung zu ei’halten. Es ist nämlich die zu collectivi-
Stelle gebühre ihm nicht, da er aber einmal da stehe, rende Drei Deus
: —
pater —
omnipotens der Collectiv-Beginff
;

möge er auch bleiben, nur —


mit einer Modification. Um ist inde venturus judicare vivos et mortuos, welches jetzt an
;

nun diese Modification eintreten zu lassen, lässt der Autor die Reihe kommt. Dass nun aber das inde venturus etc.
1 Christus unter Pontius Pilatus leiden (passus sub PP.). der Collectiv-Begriff sein soll für das Vorangehende, darauf
)
Der Pontius Pilatus scheint ihm mehr verwischt zu wird der Autor durch das inde geführt, <an welches sich
t werden, wenn es ganz im Allgemeinen heisst Christus hat
: in nahe liegender Weise ein vorangehender Doppelpunct
unter Pontius Pilatus gelitten, als wenn es heisst: er knüpft, den auch bereits das Schriftstück ad 1) ausdrück-
ist unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden. Soll der lich hat, und der auch hier im Lateinischen Schinftstück
Pontius Pilatus, so ist seine Idee, einmal da stehen, so steht, und dem entsprechend im Griechischen Schriftstück
wollen wir das allgemein halten; Christus hat unter ihm ein (•) und nicht ein (,) stehen müsste.
gelebt, seine Mission als Mensch durchgemacht, gelitten u. Was die jetzt folgende Stelle betrifft, welche im Schrift-
8. w., wir wollen aber nicht den hervorragend heiligen stück ad 1) lautet. Et in Spiritum sanctum, sanctam eccle-

Tod am Kreuze mit Pontius Pilatus zusammen bringen. siam, remissionem peccatorum, carnis resurrectioiiem, so
Damm steht hier zuerst passus sub Pontio Pilato, und nach- kann der Autor in ihr seinem Hange zum Collectiviren he-
311 312

sonders Luldigou, weil er au der Hand der di’eifaclieu ferua als Collectiv'-Begrilf aufzufasseu, der in den Bereich
fortitudo eine Drei hat, und bereits vor ihm in Bezug des Sterbens Christi fällt, nein, er beutet ihn, wie gesagt,
auf die sancta ecelesia etc. collectivirt worden ist. für Christi Höllenfalirt aus, und weil das statt hat, des-
Er nimmt an der Hand der dreifachen fortitudo den wegen findet dieser Passus Gnade vor seinen Augen, und
Spiritus sanctus als die zu collectivirende Drei, und als er streicht ihn nicht, wie er so manches andere in dem
Collectiv-Begrift’ die sancta ecelesia. Weil das letztere aber Symbol ad 6) streicht. Sobald er aber das deseendit ad
nun nicht nahe liegt, so hält er es fiii’ sachentsprechend, (in) inferna aufrecht erhält, denkt er, dieser Passus kommt

dass er im Ausdruck sancta ecelesia darauf hiuweis.st, dass in das Apostolische Symbol auf Grund dessen, dass die
er denselben als Collectiv-Begriff gefasst haben will^ und erste Drei-Einigkeits-Interpretation herangezogeii wird.
auf Grund dessen bringt er statt sancta ecelesia sancta — Auf Grund des Heranziehens derselben Interpretation hat
ecelesiacotholica, uyiet a 0^ o i x iy.y.Xijaia.
y. i.Die >}
nun aber das Schriftstück ad 6) auch den creator coeli et
catholica ecelesia i.st nichts anderes als die ecelesia, die terrae. Halt, denkt da unser Autor, wenn du das descen-
dem Spiritus sanctus gegenüber als Collectiv-Bcgriff gefasst dere ad (in) inferna aufrecht erhälst, so musst du auch den
\verden soll. creator coeli et terrae aufrecht erhalten. Indem er nun
Nachdem nun die ecelesia als Collectiv-Begriff für den aber die Consequenzen fürchtet, welche sich an den crea-
Spiritus sanctus benutzt worden ist, bleibt im Schriftstück tor coeli et terrae knüpfen, wandelt er denselben um in
ad 1 ) blos die remissio peccatorum und carnis resurrectio. den invisibilis et impassibilis. Bei diesen Ausdrücken hat
Dass ihnen die vita acterna auf Grund des Schriftstückes aber das statt, dass sie zwar der Fassung des Symbols zu-
ad 2) zugefügt wird, versteht sich von selbst, denn dies folge auf Gott kommen, dass es aber mit ihnen im Grunde
ist ja, um sagen das Siegel für das Collectivirungs-
so nicht auf Gott, sondern auf den Autor des Sjunbols ad
Manoeuvre. h;it denn der Autor eine Drei, nicht
Damit 6) abgesehen ist. Der Autor des vorliegenden Symbols
aber einen Collectiv-Begriff. Nun sagt er, die vita aeterna will in diesen Ausdrücken gesagt wissen : Der Autor des
muss Collectiv-Begriff sein nach der Autorität des Schrift- Symbols ad 6) bringt Dinge, von denen in den vorigen
stückes ad 2). Damit hat er dann einen Collectiv-Begriff, Fassungen nichts zu sehen und zu hören ist — res invisi-
aberblos zwei Dinge, die zu collectiviren sind. Und hier biles, die er sich also reinweg aus den Fingern saugt.
liegt es denn nahe, ein Drittes zu collecti\'ircnde hinzu- —
Und er bringt Dinge, die man nicht dulden darf res im-
zufügen, und das ist eben die vom Autor neu gebrachte passibile.s, res quas pati nequimus.
•sanctorum communio, dyiiüv y.oivmviu, so dass also im
Ganzen, im Sinne einer heutigen luterpunction heraus- Das Symbolum Nicaenum, das Symbolum
kommt; Credo iii Spiritum sanctum sauctam ecclesiain :
Constaiitinopolitanum, das Symbolum
catholicam sanctorum communionem, remis.sionem pecca-
;

torum, carnis resurrectiouem vitam aeternain. Und:


:
Quicunque.
TZtffrfuw ilg rö nyfv/ucc rd ayioy : dyiuv y.o&oXix^v Trotzdem dass die .^öyos'-Interpretation der Tab. smar.
ixxXijaiuy dyioiy xoiyojvUcv , dcf saiy d(ittQxuüv , auQXÖg mehr für .sich hat, als die f-Iuterpretation, wurde die
dydaiCKaty : ^w/}y aiujyioy. erstere doch durch die letztere verdrängt. Es lässt sich
Das Amen wieder als Coinpletum est der Tab. smar. für die Ueberlegenheit der ...^öyof-Iuterpretation über die
Machen wir nun einen Rückblick, so liegt das Princip •Pdjf-Interpretation manches Vorbringen, wir wollen nur ff.
des Schriftstückes, Drei-Begriffe vorangelien zu lassen, und hervorhebcu. Wenn es heisst, res omnes fuerunt etc.
dann hinterdrein zu collectiviren, auf der Hand. Und da Gott hat die W^elt erschaffen durch das Licht, so ist
dem so ist, so versteht es sich von selbst, dass wir noch das schon ganz recht, denn der erste Tag, der das Licht
in Bezug auf die Durchführung dieses Princips mit der bringt, vermittelt, dass die zweite Schöpfungsperiode aus
Stelle Et in Jesum bis passus sub P. P. im Rückstände der ersten hervorgehen kann, also ist es gerade das Licht,
sind. Bei dieser Stelle haben wir denn nun ff. Es han- welches die Welt vermittelt. Indessen man bemerke, dass
delt sich zweimal um drei zu collectivirende Begriffe, und eine solche Calculation wohl im Geiste der Jüdischen
zweimal um einen Collectiv-Begriff'. Die ersten drei zu Alexandrinischen Alchemisten lag, welche den ersten Schöp-
collcctivirenden Begriffe sind: Jesus Christus Filius — — fungstag auf die er.ste Schöpfungsperiode schoben, nicht aber
iinicus. Der erste Collectiv-Bcgriff ist; Dominus noster. Die im Geiste der Zeit, zu der die «/»o!?- Interpretation aufkam.
zweiten Drei-Begriffe sind; qui (löv) conceptus- natus.— — Die Alexandrinischen Jüdischen Alchemisten, welche dem
Der zweite Collectiv-Begriff ist passus. :
ersten Schöpfungstage die betreffende Stellung gaben, die
7) Aqiiilejeiisische Form des Symbols, nach Raf'finus. hätten wohl Grund gehabt, das Problem aufzustellen: Gott
Credo in Deo patre omnipotente, invisibili et impassibili. erschuf die Welt durch das Licht, um damit mit Präpon-
Et in Christo Jesu, uuico Filio ejus, Dom. nostr. Qui natus deranz den ersten Tag in den Vordergrund zu schieben,
est de Spiritu sancto ex Maria virgine, crucifixus sub Pon- um darauf hinzuweisen, wie wichtig es sei, dass der erste
tio Pilato et sepultus deseendit in inferna, tertia die re-
; Tag in die erste Schöpfungsperiode gehöre und nicht in
surrexit a mortuis, asceudit in coelos, sedet ad dexteram die zweite. Eine solche Aufstellung aber zu einer Zeit zu
Patris: inde venturus est judicare vivos et mortuos. Et in machen, wo jene Zeiten längst vorbei waren, wo, um mit
Spiritu sancto. Sauctam ecclesiam, remissionem peccatorum, dem Evangelisten Johannes zu sprechen, der Moses durch
huius carnis resurrectiouem. den Christus verdrängt war, das liegt sehr gesucht. Es
In Bezug auf die Uebersetzuug verweisen wir auf das liegt um so gesuchter, da das qxüg, im Sinn der f-In-
Schriftstück ad 1). terpretatian der Tab. smar., der Anschauung jener Alche-
Die Ablativ-Fassung Credo in Deo, in Christo, in Spi- misten geradezu entgegentritt, welche auf den ersten Tag,
litu liegt wie bei dem Symbol ad 4). Hier wie dort ha- als der ersten Schöpfungsperiode angehörig, so viel Gewicht
ben wir den intacten Accusativ neben dem Ablativ (san- legen. Denn jene Alchemisten w'ollten das Schaffen im
ctam ecclesiam etc. Beim abgekürzten Dom. nostr. steht es „Am Anfang schuf Gott Himmel nnd Erde“ in ein Spre-
dahin, ob es der Ablativ oder der Accusativ sein soll). chen und Werden zersplittern, wogegen die ui f- Anhänger
Das hu jus carnis resurrectionem zielt auf das Porta vit ihr (füig gerade dadurch legalisiren, dass dort von einem
illud ventus in ventrem ejus. Sprechen und Werden nicht die Rede sei. Aber sehen
Dem Autor des vorliegenden Symbols gefällt das vorige wir selbst hiervon ab, wie von manchen anderen Aufstel-
Symbol ad 6) nicht, und er geht daher, den Hauptsachen lungen, welche sich machen lassen, eins steht mächtig
nach, auf das Symbol ad 1) zurück. Nur reflectirt er auf im Vordergrund, und das ist, dass in der Tab. smar. a us-
die beiden Passus des vorigen Symbols cröatoreni coeli drücklich steht: res omnes fuerunt ab uno, Xöy^a
et terrae und deseendit ad inferna. Was den letzteren unius, und nicht: res omnes fuerunt ab uno, qxoxi unius.
Passus betrifft, so w andelt er ihn um in in inferna, w'as : Und das wirft alle Einreden, welche die «^•wf-Anhänger
in Bezug auf das Griechische sig xd xaxtüxax ct nicht mehr oder weniger gesucht gegen den Xoyog, und zu
fern
liegt. Was den ersten Passus betrifft, so wandelt er ihn Gunsten ihres (fxug, machen können, über den Haufe«.
um in : invisibili et impassibili. Dass nun diese Abweichung Wenn es heisst dieses und jenes ist durch den Cajus ge-
vom Symbol ad 1) statt hat, kommt
jedenfalls daher, dass schehen, wie kann man denn sagen, es sei durch den Sem-
der Autor sein deseendit in inferna für Christi Höllen- pronius geschehen? Wenn es durch den Sempronius ge-
fahrt ausgebeutet wissen will. Dem fällt es nicht ein, schehen wäre, so würde es eben durch den Sempronius
wie der Autor des Symbols ad 6) das dcscendere ad in- geschehen sein, und nicht den Cajus. Ganz so hier, wen«
311

j Gott die Welt erscliaiieu haben soll durch den iöyos, wie modificirte, dann wurde die Sachlage eine andere, dann

I
es doch ausdrücklich dasteht, wie kann denn nun dieser ward seinem Thun Thür und Thor geöffnet, es stand dann
;i iLoyog das if ws sein ? Man kann sich wohl einen Text nichts im Wege, dass er die _ldyo?-Interpretation wieder
t) darauf machen, wie es kommt, dass die (/'ats-Anhäng'er in die rechtmässige Stellung einsetzte, die ihr, seiner An-
sich in das (f üg unius statt des köyog unius hineinarbei- sicht nach, vor der •f’ajf-lnterpietation gebührte.
t Nämlich die Sache liegt so, dass diese sich an die
teten. Also indem Arius von der «/»tüf-Interpretation der Tab.
j
Uebersetzung der Tab. smar. hielten. Dort
!
Lateinische smar. zur .-/oyos’-Interpretation zurückgriff, hatte er dabei
steht meditatio.
'

Diese meditatio ist selbst nach der Auf- die bestimmte Aufgabe, eine Aufgabe, der er durchaus
<1 fassung der Aö/Of- Anhänger um so zu sagen ein apokry- nicht aus dem Wege gehen konnte, die ^dyof-lnterpre-
pher Ausdruck; der eigentliche Ausdruck müsste verbum
i
tation zu modificiren. Daher muss man sich wohl hüten,
i;sein, denn im Sinne der Adyof-Iiiterpretation der Tab. zu sagen: Kommt da der Arius heran, und zieht wieder
smar. ist Adyof Wort, und nicht — Plan. Nun wohl, = die ^dyoff-lnteipretation hervor, die lange vor ihm da war,
sagten da die y iö?-x\.nhänger, wenn der Ausdruck ein- wogegen wir übrigens nichts haben. Aber wenn er sie nun
mal apokryph ist, wie ihr selbst sagt, was steht denn im noch gegeben hätte, wie sie war, dann wollten wir es noch

Wege, dass wir eine lux hineininterpretiren, wo ihr ein gelten lassen. Aber nein, er modificirt diese Interpretation,
verbum hineininterpretirt. So lässt sich die Sache c r- er modificirt sie unbedeutend. Wollte er damit am Ende
klären. Aber in der Erklärung liegt noch lange keine durch einen kühnen Kunstgriff das zu dem seinigen machen,

,

Bcrechtigun g. Wer in den Sinn der Tab. smar. ein- das nicht sein war? Wollte man solche Reden dreschen,
dringen will, der muss sich daran halten, dass im Grie- so läge das sehr verkehrt. Arius, wie wir vorhin exponirt,
chischen Text Xoyog steht. Wie kann ein solcher wich- muss die ^dyof-lnterpretation modificiren, sonst könnte
' tige Abzüge an der Hand des Umstandes machen, dass er nicht zu seinem Zwecke gelangen, zu dem Zwecke, die
die Einen diesen Xoyog mit meditatio. die Andern mit .-löyoff -Interpretation auf Kosten der sf>Ef-lnterpretation
verbum übersetzen ? Hört auf Grund dessen der Xöyog in den Vordergrund zu ziehen.
auf, Xöyog zu sein, und wird dadurch zum cf üg'? Wenn Die Modificationen des Arius sind unbedeutend. Sie
man ein Schriftstück hat, in dem der Cajus steht, und der laufen darauf hinaus, dass die zweite Rubrik von Quod est
Eine interpretirt alsdann, dieser Cajus ist ein König, der inferius bis rei unius anders interpretirt wird. Wir wissen,
Andere dagegen, dieser Cajus ist ein Kaiser, hört darum dass die Jüdischen Alexandrinischen Alchemisten (vergl.
der Cajus auf, der Cajus zu sein, und wird zum Sempro- den Abschnitt: Neue Interpretation der biblischen Schöp-
' nius ? fungsgeschichte) einerseits kurzweg sagten die Materia
'
Das nun, dass der Xoyog eben ein Xoyog und kein (f'üg prima = Nichts, das bedingt daun, dass Gott die Welt
,

ist, dass somit die _</oyof-Interpretation der Tab. .smar. aus Nichts erschaffen; dass sie aber andererseits die Materia
der sf>o!f-Interpretation überlegen ist, dass die erstere da- prima in eine ideelle und (bedingt) reelle zer.‘^plitierten. Die
;
mit nicht dazu angethan sei, durch die letztere verdrängt Nichts-Materia prima, die ideelle und (bedingt) reelle Ma-
zu werden, das sah der Presbyter Arius ein, und er er- teria prima wirft nun Arius zusammen, und argumentirt ff.
' griff offen Partei für die *<fo'yof-Interpretation gegen Am Anfänge war Nichts da. Nun fasst Gott den Plan,
die y (ö?-Interpretati( n. Für seine Person hatte er dess die Welt zu erschaffen, und spricht, executirt das Wort,
wenig Gewinn, er wurde von seinem Bischof Alexander ab- den Xoyog. Aus dem Xoyog geht dann die Materia prima
gesetzt und excommunicirt (321), seine Anhänger hielten hervor, und aus der Materia prima geht die Materia ultima
aber standhaft zu ihm, trotzdem das Concilium zu Nicaea hervor. Arius hat also ein Vierfaches Nichts, Xoyog, Materia
;

(325) die Aufstellungen des Arius feierlichst verdammte. prima, Materia ultima.
. Es liegt im Geiste der Geschichte der verschiedenen Nun giebt er dem ersten inferius das Nichts, dem ersten
Tab. smar.-Interpretatiouen, dass keine absolute Eück- superius der Xoyog, dem zweiten superius die Materia prima,
' griffe gemacht werden. Hat einmal eine Interpretation die dem zweiten inferius die Materia ultima, und bekommt
I
andere notorisch verdrängt, so ist es ein Unmöglichkeits- heraus beim Quod est inferius etc., indem er sich an die
' Verhältniss, dass hinterdrein Jemand kommt und sagt, da Fassung hält: Quod est inferius, est, sicut id quod est
hat nun eine neue Interpretation eine alte verdrängt. Ist superius, et quod est superius, est, sicut id quod est infe-
I das recht ? Nein, es ist nicht recht, die alte Interpretation rius, ad perpetranda miracula rei nius i

ist besser, als die neue, gehen wir daher wieder auf die Das Nichts, der Xoyog, die Materia prima und die
' alte zurück. So etwas hat in der Geschichte der Tab. smar.- Materia ultima dienen dazu, die Wunder der res una zu
> Interpretationen nie statt gefunden. Vielmehr wurde immer Stande zu bringen, welche res una Xoyog. =
i
unter der Aegide gekämpft, was einmal verdrängt ist, Das Uebrige bleibt, wie bei der eigentlichen .AÖyog-
'i bleibt verdrängt. Nun muss man aber wohl berücksichtigen, Interpretation der Tab. smar.
dass unter einer anderen Aegide blos absolut nicht ge- Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass das Conci-
n kämpft wurde, relativ geschah es öfter. Es liegt das lium zu Nicaea die Aufstellungen des Arius verdammte.
V Verhältniss nicht so, dass von einer späteren Interpretation Das Verdammungs- Schriftstück führt den Namen Symbolum
. überhaupt kein Rückgriff zu einer früheren statt hatte, Nicaemim, und lautet ff.
J statt haben konnte, es liegt blos so, dass das nicht abso- IJiaitiiioysv tig e'ya &fdr nuTtqa TiavtoxQUTOQoc,
1 lut statt hatte, statt haben konnte, relativ hatte es ndviuty op«rfu>r xui aOQcitoji' noiijiijy. Kai tig iva
V öfter statt, konnte statt finden. Das heisst, w^enn Jemand y.VQiov 'Jijoovy XQiaidy TÖy rtdy lov &toü, ytyytjd-iyiu

einen wollte, so war ihm der Weg
Rückgriff machen ix zov nazQÖg fj.oyoyty/j, zovztaziy ix j^g ovaiag zoC
^ versperrt, dass er nackt und trocken sagte, ich greife zu- nazQÖg, O-töy ix &tov , (f üg ix qwzdg, &töy (xXijiXi,yöy

rück: mit einem solchen Thun wurde er unmöglich. Es ix xhtov dXtfdiyov ytyyrjtXiyza,noirj&tyza, öfzoou
ov
I
war ihm aber nicht der Weg versperrt, dass er sagte, atoy j(p TiazQt, Jt' 00 näyja iyiyfio, zd
zt iy z(y
ich gehe auf Früheres zurück, thue es aber derartig, dass 0 (jQay(p xui zd iy zjj yf, zdy Jt’ ^/züg zoög uy&QÜ-

ich das Frühere modificire. Durch eine solche Modi- novg xai cTt« zi)y ijfjfziQay aanijotuy x.uztXd-öyz« xui
fication wurde dann die Sachlage eine solche, dass das auQxcu&iyzu xai iyay&Qtunijaayz a Tia&oyza xai dya-
,

i Alte zum Neuen


wurde, und das so unter neuer Form aidyju zfj zgizy ^fitQ(f, {xai) dytXHoyzu tig zotig
t gebrachte Alte Hessen sich die Leute gefallen, sie fanden ovQuyotig, xai iQXo/xtyoy X(>iycti ^üyiag xai ytxgovg.
V keinen Anstoss daran. Kai tig zd dyioy nytvfia. ToOg de Xtyoyzag, ozi ^y
^ Fassen wir das in’s Auge, so war dem Arius der Weg Tioit, OTS ovx tjy. xai ngiy ytyyij&^yai, ovx /jy, xai
zur ./föyof-Interpretation versperrt. Die ..^öyof-lnterpre- ozi i§ ovx dyz(oy iyiytzo, r; i^ tzsgag vnoazdasiog ^
i tation war einmal durch die ‘#>wf-Inlerpretation verdrängt, ovaiag (f daxoyzag tiyai, l] xziazdy, zQtnzöy tj dXXoitozöy
1 und Arius konnte nicht sagen, die ^o'yof-Interpretation ist zdy vldy zov &tov, dya&tfzaii^ti rf xaHoXixt) ixxXrjaia.
f aber besser als die ‘I'oif-Interprefation, und deshalb greife „Wir glauben an einen Gott Vater, den Allmächtigen,
ich auf die erstere zurück. Das ging nicht, das war ein den Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und
Unmöglichkeits-Verhältniss. Es war aber nur ein Unmög- an einen Herrn, Jesus Christus, den Sohn Gottes, gewor-
lichkeits- Verhältniss unter den Umständen, dass Arius so den als einziger Sohn vom Vater, das heisst von der We-
nackt und trocken auf die ^dyof -Interpretation zurück» senheit des Vaters, ein Gott vom (aus dem) anderen, ein
griff. That er das nicht, wandte er vielmehr, indem er Licht von (aus) dem anderen, ein wahrhafter Gott vom
znrückgriff, die Cautel an, dass er die y/dyof-Intcrpretation
1 anderen. Wir sagen: „geworden“, nioat: „erschaf-
316 316

fen“. Er ist von gleicher Wesenheit mit dem Vater, ix (f(oz6g. Beides kommt auf dasselbe hinaus, näm-
(f)(äg
von welchem Alles wurde, sowohl im Himmel als auf lichauf die absolute Verschmelzung vom Vater und vom
Erden. Er ist wegen uns Menschen, und uns zu retten Sohne.
gekommen, Fleisch geworden, Mensch geworden, hat ge- Wir wissen, dass in der .x/öj/oj-Interpretation der Tab.
litten, ist am dritten Tage zum Himmel
auferstanden, smar. der zweiten Rubrik der koyog eben der i.6yog
in
aufgestiegeri, und kommt die Lebenden und Todten zu (Wort) ist. nicht aber Aöj/o? =
Christus. Erstinder dritten
richten. Hrid (wir glauben) an den heiligen Geist. Jene Rubrik tritt der köyog zu Christus in Relation, wird zu
aber, welche sagen, dass es eine Zeit gab, wo er nicht da Christus. Wir wissen, dass eine solche Sachlage dadurch
war, und dass er nicht da war, bevor er wurde, und dass geboten wurde, um in der Stelle omnes res fuerunt ab uno,
er aus dem Nicht-Seienden geworden, sie, welche behaup- meditationc unius nicht den Sinn herauszubekommen,
ten, dass der Solin des Gottes von anderem Stoffe oder nicht Gott, sondern Christus habe die Welt erschaffen.
anderer Wesenheit ist, dass in Bezug auf ihn ein verschie- Jn dasselbe Verhältniss tr.at dann die ‘i>tü?-Interpretatioii
den situirtes Verhaltnlss statt hat - sie verdammt die der Tab. sm.ar. ein. Auch in ihr hatten wir in der zweiten
rechtgläubige Kirche.“ Rubrik (f
üg eben als (f
üc, nicht aber als Christus. Christus
Dass Arius die Nichts-Materia prima mit der ideellen und trat erst in der dritten Rubrik zum (f üg in Relation.
(relativ) reellen Materia prima durcheinander wirft, womit Eine solche Situation hört nun bei den Nicäern auf.
er von jenen Aufstellungen der Alexandrinischen Jüdischen Indem diese für das Dogma eintreten, der Vater sei wie
Alchemisten in Bezug auf ideelle und (relativ) reelle Ma- der Sohn, und der Sohn wie der Vater, beide seien
(f üg,
teria prima abgeht, welche wir bei der Jüdisch Alexandri- indem dies statt hat, kann die Stelle res omnes fuerunt etc.
nischen Alchemie haben kennen lernen —
denn dort han- keinen Scrupel mehr erregen. Res omnes fuerunt ab uno
delte es sich entweder um Nichts-Materia prima,
die ist: das (füg hat die Welt erschaffen, meditationc unius
oder um eine ideelle und (relativ) reelle Materia prima — ist: und dabei ist das (f>üg implicirt. (p(og ist aber der
das bringt die Nicäer auf die Idee einer neuen Aufstellung Vater und der Sohn. Also haben der Vater und der Sohn
in Bezug auf die Materia prima. Sie sagen, es giebt keine die Welt erschaffen. Der unus und die meditatio unius
reelle Materia prima, denn eine reelle Materia prima ist —
{Xoyog (fiög) haben aufgehört, einen Gegensatz zu bilden,
bereits eine Materia ultima. Nun aber davon ausgehend, der Gegensatz hat .sich in das Gleiche aufgelösst, folglich
dass jene Alexandriner auf ihre ideelle Materia prima durch muss jeder Scrupel fallen. Und da jeder Scrupel fällt,
das Erschaffen geführt werden, dass das Erschaffen aber so liegt gar kein Motiv mehr vor, in der zweiten Rubrik
von Gott herkommt, davon ausgehend, werden sie darauf das- (f üg etwas anderes sein zu lassen, als in der dritten
geführt, Gott als die Materia prima zu nehmen. Und Rubrik, (fiüg in der zweiten Rubrik wie in der dritten
daran nun wieder anlehnend, dass jene Alexandriner eine Rubrik ist Christus als q'üg, und auf Grund des (f,üg
doppelte Materia prima annehmen, eine ideelle und eine ix (f wTÖg, (f (üg iv (f wzi, Gott überhaupt als (f üg.
(relativ) reelle, nehmen auch sie eine doppelte Materia Nun zur Interpretation des Symboliun Nicaenum!
prima an, Gott Vater und Christus. Da nun ferner Philo IhOTtvofjity entgegen der früheren Fassung im Sym-
die ideelle und (relativ) materielle Materia prima [xoauos bolum Apostolicum nKnivui. Wir glauben, wir, die zu
:

yoijtdg und koyog) verschmelzen lässt, so lassen auch sie Nicaea Versammelten, wir, die wir die xa&oXtxtl ixxlij-
eine Verschmelzung eintreten von dem, was sie in Bezug ala, die rechtgläubige Kirche, vertreten.
auf die Materia prima haben, das ist also, es ver- Das (va vir &iöv dem Christus als fioyoyeyr^g gegen-
schmilzt Gott Vater mit Christus, Christus mit Gott über. Der Christus als /.loyoyey^g ist ein tig, ein Einer,
Vater. imd so wird auch Gott Vater ein sig.
Die Nicäer treten der v^öyof-Interpretation der Tab. Der nmi/Q wird wie im vorigen Abschnitt sub 6) zum
smar. überhaupt, und der ^6yo?-Interpretation des Arius d-säg hinzugefdgt.
im Besonderen entgegen, und treten für die 'I’wf-lnterpre- Der nayjoxndrüjQ bleibt wie im Apostolischen Symbol.
tation der Tab. smar. ein. In Bezug hierauf haben sie Der noitirljg ovQctyov xai yijg im vorigen Abschnitte
denn den Vers 3 des ersten Capitels des ersten Buches sub 6) wird zum jioirjT>)g OQazüy xai ccOQaTcuy. Das ist
Mosis in’s Auge zu fassen, welcher ja, wie wir wissen, für ein Anschluss an das Symbol ad 7) im vorigen Abschnitt.
das (f big, entgegen dem Xöyog, ausgebeutet wird. Das impassibilis von dort fällt, das invisibilis bleibt, wird
Diesen Vers interpretiren sie nun ff. Wenn es heisst: aber dem Sinne von dort näher angeschmiegt, und in die
Kai tlniy 6 d-sdg, Viyij&ijTOj (fuijg. y.ai iyivixo (fitug. res visibiles, die visibilia verwandelt. Diesem visibilia
Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht — zu Liebe tritt an die Stelle des gefallenen impassibilis:
so s;^ri(ht Gott der Vater. Er 'sagt nicht, dich Licht, invisibilia.
dich qwg will ich erschaffen, noifXy — das noifXy fig ’iya xvoioy. Der fioyoysyijg macht eigentlich den
hat statt in Bezug auf Himmel und Erde, denn in Vers 1 fig überflüssig Da der d-fdg aber einmal das tig hat,
des ersten Capitels des ersten Buches Mosis heisst es: iv so soll der vidg nicht zurückstehen, luid er erhält es auch.
^QXji inoirjotv 6 -S-fog —
sondern er sagt, du Der fioyoysyrjg aber, welcher dem Apostolischen Symbol
Licht, werde! Das (f-iüg ist der Interpretation der zu Liebe dennoch aufrecht erhalten werden soll, wird mit
Tab. smar. zufolge: Christus. Also Gott Vater sagt: Du einem „geworden“ vom Vater {ytyyrjd-iyja) angeknüpft.
Christus werde. Da nun Gott Vater eine Materia prima, ytyyrjütyja. Vergl. den vorigen Abschnitt sub &): ytv-
und Gott Sohn eine Materia prima, so sagt eine Materia yijd-iyra Aluptaf, geboren von Maria. im NicäischenWo
prima zur anderen; Werde! Die beiden Materiae primae Symbol das geboren werden steht, muss man vom „ge-
verschmelzen aber zu einer. Also sind Gott Vater und boren“ absehen, und blos das „werden“ in’s Auge fassen.
Sohn nicht zu trennen, was der Eine ist, ist der Andere Und Im Vers 3 der Schöpfungsgeschichte haben wir, wir haben
da dem so ist, so verschmilzt der Sprechende mit dem oben hierauf hingewiesen, entgegen dem noifXv
Werdenden; der Sprechende ist der Werdende, der Wer- des Vers 1. Also das (füg ist nicht erschaffen worden,
dende ist der Sprechende, beide sind q>wg. Indem also sondern es wurde, es wurde (füg ix (fioeiog. Nun muss
Gott der Vater sagt: „Es werde Licht“, so heisst das nichts man aber in’s Auge fassen, dass Christus ein vtdg S-tov
anders, als; der Vater spricht zum Sohn, werde (ficSg, und ist, und in Bezug darauf ist er auclf ein fioyoytyljg, ein
der Sohn sagt zum Vater, werde wg. Warum wird nun alleiniger Sohn. Wo
nun Jemand rt'ird, und dieser Je-
(f
aber in der Schrift überhaupt das Werden in die Sache mand ist ein Sohn, da ist der Gewordene ein Geboren-
gebracht, entgegen dem Schaffen ? Nun deswegen, weil Va- wordener. Daher die Sprache bes Nicäischen Symbols
ter und Sohn, beide
(f üg,
nicht neben einander stehen geboren werden, statt werden. Trotz solcher Sprache
sollen, das könnte auf ein Distrahiren der beiden führen. steht aber das Werden im Vordergrund. Denn wollte
Nein, sie sollen nicht neben einander, sondern in einan- mau sich auf das Geb o r e nwerden steifen, so hätte man
der dasiehen, der Eine tritt in den Anderen hinein. Und erst den Vater und dann erst den Sohn, denn der
wie auf dev einen Seite der Eine in den Anderen hineintritt, Vater geht doch dem Sohne voran. Eine solche Auffassung
60 (ritt auf der anderen Seite der Eine aus dem Anderen wollen aber die Nicäer notorisch nicht, und um hier
heraus. Was die beiden letzteren Verhältnisse betrifft, so nicht auf die falsche Bahn zu gerathen, thut -man am
könnte es auch heissen; Es sei Licht, statt: Es werde besten, hier, und überhaupt da, wo im Nicäischen Symbol
Li<!ht. W^enn da stände: Es sei Licht, so hätten’wir vom Geborenwerden die Rede ist, sich schlechtweg an
(f(og
iv (peilt. Nunföteht: Es werde Licht, jetzt haben wir das Werden zu hälten, denn dies lieget 'doch im Geiste
' ,

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der Nicäer, und darum sind wir in unserer Uebersetzung Nicäer hier ihr auQXojiXiyja, welches besagen soll, nicht
auch durchweg dem Geborenwerden aus dem Wege ge- darauf ist Werth zu legen, dass der Xöyog ad q'^ iytytxo,
gangen, und haben uns blos an das Werden gehalten. sondern darauf, dass der Xöyog a d q i iyiytio. Die Stelle
Also im Schriftstück ad 6) des vorigen Abschnittes hatten besagt, dass der Xöyog im oep| aufgehen soll. Die Stelle
wir Kcti ‘Jrjooüv X^iardy, liier wird der Deutlichkeit spricht also nicht für euch, ihr Arianer, sondern gegen
wegen noch ein ilg vorge.setzt Und wir glauben au
: euch.
Jesus Christus. Das betreffende Schriftstiük hat das tya naSöyxa x. x. X. Hier wird kurz an das angeknüpft,
nicht, knüpft also kurzweg an; vlöy. Dem tycc zu Liebe was das Apostolische Symbol in dieser Beziehung bringt.
wird hier das xvQioy, welches jenes Schriftstück hat, vor- Toög Jg Xtyoyiag x. x. X. Arius nimmt, wie wir wis-
gesetzt, und wir erhalten fig i'y« xvQioy. Der vlög rückt sen, die Reihenfolge an: Nichts, Xöyog, Materia prima,
jetzt nach, mit roV vtdy rov 0-tov. Und wo oben das Materia ultima. Gott ist zuerst da, ihn umgiebt das Nichts,
uoyoyfyij kurz angeknüpft wurde, erhalten wir hier das: und indem er nun auf die Idee kommt, die W’elt zu er-
yeyyr](HyTa tx tou Tutinög fxoyoyfyfj. schaffen, spricht er, executirt den Xöyog, und aus diesem
tovTtajiy X. 7. X. Hier wird nun in’s Auge gefasst, wie Xöyog geht dann weiter die Materia prima hervor. Der
es denn näher liegt, dass Christus durch Gott wird (ge- Xöyog bedingt, dass aus dem Nichts ein Etwas wird. Nach
boren wird). Er wird aus der ovaice des Vaters, er wird Arius .also gab es eine Zeit, wo der Xöyog noch nicht war,
ein Gott aus dem Gotte, ein g wj aus dem (/lüg, ein wahr- denn wäre der Xöyog immer da gcwe.sen, so hätte es auch
hafter Gott aus dem wahrhaften Gott. Nun, das Verhält- immer ein Etwas gegeben, 'und das Nichts würde fallen.
niss im Anschluss an den "l'crs 3 der Schöpfungsgeschichte Nach Arius musste der Xöyog erst werden, bevor er da
haben wir oben auseinandergesetzt. war, und bevor er wurde, war er nicht da. Natürlich,
ytyyrj&kyca ou 7ioi>-/{X(yia. Hier wird das jioifty des cs war der Xöyog niclit da, che Gott ihn executirte, ehe
Vers 1 und das yiyveaS-cii des Vors 3 der Schöpfungs- Gott sprach, es werde, Himine.i und Erde .sollen werden
geschichte gegeneinander gehalten. (Vergl. oben.) (das Erschaffen in Sprechen und Werden aufgelöst). Und
ofxoouaioy iw naxoi x. r. X. Vorhin machte der xioirj- endlich wurde nach Arins der Xöyog aus Nichts, aus dem
rijg ovnayov xai yijg dem notijri/g öocnäiy xai doQcc- Nicht-Seienden (i^ oux öyxojy). Denn wir halen ja die
rojy Platz. Jetzt wird er in seine ursprünglichen Hechte Kette: Nichts, Xöyog, Materia prima, Materia ultima.
eingesetzt. Die ncivTa sind die res omnes der Tab. sniar. In dieser Kette wird, yiyytxai, das eine aus dem anderen,
8ie w’erden auseinander gezogen in ovQaydg xai ytj. In das Nachfolgende aus dem Voihergehenden, also der Xöyog
Anknüpfung an den nou,T))g ÖQarojv xai donäiuy ent- aus dem Nichts.
steht td iy ovQavdi xai yij, wobei angenommen wird, xd Von diesen Aufstellungen des xVrius wollen nun die Ni-
iy ouQayoi könne man nicht sehen, xd ty yjj könne man cäer nichts wissen, sie weisen sie von sich. Dabei gehen
wohl sehen. Nun waren die res omnes ab uuo, also .sind sie derartig zu Werke, dass sie dem Arius ein Problem
die ndyxa von naxijQ. Daher hier: naxoi, dt oü ndyxa zuschieben, welclies aufzustelien diesem gar nicht in den
iytykxo. Im Sinne der Nicäer hat aber sowohl der Sohn Sinn gekommen ist. AVenn Arius das sagt, was er sagt,
die Welt erschaffen, als der Vater. Darum steht 6/u6ov- das sagt, was die Nicäer liier beim öxi >iv x. x. X. her-
oioy x(o TiaxQi, JP ov iytytxo. Durch das ofuöovaiog vorheben, so'ist es ihm damit auf den Xöyog als Xöyog,
wird darauf hingewiesen, dass, wenn auch eigentlich der nicht aber auf den Xöyog als Christus abgesehen. Die
Vater die Welt erschaffen, dass es doch der Sohn zugleich Nicäer aber thun, als wenn Arius, bevor er bei der dritten
mit gethau. Rubrik der Tab. smar. ist. bereits den Xöyog als Christus
rdy <fd /J,udg x. r. X. Hier wird gegen den Xöyog als nähme. Sie thun, als wenn Arius mit seinem Xöyog der-
Wort zu Felde gezogen. Wir wissen, dass in der Aoyog- artig verführe, wie sie mit ihrem (f üg, welches sie bereits
Inlerpretation der Tab. smar. Xuyog einerseits als Xöyog in der zweiten Rubrik Christus sein lassen. Sie thun also, als
(und nicht als Christus)genommen wird, und dass, indem wenn Arius sagte, es gäbe eine Zeit, wo Christus noch
dies geschieht, Xöyog als Wort gefasst wiid, wobei das in’s nicht da war, dass Christus nicht war, bevor er wurde
Auge gefasst wird, dass Christus das Wort Gottes verkündet. (geboren wurde), d.ass Christus aus dem Nichts wurde —
In Bezug auf das letztere wird, wie wdr wissen, an Evangcl. Dingo an die, wie gesagt, Arius nicht dachte.
loannis Cap. 1 2. Vers. 47. sequ. angelehnt. (Vergl. jlöyog- Die Construction von Tov'g Jf Xiyovxag an liegt der-
Interpretation.) Die Nicäer nun. die vom Xöyog nichts artig, dass r] xa&oXixt) ixxXr,a!a, liier die rechtgläu-
wissen wollen, gehen darauf aus, die Relation, welche das bige Kirche, erstens diejenigen ceya&f/uaxiCti welche
Wort zu Christus haben könnte, zu streichen, und fassen XiyovOi, was bis iyiyixo stellt, und zweitens diejen’gen,
dazu von der citirten Stelle den Vers 47 in's Auge. Christus welche (f.daxovai, was bis &tov steht. In Bezug auf das
sagt in diesem Verse; Wer nicht auf meine ^ij/uaxa hört, xöy viöy xov &tou muss man nicht übersetzen: sie sagen,
den will iidi nicht richten. Das ist. sagen die Nicäer, der Sohn sei ein dXXoituTÖg als Gott, sondern vtög xov
Christus will den nicht richten, der ihn niiht als Xöyog dtov ist Gottes Sohn: Chiistus. Dieser vtög xov &toü ist
auffasst. Also weist Christus selbst den Xöyog von sich. als Nominativ aus dem Accusativ gegen Ende nach Öxt zu
Christus sagt weiter: Ich bin nicht gekommen, damit ich suppliren.
die Welt {x()y xöa/noy) richte, das ist, die Menschen rich- üTt )]y noxs X. x. X., dass es eine Zeit gab, wo der als
te, sondern dam.it ich die Welt {xöy xöofxoy) rette (owöoj). Christus gefasste Xöyog nicht war, dass der als Christus ge-
ln Bezug auf letzteres steht hier im Sya)bolum; xöy Jt’ fasste Xöyog nicht war, bevor er wurde (geboren wurde),
xoög dy&Q(unovg xai fft« x>jy >]f,tkxtQay awxtjQiay dass der als Christus gefasste Xöyog aus Nichts wurde.
xaxkX9öyxu. i'^ ixiQag x. x. X. Al.-o die xa&oXixi) ixxXijoia
Das iyxtyS-Qwnxjaavxa haben wir dem xö^Ofxog des Vers dya&tuaxÜ^ti zum zweiten diejenigen, welche sagen, der
47 zu verdanken. Nämlich zuerst wird gefasst xöafxog als Sohn Gottes sei i'^ txtQag vnoaxdat(ug // ovaiag, von anr
<(7'i9-ptti770». (ddijfxdg xoög dy&Qoinovg). Zürn zweiten wird derem Stoffe oder anderer AVescnlieit. Frage; als was?
dann der dy&Qwnog vom xÖGfxog ab auf ijUov geworfen, Antwort: als der Vater. Das geht aus der Stelle oben her-
und dann kommt heraus: Ich kam nicht als Mensch, vor, wo vonder ovaia im ö/uooöoioy xtpnaxQi die Rede
um den xoa/xog zu richten, ich wurde nicht Mensch, war. Derjenige also, der sagt, der Sohn sei txiQug
um den xön[.iog zu richten. vnoaxccatoig i} ovaiag als der Vater, der sagt, der Vater
Das aaQXui&iyxa steht in Bezug auf Evangel. Joannis habe die Welt erschaffen, und nicht der Sohn, und dazu
Cap. 1. Vers. 14, wo es heisst: xai ö Xöyog odQ^ iytytxo. kommt er, dass er in der dyof-lnterpretation den Xöyog
Diese Scholie figurirte bereits damals als Vers 14, und nicht sofort auf Christus bezieht, den vtög xov &tov also
man erkannte sie nicht als Scholie an. Die Nicäer wollen als einen xxiaxög, xQtnxög, dXXoiujxög ninmit, ihn nicht
dem die Spitze abbrechen, dass die Arianer sich hinter mit dem Xöyog verschmilzt. Die Nicäer meinen, es handele
diesen Vers verbarrikadiren, und sagen, aber wenn auch sich in der _4dyüff-Interpretation um einen doppelten Fehler,
in den ersten Versen des Evangel Joannis der Xöyog nicht erstens darum, dass man Xöyog statt (fwg nähme^ und
für den löyof, sondern gerade gegen den löj/o? auszubeuten zweitens darum, dass man diesen Xöyog nicht bereits in
ist, hier im Vers 14 kann so etwas doch nicht statt der zweiten Rubrik als Christus nähme.
finden, 'hier wird direct, ohne jeglichen Hinterhalt eines xxiaxöy, xQtnxöy , dXXouuxöy sind Synonima. Sie
Vers 4 und 6, vom Aöyof gesprochen. Einemsolchenmög- lassen sich schwer verbotenus wiedergeben, xxiaxög (xTi^oo)
tichen Thun der Arianer gegenüber, bringen nun die ist; erbaut, ausgebaut; xQtnxög ist: gedreht, gewendet;
dlloitards ist verändert. Der Sinn ist, wie wir ihn in ragend der heilige Geist in’s Auge gefasst wird. Nur ff.
der Uebersetzung oben gegeben haben: „es hat ein ver- wollen wir in’s Auge fassen
schieden sitiiirtes Verhältniss statt.“ Die Konstantinopolitancr machen sich derartig an den
Die Nicäer haben bei ihrem dvad-ffjiaiO^ttv im Grunde Vers 3 der Schöpfungsgeschichte, dass sie sagen, wenn es
gar nichts anders im Auge, als für den ersten Abschnitt heisst: „Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward

des Evangelium des Johannes einzutreten. Sie befürchten, Licht“, so ist hiar im „Und Gott sprach“ Gott der Vater,
:

dass dieser Abschnitt im genannten Evangelium unmöglich im „Es w’erde Licht“; Gott der Sohn, im „Und es ward
wird, wenn die ^öj/o?-Interpretation der Tab. smar. wie- Licht“ der heilige Geist gegeben. Und hierbei ist denn
:

der zur Geltung kommt. Sie wollen dem einen Damm ent- die nähere Sachlage eine analoge, wie wir sie bei dem
gegensetzen, dass an der Bibel gerüttelt wird das ist
: — quia vincet omnem rem subtilem in der ersten Drei-Einig-
die Haupttriebfeder ihres Thuns. haben kennen lernen. Wir
keits-Interpretation haben den
Macht der Leser nun einen Rückblick, so wird es ihm Gesammtsieg der Drei. In Bezug auf das an den Vers 3
sofort vor Augen stehen, dass den Nicäern etwas mensch- ar.lehnende ipmg haben wir: yw? ix (f/mxdg ix tpioxög.
liches widerfahren ist. In dem Eifer, mit dem sie sich auf Gerade weil die Konstantinopolitancr an den Vers 3 der
ihre neue Lehre von der Materia prima warfen, vergassen Schöpfungsgeschichte lehnen, deshalb steht hier yfyytj-
sie den heiligen Geist. Sie erwähnen zwar den heiligen S-ivxa ngd neiyxtov xi3v alto'yajy. Man kann nämlich
Geist, indem sie von naS-oyra an summarisch den Inhalt sagen, wie könnt ihr auf den Vers 3 ein solches Gewicht
des Apostolischen Symbols bringen, sie ziehen ihn aber nicht legen, da Himmel und Erde bereits da sind, ehe das Ijicht
näher in den Bereich ihrer Reflexionen, was sie thun müss- kommt. Jenes principielle Gewicht würde erst herauskom-
ten. Es war ihre Aufgabe, eben so zu entwickeln, wie der- men, wenn die Schöpfungsgeschichte mit dem Vers 3 an-
heilige Geist Gott dem Vater und dem Sohne gegenüber- finge. Dem gegenüber sagen die Konstantinopolitanor, ihr
steht, als wie sie das entwickelten, wie Gott der Vater Gott müsst euch denken, der Vers 3 stände zu Anfänge. Dass
dem Sohne gegenübersteht. Ifidem sie es nicht thun, tritt er es nicht thut, fällt nicht in die Wagschale. Denn das,
der heilige Geist gegen den Vater und den Sohn in den was die erste Schöpfungsperiode bringt, ist (vergl Neue
:

Hintergrund, ein Datum, dessen sich die Nicäer nicht be- Interpretation der Jüdischen Schöpfungsgeschichte) auf einen
wusst waren, welches dagegen die Konstantinopolitancr auf Guss da, ob dieses oder jenes früher im Text steht, bleibt
dem Concilium zu Konstaniinopel (381) in’s Auge fassten. sich gleich. Die erste Schöpfungsperiode wird überhaupt
Das Symbolnm ConstantinopuUtanum lautet ff. als eineausserhalb der Zeit liegende genommen, i

IIiaTSvopty tlg 'iya &foy naiSQu navxoxQcaOQa, und deshalb wird die erste Schöpfung speriode in's
non’jtrjV ovQayoü xcti yqs, OQttjäiy xs Tiäyxmy xcci do- Ange gefasst, wenn von der Zeitlosigkeit, von dem ngd
j

qdxmy. Kai flg fya xvoioy ‘Jijaovy KQiaxdv, xdy vtdy ndyxivy xuv aiuiyiov die Rede ist. Auf dies Sachverhält-
tov -S-fov xdy [loyoyfvij, xdy ix. xov naxQdg yfyy>j9iyxa niss mit der ersten Schöpfungsperiode weist das Schiiftstück
j

gerade da, wo es dasselbe thut, hin, um das (f üg ix (f uxdg,


'

TiQÖ näyxoiy xwy aiiöyuy, (f'üis i^- if ondg, d-sdy aktj-


9iydy ix S-fou dkijd-iyov ytyytjSiyxa, ov nouj&iyxa, in welchem der Vers 3, um so zu sagen wie er leibt und i

djuoovaioy xiy naxqi, di ou xd ndyxa iyiyfio, xdy lebt vorgelührt wird, einzuleiten. |

di“ fifidg xoüg dy&Q(ünovg xai did xtjy ij/uexigay aco- Mit dem xaxd xdg ygai/^dg hinter x^ tghrt I'

XijQtay xaxflS-öyxa ix x(üy odgaytSy, xai aagxtüd-ivx« geben die Konsiantinopoliianer einen Wink, dass der Pon-
ix nytv [laxog dyiov xai Maglag xijg xiaQ&iyou, xai tius Pilatus und der dritte Tag eigentlich nicht in das
iyayS-Q(o7i>iaayxa, axavQoi&iyxa xs vn'iQ >]ix(Öy inl Apostolische Symbolum gehören. Wir haben im vorigen j]

Ilovxiov IliXdxov xai nafkdyxa xai xatfiyxa xai ceya- Abschnitt auf die Sachlage ebenfalls hingewiesen. Das l!

axäyxa xy tgixri ^uigr^ xaxd xdg yoatfidg, xai dytkS-dyxa X. X. yg. soll heissen, es passt zwar nicht zur Tab. smar., {j

fig xoüg ouQayodg, xai xad-ti^öfisyoy ix df^teSy xov es passt aber zur Bibel, drum lasset es ruhig stehen.
jiaxQdg. xai ndkty igxöjaeyoy jufxd dö^/jg xQlyai C<dy- Mit dem ou x^g ßaßikfiag ovx ißxai xikog wird
rag xai yixoovg. oö xijg ßaoilfiag ovx eaxai xilog. der heilige Geist eingeleitet. Es soll heissen, redet euch
Kai fig xd dyiov nvfvfxa, xd xvQioy, xd Coionoidy, nicht vor, dass wir, wenn wir, den Nicäern entgegen, auch
xd ix xov Tiaxgdg ixnoQfvöpfvoy, xd avy naxgl xai den heiligen Geist in den Vordergrund schieben, dass wir
vlip av/jnoogxvyovfxfvov xai avvdo^aCöfxfvov, xd ka- damit Christus zu nahe treten. Keineswegs, Christus bleibt ‘

kijaay did xtÜy tiqoi^ijxmv. fig fiiav, dyiay, xaO-okix^y Christus, dessen Reich ist ohne Ende, der bleibt, was er
xai dnoaxokixr^v ixxkr^aiay. dpokoyov/ufv ev ßänxiapa ist, auch indem das statt hat, was wir vom heiligen Geiste

fig dif foiy djuanxiuiv. TiQogdoxüfify dvdßxaßiy yfXQoöv lehren.


xai xov fiikkovxog aiuiyog. Aiiriv,
^ivr/y Es wird nun der heilige Geist, anlehnend an die Stelle
„"Wir glauben an einen Gott Vater, den Allmächtigen, der Tab. smar. Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis,
:

den Schöpfer von Himmel und Erde, so wie von allem quia vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam pene-
Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an einen Herrn, Jesus trabit von einem sechsfachen Gesichtspuncte aufgefasst. Es
Christus, den einzigen Sohn Gottes, der vom Vater gewor- werden nicht nur die res subtiles herangezogen, sondern
den vor aller Zeitlichkeit, ein Licht vom anderen, ein wahr- auch die res solidae, und jeden von ihnen auf Grund der
hafter Gott vom anderen —
wir sagen geworden, nicht dreifachen fortitudo eine Drei gegeben, wodurch eine Sechs
geschaffen —
Er ist von gleicherWesenheit mit dem Vater,
. herauskommt. Die Konstantinopolitaner machen also nicht i

von dem Alles wurde. Er ist wegen uns Menschen, und den Unterschied zwischen der res subtilis und solida, dass j

uns zu retten vom Himmel gekommen, Fleisch geworden letztere eine Elementar-Beziehung hat, sondern sie nehmen jl
vom heiligen Geiste und von der Jungfrau Maria, Mensch die res solida mehr synonim mit der subtilis. In Bezug
geworden, für uns gekreuzigt worden unter Pontius Pilatus, auf das nun, was der heilige Geist vincit et penetrat,
auferstanden am dritten Tage zufolge der Schrift, zum nehmen die Konstantinopolitaner den Standpunct ein, dass |>

Himmel aufgestiegen, sitzt zur Rechten des Vaters, und sie sich die Frage vorlegen, wenn der ein nayxoxgd- ;

kommt wieder, um nach heiligem Befinden die Lebenden Tojg u. s. w., wenn Christus ein xvgiog u s. w. ist, was t
und Todten zu richten. Sein Reich wird kein Ende haben. ist dann von einem ähnlichen Gesichtspuncte der heilige
j
Und (wir glauben) an den heiligen Geist, den Herrn-Sei- Geist? Und da bekommen sie denn, an die Sechs anlehnend, ;i
enden, den Belebenden, den aus dem Vater Hervorgehenden, ein Sechsfaches heraus, was der heilige Geist ist. Nämlich
|
den mit dem Vater und dem Sohne Anzubetenden und zu 1) der heilige Geist ist ein xvgiog (als Adjectiv genom- r
Verehrenden, den, der durch die Propheten geredet hat; an men). Indem Christus ein xvgiog ist, ist der heilige Geist
eine einzige, heilige, rechtgläubige und Apostolische Kirche. der in der Trinität dieselbe Stelle einnimmt, als der Vatei ;

Wir bekennen eine einzige Taufe zur Vergebung der Sün- und der Sohn, ebenfalls ein xvgiog. Angelehnt wird hier-j
den. Wir erwarten eine Auferstehung der Todten und ein bei an Epistol. Pauli ad Cor., 2, Cap. 3, 17: d dt xiiptOij'
Leben in der Zukunft. Amen.“ xd nvfvfxd ißxiy. „Denn der Herr ist der Geist.“ (Luther.] U
Wie man sieht, ist im ersten Theile des vorliegenden 2) Der heilige Geist ist ein ^moxioidg. Angelehnt wir^H
Schriftstückes das Symbolura Nicaenum um ein weniges mp- hierbei einerseits an Philo, der bereits und nvtvfie^.
dificirt, und es wird näher auf das Apostolische Symbolum parallelisirt, andererseits an Evangel. Joann., Cap. 6, 63 |l
eingegangen. Wir wollen das nicht weiter ventiliren, da Td nvfvfiä ioxi xd ^monoiovv. „Der Geist ist es, deil
j

es sich hierbei nicht um den Schwerpunct des Schrift- da lebendig macht. „(Luther.) 3) Der heilige Geist is I
stückes handelt. Der Schwerpunct ist der, dass hervor- ein ixnogfvöfifyog ix xov xiaxgog. Das ist, er geht»
, ;

321 322

anlehnend an den Vers 3 der Schöpfungsgeschichte, aus rexit tertia die secundum sriptvnas, et ascendit ad coelos
dem Vater als (püis hervor, und ist in dieser Beziehung sedet ad dexter am Patris, et iterum venturus est in gloria
gerade sowohl (fiog ix tfiojös als Christus. Die Konstan- judicare vivos et mortuos, cujus regni non erit finis.
tinopolitaner umgehen hier Adjective wie ipuniaitxös, Et in Spiriritum Sanctum, Dominum et vivificantem, qui
(funayty.dg, (ftorfirdg, weil sie befürchten, man möchte ex Patre filioque procedit, qui cum Patre et Filio simul
„erleuchtend“ übersetzen, weil sie in derartigen Ausdrücken adoratur et glorificatm, qui locutus est per Prophetas.
das (f)(ög ix (/xozdg, auf welches sie lossteuern, nicht so Et Unam, Sanctam, Catholicam et Apostolicam Eccle-
prägnant gezeichnet finden, als eben in dem ixnoQtvö- siam.
fzeyog ix rov naiQÖg. Gedeckt wird das letztere noch Confiteor unum Baptisma in remissionem peccatorum, et
besonders durch Evangel. Joannis, Cap. 15. Vers. 26: exspecto Eesurrectionem mortuorum et Vitam venturi sae-
“Otuv (Tf d nctQKxXrjzog, oV tyu> ni/wipo) v/uty nagd culi. Amen.
10 V jinzQÖg, z6 nysCfia zijg dXijS-fiag, 8 n u q d zov „Ich glaube an einen Gott Vater, den Allmächtigen,
nazqdg i x ji o q s v fz a i ixtlvog ficcQzvgi^aei negi den Schöpfer {noitjzrjg) von Himmel und Erde, von allem
i/uov. „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an einen Herrn, Jesus
ich euch senden werde vom Vater, den Geist der Wahr- Christus, den einzigen Sohn Gottes, und vom Vater (ge-
heit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir.“ boren) geworden vor aller Zeitlichkeit, ein Gott vom an-
(Luther.) 4) und 5) Der heilige Geist ist ein av/nngog- deren, ein Licht vom anderen ein wahrhafter Gott vom
xvyov/^fyog xai awöc^al^ö^tyog ai)y nttzgl xai vttÖ, anderen — ,

wir sagen geworden, nicht, erschaffen.


ein mit dem Vater und dem Sohne Anzubetender und zu Er ist von gleicher Wesenheit mit dem Vater, von dem
Verehrender. Das sind Allgemein - Bezeichungen, welche Alles gemacht worden. Er stieg wegen uns Menschen und
herangezogen werden, um einen vierten und fünften Ge- zu unserem Heil (uns zu retten: Jees z^y i^fxszigay auj-
sichtspunct zu erhalten. 6) Der heilige Geist ist ein ztjgiay) vom Himmel, wurde Fleisch vom heiligen Geiste
lak^aag Jid zivy ngocftjzüy, einer der durch die Pro- und der Jungfrau Maria (das Verhältniss vom de und ex
pheten geredet hat. Dies lehnt an die Stelle der Tab. kennen wir) und Mensch. Er wurde auch für uns ge-
smar. omnes res natae fuerunt ab hac una re adoptione.
; kreuziget unter Pontius Pilatus, litt und wurde begraben,
Die res natae werden als nati, und diese als die Prophe- stand am dritten Tage wieder auf, wie die Schrift es be-
ten genommen. Die una res als (pwg wird als heiliger zeugt, und stieg zum Himmel auf. Er sitzt zur Eechten
Geist qua <pujg genommen, was herauskommt, wenn man, des Vaters, und wird wiederkommen, mn nach heiligen»
dem Vorangehenden entsprechend, den heiligen Geist als Befinden {jxtzd (fo^r^g; gloria = döf«) die Lebenden und
<fiüig ix (pojzdg nimmt. Uebrigens hätte, wenn wir uns Todten zu richten. Sein Eeich wird kein Ende haben.
strict an das
<f(Üg halten, der heilige Geist die Propheten Und (ich glaube) an den heiligen Geist, den Herrn und
zu erleuchten, nicht durch sie zu sprechen. Das den Belebenden, der aus dem Vater und dem Sohne her-
Sprechen ist ein Hinübergreifen in den löyog. Dies vorgeht (nämlich auf Grund des ^lüg ix (fwzög ix i/ to~
Hinübergreifen in den i.6yog hat statt auf Grund des zdg), der zugleich mit dem Vater und dem Sohne ange-
Vors 14 im ersten Capitel des Evangelium des Johannes, betet und verehrt wird, der durch die Propheten ge-
wo es heisst, d Xoy o g adg^ iyivtzo. sprochen hat.
Nachdem auf die Weise an der Hand des vincere et (An) eine (die) eine, heilige, rechtgläubige und Apostoli-
penetrare die sechs Gesichtspuncte absolvirt sind, aus sche ffirche.
denen der heilige Geist aufgefasst wird, wird dem Eech- Ich bekenne eine (die) eine Taufe zur Vergebung der
nung getragen, was das Apostolische Symbol in analoger Sünden, und erwarte eine (die) Auferstehung der Todten,
Weise bringt. Und hier wird denn die sancta ecclesia und ein (das) Leben in der Zukunft. Amen.“
in den Vordergrund gesetzt. Sie wird, der dreifachen Das sogenannte Symbolum Athanasii macht es sich
resp. vierfachen fortitudo entsprechend, dreifach resp. zur Hauptaufgabe, jeglichen Zweifel in Bezug auf das
vierfach aufgefasst. Dreifach haben wir sie 1) als paritätische Nebeneinanderstehen von Vater, Sohn und
2) als dyla, 3) als xtt’d-of.ixtj xai dnoazokix^. Vierfach Geist zu heben, ein Zweifel, der dadurch Vorschub erhalten
haben wir sie, indem das katholische und Apostolische könnte, dass die KonstantinopoUtaner zwar für das (fxag
jedes besonders in’s Auge gefasst wird. Die sanctorum ix (funög ex iptvzdg eintreten, dies aber mehr indirect
communio, dyluiv xoivtavla, des Apostolischen Symbols als direct aussprechen. Dies Symbolum, welches auch
(voriger Abschnitt sub 6) fällt, indem angenommen wird, Symbolum Quicunque genannt wird, lautet tf.

sie gingen in d^r Kirche auf. An ihre Stelle tritt die Quicunque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut te-
Taufe: 5fV ßdi^ziOfia, im Anlehnen an Johannes den neat Catholicam fidem.
Täufer, welchen heranzuziehen nahe liegt, da vorhin Quam nisi qiüsque integram inviolatamque servaverit,
das omnes res natae fuerunt ab hac una re adoptione absque dubio in aeternum peribit.
herangezogen vtorden ist, und da die Nicäer bei ihrem Fides autem Catholica haec est, ut unum Deum in Tri-
Anathem hauptsächlich die Legalisirung des ersten Ab- nitate et Trinitatem in unitate veneremur,
schnittes im Evangelium des Johannes in’s Auge fassten, Neqlte confundentes personas, neque substantiam sepa-
in diesem Abschnitte Johannes der Täufer aber so sehr rantes.
im Vordergründe steht. An die Taufe wird alsdann die Alia est enim persona Patris, alia Filii, alia Spiritus
remissio peccatorum, deptatg dfiagziüy geknüpft. Die Sancti.
Taufe ist da zur Vergebung der Sünden. Und nachdem Sed Patris et Filii et Spiritus Sancti una est Divinitas,
das dann absolvirt ist, kommt die resurrectio camis und aequalis gloria, coaeterna majestas.
die vita aeterna des Apostolischen Symbols an die Eeihe. Qualis pater, talis Filius, talis Spiritus Sanctus.
Die erstere erhält statt ihres Apostolisch - symbolischen Increatus Pater, increatus Filius, increatus Spiritus
Namens: aagxög dvdazaaig den Namen: yexgwy dyce- Sanctus.
azaaig, die letztere wird aus der ahoytog eine fonj Immensus Pater, immensus Filius, immensus Spiritus
10 V fiekXoyzog aidyog. Sanctus.
Auf Grund der Verschmelzung des Symbolum Nicaeuum, Aeternus Pater, aeternus Filius, aeternus Spiritus Sanctus.
wie wir es haben kennen lernen, und des Symbolum Con- Et tarnen non tres aeterni, sed unus aeternus :
stantinopolitanum entsteht das xaz" i^oyi^y Symbolum Sicut non tres increati, nec tres immensi, sed unus in-
Nicaenum genannte Symbol, welches ff. lautet: ereatus, et unus immensus.
Credo in unum Deum Patrem omnipotentem, factorem Similiter omnipotens Pater, omnipotens Filius, oranipo-
coeli et terrae, visibilium oninium et invisibilium. tens Spiritus Sanctus.
Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Del uni- Et tarnen non tres omnipotentes, sed unus omnipotens.
genitum et ex Patre natum ante omnia saecula, Deum de Ita Deus Pater, Deus Filius, Deus Spiritus Sanctus.
Deo, lumen de lumine, Deum verum de Deo vero, genitum, Et tarnen non tres Dii sunt, sed unus est Deus.
non factum, consubstantialem Patri, per quem omnia facta Ita Dominus Pater, Dominus Filius, Dominus Spiritus
sunt. Qui propter nos homines et propter nostram salu- Sanctus.
tem descendit de coelis, et incarnatus est de Spiritu Sancto Et tarnen non tres Domini, sed unus est Dominus.
ex Maria virgine et homo factus est crucifixus etiam pro
;
Quia sicut singulatim unam quamque personam Deum
nobis sub Pontio Pilato, passus et sepultus est; et resur- ac Dominum confiteri Christiana veritate compellimur:
21
323 324

Ita tres Deos, aut tres Dominos dicere Catholica reli- Unddoch handelt es sich nicht um drei Herren, son-
gioue 2>roliibemur. dern um einen Herrn.
Pater a nullo est factus, nec creatus, nee genitus. Denn wie es unsere Obliegenheit ist, in Chiästlicher
Filius a Patre solo est, non factus, nec creatus, sed Wahrheit einzeln jede Person (von den Dreien) als Gott
genitus. und Herrn zu bekemien.
Spiritus Sanctus a Patre et Filio, non factus, non crea- So verbietet uns der rechte Glaube, sie drei Götter oder
tus, nec genitus, sed procedens. drei Herren zu nennen.
Unus ergo Pater, non tres Patres; unus Filius, non tres Der Vater ist von Keinem gemacht, geschaffen, geboren.
Filii; unus Spiritus Sanctus, non tres Spiritus Sancti. Der Sohn ist vom Vater allein, nicht gemacht, nicht
Et in hac Trinitate nihil prius aut posterius, nihil majus geschaffen, aber geboren.
aut minus, Der heilige Geist ist vom Vater und vom Sohne, nicht
Sed totae tres personae coaeternae sihi sunt et coaequales gemacht, nicht geschaffen, nicht geboren, aber ausgehend.
Ita ut per omnia, sicut jam supra dictum est, et Tri- Also ein Vater, nicht drei Väter; ein Sohn, nicht drei
nitas in unitate et unitas in Trinitate veneranda sit. Söhne; ein heiliger Geist, nicht drei heilige Geiste,
Qui vult ergo salvus esse, ita de Trinitate sentiat. Und in dieser Drei-Einigkeit ist nichts das Erstere oder
Sed necessarium est ad aeternain salutem, ut incarna- das Letztere, nichts das Grössere oder das Kleinere,
tionem quoque Domini nostri Jesu Christi fideliter credat. Sondern die ganzen drei Personen sind unter sich gleich
Est ergo tides recta, ut credamus et confiteamur, quod ewig und gleich gross.
Dominus noster Jesus Christus Dei filius, Deus et homo est. Also Alles in Allem, wie schon oben gesagt: es ist so-
Deus ex suh.stantia Patris ante saecula genitus, et homo wohl die Drei-Einigkeit in der Einheit, als die Einheit in
ex substantia matris in saeculo natus. der Drei-Einheit zu verehren.
Perfectus Deus, perfectus homo, ex anima rationaü et Wer demgemäss selig sein will, muss so über die Drei
humana carne subsistens. Einigkeit denken.
Aequalis Patri secundum Divinitatem, minor Patre se- Aber es ist nötliig zum ewigen Heil, dass er auch an
cundum humauitatem. die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus getreu-
.

Qui licet Deus sit et homo, non duo tarnen, sed unus lich glaube.
est Christus. Es ist also der rechte Glaube, dass wir glauben und
Unus autem non conversione Divinitatis in carnem, sed bekennen, dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes,
assumtione humanitatis in Deum. dass er Gott und Mensch ist.
Unus omnino, non confusione sirbstantiae, sed unitate Als Gott ist er aus der Wesenheit des Vaters, vor der
personae. Zeitlichkeit geboren, als Mensch ist er aus der Wesenheit
Nam sicut anima rationalis et caro unus est homo : ita der Mutter in der Zeitlichkeit geboren.
Deus et homo unus est Christus, Er ist ein vollkommener Gott, ein vollkommener Mensch, i

Qui passus pro nostra salute, descendit ad inferos,


est bestehend aus einer vernünftigen Seele und aus mensch- I

tertia die resurrexit a mortuis, lichem Fleische.


Ascendit ad coelos, sedet ad dexteram Dei patris omni- Gleich ist er dem Vater in Bezug auf die Götthehkeit,
potentis, er steht unter dem Vater in Bezug auf die Menschlichkeit.
Inde venturus est judicare vivos et mortuos. Obgleich er nun Gott und Mensch ist, so ist er doch
Ad cujus adventum omnes homines resurgere habent nicht ein zweifacher Christus, sondern ein einziger. |

cum corporibus suis. Ein einziger ist er aber nicht durch die Verwandlung
Et reddituri sunt de factis proprüs rationem. der Göttlichkeit in Fleisch, sondern durch die Annahme
Et qui bona egerunt, ibunt in vitam aeternam, qui der Menschlichkeit in Gott. (Sinn :der Mensch Christus

vero mala, in ignem aeternum. geht in dem Gott auf, nicht aber geht der Gott Christus
Haec est fides Catholica, quam nisi quisque fideliter in dem Menschen auf.)
firmiterque crediderit, salvus esse non poterit. Ueberhaupt ist er ein einziger, nicht durch Confundi-
„Wer selig sein will, muss vor allem eine richtige An- rung der W
esenheit, sondern durch die Einheit der Person.
|

schauung haben vom rechten Glauben. Denn wie eine vernünftige Seele und das Fleisch einen
Wer diesen Glauben nicht ganz und unverletzt hält, der Menschen constituiren, so constituirt der Gott und der
ist ohne Zweifel ewig verloren. Mensch einen Christus. t

Der rechte Glaube ist aber der, dass wir den Ein-Gott in Er hat gelitten zu unserem Heil (um uns zu retten), i

der Drei-Einigkeit, und die Drei-Einigkeit im Eingott ver- stieg hinab zu denen, die da unten liegen, stand am driteu |

ehren. Tage von den Todten wieder auf. |

Dabei müssen wir nicht die Personen confundh-en, nicht Er stieg zum Himmel auf, sitzt zur Rechten Gottes des
die Wesenheit trennen. Vaters, des Allmächtigen,
Eine andere ist nämlich die Person des Vaters, eine Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und
andere die dos Sohnes, eine andere die des heiligen Geistes. die Todten.
Aber die Göttlichkeit des Vater und des Sohnes und des Wenn er kommt, müssen alle Menschen mit ihren |

heiligen Geistes ist eine einzige, die Herrlichkeit ist eine Körpern auferstehen, 1

gleiche, die Majestät ist eine gleich-ewige. Und sie müssen Rechenschaft geben von ihren eigenen !

Wie der Vater, so ist der Sohn, so ist der heilige Geist. Handlungen. i

Unerschaften ist der Vater, unerschafien der Sohn, un- Diejenigen dann, welche Gutes gethan haben, gehen in !

erschaffen der heilige Geist. das ewige Leben ein, diejenigen aber, welche Böses ge-
Unermesslich ist der Vater, unermesslich der Sohn, un- than haben, gehen in’s ewige Feuer.
ermesslich der heilige Geist. Das ist der rechte Glaube. Wer nicht treu und fest an ;

Ewig ist der Vater, ewig der Sohn, ewig der heilige Geist, ihn hält, kann nicht selig sein.“
Und doch handelt es sich nicht um drei Ewige, sondern Wir heben hervor, dass der Autor hat beim
einen Ewigen, Vater non factus, non creatus, non genitus,
:

Ebenso wie es sich nicht um drei Unerschaffene, drei Sohn non factus, non creatus, aber genitus,
:
^

Unermessliche handelt, sondern um einen Unerschafienen, Geist non factus, non creatus, non genitus, aber procedens.
:

einen Unermesslichen. Das stimmt nicht zu dem absolut paritätischen Neben- t


In ähnlicher Weise ist der Vater allmächtig, der Sohn einanderstehen vom Vater, Sohn und heiligem Geist, wel- i»
alhnächtig, der heilige Geist allmächtig. ches der Autor so wortreich bietet. Man muss sich dif [»

Und doch handelt es sich nicht um drei Allmächtige, Sache derartig erklären, dass der Autor nicht mit seiner
sondern um einen Allmächtigen. Antecessoren in Conflict gerathen will. Die Nicäer haber <
So ist der Vater ein Gott, der Sohn ein Gott, der hei- einmal Geborenwerden statt des Werdens ge .'«
das
lige Geist ein Gott.
bracht, die Konstantinopolitaner sind darauf eingegangen M
Und doch handelt es sich nicht um drei Götter, sondern nun da muss unser Autor, wenn er nicht umstossen will |||
um einen Ein-Gott. folgen. Und er folgt derartig, dass er Christo das Gebo
So ist der Vater ein Herr {yv Qiog), der Sohn ein Herr,
der heilige Geist ein Herr.
renwerden statt des Werdens giebt, dass er sich aber zu V
gleich fragt, wenn Christo statt des Werdens das Geboren ni
:

325 326

werden zukommt, was kommt denn dem heiligen Geiste in indirectes väterliches Verhältniss , welches dem directen
ähnlicher Beziehung zu, und sich dies dahin beantwortet, väterlichen Verhältnisse des welterschaffenden Gottes ge-
dem heiligen Geiste kommt das „ausgehen“ (procedere) zu. gen iibersteht.
Dass in derselben Stelle der Pater est a nullo Indem die res una dem unus gegenüber steht, wird das
Filius „ a Patre Dreieck zu einer göttlichen Figur. An dieses göttliche
a Patre et Filio
Spiritus „ Dreieck knüpfen sich mannigfaltige Gott-Embleme. So z. B.
hat statt in Bezug auf das (ftHs ix (pwidg ix (fiorög. Hier macht man ein Dreick mit dem Namen Gottes in der Mitte,
hat das erste (päig keinen Vorgänger, das entspricht einem mit einem Auge in der Mitte, u. s. w. Für die Alchemie
esse a nullo. Das zweite (füg hat einen Vorgänger, das von besonderer Wichtigkeit (siebe bei den Abendländern)
entspricht einem esse ab uno. Das dritte (poSg hat zwei wird das sechsspitzige Gott-Emblem, welches herauskommt,
Vorgänger, das entspricht einem esse a duobus. Indem wenn man nicht das einfache Dreieck, sondern das Doppel-
nun das erste (fäjg zum Vater, das zweite zum Sohn, das Dreieck vertreten sein lässt. Dies aber vertreten sein zu
dritte zum heiligen Geist wird, kommt das hier aufgestellte lassen, liegt nahe, weil den beiden superius und inferius
Verhältniss heraus, welches, streng genommen, wieder nicht zu Liebe das Dreieck in zwei Lagen zu denken ist (s.
paritätisch ist. Das paritätische Verhältniss kommt erst oben). Auch kommt das Doppel-Dreieck heraus, wenn man
heraus, wenn wir sagen der Vater ist vom Sohne und vom
:
sowohl der res una als dem unus das Dreieck zuertheilt.
Geiste, wie der Sohn vom Vater und vom Geiste, und der Von den beiden hier folgenden Figuren
Geist vom Vater und vom Sohne ist. Und ein solches
Verhältniss verträgt sich auch ganz gut mit dem (füg ix
'(pandg ix (foixög.
Und dann weisen wir auf das descendit ad inferos hin,
welches sich durchaus auf den Standpunct stellt, dass es sich
beim descendit ad inferna, xuttXS-övxa etg rd xaxu>-
xceia des Symbolum Apostolicum nicht um ein „niederge-
fahren zur Hölle“ handelt.
rl

Pythagoräische Interpretation der Tabnla ist die erste die sechsspitzige Figur, das Hexagramm, welche
aus dem Doppel-Dreieck zusammen gesetzt wird. Ein Dreieck
smaragdina. ist b a c, das andere e d f. Die zweite Figur ist der Dru-

Man vergleiche den Abschnitt „Pythagoras“ bei der denfuss oder das Pentagramm. Wir wollen hier weiter
Griechischen Alchemie. keine Untersuchungen darüber anstellen, wie weit es ge-
Eintheilung der Kubriken, wie bei der metaphysischen rechtfertigt oder nicht gerechtfertigt ist, den Drudenfuss in’s

Interpretation, nur fällt die achte Rubrik. graue Alterthum zu versetzen. Den Drudenfuss, den wir
hier in’sAuge fassen, ist nichts arideres, als ein restringii tes
Erste Rubrik. Hexagramm. Die Restriction wird vorgenommen, um es
Verum bis verissimum. — Einleitung. beim Zeichnen leichter zu haben. Zeichnet man sich näin-
lich das Hexagramm, so muss man sich zuerst ein Dreieck
Zweite Rubrik. zeichnen, dann aber unabweisbar die Feder, den Griffel u.
Quod est inferius Bis adoptione. 8. w. aufheben, um das zweite Dreieck an die Reihe
Die res una ist das Dreieck, mit dem auf den Pythago- kommen zu lassen. Beim Pentagramm ist so etwas nicht
räi sehen Lehrsatz losgesteuert wird. nöthig. Man fängt bei der Zeichnung von a an, geht mit
a der Feder nach b, von b nach c, von c nach d, von d
nach e, von e nach a: —
dann ist die Figur in ununter-
brochenem Federzuge Aber wo bleibt denn beim
fertig.
Pentagramm das Doppel-Dreieck? Darauf ist die Antwort
die, ein Dreieck hat man als d f c. Das andere Dreieck
hat man als b a e, wobei die Basis b e die Einknickung
f hat, welche Einknickung man sich gefallen lässt, weil
sie den Vortheil bietet, dass gerade auf Grund ihrer das
Hexagramm zum Pentagramm wird, das ist, die ZeicK iung
des Hexagramms leichter wird. Da nun beim Pentagramm
Man denke sich zuerst ein rechtwinkliges Dreieck in der in der so eben genannten Weise das Doppel-Dreieck ver-
Lage von a c b. Hier ist b c die untere Kathete, das in- treten ist, so ist schon vom
Allgemein-Standpunct das
ferius, und a c die obere Kathete, das superius. Das inferius Pentagramm eine dem Hexagramm ebenbürtige
Figur. Aber
steht auf gleicher Rangstufe mit dem superius, denn beide auch vom alchemistichen Besonder-Standpunct, das ist in
sind Katheten. Will man die „gleiche Rangstufe“ absolut Bezug auf den gekreuzigten Christus, welchen die Abend-
gleich haben, so kann man auch das rechtwinklige Dreieck länder (s. bei diesen) an das Hexagramm knüpfen, ist das
als ein gleichschenkliges nehmen, doch ist so etwas nicht Pentagramm dem Hexagramm ebenbürtig, weil sich, wie
nöthig. Weil nun das inferius est sicut id quod supe- wir dort sehen werden, dieser gekreuzigte Christus eben
rius,das ist inferius=superius, so kann man statt : inferius, so wohl zum Pentagramm, als zum Hexagramm in Relation
superius auch sagen : superius, superius, oder was sich setzen lässt. — Die Anwendung des Pentagramms, des Dru-
gleich bleibt collectiv : superius. —
Hierauf weist hin das denfusses, gegen Hexereien, die ja allbekannt ist, hängt
Quod est inferius est sicut id quod est superius. damit zusammen, dass das Pentagramm im Grunde nichts
Jetzt denke man sich das rechtwinklige Dreieck in der anderes ist, als das Hexagramm, wir in diesem aber theils
Lage von A C B. Hier ist die Hypotenuse A B das inferius, allgemein, theils im .Besonderen (auf Christus bezogen) ein
die beiden Katheten A C und B C bieten das collective Gott-Emblem haben. Dazu kommt aber noch, wenigstens
superius von vorhin. Und wenn es nun heisst: bei den Deutschen, der Umstand, dass man Hexagramm
Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad zu Hexengramm machte. Auf die Weise kommt man denn
perpetranda miracula rei unius, so ist das; vom Drudenfuss auf das Hexagramm, und vom Hexagramm
Die beiden Katheten dienen dazu, wie die Hypotenuse, auf die Hexen. Dieser Auffassung gemäss läge denn die
die Wunder der res una, das ist, wie wir wissen, des (recht- Sache so, dass man sagte, es giebt Individuen, welche
winkligen) Dreieckes zu Stande zu bringen. Das Wunder Hexen heissen. Nun giebt es aber unter den heiligen Figu-
besteht darin, dass uns das Dreieck den Pythagoräischen ren eine, welche Haxagramm heisst, also muss diese be-
Lehrsatz bietet. sonders gut gegen die Hexen sein. Vielleicht aber liegt
Et sicut Und wie die Welt, die res omnes, von Gott
etc. die Sache auch so, dass das Hexagramm den Grund zum
lierstammt, vom Plan Gottes, oder vom Demiurgen, durch Namen Hexe abgiebt. Dann würde die Situation die sein,
den Plan, das Schema, Platos, oder vom ideellen Eingott, dass, man sagte, gegen eine diabolische Art von Individuen
der den Vielgöttern gegenübergestellt wird, so stammen die leistet das Hexagramm als heilige Figur gute Dienste. Auf
omnes res natae, das sind die Zahlen, Grund dessen ist es ein „Gramm“ gegen die „Hexas“, imd
vom Dreieck durch Adoption. Die adoptio bietet hier ein die betreffenden Individuen werden zu Hexen.
527 328

des Pythagoras Mission dadurch, das diese virtus, oder er,


Dritte Rubrik. Pythagoras selbst, vertitur in terram, wenn man davon
absieht, dass Pythagoras em göttlicher Mensch ist, wenn
Pater ejus est Sol bis terra est.
man den Pylhagoras rein weg als Mensch auffasst. Denn
nur als Mensch, insofern er ein Mensch unter Menschen
war, hat er segensreich gewirkt.
Hieran anlehnend müssen nun die höheren, die göttlichen
Eigenschaften, ignis und subtile, von den reinweg mensch-
lichen Eigenschaften, terra und spissum, getrennt werden,
auf dass der Mensch als Mensch, der unter Menschen zu
wirken hat, hervortritt —
Separabis terram ab igne, subtile
a spisso.
Dies letztere ist ein Analogon zur dritten Rubrik, wo
Hat man einen Kreis, dessen Centrum C ist, zieht in
man auf das terra-Dreieck, aufgefasst als terra und spissum,
diesem den Diameter A B, auf diesen C K senkrecht, ver-
weil es in der zweiten Rubrik in 2 Lagen betrachtet wurde,
bindet K mit A und B, und beschreibt von K aus mit
wo man dies Dreieck derartig erhielt, dass man es von der
dem Radius K A einen Kreis, dem der Bogen A B ange- Luna und dem und dem Himmel,
K Sol, ignis, subtile,
hört, so ist derRaum A D B E=Dreieck A B.
losschälte.
Diesen Satz soll Hippokrates von Chios erfunden haben,
A
D B E, welcher ein Suaviter magno cum ingeuio. Bei der Trennung der gött-
und desswegen heisst der Raum lichen und menschlichen Eigenschaften des Pythogoras muss
mondförmiger ist, die Lunula Hippocratis. Diese Lunula.
man vorsichtig zu Werke gehen. Zwar will man den Men-
giebt nun einen Anhaltspunct an die Luna der Tab. smar.
schen erhalten, der nur als solcher unter Menschen seine
Weil wir nun aber in der Tab. smar. nicht nur die Luna,
Mission erfüllen kann. Dagegen kann man sagen, Pylha-
sondern auch den Sol haben, so liegt es nahe, die Peri-
goras reinweg als Mensch konnte aber nicht das wirken,
pherie A D B K
auf den Sol der Tab. smar. zu beziehen.
was er gewirkt hat. Es stellt sich also die Difficultät
Das Dreieck A K B ist ein rechtwinkliges, also ein solches,
heraus, wo man das Göttliche, was in Pythagoras liegt, will
an welches sich der Pythagoräische Lehrsatz lehnt, das ist
anfangen lassen, wo der Mensch als Mensch aufhört, und
die res una der Tab. smar.
wo der göttliche Mensch anfängt. Diese Difficultät ist
Halten wir uns nun an die vorliegende Figur, zu wel-
nicht leicht zu lösen, und darauf weist eben das suaviter
cher der Hippokratische Satz berechtigt, so befindet sich
Und da uns die Figur
magno cum ingenio hin.
das Dreieck, die res una, in ihr.
Ascendit a terra etc.
die Sonne (A D B K), den Mond (A D B E), das sind
Hier ist es, wie bei der Aegyptischen Interpretation der
Himmelskörper bietet, Himmelskörper aber ohne Him-
Tab. smar., auf die Seelenwanderung abgesehen.
mel nicht bestehen können, so kann man sagen, die res
Jamblichus, De vita Pythagorica, Cap. 14 sagt: xai
una befindet sich im Himmel. Damit haben wir aber
iavTÖv drafj.qitl^xTOig Tfx/j,riQioig (XTiecficciver Ev(poQ-
Portavit, es trug (trägt), illud, die res una, ventus, der Wind,
ßoy yeyoriyai., Ildy&ov vlöy, toV UaTQOxkov xata-
die Luft, und da Himme]=Luft, der Himmel, in ventro
Buo, in seinem Bauche, in seinem Inneren. Wir haben
yioytatijy. „Und er — Pythagoras — bewies mit unbe-
streitbaren Beweisstücken, dass er früher Euphorbus gewe-
also in der Figur das Portavit illud ventus in ventro suo
sensei, der Sohn desPanthus, der denPatroclus bekämpfte.“
legalisirt.
Pythagoras war also während des Trojanischen Krieges:
Auf die vorangegangene Weise ist ein mütterliches
Euphorbus. Dieser Euphorbus starb, und seine Seele wan-
Verhältniss in die Sache gebracht. Und das legt es nahe,
derte dann in den Körper des Pythagoras. Auf die Weise
das mütterliche Verhältniss, resp. das väterliche Verhältniss
steigt denn Pythagoras in der, dem Euphorbus entflohenen
auch auf die Theile auszudehnen, an der Hand derer wir
Seele zum Himmel, und steigt wieder zur Erde zurück,
vorher den Himmel erhielten, das ist auf die Sonne und
indem jene Seele in den Pythagoras übergeht.
den Mond. Damit ist denn die Legalisirung dafür da, an
Et recipit vim superiorum et inferiorum.
der Hand der Figur in Bezug auf Sol und Luna auf ein
Zur Interpretation dessen die Stelle beim Jamblichus,
väterliches und mütterliches Verhältniss zu recurriren, womit
denn herauskommt: Pater, der Vater, ejus, der res una,
De vita Pythagorica, Cap. 6: Kai jidyv evköyajg toi.ov-
TOy avTÖy vnfkd/j.ßuyoy, dt’ ov negi &ed)y [liy xal
est Sol, ist die Sonne; mater, die Mutter, ejus, der res
una, est Luna, ist der Mond. ^Qujwy xai Sai^öyuiy xal xöafiov, acpaiQdiy le xal
So haben wir denn die Interjjretation des Pater ejus
:
dartQwy xiyi^aecog navzoiag, ininQOod^^aeciy rs xai
est Sol, mater ejus est Luna. Portavit illud ventus in ventre vnoksiilJtiuy xal dyaifu.akiü>y ixxfyzQÖztjzcSy t£ xai

suo im Anlehnen an die Figur von vorhin, zu welcher der inixvxktay., xai z(äy iy x6afj.m ndyzuy ovqavov xai
yijg xai zwy fisza'^ij (ftvaecoy ixd^huy ze xai dnoxQu-
Hippokratische Satz berechtigt.
Es bliebe nun noch zu interpretiren übrig: Nutrix ejus (fjüiy zig xai ioixvta zoig ovai naQSig^kßey
terra est. Das aber heisst: Wenn du auch die res una, ayyoia, fxrjSsyl zcöy (paiyofityioy ij <St Iniyotag kafi-
das Pythagoräische Dreieck, im Anlehen an Sonne, Mond, ßayo/j,£ycjy [itjöafiüjg dyzmaiovaa- „Und mit Recht
Himmel, kurz an die Figur von vorhin hast, so hast du schätzen sie ihn (den Pythagoras) so hoch, ihn, der
diese Dinge für das eigentliche Pythagoräische Dreieck doch richtige und sachentsprechende Kenntniss verbreitete über
nicht nöthig. Das hast du einfach, wenn du dir ein belie- Götter, Heroen, Dämonen, Welt, die mannigfache Be-
biges rechtwinkliges Dreieck construirst, ein Dreieck, welches wegung der Sphären und der Gestirne, Verdeckungen, Ver-
mit der Lunula und was sich daran schmiegt, ein Dreieck, wel- finsterungen, Ungleichförmigkeiten, Excentricitäten, Epi-
ches mit jenen himmlischen Dingen nichts zu thun hat, welches cyklen, über alle sichtbare und verborgene Dinge in der
eich, im Gegensatz zu jenen himmlischen Dingen, an die Welt, des Himmels, der Erde, dessen, was zwischen ihnen
Erde hält, cujus nutrix terra est, dessen Amme einfach ist,
eine Kenntniss welche nicht in Widerspruch stand,
,

die Erde ist, welches ein mütterliches Verhältniss zur Erde weder mit wirklichen noch mit abstrahirten Dingen.“
hat, wie das Dreieck von vorhin ein väterliches und müt- Das aufgezählte sind res superiores und inferiores, su-
terliches Verhältniss zu Himmel und Himmelskörpern hatte. perioraund inferiora, zd dvoi und zd xdzoi. Und indem
Pythagoras Kenntniss darüber verbreiten konnte, musste
Vierte Rubrik. er über diese superiora und inferiora: vim recipere.
Wie vorhin beim separare haben wir übrigens auch hier
Pater omnis lelesmi bis inferiorum. wieder ein Anlehnen an das Dreieck. Auch das Dreieck
Der totus mundus ist die Welt, die wir um uns sehen. steigt, ascendit, von der Basis aufwärts bis zu der Spitze,
Deren telesmus ist der Mensch, und der pater omnis tele- die nach oben steht, a terra in coelum. Von dieser Spitze
smi, der an der Spitze der Menschheit stehende Mensch,
aus steigt es wieder abwärts zur Basis, iterum descendit
ist Pythagoras. Wie also in der Drei-Einigkeits-Interpre- in terram. Damit haben wir denn ein superius, die Spitze,
tation der pater omnis telesmi Christus ist, so ist es in
:
welches dem inferius, der Basis, gegenüber steht. Das
der vorliegenden Interpretation: Pythagoras. Wie die Mission
Dreieck erhält aber die vis superiorum et inferiorum
Christi sich dadurch erst erledigen kann, dass seine virlus
(Plural), weü es in der zweiten Rubrik in zwei Stellungen,
zur Integra wird,si vertitur in terrara, so erledigt sich analog
betrachtet wird.
: g .

329 330

Fünfte Rubrik. immateriellen Gotte in ihrer Erhabenheit in’s Auge fassen,


so verträgt es sich mit dieser Idee nicht, dass Gott sich
Sic habebis gloriam bis penetrabit.
der Zeugung hingiebt, und auf diese Weise Christus zum
Die gloria totius nrnndi ist Pythagoras. Wie die Him-
Sohn Gottes wird. Da sich diese Auffassung nun aber
mel des Ruhmes Gottes voll sind, so ist die Erde des
nicht mit der immateriellen Erhabenheit Gottes verträgt, so
Ruhmes von Pythagoras voll. Die ohscuritas muss fliehen,
ist es für Christus gar nicht schmeichelhaft, dass er zum
damit man im telesmus den Pythagoras sieht und nicht
Substrat derselben gemacht wird. Christus als göttlicher
etwa das Dreieck, in Bezug auf welches wir zwar in der
Philosoph, als unei gen tli eher Sohn Gottes, sagen sie, steht
vorigen Rubrik ein Parallelgehen mit Pythagoras haben,
viel höher, viel erhabener da, als Christus der eigent-
aber auf welches es doch in dieser Rubrik principiell nicht
liche Sohn Gottes. Natürlich lehnen sie nun Pythagoras
abgesehen ist. Es kann principiell nicht auf das Dreieck
an den Christus, der ihnen am erhabensten dasteht, an
abgesehen sein, da wir uns im Allgemeinen au niveau der
Mensch - Interpretation der Tah. smar. befinden, bei der
Christus, den göttUcheu Philosophen —
mrd so wird Py-
thagoras zum göttlichen Philosophen, und nicht zum Gott.
sich der Mensch hauptsächlich an das Pater omnis telesmi
Wie sie nun aber sahen, dass die Christen fest an das
etc. schmiegt.
Dogma luelten, Christus sei der Sohn Gottes, da dachten
Haec est totius fortitudinis etc.
sie, dem Pythagoras etwas zu vergeben, denselben gegen-
Hier es auf die Zahl abgesehen, und namentlich auf
ist
über Christus herabzuschrauben, wenn sie darauf bestän-
die im Vordergründe stehende jfrQaxxvg. Die fortitudo,
den, Pythagoras sei nichts anders, als ein göttlicher Phi-
welche die Zahl repräsentirt, wie die gloria den Py-
und nicht, ebensowohl als Christus, ein Gott. So
losoph,
thagoras repräsentirt, ergiebt nach der Drei gezählt die,
wurde denn Pythagoras zum Gott gestempelt. Jedoch
sich an das Dreieck zuvörderst lehnenden Zahlen: 1, 2, 3.
kamen Pythagoräer in diesem Thun in Collision mit
die
Die fortitudo nach der Vier gezählt, ergiebt die rexga-
sich selbst,da sie im Grunde gar nicht einsahen, wie denn
XTitf, welche auf Grund des Dreieckes, der 1, 2, 3, ent-
nun Pythagoras steigen könnte, wenn er zum Substrat eines
wickelt wird. Diese xirgaxxi) nun, die wahre fortitudo,
Unmöghehkeits-Verhältnisses gemacht würde, es sei aber
vincit omnem rem subtilem et penetrat omnem rem soli- ein Unmöglichkeits - Verhältniss, dass ein Mensch ein
dam. Nachdem wir auf Grund der 1, 2, 3 die 4 er-
und wir Gott sei.
halten haben, wird die 4 mit 1, 3 addirt
Diesem mit sich selbst nicht im Klaren Sein über die
erhalten
=5
4 -P 1
Göttlichkeit des Pythagoras begegnen wir nun auch bei

=6
4 -P 2
Jambüchus in der Vita Pythagorica. Er erzählt Cap. 2,
4+3 = 7 die Eltern des Pythagoras wären von Ankäus abgestammt,
Ankäus aber von Jupiter. Nun aber höre man, wie da
Auf die Weise vincit und penetrat die 4 die 1, 2, 3,
und wir erhalten die 5, 6 und 7.
steht. Es heisst: Xtyfxai — l^yxator — yiysryija&ai /nhy
and xdiög, ,,(ixs ipvy^g xi [xiytd-og
di‘ dgtxtjy, fixe dici
Anlehnend an Plato bilden gerade und ungerade Zahlen
xavxtjy xijy (f)^jj.rjy avxov unsysyxafjiiyov“ „Mag es
jede für sich eine Reihe, bilden also ein Doppeltes. Dieses
nun sein, dass durch Tugend oder Geistesgrösse irgend
Doppelte der geraden und ungeraden Zahl führt auf das
einer Art Ankäus zu diesem Rufe, nämlich zum Rufe von
Gegenüberstellen der res subtilis und res solida. Die res
Jupiter abzustammen, gekommen.“ Hier wird also auf
solida liegt, um so zu sagen, wie die gerade Zahl „breit
der einen Seite durch die Verwandtschaft mit Jupiter Py-
auf“, wogegen die res subtilis wie die ungerade Zahl „sich
thagoras zum Gott, auf der anderen Seite wird aber auch
zuspitzt“. Somit sind 5 und 7 res subtiles.
wieder darauf hingewiesen, dass dies wohl so gelegen ha-
Nnn haben wir aber in der 6 nur eine res solida, wo
ben dürfte, dass Ankäus ein hervorragender Mensch gewe-
doch die Tab. smar. von omnis res solida spricht. Um
sen, und man, um dies zu bezeichnen, in indirecter Weise
nun der omnis res solida gerecht zu werden, wird auf-
gesagt habe, er stamme von Jupiter.
gestellt
nicht nur: 4 2 6 + = Ferner sagt er im selbigen Capitel, ein gewisser Sami-
sondern auch 4 6 10 + = scher Dichter sage, Pythagoras sei der Sohn des Apollo
gewesen, onöd-ty Je o löyog ovxog IntxQÜxtjaey , ä^ioy
womit denn neben der 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 auch der Py-
disl^sly. „Woher aber das Gerücht kam, und sich Gel-
thagoräischen 10 Rechnung getragen wird.
tung verschaffte, ist wohl der Mühe werth zu erzählen.“
Sechste Rubrik. Und nun giebt sich Jambüchus an’s Erzählen. Er glaubt
Sic mundus bis modus est hic. also so recht nicht an die Sache denn sonst würde er
,

Sic mundus creatus est bezieht sich auf die zweite sich nicht an die Darstellung geben, woher das Gt -ücht
Rubrik, in welcher von der Welterschalfung Gottes die gekommen.
Rede ist. Ferner sagt er im selbigen Capitel, man dürfe dem Epi-
Hinc erunt adaptationes bezieht sich auf die dritte und menides, Eudoxus und Xeuokrates keinen Glauben bei-
vierte Rubrik. An das, was die zweite Rubrik bringt, das messen, wenn sie sagten, {vnoyoovyxeg, das ist entweder,
das Dreieck, schmiegt sich die Lunula Hippocratis- wenn sie vermuthen, oder wenn sie bemerken) Appollo
ist-

Figur und der mit dem Dreieck in Parallele stehende habe die Mutter des Pythagoras geschwängert. —
Das ist
Pythagoras. also eine directe Opposition gegen Pythagoras als Gott.
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru- Ferner heisst’s Capitel G: xai /utxd xiuy 9su)y xöv
brik. Das fitxQoy bezieht sich auf die fortitudo, die for- Uvd-ayÖQay Xoindy xaxrjQiO-/xovv cjg a'yattöy xtya Sai-
titudo repräsentirt die Zahl, die Zahl schmiegt sich an das fxoya xai (fii,kay^Qü}ndxaxoy. Ol fj.hy xdy Uvd-ioy, ot
Dreieck, und damit auch an die adaptationes. Jf xdy i'^ ‘YnsgßoQiioy "AnöXXiuya, ot de xdy Uaidya,
ot de xüiy xijy aeXrjyrjy xaxoixovyxuiy dai/j-dycoy eya,
Siebente Rubrik. dXXoi de dXXoy xcÖy ’OXvjuniiüy t^edjy itprjfjLi^oy etg
Itaque vocatus sum bis mundi. (üfpeXeiay xai inayogS-maiy xov O-yrjxov ßtov Xeyoyxeg
Der Hermes ist im Dreieck repräsentirt,
trismegistus iy dy&gointyrj /xogif/fj (payijyai xoig xöxe, %ya xd ttjg
und analog hat die Philosophia totius mundi, die Tab. evdaiyLOyiag xe xai (fiXoao(fiag acux^gioy eyavßfia
smar., der Kanon der Lehre vom göttlichen Pythagoras, Xagiarjxai xrj S-yrjxfj (fivaei. „Sie, die Pythagoräer, com-
3 Rubriken, die an der Hand des Index herauskommen. pletirten die Götterzahl, indem sie den Pythagoras den
Göttern zuzählten als einen guten und höchst menschen-
Schlussbemerkuru/. freundüchen Dämon. Einige sagten er sei der Pythius,
,

Dass
die vorliegende Interpretation der Tab. smar. die andere, er sei der Hyperbereische Apollo, andere, er sei
Parallele des Pythagoras mit Christus bringt, ist selbstredend. der Paeon, andere, er sei einer von den Dämonen, welche
Es fragt sich blos, wie weit ging diese Parallele bei den den Mond bewohnen, andere, er sei ein anderer von den
Pythagoräern ? Nahmen sie Pythagoras blos als einen gött- Olj’inpischen Göttern, hinzufügend, er sei zum Nutzen und
lichen Phylosophen, oder nahmen sie ihn als einen Gott? zur Besserung des sterblichen Lebens den damaügen Men-
Darauf müssen wir die Antwort schuldig bleiben, aus dem schen in menschUcher Gestalt erschienen, damit er der
sehr einfachen Grunde, weil sie, die Pythagoräer in dieser sterbüchen Natur den heilsamen Antrieb gäbe zur Glück-
Beziehung nicht mit sich selbst im Reinen waren. Vorab seligkeit und zur Philosophie.“
sagten sie, wenn wir die Jüdisch - Christliche Idee vom Hier scheint nun dem „Gott“ Pythagoras ziemlich Vor-
331 332

schub geleistet zu werden. Indessen schon der erste Satz der Kunst, die Arcana am Krankenbette anzuwenden. Man
hält das Ganze in der Schwebe. Sal[xo)v lässt sich ganz fragt sich, wie kommt denn die letztere zu der Ehre in
gut wiedergeben mit dem, was wir Genius neunen. So wird den nobeln Bund zu gerathen? Die Antwort liegt nicht
Pythagoras denn zu einem guten, höchst menschenfreund- fern. Alles, was der Magier producirt, producirt er auf

lichen Genius. Nun, von der Natur eines guten Genius bis zum natürlichem Wege, nur hält er mit der Natürlichkeit der
eigentlichen Gotte ist immer noch ein Sprung. Wenn man Sache im Hintergründe, indem es ihm darum zu thun ist,
sagt, Pythagoras war für die Menschheit ein guter Genius, den Nimbus um sich zu verbreiten, als ginge das, was er
und ist daher den Göttern heizuzählen, so liegt darin die treibt, nicht mit natürlichen Dingen zu. Macht er ein
indirecte Göttlichkeit, der Gesichtspunct des göttlichen Wunder, so producirt er ein Taschenspielerstückchen; liest
Philosophen näher, als der Gesichtspunct des eigentlichen er in den Sternen etwas, von dem er mit aller Bestimmt-
Gott-Seins, hält ihm wenigstens die Wage. Und was den heit sagt, dass es sich ereignen müsse, so hat er nicht
zweiten Satz betrifft, so zielt der Dämon, welcher den aus den Sternen, sondern durch einen guten Freund er-
Mond bewohnt, handgreiflich auf die dritte Rubrik der fahren, dass es so kommen wird oder bereits so gekom-
Tab. smar. mit ihrem mater ejus est Luna, im Anlehnen men ist; und was dergleichen Dinge mehr sind. Ganz
an dieLunula Hippocratis. Damit ist denn für den Py- so, wenn der Magier einen Kranken heilt, so kommt es
thius, den Hyperboreischen Apollo, den Paeon ein Anlehnen ihm sehr gelegen, wenn er bei den Beschwörungen, die
da an das Pater ejus est Sol, indem Apollo (Pythius,
: er macht, um entweder den krankmachendeu Dämon zu
Paeon) als Sonnengott genommen wird. Und ist man so vertreiben, oder den heilenden herbei zu zaubern, wenn er
weit, so rückt der „andere von den Olympischen Göttern“, hierbei „nebenbei“ dem Patienten ein Heilmittel geben kann,
der zu den Menschen, welche die Erde bewohnen, in Re- welches ihn curirt. Das Heilmittel überhaupt würde nun in
lation tritt, sehr nahe liegend an die Seite des: nutrix dieser Beziehung mit anderen Hülfsmitteln parallel laufen,,
ejus terra est. Damit schrumpft denn die anscheinend mit welche die Basis des magischen Schwindels abgaben, da
grossem Pomp in Scene gesetzte Göttlichkeit des Pythago- es sich aber da, wo dieses Heilmittel ein Arcanum ist,
ras zu Kreis und Dreieck zusammen. Die Sache kommt wieder um ein Geheimniss, eine Mysteriösität handelt, so
also darauf hinaus, dass Pythagoras zwar als Gott hinge- nehmen die Arcana nach der betreffenden Richtung eine
stellt wird, dass aber der, der es thut, die Göttlichkeit Sonderstellung ein, und es handelt sich daher in Bezug
ganz anders gedeutet haben will, als die Worte es auf auf sie um einen ähnlichen mysteriösen Standpunct, als in
den ersten Blick auszusprechen scheinen. Bezug auf die Mantik und die Astrologie. Vergl. übrigens
Endlich sei noch die Anekdote Cap. 19 bei Jamblichus über die Arcanologie das, was beim Durchgehen des Com-
erwähnt. Abaris, ein Scythe aus dem Hyperboreerland, pletüm est quod dixi de operatione Solis gesagt ist.
ein Priester des Apollo ,
kommt zum P^hagoras nach Nun zur Interpretation selbst.
Italien. Wie er den Pythagoras sieht, hält er ihn nicht Rubriken, wie bei der vorangehenden Interpretation.
für einen Menschen, sondern für den Apollo selbst. Er
überreicht ihm einen wunderbaren Pfeil, den er aus dem Erste Rubrik,
Tempel genommen, und auf dem er herumgeritten war. Verum est bis verissimum. — Einleitung.
Pythagoras nimmt den Pfeil hin, wie einer, der als Gott,
als Apollo, selbstredend zur Empfangnahme qualificirt ist,
Zweite Rubrik.
und umdiesem seinem Thun eine materielle FoHe zu Quod est inferius bis adoptione.
geben, führt er den Abaris abseits, und zeigt ihm, dass er, In der Stelle et recipit vim superiorum et inferiorum
Pythagoras, eine goldene Hüfte habe. wird das x(ay ayco und xmy xdroi nicht genommen als
Nun, diese närrische Anekdote wird wahrlich kein der Genitiv des Neutrum xd dym und xd xdxco, sondern
Pythagoräer mit fünf gesunden Sinnen je für die Consta- als der Genitiv des MascuUnum of dyto und of xdxo), das
tirung der göttlichen Natur des Pythagoras ausgebeutet ist also Lateinisch nicht als der Genitiv von superiora und
haben. Jamblichus präsentirt sie uns mit folgenden Ein- inferiora, sondern als der Genitiv von superiores und in-
leitungsworten: Ka&öXov S's elSivai u^iov, w? nolXdg feriores. Die Personalität wird aber im Allgemeinen auf
üv^ayoQas Tiatffsictg kvsvqs, xal xard Tt)v die Dämonen bezogen. Und im Anschluss daran wird,
oixiiav 7>)V (pvaty sxdazov xal Svyafiiv naqaSlSov zijg denn das xd dyco und xd xdxo), das superius und inferius
aotpiag rijy inißciXkovaay fioigay. „Im Allgemeinen muss als das gefasst, was collectiv in versteckter Weise die
man wissen, dass Pythagoras viele Lehr-Wege erfand, und Daemones superiores et inferiores in sich begreift.
dass er Jedem den Theil Weisheit hingab, der seinem gei- Der Inbegriff des doppelten superius und inferius xe-
stigen Standpuncte und seiner Fassungskraft entsprach“. präsentirt die vier Elemente: Feuer, Wasser, Luft, Erde
Das heisst, er nahm Jeden so, wie es für ihn passte. Abaris (vergl. Griechische Interpretation dez zweiten Redaction
kam ihm wie ein Narr vor, und daher behandelte er ihn der Tab. smar.), und diese Elemente schmiegen sich an
als einen solchen. die Dämonen, so dass heraus kommt:
Die Wasser-Dämonen, die Erd-Dämonen, die Feuer-Dä-
Magische Interpretation der Tabula monen, die Luft -Dämonen dienen dazu, um die Wunder
der einen Sache zu Stande zu bringen.
smaragdina. Hieran braucht man sich aber nicht strict zu halten.
Vergl. Jamblichus: De mysteriis. (UsqI fivatriQloiy Man kann die Dämonen-Vier auch nehmen als Dämonen,
köyog.) Heroen, Götter und Geister {xßvyat). Oder als: Dämonen,
M, agier sind bei den Persern und Medern die Priester, Heroen, Engel und Erzengel.
und Magie das Substrat ihrer Priesterschaft. Im Allge- Die res una ist die Magie im weiteren Sinne. Die res
meinen ist aber ein Magier auch ein Priester im alten natae sind die drei Theile der Magie im weiteren Sinne.
(ethnischen) Sinne überhaupt, und Magie das Substrat der (Siehe die einleitenden Worte.)
Priesterschaft im alten Sinne überhaupt. Endlich ist in Im Uebrigen liegt das Et sicut etc. wie in der vorigen
übertragener Weise ein Magier das, was wir im Allge- Interpretation der Tab. smar.
meinen einen Zauberer nennen, und Magie das, was wir im
Allgemeinen Zauberei nennen. Wir halten diese verschie- Dritte Rubrik.
denen Auffassungsweisen nicht weiter auseinander, indem Pater ejus est Sol bis in terram.
die eine unmittelbar aus der anderen hervorgeht. Die Hier kommen die drei Theile der Magie im weiteren
yojjTfta, das ist nicht Zauberei, sondern Gauklerei, will Sinne an die Reihe.
Jamblichus nicht unter die Magie gerechnet wissen, ebenso Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Sol und Luna
wenig wie die Ekstase eines Geisteskranken, Betrunkenen als die Hauptweltenfeuer gleich Feuer. Ejus das ist der
u. s. w. —
womit es auf den Unterschied eines höheren res una. Also Vater und Mutter der res una sind Feuer. :

und niedrigeren Hokus Pokus abgesehen ist. Portavit illud ventus in ventre suo. Ventus =
Luft.
Es ist an der Hand der Tab. smar. ein Unterschied zu Hlud = res una. Also die Mutter der res una ist die Luft.
machen zwischen Magie im weiteren und im engeren Sinne.
Die Magie im engeren Sinne ist Mantik, Theurgie u. s. w.
Nutrix ejus terra est. Terra =
Element Erde. Ejus
das ist der res una. Also die Mutter der res una ist das
Die Magie im weiteren Sinne dagegen ist die Verbrüde- Element Erde.
rung dieser Magie im engeren Sinne mit Astrologie und Es handelt sich somit zwischen res una und Elementen
: :

333 334
4

um ein väterliches und mütterliches Verhältniss, das ist die tiefsten Tiefen; et recipit vim etc.: und bezvnngt die
t: um ein Eltern-Verhältniss. Da nun der Mann der Erste Dämonen.
»; in der Ehe ist, so können wir das Vater- und Mutter- Fünfte Rubrik.
'/ Verhältniss km-zweg als ein Vater- Verhältniss fassen. Und
so haben wir: Luft, Feuer, Erde repräsentiren den Vater Sic habebis gloriam bis penetrabit.
.} der res una, der Magie im weiteren Sinne. Nun haben Gloria und fortitudo stehen sich gegenüber wie Person
wir nach der vorigen Eubrik als Kinder der res una: und Sache. Die gloria ist die Person des Magiers, die
Magie im engeren Sinne, Astrologie, Arcana (Anwendung fortitudo die Magie im weiteren Sinne, wobei nach der Drei
der Arcana am Krankenbette). Also haben wir: Luft, gezählt wird. Diese nach der 3 gezählte fortitudo, das ist
Feuer, Erde sind der Vater der res una, und die res una Magie im weiteren Sinne, welche umfasst die Magie im
ist wieder der Vater von Magie im engeren Sinne, Astro- engeren Sinne, Astrologie, Anwendung der Arcana am Kran-

logie, Anwendung der Arcana am Krankenbette. Das ist kenbett, vincit 2 res subtiles und 2 res solidas. Die eine
übersichtlich res solida ist der Sol, die andere die terra der dritten Eu-
Luft Feuer Erde brik. Die eine res subtilis ist der ventus, die andere die
V*
Luna der dritten Rubrik, und zwar ist Luna deswegen ein
Res una subtile, weil der Mond, mit der Sonne verglichen, etwas
subtileres ist, als die Sonne.
r

Magie im Astrologie Anwendung Sechste Rubrik.


engeren Sinne der Arcana am Sic mundus bis modus est hic.
Krankenbette
Sic mundus creatus est bezieht sich auf die zweite Rubrik,
Hierbei entspricht sich das unter einander Stehende.
in der vom welterschaffenden Gotte die Rede ist.
Die Luft entspricht der Magie im engeren Sinne als etwas
Hinc erunt adaptationes bezieht sich auf die vierte Rubrik.
^Aetherisches“. Das Feuer entspricht der Arstrologie, weil
Von dem, was die zweite Rubrik bringt, das ist von den Dä-
die Gestirne, mit denen sich ja die Astrologie beschäftigt,
monen, sind die Adaptionen ; die Dämonen passen sich in
Feuer-Körper sind. Die Erde entspricht der Anwendung
der vierten Rubrik an den Magier. •

der Arcana am Krankenbette oder kurzweg den Arcanis.


Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Rubrik.
Denn das, was uns die Arcana bietet, kommt als Mineral
Und die nach dem Mass gebrachte fortitudo der .Adapta-
und Metall in der Erde vor.
tion ist die kurz vorangehende. Die fortitudo bezieht sich
Das entsprechende Verhältniss, welches wir auf diese auf die Adaptation, die Adaptation auf den Magier, und
Weise haben kennen lernen, fiilu’t uns darauf, dass sich dieser ist der Herr der 3 Theile der Magie im weiteren
in der vorigen Eubrik die res natae in die betreffenden Sinne.
drei Theile zersplittern. Hierbei kann nun das Aufgehen-
Siebente Rubrik
lassen des Mutter- Verhältnisses in einem Vater- Verhältniss
weiter keinen Anstoss bilden. Will man sich für das Be- Itaque vocatus sumbis mundi.
treffende an die Mutter halten, sucht darin etwas: — Der Hermes trismegistus ist im Magier repräsentirt, in
nun, bei dem omnes res natae fuerunt ab una re adoptione dem sich die 3 Theile der Magie conce.ntriren, und analog
ist ja nicht ausdi’ücklich von einem Vater die Rede. dieser Drei hat die Tab. smar., der Kanon der Magie, die drei
! Will man sich an die Mutter halten, so nehme man dort, Rubriken, welche an der Hand des Index herauskommen.
wo es für hier entsprechend ist, eine Mutter an. Mit dem
Schlussbemerkungen.
Gott, der als Vater und nicht als Mutter die Welt erschaf-
fen hat, entsteht in dem Et sicut etc. dadurch keine ColU- In den Mysterien des Jamblichus ist es mit dem dritten
sion, denn die adoptio weist ja für die res natae auf ein Theile der Magie im weiteren Sinne auf die Anwendung der
uneigentliches Vater- Verhältniss lün, welches ja auch so Arcana am Krankenbette abgesehen. Es steht aber nichts
gefasst werden kann, dass für den Vater die Mutter ein- im Wege, dass man sagt, man hat es in diesem dritten Theile
tritt, wie es in Bezug auf die mater Luna, die mater mit dem Arcanis zu thun, an die Arcana schmiegt sich die
I ventus, die mater terra statt hat. Alchemie und an die Alchemie die XQuOonoiia, die Goldma-
cherkunst. Damit hätten wir dann als die betreffenden
Hat man sich nun aber einmal die vorige Uebersicht
3 Theile: Magie im engeren Sinne, Astologie, Goldmacher-
verschafft, so kann man kurzweg ff. interpretiren
kunst. Man darf dem entgegen nicht sagen, sobald man
Sol und Luna repräsentiren die Astrologie. Pater ejus
auf die Weise die Goldmacherkunst in die Sache bringt,
est Sol, mater ejus est Luna heisst also: Die Eltern der
verlässt man den Boden des von Philo eingescblagenen ilato-
res una sind die Astrologie.
aber die Eltern sind, Was nismus, auf dem doch die vorliegende Interpretation wurzelt,
ist das Kind. Wo sind, ist das Kind
die Eltern Menschen
und wirft sich der Auffassung in die Arme, welche sich
ein Mensch, wo die Eltern Thiere sind, ist das Kind ein
j

an die metaphysische Interpretation der Tab. smar. schmiegt,


Thier. Also wo die Eltern der res una die Astrologie sind,
und damit möchte die Auffassung mit der Goldmacherkunst
ist das Kind die res una selbst, Astrologie. Also Die :
i
,
doch ihr Bedenken erregen. Nein, in der Beziehung steht
Magie im weiteren Sinne ist 1) Astrologie.
nichts im Wege. Der reine Boden des Neuplatonismus ist
!

Ventus repräsentü't die Magie im engeren Sinne. Por- so wie so verlassen, auch wenn man den dritten Theil der
tavit illud ventus in ventre suo heisst Die Mutter der res :
Magie als die Anwendung der Arcana am Krankenbette auf-
una ist die Magie im engeren Sinne. Da nun
das, was fasst. Auch wenn man die Arcana ohne Goldmacherkunst
i die Mutter ist, auch das Kind ist, una selbst
so ist die res ins Auge fasst, so ist das schon ein Hinüberblicken zu
Magie im engem Sinne. Also: Die Magie im weiteren der metaphysischen Interpretation der Tab. smar.
Sinne ist 2) Magie im engem Sinne. Sobald man den dritten Theil der Magie als Goldmacher-
Terra repräsentirt die Anwendung der Arcana am Kran- kunst auffasst, passt es, dass die achte Rubrik : Completum
kenbette oder kurzweg die Arcana. Nutrix ejus terra est est quod dixi de operatione Solls den sieben Rubriken hinzuge-
heisst also Die Mutter (Nährmutter) der res una sind die
:
fügt wird. Es wird dann interpretirt Completum est quod
:

Arcana. Da nun das, was die Mutter ist, auch das Kind dixi de Magia, nam id quod dictum comprehendit
est,
ist, so ist die res una selbst die Anwendung der Arcana etiam /puoono/i'c:»'. Es ist über die
vollständig, was
am Krankenbette. Also Die Magie im weiteren Sinne ist
:
Magie gesagt ist, denn das, was gesagt ist, umfasst auch
3) Anwendung der Arcana am Krankenbette. die Goldmacherkunst. In der Weise weist dann die achte

Vierte Rubrik. Rubrik ganz direct darauf hin, dass man als dritten Theil
der Magie die Goldmacherkunst nehmen soll.
Pater omnis telesmi bis inferiorum. Die Auffassung des dritten Theiles der Magie als Gold-
Der Pater omnis telesmi ist hier die Personalität des macherkunst passt für eine Anekdote betreffs des Kaisers
Magiers, Mit dem virtus ejus est integia, si versa fuerit Diokletian, die uns Suidas mittheilt, und die wir in dem
in terram liegt es analog, wie bei der vorigen Interpretation Abschnitt „Die Schwindel-Goldmacherkunst“ näher kennen
der Tab. smar., und ebenso läuft das Separabis terram etc. lernen werden.
'
dem dort Gesagten parallel. Dann ferner Aseendit etc Der : Man nimmt wohl mit Recht Anstand, den Jamblichus,
Magier steigt zum Himmel auf, zur Erde hinab, das heisst, der die Mysterien geschrieben, mit dem Jamblichus identisch
er dringt mit seiner Magie in die höchsten Höhen und in zu nehmen, der die Vita Pythagorica geschrieben hat.
335 336

Apollonius von Tyana. den Himmel, gehe! Das heisst so viel, fügt Philostratus
bei, als; ix tijg yijg ayu). „Steige aufwärts von der
tß-i

Apollonius war zu Tyana, einer Stadt in Kappadocien, Erde“ —


womit denn auf die Worte der Tab. smar.:
geboren. Er war ein Zeitgenosse Christi, ein Pythagoräischer Ascendit a terra in coelum hingewiesen wird.

Philosoph und Magier ( die Pythagoräische und magische Schliesslich wollen wir, indem wir vom Magierthum ab-
Eichtung excludiren sich nicht). Wir haben bereits berichtet, biegen, darauf hinweisen, dass ein Magier Griechisch /xüyog
das der ältere Philostratus sein Leberv beschrieben heisst, das ist Lateinisch magus. Durchschnittlich wird
hat. Philostratus schrieb dies Buch, um den Apollonius nun auch yötjg von den Lateinischen Uebersetzern als
mit Christus zu parallelisiren. Er will Christus als einen magus wiedergegeben. Das ist aber nicht richtig. Mit
hervorstechenden Magier aufgefasst wissen. Nun, denkt er, einem fidyog wird ein edeler Sinn verbunden, wenigstens
das ist Apollonius auch, und somit decken sich die Perso- denn in Neuplatonischer Anschauung, mit einem yötjg
nalitäten Christus und Apollonius. Vieles, was wir im neuen aber ein unedeler. Man vergleiche, was wir bei der ma-
Testament über Christus finden, finden wir im Philostratus gischen Interpretation in Bezug auf Jamblichus in dieser
ähnlich über Apollonius. Es liegt für uns fern, dies im Beziehung gesagt. Und in Bezug auf das, was wir in dem
Einzelnen durchzugehen, im Einzelnen zu zeigen, wie an vorliegenden Abschnitt besprochen, weisen wir darauf hin,
Begebenheiten aus dem Leben Christi ähnliche aus dem dass die Vorsteher des Tempels den Apollonius nicht als
Leben des Apollonius gereiht werden. Nur zwei Dinge einen fidyog ergreifen, sondern als einen yotjg.
haben wir für unseren Zweck speciell in’s Auge zu fassen,
das sind die Himmelfahrt Christi und sein descendere in Platonische Interpretation der Tabula
terram, und die Analoga dazu für Apollonius beim Philo-
smaragdina.
stratus.
Philostratus nämlich hat die magische Interpretation der Diejenigen, welche sich auf den Boden dieser Interpre-
Tab. smar. vor sich, und schiebt nun an die Stelle des tation stellen, huldigen einer ganz besonderen Art von
Magiers überhaupt (vierte Rubrik) den concreten Magier Neuplatonismus. Sie gehen direct auf den Altplatonismus
Apollonius, womit denn in der fünften Rubrik die gloria zurück, sind also im eigentlichen Sinne keine Neuplatoniker,
auf Apollonius fällt, wie sie in der Pythagoräischen Inter- sondern Altplatoniker. Auf den Namen Neuplatoniker
pretation der Tab. smar. auf Pythagoras fällt. haben sie nur in sofern Anspruch, als sie das, was Plato j

In der vierten Rubrik wird also der Pater omnis telesmi in seiner alten Weise gesagt, in neuer Weise sagen.
totius mundi est hic auf Apollonius bezogen. Das virtus Viel .anziehendes hat diese neue Weise gerade nicht.
ejus Integra est, si versa fuerit in terram. Separabis terram Bei der vorliegenden Interpretation vergleiche man die
ab igne, subtile a spisso — lehnt sich der Auffassung in Interpretation des Timaeus.
der magischen Interpretation an. Dann weist das suaviter
Erste Rubrik.
magno cum ingenio darauf hin, dass eben Apollonius, und
nicht der Magier im Allgemeinen in’s Auge zu fassen ist. Verum bis verissimum. — Einleitung.
Und nun kommt das
Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram. Zweite Rubrik.
Hier wird einerseits das Christliche : Aufgefahren gen Quod est inferius bis adoptione.
Himmel, und andererseits das descendit ad infema des Die beiden superius und inferius sind, wie bei der Grie-
Apostolischen Symbols in dem Sinne in’s Auge gefasst, chischen Interpretation der zweiten Redaction der Tab.
dass es heisst: Niedergofahren zur Hölle, was also smar. :die Elemente. In der vorliegenden Interpretation
zeigt, dass manschon früh das descendere Christi in terram erhalten die Elemente den Namen von superius und inferius
als Höllenfahrt interpretirte. Wenigstens scheint es das hervorstechend dadurch, weil sie in Bezug auf das Plato-
zu zeigen, denn der stricte Beweis ist nicht gegeben, dass nische Schema die Mission haben, sich herumzudrehen,
das descendere in terram, wie es bei Apollonius ausgebeutet wodurch das Obere zum Unteren, und das Untere zum
wird, an die Höllenfahrt Christi lehnt. Oberen wird. Diese sich umkehrenden Elemente dienen
Descendit in terram. dazu, die Wunder der res una zu Stande zu bringen, welche
Philostratus, Liber 8. Cap. 19. Zu Lebadea war eine res una das Weltenthier, das Platonische gezeichnete Schema
Erdöffnung {azöjjuov). Diese war dem Trophonius, dem ist. Durch das Umkehren der Elemente erhalten wir ja
Sohne des Apollo heilig, und nur für die zugänglich, die die Platonische Zeichnung, welche die Platonische Welt
das Orakel befragen wollten. Diese Erdöffnuug wird nun repräsentirt. Diese Zeichnung repräsentirt die eine Welt,
mit der Hölle parallelisirt — so scheint es wenigstens. In und ist damit eine res una. Plato sagt in dieser Beziehung
sie geht Appollonius. Er verweilt dort 7 Tage, wie nie ausdrücklich, Timaeus, P. 31. am Anfänge: nöxsqoy ovy
Jemand vor ihm, und wie er herauskommt, hat er ein Buch OQ&dig syce ovgnydy ngogeig^xafify, ij nollot)g xai
in der Hand. Dieses Buch enthielt die Lehrsätze, (fd|a?, u'jifiQOvg jLiysiy ^y dg&OTSQoy ; sya, sinsg xarä xd
des Pythagoras. Er war zu demselben gekommen, indem nagciSszyfxu ^fSij^iiovQytjfiiyog fOxat, „Sollen wir nun
er in der Höhle gefragt : O Trophonius, welche Philosophie in der Zeichnung des Weltenthieres eine Welt constatiren,
hältst denn auch Du für die beste und reinste? — (Dieses oder liegt es sachgemässer, dass in Bezug auf sie mehrere
Buch wurde übrigens zu Antium aufbewahrt und gezeigt. Welten angenommen werden? Wir constatiren eine Welt,
Philostratus Lib. 8. Cap. 20.) denn es handelt sich um ein Schema, und damit auch um
Ascendit a terra in coelum. eine Welt.“ Diese res una wird auch die iydg genannt,
Philostratus, Lib. 8. Cap. 30. Einige sagen, Apollonius was von selbst nahe liegt. Dann: das ngeoxoy uya-S’öy
sei zu Ephesus gestorben. Andere sagen, er sei zu Lindus oder xdya&dy, weil Plato, Timaeus, P. 29. zu Anfang aus-
gestorben. Er sei hier in den Tempel der Minerva ge- drücklich sagt, dass sein xoof^og: xaXdg ist, was schon
gangen, und daselbst unsichtbar geworden {atpayl^saS-ai) an und für sich mit dyccS'dg synonim ist, hier aber um
Endlich wird aber erzählt —und das ist es, worauf Phi- so mehr, als die Welt dem Stj^iovQyög uya&dg gegen-
lostratus hinaus will — er sei auf Kreta gestorben. Dort übergestellt wird, indem es heisst: ei [i'ev xaXog
kommt er zum Tempel der Diktynne (Diana) bei Nacht iaxiy Öde d xöofiog, 8 xs Sijfuovgydg ay«96g, d^Xoy
und Unzeit (chogC). Der Tempel wird von Hunden be- X. X. A. Dann wird die res una ferner das avxccQxeg, das sich
wacht. Diese bellen noch nicht einmal den Apollonius an, selbst Genügende genannt, weil es Timaeus, P. 33. gegen
wedeln ihn vielmehr mit den Schwänzen an. Die Vor- Ende heisst: ijy^aaxo ydg avxd d ^vy&eig avxagxeg dy
steher des Tempels aber ergreifen ihn, binden ihn wie
ttfiezyoy easad-at fiülloy tj ngogSeeg ukkuty. „Denn der
einen Gaukler (yöij?) und Räuber, und sagen, er hätte Demiurg glaubte, dass das Weltenthier besser sein würde
den Hunden ein Besänftigungsmittel vorgeworfen. Um als ein solches, welches sich selbst genug ist, sich selbst
Mitternacht löst Apollonius seine Bauden, ruft diejenigen genügt, als ein solches, welches Andere nöthig hat.“ Und
herbei, die ihn gebunden, damit die Sache nicht im Ge- Proclus
was dergleichen Ausdrücke beim Plotinus und
heimen vor sich gehe, und läuft auf die Thüren des Tem- mehr sind.
pels zu. Diese öffnen sich, und wie Apollonius eingetreten,
Wenn man nun das umgekehrte Platonische Schema mit
fallen sie wieder in s Schloss. Aus dem Tempel aber ertönt
einem Kreise umgiebt, und dann umkehrt, so führt das
dieStimme singender Jungfrauen. Sie sangen atsixs
: zum Bauchkreise des "Weltenthieres mit dem diagonSlisirten
azetXf ie ovgayöy, aisixe. „Gehe von der Erde, gehein Quadrat und zum Kopfkreise desselben, es führt aber nicht
:

337 338

aum Schwänze desselben. Also führen im Grunde die kehrt : das, was Sonne, Mond und Planeten repräsentirt, ist
superiora und inferiora zum Weltenthiere ohne Schwanz, der Schwanz. Der Passus heisst also in Bausch und Bogen
sie führen nicht erschöpfend zur res una. Hiergegen muss Der eine Theil des Weltenthieres ist der Schwanz.
nun bemerkt werden, dass der Schwanz des Weltenthieres Portavit illud ventus in ventre suo. Ventus Luft und =
nicht von dem ßauchkreise absteht, sondern mit der Peri- Luft = Himmel. Illud, das ist den Kopfkreis, trug der Himmel
pherie des Bauchkreises verschmilzt. Wenn man also den im Bauche, der Himmel ist seine Mutter. Und analog wie
Bauchkreis hat, so hat man gewissermassen den Schwanz vorhin: Der Himmel repräsentirt das illud, und was durch
zugleich mit. Dies ist auch ursprünglich Platos Idee, denn das illud repräsentirt wird, das ist der Himmel. Also in
sonst hätte er keinen Grund, nachdem er sich Bauchkreis, Bausch und Bogen Der andere Theil des Weltenthieres
:

Kopfkreis, diagonalisirtes Quadrat nach bestimmten Prin- ist der Kopfkreis.


cipien entwickelt, den Schwanz hinzuzufügen dieser Schwanz
; Nutrix ejus terra est. Die Nährmutter des ejus ist die
würde alsdann etwas willkürliches dastehen. Erde. Was also die Erde zur Nährmutter hat, was somit
Et sicut res omnes etc. selbst Erde ist, das ist das, was auf ejus zu beziehen ist.
Die res omnes sind der Inbegriff der Theile, welche der Auf die Erde zu beziehen ist aber der Bauchkreis. Also
Timaeus enthält. Dieser Theile werden nicht zwei ange- in Bausch und Bogen: Der dritte Theil des Weltenthieres
nommen, nämlich i] xöafiov yivsoii und ^ ayd-QÜnmy ist der Bauehkreis. —
Wir haben bereits bei der Jüdischen
(fvaig, auf welche im Timaeus, P, 27. hingewiesen wird, Interpretation der zweiten Eedaction der Tab. smar. darauf
es werden vielmehr drei Theile angenommen, nämlich 1) aufmerksam gemacht, dass Plato selbst die Erde eine zQOtfdg
'

TÖ fft« yov Stärjfj.iovqyrj^i.vov 2) zö c^^’ dyäyxrjg yi- nennt, das passt für den vorliegenden Passus ganz beson-
yyöfityov 3) j? «yd-goinuy (fvaig. Hiermit wird dann ders, er bringt eigens einen Platonismus.
I an Timaeus, Ende P. 47. angelehnt, wo Plato sagt, zd
1
iid yov Stdr^ixiovQYrjjjiiv« seien absolvirt, und er komme Vierte Rubrik.
jetzt zu den Arcanis. ln der vorliegenden Interpretation Pater omnis telesmi bis inferiorum.
der Tab. smar. wird nur dem ersten Theil des Timaeus Hier kommt der Mensch an die Reihe.
Rechnung getragen. Die Mission dieser Interpretation der Pater omnis telesmi totius mundi wie bei der Phiioni-
Tab. smar. wird als erledigt angenommen, wo die Arcana schen Interpretation der Mensch. Ganz besonders wird
:

anfangen, wobei in’s Auge gefasst wird, dass derjenige, also das Weltenthier als Mensch in’s Auge gefasst, was
dem es um die Arcana zu thun ist, sich an die meta- ein Seitenstück ist zu den übrigen Neuplatonischen Inter-
physische Interpretation der Tab. smar. halten kann. Der pretationen der Tab. smar.
Mensch wird in der vorliegenden Interpretation nur in so Die virtus ejus, des als Mensch aufgefassten Welten-
fern in’s Auge gefasst, als er bereits in jenem ersten Theile thieres, ist eine integra,
sie, wenn
die vis, oder es, das
des Timaeus zur Sprache kommt, es ist nicht der Mensch, Weltenthier, in terra verwandelt worden, das ist in den
der sich in Philos Sinne an den dritten Theil des Timaeus Bauchkreis, welcher die Erde repräsentirt. Das zielt dar-
schmiegt. auf, dass der Ungerechte die vier Arten der Metamorpho-
I
Die res omnes sind also die Theile des Timaeus, des sen durchmacht, bei deren vierter nur der Bauchkreis übrig
I Buches, welches die Alchemie so erschöpfend enthält, dass bleibt. Die vis des als Mensch aufgefassten Weltenthiere.s
es keines anderen Buches neben ihm bedarf. Diese res ist also erst dann eine integra, wenn das Weltenthier ro-
omnes oder [dies Buch stammt her vom unus , welcher construirt worden ist.
unus: Plato ist. Plato ist der Autor, der Vater dieses An die Reconstruction des Weltentliieres, welche durch
Buches. Der Timaeus stammt her vom Plato, vom koyog die versio in terram aufs Tapet gebracht worden ist, wird
: Platos, er ist ein Product des Verstandes Platos. Beim nun weiter angelehnt, und in dem Separabis etc. gezeigt,
Xoyog wird zugleich ein Seitenblick darauf geworfen^ dass wie denn nun des Näheren die Reconstruction statt haben
!
derselbe Gott zukommt, und wenn er also dem Plato zu- soU. Es soll getrennt werden: der ignis, das ist der
geschoben wird, so wird Plato zum Gotte, als welchen er Schwanz, welcher die hervorstechendsten Welt-Feuerkör-
sich ja selbst im Demiurgen präsentirt. per, das ist die Sonne und den Mond enthält, von der
j
Die omnes res natae sind die sachlichen Kinder der res dem Bauchkreise. Es soll ferner getrennt
terra, das ist
una, des Weltenthieres. Sie repräsentiren alles das, was werden das subtile, das ist die subtile Luft, das ist der
:

sich im ersten Theile des Timaeus an das Weltenthier Himmel, das ist der Kopfkreis, von dem spissum, das ist
schmiegt, das ist also: Ideelles Element, reelles Element, von dem Bauchkreis, der als Erde der Luft, als etwas
Zahl Himmel, Erde, Sonne, Mond und Planeten u, s. w.
; compacteres, gegenübersteht. Und so bleibt denn der
Für diese res natae ist die res una der Vater. Die Vater- Bauchkreis übrig.
schaft liegt aber anders, als die Vaterschaft, welche Plato Das suaviter magno cum ingenio bezieht sich darauf, dass
dem Timaeus gegenüber hat, und daher kommt auf die man sich nicht soll verführen lassen, auf Grund dessen,
res una die Adoptiv-Vaterschaft. Diese Vaterschaft des dass bei der Trennung von so ebe^ zweimal der Bauch-
Weltenthieres ist wohl geeignet, der Vaterschaft Platos ki-eis genannt wird, auf Grund dessen nun auch zwei
gegenüber als uneigentliche Vaterschaft, als Adoptiv-Vater- Bauchkreise anzunehmen.
'
Schaft hingestellt zu werden. Immerhin ist aber auf beiden Mau hat also an der Hand der vorherigen Reconstruction
Seiten ein Vaterschaf ts-Verhältniss, und daher die Verknüp- nicht mein- das Weltenthier, sondern blos noch dessen
fung von Vorder- und Nachsatz vermittelst des Et sicut Bauchkreis, und aus diesem wird nun wieder das den
— sic. Menschen repräsentirende Weltenthier construirt. Nämlich.
Ascendit a terra in coelum, er, der Bauchkreis, steigt auf-
Dritte Rubrik.
wärts, indem die Quadratseiten, welche links und oben
Pater ejus est Sol etc. bis terra est. liegen, oder auch eine von diesen Quadratseiten und eine
Hier wird das Weltenthier näher durchgenommen, und Diagonale nach oben hin verlängert werden. Iterumque
I zwar der Schwanz zuerst. Es passt ganz gut, dass dieser descendit in terram, und er, der Bauchkreis, steigt auf
- zuerst geboten wird. Damit wird er mit Prägnanz aus der anderen Seite abwärts, indem die Quadratseiten rechts
F
I
dem Hintergründe hervorgehoben, in welchen ihn das ver- und links, oder die Diagonalen nach unten verlängert
setzt hat, dass das superius und inferius streng genommen werden. Damit sind also Arme und Beine bereits da, es
blos auf den Kopfkreis und den Bauchkreis mit dem dia- fehlen noch Kopf und Schwanz, deswegen heisst es jetzt:
gonalisirten Quadrat führt. et recipit vim superiorum et inferiorum. Das so weit ent-
^
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Sonne und wickelte Weltenthier, oder vielmehr der auf die vorliegende
'
Mond sind hervorragendsten Himmelskörper. Indem
die Weise entwickelte Bauchkreis erhält die vis superioris, die
'
sie genannt worden, sind die Planeten, welche sich, wie Kraft des Kopfkreises, und die vis inferioris, die Kraft des
. sie, bewegen, mit inbegriffen. Vater und Mutter des Schwan- Schwanzes. Nun werden aber superius und inferius zum
zes, ejus, sind also Sonne, Mond und Planeten. Da nun
: Plural, indem zojy ixy(o und zojy xcczco steht. Der Geni-
ein Kind das ist, was die Eltern sind, da das Kind ein tivwird als Genitiv von ol dyoj und ot xcczco genommen,
) [
Mensch ist, wo die Eltern Menschen sind u. s. w., so ist und analog wie bei der magischen Interpretation der Tab.
da, wo die Eltern Sonne, Mond und Planeten sind, das smar. auf die Götter bezogen. Wir erhalten damit statt
I Kind ebenfalls: Sonne, Mond uud Planeten. Der Schwanz ist Kopfkreis: Götter des Kopfkreises, statt Schwanz: Götter
also, repräsentirt : Sonne Mond und Planeten, und umge- des Schwanzes (Dämonen). Dass nun aber an die Stelle von
22

il
839 340

Kopf und Schwanz die Götter des Kopfes und Schwanzes Der Hermes ist der Timaus, nicht Timaeus, wie in der
rücken, macht sich ganz gut, weil dadurch der Mensch zweiten Eubrik gefasst als das Buch des Plato, welches
zum Gott wird, wozu ihn ja Plato stempeln will.
— gerade Timaeus heisst, und statt dessen irgendwie anders
TJebrigens kann man auch die Plurale uuf das Thier be- heissen könnte :— sondern der Timaeus, welcher in dem
ziehen, indem das Welten- ftoov ja nicht nur Mensch, betreffenden Buche des Plato die Person ist, der Plato die
sondern auch Thier ist. In diesem Falle muss man beim Eolle zuertheilt, als Hauptredner zu figuriren, und wel-
descendere die Quadratseiten und die Diagonalen verlän- cher daher bewirkt, dass das Buch Timaeus heisst.
gert nach unten treten lassen, damit vier Beine heraus- Dieser Hermes - Timaeus ist ein trismegistus, weil er
kommen. über die drei Theile verhandelt, die, wie wir oben expo-
nirt, die drei Theile des Platonischen Buches „Timaeus“
Fünfte Rubrik. bilden. Er hat 3 Theile der phüosophia totius mundi,
Sie habebis gloriam bis penetrabit. der Tab. smar., die 3 Theile nämlich, die der Index bringt,
Gloria ist der körperliche Mensch, wogegen fortitudo und welche die Quintessenz der Tab. smar. bilden. Im
der geistige Mensch ist. Grunde hat nun der Hermes-Timaeus nicht drei Theile
In Bezug auf die nach der Drei gezählten fortitudo der Tab. smar., sondern drei Theile des Platonischen
werden vom psychischen Standpunct angenommen: 1) Buches Timaeus. Damit ist denn gegeben, dass die Tab.
löyos, 2) vovs, 3) \pvx>i- Der köyog kommt auf den smar. als synonim mit dem Buche Timaeus genommen wird.
Kopfkreis, der vovg auf den Bauchkreis, die auf Wie die Tab. smar. der Kanon der Alchemie ist, so ist
auf den Schwanz des Weltentlüeres. Indessen vom köyog, auch das Buch Timaeus der Kanon der Alchemie. Das
wie wir ihn oben in der zweiten Kubrik ausgebeutet haben, ist nun eine Verherrlichung des Platonischen Buches, die

und wie er sich an Jüdische Vorstellungen anlehnt, kommt absolut etwas stark gegriffen ist, an der aber relativ nichts
im Timaeus nichts vor, und daher ;gehen ihm Plotinus auszusetzen ist, weil sie im Gesammt-Sinne der vorliegen-
und Proclus so viel als möglich aus dem Wege. In Bezug den Interpretation der Tab. smar. lieg^.
auf das ifi^ivxov ervovv haben wir streng Platonisch Die Ehre, die der Person des Timaeus wiederfährt, in-
nur den vovg und die y\>oxh‘ Diese beiden treten daher dem er zum Hermes gestempelt wird, ist übrigens nicht
in den Vordergrund, und aus der psychischen Drei wird zu hoch anzuschlagen. Bei Lichte betrachtet schrumpft
eine Zwei. In Bezug auf die Tab. sraar. geschieht dies sie sehr zusammen. Denn erstens ist es ja im Grunde
auf Grund dessen, dass, trotz der dreifachen fortitudo, das nicht die Person Timaeus, welche in dem betreffenden
sich an die fortitudo Knüpfende nur ein Zwiefaches ist, Buche des Plato spricht, sondern es ist Plato selbst, wel-
nämlich das vincere der res subtilis und das penetrare der cher- spricht, und blos die Dialogs - Marionette Timaeus
res solida. Das vincere der res subtilis kommt auf den vorschiebt. Und zweitens ist in’s Auge zu fassen, dass
vovg, das penetrare der res solida auf die xpvX'h Uebri- strict zwar Hermes die Person ist, und die phüosophia
gens kann man beim psychischen Zwei-Standpunct auch totius mundi das Buch, in welchem er das Wort führt,
die fortitudo nach der Zwei zählen. dass aber hier Person und Buch zusammenfallen, indem
m
Die o n i s res subtilis, welche besiegt wird, ist der Person und Buch beide Timaeus heissen. Bei so bewand-
Kopfkreis und der Schwanz. Der Kopfkreis ist eine res ter Sachlage aber liegt es zu nahe, dass man, wenn man
subtilis, weil der Himmel als ventus etwas subtiles ist auch die Person Timaeus nennt, doch unwülkürlich an
Der Schwanz ist eine res subtilis, weil er dem Bauchkreis das Buch Timaeus denkt. Auf die Weise geht denn, bei
gegenüber eine gradiere, subtilere Gestalt hat, und spitz Lichte betrachtet, die Ehre, in der Timaeus prunkt, auf
zuläuft. Die omnis res solida, welche durchdrung’en wird, Plato nnd sein Buch über.
ist der Bauchkreis, die solida terra, mit dem diagonali-
sirten Quadrat. Vom Standpunct der psychischen Drei Schlussbemerkun gen.
kommt also der i.6yog auf den Kopfkreis, der vovg auf Wir haben in der zweiten Eubrik gesagt, dass in der
den Bauchkreis, die ’ipvX»! auf den Schwanz. Vom Stand- vorliegenden Interpretation der Tab. smar. dem ersten Theüe
punct der psychischen Zwei dagegen kommt der youfauf des Timaeus Eechnung getragen wird. Dem gegenüber
den Kopfkreis und den Schwanz, die xpvXH auf den Bauch- könnte man erwidern, dass dies Eechnung - Tragen doch
kreis. Dies Letztere mit der Phiionischen Auffassung
fällt nur lückenhaft sei, und am endlichen Ende auf nichts an-
zusammen, kraft derer auf das Thier kommt.
die xpvX^ deres hinanskomme, als auf das Weltentiiier und die An-
Bei der Eeconstruction des Weltenthier es behalten wir lehnung des Menschen an dasselbe. Dem ist aber nicht
nämlich zuletzt den Bauchkreis übrig. Dieser repräsentirt so. Es wird in der That in der vorliegenden Interpreta-
die niedrigste Thiergattung, die vom Menschen am ent- tion, wenn auch nicht gerade direct, so doch indirect auf
ferntesten stehende Thiergattung, und damit gewissermas- Alles das hingewiesen, was im ersten Theile des Timaeus
sen zar’ ^^oXtjv das Thier. Und so kommt denn, indem zur Sprache kommt. Man wird sehen, wie.
die xpvxij auf den Bauchkreis kommt, die xpvX'^ zugleich Wenn man das superius und inferius in der zweiten
iu besonderer Auffassung auf das Thier, was eben mit Kubrik auf die Elemente bezieht, so kommt man am Ende
der Phiionischen Auffassung zusammenfällt. auch mit einem superius und inferius aus, und braucht
Also Haec est totius etc.: Der geistige Mensch besiegt kein doppeltes superius und inferius heranzuziehen, wenn
und durchdringt den Jioyog, den vovg, die ipvx>] oder i
man superius collectiv die Elemente superiora, und inferius
den vovg und die xpvx^- collectiv die Elemente inferiora nennt. Alsdann hat man
Was die obscuritas fugiens betrifft, so passt sie weniger aber in dem doppelten superius und inferius, was in der
für die gloria, als, in Bezug auf die Difficultät mit dem zweiten Eubrik vorkommt, die Elemente zweimal vertreten.
nicht Platonischen köyog, vielmehr für die fortitudo. Es Das aber lässt sich nun sehr nahe liegend derartig aus-
ist daher sachgemäss, den Passus Ideo fugiet a te omnis beuten, dass das eine Mal die ideellen, uud das andere
obscuritas, wie unter Umständen bei der ersten ßedaction Mal die reellen Elemente in’s Auge gefasst werden. Hierzu
der Tab. smar., zum Haec est totius fortitudinis hinüber- kommt, dass das superius und inferius dazu dient, das
zuziehen. Wunder der res una zu Stande zu bringen, die res una
aber als eine Sache, eine gezählte Sache ist, und damit
Sechste Rubrk. dazu angethan ist, die Zahl zu vertreten. Damit haben
Sic mundus bis est hic. wir denn in dem Passus Quod est inferius bis rei unius:
Die creatio mundi ist in der zweiten Eubrik vertreten, das ideelle Element, das reelle Element und die Zahl,
welche den Demiurgen Plato bringt. welche Plato an das Weltenthier anlehnt.
An das was die zweite Eubrik bringt, das ist an das In der zweiten Eubrik haben wir ferner in dem fueruut
Weltenthier, die res una, wird in der vieiien Eubrik der das „Werden“. Dieses Werden kommt auf die res omnes,
Mensch adaptirt. Die Adaptationen der menschlichen Theile indem die res omnes fuerunt. Das Vorderglied des Wer
an das Weltenthier fallen also auf die vierte Eubrik. dens ist das Sein. Das Vorderglied der res omnes ist der
Der modus der Adaptationen, das sind die Psychica des unus, indem er der Urheber der res omnes ist. Somit
Menschen fallen auf die fünfte Euhrik. repräsentirt der unus das „Sein“, wie die res omnes das
Werden repräsentiren- Wir haben damit die Anknüpfung
Siebente Rubrik. des Werdens an das Sein oder an die Ewigkeit. Nun
Itaque vocatus sum bis mundi. haben wir noch ein zweites fuerunt, ein zweites Werden.
341 342

Dieses bezieht sich auf das Gegenüberstehen von Werden clus aufhört, und wo ^ie Arcana des Näheren an die Reihe
und „Zeit“. Das zweite Werden nämlich kommt auf die kommen {xd fity ovy na^eXijiv^oxce xcoy figi^jufytoy z.
res natae, indem res natae fuerunt. An diese res natae T. A.) von Schlaf- und Traumbildern redet. Es heist näm-
knüpft sich indirect die Zeit. Die res natae sind doch lich Timaeus, P. 45. zu Ende und Anfang P. 46 aüixtjqluy :

alles das, was sich im ersten Theile des Timaeus an ydq t}y ot &tol x^s oxpltog ifit]X<xy^oavxo, xijy xäiy ßlt-
das Welthenthier knüpft. Stellt man sich nun auf den (fägoiy (fvßiy, oxay xavxu xaS-fiQyyvat xljy
Standpunct dessen, der dies durchgehen wUl, so kann xov TivQÖs iyxdg Svyafiiy ^ de diayel (diax^ixai) xe
dieser nicht alles zusammen durchgehen, sondern er ab- xtti d^ualvyei xdg iyxög xiy^aeig, ojuttkvy&eiadiy de
solvirt erst das Eine und dann das Andere. Er nimmt ijavxicc ylyyexai, yeyouiyrig de nokk^g fi'ey i^avxtceg
zuerst durch: ideelles Element, reelles Element, Zahl, dann; ßgaXvoyeiQog vnyog efinlnxet, XKxakei(fS-eiaöiy di xi-
Sein, Werden, Zeit u. s. w. Zu jedem ist ein Zeittheil yioy xiyijaetoy /neiCöyioy, oicu xai iy o'iotg dy xonoig
nöthig, beispielsweise eine Stunde. Ist nun die erste Stunde keiniavxai, xoiavxa xai xoaavxa nageaxoyxo dtpofxoi-
über das Erste verbracht, so wird die zweite Stunde über to9iyxa iyxdg e^io xe iyeg&eiaiy dno^vtjfioyevofieya
das Zweite verbracht, die dritte Stunde über das Dritte (payxaGfiaxtt. „Denn die Götter richteten die Augenlieder
u. s. w. Damit knüpft sich denn an das Durchgehen der den Augen zum Heil ein. Wenn die Augenlieder sich schlies-
res natae, und damit an diese selbst, die Zeit. Aber, wird Macht des inneren Feuers. Dadurch
sen, so versperren sie die
man vielleicht sagen, diese Zeit hat man auch in den res werden dann die inneren Bewegungen verscheucht und be-
omnes. Denn wie sich an die res natae die verschiedenen sänftigt. Das Besänftigen zieht Ruhe nach sich. Entsteht
Dinge lehnen, die sich an das Weltenthier knüpfen, so nun viele Ruhe, so ist die Folge davon ein von kurzen
lehnen sich an die res omnes die verschieden Dinge, die Träumen unterbrochener Schlaf. Bleiben aber einige grös-
sich an den Timaeus knüpfen. Soll sich nun an jene die sere Bewegungen, so kommt es darauf an, welche Bewe-
Zeit schmiegen, so muss sie sich auch an diese schmiegen. gungen, und wo sie Zurückbleiben, und darnach richten
Mit Verlaub, das liegt doch anders. Denn indem die res sich qualitativ und quantitativ die Vorstellungen, die in-
omnes fuerunt, handelt es sich um die drei Theile des nerlich und äusserlich im Einklang stehen, und deren sieh
Timaeus. Diese drei Theile gehen uns aber für die vor- die Erwachenden erinnern.“ Diese Stelle namentlich fasst
liegende Interpretation der Tab. smar. nichts an, es geht Synesius in's Auge für seine Abhandlung.
uns nur der erste Theil etwas an, das ist nur ein Was nun die Personalität des Synesius betrifft, so giebl
Theil. An den Ein-Theil knüpft sich aber die Ein-Ueber- es einen zu den Kirchenvätern gezählten Synesius, von
sicht. Diese Ein-Uebersicht ist das Resultat dessen, das dem wir mehrere Schriften besitzen. Derselbe wurde zu
Product dessen, dass man alles das, was sich an das Wel- Cyrene geboren, trat 401 zum Christenthum über, und
tenthier knüpft, successiv, das ist in verschiedenen Zeit- wurde 410 Bischof von Ptolemais. Es fragt sich, ob dieser
theilen, entwickelt und durchgenommeu hat. Nachdem Cyrenäer Synesius der Autor der Abhandlung „Ueber
man sich an der Hand der Zeit die res natae entwickelt, Träume“ ist? Die Aldinische Ausgabe der Abhandlung
hat man den ersten Theil des Timaeus, der sich an die fügt den Titel bei o xiyig 2vyeaiov eiyat (faaiy, das
:

res omnes knüpft, als etwas fertiges vor sich liegen. Das ist: angeblich von Synesius. Und wir glauben, <las
also, was sich in Bezug auf die Zeit an die res natae „angeblich“ ist nur zu gerechtfertigt, wenn man sich an die
knüpft, knüpft sich in analoger Relation nicht an die Jahreszahlen hält, wie sie gewöhnlich angegeben werden.
res omnes. Ihnen zufolge ist Proclus 412 p. C. geboren, und dieses
Dem Exponirten gemäss haben wir in dem Passus Et soll auch das Sterbejahr des Synesius sein. Nun wird
sicut res omnes bis adoptione: das Sein (Ewigkeit), das das letztere zwar nicht bestimmt behauptet, als absolut
Werden, die Zeit, welche Plato an das Weltenthier an- zuverlässig wird aber angegeben, dass Synesius 431 bereits
kntipft. todt war. Nun bedenke man, dass die Proklischen ‘Y>io-
Das Anlehnen von Sonne, Mond (und Planeten), von fiyijfiaxa erst das Motiv abgegeben haben zu dem Syne-
Himmel und Erde an das Weltenthier haben wir in der sischen Hegi iyvnytxoy. Wäre nun Synesius selbst erst
dritten Rubrik eo ipso. 431 gestorben, so war damals Proclus 19 Jahr. Vor 19
Das Anlehnen des Menschen an das Weltenthier haben Jahren wird er aber doch nicht seine Platonischen Abhand-
wir in der vierten Rubrik eo ipso. lungen geschrieben haben. Gesetzt nun er habe sie, und
In der vierten Rubrik haben wir in dem et recipit vim in specie seinen Commentar zum Timaeus als 19 jähriger
superiorum et inferiorum auch das Anlehnen der Götter Jüngling geschrieben, dann liegt doch der Autor, der den
an das Weltenthier. Freilich ist mit den superiores und Adyog negi ivvnyiuy schrieb, eine Zeit hinter 431, und
inferiores nur den Göttern des Kopfkreises und des kann also unmöglich Synesius der Cyrenäer sein. Ein
Schwanzes Rechnung getragen, und nicht der Gottheit besonderes Gewicht hat übrigens die Abhandlung Hegt
der Erde. Indessen kann man nachhelfend sagen, das, iyvnyibiy nicht, viel instructiver ist die Erklärung, ‘Eg^j,»;-
worin nicht der Keim der Gottheit liegt, kann sich nicht yela, derselben, welche den Nicephorus zum Autor hat.
zu etwas Göttlichem emporschwiugen. Wenn also der
Bauchkreis theilhaftig werden soll der vis superiorum et Die Einleitungs-Rubrik der
inferiorum in Beziehung zu den Göttern, so muss in ihm Tabula smaragdina in Nenplatouischer
der Keim der Gottheit liegen, denn sonst könnte er nimmer
Auifassnng.
dazu gelangen, sich zur vis superiorum et inferiorum
aufzasehwingen. Damit haben wir aber die Gottheit des Es ist den Anfangs-Passus der Tab. smar.: Verum
für
Bauchkreises. est sine mendacio, certum et verissimiim epochemachend,
Das Anknüpfen des Psychica an das Weltenthier haben und verdient daher in einem Besonder-Abschnitt hervorge-
wir in der fünften Rubrik eo ipso. hoben zu werden, dass er an der Hand des Neuplatonismus
Und 80 haben wir denn die Relation der Tab. smar. zu eine Interpretation erhält, die er früher nicht gehabt. Es
alle dem, was im ersten Theile des Timaeus hervorstechend wird nämlich davon abgebogen , diesen Passus auf die
zur Sprache gebracht wird. Wahrheit des Inhaltes der Tab. smar. zu beziehen, viel-
Endlich haben wir noch ff. zu erwähnen: mehr wird Gott bezogen. Hiermit hängt es denn
er auf
Proclus, der Commentator des Timaeus, stellt sich auf beispielsweis zusammen, dass die Vita Pythagorica des
den Neuplatonischen Standpunct, gemäss dessen der Ti- Jamblichus mit der Anrufung Gottes beginnt.
maeus abscbliesst, wenn die Arcana an die Reihe kommen. Wir haben bei unserer Interpretation des Timaeus da
Dem entsprechend hätten dann seine ‘Ynofxy^fjiccxa da angefangen, wo das, was der Autor sich vorgenommen,
aufzuhören, wo es im Timaeus, P. 47. zu Ende heisst; im Besonderen in seinem Buche abzuhandeln, anfängt, das
ini xavxd vnd xtSy ttvxüv Sie hören aber be- ist P. 2 7. gegen Ende bei den Worten; eaxiy ovy d^ xax"
reits auf P. 44. gegen Ende, wo es heisst; xai xaxä xav- ifi^y d6%ay. Das ist nun keine Willkür unsererseits. Es
xa {(yxav9(t) noQtvOfiiyois dit^ixioy. Das fasst nun ist sachentsprechendes Thun, welches sich von selbst
ein
Synesius in’s Auge, und dem verdanken wir seine Ab- ergiebt, dass man eben beim eaxiy ovy anfängt, wenn man
bandung Aöyos ntgi iyvnyiuy oder Hegt iyvnvimy. das in’s Auge fasst, was Plato sich vorgenommen, im Be-
Ueber Träume, Die Träume, um welche Synesius seine sonderen im Timaeus abzuhandeln. Nun aber fängt der
Neuplatonische Abhandlung sieh drehen lässt, kommen daher, Wortführer Timaeus nicht bei iaxiy ovy zu sprechen an,
dass Plato in der Stelle, die zwischen dem liegt, wo Pro- er beginnt schon früher mit «AA’ ai Ecixgaxeg seine
343 344

Rede, und kommt erst nach einleitenden Worten auf das tation. Dieser astrologischen Interpretation giebt man dann
8GXIV ovv. Die Hauptsache, um welche sich diese einlei- die äussere Form der ersten Redaction, lässt die Glieder
tenden Worte drehen, ist eine Anrufung der Götter und der astrologischen Interpretation die Glieder der ersten
Göttinnen. Indem nun die Neuplatoniker das in’s Auge Redaction decken, dann hat man die erste Redaction in
fassen, was sich Plato vorgenommen, im Besonderen im astrologischer Form, man hat dann die erste Redaction in
Timaeus abzuhandeln, beginnen sie nicht da, wo dasselbe einer Form, die dem Missverständniss vorbeugt, als wolle
in der That anfängt, sondern da, wo der Wortführer Ti- man durch sie die zweite resp. dritte Redaction verdrängen.
maeus seine Rede beginnt. Damit haben sie denn am Zugleich hat man aber auch die Arcana mit der Astronomie
Anfänge des eigentlichen Timaeus die Anrufung der Gott- resp. Astrologie in Verbindung gesetzt.
heit, und das übertragen sie auf die Tab. smar. So kommt Die Interpretation nun der ersten Redaction der Tab.
denn heraus, dass der Anfang der Tab. smar. sich mit smar. in diesem Sinne ist ff.
der Gottheit befasst. Im Sinne einer solchen Auffassung Erste Rubrik.
ist das, was verum sine mendacio, certum et verissimum
ist, das Numen Dei. Also haben wir in strict Neupla- Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad
tonischer Auffassung nicht: das, was die Tab. smar. bietet, perpetranda miracula rei unius.

ist wahr ohne Lüge, gewiss und sehr wahr, sondern: die Man nimmt an, res un£u=:Coelum, Himmel ohne Sonne
Gottheit ist wahr, ohne Lüge, gewiss und sehr wahr. Mond und Sterne. Diesen Himmel lässt man in zwei Theile
Wir weisen bei dieser Gelegenheit in Bezug auf die zerfallen, in den Theil, welcher sich mehr um das Zenith be-
Drei-Einigkeits-Interpretation der Tab. smar. darauf hin, findet, und in den Theil, welcher sich mehr an den Horizont
dass, wenn man die Einleitungs-Rubrik nach der Drei reiht. Der erste Theil repräsentirt das superius, der letzte
zählt — verum und verissimum als gleiches Grundwort das inferius, indem der erste über dem letzten, der letzte
Eins, sine mendacio : Zwei, certum : Drei ; oder auch verum unter dem ersten ist. Also: Der obere Theil des Himmels,
sine mendacio: Eins, certum: Zwei, verissimum: Drei
— des Firmaments, dient, wie der untere Theil dazu, um
dass man dann im Anlehnen an die Gottheit bei freier die Wunder des Coelum, ovQards, zu Stande zu bringen.
Uebersetzung erhält: Im Namen des Vaters, des Sohnes
Zweite Rubrik.
und des heiligen Geistes !

Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter magno


cum ingenio. Ascendit a terra in coelum, iterumque de-
Die Tabula Memphitica.
scendit in terram, et recipit vim superiorum et inferiorum.
Wir kommen wieder zu den Anhängern der metaphy- Wie es sich in der ersten Rubrik um das Firmament,
sischen Interpretation der Tab. smar. Wir wissen, dass Coelum, ovQctydf, handelt, so handelt es sich hier um
dies die „Aristoteliker'“ sind, entgegen den „Platonikern.“ Sonne, Mond und Sterne , welche collectiv als Astrum,
Es wäre nun sehr verkehrt, wenn man glauben wollte, äßTQOv, gefasst werden.
die Aristoteliker hätten den Platonikern mit einem gewissen Der Collectiv-Begriff Astrum zersplittert sich dann in
Fanatismus gegenüber gestanden. Ach nein, die An- die Separal-Begrifife: Sonne, Mond, Fixsterne, Planeten.
hänger der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. Terra, ignis, subtile, spissum knüpfen sich an die spe-
waren sehr tolerante Leute; die verleugneten ihren Ur- cielle Auffassung des Astrum, indem ist:
sprung nicht, welcher Ursprung eben die Toleranz war. =
terra Mond,
Dem Plato standen diese Aristoteliker nicht gerade feind- ignis = Sonne,
lich gegenüber, sondern sie sagten blos, dies und jenes subtile= Fixsternen,
von dem Manne könen wir nicht gebrauchen, denn dass wir spissum = Planeten.
es nicht gebrauchen können, das ist ja gerade unser Stand- Die Sonne ist ignis als Hauptweltenfeuer. Der Mond ist
punct. Das verhinderte sie aber nicht, den Plato in dem deswegen terra, weil „er giebt Zeichen, Feste, Tage und
zu ehren und zu achten, was ihnen nahe lag, das ist in Jahre“ (1. Buch Mosis, Cap. 1, Vers 14), womit er eine
seiner Lehre von den Arcanen Auf die Weise erklärt es besondere Relation zu der Erde, die wir bewohnen, hat.
sich denn leicht, dass wir auf einmal bei den Anhängern Der Planet ist dem feineren Fixsterne, subtile, gegenüber,
der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. die astro- ein spissum.
logischeRichtung vertreten finden, Diese Richtung findet Also Separabis etc. Mache trennend einen Unterschied
:

ihren Wurzelpunct in der magischen Interpretation der zwischen Mond, Sonne, Fixsternen, Planeten.
Tab. smar. Die Astrologie, welche sich in ihr mit der Ar- Das suaviter magno cum ingenio weist namentlich auf
canologie verbunden findet, diese Astrologie, sagten die den Mond hin, dessen Auffassung als terra etwas weiter
Anhänger der metaphysischen Interpretation der Tab. smar., liegt.
liegt auch uns so fern nicht. Den Plato in seiner Arca- Nachdem nun Zersplitterung des Astrum in seine
die
nologie erkennen wir an. Thun wir aber das, so können Theile absolvirt wird das Astrum collectiv in’s Auge
ist,
wir auch einen Schritt weiter gehen, und vor Augen habend, gefasst, und von ihm gesagt:
dass die Platonischen 7 Arcana sich an den Schwanz des Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram.
Weltenthieres knüpfen, welcher Schwanz auf der anderen Das ascendere bezieht sich auf das Aufgehen des Astrum |

Seite .auch Sonne, Mond und Sterne repräsentirt. das vor (Sonne, Mond, Sterne), das descendere bezieht sich auf dessen
Augen habend, können wir an die Arcana auch Sonne, Untergehen. Also das Astrum geht auf und ab, wird da-
Mond und Sterne knüpfen, und damit haben wir denn durch zu einem superius und inferius, zu einem üv(o und
eine mit der Arcanologie Hand in Hand gehende Astro- xacTO), in ähnlicher Beziehung wie das Coelum, welches
nomie, welche sich, mystisch gefasst, zur Astrologie exten- sich auch in das äro) und xßzw zersplittert. Nicht aber
dirt, wie sich die pfpuffOTioit'«, mystisch gefasst, zur mysti- dasselbe Verhältniss hat statt beim ougarög wie beim
schen Goldmacherkunst extendirt. So weit gekommen, ging äaxQOv. Denn das coelum ist in dem aym und xärw der-
man einen Schritt weiter ,
entwickelte
eine neue Idee. artig situirt, dass das, was avoi und xä-iM ist, auch äym
Durch die zweite resp. Redaction der Tab. smar.,
dritte und xazu) bleibt. Die Gegend um das Zenith ist äyat und
sagte man, ist die erste Redaction so weit gekommen, bleibt ßV<u. Die Gegend um den Horizont ist xclro) und
dass sie nahe daran ist, in Vergessenheit zu gerathen. Ein bleibt xetToj. Dagegen beim Astrum ist das äyoj und xäru)
solches Schicksal verdient sie aber nicht, im Gegentheil, dem Wechsel unterworfen, bald ist das Astrum ein äyw,
diese erste Redaction verdient wohl einmal wieder in den bald ein xarto. Ein ccyco ist es, wenn es aufgeht, ein xdico i

Vordergrund geschoben zu werden. Wie soll das aber ge- ist es, wenn es abgeht. Und in der Beziehung:
schehen ? Soll man sie über die zweite, resp. dritte Re- recipit (Astrum) vim superiorum et inferiorum,
daction hinüber den Alchemisten mit Emphase reichen? erhält das Astrum die Macht reSy dyco xal twy xdto),
Das geht nicht, das würde so aussehen, als wolle man wobei der Nachdruck auf das xai, und, zu legen ist. Das
diesen beiden Redactionen Schach bieten, als wolle man sie Astrum erhält die Macht des uym und des xäxm. '

der ersten Redaction zu Liebe in den Hintergrund drängen. Streng uns an den Collectivbegriff Astrum haltend, kämen >

Und da ist denn die Astronomie resp. Astrologie dazu wir nun, entsprechend dem Passus von so eben das Astrum :

angethan, ein Mittel zu bieten, um zum Zwecke zu ge- erhält die Macht des uvay und des xario, mit einem: et
langen. Nämlich man nimmt die erste Redaction der Tab. recipit vim TO n aya> xcci tov xäuo aus. Es wird aber, im l,
smar. vor, und knüpft an sie eine astrologische Interpre- Anlehnen an das Separabis, das Astrum in seine Theile ]
:

345 346

zersplittert gedacht, und auf die Weise kommt dann her- magno cum ingenio. Ascendit a terra in coelum, iterumque
aus, da sowohl Sonne, als Mond, als Fixsterne, als Pla- descendit in terram, et recipit vim superiorum et inferio-
neten, jedes für sich aufgeht und abgeht, tÜv av(o und rum bietet uns, wie wir in der obigen Interpretation der
;
T(üv xuTb). Dass aber auf eintnal xom Astrum collectix Tab. smar. gesehen, das aggor ävu) und aggoy xdico,
zu den einzelnen Theilen dieses Astrum, zu den Astris, Astrum supra und Astrum infra, oder in dem Uebersprin-
gesprungen wird, kann nichts auffallendes haben. Dieser gen vom Singular zum Plural —
welches das recipit vim
Sprung ist ja eben durch die Classificirung des Astrum an der superiorum et inferiorum und die totius fortitudinis forti-
Hand des Separabis etc. vorbereitet. tudo fortis rechtfertigt — die txgga ayco und ägga
xaTM, Astra supra und Astra infra. Dies uns dort Ge-
Dritte Rubrik. botene wird nun kurzweg hierhin gesetzt, und bildet die
Sic habebis gloriam totius mundi, ideo fuglet a te omnis zweite Zeile der Tabula Memphitica.
obscuritas. So haben wir also die beiden ersten Zeilen der Tabula
Weil die Himmel die gloria Dei erzählen (Psalm 19), Memphitica. Sie stehen absolut da, und wir wissen vor-
deswegen gestaltet sich die gloria totius mundi zum Him- läufig noch nicht, was wir mit dem, was sie bringen, was
mel, Coelum. wir mit diesem Himmel oben iind unten, Gestirnen oben
Also: Auf die Weise, dass ich dir das bringe, was vor- und unten anfangen sollen. Das lernen wir nun in der
liegt, hast du, indem dich die obsuritas flieht, die obscu- vierten Zeile, welche besagt, man solle das nehmen, rfnd
ritas, in der ersten Redaction der Tab. smar. blos die glücklich sein. Diese vierte Zeile entspricht, wie die erste
Aroana finden zu wollen, und nicht auch die Astrologica, Zeile der ersten Rubrik der ersten Redaction der Tab.
hast du, dich an die erste Rubrik haltend, das Coelum. smar. entspricht wie die zweite Zeile der zweiten
,

Rubrik der ersten Eedaction der Tab. smar. entspricht,


Vierte Rubrik. entspricht, sagen wir, der vierten Rubrik der ersten
Eedaction der Tab. smar., das ist dem Haec est totius
Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet
omnemque solidam fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet omnem rem sub-
I omnem rem subtilem, penetrabit.
tilem, omnemque solidam penetrabit. Sie müsste also,
Wie sich die gloria auf das Coelum bezieht, so bezieht
anlehnend an die obige Interpretation, den Hinweis auf
sich die fortitudo auf das Astrum.
I
die zweite Rubrik bringen. Das thut nun die vierte Zeile
Haec est fortitudo. Wie die erste Rubrik in der gloria
der Tabula Memphitica aber nicht. Sie lehnt sich vielmehr
gegeben ist, so ist die zweite Rubrik in der fortitudo ge-
mit ihrem Sinne an den Sinn, welchen die vierte Ru-
!

geben.
brik in der ersten Eedaction der Tab. smar. hat. In die-
Was den Nachsatz quia etc. betrifft, so wird auf den
ser ersten Eedaction der Tab. smar. ist die vierte Rubrik
Passus Separabis terram ab igne, subtile a spisso reflectirt.
die jiathologische Rubrik, es wird in ihr auf die Anwen-
Was dort subtile und spissum war, wird hier omnis res
dung der Arcana am Krankenbette verwiesen. Aehnliches
subtilis genannt, was dort terra und ignis war, wird hier
omnis terra oder vielmehr omnis res solida genannt. Es
geschieht nun auch hier. Mau kann nun aber wohl da,
wo, wie in der ersten Eedaction der Tab. smar., von den
handelt sich also um eine mehr Index-artige Auffassung
Arcanis die Rede war, auf ihre Anwendung am Kranken-
der Worte subtile und terra (solidum). Wenn hier also
bette liinweisen, man kann aber nicht da, wo, wie hier,
steht: quia vincet omnem rem subtilem, omnemque soli-
von Hiimnel und Gestirnen die Rede war, auf die Anwen-
dam penetrabit, so heisst das: quia vincet subtile et spis-
dung dieser am Krankenbette hinweisen. Man kann aber
sum, et terram et ignem penetrabit. Weil nun subtile,
ein Analogon statt finden lassen, und das besteht darin,
spissum, terra, ignis sind Fixsterne, Planeten, Mond, Sonne,
dass man, wie man dort auf die Verwerthung der
:

und weil vincere und penetrare auf ein ‘y.QaxtZr hinaus-


Arcana lossteuerte, dass man so hier auf die Verwerthung
kommt, so haben wir in dem quia vincet etc.: quia do-
von Himmel und Gestirnen, das ist der Astronomien, los-
minabitur in solem, lunam, stellas fixas et errantes.
steuert. Diese letztere Verwerthung besteht nun darin,
Die fortitudo zälilt nach der Vier.
Also Haec est fortitudo Hier hast du die fortitudo, das
dass man sie zum Zwecke der Astrologie ausbeutet.
das geschieht hier, wenn es heisst: Das nimm und
:

Astrum. Es handelt sich aber nicht um eine fortitudo,


Und
sei glücklich, das ist, nimm dir die betreffenden Astrono-
sondern um eine totius fortitudinis fortitudo fortis, um
eine vierfache fortitudo, weil die fortitudo Sonne, Mond,
mie a, und treibe Astrologie mit ihnen. M
ir wünschen dir

aber, dass du, indem du deine Constellationen heraus ar-


Planeten und Fixsterne beherrscht. Du hast also in der
beitest, glückliche Constellationen heransbekommst, und
zweiten Rubrik, trotzdem, dass es singulariter heisst as- :

keine unglückliche. Wir haben hier also einen Sp-ung


cendit et descendit, pluraliter ascendunt und descendunt.
:
von der Astronomie zur Astrologie.
Generell bezieht sich die zweite Rubrik zwar auf das
aaxQOv, speciell aber auf die aazgcc.
Nun bleibt uns noch die dritte Zeile der Tabula Mem
pldtica übrig. Sie lehnt, wie die erste Zeile an die erste
Diese Interpretation der ersten Eedaction der Tab. smar.
Rubrik der Tab. smar., die zweite Zeile an die zweite
wird nun der Tabula Memphitica untergelegt. Die
Rubrik der Tab. smar., die 'derte Zeile an die vierte Ru-
Tabula Memphitica lautet
brik der Tab. smar. anlehnt, selbstredend an die dritte
OYP^NO. J[N£l. OYPANO. KJTSl. Rubrik der Tab. smar. an, das ist, sie lehnt an das Sic :

AZTEPA. AN£L. AZTEPA. KATEL. habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiet a te omnis ob-
HAN. ANEI. nAN. TEIYTO. KATEl. scuritas. Demgemäss müsste sie, anlehnend an die obige
TAYTA. AABE. KAI. EYTYXE. Interpretation, einen Hinweis auf die erste Rubrik bringen.

NB. Das geschieht nun abermals nicht, wie es auch in Bezug


ovQuvo steht statt ovQavös. «gsp« statt aggce.
auf die vierte Zeile der Tab. Memphitica gegenüber der
>
Lateinisch: Coelum supra, Coelum infra, vierten Rnbrik nicht geschehen ist. Vielmehr wird folgende
Astra supra, Astra infra, Diversion gemacht. Wenn die dritte Zeile gar nicht in
Omne supra, omne hoc infra — der Tabula Memphitica stände, so bliebe der Siim der
Haec sume et sis felixl Tabula Memphitica doch derselbe. Man kann sie also
nehmen, und man kann sie fallen lassen. Das ist aber
Deutsch: Himmel oben, Himmel unten,
eine ähnliche Situation, wie mit der dritten Rubrik der
Gestirne oben, Gestirne unten.
ersten Eedaction der Tab. smar. Man kann sie als dritte
Alles „Oben“, alles dies „Unten“ — Rubrik nehmen, nun dann hat man sie. Man kann sie
Das nimm und sei glücklich!
aber auch in die Theile Sic habebis gloriam totius mundi
Das Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, und Ideo fugiet a te omnis obscuritas zersplittern, den
ad perpetranda miracula rei unius bietet uns, wie wir in ersten Theil zur zweiten, den zweiten Theil zur vierten
der obigen Interpretation der Tab. smar. gesehen, den Rubrik hinüberziehen, dann hat man sie nicht, und es
ovQavdg uvta und ovqavdg xcctü), das Coelnm supra und kommen nur drei Rubriken heraus. Die dritte Zeile der
Coelum infra. Dies uns dort Gebotene wird nun kurzweg Tabula Memphitica und die dritte Rubrik der Tab. smar.
hierhin gesetzt, und bildet die erste Zeile der Tabula decken sich also derartig, dass beide nach Belieben ge-
Memphitica. nommen oder gestrichen werden können, und in der Be-
Das Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter ziehung ist die Relation der dritten Zeile der Tabula
n

347 348

Memphitica zm- dritten Rubrik der ersten Eedaction der riae flavum factum, et tinget. Natura enim natura
Tab. smar. da. gaudet.
Wie wir also gesehen, haben wir in der Tabula Mem- Pyritem rege, donec fiat incombustibilis abjiciens
phitica eine Tabula, welche sich in der äusseren Form der nigredinem, rege autem muriam vel urina incorrupta,
ersten Eedaction der Tab. smar. anschmiegt. Bei der vel aqua maris, vel oxymelite, vel ut scis, donec fiat ut
auri ramentum incombustibile, et si fiet, misce cum eo sul-
Tabula Memphitica handelt es sich um vier Zeilen, bei der
Tab. smar. um vier Rubriken. Und indem dann Zeilen phur ignem non expertum, vel alumen flavum, vel ochram 1

und Rubriken als Glieder gegenüberstehen, deckt, wie wir Atticam, vel ut scis, et adjice Lunam per solem per auri
|
das ebenfalls gesehen, der Reihenfolge nach ein Glied das conchylium. Natura enim naturam vincit. I
andere. Damit entspricht denn die Tabula Memphi- Claudianum capiens, facias marmor, ut moris est, donec I
tica dem Zweck, auf den sie lossteuert, den Alchemisten flavum fiat. Flavum reddas non lapidem inquam, sed id, I
auf’s Neue die erste Eedaction der Tab. smar. zu bieten, quod est ex lapide. Flavum vero reddes per alumen ustum, I
in einer Form zu bieten, durch welche der Standpunct sulphure, vel arsenico, vel sandaracha, vel calce, vel ut
der zweiten resp. dritten Eedaction der Tab. smar. nicht scis: et si apposueris Lunam, facias Solcm, si vero Solem, j

weiter alterirt wird. Zugleich aber werden uns in der facias auri conchilium. Natura enim naturam vincens
Tabula Memphitica die Arcana in astronomischer resp. retinet.
jj

astrologischer Form
geboten. Und so weiter. I

Dass es sich bei der Tabula Memphitica um eine zu Diese ewigen Refrains sollen nun gar nichts anderes
]

Memphis gefundene Tempelinschrift handelt, ist natürlich bezwecken, als dem Leser immer und immer wieder das J

eine Mystification. Tabula Memphitica ist nichts anderes, Natura natura gaudet etc. in’s Gedächtniss zu rufen. }

als Tabula Aegyptia oder! Kbemica, bekanntlich ein Dem Demokrit ist es eben weniger darum zu thun, den '

Titel der Tabula smaragdina überhaupt. Weil nun der Inhalt seiner Abhandlung zu bringen, als die Tabula De-
Titel „Aegyptisch“ bereits besetzt ist, und man dem vor- mocritica dem Leser vorzuführen.
liegenden ^hriftstücke, um die Confundirung zu vermeiden, Der Inhalt der Abhandlung steht auf dem Boden der
einen Besonder - Titel geben will, so lässt man Aegypten methaphysischen Interpretation der Tab. smar., dreht sich
überhaupt fallen,und nimmt statt seiner die Aegyptische um das, was jene lehrt, die Auffassung des Mercur als
Stadt Memphis. Auf die Weise wird denn aus der Tabula Mercur, als Hydrarg. oxyd. rubr., als Gold, die Auffassung . |

Aegyptia eine Tabula Memphitica. der Arcana als Mercur und Gold, die Darstellung des [I

Hydrarg. oxyd. rubr. u. s. w. Das Charakteristischeste an Q

Die Tabnla Democritica. ihr sind die mannigfachen Namen, welche dem Quecksilber
gegeben werden, wie das der Leser bereits aus dem so
Wir besitzen von Demokrit, einem Alchemisten, wel- eben gebrachten Bruchstücke ersehen kann. Hierin ist
cher in die zweite Alexandrinische Periode fällt, eine Schrift, Demokrit der Vorläufer für die spätere Alchemie, in der
welche heisst: ‘Pvaixd xal (ivattxd. Im Drucke existirt die verschiedenen Bezeichnungen für das Quecksilber zu
von ihr nur eine Lateinische Uebersetzung: De rebus na- einer enormen Höhe anwacbsen. Wir haben uns dieser t

turalibus et mysticis. Diese Schrift fängt mit einem Pas- Namen wegen der Uebersetzung des oben gebrachten ,

sus an, welchen wir die Tabula Democritica nennen wol- Bruchstückes überhoben. Wir würden ja doch nur der
len, und welcher lautet Hauptsache nach ein Namen-Register im Deutschen wie
im Lateinischen haben. Die paar Vocabeln, welche zwi-
7f (fvaig rp (pv(S£t liQUitai, schen den Namen stehen, lohnen nicht der Uebersetzung,
‘H (fivaif rijv tpvaiv vixa, In dem dritten Passus, den wir gebracht, sind urina in- i

'H ipitaie rijv <fvaiy xQazft. corrupta, aqua maris, oxymel natürlich Namen für Aci- i

Lateinisch: Natura natura gaudet, dum nitricum.


Natura naturam vincit. Wie gesagt, ist es dem Demokrit weniger darum zu
Natura in naturam dominatur. thtm, uns den eigentlichen Inhalt seiner Abhandlung zu
bringen, als vielmehr darum, uns die Tab. Democritica
Die Lateinische Uebersetzung, welche wir so eben vorzuführen. Diese Tab. Democritica reiht sich an die
angeführt, hat pro tertio: Natura naturam retinet, was Tab. Memphitica, steht ihr gegenüber. Wie die Tab.
nicht wortgetreu ist. Indessen bringen die meisten Abend- Memphitica, welche der Tab. Democritica vorangeht, die
länder, welche die Tabula Democritica citiren, den dritten erste Eedaction der Tab. smar. zur Basis hat, so hat die
Passus als: Natura naturam retinet (so z. B, die Turba Tab. Democritica die dritte Eedaction der Tab. smar. zur
philosophorum u. s. w.) Basis. WiU man, sich ganz auf den Allgemein-Standpunct
stellend, die Tab. Democritica aus der Tab. MempMtica
Deutsch: Die Natur freut sich der Natur,
Die Natur besiegt die Natiu-, hervorgehen lassen, so streicht man an dieser, der Tab.
Die Natur beherrscht die Natur. Memphitica, die dritte Zeile, wie das ja ln unserem Be-
lieben steht, und erhält so auf beiden Seiten eine drei-
Wie gesagt, mit diesem Passus, mit diesen drei Sätzen, zeilige Tabula.
welche wir die Tabula Democritica nennen wollen, fängt Bei der Tab- Memphitica hatten wir einen doppelten
die betreffende Schrift des Demokrit an, und nachdem Gesichtspunct 1) Vo^hren der ersten Eedaction der Tab.
:

^es geschehen, wird in der Schrift selbst, wo dieser und smar., 2) die Astronomica oder Astrologica. Von diesen
jener Passus beendet ist, als Refrain hinzugefügt, entwe- wissen wir, dass bei ihnen auf Plato recurrirt wird, wir
der: >i (fjvnif Tj (phoii zäQTiSTai, oder: ^ (pvoig ipv~ haben also in ihnen in anderer Auffassung: das Recurri-
ciy oder: >} (fvaie xijy <fvaiy XQuxtl. Diese Re- riren auf Plato.
frainslaufen durch die Schrift durch. Z. B. es heisst: Ganz so haben wir in der Tab, Democritica einen dop-
Capiens Mercunum, infige corpori magnesiae, vel corpori pelten Gesichtspunct: 1) Vorführen der dritten Eedaction
Italic! stimmi, vel sulphuris ignem non experti, vel spu- der Tab. smar. (nämlich im Sinne der metaphysischen In-
mae argenti,vel calci vivae, vel aluniini ex Meie, vel terpretation der Tab. smar.), 2) das Recurriren auf Plato.
arsenico, vel ut scis, et conjice terram albam Veneris, et Den zweiten Gesichtspunct der Tab. Democritica, das
habebis Venerem claram, flavam vero conjice Lunam et Recurriren auf Plato, wollen wir zunächst In’s Auge
habebis aurum et erit chrysocollum in corpus redactum. fassen.
Idem etiam facit arsenicum flavum et sandaracha praepa- Wie wir wissen (vergl. siebente Rubrik der metaphy-
rata et cinnabrium valde contusum aes autem splendidum
; sischen Interpretation der Tab. smar.), huldigen die Alex-
ßolum argentura vivum facit. Natura enim naturam andriner vor der metaphysischen Interpretation der Tab.
vincit. smar. der Physik, und dem gegenüber huldigen die An-
Marchasitam (Pyritem Graece) argenteam, quam etiam hänger der metaphysischen Interpretation der Tab. smar.
sideritem vocant, rege, et fac ex more, ut solvi ,'possit. der Metaphysik. Diesen letzteren gegenüber verfolgt nun
Fluet autem vel per aurum, vel album lithargyrium, vel Philo die Bahn der Physik in seiner Weise weiter, indem
in Italico stimmi, et expurga cum plumbo, non simpliciter er sich an die xpvate dyS-Q(U7iov hält. Das verhindert
inquam, ne aberres, sed eo, quod est a scissili et lithar- aber nicht, dass die Physik ganz in alter Weise sich
gyrio nigro nostro, vel ut scis, et coque et conjice mate- wieder Bahn bricht, wie dafür namentlich die Platonische
3491 350

• Interpretation der Tab. smar. ein Zeugniss abgiebt. Wir oder Gold gefasst wird, und dieser TheU sich zum Herrn des
haben also das Gegeniiberstehen der Neuplatoniker und ganzen Arcani aufwirft, so dass wir also die Arcana nach
der Anhänger der metaphysischen Interpretation der Tab. der einen Auffassung als Gold, nach der anderen Auf-
I

smar., oder wie wir sie auch nennen können, der Aristo- fassung als Mercur haben. Nun, die Situation mit dem
I
B teliker, darin in Bausch und Bogen gezeichnet, dass die Mercur in dieserBeziehung haben wir ja gerade in dem
•'
ersteren der Physik huldigen, die letzteren der Metaphysik. betreffenden Passus Haco est totius fortitudinis etc. Die
,,
Platoniker sein, heisst mit anderen Worten Physiker sein, Situation mit dem Gold in der genannten Beziehung haben
.! AristoteUker sein, heisst mit anderen Worten Metaphysiker wir in diesem Passus zwar streng genommen nicht, denn
sein. Demokrit calculirt nun ff. So lange wir Anhänger den Goldstandpunct bezeichnet die gloria, nicht aber die
i
der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. ganz im fortitudo. Indessen man bedenke, dass wir gar nicht
I Allgemeinen, den Toleranz-Standpuuct einnehmend, sagten, wüssten, was wir mit der gloria anfangen sollten, wenn
wir haben Plato gegenüber weiter keinen Intoleranz- Stand- wir nicht bei Sic habebis gloriam supplirten: quia vincet
I
punct; dem, was wir von dem Manne gebrauchen können, omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit. Also
das ist, seiner Arcanen-Lehre, kehren wir weiter nicht den den Hauptlebensfaden erhält die gloria aus dem Fortitudo-
Kücken, das, dem wir den Rücken kehren, ist das, was Passus, und daher kann man wohl sagen, wenn man die
wir nicht gebrauchen können, weil wir, ihm Rechnung fortitudo hat, so hat man auch die gloria. Hierzu kommt,
tragend, uns selbst negiren würden, so lange wir so spra- dass, wie wir oben gesagt, sich dem Fortitudo-Passus der
chen, sagt Demokrit, nahmen wir einen Allgemeinstand- Hinweis auf den Hermes trismegistus anschmiegen soll,
puuct ein, mit dem Jeder in specie es halten konnte, wie auf dass aus dieser Rubrik die metaphysische Interpre-
er wollte. Jetzt aber, sagt er, nachdem die Sache so weit tation der Tab. smar. in nuce hervorgehe. In dem Hermes
gekommen, dass das Recurriren auf Plato durch die Tab. trismegistus aber haben wir den Drei-Standpunct Hydrar-
:

Memphitica, wenn gerade auch nicht kanonisch geworden gyrum oxydatum rubrum, Quecksilber, Gold. Nun damit
ist, so doch durch die Allgemein-Annahme dieser Tabula ist gezeichnet, dass wir, wenn wir den Mercur haben,
einen Stempel erhalten hat, der so halb-kanonisch ist, auch das Gold haben. Sollte dieser Hinweis nicht auf das
jetzt kann Keiner mehr der Sache aus dem Wege gehen, Gold deuten, auf den Gloria-Standpunct, sollte er nicht
jetzt ist Plato legalisirt worden, das heisst mit anderen darauf deuten, dass wir da, wo wir den Mercur haben,
Worten, die Metaphysik hat in die Physik hinübergegrif- auch das Gold haben, dass wir da, wo wir den Fortitudo-
;
fen, die Metaphysiker sind nicht strenge mehr Metaphysi- Standpunct haben, auch den Gloria-Standpunct haben,
ker, sie sind halb Methaphysiker, halb Physiker. Und wozu brauchten wir denn neben dem Passus Haec est
dem, sagt Demokrit, muss strict ein Ausdruck gegeben totius fortitudinis etc. auch noch auf den Hermes tris-
werden, damit diejenigen, welche etwa noch den alten megistus zu reflectiren?
Standpunct einnehmen, kraft dessen sie sagen, nun, wir Indem wir uns nun an den Passus Haec est totius for-
sind gerade nicht intolerant gegen Plato, mag der, dem titudinis etc. mit Berücksichtigung des Hermes trisme-
seine Arcanen-Lehre gefällt, daraus nehmen, was er will, gistus halten, indem wir auf Grund dessen, mit der for-
kraft dessen sie das so ganz im Allgemeinen sagen, ohne titudo zugleich die gloria haben, fällt die achte Rubrik,
sich inviduell irgend eine Fessel anzulegen, damit diese sie wird absorbirt. Sie soll uns ja darauf verweisen, dass
ihren stricten Standpunct angewiesen bekommen. Ich, das, was von der fortitudo gilt, auch von der gloria gplt,
I
Demokrit, aber gebe der Sache strict einen Ausdruck in sie soll uns auf die XQ^donoiia verweisen. Das aber haben
der Tab. Democritica. In diesem Sinne ist nun die Inter- wir bereits, wenn wir uns auf den obigen Standpunct
pretation der Tab. Democritica ff. stellen. Also die achte Rubrik wird absorbirt.
Erste Zeile: "Htpvais xy (fvaei xignexat. Die erste Ebenso wird, wenn wir uns an den Passus Haec est
Physis ist die Physik der Aristoteliker, die zweite die totius fortitudinis etc. mit Berücksichtigung des Hermes
der Platoniker. Eine freut sich der anderen, die beider- trismegistus halten, die zweite Rubrik absorbirt. Denn
seitigen (fwasis näheren sich. Indem man Metaphysiker in ihr handelt es sich um das Hydrargyrum oxydatum
ist, wendet man darum noch nicht der Physik den Rücken. rubrum. Das aber haben wir im Hermes trismegistus,
Zweite Zeile: ‘H (fvaig xijy (pvaxy Indemaber dessen Drei-Standpunct uns ja Quecksilber, Gold und
der Standpunct von so eben statt hat, geben die Aristo- Hydrargyrum oxydatum rubrum bietet. Hierzu
teliker ihren Standpunct nicht auf. Toleranz gegen Plato, kommt noch, dass ,
wenn wir den Hermes trismegistus
und sich absorbiren lassen von Plato sind noch zwei haben, dass wir dann vorab einmal den Hermes haben,
verschiedene Dinge. Das letztere zu thun, dazu haben das ist den Hermes unicus, und dieser extendirt sich erst,
i
die Aristoteliker keine Lust. Ihre Metaphysik ist und nachdem wir ihn haben, zum trismegpstus. Damit bietet
bleibt ihnen die Hauptsache. Sie lassen der Physik Ge- uns das Anlehnen an den Hermes trismegistus zugleich den
1
rechtigkeit wiederfahren, geben ihr aber einen subordinirten Hermes unicus. Dieser aber reiht sich sehr naheliegend
Standpunct. Die Metaphysik siegt über die Physik, die an die res una, welche =
Hydrarg. oxyd. rubr.
Physik der Aristoteliker siegt über die der Platoniker. Ebenso wird die dritte Rubrik Pater ejus est Sol etc.
Dritte Zeile:'Hly, vaxe xijy (fvaiy XQuist. Diese Zeile absorbirt. Denn diese Rubrik verweist uns darauf, wie
könnte beim gegenwärtigen Gesichtspunct der Tab. Der sieh das Hydrarg. oxyd. rubr. zu Quecksilber überhaupt
mocritica, welcher das Recurriren auf Plato in’s Auge einerseits, und zu Gold andererseits extendirt. Nun, dieses
fasst, fallen. Denn wenn die (pvaig der (pvatg gegenüber Hinweises bedarf es weiter nicht, wenn wir uns von vom
einmal gesiegt hat, so braucht der Platonischen Physik herein auf den Standpunct stellen, wir haben das Queck-
gerade doch nicht in dem XQaxsty der Fass auf den silber iin Allgemeinen, wir haben das Gold.
Nacken gesetzt zu werden, das stumpft das xtQnea&at Der vierten Rubrik Pater omnis telesmi etc. brauchen wir
der ersten Zeile ein wenig sehr ab. Indessen die Sache von dem Standpuncte aus, auf den wir uns hier stellen,
lässt sich nicht anders machen. Denn die Tab. Democri- weiter unsere Aufmerksamkeit nicht zu widmen. Es han-
i
tica hat nicht nur die Mission, auf Plato zu recurriren, delt sich ja nicht darum, dass wir, indem wir den Passus
sondern auch die, uns die metaphysische Interpretation Haec est totius fortitudinis etc. mit dem Hinblick auf den
der Tab. smar. vorzufübren, und indem sie das letztere Hermes trismegistus haben, dass wir dann Schritt vor
thut, kann das 'Jf (fvaig rijy (pvaiy xgaxet nicht um- Schritt den Wortlaut der ganzen Tab. smar. haben, son-
gangen werden dern darum handelt es sich, dass das alchemistische Pro-
Fassen wir nun den ersten Gesichtspunct der Tab. De- blem, welches in der metaphysischen Interpretation der
mocritica, das Vorführen der metaphysischen Tab. smar. vertreten ist, sich in dem Passus Haec est
Interpretation der Tab. smar., in’s Auge. totius fortitudinis etc., an den sich der Hinweis auf den
Haben wir von der Tab. smar. den Passus Haec est Hermes trismegistus knüpft, concentrirt. Mit einem sol-
totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet omnem rem chen alchemistischen Problem aber, wenn es in seine
subtilem, omnemque solidam penetrabit — pro primo, engsten Gränzen gedrängt wird, und bei einer Auffassung
und schmiegt sich dem pro secundo der Hinweis auf den in nuce handelt es sich ja eben um ein Drängen in die
Hermes trismegistus an, so haben wir damit die Tab. smar. engsten Gränzen, mit einem solchen Problem hat die Dar-
in der metaphysischen Interpretation in nuce. Denn diese stellung des Hydrarg. oxyd. rubr. weiter nichts zu thun.
, Interpretation kommt ja darauf hinaus, dass die Arcana Dass es nun auch bei einer solchen in nuce-Fassung
in zwei Theile zerfallen, dass ein Theil davon als Mercur der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. weiter
851 352

nicht anf die erste Rubrik, die Einleitung, nicht auf die durch gedeckt, dass die Septuaginta im Vers 14 des Psalm 19
sechste Rubrik, den Index, ankommt, versteht sich von haben: xcci dnö (xXloxgtioy (peiaai xov ifovXov aov. läy
selbst. Diese gehen also den Weg, welche die Darstel- piij (lov xaxaxvgiivaioat, xoxs äpiiopiog taopicii, xui
lung des Hydrarg. oxyd. rubr. geht. xctd-agiad-rjaopiixi 'and ‘apiagxiag] puyäkrjg. Also die
Es hat also das statt, was wir oben sagten, dass wenn Septuaginta haben nicht xgaxfiy, sondern xaxaxvgifvfiy.
wir den Passus haben Haec est totius fortitudinis etc., Daran kann sich nun Demokrit halten, und sagen, nicht
:

wenn wir mit ihm den Hermes trismegistus (siebente Ru- yixäy -P X = xgaxfiy, sondern vielmehr yixäy -p x
brik) Hand in Hand gehen lassen, dass wir dann die Tab. = xaxaxvgifvfiy. Ich setze nun an die Stelle des x
smar. in der metaphysischen Interpretation in nuce haben. das xgaxfiy. Damit trete ich dem xaxaxvgifvfiy nicht
Das fasst nun Demokrit in’s Auge. Er bietet uns in zu nahe, und weil ich ihm nicht zu nahe trete, deswegen
seiner Tabula den Passus Haec est totius fortitudinis etc., bin ich gedeckt.
er bietet uns den Hermes trismegistus, und präsentirt uns Wir sehen also, dass die Tab. Democritica den Passus
damit die metaphysiscl^e Interpretation der Tab. smar. in Haec est totius fortitudinis etc. bringt. Dazu kommt der,
nuce, er bietet uns damit die dritte Redaction der Tab. in den drei Zeilen der Tabula repräsentirte Hermes tris-
smar., wie uns die Tab. Memphitica die erste Redaction megistus, und wir haben also in der Tabula Democritica,
der Tab. smar. bietet. Sehen wir nun, wie das des Nähe- wie oben gesagt, die metaphysische Interpretation der Tab.
ren liegt. smar. in nuce.
Die Tabula Democritica hat drei Zeilen. Diese drei Zeilen Wir haben nun noch Eins in’s Auge zu fassen. Bereits
repräsentiren den Hermes trismegistus. oben haben wir darauf hingewiesen, dass wir da, wo wir
Erste Zeile: qivaie rrj (pvaet t^gnsiai. Demokrit den Hermes trismegistus haben, auch den Hermes unicus
theilt die totius fortitudinis fortitudo fortis in zwei Theile, haben. Denn der Hermes trismegistus kommt erst heraus,
in die tota fortitudo und die fortitudo fortis. Den einen wenn wir vorab den Hermes, den Hermes unicus haben, und
Theil schiebt er der gloria zu, den anderen der fortitudo. dann von ihm weiter gehen, ihn extendiren. Diesen Hermes
Wir haben oben gesehen, dass auf Grund dessen, dass unicus haben wir nun in der Tab. Democritica derartig
das quia vincet omnem rem subtilem etc. der Lebensfaden vertreten, dass diese Tabula zwar 3 Zeilen hat, welche
der gloria ist, auf Grund dessen, dass der Hermes trisme- den Hermes trismegistus repräsentiren, dass sie aber eine
gistus uns da, wo wir das Quecksilber haben, auch das Tabula ist, im Ganzen eine Eins bietet, und diese Eins
Gold bietet, dass wir auf Grund dessen da, wo wir das repräsentirt dann den Hermes unicus. Sobald wir aber
Quecksilber haben, auch das Gold haben. Das nun bewegt beim Hermes unicus sind, auch darauf haben wir bereits
den Demokrit, die totius fortitudinis fortitudo fortis in die oben hingewiesen, liegt es nahe, an diesen Hermes unicus
so eben genannten zwei Theilen zu zersplittern, und den einen die res una zu reihen. Auf Grund des Hermes unicus,
der gloria, den anderen der fortitudo zuzuschieben. Die der einen Tabula Democritica, sind wir also bei der res
gloria ist die eine (pvaig, die fortitudo die andere. Beide una. Wir wissen aber (vergl. Jüdische Interpretation der
(fvati-s erfreuen sich eine der anderen, bieten kein Exclusiv- zweiten Redaction der Tab. smar.), dass die res una auf
Verhältniss dar. Sage also nicht, wenn ich die fortitudo die Materia prima führt, und somit sind wir, indem wir
habe, so habe ich eben die fortitudo, nicht aber die gloria. bei der res una sind, bei der Materia prima. Nun sagt
Sage so nicht. Hältst du dich strict an die Worte, so hast Aristoteles, Metaphys. .d (nach Anderen E). 4: (pvaxg de
du recht, gehst du aber auf den Sinn der Situation ein, S] xf ngiöxt] vX>3, die ipvaig ist die Materia prima. Also
so hast du, indem du die fortitudo hast, zugleich auch die eine Tabula Democritica (der Hermes unicus) führt
die gloria. . uns auf die Materia prima, diese führt uns im Anlehnen
Z wei te Z eil e ‘H (pvoig rtjy cpvaiy yixa. Die erste an Aristoteles auf die (pvaig, und damit haben wir denn
(fvaig ist generelle Standpunct von gloria und
hier der Aristotelisch die (pvaig legalisirt, um welche sich die Tabula
fortitudo, auf den uns die vorige Zeile geführt, sie ist einer- Democritica dreht. Das ist nicht unerheblich, denn mau
seits das Gold, andererseits der Mercur. Das yixäy ist kann dem Democrit ff. verhalten. Du sagst, nachdem die
dasselbe Wort, welches uns der Griechische Urtext in dem Tabula Memphitica da ist, ist die (pvaig bei den Aristo-
Passus quia vincet omnem rem subtilem bietet, und damit telikern legalisirt worden. Darauf weisest du mit deiner
ist denn die zweite (pvaig die res subtilis, das, was die Tabula Democritica hin. Gut, wir pflichten dir hierin beL
metaphj'sische Interpretation der Tab. smar. unter res sub- Aber dass du das nun so prägnant thust, dass du die
tilis versteht. Also haben wir in dieser zweiten Zeile (pvaig immer wieder in den Vordergrund drängst, dass du
die fortitudo, welche zur fortitudo und gloria extendirt die ganze Tab. smar. sich um die (pvaig drehen läseest,
ist, vincit omnem rem subtilem. was heisst zu weit gehen, das sieht aus, als wolltest du
Dritte Zeile: ‘H (pvaig xtjy (pvaiy xgaxsl. Die erste unsere Metaphysik von der Physik absorbiren lassen. Dem
(pvaig ist hier dasselbe, wie in der zweiten Zeile, und gegenüber ist es nun dem Demokrit wichtig, in Aristoteles
analog, wie diese in dem yixäy x^y (pvaiy hat: vincere selbst eine Deckung zu haben, eine Deckung, die, wie ge-
omnem rem subtilem, analag hat die dritte Zeile in dem sagt, darin liegt, dass Aristoteles die Materia prima (pvaig
xguxiiy x^y (pvaiy das: penetrare omnem rem solidam. nennt. Nun sagt Demokrit: Ihr könnt doch nichts gegen
Dass Demokrit uns hier für das penetrare das XQccxfiy die drei Zeilen meiner Tab. haben, und damit gegen den
bietet, damit geht er auf den Vers 14 des Psalm 19 (?ergl: Hermes trismegistus. Ihr könnt doch nichts gegen meine
lüdisehe Interpretation der ersten Redaction der Tab. smar.) e in e Tabula haben, und damit gegen den Hermes unicus.
ein, damit verweist er uns darauf, dass das vincere et Ihr könnt nichts dagegen haben, dass ich mit dem Hermes
penetrare auf Grund des „dass sie nicht über mich herr- unicus an die res una anlehne. Ihr könnt nichts dagegen
schen“ in die Tab. smar. kommt. Demokrit benutzt also haben, dass ich mit der res una an die Materia prima
seine Tabula nebenbei dazu, um uns die Quelle des vin- anlehne. Nun gut, könnt ihr gegen alles dieses nichts
cere et penetrare vorzuführen. Er thut das aber in alche- haben, könnt ihr mir also schliesslich die Materia prima
mistischer Weise versteckt. Denn das xgaxtly des Vers nicht streitig machen, was wollt ihr denn gegen meine
14 des Psalm 19 ist die Concentration des vincere et pe- (pvaig, auf die mich Aristoteles selbst führt, indem er, da
netrare. Vincere und penetrare schieben sich zum xgaxety er sagt, (pvaig jJ ngcix»! iTAj;, selbst darauf hin weist, man
zusammen. Die Sache liegt also im Grunde nicht so, dass solle sich in Bezug auf die Materia prima an die (pvaig
Demokrit hat penetrare =
xgaxsTy, sondern so, dass er halten.
hat: vincere x =
xgaxsiy^ wo x das penetrare reprä- Ja noch weiter. In der citirten Stelle des Aristoteles
sentirt. Er hätte uns also nicht das xgaxfiy für pene- nur: (pvaig de ^ xf nguixrj vXij, sondern
heisst es nicht
trare zu bieten, sondern einen anderen Ausdruck, und dieser es wird auch hinzugefügt: xai avxtj äiX<og, und zwar in
Ausdruck, additionsweis mit dem yixäy zusammengehalten, zwiefacher Weise. Nun ist Demokrit sogar durch den
würde erst das xgaxsiy ergeben. Das ist nun schon recht. immer und immer wieder mit seiner
Aristoteles gedeckt, dass er
Aber wollte Demokrit in der Weise verfahren, wollte er (pvaig aufwartet. Nun sagt er, die Eins ist nicht nur in
sich strict bei der Stange halten, so könnte er uns ja nicht der einen Tab. Democritica gegeben, sondern auch in
das xgaxtiy bieten, und darauf, es uns zu bieten, steuert er jeder einzelnen Zeile derselben. Wie der Hermes tris-
ja eben los. Uebrigens schlägt ein Alchemist bei derartigen megistus aus dem Hermes unicus hervorgeht, so gehen die
Situationen immer gedeckt. So auch hier Demokrit. Der drei Zeilen der Tab. Democritica aus der Eins jeder ein-
ist mit seinem xgaxfTy an der Stelle des penetrare zelnen Zeile hervor. Indem ich nun in jeder einzelnen
da-
-

Zeile die Eins habe, habe ich in jeder den Hermes unicus Abhandlung JJeqI ivvnyiviy untergeschoben wurde, passt
und, daran anlehnend, die Maleria prima, die <pvat,g. Da auch ganz gut dazu, dass er der Autor der Deraokritschen
sich nun aber an die Materia prima eine doppelte (pvaig Scholien ist. Es wurmte nämlich einen Stock-Neuplatoni-
knüpft, so ist es ganz Aristotelisch, durch Aristoteles lega- ker, dass auf den hervorragenden Namen Synesius blos eine
K lisirt, dass ich in einer Zeile zwei (fvattg bringe, in jeder „Aristotelische“ Abhandlung kommen sollte, und so knüpfte
I
einzelnen Zeile zwei (pvattg bringe. Somit, sagt Domokrit, er an denselben auch eine „Platonische“ Abhandlung.
ist es nicht nur durch Aristoteles legalisirt, dass ich mich Wir sehen daher gar nicht ein, was denn im Wege stehen
li überhaupt in der Tabula Democritica an die (pvaig halte, könntet den Cyrenäer Synesius als den Autor der Scholia
J sondern es ist auch durch ihn legalisirt, dass ich sie in in librum Democriti anzunehmen.
I cumulirter Weise bringe. Anderer Ansicht ist Reine sius. Er sagt, Fabricii
‘ Zu den <Pvaixci xal jWnUrtzrJ haben Syn esius (s. den Bibliotheca Graeca, Band 12., S. 752 ff.
folgenden Abschnitt) und Pelagius (De divina et sacra Quod ad Synesium attinet, cujus scholia in Democriti
I arte) je einen Commentar geschrieben. Synesius sagt in Physica et Mystica ad Dioscorum sacerdotem magni Se-
seinem Commentar, das 'H (fvaig Trj <fvasi xfQnfrai x. rapidis f. 71 seqq. exstant, vixit sane Theodosiorum tem-
T. 1. rühre ursprünglich von Ostanes her. Dieser habe es pore Synesius aliquis, Athenisque et Alexandriae litteris
'
im Tempel zu Memphis den Demokrit gelehrt, wo er ihn operam dedit, et postea A. C. 410 Episcopus Cyrenes in
i überhaupt in die Geheiiunisse der Alchemie eingeweiht. Libya creatus, cujus scripta publicis typis novissime A.
Das ist nun nichts anderes, als ein Histörchen, welches 1633 Lutetiae a Dionysio Petavio cum notis mandata sunt.
I
Synesius dem Serapis-Priester Dioscorus, dem er seine Huic autem jam dicta scholia tribui nequeunt, quoniam
Abhandlung widmet, vorredet. Ein Seitenstück zu dieser in error puerilis de Ostane ac Democrito, de quo
illis

Anekdote des Synesius ist folgendes : Demokrit habe den infra dicam, deprehenditur Synesium autem illum peri-
:

todten Ostanes aus der Unterwelt citirt, nnd ihn über die tissimum doctissimumque scripta ipsius testantur, quem
Alchemie befragt. Da habe denn Ostanes gesagt, ein Dä- tarn crassae inscitiae arguere nefas. Neque in ejus scri-
mon hindere ihn, zu beichten, seine Schriften aber würde ptis vola vel vestigium de arte hac chemica, neque de
man im Tempel finden, dort seien sie verborgen. Nun familiaritate cum Dioscoro, cum tarnen vitae suae Curri-
1
habe man nacbgesucht, und das Lakonische ’H (pvaig culum integrum Epistola LVH. prolixe descripscrit, etiam
(piaft TiQTiftcu X. T. A. gefunden. de genere suo, de studüs, connubio, liberis, fratre, amicis
et variis cum quibus luctandum ipsi fuit rebus adversis
Synesius. mentionem passim faciat.
„Was denSynesius betrifft, dessen Scholien zu des De-
Wie wir bereits in vorigem Abschnitte erwähnt, hat Sy- mokrit Physica et Mystica an den Dioscorus, den Priester
I
nesius einen Commentar zu Demokrits 't>vaixu xal /xv- des grossen Serapis, f. 71 ff. (der Schriften, welche Rei-
1 arixä geschrieben. Derselbe führt den Titel: Zvptaiov nesius vor sich hat) stehen, so lebte freilich zur Zeit der
<piloa6(pov TiQÖg \di6axoQoy etg ßiftXiov ^ijjuoxQirov Theodose ein Synesius. Er lag zu Athen und Alexandida
(og iv a'/Cokioig, Synesii philosophi ad Dioscorum in librum den Studien ob, und wurde hernach im Jahre 410 zum
Democriti scholia. Den Griechischen Text findet man in Bischof von Cyrene in Libyen ernannt. Seine Schriften
I
des Fabricius Bibliotheca Graeca, Band 8, S. 233. In wurden jüngst, 1633, zu Paris von Dionys Petavius, mit
1
diesem Commentar sagt Synesius, jener Demokrit sei der Anmerkungen versehen, herausgegeben. Diesem nun dür-
Demokrit von Aldera, welchen wir als den lachenden Phi- fen die erwähnten Scholien nicht zugeschrieben werden,
losophen kennen. Daran ist nun gar nicht zu denken. weil in ihnen ein kindischer Irrthum in Betreff des Osta-
Der Autor der 4>vaixd xal fivarixd ist ein Alchemist, nes und Demokrit, von dem ich weiter unten sprechen
( welcher in die zweite Alexandrinische Periode fällt, und werde, vorkommt. Jener Synesius ist aber ein sehr kluger
! hat mit dem Abderiten Demokrit nichts anderes gemein, und sehr gelehrter Mann, das zeigen uns seine Schriften,
I
als den Namen. Uebrigens glaubt Synesius auch selbst dem darf man keine solche crasse Ignoranz auf bürden.
i nicht daran, dass der Autor jener Schrift der Abderit De- Und dann kommt auch in seinen Schriften keine Spur
I
rnokrit sei, es redet es nur dem Serapis-Priester Dioscorus von dieser Chemie und von seiner Freundschaft mit dem
I
vor, an den er seinen Commentar richtet, eben so wie er Dioscorus vor, trotzdem dass er in der Epistel 57 aus
ihm vorredet, Demokrit habe sein Natura natura gaudet führlich sein (des Synesius) Leben beschreibt, dann auch
j
etc. vomOstanes. stellenweise von seiner Abstammung, seinen Studien, seiner
An und für sich ist aus dem Commentar des Synesius
'
Verheirathung ,
seinen Kindern, seinem Bruder, s>.,inen
nicht viel zu Itonen. Die Wichtigkeit der Schrift liegt Freunden, und von manchen Unannehmlichkeiten spricht,
darin, dass wir wissen, wann
Synesius gelebt. Er lebte mit denen er zu kämpfen hatte.“
nämlich um 400 p. C. Dem
entgegen wissen wir nun Reinesius geht davon aus, dass Synesius das selbst glaubt,
nicht, wann Demokrit gelebt. Da
aber sein Commentator was er dem Dioscorus vorschwatzt. Ach nein, daran ist
nothwendig später fallen muss, so haben wir den festste gar nicht zu denken. Um der Schrift des Demokrit, resp,
I
henden Rückschluss, dass Demokrit vor 400 gelebt haben dem Natura natura gaudet etc. eine hervorstechende Folie
1
muss. Synesius führt uns also auf das wichtige Datum, zu geben, bindet Synesius dem Dioscorus auf, sie sei schon
I dass der Autor der 4>vaixd xal ptvarixd vor 400 p. C. so alt, dass sie bereits vom Abderiten Demokrit herstamme.
I
fällt, das ist also, da wir die methaphysische Interpretation Und um des Dioscorus Nationalstolz zu kitzeln, sagt er,
I
der Tab. smar. in den dritten Abschnitt der ersten Alex- Demokrit habe seine ganze Weisheit vom Ostanes, dem
!
andrinischen Periode setzen, ungefähr zwischen 1 und 400. grossen Aegyptischen Priester. Wo ist denn da die crasse
j
Das ist nun zwar ein ziemlicher Spielraum, innerhalb des- Ignoranz des Synesius? Wenn von Dummheit die Rede
1 ,sen sich Demokrit bewegt, indessen eine nähere Feststellung sein soll, so kann sie doch nur auf Seiten des Dioscorus
der Zeit, wann Demokrit gelebt, lässt sich nicht geben. fallen, von dem sich Synesius versehen konnte, dass er
[

I Seien wir zufrieden, dass wir wenigstens diesen Anhalts- solches Geschwätz glaubte.
punct in Bezug auf die Zeit haben, in welcher jener, bei Uebrigens ist der Dioscorus, der Serapis-Priester, am
I den Alchemisten so sehr in Ansehen stehende Autor gelebt. Ende gar nichts anderes, als eine fingirte Person. Nach
'
Wtr haben bei der Platonischen Interpretation der Tab. demselben Princip, nach welchem die Tah. Memphitica
i smar. einen Synesius kennen lernen, welchem die Abhand- aus Memphis stammt, nach demselben mystificirenden
lung IltQl ivvnvloiy fälschlich zugeschrieben wird. Es Princip hat Ostanes im Tempel zu Memphis dem Demo-
f
ist der Cyrenäer, der 410 Bischof von Ptolemais wurde. krit Unterricht ertheilt. Und weil demnach, so kann man
'
Nun, eben von jenem Synesius, dem Cyrenäer, rühren die weiter sagen, die Tab. Democritica „Aegyptisch“ ist, des-
Scholien zum Demokrit her. wegen dedicirt der Commentator Synesius, die Aegypten-
I
Dass dieser Synesius ein Alchemist war, geht aus seinen Mystification weiter ausbeutend, seine Schrift einem Aegyp-
i
„Briefen“ hervor, namentlich verweisen wir auf den tischen Priester. Eine solche Auffassung der Sache liegt
I 142. Brief, in welchem er in acht alchemistischer Weise gar nicht so fern.
|;
von Geheimhalten spricht, und dabei sehr nahe liegend WennReinesius sagt, in des Synesius Schriften, (das
! das Geheimhalten der Alchemie vor Augen hat. Dabei ist,exclusiv die Scholien), käme keine Spur von Chemie,
kommt er ganz wie einer, der sich auf den alchemistischen Alchemie, vor, so irrt er darin. Wir verweisen unter
^

Standpunct stellt, in Pythagoräismen hinein. Dass ihm die anderem auf seine Briefe und namentlich die Epistel
23
355 356

142. Freilich steht da nichts von y,>i/j,a(cc, indesse (ptko- nimmt also bereits die weisse und die gelbe Farbe in An-
<SO(fia gleichbedeutend mit
ist oft und das ist sprucli, wo bleibt da die Farbe für- den Gloria-Standpunct ?
«ben eine Sache, von der Reinesius keine Ahnung hat. Oder wie soll man es für den Gloräa-Standpuuct überhaupt
Dass sonst nicht bei Synesius von Dioscorus die Rede ist, mit der Farbe halten ? —
Hier stecken wir
ist höchst iiTelevant. Sehr nahe liegt so etwas, wenn Also mit einem derartigen Anlehnen einer neuen Inter-
Dioscorus eine fingirte Person ist. Und ist er auch pretation der Tab. smar. an die metaphysische Interpre-
keine fingirte Person, wozu muss denn irgendwo, und tation, dass so schlechtweg an die Stelle des Hydrarg.

namentlich im 57ten Briefe die Rede von ihm sein? Das oxyd. rubr. der P. .solaris ruber rückt, ist es schon ein-
verstehen wir nicht. Will aber Reinesius, dass wir auf fach deswegen nichts, weil man in der fünften Rubrik rein-
seine Idee nolens volens eingehen sollen, nun dann sagen weg stecken bleiben würde, ganz abgesehen davon, dass,
wir ff. Für einen Christlichen Bischof passt der Umgang wenn wir auch in Bezug auf die vorangehenden Rubriken
mit einem Heidenpriester schlecht. Die Scholien zum De- so im Allgemeinen geurtheilt haben, bei ihnen Hesse
mokrit waren vor dem Ueber tritt des Synesius zum Chri- sich durchkommen, 'dass dies Durchkommen im Beson-
stenthum geschrieben. Da figurirte nun einmal der Dio- deren doch mannigfache Schwierigkeiten bieten möchte.
.scorus, und war nicht mehr rückgängig zu machen. Wo Mag dem aber nun sein, wie ihm wolle, die neue Idee,
er aber rückgängig zu machen war, da strich ihn Syne- an die Stelle des Hydrarg. oxyd. rubr. der metaphysischen
sius. Er war aber rückgängig zu machen, resp. wurde Interpretation den P. solaris zu setzen, entsteht, ist ein-

v'om Christen gar nicht mehr erwähnt in den übrigen mal und sie hat so viel Verlockendes, dass man sich
da,
Schriften, welche wir vom Synesius besitzen. durch den misslungenen Versuch von vorhin nicht ab-
Fabricius erwähnt in einer Anmerkung zur oben schreclien lässt. Man fasst die Sache auf eine andere
angeführten Stelle, dass Morhof in seinem Polyhistor Weise an, und kommt so zur Lapis philosophicus-Inter-
auch gegen Reinesius ist, den Brief 142 aufführt, und an- pretation der Tab. smar.
deres vorbringt. Wir für unseren Theil haben Morhofs Lapis philosophicus, Stein des Weisen! Da wird man
Polyhistor nicht gelesen. aufschauen, davon hat Jeder sein Lebtage schon öfter ge-
hört. Was ist’s mit diesem wunderbaren Dinge?
Erweiterang der metaphysischen Inter- Man kann den Lapis philosophicus, den ursprünglichen
pretation der Tabula smaragdina.
Lapis philosophicus —
später werden wir noch einen an-
deren Lapis philosoi)hicus kennen lernen von drei All- —
Nachdem sich die Anhänger der metaphysischen
Inter- gemein - Gesicht sp uncten auffassen 1) von dem All
pretation der Tab. smar. eine lange Zeit, wir wollen in gemeingesichtspuncte : Wasser, Erde, Luft, 2) von dem
Bausch und Bogen ein halbes Jahrtausend sagen, au diese Allgemeingesichtspuncte Erde, 3) von dem Allgemeinge-
:

gehalten, kommen sie auf die Idee, dieselbe zu erweitern. sichtspuncte Luft und Erde. Vom Besonder-Gesichts-
:

Sie sagen, kraft der methaphysischen Interpretation steht puncte aufgefasst, ist der Lapis philosophicus: Schwefel
das Hydrarg. oxyd. rubr. au der Spitze der Arcana. Es und Mercur. Wie dieses „Etwas“ zu dem Namen Lapis
ist schon recht, dass dies Hydrarg. oxyd. rubr. im Grunde plülosophicus kommt, werden wir im folgenden Abschnitt,
nichts anderes ist, als der, als Hydrarg. oxyd. rubr. ge- der die Lapis philosophicus-Interpretation der Tab. smar.
hisste Pulv. solaris. Indessen an und für sich hat man bringt, kennen lernen, deren Quintessenz ff. ist.
eben nichts anderes, als das Hydrarg. oxyd. rubr., und Gemäss des vorliin aufgestellten Versuches, in der me-
es bedarf erst des Umweges, der Calculation, damit man taphysischen Interpretation der Tab. smar. an die Stelle
aus dem Hydrarg. oxyd. rubr. den P. solaris erhält. Geht des Hydrarg. oxyd. rubr. den P. solaris ruber zu setzen,
das nun gar nicht anders, so muss man sich damit be- würden wir, nachdem die zweite Rubrik den P. solaris
gnügen. Geht es aber anders, so liegt es näher, dass man gebracht, in der dritten Rubrik an seiner Stelle Schwefel
den P. solaris an die Spitze der Arcana stellt, als das und Mercur erhalten. Dieser Schwefel und Mercur con-
Hydrarg. oxyd. rubr. stituirt nun den Lapis philosophicus, und dieser Lapis plü-
Nun versucht man, oh man, natürlich mit den betref- losophicus übernimmt denn die Rolle des Hydrarg. oxyd.
fenden Modificationen, nicht durchkommt, wenn man in rubr., so wie des aus ihm hergeleiteten Mercur und Gol-
der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. an die des in der metaphysischen Interpretation der Tab. smar.
Stelle des Hydrarg. oxyd. rubr. den P. solaris ruber setzt. Es werden drei Arcana angenommen: Acid. sulphur.-Na-
Der Versuch liegt ff. tron, Liquor hepatis, P. solaris. Jedes von ihnen zerfällt
Zweite Rubrik. Es ginge schon, dass das superius und wieder in zwei Theile. Ein Theil wird als Lapis philo-
infei'ius für das Hydrarg. oxyd. rubr. und Sulphur aurat. sophicus gefasst. Indem nun der als Lapis philosophicu.s
ausgebeutet würde, und damit P. solaris ruber zur res gefasste Theil den anderen Theil absorbirt, wird einestheils
uua würde. das ganze Arcanum zu Schwefel und Mercur (wie es in
Dritte Rubrik. Im Sinne der eigentlichen metaphysi- der metaphysischen Inteirpretation zu Mercur wurde) und
schen Interpretation wird Hydrarg. oxyd. rubr. zu Mercur. anderen theils zu Gold. Das Anlehnen an die Farbe wird
Da nun die Alten Sulphur aurat. als Schwefel auffassten hierbei fallen gelassen, und zwar wird dies folgendermas-
(vergl. bereits erste Redaetion der Tab. smar.), so könnte sen bewerksteUigt. Bei der metaphysischen Interpretation
man als Seitenstück dazu das Sulphur aurat. als Schwe- nahm man zwei Theile eines jeden Arcanum an, und den
fel nehmen. Damit erhielte man denn in dieser Rubrik ersten Theile traf die Calculation in Bezqg .auf Mercur
anstatt Hydrarg. oxyd. rubr. und Sulphur aurat. Mercur oder Gold. NämUoh wird der erste Theil als .Mercur

:

nnd Schwefel. Das Gold unterzubringeu, dem steht au aufgefasst (weisse Farbe), so wird das ganze Arcanum
der Hand des Pater ejus est Sol nichts im Wege. zu Mercur wird er als Gold aufgefasst (gelbe Farbe), so
;

Vierte Rubrik. Es ginge schon, diese Rubrik für die wird das ganze Arcanum zu Gold. Hier, bei der Lapis
Darstellung des P. solaris ruber auszubeuten. Denn da philosophicus-Interpretation werden auch zwei Theile eines
bei der Darstellung des Sulphur aurat. ebenso ein Auf- jeden Arcanum angenommen, es trifft aber die Calculation
steigen und ein Absteigen statt hat, als bei der Darstel- betreffs des Schwefels und Mercur einerseits, und des
lung des Hydrarg. oxyd. rubr., so ist eine gemeinschaft- Goldes andererseits mcht den ersten Theil, sondern den
liche Basis für die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. zweiten Theil. Will man dazu gelangen, dass das ganze
und des Sulphur aurat. gegeben. Arcanum zu Schwefel und Mercur wird, so oonstatirt mau
Fünfte Rubrik. Wir haben in der eigentlichen meta- im zweiten Theile des Arcanum einen ar c an o logischen
physischen Interpretation für die fortitudo die weisse Farbe Theil. Will man aber dazu gelangen, dass das ganze
im Aulehnen an den Mercur, für die gloria die gelbe Farbe Arcanum zu Gold wird, so constatirt man im zweiten
im Anlehnen an das Gold. Die gelbe und weisse Farbe Theile des Arcanum keinen arcanologischen Theil, sondern
wäre also auch für die ausgedehnte methaphysische Inter- einen Mettall theil, ein unedel es Metall. Absorhirt
pretation zu verwerthen. Nun ist aber Schwefel gelb nun der Lapis phil. den zweiten Theil als arcanologischen
und Mercur weiss. In dem Fortitudo - Standpunct, der Theil, so erhält man Schwefel und Mercur für das Ge-
sich au den Schwefel und Mercur anzulehnen hätte, wie sammtarcanum ; absorbirt aber der Lapis phil. den zweiten
er sich in der eigentlichen metaphysischen Interpretation Theil als unedeles Metall, so erhält man Gold für das Ge-
blos an den Mercur lehnt, hätten wir also bereits die sammtarcanum. So wenigstens liegt die Sache im Allge-
weisse und die gelbe Farbe. Der Fortitudo - Standpunct meinen, und benutzen wir eben diesen Allgemeiustand-
:

357 3ä8

punct, um übersichtlich zu zu zeigen, wie die Lapis phi- Sonne als das Hauptwelteiifeuer ist der Repräsentant
losophicus-Interpretation und metaphysische Interpretation des Feuers und somit des Schwefels. Des ejus des
,

in der Auffassung des vincere und penetrare differiren. Im einen Theiles des Lapis phil., Vater ist der Schwefel.
Besonderen macht sich die Sache etwas anders, als wir es Da nun das Kind die Natur des Vaters hat, da da, wo
hier geschildert, indem das statt hat, dass nicht nur die der Vater ein Mensch ist, auch das Kind ein Mensch ist,
Arcana je in zwei Theile zerfallen, sondern auch dass da, wo der Vater ein Thier ist, aiich das Kind ein Thier
jeder Einzeltheil nun wieder auFs neue in je zwei Theile ist, u. s. w., so ist da, wo der Vater Schwefel ist, auch
zerfällt. Damit haben wir denn bei jedem Arcanura vier das Kind: Schwefel. Und somit hahenwir: der eine Theil
Theile, und diese Theile kreuzen sich, auf dass Schwefel des Lapis phil. ist Schwefel.
und Mercur einerseits und der areanologische und metal- Mater ejus est Luna.
lische Theil andererseits herauskommen. Das wird beim Luna ist im Anlelinen an die metaphysische Interpre-
Durclmehmen der Lapis philosophieus-Interpretation klar tation der Tab. smar. -= Quecksilber. Des ejus, des zwei-
werden. ten Theiles des Lapis phil., Mutter ist das Quecksilber.
Da nun das Kind die Natur der Mutter hat, so ist da,
Lapis philosophieus-Interpretation der wo die Mutter Quecksilber ist, auch das Kind: Quecksilber.
Tabula smarag^na. Und somit haben wir: der andere Theil des Lapis phiL
ist Quecksilber.
Dieacht Rubriken wie bei der metaphysischen Inter- Nachdem dies absolvirt wird dem Allgemeingesichtspunct
pretation der Tabula smaragdina. Rechnung getragen.
Portavit illud ventus in ventre suo.
Erste Rubrik. Jenes erstere, das i"<t, den Schwefel, trug ein Wind,
Verum bis verissimum. — Einleitung. das ist Luft, in seinem Bauche. Die Mutter des Schwefels
ist also: Luft. Da nun das Kind die Natur der Mutter
Zweite Rubrik, trägt, so ist da, wo die Mutter Luft ist, auch das Kind
Quod est inferius bis adoptione. Luft. Und damit haben wir denn, der Schwefel ist Luft.
Quod bis rei unius.
est inferius Die Interpretation ist Also vom Besonderstandpunct ist Schwefel eben Schwefel,
im Allgemeinen wie bei der Jüdischen Interpretation der und vom Allgemeinstandpunct ist Schwefel: Luft. Daraxis
zweiten Redaction der Tab. smar. Das ist: geht denn hervor, dass der Schwefel des Lapis phil. als
Wasser, Erde, Luft dienen dazu, um die Wunder der Luft-Schwefel, das ist als Hydrotliiongas aufzufasseii ist.
res una zu Stande zu bringen. Diese res una ist aber Nutrix ejus terra est.
nicht das Weltenwasser, sondern der Lapis philos o- Jenes zweiten, das ist, des Quecksilbers, Amme ist
phicus. Es wird also constatirt, dass der Lapis phil. die Erde. Amme wird als Nährmutter, als Mutter aufgefasst,
aus Wasser, Erde, Luft besteht. Nun ist aber der Lapis und somit ist die Mutter des Quecksilbers, uud damit da»
phil., wie hier ausdrücklich gelehrt wird, eine res una. Quecksilber als Kind selbst; Erde. Die nähere Erklär luag
Vom Standpunete der res una ist der Lapis phil. Erde. : dafür, dass die nutrix des Quecksilbers Erde ist, liegt darin,
Es wird nämlich an die Bibel angelehnt, wie das nahe dass das Quecksilber in der Erde verkommt, was in Bezug
liegt, da die Interpretation des superius und inferius an anf den Schwefel, der Hydrothiongas ist, nicht stL.tt
die Jüdische Interpretation der zweiten Redaction der Tab. hat.
smar. anlehnt. Nun wird gesagt, die Luft ist das Him- Nachdem nun das Pater ejus est Sol für den Schwefel
melsei. In dies Himmelsei schuf Gott: Erde, und diese ausgebeutet worden, wird es auch, analog wie bei der
Erde ist, da sie ein Durcheinander ist: Erde und Wasser. metaphysischen Interpretation der Tab. smar., für das Gold
So läuft also der Lapis phil. vom Drei-Gesichtspunct pa- ausgebeutet.
rallel dem Himmelsei, der Erde und dem Wasser, welche
letztere sich im ersteren befinden. Nun wird aber weiter Vierte Rubrik.
gesagt, das Wasser war von Ewigkeit da, das brauchte Pater omnis telesmi bis inferiorum.
Gott also nicht zu schaffen. Wir sagen also kurz: Am Hier wird gezeigt, wie man denn nun eigentlich zum
Anfänge schuf Gott Himmel, das ist das Weltenei, und die Lapis phil. gelangt, dann auf den Lapis als res una lo.s-
Erde. Anlebnend hieran wird der Drei-Gesichtspunct des gesteuert, und endlich werden dann der Zwei- und Drei-
Lapis phil. als Wasser, Erde, Luft, auf den Zwei-Gesichts- Allgemeingesichtspunct in’s Auge gefasst. — Das Arrange-
punct reducirt, welcher ist: Luft und Erde. Nun aber ment dieser Rubrik ist wie bei der metaphysischen I. ter-
geht man noch weiter und sagt, das Weltenei ist das pretation der Tab. smar.
Gefäss für die Erde. Das Gefäss geht uns aber in der Pater omnis telesmi totius mundi est hic.
Parallele mit dem Lapis phil. weniger au, denn wir fra- Totus mundus sind die Arcana. Telesmus totius mnndi
gen nach dem Lapis phil., nicht aber nach dem Ge- ist das, worauf die Arcana am endlichen Ende hinaus
fässe, in dem er sich befindet. Somit restringirt sich der kommen, wozu der Lapis phil. sie macht, das ist Schwefel
Zwei-Gesichtspunct des Lapis phil. als Erde und Luft auf und Quecksilber. Pater omnis telesmi totius mundi ist
den Ein-Gesichtspunct, Erde, und damit haben wir die somit der Vater des Schwefels und Quecksilbers, der Vater
res una. des Lapis pliil. Dieser Vater ist der P. solaris ruber. Von
Et sieut etc. Die res uatae sind einerseits die Arcana diesem Vater gelangt man zum Lapis phiL, wenn man
als Arcana gefasst, andererseits die Arcana als zu Gold thut, was der folgende Passus bringt.
umgewandelto anedele Metalle gefasst. Sie entstanden da- Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter
durch, entstehen dadurch, dass der Lapis phil. sich zu ihrem magno cum ingenio.
Vater anfwirft. Es besteht der P. solaris ruber aus Hydrarg. oxyd.
Im Uebrigen liegt das Et sieut res omnes etc. ganz ana- rubr. und Sulph. aurat. Das Sulphur aurat. ist, das ist
log, wie bei der metaphysischen Interpretation der Tab. schon die Anschauung des Autors der ersten Redaction
smar. Nur kommt für den X&ytys das hinzu, dass er im der Tab. smar.: festgewordenes Hydrothiongas.
Christlichen Sinne —
zur Zeit, wo die metaphysische In- Das legt es nahe, dasselbe als Hydrothiongas und Erde
terpretation aufkam, gab es noch keine Christen als — aufzufassen, das ist als Schwefel und Erde, denn Hydro-
Christus aufgefasst werden kann, womit sich dann selbst- thiongas = Schwefel.
redend an den unus Gott der Vater knüpft. Das Hydrarg. oxyd. rubr. wird aufgefasst als Queck-
silber plus rothem Dampfe. Diese Auffassung ist neu. Sie
Dritte Rubrik. liegt ff. Man nimmt Quecksilber, dies verwandelt sich bei
Pater ejus bis terra est. der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. in Dampf, und
Hier wird zuvörderst gelehrt, dass der Lapis phil. aus dieser Dampf geht herab und bildet das Präcipitat. Also
den zwei Bescmdertheiileu : Schwefel und Mercur be- das Hydrarg. oxyd. rubr. ist Luft. Nicht jede Luft ist aber
steht, und dann wird daran angelehnt, dass vom Allge- Hydrarg. oxyd. rubr. Es handelt sich um eine specielle
Hieingesichtspuncte dies* beiden Theile Luft und Erde Luft, nämlich um Quecksilber-Luft, und dies wird
sind. aufgefasst, als wenn man im Hydrarg. oxyd. rubr. hätte
Pater ejus est SoL Quecksilber +
Luft.
Sol =
Schwefel. Nämlieh Schwefel = Feuer, Die Somit hätten wir:
359 36Ö

P. solaris ruber Gesichtspunct. Von diesem geht es denn beim Ascendit


A zum Zwei-Gesichtspunct, und beim et recipit zum Drei- !

Sulph. aurat. Hydrarg. oxyd. rubr. Gesichtspunct. Nämlich es wird beim Ascendit an die ![

,
A , ^ ; > Darstellungsweise des Hydrarg. oxyd. rubr. angelehnt, was
f
Schwefel Erde Luft Quecksilber sehr nahe liegt. Das nun, was ascendit, ist Luft, und das,
Es ist nun in unserer Stelle was descendit, ist Erde. Wenn man also das hat, was as-
ignis= Schwefel, cendit und descendit, so hat man Luft und Erde. Wenn
terra= Erde, also gelehrt wird, dass die terra von vorhin ascendit und
subtile= Luft, descendit, so heist das, sie extendirt sich zu Luft und
spissum = Quecksilber. Erde. Die Luft und Erde, die tqan jetzt hat, recipit vim
Es soll werden: die terra von dem ignis, das
separirt superiorum et inferiorum, sie erhält die Macht der supe-
subtile vom
spissum. Geschieht das, und wird das subtile riora und inferiora, wie sie die zweite Rubrik bringt, das
und die terra, welche man auf der einen Seite erhalten, heisst, sie extendirt sich zu Wasser, Luft, Erde.
bei Seite geschoben, so erhält mau den ignis und das spis-
Fünfte Rubrik.
sum, und hat damit den Lapis phil., das ist Schwefel und
Quecksilber. Sic habebis gloriam bis penetrabit.
Das suaviter magno cum ingenio bezieht sich darauf, Gloria ist der Goldstandpunct.
dass mau sich in Bezug auf das Trennen der Luft vpm Fortitudo ist der Schwefel- und Mercur-Standpunct; das
Quecksilber wohl vorsehen soll. Es ist nämlich eine neue ist analog wie bei der metaphysischen Interpretation.
Auffassung der Dinge, dass Hydrarg. oxyd. rubr. Queck- = Zuerst vom Fortitudo-Standpunct!
silber +
Luft. Die vorliegende Interpretation der Tab. smar. nimmt
Virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram. drei Arcana an: Acid sulphur.-Natron, Liquor hepatis, P.
Die virtus des Lapis philos., den man so eben erhalten, solaris, welcher letztere aus dem Gesichtspuncte des P. sol.
ist eine integra, wenn sie, die virtus, oder er, der Lapis ruber aufgefasst wird. Diesen drei Arcanis zu Liebe zählt
pbil., in Erde verwandelt worden. Das heisst, du hast so die fortitudo nach der Drei.
eben gesehen, dass der Lapis phil. aus den zwei Theilen Was nun das vincere der omnis res subtilis und das '

Schwefel und Queksilber besteht. Das muss dich nun nicht penetrare der omnis res solida betrifft, so wollen wir vor-
^
irre führen, und zu dem Urtheile verleiten, der Lapis phil. läufig von dem omnis abstrahiren, und zuvörderst einmal 8
sei eine res duplex. Nein, er ist eine res una, wie die den Fortitudo-Standpunct derartig nehmen, dass eine res
zweite Rubrik ausdrücklich lehrt, und als res una ist er subtilis besiegt, und eine res solida penetrirt wird. Diese
Erde. Also der Lapis phil. ist als res una=terra. Nun
j

eine res subtilis und solida liegen im Bereich des P. so-


;

aber kann man den Ausdruck terra, wie ihn die Tab. laris ruber.
smar. bringt, nicht gebrauchen. Er soll nicht u mges toss en Die Sachlage, mit der wir es alsdann zu thun haben,
werden, das erlaubt die Tab. smar., als Kanon der Alche- ist ff.

mie, nicht, er soll blos anders gefasst werden, um Wir


hatten in der vorigen Rubrik den Pulv. solaris |

einem Missverständnisse aus dem AA^ege zu gehen. Wir ruber. In ihm wurde ignis a terra, subtile a spisso ge- .j

haben nämlich im Lapis phil.; Schwefel und Quecksilber, trennt, ignis und spissum wurden behalten als Lapis
Nun
Quecksilber
lehrt
die dritte Rubrik, dass Schwefel
= Luft, und = phil., terra und subtile wurden bei Seite geschoben. Diese
terra. Soll der Lapis phil. jetzt zur terra terra und dies subtile werden hier nun genommen, wir
restringirt^ werden, so könnte das zu der Auffassung führen, wollen ihre Summe das unvollkommene Arcanum i|

beim Lapis phil. fällt der Schwefel, und das Quecksilber, nennen.
die terra, bleibt. Damit wäre dann Lapis phil. ==: Queck- Das was oben terra genannt wurde, heisst hier: res solida,
silber. Auf die Weise wäre man aber wieder bei der und ist die Sulphur-auratum-Erde; das was oben subtile ge-
metaphysischen Interpretation der Tab. smar., gemäss der nannt wurde, heisst hier: res subtilis, und ist die Luft
es sich um Quecksilber allein handelt, des Quecksilbers. Indem also hier das unvollkommene
und nicht um J
Quecksilber und Schwefel. Das ist nun der Grund, wes- Arcanum genommen wird, wird der eine Theil des Sul- j
halb hier an die Stelle der terra als synonimer Ausdruck: phur aurat., Erde, plus dem einen Theile desHydr. oxyd.
|
Lapis rückt. Und damit haben wir, virtus integra est, rubr., Luft, genommen. Ihre Summe constituirt das u n-' Ij

si vertitur in Lapidem, wenn


der Schwefel und Mercur vollkommene Arcanum P. solaris ruber. Nun besiegt i

zum Lapis wird. Und auf die Weise haben wir denn der Mercur, den uns der Fortitudo-Standpunct bietet, die
j

den Lapis p hil osoph i us. Warum der Lapis philo- Luft, die res subtilis der Schwefel, den uns der Fortitudo-
;
sophicus. Lapis philosophicus heist, haben wir somit hier Standpunct bietet, durchdringt die Sulphur-auratum-Erde,; |
\

kennen lernen, warum er Lapis philosophicus die res solida, kurz der Lapis philos. besiegt und durchn
heist, |
,
]

werden wir in der siebenten Rubrick kennen lernen. dringt das unvollkommene Arcanum P. solaris rub., ;J i

Dass man für terra gerade Lapis nimmt, geschieht und das Product ist das vollkommene Arcanum P. Ij
emestheils ganz vom Allgemeinstandpunct,
weil man da, sol. ruber. '

wo das Erdreich steinig Erde den Stein hat. An-


ist, als Indem man also das Separabis terram ab igne, subtile
derentheils mag es auch im Anlehnen an a spisso mit dem quia vincet (omnem) rem subtilem et
Plato geschehen, ;

indem Plato da, wo er vom Mineralstandpunct (omnem) solidam penetrabit zusammen hält, hat man ff.
der Arcana !

spricht (Timaeus P. 60) sich der


Ausdrücke yrj und XiO-og Man hat vorab den P. solaris ruber. Man lässt ihn zer-
(und nsTQa) bedient, womit denn die fallen in Lapis phil. und das unvollkommene Arcanum,
Identität von y«
und If^Of gegeben ist. Nöthig ist das Letztere behält den ersteren, und lässt das letztere fallen. Nun
nicht, ,

denn der Grund, der Plato bewog, aber fasst man zum zweiten das unvollkommene Arcanum
|

y^ und Xl9os synonim


ZU nehmen, kann auch den Autor der Torliegenden wieder auf, setzt ihm den Lapis phil. zu, und erhält so
; j

Inter- ^

pretation, ohne dass er gerade an Plato j

denkt, bewegen,
® wieder P. solaris ruber. Dieses Manoeuvre ist Spagirik,
dasselbe zu thun. ’ j
und von ihm führt die Alchemie, als die Lehre von den ;

Ascendit a terra in coelum, iterumque


^
descendit in ter- Arcanis, den Namen Spagirik. Das Wort Spagirik ist ^

ram, et recipit vim superiorum et inferiorum. zusammengezogen aus anÜEiv., auseinanderziehen, trennen,
Wie wir in der zweiten Rubrik haben kennen lernen, und dyeiQSiy, wieder zusammenfügen. Zuerst wird in dem «

ist der Drei-Gesichtspunct des


Lapis phil. als Wasser, Erde, Separabis dem andeiv Rechnung getragen, man zieht ;

Luft da. Dieser reducirt sich auf den Zwei-Gesiohtspunct


auseinander, trennt : Lapis phil. und unvollkommenes Ar- ; j]

als Erde, Luft. Und dieser Zwei-Gesichtspunct oanum. Dann wird in dem vincere und penetrare dem
reducirt J
sich dann endlich auf den Ein-Gesichtspunct des Lapis «yetQEiv Rechnung getragen, man fügt Lapis' phil. und
^ i
phil. als Erde. Das nun, was wir dort
haben kennen ler- das unvollkommene Arcanum wieder zusammen. Diese I n
nen, geht namentlich aus der vorliegenden Rubrik Spagirik kommt nun nicht auf ein müssiges Thun hinaus. I
hervor.
Das Verhältniss, was wir dort vom Drei-Gesichtspunct aus- Denn indem der auf Grund des andtiv gewonnene Lapis 1 4
gehend, zum Ein-Gesichtspunct entwickelt, entwickelt sich phil. dem dyslQtiy anheimfällt, besiegt und durch- 1|
hier nur umgekehrt vom Ein-Gesichtspunct zum Drei-Ge- dringt er das unvollkommene Arcanum, das ist, bringt jl ti

sichtspunct,
dieses vollkommen unter seine Botmässigkeit, wirft I }
Beim virtus ejus integra est etc. hatten wir den Ein- sich zu seinem Vater — omnos'
( res natae fuerunt ab una I 4
:

361 362

re adoptione) und Herrn auf, und damit ist denn der P. Spissum-Theil als Wasser gefasst wird. Aber auch dann,
solaris, der beim anasiv P. solaris ruber als solcher war, wenn man sich darauf steift, dass, im Anlehnen an das
nach absolvirtem dyflQSiy zu dem geworden, was der La- Nutrix ejus terra est, das spissum, um keinen Wider-
pis phil. ist, das ist zu Schwefel und Mercur. Wie spruch in die Sache zu bringen, in Bezug auf das Hydr.
also bei der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. oxyd. rubr. als Quecksilber-Erde genommen werden muss,
der Mercur das Arcanum absorbirte, und dies dadurch zu auch dann hat das dem Quecksilber parallel laufende Wasser
Mercur wurde, so absorbirt hier der Lapis phil. das Ar- des Acid. sulphur. nichts perverses. Denn es heisst in der
canum, und es wird zu Schwefel und Mercur. zweiten Rubrik: Quod est superius est sicut id quod est
Nun kommen wir zu der omnis res solida, die penetrirt inferius, das Wasser steht auf gleicher Rangstufe mit der
wird, zur omnis res subtilis, die besiegt wird. Bis jetzt Erde. Kraft dessen steht nichts im Wege, dass das Acid.
üf
«i
hatten wir ja nur die eine res subtilis, die eine res so- sulphur.-Wasser der Quecksilber-Erde parallel läuft.
Üi lida des P. solaris ruber. Das heisst mit anderen Worten, Wenn also die terra vom ignis das subtile vom ,

y'
wir kommen bei den Arcanis, von denen wir eines, den P. spissum getrennt wird, so erhalten wir auf der einen Seite
V solaris, durchgenommen haben, zu den beiden anderen, das ignis und spissum, das ist Kohlensäure und Wasser, das
h ist zum Acid. sulphur.-Natron und zum Liquor hepatis. ist Schwefel und Mercur, und das ist der Lapis philos.
Wenn es heisst, Pater omnis telesmi totius mundi est Wir erhalten also auch an der Hand des Acid. sulphur.-
L hic, so ist dieser Pater der P. solaris ruber. Das heisst, Natron den Lapis philos.
er ist es principiell, er ist es aber nicht exclusiv, er ist Das suaviter magno cum ingenio deutet darauf, dass man
es primo loco, es giebt aber ausser ihm auch noch etwas, es mit der secundären Interpretation zu thun hat.
welches secundo loco der Pater telesmi ist, und das ist Interpretation, die sich an den Liquor hepa-
einestheils das Arcanum Acid. sulphur.-Natron., und ande- tis lehnt.
rentheils dasArcanum Liquor hepatis. Pater omnis telesmi etc.: Hier hast du den Lipuor he-
Indem also die vierte Kubrik vorweg, wie das principiell patis.
statt haben muss, so interpretirt wird, wie wir sie oben Separabis etc. Wie der P. solaris in das Sulphur aurat. und
interpretirt haben, rückt secundo loco eine zweite Inter- in das Hydr. oxyd. rubr. zerfällt, so zerfällt der Liquor hepatis
pretation ein, die das Acid. sulphur.-Natron und den Liquor in die beiden Theile Schwefelwasser und Ammoniakwas-
hepat, zum Substrat hat. ser. Diese beiden Theile zerfallen nun in der Analogie
Interpretati on, die sich andas Acid. sulphur.- mit Sulphur aurat. und Hydrargyr. oxyd. rubr. wieder
Natron lehnt. je in zwei Theile. Die beiden Theile des Schwefelwassers
Pater omnis telesmi totius mundi est hic: Hier hast du sind: Schwefel und Wasser. Die beiden Theile des Am-
das Acid. sulphur.-Natron. moniakwassers sind: Ammoniak und Wasser. Der Schwefel
Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter des Schwefelwassers läuft parallel dem Schwefel des Sul-
magno cum ingenio. Wie der P. solaris in das Sulphur phur aurat., das Wasser des Schwefelwassers läuft
aurat. und das Hydrarygr. oxyd. rubr. zerfällt, so zerfällt parrallel der Erde des Sulph. aurat. Diese Parallele von
das Acid. sulphur.-Natron in das Acid. sulphur. und Na- Wasser und Erde wird gedeckt durch das Quod est supe-
tron. Und wie nun wieder Sulphur aurat. und Hydrarg. rius etc. der zweiten Rubrik. Das Ammoniak des Am-
oxyd. rubr. jegliches in zwei Theile zerfällt, so zerfällt moniak-Wassers läuft parahel der Luft des Hydr. oxyd.
auch Acid. sulphur. und Natron jegliches in zwei
vom rubr., denn das Ammoniak riecht aus der Flüssigkeit
Theile. Das Acid. sulphur. wird als Acid. sulphur. fumans hervor, das die Geruchsnerven Afficirende wird aber als
genommen. Seine beiden Theile sind Wasser und Bauch. : Luft gedacht (vergl. bei Empedokles). Somit ist Ammo-
Das Natron wird als Natron carbon. genommen. Seine beiden niak =
Luft. Das Wasser des Ammoniakwassers läuft
Theile sind Natron und Kohlensäure. Das Wasser des Acid.
: parrallel dem Quecksilber das ist wie beim Arcamun
,

sulphur. läuft parallel dem Quecksilber des Hydr. oxyd. Acid. sulphur.-Natron.
rubr., denn beide sind flüssig. Der Rauch des Acid. sul- Wie wir also in Bezug auf den Pulv. solaris das oben,
phur. läuft parallel der Luft des Hydrarg. oxyd. rubr., vierte Eubrik, gebrachte Uebersichtsschema hatten, so
denn beide sind Luft. Das Natron des Natron carb. läuft haben wir ähnlich in Bezug auf den Liqu. hepatis:
parallel der Erde des Sulphur aurat,, denn beide sind
Liquor hepatis
Erde. Die Kohlensäure des Natron carb. läuft parallel
dem Schwefel (Hydrothinogas) des Sulphur aurat., denn bei Schwefelwasser Ammoniakwasser
Zusatz von Säure zum Natron carbon. braust die Kohlen- A -A
säure auf, es ist, als wenn etwas kochte, dieses Kochen
aber deutet im Sinne der Alten auf Feuer, welches der
Schwefel W asser, Luft Quecksilber

Kohlensäure inne wohnt, und Feuer =


Schwefel. Wie wir
das als
Erde rangirt
als
Ammoniak
als
Wasser
also in Bezug auf den P. solaris das oben, vierte Eubrik,
gebrachte Uebersichtsschema hatten, so haben wir ähnlich Es ist in Bezug auf unsere Stelle:
in Bezug auf das Acid sulphur.-Natron terra — Wasser des Schwefelwassers,
ignis= Schwefel,
I

Acid. sulphur.-Natron
^
subtile= Ammoniak,
, ,
spissum = Wasser des Ammoniakwassers.
Natron carb. Acid. sulph. fum.
Wenn die terra von dem ignis, das subtile von
also
/V
, , , ,
dem spissum getrennt wird, so erhalten wir auf der einen
Schwefel Erde Luft Quecksilber
Seite Schwefel und Waser, das ist Schwefel imd Mercur,
als als als
das ist der Lapis phil.
Kohlensäure Natron Wasser Wir erhalten also auch an der Hand des Liqu. hepat.
Es ist nun in Bezug auf unsere Stelle: den Lapis phil.
terra = Natron, suaviter magno cum ingenio bezieht sich auch hier
Das
ignis = Kohlensäure des Natron carb., darauf, dass man es mit der secundären Interpretation zu
subtile = Dampf des Acid. sulphur., thun hat.
spissum =: Wasser des Acid. sulphur. Wir haben Bezug auf das anäsiv ebensowohl
also in
Es könnte nun etwas auffallendes haben, dass das Queck- an der Hand sulphur-Natron rmd des Liquor
des Acid.
silber, welches an der Hand des Nutrix ejus terra est: hepat. den Lapis phil., als an der Hand des Pulv. solar,
I

Erde ist, hier in seiner Parallele mit dem Wasser des ruber.
Acid sulphur. als Wasser genommen wird. Indessen Dem analog muss man nun auch in Bezug auf das
zum ersten steht in unserem Passus in Bezug auf das dyeiQSiv ebenso wohl an der Hand des Acid. sulphur.-
Quecksilber nicht terra, sondern spissum. Spissum ist aber Natron und des Liqu. hepatis je eine res subtilis und so-
das Dichte, und indem Quecksilber das Dichte genannt Hda erhalten, als an der Hand des P. sol. ruber.
wird, passt das auf seinen halb festen, halb flüssigen Zu- Im Ganzen hat man also 1) eine res subtilis und solida
stand, der halbflüssige Zustand lehnt sich aber an seine im Bereiche des P. solaris. Diese sind: unvollständiger
Wasser-Natur. Somit hat es nichts auffallendes, dass in P. solar. 2) eine res subtilis und solida im Bereiche des
der Parallele des Hydr, oxyd. rubr. mit Acid. sulphur. der Acid. sulph.-Natron. Diese sind: unvollständiges Acid.
363 364

sulpli. -Natron,3) eine res subtilis


und solida im Bereiche unvollkommenen Metalle besiegt und durchdring^t, und
des Liqu. hepat. Diese sind unvollständiger Liqu. hepatis.
;
sie dadurch zu vollkommenen Metallen macht, die als Gold

Diese drei unvollkommenen Arcana: P. sol. ruber, Acid. zu fassen sind.


sulph.-Natron, Liq. hepat. constituiren die omnis res sub- Schliesslich bemerken wir ff. Dass vorhin beim Aus-
tilis und omnis res solida, und jedes einzelne von diesen dehnen des anaeiv und dytiQ^aty vom Pulv. sol. auf das
unvollkommenen Arcanis wird besiegt und durchdrungen Acid. sulph.-Natron und den Liq. jhepatis das Wasser an
vom Lapis phil., und wir erhalten dadurch die vollkom- die Stelle der Erde tritt, hat allerdings etwas auffallendes,
menen Arcana: P. solar, ruber, Acid. sulphur. -Natron, Liq. ist aber, worauf wir hingewiesen, durch das, was die
hepat., welche Schwefel und Mercur darstellen. Hierbei ist zweite Rubrik lehrt, gedeckt. Das Einzige, was man
nun zu bemerken, dass es zwar, wie es drei vollkommene dagegen einwenden kann, bleibt demnach das, dass man
Arcana giebt, so auch drei unvollkommene Arcana giebt, sagt, wenn bei diesem Ausdehnen des anätiv und aytlQSiy
dass es aber nur einen Lapis phil. giebt, der sie besiegt die Erde als Wasser figuriren kann, so muss das analoge
und durchdringt. Zwar der Schwefel und Mercur an
ist Sachverhältniss auch in Bezug auf andere Stellen der vor-
und fiü- sich betrachtet ein anderer bei den drei einzelnen liegenden Interpretation der Tab. smar. statt haben kön- ['

Arcanis. Bei P. solaris ist er und


eigentlich Schwefel nen. Es muss alsdann namentlich 1) der Lapis phil., statt t

Mercur, bei Acid. sulphur.-Natron ist er Kohlensäure und aus Erde, Wasser, Luft, auch aus Wasser, Wasser, Luft
Wasser, beim Liq. hepatis ist er Schwefel und Wasser. bestehen können, und 2) muss der Lapis phil. vom Ein-
Indessen da er im Bereich aller Arcana eben als Schwefel Gesichtspunct auch als Wasser aufgefasst werden können.
und Mercur gefasst wird, und Schwefel Mercur + Lapis = Nun, beides kann in der That auch statt haben. Näm-
phil., so haben wir eben nur einen Lapis phil. Man lich ad 1) hat ff. statt. Der Drei-Gesichtspunct des Lapis
kann zwar vom Lapis phil. ausgehend sagen, ich habe phil. lehnt an die Luft, die Erde und das Wasser der
den Lapis phil., dieser ist Schwefel und Mercur, Schwefel ersten biblischen Schöpfungsperiode. Von diesen drei
und Mercur gestalten sich bei den einzelnen Arcanis so Dingen müsste also die Erde zu W
a s s e r werden können.
und so. Indessen das ist eine, in weiterer Folge sich Nun, das geht auch an. Stellt man sich auf einen sol-
ergebende Besonderfassung, Zersplitterung, oder wie man chen Standpunct, so ist das eine Wasser das Wasser,
es nennen will, von Schwefel und Mercur; der Einstand- welches von Ewigkeit da war. Das andere Wasser aber f
punct des Lapis phil. wird dadurch nicht zersplittert. kommt heraus, wenn man sich daran hält, dass die Erde tj

Und nun zum Gloria- Standpunct ausdrücklich in der Bibel als ein Durcheinander bezeichnet
In Bezug auf denselben haben wir wieder, wie bei der wird, das ist als eine Erde, die sich innig an das Wasser
metaphysischen Interpretation der Tab. smar. das Ideo— anlehnt, die im Wasser aufgeht, und sich somit als Wasser
fugtet a te omnis obscuritas weist wieder darauf hin : gestaltet. Und ad 2) hat das statt, dass man in über-
Haec est gloria, quia vincet omnem rem subtilem, om- tragener Weise, wie wir das noch später kennen lernen
nemque solidam penetrabit. werden, nicht nur von einem Lapis phil., sondern auch
In Bezug auf das anäeiy nimmt man irgend ein Ar- von einem Elixir philosophicum spricht, das ist eben
canum und entwickelt sich aus ihm den Lapis phil. Die von einem Lapis phil., der vom Gesichtspunct des Flüs-
übrig bleibenden terra und subtile nennt man aber, fasst sigen aufgefasst wird. Dieser Standpunct aber wird wieder,
sie auf als unvollkommenes Metall. Zu diesem Thun wie so eben, dadurch motivirt, dass man im Anlehnen an
berechtigt die Auffassung der Arcana als Metalle, die wir die Bibel die Erde in dem Wasser aufgehen lässt.
auch bei Plato haben kennen lernen, die aber schwerlich
erst von Plato herrührt. Wie man das Arcanum eben Sechste Rubrik.
als Arcanum nehmen, von ihm den Lapis phil. separiren Sic munduscreatus bis est hio.
kann, und so das unvollkommene Arcanum
übrig Adaptationes bezieht sich auf die dritte und vierte Ru-
behält, so kann man auch das Arcanum als Metall neh- brik, in denen wir alle Anpassungen an die res una haben,
men, den Lapis phil. separiren, und das unvollkom- welche res una die zweite Rubrik bringt.
mene Metall übrig behalten. Im Uebrigen ist die Sachlage wie bei der methaphysi-
Beim dytlggiv nimmt man nun das unvollkommene schen Interpretation der Tab. smar.
Metall, setzt Lapis phil. hinzu, und es kommt nun wieder
das Metall heraus. Auf Grund des vincere und penetrare Siebente Rubrik.
ist nun aber, wie wir wissen, das an der Hand des dyfiQtty Itaque vocatus sum
bis totius mundi.
erhaltene Arcanum nicht sowohl das ursprüngliche Arca- Der Hermes trismegistus bezieht sich einestheils auf di»
num, sondern vielmehr das, was der Lapis phil. ist, das drei Arcana, denen in dieser Interpratation der Tab. smar.
ist Schwefel und Mercur. Ebenso ist auf Grund des vin- Rechnung getragen wird, womit denn der Hermes trisme-
cere und penetrare das an der Hand des «ytiQtiv er- gistus in seine ursprüngliche Stellung (vergl. Jüdische In-
haltene Metall nicht das ursprüngliche Metall, sondern es terpretation der zweiten Redaction der Tab. smar.) einrückt.
ist das Metall, welches der Lapis phil. zu sich hinüber Anderentheils ist der Hermes ein trismegistus auf Grund der
gezogen hat, das Metall, dem der Lapis phil. seine Natur drei Theile: Wasser, Erde, Luft, aus welchen der Lapis
mitgetheilt hat. Diese Natur wird hier aber nicht sowohl phil. vom Allgemeinstandpunctaus besteht. Auf die Weise
als Schwefel und Mercur genommen, sondern vielmehr als weist denn der Hermes trismegistus auf die drei Allgemein-
Gold. Es hat diese Auffassung deshalb statt, weil es theile des Lapis phil.
heisst: Pater ejus est Sol. Der Vater des Lapis phil. Habens tres partes philosophiae totius mundi.
ist Gold. Damit ist denn der Lapis phil. selbst Gold, Dieser Passus weist auf den Lapis phil., der vom
und indem er nun dem unedelen Metall, welches er zu Allgemeinstandpunct aus einem Theile, das ist aus Erde,
sich hinüber zieht, seine Natur mittheilt, wird dies zu besteht.
Gold. Die tres partes weisen nicht auf die drei Theile der
Wir haben nun drei Arcana, also haben wir, wenn wir Tab. smar., von denen der Index spricht, vielmehr liegt
von jedem den Lapis phil. abziehen, drei als unedele Me- die Sache ff.
talle aufgefasste res subtiles und res soUdae. Diese con- Der Autor nimmt philosophia totius mundi kurzweg als
stituiren die omnis res subtilis und omnis res solida, welche Alchemie. Und da nun nach der vorliegenden Interpretation
vom Lapis phil. vom Gloria-Standpunct aus besiegt und der Tab. smar. die Alchemie sich im Lapis phil. concen-
durchdrungen werden.
Im Ganzen hätten wir also:
trirt, so ist Alchemie oder philosophia totius mundi = Lapis
phil. Dieser Lapis phil. hat tres partes, und diese drei Theile
Haec est fortitudo etc: Das ist die fortitudo, d. i. der werden auf Grund der zweiten Rubrik zur una pars, da
Schwefel- und Mercur-Standpunct, weil, indem lu^aft dieses gemäss jener Rubrik die drei Theile, auf die diesuperiora und
Standpunctes der Lapis phil. die als res subtiles und res inferiora führen, dazu dienen, die miracula rei a n i u s zu
solidae ^fassten nnvollkommenenen Arcana besiegt und Stande zu bringen. Somit haben wir im Hermes trisme-
durchdnngt, und sie dadurch zu vollkommenen Arcanis ^stuB den Allgemeingesichtspanot des Lapis phil. vom Stand-
macht, die als Schwefel und Mercur zu fassen sind. pnnct der Drei, in habens tres partes philosophiae totius
Sic habebis gloriam etc: Das ist die gloria, das ist dev mundi dagegen ^n
Allgemeingesiohtspunct des Lapis phiL
Qold-Standpunct, weil, indem kraft dieses Standpunctes vom Standpunct der Eins.
dev Lapis phil. die als res subtiles und res solidae gefassten Indem also der Lapis plül. dem Gesichtspunct der Eins,
:

365 366

der Erde, anheimfällt, tritt er auf Grund der vorliegenden erhalten wir nun auf Grund des vinoere und penetrare
;
Rubrik in den Bereich der Philosophie, und das ist der nicht das ursprüngliche Metall wieder, sondern das Metall,

j
Grund, weshalb der Lapis philosophicus eben zum Lapis welches der Lapis phil. zu sich hiuübergezogen hat, das
i
philosophicus wird. In der vierten Rubrik haben wir Metall, dem der Lapis phil. seine Natiu’ mitgetheilt hat.
I I kennen lernen, weshalb der Lapis phil. Lapis philoso-
: Diese Natur ist die Gold -Natur. Diese Auffassung hat
pliicus heisst, hier lernen wir kennen, warum er Lapis deshalb statt, weil auf Grund des: Pater ejus est Sol,
philosophicus heisst. „der Lapis phil. ist Gold“, der Lapis phil. selbst Gold
An die philosophia totius mundi knüpft sich der Titel ist. Indem er also das unedele Metall zu sich Idnüber
der Tab. smar. Da nun philosophia totius inundi=Lapis zieht, wird dies zu Gold. So muss man die Sache auf-
I
phiL, so wird der Titel der vorliegenden Interpretation fasseu. Mau muss sie aber nicht derartig auffassen, dass
der Tab. smar. De Lapide philosophieo,
: oder ; Tabula man mit dem Pater ejus est Sol, der Vatar des Lapis phil.,
de Lapide phisosophico. und somit er selbst ist Gold, dass mau damit aufaiigend,
sagt: Im Lapis phil. habe ich Gold, ich setze somit an
Achte Rubrik. der Hand des dystgeir dem unedelen Metall Gold zu,
I
Comi)letum est quod dixi de operatione Solls. und dieses Gold theilt nun der ganzen Masse seine Natur
Zunächst haben wir diesen Passus im Anschluss an die mit. Vom Standpunct der XQcOonoi'Ca freilich im wahren
vorige Rubrik, sie completirend. Damit heisst er: Was vor- Sinne der Alchemie steht einer solchen Auffassung nichts
hin über die Auffassung des Lapis phil. in Bezug auf die im Wege. Diese und die vorige Auffassung kommen ja
1 Zahl .seiner Theile gesagt, ist vollständig. Denn dem, auf dasselbe hinaus. Vom Standpunct der XQvaonoii'a
> worauf wir dort hingewiesen, der Lapis phil. bestehe aus dagegen als S ch wi n d el- G o 1dm acherkuns t steht
drei Theilen und einem Theile, dem schmiegt sich das au, ihr sehr viel im Wege. Denn wenn mau von ihrem Ge-
dass der Lapis phil. aus zwei Theilen besteht. Es wird sichtsjjunct aus sagt: Hier habe ich ein unedeles Metall,
nämlich angenommen, dass operatio Solis im Grunde sei ich setze Gold zu, nun wkd die ganze Masse zu Gold —
XQvaonoua, und da nun dieses Einwort zu zweien distra- dann kann der Andere sagen Das ist keine Kunst, Gold
:

hirt werde, zu tQyaaia ‘Hliov, so werde damit auf den zu erhalten, wenn man von vorn herein Gold in den Tie-
Gesichtspunct der Zwei beim Lapis phil. gezielt. Dieser gel giebt. Die Sache ist illusorisch. Das erhaltene Gold
Zwei-Gesichtspunct ist wie wir wissen, theils ein allge- ist nichts anderes, als das von vorn herein zugesetzte Gold.
meiner, theils ein besonderer. Als allgemeiner bezieht er Vom Standjjunct der Schwindel- Goldmacherkuust darf man
sich auf den Lapis jdiil. als Erde und Luft, als besonderer daher von vornherein kein Gold nehmen, sondern man
auf den Lapis phil. als Schwefel und Mercur. setzt dem unedelen Metall, welches zu Gold werden soll,
Dann aber haben wir im vorliegenden Passus die ähn- ein mysteriöses Etwas zu, und dies mysteriöse Etwas ist
liche Sachlage, wie bei der metaphysischen Interpretation eben der Lapis philosopliicus.
der Tab. smar. Er besagt in disten dirter Weise: Comple- Schliesslich ist noch auf Eins liinzuweisen. In der drit-
tum est quod dixi de gloria, nam id, quod dixi de ope- ten Rubrik wird zuerst interpretirt, Pater ejus Sol sein:

ratione Sulphuris et Mercurii eodem modo se habet quoad Vater ist Schwefel, mater ejus est Luna: seine Mutter ist
operationem Solls. Das, was ich über die gloria gesagt Mercur. Dann wird zum zweiten interpreth’t, Pater ejus
habe, ist vollkommen, complet, denn dasselbe, was ich est Sol: sein Vater ist Gold —
und damit wird aufgehört.
über die operatio Sulphuris et Mercurii gesagt habe, gilt Es liegt nun aber nahe, dass man nicht aufhört, sondern,
auch in Bezug auf die operatio Solls (Auri). Dabei haben weiter gehend, sagt, mater ejus est Luna: seine Mutter
wir denn wieder, wenn wir uns auf den objectiven Stand -
ist Silber. Thut man das, so hat man im Gloria- Stand-
punct des ideellen chemischen Processes stellen, in der punct auf der einen Seite das Gold, und auf der anderen
operatio SoUs die Wirksamkeits - Entfaltung des Goldes. Seite das Silber. Wie das Pater ejus est Sol alsdann auf
:

Wenn wir uns dagegen auf den subjectiven Standpunct die XQca''7ioita führt, so führt dann das: mater ejus est
des Alchemisten stellen, der den ideellen chemischen Pro- Luna auf die doyvQOnoua, auf die Silbermacherkunst.
cess leitet, so haben wir in der operatio Solls die Gold- Am Ende könnte man schon in Bezug auf die metaphy-
macherkunst, die XQvaonoua. sische Interpretation der Tab. smar. dasselbe sagen. Dort
Aehnlich wie bei der metaphysischen Interpretation der indess liegt es ferner. Denn da Hydrarg. oxyd. rubr.
I Tab. smar, haben wir denn auch wieder in der Operatio (Auripigment, Minium u. s. w.) roth ist, Gold unter Um-
Solis einen zweiten Titel der Tab. smar., und damit haben ständen aber auch roth ist, so liegt es viel näher, dass
wh- denn wieder, analog wie bei der metaphysischen In- ich aus Hydrarg. oxyd. rubr. Gold mache, als dass ich
teiqn’etation der Tab. smar., die Arcanologie als XQvao~ aus ihm Silber mache. Bei der Lapis philosophie. -Inter-
noii'u, als die Lehre vom Einarcanum. Diese Lehre pretation indess, auf Grund derer man, in Bezug auf den
vom Einarcanum kommt liier wie dort darauf liinaus, dass Goldmacher-Schwindel, zum unedelen Metall ein mysteriö-
die Arcana zu dem werden, was P. solaris ist, und dass ses Etwas zusetzt (den Lapis, phil.), steht nichts im Wege,
man, wenn man den einen P. solaris hat, alle Arcana hat. warum denn min dies mysteriöse Etwas nicht gerade so-
Die Relation mit dem Gold haben wir, indem die Arcana wohl das unedele Metall in Silber als in Gold verwan-
als Metalle herangezogen werden, nicht mehr auf dem Um- deln solle. Das ist denn nun auch der, Grund, wesshalb
wege, wie bei der metaphysischen Interpretation der Tab. es ebensowohl einen Silbermacher - Schwindel giebt, als
smar. Fasst man nämlich die Arcana als Arcana, wie es einen Goldmacher-Schwindel. Der erstere aber tritt gegen
dort statt hatte, so musste man sagen, der P. solaris, wel- den letzteren in den Hintergrund, erstens schon deshalb,
cher sich an die Spitze der Arcana stellt, ist das edelste weil die achte Rubrik ausdrücklich von einer operatio
der Arcana, und damit kam man mehr indirect zum Gold. Solis und nicht von einer operatio Lunae spricht, und
Fa.sst man dagegen, wie hier, die Arcana als Metalle, so zweitens deshalb, weil es doch eine edelere Kunst ist,
koumit das Gold mehr direct heraus, denn nun liegt es Gold zu machen, als Silber zu machen.
näher, den edelen P. solaris als ein edeles Metall, das
ist als Gold, aufeufassen. Das erste Buch der Oracula Sibyllina.
- Was nun den, sich an die XQcaonoua knüpfenden Gol-
inacher-Schwindel so tritt er an der Hand der La-
betiüfft, Wir besitzen ein in Griechischen Hexametern geschrie-
pis phil.-Interpretation in ein neues Stadium. benes Werk aus den Zeiten der zweiten Alexandrinischen
Au der Hand der metaphysischen Interpretation der Periode, welches den Titel führt: XQ>jafj.oi .2ißvi.i.iaxoi,
Tab. smar. verwandelt man Hydrarg.
oxyd. rühr. (Auri- die Sibyllinischen Weissagungen. Aus demselben besitzt
pigmentum, Minium u. w.) in Gold. An der Hand der
s. das erste Buch ein hohes alchemistisches Interesse, und
vorliegenden Interpretation der Tab. smar. dagegen nimmt wir müssen es daher näher kennen lernen.
man irgend ein unedeles Metall, und setzt diesem den Vers 326.
«. Hauptinhalt bis
Lapis phil. zu.
Bei diesem Zusatz-Manoeuvre, welches uns die vorhegende Vers Einleitung.
1.
Interpretation der Tab. smar. an die Hand giebt, muss Vers Die Sibylle erzählt die Welterschaffung. Gott
5.
man nun aber das im Auge behalten, was wie oben ge- sprach : Es werde. Und es ward. Nämlich er schuf Erde
sagt (-fünfte Rubrik). Nämlich wir nehmen das unedele Me- in das Weltenwasser. (^dQccas ydQ yijv ikqtuqov
tall, und setzen den Lapis phil. zi\. Bei diesem dyeiQeiv ct/ncfii acclou , „er brachte Erde allerseits, ringsum, in das
Wasser des Tartarus.“ Der Tartarus zielt auf Dinn» Lästerzungen. Wegen de sBösen, was sie thaten, be-
äßvaaos, im Vers 2 des Cap. 1 des ersten Buches Mosis. stimmte ihnen Gott nichts Gutes. Nur ein Gerechter, Noah,
Im Grunde ist damit verstanden: das Wasser, in welches war unter ihnen, und zu ihm sprach Gott-. Noah, predige
die Erde noch nicht hineingeschaffen. Ganz verkehrt will du den Völkern Busse, auf dass sie gerettet werden. Wenn
sie aber nicht auf dich hören, so will ich sie durch eine
'

Alexandre in seiner Ausgabe der Oracula Sibyllina


^dgaffe yc?p TaQXuQm K[i(fißKk(äv. Er bezieht sich grosse Ueberschwemmung verderben. Dir aber befehle
dabei auf das TaQtdQ(p cc\uqHßaXo)y im Vers 119. Doch ich, eine Arche {Süfia <fovgctx€oy) zu bauen, damit du

dies liegt ganz anders.) Ferner schuf Gott das Licht, und mit den Deinigen erhalten werdest. Und nun kommt:
den Himmel, das Meer, die Gestirne, Planzen, Flüsse, Vers 137 bis 146 ein Räthsel, in dem Gott seine Ei-
Wind, Wolken, Fische, Vögel, Landthiere, Drachen u. s. w. genschaft darlegt. Wir werden dasselbe sub b. beson-
Das Alles schuf er durch den Xöyos- ders durchnehmen.

Vers 22. Gott schuf ferner den Mann nach seinem Vers 147. Noah überfiel Schrecken, er sann nach, und
Ebenbilde, und befahl ihm, im Paradiese zu wohnen. Dieser predigte dann den Völkern Busse, indem er sie darauf
sehnte sich nach Geschwätz (ngoakaXid) und nach seines hinwies, dass Gott, wenn sie sich nicht besserten, Mensch
Gleichen. Daschuf Gott Eva aus einer Hippe. dxQaala und Thier durch Wasser zu Grunde richten würde. Sie
war ihnen fremd. (Ob darunter geschlechtliches Gelüste, nahmen sich aber seine Worte nicht zu Herzen, und Noah
oder excessives sinnliches Gelüste im Allgemeinen ver- brach in Jammern über sie aus. Aber seine Worte waren
standen ist, steht dahin. Vielleicht wohl das erstere und;
vergeblich, und nun sprach Gott zu Noah: Die Zeit der
dann ist das in’s Auge gefasst, dass die Schrift, vergleiche Strafe ist gekommen, gehe du mit den Deinigen und den
erstes Buch Mosis, Cap. 4, Vers 1, erst nachdem Adam Thieren in die Arche. Noah that’s, und die Sündfluth
und Eva aus dem Paradies verjagt worden sind, das er- kam über die Welt. Als nun Gott die ganze Welt mit
wähnt, dass Adam seine Frau Eva erkannt habe.) Sie Regengüssen überschwemmt hatte, da beschloss Noah
gingen wie die Thiere mit unbedeckten Schamtheilen umher. nachzusehen. Er nahm die Decke von der Arche. Er
Gott verbot ihnen „den Baum“ {SivÖQOv) zu berühren. sandte eine Taube aus, welche zurückkehrte. Nach ei-
Die Schlange verführte sie, womit es eingeleitet war, dass nigen Tagen sandte er die Taube wiederum aus, und sie
das Verhängniss des Todes und die Erkenntniss von Gutem kehrte mit einem Oelzweig zurück. Da überkam Allen
und Bösem über sie kamen. Das Weib wurde zuerst ver- Muth und Freude. Nun sandte er einen schwarz-gefie-
führt, und verführte dann ihren Mann. Damals machten derten Vogel aus; der kam nicht wieder. Noah aber
sie Kleider aus Feigenblätteim, und verhüllten die
sich merkte, dass das Wasser abnahm. Die Arche blieb end-
Schamtheile, denn sie schämten sich. Gottes Zorn ent- lich auf Land stehen, auf dem Berge Ararat in Phrygien.
brannte, und er jagte sie aus dem Paradiese (s'ltu dti-a- Wieder sprach Gott zu Noah: Gehe du Erretteter, Treuer,
växov xwQOu). So war es denn entschieden, dass sie Gerechter mit den Deinigen aus der Arche. Mehret euch,
sterblich sein sollten, da sie des unsterblichen Gottes
Gebot übet Gerechtigkeit gegenseitig, Geschlecht gegen Geschlecht,
übertreten. Und nachdem sie aus dem Paradiese waren bis über alle Menschen das Gericht kommt. Noah sprang
und weinten und seufzten, da sagte Gott zu ihnen Mehret
:
vom Lager auf die Erde, ebenso verliessen die Seinigen
euch, bearbeitet die Erde, und verschafft euch Nahrung und die Thiere die Arche.
unter Schweiss. Die Schlange aber trieb er fort und ver- Vers 283. Nun kommt das sechste Geschlecht, das
urtheilte sie, auf Bauch und Weichen zu kriechen, und goldene, als das erste beste dastehend seit Erschaffung des
stiftete Feindschaft beiderseits sie hat ihren Kopf vor
; Menschen. Es heisst das himmlische (Uranische). Unter
dem Menschen zu hüten, und der Mensch vor ihr die diesem sechsten Geschlecht lebt die Sibylle, und freut sich,
Ferse. dass sie, viel herumgetrieben mit Gemahl und Familie,
Vers 65. Nun vermehrte sich das Menschengeschlecht, nach vielen Leiden dem Verderben entronnen. Sie hebt
und indem sich einer an den anderen reihte, entstand ein zu weissagen an. Was sie zuerst weissagt, ist Unverstand»
grosses Volk. Die Menschen hauten Häuser und Städte. hch, weil der Text in Vers 292 und 293 entstellt ist. Dann
Sie lebten lange, sie starben nicht von Kummer aufge- kommt die Weissagung: Drei hochherzige Könige, höchst
rieben, sondern wie vomSchlaf überwunden. Gott liebte gerechte Männer, werden die Loose bekannt machen (juoi-
sie. Aber auch sie sündigten. Schamlos verhöhnten sie gag dqXüaovxat.), sie werden lange Zeit herrschen, Ge-
die Väter, ehrten die Mütter nicht, Freunde kannten sie rechtigkeit zutheilen den Männern, denen Arbeit nnd an-
nicht, sie stellten den Brüdern nach. Sie waren befleckt, muthige Werke am Herzen liegen. Die Erde wird prangen
besudelten sich (? xexoQviX/xeyot) mit dem Blute der mit vielen von selbst entsprossenen Früchten und Aehren-
Männer, und führten Krieg. Das Verderben kam vom feldem. Die herangewachsenen Menschen {xtjS^Bvxiigtg,
Himmel über sie, sie wurden hinweggerafft und der Hades xxd-evx^gsg) werden nicht altern, nicht Krankheiten an-
nahm sie auf. Aber seihst als sie im Hades waren, wur- heimfallen, einschlafend sterben, zu den Acherontischen
den sie noch geehrt, denn sie waren das erste Geschlecht. Gefilden im Hades gelangen, dort Ehre gemessen, denn da
Vers 87. Ein zweites Geschlecht kommt nun an die sie ein Geschlecht von Glückseligen waren, werden sie
Keihe, geschaffen aus dem Ueherreste gerechter Menschen. auch im Hades glückselig sein.
Schöne Werke, schöne Bestrebungen, treffliche Zucht, her- Vers 307. Dann aber (so prophezeit die Sibylle weiter)
vorragende Weisheit lagen ihnen am Herzen. Sie übten wird ein anderes Geschlecht kommen, das zweite nach der
mancherlei Künste, auf die sie das Bedürfniss führte. Der Sündfluth (im Ganzen das siebente Geschlecht), das
Eine erfand den Pflug, der Andere das Zimmerhandwerk, kräftige der Titanen, Es wird denselben Typus darbie-
dem Anderen lag die Schiffahrt am Herzen, dem Anderen ten, wie das erste Geschlecht: dieselbe Gestalt, Grösse,
die Astronomie und die Augurkunst, dem Anderen die
Stimme, (Sprache, (fwy^). Aber auch sie werden über-
Arzneikunst, dem Anderen die Magie u. s. w. Es waren müthig das Aeusserste anstreben, und so in ihr Verderben
betriebsame Leute, ein grosser und kräftiger Schlag. Aber
stürzen, indem sie gegen den Stemen-Himmel ankämpfen.
'

sie mussten gefesselt in die Tartarus- Wohnung da unten,


Dann wird der Ocean seine Gewässer gegen sie ei-giesseu
in das Feuer der Gehenna (Hölle). '

wollen, der zürnende Zebaoth hält sie aber zurück, denn


Vers 104. Nun kommt das dritte Geschlecht an die er hat versprochen, keine Ueberschwemmung mehr über
Reihe: —energische, übermüthige, starke Menschen, viel die schlechten Menschen kommen zu lassen.
;

Böses gegen einander ausheckend. Sie, die Gewaltthä-


Vers 319. Aber (so prophezeit die Sibylle weiter) in-
tigen, richteten Schlacht und Gemetzel zu Grunde.
dem Gott das Aufbrausen der Gewässer bezähmt, wird er
Vers 109. Als viertes Geschlecht kommt ein mörde- das Meer verkleineren und dasselbe mit Häfen und Küsten
risches, unbesonnenes. Es vergoss viel Blut, fürchtete eindämmen. Und dann kommt zu den Menschen der Sohn
nicht Gott und Menschen. Wüthender Groll, arge Ruch- Gottes, von Fleisch (aagxo<f)6gog), auf Erden den Sterb-
losigkeit kam über sie. Die Einen dieser Elenden, Ruch- lichen ähnlich.
losen brachten Krieg, Mord, Schlacht in den Erebus. Die Und jetzt folgt: ein zweites Räthsel,
Anderen brachte Gott (df<5f ovgdyiog) selbst aus der
Welt, und stürzte sie in den Tartarus unter der Erde.

Vers 326 330, welches sich an Christus anlehnt. Wir
werden dasselbe sub c. besonders durchnehmen.
Vers 120. Nun kommt als fünftes Geschlecht noch Den Rest des Inhaltes werden wir sub d. kennen lernen,
ein viel schlechteres an die Reihe: —
tückische Riesen, indem wir ihn an die Interpretation des Ganzen knüpfen.
! ; : : —

369 370

die Sache zwiefach. Diese erste Sylbe hat zwei Buch-


h. Das erste Rüthsei des ersten Buches der Oracula
staben, wenn man das Wort Kipdßagig nimmt, denn dann
Sihyllina.
ist die erste Sylbe: Ki und die zweite: pa. Nimmt man
139. 137. sequ. dagegen das Wort Kippdßagi, so hat die erste Sylbe
Vers
137. Ei/xl d'iyui 6 iuir, av d’irt (pQsai Gyai vorjoop, drei Buchstaben, nämlich Kip. Da scheint es also zu
OvQuvdp ivdidvftai, ntQißaßltjyai de S-dkaa- hapern; man kommt mit dem Kipdßagig durch, nicht
Gccp, aber mit dem Kippdßagi. Die Sache ist aber doch rich-
139. Faia de [xot, axriQiyixa nod(op, nsQl a<o/u.a xi- tig.Denn ob man Kippdßa g i oder Kippdßa g i g schreibt,
XVXKl, kommt auf die letzte Sylbe an. Diese letzte Sylbe geht
140. ^Afiq d" ^d' daxQcop fte %OQds nsQi^dQOfie niipxti. uns aber nichts an, wo ausdrücklich von den drei ersten
141. Evvta yqü)i(jLax' e.%u> , xexqaGvkkaßö? elyu, Sylben die Rede ist es eben, was der Autor in’s
ist. Das
vöei fxe' Auge fasst, von den drei ersten Sylben
dass, wo er
142. At xQStg ul nQcoxai dvo yqu/xfiax’ txovaip spricht, dass er da haben will, man solle sich um
ty.daxi], die letzte Sylbe nicht bekümmern. Die kommt für sich
143. Xoinut de xd komu • xui eiaip uifcopu xd im folgenden Vers an die Reihe, hier geht sie uns nichts
nevxf au, und weil sie uns nichts angeht, so wissen wir gar
144. Tov nupxds dAgiS-fxov exaxopxddeg elal dlg nicht, ob die letzte Sylbe gi oder gig geschrieben werden
oxxco, soll. Und damit wissen wir nicht, ob wir dem gig zu
145. Kal xgetg xoig dexeldeg avpy' enxd .
ypovg de Liebe Ki - pa- ßa, oder dem gi zu Liebe: Kip - pa - ßa
rig etfit, schreiben sollen. Da wir das aber nicht wissen, so steht
146. Oux ctfiv>]xog eGr; xijg nag ifioi Goifiijg. es beim Autor, sich ’rgend eine Schreibeweise nach Gut-
wird dies liäthsel enger gefasst, und man
Gevvölinlicli dünken, nach Belieben zu wählen. Er wählt die Schreibe-
lässt es erstVers 141 anfangen: Epvia ygdfifiaxa. Dies weise Ki-pa-ßa, und damit haben alle 3 Sylben 2 Buch-
enger gefasste Räthsel wollen wir zuerst vornelimen. Wir staben.
übersetzen Deutsch ff. Wie der erste Th
eil des Vers 143 sagt, haben
141. Ich habe neun Buchstaben, bin viersylbig, ver- die übrigen Sylben die übrigen Buchstaben. Diese übri-
stehe mich wohl gen Sylben sind gi und gig. Weil der Autor die dop-
Die drei ersten (Sylben) haben jegliche zwei Buchstaben, pelte SchreibeweiseKipdßagig und Kippdßagi vor
die übrigen (Sylben haben) die übrigen (Buchstaben). Augen hat, sonimmt er an, dass er nicht eine Endsylbe
Fünf (Buchstaben) sind lautlose. hat, sondern zwei. Diese 2 übrigen Sylben enthalten
Das Zahlenverhältniss in Bezug auf’s Ganze ergiebt die übrigen Buchstaben, nämlich g, i, g.

Zwei Centurien, acht Wie der zweite Th eil des Vers 143 sagt, sind
und drei Dekaden mit sieben, die Dekaden dreimal ge- 5 Buchstaben lautlose, das soll heissen Consonanten. Ei-
zählt. Wenn du verstehst, wer ich bin, gentlich sind im Griechischen (f inp/jepxa: Vocale, und
so wirst du nicht als Profaner (nicht als Laie) der Consonanten, dipuipa dagegen, wie hier steht,
Weisheit gegenüberstehen, die in mir liegt. sind mutae, stumme Cosonanten (wie die Lateinische Ueber-
Die Lateinische Uebersetzung, wie sie sie sich in der setzung auch wörtlich giebt). Die Consonanten,
Abhandlung des G e r a r d u s Dorneus. eines Alchemisten zerfallen in die ^fiiipiapa : A, ,it, p, g, g, und in die
des 16. Jahrhunderts: Congeries Paracelsicae Chemiae de dipuipa: ip, Xi ß-: Also sind die diptnpa
d“, n, x, x.

transmutationibus metallorum, vorfindet, ist: ein Theil der Consonanten, damit aber noch nicht die
Novem litteras habeo, quatuor syllabarum sum, intel- Consonanten überhaupt. Indesen man reflectire darauf,
lige me. dass atu mm, dipiupa, mutae, auch alle Consonanten ge-
Tr es primae duas litteras habent singulae, nannt werden können, denn sie sind blos hörbar, ent-
Reliquae reliquas, et sunt mutae quinque. gegen den Vocalen, welche allein eigentlich laut sind.
j
Totius vero numeri centuriae sunt duae, octo, Man braucht sich also nicht daran zu stossen, dass uns
! Et tres ter decades cum septem. Intelligens autem, hier statt Gvpiipujpa der Ausdruck «yw/'ß geboten wird.
quis sim, Es zielt nun der Autor mit seinen 5 Consonanten auf das
Non rudis vel ignarus eris ejus, quae in me est, sa- p mit dem Dupliciyungsstrich. Er will sagen, ob du Ki-
pientiae. pdßagig oder Kippdßagi nimmst, immer kommen 5 Con-
Man bemerke an
dieser Lateinischen Uebersetzung, dass sonanten heraus. Beim Kippdßagi sind die 5 Consona. ten:
Vers 144 sagt: centuriae sunt duae octo und nicht
. sie 1) /iL 2) V 3) V 4) jS 5) p beim Kiliaßagig sind sic: 1)
;

bis octo, wie es dem Griechischen Texte gegenüber exa- lt 2) p &) ß F) g b) g.



:

xopxddeg dlg dxxco heissen sollte. Und dann steht in Nach Vers 144 ist die Zahl des Ganzen, das heisst
der letzten Zeile im Grieelüschen Texte blos das eine Ad- das Zahlverhältniss in Bezug auf das Ganze das, was
^jectiv: ccfivtjxog, wogegen die Lateinische Uebersetzung jetzt folgt. Das Ganze ist die Summe von Kipdßagig
""
zwei Adjective hat rudis vel ignarus. : und Kippdßagi, das ist das Wort so geschrieben, dass es
Die Auflösung des Räthsels ist: Kivvdßagi, Kivvä- alles das in sich vereint enthält, was beide Ausdrücke für
ßagig. sich enthalten. Das Ganze haben wir, wenn das Wort so
Der Autor will n’ämlich, dass man der doppelten Schreib- geschrieben wird, dass es sowohl vorn ein doppeltes p, als
!
art: Kivpccßugi und Kippäßagig Rechnung trägt. hinten ein g hat, also wenn man Kippdßagig mit 10 Buch-
Wie Vers 141 sagt, soll das Wort 9 Buchstaben und staben schreibt. Man kommt nun in Versuchung, dem
4 Sylben haben. Nimmt man nun Kippäßagt, so sind dgiO-pidg zu Liebe den Buchstaben ihren Zahlenwerth zu
. selbstredend die neun Buchstaben: 1) jRC 2) t 3) p A.) p geben. Wir wollen daher die Griechischen Zahlen hier-

5) a 6) ß 7) a 8) g 9) t. Und die vier Sylben sind: hin setzen
!
1) Ktp 2) PU
Nimmt m«n dagegen
3) ßa 4) gi.
ßav — 6 X— 20 0 — 70 X —300 0) — 800
I
das Wort Kippdßagig, so kommen
4 Sylben, ähnlich wie vorhin, heraus, man hat C — 7 A— 30 71
— 80 V -400 occfxni — 900
£ zwar die
aber zehn Buchstaben, nämlich die 9 von vorhin, zu denen 1?
— 8
_

40 xÖTTTIß-OO (p
— 500 — 1000 .

]
noch ein g hiuzukommt. Diese 10 Buchstaben wandeln
& — 9 p — bO g —100 /-600
sich aber dadurch in 9 um, dass der Autor prätendirt,
i —10 1—60 G —200 1/7-700
;

man solle Kippdßagig nicht mit zwei p sclmeiben, son- Hält man sich nun hieran, so würde man, da
dern mit einem p, und solle dann über dies p einen Du- z— 20; 1=10; >^=50; ß=l ß=='i; p=100; f=200 ;
in
plicirungsstrich machen, so dass herauskommt: Kipdßagig. Bezug auf den dgi&ptdg erhalten: 20 + 10 -j-60 -t~50,
Er will also, man solle, wenn man das Wort Kxppdßagi -Pl-f 2+1+1 00+10+200=444.
nimmt, Kippdßagi schreiben, man solle aber, wenn man Diese Summe bietet, man mag sich drehen und wenden,
das Wort Kxpydßagig nimmt, Kipdßagig schreiben. wie man will, keine Uebereinstimraung mit der Summe
Wie Vers 142 sagt, sollen die 3 ersten Sylben jeg- welche die Sibylle herausrechnet, wie denn das, was die
liche 2 Buchstaben haben. Sibylle herausrechnet, überhaupt auf kein Wort passt,
Es hat die zweite Sylbe, ya, 2 Buchstaben, die dritte was möglicher Weise die Lösung des Räthsels bieten
Sylbe, ßa, ebenfalls. Bei der ersten Sylbe dagegen liegt könnte.
24
379 380

Sulphure, idcirco non oportet id aliter deliniri quam Sul- dadurch Rechnung getragen, dass uns die Jüdische Schöp-
phur. „Es bleibt uns übrig, vom Arsenik zu sprechen. In fungsgeschichte geboten wird.
Bezug auf denselben sagen wir nun, dass er aus einer Das vierte Geschlecht das vierte alchemistische
ist

subtilen Materie besteht, die Aehnlichkeit hat mit der Ma- Geschlecht, das .sind die Griechen,
die Griechischen Al-
terie des Schwefels. Daher kann man Arsenik nicht an- chemisten. Der Autor deutet bei diesem Geschlechte da-
ders definiren, als Schwefel.“ durch auf die Griechen, dass er vom ^sdg ovQceriog
Christus und Schwefel liaben die gegenseitige Relation, spricht. Bei diesem hat er den Ovqavog, den Gott Ura-
dass Schwefel = Feuer =Licht. Christus aber ist als ein nus, im Sinne, der an der Spitze der Griechischen Götter
Licht in die Welt gekommen. (Vergl. Drei-Einigkeits- steht. Es -wird zwar auch anderweitig im Verlauf des
interpretation der Tab. smar.). Flierin ist denn das ge- Buches Gott das Epitheton ovQÜviog gegeben, wo an einen
geben, dass die Doppellösung des zweiten Räthsels, ^Itjaovg Hinblick auf den Uranus nicht zu denken ist. Daran darf
und ’AQasi^L'/öp., einen Eingesichtspunct hat, und dieser ist man sich aber nicht stossen. Das betreffende Verhältniss
eben das Licht. hat eben gerade nur hier beim vierten Geschlecht statt.
Wir haben also im Cinnober-Räthsel den Mercur und Einer ähnlichen Sachlage begegnen wir auch in Bezug auf
im Arsenik-Räthsel den Schwefel. Wenn man nun den den Tartarus. Im Vers. 9. et 10: yÖQnae yciq yijv taq-
Mercur hat, so hat man anlehnend an die metaphysische TUQOv apupl aülov ist Tartarus auch in ganz an-
Interpretation der Tab. smar noch nicht den Schwefel. derem Sinne zu nehmen, als an anderen Stellen des Bu-
Hat man aber den Schwefel, so hat man anlehnend an ches, wo die Menschen in den Tartarus, die Unterwelt,
die Lapis philosophicus-Interpretation der Tab. smar. zu- kommen.
gleich den Mercur. Man hat zuerst die metaphysische Das fünfte Geschlecht ist das fünfte alchemistische

Interpretation der Tab. smar. und weiss nichts von


,
Geschlecht, das sind die Alexandriner, die Alexandrinischen
Schwefel. Nun lernt man an der Hand der Lapis philo- Alchemisten. Diese schildert der Autor als Lästerzungen
'

sophicus-Interpretation den Schwefel kennen, und hat da- weil sie sich beim Streite um die Tab. smar. gegenseitig
mit nicht nur den Schwefel, sondern auch den Mercur. verlästern. Dtos Geschlecht geht durch Wasser unter :

Das ist der Grund, weshalb man im 'Aqaiv ly.öv nicht nur das Wasser ist das Quecksilber. Auf Grund der meta-
das als solches hat, sondern zugleich auch den physischen Interpretation der Tab. smar. geht die Alche-
Lapis philos. Auf dies Sachverhälthiss weisen auch die' mie in Wasser-Que'cksilber unter. Daher kommt die Sünd-
als eigentliche Zahlen genommenen Buchstaben von Kiv- fluth gerade zur Zeit dieser Generation. Gott, der die
vceßaqig und Irdqaeyixdv hin. Im letzteren hat man: 888, Welt durch Wasser untergehen lässt, um so zu sagen der
das ist 444 -h 444. Hiervon weist nun die eine 444 direct Wasser-Gott, offenbart sich dem Noah unter der Gestalt
auf Kivväßaqig (Mercur), somit auf die eine Hälfte des des Quecksilbers überhaupt und des Hydrarg. oxyd. rubr.
Lapis philos., und die andere 444 weist auf die andere (Cinnober) im Besonderen, weil beide an der Hand der
Hälfte des Lapis philos., das ist "Aqaivi'/.iiv im engeren metaphysischen Interpretation der Tab. smar. zu Einem
Sinne. verschmelzen. Sobald Noah die Arche verlassen, ermahnt
Gott die Heraustretenden, sie sollen Gerechtigkeit, Ge-
d. Interpretation des ersten Buches der Oracula schlecht gegen Geschlecht, üben, .bis über alle Menschen
Sibyllina. das Gericht kommt. Das heisst: Nun habt ihr die meta-
physische Interpretation der Tab. smar., nun verlästert
Die verschiedenen Geschlechter sind alchemistisch zu und befeindet euch nicht mehr gegenseitig. Richtet euch
fassen. In den verschiedenen Geschlechtern werden uns nicht gegenseitig, lasset mich, Gott, richten. Nachdem nun
die verschiedenen Nationalitäten, die verschiedenen Gene- die metaphysische Interpretation der Tab. smar. ein Damm
rationen in Bezug auf ihren verschiedenen alchemistischen gegen den alten Alexandrmismus geworden, nachdem im
Standpunct vorgeführt. Quecksilber die alten Alexandriner untergegangen, kommt
Der Autor fängt mit der Erschaffung der Welt an, um ein neues Geschlecht an die Reihe, welches auf der
auf den Menschen zu kommen. Die beiden Schöpfungs- metaphysischen Interpretation der Tab. smar. fusst, das
geschichten im ersten Buche Mosis verschmilzt er in eine. ist das sechste Geschlecht. Golden ist es wegen der
Er führt uns die Menschen im Paradiese vor. Diese wach- XQVQOnoita. Die Menschen dieses Geschlechtes sind glück-
sen nach der Ausstossung aus dem Paradiese zu einem lich, denn der Hader um die Griechische oder Jüdische
Volke an. Das ist das erste Geschlecht. Interpretation der Tab. smar. liegt hinter ihnen.
Dies erste Geschlecht ist das erste alchemistische Ge- Unter diesem Geschlecht lebt die Sibylle. Dass die Si-
schlecht, die Inder, die Indischen Alcheimsten. Das, was bylle eben jetzt lebt, hängt damit zusammen, dass der
der Autor vom ersten Geschlecht sagt, lehnt sich in so Autor des Buches der metaphysischen und der aus ihr
fern an die Inder an, als das Paradies, der Aufenthalt entstandenen Lapis philosophicus-Interpretation der Tab.
der ersten Menschen aus dem ersten Geschlecht, gewöhn- smar. huldigt, von welcher letzteren er die Anschauimg
lichnach Indien, verlegt wird. Dies Geschlecht muss aus hat, sie sei nicht gekommen, um die metaphysische Inter-
der Welt, um einem nachfolgenden Geschlechte Platz zu pretation umzustossen, sondern um sie zu erfüllen, das ist,
machen, ganz so, wie bei den folgenden Geschlechtern sie erweiternd, in ihrer wahren Glorie darzustellen. Vor
immer das eine aus der Welt muss, ehe das andere .an die der metaphysischen Interpretation war die Alchemie nach
Reihe kommt. Das hängt damit zusammen, dass das eine der Auffassung unseres Autors keine ächte Alchemie, die
alchemistische Geschlecht das, was das andere gebracht,
erleuchteten alchemistischen Zeiten fangen erst beim Auf-
gewisser massen umstösst, aus der Welt bringt. Dies letz-
kommen der metaphysischen Interpretation der Tab. smar.
tere wird aber so gefasst, als wenn das betreffende ab- an, und darum lebt die erleuchtete Sibylle in der sechsten
tretende Geschlecht sich selbst durch seine Sünden
den Generation. Der Autor des Buches lebt natürlich viel
Weg aus der Welt anbahnt. Der Autor zielt damit auf später, sonst würde er die Sibylle nicht wahrsagen lassen
die Erbsünde, und leitet so successiv Christus ein, der für können, was die Zukunft wirklich bringt, er lebt zu der
die Sünden der Welt stirbt. Mit der Vorführung der Erb- Zeit, wo die Lapis philosophicus-Interpretation der Tab.
sünde hängt es denn auch zusammen, dass die Verfüh-
smar. bereits bekannt ist. Die Sibylle weiss vorab, dass
rungs-Geschichte im Paradiese ausführlich erörtert wird.
das glückliche sechste Zeitalter nicht fortbestehen wird,
Das erste Geschlecht ist selbst im Hades noch geehrt, sie weiss, dass es von der Zeit überflügelt werden wird,
denn wenn man die Anschauungen der Indischen Alchemie
wo an die Stelle der metaphysischen Interpretation der i

auch nicht beibehielt, darin sind die Inder stets zu ehren,


Tab. smar. die Lapis philosophicus-Interpretation tritt. Sie
dass sie die ersten Alchemisten waren.
weiss also, dass das sechste Geschlecht in den Hades muss.
Das zweite Geschlecht ist das zweite alchemistische Aber, sagt sie, auch dort werden die Hingegangenen glück-
Geschlecht, das sind die Aegypter, die Aegyptischen
Al- lich sein und Eliren gemessen, gerade wie das erste Ge-
chemisten. Die Aegypter schildert der
Autor in ihi-em schlecht der Inder. Denn die Inder haben den Vorzug,
Kunstsinn.
an der Spitze der Alchemie überhaupt zu stehen, das
Das dritte Geschlecht ist das dritte alchemistische
sechste Geschlecht hat den Vorzug, an- der Spitze der
Geschlecht, das sind die Juden, die Jüdischen
Alchemisten.
Der Autor charakterisirt dies dritte Geschlecht mehr ober-
Alchemie als exclusive Arcanologie zu stehen. — Was die
3 hochherzigen Könige betrifft, so zielen sie auf den Her-
flächlich. Der Jüdischen Alchemie wird schon sattsam mes trismegistus als Hydrarg. oxyd. rubr., Quecksilber

381 382

und Gold. Diese 3 Könige sind fveilicb schon da, sobald Zu welchemihr gekommen seid, als zu dem lebendigen
die Simdflutli vorbei ist, die Sibjdle braucht sie also eigent- Stein, der von den Menschen verworfen, aber bei Gott ist
lich nicht vorher zu verkünden. Die Sache liegt aber so, auserwählt und köstlich. (Luther.)
dass sich die Sibylle auf den Standpunct stellt, dass man Das Uebrige ergiebt sich von selbst.
nach der Sündfluth, unmittelbar nach der sie prophezeit, Auf ^AQaevixöv bezogen ist dieses der Stein, der Lapis
vorab einmal die metaphysische Interpretation der Tab. philos. Das Hebräer- Volk, welches sich an ihn stösst, sind
smar. hat, ihre Anerkennung kommt erst successiv im die Neuplatoniker. Aber die Völker, die Anhänger der
Verlauf des sechsten Geschlechtes, und dessbalb sagt die früheren metaphysischen und jetzigen Lapis philosophieus-
Sibylle, die Könige werden die Loose bekannt machen. Interpretation sammeln sich um seine Lehre. Sie erken-
Das siebente Geschlecht, welches nun kommt, das nen in ihm die wahre Alchemie. Dem Gegner zeigt sich
Geschlecht der Titanen, sind die Neuplatoniker. Diese das ' Aoaxvixdv als verbrennender Höllenschwefel.
haben den Typus des ersten Geschlechtes, sie gehen näm- Vers 351. Die Blinden werden sehen, die Lahmen ge-
lich auf die alte Alchemie wieder zurück. Sie kämpfen hen, die Tauben hören, die Stummen reden. Dämonen
gegen den Himmel an, —
welcher gemäss des Räthsels

wird er austreiben. werden auferstehen. Ueber
Todte
Vers 137 das Quecksilber ist. Diese Sonderbündler sind Wasser wird er dahin gehen. In einsamer Gegend wird
für die göttliche Strafe reif, und so wäre es am fiiglich- er mit fünf Broden und einem Fische fünftausend Mann
stcn, dass über sie eine neue Sündfluth käme. Gott aber sättigen, mit den Ueberresten dieser noch zwölf Körbe
hat versprochen, keine neue Sündfluth mehr eintreten zu füllen.
lassen. Also über die kommt kein Quecksilber-Wasser In Bezug auf Jesus verweisen wir auf die Geschichte
mehr, aber ein Analogon kommt über sie, das ist der La- Chi'isti.
pis philos. Gott dämmt das Meer ein, er verkleinert das Auf 'Aqatvixdy bezogen, wird der Lapis philos. als
Quecksilber, er drängt einen Theil desselben zurück, um- Arcanum gerommen, (lenn durch ihn werden ja die Arcana,
giebt cs mit Schwefel. Und nun kommt Christus. Christus was er selbst ist, das ist Schwefel und Mercur. Die Ar-
ist der Lapis philos., oder (kas'yiQaevr/.öv, was sich gleich eana aber heilen den Menschen. Das Wunder mit den
bleibt, da, wie wir oben gesehen, ^^QOtvixdv und Lapis Broden und den Fischen bezieht sich derartig auf den
philos.zusammenfallen. Lapis philos., dass der Lapis philos. an und für sich selbst
Wir haben sub a da aufgehört, wo Christus kommt. Gold ist. Durch das wenige Gold seiner Substanz macht
An Christus knüpft sich das zweite Käthsel, ^'^ers 326 ff. er aber das Viel der unedeleu Metalle zu Gold. Wie die
Dann macht uns Vers 330 und 331 auf die Eäthsellösung wenigen Brode, der eine Fisch, der Vielheit der sich Sät-
^IrjOoHg aufmerksam. Und nun kommt tigenden gegenüber treten, so tritt das wenige Gold des La-
Vers 332. Er wird das Gesetz Gottes erfüllen, nicht pis philos. dem vielen Gold gegenüber, in welches die
auflösen, er trägt ein Gegenbild {dyjhvnoy und unedelen Metalle durch ihn permutirt werden. Der Meeres-
wird alles lehren. gang ist das „Sehreiten“ des Schwefels über den Mercur,
Auf Jesus bezogen, lehnt sich das Nicht- Auflösen, son- durch welches der Lapis philos. herauskommt.
dern Erfüllen, an die Sclirift. Vers 3G0. Und dann will das berauschte Israel noch
Auf ’^Qasyiy.ör bezogen, zielt es darau/, dass, wie be- nicht zu Verstand kommen, es will nicht hören mit seinen
reits erwähnt, der Autor des Buches der Lapis philosophi- dünnen Ohren. Aber wann über die Hebräer kommen
eus -Interpretation keine gegnerische Stellung zur metaphy- wird der wüthende Zorn des Höchsten, und ihnen den
sischen Interpretation der Tab. smar. giebt, er hält die Glauben nimmt, weil sie das himmlische lünd Gottes ge-
erstere blos für ein uvxiivnov fiiurjfA,u der letzteren, wie schädigt haben, dann wird Israel diesem Backenstreiche
auf Jesus bezogen, das neue Testament ein dvxixvnov geben und giftigen Speichel auf die Lippen. Und die
(xifjLYiixa des alten Testamentes ist. Verblendeten werden ihm geben Galle als Speise und un-
Vers 334. Ihm bringen Priester Gold, Myrrhen und gemischten Essig als Trank.
Weihrauch. In Bezug auf Jesus vergleiche die Leidensgeschischte
Auf Jesus bezogen, bringen dem Jesus die Priester, das Christi.
sind die 3 Könige aus Morgenland, Gold, Myrrhen, W^eih- Auf ^AQOivixöy bezogen, haben wir ff Aber wann über
rauch. (Evang. Matth. Cap. 2. Vers. 11.). die Gegner des ^AQatyixdy kommen wird der wüthende
Auf ’uiQOEVixöv bezogen, bringen die Alchemisten die- Zorn Gottes und ihnen den Glauben benimmt, weil sie das
sem die 3 Arcana. Die Lapis plülosophicus-Interpretation Hydrarg. oxyd. rubr. und den Lapis philos. geschädigt
der Tab. smar. nimmt ja 3 Arcana an. Gold ist das Ar- haben, dann werden diese Gegner das Hydrarg. oxyd.
canum P. solaris ruber, weil aus ihm zcer’ ^^oxfjV der rubr. und den Lapis philos. verketzern. Sie geben ihnen
Lapis philos. dargestellt wird, welcher schon an und für Galle als Speise und unvermischten Essig als Trank. Galle
sich Gold ist (vergl. Lapis philosophicus Interpretation ist wegen der Farbenähnlichkeit P. solaris ruber, un d der
:

der Tab. smar.). Myrrhen irnd Weihrauch sind dann die unvermischte Essig {o'^og dxQUTOv)-. Acid. lütricum. Der
beiden anderen Arcana. Sinn ist: Sie sagen, P. solaris ist eben P. solaris als sol-
Vers 336. Aber wann eine Stimme durch die Wüste cher der Abzug, den ihr von ihm als Lapis philos. maeht,
;

erschallt (Ev. Matth. Cap. 3. Vers. 3; Ev. Marc. Cap. 1. geht uns nichts an. Und was das Hydrarg. oxyd. rubr.
Vers 3; Ev. Joannis, Cap. 1. Vers. 23.) verkündend den im Anlehnen an die metaphysische Interpretation der Tab.
Sterblichen die Pfade gerade zu machen, aus dem Herzen smar. betrifft, so wird dasselbe einfach mittelst Acid. ui-
die Schlechtigkeit fortzuwerfen, durch Wasser jeglichen tricum dargestellt, und damit ist die Sache fertig. Nicht
Menschen-Körper zu erleuchteu, dann — aber (vergl. metaphysisehe Interpretation der Tab. smar.)
Auf Jesus bezogen, bedarf das keiner w'eitereu Exposition. bietet uns das zum Quecksilber hinzukommende Acid. ni-
Auf 'JlQatvixdy bezogen, ist Johannes der Täufer, der tricum den Pater omnis telesmi totius mundi, wir erhalten
Vorläufer des ^^•igaeyixdy, das Quecksilber. Johannes der auf die betreffende Weise nicht das, worauf alle Arcana
Täufer wird als Wasser, als Taufwasser gefasst, das Was- hinauskommen.
ser, das Taufwasser aber als Quecksilber. Gott, der sieh Vers 372. Aber wann er mit den Händen ausgespannt
dem Noah offenbart, der Wasser-Gott, überträgt sein worden, wann er alles gelitten, die Dornenkrone trägt,
Wasser-Emblem auf Johannes. wann sie ihm die Seite mit Lanzen durchbohrt haben —
Vers 343. Dann wird plötzlich den Sterblichen ein auf Grund de.ssen mitten am Tage dreistündige Nacht sein
Zeichen sein, wenn aus Aegyptenland der schöne Stein wird —
dann wird der Salomonische Tempel den Men-
kommt. An diesen stösst sich das Hebräer -Volk. Aber sehen ein grosses Wunder zeigen, wann er in die Woh-
die Völker sammeln sich um seine Lehre. Denn den nung des Hades geht, Auferstehung verkündend den Todten.
hochwaltenden Gott erkennen sie diu'ch ihn, und den Pfad Aber wenn er nach drei Tagen %vieder hervorkommt, und
im gemeinsamen Lichte. Denn er zeigt das ewige Leben den Sterblichen seine Gestalt gezeigt, und sie alles gelehrt,
den Erwählten, den Ungereehten das Feuer. hat, dann wird er auf Wolken zur Wohnung des Him-
Auf Jesus bezogen ist Jesus der Stein. Epistel, prim. mels aufsteigen, das Diadem des Evangelium über die
Petri, Cap 2: Welt deckend. (Wir halten uns an die Lesart, wie sie
Vers Jlgog oy ngoaSQXÖusyoi, ki^oy '^(oyrct, und
4. nun einmal in den Codd. dasteht: xakvxpag diddijfice, und
ay&Qwnojy (xiy dno^eSoxi/uaa/xiyoy, naQd di d-€(p finden gar keinen Grund, es zu eorrigiren xakksixpag
;

ixkexTÖy, iyxifioy. dtd&ri/Licc, dieSatzung hinterlassend). Naeh seinem Namea


383 384

wird ein neuer Spross aus den Völkern liei’vorblülien, in- Dies Abtreten wird nun auch in’s Auge gefasst beim
dem die Menschen geleitet werden durch das Gesetz des Et sicut etc. Dieser Passus ist zu nehmen, als wenn da
Grossen. Aber darauf werden die aolou Weg’weiser sein, stände
und die Propheten werden dann aufhören. Et sicut res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius,
In Bezug auf Jesus verweisen wir im Allgemeinen auf ab hac una re, sic omnes res natae fuerunt ab uno,
die Geschichte Christi. Im Besonderen und in Bezug auf adoptione unius, ab hac una re.
’yiQOSviy.dy bemerken wir if. Die res omnes, die Welt, war von Gott durch Christus
Das Niedersteigeu zum Hades und das Auffahren zum {loyog) ab hac una re. Das ist die Welt hat durch Ver-
Himmel wird nicht nur auf Christus bezogen, sondern mittelung Christi abzutreten. Das ist spirituell zu
auch auf das ascendere und descendere des Lapis philos. fassen. Die sündhafte Welt tritt durch Christus ab,
re.sp. des Hydrarg'. oxyd. rühr, in der Tab. smar. Das indem Christus für die Sünden der Menschen stirbt. So
Diadem des Evangelium ist in übertragener Weise das ist die Situation im Vordersätze. Im Nachsatz sind die
Diadem der Tab. smar. in der Lapis philosophicus-Inter- res omnes natae wieder die Welt, entgegen den res omnes
pretation. Der Spross im eigentlichen Sinne sind natür- aber eine andere Welt, nämlich die Welt, welche durch
lich die Christen, deren Kanon das Evangelium ist, in die Vermittelung der adoptio abtritt. Wie die meditatio
übertragenem Sinne sind es die Alchemisten, deren Kanon nämlich auf Christus zielt, so zielt die adoptio auf Noah.
die Tab. smar. ist, und die sich nach dem Lapis philos. Noah ist es, der als Zeuge der untergehendeu res natae-
in so fern nennen, als sie ihren Namen Philosophen mit Welt dasteht, der das Vermittelungsglied für die unterge-
dem Lapis philo Sophiens im Einklang bringen. (Vergl. hende und neu erstehende Welt dasteht. Noah tritt als
Lapis philosophicus-Interpretation, 7. Rubrik.) Auf Jesus Vicarius für Johannes ein, der früher in diesem Passus
bezogen, sind die (jdAot die Apostel. Diese Gokot sollen vertreten war.
sein: eherne, geharnischte Männer im figürlichen Sinne; Das Ab treten, welches sich an das esse a knüpft,
aoXos ist nämlich eine Metall - Masse. A\i( ‘^QGSPiy.dy bekommt darin einen Anhalt, dass das Perfect fuerunt
bezogen, sind die Gokoi die unvollkommenen Arcana als steht. Das Sein, das esse, liegt durch dies Perfect hin-
Metalle gefasst. Diese werden die neuen Wegweiser sein, ter uns.
nämlich bei der XQuaanoita. (Vergl. die achte Rubrik Die Parallele für Vordersatz und Nachsatz: Et sicut —
der metaphysischen und Lapis philosophicus-Interpretation sic, liegt im Abtreten. Es ist also der ganze Passus so
der Tab. smar.) Endlich hören, auf Jesus bezogen, die zu nehmen, dass auf ab hac una re, welches im Vorder-
Propheten deshalb auf, weil die Hauptmission der Pro- satz supplirt wird, der Nachdruck fällt.
pheten war, den Messias zu verkünden. Indem nun der Das Gegenüberstehen von Christus, meditatio, und Noah,
Messias, Christus, da ist, sind keine Propheten mehr nö- adoptio, bringt es mit sich, dass wir bei Christus und
thig. Auf ’AQGiVLxdv bezogen, sind die Propheten die Noah die Räthsel in der betreffenden Schrift geboten be-
Haupt-Stimm-Führer in der Alchemie überhaupt, und seit kommen.
dem Aufkommen der Tab. smar. diejenigen, welche mit Zweiter Gesichtspunct. Das superius ist das
einer neuen Interpretation der Tab. smar. hervortreteu. Quecksilber, das inferius das Hydrarg. oxyd. rubr. Die
In letzterer Beziehung glaubt der Autor des Buches, mit res una wieder Quecksilber. Also: Das Quecksilber dient
der Leime vom Lapis philos. sei die Alchemie an ihre wie das Hydrarg. oxyd. rubr. dazu, um die Wunder einer
Gränzmarken gelangt. Damit hat er nun in Bezug auf Sache zu Stande zu bringen, welche Sache wieder Queck-
seine Person, indem er von seinem Standpunct aus rück- silber ist. Eine solche Auffassung liegt durchaus im Geiste
wärts blickt. Recht. In Bezug dagegen auf das, was nach der metaphysischen Interpretation der Tab. smar.
ihm kommt, hat er Unrecht. Da kommen noch manche Und nun ist ferner das ab uno der Ablativ von unum,
„Propheten“ der Tab. smar. und dies unum wieder die res una.
Und hier hat denn das Buch sein Ende. Die 14 Verse Die res omnes, wie die omnes res natae, sind die Arcana.
387 —400 sind das Anflicksei eines Späteren. Sie haben Meditatio =
Idgaeriy-öy.
zum Vorangehenden keine Relation. Adoptio —
Hydrarg. oxyd. rubr. {Kiwaßagig).
Also Und wie die Arcana entstanden vom Quecksilber
:

Interpretation der Tabula smaragdina, durch das ^Agaeyiy-dr —


durch welches Verhältni.ss also
•.

wie sie dem ersten Buebe der Oracula der Lapis philos. gegeben ist —
so entstanden die Arcana

Sibyllina zu Grunde liegt.


vom Quecksilber durch das Hydrarg. oxyd. rubr. —
wo-
durch das Quecksilber der metaphysischen Interpretation
der Tab. smar. gegeben ist.
Der Grundstock für das, was wir im ersten Buche der
Oracula Sibyllina finden, knüpft sich an eine Besonder- Die Parallele des Vordersatzes und Naclisatzes ist ein-
fach dadurch gegeben, dass res omnes die Arcana wie
interpretation der Tab. smar.
Wie bei der metaphysischen Interpretation der Tab. omnes res natae, dass unum =
res una. Dass wir aber
in Bezug auf das erstere die Arcana einerseits als res
smar. werden acht Rubriken angenommen. Diese reprä-
sentiren die acht Geschlechter. Es ist im betreffenden omnes, andererseits als omnes res natae geboten bekom-
Schriftstücke zwar nur von sieben Geschlechtern die Rede, men, hängt damit zusammen, dass die Arcana dem Lapis
philos. gegenüber sich anders machen, als dem Quecksil-
man wolle aber darauf reflectiren, dass mit Christus das
achte Geschlecht anfängt. ber gegenüber.

Erste Rubrik Dritte Rubrik.

Verum bis verissimum. — Einleitung.


Pater ejus est Sol bis terra est.
Wir haben hier das Substrat, die Quintessenz des Sub-
strates für das Quecksilber in Vers 137 bis 140 des ersten
Zweite Rubrik.
Buches der Oracula Sibyllina, und daran anlehnend für
Quod est inferius bis adoptione. Gott. Sol und Luna entsprechen dem Pfopöf aargioy, ven-
Diese Rubrik wird aus zwei Gesichtspuncten gefasst. tus der dijQ und dem ougaydg, terra der yaia, die bei
Auf diese beiden Gesichtspuncte führt das Quod est infe- terra an der Hand der Schöpfungsgeschichte ( —
die Erde
rius est sicut id quod est inferius. war ein Durcheinander ) —
zu supplirende aqua der -d-d-
Das ist: Nimm entweder den einen Gesichtspunct als i.aaan.
superius, den anderen als inferius, oder den einen Gesichts- Zugleich haben wir hier aber auch das Hydrai-g. oxyd.
punct als inferius, den anderen als superius —
die Sache
: rubr. {Kiyydßagig). Nämlich:
kommt auf Eins hinaus. Pater ejus est Sol bezieht sich auf die Sonnenfarbe»-
Erster Gesichtspunct. Superius und inferius sind desselben. (?![

die Geschlechter. Das eine von diesen Geschlechtern steht Mater ejus est Luna bezieht sich darauf, dass Hydrarg.
zwar höher, als das antlere, ist also ein superius, wo das oxyd. rubr. immerhin Quecksilber bleibt.
andere ein inferius ist. Trotzdem aber dienen die Ge- Portavit illud ventus in ventre suo bezieht sich darauf,
schlechter dazu, um die Wunder der res una zu Stande dass sich bei seiner Darstellung Dämpfe entwickeln.
zu bringen. Die res una ist das Ab treten: —
ein Ge- Nutrix ejus terra est bezieht sich darauf, dass wir es
schlecht hat dem anderen Platz zu machen. mit einem Festen, mit einem Präcipitate zu thun haben.
385 386

Vierte Rubrik, Der Hermes trisinegistus ist die Trinität. Man hat aber
doch nur Gott den Vatei', und den Sohn. Wo bleibt der
Pater omnis telcsmi bis inferioruni.
Einerseits haben wir hier Christus, und in Bezug auf
heilige Geist? -

Nun, es wird angenommen, als wenn
der in Noah vertreten ist. Der heilige Geist wird näm-
[ diesen sind die beiden Drei-Einigkeits-Interjjretationen der
lich unter der Gestalt einer Taube abgebildet. Noah aber
l|' Tab. smar. zu vergleichen. Andererseits haben wir hier
hat eine besondere Relation zur Taube, denn er lässt eine
I das ^Aqatvtxöv. In Bezug auf das Letztere macht sich
Taube aus der Arche aufsteigen. In der Schrift (1, Buch
*
die Interpretation fif.
Mosis, Cap. 8) lässt Noah zuerst den Raben fliegen und
Pater omnis etc. Hier hast du den Lapis philosophicus.
;j
dann die Taube. Im ersten Buche der Oracula Sibyllina
Virtus ejus etc. Dumusst ihn in einen wirklichen La-
liegt die Sache umgekehrt. Noah lässt erst die Taube
verwaodeln.
pis Ein solcher wirklicher Lapis resp. Mine-
fliegen und dann den Raben. Dass der Autor unseres
\-iQasytx6y.
ral ist:
Schrifstüekes sich diese Licenz nimmt, hängt damit zusam-
Separabis etc. Bei diesem ‘^iQatyixöy musst du nun
men, dass er eben die Taube in den Vordergrund drängen
trennen, trennend einen Unterschied machen zwischen dem
will, um einen prägnanten Hinweis auf den heiligen Geist
Mineral als solchem, L-iQaeyixöy, und dem Schwefel, ignis,
zu haben.
der in diesem Mineral vertreten ist. Und nicht nur das
Die ti-es partes philo.sophiae totius mundi sind die drei
musst du thun, sondern du musst auch trennend einen
Thcile der Tab. smar auf die der Inde.x hinweist.
Unterschied machen zwischen spissum, gewöhnlichem Schwe ,

fei und subtile, dem subtilen Schwefel dem ideellen


, , Achte Rubrik.
Schwefel, wie er im ’^iQOsytxöy vertreten ist.
Suaviter magno cum ingenio, die Sache liegt nämlich Completum est etc.

nicht nahe. Sol = Feuer = .Schwefel = Aqasyixüv.^

Ascendit a terra in coelum. Das subtile, was wir im Operatio = Wirksamkeits-Entfaltung, das ist alles das,

'.//pofj'tzdv-Schtvefel haben, qualificirt das ‘AQOfyix.dy,


was an das Aqaty ixtv schmiegt. An dasselbe schmiegt
sich ‘
I

sich aber, indem es als Lapis plülos. gefasst wird, das


als (f'tüg aufgefasst zu werden. In diesem
(f
üg haben wir
'
denn Christus, der sich über das Irdische erhebt. Kiyyüfuqig, und an dieses wieder das Quecksilber. Das
;
Iterumque descendit in terram. Auf der anderen Seite Completum etc. weist also mit Prägnanz auf die Räthsel
I
ist aber auch wieder ’^^QOSyixdy überhaupt als Schwefel
hin. Nun, die sind auch die Hauptsache beim ersten
gefasst etwas materielles, ii'disches. Buche der Oracula Sibyllina. (Vergl. die fünfte Rubrik.)
i

Durch die zuletzt genannten beiden Standpuncte aber,


die wir im ^^QOeytxdy haben, bekommen wir ein Recht, Das Alter des ersten Buches der Oracula
einerseits dasselbe an Christus anzulehnen, andererseits es
Sibyllina und der Lapis philosopliicus-
materiell als Schwefel zu fassen.
I

Et recipit vim superiorum et iuferiorum. Das 'Aqatyi- Interpretation der Tabula sraaragdina.
xdy wird einerseits als Schwefel genommen, andererseits
Die Neuzeit hat keine Idee davon, dass das erste Luch
aber auch, wie wir wissen, als Lapis philosophicus. So-
der Oracula Sibyllina eine alchemistische Schrift ist. Die
bald wir nun aber das AQOfytxöy als Lapis philos. haben,
Gelehrten verfolgen die Geschlechter an der Hand i'.er
haben wir den Hinzutritt von Quecksilber zum Schwefel,
Bibel, und können sich nun keinen Text darauf machen,
und wenn wir das Quecksilber haben, haben wir auch
dass vom
sechsten goldenen Geschlecht und vom siebenten
implicite das Hydrarg. oxyd. rubr. Somit haben wir im
Geschlecht der Titanen plötzlich zu Christus „gesprungen“
Anlehnen an das ’Aoaeyixdy vier Dinge: 'Aqotyixöy,
wird. Daher hat man die Meinung aufgestellt, das Buch
Lapis philos., Quecksilber, Hydrarg. oxyd. rubr. Diese
sei zu verschiedenen Zeiten entstanden, und rühre von
vier Dinge werden in zwei superiora und zwei inferiora
zwei verschiedenen Autoren her. An so etwas ist aber
getheilt, und weim hier gesagt wird, das ‘AQOeyixöy werde
auch im Traume nicht zu denken. Das Buch stellt ein
theilhaftig der oberen und unteren Dinge so heisst das
I
,
fortlaufendes Ganze dar, und ist absolut von einem Autor.
eben, man solle in Bezug auf dasselbe die genannten vier
i

Wissen wir nun, wann dieser Autor gelebt, so haben


Dinge iii’s Auge fassen.
wir auch einen Anlialtspunct dafür, wann die metaphy-
sische Interpretation der Tab. smar. der Lapis philosophi-
Fünfte Rubrik.
cus-Interpretation Platz gemacht hat. Forschen wir also
Sic habebis gloriam bis penetrabit. dem erstereu nach.
; Die gloria ist das erste Buch der Oracula Sibyllina über- Lactantius, ein Kirchenschriftsteller des 4. .lahr-
haupt. Dasselbe ist eine gloria, insofern es über gloriose, hunderts (stirbt ca. 330 j, citirt bei jeder Gelegenheit die
über biblische Dinge handelt. Oracula Sibyllina, das erste Buch citirt er nirgendwo.
Die fortitudo ropräsentirt die Räthsel. Diese Räthsel Daraus kann man schliessen, dass zu des Lactantius Zeiten
fassen hauptsächlich Zahlen in’s Auge und in der fortitudo jenes erste Buch der Oracula Sibyllina noch nicht exi-
haben wir ja das /xiinoy, das Mass, an welches sich die stirt hat. Einem solchen Schluss^ steht nun aber wieder
Zahl anlelmt. (scheinbar) das im Wege, dass in der Oratio Constantini
Entweder zählt nun die fortitudo nach der Zwei, dann ad sanctorum coetum von Eusebius Pamphili, der
handelt es sich um zwei Räthsel, das erste bei Noah und um 270 geboren wurde und um 340 starb, das erste Buch
das zweite bei Christus. Oder es zählt dieselbe nach der der Oracula Sibyllina wohl erwähnt wird, oder wenig-
Drei. Daun handelt es sich um drei Räthsel, um das stens ein Fingerzeig für dasselbe gegeben wird. Die .Stelle
Quecksilber-Räthsel, das Ä'iy^'ß^aptf-Räthscl, das \-iQOS- befindet sich Cap. 18 und lautet:
I
^izoV-Räthsel. )j TOiyuy 'Eqv&Qaia 2iißü?.la (fü axovaa fcturi}y 'ixitj
j
Die foj'titudo haben wir bei den Räthseln, indem diese die ytyerf fttin TÖy xaiaxi.vafiöy ysytad-ai.
Schwerpuncte der ganzen Abhandlung bringen. Hat man Das ist, beiläulig gesagt, so zu übersetzen, dass man
I
sie, so hat man gewisserniassen die Quintessenz der Ab- sich d.as fittd xdy xaxaxXvafxdy zwi&ehen zwei Kommata
I

handlung, denn in ihnen geht auf (vincere et pcnetrare), die denkt, womit herauskommt: Die Erythräische Sibylle, sa-
I
omnis res subtilis, Gott und Christus, und die omnis res gend, dass sie in der sechsten Generation, (nämlich) nach
»olida, das Quecksilber der metaphysischen Interpretation der Sündfluth, sich aufgethan habe, als Sibylle hervorge-
j

der Tab. smar. und der Lapis philos. treten sei. Es ist aber nicht zu übersetzen, wie das ge-
schehen ist, „in der sechsten Generation nach der Sündfluth“
Sechste Rubrik.
in einem Tenor.
Sie mundus bis e.st hic. Diese Stelle weist also genau und zutreffend auf die
Die creatio mundi bezielit sich auf die zweite Rubrik. Sibylle, wie sie im ersten Buche der Oracula Sibyllina
Die adaptationes beziehen sich auf die dritte und vierte vorkommt, und wer die Stelle so geschrieben, wie sie da-
Rubrik. steht, der documentirt ganz unzweifelhaft, dass er das erste
Der modus bezieht sich auf die fünfte Rubrik. Buch der Oracula Sibyllina gekannt. Sagt man nun weiter:
Eusebius aber hat diese Stelle geschrieben, so kommt
Siebente Rubrik.
damit heraus, dass bereits zwischen 270 und 340 p. C.
Itaque vocatus sum bis totius mundi. nicht nur das erste Buch der Oracula Sibyllina, sondern
25

1
387 888
3

auch die Lapis philosophicus-Interpretation der Tab. sraar. die Rede war und noch sein wird, bis wir zu der Abend-
da war. —Es ist aber unmöglich, dass zwischen 270 und ländischen Alchemie kommen, so konnten wir das Capitel,
das doch einmal auf’s Tapet gebracht werden muss, nicht
340 p. C. die Lapis phil.-lnterpretation der Tab. sraar.
Damals lebte möglicherweise erst Demo- länger hinaus schieben, und darum besprechen wir die
bereits da war. i

krit, der noch nichts vom Lapis philos. weiss, und


selbst Sache jetzt. i

der erst um 400 lebende Synesius weiss noch nichts vom Wie es in Aegypten um Goldmacherkunst ge-
die j

standen, ob sie dort grössere Dimensionen angenommen,


Lapis philos., wie soll also dieser bereits zwischen 270 und
340 existirt haben können ? darüber haben wir beim Quellenmangel keine rechte Ueber-
Es bleibt uns daher gar nichts anderes übrig, als anzu- sicht Wenn die Rede auf diese Sache kommt, so wird
nehmen, bei der betreffenden Stelle des Eusebius handele S ui das herangezogen. In dessen Lexikon heist es:
es sich um eine eingeschobene Scholle. Wir nehmen an, Xtjjutia’ )] TOv '«QyvQOv y.ai XQuaou xaTaOxeu^ ijg •

bei Eusebius habe ursprünglich also gestanden: tä ßißkia öitQtvyriaäiA,fyoi 6 dioy.XijTiayds txavaey. I

i; Toiyvy ’EQv-9-Qttia Eißvkka, leQSia rov ^jiokkioyog, dxL dici xd yeuixsQia&iyxa Alyvnxioig Aioxki^xiayip
(fOQOvaa, y.ai tdy jqinoöa nSQti- xoüxOLg dytjfxiQuig y.ai (f oyixüg iXQiJaaxo. ’öxf dij xai I

novacc z. r. A. xd TtfQi pfpnöoi; xai aQyuQOv xotg naXaiolg


Dann nehmen wir an, ein Abschreiber habe sein Licht avciüy ytyqafxfiiya ßißXia ditQtvyrjaäjxfyog ixavas,
wollen leuchten lassen, und zeigen, wer die Erythräische TiQÖg xd fitjxtxi. nXovxoy Alyvnxioig ix xijg xoiavxtjg
Sibylle gewesen. In Folge dessen schob er zwischen TXQOgyiyead^ai xiXf'Hi XQI/^ß^ojy auxodg &a(jQOvy-
und tegeitt den Passus ein: (fdaxovaa iuvirjy txjy ytyfv^ xag ntoiovoiff xov Xoinoii ^Ptnfxaioig dyxaiQfiy.
fMSrd tdy xaiccxXva/udy, ytyiad-ai. „Chemie. Die Silber- und Goldmacherkunst. Diokletian i'

Auf die Weise kommt heraus, dass wir bei Eusebius die spürte den auf sie bezüglichen Büchern nach, und verbrannte
betreffende Stelle haben, wie sie heute vorliegt. Auf die diese. Die Aegypter hatten sich gegen Diokletian empört,
Weise kommt heraus, dass Eusebius selbst das erste Buch und deswegen ging dieser hart und grausam mit ihnen um. I

der Oracula Sibyllina nicht kennt, womit parallel läuft, So geschah es denn auch, dass er den Büchern nachspürte,
dass Lactantius dasselbe nicht kennt, womit endlich parallel die von ihren Altvorden über Gold- und Silbermacherkunst
läuft, dass man zu des Eusebius Zeit vom Lapis philo- geschrieben worden waren, und dieselben verbrannte. Er (

sophicus noch nichts wusste. bezweckte damit, zu verhindern, dass die Aegypter aus i

Bleek (Theologische Zeitschrift von Schleiermacher, de dieser Kunst nicht weiter Reichthümer schöpften, und, ge-
Wette und Lücke, Berlin 1819 und 1820) ist schwerlich stützt auf das Vertrauen zu Geld-Hülfsmitteln, sich ferner
auf richtigem Wege, wenn er arinimmt, die Aussage der gegen die Römer erheben möchten.“ i

Sibylle von sich bei Eusebius Cap. 18 habe vordem wahr- Mit dieser Erzählung des Suidas ist mannigfach umge-
scheinlich am Ende unseres dritten Buches (des jetzigen sprurigen worden. Die Einen legten Gewicht auf sie, die
dritten Buches) der Oracula Sibyllina ihren Platz gehabt. Anderen nicht. Von den Gegnern wurde sie angezweifelt,
Damit ist er aber auf richtigem Wege, wenn er sagt, weil ausser Suidas Keiner ihrer Erwähnung thut. Dann
der Autor des ersten Buches habe gegen die Mitte des wurde gesagt xaxaaxivij dqyvQOv xai XQvaov sei nicht
5. Jahrhunderts gelebt. Wir glauben, er wäre der Wahr- Silber- und Goldmacherkunst, sondern hüttenmännische

i

heit nicht zu nahe getreten, wenn er jenen Autor noch Goldgewinnung resp. Silbergewinnung: Diokletian habe 1

etwas weiter nach dem 6. Jahrhundert hin gerückt hätte. die Recepte für diese verbrennen lassen, auf dass keine 1

Wir für unseren Theil setzen die Lapis phil.-lnterpretation Privatleute jenes Geschäft betrieben. Und was derartiger ii

der Tab. smär. um 450 p. C., übernehmen dabei übrigens Aufstellungen mehr sind. I

die Garantie nicht, dass sie nicht etwa noch jüngeren Da- Die Sache Suidas die Magier-Ver-
liegt einfach so, dass e

tums ist, das ist, dass sie nicht etwa mehr nach 500 folgung seitens der Römischen Kaiser in’s Auge fasst. 1

hinrückt. Diese Magier-Verfolgung seitens der Römischen Kaiser ist 1

historisch, und selbst Diokletian steht bei ihr im Vorder- I

Die Schwindel-Goldmacherkuiist. grund. Im Codex Justinian. 9, 19: De maleficis et mathe- »

maticis steht das folgende Gesetz von Diocletianus und I

Was die XQvaonodcf, in alchemistischer Beziehung ist, Maximianus: E

wissen wir, und ebenso ist bereits darauf hingewiesen wor- Artern geometriae discere atque exercere publice interest,
den, dass die Lehre von der XQvßonoua von Narren und Ars autem mathematica damnabilis est et interdicta omnino.
Betrügern derartig ausgebeutet wurde, als könne man in „Die geometrische Kunst zu lernen und auszuüben, leistet
— oder
(i

der That Gold machen. Wir wissen auch bereits, dass der dem öffentlichen Wohl Vorschub ( auch: die geo- G

Schwindel seine doppelte Methodik hat. Vor der Lapis metrische Kunst zu lernen und öffentlich auszuüben, ist It

philos. -Interpretation der Tab. smar. würde das Gold aus dienlich). Die mathematische Kunst aber ist verdammlich
Hydrarg. oxyd. rubr. gemacht, resp. aus Stoffen, wie Au- und absolut verboten.“ i

ripigment, Mennige u. s. w., welche eine äusserliche Aehn- Nun nimmt Suidas die Ars mathematica Magie, was
als Dl

lichkeit mit ihm haben. Auf Grund der Lapis phil.-lnter- nahe liegt, setzt diejenigen, welche sie executiren, zu den ll

pretation der Tab. smar. kam eine neue Methodik auf, Aegyptern in Relation, was auch nahe liegt, da namentlich
welche von da an stereotyp blieb, und darin bestand, dass gerade Aegyptische Magier Rom überschwemmt haben mö- •ii

man irgend ein unedeles Metall nahm und diesem den gen. Dann nimmt er Magie als synonim mit Alchemie, Si

Lapis philos. zusetzte, dann sollte der Lapis philos. das und Alchemie als synonim mit Goldmacherkunst. Und so tt

Metall in Gold verwandeln. haben wir die Quintessenz der Sache. Dass ein Römischer
Die Geschichte der Schwindel-Goldmacherkunst ist in Kaiser, der die Magier verfolgte, dieser seiner Verfolgung
der neueren Zeit mannigfach abgehandelt worden. Keiner auch den Ausdruck gegeben, dass er ihre Schriften verbrannte,
der betreffenden Schriftsteller hat aber einen richtigen hat weiter nichts auffallendes. Das Uebrige. ist Reflexion, la

Ausgangspunct. Alle gehen davon aus, die Alchemie sei welche Suidas an seine Auffassung reiht, Magie sei Gold- 0]

die Lehre vom Goldmacher-Schwindel. Jene Schriftsteller macherkunst. Suidas denkt sich, aber was kann denn nun
können sich nicht von der perversen Idee losschälen, als den Diokletian bewogen haben, die Goldmacher-Schriften .Kl

seien Alchemie und Schwindel-Goldmacherkunst synonime zu verbrennen? Und da tischt er uns denn die sublimen to

Dinge. Nun, wir wollen dies Thema hier nicht breit treten. Gedanken auf, wenn er sie nicht verbrannt hätte, so hätten Io

Wir denken, das ganze vorliegende Buch ist eine Wider- die Aegypter sie gehabt, und wenn sie dieselben gehabt, >a

legung dafür, dass Alchemie etwas ganz anderes ist, als so hätten sie dieselben gebraucht, und hätten sie sie ge-
Goldmacherei. braucht, so hätten sie sich Gold gemacht, und hätten sie
Der Goldmacher-Schwindel tritt mit Eclat in den Vorder- sich Gold gemacht, so erhielten sie Geldmittel, und er- 6o

grund von der Zeit an, in welcher die Alchemie von Spa- hielten sie Geldmittel, so konnten sie sich empören. Zu ta

nien aus zu den Abendländern kommt. Wir finden diesem Convolut progressiven Unsinnes kommt nun noch !ftt

zwar schon früher Goldmacher-Geschichten und Geschicht- die Voraussetzung des Suidas, ein Goldmacher würde auf- Hl
chen, doch stehen sie vereinzelt da. Fasst man das in’s hören, ein Goldmacher zu sein, wenn man ihm seine Bücher !»
Auge, so wäre es eigentlich geeigneter gewesen, dass wir cassire und verbrenne. Sa!

die Sache bei den Abendländern abgehandelt hätten. In- Es liegt auf der Hand, dass mit der Nachricht des Suidas ti
dessen, da bereits mannigfach von der Goldmacherkunst nicht viel anzufangen ist. k
389 39a

Bei den Arabern stand die edele Goldmacherkunst der Goldmacher sagte, wenn er einmal so weit wäre, dass
durchaus im Hintergründe.
. Das geht daraus hervor, dass er den Stein der Weisen hätte, dann hätte er freilich Keinen
sie die Rubrik Completum est quod dixi de operatione Solis mehr nöthig, aber diesen wolle er erst machen, und dazu
in der Tab. smar. einerseits strichen, andererseits anders, seien Geldmittel erforderlich, über die er nicht zu disponiren
I als im Sinne der XQ^oonoiia interpretirten. Und unter habe. Nun kam der .ändere herüber. Fürsten wurde in
solchen Umständen war denn der Goldmacherkunst der dieser Beziehung auch wohl Patriotismus vorgeschwindelt;
Lebensfaden abgeschnitten. Erst ganz spät wurde in dem den Goldmacher trieb Liebe, Anhänglichkeit u. s. w. dazu,
Completum est von einer Partei der /puao 7IO^^a Rechnung seine Kunst zu Gunsten des Fürsten auszubeuten. War
getragen, und da ist denn die Möglichkeit gegeben, dass nun die Sache am Gange, so zog sie sich in die Länge;
das Unwesen der Goldmacherkunst Leben bekam. Wir so leicht ging das nicht, den Stein der Weisen darzu-
müssen noch erwähnen, dass Abu Jussuf Alchindi, der stellen, und je länger sich die Sache hinzog, desto mehr
ein Jahrhundert nach Geber gelebt haben soll, eine Ab- Geld für die Kosten des Lapis philos. wanderte in die
handlung schrieb (Manuscript), um diejenigen zu wider- Taschen des Goldmachers. Eines frühen Morgens hatte der
,,
legen, welche mit der Kunst prahlen, Gold und Silber zu Goldmacher wirkliches Gold in den Tiegel practicirt: —
i: machen. Wir kennen diese Abhandlung nicht, und wissen nun war man auf dem besten Wege. Der Betrogene, der
daher auch nicht, was der Mann des Näheren zu wider- schon anfing, an der Kunst des Goldmachers zu zweifeln,
legen, und, wen er zuwiderlegen unternahm. schöpfte jetzt wieder neuen Muth, und willig gab er neue
Wie erwähnt, tritt die Goldmacherkunst bei den Abend- Summen hin, aus denen der Goldmacher sich doppelt und
ländern in den Vordergrund. Der Schwindel nahm hier dreifach schadlos hielt für die Auslagen, die er bei dem
kolossale Dimensionen an, und bereits 1317 fand sich der in den Tiegel prakticirten Golde gehabt. Zuweilen standen
Papst Johann XXII. bewogen, gegen die Goldmacher (Al- auch die Sachen so, dass des Goldmacher, um den zu Be-
chemisten) eine Bulle zu erlassen. Es ist die Bulle Spon- trügenden sicher zu machen, nicht unbedeutende Summen
dent quas non exhibent etc. (Decret. Jur. Canon. Gregor. aus seiner Tasche hergab, um das Gold zu präsentiren,
XIII. Lib. 5. T. 4.) Die Methodik des Goldmachens in welches er gemacht. Er setzte dann die Hoffnung auf die
dieser Zeit besteht in der Anwendung des Lapis philosoph., Zukunft, die ihn für seine Auslagen schadlos halten würde.
in seiner Projection über unedele Metalle, und das Haupt- Dabei kam es nun aber wohl vor, dass der Andere die
kunststück bestand natürlich darin, den Lapis philos. zu Sache abbrach —
nun dann hatte der Goldmacher die
finden, denn wer ihn ha*^, hat das Mittel zum Zweck, wer Rechnung ohne den Wirth gemacht, und aus dem Betrüger
ihn hat, braucht ihn nur einfach über das unedele Metall war ein Betrogener geworden. Es kommen auch solche

namentlich Quecksilber
'

zu werfen, und er hat ohne Anekdoten vor, wo ein Mensch an irgend einem Orte er-
weitere Mühen das ersehnte Gold. scheint, en passant Gold macht, und daun wieder abziehc,
Es ist monströs, mit welcher Süffisance die Goldmacher- ohne die Sache weiter auszubeuten. Solche Fälle beuten
Geschichten und Geschichtchen während dieser Periode auf- die, welche der Goldmacherkunst das Wort reden, ganz
getischt werden. Sachverständige sind dabei, Zeugen sind besonders aus, indem sie sagen, welcher Nebengrund sollte
dabei bis zu den höchsten Personen, Acten, Protocolle, denn nun hier Vorgelegen haben, einen Betrug zu spielen?
Producte der Verwandlung, wie Stücke Goldes, Münzen, Wir antworten darauf ff. Wenn wir Alles glauben sollten,
Nägel, die zur Hälfte verwandelt sind u. s. w. Und doch was uns im Bereich der Goldmacher-Anekdoten vorge-
ist alles nicht wahr, kann nicht wahr sein. Eben so wenig, schwindelt wird, dann hätten wir viel zu thun. Welche
wie man aus einem Spatze eine Ente, aus einem Hunde Unzahl von Anekdoten, um ein Analogon heranzuziehen,
ein Pferd machen kann eben so wenig kann man ein
,
circulirt nicht, wo dieser und jener Laie dies und jenes
unedeles Metall in ein edeles verwandeln. Wo
der Gold- curirt haben soll, und sehen wir Aerzte näher zu, so ist
macher bei der Arbeit Gold erhielt, da liegt einfach ein Alles eitel Lüge. Aber gesetzt auch, diese und jene Gold-
I Betrug vor, entweder ein grober oder ein feiner. Durch- machergeschichte, die so en passant spielt, ohne dass der
t schnittlich handelte es sich um Taschenspieler-Manoeuvres. Künstler sein Thun auch nur im mindesten ausbeutet, habe
'

Der Tiegel hatte einen doppelten Boden, die Rührlöffel, sich zugetragen, so sagen wir, wer kann einem Taschen-
I Rührstäbe, Zangen u. s. w. waren hohl, und bargen so spieler hinter seine Kniffe kommen? Der Betreffende war
das Gold, welches der Process „ergab.“ Unter Umständen wahrscheinlich die Avant-Garde für den Haupt-Acteur er ;

i lag die Sache auch derartig, dass das Product des Pro- hatte das Publicum en passant zu bearbeiten.
cesses eine chemische Composition war, welche blos mit Eine ganz andere Situation in Bezug auf die Goldmacher
i
Gold Aehnlichkeit hatte, es handelte sich also einfach um haben wir da, wo es blos heisst, dieser und jener sei
falsches Gold. Auf die Weise machte eine Deutsche Kai- ein Goldmacher gewesen, wo es dem Betreffenden aber nie
' serin Gold und Silber und verkaufte es für ächtes. Der in den Sinn gekommen ist, sich im Ernst mit der Gold-
, Alchemist de Laaz kam der Dame hinter die Schliche, macherkunst zu befassen. Hierbei müssen wir einen gene-
t und sollte dafür in’s Gefängniss wandern, er machte sich rellen und
speciellen Standpunct einnehmen.
i
aber auf und davon. Dengenerellen Standpunct haben wii-, wenn wir uns
Sehr zu bedauern sind jene armen Leute, welche an an den gewöhnlichen Schlendrian halten, gemäss dessen an-
^

i die betrügerische Kunst glaubten, und ihr Vermögen im genommen wird, ein Alchemist sei ein Goldmacher. Von die-
'
Schraelztiegelin die Luft jagten. Sie wollten Vermögen sem Gesichtspunct aus ist jeder, der ein Alchemist war, eine
erwerben, und schlugen das, was sie hatten, in die Schanze. alchemistische Abhandlung geschrieben hat, ein Goldmacher.
I
Man muss die Goldmacher von verschiedenen Gesichts- Auf die Weise sind Demokrit, Albertus Magnus, Arnoldus
i puncten auffassen. Villanovanus, Basilius Valentinus, Paracelsus u. s. w. Gold-
I Die Einen glaubten an die Kunst, und spürten nun macher. Hierbei haben nun einige Alchemisten das Schick-
namentlich dem Steine der Weisen, dem Mittel zum Zwecke, sal,sich blos des Namens von Goldmachern zu erlreuen.

nach. Das sind die Narren. Bei Anderen dagegen begnügte sich der Leumund nicht
;
Die Anderen glaubten selbst nicht an die Kunst, und blos mit dem Namen, sondern fügte auch Facta hinzu.
i schwatzten den Leuten blos vor, sie seien Meister der Auf die Weise haben wir, dass Albertus M. zu Köln einige
1
hohen Kunst. Das sind die Betrüger. Sie wollten das Gold sehr grosse Leuchter and Tafeln aus unedelem Metall in
'
dessen holen, dem sie Gold zu bringen vergaben. Natürlich Silber verwandelt hat, dass Arnold von Villanova goldene
wandten diese Schlauköpfe sich nicht an arme Teufel, son- Stangen gemacht, u. s. w.
dern an reiche Leute, bei denen etwas zu holen war. Denspeciellen Standpunct haben wir einerseits da, wo-
'
Hauptsächlich wandten sie sich an Fürsten, wenn’s da kein es der Betreffende, ohne sich je mit der Goldmacherei be-
Gold setzte, so setzte es doch einen lucrativen Posten. fasst zu haben, darauf anlegte, dem Vorschub leistete, dass
Das Spiel mit Fürsten musste aber mancher Schwindler er im Volksmunde für einen Goldmacher galt, und ande-
schwer, selbst mit dem Leben büssen. Ueber den Stein der rerseits da, sich der Betreffende, ohne sich je im Ernst
wo
i Weisen hatte der gute Mann die wohlfeile Weisheit ver- mit der Goldmacherkunst befasst zu haben, dem willig hingab
!
gessen, dass mit grossen Herren schlecht Kirschen essen ist. oder nothgedrungen hingeben musste, dass ein Anderer ihn
1
Nahe liegt es, dass man sagt, aber wenn sich ein Gold- dem «Publicum gegenüber zu einem Goldmacher stempelte.
i
macher Einem anbot, so liegt es doch nicht fern, dass Was den ersten Punct betrifft, musste die Gold-
so
; dieser sagte, du Goldmacher, wozu hast du mich nöthig, macherkunst zuweilen zum Deckmantel für erworbene
mache dich doch selbst reich. Das ist schon recht, aber Reichthümer dienen. Diese waren auf eine andere Weise
I
391 392

erlangt, und derBesitzer verbreitete die Meinung, sie seien Indem wir nun den geehrten Leser auf derartige Schriften
mittelst des Steines der Weisen erlangt. Auf die Weise über die Goldmacherkunst verweisen, erlauben wir uns,
setzte sich z, B, Nicolaus Flamellus in den Ruf eines Gold- noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Herren Autoren
machers. Diesen Flamellus werden wir später als wirklichen keine Idee von dem haben, was Alchemie ist, und auf
Alchemisten kennen lernen ; seine alcheniistischen Hiero- Grund dessen ganz harmlos Alchemie mit Goldmacherkunst
glyphen sind sogar epochemachend. Das verhinderte aber identificiren und untereinander werfen.

nicht, dass der Mann nebenbei Wucherer war, und als Bevor wir dies Capitel verlassen, wollen wir noch darauf
solcher glänzende Geschäfte machte. Im Jahre 1413 hatte hinweisen, da.ss die Goldmacher und deren Anhänger, um
er in Paris bereits 14 Hospitäler, 7 Kirchen, 3 Kapellen der edeleii Kunst eine mysteriöse Folie zu geben, dieselbe
gebaut und zugleich mit grossen Einkünften versehen. Ueber- bereits in das graueste Alterthum ver.setzen, und der Bibel
dies gab er noch sonst „erstaunliche“ Summen zu gottes- und der Mythologie tapfer zusetzen. Nach ihnen war
dienstlichen und milden Zwecken her (Kortüm). Das zeigt Thubalkain (1. Buch Mosis, Cap. 4, Vera 22) bereits ein
eben, dass der Mann das Wu — wollte sagen Goldmacher- Goldmacher, das goldene Kalb (2. Buch Mosis, Cap. 32)
Geschäft aus dem Grunde kannte. In andeien Fällen war wurde auf chemisch-golchm acherischein Wege dargestelit.
auch das Vermögen, zu dem die Goldmacherkunst den Der König Salomo war nun erst recht ein Goldmacher,
Deckmantel hergeben musste, auf die ehrlichste Weise von und wenn er aus Ophir Gold bekam, nämlich 1. Buch
der Welt erworben, und zwar durch die Verwendung der der Könige, Cap. 9 nach Luthers Uebersetzimg:
Chemie zu industriellen Zwecken. Hier lag es sehr nahe, Vers 27. Und Hiram sandte seine Knechte im Scliiff,-
das Publicum auf die unrichtige Fährte der Goldmacher- die gute Schiffsleute und auf dem Meer erfahren waren,
kunst zu leiten, um es von der richtigen Fährte des Fa- mit den Knechten Salomons.
brik-Geheimnisses abzuleiten, oder um es sonst wie zu , Vers 28. Und kamen gen Ophir, und holten daselbst
verhindern, dem Techniker in die Karten zu gucken. Man 420 Centner Gold, und brachten es dem Könige Salomo —
bedenke doch, wie selbst noch im vorigen Jahrhundert einem so war dies Opldr eine chemische Werkstätte.
Manne, der mit Chemikalien umzugehen wusste, sehr nahe- Die einzelnen Bibelstellen, die, indem sie von Gold spre-
liegend die Gelegenheit geboten war, mit kleinen Mitteln chen, auf die Goldmacherkunst bezogen werden, wollen
grossen Reichthum zu erwerben. Man versetze sich in die wir nicht weiter nach Cajiitel und Vers citiren. Esra
Zeiten, wo die Branntweinfabrication, die Essigfabrication, wird herangezogen, Hiob, Jesaias, .Jeremias, Ezechiel, die
die Darstellung riechender Wasser, von Färbestoffen u. s. Psalmen, Offenbarung des Johannes u. s. w., und wer bi-
w. nur Wenigen bekannt war, welche Fundgrube zur Er- belfest ist, dem dürfte es vielleicht gelingen, noch manche
werbung von Vermögen war da nicht gegeben! Auf diese Stelle an’s Licht zu ziehen, die den Bibel-Goldmachern
Weise setzte sich der Helmstedter Professor Beireis (geb. entgangen.
1730 gest. 1809) in den Ruf eines Goldmachers. Er soll Ferner war Midas ein Goldmacher, nicht etwa wegen
zu seinem Reichthum, den er zur Anlegung herrlicher Kunst- seiner Eselsohren, sondern auf Grund dessen, dass das,
kabinete verwandte, unter anderem durch neue Methoden, was er berührte, zu Gold wurde. Das goldene Vliess war
Karmin und Essig zu bereiten, den Grundstein gelegt haben. ein Buch, welches auf einer Haut geschrieben w'ar, und
Was den zweiten Punct betrifft, so wird derselbe in der die Anweisung entliielt, wie man Gold macht. Der goldene
Geschichte der Goldmacherkunst viel zu wenig gewürdigt. Zweig, der beim Hinabsteigen in die Unterwelt abgebro-
Das mag gar nicht selten vorgekommen sein, dass ein Fürst, chen wurde, (Vergil. Aeneis, Lib. 6. Vers. 136. sequ.) be-
welcher mehr ausgab, als es seine Mittel erlaubten, sich zieht sich auf die Goldmacherkunst. Die goldenen Aepfel
einen Mann, der ihm das Zeug zu dieser Qualification zu der Hesperiden desgleichen u. s. w., u. s. w.
haben schien, nolens volens heranholte, sich einen Gold- W as in diesem Abschnitt über die Goldmacherkunst ge
macher hielt, um denen gegenüber, welchen er die Art sagt, bezieht sich mutatis mutandis selbstredend auch auf
und Weise verheimlichen wollte, wie er zum Gelde käme, die Silbermacherkunst.
einen Rückhalt zu haben. Es wurden Länder und Besit-
zungen verpfändet, wichtige Privilegien verkauft u. s. w.
— und das gelöste Gold hatte der Herr Goldmacher ge- Alchemistishe Schriftsteller der Aristo-
macht. Wer weiss, ob auf solcher Basis nicht die Gold- telischen Richtung (Hydrargyr. oxydat.
macher-Erzählungen ruhen, kraft derer Roger Baco dem rubrum, Lapis philosophicus) zwischen
Könige Heinrich III. von England die Kosten zu den
Kriegen verschafft, die dieser geführt, kraft derer Raimund
Demokrit und Geber.
Lullus einem König von England sechs Millionen Gold zu Abhandlungen werden uns genug geboten, wenn auch
einem Saracenenkrieg angefertigt, kraft derer Ripley viele die meisten von ihnen nur handschriftlich existiren. Aber
Jahre hintereinander den Rhodiser-Rittern zum Kriege ge- die meisten von ihnen gehören einer späteren Zeit an,
gen die Türken jährlich 100000 Pfund Sterling zusammen- wie das ihr Arabischer und Abendländischer Charakter
gekocht u. s. w. ? nur zu sehr zeigt. Viele von ihnen tragen den Kamen
Man verlange von uns keine specielle Geschichte der von Autoren an der Spitze, welche zur Zeit, die wir in
Goldmacherkunst und Vorführung ihrer Helden. Wer für der Uebersclmft angedeutet haben, gelebt haben oder ge-
diese Interesse bat, dem stehen ja Bücher genug, die dies lebt haben mögen, nun —auf die Weise werden wir
Thema behandeln, zu Gebote. Speciell empfehlen wir: wenigstens mit den Namen jener Alchemisten bekannt.
J. Chr. Wiegleb, Historisch kritische Untersuchung der Wir wissen die Sache nicht besser zu charakterisiren, .als
Alchemie oder eingebildeten Goldmacherkunst (welche dass wir sagen, es existirte eine Fabrik, ihr Haupt-Do-
gegen die Goldmacherkunst geschrieben), und: K. A. Kor- micil mag zu Konstantinopel gewesen sein, und diese machte
tüm vertheidigt die Alchemie gegen die Einwürfe einiger es sich zur Aufgabe, die Welt mit alcheniistischen Abhand-
neuen Schriftsteller, besonders des Herrn Wiegleb. Kor- lungen zu versorgen. Wenn man eine alchemistische Schrift,
tüm liebte es nicht selten, sich in Paradoxen zu bewegen, welche aus der, in der Ueberschrift angedeuteten Zeit
und wohl nur dem verdanken wir es, dass er Partei für stammen soll, in die Hände bekommt, so geht man am
die Goldmacher nahm. Bei der Leetüre dieses Buches fiel sichersten, w'enn man sich mit dem Gedanken an die
uns der 2. und 3. Theil der Jobsiade desselben Autors Leetüre macht „Ei, das wird auch wieder so ein Mach-
:
unwillkürlich ein, und wir dachten, wenn man dem Kortüm werk aus jener F'abrik sein.“ F'indet man sich dann hin-
in die Seele liest, so wird er schwerlich geglaubt haben,
dass aus so einem verbummelten Subjecte, wie dieser Hie-
tendrein getäuscht, nun — desto besser. Aber für den
grossen Durchschnitt der Fälle wird man sich bald über-
ronymus Jobs war, hinterdrein noch ein ordentlicher an- zeugen, dass man mit jener Voraussetzung auf dem rich-
ständiger Mensch werden konnte, der es in der Welt
zu tigen Wege war.
etwas brachte. Nun, gerade so wenig wird er wohl im
Nicht aus jener Fabrik stammen: Demokrits 4^vaixd
Grunde an den Goldmacher-Schwindel geglaubt haben für y-ai (MuaTLXcc des Synesius Commentar zu jener Schrift;
den er Partei nimmt. Wir konnten uns nicht des 'Ge- des Pelagius: IlfQi rijs lavTijs xai i(qks TtXi'lS,
dankens erwehren, jetzt, wo Wiegleb gegen die Goldma- De eadem divina et sacra arte. Der Griechische Text
cherkunst geschrieben, schrieb Kortüm für dieselbe, hätte der letzteren Schrift existirt blos handschriftlich wir ken-
;
Wiegleb für dieselbe geschrieben, so hätte Kortüm gegen nen die Lateinische Uebersetzung aus des Ant. Mizaldi
sie geschrieben.
Memorabilia, aus welchem Buche wir auch die Uebersetzung
:

393 394

i: Demokrits kennen. Des Pelagius Schrift fängt dort an Hierotheus. ’JfQo9sov (fikoooifiov 7tfQi r/js aving
I
Majores uostri et sapientiae amatores et pracstanti uo- i9-fiagxai ifqäg ifX^nS did aitXvjy Idfjtßvjy.
j
ctriria philosophi dixerunt (of. fify TiQOyty^arSQOi xni Derselbe Name. IlfQi ing ifqdg TtXvns.
tQieaTat xai dvünleoi rftk6oo(f0i ifprjaay). Ferner: Derselbe Name. TTfoi ki&ov iiuy (fukoaoipwy (in
das erste Bucli der Or'acula Sibyllina. Auch nicht jambischen Versen).
ij aus jener Fabrik scheint zu stammen der Stephanus Archelaus. ‘AqXfkdov ifikoaöipov nfQi lijg aviijg
Alexandrinus. Seine Schrift heisst; JS’Tfydj'Oii ifQdg TfXyns (Versus jambici 322).
(fpttüf otxovfAivixov (ptkoa6<pov xcii (Pid'ccaxäkou Olympiodo rus. "OkvpintodajQOv (pikoaöipov Akf'^ay-
I fiiydk/]s Xttl tiQÜs Tttvtrjs 7 ^X>"IS XQvaonouas dqfiog 7JQÖg TLfTaaiOy TÖy ßaatkta ‘AQfifytag ftg tö
nQä'^itg. Dieselbe ist dem Kaiser Heraclius (Kaiser von xai‘ (yiqyfiay Zo)Gij.iov OGa and Eq/j.ov xai uäy ipt-
— 641)
I

I 610 gewidmet. Leider haben wir nichts davon auf- kOGOrpwy n^ay fiQnpiiva. Höfer, Histoire, Tom 1, pag.
B treiben können.Wir lesen im Fabricius Hac actiones
: 501, welcher ein Bruch.stück bringt, hat den Titel .so;
B novem Latine prodierunt Dominico Pizimento interprete, O. ip. A. n. IJ. T. ß A
nfQi Tijg IfQÜg TtXxns, tov
Patavii 1573,8, cum Democrito de arte magna, Synesiique, kivkov Tiüy ipikoGÖipiuy xai fig t. x. f. Z. xai uGa a.

i

t I
Pelagii et Michaelis Pselli scriptis ejusdcin argumenti. E. X. T. fp. n. Auch Fabricius giebt einige Excerpte.
'

I Auch das haben wir nicht auftreiben können. ‘Ayfniyqaipog ip.ikÖGOipog.


, Stark liat jene Fabrik dem Zosimiis zugesetzt. Fabri- Pappus. Die Schrift fängt an; duyvfit Goi idy pityay
it eins iu .seiner Bibliotheca Gracca, Band XII, S. 760 u. w. OQxov oGTig dy av jj.
führt ff. Pariser Manuscripte auf, die seinen Namen tragen: Eugonius. Evyfyiov nfQi Tijg ifqäg TtXvns ((‘J.
( Z(ooi/j.ov nSQi ciQiTijg (xai) avyS^tatotg vödiioy. Tng KkfondiQag nfQi Gia-O-fiiöy xai fihQioy
Zuaifxov TOv Uayonokhov yy>jaia yoaipt) neoi tljg G'g X. 1. 4 .

<t legag xai &eiag JtX>'>lS ins lov 0 xai j noujasiag.


Das Adjectivum yytjoia, acht, macht die Aechtheit der
’EQpinyfta TÜjy
Go'vkov ßißkov.
Gn/ifi(oy, Tijg tfqäg l^Xy>lS xgI XQo~

Schrift von vorn herein erst recht verdächtig. Af'^ixdy xaid aioiXftoy Tng ifQÜg liXt'ns-
i
“Ex iiyog naXaiov Zmat/xov riyög. Comarius. Kofiaoiov ipikoGoipov aQXifQftug didd-
| Zwai/uov 10 V {i-eiov neQi ägfi^g xai toutjyfiag. Gx.oyTOg Ttjy Ekfondinay Ti/y &-ftay xai ttody itXyny
I
Zmaiixov TiQÖg &ao$(OQOy xsq>d/.aia. TOV kid-ov Ttjg (pikoGOipiag.
I
ZtvGiuov tov Uayonokhov nfQi doyäyojy xai xa- Anonymus. Breve apospasmation de vasis.
I .
fxiycoy. Anonymus. De dracone ov QoßwQip.
ZataifjiovT. TL. n(Qi lOv &eiov vJarog. Olympiodorus (der obige?). Die Schrift fängt an:
Zmaipiov ngü^ig xai OQa/xa jifoi ins avy&iatujg 07 1 oi'dfig id ndyia Gnodöy yfyöpifya, TOjf yöfi öii
I

I uöy vyQiöy. xukiög f’iffe.


I
‘O Ztäaifxog nfQi lijg daßiaiov. In nie.ser Sclu'ift kommt Anonymus. Die Schrift fängt an; kdßf Tie kfvxd xai
I
(laswoV-Eäthsel vor, welches wir bei den Abendländern '^aylkd i(dy wtüy.
I kennen lernen werden. Joannes. Twdyyov aQXifQtvjg tov ty tßayiu (?)
I
Zcoatjuov 1 II. nfQi tov iQißixov xai tov Gtoknyog.
. nfQi tng &flag itxyns-
I
Eine Schrift, welche aufängt: ovaiag ixäkfafy 6 “iGig nQOif niig iQJ vfip"Q.Q(p (Siehe Höfer, Histoire, 1,
‘l
/tnjuöxQiiog Tct d aojfiuTa. pag. 502.)
Ztoalfiov Onßaiov pivaiixi] ßißkog. Democritus. AnfioxQhov ßißkog nQOGcpcoyn&fiGa
'

Höfer, Histoire de la Chimie, Tom 1, pag. 498, bringt Atvxinntp. •

'
ein Bruchstück aus: HfQt dQfzijg xai avvd-iafmg vddiiuy. Anonymus. Die Schrift fängt an : idy löy pfttAzöv
'

t Dasselbe trägt den Abendländischen Charakter. ciGxlaGTOy noit’iGfig.


Christ. Gottfr. Grüner hat des Zosimus ITfQi Cv&ujy Agathodaemon, “Aya&odaijuojy flg idy XQn^li^y-
>
I
notnafüig, De zythorum confectione, — ein kleines Bruch- ’0Qq-f(ug Gvyayioyn xai vnöpu'nfia.
I

j
stück—herausgegeben. Dasselbe lehnt an die Fermenta- ‘H Tapißkixov noinGig. (?)
I
tious-Interpretation der Tab. smar. (s. b. d. Abendländern), Mijyfg Pv)[xatiov, MaQTiog (pa/ifywO- x. i. k.

j
Unter dem Autor-Namen des Heliodor besitzen wir Avüivvfj.ov nfQi ing iipuioTding xai nokvif>nfxov XQg-
'

eine Schrift, welche heisst: ‘HkiodtoQOv (f ikoaöqov nQÖg GOXoix.ng X. T. k.


I
©f oddotov ToV (A-iyay ßaGtkta nfQi Tijg tojv (fakoaötpwy Einaldon. 'Piyakduiy —
(pnGi nfQi ing X^pioTiX-ng
fTvaiix-ng TfXyns, dd idpißctiy (Es sind 269 Verse). Wie ifXy>jS X. T. k.

I
dieser Titel besagt, ist das Werk Theodosius dem Grossen Joannes Damascenus. lojdyyov tov AaptaGxnyov
> gewidmet. Da dieser nun von 379 bis 395 p. C. Kaiser ix ing didnTQag. Vensus politici.
ti war, so würde Heliodor um 385 p. C. zu setzen sein. Ayioyvpiov nfQi lOv idov.

, Das Heliodorschc Gedicht findet sich bei Fabricius, Biblio- Ayioyvpiov uQXn i^S xaid nkdiog ivjy tQymvi'^n'Yn^f^^S.
theca Graeca, Band VI, S. 790, und scheint- —
Fabrik- Ayojyvfxov nfQi lijg 3-fiag liyyns iiÖy ipikoGÖip^iay
1 arbeit. XQVGonolnGig. GxfvaGla dipQOyixQOv xov f(^70O|Ut>oi;
Fabricius führt unter den Pariser Manuscripten (s. oben)
Autoren und Schriften auf, von denen übrigens
fig Tag xokknGfig Q
xai'Jjxai Q. xiyyaßaQfug GXfvaGia.
.

noch ff.

manche nie Ansprüche darauf gemacht haben mögen, Lapis- und Elixir-Interpretation der
zwischen Demokrit und Geber zu fallen.
Christianus. Tov XQiaiiayov jtfQtfvaTad-fiagiov
Tabula smaragdina.
XQvaov. Vergl. Geber: Summa perfectionis magisterii. Lib. 1.
Derselbe Name ad Sergium. TTf Qi tov S-fiov vdaiog. Cap. 9. Cap. 10. et Cap. 11.
Miftodog dl fjg dnOTfktiTai n aifaiQOfidng In der Lapis philosophicus-Interpretation der Tab. smar.
' xaTuaxtvuadflaa naQä tov iy rfXyovqyir^ diaßoniov sind auf Grund des oinnes res natae fuerunt ab nna re
TOV ZakjLiayd. adoptione alle Arcana das, was der Lapis philos., die res
Tuy piaQyÜQuiy ox.fvaaia x. t. k. una, ist, das ist Schwefel und Mercur, resp Gold. Gerade
'’EQunyfia ing intainfin s ins pfpi/aoTJoii'«? lfQo/j.o- so nahe, vielleicht noch näher liegt, dass man sagt, wenn

vdxov 10V Koatxä. alle Ai’cana das sind, was der Lapns philos. ist, so sind
'AyfniyQdipov (fiikoaöipov ntQi tov vdarog iijg kfv~ die Arcana: Lapides, denn der Lapis philos. ist ein
[
xcöafcüg. Lapis.
'AyfniyQÜifOv (pikoaöipov nfqi 0
noii'ag. Wenn man Arcana sind Lapides, so heisst
sagt, die
Das ist nun natürlich ein ide-
Os tan es. ‘Oaidyov (pikoadipov nqdg IlfTdaioy nfQi das. die Arcana .sind fest.

TJy? ItQag ravrns xgI S-fiag liX^nS- eller Standpunct, denn nicht alle Arcana sind fest, son-
;
The ophrastus. QfoipQdaiov (fnkoaotpov nfQi ing dern nur ein Theil derselben, während der andere Theil
il 3-tiag avrng i^x^ns did aitXviy Idpißtoy (Versibus Jam- flüssig ist. Nimmt man aber einmal diesen ideellen Stand-
ll bicis 265). Wie wir lesen, stehen Bruchstücke dieses punct ein, dassman sagt, alle Arcana sind Lapides, so
Gedichtes in einem Anhänge zu des Palladius: Synopsis kann man auch denselben Gegenstandpunct einnehmen
!
de febribus. Lugdun. 1745. Wir haben cs nicht auftreiben und sagen, alle Arcana sind Elixiria, das heisst, sie sind
können. flüssig. Daher kommt es denn auch, dass die Lapis- und

k
395 396

Elixir- Auffassung, resp.die Lapis- uud E&cir-InterpEeta- Es Die Erde steht auf gleicher Rang-
heisst hier also:
tion der Tab. smar. Hand in Hand geht. Wir haben stufe mit dem Wasser. Das heisst aber: Dieselbe Calou
die Auffassung der Arcana vom Standpunct des Fest- und lation die du an das Wasser der Wasserwandlung knüpfen
Flüssig-Seins bereits bei Plato kennen lernen. Platonisch kannst, kannst du auch an die Erde knüpfen, und wenn
oder überhaupt allgemein gefasst, stehen nun beide Stand- dich eine Deduction an der Hand das Wasserverwandlungs-
puncte absolut ebenbürtig nebeneinander, denn mit dem- Experimentes darauf führt, dass alle Arcana =
Elixiria,
selben Kechte, mit dem man den ideellen Standpunct ein- so führt sie dich auch umgekehrt darauf, dass alle Ar-
nehmen kann, dass alle Arcana fest sind, kann man auch cana = Lapides.
den ideellen Standpunkt einnehmen, dass alle Arcana flüssig Die praktische Basis dafür, dass die Erde auf gleicher
sind. Vom Standpunct der Tab. smar. macht sich die Rangstufe mit dem Wasser steht, dass man also eben so
Sache aber etwas anders. Vom Standpunct der Tab. smar. wohl, wie man sagt, wo man Wasser hat, hat man auah
steht die Auflassung der Arcana als Lapides im Vorder- Erde, auch umgekehrt sagen kann, wo man Erde hat, da
grund vor der Auffassung der Arcana als Elixiria. Denn hat man auch Wasser, die praktische Basis hierfür liegt
hier ist die Sachlage die, dass man vorab die Lapis philos. darin, dass man sich die Erde auf Grund des Wasserver-
Interpretation hat. An sie schmiegt sich zuvörderst wandlungs-Experimentes im Grössen entstanden denkt.
das dass die Arcana
,
Lapides, und erst wenn man Auf Grund dessen ist überall da, wo wir Erde haben,
das hat, dann sagt man in weiterer Folge, eben so dieser Erde Wasser vorangegangen. Wir können uns keine
wohl, wie man den La]üs-Standpunct einuehmen kann, Erde ohne vorangegangenes Wasser, das ist kurz,
kann man auch den Elixir- Standpunct einnehmen. ohne Wasser denken. Eben so wohl wie wir also au der
Die Lapis- und Elixir-Interpretation der Tab. smar. ist Hand des Wassers die Erde haben, haben wir auch an
besonders dadurch epochemachend in der Geschichte der der Hand der Erde das Wasser.
Tab. smar., dass sie uns sechs Arcana bietet. Sie fasst Nachdem wir nun wissen, dass die Erde auf gleicher
die Arcana vom Standpunct der Sechs-Zahl auf. Diese Rangstufe mit dem Wasser steht, folgt:
6 Arcana sind: 1) Acid. sulphur., SJ) Natron, 3) Liquor Quod est superius, est, sicut id quod est inferius, ad
hepatis, 4) Ferrum, 5) Pulv. solaris ruber, 6) Pulv. solaris perpetranda mirula rei unius.
niger. Das Wasser, das sind die flüssigen Arcana, dienen dazu
Lernen wir nun die betreffende Interpretation näher kennen. wie die Erde, das sind die festen Arcana, um die Wunder
Bei ihr fällt die letzte Rubrik Completum est etc. Den
; der res una zu Stande zu bringen. Diese res una ist
6 Arcanis zu Liebe werden auch 6 Rubriken angenom- einerseits der Lapis, andererseits das Elixir. Man kann,
men. Diese sind: wird hier gelehrt, die festen und flüssigen Arcana zusam-
1. Rubrik Verum bis verissimum. men 'einerseits aus dem Gesichtspunct fassen, dass alle
2. „ Quod est inferius bis adoptione. als fest genommen werden, dass alle Lapides sind, und
3. „ Pater ejus est Sol bis in terram. andererseits aus dem Gesichtspunct, dass alle als flüssig
4. „ Separabis bis penetrabit. genommen werden, dass alle Elixiria sind.
5. „ Sic mundus bis modus est hic. Et sicut res omnes etc.
6. Itaque vocatus bis muudi.
„ Die res natae sind die Arcana. Indem die res natae fue-
Von der ersten Rubrik ist weiter nichts zu sagen, und runt ab una re, wirft sich die una res zum Vater der
wir beginnen mit der Arcana auf, und die Arcana werden das, was die res una
ist. Nimmt man nun res una =
Lapis, so werden alle
Zweiten Rubrik.
Arcana zu Lapides. Nimmt man res una =
Elixir, so
Quod est inferius bis adoptione. werden alle Arcana zu Elixiria. Im Grunde wird hier
An der Hand des Wasserverwandlungs-Experimentes hat nichts anderes gesagt, als das, was vorhin darin gesagt
man Wasser und erhält Erde. Das wird so ausgebeutet, wurde, dass quod est superius, est, sicut id quod est infe-
dass man sagt, wenn man Wasser hat, so erhält man rius, ad perpetranda miracula rei unius. Indessen der
Erde von selbst. Die flüssigen Arcana werden nun als Unterschied von vorhin und hier liegt darin, dass vorhin
Wasser genommen, die festen Arcana als Erde, und im die Sache ganz allgemein gehalten wurde. Es wurde ge-
Anschluss daran hat man: Wenn man die flüssigen Arcana sagt, dass die flüssigen und festen Arcana dazu dienen,
hat, dann hat man die festen von selbst. Demgemäss um die Wunder der res una zu Stande zu bringen. Worin
braucht man blos die flüssigen Arcana zu haben, denn dies Wunder beiderseits in Bezug auf feste und flüssige
wenn man sie hat, dann hat man die festen implicite. Wenn Arcana bestand, lag nun zwar gerade durch den Ausdruck
man also die flüssigen Arcana hat, so hat man alle Ar- res una sehr durchsichtig. Indessen geradezu wurde es
cana. Nimmt man dies. letztere nun relativ in der Gedan- doch nicht weiter exponirt, worin das Wunder bestehe.
kenfolge von vorhin, so ergiebt das, man hat in so fern Hier lernen wir es ganz speciell: —
die res una wirft sich
in den flüssigen Arcanis alle Arcana, als die flüssigen zum Vater der Arcana auf.
Arcana die festen von selbst ergeben, haben sie sich aber Im Uebrigen haben wir in dem Passus Et sicut etc. die
ergeben, so sind die flüssigen Arcana eben flüssig und die analoge Sachlage, wie bei der metaphysischen und Lapis
festen eben fest. Stellt man sich aber nicht auf diesen philos. -Interpretation der Tab. smar.
relativen Standpunct, sondern sagt ganz absolut: Wenn
man flüssigen Arcana hat, so hat Dritte Rubrik.
die man alle Ar-
cana so knüpft sich an diesen absoluten Standpunct das, Pater ejus est Sol bis in terram.
dass alle Arcana flüssig si nd, denn wenn alle Arcana Diese Rubrik bringt die Arcana:
ft’,

nicht flüssig wären, so könnte man, indem man die flüs-


1) Pater ejus est Sol =
Acid. sulphuricum.
sigen Arcana hat, eben nicht alle Arcana haben.
2) Mater ejus est Luna =
Natron.
Auf die
=
Weise von vorhin gelangt man dazu, dass alle 3) Portavit illud ventus in ventre suo =
Liquor hepat.
Arcana
=
Elixiria, mau kommt aber nicht dazu, dass alle 4) Nutrix ejus terra est =
Ferrum.
Arcana
periment
Lapides. Denn das Wasserverwandlungs-Ex-
kein Erdverwandlungs -Experiment. Man
ist
5) Pater omnis telesmi totius mundi est hic Pulv. =
solaris ruber.
kann wohl sagen, wenn man Wasser hat, so ergiebt sich
die Erde von selbst, man kann aber nicht sagen, wenn
6) Virtus ejus integi’a est, si versa fuerit in terram =
Pulv. solaris niger.
man Erde hat, so ergiebt sich das Wasser von selbst. ad 1) Acid. sulphur. crudum raucht, das ist, ihm wohnt
Somit kann man wohl sagen, wenn man die flüssigen Ar- ein Hitzeprocess inne, welcher Hitzeprocess auch in seiner
cana hat, so hat man alle Arcana, mau kann aber nicht Kausticität vertreten ist.
sagen, wenn man die festen Arcana hat, so hat man alle
Die Sonne ist das Princip der Wärme, der Hitze.
Arcana. So wenigstens scheint es. Indessen an der Hand des Acid. sulphur. crud. ist braun, das ist tingirt gelb.
Quod est inferius est sicut id quod est infei'ius Die Sonne ist gelb.
macht Da sich beim Wasserver-
sich die Sache anders. Also haben wir bei Acid. sulphur. und Sol auf beiden
waudlungs-Experiment das Wasser oben und die Erde, Seiten die Hitze und die gelbe Farbe.
das Präcipitat, unten stellt, so ist Man kann nun entweder sagen : Hitze und Farbe führen
superius —
Wasser, darauf, die Sonne ideell zum Vater des Acid. sulphur. zu
inferius = Erde. stempeln. Wo es sich also um das handelt, dessen Vater
: : :

397 398

die Sonne ist, da verstellt es sich, das Acid. sulphur. ge- Hydrarg. oxyd. rubr. enthalten sie beide. Also kommt
meint ist. der Unterschied von P. solaris ruber und niger darauf
Oder man kann sagen: An der Hand der aufgeführten hinaus, dass der eine Sulphur aurat., und der andere
Beriihrungspuncte sind Acid. sulphur. und Sol Synonima. Stibium sulphur. nigr. enthält. Dieses Letztere kommt
Pater ejus est Sol heisst also, indem man Sol durch sein aber in der Erde vor. Wenn also der P. solaris ruber
Synonimum ausdrückt: der Vater desselben ist das Acid. vertitur in terram, in das verwandelt wird, was in der
sulphur. Das aber ist: das Betreffende ist selbst Acid. Erde vorkommt, so heisst das, Sulphur aurat. wird in
sulphur., denn wo der Vater Acid. sulphur. ist, da ist’s Stibium sulphur. nigrum verwandelt. Wenn man aber den
auch der Sohn. P. solaris ruber hat, und verwandelt sein Sulphur aurat.
ad 2) Natron carbon. und nitricum sind weiss. in Stibium sulphur. nigr., so heisst das mit anderen Wor-
Der Mond weiss. ist ten, mau lässt zum P. solaris ruber den P. solaris niger
Der Mond regiert die Nacht, wie die Sonne den Tag hinzutreten.
regiert. Wo
also die Sonne heiss ist, ist der Mond kalt.
Vierte Rubrik.
Nitrum bringt Kälte hervor, ist daher kalt.
Wir haben also an der Hand von Farbe und Kälte eine Separabis bis penetrabit.
Parallele zwischen Luna und Natron, wie vorhin zwischen Terra = Erde.
Sol und Acid. sulphur. So führt denn die analoge Cal- Ignis = Schwefel.
culation, die darauf führte, dass wir ad 1) das Acid. sul- Subtile = Wasser.
phur. haben, darauf, dass wir hier ad 2) beim Mater ejus Spissum =; Mercur.
est Luna das Natron haben. Wenn die Arcana nach der vorliegenden Interpretation
ad 3) Das, was der ventus, im Bauche trug,
die Luft, auch als Lapides resp. Elixiria aufgefasst werden, so wird
das, dessen Mutter die Luft ist, ist selbst Luft. Die Luft der Standpunct doch nicht fallen gelassen, dass der Lapis
führt aber auf das Empedokleische Luftarcanum Liquor : philos. sie zu Schwefel und Mercur macht. Im Gegentheil,
hepatis. Somit ist in dem Portavit etc. der Liquor hepa- da sie Lapides sind, so sind sie von vorn herein das, wozu
tis gegeben. der Lapis philos. sie gemacht hat, das ist Schwefel und
dessen uutrix die Erde ist, ist das, was in
ad 4) Das, Mercur. Wenn man also die Summe der Arcana nimmt,
der Erde vorkommt. Das Arcanum aber, welches in der so hat man in ihnen in Bezug auf die festen Arcana
Erde vorkommt, ist Eisen, Eisen als Eisenvitriol genom- Erde, in Bezug auf die flüssigen Arcana: Wasser, in Be-
men. Nun kommt zwar auch das Natron in der Erde vor. zug auf die Lapis philos.-Natur aller: Schwefel und Mer-
Man kann also fragen, warum muss denn das, cujus nu- cur. Nun soll man gemäss des:
trix terra est, gerade Eisen sein, warum nicht Natron? Separabis terram ab igne etc.
Darauf ist die Antwort die: Gerade den Eisenvitriol als den Schwefel von der Erde, den Mercur vom Wasser
Eisen zu nehmen liegt nahe, weil aiis dem Eisenvitriol das trennen. Das heisst gerade nicht, die festen Arcana besäs-
Acid. sulphur. gemacht wird. Und dann kann zwar Na- sen den Schwefel, die flüssigen den Mercur, und dies Be-
tron als Arcanum in der Erde Vorkommen, braucht es treffende sei nun von jedem zu trennen. Sondeim es heisst,
aber nicht, denn man kann es auch künstlich darstellen. man soll, indem man im Ganzen Wasser, Erde, Schwefel,
Dies trifft in Bezug auf den Eisenvitriol nicht zu. Man Mercur hat, trennen, trennend einen Unterschied machen
kann zwar auch Eisenvitriol künstlich darstellen, thut zwischen Schwefel und Mercur einerseits, und Wasser und
es aber nicht, um zu dem Eisenvitriol zu kommen,
aus Erde andererseits. Und dass es gerade so sein soll, da-
dem man das Acid. sulphur. darstellt, den schafft man rauf macht das
sich aus der Erde hervor. Uebrigens kann man auch an- suaviter magno cum iugenio aufmerksam.
ders calculiren. Man sagt nämlich kurzweg, es handelt Und ferner hat statt, dass das, was man auf der einen
sich deswegen um Eisen und nicht um Natron, weil die Seite erhalten, dass das
Arcanen-Stelle für das Natron bereits besetzt ist. Nun Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in ter-
kann man auch noch sagen, auch das Stibium sulphura- rani.
tum nigrum kommt in der Erde vor, warum ist das denn Das heisst, es ist Schwefel und Mercur. Anlehnend an
nicht beim Nutrix ejus terra est gemeint ? Hierauf ist die Darstellung des P. solaris ruber ist nämlich das, was
einerseits die Antwort die, dass Stibium sulphur. nigrum ascendit: Luft, das was descendit: Erde. Nach der Lapis
kein Arcanum, sondern blos ein Theil- Arcanum ist, und philosophicus - Inteiqu’etation ist aber in der Luft der
andererseits die, dass das Stibium sulphur. nigrum, resp. Schwefel, in der Erde das Quecksilber repräsentirt.
der P. solaris niger, erst im Folgenden an die Reihe kommt, Und es hat statt, dass das, was mau auf der anderen
s o an die Reihe kommt, dass es auf der Hand liegt, dass Seite erhalten, dass das:
dort Stibium sulphur. nigrum und nicht Ferrum gemeint recipit vim superiorum et inferiorum.
ist, dadurch aber für das Nutrix ejus terra est gar nichts Das heisst, es ist Wasser und Erde. Das betreffende
anderes übrig bleibt, als da^Eisen. Wasser erhält die Kraft der Arcana superiora und die be-
ad 5) Der pater omnis telesmi totius mundi ist der treffende Erde die Kraft der Arcana iuferiora.
P. solaris ruber, und zwar aus dem Grunde, weil in der Sic habebis gloriam totius mundi, ideo fugiet a te om-
Lapis philosophicus-Interpretation der Tab. smar. dieser nis obscuritas.
pater telesmi zßr" i'ioX'iy —
P- solaris ruber. Das hier Indem du nun auf der einen Seite Schwefel und Mercur
heranzuziehen, liegt sehr nahe, weil die Lapis- und Elixir- erhältst, hast du den Gloria-Standpunct der Arcana.
Interpretation der Tab. smar. in erster Reihe die Arcana Haec est totius fortitudinis etc.
als Lapides in’s Auge fasst, diese Lapides sich aber an den Indem du auf der anderen Seite die Arcana vom flüs-
Lapis philos. reihen. sigen und festen Standpunct erhältst, hast du den Forti-
ad 6) Fasst man den P. solaris ruber generell als Re- tudo - Dieser Fortitudo - Standpunct besiegt
Standpunct.
präsentanten des P. solaris, so hat die Sache mit dem P. omnem rem subtilem, alle flüssigen Arcana (subtile ja auch
solaris ruber ihr Bewenden. Soll aber, wie hier, mit dem oben =Wasser), und vermöge dieses Sieges werden die
P. solaris ruber die Sache nicht absolvirt sein, vielmehr flüssigen Arcana fest, wie es die festen Arcana bereits
auf den P. solaris ruber noch der P. solaris niger folgen, sind. Das Resultat des vincere ist also, dass alle Arcana
so ist die vis des P. solaris ruber keine integra, sie wird zu Lapides werden. Und dieser Fortitudo-Standpunct pe-
erst eine integra, wenn zum P. solaris ruber der P. so- netrat omneiu rem solidam, alle festen Arcana, und ver-
laris niger hinzutritt. Nun steht hier die virtus ejus, das möge dieses Penetrirens werden die festen Arcana flüssig,
ist, des P. solaris ruber, integra est, si versa fuerit, wenn wie es die flüssigen Arcana bereits sind. Das Resultat
der P. solaris ruber verwandelt worden: in terram, in des penetrare ist also, dass alle Arcana zu Elixiria wer-
Erde. Diese Erdverwandlung wird genommen, als die den. Gemäss des Gloria-Staudpunctes erhält man also die
Verwandlung in das, was in der Erde vorkommt. Wir Arcana als Schwefel und Mercur. Gemäss des Fortitudo»
haben nun: Standpunctes erhält man die Arcana als Lapides einerseits
P. solaris ruber = Hydrarg. oxyd. rubr. -P Sulphur und Elixiria andererseits.
aurat. Die cumuUrte fortitudo zählt übrigens nach der Vier.
P. solaris niger =:: Hydrarg. oxyd. rubr. -p Stibium sul- Der Lapis - Standpunct steht nämlich vor dem Elixir-
phtir. nigrum. Standpunct, wie wir hierauf bereits mehrfach hingewieseu.
399 400

Dem analog haben die ui’sprünglich festen Ai’eaua vor rabis bis penetrabit gehen lässt, notorisch den sieben Ru-
den urspünglich flüssigen Arcanis den Vorrang. Es giebt briken aus dem. Wege geht, so kann er sich durch das
aber 4 feste Areana: Natron, Ferrum, die beiden Pp. sola- Anfugen der Schlussrubrik Completum est keine siebente
res, und 2 flüssige Acid. sulpliur. und Liquor hepatis.
:
Rubrik heranziehen, und so fällt das Completum est. In-
Die ersteren haben den Vorrang vor den letzteren, und dessen, dass es fällt, das hat auch noch eine andere Mo-
da ihrer gerade 4 sind, so weist hierauf die nach der 4 tivirung. Nämlich die Rubrik Completum est bringt die
gezählte fortitudo. XQvaonoii'a, die Lehre vom Einarcanum. Diese Lehre
gestaltet sich nach der Lapis philosopliicus-Interpretation,
Fünfte. Rubrik.
an welche die vorliegende Interpretation anlehnt, derartig,
Sic mundus bis modtis est hic. dass die Areana zu dem werden, was der P. solaris ist.
Sic mundus creatus est bezieht sich auf die zweite Ru- Nun aber liegt in der Auffassung der vorliegenden Inter-
brik, in der von der Welterschaffung die Rede ist. pretation der Tab. smar. das, dass die Areana, indem sie
Die adaptationes beziehen sich auf die dritte Rubrik. Lapides sind, von vorn herein das sind, wozu der Lapis
Adaptationes ganz wie bei der Jüdischen Interpretation philos. siegemacht hat, das ist Schwefel und Mercur, und
der zweiten Redaction der Tab. smar. Areana. Nun,
; das wieder in arcanologischer Auffassung: P. solaris.
ist

diese bringt ja die dritte Rubrik, und sie wurzeln darin Da nun das Sachverhältniss derartig liegt, was soll uns
(hinc erunt), was die erste Rubrik bringt. denn noch die siebente Rubrik mit ihrer XQ^donourt, das
Quarum modus est hic bezieht sich auf die vierte Ru- ist mit der Lehre vom Einarcanum, welches Einarcanum

brik, in der von dem fxixQOv, der fortitudo, die Rede ist. auf den P. solaris hinauskonimt? Man sieht also, dass die
Sache an und für sich zwar derartig liegt, dass sechs Ar-
Sechste Rubrik.
cana angenommen werden, diesen sechs Rubriken ent-
Itaque vocatus sum bis inundi. sprechen sollen, die sechs Rubriken aber unmöglich sind,
Der Hermes ist trisinegistus auf Grund des Drei-
ein wenn nicht das Completum fällt, somit dieses Completum
Gesichtspunctes der Areana, welchen die vorliegende In- est dem Fallen nicht entgegen kann, dass aber doch in
terpretation der Tab. smar. bringt und welcher darin be- dem Streichen desselben kein Gewaltstreich gegen die
steht, dass die Areana gefasst werden 1 ) als Schwefel und Fassung der Tab. smar. liegt, wie sie sich nun einmal
Merciu’, 2) als Lapides, 3) als Elixiria. im Laufe der Zeiten gestaltet hat, sondern dass vielmehr
Habens tres partes philosophiae totius inuudi. Anleh- jenes Streichen aus der inneren Natur der vorliegenden
nend an die Lapis philosophicus - Interpretation der Tab. Interpretation der Tab. smar. resultirt, in ihr begründet ist.
smar. (7. Rubrik) wird hier interpretirt Und habe den
:

Lapis philos. Es ist wohl angebracht, dass der Lapis Elixiria und Lapides.
philos. auf diese Weise in den Vordergrund geschoben
wird, da es eben der Lapis phil. ist, der den Impuls zur Fassen wir die sämmtlichen sechs Areana, denn um
vorliegenden Interpretation der Tab. smar. giebt. Der diese handelt es sich ja bei der Elixir und Lapis -Inter-
Titel dieser Literpretation der Tab. smar. ipt somit eigent- pretation der Tab. .smar., als Elixiria auf, so ist dem
lich, wie der der Lapis philosophicus - Interpretation De :
eine materielle Unterlage zu geben. Es ist dem eine ma-
Lapide philosophico oder Tabula de Lapide philoso- terielle Unterlage zu geben, dass Natron, Ferrum, die bei-
phico. Um aber einen Unterschied zwischen beiden zu den Pp. solares, welche an und für sich fest sind, nun auf
haben, wird hier zuvörderst, da der Lapis im Vorder- einmal flüssig sein sollen. Diese materielle Unterlage liegt
gründe steht, der Nachdruck auf Lapis gelegt, so dass nun schon im Namen Elixirium. Lix heisst Lauge. Soll ein
wir erhielten: De Lapide philosophico oder Tabula de Arcanum also ein Elixir sein, so hat man sich dasselbe
Lapide philosophico. Da nun aber der Lapis betont im zerflossenen Zustand zu denken. Am
nächsten liegt
wird, so ist es sachentsprechend, dass das philosophicus, ein solcher Gesichtspunct beim Eisen. Dieses wird im
das in den Hintergrund tritt, fallen gelassen wird. Auf Anschluss an die Lapis- und Elixir-Interpretation der Tab.
die Weise erhielte man denn: De Lapide oder Tabula de smar. als Eisenvitriol gewonnen, und nun gesagt, Schwe-
Lapide. Da es sich nun aber bei der Lapis philosophicus- felsäure ist zerflossener Eisenvitriol, somit Ferrum als
Interpretation um einen Lapis handelt, hier aber um Elixir = Acid. sulphuricum. Der zerflossene Zustand für
mehrere, so ist es sachentsprechend, dass man hier den Natron, P. solaris ruber, P. solaris niger kommt heraus,
Plural nimmt, wo man dort den Singular genommen, und wenn man sich den P. solaris ruber vom Standpunct der
so käme denn der Titel heraus: De Lapidibus oder Ta- Darstellung denkt. Demzufolge fasst man, anlehnend an
bula de Lapidibus. Dieser Titel wandelt sich natürlich die dritte Rubrik der Lapis und Elixir-Interpretation der
-

da, wo au die Stelle der Lapides die Elixiria treten, um Tab. smar., P. solaris ruber als Sulphur aurat-., und P.
in: De Elixiriis oder Tabula de Elixiriis. solaris niger als Stibium sulphuratum nigrum; das Queck-
silber wird also bei Seite geschoben. Dann sagt man
Schlnssbemerkungen.
Die Ausführung der Absicht, eine Lapis- und Elixir-
Sulphur aurat. =
Sulphur. Somit kommen die drei Ar-
cana: Natron, P. solaris ruber, P. solaris niger hinaus
Interpretation an die Lapis philosophicus - Interpretation auf: Natron, welches als Natron carbon. gefasst wird,
der Tab. smar. zu reihen, bringt es mit sich, den Passus Schwefel und Stibium sulphur. nigr. Diese drei zusam-
Pater ejus Sol bis versa fuerit in terram für die Gesammt- mengeschmolzeu stellen aber ein Fluidum dar, -welches auf
zahl der Areana auszubeuten, ihn zur arcanologischen Zusatz von Schwefelsäure (s. d. Abschnitt von der Dar-
Rubrik zu machen, was jedenfalls eine geniale Idee ist. stellung der Areana) Sulphur aurat., das ist, wie eff hier
Sobald nun diese Idee da ist, sind die sechs Areana ge- gefasst wird, P. solaris ruber ergiebt. Somit haben wir
boten, gerade sechs Areana, weil die betreffende Rubrik den Standpunct des Elixir für Natron, P. solaris ruber
organisch in sechs Theile zerfällt, nämlich: und P. solaris niger, wenn man sich, wie oben gesagt, den
1) Pater ejus
CSt Sol. 2) Mater ejus est Luna. 3) Portavit illud ventus P. solaris ruber vom Standjjunct der Darstellung denkt.
in ventre suo. 4) Nutrix ejus terra est. man
5) Pater omnis Stellt sich also beim Flüssigkeits - Standpunct auf
telesmi totius mundi est hic. 6) Virtus ejus integra est, den Standpunct des Elixir, so hat man Ferrum, Natron,
si
versa fuerit in terram. Den sechs Arcanis gegenüber die beiden Pp. Dieser Name Elixir
solares als Elixiria.
macht es sich nun ganz auch die Tab. smar. in
gut, dass zieht alsdann auch beiden ursprünglich flüssigen Ar-
die
sechs Rubriken zerfällt. Ls wäre gerade nicht nöthig, cana, Acid. sulphur. und Liquor hepatis, zu sich hinüber.
dass die vierte Rubrik ginge von Separabis bis penetrabit’, Wie wir gesehen, liegt der Lix - Standpunct für das
es stände gar nichts im Wege, dass sie blos von Eisen viel näher, als für Natron und die beiden Pp. solares.
Separa-
bis bis inferiorum ginge, und nun bei Sic habebis
gloriam Es liegt also nahe, die letzteren besonders in’s Auge zu
eine neue Rubrik anfinge. Indessen auf die Weise wür- fassen. Wir wissen nun, dass in Bezug auf sie der Lix-
den wir bei Sic habebis die fünfte, bei Sic mundus Standpunct derartig herauskommt, dass man den P. sola-
crea-
tus die sechste, bei Itaque vocatus sum die
siebente Ru- ris ruber vom Standpunct der Darstellung auffasst. Das
brik, uml damit im ganzen sieben Rubriken
haben, heisst mit anderen Worten, man bringt den P. solaris ru-
welche sich den sechs Ai-canis gegenüber minder gut machen.' ber in die Sache, und da dieser als Sulphur aurat. ge-
Da nun der Autor der vorliegenden Interpretation der fasst wird, so heisst es, man bringt das Sulphur aurat.
Tab. smar. dadurch, dass er die vierte Rubrik von Sepa- in die Sache. Nun ist aber Sulphur aurat. Sulphur,=
::

401 402

also heisst es, man bringt den Schwefel in die Sache. Und hepatis ist, der das Hauptaugenmerk auf sich richtet, wenn
endlich Schwefel
ist =
Feuer, also heisst es, man bringt es sich darum handelt, dem Feststandpunct der Arcana
den ignis in die Sache. Man hat also für den Elixir- eine materielle Unterlage zu geben, so zieht das, was der
Standpunct den ignis. Dem Elixir-Standpunct gegenüber Liquor hepatis in seinem Festsein ist, die übrigen Arcana
steht der Lapis-Standpunct. Lapis aber ist, wie wü’ aus alle zu hinüber.
sich Der Salmiak wird nun aufgefasst
der Lapis philosophicus - Interpretation der Tab. smar. als Sal, das ist nicht Salz im neueren chemischen Sinne,
wissen, nichts anderes, als terra. Somit haben wir in dem sondern Salz als Kochsalz. Bei Plato nämlich wird Liquor
Gegeneinander-Ueherstehen von Lapis und Elixir das Ge- hepatis per analogiam deswegen zu Salmiak, weil Natron
genüberstehen von terra und ignis. Das aber führt auf als Kochsalz gefasst wird. Das Hauptmotiv also, dass Liquor
die Stelle der Tab. smar. : Separabis terram ab igne. Diese hepatis =
Salmiak, liegt darin, dass Natron =
Kochsalz
Stelle ist nun in der Lapis- und Elixir-Interpretation be- = Sal, vmd darum wird Salmiak Sal genannt. Ferner wird
:

reits in ihrer Weise verwerthet worden, und es lässt sich Salmiak: Alumen und Borax genannt. Zu diesen Aus-
mit ihr in Betreff des Gegenüberstehens von terra und drücken liegt dieselbe Berechtigung vor, als zu dem Aus-
ignis, wie wir es so eben haben kennen lernen, nichts weiter druck Nitrum, den Plato für Salmiak bringt. Da nun auf
anfangen. Daher greift man auf die spirituelle Interpre- diese Weise Salmiak =
Sal, Borax, Alumen, so werden
tation der Tab. smar. über, und sagt, terra =
Corpus eben alle Arcana zu Salia, Aluminia, Boracia. Es steht
(Leib), und ignis =
Spiritus (Seele). Hiermit ist es denn auch nichts im Wege, da Plato will, dass Salmiak =
gegeben, dass wir für den Namen Elixiria den neuen Natron, diesen Ausdrücken: Nit rosa beizufügen.
Namen: Spiritus erhalten. Ebensowohl wie also die Ferner heissen die Arcana vom Feststandpunct: Cre-
Arcana von dem Standpunct, dass sie alle als flüssig auf- scentia (Geber, Lib. 1. Cap. 11.) das sind vegetabilische
gefasst werden, Elixiria heissen, ebensowohl heissen sie Stoffe. Hiermit ist auf das gezielt, was Plato X^fioi nennt.
auch Spiritus. Diesen Namen finden wir im Lib. 1. Cap. Diese Xvftoi nimmt Geber nicht mit Plato als flüssig, son-
10. bei Geber. dern als fest. Er setzt sie nicht unter die Spiritus (Eli-
Ausser Elixir und Spiritus haben wir nun aber auch xiria)', sondern unter die Lapides. Damit hat er nun
noch andere Namen zur Bezeichnung des Flüssigkeitsstand- einerseits den verdickten, erhärteten Pflanzensaft vor Au-
punctes der Arcana. Nämlich: gen, andererseits zielt er auf das Extract, welches mehr
Die Arcana heissen vom Flüssigkeitsstandpunct Olea,
: zum Festen als zum Flüssigen neigt, und gewisserma.ssen
Oele. Dieser Name lehnt sich an den ignis von vorhin. ein künstlich dargestellter Xvfiös ist.
Wenn man nämlich Feuer hat, und dies Feuer soll in Endlich sind die Arcana vom Feststandpunct: Metalle.
Bezug auf eine Flüssigkeit Feuer sein, so. liegt es nahe, Das hängt einerseits damit zusammen, dass Lapis Mi- =
das Feuer als Oel aufzufassen, da Oel brennt. (Man vergl. neral. Ob man also sagt, Arcana =
Lapides, oder Ar-
Plato, der Liquor hepatis Oel nennt.) cana =Mineralien, bleibt sich so circa gleich. Mit der
Ferner heissen die Arcana vom Flüssigkeitsstandpunct: Auffassung der Arcana als Minerale geht aber die Auffas-
Vina, das ist nun ein Anlehnen an den Spiritus von sung derselben als Metalle Hand in Hand. (Vergl. bei
vorhin. Spiritus wird als spirituoses Getränk gedacht, Plato). Andererseits tritt aber in Bezug auf die Lapis
und da haben wir eben den Wein. philos.-Interpretation der Tab. smar. der Metallstandpunct
Ferner heissen die Arcana vom Flüssigkeitsstandpunct noch besonders dadurch in den Vordergrund, dass in Bezug
Aceta, Essige, Säuren. Das geschieht nun im Anlehnen auf die gloria die unvollkommenen Arcana als Metalle auf-
an den Wein von vorhin. Einerseits geschieht es ganz gefasst werden.
vom Allgemein-Standpuncte, indem man an den Wein- Damit, dass die Arcana zu Lapides und Elixiria, resp.
essig denkt, andererseits geschieht es im Anlehnen an zu dem werden^ was die verwandten Ausdrücke für La-
Plato. Dieser führt nämlich da, wo er von den Pflanzen- pis und Elixir sind, wird die Bezeichnung der Arcana
säften spricht, Wein, otyoe, auf, und hat es auf den Essig eine eigenthümliche , wie sie sonst nicht gewesen. Der
abgesehen. Arcanuinausdruck erhält nämlich ein Epitheton. Es ist
Endlich heissen die Arcana vom Flüssigkeitsstandpunct ähnlich, als wenn eine Person Carl oder Heinrich heisst.
Aquae und Liquores, Ausdrücke, die am Ende am Nun kommt der Titel Herr auf, und die Person wird
nächsten liegen. Und weil man das Wasser, die Flüssig- jetzt Herr Garl, Herr Heinrich genannt. Analog bei
i keit trinkt, so schmiegen sich hieran die Ausdrücke Kes den Arcanis. Wo
sonst beispielsweis das Arcanum Liquor
!
-potabiles für die Arcana vom Flüssigkeitsstandpunct. hepatis Sulphur genannt wurde da bahnt es sich jetzt
:
,

Was nun den Elixiria gegenüber gilt, nämlich dass dem, an, dass es genannt wird: Elixir Sulphuris, Spiritus Sul-
dass alle 6 Arcana flüssig sein sollen, eine materielle Un- phuris, Oleum Sulphuris, Acetum Sulphuris, Vinum Sul-
terlage zu geben ist, das gilt auch den Lapides gegenüber. phuris, Aqua Sulphuris, Liquor Sulphuris, Sulphur pota-
Es sind an und für sich Natron, Eisen, die 2 Pulv. solares bile, Lapis Sulphuris, Corpus Sulphuris, Sal Sulphuris,
fest, dagegen Acid. sulphur. und Liquor hepatis flüssig. Es Alumen Sulphuris, Borax Sulphuris, Nitrum Sulphuris, Ex-
ist also dem eine materielle Unterlage zu geben, woher tractum Sulphuris und was in dem Genre noch einzelne
diese letzteren auf einmal fest sein sollen. Nun, in Bezug Ausdrücke mehr sind, z. B. Hepar Sulphuris, welcher Aus-
auf das Acid. sulphur. hält man sich an den Eisenvitriol. druck Hepar sich als pars pro toto dem Corpus anschmiegt,
I Wie man also bei den Elixiria sagte: Eisenvitriol ist u. s. w.
Acid. sulphur., so sagt man hier bei den Lapides Acid. : Mit den Epitheton-Ausdrücken von vorhin haben aber
sulphur. ist Das ist nun eine Sache, die so
Eisenvitriol. an und für sich nichts zu thun, sondern stehen für sich
nahe Hegt, dass weniger die Augen auf sich zieht. Her-
sie da die Ausdrücke Tinctura und Essentia. Der Ausdruck
:

vorstechend die Augen auf sich zieht der Liquor hepat., Tinctura schmiegt sich an das Arcanum vom Standpunct
es fragt sich hauptsächlich bei ihm wie die materielle
,
der Farbe an. Tinctura kommt her von tingere, färben.
Unterlage dafür ist, dass er zum Lapis wird. Und da hält Tinctura heisst also eigentlich das Färben, in übertragener
man an Plato, der den Liquor hepatis vom Stand-
sich Weise heisst es aber ein Arcanum vom Gesichtspunct der
punct des ll&og oder deryij als Salmiak auffasst. Farbe aufgefasst. In Bezug auf Tinctura haben wir also
Nimmt man also Acid. sulphur. als Eisen und Liquor he- das Arcanum vom Standpunct des Eindruckes, welchen es
patis als Salmiak, so hat man alle 6 Arcana als feste auf den Gesichtssinn macht. Da nun die Arcana (vergl.
Körper, das ist als Terrae, das ist als Lapides, denn b. Plato) nicht nur vom Standpunct des Eindruckes, welchen
der Ausdruck Lapis philos. wurzelt ja (vergl. Lapis philos.- sie auf den Gesichtssinn machen, sondern auch vom Stand-
Interpretation der Tab. smar.) in „terra“. punct der Eindrücke, welche sie auf die anderen Sinne
Ausser der Bezeichnung Lapides kommt nun noch für machen, aufgefasst werden, so wäre es lückenhaft, wenn
die Arcana vom festen Standpunct die Bezeichnung Cor- der Tinctura nichts zur Seite stände. Darum tritt ihr die
pora vor. (Geber, Lib. 1. Cap. 11.) Diese Bezeichnung ovaitt, das ist Lateinisch Essentia, zur Seite. Die ovola,
l.-iteht der Bezeichnung des flüssigen Standpunctes durch Essentia , fasst das Arcanum vom Standpunct des Ein-
ISpiritus gegenüber (vergl. oben). druckes, welchen es auf die Sinne macht, mit Ausnahme
Ferner heissen die Arcana vom Feststandpunct Salia, : des Gesichtssinnes, denn für den Eindruck auf diesen tritt
Aluminia, Boracia. (Geber, Lib. 1. Cap. 11.) Diese die Tinctura ein. Wenn nun aber auch die Ausdrücke
Ausdrücke schmiegen sich daran, dass der Liquor hepatis Tinctura und Essentia auf ganz anderer Basis stehen, als
[
als Salmiak aufgefasst wird. Weil es gerade der Liquor die Ausdrücke Lapis und Elixir und die diesen verwandten,
26
403 404

so übernehmen sie doch mit diesen eine analoge Rolle, sie wo die Sache aufkommt, nur von einer generellen Fassung
werden dem Namen des Arcani als Exitheton beigegeben. der Edelsteine die Rede ist. Wir werden später an der
Es würden also zu der Reihe von Ausdrücken, die wir vor- Hand der Metall-Interpretation der Tab. smar. sehen, dass
hin als Beispiel für den Liquor hepatis gegeben, die Be- man, indem man die Arcana als Metalle auffasst, sag;t,
zeichnungen Tinctura Sulphuris und Elixir Sulphuris hin-
:
dieses Arcanum ist dieses Metall, jenes Arcanum jenes
zutreten. Metall. So ist es ursprünglich mit den Edelsteinen nicht.
Nun muss man aber wohl beachten — das ist eine Ursprünglich sagt man, die Arcana, indem sie als Lapides
Sachlage, die uns, von unserem Standpunct der Neuzeit, gefasst werden, werden auch als edele Lapides, als Gem-
anfangs etwas fremd vorkommt — dass das Epitheton auf mae gefasst, und damit ist die Sache fertig. Man sagt
die Sache selbst weiter nicht influirt. Ob der Carl Herr aber nicht, dieses Arcanum repräsentirt diesen Edelstein
Carl, der Heinrich Herr Heinrich genannt wird, ob wir an und jenes Arcanum jenen. Diese Auffassung kommt erst
die Stelle des „Herr“ irgend einen synonimen Ausdruck später in die Sache. Sie ist aber nicht kanonisch, das
setzen, da? influirt auf den Carl und Heinrich nicht weiter, heisst, sie lehnt sich nicht an die Tab. smar. Es giebt
die bleiben eben Carl und Heinrich. Ganz so ist es in keine Interpretation der Tab. smar., auf Grund derer dies
Bezug auf das Arcanum. Ob man, um bei dem obigen Arcanum dieser Stein resp. Edelstein ist, jenes Arcanum
Beispiele zu bleiben, wenn man Liquor hepatis: Sulphur jener Stein resp. Edelstein. Und weil diese Auffassung
nennt, ob man von Elixir Sulphuris, oder Spiritus Sul- nicht kanonisch ist, so distribuiren verschiedene Alche-
phuris, oder Oleum Sulphuris, oder Corpus Sulphuris, oder misten die Arcana in verschiedener Weise auf die Edel-
Tinctura Sulphuris, oder Essentia Sulphuris u. s. w.,’A. s. w. steine.
spricht, das bleibt sich ganz gleich. In dem einen Falle Indem wir die Gegenüberstellung der Arcana und s p e-
nimmt man das Arcanum Liquor hepatis oder Sulphur vom cieilen Edelsteine in’s Auge fassen, wollen wir uns (man
Standpunct des Elixir, für den Flüssigkeitsstandpunct ent- kann damit vergleichen, was R. Lullus in: Compendium
weder diesen oder irgend einen anderen Ausdruck neh- animae transmutationis metallorum bringt) an den
artis
mend, im anderen Falle nimmt man dasselbe Arcanum Basilius Valentinus Derselbe sagt in dieser
halten.
vom Standpunct des Lapis, für den Feststandpunct entwe- Beziehung, Currus triumphalis, edid. Kerckring, P. 131
der diesen oder irgend einen anderen Ausdruck nehmend, Advertat interim artis amator, virtutem Antimonii non
im dritten Falle fasst man dasselbe Arcanum vom Stand- tantum, ut cetera metaUa, singula «um singulis lapidibus
punct des Eindruckes auf, den es auf den Gesichtssinn pretiosis comparari posse, sed ipsum solum omnium lapi-
macht, im vierten Falle fasst man dasselbe Arcanum vom dum virtutes universaliter continere, quod colores ejus,
Standpunct des Eindruckes auf, den es auf einen anderen quos per regimen ignis ex se effert et oculis exhibet, sa-
Sinn macht; ob aber nun das eine oder das andere statt tis demonstrant. Pellucidum ejus rubrum assignatur car-
hat — das Arcanum Liquor hepatis oder Sulphur ist in buncülo, pyropo et corallo album adamanti et crystallo
;

allen Fällen da. coeruleum sapphiro viride smaragdo ; flavum hyacintho


;

Im Anlehnen an das so eben Exponirte hat nun flf. statt. nigrum granato, qui lapis occulte nigredinem quandam in
Den Alchemisten gehen principiell blos die Arcana an, mit se habet absconditam.
anderen Chemikalien hat er eigentlich nichts zu schaffen. „Der Kunstliebhaber bemerke nun, dass das Antimonium
Indessen auf der einen Seite kann er sich der Chemikalien nicht nur, wie die übrigen Metalle (Arcana), einzeln mit
überhaupt nicht entschlagen, weil er eine bestimmte Reihe einzelnen Edelsteinen verglichen werden kann, sondern
von ihnen nöthig hat, um sich die Arcana darzustellen. dass dasselbe in seiner Einheit vom Allgemeinstandpunct
Und auf der anderen Seite liegt es zu nahe, dass der Al- alle Steine in sich fasst, und das geht klar hervor aus
chemist, der es doch nun einmal mit chemischen Stoffen den Farben, welche es durch Vermittelung des Feuers
zu thim hatte, sich vermöge ihrer auch andere Präparate zeigt. Seine hochrothe Farbe kommt auf den Karfunkel,
darstellte, als gerade die Arcana. So ist es unausbleiblich, den Pyrop, die Koralle seine weisse Farbe auf den Dia-
;

dass der Alchemist eine grössere Reihe von Chemikalien mant und den Kr y stall seine blaue Farbe auf den Sap-
;

und Präparaten vor sich hatte, als gerade seine Arcana. phir; seine grüne Farbe auf den Smaragd; seine gelbe
Nun grupjnrte er sich seine Chemikalien und Präparate Farbe auf den Hyacinth; seine schwarze Farbe auf den
um die einzelnen Arcana herum, und indem er nun für Granat, welcher Stein eine gewisse Schwärze in sich ver-
das Arcanum eine Reihe von Ausdrücken hatte, die Aus- borgen hält.“
drücke, die wir oben haben kennen lernen, vertheilte er Basüius Valentinus hält sich nämlich an die sechs Ar-
dieselben auf die Chemikahen und Präparate, die um das cana der Lapis-Interpretation der Tab. smar. Dass dies
betreffende Arcanum standen. Z. B. es handelte sich um sachentsprechend ist, wird Niemand leugnen. Nun stellt
das Arcanum Liquor hepatis. Indem der Alchemist dieses er den sechs Arcanis die sechs Farben gegenüber. Damit
hatte, hatte er eine Reihe von Chemikalien und Präpara- hat er (vergl. den Abschnitt von den Farben der Arcana)
ten, welche sich um dasselbe gruppirten. In Folge dessen Acid. sulphur Gelb,
nannte er diese Chemikalien und Präparate mit dem Na- Natron Blau, I

men, welchen er dem Liquor hepatis gab, z. B. Suljihur. Liquor hepatis Grün, I

Um nun aber einen Unterschied zwischen den einzelnen Ferrum Weiss, 1

Sulphur- Chemikalien und Präparaten zu haben, nannte er P. solaris ruber .... Roth,
das eine Sal Sulphuris, das andere Corpus Sulphuris, P. solaris niger .... Schwarz.
das dritte Oleum Sulphuris u. s. w., u. S. w. Viele der- Sich nun an diese Farben haltend, fasst er die ver- a

artiger Ausdrücke wurden nun successiv stereotyp, sie schiedenen Edelsteine vom Gesichtspunct ihrer Farbe auf, 1

wurden angenommen, und hierin liegt die Basis


officiell
und setzt an die Stelle von Gelb, Blau u, s. w. einen D

für eine Reihe pharmakologischer und chemischer Bezeich- gelben Edelstein, einen blauen Edelstein u. s. w. In der- P
nungen, die sich im Laufe der Zeiten entwickelten. selben Weise, wie die gelbe Farbe, die blaue Farbe u. s. n

Schliesslich wollen wir bemerken, dass von den bespro- w. dem betreffenden Arcanum entspricht, in derselben i

chenen Ausdrücken auch ein Theil auf den Lapis philo- Weise entspricht dann auch der gelbe Edelstein, der blaue ni

sophicus kommt, so dass man also nicht blos sagt Lapis Edelstein u. s. w. dem betreffenden Arcanum. dl

philosophicus, sondern auch Tinctura philosophica, Elixi- Indem er nun die Edelsteine vom Gesichtspunct der S

rium pliilosophicum u. s. w. Farbe auffasst, sagft er: t

Gelb ist der Hyacinth, fu

Die Arcana als Edelsteine. Blau „ „ Sapphir, de

Grün „ „ Smaragd,
Es liegt nahe, dass, wenn man so edele Dinge, wie die Weiss Diamant, der Krystall, an
„ „
Arcana sind, Steine nennt, dass dann aus den Steinen Hochroth Karfunkel, der Pyrop, die Koralle, So

Edelsteine werden. Daher treten den Arcana als La- Tiefroth Granat.
„ „
pides die Arcana als Gemmae und Vitrum zur Seite. Das die sechs Arcanenfarben
Es sind nun aber Gelb, Blau, : Qe
Vitrum wird deswegen herangezogen, weil in der popu- Grün, Weiss, Roth, Schwarz; nicht aber: Gelb, Blau, lii(

lären Vorstellung die Edelsteine: Glas sind. Die Auffassung Grün, Weiss, Hochroth und Tiefroth. nun hier Um
der Arcana als Gemmae und Vitrum findet sich bereits den Einklang hervorzubringen zwischen den Farben, wie toi

bei Geber. Hierbei ist nun zu bemerken, dass im Anfang, sie eigentlich auf die sechs Arcana kommen, und den Ii(
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Farben, wie sie hier den Edelsteinen gegenübergestellt zieht. (Vergl. den Abschnitt: Elixiria und Lapides.) In
sind, nimmt Basilius das Hochroth des Karfunkels u. s. w., Bezug auf die Gemmae handelt es sich aber um den Fest-
kurz als Eotli, und das Tiefroth des Granats als Schwarz, standpunct, und so ist es nahe liegend, dass auch hier
letzteres, weil das Tiefroth „eine gewisse. Schwärze in sich der Liquor hepatis das Hauptaugenmerk auf sich zieht.
verborgen hält“. Und so bekommt er denn heraus: Indem er aber das Hauptaugenmerk auf sich richtet, sagt
Gelb ist der Hyacinth, mauj die eine Gemma, um die es sich dem Obigen ge-
Blau „ „ Sapphir, mäss handelt, ist ein Edelstein, der eine Eelation zum
Grün „ „ Smaragd, Liquor hepatis hat. Nimmt man nun den Liquor hepatis
Weiss „ „ Diamant, der Krystall, als grün, so hat man einen grünen Edelstein, und
I

S Eoth „ „ Karfunkel, der Pyrop, die Koralle, als solcher präsentirt sich eben der Smaragd.
Schwarz „ „ Granat, Der andere Grund basirtauf eine Stelle bei Sen e ca.
Wie nun Basilius Valentinus sechs Arcana und sechs Es heisst nämlich in des L. Annaeus Seneca Epistolae
'

Farben annimmt, so müsste er eigentlich auch sechs Edel- morales, Lib. 14. Ep. 2. (90): Excidit porro vobis, eundem
steine annehmen. Er müsste also der weissen Farbe ge- Democritum invenisse , quemadmodum ebur molliretur,
I

|i genüber nicht den Diamant und den Krystall bringen, quemadmodum decoctus calculus in Smaragdum conver-
I
sondern einen von beiden; er müsste der rothen Farbe teretur, qua hodieque coctura inventi lapides hoc utiles

I
gegenüber nicht den Karfunkel, den Pyrop, die Koralle colorantur. „Es entfiel euch weiter, dass derselbe Demo-
bringen, sondern einen (eine) von den dreien. Dass er krit erfunden hat, wie Elfenbein weich gemacht wird, wie
das nun aber nicht thut, das ist wohl überlegt. Er will eine geschmolzene Steinmasse in Smaragd verwandelt wird.
nämlich auf der einen Seite wohl den sechs Arcanis zu Durch diese Art des Schmelzens werden noch heute die
Liebe, welchen in der Lapis-Interpretation der Tab. smar. falschen Steine, die sich dazu eignen, gefärbt.“ Seneca
I
Rechnung getragen wird, sechs Edelsteinne annehmen, will sagen, man kann falsche Steine machen, wie sie an
i doch will er auf der anderen Seite aber auch wieder nicht Eingen u. s. w. getragen werden, z. B. Smaragd. Es
I
diese Edelstein-Sechs zu sehr in den Vordergrund drängen, handelt siel aber nicht blos um den falschen Smaragd,
1
weil es dadurch den Anschein gewinnen könnte, als wäre sondern auch um andere falsche Steine, die ähnlich gemacht
I die Specialisirung der Edelsteine kanonisch, was sie doch, werden. In Bausch und Bogen kann man aber nicht alle
wie wir oben gesehen, notorisch nicht ist. Durch diese ächten Steine nachmachen, darum das „hoc utiles,“ es
beiden Standpuncte segelt er nun, sich den Eücken frei muss auch der Möglichkeitsstandpunct da sein. Ein Stein,
haltend, derartig durch, dass er auf der einen Seite nach der sich nicht nachmachen lässt, der ist nicht utilis,
I der Farben-Sechs specialisirt, auf der anderen Seite aber passend, zu einer solchen Procedur.
I
statt der Edelstein - Sechs eine Edelstein - Neun herausbe- So liegt die Stelle im Sinne Senecas. Die Alchemisten
I kommt. legten ihr zu ihrem Zwecke einen anderen Sinn unter.
Auf Grund der Basilschen Aufstellung kommt also fol- Nämlich in Bezug auf die eine Gemma, welche zum
I
gende Zusammenstellung von Arcanum, Farbe und Edel- Smaragd wird, ist der dedoctus calculus der Liquor he-
I stein heraus patis. Ein calculus ist er vom Standpunct der Arcana als
Acid. sulphur. . . . Gelb . . Hyacinth, Lapides. Decoctus ist er vom Gesichtspunct dessen, dass
Natron Blau . . Sapphir, er an und für sich flüssig ist. Man denkt nämlich beim
: Liquor hepatis . . . Grün . . Smaragd, Kochen an Wasser, welches dem Kochprocesse anheim-
'
Ferrum Weiss . Diamant, Krystall, fällt. Also der decoctus calculus , der Liquor hepatis,
i P. solaris ruber . . Eoth . . Karfunkel, Pyrop, Koralle, welcher das Hauptaugenmerk auf sich zieht, convertitur
i; P. solaris niger . . Schwarz. Granat. in Smaragdum, wird in Smaragd verwandelt, den stempelt
Der specialisirten Edelsteinauffassung der Lapides ver- man zum Smaragd. Und durch diese coctura, das ist das,
'
danken wir den stereotypen Titel der Tabula smaragdina was so eben decoctus calculus genannt wurde, durch diesen
Taljula smaragdina. Nämlich an der Hand der La- Smaragd werden die inventi lapides, das sind die unei-
pis philosophicus - Interpretation erhalten wir den Titel: gentlichen Steine, die Arcana als Lapides gefasst, hoc
Tabula de Lapide philosophico. An der Hand der Lapis- oder ad hoc utiles, die ganz für die Sache passend sind,
Interpretation (s. diese der 6. Eubrik) wird derselbe
in colorantur, gefärbt, das ist an der Hand der Farben zum
vorab zu; Tabula de Lapide
philosophico, dann zu: Edelsteinstandpunct hinübergezogen.
Tabula de Lapide, und endlich: Tabula de Lapidibus. Dass den Alchemisten diese Stelle in die Augen stach,
r Sobald nun die Lapides zu Gemmae werden, rückt zuvör- kommt primo loco davon her, dass in ihr Demokrit ge-
I derst an die Stelle des Titels: Tabula de Lapidibus der nannt wird, welcher als Autor der <Pvaixd y.ai fivOTixd
I Titel: Tabula de Gcmmis. Nun sagt man aber, wo es sich bei ihnen in hohem Ansehen stand. Ob nun Seneca den
: auf der einen Seite um eine Tabula de Lapide philoso- Demokrit von Abdera oder den Demokrit, der die 'Pvaixd
I
phico handelt, und auf der anderen Seite um eine Tabula xai (ivaiixd geschrieben, vor Augen hat, bleibt sich
de Lapide, da ist es ganz gut, dass man, um keine Ver- gleich. Nach dem Schwindel, den Synesius dem Dioscorus
wechselung hervorzubringen, die Tabula de Lapide um- vorgemacht, fliesst die Persönlichkeit beider Demokrite in
I wandelt in Tabula de Lapidibus. aber au die Stelle Wo eine zusammen.
I
des Lapis die Gemma tritt, da ist keine Verwechselung Schliesslich ist zu erwähnen, dass der Titel Tabula
1 mehr möglich. Hier also kann man wieder vom Plural smaragdina sich nicht deswegen vor anderen Titeln in
!
abgehen, und statt zu sagen Tabula de Gemmis, sagt man
: den Vordergrund drängt, weil man die Tabula de Lapidi-
Tabula de Gemma. Das macht sich namentlich gut, wenn bus höher stellt, als andere Interpretationen der Tab. smar.,
I man (s. den folgenden Abschnitt) den Sol im Passus Com- noch weniger deswegen, weil man die Tab. de Lapidibus
i
pletum est quod dixi de operatione Solis als Edelstein in Bezug auf die specialisirten Edelsteine höher stellt, als
nimmt. Sobald man nun aber im Titel der Tab. smar. —
andere Interpretationen der Tab. smar - ist doch eine solche
I die Gemma hat, führt das sehr nahe liegend darauf, dass Specialisirung der Edelsteine gar nicht kanonisch —
sondern
i man sich fragt, welche eine Gemma ist das denn? Und deswegen, weil man an den Ausdruck Tabula smaragdina
'
da antwortet man dann, diese eine Gemma ist der den Begriff geknüpft wissen will: die Tabula, das Schrift-
'
Smaragd. Sobald man nun den Smaragd hat, erhalten stück, welches wie ein Smaragd, wie ein Juwel dasteht.
1
wir den Titel: Tabula de Smaragde. Da das aber darauf Hortulanus (vergl. den Abschnitt: Allgemeine Vor-
füluen könnte, dass bei einer Tabula de Gemmis b 1 o s bemerkungen über die Tab. smar.) nennt seine Schrift
der Smaragd in’s Auge gefasst sei, so nimmt man statt bereits :Commentarius in Hermetis Tabulara sma-
des Substantivs mit der Präposition das Adjectiv. So wird ragdinam.
aus de Smaragde; smaragdinum, und aus der Tabula de
Smaragde: Tabula smaragdina. Die Edelsteinmacherkunst.
Wir müssen nun sehen, wie wir in Bezug auf die eine
i Gemma gerade zum Smaragd kommen. Wir haben es Unter die Lapis-Interpretation der Tab. smar. gehört der
i liier mit zwei Gründen zu thun. Schlusspassus Complelum est quod dixi de operatione
;

|l Der eine Grund liegt darin, dass, wenn man die Arcana Solis nicht. Setzt man ihn aber nun doch unter dieselbe,
r vom Feststandpunct auffasst, dass dann namentlich der so kann das ff. ausgebeutet werden.
i
Liqugr hepatis es ist, welcher das Augenmerk auf sich In der Lapis philos.-Interpretation der Tab. smar. kann
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man sagen, wie die Stelle Pater ejus est Sol lehrt, ist Aus der Profan-Geschichte wird namentlich die Königin
der Vater der res una, des Lapis philos. Sol. Da nun
:
Kleopatra herangezogen. Als Antonius verliebt in den
aber das, was der Vater ist, auch das Kind ist, so ist Armen der Kleopatra girrte, wetteten die beiden einmal,
Sol = Lapis philos., und wenn es heisst Cotnpletum est wer von ihnen die kostbarste Mahlzeit geben würde. An-
Hess nun seinerseits die kostbarsten Lecker-
etc., so heisst das: Completum est quod dixi de Lapide tonius
philos. Damit haben wir denn in der Lapis philosophicus- bissen herbeischleppen, Kleopatra aber wartete mit einem
Interpretation den Lapis philos. ebensowohl im habens tres an und für sich einfachen Mahle auf, bei dem sie die
partes, als im Completum est. Ueberträgt man das nun Auflösung einer Perle, im Werthe von einer halben Million
auf die Lapis-Interpretation, so kann man bei der Anfügung Thalern, in Essig auf des Antonius Gesundheit trank. Diese
des Completum est sagen: Im' habens etc. haben wir den Erzählung wird in alchemistischem Sinne ausgebeutet. Der
Lapis philos. überhaupt, in Completum dagegen haben Essig war ein „Acetum philosophicum,“ nnd indem Kleo-
wir den Lapis philos. als den Edelstein. Das letztere patra mit ihm umzugehen verstand, war sie eine Alche-
liegt darin, dass die operatio Solis als XQvOonoi'i'a auf mistin. Perlen werden dann zu den Edelsteinen gezählt,
eine Veredelung führt. Handelt es sich nun um Metalle, und so kommt heraus, dass Kleopatra sich der Edelstein-
so ist die Veredelung Gold, handelt es sich dagegen um macherkunst Nun ist es zwar ein grosser
befleissigte.

Steine, so ist die Veredelung der Edelstein. Unterschied, zu machen, und Edelsteine in
Edelsteine
So haben wir denn eine der Goldmacherkunst parallel einem Acetum philosophicum aufzulösen. Indessen
laufende Edelsteinmacherkunst, welche, wie wir gesehen, man muss sich hier auf den Standpunct des anutiy und
derartig in die Alchemie gebracht wird, dass man den dyeiQSiy stellen. Das Lösen des Edelsteines ist ein ajiäeiy,
Schlusssatz Completum est etc., welcher ursprünglich nicht wogegen das Herstellen des Edelsteines aus einer Lösung
unter die Lapis-Interpretation der Tab. smar. gehört, trotz- ein dysiqsiv ist. Wie sich Kleopatra nun auf das Gndsi.y
dem unter dieselbe setzt. verstand, wird sie sich auch wohl, so ist die leitende Idee,
Das Edelsteinmacher-Wesen drängt sich nicht so mitEclat auf das dysiqsiy verstanden haben.
in den Vordergrund, als das Goldmacher-Wesen, doch wird Indem die Königin Kleopatra auf Grund der erwähnten
es nach derselben Schablone zugestutzt, indem die Bibel, Erzählung zur Alchemistin gestempelt wird, wird sie auch
biblische und Profan-Personen zu seiner Verherrlichung zur alchemistischen Schriftstellerin gemacht, und ihr ein
herhalten müssen. Fragmentum chemicum untergeschoben; dann die Schrift:
Was die Bibel betrifft, so müssen hauptsächlich ff. Stellen T!jg KXsonchQccs neqt arad-^uy xai (jt,iTQU)y i'^ijy^ais
für die Edelsteinmacherkunst herhalten: Offenbarung des X. T. X. (Handschrift.)
Johannes, Cap. 21 (Luthers Uebersetzung) : Dass sich die Edelsteinmacherkunst nicht so mit Eclat
Vers 18. Und der Bau ihrer (der Stadt) Mauren war in den Vordergrund drängte, als die Goldraacherkunst hat
von Jaspis, und die Stadt von lauterm Golde, gleich einem seinen guten Grund. Die Edelsleinmaoherkunst hatte eine
Glase. reelle Basis. Wie, eine reelle Basis?! Ja, allerdings,
Vers 19. Und die Gründe der Mauren und der Stadt freilich nicht in unserem Sinne, aber doch im Sinne der
waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Der erste Alten. Die zählten zu der Edelsteinmacherkunst die Kunst,
Grund war ein Jaspis, der andere ein Sapphir, der dritte Glaskrystalle und bunte Glase darzustellen —
daher auch
ein Clialcedonier, der vierte ein Smaragd. der Ausdruck Vitrum für Gemmae —
und das war zu jener
Vers 20. Der fünfte ein Sardonich, der sechste ein Zeit eine edele Kunst. Wer die Kunst verstand, Glaskry-
Sardis, der siebente ein Clirysolith, der achte ein Beryll, stalle, prächtig gefärbte Glasflüsse darzustellen, und aus
der neunte ein Topasier, der zehnte ein Chrysopras, der ihnen Armleuchter, prächtige Fenster u. s. w. anzufertigen,
elfte ein Hyacinth, der zwölfte ein Amethist. der trieb wahrlich keine brodlose Kunst. Noch heut zu
2. Buch Mosis, Cap. 28 (Luthers Uebersetzung): Tage, wo sich die Concurrenz der Sache bemächtigt hat,
Vers 17. Und sollst, es (das Amtschildlein) füllen mit sind einzelne Branchen einer solchen „Edelsteinmacherkunst“
vier Keihen voll Steine. Die erste Reihe sei ein Sarder, sehr luorative Erwerbsquellen. So ein Edelsteinmacher hatte
Topaser, Smaragd ;
gar keinen Grund, über seine Kunst viel Reden zu machen,
Vers 18. Die andere ein Rubin, Sapphir, Demant; und um sie an den Mann zu bringen, so lange im Lande
Vers 19. Die dritte ein Lyncurer, Achat, Amethyst; umherzureisen, bis er einen Narren fand, der sich von ihm
Vers 30. Die vierte ein Türkis, Onych, Jaspis. In düpiren Hess. Der fertigte ruhig seine Glasflüsse an, und
Gold sollen sie gefasst sein in allen Reihen. verwerthete sie. Wenn irgend etwas die Goldmacherkunst
Wir wissen aus dem Abschnitt „Der erste Theil des
in ihr wahres Licht zu setzen vermag, so ist es die Edel-
ersten Capitels des Evangelium Joannis,“ d.ass der Evan- steinmacherkunst. Wenn die Goldmacher ihre Kunst ver-
gelist Johannes zu Anfang seines Evangelium auf die standen hätten, wie die Edelsteinmacher, so würde die
Tab. smar. eingeht. Er ist somit ein Alchemist, und als Goldmacherkunst gerade so bescheiden im Hintergründe
solcher wird er denn zum Goldmacher und Edelsteinmacher stehen, wie die Edelsteinmacherkunst, zu einer Geschichte
gestempelt. Wir besitzen einen Hymnus zu Ehren des der Goldmacherkunst in dem Massstabe, wie wir sie jetzt
Johannes von Adam von St. Victor (12. Jahrhundert), besitzen, wäre es dann nie gekommen.
welcher anfängt: Gratulemur ad festivum. In ihm heisst es:
Cum gemmarum partes fractas Allgemeines über Gebers Metall-Inter-
Solidasset, has distractas pretation der Tabula smaragdina.
Tribuit pauperibus.
Vergl. Geber: Summa perfectionis magisterii, namentHch
Inexhaustum fert thesaurum
Qui de virgis fecit aurum, Lib. 1. Cap. 12 —
22. und Lib. 3. Cap. 1 9. —
Indem der
Gemmas de lapidibus.
Autor der Lapis-Interpretatiou der Tab. smar. in die Ru-
brik Pater ejus est Sol etc. interjjretationsweise die sechs
„Nachdem er die zerbrochenen Theile der Edelsteine Arcana bringt, hat er nicht ganz die Uebersicht darüber,
aneinandergefügt hatte, riss er sie wieder voneinander,
was er thut, oder was nun alles in der von ihm geschaf-
und vertheilte sie unter die Armen. Der trägt einen un-
fenen Interpretation liegt. Es geht ilim, wie Manchem,
erschöpflichen Schatz davon, der aus Ruthen Gold und aus
der etwas neues auPs Tapet bringt, und nun die Tragweite
Steinen Edelsteine machte.“
desselben nicht übersieht. Es war erst einem Nachfolger
Dass Johanes die Edelsteine erst zusammenfügt und dann
(Geber) vergönnt, zu durchschauen, dass mit der betref-
auseinanderreisst zielt auf das dysigeir und anäst^y
,
fenden Interpretation jener Stelle die Metallauffassung der
(vergl. Lapis philosophicus-Interpretation der Tab. smar.)
Arcana angebahnt ist. Nämlich:
Bei den Ruthen kann man denken: an den goldenen Pater ejus Das bezieht sich auf das Acid. sul-
est Sol.
Stab des Mercurius (virgäque levem cöerces aureä turbam. phur. Sol kann man nun aber nach der metaphysischen
Horaz), an den ramus aureus im 6. Buche der Aeneide Interpretation der Tab. smar. als Gold nehmen. Der
(vergl. den Abschnitt: Die Schwindel-Goldmacherkunst),
Vater des Acid. sulphur., so haben wir dann, ist Gold,
vielleicht an den Lapis philos., der von den Bäumen ge-
pflückt wird (s. bei den Abendländern den Abschnitt: Epi-
also das Acid. sulphur. selbst als Kind Gold. —
Mater ejus est Luna. Das ejus bezieht sich auf das
stola Haimonis), und an die Wünschelruth«, mittelst derer Natron. Luna kann man als Silber nehmen. (Vergl.
man Gold findet. Lapis philospphicus - Interpretation der Tab. smar.) Die
:

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Mutter des Natron, so haben wir dann, ist Silber, also das wie wir auch gesehen. Also ist das Ganze dazu angethan
Natron als Tochter Silber. = dass Mercur auf der einen Seite und Zinn und Blei auf
Da haben wir also an der Hand der eigensten Worte der anderen Seite in Relation gesetzt werden.
der Tab. smar., dass zwei Arcana Metalle sind. Und hier sagt man denn: Quecksilber ist flüssig. Flüs-
Das Eisen, das gehört ja zu der Sechs- Arcanenzahl, ist sig sein ist aber nichts anderes, als in hohem Grade weich
eo ipso ein Metall. sein. Zinn und Blei sind weich, also sind sie nichts an-
Da haben wir also drei Arcana, die Metalle sind. deres, als Quecksilber in geringerem Grade. Zinn und
Da nun auf die Weise der Arcana Metalle
die Hälfte Blei haben also auf Grund ihrer Weichheit eine Verwand-
sind, so liegt es sehr nahe, auch die andere Hälfte als schaft mit dem Quecksilber, welche Verwandschaft noch
Metalle aufzufassen. dadurch gesteigert wird, dass sie, wie das Quecksilber,
Die zuerst in der Geschichte der Menschheit Torkom- weiss sind. Somit treten bei den Pp. solares Zinn und .

nienden festen Metalle sind Gold, Silber, Eisen, Kupfer,


: Blei zuerst für den Mercur, und dann füi’ die Pp. solares
Zinn, Blei. Das sind also die Metalle i'^oxr^v. Ihrer selbst ein. Die beiden Pp. solares werden zu Zinn und
erwähnt auch die Bibel, 4. Buch Mosis, Cap. 31. Vers 22: Blei.
So Hegt die Sache für- Zinn und Blei in Bezug auf die
nx Snnn ns ntj^mn nx rjODn nnin in Pp. solares. Indem sie aber so Hegt, haben wir eben nur,
: msyn nxi dass die beiden Pp. solares Zinn und Blei sind. Wir
Von ihnen sind drei bei der obigen Calculation unterge- wissen nun aber noch nicht, ob P. solaris ruber Blei oder
bracht, nämlich: Gold, Silber, Eisen. Es liegt also nahe, Zinn, P. solaris niger Zinn oder Blei sein soll. Und hier
die drei restii’enden Arcana als Kupfer, Zinn, Blei aufzu- wird denn angenommen, dass Zinn =
P. solaris ruber und
fassen. Und das Hegt auch gar nicht ohne Anhai tspuucte. Blei =
P. solaris niger, wobei das in’s Auge gefasst wird,
Liquor hepatis hat entweder eine gelbe, oder eine grüne dass Blei leichter schwarz wird als Zinn, somit Blei mehr
Farbe, wie man will, wie wir das bei den Farben der für den schwarzen P. solaris niger passt. Geber sagt
Arcana haben kennen lernen. Gerade so ist Kupfer ent- in dieser Beziehung ausdrücklich über das Blei (Lib. 1 .
weder gelb als Kupfer im gewöhnlichen Sinne, oder grün Cap. 19.): Plumbum multum habet de substantia terrea.
als Grünspan, welcher ein sehr häufig vorkommendes Kup- Das bezieht sich auf das in der Erde vorkommende Sti-
ferpräparat ist. Also der Liquor hepatis wäre unter ie bium sulphur. nigr. Und dann sagt er: Et in Stannum
Metall-Arcana als Kupfer leicht unterzubringen, wenn man per lavacrum vertitur. Das ist, man kann Stibium nigrum
sich, wie bei den speciaHsirten Edelsteinen an die Farbe durch Zusätze in Sulphur aurat. verwandeln. Und über
hält. Man vergl. übrigens auch Plato, der Liquor hepa- das Zinn sagt er (Lib. 1. Cap. 20.): Suscipit tiucturam
tis als fög- (Grünspan) nimmt. rubedinis. Das bezieht sich auf die rothe Farbe des Sul-
Es blieben also P. solaris ruber und niger für Zinn phur aurat. Es unterliegt also gar keinem Zweifel, dass
und Blei. Geber Zinn nimmt als P. solaris ruber, und Blei als P.
Was haben nun aber diese beiden Arcana mit Zinn uird solaris niger.
Blei zu schaffen? —
Die Sache macht sich ff. Wir hätten also
Die beiden Pp. bestehen aus Hydrarg. oxyd.
solares Acid. sulphur. =
Gold,
rubr. und Autimonpräparateu. Die Antimonpräparate wer- Natron sulphur. =
Silber,
den nun nicht als Metalle aufgefasst, das Hydrarg. oxyd. Eisen =
Eisen,
rubr. aber wohl. Denn nach der metaphysischen Inter- Liquor hepatis =
Kupfer,
pretation der Tab. smar. ist ja Hydrarg. oxyd. rubr. = P. solaris ruber =
Zinn,
Mercur. Mercur aber ist ein Metall. Damit haben wir P. solaris niger =
Blei.
denn je einen Theil der betreffenden Präparate als Metall, Die Metall - Interpretation der Tab. smar. ist schon in
und das legalisirt ihren MettaUstandpunct sattsam. Wir der Alchemie, wie sie ihr vorangeht, längst vorbereitet.
haben also zwei Präparate. Diese Präparate sollen als Wir haben den Metallstandpunct bereits bei Plato. Wir
Metalle aufgefasst werden. Nun enthalten sie ein Metall. haben ihn an der Hand der Lapis philosophicus-Interpre-
Da liegt es doch nahe, dass sie aufgefasst werden als das tation der Tab. smar. Denn die Arcana, indem sie zu
Metall, welches sie enthalten, das ist als Quecksilber. Gold werden, werden dort als Metalle aufgefasst. Indem
Trotzdem das nun aber nahe liegt, bieten sich doch Ge- der Lapis philos. die Arcana zu Gold macht, werden
sichtspuncte dar, die beiden Pp. solaves nicht als Queck- die unvollkommenen Arcana als unvollkommene un- ,

silber aufzufassen. Nämlich: edele Metalle aufgefasst. Und dann ist auch der MetaU-
Quecksilber gehört nicht unter die Metalle, die wir
1) standpuiict in der Auffassung der Arcana als Lapides
oben als die Metalle xar i^ox^y aufgeführt haben. gegeben, denn der Lapis führt auf das Mineral, das
2) Quecksilber ist Eins. Es handelt sich aber nicht um Mineral aber auf das Metall. (Vergl. den Abschnitt: EH-
Eins, sondern um Zwei. Denn sowohl der P. solaris xiria und Lapides.)
ruber als der P. solaris niger sind, da es sich um die Dem Metallstandpunct der Arcana, wie wir ihn hier
Sechs- Arcanenzahl handelt, unterzubriugen. gezeichnet haben, begegnen wir zuerst bei Geber. Geber
3) Wenn an und für sich gesagt wird: Ich fasse die ist ein Arabischer Alchemist aus dem 8. Jahrhundert.
Arcana als Metalle auf, Mercur ist ein Metall, somit habe
ich auch das Eecht, irgend ein Arcanum als Mercur auf- Gebers Metall-Interpretation der
zufzufassen: —
wenn das an und für sich gesagt wird, Tabula smaragdina.
so steht dem nichts im Wege. Wie die Alchemie nun
aber einmal zur wo
der Metallstandpunct aufkommt.
Zeit, Die Eubricirung ist wie bei der Lapis-Interpretation der
Hegt, ist dem Mercur gewissermassen der Weg versperrt. Tab.smar. Wir haben also sechs Rubriken. Das Anflicksei
Denn wenn nach den längst vorher augebahnten Verhält- Completum est fällt. Von der ersten Rubrik ist weiter
nissen gesagt wird, dieses oder jenes Arcanum ist Mercur, nichts zu sagen, und so fangen wir an mit der
so denkt man dabei an Mercur im Sinne der metaphysi-
Zweiten Rubt'ik.
schen oder Lapis philosophicus - Interpretation der Tab.
smar. Das ist aber ein ganz anderer Standpunct, als der Quod est inferius bis adoptione.
Metallstandpunct, mit dem wir es hier zu thun haben. Ja, Nach dem vorigen Abschnitt wissen wir, dass, gemäss der
der Mercur ist um so mehr excludirt, als es, wie wir noch Stelle Pater ejus est Sol, Acid. sulphur. eo ipso Gold, —
sehen werden, statt hat, dass nach der neu aufkommenden gemäss der Stelle Mater ejus est Luna, Natron eo ipso =
MetaU-Auffassung der Arcana, die Arcana zwar als je ir- Silber, gemäss der Stelle Nntrix ejus est terra, Eisen eo
gend ein Metall aufgefasst werden, dass sie dabei aber ipso = Eisen.
alle nach vorangegangener Lehre Mercur (und Sulphur) Ebenso wissen wir, dass es nun nahe Hegt für Liquor
bleiben. hepatis, P. solaris ruber und niger: Kupfer, Zinn, Blei
Dieser Calculation zufolge können die Pp. solares also herauszuziehen.
nicht als Mercur aufgefasst werden. Dagegen Hegt auf Davon Hegt nun Kupfer ziemHch nahe für Liquor he-
der anderen Seite ein Anhaltspunct für den Mercnr patis. Es würde aber Schwierigkeiten haben, für die
vor, wie wir vorhin gesehen. Dazu kommt für die be- beiden Pp. solares Blei und Zinn unterzubringen, wenn
treffenden Arcana der Anhaltspunct für Zinn und Blei, Zinn und Blei nicht dem Quecksilber an die Seite ge-
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setzt würden, wenn sie nicht als weiche Metalle als Nachdruck zugleich auch auf dem omnes liegt. Alle
flüssige Metalle aufgefasst würden. Dinge sind von Gott, und so sind auch alle res natae
Demgemäss ist es sehr wichtig für den Metallstandpunct von der res una.
der Tab. smar., dass man nicht sagt, wie das so gewöhn-
Dritte Rubrik.
lich geschieht, Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Zinn, Blei
sind feste Metalle, sondern dass man vielmehr sagt, von Sie lehnt an die Lapis - Interpretation der Tab. smar.,
den genannten Metallen sind die einen als fest aufzu- wobei denn die einzelnen Arcana zu den betreffenden Me-
fassen, die anderen als flüssig. Sobald man aber die tallen werden s. d. vorigen Abschnitt.
;

Metalle als feste und flüssige hat, hat man iu ihnen das
Vierte Rubrik.
Substrat zum Wasserverwandlungs-Experiment. Man mischt
sie unter einander, dann hat man die res una, und die res Separabis bis penetrabit.
una zerfällt dann in das superius und inferius, indem die Hier wird auseinandergesetzt, dasä die Metalle Schwefel
flüssigen Metalle in die Höhe und die festen zu Boden und Mercur sind, und zwar betrifft die gloria den Schwe-
gehen. Also wenn man die Metalle als feste und flüssige fel, die fortitudo den Mercur.

auAFasst, so ist damit gegeben, dass das, quod est superius, Separare heisst trennend einen Unterschied machen.
dazu dient, wie das, quod est inferius, ad perpetranda mi- Terra = Erdschwefel =
Sulphur spissum.
racula rei unius. Gerade so aber auch umgekehrt. Wenn Ignis == Luftschwefel, Hydrothiongas Sulphur subtile. =
gelehrt wird, dass in Bezug auf die Metalle quod est Also subtile ist dasselbe, was ignis ist, dient zur Er-
superius est, sicut id quod est inferius, ad perpetranda klärung dessen, was unter zu verstehen. Spissum
ignis
miracula rei unius, so ist damit die Lehre gegeben : Die ist dasselbe, was terra ist, dient zur Erklärung desselben.
Metalle (Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Zinn, Blei) sind Separabis terram ab igne, subtile a spisso heisst also:
theils als feste, theils als flüssige aufzufassen. Trenne, mache einen Unterschied zwischen festem Schwe-
So flndet die Stelle: Et quod est superius, est, sicut id fel und gasförmigem Schwefel. Der so interpretirten Stelle
quod est inferius, ad perpetranda miracula rei unius ihre zu Liebe nimmt Geber die beiden Schwefelarten: Sulphur
Erledigung. und Arsenicum an, von denen Sulphur das spissum, und
Voran geht aber; Arsenicum das subtile repräsentirt. Lib. 1. Cap. 13. heisst
Quod est inferius est sicut id quod est superius. dem spissum der Tab. smar. zu Liebe der Schwefel eine
Mit dieser liegt es ff. pinguedo inspiss ata, und Cap. 14. ist dem subtile der
In dem; Et quod est superius etc. ist wohl gesagt, die Tab. smar. zu Liebe das Arsenicum de subtili materia.
Metalle sind als feste und flüssige aufzufassen. Man weiss Das suaviter magno cum ingenio bezieht sich darauf,
aber nicht, wie man dazu kommt. Dazu dient eben das dass, entgegen früheren Interpretationen, spissum und sub-
Quod est inferius est sicut id quod est superius. Näm- tUe synonim mit terra und ignis, wobei aber der Wort-
lich: Sobald man
den Metall - Flüssigkeitsstandpunct in’s stellung entgegen subtile auf ignis kommt, und spissum
Auge fasst, denkt man an Quecksilber. Nun sollen ausser auf terra.
dem Quecksilber auch andere Metalle, Blei und Zinn, flüs- Nun denke man sich die festen und flüssigen Arcana in
sig sein. Nun gut, dann werfe man sie in ein Gefäss, in ein Gefäss geworfen dann gehen die flüssigen iu die Höhe,
;

dem Quecksilber ist, dann wird man eine Flüssigkeit bilden die Metalla superiora, die festen gehen zu Boden,
haben. Das letztere hat nun aber nicht statt. Nimmt bilden die Metalle inferiora. In dasselbe Gefäss werfe ich
man ein Gefäss mit Quecksilber, und giebt Blei und Zinn nun den Schwefel, oder vielmehr die beiden Schwefel;
hinzu, so fallen die letzteren zu Boden, und das Queck- dann geht das Gas in die Höhe, aufwärts zu den Metallis
silber stellt sich über sie, Quecksilber bildet das superius, superioribus, der feste Schwefel dagegen sinkt herab und
Blei und Zinn das inferius. Das hat die Stelle im Auge. geht zu den Metallis inferioribus. Also um auf die Stelle
Sie will besagen; Du giebst in ein Gefäss Quecksilber, Ascendit a terra zu kommen
Zinn, Blei. Nun gehen Zinn und Blei nach unten. Wo Du hast den Schwefel. Dieser zerfällt dem Vorange-
bleibt also ihre Flüssigkeit ? Hieran, sagt die Stelle, stosse henden gemäss in das subtile und spissum. Nun wird er
dich nicht. Das inferius steht auf gleicher Rangstufe mit in ein Gefäss geworfen, in dem die Metalle sind. Dann
dem superius. Dasselbe, was dir das Quecksilber, das ascendirt er, das heisst sein subtile ascendirt, und er descen-
superius bietet, bieten dir auch Zinn und Blei, das inferius. dirt, das heisst) sein spissum descendirt, und er erhält die
Es steht also nichts im Wege, dass du Zinn und Blei als vis superioruni, das ist der Metalla superiora, er geht zu
flüssig auffassest. Hierbei ist nun zu bemerken, dass man den Metallis superioribus, und die vis inferiorum, das heisst
in Bezug aufdie flüssigen Metalle nicht blos bei Blei und der Metalla inferiora, er geht zu den Metallis inferioribus.
Zinn stehen bleibt, sondern auch das Silber mit in den Ebensowohl nun aber wie der Schwefel die vis Metallorum
Bund aufnimmt. Das dadurch motivirt, dass nach den
ist empfängt, ebenso empfangen auch umgekehrt die Metalla
vorangegangenen Interpretationen der Tab. smar. Silber die vis Sulphuris.
und Quecksilber auf einer Linie stehen. Durch die Auf- Sic habebis gloriam totius mundi. So hast du den
nahme von Silber wird dann auch Gleichmässigkeit in die Schwefel.
Zahl der festen und flüssigen Metalle gebracht. Wir haben Im directen Arrangement würde die ganze Stelle so
dann nämlich: liegen: Du hast den Schwefel (gloria). Dieser zerfällt in
Flüssig Fest das subtile und spissum. Das subtile geht an die flüssi-
Silber Gold gen Metalle, das spissum an die festen Metalle.
Blei Kupfer Statt dieses directen Arrangements haben wir das indi-
Zinn Eisen recte Arrangement Du trennst das subtile vom spissum,
:

Es wird nun übersetzt Et quod est superius etc. Und das eine geht zu den flüssigen Metallen, das andere zu

:

das Obere dient wie das Untere dazu, um die Wunder den festen. So hast du den Schwefel (gloria). Nun
des Metallstandpunctes (res una) zu Stande zu das bleibt sich gleich, vermöge der obscuritas fugiens ist
bringen. es leicht einzusehen.
Et sicut res omnes etc. Also kurz und bündig heisst die Stelle Die Metalle be-
=
:

Res natae Arcana. stehen aus Schwefel. Denn wie schon vorher gesagt,
Und von diesem Metallstaudpunct entstanden omnes res ebensowohl wie der Schwefel die vis Metallorum empfängt,
natae, alle Arcana, auf Grund eines väterlichen Verhält- so empfangen auch die Metalle die vis Sulphuris. Und
nisses. Also nicht nur diejenigen Arcana, von denen es auf indem sie sich präsentiren als mit der vis Sulphuris begabte,
der Hand liegt, dass sie Mstalle sind, das sind Acid. sul- sind sie eben Schwefel.
phur. (Sol), Natron (Luna), Eisen, nicht nur sie sind Me- Nun kommt der Mercur an die Reihe.
talle, sondern auch diejenigen, von denen es nicht auf der Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis. Der Mercur
Hand liegt, nämlich Liquor hepatis, P. solaris ruber und ist die cumulirte fortitudo, repräsentirt die cumulirte for-
P. solaris niger. titudo, quia: —
Man vergleiche übrigens beim ganzen Passus das, was denn er besiegt omnem rem subtilem. Subtilis hier =
bei der metaphysischen Interpretation und Lapis philoso- flüssig. Omnis res subtilis =
die flüssigen Metalle. Also:
phicus-Interpretation der Tab. smar. gesagt, wobei noch denn er besiegt die flüssigen Metalle.
zu bemerken, dass hier, bei der Metall-Interpretation, der Und er durchdringt omnem rem solidam. Omnis res
:

413 414

solida die festen Metalle. Also : er durchdringt die das ist der Lapis philos. hinzutritt, dass dadurch diese
festen Metalle. Metalle zu Gold werden. Nein, ganz von vorn herein
Das ist also kurz und bündig : Die Metalle besteben aus sind alle Metalle des Lapis philos., das ist des Schwefels
Mercur. und Mercur theilhaftig, sie bestehen aus Schwefel und
Dass die Metalle aus Schwefel bestehen, wird also aus- Mercur. Hat man also ein Metall, so hat man den Lapis
gedrückt: Der Schwefel wird theilhaftig der Macht der philos. Und da nun, wie wir vorhin gesehen, die Metalle
Metalle. Dass die Metalle aus Mercur bestehen, wird sich um eine Drei gruppiren, so hat der Lapis philos. tres
ausgedrückt: Der Merciu- besiegt und durchdringt die partes. Diese tres partes Lapidis philos. decken also ge-
Metalle. wissermassen den Hermes trismegistus von sonst in seiner
In Bezug auf den fortitudo-Ausdruck ist ff. zu bemer- einfachen Dreiheit. Mit diesem Hermes trismegistus in
ken. Derselbe zählt nach der Drei, und zielt damit auf seinem früheren einfachen Drei-Standpunct wird also nicht
diejenigen Metalle, welche an und für sich bereits eine absolut gebrochen.
nähere Eelation zum Quecksilber haben. Diese drei Me- Anlehnend an seine Interpretation des habens tres partes
talle sind 1) Plumbum, weil es dem P. solaris niger ent- philosophiae totius mundi hat Geber nun zuvörderst als
spricht, welcher Quecksilber als Hydrarg. oxyd. rubr. Titel der Tabula smaragdina : De Lapide philosophico.
enthält 2) Stannum, weil es dem P. solaris tuber entspricht,
;
Nun giebt er Lapis philos. als Magisterium, soll heissen
welcher ebenfalls Hydrarg. oxyd. rubr. enthält; 3) Argen- Meisterstück, wieder. Würde er haben De Magisterio.
:

tum, weil Luna nach den voraugegangenen Interpretationen Nun nimmt er aber den Lapis philos., auf den er los-
der Tab. smar. als Silber und Quecksilber aufgefasst steuert, als einen vollkommeneren an, als es der Lapis
wird. Die Drei der fortitudo führt also schon darauf, dass philos. der Lapis philosophicus-Interpretation der Tab.
fortitudo =Quecksilber. smar. ist. Denn an der Hand dieses letzteren Lapis philos.
müssen erst, so calculirt er, die Metalle zu Sulphur und
Fünfte Rubrik. Mercur werden. Sie sind des Lapis philos. nicht theil-
Sic mundus
creatus bis est hic. haftig, werden es erst auf Grund dessen, dass man sie zu
Analog wie bei der Lapis-Interpretation der Tab. smar. Gold macht, das ist, indem man Schwefel und Mercur
(Lapis philos.) zusetzt. Dagegen sein Lapis philos. ist
Sechste Rubrik. von vorn herein in den Metallen, denn alle Metalle bestehen
Itaque vocatus bis totius mundi.
sum von vorn herein aus Schwefel und Mercur. Deswegen
Der Hermes istein trismegistus deshalb, 'weil sich bei nennt er seinen Lapis philos., sein Magisterium, die Per-
der Metall - Interpretation der Tab. smar. die Drei in fectio magisterii, die Vervollkommnung des Lapis philos.
dreifacher Weise in den Vordergrund drängt. Zuerst Somit hätte er als Titel der Tab. smar. :De perfectione
haben wir nämlich die Existenz von drei flüssigen und drei magisterii. Nun fasst er aber in’s Auge, dass er, Geber,
festen Metallen (Silber, Zinn, Blei: flüssig; Gold, Eisen, wie wir oben auseinandergesetzt, auf Grund seiner cumu-
Kupfer :fest). Dann haben wir zweitens drei Metalle, lirten Gesichtspuncte des Drei-Hermes den zqig /xiyigog
die derartig hervortreten, dass zu ihnen das Quecksilber in hat, wo seine Antecessoren blos den ZQig fiiyag hatten.
besonders naher Eelation steht, nämlich Blei (P. solaris Wo seine Antecessoren also die 3 hatten, da summirt er
niger), Zinn (P. solaris ruber), Silber (Queck-Silber). End- 3 -i- 3+ 3, er bekommt also, seinen Antecessoren gegen-
lich haben wir drittens drei Metalle,(die nicht weiter auf über, eine Summe heraus, und dieser zu Liebe, dem in
einem Umwege herauscalculirt zu werden brauchen, son- der That als rgig fj.^yigog und nicht rgig fiiyag figu-
dern die uns die Metall-Interpretation der Tab. smar., in- rirenden Hermes zu Liebe, hält er sich an die „Summe“
dem sie die dritte Eubrik vorab wie die Lapis - Interpre- und bekommt als Titel heraus De summa perfectionis
:

tation interpretirt, gewissermassen von selbst bietet, das magisterii. Damit ist er nun aber noch nicht fertig. Er
ist Gold in der Stelle Pater ejus est Sol (Sol =
Aurum), will auch dem r« fisra za (pvGiy.ee des Autors der meta-
Silber in der Stelle Mater ejus est Luna (Luna =
Argen- physischen Interpretation der Tab. smar. und der Um-
tum) und Eisen in der unveränderten Interpretation der wandlung desselben seitens Demokrit in zd (pvGiy.d Eech-
Lapis-Interpretation. —Dass nun möglicher Weise gesagt nung tragen, und bekommt so als vollständigen Titel heraus
werden kann, indem wir drei flüssige und drei feste Me- De summa perfectionis magisterii in sua natura {(pvGeg),
talle haben, ist in dem ersten Gesichtspuncte, den wir oder: Tabula de summa perfectionis magisterii in sua na-
aufgeführt haben; eine zwiefache Drei, womit eigent- tura. Und auf Grund dieses Titels der Metall-Interpreta-
lich der Hermestrismegistus zum tetrakismegistus wird, tion der Tab. smar. heisst das Gebersche Werk Summa
:

— das erledigt sich zu Gunsten des Hermes trismegistus perfectionis magisterii in sua natura. Mit der „Summa“
dadurch, dass die drei flüssigen Metalle, welche uns der auf dem Titel des Geberschen Werkes haben sich nun
erste Gesichtspunct bietet, dieselben sind, als die, welche Manche nicht zurecht zu finden gewusst, und haben dies
ims der zweite Gesichtspunct bietet, nämlich : Blei, Zinn, Wort im Sinne genommen: „Sumarische Zusaminenstellung,
Silber, und damit beim ersten Gesichtspuncte in den Hin- Inbegriff.“ Und auf Grund dessen haben sie dann ge-
tergrund treten können. schrieben Summa de perfectione magisterii. Das ist aber
:

Indem nun drei Gesichtspixncte da sind, die dem Hermes nicht richtig. Will man ein „de“ in den Titel bringen,
anheimfallen, und jeder dieser Gesichtspuncte wieder nach so muss man schreiben : De summa perfectionis magisterii
der Drei zählt, haben wir bis hierhin noch keine Inter- in sua natura.
pretation der Tab. smar. kennen lernen, die so strict dem Der umfangreiche Titel Gebers für die Tab. smar. bahnt
Hermes trismegistus Eechnung trägt, als die vorlie- dem kurzen Titel Tabula smaragdina den ersten Weg.
gende. Wenn nämlich der Hermes deswegen zum trisme-
gistus wird, weil sich ihm drei Gesichtspuncte anschmie- Schlussbemerkungen.
gen, wie das sonst statt hatte, so handelt es sich eigent- Dass nach Geber die Metalle aus Schwefel und Mercur
lich nicht um den TQig ^iyLazog, sondern blos um den bestehen, heisst arcanologisch gefasst, die Arcana bestehen
TQig fisyag. Hier, bei der Metall-Interpretation der Tab. aus Schwefel und Mercur, und das heisst wieder, die Ar-
smar., haben wir aber den Hermes vorab vom Gesichts cana sind das, was der P. solaris ist. Es ist dies nichts
punct der Drei, das ist den Hermes rpi? und dann anderes, als die Lehre vom Einarcanum mit dem Einar-
zersplittert sich jeder einzelne Gesichtspunct wieder nach canum P. solaris an der Spitze der Arcana. Die sechs Eu-
der Drei, und damit kommt der Superlativ zQig fj.iyiarog briken, welche die Tab. smar. nach der vorliegenden In-
heraus. Hier haben wir ganz eigentlich den Hermes terpretation erhält, entspechen den sechs Metallen, welche
trismegistus. aus den sechs Arcanen der Lapis- und Elixir-Interpretation
Habens tres partes philosophiae totius mundi. entspringen, und welche sich an die organische Sechs-
Philosophia totius mundi (vergl. die Lapis philosophi- theilung der dritten Eubrik lehnen. Diese sechs Eubriken
cus-Interpretation der Tab. smar.) =
Lapis philos. Damit bieten sich bei der vorliegenden Interpretation der Tab.
wird darauf hingewiesen, dass die Metalle aus Schwefel smar. viel selbstständiger, organischer dar, als bei derLapis-
und Mercur bestehen. Dies Verhältniss liegt aber nun und Elixir-Interpretation, denn dort war die Auffassung
nicht, wie bei der Lapis philosophicus-Interpretation, dass der vierten Eubrik als eine Eubrik mehr willkürlich,
die Metalle Metalle sind ohne Schwefel und Mercur, und hier ist sie n o t h w e n d i g, hier ist es ganz unmöglich,
dass dadurch, dass zu den Metallen Schwefel und Mercur-, bei Sic habebis gloriam etwa eine neue Eubrik anfangen.
415 416

zu lassen. Geber hat also noch viel mehr Grund, seinen Einwurf ist nur halb zutreffend, denn wie wir so eben
sechs Metallen zu Liebe die Schlussrubrik Completum est gesehen, liegt die Sache in Bezug auf die Lapis-Interpre-
fallen zu lassen, als der Autor der Lapis- und Elixir-Inter- tation anders, und was etwa die Interpretationen der Tab.
pretation der Tab. smar., denn sie würde ihm eine orga- smar-. in Neuplatonischer Richtung betrifft, welche stellen-
nisch resultirende Sechs-Ruhricirung zerstören, wo sie bei weis das Completum est anhängen, so fallen sie bei der
der Lapis- und Elixir-Interpretation blos einer mehr will- Aristotelischen Richtung nicht in die Wagschale. Es ist
kürlich angenommenen Sechs-Ruhricirung in die Quere käme. daher ganz sachentsprechend, wenn ein Alchemist auf-
Die nähere Motivirung übrigens, dass die Schlussrubrik tritt und sagt, Gebers Standpunct ist der metaphysischen

Completum est nun auch wirklich fallen kann, liegt ge- Interpretation und der Lapis philosophicus-Interpretation
rade so, wie bei der Lapis- und Elixir-Interpretation. Was gegenüber ein ganz absonderlicher, denn Geber trägt dem
soll noch eine XQvaonouct, ein künstliches Machen der Completum est keine Rechnung, wo die metaphysische und
Metalle resp. Arcana zu Schwefel und Mercur, zum P. Lapis philosophicus-Interpretation es wohl thun. Man
solaris, wo sie von vorn herein bereits Schwefel und kann ferner mchts dagegen haben, wenn derselbe Alche-
Mercur, P. solaris, sind? mist von seinem Standpunct aus sagt, Gebers Thun ist
nicht ganz correct. Die neue Bahn, welche der Alchemie
Das Anhängen der Schlussruhrik an die durch die metaphysische Interpretation der Tab. smar.
Metall-Interpretation der Tabula eröffnet worden, bewegt sich auf dem Terrain des Com-
pletum est, darum hat Geber kein Recht, dasselbe zu
smaragdina. streichen. Und endlich kann man nichts dagegen haben,
Vergl. Geher: Summa perfectionis magisterii, nament- dass derselbe Alchemist sagt, wir wollen den Geberschen
lich Liber 3. Metallstandpunct festhalten, aber bei diesem Standpuncte
Die metaphysische Interpretation der Tab. smar., die ist das von Geber gestrichene Completum est der Tab.
erste Interpretation auf dem neu angebahnten Wege der smar. wieder anzufügen.
exclusiv arcanologischen Alchemie, hat den Schlusssatz Dem entgegen sagt man nun, aber das Pallen des Com-
Completum est. Die Interpretation, welche sich der me- pletum est hängt ja ganz innig mit Geberschen Anschau-
taphischen anreiht, das ist die Lapis philosopliicus-Inter •
ungen zusammen. Durch das Fallen des Completum est
pretation, hat ebenfalls das Completum est. Die Lapis- erhält Geber sechs Rubriken der Tab. smar., und diese
Interpretation, welche sich der Lapis philosophicus-Inter- sechs Rubriken entsprechen eben seinen sechs Metallen.
pretation anschmiegt, hat es nicht. Wir wollen nun Nun soll auf einmal das Completum est angefügt werden,
nicht sagen, obgleich wir es vielleicht sagen könnten, dann erhalten wir ja sieben Rubriken, und damit müssten
dieses letztere wird dadurch redressirt, dass bei der wir denn auch sieben Metalle haben und keine sechs.
Lapis-Interpretation das Completum est dennoch angefügt, Ganz recht, sagt unser Alchemist, so will ich es eben.
und im Sinne der Edelsteinmacherkunst verwerthet wird. Die sechs Rubriken der Tab. smar. erweitern sieh auf
Wir wollen dies deswegen nicht sagen, weil wir nicht sieben, und damit erweitern sieh die sechs Geberschen
nachweisen können, dass zu der Zeit, zu welcher das vor- Metalle auf sieben.
ging, was wir sogleich Vorbringen werden, bereits die Aber, sagt man weiter, die ;fpu<T07roti.'te ist ja über-
Edelsteinmacherkunst in die Alchemie gekommen war. flüssig, denn die Metalle bestehen ja eo ipso aus Schwefel
Wir wollen, um ganz sicher zu gehen, annehmen, zu jener und Quecksilber.
Zeit seie das Completum noch gar nicht an die Lapis-In- Ja, antwortet unser Autor, das ist schon recht. Wir
terpretation gefügt gewesen. Dann haben wir also das wollen aber auch keine XQ^oonoti'a. Wenn wir das Com-
Sachverhältniss, auf welches wir so eben hingewiesen, pletum est anders ausbeuten, als gerade im Sinne der
dass die metaphysische Interpretation der Tab. smar. das XQvaonoit«, und das thun wir eben —
s. später —so
Completum est hat, ebenso die Lapis plülosophicus-Inter- sind wir diesem Stein des Anstosses aus dem Wege ge-
pretation, dass aber die Lapis-Interpretation dasselbe nicht gangen.
hat. Das nun ergiebt aber in Bezug auf das Anfügen Das siebente Metall, welches nun den sechs Geberschen
und Nichtanfügen des Completum est keinen principiellen Metallen zugefügt wird, ist das Quecksilber. Dasselbe
Unterschied für die drei erwähnten Interpretationen der wird in der arcanologischen Rubrik beim Mater ejus est
Tab. smar. Denn die Lapis-Interpretation steht gar nicht Luna untergebracht, indem Luna einerseits als Silber und
so selbstständig für sich da, dass sie ebenbürtig der me- andererseits als Quecksilber gefasst wird. Und indem
taphysischen und Lapis philosophicus-Interpretation gegen- man von der Metall-Rubrik (3.) auf die ihr zu Grunde
über gestellt werden könnte. Die Lapis-Interpretation liegende eigentlich arcanologische Rubrik der Lapis-In-
schmiegt sich unmittelbar der Lapis philosophicus-Inter- terpretation übergreift, dilatirt sich das Natron, welches
pretation an, ist eine Erweiterung derselben, die sich als die Luna bietet, zu Natron carbonicum und Natron nitri-
Tochterstock gar nicht Schritt für Schritt an den Mutter- cum, so dass man an der sieben Metallen auch
Hand von
stock zu halten braucht. Wo
der Tochterstöck etwas sieben Arcana erhält, wobei sich Arcana und Metalle ff.
nicht hat, was der Mutterstock wohl hat, da greift man, gegenüberstehen
wo man es, den Tochterstock vor sich habend, aber doch Gold Aeid sulphur.
heranziehen will, auf den Mutterstock hinüber. Man kann Silber Natron carbon.
also nicht sagen, seht, das ist doch ein Unterschied Quecksilber .... Natron nitricum
«

zwischen der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. Eisen Ferrum i

und der Lapis-Interpretation, dass die erstere das Cora- Kupfer Liquor hepatis
II

pletum est hat, die letztere nicht. Freilich, man kann es Zinn P. solaris ruber
wohl sagen, aber man hat damit nicht einen principiellen Blei P. solaris niger
t,

Unterschied. Wenn die metaphysische Interpretation das Man hat natürlich die Wahl, ob man sagen will, Natron
1' I

Completum est nicht hätte, nun so hätte sie es eben nicht. carbon. entspricht dem Silber und Natron nitricum dem
Wenn aher die Lapis-Interpretation das Completum est Quecksilber, oder ob man umgekehrt sagen will, Natron
f'

nicht hat, so hat sie es blos direct nicht, indirect hat carbon. entspricht dem Quecksilber und Natron nitrieum
sie es doch, denn wenn man es haben will, so geht man
dem Silber. Wir entscheiden uns für das erstere. Denn
einfach vom Tochterstock auf den Mutterstock über. da Natron nitricum dargestellt werden kann aus Acid. ni-
Stellt man nun aber die metaphysische Interpretation
tricum und Natron carbon. so haben wir im Natron nitri-
der Tab. smar., die Lapis philosophicus-Interpretation und cum eine Flüssigkeit (Acid. nitricum) imd Natron. Analog
die Metall-Interpretation einander gegenüber, dann ergiebt
haben wir nun auch in Quecksilber eine Flüssigkeit und
sich der principielle Unterschied, dass die beiden ersteren
Silber {vdoaQ-ccQyvQOs.) Ira Natron carbon. dagegen haben
d^ Completum est haben, und die letztere nicht. Da- wir das Natron ohne Flüssigkeit, wie wir im Silber das
mit weicht denn die Metall-Interpretation aus der Bahn,
Silber ohne Flüssigkeit haben.
welche bei dem Einschlagen des neuen Weges der rein Geber ging daVon aus, dass Quecksilber schlecht dazu
arcanologischen Alchemie eröffnet ist, aus der Bahn, an angetban sei, in die Zahl der Metalle aufgenommen zu wer-
die Tab. smar. das Completum est auzuhängen. Der den, denn (vergl. den Abschnitt: Allgemeines über Gebers
Einwurf, dass so etwas aber denn doch nicht neu sei, da
Metall-Interpretation der Tab. smar.) 1) Quecksilber gehört
es in der Lapis-Interpretation bereits statt gehabt, dieser
nicht unter die Metalle, welche von Alters her Ho~
417 41 &

jj
%^v als Metalle aufgefasst worden sind sind. Diese sind Bei solchem Hervorheben der fortitudo auf Kosten der
I
vielmehr: Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Zinn. Blei. 2) Queck- gloria kommt nun die schlecht weg.
letztere Oder in
I
Silber ist Eins. Es handelt sich aber nicht um Eins, Gebersclier Weise gefasst, bei dem die gloria den Schwefel,
; sondern um Zwei, nämlich um die zwei Pp. solares, die und die fortitudo den Mercur umfasst, auf die Weise
ä Geber unterzi’.bringen hatte. 3) Wenn man vom Queck- kommt der Schwefel schlecht weg. Es entsteht ein Riss.
ii
Silber spricht, so hat man damit das Quecksilber vor Augen, In diesen tritt aber, die Sache ausgleichend, das:
I
welches neben dem Schwefel in allen Metallen eo ipso Completum est quod dixi de operatione Solls,
enthalten ist. welches, wie wir bereits wissen, nicht im Sinne des XQv~
Diese Scrupel gegen das Quecksilber fallen nun dem aonoua ausgebeutet wird. Dasselbe wird viel mehr ff.
neuen Autor. Der sagt ad
1) diejenigen Metalle, welche interprelirt. Sol = Feuer, und Feuer =
Schwefel. Operatio Solls
;
als Metalle aufgefasst werden, sind bereits also =Wirksamkeits-Entfaltung des Schwefels. Completum
ij
untergebracht. Ihnen kann also nicht zu nahe getreten est etc. Es ist complet, nicht incomplet, was ich über
:

jj
werden, wenn Quecksilber hinzukommt. Ad 2) sagt er, die Wirksamkeits-Entfaltung des Schwefels gesagt. Das
die Eins des Quecksilbers passte nicht für die Zwei des heisst: Du musst dich nicht daran stossen, dass vorhin die
P. solaris ruber und niger. Hier aber handelt es sich nicht gloria, welche auf den Schwefel kommt, so stiefmütterlich
I
mehr um P. solaris ruber und nigei. Diese Arcana haben behandelt zu sein scheint. O nein, die gloria ist nicht
wir als Zinn und Blei. Wie sie dazu kommen, Zinn und stiefmütterlich behandelt. Hätte dies statt, so müsste die
Blei zu sein, das ist eine Sache für sich, die nicht mehr in Sache so weit gehen, dass angenommen würde, die Metalle
Erwägung kommt, nachdem der Usus es einmal festgestellt beständen nicht aus Schwefel und Mercur, sondern
i
hat, dass eben P. solaris ruber =: Zinn und P. solaris niger blos aus Mercur. Das letztere hat aber im Sinne der vor-
i
= Blei. Ad 3) sagt er, freilich liegt es etwas eigenthümlich, liegenden Interpretation nicht statt, wie wir das sogleich
I
dass alle Metalle des Quecksilbers theilhaftig sind, dass kennen lernen werden.
® man auf Grund dessen, wenn man Gold hat, Quecksilber Endlich fasst die neue Interpretation in’s Auge das :

(und Schwefel) hat, wenn man Silber hat, Quecksilber Itaque vocatus sum Hermes etc.
(und Schwefel) hat, wenn man Kupfer hat. Quecksilber In Bezug auf den Hermes trismegistus drängt sich wie-
(und Schwefel) hat u. s. w., und das* nun das Queck- der, wie bei Geber, die Drei in dreifacher Weise in den
I I Silber auf einmal an und für sich neben dem Gold, Silber, Vordergrund. Doch ist die Sache nur im Allgemeinen, wie
j, Kupfer u. s.w. als ein Metall da stehen soll, welches den- bei Geber. Im Besonderen liegt sie gerade umgekehrt.
selben Bang einuimmt, als sie. Indes.sen dagegen lässt Geber fasste (s. vorigen Abschnitt, sechste Rubrik) pro
! sich nichts machen, (jeher kam um diese etwas eigen- secundo diejenigen drei Metalle in’s Auge, welche eine
i thümliche Sachlage herum. Aber um welchen Preis?! besondere Relation zum Quecksilber haben. Der Autor
j
Nun, um den dass er das Completuni est strich.
Preis, der neuen Interpretation dagegen fasst diejenigen Metalle
!
Das zu thun, dazu hatte er aber keine Befugniss. in’s Auge, welche eine besondere Relation zum Schwefel
Bei der Geberschen Metall-Interpretation der Tab. smar. haben. Das thut er dem Completum est zu Liebe, welches
war die Vertheilung der festen und flüsigen Metalle eine auf den Schwefel hinweist, indem er denkt, wenn ich den
:
gleiche. Drei Metalle wurden als flüssig genommen Sil- : Schwefel in’s Auge fasse, so bekomme ich an der Hand
I her, Zinn, Blei, drei als fest Gold, Kupfer, Eisen.
: An des Completum est ein completeres. Verhältniss heraus,
1
eine solche gleiche Vertheilung des Fest- und Plüssigkeits- als wenn ich den Mercur in’s Auge fasse. An der Hand
Standpunctes ist nun bei der neuen Auffassung nicht zu des Schwefels erhält er nun als Metall-Drei: Kupfer,
denken, denn von sieben Metallen kann man keine zwei Zinn, Blei. Kupfer nämlich arcanalogisch z= Liquor he-
gleiche Hälften machen. Hier rangiren als patis, und in dem ist Schwefel hervorstechend vertreten.
Flüssig Fest Zinn arcanologisch =
P. solaris ruber, und in dem ist
Quecksilber Gold Sulphur aurat vertreten, welches im Sinne der Alten
Zinn Kupfer Schwefel ist. Endlich Blei arcanologisch = P. solaris
Blei Eisen niger, und ln dem ist Schwefel als Hydrothiongas vertre-
Silber treten, indem er mit Salzsäure behandelt, Hydrothiongas
Dass der neue Autor auch eine neue Interpretation der entwickelt.
Tab. smar. zu bringen hat, versteht sich von selbst. Diese
;
Der Autor kehrt also bei den drei Gesichtpuncten dem
lehnt sich im Allgemeinen an die Gebersche, hat aber
!
Hermes trismegistus gegenüber den zweiten Geberschen
natürlich im Besonderen von ihr abzuweichen.
:
Diese Ab- Gesichtspunct gerade um. Will er nun consequent sein,
weichungen beziehen sich zuvörderst einmal auf die dritte so muss er auch den ersten und dritten Geberschen Ge-
Rubrik, welche, wie bereits erwähnt, die Luna als Silber
1 sichtspunct umkehren. Beim ersten Gesichtspunct tra.m
ijund Quecksilber nimmt. Alsdann fasst sie das: bei Geber die flüssigen Metalle in den Hintergrund. Unser
Sic habebis gloriam bis penetrabit Autor zieht sie in den Vordergrund, und erhält also von
in’s Auge. Das Sic habebis gloriam wird fallen gelassen, diesem Gesichtspunct aus die Metalle, die er als flüssig
das Haec est totius fortitudinis mit Prägnanz hervorgehoben. auffasst, das ist die Drei: Quecksilber, Zinn, Blei. Beim
I
»Die Berechtigung hierzu giebt Demokrit, der die gloria in dritten Gesichtspunct nahm Geber die Metalle, welche
der fortitudo aufgehen lässt. Hat man die fortitudo, so hat nicht weiter auf einem Umwege herauscalculirt zu werden
man die gloria eo ipso. Und nun wird, ebenfalls auf die brauchen. Unser Autor nimmt umgekehrt die Metalle,
liAutorität Demokrits hin, penetrare als xgaxety genommen, welche wohl auf einem Umwege herauscalculirt werden
womit man hat müssen. Das ist die Drei: Kupfer, Zinn, Blei, denn eo
iljj
Haec est totius quia vincet
fortitudinis fortitudo fortis, ipso hat er Gold (Sol), Quecksilber und Silber (Luna),
Sl omnem rem subtilem, et in omnem rem solidam domina- Eisen (terra).
I bitur: Hier hast du den Mercur, welcher sich zum Herr- Auf die Weise hat nun aber unser Autor dasselbe Re-
sscher über die Metalle aufwirft. sultatbeim zweiten und beim dritten Gesichtspunct. Denn
i. Nun, wenn der Mercur sich zum Herrscher über die beide bieten ihm: Kupfer, Zinn, Blei. Das ist ihm aber
1: Metalle aufwirft, so steht er an ihrer Spitze, und wenn er gerade recht, weil er denkt, auf die Weise werde sein
»an ihrer Spitze steht, so würde es sehr verkehrt liegen, Schwefelstandpunot ,
wie ihn der zweite Gesichtspunct
flisechs Metalle anzunehmen, und das Quecksilber, welches bietet, noch „completer.“ Um
aber die Sache nicht gar
||
ihr tierrscher ist, unterwegs zu lassen. Damit ist nicht zu prägnant zu haben, welches für den Hermes trisme-
Ijinur das Quecksilber als siebentes Metall legalisirt, nicht gistus anstössig sein könnte, geht er derselben wenigstens
inur das, sondern indem sieben Metalle angenommen wer- nomenclatorisch aus dem W
ege. Und das ist der Grund,
den, ist auch das Quecksilber an ihre Spitze zu stellen. weshalb im 3. Capitel des 3. Buches bei Geber die Essentia
Die fortitudo zählt übrigens nach der Vier. Es wird, Marcasitae, Magnesiao et Tutiae gebracht werden. Sie
wie bei Geber, auf die Metalle gezielt, welche eine nähere sollen das beim dritten Gesichtspuncte wiederkehrende
Relation zum Quecksilber haben. Dabei kann das Queck- Kupfer, Zinn, Blei verdecken.
silber selbst aber nicht umgangen werden. W^o also Geber Plabens tres partes philosophiae etc.
izählte: 1) Plumbum, 2) Stannum, S) Argentum, wird hier Philosophia totius mundi wieder, wie bei der Geberschen
gezählt 1) Mercurius, 2) Plumbum, 3) Stannum, 4) Ar-
: Interpretation =: Lapis philos. Dieser Lapis philos., auf
gentum. den ganz besonders beim Hermes hingewiesen wird, zeigt
27
420 I
419

nun, dass die Metalle dem neuen Autor ebensowohl, als Seite des Quecksilbers als solchen tritt, dass man auf die
dem Geber, aus Schwefel und Mercur bestehen, und nicht Weise acht Metalle erhält, und nicht sieben. Indessen
etwa aus Quecksilber allein, wie anzunehmen man ver- so etwas ist auch blos nur als ein Seitenblick aufzu-
führt werden könnte, wie man sich daran hält, dass die fassen, in den Vordergrund darf es nicht treten, denn mit

gloria gegen die fortitudo zuriicktritt. den acht Metallen würden wir auch acht Arcana erhalten,
Durch die Art und Weise, wie der neue Autor die Stelle und die giebt es nicht.
lta<^ue Yocatus sum etc. ausbeutet, steht er wie Geber Von der ersten Rubrik, der Einleitung, ist nichts zu
auf dem Standpuncte der Summa perfectionis magisterii. sagen, und in Bezug auf die zweite Rubrik ist die Ge-
bersche Metall-Interpretation nachzusehen. Wir beginnen
Darstellung des Hydrargyrum oxydatum daher mit der

rubrum mittelst Feuers allein. Dritten Rubrik.


Die metaphysische Interpretation der Tab. smar. hatte Pater ejus est Sol bis terra est.
zuvörderst das Hydragyrum oxydatum rubrum, und lehnte Anlehnend an das, was wir oben exponirt, fasst die vor-
an dieses das Quecksilber überhaupt. Die Araber haben, liegende Interpretation der Tab. smar. das mittelst Feuers
wie wir im vorigen Abschnitt gesehen, das Quecksilber allein dargestellte Hydrarg. oxyd. rubr. in’s Auge, und

mit Prägnanz. Es liegt also nahe, dass sie ihm das Hy- sieht in dieser Darstellung einen Hütienproces.s im Kleinen.
drarg. oxyd. rubr. anreihen. Wir wissen nun aus dem Bei dem Hüttenprocesse werden nun Oefen angewandt.
Abschnitte „Die Arcana und ihre Darstellung,“ dass es Diese werden hier gebracht. Der Autor nimmt dabei
zwei Darstellungsweisen des Hydrarg. oxyd. rubr. giebt, einen Doppelstandpunct ein. Er fast erstens die Oefen
mittelst Salpetersäure, und mittelst Feuers allein. Die im Allgemeinen in’s Auge, und dann zweitens das Gefäss,
letztere Darstell ungsweise fassen die Araber mit Vorliebe den langhalsigen Kolben, welcher zur Darstellung des Hy-
in’s Auge, weil sich das ihrem Metall standpunct in Bezug drarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein benutzt wird:
auf die Arcana organisch anreiht. Nämlich die Metalle dieser ist der Ofen, in den das Erz Quecksilber kommt,
werden aus ihren Erzen durch einen hüttenmännischen und in dem es mittelst Feuers behandelt wird.
Process gewonnen, mittelst Feuers gewonnen. Stellt man 1) Allgemeinstandpunct.
also das Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein dar, Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Es giebt zwei
so ist das gewissermassen ein hüttenmännischer Process Arten Oefen, eine grosse und eine kleine. Im grossen
im Kleinen. Das Quecksilber, aus dem das Hydrarg. oxyd. Ofen brennt ein grosses Feuer, dassen Repräsentant die
rubr. dargeetellt wird, ist das Erz, das Hydrarg. oxyd. Sonne ist; im kleinen brennt ein kleines Feuer, dessen
rubr. das gewonnene Metall. Gegen eine solche Auffassung Repräsentant der Mond ist.
Hesse sich nun zwar einwerfen, aber das Quecksilber, aus Portavit illud ventus in ventre suo. Den Ofen nun ge-
dem das Hydrarg. oxyd. rubr. dargestellt wird, ist ja kein neraliter genommen, einerlei ob gross oder klein, trug der
Erz, sondern ein Metall. Dieser Einwurf erledigt sich Wind in seinem Bauche, er ist ein Kind des Windes, das
derartig, dass man sagt, Metalle und Erze stehen sich heisst, er muss einen guten Luftzug haben, er muss gut
nicht absolut, excludirend, gegenüber. Es giebt nämlich ziehen. Hat das nicht statt, so kann man so viel Heizungs-
Metalle, welche gediegen verkommen. Bei derartigen Me- matcrial einlegen, wie man will, es brennt nicht, der Ofen
tallen aber geht der Erzstandpunct in den Metallstand- geht aus.
punct, der Metallstandpunct in den Erzstandpunct über. Nutrix ejus terra est. Wie der Ofen aber auf der einen
Ein natürlich vorkommendes Metall ist, so kann man sagen, Seite gut ziehen muss, so muss er auf der anderen Seite
ein Erz als Metall, ein Metall als Erz. Nun kommt aber auch die Einrichtung haben, dass sich die Asche oder
das Quecksilber gediegen vor, also ist es als Metall :Erz, Schlacke leicht entfernen lässt, sich nicht aufstaut denn ;

und der obigen Auffassung steht nichts im Wege. Und durch die sich aufstauende Asche, Schlacke, wird der Luft-
noch ein anderer Gesichtspunct bietet sich dafür dar, die zug paralysirt. Und so ist denn die nutrix des Ofens die
Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein terra, das heisst das auf der Erde stehende, in der Erde
vom Standpuncte des hüttenmännischen Processes aufzu- fundamentirte Untergestell des Ofens, in welches die Asche
fassen. Nämlich die Erze erhalten bei hüttenmännischer fällt, durch welches die Schlacke abfliesst.
Bearbeitung einen „Zuschlag.“ Z. B. das Eisenerz erhält 2) Besonder standpunct.
als Zuschlag: Kohle, Kalk, Kieselerde; das Bleierz : Kohle, Bei Geber Lib. 2. Cap. 6. wird das Gefäss zur Darstel-
Kalk u. s. w. Wir wissen nun, dass es bei der Dar- lung des Hydrarg. oxyd. rühr, höchst abenteuerlich be-
stellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure schrieben und abgebildet, hinterdrein findet sich aber doch
ein Verfahren giebt, welches darin besteht, dass man dem die richtige Abbildung. Es ist ein gläsernes Gefäss mit einem
Salpetersäuren Quecksilber noch einmal laufendes Queck- engen, langen Halse und einem dicken, kugeligen Bauche. i

silber zusetzt. (Vergl. die metaphysische Interpretation Da dieser Bauch kugelig ist, so ist sein Durchschnitt ein
der Tab. smar.) Dies Verfahren, auf’s neue Quecksilber Kreis. Mit diesem Kreise wird an die Kreisfläche der t

zuzusetzen, fassen nun die Araber auch in Bezug auf die Sonne und des Vollmondes angelehnt, und so kommt heraus,
Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein dass die Sonne sein Vater und der Mond seine Mutter ist d

in’s Auge. Es wird angenommen, dass wenn man im —



Pater ejus e.st Sol, mater ejus est Luna. Bei dem g

Kolben eine kleine Portion Hydrarg. oxyd. rubr. hat, oder Portavit illud ventus in ventre suo wird hauptsächlich der
wenn die Umwandlung des Quecksilbers im Kolben bis venter in’s Auge gefasst, da das Gefäss einen dicken Bauch I

zu einem gewissen Grade gediehen ist, dass es dann ge- hat. Ein ventus trug diese Kugel im Bauche, weil das
eignet ist, aufs neue eine Portion laufendes Quecksilber Gefäss als Glasgefäss geblasen wird. Nutrix ejus terra
zuzugeben, und dieses neue Quecksilber wird dann als est wird darauf bezogen, dass das Gefäss vou Glas ist. ai

„Zuschlag“ aufgefasst. So ist die Zuschlagsparallele da für Glas wird als terra genommen, und diese terra als Mine-
den hüttenmännischen Process im Grossen und im Kleinen. ral dem Metalle gegenübergesetzt. Die terra weist nicht K
An das Anreihen des Hydrarg. oxyd. rubr. an das direct darauf hin, dass das Gefäss gerade von Glas ist, ei

Quecksilber, und die Darstellung des ersteren mittelst Feuers sie weist blos indirect darauf hin, indem das Gefäss, des- in

allein lehnt sich eine neue Interpretation der Tab. smar. sen Nährmutter die Erde ist, und das somit selbst Erde ß
Vergl. Geber: Summa
perfectionis magisterii, Liber 2. ist, nicht von Metall ist.
Es werden acht Rubriken angenommen. Diese sind die Es hat nun das Gefäss, welches w’ir so eben beschrie-
der metaphysischen Interpretation. Sie werden in Zu- ben, bei Geber den Namen: Aludel. Den Grund zu die-
sammenhang gebracht mit den acht Eegimina,
welche wir sem Namen Aludel giebt der 12. Psalm. Dort nämhch
in der vierten Rubrik kennen Im Uebri-
lernen werden. heisst es Vers 7 :

gen liegt es nahe, sich an die Rubriken der metaphysi-


schen Interpretation zu halten, da ja das zum Quecksilber ppTD finy rjDD nnno nncN nin’ nnoN
hinzutretende Hydrarg. oxyd. rubr. im Grunde in nichts : D’n;i?Dt5'

anderem wurzelt, als in der metaphysischen Interpretation Lutlier übersetzt: Die Rede des Heri’n ist lauter, wie
der Tab. smar. Wenn man will, so kann man auch sagen, durcliläutert Silber im irdenen Tiegel bewähret siebenmal. Ca
mit den acht Rubriken wird ein Seitenblick darauf ge- Was hier im Tiegel übersetzt wird, heisst im Text: ßa
worfen, dass man, da das Hydrarg. oxj'd. rubr. an die m
Dies Wort hat den Gelehrten viel Kopfzerbrechens
:

421 422

gemacht. Der nun, von dem das Aludel herkommt, liesB Oben also geht der Eauch, der brennende Eauch, der ignis
den betreffenden Ausdruck intact und übersetzte flottweg: fort, unten geht die Asche, die Schlacke, die terra fort,
Die Eede des Herrn ist lauter, wie Silber, geläutert im und mau erhält das Metall als Product der Arbeit. Das
Abi. Daran schmiegt sich die Uebersetzung Luthers, der Calciniren bei den Erzen besteht also darin, dass man
einfach an die Stelle des gelehrten Alil den populären Erde und Feuer, terra und ignis, die ursprünglich eins
wurde nun, da- sind, von einander trennt, dann tritt das Metall zu Tage.
Ausdruck Tiegel setzt. Aus diesem h'b)}

durch, dass man an die Stelle des ’ ein T setzte;


Wo es sich also um das separare terrae ab igne handelt,
da haben wir den Calcinationsprocess, wenigstens denn bei
Dies T an der Stelle des ’ beruht auf einem Irr-
(Aldi). den Erzen, und auf die ist es hier besonders abgesehen.
thum. Dieser Irrthum konnte eintreten, indem man das 2) Wenn man das in’s Auge fasst, was wir vorhin von
Wort Hebräisch schrieb, er konnte noch eher eintreten, der Destillation gesagt haben, so liegt es auf der
wenn man das Wort Arabisch schrieb. Schreibt man näm- Hand, dass sie im Separiren des subtile a spisso kurz und
lich schneU Hebräisch, so macht man das T in einem Zuge, bündig gezeichnet ist.
so dass es leicht wie ein “1 aussieht, “I ist aber nichst anderes, 3) und 4). Beim Wasserverwandlungs-Experiment geht
das Wasser nach oben und die Erde nach nuten. Also
als ein ’ in grösserer Form. War also das b^by mit einem
Wasser —
super ius, Erde =
inferius. Bei der Solution
etwas grossen ’ geschrieben, so konnte einer das ’ für nun wird das feste flüssig gemacht, bei der Congela-
ein in der Eile gemachtes T halten. Arabisch ist das He- tion wird das Flüssige fest gemacht. Also hat man bei
der Solution das recipere vim superioris seitens des infe-
bräische ’ ein Ya und das Hebräische T ein Dal. Diese
beiden Buchstaben (Ya und Dal) sahen sich sehr ähnlich,
rius, und bei der Congelation das recipere vim inferioris
seitens des superius.
und lässt sich daher die betreffende Verwechslung, das
Nehmen des einen Buchstabens statt des anderen, sehr Wir haben also in dem Separabis terram ab igne, sub-
tile a spisso, et recipit vim superioris (Singular) et infe-
leicht erklären. Das nun einmal erhaltene neue Wort
rioris (Singular) die vier Eegimina gezeichnet.
wurde mit den Vocalen u und e unterschrieben, was ein
höchst accidenteller Umstand ist, der keiner weiteren Expo- Diese vier Eegimina werden nun der Darstellung des
sition bedarf, und so kam Aludel heraus.
Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein gegenüber
gestellt.
Zuerst hat man die Solutio, das ist das Quecksilber..
Vierte Rubrik.
Es wird angenommen, dass esbeim Quecksilber um
sich
Pater omnis telesmi bis inferiorum. Zuerst wollen — ein Quecksilber-Fixum handelt, welches in einem Queck-
wir durchgehen; silber-Fluidum gelöst ist. Das Quecksilber-Fluidum wird
Separabis bis inferiorum. nun durch die Destillatio abgetrieben, und damit ein-
Die Araber nahmen vier chemische Hauptoperationen. geleitet, dass das Quecksilber - Fixum der Congelatio
Eegimina, an, nämÜch 1) Calciniren, 2) Congeliren, 3) anheimfallen kann. Das Congelirte repräsentirt das Hy-
Solviren, 4) Destilliren —
Calcinatio, Congelatio, Solutio, drarg. oxyd. rubr. Mag dem nun aber sein, wie ihm
Destillatio. (Man vergl. den Pseudo -Aristoteles: De wolle, die Hauptrolle bei der Sache spielt das Feuer,
perfecto magisterio.) und damit haben wir im Ganzen, mag sieh die Sache im
Die Calcinatio n ist diejenige chemische Operation, Einzelnen so oder so gestalten, die Calcinatio, den
mittelst derer festeKörper direct mit Feuer behandelt wer- Hüttenprocess im Kleinen. Die Calcinatio ist es, welche
den. Substrat für diese Operation geben die Metalle, Erze, das Hauptaugenmerk auf sich zieht, und darum steht sie
Steine u. s. w. ab. Auch vegetabilische und animale Stoffe auch in dem Separabis terram ab igne, mit dem der Pas-
werden der Calcination unterworfen. Zu der Calcinatio sus anfängt, im Vordergründe.
werden gerechnet- die Eeverberatio, Ustio, Tostio, Incine- Das über die vier Eegimina. Nun nimmt aber der Autor
ratio, Detonnatio, Decrepitatio etc. der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. nicht vier
Die chemischeOperation der Congelation, auch Eegimina, sondern acht Eegimina an, das heisst denn dem
Coagulation genannt, besteht in dem Eeduciren des Quecksilber gegenüber. Er fügt nämlich den vier, die
Flüssigen auf das Feste. Hierhin würden also zu zählen wir vorhin haben kennen lernen, hinzu: 5) Sublimatio
sein : der Process des Abdampfens, die Praecipitatio, Vitri- (Ascensio), 6) Descensio, 7) Fixio, 8) Ceratio.
ficatio, Crystallisatio etc. Und der Stelle gegenüber, mit der wir es hier zu thun
Die Destillation ist diejenige chemische Operation, haben, wird angenommen, es handele sich bei
bei der flüssige TheUe von festeren einestheils getrennt Ascendit a terra in coelum um die Sublimatio (Ascensio),
werden, anderentheils diese flüssigen Theile in Dampfform descendit in terram um die Descensio,
in die Höhe gehen. Die erhaltenen Dämpfe verdichten recipit vim superioris et inferioris (Singular vorhin ;

sich dann wieder in Tropfenform, stülant deorsum, [sie hatten wir von der vis superiorum et inferiorum das erste
tröpfeln herab —
daher der Name Destillatio. superius und inferius, hier das zweite) um die Fixio und
Der Destillation ist die Sublimation verw'andt. Bei Ceratio.
der Destillation geht eine Flüssigkeit in die Höhe, bei der Mit der Ascensio und Descensio, welche in dem Ascen-
Sublimation feste und trockne Körper. dit etc.gezeichnet sind, hat es der Autor etwa nicht auf
Die chemische Operation der Solution besteht in dem zwei neue Eegimina abgesehen, sondern die Ascensio ist
Flüssigmachen eines festen Körpers. Sie bildet also das was Destillatio ist, und die Descensio ist dasselbe,
dasselbe,
Gegenpart der Congelation. Das Lösungsmittel besteht was Congelatio ist. Weil die Sublimatio der Destillatio
hauptsächlich direct in einer Flüssigkeit. Doch giebt es verwandt ist, es mit der Ascensio aber auf die Destillatio
auch andere, indirecte Lösungsmittel, z. B. das Feuer (die abgesehen ist, eben deswegen spricht der Autor von einer
Hitze). Auch nehmen die Alten die Luft als ein (indi- Sublimatio statt von einer Ascensio. Wie es liegt, dass
rectes) Lösungsmittel, wobei sie namentlich das Zerfliessen die Congelatio eine Descensio ist, ergiebt sich aus dem,
eines Salzes vor Augen haben. Fassen wir die Solutio was wir oben bei der Congelatio vom superius und infe-
in dem weiten Sinue, wie hier, so subsumirt sie eine rius gesagt haben, von selbst.
Eeflie chemischer Operationen, z. B. die Maceratio, Di- Dass nun der Autor als fünftes und sechstes Eegimen
gestio, Infusio, Decoctio, Extractio, Fusio, Liquefactio etc. die Ascensio und Descensio heranzieht, gescliieht deswe-
In der Stelle nun, mit der wir es hier zu thun haben, gen, weil sonst in Bezug auf die Darstellung des Hydrarg.
wird angenommen, es handele sich bei: oxyd. rubi-. mittelst Salpetersäure hauptsächlich von den
Separabis terram ab igne um die Calcinatio, Alchemisten das in’s Auge gefasst wurde, dass sich oben
Separabis subtile a spisso um die Destillatio, rother Dampf entwickelt, und unten ein Präcipitat bildet.
vim superioris (Singular) um die Solutio,
recipit Dies Characteristicum, wie es eigentlich nur der Darstel-
vim inferioris (Singular) um die Congelatio.
recipit lung des Hydrarg. oxyd. rubr. vermittelst Salpetersäure
Nämlich 1) Der Calcination werden die Erze unter- eigen ist, möchte der Autor der vorliegenden Interj)reta-
worfen. Setzt man nun das Erz der ihm zukommenden tion der Tab. smar. nicht fahren lassen, weil man, an der
Calcination, dem Hüttenprocess aus, so brennt oben der Hand der früheren Darstellungsweise an dasselbe unwill-
Eauch, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn kürlich denkt, wenn man von der Darstellung des Hydrarg.
man sich einen Hohofen ansieht, der in Thätigkeit ist. oxyd. rubr. spricht. Er hat nun aber bei seiner Darstel-
423 424

und dem gegenüber denn


Uiug’svveise keine rotlieu I>ämpfe, nöthig. Nach Psalm
12, Vers 1 sind aber die Worte des
auch nicht das Präcipitat, welches sich an diese Dämpfe Herrn wie Silber (Quecksilber) geläutert im Aludel.
lauter,
knüpft. Darum sagt er, der rothe Dampf; ascendit und Die fortitudo umfasst die Darstellung des Hydrarg. oxyd.
das Präcipitat: descendit. Beim Characteristicum der alten rubr. mittelst des Feuers allein. Die cumulirte fortitudo
Darstellungsweise des Hydrarg. oxyd. rubr. handelt es zählt, den vier Regimina zu Liebe, nach der Vier. Diese
sich also um eine Ascensio und Descensio. Nun diese fortitudo besiegt die res subtilis, das ist das Quecksilber,
habe ich bei meiner Darstellung auch, wenn auch in an- jenes Quecksilber, welches uns die metaphy^sische Inter-
derem Sinne. Ich habe die Ascensio in Bezug auf die pretation der Tab. smar. bot, sie besiegt aber auch, indem
und die Descensio in Bezug auf die Congelatio.
Destillatio das penetrare ja ebenfalls auf ein Siegen herauskommt,
Sowohl nun der Autor der vorliegenden Interpretation die res solida, das ist das Hydrarg. oxyd. rubr., jenes
der Tab. smar. nicht die rothen Dämpfe und das an sie Hydrarg. oxyd. rubr., welches mittelst Salpetersäure dar-
knüpfende Präcipitat fahren lassen will, welche sich an gestellt wird, und welches uns ebenfalls die metaphysische
die metaphysische Interpretation der Tab. smar. knüpfen, Interpretation der Tab. smar. bot. Nun ist aber von einer
eben so will er auch nicht den Sachverhalt bei derselben omnis res subtilis und einer omnis res solida die Rede.
Interpretation fahren lassen, dass, wenn man bis zu einem Das zielt auf die llinzufügung von neuem Quecksilber,
gewissen Puncte der Arbeit gelangt ist, dass man dann wenn man bei der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr.
aufs neue Quecksilber zusetzt, (üeber diesen „Zuschlag“ bis zu einem bestimmten Puncte gelangt ist. Es ’.vird
Quecksilber haben wir bereits oben gesprochen.) Und das das aufgefasst, als wenn der Darstellungsprocess zwei-
fasst er in’s Auge, indem er als siebentes und achtes mal statt hätte, und auf Grund des Zwei-Processes hat
Regimen die Pixiound Ceratio bringt. Sie beziehen sich man denn zweimal laul'endes Quecksilber und zweimal
auf die Hinzufüguug von Quecksilber zu einer kleinen Hydrarg. oxyd. rubr.
Menge bereits erhaltenen Hydrarg. oxyd. rubr., oder zu dem Der Fortitudo-Passus wird also dazu benutzt, der Auf-
ersten Quecksilber, welches bis zu einem gewissen Grade fassung von Quecksilber und Hydrarg. oxyd. rubr., resp.
der Umwandlung gelangt ist. Dies bereits erhaltene Prä- der Darstellung des letzteren, vor der Auflassung resp.
parat wird durch neues Quecksilber fixirt, oder es wird Darstellung ein Uebergewicht zu geben, wie sie sich au
vermittelst neuen Quecksilbers aus seinem festen oder an- der Hand der metaphysischen Interpretation der Tab. smar.
nähernd mehr festen Zustande in einen mehr flüssigen, machen.
halbflüssigen Zustand versetzt, so dass efs eine Aehnlich-
Sechste Rubrik.
keit mit der Consistenz von Wa
ch s (cera) erhält. Daher
die Ausdrücke Pixio und Ceratio. Dass zwei Eegimina Sic mundus
creatus bis modus est hic.
herangezogen werden, die Pixio und Ceratio, und nicht Sic mundus
creatus est bezieht sich auf die zweite Ru-
eins, die Pixio oder die Ceratio, hängt damit zusammen, brUi, in der auf die Erschaffung der Welt (omnes res
dass es sich um ein Doppeltes handelt, um die vis supe- fuerunt ab uno) hingewiesen wird.
rioris und die vis inferioris. Hiuc erunt adaptationes mirabiles. Die adaptationes
An der Hand dessen, was wir nun bis hierher haben beziehen sich auf die dritte luid vierte Rubrik. Zunächst
kennen lernen, liegt die Interpretation der ganzen vor- beziehen sie sich auf die letztere, denn die vierte Rubrik
liegenden Rubrik ff. bringt das Hydrarg. oxyd. rubr., dies aber wird dem an-
Pater omnis telesmi totius mundi est hic. Hier ist das gepasst, was die zweite Rubrik bringt, das sind die Me-
Quecksilber. Totus mundus nämlich =
Metalle. Telesmus talle und unter ihnen das im Vordergründe stehende Queck
der Metalle =Hydrarg. oxyd. rubr., ein Titel, welcher Silber. Dem Hydrarg. oxyd. rubr. schmiegt sich aber das
in der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. dem Aludel innig an, denn ohne dasselbe kann man das Hydrarg.
Hydrarg. oxyd. rubr. deswegen mit Recht zukoinmt, weil oxyd. rubr. nicht auf die Weise darstellen, welche die
es dem Qecksilber so mit Prägnanz zur Seite gesetzt wird. vorliegende Interpretation der Tab. smar. in’s Auge fasst.
Der Vater dieses Hydrarg. oxyd. rubr. ist das laufende Und so beziehen sich die adaptationes auch auf die dritte
Quecksilber, aus dem das Hydrarg. oxyd. rubr. dargcstellt Rubrik.
wird, dessen Sohn es also ist. Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru-
Virtus ejus integra est, si versa fuerit in terram. Die brik, in welcher von der fortitudo (/x^TQOy) die Rede ist.
Tugend des Vaters ist eine vollkommene, wenn er einen In der fünften Rubrik haben wir es nur mit der adaptatio zu
Sohn erhalten, wenn das Queksilber in Prde umgewandolt thun, welche sich an das Hydrarg. oxyd. rubr. (nicht an
worden. Die Erde ist das Hydrarg. oxyd. rubr., welches das Aludel) knüpft. Darum sollte man cujus statt qua-
dem flüssigen Quecksilber gegenüber fest ist. rum erwarten. Indessen, das quarum ist dadurcli gerecht-
Von Separabis an wird nun die Darstcllungsweise des fertigt, dass in der fünften Rubrik in der omnis res
Hydrarg. oxyd. rubr. speciell in’s Auge gefasst. In Bezug solida von einem doppelten Hydrarg. oxyd. rubr. die
auf sie wird calculirt, alle Chemikalien, die man hat, stellt Rede ist.
man sich mittelst der vier Regimina dar. Die Gesammt-
heit dieser Regimina passt nun auf das eine Hydrarg. Siebente Rubrik.
oxyd. rubr., welches mittelst Feuers allein dargestellt wird, Itaque vocatus sum bis mundi.
und damit ist eben die Darstellung des Hydrarg. oxyd. In Bezug auf diese Rubrik lehnt sich unser Autor au
rubr. mittelst des Feuers allein gezeichnet. Nachdem als- die Gebersche, resp. die Metall - Interpretation der Tab.
dann diese vier Regimina in’s Auge gefasst, werden vier smar., wie sie der vorige Abschnitt bringt. Auch er steht
neue Regimina binzugefügt, die Ascensio uird Descensio, also auf dem Standpuncte der Summa perfectionis magi-
um eine Parallele mit dem rothen Dampfe und dem Prä- sterii, hat wie seine Antecessoren als Titel der Tab. smar.:
cipitate bei der Darstellung des Hydrarg, oxyd. rubr. Summa perfectionis magisterii in sua natura. Damit hat
mittelst Salpetersäure und Feuers zu haben, die Pixio und er aber nur den ersten Titel. Einen zw’eiten Titel bietet
Ceratio, um auf den Zusatz von neuem Quecksilber liiu- ihm die
zuweisen, wenn die Arbeit bis zu einem gewissen Puncte
gekommen ist. Achte Rubrik.
Completum est bis Solis.
Fünfte Rubrik. Sol wird interpretirt als F e n e r. Und somit ist ope-
Sic habeliis gloriam bis penetrabit. ratio Solis:Wirksamkeits-Entfaltung des Feuers. Der zweite
Titel der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. ist
Die gloria umfasst einerseits die Oefen und andererseits also Operatio Solis, Wirksamkeits-Entfaltung des Feuers,
:
das Aludel. Darauf, dass die Oefen zwar in den Vorder-
das heisst, diejenige Metall-Interpretation der Tab. smar.,
grund geschoben werden, es auf dieselben aber wenio-er
welche der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst
abgesehen ist, als auf das Aludel, welches für den hütten-
männischen Process im Kleinen besonders die Augen auf Feuers allein Rechnung trägt. Das Completum est besagt
also, wenn du bis zum Ende der vorigen Rubrik gekom-
sich zieht, darauf kommt man, wenn die
obscuritas fugit. men bist,hast du die Summa perfectionis magisterii.
so
Die gloria hat zum Aludel eine besondere Relation da-
durch, dass nach Psalm 19 die Himmel die
Damit du aber nicht fertig, sondern du hast auch die
bist
gloria Gottes Operatio Solis, und erst indem du die hast, ist die vor-
erzählen. Zum Erzählen sind aber Worte miDN, liegende Interpretation der Tab. smar. complot. Eigent-
4^5 426

lieh liegt Rubrik in Bezug' auf das Completum ff.


die nii'ter ebenfalls. Weil nun aber auf beiden Seiten das
Coinpletum quod dixi in hac iuteri>retatione, nam quod
est Calciniren statt hat, so kann man nicht melir sagen, darin,
dixi, complectitur non solum summam perfectionis inagi- dass die metaphysische Interpretation der Tab. smar. das
sterii, sed etiam operationem Solis, und da^ -tvird kurz ge- Hydrarg. oxyd. rubr. auf die eine, und die Araber auf
fasst als Completum est quod dixi de operatione Solis.
: die andere Weise darstellen, darin sei ein Auseinandergehen
der Standpuncte zu constatiren.
Sehen wir nun zu, in welcher Weise der neue Autor
Calciiiations-Interpretation der Tabula
es motivirt, dass beide Darstellungsweisen des Hydrarg.
smaragdina. oxyd. rubr. auf einen Calcinatious-Process hinauskommen.
Vergl. Geber: Summa perfectionis magisterii, Lib. 4. Wie wir im vorigen Abschnitt definirt, ist Galcination die-
Die Araber kommen, worauf wir auch im vorigen Ab- jenige chemische Operation, mittelst derer feste Körper
schnitte hingewiesen, dazu, dass sie das Hydrarg. oxyd. direct mit Feuer behandelt werden. Das heisst denn nichts
rubr. dem Quecksilber so mit Prägnanz anreihen, auf Grund anderes, als Galcinatio =
Ignitio. Dass nun Ignitio zu
dessen, dass sie' in die Fussstapfen der metaphysischen dem Namen Galcinatio kommt, hängt damit zusammen,
Interpretation der Tab. .smar. treten. Weil die metaphy- dass die Ignitio, welche im Grossen vorgenommen wird,
sische Interpretation der Tab. smar., das Hydrarg. oxyd. und daher die Augen am meisten auf sieh zieht, der Hüt-
rubr. bietend, diesem das Quecksilber anreiht, so reihen die tenprocess ist. Beim Hiittenprocees zieht nun aber wieder
Araber dem Quecksilber^ welches sie zuvörderst haben, das Kalkbrennen als der am 'häufigsten vorkommende und
das Hydrarg. oxyd. rubr. an. Die Araber lehnen also an am Ende auch der älteste Plüttenprocess die Hauptauf-
die metaphysische Interpretation der Tab. smar. Bei die- merksamkeit auf sich, und so sind wir von der Ignitio
sem Thun nehmen sie aber mit der einen Hand, und wei beim Kalkbrennen, das ist bei der Galcinatio. Unser Autor
sen mit der anderen Hand von sich. Und nicht nur das übersetzt nun Galcinatio im .Hlgemeinen mit Kalkope-
letztere, sondern sie nehmen auch in gewisser Beziehung- ration. Diese Kalkoperätion,diese Galcinatio lässt er
gerade den Gegenstandpunct der metaphysischen Inter- alsdann ein Dopjjeltes zerfallen, in die Galcinatio im
in
pretation ein. Diese nämlich huldigt der Darstellung des engeren Sinne und in die Galcinatio im weiteren
Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure und Feuers, Sinne. Die Galcinatio im engeren Sinne besteht darin,
die Araber dagegen weisen diese Darstellung von sich, dass man den Kalkstein brennt, aus dem Kalkstein ge-
und huldigen dem entgegen der Darstellung des Hydrarg. brannten Kalk, Galcaria usta s. viva, macht. Die GalcB
oxyd. rubr. mittelst Feuers allein. In den verschiedenen natio im weiteren Sinuc, die erweiterte Kalkoperation be-
Darstellungsweiseii des Hydrarg. oxyd. rubr. hat also ein steht darin, dass man den gebrannten Kalk löscht, dass
Auseinandergehen zweier Standpuncte statt, ein Auseinan- man aus der Galx viva Galx exstincta macht.
:

dergehen, welches bedeutend genug ist, dass die Araber Es g'iebt nun ein Verfahren, aus dem Ginnober Queck-
sich sagen mussten, es ist das ein eigenthümliches Thun, silber darzustellen, welches darin besteht, dass man Gin-
in welches wir verfallen, dass wir auf der einen Seite dem nober mit Kalk destillirt, das ist .also, man erhält Queck-
Hydrarg. oxyd. rubr. der metaphysischen Interpretation silber aus Ginnober bei Zusatz von Kalk. Dies kehrt
huldigen, auf der anderen Seite aber gegen dieselbe Inter- unser Autor um und sagt, man erhält Quecksilber aus
pretation Front machen. Das fühlt bereits der Autor der Kalk bei Zusatz von Ginnober. So hat er denn bei der
Interpretation der Tab. smar,, welche wir im vorigen Ab- Sache den Kalk im Vordergrund, und damit hat er denn
schnitte kennen gelernt haben. Darum beutet er, wie in der Darstellung des Quecksilbers aus Ginnober mittelst
wir gesehen, die fünfte Rubrik dazu aus, dem Quecksilber Kalkes eine Kalkoperation, eine Galcinatio, eine exten-
der Araber, der Darstellungsweise des Hydrarg. oxyd. d i r t e Galcinatio. Er fasst die Sache derartig auf, dass
rubr. seitens der Araber vor dem Quecksilber der meta- er sagt, bei der nicht extendirten Galcinatio im engeren
physischen Interpretation, vor der Darstellungsweise des Sinne handelt es sich um Kalkstein allein, bei der exten-
Hydrarg. oxyd. rubr., wie es diese Interpretation lehrt, dirten Ga’cinatio dagegen handelt es sich um Kalkstein
in den Vordergrund zu drängen. Ein solches Thun des und Ginnober. Und dann ferner gehend, sagt er, bei der
betreffenden Autors ist nun, im Allgemeinen betrachtet, nicht extendirten Galcinatio im engeren Sinne ist das Pro-
durchaus sachentsprechend, es sieht einer Sachlage in die duct des Processes: Galx viva, bei der extendirten Galci-
Augen, welcher nicht in die Augen zu sehen, etwas auf- natio im engeren Sinne ist d.as Product des Processes:
fallendes haben würde. Im Besonderen betrachtet, lässt Mercurius vivus. So hat er also ebensowohl den gebrann-
sich dagegen an dem Thun jenes Autors mäkeln. Denn ten Kalk, als das Quecksilber, als das Product der Galci-
der nimmt den Standpunct ein, dass er die Frage, wie natio. Und nun ferner gehend sagt er, eben so wohl, wie
ist der Perversität gegenüber Ab hülfe zu schaffen, dass man in Bezug auf die Galcinatio im engeren Sinne die
die Araber auf der einen Seite nehmen, auf der anderen Pai’allele bei der nicht extendirten und extendirten Galci-
Seite aber zurückweisen und einen Gegenstandpunct ein- natio hat, eben so wohl hat man diese Parallele bei der
nehmen, dass er diese Frage wie einen Gordischen Kno- Galtinatio im weiteren Sinne. Bei der nicht extendirten
ten nimmt, bei dem man am besten fortkommt, wenn man Galcinatio im weiteren Sinne löscht man Galx viva mit-
ihn mit dem Alexander - Schwerdte durclihaut. Das nun telst Wassers, bei der extendirten Galcinatio im weiteren
sehen die Araber ein, und indem sie es einsehen, sehen Sinne löscht man Mercurius vivus mittelst S.alpetersäure.
sie sich nach anderer Abhülfe um. Im ersteren Palle erhält man als Product: Galx exstincta,
Die betreffende Abhülfe findet nun ein neuer Autor in im letzteren Falle erhält man als Product: Mercurius ex-
ft’. Er sagt, dass die metaphysische Interpretation der stinctus, das ist Hydrarg. oxyd. rubr.
Tab. srnai". zuerst das Hydrarg. oxyd. rubr. hat, und von Auf die vorhin gezeichnete Weise wird also coustatirt,
diesem zum Quecksilber im Allgemeinen kommt, dass dem dass die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst
entgegen die Araber zuerst das Quecksilber im Allgemeinen Salpetersäure eine Galcinatio ist. Die Darstellung des
haben, und von diesem auf das Hydrarg. oxyd. rubr. Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein ist eo ipso
kommen: —
das ist eine irrelevante Sache. Die Augen eine Galcinatio. Und so haben wir denn auf beiden Sei-
effectiv auf sich ziehen kann nur der Umstand, dass auf ten den Galcinationsprocess, und in diesem den Eingesichts-
beiden Seiten die Darstellungsweise des Hydrarg. oxyd. puuet beider Darstellungsweisen.
rubr. auseinander geht. Dem ist abzuhelfen. Die Ab- Die neue Auft’assungsweiso erhält ihren Ausdruck in
hülfe ist aber da, wenn wir den Gesichtspunct einnehmen, einer besonderen Interpretation der Tab. smar., der Gal-
dass die beiden Darstellungsweisen auf ein und dasselbe cinations-Interpretation.
hinauskommen, wenn wir einen und denselben Gesichts- Die acht Rubriken wie bei der Interpretation der Tab.
punct für beide Darstellungsweisen einnehmen. Das kön- smar. im vorangehenden Abschnitte.
nen wir aber, wenn wir die Galcination heranziehen, Von der ersten Rubrik, der Einleitung, ist nichts zu
wenn wir sagen, ob wir das Hydrarg. oxyd. rubr. mit- sagen, und in Bezug auf die zweite Rubrik ist die Geber-
telst Feuers allein, oder mittelst Feuers und Salpetersäure sche Metall - Interpretation nachzuschen. Wir beginnen
darstellen —
immer hat ein Calcinations-Proeess statt. daher mit der
Also wenn Jemand sich sein Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst
Driiten Rubrik.
Salpetersäure und Feuers darstellt, so calcinirt er, und
wenn er es sich mittelst Feuers allein darstellt, so calci- Pater ejus est Sol bis terra est.
I

427 428

Hier wii'd dem Hydrarg. oxyd. rubr. Eechnung getra- so sollte man meinen , bei der versio in terram handele es
gen, welches mittelst Feuers allein dargestellt wird. sich auch um ein Doppeltes, um Hydrarg. oxyd. rubr.
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Durch Sol und Calx exstincta. Es handelt sich aber nur um ein Ein-
und Luna als Weltenfeuer wird das Feuer mit Eclat in faches, um Hydrarg. oxyd. rubr. Nämlich
den Vordergrund geschoben. Also das Hydrarg. oxyd. Separabis terram ab igne, subtUe a spisso, suaviter magno
rubr., mit dem wir es hier zu thun haben, hat zu V ater cum ingenio. Du musst nicht blind hineintappen, und meinen,
und Mutter das Feuer, ist das Product des Feuers, was eben berührt, nein, suaviter magno cum ingenio
so
Portavit illud ventus in ventre suo. In der Interpre- musst du die terra, das Hydrarg. oxyd. rub., vom Kalk
tation der Tab. smar., in der hier in dieser Kubrik das trennen. Kalk wird in Bezug auf das Aufbrausen beim
Aludel herangezogen wurde, passte das Aludel besonders Löschen ignis genannt. Und du musst trennen das sub-
auf den Passus Portavit etc., weil das Aludel sich her- tile, das Hydrarg. oxyd. rubr., vom Kalk —
das ist das-
:
j

vorspringend durch einen dicken Bauch charakterisirt, selbe in anderen Worten gesagt. Das Hydrarg. oxyd. rubr.
der gegen den dünnen langen Hals absticht. Es liegt wird als etwas subtileres, feineres, der Kalk als etwas
daher nahe, dass der Autor der vorliegenden Interpreta- plumpleres genommen. |

tion, wenn er beim Passus Portavit etc. ist, auf das Aludel Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram. i

kommt, diesen Passus auf das Aludel bezieht und inter- Hier kommt das Löschen des Mercur. vivus mittelst Sal- I

pretirt: Das Aludel trug das Hydrarg, oxyd. rubr. im petersäure an die Reihe, bei dem ein ascendere der |

Bauche, das Hydrarg. oxyd. rubr. wird im Aludel darge- rothen Däm|)fe und ein descendere des Präcipitates statt j

stellt. Bei dieser Interpretation wäre denn der ventus hat. (

das Aludel, und dieses trug das illud, das Hydrarg. oxyd. Et vim superiorum Bei der Auf-
et inferiorum.
^

recipit
rubr., in seinem Bauche. Dieser Name ventus passt fassung, dass die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr.
in so fern auf das Aludel, als es gerade der Bauch ist, mittelst Salpetersäure auf einen Calcinations-Process hin-
welcher beim Aludel in die Augen springt, dieser Bauch auskommt, ist am Ende die Hauptangel, um die sich alles
aber auf nichts anderes hinauskommt, als auf einen grossen dreht, die, dass in dieser Darstellungsweise ein Löschen
Hohlraum. Wenn man diesen Bauch des Aludel sieht, so des Quecksilbers mittelst Salpetersäure constatirt wird.
wird man versucht, sich eine grosse Vorstellung von der Beim Löschen denkt man aber unwillkürlich an den Kalk,
Masse dieser Kugel zu machen. Mit der Masse dieser und so ist es denn naheliegend, dass hier beim Löschen
Kugel ist es aber —
ventus, das ist gerade so wie wir des Quecksilbers ein Blick auf den Kalk geworfen wird.
sagen „Wind“, das Ganze kommt auf einen grossen Hohl- Das geschieht nun im recipit vim. Die Stelle besagt, es
raum hinaus. Man kann die Sache aber auch analog handelt sich nicht um ein superius, den rothen Dampf,
wie bei der Interpretation im vorigen Abschnitte nehmen um ein inferius, das rothe Präcipitat, sondern um zwei
und sagen, das Aludel ist ein ventus, weil es das Product superiora, rothen Dampf und Kalkdampf, um zwei inferiora,
eines ventus, eines Blasens ist. Es wird aus Glas gemacht, Mercurius exstinctus und Calx exstincta. Das ist nun
ist das Product der Glasbläserei. nicht etwa so zu fassen, als erhielte man Mercurius exstin-
Nutrix ejus terra est. Die Amme, welche das Hydrarg. ctus und Calx exstincta, sondern es handelt sich blos um
oxyd. rubr. gross zog, ist terra, das feste Princip. Das einen Hinweis auf den Kalk, und in diesem Hinweis liegt
feste Princip des Hydrarg. oxyd. rubr. tritt an die Stelle dann, dass man das ascendere und descendere von vorhin
des flüssigen Princips des Hydrarg. vivum, und so ent- nicht als ein einfaches ascendere und descendere nehmen
steht eben Hydrarg. oxyd. rubr. Oder auch, nutrix als soll, sondern als ein solches, welches an der Hand eines
Mutter gefasst: Die Mutter des Hydrarg: oxyd. rubr. ist Löschungs-Processes statt hat
die Erde, das Feste. Damit ist denn das Hydrarg. oxyd.
rubr. selbst fest, eine Erde. Als ein Festes, als Erde, Fünfte Rubrik
wird aber das Hydrarg. oxyd. rubr. dem Quecksilber Sic habebis gloriam bis penetrabit.
gegenübergestellt, welches flüssig, Wasser ist. Es ist Die gloria bezieht sich auf die Darstellung des Hydrarg.
wohl ein hervorragendes Characteristicum des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein, wie sie die dritte Ru-
oxyd. rubr. ,welches mittelst Feuers allein dargesteUt brik bringt. Es ist auf die Calcination im alten Sinne
wird, auf welches Characteristicum aufmerksam gemacht abgesehen. Die fortitudo bezieht sich auf die Darstellung
zu werden verdient, dass seine nutrix die terra ist. Dass des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure, wie sie
eine gewöhnliche Solution mittelst Feuers zur Congelation die vierte Rubrik bringt Es ist auf die Calcinatio im neu-
getrieben wird, fest wird, das hat weiter nichts auffallen- eren Sinne unseres Autors abgesehen.
des, dass aber das flüssige Metall Quecksilber rein weg Ideo fugiet a te omnis obscuritas ist doppelsinnig. Es
durch Unterlegen von Feuer fest wird, das hat wohl etwas kann heissen, du musst die Obscurität fahren lassen, die
auffallendes, und ist ein hervorstechendes Characteristicum Arabische Darstell ungsweise des Hydrarg. oxyd. rubr. als
für die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst die methodus princeps anzusehen. So etwas mag früher
Feuers allein. gut gewesen sein, mit der vorliegenden Interpretation der
Tab. smar., welche beiden Darstellungsweisen Rechnung
Vierte Rubrik. Es kann aber auch heissen, die Noth
trägt, hört das auf.
Pater omnis telesmi bis inferiorum. zwingt uns zwar dazu, auch der Darstellungsweise mittelst
Hier wird dem Hydrarg. oxyd. rubr. Rechnung getragen, Salpetersäure Rechnung zu tragen, aber lasse dich durch
welches mittelst Salpetersäure dargestellt wird, und zwar ein solches Thun nicht verblenden. Im Grunde ist die
deratig, dass die extendirte Calcination, von der wir Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein
oben gesprochen, herangezogen wird. doch die methodus princeps.
Pater omnis telesmi totius muudi est hie. Wie im vo- In dem Passus Haec est totius fortitudinis etc. zählt die
rigen Abschnitt totus mundus =
Metalle. Telesmus der cumulirte fortitudo nach der Doppeldrei, welche darin
Metalle = Hydrarg. oxyd. rubr. Entgegen dort aber der vertreten ist, dass man auf der einen Seite das Dreifache
Vater des Hydrarg. oxyd. rubr. nicht: Quecksilber, son- hat: Cinnober, Mercur. vivus, Mercur. exstinctus, auf der
dern: Cinnober. anderen Seite das Dreifache Kalkstein, Calx viva, Calx
:

Es wird nun ein Werth darauf dass hier steht


gelegt, exstincta. Das doppelte Zählen der fortitudo-Drei macht

omnis telesmi, und daran anknüpfend gesagt: telesmus sich ganz gut im Anlehnen an den Hermes trismegistus,
= Hydrarg. oxyd. rubr., omnis telesmus aber =
Hydrarg. der in Arabischeer Weise ja auch mehrfach gezählt wird.
j

oxyd. rubr. (Mercur. exstinctus) +


Calx exstincta. Da Die betreffenden beiderseitigen 3 Dinge, die wir so eben
nun der telesmus ein doppelter ist, so wird auch sein aufgeführt, heissen bei Geber: Medicinae. Das rührt daher, |

pater als ein doppelter aufgefasst, und gesagt: pater te- dass die nach der Drei gezählte fortitudo auf sie hinweist,
lesmi = Cinnober, pater omnis telesmi (doppelter Vater) die fortitudo aber in der Rubrik vorkommt, welche vor
j

aber = Cinnober ~i- Kalkstein. Zeiten die pathologische Rubrik war. An die pathologi-
j

Also Pater omnis telesmi totius mundi est hic: Hier hast sehe Rubrik knüpft der Autor die „Medioin.“
du Cinnober mit Kalkstein. Die fortitudo, das vom Standpunct der vierten Rubrik
J

Virtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram. Terra gedachte Hydrarg. oxyd. rubr., vincit, besiegt, omnem rem j

im Anschluss an die dritte Rubrik: Hydr. oxyd. rubr. subtilem, das ist Cinnober und Quecksilber. Es penetrat, \
Weil der Vater, wie wir vorhin gesehen, ein doppelter ist, durchdringt^ omnem rem solidam, das ist Kalkstein und 1
429 430

gebrannten Kalk. Cinnober und Quecksilber sind etwas concentriren lässt. Dieses eine Etwas nun ist das Hydrarg,
subtileres, und gebrannter Kalk etwas
feineres, Kalkstein oxyd. rubr. Man sagt, Hydrarg. oxyd. rubr. ist auf der
plumperes. So steht das subtile dem solidum gegenüber. einen Seite Mercur, auf der anderen Seite aber auch Mer-
Aehnlich war die Sachlage in der vierten Rubrik beim cur und Schwefel. Hat man also das eine Hydrarg. oxyd.
subtile und spissura. rubr., so hat man in ihm den Eingesichtspunct für Mercur
einerseits und Mercur und Schwefel andererseits, womit
Sechste Rubrik.
denn gegeben ist, dass Mercur und Mercur und Schwefel
Sic mundus creatus bis est hic. auf ein und dasselbe hinauskommen.
Sic mundus creatus est bezieht sich auf die zweite Das Hydrarg. oxyd. rubr. als das eine Etwas, in wel-
Rubrik. chem Mercur und Mercur und Schwefel sich concentriren,
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die fassen die Araber auf als Lapis philos. Das ist also ein
dritte und vierte Rubrik. Das Hydrarg. oxyd. rubr. wird ganz anderer Lapis philos., als der ursprüngliche Lapis
dem angepasst, was die zweite Rubrik bringt, das sind philos. Der ursprüngliche Lapis philos. ist Mercur und
die Metalle, und unter ihnen das im Vordergründe stehende Schwefel. Der Schwefel spielt in ihm eine Hauptrolle,
Quecksilber. denn wenn dem nicht so wäre, so hätte man aus der me-
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru- taphysischen Interpretation nicht die Lapis philos.-Inter-
brik, in der von der gloria und fortitudo die Rede ist. pretation zu machen brauchen. Der Arabische Lapis philos.
ist an und für sich Quecksilber allein, denn Hydrarg. oxyd.
Siebente Rubrik. rubr. ja =Quecksilber. Der Schwefel spielt in ihm keine
Itaque vocatus etc. —
Completum etc. Hauptrolle. Denn würde er eine Hauptrolle spielen, so
In Bezug auf das Itaque vocatus sum Hermes wird wie- müsste er ja statt Hydrarg. oxyd. rubr. sein Hydrarg. :

der die Summa perfectionis magisterii constatirt. oxyd. rubr. +


Sulphur. So gestaltet sich die Sache, wenn
In Bezug auf das Completum est wird im Sol nicht nur mann ihr scharf in die Äugen sieht. Alchemistisch princi-
das Feuer constatirt wie in der Interpretation der Tab. piell muss man sie aber so nicht angreifen, damit man
smar. im vorigen Abschnitt, sondern auch das kaustische nicht etwa zu der Calculation kommt, der ursprüngliche
Agens Acid. nitricum. Damit wird denn inj der operatio Lapis philos. ist der ächte Lapis philos., denn es ist das
Solis nicht nur wie dort auf das Hydrarg. oxyd. rubr. hin- Requisit des ächten Lapis phil., dass in ihm notorisch der
gewiesen, welches mittelst Feuers allein dargestellt wird, Schwefel vertreten ist; der Arabische Lapis philos. dagegen
sondern auch auf das, welches mittelst Salpetersäure dar- ist kein ächter Lapis philos., denn, bei Lichte betrachtet, fehlt

gestellt wird. ihm der Schwefel. Nein, so muss man nicht calculiren.
Der Arabische Lapis philos. ist gerade sowohl ein ächter
Zweite Mercur- oder Arabische Lapis Lapis philos., als ursprüngliche Lapis philos.
der Zwar
kommt der Schwefel erst auf dem Umwege der Speculation
philosophicus-Interpretation der Tabula
in ihn hinein, ohne so reell in ihm vertreten zu sein, als
smaragdina. im ursprünglichen Lapis philos. Indessen das fällt alche-
Die Calcinations-Interpretation der Tab. smar. macht es mistisch nicht in die Wagschale. Denn die Alchemie be-
sich zur Aufgabe, zu zeigen, dass die Darstellungsweise wegt sich auf den Boden der Speculation, und die Exacti-
des Hydrarg. oxyd. rubr. in Arabischer Weise keinen Ge- tät spielt keine Rolle. Wollen wir uns an die Exactität
genstandpunct biete zu der Darstellungsweise, wie sie in . halten, so sieht es um den ursprünglichen Lapis philos.
der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. gelehrt gerade so luftig aus, als um den Arabischen Lapis philos.
wird. Ihr Zweck ist, Arabische Auffassungen, wie sie sieh Dass nun aber die Araber dazu kommen, das Hydrarg.
an das Quecksilber und Hydrarg. oxyd. rubr. knüpfen, oxyd. rubr. nicht nur als Mercur, sondern auch zugleich
mit der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. in als Schwefel aufzufassen, hängt damit zusammen, dass sie
Einklang zu bringen. Wie man nun aber in dieser Be- sagen, als ein Quecksilberpräparat ist Hydrarg. oxyd. rubr.:
ziehung die Calcinations-Interpretation hinter sich hat, da Quecksilber. Das ist aber nur auf der einen Seite der
bemerkt man, dass man auf dem betreffenden Wege erst Sachverhalt. Auf der anderen Seite haben wir den Sach-
einen Schritt gemacht hat. Nicht nur darin gehen Ara- verhalt, dass Mercur. vivus nicht Hydrarg. oxyd. rubr.,
bische Auffassungen und metaphysische Interpretation und Hydrarg oxyd. rubr. nicht Mercur. vivus. Es ist also
auseinander, dass man auf der einen Seite die Darstellung eine Differenz zwischen ihnen, und diese Differenz besteht
des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein, auf der darin, dass Quecksilber eben Quecksilber ist, Hydrarg.
anderen Seite mittelst Salpetersäure hat, sondern auch das oxyd. rubr. aber solches Quecksilber, zu dem Schwefel
ist ein Hauptpunct, in dem beide auseinandergehen, dass hinzugetreten ist. Dieser Schwefel, so sagt man, kc umt
die metaphysische Interpretation blos dem Mercur huldigt, derartig heraus, dass das Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst
wogegen die Araber dem Mercur und dem Schwefel hul- Feuers dargestellt wird. Hierbei geht das Feuer in das
digen. Will man also den Einklang haben, so muss man auf Quecksilber hinein, und da Feuer =
Schwefel, so kommt
dem eingeschlagenen Wege einen zweiten Schritt machen Schwefel in das Quecksilber hinein. (Analog kann
und nachweisen, dass man auch darin keinen Gegenstand- man übrigens auch den Schv/efel bei der Darstellung des
punct habe ,
dass die metaphysische Interpretation dem Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure heranziehen,
Mercur huldigt, die Araber dagegen dem Mercur und dem wenn man Salpetersäure als kaustisches Agens gleich Feuer,
Schwefel. Es hängt also organisch zusammen, dass sich und dieses wieder gleich Schwefel setzt.)
Arabischerseits dem Nachweise, die Darstellungen des Hy- Diese Calculationen erhalten nun ihren Ausdruck in der
drarg. oxyd. rubr. mittelst Feures allein und mittelst Sal- zweiten Mercur- oder Arabischen Lapis philos.-Interpretation
petersäure bildeten keinen Gegenstandpunct, der Nachweis Tab. smar.
anreiht, Mercur und Mercur und Schwefel bildeten keinen Die acht Rubriken wie bei der Calcinations-Interpre-
Gegenstandpunct. tation.
Die Art und Weise, wie der genannte Nachweis zu lie- Erste Rubrik.
fern ist, ist im Allgemeinen durch die Calcinations-Interpre-
tation der Tab. smar. angedeutet. Bei dieser hat man Verum bis verrissimum. — Einleitung.
ursprünglich zwei verschiedene Dinge, Darstellung des
Zweite Rubrik.
Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure, Darstellung
des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein. Das In- Quod est inferius bis adoptione.
einander-Fliessen beider Dinge in Eins ist dadurch gegeben, In den beiden superius und inferius
haben wir es mit
dass man Etwas heranzieht, die Calcinalion, und nun
ein den vier Elementen zu analog wie das bei der Grie-
tliun,
sagt, hält man sich an dieses Etwas, so ist der Eingesichts- chischen Interpretation der zweiten Redaction der Tab.
punct da, denn diesem einen Etwas ordnen sich beide smar. statt hat. Diese vier Elemente dienen dazu, um
Darstellungsweisen unter. Analog lässt sich die Sache die Wunder der res una, welche der Lapis philosophicus
hier anfassen. Man hat ursprünglich zwei verschiedene und als solcher Hydrarg. oxyd. rubr. ist, zu Stande zu
Dinge, Mercur, Mercur und Schwefel. Diese beiden Dingo bringen. Es wird also in der vorliegenden Interpretation
kann man ineinander fliessen lassen, wenn man ein Etwas das Hydrarg. oxyd. rubr. zum Lapis philosophicus
heranzieht, und in diesem einen Etwas beide Dinge sich gestempelt.
431 432

Die res natae sind die Metalle. Diese werden, ent- die terra in’s Auge gefasst wird. Wohlverstanden: in ’s,
stehen von der res una, dem Lapis philos. Sie werden Auge gefasst wird, nebenbei besteht er doch aus Eide,'
durch den Lapis was der Lapis philos. ist.
philos. das, Wasser, Feuer, Luft, denn der Lapis philos. besteht ein,’
Im Uebrig’en ist Bezug auf den Passus Et sicut res
in für allemal aus den vier Elementen. Nun hat das Y&cj
omnes etc. die metaphysische nnd Lapis philosophicus- hältniss statt, dass ein Vater eine vis integra erhält, wena‘
Interpretation der Tab. smar. zu vergleichen. er einen Sohn bekommt, der sein Stammhalter ist. Ge-
rade so hier. Die virtus des Quecksilbers wird eine inte-
gra, wenn es einen Sohn bekommt, und dieser Sohn ist
Dritte Rubrik.
das Hydrarg. oxyd. rubr. Indem also Hydrarg. oxyd.
Pater ejus est Sol bis terra est. rubr. aus Quecksilber dargestellt wird, ist das Quecksilber
Die Interpretation liegt wie bei der Calcinations-Iuter- der Vater und das Hydrarg. oxyd. rubr. der Sohn. Da'
pretation der Tab. smar. Es handelt sich also um die nun aber da, wo der Vater ein Mensch ist, auch der Sohn
Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers ein Mensch ist, da, wo der Vater ein Thier ist, auch der'
allein. (Vergl. übrigens in der achten Rubrik.) Sohn ein Thier ist, u. s. w., so ist auch da, wo der Vater'
Quecksilber ist, der Sohn Quecksilber. Es käme also'
Vierte Rubrik. heraus, dass Hydrarg. oxyd. rubr. = Quecksilber. Indem
Pater omnis telesmi bis inferiorum. nun hier der Lapis philos., der hervorstechend als terra
Die vorliegende Interpretation der Tab. smar. calculirt aufgefasst wird, der Sohn des Quecksilbers ist, kommt
in Bezug auf die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. damit heraus, dass der Lapis philos., der hervorstechend
mittelst Feuers allein folgendermassen Wir haben Queck-
: als terra aufgefasst wird, Quecksilber ist. Dieses Queck-
silber. Zu ihm setzen wir zwar nichts hinzu, es kommt silber ist indess, entgegen dem eigentlichen Quecksilber,
aber bei dem Feuerungsprocesse etwas in dasselbe hinein, des Schwefels theilhaftig, indem es nur uneigentUch
das ist Feuer, welches von unten hineingeht, und Luft, Quecksilber, und eigentlich Hydrarg. oxyd. rubr. ist. Die
welche von oben hineingeht. Was die letztere betrifft, auf die Weise durch Enthalten oder Nicht-Enthalten von
so zwingt sie die eigenthümliche Gestalt, welche das Alu- Schwefel, gegebene Doppel-Auffassung des Quecksil-
del hat, auf die Dauer in das Quecksilber hineinzugehen. bers findet ein Analogon in der Doppel - Auffassung des
Im Quecksilber als solchem haben wir eine Flüssigkeit, Quecksilbers als Erz und als Metall, die wir früher ken-
das ist Wasser. Diese Flüssigkeit, dieses Wasser wird nen gelernt haben.
dadurch, dass es zu Hydrarg. oxyd. rubr. wird, fest. Es Hier haben wir also den Lapis philos., das ist das Hy-
dringt in dasselbe Quecksilber von unten Feuer, von oben :
drarg. oxyd. rubr. im Sinne der metaphysischen Inter-
Luft. Also haben wir im Hydrarg. oxyd. rubr.: Wasser, pretation dar Tab. smar. als Quecksilber.
Erde, Luft, Feuer, das sind die vier Elemente des Lapis 2) Separabis terram ab igue, subtile a sj^isso, suaviter
philos., von denen die zweite Rubrik spricht. Dieser Auf- magno cum ingenio.
fassungsweise entsprechend ist das Quecksilber als solches Hier wird der zweite (Unter-) Lapis philosophicus
des Schwefels nicht theilhaftig, erst das Hydrarg. oxyd. gebracht, welcher hervorstechend Erde und Feuer, oder
rubr. ist des Schwefels theilhaftig. Das stimmt nun auch Quecksilber und Schwefel ist.

ganz damit, dass es sich in der vorliegenden Interpretation Terra, ignis, subtile, spissum sind die vier Elemente:
der Tab. smar. um einen Lapis philos. handelt. Dieser Erde, Feuer, Luft, Wasser. Indem sie uns geboten wer-
1)
wird, wie bei der früheren Lapis philos. -Interpretation den den, wird uns der Lapis philos. geboten, der eben aus den ,

Metallen zu gesetzt, und erst dadurch werden die Me- vier Elementen besteht. Nun soll derartig separirt wer- '

talle das, was der Lapis philos. ist. Bei der vorliegenden den, dass den, auf die eine Seite tretenden Luft und Was-
Interpretation also Gold
ist —
Gold, Kupfer Kupfer u. = ser keine Berücksichtigung zukommt, wogegen die, auf
s. w. Nicht aber ist Gold =
Schwefel und Mercur, die andere Seite tretenden Erde und Feuer berücksichtigt
Kupfer =
Schwefel und Mercur u. s. w. Sie werden werden. Auch hier hat das Sachverhältniss statt, wie
erst zu Schwefel und Mercur, wenn der als Schwefel und vorhin ad 1), dass es sich blos. darum handelt, was her-
Mercur gedachte Lapis philos. zu ihnen tritt. Da nun das vorstechend in’s Auge gefasst werden soll, und das ist
Quecksilber als solches mit den übrigen Metallen in der hier eben Erde und Feuer. Daran, dass der Lapis phi-
Beziehung auf einer Stufe steht, so wird auch es erst zu los., mit dem wir es hier zu thun haben, an und für sich,
Schwefel und Mercur, wenn der Lapis philos. zu demsel- als Lapis plülos. überhaupt, aus den vier Elementen be-
ben tritt, oder da es bereits an und für sich Mercur ist, steht, ist nicht zu rütteln. Und darauf weist das suaviter
wenn Feuer oder Schwefel, was sich gleich bleibt, da magno cum ingenio hin.
Feuer =
Schwefel, zu ihm tritt. Das nun, was im Allgemeinen bei dem Lapis philos.,
Es nimmt die vorliegende Interpretation der Tab. ,smar. mit dem wir es hier zu thun haben, Feuer und Erde ist,
drei Lapides philosophici an, oder besser gesagt, da der ist im Besonderen Schwefel und Quecksilber. Der Schwe-
:

Lapis philos. auf Grund der res una einheitlich ist, fel kommt heraus, indem Feuer -= Schwefel. Und das
es zersplittert die vorliegende Interpretation den einen Quecksilber kommt heraus an der Hand dessen, dass wir
Lapis philos. in drei Unter-Lapides. Den ersten Unter- ad 1 ) kennen gelernt haben, dass Erde =Quecksilber. Der
Lapis bringt uns das: Pater omnis telesmi, den zweiten Lapis philos., mit dem wir es hier zu thun haben, bietet
das: S'eparabis, den dritten das; Ascendit. uns also den Lapis ijhilos. als Schwefel und Mercur,
Pater omnis telesmi totius mundi est liic, virtus ejus 3) Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in
integra est, si versa fuerit in terram. terram, et recipit vim superiorum et inferiorum.
Hier wird der erste (Unter-) Lapis philos. .gebracht, Hier wird uns der dritte (Unter-) Lapis philos. ge-
welcher hervorstechend Erde oder Quecksilber ist. bracht, welcher hervorstechend V' a s s e r und Erde ist.
Der totus mundus sind die Metalle. Dos telesmus der Der Lapis philos., mit dem wir es hier zu thun haben,
Metalle ist der Lapis philos., weil die Metalle am end- steigt auf und ab, wird ein superius xind inferius, das ist
lichen Ende das werden, weil sie, um zu ihrer Vollkom- Wasser und Erde. Er wii'd nun ferner theilhaftig der
menheit zu gelangen, das werden, was der Lapis philos. vis superiorum et inferiorum, das heisst, hervorstechend
i.st. Und der Vater des Lapis philos, des Hydrarg. oxyd. ist er wohl Wasser und Erde, im Ganzen aber ist er
rubr., ist das Quecksilber, denn aus diesem wird Wasser, Erde, Luft und Feuer, im Ganzen enthält er die
dasselbe
dargestellt. Seine virtus integra erlangt dieses superiora und inferiora, auf welche in der zweiten Rubrik
Quecksilber
dadurch, dass es in Erde verwandelt wird, dass es fest hingewiesen wird. Das et recipit vim superiorum et in-
wild. Indem cs nämlich fest wird an der Hand des Feuer- feriorum steht zwar speciell hier, ist aber generell auf
processes, nimmt es zugleich Feuer und Luft in .sich alle drei Lapides philosophici zu beziehen, und weist da-
auf,
wird also, indem es zu Hydrarg. oxyd. rubr.
wird, aus rauf hin, worauf wir bereits bei den beiden ersten Lapi-
Wasser zu: Wasser, Erde, Feuer, Luft, erlangt die Eigen- des aufmerksam gemacht haben, dass man zwar bei diesem
schaften des Lapis philos. Hier nun aber wird von Lapis diese Eigenschaft, bei jenem jene Eigenschaft her-
Feuer
und Luft nicht gesprochen, es wird blos die terra hervor- vorstechend in’s Auge fasst, dass aber an und für sich der
gehoben, in welche die Aqua Mercurii vertitur. Damit
haben wir es denn hier mit dem Hydrai’g. oxyd. rubr.,
— Lapis philos., man mag ihn aus irgend einem Gesichts-
puncte in’s Auge fassen, stets die res una der zweiten
mit dem Lapis philos. zu thun, bei dem hervorstechend Rubrik bleibt, welche aus den vier Elementen besteht.
433 434

Fünfte Rubrik. man sich an den Titel der Abhandlung von Kallid Ea-
Sic habebis bis penetrabit. chaidib halten will; Tabula de tribus verbis. Dadurch,
Die gloria ist die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr., dass man in letzterer Weise den tres Lapides philosophici
^
des Lapis philos ; die fortitudo ist der Einfluss, den der aus dem Wege geht, entgeht man dem Missverständniss,
j
als wenn es drei res unae gäbe, als wenn es im Grunde
Lapis philos. ausübt, indem er zu den Metallen tritt.
Sic habebis gloriam etc. Auf die Weise, wenn du das etwas anderes gäbe, als einen Lapis philos., auf den die
drei Unter-Lapides hinauskommen.
J in’s Auge fassest, was die dritte Enbrik bringt, hast du
die gloria, die Darstellung des Lapis philos. Die ob- Der frühere Arabische Standpunct der Summa perfectio-
41
nis magisterii hört also mit der vorliegenden Interpreta-
.ji scuritas flieht dich, wenn du einsiehst, dass dort zwar von
tion der Tab. smar. auf.
«I der Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers
iij allein die Eede ist. An der Hand der Calcinations-Inter-
Achte Rubrik.
ii pretation der Tab. smar. extendirt sich das aber auch auf
die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpe-
Completum est bis Solis.
tersäure.
Diese Eubrik wird in zweifacher Weise interpretirt, in
1 '

s Haec est etc. Hier hast du die fortitudo, den Einfluss, chrysopöetischer und nicht-chrysopöetischer Weise.
welchen der Lapis philos. ausübt, wenn er zu den Metal- 1) Chrysopöetische Interpretation. Es heisst in der
)
dritten Eubrik: Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna.
4 len gesetzt wird. Dieser Einfluss ist ein dreifacher, je
nachdem mau den Lapis philos. aus dem einen oder an- Daran anknüpfend sagt man, es ist das Pater ejus est Sol
^
für .sich isolirt zu fassen. Wir haben bei der Darstellung
i||
deren Gesichtspuncte aufifasst. Deswegen ist die fortitudo
eine dreifache, weil sie, indem sie, omnem rem subtilem des Hydrarg. oxyd. rubr. keine zwei Feuer nöthig und
Ul!

äi; vincit, die flüssigen Metalle besiegt, et omnem rem solidam


kommen mit einem aus. Als solches aber liegt es näher,

penetrat, indem sie die festen Metalle durohdringt, weil die als den Sol. Denn die Luna re-
Luna heranzuziehen,
if!

sie, indem sie das thut, in dreifacher Weise ihre Wirk- präsentirt ein schwächeres Feuer, und die Darstellung des
(

1 samkeit entfaltet. Nämlich Hydrarg. oxyd. rubr. im Aludel muss nicht bei starkem,
sondern bei schwachem Feuer vor sich gehen. Indem wir
{ 1) Hält man sich an den Lapis philos. als Quecksil-
also, sagt man, mit dem Mater ejus est Luna vollstän-
'
her, (Elixir album, Lapis ad album), dann werden die
) Metalle zu Quecksilber. Sie werden also zu dem Queck- dig und der Sachlage entsprechend auskommen, stellt

Silber, zu dem im Sinne der metaphysischen Interpretation


sich uns das Pater ejus est Sol zur Disposition. Wir be-
J

i der Tab. smar. die Arcana werden. nutzen es nun zur Interpretation Sein, des Lapis philos.,
:

Vater ist Gold. Dies Gold führt nun daraiif, die drei
; 2) Hält man sich an den Lapis phüos. als Schwefel
und Quecksilber (Elixir rubrum, Lapis ad rubrum), Lapides philoss. nicht nur als Quecksilber, Schwefel und
dann werden die Metalle zu Schwefel und Mercur. Sie Quecksilber, und Wasser und Erde, sondern auch als Gold
werden also zu dem Schwefel und Mercur, zu dem der Lapis zu nehmen. Daun haben wir in Bezug auf das Completum
philos. der Lapis philos.-Interpretation der Tab. smar. die est Completum est quod dixi de Lapidibus, operantur enim
:

unvollkommenen Arcana macht, wenn er sie in vollkom- hi Lapides non tantum quä Hydrargyr., Sulphur et Hydrar-

mene Arcana verwandelt. gyr., aqua et terra, sed etiam quä Aurum. Es ist complet, was
über die Lapides gesagt ist dieselben entwickeln nämlich
3) Hält man sich an den Lapis philos. als Wasser ;

und Erde, dann werden die Metalle zu Elixiria rmd La- ihre Thätigkeit nicht nur als Quecksilber, Schwefel und
pides. Hier entwickelt der Lapis philos. seine Kraft als Quecksilber, Wasser und Erde, sondern auch als Gold.
Lapis philos. Und das wird kurz gefasst mit Completum est qnod dixi
Man
wie der Autor des Näheren das Problem
sieht also, de operatione Solis. Es ist complet, was ich über die
t dass es sich gleich bleibt, ob man Mercur, oder Mer-
löst,
Wirksamkeits-Entfaltung des Goldes gesagt. Auf Grund
cur und Schwefel hat, oder was am Ende auf dasselbe dieser Wirksamkeits-Entfaltung des Goldes wird denn ein

» hinauskommt, dass das Hydrargyrum der metaphysischen Metall, zu welchem die betreffenden Lapides philoss. hinzu-
treten, nichr nur zu Quecksilber, Schwefel und Quecksil-
• Interpretation der Tab. smar. und das Hydrargyrum-Sul-
phur der Lapis philos. - Interpretation ebenbürtig neben
I
ber, Wasser und Erde, sondern auch zu Gold. Und hier
« einander stehen. Will man nun der metaphysischen Inter- haben wir denn wieder das ähnliche Verhältniss, wie bei
pretation Eechnung tragen, so lässt man dadurch, dass der der ursprünglichen Lapis philos. - Interpretation der Tab.
eine Lapis philos. zu den Metallen tritt, die Metalle in smar. Stellen wir uns auf den objectiven Standpunct des
ideellen chemischen Processes, so haben wir die operatio
j. Quecksilber verwandelt werden. Will man der Lapis philos.-

1 Interpretation und ihrem Tochterstock der Lapis- und Sohs als die Wirksamkeits-Entfaltung des Goldes. Stellen
li EHxir - Interpretation Eechnung tragen, so lässt man die wir uns dagegen auf den subjectiven Standpunct des j:J.-
i! beiden anderen Lapides philoss. zu den Metallen treten. chemisten, der den ideellen chemischen Process leitet, so
haben wir in der operatio SoUs die Goldmacherkunst, die
Sechste Rubrik. XQvaonoita. Auch das liegt analog, wie es bei der ur-
Sic mundus bis modus est hic.
sprünglichen Lapis philos.-Interpretation hervorgehoben
Sic munduscreatus bezieht sich auf die zweite Eubrik,
worden, dass man in Bezug auf die Schwindel- Goldmacher-
j

in der auf die Erschaffung der Welt hingewiesen wird.


kunst nicht von vorn herein sagt, der Lapis philos. ist
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die Gold, und ihn nun als Gold den unedel en Metallen zusetzt,
vierte Eubrik, in welcher die drei Lapides an den einen
sondern dass man den Lapis philos. als solchen den Me-
tallen zusetzt, und es sich dann erst hinterdrein findet,
Lapis der zweiten Eubrik angepasst werden.
dass dieselben durch ihn in Gold verwandelt worden sind.
I

Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Eubrik,
welche die fortitudo {fitTQOv) der drei Lapides bringt. Endlich giebt denn auch hier wie dort die Jouaonioji'«
einen zweiten Titel für die Tab. smar. ab.
Siebente Rubrik. 2) N i c h t-c hr OSO poetische Interpretation. Hier wird
\
Itaque vocatus sum bis mundi. vom Golde und somit von der XQvoonoita ganz abstra-
I
Der Hermes tritt dafür ein,
trismegistus dass man die hirt. Derjenige Lapis philos., welcher hervorstechend aus
Metalle an der Hand der vorliegenden Interpretation der Schwefel und Quecksilber besteht, macht die Metalle zu
Tab. smar. hat als Quecksilber, als Schwefel und Queck- Schwefel und Mercur, derjenige, welcher hervorstechend
• Silber, als Lapides resp. Elixiria. Dieser Drei-Gesichts- aus Quecksilber besteht, zu Quecksilber, derjenige, welcher
punct, den damit die Metalle einnehmen, oder mit anderen hervorstechend aus Wasser und Erde besteht, zu Lapides
i
'

Worten, der Hermes trismegistus wird dadurch ermöglicht, und Elixiria —


und damit ist die Sache fertig. Die vor-
dass der Hermes hat: liegende Eubrik wird in dem Sinne ausgebeutet, dass mit-
tres partes philosophiae tötius mundi. Philosophia totius telst ihrer auf die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr.
mundi wie bei der Lapis phil. -Interpretation der Tab. smar. mittelst Salpetersäure hingewiesen wird. Dann heisst Com-
J =- Laiüs philos. Und dieser Lapis philos. hat drei Theile, pletum est quod dixi de operatione Solis Es ist complet,
:

'
das sind die drei Unter-Lapides. was in der dritten Eubrik über die V/irksamkeits Entfal-
I Auf Grund einer solchen Interpretation wird denn der tung des Feuers gesagt worden ist, wa.s über die Darstel-
Titel der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. Ta-
: lung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein ge-
bula de tribus Lapidibus philosophicis, oder auch, wenn sagt worden ist. Es ist deswegen complet, weil die dritte
28
I

435 436 J

Rubrik zwar hervorstechend auf die Darstellung des Hy- bische Quecksilber mit dem Quecksilber der metaphysi-
drarg. oxyd. rühr, mittelst Feuers bezogen werden soll
— sehen Interpretation der Tab. smar. in Einklang zu brin-
i

denn es ist nun einmal der ursprüngliche Arabische Stand- gen, so ist das ein freiwilliges Thun. Ein Zwang liegt f

punct, das Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein nicht vor. Will man uns hierbei zumuthen, uns von der 1

darzustellen —
weil aber dieselbe Rubrik auch auf die metaphysischen Interpretation resp. Lapis philos. -Interpre- {

Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpeter- tation absorbiren zu lassen, so ist das eine Zumuthung,
säure bezogen werden kann. In diesem letzteren Falle auf die wir nicht eirtgehen. Wir würden auf dieselbe
macht sich denn die Interpretation der dritten Rubrik ff. aber eingehen, wenn wir der XQvaonoitu huldigten. Die
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Sol und Luna geht uns nichts an.
sind beide Feuer. Das eine Feuer bezieht sich auf Dieser letzteren Partei verdanken wir es, dass sich im i i

das eigentliche Feuer, denn das kann man ja nicht, auch Geber das Buch findet: Liber investigationis magisterii 1

bei dieser Darstelluugsweise, entbehren. Das andere Feuer Gebri. Dasselbe steht auf dem Standpunct der zweiten (

ist das kaustische Acid. nitricum, die Feuer-Flüssigkeit. Mercur- Interpretation der Tab. smar., macht es sich aber ; !

Vater und Mutter des Hydrarg. oxyd. rubr. sind also: nicht zur Aufgabe, diese Interpretation zu bringen, oder (

Feuer und Acid. nitricum, sie zeugen und gebären das ausführlich zu besprechen, sondern nimmt sie als bekannt :
]

Hydrarg. oxyd. rubr. an, und kämpft blos für den nicht-chrysopöetischen Stand- c

Portavit illud ventus in ventre siio. Nun kommt noch punct derselben, das ist, sie weist hauptsächlich auf die 1

eine zweite Mutter hinzu. Das ist der rothe Dampf. Der achte Rubrik und die in ihr gebrachte Darstellung des '

rothe Dampf trug das Hydrarg. oxyd. rubr. im Bauche, Hydrarg. oxyd. rubr. durch S o lut io n, das ist mittelst Sal- I

ist seine Mutter. petersäure hin. '

Nutrix ejus terra est. Das Kind nun, welches an der 1

Hand des rothen Dampfes entsteht, dieses Kind säugt die Nähere Notizen über die Arabische <

terra, das Princip des Festen, gross, denn dadurch ent-


Alchemie. ’

steht ja gerade das Präcipitat, dass der rothe Dampf sich I

verdichtet. —
Die Araber erobern 638 640 unter Omars Khalifat Ae-
Es bilden sich nun zwei Parteien, von denen die eine der gypten. Damit lernen sie die Alexandrinischen Wissenschaften i

chrysopöetischen, die andere der nicht - chrysopöetischen kennen, und pflegen dieselben. Namentlich gelangen bei i

Interpretation huldigt. ihnen in Spanien die Wissenschaften zur Blüthe. Dort- f

Die erste Partei sagt: Warum sollen wir nicht der ypu- hin kamen die Araber, sich von Aegypten längs der Nord- :

aonoua huldigen? Früher haben die Araber derselben küste Africas hinziehend imd die Meerenge von Gibraltar
nicht gehuldigt. Geber streicht das Completum est ganz, überschreitend, unter Walid I. Khalifat, 711, und hielten sich i

und seine Nachfolger interpretiren unter keinerlei Umstän- daselbst bis 1492. Auf den Spanisch-Arabischen Univer- i

den diese Rubrik, welche sie, Geber entgegen, anfügen, sitäten haben wir den Hauptsitz der Arabischen Alchemie
derartig, dass sie die operatio Sohs mit dem Golde, mit zu suchen, welche mit Geber anfängt, und sich mehr t

der Wirksamkeits-Entfaltung des Goldes oder der ;|fpi;ao- oder weniger auf der Basis dessen, was er gelehrt, weiter I

noi'i'a in Berührung brachten. (Man vergl. die vorange- entwickelt. J

henden Abschnitte.) Thun wir es nun wohl, huldigen wir Geber lehrte zu Sevilla. Von ihm rührt die Metall-In- t

der yjuOOTioti'o:, so treten wir aus dem früheren Stand- terpretation der Tab. smar. her. In Bezug auf seine her- t

puncte der Arabischen Alchemie heraus. Das ist klar. vorragende Stellung unter den Alchemisten erhielt er den I

Man fragt uns, warum wir denn auf die Weise den streng Beinamen Rex, König. Ueber diesen Titel haben wir bereits
Arabischen Standpunct verleugnen? Darauf antworten wir: in dem Abschnitt „Neuplatonismus“ gesprochen. Das Reich J

Wir treten nicht aus der früheren Arabischen Alchemie „Alchemie“ war nun den Leuten nicht materiell genug, j

heraus, die Verhältnisse treiben uns heraus. Sobald die und so schob man an seine Stelle das materielle Reich ||

vorliegende Interpretation der Tab. smar. einmal da ist, Arabien oder Indien. Daher kommt es, dass Geber den n

haben wir mit der Summa perfectionis magisterii gebrochen. Titel führt: Rex Arabiae oder Rex Indiae. t|

Und dann, was als Hauptsache in die Wagschale fiiUt, Ein Araber, Johannes Leo, auch Leo Africanus genannt, j

die Metalle sind bei ihr ursprünglich nicht das, wozu sie ein Zeitgenosse Papst Leo X., sagt in seinem Buche De :

hinterdrein der Lapis philos. macht. Wenn sie das nun viris quibusdam illustribus apud Arabes, Geber habe 100 {

aber nicht sind, wenn sie erst durch den Lapis philos. Jahre nach Mahomed gelebt, das wäre also, da Mahomed j

dazu gemacht w'erden, wo bleibt denn der Arabische Stand- 622 p. C. von Mecca nach Medina floh, um 722 p. C. t

punct ? Da wir somit, sobald wir die vorliegende Inter- Nun ist zwar im Allgemeinen auf diese Autorität des Jo- j]

pretation der Tab. smar. anerkennen, ausserhalb der frü- hannes Leo nicht viel zu geben. Der erzählt auch, dass [
heren Arabischen Alchemie stehen, warum sollen wir uns die Alchemisten Narren und Betrüger seien, eine nichts- j

denn noch ferner gegen die ’/Qvaonoua sträuben? Es würdige Kunst trieben, beständig nach Schwefel und an- j

wäre unnatürlich, wenn wir es thäten. Die vorliegende derem Unrath stänken, und was dergleichen mehr ist. Und p
Interpretation macht es sich zur Aufgabe, der metaphysi- ans dem Munde, oder durch die Vermittelung eines sol- p
schen und der Lapis philos.-Interpretation der Tab. smar. eben Mannes nun, auf guten Glauben hin, das wichtige
Rechnung zu tragen. Sie erfüllt diese Mission. Und nun alchemistische Datum nehmen wann Geber gelebt, das
, j
sollen wir hinterdrein das, was beide Interpretationen so heisst Einem viel zumuthen. Indessen trotz alledem kann jj

hervorragend in’s Auge fassen, das ist die ypuaonot««, Johannes Leo in Bezug auf die Zeit, wann Geber gelebt,
fallen lassen? Nein, das würde sehr unnatürlich liegen. nicht viel vorbeigegriffen haben. Das kann man sich in- \|

Die zweite Partei sagt: Wenn wir auch an der Hand direct herausrechnen, wenn man sich an den aloliemisti- j,

der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. aus der sehen Standpunct der ersten Abendländischen Alchemisten (j

Summa perfectionis magisterii heraustreten, wenn wir hält, die ihr Wissen von Spanien her hatten. Sie stehen p,

auch auf den Standpunct eingeheii, dass die Metalle erst auf dem Standpunct der zweiten Mercur-lnterpretation
durch den Lapis philos. zu dem gemacht werden, was sie der Tab. smar. Rechnet man von ihnen nun in Bausch ,

nach früheren Auffassungen ursprünglich waren, so stehen und Bogen ein Viertel-Jahrtausend rückwärts, so ist man mit ,|

wir damit noch nicht ganz und gar ausserhalb der Alt- grosser Wahrscheinlichkeit bei Geber, denn eine kürzere Zeit j.

arabischen Alchemie. Ganz ausserhalb derselben treten hat es schwerlich gedauert, dass man von den sechs Ge- ^
wir erst, wenn wir die ypotronoti« anerkennen. Das thun berschen Metallen zu der zweiten Mercur-lnterpretation j|

wir aber nicht, und bleiben somit der Altarabischen der Tab. smaragd. und von da zu der Zeit gekommen,
Fahne in der Hauptsache treu. Wenn wir uns selbst zu welcher jene Abendländischen Alchemisten dieselbe j,

nicht in die XQvaonouci hineindrängen, hineingedrängt haben kennen lernen. Ji

werden wir nicht. Denn zum ersten ist es ja gar nicht Wir besitzen unter dem Namen Gebers Schriften, die p|

nöthig, dass wir die achte Rubrik im Sinne der '/qvao- aber nicht ihm zukommen. Die ursprüngliche Gebersche ,,

nouK ausbeuten. Und was zweitens das betrifft, dass Schrift, die wahrscheinlich Summa perfectionis magisterii |j

wir, indem wir die XQvaonoua fallen


lassen, das fallen in suanatura geheissen hat, existirt nicht mehr. Die
lassen, was die metaphysische und Lapis philos.-Interpre- Schriften, die wir heute unter dem Namen Gebers besitzen, pj

tation so hervorragend in’s Auge fassen, so verschlägt das sind aus der Feder von Neu-Geberianern geflossen. Sie jj

nicht viel. Wenn wir Araber uns herbei lassen, das Ara- sind in Arabischer Sprache abgefasst, in dieser Sprache .p[
:

437 438

aber nur handschriftlich vorhanden, und derjenige, dem. wie lehre innig verbunden. Diese Schrift macht sich zur Auf-
uns, diese Handschriften nicht zu Gebote stehen, muss gabe, uns zu zeigen dass die astrologische und Zeichen-
,

sich mit der Lateinischen Uebersetzung behelfen. Wir Interpretation der Tab. smar. in der Arabischen Alchemie
haben die Danziger Ausgabe von 1682 vor uns. Die (so- wurzelt. Daher auch der Arabische Name des Autors und
genannten) Geberschen Schriften sind : vielleicht der Arabische Urtext seines Werkes. Wir sagen
1) Summa perfectionis magisterii in sua natura. vielleicht, denn kein Mensch weiss anzugeben, in welcher
2) Liber investigationis magisterii Gebri. Bibliothek sich denn eigentlich die Arabische Handschrift
3) Testamentum Gebri. befinden soll, von der die Lateinische Uebersetzung stammt,
Die Summa perfectionis magisterii hat vier Bücher. Dem die den oben genannten Titel führt, und das öffnet dem
ersten Buche ohne Zweifel die ursprüngliche Ge-
liegt Verdacht die Thür, dass der Lateinischen Abhandlung, die
bersche Schrift zu Grunde. Das zweite Buch steht auf wir unter Kallids Namen besitzen, nie und nimmer ein
dem Standpuncte derjenigen Metall-Interpretation der Tab. Arabisches Original zu Grunde gelegen hat, dass es sich
smar., welche dem mittelst Feuers allein dargestellten Hy- vielmehr um eine ursprünglich Lateinische (Abendländische)
drarg. oxyd. rubr. Rechnung trägt, giebt für diese Inter- Abhandlung handelt, bei der der Autor die Autorschaft
pretation die Anhaltspuncte. Das dritte Buch steht auf Kallids fingirte. Die tria verba Kallids weisen übrigens
dem Standpuncte derjenigen Metall-Interpretationen der nicht nur auf den dreifachen Lapis philos. hin, worauf im
Tab. smar., welche das Quecksilber zuerst den ursprüng- vorigen Abschnitt hingewiesen, sondern auch auf das Trifo-
lichen sechs Geberschen Metallen anreiht, giebt für diese lium: Quecksilber-Lapis pliilos., Astrologie und Zeichenlehre.
Interpretation die Anhaltspuncte. Das vierte Buch steht
auf dem Standpuncte der Calcinations-Interpretation der Astrologische Interpretation der Tab.
Tab. smar., giebt für diese die Anhaltspuncte. In den
einzelnen Büchern wird nicht selten vom Standpuncte eines
smaragdina.
vorangehenden Buches in den Standpunct eines folgenden Durch die magische Interpretation der Tab. smar. wird die
übergegriffen, wodurch mansich nicht irre führen lassen darf. Astrologie in den Bereich der Alchemie und der Tab. smar.
Der Liber investigationis steht auf dem Standpuncte der gebracht. Wie sich hieran die Tab. Memphitica knüpft,
zweiten Mercur-Interpretation der Tab. smar., und huldigt haben wir bereits kennen lernen. Die vorliegende Inter-
der nicht-chrysopöetischen Auffassung derselben. Würde pretation der Tab. smar. entsteht dadurch, dass die Araber
er der chrysopöetischen Auffassung Rechnung tragen, so in Bezug auf Sonne, Mond und Sterne des Schwanzes des
würde er nicht in den Geber hinein gehören. Platonischen Weltenthieres in ihrer Weise an die zweite
Das Testamentum Gebri steht auf dem Standpuncte Redaction der Tab. smar. lehnen, wie die Tab. Memphitica
der Sal-Sulphur-Mercur-Interpretation der Tab. smar., welche in ihrer Weise mit denselben an die erste Redaction der
wir später kennen lernen werden. Tab. smar. lehnte.
Die Summa perfectionis und der Liber investigationis Der Astrologie soll von den Chaldäern herstammen. Dio-
fallen vor das Jahr 1000, sind um das Jahr 1000 da. dor sagt in dieser Beziehung 11, 29: Xak^aToi —
Das Testamentum dagegen fällt ganz in die letzte Zeit der atrjy öo'^av i'xovai iv aaxQokoyiq. „Die Chaldäer haben
Maurenherrschaft in Spanien, und wenn es vielleicht schon einen sehr grossen Ruf in der Astrologie“. Und so ähn-
früher ein Testamentum Gebri gab, so ist das Testamen- lich jandere Autoren. Auf die Astrologie führte der Ein-
tum, welches wir jetzt besitzen, nach demselben umgear- tritt der Sonne in die Zeichen des Zodiacus (Widder,
beitet worden. Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Wage, Skorpion,
Ausser den Schriftstellern, welche an den Geberschen Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische), und namentlich
Schriften direct und indirect gearbeitet haben, giebt es die daran sich knüpfenden Jahreszeiten. (Beim Anfänge
noch eine Reihe anderer Arabischer alchemistischer Schrift- des Frühlings tritt die Sonne in den Widder, beim An-
steller. Ihre Schriften sind indess, mit geringen Ausnah- fänge des Sommers in den Krebs, beim Anfänge des Herb-
men, einestheils nicht in’s Publicum gedrungen, anderen- stes in die Wage, beim Anfänge des Winters in den Stein-
theils ist das, was unter ihrem Namen i’ns Publicum ge- bock.) An die verschiedenen Jahreszeiten knüpfen sich
drungen ist, unächt. verschiedene Krankheiten, und damit unter Umständen eine
Zwei hervorragende Puncte der Arabischen Alchemie grössere oder geringere Mortalität unter den Menschen.
finden wir nicht bei Geber in besonderen Capiteln erör- Auf die Weise knüpft sich denn das Schicksal der Men-
tert, das sind die astrologische und die Zeichen-Interpre- schen an den Stand der Sonne gegenüber den Fixsternen
tation der Tab. smar. (s. diese in den folgenden Abschnitten). in einer Beziehung, und diese eine Beziehung wurde ge-
Indessen wenn sich dieselben auch nicht in besonderen neralisirt zum Schicksal der Menschen ganz im Allgemeinen.
Capiteln erörtert vorfinden, so ist doch indirect dadurch Die Sonne nun geht in einem Jahre vor den Zeichen des
auf sie hingewiesen, dass an vielen Stellen des Buches für Zodiacus vorbei, der Mond in einem Monate. Somit reiht
das betreffende Metall nicht der Metall-Name, sondern der sich der Sonne in ihrer’Eigenschaft, auf das Schicksal der
Planeten - Name steht, z. B. statt Ferrum: Mars, statt Menschen zu influiren sehr naheliegend der Mond an.
,

Plumbum : Saturnus u. s. w. Dabei hat nun noch höchst Wo man nun aber einmal Sonne und Mond in der Sache
wahrscheinlich das statt, dass in dem Arabischen Original hatte, da zog man auch die Planeten mi^ hinein, weil
der Geberschen Schriften an mehreren oder wenigeren Stellen sie, ähnlich wie Sonne und Mond, Himmelskörper sind,
für das Metall und den Planeten das Zeichen steht z. B. welche sich bewegen. Und auf der anderen Seite hielt
statt Hydrargyrum oder Mercurius ^ , statt Eisen oder man sich nicht allein an die Sternbilder des Zodiacus,
Mars u. s. w., so dass die Schreibeweise in Geber nicht sondern zog auch die übrigen Sternbilder in die Sache,
f nur auf den Planeten, sondern auch auf sein Zeichen und damit haben wir die absolvirte Astrologie, die darin
führt. Dass übrigens in Geber sich keine besonderen Ca- besteht, dass sich das Geschick des Menschen daran knüpfen
pitel über Astrologie und Zeichenlehre finden, das hat soll, ob die Sonne, der Mond, irgend ein Planet einem
seinen Grund darin, dass die Zeichen sich zwar an Planeten Sternbilde gegenüber diese oder jene Stellung einnimmt.
und Metalle knüpfen, so z. B. kann g sowohl Mercurius Wer sich dafür näher interessirt, wie denn nun die ein-
als Qecksilber bedeuten, cj sowohl Mars als Eisen u. s. w., zelnen Planeten, Sonne und Mond an und für sieh und
dass man sie aber primär den Planeten zutheilte. Die in ihrer Stellung zu den Sternbildern diesen und jenen
Astrologie aber, die somit die Zeichenlehre zu sich hin- Einfluss auf den Menschen haben, den verweisen wir na-
überzog, zweigte man als Besonder-Disciplin von der Al- mentlich auf Cardanus (De supplemento Almanach De
chemie im engeren Sinne — und nur diese wird bei Geber restitutione temporum motuum coelestium De judiciis
et
;

besonders in’s Auge gefasst — ab. Es ist übrigens zu geniturarum ;


;

De revolutionibus; De exemplis centum geni-


bemerken, dass an einigen Stellen bei Geber auf die turarum Aphorismata astronomiae.)
;

Planeten- Zeichen hingedeutet zu sein scheint. Hierauf Es bedarf wohl kaum des Hinweises, dass es mit der
werden wir in dem Abschnitte „Einleitung in die Zeichen- Astrologie —
wenn man denn nicht den Begriff derselben
Interpretation der Tab. smar.“ zurückkommen. Bei dieser dahin restringiren will, dass verschiedene Jahreszeiten ver-
Gelegenheit weisen wir ganz besonders auf die Schrift schiedene Krankheiten mit sich bringen, was aber eben
Liber trium verborum von Kallid Rachaidib hin. In nicht geschieht, wenn man so im Allgemeinen von Astro-
dieser Schrift findet sich die Lehre vom Quecksilber-Lapis- logie spricht —
dass es, sagen wir, mit der Astrologie
philos. mit der Astrologie unter Hinweis auf die Zeichen- eitel Tand ist. Das Schicksal der Menschen ist nicht in
den Sternen geschrieben, und da es dort nicht geschrieben die Planeten-Rubrik. In ihr kommen nun ausser den
steht, so kann es auch Keiner daselbst lesen, und wenn Planeten, wie wir sogleich sehen werden, auch Sonne und
grosse Menschen, selbst tüchtige Astronomen, an Astrologie Mond vor. Da nun aber das. was in der Arcanen-Rubrik
glaubten, so mögen sie so gross gewesen sein, wie sie steht, ein Aroanum, was in der Metall-Rubrik steht, ein

wollen, in dieser Beziehung waren sie



Kinder.^ Astro- Metall sein muss, so muss auch das, was in der Planeten-
logen und Goldköche mögen sich nur ganz ruhig die Hand Rubrik steht, ein Planet sein. Und so werden denn Sonne
reichen wenn sie beide auch nicht demselben Phantome und Mond zu Planeten. Das ist eine Auffassung, die
nachhaschen, Phantomen-Hascher sind sie, der eine wie sich seit den Arabern vorfindet, und die eben in der Tab. 1

der andere. smar. wurzelt. An und für sich giebt es, wie wir das i

Was nun des Näheren die Interpretation der Tab. smar., mannigfach berührt haben, nach den astronomischen Kennt- 1

mit der wir es hier zu thun haben, betrifft, so werden den nissen der Alten 5 Planeten. Ptolemaeus (erste Hälfte
sieben Planeten gegenüber (vergl. dritte Rubrik) sieben des 2. Jahrhunderts p. C.) nennt sie, wie das schon die
Rubriken angenommen. Das Completum est fällt im An- Griechen früher thaten, in seiner Schrift: Mad-ijfiaTix^
lehnen an Geber. Die betreffenden sieben Rubriken avyza^ig oder Almagest: 6 (rigijQ) rov KqÖvov, 6 tov
sind ff. /hdg, 0 rov ”^Qimg, 6 r^g “AipQoitxrig, 6 rov ‘Eg/nov, j

1. Rubrik: Verum bis verissimum. das ist: Saturnus, Jupiter, Mars, Venus, Mercurius. i

2. „
Quod est inferius bis adoptione. Wir haben nun im: j

3. ^ Pater ejus est Sol bis in terram. Pater ejus est Sol die Sonne,
j

4. Separabis bis inferiorum. Mater ejus est Luna den Mond, ,,

5. ^
Sic habebis gloriam bis penetrabit. Portavit illud den Mars und die VenuSj '

0. ^
Sic mundus creatus bis est hic. Nutrix ejus terra est den Mercur,
7. Itaque vocatus bis totius mundi.
^
Pater omnis telesmi den Saturn,
Ueber Rubrik ist weiter nichts zu sagen, und
die erste Virtus ejus Integra est den Jupiter.
wir beginnen daher mit der Pater ejus est Sol. Des einen Planeten Vater ist die
Sonne. Da nun auf die Weise die Sonne der Vater des
Zweiten Rubrik.
Planeten ist, der Planet das Kind, das Kind aber die Na-
Quod est inferius bis adoptione.
tur des Vaters hat, so wird der Planet selbst zur Sonne.
Die beiden superius und inferius beziehen sich auf die
Somit ist der erste Planet die Sonne.
:

Fixsterne. Einmal bilden und superius


diese ein inferius
Mater ejus est Luna. Des anderen Planeten Mutter ist
in der Beziehung, dass, von der Erde aus betrachtet, ein
der Mond. Da nun auf die Weise der Mond die Mutter
Stern über dem anderen steht, das anderemal in der Be-
des -Planeten ist, der Planet das Kind, das Kind aber die
ziehung, das die einen Sterne grösser sind und heller
Natur der Mutter hat, so wird der Planet selbst zum Monde.
scheinen, als die anderen, womit denn eine Superiorität
Somit ist der zweite Planet: der Mond.
und Inferiorität in übertragener Weise gegeben ist. Wir
In dfem, was jetzt folgt, werden Stichworte der betreffen-
haben also im superius und inferius die Fixsterne^ die
den Passus hervorgehoben, um die übrigen Planeten un-
verschiedenen Sternbilder, und diese dienen dazu, um die
terzubringen. Mars, Mercur, Saturn, Jupiter sind männ-
Wunder der res una zu Stande zu bringen, welche res liche Personen, wogegen Venus eine weibliche Person ist.
una die Planetologie ist. Bei der Astrologie wird
Das portare in ventre ist also geeignet, für die Venus

nämlich von dem Planeten ausgegangen. Die Fixsterne


i

verwerthet zu werden. Nun hatte Venus den Mars zum l


dienen dazu, die Planeten zu verherrlichen, und indem
Liebhaber, wie wir uns dessen ja aus der Odyssee er-
dieFixsierne die Planeten verherrlichen, kommt die Astro- ^
innem, wo Vulcan den beiden einen ganz fatalen Streich
logie
Et
heraus.
sicut etc.
spielt —
Tö) d’tp difivia ßärrs xctridgu9ov‘ dfufi deoftoi
Die natae sind die Fixsterne, die Sternbilder, die
res
I

Tt%vrievrtg e'xvyro noXvtpgovog’Hfpuigoio.


Summe des superius und inferius. Die Astrologie kommt
Odyss. 8, 296—297.
derartig heraus, dass die Fixsterne in den Dienst der Pla-
„Die beiden bestiegen das Bett und schliefen bei ein-
neten treten. Dadurch dass das Sternbild dem Planeten
ander um sie aber ergossen sich die kunstreichen Fesseln '

gegenüber diese und jene Stellung hat, tritt es, das Stern- ;

des schlauen Hephaestos.“,


bild, seine Kraft dem Planeten ab, und dadurch bekommt
Das portare in ventre wird übersetzt, nicht: im Bauche '

der Planet diesen oder jenen Einfluss auf den Menschen.


tragen, sondern: auf dem Bauche tragen. Ventus ist dann
Die Planeten sind also die Herren der Fixsterne. Lehnt
im Sinne unseres Deutschen „ein windiges Frauenzimmer“,
man nun dies Verhältniss an das Verhältniss eines Haus-
das ist ein leichtfertiges Frauenzimmer, zu nehmen. Dies
vaters, der erstens Herr im Hause ist und zweitens der
leichtfertige Frauenzimmer Venus trägt den Mars, illud,
Erzeuger der Kinder-Familie ist, so hat man in dem Pla-
in ventre suo, und damit haben wir denn in dem Passus 1
neten als Herrn des Sternbildes zugleich den Planeten als
Portavit illud ventus in ventre suo; die Planeten Mars '

Vater des Sternbildes. Und auf die Weise fuerunt die


und Venus.
Fixsterne oder Sternbilder ab una re, von der Planetologie,
Wir hätten nun noch: Mercur, Saturn, Jupiter unterzu-
von den Planeten. Diese Vaterschaft des Planeten über den j

Fixstern ist nun eine uneigentliche, und daher die adoptio.


bringen. Von ihnen ist Saturn der Vater des Jupiter und
Gott hat nun die Welt erschaffen, —
om.nes res fuerunt
Jupiter der Vater des Mercur. Saturn ist also der an der jj

.ab uno —
und ist damit der Vater der Welt. Und wie
Spitze stehende Vater, und damit zieht der Passus Pater
omnis telesmi, in dem ausdrücklich von einem Vater
|

nun, sicut, Gott der Vater der Welt ist, so ist, sic, der ;

die Rede ist, den Blick auf sich, um für den Saturn ver-
Planet der Vater des Sternbildes, mit dem Unterschied
werthet zu werden. Ein pater omnis telesmi totius mundi
dass dort eine directe Vaterschaft statt hat, hier eine in-
ist der Saturn, weil er nach dem Uranus an die Spitze
directe, eine Vaterschaft auf Grund der adoptio. Dass
der Götter tritt, die Weltherrschaft übernimmt. Also
nun Gott der Astrologie gegenübergestellt wird, passt sehr
Pater omnis telesmi totius mundi est hic, der Vater des
gut, da Gott es ist, der den Gestirnen ihre verschiedenen :

Stellungen anweist, und damit der Astrolog gegen den


omnis telesmus ist dieser, weist auf den Planeten Saturn. t|

Vorwurf gedeckt ist, welcher Vorwurf auf einen Vorwurf Die vis eines Vaters wird nun ferner eine integra, wenn
des Atheismus hinausläuft, als wolle er das Geschick des derselbe einen Sohn bekommt, der sein Stammhalter ist.
Menschen bestimmen, welches doch allein in Gottes Hand Wenn also von dem die Rede ist, wodurch Saturn (virtus
ejus, des Saturn, integra est), eine virtus integra erhält, so
liegt. Auf einen derartigen Vorwurf antwortet der Astro-
ist das ganz dazu angethan, um für Jupiter ausgebeutet
log einfach, Gott giebt den Gestirnen ihre Stellung und
zeichnet damit seinen V'illen an den zu werden. Also Virtus ejus integra est, si versa fuerit
Himmel ;
diesen sei-
in terram ; Seine, des Saturn, Kraft ist eine vollständige,
nen Willen lese ich, der Astrolog, ab. i

wenn diese Kraft, oder wenn er, Saturn, in terra verwan-


Dritte Rubrik. delt worden, wenn der Vater Saturn den Sohn Jupiter !

Pater ejus est Sol bis fuerit in terram. erhält. Terra wird nämlich in so fern mit Jupiter in Re-
Wie Rubrik bei der Lapis-Interpretation der Tab.
diese lation gebracht, als Jupiter die Herrschaft über die Erde
smar. Arcanen-Rubrik, bei der Geberschen Interpre-
die hat, im Gegensatz zu Neptun, welcher die Herrschaft
tation der Tab. smar. die Metall-Rubrik ist, so ist sie hier über das Meer hat.
: :

441 442

Es sind also untergebracht: Mars, Venus, Saturn, Ju- rationalem appellat, co quod pluribus validis et prope
piter, und es bleibt Mercur übrig. Dem muss also per inevicendis munimentis et rationibus sit fulcitus, dividit in
exclusionem die Stelle: Nutrix ejus terra est zufallen. Dass sphaerico corpore quatuor quadrantes aequatoris, meridiano
nun die nutrix ejus, desjenigen Planeten, um den es sich et horizonti obliquo interceptos, in trinas aequales portio-
handelt, das ist des Mercur, die Erde ist, kommt folgen- nes, et perpuncta (nicht cuncta, wie im Texte steht,
dermassen heraus. Mercurs Mutter ist Maja, Maja ist die den ich vor mir habe) sectionum ducit quatuor circulos
Tochter des Atlas, dieser aber trägt den Himmel. Nun magnos, meridiano et horizonte concurrentes in duabus
steht der Himmel über der Erde wie eine Glocke. Die eorum sectionibus: tales igitur sex circuli, coassumptis
Erde trägt also den Himmel. Damit ist die Parallele da meridiano et horizonte, totum coelum in XH spatia par-
zwischen Atlas und Erde, Atlas wird zur Erde. Da nun tiuntur, quae domus nuncupantur.
aber der Vater Atlas =
Erde, so ist auch seine Tochter Nach der Methode, welche Johannes Regiomontanus, ein
Maja, welche die Natur des Vaters hat, Erde. Nimmt = Deutscher, die rationelle nennt, weil sie auf unumstöss-
man nun hier nutrix als Nährmutter, als Mutter, so ist licher rationeller Basis ruht, theilt man im sphärischen
beim Nutrix ejus terra est die Mutter des ejus die Maja. Körper die vier Quadranten des Aequator, welche vom
Der aber, dessen Mutter Maja ist, ist Mercur. Dass beim Meridian und Horizon obliquns getroffen werden, in je
Virtus ejus est Integra die tetra für Jupiter ausgebeutet drei gleiche Theile, und legt durch die Theilungspuncte
wurde, steht dem nicht im Wege, dass sie hier für Mercur vier grosse Kreise, welche mit dem Meridian und dem
ausgebeutet wird. Im Gegentheil, das passt ganz gut, da Horizon in zwei Schnitten Zusammentreffen. Solche sechs
Jupiter der Vater des Mercur ist. Auf die Weise erhält Kreise nun, wenn man Meridian und Horizon mit hinzu-
also Mercur nicht nur die Erde zur Mutter, sondern auch nimmt, theilen den ganzen Himmel in zwölf Räume, und
zum Vater. die.se heissen Häuser.
Separabis subtile a spisso. Unter subtile sind die Stern-
Vierte Rubrik. bilder der südlichen Hemisphäre, unter spissum die Stern-
Separabis bis inferiorum. bilder der nördlichen Hemisphäre zu verstehen. Denn die
Wir schicken folgendes voran. Ptolemaeus, Almagest, ersteren fassen den Süden in’s Auge ;
der Süden ist aber
Lib. 7., führt im Cap. 5., welches überschrieben ist: in Bezug auf das Klima ein mildes, ein subtiles. Und die
"Exd-eaig y.avovir.fj tov xatä id ßÖQtior i^fiiafpuiQiov letzteren fassen den Norden in’s Auge; der Norden aber
uaTtQiafj.ov, Katalog der Sterngruppen der nördlichen Hemi- ist in Bezug auf das Klima ein rauhes, ein spissum, zu-

sphäre, folgende Sternbilder auf Kleiner Bär, Grosser


: mal da die Kälte des Nordens das Wasser in Eis, in ein
feär, Drache, Cepheus, Bootes (Rinderhirt), Nördlicher spissum, verwandelt.
Kranz, Knieender Mann (d ir yoraOir), Leier, Vogel Man soll also trennen, trennend einen Unterschied machen
(oQVis), Kassiopea, Perseus, Wagenlenker, öchlangenhalter, zwischen den beiden Sternbilder-Classen. Vorhin wurde
Schlange des Schlangenträgers Pfeil, Adler (Antinous),
,
der Himmel im Allgemeinen in’s Auge gefasst, hier wird
Delphin, Vordertheil des Pferdes, Pferd, Andromeda, Tri- er im Besonderen in Bezug auf die Fixsterne resp. die
angel. Und dann kommen mit der Ueberschrift Teör ir Sternbilder in’s Auge gefasst.
Ty ^(o^iaxfp ßogeiur uaxeQiafjiög, Sterngruppen Das suaviter magno cum ingenio zielt auf das subtile
der nördlichen Sternbilder im Zodiacus, an die Reihe a spisso, von dem es gewiss nicht von vorn herein nahe
Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau. Im Lib. liegt, dass es im Sinne der Rtolemäischen Stern-Einthei-
8. führt er Cap. 1., welches überschrieben ist: ’^Ex^taig lung ausgebeutet werden soll.
xctvovixrj tov xatd rö yötior jj/uiatfctigioy ctatsgi- Und jetzt kommt im Ascendit a terra in coelum, iterum-
(ffiov, Katalog der Sterngruppen der südlichen Hemisphäre, que descendit in terram et recipit vim superiorum et in-
folgende Sternbilder auf a) TeSy iv rcß Ccü^tax0 yotlaiy feriorum der Planet (collectiv) an die Reihe. Er, der Pla-
^laditoy dategia/nög, Sterngruppen der südlichen Stern- net, steigt auf und ab —bei seiner Bewegung am Himmel
bilder im Zodiacus, :Krebsscheeren (x>]kai), Skorpion, (ascendere, ascensio, und descendere, descensio sind übri-
Schütze, Steinbock, Wassergiesser (vdgoyo'og), Fische b) ;
gens officielle astrologische Ausdrücke ; für descendere ist
Tciiy ^xtög tov ^(oöiaxov koinwy yotiwy Cojdicoy dots- auch cadere gebräuchlich, weil dem Steigen das Fallen
Qia/J.6g, Sterngruppen der übrigen südlichen Sternbilder gegenübersteht), und ausser der Kraft, die ihm ursprüng-
ausserhalb des Zodiacus, Walfisch, Orion, Fluss Eridanus,
: lich innewohnt, erhält er die Kraft dessen, was in der
Hase, Hund, Kleiner Kläffer (ngoxinoy), Argonautenschiff, zweiten Rubrik das doppelte snperius und inferius in’s
Wasserschlange, Trinkschale, Rabe, Centaur, Bestie {-9-i;p/o>'), Auge fasst, das ist der Fixsterne, der Sternbilder. (Vergl.
Rauchfass, Südlicher Kranz, Südlicher Fisch. die zweite Rubrik.)
Man sieht also, dass Ptolemaeus in Bezug auf die Stern- Zum Beleg dafür, wie der Planet, ausser der ihm zu-
bilder zwei Abtheilungen constatirt die Sternbilder an
: kommenden Kraft, die Kraft der Sternbilder erhält, wollen
der nördlichen und der südlichen Hemisphäre. Die Tren- wir aus dem Cardanus einige Stellen herausgreifen.
nung beider ist absolut da, denn mit den ersteren schliesst Es heisst: De judiciis geniturarum, Cap. 1: Saturnus
das 7. Büch, und mit den letzteren fängt das 8. Buch an. solertiam significat, Jupiter prudentiam, ambo animum ma-
Separabis terram ab igne. Die terra stellt das feste gis regunt, Mars robur corporis, et Sol agilitatem, ambo
Firmament dar, an welchem sich die Sterne, der ignis, corpori dominan tur, Venus gratiam circa mores, M.ercurius
befindet. Zwischen beiden soll man trennend einen Unter- actiones, Luna famam et divitias, et sic fortuna maxime
schied machen. Ganz abgesehen davon, dass das bis in ab bis inferioribus tribus regitur. „Saturn bezeichnet: Ge-
die ältesten Zeiten der Uranologie hineingeht, dass man den schicklichkeit, Jupiter: Klugheit, beide regieren mehr den
Ort, wo die Sterne angeheftet sind, von den Sternen selbst Geist; Mars: Körperstärke, die Sonne: Gelenkigkeit, beide
unterscheidet, somit also schon ganz im Allgemeinen das regieren den Körper; Venus: Grazie im Benehmen, Mer-
Hinweisen auf das Firmament am Platze ist, ganz abge- cur > Thatkraft, der Mond : Ruhm und Reichthiimer, und
sehen davon wird hier zugleich mit der terra an die so wird das Glück hauptsächlich von diesen drei letzteren
Häuser gelehnt, deren die Astrologen 12 am Himmel regiert.“
annahmen. Ebendaselbst; Ergo Saturnus in decima (domo) aeru-
Ueber diese Häuser sagt Job. Stoeflerinus, Pars mnas et laborcs semper significat, et quanto apici propiü-
prima de fabrica astrolabii, Propositio VII quior, eo gravius affligit. „Saturn im zehnten Hause be-
Plurifarios autem fabricandarum coelestium domorum zeichnet immer Elend und Arbeit, und je näher er der
accepimus modos, quos oranes, praeter hunc quem ratio- Spitze steht, desto unglücklicher macht er.“
nalem nominari consuevimus, missos facimus, eoruudem Cap. 3 Dexter humerus Orionis, et dexter humerus
:

enim imbecillitatem et fragilitatem ostendere sine longa aurigae cum Jove magnam felicitatem, cum Sole illustre
digressioue nequimus. Etc. nomen, cum Saturno magnam diligentiam et sedulitatem
„Es giebt verschiedene Arten, die lümmlischen Häuser praestant. „Die rechte Schulter des Orion und die rechte
zu construiren. Wir übergehen alle, ausser dei'jenigen, Schulter des Wagenlenkers (Fuhrmanns) machen mit Ju-
welche als die rationelle anerkannt wird, denn es würde piter grosses Glück, mit der Sonne einen berühmten Namen,
zu weit führen, die Unzulänglichkeit der übrigen zu zei- mit Saturn viel Fleiss und Emsigkeit.“
gen.“ U. s. w. —
Dann heisst’s weiter: Ebendaselbst Luna, si cum stellis quae in collo ca-
:

Modus autem, quem Johannes de Regio monte Germanus pricorni etjuxta illius caudam fuerit, repentinam mortem
443 444

nunciat. „Wenn der Mond bei den Sternen steht, die sich Farbe ist, und analog das Silber das zweite der Metalle
am Halse des Steinbockes und neben seinem Schwänze be- und von weisser Farbe ist. Es wird Hydrargyrum dem
finden, so verkündet das einen plötzlichen Tod.“ U. s. w. — Mercurius gegenübergestellt, weil Quecksilber ein sehr be-
wegliches Ding ist, darum sagt man ja auch von einem
Fünfte Rubrik. unruhigen Menschen, er habe Quecksilber im Leibe, und
Sic habebis bis penetrabit.
ebenso sprechen wir von „laufendem“ Quecksilber. Mer-
Die gloria sind die Planeten, wie sie uns die dritte Ru- cur nun als Götterbote ist auch ein „Beweglicher“ ein
brik bringt. Die obscuritas fugiens documentirt sich da- „Laufender“. Ferrum wird dem Mars gegenübergestellt,
weil er der „eiserne“ Kriegsgott ist, weil Waffen haupt-
durch, dass man sich nicht nur an die eigentlichen fünf
Planeten hält, sondern auch Sonne und Mond mit in den sächlich aus Eisen gemacht werden. Es wird Plumbum
Bund aufnimmt. dem Saturnus gegenübergestellt. Das kommt daher, weil
Die fortitudo ist die Stärke dieser Planeten, welche auf Saturn seine Kinder verschlingt, er ist also ein Menschen-
die Astrologie hinauskommt. Deswegen hat man in den fresser. Wenn man nun die Kinder in Angst jagen will,
Planeten die Stärke, weil sie, die Stärke, oder sie, die dann sagt man, sei ruhig, sonst kommt der Menschenfres-
Planeten, omnem rem subtilem besiegen, und omnem rem ser und holt dich. Ganz ähnlich sagt man aber auch, sei
solidam durchdringen, das heisst, weil sie das beherrschen, ruhig, sonst kommt der schwarze Mann. Auf die Weise
in ihren Dienst ziehen, was die vorige Rubrik als subtile erhalten denn der Menschenfresser und der schwarze Mann
und spissum bringt, und was hier, in Bezug auf die man- eine Function, und Saturn rückt zur Würde eines schwar-
nigfachen Sterne eines Sternbildes pluraliter als omnis res zen Mannes auf. Als solcher aber passt für ihn das Blei,
subtilis und omnis res solida (spissa) genommen wird. — welches ja gerade wegen seiner Schwärze dem schwarzen
Die cumulirte fortitudo zählt nach der Drei, weil man in P. solaris niger zur Seite tritt (s. d. Abschnitt: Allgemei-
Bezug auf das vincere und penetrare ein Dreifaches hat, nes über Gebers Metall - Interpretation der Tab. smar.).
nämlich den Planeten, welcher vincit et penetrat, und die Es wird Stannum dem Jupiter gegenüb er gestellt. Denn
beiden Classen der Sternbilder, welche vincuntur et pe- von Geber her gehören Zinn und Blei zusammen, ebenso
netrantur. wie bei den Planeten Jupiter und Saturn als Vater und

Sechste Rubrik.
Sohn zusammengehören — auf beiden Seiten hat ein Zu-
sammenhang von je zweien statt auf Grund der Verwand-
Sic mundus bis hic. lung des einen in das andere (si versa fuerit). Wenn da-
Sic creatus est bezieht sich auf die zweite
mundus her auf Saturn das Blei kommt, so liegt es nahe, dass
Rubrik, in der auf die Erschaffung der Welt hingewiesen auf Jupiter das Zinn kommt. Nun sind alle Metalle und
wird. Planeten in gegenseitige Relation gebracht, nur bleibt als
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die Metall übrig: Cuprum, und als Planet: Venus. Diebeiden
dritte und vierte Rubrik. Dort wird das, was die zweite gehören also per exclusionem zusammen. Und so haben
Rubrik bringt, an die Planeten adaptirt. wir denn, dass Cuprum der Venus gegenübergestellt wird.
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru- Wenn man die beiden nun einmal zusammen hat, so kann
brik, bei deren fortitudo {(xixQOv) exponirt wird, wie sich man, um der Sache eine Folie zu geben, sagen, das Kup-
die Planeten zu Herren der Fixsterne aufwerfen. fer hat die Farbe des Goldes und glänzt fast wie Gold,
zeigt aber eben dadurch ganz evident, dass nicht Alles
Siebente Rubrik.
Gold ist, was glänzt. Nun, das findet auch in der Liebe
Itaque vocatus bis mundi. statt, dort ist auch noch lange nicht Alles Gold, was
Der Hermes bezieht sich wieder auf die
trisraegistus glänzt. — Demgemäss hätten wir bei der Gegenüberstel-
drei Sternarten Planeten, Sternbilder der nördlichen He-
: lung von Metall und Planet;
misphäre, Sternbilder der südlichen Hemisphäre. Aurum entspricht dem Sol,
Die philosophia totius mundi wird zur Astrologie. Argentum .... der Luna,
Hermes hat die drei Theile der als Astrologie gefassten Ferrum dem Mars,
Tab. smar., welche der Index bringt. Der Titel dieser Cuprum der Venus,
Interpretation der Tab. smar. wird im Anlehnen an die Hydrargyrum dem
. . Merciuius,
Auffassung der philosophia totius mundi De astrologia
: Plumbum .... dem Saturnus,
oder Tabula astrologica. Stannum dem Jupiter.
Dadurch, dass Quecksilber und Mercur einander gegen-
Schlitssbemerkunyen.
über gestellt werden, wird die Eigenschaft des Quecksil-
Auf eigentliche Alchemie hat diese Interpretation
die bers ein „bewegliches Etwas“ zu sein, in den Vor-
der Tab. smar. den Einfluss, dass die Metalle primo loco, dergrund gedrängt. Es hat nun statt, dass, zufolge der
und damit auch secundo loco die Arcana Planeten- bereits von der metaphysischen Interpretation eingeschla-
Namen erhalten. genen, von den Neu - Geberianern weiter verfolgten und
Stellen wir nun an der Hand der dritten Rubrik der namentlich von den Abendländern (s. später) ausgebeute-
Sieben-Metall-Interpretation und der astrologischen Inter- ten Bahn, das Quecksilber eine so hohe Bedeutung in der
pretation Metalle und Planeten einander gegenüber, so Alchemie erlangt, dass nichts, im Wege steht, dass man
haben wir; die Alchemie in der Beziehung geradezu die Lehre
in Pater ejus est Sol einerseits Aurum, andererseits Sol vomQuecksilber nennen kann. Indem nun Quecksilber
in Mater ejus est Luna einerseits Au’gentum und Hy- das „bewegliche Etwas“ ist, wird die Lehre vom
drargyrum, andererseits Luna Quecksilber zur Lehre vom beweglichen Et-
in Portavit illud etc. einerseits Cuprum, andererseits was, das ist zur Lehre vom Mobile, oder in potenzirter
:

Venus uud Mars Ausdrucksweise Perpetuum mobile. Auf die Weise kommt
:

in Nutrix ejus etc. einerseits Ferrum, andererseits Mer- es denn heraus, dass die Alchemie zur Lehre vom Per-
curius petuum mobile wird. Man nimmt heut zu Tage all-
iu Pater omnis etc, einerseits Stannum, andererseits gemein an, das Problem vom Perpetuum mobile bestände
Saturnus ; darin, eine Maschine zu construiren, welche immer in Be-
in Virtus ejus etc. einerseits Plumbum, andererseits wegung hliebe. Nun, das ist ein Seitenstüek dazu, dass
J upiter. man annimmt, die Alchemie bestände in der Kunst, Gold
Nun sollte man von vorn herein sagen, die Metalle zu fabriciren.
würden zu den Planeten, denen sie an der Hand der ein-
zelnen Passus entsprechen. Das hat aber nicht statt. Es
Einleitung in die Zeichen - Interpretation
tritt vielmehr eine selbstständige Calculation ein. Es wird
Aurum dem Sol gegenübergesetzt, wobei daran angelehnt der Tabula smaragdina.
wird, dass die Sonne der erste der Himmelskörper und Die Araber lehnen mannigfach in ihrer Alchemie an
von gelber Farbe ist, und analog das Gold das erste der das dt dväyytrig yiyvöfjtsvov des Timaeus. Dies lässt
Metalle und von gelber Farbe ist. Es wird Argentum der sich Schritt vor Schritt verfolgen, und ist auch dem Stand-
Lnua gegenübergesetzt, wobei daran angelehnt wird, dass puncte, welchen die Tab. Memphitica und Democritica
der Mond der zweite der Himmelskörper und von weisser einnehmen, ganz entsprechend. So lag es denn auch nahe,
445 446

dass sie sich an die Platonische Figuren - Auffassung der Theilpuncte des Kreises eine wichtige Rolle spielen. Zu-
Arcana machten. Hierzu lag ein besonderer Impuls da nächst bieten sie uns das Kreuz für die Zeichen des Sa-
vor, wo man die astrologische Interpretation bereits hatte. turnus und Jupiter. Dann hängt die Luna als Luna, und
Denn Sonne und Mond zeichnete man schon im grauen für sie wird der Halbkreis der Sichel des Saturnus aus-
Alterthum so, wie sie heute im Kalender stehen, und was gebeutet, mit dem unteren Theiljnincte zusammen. Mit
die übrigen Planeten betrifft, so haben die betreffenden demselben Theilpuncte hängt das Kreuzchen, der Stern,
Götter Embleme, z. B. Saturn die Sichel, Mercur den der Venus zusammen. Mit dem oberen Theilpuncte hängt
Heroldsstab u. s. w. Hält man sich nun an jene Zeichen der Halbkreis des Zeichens des Mercurius zusammen. Mit
und diese Embleme, so hat man Figuren oder Zeichen dem Theilpuncte links hängt der Halbkreis für das Jupi-
für die Planeten in erster Eeihe, damit für die Metalle ter-Zeichen zusammen. Das Kreuz, welches sich an alle
in zweiter, und die Arcana in dritter Reihe. 4 Theilpuncte knüpft, bietet uns das Centrum des Kreises,
Ursprünglich liegen die Planeten-Zeichen ff. Man zog und dies Centrum ist für den Kreis als Sol nöthig. Also
heran: für die Sonne einen Kreis, für den Mond einen spielen die 4 Theilpuncte des Kreises für 6 Planeten-
Halbkreis, für Mercur die Zeichnung eines Heroldsstabes, Zeichen —
das 7. Planeten-Zeichen für den Mars hat nichts
für Saturn die Zeichnung einer Sichel, für Jupiter die mit jenen Theilpuncten zu thun —eine wichtige Rolle,
Zeichnung eines Donnerkeiles unter der Gestalt einer Zick- und das ist der Grund, weshalb man die Zeichenlehre:
zack-Linie, für Mars die Zeichnung eines Pfeiles oder die Theilung des Kreises in 4 Theile, das ist: die Qua-
einer Lanze, für Venns die Zeichnung einer Vulva unter dratur des Cirkels nennt. Das lassen sich die heuti-
der Gestalt eines Kreises. Die Vulva ist zwar kein eigent- gen Mathematiker nicht träumen, dass die Quadratur des
liches mythologisches Emblem für Venus, sie muss sich Cirkels hier liegt, eben so wenig, wie sie es sich träu-
dieselbe aber schon gefallen lassen. men lassen, worauf der Pythagoräische Lehrsatz hinaus
Die Zeichenlehre wird nun an die Tab. smar. angelehnt, will. Die Redeweise, dass diejenigen dasselbe Ziel ver-
und so erhalten wir die Zeichen - Interpretation der Tab. folgen, welc.ie dem Stein der Weisen, dem Perpetuum mo-
smar. Diese Interpretation lehnt sich an den Kreis, und bile und der Quadratur des Cirkels nachstreben, kommt
macht diesen zur Basis der Planeten-Zeichen. von einem Alchemisten her, der damit die Puncte, die
Für Sonne und Venus hat inan eo ipso den Kreis. Da ihm in der Alchemie am wichtigsten schienen, zusammen
sie nun beide nicht dasselbe Zeichen haben können, so fasst. Das hat man nun missverstehend so interpretirt,
giebt man dem Sonnenkreis einen Centralpuuct, und macht als w'enn diejenigen, welche sich mit dem Steine der Weisen,
an den Venuskreis unten ein ILreuzchen, welches Kreuz- oder dem Perpetuum mobile, oder der Quadratur des Cir-
chen einen Stern bezeichnen und andeuten soll, der Venus- kels befassten, allesammt Narren, oder gelinde ausgedrückt,
kreis beziehe sich auf einen Stern, und nicht auf die Sonne. Leute wären, welche einem Phantome nachhaschten. So
So kommt heraus : 0 Sol, § Venus. kommt es denn, dass Jener ausruft: Deplorata sunt in-
Der Mond bekommt einen Halbkreis. Also ]) Luna. :
genia, quae in quadratura circuli, perpetuo mobili et la-
Der Heroldsstab kommt derartig heraus, dass man an pide philosophorum occupautur „Beklagenswert!! sind die
!

das Zeichen der Venus oben das Zeichen des Mondes in Geister, die sich mit der Quadratur des Cirkels, dem Per-
liegender Stellung setzt. Also das Zeichen des Mercur petuum mobile und dem Lapis philosophicus befassen!“
lehnt sich wieder an den Kreis, und wir haben : ^ Mer- Ach nein, wer auf diese Dinge lossteuert, steuert auf die
curius. Alchemie los, und wer auf diese lossteuert, steuert auf die
Denkt man sich einen Soldaten von der Seite gesehen, Arcana los. Und hat er diese gefunden, so ist er kein
der einen Schild am Arm und eine Lanze über der Schul- Ingenium deploratum oder deplorandum, er mag sich viel-
ter hat, denkt man sich dabei den Anblick aus der Ferne, mehr freuen und freut sich, und seine Patienten noch
wo man die Person des Soldaten weniger, den in der Sonne mehr, als er.
funkelnden, mit Metall beschlagenen Schild und die Me- Wir haben in dem Abschnitt „Nähere Notizen über die
tallspitze der Lanze aber hauptsächlich sieht, so gestaltet Arabische Alchemie“ davon gesprochen, dass an einigen
sich der Anblick als Kreis mit einer Spitze, demgemäss Stellen bei Geber auf die Planeten-Zeichen hingedeutet
so; c5'. Und das ist das Zeichen für den Soldaten Mars, zu sein scheint. Als Beleg für diese Behauptung wollen
so dass also herauskommt; Mars. wir die Stelle der Summa perfeetionis magisterii, Lib. 1.,
Theilt man sich die Kreisperipherie in 4 Theile und Cap. 15. heranziehen. Sie heisst:
verbindet die Theilungspuncte mit einander, so erhält man — adhaeret quoque (Mercurius) tribus mineralibus de facili,
im Innern ein Kreuz; Nimmt man sich nun dieses Saturno scilicet. Jovi et Soli, Lunae autem magis difßcul-
Kreuz, und setzt unten den Mond an, so erhält man eine ter, Veneri difficilius quam Lunae, Marti autem uullo
Sichel :
'fj
Diese Sichel kommt auf den Saturn, so dass
. modo, nisi per artificium. Ex hoc utique maximum elicias
also herauskommt: "fi Saturnus. Nimmt man dasselbe secretum. „Es, das Quecksilber, hängt 3 Mineralen leicht
Kreuz, und setzt an den Querbalken links den Mond, so an, nämlich dem Saturn, dem Jupiter und der Sonne.
kommt das Zeichen 2|- heraus. Dieses Zeichen wird für Dem Monde hängt es schwieriger #m; der Venus schwie-
den Donnerkeil des Jupiter ausgebeutet, und so kommt riger als dem Monde, dem Mars aber auf keine Weise,
heraus 2|. Jupiter. Wir sehen also auch bei den Zeichen
; es sei denn durch ein Kunststück. Man kann sich also
des Saturn und Jupiter, dass sie sich an den Kreis an- allerdings aus diesem ein grosses Geheimniss heraus-
lehnen. calculiren.“
Es sind also die Zeichen für die Planeten im Anlehnen Das kann nun ff. interpretirt werden.
an den Kreis: Vor Allem muss man vor Augen halten, dass man sich
Sol 0 Q Venus im 1. Buche Gebers befindet, welches auf dem Stand-
^ Luna ^ Mercurius puncte der 6 Metalle steht, welches der Auffassungsweise
0* Mars "f)
Saturnus Gebers selbst Rechnung trägt. Da kann denn vom Queck-
2}. Jupiter silber als Metall im Sinne von Gold, Silber u. s. w.
Und Bezug auf das Anlehnen der Figuren an den
in nicht die Rede sein. Das Quecksilber, was hier in’s Auge
Kreis haben wir folgende Gesammt-Figur : gefasst wird, ist noch eins mit dem Silber, die Luna hat
sich noch nicht in der Stelle Mater ejus est Luna zu Sil-
ber und Quecksilber extendirt, es bleibt sich also gleich,
ob man Quecksilber oder Silber sagt, die beiden sind eben
eins. Wenn es nun heisst: adhaeret, es hängt an, das
Quecksilber adhärirt, so ist damit Quecksilber als Luna
genommen, und Luna als das Zeichen J) .Dies Zeichen
Luna nun adhärirt (man vergl. die obige Figur) leicht
dem Saturn, denn das Saturn-Zeichen entsteht ja gerade
auf Grund des Luna - Zeichens. Es adhärirt leicht dem
Jupiter, denn das Jupiter - Zeichen entsteht ja gerade auf
Grund des Luna-Zeichens. Es adhärirt endlich leicht dem
Sol - Zeichen,denn durch diese Adhärenz des Mond - Zei-
Man bemerke an dieser Gesammt-Figur, dass die 4 chens an den Kreis kommt das Mercur - Zeichen heraus.
447 448

welches letztere aber nicht genannt werden darf, weil das fragt sich nun in Bezug auf das sicut sic was hat Gott — :

eigentliche Metall Quecksilber nicht in den 6 Geberschen mit den Planeten-Zeichen oder dem Kreise zu thun? Da-
Metallen einbegriffen ist. Nun heisst’s ferner, das Queck- rauf ist die Antwort die: Es liegt nahe, da die Zeichen-
silber adhärire der Luna schon schwieriger. Das ist, das Lehre ein Anlehnen an Plato repräsentirt, den Kreis an
Luna - Zeichen adhärire dem Luna - Zeichen schwieriger. den Platonischen Kreis anzulehnen, der die Welt reprä-
Nun ja, dies Zeichen adhärirt sich selbst schwieriger, sentirt. Wenn also die res omnes fuerunt a Deo, so hat
es deckt sich in sich selbst, und das ist eine uneigent-
mit a. W. Gott den Kreis geschaffen. Es liegt also ganz
liche, eine schwierige Adhärenz. Ferner heisst’s, das nahe, Gott mit dem Kreise und damit in 'vyeiterer Folge
Quecksilber adhärire der Venus leichter, als dem Monde mit den Zeichen in Berührung zu bringen.
(Silber). Nun, wo der Stern des Venus-Zeichens anfängt,
Dritte Rubrik.
da fängt auch der Halbkreis des Saturn-Zeichens an, und
das ist eine noch schwierigere Adhärenz, als vorhin, denn Pater ejus est Sol bis in terram.
das Venus - Zeichen hat an und für sich nichts mit dem Diese Rubrik wird ganz so interpretirt, wie bei der
Halbkreise, dem Luna-Zeichen zu thun. Und endlich, dem astrologischen Interpretation der Tab. smar., an die Stelle
Mars adhärh't der Mercur in keiner Weise. Ja freilich, des Planeten aber sein Zeichen gesetzt, so dass also
denn das Mars - Zeichen steht ausserhalb des quadrirten herauskommt
Cirkels, kann also nie und nimmer vom Luna-Zeichen ge- Pater ejus est Sol Q
troffen werden, da dies Zeichen nur mit den Quadratur- Mater ejus est Luna ....])
Puncten in Berührung tritt. Portavit illud etc ^ und Q
Nutrix ejus terra est .... ^
Zeichen-Interpretation der Tabula Pater omnis telesmi etc. . .

Virtus ejüs Integra etc. 2ji


smaragdina. . . .

Vierte Rubrik.
Rubriken wie bei der vorigen Interpretation der Tab.
smar. —
Von der ersten Rubrik ist nichts zu sagen, und Separabis bis inferiorum.
60 beginnen wir mit der Terra ist der Kreis, der die Basis der Zeichen ist.
Wenn man nämlich die Gesammt-Figur im vorigen Ab-
Zweiten Rubrik.
schnitt ansieht, so hat man einen Kreis mit Anhängseln.
Quod est inferius bis adoptione. Das erinnert nun an das Platonische Weltenthier, bei dem
Die Zeichen zerfallen in die Signa superiora und infe- man auch einen Kreis mit Anhängseln hatte. Dort war
riora. Jedes Zeichen nämlich besteht aus einem Zwie- der Kreis, der Hauptkreis, die Erde, und das führt darauf,
fachen, aus dem Kreise, oder wo dieser nicht direct da auch hier den Kreis: Erde zu nennen.
ist, aus den beiden senkrecht auf einander stehenden Ignis ist das Kreuzchen unten an der Venus - Figur.
Durchmessern, die ihm ihr Dasein verdanken, und aus Dies Kreuzchen soll ja, wie wir wissen, einen Stern
einem zweiten Theile, der zu jenem ersten Theile hinzu- vorstellen, und weil es also ein Stern ist, deswegen heisst
tritt. Nur das Zeichen für den Sol und für die Luna es,wegen der feurigen Natur eines Sternes: Ignis.
machen hiervon eine Ausnahme, diese sind eintheilig. Wenn Beim subtile und spissum handelt es sich um die senk-
nun bei der Gesammt-Figur, welche wir im vorigen Ab- recht aufeinander stehenden Durchmesser und den Halb-
schnitte haben kennen lernen, der zweite Theil eines be- kreis. Der letztere ist ein subtile als einfache (krumme)
treffenden Zeichens nach oben steht, so ist dies Zeichen Linie, das Kreuz ist ein spissum, weil es als Doppel-Linie
ein Signum superius, steht er nach unten, so ist es ein mehr Halt, Solidität, hat.'
Signum inferius. Somit sind Signa superiora g (hier wird :
Diese 4 Dinge nun, terra, Kreis, ignis, Stern, subtile
das unten, weil es ursprünglich dem Zeichen für die
-(- und spissum, das Kreuz (im Innern des Kreises) und den
Venus angehört, nicht in’s Auge gefasst), 2J. und c5'- Und Halbkreis, soll man sieh nehmen, und sie zu einem Gan-
ferner sind Signa inferiora Q und jq Um
nun auch noch
. zen vereinigen, so dass man erhält:
die beiden eintheiligen Zeichen hineinzubekommen, werden
diese gegenseitig in Relation gebracht. Das geschieht u
derartig, dass der Halbkreis des Saturn-Zeichens als Luna
genommen wird. Diese Luna steht unten am Sol-Kreise,
und auf Grund dessen wird J) zum Signum inferius und
0 zum Signum superius. Somit haben wir als

(2)
§s
Signa superiora Signa inferiora
UQ
j
;
(

Wenn hier also steht superius und inferius, so ist das


die Summe der Zeichen, die Summe der Signa superiora Dass dies Thun nun auf ein separare des einen vom
und inferiora. Dass nicht einfach superius und inferius anderen hinauskommt, liegt derartig, dass man anhimmt,
steht, sondern doppelt, zielt auf das Doppelverhältniss des man Gesammt-Figur aus dem vorigen Abschnitt
hätte die
superius und inferius in Bezug auf Q und
die übrigen Zeichen andererseits. Die Summe der Zeichen
]) einerseits und vor und entnähme ihr nun Stück für Stück das, was
sich,
man hier verwerthen will. Eine solche Sachlage liegt nun
nun dient dazu, um
die Wunder der res una zu Stande gerade nicht nahe, und deswegen steht das suaviter magno :

zu bringen. Diese res una ist der Kreis, denn um den cum ingenio.
einen Kreis gruppiren sich die sämmtlichen Zeichen. Nachdem man nun Figur hat, die so eben construirt
die
Et sicut etc. worden, hält manan den Halbkreis, und lässt den-
sich
Die res natae sind die sämmtlichen Zeichen, die Summe selben steigen und wieder herabgehen. Dieser Halbkreis
der Zeichen, die wir vorhin zersplittert als superius und Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in ter-
infei'ius haben kennen lernen.
Diese Zeichen entstanden ram. Er steigt in die Höhe zum Puncte a, und bildet
von der una res, vom Kreise; der Kreis ist ihr Vater, hier den Bogen des Msrcur-Zeichens. (Vergl. die Gesammt-
denn dass wir die Zeichen so haben, wie sie eben sind, Figur im vorigen Abschnitte.) Dann geht er weiter zum
und dass sie sich zu den Signa superiora und inferiora Puncte b, und bildet hier den Bogen des Jupiter-Zeichens.
gestalten, hängt ja damit zusammen, dass man ihnen den Endlich kommt er zum Puncte c, und bildet hier den
Kreis zu Grunde legt. Wie die Welt, die res omnes, Gott Bogen des Saturn - Zeichens, und damit ist er, um den
zum Vater hat, so haben die res natae den Ki-eis zum Kreis laufend, wieder an seine alte Stelle gerückt.
Vater. Da es aber ein wenig kühn ist, die Vaterschaft Auf die Weise haben wir uns drei Zeichen construirt:
Gottes der Welt gegenüber mit der Vaterschaft des Ki-ei- Mercur, Jupiter, Saturn, erhalten aber zugleich alle Zei-
ses den Zeichen gegenüber auf eine Stufe zu stellen, so chen, denn:
wird die letztere Vaterschaft eine uneigentliche, und für et recipit vim superiorum et inferiorum,
diese uneigentUche Vaterschaft tritt die adoptio ein. Man und das Ganze wird theilhaftig der Macht der supe-
:

449 450

viora und inferiora, der Signa superiora und inferiora, auf Signa Planetae Metalla Arcana
welche die zweite Rubrik hinweist. Man erhält eben alle
Signa. Nämlich sowohl das, was man an und für sich hat, als
das durch das separare Gegebene, wird mitgezählt. Man
o Sol Aurum Ac. sulph.

hat aber den Halbkreis, und damit das Luna - Zeichen.


Luna Argentum Natr. carbon.
Man hat den Kreis mit dem spissum-Kreuz, mit diesem ])

das Centrum für den Kreis als Punct, und damit das Sol-
Zeichen. Man hat den Stern unten an dem Kreis, rind c? Mars Ferrum Ferrum
damit das Venus-Zeichen. Damit hat man alle Zeichen,
freilich mit Ausnahme des Mars-Zeichens. Nun, das ist Venus Cuprum Liq. hepat.
$
einmal nicht anders, da, wie wir wissen, das Mars-Zeichen
nicht in den Bereich der Quadratur des Cirkels fällt. In- Hydrarg.
Mercur. Natr. nitr.
dem hier aber steht: et recipit vim superiorum et inferio-
rum hat man das Mars - Zeichen in den Kauf, denn das-
selbe ist ein Signum superius, und kann, wo von der vis ti Saturn. Plumbum P. sol. niger

superiorum ausdrücklich die Rede ist, nicht ausgeschlossen


werden. 21^ Jupiter Stannum P. sol. ruber

Fünfte Rubrik.
Sic habebis gloriam bis penetrabit.
Das Buch Jezirah.
Sic habebis gloriam etc. Der Autor unternimmt es, die philosophischen Zahlen,
Sic, wenn man so verfälu't, wie wir so eben in der welche sich im Laufe der Geschichte der Alchemie in den
vorangehenden Rubrik haben kennen lernen, hat man die Vordergrund gedrängt haben, an der Hand der Tab. smar.
gloria totius mundi, das sind die Zeichen. Ganz analog zu bieten. Diese philosophischen Zahlen sind:
also, wie man in der astrologischen Interpretation der 1) Die Zahlen 1 bis 7. Sie haben wir in der Jüdi-
Tab. smar. in der gloria die Planeten hatte, ganz ana- schen und Pythagoräischen Alchemie. Zum Theil haben
log hat man in der vorliegenden Interpretation in der wir sie auch in der Indischen Alchemie (1, 2, 3, 4, 6),
gloria die Zeichen. Die obscuritas fugiens besteht darin, ebenso in der Platonischen Alchemie (1, 2, 3, 4.)
dass man einsieht, dass man das Mars-Zeichen mit in den 2) Die Zahl 10. Sie haben wir in der Pythagoräischen
Kauf bekommt. Alchemie.
Haec est totius etc. 3) Die Zahl 12. Sie haben wir in der Indischen Al-
Die fortitudo besteht darin, die Kraft des Zeichens be- chemie.
steht darin, dass das Zeichen vincit omnem rem subtilem, 4) Die Zahlen 8, 9, 27. Sie haben wir in der Plato-
die Planeten besiegt, et omnem rem solidam penetrat, die nischen Alchemie.
Metalle durchdi-ingt. Man denkt sich nämlich das Metall Der Autor steht auf der Basis der Arabischen Alchemie,
als fest, als res solida. Und dieser festen Masse gegen- und fasst diese in ihrer Quintessenz auf als die Lehre von
über ist denn der Planet eine res subtilis. Die res subti- den Metallen, der Astrologie und den Zeichen (Quadratur
lis, der Planet, steht vor der res solida, dem Metall. Und des Cirkels). Auf Grund dessen nimmt er den Theil der
so muss es auch sein, denn zunächst sind die Zeiclren für Tab. smar., welcher von Pater ejus est Sol bis inferiorura
die Planeten entworfen, sie sind Planeten - Zeichen, und geht, für die Quintessenz der Tab. smar. in diesem : —
nachdem sie Planeten-Zeichen sind, werden sie denn auch Theile wird uns ja das Betreffende der Quintessenz nach
dadurch zu Metall-Zeichen, dass an die Planeten sich die geboten.
Metalle reihen. Den genannten Theil der Tab. smar. zersplittert er
Die cumulirte fortitudo zählt einerseits nach der Drei, in Unter-Theile.
3 Der 1. Unter-Theil umfasst: Pater
andererseits zählt sie nach der Vier. Hierbei ist denn die ejus est Sol bis in terram. Der 2. Unter-Theil umfasst:
nähere Sachlage die, dass die Drei auf die 3 Signa infe- Separabis bis ingenio. Der 3. Unter-Theil umfasst
riora, die Vier auf die 4 Signa superiora zielt. Ascendit bis inferiorum.
Für die Zahl 1 beutet er aus das Ascendit bis inferio-
Sechste Rubrik. rum Er denkt sich nämlich, in diesem Passus habe er
die Zeichenlehre in nuce. Denn er bietet ihm ja in dem
Sic mundus bis est hic.
ascendere et descendere die Mercur-Jupiter-Saturn-Zeichen,
Sic mundus creatus est bezieht sich auf die zweite Ru- und in dem recipere vim die Luna-Sol-Venus-Mars-Zeicuen.
brik, in welcher auf die Erschaffung der Welt hingewie-
So hat er denn für die Zeichen-Lehrn einen Passus,
sen wird. und damit Eins.
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die Für die Zahl 2 beutet er aus das Separabis bis inferi-
vierte Rubrik. Dort wird das, was die zweite Rubrik orum. Er denkt sich nämlich, in diesem Passus habe er
bringt, das superius und das inferius adaptirt, welches da Firmament,
die Astrologie in nuce, er Sterne, Stern-
Adaptiren auf ein Construiren hinauskommt. bilder, Häuser, ascensio und descensio der Planeten bringt.
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru- Vorhin, bei den Zeichen, dachte sich der Autor, du
brik, bei deren fortitudo {(xtrqov) darauf hingewiesen wird,
kannst gleich beim Ascendit anfangen, denn was dir die
dass das beim Adaptiren, Construiren, Gewonnene sich an Stelle Separabis bietet, hast du bereits, (in der Gesammt-
«lie Planeten und die Metalle reiht.
figur, welche wir in dem Abschnitt Einleitung in die
:

Zeichen-Interpretation der Tab. smar. gebracht haben) ;


Siebente Rubrik. hättest du es nicht, so könnte ja das Erhalten von Kreis,
Itaque vocatus bis mundi. Halbkreis, Kreuz im Innern des Kreises, Stern in jener
Der Hermes trismegistus bezieht sich pro primo auf die Stelle nicht auf einem Separiren beruhen. Hier, wo es
Zeichen selbst, pro secundo bezieht er sich auf die Planeten, sich um die Astrologie handelt, denkt aber der Autor, du
welche durch dieselben repräsentirt werden, pro tertio be- kannst nicht gleich bei Ascendit anfangen. Denn thätest
zieht er sich auf die Metalle, welche durch sie repräsentirt du es, so liessest du die in der Astrologie so sehr wichtigen
werden. Häuser fallen, welche im Separabis vertreten sind. Weil
Die philosophia totius mundi wird zur Quadratur des nun aber das Separabis nicht fällt, so haben wir in
Cirkels, und damit der Titel der vorliegenden Interpre- Bezug auf die Astrologie in nuce nicht einen Passus,
tation der Tab. smar. zu: De quadratura circuli oder sondern einen Doppel-Passus (Separabis und Ascendit),
Tabula de quadratura circuli. Hermes hat die 3 Theile und in diesem Doppel-Passus ist die Zwei vertreten.
dieser Interpretation der Tab. smar., welche der Index Für die Zahlen 3, 4, 5, 6, 7 beutet er aus das Pater
nennt. ejus est Sol bis in terram. Er hat zuvörderst die Drei
Schliesslich wollen wirnun eine Tafel geben, welche es derartig, dass dieser Passus in der Metall-Interpretation
in übersichtlicherWeise anschaulich macht, wie Zeichen, die Metalle, in der astrologischen Interpretation die Pla-
Planeten, Metalle und Arcana neben einander stehen, wie neten, in der Zeichen-Interpretation die Zeichen bringt,
das eine dem anderen entspricht. und das ist eben eine 3. Damit ist denn nach streng
29
461 452

Arabischer Auffassung der Passus in dieser Beziehung er- alle 3 Theile vom Standpuncte des numerischen Arrange-

ledigt, das heisst, die Area na sind nicht, wie die Me- ments hat, dass er die betreffenden Zahlen addirt, welche
talle, die Planeten, die Zeichen unterzubringen. Denn die bei den betreffenden Arrangements herauskommen. Da er
Unterbringung der Arcana in dem Pater ejus est Sol etc. nun in der genannten Weise hat, lür den Quintessenz-
ist Vorarabisch, lehnt an die Vorarabische Lapis- und Theil: 12, für den Vordertheil: 10, für den Hintertheil:
Elixir-Interpretation der Tab. smar. Der Autor denkt in- 10, so würde er haben: 12-1-10-1-10 32. Was soll er =
dess, Ton den Lapides und Elixiria sei ja im ersten Buche aber mit der 32 ? Dieser 32 zu Liebe, die er nicht ge-
Gebers die Kede, und wenn er daher auf die Arcana re- brauchen kann, wirft er sich nun folgender Calculation in
flectire, so stände er damit doch nicht ganz ausserhalb die Arme. Er sagt, ich habe die 10 zweimal, wo ich mit
des Arabifemus. Er reflectirt nun auf die Arcana im vor- einer 10 vollkommen auskomme. Demzufolge beute ich
liegenden Passus, hat damit Metalle, Planeten Zeichen und eine von ihnen in besonderer W^eise aus. Ich nehme sie
Arcana —und damit die Vier. Wie der Autor nun die als 2X6. An diese 2X5
hält er sich nun, und ent-
Arcana hat, denkt er, es wäre doch gezwungen, wenn die nimmt ihr zu der so eben besprochenen Addition die 5.
Arcana nicht ebensowohl die Zeichen bekommen sollten, als Und indem er es thut, verwerthet er zu dieser Addition
die Planeten und die Metalle. Und in Bezug darauf sagt er, nicht 12, 10, 10, sondern 12, 10, 5, und erhält damit
an und für sich haben die Arcana nichts mit den Zeichen 12 -f- 10 -k 5 =
27. Und hiermit hat er die Siebenund-
zu thun, dieselben kommen blos auf die Planeten und die zwanzig. Nun aber ist von der in umgewandelten 2X5
Metalle. Sollen die Arcana also die Zeichen erhalten, so 10 erst die 5 verwerthet, es ist also noch der 2, welche
müssen sie ihnen ganz besonders zuertheilt werden. Da- sie ergiebt, Eechnung zu fragen. Dass geschieht ff. Der
mit erhalten wir aber eine doppelte Vertretung der Zei- Autor steht auf dem Standpuncte der Arabischen Alchemie,
chen, einerseits bei den Planeten und Metallen, anderer- huldigt also der Summa perfectionis magisterii in sua na-
seits bei den Arcanis. Die doppelte Vertretung führt aber tura. Diese Summa etc. beutet er für die 4 aus, indem
auf ein doppeltes Zählen. Man zählt Planeten, Metalle,
: sie ihm ergiebt 1) summa, 2) perfeclio, 3) magisterium,
Zeichen, Arcana, Zeichen —
und hat damit die Fünf. 4) natura. Und dieser 4 setzt er die 2 aus der 2X6
Die Sechs lehnt sich an das Pater ejus est Sol etc. der- multiplicationsweise gegenüber, so dass er hat: 2X4=8.
artig, dass man die 6 Geberschen Metalle in’s Auge fasst, Und damit hat er die Acht. —
Die Neun hat derAutor
die Sieben derartig, dass man die 7 Neugeberschen Me- im Arabischen Hermes trismegistus, welcher die Drei in
talle in’s Auge fasst. dreifacher Weise vertritt, das ist also eine 3 3 V X =
Auf die Zahl 12 kommt
der Autor ff. Nachdem er die bietet.
Stelle Pater ejus est Sol bis inferiorum derartig ausgebeu- Der Autur verwerthet in seinem Werke die Zahl in
tet, wie wir das im Vorangehenden gesehen haben, arran- kabbalistischer Weise.
girt er sich dieselbe Stelle in der Art numerisch, wie wir Das Buch Jezirah zerfällt in zwei Abtheilungen, in die
ein solches Verfahren in dem Abschnitt „Das numerische 32 Nethiboth niD’H! und in das eigentliche
Arrangement der ersten Eedaction u. s. w.“ in Bezug auf
Buch Jezirah, n“)’i5’ “IDD.
die erste Eedaction der Tab. smar. haben kennen lernen.
Er arrangirt so: 1) pater ejus etc. 2) mater ejus etc. 3) Zu den 32 Nethiboth kommt der Autor derartig, dass
portavit etc. 4) nutrix ejus etc. 5) pater omnis etc. 6) er mystificationsweis addirt 12-klO -k 10 32 (siehe =
virtus ejus etc. 7) separabis etc. 8j subtile a spisso, 9) oben), und nicht 12 -k 10-k 6=
27. Die 32 ist also nichts
suaviter etc. 10) ascendit, 11) descendit, 12) recipit und — anderes, als die mystificirte Platonische 27. Dass er auf
die Weise die Platonische 27 so sehr in den Vordergrund
erhält auf diese Weise die Zwölf.
Auf die Zahl 10 kommt der Autor ff. Es ist recht gut drängt, hängt damit zusammen, dass er in der Arabischen
und schön, wenn man sagt, das und das ist in der Tab. Alchemie eine Verherrlichung Platos sieht. Das liegt auch
smar. so und so zu verwerthen. Man kann aber den Al- sehr nahe. Denn die Astrologie kommt ja blos, wie wir
chemisten nicht ein Stück von der Tab. smar. bieten, wissen, im Anlehnen an den Schwanz des Platonischen
wenn man sie ihnen muss man sie ihnen ganz
bietet, Weltenthieres in die Alchemie. Ferner, die Arabische
bieten. Also kann der Autor nicht sagen, da habt ihr Zeichenlehre wurzelt, wie wir darauf auch bereits hin-
einen Passus der Tab. smar. von Pater ejus est Sol bis gewiesen, in nichts anderem, als in der Platonischen
inferiorum, ihn müsst ihr so und so ausbeuten. Das geht Figuren-Auffassung der Arcana. Und was die Arabischen
nicht, und wenn er auch noch ein so grosses Gewicht auf Metalle betrifft, so lehnen sie in sofern an Plato, als
ihn legt. Die Tab. smar. muss ein unzerrissenes Ganze sich auch bei Plato die Metall-Auffassung der Arcana
bleiben. Also ist der Autor gezwungen, auch den Stellen findet. Die Verherrlichung Platos durch die in den Vor-
der Tab. smar. Eechnung zu tragen welche dem Pater dergrund gedrängte 27 liegt nun des Näheren ff. Der
,

ejus est Sol vorangehen, und dem inferiorum folgen. Das Autor stellt sich auf den Standpunct der Zahlenphilo-
thut er nun, indem er für das Pater ejus est Sol bis in- sophie. Also diese ist ihm in der Alchemie die Haupt-
feriorum einen Vordertheil und einen Hintertheil annimmt. sache, und indem sie das ist, ist ihm in der Platonischen
Der Vordertheil geht von Verum bis adoptione, der Hin- Alchemie die Platonische Zahlenphilosophie die Hauptsache.
theil von Sic habebis bis Solis. Beide, Vordertheil und Will er also Plato verherrlichen, so hat er seine Zahlen-
Hinterheil arrangirt er dann wieder numerisch. Den Vor- philosophie zu verherrlichen. Diese verherrlicht er nun,
dertheil arrangirt er also 1) und 2)
: die Einleitung nach
:
indem er die Platonischen Zahlen in die, dem Plato eigens
der Zwei gezählt, 3) zwei superius^ 4) zwei inferius, 5) und nicht eigens zukommenden Zahlen theilt, die letzteren:
res una, 6) res omnes, 7) unus, 8) meditatio, 9) res na- 8, 9, 27 hervorhebt als die besonders diesem Zwecke ent-
tae, 10) adoptio. Den Hintertheil arrangirt er derartig, sprechenden, aus ihnen aber wieder die 27 besonders her-
dass er das Completum est als ein Ganzes nimmt, den vorhebt und an die Spitze seines Buches stellt. Das Eecht,
Index dreitheilig fasst, und von den übrigen Passus jeden auf die Weise eine der Platonischen Zahlen herauszu-
in zwei Theile spaltet. Damit käme denn heraus; 1) sic heben, und an sie die dem Plato besonders zukommenden
habebis, 2) ideo fugiet, 3) haec est, 4) quia, 5) sic mun- philosophischen Zahlen zu knüpfen, giebt dem Autor übri-
dus, 6) hinc erunt, 7) quarum modus, 8) itaque,
9) ha-
gens Plato selbst, der in seinem Kritias auf die Weise die
bens, 10) completum. Auf die Weise hat er für Vorder- 9 ausbeutet. Unser Autor hält sich an 27, statt 9, weil
theil und Hintertheil eine Zehn, und damit überhaupt die 27 die grösseste der Platonischen Zahlen ist.
Zehn. Wir weisen darauf hin, dass der Autor in der Das eigentliche Buch Jezirah bringt
Art und Weise wie er sich seine 10 eniwiokelt. diese. Cap. Abschnitt 1 die 32, die 3.
;
1,
10 doppelt vertreten hat. Darauf nun reflectirend, dass Cap. Abschnitt 2: die 10, die 22 Cap.
1, (s. 2), die 8,
er mit einer 10 vollkommen ausreicht, beutet er die die 7, die 12.
eine von den beiden 10, die er hat, in besonderer Cap. Abschnitt 8 die 10, die 5.
1, :

Weise aus, wie wir das sogleich kennen lernen werden. Cap. Abschnitt 4, 5, 6, 7, 8 die 10.
1, :

Auf die Zahlen 8, 9, 27 kommt derAutor ff. Wenn er Cap. 1, Abschnitt 9, 10 die 10, die 1,
: die 2, die 3,
die Tab. smar. als ein Ganzes constatiren will, und nicht die 4.
blos als ein Stück, so hat er zu seinem Quintessenz- Cap. Abschnitt 11 die
1, : die 6, die 6, die 7, die 8,
Theil den Vordertheil und den Hintertheil zu addiren. 9 die 10.
,
Bei solcher Addition liegt es nun nahe, dass er, da er Cap. Abschnitt 12; die 10.
1,
453 464

Cap. 2, Abschnitt 1 : die 22. Zu dieser 22 kommt der lentinus bis Libavius die vierte
;
von Libavius bis zun>
Autor derartig, dass er von der 10, die er doppelt hat, Verlorengehen der Alchemie.
die eine ganz fallen lässt. Statt also zu zählen 12 +
10 + 5 = 27, zählt er mystificationsweis nicht nur 12 + Erste Abendländische Periode. — Lapis
lO + 10= 32, sondern auch 12 + 10 = 22. Ferner wie-
philosophicus-Interpretation der
der: die 3, die 7, die 12.
Cap. 2, Abschnitt 2, 3, 4, 5: die 22. Abendländer.
Cap. 3, Abschnitt 1, 2, 3, 4, 5: die 3. Schriftsteller und Schriften s. weiter unten in einem Be-
Cap. 4, Abschnitt 1, 2, 3: die 7. sonderabschnitte.
Cap. 4, Abschnitt 4 die 2, die 3, die
: 4, die 5, die Die Abendländer machen sich an die zweite Mercur-In-
6, die 7. terpretation der Tab. smar., welche sie von den Arabern
Cap. Abschnitt 1
5, die 12. : kennen lernen. Diese Interpretation bietet, wie wir wissen,
Cap. Abschnitt 2 : die 12, die 3, die 7.
5, im Anlehnen an das Quecksilber drei Lapides philoss.,
Cap.5, Abschnitt 3: die 22. welche doch nur ein Ein-Lapis sind. Das ist nun eine
Cap.6, Abschnitt 1, 2: die 3, die 7, die 12. Handhabe dazu, den Lapis philos. an die Triunität der
Cap.6, Abschnitt 3 die 1, die 7, die 3, die 12.
: Gottheit anzulehnen, ein Thun, welches bereits durch das
Cap.6, Abschnitt 4: die 10, die 22, die 7, die 12. erste Buch der Oracula Sibyllina eingeleilet ist.
Gegen Ende des Buches führt uns der Autor den Abraham In Bezug auf die Triunität sagen nun die Abendlän-
als den vor, dem Gott den Inhalt desselben offenbart. dischen Alchemisten, wir haben nicht den Sachverhalt,
Damit geschieht denn nichts anderes, als dass uns Abra- dass getrennt auf der einen Seite die Dreigottheit, auf der
ham als Hermes präsentirt wird. Er ist der Hermes uni- anderen Seite die Eingottheit steht, sondern den Sachver-
cus als der, der an der Spitze der drei Patriarchen steht, halt, dass auf der einen Seite die Gottheit zu einer Drei
als solcher in dem Isaac und Jacob als Sohn und Enkel extendirt, auf der a.'.deren Seite die Gottheit zu einer
aul'gehen. Er ist der Hermes trinus als der, der sich als Eins restringirt wird. Diese Eins liegt aber nicht ausser-
Ein-Patriarch Abraham zu den drei Patriarchen: Abraham,
: halb jener Drei, sondern in ihr. Sie ist Christus. Christus
Isaac und Jacob extendirt. Dieser Abraham des Buches steht auf der einen Seite da als Christus: —
Eins. Auf
Jezirah giebt K r iegs m an n (s. den Abschnitt Allgemeine : der anderen Seite extendirt er sich zu Christus, Gott
Vorbemerkungen über die Tab. smar.) den Stoff zu der Be- Vater, heiligem Geist: —
Drei. Die Eingottheit ist nun,
merkung, dass die persona Abrahami in numerum chemi- im Anlehneu an die Drei -Einigkeits-Interpretation der Tab.
corum omnium voto recepta fuit. smar., das qicJ?. Also ist der Eingott^ Christus, das ycuf.
Da der Autor des Buches Jezirah den Ar bischen Me- Der Drei-Gott ist Christus als t/'W?, Gott der Vater und
tallen, der Arabischen astrologischen und Zeichen-Interpre- der heilige Geist.
tation der Tab. smar. huldigt, so liegt es auf der Hand, Das ergiebt nun als Parallele für den Lapis philos. ff.
dass er in eine Zeit fällt, zu der die Arabische Alchemie Es giebt auf der einen Seite einen Drei-Lapis, auf der
bereits bedeutende Fortschritte gemacht hat. Und damit anderen Seite einen Ein-Lapis. Der Sachverhalt hierbei
liegt esauf der Hand, dass man sich in den Bereich der liegt aber nun nicht derartig, dass getrennt auf der einen
Fabel versetzt, wenn man den betreffenden Autor, wie das Seite der Drei-Lapis, auf der anderen Seite der Ein-Lapis
geschehen, in eine frühere Zeit versetzt. steht, sondern derartig, dass der Lapis philos. sich auf der
Das Buch Jezirah wird zu den Hauptbüchern über einen Seite zu einer Drei extendirt, auf der anderen Seite
Kabbala gerechnet, und da es als solches häufig einem sich zu einer Eins restringirt. Diese Eins liegt nicht
anderen kabbalistischen Hauptbuche, dem Buch Sohar, ausserhalb jener Drei, sondern in ihr. Der Ein-Lapis ist
“IDD, zur Seite gesetzt wird so erwähnen wir hier Hydrarg. oxyd. rubr. Distrahirt er sich nun zur Drei, so
,

nebenbenbei, dass das Buch Sohar eine mystisch-mysteri- wird aus ihm Hydrarg. oxyd. rubr., Quecksilber, Queck-
öse Interpretation des alten Testamentes ist, welche viel- silber.

seitig alchemistische Probleme in ihren Bereich zieht. Lässt man nun die Deckung eintreteten, so deckt Christus,
Damit kommen denn Soharismus und Phiionismus so un- das (päig, das Hydrarg. oxyd. rubr. Die nähere Sach-
gefähr auf dasselbe hinaus. Dass beide sich nicht absolut lage hierbei ist die, dass (pwg als Feuer genommen wird,
decken, kommt daher, dass Philo das alte Testament in das Hydrarg. oxyd. rubr. aber zum Feuer eine ganz be-
quantitativ geringerem Grade ausbeutet, als der Autor des sondere Relation hat, indem es entweder vermittelst des
Sohar, dass bei Philo die mysteriös-mystische Richtung Feuers allein dargestellt wird, oder vermittelst des Feuers
nicht so energisch vertreten ist, als beim Autor des Sohar — und des Acid. nitrici, welches letztere abermals Feuer
Philo ist mehr ein Vorläufer für die Kabbala, als im ei- ist.

gentlichen Sinne ein Kabbalist —


dass endlich in Folge In dem ersten Buche der Oracula Sibyllina lag die Sache
dessen, dass zu den Zeiten des Autors des Sohar die Al- anders, dort deckte Christus das "uiQOevixdy, das ist den
chemie eine Reihe von Speculationen in sich aufgenommen, Schwefel. Dass wir nun dort Christus in der Relation
welche zu Philos Zeiten noch nicht da waren, dass in zum Schwefel hatten, hier zum Hydrarg. oxyd. rubr. ist
Folge dessen der Autor des Sohar in der Lage ist, alche- zwar eine Differenz, aber keine absolute Umkehrung des.
mistische Probleme in umfangreicherem Grade auszubeu- Sachverhältnisses. Man kann also nicht sagen, in den
ten, als das dem Philo möglich war, als Philo es gethan. Oraculis Sibyllinis kommt das Hydrarg. oxyd. rubr. auf
Gott den Vater, hier auf Christus. So nicht. Denn in
den Oraculis Sibyllinis wurde das Hydrarg. oxyd. rubr. im
Abendländische Alchemie. Räthsel zwar dem Quecksilber angereibt, nicht aber wurde
Den Impuls zur Abendländischen Alchemie giebt der das Hydrarg. oxyd. rubr. direct auf Gott den Vater be-
Umstand, dass Christen die Arabische Alchemie in Spanien zogen. Die enge Anknüpfung an Gott hat dort blos in
kennen lernen, und nun die Christlichen Standpuncie, welche Bezug auf das Quecksilber im ersten Theile des Räthsels
sich an die Tab. smar. knüpfen (Drei-Einigkeits-Interpreta- statt, beim Hydrarg. oxyd. rubr. fällt die nähere Re-
tion u. s. w.), zur Arabischen Alchemie in Relation setzen. lation zu Gott.
Diese neue Phase beginnt, nachdem die zweite Mercur- Und in weiterer Deckung deckt Gott der Vater das
Interpretation der Tab. smar. bereits da ist. eine Quecksilber, der heilige Geist das andere Quecksilber.
Die Abendländische Alchemie zerfällt in 4 Perioden. Dies wird nun derartig motivirt, dass in dem ersten Buche
Die erste Periode bringt die Hauptcharacteristica der der Oracula Sibyllina Gott der Vater speciell auf das
Abendländischen .Alchemie, und die zweite Periode bewegt Quecksilber kommt (Vers 137 bis Vers 140). So ist das
sich alsdann in Bezug auf diese Hauptcharacteristica auf eine Quecksilber untergebracht. Das andere Quecksilber
der Bahn weiter, welche in der ersten Periode vorgezeich- kommt alsdann auf den heiligen Geist. Es liegt nämlich
net ist. Die dritte Periode erhält neue Nahrung durch im Anschluss an das erste Buch der Oracula Sibyllina
eine von Spanien herübergekommene neue Interpretation nahe, das Quecksilber zum Noah in Relation zu setzen.
der Tab. smar. In der vierten Periode wird die neuere In Noah ist' aber, wie wir dort gesehen, ein Anlehnen an
Chemie angebahnt. Wir lassen die erste Periode bis Al- den heiligen Geist gegeben.
bertus Magnus gehen die zweite geht dann von Albertus
;
Es sind nun alle 3 Lapides: Quecksilber, denn Hydrarg.
M. bis Basilius Valentinus; die dritte von Basilius Va- oxycl.rubr. ist auch Quecksilber, nur in besondererWesenheit.
4

456 456

Wir haben aber eben in ihm die besondere Wesen- Nutrix ejus terra est.
: Er ist Erde. Das ist, es han-
heit, und das legt es nahe, dein zweiten und dritten Queck- delt sich um Gott den Vater. Erde wird Gott der Vater
silber-Lapis auch besondere Wesenheits-Standpuncte an- in Bezug darauf, dass
er die Welt erschaffen hat. Somit
zuweisen. Diese Wesenheits-Standpuncte werden nun da- ister der Welt-erschaffende Gott, das ist kurz der Welt-
durch herausbekominen, dass man sagt, der Lapis philos. Gott und noch kürzer die Welt. Nun wird aber Welt
ist Schwefel und Mercur. Von diesen beiden geben wir und Erde synonim genommen, und auf die Weise wird
dem einen Queck.«ilber den Sch w efel und dem anderen den Gott der Vater zur terra.
Mercur. Eine solche Calculation liegt nun in Bezug auf So ist die Relation zur Gottheit. Damit geht die Pa-
den Schwefel deswegen besonders nahe, da der Platz für rallele in Bezug auf den Lapis philos. Hand in Hand.
das ^AQOSvixdy, indem Christus in Relation zum Hydrarg. Pater ejus est Sol etc. Es handelt sich um den Feuer-
oxyd. rubr. tritt, frei geworden ist. Dies AQoeyixdv Lapis, das ist um das Hydrarg. oxyd. rubr. Das Doppel-
kommt nun auf den heiligen Geist, welches nahe liegt, Vei’hältniss mit Sol und Luna stammt daher, dass wir das
da der Schwefel im Sinne der früheren Lapis philos.-In- Hydrarg. oxyd. rubr. doppelt haben, als Ein -Lapis und
terpretation der Tab. smar. Hydrothiongas ist, das ist als Theil des Drei-Lapis.
etwas luftförmiges, etwas pneumatisches. Damit ist denn Portavit illud ventus etc. Es handelt sich um den
ein Quecksilber als Schwefel verwerthet, und das legt Lapis philos. als Schwefel. Wir wissen ja dass der ,

es nahe, das andere für Mercur zu verwerthen. Schwefel, der beim Schwefel und Mercur des Lapis philos.
Wie also die Araber die 3 Lapides von den Besonder- der ersten Lapis philos - Interpretation betheiligt war,
Standpuncten Erde, Erde und Feuer, Erde und Wasser auf-
:
Luft- Schwefel ist, daher die Bezeichnung: Est ventus.
fassen, so fassen die Abendländer, sich an den Christlichen Nutrix ejus terra est. Es handelt sich um den Mercur-
Standpunct haltend, dieselben auf als Hydrarg. oxyd.
: Lapis. Von der berührten Interpretation her wissen wir
rubr., Mercur, Sulphur. ebenfalls, dass der Mercur, der beim Lapis philos. bethei-
Was nun im Besonderen die Lapis philos. -Interpretation ligt war, Erde ist, daher hier die Bezeichnung Est terra.
:

der Tab. smar. betrifft, mit der wir es hier zu thun


Vierte Rubrik.
haben, so werden die 8 Rubriken der^ metaphysischen
Interpretation der Tab. smar. angenommen. Von der Pater omnis telesmi bis inferiorum.
ersten Rubrik ist nichts zu sagen, und so beginnen wir In Beziehung auf die Gottheit lehnt diese Rubrik an
mit der Christus. Das Nähere sehe man bei der Drei-Einigkeits-
Zweiten Rubrik. interpretation der Tab. smar. nach.
Quod est inferius bis adoptione. In Bezug auf den Lapis philos. liegt die Interpretation ff.
Bereits bei der Jüdischen Interpretation der zweiten Re- Pater omnis telesmi etc. Der telesmus ist der Lapis
daction der Tab. smar. wurden die beiden superius und in- philos. Der Vater desselben ist das Metall Quecksilber
ferius zu einer Drei (Wasser, Erde, Luft) ausgebeutet. als solches; ihm verdankt der Lapis philos. sein Dasein,
Diese Drei tritt nun auch hier ein und zwar :
denn alle 3 Lapides sind Quecksilber. Also Hier hast du
:

Erstens im Anlehnen an die Gottheit. Gott Vater, das Quecksilber.


Sohn und heiliger Geist dienen dazu, um die Wunder der Virtus ejus etc. Seine Kraft ist vollständig, wenn es in
res una zu Stande zu bringen. Die res una ist das (f üs terra verwandelt worden. Terra =
Lapis, und Lapis hier
und im Anlehnen an dieses der Ein-Gott Christus. :
sehr nahe liegend genommen als Lapis philos. Also die
Zweitens im Anlehnen an den Lapis philos. Die 3 La- virtus des Quecksilbers ist eine integra, wenn sie, die vir-
pides dienen dazu, die Wunder der res una, des Ein- tus, oder es, das Quecksilber, in Lapis philos. verwandelt
Lapis, zu Stande zu bringen, welcher ist Hydrarg. oxyd. :
worden.
rubr. Separabis etc. In Bezug auf Christus haben wir hier
Et sicut etc. den Leib Christi und den geistig gefassten Christus
Die res omnes sind Gott Vater, Sohn, heiliger Geist. (göttliche Eigenschaft). Das führt auf Körper und Geist,
Meditatio unius ist Christus. Also res omnes fuerunt ab und diese werden dem Lapis philosophicus gegenüberge-
uiio, meditatione unius: die Drei- Gottheit entstand durch stellt. Der Körper wird einfach genommen, der Geist
den Eingott, nämlich Christus. Christus dilatirt sich zu doppelt, so dass herauskommt: Corpus, Anima, Spiritus.
Christus, Gott Vater und heiligem Geist Christus, Gott;
Corpus wird gleichgestellt dem Hydrarg. oxyd. rubr., denn
Vater und heiliger Geist restringiren sich zu Christus. in ihm hat man den Lapis philos. reell, wohingegen die
Die res natae sind die 3 Lapides. Diese entstanden beiden anderen Quecksilber-Lapides mehr Idealitäten sind.
von der una res, dem Hydrarg. oxyd. rubr. Das Hydrarg. Desshalb diese letzteren = Anima und Spiritus. Es soll
oxyd. rubr. dilatirt sich zu den 3 Lapides die 3 Lapides ;
nun der Lapis philos., den wir vorhin in der terra gene-
restringiren sich zum Hydrarg. oxyd. rubr. rell haben, in Corpus, Anima, Spiritus zersplittert werden,
Die adoptio restringirt die Parallele in Bezug auf das und dann separirt werden. Es sind zu trennen Anima
sicut —sic. Drei-Ein-Gottheit und Drei-Ein-Lapis decken und Spiritus vom Corpus, so dass dieses übrigbleibt, dass
sich nur uneigeutlich. wir das Hydrarg. oxyd. rubr. behalten.
Suaviter magno cum ingenio weist darauf hin, dass es
Dritte Rubrik. sich um das Lapis philos. -Verhältniss, und nicht um Clvri-
Pater ejus est 8ol bis terra est. stus handelt.
Die väterlichen und mütterlichen Verhältnisse werden Ascendit etc. Das Hydrarg. oxyd. rubr. nun, welches
hier als indirecte Bezeichnungen für die Wesenheit dessen wir beim Separiren erhalten, das steigt auf und ab, indem
genommen, was in’s Auge gefasst wird. Wenn der Vater es rothe Dämpfe entwickelt, und sich präcipitirt. Streng
resp. die Mutter ein Mensch ist, so ist auch das Kind ein genommen ist es also auf das Hydrarg. oxyd. rubr. abge-
Mensch, wenn der Vater resp. die Mutter eine Pflanze ist, sehen, welches mittelst Baipetersäure dargestellt wird. In-
so ist auch das Kind eine Pflanze u. s. w. Ob ich also dessen das Hydrarg. oxyd. rubr., welches mittelst Feuers
sage, er selbst ist das, oder sein Vater, seine Mutter allein dargestellt wird, ist nicht excludirt, denn wir wissen
ist das, bleibt sich gleich. Es wird dem entsprechend an-
ja von den Arabern her, dass auch bei dieser Darstellungg-
genommen, dass es ganz gleich ist, ob hier steht Pater weise das ascendere und descendere herangezogen wurde.
ejus e,st oder Est Sol, ob hier steht mater ejus est
Sol, Et recipit etc. Das Hydrarg. oxyd. rubr., welches man
Luna, oder Luna; ob hier steht Portavit illud ventus
est auf die Weise erhält, bekommt die Macht aller Lapides,
in ventre' suo (mater ejus est ventus), oder Est ventus; der superiora und der inferiora der zweiten Rubrik, welche
ob hier steht Nutrix ejus terra est (mater ejus est terra), ja die 3 Lapides sind. Die vorhin separirten Lapides
oder Est terra. werden wieder herangezogen, um das Hydrarg. oxyd. rubr.
Also Pater ejus est Sol etc. Er ist Sol und Luna, das
: nicht allein zu haben.
ist, er ist das (fwg, das ist, es handelt sich um Christus. Beim ascendere, descendere, vim recipere kann man
Das Doppel- Verhältniss mit Sol und Luna stammt daher, übrigens auch die 4 Regimina heranziehen. Nämlich:
dass wir Christus doppelt haben, als Eingott und als Es bringt das ascendit a terra in coelum die Solutio.
:

Theilgott der Trinität. Es bringt das descendit in terram die Congelatio.


: Da
Portavit illud ventus etc.: Er ist ventus, Luft, nvevfxa. nun das ascendere zu einem superius führt, so haben wir
Das ist, es handelt sich um den heiligen Geist. in der Solutio ein Regimen snperius. Da das descendere
:

457 458

zu einem inferius führt, so haben wir in der Cougelatio länder heraus : Alchemie ist die Lehre vom Lapis philos.
ein Eegimen inferius. Dies Eegimen superius et inferius und der XQeaonoita. Wir werden sehen, dass die Abend-
soll nun recipere vim superiorum et inferioruai, das heisst, länder sich noch mannigfachen Interpretationen der Tab.
es sollen 2 Eegimina superiora und 2 Eegimina inferiora smar. in die Arme werfen. Wenn dem aber auch so ist,
herauskommen. Und das heisst, es soll sich dem einen die vorliegende Interpretation ist ihnen die Interpretatio
Eegimen superius, welches die Solutio ist, das zweite Ee- princeps, von der sie unter keinen Umständen ablassen,
gimen superius, welches die Destillatio ist, hinzugesellen; und daher dreht sich die Abendländische Alchemie immer
es soll sich dem einen Eegimen inferius, welches die Con- und immer wieder um die Goldmacherkunst und den Stein
gelatio ist, das zweite Eegimen inferius, welches die Cal- der W
eisen. Auf die Weise ist es leicht zu begreifen,
cinatio ist, hinzugesellen. (Vergl. hei den Arabern.) dass in der Abendländischen Zeit der Goldmacher-Schwin-
del solch kolossale Dimensionen anuehmeu konnte. Ohne
Fünfte Rubrik. Mystificationen ging es nun einmal nicht in der Alchemie.
Sic habebis bis penetrabit. Da diese aber im Grunde auf nichts anderes hinauskam,
Die gloria bezieht sich auf die Gottheit, die im Vorher- als auf die XQuoonoua, so musste diese auch das Haupt-
gehenden abgehandelt worden, und zwar eigentlich in substrat zur Mystification abgeben, und daher eben aller
Beziehung auf Gctt Vater, Sohn, heiligen Geist. Im
dieser Ecken der Goldmacher - Schwindel, an den das Publicum
Grunde ist es aber blos auf Christus abgesehen, und da- um so lieber anbiss, als die schwache Seite der meisten
her: Ideo fugiet a te omuis obscuritas. Christus aber wird Menschen Goldgier ist.
hier einerseits deswegen in den Vordergrund geschoben, Wie in Bezug auf den Lapis philos. der ersten Lapis
weil, wie wir oben gesehen, in ihm die Trinität aufgeht, philos.-Interpret ition der Tab. smar so handelt es sich
,

und andererseits deswegen, weil es sich um eine Christ- natürlich auch in Bezug auf den Quecksilber - Lapis um
liche Interpretation über den Lapis philos. handelt, ent- ein Etwas, welches man dem unedelen Metall zusetzt, auf
gegen der Arabischen analogen Interpretation. dass dieses za Gold wird. Diesen Zusatz-Process fassen die
Die fortitudo ist der Lapis-Standpunct. Die cumulirte Abendländer aus verschiedenen Gesichtspuncten auf. Sie
fortitudo zählt nach der Drei, und bezieht sich auf den sprechen in dieser Beziehung von einer Projectio (pro-
dreifachen Lapis philos. Die omnis res subtilis ist der jicere) — der Lapis philos. wird über das unedele Metall
doppelte Quecksilber - Lapis, die omnis res solida ist der geworfen ;
von einer Multiplicatio —
der Lapis phi-
Eubrik doppelt gefasste Hydrarg. oxyd. rubr.-
in der dritten los. wird kraft der Stelle Pater ejus est Sol als Gold
Lapis. Also: Die fortitudo, der Lapis-Standpunct, besiegt aufgefasst, als weniges Gold, welches die Masse, mit
und durchdringt die 3 Lapides, von denen einer doppelt der es in Berührung kommt, in vieles Gold verwandelt,
gefasst wird. und was dergleichen Ausdrücke mehr sind. So spricht
man von einer Permentatio, von einem Aufgehen des La-
Sechste Rubrik. pis philos. wie ein Samen —
Ausdrücke, welche wir später
Sic mundus bis est hic. näher kennen lernen werden. Natürlich ist bei der Schwindel-
Die creatio mundi bezieht sich auf die dritte Eubrik, in Goldmacherkunst — ein Punct, auf den wir schon früher
der die terra mit dem welterschaffenden Gotte in Verbin- aufmerksam gemacht — Gewicht darauf zu legen, dass der
dung gesetzt wurde. Lapis philos. nicht von vorn herein dem unedelen Metalle
Die adaptationes beziehen sich auf die vierte Eubrik. als Gold zugesetzt wird, damit der Anti- Goldmacher nicht
Das, was diese Eubrik bringt, wird angepasst an das, was sagen kann, das ist keine Kunst, Gold zu gewinnen, wenn
die dritte Eubrik bringt, das ist einerseits an Chritsus, man vorab Gold in den Tiegel giebt.
andererseits an den Lapis philos.
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Eu- Schlussbemerkunyen.
brik, in der vom y.izQOV, der fortitudo, die Eede ist. Man könnte sagen, es ist ein eigenthümliches Sachver-
hältniss, dass von den drei Lapides einer (ftJjg, ignis, sein
Siebente Rubrik. soll, der andere Schwefel, indem ja Feuer Schwefel.—
Itaque vocatus sum bis mundi. Dabei ist aber zu bedenken, dass eine solche Situation
Hermes trismegistus = Drei-Einigkeit. wohl im Allgemeinen etwas auffallendes haben könnte,
Philosophia totius mundi =
Lapis philos. (Vergl. bei der hier im Besonderen aber nicht hat. Hier stehen die La-
ursprünglichen Lapis philos.-Interpretation.) pides der Gottheit zur Seite, in Bezug auf diese ist aber
Die Drei-Einigkeit hat, auf sie kommt der Lapis philos. der Vater, was der Sohn ist, und der Sohn wieder, was
mit seinen 3 partes, das ist dem dreifachen Lapis philos. der heilige Geist ist. (Vergl. Symbolum Quicunque.) V’’enn
es also heisst, der Lapis ignis (Hydrarg. oxyd. rubr.) ist
Achte Rubrik. ja im Grunde dasselbe, was der Lapis Sulphuris (Mercur-
Completum est bis Solis. Lapis, welcher auf den heiligen Geist kommt) ist, so trägst
Das wird kurzweg übersetzt: Es ist jetzt fertig, was das weiter keine Collision in sich, denn bei der Trinität
ich über die /pnffouotta gesagt. ist Christus auch dasselbe, was der heilige Geist ist. Ein

An die zweite Mercur-Interpretation lehnen, wie wir das Lapis soll ja im Grunde dasselbe sein, was der andere
wissen, zwei Arabische Parteien, die Goldmacherpartei und ist, denn sonst könnten sie ja nicht alle drei auf das
die Nicht-Goldmacherpartei. Die erstere war in der Mi- Quecksilber hinauskommen. Uebrigens kann man auch
norität. Gerade aber, weil sie das war, traten die Abend- ff. argumentiren. In der dritten Eubrik heisst Pater ejus
länder zu ihr über, um so gegen den Kern der Araber est Sol auch: der Vater des betreffenden Lapis ist Gold.
Front zu machen. Da die Araber im Allgemeinen sagten Damit ist der Lapis selbst Gold. Demnach decken sich
Keine XQ^f^onoiia, so sagten die Abendländer: Und nun Lapis ignis und Gold-Lapis. Statt Lapis ignis kann man
erst recht pfpnooTioii.'«, ihr Heiden! Daher muss man sich also auch Gold-Lapis sagen. Dieser aber bietet mit dem
nicht wundern, dass das Completum e.st so brevi manu die Schwefel-Lapis weiter keine Collision.
XQvaonoi'icc bringt. Weil die Araber es nicht wollen, Die vorliegende Interpretation der Tab. smar. fasst di«
gerade deshalb wird den Abendländern die Alchemie zu XQvaojioc'ict so auf, wie sie im Sinne der Arabischen La
gar nichts anderem, als zur XQ^f^onoua. Und darum pis philos.-Interpretation liegt. Das ist also, man hat das
schliesst die Tab. smar. in der vorliegenden Interpretation unedele Metall und setzt den Lapis philos. zu, dann geht
Es ist jetzt fertig, was ich von der XQvOonoua gesagt, die Verwandlung in Gold vor sich. Eine Differenz beider
trotzdem dass in dieser Interpretation kein Wort über die- Interpretationen liegt nun darin, dass die Araber in dem
selbe gesagt ist. Die Tab. smar. ist der Kanon der Al- Passus Haec est totius fortitudinis die Metalle haben, welche
chemie, als solcher der Inbegriff der Alchemie, als solcher besiegt und durchdrungen werden durch den Lapis philos.,
Alchemie, und als solche XQvaonoita. Wenn also die die Abendländer dagegen in diesem Passus, wie überhaupt
Tab. smar. absolvirt ist, so ist eo ipso die XQcaonoita in ihrer Interpretation, die Metalle nicht haben. Eine
absolvirt. Nun ist kraft der philosophia totius mundi der eigentliche Lücke liegt nun hierin in Bezug auf die
Titel der vorliegenden Interpretation der Tab. smar.: De Abendländer gerade nicht, denn, wenn ihnen die Alchemie
Lapide philosophico. Wenn wir also vorhin sagten, Al- = XQvoonouu, der der Lajjis philos. zur Seite tritt,
chemie =;fpu(j07i04i'a, so tritt dem noch zur Seite, Al- so versteht es sich nach den Antecedentien der Abend-
chemie =
Lapis philos. Und so kommt denn für die Abend- ländischen Alchemie von selbst, dass durch den Zusatz de«
159 460

Lapis pWlos. zu den unedelen Metallen diese in Gold ver- Zum Hexagramm gehören 2 Dreiecke, ein oberes und
wandelt werden. Immerhin aber ist es naturwüchsig, dass ein unteres, das obere ist bac, das untere edf. Beide

man fragt, aber wo kommen denn nun die Metalle her, stehen, wie in dem Quod est inferius etc. gelehrt wird,
welche der x Q^oonoi'ict anheimfallen? Und da ist denn auf gleicher Rangstufe. Was so im Allgemeinen in der
der Abendländischen Metall-Interpretation, die wir im Fol- Welt oben steht, das hat eine Superiorität über dem, was
genden kennen lernen werden, die Thür geöffnet. Das unten steht. So ist hie r die Sachlage nicht. Das untere
Nicht-Nennen der Metalle in der vorliegenden Interpreta- Dreieck ist ganz so, wie das obere.
tion hat übrigens auch seine Lichtseite vor dem Thun der Et quod est superius etc. Und diese beiden Dreiecke
Araber. An der Hand des quia vincet wird bei den Ara- nun, das obere, wie das untere, dienen dazu, die Wunder
bern, streng genommen, auch das Metall Gold in Gold der res una zu Stande zu bringen, welche das Hexa-
verwandelt, was eine müssige Sache ist, denn was einmal gramm ist.

Gold ist, braucht nicht mehr Gold zu werden. Hierin Res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius, wie in
liegt bei den Arabern nun wieder keine eigentliche Lücke, der vorigen Interpretation der Tab. smar. Die Drei- :

denn, wie gesagt, was einmal Gold ist, braucht nicht mehr Gottheit entstand durch Christus.
in Gold verwandelt zu werden. Indessen die Abendländer Res natae sind die Elemente als Zeichen gedacht. Diese
kommen durch ihr Schweigen um das Gold herum, sie fuerunt ab una re, entstanden durch die, aus der sechs-
können es von vorn herein excludiren. spitzigen Figur.
Die Parallele des Vorder- und Nach-Satzes wird bedingt •

Die Elementen-Zeichen-Interpretation der durch die meditatio unius und die res una. In beiden
haben wir nämlich Christus. Christus der Figur ge-
Tabula smaragdina. genüber soll nun nicht absolut mit Christus der Drei-
Weil die Araber die Tab. smar. für die Planeten- und Einigkeit gegenüber parallelisirt werden, und daher die
Metall-Zeichen ausbeuten, so beuten die Abendländer die Restringirung mit der adoptio.
Tab. smar. in ähnlichem Sinne aus. Metalle resp. Arcana
sind aber bereits besetzt, das Terrain für diese ist bereits Dritte Rubrik.
von den Arabern ausgebeutet, und so machen sich denn Pater ejus est Sol bis terra est.
die Abendländer an die Elemente. Sie beuten die Tab. Zuvörderst ist die Sachlage in Bezug auf das väterliche
smar. dazu aus, diesen Zeichen zu geben. und mütterliche Verhältniss wie im vorigen Abschnitt.
Die betreffenden Zeichen sind, wie Jeder weiss, folgende Also Pater ejus est Sol ist: Est Sol. Mater ejus est Luna
V Waser Erde. ist: Est Luna, u. s. w.

A
Feuer Luft.^
Um diese Zeichen herauszubekommen, lehnen sie an
Es handelt sich nun beim Est Sol um das Element
Feuer, was nahe liegt.
die Figur :
Es handelt sich beim Est Luna um das Element asser, W
a. was sehr weit liegt, sich aber nicht anders machen lässt.
Es handelt sich beim Est ventus um das Element Luft,
was wieder nahe liegt, da Wind Luft. =
Es handelt sich, beim Est terra um das Element Erde,
was nahe liegt.
Man muss sich nun nicht nur denken, dass man auf
diese Weise die Elemente hat, sondern auch, dass
d
man mit den Elementen zugleich ihre Zeichen hat, so
welche wir bei der Pythagoräischen Interpretation der Tab.
dass also herauskommt
smar. haben kennen lernen. Sie ergiebt nämlich die
Theilfiguren Pater ejus est Sol = Feuer, A
bac (A) Feuer,
Mater ejus est Luna= Wasser,
edf(\^) Wasser, Portavit illud etc. = Luft, ^
bac mit dem Parallelstrich ef (^) Luft,
Nutrix ejus terra est = Erde, ^
Die Reihenfolge, in der uns hier die Elemente und .

edf mit dem Parallelstrich bc Erde.


Die ganze Figur wird auf den gekreuzigten Christus
ihre Zeichen geboten werden, ist wohl in’s Auge zu fassen.
Zuerst haben wir Feuer, das ist das obere Dreieck (b a c) ;
(Crucifixus) bezogen. Man macht nämlich ein Kreuz in dann das Wasser, das ist das untere Dreieck (edf); dann
stehender oder liegender Form die Luft, das ist das obere Dreieck mit dem Parallelstrich
endlich die Erde, das ist das untere Dreieck mit dem
Parallelstrich. Der Anfang ist also beim Feuer, A> das
Ende bei der Erde, W; in der Mitte stehen Wasser, V>
Luft, /\ .

b Vierte Rubrik.

Nimmt mau nun das Kreuz in stehender Form, so ha- Pater omnis telesmi bis penetrabit.
ben wir den Kopf des gekreuzigten Christus bei a, seine In dem vorigen Abschnitte, resp. in der Drei-Einigkeits-
Hände bei e undf, seine übereinanderliegenden Füsse bei b. Interpretation der Tab. smar ist der Pater omnis telesmi
,

Nimmt man das Kreuz in liegender Form, so sind Kopf totius mundi Christus. Hier ist er es ebenfalls, nicht aber
:

und Hände wieder bei a, e u. f, die Füsse aber ausein- Christus als Christus, sondern Christus in Bezug auf die
andergespreitzt bei b und c. Denkt man also Christus an sechsspitzige Figur als Crucifixus gedacht. Also
das doppelte Kreuz geschlagen, so sind die Puncte a, b, Pater omnis telesmi etc. Hier hast du die sechsspitzige
c, d, e, f der oben gezeichneten sechsspitzigen Figur, des Figur.
Hexagramms, sämmtlich implicirt. Hat man demgemäss Virtus ejus etc. Ihre Tugend ist vollkommen, wenn sie
die betreffende Figur, so hat man in ihr eben das Bild des in Erde verwandelt worden. Man ist nämlich, (siehe die 1

gekreuzigten Christus. dritte Rubrik) mit der Abzählung der Elemente fertig, I

Die Interpretation der Tab. smar., um die es sich hier wenn man bei der Erde, ,
angekommen ist. Und das I

handelt, nimmt dem Hexagramm zu Liebe 6 Rubriken wird genommen als wenn man die Figur als eine solche «

an. Von den 8 Rubriken der Tab. smar. (metaphysiche hat, deren virtus eine integra est, wenn die versio in
Interpretation) fällt zuerst die 8. Rubrik
,
und von den terram da ist.
übrigbleibenden 7 Rubriken, wird die 5. Rubrik wit der Separabis etc.
4. verbunden, wodurch eben 6 Rubriken
herauskommen. Terra = Element Erde
Von der ersten Rubrik ist nichts zu sagen, und wir Ignis = Element Feuer.
beginnen daher mit der Subtile = Element Luft.
Spissum =
Element Wasser.
Zweiten Rubrik.
Es wird angenommen, dass der Passus nicht lautet,
Quod est inferius bis adoptione.
wie er gerade hier steht, sondern dass er lautet: '

.1
— :

d61 462

Öeparabis terram a spisso, subtile ab igne. wir nämlich den Kopf bei a, die Hände bei d und c, die
Berechtigung zu dieser Annahme giebt das: suaviter Füsse bei f. In Bezug auf das liegende Kreuz kommen
magno cum ingenio. die Füsse gespreitzt bei b und e.
Dann hat man Von der Erde,
: die dir so eben
vorgefiihrt, gehst du aus, und machst trennend einen Un- Mensch Interpretation der Tabula
-

terschied zwischen ihr und Wasser, Das heisst


smaragdina der Abendländer.
und V
sind gleich bis auf den Parallelstrich in der Mitte.
Setzest du den bei Seite, so hast du statt
Nachdem nun auf die Weise das eine complicirtere
V- ^ :

so
Ein klarsehender Abendländer sagt, dass ihr Christus
absolut in die Alchemie hineinzieht, wäre .ein ganz
Zeichen ^ absolvirt
plicirteren Zeichen
ist, zum anderen com-
liegt es nahe,

^ zu kommen.
In Bezug auf dieses
gutes Thun, wenn wir Abendländer so isolirt daständen,
dass uns die übrigen Alchemisten in der Welt nichts an-
hat man: Mache trennend einen Unterschied zwischen gingen. So isolirt stehen wir aber noch lange nicht da,
Luft, und Feuer, A- Und das heisst analog, wie im Gegentheil, wir stecken mit unserer Lapis philos. -Inter-
^
I

vorhin, und A gleich bis auf den Parallelstrich


du
pretation stark in Arabischen Schuhen. Wir haben von
den Arabern manches gelernt, und können noch mehr
in der Mitte. Setzest du den bei Seite, so hast statt

ADas,A' was

vorhin gelehi’t, liegt nahe, so


. j
wird ferner
n
von ihnen lernen. Das beste ist daher, dass wir mit
ihnen Hand in Hand gehen. Verfahrt ihr nun derartig,
interpretirt, denn : dass ihr mit Emphase der XQcaojiouK huldigt, so mag
Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in das hingehen. Die Araber können hiergegen im Grunde
terram. Die sechsspitzige Grundfigur ascendit et descen- nichts haben, da es bei ihnen selbst eine Partei giebt,
dit, hat zwei Dreiecke, von denen das eine mit der Spitze welche im Anschluss an die Arabische Lapis philos.-Inter
nach oben sieht (bac), das andere mit der Spitze nach pretation der Tab. smar. der ;^piö 0 7?oji« huldigt. Steift
unten sieht, (edf). Und in dieser Figur hast du nicht nur ihr euch aber auf eine Alchemie, die sich um Christus
die Zeichen dieser beiden Dreiecke an und für sich, die und Drei-Eiiiigkeit dreht, dann könnt ihr keinem Maho-
Zeichen für Feuer und Wasser, sondern auch die Zeichen medaner znmuthen, mit euch gleichen Schritt zu gehen.
||
für Luftund Erde, denn die betreftende Gesammtfigur : Der Riss zwischen euch und ihnen ist daun da, und was
recipitvim superiorum et inferiorum, repräsentirt die habt ihr nun ? Ihr beschwört die alten Alexandriuischen
[

I
Elemente superiora et inferiora, die vier Elemente und Zeiten mit ihrem Hader zwischen Juden und Griechen
|1 nicht zwei Elemente. im potenzirteu Grade herauf, und steht euch selbst am
! Sic habebis etc. So, indem du nun die betreftende meisten im Lichte bei der Sache. Ich mache euch einen
>1 Figur hast, welche die vis superiorum et inferiorum er- Vorschlag. Wir sind von der Phiionischen Mensch-Inter-
,1 hält,hast du Christus. Aber die obscuritas muss dich pretation der Tab. smar. zur Drei-Einigkeits-Interpreta-
i
fliehen.In der gloria hast du nicht Christus als solchen, tion der Tab. smar. übergegangen, wir sind vom Menschen
i| sondern als Crucifixus. Du hast aber auch in der Fi- zum Gottmenschen gekommen, indem der Mensch da war,
und Christus folgte. Jetzt ist Christus da, es liegt also
nahe, dass wir das alte Thun umkehren, und von ihm
i

'

totius fortitudinis fortitudo fortis, die cumulirte fortitudo,


die Elementen-Zeichen. Kraft des Fortitudo-Standpunctes zum Menschen überhaupt kommen. Der Mensch, den wir
besiegt die Figur die 4 Elemente, das
und durchdringt auf diese Weise den Arabern bieten, wird bei ihnen keinen
j

i| ist omnis res subtilis et solida. (Vergl. bei der Philoni- Austoss erregen, und wir denken hei tms, in diesem Men-
sehen Interpretation der Tab. sraar. bei dieser Stelle). schen haben wir doch im Anlehnen an unsere Lapis
I

II
Die fortitudo zählt den 4 Elementen zu Liebe nach der philos.-Interpretation : Christus. Die Sache, sagt jener
I| Vier. Abendländer ferner, lässt sich ganz einfach machen. Nach-
dem wir die sechsspitzige Figur auf Christus übertragen
j
Fünfte Rubrik. haben, haben wir die Elemente von unserem Standpuncta
ij Sic mundus bis liic. durchaus legalisirt. Wir können also ganz getrost die
Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik, superiora und inferiora der zweiten Rubrik der Tab. smar.
und zwar deswegen, weil^die omnes res natae, das sind auf die Elemente übertragen. In der dritten Rubrik haben
die 4 Elemente, und diese constituiren wieder die Welt, wir dann, im Anlehnen an unsere Elementen-Zeichen-In-
fuerunt ab una re. terpretation wieder die Elemente, die sich leicht vom Stand-
1
Die adaptationes beziehen sich auf die dritte Rubrik. puncte der Elementar-Qualitäten auffassen lassen. Dann
I
Es werden nämlich in der dritten Rubrik die Anpassungen sind wir in der vierten Rubrik bei Christus, und nehmen
i
der Elemente an die sechsspitzige Figur (Elemente und statt seiner den Menschen überhaupt. Das Uebrige ’ässt

Elementen-Zeichen) gebracht. Sie stammen aber von der sich leicht ferner entwickeln. Auf die Weise haben wir
. una res, welche die zweite Rubrik bringt. daun eben eine Mensch-Interpretation der Tab. smar.,
Quarum modus est hic bezieht sicli auf die vierte Rubrik, an deren Hand wir mit den Arabern verträglich einher-
in der von der fortitudo, dem fxtTQOv, die Rede ist. gehen.
I

Einer solchen Calculation verschlossen nun die Abend-


!
Sechste Rubrik. ländischen Alchemisten nicht ihr Ohr, und so gingen sie
itaque vocatus bis mundi. denn willig auf die Mensch-Interpretation der Tab. smar.
I

I
Der Hermes trismegistus figurirt dem zu Liebe, dass ein, welche wir hier näher kennen lernen wollen. In
der sechsspitzigen Figur das Dreieck zu Grunde liegt. Bezug auf sie vergl. besonders :

I
Mit dem Dreieck fängt ja auch die zweite Rubrik an. Merlin: Allegoria, profundissimum philosophici Lapidis
Die tres partes philosophiae totius mundi sind die drei arcanum perfecte continens.
Tlieile der Tab. smar., auf welche der Index hinweist. Die Rubriken wie bei der Abendländischen Lapis philos.-
Interpretation der Tab. smar.
Schlussbemerkung. Von der ersten Rubrik ist weiter nichts zu sagen, und
In dem
Abschnitte „Pythagoräische Interpretation der wir beg(innen mit der
Tab. smar.“ haben wir darauf hingewiesen, dass das Pen-
tagramm eine dem Hexagramm ehenbürtige Figur ist. Zweiten Rubrik.
I
Das zeigt sich nun auch Bezug auf den ge-
speciell in Quod est inferius bis adoptione.
I kreuzigten Christus. Auch das Pentagramm : In den beiden superius und inferius sind die 4 Elemente
a repräsentirt. Diese dienen dazu, um die Wunder des res
una, das ist des Eies zu Stande zu bringen. Zum Eie
gelangt man an der Hand des Welten-Eies, welches die
ursprüngliche Lapis phil. -Interpretation der Tab. smar.
(vergl. diese) bei der res una in’s Auge fasst. In Bezug
auf Ei und Elemente heisst es in der Turba philosophorum,
Sermo quartus (Pandolfus)
repräsentirt den Crucifixus in der Relation zum Doppel- Exemplum est ovum, in quo quatuor conjuncta sunt.
kreuz (s. oben). In Bezug auf das stehende Kreuz haben Ejus cortex apparens est terra, et albedo aqua. Cortex
463 464

vero temiissimus cortici junctus est sepai’ans inter terram


Tod des Geschwüres, der vermittelst des glühenden Eisens
separans macht den Menschen gesunder als er war.
instituirt wird,
et aquam, sicut significavi vobis, quod aer est
In analoger Weise stirbt im Anlehnen an die vorliegende
terram ab aqua. Rubeum quoque ovi est ignis. Cortex
Interpretation der Tab. smar. der Mensch und ersteht
qui rubeum continet, est aer, aquam separans ab igne
unum idem. Aer frigida separans, alsdann wieder gesunder, kräftiger, mächtiger als er es
et utrumque est et
terram videlicet et aquam ab invicem, spissior est aere vor dem Tode war.
altiore. Aer vero altior est rarior et subtilior, nam est Pater omnis telesmi etc. Hier hast du die Krone der
inferiore. In ovo igitur facta sunt Schöpfung, den Menschen. (Philo.)
igni propinquior aere
quatuor: terra, aqua, aer et ignis. Solis autem punctus, Virtus ejus est Integra, si versa fuerit in terram. Er
bis exceptis quatuor in medio rubei qui est pullus. :
muss sterben. Und wenn er stirbt

„Ein Beispiel ist das Ei. In ihm sind die 4 Elemente Separabis etc., dann musst du trennen, dir getrennt
verbunden. Die sichtbare Schale ist die Erde, das Ei- denken, dann zerfallen die Elemente; terra (Erde), ignis
weiss das Wasser. Das dünne Häutchen, welches an der (Feuer), subtile (Luft), spissum (Wasser). Denn das
Schale hängt, ist die Luft, welche Erde und Wasser Leben besteht darin, dass die Elemente zusammengehalten
trennt; ich habe euch ja gesagt, dass die Luft eben Erde werden, der Tod darin, dass sie zerfallen. Und wenn —
und Wasser trennt. Das Eigelb ist das Feuer. Das Häut- der Mensch nun todt ist, dann
chen, welches das Eigelb umhüllt, ist die Luft, und zwar ascendit a terra in coelum, dann steigt sein Geist zum
diejenige, welche Wasser und Feuer trennt. Die beider- Himmel.
seitige Luft ist ein und dasselbe. Die Luft, welche das Aber es bleibt nicht beim Tode. Der Geist
das Kalte von einander trennt, nämlich Erde und Wasser, iterum descendit in terram, geht wieder zur Erde hinab,
ist dichter als die höhere Luft. Die höhefe Luft dagegen in den Menschen hinein,
ist dünner und feiner, denn sie ist dem Feuer näher, als et recipit vim superiorum et inferiorum, und dieser in
die untere Luft. Wir haben also im Ei das Vierfache; den Menschen zurückgekehrte Geist, oder der Mensch, er-
Erde, Wasser, Luft, Feuer. Der Sonnenpunct aber, wel- hält die Macht der Oberen und Unteren, steht nun doppelt
cher ausserdem mitten im Eigelb ist, ist das Junge.“ als Herr der Schöpfung da.
Was den „Sonnenpunct“ betrifft, so ist dieser das We- Es liegt nahe, wie das auch in der Merlinschen Ab-
sentlichste des Eies. Er entwickelt sich im menschlichen handlung statt hat, für den Menschen einen hochstehenden
Ei zum Menschen fort, ist also die Quintessenz der Ei-res Menschen, einen König, zu nehmen. Dann hat man für
una. Da nun in der Lapis philos. -Interpretation der Tab. das et recipit vim superiorum et inferiorum auch einen
smar. die res una der Lapis philos. ist, der Lapis philos. mehr materiellen Anhaltspunct. Vornehm und Gering,
aber Gold ist, so wird er Sol genannt, und an diesen Sol superiores et inferiores, hatte der König ursprünglich nicht
Jehnt sich der Sonnenpunct des Eies. so recht in Respect, jetzt, wo er sich verjüngt wieder
Et sicut res omnes. erhebt, schwingt er das Scepter mächtiger.
Die res natae des Nachsatzes sind auf Philos Autorität
hin als Person, als Mensch zu fassen. Fünfte Rubrik.
Die res omnes des Vordersatzes sind die Welt. Sic habebis gloriam bis penetrabit.
Die Welt entstand vom unum, vom Welten-Ei, durch So hast du die gloria, den Menschen. Die obscuritas
den koyog Gottes. flieht dich, wenn du einsiehst, dass der Mensch genannt,
Der Mensch entstand vom Ei (Menschen-Ei) durch und Christus gemeint ist.
adoptio. Die fortitudo ist der Lapis philos. Und weil es einen
Der köyog Gottes schuf das Welten-Ei in directer Be- dreifachen Lapis philos. giebt, deswegen zählt die forti-
ziehung, das Ei erschuf den Menschen in indirecter Be- tudo nach der Drei.
ziehung, und daher haben wir im Nachsatz die adoptio. Der Lapis philos. wird hier nicht als das Agens ge-
Die Betonung fällt im Vordersatz und Nachsatz auf das nommen, vermöge dess man die yQvaonoua instituirt,
Ei; das Ei ist das Motiv, dass Vorder- und Nach-Satz sondern als das Agens, mit dem man kranke Menschen
sich vermöge des sicut und sic gegenüber stehen. gesund macht. Denn im Lapis philos. hat man Schwefel
und Mercur, im Schwefel und Mercur ist arcanalogisch
Dritte Rubrik. der P. solaris gegeben (vgl. die erste Lapis philos. -Inter-
Pater ejus est Sol bis terra est. pretation der Tab. smar.), im P. solaris haben wir dann
Hier kommen die Elementar-Qualitäten an die Reihe, aber wieder das Einarcanum, welches die anderen Arcana
welche sieh an die Elemente aureihen, aus denen das Ei zu sich hinüber zieht. Auf die Weise hat man im Lapis
besteht. philos. die Arcana überhaupt.
Beim Pater ejus est Sol haben wir das Element Feuer, Hiermit tritt denn der vorliegende Passus wieder in sein
und damit die Elementar-Qualität: Heiss. altes Recht als pathologischer Passus.
Beim Portavit illud ventus in ventre suo haben wir Omnis res subtilis et omnis res solida repräsentiren
das Element Luft, und damit entweder die Elementar-Qua- (wie bei Philo) die 4 Elemente.
lität : Kalt, oder : Trocken. Also deswegen ist der Lapis philos. der Heil-Lapis,
Beim Nutrix ejus terra est haben wir
das Element weil er die Elemente besiegt und durchdringt. In der
Erde, und damit entweder die Elementar-Qualität Trocken, : vierten Rubrik waren die Elemente zerfallen, und damit
oder; Kalt. war der Tod gegeben. Hier durchdringt und besiegt der
Das passt ganz
gut. Die Exclusion weist nun dem Lapis philos. die Elemente, und damit tritt das Leben
Mater ejus Luna das Element Wasser, und damit die
est wieder ein. Der Mensch also, der gestorben war, erhält
Elementar-Qualität; Nass zu. Das muss man eben hinneh- dadurch neues Leben, dass er der Wirkung des Lapis
men, so gut oder schlecht es passt. (Vergl. die Elemen- philos. ausgesetzt wird. Wir haben also im Lapis philos.
tenzeichen-Interpretation.) das Vermittelnde, dass der Geist in der vierten Rubrik
Im Anlchnen an (Pseudo-) Plato; Libri quartorum cum wieder zur Erde hinabsteigen konnte.
commento Hebubabes Hamed handelt es sich in der vor- Aehnlich wie in der ersten Lapis philos.-Interpretation
liegenden Rubrik um die Organe des menschlichen Kör- haben wir auch hier im separare das anäeir, und im
pers. Man theilt sich dieselben nach den Elementen ein. vincere et penetrare das dytiqeiv nur fallen dem aniteiv
;

(Vergl. den Timaeus in der (pvaig drSQiänuv.) und dytlQtty die Elemente anheim.

Vierte Rubrik. Sechste Rubrik.


Pater oranis telesmi bis inferiorum. Sic munduscreatus bis hic.
Hier wird nun der Mensch näher in’s Auge gefasst. Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik,
Man hat ein Geschwür vor Augen, welches mit dem in der vom Welten-Ei die Rede ist.
Ferrum candens behandelt wird. Man tödtet das Geschwür Die adaptationes beziehen sich auf die vierte Rubrik.
mit dem glühenden Eisen. Der Brandschorf stösst sich Was die zweite Rubrik bringt, das sind die Elemente,
ab, es entsteht eine
gesunde Eiterfläche, der Schaden heilt, werden an den Menschen adaptirt, daher der Plural adap-
und der Mensch gesunder als vorher. Denn vorher
ist tationes.
hatte er ein Geschwür, jetzt ist er dessen ledig. Der Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru-
465 466

brik. In der fortitudo haben wir den Lapis philos., zersetzten Elemente wieder reconstituirt werden, und zwar
welcher das, was in der Adaptations-Kubrik zerfiel, wieder in herrlicherer Form, als vorhin. Denn vorhin handelte es

4 ,
reconstruirt. sich blos um das Quecksilber, jetzt aber nach der Belebung
handelt es sich um das verherrlichte Quecksilber, um das
Siebente Rubrik. Hydrarg. oxyd. rubr. um den Lapis phil. Fassen wir
I
* Itaque vocatus bis mundi.
,

hierbei die Alexandrinische Vorstellung — die zu den Zeiten,


Der Hermes trismegistus lehnt an den dreifachen Lapis von denen wir hier sprechen, noch Geltung hat — in’s
’ philos. Er hat die 3 Theile der Tab. smar., welche der Auge, gemäss der der rothe Dampf es ist, der sich verdickt,
Index nennt. und dadurch das Präcipitat bildet, so ist dasjenige, welches
I das Quecksilber belebt, das vivificans, der rothe Dampf.
Achte Rubrik. Das ist der fumus vivificat Mercurium. Wird dagegen das
Sol wird als Lapis philos. genommen denn nach,
ascendere und descendere in Bezug auf die Darstellung
t! der Abendländischen Lapis philos.-Interpretation ist ja der des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein im Ara-
t (eine) Lapis philos. = Sol. bischen Sinne mehr ideell gefasst, so fehlt das materielle
Also: Es ist jetzt fertig, was ich über die Thätigkeits- vivificans, und trir haben uns in Bezug auf das vivificare
S Entwickelung des Lapis philos. gesagt. Dieser Lapis ganz allgemein an das Quecksilber zu halten, und damit
philos. ist im Anlehnen an die fünfte Kubrik der Heil-La- ist dann gegeben, dass wir, so wie wir oben hatten: Mer-
pis. Demgemäss: Es ist jetzt fertig, was ich über die Heil- curius se ipsum mortificat, dass wir so hier haben: Mer-
^
« Wirkung des Lapis philos. gesagt. Freilich ist in der curius se ipsum vivificat.
vorliegenden Interpretation der Tab. smar. auch noch von
IV
Die Drachen - Interpretation der Tahula
s anderen Dingen die Rede, als gerade von der Heilwirkung
1 des Lapis philos. Indessen das verschlägt nicht. Es wird smaragdina.
t angenommen, dass alles, was direct und indirect gesagt ist, Bereits in der Aegypiischen spirituellen Interpretation der
»: seine Culminatiou darin erhält, dass der Lapis philos. den Tab. smar. wurden die res natae nicht nur auf den Menschen,
j' todten Menschen wieder lebend macht. Und das kommt sondern auch auf das Thier bezogen. Den ähnlichen Sach-
j auf eine hyperbolische Zeichnung des hohen Standpunctes verhalt haben wir auch bei Philo. Es kann daher nichts
il der Arcana in der Medicin hinaus. auffallendes haben, dass die Abendländische Alchemie, wie
sie einmal beim Menschen angekoramen ist, auch zum
Sehlussbemerkungen. Thier übergeht. Indem nun das Thier an die Stelle des
Wir weisen darauf hin, dass in der Merlinschen Ab- Menschen tritt, hält man sich nicht an das Thier im All-
handlung der König nicht nur ein Mensch ist im Anlehnen gemeinen, sondern wählt sich ein besonderes Thier, näm-
an die vorliegende Mensch-Interpretation der Tab. smar., lich den Drachen. Hält man sich nun daran, wie das
sondern dass dieser König auf der anderen Seite auch das gar nicht so fern liegt, dass man sagt, man geht von
Quecksilber ist, welches zum Lapis philos. umgewandelt Christus aus, Christus führt auf den Menschen im Allge-
wird. Das liegt nun auch nahe. Denn in der Abend- meinen, vom Menschen kommt man, zum Thiere über-
ländischen Lapis philos.-Interpretation handelte es sich gehend, zum Drachen, so liegt es nahe, dass man weiter
in der vierten Rubrik nicht nur um Christus, sondern auch sagt, dieser Drache ist die Sünde, die Christus zertritt.
um den Lapis philos. So haben wir denn auch hier nicht Das liegt aber nicht so. Vielmehr kommt man von Christus
/ nur das Anlehnen an den Menschen, sondern auch an den zum Menschen im Allgemeinen, und von diesem kommt
!
Lapis philos. Dies Anlehnen der vierten Rubrik an das man an der Hand der res natae auf das Thier. Damit
Quecksilber resp. den Lapis philos. ergiebt nun ff. ist die Sache fertig. Man hat die Mensch -Interpretation
Pater omnis telesmi totius mundi est hic. Hier hast der Tab. smar. Wie man zu ihr kommt, ist eine Sache für
üi du das Quecksilber. sich. Man hat sie eben, und nachdem man sie hat, knüpft
Yirtus ejus Integra est, si versa fuerit in terram. Dies man schlechtweg an den Menschen das Thier. Das Thier
il Quecksilber muss sterben. Der Tod des Quecksilbers passt zu den res natae, und damit ist eben die Sache
1 lehnt an den Mercurius exstinctus. Der Mercurius vivus^ fertig. Nachdem man aber das Thier hat, denkt man,
k der lebende Mercur, ist in den Mercurius exstinctus, in beim Menschen hatte man einen Anhaltspunct in dem Ge-
>1 den todten Mercur, umzuwandeln. Hiermit wird zunächst schwür, welches mit dem Ferrum candens behandelt wird.
l\ (vergl. Calcinations- Interpretation der Tab. smar.) die Setzen wir also auch das Thier diesem Ferrum c.andens
( Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Sapetersäure gegenüber! Indem man nun Thier und Ferrum candens
i herangezogen. Und hier ist es denn die Salpetersäure, gegenüberstellte, verfiel manauf Hercules, welcher die
welche das Quecksilber tödtet. Zieht man dem gegenüber, Lernäische Hydra tödtet. Diese Hydra, diesen Drachen
wie das unabweisbar zugleich statt haben muss, die Dar- bewältigte Hercules derartig, dass er erst seine Köpfe ab-
4 Stellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein hieb und dann die Hälse brannte. Da ist man denn
i; heran, so tödtet das Quecksilber sich selbst, se ipsum beim Brennen, der Drache giebt ein Thier ab, zu welchem
i. mortificat. das Brennen eine Relation hat, und so nimmt man den
Separ.abis etc. Nun geht der Putrefactionsprocess, der Drachen im Besonderen für das Thier im Allgemeinen. .

:i Zersetzungsprocess vor sich, die Elemente zerfallen. Bei Bei der vorliegenden Interpretation der Tab- smar. haben
I der Einwirkung des Acid. nitricum liegt so etwas sehr nahe, wir in der zweiten Rubrik wieder, wie bei der Mensch-
*l das Acid. nitric. führt das Quecksilber gewissermassen in Interpretation in der res una das Ei. Die res natae zielen
|I einen Fäulnissprocess über. Bei der Darstellung des Hy- auf das Thier. Die dritte Rubrik bringt wieder die Ele-
tj drarg. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein wird das für die mentar-Qualitäten , welche sich an die Elemente des Eies
ij Putrefaction verwerthet, dass sich in dem langbalsigen anschmiegen. In der vierten Rubrik ist dann der Pater
i
Kolben auf dem Quecksilber nach Verlauf einiger Zeit ein omnis telesmi der Drache —ein hoher Titel, der aber
t
^
schwarzes Häutchen bildet —
so ist wenigstens die An- nicht ausbleiben kann, wenn einmal die res natae als
j

nähme der Alchemisten. Dieses schwarze Häutchen nun, Thier rangiren sollen. Für die Interpretation dieser Ru-
>! man nennt es auch Caput corvi, Rabenhaupt, wird als brik, welche die Hauptsache für die vorliegende Interpre-
j faulendes Quecksilber aufgefasst. tation der Tab. smar. ist, wollen wir den Petrus de Si-
*
Ascendit a terra etc. ln Bezug auf die Darstellung des lente anführen. Er sagt in seiner Abhandlung:
|l Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure bezieht sich Draco etiam non uno regimine moritur. Ergo philosophi
il natürlich das ascendere und descendere auf die rothen effoderunt sibi sepulcrum, et sepelierunt cum eo mulierem.
Dämpfe und das Präcipitat. Wird aber die Darstellung Qui cum fortiter esset conjunctus mulieri, cujus venter
i| mittelst Feuers allein vorgenommen, so wird auch bei dieser plenus est armis et veneno: quanto magis circa eam ver-
!|
Darstellung das ascendere und descendere herangezogen, titur et volvitur, tanto magis corpus ejus in partes pluri-
I
wie wir das bei den Arabern haben kennen lernen. Halten mas sequestratur. Videns autem se arte muliebri supera-
i
wir uns nun an rothen Dampf und Präcipitat, so ist der tum ,
mulieris artubus mixtus, mortique deditus , totus
rothe Dampf die Quecksilber-Seele, welche beim ascendere vertitur in sanguinem. „Auch der Drache stirbt nicht
j

I
entweicht. Diese Seele geht dann wieder beim descendere durch ein Regimen. Daher gruben die Philosophen sich
I
in das Quecksilber zurück, und bewirkt dadurch, dass das ein Grab (sibi, näher liegt ei, ihm, dem Drachen. Doch
Quecksilber recipit vim superiorum et inferiorum, dass die ist sibi nicht gerade falsch. Man kann es nehmen als den
I

30
467 4G8

Dativus commodi: Die Philosophen gruben sich zu Liebe, Abendländer (2. Rubrik) die res- una, den Lapis x>hih
sich zum Nutzen ein Grab , um den Drachen hineinzu- Somit recipit das Drachenblut die vis Lapidis philos., wird
legen), und begruben mit ihm sein Weib. Indem er sich zum Lapis philos. Wir haben also auf einmal das Ab-
nun innig mit dem Weibe verbindet, dessen Bauch voll springen vom Drachen zum Quecksilber, welches Abspringen
ist von Waffen und Gift, hat es statt, dass je mehr er,
der dadurch eine Handhabe erhält, dass in Bezug auf das
Drache, sich um das Weib windet und dreht, dass desto neben dem Drachen hergehende Quecksilber das erhaltene
mehr deren Körper (des Weibes Körper, es kann übrigens Präparat die rothe Farbe des Blutes hat. Dies Präparat
auch des Drachen Körper verstanden werden) in viele aber, das Hydrarg. oxyd. rubr., ist der Lapis phil.
Theile getrennt wird. Wenn er nun sieht, er sei durch Es decken sich also Blut, in specie Drachenblut, und
Weibeikunst überwunden, so verwandelt er sich, mit den Hydrarg. oxyd. rubr., Lapis philos.
Gliedern des Weibes vermischt und dem Tode verfallen, Hiermit haben wir denn zugleich auch den Lapis phil.
ganz in Blut.“ als Gift. Denn Drachenblut ist giftig. Hierauf weist
Wir bemerken hierzu ff. Wollte man die Thier-Inter- auch Petrus hin mit dem; venter plenus armis et veneno.
pretationder Mensch-Interpretation parallel gehen lassen, In der fünften Rubrik ist die gloria der Drache,
so würde der Drache als pater omnis telesmi sterben. nicht also der Mensch. Indem man das durchschaut, hat
Dann würde er verfaulen Seine Seele würde erst him- man die obscuritas fugiens.
melan gehen und dann wiederkehren worauf der todte
,
Die fortitudo ist wieder der Lapis phil. Sie zählt wie
Drache denn wieder lebendig würde. So wird aber die bei der Mensch- Interpretation nach der Drei. Bei der
Lage nicht aufgefasst, vielleicht weil man Anstoss daran Mensch-Interpretation war die Sachlage derartig, dass der
nahm, dem Thier eine Seele zu geben, vielleicht aber Lapis phil. den todten Menschen lebendig machte. So
auch blos deswegen, um eme Abwechslung in die Sache ist hier die Sachlage nicht. Der Drache ist todt und
zu bringen. soll todt bleiben. Das hat statt, dass er uns durch seinen
In der Mensch-Interpretation der Tab. smar. (s. vorigen Tod das Medicament Lapis phil. unter der Gestalt des
Abschnitt) haben wir gesehen dass in der vierten Rubrik
,
Blutes, des Drachenblutes, liefert, und dies Medicament,
der Mensch abgehandelt wurde, und dass neben ihm zu- welches als Ein-Arcanum zugleich die Summe der Arcana
gleich das Quecksilber resp. der Lapis phil. irrs Auge bietet, vincit omnem rem subtilem et penetrat omnem rem
gefasst wurde. Dies fand dort mehr getrennt statt, das solidam. Dies aber wird nach Art der zweiten Redaction der
eine ging neben dem anderen mehr selbstständig her. Hier Tab. smar. in der pathologischen Rubrik allgemein-patho-
werden beide Gesichtspuncte mehr durcheinander geworfen. logisch gefasst. Die res subtiles et solidae constituiren
Wie Petrus de Silento sagt, stirbt der Drache nicht überhaupt den menschlichen Körper, und indem der Heil
„uno regimine“, das ist, er ist nicht, wie der Mensch bei Lapis sie besiegt und durchdringt, heilt er sie.
der Mensch -Interpretation der Tab. smar., sofort bei der ln der sechsten Rubrik bezieht sich die creatio mundi
versio in terram todt, er wird blos begraben. auf die zweite Rubrik. Die adaptatidnes beziehen sich auf
Der pater omnis telesmi ist, auf den Drachen bezogen, die vierte Rubrik. Das Ei incorporirt sich als Drache. Ada-
eben der Drache, auf das Quecksilber bezogen, ist er das ptationes pluraliter ist durch den Drachen und sein Weibchen
Quecksilber. Dies Quecksilber stirbt nun noch nicht bei geboten. Die fortitudo dieses Drachen und seines Weibchen
der versio in terram, sondern es wird blos begraben. — /uäxQOy, fünfte Rubrik —
besteht in dem Drachenblut,
Das Begraben des Quecksilbers zielt hauptsächlich auf die welches den Heil-Lapis bietet.
Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst des Feuers Die siebente Rubrik wie bei der Mensch-Interpretation.
allein. Bei dieser Darstellung kommt es darauf an, dass In der achten Rubrik ist wieder, wie bei der Mensch-
das Quecksilber in das Aludel gegeben wird, und dies Interpretation, Sol =Lapis phil., hier aber unter der Gestalt
wird dann als die Grabstätte des Quecksilbers aufgefasst. des Drachenblutes. Operatio Solis= Darstellung des Drachen-
Sobald man nun aber einmal beim Aludel ist, steht nichts blutes (Lapis phil.). Es wird angenommen, dass die vor-
im Wege, dass man, indem man auf die Darstellung des liegende Interpretation nicht sowohl auf eine Drachen-Inter-
Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure übergreift, dass pretation hinauskommt, als auf eine Drachenblut- Dar-
man das Gefäss welches zur Darstellung des Hydrarg.
,
stellungs-Interpretation , dass es also hauptsächlich ihr
oxyd. rubr. auf diesem Wege dient, ebenfalls als das Grab Zweck ist, uns den Lapis phil. als Drachenblut, und
des Quecksilbers aufifasst. damit denn auch als Gift (s. vorhin) zu bieten.
Beim Drachen-Weib denkt sich Petrus, dass die virtus
eines pater keine integra ist, wenn diemater nicht dabei
ist. Weil hier nun gesagt wird, dass die virtus ejus, des
Die Pflanzeii-Interpretation der Tabula
Vaters, eine integra sein soll, so giebt er dem pater eine smaragdina.
mater, das ist, der Drache bcdcommt ein Weib, und Mann
und Weib werden zugleich begraben. Man denkt, wenn man die res natae einmal als Thier
In Bezug auf das zu begrabende Quecksilber brauchen auffasst, so kann man auch einen Schritt weiter gehen,

wir dem Weibe nicht weiter Rechnung zu tragen, es ist Und sie als Pflanze auffassen.

aber nicht excludirt Es wird alsdann in der zweiten Rubrik das Ei zum
, weil die Darstellung des Hydrarg.
oxyd. rubr. mittelst Feuers allein und mittelst Feuers und Pflanzen-Ei, das ist zum Samen
der Pflanze. Wie in der
Salpetersäure in's Auge gefasst wird, und es sich in dieser Mensch-Interpretation die 4 Elemente, die superiora und
Beziehung um zwei Quecksilber handelt. inferiora dazu dienten, um die Wunder des Menschen-Eies,
Das separare des ignis und des sublile wird in dem wie sie in der Drachen-Interpretation dazu dienten, die
Sinne genommen, als wenn man sagt, der Drache speit Wunder des Thier-Eies im Allgemeinen, und des Drachen-
Feuer und Geifer. — Das ascendere ct descenderc wird Eies im Besonderen, zu Stande zu bringen, .so dienen sie
hier dazu, um die Wunder des Pflanzeu-Eies zu Stande
auf die Sprünge bezogen , welche die beiden Drachen im
Grabe machen. zu bringen. Res omnes wie in der Mensch- und Drachen-
In Bezug auf das Quecksilber ist das Feuer- und Geifer- Interi)retation die Welt; das unum
: =
Welten-Ei. (Vergl.
Speien, das ascendere et descendere, namentlich in Relation dort.)
zu setzen zu dem Quecksilber, welches der Einwirkung des In der dritten Rubrik handelt es sich wieder, wie bei
Acidum nitricum ausgesetzt wird. Da aber der Putre- der Mensch-Interpretation , um die Elementar-Qualitäten.
factionsprocess, sowie das ascendere et descendere, wie wir
im vorigen Abschnitt gesehen, auch zu der Darstellung Vierte Rubrik.
des Hydr. oxyd. rubr. mittelst Feuers allein in Relation Pater omnis telesmi bis inferiorum.
gesetzt wird, so ist der Gesichtspunct dieser Darstellung Pater omnis telesmi etc. Hier hast du das Pflanzen-
hier nicht ausser Augen zu setzen.
Ei, den Samen der Pflanze.
Wenn die beiden Drachen sich bei ihren Sprüngen die Virtus ejus integra etc. Dieser Same wird (ähnlich wie
Knochen zerschlagen und zerfetzt haben, so wird aus dem beim Drachen) begraben, das ist, er wird in die Erde
Ganzen ein Drachenbrei, und dieser verwandelt sich in gelegt. '
Blut. Dieses Blut recipt vim superiorum et inferiorum. Separabis etc. In der Erde fault der Same (Putrefa-
Was aber der vjs superiorum et inferiorum theilhaftig wird, ctions-Process wie beim Menschen). Nur sein Keim bleibt
das repräsentirt nach der Lapis phil. -Interpretation der lebendig. Dieser entwickelt sich zum Baume. Dieser aber:
; -

469 470

Ascendit. etc., eteigt in die Höhe, und senkt seine Zweige Ovum das Sperma virile zugesellt, eine Fermentation, eine
dann herab, Gährung.
et recipit etc., und macht eich die Elemente unterthan Bei der -iweiten Rubrik vergl. man die Mensch-Inter-
nämlich das Feuer, indem er die Sonnenwärme an sich pretation.
zieht, die Luft, indem er diese an sich zieht, das Wasser, Die dritte Rubrik kann auf die Elementar-Qualitäten
indem er Feuchtigkeit in sich aufnimmt, die Erde, indem bezogen werden, .sie kann aber auch direct auf die Ele-
er in der Erde wurzelt. mente bezogen werden. Im letzteren Falle handelt es sich
Aehnlich wie bei der Mensch - Interpretation haben wir dann in dieser Rubrik um die Elemente des Sperma, wie
nun auch wieder das Anlehnen an das Quecksilber resp. es sich in der zweiten Rubrik um die Elemente des Eies
den Lapis philos. Dies ergiebt: handelt.
Pater omnis telesmi etc. Hier hast du das Quecksilber.
Vierte Rubrik.
Virtus ejus etc. Das Quecksilber wird begraben (ähn-
lich wie bei der Drachen-Interpretation). Pater omnis telesmi bis inferiorum.
Separabis und Ascendit. Aehnlich wie bei der Mensch- Pater omnis telesmi etc. Hier das Sperma virile.
ist
Interpretation. Virtus ejus etc. Im Anlelmen an den pater wird das
Et recipit vim superiorum et inferiorum. Und das durch Sperma virile als Mann gedacht, und, wie bei der Dra-
das ascendere und descendere erhaltene Hydrarg. oxyd. chen-Interpretation, die virtus dieses Mannes als eine In-
rubr., der Lapis philos der kraft der vorliegenden Inter-
,
tegra gedacht, wenn eine Frau hinzutritt. Dass der
pretation dem Keim einer Pflanze parallel läuft, er wird pater in eine terra verwandelt worden soll, wird zunächst
theilhaftig der vis superiorum et inferiorum. Die supe- derartig erklärt, dass terra ein Femininum ist. Dann aber
riora und inferiora sind hier, wie bei Geber, die Metalle. wird die terra wieder im Allgemeinen genommen, indem
Bei Geber hiess die Stelle, die Metalle erhalten die vis Vater und Mutter beide irdische Geschöpfe sind. Wie
Sulphuris, hier heisst sie, die Metalle erhalten die vis nun aber der pater auf das Sperma virile hinauskommt,
Lapidis philosophici. Wenn also bei der Projection, beim so kommt die mater auf das Ovum hinaus.
I
Werfen des Lapis philos. über unedele Metalle, um .sie in Separabis etc. Wie diese Stelle bei der Mensch-Interpre-
Gold zu verwandeln, die Goldverwandlung vor sich geht, tation den Fäulnissprocess bringt, so bringt sie hier den
so wirkt der Lapis philos. wie ein Keim. Wie ein Keim, Gähr ungsprocess. Es wird angenommen, dass beim
ein kleiner Keim, sich zu einem grossen Baume gestaltet Gährungsprocess ein Zersetzen der Elemente statt hat.
(oder auch wie ein Samenkorn sich zu vielen neuen Kör- Und indem nun dieser Gährungsprocess statt hat:
nern gestaltet), so entwickelt sich das wenige Gold des Ascendit etc., geht der Leib des Weibes in die Höhe.
Lapis philos. zu vielem Golde, indem es die Metalle in Er geht aber nur bis zu einem gewissen Puncte in die
seine Natur hineinzieht. Höhe. Dann tritt die Ausstossung des Kindes ein, und
der Leib descendit, fällt wieder bei. Das aber, was an
Fünfte Rubrik. dem Processe Schuld ist, das ist das Sperma virile,
Sic habebis gloriam bis penetrabit. recipit etc., wird zum Lapis philosophicus ein ähn-—
Die gloria ist die Pflanze. liches Abspringen zum Lapis philos., wie bei der Drachen-
Die fortitudo ist der als Keim
gedachte Lapis philos. Interpretation — dem Lapis jihilos., in welchem der Gäh-
Dieser besiegt und durchdringt die res subtiles et solidae rungsprocess vertreten ist, dem Lapis philos. als Fer-
die flüssigen Metalle und die festen Metalle. (Vergl. men tum.
vorige Rubrik.)
Fünfte Rubrik.
Sechste Rubrik. Sic habebis bis penetrabit.
Sic mundus bis hic. Die gloria ist der Gährungsprocess.
Creatio mundi zweite Rubrik.
: Die fortitudo ist der Lapis philos. vom Standpunct des
[

Adaptationes. Die Anpassungen des Eies an die Pflanze Gährungsprocesses, als Ferment, aufgefasst. Er besiegt
I
und deren Keim vierte Rubrik.
: und durchdringt die Metalle (s. vorige Interpretation)
Modus: fünfte Rubrik, die Wirkung des Lapis philos. vom Standpuncte des Gährungsprocesses. Beim Gährungs-
proeess setzt man nämlich häufig von vorn herein etwas
Siebente Rubrik. Hefe zu. Dadui'ch wird die Gährung eingeleitet, und das
Wie bei der Mensch-Interpretation. Product ist viel Hefe. Analog setzt man bei der XQc
(sonoiia ein wenig Gold (Lapis philos.) zu den uned len
Achte Rubrik. Metallen, und nach absolvirtem Processe findet sich viel
Completum est etc. Gold.
Operatio Solis ist die Wirksamkeits-Entfaltung des La- Sechste Rubrik.
pis philos; Es wird angenommen, dass die Hauptsache,
welche die vorliegende Interpretation in’s Auge fasst, die Sicmundus creatus bis hic.
Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik.
i.st, zu lehren, dass der Lapis philos., wenn er den uu-
edelen Metallen zugesetzt wird, wie ein Keim wirkt, der Die adaptationes, die sich auf die vierte Rubrik bezie-
aufgeht. hen, fassen die Anpassung des Ovum an das Sperma virile
von Weib und Mann, in’s Auge.
Quarum modus est hic. Das Product von vorhin ist das
Die Fei*mentatioiis-Interpretation der Fermentum Lapis pliilos., welches, wie die fünfte Rubrik
I Tabula smaragdina. es bringt, zu den Metallen in Relation gesetzt wird.

Von der Mensch - Interpretation an durch die Drachen- Siebente Rubrik.


uud Pflanzen-Interpretation haben wir in der res una das
Ei. Die Pflanzen Interpretation machte das Ei zum Sa- Wie bei der Mensch-Interpretation.
men. Dieser Same der Pflanze führt nun auf den mensch- Achte Rubrik.
I liehen Samen, das Sperma virile, und man denkt, wie Ei
und- Same in der Pflanze combiuirt sind, so kann man Completum est.
Operatio Solis Wirksamkeits-Entfaltung des Lapis phi-
auf der anderen Seite auch auseinander halten. Dann
:
sie
los. Es wird angenommen, dass die Hauptsache, welche
hat man auf der einen Seite das Ovum, auf der anderen
die vorliegende Interpretation der Tab. smar. in’s Auge
Seite das Sperma virile, und das führt auf die vorliegende
fasst, die ist, dass sie lehrt, dass der Lapis philos. wie ein
Interpretation der Tab. smar.
Die Fermentation kommt ff. in die Sache. Ferment wirkt.
Die Alten verglichen den Schwangerschafts-Process mit
I einem Gährungs-Process. Wie das Brod „aufgeht“, wenn Abendländische Metall-Interpretation der
Hefe hineinkommt, so geht der Leib des Weibes auf, wenn
I

Tabula smaragdina.
Sperma virile bineinkommt. Das Sperma virile ist also
die Hefe, welche den Leib des Weibes „aufgehen“ macht. Vergl. besonders Artefius, Clavis majoris sapientiae.
:
I

I
Darum erhält man auf Grund dessen, wenn man dem Die res natae, die in den früheren Interpretationen als

il
471 472

Mensch, Thier, Pflanze genommen wurden, werden hier Ascendit a terra in coelum, steigt der Metallkeim in die
als Metalle genommen. Höhe, wodurch er zu Luft wird, und
Bei der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. sind iterum descendit in terram, geht wieder hinab. Dabei
die Rubriken anders zu nehmen, wie in den vorangegan- wird nun zugleich der Nachdruck auf terra gelegt, wo-
genen Abendländischen Interpretationen. Wir haben näm- mit wir also nicht nur haben, durch sein Hinabgehen wird
lich: er zu Wasser, sondern auch, er wird in weiterer
Erste Rubrik: Verum bis verissimum. Folge durch Congelation zu einer festen Masse zum
,

Zweite „ Quod est inferius bis adoptione.


:
festen Metall.
Dritte „ Pater ejus est Sol bis in terram.
:
Et recipit vim superiorum et inferiorum. Und so kommt
Vierte Separabis bis inferiorum.
:
es denn, dass (vergl. bei der Pflanzen-Interpretation) die

Die fünfte, sechste, siebente, achte Rubrik sind dann Metalle erhalten die vis des Lapis philos. als Metall-
weiter die früheren der Abendländischen Interpretationen. keim, als Ovum metallicum gedacht, das ist dass die Me-
Von der ersten Rubrik ist nichts zu sagen, und wir be- talle aus Schwefel und Quecksilber bestehen, denn das
ginnen mit der Ovum metallicum ist ja gleich Schwefel und Quecksilber.
Im Allgemeinen haben wir also ganz den Geberschen
Zweiten Rubrik. Standpunct, dass die Metalle von vorn herein aus Schwe-
Quod est inferius bis adoptione. fel und Mercur bestehen.
Wiebei der Mensch - Interpretation sind die superiora
und inferiora die vier Elemente. Diese dienen wieder Fünfte Rubrik.
dazu, um die Wunder der res una als Ovum zu Stande Sic habebis gloriam bis penetrabit.
zu bringen. Dies Ovum ist aber das Ovum metalli- Die gloria ist das Metall als Keim vom Standpunct des
c um. Das Ovum metallicum, das der Metall-
Metallei, Schwefels und Mercur.
keim, ist der Lapis philos. als Schwefel und Quecksilber Die fortitudo ist der Lapis philos., und zwar der Gold-
gedacht. Lapis, entgegen dem Schwefel und Mercur-Lapis, den wir
Die res natae sind die Metalle. Diese entstanden vom vorhin im Ovum hatten. Dieser vincit et penetrat : —
die
Ovum metallicum. Das Ovum metallicum ist ihr Vater, Metall e.
somit sie das, was das Ovum metallicum selbst ist, das Der Lapis philos. als Ovum metallicum, das ist als
ist Schwefel und Quecksilber. Schwefel und Mercur gefasst, schafft uns hlos die Metalle
Im Uebrigen vergl. die zweite Rubrik bei der Mensch- als Schwefel und Quecksilber, nicht aber die Metalle als
Interpretation. Gold. Um
Gold zu erhalten, dazu nehmen wir die aus
Schwefel und Mercur bestehenden Metalle, die wir im
Dritte Rubrik.
Anlehneu an das Vorige jetzt haben, und nehmen mit
Pater ejus est Sol bis in terram. ihnen die XQvaonoua im engeren Sinne vor, derartig vor,
Hier kommen die sieben Metalle an die Reihe. Vergl, dass wir mit ihnen den Gold-Lapis in Berührung bringen.
bei den Arabern. Beim Metall Gold ist so- etwas nicht nöthig, denn das
haben wir bereits als Gold ohne den Lapis philos.
Vierte Rubrik.
Die tota fortitudo ist der Lapis philos. als Schwefel
Separabis bis inferiorum. und Quecksilber, und von dieser tota fortitudo ist die
Hier wird auf die Entstehung der Metalle im Inneren der fortitudo fortis der Lapis philos. als Gold.
Erde losgesteuert. Wir erhalten also eine Theorie über die
Sechste Rubrik.
Entstehung der Metalle. Wie die zweite Rubrik lehrt,
dienen die 4 Elemente dazu, um die Wunder des Ovum Sic mundus bis hic.
metallicum, des Metallkeimes, zu Stande zu bringen. Dies Die creatio mundi wie bei der Mensch - Interpretation.
Wunder ist absolvirt, wenn aus dem Metallkeim das Me- Die adaptationes beziehen sich auf die vierte Rubrik.
tall geworden ist. Das Metall entsteht nun ff. Vom Ovum metallicum der zweiten Rubrik entspringen
Man hat den Metallkeim in der Erde. Dieser besteht die Anpassungen an die Metalle, entspringt der Process,
aus Schwefel und Quecksilber. Diese werden als die Ele- der uns in der Erde die Metalle liefert.
mente: Feuer und Erde aufgefasst. (In der ersten La- Der modus bezieht sich auf die fünfte Rubrik. Die
pis philos.-Interpretation hatten wir Luft und Erde. Das fortitudo giebt uns das edele Metall, wenn dies denn noch
verschlägt aber nicht, denn wenn der Schwefel auch dort nicht eo ipso durch den Schwefel- und Quecksilber-Process
als Luft aufgefasst wurde, so war das Schwefel - Luft, in der Erde da ist.
Hydrothiongas, das ist Feuer- Luft. Das Feuer ist also,
Siebente Rubrik.
da der Schwefel nicht umgangen werden kann, doch
vertreten. Eine Collision in beiden Auffassungsweisen ist Wie bei der Mensch-Interpretation.
um so weniger da, als, wie wir sogleich sehen werden, die Achte Rubrik.
Luft doch in die Sache kommt.) Nun dringt die Sonne
Completum est.
mit ihrer Wärme in das Innere des Erdbodens, und wirkt
wie die Hitze beim Destillationsprocess. Der Metallkeim
Operatio Solis =
XQvOonoita. Es ist fertig, was ich
über die XQvoonoi'i'a gesagt. Es wird angenommen, dass
erhebt sich wie ein Dampf, hierin ist aber das Element
3s ein untergeordneter Gesichtspunct ist, dass die Metalle
Luft vertreten. Tritt alsdann Abkühlung ein, so wird,
aus Schwefel und Quecksilber bestehen. Das ist die
wie hei der Destillation, der Dampf flüssig, und man hat
Hauptsache, dass sie zu Gold werden. Wenn wir, will
das Element Wasser vertreten. Auf die Weise sind also
der Autor sagen, blos den Schwefel- und Quecksilber-
alle 4 Elemente vertreten. Das Wasser nun, welches da-
durch entsteht, dass der Metallkeim zu Dampf wird, der Staudpunct hätten, dann hätten wir den Geberschen Stand-
punct. Der aber genügt uns nicht. Nein, den Goldstand-
Dampf aber wieder zu Wasser wird, dieses Wasser ver-
dichtet sich in weiterer Folge, congelirt, und damit hat
punet wollen wir haben. Und daher der prägnante Hin-
weis auf die XQcoonoii'a, wie ihn diese Rubrik bringt.
man denn das feste Metall. Das nun haben wir in der
vorliegenden Rubrik.
Separabis etc. Terra, Erde, ignis, Feuer, .subtile, Luft, Die Stercus-Interpretation der Tabula
spissum, Wasser, bilden die 4 Elemente. Nun soll man smaragdina.
separireu, sich 2 Gruppen machen. Man soll nicht sepa- Vergl. besonders: Epistola Haimonis de quatuor
riren. wie der Wortlaut ist, sondern man soll separiren
Lapidibus philosophicis.
terra und ignis auf der einen Seite, subtile und spissum
Diese Interpretation der Tab. smar. ist nichts anderes,
auf der anderen Seite, das ist, man soll sich die Gruppen
als eine Satyre auf die res una als Ovum. Da habt ihr
bilden; ignis und terra einerseits, subtile und spissum an- nun, will der Autor sagen, das Metall-Ei, das Pflanzen-Ei,
dererseits. Das Separiren gegen den Wortlaut deckt das das Thier-Ei, das Menscben-Ei. Ich will euch noch ein
suaviter magno cum ingenio. Ei dazu geben, das ist das „krumme“ Ei. Man verzeihe
Man hat also auf der einen Seite: Feuer und Erde, das uns diesen banalen Ausdruck, der in manchen Deutschen
ist Schwefel und Quecksilber, das ist
den Metallkeim, und
auf der anderen Seite: Luft und Wasser. Nun:
Gauen vulgär-populär ist —
er liegt eben im Sinne des
;

Autors der vorliegenden Interpretation, und bezeichnet:


: : : : ;

473 474

Stercus. Es gehört die Rohheit des Mittelalters dazu, in in die Materia medica kommt.
Auf solcher Basis stehen
solchem Ei einen Witz zu finden. Man fand ihn aber der Mäusekoth, Album nigrum, der Hundekoth, Album
darin, und nahm daher die vorliegende Interpretation der Grabcum, und was die düpirten Herren in dem Genre mehr
Tab. smar. willig auf. Unkundige merkten den plumpen in die Apotheker-Büchsen hinein brachten. Die Bahn für
Witz gar nicht, und nahmen die Sache für haare Münze. die sogenannteDreck-Apotheke ist übrigens um so leich-
Von der ersten Rubrik ist weiter nichts zu sagen. Liquor hepatis mit seinem ekeligen
ter gebrochen, als der
Geruch der Ansicht Vorschub leistete, die Alchemisten
Zweite Rubrik. gäben den Patienten Excremente ein.
Quod est inferius bis adoptione. Damit nun der Leser etwa nicht meint, indem wir die
Die vier Elemente dienen dazu, um die Wunder der res vorliegende Interpretation der Tab. smar. bringen, seien
una, hier Stercus humanum, zu Stande zu bringen. wir es, die wir uns mit ihm einen schlechten Scherz er-
Et sicut etc. Die res omnes sind alles das, was um das lauben, wollen wir zu unserer Legalisirung die
Ovum als res una gruppirt wird. Diese res omnes ent- Epistola Haimonis de quatuor Lapidibus philosophicis
standen vom unum, dem Ovum, meditatione unius, durch
materiam suam ex minori mundo desunientibus
das ideelle Ei, durch das Ei, welches man sich heraus-
„gedoctert“ hat. vorführen.
Res natae: der Mensch. Unter dem minor mundus versteht der Autor das Ei,
Mit der Parallele des Vorder- und Nach-Satzes will der und unter den Lapides jshilosophici, welche aus diesem
Autor sagen Mit demselben Recht, mit dem ihr sagen
; ihre Materie nehmen, versteht er die Auflassungen des
könnt, dies und jenes in der Abendländischen Alchemie Lapis philos., wie sie sich an verschiedene Interpreta-
schart sieh um das Ei, mit demselben Recht könnt ihr tionen der Tab. smar. schmiegen, welche die res una als
auch sagen, der Mensch concentrirt sich im Stercus. Ovum interpretiren, wobei denn das Stercus eine Haupt-
rolle spielt. Er fasst in’s Auge 1) denjenigen Lapis philos.,
Dritte Rubrik. welcher sich an die Fermentations-Interpretation schmiegt
Pater ejus est Sol bis terra est. 2) denjenigen Lapis philos., welcher im Stercus repräsen-
Pater ejus mater ejus est Luna.
est Sol, tirt ist; 3) denjenigen Lapis philos., welcher sich an die
Agitur de forma Stercoris rotunda, de forma ejus Pflanzen-Interpretation schmiegt 4) denjenigen Lapis phi-
;

lunari. los., welcher sich an die Metali-Interpretation der Abend-


Portavit illud etc. länder schmiegt. —
Der Autor sagt
Respiciuntur flatus. Primus Lapis philosophicus in cacumine duorum mon-
Nutrix ejus etc. tium reperitur, de quo versiculi:
Dejicitur Stercus in terram. Montibus in binis
Crescit non ultramarinis,
Vierte Rubrik. Hunc deeidentem
Pater omnis telesmi bis inferiorum. Cum
sanguine tolle recentem.
Pater omnis telesmi etc. Hier hast du den Menschen. „Der Lapis philos. findet sich auf dem Gipfel
erste
Virtus ejus etc. Seine Tugend ist vollkommen, wenn zweier Berge. Darauf beziehen sich folgende Verse:
er zu Stercus wird. (S. 2. Rubrik.) Terra =
Stercus. (S. Er wächst auf zwei, nicht jenseits des Meeres gelegenen.
3. Rubrik.) Bergen. Ihn hebe auf, wie er frisch dahin fällt mit dem
Separabis
etc. Man soll einen Unterschied machen Blute.“ —
zwischen den 4 Elementen des Stercus. Die 4 Elemente Die beiden Berge sind die 2 colliculi glandis penis, auf
dienen ja dazu, um die miracula des Stercus zu Stande denen sich das Sperma virile zeigt. Das Blut ist das Blut
zu bringen. ira Uterus. Dieses wird als Teig gedacht, welchen Teig
Ascendit etc. Das Stercus steigt auf —
nämlich seine
: die Hefe des Sperma zum „Aufgehen“ bringt.
Odeur, die zur Nase des Riechenden steigt. Secund’is sub montibus marinis tollitur:
Descendit etc. Stercus dejicitur in terram. Stratis jactatur,
Et recipit vim etc. Und dieser Stercus nun wird zum Visus sibi deinde negatur;
Lapis philos. Da habt ihr den wahren Lapis philos., Multi spernentes
eueren Eier-Lapis philosophicus. Ipsum, tollent sapientes.
„Der zweite Lapis philos. wird unter den Wasserbergen
Fünfte Rubrik. aufgehoben
Sic habebis bis penetrabit. In Haufen wird er entleert, und darauf wird e~ un
So hast du die gloria aller Tab. smar.-Interpretationen: sichtbar. Viele verachten ihn (spernentes statt sunt sper-
— die Stercus-Interpretation. nentes, i. e. spernunt), wer klug ist, hebt ihn auf.“ —
Haec est fortitudo. Die montes marini sind die nates. Es wird die Nach-
Und da hast du den wahren Lapis philos. Er ist eben barschaft der Harnwege herangezogen. AehnUch ist die
der wahre Lapis, denn: vincit omnem rem subtilem, er Situation vorher mit den montes non ultramarini. Der
besiegt alle feinen Nasen, et penetrat omnem rem soli- visus negatur, propterea quod stercus dejicitur in cloacam.
dam, und geht durch Mauern und Thüren. Tertius Lapis in arboribus capitur, quarum foUa sunt
capilli
Sechste Rubrik.
Qui lapidem nescit,
Sicmundus bis hie. is, quod in arbore crescit.
Sciat
Mundus =
Mensch. So ist der Mensch geschaffen, der- „Der dritte Lapis philos. wird von den Bäumen ge-
artig, dass erauf den Stercus hinauskommt. (2. Rubrik.) pflückt, deren Blätter Haare sind
Die adaptationes beziehen sich auf die vierte Rubrik. Wer den Stein nicht kennt, der wisse, dass er auf dem
Der modus bezieht sich auf die fünfte Rubrik. Dort Baume wächst.“ —
wird das /uitQoy der Odeur gebracht. Indem Baumes als Haare gefasst wer-
die Blätter eines
den, wird damit auf das Anlehnen der Pflanzen-Interpre-
Siebente Rubrik. tation an die Mensch-Interpretation hingewiesen.
Wie bei der Mensch-Interpretation. Quartus in occulto nascitur:
Est spes, dum fodietur,
Achte Rubrik. Fert gaudia, dum removetur;
Completum est. Hos fallit, castrat,
Operatio Solis =
XQ^oonona. Der Autor ist nicht nur Illos infernat et astrat.
fertig mit seinem Stercus - Lapis, sondern auch mit der „Der vierte Lapis philos. bildet sich im Verborgenen:
XQvaonoucc. Da sie mit dem Lapis philos. der vorliegen- Hoffend gräbt man ihn freut sich, wenn man ihn fin-
;

den Interpretation zu executiren ist, so erhält sie auch det und an sich nimmt. Die Einen täuscht er, ängstigt er,
für ihr Part einen ordentlichen Hieb. die Anderen führt er aus der Hölle zum Himmel.“ —
Anf die Schultherapie hat die vorliegende Interpretation Weil der vierte Lapis sich an die Metall-Interpretation
der Tab. smar. den Einfluss, dass der Koth mit Prägnanz der Tab. smar. knüpft, die Metalle aber in der Erde vor-
475 476

kommen, so wird angenommen, dieser Lapis komme in der tion, Mensch-Interpretation, Drachen-Interpretation, Pflan-
Erde vor, und um
ihn zu erhalten, müsse man nach ihm, zen - Interpretation ,
Fermentations -Interpretation, Metall-
wie ein Schatzgräber, graben, wobei man denn wie ein Interpretation. Nun schliessen sich die Metall-Interpreta-
solcher zwischen Angst und Hoffnung schwebe, getäuscht tion und die Lapis philos.-Interpretation
fletztere durch
werde, wenn man den Schatz nicht findet, beglückt werde, den Lapis philos.) dem Mineralreich an, die Mensch- und
wenn man ihn hebt. Castrare, eigentlich castriren, soll Drachen-Interpretation dem Animalreich, die Pflanzen-In-
so viel heissen, als peinigen, ängstigen. Mit den barba- terpretation und die Fermentations-Interpretation (letztere
rischen Worten infernare und astrare muss man es nicht durch das Ferment, welches ein Vegetabile ist, Hefe,) dem
so genau nehmen, ein Stoffwechselpoet hat vor anderen vegetabilischen Reich. Damit haben wir denn an der
Menschenkindern schon etwas voraus. —
Man höre weiter: Hand der verschiedenen Interpretationen der Tab. emar.
Jam ostendam vohis fideliter locum, uhi Lapidem nostrum die drei Naturreiche, das animale, das vegetabile, das mi-
tolletis. Ite secrete et morose, cum magno silentio, et nerale. Die Elementen-Zeichen-Interpretation ist für ein
accedite posteriora mundi, et audietis tonitrum sonantem, Bemessen mit solchem Massstabe nicht geeignet, es wird
sentietis ventum flantem, et videhitis grandinem et pluviam ihr also selbstredend auch nicht zu nahe getreten, wenn sie
in terram cadentem. Et haec est res, quam desideratis, in der genannten Weise keine Berücksichtigung erhält.
cujus finis est cultura et fertilitas terrae, in qua exere- Wir haben also die Drei : Animal, Vegetabil, Mineral.
mentum illud nostrum beneficio naturae circulariter omnia Da wir nun aber auch andererseits im Lapis philos. eine
moventis redit in nutrimentum nostrum, et ex nutrimento Drei haben, so setzten die Abendländer beide Dreien ein-
incrementum corporis nostri. O quam mirabile et salutare ander gegenüber, und so kommt es, dass der dreifache
homini haec scienti! Haec res illa est, quae valore suo Lapis philos. aufgefasSt wird als Lapis animalis, Lapis
omnes lapides montium mineralium in artificio Alchemiae vegetabilis, Lapis mineralis (vergl. die im vorigen Ab-
praecellit. schnitte citirte Stelle aus dem Tractatus Aristotelis).
„Jetzt will ich euch den Ort getreulich zeigen, wo ihr Diesen Lapis animalis, vegetabilis, mineralis hat nun
unseren Stein heben könnt. Schleichet sachte, sachte, auch der Autor der Stercus-Interpretation vor Augen. Er
ohne ein Wörtchen zu reden, und tretet zum Hintertheil nimmt an, Mensch und Drache concentrirten sich in ihrem
der Welt. Da werdet ihr hören, wie der Donner knallt, Stercus, und so tritt das Stercus ein für den Lapis ani-
da werdet ihr riechen, wie der Wind bläst, da werdet ihr malis. Und was Haimo betrifft, so erhält er seine ,4 La-
sehen, wie Hagel und Eegen auf die Erde fällt. Das ist pides dadurch, dass er, sich an den Lapis animalis, vege-
das Ding, was ihr haben wollt, dessen Zweck ist die Cul- tabilis, mineralis haltend, den Lapis vegetabilis in zwei
tur und Fruchtbarkeit des Erdbodens, in welchem jenes Lapides distrahirt, in den eigentlichen Pflanzen-Lapis und
unser Exerement durch die Güte der Natur, die alles im in den Ferment-Lapis. Dies thut er deswegen, weil er auf
Kreise herumtreibt, wieder zu unserer Nahrung wird, und die Weise in die Lage kommt, die Fermentations-Inter-
aus der Nahrung zu tmserem Wachsthum. O, wie wun- pretation heranzuziehen, welche sich auf einem ähnlichen
derbar und heilbringend ist das für den Menschen, der es Terrain bewegt, als die Stercus-Interpretation, und welche
weiss !Jenes Ding ist in der Kunst der Alchemie mehr daher geeignet ist, einer Haimonischen Abhandlung eine
werth, als alle Steine der Mineralberge.“ Folie zu geben.
Da der Autor den Aristoteles citirt, es also wahr- Der Drei-Lapis als Lapis animalis, vegetabilis, mineralis
scheinlichist, dass dieser ihm als Vorbild gedient, so können kommt bereits im Commentar des Hortulanus zur Tab.
wir nicht umhin, denselben ebenfalls zu citiren. Es han- smar. vor. Nun sagt Boston (Bostonus Buriensis), Hortu-
delt sich nämlich um den Tractatus Aristotelis alchemistae lanus habe geblüht im Jahre 1040. Wenn dem so wäre,
ad Alexandrum Magnum de Lapide philosophico olim con- so würde bereits 1040 die Quintessenz der ersten Periode
scriptus, et a quodam Christiano philosopho collectus. In der Abendländischen Alchemie hinter uns liegen, und der
diesem heisst es :
Anfang der Abendländischen Alchemie weit vor 1000 fallen.
Audi, fili, audi doctrinam patris philosophorum, Aristo- Unmöglich ist so etwas gerade nicht, indessen wir —
telis spagiri, qui tibi praecipit, ut aecipias Lapidem ani- glauben es nicht. Der Deutschen Uebersetzung des
malem, vegetabilem, mineralem etc, ubi liquet, Lapidem Hortulanus von Friede. Roth-Scholz ist eine Lateinische
animalem esse, qui tanquam serpens ex corruptione per- Lebensbeschreibung des Hortulanus vosgedruckt. In dieser
fectissimae naturae humanae de industria inter duos montes „Vita“ wird erzählt, Hortulanus sei ein Grammatiker und
emissus gignitur, scinditur et prolabitur, et in fossa ca- Poet gewesen, und habe schon in früher Jugend eine gute
vernae clauditur calore modesto regitur
, inseritur et
, Erziehung erhalten. Als er heranwuchs, habe er, indem
custoditur. Hic serpens est calidus England von den Dänen verwüstet wurde, die höheren
„Höre, mein Sohn, die Doctrin des Vaters der Philo- Schulen seines Vaterlandes (England) verlassen, und sei
sophen, des Spagirikers Aristoteles, der dir vorschreibt, nach dem Festlande ausgewandert. Hier habe er mit
dass du den Lapis animalis, vegetabilis und mineralis Glanz seine Studien absolvirt. Dann sei er ein berühmter
nehmen sollst ix. s. w. Hierbei ist es nun klar, dass der Lehrer geworden. Er habe eine Reihe von Schriften ver-
Lapis animalis der ist, der wie eine Schlange aus Ver- fasst, welche Bostonus Buriensis in seinem grossen Katalog
derbniss der höchst vollständigen menschlichen Natur mit angäbe. — Nun folgt die Aufzählung dieser Schriften. Und
Mühe (de industria i. e. quod dum premitur) zwischen
:
nachdem die Aufzählung im Einzelnen fertig ist, heisst’s
zwei Bergen zum Vorschein kommt, in Stücke zerlegt dann weiter summarisch: Et alia plura. — Dann heisst’s:
wird, herabfällt, und warm und sicher in der Kloake auf- Claruisse illum scribit praedictus Bostonus anno Messiae
gehoben ist. Diese warme Schlange“ incarnati 1040, Haraldo in Anglia regnante. Cazimirum
^
Damit mag es genug sein.Amnärrischesten bei der ganzen Monachum et Diaconum Papa Benedictus
eodem anno
Sache ist das, dass es Leute gab, die das alles für baare
nonus Poloniae regem Vide Joannis Garlandii Com-
facit.
Münze nahmen und glaubten, man könne den hochgepriese- pendium Alchemiae. 8. Basileac 1560, pag. 172 sequ.
nen Stein der Weisen, dieses Wunderding, aus Aristotelisch-
„Der erwähnte Boston sagt, jener (Hortulanus) habe ge-
Haimonischen Stoffen darstellen. Es ist allbekannt, dass blüht im Jahre des Heils 1040, als Harald in England
der Hamburger Brandt, der in derartigen Stoffen arbeitete, regierte. Den Mönch und Diakon Kasimir macht im sel-
um den Stein der Weisen zu finden, den Phosphor im
bigen Jahre der Papst Benedict IX. zum König von Polen.
Urin entdeckte.
Siehe des Job. Garlandus Compendium Alchemiae (das
Wie Haimo zu 4 Lapides philoss. kommt, davon im ist eben die Tab. smar. mit dem Commentar oder den
folgenden Abschnitt.
Commentaren) u. s w.“
In Bezug hierauf ist nun ff. zu bemerken. Der Aus-
Der Lapis animalis, vegetabilis, durck claruisse (clarere blühen, sich hervorthun) ist sehr
mineralis. —
Hortulanus. vage, derselbe giebt dem Leben des Hortulanus einen gros-
sen Spielraum. Es handelt sich also um eine Zahl in
Sieht man von der Stercus-Interpretation ab, die spä- Bausch und Bogen. Wozu nun aber eine solche Zahl
teren Datums ist als die übrigen Interpretationen der Tab.
näher bestimmen durch die weiteren Hinzufügungen, dass
smar., obgleich auch sie in die erste Abendländische Periode
in diesem Jahre Harald in England regiert, dass in diesem
fällt, so haben wir folgende Interpretationen der
Abendländer: Jahre der Papst Benedict den Kasimir zum König von
Lapis philos.-Interpretation, Elementen-Zeichen-Interpreta- Polen macht? Das liegt gar zu eigenthümlich. Dazu
, :

477 478

kommt, dass, wenigstens nach den Gesohichtsquellen, die eine Aufstellung der Griechischen Zahlen gemacht. Wenn
uns zu Gebote stehen, Harald oder Harold 1036 in Eng- man solches zu thun unternimmt, so ist es gut, dass es
land König wird, und diesem 1039 Hardikanut folgt. Also gerade so geschieht, wie wir es dort gethan, d. h. dass
stimmt es gar nicht, dass 1040 Harald in England regiert. man mit a anfängt und mit a schliesst. Eigentlich sollte
Dass, wenigstens nach den Geschiclitsquellen, die uns zu man sagen, mau müsste mit a anfangen und mit aafxjit
Gebote stehen, erst 1041 Kasimir die Regierung in Polen schliessen, denn wozu ist es nöthig, dass das a zweimal
antritt, darauf wollen wir weiter kein Gewicht legen, denn aufgeführt wird ? Dem ist aber nicht so, das a muss
das excludirt nicht, dass der Papst ihn bereits 1040 zum zweimal aufgeführt werden, und zwar aus ff. Grunde. Die
rex gemacht. Zeahlen von 1 —
900, a bis aafj.nl, haben oben einen
Hierzu kommt nun noch folgendes. Einige nehmen an, Strich. Also a als 1 wird geschrieben ; a ß als 2 wird ,

Hortulanus sei ein Engländer. Andere halten ihn für einen geschrieben: ß’ u. s. w. Dagegen die Zahlen von 1000
Franzosen. Wenn nun aber der Eine sagt, Garlandus aufwärts haben unten einen Strich. Also a als 1000
ist ein Engländer, der Andere, er ist ein Franzose, dann wird geschrieben: /t, ß als 2000 wird geschrieben: ß,
ist ein Ausweg, um sich durch diese verschiedenen An- u. w.
s. Hierauf wird man nun aufmerksam gemacht,
sichten durchzuarbeiten, der, dass man wie der Autor der wenn die Aufstellung so ist, wie wir sie gemacht haben.
Lebensbeschreibung, mit der wir es hier zu thun haben, In dieser Aufstellung nämlich hat das erste « oben einen
sagt, er ist zwar ein Engländer, er ist aber nach dem Strich. Bei ß, y u. s. w. ist weiter kein Strich, weil
Festlande ausgewandert. Das also was unser Autor
,
stillschweigend angenommen wird, der Strich oben laufe
bringt, kann zwar wahr sein es kann aber auch der-
,
bei allen Buchstaben durch bis aafjnt. Beim a nach
artig ausgebeutet werden, dass man sagt, dieser Autor Oaftnl muss aber der Strich oben aufhören und unten
sagt das, was er bringt, blos deshalb, um es mit keiner anfangen. Darum steht eben nach dem aafjnl das a
Partei zu verderben. Das Uebrige, was der Autor der mit dem Strich unten. Stände das a nicht da, so wüsste
Lebensbeschreibung bringt, ist so vage, dass es auf den mau nicht den Untersclüed der Zahlen von a bis aafini
hundertsten und tausendsten Autor passt. Er weiss also, als 1 —
900 und von a u. s. w. als 1000 und weiter auf-
ausser dem Katalog von Hortulanus Schriften, blutwenig wärts.
vom Hortulanus, und wenn man das Auswandern in der Gerade so nun, wie wir die Aufstellung der Zahlen
Weise ausbeutet, die wir so eben dargelegt, so weiss er gegeben haben, gerade so hat sie der Autor vor sich
am Ende gar nichts von ihm. Sein Gewährsmann, liegen, oder im Sinne. Er denkt, würde ich blos von a
Boston, wird wohl eben so wenig wissen, denn sonst würde bis aafjnl gehen, so hätte ich die Aufstellung unvollstän-
unser Autor es bringen. Und auf solche Autoritäten hin, dig, jetzt gehe ich von a bis a, und habe sie vollständig.
auf solche Expositionen hin soll man nun gutgläubig an- Wenn nun die Griechen ausdrückeu wollten, man habe
nehmen, Hortulanus habe 1040 „geblüht“, das ist eine eine Sache vollständig, das ist vom Anfang bis zu Ende,
etwas .starke Zumuthung. so sagten sie, mau habe die Sache von a bis tu, von
Der kühne Griff mit der 1040 wird wohl ff liegen. Die Alpha bis O mega. Indem nun unser Autor sagt, er habe
Alchemisten werden den Aristoteles, welcher die Ab- die Aufstellung vollständig, sagt er, ich habe die Auf-
handlung De perfecto magisterio geschrieben, um das stellung von « bis w. Alsdann sagt er weiter Ich habe :

Jahr 1000 gesetzt haben. Es kommen nun in dieser Ab- die Zahlen von 1 bis 1000. Hierin habe ich die Zahlen
handlung Citate aus der Tab. smar. vor. Dies bemerkte von a bis <w. Also ist o: 1 und w 1000. ^
Die Finte =
Jemand, der in der Alchemie nicht weiter eiugeweiht liegt also darin, dass der Autor sich auf seine Weise
war, und dachte, die Tab. smar. kommt von Hortulanus herausrechnet, nicht a sei 1000, sondern m sei 1000.
her Hieran anlehnend calculirte er nun, wenn Aristo- Nun geht er weiter und sagt, die Griechischen Zahl-
teles um das Jahr 1000 fällt, so muss Hortulanus früher zeichen sind: or^ ß, y^ d, S, ßav, yj, &, i, x, k, fl, y,
fallen, denn wenn dem nicht so wäre, so könnte Aristo- Oj n, xdnna, q, a, x, v,
<f, y,
lo, aafinl. Das
teles den Hortulanus nicht „citiren“. Und so kommt sind 27 Zahlzeichen. Von a bis fj sind 13 Zeichen, von
denn heraus, dass Hortulanus 1040 blühte. i bis au^inl sind wieder 13 Zeichen, also in der Mitte
steht das y. Das benutzt er nun dazu, um sagen zu
können, das y stände in der Mitte. Sobald er das
Das Ovuni-Räthsel. aber heraus hat, sagt er weiter, es handelt sich um die
Dasselbe bezieht sich auf die res una als Ovum, und Zahlen 1 bis 1000. Bei diesen steht in der Älitte: 500,
kommt in Abhandlung vor, welche zwar dem Zo-
einer also ist y =
500. Die läute liegt also darin, dass der
simus zugeschrieben wird, von demselben aber nicht her- der Autor sich airf seine Weise herausrechnet, nicht (p’
rührt, und den Titel führt: ÜSQi daßiarov. Es seie 500, sondern y seie 500.
lautet :
Auf diese Weise bekommt denn der Autor heraus, dass
Miaov loTaficu xai rov nokov,
Tijg ycdceg der ijjiicpog nicht ist: 920, nämlich
jQiy(tfj.fA.6g (ifii, avkkctß^y qiiQwy fc» = 800
d ijjijcfog fioi. yikicc Tityraxoaicr 0 = 70
y.ai d evQüiy fie aotfdg my xüty yQixfifAauav, y = 50
d Jf fxij xvQ(üy fjis ovx oidfy xd clkcfia, y.ai
Summa 920
vnÜQXSt ady x^ö ß!jxa y.ai dikxa sondern dass er ist 1 500, nämlich
Ich stehe mitten zwischen Erde und Himmel, = 1000
0}
habe drei Buchstaben und bin einsylbig.
Der Zahl nach ergebe ich Eintausend fünfhundert.
y— 500
:

Wer mich findet, versteht sich wohl auf die Buchstaben. Summa 1 500
Wer mich aber nicht findet, der kennt nicht das Alpha, Das 0 wird im yjj^ipog nicht mitgerechnet, und zwar
und fängt an mit Beta und Delta. deswegen nicht, weil in der zweiten Zeile ja ausdrücklich
Die Lösung ist tuoV, Ei.
: gesagt wird, das Wort, welches die Lösung des Räthsels
Erste Zeile. Hier wird an das Weltenei angelehnt enthalte, seie einsilbig. Wenn es aber einsilbig ist, so
in der Stelle der Tab. smar. Et sicut res oinnes fuerunt
: kann dies blos darauf beruhen, dass dem o weiter keine
ab u n o, und wie alle Dinge waren vom unum, dem Ei, Rechnung getragen wird.
dem Weltenei. Das Weltenei ist Himmel und Erde, Vierte, fünfte und sechste Zeile, ypafifiaxa
weil es zu ihnen die Grundlage abgiebt. Es ist nicht sind die Buchstaben als Zahlen. Also: Wer die Lösung
Himmel und Erde, weil diese erst realiter aus demselben des Räthsels findet, der versteht sich darauf, die Zahlbuch-
hervorgehen. Auf die Weise steht es denn in der Mitte staben richtig zu fassen, das heisst, im Sinne des Autors
zwischen Himmel und Erde hält die Mitte zwischen
. richtig zu fassen. Wer die Lösung aber nicht finden kann,
ihnen. der ovx oldtv xd äkepa, der kann nicht A sagen, der ist
Zweite Zeile. Die 3 Buchstaben sind: (u, o, y. — ein dummer Teufel, y.ai vnaQXd u. s. w. vnaQXiiv
Die eine Sylbe entsteht dadurch, dass man schnell liegt ganz ähnlich wie das Deutsche „anfangen“. Wenn
spricht, und so nicht 0-on sagt, sondern On. wir sagen: „Fängt der da mit dem Hundertsten und Tau-
Dritte Zeile. Wir haben beim Durchnehmeu des sendsten an“, so soll das weniger heissen: initium facere,
ersten Räthsels des ersten Buches der Oracula Sibyllina als vielmehr: „er kommt damit heran, er bringt es auf's
479 480

Tapet“. So ist hier das vnÜQXSiy damit herankommen.


•' tum supra librum Turbae (29 Distinctiones). — Aenigma I
Also wer das Eäthsel nicht lösen kann, so hat der Autor (VII aenigmata) ex visione Arislei philosophi et allegoriis
zu sagen im Sinne, der kommt mit tt und ß heran, das sapientura. (Der Ausdruck visio Arislei stammt von Petrus
heisst, der nimmt die Buchstaben nach ihrem gewöhnlichen de Silento her.) —
In turbam philosophorurn exercitationes,
'

Zablwerthe, und zählt sich heraus « 1, ^ = =


2 u. s. w., in quibus occulta quaedam et ad artem facientia expli-
und kommt so dahin, dass er sagt: oj =
800 und »'=50. cantur (Exercitationes XV).
Dass der Autor nun nicht sagt der kommt mit a und ß
: Morien US, auch Morienus Eomanus, auch Eremita
heran, sondern mit ß und d", das liegt darin, dass er das Hierosolymitanus genannt —Einige schreiben Morienes — .

« nicht bringen kann, weil er ja vorhin dem Nicht-Löser ist der angebliche Verfasser der Schrift: De compositione
in die Schuhe geschoben hat, er kenne das äk(pa nicht. Alchemiae, welche übrigens auch andere Titel führt. Diese
Darum rückt an die Stelle des cc und ß das ß und y. Schrift zerfällt in 2 Theile, deren einer Allgemein-Data über
Das y nimmt der Autor aber auch wieder nicht, und setzt Moriens Leben in Verbindung mit einer Goldmacher-Historie
dafür das cT, weil er denkt, ich bin von 0 auf 2 gesprungen, enthält. Es Hegt zu nahe, dass man die Allgemein-Data
nun will ich auch von 2 auf 4 springen, und die 3 un- über Moriens Leben mit dem Masse bemisst, mit welchem
terwegs lassen. TJebrigens lässt sich ovx t6 a).(pa man die Goldmachergeschichte bemisst, und da bleibt •'

auch erklären mit: der kennt das akcpa in sofern nicht, denn von historischer Zuverlässigkeit wenig übrig. Der
als er sagt, äX(pa ist eine Eins, und nicht, älcfee ist der eigentliche alchemistische Theil trägt den Allgemein-Cha-
Anfang. Und wenn er auf die Weise das äXqxx nicht rakter der Schriften der ersten Abendländischen Periode. £
kennt, so kommt er auch nicht auf das <o als Bezeichnung Das Werk ist angeblich ursprünglich Arabisch geschrieben, f
für Ende, statt als Bezeichnung für 800. Also liegt in und von Eobertus Castrensis in’s Lateinische über-
dem ovx oWtv rd äl(fce indirect der Hinweis dafür, dass setzt. Am Schlüsse dieser „Lateinischen Uebersetzung“
w =1000. Ein ähnlicher indirecter Hinweis dafür, dass des Eobertus steht; Explicit über Alchemiae de Arabico
^

y= 500 liegt darin, dass das Eäthsel anfängt: Miaoy in Latinum translatus anno raillesimo centesimo octuage-
taxautti. Durch das fxtaov wird indirect auf das p hin- simo secundo, in mense Februarii et in ejus die undecimo.
gewiesen, welches in der Mitte steht, in der Mitte von 1 „Ende des Buches der Alchemie, welches vom Arabischen
und 1000, und damit =
500. yala und nölog sind dann in’s Lateinische übersetzt wurde, 11. Februar 1182.“ Im
indirect 1 und 1000. ersten Abschnitt des Buches spricht Morienus von sich
selbst, im zweiten Abschnitte wird in der dritten Person
Alchemistische Schriftsteller u. Schriften von ihm gesprochen, und die folgenden Abschnitte, welche
eigentlichen alchemistischen Werth haben, bringen Ge-
der ersten Abendländischen Periode.
spräche zwischen dem König Kalid und Morienus in
Aristoteles (Pseudo-Aristoteles). Von ihm ist die dem Genre Kalid fragt das Morienus antwortet das.
: ,

Abhandlung: De perfecto magisterio. Dieselbe zerfällt in Dabei hat man nun aber das Nachsehen, ob Morienus
zwei Abtheilungen. Die zweite beginnt mit der Ueberschrift: selbst diese Gespräche aufgeschrieben, oder vielmehr ein
Secunda hujus artis ratio. Diese trägt einen ganz anderen anderer sie verfasst hat, und das, was er sagen will, dem
Charakter als die erste Abtheilung, und ist unächt. Es fällt fingirten Morienus in den Mund legt.
in der ersten, eigentlich dem Aristoteles zukommenden, Merlin, dem die Allegoria, profundissimum philo-
Abtheilung auf, dass von Periode zu Periode mit einem sophici Lapidis arcanum perfecte continens zugeschrieben
„Scias hoc, quia est magnum secretum“ aufgewartet wird. wird, ist ein Pseudonym. In dieser Abhandlung wird ein
Das beim Demokrit immer wiederkehrende
erinnert an das König auferweckt, und zielt dieselbe auf die Mensch-
„Natura natura gaudet etc.“ Dies ist denn wohl mit ein Interpretation der Tab. smar. resp. das Quecksilber. (Vergl.
Motiv, dass die Abendländer auf die Demokritschen Ee- bei der Mensch-Interpretation der Tab, smar.) Merlin war
frains zurückkommen, diese indess in einem anderen Sinne ein Englischer Zauberer, der um 500 p. C. gelebt haben
nehmen, als Demokrit, vergl. z. B. Turba philosophorurn, soll. Der Autor der Allegoria denkt, die Abendländische
Sermo undecimus (Parmenides). Sehr wichtig in der Ab- Mensch-Interpretation der Tab. smar. hat einen Anstrich
handlung des Aristoteles ist das, dass die 4 Eegimina von Zauberei, indem ein todter Mensch wieder lebendig
deutlich dargelegt werden. Hierhinter greift ein anderer gemacht wird. So kommt er von der Mensch-Interpretation \
’’

Autor und bringt eine Abhandlung: Tractatulus de pra- auf Zauberei, von der Zauberei auf einen Zauberer, und
ctica Lapidis philosophici, der er den Autortitel Aristoteles als solcher wird eben Merlin heiangezogen. Es ist wohl
giebt. Diese Schrift handelt hauptsächlich von den 4 Ee- kaum nöthig, darauf hinzuweisen, dass der Merlin, der um j

gimina, welche genannt werden: Lapidis dissolutio in 500 gelebt haben soll, unmöglich der Autor der vorliegen- j

aquam spiritualem (Solviren), Lapidis separatio in statum den Abhandlung gewesen sein kann, da damals ja noch i

spiritualem (Destilliren), Lapidis reductio in terram natu- gar keine Abendländische Alchemie existirte.
ralem (Congeliren), desponsatio Lapidis in calcem corpo- Ebenso ist Haimo, dem die Epistola de quatuor Lapi-
ralem (Calciniren). Im Allgemeinen wird angenommen, dibus philosophicis etc. zugeschrieben wird, ein Pseudo-
dass ein Aristoteles die Abhandlung: De perfecto magi- nym. Haimo war ein Bischof zu Halbersfadt, dessen
'

sterio (beide Abtheilungen) und die Abhandlung: Tracta- Todesjahr auf 853 fallen soll. Dieser Bischof Haimo kann
tulus de practica Lapidis philosophici geschrieben. Daran natürlich nicht der Verfasser der vorliegenden Epistel sein,
ist gar nicht zu denken. Und noch viel weniger ist daran denn zu der Zeit, wo er lebte, existirte noch keine Abend-
zu denken, dass der Aristoteles, der in der Haimoriischen ländische Alchemie. Er aber wird als Autor in’s Auge
Epistel citirt wird, eben derselbe Aristoteles sei. Das will gefasst, und zwar weniger deswegen, weil er der Haimo
ja selbst nicht einmal der Christianus philosophus, der die ist, sondern deswegen, weil er ein Bischof war. Näm-
betreffende Abhandlung: Tractatus de Lapide philosophico lich Jemand, der einen Witz machen wollte, sagte, diese
etc. geschrieben. Dieser stempelt ja die Schrift zu einem Epistel kommt von einem Kirchenschriftsteller her. An
Opus des Stagiriten Aristoteles, woher das „conscriptus die Stelle des Kirchenschriftstellers trat nun ein Bischof,
ad Alexandrum Magnum.“ und als solcher hatte Haimo das Glück, gewählt zu
Eine wichtige Schrift ist die Turba philosophorurn. werden.
Sie existirt in 2 Eedactionen. Die erste hat 72 Sermones, Des Petrus de Silento-„Opus“, so wie des Arte-
die zweite 78 Sententiae. Es handelt sich in diesen fius: Clavis majoris sapientiae ist bei der Drachen- und
Schriften um eine Eeilie von Alchemisten, welche die Metall-Interpretationcitirt worden.
Namen führen: Iximidrus, Exundrus, Anaxagoras, Pandol- In die erste Abendländische Periode gehört auch : Inter-
fus, Lucas, Locustor, Pythagoras u. s. w. u. s. w. Diese locutio Mariae prophetissae, Moysis et Aaro-
sororis ^

halten der Eeihe nach einen Sermo resp. eine Sententia, nis, habita cum aliquo philosopho, dicto Aros, de excellen-
in welcher die Alchemie im Sinne der Abendländischen tissimo opere trium horarum. Wir kennen aus dieser
Alchemisten besprochen wird. Der Praeses in der Ver- Interlocutio blos Excerpta. Wahrscheinlich war diese
sammlung ist Arisleus, und das ist der Grund, weshalb Maria ursprünglich die Jungfrau Maria, welche dem An-
man dem .Arisleus die Autorschaft der Turba philosophorurn lehnen der Abendländischen Alchemie an Christus zu
gegeben. —Von besonderen Schriften, welche sich auf die Liebe zu einer Alchemistin gestempelt wurde. Hinter-
Turba philosophorurn beziehen, führen wir auf: In turbam drein wandelte man sie zur Maria, das ist Mirjam, der
philosophorurn sermo unus anonymi. —
Allegoriae sapien- Schwester des Moses und Aaron um. Motiv zu diesem Thun .i
481 482

war entweder das, dass man meinte^ den Arabern sei die silbers für die Alchemie bringt es mit sich, dass bereits
Prophetin Maria oder Mirjam minder Scrupel-erregend, als die Abendländer der ersten Periode dem in’s Auge sehen,
die Jungfrau Maria, oder auch das, dass man in der was ihnen denn nun alles das Quecksilber an der Hand
„Alchemistiii“ eine Profanation der Jungfrau Maria fand. der verschiedenen Interpretationen der Tab. smar. bietet,
ji Von Hortulanus war bereits früher die Rede. was es an der Hand dieser Interpretationen direct und
I Dubios sind die Dicta Alani philosophi de Lapide philo- indirect ist. Indessen ist in der ersten Abendländischen
I
sophico ,
welche der Flamänder Justus a Balbian Periode dieses Thun mehr vage, eine wirkliche principielle
herausgab (1598), wie er sagt, indem er sie aus dem Bedeutung erhält es erst in der zweiten Abendländischen
Deutschen übersetzte. In dieser Abhandlung kommt näm- Periode —und von da sich fortziehend, in den folgenden
I: lieh folgende Stelle vor: Abendländischen Perioden —
durch eine Besonder - Inter-
Ad hujusmodi calcinationem philosophi nos remittentes pretation der Tab. smar., das ist durch die Quecksilber-
exemplum sumere jubent a lignis, in quibus adhuc viridi- Ens-universale-Interpretation.
,
bus tria existunt humiditatum genera primum, quod li-
:
Bei dieser ist die res una: Quecksilber. Die Pronomina
|j
gnum a combustione praeservat alterum, admodum pingue
; ejus, illud im Passus Pater ejus est Sol etc. beziehen sich
" et oleaginosum, inflammationis et combustionis causam ad- auf das Quecksilber. Der pater telesmi ist das Queck-
ministrat, carentque duo ista odore et ab igne consumun- silber. Die gloria ist das Quecksilber, die fortitudo ist
i tur tertium autem, unctuosum ac quantitate exiguum, in
;
das Quecksilber. Der Hermes trismegistus bezieht sich
cinere remanet, subtileque est et perenne. „Die Philo- auf das Quecksilber. Die operatio Sohs bezieht sich
I
sophen (Alchemisten) verweisen uns auf eine derartige auf die operatio des Quecksilbers. Ueberall, allüberall —
:
Calcination, und sagen, wir sollen das Holz als Beispiel Quecksilber. Hierbei ist nun namentlich der Passus in’s
I nehmen, welches, wenn es noch grün ist, drei Arten Feuch- Auge zu fassen :

tigkeit enthält. Die erste Art ist die, welche das Holz Et sicut res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius:
I gegen das Verbrennen schützt. Die zweite, sehr fett und sic omnes res natae frerunt ab hac una re adoptione.
!' ölig, ist der Grund, dass das Holz Feuer fängt und ver- Wie die Welt herstammt von Gott, vom Idyof Gottes,
brennt. Diese beiden Arten sind geruchlos und werden so stammen alle Dinge, welche die Welt enthält
vom Feuer verzehrt. Die dritte Art, salbenartig und von (res natae), vom Quecksilber her.
fj
geringer Quantität, bleibt in der Asche zurück und ist Damit ist das Quecksilber ein Ens universale !

! subtil und beständig.“ In Bezug auf das Quecksilber als Ens universale knüpft
Das lehnt zu auffallend an die Sal-Sulphur- und Mer- man an alles das, was irgend eine Interpretation der Tab.
cur-Lehre, welche wohl damals bestand, als Balbian die smar. an eine Rubrik, an einen Passus gelehnt hat, und
Dicta Alani herausgab, aber nicht in der ersten Abend- setzt es zum Quecksilber in Relation. Hiermit begnügt
ländischen Periode. Doch nicht nur das, sondern die man sich aber nicht,sondern zieht auch einerseits für diese
Stelle ist auch obendrein aus des O Groll Basilica chemica und jene Rubrik, diesen und jenen Passus neue Beziehun-
: abgeschrieben. Dort heisst’s nämlich (Genfer Ausgabe v. gen heran, andererseits giebt man den alten Beziehungen
1631, pag. 30): einen extendirten Umfang, welche beiden Manoeuvres untei'
Hoc a spagyris visibili experientia et certificatione in- Umständen auf dasselbe hinauslaufen.
contradicibili demonstrari potest. In lignis viridibus tria Wir wollen dies an einigen Beispielen klar machen.
etiam existunt humiditatum genera: Primum aquosum, Man hat in den beiden superius und inferius der zwei-
1
Mercurio fugitivo respondens, quod lignum a combustione ten Rubrik an der Hand früherer Interpretationen die 4
praeservat Alterum, admodum pingue et oleaginosum, in-
: Elemente. Also umfasst das Quecksilber die 4 Elemente.
flammationis et combustionis causam, instar Sulphuris, ad- In denselben superiora und inferiora hat man (Pytha-
ministrat, et haec duo ab igne consumuntur: Tertium goräische Interpretation der Tab. smar.) das Dreieck.
autem, unctuosum ac quantitate exiguum, in cinere remanet Also umfasst das Quecksilber das Dreieck.
(Sal videlicet) subtile est et perenne. In denselben superiora und inferiora hat man (magische
Mit der Aufführung dieser Schriftsteller und Schrifen Interpretation der Tab. smar.) die Dämonen. Also umfasst
wollen wir uns begnügen. das Quecksilber die Dämonen.
Was nun die Zeit betrifft, in welche dieselben fallen, Man hat in der dritten Rubrik Sol, Luna, ventus, terra.
:

so fehlen sichere Details. Nur für die Uebersetzung des Also Quecksilber =
Sol, Luna, ventus. terra.
,
Robertus Castrensis liegt die Jahreszahl 1182 vor. Sicher In derselben Rubrik hat man nach anderer Interpreta-
'

ist, dass zu den Zeiten des Albertus Magnus, dessen Ge- tion die Elementar-Qualitäten. Also umfasst das Queck-
burtsjahr auf 1193 und dessen Sterbejahr auf 1280 gesetzt silber die Elementar-Qualitäten.
wird, die erste Abendländische Periode hinter uns liegt. U. s. w.
I
Wir können daher in Bausch und Bogen sagen, um das Ferner hat man nach der Drachen - Interpretation der
Jahr 1200 falle der Abschluss der ersten Abendländischen Tab. smar. im pater omnis telesmi den Drachen. Also
Periode. Man kann nun annehmen, dass in Bausch und Quecksilber = Drache. Hierbei fragt man sich dann,
Bogen 200 Jahre damit hingingen, bevor die erste Abend- warum muss es denn nun gerade ein Drache sein?
. ländische Periode mit allen den Einzelheiten, welche sie Nehmen wir irgend ein anderes Thier. Und —
es tritt
;
in’s Auge fasst, zum Abschluss gekommen. Und damit irgend ein anderes Thier an die Stelle des Drachen.
ist denn gegeben, dass der Anfang der ersten Abendlän- Und ähnlich: Man hat nach der Pflanzen-Interpretation
dischen Periode so circa um das Jahr 1000 fällt. im pater omnis telesmi den Baum. Also Quecksilber :=
Baum. Hierbei fragt man sich dann, warum muss es nun
Zweite Abendländische Periode. -- Das gerade ein Baum sein? Nehmen wir in gleicher Beziehung
etwas anderes. Und au die Stelle des Baumes rückt der
Quecksilber als Ens universale. Strauch, die Blume.
Die Alchemisten der zweiten Abendländischen Periode U. s. w.
;
gehen im Allgemeinen auf der Bahn weiter, welche ihnen Ferner hat man in der philosophia totius mundi die
von den Alchemisten der ersten Abendländischen Periode Tab. smar. Die Tab. smar. ist aber gleichsam ein Spie-
I
vorgezeichnet worden ist, dabei bald mehr, bald weniger gel für die Alchemisten, in welchem sich die Alchemie
auf die Arabische Alchemie blickend. Besondere Eigen- abspiegelt. So kommt Paracelsus dazu, aus dem Queck-
li thümlichkeiten werden wir hervorheben. Wir lassen diese silber als Ens universale den Spiegel herauszuarbeiten.
Periode mit Albertus Magnus beginnen, und bis zu Basi- U. s. w.
'
lius Valentinus gehen, mit welchem die dritte Abendlän- Es ist leicht zu übersehen, dass man, indem man die
:
dische Periode beginnt. Hierbei setzen wir indess den Sache auf solche Weise angreift, das Hundertste und
1
Basilius Valentinus später, als das gewöhnlich geschieht. Tausendste für das Quecksilber herausbekommen kann.
( (Vergl. Basilius Valentinus.) Indem man nun aber in Bezug auf das Quecksilber als
I; Bereits durch die metaphysische Interpretation der Tab. Ens universale das Hundertste und Tausendste vor sich
smar. erlangt das Quecksilber in der Alchemie eine hohe hat, muss man sich nicht der Idee in die Arme werfen,
Bedeutung. Diese Stellung wird noch bedeutender durch als handelte es sich um absolute Willkür. Man muss
die Arabische Richtung der Alchemie, welche auf die nicht sagen, da steht ja mit dürren Worten: omnes
Abendländer übergeht. Die hohe Bedeutung des Queck- res natae fuerunt ab una re, alle Dinge, welche die Welt
31
483 484

stammen vom Quecksilber ber. Also, nehme ich weiten und zu engen Gräuzen zu bewegen. Noch lauge
«nthält,
nicht Jeder ist dazu qualificirt, die Sache genial auszu-
etwas, was die grosse weite Welt enthält, da habe
ich
beuten, und es ist bei den einzelnen Autoren, welche die-
eben Quecksilber. So muss man nicht sagen. Vielmehr
ses Terrain betreten, eine grössere oder geringere Ge-
handelt es sich darum, dass an der Hand alter oder neuer
wandtheit, ein Tirocinium einerseits und eine Virtuosität
Speculationen irgend einem Etwas der lab. smar.-Stand-
punct, ein alchemistischer Standpunct, andemonstrirt wird,
andererseits durchaus nicht zu verkennen. Wir wollen
und hierfür ein Beispiel nehmen.
dass so sein Quecksilber - Standpunct herauskommt,
dass dies Etwas so ein Recht erhält, unter den res natae
Tn Bezug auf allgemein menschliche Beziehungen wird
eine Stelle einzunehmen. Also den Standpunct der res das Quecksilberzum König. Das liegt nahe im Anlehuen
natae hat man nicht aprioristisch, er muss erst aposterio- an die Mensch - Interpretation der Tab. smar. Es wird
. ristisch hineinkommen. Die Sachlage ist nicht: dies zum Knecht (servus). Dabei wird nun natürlich gedacht,
oder jenes Etwas eine res uata, also ist es Quecksil-
ist der König ist doch ursprünglich nichts anderes, als der
ber, sondern: dies oder jenes Etwas lässt sich als Queck- Mensch der Mensch- Interpretation. Wie man diesen aber
silber legalisiren, darum hat es ein Recht, unter die res zum höchsten Menschen macht, so kann man ihn auch
natae aufgenommen zu werden. Und hierbei ist denn zum niedrigsten Menschen machen, denn die Extreme .be-
wieder das Recht, unter die res natae aufgenommen zu rühren sich. Und so wird aus dem König ein Knecht.
werden, um so mehr begründet, je mehr Anhaltspuncte für Das liegt nun viel weniger alchemistisch gewandt, als das
das Quecksilber an der Hand der Tab. smar. oder be- folgende. Das Quecksilber ist ein Mann. Grund: Pater
reits eigebürgerter alchemistischer Speculationen vorliegen. ejus est Sol. Ein Vater ist aber ein Mann. Es ist eine
Einige Beispiele werden dies klar machen. Frau. Grund: Mater ejus est Luna. Eine Mutter aber
Wir haben oben gesagt, dass an der Hand des Drachen, ist eine Frau. In Mann und Frau haben wir Masculinum
welcher als Quecksilber gefasst wird, auch andere Thiere und Femininum. Nun ist das Quecksilber aber auch ein
in den Bereich des Quecksilbers kommen. Hierbei wäre Neutrum, denn die Vocabel Hydrargyrum ist generis
es nun ein sehr lockerer Anhaltspunct, wenn man sagen neutrius. Das Quecksilber ist ein Vater. Grund: Pater
wollte : ist ein Thier. Der Drache ist Queck-
Der Drache omnis telesmi est hic. Dasselbe ist eine Mutter, denn
silber. Nun
sind aber der Elephant, die Maus, der Hase, in der Drachen-Interpretation wird ja das virtus ejus in-
der Fuchs u. s. w. Thiere. Also sind sie auch Queck- tegra est auf die Frau des pater bezogen. Auch ist für
silber. Auf solche lockere Anhaltspuncte lässt sich kein Vater und Mutter das Pater ejus est Sol, mater ejus est
gediegener Alchemist ein, eine solche Legalisirung des Luna zu verwerthen. Es ist ein Kind (Sohn, Tochter),
Quecksilbers für den Elephanten, die Maus, den Hasen, denn die virtus integra eines Vaters kann da angenommen
den Fuchs steht auf zu schwachen Füssen. Anders liegt werden, wo er ein Kind erhält, namenthch aber da, wo
die Sache, wenn gesagt wii’d, der Drache
Quecksilber ist er als Stammhalter einen Sohn erhält. Also Quecksilber
an und für sich (pater omnis telesmi), er ist aber auch = Sohn. Der Vater ist also Quecksilber, und der Sohn
Quecksilber in Bezug auf sein Blut (Quecksilber als Ve- ist Quecksilber. Also coincidiren Vater und Kind. Und
nenura). Nun haben wir die Kröte, die Viper, den Basi- das ist, das Quecksilber zeugt sich selbst. Ebenso ist
lisken u. s. w. Diese Thiere sind giftig. Ihr Gift deckt die Mutter Quecksilber, und das Kind ist Quecksilber. Also
das Quecksilber als Venenum, ihre Thier-Natur deckt die coincidiren Mutter und Kind. Und das ist, das Queck-
Thier - Natur des Drachen. Also können sie als Queck- silber gebiert sich selbst. An der Hand des Pater
silber aufgefasst werden. Das ist eine ächte Legalisirung ejus est Sol, mater ejus est Luna ergiebt sich ferner, dass
der Kröte, der Viper, des Basilisken als Quecksilber. Oder eine Herrath zwischen Quecksilber und Quecksilber statt
man nimmt den Löwen und sagt, der Drache kommt in hat. Wo sich aber zwei heirathen, die dasselbe sind, da
die Alchemie auf Grund der Arbeiten des Hercules, Her- liegt es nahe, anzunehmen, es heirathen sich Bruder und
cules aber tödtet nicht nur den Drachen (die Lernäische Schwester. So haben wir Quecksilber als Bruder, Queck-
Hydra), sondern auch den Nemeischen Löwen. Die eine silber als Schwester. Ferner haben wir in Bezug auf das
wie die andere That gehört unter die zwölf Arbeiten des Pater ejus etc. :Sol und Luna (Quecksilber und Queck
Hercules, hier wie dort handelt es sich um ein Thier. Silber) heirathen sich. Sie erhalten ein Kind (die res una).
Also wo ich den Drachen nehme, kann ich auch den Lö- Nun folgt aber wieder Pater omnis telesmi. Und da liegt
wen nehmen, wo demgemäss der Drache Quecksilber, = es nahe, dass das Kind von so eben wieder heirathet, und
ist auch der Löwe -= Quecksilber. Auf die Weise ist der ein Kind bekommt. Dies letztere Kind ist dann aber ein
Löwe als berechtigt zur Aufnahme unter die res natae Enkel, resp. eine Enkelin. Nimmt man nun al)er an,
legalisirt. Und
ferner: Wir haben oben gesagt, dass an dass sich vorhin Bruder und Schwester heiratheten, so
der Hand des Baumes, welcher als Quecksilber gefasst kommt das Verhältniss von Oheim und Tante in die
wird, auch andere Pflanzen in den Bereich des Queck- Sache. Und so lassen sich noch weitere Familien- Verhält-
silbers kommen. Hierbei wäre es nun ein sehr lockerer nisse heranziehen. Das liegt alles im ächt alchemistischen
Anhaltspunct, wenn man sagen wollte, der Baum gehört Sinne ganz anders, als der Knecht, der dem König gegen-
dem Pflanzenreiche an, dem Pflanzenreiche gehören aber über gestellt wird.
auch an: die Klette, der Enzian, die Winde u. s. w. Da Nebenbei sei liier erwähnt, dass Paracelsus die Sache
nun der Baum =
Quecksilber, so sind auch die Klette, mit Virtuosität auszubeuten versteht.
der Enzian,
würde
die Winde u. s. w. =
Quecksilber.
sich die Sache schon machen, wenn man sagt, die
Anders An die Quecksilber - Ens - universale - Interpretation der
Tab. smar. knüpft sich die Aludel- Interpretation der Tab.
Pflanze Lunaria ist Quecksilber, denn einerseits ist sie smar.
eine Pflanze, andererseits weist ihr Name Lunaria aber Bei ihr lässt man die res una das Aludel sein, und hat
speciell auf das Mater ejus est Luna der Tab. smar. Oder nun des Näheren ff.
wenn man sagt, die Rose ist Quecksilber, denn einerseits Quod est inferius etc. Stosse dich nicht daran, dass
ist sie eine Pflanze, andererseits bildet sie in ihrer
rothen der Bauch des Aludel so dick ist, und der Hals so dünn.
Farbe ein Anlehnen au das Hydrarg. oxyd. rubr., den Sage in Folge dessen nicht, der Bauch ist doch dem Hals
Gold-Lapis. Auf die Weise haben wir denn die Legali- überlegen. Nein, das ist er nicht, eben so wenig, wie du
airung der Lunaria, der Rose, unter die res natae aufge- am Aludel den Bauch entbeliren kannst, kannst du seinen
nommen zu werden, nicht aber findet das Gleiche statt
bei der ersten besten Pflanze, die man sich aus dem Pflan-
Hals entbehren: —das inferius est sicut id quod est su-
perius. Und nun geht es weitey
zenreiche hervorholt. Et quod est superius etc. Und beide Theile des Aludel,
Es lässt sich nicht leugnen, dass die Speculation einen sein superius und inferius dienen dazu, die Wunder der
weiten Spielraum hat, wenn sie sich daran macht, diesem res una zu Stande zu bringen.
oder jenem Etwas seine Berechtigung zum Eintritt in den Et sicut res omnes etc. Gott hat die Welt erschaffen.
Bund der res natae anzudemonstriren. Immerhin ist es Die Welt hat also ein Vorderglied, Gott. Ebenso haben
aber wohl zu berücksichtigen, dass es sich nicht um die. die res natae, das Quecksilber in seinen verschiedenen
absolute Speculation handelt, sondern um die alche- Auffassungen, ein Vorderglied, und dies Vorderglied ist
mis tische
beuten
Speculation. W
er die Sache ordentlich aus- das Aludel.
muss au courant der Alchemie sein, es ge-
will,
Die Stelle Pater ejus Sol etc. kennen wir bereits in der
hört ein alchemistischer Tact dazu, sich hier nicht in zu
Aludel-Interpretation von der Arabischen Alchemie her.
485 48Ö

Beim Pater omuis telesnii lässt mau alsdann das Queck- perlich gefasst von der Erschaffung der Welt, ihrem An-
;

silber eiutreten. fänge und Ende; von allen Elementen, deren einfachen und
Dannweiter die gloria das Aludel, die fortitudo das
ist doppelten Qualitäten, ihrem chaotischen Materia -prima-
Quecksilber. —
Das Uebrige liegt auf der Hand. Standpunct, ihrem Unterschied, ihrer Ascension, ihren ac-
Durch eine solche Interpretation der Tab. smar., welche tiven und passiven Eigenschaften von Allem, was aus den
;

sich der Quecksilber - Ens - universale - Interpretation zur


;

Elementen zusammengesetzt ist, gehöre es nun dem ani-


Seite stellt, bekommt man für das Quecksilber einen wei- malen, vegetabilischen oder Mineral -Reiche an vom Ver- ;

teren Spielraum.
i|
Zuvörderst kann man irgend einem gänglichen und Unvergänglichen; vom Sichtbaren und Un-
Etwas die Legalisiruug seines Rechtes, unter die res natae
[j
sichtbaren; von Geist, Seele, Körper, deren Verbindung
aufgenommen zu werden, auf Grund dessen andemonstri-
I und Trennung von Leben und Tod
;
von Gutem und;
ren, weil es Aehnlichkeit mit dem Aludel hat. Dann aber Bösem; von Wahrem und Falschem; von Einheit und
auch kann man für eine solche Legalisirung das heran- Vielheit; von Armuth und Reich thum Von Fliegen und;

ziehen, dass man sagt, ich habe das Quecksilber, dies führt Nicht-Fliegen; von Krieg und Frieden; vom Sieger und
I
mich aber auf das Aludel, auf das Werkzeug, vermittelst Besiegten; von Arbeit und Ruhe; von Schlaf und Wachen ;
:dessen es dargestellt wird. Habe ich also irgend ein Et- von Conception und Geburt; vom Knaben und Greise;
was, welchem der Quecksilber-Standpunct andemonstrirt von Mann und Weib von Stark und Schwach; von Weiss
W
;

I
werden kann, so kann ich zugleich auch das erk- und Schwarz und den Farben überhaupt; von der Hölle
Izeug, au der Hand dessen ich dies Etwas erhalte, wel- und ihrer Finsterniss und ihrem Schwefel-Feuer; vomParadies,
ches mit diesem Etwas in Verbindung steht, vom Queck- seiner Erhabenheit, Erleuchtung, seiner unschätzbaren Pracht
silber-Standpunct auffassen. In ersterer Beziehung führen und Herrlichkeit; kurz von dem, was ist und nicht ist,
wir die Auffassung eines Magens als Quecksilber an, z. was man sagen darf und nicht sagen darf alles das —
B. eines Pferdemagens, eines Straussenmagens : es ist die— kann gesagt werden von diesem gebenedeiten Steine.“
Aehnlichkeit mit dem Aludel da. In letzterer Beziehung Quecksilber auf TInere bezogen.
führen wir die Auffassung des Quecksilbers als Schwer dt, Das Quecksilber wurde aufgefasst als Drache. Dies lehnt
I
Messer u. dergl. an. Wie wir nämlich in der Mensch- sich an die Drachen- Interpretation der Tab. smar. Ferner als
Interpretation haben kennen lernen, tödtet das Quecksilber grüner Löwe. Der Löwe geht dem Quecksilber als Erz pa-
sich selbst. Hierbei liegt es nun nahe, ihm ein Werkzeug rallel. Wie im Drachen die Lernäische Hydra vertreten ist, so
anzudemonstriren, vermittelst dessen es sich tödtet, und da ist im Löwen der Nemeische Löwe aus den 12 Arbeiten
wird man denn auf ein Schwerdt, ein Messer u. dergl. des Hercules vertreten. Ferner als zwei Löwen. Der
(
geführt. Doppel-Löwe bezieht sich auf den Schwefel und Mercur-
Wir wollen nun zuvörderst eine auf das Ens universale Lapis. Die beiden Löwen werden auch als einköpfig auf-
Quecksilber bezügliche Stelle des Petrus Bonus aus gefasst, dann weist der eine Kopf auf den Hydrarg. oxyd.
Ferrara anführeu, und dann zu einem kleinen Katalog der rubr.-Lapis. Ferner als Wolf. Unter den astrologischen
Dinge übergehen, welche das Quecksilber ist, wobei übri- Namen des Quecksilbers drängt sich der Name Saturn in
[

gens einiges von dem, was wir bringen, erst in der fol- den Vordergrund. Saturn ist nun der Menschenfresser,
genden Periode auftaucht. Verlange Einer in Bezug auf und so kommt man auf den Wolf als Thierfresser. Ferner
diesen Katalog Alles von uns, nur keine Vollständig- als Kameel. Das Kameel bat einerseits einen Höcker
'
k e i t. So ist die Sache gar nicht gemeint. Es ist uns und andererseits zwei Höcker. Hierin ist der Schwefel und

um nichts anderes zu thun, als dem Leser so ganz im Mercur-Lapis vertreten. Das Kameel im Allgemeinen,
Allgemeinen eine Anschauung davon zu geben, in welche welches sich dann einerseits zum Einhöcker und anderer-

verschiedene Materien man an der Hand des Ens univer- seits zum Zweihöcker extendirt, repräsentirt den Hydrarg.
^
sale Quecksilber hineingeräth. (Vergl. The ob. de Hoghe- oxyd. rubr.-Lapis. Auch der lange Hals des Kameels
1
lande: De artis alchymicae difficultatibus.) kommt in Betracht. Auf Grund seines hat man das An-
Die so eben erwähnte Stelle des Petrus Bonus befindet lehnen an das Aludel. Ferner als Pferd. Dies lehnt an
sich in seiner Abhandlung: Pretiosa margarita novella de das Aludel als Pferdemagen. Ferner als Vogel über-
thesauro ac pretiosissimo philosophorum Lapide (composita haupt. Dies hat darin seinen Grund, dass Mercur Flügel
'
A. 1330J, Cap. 9., und lautet ff. hat. Auch wird an das ascendere et descendere der Tab.

Antiquissimi philosophorum viderunt, huno lapidem in smar. angelehnt. Ferner als Rabe. Wir kennen bereits
i
ortu, et sublimatione sua, et conjunctione elementorum das Caput corvi. Ferner als Adler. Der Adler ist der

ejus, Omnibus rebus mundi, tarn realibus quam intelleclu- König der Vögel, wie der Löwe der König der Thiere
alibus et eorum accidentibus, posse in similitudinibus con- des Waldes ist. Der Löwe, der bereits da ist, erhält im
: venire. Unde quaecunque dici et tractari possunt de vir- Adler eine Completirung. Ferner als Greif. Der Greif
1 tutibus et vitiis, de coelo et omnibus, tarn corporeis, quam ist ein geflügelter Löwe, und hat man somit in ihm Löwen
r incorporeis^ de mundi creatione et ejus principio et fine, und Adler zugleich. Ferner als Pfau. Manche Alche-
I

et de elementis omnibus et eorum qualitatibus, tarn primis misten nämlich nehmen das Caput corvi nicht als schwar-
quam secundis et eorum confusione in materia prima, et zes, sondern als schillerndes Häutchen. Damit ist denn
j eorum distinctione, et ascensione, et eorum proprietatibus die Aehnlichkeit mit dem Farbenspiel einer Pfauenfeder
et passionibus omnibus, et de elementatis omnibus, tarn da, und das führt auf den Pfau. Ferner als Taube
1
*
animalibus, quam vegetabilibus et mineralibus, et de cor- (weisse Farbe). Ferner als Phönix. Der Phönix entsteht
ruptibilibus et incorruptibilibus, et visibilibus, et invisi- der Fabel nach verjüngt aus seiner Asche. Analog liegt
bilibus, et de spiritu et anima ipsorum uni-
et corpore, et das Verhältniss beim Quecksilber, welches mortificirt wird,
i one et sejunctione, et de vita et morte, et bono et malo, um zum Lapis phil. zu werden. Ferner als Pelikan.
; de veritate et falsitate, de uniiate et multitudine, de pau- Der Pelikan zerfleischt sich, der Fabel nach, die Brust,
\
pertate et divitiis, de volante et non volante, de bello et um die Jungen mit seinem Blute zu füttern. Hier haben
i pace, de victore et victo, et labore et requie, de somno wir eine hervorragende Blut-Relation, und diese stellt sich
et vigilia, de conceptione et partu, de puero et sene, de dem Lapis philos. als Blut zur Seite. Ferner als Huhn.
t masculo et l'oemina, de forli et debili, de albis et rubeis Bei Eiern denkt man zunächst an Hühner-Eier. Dies

et quibuslibet coloratis, de inferno et abysso et eorum bringt denn das Anlehnen der res una als Ovum an das
tenebris ac etiam ignibus sulphureis, et de paradiso et Huhn. Ferner als Hahn. Dieser wird dem Huhn bei-
ejus celsitudine et claritate ac etiam pulchritudine et gloria gesellt, dann ist das Sperma zum Ovum da. Ferner als:
'
ejus inaestimabili, et breviter de iis quae sunt, et de iis Kröte, Spinne, Eidechse, Basilisk, Viper. Diese
i quae non sunt, et de iis, quae loqui licet, et de iis, quae Thiere nämlich sind oder werden gehalten als giftig. Als
\
loqui non licet —
possunt omnia dici de hoc lapide ve- solche stehen sie dann dem Lapis philos. als Venenum zur
f
nerando. Seite. Ferner als Schlange. Theils hat dies deswegen
„Die Aeltesten der Philosophen sahen, dieser Stein statt, weil sich um den Stab des Mercurius zwei Schlangen
? könne in seinem Entstehen, in seiner Sublimation, in seiner winden, theils weil die Schlange als giftiges Thier gefasst
f elementaren Zusammensetzung mit allen Dingen in der wird, theils in Anlehnen an jenen berüchtigten Serpens
Welt, reellen,ideellen, accidentellen, verglichen werden, des Aristoteles, den wir bei der Besprechung der Epistola
f Was man daher sagen und abhandeln kann von den Tu- Haimonis haben kennen lernen. Ferner als Hirsch.

[
genden und Lastern; vom Himmel, körperlich und unkör- Man denkt dabei an den Hirsch als Zwölf-Ender. Von
491 492

gel, Reif, Eis. (Vergl. bei Plato die ähnliche Auf- Wir haben in dieser Beziehung das Quecksilber als M e-
fassung derArcana), Regen, Wolken, An die Wolken dicin,Medicamentum, und im Gegensatz dazu als
lehnt sich auch der Schatten. Hier wird theils an die Venenum, als Antidotum, als Theriaca (Gegengift).
weisse Farbe des Quecksilbers, theils an die schwarze Quecksilber auf •die Platonischen Pathemata be-
Farbe des Caput corvi angelehnt. zogen.
I
Quecksilber auf die Elemente und deren Qualitäten Die Relation liegt nahe. Hart und weich haben wir f

bezogen. darin, dass das Quecksilber als solches weich, als Hydrarg. 1
*
Dies bedarf keiner weiteren Exposition diese Situation
;
oxyd. rubr. hart ist. Glatt und rauh haben wir darin,
ist schon oft genug besprochen worden. An das Element dass Hydrarg. oxyd. rubr., bevor es fein pulverishü; wor- )

Luft knüpft sich dann ferner die Auffassung des Queck- den, sich rauh anfühlt, nach der Pulverisation glatt. 4
silbers als Rauch, Wind, Dampf. Schwer ist das Quecksilber als solches; leicht als Hy- |
Quecksilber auf das Weltenei bezogen. drarg. oxyd. rubr., weil es als solches in kleinen Dosen
Man vergleiche das erste Räthsel in dem ersten Buche verabreicht wird.
der Oracula Sibyllina. Im Anlehnen an dasselbe haben Quecksilber auf Personalitäten der Griechischen
wir das Quecksilber als Himmel, Meer, Erde, Luft, Mythologie bezogen.
Sternenchor. Und im Anlehnen an den Sternenchor Wie wir bereits gesehen, haben wir im Quecksilber
haben wir das Quecksilber als Sonne, Mond (Pater ejus die Planeten, die Sonne, den Mond. Damit haben wir
est Sol, mater ejus est Luna), als Planeten. Im Anlehnen in ihm denn auch die Gottheiten, welche in diesen ver-
an die Erde haben wir namentlich die Berge, die sich treten sind: Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Mer cur
im Besonderenan die convexe Gestalt knüpfen, Vielehe das vor allen, Apollo, Diana. Diese lassen sich completi-
Quecksilber im Glase annimmt. ren z. B. durch den Vulcan, der sich an den Ignis-
Quecksilber auf die Gottheit bezogen. Lapis philos. knüpft, durch die J un o, welche sich an den
Man vergl. das erste Buch der Oracula Sibyllina und Pfau knüpft u. s. w. Ferner lässt man im Quecksilber
die Lapis philos. -Interpretation der Abendländer. Anleh- andere Personalitäten der Griechischen Mythologie ver-
nend an die yfdyof-Interpretation wird auch die Jungfrau treten sein, z. B. den Daedalus und Icarus, welche <

M aria herangezogen. fliegen, ascendunt a terra in coelum, und von denen der
Quecksilber auf die Jahreszeiten hezogen. letztere namentlich descendit in terram, indem er in’s
Das Quecksilber wurde aufgefasst als Frühling, Meer fällt; den Proteus, der mannigfache Gestalten an-
Sommer, Herbst, Winter. Hier liegen mannigfache nimmt, wie das Quecksilber; die Medusa, welche wie )
Anhaltspuncte vor. Im Winter haben wir z. B. das Bild der Lapis philos. alles zur Stein-Natur hinüberzicht. U. ^

des Greises, die Auffassung des Greises als Quecksilber s. w.


kennen wir aber bereits. Dann bringt uns der Winter Quecksilber auf Länder bezogen.
Eis und Schnee, deren Relation zum Quecksilber wir auch Man bringt den Lapis philos. namentlich zu Aegypten,
bereits kennen. Wie wir nun im Winter das Bild des dem Vaterlande der Tab. smar., Arabien, Indien, den
Greises haben, so haben wir im Frühling den Jüngling, „Königreichen“ Gebers, Persien als Nachbarland von
dessen Relation zum Quecksilber wir kennen. Dann bringt Arabien, in Relation. So hat man die Namen Lapis
der Frühling Blumen, die Pflanzenwelt lebt auf, die Vö- Aegyptiacus, Lapis Persicus, Montes Indiae u. s. w.
gel fangen wieder zu singen an. Das giebt alles, wie Quecksilber auf Bewegungs-Apparate bezogen.
wir es bereits kennen, Anhaltspuncte für das Quecksilber. Der Grund zu dieser Relation liegt darin, dass das
Der regnerische Herbst giebt einen Anhaltspunct für das Quecksilber das Perpetuum mobile ist. Bereits in dem
Quecksilber als Regen, Wasser. Der heisse Sommer Tractatus Aristotelis alchemistae ad Alexandrum Magnum
giebt einen Anhaltspunct für den Ignis-Lapis philos. Und (siehe den Abschnitt: Epistel. Haimonis) wird der „Ser-
was dergleichen Relationen mehr sind. pens“ auf einen Wagen mit vier Rädern gesetzt (Recipe
Quecksilber auf Dinge bezogen, welche sich an- Serpentem et pone ipsum in currum cum quatuor rotis.
ziehen. „Nimm die Schlange und setze sie auf einen Wagen mit
Auf Grund der Demokritschen Bezeichnung Corpus Ma- vier Rädern.“). Diesem Wagen des Aristoteles werden
gnesiae wird bereits in der ersten Abendländischen Periode dann verschiedene Bewegungs - Apparate angereiht, wie
Magnesia ein beliebter Ausdruck für Quecksilber. Diese Schiffe, Wagen, die durch einen Mechanismus
Magnesia wird in Magnet verwandelt. Vom Magnet (ohne Zugvieh) bewegt werden, Apparate zum Fliegen
kommt man auf das Eisen, welches er anzieht, und hat (ascendit a terra in coelum), Taucher- Apparate u.
so ein Anziehungs-Verhältniss Uebrigens hat man auch s. w. Man vergl.: Epistola Fratris Rogeri Baconis
ein Anziehungs-Verhältniss zwischen zwei Quecksilber- de secretis operibus artis et naturae, et de nullitate magiae.
kügelchen, welche zu einem zusammenfliessen. Vom Stand- ln Bezug auf das Aludel führen wir noch an; die
punct des Anziehungsverhältnisses wird das Quecksilber ge- Auffassungen desselben als Balneum Mariae, das ist das
fasst als Magnet und Eisen, als Same und Ei, Pe- Bad für die als Quecksilber gefasste Jungfrau Maria; als
nis und Gebärmutter u. s. w. Grab, welches letztere in dem Sterbe-Verhältniss in der
Quecksilber auf Mordinstrumente bezogen. Stelle der Tab. smar. Pater omnis telesmi einen Anhalts-
:

Das Quecksilber exstinguirt, tödtet, sich selbst, oder wird punct findet (vergl. Drachen-Interpretation) als Arche
;

getödtet. (Vergl. den Abschnitt Die Mensch-Interpretation


: (Arche des Noah). Diese beruht auf den Quecksilber-Raben
der Tab. smar. der Abendländischen Alchemisten.) Tödtet und die Quecksilber-Taube, welche Noah, dessen Relation
es sich nun selbst, so haben wir im Anlehnen an das zur Alchemie wir kennen (Oracula Sibyll.), fliegen lässt.
Werkzeug (Aludel) die Mordwaffe. Daher kommt es, Indem nun das Quecksilber das Hundertste und Tau- i

dass das Quecksilber aufgefasst wird als Schwerdt, als sendste ist, hat es auf Grund dessen auch die hundert-
'

schneidendes Werkzeug u. s. w. sten und tausendsten Eigenschaften, welche es seinem


Quecksilber auf Reinigungsmittel bezogen. verschiedenen Sein verdankt. Es sagt in dieser Beziehung
Das schwarze Häutchen welches den Grund zum Na- Raymundus Lullius in seiner Practica, Cap. 3:
men Caput corvi hergiebt, verliert sich auf der Oberfläche Habet (argentum vivum) corrumpendi actionem et ge-
des Quecksilbers wieder. Damit ist denn das Quecksilber nerandi, conjungendi, dividendi, inspissandi, grossificandi,
ein Etwas, welches das Mittel zur Reinigung in sich selbst rarificandi, indurandi, mollificandi, augmentandi, diminu-
trägt, ist selbst ein Reinigungsmittel. Von diesem Gesichts- endi, dissolvendi, congelandi, calcinandi, mortificandi, vivi-
punct wird das Quecksilber namentlich als Seife aufge- ficandi, crudificandi, maturificandi, abluendi, desiccandi,
fasst.
humefaciendi, calefaciendi, refrigerandi, lenificandi, blan-
Quecksilber auf Medicin bezogen. diendi, asperificandi, dulcificandi, amarificandi, confortandi,
Da der Lapis philos. die Metalle zu sich hinüber zieht, debilitandi, intrandi, ingressionem faciendi, tingendi, pon-
so werden die Metalle zu dem, was er ist. Da nun aber dus dandi, incerandi, pascendi, impraegnandi, ingrossandi,
die Metalle die Arcana repräsentiren, so werden auch sublimandi, ac primum materiam faciendi, desponsandi ac
die Arcana zu dem, was der Lapis philos. ist, und damit primum matrimonium faciendi corporis ac Spiritus, fixandi, ,

haben wir die Arcana, wenn wir den Lapis philos. haben. obscurandi et accendendi.
Uebrigens haben wir auch in der Mensch-Interpretation Der uneingeweihte Leser wird hier sagen: Aber wird
der Tab. smar. den Lapis philos. mehr direct als Heilmittel. der Mann denn mit seinen andi et endi gar nicht fertig ?
|

/
l
49S 494

. Derjenige hingegen, welcher einsieht, worauf das Ganze Die einmal säsirte 12 wird alsdann namentlich zum
-hinaus soll, wird leicht ermessen,' dass Lull seinen andi- Quecksilber in Relation gesetzt, und so nimmt man denn
et endi-Katalog um das Doppelte, Dreifache u. s. w. hätte 12 Regimina an, welche zum Quecksilber (Hydrarg.
ausdehnen können, und damit die Sache doch nicht er- oxyd. rubr.) in Relation gebracht werden. In dieser Be-
schöpft hätte. ziehung bringt Guido de Montaner (Secul. 13.) in
An das, was das Quecksilber nun alles ist und kann, seiner Abhandlung Scala philosophorum, 1 2 Gradus scalae
knüpfen sich eine grosse Eeihe von Namen desselben, sapientum, d. i. 12 Sprossen der Leiter der Alchemisten.
die noch durch Arabische oder Arabisch sein sollende Vo- Nämlich: 1) Calcinatio, 2) Solutio, 3) Separatio, 4)
cabeln cumulirt werden. Conjunctio, 5) Putrefactio, 6) Congelatio, 7) Cibatio, 8)
Sublimatio, 9) Fermentatio, 10) Exaltatio, 11) Multiplicatio,
Das Hervortreten der Zahl Zwölf. 12) Projectio. Ganz dasselbe, was Guido de Montaner als
Eine Eigenthümlichkeit der zweiten Abendländischen 12 Gradus scalae sapientum aufführt, führt Georg Ri-
Periode ist auch die, dass die Zahl Zwölf in den Vorder- pley (15. Secul.) in seiner Abhandlung Liber duodecim
grund tritt. Die 12 wurzelt im Buche Jezirah. Indem portarum als 12 Portae, 12 Thore, auf.
nämlich die Abendländer das Buch Jezirah vornehmen, Es ist dass die Zahl 12 ihren Ursprung
zu natürlich,
sagen sie, der Autor dieses Buches nimmt die betreffenden aus dem Buche Jezirah nicht verleugnet, das heisst, dass
philosophischen Zahlen, und setzt von ihnen die 32 (Ne- sie kabbalistisch ausgebeutet wird. Und so findet sich
thiboth), das ist die Platonische 27, in den Vordergrund. denn zu Anfänge der so eben genannten Abhandlung von
Wir wollen dem entgegen die 12 in den Vordergrund Ripley eine Tafel des B. a Portu Aquitanus, in wel-
setzen, denn sie giebt uns ein Anlehnen an die 12 Arbei- cher die Zahl kabbalistisch ausgebeutet wird. Wir wollen
ten des Hercules, und damit kurz an den Hercules, dieselbe hier hinsetzen. Der Le.ser bekommt dann eine
welcher für die Abendländische Alchemie so wichtig ist. Allgemein - Anschauung davon, was es heisst ,
eine Zahl
(Vergl. Drachen-Interpretation der Tab. smar.) kabbalistisch ausbeuten.

Penates Lemures
Pigmaei Silvani Vulcani Heroes Nymphae Manes
superi

t» (? o
Aurum Cuprum
$ c
Plumbum Stannum Ferrum Mercurius Argentum

Mysterium
Mysterium Mysterum Mysterium Mysterium Mysterium Mysterium
extremae
ordinis contritionis altaris conjugii confirmationis baptismatis
unctionis

Sal Alumen Alumen


Sal marinum
armoniacum
Sal petrae Sal commune Vitriolum
plumosum

Spien Hepar Fel Cor Renes Pulmo Cerebrum

Antimonium Vismat. Cobolt. Sulphur Tutia Cinabrium Tale.

Capricornus Libra Aries Leo Taurus Virgo Cancer

Noctua Columba Struthio Aquila Pavo Ciconia Cinnus

Linum Hordeum Avena Triticum Pisa Milium Siligo

Ursus Ovis Equus Unicornu Alces Panthera Tigris

Lacerta
Bufo Aranea Scorpio Draco Basiliscus Serpens
viridis

Virilitas
Decrepitas Senectus Virilitas plena JuveniUtas Pueritia lufantia
prima

Calx
Oleum vel
Sal Tinctura Crocus Mercurius Liquor
resina
metallorum metallorum metallorum metallorum metallorum metallorum
metallorum

Putrefactio Destillatio Calcinatio Transmutatio Coagulatio Sublimatio Solutio

Dii terrestres Dii aerei Dii ignei Dii coelestes Dii mortui Dii aquei Dii infernales

Die vorstehende Tafel ist nun der That nach eine Scala einfach daraus hervor, dass eine Abhandlung, die es mit
Septenarii, das ist, es wird in ihr die 7 kabbalistisch aus- 12 Portae zu thun hat, überhaupt nichts mit einem Seirte-
geheutet. Sie ist das aber nur mystilicationsweise, eigent- narius zu thun hat, und im Besonderen keine 7 Regimi-
lich abgesehen ist es auf eine Scala Duodenarii. Also na bringen kann. Und dann giebt es ja auch keine 7
eine Scala Septenarii wird geboten, und eine Scala Duo- Zeichen des Zodiacus, wie sie hier gebracht werden, son-
denarii ist gemeint. Dass die Sachlage also ist, geht dern 12.
495 496

Weil wir hier nun dem Leser eine mystificirte, eine Agrippa von Nettesheim (Secul. 15 et 16), und be-
unächte Scala Duodenarii präsentirt haben, so wollen wir findet sich im zweiten Buche seiner Abhandlung De oc-
ihm auch eine ächte präsentiren. Sie ist von H. C. culta philosophia.

Nomina In ar-
Dei 12 Nin inn ti^npn tynpn nn chety-
ipse benedictus sanctus Pater, Filius et Spiritus sanctus po
litterarum

Nomen
magnum in
1 2 vexilla Hin’ inn’ nnr ’mn n’in vnn ’nm nnr H’m iH’n nrn ’inn
revolutum
In
12 ordines Domi-
Sera- Cheru- Pote- Virtu- Principa- Archan- Inno- Marty- Confes- mundo
beatorum Throni natio- Angeli
phim bim. states tes tus geli centes res sores intelli-
spirituum nes
gibili

12 angeli Hama- Ha-


Mal- Asmo- Ambri- Ver- Adna- Gabri- Bar-
praesidentes Muriel Zuriel Barbiel
chidiel del el chiel liel chiel nael el chiel
signis

12 Manas- Benja- Naph- Sebu- Ephra-


Dan Rüben Jehuda Asser Simeon Isachar Gad
im
trihus se. min thaU lon

12 Mala- Zacha- Ze- Na- Haba-


Haggai Arnos Hoseas Micha Jonas Obadja Joel
prophetae chias rias phanja hum kuk

Jaco- Jaco-
12 Ma- Thad- Joan- Andre- Bartholo- Tho- Mat-
Simon Petrus Philippus bus bus
apostoli thias daeus nes as maeus mas thaeus
minor.
major

In
12 signa Sagit- Capri- Aqua-
Aries Taurus Gemini Cancer Leo Virgo Libra Scorpius Pisces mundo
zodiaci tarius cornu rius
coelesti

In
12 Mar- Augu- Septem- No- De- Janu- Febru- mundo
Aprilis Majus Junius Julius October
menses tins stus ber vember cember arius arius elemen
tali

Eleli- Peri- Peri- Cala-


12
spha-
Sym- Cycla- Scorpi- Ana- Lapa- Arte- Dra- Aristo
stereon stereon min-
plantae phytus minus iiros gallis thus misia contea lochia
cos. orthios hyptios thus

Chal-
12 Sardo- Sardi- Topa- Sma- Beril- Chrjso- Ame- Hya- Cry- Sap-
cedoni- Jaspis
lapides nius. us sius ragdus lus passus thistus cinthus staÜus phirus
us

12 In
Bra- Geni-
membra Caput Collum Pectus Cor Venter Eenes Anche Genua Crura Pedes minori
chia talia
principalia mundo

12 gradus Spiri- Furiae, Crimina- Tenta- In


Vasa Ultores Prae- Aereae
damnato- Pseu- tus semina- tores s. tores s. Male- Apo- Infide- mundo
iniqui- scele- stigi- pote-
rum et dae- dothei men- trices explora- insidia- fici statae les infer-
moniorum
tatis rum atores states
dacii malorum tores tores nal!
In
12 Phoe- Mer- Vul- Neptu- mundo
Pallas Venus Jupiter Ceres Mars Diana Vesta Juno
numina bus curius canus nus intelli-
gibiU
In
12 Colum Cy- mundo
Noctua Gallus Ibis Aquila Passer Anser Picus Cornix Ardea Pavo
sacrae aves ba gnus elemen
tali

12 sacra
Capra Hircus Taurus Canis Cervus Porca Asinus Lupus Cerva Leo Ovis Equus
animalia

12 sacrae Myr- Cory- Aescu- Rha-


Olea Laurus Pomus Buxus Cornus Palma Pinus Ulmus
arbores thus lus lus mnus

Erläuternd fügen wir zur vcranstehenden Tabelle hinzu, i revolutum die Versetzungen (Permutätionen) der Buch-
dass das Kubrum: Nomen magnum in duodecim vexUla | gtaben des Namens Gottes HIH’ (Jehovah) bringt.
:

497 498

Unter dem Autornamen Basilius Valentinus existirt eine grosser Greis. Er hatte auf dem Kopfe eine (Sand-) Uhi-,
Abhandlung De magno Lapide antiquorum sapientum, und in der Hand eine Hippe, wie der Tod. Mit letzterer
Von dem grossen Stein der Uralten. Dieser Abhandlung ist wollte er, schrecklich und grimmig wie er war, dem Mer
eine zweite Abhandlung angefügt, welche Duooim claves, cur den Kopf abhauen. Auf der anderen Seite des vierten
Die 12 Schlüssel, überschrieben ist. Diese 12 Schlüssel Blattes war eine schöne Blume dargestellt. Sie stand auf
tigurireu eben der Zahl 12 zu Liebe, welche in der zwei- dem Gipfel eines sehr hohen Berges, und der Nordwind
ten Abendländischen Periode hervortritt. machte sie wild wanken. Sie hatte einen blauen Schaft,
weisse und rothe Blumen, ihre Blätter glänzten wie feines
Gold. Rund herum machten Drachen, Nordische Greife,
Die Bilder-Alchemie. ihr Nest und ihre Stätte. Auf dem fünften Blatte stand
ein schöner blühender Rosenstrauch inmitten eines schönen
In der zweiten Abendländischen Periode kommt auch Gartens. Er lehnte an eine hohle Eiche. Am
Fusse die-
die Eigenthümlichkeit auf, alchemistische Gegenstände in ser sprudelte eine Quelle von sehr weissem Wasser her-
Bildern darzustellen. Der Choragog dieser Eigenthüm- vor, um sich in die Abgründe zu stürzen. Sie ging zuerst
lichkeit, welche sich, wie die in den vorigen Abschnitten unter die Hände von vielen Leuten, welche die Erde
besprochenen Alchemistica, in die dritte Abendländische durchwühlten, um sie zu siichen, die sie aber nicht er-
Periode hineinzieht, ist Nico laus Flamellus (Secul. hannten, weil .sie blind waren. Nur Einer erkannte ihren
14.). Seine betreffende Schrift ist: Eigures hi^roglyphi- Werth. Auf der Rückseite des fünften Blattes stand ein
ques, comme il les a mises en la quatrienie arche du König mit einem grossen Schwerdte, der in seiner Gegen-
cimitiere S. Innocens de Paris. Hieroglyphische Figuren, wart viele kleine Kinder durch Soldaten tödten Hess. Die
wie er sie am vierten Bogen des Kirchhofes der unschul- Mütter weinten zu den Füssen der unbarmherzigen Scläch-
digen Kinder zu Paris anbringen Hess. Wir haben dies ter. Das Blut der K'nder wurde von anderen Soldaten
Buch nicht auftreiben können, und halten uns daher in aufgefangen und in ein grosses Gefäss gegossen, in wel-
Bezug auf die Flamelschen Bilder an Hoefer Histoire : chem sich Sonne und Mond badeten. Und weil diese
de la Chimie, 1, 427. Hoefer lässt den Flamel selbst re- Geschichte die Geschichte der unschuldigen Kindlein dar-
den (Laissons-le raconter lui-meme son histoire), und ci- stellte, welche Herodes tödten Hess, so war das eine der
tirt, wie er fertig ist, als Quelle: Trois traitös de la Ursachen, we.shalb ich auf dem Kirchhofe der unschul-
Philosophie naturelle non encore imprimös etc. edit. par digen Kinder diese hieroglyphischen Symbole dieser ge-
j

I P. Aruauld; Paris 1612. 4. heimen Wissenschaft darstcllte.“


Flamel erzählt hier, resp. schwindelt uns etwas vor von Die Erklärung dieser Bilder ist leicht. Es handelt sich
einem alten Buche, welches er um 2 Florins erschachert. um das Quecksilber. M er cur als Quecksilber Hegt nahe.
S Auf den ersten Seifen desselben stand dieses und jenes, Der Greis i.st Saturn. Das sich selbst tödtende Queck-
i daun silberwird in zwei Theile getbeilt (vergl. Drachen-Intcr-
Donc le quatriesme eteinquiesme feuillet estoit sans escri- terpretation der Tab. smar.). Der eine Theil ist Mercur.
j! ture, tout remply de helles iigures enluminees, ou comme der andere Theil ist Saturn. Nun tödtet ein Theil den
I cela ; car cet ouvrage estoit fort exquis. Premiereinent anderen Theil. Die schöne Blume ist das Quecksilber
I il peignoit un jeune homme avec des aisles aux talons, (Quecksilber als Blume). Der Berg ist wieder das Queck-
f
ayant une verge caduede en main, entortillde de deux ser- silber (Quecksilber als Berg). Der Nordwind ist aber-
ii peus, de laqueUe il frappoit une salade qui lui couvroit mals das Quecksilber (Portavit illud v e n t u s in ventre
I la teste il sembloit, ä mon petit advis, le dieu Mercure
: suo). Beim blauen Schaft haben wir die blaue
I des payens contre iceluy venoit courant et volant ä ais-
;
Farbe des Quecksilbers, bei den weissen und rothen
i les ouvertes, un grand vieillard, lequel sur sa teste avoit Blumen die weisse und rothe Farbe desselben. Die
i un horloge attache, et en ses mains une faulx comme la g oldglänzenden Blätter repräsentiren das Queck-
I
Mort, de laquelle, terrible et furieux, il voulait trancher silber als Gold. Bei den Drachen und Greifen haben
1 la teste ä Mercure. A l’autre face du feuillet quatriesme, wir das Quecksilber als Drache und Greif. Nest und
I il peignoit une belle fleur en la sommite d’une montagne Stätte lehnen au das Aludel. Der Rosen st rauch ist
tres-haute, que l’aquilon esbranloit fort rudement eile das Quecksilber als Rose und Strauch zugleich. Die'
;

i avoit le pied bleu, les fleurs blanches et rouges, les feuil- hohle Eiche ist das Aludel. Die Quelle ist Queck-
les reluisantescomme l’or fin, ä l’entour de laquelle les I
Silber als Quelle. Der Abgrund Quecksilber als
:

;
dragons, griffons aquiloniens, faisoient leur nid et demeu- aßuaaog. Die Leute, unter deren Händen die Quelle fort-
rance. Au cinquiesme feuillet y avoit un beau rosier geht, sind diejenigen, die der Alchemie unkundig s^ud.
fleury, au miUeu d’un beau jardin, eschelant contre un Der Eine, der ihren Werth erkennt, ist Flamel. Hero-
i chesne creux, au pied duquel bouillonnoit une fontaine des, der König, Quecksilber als König. Mit den
ist
i
d’eau tres-blanche, qui s’alloit precipiter dans les abysmes, Kindern ist es auf das Quecksilber als Kind abge-
passant neantmoius premierement entre les mains d’infinis sehen. Das Sch wer dt des Herodes ist wieder Queck-
pcuples qui fouilloient en terre, la cherchant mais, parce
;
silber. Im Blute haben wir das Quecksilber als Blut.
qu’ils estoient aveugles, nul ne la connoissoit, fors quel- Das Gefäss, in welches die Soldaten das Blut giessen,
Sonne und Mond zielen auf das Pater
I

qu’un, considerant le poids. Au dernier revers du cin- ist das Aludel.


! [

quiesme, il y avoit un roy avec un grand coutelas, qui ejus est Sol; mater ejus est Luna. In den weinenden
faisoit tuer en sa presence par des soldats grande mul- Müttern haben wir das Quecksilber als Mutter.
1 titude de petits enfans. les meres desquels pleuroient aux Flamel fand vielfach Nachahmer in seinen Bildern. Es
1
pieds des impitoyables geudarines le sang desquels pe- finden sich alcbemisti.sclie Bilder als Zugabe zu den im
;
;

'

tits enfans estoit recueilly par d’autres soldats et inis dans vorigen Abschnitte citirten 12 Claves, die den Anhang
: un grand vaisseau, dans lequel le soleil et la lune se ve- zum Magnus Lapis antiquorum sapientum bilden. Ur-
noient baigner. Et parceque cette histoire representoit sprünglich sind übrigens die 1 2 Claves ohne Bilder.
Ferner finden sich derartige Bilder am Schlüsse des Mu-
I

! celle des Innocens occis par Herode, fa este une des


caxiscs que j’ay inis en leur cymetiere ces symboles hiero- seum 11 ermeticum, Frankfurt 1677, unter dem Ge-
i
gUfiques de cette secrette Science. sammtitel: Janitor pansopbus. Ferner am Schlüsse des
„Das vierte und fünfte Blatt war unbeschrieben, dage- ersten Bandes von Manget: Bibliotheca chemica, Genf
' gen ganz angefüllt mit schönen illuminirten Figuren oder 1702, unter dem Gesammtitel: Mutus über, in quo tarnen
etwas ähnlichem denn diese Arbeit war etwas ganz ab- tota philosophiaHermetica figuris hieroglyphicis depingitur.
'
I ;

I sonderliches. Zuerst war dargestellt ein junger Mensch Ferner in des Lambsprinck Abhandlung: De Lapide
[i mit Flügeln an den Fersen und einem Heroldsstab in der philosopliico. U. s. w. Wir wollen dem Leser dieLamb-
'

I
Hand, welcher von zwei Schlangen umwunden war. Mit sprinckschen Bilder in Worten vorführen.
'

diesen: schlug er einen Helm, den er auf dem Kopfe hatte. Erstes Bild: Ein Gewässer (Meer), in welchem zwei
(Das ist, die Figur hat die Hand mit dem Heroldsstabe Fische schwimmen.
über den Kopf erhoben, was abgebildet so aussieht, als Zweites Bild: Lichte Stelle in einem Walde. Ein
wenn der Stab den Helm schlüge.) Es war, meiner un- FabeTThier mit Flügeln und 2 Füssen mit Klauen (Drache).
> massgeblichen Meinung nach, der Heidengott Mercur. Auf Ein Krieger mit gezücktem Schwerdt geht auf dasselbe
los, um ihm den Kopf abzuschlagen.
diesen rannte und flog mit ausgebreiteten Flügeln los ein
'
32
503 504

des Verbrennungs-Processes als Asche, Mercurius incine- sische Interpretation der Tab. smar., nein, das ist die
ratus, Cinis Mercurii. Unser Araber aber begnügt sich Arabische Alchemie aus sich selbst heraus. Das Queck-
hiermit nicht, er constatiit in diesem Hydrarg. oxyd. rubr. silber steht an der Spitze der Metalle, das kann aber
auch noch obendrein den Kauch, Fumus Mercurii, und nicht das Quecksilber als solches sein, es ist vielmehr das
das Feuer, Ignis Mercurii. Das liegt nun fi'. Hydrarg. oxyd. rubr., und damit kommen wir vom Queck-
An das verbrennende Holz anlehnend, hält er sich nicht silber zum Hydrarg. oxyd. rubr.
an die Asche, welche kalt geworden ist, sondern an die Und weiter gehend sagt. dann unser Araber: Was heisst
noch heisse Asche. In der heissen Asche lässt er aber es denn, dass das Quecksilber an der Spitze der Metalle
auf Grund des Hitze-Processes das Feuer vertreten sein. steht ? Soll das etw'a blos heissen, wenn ich die series
Ganz so hält er, an das Hydrarg. oxyd. rubr. anlehnend, Metallorum aufführe, dann sage ich nicht, erstens Kupfer,
sich an das Präparat überhaupt, sondern an das
nicht zweitens Blei, drittens Quecksilber u. s. w., sondern ich
frische Präparat, wie es aus dem Aludel herauskommt. sage, erstens Quecksilber, zweitens Kupfer, drittens Blei
Dies ist noch heiss, und damit ist das Feuer in ihm u. s. w. ? Nein, das wäre ein sehr bescheidenes an der
vertreten. Indessen die Sache liegt in Bezug auf das Spitze Stehen. Es heisst vielmehr hervorstechend, wenn
Hydrarg. oxyd. rubr. noch viel einfacher. Es liegt im ich das Quecksilber habe, so habe ich alle Metalle, weil
Sinne der Alten, dass bei der Darstellung mittelst Feuers alle Metalle in Quecksilber aufgehen. Da nun Queck-
allein das Quecksilber gerade dadurch zu Hj'drarg. oxyd. silber als verherrlichtes Quecksilber = Hydrarg. oxyd.
rubr. wird, dass in das erste Feuer hineingeht. Mit rubr., dieses aber = Sal, Sulphur, Mercur, so heisst: das
solcher Anschauung würde es sich aber schlecht vertragen, Quecksilber steht an der Spitze der Metalle, ganz beson-
im Hydrarg. oxyd. rubr. das Feuer nicht vertreten sein ders: die Metalle sind Sal, Sulphur, Mercur.
zu lassen. Den Aufstellungen nun, wie wir sie hier entwickelt
An das verbrennende Holz anlehnend, hält er sich in haben, wird Ausdruck gegeben in der Arabischen Sal-
Bezug auf die von vorhin an glühende
heisse Asche Sulphur-Mercur- Interpretation der Tab. smar., die wir
Asche. Glühende Asche entwickelt aber noch mehr oder jetzt kennen lernen wollen. 1

weniger Rauch. Ein ähnliches Verhältniss kann nun Es werden acht Rubriken angenommen. Es sind die
auch in Bezug auf das Hydrarg. oxyd. rubr. herangezogen sieben Rubriken der Arabischen astrologischen Interpre- i

werden. Doch ist so etwas gar nicht nöthig. Nach alten tation, denen das Completum est zugefügt wird. ,

alchemistischen Anschauungen ist das bei der Darstellung


des Hydrarg. oxyd. rubr. mittelst Salpetersäure gewonnene Zweite Rubrik.
Präparat: Dampf, der rothe Dampf, der heruntergehend
Qurod est inferius bis adoptione.
sich zum Präcipitat verdickt. Ein analoges Verhältniss ^

kann nun auch auf Grund des ascendere und descendere, In Betreff der superius und inferius vergl. Gehers Me-
welches auch bei der Darstellung des Hydrarg. oxyd. tall-Interpretation. Die res una ist aber nicht mit „Me-
tallstandpunct“ zu übersetzen, sondern mit „Quecksilber“.
rubr. mittelst Feuers allein statt hat, hier angenommen
werden. Dann haben wir eo ipso da, wo wir die Asche Uebrigens ist das mehr ein Wort-Unterschied, als ein
(Präcipitat) Hydrarg. oxyd. rubr. haben, auch den Rauch Sinn-Unterschied. Denn kraft dessen, dass das Queck-
desselben. silber an der Spitze der Metalle steht, ist der Quecksilber-
standpunct der Metallstandpunct.
Also unser Araber hat im Hydrarg. oxyd. rubr.: Asche,
Feuer, Luft. Nun nennt er Asche: Sal, das heisst im Et sicut etc. Und wie Gott der Vater der Welt ist —
Grunde nichts anderes, als Pottasche, Pottasche wird res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius — so ist

i

nämlich aus Pflanzen-Asche gewonnen, und die Pflanzen- die res una, das Quecksilber, der Vater der Metalle res
|

Asche hat er im Anlehnen an sein Quecksilber -Holz. natae. Die adoptio restringirt die absolute Parallele des I

Pottasche wird aber Sal genannt auf Grund ihrer äusseren sicut — sic. In der Vaterschaft des Quecksilbers über :

Aehnlichkeit mit dem Kochsalz. Feuer nennt er Sulphur, die Metalle ist das gezeichnet, dass das Quecksilber an
was nahe liegt. Rauch nennt er Mercur. Das ist ein der Spitze der Metalle steht, nicht nur dass es in der
Anlehnen an die Anschauungsweise des Autors der ur- series Metallornm das erste ist, sondern auch dass alle
sprünglichen Lapis philos.- Interpretation der Tab. smar. M-etalle in ihm aufgehen.

Der fasste nämlich das Hydrarg. oxyd. rubr. auf als


Quecksilber Luft. +
Gemäss dieser Anschauungsweise ist Dritte Rubrik.
also auf der einen Seite das Hydrarg. oxyd. rubr. Luft, :
Pater ejus est Sol etc.
auf der anderen: Quecksilber. Hat also unser Araber auf Hier kommen die 7 Metalle an die Reihe.
der einen Seite die Luft, den Rauch, so hat er auf der
anderen Seite Mercur. Auf die Weise kommt also
: Vierte Rubrik. '

heraus, dass man im Hydrarg. oxyd. rubr. hat: Sal, Separabis bis inferiorum.
Sulphur, Mercur. In der zweiten Rubrik wird das Quecksiber als solches
Also unser Araber sieht in der Calcinatio, in der Ignitio., gezeichnet, welches an der Spitze der Metalle steht. Da-
'

mit der er sich an die Darstellung des Hydrarg, oxyd. mit scheint zu collidiren, das was die dritte Rubrik bringt,
rubr. macht, einen Verbrennungs-Process, und dieser führt denn dort haben wir nicht das Quecksilber in der series
ihn darauf, dass er im Hydrarg. oxyd. rubr. hat: Sal, Metallorum zuerst, sondern das Gold, und nach diesem
Sulphur, Mercur. theilt sich das Quecksilber mit dem Silber in die Luna.
So calculirt er auf der einen Seite. Auf der anderen Das ist aber, so wird hier gelehrt, keine Collision. Denn
Seite calculirt er ff. Wenn wir Metalle und Quecksilber, wenn das Queclcsilber an der Spitze der Metalle steht,
und Quecksilber und Metalle einander gegenübcrstellen, so ist das nicht das Quecksilber als solches, sondern das
so kommen wir nicht um die Stelle der Tab. smar.:
Pater Hydrarg. oxyd. rubr. Denn — Separabis.
ejus est Sol etc. herum, welche uns die 7 Metalle
bringt. Terra = Asche resp. Sal.
Ignis = Feuer
Das Quecksilber steht an der Spitze der Metalle. Ver- Schwefel.
resp.
trägt sich das mit dieser Stelle? —
Nein, denn in dieser Subtüe = Rauch Mercur.
resp.
Spissum = Quecksilber.
Stelle kommt zuerst in dem Pater ejus est Sol
das Gold,
und dann kommt erst das Quecksilber so bescheiden
an Der eigentliche Wortlaut der Stelle sollte sein: Sepa-
die Reihe, dass es sich in dem Mater ejus
est Luna seinen rabis et ignem et subtile a spisso. Das suaviter
terram
Platz mit dem Silber theilen muss. —
Wie ist diese Diffe- magno cum ingenio deckt die Differenz/ vom Textlaut
renz zu heben ? Nun einfach derartig, dass wir sagen, |

und dem hier gebrachten Arrangement. Also : Mache !

wenn das Quecksilber an der Spitze der Metalle steht, so trennend einen Unterschied zwischen Asche, Feuer, Rauch,
ist das nicht das Quecksilber als solches,
sondern das resp. Sal, Sulphur, Mercur, das ist dem Quecksilber, in
verherrlichte Quecksilber, das Hydrarg. oxyd. rubr. welchem diese Dinge vertoeten sind, das ist dem Hydrai'g.
Dieses kommt mit jener Stelle nicht in Conflict.
Weise, dass wir so dem Hydrarg. oxyd. rubr.
Auf die oxyd. rubr. — und dem eigentlichen Quecksilber. Denn
Rechnung siehe, Quecksilber ist eben Quecksilber, dagegen Hydrarg.
tragen, ist denn auch ein Text darauf zu machen, wie oxyd. rubr. ist Quecksilber, welches dem Ignitions-Process
wir, das Quecksilber habend, zum Hydrarg. oxj'd. rubr. ausgesetzt wird, welches verbrennt, Quecksilber welches : \

kommen. Das ist nicht ein Anlehnen an die metaphy- Ascendit a terra in coeluni, iterumque descendit in terram,
:

605 506

welclies ascenclirt und descendirt, und dadurch zu Eauch (der 3 Principien: Salz, Schwefel, Quecksilber) tbeilhaftig
und Asche wird, sind. Die tres partes, welche der Hermes hat, sind Sal,
et recipit vim superiorum et inferiorum, und dadurch Sulphur, Mercur, und damit wird denn wieder wie bei
die vis über die Metalle erhält. Geber mit dem TQig fieyag dem rgig [xiyi.aiog
Man vermisst bei der Zeichnung mit dem ascendere und gegenüber nicht absolut gebrochen.
descendere das F euer desHydrarg. oxyd. rubr., und fragt Alles in allem hat also unser Autor wieder die Geber-
sieb, wenn der Kauch und die Asche herangezogen werden, sche Summa perfectionis magisterii, wobei er aber die per-
warum wird denn nicht auch das Feuer herangezogen ? fectio weniger darin sucht, dass sein Lapis philos. von
Die Antwort ist, ein Missverständniss ist weiter nicht mög- vorn herein in den Metallen vertreten ist, als vielmehr
lich, nachdem das Separabis etc. das Feuer, den ignis, darin, dass sein Lapis philos. nicht einfach: Mercur, nicht
notorisch gebracht hat. Nach solchen Äntecedentien steht zweifach Sulphur und Mercur, sondern dreifach
: Sal, :

nichts im Wege, dass das Feuer einer Eeservatio mentalis Sulphur und Mercur.
anheimfällt, um so weniger, als man im Arabischen Sinne
das Hydrarg. oxyd. rubr. nur dann hat, wenn man das Achte Rubrik,
Quecksilber als solches dem Feuer-Process, der Calcinatio, Completum est.
der Ignitio, oder wie unser Autor will, dem Verbrennungs-
Process aussetzt. Dazu kommt, dass der Schluss-Passus
Sol =: Feuer. Operatio Solls =
Wirksamkeits-Entfaltung
des Feuers, das ist Verbrennungs-Process. Der Schluss-
Completum est rein weg auf die Feuer-Procedur mit dem passus heisst also: Es ist absolvirt, was ich vom Ver-
Quecksilber bezogen wird. Der Feuer-Process, und damit brennungs-Process gesagt habe. Ein solcher Schlusssatz
das Feuer, das Sulphur desHydrarg. oxyd. rubr. steht damit ist gewiss gerechtfertigt^ denn was auch sonst in der vor-
so im Vordergründe, dass man dem Leser wohl zumuthen liegenden Interpretation vorkommt, ihre Concentration er-
kann, sich dasselbe hier hinzuzudenken. hält sie in der .Auffassung der Ignitio als Verbrennungs-
Process und den sich an diesen knüpfenden 3 Princi-
Fünfte Rubrik.
pien.
Sic habebis bis penetrabit.
Die gloria bezieht sich auf das Quecksilber als solches, Schlussbemerkung.
umfasst das Quecksilber generell.
Vermöge des Anlehnens der vorliegenden Interpretation
Die fortitudo bezieht sich auf das Quecksilber als Hy-
der Tab. smar. an die Summa perfectionis magisterii ge-
drarg. oxyd. rubr. Die cumulirte fortitudo zählt nach der
bührt ihr eine Berücksichtigung in den Geberschen Schrif-
Drei Sal, Sulphur, Mercur, welche drei Principien eben
:
ten, und diese findet sie denn auch in d e r Abhandlung
im Hydrarg. oxyd. rubr. vertreten sind. Von diesem Staud-
der Geberschen Schriften, welche die Ueberschrift führt:
puncte des Sal, Sulphur, Mercur besiegt und durchdringt
Testamentum Gebri. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
das Hydrarg. oxyd. rubr. die res subtiles und solidae,
ein Testamentum Gebri schon früher besteht, als die vor-
das sind die Metalle. Auf Grund dessen werden die Me-
liegende Interpretation der Tab. smar., und dass dies
talle nach der Auffassung unseres Autors zu Sal, Sulphur
Testamentum auf Grund der vorliegenden Interpretation
und Mercur, entgegen dem, dass sie dem Geber Sulphur
umgearbeitet worden, so dass es erst, nachdem die vorlie-
und Mercur waren.
gende Interpretation der Tab. smar. aufgekommen, die

Sechste Rubrik, jetzige Gestalt erhielt. Es ist dies deswegen nicht un-
wahrscheinlich, weil wir beim Lullius, ja wenn die be-
Sicmundus creatus bis hic.
treffende Schrift des Arnaldus wirklich acht ist, bereits
Sicmundus creatus bezieht sich auf die zweite Eubrik.
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die
beim Analdus de Villanova einem Testamentum be-
gegnen. Beim Lullius resp. .Arnaldus fragt man sich näm-
vierte Eubrik. An die res una, wie sie die zweite Eubrik
lich, woher dieser abenteuerliche Titel für eine Abhand-
bringt, lehnt sich der Verbrennungs-Process, die Anpassung
lung, wo den Autoren doch ein hundert- und tausendfacher
der Dinge, welche beim Verbrennungs-Process in’s Auge
anderer Titel zu Gebote stand ? Steht uns hierbei die
zu fassen sind.
Antwort zur Seite, deswegen dieser Titel, weil auch Geber
.IQuamm modus bezieht sich auf die fünfte Eu-
est hic
den Titel Testamentum bringt, so ist die Sache klar. Bei
brik, in der gelehrt wird, dass durch das vincere und
Geber aber ist der Titel Testamentum sehr naheliegend.
penetrare die Metalle aus den drei Principien bestehen.
Die Abhandlung nämlich, die den Titel Summa perfecti-
Siebente Rubrik. onis magisterii führt, schliesst mit dem 4. Buche. Nun
soll hinterdrein noch Anderes auf den Geber gesch,.ben
Itaque vocatus sum bis mundi.
werden, und da hat man sich nach sachentsprechenden
Analog wie bei Geber wird dem Hermes gegenüber
Titeln umzusehen. Ein solcher Titel wurde in der In-
{jQig jj-tyioiog und nicht rqig uiyccg) die ausge- 3X3 vestigatio magisterii gefunden, das ist Nähere Unter-
beutet. Demzufolge zersplittern sich die Metalle in 3
suchung, wie es denn nun eigentlich um das Magisterium
Gruppen, und zwar an der Hand der 3 Principien. Die
steht. Ein anderer wurde in „Testamentum“ gefunden,
erste Gruppe schart sich um den Sal. Es sind die Me-
das ist, so lange Geber lebte, wusste man nichts von
talle: Eisen, Silber, Blei. Denn arcanologisch
sind sie:
dieser Schrift, als Geber aber starb, fand man sie unter
Ferrum, Natron carbon., P. solaris niger. Die terra-Eela-
seinen nachgelassenen Papieren, es unterliegt also keinem
tion und damit Sal-Eelation dieser kennen wir aber (s.
Zweifel, dass auch sie den Geberschen Schriften anzurei-
Lapis- und Elixir-Interpretation der Tab. smar., 3. Eubrik).
Die zweite Gruppe schart sich um das Sulphur. Es
hen ist. —
Hat das Gebersche Testamentum nun früher
bestanden, als die vorliegende Interpretation der Tab. smar.
sind die Metalle: Kupfer, Blei, Zinn. Denn arcanologisch
aufkam, so war es in seiner ursprünglichen Form eine
sind sie: Liquor hepat., P. solaris niger et ruber. Die
Abhandlung über die Calcination.
Schwei’el -Eelation dieser kennen wir aber (s. den Ab-
schnitt : Das Anhängen der Schlussrubrik an die Metall-
Interpretation der Tab. smar.) Die dritte Gruppe schart Dritte Abendländische Periode. Die —
sich um den Mercur. Es sind die Metalle: Zinn. Blei, drei Principien bei den Abendländern.
Silber. Zinn und Blei sind nämlich arcanalogisch gefasst:
P. solaris ruber et niger, diese aber enhalten notorisch Die dritte Abendländische Periode beginnt da, wo die
Mercur (Hydrarg. oxyd. rubr.). Und Silber ist Quecksilber Arabische Sal-Sulphur-Mercur-Interpretatiou zu den Abend-
als Luna. (Mater ejus est Luna). ländern kommt, und von diesen verwerthet wird. Wie
Das habens tres partes philosophiae totius mundi liegt wir wissen, haben die Abendländer den dreifachen Lapis
wieder analog wie bei Geber. Philosophia totius mundi philos. Hydrarg. oxyd. rubr., Quecksilber, Quecksilber,
:

= Lapis philos. Unserem Autor besteht aber der Lapis von welchen beiden letzteren der eine der Quecksilber-
philos., welcher gemäss der Arabischen Lapis philos. -Inter- Lapis, der andere der Sulphur-Lapis ist. Wie nun die
pretation der Tab. smar. =
Hydrarg. oxyd. rubr., nicht 3 Principien aufkoramen, lehnen die Abendländer diese
wie bei Geber aus Sulphur und Mercur, sondern aus Sal, an ihren dreifachen Lapis philos., und zwar erhält der
Sulphur und Mercur. Das ist aber wie bei Geber, dass Hydrargyr. oxyd. rubr. -Lapis das Sulphur, der eine
die Metalle von vorn herein der betreffenden Theile Quecksilber-Lapis den Mercur, der andere Quecksilber-
607 608

Lapis den Sal. Das Anleimen an die Gottheit bleibt. Sollen sie in diese treten, so muss, um den Anstoss zu
Und so gestaltet sich denn das Verhältniss ff. vermeiden, ihnen ein absonderlicher Wesenheits - Stand*
Hydrarg. oxyd. rubr. Quecksilber Quecksilber punct zufallen, an und für sich können sie schwerlich
Anspruch machen, in die wesentliche Gruppe zu treten.
Christus Vater heib'ger Geist Einen solchen absonderlichen Wesenheits-Standpunct er-
langt nun, wie wir später sehen werden, die Mensch-In-
Sulphur Mercur Sal terpretation an der Hand der Drei-Principien-Lehre da-
Der Sachverhalt liegt auf der Hand. Hydrarg. o.xyd. durch, dass Sal, Sulphur und Mercur zu den Arcanis in
rubr. = Lapis ignis, Christus =
(f ü?,
beiden entspricht directe Relation treten, dass wir einen directen Heil-La-
das Sulphur. Bei Quecksilber —
Vater —
Mercur ist pis in ihnen erhalten. Dieser directe Heil-Lapis erhält
ganz das frühere Abendländische Verhältniss da. Und nun in der Mensch-Interpretation ein Substrat für seine
was das Verhältniss Quecksilber —
heiliger Geist Sal — Wirksamkeits-Entfaltung, und das ist eben ein absonder-
betrifft, so ist Sal =. terra (vergl. die Arabische Sal-Sul- licher Wesenheits-Standpunct, durch den die Mensch-
phur-Mercur-Interpretation der Tab. smar.) Der heilige Interpretation an der Hand der Drei-Principien-Lehre eine
Geist ist in so fern eine terra, als er zum Irdischen eine Besonder-Qualification erhält, in die wesentliche Gruppe
besondere Relation hat, da er sich über die Apostel aus- einzutreten, wogegen die Elementen-Zeichen-Interpretation,
giesst, und das Quecksilber := terra =
Lapis als Lapis der kein solcher absonderlicher Wesenheits-Standpunct
philos. So haben wir denn den dreifachen Lapis philos. anzudemonstriren ist, ausserhalb der betreffenden Gruppe
als Sal, Sulphur, Mercur. bleiben muss. Sie tritt ihren Platz ab derjenigen Inter-
Eine eigenthümliche Auffassung ist die des Basilius pretation, in der Sal, Sulphur und Mercur in directe Re-
Valentin US. Dieser calculirtff. An der Hand der meta- lation zu den Arcanis treten, das ist zur arcanologischen
physischen Interpretation der Tab. smar. haben wir das Interpretation der Tab. smar. an der Hand der 3 Princi-
Hydrarg. oxyd. rubr. Dieses ist aber bei Lichte betrach- pien (s. diese), welche hervorragend genug ist, um in die
tet: P. solaris, und zwar im Anlehnen an die ursprüng- wesentliche Gruppe einzutreten. Die Pflanzen-Interpre-
liche Lapis philos. -Interpretation der Tab. smar.: P. solar, tation endlich hat an der Hand der Drei-Principien-Lehre
ruber. Habe ich also Hydrarg. oxyd. rubr., so habe ich ein unbestrittenes Recht, in die wesentliche Gruppe zu
im Grunde Hydrarg. oxyd. rub.
: +
Sulphur aurat. So treten, denn gerade die Pflanze als Holz ist es ja, welche
wohl wie ich nun dieser Zweisache den Einnamen Hy- dem Verbrennungs Process ursprünglich zu Grunde ge-
drarg. oxyd. rubr. geben kann, eben so wohl kann ich womit denn die Pflanzen-Interpretation gewisser-
legt wird,
ihr auch den Einnamen Sulphur aurat. geben. Und das massen zur Legalisirungs-Interpretation der Drei-Princi-
zu thun, liegt hier/ viel näher, denn Hydrarg oxyd. rubr. pien-Lehre wird. •

ist doch im Grunde nicht Schwefel, sondern Quecksilber, Stellen also Abendländer die neu aufgekommene
die
wogegen Sulphur aurat. in der That Schwefel ist so — Lehre vom Sal, Sulphur, Mercur den Interpretationen der
ist ja die Auffassung der Alten. Und weiter sagt er, das Tab. smar., wie sie die erste Abendländische Periode
Anlehnen der Gottheit an Quecksilber und Schwefel kommt bringt, gegenüber —
ein Thun welches sehr nahe liegt
ja doch vom ersten Buche der Oracula Sibyllina her, — so ist ziemlich vor den Füssen liegend, dass sie, indem
und es ist unsere Obliegenheit, uns strict an dieses zu sie erstens die wesentlichen Interpretationen von den nicht
halten. Dort aber reiht sich das Kivt/äßaQis im ersten wesentlichen sondern, und sich zweitens an die neue Lehre
Käthsel unmittelbar an das Quecksilber, und kommt damit halten, dass sie da 5 Interpretationen, gerade fünf In-
auf Gott den Vater. Wie verträgt sich das nun damit, terpretationen der Tab. smar. erhalten, nämlich eine Lapis
dass Hydrarg. oxyd. rubr. auf einmal zu Christus in Re- philos.-Interpretation, Pflanzen-Interpretation, eine
eine
lation treten soll ? Wie die erste Abendländische Periode Mensch-Interpretation, eine arcanologische Interpretation,
darüber calculirte, um den Stein des Anstosses aus dem eine Metall-Interpretation, und diese sind es denti auch,
Wege zu räumen —
das erkenne ich nicht an. Auf welche, wie wir später sehen werden, durch Basilius Va-
Christus kommt das L4pof>'izdv, und nicht das Kiyycc- lentinus constatirt werden.
ßagig. Dieses 'yiQOSvixöy habe ich aber, sobald ich an
die Stelle des Hydrarg. oxyd. rubr. das ebenbürtige Sul- Lapis philos.-Interpretation der Tabula
phur aurat. setze, denn Sulphur aurat. =
Schwefel, eben- smaragdina an der Hand der
sowohl wie ^Aoasyixöy —
Schwefel. So tritt denn dem
drei Principien.
Basil an die Stelle des Hydrarg. oxyd. rubr. das Sulphur
aurat., und wie sonst Hydrarg. oxyd. rubr. =
Lapis ignis, Man hältsich ganz an die Lapis philos.-Interpretation
so ist ihm Sulphur aurat. =
Lapis ignis. der ersten Abendländischen Periode. Nur treten folgende
Modificationen ein.
Es ist naheliegend, die verschiedenen Interpretationen
der Tab. smar., wie sie die erste Abendländische Periode Dritte Rubrik.
bietet, in zwei Gruppen zu zerspalten, in die wesentliche Pater ejus est Sol bis terra est.
und die nicht wesentliche. In die nicht wesentliche Gruppe Relation zur Gottheit.
würde zu bringen sein vorab einmal die Stercus-Interpre- Pater ejus est Sol etc. —
Christus.
tation. An sie reiht sich die Fermentations-Interpretation — Portavit illud ventus etc. Hier handelt es sich um
denn was ist an ihr wesentliches? Und den Weg, welchen Gott .den Vater. Es wird nämlich an die Schöpfungs-
die Fermentations-Interpretation geht, mag getrost auch geschichte angelehnt, in der es heis.st: Und der Geist
die Drachen - Interpretation gehen. In die wesentliche Gottes (Ruach) schwebte auf der Oberfläche des Wassers.
Gruppe dagegen würde zu bringen sein vorab einmal die Dieser Geist (Ruach) wird als ventus genommen.
Lapis philos.-Interpretation, denn sie ist die Interpretatio Nutrix ejus terra est. Hier handelt es sich um den
princeps der Abendländer. Wohin aber diese Interpre- heiligen Geist. Wie dieser zu terra wird, darüber ist
tation den Zug richtet, dahin muss die Metall-Interpre- der vorige Abschnitt nachzusehen.
tation folgen, denn sie ist gewissermassen ein Supplement Rela'tion zum Lapis p hi 1 o s ophi cu s.
der Lapis philos.-Interpretation, indem sie die Metalle Pater ejus est Sol etc. Es handelt sich um den Hy-
bringt, welche die Lapis philos.-Interpretation mit Still- drargyr. o.xyd. rubr. -Lapis als Sulphur gefasst. Das
schweigen übergeht. Also auch die Metall-Interpretation Doppel-Verhältniss mit Sol und Luna entweder wie in
gehört in die wesentliche Gruppe. Wie steht es nun um derjenigen Interpretation, an welche die vorliegende an-
die Mensch-Interpretation, um die Elementeu-Zeichen-In- lehut, oder, wenn man mit Basilius Valentinus geht, auf
terpretation ? Ja das ist, an und für sich betrachtet, eine den Doppel-Lapis Hydrag. oxyd. rubr. und Sulphur au-
eigenthümliche Sache. Der Mensch ist der verallgemei- ratum bezogen.
nerte Christus, die Elementen-Zeichen beziehen sich wie- Portavit illud ventus etc. Es handelt sich um den
der auf Christus, man hat aber Christus bereits mit Prä- einen Quecksilber- Lapis, welcher als Mercur gefasst wird.
gnanz in der Lapis philos.-Interpretation, somit würden Dieser est ventus. das ist Rauch. Der Mercur lehnt ja,
die betreffenden Interpretationen im Grunde nichts anders wie wir in der betreffenden Interpretation der Tab. smar.
thun, als die Lapis phil. -Interpretation cumuliren. Wie der Araber haben kennen lernen, an den Rauch beim
kann man aber Interpretationen, welche den Cumulirungs- Verbrennun gs-Process.
Charakter haben, in die wesentliche Gruppe bringen ? Nutrix ejus terra est. Es handelt sich um den Queck- (
509 510

silbei'-Lapis,welcher als Sal gefasst wird. Wie wir näm- W as würde ein alter Grieche zu solcher Auffassung von
lich von der betreffenden Interpretation der Araber her Materia prima, Elementum, Materia ultima gesagt haben!
wissen, ist Sal =
terra. Also Est terra: Er ist Sal, der Und doch liegt Kern-Griechisches in der Sache. Denn df.
betreffende Lapis philos. ist Sal. die Empedokleischen Elemente =
Materia prima, so dienen
in der That die Elemente dazu, die Wunder der Materia
Sechste Rubrik. prima zu Stande zu bringen. Und wiederum kommt dem
Die creatio mundi bezieht sich auf die dritte Rubrik, Empedokles das Element auf die Materia ultima hinaus.
in welcher der ventus mit dem Gotte in Verbindung ge- Das ist, da Materia prima =: Element, die Materia prima
setzt wurde, dessen Geist auf der Oberfläche des Wassers kommt auf die Materia ultima hinaus. Nun, der Verbren-
schwebt. Das ist aber, als der in der Schöpfungsgeschichte nungs-Process zeigt, wie die Mater, prima auf die Mater,
impUcirte Gott, der weltersohaffende Gott. ultima hinauskommt.
Et sicut etc.
Schlusshemerkung. Res omnes sind die Welt überhaupt, res natae sind das,
Wir haben bei der Lapis philos. -Interpretation der ersten was sie des Näheren enthält: das Menschen- und Thier-
Abendländischen Periode darauf hingewiesen, dass es et- Reich, das Pflanzenreich, das Mineralreich. Gott ist der
was auffallendes haben könnte, dass auf der einen Seite Vater der res omnes, die res una ist der Vater der res
ein Lapis ignis, auf der anderen Seite ein Lapis Sulphuris natae. Das letztere heisst, die res natae alle bestehen aus
angenommen wird, indem doch ignis =
Sulphur. Wir den 4 Elementen, und sind auf Grund dessen verbrenn-
haben nun dort zwar ebenfalls darauf hingewiesen, dass lich. Mersch und Thier unterliegen dem Verbi’ennungs-
eine eigentliche Collision des Sachverhaltes hierdurch nicht Process, indem das Leben als ein Verbrennungs-Process
eintritt, indessen an der Hand der vorliegenden Interpre- aufgefasst wird. Das Pflanzenreich unterliegt dem Ver-
tation der Tab. smar. macht sich die Sache doch von vorn brennungs-Process ganz besonders, da es ja gerade das
herein besser. Hier haben wir nicht Lapis ignis, Lapis dem Pflanzenreiche angeliörige Holz ist, welches haupt-
Mercurii, Lapis Sulphuris, sondern Lapis Sulphuris, Lapis sächlich als Substrat des Verbreimungs-Processes genom-
Mercurii, Lapis terrae (Salis), und damit sind wir dem men wird. Und was das Mineralreich betrifft, so unter-
von vorn herein überhoben, dass wir einer scheinbaren liegen die Metalle der Calcination, das ist einem Verbren-
Collision nicht anzudemonstriren brauchen, dass sie eben nungs-Processe manche Minerale sind brennbar, z. B. der
;

blos eine scheinbare Colhsion ist. Kalk, denn er wird calciiih't, die Kohle ist ein brennbarer
„Stein“, und Steine, die eine solche Härte haben, dass bei
ihnen von Calcination nicht die Rede sein kann, geben
Pflanzeii-Interpretation der Tabula sma- beim Aneinanderschlagen oder beim Schlagen mit dem
ragdina an der Hand der drei Stahl gegen sie Funken, das ist, sie verbrennen.
Principien. Das Gegenübersteheu von Vorder- und Nach-Satz be-
steht also in der Vaterschaft Gottes einerseits und der
Da in der Abendländischen Alchemie der Lapis philos. Vaterschaft der res una andererseits. Einer zu weit ge-
eine so wichtige Rolle sjjielt, resp. in der Abendländischen henden Parallelisirung von Gott und res una tritt die
Alchemie die Lapis philos. - Interpretation der Tab. smar. adoptio des Nachsatzes, welche die Vaterschaft der res
die Interpretatio princeps ist, so mussten wir die Lapis una zur uueigeiitlichen Vaterschaft macht, entgegen.
philos. Interpretation an der Hand der 3 Principien vor
-

der jetzigen Interpretation bringen. Hält man sich dage- Dritte Rubrik.
gen streng an die Drei-Principien-Lehre, so steht die vor-
Pater ejus est Sol bis terra est.
liegende Interpretation im Vordergründe. Denn die 3
Die vorige Rubrik brachte die Elemente. Diese Rubrik
Principien knüpfen sich an den Verbrennungs-Pröcess, die-
bringt die 3 Principien in ihren Grundlagen als Feuer,
ser ist aber hauptsächlich im Pflanzenreiche vertreten, weil
Rauch, Asche.
man sich bei ihm zuvörderst an das brennende Holz hält.
Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna. Sol und Luna
(S. bei den Arabern.) Im Grunde bringt die Pflauzen-
werden als Haupirepräseutanten des Feuers und damit
Interpretation vorab einmal die 3 Principien, und nachdem
als Feuer genommen. Also Vater und Mutter ejus, der
sie die Pflanzen - Interpretation gebracht, geht man dann
res una, der Materia prima, ist das Feuer, und damit ist
in Bezug auf die anderen Interpretationen an der Hand
die res una selbst Feuer.
der 3 Principien weiter.
Portavit illud ventus in ventre suo. Ventus ist Wind,
Rubriken, wie bei der Lapis philos.-Interpretation der
Luft, Rauch. Illud, die res una, trug der Rauch im Ba^ ehe,
ersten Abendländischen Periode.
die Mutter der res una, der Materia prima, ist Rauch, und
damit ist die Materia prima, als Kind, ebenfalls Rauch.
Zweite Rubrik.
Nutrix ejus terra est. Terra ist Asche. Die nutrix,
Quod est inferius bis adoptione. die selbstnährende Mutter ejus, der res una, der Materia
Die beiden superius und inferius werden auf die 4 Ele- prima, ist Asche, und damit ist die Materia prima, das
mente bezogen. Die res una wird als Ei fallen gelassen, Kind, selbst Asche.
und tritt für dieses die Materia prima ein. Die res una Wie wir also in der vorigen Rubrik im Allgemeinen
als Materia prima aufzufassen, dafür liegen schon in frü- hatten, dass die Materia prima aus den 4 Elementen be-
heren Interpretationen der Tab. smar. Anhaltspuncte vor, steht, so haben wir in dieser Rubrik, dass die Materia
wie wir das auch haben kennen lernen. Namentlich lag prima aus den Grundlagen der 3 Principien, und damit aus
auch in der ersten und zweiten Abendländischen Periode den 3 Principien selbst, besteht. Und da die Materia
dafür ein Anhaltspunct in so fern vor, als das Ovum an das prima überhaupt alles Brennbare ist, so besteht alles Brenn-
Weltenei anlehnt, wir in diesem aber die Materia prima bare gerade sowohl aus den 3 Principieir, als aus den 4
als die Materia der ersten Schöpfungsperiode ha- Elementen.
ben. Deshalb begegnen wir auch bei Lull und Anderen
der Bezeichnung vXr], das ist Materia prima, für das Queck-
Vierte Rubrik.
silber. Jetzt, in der dritten Abendländischen Periode, tritt Pater omnis telesmi bis inferiorum.
die Materia prima besonders an der Hand des Verbreu- Vorhin hatten wir den Ailgemein-Standpunct. Das, was
nungs-Processes hervor. Durch diesen nämlich wird das die Welt enthält, besteht aus brennbaren Stollen. Hier
Holz, die Pflanze, auf den Endpunct des Seins, die Asche wird nun der Besonder - Standpunct herangezogen. Aus
reducii’t. Dieser Endpunct des Seins wird als Materia ul- den Stoffen allen, welche die Welt enthält, wird die Pflanze
tima aufgefasst, und dieser Materia ultima gegenüber steht hervorgehoben, und diese Pflanze ist in der vorliegenden
die Materia prima, das ist das Holz, die Pflanze, als erster Interpretation der Tab. smar. der pater omnis telesmi.
Ausgangspunct, das ist Materia prima, des Verbrennungs- Virtus ejus integra est, si versa fuerit in teri’am. Ihre
Processes. Kraft ist eine vollkommene, wenn sie in Asche verwan-
Also die 4 Elemente dienen dazu, um die Wunder der delt worden, wenn sie vom Standpunct der Materia prima
Materia prima zu Stande zu bringen. Materia prima ist in den Standpunct der Materia ultima übergeführt worden.
überhaupt alles Brennbare. Alles Brennbare besteht Das heisst natürlich nicht, eine Pflanze hat im Allgemei-
aus den 4 Elementen, nen erst dann ihre Vollkommenheit erlangt, wenn sie ver-
511 5ia

brannt worden, sondern die Vollkommenlieit liegt darin, Das Problem von den 3 Principien ist ganz dazu ge-

dass der Verbrenmings-Process an die Spitze der Alchemie


eignet, Arcana an der Hand dieser 3 Principien in’s
die

gestellt wird, der Verbrennungs-Process aber auf die Ma- Auge zu fassen. Im Sal, Sulpluu- und Mercur sind näm-
teria ultima führt. lich sehr naheliegend die 3 Arcana vertreten, wie sie die

Dadurch nun. dass man von der Pflanze als Materia Jüdische Interpretation der zweiten Redaction der Tab.
prima zur Pflanze als Materia ultima gekommen, ist der smar. bringt. Diese Arcana sind, wie wir wissen, 1) Aci-
Verbrennungs-Process aufs Tapet gebracht, und in Bez\ig dum sulphur. -Natron, 2) Liquor hepatis, 3) Pulv. solaris.
auf diesen: Es liegt auf der Hand, dass man sagt, Pulv. solaris ist
Separabis teiram ab igne etc., mache trennend einen das Quecksilber - Arcanum, denn dies Arcanum enthält ja
Unterschied zwischen Asche: terra, Feuer: ignis, Rauch: notorisch Quecksilber, dass man sagt, der Liquor hepatis
subtile, Holz: spissum. (Das Arrangement der Stelle wie ist das Schwefel- Arcanum, denn dies, Arcanum riecht ja

bei der Arabischen Interpretation.) notorisch nach Schwefel, dass man sagt, Acidum sulphur.-
Indem du nun diese in’s Auge fassest, hast du den Ver- Natron ist das Salz - Arcanum, denn Natron nitricum und
brennungs-Process in’s Auge gefasst. Auf Grund des Ver- carbonicum stellten die Alten aus dem Kochsalz dar. In
brennungs-Processes aber Bezug auf das letztere Arcanum ist zu bemerken, dass
Ascendit a terra in coelum etc., steigt die Pflanze als auf Grund dessen, dass das ganze Arcanum zu Sal wird,
Rauch aufwärts, als Asche abwärts, das ist sie verbrennt, das Acidum sulphur. mit zu Sal wird. Das ist nun der
et recipit vim superiorum et inferiorum, und wirft sich Grund, weshalb die ältere Chemie die Säuren überhaupt
zum Hei’rn der Schöpfung, der Alchemie auf. Auf Grund Sales nennt. Das hatte noch im vorigen Jahrhundert
des ascendere, des descendere, auf Grund des Verbren- statt; vgl. z. B. Rud. Aug. Vogel: Institutiones chemiae.
nungs-Processes, auf Grund dessen, dass der Verbrennungs-
Process sich an die Spitze der Alchemie stellt, hast du
Zweite Rubrik.
die Motivirung dessen, dass der pater telesmi, die Krone Quod est inferius bis adoptione.
der Schöpfung, trotz dieses seines Standpunctes als Krone Die Analogie mit der zweiten Rubrik der Pflanzen-In:
der Schöpfung erst eine virtus integra erhält : —
si versa terpretation kommt ff. heraus. Acid. sulphur. -Natron wer-
fuerit in terram. den zu Acid. sulphur, und Natron distrahirt. Dan kom-
men 4 Arcana heraus, und diesen werden in Griechischer
Fünfte Rubrik. Weise die 4 Elemente zuertheilt. Dann dienen die Arcana
Sic habebis gloriam bis penetrabit. qua Elemente dazu, um die Wunder der res una als Ma-
Die zweite Rubrik brachte die Elemente, die dritte Ru- teria prima zu bewerkstelligen, was nahe liegt, da bereits
brik die Grundlagen der 3 Principien : Feuer, Rauch, Asche. dem Hmpedokles Materia prima =
Elementum. Man kann
In ihnen ist die gloria gegeben. Im Grunde hat man da, aber auch also sagen: den Griechen sind die Arcana
wo man die Grundlagen zu den 3 Principien: Feuer, Materia ultima. Darin besteht aber gerade das Miracu-
Rauch, Asche hat, auch die 3 Principien Sulphur,
: luna, dass die Materia prima an der Hand des Verbren-
Mercur, Sal selbst. Indessen ein feiner Unterschied ist nungs-Processes zur Materia ultima wird.
immer zwischen den beiden, und in Bezug hierauf muss Res natae =
Arcana. Indem sie fuerunt ab una re,
dich die obscuritas fliehen. werden sie zu verbrennlichen Dingen. So etwas liegt
Der gloria gegenüber repräseiitirt nun die fortitudo ganz nahe, wenn maü mit Plato die Elemente vom Eingesichts-
speciell die 3 Principien, nicht als ihre Grundlagen Feuer, : punct des Feuers auflfasst.
Rauch, Asche, sondern als Sal, Sulphur, Mercur. In Be-
:

zug auf eine solche Drei wird alsdann die fortitudo nach Dritte Rubrik.
der Drei gezählt. Die omnis res subtilis und die omnis Pater ejus est Sol bis in terram.
res solida repräsentiren die Elemente und die Grundlagen Hier kommen die 3 Principien an die Reihe. Die bei
zu den 3 Principien (Feuer, Rauch, Asche). Diese vin- der Pflanzen-Interpretation herausbekommenen Grundlagen
cuntur et peuetrantur von den eigentlichen 3 Principien. der Principien werden hier als die 3 Principien selbst
genommen.
Sechste Rubrik.
Vierte Rubrik.
Sic mundus bis est Idc.
Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik. Pater omnis telesmi bis inferiorum.
Hinc erunt adaptationes bezieht sich aiif die vierte Ru- Hier werden nun die 3 Arcana gebracht.
brik. Die res una, welche die zweite Rubrik bringt, wird 1) Pater omnis telesmi et hic, virtus ejus integra est, •

an den Verbrennungs-Process angelehnt. si versa fuerit in terram. Es handelt sich hier um Acid.
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru- sulphur. -Natron. In der Jüdischen Interpretation der zwei-
brik, in welcher die 3 Principien vor den Elementen und ten Redaction der Tab. smar. steht Acid. sulphur. -Natron
den Principien- Grundlagen in den Vordergrund gedrängt an der Spitze der Arcana. Auf Grund dessen wird Acid.
werden. sulphur.-Natron als Vater an die Spitze der Arcanen-Fa-
milie gestellt. Es wird vorläufig angenommen, es handele
Siebente RubiHk.
sich nur um das Acid. sulphur. Darum heisst Pater omnis
Itaque vooatus bis mundi. telesmi totius mundi est hic: Hier hast du das Acid. sul-
Der Hermes trismegistus bezieht sich auf die 3 Princi- phur. Da es sich nun aber nicht um das Acid. sulphur.
pien Sal, Sulphur, Mercur.
:
Dieser Hermes hat die tres allein, sondern zugleich auch um das Natron handelt, so
partes philosophiae totius mundi, das ist entweder, die vor- wird completirend beigefügt: virtus ejus integra est, si
liegende Interpretation der Tab. smar. hat die 8 Theile, versa fuerit in terram, die Kraft des Acid. sulphur. ist
welche der Inde.s; bringt, oder, an diesen Hermes, das ist vollkommen, wenn das Natron, die Erde, zum Wasser,
an Sal, Sulphur, Mercur schmiegt sich der dreifache La- dem Acid. sulphur., hinzugefügt wird. Das Hinzufügen
pis philos. als Sal, Sulphur, Mercur. des Natron wird als Verwandlung des Acid. sulphur.
in Natron auf Grund des Wasserverwandlungs-Experimen-
Achte Rubrik. tes gebracht.
Completum est etc.
2) Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter
Operatio Sohs wird auf den Verbrennungs-Process be- magno cum ingenio. Es handelt sich hier um
den Liquor
zogen. hepatis.
3) Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in
Arcanologische und Mensch - Interpreta- terram, et recipit vim superiorum et inferiorum. Es han-
tion der Tabula smaragdina an der delt sich hier um den P. solaris. '

Siehe für 2) und 3) bei der Jüdischen Interpretation


Hand der drei Principien. der zweiten Redaction der Tab. smar.
Bei beiden Interpretationen sind die Rubriken, wie bei
der Lapis philos. -Interpretation der ersten Fünfte Rubrik.
Abendländischen
Periode.
Sic habebis bis penetrabit.
Zuerst die arcanologische Interpretation.
Die gloria sind die 3 Principien,
513 514

I
Die fortitudo ist das Drei - Arcanam in Bezug auf Allgemein-Betrachtung die Pflanze im Besonderen herau-
1 seine Anwendung am Krankenbette. Hauptsächlich und gezogen wurde, so wird hier im Besonderen der Mensch
hervorragend zählt die fortitudo nach der Drei, denn es herangezogen. Demgemäss haben wir im
werden ja 3 Arcana angenommen. Nebenbei zählt sie Pater omnis telesmi —
den Menschen.
aber auch nach der 4 indem den 4 Elementen zu Liebe,
, Virtus ejus etc. Seine virtus ist eine integra, wenn er
das erste Arcanum in Acid. sulphur. und Natron zer- gestorben, das ist, wenn er zu Staub und Asche zerfal-
splittert wird, und indem hier, in der pathologischeu Ru- len. Das Leben des Menschen wird nämlich als ein Ver-
brik, von einer omnis res subtilis und einer omnis res brennungs - Process aufgefasst. Wie nun die virtus des
solida, das ist von 2 res subtiles und 2 res solidae, die verbrennenden Holzes zur integra geworden, wenn es zur
Rede ist. Es liegt nämlich in Bezug auf das vincere und Asche, der M.ateria ultima (s. bei der Pflanzen - Interpre-
penetrare die Sache derartig, dass auf Grund dessen, dass tation) gekommen, so ist auch die virtus des Menschen
das Leben ein Verbrennungs - Process ist (vergl. sogleich zur integra geworden, wenn es bei ihm zum Standpuncte
bei der Mensch - Interpretation), angenommen wird, der des Staubes und der Asche gekommen. In Bezug hierauf:
Mensch bestehe aus den 3 Principien. Diese 3 Princi- Separabis etc. Du musst einen Unterschied machen
pien des Menschen stehen nun den 3 Arcanis gegenüber. zwischen Asche, Feuer, Rauch, Holz (S. bei der Pfianzen-
Wo die 3 Principien des Menschen krank sind, da führen Interpretation.) Das du musst diese Dinge beim Men-
ist,

i dieselben die 3 Arcana wieder zur Genesung. Also Hier : schen in’s Auge fassen,damit du das Leben als einen
hast du die 3 Arcana, sie constituiren die fortitudo, weil Verbrennungs - Process erhältst. Ja, das Leben ist ein
sie, die fortitudo, das ist sie, die Arcana, alle res subtiles Verbrennungs-Process, denn:
i
besiegen und alle res solidae durchdringen. Hier wird Ascendit a terra etc., beim Tode steigt die Seele him-
I nun der Einklang zwischen den drei Arcanis und den melwärts, der Leib aber zerfällt in Staub und Asche. Das
I
vier Dingen, welche zu besiegen und zu durchdringen Aufsteigeu der Seele auf der einen Seite kann aber nicht
<
sind, derartig hervorgebracht, dass man einerseits das statt finden, wenn auf der anderen Seite nicht der Leib

I
Acid. sulphur. - Natron in die Zwei: Acid. sulphur. und in Asche zerfällt, und darum
'
Natron zersplittei't, und andererseits analog auch das Sal recipit vim etc., wirft sich nicht der Mensch als solcher,
'
des Körpers in 2 Theile zersplittert, in ein flüssiges und sondern der Mensch als gestorbener Mensch, als Asche,
[ in ein festes Sal. So kommen denn beim Sal, Sulphur als Materia ultima, zur Krone der Schöpfung auf. Und
( und Mercur des Körpers 2 res subtiles heraus: Flüssiger so wird es klar, dass der pater omnis telesmi erst dann
i
Sal und luftförmiger Mercur, und 2 res solidae fester Sal : zur virtus integra kommt, si vertitur in terram.
und Sulphur. Diese stehen aber den beiden Arcana sub-
tiHa: Acid. sulphur. und Liquor hepatis, und den beiden Fünfte Rubrik.
I
Arcana solida: Natron und P. solaris, gegenüber. Sic habebis bis penetrabit.
Dass wir den Menschen zwar als pater omnis telesmi
Sechste Rubrik. haben, dass aber seine virtus erst eine integra wird, wenn
Sic mundus bis modus est hic. die versio in terram vor sich geht : —
das ist die gloria.
Sic munduscreatus est bezieht sich auf die zweite Ru- Bei dieser gloria muss uns aber die obscuritas fliehen.
I brik, in welcher auf die Erschaffung der Welt hingewie- Nämlich im Allgemeinen mag das ganz gut sein, dass wh’
I sen wird. zur eigentlichen Krone der Schöpfung erst durch die versio
Hinc erunt adaptationes mirabiles bezieht sich auf die in terram kommen, fassen wir aber unseren Besonder-

rl vierte Rubrik. Die adaptationes sind, wie in der Jüdischen


Standpunct als Aerzte in’s Auge, dann macht sich die
Interpretation der zweiten Redaction der Tab. smar., Sache doch etwas anders. Ist die versio in terram ein-
mal da, dann hat unsere Mission am Krankenbette ihre
i;

il die Arcana. Diese bringt aber eben die vierte Rubrik,


bringt sie im Anschluss an die zweite Rubrik, nämlich im Endschaft erreicht. Unsere Mission ist es, so weit es denn
möglich ist, der versio in terram vorzubeugen, und dazu
!j

I;
Anschluss an die res natae, oder auch an die res una.
Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru- bedienen wir uns der Arcana. Sie sind unsere fortitudo.
brik, auf diejenige Rubrik, welche in der fortitudo das Und hiermit sind wir denn in Bezug auf den Passus
Drei-Arcanum in Bezug auf seine Anwendung am Kran- Haec est totius fortitudinis etc. bei der so eben ge-
kenbette bringt. brachten arcanologischen Interpretation der Tab. smai-.

Sechste Rubrik.
'
Siebente Rubrik.
Sic mundus bis hic.
Itaque vocatus sum bis mundi.
Creatio mundi bezieht sich auf die erste Rubrik.
Der Hermes trismegistus bezieht sich auf die 3 Prin-
I
Hinc erunt etc. bezieht sich auf die vierte Rubrik, in
cipien, auf welche die 3 Arcana hinauskommen. Philoso-
der menschliche Verhältnisse an die res natae angepasst
I
phia totius mundi =
Arcanologie. Hermes hat 3 Theile
werden, oder auch an die res una.
der Arcanologie, nämlich die 3 Arcana: Acid. sulphur.- Der modus bezieht sich auf die fünfte Rubrik, in der
Natron, Liquor hepatis, P. solaris. uns die Anwendung der Arcana am Krankenbette ge-
bracht wird.
Achte Rubrik.
Siebente Rubrik.
Completum est etc.
I

I Sol =
Dieser wird aber nicht als der
Lapis philos. Sie geht mit der arcanologischen Interpretation von
Lapis philos. genommen, welcher zur XQcaonoiia dient,
'

vorhin.
! sondern als der Heil-
Lapis. Als solcher Heil-Lapis ist
Achte Rubrik.
i

er als Ein - Lapis das Ein - Arcanum, als Drei - Lapis die
j

»!Arcanen-Drei. Completum est etc.


Jetzt zur
li
M
e n s c h - Interpretation, welche sich der ar- Diese Rubrik wird dazu ausgebeutet, um darauf hinzu-
canologischen Intei'pretation innig anschmiegt.
i weisen, dass die vorliegende Interpretation der Tab. smar.
Bei ihr erfahren wir zunächst, ganz wie bei der Pflan- mit der arcanologischen Interpretation von vorhin Hand
zen - Interpretation der Tab. smar. an der Hand der 3
i in Hand geht. Der arcanologischen Interpretation fehlt
Principien, dass alles Brennbare, Mensch, Thier, Pflanze,
'

im Grunde der Mensch, der das Substrat zu den Ai-eanis


IlMineral, aus den 4 Elementen nnd der Grundlage der 3 bietet, der Mensch - Interpretation felden im Grunde die
Principien besteht. (Zweite und dritte Rubrik). An der Arcana, sie hat dieselben erst, wenn sie dieselben aus der
( Hand der arcanologischen Interpretation werden
aber die arcanologischen Interpretation nimmt. Hält man sich an
Grundlagen der 3 Principien sofort als die 3 Principien
I

die arcanologische Interpretation, so ist es mit dem Sol,


selbst genommen. Alsdann liegt die dem Heil-Lapis, ein incompletes Verhältniss, man hat näm-
lich wohl das Arcanum, man hat aber nicht den Menschen,
i
Vierte Rubrik, dem man es gegenüber stellt, das Verhältniss wird erst
Pater omnis telesmi bis inferiorum, ein completes, wenn die vorliegende Mensch- Interpretation
also: hinzutritt. Bei einer solchen Ausbeutung der Schlussru-
Wie bei der Pflanzen - Interpretation nach absolvirter brik Completum est muss man indessen, das sei wohl be-
33
515 516

merkt, nicht zu weit gehen, das ist, man darf keine ab- dominium acquirit, utqne habent multüm vel param Mer-
solute Verschmelzung der arcanologischen und Mensch- curii, Sulphuris et Salis,vel inaequalem niixturam pon-
Interpretation eintreten lassen. Geschähe das, so kämen deris eorundem, unde metalla quaedam fixa, quaedam non
ja im Ganzen 4 Interpretationen der Tab. smar. an der fixa, id est, quaedam constantia et stabilia, (juaedam vo-
Hand der 3 Priucipien heraus, wo notorisch 5 herauskom- latilia et facile mutabilia reperiuntur, ut videre est in
men Vor einem solchen zu weit Gehen
sollen. ist man auro, argento, aere, ferro, stauno et plumbo.
übrigens auch gesichert, wenn man in Bezug auf die ar- „Beobachte folgendes fleissig, überdenk’s, sieh’s ein, und
canologische Interpretation bedenkt, dass es doch etwas präge dir’s wohl ein : Alle Minerale und Metalle sind zu-
weit gehen hiesse, die Begründung der Arcana in ihrer gleich zur selben Zeit, auf dieselbe Weise aus einer und
Anwendung am Krankenbette erst darin finden zu wollen, derselben prineipalen Sache (Materia prima, res una) ge-
dass eine Mensch-Interpretation voraugeht; wenn man in boren und erzeugt. Jene Sache ist nun nichts anderes,
Bezug auf die Mensch - Interpretation bedenkt, dass sie, als ein wahrer Dampf, der aus der elementaren Erde
wie sie der Pflanzen - Interpretation die 3 Priucipien ent- durch die oberen Gestirne, wie durch eine sideralische
nimmt, dass sie so auch der arcanologischen Interpretation Destillation des Makrokosmus, ausgezogen wird (das heisst,
die Arcana entnehmen kann. er ist das Product einer Destillation, bei der die Sidera
superiora die Rolle des Feuers übernehmen). Diese side-
Metall-Interpretation der Tabula smarag- ralische warme Infusion von oben wirkt auf die unteren
Dinge mit ihrer Luft- Schwefel-Natur derartig, dass ihnen
dina an der Hand der drei Priucipien.
geistig und unsichtbar eine Kraft und Tugend eingeimpft
Die Eubriken wie bei der Metall - Interpretation der wird. Dieser Rauch nun (welcher durch die makrokosini-
ersten Abendländischen Periode, welche Interpretation der sche Destillation entsteht) löst sich hinterdrein in der Erde
Tab. smar. überhaupt zu vergleichen ist. in eine Art Wasser auf, und aus diesem Mineral- Wasser
entstehen alsdann und reifen heran zur Vollkommenheit
Zweite Rubrik. die Metalle. Und zwar entsteht das eine oder das andere
Quod est inferins bis adoptione. Metall, oder wenigstens Mineral, je nachdem das eine oder
Bei der Pflanzen - Interpretation haben wir die 4 Ele- das andere von den 3 Principien die Oberhand erhält, je
mente, welche dazu dienen, die Wunder der Materia prima nachdem viel oder wenig Quecksilber, Schwefel und Salz
zu Stande zu bringen. Bei der arcanologischen Interpre- vorherrschend ist, je nachdem die Gewichts-Misclumg der-
tation die Arcana als superiora und inferiora ein.
treten selben verschieden ist. Hierher kommt’s, dass die einen
Da nun aber die Arcana im Grunde nichts anderes sind, Metalle fix sind, die anderen nicht fix, das heisst, die einen
als Sal, Sulphur, Mercur, so kann man hier für die supe- beständig und stabil, die anderen flüchtig und leicht ver-
riora und inferiora zugleich die 3 Priucipien eintreten änderlich sind, wie sich das zeigt beim Gold, Silber, Kup-
lassen. Auf die Weise ist man denn um 'die Differenz fer, Eisen, Zinn, Blei.“
herum, dass man, indem das Pater ejus est Sol etc. T holden (Roth-Scholz, pag. 97) bringt die Stelle ff.
nicht auf die 3 Prinzipien bezogen wird, die Materia prima Dieses seit du nun also mit Fleiss observiren, mercken,
etwa blos aus den 4 Elementen, und nicht auch aus den verstehen, und in deinen Gedancken wohl aufzeichnen,
3 Priucipien, bestehen zu lassen bewogen wird. dass alle Mineralia, sowol die Metallen, gleichfalls und
Als res natae treten die Metalle ein. ebenermassen aus einem anfahenden Dinge sind gebohren,
Unter materia prima des Metalles wird der Metallkeim und generirt worden, dasselbe einige Ding nun ist nichts
verstanden. Die erste Materie des Metalles ist eben der anders, denn ein rechter Schwaden, welcher aus dem
Metallkeim. Der Metallkeim besteht aus den 3 Principien, Element Erden, durch das Ober-Gestirn ausgetrieben wird,
und wenn also die res natae, die Metalle, fuerunt ab una als durch eine siderische Destillation der grossen Welt,
.

re, so besteht der Metallkeim aus Sal, Sulphur, Mercur welche siderische warme Eingiessung von oben in das
(natürlich zugleich auch aus den 4 Elementen). untere, durch ihre lüfftige feurige Eigenschaft operirt und,
Dass die res natae, indem sie fuerunt ab una re, dem würcket, dass eine Tug-qnd undKrafft geistlicher unsicht-
Verbrennungs-Process unterliegen, schmiegt sich ganz gut barer Weise eingepflantzet wird, welcher Rauch demnach
an die Arabische Auffassung, der zufolge den Metallen zu sich im Erdreich resolvirt, und gleich zu einem Wasser
Liebe der Calcinations - Process in den Vordergrund ge- aufschleust, aus welchem mineralischen Wasser ferner;
schoben wird. alle Metallen gewürcket und gezeitiget werden zu ihrer
Im Uebrigen vergleiche man bei der Pflanzen-Interpre- Volkommeuheit, und wird ein solch Metall daraus, oder
tatiou in der zweiten Rubrik. auch ein solch Mineral, darnach das meiste unter den
Tribus Principiis die Herrschung überkommen, darnach
Di-ilte Rubrik. hat es viel Mercurium, Sulphur und Sal, oder wenig Mer-
Pater ejus est Sol bis in terram. curium, Sulphur und Sal, oder sind miscirt in einer un-
M^ie bei der Metall-Interpretation der ersten Abendlän- gleiclien Abtheilung des Gewichts: dass also etliche Me-
dischen Periode. tallen dadurch fix werden, etliche aber unfix, das ist,
etliche beständig etliche aber flüchtig und unbestän-
Vierte Rubrik. ,

dig als da sind Gold, Silber, Kupffer, Eisen, Zinn,


Separabis bis inferiorum.
:

Bley. —
Wieder analog wie bei der Metall - Interpretation der In Bezug auf die übrigen Eubriken vergl. die Metall-
ersten Abendländischen Periode. Der Metallkeim und das Interpretation der Tab. smar. der ersten Abendländischen_
fertige Metall bestehen aber nicht wie dort aus Sulphur Periode, wobei es denn selbstredend ist, dass Lapis philos.
und Mercur, sondern aus Sal, Sulphur, Mercur. und Metallkeim nicht aus Sulphur und Mercur, sondern
Wir wollen in Bezug auf die vorliegende Rubrik den aus Sal, Sulphur und Mercur bestehen.
Basilius Valentinus citiren. Bei ihm heisst es, Currus
triumphalis, edid. Kerckring, pag. 107
Basilius Valentinus.
:

Observa ergo diligentissime, saepe recogita, intellige, et


intimis tuis cogitationibus infige, quod omuia tarn minera- Das ist der Abendländische Plato, und seine Schrift
lia quam metalla simul eodem tempore, et eodem modo, Currus triumphalis Antimonii, Triumphwagen des Anti-
ex una cademque re principali nata sint, et progenita: mons, der Abendländische Timaeus. Freilich, das wunder-
atqui res ista non est ahud, quam merus vapor, qui ex volle Griechich, welches Plato schreibt, dürfen wir nicht
elementiri terra per astra superiora, tanquam per sidera- mit in die Parallele hineinbringen. Auch fehlt dem
lem destillationem macrocosmi extrahitur, quae sidcralis Abendländer die Geistesfeinheit des Griechen. Was die
calida iufusio superue in inferiora aereo-sulphurea propri- Sprache betrifft, so wissen wir nicht einmal, in welcher
etate ita operatur et agit, ut iis vis quaedam et virtus Sprache Basilius ursprünglich geschrieben, in Lateinischer
spiritualiter et iuvisibiliter implantetur, qui
fumus se po- oder Deutscher. Die erste Deutsche Ausgabe des Triumph-
stea in terra in aquam quaudam resolvit, ex qua aqua wagens ist von Thölden. Diese, welche wir nicht aus
minerali omnia deinde metalla generautur et maturautur eigener Anschauung kennen, führt, wie es die .Ausgabe
ad suam perfectionem, provenitque hoc vel illud metallum, des Triumphwagens (Thöldenscher Text) von Roth-Scholz,
vel salteni minerale, prout unum ex tribus prinipiis prae- Nürnberg 1733 (Deutsches Theatrum chemicum. Erster
BIT 518

Theil, pag. 654 sequ.) angiebt, folgenden Titel : Triumph- schaft auf und vertheidigte nicht nur Metallverwandlungs-
Wagen des Antimonii, Fratris Basilii Valentini, Benedi- kunst und Universalarznei, sondern behauptete sogar, durch
ctiner-Ordens , allen, so den Grund suchen der uralten Kabbala und Zahlen, die nur durch besondere göttliche
Medicin, auch zu der Hermetischen Philosoph! Beliebnis Vorsorge den Weisesten, Unsichtbaren und Unbekannten
tragen, zu gut publiciret, und an Tag geben durch Jo- aufbehalten worden wären, alles zu erforschen, dass auch
hannem Dolden, Hessum. Mit einer Vorrede Doctoris Jo- nicht einmal die Gedanken verborgen bleiben könnten,
achim! Tanckii, Anatomes et Chirurgiae Professoris in der und dergleichen unsinniges Zeug mehr. Seit dem Jahre
Universität Leipzig. 8. Leipzig in Verlegung Jacob Apels. 1609 bis 1630 ist ein unglaublicher Wust Schriften von
1604. zuletzt stehet: Leipzig, Typis Bervvaldine, Druckts dieser Brüderschaft zum Vorschein gebracht worden nichts ;

Jacob Popporeich, 1604. — Eine Lateinische Ausgabe, die desto weniger aber kann man noch zweifeln, ob jemals
von J. Fahre, Toulouse 1646 sein soll, kennen wir für eine solche Gesellschaft gewesen, oder ob ganz Europa
unseren Theil nicht. Dagegen haben wir vor uns die nur durch eine einzige Person, oder nur doch durch we-
Lateinische Ausgabe von Kerckring (dieser Name ist nige betrogen worden sei. Vom Ursprünge der Benennung
Holländisch und heisst Deutsch: Kirchenring). Ihr Titel wollen wir folgendes kürzlich anführen Sie geben vor,
:

ist: Theodor! Kerckringii, Doctoris medici, Commentarius dass 1378 ein edler Deutscher nach Arabien gereist sei,
in Currum triumphalem Antimonii Basilii Valentini, a se und daselbst sei er von den Weisen jenes Landes, die ihn
Latinate donatum. Amstelodami, sumptibus Andreae Frisii, doch nie gesehen, bei seinem Namen genannt worden, und
1671. In der Vorrede zu dieser Ausgabe sagt Kerckring : habe auch zugleich alles erzählt bekommen, was ihm je
habes hic Basilium Valentinum, non quidem ad Romani begegnet sei. Nachdem er wieder in sein Vaterland zu-
!
sermonis delicias, sed ad intelligendi utilitatem Latine >-ückgekommen, habe er einige Schüler unterrichtet, und
loquentem, cum commentariis quibusdam meis. Mecum sei endlich 1484, 150 Jahre alt, freiwillig gestorben. Einer
non nisi Germanice et sine comraentatore locutus est. seiner Nachkommen hätte 1604 sein Grab, und darin
,Hier hast du den Basilius Valentinus, wie er Lateinisch ausser sehr merkwürdigen Inschriften auch zugleich ein.
spricht. Bei dieser Lateinischen Sprache ist’s nicht sowohl Buch mit goldenen Schriften entdeckt. Hier wird der Faden
auf elegante Latinität abgesehen, als darauf, das das Ge- abgerissen. Aus dem Bekenntniss dieses Ordens sind
sagte richtig verstanden wird. (Nun uns dünkt, dass die ausser dem Vorhergehenden auch noch nachfolgende sechs
•Kerckringsche Latinität, wenigstens die des Textes, gar Regeln gezogen worden, die beobachtet werden müssen.
nicht so übel ist, freilich Ciceronianisch ist sie gerade Die erste ist, dass sie Kranke, die ihnen auf der Reise
nicht, indessen wie will man denn auch einem solchen verkommen, umsonst gesund machen sollen zweitens, dass ;

Stoffe gegenüber Ciceronianisches Latein produciren !), sie in allen Ländern, wo sie sich aufhalfen würden, sich
mit einigen Anmerkungen von mir. Mit mir (Kerckring) nach dasiger Landesart kleiden sollten; drittens, dass sie,
hat er nur Deutsch und ohne Anmerkungen gesprochen.“ ohne erhebliche Ursache, die jährliche Zusammenkunft
Diese Kerckringsche Ausgabe ist also, wie der Autor nicht versäumen sollten; viertens, dass jeder Bruder, wenn
meldet, aus dem Deutschen übertragen, und hätte, seiner er sterben wolle, einen würdigen Nachfolger ernenne fünf- ;

Aussage gemäss, Kerckring nie eine Lateinische Ausgabe tens, dass ein Rosenkreuz ihr Symbol sei und sechstens,
;

gesehen (mecum non nisi Germanice locutus est). Was dass diese Brüderschaft hundert Jahre lang auf’s sorgfäl-
hieran wahr ist, möge dahin gestellt bleiben, so viel steht tigste verheimlicht würde. Diese Gesellschaft hat in
fest, dass die Kerckringsche Ausgabe sehr gut ist. Was Frankreich keinen Beifall gefunden, so dass nach 1630
die Anmerkungen betrifft, so meldet uns der Autor mit der Lärm davon zu verschwinden angefangen hat.“
einer gewissen Emphase, dass er den Basilius ohne An- Wenn man dem Basilius in Bezug auf das, was er in
merkungen gelesen. Nun, durch solche Anmerkungen, wie dieser Beziehung sagt, Glauben beimessen darf, so ist er
er, Kerckring, sie bringt, ist ein näheres Verständniss des am Mittelrhein geboren. Er sagt nämlich pag. 55 Hüne :
I

Basilius wahrlich nicht angebahnt. modum coquendi aquam —


ignorant Hispani et Itali, et
! Wir für unseren Theil halten uns an Kerckring und in natali meo solo Germania circa medium Rhenum pau-
i nicht an Thölden — wir können uns in Kerckringschem cos iriveni hujus artis perito.s. „Diese Art das Wasser zu
I,
Latein besser zurecht finden, als in Thöldenschem Deutsch. kochen — kennen die Spanier und Italiener nicht, und in
!'
Die Kerckringsche Ausgabe ist gewidmet den meinem Vaterland Deutschland, am Mittelrhein, habe ich
I Illustribus, venerabilibus, sanctissimis et fort.unatissimis wenige gefunden, welche diese Kunst verstanden.“
1 veram philosophiam adeptis, virtutis cultoribus, for-
viris, Die Zeit, zu der der Triumphwagen geschrieben wurde,
) tunae dominis, mundi contemptoribus, quorum vita in setzen wir gegen das Ende des 15. Jahrhunderts, und
sanctitate, sanctitas in scientia, scientia in opere, opus in haben als Gründe dafür ff.
I aegrorum et pauperum sublevatione consistit. Basilius spricht öfter von der Syphilis. Namentlich
I „Den hervorragenden, ehrwürdigen, heiligen und glück- sagt er pag. 52 : etiam per artem et methodum potest ex
i
liehen Männern, den Inhabern der wahren Philosophie, eo fieri oleum, quod novum et incognitum illum morbum
li den Verehrern der Tugend, den Herren des Glücks, öen omnino consumere potest, quem per hasce expeditiones
i| Verächtern der Welt, deren Leben in der Heiligkeit bellicas Galli in regiones nostras invexerunt. „Auch kann
(Unbescholtenheit), deren Heiligkeit in der Wissenschaft, durch Kunst und Methode aus ihm (dem Antimon) ein Del
1 deren Wissenschaft im Werke, deren Werk in der Unter- dargestellt werden, welches absolut bewältigen kann jene
! Stützung Kranker und Armer besteht.“ neue und unbekannte Krankheit, welche bei den jetzigen
Diese Leute sind die Rosenkreuzer. Kriegszügen die Franzosen in unsere Gegenden gebracht
Da wir bei dieser Gelegenheit auf die Rosenkreuzer haben.“ Nun die „Franzosen - Krankheit“ kam nach
:i
gekommen sind, so wollen wir einen Augenblick bei ihnen Deutschland von Frankreich her zu Ende des 15. Jahrhun-
f|
verweilen, und zu dem Ende den Torbern Bergmann, derts. Wir wissen gar wohl, dass an diesem Factum
'1 Geschichte der Chemie in der mittleren oder dunklen mannigfach gerüttelt worden, und dass man die Zeit der
Ij Zeit (Historiae chemiae medium seu obscurum aevum, a Syphilis-Einschleppung von Frankreich her früher gesetzt
medio seculi VH, ad medium seculi XVII. Upsaliae 1782), hat, indessen die Annahme, dass das gegen das Ende des

I Uebersetzung v. J. Chr. Wiegleb,. 1792, citiren, wobei 15. Jahrhunderts statt gehabt, hat doch am meisten für
wir übrigens dem Autor die Verantwortlichkeit derWahr- sich.
heit alles dessen, was er meldet, überlassen wollen. Es Es steht historisch fest, dass 1515 Kaiser Maximilian 1.

heisst dort pag. 143 ff. Recherchen anstellte ,


wer denn nun eigentlich dieser
(
if „Gegen das Ende des mittleren Zeitalters, nach dem Basilius Valentinus wäre. zu der Zeit muss der
Also
d Anfänge des 17. Jahrhunderts, in einem der Beschaffen- Triumphwagen absolut schon dagewesen sein, da muss
heit damaliger Zeit sehr gemässen Zeitpunct, fing die Basilius bereits geschrieben haben. Demgemäss ist an
Gesellschaft der Rosenkreuzer an, in Deutschland ein höheres Hinaufrücken der Zeit in’s 16. Jahrhundert
'

Aufsehen zu machen. Da kurz hernach die Akademieen hinein gar nicht zu denken. Es fragt sich blos, ist Basi-
der Wi.ssenschaften gestiftet worden, welche keinen anderen lius nicht eine grössere Strecke zurück zu rücken ? Nun
Endzweck hatten, als die Geheimnisse der Natur durch dagegen spricht, dass kein Abendländischer Alchemist im
Versuche zu erforschen, und in ihren Schriften bekannt 15. Jahrhundert vom Sal, Sulphur und Mercur spricht,
zu machen, und also eben dadurch alles Thörigte und alle, ohne Ausnahme, huldigen noch dem Sulphur und
dunkle Geheimnissvolle zu vertreiben, so trat diese Gesell- Mercur, und er ist der erste Abendländer, der die 3Prin-
S19 520

cipien aufs Tapet bringt. Wir betonen das, dass Ba- Diejenigen, welche den Basil eine grössere Strecke in’s
silius Valentinus der erste Abendländer ist, der die 3 15. Jahrhundert zurück rücken, sind durch den Erfolg
Principien auf’s Tapet bringt, und weisen damit die Ansicht der Recherchen des Kaisers Maximilian dazu veranlasst
derer zurück, die da meinen, dieselben würden bereits
von worden. Diese Recherchen waren nämlich erfolglos, und
einem der Hollandi in den Opera mineralia berücksich- da dachte man, wenn man von diesem Basilius 1515
tigt, Sie stützen sich hierbei auf folgende
Stelle, Cap. 108: nichts Näheres constatireu konnte, so kann dies nur darin
feinen Grund haben, dass die Zeit, wo er lebte, lange
Ac rebus omnibus probe perspectis comperiebant ac in-
telligebant, omnia primam originem duxisse ex aqua sim- vor 1515 fällt. Man sah nicht ein, dass Basilius sich
plici, quae aqua erat quaedam essentia
Mercurii, ac Deus absichtlich mit einem solchen Dunkel umgeben haben
terram suam in ea aqua collocabat, quae terra in se na- konnte, dass er nicht gefunden sein wollte. Es ist näm-
turam Sulphuris habebat , quae terra sulphurea aquam lich ganz gut möglich, dass er 1515 noch lebte. Man
illam coagulabat: quae duo simul manere non possent, sah nicht ein, dass Maximilian auf die verkehrte Weise
iiisi per quoddam medium, quod ea contineret inter se, recherchirte. Der ging davon aus, Basilius sei ein Bene-
ita ut alterum ab altero non separarctur, quamdiu medium dictiner- Frater, hielt auf Grund dessen Umfragen in vielen
illud apud ea maneret. Est vero Sal quoddam, quod Sal Benedictiner-Klöstern, liess sogar das General-Verzeichniss
Deus iis infudit ad illa duo copulanda. Ac veteres Sal des Ordens in Rom nachschlagen und — es war kein
illud Sal sapientiae vocavere. Ac haec dominus Deus bis Benedictiner Namens Basilius Valentinus aufzufinden. Man
tribus ut aquae et terrae inclusit etiamnum duo alia ut übersah, dass ein solch negativer Erfolg sehr natürlich
aerem et ignem. Ac Deus haec quatuor cum Sale quod war, indem, wie wir sogleich sehen werden, Basilius Va-
medium est, etiamnum ex suo mandato ornavit adhuc tri- lentinus gar nicht der eigentliche Name unseres Autors ist,
bus nimis subtilibus spiritibus etc. „Und nachdem sie und dass derselbe nie ein Benedictiner-Mönch war. Manche
Alles wohl durchschaut hatten, sahen sie ein, dass das haben sich auch durch Gudenus in seiner Histor. Er-
All seinen ersten Ursprung habe aus einfachem Wasser. furt. vom Jahr 1675 irre leiten lassen. Dieser sagt, 1413
Dieses Wasser war eine Mercur-Essenz. Gott setzte seine habe im St. Peters-Kloster zu Erfurt ein Mönöh, Namens
Erde in jenes Wasser. Diese Erde hatte in sich eine Ba.silius Valentinus, gelebt, der sich als Arzt und Natur-
Schwefel- Natur, und die Schwefel-Erde coagulirte jenes forscher hervorgethan. Das ist aber nichts anders als
Wasser. Diese beiden könnten nun nicht zusammenblei- ein Märchen, welches Gudenus der Welt aufeubinden sich
ben, wenn kein Vermittelndes da wäre, welches sie zu- das Vergfnügen machte. Bei diesem Märchen des Gude-
saromeuhielte, so dass eins vom anderen sich nicht trennte, nus spielt ohne Zweifel die Strassburger Ausgabe der
so lange das Vermittelnde bei ihnen bliebe. Das Ver- Pseudo-Basilschen Schrift: Letztes Testament, eine Rolle
mittelnde nun ist ein Salz, welches Gott ihnen eingoss mit. Der Titel dieser Schrift ist (nach Roth-Scholtz)
um jene beiden zu verbinden. Die Allen nannten jenes Salz also
das Salz der Weisheit. Ausserdem schloss Gott der Herr Fratris Basilii Valentin!, Benedictiner-Ordens, geheime
zu diesen dreien Dingen, nämlich zum Wasser und zur Bücher oder letztesTestament, vom grossen Stein der
Erde, zwei andere Dinge ein, nämlich Luft und Feuer. uralten Weisen, und anderer verborgenen Geheimnissen
Und Gott schmückte diese Vier, einschliesslich des Salzes der Natur. Aus dem Original, so in dem hohen Altar
welches den Vermittler spielt, kraft seines Mandates noch zu Erffurt, unter einem Marmorsteinen Täfflein gefunden,
mit 3 sehr subtilen Spiritus u. s. w. nachgeschrieben. Und nunmehr auf vielfältiges Begehren
Es ist nun freilich nicht zu leugnen, dass in dieser den Filiis Doctrinae zu Gutem, neben angehengtem zwölff
Stelle sehr deutlich vom Sal als Princip neben dem Mer- Schlüsseln, und in Kupfer gebrachten Figuren, etc. durch
our und Sulphur die Rede ist. Indessen dies Sal kommt den Druck ans Licht gebracht. 8. Strassburg in Verle-
nicht vom Autor Hollandus her, sondern dat, hat ein gung Caspar! Dietzels, 1645.
Späterer eingeflickt. Die ganze Stelle von quae duo simul G. W. Wedel geht in seinem Programm — dasselbe
manere bis sapientiae vocavere ist eingeschoben, um eben befindet sich in der oben citirten Ausgabe von Roth-
das Sal, an welches Hollandus nicht denkt, mit in die Scholz — auf das dumme Zeug weiter ein und sagt,
Sache zu verwickeln. Das geht schon einfach aus dem Andere schrieben, es habe in einer Kirche zu Erfurt der
Sinne hervor. Warum sollen denn „die beiden“ nicht zu- Donner eine Säule von einander geschlagen, in deren Mitte
sammenbleiben können ohne das vermittelnde Salz? Nach- dieses Buch (das vorhin citirte) so lange verborgen gelegen.
dem nun die betreffende Stelle eingeschoben ist, wird dann Doch meint er, das schiene eine Fabel zu sein. Vor 36
weiter ihr zu Liebe beim Ad haec doininus Deus „bis Jahren sei ihm, so fährt er fort, einmal erzählt worden,
tribus“ gesetzt, wo ursprünglich „his duabus“ stand. Das es ständen zu Erfurt an den Fenstern einer gewissen
liegt ja auf der Hand, denn aqua und terra sind doch Kirche hieroglyphische und emblematische Figuren abge-
nicht res tres sondern res duae. Und ferner wird der malt, die den ganzen philosophischen Process lehrten. Dann
eingeschobenen Stelle zu Liebe in dem Passus Ac Deus erzählt er, er habe sich an den Prälaten gedachten Klo-
haec quatuor eingeflickt; cum Sale quod medium est. Von sters gewandt, und dieser hätte ihm dann folgende Nach-
diesem Sal , quod medium, weiss eben der Autor selbst Kirche auf
richten mitgetheilt :
1) An den Fenstern der
nichts. Die jetzt an die Reihe kommenden Spiritus be- dem Petersberg ständen jetzt die fraglichen Figuren nicht
ziehen sich auf den dreifachen Lapis philos., und haben mehr. 2) Im 30jährigen Kriege seienmeist alle Manu-
zur Zeit wo Hollandus schrieb mit den 3 Principien noch scripte des Basilius Valentinus aus der Kloster- Bibliothek
nichts zu schaffen.
genommen und nach Schweden geführt worden. 3) Diese
Es bedarf wohl kaum des Hinweises, dass der Autor, Manuscripte hätten vorher in einer Mauer, unter dem
welcher noch nach guter alter Weise dem Sulphur und
Refectorium des Klosters, sammt einem goldgelben Pulver
Mercur huldigt, das Weltenwasser mit dem Quecksilber, in einer Schachtel verborgen gelegen. 4) Das eine von
und die Welten-Erde mit dem Schwefel parallelisirt. Zu den noch übrigen Manuscripten sei auf Befehl des Chur-
dieser Parallelisirung würde er gar nicht kommen, wenn
fürsten von Mainz an den Churfürsten von Cöln gesandt
er dem Weltenwasser und der hineingeschaffenen Erde
w'orden. 5) Das andere Manuscript von der Quinta essen-
gegenüber, dieser Zwei gegenüber nicht die zwei Metall-
tia sei vor einigen Jahren an den Pater procurator der
Bestandtheile r Sulphur und Mercur hätte. Dass er übri- Dieser hätte es aber nicht wie-
Karthäuser geliehen.
gens den zwei Bestandiheilen huldigt, und nicht den
dergegeben, und so sei die Bibliothek um diesen „schönen
drei Bestandtheilen, geht einfach aus Cap. 14 hervor, und grossen Schatz“ gekommen.
wo es heisst: Nosti praeterea, ex Mercurio et Sulphure Das Programm Wedels ist mit der Jahreszahl 1704
omnia metalla crescere, mixtione eorumdem, tarn munda
überschrieben. Es schreibt nun Wedel blos, es sei ihm
quam immunda. Constat etiam, ex nulla alia re in rerum das Betreffende vor 36 Jahren erzählt worden, nicht aber,
natura metalla gigni posse, quam ex his duabus. „Du dass es 36 Jahre her seien, dass er sich an den Prälaten
weisst ausserdem, dass alle Metalle aus Quecksilber und
gewandt. Letzteres aber anzunehmen, liegt so fern nicht.
Schwefel wachsen, sei es nun eine reine oder unreine
Thun wir es, so kommen wir von 1704, indem wir 36
Mischung dieser. Es steht auch fest, dass aus nichts an- Diese fällt
Jahre zurückzählen, zur Jahreszahl 1668.
derem in der Natur die Metalle entstehen können, als aus
aber noch vor des Gudenus Schrift. Im Erfurter Kloster
jenen beiden Dingen.“ Damit ist ja der ausdrückliche scheint also nach der Strassburger Edition des betreffen-
Beleg dafür da, dass er vom Sal noch nichts weiss.
J den Pseudo-Opus des Basil, ja möglicherweise noch früher.
:

621 522

eine förmliche Basil - Schwindel - Endemie geherrscht zu Er neben dem Hydrarg. oxyd. rubr. - Lapis
schafft sich
haben. einen Antimon-Lapis, welcher =
Sulphur aurat. Er hätte
Basilius Valentinus ist nichts anders, als ein fingirter also in seinem Antimon-Lapis eigentlich nichts anderes,
Name, unter dem der Autor des Triumphwagens auftritt. als das dem Hydrarg. oxyd. rubr. zur Seite stehende
Aus dem Programm G. \V. Wedels über den Basilius Va- Sulphur aurat. Er dilatirt ihn aber zum Lapis philos.
lentinus ersehen wir, dass wir nicht die ersten sind, welche überhaupt, und erhält damit in ihm einen E i n-Lapis, der
eine solche Ansicht aufstellen. Basilius ist nichts anderes, sich zu einem Drei-Lapis ausdehnt, das ist im Sinne der
als der Alchemisten-Titel ßaatX€tJS, dem wir auch bei 3 Principien zu einem Sal-, Sulphur- und Mercur-Lapis. Sal
Porphyrius und Geber begegnen. Wedel weist eine solche ist er als Stibium sulphur. nigrum, welches in der Erde
Auffassung mit Unrecht von der Hand. Mit Eecht da- vorkommt; die Relation des Sal zur Erde kennen wir
gegen weist er es von der Hand, dass Valentinus auf aber. Sulphur ist er als Sulphur aurat. Mercur ist er
Valeur, Kraft, Wirkung, lossteuere. Aber daraus folgi als Regulus. Wenn man nämlich Grauspiesglaserz schmilzt,
denn doch noch nicht, dass, wie er das will, Valentinus und nimmt die Arbeit in Gefässen mit durchlöchertem
der eigentliche Name des Autors ist. Nein, Valentinus Boden vor, so läuft das schmelzende Erz wie Quecksilber
hängt wahrscheinlich mit der Spanischen Stadt Valencia durch die Löcher. Das übrigbleibende Stib. nigrum ist
zusammen, aus der Basil möglicherweise stammt, oder wo dann wieder Sal, weil es als Erde, dem abfliessenden
er vielleicht die Drei-Principien-Lehre hat kennen lernen — Mercur gegenüber zuriickbleibt.
denn dass er diese in Spanien, ihrer Pflanzstätte, hat kennen Der Triumphwagen ist der Wagen, auf welchen
lernen, unterlicg:t wohl keinem Zweifel — oder wo ihm Hierbei
Aristoteles seinen Serpens, deiiLapis philos., setzt.
sonst etwas widerfahren, was auf sein Leben Einfluss istübrigens zu bemerken, dass im Verlauf der betreffen-
hatte, woran sich angenehme Erinnerungen knüpften u. den Abhandlung des Aristoteles (s. in der ersten Abend-
s. w. Auf seine Reise nach Spanien spielt wohl die ff’. ländischen Periode) der Serpens sich zu einer edeleren
Stelle an, pag. 274 : Cum ego, voti inagni reus, diffici- Bedeutung _ur Lapis philos. aufschwingt, als im Anlehnen
lem illam peregrinationem versus Uivum Jacobum susci- an das odiose Stercus. Basil setzt das Antimonium zu
perem, ut visitarem locum illum sanctum quasi peregri- jenem Lapis, der blos Quecksilber ist, bereitet so dem
nus. „Als ich, einem Gelübde gemäss, jene mühselige Quecksilber einen Triumph, und macht dadurch den be-
Reise (Wallfahrt) zum heiligen Jacob unternahm, damit treffenden Wagen zum Triumphwagen.
ich jenen heiligen Ort wie ein Fremder besuchte“. — Hübsch ist das Titelbild bei Roth-Scholz. Wir sehen einen
Wahrscheinlich handelt es sich um eine Wallfahrt nach Triumphwagen. Derselbe wird gezogen, resp. begleitet,
San Jago di Compostella, und der sich auf den Stand- in vorderster Reihe von Mars und Venus; dann kommen
punct des Mönches stellende Basil macht eine Wall- Sol und Luna (Apoll und Diana), und zuletzt Jupiter und
fahrt nach Spanien, wo es sich einfach um eine Reise Saturn. Auf dem Wagen sitzt das Antimon als Weib mit
handelt. einem Scepter in der Hand. Sie reicht dem Mercur die
Mit der Benedictinerschaft des Basilius liegt es ff. Ste- Hand und zwar durch einen Cirkel (Kreis) hindurch.
phanus Alexandrinus nennt sich, oder wird genannt Dieser Cirkel ist der Lapis philos., den, wie wir später
oixovfifyixd; (fukönotfiog, philosophus oecumenicus. oi- sehen, Basil mit einem Cirkel vergleicht. In diesem Cir-
xovfxfvixdg (f i\6ao(f og heisst nichts anderes als Univer- kel ist einerseits der Cirkel der Quadratura circuli ge-
sal-Philosoph. BasiUus legt sich nun nach Stephanus geben, andererseits der Weltenkreis des Plato. Vulcan,
Alexandrinus den Titel (fiXöaotfOs oixovfziyixdg bei, welcher einen Feuertopf neben sich stehen hat, giebt den
wie er sich nach Porphyrius und Geber den Titel ßaat- Wagen-Lenker ab; er leitet die Fahrt als Gott des Feuers,
Xfüs beilegt. Hierbei nimmt er aber ökmneniseh im kirch- des Verbrennuugs-Processes, dem die 3 Principien ihr
lichen Sinne. In diesem Sinne ist ökumenisch so viel als Dasein verdanken. Ein Genius mit brennender Fackel,
katholisch, rechtgläubig. Auch ist „ökumenisch“ der vielleicht Hymen dem Brautpaare An-
selbst, steht hinter
Titel eines Erzbischofs, Patriarchen. Auf die Weise kommt timon urd Mercur, und leuchtet ihm zur Hochzeit, während
er denn an der Hand des (fikoaotpog otxovfievixdg auf ein anderer Genius seitwärts Blumen streut.
das Mitglied einer geistlichen Association, eines geistlichen Bevor man sich an den Triumphwagen macht, mus.s
Ordens, und stempelt sich zu einem solchen. Dass er man sich, da das Antimonium zum Lapis philos. wird,
äch nun gerade zu einem Benedictiner stempelt, kommt eine Besonder-Interpretation der Tab. smar. entwerfen.
daher, dass sich die Benedictiner, wenigstens denn vor Dieselbe hat parallel zu gehen mit der Lapis philos.-
ihrem Verfall, um die Pflege der Wis.senschaften sehr Interpretation der Tab. smar. an der Hand der 3 Princi-
verdient machten; als Lehrer der Alchemie weiss er, pien, muss diese decken. Denn wollte sie Basilius ne-
Basilius, indem er sich nach einem geistlichen Orden um- ben derselben hergehen lassen, so bekäme er 6 Sal-Sul-
sieht, dem er sich aus eigener, alchemistischer Machtvoll- phur-Mercur-Interpretationen heraus, wo er notorisch nur
kommenheit affiliiren will, daher keine bessere Wahl zu 5 haben will.
treffen, als eben den geistlichen Orden der Benedictiner. Die Relation zur Gottheit wollen wir bei Seite lassen.
Zugleich liegt in dem Benedictiner-Frater-Standpunct auch Quod est inferius bis rei unius. Die 3 Antimon- Lapides
ein Anlehnen daran, dass der Lapis ignis, den er, Basil, dienen dazu, die Wunder des Ein -Lapis zu Stande zu
uns bietet, das IdQaeyixoy ist, welches sich an Christus bringen, welcher ist Sulphur aurat.
;

lehnt. Und endlich liegt in demselben Standpuuet eia Et sicut bis adoptione. Die res natae sind die 3 La-
Hinüberblicken zu Plato. Plato macht sich zum Gott, er, pidesi Diese entstanden von der una res, dem Sulphur
Basilius, macht sich zum Geistlichen , das ist zu einer aurat. Das Sulphur aurat. dilatirt sich zu den 3 Antimon-
Person, welche der Gottheit näher steht, als andere Men- Lapides, die 3 Antimon-Lapides restringiren sich zum Sul-
.••chen. Dieses Näherstehen der Gottheit beutet er aber phur aurat.
nicht aus, um seinen Rang zu steigern, sondern dazu, um Pater ejus est Sol, etc. Es handelt sich um das Sul-
der Gottheit, der er näher steht, als andere, nicht-geist- phur aurat., den Lapis Sulphuris, oder, wie Basil ihn nennt,
liche Menschen, mehr zu dienen, als andere Menschen. den Lapis ignis.
Ausser dem Triumphwagen besitzen wir nichts von Portavit illud etc. Es handelt sich um den Regulus
Basil. Was wir ausser ihm unter Basils Namen besitzen, Antimonii als Lapis Mercurii.
ist untergeschoben. Wer dem Autor des Triumphwagens Nutrix ejus etc. Es handelt sich um das Stibium ni-
zumuthen kann, die Abhandlung von dem grossen Ktein grum als Lapis Salis.
der Uralten, die 12 Schlüssel u, s. w. geschrieben zu Pater omnis telesini totius mundi est hic. Der telesmus
haben, der hat den Triumphwagen nie verstanden. ist der Antimon-Lapis. Der Vater desselben ist das Grau-
spiesglaserz, das Antimonium crudum.
Virtus ejus integra est, si versa fuerit in terram. Es
Currus trimnphalis Antinionii, Triumph- wird in den Lapis verwandelt. Und nun kommt die Dar-
wagen des Antimons. stellung des Sulphur aurat. an die Reihe.
Separabis bis ingenio. Es handelt sich hier um die
a. Einleitende Worte. Lösung des Schlippescheu Salzes, welche man sich dar-
Wir haben bereits in einem vorangehenden Abschnitt da- stellt aus Antimon, Schwefel, Natron carbon., Kalkmilch.
rauf hingewiesen, wie Basilius zu dem Antimon kommt. Es ist nämlich terra das Antimon, ignis
: der Schwefel,
:
523 624

spissum; das Natron carbon., subtile: die Kalkmilch. Diese smar., das ist auf die verschiedenen Interpretationen der
oll man separare, das ist, trennend zwischen
ihnen einen Tab. smar. seitens der Abendländer, welche verschiedene
Unterschied machen. Nun wird Acid. sulphur. zugesetzt „Titel“ führen. Allen diesen Interpretationen trägt er nicht
— für dieses tritt das suaviter magno cum ingenio ein. Rechnung, er will ja blos fünfen Rechnung getragen
indem von Acid. sulphur. nicht direct die Rede ist. ill wissen. Diejenige Interpretation der ersten Abendländer,
man das Acid. sulphur. übrigens direct gebracht wissen, auf welche am wenigsten zu reflectiren ist, das ist die
so kann man die Darstellung des Schlippeschen Salzes
Stercus -Interpretation, stellt er in den Vordergrund, zeich-
auf trocknem in’s Auge fassen, wo die Kalkmilch
Wege net sich also, um zu den 5 Interpretationen zu kommen,
überflüssig und dann subtile gleich setzen Acid.
wird, : den Weg, dass er vom Schlechteren zum Besseren über-
sulphuricum. In Folge des Zusatzes von Acid sulphur. geht.
zur Lösung des Schlippeschen Salzes hat es nun ferner P. 29. Basil geht zur Gottheit über, womit er darauf
statt,dass hinweist, dass die Lapis philos.-Interpretation an der Hand
Ascendit a terra in coelum, dass ein Aufsteigen statt der 3 Principien in den Vordergrund gestellt werden soll.
hat (Hydrothicngas), Diese lehnt ja an die Gottheit an.
iterumque descendit in terram, dass ein Absteigen statt P. 30. An diese Interpretation reiht er dann die
hat (Präcipitat), und man so erhält: Sulphur aurat. Dies Mensch-, die Pflanzen-, die Metall-Interpretation der Tab.
Sulphur aurat. aber smar. Alle Dinge, sagt er, haben einen Spiritus in sich der
;

recipit vim superiorum et inferiorum, wird theilhaftig Mensch (das Thier), das Pflanzenreich, das Mineralreich.
der Macht aller Lapides. Die „alle Dinge“ nennt er res omnes, versteht aber darunter
Das Uebrige versteht sich an der Hand der betrelfeh- die omnes res natae. Der ihnen innewohnende Spiritus
den Lapis philos. -Interpretation von selbst. ist das ihnen innewohnende Substrat, zur Mensch-, Pflan-
zen-. Metall - Interpretation der Tab. smar. verwerthet zu
b. Summarischer Inhalt. werden. Dieser Spiritus wohnt nun auch dem Antimon
Vergl. die 5 Interpretationen der Tab. smar. an der inne, denn Basil geht ja darauf aus, die betreffenden In-
Hand der 3 Principien und die Antimon-Interpretation sub terpretationen nicht dem Lapis philos. überhaupt, sondern
a. Dann die Abendländische Alchemie überhaupt. dem Antimon-Lapis anzureihen.
P. 1. (Edit. Kerckring). Einleitung. Basilius präsentirt P. 31. Es giebt, sagt Basil weiter, verschiedene Arten
sich uns als einen Benedictiner. der Spiritus, Geister, nämlich sichtbare, mit Sinn und Ver-
P. 2. Es sind „5 Capita“ in’s Auge zu fassen: 1) lu- stand begabte, man kann sie aber nicht greifen und fas-
vocatio Dei, 2) Contemplatio naturae, 3) Vera praeparatio, sen, hauptsächlich solche, welche in den Elementen ihren
4) Modus utendi, 5) Utihtas et fructus. Hier wird haupt- Wohnsitz aufschlugen, Feuer- Geister, Luft- Geister, Was-
sächlich darauf losgesteuert, dass es 5 Interpretationen der ser-Geister, Erd- Geister oder Erd-Männchen. Diese Geister
Tab. smar. an der Hand der 3 Principien giebt. Basilius haben Sinn und Verstand, sind kunstreich, und -können
verdeckt dieses aber, und bringt uns die Tab. smar. als sich in [verschiedene Gestalten verwandeln bis zur Zeit
ein aus 5 Rubriken Bestehendes. Dabei theilt er if. ein: ihres Urtheils. Ob der Urtheilsspruch bereits jetzt gegen
Erste Rubrik: Verum bis verissimum. Zweite Ru- sie ergangen, oder noch nicht, das überlässt Basil der
brik: Quod est inferius bis terra est. Auf die Weise hat göttlichen Vorsehung, der nichts verborgen ist.
er Elemente und 3 Principien (Pflanzen-Interpretation) in Hier bringt uns Basil die Spiritus, wie sich der Volks-
einer Rubrik. Dritte Rubrik: Pater omuis telesmi bis aberglaube an sie lehnt. Ihnen gegenüber setzt er die
inferiorum. Vierte Rubrik: Sic habebis bis penetrabit. Spiritus in seinem Sinne, deren Substrat der Mensch, die
Fünfte Rubrik: Sic mundus bis zu Ende. Pflanze, das Mineral oder Metall ist, und sagt in dieser
P. 3. Invocatio Numinis. Das ist die Einleitung der Beziehung
Tab. smar. in Neuplatonischer Fassung. Den Basilius, der P. 33. Andere Geister, welche nicht reden können, und
hier spricht, würde man sich am fUglichsten derartig ma- sich in der That nicht sichtbar zeigen können, sind die,
len, dass er in der Mönchskutte vor einem Betpulte mit welche in der Thierwelt, namentlich in den Menschen,
Crucifix und aufgeschlagener Bibel sitzt, im Gürtel einen und ähnlichen (similibus, Anlehnen der Mensch - Interpre-
Rosenkranz. Dem Kerckring scheint über die heiligen tation an die Drachen-, Fermentations-, Stercus-Interpreta-
Worte, die der Feder des Basilius entströmen, ein wenig tion), in den Pflanzen und in den Mineralien sind. Sie
flau zu Muthe zu werden, und er macht seinem gepress- haben nichts desto weniger ein verborgenes und thätiges
ten Herzen in einer langen Anmerkung Luft. Leben in sich, sie offenbaren sich und treten an’s Licht
P. 10. Contemplatio. Uebersicht dessen, was die Tab. durch ihre Thatkraft, und zeigen sehr deutlich ihre Heil-
smar. von Quod est inferius bis terra est bringt mit kraft, wenn diese durch Hülfe der Kunst ihnen entrissen
Abschweifungen zum superius et inferius der folgenden wird, und von ihrem Körper getrennt wird. — Das letztere
Rubrik. bezieht sich auf die arcanologische Interpretation der Tab.
P. 15. Praeparatio. Also wird die Rubrik Pater omnis smar., welche sich ihnen anschmiegt.
telesmi etc. vorgeführt, weil sie uns in der Antimon-Inter- P. 34. Beziehung der genannten Interpretationen zum
pretation der Tab. smar. (s. sub a) die Darstellung des Antimon (Antimon-Lapis-philos.) — eine Relation, die wir
Sulphur aurat. bringt, und analog liegt es in anderen In- kennen. Dann aber ist das Feuer an sie anzulehnen.
terpretationen in Bezug auf das Hydrarg. oxyd. rubr. Denn es handelt sich um das Anlehnen der betreffenden
P. 17. Der Modus utendi, der jetzt an die Reihe kommt, Interpretation an die 3 Principien. Diese aber verdanken
wird hier Usus ponderis seu Dosis genannt. Dies zielt auf dem Ver br ennungs-Process ihren Ursprung.
die fortitudo als /^tTQor. P. 37. Basil führt uns das Sulphur aurat. und das
P. 18. Utilitas. Hier kommt Basilius zu seiner fünften Stibium sulphuratum nigruin, die beiden aleheihistischen
Rubrik und denkt sich, namentlich im Anlehnen an seine Präparate des Antimon, vor. Er sagt, das erstere enthalte
Antimon - Interpretation der Tab. smar., wenn die Tab. mehr Mercur, das gechieht deshalb, weil sich das Sulphur.
smar. hier abschlösse, so wüi-de mau dadurch nicht klüger aurat. dem Hydrarg. oxyd. rubr. zur Seite stellt. Des
und nicht unkluger. Das bewegt ihn, Rubrik
die fünfte Gegensatzes wegen giebt er denn dem Stibium sulphurat.
den vier absolvirten Rubriken gegenüber als eine „Aeus- nigrum mehr Schwefel.
serlichkeit“ der Tab. smar. aufzufassen. Und da er so P. 38. Weiter auf das Antimon eingehend, kommt der
die „Aeusserlichkeit“ hat, so springt er auf die äusserlichen Autor auf das Antimon als Gift und Nicht-Gift. Er nimmt
Krankheiten über, belehrt uns, dass es bei einer Reihe hierbei an, dass das Antimon an und für sich Gift ist. Die
äusserlicher Krankheiten nicht genug ist oder zu nichts beiden Präparate indess, welche von ihm gebraucht wer-
führt, sich blos an den äusseren Schaden zu halten,
ohne den, sind kein Gift. Das ist eben das, worauf die Dar-
die Krankheit durch Anwendung innerer Mittel
bei der stellung dieser Präparate abzielt, es wird dem Antimon
Wurzel anzugreifen, und zieht gegen die Aerzte zu Felde, durch die Technik die Giftigkeit benommen, und'dadurcli
welche das nicht beherzigen.
P. 25. Auf die Weise kommt denn Basil auf Aerzte
präsentiren sich die heilbringenden Präparate. —Bei dieser
Gelegenheit bemerken wir im Allgemeinen, dass Basil uns
und Chirurgen zu sprechen, und ventilirt hierbei die ge- das Gift-Thema öfter vorführt. Diese Angelegenheit dreht
genseitigen Titel- sich um die Verketzerung der Arcana seitens der Schul-
P. 26. Der Titel führt ihn auf den Titel der Tab. ärzte, indem sie sagten, diese Mittel sind Gift. Hierbei

525 526

ist indessen nicht zu übersehen, dass die Alchemisten selbst dische Periode) übergeht, und hier nur 1 1 Eegimina bringt,
eine Geige geboten hatten, um diesen Tanz aufzuspielen,
,
wobei es ihm darum zu thun ist, uns das 12. Eegimen,
indem sie den Lapis philos. Venenum nannten. Der
: weches er in petto hat, rathen zu lassen. Er -lehnt die
Hauptstandpunct, den Basil dieser Angelegenheit gegenüber extendirten Eegimina an die Bierbrauerei; er führt uns
einnimmt, ist der, dass er sagt, Herr Gott, wie seid ihr die Darstellung des Bieres vor, um an ihrer Hand die ex-
doch so weise, ihr Herren, habt ihr doch gleich hcraus- tendirten Eegimina abzuwickeln. Ein witzelnder Auslän-
bekommen, dass Gift eine Eolle in der Sache spielt. Aber der wird hier sagen: Da habt ihr den Deutschen, der
seht, die Arcana sind keine Gifte, sondern blos die Stoffe, kann sich selbst bei einer alchemistischen Abhandlung das
aus denen sie dargestellt werden. Werden die Arcana Bier nicht aus dem Kopfe schlagen! Die Sache liegt in-
richtig zubereitet, dargestellt, und das ist eben die Kunst, dess derartig, dass Basil hier an die dem Zosimus zuge-
dann wird die Giftigkeit der Grundstoffe paralysirt. Zu- schobene Abhandlung „De zythorum confectioue“ anlehnt.
gleich liegt aber darin, dass Basil uns das Antimon als Als die extendirten Eegimina bringt Basil: Putrefactio,
Gift vörführt, die Finesse, dass er das Antimon zum Sün- Corruptio, Digestio, Eeverberatio, Coagulatio, Calcinatio,
denbock macht, und so die Giftafifäre von den Arcanis im Destillatio,Clarifioatio, Separatio, Sublimatio, Exaltatio.
Allgemeinen auf das Antimon im Besonderen lenkt. Das Er bringt also statt 12 Gradus blos 11. Das Eegimen,
liegt um so näher, weil er das Antimon als Lapis philos. auf welches er es hauptsächlich abgesehen hat, welches
hat, Lapis philos. aber gleich Venenum. er principiell auslässt, nebenbei aber mannigfach bei sei-
P. 40. Das Antimon wird uns nun als Lapis philos. nen Brau-Expositionen berührt, ist die Fermentatio. Der
geboten, in der Weise geboten, dass das, was auf den Gähi'ungsprocess. ist eben die Hauptsache bei der Bier-
eigentlichen Lapis philos., das Quecksilber, kommt, auch brauerei, und weist auf den Lapis philos. als Ferment.
dem Antimon zugeschoben wird. Basil sagt, dem Antimon P. 58. Im Anlehnen an das, was er über die Bier
ist das mit dem Quecksilber gemeinsam, dass es mit einem brauerei gebracht, macht uns Basil darauf aufmerksam,
runden Cirkel, der kein Ende hat, verglichen wird, mit dass wir bei dem, was er uns vorführt, nicht an der Ober-
einem Cirkel, der aus allen Farben zusammengesetzt wird, fläche haften, sondern in die Tiefe des Sinnes eindringen
in dem man, je mehr man nachsieht, desto mehr findet. sollen, dass wir dem, was er uns über das Antimon bringt,
Damit wird denn das Antimon als Ens universale dem aufmerksam folgen sollen. Das Antimon, sagt er, gleicht
Quecksilber als Ens universale zur Seite gesetzt. Weiter einem Vogel, der durch die Luft fliegt, und der sich, wie
auf dies Thema eingehend, sagt er, es ist Gift und kein ihn die Luft treibt, wendet, wohin er will. — Das ist nun
Gift, ein Arzneimittel,hat vier Elementar - Qualitäten, ist ein Anlehnen an das ascendit a terra in coelum der vier-
mit den 4 Jahreszeiten in Eelation zu setzen, ist flüssig ten Eubrik der Tab. smar., in deren Bereich wir uns
und fix ( :

alles eben wie das Quecksilber). Keiner kann augenblicklich befinden. —
Die Eolle der Luft oder des
alle Eigenschaften des Antimons erschöpfend darlegen: ( Windes, sagt er dann weiter, übernimmt hier der Mensch,
das ist analog, wie beim Ens universale Quecksilber). — er treibt das Antimon dahin, wohin er will. Er kann es
Wir müssen hier noch darauf hinweisen, dass Basil sagt, roth oder gelb, weiss oder schwarz machen. — Das ist, die
das Flüchtige des Antimon sei nicht ohne Gift, das Fixe vierte Eubrik bringt uns nicht blos das 8ulphur aurat.,
desselben sei aber ganz ohne Gift. Damit fasst er denn sondern auch, in Bezug darauf, dass es heisst et recipit
das Hydrothiongas in’s Auge, welches bei der Darstellung vim superiorum et inferiorum, alle Autimon-Lapides, damit
des Sulphur aurat. entweicht. Das erinnert an das Gift das Antimon überhaupt, und damit das Stibium sulphur.
der Amrita bei den Indern. nigrum.
P. 43. Näher den Antimon - Lapis in’s Auge fassend, P. 60. Wenn Mensch ein Buch in die
ein ungelehrter
sagt Basil, die Leute suchten blos Eeichthümer, sie Ver- Hand nimmt, soweiss er sich nicht recht in den Sinn
güssen aber seinen Nutzen in der Heilkunst. Das ist — hineinzufinden. Haeret, ut vacca, quae ad oblatae novita-
die Gegenüberstellung vom eigentlichen Lapis philos., der tem januae obstupescit, er stiert es an, wie die Kuh das
zur ‘/Qvüonoii'a dient, und vom Heil-Lapis. Bei dieser neue Thcr. Erklärt man ihm aber das Buch, so arbeitet
Gelegenheit zieht Basil er sich successiv hinein. Ein solches Buch ist das Anti-
P. 45. gegen den Goldmacher-Schwindel zu Felde. mon, man muss sich successiv in dasselbe hineinarbeiten,
P. 47. Wer es zum Standpunct eines vollkommenen man muss in dem Durchschauen desselben wie ein Schü-
„Anatomen“ des Antimons bringen will, der muss dreierlei ler von Classe zu Classe steigen. —
Nun ja, wo das An-
beobachten: die richtige Solution des Körpers, das Eegimen timon das ist, wozu es Basil macht, das ist eine Angel,
des Feuers, die Dosis oder das Mass. —
Hierbei ist es um die sich mehr oder weniger die ganze A.lchemie dreht,
auf ein Doppeltes abgesehen. Einestheils ist die Solutio da kann man es, resp. den Stoff, der sich an dar selbe
die Bemeisterung des Materials, welches zu den 5 betref- knüpft, nur successiv bemeisteru.
fenden Interpretationen der Tab. smar. an der Hand der P. 62. Basil kommt wieder auf die Arcana als Gifte,
3 Principien dient; das Eegimen des Feuers ist die An- und zieht gegen die Aerzte zu Felde, welche diese gros-
lehnung dieses Materials an die 3 Principien, welche im sen Mittel verketzern und das „Kreuziget ihn!“ über sie
Verbrennungs-Process wurzeln das Mass, das ^ufTpoy, die
;
aussprechen. Bei dieser Gelegenheit sagt er
mensura, bezieht sich darauf, dass gerade 5 Interpreta- P. 69. Quam ridiculi mihi videantur isti magnifici, sibi-
tionen zu constatiren sind. Anderentheils wird aber auf que solis sapientes Doctores, qui Imperatores, Eeges, Prin-
die Darstellung des Sulphur aurat. losgesteuert. Die So- cipes caeterosque magnates deterrent et serio admonent,
lutio ist die Darstellung der Lösung des Schlippeschen ne tales medicinas vel extremis labiis attingant, quod sint
Salzes ,das Feuer - Eegimen bezieht sich auf das hierbei noxiae, venenatae et undequaque periculosae, hic non indi-
anzuwendende Feuer, und das fxtiQOt' bezieht sich auf cabo, cum videam, eos tantummodo ex opinione sua ju-
das doppelte Feuer, das eigentliche Feuer und die Feuer- dicare, nec pensi habere observationes ullas aliarum rerum,
Flüssigkeit: Acidum sulphuricum. quarum illi notitiam sua sibi observatione non antea ac-
P. 49. Das, was jetzt von Wein und Essig gesagt wird, quisiverint ac proinde aliud aut aliter judicare nequeunt.
bezieht sich auf das Acid. sulphur., welches der Lösung „Wie lächerlich mir jene hochtrabenden Doctoren Vor-
des Schlippeschen Salzes zugesetzt wird. kommen, die nur für sich weise sind, die Kaiser, Könige,
Basil ist hier, im Anlehnen an die vierte Eubrik seiner Fürsten und andere Magnaten abschrecken und ermahnen,
Antimon-Interpretation der Tab. smar., bei der Darstellung dergleichen Medicamente nicht mit den Lippen zu berüh-
des Sulphur aurat. Es liegt nahe, dass er bei dieser Ge- ren, weil sie schädlich, giftig, absolut gefahrbringend sind
legenheit aueh auf die 4 Eegimina kommt, denn die La- — das mag ich nicht aussprechen. Denn ich sehe, dass
pis philos. -Interpretation der Tab. smar., an welche seine das ihrerseits nur ein selbstsüchtiges Urtheil ist, ich sehe,
Antimon-Interpretation der Tab. smar. lehnt, fasst in der dass sie Beobachtungen über Dinge in den Wind schla-
vierten Eubrik neben einer anderen Interpretation auch gen, über die sie nicht beobachten gelernt haben, über
eine Interpretation in Bezug auf die 4 Eegimina in’s Auge die sie also, bei Lichte betrachtet, gar nicht anders ur-
(s. die Lapis philos. -Interpretation der ersten Abendländi- theilen können.“ Und:
schen Periode). Er bringt uns aber, indem er uns die P. 71. Exclamare hic iterum liceat, hone Deus, quid
Calcinatio, Eeverberatio, Sublimatio präsentirt, nur 3 Ee- hoc est rei! Quid hominibus bis bonae mentis est! Quam
gimina. Das geschieht absichtlich, weil er von den 4 Ee- curam gerunt aegrorum suorum! Vae, vae illis !

gimina zu den 12 Eegimina (vergl. die zweite Abendlän- „Ich rufe hier aus, guter Gott, was sind das für
627 528

Geschichten! Haben diese Menschen gesunden Mensclien- substanz, Ei, Eis, Glied des Körpers, Schnee, Kälte, Hitze,
rerstand? Wie sorgen die für ihre Patienten! Wehe, Spiritus vini, Quinta essentia Sulphuxis, Sperma ranarum,
Wehe!“ Pulver, Viper, Schlange, Medicament, Kröte, Schüssel,
Vulcanus medicanientorum praeparator non
ille scilicet Topf (Aludel) u. s. w.
namque eorum apud apothecarium
invenitur apud eos, furni P. 87. Gegenüberstellen des Mercur-Lapis (Astrum So-
sunt, ad quos nunquam vel raro accedunt. Chartula ni- lls) und des Stibium-Lapis. Der letztere steht unter dem
mirum, cui solemne illud „Reeipe“ inscriptum est, iis ersteren.
utramque facit paginam, quam recipiens mediastinus ne- P. 88. Der Verbrennungs-Process mit seinem Sal, Sul-
scio quis apothecarius famulus ex mortario suo omnem phur und Mercur wird uns vorgefiihrt, und von ihm kommt
medicinam, omnem aegri sanitatem magno strepitu ex- Basil
tundit. P. 90. zu den drei Antimon-Lapides, dem Mercur-La-
„Jener Vulcan, der Zubereiter der Medicamente, wird bei pis, demSal-Lapis, dem Lapis ignis. In Bezug auf den
ihnen nicht gefunden. Ihre Oefen sind beim Apotheker, sie Lapis ignis machen wir darauf aufmerksam, dass Basil
kommen nie oder selten zu ihnen. Lieber schreiben sie P. 94. ausdrücklich sagt: cum autem hic Lapis ignis
einen Wisch mit dem pomphaften „Recipe“ an der Spitze rite praeparatus est, prout in fine hujus tractatus ulterius
auf beiden Seiten voll. Das nimmt dann irgend ein ob- sribam. „Wenn aber dieser Lapis ignis richtig präparirt
Bcurer Apothekergehülfe, und stösst alle Medicin, alle Ge- ist, wie ich am Ende dieser Abhandlungweiter
sundheit des Kranken aus seinem Mörser 'mit grossem schreiben werde“. Daraus geht also hervor, dass mau
Spectakel heraus.“ sich nicht dem Gedanken hingeben darf, als wenn der
Muta, mi Deus, muta haec tempora, et fac finem hujüs Appendix zum Currus triumphalis etwa ein Anflicksei wäre,
arrogantis superbiae. Arbores illas everte, ne in coelum welches nieht zum Currus triumphalis gehört, und Von
usque accrescant, subverte gigantes illos, ne montes omnes fremder Feder herrührt.
accumulent, et defende eos, qui, serio rem agentes, tibi P. 95. Es geht wieder gegen die Schulärzte los. Hier-
fideliter serviunt ut adversus hosce persecutores suos
,
bei sagt Basil:
possint consistere. P. 97. Der Arzt, wenn et eine Cur unternimmt, soll
„Aendere, o Gott, diese Zeiten, mach’ ein Ende mit dafür Sorge tragen, dass er nichts unternimmt, was der
diesem arroganten Uebermuth. Reisse jene Bäume aus, Natur widerstreitet, dass er nicht das verkehrte Mittel
dass sie nicht bis in den Himmel wachsen. Stürze jene anwendet. Thut er das, so unternimmt er einen ähnlichen
Giganten, damit sie nicht alle Berge übereinander thüi'men, Process, als wenn man Spiritus vini in Scheidewasser
und vertheidige die, welche treu und redlich handelnd, (Aqua, fortis) giesst, — er bewirkt ein heftiges Aufbrausen.
dir dienen, damit sie vor diesen ihren Verfolgern bestehen Und was dem ähnliehe Beispiele sind. Und nun geht’s
können.“ P. 98. weiter im Text auf Aerzte und Apotheker los.
Ergo certe omnes iisdem votis in monasterio nostro Dabei meint er
mecum obstrictos serio admonebo, ut mecum diurnas noctur- P. 100. Er wolle mit derartigen Reden aufhören, da-
nasque Deo adhibeant preces, ut hos inimicos verae rae- mit das Papier nicht von seinen rollenden Thränen durch-
dicinae ita illumiuet, ut errorem suum execrentur, et glo- nässt würde. Was käme hierbei heraus? Nichts anders,
riam Dei, potentiamque creaturis inditam agnoscant etc. als dass er, indem er die Blindheit der Welt beweine, seine
„Ich will wenigstens meine Kloster-Brüder alle ernstlich Schrift unleserlich mache, von der er doch wünsche, dass
ermahnen, mit mir Tag und Nacht zu Gott zu beten, dass sie Allen bekannt würde. Aber er hört noch nicht auf,
er diese Feinde der wahren Medicin so erleuchten möge, und sagt: Ich bin ein Geistlicher, und will’s bleiben, so
dass sie ihren Irrthum verwünschen und Gottes Ruhm, so lange Gott mich leben lässt. Ich kann daher nicht anders
wie die Kraft seiner Creaturen erkennen u. s. w.“ schreiben, als wie es für jenen Stand passt. Aber: Si ju-
In Bezug auf die letztere Stelle kann man sich des Ge- dicis saecularis fungerer officio, exaltarem vocem meam,
dankens nicht erwehren, dass es dem Basil mit seinem et inflarem tubam clangore canoro, si forte audirent sur-
Beten schwerlich Ernst ist. Mit dem Beten seinerseits, dastri illi, qui hactenus veritatem nolunt agnoscere, sed
mit dem Beten der Mönche ist der Sache wohl kaum ab- eam sine causa, falso et mendaeiter ex ignorantia perse-
zuhelfen. Die wahre Abhülfe hätte darin gelegen, wenn quuntur, calumniantur, contemnunt, vituperant et prorSus
er den Aerzten die Arcana offen dargelegt hätte. Denn meditantur opprimere.
das ist ja leicht zu durchschauen, dass alle Feindschaft „Wenn ich der Welten-Richter (das soll judex saecu-
darin wurzelte, dass die Schulärzte das nicht curiren laris bedeuten) wäre, dann würde ich meine Stimme laut
konnten, was die Alchemisten wohl curiren konnten. erheben, und schmetternd in die Posaune stossen. Viel-
P. 75. Der Autor kommt auf den Namen des Antimons leicht hörten mich dann jene Harthörigen, die bis jetzt
und sagt, bei den Arabern hiesse es: Asinat, bei den Chal- die Wahrheit nicht erkennen w' ollen, die im Gegentheil
däern: Stibium, bei den Lateinern: Antimonium, bei den dieselbe grundlos, fälschlich und lügnerisch aus Ignoranz
Deutschen Spiesglas (Vitrum striatum, gestreiftes, gefalz-
: verfolgen, verleumden, verachten, tadeln und völlig zu
tes, gekerbtes Glas. Kerckring schreibt eben Spiesglas; unterdrücken streben.“
Thölden Spiessglas. Auch hat Thölden für striatum Nun, wir denken, Basil versteht das in die Posaune
„spiessig“. Stossen auch ohne ein Welten-Richter zu sein.
P. 7y. Basil kommt wieder auf die Giftaffäre. Sein Lieber Leser, du sagst vielleicht ; Pfui, dieser Angriffe
Unwille von vorher hat aber ausgetobt und er denkt, ich Ich aber sage dir, selbst der Wurm krümmt sich, wenn
will’s machen, wie’s Pythagoras mit dem Scythen er getreten wird. Wisse und bedenke, dass die neidischen
Abaris
gemacht hat, das heisst, mit Narren Narrenkram treiben. Schulärzte die harmlosen Alchemisten, die sich so erfolg-
Das Problem an die Spitze stellend, ein Gift könne auf zwei reich dem hohen Berufe hingaben, der leidenden Mensch-
Arten paralysirt werden, erstens dadurch dass ihm etwas ent- heit effectiv zu helfen, und deren Verbrechen einzig und
gegengestellt wird, was dem Gifte entgegengesetzt ist, ihm allein darin bestand, dass sie mehr konnten, als ihre Nei-
widerstrebt, und zweitens durch ein anderes Gift, indem der, von diesen auf die abscheulichste Weise verfolgt
ein Gift das andere anzieht, bringt er eine Reihe
närri- wurden. Weisst du das, bedenkest du es dir, so unter-
scher Beispiele hierfür in folgendem Genre : Man macht liegt es bei mir keinem Zweifel, wohin du dein „Pfui“
einen Kreis von Einhorn. Eine lebendige
Spinne wird schleuderst.
mitten in diesen Kreis gesetzt. Nun kann die Spinne
nicht P. 103. Anlehnend an die Stelle P. 107 Observa ergo
:

heraus, denn sie flieht das, was dem Gifte


widersteht. Be- diligentissime,welche wir aus der Metall - Interpretation
stände der Kreis aus einer giftigen Materie, dann würde der Tab. smar. an der Hand der 3 Principien kennen, ist
die Spinne wohl herauskönnen, sie würde das ihr- ähn- das Antimon ein Dampf, von den Obergestirnen gemacht,
liehe Gift überschreiten. U. s. w. Sieht man sich indess und hinterdrein durch die Elemente coagulirt, gereift und
diese Beispiele bei Lichte an, so wird
man bald gewahr, durchkocht. Das Antimon hat aus demselben Gestirn, aus
dass Basil sie schlau dazu benutzt, um
uns den Lapis derselben Wurzel seine Wesenheit, Tugend, Kraft, Wirk-
philoE. als Ens universale (vergl. die
Abendländische
2. samkeit, Qualität alsdas Quecksilber. (Nun, wir wissen
Periode) vorzuführen. Wir erhalten auf diese
Weise den ja, dass sie verwandt da Antimon sowohl, als Queck-
sind,
Lapis pbilos. präsentii-t als: Einhorn, Cirkel, Spinne,
Münze, silber, uns den Lapis philos. liefert.) Nur ist das Antimon
Wasser, Schiff, Ente, Bleikugel, Brod, Magnet, Seife,
Fett- härter, als das Quecksilber. Das letztere kommt daher,
529 630

dass das Antimon mehr Salz hat, als das Quecksilber. Sal Wie kann man einem Dinge seine Giftigkeit benehmen?
ist nämlich was die Körper fest macht. Weil das
das, Wie kann man nach der Entfernung des Giftes ein Mineral
Salz so schwach im Quecksilber vertreten ist, deshalb ist sicher und ohne Gefahr zum Heilen anwenden ? Darauf
es flüssig. Es kann nur von dem fix gemacht werden, wel- will er kurz und bündig antworten, dass die Infusion des
cher den Lapis philos. hat, das heisst von dem, der aus Giftes unter einen doppelten Gesichtspunct fällt, unter
Quecksilber; Hydrarg. oxyd. rubr. machen kann. einen natürlichen und übernatürlichen. Und indem er sich
P. 105. Der Meveur ist nichts anderes als ein wahres nun an die Lösung der Fragen begiebt, thut er vorab
Feuer, —
Auf Grund dessen nämlich liefert er uns das nichts anders, als dass er uns in Expositionen, welche als
Hydrarg. oxyd. rubr. als Lapis ignis, welchem Basil das Gründe aussehen, den Lapis phüosophicus als Ens univer-
Antimon als Lapis ignis, das ist als Sulphur anrat., zur sale vorführt. Wir erhalten hier den Lapis philos. als
Seite stellt. Gott, Mineral und Metall, das Princip des Guten und
P. 107. Es kommt jetzt die Stelle Observa ergo dili-
: Bösen, den Baum des Lebens im Paradies, Sterne, Ko-
gentissime, welche wir bereits kennen, und welche auf meten, Gegensätze, Dinge die sieh widerstreiten, Waffen,,
die Entstehung der Metalle in der Erde abzielt. Medicin, Speise, Magen (Aludel), u. s. w Dann sagt er:
P. 109. Ausser den genannten Metallen (Gold, Silber, P. 124. Hauptsächlich ziehen die Körper (Minerale)
Kupfer, Eisen, Zinn, Bleij entstehen auch andere Metalle das Gift in der Erde an sich, indem eine gewisse mercuri-
aus den 3 Principien, dem Metallkeim, nämlich Vitriol, alische Wesenheit, die noch unreif, crude und nicht durch-
Antimon, mehrere Marchasitae, Electrum, und andere Mi- kooht ist, den Körper durchdringt, und ihn crude, unreif
nerale^ welche Basil nicht weiter durchgehen will. (Tliöl- und unverdaulich macht. Es ist hier, wie beim Getreide.
den bringt eine grössere Reihe.) Crude genossen kann es nicht verdaut werden. Dasselbe
Das Gold hat einen viel mehr perfecten Schwefel und empfängt die Reife vom Feuer des Makrokosmos. Nun
.\lercur als die übrigen Metalle und Minerale. {Natürlich, muss es vom kleiner. Feuer durchkocht v/erden, damit es
es ist in seinem (Salz), Schwefel und Mercur bereits Gold, vom Mikrokosmos verdaut werden kann. Darauf wird zum
und braucht nicht weiter durch die XQ^^^onotta zu Gold Antimon übergegangen, und dieses mit dem Getreide ver-
gemacht zu werden.) Nur ein Mineral giebt es, in dem glichen. So lange das Antimon crude ist, in der Erde
(las Sulphur Solls eben so stark und mächtig, ja noch noch nicht zur Fixität durchkocht ist, kann es der Magen
mächtiger und stärker gefunden wird, als im Gold selbst nicht verdauen. Die Wurzel der Krankheit wird durch
(nämlich den Lapis phüosophicus). Und 2 Arten Metalle dasselbe nicht angegriffen, das geschieht erst, wenn das
werden gefunden, in welchen das Praedominium sehr trium- Antimon in die Fixität übergeführt wird. Es muss also
phirt (nämlich den Lapis ignis Mercurii et Antimonii). dem Antimon absolut seine giftige Unreinigkeit genommen
P. 111. Das Antimon entsteht also in der Erde, wie werden, bevor es zu medicinischen Zwecken angewandt
die übrigen Metalle und Minerale (wie das im Allgemeinen wird. Es ist das Gute vom Bösen, das Fixe vom Nicht-
P. 107. und im Besonderen P. 103. angegeben). Es hat in Fixen, die Medicin vom Gifte zu trennen. Das kann nun
sich zumeist den Schwefel vertreten, dann den Mercur, und blos geschehen durch Vermittelung des Feuers. Was der
dann das Salz. —
Dass die Reihenfolge in den Principien Vulcan im orbis major nicht vollbringen konnte, dem muss
die so eben aufgeführte ist, hängt damit zusammen, dass im raundus minor durch einen anderen Vulcan nachge-
Basil seinen Lapis ignis zumeist in den Vordergrund ge- holfen werden. Durch das Feuer werden denn auch dem
schoben haben will. Dann erst, wenn er diesen als Schwefel Antimon die verschiedenen Farben mitgetheilt. (Sulphur
hat, trägt er dem Rechnung, dass er in ihm ein Seitenstück aurat. :roth, Stibium sulphur. nigrum: schwarz.)
zum Quecksilber -Lapis hat. Diese beiden Standpuncte P. 129. Wir sind noch immer beim Heil-Lapis, das ist,
sind aber die hervorragendsten, und folgt daraus per ex- auf das Antimon bezogen, bei dem Antimon, in dem nicht
clusionem, dass das Salz zum letzten in der Reihe steht. nur Antimon ,
sondern die Arcana überhaupt vertreten
Hieran knüpfen sich denn auch die Elementar-Qualitäten sind. Darauf wurden schon im Vorangehenden Blicke ge-
des Antimons. Die hitzige Elementar- Qualität (Schwefel, worfen, hier aber wird es ganz besonders hervorgehoben,
Lapis ignis) steht im Vordergrund. wenn es heisst; In me enim (ipsum Antimonium te allo-
P. 112. Auf die Weise ist denn Basil vom Metall auf quor) invenis Meicurium, Sulphur et Salem, quibus nihil
den Lapis philos. als solchen gekommen. Er biegt jetzt ad sanitatem hominum est conducibüius. „In mir ich —
zum Heil-Lapis ein. Dabei drängt sich dann wieder die Antimon selbst rede dich an —
findest du Quecksilber,
Gift-.AÜ'äre in den Vordergrund, indem ja der Standpunct Schwefel, Salz, angemessener als die es nichts für die Ge-
Basils der ist, das Antimon sei an und für sich ein. Gift, sundheit des Menschen giebt.“ —
Diese 3 respiäsentiren
diese Giltigkeit würde ihm aber benommen, indem es auf hier die Arcana: Acid. sulphur-Natron, Liquor hepatis, P,
die eiuspreohende Weise in ein Heilmittel umgewandelt solaris. Dass das Antimon als selbstredend eingeführt
wird, indem das Böse vom Guten getrennt wird. wird, geschieht der Mensch-Interpretation der Tab. smar.
P. 113. Antimonium, so sagt er, merum venenum est, zu Liebe, an die sich der Heil-Lapis anreiht. Ein Mensch
nec de genere ininorum venenorum, sed quo homines et spricht. Wenn daher das Antimon spricht, so lehnt das
bcstias possis perimere. „Antimon ist ein achtes Gift und an den Menschen, und damit an die Mensch-Interpretation
gehört nicht einmal zur Classe der unbedeutenden Gifte, der Tab. smar.
sondern es ist ein so starkes Gift, dass man Menschen und Mit dem Sal, Sulphur, Mercur als res conducibiles ad
Thiere damit tödten kann.“ (!) Darum das Geschrei gegen sanitatem befürchtet Basil zu offen gesprochen zu haben.
dieses Mittel, welchem Keiner mehr so recht trauen will. Darum springt er vom zum eigentlichen Lapis-
Heil-Lapis
Ich, Basil, sage euch aber, es ist ein Heilmittel, grösser philos. Antimonii hlercurius est in regulo,
ab und sagt:
als welches cs kein zweites auf der Welt giebt, freilich, Sulphur in colore rubro, et Sal in derelicta terra nigra.
ihr müsst es nur richtig darzustellen verstehen. Steht es „Der Mercur ist im Regulus (Antimonii), der Schwefel in
denn, meint er, anders, als mit dem Theriak ? Der wird der rothen Farbe (Sulphur aurat.), das Salz in der zurück-
aus Vipeingift gemacht, und ist doch ein grosses Heilmittel. bleibenden schwarzen Erde.“ (Diese zurückbleibende
(Die Acrzie zu Basils Zeit müssen den Theriak vielfach schwarze Erde kann zwiefach gefasst werden. Entweder
angewandt haben. Basil hält die Parallelisirung des gif- ist es der Lapis, welcher übrig bleibt, nachdem die beiden

tigen Antimon mit dem Viperngift resp. dem Theriak für anderen Lapides absolvirt sind, also; Stibium sulphuratum
sehr schlagend, iür eine wahre Argumentatio ad hominem.) nigrum. Oder das Zurückbleiben wird auf das bezogen,
P. 118. Wer ein Schüler des Antimons werden will, was übrig bleibt, wenn man aus dem Antimon den Re-
der muss zum Vulcan in die Schule gehen, der nämlich gulus gezogen hat.) Qui haec separare potest, fährt Basil
ist ein „magister et revelator“ aller Arcana. —
Das ist, fort, et iterum unire debito modo secundum artem, ita ut
ohne Feuer resp. ohne den Feuer- Liquor Acid. sulpburi-
: fixatio sine veneno dominetur, ei cum honore et veritate
cum kann tnan sich das Sulphur auratum und das Stibium gaudere licet, se Lapidem, qui ignis dicitur, assecutum, qui
sulphuratum nigrum nicht darstellen. ex Antimonio confici potest ad sanitatem morlalium et ad
P. 119. Basil weist auf die Heilkraft des Antimons beim sustentationem temporalem cum utilitate parliculariter.
Morbus Gallicus, der Syphilis, hin; ebenso bei der Lepra. „Wer diese trennen und wieder nach Fug und Schick ver-
P. 120. Basil wirft die Fragen auf: Wie kommt es, einigen kann (ein Hinblick auf das onätiv und dysiQSiy),
das.s Minerale und andere Dinge ihre Giftigkeit erhalten? so dass die Fixation ohne Gift herrscht, der kann sich in
Was i.5t Gift? Woher entspringt die Giftigkeit der Dinge? Ehren und in Wahrheit freuen, dass er den Lapis ignis
34
532
531

erlangt habe, der aus dem Antimon dargestellt werden


welcher das Ji’ dyäyxtjs yiyyö/xsyoy bringt, insofern, als
es sich in dem 2. Theile des Triumphwagens speciell um
kann zur Gesundheit der Menschen und zur zeitlichen

Erhaltung mit Nutzen particulär.“ Also ganz ein Ueber- die Antimon-Präparate handelt, wie es sich im Timaeus
speciell um die arcanologischen Präparate handelt.
springen zum Lapis ignis, den Basil an die Spitze der
Antimon-Lapides stellt. In ihm hat er dann die Arcana Die Antimon-Präparate nun, welche uns dieser zweite
„particulär.“
Theil des Triumphwagens bringt, sind nicht, wie Leute,
P. 130. Vom Lapis ignis springt Basil nun wieder zu welche keine Einsicht in die Alchemie hatten, wohl irr-
den Arcanis überhaupt, indem er sagt: Im Antimon findest thümlich glaubten, die manniglaltigsten Antimonpräparate,
du alle Farben: Schwarz, Weiss, Eoth, Grün, Blau, Grau, sondern es wird immer auf die beiden Antimontheile des
Gelb und andere. Hier werden uns die sieben Arcana Pulvis solaris, das ist also: Sulphur auratum und Stibium
vorgeführt, die ihnen zukommenden Farben aber mit Ab- sulphuratum nigrum ,
losgesteuert. So mannigfach auch
sicht verdeckt gehalten. die Gesichtspuncte der Darstellung sind, von denen aus
P. 131. Die Arcana sind jetzt sattsam eingeleitet, und Basil uns dieselben präsentirt —
einmal fasst er die Farbe
Basil bringt uns im Folgenden das, was er an sie anzu- der Präparate in's Auge, das andere Mal die entweichen--
knüpfen die Absicht hat, hierbei natürlich, dem Titel des den Dämpfe bei der Darstellung des Sulphur aurat., ein
Buches entsprechend, das Antimon vorschiebend. anderes Mal das entstehende Präcipitat, ein anderes Mal
Zuerst führt er uns die Arcana als Lapides und in specie die Anwendung der Schwefelsäure u. s. w. u. s. w. so—
als Edelsteine vor. Es handelt sich um die Stelle: Ad- mannigfach auch die Benennungen der Präparate sind,
vertat interim artis amator etc., welche wir aus dem Ab- die uns, an der Hand der P. 133. sequ. gebrachten Ueber-
schnitt „Die Arcana als Edelsteine“ kennen. sicht, vorgeführt werden, immer und immer wieder haben

Dann lehnt er die Arcana an die Metalle, dabei dem wir Stibium sulphur. nigrum und Sulphur aurat. und Sul-
Farbenstandpunct Kechnung tragend. Er sagt: phur aurat. und Stibium sulphuratum nigrum. Selbst das,
Quantum autem ad metalla, nigrum Saturno, rubrum dass uns der Eegulus Antimonii vorgeführt wird, und am
Ferro, flavum Auro, viride Cupro, coeruleum Argento, Ende auch vorgeführt werden muss, weil wir sonst keinen
album Mercurio, mixtum ex variis coloribus Jovi attri- Anhaltspunct hätten für das Antimonium als Mercur, selbst
buitur. das bringt keine Aenderung in den Zwei-Präparat-Stand-
Basil will also Metalle und Farben ff. gegenübergestellt punct. Denn das Stibium sulphur, nigrum wird nicht nur
wissen : einfach durch Schmelzen des Grauspiesgiaserzes gewonnen,
Blei — Schwarz (P. solar, niger). sondern auch auf die Weise, dass man den Eegulus Anti-
Eisen — Eoth (Eost, Eotheisenstein u. s. w ). raonii-mit Schwefel zusammenschmilzt (wobei auch wohl
Gold — Gelb. die Masse mit einer Lage verknisterten Kochsalzes bedeckt
Kupfer — Grün (Kupfervitriol, Liqu. hepatis). wird). Auf die Weise liegt es denn sehr nahe, dass wir
Silber — Blau. den Eegulus in Bezug auf das Stibium sulphur. nigrum
Quecksilber — Weiss. vorgeführt erhalten.
Zinn — Pomeranzenfarben (P. sol. rub., Eoth Gelb). + Wir werden den 2. Theil des Triumphwagens nicht
Und dann Arcana vom Standpunct des
führt er uns die speciell durchgehen. Bezugs des Therapeutica, welche er
Geschmackes vor. Es heisst: Fit enim una aliqua ratione, bringt, haben wir dazu dasselbe Motiv, welches uns
ut per praeparationem educatur ex Antimonio acidus humor bewog, beim Timaeus die (pvaie ceyd-gmutay fallen zu
per destillationes instar aceti veri et synceri. Alia via color lassen, und was das Uebrige betrifft, so bringt er nichts
ruber pellucidus paratur, dulcis et sapidus instar mellis neues, was der erste Theil etwa nicht hätte. Stibium
despumati vel sacchari. Alias amaritudo prodit instar ab- sulphur. nigrum und Sulphur aurat. sind uns ja bereits
synthii. Alias acrimonia quaedam quasi oleum quoddam im 1. Theile des Buches vorgeführt worden, und was
salsum ita semper natura alia aliam sequitur.
: „Auf eine Basil bei der einen oder anderen Darstellungsweise der
Art geschieht es, dass präparationsweis aus dem Antimon beiden Präparate, bei dieser einseitigen Vielfachheit oder
durch Destillation eine saure Flüssigkeit gezogen wird, vielfachen Einseitigkeit von Stibium sulphur. nigrum und
wie ein achter Essig. Auf einem anderen Wege wird eine Sulphur aurat. hier und da anknüpft, so findet sich hierin
durchsichtige rothe Farbe bereitet, süss und schmackhaft, auch nichts erhebliches, was wir nicht bereits aus dem
wie abgesebäumter Honig oder Zucker. Auf andere Weise 1, Theile kennen. Freilich wird uns in letzterer Be-
geht eine Bitterkeit hervor wie Absynth. Auf eine andere ziehung stellenweis der Lapis philos. als Ens universale
Weise eine gewisse Schärfe, gewissermassen ein salziges in Beziehungen vorgeführt, welche der 1. Theil des
Oel. So folgt eine Natur auf die andere.“ Buches nicht bringt. Indessen wird es dem Leser nicht
Vorhin hielt sich Basil an die sieben Arcana. Hier schwer fallen, sich hier an der Hand dessen, was wir in
hält er sich an die vier Arcana. Von ihnen kommt: der zweiten Abendländischen Periode beim Quecksilber als
Das Saure auf das Acidum sulphuricum. Ens universale haben kennen lernen, zu orientiren.
Das Süsse auf den Pulvis solaris. Uebrigens liegt es in der Intention des Basil, es in
Das Bittere auf den Liquor hepatis. unser Belieben zu stellen, über den 2. Theil des Tri-
Das Salzige auf das Natron. umphwagens wegzuspringen. Dieser Theil bringt uns das,
(Vergl. bei Plato ) was er in therapeutischer Beziehung bringt, in so allge-
P. 133. Es werden die nomenclatorischen Hauptstand- meinen Umrissen, dass es dem Basil auch nicht im Traume
puncte gebracht, von denen aus die Antimon-Präparate im einfallen kann, demjenigen, der die Arcana kennt, etwas
2. Theile des Buches vorgeführt werden, nämlich der effectiv Instructives zu bieten, ln dieser Beziehung ist
Standpunct des Ascendere (Sublimatio, Flores), Descendere blos das instructiv, dass der P. solaris ein Heilmittel
(Calcinatio, Eeverberalio, Pulvis), als Vitrum, Oleum, Ex- bei der Franzosenkrankheit ist, denn das mag immerhin
tractio, vom Gesichtspunct der Farbe, als Merourius, Sal, der eine und andere alchemistische Arzt bei der Neuheit
Sulphur, Magister! um, Arcanum, Elixir, Tinctura particu- der Krankheit noch nicht gewusst haben. Indessen hierauf
laris.Hierzu kommen dann im Anlehnen an den Ge- wird bereits im 1. Theile des Buches hingewiesen, und
schmack der Arcana von vorhin die Standpuncte als Ace- was das übrige Therapeutische betrifft , so bringt es
tum, Mel, Saccharum etc. auch der dritte Theil, so dass also auch in dieser Be-
Bei Jam igitur aggredior praeparationem omni-
P. 136. ziehung der Alchemist, wenn er den 2. Theil des Buches
um quae ad Antimonium pertinent fängt der zweite
, überspringt, schadlos ausgeht. Also therapeutisch bringt
Theil des Buches an. Dieser 2. Tbeil lehnt nun an der 2. Theil nichts von hervorragender Wichtigkeit, alche-
den 2. Theil, resp. 2. und 3. Tbeil des Timaeus von mistisch bringt derselbe Theil wie wir bereits gesehen,
,
Plato. (Vergl. die Platonische Interpretation der Tab. auch nichts neues von Erheblichkeit, und so ist denn
smar.) Er entspricht dem Theile des Timaeus, welcher der Stoff dieses Theiles derartig zugeschnitten, dass wenn
^
die (fivaig <xvO-Q(önov bringt, insofern, als Basil, indem es uns in der Freiheit, die uns Basil giebt, gefällt, den
er die Antimonpräparate bringt, zugleich auch sagt, das 2. Theil des Triumphwagens zu überspringen, dass wir
istin diesen , jenes in jenen Krankheiten heilbringend. dess keinen Schaden haben. Diese Freiheit nun aber
Damit hat er denn die Eelation zum kranken Menschen, giebt uns der Autor im Anlehnen an die Platonische Inter-
und hiermit zum Menschen überhaupt, zur (fvais pretation der Tab. smar. Anlehnend an diese Interpre-
ay»QÜnov. Er entspricht dem Theile des Timaeus, tation sagen die Neuplatoniker, der Timaeus hört auf,
;

533 534

wenn die Spedalisirung der Arc.ana anfängt, und so will P. 308. Der eigentliche Appendix beginnt mit der
uns Basil denn auch nichts in den Weg legen, wenn wir Ueberschrift: De curru triumphal! Antimonii et quid sit
sagen, der Triumphwagen hört auf, wenn die Specialisirung Lapis ignis.
der Antimonpräparate anfängt. Im Hinblick auf die zweite Rubrik der Tab. smar. legt
Indem nun aber Basil es in unser Belieben stellt, den sich Basil, wie einst Daedalus und Icarus, Flügel an und
2. Theil des Triumphwagens zu überspringen, geht er erstrebt damit das superius, er fliegt der Sonne entgegen.
hierin sehr umsichtig zu Werke. Gesetzt, er brächte erst Dem inferius zu Liebe verbrennt er sich aber die Flügel,
den 1. Theil, dann den 2. Theil, und nun wäre das wie Icarus, und fällt in’s Meer. Dies Meer ist die Ma-
Buch beendet daun könnte man sagen
,
aber,
Basil,
,
teria prima als Wasser gefasst. Er ruft zu Gott und ein
was ist das denn für ein Thun? Du schreibst erst den rettender Engel eilt herbei. Dieser gebietet dem Wasser,
2. Theil und ihn dann, stellst es wenigstens in
negirst und im tiefen äßvaaog erscheint ein hoher Berg (Ijapis
das Belieben Lesers, ihn zu negiren, nun, warum
des philos.). Basil ersteigt den Berg und untersucht auf ihm,
ersparst du dir denn nicht von vornherein die Arbeit, den ob denn zwischen den superiora und inferiora die Freund-
2. Theil zu schreiben? Um
dem nun aus dem Wege zu schaft sei, wie sie die Älenschen rühmen, und ob die
gehen , schliesst Basil nicht mit dem 2. Theile ab, Astra superiora vom Schöpfer die Macht erhalten haben,
sondern er bringt uns, wenn der 2. Theil fertig ist, noch dass sie etwas sich ähnliches in der Erde hervorbringen.
einen 3. Theil, das ist, den Appendix. Nun macht sich Indem er das untersucht, findet er Wahreres als die Wahr-
die Sache anders. Es wird nun angenommen ,
dass der heit (inveni veritate, ut sic loquar, ipsa verius). Er findet
3. Theil, der Appendix, da anfängt, wo der 1. Theil nämlich, wie sein neues Problem vom Antimon-Lapis dem
aufhört, und dass der 2. Theil einen Zwischen -Theil alten Problem vom Quecksilber-Lapis gegenübersteht.
bildet. Jetzt ist’s eine analoge Sachlage, als wenn man P. 311. Zuerst bringt Basil die 'Stelle Observa ergo
einen Satz hat, ihn anfängt, einen Zwischensatz anfügt, diligentissi.ne, P. 107, in etwas anderer Form, und fährt
und nach diesem Zwischensätze den Satz beendet. Hier dann fort:
kann der Zwischensatz derartig sein, dass er nicht in den P. 312 er den Lapis ignis, der aus dem
Jetzt wolle
Hauptsiiin des Satzes einschneidet, dass wir also in Bezug Antimon wird, mit dem Processe seiner Dar-
dargestellt
auf die Hauptsache nichts verlieren, wenn wir ihn, den stellung beschreiben, diesen Lapis, welcher nicht nur die
Zwischensatz, fallen lassen, dass er aber doch gerade als Menschen, sondern auch die Metalle particulär heile (in-
Zwischensatz als Satztheil seine Berechtigung hat. Z. B. dem er sie entweder als Particulär-Lapis, dem Universal-
es handelte sich um den Satz Marcus Tullius der
; Lapis Quecksilber gegenüber, zu Gold macht, oder indem
Eedner — du weiset, dass ich den Cicero meine war — er sie, die bereits Metalle sind, zu einem höheren Metalle,
ein Römischer Bürger. Hier haben wir den Anfang Gold, potenzirt). Dabei hält er es für nöthig, folgende
Marcus Tullius der Redner, das Ende: war ein Römischer Puncte zu berühren. Welche Eigenschaft der Lapis ignis
Bürger, den Zwischensatz du weisst, dass ich den Cicero hat? Welches sein Mineral sei? Ob ein Lapis ohne Ma-
meine. Das „du weisst, dass ich den Cicero meine“ kann terie entstehen könne, oder nicht? Welches die äussersle
man nach Belieben auch fallen lassen. Der Sinn des Differenz der Lapides sei, und wie viele Species derselben
Satzes, der dahin geht, dass der Redner Marcus Tullius gefunden werden ? Endlich will er über ihren Gebrauch
ein Römischer Bürger gewesen, wird durch dies Fallen- reden.
lassen nicht alterirt,trotzdem hat auf der anderen
aber P. 313. Die wahre Tinctura Antimonii, welche die
Seite doch das „du weisst, dass ich den Cicero meine“ Medicin der Menschen und der Metalle ist, wird nicht
eine Berechtigung, und man kann dem Satz -Aufsteller dargestellt aus dem cruden und flüssig gemachten Antimon,
nicht den Einwurf machen, aber wenn der betreffende wie es bei den Kaufleuten und Apothekern zu haben ist,
Zwischensatz fallen gelassen werden kann, warum bringst sondern sie wird aus dem Mineral dargestellt, wie es aus
du ihn denn ? Nun, er wird auf Grund dessen gebracht, den Berten hervorgeschafft und zuerst in ein Vitrum um-
dass ein Zwischensatz in einem Hauptsatze gerade als geformt wird. Wie nun jene „Extraction“ geschieht, das
Zwischensatz eine Berechtigung hat. Ganz analog ist die ist ein Hauptwerk (opus palmarium), in dem die ganze
Sachlage beim dreitheiligen Triumphwagen. Der 1. und Kunst besteht. Die präparirte, fixe und solide Tinctura
3. Theil entsprechen dem Hauptsatz , der 2. Theil dem Antimonii, das ist der Lapis ignis, ist eine reine, durch-
Zwischensatz, und wenn es auch der Autor in unser Be- dringende, spirituelle, feurige Essenz, welche zu einer
lieben stellt, den 2. Theil fallen zu lassen, so haben wir coagulirten Materie reducirt ist, und ist dem Salamander
damit doch noch nicht die Berechtigung, ihm vorzuhalten, zu vergleichen, welcher im Feuer nicht verzehrt, sondern
wenn du es uns anheimstellst, den 2. Theil zu über- gereinigt und erhalten wird.
springen, was einer Negirung dieses Theiles gleichkommt, P. 315. Der Lapis ignis tingirt nicht universell, wie
warum du ihn denn?
bringst der Lapis philosophorum, er tingirt blos particulär. —
In dem Appendix
des Triumphwagens haben wir übri- Den Ausdruck: gebraucht Basil an verschie-
„particulär“
genswieder ein Parallellaufen des Triumphwagens mit denen Stellen in verschiedenem Sinn. Hier will er sagen,
dem Timaeus. Der Timaeus bringt uns am Ende die das Quecksilber ist der Lapis philosophicus vom allge-
Reconstruirung des
Weltenthieres. Diese Reconstruirung meinen Standpunct das Antimonium
,
vom besonderen
schliesst sieb ersten Theile des Timaeus an, bringt
dem Standpunct. —
Sofort aber springt er ab, und nimmt das
also einen Appendix an diesen ersten Theil. Das ist „particulär“ einem anderen Sinne. Er sagt: Nimirum
in
ein analoges Verhältniss wie beim Triumphwagen , in (tingit Lunam in Solem, Stannum item et
particulariter)
welchem sich ein Appendix an den ersten Theil des Plumbum, Martern autem et Venerem non attingit. „Näm-
Buches anschliesst. lich er tingirt particulär die Luna in den Sol ebenso ,

Wir kommen nun zum Appendix. Zinn und Blei, den Mars und die Venus lässt er unbe-
Derselbe beginnt mit einer Einleitung, in welcher rührt.“ Damit will er sagen, stellt man das Antimon den
1*. 305. Basil sagt, das Antimon würde zu Buchdrucker- Arcanis gegenüber so hat es blos eine Relation zum
,

Typen benutzt. Ferner mache man bei einer gewissen Pulvis solaris ruber und niger (Stannum et Plumbum).
Constellation bei einem gewissen
,
Stande der Planeten, Damit wäre eigentlich die Sache fertig. Basil aber fasst
au.'i Antimon mit anderen Metallen eine Mixtur, woraus das ins Auge, dass Silber als Luna: Quecksilber ist.
Signaturen und Charaktere von besonderer Tugend ge- Als solches eignet sich die Luna, zum Antimon in Relation
gossen ftunduntur) würden. (Das zielt auf die Metall- und zu treten, denn arcanologisch genommen ist ja Quecksilber
Planeten -Zeichen.) Ferner mache man aus derselben das, was, um zum Arcanum zu werden, sich mit dem An-
Mixtur Spiegel (specula, ein anderer Ausdruck für die timon zu vereinigen hat. Und so tingirt denn das Antimon
Metall- und Planetenzeichen,) von vielen und wunderbaren nicht nur das Zinn und Blei, sondern auch die Luna.
Aspecien und Eigenthümlichkeiten. Ferner mache man Dass nun die Luna zum Sol tingirt wird, hängt damit
au.s Antimon Schellen und Glocken von wunderbarem zusammen, dass sich Basil denkt, zur Luna trete gerade
Tone (w.ihrscheinlich Narren-Schellen, mit denen er den das Sulphur aurat. hinzu. Dann wird die weisse Luna
Unkundigen etwas aufbindet, und Glocken, mit denen er gelb-roth und damit zum Sol. Dass der Lapis ignis, oder
ilie Weisheit der Schulärzte zu Grabe läutet). Ferner: das Antimon überhaupt „Martern et Venerem non attingit“,
Menschen-Bilder (Antimon im Anlehnen an die Mensch- hängt damit zusammen dass Eisen und Liquor hepatis
,

Interpretation der Tab. smar.), und vieles andere. nichts mit dem Antimon zu thun haben. Uebrigens denkt
536 5) 635

man bei dieser Stelle an die Stelle bei


unwillkürlieL Das Höllenfeuer. —
Geber, Cap. 1, Cap. den Abschnitt: Plin-
15. (Vergl. Diese 5 Feuer bezwecken nun wieder nichts anders,
als uns die 5 Interpretationen der Tab. smar. an der
leitung in die Zeichen-Interpretation der Tab. .smar.)
Praeterea non potest una pars hujus tincturae plus quam Hand der 3 Principien vorzuführen. Wir luaben in diesen
quinque partes transmutare. „Ausserdem kann ein Iheil 5 Interpretationen fünfmal die drei Principien, das ist
dieser Tinctur nicht mehr als 5 Theile transinutiren.“
— fünfmal den Yerbrennungs-Process, fünfmal da,s Feuer.
Hierbei wird an die Stelle Yon vorhin angeleknt. Man P. 330. Der Lapis ignis muss gekocht und gereift
hat im Quecksilber der beiden Pp. solares 2
partes, werden durch das corporale Feuer im Mikrokosmos, wie
welche transmutirt werden. Die Luna wird doppelt ge- die übrigen Medicinen, und die Speisen präparirt werden.
fasst: sind wieder 2 partes, also im Ganzen 4
partes. Wo nämlich das grosse Feuer des Makrokosmos anfhört,
Die Luna endlich zieht den Sol zu sich hinüber, und da muss der Mikrokosmos zu schaffen aufangen. Es ist
damit wären 5 partes da. —
Diesem Sachveihältniss ent- wie beim Getreide, welches reif wird durch das Elemen-
gegen kann der magnus Lapis philosophorum unendliches tar -Feuer des Makrokosmos, welches aber durch das cor-
bewirken. porale Feuer des Mikrokosmos eine neue Coction erleidet,
P. 316. Das Mineral, aus dem der Lapis ignis gemacht und dadurch ^eniessbar wird.
wird, ist die terra Antimonii. P. 331. Das wahre Oel des Antimons, aus dem der La
Basil fasst jetzt in’s Auge, dass die Arcana überhaupt pis i^üs dargestellt wird, ist über die Massen süss. Es
Lapides sind, was er einleitend ausdrückt, es würden viele wird von seiner Erde so gereinigt und separirt, dass, wenn
Arten Lapides gefunden, welche particulär tingiren. Hier- inan es in ein Glas giebt, und in die Sonne setzt, dass es
bei fasst er denn auch die Arcana als Metalle in s Auge. dann verschiedene und wunderbare Strahlen wirft.
P. 318 Indem nun die Metalle aus Sal, Sulphur und Es folgt jetzt die Darstellung des Sulphur aurat. Die
Mercur bestehen, spielen hierbei das Sulphur und der Beschreibung dieser Darstellung ist im Genre der Dar-
Mercur die Hauptrolle. Der Sal bewirkt blos das Fest- stellung der Antimon-Präparate im 2. Theile des Buches
sein der Metalle. gehalten. Wir wollen sie lüerher setzen. Ba.silschen
P. 319. Mit der „Materie“ des Lapis fasst Basil das Kunstausdriickeii gehen wir dabei so, wenig als mögUeh
in’s Auge, dass trotzdem, dass man die Metalle an und aus dem Wege.
tür sich hat als Sal, Sulphur, Mercur, dass trotzdem der Nimm im Namen Gottes von der Minera Antimonii,
Lapis philos. zu ihnen hinzutritt. welche hinter dem Sonnen- Aufgang gewachsen ist (wahr-
P 322. Alle Tincturae metallorum müssen derartig zu- scheinlich in einem hohen Berg, um die Waldecke, wo
bereitet werden dass sie einer besonderen Liebe gegen
,
Fuchs und Has sich gute Nacht sagen. L.) und von Sal
die Metalle theilhaftig werden, und eine Neigung, ein Nitri gleiche Theile, reibe sie fein, mische sie, setze sie
Verlangen erhalten, sich mit ihnen zu vereinigen, und sie auf massiges Feuer, hremie sie zugleich mit bequemer En-
in einen besseren Zustand zu bringen. („Alle“ Tincturae cheirese, in der das Hauptsächliche des Werkes besteht.
metallorum sind alle Lapides philosophici, wobei es na- Es ivird eine Materie Zurückbleiben, die einen Stich in’s
mentlich abgesehen ist auf die beiden Lapides phüo- Schwarze hat. Aus ihr mache ein Vitmm. Dies Vitrum
sophici des Quecksilbers und des Antimons.) Nachdem reibe fein, und ziehe aus ihm jene hohe rothe Tinctur mit
Basil das Obige gesagt, fährt er fort: Willst du einen einem scharfen destillirten Essig, welcher aus einem eige-
Vergleich, ein Beispiel? Hier hast du den Vergleich, das nen Mineral gemacht ist. Ziehe den Essig aus durch De-
Beispiel in Bezug auf den Menschen. Und nun schildert stillation im Bade. Es wird ein Pulver Zurückbleiben.
er uns die Liebe, und zwar in so brennenden, glühen- Dieses ziehe abermals aus mit höchst rectilicirtem Wein-
den Farben, dass ein erotischer Schriftsteller nicht kräf- geist, dann bleiben Faeces zurück, und du hast eine schöne,
tiger auftragen kann. Die Schilderung (P. 322 326) ist — rothe, süsse Extraction, die in der Medicin von hoheni
übrigens durchaus rein. Und wie er damit fertig ist, Gebrauch ist. Das ist der reine Schwefel des Antimon,
versäunrt er es nicht, hinterdrein die Mönchskutte über- so gut separirt als möglich. Wenn du von dieser Extra-
zuziehen, und sagt: ction 2 Pfund hast, so nimm 4 Unzen Sal Antimonii,
P. 326. Doch genug hiervon! Es ziemt sich nicht für wie ich es dich darzustellen gelehrt habe. Ueber sie giesse
einen Geistlichen, derariigen Gedanken länger nachzu- die Extraction, circulire wenigstens einen ganzen Monat
hängen, oder jener Flamme einen Platz in seinem Herzen in einem gut verecblosseuen Gefässe, und der Sal wird
einzuiäumen. Bis jetzt habe ich mich, ohne damit übrigens sich vereinigen mit dem extrahirten Schwefel. Wenn er
prunken von ihr mein ganzes Leben hindurch
zu wollen, die Faeces uiedergelegt hat, so separire sie, und ziehe
frei gehalten, und um die Gnade, da.=s ich
ich bitte Gott abermals einen Spiritu.s vini durch das Balneum Mariae aus.
ihm, zufrieden mit meiner geistlichen Braut, welches da ist Da.s Pulver, welches dem Künstler zurückbleibt, treibe mit
die heilige rechtgläubige Kirche, den geschworenen Eid heftigem Feuer. Es wird, nicht ohne Bewunderung, über-
unverbrüchlich halte. — gehen ein vielfarbiges, süsses Oel angenehm
, ,
durch-
Hiergegen zu sagen, dass ein Mensch, der nicht
ist sichtig, röthlich. Rectificire dieses Oel abermals im Bal-
selbst einmal verliebt war, die Liebe schwerlich so schil- neum Mariae, so dass der vierte Thcil daraus hervorgeht,
dern kann, wie liasil es thut, ganz abgesehen davon, dass und dann ist es präparirt.
ein solcher sich nicht bewogen fühlen dürfte, die Liebe Nachdem diese Operation absolvirt ist, nimm lebendiges

in einer alchemistischen Abhandlung zu bringen, und oben- Quecksilber des Antimons, dessen Darstellung ich dich ge-
drein bei einer solchen nüchternen Gelegenheit, wie. die lehrt, und giesse liiuzu röthliches Oleum Vitrioli, über
Kelation der Tincturae metallorum zu den Metallen ist, Ei.scn gemacht und höchst reotificirt, schaffe durch Destil-
vorzuführen. lation im Sande das Phlegma vom Quecksilber fort. Dapii
P. 327. Basil will nun zur Darstellung des Lapis über- erhältst du ein köstliches Präcipitat von einer Farbe, schö-
gehen, den Gebrauch desselben für das Ende verschiebend. ner als die man sich nichts denken kann. Es .wird in
Dieser Lapis von penetrativer und feuriger Natur wird chronischen Krankheiten und bei offenen Wunden zur Er-
durch das Feuer selbst gekocht und zur Reife geführt, langung der Gesundheit mit Nutzen angewandt. Denn es
nicht weniger als Alles übrige, was auf der Welt ist. Da trocknet stark die symptomatischen Humores aus, von denen
nun dieses ,, Alles übrige“ verschieden geartet ist, so muss die Morhi Martiales kommen. Hierbei hilft, kräftig der
man auch verschiedene Feuer in’s Auge fassen: Spiritus Olei, welcher heim Mercur bleibt, und sich mit
1) Das himmlische Feuer, von Gott in unserem Herzen ihm verbindet und einiget.
angezündet. Es führt uns zur Liebe zu Gott, zu der Nimm von diesem Präcipitat und vom obigen süssen
Trinität, zu Christus. Oel des Antimons gleiche Theile. Infundire zugleich in
2) Das Elementar-Feuer. Es geht von der Sonne aus einem wohlverschlossenen Gefäss (phiäla). Das Präcipitat
und bringt im Makrokosmos alles zur Reife. wird sich mit der Zeit in dem Oele bei geeigneter Wärme
3) Das corporale Feuer. Durch dasselbe werden alle auüösen, und sich lixireii. Auch das Phlegma wird durch
Speisen und Medicamente gekocht und präparirt. Ohne das Feuer fortgenomraen, und es entstheht daraus ein ro-
dasselbe können die Menschen die Gesundheit und die the,s, trooknes, fixes und flüssiges Pulver, welches auch
Erhaltung des Lebens nicht erzielen. nicht den mindesten Rauch von sich giebt.
4) Jenes Feuer, welches vor dem letzten Urtheil Gottes P. 335. Basil fährt fort: Jetzt, mein Apostel und Schü-
diese sichtbare Welt zerstört. ler der Arcana, will ich nach Art der Propheten reden. ,,i
:

537 538

Wenn du deine pliilosopliiselien Studien auf die Weise, des Tartarus ich verpflichte dich eidlich bei Hermes und
;

wie ich es vorgeschriebsn, zu diesem Ende geführt hast, Anubis und beim Bellen des seinen Schlangenschwanz
so hast du eine Medicin der Menschen und der Metalle. fressenden Drachen und dreiköpfigen Hundes Cerberus, des
Sie ist angenehm und süss im Gebrauch, hat nichts ge Wächters des Hades ich verpflichte dich eidlich bei jenem
;

fährliches. Sie ist durchdringend, treibt keine Sedes, ver- Fährmann und Acherontisclien Schiffer ich verpflichte dich
;

bessert und treibt das Uebel aus. Benutze sie, wie es eidlich bei den drei Nothwendigkeiten, Geissein, Schwert:
sich ziemt, und sie wird dir viele Vortheile bringen u. s. w. — bei alle dem verpflichte ich dich, nichts zu verrathen,
Elier wird es mir, der ich ein Geistlicher bin, etwas und dich blos mitzutheilen deinem Kinde und deinem
ängstlich zu Muthe. Ich weiss nämlich nicht, ob ich wahren Freunde.
gut oder schlecht handele, ob ich zu viel ode)' zu wenig NB. Der Cerberus wird auf der einen Seite der drei-
sage. — köpfige Hund, und auf der anderen Seite der y.agy.ovQO-
Nun, zu viel hat Basil nicht gesagt, darum braucht ßoQog ijQdxwy genannt. Notorisch hat der Cerberus einen
ihm nicht ängstlich zu Mpthe zu werden. — Dann sagt er : Schlangenschwanz. Dass er denselben nun aber verschlin-
P. 337. Jam satis satisque scripsi, et docui tarn
di.xi, gen, fressen soll, ist nichts anderes als ein Anlehnen an den
claro, tarn aperte, tarn luculeuter, ut scriptis id fiere pos.sit Abendländischen Drachen der seinen eigenen Schwanz
,

nec manifestius, nec dilucidius, nisi perditus quis et teme- frisst. (Vergl. bei den Lambsprinckschen Bildern.)
rarins sciens volens se ad inferos velit praecipitare, ut ibi Die drei „Nothwendigkeiten“ sind wohl die drei
.snbmergatur et pereat qnia a rerum creatore severissime
;
Parzen.
CSt interdictum, haec ulterius recludere, et comedere de Die „Geissein“ sind wohl die Gorgonen, deren einer,
arbore, quae plantata erat in medio paradiso. der Medusa, Perseus den Kopf abhieb. Daher kommt auch
„Jetzt habe ich genug gesagt und geschrieben. Ich das Schwert in die Sache. Zunächst ist dies Schwert
habe so klar, so offen, so deutlich gelehrt, dass ein Autor daun das Schwert des Perseus, in weiterer Verfolgung
es nickt deutlicher kann, es müsste denn sein, dass ein der Sache aber das Quecksilber als Schwert. Da den
heilloser und verwegener Wissender sich mit Vorsatz in Geissein gegenüber, dem Schwerte zu Liebe, die Medusa
die Hölle stürzen wollte, um in ihr zu versinken und un- in den Vordergrund tritt, so haben wir damit ein Anleh-
terzugehen. Denn es ist vom Schöpfer auf’s strengste nen an den Lapis in so fern, als das Schangeuhaupt der
verboten, das Geheimni.ss klarer darzulegen, und zu essen Medusa jeden, der es ansah, in Stein verwandelte. —
vom Baume, der mitten im Paradies gepflanzt worden.“ Aehnlicho Stellen, wie die angeführten, giebt es bei den
Das ist so der Glaube, den alle Älcb.emisfcen hatten sic ; verschiedenen alchemistischen Schriftstellern, namentlich
meinten sündhaft zu handeln, wenn sie die Geheimnisse der Abendländischen Periode, in Menge.
der Alchemie offen darlegten. Daher auch ihre mysteriöse P. 338. Anwendung des Lai)is ignis am Krankenbette.
Schreibeweise, ihr verdecktes Auftreten. Arnaldus de P. 341. Schluss.
Villanova .sagt in dieser Beziehung im ßosarium philoso-
phorum, Liber 11., Cap. 32: Alchemisten zwischen Basilius Valenti-
Et qui habes istum libruin, in sinu tuo reconde, nullique niis und Paracelsus, resp. deren
ip.sum reveles, nec manibus impiorum offeras qraia secre-
tum secretorum omnium philosophorum plenarie compre-
:
Zeitgenossen.
hendit. Talis siquidem et tantus inargarita non ost porcis Von ihnen erwähnen wir:
et indignis largiendus, quoniam est donum Dei magnum, Lambsprinck. Schrift: De Lapide philosophico.
et Deus, cui vult, largitur ipsum et aufert. Quapropter, Joannes Aurelius Augureilus. Schrift: Chryso-
charissime, qui habes istum librum, digito compesce label- poeia. Diese alchemistische Abhandlung ist in Lateinischen
lu)n, filius existens philosophorum, ut merito merearis dici Hexametern abgefasst, und mit diesen Hand in Hand ge-
et esse de uumero sapientmn antiquoruui. „Und du, der hend, durchzieht ein poetischer Schwung das Ganze. Sie
du jenes Buch hast, verbirg es in deinem Busen, verrathe ist dem Papst Leo X. gewidmet. Der hohe Herr fasste
Keinem seinen Inhalt, biete es nicht den Händen der Gott- die Sache aber ziemlich prosaisch auf, wie aus folgenden
losen dar, denn es enthält das Geheinmiss der Geheimnisse Worten des Olaus Borrieliius in seinem Conspectus scri-
aller Alchemisten vollkommen. Eine solche edele Perle ptorum chemicorum celebriorum, Sectio 42., hervorgeht:
ist nicht vor die Säue zu werfen und Unwürdigen zu Certum quoque est, Leonem X., Poutificem Eomanum, li-
reichen, denn sie ist ein erhabenes Geschenk Gottes, und brum huue dedicatum iri’isisse, et laborem ej us inanem
sibi
Gott giebt es und nimmt es nach seinem Willen. Deshalb, crumena vacua ad Augureilum remissa institui.sse compen-
Lieber, der du jenes Buch hast, halte reinen Mund als sare, addito mordaci dicterio, nihil illi, qui hanc .'^rtem
wahrer Sohn der Philosophen, auf dass du verdienst ge- calleret, deesse, praeter crumenam, caetera de suo posse
nannt zu wei'den und zu sein ein Mitglied der alten subministrare. „Es steht auch folgendes fest. Der Rö-
Weisen.“ (NB. Es ist ein Lapsus, wenn margarita hier mi.sche Papst Leo X. lachte über diese ihm gewidmete
männlich gebraucht wird.) Schrift. Er beschloss, die eitele Arbeit derartig zu hono-
Ferner Lullius, Practica, Cap. 30 ; riren, dass er dem Augure'lus einen leeren Beutel zu-
Et quando scies (secretum), sub anathemathis poeiia scbickte mit dem heissenden Scherze: Demjenigen, der
prohibemus, ne alicui discooperias, nam a Deo maledictus eine solche Kunst (nämlich die Goldmacherkunst) ver-
est, qui discooperuit. Et idco philosophi sic celaveruut, stände, fehle nichts als ein Beutel, das Uebrige kömie er
et, Deo dante, celabunt futuris teinporibus. „Und wenn sich ja auf eigene Hand verschaffen.
du das Geheimniss kennst, so verbieten wir dir, bei Strafe Joan. Fr Mir<andula (Picus hlirandolanus). Schrift:
des Bannes, da.ss du es enthüllest. Denn wer es enthüllt, Opus aureum de auro tum aestimando, tum conficiendo,
i.^^t von Gott verflucht. Daher kommt’s, dass die Alche- tum utendo, ad conjugem.
misten es so geheim gehalten haben, und mit Gottes Hülfe Joan. La ein ins. Er gab den Petrus Bonus heraus.
auch in Zukunft geheim halten werden.“ Ausserdem ist noch einiges von ihm.
Ferner Isis an den Horus Joan. Braccschus. Er schrieb einen Commentar
'
‘Ooy.i^o) as elg ovQavuy, yijy) axozog dpzjfoj über Geber.
ae tlg Tivo, utQK, ü(fü>g y.ai y\y' dgxiCoj as eig vxjjog A g r i p p a von Nettesheim. Als sein Geburt.sjahr
ovQicyov xui yijg y.ai Taozdoov ßd&og •
o'ztfw 0 £ ffg wird 1486 angegeben, als sein Sterbejahr: 1535. Haupt-
Egfxijy y.ai 'L'lyyovßzy y.ai sig i Xay/.ia zoü y.egy.ovgo- schrift: De occulta philosophia.
ßüQov <^gd xoyzog y.ai y.vydg rgiy.icf dJ.ov zov Ksgßagou,
rov (fwXayog zov A’idov OQy.ii^o) aa aig zöy noQ&fxaa
'
Paracelsus.
iy.aivoy xai Ayalgoyia yavziXoy öoy.t^vj aa alg zag
zgaig aydyxag y.ai fj.daziyag y.ai ^iqog zouxoig ndai' In der Neuzeit ist es namentlich J. G. Eademacher,
jua ^(fony.iaag naoayyaXXaiy änayaigrjaa [xrj^ayi /uaza- der die Aufmerksamkeit des ärztlichen Publicums auf die-
di^oyai, ai /xt) judyoy räxyxp y.ai yza/aim. „Ich sen, von seinen Feinden so sehr verketzerten und in Folge
verpflichte dich eidlich beim Himmel, bei der Erde, beim dessen von Unkundigen so sehr verkannten Mann ge-
Licht, bei der Finsterniss; ich vei’pfiichte dich eidlich bei lenkt hat.
Feuer, Wasser, Luft und Erde; ich verpflichte dich eidlich Paracelsus, geboren 1493, gestorben 1541, ist ein treuer
bei der Höhe des Himmels und der Tiefe der Erde und Schildknappe des Basilius, und stellt sich, wie er, auf den
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Boden der Drei-Principien - Lelire. Auch darin stellt er der Peregrinus ? Wie gefeilt euch der Waldesel von Eyn-
ilim treu zur Seite, dass er gegen die den Alchemisten sidlen? Brecht herfür? Was steckt in euch?“ (Paragra-
aufsässigen Schulärzte tapfer zu Felde zieht, wo möglich num, p. 18.)
überhietet er ihn noch in dieser Beziehung. Er griff aber Auch hier stellt sich Paracelsus im Eifer der Gereizt-
in ein Wespennest, und verbittei'te sich dadurch sein Le- heit auf den Standpunct seines Ich, wo es doch im Grunde
ben. Basil hatte gut den Fehdehandschuh hin werfen einer- ;
nur auf den objectiven Standpunct abgesehen ist, das ist
seits wusste kein Mensch, wo denn dieser Basil stak, und darauf, dass die alchemistische Medicin der Schulmedicin
andererseits hielt die Mönchskutte, die er schlau über den weit überlegen ist.
Kopf zu ziehen wusste, das profanum vulgus von ihm ab. Und was dergleichen Stellen mehr sind, welche man als
Paracelsus dagegen trat frei hervor, und hieb mit dem Blüthen Paracelsischer Arroganz und blumiger Schreibe-
Schwerte, welches sich auch auf seinem Conterfei in sei- weise hervorzusucben beliebt hat. Ich will noch eine
nen Händen befindet, tapfer drein, indem er sagte, hier Stelle beifügen, die in ihrer Art ein non plus ultra ist.
bin ich, wer etwas will, der komme heran: und das — Es heisst (Paragranum, pag. 11);
war eine ganz andere Sache. „0 eweres armen Galeni Seel, wer (wäre) er untödtlich
In Bezug auf die derben Reden des Paracelsus fällt hüben in der Artzney, so weren (wären) seine Manes nit
immerhin das mit in die Wagschale, dass der Verfasser in in abgrundt der Hellen vergraben worden, darauss er mir
derb-plumpen Zeiten lebte, dass er sich der Deutschen gescbriben hatt, des Datum in der Hellen standt. (Galen
Sprache bedient, die zu der damaligen Zeit recht derb- hat an den Paracelsus einen Brief geschrieben, der aus
plump war. Das letztere tritt ganz deutlich hervor, wenn der Hölle datirt ist.) Ich hett nicht vermeinet, Ich heit
man in Bezug auf den Triumphwagen des Basil den Thöl- nicht vermeinet, dass der Fürst der Artzten dem Teuffel in
den mit dem Kerckring vergleicht. So z. B. hat Kerckring Arss solt gefaren sein : nemlich seine Discipul faren jhm
pag. 99: Quid tu vermis terrae miserabilis et esca ver- nach, oder am wenigsten seiner Mutter ins F. L. Solt
mium, wogegen Thölden hat: Ach du armer, elender, das ein Fürst der Artzney sein, unnd die Artzney auf jhm
stinkender Maden-Sack Du armer Erdenwurm und elende
! stehn? so müssen die grösten Schelmen in der Artznei
Creatur. Und ein ähnliches Verhältniss an anderen Stel- sein, so under der Sonnen leben, sie beweisens auch wol
len. Indessen lassen wir uns hierauf nicht zu tief ein. dass sie jhm trewlich nachfolgen.“
Nehme man den Paracelsus, wie er ist. Was seine Geg- Man kann hiergegen blos bemerken, dass es sich um
ner ihm sagten und thaten, wie sie ihm Gift in’s Brod eine rohe Zeit, eine rohe Sprache, einen gekränkten Ver-
buken, wie sie ihm Galle in’s Getränk träufelten, davon fechter der gekränkten Alchemie handelt
schweigt die Geschichte: —
bei ihnen, davon dagegen, Wö die Umstände es erheischten, da verstand es Para-
dass er auf flen Klotz den Keil setzte, dass er ihnen celsus, sehr gemessen aufzutreten und sich einer Sprache
zeigte, wo die Hacke den Stiel hatte, davon machten sie zu bedienen, die, von einem berechtigten Selbstbewusstsein
ein grosses Geschrei. Man liebt es, auf folgende Stellen getragen, jeder Demonstration aus dem Wege ging. Zum
des Paracelsus hinzuweisen: Beweis dessen führen wir einen Aufruf an die Studirenden
Wie ich aber die Vier für mich neme, also müsset jhrs der Medicin an, den er als Professor zu Basel erliess. Er
auch nemen, und müsset Mir nach, Avicenna, Galene, Rhasis, ist in Lateinischer Sprache abgefasst und steht zu Anfänge
Montagnana, Mesue etc. Mir nach, und nit jch euch nach, des 7, Bandes der Baseler Quartausgabe seiner Schriften
Ihr von Pariss, jhr von Mompelier, jhr von Schwaben, jhr (Basel 1590), Sein Wortlaut ist folgender:
von Meissen, jhr von Cöln, jhr von Wien, und was an der Theophrastus Bombast ex Hohenheim, Eremita, utriusque
Thonaw und Rheinstrom ligt, jhr Insulen im Meer: Du medicinae Doctor ac Professor, medicae artis Studiosis S. D,
Italia, du Dalmatia, du Sarmatia, du Athenis, du Griech, Quum sola omnium disciplinarum medicina, tanquam
du Arabs, du Israelita, Mir nach, unnd ich nicht euch nach, divinum quoddam munus, tum sacrorum tum prophanorum
ewrer wirdt keiner im hindersten Winkel bleiben, an den scriptorum suffragio, necessitatis titulo laudetur, atquo
nicht die Hunde seichen werden Ich wirdt Monarcha,
: "paucissimi Doctorum eam feliciter hodie tractent, visum
unnd mein wirdt die Monarchey sein, und ich füre die Mo- erat, illam ad pristinam suae autoritatis laudem revocare,
narchey, und gürte euch ewere länden. Wie gefeit euch et quam quidam a faece barbarorum, nos ab erroribus
Cacophrastus ? diesen Dreck musst jhr essen.“ (Paragra- gravissimis purgabimus. Non veterum addicti praeceptis,
num. Vorrede. Paracelsi Bücher und Schriften. Basel 1589. sed iis duntaxat, quae partim indicatione rei naturae,
4. 2. Theil. P. 10.) partim nostro Marte invenim.us, et longo rerum usu atque
Nun ja, fragen wir, warum denn nicht? Soll Paracelsus experientia comprobavimus. Quis enim nescit plurimos
,

dem Galen, dem Avicenna nach? Das wäre in der That Doctorum hac tempestate, vel summo aegrorum discrimine,
zu hübsch. Er soll seine Arcana aus der Hand legen und foedissime lapsos ? quum nimis anxie Hippooratis, Galeni
nach Galens Heil-Indicationen curiren? Und sollen die von et Avicennae aliorumque dictis adhaeserint, perinde ac ex
Paris und von Montpellier und Cöln und Meissen u. s. w. fripode Apolliriis haec veluti oracula manaverint, a quibus ne
ihm, dem Paracelsus, etwa nicht nach, soll er ihnen nach? digitum latum discedere liceret. His enim autoribus splen-
Wozu? Um ihnen zu Liebe seine Arcana fortzuwerfen, didissimi quidero Doctores, si Düs placet, non autem medici
und von ihnen zu lernen, wie man mit Bezoar, Hunde- nascuntur. Non titulus, non eloquenlia, non linguarum
dreck, Mäusedreck, Fischgräten u. s. w. mit 100 und 1000 peritia, nec multorum librorum lectio, etsi haec non parum
Kräutlein, die sich recht gut als Ziegenfutter qualificiren exornent, in medico desideranda sed summa rerum ac my-

:

mögen, kranke Menschen curirt (!!!)? steriorum cognitio, quae una facile aliorum omnium vices
Der Hunde-Seich hätte wohl unterwegs bleiben können. agit, Rhetoris quidem est, diserte posse loqui ac persua-
Indessen wollen wir, können wir in dieser Beziehung mit dere, atque judicem in suam sententiam trahere: medici
dem persönlich gekränkten Verfechter der. gekränkten Al- autem, affectuum genera, causas ac cfvfi7niöf^aTK novisse,
chemie rechten? et iis insuper sua sagacitate et industria pharmaca ap-
Mit dem Monarchen und der Monarchie liegt die Sache plicare, atque pro cujuslibet ingenio ac ratione vel oun-
gar nicht so, wie man sie missverstehend gedeutet hat. ctis mederi. Caeterum ut paucis modum docendi depingam
Paracelsus will nicht sagen, ich, in so fern ich der Para- Imprimis igitur, quod ad me attinet, ego, amplo Domi-
celsus bin, bin der Monarch, der erste unter den Aerzteii. norum Basiliensium stipendio invitatus, duabus quotidie
Daran denkt er nicht. Er will blos sagen, die alchemi- horis, tum activae tum inspectivae medicinae et physices
stische Medicin ist der Schulmedicin überlegen, sie steht et chirurgiae libros, quorum et ipse autor, summa dili-
als Königin des lU-ankenbettes da. Auf die Weise hat er gentia magnoque auditorum publice interpretor:
fructu ,

die Monarchie, und er, als Jünger der alcheinistischen Me- illos tarnen non aliorum more ex Hippocrate, aut Galeno,
dicin, wird nun auf Grund der betreft’enden Monarchie zum aut quibuslibet emendicatus, sed quos summa rerum do-
Monarchen (ßaatkevs)- ctrice experientia atque labore assequutus sum. Proinde si
Ferner: „Ich sagemein Gauchhaar im Gnick
euch, quid probaturus, experimenta ac ratio autorum loco mihi
weiss mehr dann jhr unnd ewere Scribenten Unnd meine
all : suffragantur, Quare, optimi lectores, si quem hujus Apol-
Schuchrinken seindt gelehrter, dann ewer Galenus unnd lineae artis mysteria oblectant, amor desideriumque tenent,
Avicenna: Unnd mein Bart hatt mehr erfaren, dann alle cupitque brevi admodum temporis spatio, quicquid hujus
ewere Hohe Schulen. Ich wil die stundt greitfen, das disciplinae est, perdiscere, ad nos evestigio Basileam se
euch die Sew im kaat müssen umbziehen, wie gefeilt euch conferat, et longe alia atque majora, quam paucis de-
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scribere possim, comperiet. Sed ut nostrum jnstitutum cla- Stelle ein. Er lehnt an die 3 Principien, die vor ihm
rius Studiosis innotescat, non piget exempli loco subjicere, da waren, er an Magie und Mystik, die ebenfalls
lehnt
nos in complexionum ac humorum ratione veteres nequa- vor ihm da waren, und damit ist die Sache fertig. Aber
quam imitari, qui sane omnes aegritudines illis falso ac- darin steht der Mann gross da, dass er Viele, namentlich
ceptas ferunt: unde nullis aut certe paucissimis Doctorum in seiner Stellung als Professor zu Basel die Arcana
,

hodie morbos, causas ac decretorios dies exacte novisse lehrte. Offen freilich hat er sie nicht bekannt gemacht,
contingit. Postremo haec veluti per transennam demon- aber, um an die Worte seines obigen Programms anzu-
strata sufficiant: vobisque tarnen de bis non, nisi audito knüpfen, quem oblectabant hujus Apolüneae artis mysteria,
prius Theophrasto, temere judicandum permitto. Valete et quem tenebant amor et desiderium, qui cupiebat perdiscere,
hunc nostrum instaurandi medicinam conatum boni con- quiequid esset hujus disciplinae: —
der konnte sich nach
sulite. Basel begeben und dort lernen, was er erstrebte. Und
Datae Basileae nonis Junii, anno M. D. XXVII. Mancher, Mancher hat ihm die hohe Kunst der Anwendung
„Theopbrast Bombast von Hohenheim aus Einsiedeln, der Arcana abgelernt.
Doctor der Medicin und Chirurgie, Professor, an die Stu- Was den Standpunct des P,aracelsus in der Alchemie
direnden der Arzneikunde. so fasste er, worauf wir bereits vorhin hingewiesen,
betrifft,
Die Medicin zeichnet sich unter allen Disciplinen, wie hauptsächlich ein Doppeltes in’s Auge, die Drei-Principien-
ein göttliches Geschenk, nach dem Urtheiie geistlicher nnd Lehre und die Magie (Mystik). In Bezug auf die erstere
weltlicher Schriftsteller dadurch aus, dass sie den Stempel lehnte an Basilius Valentinus, nur huldigte er dessen
er
der Nothwendigkeit trägt. Nur sehr wenige Docforen aber Antimon-Lapis nicht, und hielt sich an die Quecksilber-
üben sie heute mit Erfolg aus, und so schien es uns pas- Lapides.
send, sie wieder in ihre alte berechtigte Stellung zu Was die Magie betrifft, so reiht sie sich an das Ens
bringen, und sie, die Andere vom Bodensatz der Barbarei universale Guecksilbe.. Wenn man nach der magischen
reinigten, werden wir von gewichtigen Irrthümern reinigen. Interpretation der Tab. smar. res una als Magie hat, wenn
Wir sind nicht Anhänger der Lehren der Alten, wir man dem gegenüber nach der Mercur-Interpretation der
hängen nur den Lehren an, auf welche uns die Anzeige Tab. smar. res una als Quecksilber hat, so deckt das
der Natur der Sache, auf welche uns die eigene Forschung Quecksilber die Magie und man hat an der Hand des
geführt, und welche wir durch lange Erfahrung bestätigt Quecksilbers die Magie in der Abendländischen Alchemie,
gefunden haben. Jeder weiss, dass die meisten Aerzte ganz abgesehen davon, dass man sie bereits im Anlehnen
heute zum grossen Schaden der Kranken von grossem Irr- an Merlin hat. (Vergl. alchemistische Schriftsteller und
thum befangen sind, indem sie zu ängstlich an die Aus- Schriften der ersten Abendländischen Periode.) Wenn
sprüche eines Hippokrates, Galen, Avicenna u. s. w. daher Paracelsus der Magie Rechnung trägt, so nimmt er
hängen, als wenn dieselben den Rang von Orakel Sprüchen damit gar keinen Besonderstandpuhet ein, er geht einfach
einnähmen, die vom Dreifuss des Apollo herstammten und den Weg, auf den er durch die Abendländische Alchemie
von denen man keinen Finger breit abweichcn dürfe. Ach im Allgemeinen gezogen wird. Es heisst durchaus das
nein, mit Verlaub, von jenen Autoren stammen wohl gra- Wesen der Alchemie verkennen, wenn man sich an die
duirte Doctoren, aber keine Aerzte. Nicht Titel, nicht Be- Magie in der Abendländischen Alchemie stösst, wenn man
redtsamkeit, nicht Sprachkunde, nicht eine umfangreiche einen Scrupel darin findet, dass Paracelsus ein Magier
Lectüre —
obgleich das alles ganz gut und schön ist — war. Roger Baco in seiner Epistola de secretis operibus
machen den Arzt, sondern eine genaue Kenntniss der artis et naturae et de nullitate magiae sagt Cap. 2 Quid
natürlichen und mystischen Dinge: —
diese wiegt alles vero de carminibus et characteribus et hujusmodi aliis sit
;

andere auf. Für den Redner ist es ganz gut, dass er tenendum, considero per hunc modum. Nam proculdubio
treffend und überzeugend sprechen und den Richter zu omnia hujusmodi nunc temporis sunt falsa aut dubia, et
seiner Meinung bringen kann; des Arztes Sache ist es quaedam irrationabilia, quae philosophi adinvenerunt in
aber, die Arten, die Ursachen, die Symptome der Krank- operibus naturae et artis, ut secreta occultarent ab indi-
heiten zu kennen, scharfsinnig und correct Mittel gegen gnis. „Was also vom Zauber-Kram zu halten ist, darüber
sie anzuwenden und nach Kräften zu Meine Lehr-
heilen. habe ich die dargelegte Anschauung. Ohne Zweifel ist
weise ist kurz folgende: Von den edelen Baselerer Herren alles derartige heut zu Tage falsch oder zweifelhaft,
angestellt, interpretire ich öffentlich, täglich zweistündlich, einiges irrationelL Die Alchemisten haben es blos erfunden
meine eigenen Schriften über praktische und theoretische in den Werken der Natur und der Kunst, um ihre Geheim-
Medicin Naturkunde und Chirurgie mit grosser Sorgfalt
, nisse vor Unwürdigen zu verbergen.“ —
Vom alchemi-
und zu Nutz und Frommen der Zuhörer. Diese Schriften stischen Standpunct ist das naiv genug gesprochen, dem
habe ich aber nicht, wie das Sitte bei Anderen ist, aus Laien gegenüber legt es aber das Verhältniss der Magie
Hippokrates, Galen u. s. w. zusammengebettelt, sondern zur Alchemie im engeren Sinn so unverholen dar, dass es
sie sind das Product der Arbeit, der Erfahrung, welche kaum zu begreifen ist, wie man sich denn an den Para-
die erste Lehrerin ist. Will ich daher etwas darthun, so celsus mag US stossen konnte. Und doch stiess man sich
stütze ich mich auf Erfahrung und Urtheil, statt auf Auto- sehr an ihn. Vergl. Libavius an mehreren Stellen,
ritäten. Daher, Geehrteste, wenn Jemand von Euch Sinn, z. B. in der Vorrede zu seiner Alchymia. Unserem Leser
Liebe, Verlangen hat zu den Mysterien dieser Arzneikunst, gegenüber würden wir es geradezu für lächerlich halten,
wenn Jemand in kurzer Zeit zu lernen wünscht, was diese wenn wir es unternehmen wollten, den Paracelsus von dem
Disciplin betrifft, so möge er sofort nach Basel kommen, Vorwurf der Magie zu reinigen. Der Alchemist wirft sich
und er wird ein Näheres und Mehreres kennen lernen. als solcher der Speculation in die Arme, zu der ihm die
Damit aber den Studirenden unser Lehr-Plan klarer werde, Arcana den Ausgangspunct bieten. Ob sich nun diese
so bemerken wir, dass wir beispielsweis in den Lehren von Speculation auf die Kosmologie, das Wesen der Metalle,
den Complexionen und Humoren den Alten nicht folgen, den Stein der Weisen, die Goldmacherkunst u. s. w. oder
welche fälschlich alle Krankheiten auf jene zurückführen: auf die Magie wirft, wird sich wohl gleich bleiben.
— ein Grund , weshalb kein Arzt, oder denn nur sehr Eine allgemeine Uebersiclit über den alchemistischen
wenige unter ihnen, heute die Krankheiten, die Ursachen, Standpunct des Paracelsus erhält man durch seine Ab-
die entscheidenden Tage exact kennt. Das sei ein all- handlung De natura rerum, geschrieben zu Villach 1537
gemeiner Umriss dessen, was ich Euch biete. Ich bitte (Baseler Quartausgabe Theil 6, pag. 255. sequ.) Dieselbe
Euch aber, urtheilt nicht so leichthin darüber, bevor Ihr zerfällt in neun Bücher: 1) de Generationibus, 2) Je Cre-
den Theophrast gehört. Und nun Gott befohlen, nehmet scentibus, 3) de Conservationibus, 4) de Vita, 5) de Morte,
unsere Absicht, die Medicin zu erneuern, gut auf. 6) de Resuscitatioue, 7) de Transmutationibus, 8) de Se-
Basel, den 5. Juni 1527.“ parationibus, 9) de Signaturis. Diese Bücher lehnen fol-
Wenn man nie etwas näheres von Alchemie und alche- gendermassen an die Tab. smar. In der 2. Rubrik dienen
mistischen Aerzten gehört hat, und liest nun den Eade- die superiora und inferiora dazu, um die Wunder der res
macher, so wird man leicht zu der Ansicht verführt, Para- una zu Stande zu bringen. An diese res una wird dann
celsus gehöre zu den ersten Alchemisten oder sei gar der das unum gelehnt in dem Passus Et sicut res omnes fu-
erste Alchemist, der je gelebt habe. Daran ist nun gar erunt ab uno. Da man nun an der Hand des esse der
nicht zu denken. An und für sich nimmt Paracelsus in res omnes die Erschaffung hat, so repräsentirt die 2. Ru-
der Geschichte der Alchemie eine ziemlich bescheidene brik vom Anfang bis meditatione unius die Generatio. Auf
543 544

Grund des sic omnes res natae fnerunt ab hac una re das Kunststück mit den Spiegeln in die Lage versetzt, sich
adoptione gehen aus der res una die res natae hervor, sie selbst zu vergiften. —
wachsen aus ihnen hervor, und so hat man an der Hand Das Gift der menstruirten Weiber ist die Extension der
dieses Passus der 2. Rubrik das Crescens. Nachdem uns Erfahrung oder Meinung, dass Stoffe, welche in Gährung sind,
nun die 2. Rubrik das gebracht hat, was geschaffen ist, dadurch dass Menstruirte sie anfassen, sich ihnen näheren,
was wächst, bringt uns die 3. dessen Erhaltung, Conserva- verderben. Das Menstrualblut wird alsdann mit dem Hy-
tio. Ist doch in dieser Rubrik von Vater, Mutter, Amme drarg. oxyd. rühr., dem Quecksilber als Menstrualblut
die Rede, und die thun das ihrige, um ihr Kind, ihre in Relation gebracht, indem dies aber alsVenenum gefasst
Kinder zu erhalten, gross zu ziehen. Indem die Abend- wird, hat man seine Giftigkeit. In den giftigen Augen
ländische Alchemie die 4. Rubrik zu Christus in Relation der Weiber haben wir das Quecksilber als Auge, in dem
setzt, ist in ihr das Gegenüberstehen von Leben, Tod, Auf- Spiegel das Quecksilber als Si)iegel, in den Spiegel-
erstehung gegeben, und so haben wir denn in Anlehuen flecken das Quecksilber als M
a c u 1 a, in der Wunde Queck-
an diese 4. Rubrik: Vita, Mors, Resuscitatio. Die Trans- silber als Vulnus. Im Hauch der Weiber haben wir das
mutatio, lehnt an den Passus Haec est totius fortitudinis Quecksilber als Anima, in ihrem Anfassen das Queck-
fortitudo fortis indem hier der Lapis philos. gebracht
,
silber als T actus, gerade der Tactus ist es ja, was dem
wü-d, welcher die Metalle transmutirt. Die Separatio ist Ens universale Quecksilber seinen Rang als Fettigkeit
in dem Passusquia viucet omnem rem subtilem omuemque giebt. Wein, Essig, Branntwein repräsentiren das
solidam penetrabit gegeben, indem die omnis res subtilis Quecksilber als solches, ihr Verderben eine Fermenta-
und solida an das subtile und spis.sum der Stelle Separa tion, welche den falschen Weg cingeschlagen. Im Bisam,
bis terrain ab igne, subtile a spisso lehnt, und damit ist in der Ambra, dem Zibet haben wir das Quecksilber aus dem
man denn auf die Separatio Die Signatura lehnt sich an Gesichtspuncte des Geruches, im Gold eben als G o 1 d,
die 7. und 8. Rubrik. Dort erhalten wir nämlich an der in Koralle und Edelstein vom Gesichtspunct der Farbe,
Hand der philosophia totius inundi und der operatio Solis desEd eist eines. Ihr Verderben liegt darin, dass Gold
den Titel, die Signatur, der Tab. smar. Endlich reiht sich in Quecksilber geworfen, weiss wird, und Riechstoffe, in
der Titel der ganzen Abhandlung, De natura rerum, an Quecksilber geworfen, an ihrer Oberfläche geruchlos wer-
die 1.Rubrik der Tab. smar. Sich nämlich an den Titel den. Dass Korallen ihre Rothe verlieren, wenn sie von
der Demokritschen Schrift: De rebus naturalibus et mysti- Frauen während der Zeit ihrer Menstruation getragen
cis, haltend, stellt sich Paracelsus in seiner Abhandlung die werden, behaupten viele Frauen, und ihnen reihen sich
Aufgabe, in seiner Natura rerum: res naturales und res daun andere Schmucksteine an.
mysticae zu bringen. Die ersteren repräsentiren ein „verum“ Im' asili.sk en haben wir das Quecksilber als Basilisk.
die letzteren ein „sine mendacio.“ Res mysticae sind zwar Indem er als Gift der Gifte rangirt, wird das Queeksilber
gerade nicht wahr, man kann aber auf der anderen Seite als Gift all seiner Hand besonders in den Vordergrund
auch nicht geradezu sagen, dass sie erlogen sind, dass gedrängt. Dass der, den er ansieht, stirbt, darin haben
sie cum mendacio sind. Sie sind ein zusammengeschwindel- wir wieder das Quecksilber als A u g e. Der Process der
tes Etwas, welches in der Alchemie seine Berechtigung fin Putrefaction im Glase, dem der Basilisk sein Entstehen
det; die Folie, welche ihnen die Alchemie giebt, schützt verdankt, bietet uns die Darstellung des Hydrarg. oxyd.
sie vor dem Charakter der Mendacität. rubr. im Aludel. Wer ihn aus dem Gefässe nimmt und
Die res naturales nun, welche Paracelsus in dieser Ab- tödtet, der leitet den Exstinctions-Process des Queck-
handlung bringt, stehen in alchemistischer Beziehung auf silbers. Sieht sich der Basilisk im Spiegel und stirbt da-
dem Standpuuet der Abendländischen Alchemie in ihren von, so exstinguirt sich das Quecksilber selbst.
verschiedenen Nüancirungen. Die res mysticae mit ihren Die Lehre vom Homunculus (Menschlein).
magischen Diversionen machen es sich zur besonderen Auf- S^ierma virile wird in einem verschlossenen Kukurbit
gabe, uns das Quecksilber, mannigmal in mehr, mannig- per mit der höchsten Putrefaction, Ventre equino, pu-
se,
mal in weniger versteckter Weise vorzuführen, oder allge- auf 40 Tage, oder so lange bis es lebendig wird
ti-eficirt
mein gesprochen, sie präsentiren uns das Quecksilber als und sich bewegt, was leicht zu sehen ist. Nach solcher
Ens universale. Zeit wird es etlichermassen einem Menschen ähnlich sehen,
Wir
wollen dem Leser einige res mysticae vorführen, doch ist es durchsichtig ohne ein Corpus. Die Gestalt wird
weniger deshalb, weil sie, an und für sich betrachtet, vor nun täglich mit dem Arcano sanguinis humani gespeiset
anderen, welche die Abhandlung bringt, etwas voraus ha- und ernährt bis auf 40 Wochen, und in stetiger gleieher
ben, als vielmehr deshalb, weil sie das Schicksal haben, Wärme des Venter equinus erhalten. Dann wird ein
von Nicht- Alchemisten in besonderer Weise berücksichtigt lebendiges menschliches Kind daraus, mit allen Gliedmassen,
worden zu sein. An ihrer Hand erhält dann der Leser wie ein anderes Kind, welches von einem Weibe geboren,
zugleich Fingerzeige, sich bei anderen rebus mysticis zu doch ist es viel kleiner. Auf Grund dieser Kleinheit heisst’s
orientiren. denn auch Homunculus, Menschlein. Der Homunculus
Naturgeschichte des Basilisken.
l)ie soll mit grossem Fleiss und grosser Sorgfalt aufgezogen
Wennein Weib ihre Menses hat, so hat sie ein ver- werden, bis er „zu seinen Tagen“ und zu Verstand kommt.
borgenes Gift in ihren Augen. Sieht sie in einen Spiegel, Kommen die Homunculi zum männlichen Alter, so werden
so bekommt der Spiegel Flecken. Sieht sie eine Wunde Riesen, Zwerglein und andere derartige „grosse Wunder-
oder einen „Schaden“ an, so werden diese vergiftet, wohl leute“ aus ihnen, die zu einem „grossen Werkzeug und
gar unheilbar gemacht. Ebenso, wie sie durch ihren An- Instrument“ gebraucht werden, die grossen, gewaltigen Sieg
blick vergiftet, vergiftet, verdirbt sie auch etwas, was wider ihre Feinde haben, und alle heimliche und ver-
sie anathmet und anfasst. Wein und Essig, mit denen sie borgene Dinge wissen, die andere Menschen nicht wissen.
umgeht, verderben, Branntwein verliert seine Kraft, Bisam, Denn durch Kunst bekommen sic ihr Leben, durch Kunst
Ambra, Zibet ihren Geruch, Gold, Korallen und viele bekommen sie Leib, Fleisch, Bein und Blut, durch Kunst
Edelsteine ihre Farben. werden sie geboren, darum wird ihnen die Kunst einver-
Der Basilisk nun ist das Monstrum der Monstra, wen leibt und angeboren sie brauchen nicht zu lernen, man
;

er ansieht, der kann jählings davon sterben. Denn er ist muss von ihnen lernen. Sie sind aufgewachsen wie eine
das Gilt der Gifte, und führt sein Gift in den Augen. Rose oder sonstige Blume im Garten, und werden die
Das hat eben von den menstruirten Weibern. Denn
'er Kinder der Waldgötter und der Nymphen genannt, des-
er wächst und wh-d geboren aus den Menstruis der Wei- halb, weil sie in Bezug auf ilu’e Kräfte und Thaten nicht
ber und aus dem „Blut Spermatis“. Dies giebt man näm- mit Menschen, sondem mit Geistern zu vergleichen sind. —
lich in ein Glas oder „Kukurbit,“ lässt es im Venter equi- Das Sperma virile ist Quecksilber, aus welchem im
nus 2)utrelicireu, und die Putrefaction ergiebt dann den Ba- Kukurbit, im Venter equinus, Hydrarg. oxyd. rubr. dar-
silisken. Wer
will nun aber bei der Giftigkeit des Basi- gestellt wird. Nach 40 Tagen durchschnittlich wird es
lisken keck und verwegen sein, so fragt Paracelsus,
so lebendig, weil sich dann nach der Lehre der Alchemisten
denselben zu machen, aus dem Gefässe zu nehmen und das Caput corvi zeigt. Dies Caput corvl zeigt, dass aus
wiederum zu tödten ? Er räth’s Niemandem, der sich nicht der Sache doch etwas wird, dass der erste Weg ange-
zuvor mit Spiegeln bekleidet hat. Auf die Weise nämlich, bahnt ist, auf dass aus dem Quecksilber das Hydrargyr.
so fügen wir hinzu, muss der Basilisk sich selbst ansehen, oxyd. rubr. wird. Mehr haben wir aber auch noch nicht,
'

und da er das, was er ansieht, vergiftet, so ist er durch darum ist das Quecksilber, der Homunculus, noch durch-

.
545 546

sichtig und ohne Corpus.


ein Die Gestalt wird nun gen-Wasser: 21 Tage, mit Salzwasser 10 Tage, mit süssem
:

täglich mit dem Arcano


sanguinis humani gespeiset und Wasser: 10 Tage, und ihr werdet es dem Lapis nummo-
ernährt, das ist, die Bildung des Hydrarg. oxyd. rubr. sus ähnlich finden.“ — Die Addition der 21, 10 und 10
geht nun ihren weiteren Weg. In 40 Wochen ist der Tage ergiebt hier die Tageszahl 41. Bei der 41 ist aber
fertige Homunculus da, denn das ist die Zeit der Schwanger- nicht 41, sondern 40 gemeint. Vielleicht handelt es sich
schaft. Kleiner ist das Kind als andere Kinder, weil die nämlich bei der 21, die eigentlich eine 20 sein sollte, blos
ganze Sache auf einen Vergleich des Lapis philos. mit einfach um einen Druckfehler ;
wenn das aber nicht ist,
einem Kinde hinauskommt. DArum muss das Kind als so soll durch die 41 statt der 40 die Sache etwas versteckter
Kind in den Vordergrund gedrängt werden, und wir er- gebracht werden. Die 40 Tage nun repräsentiren nicht
halten auf die Weise eben ein Kind, welches recht eigent- 40 Tage, sondern 40 AVochen. Diese aber zielen auf die
lich ein Kind ist, das ist, kleiner als andere Kinder. Das 40 Wochen der Schwangerschaft, und damit haben wir
Kind soll mit grossem Fleiss und grosser Sorgfalt aufge- denn das Quecksilber als Kind und in specie als Kind im
zogen werden; das ist, pflege dein Hydrarg. oxyd. rubr. Mutterleibe.
und halte es hoch in Eliren. Das Hydrarg. oxyd. rubi-., Die 40 Tage, nach denen sich, nach der Lehre derAbend-
der Lapis philos., dieses Kindlein wächst nun zu einem ländischen Alchemisten das Caput corvi zeigt, zielen auch
Riesen heran, die Rolle des jQuecksilber-Kindes wird auf die 40 Wochen der Schwangerschaft und damit auf
umgewandelt zu der eines Quecksilber-Riesen. Im Riesen das Quecksilber als Kind und in in specie als Kind im
haben wir aber blos die materielle Körperkraft, nicht die Mutterleibe. Sie reihen sich au die vorhin citirte Stelle
Geisteskraft, denn wie die Sage erzählt, sollen Riesen oft aus der Turba pdilosophorum, und sind ebenfalls lange
sehr dumm sein. Darum wird dem Quecksilber-Riesen der vor Paracelsus da.
Quecksilber-Zwerg zur Seite gestellt. Die Zwerge sind Wir sehen also, dass der Paracelsische Homunculus
*
nämlich recht kluge, schlaue Männlein, und was der Riese längst vorbereitet ist.
mit dem Körper bezwingt, das bezwingt das Zwerglein Die Lelu’e von der Palinyenesie,
mit dem Geiste. An die Schlauheit der Zwerge reihen das ist die Lehre von dem Auferstehen der Vegetabi-
sich daher auch die grossen Wunde rleute an, die lien aus ihrer Asche.
grossen und gewaltigen Sieg wider ihre Feinde haben, In Bezug auf sie sagt Paracelsus ff. Die Resuseitation
und alle verborgene Dinge wissen. Bei dem Sprung und Restauration des Holzes ist schwer, aber nicht un-
vom Kind zum Riesen, zum Zwerg, zum Wundermann möglich. Man kann sie derartig bewerkstelligen, dass
ist es übrigens auch auf den Alchemisten abgesehen, der man die Asche von verbranntem Holze in ein Kukurbit
an Wissen und Können der Riese, der Hellsehende am giebt, und mit Resina, Liquor, Oleität desselben Baumes
Krankenbett ist und mehr weiss und kann, als Andere. In oder Holzes versetzt Das giebt eine mucilaginische Ma-
der Stelle „durch Kunst bekommen sie ihr Leben u. s. w.“ terie, und in ihr hat man die 3 Principien :Sal, Sulphur,
ist es auf das Quecksilber als Mercur. vivus, als Körper, Mercur. Hat man nun so die 3 Principien bei einander,
Fleisch, Bein, Blut abgesehen. Beim Aufwachsen so setzt man sie in einen Venter equinus und lässt sie
wie eine Rose oder sonstige Blume ist es auf das Queck- putreficiren. Dann vergräbt man die Masse oder schüttet
silber als Blume abgesehen, bei den Kindern der Wald- sie in die Erde, und wird sehen, wie ein junger Baum oder
götter und Nymphen auf das Quecksilber als Spiritus, ein junges Holz daraus hervorwächst, welches viel kräf-
Geister. tiger und edeler ist in aller seiner Substanz, als das erste
Wenn der Homunculus zwar auch von Paracelsus her- Holz. —
stammt, so reicht die Quintessenz der Sache doch bereits Nun das reiht sich einfach mit einigen Modificationeu an
in die erste Abendländische Periode hinein. Das liegt auch die Pflanzen-Interpretation der Tab. smar. in der 4. Ru-
nahe, da der Fermentations- Interpretation der Tab.
sie brik. Der pater telesmi, die Pflanze, vertitur in terram,
smar. so nahe
liegt. Halten wir uns nämlich an diese, wird in Asche verwandelt. Das Separabis terram ah igne,
so haben wir dort in der 4. Rubrik folgendes: Sperma subtile a spisso wü'd an die Putrefaction gelehnt. Weil
virile und Ei werden zusammengebracht, es tritt ein Gäh- aber Asche an für sich nicht putreficirt, so werden Zusätze
rungsprocess ein, der Leib des Weibes geht in die Höhe, gemacht. Nun hat ein ascendere und descendere statt, und
er sinkt wieder —
et recipit vim superiorum et inferi-
: das Product derselben ist, dass die Asche recipit vim su-
orum, und das Sperma wird zum Lapis philos. als Fer- periorum et inferiorum, zum Herrn der Schöpfung auf
ment, so haben wir dort interpretirt. Man kann aber dem ihr zukommenden Terrain wird, das ist, zu einer ed-
auch sagen, gerade das descendere des Leibes ist das, leren Pflanze wird, als sie es vor ihrer Einäscherung ge-
woran sich das recipere vim superiorum et inferiorum wesen. Die Kraft dazu hat sie auf Grund des ascendere
knüpft. Da nun auf Grund des descendere die Geburt und descendere erhalten, indem der Geist der verbrannten
des Kindes vor sich geht, so erhält das Sperma die vis Pflanze sich zum Himmel aufgeschwungen, dort sich neue
des Kindes, indem es die vis superiorum et inferiorum Kraft geholt hat, und mm in die Asche belebend zurück-
erhält. Ueberträgt man das nun auf das Quecksilber, so gekehrt ist.

hat man Sperma und Ovum als Quecksilber, die Putre- Dass Schlauköpfe auf Grund der Paracelsischen res
faction geht vor sich, und das Product ist Hydrargyr.
: mysticae experimentirten, Basilisken und Homunculi fabri-
oxyd. rubr. oder Quecksilber überhaupt als Kind. Zu- cirten, Pflanzen aus Asche hervorkeimen Hessen, und an-
gleich liegt es alsdann nahe, das Gefäss, in welchem die dere derartige Künste trieben, die diesen an der Hand der
Putrefaction, die Gährung, vor sich geht, als Uterus zu Mystificationen, wie Paracelsus sie auftischt, ganz eben-
fassen. Derartige Calculationen liegen um so näher, als bürtig sind —
das geht die Narren an, die sich damit
mau ja in anderer Auffassung der Stelle Pater omnis
: düpiren Hessen.
telesmi totius mundi
est hic, virtus ejus Integra est, si
versa fuerit terram, von vorn herein das Kind hat.
in Wie die Schulärzte gegen die Arcana
Denn die vis eines Vaters wird eine integra, wenn sie, die zu Felde zogen.
vis, oder er, der Vater einen Sohn erhält. Bei dem pater
omnis telesmi haben wir also das Quecksilber als Vater, Die Schulärzte waren nie Freunde der alchemistischeu
und bei der terra in quam vertitur, das Kind Quecksil- Aerzte. Wir haben bereits bei den ludern derartiges ken-
ber. Wie sehr die Abendländer der ersten Periode bereits nen lernen, wir haben bei den Alexandrinern gesehen, wie
das Quecksilber als Kind, und in specie als Kind im der Autor der ersten Redactioii der Tab. smar. die Schul-
Muttcrleibe in den Vordergrund schoben, dafür dient die ärzte in nicht sehr schmeichelhafter Weise in den 19.
Turba philosophorum als Beleg. Dort heisst es, Sermo Psalm bringt („Bewahre auch deinen Knecht vor den
10. (Sücratesj: Accendite ergo super ipsum, quousque fiat Stolzen, dass sie nicht über mich herrschen, so werde ich
lapis luundus et nummosus et albissimus, terite ergo ipsum ohne Wandel sein, und unschuldig bleiben grosser Misae-
voi'c ci sole, et aqua maris et pluviae XXI diebus, X; die- that“). Das hätte der Mann nicht gethan, wenn nicht
Ins salsa, X
vero diebus dulci aqua, et invenietis ipsum tiiftige Gründe ihn dazu getrieben hätten. Die Lorbeeren
nnniuiuso lapidi simile. „Behandelt es also (Plumbum, der alchemistischeu Aerzte am Krankenbette Hessen die
das Blc.iJ mit Feuer, bis es ein reiner, Nummus-artiger neidischen Schulärzte nicht schlafen, der Neid verzehrte
(Quecksilber als Nummus), sehr weisser Lapis wird, reibt sie, dass sie das nicht konnten, was die Alchemisten wohl
«liefen dai.n mit Thau und Sonnenlicht, Meer- und Re- konnten. NamentUch stieg bei den Abendländern Hass,
35
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Neid, Yerfolguiigssiiclit der Sclmlärzte gegen die Alche-


Juden zu misshandeln und zu verbrennen. Das Volk zwang
seine Obrigkeit, wider ihren Willen (?) unmenschlich zu
misten zu einer traurigen Hohe, und wahrlich nicht ohne
Basilius sein. Es wurde ein eigenes hölzernes Haus am Rhein ge-
die triftigsten Gründe geräth der sonst harmlose
baut, worin die Juden am Freitag nach Hilarii 1340 zu-
Valentinus da, wo er auf dieses Thema kommt, in bissi-
vom aiifbrausendca Paracelsus gar nicht zu sammeugetriebeii und zu Asche verbrannt wurden. Ebenso
gmi Eifer,
ging es ihnen in Ulm, Augsburg, Bamberg und an un-
reden.
beim Basilius Yaleiitinus darauf hiii' zähligen andern Orten.“
Wir haben bereits
dass die Schulärzte sich in ihrem Neid gegen P. 108. wird erzählt,* dass in Strassburg 2000 Juden
gewiesen,
Arcaua als verbrannt wurden. P. 110, dass zu Kyburg 430 Juden
die Alchemisten dahin verstiegen, dass sie die
gegen- verbrannt wurden. Auf derselben Seite heisst’s „In Mainz
Gift-Mittel verschrieen, dass sie also dem Publicum :

hatten sich die Juden zur Wehr gesetzt, und es waren bei
über sagten, hütet euch vor diesen alchemisüscheu Aerzten,
zu sein, 200 Christen in einem Gefecht geblieben. Daher war hier
statt am Krankenbette auf euere Heilung bedacht
ihre Strafendeste schrecklicher. Zwölf Tausend Juden wurden
gehen sie damit um, euch zu vergiften. Auf die Weise
verbrannt, und von der Hitze des nahen erschrecklichen
beuteten sie die Lehre der Alchemisten aus, dass der La-
pis philos. als Venenum aufgefasst wurde. Am schlimm- Feuers schmolz das Blei an den Fensterscheiben der
sten mussten diese Abscheulichkeit die armen Juden
Stiftskirche.“
Sprengel scheint auch nicht den Schatten einer Idee
baden. Die Juden haben sich stets mit ^ orliebe auf die
Medicin gelegt, und indem sie es thaten, dahin gestrebt, davon zu haben, wo denn der verruchte, verrückte Glaube
herkam, die Juden vergifteten die Brunnen, wo die ver-
dass sie es zu einer Tüchtigkeit in ihrem Berufe brächten.
ruchte, verrückte Idee herkam, Juden und Gift in eine
Es ist daher leicht zu erklären, dass gerade die Jüdischen
Mediciner sich während der Blüthe der Maurisch - fepani- Relation zu bringen. Daukt’s den Schulärzten, ihr armen
schen Universitäten mach Spanien begaben, und dort ihre Juden !

Studien absolvirten. Da sie nun bei der Gelegenheit die Ein Schandfleck der Menschheit, der sich au den vori-
Alchemie kennen lernten, so stellte sich bald zwischen gen reiht, ist die verruchte Mittelalterliche Anklage gegen
die Juden, sie schlachteten Christenkinder, um deren Blut
Jüdischen und Christlichen Aerzten die Sachlage derartig,
dass verhältnissmässig auf Seiten der ersteren die alche-
zu erhalten, mit dem sie Osterkuchen büken, oder was
mistische Richtung mehr vertreten war, als auf Seiten der sie sonst damit thun sollten. Auf Grund solcher verrück-
letzteren. Auf die Weise war denn der Anhaltspimct ge-
ten, verruchten Anklage wurden nicht weniger, vielleicht
geben, dass der Hass gegen die Alchemie zu einem Hasse noch mehr Juden verbrannt und abgeschlachtet, als auf
gegen die Juden transformirt wurde. Indem die Alche- Grund der Anklage der Brunnenvergiftuug. In einem ro-
misten Giftmischer waren, waren die Juden Giftmischer. mantischen Bruchstück von H. Heine „Der Rabbi von
Sie erhielten das Gift von diesem oder jenem ihrer Glau- Bacharach“ sitzt eine Jüdische Familie bei der Osterfeier,
bensgenossen, welcher ein alchemistischer Arzt war. So und es treten zwei fremde Männer herein. Sie setzen
trat denn die schreckliche Anklage hervor, die Juden ver- sich, und im Laufe der Feier prakticiren sie die Leiche

gifteten die Brunnen, und wo nun eine verheerende Epi- eines Kindes unter den Tisch, welche sie unter dem Man-
demie auftrat, wie das bei den aller Medicinal - Polizei tel versteckt gehabt. Der Rabbi merkt, was geschehen,
hohnsprechenden Einrichtungen des Mittelalters enge — durchschaut, dass es sich hier um nichts anders handelt,
schmutzige Strassen, finstere Wohnungen, mangelhafte als einen Thatbestand für die Tödtung eines Christenkin-

Kloaken, Begraben der Leichen in den Kirchen u. s. w. des zu schaffen, und damit die Einleitung zu einem Mord-
— nur zu häufig statt hatte, da hatten die Juden die und Metzger-Zug gegen die Juden zu treffen, und macht
Brunnen vergiftet. sich unbemerkt mit seiner Frau aus dem Staube. Wahr-
In seiner Abhandlung: Der schwarze Tod der Jahre scheinlich handelt es sich hierbei um eine wahre Begeben-
1348 — 1350
spricht K. Sprengel (Beiträge ziu- Ge heit, deren Geschichte sich in einer Jüdischen Familie
schichte der Medicin.. Erster Band, erstes Stück. Halle fortgepflanzt hat, und von der Heine erfahren. Wenn
sie

1794.) folgendermassen wir nicht irren, hat sich noch im vorigen Jahj’hundert
P. 101. „Eine sehr schreckhehe Wirkung der Volks- Mendelssohn gemüssigt gesehen, eine Abhandlung zu
Vorurtheile bei Gelegenheit dieser Seuche möchte ich lie- schreiben, in der er das Wahnwitzige der Annahme, die
ber der Nacht der Vei’gessenheit übergeben, als sie zur Juden schlachteten Christenkinder, darlegt. Nun, ihr ar-
Schande der Menschheit an’s Tageslicht bringen, wenn es men Juden, dankt das auch den Schulärzten. Bei der
nicht die Treue des Geschichtsschreibers nothwendig Brunnenvergiftung musste der Lapis philos. als Venenum
machte, auch diese trauiäge Wirkung der finstersten Bar- herhalten, bei dem Blute Christlicher Kinder der Lapis
barei zu entwickeln. Ich rede von der allgemeinen Ver- als Infans (späterer Homunculus des Paracelsus) und der
folgung der Juden in den Jahren 1349 und 1350, wozu Lapis als Sanguis. Es war den Schulärzten zu kleinlich,
das gemeine Volk durch den Verdacht genötlfigt wurde, über einen einzelnen „Collegen“ herzufallen, lieber stachel-
dass die Ursache der Pest in der Vergiftung der Brunnen ten sie gleich das ..umrne Volk gegen die gesammte Judeu-
liege, welche die Juden auf Befehl ihrer Eabbiuen vorge- schaft auf, das iu’s Auge fassend, dass dieses geneigt ist,
noinmen hätten. Durch einen grossen Theil von Europa, das, was den einzelnen Juden angeht, auf die Gesammt-
"'cnigstens in Deutschland und Frankreich, war es allge- heit der Juden zu übertragen.
mein als eine gewisse Wahrheit verbreitet worden, dass Und nun, ihr Herren, habt ihr Angesichts solcher Dinge
alle Juden ohne Ausnahme Theil an diesem Verbrechen noch den Muth, gegen die beiden Eiferer Basilius Valen-
genommen hätten. Das einzige Litthauen blieb ihr siche- tinus und Theophrastus Paracelsus zu Felde zu ziehen?
rer Zufluchtsort, den ihnen eine Jüdin Esther, in die sich Nachdem Paracelsus seine Thätigkeit als Lehrer sehr
Casimir der Grosse verliebt hatte, verschaffte. Sonst wur- energisch entfaltet, war das Geheimniss der Alchemie ein
den sie in den meisten übrigen Ländern gemartert, leben- ziemlich offenkundiges geworden. In der zweiten Hälfte
dig verbrannt, alle ihre Güter eingezogen, und ihre Häuser des 16. und zu Anfänge des 17. Jahrhunderts kannten
zerstört. Man verfuhr hierbei mit einer Unmenschlichkeit, viele Aerzte die Arcana. Diese Wissenden waren den ge-
wovon die Geschichte wirklich arm an Beispielen ist: und lehrten Herren von Paris ein Dorn im Auge, Mord- und
die Furcht vor der Vergiftung des Brunnenwassers war so Metzger-Züge gegen die Christenheit auf Grund von Brun-
allgemein, dass man an vielen Orten blos Regen- und Fluss- nenvergiftung und Kinderschlächterei Hessen sich nicht
Wasser trank.“ U. s. w. wohl in Scene setzen, und so wurde denn ein anderes Ma-
P. 106. heisst’s: „Eine alte Chronik sagt, man wollte uoeuvre ausgeheckt. Das Parlament von Paris verbot 1566
.sich ihrer Reichthümer bemächtigen, und ihre Häuser sich den Gebrauch des Antimons und seiner Präparate. Mit dem
zueignen, und wenn dies nicht die Fürsten thaten, so that Antimon war es auf den P. solaris abgesehen. Dass nicht
e.s der Pöbel. Die Juden wussten dies, und geriethen da- dieser, sondern das Antimon dem Banne unterlag, liegt
durch in solche Verzweiflung, dass sie sich zu Hunderten, einfach darin, dass die gelehrten Herren wohl wissen moch-
mit Weib und Kindern und allen Habseligkeiten, in ihre ten (?), dass der P. solaris Quecksilber enthalte, nicht aber
Häuser und Synagogen einsperrteu, und sie sich über den wussten, um welches Quecksilberpräparat es sich eigent-
Köpfen anzündeten. lich handele. Vielleicht wussten sie auch nur ganz im
In Basel war eine Empörung des Volks gegen den Ma- Allgemeinen, dass die Pp. solares Antimon enthielten, nicht
gistrat die Folge von der Weigerung des letztem, die aber, dass es sich in specie um Sulphur aurat. und Sti-
! ; !

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biuiii nigTum handelte, daher auch das generelle Verbot peare belehren. Es heisst King Henry IV., Part I., Act I.,
des Antimons überhaupt. Mit dem Verbot des Antimons Scene III:
allein aber statt des vollständigen P. solaris erreichten sie —
for he made me mad,
vollkommen ihren Zweck. Denn, war einmal das Antimon To see him sinne so brisk, and smell so sweet.
verboten, so war damit auch der P. solaris verboten, fiel And talk so like a waiting-gentlewomaii
das erstere, so musste der letztere mit fallen. Dass die Of guns, and drums, and wounds, (God save the mark !j
Herren nun aber gerade den P. solaris verboten, und And telling me, the sovereign’.st thing on earth
nicht irgend ein anderes Arcauum, das zeigt uns, dass zu Was parmaceti, for an inward bruise
jener Zeit Krankheiten häufig waren, die den Gebrauch And that it was great pity, sc it was,
des P. solaris erheischten. Die Artung der um 1566 vor- That villainous saltpetre should he digg’d
kommenden Krankheiten bewirkte, dass den Herren ge- Out of the bowels of the harmless earth,
rade der P. solaris ein Dorn im Auge war. Wo
sie am Which many a good tall fellow had destroy’d
Krankenbette stecken blieben, und nun ein herankommen- So cowardly.
der Alchemist das leicht curirte, woran sie sich vergebens „ —
mich macht’ es toll.
abgemüht hatten, da ergab es sich beim Kachsehen durch- Dass er so blank aussah und roch so süss.
schnittlich, dass das Nichtkennen gerade jener „elenden“ Und wie ein Kammerfräulein von Kanonen,
Pulver die Ursache ihrer Blamage gewesen. Darum ein- Von Trommeln schwatzt und Wunden (Gotterbarms !)
facher, kurzer Process: Verbieten jener Pulver! Zugleich Und sagte mir, für inii’re Schäden komme
dachten nun jene gelehrten Herren, die Ki’ankheiteu blei- Nichts auf der Welt dem Spermaceti bei;
ben immer dieselben. Klappern, dachten sie, gehört ein- Und grosser Jammer sei es, ja fürwahr.
mal zum Handwerk, und so wird cs auch bei diesen Al- Dass man den bübischen Salpeter grabe
chemisten sein. Sprechen die da von einer Reihe von Aus der harmlosen Erde Eingeweiden,
Arcanis, die sie besitzen wollen, das ist eitel Geklapper. Der manchen wackern, schlanken Kerl so feige
Ihre ganze Kunst dreht sich um den P. solaris. Schnei- Gefällt.“
den wir ihnen den P. solaris ab, so hat’s mit den Arcanis (Schlegel).
ein Ende. Die konnten sich nicht vorstellen, dass es „Saltpetre“ ist Natron nitricum. Der tödtet die jungen
morgen anders sein könnte, als heute. Die konnten sich Burschen nicht direct als „Gift“, sondern cowardly, feig.
niclit denken, dass die Krankheiten sich anders gestalten Da.s ist so zu verstehen, dass er die Burschen feige macht,
könnten, und wenn sie sich anders gestalteten, dass sie und durch ihre Feigheit unterliegen sie dann im Kampfe.
dann durch irgend ein anderes Arcanum gerade so aufs Dieser Sinn stellt sich heraus durch die Parallele des
Trockne gesetzt werden würden, wie zur Zeit durch den salt))etre mit dem parmaceti, deni Spermacet. Der letz-
P. solaris. Und indem sie es sich nicht denken konnten, tere ist nämlich nicht nur gut for an inward bruise, son-
lullten sie sich in den Wollust - Traum, mit dem Verbot dern die Hauptsache bei ihm ist, dass er den Geschlechts-
des Antimons die ganze Alchemie in Grund und Boden trieb stiinulirt (vergl. des Mich. Ettmüller Abhandlung
gebohrt zu haben. Und es ereignete sich, wie das unaus- über den Spermacet). Ganz das Gegentheil haben wir
bleiblich war, dass die Krankheiten eine andere Gestalt beim Salpeter. Der ist ein Antiphlogisticum, ein Mittel
annahmen, es ereignete sich, dass die Krankheiten, welche gegen die Hitze, und damit gegen die Geilheit, und da
zu ihrer Heilung den P. solaris erforderten, in den Hiu- der, der geil ist, muthig ist, ein Gegenmittel gegen den
tergnind traten, und an ihre Stelle sich solche Krankhei- Muth, ein feigmachendes Mittel. So liegt der Gegensatz
ten drängten, welche zu ilrrer Heilung eines oder mehre- zwischen Spermacet und Salpeter. Dass der Thatbestand,
rer anderer Arcana bedurften. Nun, da hatten die gelehrten auf den der hier redende Hoispur fusst, dass die Abzüge,
Herren die Bescherung Sie waren mit ihrem Antimon-
! die er an ihn knüpft, rein weg erschwindelt sind, bedarf
Verbot auf dem Trocknen. Und was thaten sie nun? wohl ka'im der Erwähnung. Er plappert Worte im Sinne
Sie machten kurzen Process, und verboten alle Arcana! der Schulärzte, durch deren Verketzerungs - Manoeuvres
Als handlangender Büttel bei diesem Thun hat sich Rio- gegen das Natron nitricum Shakespeare sich hat düpiren
lanus ein monumentum aere perennius gesetzt. Diesem lassen.
Riolanus, der sich nicht eutblödete, die Arcana zu einem Und nun genug von diesem uherquicklichen Thema
Werk des Teufels zu stempeln, hat Libavius nicht übel
heiingeleuchtet in seinem: Prooemium commentarii Alchy- Alchemisten zwischen Paracelsus und
miae ipsiusque artis apologeticum, in quo e.xaminatur
Libavius, resp. deren Zeitgeuossei..
Censnra scholae Parisiensis per Joannem Riolanum de
Alchymia, annis 1603, 1604 edita. O, ihr traurigen Zeiten Von ihnen erwähnen wir:
rufen wir aus, in denen die Sudeleien eines Riolanus noch Dionysius Zacharias (D4nis Zachaire). Schrift:
einer Widerlegung bedurften Opusculum philosophiae naturalis inetallorum kurz ge- ;

Und nun, lieber Leser, erinnere dich der Worte des nannt Opusculum chemicum.
:

Paracelsus: Mir nach, und nicht ich euch nach, ihr von Job. Chrysippus Fanianus. Schrift: De jure ar-
Paris, ihr ihr von Schwaben, ihr von
von Montpellier, tis Alcheniiae, hoc est variorum autorum et praesertim
Meissen u. s.Seht, der setzte Paris voran in seinem
w. jurisconsultorum judicia et responsa ad quaestionem : an
Aufrnf, der kannte seine Pappenheimer. Dass die von Alchemia sit ars legitima?
Montpellier der Pariser Fahne, auf welche mit Scheiter- Johann Dee. Seine Schriften sind zumeist magischen
haufen - Flammenschrift Riolanus geschrieben war, nach- und astrologischen Inhaltes.
mussten, versteht sich von selbst in erster Reihe. In Justus a Balbian
(Balbianus Flander). Der Heraus-
zweiter Reihe aber versteht es sich von selbst, dass, der geber des Alanus (1598).
Französischen Mode folgend, die von Schwaben, die von Carolus a petra alba (Witestein). Schläft: Dis-
Meissen, die von Cöln, die von Wien, und was au der ceptatio philosophica de quiuta chymicorum essentia.
Donair und dem Rheiustrom liegt u. s. w. nachgehiukt Gerardus Dorneus (Gerhard Dorn) Schriften Her- . :

kamen. Da wurde freilich die Sache nicht mit Pariser metis trismegisti Tabula smaragdina cum expositionibus.
Eclat in Scene gesetzt, da vrurdeu die Arcana im Stillen — Clavis totius philosophiae chemistieäc. — De artificio su-

„abgemnrkst“. Den alchemistisclien Arzt Turquet de pernaturali. —


Liber de naturae luce physica ex Genesi
May er ne erklärte die medicinische Facultät von Paris desuinpta, in quo continctur: Physica Genesis, Physica
für unwürdig, die Heilkunst auszuübeu. Dies Factum Hermetis trismegisti, Physica Trithemii, Philosophia me-
prangt mit hervorragenden Lettern in der Geschichte der ditativa, Philosophia chemica. —
Congeries Paracelsicae
Alchemie. Welche raffinirte Quälereien aber anderorts im Chemiae de transmutationibus inetallorum u. a. ;

Stillen aufgewandt sein mögen einem alchemistisclien


,
W. Chr. Kriegs mann. Schrift: Commentar zur
Arzte, der einem „hervorragenden“ Schulärzte im Wege Tabula smaragdina. (1657.)
stand, .sein Dasein zn verleiden —
davon schweigt die ruPIierauf müssen wir etwas näher eingehen.
In seiner Schrift De metallorum transmutatione ad vi-
Geschichte. :

ruin nobili.ssimum et amplissimum Joelem Langelottum


Wie abgefeimt dem Laien gegenüber die Arcana ver-
epistola, sagt Daniel Georg Morhof, Sect.lO.: Kriegs-
ketzert wurden, darüber möge uns eine Stelle bei Shakes-
mannus illam (Tabulam smaragdinam) lingua Phoenicia
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publicavit, sed unde illam liabeat, si recte memini, non Versio Latina nicht hierher setzen. Es ist das Schriftstück
indicavit. „Kriegsmann liat sie (die Tab. sinar.) in Phö- von vorhin ein bischen anders gedreht und gewendet. Ue-
nicisclier Sprache veröffentlicht, sagt aber nicht, wenn ich brigens ist die Idee Kriegsmanns, uns noch ausser dem
mich recht erinnere, woher er diese hat.“ Das lautet so, obigen Schriftstücke, das er die Vulgata Tabulae smarag-
als wenn Kriegsmann eine Phönicische Tab. smar. heraus- dinae paraphrasis nennt, eine Versio Latina zu bringen,
gegeben hätte, und an Morhof anlehneud, haben das auch durchaus logisch. Er geht ja von der Prämisse aus, die
Manche gemeint. Ach nein, an so etwas ist nicht zu den- Lateinische gewöhnliche Tab. smar., welche wir besitzen,
ken, vielmehr liegt die Sache ff. Da die Tab. smar. von sei nicht zutreffend, nun da liegt es nahe, dass er uns
einem Alexandrinischen Juden herrührt, so liegt die Idee eine Lateinische Uebersetzung bringt, die zutreffender ist,
nahe, neben dem Griechischen Urtexte habe auch ein und das ist seine Vulgata paraphrasis. Diese Vulgata
Hebräischer existirt. Das legt es denn nahe, dass man paraphrasis soll nun aber ein Schriftstück sein, welches
sich die Tab. smar., wie wir sie in Lateinischer Sprache nicht in Lateinischem, sondern vielmehr in Phönicischem
besitzen, einerseits in’s Griechische zurückübersetzt, ande- Sinne geschrieben ist es steht eben auf dem Standpunct
rerseits in’s Hebräische überträgt. Die letzteren Idee der Paraphrase, und nicht der Lateinischen Version. Nun
hat Kriegsmann. Das heisst denn, Kriegsmann versuchfs, da ist eine eigentliche Version in’s Lateinische, gegenüber
die Tab. smar. in’s Hebräische zu übertragen, und wird der gewöhnlichen Version wohl angebracht. So hat auch
mit dem einen fertig, mit dem anderen nicht. In dem der Schwindel seine Logik.
Commentar, den er zur Tab. smar. giebt, bespricht er Die Diversion, welche Kriegsmann derartig macht, dass
seine Uebersetzungs versuche —
das ist der nackte Tliat-
: er von Hebräischen Uebersetzungs-Versuchen aufs Phöni-
bestand der Sache. Nun aber schwindelt Kriegsmann uns cische springt, hängt damit zusammen, dass Plato und
vor, die Tab. smar. sei ursprünglich Phönicisch ge- Jainblichus (Kritias, Vita Pythagorica) Juden und Phöni-
schrieben gewesen, die Lateinische Uebersetzung, die wir cier confundiren. Der Phönicische Urtext - Schwindel ist
besitzen, sei demnach eine Uebersetzung aus dem Phöni- das alchemistische Gewand, mit dem er das, was er bringt,
cischen. Die Lateinische und Phönicische Sprache lägen umhüllt.
aber zu fern auseinander; man könne Lateinisch wohl die
Phönicischen Worte wiedergeben, nicht aber den Phöni- Vierte Abendländische Periode. —
cischen Sinn. Folge hiervon sei, dass wir in der Tab. smar.,
wie wir sie besitzen, mehr eine Zusammenstellung von
Libavius.
Worten hätten, als den eigentlichen Sinn, welchen der Andreas Libavius (Liebau), mit dem die vierte
Autor der Tab. smar. seinem Schriftstücke untergelegt Abendländische Periode beginnt, wurde zu Halle in Sachsen
hätte. Dieser Sinn käme erst heraus, wenn man sich die geboren. Er starb als Director des Gymnasium zu Coburg.
Sache vom Phönicischen Stannpunct dächte. Nun seien Als sein Sterbejahr wird 1616 angegeben. Aus einer Menge
ferner die Hebräische und Phönicische Sprache innig ver- Schriften, die er herausgab, ist diejenige, welche unser
wandt. Wüsste man dahei’, wie sich die Tab. smar. He- Hauptaugenmerk auf sich zieht, seine „Alchymia“ (Erste
bräisch gestalte, so wisse man auch, wie sie sich Phöni- Ausgabe 1595).
cisch gestalte. Kriegsmann nimmt nun an der Hand sei- Zu Anfänge dieser Sclirift giebt der Autor ff. Definition
ner Uebersetzungs versuche an, er wisse, wie sich die Tab. von Alchemie: Alchymia est ars perficiendi magisteria,
smar. Hebräisch gestalte, und damit habe er denn das et essentias puras e mistis, separate corpore, extrahendi.
Eäthsel gelöst, wie sie sich Phönicisch gestalte, welches ihr „Die Alchemie ist die Kunst, die Magisterien zu machen,
wahrer Sinn sei. Dieser wahre Sinn sei in folgendem und nach getrenntem Körper reine Essenzen aus gemisch-
Wortlaut gegeben; ten auszuziehen.“
Verum est et ab omni mendaciorum involucro remotum. Daran anknüpfend sagt er Alchymiae partes sunt duae
:

Quodcunque inferius est, simile est ejus quod est su- Encheria et Chymia. „Die Alchemie hat zwei Theile die :

perius. Per hoc acquiruntur et perficiuntur mirabilia operis Encheirese und die Chemie.“
unius rei. Encheria est prima pars Alchymiae, de operationum mo-
Quemadmodum etiam omnia ex uno fiunt per considera- dis. „Die Encheirese ist der erste Theil der Alchemie: über
tionem unius: ita omnia ex uno hoc facta sunt per con- die Arten der Arbeiten.“
junctionem. Chymia est pars secunda Alchymiae, de speciebus chy-
Pater ejus est Sol, matcr Luna, ventus in utero ge.sta- micis conficiendis. „Die Chemie ist der zweite Theil der
vit, nutrix ejus est terra. Alchemie Anfertigung der chemischen Präparate.“
:

Mater omnis perfectionis. Demgemäss zerfällt die ganze Schrift in zwei Theile En-
Potentia ejus perfecta est, si mutatur in terram. cheria und Chymia.
Terram ab igne separate, subtile et tenue a grosso et Der erste Theil, der also die Uebersicht Encheria
crasso, et quidem prudenter cum modestia ac sapientia. führt, zerrällt in
In hoc a terra ascendit, in coelum hoc a terra, et a Ergalia est instrumentorum alchymicorum
1) Ergalia.
coelo rursus in terram descendit, et potentiam ac efficaciam explicatio. „Ergalia ist die Erklärung der alchemistischen
superiorum et inferiorum recipit, hoc modo acquires glo- Geräthschaften. “
riam totius mundi, propulsabis igitur tenebras omnes et Unter diesem Rubrum werden alsdann die Capitel ge-
coecitatem. bracht De lutandis et obstruendis Vasis; De Ampullis;
;
Haec enim fortitudo omni aliae fortitudini ac potentiae De Ollis et Catinis De Pornacum dispositione De Athan- ;
;
palmam praeripiens: omnia namque subtilia et crassa du* nore (eine Art Ofen) ; De Furno reverberii ejusque spe-
raque penetrare ac subigere potest. De For-
ciebus; De Furnis catinorum cum subjecto foco ;

Hoc mundus hic conditus est.


nace anemia De Fornacibus athenariis De Fornacibus ;
;
Et hinc conjunctiones ejus mirabiles, et effectus mirandi De Supellectili tumultuaria.
conjunctis
cum haec via sit, per quam haec mira efficiantur. ;

est caloris ad suas operas adhibendi,


Pyronomia. P.
2)
Et propter hoc Hermetis trismegisti nomine me appella-
ignisque regendi scientia. „Die Pyronomie ist die Kennt-
runt : cum habeam partes tres sapientiae et philosophiae niss, die Wärme zu den betreffenden Arbeiten anzuwenden,
universi mundi.
und das Feuer zu regieren.
Consummatum est verbum meum, quod dixi de opere Wir bekommen deren eine Unmasse
3) Die Eegimina.
solari.
präsentirt: Operationes proparasceuasticae et alias quovis
Das ist nun das, was uns Kriegsmann bringt, indem er, modo encheiresi servientes ; Fusio ; Deliquium in aere De- ;
wie Morhof sagt, Tabulam smaragdinam lingua Phoenicia
liquium embapticum ; Separatio, et nominatim ea, quae fit
publicavit. Und nachdem er es gebracht hat, giebt er per ablationem; Seperatio per subductionem ubi Filtra- :

sich iioch nicht zufrieden, sondern bringt


uns noch eine : tio Clepsydria
;
Separatio per abscessum
;
Putrefactio ;
Veisio Latina Tabulae Hermeticae, Plioenicii
contextus pro- Eesolutio per medicinam; Separatio per abscessum in di-
prictatein conservans, eine Lateinische
Uebersetzung der lutione Calcinatio reverberii ;
Calcinatio specialis ; Cine-
Tab. smar., welche die Eigenthümlichkeit des ;

Phönicischen factio Laevigatio Granulatio Corrosio ;


Amalgamatio ; ;
Textes beibehält, welche, indem sie eine Lateinische ;

Ueher- Fumigatio Corrosio per aquas fortes Corrosio per pas- ;


setzung ist, dennoch ein Phönicisches Gepräge ;

trägt. Nun, tam Corrosio per pulveres Extractio et quidem primum


;
wir denken, ,der Leser vei'liert nicht viel, wenn ;

wir diese Expressio; Prolectatio et Sublimatio; Sublimatio per dis-


; ;;
;
:

5Ö3 554

tantiarn Sublimatio per superficiem Destillatio DestUla-


; ; ;
omnes res natae fuerunt ab una re ; Die Arcana stellen
tio ascensoria per alembicum Destillatio per inclinationem;
; sich an die Spitze des Apparatus medicamentorum. Also
Destillatio per descensum, ubi: Descensio Transsudatio ; Et sicut res omnes etc. Wie die res omnes von Gott
:

Secunda Transsudatio quae fit inbumando


destillatoria, stammen, wie Gott der Vater der Welt ist, so stammt
Tertia Transsudatio per sartaginem; Descensoria Destil- der Apparatus medicamentorum von den Arcanis, so sind
latio per lignum Coadunatio, ubi primum Incineratio
;
:
;
die Arcana der Vater des Apparatus medicamentorum. Das
Incorporatio Colliquatio
;
Confusio quae est Synchesis
;
aber ist, wie wir so eben bereits gesagt, die Arcana stel-
Conglutinatio Coagulatio per Separationen!
;
Coagulatio ; len sich an die Spitze des Apparatus medicamentorum.
per eompreliensionem Exaltatio, ejusque prima species
;
Die adoptio des Nachsatzes restringirt die absolute Paral-
Maturatio; Digestio; Circulatio; Fermentatio Projectio ; lele zwischen Gott als Vater der Welt, und den Arcanis
Gradatio Ceinentatio Fulminatio
; ;
Coloritium Restinctio.
; ;
als Vater des Apparatus medicamentorum.
D er zweite Theil, der also die Ueberschrift Chymia
führt, zerfällt in drei Abschnitte Dritte Rubrik.
1) De Magisteriis, 2) De Extractis, 3) De Speciebus chy- Pater ejus est Sol bis in terram.
micis compositis. Der Passus von Pater ejus est Sol bis terra est bringt
Magisterium est species cbymica ex toto citra extracti- die Oefen. (S. bei den Arabern.) In den Oefen hat man
oneni, impuritatibus duntaxat externis ablatis, elaborata ein technisches Mittel, um zum Apparatus medicamento-
exaltataque. „Magisterium ist ein chemisches Präparat, rum zu gelangen, sie bilden chemische Geräthschaften.
an welches man sich im Ganzen nicht mittelst der Extra- Aber ausser ihnen giebt es noch andere chemische Geräth-
ction macht, nur derartig ist es bearbeitet und exaltirt, dass schaften, und daher
ihm die äusseren Unreinigkeiten genommen sind.“ Pater omnis telesmi etc. In den Oefen hast du zwar
Extractum est, quod e corporea concretione, relicta wichtige chemische Geräthschaften, so wichtig, dass sie
crassitie elementari, extrahitur. „Extract ist das, was aus an der Spitze der chemischen Geräthschaften stehen, dass
der körperlichen Masse derartig ausgezogen wüd, dass sie in dieser Beziehung den pater telesmi bilden. Indes-
die elementare rohe Derbheit unterwegs bleibt.“ sen ihre virtus ist keine integra, sie wird erst zur integra,
Species coinposita est, quae ex siniplicibus sigillatim wenn sie vertitur in terram, wenn zu ihnen die terra tritt,
uno processu elaboratis componitur. „Species composita das sind alle die materiellen Dinge, um welche es sich
ist das Präparat, welches zusammengesetzt wird aus ein- bei den chemischen Geräthschaften handelt.
zelnen Stoffen, welche jegliche für sich dargestellt wer- Also es bringt die vorliegende Rubrik die chemischen
den.“ Geräthschaften.
In diesem zweiten Theile tummelt uns Libavius durch
Vierte Rubrik.
das hindurch, was wir in der sogleich folgenden Inter-
pretation der der siebenten Rubrik als
Tab. "smar. in Scparabis bis inferiorum.
Apparatus medicamentorum aufführen, benutzt aber jede Diese Rubrik wird für die Regimina ausgebeutet. (Vergl.
Gelegenheit, um zu alchemistischen Speculationen über bei den Arabern.)
Quecksilber, Edelsteine, Materia prima u. s. w. u. s. w.
Fünfte Rubrik,
tiberzugehen.
Zugleich benutzt er diesen zweiten Theil des Buches, Sic habebis bis penetrabit.
um uns (Ende des Abschnittes über die Magisterien) die In der gloria hat man das, was die vorliegende Inter-
Elemente und die Principien vorzuführen. pretation der Tab. smar. bringt, ohne den Apparatus me-
Der Alchymia des Libavius liegt eine Besonder-Inter- dicamentorum und die Arcana, welche an seiner Spitze
pretation der Tab. smar. zu Grunde. Dieselbe ist fol- stehen. Das, was die gloria in dieser Beziehung umfasst,
gende. zersplittert sich dieomnis res subtilis et solida. Die for-
Es werden acht Rubriken angenommen. Es sind die titudo u.nfasst den Apparatus medicamentorum. Sie zählt
sieben der astrologischen Interpretation mit angehängtem in Bezug auf das animale, vegetabile, Mineral-Reich nach
Completum est. der Drei, und vincit et penetrat das, worin sich die gloria
zersplittert. Dass bei einer solchen Ausbeutung der forti-
Zweite Rubrik. tudo die Arcana, indem sie mit dem Apparatus medica-
Quod est inferius bis adoptione. mentorum zusammengewürfelt werden, in den Hintergrund
Im Anlehnen an die Metall-Interpretation der Tab. smar. gedrängt werden, kann man nicht sagen. Denn die auf
an der Hand der 3 Principien werden die superiora und diese Weise ausgebeutete fortitudo führt auf die res 'atae.
inferiora als die 4 Elemente und 3 Principien verwerthet. Von denen steht es aber nach der zweiten Rubrik ein für
Was die res una betrifft, so haben wir bereits bei der allemal fest, dass sie fuerunt ab una re, dass die Arcana
arcanologischeu Interpretation der Tab. smar. au der Hand an ihrer Spitze stehen.
der 3 Principien darauf aufmerksam gemacht, dass man
die res una, die Materia prima, als Materia ultima neh- Sechste Rubrik.
men kann, dass man sagen kann, darin besteht gerade Sic munduscreatus bis hic.
das miraculum, dass die Materia prima an der Hand Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik,
des Verbrennungs - Processes zur Materia ultima wird. in welcher davon die Rede ist, dass die res omnes fuerunt
Materia ultima aber im Griechischen Sinne Ai'cana. = ab uno.
Dann haben wir Hinc erunt adaptationes bezieht sich auf die dritte und
Quod est inferius etc. die 4 Elemente und die 3 Prin-
: vierte Rubrik. An die res una werden die chemischen
cipien dienen dazu, die W'under der Arcana zu Stande zu Geräthschaften und die Regimina adaptirt.
bringen. Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Ru-
Es liegt die Idee nahe, dass man sagt, wir haben im brik, in der dem, was die fortitudo umfasst, ein Ueber-
grossen Ganzen den Apparatus medicamentorum. Von gewicht gegeben wird über das, was die gloria umfasst.
diesem bilden die Arcana einen Theil, und zwar den her-
vorragenden Theil. Diese Idee liegt an und für sich so Siebente Rubrik.
nahe, dass es weiter nicht nöthig ist, ihr aus den Antece- Itaque vocatus sum bis mundi.
dentien der Alchemie eine Folie zu geben. Will man das Libavius zählt sich die Drei, welche dem Hermes tris-
aber thun, so kann man sich an Paracelsus halten, wel- megistus zu Grunde liegt, heraus als 1) Apparatus medi-
cher Arcana und Schulmittel mannigfach untereinauder- camentorum, 2) Chemische Geräthschaften, 3) Regimina.
würfelt. Hält man sich nun an diese Idee, so liegt es im Er nimmt dabei an, dass, wenn er den Apparatus medi-
Anlehnen an die Antecedentien der Abendländischen Al- camentorum hat, dass er dann die Arcana implicite hat,
chemie nahe, die res natae als den Apparatus medicamen- und nimmt ferner an, dass, wenn er die Arcana hat, dass
torum aufzuiassen. Denn die Abendländer beziehen ja die er dann in Bezug auf 4 Arcana die 4 Elemente, in Bezug
;

res natae auf das animale, vegetabile und Mineral-Reich, auf 3 Arcana: die 3 Principien hat. Wohlbemerkt, er con-
nun, der Apparatus medicamentorum umfasst Stoffe aus statirt sich also streng genommen seinen Hermes trisme-
diesen drei Naturreichen. Bei solcher Auffassung hat man gistus aufKosten der Arcana, der Elemente, der Prin-
dann cipien.
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Der Hermes hat tlie tres partes der philosophia totius Interpretation der Tab. smar. ist absolut gerechtfertigt. Der
mundi, der Tab. smar., welche der Index bringt. Hermes trismegistus aber bringt einen Riss in die Sache.
Denn wo es sich bei der engsten Restriction um eine Fünf
Achte Rubrik. handelt, da kann die Drei nicht in den Vordergrund ge-
Completnin est etc. schoben werden. Nun kann aber die Lage der Sache
Operatio Solis wird genommen als XQvaonoücc und dem Hermes trismegistus nicht weichen, also muss der
diese als Alchemie. Also: Wenn du das hast, was wir Hermes trismegistus der Lage der Sache weichen. Und
vorhin abgehandelt, so hast du den Inbegriff der Alche- so nahm man denn den Hermes trismegistus einfach als
mie. Hermes, der den Titel trismegistus führt, ohne dass dieser
Titel irgendwie von Einfluss auf die Theile der .\lchemie
ist, welche sich um ihn als Schutzpatron der Alchemie
Untergang der Alchemie. gruppiren. Libavius ,
sagt man, constatirt an der Hand
Libavius war ein sehr eifriger Alchemist. Ausser seiner seiner Interpretation der Tab. smar. eine bestimmte An-
Alchymia hat er noch weitläufige Commentarien zu dieser, zahl von Theilen der Alchemie. Das ist ein Allgemein-
und ausser diesen noch eine Reihe anderer alchemistischer Thun seinerseits, dem Beifall zu zollen ist. Diese Summe
Abhandlungen geschrieben. Seine Gesammtwerke umfassen von Theilen restringirt er auf die Drei Apparatus medi-
:

zwei ganz respectable Folianten. Aber denken wir uns camentorum, chemische Geräthschaften, Regimina. Dis-
diesem eifrigen Alchemisten Alchemie als
gegenüber die ist ein Besonder-Thun seinerseits, dem man Beifall zollen

Personalität, so kann Alchemie in Be-


diese Personalität kann, wenn man will, dem man aber keinen Beifall zu
zug auf Libavius sagen: Gott behüte mich vor meinen zollen braucht. Die Autorität des Libavius tritt wohl
Freunden, meiner Feinde werde ich mich selbst schön dafür ein, dass Inan, indem man die Theile der Alchemie
erwehren! Wir wollen gerade nicht sagen, dass die Wucht vor sich hat, eine Restriction eintreten lassen kann,
der Faust, die Finesse der Diplomatie, w’elche 'gegen die sie tritt aber nicht dafür ein, dass diese Restriction nun
Alchemie spielten und von denen wir in einem Besonder- gerade die zu sein braucht, die ihm von seinem inviduel-
abschnitte gesprochen, nicht von Einfluss auf sie waren, es len Standpuncte beliebt. In dieser Beziehung kann jeder
liegt auf der Hand, dass dies elende Treiben der Alche- sich auf seinen eigenen Standpunct stellen. Wer gar
mie Abbruch tliat. Indessen diesem elenden Treiben au nicht restringiren will, nun der lasse es bleiben. Wer
und für sich ist die Alchemie nicht erlegen, sie erst er- aber restringiren will, der restringire, wie es ihm richtig
legen dem hinzi^kommenden guten Willen eines Libavius. dünkt wie weit er in seiner Restriction gehen will, wel-
;

Libavius hat der Alchemie ihr Grablied gesungen! che Puncte er hervorheben, welche er fallen lassen will,
Die Sache liegt ff. Libavius bringt in seiner Interpre- das ist seine Sache, wenn er nur bei den Theilen bleibt,
tation der Tab. smar. einen Abriss dessen, was er als In- welche die Libavische Interpretation der Tab. smar. im
begriff der Alchemie aufgefasst haben will. Dabei bringt Allgemeinen bringt. Auf die Weise kann Jemand aus der
er eine Reihe von Dingen, welche dahin geliören, wie er Libavischen Interpretation irgend einen Theil hervorhe-
aber fertig ist, biegt er dem Hermes trismegistus zu Liebe ben, und ihn auf sein Panier schreiben —
er ist ein Al-
ab, und constatirt nur 3 Dinge, welche den Inbegriff der chemist. Also um uns an die Fünf zu halten, welche die
Alchemie bilden. Restringirung der Theile ergiebt Der ist ein Alchemist,
:

Sehen wir der Libavischen Interpretation der Tab. smar. welcher sich die Arcana hervorhebt, sich ohne jegliche
in’s Auge, so kann man das, was sie bringt, enger und alchemistische Speculation an diese hält. Der ist ein Al-
weiter fassen. Z. B. man kann den Apparatus medica- chemist, welcher sich Elemente und Principien hervorhebt,
mentorum enger gefasst nehmen als Eins, man kann ihn mag er nun derartig für sie eintreten, dass er naturphi-
weiter gefasst in Bezug auf das animale, vegetabile, Mi- losophische oder naturhistorische Calculationen über sie an-
neral-Reich nehmen als Drei. U. s. w. Unternehmen wir stellt, oder derartig, dass er an sie den Lapis philos. knüpft
es nun, das was die Libavische Interpretation bringt, auf und damit in den Bereich der gewöhnlichen alchemi
die engsten Gränzen zu bringen, so haben wir die ff. Cal- stischen Speculationen tritt, und diese in der althergebrach-
culation. ten Weise weiter ausbeutet, oder derartig, dass er mit
Dass im Quod est inferius etc. Elemejite und Princi- dem Lapis philos. auf die Schwindel- Goldmacherkunst los-
pien zusammen gebracht werden, qualificirt diese dazu, steuert. Der i.st ein Alchemist, welcher sich den Appara-
nicht auseinander gerissen zu werden. Sie können also tus medicamentorum hervorhebt, und eine Pharmakopoe,
aus dem Eingesichtpunct aufgefasst werden. Dann haben eine Pharmakologe, eine Materia medica schreibt, nament-
wir pro primo Elemente und Principien.
: Res una und— lich wenn er der Sache irgend eine mysteriöse Folie giebt,
res natae mit einander zu verschmelzen, geht schwer an. die dem alchemistischen Standpunct wohl ansteht, z. B
Das würde der hohen Stellung, welche die Arcana im Ap- wenn er Mittel aus dem Mineralreich, Chemikalien in den
paratus medicamentorum einnehmen, gar zu nahe treten Vordergrund schiebt, wenn er in Bezug auf die Pflanzen der
heissen. Also liegt es gar zu nahe, dass wir sagen, wir Constellation Rechnung trägt, unter welcher sie zu sam-
haben pro secundo die Arcana, pro tertio deii Appara-
: : meln sind, u. s. w. Der ist ein Alchemist, der sich mit
tus medicamentorum im Allgemeinen. Mit diesem Appa- den chemischen Geräthschaften beschäftigt. Der ist ein
ratus medicamentorum im Allgemeinen können wir uns Alchemist, der sich mit den Regimina beschäftigt. Und
aber pro tertio begnügen. Wir brauchen also nicht den weiter ist der ein Alchemist, der sich aus diesen fünf
Apparatus medicamentorum specialisirend in Bezug anf Einzeldingen mehrere hervorhebt, und einer Vereinigung
animales, vegetabiles, Mineral-Reich auseinander zu reis- von Arcana und Apparatus medicamentorum Rechnung
sen. — Pro quarto haben wir alsdann : die chemischen trägt, wer der Vereinigung von Apparatus medicamentorum,
Geräthschaften. —
Endlich pro quinto haben wir :die chemischen Geräthschaften und Regimina Rechnung trägt,
Regiraina. u. s. w. Dabei ist et nun natürlich nicht nöthig, dass man
Also das was die Libavische Interpretation als Theile sich gerade an die Restrictions-Fünf hält, denn von der steht
der Alchemie bringt, ergiebt, wenn wir es auf die eng- in der Libavischen Interpretation der Tab. smar. nichts ge-
sten Gränzen bringen, eine Fünf, welche umfasst: schrieben. Man kann also weiter greifen, sich die Eins Ele-
Elemente und Principien, ment-Princip in die Zwei Element und Princip zersplittern,
die Arcana, sich die Eins des Apparatus medicamentorum, anlehnend
den Apparatus medicamentorum, an den ursprünglichen Begriff’ der res natae, in die Stoffe
die chemischen Geräthschaften, zerspalten, welche medicamentös und nicht medicamentös
die Regimina. sind, welche dem animalen, dem vegetabilen, dem Mineral-
Diese Fünf lässt sich nicht weiter restringiren. Libavius Reich zufallen, und so das Manoeuvre von vorhin einfach
aber restringirt sie dem Hermes trismegistus zu Liebe und complicirt wiederholen : — man ist ein Alchemist.
zur Drei. Und indem er das thut, mag er wohl dem Die meisten dieser Richtungen finden sich in der vierten
Hermes trismegistus als solchem gerecht werden, der Sa- Abendländischen Periode durch Schriftsteller vertreten, alle
che selbst thut er Zwang an. Eben dadurch aber, dass diese Schriftsteller sind „Alchemisten“, ihre Jünger sind
er ihr Zwang anthut, singt er der Alchemie ihr Grablied, Alchemisten. Da nun aber überall, allüberall Alchemisten
er sprengt sie in die Luft. sind, so haben die eigentlichen Alchemisten keinen Platz
Des Libavius Nachfolger nämlich sagen, die Libavische mehr, sie gehen unter. Wo überall, allüberall die poma
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uatant, da wird das wahre pomum, die Arcana, so ver- philosophice et naturaliter liberat: nec est sub coelo modus
deckt, dass es ganz verschwindet. Das sind die Früchte alius dissolvendi physice Corpus Solls, quam per univer-
des Libavismus. sale menstruum Mercuriale philosophorum, totius naturae
In den ersten Zeiten der vierten Abendländischen Periode secretissimum. „Es giebt ein Weisheits-Wasser der Philo-
ist Alchemie auf Grund des vorher Exponirtcn ein Coliec- sophen, welches alle Metalle und Steine von den unreinen
tiv-Ausdruck für die verschiedensten Dinge. Allmälig lichtet Banden der Coagulation des Punctum quaternarium philo-
sich aber das Terrain, und zwar in ff. Weise. Die Ar- sophisch und natürlich befreil, und es giebt unter dem
cana gehen successiv unter, die machen also Keinem mehr Himmel keine andere Art, das Corpus Solls physich auf-
Kopfzerbrechen. Der Apparatus medicamentorum als zulösen, als durch das Universal-Quecksilber-Menstruum der
solcher wird den Schuläizten zugeschoben; in Bezug auf Philosophen, welches das grösste Geimniss in der Natur
seine Darstellung, das ist also in Connex mit chemi- ist.“ —
Hierbei ist es nun auf das Ens universale Queck-
schen Geräthschalten und Regimina wird er den Apo-
,
silber abgesehen. Dass das Quecksilber Alles in der Welt
thekern zugeschoben. Elemente und Principien in Bezug zu sich hinüberzieht, fasst Croll derartig auf, als wenn alle
auf ihre Ausbeutung zum Lapis philos. und von diesem Stoffe sich in ihm auflösten —
eine bildliche Anschauung,
zur Schwindel-Goldmacherkunst w'erden den Goldschwind- welche nahe liegt.
lern zugeschoben. Die wahre alchemistische Speculation Helmont (geboren 1577, gestorben 1044) hat nun die
im alten Sinne wird successiv zu einem in aer Luft schwe- citirte Stelle Croils vor Augen, und giebt dem Quecksilber,
benden Dinge, denn indem die Kcnnlniss der Arcana mehr insofern es als, Ens universale eirt allgemeines Lösungs-
und mehr schwindet, wird ihre praktische Grundlage mehr mittel ist, den Paracelsischeir Nanretr Alcahest.
und mehr untergraben. Es bleiben damit für die Alchemie Von Unkundigen wurde das dann so verstanden, als
die Ausbeutung der Elemente und Principien in natur- gäbe Etwas, Alcahest genannt^ welches factisch alle
es ein
philosophischem oder naturhistorischem Sinne einerseits, Stoffe auflösen könne, uird die Alclremisteir thaten einer
und andererseits chemische Geräthschaften, Regimina, Stoffe solchen Auffassungsweise Vorschub. Ueber den Alcahest
des Apparatus medicamentorum, welche zum Heilen blos ist in seiner Weise gerade so tolles Zeirg gefabelt worden,

eine entferntere Relation haben oder in entfernterer Relation als über die Goldmaclrerkunst, den Homunculus u. s. w.
gedacht werden, resp. die Zusammenfügung dieser einzelnen irr ihrer Weise. So ziemlich wurden den Schwärmern die
Dinge. Und die in diesem Sinne ausgebeulete Alchemie Augen aufgerissen durch folgende Worte des Kunkel,
• gestaltet sich successiv zu dem, was wir heute Chemie Laboratorium chymicum, 3. Theil, Cap. 38: „Ich sohliesse
nennen. demirach also: Ich lege einen Kieselstein, will der andern
Es ist so die allgemeine Rede, Libavius sei der, der die Edelgesteine geschweigen, in ein Glass, und giesse den
neue Alchemie angebahnt habe. Das ist richtig und nicht Alcahest drüber; welches sollte er am ersten angreiffen,
richtig, wie man’s gerade nimmt. Die Alchemie wird zer- das Glass, so aus Kieselsteinen gemacht ist, oder den
splittert, ihre Theile zersprengt. Die Theile sammeln sich Kieselstein, der härter ist? Nun saget er (Helmont) ja
nun wieder mit Ausnahme der Arcana hier und da, und klar, er könne durch die Plandarbeit das Glass, Thon und
einige von ihnen sammeln sich unter der Gestalt dessen, Kalck, auch Schwefel zu Saltze machen, das eben so
was die Grundlage zur heutigen Chemie abgiebt. Will schwer, als sein Cörper selbst se)m soll. Dieses Gefäss
man das nun ein Anbahnen der neuen Chemie nennen, so aber zu der Solution müste das Geheimniss seyn, so weit
hat Libavius allerdings diese angebahnt, denn er ist es, über den Alcahest gienge, weil es aus diesem allen nicht
von dessen Interpretation der Tab. smar. die Sache aus- bestehen könnte, und wäre meinem Bedüncken nach, so
geht. Verbindet man indessen mit dem Urtheile, Libavius geheim und so gewiss als der Alcahest. Wann ich die
habe die neue Alchemie angebahnt, den Sinn, die Alehy- Prahlerey, welche so viele von diesem Worte machen, be-
mia des Libavius mit ihren Commentarien sei das erste trachte, indem es einer heisst: Alcali est, der andere
Handbuch über Chemie, wenigstens denn der erste Anlauf nennet es: All geist, der dritte: Allest est, etc., so muss
zu einem solchen, so ist das nicht richtig. Es trifft zwar ich seinen eigentlichen Nahmen (weil doch ein solches
zu, dass nach der Schablone der Libavischen Alchymia Menstruu.u nicht seyn kann, was Helmont von ihm schrei-
die ersten Handbücher über Chemie zugeschnitten sind, bet,) nennen, und ist eigentlich dieser: Alles Lügen heisst,
das sind aber zufällige Berührungspuncte auf beiden Seiten. oder alles Lügen est.“ —
Kunkel meint also, das Universal-
Wenn irgend Jemand ein Alchemist von altem Schrot und Lösungsmittel Alcahest könne doch nicht wie die Wolken
Korn ist, so ist es Libavius, und dieser sein Standpunct in der Luft hängen, wenn man sich dasselbe als Realität
incorporirt sich auch in jeder Zeile seiner Alchymia und dächte, so müsse man sich doch denken, man habe es in
ihrer Commentarien. einem Gefässe vor sich stehen. Woher aber dies Gefäss
nehmen? Wie kann von einem Gefässe für ein Dir g die
lieber den Alcahest. Rede sein, welches, indem es mit diesem Gefässe zusammen-
Die vierte Abendländische Periode ist auf dem Terrain kommt, dasselbe auflöst? Wie kann also von der Realität
der eigentlichen alchemistischcn Speculation sehr mager. des Alcahestes die Rede sein, wo jegliches Substrat fehlt,
Sie hält sich an das Alte, ohne Neues zu produciren. an der Hand dessen er sich als Realität präsentiren kann?
Zwar wird über die 3 Principien mannigtach speculirt, in-
dessen es wird dabei der eigentliche Boden der 5 Sal- Schroederi Thesaurus pharmacologicus.
Sulphur-Mercur-lnterpretationen der Tab. smar. im Allge- Wir wissen, dass man sich an der Hand dessen, was
1 meinen und in specie der Boden der Pflanzen-Interpretation die Libavische Interpretation der Tab. smar, bringt, das
an der Hand der 3 Principien nicht verlassen, selbst vor Recht nimmt, diejenigen Theile der Alchemie, welche sich
Lavoisier von denen nicht, welche sich, wie z. B. an jene Interpretation knüpfen, entweder einzeln für sich,
Stahl mit seiner Phlogiston-Theorie, den Anschein gaben, oder mehrere im Verein herauszuheben, und an sie dann
! die Sache exact chemisch anzugreifen. Nur ein neues den Begriff Alchemie zu knüpfen. Dieses Manoeuvre führt
alchemistisches Problem taucht auf, das ist das Problem nun zu einem Thun, welches zu den genialsten gehört,
vom Alcahest. Mit ihm hat es ff. Bewandtniss. welche die Alchemie aufzuweisen hat, und welches den
Das Wort Alcahest ist eines von jenen abenteuerlichen Glanzpunct der vierten Abendländischen Periode bildet.
Worten, die sich Paracelsus das Vergnügen macht, uns Es ist nämlich das Thun, sich aus den Libavischen Theilen
zu präsentiren. Es findet sich in der Abhandlung De vi- der Alchemie die Arcana und den Apparatus raedieamen-
ribus membrorum Lib 2., Cap. 6. (Baseler Quartausgabe, torum herauszuheben, und beide zu Einem verschmolzen
1589, dritter Theil, S. 8). Dort heisst es: „Es ist auch dem ärztlichen Publicum unter der Gestalt einer Pharma-
der Liquor Alcahest grosser krafft in der Leber“ und kologie, einer Materia medica oder wie man es sonst
ferner: „Darumb euch allen die in der Medicin zuerlären nennen will, zu bieten. Auf die Weise erhalten dann die
ist, das jhr wissen, Alcahest zu prepariren“ (quare vobis .Aerzte die Arcana zwar nicht direct —
auf ein directes
Omnibus, qui colitis medicinam, opus, ut noscatis jiraepa- Bringen der Arcana kann es bei der Aegide des Geheim-
rare Alcahest). Hier ist es auf den P. solaris oder auf das haltens, unter der die Alchemisten kämpfen, ja gar nicht
Quecksilber abgesehen. abge.sehen sein —
sie erhalten sie zwar nur dunkel ge-
Croll sagt in seiner Schrift Basilica chymica: Aqua zeichnet und unter einem Wüste von Mitteln vergraben,
sapientiae philosophorum una est, quae omnia metalla et aus dem sie sich schwer herausfinden lassen , indessen
lapides ab impuro Puncti quaternarii coagulationis vinculo sie erhalten sie doch. Und das ist bei dem Dunkel, mit

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dem die Arcana bis dabin umgeben waren, sehr viel, sehr Cap. 32. De formulis medicamentorum practicis. Cap. 33.
viel für den, der Sinn für die Sache hat, denn er erhält De dosi medicamentorum. Cap. 34. De signatione in ge-
ein wichtiges Substrat für seine Forschungen, ein Substrat, liere, ac primum de qualitatibus sensibilibus et tigura
welches ihn weit eher auf die Kenntniss der Arcana führen (signatio est. quae docet modum medicamenta
cognoscendi
kann, als das Studium von Schriften, welche im alten et dignoscendi). Cap. 35. De aetate seu duratione et sexu.

Sinne nur ganz allgemein alchemistische Speculationen Cap. 36. De antecedentibus. Cap. 37. De consequentibus.
bringen. Cap. 38. De similitudine. Cap. 39. De cognitione qualita-
Den genannten Weg, Arcana und Apparates medicamen- tum manifestiorum. Cap. 40. De investigatione qualitatum
torum zu Einem verschmolzen dem ärztlichen Publicum occultarum.
darzubieten, schlagen mehrere Autoren ein. Wir erwähnen Liber secinidus: De Officina.
Groll mit seiner Basilica Chymica (1608) und Mynsicht (Officina est pars Pharmacologiae, quae seriem rerum
mit seinem Thesaurus medico-chymicus (1631). Den Glanz- medicamentalium secundum classes officinales deseribit).
punct bildet aber der Frankfurter Arzt Johann Schroeder. Cap. 1. De deßnitione et distributione Officinae. Cap. 2.
Der ausführliche Titel des Schroederschen Werkes ist: De Terrls, Cap. 3. De Aquis. Cap. 4. De Lapidibus.
Pharmacopoeia medico-chymica, sive Thesaurus pharmacolo- Cap 5. De Metallis et quae iis affinia sunt. Cap. 6. De
gious, quo composita quaeque celebriora, hinc mineralia, Salibus. Cap. 7. De Sulphureis. Cap. 8. De Aromatibus.
vegetabilia et animalia chymico medice describuntur, alque Cap. 9. De Corticibus. Cap. 10. De Floribus. Cap. 11.
insuper principia physicae Hermetico-Hippocraticae candide De Foliis seu Herbis. Cap. 12. De Fructibus. Cap. 13.
exhibentur. Opus non minus utile physicis quam medicis. De Fungis. Cap. 14. De Lignis ct Viscis. Cap. 15. De
Dasselbe erschien zuerst 1641 und erlebte mannigfache Radicibus. Cap. 16. De Seminibus. Cap. 17. De Succis.
Ausgaben. Wir haben die 6. Ausgabe vom Jahre 1669 Cap. 18. De Oleis et Balsamis. Cap. 19. De Resinis.
vor uns. Cap. 20. De Gummi resinis. Cap. 21. De Gummatis.
Diesem Buche gegenüber bedauern wir eins tief und Cap. 22. De Aniraalibus officinalibus integris. Cap. 23.
innig, das ist das, dass wir dasselbe erst kennen gelernt De Partibus carnosis et usitatioribus. Cap. 24. De Parti-
haben, nachdem wir die Arcana längst, längst kannten. bus membranosis. Cap. 25. De Cornibus. Cap. 26. De
Wir können uns dem Gedanken nicht verschliessen, dass Ossibus. Cap. 27. De Crustaceis seu Testaceis. Cap. 28.
das Studium dieses Buches uns die Arbeit, die Arcana De Lapillis. Cap. 29. De Laote et Sero lactis. Cap. 30.
wieder aufzußnden, bedeutend erleichtert hätte. Nun, viel- De Felle. Cap. 31. De Medullis. Cap. 32. De Pinguedini-
leicht irren wir auch, vielleicht hätte uns die Schrift des bus seu Axungiis vel Adipibus. Cap. 33. De Sanguine.
gedruckten Buches von der Erkenntniss der Schrift des Cap.' 34. De Sevis. Cap. 35. De Stercore et Urina. Cap.
Buches der Natur abgeleitet. Hinterdrein lässt sich so 36. De Unguibus et Ungulis officinalibns et de Coagulis.
etwas schwer feststellen. Einerlei —
die Hauptsache ist Cap. 37. De Acetis. Cap. 38. De Aquis destillatis (eine
da, die Arcana sind da, wozu sollen wir uns da weiter ungeheuere Masse). Cap. 39. De Aquis reliquis. Cap. 40.
darüber den Kopf zerbrechen, ob sie sich uns so oder so De Balsamis odoriferis. Cap. 41. De Balsamis destillatis.
einfacher präsentirt hätten Cap. 42. De Bolis. Cap. 43. De Calcibus seu Calcinatis.
Es dünkt uns, dass es für ein Werk wie das vorliegende, Cap. 44. De Cataplasmatibus. Cap. 45. De Clysteribus.
dessen Hauptzweck es ist, die Arcana vorzuführen, wohl Cap. 46. De Conditis. Cap. 47. De Confectionibus sacoha-
passend ist, entgegen diesen göttlichen Mitteln, deren Zahl ratis. Cap. 48. De Conservis. Cap. 49. De Decoctis. Cap.
eine so bescheiden restringirte ist, dem Leser auch einmal 50. De Eclegmatis, Lohoch, Linctibus. Cap. 5l. De Ele-
die Unmasse von Mitteln vor Augen zu rücken, welche in ctuariis et Mixturis. Cap. 52. De Elixiriis. Cap. 53. De
den Büchern der Schulärzte so pomphaft zu Markte ge- Emplastris, Ceratis et Dropacibus (Emplastra a pice). Cap.
bracht werden, und deren Heilwirkung in der überwiegen- 54. De Emulsionibus. Cap. 55. De Errhinis. Cap. 56. De
den Mehrzahl der Fälle gleich Null ist. Wir wollen dies Epithematibus. Cap. 57. De Extractis, ac 1) de Menstruis.
an der Hand Schroeders thun. Wir wollen ein Verzeich- Cap. 58. De Farinis. Cap. 59. DeFeculis (Feculae ex ra-
niss des Inhaltes seines Thesaurus bringen. Dann gehen dicibus nonullis iisque viridibus eliciuntur, rarissime ex
wir auf der einen Seite dem aus dem Wege, dass wir an foliis). Cap. 60. De Floribus. Cap. 61. De Gargarismis,
einem in der That hervorragenden Buche zu flüchtig vor- Diaelysmatibus (= collutiones oris) et Dentifriciis. Cap. 62.
beieilen, und erzielen damit auf der anderen Seite das, De Qelatinis. Cap. 63. De Infusionibus. Cap. 64. De Ju-
dass dem Leser vorgeführt wird, wie die Apotheke sonst lebis et Moretis (Moretus est potionis genus ex aromaticis
war, und —
(etzt zum guten Theil noch ist. aliisve confortantibus commixtum, addito ad gratum sapo-
Hier das Verzeichniss des Inhaltes des Thesaurus rem saccharo vel syrupo). Cap. 65. De Lapidibus. Cap.
Schroederi. 66. De Lipuoribus. Cap. 67. De Magisteriis. Cap. 68. De
Liber primus: De Isagoge (Einleitung). Masticaloriis. Cap. 69. De Morsellis et Eotulis. Cap. 70.
Cap De definitione ae distributione Pharmacologiae.
1. De Oleis stillatitiis. Cap. 71. De Oleis expressis. Cap. 72.
Cap. De rebus medicamentalibus nativis. Cap. 3. De
2. De Oleis per infusionem et coctionem etc. Cap. 73. De
»ebus medicamentalibus praeparatis. Cap. 4. De speciebus Pilulis. Cap. 74. De Potionibus. Cap. 75. De Pomis Am-
productionum nativarum. Cap. 5. De principiis essentiali- brae, Cap. 76. De Praeparatis (=simplicia nonnulla durius-
bus rerum nativarum. Cap. 6. De causa effioiente interna. cula in tenuissimum pulverem, accedente aqua aliqua cor-
Cap. 7. De qualitatibus primis seu elementalibus. Cap. 8. diali, redacta). Cap. 77. De Pulveribus et Speciebus. Cap.
De salinis facultatibus. Cap. 9. De infiuentiis stellarum. 78. De Sacculis (fomentariis). Cap. 79. De Salibus prae-
Cap. 10. De proprietatibus particularibus. Cap. 11. De paratis Cap. 80. De Sapone odorato. Cap. 81.' De Spiri-
materia nativorum Cap. 12. De tempore productionum tibus. Cap. 82. De Succis. Cap. 83. De Suppositoriis et
nativarum. Cap. 13. De loco productionum nativarum, et Pessis (Pessariis). Cap. 84. De Syrupis, Mellibus et Robis
in primis de terra et aqua. Cap. 14. De praeparationibus syrupisatis. Cap. 85. De Tincturis. Cap. 86. De Trochiscis.
medicamentorum. Cap. 15. De principiis chymicis. Cap. 16. Cap. 87. De Balsamis inunctoriis, Linimentis, Unguentis.
De causa efficiente seu praeparatione interna. Cap. 17. Liber tertius; De Macrocosmologia seu Mineralogia
De qualitatibus elementalibus et praecipue de ealore. Cap. (Mittel ausdem Mineralreich).
18. De facultatibus fortioribus sive salinis. Cap. 19. De Cap. De Mineralogia in genere. Cap. 2. De Terris.
1.
instrumeritis pharmacopoeticis. Cap. 20. De fornacibus. Cap. 3. De Aquis. Cap. 4. De Lapidibus in genere. Cap.
Cap. 21. De materia praeparatorum. Cap. 22. De tempore 5. De Gemmis. Cap. 6. De Corallis. Cap. 7. De Margaritis.
et loco. Cap. 23. De collectione nativorum, ac primum
de Cap. 8. De Lapidibus minus pretiosis. Cap. 9. De Metallis
tempore secundum aetatem et turgescentiam rerum. Cap. 24. et primum de Auro. Cap. 10. De Argento. Cap. 11. De
De collipndi tempore secundum constitutionem. Cap. 25. Ferro. Cap. 12. De Cupro. Cap. 13. De Plumbo. Cap. 14.
De colligendi tempore secundum influentias particulares De Stanno. Cap 15. De Mercurio. Cap. 16. De Cinnabari.
(hier werden uns astrologische Constellationstabellen
gebo- Cap 17. De Antimonio. Cap. 18. De Recrementis metalli-
ten). Cap. 26. De modo colligendi. Cap. 27. De asserva- cis naturalibus (Recrementa naturalia voco, quae naturae
tione (Aufbewahrung) ao primum de tempore seu
duratioue operatrice, dum in gremio terrae metalla generabantur, ex
asservationis. Cap. 28. De loco asservationis. Cap.
29. De materia ad generationem eorum idonea exstiterunt. Talia
modo adaptandi ad asservationem. Cap. 30. De usurpatione sunt; Cobaltum, Chalcitis, Misy, Sory, Bismuthum). Cap.
(medicamenti administratio). Cap. 31. De modo utendi. 19. De Recrementis metallorum artificialibus (Recrementa

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metallorum artificialia voco, quae


separantur e metallis, 193) Linaria. 194) Linum. 195) Lotus. 196) Lupulus.
dum in fornace funduntur et purgantur.
Sunt; Cadmia, Di- 197) Majorana. 198) Malabatrum. 199) Malva. 200) Malva
phryges, Uthargyrium, PJumbago, Tutia, Spodium). Cap. arborea. 201) Mandragora. 202) Marrubium. 203) Marum.
20. De Salibus in genere. Cap. 21. De Sale communi. 204) Matricaria. 205) Matrisylva (Epatica stellata oder
Cap. 22. De Sale fossili seu Sale Gemmae et Indo. Caprifolium oder Horminum). 206) Melilotus. 207) Jdelissa.
Cap. 23. De Sale Nitri. Cap. 24. De Alumine. Cap. 25. 208) Melo. 209) Mentha. 210) Mentha Saracenica. 211)
De Sale Ammoniaco. Cap. 26. De Vitriolo. Cap. 27. De Mercurialis. 212) Mespilus. 213) Meum (wilder Dill). 214)
Arsenico. Cap. 28. De Sulphure. Cap. 29. De Bitumine Milium. 215) Milium solis (Meerhirse). 216) Millefolium.
ac Ambra grisea. Cap. 30. De Succino. Cap. 31. De 217) Momordica. 218) Morus. 219) Moschata. 220) Mu->
Spermate Ceti. Cap. 32. De Asphalte, Naphta, Petroleo scus (Moos). 221) Muscus terrestris (Bärlapp). 222) Myr-
ac Oleo terrae. Cap. 33. De Carbone petrae et Gagate. tillus (Heidelbeere). 223) Myrtus. 224) Napus (Steckrübe).
Liber quartus seu Phytologia (Mittel aus dem Pflan- 225) Nasturtium aquatioum. 226) Nasturtium hortense.
zenreich). 227) Nepeta (Katzenkraut). 228) Lignum nephriticum (affer*
Classis I: De Alterantibus primariis, quae sunt Plan- tur ex nova Hispania). 229) Nicotiana. 230) Nigella. 231)
tae,harumque membra, i. e. Radices, Folia, Semina, Cor- Nummularia. 232) Nymphaea. 233) Olea. 234) Ononis.
tiees etc. 235) Origanum. 236) Palma (Dattel). 237) Papaver sati-
1) Abies. 2) Abrolanum. 3) Absinthium. 4) Absinthium vum. 238) Papaver erraticum. 239) Parietaria. 240) Herba
Ponticum. 5) Acacia vera. 6) Acacia Germanica. 7) Ace- Paris (Einbeere). 241) Pastinaca domestica. 242) Pasti-
tosa. 8) Acetosella. 9) Acorus. 10) Acorus adulterinus. 11) naca sylvestris. 243) Perfoliata. 244) Malus Persica (Pfir-
Adiantum. 12) Adiantum aureum. 13) Agallochum (Aloe- sich). 245) Persicaria (Wasserpfetfer). 246) Petasites. 247)
holz). 14) Ageratum (Eupatorium Mesuae). 16) Agnus ca- Petroselinum. 248) Petroselinum montanum. 249) Petro-
stus. 16) Agrimonia, 17) Alchimilla. 18) Alkekengi. 19) selinum Mtcedonicum. 250) Peucedanum. 251) Pimpinella.
Allium, 20) Alsine. 21) Althaea. 22) Amaranthus. 23) Am- 252) Pinaster seu Pinus sylvestris. 253) Pinus et Pinea.
mi -verum. 24) Amomum. 25) Amygdalae. 26) Anacardium. 254) Piper. 255) Pistacia. 256) Plantago. 257) Paeonia,
27) Anagallis. 28) Anagallis aquatica. 29) Anethum. 30) 258) Polygonum. 259) Polygonatum (Weisswurz). 260)
Angelica. 31) Anisum. 32) Anserina. 33) Anthora. 34) Pomus. 261) Populus. 262) Porrum (Schnittlauch). 263)
Antirrhinum. 35) Apium. 36) Aquilegia. 37) Aristolochia. Portulaca. 264) Primula veris. 265) Prunella (Symphytum
38) Armoracia. 39) Arnica. 40) Artemisia. 41) Arura. 42) petraeum). 266) Prunus. 267) Ptarmica. 268) Pulegium.
Asparagus. 43) Atriplex. 44) Avena. 45) Malus Aurantiae. 269) Pulmonaria. 270) Pyrethrum. 271) Pyrola (Winter-
46) Auricula muris (Pilosella). 47) Baianus myrepsica. grün). 272) Pyrus. 273) Quercus. 274) Quinquefolium.
48) Baisamum. 49) Bardana. 50) Bardana rainor. 51) Ba- 275) Raphanus. 276) Raphanus marinus s. rusticanus. 277)
silicum. 52) Behen album, Behen rubrum. 53) Bellis (Pri- Rapum et Rapa. 278) Rhodia radix (Rosenwurz). 279)
raula veris). 64) Berberis. 65) Beta. 56) Betonica. 57) Rhodium lignum. 280) Rhaponticum vulgare. 281) Rha-
Betula. 58) Bistorta. 59) Bombax (Baumwollenbaum). 60) ponticum verum. 282) Rhus (Sumach). 283) Ribes. 284)
Borrago. 61) XJrsina. 62) Brassica. 63) Buglossa. 64) Bursa Rosa. 285) Ros solis (Rorella). 286) Rosmarinus. 287)
pastoris. 65) Buxus. 66) Calamus aromaticus Indus. 67) Rubia. 288) Rubus. 289) Rubus Idaeus 290) Ruscus.
Calamintha. 68) Calcatrippa (Delphinium). 69) Caltha 291) Ruta. 292) Ruta muraria. 293) Sabina. 294) Salix.
(Calendula). 70) Cannabis. 71) Capparis (Kapern). 72) 296) Salvia. 296) Sambucus. 297) Sanguisorba. 298) Sani-
Caprifolium. 73) Cardamomum et grana Paradisi. 74) Car- cula. 299) Lignum Santalum. 300) Santonicum. 301) Sapo-
diaea (Melissa silvestris). 75) Carduus benedictus. 76) Car- naria. 302) Sarsa parilla. 303) Sassafras. 304) Satureja.
duus Mariae. 77) Carlina. 78) Carum. 79) Cariophyllus 305) Satyrium seu Orchis. 306) Saxifraga. 307) Scabiosa,
hortensis. 80) Cariophylli aromatici. 81) Caryophyllata. 308) Schoenanthum (Juncus odoratus). 309) Scolopendrium
82) Castanea. 83) Centaureum minus. 84) Cepa. 85) Ce- verum. 310) Scolopendria vulgaris. 311) Scordium. 312)
rasa. 86) Cerefolium (Kerbel). 87) Chamaedrys. 88) Cha- Scorzonera. 313) Scrophularia. 314) Scilla. 315) Sebesten
maepylis (Je länger je lieber). 89) Chamomilla. 90) Cheli- (Myxaria). 316) Secale. 317) Sedum. 318) Senecio. 319)
donium majus. 91) Chelidonium minus. 92) Chermes Serpillum. 320) Sesamum. 321) Seseli officinarum (Siler
(Scharlachbeere). 93) Cheyri (gelbe Viole). 94) China. 95) montanum, Ligusticum). 322) Seseli Massilioticum. 323)
Cieer. 96) Cichoreum. 97) Cicuta. 98) Cinnamomum. 99) Seseli Creticum. 324) Sideritis. 325) Siliqua. 326) Sinapi.
Citrus. 100) Citrullus (Species Cucumeris). 101) Cochlearia. 327) Sisarum (Rapunculus hortensis). 328a) Solanum.
102) Lignum Colubrinum (Clematitis Indica). 103) Contra- 328b) Sorbus. 329) Spica (Lavandula). 330) Spica Celtica,
yerva. 104) Consolida. 105) Corallina. 106) Coriandrum. 331) Spica Indica. 332) Spinachia (Lapathum hortense,
107) Cornus. 108) Corylus. 109) Costus. 110) Crocus. Spinat). 333) Staphis agria. 334) Stoechas. 335) Stoechas
111) Cubebae. 112) Cucumis. 113) Cucurbita. 114) Cumi- citrina. 336) Succisa (Morsus diaboli). 337) Symphytum.
num. 115) Cupressus arbor. 116) Cupressus herba. 117) 338) Tamariscus. 339) Tanacetum. 340) Taraxacum. 341)
Curcuma. 118) Cuscuta. 119) Cyanus. 120) Cyclamen. Thlaspi. 342) Teucrium. 343) Thymus. 344) Thymiama.
121) Cynoglossum. 122) Cynosbatos (Wilde Rose). 123) 345) Tilia. 346) Tormentilla. 347) Trichomanes (Adiantum
Cyperus (wilder Galgant). 124) Cotonea malus (Cydonia). rubrum). 348) Trifolium. 349) Triticum. 350) Tussilago
125) Daucus. 126) Dictamnus Creticus. 127) Dipsacus. 128) 351) Valeriana. 352) Verbascum. 353) Verbena. 354) Ver-
Doronicum. 129) Ebenus. 130) Ebulus. 131) Endivia. 132) micularis (Sempervivum minimum).355) Veronica. 356)
Epatica nobilis. 133) Epatica stellata (Waldmeister). 134) Victorialis. 357) Vinca. 358) Vincetoxicuin. 359) Viola
Equisetum. 136) Eruca. 136) Eryngium. 137) Erysimon purpurea. 360) Vitis. 361) Virga aurea. 362) Virga aurea
(Hedericli). 138) Eupatorium. 139) Euphragia (Augentrost). alias Consolida Saracenica. 363) Ulmaria. 864) Urtica.
140) Faba. 141) Fabaria (Crassula). 142) Ficus, 143) 365) Urtica mortua seu Galiopsis. 366) Zedoaria. 367)
Filipendula (Saxifraga rubra). 144) Filix. 145) Foeniculum. Zingiber.
l46j Foenum Graecum. 147) Fragaria. 148) Fraxinus. Classis II: De Alterantibus secundariis, quae sunt
149) Fraxinella (Dictamnus albus). 150) Fumaria. 151) Succi, Olea, Lachrymae, Resinae, Gummi Resinae, Gum-
Fumaria bulbosa (Aristolochia rotunda). 152) Galanga. mata.
153) Galega (Ruta capraria). 154) Gallium. 155) Genista. 368) Acetum. 369) Gummi Ammoniacum. 370) Gummi
156) Gentiana. 157) Geranium. 158) Glyzirrhiza. 159) s. Resina Animae. 371) Gummi Arabicum. 372) Asa foe-
Gramen. 160) Granata. 161) Guajacum. 162) Hedera ter- tida. 373) Baisamum verum. 374) Baisamum Tolutanum.
restris. 163) Hedera arborea. 164) Helenium. 165) Herni- 375) Baisamum Indicum. 376) Bdellium. 377) Benzoin.
aria (Polygonum minus). 166) Hispidula (Katzenfuss), 378) Camphora. 379) Cancamum (arbor Myrrhae quodam-
lli7) Hordeum. 168) Horminum. 169) Hyoscyamus. 170) modo similis). 380) Caranna (resina Tacamahacae similis).
Hypericum. 171) Hyssopus. 172) Jacea. 173) Jasminum. 381) Colophonia. 382) Resina Copal. 383) Elemi. 384)
174) Imperatoria. 175) Iris nostras. 176) Iris Illyrica ac Fuligo. 385) Galbanum. 386) Hypocistis (germen seu plan-
Florentina. 177) Juglans. 178) Jujubae. 179) Juniperus tula est, e radice Cisti fruticosi, ceu viscum e quercu
150) Lao.tuca. 181) Lagopus (Hasenklee). 182) Lapathus. prosiliens). 387) Lacca. 388) Ladanum (liquor e Cisti
183) Larix. 184) Laurus. 185) Lens palustris. 186) Len- foliis exsudans). 389) Liquidambra.'^390) Lycium (verschie-
tiscus. 187) Levisticum. 188) Lichen. 189) Ligustrum. den aufgefasst). 391) Mastiche. 392) Myrrha. 393) Ompha
190) Lilium. 191) Lilium convallium. 192) Limonia mala. ciura (est succus ex uvis immaturis expressus). 394) Opium.
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66 $ 564

395) Oppopanax. 396) Pissasphaltos (Erdwachs). 397) Pix. geführt werden, speciell hätten vorführen wollen ein ähn- —
398) Resina Terebinthi seu Terebenthina Cypria. 399) Ee- liches Verhältniss, wie es in Bezug auf die Präparate des
sina Laricis seu Terebinthina vulgaris. 400) Saccharum. dritten Buches statt hat. Durch eine solche Concentrirung

401) Sagapenuin. 402) Sanguis Draconis. 408) Sarcocolla des Stoffes wurden wir verhindert, dem Leser namentlich
(lacbryma gummea ex arbore quadam exotica). 404) Suc- in Bezug auf das fünfte Buch manches „Interessante“ vor-
colata (Chokolade). 405) Styrax seu Storax calamita. 4.06) zufühfen. Um
ihn hierfür doch wenigstens einigermassen
Styrax liquidus. 407) Tacaraal)aoa. 408) Tartarus (denotat zu entschädigen, wollen wir ihm speciell den Menschen
viscosam ac lentam rnucilaginem quae nonduta in dutitietn ausführlich vorführen. Es werden zur Benutzung aufgeführt:
lapidis conversa est). 409) Thus. 410) Tragacantha. 411) I) Capilli. Präparat: Ungues. Präparat:
Destillat. II)
Tubera Cervina (Hirschbrunst). 412) \inum. Rasura vel Resegmenta Vinum
macera, doneo in
pulv., :

Classis III: De Purgantibus primariis. rnucilaginem abierint. III) Saliva. IV) Aurium sordes V)
413a) Agaricum. 413b) Asarum. 414) Bryonia. 415) Sudor. VI) Lac. Präpp. Aqua Lactis vitriolata.
; -Butyrum, —
Carthamus. 416) Cassia (Cassia fistula). 417) Cataputia VII) Sanguis menstruus. VIII) Secundina. IX) Urina.
minor (Springkörner). 418) Colocynthis. 419) Ebulus. 420) Präpp.: Spiritus volatilis. Sal volatile. — Spiritus per —
Elleborus niger. 421) Elleborus albus. 422) Epithymura. putrefactionem. —
Spiritus Urinae antepilepticus. Ma- —
423) Esula. 424) Frangula. 425) Gratiola. 426) Hernno- gisterium Urinae. —
Oleum Ludi. X) Stercus. Präpp.: Aqua
dactylus (Iris tuberosa, Colchicum). 427) Jalapa. 428) Me- stillatitia. —
Oleum. —
Zibetta Occidentalis. XI) Sperma.
choacanna (Weisser Rhabarber). 429) Mezereum. 430) My- XII) Sanguis. Präpp. Aqua destillata. : Oleum destilla- —
robalani (sunt fructus ex numero prunorum exoticorum). tum. — —
Oleum rectificatum. Balsamus antipodagricus.
431) Polypodium. 432) Psyllium. 433) Rhabarbarum. 434) — Spiritus antepilepticus. — Mumia vitae alexiteria. —
Ricinus. 4-35) Ricinus Americus. 436) Senna. 437) Solda- Arcanum Sanguinis humani. XIII) Calculus. Präpp. : Sal cry-
nella (Brassica marina). 438) Spina infectoriai (Rhamnus stallinum — Oleum s. Liquor. — Essentia
s. Elixir. XIV)

catarcticus, Kreuzbeere). 439) Staphis agria. 440) Tur- Membrana, quae caput nonullorum foetuum cingit. Das
pethum (verschiedenes). 441) Tamarindi. sind Dinge, die vom lebendigen Menschen genommen wer-
Classis IV: De Purgantibus secundariis. den, nun kommt der todte Mensch an die Reihe. I) Ca-
442) Aloe. 44.3) Elaterium. 444) Euphorbium, 44.5) daver integrum seu Mumia. Sunt Mumiae genera: Mumia
Ghitta (Gummi Guttae). 446) Manna. 447) Opopanax, Arabum; Mumia Aegyptorum Pissasphaltum faciitium i. e.
;

448) Scammonium. mixtum pici bitumen, quod pro Mumia venditant Cada- ;

Liber quintus: De Zoologia (Mittel aus dem Thierreich). ver sub arena solis aestu torrefactum ;
Mumia recentiorum,
Classis I: De Animalibus terrestribus perfectioribuc. Präpp.-: Pulvis ad casum Athanasia magna, Baisamum
,

1) Agnus. 2) Alc.es. 3) Aper. 4) Asinus. 5) Bos. 6) Petri de Unguentum sympatheticum Emplastrum


Ebano , ,

Bubalus (Büffel). 7) Bufo. 8) Canis. 9) Caper, Capra. Apostel, nigrum. Gerat, pro herniosis, Laudanum opiat. etc.
10) Capra Alpina seu Rupicapra, 11) Capri Cerva orien- Ausserdem Tinctura s. Extractum Mumiae Quercetani.
:

talis, e qua lapis Bezoar orientalis. 12) Capri Cerva occi- Tinctur. s. Extr. Mumiae Crollii. Tinctur alcoholisata, —
dentalis. 13) Capreolus, Capra. 14) Castor. 15) Catus do- s. Elixir Mumiae. —
Alia Tinctura s. Arcanum Carnis hu-
mesticus. 16) Catus Zibethinus. 17) Cervus. 18) Cochlea. manae. —
Oleum Olivar. Mumat. Ol. exaltatum. Aqua — —
19) Cuniculus. 20) Elephas. 21) Equus. 22) Erinaceus. divina. II) Cutis. III) Pinguedo. Linimentum. IV) Präp. :

23) Homo. 24) Lepus. 25) Lupus. 26) Lynx. 27) Moschius Ossa humana. Präpp. Pulvis s. Cinis. : Ossa praeparata. —
B. Moschi Capreolus. 28) Mulus, Mula. 29) Mus. 30) Ovis. — Magisterium. —
Oleum. V) Medulla Ossium. VI) Cra-
31) Ranunculus viridis (Laubfrosch). 32) Rhinoceros. 33) nium. Präpp.: Cranium calcinatum. Cranium praepara- —
Serpens. 34) Sus. 35) Talpa. 36) Taxus (Dachs). 37) Vi- tum. —
Magisterium Cranii. —
Magisterium compositum.
pera. 38) Vitulus. 39) Unicornu. 40) Ursus. 41) Vulpes. — Oleum. —
Sal comm. volatile. Extractum s. Tin- —
Classis II: De Avibus. ctura Cranii. —
Extractum s. Galreda Theophrasti. VII)
42) Accipiter. 43) Alauda. 44) Alcedo (Eisvogel). 45) Usnea Cranii (i. e. muscus nascens in cranio interempti,
Auas. 46) Anser. 47) Ardea. 48) Cicoiiia. 49. Columba. aeri exposito. VIII) Cerebrum. Präpp. Spiritus Cerebri hu-
— —
:

50) Cornix. 51) Corvus. 52) Coturnix. 53) Cuculus. 54) mani, Aqua aurea dicta. Oleum Cerebri. Aqua ant-
Ficedula. 55) (lallus, Gallina. 56) Grus. 57) Hirundo. 58) epileptica. IX) Fel. X) Cor. — Manches hiervon ist ernst
Milvus. 59) Motacilla (Bachstelze). 60) Noctua. 61) Olor gemeint, manches ist mystfficationsweis für die Arcana ge-
(Cygnus). 62) Palumbus. 63) Parus (Meise). 64) Passer. nommen.
65) Pavo 66) Perdix. 67) Pica. 68) Struthio. 69) Turtur. Michael Ettmüller, Professor zu Leipzig (Opera
70) Upupa. 71) Vultur. omnia, Francofurti 1688) hat den Schroeder weitläufig
Classis III: De Piscibus. commentirt. Aber —
von den Arcanis hat er keine Ahnung.
72) Anguilla. 73) Barbo (Barbe). 74) Blatta Byzantia. Damit bildet der gelehrte Herr ein Seitenstück zu jenen
75) Cancer. 76) Carpio. 77) Cetus et Manati (Seekuh). gelehrten Herren, welche den Timaeus, den Kritias, das
78) Concha. 79) Dentalium etEntalium (Kleine Muscheln). erste Buch der Oracula Sibyllina u. s. w. commentiren,
80) Halec. 8l) Huso, 82) Lucius (Hecht). 83) Mater per- ohne eine Ahnung von der Alchemie zu haben.
larum. 84) Mustek (Quappe). 85) Ostrea. 86) Perca
(Barsch). 87) Rana aquatica. 88) Sepia. 89) Sturio. 90) Die Rolfinkschen Nori entia chemica.
Testudo. 91) Thymallus (Asche, qjünyog), 92) Tinea. 93) Jeder, der das sein will, was er nicht ist, trägt den
Truta (Forelle). Stempel des Komischen. Indem daher in Folge der Liba-
Classis IV: De Insectis. viseben Interpretation der Tab. smar. die Alchemie zer-
94) Apes. 95) Araneus. 96) Aselli. 97) Bombyx. splittert wird und ihre Theile zersprengt werden, indem
98) Cantharides. 99) Cicada. 100) Cicindela (Johannis- so aller Ecken „Alchemisten“ erstehen, kann es nicht
würmchen). 101) Cimex (Wanze). 102) Eruca (Raupe). ausbleiben, dass wir in diesen „Alchemisten“ schon an und
103) Formica. 104) Gryllus. 10.5) Hirudo. 106) Lacertus. für sich komische Personalitäten geboten bekommen. Das
107) Locusta. 108) Lumbrici terreni. 109) Lumbrici inte- ist die Allgemein-Situation. Im Besonderen aber hat es
stinorum. 110) Musca. 1 1 1) Pediculus. 112) Ricinus (Holz- statt, dass unter diesen Personalitäten hier und da die
bock). 113) Salamandra. 114) Scarabaeus (Schröter, Ross- Komik ganz besonders vertreten ist. Zu diesen Personali-
käfer, Maikäfer u. s. w. 115) Scincus (Eidechsenart). täten gehört
116)
Scorpio. 117) Teredo (Holzwurm). Werner Rolfink, weiland Professor zu Jena (als sol-
Im dritten Buche werden uns ausser den Arcanis cher starb er 1673), der Autor der Schrift: Chimia in ar-
mannigfache Präparate der betreffenden einzelnen Stoffe tis formam redacta.
vorgeführt, woraus wir denn ersehen, dass man damals In dieser Schrift bringt Rolfink im ersten Buche Allge-
schon viele chemische Präparate kannte. Manche Präparate meines, was sich um das dreht, w.as er Chemie nennt,
indess, die uns vorgeführt werden, sind nicht darstellbar im zweiten Buche die chemischen Geräthschaften und die
und figuriren blos deshalb, um in Bezug auf die Arcana Regiminn, im dritten, vierten und fünften Buche den Ap-
auf die falsche Spur zu leiten. parates medicamentorum —
ein kunterbuntes Mischmasch
In Bezug auf das vierte und fünfte Buch würde es
zu weit geführt haben, wenn wir die Theile, welche von
— im sechsten Buche endlich wird gehandelt; De effectis
seu operibus imaginariis et Non entibus chimiois. Diese
den aufgeführten Pflanzen und Thieren zur Benutzung auf- Non entia chimica wollen wir speciell in’s Auge fassen.
565 566

In den Einleitungsworten sagtEolfink, es gäbe über die Dinge etwas eigenthümlich. Den Negirenden steht wenig-
Non entia ein Buch eines Ungenannten, der sich Utis, stens ein Recht zur Seite, das ist das Puchs-Recht. Der
ovtig, Niemand, nenne. (Utis, oü'rtf, ist bekanntlich der Fuchs sagt, die Trauben die er nicht erlangen kann,
,

negative Name, mit dem sich Ulysses dem Polyphem ge- sind sauer, und jene Herren Alchemie-Negirer sagen, die
genüber nennt.) Dieser Utis ist nun kein Mensch anders Alchemie überhaupt ist dummes Zeug, und die Arcana
als Kolfink selbst. Er ist der anonyme Verfasser jener in specie sind niederträchtige Gifte. Derartige Käuze hat
Schrift, in welcher über die Non entia gehandelt wird. es von jeher gegeben, und der gegen Paracelsus an-
Als erstes Non ens figurirt die Quinta essentia. Para- stürmende Baseler Professor Erastus (starb als solcher
celsus sagt über die Quinta essentia, Archidoxa, Lib. 4. 1583) mag sich mit seinen collegialischen Nachschreiern
(Baseler Quartausgabe 1590, Thl. 6, S. 24.); Quinta vertrösten, dass sie eine Komödie in Scene gesetzt haben,
essentia ist ein Materien, die da Corporalischen wird auss- die vor ihnen schon oft da war. Aber Rolfink ? Der will
gezogen auss allen Gewächsen, und auss allem dem in dem Alchemist etwas von der Alchemie zu ver-
sein, ohne
das Leben ist, gescheiden von aller Unreinigkeit und töd- stehen , setzt seiner Machtvollkommenheit auPs
sich in
ligkeit, gesubtilt auff das aller reinigste gesondert von hohe Pferd, pickt sich einige alchemistische Probleme
allen Elementen u s. w. — ,

Es ist mit der Quinta essen- heraus, die ihm gerade in den Weg
gelaufen kommen, in
tia im Sinne der Abendländischen Alchemie auf das Queck- Bezug auf die es einmal
hat läuten hören, ohne zu
er
silber abgesehen. Vergl. Carol. a Petra alba: Disce- wissen, wo die Glocke hängt, und stempelt sie zu Non
atio philosophica de Quinta Chymicorum essentia. entibus. Wenn das nicht lächerlich ist, so wissen wir
Als zweites Non ens figurirt die Auferstehung der Pflanze nicht,was lächerlich ist.
aus Asche oder Salz. Vergl. bei Paracelsus. Der Jesuit Athanasius Kircher (geb. 1602, gest.
Als drittes Non ens figurirt die Darstellbarkeit des Queck- 1680) war ein grundgelehrter Mann. Er versuchte, auch
silbers aus Vegetabilien. Dies Problem der Darstellbar- in die Geheimnisse der Alchemie einzudringen, brachte es
keit des Quecksilbers aus Pflanzen schmiegt sich einfach aber nicht weiter, sublimen vulgären Idee^ die
als zur
an die Auffassung des Ens universale Quecksilber als Alchemie sei Gold zu machen. Strebsam wie
die Kunst,
Pflanze. er war, versuchte er sich nun in dem grossen Werke, und
Als viertes Non ens figurirt das Ausziehen des Queck- brachte nichts zu Stande. Nun spio er Feuer und Flam-
silbers aus Blut. Analog wie vorhin schmiegt sich dies men gegen die Alchemisten. (Vergl. Athan. Kircher: Mun-
Problem an die Auffassung des Ens universale Quecksilber dus subterraneus). Folgende Anekdote theilt er uns selbst mit.
als Blut. Ein in der chemischen Kunst sehr erfahrener Mann
Als fünftes Non ens figurirt der Paracelsische Homun- hat von den Kircherschen Experimenten gehört, besucht ihn,
culus. den Kircher, und erzählt ilim (im Auszuge) ff. „loh beschäf-
Als sechstes Non ens figurirt die Annahme, im mensch- tigte mich schon seit langer Zeit, den Stein der Weisen zu
lichen Körper könne sich Gold bilden, und die Annahme finden. Kommt da ein fremder Mann zu mir, sagt, ich sehe
einer „Gallina aurea.“ In Bezug auf das erstere wird eine schon, was du treibst, aber was du sucl^est, wirst du nicht
Anekdote erzählt von einem Bauernjungen, der beim Zabn- finden, ich wiH’s dich lehren, setze dich und schreibe. Ich
wechsel einen goldenen Zahn bekam. Das Ganze kommt thue es und schreibe 12 Puncte, die er mir dictirt auf. ,

natürlich darauf hinaus, dass nicht nur die Metalle, son- Nun auf dem Papier, sagt der Mann, jetzt wollen
steht’s
dern auch animalische Reich in den Bereich der
das wir auch gerade so das Experiment machen wie es da ,

XQvßonoua gezogen wird. steht. Wir thun’s, und ich nehme aus dem chemischen
Als siebentes Non ens figurirt der Mercurius metallorum. Gefässe eine Materie, die wie ein Oel leuchtet, giesse
Es handelt sich hier um das erste der drei Prineipien. Wasser darüber, die Materie gerinnt. Sie wird pulverisirt
Als achtes Non ens figurirt der Mercurius Antimonii. und über 300 Pfd. Quecksilber geworfen —
das Queck-
Die Sache bezieht sich auf den Antimon-Lapis des Basi- silber vdrd in feines Gold verwandelt, besser als gewöhn-
lius Valentinus. Den Basil nennt Eolfink übrigens nicht, liches Gold. Ich war ausser mir vor Freude, glaubte ich
und sagt blos, es seien Methoden vorgeschlagen worden, doch ein zweiter Croesus geworden zu sein, und überhäufte
aus dem Antimon Quecksilber darzustellen, von Libavius, den Fremden mit Worten des Dankes. Ich fragte ihn nun,
Schroeder, Job. Rhenanus. woher er wäre, und wo er sein göttliches Geheimniss er-
Als neuntes Non ens figurirt der Sal metallorum. Es lernt hätte? Er antwortete, er durchwandere die Welt,
handelt sich um das zweite der drei Prineipien. habe Keinen nöthig, und wo er einen Freund fände, der
Als zehntes Non ens figurirt das Sulphur metallorum. sich bei der hohen Kunst vergebens abmühe), da theile er
Es handelt sich um das dritte der drei Prineipien. freigiebig von seiner Kunst etwas mit. Der Mann geht.
Als eilftes Non ens fig*urirt eine Universalmedicin. Diese Die Nacht konnte ich vor Freude nicht schlafen. Den an-
Universalmedicin ist natürlich vom späteren alchemistischen deren Tag bin ich in aller Frühe auf den Beinen, und
Standpunct der Lapis philosophicus. begebe mich in’s Wirthshaus. Aber der Gast ist nicht da.
Als Zwölftes Non ens figurirt die Verwandlung unedeler Der Wirth sagt, er habe diese Nacht keinen Gast gehabt.
Metalle in Gold oder Silber. Ich mache nun die Runde zu allen Wirthshäusern der
Als dreizehntes Non ens figurirt die Verwandlung eines Stadt, aber nirgendwo hat mein Mann übernachtet. Ich
unedelen Metalles in ein anderes, wie des Eisens in Kupfer. gehe zu allen hervorragenden Häusern, wo er wahrschein-
Aber nicht als Non entia figuriren die Arcana, lich hätte übernachten können, aber vergebens: eva- —
denn was man nicht weiss, das macht einen nicht heiss. nuerat, abierat, evaserat, der Vogel war fort. Ich gehe
Die Lächerlichkeit der Eolfinkschen Non entia liegt auf nach Hause. Ich nehme mein Dictat vor, und arbeite
der Hand. Die Alchemisten umgaben ihre Arcana mit nach ihm aufs neue. Aber —
kein Erfolg! Ich meine
all den bunten Speculationen, die wir nach verschiedenen nun, ich habe nicht alles genau nach Vorschrift gethan,
Seiten hin haben kennen lernen. Der Eine brachte dies ich wiederhole den Versuch abermals und abermals, aber
aufs Tapet, der Andere jenes. Der Eine bildete auch — vergebens Ich trieb die Sache so lange, bis die Kosten
I

Wohl Opposition gegen das, was der Andere gebracht meiner Versuche das Gold, welches ich bei der ersten Pro-
hatte, so z. B. bildet ja der Autor der metaphysischen jection gewonnen, absorbirt hatten. Ich hörte aber noch
Interpretation der Tab. smar. Opposition gegen die alten nicht auf, und da bei meinen Versuchen die Ausgaben
(pvaiy.ä, und um ein näher liegendes Beispiel zu nehmen, sich häuften, so gerieth ich fast in Verzweiflung. In mei-
Libavius macht Opposition gegen die Paracelsische Magie. ner Noth ging ich nun zu einem Geistlichen, und schüt-
Indessen das sind Dinge, die innerhalb der Alchemie vor tete ihm mein Herz aus. Der aber sagte sofort: Siehst du
sich gingen. Sie sind mit dem ihnen zukommenden Mass- denn nicht ein, dass das der Teufel war, der dir unter
stabe zu bemessen, sie sind vom Standpuncte der Alchemie, menschlicher Gestalt erschienen ist? Der hat’s fein ange-
um so zu sagen aus der Alchemie heraus zu beurtheilen, griffen. Um dich zum Verfolg der Arbeit anzureizen, giebt
wie denn jedes Ding aift sich selbst heraus beurtheilt er dir zuerst Gold. Das soll dich dann immer weiter in
werden muss. Wie kann denn nun aber Jemand über- die Noth hineinarbeiten, bis du ihm endlich deine Seele
ein Ding urtheilen, welches er gar nicht kennt ? Wie verschreibst. Oder auch soll es dich dahin bringen, dass
kann sich Jemand ein Urtheil über die Alchemie anmassen, du all dein Hab und Gut verlierst, und dadurch der Ver-
ohne sie zu kennen ? Aber selbst in dieser Beziehung zweiflung anheimfällst, und dann hat er dich. Ich schau-
wollen wir leise auftreten. Bei der Alchemie liegen die derte ob der Predigt, und ersah aus den Reden des Frem-
5«7 568

den, dass es gar kein anderer , als der Teufel gewesen copoea spagyrica. —
Opus minerale. De tribus prin- —
sein könne. Ich ging als reuiger Sünder in mich, kehrte cipiis metallorum. —
Furni philosophici. De tribus —
nach Hause zurück, schlug die Oefen entzwei, zertrümmerte Lapidibus ignium secretorum; und andere.
die leidigen chemischen Gefässe, steckte die chemischen Ludovicus de Comitibus (Conti). Schriften Tracta- :

Bücher in’s Feuer, und von Tag an gab ich mich nützli- tus de liquore Alcahest et Lapide philosophorum, item de
cheren Studien hin. Gott aber sei in Ewigkeit gelobt, dass Sale volatili Tartari etc. —
Metallorum ac metallicorum
er mich kraft seiner unendlichen Gnade aus solcher Ge- naturae operum ex orthophysicis elementis recens elu-
fahr befreit hat!“ —
So erzählt der Fremde dem Kircher. cidatio.
Nun aber sagt Kircher selbst zu uns: Diese wahre Ge- Johann Joachim Becher. Schriften: Oedipus
schichte wollte ich hier mittheilen, damit sie einen Beweis chymicus. — Physica subterranea; und andere.
liefere, wie [der Teufel geldgierige Leute hinter’s Licht Olaus Borrichius. Schriften: De ortu et progressu
zu führen sucht, und auf wie viele und wie geartete Wei- Chemiae dissertatio. —
Hermetis, Aegyptiorum et Chemi-
sen er geschäftig ist, sie durch Blendwerk und tausende corum 'sapientia, ab Herrn. Conringii animadversionibus
Bänke in sein Netz zu ziehen. vindicata. —
Conspectus scriptorum Chemicorum celebti-
Kolfink? Nun der liebäugelt in seinen alchemisti-
Und orum. Das letztere Werk erschien erst nach seinem
Echen Studien mit einem Manne, der solche Ansichten von Tode.
der Alchemie hat. Er dedicirt dem A. Kircher eine beson- Claudius Germain. Schrift: Icon philosophiae oc-
dere Non ens-Schrift: Non ens chimicum, Mercurius me- cultae sive vera methodus componendi magnum philoso-
tallorum et mineralium (Jena 1670), und unterstellt sie phorum antiquorum Lapidem.
seinem Urtheile (Censorem te praesta heisst’s in der De- Daniel Georg Morhofi Schrift: De metallorum
dication). transmutatione ad virum nobilissimum Joelem Langelottum
Und was uns noch am besten bei diesem Bolfink gefällt, epistola.
ist folgendes. Er sagt, Chimia in artis formam redacta, Robert Boyle. Schrift: Chymista scepticus, vel du-
Lib. 1., Cap. 4: Nemo
obligatus est tarnen, arcana sua bia et paradoxa chymico-physica circa Spagyricorum prin-
omnia propalare in vulgus: nec illi, qui quaedam secreta cipia, vulgo dicta hypostatica, prout proponi et propu-
sibi servat, avaritiae, ambitionis, gloriae captationis, invi- gnari solent a turba Alchymistarum und anderes. ;

diaeve crimen justo titulo imputari debet. Multo minus Schriftsteller des 4. Viertels des 17. Jahrhunderts.
magistratus publicationis necessitatem imponere illi jure Nicolas Lemery. Schrift; Cours de Chymie.
potest. Vetus est dictum, medicamentum prostitutione vi- Johann Kunkel. Schriften: Nützliche Observationes
lescere. „Niemand ist indessen verpflichtet, alle seine Arcana u. w.
s. —
Chymische Anmerkungen u. s. w. und andere. ;

den Leuten und man kann billiger Weise


offen darzulegeu, Sein Collegium physico - chymicum experimentale oder
nicht dem Habsucht, Ehrgeiz, Euhmsucht, Neid vorwerfen, Laboratorium chymicum u. s. w. erschien erst nach
der etliche Geheimnisse für sich behält. Noch viel weni- seinem Tode.
ger darf die Behörde einen solchen Mann mit Kecht zur Pantaleon (Gassmann). Schriften: Bifolium metalli-
Publication zwingen. Es ist ein alter Spruch: Durch Preis- cum etc. —
Tumulus Hermetis etc. Examen alchemi. —
geben verliert ein Heilmittel.“ —
Merkst du, lieber Leser, sticum etc. —
Disceptatio de Lapide philosophico etc.
woher der Wind bläst ? Dieser Rolfink will mit manchen (wahrscheinlich von ihm.)
seiner Mittel noch geheim thuu. Er will’s den Alchemisten Edmund Dickinson. Schrift Schreiben an Herrn :

nachthun, die ihre Arcana geheim halten Nicht zu 1 Theodor Mundan von der Goldkunst oder Quintessenz der
glauben, ohne es gelesen zu haben! Filosofen (so ist der Titel der Deutschen Uebersetzung
von Schröder).
Alchemistisclie Schriftsteller der vierten Theodor Mundan. Schrift: Antwort auf vorher-
gehendes (des Dickinson) Schreiben (so ist der Titel der
Abendländischen Periode. Deutschen Uebersetzung von Schröder).
Indem nach Libavius der Bereich der Alchemie ein Schriftsteller des 1. Viertels des 18. Jahrhunderts,
sehr grosser wird, handelt es sich in der vierten Ahend- Georg Ernst Stahl. Schriften: Observationes chy-
ländischen Periode um eine grosse Reihe „ alchemistischer mico-medico-physicae. — Von seinen Zuhörern wurden
Schriften.“ Wir tragen nur denen von ihnen Rechnung, herausgegeben: Fundamenta chymico-pharmaceutica; Fun-
welche sich mit der Alchemie im engeren Sinne, im alten damenta Chymiae dogmaticae et rationalis; Chymia ratio-
Sinne, befassen, oder ihr näher stehen. Damit hängt es nalis et experimentalis, u. s. w.
denn auch zusammen, dass wir auf die Chemiker im Jo. Jacobus Mangetus (Mangel) gab unter dem
neueren Sinne von Boerhave an nicht weiter reflectiren. Titel; Bibliotheca chemica curiosa etc. eine Sammlung
Zugleich fassen wir auch einzelne solcher Schrifsteller in’s alchemistischer Abhandlungen heraus.
Auge, welche, ohne gerade Alchemisten zu sein, eine in- Friedrich Roth-Scholz gab ein Deutsches Theatrum
directe hervorstechende Relation zur Alchemie haben. chemicum und eine Bibliotheca chemica heraus.
Wir heben folgende hervor: Schriftsteller des 2. Viertels des 18. Jahrhunderts.
Schriftsteller des i. Viertels des 17. Jahrhunderts. Hermann Boerhave. Hauptschrift: Elementa Che-
Libavius. S. früher. miae, quae annivarsario labore docuit in publicis privatis-
Theobald van Hoghelande. Hauptschrift: De que scholis.
artisalchymicae difficultatibus, deque ratione imposturarum Jean Mauguin de Richebourg gab eine Biblio-
devitandarum. thfeque des philosophes chimiques heraus. (Kennen wir
David Lagneus (Lagneau). Schrift:
!,• Harmonia seu nicht.)
Consensus philosophorum chemicorum. Nicolas Lenglet du Fresnoy. Schrift : Histoire
Lazarus Zetzner. Er veranstaltete eine Sammlung de la Philosophie hermetique. (Kennen wir nicht.)
alchemistischer Abhandlungen unter dem Titel: Theatrum Schriftsteller des 3. Viertels des 18. Jahrhunderts.
Chemicum Friedr. Joseph Wilhelm Schröder. Schrift;
Oswald Groll. Schrift Basilica chymica.
: Neue alchymistische Bibliothek und; Neue Sammlung der
Johann Beguin. Schrift: Tyrocinium chymicum. Bibliothek.
Schriftsteller des 2. Viertels des 17. Jahrhunderts. Schriftsteller des 2. Viertels des 19. Jahrhunderts,
Peter Johann Fahre. Schrift: Manuscriptum ad Carl Christoph Schmieder. Er gab eine Ge-
Holsatiae ducem res Alchymicorum obscuras
, extraordi- schichte Alchemie heraus,
der in der er Alchemie als
naria perspicuitate explanans und anderes. ;
Goldmacherkunst nimmt.
Johann Baptist van Helmont. Siehe dessen
Opera omnia.
Johann Schroeder. Schrift Thesauru.s pharmacol.
:
Rademather.
Philaletha (Pseudonym). Sclnüften: Introitus apertus Joh. Gottfried Rademacher, Arzt zu Goch im Herzog-
ad occlusum regis palatium. — Tractatus de metallorum thum Cleve, trat im Jahre 1841 mit einem Buche hervor,
metamorphosi und andere.
; welches den Titel führt: Rechtfertigung der von den Ge-
Schriftsteller des 3. Viertels des 17. Jahrhunderts. lehrten misskannten, verstandesrechten Erfahrungsheillehre
Johann Rudolph Glauber. Schriften; Pharma- der alten scheidekünstigen Geheimärzte, und treue Mit-
669 570

theilung des Ergebnisses einer 25jährigen Erprobung die- wie wir wissen, ist ja Eisen in der That ein Arcanum —
ser Lehre am Krankenbette. In diesem Buche bringt er mit dem Cuprum nicht. Nun fange aber einer mit 3 Ar-
uns eine Heillehre , ein Heilsystem dessen Grundsäulen
, canis, von denen das eine noch obendrein falsch ist, am
auf ff. beruhen. Man soll sich auf der einen Seite die Krankenbette etwas an Das Wunderwerk wird Keiner
!

Krankheiten eintheilen in Allgemein - Krankheiten des zu Stande bringen, und so blieb auch Eademacher stecken.
Körpers und Organ-Krankheiten, und auf der anderen Um sich hier nun herauszuarbeiten, warf er sich der oben
Seite soll man sich die Heilmittel eintheilen in solche, erwähnten Lehre von Allgemein- und Organ-Heilmitteln
welche auf den Körper im Allgemeinen, und solche, welche in die Arme. Zu den Üniversal-Heihnitteln kam er auf
auf die Organe des Körpers wirken. Handelt es sich nun die W eise
,
dass die Arcana auch Remedia universalia
um eine Allgemein-Krankheit des Körpers, so soll man heissen. Ein Eemedium universale, sagte er sich nun, ist
ein Allgemein-Heilmittel anwenden, handelt es sich um ein Mittel, welches auf die Universalität des Körpers
eine Organ-Krankheit, so soll man ein Organ-Heilmittel wirkt, also Arcanum ist ein Mittel, welches auf die Uni-
anwenden. Dieses System nennt er die verstandesrechte versalität des Körpers wirkt. Indem er aber mit diesen
Erfahrungsheillehre, und nimmt an, es handele sich bei Mitteln nicht auskam, calculirte er weiter, wenn es Re-
den Alchemisten oder den alten scheidekünstigen Geheim- media universalia giebt, so muss es auch Remedia spe-
ärzteu, wie er sie nennt, nicht darum, dass sie die Arcana cialia geben, und diese Remedia speciaUa fasste er dann
am Krankenbette anwandten, sondern darum, dass sie der als Organ-Heilmittel. Den Körper alsdann dem Medica-
„verstandesrechten Erfahrungsheillehi’e“ huldigten. Wie ment gegenüberstellend, theilte er sich die Krankheiten
er zu dieser Aufstellung kommt, dafür bleibt er uns die in Morbi universales und Morbi speciales s. organorum
Darlegung schuldig, doch ist es für den, der au courant der corporis — und so i,st das System da.
Alchemie ist, nicht schwer, ff. zwischen den Zeilen zu Rademacher bringt zu Anfänge seines Werkes einen
lesen. Panegyricus auf Paracelsus, was damit zusammenhängt,
Wie er uns im 1. Abschnitt des 4. Capitels seines Bu- dass er dachte, wenn er sich dem Studium der Schriften
ches mittheilt, findet Eademacher sich bewogen (zuerst dieses Autors hingäbe ,
so sei er auf dem besten Wege,
1814), das Natron nitricum, welches sich damals nicht in hinter die Arcana zu kommen. Als ihm das aber nicht
der Apotheke befand, anzuwenden. Er ist erstaunt über gelang, redete er sich in allem Ernste ein, Paracelsus
die hohe Wirkirngskraft des Mittels, und kommt auf die habe seinem, des Eademacher, System, das ist der „ver-
Idee, er habe ein Arcanum der Alchemisten entdeckt. Diese standesreehten Erfahrungsheillehre“ gehuldigt.
Idee war gewiss eine richtige. Nun fasste er den Plan, Mich für meine Person hat Eademacher sehr in die
auch den übrigen Arcanis nacbzuforschen. Der Plan war Irre geleitet. Nämlich die ersten der grossen Mittel, welche
gut, seine Ausführung aber gelang Rademacher nicht. Er ich entdeckte, waren Natron nitricum und Ferrum. Weil
Hess sich durch die 3 Principien: Sal, Sulphur, Mercur diese nun zwei der Eademacherschen Allgemein - REttel
düpiren. An ihrer Hand nahm er an, es gäbe 3 Arcana. deckten, so glaubte ich einerseits, in dem dritten Radema-
Im Natron nitricum, dachte er, hast du den Sal, bliebe cherschen Allgemein-Mittel, dem Kupfer, ein drittes jener
dir also nichts anders übrig, als dem Sulphur und Mercur grossen Mittel annehmen zu dürfen, glaubte andererseits
nachzuforschen. Nun lehnte er daran, dass der Lapis annehmen zu dürfen, es gäbe überhaupt nur drei Arcana.
plülos.=:Sulphur und Mercur, und machte sich den Abzug, Es war das natürlich ein grosser Irrthum, und es bedurfte
wenn du den Lapis philos. hast, so hast du die beiden einer nicht kurzen Zeit, mich aus diesem fatalen Missgriff
dir fehlenden Arcana. Der Lapis philos. führte ihn auf herauszuarbeiten. Das waren die Rosen, welche auf den
das Akrostichon; Visitabis Interiora Terrae, Rcctificando Anfang meiner Bahn, die Arcana wieder zu entdecken,
Invenies Optatum Lapidem, Veram Medicinam, welches gestreut waren ! Ich bin indessen weit davon entfernt,
wir in dem Abschnitte „Das Quecksilber als Ens univer- Eademacher in Bezug auf meinen Missgi’iff zu graviren.
sale“ haben kennen lernen. Anlehnend an dies Akrosti- In solchen Fällen, so denke ich, trifft nicht den der Ta-
chon dachte er nun, der Lapis philos. ist Vitriol, der del, der irre führt, sondern den, der sich irre führen lässt.
Vitriol giebt dir also die beiden Arcana, welche dir feh- Ja noch mehr, ich gestehe es offen, dass Eademacher ein
len, an die Hand. Den Vitriol zersplitterte er sich dann Mann ist, den ich hochachte. Zu Eademachers Zeit dachte
weiter in und Kupfervitriol, kam so zum
Eisenvitriol kein Mensch mehr daran, dass es Arcana in der Welt
Ferrum und Cuprum und constituirte sich die Arcanen-
,
gäbe, und er ist es, der doch einmal wieder die Idee der
Drei; Natron nitricum, Ferrum, Cuprum. Mit dem Fer- Existenz jener grossartigen Mittel jener Remedia divina

,

rum hatte er einen richtigen Treffer gezogen denn erfasste. Und selbst die.se Idee ist eine grosse;
Druck von F. Krüger in Bonn.

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