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Freiheitsrechte
Justizielle Menschenrechte
Gegen die Existenz wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Rechte wird bisweilen vorgebracht, dass
hier das althergebrachte Abwehrrecht (status negativus) in einen status positivus (Anspruch auf
Gewährung positiver sozialer Leistungen) umschlage.
Die Charakterisierung bürgerlicher und politischer Rechte als reine Abwehrrechte geht jedoch ebenso
fehl, wie die der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte als reine Gewährleistungsrechte.
So ist etwa die Gewährleistung innerer und äußerer Sicherheit und einer unabhängig
funktionierenden Justiz eine positive Staatsleistung. Diese wird jedoch weitaus überwiegend als
eigentlicher Staatszweck und damit als gerechtfertigt angesehen. Ähnliches gilt für die Durchsetzung
allgemeiner und freier Wahlen.
Gleichzeitig treten soziale Menschenrechte oftmals als Abwehrrechte auf. Dazu zählen die
Unterlassung von Zwangsvertreibung im Zuge eines innerstaatlichen Konflikts wie auch die
Respektierung des Rechts eines indigenen Volks auf Beibehaltung seiner Sprache, seines
Rechtssystems oder seiner Institutionen.
Daher sehen die sogenannten Limburger Prinzipien, die 1986 von einer Gruppe von
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen erarbeitet wurden, für jedes Menschenrecht drei
Arten von Verpflichtungen vor, denen der Staat nachzukommen hat:
Das Verständnis der Menschenrechte als reine Abwehrrechte erfasst lediglich die erste dieser drei
Pflichten. Innerhalb des Menschenrechtssystems der Vereinten Nationen kann jedoch das
umfassendere Menschenrechtsverständnis, das aus den Limburger Prinzipien hervorgeht,
mittlerweile als anerkannt gelten.
Generell ist anzumerken, dass die europäische Tradition die bürgerlichen und politischen Rechte
oftmals als einzig „echte“ Rechte begreift, wohingegen in Ländern, in denen Hunger oder Vertreibung
oder Zugang zu Wasser brennende Probleme darstellen, die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
Rechte mehr Aufmerksamkeit erfahren. So blendet etwa die Europäische Menschenrechtskonvention
diesen Bereich vollständig aus, während er in der Menschenrechtscharta der Organisation für
Afrikanische Einheit eine zentrale Rolle spielt. „Damit ist das Grundproblem angesprochen, ob
individuelle Freiheitsrechte effektiv nutzbar erst auf Basis eines kollektiven Mindeststandards sind.“