Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
2022/2
HK SFP9
Eine „System-Familie“
SURVIVOR R Netzinfrastruktur
Fahrdynamik auf und In Vier Phasen zum
abseits der Straße Breitbandfunknetz
Die
Polizeipistolen
Ein ausgereiftes
WAFFEN- UND GERÄTETECHNIK
Bild: Heckler & Koch
Von Marc Roth2
Das Ergonomiekonzept wird auch bei der Abb. 12 bis 14: (v. o. n. u.) Optional können
physikalisch bedingt im Schuss schwerer neben einem reinen Riemenösendapter auch
kontrollierbaren Subkompakt-Variante (SK) Magazintrichter, sog. Jet Funnels, ohne sowie
der SFP9 konsequent verfolgt: so gehört die mit Riemenöse werkzeuglos montiert werden.
SFP9-SK zu den wenigen Behördenpistolen, In jedem der drei abgebildeten Montage-
bei welchen selbst der untere Magazinbe- Szenarien bleiben alle Magazingrößen von 15
reich mit Adaptern ausgestattet ist, welche bis 20 Patronen uneingeschränkt nutzbar. Die
eine Gesamtergonomie ähnlich einem Full- Magazintrichter bieten zusätzlich den ergono-
size-Pistolen-Griffstück realisieren – jeweils mischen Vorteil, dass die Handkante optimal
unterstützt und somit dem Hochschlagen der
passend zur größeren Magazinkapazität/-
Waffe im Schuss maximal entgegengewirkt
länge.
wird – insbesondere in Kombination mit den
Extended-/Beavertail-Griffrücken. Hierdurch
rgonomische Varianten auch beim
E werden noch schnellere, kontrollierte Schuss-
Verschlussfanghebel folgen möglich. Ein weiterer großer und
bisher wenig wahrgenommener Vorteil von
Neben dem bisherigen Standard-Ver- Magazintrichtern ist der Schutz des Magazin-
schlussfang-/-auslösehebel mit mittlerer bodens - sowohl im Holster als auch in der
ausgeprägter Griffigkeit, ist wahlweise auch Hand - gegen extreme Gewalteinwirkungen
ein solcher mit ausgeprägter Griffigkeit in durch Schlag, Stoß oder Hängenbleiben an
Pyramidengeometrie analog zu dem der Kanten, welche derzeit nicht durch die TR-
P30 verfügbar; weiterhin existiert ein reiner Prüfungen abgedeckt werden können; dies ist
Fanghebel, welcher für Nutzer bestimmt vor allem auch bei der Nutzung durch reguläre
ist, die das Risiko unbeabsichtigter Betäti- Polizeikräfte von großer Relevanz, insbeson-
gung des Hebels durch Hochdrücken oder dere in Situationen, wie seitlichem Aufprall der
Niederdrücken während des Schießens geholsterten Waffe nach Hinfallen (etwa im
auf ein Mindestmaß reduzieren bzw. prak- Rahmen einer Täterverfolgung bei Glatteis),
tisch ausschließen und beim Fertigladen sowie Hängenbleiben des Magazinbodens
keinesfalls den festen Griff der Schießhand beim Aussteigen aus dem PKW oder im
Rahmen von Handgemengelagen (bspw. im
aufgeben wollen, weil sie die Waffe zwecks
Rahmen von Demonstrationen).
Hebelbetätigung in der Hand drehen müs-
sen. Beim reinen Arretierhebel muss der
Bediendrill zwangsläufig dahingehend ge- 16
Identisches Magazingehäuse für 10 und 12 Patronen; die beiden Abbildungen links zeigen das Magazin mit bzw.
ändert werden, dass der Schütze mit seiner ohne sog. Trapezboden zur Unterstützung des kleinen Fingers der Abzugshand, was bei derart kleinen Pistolen und
Abzugshand unverändert die Waffe festhält relativ starken Kalibern einen erheblichen Unterschied in der Kontrollierbarkeit während des Schusses ausmacht.
und das Fertigladen ausschließlich durch 17
Identisches Magazingehäuse für 13 und 15 Patronen
Zurückziehen des Verschlusses mit der 18
Identisches Magazingehäuse für 15 und 17 Patronen
nicht-Abzugshand erfolgt. Insbesondere bei 19
a Stress häufig Grobmotorik zur Folge hat, ist es deutlich einfacher den relativ großen Verschluss sicher zu
D
einigen Spezialkräften ist dieses letztere Be- ergreifen und zu betätigen, anstatt die Waffe in der Schusshand zu drehen und den relativ kleinen Verschlussaus
lösehebel sicher betätigen.
dienkonzept wegen der hohen Stressresis- 20
eim Drehen der Waffe in der Schusshand zwecks besserer Erreichbarkeit/Betätigung des Verschlussfanghebels
B
tenz19 und stark reduzierten Unfallgefahr20 wird gerade bei wenig trainierten Schützen die Handhaltung häufig derart destabilisiert, dass physisch labiles und
sehr weit verbreitet. somit risikobehaftetes Hantieren mit der Waffe bis hin zu deren Herunterfallen nicht ausgeschlossen werden kann.
Abb. 15a bis 17a: Im ausgebauten Zustand wird sichtbar, dass ersten beiden Formen jeweils beidseitig symmetrisch vorhanden sind,
jedoch alle drei Formen auch untereinander ausgetauscht bzw. asymmetrisch montiert werden können.
sofern der Nutzer durch Unfall oder im Rah- (Meer-)Hafenbereichen eingesetzten Beam-
men von Kampfhandlungen über Bord ge- ten. Bei Ausschreibungen von Polizeipisto-
hen sollte und sich anschließend aus dem len erscheint es daher aus Beschafferper-
Wasser heraus gegen Angreifer von Booten spektive durchaus sinnhaft, das Vorliegen
oder Schiffen zur Wehr setzen müsste. o.g. „maritimer“ Nutzungsszenarien zu
prüfen und ggfs. entsprechende techni-
Dies führte zur Entwicklung der maritimen sche Forderungen, wie z.B. das Bestehen
SFP9M – also nicht wie man naheliegend des NATO-Langzeit-Salzwassertests, für
denken mag, aufgrund der Forderungen von bestimmte Nutzergruppen als hoch be-
Kampfschwimmern oder Minentauchern. wertetes oder gar Ausschlusskriterium zu
formulieren. Dies würde auf lange Sicht
Gleicht man das o.g. Anforderungsprofil (im Rahmen einer realistisch zu erwar-
bzw. die zugrundliegenden einsatztakti- tenden jahrzehntelangen Nutzungsdauer)
schen Szenarien mit denen regulärer (deut- erhebliche Ersatzteil- sowie Instandset- Neben speziellen punktuellen Beschichtun-
scher) Polizeikräfte ab, stellt man schnell zungskosten einsparen und auch optisch- gen gegen salzwasserbedingte Korrosion,
fest, dass diese praktisch deckungsgleich kosmetisch ein angemessenes äußeres deren Tauglichkeit die SFP9M unter ande-
sind mit denen von küstennah eingesetzten Erscheinungsbild (ohne Korrosionsflecken) rem im mehrtägigen NATO-Salzwasser-
Streifenbeamten, Wasserschutzpolizisten/ der Waffe über die gesamte Nutzungsdauer tauchtest unter Beweis gestellt hat, ist diese
Küstenwache und schwerpunktmäßig in gewährleisten. Waffe nicht nur im Flachwasser bis mindes-
Abb. 25 bis 27: Für sicheres Training mit scharfen Waffen hat HK für ein SFP9-Nutzer-
Bundesland, auf Basis einer ähnlichen Konstruktion für die vorherige Dienstpistole P7, FP9CC als neue Dimension des
S
den sog. „Safety Stick“22 entwickelt. Dieser wird auf Nutzerebene nach Zerlegung der verdeckten Tragens – „Die Fort
Waffe in die Hauptbaugruppen von hinten in Patronenlager und Rohr der scharfen Waffe setzung der Walther-PPK mit
eingeführt, und verhindert so nicht nur das Laden scharfer Munition, sondern signalisiert anderen Mitteln“
durch den Überstand des Safety Sticks an der Mündung Ausbildern und Trainingspart-
nern sofort, dass von dieser Waffe keine Gefahr ausgehen kann. So können die Kosten für In den letzten Jahren haben sich sog.
komplette Rotwaffen eingespart bzw. eine zusätzliche Trainingsoption mit allen Einsatzwaf- „Concealed Carry“ (CC)-Pistolen national
fen geschaffen werden. wie international endgültig als behördliche
Pistolenkategorie etabliert, welche sich
neben der minimalen Baugröße, vor allem
durch die fehlende Magazintauschbar-
keit mit Fullsize-, Compact- und
Subkompakt-Modellen charakte-
risiert.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die- Weiterhin sind Griff
se Waffenkategorie in der deutschen Poli- Abb. 29 und 30:
zei insbesondere durch das handflächen- stücke mit und ohne SFP9CC–Shape für
große Pistolenmodell PPK abgedeckt, Pica-Rail-Adapterschnittstelle konturoptimierte Trage-
welches sich mindestens bis in die frühen vorgesehen, sowie mindestens weise unter der Oberbe-
2000er Jahre bei einigen Polizeieinheiten, kleidung. Diesem Bestim-
folgende Abzugsvarianten: mungszweck verdankt die
insbesondere für Kriminalbeamtinnen, im
Shape ihren Namen – es dürfte wenig
Einsatz befand. Allerdings war die PPK für F24-Abzug analog SFP9-SF mit niedri-
S
überraschen, dass diese Produktbezeich-
das deutlich schwächere Kaliber 7.65mm gem Abzugswiderstand, Auslöse- sowie
nung von einer im Rahmen ihres Einsatzes
Browning eingerichtet und außerdem voll- Resetweg; nicht TR-konform
von dieser Waffenkategorie betroffenen
ständig aus Metall ausgefertigt. TR25-Abzug weiblichen Anwenderin angeregt wurde.