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14. Februar 2008, Neue Zürcher Zeitung

Problematik der Erinnerungsarbeit


Ein Interview mit Robert Thalheim über seinen Film «Am Ende k
Interview: Walter Gasperi

Sie haben selbst wie die Hauptfigur Sven Ihren Zivildienst in der Jugend
Auschwitz absolviert. War das Ihr Wunsch?

Robert Thalheim: Im Gegensatz zu Sven, der zufällig in Auschwitz lande


Wunsch. Ich habe mich auf den Aufenthalt vorbereitet und fand es toll, m
dem Thema auseinanderzusetzen. Was ich aber gar nicht wusste, war, da
Ich hatte keine Ahnung vom heutigen Polen.

Sie haben Ihren Zivildienst 1995 absolviert. «Am Ende kommen Touriste
später. Wie hat sich dieses Filmprojekt entwickelt?

Schon während des Zivildienstes habe ich mich für Film interessiert. Ich
Filme von Andrzej Wajda an und filmte mit einer Videokamera. Aber so
Thema sind: Ich habe nie die Bilder, die ich vom heutigen Oswiecim mit
habe, wiedergefunden. So entstand der Wunsch, diesen Bildern Raum zu

Und wie viel von Ihren eigenen Erfahrungen ist in den Film eingeflossen

Der Plot ist fiktiv, aber viele Stimmungen und Erfahrungen habe ich wid
Zeitzeugen-Gespräche mit den Jugendlichen oder der Auftritt von Wirts
selbst lange Reden halten, ehemalige Häftlinge aber nicht ausreden lasse

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Erfahrungen. Und es gibt Dialoge, die ich eins zu eins so miterlebt habe.

Ihr Film zeigt verschiedene Perspektiven bezüglich des Umgangs mit Ge


Erinnerungsarbeit, bietet aber keine einfachen Lösungen an.

Ich bin kein Politiker oder Pädagoge, der eindeutige Antworten präsentie
Künstler ist es, Probleme zu beschreiben, aber nicht, sie zu lösen. Sichtb
Geschichte von Sven, der merkt, dass alles, was man macht, irgendwie fa
am Schluss zur Begegnungsstätte zurück.

Die eindrücklichste Figur ist der ehemalige Häftling Stanislaw Krzemins


Ryszard Ronczewski auch ein KZ-Überlebender?

Ryszard Ronczewski ist kein Auschwitz-Überlebender, aber alle Polen di


Erfahrungen mit der deutschen Okkupation. Ryszard hat oft in polnische
Häftlinge gespielt und wollte das nicht mehr. Für «Am Ende kommen To
aber gewinnen, weil er darin einen Nach-Auschwitz-Film sah und ihn da

Sie haben als Deutscher in Auschwitz und mit teilweise polnischen Schau
im Vorfeld oder während der Dreharbeiten Ressentiments von polnische

Am Anfang gab es die schon, da die Menschen in Oswiecim sehr kritisch


sind: Oft kommen die Teams nur für einen halben Tag und filmen ein bi
Erst als die Bevölkerung sah, dass wir länger bleiben und abends auch in
wir auch Oswiecimer suchen, die mitspielen, lösten sich die Ressentimen

Der Titel Ihres Films beruht auf einem Buchtitel. Gibt es da einen thema

Nein, der betreffende Gedichtband hat eigentlich nichts mit dem Film zu
einem Titel gesucht, weil ich «Auschwitz» nicht im Titel haben wollte un
Produzent und Verleiher abgelehnt wurde. Deshalb war ich sehr froh, da

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Buch stiess, denn der Titel seines Gedichtbandes beschreibt sehr schön d
auch im Film geht.

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