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Marcel Bois

Kommunisten gegen Hitler und Stalin


Marcel Bois

Kommunisten gegen
Hitler und Stalin

Die linke Opposition der KPD


in der Weimarer Republik

Eine Gesamtdarstellung
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

D83
Zugl.: Berlin, Technische Universität, Diss., 2014

1. Auflage, November 2014


Satz & Gestaltung: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Hamm
Umschlaggestaltung: Volker Pecher, Essen
Titelabbildung: Herbert Anger: Revolution, Titelblatt zu „Die Aktion“, IX. Jahr, hrsg. v.
Franz Pfemfert, Nr. 45/46, Sonderheft „Revolution“, 15. November 1919, Holzschnitt
„Bürgerstiftung für verfolgte Künste Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Kunstsammlung Gerhard
Schneider“ im Kunstmuseum Solingen
ISBN 978-3-8375-1282-3
eISBN 978-3-8375-1421-6
© Klartext Verlag, Essen 2014
Alle Rechte vorbehalten

www.klartext-verlag.de
In Erinnerung an Lothar Bois (1949–2012)
Vorbemerkung zu Orthografie und
Schreibweisen
Dieses Buch ist in neuer Rechtschreibung verfasst. Zitate aus der
Sekundärliteratur und den Quellen habe ich aus Gründen der besseren
Lesbarkeit angeglichen und offensichtliche orthografische Fehler
stillschweigend korrigiert. Einzig Textstellen, bei denen es mir auch darum
ging, den altertümlichen Duktus darzustellen, habe ich in der
Originalschreibweise belassen. Ebenfalls unverändert geblieben ist die
Schreibweise von Personennamen und Buchtiteln in den bibliografischen
Angaben. Hier kann es also durchaus vorkommen, dass ein Autor in
unterschiedlichen Schreibweisen erscheint (beispielsweise: Leo Trotzki,
Leo Trotzky oder Leon Trotsky). Bei der Darstellung russischer Namen
wird in der Regel die im Deutschen geläufige Schreibweise der
wissenschaftlichen Transliteration vorgezogen (Bolschewiki statt
Bol’ševiki). Ebenfalls aus Gründen der Lesbarkeit habe ich darauf
verzichtet, zu „gendern“ (Kommunisten statt KommunistInnen), jedoch, wo
es möglich war, geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet.
Inhalt
Vorbemerkung zu Orthografie und Schreibweisen
Danksagung
1. Einleitung
1.1 Gegenstand des Buchs
1.2 Forschungsstand und Quellenlage
1.3 Methodik: Sozial- oder Politikgeschichte?
1.4 Leitfragen und Aufbau
2. Die Vorgeschichte der linken Opposition
2.1 Russische Revolution und Aufstieg des Stalinismus
2.2 Auswirkungen auf die Komintern
2.3 Die Stalinisierung der KPD
3. Linksradikalismus in der frühen KPD
3.1 Begriffsklärung: Linksradikalismus und Linkskommunismus
3.2 Die erste linke Opposition (1919-1920)
3.3 Die „ultralinke“ KPD: Offensivtheorie und Märzaktion (1920-1921)
3.4 Gegenreaktion: Die Phase der Einheitsfrontpolitik (1921-1923)
3.5 Der Deutsche Oktober (1923)
3.6 Die Linke im Parteivorstand (1924-1925)
4. Linke Opposition gegen die Stalinisierung
4.1 Die KPD zwischen Einheitsfront und Entdemokratisierung
4.2 Zersplitterte Opposition gegen die Stalinisierung (1925-1926)
4.3 Die russische Frage: Der „Brief der 700“ (1926)
4.4 Die Zerschlagung der Opposition (1926-1927)
4.5 Opposition außerhalb der Partei
4.6 Eine gemeinsame Organisation: Der Leninbund (1928-1930)
4.7 Vergessene Kommunisten (1928-1930)
4.8 Weitere Zersplitterung und Aufbauerfolge (1930-1933)
5. Der Kampf gegen den Faschismus
5.1 Unterschiedliche Konzepte
5.2 Exkurs: So nah und doch so fern – Thalheimer und Trotzki
5.3 Umsetzung
5.4 Ausblick: Linke Kommunisten im Widerstand
6. Sozialgeschichte der Linken Opposition
6.1 Sozialstruktur
6.2 Regionale Unterschiede
6.3 Organisatorische Entwicklung
6.4 Politische Betätigungsfelder
6.5 Internationale Beziehungen
7. Fazit: Die Geschichte einer gescheiterten Alternative
Anhang
„Stammbaum“ der KPD-Linken
Glossar: Linke Gruppen in der Weimarer Republik
Quellen- und Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Personenverzeichnis
Verzeichnis der linken Oppositionsgruppen
Zum Autor
Danksagung
In jedem Ende liegt ein neuer Anfang. So lautet ein chinesisches
Sprichwort, das mir am 23. November 2012 nun wahrlich nicht in den Sinn
kam. Es war der Tag, als der Vorstand des Verlagshauses Gruner und Jahr
vor die Belegschaft trat und das Aus der „Financial Times Deutschland“
verkündete. Seit vielen Jahren arbeitete ich damals in deren Redaktion. Nun
sollte ich also, genau wie 350 Kolleginnen und Kollegen, meinen
Arbeitsplatz verlieren.
Zwei Jahre später kann ich sagen: Es wurde tatsächlich ein neuer Anfang
daraus. Eigentlich hatte ich bei der „Financial Times Deutschland“
gearbeitet, um mein Dissertationsprojekt zu finanzieren. Doch je länger ich
dort war, desto mehr wurde die wissenschaftliche Betätigung zum
„Nebenjob“. Erst das Ende der Zeitung gab mir den Freiraum, mich endlich
wieder intensiv meiner Doktorarbeit zu widmen und sie zügig
abzuschließen: Im März 2014 habe ich sie an der Fakultät I der Technischen
Universität Berlin eingereicht und am 14. Juli 2014 ebendort verteidigt.
Hiermit liegt sie nun als Buch vor.
Ich begann die Dissertation zunächst an der Universität Hamburg, wo
Prof. Dr. Klaus Saul sie betreute. Er hatte mich dankenswerterweise dazu
ermutigt, meine Magister- zur Doktorarbeit auszubauen. Leider konnte er
mich aufgrund gesundheitlicher Probleme schon bald nicht mehr
unterstützen. Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum bot daraufhin
freundlicherweise an, die Betreuung zu übernehmen. Seitdem stand sie mir
jederzeit mit Rat und Tat zur Seite – und bewahrte mich davor, das
Forschungsvorhaben ins Uferlose auszudehnen. Für ihre Unterstützung
möchte ich ihr ganz herzlich danken. Ebenfalls ein großes Dankeschön geht
an Prof. Dr. Mario Keßler. Er hat diese Arbeit – nicht nur aufgrund seiner
fachlichen Expertise – weitaus intensiver betreut, als das vermutlich für
einen Zweitgutachter üblich ist.
Einen wichtigen Anteil am Entstehen dieses Buches hatte auch Dr.
Florian Wilde. Wir promovierten zeitgleich und führten dementsprechend
zahlreiche Gespräche und Diskussionen über Fragen der Historischen
Kommunismusforschung. Deren Ergebnisse sind nicht nur in gemeinsame
Artikel und Vorträge eingeflossen, sondern auch in diese Arbeit. Ebenfalls
intensiv über die Geschichte der Weimarer KPD durfte ich mich mit
Sebastian Zehetmair austauschen. Er war darüber hinaus so nett, einzelne
Kapitel meiner Dissertation kritisch zu begutachten. Das gilt auch für
Stefan Bornost und Daniel Friedrich, die jeweils mit dem Blick des
„Nichtexperten“ Teile der Arbeit gelesen und sehr hilfreiche Anmerkungen
gemacht haben. Ihnen allen bin ich zu großem Dank verpflichtet.
Das gesamte Manuskript auf Fehler bei Interpunktion und Orthografie
durchgeschaut hat Alicia Solzbacher. Ich bin ihr unendlich dankbar dafür,
dass sie dieses umfangreiche Unterfangen neben Familie und stressigem
Job auf sich genommen hat. Einzelne Kapitel hat zudem Marie-Theres
Langer Korrektur gelesen. Auch ihr möchte ich herzlich danken. Sie möge
mir verzeihen, dass ich nicht jedes Komma vor einem erweiterten Infinitiv
gelöscht habe.
Mit vermeintlichen Marginalien habe ich in den vergangenen Jahren
zahlreiche Kolleginnen und Kollegen belästigt. Zu nennen sind hier: Gleb
Albert, Dr. Frédéric Cyr, Dr. Cornelia Domaschke, Wilfried Dubois, Dr.
Horst Helas, Andreas Herbst, Dr. Ralf Hoffrogge, Prof. Dr. Klaus Kinner,
Dr. Norman LaPorte, Ottokar Luban, Wolfgang Lubitz, Dr. Ulla Plener, Dr.
Hans-Rainer Sandvoß, Dr. Hans Schafranek, Felix Strangfeld, PD Dr.
Reiner Tosstorff und Dr. Rüdiger Zimmermann. Ob es um verschollene
Literatur, kleinere inhaltliche Fragen oder biografische Informationen zu
wenig bekannten Kommunisten ging: Sie alle haben mir freundlich und
kompetent weitergeholfen und so kleine, aber wichtige Hinweise geliefert,
das teilweise sehr verworrene Geflecht des deutschen Linkskommunismus
zu entwirren. Das gilt auch für Heinz-Jörgen Kunze-von Hardenberg, der
sein Wissen über Iwan Katz mit mir teilte, für Johannes Wöllfert vom
Verein für Brunsbütteler Geschichte, der mich mit Informationen über den
lokalen Linkskommunisten Peter Umland versorgte, und vor allem für
Wilfried Harthan vom „Heinrich Czerkus BVB-Fanclub“, der mir das
Leben des Kommunisten und ehemaligen Platzwarts von Borussia
Dortmund ein wenig näher brachte. Ihnen allen möchte ich vielmals
danken.
Dieses Buch wäre nicht denkbar gewesen ohne umfangreiche Literatur-
und Quellenrecherchen. Daher sei an dieser Stelle den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern aller im Anhang erwähnten Archive gedankt. An den
stellvertretenden Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen, Dr. Klaus-Jürgen
Becker, geht ein besonders großer Dank. Er hat sich während meines
Aufenthalts in der Pfalz äußerst hilfsbereit gezeigt, mir umfangreiche
Informationen und Tipps gegeben und mich sogar sein Privatarchiv nutzen
lassen. Mindestens genauso hilfsbereit war Angelika Voß-Louis vom
Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Sie hat mir
dankenswerterweise die Sammlung zur KPD (Opposition) zu einem
Zeitpunkt zugänglich gemacht, als diese noch gar nicht vollständig
erschlossen war. Auch dem Stadtarchivar Dr. Axel Metz aus Bocholt
möchte ich dafür danken, dass er mir wertvolle Hinweise über Joseph
Schmitz und die Gruppe Kommunistische Politik in seiner Heimatstadt
zukommen ließ.
Ein besonders häufiger Gast war ich während der Arbeit an diesem Buch
in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Deren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern gilt mein besonderer Dank, namentlich Dörte Eggers, Dr.
Dieter Ludwig und nicht zuletzt Sarah Unrau. Unzählige Male hat sie mich
vor davor bewahrt, mein Benutzerkonto zu überziehen, oder mir
unkompliziert jeden noch so ausgefallenen Literaturwunsch erfüllt.
Einen großen Beitrag dazu, dass dieses Buch erscheinen konnte, lieferte
die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie unterstützte mein Promotionsprojekt
nicht nur mit einem Stipendium und finanzierte meine
Forschungsaufenthalte in Amsterdam und Cambridge, sondern
bezuschusste auch die Druckkosten. Dafür möchte ich den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Studienwerks herzlich danken. Ein Dank geht auch an
den Klartext-Verlag, vor allem an Dr. Ludger Claßen für die Entscheidung,
dieses Buch ins Verlagsprogramm aufzunehmen, und an Lektorin Stefanie
Döring für die freundliche und geduldige redaktionelle Betreuung.
Nicht unerwähnt bleiben soll die Unterstützung, die ich durch Freunde
und Bekannte erfahren habe. Zu nennen sind hier an erster Stelle meine
ehemaligen Mitbewohner Markus Barton, Johanna Kölzer und Katrin
Rückert, die über einen langen Zeitraum dieses Projekt begleitet haben.
Ihnen möchte ich für viel Zuspruch, noch mehr Kaffee und die manchmal
dringend notwendige Ablenkung danken. Markus Barton gebührt zudem
Dank für seine häufigen Botengänge in die Bibliothek. Ebenfalls ein
herzliches Dankeschön geht an Sarah Gottschalk – für ihre moralische
Unterstützung, diverse Übersetzungen aus dem Französischen und vor
allem für die umfangreiche Zuarbeit während meines Forschungsaufenthalts
an der Harvard University. Bei Carla Assmann möchte ich mich für ihre
Archivrecherchen in München bedanken und bei Yaak Pabst dafür, dass er
den „Stammbaum“ der KPD-Linken im Anhang gestaltet hat. Ihm ist es
tatsächlich gelungen, meine Handzeichnung in eine vorzeigbare Grafik zu
verwandeln.
Zu großem Dank bin ich auch jenen Freundinnen und Freunden
verpflichtet, die mir während meiner Archivreisen einen Schlafplatz zu
Verfügung stellten. Zu nennen sind hier Nils Böhlke, David und Claudia
Devinck, Alicia Solzbacher und Martin Hommel, sowie vor allem Simon
Japs und Elisabeth Furtwängler. Bei ihnen war ich, aufgrund zahlreicher
Forschungsaufenthalte in Berlin, besonders häufig zu Gast und konnte mich
stets auf „mein“ Zimmer freuen.
Einen sehr speziellen Dank möchte ich Janne Grote aussprechen – für
eine intensive, anstrengende, aber auch ungeheuer spannende Zeit, die wir
zum Ende der „Financial Times Deutschland“ gemeinsam durchlebten. Sie
hat gewissermaßen die Grundlage für meinen „Dissertations-Endspurt“
gelegt. Ebenfalls danken will ich meiner damaligen Vorgesetzten, Cosima
Jäckel. Sie sorgte dafür, dass ich – obwohl bereits freigestellt – mein Büro
behalten durfte. So konnte ich über Monate in Ruhe meiner Forschung
nachgehen, während um mich herum im wahrsten Sinne des Wortes ein
Betrieb abgerissen wurde.
Abschließend möchte ich von ganzem Herzen meiner Familie danken –
etwa meiner Schwester Michelle, die immer ein offenes Ohr für mich hatte,
oder meinen Schwiegereltern Bärbel und Ralf Dierig für ihre Hilfe im
Vorfeld der Disputation. Der Dank, den ich an meine Lebensgefährtin
Claude richten möchte, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Sie hat oft
Geduld aufgebracht, mir viel Zuspruch zuteilwerden lassen und mir
unendlich viel Unterstützung gegeben. Vor allem seit der Geburt unseres
Sohnes Nelio schuf sie mir die Freiräume, die es ermöglichten, dass ich
sprichwörtlich auch mein zweites „Baby“ auf die Welt bringen konnte.
Ein riesiges Dankeschön geht auch an meine Eltern, Lothar und Evi
Bois. Sie haben meinen Weg immer bedingungslos und auf vielfältige
Weise unterstützt. Umso mehr bedauere ich es, dass mein Vater das Ende
dieses Weges nicht mehr miterlebt hat. Seinem Gedenken ist dieses Buch
gewidmet.
1. Einleitung

1.1 Gegenstand des Buchs


Moskau, August 1939: Frida van Oorten ist seit Jahren eine linientreue
Kommunistin, kämpfte im Untergrund gegen die Nazis. Lange Zeit
arbeitete sie für den sowjetischen Geheimdienst. Doch nun gerät sie selbst
in dessen Visier. Als sie in den Kellern des Innenministeriums verhört wird,
bricht es schließlich aus ihr heraus. „Er!“, ruft sie und deutet auf das Stalin-
Gemälde. „Er ist der Verräter!“
Es ist nur eine kleine Sequenz in Leander Haußmanns Spielfilm „Hotel
Lux“.1 Doch in ihr kommt die Tragik einer ganzen Generation
mitteleuropäischer Kommunisten zum Ausdruck. Inspiriert von der
Oktoberrevolution in Russland wurden sie Kämpfer für eine bessere Welt.
Sie engagierten sich für die Überwindung des Kapitalismus, gingen zu
Tausenden in den antifaschistischen Widerstand und flüchteten schließlich
in ihr „gelobtes Land“, die Sowjetunion. Allerdings hatte sich dort der
Sozialismus, für den sie jahrelang gekämpft hatten, mittlerweile in sein
Gegenteil verkehrt: Arbeiter wurden ausgebeutet, Andersdenkende in
Arbeitslager gesteckt und dissidente Kommunisten politisch verfolgt. All
das ließ sich noch irgendwie rechtfertigen: Es sei notwendig für den Aufbau
einer neuen Gesellschaft und im Kampf gegen innere und äußere Feinde des
jungen Sowjetstaats.
Doch ein Ereignis konnte sich kaum mehr ein Kommunist schönreden,
erst recht nicht, wenn er aus Nazi-Deutschland geflüchtet war: den „Hitler-
Stalin-Pakt“, ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt, der am 23. August
1939 unterzeichnet wurde. Dieser Bündnisschluss, an dessen Vorabend
„Hotel Lux“ spielt, ließ Tausende Kommunisten sprichwörtlich vom
Glauben abfallen. Fassungslos mussten antifaschistische
Widerstandskämpfer mitansehen, wie sich der Mann ihres Vertrauens mit
ihrem größten Feind verbündete. Hitler hatte sie verfolgt, Tausende ihrer
Genossen inhaftieren und ermorden lassen. Mit ihm, dem wahrscheinlich
gefährlichsten Antikommunisten des Kontinents, schloss der sowjetische
Generalsekretär nun also einen Staatsvertrag.
Etliche Kommunisten brachen daraufhin mit ihrer Bewegung.
Stellvertretend für sie steht der langjährige Kominternfunktionär Willi
Münzenberg. Im September 1939 verfasste er einen anklagenden Artikel,
für den er ähnliche Worte wählte wie die fiktive Figur van Oorten: „Heute
stehen in allen Ländern Millionen auf, sie recken den Arm, rufen, nach dem
Osten deutend: ‚Der Verräter, Stalin, bist du‘.“2
Nicht für alle zeitgenössischen Beobachter kam dieser Verrat
überraschend. Infolge der Oktoberrevolution von 1917 hatten die russischen
Kommunisten zwar den Versuch unternommen eine sozialistische
Gesellschaft zu errichten, eine Gesellschaft ohne Armut, Hunger und
Unterdrückung. Doch ein Jahrzehnt später klaffte eine deutliche Lücke
zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Der Staat, der aus der Revolution
hervorgegangen war, nannte sich zwar „Union der Sozialistischen
Sowjetrepubliken“ (UdSSR) – doch dieser Name hatte nicht mehr viel mit
der Realität zu tun. Die einzelnen Teilstaaten waren Ende der 1920er Jahre
ebenso wenig sozialistisch wie sie Räterepubliken waren. Auch von einer
Union, also einem freiwilligen und gleichberechtigten Zusammenschluss,
konnte keine Rede mehr sein. Stattdessen entwickelte sich im Land
zunehmend eine Ein-Parteien-Herrschaft mit der Stalin-Clique an der
Spitze.
Zugleich gerieten die ausländischen kommunistischen Parteien immer
mehr in Abhängigkeit vom stalinistischen Regime und entfernten sich von
ihren ursprünglichen Idealen. Allen voran galt dies für die Kommunistische
Partei Deutschlands (KPD). Sie war um die Jahreswende 1918/19 von Rosa
Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen bekannten Köpfen der deutschen
Linken gegründet worden, zu einer Zeit, als im ganzen Land eine politische
Aufbruchsstimmung zu spüren war. Eine Massenbewegung von Arbeitern
und Soldaten hatte gerade den Ersten Weltkrieg beendet, die Monarchie
gestürzt und weitreichende soziale Verbesserungen erkämpft. Eine
parlamentarische Demokratie wurde installiert und die Weimarer Republik
entwickelte sich in den 1920er Jahren zu einer der liberalsten
Gesellschaften der damaligen Zeit. Doch die Republik konnte einige
gesellschaftliche Widersprüche nicht auflösen, allen voran die soziale
Ungleichheit. Nicht zuletzt deswegen konnte die KPD zur größten
kommunistischen Partei außerhalb der Sowjetunion heranwachsen.
Doch während die Partei nach außen unnachgiebig Krise, Krieg und
Kapitalismus kritisierte, war im Inneren das emanzipatorische Feuer aus der
Zeit Rosa Luxemburgs längst erloschen. Die KPD durchlief einen
Wandlungsprozess, der heute von der Forschung als „Stalinisierung“
bezeichnet wird.3 Parallel zum Aufstieg Stalins in der Sowjetunion geriet
sie materiell und ideologisch in immer stärkere Abhängigkeit von ihrer
russischen Schwesterpartei. Unter der Führung Ernst Thälmanns
verwandelte sie sich in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre von einer
eigenständigen kommunistischen Partei in ein Instrument der russischen
Außenpolitik. Zunehmend orientierte sie sich an der stalinisierten
sowjetischen Partei, an dem Ideal einer militärisch disziplinierten, straff
hierarchischen Organisation – einer Kultur, die im starken Kontrast zum
Parteileben der Gründungsjahre stand. Interne Diskussionen wurden
weitgehend unterbunden, Konflikte nicht politisch, sondern organisatorisch,
also durch Ausschlüsse und Repressalien „gelöst“. Kritiker belegte das
Thälmann-ZK mit Redeverboten oder entfernte sie kurzerhand aus der
Partei. Insgesamt herrschte eine enorme Fluktuation unter den Mitgliedern
und sogar innerhalb der Parteiführung: Beispielsweise befanden sich im
Jahr 1929 von den 16 Spitzenfunktionären der Jahre 1923 und 1924 nur
noch zwei im Politischen Büro (Polbüro), dem höchsten Führungsgremium.
Nicht weniger als elf waren hingegen aus der KPD ausgeschlossen
worden.4 Mit diesem personellen Aderlass ging eine ideologische
Erstarrung einher, die politischen Positionen der KPD wurden immer
dogmatischer – oder wie es die Historikerin Sigrid Koch-Baumgarten
ausdrückte: Die Sowjetunion wurde „zum heiligen Land stilisiert, Marx,
Engels, Lenin […] wie Religionsstifter verehrt“.5 Zugleich entwickelte sich
der Parteivorsitzende Ernst Thälmann als „unfehlbare[r] Führer“ zu einer
„deutsche[n] Kopie“ Stalins.6
Die Parteiführung bezeichnete diesen Prozess, durch den die Partei ab
1924 vereinheitlicht werden sollte, als „Bolschewisierung“. Ziel war es,
eine „geistig absolut monolithe“ Organisation zu schaffen, wie es später
hieß.7 Doch zunächst geschah das Gegenteil. Die Wandlung der KPD stieß
auf massiven Widerspruch unter den Mitgliedern, die Partei differenzierte
sich aus.8 Verschiedene innerparteiliche Strömungen wehrten sich gegen die
bürokratische Entwicklung und setzten sich für eine Rückkehr zur „alten
KPD“ ein. Vereinfacht lassen sich hier drei innerparteiliche
Oppositionsrichtungen ausmachen: Die „Rechten“, die „Linken“ und die
Mittelgruppe, die sogenannten „Versöhnler“.
Die quantitativ größte Strömung war die Linke. Mitte der 1920er Jahre
repräsentierte sie einen erheblichen Teil der kommunistischen Basis.
Dennoch ist sie heute nahezu unbekannt. Sie vorzustellen, ihre politischen
Ansichten darzulegen und ihre Entwicklung zu untersuchen, ist das Ziel
dieses Buches. Auf diese Weise soll ein Beitrag dazu geleistet werden, das
gelegentlich gezeichnete Bild der KPD als einer nahezu monolithischen
Partei zu korrigieren. Denn die Existenz der Linken verdeutlicht, dass ein
alternativer Entwicklungsweg des deutschen Kommunismus zumindest
denkbar war. Wie zu zeigen sein wird, war auch diese Strömung keineswegs
frei von „Irrungen und Wirrungen“. Zum Teil vertrat sie Ansichten, die
geradewegs dazu geeignet waren, die KPD in die gesellschaftliche Isolation
zu katapultieren.
Linke Opposition in einer linken Partei? Das klingt nach Tautologie.
Tatsächlich ist diese Begrifflichkeit keineswegs besonders aussagekräftig.9
Da es sich jedoch um eine zeitgenössische Selbst- und Fremdbezeichnung
handelt, soll sie auch hier verwendet werden – trotz aller Probleme, die sich
daraus ergeben. Beispielsweise ist es schwierig, die KPD-Linke inhaltlich
zu bestimmen. Der Grund dafür ist, dass es nicht die eine linke Opposition
gab. Anders als die halbwegs homogenen Strömungen der Rechten10 und
der Versöhnler11 war die Linke extrem zersplittert. Insgesamt gliederte sie
sich in knapp ein Dutzend verschiedene Gruppen auf. Einige davon standen
syndikalistischen Positionen nahe, andere rätekommunistischen und wieder
andere bezeichneten sich als trotzkistisch.
Was die KPD-Linke bei aller Heterogenität zumindest in den ersten
Jahren ihrer Existenz einte, war ihre kritische Haltung gegenüber den freien
Gewerkschaften und die Ablehnung jeglicher Zusammenarbeit mit der
Sozialdemokratie, später dann die entschiedene Gegnerschaft gegen die
Stalinisierung der KPD. Zum Alleinstellungsmerkmal der
Linksoppositionellen wurde schließlich die fundamentale Kritik an den
Entwicklungen in der damaligen Sowjetunion. Die möglichen Folgen des
Aufstiegs Stalins erkannten sie deutlich und warnten eindringlich vor einer
Degeneration des sozialistischen Experiments.
In den letzten Jahren der Weimarer Republik wurde dann auch die
Beschäftigung mit den immer stärker werdenden Nationalsozialisten zu
einem zentralen Element in der Politik der Linken Opposition. Schon früh
erkannte sie die Gefahr, die von den Nazis für die deutsche
Arbeiterbewegung ausging. Während die KPD-Führung den Aufstieg
Hitlers in seiner Tragweite keineswegs erfasste, stattdessen die
Sozialdemokraten als „Sozialfaschisten“ diffamierte und zum „Hauptfeind“
erklärte, warnten die Linken eindringlich vor einem möglichen Sieg des
Faschismus. Nun gaben sie sogar ihre SPD-kritische Haltung auf: Dort, wo
sie über die personellen Ressourcen verfügten, bemühten sie sich darum,
Bündnisse von Gewerkschaftern, Sozialdemokraten und Kommunisten zur
Abwehr der Nationalsozialisten aufzubauen.
Stalinismus und Faschismus: Der Kampf der KPD-Linken gegen diese
beiden sehr unterschiedlichen Bewegungen steht also im Zentrum dieses
Buches. Deshalb trägt es den Titel „Kommunisten gegen Hitler und
Stalin“.12

1.2 Forschungsstand und Quellenlage


„Kommunisten gegen Hitler und Stalin“ möchte die Geschichte einer
gescheiterten Alternative zum stalinisierten Kommunismus erzählen – einer
alternativen Strömung in der deutschen Arbeiterbewegung, die heute
weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Es haben sich zwar einige
prominente kommunistische Persönlichkeiten im Lauf der 1920er Jahre der
Linken Opposition angeschlossen, etwa die Ex-Parteivorsitzende (Ruth
Fischer), ein ehemaliger thüringischer Justizminister (Karl Korsch) oder ein
bekannter Historiker und späterer Autor einer viel beachteten Geschichte
der Weimarer Republik (Arthur Rosenberg). Dennoch: Die linke, anti-
stalinistische Opposition der KPD ist vollkommen aus dem öffentlichen
Bewusstsein verschwunden. Selbst vielen Historikern sagt diese Strömung
nichts mehr. Das unterscheidet sie auch von der „rechts“-oppositionellen
KPO (Kommunistische Partei Deutschlands-Opposition), die zumindest
Kennern der KPD-Geschichte ein Begriff ist.
Für das Vergessen der Linkskommunisten kommen verschiedene Gründe
in Betracht. In der DDR wurde diese Richtung entweder öffentlich
verunglimpft oder schlichtweg ignoriert.13 Ihre ehemaligen Mitglieder
waren, wie alle Oppositionellen, staatlicher Repression ausgesetzt.
Diejenigen, die nach dem Krieg der KPD/SED beitraten, wurden bald
wieder ausgeschlossen.14 Ab den frühen 1950er Jahren begann dann das
Ministerium für Staatssicherheit etliche Linksoppositionelle der Weimarer
Zeit zu observieren.15 In der alten Bundesrepublik erfuhr die Linke
Opposition zumindest durch die Studentenbewegung der späten 1960er
Jahre eine gewisse Beachtung. Auf der Suche nach Alternativen zwischen
westlichem Kapitalismus und dem Staatssozialismus des „Ostblocks“
wurden ihre Theoretiker – vor allem Karl Korsch – wiederentdeckt und neu
gelesen.16 Die Aufmerksamkeit der Studierenden galt jedoch vor allem
jenen früheren linken Strömungen wie den Rätekommunisten, die komplett
mit der KPD gebrochen hatten. Deutlich weniger rezipiert wurden
oppositionelle Kräfte, die sich innerhalb der Kommunistischen Partei für
einen Kurswechsel einsetzten.
Im Wissenschaftsbetrieb kam das zarte Interesse an der linken KPD-
Opposition durch zwei Publikationen zum Ausdruck: Ende der 1970er Jahre
erschien mit Rüdiger Zimmermanns Monografie über den Leninbund das
bis heute gültige Standardwerk zu dieser Organisation.17 Einige Jahre später
widmete sich Otto Langels im Rahmen seiner Dissertation den „ultralinken“
Gruppierungen (Entschiedene Linke, Gruppe „Kommunistische Politik“)
der Jahre 1924 bis 1928.18 Darüber hinaus wurden in dieser Zeit noch drei
universitäre Abschlussarbeiten verfasst: eine über die Entstehungsphase der
KPD-Linken,19 eine weitere über die Hochphase der Opposition20 und eine
dritte über die Ideologie des Leninbundes.21 Seitdem sind lediglich zwei
Aufsätze und eine Studienarbeit hinzugekommen.22 Die Erforschung der
linken KPD-Opposition der zweiten Hälfte der 1920er Jahre ist also bis
heute nicht besonders weit fortgeschritten. Im Gegenteil: Eine Gruppe, die
nach dem Berliner Bezirk benannte „Weddinger Opposition“, wurde bislang
sogar nahezu vollständig von der Forschung ignoriert.23 Bestenfalls werden
die Weddinger in Abhandlungen zur KPD-Geschichte am Rande erwähnt.24
Das ist erstaunlich, stellten sie doch zeitweise eine der stärksten
innerparteilichen Fraktionen dar. Bis heute gilt, was Hans Schafranek
bereits vor 25 Jahren konstatierte: „Nach wie vor stellt die durchgängige
und systematische Erforschung der Weddinger Opposition […] ein
Desiderat der zeitgeschichtlichen Forschung über linksoppositionelle
Strömungen in Deutschland dar.“25 Diese Forschungslücke zu füllen, ist
eines der Anliegen dieses Buches.
Über die Frage, weshalb die Geschichtswissenschaft gerade die
Weddinger vernachlässigt hat, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise
hängt es damit zusammen, dass sich kein Mitglied der Gruppe durch
theoretische Schriften einen Namen gemacht hat. Ein anderer Grund könnte
sein, dass sie keine über das Ende der Weimarer Republik hinausreichende
politische Traditionslinie begründet hat. Für diese These spricht, dass jene
Gruppen, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter bestanden, heute als
recht gut erforscht gelten können – nicht selten, weil aus den eigenen
Reihen heraus wissenschaftliche „Traditionspflege“ stattgefunden hat. Dies
ist sowohl bei der rechtskommunistischen KPO der Fall als auch bei der
zum linken Parteiflügel zählenden trotzkistischen Opposition.26
Letztere stellt damit eine große Ausnahme in der Historiografie des
deutschen Linkskommunismus dar. Bereits seit den späten 1950er Jahren
sind kontinuierlich Arbeiten zu dieser Strömung erschienen.27 Den Anfang
markierte die Promotionsschrift von Siegfried Bahne über den
„Trotzkismus in Deutschland“ vor 1933.28 Im Zentrum dieser Arbeit stehen
hauptsächlich die politischen Analysen Leo Trotzkis und seiner deutschen
Anhänger. Eine erste Darstellung der organisatorischen Entwicklung der
entsprechenden Gruppen hat Wolfgang Alles im Jahr 1978 im Rahmen
seiner Diplomarbeit vorgelegt.29 Kurze Zeit später erschien hierzu in
französischer Sprache die Dissertation von Maurice Stobnicer.30 Auf
gewisse Weise waren beide Arbeiten jedoch schnell „veraltet“. Denn ihre
Autoren konnten nicht den umfangreichen Nachlass Trotzkis auswerten, der
erst im Jahr 1980, kurz nach Erscheinen ihrer Werke, freigegeben wurde.31
Hier befindet sich ein ausführlicher Briefwechsel zwischen dem russischen
Revolutionär und den deutschen Linkskommunisten. Zugriff auf einen Teil
dieser Dokumente hatte Annegret Schüle.32 In ihrer Ende der 1980er Jahre
erschienenen Arbeit untersucht sie vor allem die Bemühungen der
verschiedenen Ortsgruppen der trotzkistischen „Linken Opposition der
KPD – Bolschewiki/Leninisten“ lokale Einheitsfront-Bündnisse gegen die
Faschisten zu initiieren. Insgesamt hat sich die Forschung zum deutschen
Vorkriegstrotzkismus spezialisiert. Zuletzt sind vor allem kürzere
Regionalstudien entstanden. So behandeln zwei Aufsätze und eine
Abschlussarbeit die Gruppen in Leipzig, Köln und im Rhein-Main-
Gebiet.33 Über die Trotzki-Anhänger an Rhein und Ruhr hat Peter Berens
eine Monografie veröffentlicht.34 Vor wenigen Jahren ist zudem eine Arbeit
von Barbara Weinhold über eine trotzkistische Bergsteigertruppe in der
Sächsischen Schweiz erschienen.35 Berens und Weinhold behandeln jedoch
die Entwicklung in der Weimarer Republik nur am Rande. Der
Schwerpunkt ihrer Untersuchungen liegt auf der Widerstandstätigkeit
während der NS-Zeit.36 Dennoch kommt Berens das Verdienst zu, auf die
bislang wenig beachteten personellen Kontinuitäten zwischen der frühen
(ultra-)linken Opposition in der KPD und den späteren Trotzkisten
hingewiesen zu haben.
Eine Gesamtdarstellung der antistalinistischen Linken in der KPD
während der Weimarer Republik, die diese Kontinuitätslinie aufzeigt,
existiert bislang nicht. Dass in der Vergangenheit stattdessen nur einzelne
Gruppen untersucht worden sind, lässt sich unter anderem aus deren starker
Zersplitterung erklären, auf die Mario Keßler – nicht ohne eine gewisse
Ironie – hingewiesen hat: „Die Uneinigkeit sogar innerhalb der
antistalinistischen kommunistischen Opposition könnte Thema einer
eigenständigen Abhandlung sein.“37
Eine weitere Ursache ist möglicherweise in der Quellenlage zu suchen.
Diese war in der Vergangenheit für Forschungen zur Geschichte
linkskommunistischer Strömungen insgesamt nicht besonders gut. So klagte
Wolfgang Alles Ende der 1970er Jahre: „Haupthindernis für das
Zustandekommen einer Arbeit über die trotzkistische Bewegung in
Deutschland ist die Schwierigkeit, zeitgenössisches Quellenmaterial zu
beschaffen.“38 Ein anderes Problem jener Zeit benannte Zimmermann:
„[…] soweit Spuren von Personen oder leicht lokalisierbare
Druckerzeugnisse im geografischen Bereich der DDR gesucht werden
mussten, ist dem Untersuchenden kaum Unterstützung zuteil geworden; in
vielen Fällen wurde sogar die Ausleihe von Material verweigert.“39
Diese Schwierigkeiten sind mittlerweile Geschichte. In den Jahren nach
dem Zusammenbruch des „Ostblocks“ sind zahlreiche wichtige Archive
geöffnet worden, die der Historischen Kommunismusforschung die
Möglichkeiten zu neuen quellengestützten Erkenntnisgewinnen bieten.40 In
Bezug auf die Geschichte der linksoppositionellen Fraktionen innerhalb der
Weimarer KPD wurden diese Möglichkeiten bislang jedoch kaum
wahrgenommen. Alle einschlägigen Monografien zu den entsprechenden
Gruppen sind vor 1990 erschienen.41
Somit hat keiner der Autoren die umfangreichen Bestände des
ehemaligen Zentralen Parteiarchivs (ZPA) der KPD auswerten können.
Dieses befindet sich heute in der Sammlung der Stiftung Archiv der
Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO) im Berliner
Bundesarchiv und stellt den wichtigsten Quellenbestand zur Geschichte der
linkskommunistischen Strömungen dar. Es umfasst zahlreiche
Rundschreiben, Briefe und Protokolle der verschiedenen oppositionellen
Gruppen. Darüber hinaus existieren umfangreiche Bestände zu den
einzelnen KPD-Bezirken und Ortsgruppen. Diese ermöglichen es, die
innerparteiliche Opposition auch auf lokaler Ebene aufzuspüren. Zudem
findet sich hier eine ausführliche, von der Parteiführung zusammengestellte
Materialsammlung über die Aktivitäten der Opposition in den Jahren 1925
und 1926.42 Für den Historiker als Quellenmaterial ein Glücksfall, liefert
diese Chronik doch ein erschreckendes Beispiel dafür, wie die
kommunistische Bewegung bereits Mitte der 1920er Jahre den „Feind in
den eigenen Reihen“ überwachte. Tatsächlich initiierte Moskau schon früh
den Aufbau von Geheimdienststrukturen innerhalb der ausländischen
kommunistischen Parteien. Ab Mitte der 1920er Jahre begann auch der
Nachrichtendienst der KPD mit der Beobachtung von „Abweichlern“.43
Auch von staatlichen Stellen ist die KPD-Opposition observiert worden.
So liefern die Akten des Reichskommissars für die Überwachung der
öffentlichen Ordnung im Bundesarchiv ebenso relevante Erkenntnisse wie
die Dokumente polizeilicher Überwachung aus den Staatsarchiven Bremen
und Münster.44 Die umfangreichsten Quellenbestände für die Entwicklung
der Linkskommunisten in den letzten Jahren der Weimarer Republik finden
sich in der Houghton Library an der Harvard University in Cambridge,
Mass. (USA). Hier ist der Nachlass Leo Trotzkis beherbergt, der einen
umfangreichen Briefwechsel umfasst. Teil davon ist auch eine etwa 1.000
Briefe umfassende Korrespondenz mit deutschen Oppositionellen,
hauptsächlich aus den Jahren 1929 bis 1933.45 Ebenfalls brauchbare
Materialien aus der Spätphase der Opposition liefert das Archiv des
Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam, vor
allem in Form von Materialien der Internationalen Linken Opposition. Zur
Erforschung der Weddinger Opposition lohnt sich ein Besuch im
Stadtarchiv Ludwigshafen, wo sich einige interessante Quellen über deren
Pfälzer Gruppe finden. Außerdem sei noch auf die Bestände des
Hauptstaatsarchives Düsseldorf verwiesen. In den dortigen Gestapo-Akten
finden sich zahlreiche biografische Hinweise zu in der NS-Zeit verfolgten
Linkskommunisten.
All diese für die Erforschung der Opposition relevanten Archive habe
ich besuchen und die dort befindlichen Quellen auswerten können. Darüber
hinaus nahm ich Einsicht in die Bestände des Staatsarchivs Hamburg, der
Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin und des Trotzkismus-Archivs
in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn. Auch einzelne
Quellen aus dem Stadtarchiv Speyer und dem Archiv des Instituts für
Zeitgeschichte in München habe ich ausgewertet. Hinzu kam noch das
KPO-Archiv in der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte, das
einige Materialien über das Verhältnis von „linken“ und „rechten“
Oppositionellen in der KPD bereithielt. Angesichts dieser Quellenmenge
habe ich auf eine Reise nach Moskau verzichtet, um die Bestände des
Russischen Staatlichen Archivs für soziale und politische Geschichte
einzusehen. Hier habe ich mich mit jenen Beständen begnügt, die online in
den „Comintern Electronic Archives“ abrufbar sind.46
Neben den Archivbeständen dienen als weitere Primärquellen zur
Geschichte linksoppositioneller Kommunisten die von ihnen
herausgegebenen Publikationen und Periodika. Diese sind leicht
zugänglich, da sie größtenteils in den einschlägigen Archiven und
Bibliotheken einzusehen sind (vor allem im Bundesarchiv Berlin sowie in
den Bibliotheken der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn und des Instituts für
soziale Bewegungen in Bochum).47 Nur einige Zeitschriften wie „Der
Pionier“ – das Organ der Pfälzer Gruppe der Weddinger Opposition – sind
gar nicht mehr oder nur noch in Einzelexemplaren erhalten.48
Insgesamt hat sich die Quellenlage in den letzten zwei Jahrzehnten also
deutlich verbessert. Nur in einem Punkt waren Historiker, die vor der
Öffnung der Archive die linke Opposition erforscht haben, im Vorteil: Sie
hatten die Möglichkeit, Zeitzeugen zu befragen – ein Privileg, das sowohl
Alles als auch Schafranek und Zimmermann ausgiebig genutzt haben.49 Das
ist heute leider nicht mehr möglich.50 Glücklicherweise haben zumindest
einige oppositionelle Kommunisten Memoiren hinterlassen. Zu nennen sind
die Lebenserinnerungen von Oskar Hippe und Karl Retzlaw. Materialreich
ist auch die Zusammenstellung verschiedener Texte von Georg Jungclas zu
einer Dokumentation seines politischen Lebens.51 Ebenfalls nützliche
Quellen zur Thematik stellen der von Peter Lübbe herausgegebene
Briefwechsel Ruth Fischers mit ihrem Kampf- und Lebensgefährten
Arkadij Maslow sowie die vor wenigen Jahren veröffentlichten Schriften
und Briefe Karl Korschs dar.52 Mit Vorsicht zu betrachten ist hingegen
Fischers umstrittenes, autobiografisch geprägtes Werk „Stalin und der
deutsche Kommunismus“.53 Nicht nur Otto Wenzel warnt: „Ihr Buch stellt
eine einzige Glorifizierung der Politik der ‚linken‘ Kommunisten und
Rechtfertigung ihrer damaligen Haltung dar, wobei ihre damaligen
politischen Gegner manchmal in geradezu beschämender Weise
herabgesetzt werden.“54
Einige führende Linkskommunisten sind zudem zum Gegenstand
biografischer Forschungen geworden. Vor allem Mario Keßler hat sich hier
hervorgetan, indem er Arbeiten über Ruth Fischer, Arthur Rosenberg und
Arkadij Maslow veröffentlichte.55 Zuletzt erfreute sich Werner Scholem
besonderer Beliebtheit. So sind zeitgleich mit dieser Untersuchung zwei
Arbeiten über den Bruder des bekannten Religionshistorikers Gershom
Scholem entstanden.56 Auch das im Dunstkreis der linken Opposition
agierende Künstlerehepaar Franz Pfemfert und Alexandra Ramm-Pfemfert
ist in Form biografischer Arbeiten und Dokumentationen gewürdigt
worden.57 Darüber hinaus existieren kleinere Studien über Anton
Grylewicz, Guido Heym, Katharina Roth, Joseph Schmitz, Wilhelm
Schwan, Maria Sevenich und Hugo Urbahns.58 Aufgrund ihrer Detailfülle
unbedingt hervorzuheben ist die von Hans Schafranek verfasste Biografie
des österreichischen Kommunisten Kurt Landau, der sich am Ende der
Weimarer Republik als Gesandter Trotzkis einige Jahre in Deutschland
aufhielt.59 Als nützliches Nachschlagewerk dient zudem das von Hermann
Weber und Andreas Herbst veröffentlichte Handbuch deutscher
Kommunisten. Bereits die erste Auflage aus dem Jahr 2004 umfasste etwa
1.400 Kurzbiografien. Im Jahr 2008 erschien eine zweite Auflage, in
welcher der Fundus noch um 275 Personenskizzen erweitert wurde.
Darunter befinden sich etliche Linksoppositionelle.60

1.3 Methodik: Sozial- oder Politikgeschichte?


Im Gegensatz zu der relativ überschaubaren Anzahl von Darstellungen über
die Linke Opposition ist es nahezu unmöglich, die gesamte Literatur zur
Geschichte der Weimarer KPD zu erfassen.61 Dennoch sind vor allem zwei
Werke hervorzuheben, die über Jahrzehnte den Blick der
Wissenschaftsgemeinde auf die Geschichte der Partei geprägt haben. Dies
war zum einen Ossip K. Flechtheims bereits 1948 veröffentlichte
Pionierarbeit „Die KPD in der Weimarer Republik“ – lange Zeit die einzige
Gesamtdarstellung zur Geschichte der Partei –, zum anderen die 1969
erschienene Dissertationsschrift von Hermann Weber über „Die Wandlung
des deutschen Kommunismus“.62 Beide Autoren verfolgten in ihren
Arbeiten einen eher politik- und ideengeschichtlichen Ansatz: Sie nahmen
vor allem die Politik der Parteiführung, ihre ideologischen
Auseinandersetzungen und den Einfluss der Sowjetunion auf die
Entwicklung der KPD in den Blick. Diese Betrachtung der Parteigeschichte
„von oben“ war über Jahrzehnte die herrschende methodische
Herangehensweise in der Historiografie des deutschen Kommunismus.
Diese Methodik fundamental in Frage gestellt hat Klaus-Michael
Mallmann in seiner im Jahr 1996 erschienenen, sozialhistorisch orientierten
Habilitationsschrift „Kommunisten in der Weimarer Republik“.63 Er
kritisiert, dass die „Geschichte des deutschen Kommunismus […]
überwiegend noch die eines Dogmas ohne Menschen, einer
Apparatherrschaft ohne Subjekte“ sei.64 Der politikgeschichtliche Ansatz
Flechtheims und Webers könne „zwar scheinbar per se ein repräsentatives
Ergebnis vorweisen“, er lasse „jedoch die – in der Regel nicht gestellte –
sozialhistorische Frage nach der praktischen Relevanz unbeantwortet.“65
Mallmann will dem eine Geschichte „von unten“ entgegensetzen: Anstatt
die zunehmende Abhängigkeit der KPD von der Komintern oder die
Fraktionsauseinandersetzungen innerhalb der Partei zu untersuchen, stellt er
den Widerspruch zwischen dem Avantgardeanspruch der KPD-Führung und
der Milieuverwurzelung der Parteibasis ins Zentrum seiner Arbeit. Er geht
dabei von einer starken regionalen Autonomie der einzelnen
Parteigliederungen aus und vertritt die Ansicht, dass die Entwicklung des
deutschen Kommunismus vor allem durch nationale Faktoren beeinflusst
worden sei.
Wie später zu zeigen ist, überspannt Mallmann in seiner Abhandlung den
Bogen deutlich und kommt teilweise zu fragwürdigen Ergebnissen.66
Zudem ignoriert er die Tatsache, dass sowohl Flechtheim als auch Weber
durchaus sozialstrukturelle Methoden in ihre Arbeiten einfließen ließen.67
Jens Becker und Harald Jentsch bezeichnen sein Werk also nicht von
ungefähr als einen „polemischen Rundumschlag […], der den Granden der
westdeutschen KPD-Forschung schlicht die Kompetenz absprach, mit
ihrem politik- und organisationszentrierten Ansatz […] adäquat die reale
Geschichte der kommunistischen Bewegung und ihrer Mitglieder erklären
zu können“68 Dennoch muss man konstatieren, dass Mallmann in seiner
Arbeit auch innovative Ansätze verfolgt und wichtige Fragen aufwirft. So
war es nur folgerichtig, dass in den vergangenen Jahren weitere
sozialhistorisch ausgerichtete Arbeiten erschienen sind.69 Jedoch ist in
dieser Zeit eine unnötige Konfrontation zwischen Sozial- und
Politikgeschichte entstanden – oder, wie Till Kössler es ausdrückte: Die
Einschätzung, „ob eher die Abhängigkeit von der kommunistischen
Führung in Moskau oder eine Verwurzelung in lokalen sozialistischen
Traditionen und sozialdemokratischen Milieus die Entwicklung der KPD
erklären kann“ hat sich zwischenzeitlich „zu einer Art Gretchenfrage der
deutschen Kommunismusforschung entwickelt“.70
Dabei ist es wenig zweckdienlich, die Perspektiven „von oben“ und „von
unten“ gegeneinander auszuspielen. Zu Recht hat schon Klaus Weinhauer in
einer Besprechung von Mallmanns Buch „eine Synthese“ eingefordert, „die
Organisations- und Sozialgeschichte zusammenführt“. Es sei „notwendig,
die Partei als soziale Organisation im doppelten Spannungsfeld zwischen
äußeren Einflüssen (Stalin, KI) und Milieuverankerung zu analysieren.“71
In jüngster Zeit ist dieser Anforderung Norman LaPorte nachgekommen. In
seiner Arbeit über die sächsische KPD betont er zum einen den Einfluss
nationaler und internationaler Entscheidungen auf die regionalen
Parteigliederungen und stellt damit Mallmanns These von der Autonomie
der unteren Parteiebenen in Frage. Zum anderen argumentiert er jedoch,
dass regionale politische Traditionen und sozioökonomische Faktoren
durchaus Einfluss auf die Haltung der lokalen Gruppen gehabt haben.72 So
ist es ihm auf plausible Art und Weise gelungen den vermeintlichen
Gegensatz zwischen Kommunismusforschung „von unten“ und „von oben“
aufzuheben. Er präsentiert einen Ansatz, der sich durchaus als wegweisend
für künftige Arbeiten über die Geschichte der KPD herausstellen könnte.
Auch für die Erforschung der innerparteilichen Opposition erscheint
diese Herangehensweise als sinnvoll. Bislang war in der Historiografie des
Linkskommunismus der Blick „von oben“ vorherrschend. In eher
politikwissenschaftlich orientierten Untersuchungen zur Geschichte der
KPD wurden diese Strömungen häufig ausführlich gewürdigt.
Sozialhistorische Arbeiten haben dagegen die Opposition – wenn überhaupt
– nur als Randerscheinung betrachtet. Mallmann, der den
Hauptwiderspruch in der Partei zwischen Basis und Parteiführung
ausmacht, meint sogar: „Dem in der Kommunismus-Forschung
überstrapazierten Denkbild der Fraktion sollte aus sozialhistorischer
Perspektive eher misstrauisch begegnet werden.“ Dieses „entsprang eher
dem pathologischen, verschwörungsorientierten Weltbild der Avantgarde,
bot ihr Schubladen, in die sie die Wirklichkeit stopfte, war ein Instrument,
mit dem man Gruppen konstruieren, Sündenböcke personifizieren und
Abweichungen fixieren konnte. Als Erklärungsmodell der innerparteilichen
Frontlinien an der Basis taugt es nichts […].“73 Dementsprechend spielten
die oppositionellen Gruppen in seiner Arbeit keine Rolle.
Umgekehrt haben sich die Autoren der bisherigen Studien zur
Geschichte der Linksopposition nicht an die sozialgeschichtliche Methodik
gewagt. Im Zentrum dieser Werke standen stets die Auseinandersetzungen
mit der Parteiführung und die organisatorische Entwicklung der jeweiligen
Gruppen.74 Selbst Falk Engelhardt, der sich bei seiner Arbeit über die
Linksopposition in Leipzig stark auf LaPortes Untersuchung stützen konnte,
ist nicht vom klassischen politikgeschichtlichen Weg abgewichen.75 Dies
verwundert nicht, denn diese Herangehensweise war und ist durchaus
sinnvoll. Die Herausbildung der Opposition stellte schließlich eine Reaktion
auf den Aufstieg des Stalinismus in der Sowjetunion und die zugleich
stattfindende Stalinisierung der KPD dar. Die einzelnen Fraktionen
entstanden in der Auseinandersetzung mit der Parteiführung, ihre
Positionen wurden zumeist von bekannten Kommunisten formuliert und
richteten sich hauptsächlich gegen die politische Orientierung der Partei.
Insofern ist der politikgeschichtliche Ansatz unabdingbar, um die
Entstehung und Entwicklung der linkskommunistischen Strömung in der
Weimarer Republik darzustellen.
Eine Untersuchung, die ergänzend auch sozialgeschichtlich vorgeht,
kann den Blickwinkel jedoch erweitern. Sie kann beispielsweise aufzeigen,
wer die sozialen Träger der Opposition waren und erklären, weshalb die
verschiedenen Strömungen über bestimmte regionale Hochburgen verfügten
– wie LaPortes Arbeit ja bereits am Beispiel Sachsen deutlich gemacht hat.
Sie kann des Weiteren die Bedeutung von verschiedenen sozialen Gruppen
innerhalb der Parteilinken bewerten. Spielten Frauen eine wichtigere Rolle
als in der Gesamtpartei? War die Opposition tatsächlich, wie häufig
dargestellt, vor allem eine Intellektuellen-Bewegung? Darüber hinaus kann
ein solcher methodischer Ansatz neue Antworten auf die Frage liefern,
weshalb die Opposition in ihrem Kampf um die Partei gescheitert ist:
Warum hat die durchaus überzeugende Kritik an der Stalinisierung so wenig
Anhänger gefunden – vor allem in einer Partei, die gemeinhin sehr
autoritätenkritisch war?
Insofern möchte ich hier eine Synthese der Blickweisen „von oben“ und
„von unten“ bei der Untersuchung der Geschichte der linken Opposition in
der Weimarer KPD versuchen. Unter Berücksichtigung der Entwicklung der
internationalen kommunistischen Bewegung und unter Heranziehung neuer
Quellenbestände soll so ein umfassendes Bild dieser zum Teil vergessenen
Bewegung gezeichnet und die erste Gesamtgeschichte der Linken
Opposition der KPD in der Weimarer Republik geschrieben werden.

1.4 Leitfragen und Aufbau


Peter Berens hat darauf hingewiesen, dass die bisherige
Geschichtsschreibung des Linkskommunismus stark von der Darstellung
interner Debatten geprägt gewesen sei: „Dies war bei den materialreichen
Standardwerken […] geradezu unvermeidlich. Sie bestärken jedoch
ungewollt das Vorurteil, dass Linkskommunisten […] meist mit internen
‚Streitigkeiten‘, d. h. mit sich selbst beschäftigt waren.“ Auch in diesem
Buch wird sich dieser Eindruck nicht vermeiden lassen, schließlich gab es
diese Auseinandersetzungen tatsächlich. Zugleich möchte ich mich aber
Berens’ Plädoyer für eine „andere Sichtweise“ anschließen. Demnach
sollen die Linkskommunisten „als nach außen gerichtete, praktisch tätige
Menschen“ dargestellt werden, „die den Lauf der Geschichte verändern
wollten.“76 Ich möchte untersuchen, wie die einzelnen Strömungen die
Entwicklungen in der Sowjetunion und die Stalinisierung der KPD
eingeschätzt haben. Ich werde analysieren, wie sie versucht haben, ihrem
Ziel – der Reform der Partei – näherzukommen. Und schließlich möchte ich
herausfinden, warum sie gescheitert sind. Hierbei betrete ich in mehrfacher
Hinsicht Neuland:

1.) Erstmalig werden für eine Studie über den deutschen


Linkskommunismus die umfangreichen Bestände des ehemaligen KPD-
Parteiarchivs ausgewertet.
2.) Erstmalig wird der Linkskommunismus in der Weimarer Republik
anhand einer Synthese aus Politik- und Sozialgeschichte dargestellt.
3.) Erstmalig wird die Geschichte der bislang „vergessenen“ Weddinger
Opposition systematisch untersucht.
4.) Erstmalig wird die Entwicklung der linken Opposition der KPD als
Gesamtgeschichte geschrieben. Bisherige Untersuchungen haben sich
stets auf einzelne Gruppen gestützt.

Insgesamt werde ich also das breite Spektrum des Linkskommunismus in


der Weimarer Republik darstellen. Doch es bleiben auch Lücken:
Beispielsweise kann ich die Entwicklung der Gruppe Bolschewistische
Einheit aufgrund mangelnder Quellen nicht ausführlich analysieren,
sondern lediglich knapp skizzieren. Zudem behandele ich einige
Gruppierungen nur am Rande oder gar nicht, die sicherlich auch unter dem
Begriff „Linkskommunismus“ subsummiert werden könnten. Zu nennen ist
beispielsweise die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD),
immerhin eine Organisation von mehreren Zehntausend Mitgliedern. Genau
wie bei anderen linken Gruppen stammten viele ihrer Mitglieder aus der
KPD. Dass ihr trotzdem keine eigene systematische Darstellung gewidmet
ist, liegt daran, dass ich mich auf jene Kräfte konzentriere, die sich gegen
die Stalinisierung der KPD engagierten. Die KAPD wurde jedoch schon
1920 gegründet, also lange vor Einsetzen dieses Prozesses, und hat auch
später nicht versucht, auf eine Reform der KPD hinzuwirken. Letzteres gilt
auch für eine andere Gruppe, die hier kaum thematisiert wird: die
Chemnitzer Linke. Sie fällt zwar unter das Label „linkskommunistisch“ und
war zudem im Rahmen der KPD aktiv, verhielt sich aber dem Thälmann-
ZK gegenüber im Wesentlichen loyal.77
Obwohl ich hier eine Synthese aus Politik- und Sozialgeschichte liefern
möchte, werden diese beiden methodischen Ansätze dennoch getrennt
voneinander angewandt. Das ist meines Erachtens notwendig, da nur die
politikgeschichtliche Betrachtung hinreichend erklären kann, warum es
überhaupt zur Herausbildung der Opposition kam: Der Kampf gegen die
Stalinisierung war schließlich die Reaktion auf politische Entscheidungen
und Entwicklungen. Sozialgeschichtliche Fragestellungen können auf
diesem Analyserahmen jedoch aufbauen. Mit ihrer Hilfe lassen sich
verschiedene Aspekte der Entwicklung der kommunistischen
Linksopposition untersuchen, die bei einer rein politikgeschichtlichen
Betrachtungsweise untergehen würden. Trotz dieser formalen Trennung
fließen selbstverständlich an verschiedenen Stellen sozialhistorische
Aspekte in die politikgeschichtliche Darstellung ein – und umgekehrt.
Mit Kapitel 2 beginnt die Geschichte der linken Opposition, aber
keineswegs in Berlin, Bruchsal oder Bielefeld, sondern in Petrograd. Denn
wenn sich die deutschen Linkskommunisten gegen die Stalinisierung der
KPD engagierten, dann kämpften sie in erster Linie gegen die
Auswirkungen eines Prozesses, der sich in Sowjetrussland abspielte. Darauf
hat auch schon Günter Wernicke hingewiesen: „Trotz aller deutschen,
historisch bedingten Besonderheiten ist die Genesis der linken
kommunistischen Opposition nur vor dem Hintergrund der
innerparteilichen Machtkämpfe in der Sowjetunion in den zwanziger Jahren
zu verstehen und in die internationalen Zusammenhänge einzuordnen.“78
Dementsprechend bildet die Russische Revolution den Ausgangspunkt
dieses Buches. Hier zeigte sich für kurze Zeit das Ideal einer Gesellschaft,
für welche sich die Linkskommunisten bis zuletzt einsetzten. Zugleich löste
deren Negation in gewisser Weise die Geburt der Opposition aus. Die bald
beginnenden Fraktionsauseinandersetzungen innerhalb der KPdSU wurden
zu einem wichtigen Bezugspunkt für die deutsche Linke. Sinowjew,
Kamenew und Trotzki standen in Opposition zu Stalin – und waren damit
Gesinnungsgenossen der deutschen Linken. Des Weiteren behandelt Kapitel
2 die globalen Implikationen, die der Aufstieg des Stalinismus mit sich
brachte. Gemeint ist die Stalinisierung der Komintern und ihrer deutschen
Sektion, der KPD. Dies darzustellen ist nicht zuletzt deswegen notwendig,
weil das Konzept „Stalinisierung“ mittlerweile nicht mehr unumstritten in
der historischen Kommunismusforschung ist.
Der Linkskommunismus hatte durchaus eigenständige Wurzeln in der
deutschen Arbeiterbewegung. Das ist die Hauptthese des dritten Kapitels.
Als zunächst unorganisierte Strömung existierte er schon seit der Gründung
der KPD um die Jahreswende 1918/19. In den frühen Jahren wirkte er
maßgeblich auf die politische Entwicklung der KPD ein. Diese schwankte
damals permanent zwischen linksradikalen Haltungen und einem
Einheitsfrontansatz, also verschiedenen Politikstilen, die sich vor allem
darin unterschieden, ob die Partei bereit war, Bündnisse mit der
Sozialdemokratie einzugehen oder nicht. Bereits im Jahr 1920 verließ eine
„erste Generation“ des deutschen Linkskommunismus die KPD. Doch
schon kurze Zeit später entwickelte sich in den Auseinandersetzungen um
die Parteilinie eine neue Strömung, die viele der inhaltlichen Positionen der
„alten“ linken Opposition übernahm. Im Jahr 1924 gelangte dieser Flügel
schließlich in die Parteiführung. Zu dieser Zeit stand er nicht in Opposition
zur Sowjetführung. Im Gegenteil: Unter der Parteivorsitzenden Ruth
Fischer wurde nun die „Bolschewisierung“ der KPD eingeleitet. In dieser
Zeit kam es zur ersten Spaltung der linken Strömung: Werner Scholem,
Iwan Katz, Arthur Rosenberg und andere stellten sich nun gegen „ihre“
Parteiführung. Die Darstellung dieser Entwicklungen schließt das dritte
Kapitel ab.
Im November 1925 kam es doch zum Bruch mit der Sowjetführung: Auf
deren Betreiben wurden Fischer und ihre Anhänger aus dem Zentralkomitee
entfernt und im Laufe des Jahres 1926 nahezu alle prominenten Vertreter
der Parteilinken aus der KPD ausgeschlossen. Kapitel 4 zeigt auf, wie unter
dem neuen Parteivorsitzenden Ernst Thälmann diese groß angelegte
„Säuberung“ der Partei begann – und welche Rolle die Kominternführung
dabei spielte. Zeitweilig führten diese Repressionen wieder zu einer
Annäherung der zerstrittenen linken Oppositionsgruppen. Ende des Jahres
1926 gingen sie mit einer „Erklärung zur russischen Frage“ an die
Parteiöffentlichkeit. Hier solidarisierten sie sich mit der russischen
Opposition, prangerten die Entdemokratisierung der KPD an und forderten
eine offene Diskussion über die Entwicklung in der Sowjetunion ein.
Mehrere hundert Parteifunktionäre unterzeichneten die Resolution, die
unter der Bezeichnung „Brief der 700“ bekannt wurde. Diese
Entwicklungen werden ebenfalls in Kapitel 4 nachgezeichnet, ebenso wie
die bald darauf folgende erneute Zersplitterung der Parteilinken. Alle
linksoppositionellen Gruppierungen, die nun entstanden oder bereits
existierten, sollen in diesem Kapitel vorgestellt werden. Hierbei handelt es
sich um die sogenannte Katz-Gruppe, die Entschiedene Linke, die
Weddinger Opposition, die Fischer/Urbahns-Gruppe, den Spartakusbund
der linkskommunistischen Organisationen, die Gruppe Kommunistische
Politik, den Leninbund, die Kötter/Vogt-Gruppe, die Bolschewistische
Einheit, die Vereinigte Linke Opposition der KPD, die Landau-Gruppe und
die Linke Opposition der KPD. Jeder dieser Oppositionsströmungen ist
mindestens ein Unterkapitel gewidmet. Hier sind leider Zeitsprünge
unvermeidlich, die der eigentlich chronologischen Darstellungsweise des
Kapitels entgegenlaufen. Doch es wäre nahezu unmöglich gewesen, die
Geschichten diverser, zeitgleich existierender Gruppierungen zu einem
Narrationsstrang zu vereinen. Und selbst die hier gewählte parallele
Erzählstruktur stellt den Leser vor hohe Anforderungen. Denn nicht immer
ist es leicht, der verworrenen Entwicklung der KPD-Linken zu folgen, die
sich immer wieder spaltete und zu neuen Gruppen vereinigte. Schon
Zeitgenosse Werner Scholem erklärte im Jahr 1926 seinem Bruder, „die
eigenartige Scholastik, mit welcher die Streitigkeiten in unserer Partei
geführt werden“, verhindere oft „für den Außenstehenden“ deren Kern zu
begreifen.79 In diesen Auseinandersetzungen war bis zum Jahr 1927 der
ehemalige Komintern-Vorsitzende Grigori Sinowjew Bezugspunkt der
deutschen Linken. Doch als Sinowjew unerwartet vor Stalin „kapitulierte“,
mussten diese sich einen neuen Verbündeten in der Sowjetunion suchen und
fanden ihn in Leo Trotzki. Dieser galt eine ganze Weile als „Unperson“
innerhalb der KPD. Wie sich das änderte und welche Rolle dabei
„Aktions“-Herausgeber Franz Pfemfert spielte, ist ebenfalls Thema von
Kapitel 4.
In den Jahren vor der Machtübergabe an Hitler gelang es den
Linksoppositionellen kaum noch, Einfluss auf die stalinisierte KPD
auszuüben. Dass eine Beschäftigung mit ihnen und ihren Ansichten in den
letzten drei Jahren der Weimarer Republik trotzdem lohnenswert ist, zeigt
Kapitel 5. Denn die Linken warnten nun eindringlich vor den immer stärker
werdenden Nationalsozialisten. Dabei stützten sie sich vor allem auf die
Analysen Trotzkis. Diese werden hier ebenso dargestellt wie die
Einschätzungen von SPD und KPD. Um den Aufstieg der Nazis zu
verhindern, forderte Trotzki eine Rückkehr zur Einheitsfrontpolitik der
frühen KPD-Jahre. Damit lag er auf einer Linie mit August Thalheimer von
der KPO. Der Frage, warum es trotzdem zu keiner Zusammenarbeit
zwischen Thalheimers Partei und Trotzkis Anhängern kam, widmet sich ein
Exkurs innerhalb des fünften Kapitels. Anschließend werden die Versuche
der Linkskommunisten beleuchtet, in verschiedenen Orten Einheitsfronten
zu initiieren. Doch letztendlich waren sie nicht erfolgreich, die Nazis kamen
an die Macht. Mit einem Ausblick auf die Aktivitäten der
Linkskommunisten im antifaschistischen Widerstand endet sowohl dieses
Kapitel als auch die politikhistorische Darstellung der linken KPD-
Opposition.
Ihrer Sozialgeschichte widmet sich Kapitel 6. Hier folgt die Darstellung
nun keiner Chronologie mehr, sondern bestimmten thematischen Feldern.
Das Kapitel ist in fünf Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil wird die soziale
Zusammensetzung der deutschen Linkskommunisten, ihre Altersstruktur
und politische Herkunft untersucht. Quellenbasis sind hier die
Personendaten von mehr als 1.200 Linkskommunisten, die Analyse erfolgt
nach statistischen Methoden. Darüber hinaus werden idealtypische
Lebenswege der Akteure nachgezeichnet und die Rolle von Frauen und
Jugendlichen in den Reihen der Linksopposition untersucht. Der zweite
Abschnitt des Kapitels widmet sich den lokalen Hochburgen der Linken
und versucht zu erklären, unter welchen Bedingungen sich diese in
bestimmten Orten etablieren konnten. Einen Überblick über verschiedene
Aspekte der Organisationsentwicklung gibt der folgende Teil des Kapitels.
Hier wird die Mitgliederentwicklung der einzelnen Gruppen ebenso
beleuchtet wie deren Finanzen. Zudem werden die linkskommunistische
Presse und ihre Literatur einer ausführlichen Analyse unterzogen. Im
Zentrum des vierten Abschnitts stehen die politischen Betätigungsfelder der
Linksoppositionellen. Es wird systematisch aufbereitet, welcher Methoden
sie sich bedienten, um den Kampf um die KPD zu führen. Darüber hinaus
werden ihre öffentlichen Veranstaltungen untersucht und die Rolle, die sie
in Wahlen und Wahlkämpfen spielten. Zeitweilig verfügten die Linken über
Abgeordnete im Reichstag, in den Landtagen und Kommunalparlamenten.
Deren Arbeit ist der abschließende Teil dieses Abschnitts gewidmet. Am
Ende des Kapitels steht die globale Perspektive des antistalinistischen
Widerstands. Die Linkskommunisten verstanden sich als Teil einer
internationalen Bewegung. Ein wichtiger Aspekt ihrer diesbezüglichen
Aktivitäten waren Solidaritätskampagnen für sowjetische Oppositionelle.
Sie sollen hier ebenso dokumentiert werden wie die Versuche, Bündnisse
mit kommunistischen Oppositionsgruppen aus anderen Ländern zu
schließen. Damit schließt die sozialhistorische Analyse. Es folgt eine
abschließende Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Publikation.
Im Anhang befindet sich zudem ein Glossar zu den verschiedenen linken
Gruppen der Weimarer Republik. Es umfasst auch Organisationen, die hier
nicht behandelt werden, und soll der schnellen Orientierung des Lesers
dienen. Selbiges gilt auch für den „Stammbaum der linken Opposition“,
einer grafischen Darstellung der Entwicklung der einzelnen Gruppen. Aus
Platzgründen habe ich darauf verzichtet, Kurzbiografien der mir bekannten
Linksoppositionellen abzudrucken. Hier sei auf das bereits erwähnte
Handbuch deutscher Kommunisten verwiesen.
Der zeitliche Rahmen dieser Untersuchung umfasst also sehr genau die
Jahre, in denen die Weimarer Republik existierte. Den Beginn markiert die
Gründung der KPD um die Jahreswende 1918/19, als erstmalig eine diffuse
linke Opposition innerhalb der Partei auftrat. Als Endpunkt der Abhandlung
habe ich den 30. Januar 1933 gewählt, jenen Tag, an dem Hitler
Reichskanzler wurde. Wie für alle Organisationen der Arbeiterbewegung
bedeutete dies auch für die linksoppositionellen Kommunisten einen tiefen
Einschnitt. Sie wurden fortan verfolgt, mussten in die Illegalität oder ins
Exil gehen. Hitler führte also in gewisser Weise Stalins Werk fort.
2. Die Vorgeschichte der linken Opposition

2.1 Russische Revolution und Aufstieg des


Stalinismus
Die Sophiensäle in Berlin-Mitte waren ein wichtiger Ort für die
revolutionäre Linke der Weimarer Republik. Karl Liebknecht hielt hier im
Vorfeld der Novemberrevolution flammende Reden, Wilhelm Pieck sprach
bei der ersten öffentlichen Versammlung des Spartakusbundes und später
diente das Haus als Versammlungsort des 5. Parteitages der KPD. Noch
heute erinnert eine Gedenktafel am Gebäude an diese Ereignisse. Nicht
erwähnt wird eine Veranstaltung, die dort am 4. November 1927 stattfand.
Es war eine öffentliche Versammlung anlässlich des zehnten Jahrestages der
russischen Oktoberrevolution, organisiert von den Linken Kommunisten.
Auf der Titelseite ihrer Zeitung, der „Fahne des Kommunismus“, bewarben
sie die Veranstaltung mit einer ganzseitigen Abbildung: Ein auf einer
Weltkugel stehender Proletarier, Gewehr in der linken und rote Fahne in der
rechten Hand. Ihm zu Füßen liegend ein um Gnade flehender Kapitalist.
Über all dem wachend: der Genosse Lenin.80 Nicht nur in ihrer Bildsprache
überhöhten die Linkskommunisten die Ereignisse von 1917: Auch bei der
sehr gut besuchten Veranstaltung benannte Referent Hugo Urbahns die
Oktoberrevolution als „größtes Ereignis unserer Epoche“.81
Zu diesem Zeitpunkt war die linke Opposition in Deutschland bereits
weitgehend aus der Partei gedrängt, in der Sowjetunion der Stalinismus auf
dem Vormarsch. Das dortige Gesellschaftssystem beäugten die deutschen
Linkskommunisten mit Skepsis. Wahlweise bezeichneten sie es als
„Staatskapitalismus“ (Hugo Urbahns/Werner Scholem), als „offen
kapitalistisch“ (Iwan Katz) oder gar als „roten Imperialismus“ (Karl
Korsch).82 Trotzdem – oder: gerade deshalb – feierten sie die
Oktoberrevolution. Denn anders als viele zeitgenössische Kritiker, die ihre
seit der Revolution bestehenden Vorbehalte nur bestätigt sahen, verstanden
die Linksoppositionellen die Herrschaft Stalins nicht als Fortsetzung von
1917, sondern als eine radikale Abkehr von den „gewaltigen
Errungenschaften der russischen Oktoberrevolution“, wie Urbahns in seiner
Rede betonte.83
Eine Darstellung der linken Opposition in der KPD der Weimarer
Republik muss dementsprechend im Russland des Jahres 1917 beginnen.
Hier blitzte für kurze Zeit das Ideal einer Gesellschaft auf, für das sich die
Linkskommunisten so vehement einsetzten – als Gegenentwurf zu Armut,
Ausbeutung und Ausgrenzung, die sie in der Weimarer Republik erfuhren.
Der Niedergang der Oktoberrevolution und aller Ideale, für die sie
gestanden hatte, führte schließlich dazu, dass sich die deutsche linke
Opposition als eigenständige Strömung konstituierte. Zunächst konnte sie
sich noch innerhalb der Kommunistischen Partei engagieren, später dann
gezwungenermaßen außerhalb. Ihr Bezugspunkt blieb aber stets der junge
Sowjetstaat – und diejenigen, die dort gegen den Stalinismus kämpften.

2.1.1 Russland 1917: Das gelobte Land


Petrograd im Frühjahr 1917: Der Erste Weltkrieg dauert nun schon fast vier
Jahre an. Die Versorgungslage ist katastrophal, in den Städten hungern die
Menschen. Im Stadtteil Wyborg gehen deshalb Arbeiterinnen einer
Textilfabrik auf die Barrikaden. Sie verlangen nach Brot. Bald schließen
sich Beschäftige aus anderen Fabriken der Hauptstadt dem Protest an. Der
Aufstand weitet sich schnell zum Generalstreik aus und schließlich läuft ein
großer Teil des Militärs zu den Aufständischen über. Mit ihren
Demonstrationen entfachten die Textilarbeiterinnen einen Sturm, der, so
Manfred Hildermeier, „das Gebäude der Autokratie zusammenbrechen ließ
wie ein Kartenhaus“.84 Ende Februar85 muss Zar Nikolaus II. abdanken, die
über 450 Jahre alte zaristische Monarchie ist Geschichte.86 Die Russische
Revolution hat begonnen.87
In diesen Tagen des Aufruhrs stellten die Menschen in Russland die
althergebrachten Institutionen des Zarenreiches in Frage. Beispielsweise
entwickelten sie eine neue Art, das öffentliche Leben zu organisieren.
Ausgehend von Petrograd gründeten Arbeiter, Soldaten und Bauern im
ganzen Land Komitees und Räte (Sowjets). In Fabriken, Stadtbezirken, aber
auch in Dörfern oder Militäreinheiten wählten sie Vertreter ihres Vertrauens
in diese Gremien. Die Zahl der Sowjets ging schon wenige Wochen nach
dem Februaraufstand in die Hunderte. Ende März, Anfang April fand in
Petrograd eine erste allrussische Konferenz der Räte statt.88 Die
dominierenden Kräfte in den Versammlungen waren zunächst die
sozialdemokratischen Menschewiki89 und die stark in der Bauernschaft
verankerten Sozialrevolutionäre.
Während die Räte die Kontrolle über die Betriebe ausübten, entstand in
den Tagen der Februarrevolution ein weiteres Machtzentrum: die
Provisorische Regierung. Ihre Mitglieder kamen aus der besitzenden Elite
oder aus dem Adel.90 Ministerpräsident in der neuen Regierung wurde der
liberale Fürst Georgi Jewgenjewitsch Lwow. Mitglieder der Arbeiterund
Soldatenräte beteiligten sich nicht an dieser Regierung.91
Das Nebeneinander von Räten und Provisorischer Regierung im Jahr
1917 haben sowohl Zeitgenossen als auch die Forschung mit dem Begriff
„Doppelherrschaft“ beschrieben. Die Provisorische Regierung besaß formal
die Macht über den Staatsapparat. De facto verfügten aber die Sowjets über
den größeren Einfluss im Land, wie Helmut Altrichter schreibt: „In der
Regel konnte manches ohne, aber nichts gegen den Rat geschehen.“92
Anfangs unterstützten die Räte das Kabinett Lwow. Doch schon bald wuchs
der Unmut unter den Arbeitern und Bauern. Entgegen ihren Hoffnungen
beendete die Regierung weder den Krieg, noch löste sie die Land- und
Versorgungsfrage. In den Städten mussten die Menschen weiter hungern.
Dies änderte sich auch nicht, als im Mai Sozialrevolutionäre und
Menschewiki in die Provisorische Regierung eintraten oder als im Juli der
Sozialrevolutionär Alexander Kerenski neuer Premierminister wurde. Nur
die Unzufriedenheit wuchs weiter: Soldaten verweigerten Befehle oder
führten Sabotageakte durch.93 Die Bauern warteten nicht mehr auf
Maßnahmen der Regierung, sondern begannen, sich das Land selbst
anzueignen.94 Und unter den Arbeitern nahm im Lauf des Jahres die
Streikbereitschaft deutlich zu.95
Auf dieser Unzufriedenheit konnten die Bolschewiki um den im April
aus dem Exil zurückgekehrten Lenin aufbauen. Anders als die Menschewiki
und auch Teile seiner Partei war dieser nicht der Ansicht, dass in Russland
zunächst ein bürgerlich-kapitalistisches System errichtet werden müsse.96
Vielmehr meinte Lenin, der Kapitalismus könne die grundlegenden
Probleme des Landes nicht lösen. Ein marktwirtschaftliches System würde
weder das Bedürfnis der Bauern nach Land befriedigen noch die
dringendsten Nöte der Arbeiter beheben können. In seinen berühmten
„April-Thesen“ forderte Lenin daher, dass alle Macht an die Sowjets
übergehen solle.97 Schnell konnte er die Mehrheit seiner Partei für diese
Position gewinnen.
Die Bolschewiki stellten sich mit dem Slogan „Land, Brot, Frieden“
hinter die Forderungen der Arbeiter, Soldaten und Bauern. Zudem spielten
sie im August eine wichtige Rolle in der Bewegung, die einen
Putschversuch des Generals Lawr Kornilow gegen die Regierung Kerenski
vereitelte.98 Auf diese Weise wuchs binnen kurzer Zeit ihr Rückhalt in der
Bevölkerung.99 Im Oktober stellte die Partei schließlich die absolute
Mehrheit der Delegierten des 2. Allrussischen Rätekongresses.100
Gleichzeitig wuchs die Zahl ihrer Mitglieder rasant an. Lag sie Anfang
1917 noch bei etwa 20.000, so waren es im Oktober bereits 400.000.101
Vor diesem Hintergrund besetzten am 25. Oktober Arbeiter und Soldaten
alle wichtigen Ämter, Telefonzentralen und den Regierungspalast in
Petrograd. Generationen von Historikern hat dieses Ereignis zu
kontroversen Debatten provoziert. Dabei erhielt es viele verschiedene
Namen, wie Dietrich Geyer zusammenfasst: „Coup d’état, Aufstand,
Umsturz oder ‚Große Sozialistische Oktoberrevolution‘; Verschwörung
einer Minderheit oder ‚Zehn Tage, die die Welt erschütterten‘; action directe
einer Handvoll entschlossener Täter oder der ‚Rote Oktober‘.“102 Stellte sie
für die einen Historiker die „Tragödie eines Volkes“ oder „die
Geburtsstunde des totalitären Zeitalters“ dar, so war sie für die anderen der
„Kulminationspunkt einer großartigen Massenbewegung“.103 Wie auch
immer man die Geschehnisse des Oktober 1917 nennen und bewerten mag,
unbestritten ist: Die Provisorische Regierung wurde gestürzt und die Macht
ging auf die Sowjets über. Edward Hallett Carr fasst zusammen: „Es war
ein unblutiger Handstreich: Die Provisorische Regierung brach
widerstandslos zusammen, einige ihrer Minister wurden verhaftet,
Ministerpräsident Kerenski floh ins Ausland.“104 Noch am selben Tag
beschloss der 2. Allrussische Rätekongress, eine revolutionäre
Räteregierung – den „Rat der Volkskommissare“ – einzuberufen. Die
Räteregierung wurde von den Bolschewiki und linken Sozialrevolutionären
gestellt. Lenin wurde ihr Vorsitzender.
Auch unter Zeitgenossen sorgten die russischen Ereignisse für große
Kontroversen.105 Die liberalen „Bremer Nachrichten“ sahen in ihnen etwa
den „völligen Ausbruch der Anarchie“,106 der Sozialdemokrat Mark Lewin
gar einen „konterrevolutionäre[n] Pogrom […], der unter dem Namen
Kommunismus veranstaltet wird.“107 Anderseits ließen sich Millionen
Menschen weltweit von der Oktoberrevolution und dem jungen Sowjetstaat
inspirieren. In Deutschland erfolgte der Massenzustrom zur
Kommunistischen Partei ab 1920 „nicht zuletzt wegen der Sympathie vieler
linker Arbeiter und Intellektueller zur russischen Revolution“, meinen
Weber und Herbst.108 Oskar Hippe erinnert sich: „Die Wirkungen der
Oktoberrevolution waren in der gesamten Arbeiterklasse spürbar.“ Auch
„viele sozialdemokratische Arbeiter begrüßten den Sieg der russischen
Proletarier“.109 Wolfgang Abendroth weiß von der „zündende[n] Wirkung
der Oktoberrevolution auf das Deutsche Reich“ zu berichten, die er als
Jugendlicher erlebte.110 Der linke Sozialdemokrat Wilhelm Dittmann
erinnert sich, dass der Zusammenbruch des Zarenregimes eine enorme
„unmittelbare psychologische Wirkung auf die Stimmung in der deutschen
Arbeiterschaft“ gehabt habe, „auch bei den Anhängern der alten
Sozialdemokratischen Partei“.111
Ulrich Eumann schätzt, dass gerade für diejenigen, die in der zweiten
Hälfte der zwanziger Jahre zur KPD stießen, sowjetische Literatur und
Filme „von besonderer Bedeutung“ waren: „Der ‚Panzerkreuzer Potemkin‘
dürfte insgesamt mehr Menschen langfristig für die KPD gewonnen haben,
als so mancher erfolgreiche Werbeeinsatz tausender Genossen.“112 Ab 1925
organisierte die KPD jährlich Reisen von Arbeiterdelegationen in die
Sowjetunion. Die Teilnehmer berichteten nach ihrer Rückkehr keineswegs
nur vor Kommunisten. Oft wurden sie auch von SPD-Ortsvereinen oder
Ortskartellen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB)
eingeladen, ihre Reiseimpressionen zu teilen.113 Auch linke Intellektuelle
wie Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf und Egon Erwin Kisch
besuchten das Land, um sich ein eigenes Bild von dem sozialistischen
Experiment zu machen.114
Für die deutschen Kommunisten wurde die Sowjetunion, so Klaus-
Michael Mallmann, zum „gelobten Land“. Sie besaß „als Gegenentwurf zur
Weimarer Republik eine beträchtliche Werbewirksamkeit in der
Arbeiterschaft“. Mallmann führt die Anziehungskraft des „fernen
Arbeiterparadieses“ vor allem auf eine Propagandalüge der Kommunisten
zurück. Gerade weil die Sowjetunion „ein ferner Mythos“ gewesen sei,
habe sie sich „als Projektionswand aller proletarischen Wünsche einsetzen
und gewissermaßen als kommunistisches Disneyland präsentieren“ lassen,
„wo sich all jene Hoffnungen erfüllten, die die deutsche Revolution nicht
eingelöst hatte“. Mit einer „Mischung aus Verharmlosung, Blindheit und
Idealisierung“ hätten KPD- und Kominternführung „das Bild einer
biederen, fürsorglichen Tugenddiktatur“ gezeichnet, in der das Proletariat
seine Heimat gefunden habe.
Zu Recht stellt Mallmann dabei die maßlose Überhöhung des neuen
Staates und die „Ausblendung des Streikverbots, des außerökonomischen
Zwangs, des Gulag“ durch die kommunistischen Funktionäre – vor allem ab
Ende der zwanziger Jahre – heraus.115 Viele Maßnahmen der Räteregierung
sind bis heute umstritten – etwa die Einschränkung der Pressefreiheit oder
die Auflösung der verfassungsgebenden Versammlung.116 Trotzdem hatte
die Anziehungskraft der Sowjetunion auf Arbeiter in anderen Ländern
durchaus auch eine reale Basis. In den Wochen und Monaten nach der
Oktoberrevolution veränderte sich das Land, das bis dahin als der „Hort der
Reaktion“ galt, in einer nie gekannten Intensität.
Schon nach der Februarrevolution hatte sich die bis dahin noch in
halbfeudalen Strukturen steckende Nation rasch demokratisiert – oder um
es mit Orlando Figes auszudrücken: „Russland wurde praktisch über Nacht
in ‚das freieste Land der Welt‘ verwandelt.“117 Die neue Regierung führte
das Frauenwahlrecht sowie die Versammlungs- und die Pressefreiheit ein.
Sie schaffte die Todesstrafe ab, humanisierte den Strafvollzug und erließ
eine allgemeine Amnestie. Zudem beseitigte sie gesetzliche
Diskriminierungen aufgrund von Stand, Religion oder Nation.118 Ein
ungeheurer kultureller Aufbruch erfasste das Land. Der amerikanische
Journalist und Augenzeuge John Reed berichtete voller Pathos:

Ganz Russland lernte lesen. Und es las – Politik, Ökonomie, Geschichte.


Das Volk wollte Wissen […]. Der Drang nach Wissen, so lange
unterdrückt, brach sich in der Revolution mit Ungestüm Bahn. […] Und
es waren nicht Fabeln, die verschlungen wurden […] – es waren soziale
und ökonomische Theorien, philosophische Schriften, die Werke Tolstois,
Gogols und Gorkis … Und dann das gesprochene Wort, neben dem
Carlyles ‚Flut der französischen Rede‘ wie ein armseliges Rinnsal
anmutet: Vorlesungen, Debatten, Reden; in Theatern, Zirkussen,
Schulen, Klubs, in den Sitzungen der Sowjets, der Gewerkschaften, in
den Kasernen … Versammlungen in den Schützengräben an der Front,
auf den Dorfplätzen, in den Fabriken […]. Monatelang war in
Petrograd, in ganz Russland jede Straßenecke eine öffentliche Tribüne.

Russland erlebte eine beispiellose Politisierung: „In jeder Großstadt, fast


in jeder Stadt, an der ganzen Front“, so Reed weiter, „hatte jede politische
Partei ihre Zeitung, manchmal mehrere. Hunderttausende von Flugblättern
wurden von Tausenden Organisationen verteilt, überschwemmten die
Armee, die Dörfer, die Fabriken, die Straßen.“119 Insgesamt erschienen über
150 Zeitungen der sozialistischen Presse.120 Mehr als 100 politische
Parteien wurden gegründet.121 Die Zahl der Mitglieder in den
Arbeitnehmervertretungen nahm rapide zu. Bis zum Oktober 1917 waren
rund zwei Millionen Arbeiter gewerkschaftlich organisiert.122
Nach der Oktoberrevolution erließ die neue Regierung dann unzählige
Dekrete, deren Ziel es war, die Lebensbedingungen der unteren
Bevölkerungsschichten zu verbessern und die soziale Ungleichheit im Land
aufzuheben. Sie schaffte den Landbesitz ab und machte das Land jedem
zugänglich, der es bearbeiten wollte.123 Die Betriebe stellte sie unter die
demokratische Kontrolle der Arbeiter. Die konnten nun auf alle
innerbetrieblichen Entscheidungen Einfluss nehmen, etwa auf die
Produktion, den An- und Verkauf, die Preisgestaltung oder die Bilanzen.
Des Weiteren mussten sämtliche geschäftlichen Korrespondenzen den
Organen der Arbeiterkontrolle offengelegt werden. Auch das
Geschäftsgeheimnis hob der Rat der Volkskommissare auf.124
Auf internationaler Ebene setzte sich die neue Regierung bei den
gegnerischen Mächten des Ersten Weltkrieges für einen sofortigen Frieden
ohne Annexionen ein. Sie schaffte die Geheimdiplomatie ab und führte alle
Verhandlungen öffentlich. Außerdem bestimmte der Rat der
Volkskommissare, dass die Geheimverträge der alten Herrscher
veröffentlicht werden sollten.125 Alle Völker in Russland erhielten das
Recht auf Selbstbestimmung – einschließlich des Rechts auf Abtrennung
und Gründung eines eigenen Staates.126
Der Rat der Volkskommissare versuchte nicht nur, den Ruf nach „Land,
Brot, Frieden“ zu befriedigen, sondern ging auch an anderen Punkten über
die Errungenschaften der Februarrevolution hinaus. Jeder Mensch, der in
Russland wohnte und arbeitete, erhielt sofort alle politischen Rechte –
unabhängig von seiner Nationalität. Sämtliche ständischen Privilegien und
Rangbezeichnungen wurden abgeschafft.127 Alle Menschen in öffentlichen
Positionen wurden gewählt und sollten jederzeit abwählbar sein.128 Die
Regierung trennte Kirche und Staat und erklärte Religion zur Privatsache.
Der Hinweis auf die Religionszugehörigkeit wurde aus den staatlichen
Registern gestrichen, der religiöse Eid oder Schwur abgeschafft.129
Gleichzeitig stärkte die Regierung die Rechte religiöser Minderheiten.130
Der Staat erkannte nur noch Zivilehen an. Das Verfahren der Eheschließung
wurde vereinfacht131 und beide Ehepartner erhielten das Recht, die
Scheidung einzureichen.132 Russland war damit das Land mit dem
liberalsten Scheidungsrecht. Überhaupt bedeuteten die Erlasse im
revolutionären Russland einen enormen Fortschritt für die Frauen. Nicht
nur, dass mit Alexandra Kollontai weltweit erstmals eine Frau ein
Ministeramt innehatte,133 auch das Frauenwahlrecht wurde früher als
beispielsweise in den USA (1920), Großbritannien (1928) oder gar der
Schweiz (1971) eingeführt. Die eheliche Gewalt des Mannes wurde
abgeschafft,134 Mutterschaftsurlaub eingeführt, Schwangeren der Erhalt des
Arbeitsplatzes garantiert und etwas später wurden auch Abtreibungen ohne
Einschränkung erlaubt.135 Kinder aus nichtehelichen Verhältnissen erhielten
dieselben Rechte wie Kinder aus ehelichen Verhältnissen.136 Der Rat der
Volkskommissare beendete die Strafverfolgung Prostituierter137 und
legalisierte Homosexualität.138
Auch das Bildungswesen reformierte er radikal. Die Kirche verlor
jeglichen Einfluss an den Schulen. Stattdessen sollten dort Lehrer, Eltern
und Schüler über alle „Lebensfragen […] auf kollegialem Wege“
gemeinsam entscheiden.139 Schuluniformen wurden ebenso abgeschafft wie
der nach Geschlechtern getrennte Unterricht und die obligatorischen Fächer
Religion und Latein. Zudem sollten Lehrer in Zukunft darauf verzichten,
ihren Schülern Zensuren zu geben.140 Vorschulen wurden gegründet,
Schulen und Universitäten öffneten sich für die Unterschichten.141 Die Zahl
der Elementarschulen wuchs binnen zwei Jahren von etwa 38.000 (1917)
auf über 62.000 (1919).142 Selbst vor der Armee machte die
Demokratisierung nicht halt. Soldaten wählten nun ihre Kommandeure. Wie
in den Betrieben ging auch hier die Macht auf die Sowjets über.143
Der kulturelle Boom, der mit der Februarrevolution begonnen hatte,
setzte sich nach dem Oktober fort. Die neue Regierung bekämpfte das
Analphabetentum. Sie baute das Bibliothekswesen aus und eröffnete
zwischen 1917 und 1921 knapp 150 neue Museen.144 Ferner unterstützte sie
das noch junge Medium Film. Regisseure wie Sergej Eisenstein schufen
ihre Werke für ein Massenpublikum. Anfang der zwanziger Jahre
existierten allein in Moskau 80 Kinos, die zusammen über 150.000
Sitzplätze verfügten (was durchschnittlich 1.875 Plätzen pro Saal
entsprach).145 Aber auch die anderen Künste erfuhren in der
Revolutionszeit einen enormen Aufschwung. Laut Stephen White waren die
frühen Jahre der Sowjetunion „a time of extraordinary ferment in the arts –
in literature and theatre, in the cinema, in dance and music, in porcelain and
dress design.“146 Viele bekannte Künstler wie Majakowski, Lissitzky,
Malewitsch und Rodtschenko stellten ihre Kunst in den Dienst der neuen
Gesellschaft.147 Zugleich waren Kunst und Kultur nicht mehr nur einer
Elite vorbehalten, Angehörige der Unterschichten begannen selbst
künstlerisch tätig zu werden. In den Jahren nach 1917 seien, so schreibt der
Historiker Richard Lorenz, „die Organisationen für proletarische Kultur wie
Pilze aus dem Boden“ geschossen. Nahezu in jeder Fabrik, in den Behörden
und Arbeiterklubs seien Theater- und Chorzirkel sowie Studios für Malerei,
Skulptur und Grafik entstanden. „Selbst in den entlegensten
Provinzstädtchen, […] bildeten sich wissenschaftliche und künstlerische
Zirkel.“148
All diese Maßnahmen und Entwicklungen ließen den Mythos
Sowjetunion entstehen. Nicht zuletzt sie waren dafür verantwortlich, dass
das Land eine solch große Faszination auf Arbeiter und Intellektuelle
weltweit ausübte. Zugleich gaben sie aber auch den Maßstab für die
Fallhöhe vor: Erst das enorme Ausmaß der gesellschaftlichen
Veränderungen im Zuge der Oktoberrevolution ermöglichte die
„Konterrevolution“ durch den Stalinismus, der nahezu alle
Errungenschaften von 1917 wieder rückgängig machen sollte.

2.1.2 Niedergang der Revolution


Genau wie die Provisorische Regierung hatte auch der Rat der
Volkskommissare in der Zeit nach der Revolution mit der rückständigen
Wirtschaft des Landes zu kämpfen. Russland fehlten die materiellen
Ressourcen, um aus sich selbst heraus ein Gemeinwesen aufzubauen, das
die Bedürfnisse all seiner Mitglieder ausreichend befriedigen konnte. Lenin
erklärte im Jahr 1918, dass die Bezeichnung „Sozialistische
Sowjetrepublik“ zwar die Entschlossenheit der Sowjetmacht illustriere,
„den Übergang zum Sozialismus zu verwirklichen, keineswegs aber, dass
die jetzigen ökonomischen Zustände als sozialistisch bezeichnet werden“
könnten.149
Unter den Bolschewiki war unumstritten, dass der russische
Arbeiterstaat nur im Rahmen einer sozialistischen Weltwirtschaft überleben
könnte. Aus diesem Grund hatten sie von Anfang an betont, dass sich ihre
Revolution auf andere Länder ausbreiten müsse.150 Diese Hoffnung war zu
dieser Zeit keineswegs unbegründet. Massive Streiks und Demonstrationen
erschütterten viele Länder der Welt.151 Wie tief diese Krise war, illustriert
nicht zuletzt die sorgenvolle Bemerkung des britischen Premiers David
Lloyd George vom März 1919, dass „ganz Europa vom Geist der
Revolution erfüllt“ sei:

Die Arbeiter sind nicht nur von einem tiefen Gefühl der Unzufriedenheit
mit den Lebensbedingungen, wie sie vor dem Krieg bestanden, ergriffen,
sondern von Groll und Empörung. Die ganze bestehende soziale,
politische und wirtschaftliche Ordnung wird von der Masse der
Bevölkerung von einem Ende Europas zum anderen in Frage gestellt.152

Zu diesem Zeitpunkt war bereits das deutsche Kaiserreich unter den


Protesten von Soldaten und Arbeitern zusammengebrochen.153 Wilhelm II.
musste abdanken und Deutschland seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg
beenden. „Während einiger Wochen oder gar Monate in den Jahren 1918/19
konnte ein Übergreifen der Russischen Revolution auf Deutschland als
konkrete Möglichkeit erscheinen“, meint Eric Hobsbawm.154 Deutlich
wurde dies beispielsweise in Bayern, wo für kurze Zeit eine Räterepublik
entstand.155
Die zweite große zentraleuropäische Monarchie, Österreich-Ungarn,
zerbrach ebenfalls im Jahr 1918 unter dem Druck revolutionärer
Erhebungen. Die slawischen Minoritäten rebellierten und gründeten eigene
Staaten. Die ungarischen Kommunisten errichteten im ersten Halbjahr 1919
eine Räterepublik. In Österreich bildeten sich gleichfalls Arbeiterräte, die in
einigen Gegenden wie Oberösterreich und Wien erheblichen Einfluss
ausübten.156
Auch die siegreichen Entente-Mächte des Ersten Weltkriegs erlebten
Aufstände und Massenstreiks. In Frankreich fanden in den letzten
Kriegsjahren immer wieder antimilitaristische Proteste statt, die Armee
rebellierte. 1919 wurde das Land von einer Streikwelle erfasst. Im gleichen
Jahr gab es auch in den USA große Arbeiterproteste.157 Während in diesen
beiden Ländern vergleichsweise schnell wieder Ruhe einkehrte, schien
Italien nach einer Welle von Fabrikbesetzungen in den „zwei Roten Jahren“
(„biennio rosso“) 1919 und 1920 kurz vor einer Revolution zu stehen.158
Und im damals neutralen Spanien ging die Zeit von 1918-20 wegen
Massenstreiks und Landbesetzungen als die „drei bolschewistischen Jahre“
(„trienio bolchevique“) in die Geschichte ein. Im Februar 1919 fand in
Barcelona ein vierwöchiger Generalstreik statt.159
Rund um den Globus gingen zu dieser Zeit Millionen Menschen gegen
Krieg und Kapitalismus auf die Straße. Nicht nur in Europa kam es zu
Aufständen, Streiks und Protesten, sondern auch in den Industriestaaten auf
anderen Kontinenten. Zudem erreichten die antikolonialen Bewegungen
einen ersten Höhepunkt. Der US-amerikanische Historiker Howard Zinn
spricht angesichts dessen von „einer weltweiten Welle von
Nachkriegsrebellionen“.160 Tatsächlich erlebte die Welt eine internationale
Protestbewegung, wie es sie in dieser Dimension nicht einmal im Jahr 1968
gegeben hat.161 Voller Euphorie schrieb der russische Kommunist Grigori
Sinowjew im Mai 1919: „Die Bewegung geht so schwindelerregend
vorwärts, dass man mit Gewissheit sagen kann: Nach Jahresfrist werden wir
bereits zu vergessen beginnen, dass es in Europa einen Kampf um den
Kommunismus gegeben hat, denn nach einem Jahr wird ganz Europa
kommunistisch sein.“162
Doch die Hoffnungen der Bolschewiki erfüllten sich nicht. In keinem
anderen Land kam es zu einer erfolgreichen sozialistischen Revolution.
Vielmehr mussten sie um die Jahreswende 1920/21 ein „Abebben der
revolutionären Welle“ feststellen.163 Langsam wurde deutlich, dass
Russland isoliert bleiben würde und nicht auf wirtschaftliche Hilfe aus
einem industriell entwickelten Land hoffen konnte.164 Eher war sogar das
Gegenteil der Fall: Die westlichen Staaten bemühten sich nach Kräften, die
junge Sowjetrepublik zu destabilisieren. Im Frühjahr 1918 begannen
ehemalige zaristische Generäle einen Bürgerkrieg gegen die neuen
Machthaber. Unterstützt wurden sie dabei von Truppen aus insgesamt 14
verschiedenen Ländern.165 Allein in Sibirien kämpften Ende des Jahres
73.000 Japaner, 60.000 Tschechen, 8.000 US-Amerikaner, 2.500 Briten,
1.500 Italiener und 1.000 Franzosen gegen die „Rote Armee“ der jungen
Sowjetrepublik. Binnen weniger Monate erhielten die „Weißen“
Waffenlieferungen von den Alliierten, deren Umfang der gesamten
sowjetischen Rüstungsproduktion eines Jahres entsprach.166
War die Oktoberrevolution nahezu gewaltlos vonstatten gegangen, so
begann nun das große Blutvergießen. General Kornilow gab die
Marschrichtung der „weißen“ Truppen vor: „Selbst wenn wir halb Russland
niederbrennen und das Blut von drei Vierteln der Bevölkerung vergießen
müssen, wir werden es tun, wenn es zu Russlands Rettung notwendig sein
sollte.“167 Die Sowjetregierung antwortete darauf mit dem „roten Terror“.
Gefangennahmen, Erschießungen und Folter waren an der Tagesordnung.
Die Rote Armee konnte den Bürgerkrieg gewinnen – aber nur zu einem
enorm hohen Preis: Im Jahr 1921 betrug die Industrieproduktion nur noch
12 bis 16 Prozent des Vorkriegsstandes.168 Die Versorgungslage
verschlechterte sich von Tag zu Tag, die Inflation nahm zu und die Kluft
zwischen Stadt und Land wurde immer tiefer.169 Petrograd hatte allein im
Jahr 1918 nahezu die Hälfte seiner Einwohner verloren. Moskau büßte in
den Bürgerkriegsjahren 40 Prozent seiner Bevölkerung ein.170 Um zu
überleben, stahlen Menschen Lebensmittel. Andere tauschten Teile ihres
Besitzes oder in Heimarbeit gefertigte Dinge gegen Essbares ein. Nach
Schätzungen lieferte zu dieser Zeit der Schwarzmarkt 65 bis 70 Prozent der
Nahrungsmittel.171 Doch auch solche Verzweiflungstaten konnten Hunger
und Kälte nicht immer besiegen. Zwischen 1918 und 1920 starben – neben
den 800.000 gefallenen Soldaten des Bürgerkrieges – weitere sieben
Millionen Menschen an den Folgen von Krieg und „Kriegskommunismus“.
In einer großen Hungersnot 1921/22 sollten weitere fünf Millionen ihr
Leben lassen.172
Tod, Stadtflucht und Verelendung führten dazu, dass sich die
Arbeiterklasse – die Klasse, die offiziell die Macht ausübte – radikal
dezimierte. So war im Jahr 1921 die Zahl der beschäftigten Arbeiter auf die
Hälfte des Vorkriegsstandes zurückgegangen.173 Lenin merkte damals an,
dass das Proletariat „bei uns durch den Krieg und die furchtbare
Verwüstung und Zerrüttung deklassiert, d. h. aus seinem Klassengleise
geworfen ist.“ Es hätte aufgehört, als Klasse zu existieren. Soweit „die
Fabriken und Werke stillgelegt sind, ist das Proletariat verschwunden. Es
wurde wohl manchmal der Form nach als Proletariat gerechnet, aber es
hatte keine ökonomischen Wurzeln.“174
Die Regierung versuchte, dieser Entwicklung im Jahr 1921 durch die
Einführung der „Neuen Ökonomischen Politik“ (NÖP) entgegenzuwirken.
Mit dem Ziel, die völlig zusammengebrochene Wirtschaft anzukurbeln, ließ
sie in beschränkter Form die Marktwirtschaft wieder zu. Diese Maßnahme
war zwar nur als Übergangslösung angelegt, aber sie stellte zwangsläufig
Errungenschaften der Oktoberrevolution infrage, beispielsweise die
demokratische und geplante Kontrolle der Wirtschaft durch die Arbeiter
und Bauern. So wurden die Kompetenzen der Fabrikleitungen erweitert und
das „Herumregieren durch viele Personen“ abgestellt. Die Entlohnung der
Arbeiter erfolgte wieder leistungsbezogen.175
Die Dezimierung der Arbeiterklasse gepaart mit der Wiedereinführung
marktwirtschaftlicher Produktionsweisen ließ unweigerlich den politischen
Einfluss der Arbeiter – der vermeintlich „herrschenden Klasse“ –
schwinden. Immer mehr ging die Macht von den demokratisch gewählten
Arbeiterorganen auf kommunistische Parteifunktionäre über. Russlands
Anspruch, in irgendeiner Form ein sozialistisches Land zu sein, war nicht
länger zu rechtfertigen. Die Arbeiterklasse übte weder die politische Macht
aus noch kontrollierte sie die Wirtschaft.
Nicht nur zahlenmäßig reduzierte sich während des Bürgerkriegs die
gesellschaftliche Basis der Revolution. Unpopuläre Maßnahmen wie
Getreidebeschlagnahmungen, Arbeitszwang und „roter Terror“ ließen den
Rückhalt der Bolschewiki in der Bevölkerung drastisch zurückgehen. Dies
wiederum nötigte die Machthaber, auf weitere Zwangsmaßnahmen
zurückzugreifen. Auf diese Weise erhöhte sich das gesellschaftliche
Gewicht der Staatsbürokratie, der Armee und der Geheimpolizei Tscheka.
Alle drei Gruppen hatten einen wichtigen Anteil daran, dass der
Bürgerkrieg gewonnen wurde. Aber nun trugen sie dazu bei, dass sich das
revolutionäre Russland mehr und mehr in einen autoritären Staat
verwandelte.176
Um die Funktionsfähigkeit des Regierungsapparates auch nach dem
Krieg aufrecht zu erhalten, holten die Bolschewiki Angehörige der alten
zaristischen Bürokratie zurück in den Staatsdienst: „Zehntausende
ehemalige zaristische Beamte, einstige Mitglieder antibolschewistischer
Parteien, demobilisierte Offiziere, mittlere Parteikader, die im Verlauf des
Bürgerkriegs in Führungspositionen aufgerückt waren, bildeten nun das
Skelett des wuchernden Apparats“, schreibt Jean-Jacques Marie.177
Ähnliche Vorgänge wie im Staatsapparat ließen sich auch in der Partei
beobachten. Gut die Hälfte der „alten“ Bolschewiki, die bereits vor der
Oktoberrevolution aktiv gewesen waren, starb im Bürgerkrieg: „Die
kämpferischsten Elemente bildeten im Frühjahr 1918 das Gerüst der Roten
Armee und verstreuten sich an alle Fronten. Die meisten von ihnen sind
nicht mehr zurückgekehrt. Typhus, Ruhr und Spanische Grippe haben
Tausende andere dahingerafft.“178 Zwei Drittel der Neumitglieder aus den
Jahren 1917 bis 1920 waren bäuerlicher Herkunft. Bei vielen drückte der
Beitritt zur Partei die Zustimmung zur Politik der Kommunisten aus.
Erheblich war aber auch der Teil derjenigen, die der Partei wegen der
Vorteile beigetreten waren, die ihnen die Mitgliedschaft einbrachte. Sie
erhöhte nicht nur die Chance auf eine Anstellung in Partei oder
Staatsapparat, sondern war zudem ein sicherer Weg, in der
Sowjetbürokratie aufsteigen zu können. Die wichtigsten Posten in der
Verwaltung wurden ausschließlich an Bolschewiki vergeben, häufig
ungeachtet von Ausbildung oder Fachkenntnissen.179 Dies belegt auch ein
Blick auf die Zahlen: Zum Ende des Bürgerkriegs arbeiteten nur noch zehn
Prozent der Parteimitglieder in einer Fabrik, 60 Prozent dagegen im
Staatsdienst oder für die Partei. Zwischen 1920 und 1922 stieg die Zahl der
Parteiangestellten von 150 auf 15.000 an.180 Binnen kurzer Zeit verschmolz
der Parteiapparat weitgehend mit dem Staatsapparat. Die neue
Parteibürokratie begann, eine „spezifische Schicht oberhalb der Masse und
der arbeitenden Bevölkerung“ zu bilden.181
Diese Problematik wurde von einigen führenden Kommunisten durchaus
erkannt. Lenin beschrieb Ende 1922 den Staatsapparat etwa als ein
„bürgerlich-zaristisches Gemisch“, das „uns in Wirklichkeit […] durch und
durch fremd ist“.182 Auch Trotzki prangerte heftig an, was er „den
verdammten Sowjetbürokraten“ nannte. Dieser sei „auf seinen neuen Posten
scharf“ und hinge „an ihm wegen seiner Vorrechte, die er verleiht“. Er
warnte: „Das ist die wahrhafte Bedrohung für die kommunistische
Revolution.“183 Er sollte Recht behalten.
2.1.3 Beginnende Fraktionskämpfe
Nach einem schweren Schlaganfall musste sich Lenin im März 1923 aus
dem politischen Leben zurückziehen. Zuvor hatte er mit Misstrauen den
Machtzuwachs des bislang vornehmlich im Hintergrund agierenden Josef
Stalin verfolgt. Der Georgier bekleidete seit April 1922 das neu geschaffene
Amt des Generalsekretärs der Kommunistische Partei Russlands (KPR(B)).
Zusammen mit Grigori Sinowjew und Lew Kamenew bildete er die
sogenannte Troika, die de facto die Parteiführung darstellte. Sinowjew war
der bekannteste von den dreien. Er leitete den Petersburger Parteiapparat
und war zugleich Präsident der Kommunistischen Internationale. Kamenew
stand an der Spitze des Exekutivkomitees des Moskauer Sowjets und hatte
den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Rates der
Volkskommissare inne. Doch über den größten Einfluss innerhalb der Partei
verfügte Stalin. In seiner Funktion als Generalsekretär stand er in ständigem
Kontakt mit vielen tausend Parteifunktionären im ganzen Land und war für
deren Ernennung, Beförderung und Entlassung verantwortlich. Isaac
Deutscher merkt an: „Bereits zwei Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs
stand die russische Gesellschaft weitgehend unter Stalins Herrschaft, ohne
dass sie auch nur den Namen ihres Herrschers kannte.“184
Tatsächlich nutzte Stalin seine Position, um sich die Unterstützung der
Parteibürokratie zu sichern. So erhöhte er im Juli 1922 den Lohn von etwa
15.000 Parteikadern auf das Fünf- bis Sechsfache eines durchschnittlichen
Arbeiterlohns. Hinzu kam eine Entlohnung in Naturalien, wozu Fleisch,
Zucker, Butter, Zigaretten und Streichhölzer gehörten – sämtlich
Mangelwaren zu dieser Zeit. Diese Privilegien waren strikt an die Funktion
gebunden und gingen mit ihr verloren. Die Tatsache, dass Stalin die
Parteisekretäre jederzeit eigenmächtig entlassen konnte, machte ihm diese
gefügig. So förderte er „das Entstehen einer Kaste, deren Vorkämpfer er
war und die ihn auch als solchen ansah“, urteilt Marie.185
Im Januar 1923 schrieb Lenin einen Brief an das Zentralkomitee, der als
sein politisches Testament gilt. Darin warnte er vor diesen Entwicklungen:
Nachdem Stalin Generalsekretär geworden ist, hat er eine ungeheure
Machtfülle in seiner Hand vereinigt. Ich bin nicht ganz sicher, dass er es
stets versteht, diese Macht mit genügender Vorsicht anzuwenden. […]
Stalin ist zu schroff, und dieser Fehler, der durchaus erträglich in den
Beziehungen von uns Kommunisten untereinander ist, wird unerträglich
bei dem Inhaber des Amtes eines Generalsekretärs. Ich schlage daher
vor, dass die Genossen einen Weg finden, Stalin aus dieser Stellung zu
entfernen.186

Für kurze Zeit versuchte Lenin, mit Trotzki eine Fraktion zu bilden, um
Stalin als Generalsekretär abzulösen und den Kampf gegen die zunehmende
Bürokratisierung in Partei und Staat aufzunehmen. Doch letztendlich
verhinderte seine Krankheit dieses Unterfangen.187
Derweil spitzte sich die ökonomische Lage im Land weiter zu. Im
Sommer 1923 verschärfte sich die sogenannte Scherenkrise, deren Name
sich aus der scherenartigen Auseinanderentwicklung der Preise für
Industrie- sowie Landwirtschaftsprodukte herleitet. Zu diesem Zeitpunkt
erreichten die Preise industrieller Güter 190 Prozent ihres Vorkriegsniveaus,
gleichzeitig stagnierten die Agrarpreise bei etwa 50 Prozent. Das führte zu
Unmut unter den Bauern, die sich schließlich weigerten, Industriewaren zu
kaufen.
Um die Preise zu senken und so die Absatzkrise zu beheben, beschloss
die Parteiführung eine Erhöhung der industriellen Produktivität. Doch die
staatlichen Unternehmen arbeiteten bereits seit 1921 nach dem Prinzip der
wirtschaftlichen Rechnungsführung, also nach marktwirtschaftlichen
Kriterien. Dementsprechend wurden die Maßnahmen zur Erhöhung der
Produktivität auf Kosten der Arbeiter durchgeführt. Die Fabrikleitungen
senkten vielfach die Löhne oder zahlten diese nur unregelmäßig oder
überhaupt nicht aus. Zudem wurden viele Angestellte entlassen. Die Zahl
der offiziell registrierten Arbeitslosen stieg von 500.000 im Herbst 1922 auf
nun 1.250.000 an. Das Resultat war eine steigende Unzufriedenheit unter
den Arbeitern, die im August und September 1923 in einige wilde Streiks
mündete. Gleichzeitig kam es an der Parteibasis zu einem Wiederaufleben
kleinerer Oppositionsgruppen wie der „Arbeiterwahrheit“ und der
„Arbeitergruppe“.188
Die Parteiführung reagierte auf die Situation mit der Einsetzung dreier
Untersuchungskommissionen. Eine sollte sich mit der Scherenkrise, eine
zweite mit der Lohnsituation und die dritte mit der Lage in der Partei
befassen. Mit der Leitung letzterer wurde der Chef der Geheimpolizei GPU,
Felix Dserschinski, beauftragt. Dieser schlug vor, alle Parteimitglieder dazu
zu verpflichten, die Existenz von Gruppierungen innerhalb der Partei dem
ZK, der Zentralen Kontrollkommission oder der GPU zu melden. Gegen
diesen Versuch, die Denunziation innerhalb der Partei zu etablieren,
protestierte Trotzki am 8. Oktober 1923 mit einem Brief an das ZK. Hier
kritisierte er auch die bürokratische Entartung der gesamten
Kommunistischen Partei und die Wirtschaftspolitik der Parteiführung.189
Nur eine Woche später, am 15. Oktober, übergaben führende Alt-
Bolschewiki dem Politbüro ein gemeinsames Schreiben, das als „Erklärung
der Sechsundvierzig“ bekannt geworden ist. Auch sie wandten sich gegen
die Wirtschaftspolitik der Parteiführung und bemängelten, dass „die freie
Diskussion innerhalb der Partei […] faktisch verschwunden“ sei: „Heute
werden die Gouvernementskomitees und das Zentralkomitee der RKP nicht
von der Partei, nicht von den breiten Massen aufgestellt und gewählt. Im
Gegenteil, in immer stärkerem Maße wählt die Sekretärshierarchie der
Partei die Delegierten der Konferenzen und Parteitage aus.“190 Die
Unterzeichner verlangten, das Verbot der Gruppenbildung innerhalb der
Partei, das seit dem X. Parteitag vom März 1921 bestand, zu mildern oder
aufzuheben. Es gelte, zu den Prinzipien der Arbeiterdemokratie der Zeit vor
dem Bürgerkrieg zurückzukehren. Trotzki unterzeichnete das Papier zwar
nicht, doch ist davon auszugehen, dass er davon wusste und es billigte.191
Obwohl die Gruppe der Unterzeichner relativ heterogen war, stellt diese
Erklärung einen Wendepunkt in der Entwicklung der Opposition dar. Sie
markiert, so Kool und Oberländer, „den Übergang von den sporadisch
auftretenden Oppositionsgruppen zu Beginn der zwanziger Jahre zur
Formierung einer fast alle alten und neuen Linken umfassenden
Oppositionsfront“.192
Die Parteileitung ging zunächst auf die Kritik ein. Die Mitglieder der
Opposition waren zu bekannt, als dass man sie einfach hätte ignorieren
können. Anfang November 1923, am sechsten Jahrestag der Revolution,
versprach Sinowjew die Wiederherstellung der Demokratie in der Partei.
Tatsächlich öffnete sich die Parteipresse, vor allem die „Prawda“, und
ermöglichte Mitgliedern auf innerparteiliche Probleme hinzuweisen. Eine
Unterkommission des Politbüros, bestehend aus Stalin, Kamenew und
Trotzki, erarbeitete eine Resolution, in der sie die „Bürokratisierung des
Parteiapparats“ kritisierte und vor einer „Entwicklung mit der Gefahr einer
Trennung zwischen der Partei und den Massen“ warnte. Als Gegenmittel
schlug sie unter anderem eine Stärkung der Arbeiterdemokratie vor.193
Doch die Troika blockierte immer wieder die Umsetzung dieser
Maßnahmen. Trotzki versuchte daraufhin, mit seinem offenen Brief „Der
neue Kurs“ die Parteiführung auf die Reformversprechen festzulegen.194
Lange hatte er sich zurückgehalten und die Meinungsverschiedenheiten
innerhalb des Politbüros nicht an die Öffentlichkeit gebracht. Doch nun
hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass die politische Entwicklung selbst
eine Kurskorrektur erzwingen würde.195 Entscheidend trug dazu bei, dass
im Oktober 1923 ein kommunistischer Aufstandsversuch in Deutschland
gescheitert und damit die Hoffnung auf eine Ausweitung der Revolution
zunichte gemacht war.196
Die Parteiführung nahm Trotzkis Brief zum Anlass, eine regelrechte
Kampagne gegen das zu starten, was sie „Trotzkismus“ nannte. Sinowjew
klagte Trotzki an, die Partei anzugreifen, und Bucharin beschuldigte ihn,
vom „Leninismus“ abzuweichen. Stalin erinnerte an die menschewistische
Vergangenheit Trotzkis und warf ihm vor, die „alten opportunistischen
Gepflogenheiten“ noch nicht überwunden zu haben.197 Sie begannen aus
der Parteigeschichte „eine polemische Waffe zu schmieden“, konstatiert
Robert V. Daniels: „Damit nahm ein übler kommunistischer Brauch seinen
Anfang – die Vergangenheit umzudeuten und umzuschreiben, um sie den
politischen Augenblickbedürfnissen anzupassen.“198
Zugleich entfernte die Troika Kontrahenten mithilfe administrativer
Maßnahmen aus einflussreichen Positionen. Zwei Redakteure mussten auf
Druck Sinowjews die „Prawda“ verlassen, weil sie den Beiträgen der
Opposition zu viel Platz eingeräumt hatten. Zahlreiche Oppositionelle
wurden in den diplomatischen Dienst oder in Gebiete versetzt, in denen sie
politisch einflusslos waren. Christian Rakowski musste beispielsweise
seinen Posten als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der Ukraine
räumen, um Botschafter in London zu werden. Fünfzehn Mitglieder des
Zentralkomitees der Kommunistischen Jugend wurden ihrer Ämter
enthoben, oppositionelle Studenten den Universitäten verwiesen und der
politische Verwaltungschef der Roten Armee abberufen.199
Im Januar 1924 wurde eine Parteikonferenz einberufen, um die
Diskussion der vergangenen Monate abzuschließen. Von Beginn an war
sichergestellt, dass sie in einer Niederlage der Opposition enden würde.200
In der Schlussresolution der Konferenz wurde die Opposition als „eindeutig
kleinbürgerliche Abweichung“ charakterisiert und ihr vorgeworfen, „die
Parole der Zertrümmerung des Parteiapparats ausgegeben zu haben“. Ihr
Ziel sei die „Schwächung der Diktatur des Proletariats und eine
Erweiterung der politischen Rechte der neuen Bourgeoisie.“201 Mit der
Verurteilung durch die Parteikonferenz endete, so Ulf Wolter „die erste
Etappe der Auseinandersetzungen mit einer Niederlage der Opposition,
deren Form selbst schon die Bestätigung der Kritik der Opposition am
Parteiregime war“.202 Drei Tage nach der Konferenz starb Lenin.203 Die
Stalin-Führung saß nun fest im Sattel.

2.1.4 Die Opposition: Vereint und verloren


Als Reaktion auf das Abebben der revolutionären Welle in Europa und das
Scheitern der deutschen Revolution entwickelte Stalin im Herbst 1924 die
Theorie vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“. Er argumentierte,
dass Russland für sich genommen in der Lage sei, eine sozialistische
Wirtschaft und Gesellschaft aufzubauen. Hierbei wies er auf die großen
Möglichkeiten des Landes hin, auf den unbeschränkten Raum und auf die
Bodenschätze. Wenn eine proletarische Regierung die Industrie und das
Bankwesen kontrolliere und die natürlichen Reserven des Landes
entwickle, dann wäre es auch möglich, den Sozialismus im nationalen
Rahmen zu verwirklichen.204
Damit verabschiedete sich Stalin von einem Grundsatz der Bolschewiki.
Bis dahin herrschte in der Partei Einigkeit darüber, dass eine revolutionäre
sozialistische Bewegung nur auf gesamteuropäischer Ebene erfolgreich sein
könne. Eine Gesellschaft, welche die Bedürfnisse aller Bürger erfüllen
solle, könne nicht isoliert in einem wirtschaftlich rückständigen Land
aufgebaut werden. Eine Revolution könne zwar in einem solchen Land
beginnen, hatte Trotzki in seiner Anfang des Jahrhunderts entwickelten
„Theorie der permanenten Revolution“ formuliert, aber ihr Abschluss sei
„im nationalen Rahmen undenkbar“.205 Lenin teilte diese Einschätzung, als
er im Jahr 1918 betonte: „[…] der endgültige Sieg des Sozialismus in einem
Lande ist unmöglich.“206 Selbst Stalin erklärte noch im Frühjahr 1924: „Für
den Endsieg des Sozialismus, für die Organisation einer sozialistischen
Produktion genügen die Anstrengungen eines bestimmten Landes nicht,
jedenfalls nicht die Anstrengungen eines vorwiegend agrarischen Landes,
wie es Russland ist.“207
Stalins theoretische Neuausrichtung führte zu Unstimmigkeiten unter
den Mitgliedern der Troika. Sinowjew und Kamenew warfen Stalin vor, er
unterschätze die nationale Begrenztheit der Russischen Revolution.
Sinowjew betonte, dass es „unter den Umständen von Isolation, Elend,
nicht möglich ist, den westlichen Kapitalismus zu übertreffen und auch
nicht, die Klassengegensätze aufzuheben, demzufolge auch nicht den
Staat“.208 Auch die Politik der Zugeständnisse an die reichen Bauern
beanstandeten beide.209 Öffentlich wurden diese Differenzen beim XIV.
Parteitag im Dezember 1925, der mit einer deutlichen Niederlage von
Sinowjew und Kamenew endete: Die von der Stalin-Fraktion vorgelegte
Schlussresolution wurde mit 559 Stimmen angenommen, es gab lediglich
65 Gegenstimmen.210
Trotzki, der Anfang 1925 als Kriegskommissar abgesetzt worden war,
wahrte zunächst Neutralität in diesem Konflikt – eine durchaus
verständliche Haltung in Anbetracht dessen, dass Sinowjew und Kamenew
in den Jahren zuvor Vorreiter im Kampf gegen den „Trotzkismus“ gewesen
waren. Im Frühjahr 1926 kam es dann doch zu einer Annäherung, die nach
mehrwöchigen Verhandlungen in die Gründung der „Vereinigten
Opposition“ mündete.211 Dieser schlossen sich auch kleinere andere
Gruppen wie die Demokratischen Zentralisten (Dezisten) und die frühere
Arbeiteropposition an.212 Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in den Reihen
der neuen Strömung fünf Mitglieder des ZKs und sechs Mitglieder der
Zentralen Kontrollkommission, dem höchsten Disziplinarorgan der
Partei.213 Beinahe alle Bolschewiki, die zur Zeit der Revolution eine
führende Rolle in der Partei gespielt hatten, waren in der Opposition
vereinigt. Ihr Einflussbereich erstreckte sich von der Parteiorganisation in
Leningrad, wie Petrograd seit 1924 hieß, und einigen Betrieben Moskaus
über Parteigliederungen in der Ukraine und dem Südkaukasus bis zum Ural.
Auch in einigen Hochschulen, der Armee und Marine hatte die Opposition
Anhänger.214 Wie viele sie insgesamt waren, lässt sich nicht mehr exakt
rekonstruieren. Die Schätzungen liegen zwischen 4.000 und 8.000
Kommunisten, wobei Pierre Broué mit dem Verweis auf die Anzahl
derjenigen, die von 1928 an verhaftet oder ins Exil geschickt wurden, eher
die höhere Zahl für realistisch hält. Er unterstützt Deutschers Einschätzung,
wonach man von „etwa 20.000 aus eigener Wahl direkt und aktiv an dem
gewaltigen innerparteilichen Kampf“ beteiligten Personen ausgehen
könne.215
Im Juli 1926 veröffentlichte die Vereinigte Opposition ein erstes
programmatisches Papier („Erklärung der Dreizehn“), das zur Vorlage im
ZK bestimmt war.216 Hier prangerte sie die Bürokratisierung innerhalb der
Partei an und forderte, die Industrie des Landes gegenüber der
Agrarwirtschaft zu stärken. Dafür seien eine Planung der Wirtschaft und
eine höhere Besteuerung der reichen Bauern notwendig. Um den
bürokratischen Tendenzen in Partei und Staat ein Ende zu bereiten, müsse
die Entwicklung der Industrie mit mehr Arbeiterdemokratie einhergehen.
Mit dieser Politik könne man Russland zumindest als Festung der
Revolution halten, auch wenn nicht die materiellen und kulturellen
Voraussetzungen für die Verwirklichung des Sozialismus vorhanden wären.
Dazu sei es weiterhin notwendig, die Revolution in anderen Ländern
voranzutreiben.217
Die Parteiführung reagierte mit Härte. „Den geistigen Kampf ersetzte die
administrative Mechanik“, erinnerte sich Trotzki später. Statt sich inhaltlich
mit der Opposition auseinanderzusetzen, wählte Stalin Maßnahmen wie die
„telephonische Abkommandierung der Parteibürokratie zu den
Versammlungen der Arbeiterzellen, Anhäufung von Automobilien der
Apparatleute vor allen Versammlungen, Heulen der Sirenen, gut
organisiertes Pfeifen und Brüllen bei Erscheinen der Opposition auf der
Tribüne“.218 Einige geheime Treffen der oppositionellen Gruppen reichten
aus, um sie der Parteispaltung zu bezichtigen und ihre führenden Mitglieder
wichtiger Funktionen zu entheben. In der zweiten Jahreshälfte 1926
mussten zunächst Sinowjew, später Kamenew und Trotzki das Politbüro
verlassen. Zudem wurde Sinowjew von seinem Posten als Vorsitzender des
Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationalen (EKKI)
abberufen.219 An seine Stelle trat Nikolai Bucharin, der nun immer enger
mit Stalin zusammenarbeitete.
Der Druck auf die Oppositionellen wurde so groß, dass sie schließlich
von ihrer Fraktionstätigkeit offiziell Abstand nahmen. In einem Brief vom
16. Oktober 1926 erklärten Sinowjew, Kamenew, Trotzki und drei weitere
bekannte Personen der Gruppe: „Wir erachten es als unsere Pflicht, die
Beschlüsse der Partei über die Unzulässigkeit fraktioneller Tätigkeit in der
Praxis zu beachten.“220 Wie später noch zu zeigen sein wird, hatte dieses
Dokument verheerende Auswirkungen auf die Linke Opposition innerhalb
der KPD.221 Auch auf die Auseinandersetzung innerhalb der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion blieb nicht folgenlos. Einerseits
zogen sich die Demokratischen Zentralisten und andere kleinere
Gruppierungen als Reaktion darauf aus dem Oppositionsbündnis zurück
und andererseits trat die Vereinigte Opposition im Winter 1926/27 de facto
nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Stattdessen erging sie sich in internen
Debatten.222
Es bedurfte Berichten aus dem Ausland, um die Opposition aus ihrer
Lethargie zu befreien: In China befand sich die nationale
Unabhängigkeitsbewegung gegen die Vorherrschaft der Imperialmächte
Großbritannien, USA und Japan auf dem Höhepunkt. In der zweiten Hälfte
des Jahres 1926 unternahm eine 250.000 Mann starke Befreiungsarmee
einen erfolgreichen Vorstoß in den Norden des Landes, der von einer
England-hörigen Regierung kontrolliert wurde. Angeführt wurde sie von
der Kuomintang, einer bürgerlichnationalistischen Partei. In der Provinz
Hunan revoltierten die Bauern. In Schanghai, der größten noch von den
Kolonialmächten gehaltenen Stadt, erhoben sich im Frühjahr 1927 unter
Führung der Kommunistischen Partei (KPCh) die Arbeiter. Sie setzten
Organe lokaler Selbstverwaltung ein und übernahmen die Macht in der
Stadt.223
„Die chinesische Revolution elektrisierte uns alle“, erinnerte sich Victor
Serge an die Wirkung, die die Ereignisse in Schanghai auf die
Oppositionellen hatte: „Ich hatte den Eindruck, eine wahre Welle der
Begeisterung trage die Sowjetwelt empor – zumindest die denkenden Teile
dieser Welt. Undeutlich empfand das Land, dass ein rotes China das Heil
der UdSSR sein könnte.“224 Doch die Politik der Sowjetführung führte zu
einer herben Niederlage der chinesischen Arbeiterbewegung. Maßgeblich
auf Betreiben der Komintern hatte die verhältnismäßig kleine KPCh bereits
im Jahr 1924 den Eintritt ihrer Mitglieder in die Kuomintang beschlossen.
Nun verordneten Stalin und Bucharin den chinesischen Genossen, sich
vollkommen der Kuomintang unterzuordnen. Nachdem die Arbeiter die
Macht in Schanghai übernommen hatten, gab die Kominternführung die
Anweisung, die Stadt inklusive Waffen an die Armee Chiang Kai-sheks zu
übergeben. Daraufhin richteten dessen Truppen im April 1927 ein Massaker
an den Arbeitern und Kommunisten der Stadt an. Zehntausende wurden
ermordet, und die KPCh, die Gewerkschaften sowie jede Form von
Arbeiterorganisation zerschlagen.225
Die Vereinigte Opposition hatte schon länger vor der Gefahr eines
solchen Militärputsches gewarnt und bemühte sich um eine Kursänderung
der Komintern. Trotzki intervenierte im Politbüro und Karl Radek,
seinerzeit Rektor der Sun-Yat-sen Universität in Moskau und Fachmann für
chinesische Fragen, stellte öffentlich die Chinapolitik von Stalin und
Bucharin in Frage.226 Als deren Auswirkungen vollends deutlich wurden,
wagte die Opposition, die Parteiführung wieder offensiver anzugehen. Sie
entstand also in gewisser Weise „aus der Asche der chinesischen Revolution
neu“, wie es Broué ausgedrückt hat.227
Mitte April 1927 legte die Vereinigte Opposition eine „Erklärung der 84“
dem ZK vor. Dort forderte sie erneut den Beginn einer freien Debatte über
die Streitfragen in der KPdSU und der Kommunistischen Internationale.228
Die Erklärung wurde letztendlich von knapp 300 meist langjährigen
Parteimitgliedern unterzeichnet.229 Im Vorfeld des XV. Parteitags, der im
Dezember 1927 tagen sollte, verfasste die Opposition zudem ein
ausführliches Programm, für das sie an der Parteibasis warb.230 Sie ließ es
von Parteimitgliedern unterzeichnen, um die Zustimmung zu
dokumentieren, die sie trotz Verboten und Drohungen erhielt. 6.000
Unterschriften konnte sie sammeln.231
Zunehmend ignorierte die Opposition das Fraktionsverbot und trat auch
an die Öffentlichkeit außerhalb der Partei. Im Mai 1927 übte Sinowjew
beispielsweise während einer im Radio übertragenen Feier anlässlich des
15. Geburtstages der „Prawda“ heftige Kritik am Zustand der Parteizeitung.
Als im Sommer der Oppositionelle Iwar Smilga, bislang stellvertretender
Vorsitzender des Gosplan (Staatskomitee für Wirtschaftsplanung), zum
Vorsitzenden der fernöstlichen Bank in Chabarowsk „befördert“ wurde,
erfolgte eine beeindruckende Solidaritätsbekundung seiner Genossen. Fast
2.000 Personen erschienen am Tag seiner Abreise am Moskauer Bahnhof
Jaroslaw, um ihre Sympathie zu bekunden. Im November besetzten
Oppositionelle den Hörsaal der Technischen Hochschule in Moskau, um
dort eine Versammlung abzuhalten. 2.000 Leute drängten sich in den Saal,
um daran teilzunehmen, noch einmal so viele mussten vor der Türe
ausharren.232
Gegen Ende des Jahres 1927 näherte sich die Auseinandersetzung
innerhalb der KPdSU der Entscheidung. Sinowjew und Trotzki wurden am
23. Oktober aus dem ZK ausgeschlossen. Die Führung der Opposition
wusste, dass sie sich von Debatten und Abstimmungen in den Parteigremien
nichts mehr erhoffen konnte. Gleichzeitig verspürte sie weiterhin Rückhalt
in der Bevölkerung. Daher entschloss sie sich, „die letzte Karte auszureizen
und auf die Straße zu gehen“.233 Zu den Feierlichkeiten anlässlich des
zehnten Jahrestags der Oktoberrevolution erschienen die Oppositionellen in
Moskau und Leningrad mit eigenen Plakaten und Transparenten.234 Diese
Aktion nahm die Stalin-Fraktion zum Anlass, um der Vereinigten
Opposition den Todesstoß zu versetzen. Am 14. November sprach eine
gemeinsame Versammlung des ZK und der Zentralen Kontrollkommission
den Ausschluss Trotzkis und Sinowjews aus der bolschewistischen Partei
aus, weil sie eine „konterrevolutionäre Demonstration organisiert“
hätten.235 Tausende weitere Parteiausschlüsse folgten in den kommenden
Monaten.236 Damit war fast genau zehn Jahre nach der Oktoberrevolution
die aussichtsreichste Opposition des Landes besiegt. Das Projekt, Partei und
Regime politisch zu reformieren, war spätestens jetzt gescheitert.
Die endgültige Niederlage ließ einen Großteil der Oppositionellen
resignieren, die Vereinigte Opposition zerbrach. Sinowjew und Kamenew
kapitulierten bald vor der Parteiführung und nahmen das „Angebot“ an,
wieder in die Partei aufgenommen zu werden, wenn sie ihren Ideen
abschwörten. Später machten auch andere Anhänger der ehemaligen
Linksopposition, darunter Radek und Jewgeni Preobraschenski, ihren
Frieden mit Stalin, nachdem dieser einige ihrer Forderungen scheinbar
aufgegriffen hatte. Diejenigen, die nicht aufgaben, landeten in Arbeitslagern
oder wurden verbannt: Leo Trotzki wurde im Jahr 1928 nach Alma Ata
gebracht – in „eine Gegend 4.000 Kilometer von Moskau […], 250
Kilometer von der Eisenbahn und etwa gleich weit entfernt von den
Grenzen der westlichen Wüstenprovinzen Chinas, in eine Gegend, wo
bösartige Malaria, Aussatz und Pest herrschen“.237 Im Jahr 1929 wurde er
schließlich des Landes verwiesen.
Dennoch gab es auch in der Folgezeit noch Widerstand gegen die sich
immer deutlicher abzeichnende Diktatur der Stalin-Fraktion. Aber die
Erfolgsaussichten wurden immer geringer. Als sich Bucharin im Laufe des
Jahres 1928 mit dem Generalsekretär überwarf, befanden sich er und seine
„rechte“ Opposition in einer viel schwächeren Position als in den Jahren
zuvor die Vereinigte Opposition. Stalin hatte nun, wie Marjan Britosvek
schreibt, „die wirklichen Hebel der Gewalt zu seiner Verfügung: einen
disziplinierten Parteiapparat, eine dynamische Organisation gebildeter und
unternehmenslustiger Leute, die im Gebrauch der Mittel gegen die
Opposition nicht wählerisch waren“.238 Dementsprechend konnte er nun
Bucharin wesentlich schneller ausschalten als zuvor die Gruppe um
Sinowjew, Kamenew und Trotzki. Auch andere Oppositionsgruppen, wie
der im Jahr 1932 gegründete Bund der Marxisten-Leninisten oder die 1937
entstandene Antifaschistische Arbeiterpartei, konnten keinen signifikanten
Einfluss mehr auf Partei oder sowjetische Gesellschaft nehmen.239
Mit dem Ende der Vereinigten Opposition war der Richtungsstreit
innerhalb der KPdSU beendet. Es handelte sich hierbei keineswegs nur um
den Konkurrenzkampf zweier alternativer kommunistischer Richtungen
oder den Machtkampf einzelner Persönlichkeiten. Vielmehr hatten sich hier
zwei politische Fraktionen gegenübergestanden, die unterschiedliche
gesellschaftliche Interessen vertraten. Die Opposition agierte im Interesse
der Arbeiterklasse, während die Fraktion Stalins die organisierte
Interessenvertretung der Staatsund Parteibürokratie darstellte. In dem Maße,
in dem sich erstens die Arbeiterklasse im Zuge des Bürgerkrieges
dezimierte, zweitens die Macht von den ursprünglich demokratischen
Organen der Arbeiterklasse, den Sowjets, auf die Partei überging und
drittens die Hoffnungen auf eine Ausbreitung der Revolution schwanden,
verschob sich innerhalb der Partei das Gewicht von einer Fraktion zur
anderen. Die Bürokratie war spätestens jetzt zur – im marxschen Sinne –
neuen herrschenden Klasse in der Sowjetunion aufgestiegen. Sie
kontrollierte sowohl die Wirtschaft als auch den Staatsapparat.240
Auf den Sieg Stalins folgte die forcierte Industrialisierung des Landes.
Sie manifestierte sich im ersten Fünf-Jahres-Plan von 1928. Stalin erläuterte
im Jahr 1931 das Ziel seiner Wirtschaftspolitik: „Wir sind hinter den
fortgeschrittenen Ländern um 50 bis 100 Jahre zurückgeblieben. Wir
müssen diese Distanz in zehn Jahren durchlaufen.“241 Tatsächlich
unternahm die Parteibürokratie alles, um den Prozess, den die
industrialisierten Länder Mitteleuropas im 19. Jahrhundert über einen
Zeitraum von Jahrzehnten durchliefen, so schnell wie möglich nachzuholen
– mit ähnlichen Folgen für die sowjetische Bevölkerung, wie sie im
Jahrhundert zuvor die Menschen in Mitteleuropa erleiden mussten. Viktor
Serge meinte wenige Jahre später, die Auswirkungen des ersten Fünf-
Jahres-Planes erinnerten ihn stark an die „Seiten des ‚Kapital‘ […], auf
denen Marx den unerbittlichen Mechanismus der ursprünglichen
kapitalistischen Akkumulation beschreibt.“242
Ende 1929 führte das Regime die Zwangskollektivierung der
Landwirtschaft durch. Dieser Prozess setzte Millionen Bauern frei, die nun
als billige Arbeitskräfte in den Städten zum Aufbau der Industrie zur
Verfügung standen. Diese enorme Landflucht hatte zur Folge, dass die
städtische Bevölkerung zwischen 1926 und 1939 um 30 Millionen Personen
wuchs.243 Zugleich zerstörte die staatlich erzwungene Kollektivierung die
landwirtschaftliche Produktion. Eine Hungersnot 1932/33 mit sechs bis acht
Millionen Opfern war die Folge.244 Die Industrialisierung diente vor allem
dem Zweck, im wirtschaftlichen und militärischen Konkurrenzkampf mit
dem Westen zu bestehen. Während man von einem sozialistischen Staat
erwarten könnte, dass die Produktion nach den Bedürfnissen der dort
lebenden Menschen ausgerichtet ist, war in der Sowjetunion das Gegenteil
der Fall. Die Konsumgüterindustrie wurde stetig zurückgefahren und
stattdessen der größte Teil der Investitionen in die Schwerindustrie
gelenkt.245
Um die Industrialisierung zu beschleunigen, nahm Stalin die letzten
Errungenschaften der Revolution zurück. Lagen nach 1917 die Betriebe in
der Hand einer kollektiven Führung unter Einbeziehung der Arbeiter, so
wurden sie nun von Managern geleitet. Im September 1929 beschloss das
ZK, dass Arbeiterräte „sich nicht direkt in den Ablauf des Betriebes
einmischen oder versuchen sollen, in irgendeiner Weise die
Betriebsverwaltung zu ersetzen“.246 Zudem verschlechterten sich die
Arbeitsbedingungen gravierend. Das Regime verlängerte die Arbeitszeit,
weitete die Akkordarbeit aus und schaffte im Jahr 1930 die
Arbeitslosenunterstützung ab. Die Freizügigkeit der Arbeiter schränkte es
ebenfalls radikal ein: Diese verloren das Recht, den Arbeitsplatz nach
eigenem Ermessen zu wechseln, ebenso wie die Befugnis, ungehindert von
einem Teil des Landes in einen anderen umzuziehen. Ab 1931 war es
keinem Arbeiter mehr erlaubt, Leningrad ohne spezielle Genehmigung zu
verlassen. Im folgenden Jahr wurde dieses System in allen Teilen des
Landes durchgesetzt und ein internes Passsystem eingeführt. Zudem verbot
die Führung des „Arbeiterstaats“ Streiks unter Androhung der
Todesstrafe.247
Auch viele gesellschaftspolitische Errungenschaften aus der
Revolutionszeit nahm Stalin zurück und bereitete der Demokratisierung
verschiedener Teile der Gesellschaft – wie Schulen, Universitäten und
Armee – ein Ende. Seine Regierung erschwerte Scheidungen,
verschlechterte den rechtlichen Status außerehelicher Kinder, schaffte das
Recht auf Abtreibung ab und führte stattdessen im Jahr 1944 sogar eine
Mutterschaftsmedaille ein.248 Außerdem stellte sie Homosexualität wieder
unter Strafe.249 Die sozialen Unterschiede im Land nahmen wieder zu. Im
Jahr 1940 führte das Regime beispielsweise Studiengebühren ein und hob
die Gehälter der Offiziere im Verhältnis zu denen der Soldaten deutlich
an.250 Nationalismus und Antisemitismus – von den Bolschewiki zu Lenins
Zeiten vehement bekämpft – wurden unter Stalin wieder salonfähig.251
Selbst der kulturelle Aufbruch fand in den dreißiger Jahren ein jähes Ende.
So wurden die vielen unterschiedlichen Künstlergruppen, die im
nachrevolutionären Russland entstanden waren, 1932 per Dekret
„gleichgeschaltet“. Kubismus, Futurismus, Expressionismus, Orphismus
und Dadaismus mussten nun dem Sozialistischen Realismus weichen.252
„Der alltägliche Terror“ wurde, so der Kunsthistoriker Eckhardt Gillen,
„hinter klassizistischen Architekturfassaden und Bildern von Würde und
zeitloser Schönheit […] verborgen“.253
Jeder, der gegen diesen Prozess aufbegehrte, bekam die Repressionen
des Staatsapparats zu spüren. Die Geheimpolizei errichtete im ganzen Land
jene Straflager, über die Alexander Solschenizyn in seinem Roman „Der
Archipel Gulag“ auf erschütternde Weise berichtet. Die genauen Zahlen
sind bis heute umstritten. Doch sicher ist: Millionen Menschen waren
inhaftiert. Viele von ihnen dienten der herrschenden Bürokratie als billige
Arbeitskräfte zum Bau von Eisenbahnstrecken und Kanälen.254
Hunderttausende, wahrscheinlich sogar Millionen Menschen starben in den
Lagern.255
Einige Jahre nach seinem Tod vermutete Lenins Witwe Nadeschda
Krupskaja, dass ihr Mann, wenn er noch am Leben wäre, nun auch in einem
von Stalins Gefängnissen sitzen würde.256 Es lässt sich darüber streiten, ob
dies wirklich passiert wäre oder ob Krupskaja Lenins Autorität in der Partei
unterschätzte. Nichtsdestotrotz wirft ihre Aussage ein Licht auf einen
besonderen Umstand: Um seine Macht zu festigen, musste Stalin die
ursprüngliche marxistische Tradition weitgehend aus der Partei verbannen.
Dazu entwickelte er nicht nur den „Marxismus-Leninismus“, eine
dogmatische Auslegung der Klassiker, die einzig dazu diente, seine Politik
zu legitimieren.257 Sondern er löschte auch nahezu die gesamte alte Garde
der Bolschewiki physisch aus. „Es durfte keiner, der Einfluss hatte und
möglicherweise die Autorität des sowjetischen Systems destabilisieren
konnte, am Leben bleiben“, schreibt Gabor Skzékely.258 Von den
Mitgliedern des Politbüros des Jahres 1923 starben nur drei eines
natürlichen Todes: Lenin, Stalin und dessen enger Vertrauter Molotow.259
Kommunisten der ersten Stunde wurden als „Konterrevolutionäre“,
„Faschisten“, „Trotzkisten“ und „Terroristen“ beschimpft und in den großen
Schauprozessen der Jahre 1936 bis 1938 des Verrats oder der Abtrünnigkeit
angeklagt.260 Unter ihnen befanden sich Sinowjew, Kamenew, Radek und
Bucharin. Sie alle wurden – nachdem sie unter Folter absurde Geständnisse
abgelegt hatten – zum Tode oder zu Lagerhaft unter unmenschlichen
Bedingungen verurteilt. Andere begangen Selbstmord, um ihrer Verhaftung
zu entgehen. Bezeichnenderweise mussten die ehemaligen Parteiführer in
den Tribunalen erniedrigende Beschimpfungen von einem
Generalstaatsanwalt über sich ergehen lassen, der 1917 zu den Gegnern der
Revolution gehörte: Andrej Wyschinski hatte seinerzeit noch einen
Haftbefehl gegen Lenin unterschrieben.261
Trotzki, der sich nicht mehr in der Sowjetunion aufhielt, überlebte von
allen prominenten Oppositionellen mit am längsten. Er wurde im August
1940 von einem sowjetischen Agenten in Mexiko ermordet. Insgesamt
starben während der „großen Säuberungen“ mindestens eine halbe Million
sowjetische Kommunisten.262 Nicht umsonst schreibt Weber, dass sie „zur
größten Kommunistenverfolgung aller Zeiten geworden“ seien.263 Die
Repressalien richteten sich auch gegen ausländische Genossen. „Als erste
verhaftete man die in der UdSSR lebenden Begründer ausländischer
kommunistischer Parteien sowie Teilnehmer der ersten Komintern-
Kongresse“, berichtet Wadim S. Rogowin.264 Am härtesten traf es die
Mitglieder der KPD, die seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten
im Jahr 1933 in die Illegalität gedrängt waren. Tausende von ihnen sind
während der Säuberungen ab 1936 verhaftet und etliche hundert ermordet
worden. Ihre Tragödie bestand darin, „dass sie nicht wie die [Opfer] des
Hitler-Terrors wegen ihres Widerstands von ihren schlimmsten Feinden
inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden, sondern von Gleichgesinnten.“265
Das, was 1917 aus Sicht vieler Arbeiter und Intellektueller so
hoffnungsvoll begonnen hatte, entwickelte sich zu einer der verheerendsten
Diktaturen der Menschheitsgeschichte. Schätzungsweise 30 Millionen
Menschen sind dem Stalinismus zum Opfer gefallen.266 Aber: Diese
Entwicklung war nicht zwangsläufig. Es gab innerhalb der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion in den 1920er Jahren Akteure, die
für einen anderen Weg kämpften. Die Isolation des Landes, die Folgen des
Bürgerkriegs, die Dezimierung der Arbeiterklasse und die Bürokratisierung
von Staat und Partei machten es ihnen jedoch nicht leicht. Sie selber
begangen zudem taktische Fehler und hielten sich zurück, als der
innerparteiliche Kampf möglicherweise noch zu gewinnen war.
Letztendlich mussten sie fassungslos mit ansehen, wie der Stalinismus ihr
Land in den Abgrund stürzte – und die kommunistischen Parteien auf der
ganzen Welt gleich mit.
2.2 Auswirkungen auf die Komintern

2.2.1 Die ersten Jahre der Internationale


Die Entwicklungen in der jungen Sowjetunion hatten direkte Auswirkungen
auf alle kommunistischen Parteien der Welt. Sie alle sollten sich im Laufe
der kommenden Jahre tiefgreifend wandeln. Waren sie anfangs noch
demokratische, diskussionsfreudige Organisationen, so endeten sie als
vollständig von Moskau abhängige bürokratische Apparatparteien. Dieser
Prozess vollzog sich in erster Linie mittels der Kommunistischen
Internationale, des Dachverbands dieser Parteien. Aber auch die
Internationale selbst veränderte sich in dieser Zeit „from an idealistic
relatively pluralist body of enthusiastic revolutionaries into a stiflingly
bureaucratized mouthpiece for the Soviet state“.267
Die Komintern war als Abspaltung der Zweiten Internationale
entstanden, der bis dahin nahezu alle relevanten sozialistischen und
sozialdemokratischen Parteien Europas angehört hatten.268
Auseinandergebrochen war sie aufgrund der Kriegsfrage. Bis zum Sommer
1914 sprachen sich ihre führenden Vertreter vehement gegen einen
möglichen Weltkrieg aus. Erklärungen wie die des Stuttgarter Kongresses
von 1907 galten als Generallinie:

Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind in den beteiligten Ländern die
Arbeiter und ihre parlamentarischen Vertreter verpflichtet, alles
aufzubieten, um den Ausbruch des Krieges […] zu verhindern […]. Falls
der Krieg dennoch ausbrechen sollte, sind sie verpflichtet, für dessen
rasche Beendigung einzutreten […].269

Als der Erste Weltkrieg dann tatsächlich begann, wich die Mehrzahl der
Parteiführungen jedoch von dieser Position ab, plädierte stattdessen für die
„Vaterlandsverteidigung“ und den „Burgfrieden“ mit ihren jeweiligen
Regierungen. Zudem ersetzten die einzelnen Parteien, wie Weber schreibt,
„ihre internationalen Schwüre sehr bald durch nationalistische Phrasen.“270
Am bedeutsamsten war sicherlich die Kehrtwende der deutschen
Sozialdemokratie, größte Mitgliedspartei und „Juwel der Internationale“.271
Am 4. August 1914 stimmte ihre Fraktion den kaiserlichen Kriegskrediten
im Reichstag zu. Das Datum wurde fortan zum Symbol für den „Bankrott“
der Zweiten Internationale.272
Diejenigen, die wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Clara Zetkin
ihre Antikriegshaltung nicht aufgaben, waren zunächst ziemlich isoliert
innerhalb ihrer Parteien.273 Deutlich wurde dies im September 1915, als
sich die sozialistischen Kriegsgegner zu einer internationalen Konferenz im
schweizerischen Zimmerwald trafen. Trotzki beschreibt in seinen
Memoiren die Stimmung unter den Anwesenden:

Wir drängten uns in vier Wagen zusammen und fuhren ins Gebirge. Die
Vorübergehenden blickten neugierig auf diese seltsame Karawane. Die
Delegierten scherzten selbst darüber, dass es ein halbes Jahrhundert
nach der Begründung der Ersten Internationale möglich war, alle
Internationalisten in vier Wagen unterzubringen.274

Dreieinhalb Jahre später, im März 1919, gründeten die „Zimmerwälder“


in Moskau die Komintern. Mitten in den Wirren des russischen
Bürgerkriegs kamen auf Einladung der Bolschewiki 51 Delegierte aus 29
Ländern zu einem „internationalen Kongress der revolutionären
proletarischen Parteien“ zusammen. Doch auch jetzt verfügten sie noch
immer über geringen Einfluss innerhalb der organisierten europäischen
Arbeiterbewegung. Die meisten Delegierten hatten in ihren Heimatländern
bestenfalls kleine revolutionäre Gruppen hinter sich.275 Mit der russischen
und der deutschen KP waren lediglich zwei Organisationen vertreten, die
den Namen Partei verdienten. Von der Reichweite der Zweiten
Internationale war die Komintern zu diesem Zeitpunkt weit entfernt.
Das sollte sich jedoch in den kommenden Monaten ändern. Im Zuge der
revolutionären Bewegungen am Ende des Kriegs fand auf dem ganzen
Kontinent eine politische Linksentwicklung statt, wobei „der chiliastische
Enthusiasmus der Kommunistischen Internationale […] eine große
Anziehungskraft“ auf viele Arbeiter ausübte.276 Im Laufe des Jahres 1919
stimmte der Parteikongress der italienischen Sozialisten – einer
Massenpartei, die kurz darauf ein Drittel der Stimmen bei den
Parlamentswahlen erhalten sollte – für den Anschluss an die Komintern,
ebenso die eine Million Mitglieder starke syndikalistische Gewerkschaft
CNT (Confederación Nacional del Trabajo) aus Spanien. Die Norwegische
Arbeiterpartei trat geschlossen der neuen Internationale bei, die
sozialdemokratische Partei Schwedens sowie Sektionen aus Argentinien,
den baltischen Staaten, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Griechenland,
Holland, Jugoslawien, Rumänien und den USA wurden ebenfalls Mitglied.
In Großbritannien, Indonesien und Persien wurden neue kommunistische
Parteien gegründet. Die Mitglieder der Unabhängigen
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und der französischen
Sozialisten (SFIO) diskutierten über den Beitritt zur Komintern.277
Dementsprechend liefert der zweite Weltkongress im Sommer 1920 ein
völlig anderes Bild als noch die Gründungsversammlung: Nun diskutierten
217 Delegierte von 67 Organisationen aus 37 Ländern über die Zukunft der
Weltrevolution. Wolfgang Leonhard betont, dass im Gegensatz zum
Gründungskongress, „diesmal echte Delegierte“ anwesend gewesen seien,
„die von ihren Parteien vorher gewählt und nach Moskau geschickt worden
waren“.278 Für Harman stellt die Zusammenkunft den „ersten wirklichen
Kongress“ der Komintern dar.279
Die Initiatoren waren auf eine scharfe theoretische und praktische
Abgrenzung gegenüber der Zweiten Internationale bedacht. Während diese
ein loser Zusammenschluss verschiedener nationaler Parteien gewesen war,
sollte die Dritte Internationale eine zentralisierte Weltpartei mit nationalen
Sektionen werden. Dadurch wollten ihre Gründer die Handlungsfähigkeit
sicherstellen. Ihr Ziel war eine „Internationale der Tat“, wie es im
Gründungsmanifest hieß.280 Gewährleistet werden sollte die politische
Einheitlichkeit durch die „21 Bedingungen“ für die Aufnahme in die
Komintern, die der zweite Kongress nahezu einstimmig verabschiedete.
Eine der Bedingungen war, dass alle Komintern-Beschlüsse bindend für die
Mitgliedsparteien sein würden.281
Nicht wenige Historiker sehen in den 21 Bedingungen den Geburtsfehler
der Komintern. Die Maßgaben seien den Delegierten von den russischen
Kommunisten aufgezwungen worden und ein Mittel der Bolschewiki
gewesen, sich andere kommunistische Parteien zu unterwerfen.282 Die
„Erfahrungen der europäischen Sozialisten mit innerparteilicher
Demokratie“ seien bei den Russen „von vornherein auf Ablehnung“
gestoßen.283 Die Führungen der ausländischen Parteien hätten „mit der
Annahme der 21 Bedingungen selbst dazu beigetragen […], ihre bisherigen
Anhänger auf Moskau als höchste Autorität der Weltbewegung zu
orientieren.“284
Tatsächlich wurde die Komintern, deren Exekutivkomitee seinen Sitz in
Moskau nahm, schon früh von den Bolschewiki dominiert – nicht zuletzt,
weil sie die einzigen waren, denen eine sozialistische Revolution gelungen
war.285 Dennoch kann man die Kommunistische Internationale dieser Zeit
keineswegs mit jenem bürokratischen und undemokratischen
Zusammenschluss vergleichen, den sie ab den späten zwanziger Jahren
darstellte. Auch kann für die Frühphase von einer völligen Unterwerfung
aller Sektionen unter den Willen Moskaus keine Rede sein. Weber legt eher
das Gegenteil nahe: Durch den Beitritt einiger größerer Parteien, so schreibt
er, „erhöhte sich das Gewicht der nichtrussischen Parteien in der
Komintern-Führung“. Die Internationale sei „noch kein Instrument der KP
Russlands“ gewesen. Vielmehr seien in den ersten Jahren „die einzelnen
kommunistischen Parteien gleichberechtigt“ gewesen, „auf den
Weltkongressen wurde die gemeinsame Linie erarbeitet.“286 Zudem
bemühten sich gerade die Bolschewiki in dieser Zeit, den Einfluss der
anderen Parteien im EKKI zu erhöhen.287 Mit Erfolg: Zwischen 1920 und
1922 sank der Anteil von Komintern-Leitungskadern, die aus der
Sowjetunion stammten, von 40 auf 23 Prozent.288 Zudem galt Moskau nur
als provisorischer Sitz des EKKI. Langfristig sollte das Büro nach Berlin
verlegt werden.289 Deutsch war in den Anfangsjahren die Arbeitssprache im
Komintern-Apparat.290
Noch im Jahr 1923 war, so schreibt Milos Hájek, die Komintern „eine
Vereinigung gleichberechtigter Parteien unter Anerkennung der russischen
Hegemonie. Diese Hegemonie begründete sich hauptsächlich aus der
Autorität der Bolschewiki und nahm überwiegend die Form der Überredung
an […].“291 Ähnlich sieht es Abendroth, wenn er schreibt, dass bis zu jenem
Jahr „in allen Sektionen der Kommunistischen Internationale die
innerparteiliche Demokratie erhalten geblieben“ sei: „Die verschiedenen
Richtungen in den einzelnen kommunistischen Parteien diskutierten
öffentlich in der Parteipresse und auf den Parteitagen.“292 Auch die Autoren
einer jüngeren Studie über die Komintern kommen zu dem Schluss, dass
diese zu Lenins Zeiten noch „a degree of pluralism and open debate rarely
duplicated after his death“ darstellte.293
Genauso wie man nicht von einer absoluten Herrschaft der russischen
Partei in der Frühphase der Komintern sprechen kann, kann man auch nicht
die Zentralisierung der Komintern allein „den Russen“ anlasten. Tatsächlich
kam der Ruf nach Straffung auch aus anderen Sektionen, die darin eine
Konsequenz aus dem Scheitern der locker organisierten Zweiten
Internationale sahen. Bereits 1916 forderte der deutsche Spartakusbund für
eine künftige kommunistische Internationale: „Die Pflicht zur Ausführung
der Beschlüsse der Internationale geht allen anderen Organisationspflichten
voran. Nationale Sektionen, die ihren Beschlüssen zuwiderhandeln, stellen
sich außerhalb der Internationale.“294 Auch der große Teil der USPD-
Mitgliedschaft, der sich 1920 für einen Beitritt zur KPD entschloss, stand
der Idee einer zentralisierten Weltpartei nicht ablehnend gegenüber, wie
Mallmann aufzeigt: „Die Vorstellung, einem ‚kommandierenden
Generalstab der internationalen proletarischen Armee‘ zu unterstehen, löste
mehrheitlich keine Horrorvisionen aus, sondern wurde geradezu als
Voraussetzung eines Sieges der Weltrevolution begriffen.“295
In ihren ersten Jahren war die Komintern also eine demokratisch-
zentralistische Weltpartei, deren einzelne Sektionen durchaus
gleichberechtigt zusammenarbeiteten. Dies sollte sich erst im Lauf der
zwanziger Jahre ändern. Nun begann die Sowjetführung, den Kurs der
Komintern zu diktieren – und ihre nationalen Interessen in den Vordergrund
zu stellen.

2.2.2 „Bolschewisierung“ der Komintern


Den Wendepunkt in der Entwicklung der Komintern markiert der
gescheiterte Deutsche Oktober 1923.296 Mit ihm schwand die Hoffnung
darauf, dass sich die Russische Revolution rasch ausbreiten würde.
Stattdessen zeichnete sich eine Stabilisierung der kapitalistischen
Gesellschaften Europas ab. Gleichzeitig wuchs innerhalb der Dritten
Internationale das Prestige der sowjetischen Genossen. Sie waren die
einzigen, die eine erfolgreiche Revolution angeführt hatten. Die KPD hatte
hingegen in einer revolutionären Situation „versagt“, andere
kommunistische Parteien waren in den Jahren zuvor in ähnlichen
Situationen gescheitert.
Die russische Führung argumentierte nun, dass die KPD erfolgreich
gewesen wäre, wenn sie gehandelt hätte wie die Bolschewiki im Oktober
1917.297 Auf ihr Betreiben hin beschloss daher der 5. Weltkongress im
Sommer 1924 die „Bolschewisierung“ der Komintern. Die Kommunisten in
Europa sollten von der russischen Erfahrung stärker lernen als bisher. In der
Theorie hieß es, man solle diese Erfahrungen „nicht einfach übertragen,
sondern differenzieren. Man muss verstehen, sie an die bestehenden
Verhältnisse in jedem einzelnen Lande anzupassen.“298 Doch in der Praxis
bedeutete die Bolschewisierung eine Übertragung der mittlerweile äußerst
undemokratischen Strukturen der Kommunistischen Partei Russlands auf
die Schwesterparteien. Diese entwickelten sich daraufhin mehr und mehr zu
„Hilfstruppen der Stalinschen Sowjetunion“.299 Zudem verwandelten sie
sich in bürokratisch geführte Parteien, in denen interne Diskussionen
weitgehend unterbunden waren. Zunächst traf dieser Prozess die größten
Organisationen der Komintern, wie etwa die KPD, aber auch kleinere
Sektionen büßten etwas zeitversetzt ihre Unabhängigkeit ein.300 Im März
1929 stellte Clara Zetkin schließlich verzweifelt fest, dass sich die
Internationale „aus einem lebendigen, politischen Organismus in einen
todten Mechanismus verwandelt hat, der an der einen Seite Befehle in
russischer Sprache einschluckt und auf der anderen Seite diese Befehle in
verschiedenen Sprachen ausspuckt […].“301 August Thalheimer kritisierte
die Komintern als „System, das die kommunistischen Parteien dauernd im
Zustand der Unmündigkeit und Unreife erhält.“302 Die zunehmende
Entdemokratisierung lässt sich daran verdeutlichen, dass Delegierte der
einzelnen Mitgliedsparteien immer seltener zusammenkamen. Tagten die
ersten vier Weltkongresse noch im jährlichen Rhythmus (1919-1922), so
fanden in den darauf folgenden zwei Jahrzehnten nur noch drei weitere
Treffen (1924, 1928, 1935) statt.
Diese Wandlung der Komintern hat Hermann Weber als „Stalinisierung“
bezeichnet.303 Sie ist laut McDermott und Agnew verschiedenen objektiven
und subjektiven Faktoren geschuldet. Als wichtigste Gründe nennen sie das
Scheitern der Revolution im Westen und den Sieg Stalins in den russischen
Fraktionskämpfen.304 Die Wandlung sei dann durch das Zusammenspiel
einer „Bolschewisierung von oben“ und einer „Bolschewisierung von
unten“ vorangetrieben worden.305
Unter „Bolschewisierung von oben“ sind Methoden der
Kominternführung zu verstehen, die dabei halfen, die kommunistischen
Parteien „auf Linie“ zu bringen. Ein wichtiger Aspekt war hier die
finanzielle Abhängigkeit der Parteien von Moskau. Jedes Jahr erhielten
diese – vermittelt über die Internationale – kräftige Finanzspritzen. In den
ersten Jahren handelte es sich um Wertgegenstände aus dem russischen
Staatsschatz, später wurden geheime Fonds bei ausländischen Banken
eröffnet.306 Nach offiziellen Unterlagen überwies die Komintern
beispielsweise 1927 an alle Sektionen zusammen etwa 690.000 Dollar.307
Gegenüber der britischen Partei verdreifachte sie zwischen 1924 und 1925
– also in den Anfangsjahren der Stalinisierung – ihre Zuwendungen.308 Die
deutsche Partei erhielt knapp ein Drittel ihrer Einnahmen von der
Internationale. Nur so konnte sie überhaupt ihren umfangreichen Apparat
unterhalten.309 Überliefert ist beispielsweise auch, dass Moskau im Jahr
1925 die Absetzung der linken KPD-Führung um Fischer und Maslow mit
der Drohung durchgesetzt hat, weitere Geldzahlungen einzustellen.310
Die politische Abhängigkeit von der sowjetischen Schwesterpartei hatte
neben den finanziellen viele weitere Aspekte, wie Weber schreibt: „Die
Komintern entsandte gut ausgebildete Funktionäre und Spezialisten,
ausländische Parteiführer konnten in Russland Erholung oder bei Krankheit
Genesung finden, politisch Verfolgte erhielten Asyl, kurzum, die Hilfe war
recht verschiedenartig, wie eben auch die Abhängigkeit von der Komintern
recht vielfältig war.“311
Direkten Einfluss auf die Entscheidungen ausländischer Parteien nahmen
die Russen durch Emissäre. Dimitri Manuilski, Grigori Petrowski und der
Schweizer Jules Humbert-Droz agierten beispielsweise jahrelang als
Gesandte der Komintern in den Kommunistischen Parteien Deutschlands,
Frankreichs, Großbritanniens und der Tschechoslowakei. Nicht selten
wirkten sie dort auch auf die Fraktionsauseinandersetzungen ein. „Berater,
Emissäre, schließlich Aufseher und Komissare traten an die Stelle der
inhaltlichen Debatte“, schreibt Bergmann.312 Die Komintern nahm auch
dadurch Einfluss auf Konflikte vor Ort, indem sie „Störenfriede“ aus
Mitgliedsparteien abzog. Unliebsamen Kommunisten wurden oft Aufgaben
im Kominternapparat übertragen. Auf diese Weise verloren sie an
politischem Einfluss in ihren Heimatländern. Ein Beispiel dafür ist das
Schicksal von August Thalheimer und Heinrich Brandler, die von 1924 bis
1928 in der Sowjetunion arbeiteten und so von den Konflikten in der KPD
fern gehalten wurden.313
Während die „Bolschewisierung von oben“ aktiv von der russischen
Parteiführung vorangetrieben wurde, handelte es sich bei der
„Bolschewisierung von unten“ für McDermott und Angew um einen
Prozess, der von den ausländischen Kommunisten ausging. Durch bloße
Billigung oder durch vorauseilenden Gehorsam unterstützten sie die
Wandlung der Komintern.314 Der entscheidende Aspekt in diesem Kontext
war meines Erachtens die ideologische Bindung an die Sowjetunion. Wie
ich eingangs argumentiert habe, hatte die Faszination, die das Land auf
viele Arbeiter und Intellektuelle ausübte, eine Basis: die Errungenschaften
der Oktoberrevolution. Die Sowjetunion stellte für die Kommunisten im
Ausland das Gegenmodell zu den kapitalistischen Staaten dar, in denen sie
lebten und agierten. War ihre alltägliche Erfahrung geprägt von
Wirtschaftskrisen, Armut und politischer Verfolgung, so hofften sie auf den
sozialistischen Staat, der dies alles überwinden würde.315 Jedoch hatte
kaum einer die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von den Entwicklungen in
der Sowjetunion zu machen. Vielmehr mussten Genossen im Westen sich
auf das verlassen, was sie aus der Parteipresse erfuhren – der
Berichterstattung der „bürgerlichen Medien“ trauten sie schließlich nicht.
Tatsächlich zeichneten die Parteiblätter aber im Zuge der Stalinisierung ein
stark idealisiertes Bild des nachrevolutionären Russlands. In Deutschland
etwa war es, so Eumann, den „meisten Genossen nahezu unmöglich […],
sich der umfassenden Maßnahmen der KPD-Führung zur Popularisierung
der Entwicklung – insbesondere die Verherrlichung des industriellen
Aufbaus im Rahmen des ersten Fünfjahresplans nach 1928 – zu
entziehen.“316 Diese Überhöhung des Sowjetstaates trug dazu bei, dass die
meisten europäischen Kommunisten bereitwillig die politischen Vorgaben
aus Moskau übernahmen.317
Interessant ist in diesem Kontext, dass auch diejenigen, die es besser
wissen konnten, sehr unkritisch auf Missstände reagierten. Ein Beispiel
hierfür lieferte etwa Clara Zetkin, die jahrelang in der Sowjetunion lebte
und Ende der 1920er Jahre eine unnachgiebige Kritikerin der Politik von
KPD und Komintern geworden war.318 Nichts desto trotz rechtfertigte sie
nicht nur den Ausschluss Sinowjews, Kamenews und Trotzkis aus der
russischen Partei mit den Worten, deren „oppositionelles Fraktionstreiben“
laufe auf eine „Störung und Gefährdung der sozialistischen Aufbauarbeit“
hinaus.319 Sondern sie idealisierte auch noch Anfang der dreißiger Jahre in
privaten Briefen die gesellschaftliche Situation in der UdSSR. So schrieb
sie etwa im März 1931 – zu einem Zeitpunkt als beispielsweise die
Arbeitslosenunterstützung eingestellt worden war, die Macht der Manager
gegenüber den Fabrikkommissionen immer mehr ausgebaut wurde und weit
über eine halbe Million Menschen in den Arbeitslagern des Regimes
inhaftiert waren: „Dann reißt mich immer und immer wieder Staunen und
Bewunderung empor, mit welchen Riesenschritten und in welchem
Sturmtempo der sozialistische Aufbau sein Werk tut.“320 Clara Zetkin steht
hier stellvertretend für viele ausländische Kommunisten, die trotz aller
Unzufriedenheit mit dem Kurs ihrer Parteiführungen die Sowjetunion
kritiklos verteidigten. Der Grund war die ideologische Bindung an das
„sozialistische Vaterland“. Dass die Politik der sowjetischen Parteiführung
nicht auf Fehleinschätzungen basierte, sondern vielmehr Ausdruck der
sozialen Interessen der russischen Parteibürokratie war, erkannten sie nicht.
So unterstützten sie ungewollt eine Entwicklung, deren Auswirkungen sie
scharf kritisierten.
Allerdings hatten führende Kommunisten ab einem bestimmten
Zeitpunkt keine andere Wahl, als der Stalin-Fraktion zu folgen, wollten sie
nicht mit der Komintern selbst brechen. In vorauseilendem Gehorsam
behielten sie daher abweichende Meinungen für sich. Das Beispiel von
Palmiro Togliatti, ZK-Mitglied der italienischen Partei, macht dies deutlich.
Dessen Genosse Antonio Gramsci, seinerzeit Generalsekretär der PCI,
verfasste im Oktober 1926 einen Brief an die russische Führung, in dem er
sich besorgt über deren Vorgehen gegenüber der Vereinigten Opposition
äußerte. Togliatti, zu diesem Zeitpunkt Vertreter der PCI in Moskau, lehnte
es ab, den Brief weiterzuleiten. Er fürchtete, das Schreiben könne als
Einmischung in die inneren Angelegenheiten der russischen Partei
angesehen werden. Stattdessen schrieb er eine knappe Antwort an Gramsci
und rügte ihn darin für seinen „Pessimismus“, seine „Fehleinschätzung“
und seinen Unwillen, die Opposition zu kritisieren. Togliattis Engagement
für die Sowjetführung war möglicherweise aufrichtig. Aber im Vordergrund
stand die Angst, dass seine Partei Schaden nehmen würde, wenn ihre
Führung eine verdächtige Haltung gegenüber der Trotzki-Sinowjew-
Opposition beibehalten würde.321 „Unter diesen Umständen“, schreibt
Hobsbawm, „hatte die Tatsache, Moskau loyal zu sein, eine größere
Bedeutung, als die Moskauer Linie zu billigen: sie wurde vielmehr zu einer
notwendigen Voraussetzung, um überhaupt arbeiten zu können“.322
Diese Haltung beruhte auf der jahrelangen Erfahrung, dass die Stalin-
Fraktion interne Auseinandersetzungen der russischen Partei auch in die
Komintern trug: Bekämpfte sie hier eine bestimmte Strömung, so versuchte
sie auch dort, deren reale und vermeintliche Anhänger „unschädlich“ zu
machen. Ihren Anfang nahm diese Entwicklung gegen Ende des Jahres
1923, als sich die Troika im Konflikt mit Trotzki befand. Dessen Prestige
war zu diesem Zeitpunkt außerhalb Russlands deutlich größer als das der
übrigen Führungspersönlichkeiten der Bolschewiki. Er war nicht nur
prominenter als Stalin, den damals in den ausländischen Parteien nahezu
niemand kannte, sondern auch als der Komintern-Vorsitzende Sinowjew.
Die Troika-Mitglieder fürchteten daher die Einmischung ausländischer
Kommunisten in ihrem Konflikt.323 Daher trugen sie die Kampagne gegen
den „Trotzkismus“ in der Sowjetunion auch in die Internationale. In einer
Sitzung des EKKI-Präsidiums im Januar 1924 machte Sinowjew die beiden
KPD-Politiker Brandler und Thalheimer sowie den Komintern-Gesandten
Radek für den gescheiterten Deutschen Oktober 1923 verantwortlich. Alle
drei galten zu dieser Zeit als Anhänger Trotzkis und der „Trotzkismus“ als
„rechte Abweichung“.324
In der Folge setzte die Troika zahlreiche vermeintlich „rechte“ und
„trotzkistische“ Parteiführungen ab: Im Januar 1924 entfernte sie Brandler
aus der Zentrale der KPD, wenige Monate später tauschte sie die Führung
der polnischen KP aus.325 Die Franzosen Boris Souvarine, Pierre Monatte
und Alfred Rosmer wurden sogar aus ihrer Partei ausgeschlossen.326 Auch
in den Gremien der Komintern drängte die sowjetische Führung den
politischen Einfluss der „Trotzkisten“ zurück. Im Sommer 1924 musste
Radek das EKKI verlassen und Trotzki wurde zum nicht-stimmberechtigten
Kandidaten dieses Gremiums degradiert.327
Fortan wirkte sich jede Veränderung der Kräfteverhältnisse in der
KPdSU auf die Komintern aus. Nachdem Sinowjew und Kamenew in die
Opposition gegangen waren, schalteten Stalin und Bucharin nun deren
Anhänger im Ausland aus.328 In den Jahren 1926 und 1927 setzten sie die
„linken“ Parteiführungen in Deutschland, in der Tschechoslowakei, in
Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden und Japan ab. Sinowjew
musste seinen Posten als Vorsitzender der Internationale abgeben. Nicht
anders verhielt es sich, als es im Jahr 1928 zum Konflikt zwischen Stalin
und Bucharin, Sinowjews Nachfolger als Komintern-Chef, kam. Nun
mussten Bucharin und seine Anhänger ihre Posten räumen.329 Die
Kommunistische Partei der Tschechoslowakei schloss sowohl ihre rechte
Strömung als auch die dortigen „Versöhnler“ aus. In Schweden spaltete sich
die Partei und die große Mehrheit der Mitglieder verließ gemeinsam mit
dem Oppositionellen Karl Kilbom die Komintern. In der KP der USA
wurde der Generalsekretär Jay Lovestone ausgeschlossen, in England der
frühere Parteivorsitzende John Thomas Murphy, in Italien der
Parteimitbegründer Angelo Tasca, in Südafrika das ZK-Mitglied Brian
Bunting.330 Auch danach fanden immer wieder „Säuberungsaktionen“ in
unliebsamen Sektionen statt. Mitte der 1930er Jahre ließ Stalin sogar die
gesamte polnische KP auflösen, weil er sie verdächtigte, von
„faschistischen“ und „trotzkistischen“ Agenten unterwandert zu sein.331
Etliche ehemals führende Persönlichkeiten der Komintern fielen dem
stalinistischen Terror zum Opfer. Allein 21 der 60 Teilnehmer des
Gründungskongresses wurden nachweislich in der UdSSR verfolgt,
eingesperrt oder umgebracht.332 In Moskau wurden weit über 200
Komintern-Mitarbeiter verhaftet und erschossen.333
Eine wichtige ideologische Rolle für die Stalinisierung der Komintern
spielte die Theorie des „Sozialismus in einem Land“. Die von Stalin
entwickelte These erschien vielen Kommunisten schlüssig. Davon
ausgehend, dass die Weltrevolution historisch notwendig sei, argumentierte
er im Jahr 1924, gegenwärtig würde die revolutionäre Welle abflauen und
die Aussichten auf einen erneuten Aufschwung in näherer Zukunft seien
nicht besonders gut. Die Sowjetunion verfüge jedoch über die
Möglichkeiten, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, ohne dass es in
anderen Ländern zuvor zu einer erfolgreichen Revolution kommen müsste.
Daher sei sie das „Bollwerk der Weltrevolution“ und müsse – koste es was
es wolle – vor den Angriffen des internationalen Imperialismus geschützt
werden. Unter diesen Umständen sei es die Hauptaufgabe der Komintern
und aller kommunistischen Parteien, die Sowjetunion zu verteidigen – und
nicht, revolutionäre Erhebungen anzufachen. Eine so gestärkte Sowjetunion
würde dann wiederum später die Weltrevolution beschleunigen, da sie als
inspirierendes Beispiel für das internationale Proletariat gelten würde.334
De facto bedeutete diese Orientierung die Unterordnung der Politik der
einzelnen Kominternsektionen unter die wirtschaftlichen und militärischen
Interessen der sowjetischen Außenpolitik ab Mitte/Ende der 1920er Jahre.
Das hatte weitreichende Folgen. Denn die sowjetische Außenpolitik war
mittlerweile konservativ: Nicht mehr die Weltrevolution sollte
vorangetrieben werden. Es war vielmehr das Interesse der Parteibürokratie,
Konflikte im Ausland zu vermeiden, um so das Risiko einer Intervention
des Westens in der Sowjetunion gering zu halten.335 Dimitri Manuilski, der
die Komintern seit 1929 leitete, warnte die KPD-Führung Anfang der
1930er Jahre explizit vor einer Revolution. Diese werde zum gegenwärtigen
Zeitpunkt einen „großen internationalen Kampf nach sich ziehen“ und die
Existenz der UdSSR gefährden.336 Wie schnell die Politik einzelner
Komintern-Sektionen der russischen Außenpolitik angepasst wurde, zeigte
sich auch in Frankreich. Im Mai 1935 wurde ein französisch-sowjetischer
Beistandspakt unterzeichnet. Die Kommunistische Partei, die bis dato die
französische Regierung als „faschistisch“ beschimpft und einen strikt
antimilitaristischen Kurs verfolgt hatte, vollzog nun eine 180-Grad-
Wendung, lobte den Pakt, hob die gemeinsamen Interessen Frankreichs und
der Sowjetunion gegen Hitler hervor und begrüßte nun sogar die
französischen Aufrüstungsbemühungen.337
Die Mitte der dreißiger Jahre entwickelte „Volksfront“-Politik folgte
ebenfalls diesem Muster. In den westlichen Demokratien sollten die
kommunistischen Parteien Bündnisse anstreben, die nicht nur
Sozialdemokraten, sondern auch konservative und liberale Kräfte
einschlossen. Das „entsprach den Augenblicksinteressen der
Sowjetdiplomatie“, die das Bündnis mit Großbritannien, Frankreich und
den USA suchte, schreibt Theodor Bergmann. Deren Regierungen „mussten
die westeuropäischen Kommunisten als brave Demokraten vorgeführt
werden, die auf alles revolutionäre Handeln verzichtet hatten.“338
Die Politik der Komintern hemmte in mehreren Ländern nicht nur
revolutionäre Bestrebungen, sondern die Arbeiterbewegungen insgesamt.
Wie schon beschrieben führte sie in China 1927 zur Ermordung tausender
Kommunisten. In Deutschland war sie – wie später noch zu zeigen ist339 –
mitverantwortlich für die nahezu kampflose Niederlage der
Arbeiterbewegung gegen Hitler. Und in Spanien trug sie zum Sieg Francos
bei. Hier begann die KP mitten im Bürgerkrieg mit der Verfolgung und
Bekämpfung anderer linker Fraktionen wie der POUM und schwächte so
die republikanische Seite.340
Deutlicher als jedes andere Ereignis bringt sicherlich der Hitler-Stalin-
Pakt vom August 1939 die Unterordnung der Komintern unter die
sowjetischen Staatsinteressen zum Ausdruck. Der Nicht-Angriffs-Pakt
zwischen Deutschland und der Sowjetunion löste Schock und Verwirrung in
allen Sektionen der Internationale aus.341 Das ging so weit, dass etwa
Maurice Thorez, Generalsekretär der KPF, seine Regierung aufforderte,
gleichfalls ein Bündnis mit Hitler zu schließen. Und die britische KP
organisierte im Frühjahr 1940 einen Kongress für Frieden mit Hitler-
Deutschland. Erst mit dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion
1941 begannen die kommunistischen Parteien wieder, Widerstand gegen
den Faschismus zu organisieren.342
Wie sehr die Komintern zu einem Instrument der sowjetischen
Außenpolitik geworden war, zeigte sich auch im Verlauf des Zweiten
Weltkriegs. Erneut wollte Stalin seinen Verbündeten signalisieren, „dass er
die Unterstützung revolutionärer Bewegungen und ‚seine‘ Parteien am
Bändchen habe“.343 Also machte er das einzig Folgerichtige: Er löste die
Dritte Internationale im Mai 1943 auf.

2.3 Die Stalinisierung der KPD


Die Kommunistische Partei Deutschlands, die KPD, war nach der
russischen Sektion die größte Partei der Komintern. Anfang 1919 unter
Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegründet, wurde sie
Ende des Jahres 1920 zur Massenpartei: Der linke Flügel der Unabhängigen
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands schloss sich mit über 300.000
Mitgliedern, einem funktionierenden Parteiapparat und zahlreichen
Tageszeitungen der Kommunistischen Internationale an – und damit
automatisch auch der nur knapp 80.000 Mitglieder zählenden KPD. Diese
Vereinigte Kommunistische Partei (VKPD) wurde zur maßgeblichen Größe
im politischen System der Weimarer Republik. Im Jahr 1932 wählten sie
sechs Millionen Menschen. Die Partei gab Dutzende Zeitungen und
Zeitschriften heraus und etwa 6.000 Personen waren in ihrem Apparat und
bei Sowjetinstitutionen in Deutschland angestellt.344 Darüber hinaus bauten
die Kommunisten verschiedene Massenorganisationen auf. Sie gründeten
Arbeiterchöre, -sportvereine und Theatergruppen. Die größte der
parteinahen Organisationen war der Rote Frontkämpferbund – ein
paramilitärischer Verband mit etwa 150.000 Mitgliedern. Die Kommunisten
waren zeitweilig in einigen Gewerkschaften einflussreich und Hunderte von
ihnen saßen in den kommunalen und Landesparlamenten sowie im
Reichstag.
Durch die Stalinisierung der Komintern erfuhr auch die KPD in den
1920er Jahren einen fundamentalen Wandel. Diese These, vertreten von
Ossip K. Flechtheim und später dann vor allem von Hermann Weber, galt
lange Zeit als Common Sense in der westdeutschen
Kommunismusforschung.345 Flechtheim und Weber unterschieden
zwischen einer diskussionsfreudigen, demokratischen Anfangsphase der
Partei und einer entdemokratisierten, vom Apparat bürokratisch gesteuerten
und von der Komintern gänzlich abhängigen KPD der späten Weimarer
Republik. Dazwischen habe die Phase der Stalinisierung gelegen. Diese
habe für die KPD „den Wandel von einer Partei mit einem hohen Maß an
innerer Demokratie in eine disziplinierte Organisation mit strikt
zentralistischer Befehlsgewalt“ bedeutet. „Stalinisierung hieß Veränderung
des inneren Aufbaus, Entstehung einer monolithischen, straff
durchorganisierten, hierarchischen Partei. […] An die Stelle von
Pluralismus, Selbständigkeit, Diskussion und Autonomie [traten]
Unterordnung, Gläubigkeit, Disziplin und Kommandoherrschaft.“346 Mit
dieser Wandlung sei das Entwicklungspotential eines in der Anfangsphase
der Partei noch dominanten „demokratischen Kommunismus“
Luxemburg’scher Prägung verschüttet worden. Die Stalinisierung sei jedoch
„schwerlich als notwendiger und unumgänglicher, ja wohl nicht einmal als
folgerichtiger Werdegang des deutschen Kommunismus zu begreifen.“347
Erstmals ernsthaft in Frage gestellt wurde die Wandlungsthese in den
1990er Jahren von Klaus-Michael Mallmann, der sie als „Stalinisierungs-
Orthodoxie“ bezeichnete.348 In seiner sozialhistorisch ausgerichteten
Habilitationsschrift untersucht Mallmann den Widerspruch zwischen dem
Avantgardeanspruch der KPD-Führung und der Milieuverwurzelung der
Parteibasis. Hier vertritt er die Ansicht, dass der deutsche Kommunismus
von Beginn an von autoritären Strukturen und einer Herrschaft des
Apparats geprägt gewesen sei: „Dass Kommunismus nie ein
demokratisches Projekt war, zieht sich wie ein roter Faden durch mein
Buch.“349
Mallmanns Arbeit wurde sehr unterschiedlich aufgenommen.350
Einerseits hat ihm sein innovativer sozialgeschichtlicher Ansatz viel Beifall
eingebracht.351 Anderseits kritisieren einige Rezensenten methodische
Fehler bei der Umsetzung des Vorhabens.352 Trotz aller Beanstandungen
unterstützen ihn aber viele in einem Punkt, nämlich in seiner Kritik an der
Wandlungsthese. So erklärt Heinrich August Winkler, Mallmann trage
„überzeugende Einwände gegen Einseitigkeiten des Deutungsmusters
‚Stalinisierung‘ vor.“353 Sigrid Koch-Baumgarten lobt, dass Mallmann die
„Einseitigkeit des bislang dominanten Fremdbestimmungsparadigmas in
der Kommunismusforschung“ hinterfrage. Damit liefere er „eine überfällige
Revision der klassischen These von den erstickten
Entwicklungsmöglichkeiten eines alternativen demokratisch-
luxemburgischen Frühkommunismus.“ 354 Selbst Andreas Wirsching, der
viel an Mallmanns Werk zu beanstanden hat, stimmt in diesem Punkt zu.
Die Passagen mit der Kritik an der Weber’schen Stalinisierungsthese
gehörten „zu den überzeugendsten des ganzen Buches“ und kämen der
historischen Realität „weitaus näher als Webers These vom demokratischen,
‚luxemburgischen‘ Frühkommunismus.“355
Für viele derjenigen, die die kommunistische Bewegung erforschen, ist
die Stalinisierungsthese hingegen noch immer ein unerlässliches
Paradigma. McDermott beispielsweise bezeichnet sie als „weiterhin das
bestimmende Konzept für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
der Geschichte der KPD und der Komintern in den 1920er und 1930er
Jahren.“356 Auch dieses Buch wird die These bestätigen, dass die Partei
während der Weimarer Republik eine gravierende Wandlung durchgemacht
hat. Das Konzept der Stalinisierung bleibt dementsprechend ein
angemessener Bezugsrahmen. Da Mallmanns Fundamentalkritik aber
„zumindest im Wissenschaftsbetrieb […] für einigen Wirbel“357 gesorgt
hat, sollen im Folgenden kurz einige grundsätzliche Argumente gegen die
Wandlungsthese diskutiert werden.
Gleich zu Beginn seines Buches betont Mallmann, dass er keinesfalls
„die KPD zur demokratischen Partei erklären“ wolle – denn davon „kann
keine Rede sein; dies war sie weder im Inneren noch in ihrem Verhältnis zu
Staat und Gesellschaft.“358 Autoritäre Strukturen und Apparatherrschaft
seien von Anfang an ein Merkmal des deutschen Kommunismus gewesen.
Unterstützung erhält er hier von Winkler: „Eine ‚gute‘ KPD der Frühzeit
einer vom Einfluss Stalins geprägten ‚schlechten‘ KPD in den Jahren nach
1928 gegenüberzustellen war schon immer falsch. Es ist eine der Meriten
von Mallmann, dass er demgegenüber die Kontinuität der
Parteientwicklung scharf herausarbeitet.“359 Ähnlich argumentiert auch
Wirsching, der Webers These „eines ‚demokratischen‘ Kommunismus auf
der Linie Luxemburgs und Levis“ für einen „Mythos“ hält.360
Doch neuere Forschungen haben gezeigt, dass es in der Frühphase der
KPD sehr wohl eine ausgeprägte innerparteiliche Demokratie und
Diskussionsfreiheit gegeben hat.361 Florian Wilde legt das beispielsweise
für die Zeit dar, in der Ernst Meyer an der Spitze der Zentrale stand
(1921/22). Die Politik der Parteiführung sei damals „von dem Bestreben,
politische Konflikte durch Diskussionen und nicht durch
Reglementierungen zu lösen“ geprägt gewesen. „Generell wurde seitens der
Meyer-Zentrale versucht, die Opposition wo möglich zu integrieren. Ihr
stand die Parteipresse weitgehend offen, ihre Erklärungen wurden dort
selbstverständlich abgedruckt und auf Parteitagen wie auf ZA-Sitzungen
konnten sie ihre Positionen in Koreferaten offen vertreten.“362 Ähnlich
argumentiert Otto Wenzel für das Jahr 1923. In den
Mitgliederversammlungen habe „völlig freie Aussprache“ geherrscht.
„Kritik an sämtlichen Entscheidungen der Parteizentrale war gestattet, die
Versammlung entschied über Loyalität oder Opposition.“363 Selbst nach der
Oktoberniederlage 1923 durften Oppositionelle, so Hermann Weber, „auf
allen Delegiertenkonferenzen, Bezirksparteitagen usw. mit eigenen Rednern
und Plattformen“ auftreten, „die aktive Mitgliedschaft konnte ihren Willen
äußern“.364 Bis Mitte der zwanziger Jahre blieb die kommunistische Presse
offen für unterschiedliche, oft konträre Positionen. Die Parteitage dieser
Jahre waren gekennzeichnet von freien Diskussionen und solidarischen
Auseinandersetzungen. Oppositionelle hatten bei Versammlungen die
Möglichkeit, ihre Positionen in Koreferaten darzulegen. Keineswegs
selbstverständlich war es, dass sich die Zentrale mit ihren Anliegen
durchsetzte. So entschied der Gründungsparteitag gegen den Willen Rosa
Luxemburgs, sich nicht an den Wahlen zur Nationalversammlung zu
beteiligen. Fünf Jahre später, im April 1924, wählten die Delegierten des
von heftigen Diskussionen geprägten Frankfurter Parteitages eine neue
Führung um Ruth Fischer, obwohl die Komintern-Spitze eine andere
Konstellation befürwortet hatte.365
Theodor Bergmann meint, dass die KPD bis zu diesem Zeitpunkt
keineswegs weniger demokratisch gewesen sei als die SPD.366 Aber nicht
nur das: Vergleicht man die frühe KPD auch mit anderen Parteien der
Weimarer Republik, so wird deutlich, dass bei den Kommunisten die
innerparteiliche Demokratie mit am stärksten ausgeprägt war.367 In den
Parteien der extremen Rechten hatte – das ist wenig verwunderlich – die
Basis kaum oder keine Möglichkeiten, auf politische Entscheidungen
Einfluss zu nehmen. Die NSDAP war ab der zweiten Hälfte der zwanziger
Jahre vollständig auf ihren „Führer“ Adolf Hitler ausgerichtet.368 Ähnliches
galt für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Hier setzte sich seit
1928 das Führerprinzip durch, dem Parteivorsitzenden fiel in allen
politischen Entscheidungen – auch gegenüber der Reichstagsfraktion – ein
Vetorecht zu.369
Schon erstaunlicher ist es, dass auch in der liberalen Deutschen
Volkspartei (DVP) die Basis wenige Mitspracherechte besaß. Der Parteitag
durfte im Prinzip nur noch abnicken, was von der Parteileitung beschlossen
wurde: „Das politische Gewicht dieser Versammlung war gering: sie war
weder Kontrollinstanz noch Forum innerparteilicher Diskussion noch Stätte
wichtiger politischer Entscheidungen“, schreibt Wolfgang Hartenstein in
seiner Arbeit über die DVP.370 Nicht einmal die Inhaber wichtiger
Parteiämter wurden von den Mitgliedern gewählt.371 Ähnlich stellten sich
die Einflussmöglichkeiten der Einzelmitglieder der Bayerischen Volkspartei
(BVP) dar: „Da ihr politischer Einfluss auf die Entscheidungen der Partei
meist im Ortsverein endete“, meint Klaus Schönhoven, „mussten sich
zwangsläufig oligarchische Strukturen ausbilden.“ Dies bedeutete, „dass der
Prozess der innerparteilichen Willensbildung in der BVP meist von oben
nach unten und nicht in umgekehrter Richtung verlief.“372 Auch ihre
Schwesterpartei, das Zentrum, trug oligarchische Züge. Die Parteiführung
war weitgehend mit der Fraktionsführung im Reichstag identisch.
Dementsprechend meint Rudolf Morsey, das Zentrum sei „keine
Mitgliederpartei“ gewesen.373 Hierzu passt, dass seit dem Jahr 1928 keine
Parteitage mehr abgehalten wurden.374
Aber selbst die beiden Parteien der Weimarer Republik, die als
besonders demokratisch galten, waren es nur eingeschränkt. So urteilt
Robert Hoffmann über die SPD: „Die formale innerparteiliche Demokratie
wurde de facto durch eine streng hierarchische, fast militärisch anmutende
Führung in ihrer Wirkungsweise eingeschränkt.“375 Auch hier geschah es,
dass Kritiker ausgeschlossen wurden – beispielsweise die Vertreter des
linken Parteiflügels um Max Seydewitz, Walter Fabian und Kurt Rosenfeld,
die im Jahr 1931 die SPD verlassen mussten. In der Deutschen
Demokratischen Partei (DDP) waren zwar die Parteitage, anders als bei
vielen anderen Parteien, „Foren breitester innerparteilicher
Willensbildung“.376 Doch verschob sich im Lauf der Zeit „das
Entscheidungszentrum immer stärker zu den obersten Parteigremien,
insbesondere zu der Fraktion hin.“ Nun wurden auch die Parteitage
zunehmend zum „Demonstrationsfeld politischer Geschlossenheit“.377
Interessant ist in diesem Kontext, dass alle Parteien gegen Ende der
Weimarer Republik eine Entdemokratisierung erfuhren. 1928 war hier
zumeist das Schlüsseljahr. Insofern lag die Wandlung der KPD durchaus im
Trend der Gesamtentwicklung der deutschen Parteienlandschaft. Anders als
in den anderen Parteien war sie jedoch nicht so sehr spezifisch nationalen
Faktoren geschuldet. Vielmehr setzte die Entdemokratisierung der KPD im
Zuge der Bolschewisierungskampagne der Komintern ein. Laut Weber
verstand die Parteiführung unter Bolschewisierung vor allem die
„Vereinheitlichung der Partei, die Ausschaltung aller Fraktionen und
Richtungen, die innerparteiliche Gleichschaltung in ihrem Sinne.“378 War
Fraktionsbildung bis dato eine Selbstverständlichkeit innerhalb der Partei,
so beschloss der Zentralausschuss in einer Sitzung Anfang Januar 1925, die
Partei müsse „ihre ideologische Einheitlichkeit absolut sicherstellen,
irgendwelche Fraktionsbildung, Herausbildung von Flügeln,
Gruppierungen, die gerade in einer solchen Situation leicht entstehen,
dürfen unter keinen Umständen geduldet werden.“379
Vor allem mit der Person Ernst Thälmann, der im Jahr 1925 den
Parteivorsitz übernahm, ist der Prozess der Entdemokratisierung verbunden:
„Er war einerseits Einpeitscher dieser Anpassung der KPD an Moskau und
andererseits Produkt dieser Entwicklung, nur dadurch konnte er zum
‚Führer‘ der Partei aufsteigen.“380 Bis zum Jahr 1929 drängte er alle
maßgeblichen Fraktionen aus der Partei: zunächst die Linken, später dann
die Rechten und die Versöhnler. Mehrere tausend Kommunisten wurden aus
der KPD ausgeschlossen. Insgesamt herrschte dort eine enorme Fluktuation.
Von den Parteimitgliedern des Jahres 1927 gehörte nur etwa ein Viertel der
KPD schon seit 1920 an. Das bedeutet, dass von den 350.000 bis 400.000
Mitgliedern (1920) sieben Jahre später nicht einmal mehr 40.000 in der
Partei verblieben waren. Im Jahr 1932 betrug nach offiziellen Angaben die
innerparteiliche Fluktuation sogar 54 Prozent innerhalb von zwölf
Monaten.381
Der unter Thälmann vorangetriebene weitreichende Umbau der
Organisationsstruktur der KPD beförderte die Zentralisierung der Partei.
Analog zu der Tatsache, dass die Kongresse der Komintern immer seltener
stattfanden, erhöhte sich auch die Zeitspanne zwischen den einzelnen
Parteitagen der KPD. Von den zwölf Parteitagen während der Weimarer
Republik fanden allein sechs in den ersten beiden Jahren (1919/20) statt.
Bis einschließlich 1925 folgten vier weitere. Danach kam das höchste
Parteigremium nur noch zweimal (1927, 1929) zusammen – und in den
letzten vier Jahren der Republik gar nicht mehr. Immer mehr Macht ging
auf das Zentralkomitee über, das letztlich durch die Kontrolle der
Parteipresse und der Schulungsaktivitäten über ein weitgehendes
Meinungsmonopol verfügte.
Genau wie in der Sowjetunion wurden Ende der zwanziger Jahre
oppositionelle Meinungen in Parteiversammlungen und der Presse nicht
mehr geduldet. So berichtet auch Eumann von einem „Eindruck, der sich
beim Studium der KPD-Quellen aufdrängt: Dass es ab ca. 1929/30 auf
KPD-Versammlungen immer seltener zum Austrag unterschiedlicher
Meinungen kam.“382 Lediglich in ihren Methoden, die Opposition zu
unterdrücken, unterschied sich die KPD von ihrer russischen
Schwesterpartei, wie schon der Reichskommissar zur Überwachung der
öffentlichen Ordnung feststellte. Es dürfe nicht übersehen werden, „dass die
russische KP, da sie über den gesamten Staatsapparat verfügt und ihr zur
Bekämpfung der Opposition jederzeit die GPU zur Verfügung steht, ganz
anders als die KPD in der Lage ist, oppositionelle Strömungen
niederzukämpfen.“383 Die KPD-Führer befanden sich also „in der
paradoxen Situation, dass sie den eigenen Anhängern innerhalb der eigenen
Organisation die Rechte streitig machten, deren sich die Mitglieder
außerhalb der Organisation erfreuen durften“, bringt es Isaac Deutscher auf
den Punkt.384 Das bisher Gezeigte macht also deutlich, dass man entgegen
Mallmanns These sehr wohl zwischen einer demokratischen KPD in ihrer
Frühphase und einer entdemokratisierten Partei in späteren Jahren
unterscheiden kann.
„Es bedurfte nicht Stalins, um die KPD zu ‚stalinisieren‘“, lautet ein
weiteres gegen Weber gerichtetes Argument in Mallmanns Buch. Die Partei
habe sich vielmehr schon sehr früh „selbständig und autonom einen
bolschewistischen Zuschnitt“ verpasst: „die Geburt der Parteidisziplin, des
Feindes in den eigenen Reihen, der überall lauernden opportunistischen
Gefahr, der notwendigen ‚Säuberung‘ – all dies war bereits lange vor
Stalins Machtantritt geschehen.“385 Auch Wirsching schreibt über die frühe
KPD: „Dies alles hatte mit Stalin noch nichts, mit leninistischen
Organisationsprinzipien jedoch bereits sehr viel zu tun.“386
Tatsächlich orientierte sich bereits die frühe KPD an einem
„leninistischen“ Organisationskonzept: dem „demokratischen
Zentralismus“.387 Hierzu hatten sich alle Parteien der Komintern in den „21
Bedingungen“ verpflichtet.388 Doch, wie das oben Beschriebene illustriert,
tat das allein der innerparteilichen Demokratie in den ersten Jahren
keinerlei Abbruch. Erst in späteren Jahren wandelte sich der demokratische
in einen bürokratischen Zentralismus. Nicht „das abstrakte Prinzip des
demokratischen Zentralismus“ führte also, wie Weber schreibt, „ursächlich
zur bürokratisch-zentralistischen Herrschaft von Führung und Apparat in
der KPD“, sondern umgekehrt bewirkte die Stalinisierung die „bald übliche
restriktive Auslegung des theoretischen Prinzips“.389
Mallmanns Argument gegen Webers These umfasst jedoch noch einen
weiteren Aspekt. Er geht davon aus, dass die bisherige Forschung den
Einfluss Stalins und der KPdSU auf die deutsche Partei überbewertet und
gleichzeitig endogene Faktoren zu wenig berücksichtigt habe. Eine ähnliche
Argumentation hat in jüngster Zeit Christian Gotthardt entwickelt –
allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: Hatte Mallmann versucht
aufzuzeigen, dass gar keine „Bolschewisierung“ stattgefunden hat und die
Partei schon in ihren Anfangsjahren undemokratisch gewesen ist, behauptet
Gotthardt, dass es zwar eine „Bolschewisierung“ gegeben habe, diese aber
von der KPD selbst aus der speziellen Situation in Deutschland entwickelt
worden sei. Sie sei ein „Anpassungsprozess an die Realität der stabilisierten
Weimarer Republik“ gewesen, „eine notwendige Professionalisierung, wie
das heutige Modewort dafür lautet“.390
Diese Argumentation ist in zweifacher Hinsicht wenig stichhaltig. Zum
einen war die Wandlung kein rein deutsches Phänomen. Vielmehr wurden
alle kommunistischen Parteien in den späten zwanziger oder frühen
dreißiger Jahren stalinisiert. Die Parallelität dieser nationalstaatlichen
Prozesse legt die Existenz einer gemeinsamen Ursache nahe. Wie oben
ausgeführt, ist die internationale Einflussnahme der sowjetischen KP
vielfach belegt.391 Zum anderen hat Weber nie behauptet, dass die
Stalinisierung nur das Produkt einer Fremdsteuerung gewesen sei. Vielmehr
liegt für ihn eine weitere Voraussetzung für die Wandlung der Partei ab dem
Jahr 1924 in der „Diskrepanz zwischen den revolutionären Zielsetzungen
der Partei und einer nichtrevolutionären Situation.“ Nach dem Ende der
revolutionären Phase und angesichts der zunehmenden Passivität der
Mitglieder sei der Apparat zum „beinahe einzigen aktiven Element in der
schwungloser werdenden Partei“ geworden, „seine Macht wuchs
enorm“.392 Die oft zitierte Einsicht Mallmanns, die deutschen
Kommunisten seien „Revolutionäre in nichtrevolutionärer Zeit“393
gewesen, ist also bereits drei Dekaden zuvor von Hermann Weber
formuliert worden.
Ein weiterer Kritikpunkt Mallmanns ist, dass Weber die
Durchsetzungsfähigkeit der Parteibürokratie überschätze. Er verwechsele
„eine propagandistische Attitüde mit der Wirklichkeit“ und unterstelle
jedem Parteibefehl „Geschichtsmächtigkeit und Durchschlagkraft“. So
komme er zu einem Bild einer monolithischen Partei, das nicht der Realität
entspräche: „Gehorsame Parteisoldaten, die bei jedem Rundbrief der
Bezirksleitung die Hacken zusammenschlugen und sich flugs an dessen
Umsetzung machten, waren die Mitglieder keineswegs.“394 Die
Interpretation der KPD als „absolutistische Integrationspartei“ beziehe sich
auf deren Anspruch, aber nicht auf die Realität.395 Adelheid von Saldern
sieht das ähnlich und bescheinigt Mallmanns Buch, das „bislang eher
statisch-monolithische und an Marionetten erinnernde Bild von den
deutschen Kommunisten“ in ein Bild „von politisch ambitionierten
Akteuren, die in einem großen Spannungsfeld agierten“ umgewandelt zu
haben.396 Auch Eumann meint, Weber überschätze die
„Steuerungsmöglichkeiten einer Parteiführung“. 397

Auch wenn Mallmann in dieser Frage der bisherigen Forschung unrecht


tut,398 gehört die Darstellung des parteiinternen Dissenses zu den großen
Stärken seines Werks.399 Anders als Weber mutmaßt, war die Partei
tatsächlich zu keinem Zeitpunkt „so zentralisiert und diszipliniert, dass jede
Wendung akzeptiert wurde“.400 Selbst aus den frühen 1930er Jahren sind
zahlreiche Belege dafür überliefert, dass die Basis den Anweisungen der
Führung nicht folgen wollte. Zwar hat es kaum noch organisierten
Widerspruch gegeben, doch die Quellen liefern zahlreiche Belege für
Unmut und Verärgerung unter den Mitgliedern.401 Völlig zutreffend
beschreibt Mallmann, dass die Mitglieder Anweisungen der Parteiführung,
die ihnen überflüssig erschienen, stillschweigend ignorierten.402
Diese Fakten lassen das Bild einer monolithischen Partei tatsächlich
fragwürdig erscheinen. Jedoch darf nicht übersehen werden, dass der an der
Basis praktizierte Dissens – anders als noch Anfang der zwanziger Jahre –
keinen konstruktiven Einfluss mehr auf die politische Linie der Partei hatte.
Die Parteiführung konnte einfach darüber hinwegsehen. Das
Propagandamaterial wurde vom ZK und den lokalen Leitungen erstellt, die
Parteizeitungen wurden von Redaktionen produziert, die eng mit der
Führung verbunden waren. Dissidente Stimmen drangen nicht mehr durch.
Funktionäre hatten nur „die Wahl, entweder hundertprozentig die Parteilinie
zu akzeptieren oder ausgeschlossen zu werden beziehungsweise mit der
KPD zu brechen.“403 Die Parolen, die Moskau ausgab, wurden zu den
offiziellen Parolen der Partei. Selbst wenn ein großer Teil der
Mitgliedschaft vor Ort ein gutes Verhältnis zu Sozialdemokraten pflegte,
die Linie der Partei blieb: „Keinerlei Zusammenarbeit mit der SPD!“ Selbst
wenn Mitglieder über den Beschluss des ZK, den 1931 von der radikalen
Rechten initiierten Volksentscheid gegen die preußische Landesregierung
zu unterstützen, meinten: „Den Arsch damit abwischen ist mir der Arsch zu
schade!“404 – die Linie der Partei blieb: Unterstützung des
Volksentscheids.405
Die KPD-Führung konnte ihre Mitglieder zwar nicht von jeder
Komintern-Wendung überzeugen. Doch das ändert nichts an der Tatsache,
dass ein fundamentaler Wandel der Partei stattgefunden hat.406
Verantwortlich hierfür war der Aufstieg des Stalinismus in der Sowjetunion.
Er und die parallel dazu stattfindende Stalinisierung der nichtrussischen
Parteien lieferten – und das ist in diesem Kontext entscheidend – eine
wesentliche Voraussetzung für die Entstehung einer antistalinistischen
Opposition in der Kommunistischen Partei Deutschlands.
3. Linksradikalismus in der frühen KPD

3.1 Begriffsklärung: Linksradikalismus und


Linkskommunismus
Es mag etwas seltsam anmuten, bei einer Partei, die gemeinhin als links
gilt, von einer „linken“ Opposition zu sprechen. Zur Verwirrung trägt sicher
noch bei, dass deren Vertreter in der Literatur wahlweise als „Ultralinke“,
„Linksoppositionelle“ und „Linkskommunisten“ bezeichnet werden. Nicht
minder sonderbar ist die Tatsache, dass auch noch eine „rechte“
innerparteiliche Strömung existierte. Schon Zeitgenossen kritisierten diese
Wortwahl: „Wir sollten uns hüten, Schlagworte zu benutzen“, schrieb Franz
Pfemfert in einem Brief an Leo Trotzki und machte auf die Beliebigkeit bei
deren Gebrauch aufmerksam: „Brandler nennt Thälmann, Thälmann nennt
Urbahns, Urbahns nennt Pfemfert ‚ultralinks‘.“407 In der Tat sind diese
Bezeichnungen alles andere als präzise, wie auch Nicholas Kozlov und Eric
D. Weitz kritisieren: „Die Begriffe ‚Rechte‘ und ‚Linke‘ in Bezug auf
innerkommunistische Politik verschleiern mehr, als sie erklären.“408
Hermann Weber spricht in diesem Zusammenhang von einem „überzogenen
Rechts-links-Schema innerhalb der kommunistischen Bewegung.“409
Mallmann fragt nach „dem Sinngehalt dieser Etiketten“.410
Es handelt sich hier um politische Kampfbegriffe.411 Zur Zeit der
stalinisierten KPD wurden sie von der Parteiführung verwendet, um
vermeintliche „Abweichler“ zu stigmatisieren. Dies geschah recht wahllos.
Mal waren die Oppositionellen „Ultralinke“, mal „Trotzkisten“ und mal
einfach nur „Verräter“. Weber meint, die Verwendung solcher Begriffe habe
von der „Hauptgefahr Stalin“ abgelenkt, „der solche Richtungen nur
instrumentell ausnutzte.“412 Insofern scheinen Kozlov und Weitz eine
absolut berechtigte Forderung aufzustellen, wenn sie erklären: „Offenbar ist
bei einer wissenschaftlichen Überprüfung des Kommunismus des 20.
Jahrhunderts die Zeit längst reif, die herabsetzende politische Terminologie
der Komintern-Ära aufzugeben.“413
Wenn hier dennoch auf diese Begrifflichkeit zurückgegriffen wird,
geschieht dies jederzeit im Bewusstsein ihrer Ungenauigkeiten. In der
vorliegenden Darstellung der Geschichte der Linken Opposition werden
diese zwangsläufig immer wieder deutlich – beispielsweise daran, dass die
linksoppositionellen Gruppierungen in den letzten Jahren der Weimarer
Republik mehr mit der vermeintlich „rechten“ Opposition als mit der
„linken“ Parteiführung verbunden hat. Die Bezeichnungen
„Linkskommunisten“ und „Linksoppositionelle“ dienen in diesem Buch
also nicht der politisch-programmatischen Zuschreibung. Vielmehr sollen
sie bestimmte historische Strömungen innerhalb der kommunistischen
Bewegung namentlich kennzeichnen.414 Denn es handelte sich bei ihnen
nicht nur um verleumdende Kampfbegriffe, sondern eben auch um
Selbstbezeichnungen der entsprechenden Oppositionsgruppen. Die Akteure
nannten sich selbst linke Kommunisten, um damit ihre Überzeugung zum
Ausdruck zu bringen, dass sie – und nicht die Parteiführung – die
ursprüngliche Tradition des Kommunismus vertraten. Auch in der
wissenschaftlichen Literatur sind diese Eigennamen mittlerweile etabliert.
Trotz aller Vereinfachungen ermöglichen sie es, die diversen Strömungen
zu unterscheiden, die innerhalb der Partei existierten.
Die Thälmann-Führung unterschied zudem zwischen einer linken und
einer ultralinken Opposition. Das taten die „Betroffenen“ nicht. Als
Selbstbezeichnung war „ultralinks“ – anders als der Begriff „links“ – kaum
gebräuchlich, wie Langels betont: „Die eigene Benennung ultralinker
Gruppen als ‚Entschiedene Linke‘ oder ‚KPD-Opposition (Linke KPD)‘
kennzeichnet das – freilich vergebliche – Bemühen, sich von dem negativen
Odium des ‚Ultralinken‘ zu distanzieren.“415 Die vermeintlichen
Ultralinken hatten dieselbe Herkunft wie die Linken. Lange Zeit waren sie
Teil einer gemeinsamen Strömung. Nur kurz nach der Trennung kam es
wieder zur Annäherung und Zusammenarbeit, teilweise sogar zu
Zusammenschlüssen zwischen einzelnen linken und ultralinken Gruppen.
Langels hat auch auf die unverkennbare „geistige Verwandtschaft zwischen
deutschen linken und ultralinken Kommunisten“ hingewiesen.416 Daher
wird hier zwar gelegentlich die Bezeichnung „Ultralinke“ zur namentlichen
Kennzeichnung einer bestimmten Strömung verwendet, nämlich derjenigen
Linken, die 1924/25 in Opposition zur Parteiführung um Ruth Fischer
standen. Doch konzeptionell werden diese auch als Teil der „linken
Opposition“ angesehen.
Programmatisch einte alle in diesem Buch behandelten Gruppierungen
die Kritik am Stalinismus in der Sowjetunion und an der Stalinisierung der
KPD. Zudem stammten sie alle aus einer politischen Tradition, die in der
Frühphase der KPD stark verbreitet war und als „Linksradikalismus“
bezeichnet wurde.417 Anders als der Linkskommunismus lässt sich dieser
Begriff durchaus inhaltlich fassen – also zur Kennzeichnung einer
bestimmten politischen Konzeption. In diesem Sinne soll er auch hier
verwendet werden.
Hans Manfred Bock hat darauf hingewiesen, dass der Terminus
„Linksradikalismus“ in der wissenschaftlichen Diskussion sehr
unterschiedlich verwendet wird. Die am stärksten verbreitete Verwendung
stamme von Helmut Schelsky. Demnach ziele der Linksradikalismus auf
„Systemüberwindung“.418 Bock wirft diesem Ansatz jedoch vor, dass er
den Begriff des linken Radikalismus „bis zur Bedeutungslosigkeit“
ausweite. Es sei eine „Ad-hoc-Konstruktion, die eine historische Ableitung
des Begriffes oder des gemeinten Phänomens gar nicht erst versucht.“
Andere Ansätze, die den Linksradikalismus in erster Linie im Vergleich
zum Rechtsextremismus analysieren, seien ebenfalls wenig brauchbar.
Nicht korrekt sei auch die Gleichsetzung mit dem historischen
Anarchismus. Vielmehr müsse eine Definition, die den Linksradikalismus
„als authentisches politisch-soziales Phänomen begreifen will“, an dem
„typologisch bedeutsamen Gehalt der in der internen Auseinandersetzung
innerhalb der europäischen Arbeiterbewegung vollzogenen
Begriffsbildung“ anknüpfen.419 Gerade vor dem Hintergrund, dass auch die
linksoppositionellen Gruppen der Weimarer Republik in der
innerparteilichen Auseinandersetzung entstanden sind, scheint hier eine
solche Herleitung sinnvoll zu sein.
Die ausführlichste Auseinandersetzung mit dem Linksradikalismus in
der frühen kommunistischen Bewegung stammt von Lenin. Im Jahr 1920
erschien sein Werk „Der ‚linke Radikalismus‘. Die Kinderkrankheit im
Kommunismus“.420 Darin analysierte er ein Phänomen, das in
verschiedenen jungen kommunistischen Parteien Europas in den ersten
Jahren nach dem Ersten Weltkrieg auftrat. Im Zentrum seiner Untersuchung
standen die linken Kommunisten in Deutschland und England. Anhand
dieser Gruppierungen machte er fünf Aspekte aus, die meines Erachtens
konstitutiv für den „linken Radikalismus“ innerhalb der kommunistischen
Bewegung sind. So habe sich der Radikalismus erstens in politischer
Ungeduld und einer Neigung zum Putschismus geäußert. Nach Ansicht der
Linken sei „die Sache abgemacht“ und „übermorgen ‚der Kommunismus
eingeführt‘.“ Ohne Berücksichtigung der realen gesellschaftlichen
Kräfteverhältnisse wollten sie lieber heute als morgen den Aufstand proben.
Zweitens würden die Linksradikalen außergewöhnlich stark der eigenen
Parteiführung misstrauen. Es mache sich ein „unüberlegter,
zusammenhangloser Gebrauch der jetzt in ‚Mode‘ gekommenen
Schlagworte ‚Masse‘ und ‚Führer‘ bemerkbar.“ Drittens kennzeichne die
Linkskommunisten, den bürgerlichen Parlamentarismus als „politisch
erledigt“ anzusehen. Daher würden sie es ablehnen, sich an
Parlamentswahlen zu beteiligen und in den Volksvertretungen
mitzuarbeiten. Außerdem würden sie viertens nicht in jenen
Gewerkschaften mitarbeiten, die sie als „gelb, sozialchauvinistisch,
paktiererisch“, „reaktionär“ und „konterrevolutionär“ bezeichneten. Meist
waren damit die großen Gewerkschaften gemeint, also in Deutschland etwa
die des ADGB. Stattdessen seien die Linksradikalen der Ansicht, man
müsse eigene Arbeitnehmervertretungen schaffen.421 Fünftens seien sie
gegen jegliche Zusammenarbeit mit nicht-revolutionären Kräften. „Jeder
Kompromiss mit anderen Parteien“ sei, so schrieben sie selbst, „mit aller
Entschiedenheit abzulehnen“, ebenso „jede Politik des Lavierens und
Paktierens“.422 Für die drei letztgenannten Punkte gelte, so Lenin, dass die
Linken diese Positionen nicht aus einer bestimmten historischen Situation
heraus entwickeln. Es seien für sie also keine taktischen, sondern
grundsätzliche Positionen.
Als Arthur Rosenberg in den 1930er Jahren seine Geschichte der
Weimarer Republik verfasste, stützte er sich auf Lenins Definition um die
Politik des Linksradikalismus zu beschreiben. So betonte auch er, dass
deren Anhänger jeden „irgendwie gearteten Kompromiss mit den
bestehenden Zuständen“ ablehnten. „Sie wollen vom Parlament und von der
Gewerkschaft nichts wissen, weil angeblich an beiden Stätten das
Proletariat nur verraten würde.“ Des Weiteren seien sie „gegen jede
Führung und gegen jede Organisation, weil sie in jeglicher Bindung nur
eine verräterische Tücke erblicken“. Auf objektive Bedingungen und
Kräfteverhältnisse nähmen sie keinerlei Rücksicht.423
Auch die neuere Forschung hat diese Definition zum Teil aufgegriffen.
So charakterisiert Otto Langels die politische Haltung der ultralinken KPD-
Opposition mit ähnlichen Merkmalen wie Lenin und Rosenberg. Es handele
sich hierbei um eine Strömung, die „die Aktualität der Revolution
propagierte, Übergangsforderungen kommunistischer Parteipolitik
weitgehend ablehnte und die Zusammenarbeit mit nichtkommunistischen
Organisationen nur als Einheitsfront an der Basis und nicht als
Vereinbarung leitender Gremien gelten lassen wollte.“ Ihre Vertreter
„hielten an der Utopie der sozialen Revolution fest und bewahrten
revolutionäre Prinzipientreue. Das, was sie unter Marxismus verstanden, zu
verteidigen war ihnen wichtiger als die Gewinnung von Macht und
Einfluss.“424
In diesem Sinne wird auch in diesem Buch der Begriff
„Linksradikalismus“ verwendet. Er beschreibt eine radikale,
kompromisslose, gelegentlich sektiererische und putschistische Haltung
innerhalb der kommunistischen Bewegung. Im zeitgenössischen
kommunistischen Sprachgebrauch wurden linksradikale Haltungen häufig
als „ultralinks“ diffamiert. Wie oben beschrieben soll hier auf diese
abwertende Bezeichnung verzichtet werden.
Von Anfang an war die KPD von einem starken Linksradikalismus
geprägt – sowohl als diffuse Stimmung an der Basis als auch in
organisierter Form. Ihm stand permanent eine starke „rechte“ Strömung
entgegen. Deren Fürsprecher vertraten Ansichten, die man als
„revolutionäre Realpolitik“ bezeichnen kann. Sie wollten, so Hermann
Weber und Andreas Herbst, „zuerst die Mehrheit der Massen erringen […],
ehe sie durch einen Aufstand die Macht erobern und die neue Gesellschaft
aufzubauen gedachte[n].“ Sie waren „im Tageskampf zu Kompromissen
und einer ‚Einheitsfront‘ mit den Führungen anderer Arbeiterorganisationen
bereit.“425 Sie vertraten also in der Bündnis- und Gewerkschaftspolitik
exakt die entgegengesetzten Positionen zu den Linken.
In den ersten Jahren der KPD herrschte ein relatives Gleichgewicht
zwischen dem rechten und dem linken Flügel. In dieser Zeit wechselten
sich beide Richtungen wiederholt mit der Führung der Partei ab.426
Zugleich waren die Strömungen anfangs noch nicht fest voneinander
abgegrenzt. Führende Kommunisten vertraten mal linksradikale, mal eher
rechte Ansichten. Diese Widersprüchlichkeit sollte konstitutiv für die neue
Partei werden. In der ersten Dekade ihres Bestehens war sie hin- und
hergerissen zwischen einem linksradikalen, meist putschistischen und
einem gemäßigten, auf die Gewinnung der Massen abzielenden
Politikansatz. Dieser Konflikt sollte bis zum Ende der Weimarer Republik
die Politik der späteren linken Opposition beeinflussen.

3.2 Die erste linke Opposition (1919-1920)


Die KPD war ein Kind der Novemberrevolution. Nur wenige Wochen vor
ihrer Gründung hatte eine Massenbewegung Kaiser Wilhelm II. gestürzt
und Deutschlands Beteiligung am Ersten Weltkrieg beendet. Soldaten
entmachteten ihre Offiziere, Arbeiter besetzten die Betriebe. Überall im
Deutschen Reich gründeten sie Arbeiter- und Soldatenräte, in denen
Kommunisten oft führende Positionen übernahmen. Nach Jahren der
Kriegslethargie schien nun das ganze Land in Bewegung.427
Vor dem Hintergrund dieses gesellschaftlichen Aufbruchs versammelten
sich vom 30. Dezember 1918 bis 1. Januar 1919 127 Delegierte aus 56
Orten im Preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin, um die Kommunistische
Partei Deutschlands aus der Taufe zu heben.428 Im Prinzip handelte es sich
hierbei um den Zusammenschluss von zwei Strömungen, die beide aus der
SPD stammten und diese während des Kriegs verlassen hatten. Die
zahlenmäßig größere Richtung in der neuen Partei stellte der Spartakusbund
um Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Ernst Meyer, Franz Mehring und
Leo Jogiches. Bei der anderen Strömung handelte es sich um die
„Internationalen Kommunisten Deutschlands“ (IKD), einen losen
Zusammenschluss verschiedener lokaler Gruppen. Zu ihnen gehörten
beispielsweise die „Bremer Linksradikalen“ um Johann Knief, Paul Frölich
und zeitweilig Karl Radek oder in Dresden eine Gruppe um den
Reichstagsabgeordneten Otto Rühle. Die Spartakusleute agierten während
des Krieges innerhalb der USPD, derweil versuchten die Linksradikalen
bereits zu dieser Zeit, eine unabhängige kommunistische Organisation
aufzubauen. Eine dritte Strömung, die Revolutionären Obleute, ein
Netzwerk betrieblicher Vertrauensleute mit starker Verankerung in der
Berliner Arbeiterschaft, blieb trotz anfänglichem Interesse der neuen Partei
fern.429
Schon auf dem Gründungsparteitag stießen die beiden gegensätzlichen
Pole aufeinander, die die Politik der KPD in den kommenden Jahren prägen
sollten: ein linksradikaler und ein „realpolitischer“ Flügel. Auch wenn sich
die Trennlinie nicht ganz exakt ziehen ließ, so lässt sich doch grob
vereinfacht sagen, dass die beiden Strömungen in etwa den Führungen der
beiden Quellorganisationen entsprachen.430 So repräsentierte die alte
Spartakuszentrale die „realpolitische“ Richtung in der neuen Partei. Den
linken Flügel hingegen vertrat die ehemalige Führung der Bremer
Linksradikalen. Erstmalig traten die Konflikte zutage in der Diskussion um
die Frage, ob die KPD bei den Wahlen zur Nationalversammlung antreten
solle. Die Spartakus-Leute befürworteten diesen Schritt. Doch als Paul Levi
in seiner einleitenden Rede für die Beteiligung an den Wahlen
argumentierte, wurde er von ständigen Zwischenrufen unterbrochen.431 Ein
großer Teil der Anwesenden war offensichtlich anderer Meinung. Der
Berliner Delegierte Gelwitzki brachte in der anschließenden Diskussion auf
den Punkt, was viele dachten: „Wollen wir auf Stimmenfang gehen? Nein,
wir wollen keine Stimmen, wir wollen Kämpfer. Zehn Mann auf der Straße
sind mehr wert als tausend Stimmen bei den Wahlen.“432 An dem Plebiszit
zur Nationalversammlung, „dieser lächerlichen, armseligen
Parlamentstribüne“ – so Otto Rühle – solle eine kommunistische Partei
nicht teilnehmen.433 Im Zentrum der Redebeiträge stand zumeist die Angst,
dass eine Beteiligung an den Wahlen zu einer Vernachlässigung der
außerparlamentarischen Aktivität und der Arbeit in den Räten führen
würde. Zudem befürchteten viele Kommunisten, mit der Wahlbeteiligung
würde man ins „reformistische“ Lager abdriften – schließlich hatte man
sich ja gerade erst von der SPD und der USPD getrennt.
„Ihr wollt Euch Euren Radikalismus ein bisschen bequem und rasch
machen“, kritisierte Luxemburg ihre Genossen. Sie hielt ihnen entgegen,
dass sich die KPD mit der Entscheidung für den Wahlboykott in die
gesellschaftliche Isolation katapultieren würde. Es sei eine Illusion zu
glauben, man könne in 14 Tagen die Macht übernehmen, wie Rühle in der
Diskussion behauptet hatte.434 Den größten Einfluss auf die
Arbeiterbewegung habe noch immer die SPD. Solange dies so sei, müsse
die Partei auf allen Ebenen den Kampf um die Klasse führen. Aber weder
Luxemburg noch Käthe Duncker – die ein leidenschaftliches Plädoyer für
die Beteiligung an den Wahlen hielt435 – konnten die Delegierten
überzeugen. Vielmehr stimmten diese mit großer Mehrheit für den Antrag
zur Wahlenthaltung.436
Eine weitere Differenz wurde in der Diskussion über das Verhältnis zu
den Gewerkschaften deutlich. Während Luxemburg und ihre Genossen
dafür eintraten, in den bestehenden freien Gewerkschaften zu agieren,
argumentierten mehrere Delegierte für den Aufbau eigenständiger
Arbeitnehmerorganisationen.437 Auch wenn eine Abstimmung über diese
Frage verhindert werden konnte, war offensichtlich, dass die Spartakus-
Führung hier ebenfalls eine Minderheitenposition vertrat. „In allen Phasen“,
schreibt Hermann Weber, „reflektierte der Gründungsparteitag, dass die
äußerste Linke nicht einheitlich war. […] den marxistischen Führern und
ihren Anhängern stand ein ultralinker Flügel gegenüber.“438
Paradoxerweise entschieden sich die Delegierten des Parteitags aber für
eine Führung, die in den wichtigsten politischen Fragen eine andere
Position als die Mehrheit von ihnen vertrat: Bei nur zwei Gegenstimmen
wählten sie eine Zentrale, die zum größten Teil aus ehemaligen
Spartakusleuten bestand.439
Dies macht deutlich, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine bewussten,
geschweige denn organisierten Strömungen in der Partei existierten.
Vielmehr war die Radikalität und das Abstimmungsverhalten der
Delegierten zu den einzelnen Sachfragen ein Spiegel der gesellschaftlichen
Umstände: Die Entstehung der Partei fiel in eine Zeit, die von einer
tiefgreifenden Radikalisierung großer Teile der Arbeiterschaft
gekennzeichnet war. Diese schritt auch in den kommenden Monaten voran:
Auf die Novemberereignisse folgten im Januar der sogenannte
„Spartakusaufstand“ und kurz darauf eine Monate anhaltende
Streikbewegung im Ruhrgebiet und in Mitteldeutschland für die
Sozialisierung des Bergbaus. Dies, die Proklamierung der Münchener
Räterepublik im April, aber auch die Niederschlagung der Bewegung durch
rechtsradikale Freikorps trugen in der ersten Jahreshälfte 1919 zu einem
deutlichen Linksruck der deutschen Arbeiterschaft bei.440
„Diese Radikalisierungsprozesse kulminierten“, schreibt Peter Berens,
„innerhalb der KPD, die einem Laboratorium für revolutionäre Ideen und
Diskussionen glich“.441 Die gerade gegründete Partei zog viele Menschen
an, die sich durch Krieg und Revolution politisiert hatten. Auch wenn die
KPD 1919/20 „weit peripherer und noch ungleichmäßiger als die USPD“
am „Prozess der Radikalisierung“ partizipierte, wie Mallmann meint,442
gelang ihr doch in den ersten zehn Monaten ihrer Existenz ein erheblicher
Mitgliederzugewinn. Leider sind für die Zeit vor der KPD-Gründung keine
reichsweiten Mitgliederzahlen ihrer Vorgängerorganisationen
(Spartakusbund, Bremer Linksradikale) überliefert, so dass sich die
Wachstumsrate nicht mehr eindeutig feststellen lässt.443 Aber ein Blick auf
die Zahlen aus Berlin macht deutlich, dass sie relativ hoch gewesen sein
muss: In der Hauptstadt – einer seiner Hochburgen – verfügte der
Spartakusbund im Dezember 1918 gerade einmal über 50 Anhänger.444
Kein Jahr später, im Oktober 1919, zählte die KPD hier bereits 12.000
Mitglieder. Reichsweit wuchs die Partei bis zu diesem Zeitpunkt auf über
100.000 Mitglieder heran.445
Die Mehrheit von ihnen waren Arbeiter, darunter viele junge, aber
durchaus auch ein großer Anteil, der aus der Sozialdemokratie stammte.
Hinzu kamen diejenigen, die Hermann Weber als „politischen Flugsand“
bezeichnet hat. Darunter verstand er „durch die Revolution radikalisierte
Elemente, die später wieder aus der Arbeiterbewegung verschwanden.“446
Chris Harman erklärt, diese Personen seien auf dem Höhepunkt der Kämpfe
zur Partei gekommen und hätten eine unmittelbar bevorstehende Revolution
erwartet: „Sie sahen wenig Sinn in der regelmäßigen täglichen Arbeit in den
Betrieben und Gewerkschaften, in der scheinbar langweiligen Abfolge von
Versammlungen und Schulungskreisen, in der systematischen Arbeit,
Parteimitglieder zu gewinnen und organisatorische Strukturen aufzubauen.
Die erregende Stimmung der Revolution zog sie viel mehr an als die
Mühen, die notwendig waren, um sie durchzusetzen. Sie wollten
Straßenkämpfe, nicht langweilige Parteitreffen.“447
Neben Arbeitern schlossen sich vor allem jüngere bürgerliche
Intellektuelle der Partei an. Sie kamen zumeist aus der Boheme oder aus
dem akademischen Milieu, waren durch den antibürgerlichen Habitus des
Expressionismus oder der Jugendbewegung politisiert worden und hatten
sich im Krieg radikalisiert.448 Die Schriftsteller Franz Jung, Oskar Kanehl,
Karl Schröder und der Künstler Heinrich Vogeler gehörten ebenso zu dieser
Gruppe wie die Journalisten Alexander Schwab, Bernhard Reichenbach und
Franz Pfemfert, Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Die
Aktion“. Sie alle trugen die Radikalität der Novemberrevolution in die
Partei.
Äußerte sich diese Stimmung beim Gründungsparteitag noch relativ
diffus, so wandelte sie sich langsam zu einer organisierten Opposition. Ein
treffendes Bild für die Entwicklung der Parteilinken hat Peter Kuckuk
gezeichnet: Auf dem Gründungsparteitag habe diese zwar schon in
Opposition zur Zentrale gestanden, sei sich dieses objektiven Gegensatzes
aber noch nicht bewusst gewesen. Zu dieser Zeit sei die Linke noch eine
Opposition „an sich“ gewesen. Erst im Verlauf der kommenden Monate
begannen ihre Akteure, sich selbst als Opposition zu verstehen. Damit sei
die Linke zur Opposition „für sich“ geworden.449
In der ersten Jahreshälfte 1919 stellte die Parteilinke in vielen Bezirken
die Mehrheit der Mitglieder. Ihre Hochburgen lagen in Hamburg, Bremen,
Berlin, Niedersachsen und Ostsachsen.450 Die informelle Führung der
Linken lag bei Otto Rühle aus Dresden sowie bei den Hamburgern Heinrich
Laufenberg und Fritz Wolffheim. Rühle, der sich später einen Namen als
Herausgeber pädagogischer Zeitschriften und Werke machen sollte, hatte
zwanzig Jahre der SPD angehört (1896-1916), war Mitbegründer des
Spartakusbundes und schloss sich auch den IKD an. Von 1912 bis 1918 saß
er als Abgeordneter im Reichstag. Der promovierte Philosoph Laufenberg
war ebenfalls vor dem Krieg lange Zeit SPD-Mitglied gewesen. In der
Novemberrevolution von 1918 wurde er zum Vorsitzenden des Hamburger
Arbeiter- und Soldatenrates gewählt. Gemeinsam mit Wolffheim, der von
1910 bis 1913 in den USA gelebt hatte und dort Redakteur des
deutschsprachigen „Vorwärts der Pacific-Küste“ gewesen war, führte er die
junge Hamburger KPD, die mit 6.000 Mitgliedern im Sommer 1919
reichsweit eine der größten kommunistischen Ortsgruppen darstellte.451
Den Linken stand eine geschwächte Parteiführung gegenüber. In der
ersten Jahreshälfte 1919 hatte die KPD mehrere erfahrene Genossen
verloren: Während des „Spartakus-Aufstandes“ im Januar hatten Freikorps-
Soldaten Luxemburg und Liebknecht ermordet. Kurz darauf starb der 72-
jährige Franz Mehring. Knapp zwei Monate später erschossen Soldaten Leo
Jogiches in seiner Zelle im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit. Anfang
Juni wurde auch noch Eugen Leviné wegen seiner führenden Rolle in der
Bayerischen Räterepublik zum Tode verurteilt und hingerichtet.452
An der Spitze der Partei stand nun Paul Levi, der sich als politischer
Testamentsvollstrecker Luxemburgs verstand. Für die Linken bot der
damals 36-jährige Anwalt große Angriffsflächen. Sie kritisierten seinen
bourgeoisen Lebensstil, die Haushälterin, seinen ausgefallenen Geschmack,
seine Sammlung chinesischer Jade, seine Leidenschaft für Ägyptologie,
sein Interesse an romanischer Literatur, seine intellektuelle Art und nicht
zuletzt seinen „Don Juanismus“.453 Aber trotz aller kulturellen
Unterschiede war der Konflikt zwischen ihm und den Linken in erster Linie
politischer Art. Die beim Gründungsparteitag aufgetretenen Differenzen
traten bei der Reichskonferenz der KPD im Juni 1919 wieder offen
zutage.454
Im Zentrum der sich über die kommenden Monate hinziehenden
Auseinandersetzung zwischen Parteiführung und Opposition stand erneut
die Gewerkschaftsfrage. Die Parteilinken agierten im Verlauf des Jahres
1919 gemäß der auf dem Gründungsparteitag vorherrschenden Stimmung
nach der Losung „Heraus aus den Gewerkschaften“. Gemeint waren hiermit
die freien Gewerkschaften, denen sie „Bürokratisierung“,
„Apparatisierung“ und „Bonzentum“ vorwarfen. Als Alternative zu diesen
trieben sie den Aufbau von unabhängigen „Arbeiterunionen“ voran.455
Dieses Projekt wurde vor allem von der Hamburger Ortsgruppe um
Wolffheim befördert, der während seiner Zeit in den USA Mitglied der
internationalen Gewerkschaft Industrial Workers of the World (IWW)
gewesen war.456 Sein Ziel war es, die traditionelle Trennung zwischen
Partei und Gewerkschaften aufzuheben. Die Unionen sollten zu
Einheitsorganisationen der Arbeiterklasse werden und sowohl ökonomische
als auch politische Aufgaben erfüllen. Unterstützung erhielt er von anderen
Gliederungen der KPD. So sprachen sich die Bezirkskonferenzen
Niederrhein und Rheinland-Westfalen Süd und Nord im September „gegen
das Verbleiben in den Gewerkschaften“ aus.457 Die Bezirkskonferenz
Niedersachsen beschloss im selben Monat, eine Arbeiterunion zu
schaffen.458 Und der Bezirk Nord stellte im Oktober 1919 den Antrag: „Da
die Gewerkschaften zu Organen der Gegenrevolution geworden sind,
fordert die KPD alle auf dem Standpunkt des Klassenkampfes stehenden
Arbeiter auf, aus den Gewerkschaften auszutreten. Der Austritt aus den
Gewerkschaften ist für die Mitglieder der KPD Zwang.“459 In anderen
Bezirken wiederum arbeiteten KPD-Mitglieder in den freien
Gewerkschaften. Dies war auch die von der Levi-Zentrale bevorzugte
Strategie. Die Parteiführung fürchtete, sich mit einem Ausscheiden von der
Mehrheit der Arbeiter zu isolieren. Sie war der Ansicht, dass die Partei die
Arbeitnehmerorganisationen nicht der SPD überlassen dürfe und stattdessen
einen Kampf um deren Ausrichtung führen müsse. Dies gehe aber nur,
wenn man in ihnen mitarbeite.460
Eine Einigung in dieser Frage war ebenso wenig in Sicht wie bei dem
zweiten Konfliktthema, das im Verlauf des Jahres 1919 erneut Bedeutung
erlangte. Trotz des Beschlusses des Gründungsparteitages, sich nicht an den
Wahlen zur Nationalversammlung zu beteiligen, flammte die Debatte über
den Parlamentarismus wieder auf. Zwar boykottierte die KPD zu dieser Zeit
– abgesehen von einer Ausnahme461 – tatsächlich sämtliche Wahlen, aber
da ganze Ortsgruppen der USPD zu ihr übergetreten waren, musste die
Partei nun entscheiden, wie mit deren Parlamentariern umzugehen sei.462
Die von der Linken dominierten Bezirke waren grundsätzlich gegen eine
Mitarbeit von Kommunisten im Parlament. Die Bezirkskonferenz von
Rheinland und Westfalen erklärte beispielsweise, dass sie „die Beteiligung
zu den Parlamenten, sowohl des Reiches, als wie zu den Landes- und
Gemeindeversammlungen ab[lehnt]. Die Mitglieder der KPD, welche bis
jetzt noch Mandate innehaben, haben dasselbe niederzulegen.“463 Ähnlich
klang der Beschluss der Konferenz des Bezirkes Nordwest im Juni 1919.
Die Delegierten entschieden, „alle diejenigen Kommunisten, die nicht
umgehend die Parlamente, in die sie früher gewählt wurden, verlassen, aus
der Partei auszuschließen.“464 Die Parteiführung hingegen blieb bei ihrer
Position des Gründungsparteitages und befürwortete die Mitarbeit im
Parlament. Clara Zetkin, die die Ansichten der Zentrale teilte, drohte bei der
Frankfurter Reichskonferenz im August 1919 sogar damit, aus der KPD
auszutreten, wenn es keine Änderung der bisherigen Praxis gäbe.465
Als drittes Konfliktfeld tat sich die Organisationsfrage auf. Nach dem
Gründungsparteitag existierte die KPD als einheitliche Partei lediglich auf
dem Papier. In den ersten Monaten ihrer Existenz stellte sie nicht mehr als
ein loses Netzwerk lokaler kommunistischer Gruppen dar. Levi sprach sich
daher bei der Reichskonferenz in Frankfurt für eine stärkere Zentralisierung
der Partei aus. In den wenig später formulierten „Leitsätzen über
kommunistische Grundsätze und Taktik“ begründete er dies mit dem
Hinweis, dass die Partei ihren Aufgaben nur gerecht werden könne, „wenn
sie in revolutionären Epochen in straffster Zentralisation vereinigt ist.
Förderalismus in solchen Zeiten ist nur die versteckte Form für die
Verneinung und Auflösung der Partei.“466 Die linken Hamburger
Kommunisten warfen ihm daraufhin vor, „die Führerdiktatur in der KPD“
errichten zu wollen.467 Ähnlich formulierten es die Bremer, als sie
erklärten, die Zentrale plane, den Kampf der KPD „in einen Kampf für die
Diktatur einer unabhängigen kommunistischen Parteiclique, gestützt auf
eine kombinierte bürokratisch organisierte Partei“ zu verwandeln.468 Statt
einer stärkeren Zentralisierung der KPD bevorzugte die linke Opposition
ein antiautoritär-förderalistisches Parteimodell.
Bei den verschiedenen Parteikonferenzen im Sommer 1919 war
vergeblich versucht worden, eine Klärung der strittigen Fragen zu
erreichen. Auf dem Heidelberger Parteitag im Oktober kam es schließlich
zum Bruch. Die Zentrale konnte sich dort mit ihren Positionen durchsetzen.
Aber der Preis war hoch: Tausende Kommunisten verließen in den
kommenden Monaten die junge KPD.469 Laut Hans Manfred Bock
stammten sie zum größten Teil aus der IKD-Tradition. Die früheren
Spartakisten verblieben hingegen mehrheitlich in der KPD.470 Kuckuk
bilanziert, die „organisatorische Fusionierung von Spartakusbund und
Internationalen Kommunisten Deutschlands“ habe „nicht zu einer
homogenen Parteibildung geführt“. Vielmehr habe der „Dualismus
innerhalb der radikalen Weltkriegslinken“ nicht aufgehoben werden
können, „im Gegenteil, er hatte sich nur noch intensiviert“.471
Als die Linke die KPD verließ, wusste sie einen großen Teil der
Mitgliedschaft hinter sich. So schlossen sich in Berlin von etwa 8.000
Kommunisten nahezu 7.500 der Opposition an, reichsweit waren es 38.000
– laut Bock zu diesem Zeitpunkt „mehr als 50 % der Gesamtmitgliedschaft“
der KPD.472 Broué schreibt, dass die KPD nun in allen großen Städten –
abgesehen von Stuttgart und Chemnitz – nur noch über kleine Ortsgruppen
mit wenigen Mitgliedern verfügte.473
Die abtrünnigen Kommunisten gründeten im April 1920 in Berlin eine
neue, selbstständige linkskommunistische Partei: die Kommunistische
Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD).474 Ein wesentliches Element ihres
Selbstverständnisses war die deutliche Abgrenzung von der KPD. In einem
vom Gründungsparteitag verabschiedeten Aufruf hieß es, diese sei „an
ihrem politischen und moralischen Bankrott angelangt.“ Die „mit allen
Mitteln der Korruption arbeitende Führerclique“ habe es verstanden, „im
Interesse ihrer eigenen egoistischen Zwecke den Gedanken der
proletarischen Revolution zu sabotieren, die Partei ins reformistische
Fahrwasser zu drängen“. Die KAPD sei anders. Sie sei „keine Partei im
überlieferten Sinne. Sie ist keine Führerpartei. Ihre Hauptarbeit wird darin
bestehen, das deutsche Proletariat auf seinem Wege zur Befreiung von
jeglichem Führertum nach Kräften zu unterstützen.“475
Die Versammlung entschied, dass die Parteiorganisation „im Gedanken
des Rätesystems durchgearbeitet“ werden müsse. Die Frage laute nicht
„Parlamentarismus oder Antiparlamentarismus“, sondern „Sozialreform
oder Revolution“: „Parlamentarismus ist gleichbedeutend mit
Konterrevolution, Antiparlamentarismus ist Revolution selbst.“476 Ihre
Mitglieder verstanden die KAPD weniger als „außerparlamentarische“,
denn als „antiparlamentarische“ Partei, wie Gründungsmitglied Bernhard
Reichenbach im Jahr 1969 in einem Gespräch mit Rudi Dutschke
erklärte.477 Auch in der Gewerkschaftsfrage blieben die Linkskommunisten
ihrer Haltung treu. Sie meinten weiterhin, die Gewerkschaften seien nicht
zu reformieren. Daher konzentrierten sie sich auf die Mitarbeit in der im
Februar 1920 gegründeten „Allgemeinen Arbeiter-Union“ (AAU).478
Häufig wird die KAPD als antibolschewistische Partei beschrieben.479
Diese Charakterisierung sei jedoch nicht zutreffend, schreibt Harman. Die
Darstellung der Partei „als die erste ‚Anti-Moskau‘-Opposition, die mit dem
‚orthodoxen‘ Kommunismus gebrochen hätte“ träfe nur bedingt zu.480 Die
Partei habe zwar mit der KPD, aber zunächst keineswegs mit Moskau
gebrochen. Tatsächlich legte die KAPD anfangs größten Wert auf die
Zugehörigkeit zur Komintern.481 So nahm der Gründungskongress
einstimmig eine Resolution an, in welcher es hieß, die KAPD stehe
„vorbehaltlos auf dem Boden der 3. Internationale.“482 Auch Lenin, der
zwar in seiner Schrift „Der linke Radikalismus“ die deutsche Linke scharf
kritisiert hatte, unterstützte gegen den Willen der KPD-Führung die
Zugehörigkeit der KAPD (als „sympathisierende Partei“) zur Komintern.
Arthur Goldstein, später dann Bernhard Reichenbach, wurde als Vertreter
ins EKKI nach Moskau entsandt. Am 3. Komintern-Kongress im Mai 1921
nahm die KAPD mit vier Delegierten teil. Erst als sich abzeichnete, dass
sich für die Bildung einer linken Opposition in der Internationale keine
Bündnispartner finden würden und kurz darauf die Kominternführung
darauf drängte, die KAPD solle sich mit der nach dem Übertritt des linken
USPD-Flügels entstandenen VKPD vereinigen, kam es im Sommer 1921
zum Bruch mit der Internationale.483
Insgesamt zeigte die KAPD schnell Auflösungserscheinungen. Verfügte
sie in ihrer Frühphase noch über eine große Anhängerschaft – womit sie
durchaus einem internationalen Trend folgte484 – verlor sie ab 1921 an
Bedeutung und konnte keine weiteren nennenswerten Aufbauerfolge
vorweisen.485 Vielmehr begann nun bald eine Phase von
Ausdifferenzierungen und Spaltungen. Ein Flügel um die
„Nationalbolschewisten“ Laufenberg und Wolffheim war bereits im Jahr
1920 vom 2. Parteitag ausgeschlossen worden. Eine andere Strömung um
Otto Rühle, Franz Pfemfert und Oskar Kanehl wandte sich nun
syndikalistischen Positionen zu. Ihre Vertreter waren der Ansicht, die
herkömmliche Zweiteilung der Arbeiterbewegung in Partei- und
Gewerkschaftsorganisation sei nicht länger sinnvoll und müsse durch eine
einzige revolutionäre Klassenkampforganisation ersetzt werden. Das
Modell hierfür stellten für sie die Unionen dar. Sie verwehrten sich gegen
die Unterordnung der AAU unter die KAPD, verließen 1921 beide
Organisationen und gründeten stattdessen die Allgemeine Arbeiter-Union-
Einheitsorganisation (AAU-E). Im Jahr 1922 spaltete sich die KAPD erneut
in eine Berliner Richtung um Karl Schröder und eine Essener Richtung um
Alexander Schwab, Arthur Goldstein und Bernhard Reichenbach. Den
Hintergrund für die Trennung bot ein Streit darüber, ob sich die AAU an
betrieblichen Tageskämpfen beteiligen solle. Die Spaltung besiegelte
letztendlich, so Bock, „das Abgleiten der KAP/AAU in den Status einer
politischen Sekte“.486 Hatte die KAPD auf ihrem Höhepunkt im August
1920 etwa 40.000 Mitglieder, so umfasste die Berliner Richtung zwei Jahre
später nur noch 2.000 Mitglieder, die Essener Richtung kam Ende 1922 auf
gerade einmal 600 Anhänger.487 Bock urteilt folgerichtig: „Die
Entwicklung der rätekommunistischen Organisationsbemühungen vom 2.
Parteitag der KAPD (1920) bis zum Ende der Inflationsperiode (1923) ist
die Geschichte eines misslungenen organisatorischen Integrationsversuches
der linkskommunistischen Opposition.“488
Ein Aspekt, auf den Harman in diesem Zusammenhang hingewiesen hat,
ist durchaus noch erwähnenswert. Er erklärt, dass gerade die verschiedenen
Fraktionen der KAPD ein gutes Beispiel für die Beschränktheit der
Bezeichnungen „links“ und „rechts“ innerhalb der kommunistischen
Bewegung liefern würden: „Sicher standen alle Mitglieder in einer ‚linken‘
Opposition zur Arbeit in den Gewerkschaften oder zur Teilnahme an
Parlamentswahlen. Aber in den meisten anderen Fragen gab es mehrere,
verschiedene und widersprüchliche Auffassungen […].“489 Der Flügel um
Laufenberg und Wolffheim, der in der Frühphase de facto die Führung der
KPD-Opposition darstellte, entwickelte sich beispielsweise in der
nationalen Frage sehr schnell nach rechts.490 Die beiden Hamburger gelten
als Begründer des „Nationalbolschewismus“. Im Jahr 1919 veröffentlichten
sie eine Broschüre mit dem Titel „Revolutionärer Volkskrieg oder
konterrevolutionärer Bürgerkrieg“. Hier und im Folgenden entwickelten sie
die Position, das deutsche Proletariat müsse – unterstützt durch einen
„revolutionären Burgfrieden mit der Bourgeoisie“ – im Bündnis mit der
Sowjetunion einen „nationalen Befreiungskrieg“ gegen das „anglo-
amerikanische Finanzkapital“ und gegen den „französischen Militarismus“
führen. In ihren Angriffen gegen die KPD-Führung schreckten sie auch vor
antisemitischen Ausfällen nicht zurück. So stellten sie Paul Levi als den
„Judas der deutschen Revolution“ hin und warfen ihm vor, Agent des
internationalen jüdischen Finanzkapitals zu sein.491 Laufenberg und
Wolffheim stifteten mit diesen Thesen zwar einige Verwirrung unter den
kommunistischen Oppositionellen, aber es gelang ihnen nicht,
nennenswerte Teile für ihre Vorstellungen zu gewinnen. Im Gegenteil:
Durch diese Auffassungen verloren sie ihre bis dahin unumstrittene Position
als Sprecher der Gesamtopposition.492 Auch später, in der KAPD, waren sie
politisch isoliert und mussten letztlich die Partei verlassen. Nach ihrem
Ausschluss gründeten sie den „Bund der Kommunisten“, der aber eine
Kleingruppe bleiben sollte. Wolffheim wandte sich später völkisch-
nationalrevolutionären Kreisen zu.
Auch eine andere Strömung der KAPD stand zeitweilig „rechts“ von der
KPD – zumindest in der politischen Einschätzung der damaligen Situation.
Ging die KPD-Führung 1919/20 von einer „objektiv revolutionären“ Lage
aus, so war ein maßgeblich von den niederländischen Kommunisten Anton
Pannekoek und Herman Gorter beeinflusster Flügel der KAPD der Ansicht,
dass die Zeit in Deutschland noch lange nicht reif für eine Revolution sei.
Denn, so Gorter, die westeuropäische Arbeiterklasse sei „ganz der
bürgerlichen Kultur, den bürgerlichen Ideen und daher auch dem
bürgerlichen Vertretungssystem, dem Parlamentarismus […]
unterworfen.“493 Daher stehe zunächst der langsame Prozess des Aufbaus
rein proletarischer Organisationen an, in denen die Arbeiter frei von
ideologischen Zwängen der Bürokratie und von parlamentarischen
Einflüssen sein würden.494
Für die meisten Führungsfiguren der KAPD war der Bruch mit dem
offiziellen Parteikommunismus endgültig. Nur wenige von ihnen wie Franz
Pfemfert, der knapp eine Dekade später einen gewissen Anteil an der
Konstituierung der trotzkistischen Opposition der KPD haben sollte,
spielten weiter eine Rolle im Umfeld der Partei. Aber auch wenn sie sich
organisatorisch von der KPD entfernt hatten: Ein großer Teil ihrer Ideen
lebte dort fort. Ihre Gewerkschaftsfeindlichkeit oder auch ihre Skepsis
gegenüber dem Parlamentarismus sollten noch lange Zeit stark in der Partei
verankert bleiben. Auch die Neigung der Linken zu permanenten
Spaltungen blieb bestehen.

3.3 Die „ultralinke“ KPD: Offensivtheorie und


Märzaktion (1920-1921)
Das Ausscheiden des linken Flügels Anfang 1920 führte keineswegs zu
einem Rechtsschwenk in der KPD.495 Im Gegenteil: Schon bald blühte der
Linksradikalismus erneut auf – diesmal sogar in den Reihen der
Parteiführung. Anders als im Jahr zuvor zeigte er sich jedoch nicht in
Ungeduld und Putschismus, sondern durch Passivität und einer
sektiererische Haltung gegenüber den anderen Arbeiterorganisationen.
Deutlich wurde dies in den Tagen des Kapp-Putsches.
Am 13. März 1920 besetzte die Marinebrigade Ehrhardt unter dem
Kommando des Generals Walther von Lüttwitz das Berliner
Regierungsviertel und proklamierte den früheren
Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp zum Reichskanzler. Die von der
Reichswehr im Stich gelassene Regierung um den sozialdemokratischen
Kanzler Gustav Bauer floh daraufhin nach Dresden und von dort weiter
nach Stuttgart.496 Flechtheim hat den Putschversuch der rechtsgerichteten
Militärs als ersten „Frontalangriff der Reaktion gegen die
Arbeiterbewegung und die Republik“497 bezeichnet. Im Gegensatz dazu sah
die KPD-Führung den Staatsstreich lediglich als einen Streit „zwischen
zwei konterrevolutionären Flügeln“ an. Während SPD und die freien
Gewerkschaften zu einem Generalstreik aufriefen, hieß es in einem
kommunistischen Flugblatt:

Die Ebert-Bauer-Noske sind stumm und widerstandslos in die Grube


gefahren […] Im Augenblick des Versinkens ruft diese Gesellschaft von
Bankrotteuren die Arbeiterschaft zum Generalstreik auf, zur „Rettung
der Republik“. […] Das revolutionäre Proletariat […] wird keinen
Finger rühren […] für die demokratische Republik […].498

Eine völlige Fehleinschätzung: Millionen Proletarier folgten dem Aufruf


der Gewerkschaften. Deutschland erlebte die größte Streikbewegung seiner
Geschichte. Arbeiter und Angestellte brachten, so Winkler, „das gesamte
Wirtschaftsleben zum Stillstand“.499 Vier Tage dauerte der reichsweite
Ausstand, dann gaben die Putschisten, die zudem mit erheblichem
Widerstand im Staatsapparat zu kämpfen hatten, auf. Die organisierte
Arbeiterbewegung hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass der
Staatsstreich ein schnelles Ende fand.500 Die KPD jedoch stand am Rand
des Geschehens. Erst als der Streik bereits in vollem Gange war und sich
vielerorts Kommunisten gegen den Willen ihrer Parteiführung daran
beteiligten, rief auch sie zur Unterstützung auf.501
In den Tagen nach dem gescheiterten Putsch diskutierten dann führende
Gewerkschafter mit Vertretern von SPD und USPD über die Bildung einer
reinen Arbeiterregierung, also einem Kabinett unter Ausschluss der
bürgerlichen Parteien. Die KPD-Zentrale erklärte daraufhin, dass sie einer
solchen Regierung gegenüber in „loyaler Opposition“ stehen würde.502
Auch wenn die Arbeiterregierung nie zustande kam, führte die Erklärung
der Zentrale zu heftigen Debatten in der KPD. Beim 4. Parteitag, der am
14./15. April 1920 in Berlin tagte, wurde deutlich, dass sich – entlang der
Haltung zur Arbeiterregierung – drei Flügel innerhalb der Partei
herausgebildet hatten, darunter eine neue linke Opposition.503
Eine Strömung um Jacob Walcher, Wilhelm Pieck und Levi (der
während des Kapp-Putsches im Gefängnis gesessen und den Kurs seiner
Partei scharf kritisiert hatte)504 verteidigte die Loyalitätsdeklaration. Sie
argumentierte, die KPD dürfe in einer Situation, in der die Mehrheit der
Arbeiter ihren Parolen nicht folge, diese nicht stur weiter propagieren.
Stattdessen müsse sie positive Tagesforderungen aufgreifen oder
entwickeln, für die es sich zu kämpfen lohne – auch wenn diese
notwendigerweise weniger radikal als das KPD-Programm ausfielen.505
Eine zweite Richtung um Heinrich Brandler, August Thalheimer und Clara
Zetkin stimmte Levis Ausführungen zwar grundsätzlich zu, hielt aber in der
speziellen Situation die Unterstützung der Arbeiterregierung für taktisch
falsch. Ein dritter, linker Flügel stand im fundamentalen Gegensatz zur
Linie Levis: Die Gruppe um Ernst Meyer, Paul Frölich, Hugo Eberlein und
Ernst Friesland lehnte die Zustimmung zur Arbeiterregierung grundsätzlich
ab. Solche taktischen Manöver würden die Klasse nur vom eigentlichen
Kampf ablenken. Aufgabe der KPD sei es vielmehr, ihre radikalen Parolen
zu propagieren und Kämpfe entlang dieser Forderungen zu führen.506
Der Parteitag wählte schließlich eine Führung, in der Vertreter aller drei
Strömungen vertreten waren.507 Dass aber Meyer sowohl bei dieser Wahl
als auch bei der zum Zentralwahlkomitee der KPD die meisten Stimmen
erzielte und sich zudem bei einer anderen Abstimmung durchsetzen konnte,
macht deutlich, dass seine linken Positionen auf breite Zustimmung unter
den Mitgliedern stießen.508 Zwar waren im Zuge des Heidelberger
Parteitags maßgebliche Teile der radikalen Strömungen aus der Partei
gedrängt worden – aber offensichtlich nicht alle. Die, die geblieben waren,
bildeten, so Koch-Baumgarten, „den Rest der alten und den Kern der neuen
linken Opposition“.509
Die Tatsache, dass die verschiedenen Richtungen die Parteiführung
stellten, spiegelte sich auch in der Politik der KPD in den Jahren 1920/21.
Diese schwankte von einem Extrem ins andere. Im Januar 1921 richtete die
Zentrale unter maßgeblichem Einfluss Levis einen „Offenen Brief“ an die
Führungen der anderen Arbeiterparteien und der Gewerkschaften.510 Hier
hatte sie eine Reihe von Punkten formuliert, in denen die einzelnen
Organisationen übereinstimmten (z. B. Verteidigung des Lebensstands der
Arbeiter, Aufhebung der Streikverbote) und rief sie zur Zusammenarbeit an
diesen Fragen auf. Mit diesem Brief ging die Zentrale, so Klaus Kinner,
„einen wichtigen Schritt in die Richtung einer an den Tagesaufgaben und
Tagesnöten der Werktätigen orientierten Politik, die gleichzeitig ihren
revolutionären, antikapitalistischen Anspruch nicht preisgab.“511 In der
Partei stieß dieser Ansatz jedoch auf Widerspruch. Nicht nur die Linken
Frölich und Meyer opponierten gegen Levis „Rechtskurs“, sondern auch
Brandler und Thalheimer. Zudem formierte sich in Berlin ein starker
oppositioneller Flügel um Ruth Fischer und Arkadij Maslow.512 Ihm
schlossen sich in den nächsten Wochen die Hamburger Organisation und
verschiedene kleinere Bezirke an.513 Auch in der Komintern war der Kurs
der Zentrale umstritten. Unterstützung erhielten die Verfasser des Offenen
Briefes von Lenin. Sinowjew und Bucharin stellten sich hingegen auf die
Seite des linken Flügels der KPD.
Den Linken schwebte ein wesentlich radikalerer Kurs vor. Sie fühlten
sich und ihre Partei im Aufwind. Die KPD war soeben (im Dezember 1920)
durch den Zusammenschluss mit dem linken Flügel der USPD zur
Massenpartei mit weit über 300.000 Mitgliedern geworden.514 Gerade
diejenigen, die aus der USPD gekommenen waren, brachten einen neuen
Radikalismus in die nun als Vereinigte Kommunistische Partei
Deutschlands (VKPD) firmierende Partei. In den Monaten zuvor hatte sie
sowohl die Niederschlagung eines Aufstands im Ruhrgebiet als auch die
unnachgiebige Haltung der SPD gegenüber Sozialisierungsforderungen
weit nach links getrieben.515 Sie kamen vor allem in die VKPD, weil, so
Harman, „sie jetzt von der Notwendigkeit einer mächtigen revolutionären
Partei, die auf revolutionärem Handeln gründete, überzeugt waren.“516 Zum
neuen Selbstbewusstsein trug zudem bei, dass die Partei im Februar 1921
bei den Wahlen zum Preußischen Landtag gebietsweise enorm hohe
Wahlergebnisse erzielte – vor allem in den mitteldeutschen
Industriegebieten. Im Wahlbezirk Halle beispielsweise kam die Partei auf
nahezu dreimal so viele Stimmen wie die SPD.517 Hinzu kam, dass die
sowjetischen Genossen bei jeder Gelegenheit auf eine Revolution in
Deutschland drängten.
In dieser Situation entwickelte der mittlerweile wieder dominante linke
Flügel der Parteiführung – Brandler hatte im Februar Levi als
Parteivorsitzenden abgelöst – die sogenannte Offensivtheorie. Die
Verfechter dieser Taktik argumentierten, dass eine kommunistische
Massenpartei im Zuge des Zusammenbruchs des Kapitalismus die Massen
durch radikale Aktionen „aufwecken“ könne. Dies würde die Instabilität
des Systems steigern und mehr Arbeiter zur Aktion treiben, bis schließlich
der Kampf um die Macht auf der Tagesordnung stünde. Ein führendes
Parteimitglied erklärte:

[…] wir sind so stark und die Situation ist so verhängnisschwanger, dass
wir daran gehen müssen, das Geschick der Partei und der Revolution
selbst zu zwingen … Wir haben jetzt von der Partei wegen die Offensive
zu übernehmen, zu sagen, wir warten nicht, bis man an uns herankommt,
bis wir vor Tatsachen stehen; wir wollen […] diese Tatsachen schaffen
…518

Doch die Massenbewegungen der Jahre von 1918 bis 1920 befanden sich
gerade auf dem Rückzug.519 In völliger Verkennung dieser Situation plante
die KPD-Führung einen Aufstand, dessen Zentrum in Mitteldeutschland
liegen sollte und zwar exakt in jener Region, in der die Partei kurz zuvor
ihre exorbitant hohen Wahlergebnisse erzielt hatte. Obwohl sehr schnell
deutlich wurde, dass die Erhebung scheitern würde, trieb die Parteiführung
um Heinrich Brandler sie weiter voran.520 Das Unterfangen nahm bisweilen
verzweifelte Züge an. Hugo Eberlein erklärte den Kommunisten in Halle,
sie müssten alle Mittel anwenden, um den Aufstand zu provozieren. Er
schlug sogar vor, man solle kommunistische Büros in die Luft sprengen, so
dass die Schuld der Polizei zugeschoben werden könne, um die Arbeiter
aufzubringen.521 Ähnlich kompromisslos waren die Parolen der lokalen
Führung: „Provozieren um jeden Preis! Stürzt Straßenbahnen um, schmeißt
Handgranaten …!“522 Darüber hinaus unterstützte die Partei die Aktivitäten
des noch ein Jahr zuvor aus der Partei ausgeschlossenen Kommunisten Max
Hoelz, der in der Region eine bewaffnete „Rote Garde“ organisierte. Dieser
„moderne Schinderhannes“ lieferte „der Polizei Gefechte und plünderte im
Namen der sozialen Gerechtigkeit das Land. Bei seinen Brandlegungen,
Sprengungen und Plünderungen ging es ziemlich systemlos zu“, urteilt
Werner T. Angress.523
Als es schließlich zum Aufstand kam, wurde er schnell von der Polizei
niedergeschlagen. Es gab zahlreiche Verhaftungen, auch Misshandlungen
und sogar standrechtliche Erschießungen sind überliefert. Extra
eingerichtete außerordentliche Gerichte verurteilten 4.000 Arbeiter in
Schnellverfahren zu insgesamt 3.000 Jahren Gefängnis und Zuchthaus. Bis
zum Juni 1921 wurden vier Todesurteile vollstreckt.524
Für die KPD hatte das Abenteuer „Märzaktion“ verheerende
Auswirkungen: Hunderte Kommunisten waren während der
Auseinandersetzungen getötet worden.525 Ganze Ortsgruppenleitungen und
viele bekannte Funktionäre wurden inhaftiert, die Immunität
kommunistischer Parlamentsabgeordneter aufgehoben. Schließlich kam
sogar der Parteivorsitzende Heinrich Brandler in Gewahrsam und wurde zu
fünf Jahren Festungshaft verurteilt.526 Aber nicht nur das: Die Märzaktion
schien alles zu bestätigen, was die Gegner der KPD schon immer über die
Partei behauptet hatten: Sie sei „undemokratisch“, „putschistisch“ und
„gewaltbereit“. Ein enormer Vertrauensverlust in der Arbeiterbewegung
war die Folge. Die Partei erfasste ein „regelrechter Mitgliederexodus“.527
Binnen weniger Monate verlor sie mehr als die Hälfte ihrer Anhänger.528
Anstatt nun eine ehrliche Auswertung zu vollziehen – wie von Clara
Zetkin in der ZA-Sitzung Anfang April gefordert – rechtfertigte die
Parteizentrale das Fiasko der Märzaktion. Sie stellte den Aufstandsversuch,
ihre eigene Politik und die Offensivstrategie als die einzig mögliche und
richtige revolutionäre Position dar.529 In einer von der Partei
herausgebrachten Broschüre mit dem Titel „Taktik und Organisation der
revolutionären Offensive – Die Lehren der Märzaktion“ hieß es: „Die
Parole der Partei kann also nichts anderes sein, als Offensive, Offensive um
jeden Preis, mit allen Mitteln, in jeder Situation, in der sich ernste
Möglichkeiten zum Erfolg bieten.“530
Paul Levi, der bereits im Februar als Kritiker der Offensivtheorie vom
Parteivorsitz zurückgetreten war, kritisierte die Märzaktion aufs Schärfste.
Er hatte, so Angress, „zusehen müssen, wie die Partei, die er mitgegründet
hatte, in den Händen von Stümpern, politischen Spekulanten und
wildgewordenen Idealisten gefallen war, denen es innerhalb einer kurzen
Wochenfrist nahezu gelungen war, den Namen des Kommunismus
gründlich in Verruf zu bringen.“531 In April veröffentlichte er die Broschüre
„Unser Weg“. Dort setzte er, um es mit Harmans Worten auszudrücken, „all
seine rhetorischen und sarkastischen Fähigkeiten ein, um nachdrücklich klar
zu machen, dass es Wahnsinn sei, eine ‚offensive‘ bewaffnete Aktion
einzuleiten, während die Masse der Arbeiter passiv verharrte“.532 In dieser
Schrift bezeichnete er die März-Aktion als „anarchistischen Hexensabbat“
und „größten Bakunisten-Putsch der bisherigen Geschichte“, als
„Kriegserklärung an die Arbeiterschaft“ und die Politik der Partei als
„völligen Bruch mit der Vergangenheit“. Zudem betonte er: „Ich halte die
Politik der deutschen Zentrale für das – wenn auch nicht so ausgeprägte –
Gegenstück zu der Haltung der damaligen KPD-Zentrale im Kapp-
Putsch.“533 Obwohl Levis Schrift eine scharfe Analyse der Märzereignisse
darstellte, war sie in einem Stil verfasst, mit dem er sich nur wenige
Freunde an der Parteibasis machen konnte.534 Mitte April wurde er „wegen
groben Vertrauensbruchs und schwerer Parteischädigung“ aus der KPD
ausgeschlossen.535 Die Partei verlor damit einen ihrer fähigsten Köpfe.536
Dennoch sollte seine Kritik Wirkung zeigen – wenn auch etwas verspätet.

3.4 Gegenreaktion: Die Phase der Einheitsfrontpolitik


(1921-1923)
Erst Mitte 1921 begann in der Partei eine ernsthafte Debatte über die
Märzaktion. Ihr Ergebnis war ein erneuter Kurswechsel der KPD, die sich
nun vom Linksradikalismus der vorangegangenen Jahre verabschiedete.
Beeinflusst wurde dieser Bruch mit der bisherigen Politik auch durch die
Diskussionen auf dem 3. Weltkongress der Komintern im Juni und Juli
1921, wo die Auswertung der Märzereignisse viel Raum einnahm. Leo
Trotzki griff dort die bis dahin uneinsichtige KPD-Zentrale scharf an:
Man gewinnt aus alledem den Eindruck, dass die Mitglieder der
deutschen Delegation die Sache noch immer so ansehen, dass man sie
um jeden Preis verteidigen muss, nicht untersuchen, nicht analysieren
[…]. Allein, Genossen, ich glaube, dass es für Ihre Situation in
Deutschland besser ist, in diese Frage Klarheit zu bringen. […] Wir sind
verpflichtet, der deutschen Arbeiterschaft klipp und klar zu sagen, dass
wir diese Offensivphilosophie als die größte Gefahr und in der
praktischen Arbeit als das größte politische Verbrechen auffassen.537

Der heftige Widerstand eines auf dem Kongress stark vertretenen linken
Flügels der Komintern verhinderte jedoch, dass es zu einer offiziellen
Verurteilung der Märzaktion kam.538 Den Ausschluss Levis aus der KPD
hingegen bestätigten die Delegierten formal. Lenin ließ jedoch keinen
Zweifel daran, dass er Levis inhaltliche Positionen teilte. Am Rande der
Konferenz erklärte er gegenüber Clara Zetkin: „[…] Paul Levis
Verurteilung wird nur wegen Disziplinbruchs erfolgen, nicht wegen seines
grundsätzlichen politischen Standpunktes. Wie wäre das auch möglich in
dem Augenblick, wo dieser Standpunkt in Wirklichkeit als richtig anerkannt
wird.“539 Die von Lenin und Trotzki vorangetriebene Neuausrichtung der
Komintern knüpfte dementsprechend an der von der KPD unter Levi
erprobten Taktik des Offenen Briefes an. Lenin forderte, diese müsse für
alle kommunistischen Parteien verbindlich werden.540
Hintergrund hierfür war eine Neueinschätzung der globalen politischen
Lage. Hatten die ersten beiden Kominternkongresse im Zeichen des
Aufschwungs revolutionärer Kämpfe und der Hoffnung des baldigen
Zusammenbruchs der kapitalistischen Staaten Europas gestanden, so ging
man nun von einer vorübergehenden Stabilisierung dieser Gesellschaften
aus.541 Aus dieser Einschätzung resultierte die Frage, wie kommunistische
Parteien in nichtrevolutionären Zeiten zu agieren hätten. In den vom
Kongress verabschiedeten „Thesen über die Taktik“ hieß es, Ziel müsse nun
die „Eroberung des ausschlaggebenden Einflusses auf die Mehrheit der
Arbeiterklasse, das Hineinführen ihrer entscheidenden Teile in den
Kampf“542 sein. Dies könne nur durch die Teilnahme an allen Kämpfen der
Arbeiterschaft geschehen – auch an Kämpfen, die keineswegs auf die
Überwindung des Kapitalismus abzielten. „Zu den Massen“ lautete
dementsprechend die Parole des Kongresses.543 Dafür notwendig seien
ernst gemeinte Angebote an die Führungen und Mitgliedschaft der anderen
Arbeiterorganisationen zu gemeinsamen Aktionen. Insgesamt blieb die neue
strategische Ausrichtung jedoch noch recht schemenhaft.
Etwas konkreter waren die Beschlüsse des 7. Parteitages der KPD, der
im August 1921 in Jena tagte. Obwohl die Kritik an der Märzaktion hier
verhaltener als beim Kominternkongress formuliert wurde,544 vollzog die
Partei eine 180-Grad-Wendung. Sie entwickelte mit der Einheitsfrontpolitik
eine Taktik, deren Anwendung ihr in den kommenden Jahren einen
enormen Mitgliederzuwachs bescheren sollte.545 Herausragender Verfechter
der Einheitsfront wurde ein (ehemaliger) Linker: Ernst Meyer – noch ein
Jahr zuvor ein scharfer Gegner des Offenen Briefes – schwörte nun den
Jenaer Parteitag auf die neue Taktik ein.546 Bereits in seinem einleitenden
Referat nahm er, der seit Brandlers Verhaftung de facto die Partei führte,
Bezug auf den Offenen Brief. Diesem habe ein richtiger Gedanke zugrunde
gelegen – nämlich der Versuch, „die gesamte Arbeiterschaft zum Kampfe
zusammenzuschließen, um bestimmte Forderungen durchzusetzen, die so
einleuchtend waren und deren Verwirklichung für die Arbeiterschaft so
notwendig war, dass es keinen Arbeiter geben kann, der nicht diesen
Forderungen zustimme und seine Bereitschaft zum Kampfe für die
Durchsetzung dieser Forderungen erklärte.“ Die Befürchtungen des linken
Flügels aufgreifend, erklärte Meyer weiter, eine solche Politik würde
keinesfalls die Aufgabe kommunistischer Positionen bedeuten: „Diese
Forderungen sind für uns nur Mittel zum Zweck und nicht der Zweck selbst
– Mittel zum Zweck der Sammlung des Proletariats zum Kampfe.“ Wenn es
die KPD verstehe, diese Kämpfe richtig zu führen, würden die Massen
„erkennen, dass nicht Reformen, nicht Verbesserungen, nicht bloße Abwehr
des Schlimmsten sondern allein der Kommunismus die Befreiung der
Arbeiterschaft bringen kann.“547
Grundannahme dieser Politik war, dass die KPD die Gesellschaft nur
dann verändern könnte, wenn sie dafür die Unterstützung der Mehrheit der
Arbeiterschaft hätte – ein Gedanke, den bereits Rosa Luxemburg im
Spartakus-Programm formuliert hatte.548 Im Jahr 1921 stand jedoch nur
eine Minderheit der Arbeiter hinter der KPD, die Mehrheit orientierte sich
weiterhin an der SPD und versprach sich von ihr konkrete Verbesserungen
in der katastrophalen sozialen Lage der Nachkriegszeit. Bisherige Versuche,
sozialdemokratische Anhänger durch Beschimpfungen der SPD, durch
ständiges Vorhalten ihres Verrates oder durch eine abstrakte
Gegenüberstellung kommunistischer und sozialdemokratischer Prinzipien
für die KPD zu gewinnen, waren offensichtlich gescheitert. Die zunächst
von Levi exekutierte und nun von Meyer formulierte Taktik zeigte einen
anderen Weg auf. Ihre Idee war: Wenn die Anhänger der SPD glaubten,
dass ihre Partei für sie eintreten und echte Verbesserungen für sie
durchsetzen würde, müsse die KPD in der Praxis zeigen, dass sie als einzige
Kraft Willens und in der Lage sei, solche Verbesserungen wirklich
durchzusetzen. Wenn die SPD etwa höhere Löhne fordere, müsse die KPD
sie offiziell auffordern, zusammen für dieses Ziel zu kämpfen, und zwar vor
allem durch gemeinsame außerparlamentarische Aktivitäten. Weigere sich
die SPD auf dieses Angebot zur Zusammenarbeit einzugehen, entlarve sie
sich selbst vor ihren Anhängern. Sei sie zu gemeinsamen
außerparlamentarischen Aktionen bereit, würden eben diese Aktionen den
Arbeitern zeigen, dass sie durch ihre eigene Kraft viel mehr bewirken
könnten als durch das passive Abwarten auf parlamentarische
Entscheidungen. Zudem war diese Politik dazu geeignet, das Argument der
Sozialdemokraten zu widerlegen, die Kommunisten würden die
Arbeiterbewegung spalten.549
Zentrales Element der kommunistischen Einheitsfrontvorstellungen war
die radikalisierende Dynamik von außerparlamentarischen Kämpfen und
Streiks. Nicht die Radikalität einer Forderung an sich galt als wesentliches
Kriterium. Viel wichtiger war es, Forderungen aufzustellen, die nur in
gemeinsamen Aktivitäten gegen Staat und Bürgertum durchsetzbar waren,
wie auch Meyer erklärte: „Nicht ein paar Forderungen mehr oder weniger
entscheiden heute über die Stärke der Bewegung. Viel wichtiger ist es, dass
selbst die bescheidensten Forderungen durch die eigene Aktion der
Arbeiterschaft […] durchgesetzt werden.“550 Auch wenn sich die
Einheitsfrontangebote formal an die Spitze der SPD richteten, zielten sie
vor allem darauf ab, in gemeinsamen Kämpfen die Selbstaktivität an der
Basis zu entfachen.
Eine erste Möglichkeit zur Erprobung der neuen Taktik bot sich der KPD
direkt im Anschluss an den Jenaer Parteitag. Am 26. August 1921
ermordeten Angehörige des rechtsradikalen Freikorps Oberland und der
nationalistischen Terrorgruppe „Organisation Consul“ den prominenten
Zentrumspolitiker Matthias Erzberger. Der Mordanschlag löste eine Welle
der Entrüstung aus.551 In den folgenden Tagen fanden in ganz Deutschland
Protestkundgebungen statt, die ihren Höhepunkt am 31. August erfuhren,
als landesweit fünf Millionen Menschen gegen den Mord demonstrierten.552
Zuvor hatte das KPD-Organ „Rote Fahne“ einen Aufruf veröffentlicht, in
dem es zur Teilnahme an den Protesten, zum „Zusammenschluss des
gesamten arbeitenden Volkes“ und zur Bildung einer „geschlossenen Front
des gesamten Proletariats“ aufrief. Ziel sei die „restlose Entwaffnung der
reaktionären Formationen“, die „Entfernung aller offenen und versteckten
Monarchisten aus der Reichswehr, Verwaltung und Justiz“ und die
„Freilassung aller proletarischen Gefangenen“.553 Auch wenn die
Bewegung sich relativ bald wieder verlief, machte sie den Bruch der KPD
mit ihrer bisherigen Taktik nun auch öffentlich deutlich.
In den kommenden zwei Jahren sollte die Einheitsfronttaktik zum
konstituierenden Element kommunistischer Politik werden. Ende 1921
wurde sie dann auch offiziell von der Komintern übernommen.554 Die KPD
bot in dieser Zeit anderen Arbeiterorganisationen vor allem in
wirtschaftlichen Fragen die Aktionseinheit an – so beispielsweise während
eines Eisenbahnerstreiks im Frühjahr 1922.555 Die staatlich angestellten
Eisenbahner forderten damals eine der Inflation angepasste Lohnerhöhung.
Doch die Regierung, an der auch die SPD beteiligt war, wies diese
Lohnforderungen zurück. Stattdessen versuchte sie sogar, eine
Arbeitszeitverlängerung durchzusetzen und 20.000 Beschäftigte zu
entlassen. Daraufhin beschloss die eher konservative, nicht im ADGB
vertretene Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamter, in den Streik
zu treten. Der sozialdemokratisch geprägte Deutsche Eisenbahner-Verband
(DEV) hingegen unterstützte den Aufruf nicht – aus Rücksicht auf die
Regierung. Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) verbot sogar den
Ausstand. Trotzdem beteiligten sich 800.000 Eisenbahner daran.556
Einzig die KPD unterstützte die Reichsgewerkschaft deutscher
Eisenbahnbeamter vorbehaltlos und forderte die Führungen von SPD,
USPD, ADGB und DEV auf, gemeinsame Maßnahmen zur Unterstützung
der Streikenden zu beraten. Auf lokaler Ebene waren diese Bemühungen
tatsächlich fruchtbar. In mehreren Städten unterstützten
freigewerkschaftlich organisierte Arbeiter den Streik.557 Die
Reichsleitungen der angesprochenen Organisationen lehnten jedoch die
Zusammenarbeit ab, so dass der „bis dahin größte Streik im Verkehrswesen
Deutschlands“558 schließlich nach einer Woche zusammenbrach.
Für die Kommunisten stellte der Arbeitskampf dennoch einen Erfolg dar,
wie die Parteiführung befand: „Wir können mit der Haltung unserer Partei
während der ganzen Streikbewegung sehr zufrieden sein.“559 Der
Vorsitzende Meyer resümierte: „Die Isolierung, in der wir uns zum Teil von
der Arbeiterschaft befanden, ist beseitigt worden. Unser Einfluss bei den
Beamten und deren Vertrauen zu uns ist gerade durch die Streikbewegung
außerordentlich gesteigert worden.“560 Auch die Hamburger Polizei
beobachtete, dass „die KPD nach dem Zusammenbruch des
Eisenbahnerstreiks einen größeren Mitgliederzuwachs zu verzeichnen
hat“.561 Und noch fast ein Jahr später, beim vierten Weltkongress der
Komintern, lobte deren Vorsitzender Sinowjew die Politik der KPD
während des Eisenbahnerstreiks als ein „klassisches Beispiel für die richtige
Anwendung der Taktik der Einheitsfront“.562
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel bildete die Kampagne anlässlich des
Mords an Außenminister Walter Rathenau. Am 24. Juni 1922 war der
jüdische Politiker von der Deutschen Demokratischen Partei im offenen
Fond seines Wagens durch mehrere Schüsse aus einer Maschinenpistole
getötet worden. Wie schon beim Mord an Erzberger stammten die Täter aus
der rechtsradikalen „Organisation Consul“. Und wieder war die Empörung
und Wut im linken und republikanischen Lager groß. Winkler meint, die Tat
habe die Republik wie „kein anderes Ereignis seit dem Kapp-Lüttwitz-
Putsch“ erschüttert.563 Bereits am nächsten Tag fand die erste
Massendemonstration in Berlin statt, weitere folgten. Für den 27. Juni – den
Tag der Beisetzung Rathenaus – riefen die Gewerkschaften zu einem
halbtägigen Generalstreik im ganzen Land auf. Die Kommunisten zogen
daraufhin einen eigenen Aufruf für einen Generalstreik am 26. Juni zurück
und schlossen sich jenem der Gewerkschaften an.564 Große Teile der
organisierten Arbeiterschaft beteiligten sich an dem Ausstand, ebenso
erhebliche Teile der Angestellten und der Beamten. In allen großen Städten
fanden Demonstrationen statt, deren Gesamtteilnehmerzahl in die Millionen
ging.565
Wenige Stunden nach der Ermordung Rathenaus hatte die KPD-Führung
SPD und USPD zu einer gemeinsamen Konferenz aufgefordert, um
Abwehrmaßnahmen gegen den rechten Terror zu beraten. Die SPD verhielt
sich zunächst ablehnend, stimmte dann aber – vermutlich unter dem Druck
der Proteste – zu.566 So unterzeichneten die drei Parteien am 27. Juni eine
Übereinkunft, der sich auch ADGB und der Allgemeine freie
Angestelltenbund (AfA-Bund) anschlossen. In dem „Berliner Abkommen“
bezeichneten Papier forderten sie ein Gesetz zum Schutz der Republik.
Dieses müsse das „sofortige Verbot und strenge Bestrafung jeder
monarchistischen und antirepublikanischen Agitation […], Verbot und
sofortige Auflösung aller monarchistischen oder antirepublikanischen
Verbindungen. Verbot der monarchistischen Farben und Fahnen“
enthalten.567 Einen Generalstreik für diese Ziele konnte die KPD zwar nicht
durchsetzen, wohl aber einen weiteren Aktionstag am 4. Juli, bei dem
erneut Hunderttausende auf die Straße gingen. Ernst Meyer schrieb zu
dieser Zeit an seine Frau: „Die Situation ist glänzend für uns; die beiden
Abkommen und Dienstag-Demonstrationen gemeinsam, aber freie Kritik
gegenüber SPD u. USP. Die Gewerkschaften haben großen Respekt vor
uns.“568 Das Bündnis hielt zwar nicht lange.569 Dennoch hatte die KPD in
dieser Kampagne zeigen können, dass sie – die eigentlich die Überwindung
des Parlamentarismus durch eine Räterepublik anstrebte – die Kraft war, die
entschieden für die Verteidigung der Republik gegen die extreme Rechte
eintrat und bereit war, für dieses Ziel mit den anderen linken Kräften
zusammen zu kämpfen.
Auch in der Folge führte die KPD diese Bündnispolitik fort.570 Im
Nachhinein betrachtet können die Jahre der Einheitsfrontpolitik (1921-23)
als eine der erfolgreichsten Phasen in der Geschichte der Weimarer KPD
bezeichnet werden. Es gelang der Partei, den durch die Märzaktion
verlorenen Einfluss in der Arbeiterbewegung zurückzugewinnen.571 So
stieg im ersten Jahr der Anwendung der Einheitsfronttaktik die
Mitgliedszahl auf knapp 225.000 an572 – ein Zuwachs von 50.000 bis
90.000.573 Bis September 1923 kamen noch einmal 70.000 neue Mitglieder
hinzu.574 Der gestiegene Einfluss schlug sich auch in mehr Wählerstimmen
nieder. Bei allen Landtagswahlen der Jahre 1922 und 1923 verbesserte die
Partei ihre vorherigen Ergebnisse deutlich: In Sachsen (November 1922)
erhielt sie mehr als doppelt so viele Stimmen, in Bremen (November 1923)
konnte sie ihr Ergebnis verdreifachen und in Braunschweig (Januar 1922)
und Oldenburg (Juni 1923) sogar verfünffachen. Bei den Landtagswahlen in
Mecklenburg-Strelitz (Juli 1923) und den Volkstagswahlen in Danzig
(November 1923) erzielte die KPD sogar ihre besten Ergebnisse der
gesamten Weimarer Zeit.575 Anfang des Jahres 1923 regierten
Kommunisten in über 80 Gemeinden, in weiteren 170 waren sie stärkste
Partei, in vielen hundert Kommunalparlamenten verfügten sie gemeinsam
mit der SPD über die Mehrheit der Sitze.576 In den Gewerkschaften nahm
der kommunistische Einfluss ebenfalls zu. So stellte die Partei beim 11.
Kongress des ADGB im Juni 1922 etwa ein Achtel der Delegierten (90 von
691). Dies war, so Flechtheim, „mehr als die KPD je vorher oder nachher in
der ganzen Weimarer Zeit auf einen Gewerkschaftskongress mustern
konnte!“577 Bis 1923 verfügte die Partei zudem über eine große Zahl von
Gewerkschaftsangestellten und dominierte eine ganze Reihe von
Ortsverwaltungen der freien Gewerkschaften.578 Doch dann sollte sich
etwas ereignen, das die Entwicklung der Partei auf Jahre hinaus prägen
würde.
3.5 Der Deutsche Oktober (1923)
Immer wieder hatten die russischen Kommunisten nach Mitteleuropa
geschaut. Nur eine erfolgreiche Revolution in einem hochindustrialisierten
Land wie Deutschland könnte, so dachten sie, ihre junge Sowjetrepublik
aus der Isolation befreien. Im Laufe des Jahres 1923 verdichteten sich dann
auf einmal die Anzeichen dafür, dass es tatsächlich so weit sein könnte: Die
Weimarer Republik erlebte ihre bis dahin tiefste Krise. Eine Revolution in
Deutschland erschien plötzlich wieder möglich.579
Genährt wurde die Krise durch verschiedene Faktoren: Da sich
Deutschland mit den Reparationszahlungen im Verzug befand, besetzten im
Januar französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. Daraufhin kam
es dort in den kommenden Monaten zu aufstandsähnlichen Streiks. Zudem
erfasste eine beispiellose Inflation das Land: Im November 1923 musste
man für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark zahlen. Bilder aus dieser Zeit
seien „in die soziale Mythologie auch weit außerhalb Deutschlands“
eingegangen, schreibt Harman: „Menschen, die mit Pappkartons in
Schlangen vor der Bank standen, um hunderte von Banknoten wegzutragen,
die sie zum Kauf nur einiger weniger lebensnotwendiger Dinge brauchten;
Arbeiter, die um elf Uhr entlohnt wurden, damit sie noch schnell einkaufen
konnten, bevor sich die Preise am Mittag verdoppelten; der Student, der
beobachtete, wie der Preis seiner Tasse Kaffee um 80 Prozent stieg,
während er sie trank; Eine-Million-Mark-Scheine, die zum Tapezieren
benutzt wurden.“580 Besonders hart traf die Geldentwertung die
Arbeiterschaft, aber auch die Mittelschicht litt unter der Hyperinflation.
Viele Menschen verloren ihr gesamtes Vermögen, das sie in Staatsanleihen,
Pfandbriefen oder Sparkassenguthaben angelegt hatten.581
Die Republik befand sich in einem fragilen Zustand. Mitte des Jahres
setzte eine ständig wachsende Welle von Unruhen und Streiks ein. Im Mai
erlebte Deutschland die größten Landarbeiterkämpfe seiner bisherigen
Geschichte. Darauf folgten im Juni Lohnstreiks der oberschlesischen
Bergarbeiter. Zur gleichen Zeit traten Seeleute in Hamburg, Bremen,
Emden, Lübeck und Danzig in den Ausstand. Anfang Juli legten Berliner
Metallarbeiter die Arbeit nieder. Hinzu kamen Teuerungsunruhen und
Erwerbslosendemonstrationen.582
Die traditionellen Organisationen der Arbeiterbewegung steckten in
einer tiefen Krise. Die Mitgliedsbeiträge, die Gewerkschaften und
Sozialdemokratie einzogen, waren nichts mehr wert. Der Historiker Arthur
Rosenberg, der diese Zeit miterlebte, berichtet: „Im Verlaufe des Jahres
1923 nahm die Kraft der SPD ständig ab. […] Vor allem die freien
Gewerkschaften, die stets die Hauptstütze des sozialdemokratischen
Einflusses gewesen waren, befanden sich in voller Auflösung. […]
Millionen von deutschen Arbeitern wollten von der alten
Gewerkschaftstaktik nichts mehr wissen und verließen die Verbände.“ 583
Gehörten im Jahr 1922 noch acht Millionen Menschen den freien
Gewerkschaften an, so waren es 1924 nur noch vier Millionen.584
Viele Arbeiterinnen und Arbeiter radikalisierten sich, so dass vor allem
die Kommunisten von der Situation profitierten. Trotz der Krise stieg die
Zahl ihrer Mitglieder zwischen September 1922 und September 1923 von
fast 220.000 auf knapp 300.000 an. Der Absatz ihrer Zeitungen nahm um
mehrere zehntausend Exemplare zu. „Diese Zahlen sind umso
bemerkenswerter“, merkt Wenzel an, „als die Inflation ganz allgemein
einen Rückgang der Abonnentenzahlen der deutschen Tageszeitungen zur
Folge hatte“.585 Auch in den Gewerkschaften erhöhte sich der
kommunistische Einfluss – vor allem unter den Metall- und den
Textilarbeitern. Hier konnte die Partei im Sommer in mehreren industriellen
Zentren bei Wahlen zu den Verbandstagen Mehrheiten erringen. Bei
Landtagswahlen konnten die Kommunisten ebenfalls beachtliche
Ergebnisse erzielen – obwohl die zu dieser Zeit nur in ländlichen Gebieten
stattfanden, in denen die KPD traditionell schwach war.586 Weber vermutet,
dass es der Partei „zeitweise gelang, die Mehrheit der sozialistisch
orientierten Arbeiter auf ihre Seite zu ziehen.“587 Wie stark der Einfluss der
KPD im Jahr 1923 war, illustriert auch die Tatsache, dass sich an einem
Ende Juli von den Kommunisten veranstalteten „Antifaschistentag“
reichsweit mehrere hunderttausend Menschen beteiligten.588
Gleichzeitig wurde aber auch die radikale Rechte stärker. Sie profitierte
von der seit Januar anhaltenden Besetzung des Ruhrgebiets. Die
Reichsregierung hatte zum passiven Widerstand aufgerufen, woraufhin die
nationalistische Stimmung im Land zunahm. In Teilen des Reiches
entwickelte sich eine völkisch-faschistische Massenbewegung. Im
Ruhrgebiet spielten rechtsradikale Kräfte eine wichtige Rolle im
Widerstand.589 Vor allem aber in Bayern waren die reaktionären Kräfte
stark. Die ganze deutsche Gesellschaft war „bis auf ihre Fundamente
aufgewühlt“, schreibt Flechtheim, „fast alle Schichten verloren den
Glauben an die bestehende Ordnung“.590 Gerüchte über einen
bevorstehenden Bürgerkrieg machten die Runde. „Wir tanzen auf einem
Vulkan“, warnte der liberale Politiker Gustav Stresemann, „und wir stehen
vor einer Revolution, wenn wir nicht durch eine ebenso entschlossene wie
kluge Politik die Gegensätze versöhnen können.“591
Im August 1923 führte eine Streikwelle zum Sturz der Regierung des
konservativen Kanzlers Wilhelm Cuno.592 Nun begannen auch die
russischen Kommunisten sich für die Situation in Deutschland zu
interessieren. Der Komintern-Vorsitzende Sinowjew schrieb am 15. August,
dass sich in Deutschland eine revolutionäre Krise nähere. Eine Woche
später traf sich das Politbüro der KPR gemeinsam mit Vertretern der
Komintern (Radek und Kuusinen) und der deutschen Partei (Hoernle und
Walcher). Die Anwesenden kamen zu der Einschätzung, dass die Zeit für
einen Aufstand in Deutschland reif sei.593 Das Politbüro ernannte daraufhin
eine fünfköpfige Kommission, bestehend aus Sinowjew, Stalin, Trotzki,
Radek und Tschitscherin, um die Vorbereitungen zu koordinieren.594 Die
Komintern rief speziell hierfür eine Konferenz in Moskau ein, zu der auch
Delegierte kommunistischer Parteien aus Deutschlands Nachbarstaaten
eingeladen wurden.595
Zugleich bereiteten sich die kommunistischen Parteien Frankreichs,
Englands und Belgiens darauf vor, eine eventuelle Intervention ihrer
Regierungen gegen einen deutschen Arbeiterstaat durch einen Generalstreik
zu verhindern. Ihre Schweizer Genossen hielten an der Grenze ein kleines
Expeditionskorps in Bereitschaft. Die kommunistischen Seeleute- und
Transportarbeiterorganisationen sollten alles ihnen Mögliche unternehmen,
um Waffentransporte zu verhindern, die gegen die deutsche Revolution
eingesetzt werden könnten. Russland stellte große Mengen Getreide bereit
und richtete einen Sonderfonds für die deutschen Revolutionäre in Höhe
von mindestens 400.000 Dollar ein.596 Alle Parteimitglieder, die deutsch
sprachen, wurden registriert und sollten gegebenenfalls nach Deutschland
geschickt werden.597 Die sowjetische Führung war sogar bereit, das Risiko
eines Krieges mit Frankreich, Polen und der Tschechoslowakei in Kauf zu
nehmen.598 Ein Plan der Militärkommission des ZK der KPR vom Oktober
1923 sah dementsprechend die Mobilmachung von bis zu 2,5 Millionen
Angehörigen der Roten Armee vor. Diese sollten, falls erforderlich, der
deutschen Revolution zur Hilfe kommen. Bereits im Vorfeld wurden 13
russische Militärspezialisten nach Deutschland geschickt.599
Nach den Schwierigkeiten, in denen das nachrevolutionäre Russland
steckte, und den Niederlagen der revolutionären Bewegungen im Westen
schien die Vision von 1917 plötzlich wieder in greifbare Nähe zu rücken.
Ein Sieg der Arbeiterklasse in Deutschland – einem hoch industrialisierten
Land mit einer traditionsreichen, starken Arbeiterbewegung – hätte den
Weg bereiten können für eine erneute revolutionäre Phase, an deren Ende
die Vereinigten Staaten der Arbeiter- und Bauernrepubliken Europas stehen
würden. Trotzki war sich sicher, dass sowohl die Französische Revolution
als auch die Oktoberrevolution „gänzlich unbedeutend“ seien im Vergleich
zu jenen Ereignissen, „die jetzt in Mitteleuropa näher rücken“.600
Die Lethargie und Hoffnungslosigkeit der Nachbürgerkriegsjahre in
Russland war wie verflogen.601 Selbst die Differenzen innerhalb der
Parteiführung traten für einige Zeit in den Hintergrund. Die Aussicht auf
eine siegreiche Revolution in Deutschland löste bei der Bevölkerung der
großen Städte helle Begeisterung aus. Jugendliche sammelten Spenden für
die deutsche Revolution und fanden dadurch „zum Enthusiasmus ihrer
Vorgänger von 1917 zurück, zum Fieber der Massenversammlungen“,
schreibt Broué.602 Selbst unzufriedene Arbeiter hielten sich in dieser Zeit
mit Protesten zurück. Jean-Jacques Marie berichtet beispielsweise von
Bergleuten des Donbass, die allein deshalb nicht den Kampf gegen ihre
Verwaltung aufnahmen, weil sie die Partei nicht schwächen wollten. Sie
fürchteten, der deutschen Revolution einen indirekten Schlag zu
versetzen.603
Unterdessen liefen in Deutschland die Vorbereitungen für den Aufstand
auf Hochtouren. Die KPD baute einen militärischen Apparat auf und
gründete ein „Revolutionskomitee“, dem auch russische Offiziere
angehörten. Sie teilte das Land in militärisch-politische Befehlseinheiten
auf, entsandte Ausbilder und organisierte Waffen. Die Kommunisten trafen
Vorbereitungen zur Übernahme der Verwaltung, des Verkehrswesens, des
Post- und Fernmeldewesens sowie aller anderen Zweige des öffentlichen
Lebens. Dies ging einher mit der vollständigen Mobilisierung der Partei.
Wenzel resümiert, dass „die kommunistischen Aufstandsvorbereitungen mit
aller Ernsthaftigkeit betrieben wurden und eine Vielseitigkeit annahmen,
wie sie bis dahin in Deutschland unbekannt war.“604 Broué ergänzt: „Die
Arbeit zur Vorbereitung des Aufstandes war wahrscheinlich ein
Meisterwerk in ihrer Art, so sorgfältig wie jede Kleinigkeit und jede Frage
behandelt wurde.“605
Bereits zu Beginn des Jahres hatten die Kommunisten „Proletarische
Hundertschaften“ gegründet. Hierbei handelte es sich um Arbeitermilizen,
denen auch Sozialdemokraten und Parteilose angehörten. In einigen
Ländern, darunter in Preußen, wurden diese Hundertschaften verboten. Am
10. und 16. Oktober 1923 traten die Kommunisten schließlich in Sachsen
und Thüringen in die von linken Sozialdemokraten geführten bisherigen
Minderheitsregierungen ein.606 Dieser Schritt war als weiterer Mosaikstein
in den vielfältigen Revolutionsvorbereitungen gedacht. Er sollte unter
anderem dazu dienen, die Proletarischen Hundertschaften, die in Sachsen
und Thüringen erlaubt waren, aus den Beständen der jeweiligen
Landespolizei zu bewaffnen. Zudem wollten die kommunistischen Minister
ihre Positionen dazu verwenden, die gesamte Arbeiterklasse zu ihrer
Verteidigung zu mobilisieren, sollten die Reichswehr oder rechtsradikale
Milizen aus Bayern in die rot-rot regierten Länder einmarschieren.607
Als Termin für den Beginn der Revolution hatten die Kommunisten den
9. November festgelegt, den Jahrestag der Novemberrevolution von 1918.
Ausgehen sollte der Aufstand von einem Reichsbetriebsrätekongress, der
zum Generalstreik ausrufen würde. Doch die Planungen gerieten
durcheinander. Die Lage im Land hatte sich mittlerweile verändert. Ende
September hatte Stresemann, mittlerweile Reichskanzler einer Großen
Koalition aus SPD, Zentrum, DVP und DDP, das Ende des passiven
Widerstands gegen die Ruhrbesetzung ausgerufen. Am selben Tag erklärte
Präsident Friedrich Ebert den Ausnahmezustand im Reich, wodurch die
Exekutivgewalt auf Wehrminister Otto Geßler überging.608 Kurze Zeit
später erließ die Reichsregierung eine Rentenmarkverordnung, um die
Währung zu stabilisieren und der Inflation ein Ende zu bereiten.609
Bereits am Tag des Regierungseintritts der KPD in Sachsen forderte der
dortige Befehlshaber der Reichswehrtruppen ein Verbot der Proletarischen
Hundertschaften und ähnlicher Verbände. Die sächsische Landesregierung
weigerte sich jedoch, dem nachzukommen. Daraufhin ließ die
Reichsregierung am 20. Oktober die Armee in den Freistaat einmarschieren
und setzte – unter Berufung auf den Notverordnungsartikel 48 – die legal
zustande gekommene rot-rote Regierung ab.610
Auf den Reichsbetriebsrätekongress konnten die Kommunisten nun nicht
mehr warten. Die KPD-Führung sah sich gezwungen, den Aufstand
vorzuverlegen. Am Abend des 20. Oktober entschied die Zentrale, dass die
nächstmögliche Gelegenheit genutzt werden müsse, um zum Widerstand
gegen die Reichswehrbesetzung Mitteldeutschlands aufzurufen. Der Zufall
wollte es, dass am nächsten Tag in Chemnitz eine Arbeiterkonferenz
stattfinden sollte. Sie war bereits einige Tage zuvor von den Ministern
Georg Graupe (SPD), Fritz Heckert und Paul Böttcher (beide KPD)
einberufen worden. Eigentlich wollte hier die sächsische Regierung mit
Delegierten verschiedener Arbeiterorganisationen über die Ernährungslage
des Landes beraten. Die KPD-Zentrale beschloss aber nun, die Stimmung
auf der Konferenz zu sondieren und gegebenenfalls die Ausrufung des
Generalstreiks gegen die Besetzung zu beantragen. Der wiederum sollte das
Signal für den Beginn des „Deutschen Oktober“ sein.
Die Konferenz wurde jedoch zum Desaster. Als der KPD-Vorsitzende
Heinrich Brandler den Antrag stellte, sofort den Generalstreik gegen den
Reichswehreinmarsch auszurufen, stieß er auf eisige Ablehnung. Die
sozialdemokratischen Teilnehmer drohten gar damit, augenblicklich den
Saal zu verlassen, falls die Kommunisten auf ihrer Forderung beharren
würden. Selbst kommunistische Delegierte zögerten. Schließlich gab
Brandler nach. Die Konferenz endete ohne Aufruf zum Generalstreik. Noch
am selben Abend entschied die KPD-Zentrale, die Vorbereitungen für den
Umsturz abzubrechen. Der Deutsche Oktober, auf den KPD und Komintern
wochenlang intensiv hingearbeitet hatten, fiel einfach aus.611 Lediglich in
Hamburg und dessen Umland fand am 23. Oktober ein isolierter Aufstand
statt, dessen Auslöser bis heute nicht vollständig geklärt ist.612
Derweil bemühte sich auch die extreme Rechte, Kapital aus der Krise zu
schlagen. Mit Adolf Hitler und Erich Ludendorff an ihrer Spitze unternahm
sie am 9. November von München aus den Versuch eines Staatsstreiches.613
Der „Hitler-Putsch“ scheiterte kläglich, und so stand am Ende des Jahres
1923 die Republik von Weimar gefestigter da, als man es noch wenige
Monate zuvor für möglich gehalten hätte. Die „Phase der relativen
Stabilisierung“, die nun eintrat, ging einher mit einer Schwächung der
deutschen Arbeiterbewegung. Denn die Unternehmer konnten zwei
wichtige Siege erringen: Der Achtstundentag, eine der Errungenschaften
der Novemberrevolution, wurde abgeschafft und die staatliche
Zwangsschlichtung von Tarifauseinandersetzungen eingeführt.614
Der letzte Funke Hoffnung auf eine erfolgreiche deutsche Revolution,
die der jungen Sowjetrepublik zur Hilfe eilen würde, war erloschen. „Es
begann“, so Wenzel „nicht ‚ein neues Kapitel in der Geschichte der
proletarischen Weltrevolution‘, sondern die Weltrevolution, wie sie die
bolschewistischen Führer seit 1917 herbeigesehnt hatten, wurde praktisch
zu Grabe getragen.“615 Der „Aufstand, der nicht stattfand“616 hatte
gravierende Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung der KPD.
Kurzfristig bedeutete er vor allem ein Ende des Einheitsfrontkurses.
Verantwortlich hierfür: Die Linke, die nun die Parteiführung übernahm.

3.6 Die Linke im Parteivorstand (1924-1925)


Das Scheitern des Aufstandes im Oktober 1923 führte die KPD in eine tiefe
Krise. Sie war bis März 1924 verboten und verlor – wieder einmal – mehr
als die Hälfte ihrer Mitglieder.617 Innerhalb der Partei setzte eine
Diskussion über die Schuld an dem Debakel ein, in der sich drei Fraktionen
gegenüberstanden. Der Vorsitzende Heinrich Brandler, zwei Jahre zuvor
noch Verfechter der Offensivtheorie, fand sich nun auf dem rechten
Parteiflügel wieder. Dessen Vertreter (neben Brandler waren dies vor allem
August Thalheimer und Jacob Walcher) waren der Ansicht, dass die
Ursache für die Oktoberniederlage in der damaligen Kräftekonstellation zu
suchen sei. Der Einfluss der SPD auf die Arbeiterschaft sei zu stark und ein
Aufstand daher aussichtslos gewesen. Dementsprechend sei der Rückzug
„unvermeidlich und richtig“ gewesen.618 Daneben befand sich die
„Mittelgruppe“, der sich die Mehrheit der Zentrale (Wilhelm Koenen,
August Kleine, Edwin Hoernle, Hugo Eberlein) zugehörig fühlte. Diese
Strömung stand grundsätzlich auf dem Standpunkt der Rechten, kritisierte
aber, dass der Rückzug kampflos statt in Teilkämpfen und
Rückzugsgefechten durchgeführt wurde. Für die Niederlage machte sie
Brandler verantwortlich. In diesem Punkt war sie sich mit der dritten
Strömung einig: der Linken. Diese war zwar in der Parteiführung nicht
vertreten, hatte aber große Teile der Basis hinter sich. Die Linken waren der
Meinung, dass im Oktober eine „objektiv-revolutionäre“ Situation
bestanden hätte. Die Niederlage wäre nicht im Kräfteverhältnis innerhalb
der Arbeiterbewegung begründet gewesen, sondern im Versagen der KPD,
vor allem der Parteileitung. Der Hauptfehler sei die Einheitsfronttaktik
gewesen.619 Führende Vertreter dieses Flügels waren davon überzeugt, dass
Deutschland weiterhin vor einer Revolution stände.620
Bei den Linken handelte es sich um die Anfang 1921 entstandene
Strömung um Frölich, Friesland und Meyer. Als diese jedoch nach dem
Debakel der Märzaktion zur Einheitsfrontpolitik übergegangen waren, fiel
die Führung der Linken hauptsächlich einer Gruppe junger Intellektueller
zu: Ruth Fischer, Arkadij Maslow, Werner Scholem und Arthur Rosenberg
aus Berlin, dem Hannoveraner Iwan Katz und Hugo Urbahns aus Hamburg.
Sie alle waren zwischen 1889 und 1895 geboren und somit im Durchschnitt
zehn Jahre jünger als die Mitglieder der Parteiführung. Anders als diese
hatten sie in der Vorkriegssozialdemokratie keine Rolle gespielt: Urbahns
war im Jahr 1912 erstmalig in Kontakt zu sozialistischen Kreisen
gekommen und Scholem 1913 der SPD beigetreten. Fischer wurde während
des Krieges Mitglied der österreichischen Sozialdemokratie und der
habilitierte Althistoriker Rosenberg hatte sich sogar erst 1918 der
Arbeiterbewegung angeschlossen, als er Mitglied der USPD wurde.
Lediglich Katz und Maslow konnten bereits auf knapp zwei Jahrzehnte
Erfahrung in der Arbeiterbewegung zurückblicken: Katz war im Jahr 1907
Vorsitzender der Arbeiterjugend Nordwestdeutschlands geworden.621 Etwa
zur gleichen Zeit hatte der hochbegabte Maslow, der bereits als
Zwölfjähriger Klavierkonzerte in Japan und Lateinamerika gab und später
bei Max Planck und Albert Einstein Mathematik und Physik studierte,
Kontakt zur russischen Sozialdemokratie aufgenommen. Zu diesem
Zeitpunkt war er 15 Jahre alt.622
Nicht zuletzt die Herkunft einiger prominenter Linker aus
kleinbürgerlichen Familien hat dazu beigetragen, dass sie in der Literatur
häufig als verschworener Intellektuellenzirkel dargestellt wurden, der nur
wenig Bezug zu den Arbeitermassen hatte. Angress schreibt beispielsweise:
„Im Gegensatz zu ihren klassenbewussten älteren Genossen, die in der
Schule militanter sozialer Kämpfe, mit Streiks, Aussperrungen und häufig
auch Inhaftierung groß geworden waren, fehlte ihnen politische Erfahrung,
Klassenstolz und Reife.“ Zugleich betont er jedoch, dass die Intellektuellen
„von solch waschechten Proletariern wie Ernst ‚Teddy‘ Thälmann, Arthur
König und anderen“ Verstärkung erhalten hätten. Ohne die wären sie „in
der Partei wahrscheinlich eine isolierte Clique geblieben“.623 Tatsächlich
war die linke Opposition, wie ich später noch zeigen werde, alles andere als
eine Intellektuellenströmung. Zahlreiche Proletarier gehörten ihr an.624
Eine der bekanntesten Persönlichkeiten dieser „Arbeiterlinken“ war
Thälmann. Der 1886 geborene, ehemalige Transport- und Hafenarbeiter aus
Hamburg war seit seinem 17. Lebensjahr in den Reihen der
Arbeiterbewegung aktiv. Nachdem er im Jahr 1920 mit dem linken Flügel
der USPD zur KPD gekommen war, wurde er schnell zum Vorzeige-
Proletarier der Partei. Er war, so Abendroth, der „Typ des ehrlichen
energischen Proleten“.625 Nicht umsonst bezeichnete Sinowjew den in
Norddeutschland äußerst beliebten Thälmann einmal als „das Gold der
Arbeiterklasse.“626 Der Hanseat galt als eindrucksvoller Redner – trotz
seiner berüchtigten Vorliebe für hinkende Vergleiche wie „Das setzt dem
Fass die Krone auf“ oder „In der Stunde des Augenblicks“ und der
Angewohnheit, bombastisch begonnene Sätze unvollendet zu lassen.627
Sein Gegenspieler in Hamburg war lange Zeit Hugo Urbahns. Hier der
Volksschullehrer aus dem Spartakusbund, da der Hafenarbeiter aus der
USPD: Das ungleiche Paar bestimmte in den frühen 1920er Jahren die
kommunistische Politik in der Hansestadt. Thälmann war Vorsitzender der
Ortsgruppe Groß-Hamburg, Urbahns des Parteibezirks Wasserkante, beide
waren Abgeordnete der Bürgerschaft, Mitglied des Zentralausschusses der
KPD und Delegierte beim III. Weltkongress der Komintern im Sommer
1921.628 Die Darstellung von Weber und Herbst, wonach es zwar „manche
eifersüchtige Reiberei“ zwischen Thälmann und Urbahns gegeben hätte,
aber beide zum linken Parteiflügel gehört hätten, ist jedoch keineswegs für
die gesamte Frühphase der Weimarer Republik zutreffend.629 Vielmehr
stand Urbahns in der Zeit nach dem Ausschluss Paul Levis für den
Einheitsfront-Kurs der Zentrale.630 Einige Zeit lang existierte im Bezirk
Wasserkante eine „balance of power“ zwischen diesen beiden Flügeln.631
Erst im Laufe des Jahres 1923 schloss sich dann auch Urbahns der
reichsweiten linken Opposition an. Die gegenseitige Abneigung zwischen
ihm und Thälmann blieb allerdings auch dann bestehen.632
Neben der Hansestadt waren auch Frankfurt, das Ruhrgebiet und Berlin
Hochburgen der Linken.633 In Berlin, der mitgliederstärksten
Bezirksorganisation, lebten nicht nur viele Arbeiterinnen und Arbeiter.634
Als Hauptstadt war die Metropole auch ein politisches und kulturelles
Zentrum. „Hier traf“, schreibt Hoffrogge, ein „proletarischer Radikalismus,
geboren aus Existenznot und Unsicherheit, auf die verschiedensten
Varianten intellektueller Dissidenz“.635 Schon früh war Berlin-Brandenburg
ein linker KPD-Bezirk.636 Selbst nach dem Scheitern der Märzaktion war
die Mehrheit der Mitglieder sehr einverstanden mit dem
Aufstandsversuch.637 Ruth Fischer, seit November 1921 Polsekretärin des
Bezirks, ließ derweil keine Gelegenheit aus, den Einheitsfrontkurs der
Partei zu kritisieren.638 Unterstützung für ihre linksradikalen Ansichten
erhielt sie von einer ganzen Reihe „Kommunisten mit klassischer
Arbeiterbiografie“.639 Zu nennen ist hier beispielsweise Anton Grylewicz.
Der gelernte Mechaniker war während des Krieges einer der führenden
Köpfe der Revolutionären Obleute in Berlin. Er schloss sich der USPD an,
deren Berliner Verband er ab 1920 leitete. Nach der Vereinigung mit der
KPD wurde er Orgleiter und war damit neben Fischer für mehrere Jahre
eine der Führungsfiguren des Bezirks Berlin-Brandenburg.640 Wie
Hoffrogge aufgezeigt hat, war Grylewicz keineswegs der einzige ehemalige
Revolutionäre Obmann, der in der frühen Berliner KPD eine Rolle spielte.
Das galt auch für den Schlosser Ottomar Geschke, den Mechaniker Max
Hesse sowie die Werkzeugmacher Hans Pfeiffer und Paul Schlecht. Sie alle
hatten während des Weltkrieges ebenfalls dem Netzwerk angehört. Die
linke Opposition in Berlin bestand also keineswegs nur aus Intellektuellen,
„sondern ebenso aus einer bisher unbeachteten Fraktion radikaler Arbeiter
und Gewerkschafter“.641
Derweil mischte sich auch die Komintern-Führung in die
Auseinandersetzungen über den gescheiterten Deutschen Oktober ein.
Sinowjew setzte dabei auf die Mittelgruppe, die uneingeschränkt hinter ihm
stand. Jedoch bewegte sich zu dieser Zeit die Mehrheit der KPD-Mitglieder
auf die eher kominternskeptische Parteilinke um Fischer/Maslow zu. Im
Februar und März 1924 fanden in Vorbereitung des kommenden Parteitages
Bezirksversammlungen statt, in denen die Linke fast überall die Mehrheiten
erhielt.642 Die Enttäuschung über die vermeintlich verpasste Gelegenheit
und den kampflosen Rückzug im Oktober 1923 hatte zu einer erheblichen
Radikalisierung der verbliebenen Parteimitglieder geführt.643 Zum 9.
Parteitag, der im April 1924 in Frankfurt zusammentrat, entsandte die Linke
92 Delegierte aus den Bezirken, die Mittelgruppe nur 34 und die Rechte
überhaupt keinen – sie war lediglich durch ihre bisherigen Zentrale-
Mitglieder präsent.644 In einem Polizeibericht hieß es dementsprechend, die
Partei sei „vollständig unter den Einfluss der linken Führer (Ruth Fischer,
Maslow, Scholem, Katz, Thälmann und Schlecht) gekommen. Die Rechte
hat jede Bedeutung verloren“.645
Auf diese neuen Begebenheiten musste Sinowjew reagieren. Sein Plan,
dass die KPD in Zukunft von der Mittelgruppe oder zumindest von einer
Koalition aus Mittelgruppe und Linken geführt würde, schien sich nicht
realisieren zu lassen. Daher änderte er seine Strategie und versuchte direkt
Einfluss auf die Linke zu nehmen.646 Gleichzeitig sondierte er, ob nicht
verschiedene Tendenzen vorhanden seien, die sich gegebenenfalls
gegeneinander ausspielen ließen. Er machte dabei drei Gruppen aus, an die
er sich einzeln per Brief wandte: Die Arbeiter um Thälmann/Schlecht, die
Intellektuellen Fischer/Maslow und die „Ultralinken“ Rosenberg/Scholem.
Auch parteiöffentlich versuchte er einen Keil zwischen die einzelnen Lager
zu treiben. So ließ er auf dem Parteitag einen Artikel verteilen, in dem er
unterschiedliche Strömungen im linken Flügel der KPD kennzeichnete: Den
„ausgezeichnet revolutionär gesinnten und der Sache der Revolution tief
ergebenen“ Arbeitern stellte er die Gruppe der „intellektuellen Führer“
gegenüber.647 Einstweilen bestanden jedoch keine Risse im linken Lager,
das sich gerade anschickte, die Parteiführung zu übernehmen. Im Gegenteil:
Die Linken reagierten gereizt auf die Spaltungsversuche und ließen sich
keineswegs auseinanderdividieren.648
Wie erwartet wählten die Parteitagsdelegierten eine von der Linken
dominierte Parteiführung: Vier Vertretern der Mittelgruppe (Hugo Eberlein,
Hermann Remmele, Wilhelm Pieck, Ernst Schneller) standen dort elf Linke
gegenüber (Ruth Fischer, Wilhelm Florin, Ottomar Geschke, Iwan Katz,
Arthur König, Arkadij Maslow, Paul Schlecht, Werner Scholem, Max
Schütz, Arthur Rosenberg, Ernst Thälmann). Mit deren Sieg ging ein
radikaler Kurswechsel der Partei einher.649 Die neue Parteiführung verwarf
die Einheitsfrontpolitik650 und erklärte „die völlige Liquidation der SPD“
zur zentralen Aufgabe.651 Das war nur konsequent: Schließlich hatte der
Parteitag die Ansicht vertreten, bei der Sozialdemokratie handele es sich um
eine „faschistische“ Partei. Folgte die Versammlung der Komintern-
Führung zwar nicht bei der Wahl der neuen Zentrale, hielt sie sich in dieser
Frage durchaus an die Diktion der Januar-Beschlüsse des EKKI-Präsidiums.
Auch dort hieß es, „die leitenden Schichten der deutschen
Sozialdemokratie“ seien „im gegenwärtigen Moment nichts anderes als eine
Fraktion des deutschen Faschismus unter sozialistischer Maske“.652
Die Stabilisierung der politischen und ökonomischen Verhältnisse
ignorierend betrachtete der Frankfurter Parteitag weiterhin die
„Organisation der Revolution“ als Hauptaufgabe.653 Auch hier hatten die
deutschen Kommunisten die Unterstützung der Internationale und
Sinowjews. Dieser schlug vor, die KPD solle mit aller Kraft die
Bewaffnung der Arbeiter fortsetzen. Sie dürfe die „Frage des bewaffneten
Aufstandes auf keinen Fall von der Tagesordnung“ nehmen.654 Der V.
Weltkongress der Komintern im Juni/Juli 1924 legitimierte diese Politik
ebenfalls, als dort von der „Fortdauer der Krisenperiode“ die Rede war.655
Alle wichtigen Posten in der neuen Parteiführung gingen an Linke.
Werner Scholem übernahm die Führung des Organisationsbüros, Joseph
Winternitz der Agitprop-Abteilung. Die Redaktion der „Internationale“
leitete nun Karl Korsch, Arthur Rosenberg zeichnete sich verantwortlich für
die Außenpolitik der Partei und Iwan Katz ging nach Moskau, um die KPD
im EKKI zu vertreten. Leiter des Polbüros – und damit inoffizieller
Parteivorsitzender – sollte Arkadij Maslow werden. Doch knapp sechs
Wochen nach dem Frankfurter Parteitag wurde er verhaftet und wegen der
Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt.656 Daraufhin übernahm Fischer
seinen Posten. Damit stand „bis dahin einmalig in der politischen Kultur
eine Frau in leitender Position in einer von Männern dominierten Welt“, wie
Annelie Schalm betont.657 Fischers Lebensgefährte Maslow übte allerdings
auch aus dem Gefängnis heraus noch maßgeblich Einfluss auf die KPD aus.
„Maslow leitet die Partei unter Zensur des Staatsanwaltes von Moabit aus“,
schrieb Brandler im Oktober 1924. „Er hat fast täglich mit seinem Namen
gekennzeichnete Artikel in der R[oten] F[ahne], der Inprekorr und dem
Funken.“658 Auch Fischer erinnerte sich später: „Die Jahre, die Maslow im
Moabiter Gefängnis gesessen hatte, waren vielleicht die aktivste Periode
seines Lebens. Durch eine ausgedehnte Korrespondenz nahm er intensiv am
Parteileben teil; er schrieb ununterbrochen […].“659
Mit der neuen linken Parteiführung erhielt auch ein neuer Politikstil
Einzug. Fortan fiel die KPD in den Linksradikalismus der Frühphase
zurück, der „die ideologischen Grenzen zur KAPD verschwimmen ließ“,
wie Frank Hirschinger schreibt.660 Der Schweizer Sozialist Fritz
Brupbacher erinnerte sich, dass Fischer und Maslow „mangels Möglichkeit,
in Deutschland wirklich eine revolutionäre Aktion einzuleiten, eine
mächtige Wortschwallrevolution inszenierten.“661 Besonders deutlich
illustriert die Parlamentsarbeit der KPD den neuen Stil. Hatten die
Kommunisten bis dato im Reichstag und in den Landesparlamenten
gewöhnliche Oppositionspolitik betrieben, so gingen sie nun zum
„revolutionären Parlamentarismus“ über.662 Was dies bedeutete, wurde
schon in der Eröffnungssitzung des Reichstages am 27. Mai 1924 deutlich.
Tumultartige Szenen spielten sich dort ab. 50 kommunistische Abgeordnete
erschienen in schwarzen Hemden und trugen Trompeten und Pfeifen bei
sich.663 Ernst Thälmann etwa beendete seinen Wortbeitrag zur Freilassung
der politischen Gefangenen mit den Worten: „Wir rufen den proletarischen
Gefangenen und den Volksmassen zu: die proletarischen Gefangenen, sie
leben hoch, hoch, hoch!“ Daraufhin stimmten die kommunistischen
Parlamentarier ein und begannen, die „Internationale“ zu singen.664 Dass es
sich hier keineswegs um ein spontanes Manöver handelte, belegt eine
Passage aus einem Brief von Werner Scholems Mutter an dessen Bruder
Gershom: „Ich wollte gerne eine Karte zur Reichstags-Eröffnung haben,
aber Werner sagte, das ginge nicht, ich würde wahrscheinlich nicht pfeifen
u. den nötigen Radau machen, also müsste seine Partei die Karten an
zuverlässigere Leute vergeben, als ich leider sei!“665 Auch in folgenden
Sitzungen machten die Kommunisten vor allem durch Störrufe und
Beleidigungen der anderen Parlamentarier auf sich aufmerksam. Werner
Scholem belustigte sich über „die Hirnlosigkeit der Deutschvölkischen“,
während Wilhelm Koenen dem sozialdemokratischen Abgeordneten Müller
vorwarf, „Teil des Faschistenblocks“ zu sein.666 Thälmann betonte
gegenüber dem Reichstagspräsidium: „Vorerst steht die kommunistische
Fraktion auf dem Standpunkt, dass für sie eine Geschäftsordnung eines
bürgerlichen Parlaments nicht gilt.“667 Ruth Fischer erschien angeblich stets
mit einer Kindertrompete im Reichstag.668 Legendär war ihre erste Rede, in
der sie das Parlament als „Komödientheater“ und die anwesenden
Abgeordneten wahlweise als „Traumgestalten“ oder als „die Masken, die
Hampelmänner der Kapitalisten“ bezeichnete.669
Auch auf die Landes- und Kommunalparlamente versuchte die
Parteiführung den „revolutionären Parlamentarismus“ zu übertragen. So
gab die Zentrale Ende Mai 1924 eine Broschüre mit dem Titel „Instruktion
für die neugewählten kommunistischen Gemeindevertreter“ heraus.
Demnach sollten sich die kommunistischen Kommunalabgeordneten
verpflichten, im Parlament nicht als Gesetzgeber, sondern als Agitatoren zu
handeln.670 Eine Anweisung, der etwa der Stadtverordnete Karl Lotz in
Dortmund nachkam, als er gegenüber den Parlamentariern der anderen
Fraktionen erklärte: „Wir haben keine Ursache, uns den Kopf zu
zerbrechen, wie wir diesen Staat lebensfähig erhalten. Sie sind ja die
staatserhaltenden Elemente und wir lehnen es ab, Ihnen dabei zu helfen.“671
Die kommunistische Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung Halle
wurde sogar für mehrere Wochen von den Sitzungen ausgeschlossen,
nachdem sie erklärt hatte, sie sei „an keine anderen Gesetze und
Vorschriften gebunden“ als an die der KPD.672 In Guben leisteten die
kommunistischen Stadtverordneten ihren Eid nicht auf die Verfassung,
sondern legten einen „Schwur auf rücksichtslosen Klassenkampf“ ab. Eine
Direktive der Parteizentrale wies die kommunistischen Parlamentarier an, in
den Sitzungen der Gemeinderäte und Kreistage stets rote Handschuhe zu
tragen – auch bei der Vereidigung.673 Zudem wurden die
Kommunalparlamentarier der KPD aufgefordert, sich scharf von der SPD
abzugrenzen. Nicht selten überspannten die Kommunisten dabei den
Bogen, wie Ernst Schneller später selbstkritisch zugab: „[…] der ‚Kampf‘
wurde oft so geführt, dass von unseren Genossen gemeinsam mit den
Reaktionären schematisch alle sozialdemokratischen Bürgermeister,
Stadträte usw. aus ihren Stellen herausgewählt wurden und an ihre Stelle
Reaktionäre, Deutschnationale usw. kamen.“674
Auch außerhalb des Parlaments distanzierten sich die Kommunisten von
der SPD. Nicht nur, dass die Zentrale die Sozialdemokraten als
„Sozialfaschisten“ diffamierte – sie verbot den Parteimitgliedern sogar,
diese zu grüßen oder ihnen die Hand zu geben. Jeglicher Umgang mit ihnen
wurde per „Parteibefehl“ untersagt: „Einen persönlich freundschaftlichen
Verkehr gibt es mit diesen Klassenfeinden nicht.“675 Im Januar 1925
provozierte die kommunistische Jugend sogar eine Schlägerei mit
sozialdemokratischen Arbeitern, die gerade eine „Versammlung gegen die
Reaktion“ im Berliner Sportpalast verlassen hatten.676 Auch gegenüber den
Gewerkschaften ging die KPD auf Distanz. Zwar waren auf dem
Frankfurter Parteitag die Stimmen in der Minderheit geblieben, die den
Ausstritt aus den Arbeitnehmervertretungen forderten. Doch die Politik der
vorherigen Jahre, um Mehrheiten in den Gewerkschaften zu kämpfen,
wurde ebenfalls fallengelassen. Stattdessen beschloss der Parteitag einen
Kompromiss, der Interpretationsspielräume in alle Richtungen eröffnete. Er
sah vor, dass kein Kommunist das Recht habe, ohne Erlaubnis der
Parteileitung die Gewerkschaft zu verlassen. Dies war keinesfalls als ein
grundsätzliches Bekenntnis zum ADGB zu verstehen, denn gleichzeitig
wurde die eigenständige „Zusammenfassung“ der nichtorganisierten
Arbeiter propagiert. Tatsächlich führte dies in der Epoche der linken
Führung zu einer gewissen Beliebigkeit in der Gewerkschaftspolitik. Ein
Teil der Kommunisten agierte in den Gewerkschaften, andere wiederum
beteiligten sich an der Gründung neuer Verbände.677 Interessanterweise gab
die Parteiführung Anfang 1925 Lenins Broschüre über den „linken
Radikalismus“ neu heraus, in der er genau gegen die nun praktizierte Politik
polemisiert hatte. Dem Text wurde ein Vorwort von Maslow vorausgestellt,
der den Inhalt der Broschüre derart umdeutete, dass sie scheinbar eine
Rechtfertigung für die Linie der Zentrale lieferte.678
Im Juli 1924 gründete die Parteiführung den „Roten Frontkämpferbund“
(RFB). Vorsitzender wurde Ernst Thälmann. Mit der Schaffung dieses
paramilitärischen Verbandes lag die KPD durchaus am Puls der Zeit. Die
extreme Rechte verfügte schon seit einigen Jahren mit Stahlhelm und SA
über eigene Kampfbünde. Im Februar 1924 war zudem das
sozialdemokratisch dominierte Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gegründet
worden. Dennoch spiegelt die Gründung des RFB, der 1927 mit 127.000
Mitgliedern zeitweilig sogar größer als die KPD war,679 die Militanz der
linken Parteiführung und von Teilen der Basis wider. Bereits in der ersten
Jahreshälfte 1924, als die Partei verboten war, bereiteten sich die
Kommunisten auf einen neuen Aufstand vor. „Es wimmelte von
lichtscheuen Machenschaften im Sumpf der Illegalität“, schreibt Flechtheim
über diese Zeit. „Die Russen entwarfen immer neue phantastische
Militärpläne. Skoblewski, ‚der Sieger von Kronstadt‘ organisierte
Terrorgruppen. Es kam zu einem verunglückten Attentat auf General v.
Seeckt, zu Experimenten mit Cholerabazillen und anderen dilettantischen
Versuchen.“680 Margarete Buber-Neumann erinnert sich, dass in den Jahren
der linken Parteiführung „alles Militärische Trumpf“ gewesen sei. „Die
theoretischen Organe der KPD befassten sich fortlaufend mit Themen über
den bewaffneten Aufstand und über den Bürgerkrieg.“681 Es ist gut
vorstellbar, dass das martialische Auftreten von KPD- und RFB-
Mitgliedern vor allem Kommunisten der ersten Stunde verstört hat.682
Die Außendarstellung der KPD als einer militärisch disziplinierten Partei
entsprach durchaus den Organisationsvorstellungen der Fischer/Maslow-
Führung. So wurde auf Funktionärsversammlungen die bisherige
„sozialdemokratische Form“ dieser Zusammenkünfte in Frage gestellt. Bei
einer Versammlung in Bremen diktierte beispielsweise der dortige Polleiter
Eugen Eppstein, die Parteimitglieder hätten sich „distriktweise an Tische zu
setzen, niemand dürfe vor Versammlungsende den Saal verlassen.“ Weber
bilanziert: „Unter Berufung auf die ‚revolutionäre Disziplin‘ schuf die
Zentrale eine fast militärische Ordnung in der Partei […].“683
In nahezu vorauseilendem Gehorsam trieb die KPD-Linke nun die
Bolschewisierungskampange der Kominternführung voran. Schon auf dem
Frankfurter Parteitag hieß es: „Die Partei muss einheitlich gemacht werden.
Ihre Führung muss einheitlich sein, ihre Ideologie einheitlich, ihre Struktur
einheitlich.“684 Kaum im Amt, begann die neue linke Führung, den
gesamten Apparat der Partei umzubauen und die hauptamtlichen
Funktionen mit ihren Anhängern zu besetzen. Parallel zum Austausch der
Spitzenpositionen besetzte die Zentrale, wo nötig, auch die
Bezirksleitungen neu. Sechs Wochen nach dem Parteitag stellte sich mit
Erzgebirge-Vogtland nur noch ein Bezirk gegen die linke Führung.685
Widerstand gegen diese Entwicklung duldete die Führung nicht. Im
September erklärte sie, die „innere Festigung (Bolschewisierung) des
Parteikörpers“ sei „geradezu zu einer Lebensfrage für die Partei“
geworden.686 Seit dem Sommer wurden immer wieder einzelne
Oppositionelle unter fadenscheinigen Gründen aus der Partei
ausgeschlossen. Im Juli musste beispielsweise ein Genosse aus dem
Ruhrgebiet die KPD verlassen, weil er durch „Zusammengehen“ mit der
Sozialdemokratie die KPD „kompromittiert“ habe. Im Januar 1925 wurden
Kommunisten aus Bremen ausgeschlossen, weil sie „Verdächtigungen
gegen führende Personen in der Partei“ geäußert und „illegale anonyme
Briefe“ verbreitet haben sollten. Mindestens 50 Gründungsmitglieder
wurden aus der Partei geworfen.687 Den Rechten drohte die Parteiführung,
sie „rücksichtslos“ auszuschließen, sollten sie sich fraktionell
organisieren.688
Auch von der Kominternführung verlangte sie, „noch schärfer gegen
diese konspirativen rechten Gruppen“ vorzugehen.689 Im Auftrag der KPD-
Zentrale stellten Katz und Neumann einen Antrag an die Zentrale
Kontrollkommission der RKP(B), Brandler, Thalheimer, Radek und andere
auszuschließen. In einem fast vierzigseitigen Schreiben listeten sie
„fraktionelle Treibereien“ und „Disziplinbrüche“ auf. „Unter Anwendung
äußerst fragwürdiger Methoden wie der Verwendung privater Briefe oder
denunziatorischer Berichte ehemaliger Gesinnungsgenossen konstruierten
sie eine Anklageschrift, die wenige Jahre später tödlich gewesen wäre“,
urteilt Kinner.690 Offenbar ging sogar den führenden Genossen der
Internationale das repressive Verhalten der deutschen Zentrale zu weit. So
versuchte die Erweiterte Exekutive im Frühjahr 1925 der KPD-Führung
„die weitere ‚Erledigung‘ von Einzelpersonen, zu denen die Linken kein
Vertrauen haben“ zu verbieten.691
Begleitet wurden diese Maßnahmen von ideologischen Angriffen auf die
Opposition. Den „Kampf gegen alle Formen des Menschewismus und
Trotzkismus“ erklärte die Parteiführung zur Hauptaufgabe der KPD.
Obwohl Trotzki die ursprüngliche Auffassung der Linken teilte, man hätte
im Oktober 1923 kämpfen müssen, stellten sich diese nun gegen ihn und
unterstützten stattdessen die Linie der Sinowjew-Stalin-Gruppe.692 Sie
erklärten den Trotzkismus wahlweise als „Abart des Menschewismus“ oder
als „besonders gefährliche Abweichung vom Leninismus“, der im Zuge der
Bolschewisierung „entlarvt und als Strömung liquidiert“ werden müsse.693
Die KPD-Zeitungen brachten ausführliche Artikel über die Frage „Was ist
Trotzkismus?“ und auch Sinowjews Text „Leninismus und Trotzkismus“
wurde an prominenter Stelle veröffentlicht. Zudem schrieb Arkadij Maslow
im Jahr 1925 das Buch „Die zwei russischen Revolutionen des Jahres
1917“, in dem er anhand umfangreicher Zitate aus Lenins Schriften
Sinowjews Haltung gegen Trotzki zu untermauern versuchte.694 Die
Parteipresse erklärte das Werk, das mit „einigem Reklameaufwand“695
vertrieben wurde, zum „wichtigsten Buch für jedes Parteimitglied“.696 Im
Januar 1925 nahm der ZA einstimmig eine „Resolution gegen den
Trotzkismus“ an und unterstützte vorbehaltlos die Abberufung Trotzkis als
Volkskommissar für das Kriegswesen.697 Bezeichnenderweise erschien zu
dieser Zeit Trotzkis kurze Broschüre „1917: Die Lehren der Revolution“ in
einem der Sozialdemokratie nahe stehenden Verlag und war mit einem
Vorwort von Paul Levi versehen.698 Innerhalb weniger Monate war Trotzki
in der Kommunistischen Partei Deutschlands zur Unperson geworden.
In die Zeit, in der die Linken die Parteiführung stellten, fällt also die
erste Phase der Entdemokratisierung und der straffen Zentralisierung der
KPD: Im vorauseilenden Gehorsam gegenüber der Komintern-Führung
wurden Oppositionelle mundtot gemacht, teilweise auch aus der Partei
ausgeschlossen. Sicherlich erreichten die Repressionen gegen
innerparteiliche Gegner noch nicht die quantitative Dimension der späteren
Jahre,699 dennoch muss man mit Schafranek konstatieren, dass die linke
Zentrale „der stalinistischen Transformation der Komintern in deren ersten
Phase unschätzbare, wenngleich unbedankte Dienste“ geleistet hat.700
Gerade vor diesem Hintergrund erscheint die später von den Linken
formulierte Kritik an der Stalinisierung wenig glaubwürdig: „Gerade Ruth
Fischer und ihre Trabanten zu Kronzeugen eines ‚demokratischen
Kommunismus‘ zu machen“, ist für Mallmann gleichbedeutend damit, „den
Teufel durch den Beelzebub austreiben zu wollen.“701
Vernichtend fällt auch die Kritik aus den eigenen Reihen aus. Rosa
Meyer-Leviné schrieb in ihren Erinnerungen:

Die Linke […] errichtete ein Regime der Einschüchterung und der
Maßregelungen, sie war den Russen um Jahre voraus, was die
Einführung bestimmter Praktiken betraf, etwa die totale Kaltstellung in
Ungnade gefallener Genossen. […] Als die Sowjetführung abweichende
Meinungen und Kritik noch duldete, schaffte die Linke in Deutschland
rapide jegliche innerparteiliche Demokratie ab.702

Heinrich Brandler ließ ebenfalls kein gutes Haar an seinen linken


Genossen. Im November 1927 erklärte er in einem privaten Brief: „Maslow,
Ruth Fischer haben gehaust, wie eine Räuberbande, die weiß, dass sie bald
wieder vertrieben wird und deshalb darauf bedacht ist, alles zu verwüsten,
die Parteivergangenheit zu beschmutzen und dergl.“703 Ein russischer
Genosse, vermutlich Karl Radek, schrieb im Jahr 1926 an Clara Zetkin:

Die Linken kriegten allein die Leitung in die Hände und was ich
befürchtete kam. Sie trieben eine Politik, die sie der Massen entfremdete.
Unsere Arbeit in den Gewerkschaften wurde vernichtet. Die Reichs- und
Landtagswahlen zeigten den Rückgang unseres Einflusses.
Innerparteilich suchte die Linke Parteileitung die erprobtesten Genossen
aus dem Spartakusbund aus der Partei herauszudrängen oder mundtot
zu machen.704

Tatsächlich hinterließ die Fischer/Maslow-Führung neben den


innerparteilichen Verwüstungen eine im gesellschaftlichen Abseits stehende
KPD. Wieder einmal hatte linksradikale Politik die Partei in die Isolation
geführt. Deutlich wurde dies bei den Reichstagswahlen im Dezember 1924.
Die Kommunisten kamen nur noch auf 9,0 Prozent (2,7 Millionen
Stimmen) und 45 Sitze im Parlament. Ein halbes Jahr zuvor (im Mai, kurz
nach dem Frankfurter Parteitag) hatten sie noch 12,6 Prozent (3,7 Millionen
Stimmen) und damit 62 Mandate errungen. Innerhalb kürzester Zeit verlor
die Partei also knapp eine Million Stimmen – und damit mehr als ein Viertel
ihrer Wählerschaft. Die SPD hingegen konnte 1,8 Millionen Wähler
hinzugewinnen.705 Ein ähnliches Bild ergab sich im Freistaat Anhalt, wo
1924 binnen zwanzig Wochen zwei Landtagswahlen stattfanden. Kam die
KPD Ende Juni noch auf 9,5 Prozent der Stimmen, stürzte sie Anfang
November auf 5,9 Prozent ab. Bei den Bürgerschaftswahlen in Bremen ging
der kommunistische Stimmenanteil von 16,0 Prozent (November 1923) auf
8,8 Prozent zurück (Dezember 1924). Und bei den Landtagswahlen im
Freistaat Oldenburg verlor die Partei von 6,2 Prozent (Juni 1923) auf 2,0
Prozent (Mai 1925).706
Auch ihr gewerkschaftlicher Einfluss ging deutlich zurück. Nahmen
1922 noch 88 kommunistische Delegierte am ADGB-Kongress teil, so
waren es 1925 nur noch drei. Bei der reichsweiten Versammlung des
Deutschen Metallarbeiterverbandes sank der kommunistische
Stimmenanteil von 44 Prozent (1923) auf 23 Prozent (1925).707 Anfang
1923 waren noch mindestens 400 Kommunisten bei den freien
Gewerkschaften angestellt.708 Im Jahr 1924 sank ihre Zahl auf 150.709 Der
Niedergang der Partei unter der linken Führung spiegelt sich zudem in der
Mitgliederzahl wieder. Mitte 1924 lag diese erstmals seit der Vereinigung
mit dem linken Flügel der USPD unter 100.000 – nicht einmal ein Jahr
vorher waren es noch fast 300.000 gewesen. In den Industriegebieten war
lediglich noch ein Stamm von 20 bis 30 Prozent der früheren Mitglieder
aktiv.710
Ließ die Bolschewisierung die KPD nach außen als geschlossen
erscheinen, so äußerte sich innerparteilich durchaus der Unmut der
Mitglieder – vor allem nach der Wahlniederlage Ende 1924. Im linken
Unterbezirk Essen fand am 15. Dezember eine stürmische Versammlung
statt, in der die Parteiführung massiv kritisiert wurde. Gerade im Ruhrgebiet
hatte die Partei hohe Verluste erlitten. In traditionell rechten Bezirken, wie
zum Beispiel Württemberg, sammelte sich ab Anfang 1925 wieder die
Opposition gegen die linke Zentrale.711 Etwa zur gleichen Zeit verbanden
sich verschiedene Anhänger der Rechten und der Mittelgruppe zu einer
festen Fraktion – unter ihnen Jacob Walcher, Paul Frölich und Ernst Meyer,
der der „eigentliche Führer der Opposition gegen die Ruth Fischer-
Führung“ wurde.712
Zugleich kam es zu ersten Unstimmigkeiten unter den Linken. Sie traten
erstmals während des 5. Weltkongresses der Komintern (17. Juni bis 8. Juli
1924) zutage.713 Offenbar verfolgte dort die Führung der Internationale um
Sinowjew die auf dem Frankfurter Parteitag eingeschlagene Strategie
weiter, die Linke zu spalten – diesmal allerdings mit mehr Erfolg. Am
Rande des Kongresses versuchten Sinowjew und Stalin, die taktischen
Differenzen zwischen den verschiedenen KPD-Linken auszuloten. Hierzu
luden sie einige KPD-Delegierte unter der Führung von Hans Weber,
Wilhelm Schwan, Arthur Vogt und Jean Winterich zu einem Gespräch ein.
Vogt und Weber kritisierten in diesem Kreis die von der Komintern
ausgegebene Losung der „Arbeiterregierung“ und erklärten ihre
Befürchtung, die russische Partei habe zu stark ihre Staatsinteressen im
Auge. In Westeuropa sei vor allem die tägliche Aktivität in den Betrieben
wichtig. Wenn man sich von den Tagesnöten der Arbeiter entferne und zu
sehr theoretische Fragen erörtere, isoliere man die Partei von der Klasse.
Schwan und Winterich hingegen billigten die Komintern-Linie.714 Damit
war ein weiterer Riss innerhalb der Linken deutlich geworden.
Auch an anderen Punkten ließen sich die Linken gelegentlich
gegeneinander ausspielen.715 In einer Sitzung der politischen Kommission
brachte Fischer beispielsweise einen Resolutionsentwurf des italienischen
Linken Amadeo Bordiga zu Fall.716 Und in der Gewerkschaftsdiskussion
distanzierte sie sich deutlich von dem KPD-Mitglied Wilhelm Schumacher,
als dieser forderte, selbständige Industrieverbände zu schaffen.717
Insgesamt gelang es aber noch, die Differenzen innerhalb des linken Lagers
zu deckeln. Als Sinowjew das Zentrale-Mitglied Karl Korsch für die Art
und Weise kritisierte, wie dieser die Zeitschrift „Die Internationale“ führe,
wies die KPD-Vorsitzende Fischer die Vorwürfe entschieden zurück.718
Im ersten Halbjahr 1925 brachen die Konflikte unter den Linken dann
jedoch endgültig aus. Beeindruckt von den Wahlniederlagen und vermutlich
auch von Moskau gedrängt vollzog die linke Parteiführung einen
vorsichtigen Kurswechsel. Im Januar beschloss der Zentral-Ausschuss
Thesen, in denen es zum ersten Mal nicht mehr hieß, die Revolution stehe
unmittelbar bevor. Stattdessen wählten die Autoren die Formulierung, die
KPD stehe in der „Übergangsetappe zwischen zwei Revolutionen“.719
Schon diese Einschätzung teilten nicht alle Linken in der KPD.720 Doch für
noch mehr Unstimmigkeiten sorgte ein anderes innenpolitisches Thema.
Während einer EKKI-Tagung in Moskau im Frühjahr 1925 wurde bekannt,
dass die bürgerliche Rechte in Deutschland den greisen
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg als ihren gemeinsamen
Kandidaten in den zweiten Wahlgang der Reichspräsidentenwahl schicken
würde. Der 77-jährige hatte sich während des Ersten Weltkriegs als
Oberbefehlshaber der deutschen Truppen einen zweifelhaften Namen
gemacht und galt als strammer Monarchist. Im ersten Wahlgang war kein
Nachfolger für den im Februar verstorbenen Sozialdemokraten Friedrich
Ebert gefunden worden. Keiner der Kandidaten hatte die erforderliche
absolute Mehrheit der Stimmen erhalten.721 Es war aber deutlich geworden,
dass das republikanische Lager sich auf einen gemeinsamen Bewerber
einigen müsste, wenn es den Kandidaten der Rechten im zweiten Wahlgang,
in dem die einfache Mehrheit genügte, schlagen wollte. Auch die Stimmen
der Kommunisten, die im ersten Wahlgang Ernst Thälmann aufgestellt
hatten, würden mitentscheidend sein. Sinowjew warnte seine deutschen
Genossen vor der „monarchistischen Gefahr“ und riet ihnen, sie sollten auf
eine weitere Kandidatur Thälmanns verzichten und für den
Sozialdemokraten Otto Braun stimmen – es könne der KPD nicht egal sein,
ob die Republik erhalten bleibe oder ob die Monarchie siege.722
Die deutschen Linken reagierten unterschiedlich auf diesen Vorschlag.
Maslow war im Gefängnis zum gleichen Schluss wie Sinowjew gekommen
und drängte auf die Unterstützung des sozialdemokratischen Kandidaten.
Fischer stimmte ihm zögerlich zu. Gegen den Kurswechsel sprach sich
hingegen der offizielle deutsche Vertreter beim EKKI, Iwan Katz, aus. Die
monarchistische Gefahr sei nicht größer als im vergangenen Jahr, erklärte
er. Eine taktische Wendung würde zum Auseinanderfallen der KPD führen.
Schließlich lehnte die Zentrale – auch unter Einfluss des
Präsidentschaftskandidaten Thälmann – den Vorschlag Sinowjews ab.
Bestätigt fühlte sie sich durch die Entscheidung der SPD, nicht Braun
erneut ins Rennen zu schicken, sondern stattdessen den Zentrums-
Kandidaten Wilhelm Marx zu unterstützen. In einer Erklärung der KPD
hieß es: „Es ist nicht die Aufgabe des Proletariats, den geschicktesten
Vertreter der Bourgeoisinteressen auszusuchen, zwischen dem Zivildiktator
Marx und dem Militärdiktator Hindenburg das kleinere Übel zu wählen.“723
Hindenburg gewann schließlich denkbar knapp die Wahl. Der
Generalfeldmarschall erhielt 14,7 Millionen Stimmen, Marx kam auf 13,8
Millionen und Thälmann konnte 1,9 Millionen Wähler für sich gewinnen.
Die SPD warf daraufhin den Kommunisten vor, Hindenburg sei indirekt
durch die Kandidatur Thälmanns zum Reichspräsidenten gewählt worden.
Am Tag nach der Wahl titelte der „Vorwärts“: „Hindenburg von Thälmanns
Gnaden!“724 In der Arbeiterschaft entfachte das Wahlergebnis einen Sturm
der Entrüstung gegen die KPD.725
Unter der Führung der gerade aus Moskau zurückgekehrten Ruth Fischer
wagte sich die Zentrale daraufhin zaghaft an die bisher verpönte
Einheitsfronttaktik. Sie verkündete, Hindenburg-Monarchie bedeute Krieg
und richtete einen „Offenen Brief“ an die Spitzen von ADGB und SPD zu
gemeinsamen Aktionen. Die neue Losung lautete: „Vorwärts zur Bildung
der Roten Front gegen Monarchismus und schwerindustrielle Diktatur.“726
Daraufhin kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen in der Zentrale.
Schlecht, Geschke, Schneller sowie die früheren Mittelgruppe-Anhänger
Remmele, Pieck, Heckert und Eberlein unterstützten Fischers Kurs. Mit
Hilfe des EKKI konnte die Parteivorsitzende zudem die „Arbeiter“
Thälmann, Schütz, Florin und König gewinnen. Eine Strömung um
Scholem, Rosenberg und Katz verweigerte ihr jedoch die Gefolgschaft. Sie
polemisierten, die Änderung der Taktik führe dazu, dass die Partei am
„Schwanze der SPD“ marschiere.727 Von einer „relativen Stabilisierung des
Kapitalismus“ könne ebenso wenig die Rede sein wie von einem
Anwachsen der „monarchistischen Gefahr“. Im Gegenteil: Der deutschen
Bourgeoisie sei es nicht gelungen, die Wirtschaft zu stabilisieren. Ihre
Positionen fassten Scholem, Rosenberg und Katz in einer Resolution
zusammen. Laut Langels war sie „der erste schriftlich dokumentierte
Ausdruck der ultralinken Opposition“.728
An der Parteibasis wurde der neue Kurs unterschiedlich aufgenommen,
jedoch mehrheitlich unterstützt. Auch bei der Sitzung des
Zentralausschusses im Mai trug ihn die Majorität der Bezirksvertreter mit.
Zugleich manifestierte das Treffen die Spaltung der bis dahin weitgehend
geschlossenen Linken. Denn die Delegierten aus Kassel, Danzig, Baden
und Südbayern stimmten gegen die Einheitsfrontlinie, ebenso ein Teil der
Vertreter aus Niedersachsen und Westsachsen.729 Für den Bezirk Pfalz
lehnte Hans Weber die neue Taktik ab. Er erklärte, wenn diese Politik
fortgesetzt würde, müssten die Kommunisten schließlich noch für Schwarz-
Rot-Gold stimmen.730 Die von der Versammlung verabschiedete Resolution
richtete sich gegen die neue Opposition. Dort hieß es, radikale
Abweichungen seien „scharf zu bekämpfen“. Gemeint waren die
„Ultralinken“, wie die Gruppe um Scholem, Rosenberg, Katz und Weber
nun genannt wurde. Ihre Haltung wurde als „umgestülpter
Opportunismus“731 bezeichnet und Ruth Fischer sah in ihnen einen der
„schlimmsten Erbteile der alten Brandlerzeit“ verkörpert, „jene[n]
Wortradikalismus, jenes blutrünstige Geschwätz, bei dem man die konkrete
Situation übersah […].“732
Wie andere innerparteiliche Kontrahenten zuvor entfernte die linke
Parteiführung nun auch die Ultralinken von einflussreichen Positionen.
Korsch hatte bereits zum 1. März die Chefredaktion der „Internationale“
abgeben müssen. Nun folgte Scholem, der die Organisationsleitung der
Zentrale Geschke überlassen musste. Ernst Schwarz, Theodor Neubauer
und Robert Neddermeyer wurden in verschiedenen Bezirken als Polleiter
abgelöst, Rosenberg und Scholem nicht wieder in die Bezirksleitung Berlin-
Brandenburg gewählt. In Niedersachsen verloren die Ultralinken Iwan Katz
und Theodor Gohr ihre Position in der Bezirksleitung.733 Katz wurde
zudem als Vertreter der KPD beim EKKI abberufen.734 Die neuen
Oppositionellen erhielten nur noch bedingt die Möglichkeit, ihre Positionen
in der innerparteilichen Debatte darzulegen. Die Parteipresse stand ihnen
grundsätzlich zwar offen und Scholem erhielt beispielsweise beim Berliner
Bezirksparteitag als Koreferent eine Stunde Redezeit.735 Aber über
Verfahrenstricks beschnitt die Parteiführung den Einfluss der Ultralinken,
etwa indem sie den Abdruck ihrer Artikel verzögerte. In Berlin berief die
Bezirksleitung dort, wo die Opposition stark war, keine Mitglieder-,
sondern lediglich Funktionärsversammlungen ein und sicherte der Zentrale
auf diese Weise die Zustimmung der Basis.736
Dementsprechend deutlich waren die Mehrheitsverhältnisse bei dem
vom 12. bis 17. Juni 1925 tagenden 10. Parteitag: Neben den drei Zentrale-
Mitgliedern Katz, Rosenberg und Scholem waren nur neun Bezirksvertreter
der Ultralinken anwesend.737 Erwartungsgemäß kam es zur
Auseinandersetzung zwischen Opposition und Zentrale. Mit der Autorität
der Kominternführung im Rücken stellte sich die Fischer-Führung gegen
die Ultralinken. Sie ließ einen Brief von Sinowjew verlesen, in dem es hieß,
die Partei habe „mit großem Erfolge ihre inneren rechten Abweichungen
entlarvt und überwunden. Sie ist gleichzeitig entschlossen gegen die
ultralinken Abweichungen aufgetreten […].“738 Der anwesende Komintern-
Vertreter Manuilski warf der Opposition vor, hinter „ultralinker
Phraseologie nur das kleinbürgerliche Wesen“ zu verstecken. Doch die
Zusammensetzung des Parteitages beweise, so lobte er, dass die KPD „die
linke Krankheit zu überwältigen beginnt“. Die Ultralinke, die „gestern noch
die Partei beherrschte“, bilde „auf diesem Parteitag nur noch ein
Grüppchen.“739
Inhaltlich ging es in den Debatten weiterhin hauptsächlich um das
Verhältnis zur SPD. In seiner Ansprache betonte Manuilski, dass man sich
gegen die Versuche, Sowjetrussland einzukreisen, mit anderen Kräften aus
der Arbeiterbewegung zusammenschließen müsste. Dies bedeutete
keineswegs ein Zurück zur Einheitsfronttaktik der Jahre 1921 bis 1923.
Vielmehr sei damit eine Einheitsfront „von unten“ gemeint: „Man muss mit
den sozialdemokratischen Arbeitern zusammen gegen die
sozialdemokratischen Führer kämpfen.“740 Auch Thälmann erklärte im
Namen der Zentrale: „Man kann wohl kämpfen mit den
sozialdemokratischen Arbeitern, aber wir dürfen kein Bündnis eingehen mit
der Sozialdemokratischen Partei.“741 Doch selbst das ging der Opposition
schon zu weit. Rosenberg kritisierte, die gesamte Internationale habe den
richtigen linken Standpunkt zur Einheitsfronttaktik preisgegeben.742
Scholem ergänzte, dass sich die politische Lage seit dem Oktober 1923
nicht geändert habe und daher auch keine Änderung der Taktik notwendig
sei.743 Zudem kritisierte er die Parteiführung dafür, dass sie nun eine Politik
bekämpfe, die sie vor wenigen Monaten selbst noch praktiziert habe: „Ich
habe das Vergnügen festzustellen, dass die Genossin Ruth Fischer und die
anderen Genossen bis zum Mai sich gemeinsam mit mir in einem
ultralinken Fieberzustande befunden haben.“744 Während Fischer ihre
Ansichten geändert habe, seien die Ultralinken ihren Positionen des letzten
Parteitages treu geblieben. Unterstützung erhielt er hier von unerwarteter
Seite. Ernst Meyer erklärte: „Aber recht haben Scholem und Rosenberg,
dass die Position der Genossin Ruth sich geändert hat. Ruth Fischer treibt
jetzt schlechte, inkonsequente Mittelgruppenpolitik.“745
Erstmalig bezogen die Ultralinken Stellung gegen die
Entdemokratisierung der Partei – die sie freilich kurze Zeit vorher noch
mitgetragen hatten. Den Anlass lieferte ein vom Parteitag beschlossenes
neues Statut, das die sozialdemokratische Tradition in der
Organisationsform „liquidieren“ sollte. Basis der Partei sollten die
Betriebszellen werden. An die Stelle der Zentrale und des Zentral-
Ausschusses trat das Zentralkomitee als die oberste Führungsspitze.746 In
einer zum Parteitag herausgegebenen Sonderausgabe der „Internationale“
kritisierte Scholem:

Aber es kann einem übel werden, wenn man sieht, wie manche Leute den
Leninismus auf diesem Gebiete der Zentralisierung auffassen. Diese
Leute scheinen zu glauben, dass die preußische Armee vor dem Kriege
ungefähr das verkörperte Ideal einer leninistischen Partei sei. […] Eine
wirklich mit der Mitgliedschaft verbundene Leitung regiert nicht mit den
Paragraphen des Statuts und mit den ewigen Drohungen der
Parteidisziplin.747

Als Gegenmaßnahme forderte er, das Selbstbestimmungsrecht der


Mitglieder zu stärken und die Partei stärker zu dezentralisieren. Die
Entstehung selbstständig denkender Ortsgruppen sollte gefördert werden
und den Parteibezirken mehr Eigenständigkeit zugestanden werden.748
Gegen die Opposition hatte die Parteispitze um Fischer/Maslow mit dem
EKKI-Vertreter Manuilski zusammengearbeitet. Doch in anderen Punkten
hatte sie Differenzen mit der Internationale. Schon vor dem Parteitag hatte
eine deutsche Abordnung in Moskau mit den sowjetischen Mitgliedern der
Kominternführung die Linie des Parteitages beraten. In zwei Punkten gab es
hier Unstimmigkeiten: Zum einen drängten die russischen Genossen darauf,
eine Gewerkschaftsabteilung mit ungefähr zwanzig Mitarbeitern beim neu
geschaffenen Zentralkomitee einzurichten. Das sollte ihrer Meinung nach
die Wichtigkeit der Gewerkschaftsarbeit für die KPD demonstrieren. Zum
anderen forderten die sowjetischen Kommunisten, das ZK zu vergrößern
und einige Vertreter der Mittelgruppe aufzunehmen. Beide Ansinnen lehnte
die KPD-Führung ab. In einer geschlossenen Sitzung des Parteitages
wiederholte Manuilski nun diese Forderungen. Er verlangte Clara Zetkin,
Georg Schumann und Walter Ulbricht in das ZK aufzunehmen. Jedoch
verfügten die drei Genannten über keinerlei Rückhalt unter den linken
Delegierten – schon gar nicht Zetkin, die als ausgesprochen „rechts“ galt.
Da Manuilski seinen Forderungen massiv Nachdruck verlieh, eskalierte die
Sitzung. „Hau ab! Geh nach Moskau!“, schmetterten ihm die Delegierten
entgegen. Einen jungen Genossen, der sich für die Kominternforderung
stark machte, brüllte der Parteitagsvorsitzende Geschke an, „diese Rotznase
solle sich erst die Nase wischen lernen, ehe er alten Leuten etwas erzählen
wolle.“ Mit großer Mehrheit wurde Manuilskis Antrag schließlich
abgelehnt.749 Die Forderung der Internationale nach einer großen
Gewerkschaftsabteilung verschwieg die Zentrale den Delegierten sogar –
was einen demonstrativen Affront gegen die Kominternführung
darstellte.750 Der Konflikt mit Manuilski ließ sogar die Gegensätze
zwischen Linken und Ultralinken in den Hintergrund treten. Scholem und
Rosenberg boten Fischer ihre Unterstützung in der Auseinandersetzung mit
der Komintern an. Die Parteivorsitzende akzeptierte dies stillschweigend.
Im Gegenzug wurden die Ultralinken Scholem, Rosenberg und Weber
einstimmig wieder in die Parteiführung gewählt, Scholem zudem auch noch
ins Polbüro.
Aus der Sicht Moskaus machte der Parteitag vor allem eines deutlich:
Auf die Fischer/Maslow-Führung war kein Verlass. Sie war weder zu einer
grundsätzlichen Kursänderung noch zu einem entschlossenen Kampf gegen
die „Komintern-feindlichen“ Ultralinken bereit. Kaum aus Deutschland
zurückgekehrt, verlangte Manuilski von der Internationale ein scharfes
Vorgehen gegen die KPD-Führung. Hermann Weber vermutet, dass der
Ukrainer hierbei die Reibungen mit den deutschen Kommunisten durchaus
noch aufbauschte, um Stalin und Bucharin Schützenhilfe im sich
verschärfenden Fraktionskampf zu leisten.751 Deren Widersacher Sinowjew
befand sich ohnehin in der Defensive. Lange Zeit hatte er die deutschen
Linken protegiert. Doch nun verstand auch er, dass es keine Alternative zur
Entmachtung der KPD-Führung gab. Durch einen solchen Schritt hoffte er,
seine eigene Stellung in der Komintern zu retten. Zudem ging er vermutlich
davon aus, dass ein politischer Kurswechsel und ein damit einhergehender
Aufschwung des Kommunismus in Deutschland wirklich nur durch einen
radikalen Personalwechsel von außen zu erreichen sei. Tatsächlich hatte die
Erstickung der innerparteilichen Demokratie durch die linke Zentrale eine
Änderung des Kurses von innen heraus deutlich erschwert.
In den ersten Tagen des August 1925 traf eine vom EKKI beorderte
deutsche Delegation in Moskau ein, um über die Situation der KPD zu
beraten.752 Ihr gehörten Thälmann, Fischer, Dengel, Schwan, Schneller und
Strötzel an. Von der Kominternführung mussten sie sich den Vorwurf
gefallen lassen, einen versteckten Kampf gegen die Internationale zu
führen. Zudem übten die russischen Genossen materiellen Druck aus: Sie
hoben hervor, dass die finanziell angespannte Lage der KPD durch die
Politik der linken Führung verursacht sei. Weitere Geldzahlungen könnten
nur erfolgen, wenn sich die Partei den russischen Vorstellungen
anschlösse.753 Nach langen Verhandlungen gelang es der sowjetischen
Führung, einen Keil zwischen die Akteure der linken Parteiführung zu
treiben. So stellten sich schließlich die Delegationsmitglieder Thälmann,
Dengel und Schneller sowie Heinz Neumann, KPD-Vertreter in Moskau,
gegen die Parteivorsitzende Fischer.754 Die lange bemühte Spaltung der
linken Führung in „Arbeiter“ und „Intellektuelle“ war damit vollzogen. Am
Ende der Beratungen wurde schließlich ein „Brief der Exekutive der
Kommunistischen Internationale an alle Organisationen und die Mitglieder
der Kommunistischen Partei Deutschlands“ verabschiedet, der hohe Wellen
in den Reihen der KPD schlagen sollte.
Die Autoren des Schreibens, das als „Offener Brief“ Berühmtheit
erlangte, übten deutliche Kritik an der bisherigen Politik der KPD-Führung.
Sie warfen ihr eine Reihe von „Abweichungen“ vor und bezeichneten
einige der Führungspersönlichkeiten als „bankrott“.755 In der Partei seien
spürbare „antimoskowitische“ Tendenzen vorhanden. Die Fischer/Mas-
low-Gruppe habe eine „schwere Krise geschaffen“, indem sie
„prinzipienlos“ gehandelt und Absprachen mit der Komintern „sabotiert“
habe. Sie habe nicht gewusst, „richtig auf die neuen Prozesse in der
Arbeiterschaft zu reagieren“ und es sei ihr nicht gelungen
„sozialdemokratische und parteilose Arbeiter zu gewinnen“. Die
internationale Gewerkschaftskampagne habe sie nicht verstanden, was zu
„schwere[n] Fehler[n] und Versäumnisse[n] in der Gewerkschaftsarbeit in
Deutschland selbst“ geführt habe. Auch habe sie nicht verstanden,
„energisch gegen die ‚ultra-linken‘, in Wirklichkeit aber
antikommunistischen Tendenzen zu kämpfen.“ Schuld sei die „im Grunde
antibolschewistische, sozialdemokratische Mentalität der führenden
Gruppe.“756
Als wichtigste nun anstehende Fragen wurden „das Problem der
Steigerung der Werbekraft unserer Partei, das Problem der Eroberung der
Massen und besonders der Massen der sozialdemokratischen
Arbeiterschaft“ benannt.757 Diese müssten „das Gefühl haben: die
Kommunistische Partei ist wirklich eine Partei der Arbeiter, eine Partei, die
unentwegt für unsere Interessen, unsere Teilforderungen, unsere Tagesnöte
kämpft, die uns nicht nur als Agitationsobjekte, sondern als Klassenbrüder
betrachtet, die ehrlich die Herstellung der proletarischen Einheitsfront im
Klassenkampf will.“ Die „gegenseitigen Schlägereien zwischen
Kommunisten und Sozialdemokraten“ müssten ein Ende finden, da sie den
„größten Schaden für die Sache der Arbeiterklasse bringen“ würden. Auch
gegenüber den Gewerkschaften forderten die Autoren des Papiers einen
Kurswechsel: „Die große Bewegung für die Einheit der Gewerkschaften
wird breiteste Massen erfassen und neuen Zustrom für die freien
Gewerkschaften bringen, wenn die Kommunistische Partei zur treibenden
Kraft für die Gewerkschaftseinheit wird.“758 In die Parteiführung sollten
„insbesondere mit der Gewerkschaftsarbeit vertraute Genossen“
aufgenommen werden.759 Zudem verlangten die Autoren der Erklärung
mehrfach die Demokratisierung des Parteilebens. Sie beklagten: „Es
mangelt in der Partei an der Kontrolle von unten, d. h. durch die
Mitgliedschaft der Partei.“760 „Innere Parteidemokratie, […]
Diskussionsfreiheit, Wählbarkeit der Parteifunktionäre“ 761 müssten wieder
hergestellt werden und einige Mitglieder der ehemaligen Opposition ins ZK
kooptiert werden. Bezüglich der internationalen Beziehungen appellierten
die Verfasser an die Mitglieder der KPD:

Die gesamte deutsche Partei, vor allem die besten Genossen der
deutschen Linken in allen Parteiorganisationen und Bezirken haben die
Pflicht, das von der Gruppe Maslow-Ruth Fischer geförderte, nicht
bolschewistische System des Verhältnisses der Partei zur Komintern mit
aller Kraft zu brechen.762

Der Brief glich einer schweren politischen Demontage der


Fischer/Maslow-Führung. Zugleich stellte er die Weichen für die
Machtübernahme der Thälmann-Gruppe, die dort mehrfach positiv
hervorgehoben wurde.763 Pikanterweise trug das Papier nicht nur die
Unterschriften der Mitglieder der KI-Exekutive, sondern auch die der
deutschen Delegation und des Zentralkomitees der KPD. Selbst die schwer
kritisierte Ruth Fischer unterwarf sich der Parteidisziplin und setze ihren
Namen unter die Erklärung. Später schrieb sie in ihren Erinnerungen, die
Kominternführung habe sie gezwungen, „mein eigenes politisches
Todesurteil zu unterzeichnen“.764 Tatsächlich besiegelte der „Offene Brief“,
der Anfang September zunächst in der „Roten Fahne“, dann in den übrigen
Parteiblättern veröffentlicht wurde,765 das Ende der Ära Fischer/Maslow.
Ernst Meyer berichtete, das Papier habe eingeschlagen wie eine
„unerwartete Bombe“. Denn selbst die meisten Parteifunktionäre ahnten bis
dahin „nichts von irgendeiner Kritik der Komintern an der Leitung der
Partei.“766 Schließlich war diese ja erst wenige Wochen zuvor beim
Berliner Parteitag mit übergroßer Mehrheit gewählt worden.
Dennoch fiel die Kritik auf fruchtbaren Boden. Meyer beispielsweise
zeigte sich zwar „entsetzt und enttäuscht“ über die Art und Weise, wie der
Brief zustande gekommen war. Zugleich unterstützte er dessen inhaltliche
Ausrichtung: „Er wird die Klärung beschleunigen.“767 Hans Weber, der das
Papier zwar ablehnte, gab den Autoren in einigen Punkten Recht. Fischer
und Maslow hätten im Frühling und Sommer des Jahres 1925 tatsächlich
„eine rücksichtslose persönliche Diktatur ausgeübt“. „Ich begrüße“, so
Weber weiter, „die von der Ekki gemachte Zusicherung der freien
Meinungsäußerung auch für uns und hoffe, dass dieselbe auch in die Tat
umgesetzt wird.“768 Die Mehrheit der Partei stellte sich hinter die
Erklärung. So stimmte die am Tag der Veröffentlichung in Berlin tagende
Konferenz der Bezirkssekretäre und politischen Redakteure der KPD dem
EKKI-Brief mit 44:5 Stimmen bei einer Enthaltung zu.769 Auch die
überwiegende Mehrheit der führenden Funktionäre der Bezirke und der
Mitarbeiter des ZK schwenkte auf die neue Linie ein – obwohl sie Wochen
zuvor noch die linke Führung unterstützt hatten. Damit einher ging die
formale Entmachtung der Fischer/Maslow-Gruppe und der Ultralinken:
Scholem und Schlecht wurden aus dem Polbüro entfernt und durch Schwan
ersetzt. Schneller und Fischer mussten aus dem Sekretariat ausscheiden.
Fischer und Maslow verblieben zwar noch bis November 1925 im Polbüro,
doch die Parteiführung ging de facto auf die komintentreue Linke um
Thälmann, Dengel und Geschke über.770
Der „Offene Brief“ stellte eine erstaunlich klare und scharfe Kritik an
der Politik der Fischer/Maslow-Führung dar. In einer deutlichen Sprache
wurde die Entdemokratisierung der Partei gegeißelt und die Fehler, die die
deutschen Kommunisten ins gesellschaftliche Abseits geführt hatten,
benannt. Die Autoren des Kominternpapiers verlangten zudem eine Abkehr
von der bisherigen Politik.771 Dies war Teil einer Entwicklung, die bereits
vor der Reichspräsidentenwahl eingesetzt hatte. Tatsächlich sollte in der
Folgezeit eine erneute Phase der Einheitsfronttaktik beginnen. Nicht von
ungefähr klagte der Ultralinke Scholem kurz nach Veröffentlichung des
„Offenen Briefes“: „Der Tod der K.P.D. steht bevor und vorher wollen sie
alle rausschmeißen, die nicht mit zu Noske gehen.“772
Eins fehlte dem „Offenen Brief“ allerdings völlig: eine selbstkritische
Einschätzung der Kominternführung zu ihrer eigenen Rolle. So hatte diese
nicht nur die linke KPD-Führung lange Zeit protegiert, sondern deren
Politik stand auch völlig im Einklang mit den Beschlüssen der
Internationale. Die Fehler der KPD waren ebenso die Fehler der Komintern.
Der nun verlangte Kurswechsel resultierte zudem nur zum Teil aus der
Einsicht, dass sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bereits seit
Ende 1923 verändert hatten. Er war mindestens genauso sehr den Interessen
der Stalin/Bucharin-Fraktion in den innerrussischen Fraktionskämpfen
geschuldet. So kam es nicht von ungefähr, dass die Komintern zu selben
Zeit auch in anderen Ländern wie Frankreich, Italien und Polen gegen linke
Strömungen vorging.773
Dementsprechend waren die Auswirkungen des „Offenen Briefes“ auf
die KPD durchaus widersprüchlich. Die Veröffentlichung des Papiers
läutete auf der einen Seite einen Führungs- und einen langsamen
Politikwechsel ein. Auch kam es zu einer vorübergehenden Belebung der
innerparteilichen Diskussionskultur. Auf der anderen Seite stellte der Brief
jedoch eine neue Qualität im Verhältnis zur Sowjetunion dar. Nie zuvor
hatten die Russen so entscheidend in die Geschicke der deutschen Partei
eingegriffen. Folgerichtig sprach Ruth Fischer später von der „ersten
stalinistischen Intervention in die deutsche kommunistische Bewegung“.774
Hatte bis dato zwar schon lange eine gewisse Abhängigkeit der KPD von
der russischen Führung bestanden, so war es nun nicht mehr denkbar, dass
jemand ohne Moskaus Gnaden die Parteiführung übernehmen könnte –
anders als noch Anfang 1924. So urteilt Weber treffend, dass Thälmann
seinen Aufstieg zum Vorsitzenden vor allem „seiner bedingungslosen
Unterordnung unter die KPdSU und Stalin“ verdankte.775 Tatsächlich
zeichnete sich der Hamburger in den folgenden Jahren vor allem als
williger Vollstrecker der russischen Führung aus. Seine Einsetzung als
Parteivorsitzender stellt daher einen entscheidenden Schritt in der
Stalinisierung der KPD dar.776 Für die Parteilinke brach eine neue Zeit an.
4. Linke Opposition gegen die Stalinisierung

4.1 Die KPD zwischen Einheitsfront und


Entdemokratisierung
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre befand sich die Weimarer Republik
in einer Phase relativer Stabilisierung. Die Reichsregierung hatte einige
außenpolitische Erfolge aufzuweisen, wie die Verabschiedung der Verträge
von Locarno und die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Zudem
ließen sowohl die Neuordnung der Währung nach dem Krisenjahr 1923 als
auch ins Land strömende US-amerikanische Kredite die deutsche
Wirtschaft wieder wachsen.777 Rationalisierungen in der Industrie kurbelten
die Produktivität zusätzlich an.778 Es kam zu einer ungeheuren
Kapitalkonzentration. Allein binnen eines Jahres (1925/26) entstanden mit
der I.G. Farben, der Deutschen Lufthansa AG, den Vereinigten Stahlwerken
und der Zeiss-Ikon AG vier Großkonzerne. Zugleich stiegen auch die
Löhne der Arbeiter langsam, aber stetig an.779
Nach außen hin schienen sich auch die Kommunisten wieder ihrer
besseren Zeiten zu besinnen. „In diesen Jahren allgemeiner, wenn auch
bedrohter Stabilität“, schreibt Flechtheim, „wurde selbst die KPD relativ
stabil und ‚seriös‘. Sie konzentrierte sich auf Opposition in den
Parlamenten, Wahlen, Gewerkschaftspolitik und, last not least, Propaganda
für die Sowjetunion.“780 Tatsächlich vollzog die neue Parteispitze – die sich
nun aus Vertretern der Mittelgruppe und dem kominterntreuen Thälmann-
Flügel der Linken zusammensetzte781 – einen allmählichen Kurswechsel
zurück zur Einheitsfrontpolitik. Ein herausragendes Beispiel hierfür lieferte
die Kampagne zur Fürstenenteignung in der ersten Jahreshälfte 1926.782
Während der Revolution 1918/19 war das Vermögen der deutschen
Fürsten, Herzöge und Könige beschlagnahmt worden. Doch eine
innenpolitische Rechtswendung Mitte der 1920er Jahre783 ermutigte nun
den Adel, seine Besitztümer zurückzufordern. Dabei konnte er einige
Erfolge verbuchen: Am 18. Juni 1925 erklärte beispielsweise ein
Reichsgericht die Enteignung der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha
für verfassungswidrig. Knapp vier Monate später legte auch das preußische
Finanzministerium dem Haus Hohenzollern einen äußerst günstigen
Vergleich vor.784 Demnach sollte das Land Preußen drei Viertel des
umstrittenen Grundbesitzes an das ehemalige Königshaus zurückgeben.
Auch die sächsischen Wettiner hatten im Jahr 1924 eine überaus günstige
Übereinkunft mit der Landesregierung getroffen, die ihnen Vermögenswerte
in Höhe von 100 Millionen Reichsmark beließ. König Friedrich August III.
blieb auch nach seiner Abdankung der reichste Mann Sachsens.
Diese Zugeständnisse an die ehemaligen Herrscher wurden in der
Öffentlichkeit scharf kritisiert – gerade angesichts der Tatsache, dass zur
selben Zeit die Arbeitslosenzahl stark angestiegen war. Schätzungsweise
acht Millionen Deutsche lebten an der Hungersgrenze. „Keine Frage“,
schreibt Robert Lorenz: „Der erfolgreich verlaufende Kampf der Fürsten
um ihre alten Vermögen hatte das Zeug zum Skandal.“785 Nicht nur die
Arbeiterparteien verurteilten diese Entwicklung, sondern auch die
linksliberale DDP. Am 23. November 1925 brachte ihre Fraktion einen
Gesetzentwurf in den Reichstag ein, der den juristischen Streit um die
Fürstenvermögen beenden sollte. Demnach sollten die Länder ermächtigt
werden, einen Interessenausgleich mit den ehemaligen Herrschern
ausdrücklich „unter Ausschluss des Rechtsweges“ zu finden. Die SPD
unterstützte den Vorstoß der Demokratischen Partei.
Die KPD hingegen war mit diesen Zugeständnissen an den Adel nicht
einverstanden. Sie lehnte es ab, die Beschlagnahmungen auch nur teilweise
rückgängig zu machen. Stattdessen forderte sie eine entschädigungslose
Enteignung des Adels. Zu diesem Zweck präsentierten sie einen eigenen
Gesetzentwurf.786 Dieser sah vor, die Schlösser der Fürsten in
Genesungsheime zu verwandeln oder zur Linderung der Wohnungsnot zu
verwenden. Ferner müsse der Grundbesitz der Fürsten an kleine Bauern und
Pächter verteilt werden und das enteignete Barvermögen den
Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen zugeteilt werden.
Angesichts der sozialen Polarisierung waren dies äußerst populäre
Forderungen.787 Um außerparlamentarischen Druck hierfür zu entfalten,
verfasste das ZK – ganz in der Tradition der Levi-Führung 1920/21 – einen
Offenen Brief an die Vorstände von SPD, ADGB, AfA-Bund und
Allgemeinen Deutschen Beamtenbund. Auch an die Bundesleitungen der
Selbstschutzorganisationen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und RFB ging
das Schreiben. Unter dem Titel „Kein Pfennig den Fürsten“ schlugen die
Kommunisten hier einen gemeinsamen Volksentscheid zur
entschädigungslosen Enteignung der Fürsten vor.788
Zunächst wollte die SPD auf diesen Vorschlag nicht eingehen. „Der
kommunistische Antrag ist ganz agitatorisch aufgezogen. Parlamentarisch
ist damit nichts anzufangen“, erklärte Philipp Scheidemann in der
Reichstagssitzung am 2. Dezember. Nachdrücklich warnte er vor einer
außerparlamentarischen Entscheidung: „Meine Damen und Herren! Es liegt
Zündstoff genug draußen. Hüten wir uns, dass wieder Funken hinausgehen,
die großen Unheil anrichten könnten. Stellen Sie sich auch vor, wie das
Volk aufgewühlt werden müsste bei einem Volksentscheid.“789 Doch es
gelang den Kommunisten, sozialdemokratische Arbeiter für das Vorhaben
zu begeisterten. Die „Rote Fahne“ berichtete zu dieser Zeit immer wieder,
dass Gewerkschafts- und Betriebsversammlungen einstimmig beschlossen
hätten, das Volksbegehren zu unterstützen. Zudem organisierte die KPD
diverse Demonstrationen für die Enteignung der Fürsten. In Berlin
beispielsweise konnte sie – nach intensiver Agitation auch unter
sozialdemokratischen Arbeitern – am 13. Dezember 1925 zwischen 60.000
und 100.000 Menschen zu einer Großkundgebung in den Lustgarten
mobilisieren.790
Die Resonanz unter SPD-Mitgliedern war so groß, dass die
Parteiführung unter Druck geriet. Sie musste fürchten, Anhänger an die
Kommunisten zu verlieren, wenn sie die Aktion nicht mittrug.791 Daher
beschloss der Parteivorstand Anfang des Jahres 1926 doch, gemeinsam mit
der KPD ein Plebiszit vorzubereiten. In Kooperation mit dem ADGB
erarbeiteten Sozialdemokraten und Kommunisten einen Gesetzentwurf.
Dieser sollte in einem Volksbegehren, der Vorstufe zu einem
Volksentscheid, zur Abstimmung gestellt werden. Zudem gründeten sie
gemeinsam einen „Ausschuss zur Durchführung des Volksbegehrens für
entschädigungslose Enteignung der Fürsten“. Ihn leitete der Ökonom und
Demograf Robert René Kuczynski, sein Stellvertreter war der
kommunistische Medienmogul Willi Münzenberg.792 Das Duo erwies sich
als Glücksgriff für die Kampagne. Gemeinsam zogen sie, so Lorenz,
„sämtliche Register der zeitgenössischen Medienkommunikation“: Sie
ließen nicht nur Plakate, Handzettel und andere Schriften publizieren,
sondern drehten darüber hinaus einen Film mit dem programmatischen Titel
„Keinen Pfennig den Fürsten“, der in den Berliner Kinos lief. Weitere Ideen
wie Rundfunkbeiträge oder eine Laufschriftwerbung scheiteren zwar an
Behördenwiderstand oder Geldmangel, verdeutlichen aber das hohe Maß an
Innovation, das die beiden Ausschussvorsitzenden aufbrachten.793 Bekannte
Künstler und Intellektuelle wie Albert Einstein, George Grosz, Kurt Hiller,
Erwin Piscator, Max Pechstein, Alfred Kerr, Käthe Kollwitz, Kurt
Tucholsky und Heinrich Zille unterstützen die Kampagne.794 Mit großem
Elan beteiligten sich auch RFB und Reichsbanner am Volksbegehren.795
Das notwendige Quorum von einem Zehntel der Stimmberechtigten (ca. 3,9
Millionen) erreichten die Initiatoren deutlich. Über 12,5 Millionen
Menschen trugen sich im März in die Listen des Volksbegehrens ein –
dreimal so viel wie die Verfassung verlangte. Der nächste Schritt war
erreicht: Für den 20. Juni wurde ein Volksentscheid angesetzt.
Die politische Rechte unternahm daraufhin alles, um eine erfolgreiche
Abstimmung zu verhindern. So stellte die bürgerliche Koalitionsregierung
ausdrücklich den verfassungsändernden Charakter des linken
Gesetzentwurfes fest. Das bedeutete, dass die Initiatoren nun die
Zustimmung der Mehrheit aller Stimmberechtigten – also von knapp 20
Millionen Wählern – erreichen mussten. Rechte Parteien, Kirchen,
Großgrundbesitzer und Unternehmensverbände riefen zum Boykott der
Abstimmung auf. Das Wahlgeheimnis wurde dadurch faktisch aufgehoben.
Wer zur Abstimmung ging, bezog allein dadurch Position. Gerade in
ländlichen Gemeinden dürfte dieses Mittel der sozialen Kontrolle viele
Befürworter der Enteignung abgeschreckt haben. In Pommern wurde
Landarbeitern mit Entlassung gedroht, sollten sie sich an der Abstimmung
beteiligen. Einen etwas unkonventionelleren, aber nicht minder
erfolgreichen Weg wählten einige ostelbische Gutsbesitzer. In so manchem
Bezirk veranstalteten sie am Wahltag auf dem Weg zum Einzeichnungslokal
Freibierfeste mit dem Zweck, die Besucher vergessen zu lassen, wohin sie
eigentlich gehen wollten.796
Die Linke ließ sich davon nicht einschüchtern und mobilisierte weiterhin
massiv zum Volksentscheid. SPD und Gewerkschaften achteten hierbei
streng darauf, dass es zwar gemeinsames Material, aber keine gemeinsamen
Aktivitäten mit den Kommunisten gab. Dennoch bildeten sich wie in den
Tagen der Revolution lokale Einheitskomitees.797 Das ehemalige KPD-
Mitglied Wolfgang Abendroth erinnerte sich später: „Man kann sich heute
nicht mehr vorstellen, wie gut die Kooperation zwischen uns und den
Sozialdemokraten war, obwohl die Spitze der SPD verlangte, jede Partei
solle für sich operieren.“798 Das Ergebnis des 20. Juni war
dementsprechend beeindruckend: 15,6 Millionen Wahlberechtigte konnten
mobilisiert werden. In Hamburg, Berlin und Leipzig beteiligten sich
zwischen 90 und 95 Prozent der Arbeiter an der Abstimmung.799 14,5
Millionen derjenigen, die zur Wahlurne gingen, stimmten für die Initiative
der Linken. Das war eine deutliche Mehrheit der abgegebenen Stimmen und
entsprach 36,4 Prozent aller Wahlberechtigten. Damit verfehlten die
Initiatoren zwar das notwendige Quorum von 20 Millionen Ja-Stimmen.
Aber es war ihnen gelungen, auch traditionell konservative Wähler zu
erreichen.800 Verglichen mit dem Ergebnis der linken Parteien bei der
Reichspräsidentenwahl stellte das Ergebnis einen Stimmengewinn von 4,8
Millionen dar. Für Abendroth war der Volksentscheid daher „der größte
Erfolg, den die Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik erzielt
hatte.“801 Tatsächlich konnten KPD und SPD (und USPD) bei keiner
anderen Wahl zwischen 1918 und 1933 gemeinsam eine so hohe Zahl von
Stimmen auf sich vereinen.802
Die deutsche Rechte hingegen war trotz ihres Siegs entsetzt über das
Ergebnis. Wilhelm II. kommentierte von seinem niederländischen Exil aus:
„Also gibt es 14 Millionen Schweinehunde in Deutschland.“803 Der DNVP-
Vorsitzende Kuno Graf von Westarp zeigte sich betroffen darüber, dass sich
selbst traditionell konservative Wähler „aus Unwissenheit, aus Neid und
Begehrlichkeit […] von den Lügen und Verlockungen der Enteigner, der
Räuber und Diebe [haben] betören lassen.“804 Der Reichslandbund, die
größte Interessenvertretung der deutschen Landwirtschaft, zeigte sich
ebenfalls angesichts der unerwartet hohen Zahl von Ja-Stimmen bestürzt.805
Die Linke hingegen wertete ihre Niederlage als Erfolg. So sprach die SPD
von „einem großen moralischen Sieg“.806 Die KPD freute sich, dass es
gelungen sei, „zum ersten Male die kommunistischen, die
sozialdemokratischen und einen sehr großen Teil der parteilosen und
christlichen Arbeiter zu einer Einheitsfront zusammenzuführen“.807
Tatsächlich hatten gerade die Kommunisten Grund zur Freude. Nachdem
der linksradikale Kurs der Fischer/Maslow-Führung die Partei in die Krise
navigiert und gesellschaftlich isoliert hatte, schien der Kurswechsel wieder
zu einem gewissen Einfluss in der Arbeiterbewegung zu führen.
Hierzu trug auch ein von der neuen Parteiführung vollzogener Schwenk
in der Gewerkschaftspolitik bei. Die Partei konzentrierte sich nun wieder
auf die Arbeit in den Organisationen des ADGB. Bislang hatten
Kommunisten auch in Verbänden agiert, die außerhalb der freien
Gewerkschaften standen – wie der Union Gruppe Bergbau, dem Freien
Eisenbahnerverband oder dem Industrieverband der Chemiearbeiter. Nun
bemühte sich die KPD in der zweiten Jahreshälfte 1925 erfolgreich um die
Zurückführung dieser Vereinigungen in die freien Gewerkschaften.808 Die
Parteiführung erklärte es wieder zum Ziel, innerhalb der ADGB-
Gewerkschaften um deren Ausrichtung zu kämpfen.809
Dementsprechend nahm der gewerkschaftliche Organisationsgrad der
KPD-Mitglieder wieder zu. Für einige Bezirke hat Ulrich Eumann Zahlen
ermitteln können, die dies belegen. So erhöhte sich der Organisationsgrad
unter Kommunisten in Berlin-Brandenburg von 20-30 Prozent (1924) auf
fast 55 Prozent (1927). Im Ruhrgebiet stieg der Anteil der kommunistischen
Betriebsarbeiter, die Mitglied einer Gewerkschaft waren, im Laufe des
Jahres 1925 von 75 Prozent (Februar) auf knapp 90 Prozent (November). In
Oberschlesien nahm die Zahl organisierter KPD-Mitglieder zwischen
September 1925 und April 1926 von etwa 42 auf 52 Prozent zu.810 Parallel
zum steigenden Organisationsgrad konnten die Kommunisten auch wieder
Einfluss in den Gewerkschaften hinzugewinnen. Dies zeigte sich
beispielsweise im Bergarbeiterverband, wo es ihnen im November 1925
gelang, in 35 Prozent der Ortsleitungen gewählt zu werden.811 Im
Ruhrgebiet stellten die Kommunisten im Jahr 1926 knapp 700 der 1.460
freigewerkschaftlichen Betriebsräte im Bergbau. In Oberschlesien waren 43
von 90 freigewerkschaftlichen Betriebsräten im Bergbau KPD-
Mitglieder.812
Zugleich konnte die KPD auch auf ideologischer Ebene Boden gut
machen. So verstand sie es, wachsende Sympathien innerhalb der deutschen
Arbeiterschaft für die Sowjetunion in ihrem Sinne zu nutzen. Sie
organisierte eine Reihe von Arbeiterdelegationen, die das Land besuchten.
Diesen Delegationen, die laut Eumann „zwischen 1925 und 1928 eine
zentrale Säule der Sowjetunion-Propaganda der KPD“ waren, gehörten
immer auch nichtkommunistische Gewerkschafter und SPD-Mitglieder an,
die hinterher positiv in der Presse und bei Veranstaltungen über ihre
Erlebnisse berichteten. Die erste Arbeiterdelegation, die sich im Sommer
1925 in der Sowjetunion aufgehalten hatte, wurde unmittelbar nach ihrer
Rückkehr auf Berichtstour geschickt. Allein bis zum November sprachen
die Teilnehmer bei knapp 1.000 Versammlungen vor insgesamt einer halben
Million Zuhörern.813 Des Weiteren kamen in zunehmendem Maße
sowjetische Künstler, Wissenschaftler und Gewerkschaftsfunktionäre zu
Vortragstouren nach Deutschland. Ihre Auftritte hinterließen gerade in den
Reihen der deutschen Intelligenz einen gewissen Eindruck. Auch dies
nützte den Kommunisten.814
In den Parlamenten beendete die KPD ihre Fundamentalopposition und
wurde, so Flechtheim, zur „relativ loyalen Oppositionspartei“.815 In
Sachfragen gab es nun vereinzelt Absprachen mit der Sozialdemokratie. Ein
Beispiel aus Charlottenburg verdeutlicht, wie weit der Wandel in der
Parlamentspolitik der KPD ging. Bei der Wahl des
Stadtverordnetenvorstehers stimmen die Kommunisten im Januar 1926
„ausnahmsweise“ sogar für den Kandidaten der DDP – mit der
Begründung, auf diese Weise „die Wahl jenes Mannes (Deutschnationaler)
unmöglich zu machen, der Karl Liebknecht während des Krieges ins
Zuchthaus befördert hat.“816 Eigentlich wenig spektakulär, ist dieses
Abstimmungsverhalten doch bemerkenswert. Noch ein Jahr zuvor – unter
der Fischer/Maslow-Führung – wäre es undenkbar gewesen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich der Kurswechsel von ultralinker
Politik zum Einheitsfrontkurs – wie schon in vergangenen Jahren – positiv
auf die Entwicklung der KPD auswirkte. Nicht nur nahm zwischen Ende
1925 und 1927 der Einfluss der Kommunisten in der organisierten
Arbeiterbewegung wieder zu, auch die Mitgliederzahl der Partei stieg
wieder leicht an, nachdem diese unter der linken Führung einen absoluten
Tiefpunkt erreicht hatte. Sie lag 1926 und 1927 permanent zwischen
130.000 und 140.000.817 Bei den meisten Landtagswahlen, die in diesen
beiden Jahren stattfanden, gewann die KPD Stimmen hinzu,818 ebenso bei
der Reichstagswahl 1928. Hier konnten auch die Sozialdemokraten deutlich
zulegen819 – ein Beleg dafür, dass die Einheitsfrontpolitik nicht nur die
KPD, sondern die Arbeiterbewegung insgesamt stärkte.
Trotz des beschriebenen Aufschwungs verlief die Entwicklung der KPD
nicht nur positiv. Denn zugleich schritt die Stalinisierung der Partei weiter
voran und auch die Abhängigkeit von Moskau nahm zu. „Es ist eine der
Ironien der Weltgeschichte“, schrieb Rosenberg, „dass die KPD seit 1925
unter der stalintreuen Führung wieder zunahm […].“820 Anders als in der
Vergangenheit basierte der erfolgreiche Politikwechsel nur zum Teil auf
einer Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen der Weimarer Republik.
Vielmehr spielten nunmehr Entwicklungen und Konflikte in der
Sowjetunion eine Rolle: Wie bereits geschildert stand die Absetzung der
linken Parteiführung der KPD im Zusammenhang mit den
Fraktionskämpfen in der KPdSU. Die neue Gewerkschaftspolitik der
deutschen Kommunisten entsprach vor allem den außenpolitischen
Interessen der Sowjetführung. Diese war an der Herstellung einer
internationalen Gewerkschaftseinheit interessiert, weil sie darin ein Mittel
zum Schutz ihres Landes vor Interventionen sah.821
In Bezug auf die innerparteiliche Demokratie lieferte die KPD ebenfalls
ein widersprüchliches Bild. Die Durchsicht der Dokumente der Jahre
1925/26 zeigt einerseits eine Partei, in der wieder deutlich mehr debattiert
wurde. Auch der Aktivitätsgrad nahm wieder zu. Im Herbst 1925 verteilte
das Polbüro einen Fragebogen an KPD-Mitglieder im ganzen Land. Deren
Antworten illustrieren diesen Aufschwung in der Partei.822 So erklärte der
Tischler Georg Lehmann aus Piesteritz im Bezirk Halle: „Die aus dem
EKKI-Brief resultierende Parteidiskussion hatte in der Partei eine Hebung
der Arbeitsfreudigkeit der Genossen bis zu einem bestimmten Grade zur
Folge. Sie zeigte sich vor allem auf dem gewerkschaftlichen Gebiete.“823
Der Mechaniker Otto Militzer aus Hannover meinte, seit Entmachtung Ruth
Fischers ein „neues Leben“ in der Partei zu beobachten: „Ein – meist nur
instinktiv gefühltes – Alpdrücken ist genommen und die Aktivität und
politische Regsamkeit der einzelnen Genossen hebt sich.“824 Rolf
Richthofer aus Bielefeld berichtete: „Alte Parteigenossen, die abseits
standen, melden sich wieder zur Mitarbeit.“825 Und der Hamburger
Schlosser Willy Presche betonte, „dass wir alle Fehler und Mängel unserer
Organisation frei und offen diskutieren“.826 Es scheint tatsächlich noch
einmal eine kurze Phase gegeben zu haben, in der kontroverse inhaltliche
Diskussionen möglich waren. Der „Offene Brief“ führte zu einer deutlichen
Belebung der zuvor erstarrten Partei. Die „Rote Fahne“ dokumentierte die
Erklärungen und Beschlüsse diverser Bezirke hierzu. In einer Reihe „Um
die Linie der Komintern“ wurden die Positionen der unterschiedlichen
Strömungen dort abgedruckt. Zudem beschloss das Polbüro beispielsweise
Anfang 1926, dass die Opposition sechs Vertreter zur 6. Erweiterten
Exekutive der Komintern im März senden dürfte.827 Und noch im
November erklärte Thälmann bei einem Treffen mit den Linken Scholem
und Urbahns, dass sie das Recht hätten, offen ihre Meinung in der
Parteipresse zu vertreten. Zudem würden die „Genossen der Opposition
[…] die Gelegenheit bekommen, ihren abweichenden Standpunkt in den
Instanzen der Partei zu vertreten, sie werden bei den Bezirksparteitagen als
Koreferenten auftreten können“.828
Andererseits kritisierten Parteilinke wie Lilly Korpus, die versprochene
Parteidemokratie werde nur dazu benutzt, „jedes kritische Wort, alle
Bedenken“ als „Anti-Bolschewismus, konterrevolutionär und
ausschlussreif“ zu brandmarken.829 Zu Beginn des Jahres 1926 beklagten
sich Parteimitglieder in einem Schreiben, dass freie Diskussionen nicht
mehr gestattet seien und die KPD-Presse ihren Lesern Informationen
vorenthalten würde: „[…] die Mitgliedschaft wird über alle entscheidenden
Fragen völlig im Dunkeln gehalten.“830 Tatsächlich gewährte gerade die
„Rote Fahne“ oppositionellen Stimmen weniger Raum als versprochen.831
Als im Januar 1926 sieben Reichstagsabgeordnete eine Erklärung zu einer
innerparteilichen Auseinandersetzung unterzeichneten, untersagte ihnen das
ZK, diese Erklärung zu verbreiten.832 Auch sonst bekämpfte die
Parteiführung die Parteilinke um Fischer und Maslow mit aller Vehemenz.
Stalin bezeichnete die Strömung zu dieser Zeit als „die negativste,
unerwünschste aller negativen Gruppen in der KPD“.833 Im Juli wusste die
politische Polizei von einer „Säuberungsaktion“ gegen die Linken zu
berichten. Das ZK habe „mit rücksichtsloser Schärfe den Kampf gegen alle
oppositionellen Elemente geführt.“834 Auch in parteinahen Organisationen
versuchte die KPD-Führung, abweichende Stimmen verstummen zu lassen.
Beispielsweise wurde Wilhelm Pieck Ende November im Polbüro
beauftragt, dafür zu sorgen, dass Ruth Fischer nicht als Referentin bei der
Roten Hilfe auftreten könne.835
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Entwicklung der KPD
nach Absetzung der linken Führung einen komplexen und
widersprüchlichen Vorgang darstellte. Die Partei befreite sich aus ihrer
gesellschaftlichen Isolation, zugleich nahm ihre Abhängigkeit von Moskau
zu. Sie öffnete sich einerseits nach außen, um andererseits scharf gegen die
innerparteiliche Opposition vorzugehen. Die Linke wiederum formulierte
eine deutliche Kritik an der zunehmenden Stalinisierung der Partei. Doch
mit der neuen politischen Linie der KPD fand sie keinen adäquaten
Umgang.

4.2 Zersplitterte Opposition gegen die Stalinisierung


(1925-1926)
In den Monaten nach Erscheinen des „Offenen Briefes“ war die neue KPD-
Führung hauptsächlich damit beschäftigt, die unvorbereiteten und
überraschten Mitglieder von der Richtigkeit des Schreibens zu überzeugen.
Diese Aufgabe bewerkstelligte das Thälmann-ZK relativ erfolgreich – vor
allem wenn man bedenkt, dass die nun vermeintlich bankrotte
Fischer/Maslow-Gruppe noch zwei Monate zuvor die Unterstützung großer
Teile der KPD genossen hatte.
So regte sich gegen den Brief der Internationale nur in einzelnen
Bezirken Widerstand. Der Unterbezirk Hannover beispielsweise
verabschiedete eine Resolution gegen das Kominternpapier. Auch die
Ortsgruppe Münster nahm „mit Entrüstung Kenntnis von dem Offenen
Brief und lehnt ihn einstimmig auf das schärfste als unkommunistisch ab“,
ebenso die Leitung von Groß-Leipzig.836 Des Weiteren sprachen sich die
Funktionäre der Bezirke Rhein-Saar und Hessen-Kassel gegen die
Absetzung der Fischer/Maslow-Führung aus. In Berlin, Halle,
Niedersachsen, Westsachsen, Thüringen und am Niederrhein zeichneten
sich ebenfalls mehr oder weniger starke Minderheiten gegen das Thälmann-
ZK ab.837 Im Berliner Stadtteil Moabit beispielsweise, „wo in der
Parteileitung die Ultralinken überwogen“ wurde der „Offene Brief“
„äußerst heftig“ kritisiert.838 Doch die Autorität der Internationale, die
massive Propaganda in der Parteipresse und bei Veranstaltungen sowie die
Unterschrift Ruth Fischers unter den „Offenen Brief“ reichten aus, um die
Mehrheit der deutschen Kommunisten für die neue Linie zu gewinnen.839
Die ehemals einheitliche Linke zerfiel nun in kürzester Zeit in diverse
Gruppierungen. Hatte unter der Fischer/Maslow-Führung bereits die
Trennung zwischen Linken und Ultralinken stattgefunden, so
differenzierten sich diese beiden großen Strömungen nun noch einmal aus.
Wie im Folgenden zu zeigen ist, zerfielen die Linken in einen Flügel um
Ernst Thälmann, der das neue ZK stützte, und einen oppositionellen Kreis
um Fischer und Maslow. Die Ultralinken zerbrachen gleich in mehrere
Strömungen, die von prominenten Kommunisten wie Iwan Katz, Ernst
Schwarz, Karl Korsch und Hans Weber geführt wurden.
Gerade die ehemaligen linken Mitglieder der Parteiführung taten sich
schwer im Umgang mit dem Offenen Brief – schließlich hatten sie ihn
mitunterzeichnet. Erst nach und nach trauten sie sich aus der Defensive. Die
ultralinke Opposition hingegen polemisierte unmittelbar nach
Veröffentlichung gegen das Papier. Sofern sie durften, traten ihre Vertreter
bei Parteiversammlungen als Koreferenten auf, um ihre Position deutlich zu
machen. Ende September 1925 erschien zudem in der „Roten Fahne“ ein
Text von Arthur Rosenberg und Werner Scholem, in dem sie erklärten,
warum die Ultralinken den Offenen Brief ablehnten.840
Zugleich kritisierten sie aber auch die Fischer/Maslow-Gruppe scharf.
Scholem und Rosenberg warfen Ruth Fischer vor, sie habe „die feste linke
Führung der KPD“ in der „leichtfertigsten Weise zerbrochen“ und „eine
dumme und brutale Diktatur innerhalb der Partei“ errichtet, „gegen den
Kern der Linken, der eine solche charakterlose Politik nicht mitmachen
konnte.“841 Scholem erklärte wenig später, die Fischer/Maslow-Gruppe
habe ihr wohlverdientes Ende gefunden.842 Auch die Weddinger Opposition
vertrat die Ansicht, „dass diese Gruppe politisch restlos bankrott gemacht
und sich durch ihre opportunistischen Abweichungen […] wie auch ihre
doppelzüngige Politik und ihren falschen innerparteilichen Kurs schon
längst außerhalb der Linken gestellt hat.“843 Hier zeichnete sich, so
Langels, eine Tendenz ab, die sich „wie ein roter Faden“ durch die weitere
Entwicklung der ultralinken Opposition ziehen sollte: Differenzen und
Trennendes zwischen den verschiedenen oppositionellen Gruppierungen
wurden in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gerückt und
so Ansätze zu einer möglichen Zusammenarbeit verhindert.844
Diese Uneinigkeit erleichterte dem ZK den Kampf gegen die Opposition.
Sie verstand es, wichtige Posten mit loyalen Anhängern zu besetzen und die
Linken auf diese Weise weiter zu schwächen. Das von Fischer-Anhängern
dominierte Berliner Funktionärsorgan „Der Funke“ musste für ein halbes
Jahr sein Erscheinen einstellen. Führende Oppositionelle wie Kurt
Rosenbaum (Polleiter Halle-Merseburg) oder Eugen Eppstein (Polleiter
Nordwest) entfernte die Parteiführung von ihren Positionen. Andere Linke
verloren Einfluss, indem sie von der Parteiführung aus ihren
Heimatbezirken abberufen wurden. So beorderte das ZK beispielsweise
Hans Weber und Wilhelm Schwan, Polleiter in der Pfalz und an der Ruhr, in
die Gewerkschaftsabteilung nach Berlin. Aber nicht immer musste die neue
Führung Zwang ausüben: Einzelne Linksoppositionelle wie Max Strötzel
(Polleiter Westsachsen) und Jean Winterich (Polleiter Mittelrhein) gingen
nach kurzem Schwanken freiwillig zu Thälmann über.845
Dennoch musste die KPD-Führung befürchten, dass sich die
verschiedenen oppositionellen Kommunisten zu einem späteren Zeitpunkt
erneut verbünden würden. Dass diese Angst berechtigt war, zeigte sich
erstmalig am 21. Dezember 1925bei einer Berliner Parteiarbeiterkonferenz.
Überraschend unterstützten die Vertreter der Linken dort eine Resolution
der Ultralinken.846 Das gute Abstimmungsergebnis machte deutlich:
Gemeinsam verfügten die oppositionellen Gruppen durchaus noch über
großen Rückhalt an der Basis. Nach Ansicht von Siegfried Bahne stellten
sie zu dieser Zeit noch „eine ernsthafte Gefahr für die neue ‚stalinistische‘
Parteiführung“ dar.847 Dieser Bedrohung versuchte das ZK Herr zu werden,
indem es – ganz in der Tradition Sinowjews – die Zersplitterung der
Opposition beförderte. Als schwächstes Glied machte es den Flügel um
Iwan Katz aus.

4.2.1 Das erste Opfer: Iwan Katz


Einer der führenden Ultralinken war Iwan Katz. Im Februar 1889 als Sohn
eines Kaufmannes in Hannover geboren, schloss er sich 1906 der
Arbeiterbewegung an. Bis Ende des Jahres 1919 blieb er Mitglied der SPD.
Über die USPD kam er dann keine zwölf Monate später zur KPD. Hier
machte Katz rasch Karriere: Im Jahr 1921 zog er in den Preußischen
Landtag ein, ab 1922 leitete er die Kommunalabteilung der Zentrale, 1924
wurde er ins Polbüro und in den Reichstag gewählt. Als Mitglied der
Fischer/Maslow-Zentrale vertrat er die KPD im EKKI-Präsidium. Im Zuge
der Auseinandersetzungen zwischen linker Parteiführung und Ultralinken
wurde er Mitte 1925 von dieser Position entfernt und zugleich gemeinsam
mit seinen Anhängern aus der Leitung seines Heimatbezirkes
Niedersachsen ausgeschlossen. Doch unter den Parteimitgliedern in der
Stadt und im Unterbezirk Hannover genoss er weiterhin große
Unterstützung.848
Schon früh hatte Katz das Ansehen der Kommunisten in der preußischen
Provinzhauptstadt genossen. Er soll ein mitreißender Redner und
maßgeblich für den Aufbau der lokalen KPD verantwortlich gewesen sein.
Diese habe Anfang der 1920er Jahre vor allem „durch die Entwicklung von
Iwan Katz zum ‚Volktribun‘“ aus dem Windschatten der Sozialdemokratie
treten können, urteilt Gerd Reuter in einer Arbeit über die Hannoveraner
Kommunisten. „Durch seinen Aktivismus und geschickte Agitprop-Arbeit
konnte die Partei zu einem beachtlichen Gegenpol der SPD in Hannover
werden.“849 Zu Katz’ Beliebtheit trug zudem bei, dass sich der studierte
Jurist stets als Anwalt der einfachen Mitglieder gab. Als er dann in
Opposition zur Zentrale stand, habe er durch seinen freundschaftlichen
Umgang und seine charismatische Art viele Kommunisten gegen die
Beschlüsse der Thälmann-freundlichen Bezirksleitung mobilisieren können,
urteilt Langels.850 Das bestätigen auch Interviews, die Gerd Reuter knapp
50 Jahre später mit ehemaligen Hannoveraner KPD-Mitgliedern geführt hat.
Einer erinnerte sich: „Der hat auf mich solch einen Eindruck gemacht, weil
er immer sagte, nix da, wir müssen rangehen usw. … Das war gerade das,
was mir besonders gelegen hat. Nicht Flugblätter verteilen. Sondern ran.
Wenn es auch sein muss, in tätlichen Auseinandersetzungen.“851 In der
Sicht vieler Kommunisten seien Katz und Genossen, so Reuter, „Kämpfer“
gewesen, „die viel für ihre Kollegen taten, im Zweifelsfall auch mal
‚Rabbatz‘ machten. Es waren Menschen, wie ‚wir uns einen Kommunisten
vorstellten‘.“852
„Rabbatz“ ist in der Tat eine treffende Umschreibung für den Umgang,
den Katz und seine Anhängern mit politischen Kontrahenten pflegten.
Beispielsweise ist eine Mitgliederversammlung im November 1925
überliefert, die am Rande des Abbruchs stand. Wiederholt musste der
Saalschutz des RFB einschreiten, um Tätlichkeiten zwischen Katz-
Anhängern und Unterstützern der Bezirksleitung zu verhindern.853 Auch
verbal hielt sich Katz nicht zurück und beschimpfte innerparteiliche Gegner
wie den ZK-treuen Orgleiter des Bezirks Niedersachsen Paul Grobis gerne
einmal als „verkommenes Subjekt“. Umgekehrt reagierten Katz’
Kontrahenten ähnlich ausfallend, wenn das Gespräch auf ihn kam. Clara
Zetkin bezeichnete Katz wahlweise als „Schurke oder Psychopath“ und als
„Iwan der Schreckliche“.854 Und ein ehemaliger Genosse aus Hannover
meinte: „Katz war ein schäbiger Charakter, der versuchte politische Sachen,
persönliche Verunglimpfungen und so etwas zu verbinden.“855
Gemeinsam mit seinen Freunden und Genossen Theodor Gohr, Berthold
Karwahne, Fritz Lossau und Dora Malle gelang es Katz in der zweiten
Jahreshälfte 1925, die Mehrheit der Hannoveraner Partei zu gewinnen.856
Nach ausgiebiger Agitation der Opposition lehnte die lokale KPD-
Mitgliedschaft bei einer schriftlichen Abstimmung den Offenen Brief mit
202:160 Stimmen ab. Die Katz-Leute forderten daraufhin die Neuwahl der
Bezirksleitung. In der Zeit bis zur Einberufung eines Bezirksparteitages
versuchten beide Richtungen, Funktionäre und Mitglieder für ihren Kurs zu
gewinnen. Während die Vertreter der Bezirksleitung in Versammlungen der
Stadtdistrikte für ihre Positionen agitierten, versammelte Iwan Katz
sympathisierende Kommunisten unter dem Etikett eines „Lenin-Zirkels“.
Diese wöchentlichen Zusammenkünfte fanden zunächst in seiner Wohnung
statt, später wegen der großen Teilnehmerzahl in einem Lokal. Die
Bezirksleitung interpretierte sie als fraktionelle Treffen – was sie de facto
auch waren – und verbot sie. Katz und seine Anhänger ignorierten das
Verbot jedoch und trafen sich weiterhin. Daraufhin schickte die
Bezirksleitung am 8. Januar 1926 einen Antrag an das Zentralkomitee, Katz
wegen antikommunistischer und parteifeindlicher Handlungen aus der KPD
zu entfernen. Der Oppositionsführer würde um seiner „egoistischen und
krankhaften Interessen“ willen die Spaltung der Partei betreiben. Mit Katz
zusammen sollten weitere sechs Mitglieder die Hannoveraner Partei
verlassen – darunter Theodor Gohr, Berthold Karwahne und Dora Malle.857
Die Betroffenen reagierten auf die Ausschlussdrohung mit der nicht
genehmigten Einberufung einer Mitgliederversammlung am Samstag, den
9. Januar 1926, bei der knapp 360 Personen erschienen. Nahezu einstimmig
nahmen die Anwesenden eine Resolution an, die den „fortgesetzten Terror“
der Bezirksleitung gegen die Mitglieder anprangerte. Sie beschlossen, diese
Erklärung am folgenden Montag der Redaktion der „Niedersächsischen
Arbeiterzeitung“ (NAZ) zur Veröffentlichung zu überbringen. Zur
Unterstützung des Vorhabens wurden alle KPD-Mitglieder aufgefordert,
sich vor der lokalen Parteizentrale zu versammeln, in der Redaktion und
Druckerei der NAZ untergebracht waren. Tatsächlich erschienen am
Morgen des 11. Januar zwischen 100 und 200 Kommunisten vor dem
Gebäude am Klagesmarkt.858 Die ZK-treue Redaktion der NAZ weigerte
sich, die Resolution abzudrucken. Daraufhin hat Katz, so berichtete eine
SPD-Zeitschrift später, „nach kommunistischem Muster eine Revolution im
kleinen gemacht. Mit etwa 200 seiner Freunde rückte er vor das Haus in
Hannover, in dem sich das Parteibureau befindet, und versuchte, es in seine
Gewalt zu bekommen.“859 Die Oppositionellen lieferten sich gewalttätige
Auseinandersetzungen mit Mitgliedern des RFB, die als Schutztruppe in
dem Gebäude untergebracht waren. Als die Ultralinken die Oberhand zu
gewinnen schienen, alarmierte der Verlagsgeschäftsführer Joseph Miller die
Polizei. Am Tatort eingetroffen, räumten die Ordnungshüter dann
gemeinsam mit den RFB-Leuten die Räumlichkeiten. Katz und seine
Anhänger mussten schließlich, wie sie es selber ausdrückten, „der
vereinigten russisch-deutschen Staatsgewalt“ weichen.860
Der KPD-Führung lieferte der Angriff auf die NAZ-Redaktion einen
willkommenen Anlass, um ohnehin geplante administrative Maßnahmen
gegen die Opposition durchzuführen. Umgehend schloss sie Katz, Gohr,
Karwahne und andere wegen „provokatorischen und putschistischen
Verhaltens“ aus der Partei aus.861 Auf Anzeige Millers wurde gegen die
Oppositionellen zudem ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruch
eingeleitet.862 Zugleich rief das ZK die Hannoveraner Mitglieder auf, über
den „politischen Kadaver des Iwan Katz“ hinwegzuschreiten und der KPD
die Treue zu halten.863 Die Parteipresse veröffentlichte unzählige
Resolutionen verschiedener Mitglieder- und Funktionärsversammlungen,
die den Anschein erwecken sollten, Katz und seine Anhänger seien im
Bezirk isoliert.864 Ein Genosse des ZK wurde nach Hannover gesandt, um
die Bezirksleitung bei der Auseinandersetzung zu unterstützen. Des
Weiteren stellte Berlin dem Bezirk finanzielle Mittel „zur Durcharbeitung
der Ortsgruppen“ zur Verfügung.865
Katz begann daraufhin, eigenständige Strukturen aufzubauen. Zwei Tage
nach der Besetzung des Parteigebäudes rief die Opposition eine
Versammlung ein, an der über 200 Personen teilnahmen. Sie beschlossen
einen „Parteistreik“ und riefen alle Mitglieder dazu auf, solange ihre
Mitgliedsbeiträge und Zeitungsgelder einzubehalten, bis die
Parteiausschlüsse zurückgenommen und die Bezirksleitung abgesetzt sei.866
Nach Angaben der Bezirksleitung beteiligten sich etwa 300 Kommunisten
in der Stadt und rund 800 im Bezirk Hannover an dieser Beitragssperre. Die
Parteiführung gab jedoch keineswegs nach. Stattdessen forderte sie Katz
auf, sein Reichstagsmandat niederzulegen. Dahinter steckten nicht nur
politische Überlegungen. Vielmehr wollte sie die Opposition auch finanziell
schwächen, für die die Diäten des Abgeordneten Katz eine wichtige
Einnahmequelle waren.
Wie zu erwarten, kam Katz der Aufforderung nicht nach und nahm
fortan als fraktionsloser Abgeordneter an den Parlamentssitzungen teil.867
Im Bürgervorsteherkollegium Hannover, dem lokalen Stadtparlament,
weigerten sich die ausgeschlossenen Ultralinken Gohr, Karwahne und
Malle ebenso, ihre Mandate an die Partei zurückzugeben. Gemeinsam mit
dem sympathisierenden Abgeordneten Langrehr bildeten sie fortan die
„Kommunistische Fraktion (Linke)“, die somit vier der ehemals neun KPD-
Sitze einnahm.868
Ende Februar 1926 fand schließlich eine Konferenz der Opposition
Niedersachsens statt, die letzte Schritte zur organisatorischen
Selbstständigkeit in die Wege leitete. Die Unterstützer der Ultralinken
wurden aufgefordert, die NAZ als Parteiorgan abzubestellen. Zugleich
beschlossen die Anwesenden, ein „Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der
KPD-Opposition (Linke KPD) des Bezirks Niedersachsen“ herauszugeben,
dass ab März 1926 wöchentlich erscheinen sollte. Herausgeber der Zeitung
war Iwan Katz. Die Auflage dieses Periodikums lag zeitweilig bei 3.500
Exemplaren.869 Die Gruppe selber nannte sich nun „KPD-Opposition
(Linke KPD)“.870

4.2.2 Die ultralinke Opposition zerfällt


Langels meint, es sei kein Zufall gewesen, dass die Katz-Gruppe als erste
oppositionelle Strömung aus der Partei ausgeschlossen wurde. Sie habe
nicht nur die notwendigen Vorwände für die Ausschlussverfahren geliefert,
„sondern die möglichen Folgen einer Solidarisierungswelle schienen wegen
des lokal begrenzten Einflusses in einem nicht besonders mitgliederstarken
Bezirk kalkulierbar.“871 Tatsächlich genoss Katz außerhalb Niedersachsens
wenig Unterstützung. Und die Besetzung des lokalen Parteibüros rief selbst
bei anderen Oppositionellen Kritik hervor. So unterzeichneten am 12.
Januar 1926 sieben ultralinke Reichstagsabgeordnete (Hans Bohla, Karl
Korsch, Robert Neddermeyer, Theodor Neubauer, Arthur Rosenberg,
Werner Scholem und Ernst Schwarz) eine „Erklärung zu den Vorgängen in
Hannover“. Darin appellierten sie zwar an das ZK, alles zu tun, „um eine
Abspaltung revolutionärer Genossen von der Partei zu verhindern.“
Zugleich kritisierten sie aber ungewöhnlich scharf die Katz-Leute. „Wir
missbilligen“, hieß es in der Erklärung, „Handlungen […], die geeignet sind
das Ansehen unserer Partei vor der proletarischen Öffentlichkeit schwer
herabzusetzen. Wir verurteilen insbesondere den Anschlag auf das Organ
der Partei in Hannover.“ Weiter erklärten die Unterzeichner:

Den hannoverschen Genossen, die bis zur Reichskonferenz unsere


politischen Auffassungen geteilt haben, rufen wir zu: Keinen Schritt
gegen die Partei! Rückgängigmachung aller Handlungen, die zu der
gegenwärtigen Verschärfung geführt haben! Unbedingte Anerkennung
der Parteidisziplin!872

Dieser Affront gegen Katz führte zu scharfen Auseinandersetzungen


innerhalb der ultralinken Opposition. Eine 1. Reichskonferenz am 24.
Januar 1926, an der auch Katz teilnahm, diskutierte angesichts der
Erklärung der sieben Abgeordneten die Frage, wie man sich gegenüber den
Hannoveraner Genossen positionieren solle. Um einen Bruch zwischen den
Ultralinken zu verhindern, setzten sich Korsch und Schwarz für eine
weitere Zusammenarbeit ein. Scholem und Rosenberg hingegen
befürchteten, dass eine Solidarisierung mit Katz zur Spaltung der KPD
führen würde. Es folgte eine hitzige Debatte. Wie in einem ZK-Bericht über
die Tagung nachzulesen ist, kam es „zu einem großen Krach, bei dem nach
Scholem mit Kaffeetassen geworfen wurde.“ Schließlich wurde über diese
Frage abgestimmt und Scholem/Rosenberg erhielten eine knappe Mehrheit
von 22:19 Stimmen.873 Daraufhin verließ ein Teil der Anwesenden die
Konferenz.874 Die Taktik des ZK ging offenbar auf.875
In den kommenden Monaten zerfiel die ultralinke Opposition weiter.876
An ihrer zweiten Reichskonferenz im März nahmen Scholem und
Rosenberg schon nicht mehr teil. Während der eine (Scholem) sich in den
nächsten Monaten der linken Fischer-Maslow-Urbahns-Gruppe annäherte,
schwenkte der andere (Rosenberg) auf die Linie der Parteiführung ein.877
Auch die Weddinger Opposition, die sich zwar noch an der Konferenz
beteiligte, brach kurz darauf mit den anderen ultralinken Genossen.878 Die
Gruppe kritisierte, dass Katz begonnen hätte, von der KPD unabhängige
Strukturen aufzubauen. Ihre Prämisse hingegen sei, die Partei als
politischen und organisatorischen Bezugsrahmen um keinen Preis
aufzugeben.879 Nur einen Monat später trennte sich schließlich – bei einer
dritten Reichskonferenz – die Gruppe „Entschiedene Linke“ um Karl
Korsch und Ernst Schwarz von Katz.880
Ein Streitpunkt zwischen Katz und den Entschiedenen Linken war die
Gewerkschaftsfrage. Während die Katz-Gruppe – in guter linksradikaler
Tradition – die Mitarbeit in den freien Gewerkschaften ablehnte und
stattdessen die Gründung „roter gewerkschaftlicher Kampfverbände“
propagierte, vermied die Entschiedene Linke als Strömung, die noch
innerhalb der KPD agierte, aus taktischen Gründen eine Stellungnahme zu
dieser Frage. Ähnlich verhielt es sich in der Diskussion zum
Parlamentarismus.
Hinzu kam noch ein weiterer Konflikt. In der sozialdemokratischen und
kommunistischen Presse kursierten Briefe, die Katz im Februar 1926 an den
Magistrat der Stadt Hannover gerichtet haben sollte. Dort kündigte er
angeblich seine Absicht an, sich noch während des laufendes Jahres aus der
Parteipolitik zurückzuziehen. Zugleich bekundete er sein Interesse an einer
„unpolitischen“ Dienststelle in jenem Amt, für das er früher tätig gewesen
war.881 Katz bezeichnete die Briefe zwar als Fälschungen, dementierte aber
nur sehr halbherzig. Die Vertreter der Entschiedenen Linken forderten ihn
auf, dem Dementi durch Klageandrohungen Nachdruck zu verleihen.
Darauf verzichtete Katz.882 Stattdessen warf er Ernst Schwarz und Fritz
Lossau von der Reichsleitung der Entschiedenen Linken vor, die Briefe
gefälscht zu haben. In seiner unnachahmlichen Art erwähnte er noch, dass
diese Reichsleitung „schuftiger“ sei „als alles, was bisher von den EKKI-
Schuften an Schmierigkeiten begangen ist.“ Überhaupt sei die Entschiedene
Linke „die schmierigste und korrupteste Gruppe der Opposition.“883
Angesichts dieser zunehmend unpolitisch und diffamierend geführten
Diskussionen, verwundert es kaum, dass Katz-Leute und Entschiedene
Linke ab Mitte Mai 1926 getrennte Wege gingen.884

4.2.3 Die Gruppe Entschiedene Linke


Mit Karl Korsch hatte die Gruppe „Entschiedene Linke“ (EL) zweifellos
den heute bekanntesten Linksoppositionellen in ihren Reihen.885 Michael
Buckmiller bezeichnet den Mitbegründer des Frankfurter Instituts für
Sozialforschung als einen „der bedeutendsten und eigenwilligsten Vertreter
eines revolutionären Marxismus.“886 Perry Anderson schreibt, Korsch sei
zusammen mit Antonio Gramsci und Georg Lukács Begründer des
„westlichen Marxismus“.887 Für Bahne ist er „einer der interessantesten
Theoretiker im deutschen Kommunismus“.888 Seinen Ruhm verdankt
Korsch vor allem seinen theoretischen Schriften. Das im Jahr 1923
erschienene Buch „Marxismus und Philosophie“889 gilt als eines der
wichtigsten Werke des kritischen Marxismus. In den 1960er Jahren
beeinflussten die neu aufgelegten Arbeiten von Korsch, der während der
NS-Zeit in die USA emigrierte und dort mehrere Lehr- und
Forschungsaufträge sowie Gastprofessuren erhielt, stark die westdeutsche
und italienische Studentenbewegung.
Weniger bekannt sind jedoch Korschs praktische Aktivitäten. Der
habilitierte Jurist und Sohn eines Bankdirektors schloss sich am Ende des
Ersten Weltkriegs der USPD an. Mit deren linken Flügel kam er zur KPD,
wo er schnell Karriere machte. Ende 1923 wurde er Justizminister der
kurzlebigen sozialdemokratisch-kommunistischen Koalitionsregierung in
Thüringen. Als ehemaliger Anhänger der Brandler-Thalheimer-Zentrale
unterstützte er ab Anfang 1924 die linke Mehrheit um Fischer und
Maslow.890 In dieser Zeit wurde er Reichstagsabgeordneter und
Chefredakteur des KPD-Organs „Die Internationale“.891
Stalin beschimpfte Korsch einst als „spießbürgerlichen Philosophen“.892
Einer der so gescholtenen linken Intellektuellen war auch Ernst Schwarz,
der ebenfalls zu den führenden Köpfen der Entschiedenen Linken gehörte.
Genau wie Korsch stieß der promovierte Studienassessor erst spät zur
Arbeiterbewegung: In den Tagen der Novemberrevolution wurde er
Mitglied der Sozialdemokratie. Binnen zwei Jahren radikalisierte er sich,
ging zur USPD und landete schließlich auf dem linken Flügel der KPD.
Unter der Fischer/Maslow-Zentrale wurde er hauptamtlicher
Parteifunktionär. Doch als Ultralinker musste er infolge der
Auseinandersetzungen um die Reichspräsidentenwahl seine Parteiämter
räumen.893
Dritter in der Führungsriege der EL war Heinrich Schlagewerth. Anders
als Korsch und Schwarz entstammte der gelernte Bauhandwerker der
Arbeiterschaft. Doch genau wie seine beiden Genossen war auch er erst seit
einigen Jahren politisch aktiv. Im Revolutionsjahr 1918 trat er der USPD
bei und kam mit deren linken Flügel zur KPD. Seit dem Jahr 1923 stand er
der Partei in seinem Wohnort Mönchengladbach894 vor und zog im
Dezember 1924 in den Reichstag ein, dem er bis 1928 angehörte.895
Schon vor dem Bruch mit Katz entwickelte die Gruppe um Korsch,
Schwarz und Schlagewerth eine eigenständige fraktionelle Tätigkeit. Sie
versandte Rundschreiben und Rededispositionen an ihre Anhänger und ab
März 1926 erschien die erste Ausgabe ihrer Zeitschrift „Kommunistische
Politik. Diskussionsblatt der Linken“, für die Schlagewerth verantwortlich
zeichnete. Korsch und Schwarz leiteten das Blatt redaktionell, auch Rolf
Katz, ein Bruder von Iwan Katz, wurde als Mitarbeiter geführt. Die EL
betonte, die Zeitschrift würde nur so lange erscheinen, bis die von der
Kominternführung proklamierte Freiheit der Diskussion aller Fragen
innerhalb der KPD tatsächlich wieder hergestellt und garantiert sei.896
Im Gegensatz zur Katz-Gruppe konnte sich die Entschiedene Linke auf
Anhänger in der ganzen Republik stützen. Die meisten Sympathisanten
besaß sie am Niederrhein und im Ruhrgebiet. Dort nahm ihr Einfluss
Anfang 1926 „vorübergehend fast Massencharakter“ an, wie Berens
schreibt.897 Vor allem Schlagewerth konnte auf starken Rückhalt in seiner
Heimatstadt Mönchengladbach bauen.898 Hier sowie in Neuss und Hagen
stand zeitweilig die Mehrheit der lokalen KPD hinter der Entschiedenen
Linken. In Düsseldorf unterstützten phasenweise sogar 90 Prozent der
Parteimitglieder die Opposition.899 Auch kleinere Ortsgruppen im
Rheinland und an der Ruhr wie Bocholt, Buer, Cleve, Goch, Ickern und
Schiefbahn sowie Triebes und Weida in Thüringen bekannten sich zur EL.
Unterstützer hatte die Strömung zudem in Berlin, Darmstadt, Dortmund,
Frankfurt am Main, Gera, Leipzig, Münster, Rostock und Weimar.900
Reichsweite Zahlen über ihre Anhängerschaft existieren für die Frühphase
der Entschiedenen Linken nicht. Doch lassen die lokal überlieferten
Angaben zumindest die Größenordnung erahnen. Im Westen Deutschlands
– also ihren Hochburgen – verfügte die Gruppe laut Berens über etwa 2.000
Unterstützer.901 Für Berlin kann man von 250-350 Anhängern der EL
ausgehen.902 Aus weiteren Städten sind keine Zahlen bekannt, doch eine
Gesamtanhängerschaft zwischen 3.500 und 5.000 KPD-Mitgliedern
erscheint durchaus realistisch.903
Im Zentrum der Kritik der Schwarz/Korsch-Gruppe stand die
Stalinisierung der KPD. Daher wollte sie in erster Linie für innere
Parteidemokratie, die Wählbarkeit der Parteileitungen und die
Diskussionsfreiheit in allen strittigen Fragen kämpfen.904 Auch den Umbau
der KPD auf Betriebszellen lehnte sie entschieden ab. Schlagewerth erklärte
hierzu, die Entschiedene Linke sei zwar für eine starke Verankerung in den
Betrieben, aber den Umbau auf Zellen hätte die Führung ausschließlich
erfunden, um die Opposition zu schwächen. In anderen inhaltlichen Fragen
vertrat die Gruppe ebenfalls konträre Ansichten. So meinten Korsch und
Schwarz, es existiere keine relative Stabilisierung des Kapitalismus,
vielmehr seien weiterhin Krisenerscheinungen zu beobachten. Daher bliebe
„die Vorbereitung und Organisierung der Revolution und Errichtung der
proletarischen Revolution“ Hauptaufgabe der Kommunisten.905 Im
Volksentscheid zur Fürstenenteignung sah Korsch die Chance,
„parlamentarisch-demokratische Illusionen“ zu bekämpfen und „die
Machtfrage in den Vordergrund [zu] stellen.“906 Doch diese Chance habe
die KPD nicht ergriffen. Vielmehr sei in der Partei im Verlauf der
Kampagne eine „geradezu ungeheuerliche Überschätzung des
Stimmzettels“ zu Tage getreten.907 Diesen „parlamentarischen Kretinismus“
wies die Opposition zurück.908
In den Fokus von KPD- und Komintern-Führung geriet die Entschiedene
Linke nach dem Ausschluss der Katz-Gruppe. Während der 6. Tagung des
EKKI Ende Februar 1926 griff Bucharin Korsch scharf an und warf ihm
vor, einige seiner Ansichten seien „Hirngespinste“ und hätten „mit dem
Kommunismus nichts gemein“. Zugleich verurteilte er die enge Verbindung
zwischen Korsch und dem bereits aus der KPD ausgeschlossenen Katz.909
Anfang April 1926 nahm dann auch die KPD-Führung den Kampf gegen
die Gruppe auf. So beschloss das Polbüro am 8. April, eine
Pressekampagne gegen Korsch-Schwarz zu organisieren. Ernst Meyer
wurde beauftragt, Material über die Opposition zusammenzutragen.910
Eine Woche später, am 16. und 17. April, tagte in Berlin eine Konferenz
der politischen Sekretäre und der Redakteure der verschiedenen KPD-
Publikationen. Der anwesende Korsch verteidigte dort seine Ansichten.
Doch als er von der Parteiführung aufgefordert wurde, sein
Reichstagsmandat zur Verfügung zu stellen, antwortete er, dass er „zunächst
erst mit seinen engeren Freunden […] Rücksprache nehmen müsse.“ Die
Anwesenden legten das als Provokation und offene Fraktionsbildung aus
und schlossen Korsch von der weiteren Teilnahme an der Tagung aus. Da
die Entschiedene Linke nahezu zeitgleich, am 17. und 18. April, in
Eberswalde eine Konferenz mit 250 Teilnehmern abhielt, betrachtete die
Parteiführung sie fortan als außerhalb der Partei stehend. Um die
Gefährlichkeit der Gruppe zu demonstrieren, veröffentlichte die KPD-
Presse nun die von Meyer gesammelten Auszüge aus deren Rundschreiben
und Rededispositionen.911
Am 30. April 1926 forderte das ZK Korsch und Schwarz schließlich
ultimativ auf, ihre Reichstagsmandate bis zum 3. Mai niederzulegen.912
Genau wie im Fall Katz wollte es die Opposition, die von den
Freifahrtkarten und Diäten „ihrer“ Abgeordneten profitierte, organisatorisch
schwächen. Korsch reagierte mit einer Erklärung, die bezeichnenderweise
im sozialdemokratischen „Vorwärts“ abgedruckt wurde. Er erkannte zwar
grundsätzlich das Recht einer kommunistischen Parteiführung an,
Mandatsniederlegungen zu verlangen. Dieses spezielle, auf seine Person
bezogene Ansinnen lehnte er jedoch ab:

Nach meiner Überzeugung stellt die gegenwärtige Führung der KPD


eine rechte Parteiführung dar, die immer mehr die Linie einer
opportunistischen, d. h. unkommunistischen und unleninistischen Politik
verfolgt. Sie unterdrückt zugleich durch ein Regime ideologischen
Terrors und polizeilicher Methoden alle in der Partei bisher noch
vorhanden gewesenen Reste von Parteidemokratie, so dass der Kampf
für die Wiederherstellung einer kommunistischen Politik innerhalb der
KPD heute fast überhaupt nicht mehr möglich ist.913

Er und Schwarz mussten daraufhin die Partei verlassen. Wenige Tage


später forderte das ZK den dritten Abgeordneten der EL, Heinrich
Schlagewerth auf, seine Tätigkeit „als verantwortlicher Herausgeber des
Diskussionsblattes der aus der Partei ausgeschlossenen
Reichstagsabgeordneten Korsch und Schwarz“ einzustellen. Das ZK-
Mitglied Philipp Dengel bot Schlagewerth zudem 2.000 Mark an, falls er
sein Parlamentsmandat freiwillig niederlege. Daraufhin bat Schlagewerth
die Reichstagsverwaltung, seine Diäten nicht mehr der Fraktionskasse,
sondern ihm persönlich zu überweisen. Dies legte das ZK als
organisatorischen Bruch mit der KPD aus und schloss auch ihn am 12. Mai
1926 aus der Partei aus.914 Damit waren nach Katz die nächsten führenden
Köpfe der linken KPD-Opposition kaltgestellt.
Fortan musste die Entschiedene Linke zweigleisig agieren. Ihre
bekanntesten Führungspersönlichkeiten standen außerhalb der KPD, die
meisten ihrer Anhänger waren jedoch noch Mitglied der Partei.915 Für die
Opposition ein unauflösliches Dilemma: Sie wollte innerhalb der
Kommunistischen Partei Mehrheiten und Anhänger gewinnen – musste
aber bei tatsächlichen Erfolgen mit massiven organisatorischen
Maßregelungen rechnen. Diese Situation verschärfte sich noch, als das ZK
Anfang Juli den Beschluss fasste, dass jede fraktionelle Verbindung mit
Korsch, Schwarz und Schlagewerth unweigerlich zum Parteiausschluss
führen würde. Mit großer Konsequenz setzte die Parteiführung den
Beschluss um. Hierbei verfolgte sie weiterhin das Prinzip, vor allem die
Führungspersönlichkeiten der Opposition aus der KPD zu entfernen. Auf
diese Weise versuchte sie, so Langels, „durch eine Spaltung in ultralinke
Führer und ‚Verführte‘ […] den Zustrom zur ultralinken Opposition zu
unterbinden.“ Schon bald musste der Dortmunder Stadtverordnete Adolf
Amecke ebenso sein Parteibuch abgeben wie die preußischen
Landtagsabgeordneten Peter Loquingen und Fritz Lossau aus Düsseldorf.
Auch die beiden Rostocker Hans Ambs, ehemals Mitglied im Landtag
Mecklenburg-Schwerin, und Henry Johansen, zeitweilig Mitarbeiter des
ZK, wurden ausgeschlossen, weil sie als Anhänger der Entschieden Linken
in Erscheinung getreten waren.916
Trotz dieser Repressionen konnte die Opposition noch einige lokale
Erfolge vorweisen. In Mönchengladbach gelang es Schlagewerth nicht nur,
einen großen Teil der Partei, sondern auch des lokalen RFB inklusive
dessen Führung für die Opposition zu gewinnen.917 Auch in der Provinz
Westfalen konnte die Parteilinke im September 1926 noch knapp ein Drittel
der Mitglieder hinter sich vereinen. Für die KPD bedeuteten die
Parteiausschlüsse auf kommunaler Ebene oft eine Schwächung. In vielen
Orten, wo sie die ultralinke Opposition ausschaltete, ging auch der Einfluss
der Partei zurück. Nach EL-Angaben verkleinerte sich die KPD-Ortsgruppe
Neuss von 260 auf 30 Mitglieder, Mönchengladbach verlor knapp 500
seiner 520 Anhänger und in Düsseldorf sank die Mitgliederzahl von 2.400
auf 800.918 Zudem lähmten die Auseinandersetzungen mit der Opposition
häufig das Parteileben. In Westfalen, so berichteten die lokalen Behörden,
nahmen die Debatten bei Mitgliederversammlungen „vielfach erregte
Formen an, wodurch es zu einer praktischen Parteiarbeit kaum noch
kommt.“919
Doch im Großen und Ganzen wirkten sich die organisatorischen
Maßnahmen vor allem negativ auf den innerparteilichen Einfluss der
Entschiedenen Linken aus. Im Juni 1926 konnte die KPD-Bezirksleitung im
Ruhrgebiet berichten, dass es ihr gelungen sei, „in sachlichen Diskussionen
und gleichzeitiger produktiver Arbeit die noch auf dem Parteitag
vorhandene Opposition in vielen Ortsgruppen zu liquidieren und die
Genossen auf die politische Linie der Partei zurück zu gewinnen, somit
auch ein besseres Vertrauensverhältnis herzustellen als das noch vor dem
Bezirksparteitag der Fall war.“920 Damit war die EL in einer ihrer
Hochburgen massiv geschwächt. Auch in ihrer zweiten Bastion, dem Bezirk
Niederrhein, ging ihr Einfluss deutlich zurück. Beim Bezirksparteitag am
29./30. Mai 1926 stimmten lediglich 14 von 187 Delegierten einer von der
Opposition eingebrachten Resolution zu.921
Hierbei spielte sicherlich eine Rolle, dass die EL sich gegenüber den
erfolgreichen politischen Projekten der KPD dieser Zeit, wie zum Beispiel
der Kampagne zur Fürstenenteignung, ablehnend verhielt. Zugleich hatte
sie selbst wenig praktische Aktivitäten anzubieten, die den Wünschen und
Bedürfnissen von Arbeitern und Arbeitslosen entsprochen hätten. „Ihre
Analysen und Programme“, bilanziert Langels, „waren zu theoretisch und
abstrakt, als dass sich breite Kreise des Proletariats damit hätten
identifizieren können.“922 Es sollte nicht einfacher für die Opposition
werden.
4.2.4 Die Weddinger Opposition
Eine gewisse Sonderrolle unter den dissidenten Gruppen innerhalb der KPD
nahm die bis heute wenig erforschte Weddinger Opposition ein.923 Denn im
Gegensatz zu anderen ultralinken Gruppierungen waren die
Führungsfiguren der Weddinger keine Intellektuellen, sondern stammten
aus der Arbeiterklasse.924 Die Gruppe verfügte über einige lokale
Hochburgen, die gut miteinander vernetzt waren. Besonders stark vertreten
war sie im Berliner Verwaltungsbezirk Wedding, in Westsachsen und in der
Pfalz. Auch aus anderen Teilen der Hauptstadt sowie aus Niedersachsen
und Bielefeld ist eine signifikante Anhängerschaft überliefert. Die
Weddinger Opposition war, so LaPorte, „an umbrella faction nationally for
a left tendency among party members.“925 Insgesamt konnte sich die
Gruppe vergleichsweise lange in der Partei halten. Noch Anfang 1928
stellte sie in der Pfalz die Leitung des KPD-Bezirks. Als andere
Linksoppositionelle schon aus der Partei ausgeschlossen worden waren,
entsendete sie sogar noch Vertreter ins ZK.
Gerade über die Ursprünge der Weddinger ist bislang wenig bekannt.
Daher soll an dieser Stelle ein Überblick über die Entstehungsgeschichte
dieser Strömung gegeben werden. Anders als ihr Name vermuten lässt,
hatte sie ihren Ursprung nicht im Wedding, sondern in der damals zu
Bayern gehörenden Pfalz. Die zentrale Figur war hier Hans Weber, weshalb
die Fraktion nicht selten auch „Weber-Gruppe“ genannt wurde. Weber
selbst betonte später, dass er nie der SPD angehört hatte.926 Vielmehr war er
im Jahr 1913 zur Arbeiterjugend gekommen und von dort aus im Krieg zur
USPD gegangen. Im Jahr 1919 schloss er sich schließlich der KPD an und
wurde sehr bald Unterbezirksleiter der Pfalz. Fortan spielte er für nahezu
eine Dekade eine führende Rolle im Bezirk. Zwischen 1925 und 1927 war
er zudem Mitglied des Zentralkomitees.
Auch Webers ein Jahr älterer Bruder Joseph agierte in der Pfälzer
KPD.927 Der gelernte Schlosser war der Partei im Jahr 1921 beigetreten und
1924 Sekretär des Unterbezirks geworden. Im selben Jahr wurde er in den
bayerischen Landtag gewählt. Ein weiterer gelernter Schlosser in den
Reihen der Pfälzer Parteiführung war Max Frenzel. 1891 in Nürnberg
geboren, kam er während des Ersten Weltkrieges nach Ludwigshafen. Dort
arbeitete er bei BASF und wurde während der Novemberrevolution als
Mitglied des Spartakusbundes in den Arbeiterrat des Konzerns gewählt.928
Ebenfalls bei BASF in Ludwigshafen tätig war Friedrich Baumgärtner,
genannt Fritz. Auch er gehörte zum Führungskreis der Pfälzer KPD.
Gemeinsam mit Joseph Weber wurde er 1924 Abgeordneter des
Bayerischen Landtags und löste im Jahr 1925 Hans Weber als Polleiter des
Bezirks ab.929
Die Pfalz stand schon früh auf dem linken Flügel der Partei. Die
Entwicklung dorthin lässt sich vor allem an einem Ereignis festmachen. Im
November 1922 entließ die BASF-Werksleitung drei Betriebsräte, unter
ihnen Max Frenzel, weil sie an einem kommunistischen
Betriebsrätekongress teilgenommen hatten. Daraufhin riefen die
Vertrauensleute – gegen den Willen der lokalen Gewerkschaftsführung –
zum Ausstand auf. An dem wilden Solidaritätsstreik beteiligte sich die
Mehrheit der BASF-Arbeiter. Unter Führung der Kommunisten wurde er
auf andere Ludwigshafener Betriebe, vor allem der chemischen und der
Metallindustrie, ausgeweitet. Der Ausstand dauerte bis kurz vor
Weihnachten an, rund 36.000 Arbeiter der Stadt beteiligten sich. Dennoch
endete er mit einer deutlichen Niederlage: Die drei Kollegen wurden nicht
wieder eingestellt, für viele Arbeiter der Region verschlechterten sich die
Arbeits- und Lohnbedingungen.930 Die Folge war eine Spaltung des
Ludwigshafener Fabrikarbeiterverbandes (FAV). Führende Kommunisten
wurden aus der Gewerkschaft ausgeschlossen und gründeten, auch „unter
dem Druck der durch den Streik noch verstärkten antigewerkschaftlichen
Haltung der aktivsten Kader“931, den „Industrieverband der chemischen
Industrie“. Dessen hauptamtlicher Sekretär wurde Fritz Baumgärtner. Mit
dem Aufbau einer Konkurrenzgewerkschaft stand die Ludwigshafener KPD
im Gegensatz zur Linie der Gesamtpartei. Sinnbildlich hierfür waren die
BASF-Betriebsratswahlen Ende Januar 1923: Während die Pfälzer
Kommunisten dort gegen die Liste der freien Gewerkschaften antraten,
beschloss der zeitgleich tagende 7. Parteitag der KPD eine Fortsetzung der
Einheitsfrontpolitik und den Verbleib der Kommunisten in den
Gewerkschaften des ADGB.932
Meines Erachtens stellt der 1922er-Streik aus zwei Gründen ein
konstituierendes Ereignis für die spätere Weddinger Opposition dar. Zum
einen resultierte hieraus ihre extreme Feindseligkeit gegenüber den freien
Gewerkschaften, zum anderen ihre starke Verankerung in der lokalen
Arbeiterschaft. Es herrschte seinerzeit unter den Ludwigshafener Arbeitern
eine große Unzufriedenheit mit der zurückhaltenden bis ablehnenden
Haltung der Gewerkschaftsführung gegenüber dem Arbeitskampf. Die
schon währenddessen einsetzende Austrittsbewegung aus den freien
Gewerkschaften „schwoll nach dem Streikende zu einer regelrechten
‚Flucht‘ aus den Gewerkschaften an.“933 Davon profitierte in der Folgezeit
der kommunistische Industrieverband. Im Frühjahr 1924 kam es zu einem
erneuten, heftigen Streik bei BASF gegen den Versuch der Direktion, den
Neunstundentag einzuführen.934 Während der Auseinandersetzungen tötete
die Polizei fünf Arbeiter. Obwohl auch dieser Arbeitskampf scheiterte,
erfolgte nun „ein Massenzulauf“ zum Industrieverband.935 Der von
Baumgärtner geführte lokale Verband steigerte seine Mitgliedszahl von
3.000 auf 10.000. Bei den Betriebsratswahlen im Juni 1924 stimmten etwa
8.500 BASF-Arbeiter für den Industrieverband, während die
Gemeinschaftsliste aus freien und christlichen Gewerkschaften sowie den
Angestelltenverbänden knapp 10.000 Stimmen erhielt. Dieser Erfolg wirkte
sich auch auf die Partei aus: Die Ludwigshafener KPD erzielte bei der im
Mai 1924 stattfindenden Reichstagswahl 24,9 Prozent der Stimmen. Damit
lag sie – ebenso wie in Speyer und in Pirmasens – sogar vor der SPD.936
Als im Jahr 1924 die neue Parteiführung um Fischer/Maslow gewählt
wurde, unterstützen die Pfälzer Kommunisten deren Kurs, wie sich Hans
Weber später erinnerte:

Der Bezirk Rhein-Saar und damit auch der Unterbezirk Pfalz ergriff in
den internen Auseinandersetzungen überwiegend Partei für die linke
Fraktion unter Ruth Fischer und plädierte für eine gewisse, der
deutschen Arbeiterbewegung angepasste Eigenständigkeit gegenüber
den harten Forderungen des Ekki hinsichtlich der internationalen
Parteidisziplin.937

Erst als es Anfang 1925 zur Spaltung der bis dahin einheitlichen
Parteilinken kam, befanden sich die Pfälzer wieder in Opposition. Als Teil
der Ultralinken schlossen sie sich nicht der Auffassung der Parteiführung
an, dass es bei der Reichspräsidentenwahl besser gewesen wäre, der SPD
einen gemeinsamen Arbeiterkandidaten vorzuschlagen.938 Während
Fischer/Maslow sich nach „rechts“ bewegten, „verharrte“, so Becker „die
pfälzische KPD unter der Führung von Hans Weber auf ihrer
antisozialdemokratischen und damit ultralinken Position.“939 Beim
Bezirksparteitag der KPD Rhein-Saar, der im Mai 1925 in Ludwigshafen
tagte, schloss sich die Mehrheit den Positionen Webers an. Als einziger
Parteibezirk verabschiedete Rhein-Saar damit im Vorfeld des 10.
Parteitages eine ultralinke Plattform. Auch bei Veröffentlichung des
Offenen Briefes im September traten die Pfälzer – wie andere ultralinke
Gruppen – umgehend gegen das Papier auf.940
Kontakte der Pfälzer zu anderen dissidenten Ortsgruppen bestanden
schon länger. Hans Weber stand beispielsweise spätestens seit dem 5.
Weltkongress der Komintern im Sommer 1924 in Verbindung zu Arthur
Vogt aus Leipzig. Damals hatten beide im Gespräch mit Stalin und
Sinowjew ihre Bedenken geäußert, dass die russische Partei ihre
Staatsinteressen vor die Interessen der internationalen Revolution stellen
würde. Weber bezeichnete dieses Treffen später als „Geburtsstunde“ der
Weddinger Opposition.941
Arthur Vogts Gruppe spielte in der westsächsischen KPD eine ähnlich
wichtige Rolle wie Webers Anhänger in der Pfalz. Lange Zeit dominierte
sie den lokalen Parteiapparat, sowie die Rote Hilfe und den RFB. Wie stark
die Position dieser Strömung in der regionalen KPD 1925/26 war, belegen
nicht nur die überlieferten Quellen, sondern, so Engelhardt „auch die
Tatsache, dass die oftmals ideologisch geprägte, offizielle DDR-
Geschichtsschreibung den Stellenwert und den Einfluss der Ultralinken in
Leipzig nicht verschweigen konnte.“942 Eine plausible Erklärung, weshalb
die Ultralinken gerade in Westsachsen so stark gewesen sind, liefern Klaus
Kinner und Norman LaPorte: Westsachsen war eine Hochburg der SPD, der
freien Gewerkschaften und der sozialdemokratischen
Vorfrontorganisationen. Obwohl die regionalen Sozialdemokraten auf dem
linken Flügel ihrer Partei standen, verhielten sie sich loyal gegenüber dem
Parteivorstand und hielten sich weitestgehend an das Verbot, gemeinsame
Aktivitäten mit den Kommunisten zu entfalten. In diesem sozialpolitischen
Umfeld sei es den KPD-Mitgliedern schwer möglich gewesen, weit in die
Arbeiterbewegung auszugreifen.943 6.000 bis 7.000 Kommunisten habe
etwa die fünffache Zahl Sozialdemokraten gegenübergestanden. Aus
diesem Grund hätten die meisten KPD-Mitglieder zum ultralinken, SPD-
feindlichen Flügel ihrer Partei tendiert. Hinzu sei die Enttäuschung über das
Scheitern der sächsischen Arbeiterregierung von 1923 gekommen.944
Deutlich wird die SPD-feindliche Haltung der westsächsischen
Kommunisten beispielsweise in einer Resolution, die der Bezirksparteitag
im Juni 1925 annahm:

Der Partei erwachsen im Bezirk Westsachsen infolge der Existenz einer


sich „links“ nennenden SPD besondere Aufgaben. Diese sogenannte
„linke“ SPD unterscheidet sich grundsätzlich in nichts von […] der
Gesamtpartei, was ihre Stellung zur bürgerlichen Republik, zur
Koalitionspolitik, zum Dawesplan und ihr Antibolschewismus beweist.
Ihre besondere Rolle besteht darin, den bürgerlich-konterrevolutionären
Charakter der gesamten SPD zu verschleiern und die sächsischen
Arbeiter durch radikale Phrasen und Scheinkämpfe gegen die „rechte“
Parlamentsfraktion, an die SPD zu ketten und ihren Übergang zur roten
Front, zur KPD, zu verhindern.945

Der Erfolg der Ultralinken in der KPD Westsachsens ist zudem auf die
herausragende Persönlichkeit ihres Sprechers Arthur Vogt zurückzuführen.
Der gebürtige Breslauer war zu Kriegsbeginn nach Leipzig übergesiedelt.
Wie viele andere linke Kommunisten gelangte er schließlich über die USPD
(1917) zur KPD (1920). Dort wurde er zunächst Mitglied der Bezirksleitung
Westsachsen, ab 1922 Unterbezirkssekretär in Riesa und 1924 Orgleiter des
Bezirks Westsachsen.946 Vor allem durch seine integrative Art soll er sich
großen Rückhalt in der regionalen Partei gesichert haben.947
Die dritte Hochburg der Weddinger Opposition neben der Pfalz und
Westsachsen befand sich in Berlin. Im Stadtteil Wedding existierte eine
aktive Oppositionsgruppe, die im Januar 1925 in Konflikt mit der
Fischer/Maslow-Führung geraten war.948 Die Gründe dafür lassen sich
leider nicht mehr rekonstruieren. Es ist aber davon auszugehen, dass es
ähnliche waren wie bei der Entstehung anderer ultralinker Gruppierungen
zu dieser Zeit. Vermutlich kritisierten auch die Weddinger den etwas
moderateren Kurs, den die linke Führung seit Beginn jenes Jahres verfolgte.
Die wichtigsten Persönlichkeiten dieser Berliner Opposition waren Fritz
Engel, Alexander Müller, Max Riese und Erwin Schober. Über deren
Lebensdaten ist nicht viel bekannt. Von Engel weiß man, dass er 1913 zur
Arbeiterbewegung kam, Mitte der 1920er Jahre Orgleiter im KPD-
Unterbezirk Wedding war und die Weddinger Opposition im Februar 1926
bei der 6. Tagung des erweiterten EKKI vertrat.949 Riese hieß mit richtigem
Namen Max Kuß, gehörte der KPD seit dem Jahr 1919 an und war Polleiter
im Wedding. Er nahm am 7. EKKI-Plenum im November 1926 teil und war
Delegierter des Essener Parteitages der KPD im März 1927. Ein Jahr später
wurde er aus der Partei ausgeschlossen.950 Von Erwin Schober ist für die
Zeit bis Mitte der 1920er Jahre lediglich überliefert, dass er seit 1918
Parteimitglied war und 1925 verantwortlicher Leiter des Unterbezirks.951
Alexander Müller, genannt Sascha, wurde 1892 in Moskau als Kind
deutscher Eltern geboren, übersiedelte 1912 zum Studium nach Berlin und
trat 1919 der USPD bei. Ein Jahr später ging er zur KPD, war ab 1922/23
als Übersetzer im Verlag der Jugendinternationale und dann bis 1926 in der
sowjetischen Handelsvertretung in Berlin in gleicher Funktion tätig.952
Dass die Ultralinken der Hauptstadt mit der Pfälzer Opposition um
Weber in Kontakt kamen, verdankten sie – Ironie der Geschichte – der
Parteiführung. Wie andere oppositionelle Bezirksleiter wurde Weber nach
Veröffentlichung des „Offenen Briefs“ nach Berlin versetzt. Dort arbeite er
in der Gewerkschaftsabteilung des ZK. Er wohnte im Wedding und
entwickelte sich schnell, so Weber und Herbst, zum „eigentliche[n] Führer
dieser linken Oppositionsgruppe.“953 Auf die gleiche Art und Weise kam
die Weddinger Opposition vermutlich auch an ihre Anhänger in Bielefeld.
Der dortige Unterbezirk um den Leiter Wilhelm Kötter gehörte ab 1925 zur
ultralinken Opposition. Auch Kötter wurde, um ihn zu isolieren und die
Ultralinken zu schwächen, als Mitarbeiter des ZK nach Berlin versetzt. Dort
schloss er sich ebenfalls umgehend den Weddingern an und wurde einer
ihrer führenden Vertreter.954
Berlin war traditionell eine linke Hochburg innerhalb der KPD.
Dementsprechend unterstützte dort 1924/25 eine Mehrheit den Kurs der
Fischer/Maslow-Zentrale. Als sich die Ultralinken von der Parteiführung
trennten, befanden sie sich plötzlich in der Minderheit in der Hauptstadt.
Dies führte im oppositionellen Bezirk Wedding offenbar zur Herausbildung
einer Art Wagenburg-Mentalität, wie die Erinnerungen eines ehemaligen
Parteimitglieds illustrieren:

Inzwischen war ich auch schon über 21 Jahre alt und ging zur Partei,
um meinen Übertritt vom Kommunistischen Jugendverband in die Partei
zu vollziehen. Diesen Eintritt vollzog ich im August 1925 bei dem
Unterabteilungsleiter Genossen Schober in Schulzendorfer Straße. Als
ich ihn fragte, wo ich meine zukünftigen Beiträge bezahlen sollte und
welcher Grundeinheit ich angehöre, da ich doch in Arbeit stehe und in
einem kleinen Betrieb im 2-a-Bezirk arbeitete, müsste ich doch einer
Betriebeszelle angehören, da sagte er, nein, höre mal zu, du wohnst im
Wedding und gehörst zu uns und bleibst in meiner Abteilung, denn den
Quatsch der Umstellung der Partei auf Betriebs- und Straßenzellen
machen wir im Wedding nicht mit. Der 3. Verwaltungsbezirk Wedding
stand in Opposition zum ZK. Er sagte: „Wir von der Weddinger
Opposition stehen auf dem linken Flügel der Partei und wachen darüber,
dass nicht noch einmal eine Revolution von rechten Elementen wie
damals, 1923, von Brandler und Konsorten verpfuscht wird.“ So war die
Weddinger Opposition. Sie warb nicht zuerst für die Partei, sondern
zuerst für die Fraktion.955

Den Weddingern gelang es, zeitweilig die Mehrheit der Mitglieder ihres
Bezirks für sich zu gewinnen, wie das Abstimmungsverhalten bei diversen
Versammlungen zeigte. Namentlich lassen sich für Mitte des Jahres 1926
fast einhundert Unterstützer der Gruppe nachweisen.956 Auch das illustriert
die Stärke der Linken im Wedding, denn es existiert kaum ein anderer
KPD-Unterbezirk, aus dem die Identität so vieler Oppositioneller überliefert
ist. In anderen Teilen Berlins konnte die Weber-Gruppe ebenfalls Fuß
fassen – so in Weißensee957 und im 6. Verwaltungsbezirk (Kreuzberg), wo
sich Orgleiter Alfred Jaedicke ihr anschloss.958 Dort engagierten sich die
Mitglieder der Weddinger Opposition offenbar alle im Sportverein „Junge
Kraft“, der de facto ihre Fraktion darstellte.959
Folgt man den Aufzeichnungen der parteiinternen Überwachung, dann
schlossen sich die verschiedenen lokalen Gliederungen der Weddinger
Opposition Anfang 1926 als eigenständige, landesweite Fraktion
zusammen. Demnach fand am 12. Februar die Gründungsversammlung der
„Weber-Fraktion“ statt. Dort wurde eine Leitung gewählt und allgemeine
Richtlinien für die Arbeit der Gruppe beschlossen. Hintergrund hierfür war
das Auseinanderbrechen der ultralinken Opposition nach dem
Parteiausschluss von Katz. Streng genommen handelte es sich bei dem
Treffen aber noch nicht um die „Neugründung“ einer Gruppe, sondern
vielmehr um einen letzten gescheiterten Versuch, die auseinanderdriftenden
Teile der Ultralinken zusammenzuhalten. So nahmen an dieser Sitzung mit
Iwan Katz, Karl Korsch, Ernst Schwarz, Fritz Lossau und Peter Loquingen
mehrere Persönlichkeiten teil, die später nicht Mitglied der Weddinger
Opposition werden sollten.960 Erst als sich die Ultralinke in den folgenden
Monaten weiter ausdifferenzierte, konnte man meines Erachtens explizit
eine Weddinger Opposition ausmachen.961
Nach ihrer Konstituierung als landesweite Strömung warf sich die
Gruppe Anfang des Jahres 1926 in die Auseinandersetzung um die
innerparteiliche Entwicklung. Sie beschuldigte die Thälmann-Führung,
„den unter der Ruth Fischer-Zentrale eingeschlagenen verderblichen
innerparteilichen Kurs“ fortzuführen. Weber und Genossen kritisierten die
„Vergewaltigung der Parteidemokratie“ durch das ZK, die „Ausschaltung
der oppositionellen Mitgliedschaft von jeder verantwortlichen Mitarbeit“
sowie das „provozierende Auftreten von ZK-Vertretern gegen
oppositionelle Mitgliedschaften“.962 Vogt verlangte, dass die Mitglieder
wieder die Politik der Partei bestimmen solle.963 Vor diesem Hintergrund
verteidigten die Weddinger – allen Differenzen zum Trotz – die anderen
oppositionellen Gruppierungen stets vor den Angriffen der
Parteiführung.964
Ähnlich wie die anderen Ultralinken kritisierte die Weber-Gruppe die
These der relativen Stabilisierung. Sie vertrat weiterhin die Ansicht, dass
das System „dem Untergang geweiht“ sei: „Der Kapitalismus befindet sich
in der Phase der offenen Wirtschaftsanarchie und Zuspitzung der
imperialistischen und Klassengegensätze, die zu einer revolutionären
Lösung drängen.“965 Der vom ZK eingeschlagenen Einheitsfrontlinie
standen sie ebenfalls sehr skeptisch gegenüber, wie LaPorte betont: „The
overriding objective was to overturn the united-front policy.“966 Deutlich
wurde dies bei der Auseinandersetzung über die
Fürstenenteignungskampagne. Vogt erklärte hierzu, die Partei müsse sich
eingestehen, „dass diese Kampagne nur als eine rein parlamentarische
Kampagne geführt worden ist“ und nicht dafür genutzt worden sei, „um die
Zahl unserer Abonnenten und Mitglieder zu erhöhen. Die Partei hatte doch
während dieser Kampagne kein anderes Interesse als Unterschriften zu
sammeln.“967 Ähnlich formulierte es Weber und fügte hinzu: „So, wie das
ZK die Kampagne führt, muss sie zu einer Wiederbelebung reformistischer
Illusionen bei der Arbeiterschaft und letzten Endes zu einer Konsolidierung
der SPD führen.“968 In einer später veröffentlichten „Plattform der
Weddinger Opposition“ hieß es über den Volksentscheid:

Es wäre die Aufgabe der Partei gewesen, durch die rücksichtslose


Demaskierung der bürgerlichen Demokratie und ihrer Verfechter die bei
den Wählermassen noch vorhandenen Illusionen zu zerstören und für die
Partei neue Kämpfer zu gewinnen. Stattdessen ließ die Partei vor und
während der Kampagne trotz der offenen Staatsstreichdrohung der
Reaktion jegliche revolutionäre Klarheit und Initiative sowie die
Verknüpfung der Enteignungskampagne mit den Tagesforderungen
vermissen, so dass mit dem Tage der Abstimmung auch die ganze
Bewegung ein plötzliches und unrühmliches Ende fand.969
Lediglich in der Gewerkschaftsfrage schien die Weddinger Opposition
einen Kurswechsel zu vollziehen und sich der ZK-Linie anzunähern. Hatten
gerade die Pfälzer lange Zeit für den Aufbau eigener Gewerkschaften
plädiert, erklärten Fritz Baumgärtner und Max Frenzel Anfang 1926 im
Namen der Pfälzer Bezirksleitung, dass „mit allem Nachdruck“ die
Parteimitglieder davon überzeugt werden müssten, den freien
Gewerkschaften beizutreten.970
Dass die Weddinger Opposition nach Veröffentlichung des Offenen
Briefes noch über einigen Rückhalt in der Parteimitgliederschaft verfügte,
machen diverse Abstimmungen jener Zeit deutlich. In der Bezirksleitung
Rhein-Saar konnte Weber die Hälfte seiner Genossen für eine
Gegenresolution gegen das Kominternpapier gewinnen.971 Auch bei einer
Delegiertenkonferenz im Wedding im Mai 1926 unterstützte eine deutliche
Mehrheit der Mitglieder eine Resolution Webers.972 Beim Bezirksparteitag
von Gesamt-Berlin in der ersten Jahreshälfte 1926 stellten die Weddinger
elf Prozent der Delegierten, bei einer abschließenden Abstimmung unter
allen Parteimitgliedern über die Resolution des Berliner Bezirksparteitages
unterstützten etwa 10 Prozent (677 der 6870 Teilnehmer) die Linie der
Weber-Opposition.973 In Westsachsen gelang es Vogt und seinen Anhängern
trotz massiver Manipulationsversuche seitens der Parteiführung 57 der 123
Delegierten des Bezirksparteitags zu stellen. In die 27-köpfige Leitung des
Bezirkes wurden neun Unterstützer der Weddinger Opposition gewählt.974
Genau wie bei den anderen linksoppositionellen Gruppen versuchte das
ZK permanent, die Weddinger zu schwächen. So entfernte die
Parteiführung im Januar 1926 Hans Weber und Kötter aus der Org.-
Abteilung des ZK, da beide deren politische Linie „nicht nur sabotiert,
sondern direkt den Widerstand dagegen organisiert“ hätten.975 Im selben
Monat mussten Joseph Weber und zwei weitere pfälzische
Landtagsabgeordnete die KPD verlassen.976 Kurz darauf löste die
Parteiführung die von der Vogt-Gruppe beherrschte Stadtleitung Groß-
Leipzig auf und übertrug deren Aufgaben an die Bezirksleitung. An Stelle
der zwölf alten Stadtbezirke wurden nur noch sieben Stadtteilleitungen
gebildet. Auch bei den Delegiertenwahlen passte die Führung den
Wahlmodus dahingehend an, dass die Ultralinken weniger Delegierte
versenden konnten, als es ihrer realen Stärke entsprach.977 Parallel dazu
entfachte die Parteipresse eine Kampagne gegen die Vogt-Gruppe.978 Etwa
zur gleichen Zeit versuchte das ZK, die Opposition auch andernorts durch
einen taktischen Schachzug zu dezimieren: Sie löste den Bezirk Pfalz auf
und überführte diesen in den Bezirk Baden. Unter dem Druck der
Parteimitglieder wurde der Zusammenschluss jedoch bald wieder
rückgängig gemacht.979
Insgesamt ging die Parteiführung jedoch sehr zaghaft gegen die
Weddinger Opposition vor. So schlug sie beispielsweise im Juli 1926 vor,
die neu zu wählende Verwaltungsbezirksleitung im Wedding paritätisch zu
besetzen (mit vier Anhängern der Opposition und drei des ZK).980 Dies war
insofern ungewöhnlich, als dass man andernorts zu diesem Zeitpunkt
Oppositionelle einfach aus den lokalen Führungen entfernte. Auch eine
Resolution der Bezirksleitung Westsachsen legt Zeugnis ab von der
Zaghaftigkeit, mit der die KPD-Führung gegen die Weddinger Opposition
vorging. Dort hieß es:

Obwohl dem Genossen Vogt als Organisations-Sekretär für seine Partei


lähmende Fraktionsarbeit schon im Januar eine scharfe Rüge
ausgesprochen wurde, ist am 18. Mai durch ein Fraktionsschreiben
erneut eine engere Fraktionssitzung der Weber-Vogt-Gruppe veranstaltet
worden. Außerdem wurde […] erneut festgestellt, dass Gen. A. Vogt vom
Sekretariat aus fraktionelle Korrespondenz betreibt. Die BL erinnert den
Gen. Vogt an die ihm schon vom ZK ausgesprochene Rüge und warnt
dringend vor Fortsetzung dieses fraktionellen Treibens, das innerhalb
einer demokratisch-zentralistischen Partei absolut unerträglich ist.981

Angesichts dessen, wie schnell und rücksichtslos andere Oppositionelle


zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Partei ausgeschlossen worden waren, ist
der vorsichtige Ton dieses Schreibens bemerkenswert. Ganz offenbar traute
sich das ZK zu diesem Zeitpunkt noch nicht, die Gruppe zu zerschlagen.

4.2.5 Gefallene Führer: Die Fischer/Urbahns-Gruppe


Die zur Opposition gewordene Fischer/Maslow-Strömung stieg in die Ende
des Jahres 1925 einsetzenden Fraktionskämpfe nur zögerlich ein. Da Ruth
Fischer selbst den „Offenen Brief“ unterzeichnet hatte, fiel es ihr schwerer,
parteiöffentlich gegen das Papier mobil zu machen, als beispielsweise den
Ultralinken. So war die ehemalige Parteivorsitzende gezwungen, in Berlin,
wo die innerparteilichen Widerstände gegen den Offenen Brief anfangs am
stärksten waren und wo sie noch etliche Anhänger besaß, im Hintergrund zu
agieren. Sich der Parteidisziplin beugend trat sie offiziell sogar gegen die
oppositionelle Berliner Bezirksleitung auf, insgeheim unterstützte sie diese
jedoch und gab Instruktionen. Als Fischers Sprachrohr gegenüber der
Parteipresse agierte Joseph Winternitz. Sowohl die Bezirksleitung Berlin-
Brandenburg als auch der Zentralvorstand lehnten im September 1925 den
„Offenen Brief“ mit großer Mehrheit ab. Wie deutlich in der Hauptstadt die
Abneigung gegenüber der neuen Führung war, zeigte sich einen Monat
später: Ernst Thälmann wurde bei einer Tagung des Zentralvorstandes von
den Delegierten gezwungen, den Saal zu verlassen, weil er Maslow
kritisiert hatte. Erst durch die Abberufung Fischers nach Moskau (wo sie
zehn Monate bleiben musste) und die gleichzeitige Entsendung des
Kominternvertreters Otto Kuusinens nach Berlin konnte das ZK in der
Hauptstadt Boden gut machen.982 Nun erklärte beispielsweise die
Bezirksleitung, die bislang den Offenen Brief rundherum abgelehnt hatte,
sie kritisiere nur die Stellen, die sich gegen Fischer und Maslow
richteten.983
Dementsprechend ging die Fischer/Maslow-Gruppe geschwächt in das
Jahr 1926. Auch außerhalb Berlins war die Mehrheit der Linken auf den
Kurs Thälmanns eingeschwenkt. In der Partei hatte sich Fischer durch ihren
nahezu diktatorischen Führungsstil selbst diskreditiert. Auch die Tatsache,
dass die KPD unter ihrer Führung enorm an gesellschaftlichem Einfluss
verloren hatte, trug zu ihrer Schwächung bei. Als sie schlussendlich einen
klaren Oppositionskurs vertrat, wurde sie nach Moskau verbannt. Da sich
Maslow noch immer im Gefängnis befand, musste die Gruppe ab diesem
Zeitpunkt auf ihre beiden prominentesten Köpfe verzichten.
Während der Abwesenheit von Fischer und Maslow entwickelte sich
Hugo Urbahns zum „organisatorischen und politischen Motor“ der linken
Opposition.984 Der Hamburger hatte beim Aufstand in der Hansestadt im
Oktober 1923 als politischer Leiter fungiert und wurde daraufhin zu zehn
Jahren Festungshaft verurteilt. Der Prozess gegen ihn erregte damals einige
Aufmerksamkeit in der Partei. Lob erhielt er für seine Unnachgiebigkeit,
die vor allem folgender Ausspruch gegenüber dem Richter illustrierte: „Ich
übernehme die volle politische Verantwortung. Lieber im Feuer der
Revolution verbrennen, als auf dem Misthaufen der Demokratie
verfaulen.“985 Im Mai 1924 wurde Urbahns in den Reichstag gewählt, blieb
aber trotz Abgeordnetenimmunität inhaftiert. Erst im Oktober 1925 ließen
ihn die Behörden frei. Umgehend nahm er die politische Aktivität im
Parlament und im ZK auf, in das er im Juli in Abwesenheit gewählt worden
war. Auch für die Linke Opposition wurde er tätig – wie sich die
Fischer/Maslow-Gruppe nun nannte.986 Beim Bezirksparteitag Berlin-
Brandenburg im November 1925 trat er zum ersten Mal nach seiner Haft
öffentlich für sie in Erscheinung.987
Mit Werner Scholem schloss sich der Gruppe wenige Monate später ein
prominenter ehemaliger Ultralinker an. Scholem, der mit Ernst Jünger die
Schulbank gedrückt hatte,988 stammte aus einer wohlhabenden bürgerlichen
jüdischen Familie, mit der er – wegen der deutschnationalen Ansichten
seines Vaters – während des Krieges gebrochen hatte. Lediglich zu Mutter
Betty und zu Gerhard, dem jüngsten seiner drei Brüder, der später unter
dem Namen Gershom Bekanntheit erlangen sollte, hielt er weiterhin
Kontakt.989 Zur Kommunistischen Partei war Scholem im Jahr 1920 über
die USPD gekommen. Nur ein Jahr später wurde der damals erst 25-Jährige
zum Redakteur der „Roten Fahne“ ernannt und zog zudem als jüngster
Abgeordneter in den Preußischen Landtag ein. Bald schloss er sich dem
linken Parteiflügel an: Unter Ruth Fischer wurde Scholem zunächst
Orgleiter des Bezirks Berlin-Brandenburg (1922), dann Mitglied der
Zentrale und Reichstagsabgeordneter (1924), um schließlich im Jahr 1925
von ihr als Ultralinker aus fast allen einflussreichen Positionen wieder
entfernt zu werden. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass er sich
der Fischer-Gruppe in der ersten Jahreshälfte 1926 erneut anschloss –
gerade auch angesichts der scharfen Kritik, die er noch im September 1925
ihr gegenüber formuliert hatte. Offenbar ließ sich Scholem bei politischen
Entscheidungen nicht unbedingt von persönlichen Überlegungen lenken.
Von Stalin ist beispielsweise überliefert, dass er Scholem „nicht ausstehen“
konnte, weil dieser „sich nicht ködern“ ließ.990 Zu Scholems Schritt trug
jedoch sicherlich auch bei, dass die ultralinke Opposition in den ersten
Monaten des Jahres 1926 auseinandergefallen war und er keine Perspektive
mehr für diese Strömung sah.
Arthur Rosenberg, mit dem er bislang eng zusammengearbeitet hatte,
zog aus dem Bruch der Ultralinken gänzlich andere Konsequenzen: Er
schloss sich im Frühjahr 1926 der Linie des Thälmann-ZK an. Der
Rosenberg-Biograf Mario Keßler vermutet, dass er mit diesem Schritt dem
Parteiausschluss entgehen wollte: „Die Parteimitgliedschaft blieb ihm
wichtig genug, um die Politik der Führung nunmehr diskussionslos zu
vertreten.“ Zudem wollte er „offenkundig eine Isolierung innerhalb der
Partei vermeiden.“991 Umgekehrte Wege sind ebenfalls überliefert: So ging
das ZK-Mitglied Wilhelm Schwan zunächst zu Thälmann, um sich dann um
die Jahreswende 1925/26 der linken Opposition anzunähern.992
Folgt man LaPorte, dann handelte es sich bei der Fischer/Urbahns-
Gruppe um eine Wiedergründung der linken Opposition aus der Zeit vor
dem Deutschen Oktober 1923.993 Tatsächlich kamen hier mit Fischer,
Maslow, Urbahns und Scholem zumindest einige der Parteilinken wieder
zusammen, die bereits seit 1921 und vor allem um die Jahreswende 1923/24
gemeinsam um den Kurs der KPD gekämpft hatten. Wie andere
Oppositionsgruppen auch verlangte die Urbahns/Fischer-Fraktion die
Wiederherstellung der innerparteilichen Demokratie. Gegenüber den
Leitungsgremien der Partei erhob sie schwere Vorwürfe. So habe die
Berliner Bezirksleitung „die Statuten der Partei fortgesetzt gröblich verletzt,
indem Mitgliederversammlungen der Verwaltungsbezirke und
Zellengruppen generell verboten wurden.“ Dies bedeute „geradezu eine
Verhöhnung der Demokratie in der Partei“.994 Dem ZK warf die Opposition
vor, es würde „ideologischen und organisatorischen Terror gegen die
Mitgliedschaft“ ausüben. Die „Atomisierung der Mitgliedschaft durch das
Zellensystem“ habe die „Niederknüppelung der Opposition“ begünstigt.995
Bei allen Differenzen solidarisierte sich die Gruppe stets mit anderen
Oppositionellen, wenn diese innerparteilichen Repressionen ausgesetzt
waren. Urbahns sprach sich beispielsweise bei der Konferenz der
politischen Sekretäre und Redakteure im April 1926 gegen den Beschluss
des Polbüros aus, wonach Korsch und Schwarz ihre Reichstagsmandate
niederlegen sollten.996 Die Parteiführung nahm dies folgendermaßen zur
Kenntnis:

Findet innerhalb der Opposition auch ein dauernder Kampf um die


Führung statt, beschimpfen sich auch die verschiedenen
Oppositionsgruppenführer gegenseitig mit „Heuchler“, „Verräter“ und
„Demagogen“, so ist andererseits doch stets eine Einheitsfront
vorhanden, wenn es gegen die Partei und ihre Führung, wenn es gegen
Sowjetrussland und die Komintern geht.997

Inhaltliche Kritik am Kurs der Parteiführung übte die Linke Opposition


unter anderem hinsichtlich deren Haltung gegenüber der Sozialdemokratie.
Die SPD sei „stets und überall“ gegenrevolutionär. Die Arbeiterklasse
könne nirgends im Bunde mit den Reformisten, sondern nur gegen sie die
Macht erobern.998 Trotzdem lasse sich die KPD auf opportunistische
Bündnisse mit den Sozialdemokraten ein. Die Fürstenenteignungskampagne
beispielsweise sei, so Maslow, „im Schlepptau der SPD und lediglich im
Geiste parlamentarischer Illusionen geführt“ worden.999 Urbahns warnte
vor einer „Entartung der Volksentscheidkampagne zu einer banalen
Stimmzettel-Komödie“.1000 Deutlich drastischere Worten wählte ein
Linksoppositioneller aus Berlin-Kreuzberg, um auszudrücken, was er von
der Einheitsfrontpolitik der Partei hielt: „Uns will man die Einheitsfront mit
den Sozialdemokraten aufzwingen, während man in Russland die
Sozialdemokraten, Menschewiken und Sozialrevolutionäre aufhängt oder
ins Gefängnis wirft. Warum machen dann die Russen nicht auch
Einheitsfront mit ihren Sozialdemokraten?“1001
Darüber hinaus warfen die Linkskommunisten der Parteiführung
Tatenlosigkeit auf der Straße vor. Sie würde viel über Erwerbslosigkeit
reden, jedoch nichts dagegen unternehmen. Ihre Kampagnen beschränkten
sich, so Urbahns, „auf parlamentarische Anträge in den Kommunen und
übrigen Parlamenten.“ Schlimmer noch: Das ZK habe die „ursprünglich
spontanen Abwehrbewegungen der Erwerbslosen verhindert und […]
abgelehnt, die außerparlamentarischen Kampforgane der Erwerbslosen von
unten zu schaffen.“1002
Im Februar und März 1926 tagte in Moskau die Erweiterte Exekutive der
Komintern. Der deutschen Delegation gehörten auch einige oppositionelle
Kommunisten an.1003 Urbahns trat als Sprecher der Fischer/Maslow-
Gruppe auf und stellt eine Resolution zur Lage und zu den Aufgaben der
KPD vor. In dem Papier, das auch Fischer, Gramkow und Maslowski
unterzeichnet hatten, kritisierte die Opposition die Auswirkungen des
Offenen Briefs. Dieser sei zum Ausgangspunkt „einer rein personellen
Hetze“ geworden. „Der innerparteiliche Zustand hat sich seit dem EKKI-
Brief ständig verschlechtert.“ Die Unterzeichner forderten: „Die
notwendige Klärung kann aber nur erreicht werden durch eine breite
Diskussion, an deren Wort und Schrift alle Parteimitglieder teilnehmen
können, unter Verzicht auf alle organisatorischen Maßnahmen.“ Die größte
Gefahr für die KPD stelle weiterhin die „rechte Gefahr“ dar. Zugleich
positionierten sich die linken Kommunisten im Fraktionskampf innerhalb
der russischen Partei auf der Seite der Leningrader Opposition, die in den
Monaten zuvor von Stalin und Bucharin aus den wichtigsten Positionen
gedrängt worden war: „Die Unterzeichneten stehen vorbehaltlos auf dem
Boden des Referats und der Thesen des Genossen Sinowjew […].“1004 Laut
Winkler waren diese Querverbindungen zur sowjetischen Opposition das
Element, das die Fischer/Urbahns-Gruppe in den Augen von KPD- und
Kominternführung besonders gefährlich erscheinen ließ.1005
Die „russische Frage“ spielte bei der EKKI-Tagung ansonsten aber keine
Rolle,1006 sehr wohl aber die deutsche. Es wurde sogar eine „deutsche
Kommission“ eingerichtet, um die Differenzen in der KPD zu diskutieren.
Diesem Gremium gehörten je zwei Vertreter der größeren und je ein
Vertreter der kleineren kommunistischen Parteien an. Vorsitzender wurde
Stalin, der dadurch erstmals in der Komintern in den Vordergrund trat. Die
deutschen Linkskommunisten attackierte er scharf. Nicht ganz zu Unrecht
warf er beispielsweise Scholem vor, früher gegen innerparteiliche
Demokratie gewesen zu sein. Nun falle er ins andere Extrem und verlange
uneingeschränkte Demokratie. Darauf könne die Partei verzichten: „Was
wir brauchen, ist nicht eine Diskussion, Demokratie um jeden Preis,
sondern eine solche Diskussion und eine solche Demokratie, die die
kommunistische Bewegung in Deutschland fördert.“ Hugo Urbahns zollte
Stalin zunächst Hochachtung für seine revolutionäre Haltung vor Gericht.
Doch zugleich warf er ihm vor, er leide an politischer Kurzsichtigkeit. In
den Auseinandersetzungen innerhalb der KPD (Katz war gerade
ausgeschlossen worden) müsse er sich entscheiden, ob er auf „der Seite von
Katz und seiner Bande oder auf der Seite des ZK“ stehe. Nachdem die
Kommission ihre Arbeit verrichtet hatte, verabschiedete das erweiterte
EKKI eine Resolution zur deutschen Frage, in der die in der KPD
vorhandenen „ultralinken“ Ansichten als „größte Störung auf dem Wege der
Partei zur Eroberung der Massen“ benannt wurden. Die Fischer/Maslow-
Gruppe wurde als das „schwankenste, haltloseste Element“ der Partei
verurteilt. Die Fraktion sei „politisch, organisatorisch und moralisch
bankrott“.1007
In den einzelnen KPD-Gliederungen fand nach Beendigung der EKKI-
Tagung eine ausführliche Debatte über die Ergebnisse statt. Vor allem die
verschiedenen linken Oppositionsgruppen beteiligten sich intensiv an der
Debatte.1008 Sie alle lehnten die Beschlüsse ab, brachten jedoch getrennte
Resolutionen in die Versammlungen ein. Hier zeigte sich, dass die Linke
zwar mittlerweile in der Minderheit war, aber noch immer über deutlichen
Anhang verfügte: Zwischen dem 15. April und dem 23. Mai 1926 wurden
die Resolutionen 522 Betriebs- und Straßenzellenversammlungen im Bezirk
Berlin-Brandenburg zur Abstimmung vorgelegt. Hierbei erhielt die Zentrale
4.360 Stimmen, Urbahns 688, die Weddinger Opposition 687 und die
Korsch-Gruppe 156. Demnach stand zu diesem Zeitpunkt noch etwa ein
Viertel der Mitglieder in Berlin-Brandenburg hinter der Opposition. In den
Verwaltungsbezirks-Delegiertenkonferenzen zeigte sich ein ähnliches Bild.
Dort ergab sich ein Verhältnis von 1.029 (ZK) : 173 (Urbahns) : 168
(Weddinger) : 57 (Korsch).1009 Allein die Fischer/Urbahns-Gruppe konnte
zu dieser Zeit also noch auf etwa 12 Prozent der Berliner KPD-Mitglieder
zählen.
Im Sommer 1926 kam noch einmal Schwung in die innerparteilichen
Auseinandersetzungen.1010 Hierzu trugen unter anderem zwei Rückkehrer
bei: Ruth Fischer und Arkadij Maslow. Fischer traf am 12. Juni wieder in
Deutschland ein. Zehn Monate lang war sie, weitgehend von der Außenwelt
isoliert, im berüchtigten Hotel „Lux“ in Moskau festgehalten worden. Man
nahm ihr den Pass weg und behandelte sie, wie sie selbst später schrieb,
„praktisch als Staatsgefangene“.1011 Nur durch einen Trick – sie täuschte
bei einer Sitzung einen Schwächeanfall vor – gelang es ihr schließlich,
Moskau zu verlassen.1012 Am Bahnhof in Berlin wurde sie von
befreundeten Genossen begeistert empfangen, Urbahns war ihr sogar ein
Stück entgegengefahren und traf sie bereits in der Oderstadt Küstrin.1013
KPD- und Kominternführung werteten ihre Abreise selbstverständlich als
„schwere Verletzung der Parteidisziplin“ und enthoben sie „vorübergehend“
aller politischen Funktionen.1014 Davon ungeachtet stürzte sich Fischer,
kaum war sie wieder in Deutschland, in die Oppositionstätigkeit. So sind
aus dieser Zeit zahllose Auftritte bei Parteiversammlungen überliefert.
Abseits von Versammlungen versuchte sie offensiv, einzelne KPD-
Mitglieder für die Parteilinke zu gewinnen. Beispielsweise erinnerte sich
Josef Gutsche daran, dass Fischer und Scholem ihn zu diesem Zweck sogar
im Gefängnis besuchten:

Dort saß ich also in meiner Zelle, am 25. Juni 1926, da kommen Ruth
Fischer und Werner Scholem nach Sonnenburg. Ich werde vorgerufen in
das Zimmer des Direktors zum Besuchsempfang. […] Ich komme ins
Zimmer herein und freue mich, denn im Zuchthaus freut man sich über
jeden Besuch. Aber im Gespräch merke ich dann, dass sie mich auf ihre
politische Linie bringen will […].1015

Arkadij Maslow wurde am 10. Juli wegen seines schlechten


Gesundheitszustandes aus der Haft entlassen.1016 Während das ZK es
ablehnte, „Kundgebungen anlässlich der Entlassung des Genossen Maslow
vorzubereiten“,1017 verschickten Fritz Schimanski und Max Hesse an
diverse Berliner Parteimitglieder Einladungen zu einer Begrüßungsfeier.1018
Daraufhin versammelten sich an besagtem Tag knapp 500 Kommunisten
vor dem Gefängnis in Tegel. Als bekannt wurde, dass Maslow schon längst
in ein Polizeipräsidium überführt worden war, formierten die Anwesenden
kurzerhand einen Demonstrationszug und zogen Richtung Schillerpark. Am
Abend fand zudem eine Begrüßungsveranstaltung mit 900 Teilnehmern in
den Sophiensälen statt, bei der dann auch Maslow anwesend war. Er
erklärte, dass im Zentrum der Aktivitäten der nächsten Zeit der Versuch
stehen müsse, die innerparteiliche Linke wieder zu einen.1019 Einen
willkommenen Anlass hierfür bot die russische Frage, die in den
innerparteilichen Auseinandersetzungen nun eine immer größere Rolle zu
spielen begann.

4.3 Die russische Frage: Der „Brief der 700“ (1926)


Ende Juli 1926 versandte der Reichskommissar zur Überwachung der
Öffentlichen Ordnung ein Schreiben an den Regierungspräsidenten der
Provinz Düsseldorf. Es diente dem Zweck, den Kollegen im Rheinland über
die Linksopposition innerhalb der KPD aufzuklären. Drei Themenfelder, so
der Reichskommissar, würden die Linken kennzeichnen: Erstens herrsche
zwischen ihnen und der Parteiführung eine Differenz in der Beurteilung
„des gegenwärtigen Standes der kapitalistischen Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung“. Die Oppositionellen würden die These der relativen
Stabilisierung des Kapitalismus kritisieren und stattdessen weiterhin von
einer „revolutionären Situation“ ausgehen. Zweitens übe die Linke massive
Kritik an der Einheitsfrontpolitik des Thälmann-ZK. Die von der
Parteiführung betriebene Zusammenarbeit mit der SPD – etwa beim
Volksentscheid zur Fürstenenteignung – lehne sie vehement ab.
„Demgegenüber“, so die Mutmaßung des Staatsschützers, „sind in den
Kreisen der Opposition starke Meinungen vorhanden, die aus der KPD eine
zahlenmäßig kleine, aber geschlossene oppositionelle Sekte machen
wollen.“ Die dritte Differenz zwischen Parteiführung und -linken machte
der Reichskommissar in der „russischen Frage“ aus. Die „Kritik an der
gegenwärtigen sowjetrussischen Staats- und Wirtschaftspolitik“ sei zentral
für die Linksopposition, sie stünde bei ihr an „erster Stelle“.1020
Tatsächlich kann man in der Haltung der linken Opposition zur
Sowjetunion so etwas wie ein Identität stiftendes und einigendes Element
sehen. Jede der hier vorgestellten Gruppen stand dem Aufbau des
Sozialismus skeptisch gegenüber. Vertrat sie in einigen anderen Punkten
durchaus fragwürdige Positionen, so zählt die Kritik am aufkommenden
Stalinismus ohne Zweifel zum Bemerkenswertesten, das die KPD-Linke in
der Weimarer Republik produziert hat. Regelmäßig und differenziert
analysierte sie die Gesellschaft des postrevolutionären Russland und sagte
einige spätere Entwicklungen teilweise sehr genau voraus. Nicht von
ungefähr beschloss die erweiterte Exekutive der Komintern im Februar
1926, die „russische Frage“ nicht zu behandeln und auch in den einzelnen
Sektionen keine Diskussion darüber zuzulassen.1021 Denn hier war die
stalinistische Führung am verwundbarsten.
Vor allem Ruth Fischer tat sich in dieser Diskussion im Sommer 1926
hervor. Sie hatte zuvor ein dreiviertel Jahr in der Sowjetunion verbracht und
besaß dadurch so etwas wie eine natürliche Autorität. Dem ZK warf sie vor,
die Situation in der Sowjetunion absichtlich zu beschönigen – oder in ihren
Worten: „Bilderbogen-Politik“ zu machen. Die Realität war hingegen eher
grau, wie sie aus eigener Erfahrung bei einer Veranstaltung berichtete:

Ich weiß, was drüben los ist. Wenn man acht Monate drüben ist, sieht
man mehr, als wenn man mit 50 verrückten Deutschen als Kongress-
Delegierten drüben ist. Während meiner Anwesenheit drüben kamen
Arbeiter zu mir und sagten, nun bist du auch da, Ruth, in unserem
Unglück. Hilf uns doch. Eins steht fest, in Russland wächst die
Konterrevolution. Die Bourgeoisie entwickelt sich im schnellen
Tempo.1022

Die Regierung nähme zahlreiche Errungenschaften der Revolutionszeit


wieder zurück. Rationalisierungen würden „genau so durchgeführt […] wie
hier in Deutschland“. Fischer berichtete zudem von „verlängerte[r]
Arbeitszeit bis 10 Stunden, Nachtarbeit der Frauen, schlechte[n]
Akkorde[n], Entlassungen ohne Zustimmung des Betriebsrats.“ Die Löhne
seien um 25 Prozent gesunken, die Arbeitslosigkeit sei genauso hoch wie in
den kapitalistischen Staaten. Auch das gesellschaftliche Klima habe sich
verändert. Symbolisch hierfür ständen die „Reklametafeln für Lotterien am
Gewerkschaftshause.“ Die Bevölkerung würde zunehmend religiöser: „Zu
Ostern ging ganz Moskau mit Kerzen in der Hand sich einsegnen
lassen.“1023
Zur Entwicklung der russischen Ökonomie erklärte Fischer, es sei
„völlig unsinnig, die sowjetische Wirtschaft so zu betrachten: Hier
Privatkapital, auf der anderen Seite die Betriebe des konsequent
sozialistischen Typs. Die sowjetrussische Wirtschaft bildet ein Ganzes und
lässt sich nicht schematisch trennen.“ Dies bedeute: „Wir haben Anfänge
einer sozialistischen Wirtschaft, aber im ganzen Staatskapitalismus. In
Prozenten ausgedrückt 99 % Kapitalismus, 1 % Sozialismus.“1024 Ähnlich
formulierte es auch Werner Scholem in einem privaten Brief an seinen
Bruder: „Russland ist in einem ungeheuren wirtschaftlichen Aufstieg
begriffen. Dies ist aber, wie sich sehr klar herausgestellt hat und wie es auch
nicht anders sein konnte, kein Aufstieg zum Sozialismus, sondern eine
staatskapitalistische Entwicklung.“1025
Urbahns charakterisierte die sowjetische Gesellschaft ebenfalls als
halbkapitalistisch. Neben den Staatsbetrieben gäbe es „eine Form des freien
Handels, gibt es Bauernwirtschaft, welche kapitalistischer Art ist, und es
gibt einen Markt. Die Arbeiter gehen mit dem im Staatsbetrieb erhaltenen
Lohn auf den Markt. Dort treffen sie die Waren aus dem Staatsbetrieb und
aus den privatkapitalistischen Betrieben, die ihnen zur Wiederherstellung
ihrer Arbeitskraft dienen.“ Ein Teil der Löhne flösse „also in die Tasche der
Privatkapitalisten und vermehrt ihren Profit“. Das bedeute, dass die
Arbeiter „ein Verhältnis nicht nur zum Betrieb, sondern auch zum Markt“
hätten: „Der Arbeiter ist also nicht frei von Ausbeutung.“ Weiter beschrieb
er, dass die Staatsbetriebe gezwungen wären, ihre Rohstoffe „auf dem
Markt – in Russland und im Auslande“ zu kaufen. Damit stünden auch sie
in einer Beziehung zum Privatkapitalismus. Zudem nehme der russische
Staat Anleihen auf, für die er Zinsen zahlen müsse. „Für die Zinsen muss
Geld aufgebracht werden. Nun werden diese Zinsen zum Teil aus den
Staatsbetrieben herausgeholt, also die Arbeiter werden ausgebeutet. Ist das
reiner Sozialismus?“1026
Auch Vertreter der Entschieden Linken begegneten der jungen
Sowjetrepublik mit zunehmender Skepsis – vor allem deren Außenpolitik.
Korsch bezeichnete sie als „roter Imperialismus“.1027 Er kritisierte vor
allem die Bündnispolitik der Sowjetunion mit den kapitalistischen Staaten,
die seiner Ansicht nach die revolutionären Grundsätze der Komintern in
Gefahr bringen könnte. Auch die Kampagne für die internationale
Gewerkschaftseinheit – die Annäherung zwischen dem sozialdemokratisch
orientierten Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) und der
kommunistischen Roten Gewerkschafts-Internationale (RGI)1028 –
missbilligte er. Sie diene nicht den Interessen der internationalen
kommunistischen Bewegung, sondern vielmehr denen der russischen
Außenpolitik.1029 Korsch war zudem der Ansicht, in der Sowjetunion
herrsche keine Diktatur des Proletariats, sondern eine Diktatur der
Kulaken.1030
Eine noch radikalere Kritik als die anderen linken Strömungen vertrat
die Katz-Gruppe. Ende Juli 1926 hieß es in deren Mitteilungsblatt: „Die
proletarisch-revolutionäre Periode der russischen Staatsumwälzung von
1917 [ist] formell beendet. Die offen kapitalistische Periode hat begonnen.“
Die Gruppe prophezeite:

Vielleicht wird Stalin ein ganz Großer. Die Nationalrussen hängen an


ihm, dem Georgier, wie die Franzosen an dem Korsen Napoleon. Er will
Russland groß machen unter den Staaten der Welt. Ein Weltreich
schwebt ihm vor von Wladiwostok bis Gibraltar. Der Kommunismus kam
ihm stets erst in zweiter Linie. Er ist nicht das Ziel, sondern Mittel. Er
opfert ihn der Größe Russlands wie Napoleon „Freiheit“ und
„Brüderlichkeit“ der Größe Frankreichs. Und wie Napoleon, von der
bürgerlichen Revolution hochgehoben, dem Adel und der Geistlichkeit
alle Tore wieder offen tat, so lässt der von der proletarischen Revolution
erhobene Stalin den Kapitalismus wieder ein.1031

Katz kritisierte, in dem jungen Sowjetstaat herrschten „steigende


Trunksucht, Orgien, Anwachsen der Lasterhöhlen, des Zuhälterwesens, der
Prostitution und des Räuberunwesens. Unglaubliche [Un]sauberkeit,
steigender Rückgang der Volksbildung und des Schulwesens, steigende
Erwerbslosigkeit, Minderung der Löhne“.1032 Daher sei der
Zusammenbruch des bolschewistischen Systems „unausbleiblich.“1033 Für
Katz hatte sich die Sowjetunion vom „Bollwerk der Weltrevolution“ zum
„Bollwerk des Weltkapitalismus“ gewandelt. Er forderte daher die
„Weltrevolution“ der Arbeiterklasse nicht nur im Westen, sondern auch
„gegen den russischen Kapitalismus“.1034
Die Katz-Gruppe brach bald mit dem Sowjetstaat. Für alle anderen
linksoppositionellen Kommunisten bildete er trotz aller Kritik weiterhin den
Bezugsrahmen ihres politischen Agierens. Im Mai 1926 erklärte
beispielsweise die Entschiedene Linke:

Wir lassen uns von keinem übertreffen in unserer flammenden


Begeisterung für den in der Oktoberrevolution 1917 geborenen ersten
proletarischen Staat, und werden ihn, wie seinen revolutionären
proletarischen Charakter, gegen alle äußeren und inneren Feinde
verteidigen.1035

Für die KPD-Führung war jedoch jede Kritik an der Sowjetunion zu viel.
Daher versuchte sie, innerparteiliche Diskussionen über die dortigen
Entwicklungen zu unterbinden und hielt dementsprechend kritische Artikel
aus ihren Publikationen fern. Erfolglos forderte die Weddinger Opposition
seit Anfang 1926 eine „gründliche Diskussion“ über die russischen
Probleme.1036 Auch den Versuch der im ZK verbliebenen Linken Urbahns,
Schlecht, Schimanski und Weber, in der Partei Raum für eine solche
Debatte zu schaffen, lehnte die Mehrheit im Führungsgremium ab.1037
Nicht zuletzt deshalb veröffentlichten die Fischer/Urbahns-Gruppe und die
Weddinger Opposition im Laufe des Jahres 1926 eine gemeinsame
Broschüre zur russischen Frage.1038 Den beginnenden Stalinismus
kritisierten sie darin als „Revision des Leninismus“. Dies zeige sich vor
allem in der „Theorie vom Aufbau des Sozialismus in einem Lande“. In
dieser Frage stünden sich, so die Linkskommunisten, zwei
„Grundanschauungen über die Entwicklung der Revolution in Europa
gegenüber.“ Die eine Seite (Stalin) betrachte „die außerrussische
Revolution als abgeschlossen […] und sucht daher Sowjetrussland isoliert
aufzubauen […].“ Die andere Richtung (die Opposition) hingegen habe
„die Leninsche Anschauung nicht revidiert, dass nämlich ein isoliertes Land
auch wenn es so groß ist wie Sowjetrussland, inmitten kapitalistischer
Länder und Staaten allein den Sozialismus bis zum Ende nicht aufbauen
kann.“ Sie kritisierten, die Haltung der Stalin-Führung führe zu einer
Vernachlässigung der bislang internationalistischen Haltung der
kommunistischen Bewegung: „Wenn nun Sowjetrussland sich ‚national
beschränkt‘, sich voll zum Sozialismus entwickeln kann, so genügt es, dass
die internationale Arbeiterbewegung Sowjetrussland vor imperialistischen
kriegerischen Angriffen schützt […].“ Dies habe Auswirkungen auf die
Komintern. Denn wenn die sowjetische Politik ihr Interesse an
internationalen Entwicklungen verliere, dann könne es auch leicht
geschehen, dass ihr Interesse an der Komintern einschlafe. Führende
Oppositionelle waren sogar davon überzeugt, dass es nur noch eine Frage
der Zeit wäre, bis die Internationale aufgelöst würde. So schrieb Werner
Scholem seinem Bruder: „Die Beseitigung Sinowjews, die aus
innerrussischen Gründen bestimmt erfolgen wird, […] wird auch eine
Beseitigung der Kommunistischen Internationale sein.“1039
Zu den Auseinandersetzungen innerhalb der KPdSU positionierten sich
die deutschen Linken deutlich. Ende März 1926 brachten sie beispielsweise
eine Resolution in die Sitzung der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg ein,
in der es hieß: „Die unterzeichneten Genossen sprechen […] vor der ganzen
Partei aus, dass sie auf dem Boden der Leningrader Opposition stehen
[…].“1040 Ruth Fischer erklärte derweil gegenüber Parteimitgliedern: „Ich
bin der Auffassung, dass Sinowjew das Erbe Lenins am besten
verwaltet.“1041 Die Linke nahm diese Haltung unter anderem deshalb ein,
weil sich die Thälmann-Führung mit der Stalin-Bucharin-Fraktion
verbündet hatte.1042 Genauso spielte aber eine Rolle, dass Sinowjew die
Fischer/Maslow-Gruppe lange Zeit protegiert hatte.
Insgesamt gab es bis 1926 wenig Kontakt zwischen russischen und
ausländischen Oppositionsgruppen. Erst seit Bildung der Vereinigten
Opposition um Sinowjew und Trotzki wuchsen deren Beziehungen in
andere Länder.1043 Unter den KPD-Mitgliedern war es vor allem Ruth
Fischer, die den Kontakt zur Vereinigten Opposition hielt. Vor ihrer Abreise
aus Moskau hatte sie noch lange und offene Gespräche mit Sinowjew über
die Fraktionsauseinandersetzungen geführt.1044 Auch Weber stand in
Briefkontakt mit Sinowjew.1045
Als der russische Verbündete dann Ende Juli 1926 aus dem Politbüro der
KPdSU entfernt wurde, kritisierte Fischer: „Unter dem Jubel der
Bourgeoisie wird jetzt Sinowjew durch die Gosse gezogen und durch den
Kot geschleppt.“1046 Als Reaktion darauf sammelten die deutschen
Linksoppositionellen unter KPD-Funktionären Unterschriften gegen die
Linie der russischen Partei. Initiiert wurde diese Sammlung gemeinsam von
der Fischer/Urbahns-Gruppe und der Weddinger Opposition.1047 Auch die
Entschiedene Linke um Karl Korsch beteiligte sich an der Aktion – mit der
Begründung, dass diese gegen das ZK und gegen das EKKI gerichtet war.
Zugleich betonte sie jedoch, dass die Unzulänglichkeiten und
Unentschlossenheit der Fischer/Urbahns-Gruppe und der Weddinger
Opposition nicht übersehen werden dürfe.1048 Die Durchführung der
Unterschriftensammlung oblag Werner Scholem.1049 Im Großen und
Ganzen verlief sie wohl sehr gut – lediglich in einigen Bezirken stießen die
linken Kommunisten auf Vorbehalte. So klagte eine Redakteurin der
Zeitschrift „Klassenkampf“ in Halle darüber, dass sie Probleme beim
Sammeln habe, da die Genossen glaubten, sie würde die Parteispaltung
herbeiführen.1050
Das ZK reagierte auf die Unterschriftensammlung auf zweierlei Art.
Zum einen ließ es nun doch Versammlungen zur Diskussion über die
russische Frage zu. So tagte beispielsweise am 24. August 1926 eine Groß-
Berliner Parteiarbeiterkonferenz zu dieser Thematik, an der über 700 KPD-
Mitglieder teilnahmen. Neben den einleitenden Beiträgen von Thälmann
und einem Genossen aus dem ZK der KPdSU erhielt auch Urbahns die
Möglichkeit, in einem etwa 100-minütigen Referat seinen Standpunkt
darzulegen.1051 Zum anderen verschärfte die Parteiführung aber die
Angriffe auf die Opposition. So erneuerte sie die seit Oktober 1925 immer
wieder geäußerten Vorwürfe gegen Maslow, er habe sich vor Gericht
„unwürdig“ und „unkommunistisch“ verhalten.1052 Zugleich versuchte das
ZK, der Opposition die Zusammenarbeit mit bereits ausgeschlossenen
Kommunisten nachzuweisen, um so einen Grund zu haben, administrativ
gegen sie vorzugehen. Auf seiner Sitzung am 6. August 1926 beschloss das
Gremium – gegen die Stimmen von Urbahns und Weber –, dass jede
Verbindung mit der bereits ausgeschlossenen Korsch-Gruppe
„antibolschewistisch“ sei. Bei seiner nächsten Sitzung am 19. August
veröffentlichte die Zentrale dann zwei Rundschreiben Korschs, die
bewiesen, dass die oppositionellen Gruppen gemeinsam Unterschriften
sammeln würden. Dies widersprach dem Verbot der Fraktionsbildung und
wurde vom ZK zum Anlass genommen, um die ehemaligen
Parteivorsitzenden Ruth Fischer und Arkadij Maslow wegen
„Disziplinbruch“, „Betrug der Partei und Komintern“ und „Spaltung der
Partei“ auszuschließen. Gegen die Stimmen der Linken Urbahns,
Schimanski, Schlecht und Weber verabschiedete das ZK diese
Maßnahme.1053
Die Linken ließen sich jedoch von den Ausschlüssen nicht einschüchtern
und setzten die Unterschriftensammlung fort. Am 1. September 1926
gingen sie schließlich mit ihrer „Erklärung zur russischen Frage“ an die
Parteiöffentlichkeit.1054 Diese stellte einen Frontalangriff auf die KPD-
Führung dar. Die Oppositionellen konstatierten einen „in der Partei
herrschenden Belagerungszustand“ und eine „Atmosphäre der Heuchelei,
der Angst, der Unsicherheit, der Zersetzung“. Auch in der Komintern sei
die Atmosphäre „vergiftet“:

Man verurteilt politische Gruppen und Genossen, ohne ihre politischen


Anschauungen bekannt zu geben. […] Man betreibt […] eine
unverantwortliche Geheimdiplomatie und bedient sich zur Erledigung
der führenden Genossen der Opposition der schmutzigsten Mittel und
Methoden, die uns bis jetzt als die Methoden der deutschen
Gewerkschaftsbürokratie zur Bekämpfung ihrer kommunistischen
Todfeinde nur allzu bekannt sind.

Weiter hieß es: „Das Zentralkomitee der KPD hat bis jetzt geglaubt, die
Lage in der KPD und in der Komintern mit organisatorischen Mitteln
meistern zu können. Aber die Gegensätze sind so zugespitzt wie noch nie.
Der Opposition steht die Parteipresse überhaupt nicht mehr zur Verfügung.“
Unter der Losung „Zurück zu Lenin, zum wirklich echten, unverfälschten
Leninismus“ forderten die Linkskommunisten eine offene Diskussion
innerhalb der Partei – vor allem über die Situation in der Sowjetunion. Sie
verlangten vollständige Informationen für alle Bezirksgruppen und die
Veröffentlichung der Dokumente der russischen Opposition. „Wir sind fest
überzeugt davon, dass die Mehrheit der kommunistischen Arbeiter sich für
die Leningrader Opposition erklären würde, wenn sie die Möglichkeit hätte,
die wirklichen Gegensätze in unserer russischen Bruderpartei auf Grund
einwandfreier Informationen und einer allseitigen Diskussion kennen zu
lernen.“
Das als „Brief der 700“ bekannt gewordene Papier galt lange Zeit als
verschollen und war bis Anfang der 1980er Jahre nur auszugsweise
bekannt.1055 Mittlerweile ist es jedoch vollständig veröffentlicht1056 und die
Liste derjenigen, die es gezeichnet haben, einsehbar.1057 Daher können hier
erstmalig verifizierbare Aussagen nicht nur über den Inhalt des Papiers,
sondern auch über dessen Unterzeichner gemacht werden. Zunächst einmal
lässt sich festhalten, dass die Erklärung eine Manifestation der Stärke der
Opposition war. Den Initiatoren war es gelungen, etwa 660 Parteimitglieder
zur Signatur zur bewegen.1058 Zu Recht bemerkte der 1925 aus der KPD
ausgeschlossene Reinhold Schönlank im „Vorwärts“, dass es erstaunlich sei,
dass die Opposition so viele Unterschriften zusammenbekommen habe.1059
Umso beeindruckender ist die Zahl, wenn man beachtet, dass es sich bei
den Unterstützern zum allergrößten Teil um Parteifunktionäre handelte.
Einer von ihnen, Oskar Hippe, erinnerte sich später: „Die Liste der
Unterschriften war nicht vollständig, da die leitenden Genossen nicht zu
viel Zeit verstreichen lassen wollten; deswegen wurde darauf verzichtet, die
Mitglieder der Betriebszellenorganisation unterschreiben zu lassen.“1060
Zudem sollten nur jene unterzeichnen, die noch nicht aus der KPD
ausgeschlossen waren.1061
Unter dem Papier standen gleich mehrere Reichstagsabgeordnete,
nämlich Hugo Urbahns, Paul Schlecht, Werner Scholem, Max Schütz und
Wilhelm Schwan. Des Weiteren hatten die Landtagsabgeordneten Fritz
Baumgärtner (Bayern), Wolfgang Bartels, Eugen Eppstein, Karl Gehrmann,
Anton Grylewicz, Otto Kilian, Hedwig Krüger, Gustav Müller und Johann
Skjellerup (alle Preußen) unterschrieben.1062 Auch die Namen des ZK-
Mitglieds Hans Weber und des ZK-Kandidaten Fritz Schimanski standen
unter der Erklärung. Zählt man Urbahns, Scholem, Schlecht, Schütz und
Schwan, sowie die bereits aus der KPD ausgeschlossenen Fischer und
Maslow hinzu, dann unterstützten mehr als ein Drittel der Kommunisten,
die beim 10. Parteitag (Juli 1925) ins ZK gewählt worden waren, den
Aufruf.
Offenbar führte die Linke die Unterschriftensammlung hauptsächlich in
ihren Hochburgen durch. So stammen knapp 95 Prozent der Unterzeichner
allein aus Berlin-Brandenburg (415 Unterschriften), dem Ruhrgebiet (111)
und der Pfalz (89). Von den Berliner Unterschriften stammte wiederum
nahezu die Hälfte aus den beiden Verwaltungsbezirken Neukölln (104) und
Wedding (92). Hinzu kamen noch einige Namen aus den Bezirken
Mittelrhein (15), Wasserkante (14), Hessen-Frankfurt (11) und Halle-
Merseburg (2).1063 Abgesehen von Berlin waren die am stärksten
vertretenden Städte Dortmund (42), Speyer (27), Rathenow (22) und
Pirmasens (18). Gelegentlich ging es bei der Unterschriftensammlung wohl
nicht ganz mit rechten Dingen zu. Einige ZK-Anhänger aus der Pfalz
beklagten sich: „So wurde auch bei der Abgabe der Stimme bei der
Resolution mit den 700 Unterschriften verfahren, dass alle
Parteifunktionäre in der Wohnung des Öfteren aufgesucht und sie zur
Unterschrift bewogen, ohne dass man ihnen die Resolution bekannt
gab.“1064 Dennoch ist davon auszugehen, dass die überwältigende Mehrheit
der Unterzeichner den Inhalt des Papiers kannte, denn ein Großteil der
Namen taucht in den Quellen immer wieder als Unterstützer der Opposition
auf.
Insgesamt verdeutlichen die Zahlen, dass die Opposition mit ihrer Kritik
an KPD- und Komintern-Führung durchaus mobilisierungsfähig unter der
Mitgliedschaft war. Diese Einschätzung teilt auch Hermann Weber:

Geht man realistischerweise davon aus, dass von den damaligen ca.
100.000 KPD-Mitgliedern etwa 20.000 Funktionäre in den
verschiedenen Leitungen waren, so unterschrieben zwar nur 3 bis 4
Prozent der Funktionäre den „Offenen Brief“ [gemeint ist der „Brief der
700“], da die meisten jedoch aus einigen wenigen Bezirken kamen (vor
allem Berlin), bildeten sie im Herbst 1926, nachdem die Opposition
weitgehend geschwächt war, in der „russischen Frage“ eine relativ
starke Gruppe.1065

Viele Angaben haben die Unterzeichner nicht zu ihrer Person gemacht.


Doch zwei Informationen lassen sich aus der „Erklärung zur russischen
Frage“ extrahieren. Zum einen kann man – anhand des Namens oder der
Funktionsbeschreibung – von 595 Personen das Geschlecht bestimmen.
Demnach haben 512 Männer und 83 Frauen das Papier gezeichnet. Dies
entspricht einem Frauenanteil von etwa 14 Prozent – ein Wert, der in etwa
mit dem entsprechenden Anteil für die Gesamtpartei korrespondiert. Dieser
lag zu jener Zeit zwischen 13 und 16,5 Prozent.1066 Insofern lässt sich
anhand des „Briefes der 700“ nicht schlussfolgern, dass die Parteilinke eine
explizite Frauendomäne gewesen wäre.1067
Tabelle 1: Parteizugehörigkeit der Unterzeichner des „Briefs der 700“

Zum anderen verrät die Erklärung etwas über die Dauer der
Parteizugehörigkeit der meisten Unterzeichner. 554 von ihnen haben hierzu
eine Angabe gemacht. Es ist jedoch zu beachten, dass „Partei“ im weiten
Sinne verstanden wurde – als „Partei der Arbeiterbewegung“, was auch
SPD und USPD einschloss. Dies wird anhand der Tatsache deutlich, dass
338 Kommunisten (61 Prozent) ihren Parteieintritt vor 1919 datierten, also
für eine Zeit vor Gründung der KPD. Nicht geklärt werden kann, ob dieser
weite Parteibegriff von allen Unterzeichnern zugrunde gelegt wurde – oder
ob diejenigen, die ein Datum in den 1920er Jahren angaben, den
tatsächlichen Eintrittszeitpunkt in die Kommunistische Partei meinten, ohne
vorherige Mitgliedschaften zu berücksichtigen. Wäre dies der Fall, dann
würde der ohnehin schon hohe Anteil von langjährigen Aktivisten unter den
Linkskommunisten sogar noch steigen. Vermutlich ist dieses Ergebnis die
größte Überraschung bei der Auswertung der Unterschriftenliste. Denn es
macht deutlich, dass die Linkskommunisten zu einem nicht unerheblichen
Teil über langjährige Erfahrung in den Reihen der Arbeiterbewegung
verfügten. 44 Prozent der Unterzeichner hatten sich schon vor Beginn des
ersten Weltkriegs der Sozialdemokratie angeschlossen. Knapp ein Fünftel
war schon länger als zwanzig Jahre aktiv. Hingegen war nicht einmal ein
Prozent erst in den letzten zwei Jahren (1925/26) der KPD beigetreten (Vgl.
Tabelle 1).1068
Laut Berens ist der „Brief der 700“ ein „hervorragendes historisches
Zeitdokument. Es belegt die Kritik des Stalinismus im revolutionären Teil
der Arbeiterklasse in Deutschland seit dessen Anfängen.“1069 Zweifellos
kann man die Zeit, zu der die „Erklärung zur russischen Frage“ erschienen
ist, als Hochphase der linken Opposition der KPD ansehen. Laut
Polizeibericht verfügten die Linkskommunisten nach Veröffentlichung des
Papiers über 50.000 bis 60.000 Anhänger.1070 Diese Zahl ist mit Sicherheit
übertrieben, doch symbolisiert sie, dass die Opposition während der
Unterschriftensammlung einen beachtenswerten Aufschwung genommen
hatte. Realistischer erscheint die Einschätzung der in der russischen
Botschaft ansässigen GPU-Filiale. Diese meldete nach Moskau, dass
gegenwärtig etwa 15 Prozent der deutschen Kommunisten hinter der linken
Opposition stehen würden – in Berlin seien es sogar 35 Prozent, in
Thüringen und Sachsen jeweils ein Viertel.1071 Bei insgesamt 130.000
Mitgliedern, die die KPD zu dieser Zeit zählte,1072 entsprächen diese
Zahlen knapp 20.000 Linksoppositionellen.1073 Natürlich sind solche
Hochrechnungen nur bedingt zulässig. Die linken Gruppen waren zu
diesem Zeitpunkt noch recht locker organisiert, was die genaue Erfassung
der Anhängerschaft sehr schwer macht. Außerdem war natürlich nicht jeder,
der einmal bei einer Parteiversammlung den Arm für eine Resolution der
Opposition hob, automatisch ihr Mitglied. Zudem war der Anteil der
Opposition bei Delegiertenversammlungen, wo sich politisch bewusste
Mitglieder trafen, sicherlich höher als unter der Gesamtmitgliedschaft.
Dennoch kann man zweifellos sagen, dass die linke Opposition im Jahr
1926 über großen Einfluss innerhalb der Partei verfügte.
Derweil beobachteten die Staatsschützer: „Das Anwachsen der
Opposition in Berlin ruft bei der russ. Botschaft große Beunruhigung
hervor, da diese Stadt doch im Falle einer Revolution für die Kommunisten
am wichtigsten ist. Die Komintern hatte auch immer ihr Hauptaugenmerk
auf die Berliner Arbeiterschaft gerichtet.“1074 Tatsächlich waren KPD- und
Komintern-Führung wenig begeistert über die Erklärung der Linken. Stalin
beklagte sich, dass „diese Leute […] die gemeinste Agitation gegen die
Komintern und die KPdSU(B), gegen unseren Sowjetstaat betreiben.“1075
Für das ZK der deutschen Partei stellte der „Brief der 700“ eine
„antibolschewistische Schmähschrift“ und einen „verbrecherische[n]
Spaltungsversuch“ dar.1076 Es handele sich um einen „Vorstoß gegen die
Einheit der Partei“,1077 das Papier proklamiere „ganz offen die
Parteispaltung“.1078 Zwar gelang es der Parteiführung, einzelne
Unterzeichner dazu zu bewegen, sich von der Erklärung zu distanzieren, so
zum Beispiel die Preußische Landtagsabgeordnete Hedwig Krüger und die
beiden Hamburger Jugendfunktionäre Gramkow und Heitgres.1079 Doch die
allermeisten Unterzeichner standen zu ihrer Tat.
Der „Brief der 700“ war nicht nur eine kraftvolle Demonstration der
Linkskommunisten nach außen, sondern er kann auch als Teil eines
erneuten Versuchs gewertet werden, die Opposition wiederzuvereinigen.
Bereits in den Monaten vor der Veröffentlichung des Papiers hatten diverse
Diskussionen diesbezüglich zwischen der Fischer/Urbahns-Gruppe und der
Weddinger Opposition stattgefunden. Zunächst hatten die beiden Gruppen
wohl auch versucht, die Entschiedene Linke in ihre Einigungsbemühungen
einzubeziehen. So verhandelte Theodor Koegler Anfang Mai 1926 im
Namen von Fischer/Urbahns mit Vertretern der Korsch-Strömung über den
Zusammenschluss aller linken Oppositionsgruppen.1080 Doch innerhalb der
Entschiedenen Linken konnte hierzu keine Einigkeit erzielt werden.
Dementsprechend konzentrierten sich Weddinger und Urbahns-Anhänger
darauf, Gemeinsamkeiten zwischen ihren beiden Gruppen zu finden.
Darüber hinaus brachten sie bei Versammlungen zusammen Resolutionen
ein. In Berlin konnten sie bei einer Stadtdelegiertenkonferenz am 28.
September 1926 fast 30 Prozent der über 1.000 Teilnehmer davon
überzeugen, für ihre Erklärung zur russischen Frage zu stimmen.1081 Auch
bei Wahlen für Vorstandsposten scheint es gemeinsame Absprachen
gegeben zu haben. So schickte die Opposition beim Bezirksparteitag
Berlin-Brandenburg im Juli 1926 jeweils nur einen Kandidaten für den
Posten des Polleiters, des Orgleiters und des Agitpropsekretärs ins
Rennen.1082
Etwa zur gleichen Zeit trafen sich Vertreter beider Gruppen, um eine
Einigung über eine gemeinsame Plattform herbeizuführen. Auch nach der
Unterschriftensammlung zur russischen Frage wurden diese
Vereinigungsbemühungen fortgesetzt. Im Oktober 1926 bekräftigte die
Maslow-Urbahns-Gruppe dieses Anliegen in einem ihrer Rundschreiben.
Unter der Überschrift „Für die Einheit der Opposition“ hieß es: „Es wäre
jetzt dringend notwendig, sofort die gesamte Opposition auf dem Boden der
von Urbahns und Weber betriebenen Politik zu einigen.“ Zugleich kritisierte
sie erneut die schwankende Haltung der anderen linken Gruppen: „Leider
aber setzt gerade in diesem Augenblick Korsch seine alte Politik des
Taumels von rechts nach links fort, dadurch wird die Linke zerrissen und
geschwächt.“1083 Auch innerhalb der Weddinger Opposition war es zu
Unstimmigkeiten gekommen. Die Leipziger Gruppe und ein Teil der
Berliner hatten sich geweigert, an der Unterschriftensammlung für den
Brief der 700 teilzunehmen.1084
Doch diese Störfeuer waren vergleichsweise Marginalien. Einen
wirklichen Bärendienst erwiesen der linken KPD-Opposition die
Verbündeten in der Sowjetunion. Wie bereits dargestellt, versuchte die
Vereinigte Opposition im Oktober 1926 zu einem kurzfristigen
Waffenstillstand mit Stalin zu kommen.1085 Der Generalsekretär verlangte
im Gegenzug, dass sich Trotzki und Sinowjew von den oppositionellen
Strömungen in anderen Ländern lossagen sollten. Die Vereinigte Opposition
nahm diese Bedingungen an. Am 17. Oktober veröffentlichte die „Prawda“
eine Erklärung der Gruppe, die zwei Tage später auch in der „Roten Fahne“
erschien.1086 Dort konnten die entsetzten Linksoppositionellen folgendes
lesen:
Entschieden verurteilen wir eine Kritik an der Komintern oder an der
Politik unserer Partei, die in eine Hetzjagd übergeht und die Stellung der
Komintern als der Kampforganisation des internationalen Proletariats,
der KPdSU als der Vorhut der Komintern oder der UdSSR als des ersten
Staats der proletarischen Diktatur schwächt. Nicht nur die Agitation von
Korsch und seinesgleichen, die mit dem Kommunismus gebrochen
haben, sondern auch die aller anderen, die diese Grenzen überschreitet,
wird auf unsere entschlossene Ablehnung stoßen. Kategorisch verneinen
wir den Anspruch derer, die eine wie immer geartete Agitation gegen die
Komintern, die KPdSU oder die UdSSR führen, auf irgendeine
Solidarität von unserer Seite. Indem wir das Recht eines jeden Mitglieds
der Komintern anerkennen, seine Auffassungen innerhalb der Grenzen
des Status und der Beschlüsse der Komintern-Kongresse und des EKKI
zu verteidigen, halten wir eine direkte oder indirekte Unterstützung der
Fraktionstätigkeit von Gruppierungen in den einzelnen Sektionen der
Komintern gegen die Linie der Komintern für absolut unzulässig –
handele es sich um die Gruppe von Souvarine in Frankreich, die Gruppe
Maslow-Fischer und Urbahns-Weber in Deutschland, die Gruppe
Bordiga in Italien oder um irgendeine andere Gruppe, unabhängig
davon, wie sie sich unseren Auffassungen gegenüber verhält. Für
besonders unzulässig halten wir eine wie immer geartete Unterstützung
der Tätigkeit von Personen, die bereits aus der Partei und der
Komintern ausgeschlossen sind, wie Ruth Fischer und Maslow.1087

Im Nachhinein muss man dies als überaus geschickten Schachzug von


Stalin werten. Denn die taktisch motivierte Distanzierung der Vereinigten
Opposition wirkte sich nicht nur verheerend auf die weitere Entwicklung in
den sowjetischen Fraktionsauseinandersetzungen aus, sondern die
Erklärung hatte auch katastrophale Folgen für die Linke in der KPD.
Schließlich hatte sich diese gerade um die russische Frage formiert – und
nun distanzierten sich ausgerechnet diejenigen von ihr, für die sie sich in
den vorrausgehenden Monaten so intensiv eingesetzt hatte. So meint auch
Trotzki-Biograf Broué, die Erklärung „war ein harter Schlag für die
Neugruppierung um das Manifest der 700 herum: Die Verurteilung ihrer
Autoren beraubte die deutsche Opposition der Solidarität der russischen
Opposition, auf die sie ihre Agitation innerhalb der Partei gebaut hatte.“1088
Entsprechend verwirrt reagierte die linke KPD-Opposition auf die
Erklärung der sowjetischen Verbündeten. Urbahns mutmaßte zwar, dass sie
„auf Grund von Erpressungen und Drohungen“ erfolgt sei.1089 Trotzdem sei
das „eine Kapitulation.“1090 Seine Gruppe gab sich dennoch kämpferisch.
Das Papier „kann uns keineswegs veranlassen, ebenfalls zu kapitulieren,
denn unser Kampf gilt nicht der Verteidigung von Personen, sondern der
Verteidigung von Ideen.“1091 Riese von der Weddinger Opposition
hingegen ging davon aus, dass sich die russischen Genossen der
Parteidisziplin gefügt hätten, was „für jeden Kommunisten
selbstverständlich“ sein müsse. Er betonte die Notwendigkeit, die Einheit
der Partei zu erhalten und kritisierte zugleich Fischer und Maslow für ihre
spalterische Haltung.1092 Sein Genosse Kötter wiederum distanzierte sich
von den russischen Oppositionellen.1093 Es war nicht zu leugnen: Die
Linkskommunisten hatten ein Legitimationsproblem. Zahlreiche
Parteigliederungen – auch solche, die bislang oppositionell gewesen waren
– forderten Urbahns nun auf, mit der „Fraktionsmacherei“ aufzuhören.1094
Nach Einschätzung der politischen Polizei halbierte sich binnen zwei
Monaten die Zahl der Anhänger der Opposition.1095
Dementsprechend konnte die Parteiführung Boden gut machen. Ein
Erfolg bei der Landtagswahl in Sachsen am 31. Oktober 1926 ließ ihr
Ansehen unter den Mitgliedern zusätzlich steigen – machte er doch
deutlich, dass die KPD-Politik wieder erfolgreich war.1096 Diesen Triumph
und die gleichzeitige Verunsicherung der Linkskommunisten ausnutzend
legte das ZK einer Parteiarbeiterkonferenz eine Resolution mit der
Forderung vor, die „verbrecherische Fraktionsarbeit“ in der deutschen
Partei zu unterbinden. Mit deutlicher Mehrheit wurde diese Erklärung
angenommen.1097 Damit war der Anfang vom Ende der linken Opposition
in den Reihen der KPD besiegelt. Doch, wie Wernicke richtig bemerkt, war
es zu diesem Zeitpunkt weniger „der erbitterte Kampf des ZK und seines
Apparats gegen die Opposition“, der diese in die Krise stürzte, als „der
wohl im wesentlichen taktisch motivierte Rückzug der russischen
Vereinigten Opposition […].“1098
4.4 Die Zerschlagung der Opposition (1926-1927)
Im Spätsommer 1926 hatte das Zentralkomitee den Termin für den XI.
Parteitag der KPD festgelegt. Er sollte Ende November in Essen stattfinden.
Doch dann verschob die Thälmann-Führung die Tagung kurzfristig auf den
folgenden März. Der Grund war einfach: Die Zeit bis dahin wollte sie
nutzen, um die innerparteiliche Opposition zu zerschlagen.1099 In einem
Papier der Parteiführung hieß es: „Der Hauptfeind in der jetzigen Phase der
Parteientwicklung ist die kleinbürgerlich-opportunistische Abweichung
unter ‚linker‘ Maske, die in den verschiedenen ultralinken Gruppen von
Katz bis Weber außerhalb und innerhalb der Partei ihre politische und
organisatorische Verkörperung findet.“1100 Tatsächlich stand im Zentrum
des Winters 1926/27 der organisatorische Kampf des ZK gegen die
Linkskommunisten. Hunderte von ihnen mussten in dieser Zeit die Partei
verlassen. „Es begann“, so Wernicke, „die entscheidende Phase der
Degeneration von einer ehemals radikal-marxistischen zu einer
stalinisierten Apparatepartei.“1101
Sicherlich reagierte die Parteiführung mit den organisatorischen
Maßnahmen auch auf die Schwächung der Opposition in Folge der
Erklärung Trotzkis und Sinowjews. Doch der Schlag gegen die Linken war
von langer Hand geplant. Seit Beginn des Jahres 1926 ging das ZK
systematisch gegen sie vor. Eine Gruppe nach der anderen musste die Partei
verlassen: Zunächst Iwan Katz und seine Anhänger, dann Korschs
Entschiedene Linke und nun die Urbahns/Fischer-Gruppe. Von Beginn an
verfolgte die Parteiführung eine Strategie der Spaltung. Exemplarisch lässt
sich das anhand des Ausschlusses der Entschiedenen Linken verdeutlichen:
Solange diese in den ersten Monaten des Jahres 1926 noch gemeinsam mit
der Weddinger Opposition agierten, hielt sich das ZK mit
Disziplinarmaßnahmen zurück – trotz diverser Provokationen und einer
offenen Fraktionstätigkeit von Korsch.1102 Doch sobald sich die beiden
Gruppen getrennt hatten, wurde die Entschiedene Linke schnell aus der
Partei gedrängt. Hierbei agierte die Parteiführung wie schon im Fall Katz
nach dem Prinzip, die vermeintlich schwächere Gruppe zuerst anzugreifen.
Die Weddinger Opposition, die über eine stärkere Verankerung an der Basis
verfügte, wurde zwar auch geschwächt, durfte aber in der Partei verbleiben.
Diese Beobachtung machte auch die Geheimpolizei, die im Juli 1926 über
den „Kampf gegen alle oppositionellen Elemente“ berichtete:

Bei dieser „Säuberungsaktion“ wurden im wesentlichen zwei


verschiedene Methoden angewandt. Auf der einen Seite hat man
diejenigen Oppositionsführer, die einen zahlenmäßig geringen Anhang
hatten, aus der Partei ausgeschlossen, während man auf der anderen
Seite die Methode der Kaltstellung den einflussreicheren
Oppositionsführern gegenüber befolgte.1103

Über das ganze Jahr 1926 versuchte die Parteiführung, Differenzen


zwischen einzelnen Strömungen der Ultralinken auszunutzen. Öffentlich
behandelte sie die Opposition trotz Spaltungen und Abgrenzungen
untereinander wie eine einheitliche ideologische Gruppierung. Die
verschiedenen Fraktionen wussten darauf oft nur hilflos mit gegenseitigen
Distanzierungen zu reagieren. Für Langels stellt der Kampf des ZK gegen
die Opposition „ein Lehrstück der Taktik“ dar: „Den bewusst zu
unterschiedlichen Zeitpunkten und in abgestufter Intensität eingesetzten
propagandistischen, organisatorischen und disziplinarischen Maßnahmen
des KPD-Apparates waren die Ultralinken hoffnungslos unterlegen.“1104
Die Vorgehensweise gegen die Opposition stimmte das ZK stets mit der
Kominternführung ab. Schon im Januar 1926 beschäftigte man sich an
höchster Stelle mit den deutschen Ultralinken.1105 Auch der nun im Winter
1926/27 stattfindende Großangriff auf die Linkskommunisten war mit der
Internationale abgesprochen. So trafen sich Ende Oktober Mitglieder des
ZK mit dem Komintern-Vertreter Jules Humbert-Droz, um über diese Frage
zu beraten. Humbert-Droz erklärte damals den deutschen Genossen:

Nachdem die russische Opposition geschlagen ist und ganz und gar
kapituliert hat, muss man in der ganzen Komintern dazu gehen, die
Fraktionen, die im internationalen Maßstab gebildet sind, zu erledigen,
zur Kapitulation zu bringen. Die stärkste Opposition nach der russischen
ist in Deutschland. D.h.: in der deutschen Partei muss jetzt viel schärfer
und schnell daran gegangen werden, die Opposition zu liquidieren. Die
Rückwirkung der Kapitulation der russischen Opposition wird für die
Opposition im internationalen Maßstab demoralisierend sein. Das muss
man ausnützen […].1106

Er schlug vor, die Strategie der Spaltung beizubehalten: „Aus den


Telegrammen haben wir gesehen, dass zwischen der Urbahns-Gruppe und
der Weddinger Opposition eine Differenzierung bestand. Wir sind der
Meinung, dass man diese Differenzierung ausnutzen soll: zuerst einen Teil
schlagen und den anderen Teil der Opposition anders zu behandeln.“ Gegen
die Weddinger Opposition solle man weniger hart vorgehen als gegen die
Fischer/Urbahns-Strömung: „sie behalten ihre politischen Auffassungen,
aber unterwerfen sich der Parteidisziplin […].“1107 Man müsse der
Opposition disziplinarische Forderungen stellen, um so – im Falle der
Nichtbeachtung – einen Ausschlussgrund zu schaffen. Einige mögliche
Bedingungen habe ihm Bucharin vorgeschlagen:

1. Schärfste Bekämpfung der Ansichten von Korsch und Schwarz, als


Agenten der Bourgeoisie, die konterrevolutionäre Agitation in der
Arbeiterbewegung treiben.
2. Schärfste Verurteilung und Bekämpfung der verleumderischen
Kampagne seitens Ruth Fischer, Maslow, Urbahns gegen die Diktaturdes
Proletariats in der Sowjetunion.
3. Anerkennung der konterrevolutionären Wirkung der organisatorischen
Unterstützung von Korsch seitens Maslow-Ruth Fischer und aller
Blockierungstendenzen zwischen Korsch, Maslow, Fischer
(Abmachungen über die Erklärung zur „russischen Frage“).
4. Verurteilung der fraktionellen Arbeit und sofortige Auflösung der
Fraktionen mit allen Konsequenzen.
5. Verurteilung der Unterstützung der russischen Opposition durch die
Ultralinken in Deutschland.
6. Verurteilung aller Versuche der internationalen Fraktionsbildung und
der entsprechenden fraktionellen Verbindungen.
7. Verurteilung der bisher betriebenen Hetze gegen die Komintern,
gegen die KPSU usw. Verurteilung der Theorie der Freiheit der Gruppen
und Fraktionen als antileninistische und antiproletarische Theorie.
8. Vollständige Anerkennung der Parteidisziplin, der Unterordnung an
die Parteizentrale und kategorische Durchführung aller
Parteibeschlüsse.
9. Offene Ablehnung irgendwelcher Unterstützung der aus der Partei
ausgeschlossenen Elemente […].1108

Tatsächlich legte das ZK den Führungspersönlichkeiten der


Fischer/Urbahns-Gruppe nur wenige Tage später eine „Erklärung“ vor, nach
der sie sich verpflichten sollten, die Parteidisziplin einzuhalten, alle
Parteibeschlüsse durchzuführen, die Fraktionen aufzulösen und jede
Verbindung zu bereits ausgeschlossenen Oppositionellen abzubrechen.1109
Eine Farce – wie das Protokoll der Polbüro-Sitzung vom 2. November
illustriert, zu der die Oppositionellen Scholem, Urbahns und Schwan
eingeladen waren. Gleich zu Beginn der Sitzung stellte Thälmann den drei
Gästen die Forderungen des ZK vor und erklärte ihnen: „Wenn Ihr Ruth
Fischer und Maslow in ihrer Linie, die Partei zu zersetzen, weiter
unterstützt und die Partei nicht seht und die zersetzende Arbeit fortsetzt
gegen die Partei und die Internationale und Euch nicht kümmert um die
Aufgaben, die zu erfüllen sind, sind wir gezwungen, Maßnahmen gegen
Euch insgesamt einzuleiten.“1110 Thälmann setzte die drei Oppositionellen
unter Druck, sich umgehend zu den gestellten Forderungen zu äußern, da
bei der ZK-Sitzung am nächsten Tag darüber beraten werden sollte.
Scholem erwiderte: „Ich will sagen, dass es so nicht geht, dass ihr
wochenlang ein Trommelfeuer macht, ohne mit uns zu sprechen. Wenn ihr
versucht, eine Verständigung zu suchen, hättet ihr das eher tun können. Jetzt
kommt ihr 24 oder 12 Stunden vor der ZK-Sitzung und versucht, eine
Erwiderung zu bekommen. Wir wissen aus Erfahrung, dass jedes mündliche
Wort verdreht wird.“ Die Linken bestanden daher darauf, schriftlich
antworten zu dürfen. Das Polbüro beschloss daraufhin, die ZK-Sitzung um
zwei Tage zu verschieben. Dennoch drängte Thälmann die drei
Oppositionellen weiter, sofort zu antworten: „Ich stelle also Urbahns die
[…] Frage, ob er sich unterwirft der Parteidisziplin, wie es für jedes
Parteimitglied notwendig ist.“ Dieser erwiderte: „Ich lehne die
Beantwortung solcher inquisitorischen Fragen ab. Ich werde mich dazu
äußern, aber solche Art der Verhandlungen muss ich hier ablehnen, rund
und nett heraus.“1111
Unabhängig davon, ob die Linken nun schriftlich oder mündlich
antworten durften, glich die Sitzung einer „lächerliche[n] Komödie“, wie
Scholem zu Recht beklagte.1112 Die Forderungen des ZK waren für die
Oppositionellen nicht akzeptabel. Eine Zustimmung hätte bedeutet, fortan
auf jegliche Kritik an der Entwicklung der Partei zu verzichten.
Dementsprechend ergriffen Urbahns, Scholem und Schwan die Flucht nach
vorne. Sie verfassten eine Protest-Erklärung, die binnen weniger Tage von
250 Parteimitgliedern unterzeichnet und am 4. November in der „Roten
Fahne“ veröffentlicht wurde. Darin hieß es, man weise energisch den
„demagogische[n] Versuch“ zurück, „einigen führenden Genossen der
Linken von vornherein unannehmbare Kapitulationsbedingungen
vorzulegen, um einen formalen Ausschlussgrund zu schaffen“.1113 Wie zu
erwarten schloss das ZK die drei Initiatoren am kommenden Tag aus der
Partei aus.1114 Kurz darauf musste auch Max Schütz die KPD verlassen,
weil er ebenfalls „provokatorisch“ abgelehnt habe, die Forderungen des ZK
zu unterzeichnen.
Einzelne Oppositionelle wie Paul Maslowski und Johann Skjellerup
gaben dem Druck nach und akzeptierten das Papier der Parteiführung.1115
Doch das waren nur Einzelfälle, wie allein ein Blick auf die
Reichstagsfraktion deutlich macht. Bis November 1926 drängte die KPD-
Führung knapp ein Viertel ihrer ursprünglich 45 Abgeordneten aus der
Partei. Die meisten von ihnen schlossen sich daraufhin zur „Fraktion linker
Kommunisten“ zusammen.1116 Auch auf regionaler Ebene wurden wichtige
Vertreter der Opposition aus der KPD ausgeschlossen. So mussten allein im
Januar 1927 unter anderen Karl Bittner (ehem. BL Berlin-Brandenburg),
Heinrich Czerkus (Stadtverordneter Dortmund), Hansen (BL Bayern),
Heinrich Kelch (UB-Sekretär Dortmund), Klapps (Abgeordneter Danziger
Volkstag), Heinrich Körner (ehem. UB-Sekretär Dortmund), Paul
Malachinski (Abgeordneter Danziger Volkstag), Wilhelm Riechen, genannt
Jonny (ehem. Polleiter KJVD Wasserkante) und Straphel (ehem. BL
Danzig) die KPD verlassen. Bis zum Parteitag Anfang März schloss das ZK
nach Angaben der Urbahns-Gruppe 1.300 Linkskommunisten aus. Ganze
Ortgruppen wie Frankfurt an der Oder, Hannover, Mönchengladbach,
Münster, Neuss oder Rathenow seien zerstört worden.1117
Nachdem sie die wichtigsten nationalen und regionalen Führungsfiguren
des Linkskommunismus aus der Partei entfernt hatte, machte sich die KPD-
Führung daran, die oppositionellen Bezirke zurückzugewinnen. Im Januar
und Februar 1927 reisten einzelne Genossen des ZK in die
Parteigliederungen, um dort eine „genaue Prüfung“ vorzunehmen und vor
Ort die Opposition auszuschalten. Allein in Württemberg verweilten zwei
Wochen lang zehn ZK-Mitglieder.1118 Insgesamt hatte die Parteiführung
Erfolg. Abgesehen von der Pfalz, wo die Weber-Gruppe in der klaren
Mehrheit blieb, konnte sie bei allen zu dieser Zeit stattfindenden
Bezirksparteitagen deutliche Siege feiern. In Berlin-Brandenburg (140
Stimmen fürs ZK, 30 für die Linken), im Erzgebirge (80:24 bei 11
Enthaltungen), in Niedersachsen (98:21) und Magdeburg (85:15) gelang es
der Linken zumindest noch, signifikante Minderheiten zu mobilisieren. In
allen anderen Bezirken lag ihr Anteil an den Delegierten im einstelligen
Prozentbereich. In Danzig, Mecklenburg und am Niederrhein erhielten sie
keine einzige Stimme.1119
Doch der Stimmungsumschwung war nicht so eindeutig wie es erschien.
Einerseits verlor die Opposition durch Parteiausschlüsse mögliche
Delegierte. Anderseits hatte das ZK, so die Fischer/Urbahns-Gruppe, in
vielen Fällen „nachgeholfen“, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
So seien etwa bei der Neugliederung der Berliner Parteiorganisation 120
Angestellte der Partei und der russischen Handelsvertretung dem
Unterbezirk Neukölln zugeordnet worden, um die Kräfteverhältnisse zu
verändern.1120 „Als neuer Trick“, klagten die Linkskommunisten, „kommt
jetzt dazu, dass man allen einigermaßen bekannten oppositionellen
Genossen ein Schiedsgerichtsverfahren anhängt, sodass sie vor dem
Parteitag weder in der Partei auftreten, noch als Delegierte gewählt werden
dürfen.“1121 Oft hätten Bezirksleitungen auch beschlossen, dass als
Korreferenten nur Mitglieder aus dem jeweiligen Bezirk auftreten dürften –
damit sollte verhindert werden, dass die Opposition Gastreferenten in
Regionen schickte, in denen sie bislang nur schwach verankert war.1122 Auf
Oppositionelle, die im Parteiapparat angestellt waren, übte das ZK zudem
materiellen Druck aus. Hippe erinnert sich, dass es ihnen „kaum noch
möglich [war], zu Wort zu kommen, wenn sie nicht ihren Arbeitsplatz
riskieren wollten. Ein Teil dieser Genossen kapitulierte und beteiligte sich
nicht mehr an den Auseinandersetzungen.“1123
Den „Abschluss des Kampfes gegen die linke Opposition im Apparat
und Funktionärskorps“ stellte schließlich, so Weber, der vom 2. bis zum 7.
März 1927 tagende Parteitag in Essen dar.1124 Im Zentrum der Debatten
standen die innerparteilichen Auseinandersetzungen. In einem
Grußschreiben des ZK der KPdSU an den Parteitag hieß es, die KPD müsse
„die ultralinke Krankheit endgültig“ überwinden.1125 Für die deutsche
Parteiführung erklärte Philipp Dengel, man habe über Monate „drei Viertel
und vier Fünftel der Arbeit“ darauf verwendet, „um solche Elemente wie
Katz und Korsch, Ruth Fischer und Scholem zu isolieren, loszulösen von
einer großen Zahl von Arbeitern in der Partei. Wir mussten die Partei von
diesen Elementen säubern, ohne dass wir gute und tüchtige Arbeiter
verloren.“1126 Sein Kollege Arthur Ewert ergänzte, dass das
Fraktionswesen, „wie es jahrelang in der Partei bestanden hat“, nun ein
Ende finden müsste. Die Konzentration der Partei sei die entscheidende
Aufgabe. Die Zentralisation müsse verstärkt werden: „Schluss mit der
Fraktionsarbeit, Niederringung des parteifeindlichen Einflusses.“1127
Die linke Opposition war nur sehr schwach auf dem Parteitag vertreten.
Von den 183 stimmberechtigten Delegierten gehörten ihr lediglich zehn an:
Die Fischer/Urbahns-Gruppe war durch Wolfgang Bartels, Anton
Grylewicz und Paul Schlecht repräsentiert, die Wedding-Pfälzer Opposition
durch Hans Weber und Max Riese. Für die Leipzig-Bielefelder Richtung
der Weddinger Opposition erschienen Wilhelm Kötter, Arthur Vogt,
Wilhelm Schneller, Hugo Joachim und Bruno Lau.1128 Prominente
Ausgeschlossene, die nicht an der Tagung teilnehmen durften, – unter ihnen
Urbahns, Fischer, Maslow, Scholem und Koegler – protestierten mit einem
Brief an die Konferenz gegen den Kurs der KPD. Sie forderten Rederecht
für die auf dem X. Parteitag gewählten ZK-Mitglieder, die für Essen kein
Mandat erhalten hatten. Zudem verwehrten sie sich gegen den Vorwurf,
Fraktionsarbeit betrieben zu haben. Ihr Parteiausschluss sei nicht aus
organisatorischen, sondern aus rein politischen Gründen geschehen.1129
Auch die beim Parteitag anwesenden Linken bemühten sich tapfer, dem
feindlich gesinnten Auditorium ihre Positionen nahe zu bringen – allerdings
mit wenig Erfolg: Von vielen Zwischenrufen unterbrochen verlas Bartels
eine von ihm, Grylewicz und Schlecht verfasste Erklärung.1130 Ebenfalls
durch ständiges Gelächter, Heiterkeit und Unruhe wurde die Rede Kötters
gestört.1131 Auch Grylewicz konnte mit seinem Redebeitrag nicht viele
Genossen begeistern, doch formulierte er eine Kritik, die das Thälmann-ZK
empfindlich traf. Jener Gruppe in der Parteiführung, die seit dem letzten
Parteitag permanent den Kurs Fischer/Maslows kritisierte, hielt er vor,
seinerzeit deren vermeintlich falsche Politik mitgetragen zu haben:

Alle Fehler der rechten Politik sollen verschuldet sein durch die Ruth-
Fischer-Zentrale, und nur Ruth Fischer und Maslow werden persönlich
verantwortlich gemacht. Das ZK bestand aber aus mehreren Genossen.
Maslow kam kurz nach dem Frankfurter Parteitag ins Gefängnis und
wurde erst lange nach Erscheinen des Offenen Briefes aus dem
Gefängnis entlassen. Er „leitete“ die Partei aus dem Gefängnis heraus.
Also bleibt nur Ruth Fischer übrig. Es ist aber nicht gerade erhebend für
die Führung der Partei, wenn die anderen Genossen des ZK: Thälmann,
Remmele, Pieck, Eberlein, Heckert, Geschke, Dengel und verschiedene
andere, diese harten Männer, sich von dem schwachen Weib Ruth
Fischer vergewaltigen ließen. […] Diese Genossen sind doch eigentlich
mitverantwortlich […].1132

Die wenigen Oppositionellen hatten trotzdem einen schweren Stand


während des Parteitages. Das ZK lehnte es ab, den Delegierten eine
Resolution der Urbahns-Anhänger vorzulegen. Es handele sich um ein
„Schanddokument“, erklärte Thälmann. Zudem behauptete er, dass Urbahns
und Scholem parallel zum Parteitag in Essen eine Reichskonferenz der
Oppositionellen veranstalten würden. Schlecht bestritt dies zwar
nachdrücklich. Trotzdem beschloss die Versammlung, alle Parteimitglieder
auszuschließen, die sich an dieser Konferenz beteiligen würden. Darüber
hinaus wurden Bartels, Grylewicz und Schlecht für ein Jahr aller
Parteifunktionen enthoben und aufgefordert, ihre Parlamentsmandate
niederzulegen. Außerdem beschloss der Parteitag, „alle Gruppen und
Fraktionen aufzulösen“. Die Delegierten forderten das neu gewählte ZK
auf, „alle Maßnahmen zu treffen, um die Gefahr weiterer fraktioneller
Kämpfe in der Partei zu bannen.“1133
Auch hier blieb die Parteiführung ihrer Spaltungsstrategie treu. Wie von
Humbert-Droz gefordert, ging sie scharf gegen die Fischer/Urbahns-Gruppe
vor und ließ zugleich die Weddinger Opposition halbwegs unbehelligt.
Während Anhänger ersterer Strömung massenhaft die Partei verlassen
mussten, wurden Vertreter der zweiten in Essen sogar noch ins ZK gewählt.
Sowohl der Pfälzer Adolf Betz als auch der Sachse Max Gerbig gehörten
fortan der Parteiführung an.1134 Die Urbahns-Gruppe durchschaute diese
Strategie. Sie erklärte, die Weddinger Opposition könne in der Partei
verbleiben, weil sie „dem ZK politisch nicht gefährlich“ werde, „da sie
geographisch fast ausschließlich auf einen Berliner Stadtbezirk, den
Wedding, die Pfalz und Leipzig“ beschränkt sei.1135
Insgesamt stellte der Essener Parteitag einen schweren Rückschlag für
die Fischer/Urbahns-Opposition im Kampf um die KPD dar. So mussten in
den folgenden Monaten die letzten prominenten Vertreter der Gruppe die
Partei verlassen: Bartels, Grylewicz und Schlecht weigerten sich, wie vom
Parteitag verlangt, ihre Mandate niederzulegen und wurden am 1. April
1927 ausgeschlossen. Wenige Wochen später folgten die preußischen
Landtagsabgeordneten Otto Kilian und Gustav Müller, der Berliner RFB-
Gauleiter Bruno Mätzchen, sowie über 30 weitere Linksoppositionelle aus
dem Bezirk Berlin-Brandenburg-Lausitz.1136 Kurz darauf wurden auch die
Dortmunder Stadtverordneten Josef Ullrich, Christoph Wünneburg, Karl
Hark und der Stadtrat Konrad Kuhnke sowie die hessische
Landtagsabgeordnete Katharina Roth ausgeschlossen.1137 Zugleich nahm
die Parteiführung einige mittlere Funktionäre, die 1926 ausgeschlossen
worden waren, im Verlauf des Jahres 1927 wieder auf. Auf diese Art und
Weise gelang es ihr, Neuformierungprozesse der linken Opposition
einzudämmen.1138
Einzelne Linkskommunisten und sogar einzelne oppositionelle
Ortsgruppen konnten sich zwar noch eine ganze Weile in der Partei halten.
Doch es war deutlich geworden, dass die Opposition einen Strategiewechsel
vollziehen musste. Der Essener Parteitag markierte einen Wendepunkt in
ihrer Entwicklung.

4.5 Opposition außerhalb der Partei

4.5.1 Die Weddinger Opposition


Fast ein Jahr früher als die Fischer/Urbahns-Gruppe, nämlich in der ersten
Jahreshälfte 1926, war ein Großteil der ehemaligen ultralinken Opposition
aus der KPD gedrängt worden. Auch für sie stellte sich nun die Frage, wie
sie sich fortan organisieren sollten – und ob sie ihr ursprüngliches Ziel, den
Kurs der Partei zu beeinflussen, weiterverfolgen wollten. Eine Gruppe, die
sich sehr schnell von dieser Ausrichtung entfernte, war die KPD-Opposition
(Linke KPD) um Iwan Katz.
Dass es so weit kam, war vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich
Katz innerhalb der Partei weitgehend isoliert hatte. Dem Hannoveraner war
nach seinem Parteiausschluss das zweifelhafte Kunststück gelungen, binnen
weniger Monate alle bisherigen innerparteilichen Bündnispartner gegen
sich aufzubringen. Seit Mai 1926 verweigerten ihm sämtliche andere
ultralinke Strömungen die Zusammenarbeit. Auch sonst verlor die Gruppe
zunehmend an Einfluss in der KPD. Schon bei einer Parteiarbeiterkonferenz
des Bezirks Niedersachsen Ende Januar 1926 waren Katz’ Anhänger kaum
noch vertreten, ähnlich beim Bezirksparteitag Ende März.1139 Im Juni
schlossen sich ihnen zwar die Thüringer Landtagsabgeordneten Otto
Geithner, Agnes Schmidt und Hans Schreyer an.1140 Doch dieser Übertritt
prominenter Parteimitglieder blieb eine einmalige Ausnahme. Vielmehr
bilanzierte die Informationsabteilung des EKKI im Oktober 1926 in einem
vertraulichen Bericht: „Innerhalb der KPD hat Katz heute so gut wie keine
Anhänger mehr.“1141
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Katz-Gruppe auch inhaltlich
immer mehr von der KPD entfernt. Die Einheitsfrontpolitik, die von der
Mehrheit der Mitglieder unterstützt wurde, wies sie entschieden zurück.
Den Volksentscheid zur Fürstenenteignung lehnte sie als „Schwindel“ und
als „Einheitsfront mit dem Bürgertum“ ab.1142 Auch mit ihrer
antigewerkschaftlichen und antiparlamentarischen Haltung stand die
Opposition im deutlichen Widerspruch zum Kurs der Mutterpartei. Die
zunehmende Distanz zur KPD erfuhr durch Katz eine theoretische
Untermauerung. Schonungslos griff er die Abhängigkeit der Partei von
Moskau an. Er erklärte, die KPD könne „ohne die russischen
Geldunterstützungen keinen einzigen Tag bestehen.“ Grundsätzlich sei es
keine Schande, wenn eine proletarische Partei Unterstützung von einer
anderen annehme. Dies müsse aber dazu beitragen, die Revolution
voranzutreiben – die Unterstützung aus der Sowjetunion diene jedoch nur
den „kleinbürgerlichen Interessen Moskaus“.1143 „Antibolschewistisch“
genannt zu werden, betrachtete Katz als „eine Ehre“ – solange es
bolschewistisch sei, die „Interessen des internationalen Proletariats
zugunsten des russischen Staates, d. h. der russischen kapitalistischen
Bauernmehrheit“ zurückzustellen und innerhalb der Komintern
Parteidisziplin durch „Kadavergehorsam“ zu ersetzen.1144
Insgesamt vertrat die Katz-Fraktion Positionen, die denen jener
Linksradikalen ähnelten, die die frühe KPD verlassen hatten. Und genau
diesen Kräften näherte sich die Gruppe nun auch organisatorisch an. Das
Ziel, die Partei zu reformieren, hatte Katz zu diesem Zeitpunkt bereits
vollständig aufgegeben. Er meinte, es sei illusionär geworden, die
„kapitalistische KPD“ von innen heraus zu erobern.1145 Vielmehr müsse
„die Loslösung des internationalen Proletariats von der Moskauer
Staatspolitik“ das Ziel sein.1146 Dafür benötige man organisatorische
Unabhängigkeit. Gemeinsam mit Franz Pfemfert, einem Linksradikalen der
ersten Generation, trieb er die Gründung eines neuen politischen Projektes
jenseits der „ehemals kommunistischen“ Dritten Internationale voran.1147
Es sollte weder eine Partei noch eine Gewerkschaft sein – beides lehnte
man als „Bollwerke der Konterrevolution“ ab1148 – sondern ein
„Kampfkartell“. Hierunter verstanden die Gründer einen
„Zusammenschluss verschiedener Organisationen, die, unter gegenseitiger
Wahrung ihrer organisatorischen Selbständigkeiten, zur Bekämpfung
gemeinsamen Feindes und zur Erkämpfung gemeinsamer Ziele, sich
planmäßig in eine gemeinsame Kampffront stellen.“1149 Dementsprechend
bemühten sich Katz und Pfemfert darum, auch andere linke Gruppen wie
KAPD, AAU und die Rest-USPD für das Projekt zu gewinnen. Deren
Vertreter nahmen zwar an den vorbereitenden Gesprächen teil, blieben dem
Kampfkartell aber letztendlich doch fern.1150
Am Ende schlossen sich Katz’ KPD-Opposition (Linke KPD) und
Pfemferts AAU-E nur mit den Resten des „Industrieverbands für das
Verkehrsgewerbe“ zusammen. Gemeinsam gründeten sie am 28. Juni 1926
den „Spartakusbund der linkskommunistischen Organisationen“, oft auch
„Spartakusbund Nr. 2“ genannt.1151 Auch die Zeitschriften der Gruppen
wurden vereinigt und erschienen nun unter dem Namen „Spartakus. Organ
des Spartakusbundes“.1152 Ein weiteres prominentes Mitglied neben Katz
und Pfemfert war der ehemalige Präsident der Braunschweiger
Räterepublik, August Merges. Er agierte als Vorsitzender der ersten
Reichskonferenz des Spartakusbundes.1153 Mit der Wahl des
symbolkräftigen Namens stellten sich die Gründer des Kartells bewusst in
die Tradition Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts.1154 Unweigerlich
sollte dies Assoziationen zur Abspaltung des revolutionären Flügels von der
Sozialdemokratie während des Ersten Weltkrieges hervorrufen.1155 So hieß
es auch in dem Gründungsaufruf der Organisation:

Spartakus, das war der Name, der in dem ersten Anlauf der deutschen
Revolution Bürger und Bürgerknechte in Schrecken versetzte, Ebert und
Scheidemann nicht minder als Wilhelm und seine feudalen Kreaturen.
[…] Spartakus, das ist der Name, der auch jetzt wieder beide zugleich
schrecken wird: Hindenburg, den Repräsentanten der Herrscherklasse,
und alle seine Speichellecker, Sozialdemokraten, Tschitsscherins und
Thälmanns. Spartakus, das ist eine Tradition, die noch erfüllt werden
muss.1156
Der neue Spartakusbund entwickelte zunächst eine gewisse
Anziehungskraft im linkskommunistischen Milieu. Zur ersten öffentlichen
Veranstaltung in Berlin im September 1926, bei der Katz und Pfemfert
gemeinsam als Referenten auftraten, erschienen 500 Personen. In
Düsseldorf versammelten sich 300 bis 350 Personen, um Katz zu sehen. Zu
dieser Zeit verfügte der Spartakusbund allein im Bezirk Berlin-Brandenburg
über etwa 1.500 bis 2.000 Anhänger.1157 Kurz nach Gründung des Kartells
erklärte der Reichskommissar für die Überwachung der öffentlichen
Ordnung: „Die Oppositionsgruppe von Katz dürfte nach der Gruppe
Urbahns und Weber-Vogt wohl die zahlenmäßig größte Bedeutung in
Anspruch nehmen.“1158 Und drei Monate später warnte die politische
Polizei sogar in einem internen Schreiben über die verschiedenen
kommunistischen Oppositionsgruppen: „Am gefährlichsten für die
Staatssicherheit wird der Spartakusbund revolutionärer Organisationen
bezeichnet, der auch z. Z. am rührigsten ist.“1159
Angesichts der Isolation von Katz innerhalb der KPD ist davon
auszugehen, dass sich die Anhängerschaft des Spartakusbundes
hauptsächlich aus dem nicht-parteigebundenen linksradikalen Milieu
rekrutierte. Hierfür spricht auch die Tatsache, dass sich der
Linksradikalismus außerhalb der KPD seit Jahren in der Krise befand, die
entsprechenden Organisationen „nur mehr Traditionsvereine und nicht mehr
Faktoren des politischen Lebens in Deutschland“ waren.1160 Die Gründung
eines neuen Projektes, das zudem das Ziel verfolgte, Teile der KPD
„rüberzuziehen“, gab hier vielen die Hoffnung auf einen neuen
Aufschwung. Es dauerte jedoch nicht lange, bis auch der Spartakusbund
stagnierte und sich damit in die allgemeine Entwicklung des damaligen
Linksradikalimus einreihte.
Auslöser hierfür war ein Streit der Mitglieder über ihr Verhältnis zum
Parlamentarismus – wie so häufig in der Geschichte der radikalen Linken
der Weimarer Republik. Es herrschte zwar theoretisch Einigkeit über die
Verweigerung „jeder aktiven sowie passiven Teilnahme an Wahlen zu
Parlamenten (Reich-, Staats-, Gemeindevertretungen usw.), an
Volksentscheiden und dergleichen, sowie jeder Beteiligung an bürgerlichen
Herrschaftsinstrumenten (Religionsgemeinschaften, gesetzliche
Betriebsräte und gesetzliche Erwerbslosenausschüsse,
Krankenkassenvertretungen usw.).“1161 Zudem rief die Gruppe in ihren
Publikationen zum Wahlboykott auf, so im Herbst 1926: „Kein
Klassenbewusster Proletarier Sachsens beteiligt sich am 31. Oktober an der
Landtagswahl. Nieder mit den Parlamenten! Alle Macht den Räten!“1162
In der praktischen Umsetzung gab es jedoch durchaus Differenzen.
Während beispielsweise die Hannoveraner Bürgervorsteher Langrehr, Gohr
und Karwahne im Dezember 1926 konsequenterweise ihre Mandate
niederlegten, weigerte sich der Reichstagsabgeordnete Katz, diesem
Beispiel zu folgen. Er begründete es damit, dass er sonst seine Immunität
verlieren würde und mit Strafverfolgung zu rechnen habe. Zudem könne er
ohne den Bezug seiner Diäten nicht weiter für die Organisation wirken.1163
Katz’ Haltung löste eine über Monate währende Diskussion aus, die den
Spartakusbund in eine schwere Krise stürzte. Innerhalb des ersten halben
Jahres seines Bestehens verlor das Kartell die Hälfte seiner Anhänger, nach
zwölf Monaten war sogar nur noch ein Viertel der ursprünglichen
Mitgliederschaft übrig. Glaubt man den Polizeiberichten, so bedeutete dies
einen Rückgang von 12.000 auf 3.000 Mitglieder binnen eines Jahres.1164
Ende Oktober 1926 scherte zudem der Industrieverband aus dem Bündnis
aus, weil er kritisierte, dass vor allem die ehemalige KPD-Opposition naive
und utopische Ansichten vertreten würde. Anfang 1927 kam es dann
aufgrund der Mandatsdebatte zu erheblichen Streitigkeiten im Bezirk
Niedersachsen, in deren Folge etliche Mitglieder den Spartakusbund
verließen. Etwa zur gleichen Zeit wandte sich die thüringische
Oppositionsgruppe um die Landtagsabgeordneten Schmidt, Geithner und
Schreyer ab. Im April 1927 brach schließlich auch Iwan Katz mit dem
Kartell. Er trat fortan politisch nicht mehr in Erscheinung.
In der Literatur wird vor allem die Auseinandersetzung mit Katz um
dessen Parlamentssitz für den Niedergang des Spartakusbundes
verantwortlich gemacht.1165 Doch sollte man auch nicht übersehen, dass das
Kartell eine Politik verfolgte, die in der Phase der relativen Stabilisierung
am Bewusstsein großer Teile der Arbeiterbewegung vorbeiging. Nur sehr
wenige teilten zu dieser Zeit die Überzeugung, dass eine Revolution
unmittelbar bevorstehe. Insofern muss die Krise des Spartakusbundes im
Zusammenhang mit dem allgemeinen Niedergang des Weimarer
Linksradikalismus betrachtet werden. Hier befand man sich gewissermaßen
im Trend.
Nach dem Rückzug von Katz wurde der Spartakusbund vor allem von
Franz Pfemfert und – bis zu dessen Selbstmord 1929 – von Oskar Kanehl
geleitet. Auch sie konnten den Niedergang der Organisation nicht aufhalten.
Im Februar 1929, kurz nach der Ausweisung Trotzkis aus der Sowjetunion,
besannen sie sich zwar ihrer Anfänge und riefen zu
öffentlichkeitswirksamen Solidaritätsaktionen auf: Sie appellierten an die
Arbeiterschaft, die Zeitungsredaktionen der KPD massiv zu besetzen, um
auf Trotzkis Schicksal aufmerksam zu machen. Doch im Gegensatz zu den
Ereignissen in Hannover 1926 verstummten die Appelle ungehört.1166 Der
Spartakusbund war mittlerweile auf wenige hundert Mitglieder
geschrumpft. Pfemferts Worte von 1929 kann man angesichts dessen nur als
Zweckoptimismus werten:

Spartakus lebt in der kleinen, aber unverzagt kämpfenden Schicht der


revolutionären Arbeiter, die sich auf die Organisationsform der
Revolution, die Räteorganisation, wieder besonnen haben. Sie sind noch
zersplittert, nicht wenige stehen noch abwartend beiseite. Aber die
Genossen, die sich in der politisch-wirtschaftlichen Einheitsorganisation
„Spartakusbund“ zusammengeschlossen haben, und jene Genossen, die
noch in Splitterorganisationen die Idee des Rätesystems bejahen, sie sind
auf dem Weg der Sammlung.1167

Letztendlich führte die Gründung des Kartells also nicht, wie


beabsichtigt, zur Vereinigung der linkskommunistischen Kräfte außerhalb
der KPD, sondern zu einer weiteren Zersplitterung. Möglicherweise lagen
konkurrierende Oppositionsgruppen nicht ganz falsch, als sie das Bündnis
schon bei seiner Gründung als „Fehlgeburt“ bezeichneten.1168 Auf die KPD
wirkte der Spartakusbund jedenfalls schon lange nicht mehr ein. Für die
Partei und ihre inneren Auseinandersetzungen war er nur noch indirekt
interessant, wie Weber anmerkt: Katz wurde vom ZK lediglich als Beispiel
dafür angeführt, wie weit sich die Ultralinken von den kommunistischen
Grundsätzen entfernt hatten.1169

4.5.2 Die Schwarz-Gruppe


Die zweite Strömung, die im Laufe des Jahres 1926 die KPD hatte
verlassen müssen, war die Entschiedene Linke um Karl Korsch, Heinrich
Schlagewerth und Ernst Schwarz. Ähnlich wie die Katz-Gruppe war sie im
Sommer 1926 weitgehend isoliert.1170 Geschwächt hatten sie nicht nur die
Repressionen, denen sie seitens der KPD-Führung ausgesetzt war, sondern
auch die diversen Spaltungen innerhalb der ultralinken Opposition. Hinzu
kamen die aus ihrer Sicht ergebnislos verlaufenden Verhandlungen mit
anderen linkskommunistischen Organisationen über die Gründung des
Spartakusbundes.
In den nun stattfindenden Diskussionen über die Zukunft der EL
zeichneten sich bald zwei Flügel ab: Eine Richtung um Schwarz, Lossau
und Körbs plädierte für einen endgültigen Bruch mit der KPD.1171 Eine
mögliche Perspektive sah dieser Flügel in einer programmatischen und
organisatorischen Annäherung an die KAPD. Eine andere Gruppe um
Korsch, Schlagewerth und Loquingen hingegen sprach sich dafür aus, die
Möglichkeiten einer partiellen Zusammenarbeit mit noch nicht aus der KPD
ausgeschlossenen Oppositionsgruppen auszuloten. Bei einer
Reichskonferenz Anfang September 1926 prallten die unterschiedlichen
Vorstellungen aufeinander. Über die offenbar sehr konfus verlaufene
Konferenz liegen zwei, sich zum Teil deutlich widersprechende Berichte
vor. Einer stammt von Schwarz, der andere von Korsch. Übereinstimmend
berichteten beide nur, dass im Zentrum der Konferenz die Debatte über den
Umgang mit den anderen linken Oppositionsgruppen und der KAPD stand
– und dass die Tagung mit der Spaltung der Entschiedenen Linken
endete.1172 Korsch und seine Anhänger konstituierten sich in der Folgezeit
als eigenständige Fraktion. Sie behielten die Kontrolle über die bisherige
Zeitschrift der EL und benannten sich nach ihr „Gruppe Kommunistische
Politik“.1173 Der Schwarz-Flügel brachte fortan ein eigenes Organ mit dem
Namen „Entschiedene Linke“ heraus. Am 28. September richtete die
Reichsleitung um Schwarz ein Schreiben an die Mitglieder der EL, in dem
sie erklärte, die Richtung um Korsch würde außerhalb der Organisation
stehen. Damit war die Spaltung auch formal vollzogen.1174
Trotz klar zu benennender politischer Differenzen ging auch sie nicht
ohne persönliche Diffamierungen und Angriffe vonstatten. Korsch etwa
warf Schwarz „Verlogenheit“ vor, umgekehrt griff Schwarz die von der
Parteiführung betriebene Diffamierung Korschs als „kleinbürgerlicher
Intellektueller“ gerne auf und erklärte ihn seinerseits zum „Kleinbürger“,
für den „die proletarische Revolution nur eine ‚geistig intellektuelle‘
Angelegenheit“ sei. Wahlweise beschimpfte er ihn auch als „neuen Lenin“
und „missglückten Ledebour“.1175 Nicht nur verbal gingen diese
Auseinandersetzung vonstatten: Kurz nach der Reichskonferenz drangen
Anhänger von Korsch in das Büro der Entschiedenen Linken ein und
entwendeten dort einen „wertvollen Vervielfältigungsapparat neuster
Konstruktion“.1176
Nach der Spaltung verfügte die Gruppe um Ernst Schwarz noch über
Anhänger in Berlin, Düsseldorf, Hagen und Leipzig sowie in den Bezirken
Halle-Merseburg, Ruhrgebiet und Niederrhein.1177 Nach
Polizeischätzungen hatte sie Anfang 1927 reichsweit etwa 4.000
Mitglieder.1178 Ähnlich wie Katz verabschiedete sich Schwarz nun
endgültig von dem strategischen Ziel, die Kommunistische Partei zu
reformieren und orientierte sich fortan an den radikalen Kräften links von
ihr. Dort stieß er durchaus auf Gegenliebe – vor allem bei der KAPD
(Berliner Richtung), einer, so Bock, „weitgehend sektiererischen Gruppe,
deren vorzugsweise gegen die KPD gerichtete Kritik von Fall zu Fall
Aufmerksamkeit erregte.“1179 Fortan arbeiteten die beiden Gruppen eng
zusammen. So druckte die KAPD regelmäßig Artikel der Zeitschrift
„Entschiedene Linke“ in ihren eigenen Publikationen ab. Dort berichtete sie
zudem positiv über die Tätigkeit der Schwarz-Gruppe, während der von der
EL abtrünnige Korsch zum bevorzugten Gegenstand von Polemiken wurde.
Allem Anschein nach erhoffte sich die mittlerweile nahezu in die
Bedeutungslosigkeit abgerutschte KAPD durch die Zusammenarbeit mit der
ehemaligen KPD-Opposition eine Art Frischzellenkur.1180 Die zu diesem
Zeitpunkt noch erfolgsversprechend anmutende Vereinigung von Pfemferts
AAU-E mit der Katz-Gruppe mag diese Hoffnung möglicherweise
zusätzlich befeuert haben.
Zwischen KAPD und Schwarz-Gruppe bestand in erster Linie Einigkeit
in der Kritik an den Verhältnissen in der Sowjetunion und der Entwicklung
der Komintern. Konkreten Anlass zur Zusammenarbeit boten die
Berichtsveranstaltungen der Russlanddelegationen kommunistischer und
sozialdemokratischer Arbeiter. Das positive Bild der Sowjetunion, das diese
vermittelten, stellte nach Ansicht von EL und KAPD nichts anderes als
„lügenhafte und konterrevolutionäre Propaganda der Stalinschen
Werkzeuge“ dar.1181 Den vermeintlich sozialistischen Errungenschaften
versuchten die beiden Gruppen Informationen über schlechte Lebens- und
Arbeitsbedingungen, Arbeitslosigkeit, Willkür und Unterdrückung der
Opposition entgegenzustellen.
Auftrieb erhielten sie, als Anfang Dezember 1926 die geheime
Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee an die
Öffentlichkeit gelang. Der „Manchester Guardian“ hatte berichtet, dass in
der Sowjetunion Giftgas für die deutsche Armee produziert werde. Auch
hätten die Russen Granaten an die Reichswehr geliefert.1182 Vor allem SPD
und KAPD griffen diese Neuigkeiten begierig auf. Die KAPD startete eine
regelrechte Kampagne: Das gesamte Frühjahr 1927 widmete sich die Presse
der radikalen Linken der „Verbrüderung von Reichswehr und Rotarmisten“
– so der Titel einer KAZ-Ausgabe. Der KPD warfen die Linkskommunisten
Doppelzüngigkeit vor und veröffentlichten eine Broschüre mit dem Titel
„Von der Revolution zur Konterrevolution. Russland bewaffnet die
Reichswehr“, in der sie die zunehmende Unterordnung weltrevolutionärer
Zielsetzungen unter die außenpolitischen Interessen der Sowjetunion
nachzeichneten. Die Entschiedene Linke unterstützte diese Angriffe auf die
KPD nach Kräften. Im Dezember 1926 organisierte sie in Weißenfels in der
preußischen Provinz Sachsen eine Veranstaltung zum Thema, zu der 400 bis
500 Personen erschienen. Zudem veröffentlichte sie in der Neujahrsausgabe
1927 ihrer Zeitschrift den Offenen Brief der KAPD auf der Titelseite.1183
Schwarz begleitete die Kampagne als Reichstagsabgeordneter durch
verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Zudem versuchte er, sein Mandat zu
nutzen, um weitere Details aufzudecken.1184 Die KPD konnte auf diese
Enthüllungen nur hilflos mit Dementis reagieren. Ihre Presse schimpfte:
„Schwarz bildet einen Block mit Chamberlain, mit Intriganten aus dem
britischen Außenamt, mit dem altersschwachen Oberverräter Kautsky, mit
den litauischen Gendarmen und Geheimpolizisten. […] Er erwies sich als
Renegat, der den höchsten Rekord des Renegatentums schlug.“1185
Im Zuge dieser Zusammenarbeit näherten sich EL und KAPD inhaltlich
weiter an. So übernahm die Entschiedene Linke beispielsweise bald die
antiparlamentarischen Positionen ihrer neuen Verbündeten. Das
Führungsgremium der Gruppe, der Zentralausschuss, erklärte nun, dass sich
der Parlamentarismus als ein „offenes Werkzeug des imperialistischen
Faschismus gegen die Arbeiterklasse“ erweise. Weiter hieß es: „Die
Entschiedene Linke bekennt sich zum revolutionären Rätegedanken und zur
Anti-Gesetzlichkeit; d. h. sie bekämpft die Anschauungen rückständiger
Proletarierschichten, also ob ihnen im Wege sogenannter gesetzlicher
Aktionen im Rahmen der bürgerlichen Gesetze irgendwie geholfen werden
könnte.“ Auch der antigewerkschaftlichen Haltung der KAPD schloss sich
die EL an. In der Erklärung des Zentralausschusses war zu lesen, eine
„Eroberung und Revolutionierung der Gewerkschaften“ sei „unmöglich“.
Vielmehr seien die Gewerkschaften „scharf“ zu bekämpfen: „Sie müssen so
schnell wie möglich und mit allen Mitteln der Zersetzung zerschlagen
werden.“ Gegenüber den anderen linkskommunistischen Organisationen
grenzte sich die Schwarz-Gruppe nun entschieden ab. Sie lehnte sowohl die
Ansichten der „zentristischen Gruppen um Trotzki, Urbahns, Korsch usw.“
ab als auch die „sektiererischen Anschauungen der Katz und Pfemfert“.1186
Auch organisatorisch bewegten sich EL und KAPD aufeinander zu. So
wurde die Zeitschrift „Entschiedene Linke“ ab November 1926 in der
Berliner KAPD-Druckerei gedruckt.1187 Einen Monat später erklärte die EL
schließlich, dass sie den Zusammenschluss beider Organisationen zu einer
revolutionären kommunistischen Arbeiterpartei anstrebe. Im Juni 1927
beschloss der Zentralausschuss der Gruppe dann einstimmig, bis zum
Frühherbst des Jahres die Verschmelzung mit der KAPD zu vollziehen. Das
Organ „Entschiedene Linke“ wurde kurz darauf eingestellt.
Doch die Vereinigungseuphorie wich schon bald einem Streit über die
Rolle von Schwarz – wie bei der Auseinandersetzung im Spartakusbund um
Iwan Katz ging es auch hier um das Reichstagsmandat. Schwarz wollte den
Sitz im Parlament zumindest bis zum Ende der Legislaturperiode nicht
aufgeben.1188 Er erklärte, seine Position im Reichstag gäbe ihm die seltene
Möglichkeit, die Ziele der Linken gegenüber einer großen Öffentlichkeit zu
propagieren. Seine Diäten würde er selbstverständlich der Partei zur
Verfügung stellen. Die Mehrheit der KAPD war in dieser Frage zu einem
Kompromiss bereit: Schwarz sollte sein Mandat behalten, so lange aber
offiziell nicht Mitglied der KAPD werden. Doch in einigen Bezirken regte
sich heftiger Widerstand gegen eine solche Sonderregelung. Im Herbst 1927
und Frühjahr 1928 spitzte sich der Streit „in der bekannten, jedes Maß
verlierenden und stark personalisierenden Weise“ zu.1189 Die Ortsgruppen
in Berlin und Leipzig drohten mit Beitragssperre und trennten sich sogar
kurzzeitig von der Partei. Letztendlich konnte der Konflikt beigelegt
werden und die Oppositionellen kehrten zur KAPD zurück.1190 Zugleich
erkannte der 7. Parteitag der KAPD im April 1928 jedoch das Scheitern des
Zusammenschlusses mit der EL an:

Die Erfahrung hat […] gezeigt, dass dieser Versuch die Partei so stark
belastete, dass die Gefahr eines organisatorischen Zusammenbruches
und politische Verwirrung in greifbare Nähe gerückt war. Der Parteitag
erklärt, dass die fraktionelle Angliederung und eine Verstärkung der
Partei auf diesem Wege für die Zukunft nicht in Frage kommt.1191

Das Projekt Entschiedene Linke war damit am Ende. Schon seit 1927
hatte es stagniert. Seitdem war es den Linkskommunisten nicht mehr
gelungen, eine nennenswerte Zahl von KPD-Mitgliedern zu gewinnen.1192
Nach der Auseinandersetzung in der KAPD zog sich zudem der Kopf der
Gruppe, Ernst Schwarz, frustriert aus der Partei und aus der
kommunistischen Bewegung insgesamt zurück.1193 Ein weiterer Teil der
EL-Mitglieder trat ebenfalls aus der KAPD aus. Viele von ihnen gingen zur
KPD zurück. In der Hoffnung, einen Schritt nach vorne zu machen, hatte
die EL ihre eigenen Strukturen vollkommen aufgelöst – doch ohne Erfolg.
Damit war auch das zweite Projekt ehemaliger Ultralinker gescheitert, eine
Alternative zur zunehmend stalinisierten Kommunistischen Partei –
außerhalb dieser Partei – aufzubauen.

4.5.3 Karl Korschs Strömung Kommunistische


Politik
Als legitime Nachfolgerin der Entschiedenen Linken nach ihrer Spaltung
muss man eigentlich die Gruppe Kommunistische Politik (GKP) um Karl
Korsch bezeichnen. Trotz abweichenden Namens stand sie wesentlich näher
an der Tradition der Gruppe als es die Schwarz-Fraktion tat. Schließlich war
bis dahin eher Korsch als Schwarz der theoretische Kopf der EL
gewesen.1194 Zudem suchte die GKP, anders als Schwarz oder auch Katz,
nicht die Nähe zu linksradikalen Kleingruppen, sondern hielt an ihrem Ziel
fest, die KPD zu reformieren. Hierzu wollte sie einen „rücksichtslosen
Kampf gegen das parteiverderbende und parteizerstörende
Liquidatorentum, gegen die gegenwärtige Führung der KPD, der KPdSU,
und des EKKI“ führen.1195
Diesen Kampf trug die Gruppe in erster Linie propagandistisch aus. In
ihrer Zeitschrift, der „Kommunistischen Politik“, veröffentlichte sie neben
Erklärungen und Berichten stets gut recherchierte Analysen. Ausführlich
untersuchte sie beispielsweise den „angeblichen Aufbau des Sozialismus“
in der Sowjetunion.1196 Interessant ist auch, wie sie die innere Wandlung
der KPD analysierte. Ihrer Ansicht nach befand sich die Partei „im
Belagerungszustand“.1197 Diese Phrase sollte die Abhängigkeit des
Parteiapparats von Moskau beschreiben. Deutlich werde diese nicht zuletzt
durch die knapp 1.000 KPD-Mitglieder, die in sowjetischen Institutionen
auf deutschem Boden beschäftigt wären. Auch die Tatsache, dass etwa
3.400 Personen für die KPD arbeiten würden, wirke sich fatal auf den
Zustand der Partei aus.1198 Der an sich notwendige Apparat, der dem
Parteiganzen zu dienen habe, würde hier längst über die Partei herrschen.
Die dort Beschäftigten lebten ungleich besser als die Masse der zum großen
Teil erwerbslosen kommunistischen Parteimitglieder. Die meisten von ihnen
seien früher in Betrieben beschäftigte Arbeiter gewesen. Die Angst vor
einer Rückkehr auf den freien Arbeitsmarkt – und als Kommunist höchst
wahrscheinlich in die Erwerbslosigkeit – sei in diesem Personenkreis sehr
stark ausgeprägt. Da oppositionelle Haltungen diese privilegierte Stellung
im Apparat kosten könnten, folgten die meisten Parteiangestellten
dementsprechend kritiklos der Linie des jeweiligen ZK. Mit dem
zunehmenden Ausbau des Parteiapparates nahmen nach Ansicht der
Korsch-Gruppe die Einflussmöglichkeiten der einfachen Mitglieder auf die
Entwicklung der Partei ab. Eine durchaus richtige Einschätzung:
Tatsächlich hatte die Herausbildung einer Parteibürokratie gepaart mit der
zunehmenden Abhängigkeit der Partei von Moskau entscheidenden Anteil
an der Stalinisierung der KPD.
Die Komintern war für die Gruppe Kommunistische Politik keine
„wirklich revolutionäre, wirklich kommunistische Partei“ mehr, sondern auf
dem Weg, eine „zaristisch bonapartistische, eine preußisch wilhelminische
oder kaiserlich-königliche Gesinnungszwangsanstalt“ zu werden.1199 Im
August 1926 hieß es in der Zeitschrift der Strömung: „Sehr vieles spricht
dafür, dass tatsächlich jetzt nur noch diese beiden Möglichkeiten real
gegeben sind: Liquidierung oder Spaltung der Komintern.“1200 Folgerichtig
sah Korsch seine Opposition in der Tradition der Zimmerwalder Linken des
Ersten Weltkrieges. In einem Brief an eine Gruppe italienischer
Kommunisten erklärte er:

Die Formel, die wir für unsere gegenwärtige politische und taktische
Linie gefunden haben, lautet: Zimmerwald und die Zimmerwalder Linke.
Wir wollen damit sagen, dass man in der Liquidationsperiode der
Dritten Internationale auf die Taktik zurückkommen muss, die Lenin in
der Liquidationsperiode der Zweiten Internationale angewendet hat.
Lenin war zusammen mit einigen zentristischen Elementen nach
Zimmerwald gegangen, um die rechten Nationalisten zu bekämpfen.
Gleichzeitig jedoch hatte er mit dem Programm und der Organisation
der Zimmerwalder Linken den Kampf gegen die Zentristen vorbereitet
und aufgenommen. Dasselbe muss man unserer Meinung nach heute tun,
besonders im internationalen Maßstab.1201
Als organisatorische Maßnahme schlug die Gruppe die „Einheit der
Linken“ vor. Mitte September 1926 erschien hierzu in der
„Kommunistischen Politik“ ein Leitartikel, der mit folgenden Worten
begann: „Es gibt in diesem Augenblick keine wichtigere, keine dringendere
Forderung, als die des Zusammenschlusses, national und international, aller
wirklichen Linken in der Komintern, einschließlich auch aller der linken
Arbeitergruppen, die nicht erst jetzt an die Reihe kommen, sondern schon
vor Jahr und Tag aus der Dritten Internationale herausgedrängt und
gestoßen worden sind […].“1202 Schon einige Monate zuvor, im Mai 1926,
hatte Korsch mit Theodor Koegler von der Fischer/Maslow-Gruppe über
einen möglichen Zusammenschluss aller KPD-Linken verhandelt.1203
Anfang Juli lud die Korsch-Gruppe zu einer ihrer Sitzungen explizit auch
die Mitglieder der Weddinger Opposition ein.1204 Und im August
beteiligten sich die Korsch-Anhänger an der gemeinsamen Erklärung der
Linkskommunisten zur russischen Frage.1205 Genossen wie Kurt Petrasch
tingelten durchs ganze Land, um die einzelnen Ortsgruppen der Korsch-
Strömung von einem breiten linken Oppositionsbündnis zu überzeugen.1206
Doch auf einmal verwarf die Korsch-Gruppe den Plan, die linke
Opposition zu vereinigen. Es hat den Anschein, als sei die gegen die
deutschen Linken gerichtete Erklärung Sinowjews und Trotzkis vom
Oktober 1926 dafür verantwortlich. Kurz nach Veröffentlichung des Papiers
kritisierte die „Kommunistische Politik“ die „schmähliche Kapitulation“ der
beiden russischen Oppositionellen. Nun sei „zum Abschluss gebracht
worden […]: die Liquidierung der Russischen Kommunistischen Partei als
einer wirklichen kommunistischen Partei, ihre Umwandlung aus einer
revolutionären proletarischen Klassenpartei in eine scheinbar ‚über den
Klassen‘ stehende bürgerliche Staatspartei.“ Zwar verkündete die Gruppe:
„Nun erst recht Einheit der Linken!“ Doch zugleich schränkte sie ein: „Kein
Schritt mit den Kapitulanten“. Gegenwärtig „wichtigste Teilaufgabe“ sei es,
alle „zweideutigen Gestalten in Russland und in allen anderen Sektionen
der Komintern“ schonungslos zu entlarven und rücksichtslos zu bekämpfen.
Um wen es sich dabei in Deutschland handelte, konnte man ebenfalls in
dieser Ausgabe der Zeitschrift lesen:
Am offensten kapitulierte der Weber-Mann Riese (Wedding), der sich mit
der Unterwerfung der russischen Opposition unter die „Disziplin“ der
Kommunistischen Partei vorbehaltlos solidarisierte. – Der von der
Webergruppe abgespaltene Kötter bestätigte seine schon früher
vollzogene Kapitulation. – Gen. Urbahns versuchte, die
Sinowjewistische Gruppe in der KPD auch ohne Sinowjew
aufrechtzuerhalten.1207

Folgerichtig forderte die GKP in einem Rundschreiben zum Bruch mit


den anderen linksoppositionellen Fraktionen auf. Der Kampf „gegen Stalin
und die Stalinisten“ müsse fortgesetzt werden. Aber ebenso müsse er
„gegen die verräterischen ‚Führer‘ der Opposition“ aufgenommen werden,
„gegen Sinowjew und die Sinowjewisten, gegen alle Kapitulanten, gegen
die offenen Kapitulanten in der KPSU und gegen die versteckten
Kapitulanten, gegen die Ruth Fischer, Maslow und Konsorten.“1208
Auf sich allein gestellt hatte die Korsch-Gruppe jedoch kaum noch
Möglichkeiten, den Kurs der KPD zu beeinflussen. Von allen
Oppositionsgruppen soll sie die kleinste gewesen sein.1209 So ist für Anfang
des Jahres 1927 die Zahl von 3.000 Anhängern überliefert.1210 Ihre Zeitung
soll eine Auflage von 4.000 Stück gehabt haben.1211 Auch in einem
Behördenbericht vom Oktober 1926 ist über die GKP nachzulesen, sie
vereine zwar „die intelligentesten Kommunisten in Thüringen und
Obersachsen“, sei aber „nicht sehr zahlreich.“1212 Zudem hatte die Korsch-
Gruppe mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die anderen
oppositionellen Strömungen: Ein Großteil ihrer Mitglieder wurde 1926/27
aus der KPD ausgeschlossen. Auch das ließ natürlich ihren Einfluss auf die
Partei unaufhaltsam sinken. Beim 11. Parteitag im März 1927 war die GKP
mit keinem einzigen Delegierten mehr vertreten.1213
Nach diesem Parteitag hieß es dementsprechend in der „Kommunistische
Politik“, dass „eine bestimmte Entwicklungsphase unserer theoretisch-
kritischen und praktisch-politischen Aktion für die Aufrechterhaltung des
revolutionären, marxistischen Kommunismus abgeschlossen“ sei.1214 Mit
anderen Worten: Nun sah auch die GKP keine Möglichkeit mehr, die
weitere Entwicklung der KPD zu beeinflussen. Ihrer Ansicht nach hatte sich
diese, genau wie die SPD, nun in eine bürgerliche Arbeiterpartei
verwandelt. Folgerichtig erklärte die GKP die Neugründung einer wirklich
revolutionären proletarischen Klassenpartei im nationalen und
internationalen Maßstab zur Zukunftsaufgabe. In Ermangelung
massenhafter Klassenkämpfe des Proletariats sei deren unmittelbare
Verwirklichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht möglich.1215
Kurz darauf, an den Osterfeiertagen 1927, tagte eine Reichskonferenz
der GKP, über die ein optimistisch gestimmter Karl Korsch seinem
italienischen Genossen Michelangelo Pappalardi berichtete:

Der Eindruck des jetzigen Kongresses war insgesamt sehr günstig. Er


reichte aus, um die ganze Entmutigung zu überwinden, die unsere
Genossen wegen einiger Enttäuschungen an verschiedenen Orten
ergriffen hatte, wo die großen Erfolge, die der erste Schwung gebracht
hatte, allmählich ausgeblieben waren. Er hat in uns allen die
Überzeugung geschaffen, dass wir, wenn auch nicht viele, schon eine
ernstzunehmende politische Kraft sind. Wir waren überrascht von der
großen ideologischen und politischen Klarheit und der völligen
Übereinstimmung in den Auffassungen der verschiedenen
Arbeitergenossen, die selbstständig an verschiedenen Orten arbeiten, die
von unserem Zentrum weit entfernt liegen.1216

Tatsächlich erlebte die GKP zu dieser Zeit noch einmal einen kleinen
Aufschwung. Korschs Frau Hedda wusste im folgenden Sommer
beispielsweise davon zu berichten, dass sich im schlesischen Beuthen eine
80-köpfige Gruppe der Organisation angeschlossen habe.1217 Insgesamt
schien die Strömung, so schrieb ihr Mann, „infolge der gegenwärtigen
Selbstliquidierung der andern oppositionellen Gruppen“ zu wachsen.1218
Doch die organisatorischen Maßnahmen, die von der Reichskonferenz
beschlossen wurden, waren nur bedingt dazu geeignet, einen
schlagkräftigen Verband aufzubauen: Die einzelnen Bezirksgruppen
erhielten weitgehende Autonomie. Ihnen wurde freigestellt, wie und wo sie
sich zukünftig organisieren wollten. Die Mitglieder wurden lediglich dazu
aufgerufen, sich weiterhin am Kampf der Arbeiterklasse zu beteiligen – was
bedeutete, dass sie einer freien Gewerkschaft, einem „revolutionären
Industrieverband“ oder einer Union angehören konnten.1219 Die bisherige
Reichsleitung wurde in eine Zentralstelle umgewandelt, die keinen
Führungsanspruch mehr übernahm, sondern lediglich unterstützenden und
informierenden Charakter haben sollte.1220 Das alles führte zu einer
gewissen Beliebigkeit. Einige Bezirksgliederungen der GKP schlossen sich
dem Deutschen Industrieverband (DIV) an, andere gingen zurück zur KPD
und wieder andere traten der SPD bei. Linke aus dem KAP-Umfeld
spotteten über diese ambivalente Haltung:

„Bist du Kommunist?“ „Nein“ – „Sozialdemokrat?“ „Nein…“ – „Für


Trotzky, Ruth Fischer?“ „Nein“ – „Ach, du bist ein Linker, ein
KAPdist?“ „Aber gar keine Spur!“ – „Bist du gegen die
Gewerkschaften?“ „Nein, das heißt…“ – „Bist du für die
Gewerkschaften?“ „Aber nein“ – „Bist du für den DIV?“ „Nein,
aber…“ – „Du bist ja überhaupt nichts, was bist du denn eigentlich?“ –
„Ich bin Korsch“.1221

Ende des Jahres 1927 erschien die letzte Ausgabe der Zeitschrift der
Gruppe – ein deutliches Zeichen ihres organisatorischen Zerfalls.1222 Ab
1928 zog sich mit Karl Korsch zudem der intellektuelle Kopf der
„Kommunistischen Politik“ von praktisch-organisierenden politischen
Tätigkeiten zurück. Er wollte verhindern, dass sich die von ihm „vertretene
kritische Richtung in eine neue Sekte mit dem dazugehörigen
Organisationsfetischismus usw. entwickelte.“1223 Fortan widmete er sich
der theoretischen Arbeit. Er publizierte unter anderem als Redakteur der
„Kampf-Front“, dem Zentralorgan des DIV – bis dessen Leitung im Herbst
1930 in die Hände des Leninbundes überging.1224 Des Weiteren hielt
Korsch Vorlesungen und organisierte Diskussionszirkel, an denen unter
anderen Erich Mühsam, Rudolf Rocker und Alfred Döblin teilnahmen.1225
Auf diese Weise lernte er auch Bertolt Brecht kennen, zu dessen
„marxistischem Lehrer“ er in den folgenden Jahren wurde.1226 Den Kampf
um die KPD hatte er da jedoch schon aufgegeben.
Dennoch ist die Darstellung einiger Historiker, wonach sich die GKP
nach Korschs Rückzug 1928 aufgelöst hat, nicht richtig.1227 Vielmehr
existierten einige lokale Gruppen unter dem Namen Kommunistische
Politik noch mehrere Jahre weiter. So beobachtete die Polizei im Ruhrgebiet
im Februar 1929 Aktivitäten der Strömung in Buer, Dinslaken, Dortmund,
Hamborn und Wesel.1228 Auch Hugo Urbahns berichtete zu dieser Zeit
„von Reste[n] der Korschgruppe in München und im Ruhrgebiet.
Schätzungsweise insgesamt 100 Mitglieder.“1229 Hervorzuheben ist hier vor
allem die Gruppe in der Ruhrgebietsstadt Bocholt um den Stadtverordneten
Joseph Schmitz. Ähnlich wie Iwan Katz in Hannover hatte Schmitz seit den
frühen Jahren der Weimarer Republik die KPD seiner Heimatstadt
maßgeblich mit aufgebaut. Nach eigenen Angaben brachte er sie „zu einer
Stärke, die beachtlich war“.1230 So zählte die Partei unter seiner Leitung
doppelt so viele Mitglieder wie die Sozialdemokratie. Er selbst hatte sich,
so Berens, zum „local hero der Bocholter Arbeiterklasse“ entwickelt.1231
Als er im August 1927 aus der Partei ausgeschlossen wurde, trat die
gesamte, 300 Mitglieder starke KPD-Ortsgruppe in Solidarität mit ihm
ebenfalls aus und schloss sich der GKP an.1232
Nachdem Korsch die landesweite Zeitschrift eingestellt hatte, brachten
die Bocholter seit Ende September 1928 ein eigenes Periodikum heraus. Es
trug den Titel „Mitteilungsblatt der Gruppe Kommunistische Politik, Bezirk
Ruhrgebiet“ und Schmitz zeichnete als Herausgeber verantwortlich.1233 Die
einfache Blattsammlung wurde vierzehntägig im Ruhrgebiet sowie in
Mönchengladbach, Rheydt, Wesel, Emmerich und in der Nähe von Aachen
verbreitet. Zusätzlich veröffentlichte die Gruppe in Bocholt ab März 1929
zweiwöchentlich die Zeitung „Die Wahrheit“. Um die Jahreswende 1929/30
stellten die Bocholter Linkskommunisten beide Organe zugunsten der
neuen Wochenzeitung „Der Klassenkämpfer“ ein. Diese sollte als neues
„Zentralorgan der Gruppe Kommunistische Politik Deutschland“ fungieren,
was die Bedeutung von Schmitz und seinen Genossen für die späte GKP
deutlich machte. Die Stärke der lokalen Gruppe zeigte sich auch bei der
Kommunalwahl 1929. Dort kam sie in Bocholt auf über 20 Prozent der
Stimmen und eroberte sieben Sitze im Stadtrat. Zum Vergleich: Die SPD
erhielt drei, die KPD trat gar nicht erst an.1234
Doch unter dem Eindruck des „heranmarschierenden Nazismus“1235 –
die NSDAP hatte gerade bei der Reichstagswahl ihr Ergebnis von 800.000
auf 6,4 Millionen Stimmen verachtfacht – beschlossen die Bocholter im
Jahr 1930 den Wiedereintritt in die KPD. Auch die zuvor vollzogene
Linkswendung der Partei spielte bei dieser Entscheidung eine Rolle.
Schmitz musste allerdings bald feststellen, dass die Stalinisierung zu
diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten war: Im Jahr 1932 wurde er ein
zweites Mal wegen „parteifeindlicher Politik, schwerer Parteischädigung
und unproletarischen Verhaltens“ aus der KPD ausgeschlossen. Eine
erneute Widerbelebung der GKP kam nun aber nicht mehr in Frage. Er und
seine Genossen schlossen sich nun der Sozialistischen Arbeiterpartei
Deutschlands (SAP) an.1236
4.6 Eine gemeinsame Organisation: Der Leninbund
(1928-1930)

4.6.1 Auf dem Weg in die Selbstständigkeit


Zu Beginn des Jahres 1927 glaubte die Fischer/Urbahns-Gruppe noch an
eine Reform der Partei. Aber die vermeintliche Kapitulation Sinowjews und
Trotzkis sowie die Mehrheitsverhältnisse beim Essener Parteitag hatten ihr
verdeutlicht, dass sie einen Strategiewechsel vollziehen musste. „National
wie international war der gewachsene Druck auf die linken Kommunisten
unübersehbar, eigene Organisationsstrukturen in- und außerhalb der Reihen
der Komintern zu schaffen, um die revolutionären Arbeiter für eine
antistalinistische Alternative zu mobilisieren“, meint Wernicke.1237 In
einem Rundschreiben der Gruppe vom Mai 1927 hieß es dementsprechend:

Wir empfehlen unseren Genossen, überall gegen die Ausschluss- und


Spaltungsmaßnahmen des ZK und der BL Protestbeschlüsse
herbeizuführen. Gleichzeitig aber muss unsere Fraktion fester
organisiert werden […] damit alle Oppositionellen einen besseren
Widerstand gegen die Liqidierungsmaßnahmen des ZK leisten
können.1238

Schon ein halbes Jahr zuvor, im Dezember 1926, hatten die Linken zu
einer ersten Reichskonferenz nach Berlin geladen. An dem Treffen nahmen
sowohl bereits aus der KPD ausgeschlossene Oppositionelle teil als auch
etwa 40 noch nicht aus der Partei entfernte Linkskommunisten. Sie
debattierten ausführlich die Frage, wie die zukünftige Oppositionsarbeit zu
organisieren sei, und entschieden schließlich, festere eigenständige
Strukturen zu bilden – ohne dabei jedoch das Ziel aufzugeben, die KPD
zurückzuerobern. Die Anwesenden wählten daraufhin eine Reichsleitung,
der unter anderem Ruth Fischer, Werner Scholem und Hugo Urbahns
angehörten.1239 Zudem einigten sich die Oppositionellen darauf, ab Januar
1927 ein vierzehntägiges Mitteilungsblatt herauszugeben, um ihre
Ansichten innerhalb und außerhalb der Partei besser vertreten zu
können.1240 Zu diesem Zweck verabschiedeten sie auch eine „Plattform der
linken Opposition der KPD“, die später als Broschüre unter dem Titel „Der
Kampf um die Kommunistische Partei“ veröffentlicht wurde.1241 Erarbeitet
hatte sie Maslow.1242
Im Zentrum dieser Schrift stand eine Neueinschätzung der
ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen: „Nach den schweren
Erschütterungen der ersten Nachkriegsjahre, welche das System des
Kapitalismus zu zerstören schienen, hat dieses System eine relative
Stabilisierung erfahren.“ Diese sei nur vorübergehend, da sich das
Gesamtsystem, trotz aller Erholung, „in immer schärferen und tieferen
inneren Gegensätzen und Widersprüchen“ entwickele.1243 Nach Ansicht der
linken Kommunisten resultierte die falsche Linie von KPD und Komintern
daraus, genau das nicht zu erkennen. Vielmehr würden sie die
Stabilisierung als absolut ansehen. Daraus folgten verhängnisvolle Fehler
wie Stalins These von der Möglichkeit des Aufbaus des Sozialismus in
einem Land und der damit einhergehende Verzicht darauf, revolutionäre
Bewegungen in entwickelten kapitalistischen Ländern voranzutreiben: „Da
zum Aufbau des Sozialismus in einem rückständigen Lande wie Russland
Jahrzehnte notwendig sind, so haben die Verfasser dieser Theorien
mindestens für eine solche Zeit die proletarische Weltrevolution
begraben.“1244 Interessant an der These der relativen Stabilisierung ist vor
allem, dass sie ein Alleinstellungsmerkmal von Urbahns-Fischer unter den
verschiedenen linken Oppositionsgruppen darstellte. Denn sowohl Katz,
Schwarz und Korsch als auch die Weddinger Opposition gingen weiterhin
von einer schweren Krise des Kapitalismus aus.
Trotz aller Parteiausschlüsse blühte die Fischer/Urbahns-Gruppe zur Zeit
des Essener Parteitags förmlich auf. Der Berliner Polizeipräsident wusste
im Mai 1927 zu berichten, dass sie „seit dem Parteitag eine äußerst rege
und systematische Zellenarbeit entfaltet“ habe und „für die Partei eine
ernsthafte Gefahr“ darstelle.1245 Laut Broué wurde die Opposition zu einem
„wahre[n] Treibhaus“, zu einer „der Hochburgen der politischen
Diskussion.“1246 Das illustriert beispielsweise die erste öffentliche
Versammlung, zu der die Linken am 20. Mai 1927 nach Berlin luden. Ruth
Fischer und Hugo Urbahns referierten vor „überfülltem Saal“ über „Die
Gegenrevolution und die revolutionären Aufgaben der Kommunisten“.
Auch Oppositionelle anderer Strömungen wie Schwarz, Korsch und
Pfemfert traten dort auf.1247 Einleitend erläuterte Scholem:

Die zahlreich erschienene Menge zeigt, dass für die Sache der linken
Kommunisten unter dem Berliner Proletariat Interesse herrscht. Die
Bedeutung der heutigen Versammlung liegt darin, dass eine Gruppe von
Leninisten sich gezwungen sieht, an die Öffentlichkeit heranzutreten, um
den Arbeitern ihre Auffassung über die politische Situation mitzuteilen
und zu zeigen, auf welche Weise die linken Kommunisten die politischen
Ereignisse der letzten Zeit betrachten.1248

In einem Rundschreiben wertete die Reichsleitung die Veranstaltung


später als „vollen Erfolg“. Sie sei „von über 2.000 Leuten besucht
[gewesen], meist Parteigenossen.“1249 Auch eine im Berlin-Neukölln
veranstaltete Lenin-Luxemburg-Liebknecht-Gedenkveranstaltung
verdeutlichte die Mobilisierungsfähigkeit der Oppositionellen. Laut dem
Bericht eines ZK-Anhängers sollen 500 Besucher dort gewesen sein:
„Wirkliche Anhänger der Opposition mögen ca. 50 % der Anwesenden
gewesen sein. Rest indifferente Proleten, durch Bekannte mitgebracht.“1250
Weitere öffentliche Treffen der Opposition waren ebenfalls sehr gut
besucht.1251
Mitverantwortlich für diesen Aufschwung der Linken war die Niederlage
der chinesischen Revolution im Frühjahr 1927. Wie bereits dargestellt,
hauchte sie der Vereinigten Opposition in der Sowjetunion neues Leben
ein.1252 Diese brachte sich nun nicht nur verstärkt wieder in die
Diskussionen innerhalb der KPdSU ein, sondern bekannte sich auch wieder
öffentlich zu ihren deutschen Gesinnungsgenossen. Während der im Mai
stattfindenden 8. Plenartagung des EKKI verlangte Trotzki explizit die
Wiederaufnahme der Gruppe Maslow-Fischer-Urbahns. Zugleich rechnete
er scharf mit der Politik der Komintern in China ab.1253
Die Einschätzungen ihrer sowjetischen Genossen dokumentierten die
deutschen Linkskommunisten ausführlich in ihren Publikationen – und
lösten damit kontroverse Diskussionen innerhalb der KPD aus. In einem
Bericht der Informationsabteilung des EKKI vom Oktober 1927 ist
nachzulesen, dass „in fast allen Bezirken […] über die von der
trotzkistischen Opposition aufgeworfenen Probleme diskutiert wurde“. Vor
allem die von der Parteiführung unterdrückte Diskussion über die
Entwicklung in China habe die Parteimitglieder bewegt: „Das, was man aus
allen Protokollen vernehmen kann, ist ein einziger großer Schrei nach
Material besonders zur chinesischen Frage.“ So beklagte sich ein Genosse:
„Warum werden nicht die Dokumente der russischen Opposition
veröffentlicht? Warum müssen wir sie immer aus der ‚Fahne des
Kommunismus‘ entnehmen?“1254
Diese vermeintlich günstige Lage versuchte die Fischer/Urbahns-Gruppe
auszunutzen, indem sie 17 prominente Linkskommunisten einen Antrag auf
Wiederaufnahme in die KPD stellen ließ.1255 Sie stützte sich dabei auf die
Tatsache, dass die zentralen Instanzen der KPdSU gerade den Verbleib
Trotzkis und Sinowjews in der Partei beschlossen hatten. Nun forderten die
KPD-Oppositionellen, analog dazu müsse ihnen wieder ein Platz in der
deutschen Sektion zugewiesen werden. Noch einen Schritt weiter gingen
die preußischen Landtagsabgeordneten Eugen Eppstein, Otto Kilian und
Guido Heym. Gemeinsam mit einigen Berliner Funktionären forderten sie
im August 1927 die Wiedereingliederung der gesamten Fischer/Urbahns-
Gruppe in die KPD. Bis Ende September konnten sie für eine
entsprechende Petition die Unterschriften von 1.500 Parteimitgliedern
sammeln.
Ob die Wiederaufnahmeanträge ernst gemeint oder lediglich taktische
Manöver zur „Entlarvung“ des ZK waren, ist, so Zimmermann, schwer zu
beurteilen: „Die Beteiligten selbst haben sich über diese Episode nicht
eindeutig geäußert. Zweifellos hatten die meisten Anhänger
linkskommunistischer Gruppen […] den Wunsch, in der Partei wieder als
Gruppe zu wirken, um – wie 1924 – die Parteiführung von ‚unten‘ zu
erobern.“ Doch, so gibt er weiter zu bedenken, sei eine andere Frage, „ob
sie im Spätsommer 1927 an solche Möglichkeiten noch geglaubt haben
mögen.“ Möglich sei auch, dass führende Linkskommunisten dieses
Manöver nur durchgeführt hätten, um „die desillusionierten Anhänger der
linken Opposition möglichst schnell dafür zu gewinnen, ‚einen eigenen
Laden aufzumachen‘.“1256 Letzteres ist nicht vollkommen abwegig. Denn
die Parteigremien lehnten alle Wiederaufnahmeanträge ab, woraufhin die
Linkskommunisten den eingeschlagenen Weg Richtung organisatorische
Unabhängigkeit tatsächlich weitergehen mussten.
Eigene Veranstaltungen wie die vom Mai 1927 stellten einen Schritt in
diese Richtung dar. Lange Zeit waren die Linken fast ausschließlich im
Rahmen von Parteiversammlungen aufgetreten. Doch seit dem Frühjahr
1927 hatten sich die Forderungen nach eigenständigen, öffentlichen
Versammlungen gemehrt – nicht zuletzt, weil die Basis der Opposition
innerhalb der Partei immer kleiner wurde.1257 Einen zweiten Aspekt der
zunehmenden Außenwendung der Linkskommunisten stellte der zügige
Ausbau ihres Publikationsapparats dar. Das seit Januar 1927 vierzehntägig
erscheinende „Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD)“, das Hugo
Urbahns im Namen der Reichsleitung herausgab, wurde ab dem 2. Juni in
„Die Fahne des Kommunismus“ umbenannt und erschien fortan
wöchentlich.1258 Ihre Auflage soll bei 15.000 Stück gelegen haben.1259
Stolz prangte unter dem Titel der Zeitung die heute etwas befremdlich
wirkende Zeile „Zeitschrift der orthodoxen Marxisten-Leninisten“. Ein
weiteres Organ der Opposition war das Regionalblatt „Schacht und Hütte“.
Es wurde in Dortmund verlegt, erschien ebenfalls wöchentlich und wandte
sich an die „klassenbewussten Hand- und Kopfarbeiter des
Ruhrgebiets“.1260
Eine publizistische Besonderheit ist aus Suhl überliefert. In dem
südthüringischen Städtchen stellten die Linken um den preußischen
Landtagsabgeordneten Guido Heym die Mehrheit in der lokalen KPD. Der
im Jahr 1882 geborene Heym stammte aus einer politischen Familie und
war tief in der lokalen Arbeiterbewegung verankert.1261 Vor dem Krieg war
sein Vater Ernst der erste sozialdemokratische Stadtverordnete in Suhl. Seit
1923 saß nun Guido in dem Lokalparlament und war als Vorsitzender der
stärksten Fraktion sogar dessen Vorsteher.1262 Das Suhler Parteiorgan
„Volkswille“, das in einer Auflage von 4.000 bis 5.000 Stück erschien,1263
gehörte als eine von wenigen KPD-Zeitungen nicht zur parteieigenen
„Papiererzeugungs- und Verwertungs-Aktiengesellschaft“ (PEUVAG),
sondern wurde seit 1920 von einer lokalen Genossenschaft betrieben.1264
Daher hatte der KPD-Apparat keinerlei Zugriff auf das Blatt und die
Opposition konnte dort ungestört ihre Positionen publizieren. Als
Chefredakteur Heym Ende 1927 aus der Partei ausgeschlossen wurde,
verblieb der „Volkswille“ folgerichtig in der Hand der Oppositionellen.1265
Die KPD-Führung versuchte gegenzuhalten, indem sie allen Abonnenten
des „Volkswillen“ kostenlos die Parteizeitungen „Gothaer Volksblatt“ und
die „Neue Zeitung“ aus Jena ins Haus kommen ließ. Schließlich brachte sie
sogar eine neues Organ für die Region, den „Arbeiterwille“, heraus.1266
Doch dieses Projekt ließ sich nicht so einfach durchführen, wie ein ZK-
Anhänger später berichtete: „Es bedurfte vieler Mühe, den ‚Arbeiterwille‘
bei uns einzuführen, denn der ‚Volkswille‘ war ein Suhler Blatt, wurde in
Suhl gedruckt und war nicht nur in Arbeiterkreisen, sondern auch in den
Kreisen des Mittelstands verbreitet.“1267
Überhaupt war die Linke Opposition zu dieser Zeit nirgendwo so stark
wie im Unterbezirk Suhl. Selbst nach Einschätzung Ernst Thälmanns
standen dort „85 Prozent aller Mitglieder auf Seiten der Opposition“.1268
Von den 24 Ortsgruppen des Bezirks bekannten sich 20 zu den
Linkskommunisten.1269 In der Suhler Stadtverordnetenversammlung
gehörten elf von zwölf KPD-Abgeordneten zur Opposition.1270 Doch war
Suhl keineswegs, wie Zimmermann schreibt, die „letzte starke Bastion der
linken Opposition“.1271 Auch in anderen Städten und Regionen befanden
sich Hochburgen der Fischer/Urbahns-Gruppe, so zum Beispiel in Baden.
Wie ihn Suhl waren die dortigen Linken erst 1926 zur Opposition
gestoßen.1272 Anders als in der thüringischen Stadt gelang es dem ZK dort
jedoch relativ schnell, die Linkskommunisten, die sich um den
Reichstagsabgeordneten Georg Kenzler und den Landtagsabgeordneten
Jakob Ritter gruppierten, zu isolieren. Im Sommer 1927 wurden die
führenden Vertreter der Opposition aus der Partei ausgeschlossen.1273 In
einer anderen Hochburg der Opposition, in Wattenscheid, bekannte sich
hingegen noch knapp ein halbes Jahr später nahezu die gesamte KPD-
Ortsgruppe zur Linken.1274
Zur gleichen Zeit hatten die Linkskommunisten auch im
brandenburgischen Rathenow noch eine deutliche Mehrheit der
Parteimitglieder hinter sich. So wurde bei der Neuwahl der
Unterbezirksleitung die von ihr vorgeschlagene Liste mit mehr als siebzig
Stimmen gewählt, während der Wahlvorschlag des ZK lediglich zehn
Stimmen erhielt.1275 Auch in Frankfurt an der Oder standen nach eigenen
Angaben Mitte 1927 noch zwei Drittel der Parteimitglieder hinter der
Opposition.1276 Sehr lange konnte sich die Opposition um den
Provinziallandtagsabgeordneten Arthur Wölk in Senftenberg in der
Niederlausitz halten.1277 Bis Februar 1928 saßen Vertreter der Linken in der
Unterbezirksleitung und noch im April jenen Jahres stellten sie über ein
Fünftel der Mitglieder, in der Ortsgruppe Hörlitz waren sie zu dieser Zeit
noch immer in der Mehrheit.1278 Auch in Bremerhaven, vor allem im
Stadtteil Wulsdorf, gab es mindestens bis 1928 eine recht rührige linke
Oppositionsgruppe.1279 Viele Anhänger hatte die Fischer/Urbahns-Gruppe
zudem in Berlin. Am einflussreichsten war sie in den Bezirken Neukölln
und Charlottenburg.1280
Wie groß die landesweite Anhängerschaft der Linken Opposition war,
lässt sich auch für diese Zeit nur schätzen. Von Anfang 1927 ist ein
Schreiben des Reichskommissars für die Überwachung der Öffentlichen
Ordnung überliefert, in dem die einzelnen linksoppositionellen Gruppen
nach Mitgliederzahlen aufgeschlüsselt wurden. Allerdings sind diese
Angaben mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Offenbar war der
Reichskommissar nicht darüber informiert, dass Fischer und Urbahns
gemeinsam in einer Strömung organisiert waren. Ansonsten hätte er kaum
von 6.000 bis 7.000 Mitgliedern der Fischer/Maslow-Gruppe und weiteren
5.000 Urbahns-Anhängern berichtet.1281 Eine andere Zahl stammt von der
KPD-Führung: Im Mai 1927 ging sie davon aus, dass die Gründung einer
neuen Partei durch die Opposition einen Mitgliederverlust von 20 bis 30
Prozent zu Folge haben könnte.1282 So ungenau diese Angaben auch sein
mögen, zeigen sie doch, dass die Linkskommunisten noch immer über
einige tausend Anhänger verfügten.
Zugleich wuchs jedoch die Zahl derjenigen, die nicht (mehr) Mitglied
der KPD waren, kontinuierlich. Dementsprechend gab es keine Alternative,
als den eingeschlagenen Weg Richtung organisatorischer Selbstständigkeit
weiterzugehen. Sicher exemplarisch für die Stimmung unter den
Oppositionellen ist die Beobachtung, die ein ZK-Anhänger bei einer
Versammlung der Fischer/Urbahns-Gruppe in Berlin-Neukölln machte:
„Fast alle Diskussionsredner […] waren für die Gründung einer neuen
Partei, da keiner mehr für die jetzige Partei aktiv arbeiten will.“1283 Die
weitere Arbeit der Opposition war dementsprechend auch Thema einer am
23. Oktober 1927 in Berlin tagenden Reichskonferenz der Linken
Kommunisten. 120 Delegierte aus ganz Deutschland wählten eine neue
Reichsleitung und beschlossen, im Januar 1928 eine erneute Konferenz
abzuhalten, um die Gründung einer neuen Organisation vorzubereiten.
Auch Linkskommunisten aus Russland, Polen, Bulgarien, Frankreich,
Großbritannien und der Tschechoslowakei sollten hierzu eingeladen
werden. Zu diesem Zweck fuhren beispielsweise Grylewicz und Fischer ins
benachbarte Ausland und trafen sich dort mit Vertretern der Opposition.1284
Dieser Versuch, die Opposition international zu vernetzen, endete jedoch
abrupt, als Sinowjew und Kamenew im Dezember 1927 endgültig vor der
Stalinfraktion kapitulierten und die Vereinigte Opposition in der
Sowjetunion auseinanderbrach. Sinowjews Anhängern, die in Botschaften
und Handelsvertretungen in verschiedenen europäischen Ländern tätig
waren, wäre nun eine internationale Oppositionsveranstaltung höchst
ungelegen gekommen.1285 Doch schlimmer wiegte für die deutschen
Linkskommunisten, dass sich ihr wichtigster Verbündeter von ihnen
abwandte. Entsetzt nahmen sie Sinowjews Erklärung auf, es sei ein
schwerer Fehler gewesen, die Beziehung zur Fischer/Urbahns-Gruppe
aufrechtzuerhalten. Der Schaden war, wie Zimmermann schildert, kaum
reparabel:

Unter deutschen Kommunisten hatte Zinov’ev, der „Mann von Halle“,


der mit der Spaltung der USPD 1920 die KPD erst zur Massenpartei
gemacht hatte, besonderes Ansehen und große Autorität genossen. Für
die Linke war er die wichtigste moralische Stütze. Gegen Trockij konnte
die deutsche Parteiführung hemmungslos toben und hetzen, aber wo es
um Zinv’ev ging, hatte sie immer Glacéhandschuhe anziehen müssen.
Wie kein anderer in Russland war er für die Linken in Deutschland das
Sinnbild der Leninschen Revolution.1286

Bis dahin war die Mehrheit der deutschen Oppositionellen Anhänger


Sinowjews gewesen. Doch dessen Schritt zu Stalin gingen sie nicht mit.
Stattdessen empörten sie sich, er und Kamenjew hätten „die Gesamtheit
ihrer Anschauungen über die wichtigsten Fragen der internationalen
Arbeiterbewegung“ verraten.1287
Die linken Kommunisten in Deutschland sahen dennoch keinen Anlass
zur Kapitulation. Vielmehr setzten sie ihren Kurs fort, eine eigenständige
Organisation aufzubauen. Im Dezember wandelten sie den Suhler
„Volkswille“ in ihr Reichsorgan um und verfügten damit fortan über eine
landesweite Tageszeitung.1288 Anfang des Jahres 1928 hielten sie in
verschiedenen Bezirken Konferenzen ab, um vor Ort Kommunisten für die
neue Organisation zu gewinnen – ein Vorhaben, das mancherorts nach
hinten losging: Teilweise kehrten Oppositionelle zur KPD zurück, weil sie
mit nichts in Verbindung gebracht werden wollten, das nach „Spaltung“
oder „zweiter Partei“ aussah.1289 Auch monatelange Versuche der
Fischer/Urbahns-Gruppe, die Mitglieder der Weddinger Opposition für das
neue Projekt zu gewinnen, blieben letztlich ohne Erfolg.1290
Dennoch fand Anfang März 1928 schließlich eine Reichskonferenz zur
Vorbereitung der neuen Organisation statt. Die dort anwesenden
Delegierten verabschiedeten einen „Aufruf an die Arbeiter
Deutschlands“1291, eine politische Resolution und das Statut der zu
gründenden Vereinigung. In dem Aufruf zeichneten die Oppositionellen die
Entwicklung der kommunistischen Bewegung der vorangegangenen Jahre
nach. Sie erklärten, das deutsche Proletariat habe „niemals dringender eine
einheitliche, geschlossene, revolutionäre Klassenpartei gebraucht“. Doch
innerhalb der Komintern sei ein „erschreckendes Übergewicht des
Opportunismus und des Revisionismus“ zu beobachten, das zu schweren
Niederlagen wie in England und China geführt habe. Der gegenwärtige
Kurs führe zur „Spaltung der Kommunistischen Parteien“ und „die
Hinausdrängung der linken Elemente, der leninistischen Opposition.“ Im
Auftrag der stalinistischen Kominternführung seien auch sie, die deutschen
Linkskommunisten, aus der Partei entfernt worden. Doch würden sie einen
solchen formalen Akt nicht anerkennen: „Kommunisten können nicht aus
der Kommunistischen Partei zum Nutzen des Opportunismus
ausgeschlossen werden.“ Überhaupt wollten sich die linken Kommunisten
mit diesen Entwicklungen nicht abfinden: „[…] wir denken nicht daran,
Tausende ehrlicher Kommunisten, Linke Kommunisten, die durch die
gegenwärtige opportunistische Führung der Komintern und der KPD
außerhalb der Partei gedrängt werden, für die Bewegung verlorengehen zu
lassen.“ Daher riefen sie auf: „Eben weil wir überzeugt sind, dass das
revolutionäre Proletariat sich seine revolutionäre Kommunistische Partei
schmieden wird, eben deshalb antworten wir auf die verbrecherische
Spaltung der Partei mit dem Appell an alle revolutionären Kommunisten,
sich zusammenzuschließen im Leninbund!“1292 Der Gründung einer neuen
Organisation stand nichts mehr im Wege.

4.6.2 Teil der KPD oder neue Partei?


Berlin, 8. April 1928: Während überall die Kirchenglocken die
Auferstehung des Heilands verkünden, treffen sich 150 Delegierte im
Gebäude des Preußischen Landtags, um den befürchteten Untergang ihrer
Partei zu verhindern. Die anwesenden Linkskommunisten wählen an
diesem Ostersonntag einen ungewöhnlichen, aber zwangsläufigen Weg zur
Rettung ihrer Partei: Sie gründen eine neue Organisation. Dem
Gründungskongress des Leninbundes wohnen etwa 100 Gäste bei. Es
werden Grußschreiben oppositioneller Gruppen aus Frankreich, Österreich,
der Tschechoslowakei und der Sowjetunion ebenso verlesen wie
Solidaritätserklärungen von einigen oppositionellen KPD-Ortsgruppen und
aus dem RFB.1293
Der Ort der Gründungsversammlung war symbolkräftig ausgewählt:
Hier im Landtagsgebäude war knapp ein Jahrzehnt zuvor die KPD
gegründet worden. Die allermeisten Leninbund-Mitglieder stammten aus
dieser Partei, doch die Mehrheit hatte sie bereits verlassen müssen.
Dennoch kann man den Leninbund zu diesem Zeitpunkt durchaus als
hoffnungsvolles Projekt bezeichnen. Broué meint, die neue Organisation sei
„zweifellos eine revolutionäre Arbeiterorganisation“ gewesen, „ein
legitimes Kind des Spartakus, der linken USPD und der VKPD“.1294
Hermann Weber hat darauf hingewiesen, dass der Leninbund „von allen
linken Oppositionsgruppen die meisten prominenten Namen aufwies“.1295
Tatsächlich war es gelungen, nahezu alle bekannten linken Kritiker des
KPD-Kurses zu vereinen. Mit Fischer, Maslow, Scholem, Urbahns,
Schlecht und Schimanski gehörten der neuen Organisation gleich sechs
ehemalige ZK-Mitglieder an. Darüber hinaus traten diverse Reichstags- und
Landtagsabgeordnete – etwa Wolfgang Bartels, Gustav Müller, Guido
Heym oder Anton Grylewicz – dem Leninbund bei.1296
Dementsprechend beurteilte auch Werner Scholem während des
Gründungsparteitages die Reichweite des Leninbundes überaus
optimistisch. Im Lagebericht des Polizeipräsidiums Berlin heißt es hierzu:
„Der Einfluss der Opposition erstrecke sich heute auf 80.000 bis 100.000
überzeugte Kommunisten innerhalb und außerhalb der KPD, und 5-600
feste Mitarbeiter und Funktionäre bildeten das Rückgrat des ‚Lenin-
Bundes‘.“1297 Angesichts dessen, was über die bisherige personelle Stärke
der Linksopposition bekannt ist, erscheinen diese Zahlen aber weit
übertrieben. Mit über 80.000 Mitgliedern und Sympathisanten wäre der
Leninbund ohne Zweifel zu einem gewichtigen Faktor des politischen
Systems der Weimarer Republik geworden – der er aber nie war. Auch stellt
sich die Frage, wie die Linkskommunisten mehrere hundert Funktionäre
hätten finanzieren sollen. Dementsprechend muss man von deutlich
geringeren Zahlen ausgehen. Die genaue Mitgliederzahl lässt sich nur sehr
schwer rekonstruieren, aber sie dürfte zu diesem Zeitpunkt bei 3.000 bis
6.000 gelegen haben.1298 Angesichts dessen, dass der Leninbund einige
Abgeordnete in seinen Reihen versammeln konnte und darüber hinaus über
einen kleinen Publikationsapparat verfügte, erscheint es mir plausibel, die
Zahl der Funktionäre auf einige Dutzend zu schätzen.
Die Zentren des Leninbundes entsprachen in etwa den Hochburgen der
Urbahns-Maslow-Opposition: Stark vertreten war die Gruppe in Berlin,
darüber hinaus in Dortmund, Suhl und Mannheim. Im Bezirk Brandenburg-
Lausitz bestanden Ortsgruppen in Luckenwalde, Rathenow, Frankfurt an
der Oder, Schneidemühl, Senftenberg und Nauen. Die mitteldeutschen
Hochburgen lagen in Halle, Magdeburg, Dessau, Staßfurt, Bernburg, Zeitz,
Taucha. Aus Schlesien ist die Ortsgruppe Breslau überliefert.1299 In
Ostpreußen existierten lokale Organisationen in Königsberg und Elbing,
zudem bestand in Danzig eine Ortsgruppe. An der Ostseeküste war der
Leninbund noch in Rostock und Stargard verankert. Im Bezirk Wasserkante
stammten die Mitglieder aus Hamburg und Brunsbüttelkoog. Der
Ruhrgebiets-Leninbund war neben Dortmund vor allem in Hamm, Kamen,
Hörde, Gelsenkirchen und Wattenscheid zu finden. Am Mittelrhein war die
Organisation in Köln und Aachen vertreten. Im hessischen Raum gab es
Gruppen in Neu-Isenburg, Sprendlingen, Kelsterbach und Frankfurt am
Main. In Baden existierten neben der starken Mannheimer Gruppe noch
Ortsgruppen in Bruchsal, Karlsruhe, Schwetzingen, Radolfzell oder
Neckarelz. In der Pfalz konzentrierten sich die Anhänger auf Speyer, in
Bayern auf Würzburg.1300
Mit dem namentlichen Bezug auf Lenin stellte sich der Bund bewusst in
die Tradition der frühen Kommunistischen Internationale. So hieß es im
Gründungsaufruf, man wolle den Kampf aufnehmen „für die
Wiedervereinigung aller Kommunisten auf Leninscher Grundlage“ und „für
die Wiederherstellung der Leninschen Komintern“.1301 Hugo Urbahns, der
zum Vorsitzenden des Leninbundes gewählt wurde, bekräftigte in seiner
Rede während des Gründungsparteitages dieses Anliegen. Aufgabe der
neuen Organisation sei es, die KPD auf den Weg des „echten unverfälschten
Leninismus“ zurückzuführen. Im Vorfeld der Gründung hatten die
Initiatoren explizit betont, dass es sich bei der Organisation um keine zweite
kommunistische Partei handeln solle:

Wir erfinden damit kein neues Programm, wir gründen damit keine neue
Partei. Was wir wollen, das ist: alle Kommunisten sammeln, die auf dem
Boden Lenins stehen, die die grundlegenden Beschlüsse der bisherigen
fünf Weltkongresse der Kommunistischen Internationale anerkennen, zur
Wiedervereinigung aller ehrlichen Kommunisten zum Kampfe gegen den
Opportunismus und Revisionismus jeglicher Form, Art und
Organisation. Wir haben Tausende Genossen in der KPD. Diesen rufen
wir zu: Tretet dem Leninbund bei, aber bleibt zugleich Mitglieder der
KPD und sorgt mit uns für die Wiedervereinigung aller
Kommunisten.1302

Doch deutete Urbahns in seiner Rede an, dass die linken Kommunisten
nicht für alle Zeit bereit seien, die Genesung der Partei von außen zu
betreiben. Notfalls würden sie auch das Experiment wagen, eine zweite
Partei ins Leben zu rufen.1303 Oskar Hippe erinnerte sich, dass es in den
Wochen vor der Leninbund-Gründung einen Streit über diese Frage
gegeben habe, bei dem „eine starke Minderheit […] Bedenken gegen eine
solche Formulierung“ ausgesprochen hatte. Um die Einheit und
Geschlossenheit der Opposition nicht zu gefährden, habe sich diese
Minderheit, zu der auch Fischer und Maslow gehörten, trotzdem weiterhin
an den Vorbereitungen für die Gründungskonferenz beteiligt. Dort konnte
sie schließlich durchsetzen, dass sich der Leninbund weiter als Fraktion der
Komintern bezeichnete und als Ziel den Kampf für die Reform der KPD
ausgab.1304 Zudem verabschiedete die Versammlung einen Aufruf an das
EKKI mit der Forderung, KPD und Leninbund zu vereinigen.1305
In der anderen Frage, die direkt damit zusammenhing, musste die
Minderheit jedoch eine empfindliche Niederlage einstecken: Sollte der
Leninbund bei den bevorstehenden Reichstagswahlen mit eigenständigen
Listen kandidieren? Erste Erfahrungen hatte die Urbahns/Fischer-Gruppe
im September 1927 in der preußischen Stadt Altona gemacht. Dort war sie,
nachdem ihr die KPD-Führung Plätze auf der Liste verweigert hatte, als
„Linke Kommunisten“ angetreten – mit einem kläglichen Ergebnis: Ihre
Liste erhielt lediglich 365 Stimmen, während auf die der KPD 19.000
entfielen.1306 Dieses Experiment wollte Urbahns nun deutschlandweit
wiederholen. Fischer und Maslow lehnten das ab. Noch eine Woche vor
dem Gründungskongress hatte es auch darüber innerhalb der Reichsleitung
einen heftigen Streit gegeben, ohne dass eine Einigung erzielt worden wäre.
Dementsprechend setzte sich der Disput während der Gründungskonferenz
fort, nachdem Urbahns den Delegierten den Vorschlag unterbreitet hatte,
eigene Listen bei der bevorstehenden Reichstagswahl aufzustellen:
„Maslow und Ruth Fischer zogen es […] vor, der Debatte mit eisigem
Schweigen beizuwohnen und wortlos gegen die Wahlbeteiligung zu
stimmen“, schreibt Zimmermann. „Heinz Langerhans, ein Mitarbeiter Ruth
Fischers, sprach entschieden gegen eigene LB-Kandidatenlisten.“1307 Es
half nichts: Bei 26 Gegenstimmen wurde der folgenreiche Beschluss für
einen eigenständigen Wahlantritt gefasst.
Die Entscheidung stieß auf viel Kritik – auch bei ausländischen
Verbündeten. Aus seiner Verbannung sandte Karl Radek ein Telegramm an
„Prawda“ und „Rote Fahne“, in dem er die deutschen Oppositionellen für
ihren Entschluss rüffelte. Der französische Oppositionelle Albert Treint
bezog ebenso Stellung gegen den eigenständigen Wahlantritt wie Mitglieder
der österreichischen Opposition.1308 Auch Leo Trotzki wandte sich aus der
Ferne gegen diesen Kurs. Schon kurz nach der Wahl in Altona hatte er an
einen Genossen geschrieben, dass es unbedingt nötig sei, „unsere Linie für
fragliche Mandate aufzugeben“.1309 In einem an den Gründungskongress
gerichteten „Brief eines russischen Kommunisten“, der in der „Fahne des
Kommunismus“ veröffentlicht wurde, wiederholte er seine Kritik: „Eigene
Kandidaturen heißen: Die KPD ist nicht mehr kommunistisch, nieder mit
ihr. Dieser Schritt ist die Vollendung der Spaltung und wird die Eroberung
der Partei unmöglich machen.“ Stattdessen schlug er vor, dass die
Ausgeschlossenen eine Propagandatruppe mit eigener Wochenzeitung
bleiben und von außen auf die Partei einwirken sollten.1310 Auch innerhalb
des Leninbundes war die Diskussion keineswegs beendet. Zwei Wochen
nach Gründung der Organisation äußerte Maslow beispielsweise bei einer
Mitgliederversammlung in Berlin-Neukölln seine Befürchtung, dass ein
Wahlantritt den Tod des Leninbundes bedeute.1311
Entscheidende Bewegung in die Diskussion brachte das EKKI. Am 4.
Mai 1928 nahm es Stellung zu dem Ersuchen des Leninbundes, als
sympathisierende Organisation in die Komintern aufgenommen zu werden.
Wie nicht anders zu erwarten war, lehnte die Führung der Internationale es
ab. Dabei spielte sie jedoch, wie Zimmermann bemerkt, „geschickt […]
einen Teil des LB gegen den anderen aus.“1312 So erklärte sie, diejenigen
binnen sechs Monaten wieder aufzunehmen, die unverzüglich den
Leninbund verlassen und versprechen würden, von seinen Wahllisten
zurückzutreten.1313 Das zeigte Wirkung: Als erster reagierte Werner
Scholem. Am 7. Mai, gerade einmal einen Monat nach Gründung des
Leninbundes, schrieb er an seine Genossen: „Hiermit erkläre ich meinen
Austritt aus dem Leninbund, ziehe zugleich meinen Namen von allen
Kandidatenlisten des Leninbundes, die zu den bevorstehenden
Parlamentswahlen aufgestellt wurden, zurück und fordere alle bisherigen
Anhänger des Leninbundes auf, bei den bevorstehenden Wahlen ihre
Stimme der KPD zu geben.“ Er begründete seinen Schritt wie folgt: „Die
Linke Opposition in der KPD hat jahrelang als Ziel ihres Kampfes die
Wiedervereinigung aller Kommunisten auf dem Boden des Leninismus
betrachtet und sich immer mit Nachdruck gegen die Behauptung gewandt,
sie wolle eine zweite Kommunistische Partei schaffen.“ Doch der
Gründungskongress des Leninbundes habe „genau die entgegengesetzte
Linie beschlossen“. Die Entscheidung für eigene Listen „bedeutet faktisch
die Bildung einer zweiten Kommunistischen Partei, obwohl klar ist, dass
für diese Partei keine Daseinsmöglichkeit und keine Daseinsberechtigung
besteht“. Das Ende des Leninbundes sei, so Scholem weiter, vorgezeichnet:
„Abseits von der Masse der revolutionären Arbeiter muss diese Partei elend
zugrunde gehen.“ Es sei „ein schwerer Fehler“ gewesen, dass er nicht
gleich nach der Gründungsversammlung die neue Organisation verlassen
habe, aber: „Ich hatte die Hoffnung, dass die in jahrelanger Arbeit
zusammengeschweißte Leitung der Linken Kommunisten […] rasch ihren
schweren Irrtum erkennen und das Steuer noch im letzten Moment
herumwerfen würde.“ Nun wünschte er: „Möge mein Schritt, dem sich
sicher viele Freunde anschließen werden, allen Genossen des Leninbundes
den Weg erleichtern, der heute allein zum Heil der kommunistischen
Bewegung gegangen werden kann, den Weg zur Wiedervereinigung in der
alten Kommunistischen Internationale!“1314
Tatsächlich taten es ihm einige seiner Genossen gleich. Der erste war das
Reichsleitungsmitglied Max Hesse, der seinen Namen zusätzlich unter
Scholems Erklärung setzte. Und nur zwei Tage später traten auch Fischer,
Maslow, Paul Schlecht, Bruno Mätzchen und Fritz Schimanski aus dem
Leninbund aus. Sie nannten ebenfalls die Wahlentscheidung als
maßgeblichen Grund.1315 Manfred Köllner bemerkt hierzu: „Dass gleich
reihenweise führende Politiker des Leninbundes das Angebot anzunehmen
bereit waren, war sicher so nicht vorhersehbar. Aber die Diskussion um die
Wahlfrage hatte im Leninbund deutliche Spuren hinterlassen, so dass
diejenigen, die gegen eine Eigenkandidatur gekämpft hatten, nun für sich
wieder eine Perspektive in der Mutterpartei sahen.“1316
Jedoch darf eine weitere Entwicklung nicht unterschätzt werden, die
vielen Linkskommunisten den Schritt zurück zur Partei erleichterte. Denn
ab 1928 vollzog die Komintern einen neuerlichen „Linksschwenk“: In der
Sowjetunion begann die Politik der Fünfjahrespläne und der beschleunigten
Industrialisierung. Der im März und April stattfindende vierte Kongress der
Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI) proklamierte als wichtigste
Losung die „Einheitsfront von unten“ und in Deutschland gab das ZK zur
selben Zeit die Losung aus, die „Hauptgefahr“ in der Partei käme nun von
rechts. Außerhalb der Partei identifizierte sie die Sozialdemokratie als
Hauptfeind.1317 Nicht wenige Linke sahen darin eine Bestätigung ihrer
Positionen. So erklärte die Gruppe um Fischer:

Unmittelbar nach dem 15. Parteitag der WKP hat in der russischen
Innenpolitik sich der greifbare Beginn einer Kursänderung gezeigt. […]
Bei dieser Gelegenheit erwies sich, dass wir die Widerstandsfähigkeit,
die Widerstandskraft und die Widerstandsbereitschaft der russischen
Arbeiterklasse […] unterschätzt haben. Diesen Fehler festzustellen,
haben wir keine Bedenken, da die Kursänderung sich in eine Richtung
anbahnte, von der wir nur wünschen können, dass sie weit energischer
[…] verfolgt werden soll.1318

Doch schon bald wurde deutlich, dass der neue Kurs keine Reaktion auf
die Forderungen der Opposition war und dass es sich bei dem
Wiederaufnahmeangebot nur um ein simples, aber effektives
Täuschungsmanöver handelte. Kaum ein prominenter Linkskommunist
durfte in die Reihen der Partei zurückkehren. Der Antrag von Fischer,
Maslow, Schlecht, Mätzchen und Schimanski an den 6. Weltkongress der
Komintern im Sommer 1928 wurde ebenso abgewiesen wie die Versuche
Werner Scholems, sich wieder für die KPD zu empfehlen. Einzig Fritz
Schimanski durfte – allerdings erst mit mehr als einem Jahr Verzögerung –
in die Partei eintreten.1319 Ruth Fischer und Arkadij Maslow zogen sich
daraufhin bis zum Ende der Weimarer Republik aus der aktiven Politik
zurück.
Die Kominternführung hatte ihr Ziel erreicht: Der Austritt namhafter
Mitglieder der Reichsleitung stürzte den Leninbund in eine tiefe Krise. Die
kürzlich entstandene Einheit der Linken war wieder zerbrochen. Von den
gerade gegründeten Ortsgruppen lösten sich einige auf oder beantragten wie
in Hagen die Wiederaufnahme in die KPD. „Schacht und Hütte“, das
Leninbund-Organ im Ruhrgebiet, stellte sein Erscheinen ein.1320 Andere
Ortsgruppen liefen hingegen zur Sozialdemokratie über – beispielsweise in
Nauen oder auch in Suhl. Hier wirkte besonders schwerwiegend, dass nicht
nur eine Hochburg des Leninbundes abhandenkam, sondern die Gruppe um
Guido Heym auch noch das Reichsorgan „Volkswille“ mit zur SPD nahm.
Fortan veröffentlichte der Leninbund in Berlin ein neues Organ gleichen
Namens, das jedoch nur noch drei Mal wöchentlich erschien.1321 Überhaupt
hatte die Organisation nun mit erheblichen finanziellen Problemen zu
kämpfen.1322
Die Reichstagswahl am 20. Mai 1928 endete erwartungsgemäß in einem
Fiasko. Lediglich 80.230 Stimmen konnte der Leninbund auf sich vereinen
– das entsprach einem Anteil von 0,26 Prozent. Dementsprechend verfügten
die linken Kommunisten fortan über keine Reichstagsmandate mehr. Die
Führung versuchte zwar, das Ergebnis optimistisch aufzufassen, konnte
aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Leninbund angeschlagen war.
Auch wenn die linken Kommunisten den Parlamentarismus nicht als Mittel
zur gesellschaftlichen Veränderung ansahen, hatten sie sich doch wesentlich
mehr Stimmen erhofft.
Abgesehen von der eigenen organisatorischen Schwäche trug zu der
Leninbund-Niederlage sicher auch der polarisierende Wahlkampf bei. In
dessen Zentrum stand der Plan der bisherigen Regierung, den kostspieligen
„Panzerkreuzer A“ zu bauen. Die beiden großen Arbeiterparteien SPD und
KPD kritisierten die bürgerliche Reichstagsmehrheit dafür, dass sie bereit
sei, fünf Millionen Reichsmark für das Kriegsschiff auszugeben, zugleich
aber Zuschüsse zu Schulkinderspeisungen zu streichen. Ihren Widerstand
spitzten sie auf den populären Slogan „Kinderspeisung statt Panzerkreuzer“
zu. Nicht zuletzt deswegen konnten beide Parteien bei dieser Wahl zulegen.
Die SPD erzielte ihr bestes Ergebnis seit 1919. Erstmals seit den
revolutionären Anfangsjahren der Weimarer Republik lag der gemeinsame
Stimmenanteil von Sozialdemokraten und Kommunisten bei über 40
Prozent.1323
Der Leninbund holte hingegen im Wahlkampf zum politischen
Rundumschlag aus. So hieß es in einer Anzeige, wer für die Liste der
Linken Kommunisten stimme, der demonstriere seine Bereitschaft „gegen
die Bourgeoisie, gegen die reformistischen Arbeiterverräter in der SPD,
gegen den heutigen Kurs der KPD und der Kommunistischen
Internationale“ zu kämpfen.1324 Überhaupt nahm die Kritik an den
Entwicklungen in der Sowjetunion und der Degeneration der Komintern in
der Wahlkampagne viel Raum ein. Diese Ausrichtung beschränkte von
vorneherein die mögliche Wählerschaft, im Prinzip begnügte man sich mit
enttäuschten KPD-Anhängern. Und selbst hier hatte man ein
Legitimationsproblem, wie Zimmermann feststellt: „Wenn man den Kurs
der KPD verändern und sie ‚gesunden‘ lassen wollte, wurde man in dem
Moment unglaubwürdig, da man der KPD Stimmen wegnahm:
unverkennbar schwächte man damit die eigene Partei.“1325
Auch wenn der Leninbund noch einige Jahre fortbestehen sollte, so
machte spätestens die Reichstagswahl deutlich: Der einzige ernsthafte
Versuch in der Geschichte der Weimarer Republik, die linke KPD-
Opposition in einer Organisation zu sammeln, war gescheitert. Sie war
auseinandergebrochen, bevor sie richtig angefangen hatte zu existieren.

4.6.3 Die Reste des Leninbundes


Einen Scoop landete der „Volkswille“ noch: Im Sommer 1928 erfuhr die
Zeitschrift des Leninbundes von einer Korruptionsaffäre innerhalb der
KPD. Ihre Redakteure forschten nach, brachten die Details an die
Öffentlichkeit und stürzten die Kommunistische Partei kurzfristig in eine
schwere Krise.
Im Zentrum der Affäre stand der Hamburger Parteifunktionär John
Wittorf, nach ihm wurde sie später auch benannt.1326 Der
Fraktionsvorsitzende der KPD in der Bürgerschaft hatte Gelder
unterschlagen, die in der Sowjetunion für streikende deutsche Arbeiter
gesammelt worden waren.1327 Ernst Thälmann, ein Freund und Förderer des
ehemaligen Hafenarbeiters Wittorfs, wusste über den Vorgang Bescheid,
versuchte ihn aber zu vertuschen. Doch die Unterschlagung ließ sich nicht
geheim halten, nachdem russische Seeleute Mitgliedern des Leninbunds
davon berichtet hatten. Die linkskommunistische Organisation beauftragte
den Hamburger Georg Jungclas, weitere Recherchen anzustellen. Der
wurde tatsächlich fündig, vor allem weil ihm Angehörige des Hamburger
Parteiapparats Materialien zuspielten.1328 Die anschließende
Berichterstattung im „Volkswillen“ löste eine kleine Sensation aus: Ende
September 1928 enthob das ZK den Parteivorsitzenden Thälmann all seiner
Funktionen. Zudem schloss es Wittorf und drei weitere Hamburger
Funktionäre aus der Partei aus.
Hinter den Entscheidungen der Parteiführung, über die der gut
informierte „Volkswille“ weiter ausführlich berichtete,1329 steckte ein
erneuter Fraktionskampf innerhalb der KPD. Diesmal befanden sich der
„rechte“ Flügel und die sogenannten Versöhnler in Opposition zum Kurs
der Partei. Sie versuchten die Ereignisse rund um die Unterschlagungsaffäre
zu nutzen, um den missliebigen Parteiführer Thälmann loszuwerden.
Kurzfristig sah es so aus, als würde es tatsächlich noch einmal einen
Kurswechsel geben, der aus den Reihen der Partei angestoßen wurde. Doch
dann intervenierte Moskau. Auf Druck von Parteichef Stalin rehabilitierte
das EKKI-Präsidium Thälmann. Nach seiner Sitzung am 6. Oktober 1928
erklärte das Gremium, dass der KPD-Vorsitzende mit der Vertuschung der
Hamburger Vorgänge zwar einen Fehler begangen habe. Doch sei dies nur
mit dem Ziel geschehen, Schaden von der Partei abzuwenden. Auch die
KPD-Führung änderte auf sanften Druck Stalins ihre Meinung: 25
Mitglieder des ZK nahmen ihre Zustimmung zur Funktionsenthebung
Thälmanns zurück und das Politbüro rügte die Rechten und Versöhnler
dafür, dass sie den Fall ausgeschlachtet hätten. Dann ging die Partei zum
„business as usal“ über: Führende Vertreter der Opposition wurden
ausgeschlossen oder von ihren Positionen entfernt.1330 Thälmann hingegen
ging, so Hermann Weber, „stärker denn je“ aus der Affäre hervor, schon
bald befanden sich in der Parteiführung nur noch seine Anhänger.1331 Die
Stalinisierung der Partei war damit weitestgehend abgeschlossen.1332
Mit seiner Berichterstattung hatte der Leninbund noch einmal Einfluss
auf die Entwicklung der KPD nehmen können. Doch nach der Wittorf-
Affäre wurde die Haltung der Linkskommunisten gegenüber der Partei
zunehmend unversöhnlich. Riefen sie im Mai 1929 noch dazu auf, bei der
sächsischen Landtagswahl die Liste der KPD zu wählen, so brachen sie nur
einen Monat später endgültig mit der Partei. Der 12. Parteitag in Berlin-
Wedding ließ in der Leninbund-Führung die Überzeugung reifen, dass die
KPD nicht mehr reformierbar sei und die Schaffung einer neuen Partei auf
der Tagesordnung stünde.1333 Zimmermann kritisiert, dass die
dahinterstehende Analyse „nicht sehr tiefgründig“ gewesen sei. Die
Linkskommunisten hätten die zunehmende Bürokratisierung und
Entdemokratisierung der KPD vor allem auf die „Bestechung“ der
Parteiangestellten zurückgeführt. Auf diese Weise sei es der Parteiführung
möglich gewesen, sich einen „willfährigen hauptamtlichen
Funktionärsapparat“ zuzulegen, „der widerspruchslos allen Befehlen von
oben“ folgte. Für Zimmermann unterscheidet sich diese Argumentation
kaum von den Erklärungsmustern, die die Kommunisten für den
Bürokratisierungsprozess in der Vorkriegssozialdemokratie und den
Vorkriegsgewerkschaften anboten. Jedoch könne ein solcher Ansatz nicht
erklären, weshalb die KPD noch immer hunderttausende Mitglieder und
Millionen Wähler gehabt habe. Hierfür müsse auch die Rolle der
Sowjetunion als „vermeintlicher Hort der Weltrevolution, […] als
Zaubergebilde, als unantastbare Autorität“ berücksichtigt werden.1334
Nach dem endgültigen Bruch mit der KPD intensivierte die
Leninbundführung unter anderem die Zusammenarbeit mit anderen
oppositionellen Organisationen. Ernsthaft prüfte sie wohl das
Zusammengehen mit der Gruppe Kommunistische Politik. Im Jahr 1930
boten Karl Korsch und Joseph Schmitz bei Treffen in Dortmund und Berlin
der Leninbund-Leitung die Fusion der beiden Organisationen an. Doch die
Verhandlungen scheiterten.1335 Auch den Parteirechten um Heinrich
Brandler näherten sich die Linkskommunisten an. Schon früh hatte Urbahns
erklärt, dass er einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt sei.1336
Beispielsweise hatte er Gemeinsamkeiten in der Frage der innerparteilichen
Demokratie festgestellt, später auch in der Gewerkschaftsfrage.
Dementsprechend erklärten sich beide Organisationen zur Schaffung
gemeinsamer Gewerkschaftsfraktionen bereit.1337 Vor allem die Wittorf-
Affäre hatte das Verhältnis der beiden Gruppen zueinander verbessert. Das
konsequente Handeln der Parteirechten in jenen Wochen führte dazu, dass
die Linkskommunisten ihre vormals negative Haltung revidierten.1338
Im Herbst 1929 beschlossen die Linkskommunisten, sich erneut
eigenständig an Kommunalwahlen zu beteiligen, diesmal in Preußen,
Thüringen, Hessen und Bayern. Überall dort, wo sie organisatorisch stark
genug waren, traten sie mit eigenen Listen an.1339 Dabei konnten sie
durchaus einige kleinere Erfolge verbuchen: In Wattenscheid gewannen sie
ein Mandat,1340 ebenso in Iserlohn, wo es ihnen sogar gelang, die KPD zu
überflügeln.1341 Während die Partei dort nur 380 Stimmen erhielt, kam der
Leninbund auf 746 Wählerinnen und Wähler. Auch in Speyer erzielten die
Linken Kommunisten bei der Stadtratswahl ein respektables Ergebnis. Sie
erhielten 495 Stimmen, was einem Anteil von 3,9 Prozent entsprach. Damit
zog der schon 1926 aus der KPD ausgeschlossene Julius Priefer in den
Stadtrat ein.1342 In Rathenow konnte der ehemalige Reichstagsabgeordnete
Otto Weber einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung gewinnen und
in Hugo Urbahns Heimat Süderdithmarschen nahm der Leninbund den
Kommunisten sogar ihr einziges Kreistagsmandat ab, es ging an den
Matrosen Peter Umland aus Brunsbüttelkoog.1343
Am erfolgreichsten war der Leninbund allerdings in seiner Hochburg in
Neu-Isenburg bei Frankfurt. Dort erzielte er 25,9 Prozent der Stimmen –
das ist das höchste bekannte Wahlergebnis einer der hier untersuchten
linkskommunistischen Oppositionsgruppen. Damit gewann die
Organisation sieben Mandate und wurde zweitstärkste Kraft hinter der SPD,
die mit acht Abgeordneten in den Gemeinderat einzog. Die KPD ging
hingegen leer aus.1344 Führende Figur der Ortsgruppe war der ehemalige
Reichstags- und Landtagsabgeordnete Adam Ebner, ein ehemaliger
Mitarbeiter der Orgabteilung der Komintern in Moskau. Dort hatte er sich
im Jahr 1925 der Vereinigten Opposition angeschlossen und musste
deswegen 1927 die KPD verlassen.1345 Viel mehr ist über die Gruppe leider
nicht bekannt. Zimmermann schreibt, dass sich ihr die „benachbarte
Ortsgruppe“ Sprendlingen um die frühere Landtagsabgeordnete Katharina
Roth angeschlossen hätte. Zusammen hätten sie über 160 Mitglieder
verfügt. Geeint habe sie die Tatsache, dass sie aus ehemaligen
Fischer/Maslow-Anhängern bestanden hätten.1346 Roth und Ebner kannten
sich aus ihrer gemeinsamen Zeit als Landtagsabgeordnete.1347 Wie eng die
Zusammenarbeit angesichts der 60 Kilometer, die zwischen beiden Orten
lag, aber wirklich war, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.
Insgesamt war die Ausgangssituation des Leninbundes nach seiner
Gründung und der ersten Austrittswelle passabel: Es existierten noch
arbeitsfähige Ortsgruppen in den Bezirken Wasserkante, Mitteldeutschland,
Berlin-Brandenburg, Ostpreußen, Schlesien, Baden, Thüringen, Hessen,
Westfalen und Sachsen.1348 Die Zahl der Mitglieder lag noch bei etwa
1.000.1349 Relativ intakt geblieben war der Bezirk Ruhr, wo im Verlauf des
Jahres 1928 sogar neue Ortsgruppen entstanden. Bei einer Bezirkskonferenz
im August schlossen sich zum Beispiel oppositionelle Gruppen aus dem
westlichen Ruhrgebiet (Wesel, Hamborn, Bocholt u. a.) der Organisation
an, die bislang zur Gruppe Kommunistische Politik gehört hatten. Einzelne
Gruppen im Ruhrgebiet gaben sogar kleinere Zeitungen mit lokalem
Anzeigenteil heraus, beispielsweise „Die Zündschnüre“ in Iserlohn. Auch
in anderen Regionen entstanden vereinzelt neue linkskommunistische
Ortsgruppen, etwa im badischen Kehl. In Baden-Baden traten zwei der drei
KPD-Stadträte zum Leninbund über.1350 Zudem schloss sich Ende 1928 die
Berlin-Weißenseer Gruppe der Weddinger Opposition dem Leninbund
an.1351 Dementsprechend stieg die Zahl der Mitglieder bis zum Jahr 1929
noch einmal auf etwa 2.000 an.1352
Doch vor allem der ab 1929 einsetzende Linkskurs der KPD führte dazu,
dass nicht wenige Leninbund-Unterstützer zurück zur Partei gingen. Zum
Teil bemühte sich die KPD auch aktiv um solche Genossinnen und
Genossen. Aus Berlin, Baden, Thüringen und Hessen sind derlei
Abwerbungsversuche überliefert. Prominente Linkskommunisten, bei denen
sie fruchteten, waren Arthur Deutschmann und Oskar Wischeropp – beide
ehemalige Reichsleitungsmitglieder. Auch Karl Gehrmann, ehemals
Orgleiter der KPD in Ostpreußen, und der Ex-Landtagsabgeordnete Otto
Kilian kehrten im Lauf des Jahres 1929 zur Partei zurück, ebenso Arthur
Wölk, der im Senftenberger Braunkohlerevier eine starke
linkskommunistische Gruppe aufgebaut hatte.
Allerdings wurde nicht jeder Oppositionelle wieder in die KPD
aufgenommen, weshalb einige in die SPD eintraten. Diesen Weg gingen
beispielsweise der frühere Reichstagsabgeordnete Georg Kenzler und –
besonders schmerzhaft für die Organisation – der „Volkswille“-
Chefredakteur Wolfgang Bartels. Später folgten ihnen Carl Schoodt,
Mitglied der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg, und der ehemalige
Orgleiter des Unterbezirks Berlin-Weißensee, Paul Böttcher. Auch die SPD-
Abspaltung SAP wurde zum Ziel einiger Mitglieder: In Wattenscheid
gingen direkt nach der Gründung zahlreiche Leninbund-Funktionäre zur
linkssozialistischen Partei über. Der bisherige Leninbund-Stadtverordnete
Johann Triebeck wurde Vorsitzender der SAP-Ortsgruppe. Ebenso traten
große Teile der Mannheimer Ortsgruppe der Sozialistischen Arbeiterpartei
bei, darunter der ehemalige badische Landtagsabgeordnete Jakob Ritter.1353
In eine wirkliche Krise stürzte der Leninbund jedoch im Frühjahr 1930.
In der linkskommunistischen Zeitung „Pionier“ hieß es damals, der
„Zersetzungsprozess“ des Leninbundes sei „in ein entscheidendes Stadium
eingetreten“.1354 Mitverantwortlich war hierfür ein Mann, der eigentlich in
Deutschland gar keine Rolle mehr spielen sollte. Sein Name: Leo Trotzki.

4.6.4 Leo Trotzki: Die Rückkehr einer „Unperson“


Mit der Kapitulation Sinowjews im Dezember 1927 war den deutschen
Linkskommunisten der wichtigste Bündnispartner in der Sowjetunion
abhandengekommen. Übrig blieb Leo Trotzki. An ihm orientierte sich der
Leninbund nun zaghaft. Damit kam zusammen, was eigentlich nicht
zusammengehörte. Denn politisch gab es einige Differenzen. Doch beide
Seiten profitierten auch von dem Bündnis: Die deutschen Linken konnten
sich auf die Autorität des letzten prominenten Dissidenten der Sowjetunion
berufen. Der wiederum konnte sich langsam wieder einen Namen im KPD-
Milieu machen – nachdem er dort lange Zeit als „Unperson“ gegolten hatte.
Das war nicht immer so: In den ersten Jahren nach der Russischen
Revolution genoss Trotzki hohes Ansehen unter den KPD-Mitgliedern. Er
galt neben Lenin als bedeutendste Führungsfigur der Oktoberrevolution –
„man nannte ihn stets zusammen mit Lenin in einem Atemzug“, schreibt
Weber.1355 Trotzkis Schriften wurden selbstverständlich von der KPD
übersetzt und herausgegeben. Noch im Februar 1924 zierte sein Porträt –
neben jenen von Lenin, Luxemburg und Liebknecht – den Tagungsraum, in
dem der Bezirk Mittelrhein seine Regionalkonferenz abhielt. Und Ende
September 1924 kündigte die „Rote Fahne“ einen „Trotzki-Abend“ an.1356
Doch die im Zuge der Stalinisierung durchgeführte Kampagne gegen den
„Trotzkismus“ zeigte schnell Wirkung. Robert J. Alexander schätzt, dass es
bereits im Jahr 1925 niemanden mehr innerhalb der Partei gegeben habe,
der sich auf Trotzki berief.1357 Selbst in den Reihen der Opposition hatte
der Gründer der Roten Armee einen schweren Stand. Broué meint, dass
zeitweilig die einzigen Trotzkisten in Deutschland die sowjetischen
Oppositionellen im diplomatischen Exil gewesen seien.1358 Ganz so war es
zwar nicht. Beispielsweise erinnert sich Karl Retzlaw, dass er im Jahr 1925
„eine kleine Gruppe“ gebildet habe:

Wir waren nur sechs bis zehn Genossen, die sich mehrmals in der Woche
trafen, um über deutsche und russische Parteiangelegenheiten zu
sprechen. […] In unseren Diskussionen bejahten wir weiterhin Trotzkis
Theorie der „Permanenten Revolution“. So entstand eigentlich die erste
„Trotzkigruppe“ in Deutschland. Jedoch von einem „Trotzkismus“ war
noch keine Rede. Verbindung mit Trotzki hatten wir nicht; wir suchten
sie nicht, Trotzki auch nicht. Wir erfuhren nicht mal, dass Trotzki im
Sommer 1925 mehrere Wochen in Berlin war.1359

Abgesehen von solchen kleinen Zirkeln war der sowjetische Dissident


tatsächlich innerhalb der deutschen Partei verpönt, selbst unter seinen
späteren Bündnispartnern. Die KPD-Linken hielten ihn lange für einen
„Rechten“, weil sein Verbündeter Karl Radek im Jahr 1923 die Politik
Brandlers unterstützt hatte. Für die Linkskommunisten war das
gleichbedeutend mit Opportunismus und Reformismus.1360 Im „Kampf
gegen den Trotzkismus“ taten sie sich dementsprechend besonders hervor.
„Gerade diese ‚Linksradikalen‘“, meint Broué, „veranstalten in der Partei
gegen das geringste Anzeichen von ‚Trotzkismus‘ eine Treibjagd.“1361 Ruth
Fischer referierte Anfang Februar 1925 bei einer Parteiarbeiterkonferenz in
Essen, die unter der Losung „Gegen den Trotzkismus in jeder Form“
stand.1362 Im Wedding brachte sie eine Resolution ein, die den Ausschluss
Trotzkis aus der Komintern forderte.1363 Auch Hans Weber erklärte im
August 1926 im Namen der Weddinger Opposition: „Mit dem Trotzkismus
werden wir nie gemeinsam gehen.“1364 Und selbst Georg Jungclas, der
später in der Bundesrepublik zu einem der führenden deutschen Trotzkisten
werden sollte, erinnert sich, noch 1926 starke Bedenken gegenüber dem
sowjetischen Dissidenten gehabt zu haben.1365
Erst mit Veröffentlichung des „Briefs der 700“ in der zweiten
Jahreshälfte 1926 zeichnete sich eine Wende im Verhältnis zwischen
Trotzki und der deutschen linken Opposition ab. Die Linkskommunisten
bezogen sich dort zwar vor allem auf Sinowjew, aber durch die Vereinigung
der russischen Opposition stellte die Erklärung gleichzeitig auch eine
Solidarisierung mit Trotzki dar. Fortan hörte dieser auf, „für die deutschen
Linken ein Schreckgespenst zu sein“.1366 Bei Fischer klang das nun so:

Wir sind selbstverständlich gegen Trotzkis permanente Revolution. Aber


es kann vorkommen, dass jemand rechts ist, wenn andere noch rechter
sind. Die Frage ist doch so, dass Stalin heute noch rechter ist als Trotzki
und darum steht der Genosse Trotzki jetzt links. Genossen, der Feind
steht rechts.1367

Auch der Bericht über eine von der Opposition ausgerichtete


Luxemburg-Liebknecht-Lenin-Gedenkfeier im Januar 1927, an der etwa
500 Personen teilnahmen, illustriert die Annäherung: „Das Bild Trotzki’s
wurde von ca. 1/3 der Anwesenden applaudiert, einige Rufe ‚Hoch
Trotzki!‘“1368 Doch fand sie nur bedingt aufgrund politischer
Gemeinsamkeiten statt. Jungclas meint gar: „Trotzki musste sich in
Deutschland eigentlich verbünden mit Leuten, mit denen er gar nicht
übereinstimmte, mit Hugo Urbahns, Weber aus Ludwigshafen, Ruth Fischer
usw.“1369 Ähnlich sieht es Broué:

Dass Ruth Fischer, Maslow und Urbahns sich in einem Block


wiederfanden, der Trotzki unterstützte, – obwohl sie in so wichtigen
Punkten andere Positionen vertraten wie in ihrer Interpretation der
Einheitsfront, der Einschätzung der Märzaktion, der Ursachen für das
Fiasko der deutschen Revolution 1923 und vor allem in der Frage, ob
von einer „Stabilisierung“ in diesem Land seit 1924 die Rede sein
konnte oder nicht […] – lag allein daran, dass ihr führender Kopf und
Chef des Apparats, Sinowjew, mit Trotzki in Verbindung stand.1370

Trotz dieser Differenzen hielt Trotzki engen Kontakt zum Leninbund um


Hugo Urbahns, „den er sozusagen als einzige organisierte oppositionelle
Kraft außerhalb der UdSSR ansah“, wie Broué schreibt.1371 Umgekehrt
bemühte sich der Leninbund um ein gutes Verhältnis zu dem sowjetischen
Dissidenten. Er organisierte Solidaritätskampagnen für Trotzki,1372 gab
dessen Broschüren in deutscher Sprache heraus und veröffentlichte
regelmäßig dessen Artikel in seinen Publikationen.1373
Davon erhofften sich die deutschen Linkskommunisten einen gewissen
Aufschwung. So schrieb Urbahns im März 1929 an Trotzki: „Die Kräfte des
Leninbundes, besonders in den führenden Körperschaften, sind sehr
schwach. Ähnlich scheint es in den anderen internationalen Gruppen zu
liegen. Eine Belebung und Befruchtung der gesamten Arbeit (der
internationalen) erwarten wir darum durch ihre Mitarbeit.“
Dementsprechend forderte er: „Sie müssen sich unseres Erachtens sofort
zum Ziele setzen, der Mittelpunkt der internationalen oppositionellen
Bewegung zu werden.“1374 Tatsächlich versuchte Trotzki nach seiner
Ausweisung in die Türkei, die verschiedenen internationalen
Oppositionskräfte zu einer Fraktion der Komintern zu vereinen. Doch ging
es ihm dabei nicht nur um Einheit, sondern auch um politische Klarheit. Er
war der Überzeugung, dass die internationale Linke – in einer Phase des
ideologischen Niedergangs der kommunistischen Bewegung – nur Erfolg
haben könne, wenn sie ihre theoretischen Grundlagen kläre.1375 Dies
bedeute auch, dass sie sich von anderen kommunistischen Strömungen
deutlich abgrenzen müsste. Diese Haltung führte teilweise zu ausufernden
Diskussionen über Detailfragen und – wie noch zu zeigen sein wird –
wieder einmal zu unnötigen Spaltungen der kommunistischen Opposition.
Wichtigstes Merkmal in diesem Klärungsprozess war für Trotzki die
Stellung zum Sowjetstaat.
An dieser Frage kam es dann auch bald zum Konflikt mit Urbahns. Den
Anlass lieferte im Sommer 1929 eine militärische Auseinandersetzung
zwischen der Sowjetunion und China um die Ostchinesische Eisenbahn.
Der Bau dieser Bahn war Ende des 19. Jahrhunderts von Russland
finanziert worden. Das Zarenreich erhoffte sich davon einen einfacheren
Zugriff auf die chinesische Mandschurei. Nach der Oktoberrevolution
verzichtete die Sowjetregierung zwar formell auf alle Rechte an der Bahn,
blieb aber deren Besitzer. Mit dem Generalgouverneur der Mandschurei,
Marschall Zhang Zoulin, vereinbarte sie im Jahr 1924 eine gemischte
russisch-chinesische Verwaltung der Bahn. Doch es kam immer wieder zu
Konflikten, bis schließlich im Juli 1929 chinesische Truppen Teile der
Bahnstrecke besetzten und die Sowjetbeamten vertrieben. Es drohte ein
Krieg zwischen beiden Ländern.
Im Leninbund brachen Diskussionen darüber aus, wie man sich in
diesem Konflikt positionieren solle.1376 Viele Mitglieder vertraten den
Standpunkt, dass sich China, als es das Bahngelände besetzt habe, nur
genommen habe, was ihm rechtlich zustehe. Das Zarenreich habe den
Chinesen die Bahn aufgezwungen, um das Land auszubeuten. Das
leninsche Nationalitätenprinzip verlange, dass die Bahn zurückgegeben
werden müsse. Das Interesse der Sowjetunion an ihr unterscheide sich nicht
von den Ostasieninteressen imperialistischer Staaten. Einige
Linkskommunisten argumentierten zudem, dass man die Sowjetunion
keineswegs bedingungslos verteidigen könne. Damit begebe man sich auf
den Boden der Theorie des Sozialismus in einem Land und bejahe den
Nationalismus der Staaten. Dies stünde dem proletarischen
Internationalismus entgegen. Trotzki vertrat dagegen die Ansicht, dass die
Sowjetunion weiterhin ein Arbeiterstaat sei. Solange dies der Fall sei,
könne man nicht von einer imperialistischen Politik der Sowjetunion
sprechen: „Außer den Nationen gibt es noch Klassen. Wird die nationale
Frage ohne Rücksicht auf die Klassenbeziehungen aufgeworfen, so ist das
eine Fiktion, eine Lüge, ein Strick um den Hals des Proletariats.“ An seine
Kritiker gerichtet fragte er, was denn im Jahr 1924 die Alternative gewesen
wäre: Hätte man die Bahn an Zhang Zoulin abtreten sollen, den „Diktator
und Henker der Mandschurei“, den „Todfeind der nationalrevolutionären
Bewegung“? Nein, gibt er selbst die Antwort: „Dem mandschurischen
Marschall die Eisenbahn abzutreten, hätte in Wirklichkeit bedeutet, mit ihm
ein Bündnis gegen die sich entwickelnde chinesische Revolution
einzugehen.“ Doch die Differenz mit der Leninbund-Führung gehe tiefer.
Ihre „falsche Auffassung von der Klassenmechanik der chinesischen
Revolution und von der jetzigen Lage in China“ sei eine Folge ihrer
„unrichtige[n] Auffassung vom Charakter der russischen Revolution und
ihrer jetzigen Etappe“.1377
Mit dieser Debatte war letztendlich auch jene Frage verbunden, die seit
dem Gründungskongress des Leninbundes im Raume stand: Reform der
KPD oder Schaffung einer neuen Partei? Trotzki hatte dazu eine deutliche
Position: „Man muss sich darüber klar werden, dass der Leninbund eine
Fraktion ist und keine Partei. Daraus ergibt sich eine bestimmte Politik
gegenüber der KPD (besonders bei Wahlen).“1378 Die Leninbund-Führung
um Urbahns hatte sich jedoch von dieser Ausrichtung verabschiedet. „Die
größte Mehrheit der Genossen des Leninbundes hält eine Eroberung der
Partei und Komintern für ausgeschlossen“, schrieb Urbahns im September
1929 an Trotzki.1379 Innerhalb der Organisation setzte sich nun die
Auffassung durch, dass der Leninbund eine führende Rolle bei der
Sammlung der linken, aus der KPD verdrängten Kommunisten zu einer
neuen Partei übernehmen müsse.1380
In dieser Auseinandersetzung positionierten sich mit Anton Grylewicz
und Joko (Josef Kohn) zwei Mitglieder der Leninbund-Führung auf Seiten
Trotzkis. Gemeinsam mit anderen schlossen sie sich im September 1929 zu
einer Oppositionsfraktion zusammen. In einem Brief an den russischen
Dissidenten beschrieben sie den Zustand der Organisation. Aufgrund der
Orientierung, den Leninbund zu einer eigenen Partei zu machen,
vermindere sich dessen „Bestand […] immer mehr. Die Leserzahl des
‚Volkswille‘ geht immer mehr zurück. Durch das Nichtverständnis der
Aufgabe des Lenin-Bundes ging ein großer Teil der Mitglieder entweder in
die Indifferenz oder in die Partei zurück.“ Zugleich kritisierten sie, dass die
Leninbund-Führung schwere politische Fehler gemacht habe. Als die KPD
beispielsweise im Jahr 1928 ein Volksbegehren gegen den Bau des
„Panzerkreuzer A“ bemühte, da habe der Leninbund die Arbeiter
aufgefordert, nicht gegen den Bau des Panzerkreuzers zu stimmen.
Grylewicz und Joko warnten: „Der Lenin-Bund wird zu einer Sekte und
verliert alle Verbindungen zur Partei und den Massenorganisationen.“ Die
Organisation stelle sich gar nicht mehr „auf die Gewinnung der Massen
innerhalb der KPD ein.“ Auch die innerorganisatorische Demokratie leide:
„In dieser Situation […] konnte es Urbahns gelingen, alles an sich zu
reißen.“ Er beherrsche „vollkommen autokratisch“ die Organisation und die
Zeitung. Nicht einmal eine Redaktionskommission gebe es. 1381
Zur Unterstützung der Opposition verfasste Trotzki in Eile ein Pamphlet,
um die Differenzen zur Leninbund-Führung deutlich zu machen.1382 In
einem Rundschreiben, das an etwa 500 Mitglieder des Leninbundes
versandt wurde, kündigte die Opposition die Herausgabe dieser neuen
Trotzki-Broschüre an.1383 Dass sie die Reichsleitung zuvor nicht darüber
verständigt hatte, zeigt, wie weit die Konflikte bereits gediehen waren.
Unterstützt wurde die Grylewicz/Joko-Fraktion von dem jungen
österreichischen Kommunisten Kurt Landau. Landau war 1921
achtzehnjährig in die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) eingetreten
und bald zu einer ihrer Führungsfiguren geworden. Als Mitglied des
Zentralkomitees und Redakteur der österreichischen „Roten Fahne“ geriet
er jedoch schnell in Widerspruch zur Linie der Komintern. Er kritisierte die
„Bolschewisierung“ der KPÖ ebenso wie die im Jahr 1924 einsetzende
Kampagne gegen Trotzki. Anfang 1926 wurde er ausgeschlossen und
wirkte daraufhin eine Zeitlang in der neu gegründeten KPÖ
(Opposition).1384 In Absprache mit Trotzki, dem er aber nie persönlich
begegnet war,1385 ging er im Jahr 1929 nach Berlin.1386 Hier versuchte er
die „Trotzkisierung“ des Leninbundes voranzutreiben. Landau, „ein sehr
netter Kerl mit einer kleinen zarten Frau“,1387 reiste durchs Land und
bemühte sich, die Provinzgruppen für seine Strömung zu gewinnen. Mit
Erfolg: Die Ortsgruppe Bruchsal ging geschlossen zur Opposition über.1388
Auch in den Berliner Bezirken Kreuzberg und Neukölln konnten Trotzkis
Anhänger die Mehrheit der Leninbundmitglieder für sich gewinnen. Im
Dezember 1929 kam noch die Bezirksgruppe Charlottenburg hinzu, wo das
KPD-Gründungsmitglied Oskar Hippe wirkte. Zudem konnte die
trotzkistische Opposition in Hamburg und Harburg ihren Einfluss festigen.
Darüber hinaus bekundeten die Ortsgruppen Königsberg, Luckenwalde,
Frankfurt (Oder) und Hamm (Ruhrgebiet) Interesse an ihr. Auch Roman
Well, Leiter der Leipziger Leninbund-Gruppe, versicherte Landau seine
Unterstützung im Kampf gegen den Mehrheitsflügel.1389
Der endgültige Bruch zwischen der Opposition und der Leninbund-
Führung um Hugo Urbahns zeichnete sich im Oktober 1929 bei einer
Tagung des Reichsausschusses ab. Die Anwesenden beschlossen, dass der
Leninbund nicht länger nur eine „Fraktion der Ausgeschlossenen“ sein,
sondern nun auch die Aufgaben einer Partei übernehmen solle.1390
Während Trotzki und seine Anhänger weiterhin auf die Reform der KPD
setzten, argumentierte Urbahns, dass eine „Rückeroberung“ der Partei nicht
mehr möglich sei. Sie habe den Boden des Kommunismus verlassen und
jeder Versuch, dort oppositionell zu agieren, werde mit dem
Parteiausschluss geahndet.1391 Doch auch im Leninbund wurde der
Umgangston rauer: Grylewicz und Joko wurde auf der Reichsausschuss-
Tagung vorgeworfen, durch ihre „unsachlichen und persönlichen
Methoden“ Fraktionskämpfe nach stalinschem Vorbild zu schüren. Aus
diesem Grund mussten sie die Reichsleitung verlassen.1392
Anfang Februar 1930 erhielt Trotzki schließlich Kenntnis von der
Absicht der Reichsleitung, seine Anhänger gänzlich auszuschließen.1393
Daraufhin richtete er einen Offenen Brief an die Mitglieder des
Leninbundes. Wenn die Spaltung schon nicht zu verhindern sei, mahnte er,
müsse man dafür sorgen, dass „es eine ehrliche Spaltung wird, d. h. eine
Spaltung auf der Linie wirklich prinzipieller Differenzen und dass diese
Linie allen Mitgliedern der Organisation klar wird“. Zugleich versuchte er
möglichst viele Leninbund-Mitglieder davon zu überzeugen, sich seinen
Anhängern anzuschließen: „Jedes Mitglied des Leninbundes muss
verstehen, dass nach der Spaltung der Leninbund seine endgültige
Umwandlung in den Urbahns-Bund, d. h. in eine kleine nationale Sekte –
ohne Bedeutung, ohne Zukunft, ohne Perspektiven – sich vollziehen wird“,
warnte er. „Das bedeutet, dass man wählen muss. Für einen wahren
Revolutionär ist die Wahl nicht so schwer!“1394
Ganz offensichtlich waren die Risse nicht mehr zu kitten: Ende Februar
musste die Grylewicz/Joko-Fraktion den Leninbund verlassen.1395 Fortan
verlor, so Wolfgang Alles, „der schon seit seiner Gründung gegen
Zerfallserscheinungen ankämpfende Leninbund weiter an Bedeutung“.1396
Deutlich wird dies beispielsweise anhand seiner Zeitung: Der „Volkswille“
erschien zunächst nur noch drei Mal statt vier Mal wöchentlich,1397 später
wurde er dann zur Wochenzeitung. Ab September 1930 waren er und die
„Fahne des Kommunismus“ im Hauptteil identisch. Lediglich aus
technischen Gründen veröffentlichte die Urbahns-Gruppe weiterhin zwei
Zeitungen mit unterschiedlichen Titelseiten. Ab März 1932 erschienen
beide Blätter nur noch alle 14 Tage.1398
Gelegentlich gelang es der Urbahns-Gruppe noch, der KPD Mitglieder
abzuwerben. Beeindruckendes Beispiel: Im Jahr 1930 schloss sich die etwa
einhundert Mann starke Ortsgruppe des Arbeiter-Konsum-Vereins Halle
dem Leninbund an, womit die Stadt an der Saale endgültig zu einer seiner
Hochburg wurde. In der Umgebung entstanden neue Ortsgruppen und bis
1933 behielten die Linkskommunisten erheblichen Einfluss in Halle.
Beispielsweise war Leninbund-Mitglied Hestermann Vorsitzender des
freigewerkschaftlichen Erwerbslosenausschusses.1399 Auch in Zerst bei
Anhalt gelang noch ein kleiner Erfolg: Dort gründeten zwölf langjährige
KPD-Mitglieder nach ihrem Parteiausschluss im Jahr 1932 eine Leninbund-
Gruppe. Bemerkenswertes leistete auch die Ortsgruppe in Speyer. Obwohl
der Leninbund in Bayern, wozu die Pfälzische Stadt damals gehörte, ab
1931 verboten war, entfaltete die Ortsgruppe weiterhin ansehnliche
kommunalpolitische Aktivitäten.1400
Doch insgesamt war der Leninbund weit von dem Ziel entfernt, eine
neue Arbeiterpartei aufzubauen, wie Zimmermann schreibt: „Beinah
katastrophal mutete das organisatorische Gesamtbild des L[enin-]B[undes]
am Ende der Weimarer Republik an. Zur Gründung einer machtvollen
neuen kommunistischen Partei gab es keinerlei Ansatz. […] Man verharrte
in Passivität“. Zwischen 1930 und 1932 verlor die Gruppe noch einmal
etwa die Hälfte ihrer Mitglieder. Vom einstmals vielversprechendsten
linkskommunistischen Projekt blieben nur noch etwa 500 Anhänger
übrig.1401
Die Anfang 1930 ausgeschlossene Trotzki-Minderheit hingegen suchte
den Kontakt zur Weddinger Opposition. Mit ihr beriet sie über die
Gründung einer neuen linkskommunistischen Organisation.
4.6.5 Exkurs: Die Pfemferts, Trotzki und „Die
Aktion“
Zu den schillerndsten Persönlichkeiten des intellektuellen
linkskommunistischen Milieus der Weimarer Republik zählten die Eheleute
Pfemfert. Obwohl sich die beiden zu linksradikalen und syndikalistischen
Positionen hingezogen fühlten und damit Leo Trotzki politisch eher fern
standen, hatten sie einen wichtigen Anteil daran, dass der russische
Dissident in Deutschland politisch wieder Fuß fassen konnte.
Interessanterweise wurde dieser Umstand in der Literatur zum Leninbund
und zum deutschen Trotzkismus lange Zeit nicht gewürdigt. Dort
erscheinen die Pfemferts maximal in den Fußnoten.1402 Einzig Peter Berens
hat vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass Franz Pfemfert „als Erster
[…] Sympathien für Trotzki“ gezeigt und bereits seit dem Jahr 1925 dessen
Schriften veröffentlicht habe.1403 In den Arbeiten über die Pfemferts ist
deren Verhältnis zu Trotzki hingegen schon wesentlich früher geschildert
worden, am ausführlichsten von Julijana Ranc in ihrer Biografie Alexandra
Ramm-Pfemferts.1404
Franz Pfemfert, der 1879 im ostpreußischen Lötzen geboren wurde,
stammte aus einfachen Verhältnissen: Der früh verstorbene Vater war
Bäcker, die Mutter arbeitete in einer Geflügel- und Fischhandlung.1405 Nach
dem Tod des Vaters wuchs Pfemfert zeitweilig bei der Mutter in Berlin und
zeitweilig beim Großvater in Lötzen auf. Trotz seiner einfachen Herkunft
bewegte er sich später wie selbstverständlich in den Kreisen der Berliner
Bohème. Sein Freund, der Zürcher Arzt und Schriftsteller Fritz Brupbacher,
formulierte diesen Umstand einmal wie folgt: „Pfemfert ist eine Art
Naturkind mitten unter ge- und verbildeten Berlinern. Er, der Nicht-
Intellektuelle, ist der beste Repräsentant des Besten, was die Intellektuellen
dieser Jahre in sich trugen.“1406
In Berlin, im berühmten Café des Westens, lernte Pfemfert die vier Jahre
jüngere gebürtige Russin Alexandra Ramm kennen, die um 1901 in die
deutsche Hauptstadt gekommen war.1407 Die beiden heirateten 1911 und
damit in jenem Jahr, in dem die erste Ausgabe der von Pfemfert
herausgegebenen Zeitschrift „Die Aktion“ erschien.1408 Von Anfang an
arbeitete Alexandra Ramm-Pfemfert an den Blatt mit. Sie schrieb kleine
Artikel, Rezensionen und erledigte die Übersetzungen aus dem Russischen.
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich die Zeitschrift zum Organ
führender Künstler und Schriftsteller des Expressionismus, wie Ramm-
Biografin Ranc betont: „Tatsächlich kommt die Liste der Aktions-
Mitarbeiter einem Lexikon der damals jungen Künstlergeneration
gleich.“1409 Autoren wie Georg Heym, Heinrich Mann, Gottfried Benn,
Oskar Kanehl und Erwin Piscator bot „Die Aktion“ ebenso ein Forum wie
den Malern und Grafikern Ernst Ludwig Kirchner, Lyonel Feininger, Oskar
Kokoschka und George Grosz. Zum guten Ruf der Zeitschrift trugen auch
die „Aktionsabende“ bei, an denen Autoren des Heftes Lesungen abhielten.
Im Jahr 1917 eröffnete Alexandra Ramm-Pfemfert zudem in Berlin-
Wilmersdorf die „Aktions-Buch- und Kunsthandlung“. Hier fanden in den
ersten Jahren regelmäßig Ausstellungen statt, etwa von Karl Schmidt-
Rottluff und Egon Schiele. So war die Buchhandlung „mehr Plauder- und
Schmökerzentrum und mehr Sammelpunkt einer intellektuellen Elite als ein
Kaufladen.“1410
Die Pfemferts verstanden „Die Aktion“ jedoch keinesfalls als reines
Künstlerblatt. Vielmehr wurden in der Zeitschrift von Beginn an auch
politische Fragen erörtert, wie schon der Untertitel verdeutlichte: Zunächst
lautete er „Zeitschrift für freiheitliche Politik und Literatur“, später dann
„Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst“. Früh, im Jahre 1911,
warnte Pfemfert in der Zeitschrift vor einem möglichen Weltkrieg. Und als
Rosa Luxemburg aufgrund ihrer antimilitaristischen Reden im Februar 1914
verurteilt wurde, widmete er der Revolutionärin ein Sonderheft. Unter der
Rubrik „Die Aktions-Buchhandlung empfiehlt“ warben die Pfemferts in der
Zeitschrift regelmäßig für Bücher anarchistischer (Bakunin, Kropotkin) und
sozialistischer Theoretiker (Marx, Engels, Bebel, Mehring, Lenin,
Luxemburg). Zudem war „Die Aktion“ die erste deutschsprachige
Zeitschrift, die die Verfassung der jungen Sowjetunion veröffentlichte.1411
Bemerkenswert ist, dass das Blatt während des Ersten Weltkrieges weiter
erscheinen durfte. Offensichtlich umging Pfemfert mit großem Geschick die
staatliche Zensur. Durch den Abdruck von Kriegsgedichten, die Montage
von kriegsverherrlichenden Meldungen aus anderen Zeitungen und durch
Sondernummern, die sich der Kultur jeweils eines „feindlichen“ Landes
widmeten, gelang es ihm seine Linie beizubehalten ohne selbst das Wort zu
ergreifen.1412 Darüber hinaus bemühte sich Pfemfert Soldaten an der Front
kostenlos mit seinem Blatt zu beliefern. Erwin Piscator erinnerte sich: „Wie
oft hatte ich nachts ‚Die Aktion‘ in der Hand – und wollte sie hinüber
bringen in die Gräben zu den Engländern, Kanadiern. Seht ihr, das gibt es
auch! Ein anderes Deutschland! Das andere Deutschland verkörperte
Pfemfert.“1413
Nach dem Krieg nahm Pfemfert am Gründungsparteitag der KPD teil
und wurde auch ihr Mitglied.1414 Ob seine Frau der Partei ebenfalls beitrat,
ist nicht überliefert. Zumindest hielt sie sich aber in deren politischem
Umfeld auf.1415 „Die Aktion“ widmete sich anfangs ausführlich der
kommunistischen Bewegung. So dokumentierte Pfemfert dort das
Programm des Spartakusbundes oder berichtete über die Gründung der
Kommunistischen Internationale.1416 Vor dem Hintergrund, dass die KPD-
Parteizeitung „Rote Fahne“ von März bis Dezember 1919 verboten war, ist
es nicht unwahrscheinlich, dass die zu Spitzenzeiten in einer Auflage von
30.000 bis 40.000 Exemplaren1417 erscheinende „Aktion“ zumindest für
einen Teil der Parteimitglieder zu einer wichtigen Informationsquelle
wurde.
Doch lange hielt es Pfemfert nicht in der KPD. Hatte er schon früh seine
Zugehörigkeit zur Opposition verkündet,1418 verließ er schließlich nach
dem Heidelberger Parteitag die Partei und schloss sich der neugegründeten
KAPD an. „Franz Pfemfert steht links von sich selbst“, witzelte man
damals.1419 Tatsächlich sollte der Organisationswechsel fortan zu einer Art
Konstante in Pfemferts politischem Handeln werden. Schon im Jahr 1921
musste er die KAPD wieder verlassen, weil er deren Anschluss an die
Komintern ablehnte. Kurz darauf gründete er gemeinsam mit Otto Rühle
und Oskar Kanehl die rätekommunistische Allgemeine Arbeiter-Union-
Einheitsorganisation (AAU-E), zu deren „halboffiziellem Organ“1420 die
„Aktion“ wurde. Auch hier kam es bald zu Fraktionskämpfen, die zur
Aufspaltung in mehrere den Gruppen führte, die alle den Namen AAU-E
trugen. Im Jahr 1926 schloss sich Pfemfert schließlich dem von Iwan Katz
gegründeten Spartakusbund Nr. 2 an.
Glaubt man den Zeitgenossen, so scheint Franz Pfemfert eine etwas
sonderbare Persönlichkeit gewesen zu ein. „Ein dürres Männchen mit
verbissenem Altweibergesicht und einer leicht ins Schrille umschlagenden
dünnen Stimme, von dem es hieß, er sei tuberkulös“, beschrieb ihn später
der Schriftsteller Henry Jacoby. Pfemfert war Kettenraucher und oft
kränkelnd. „Manchmal sagte man, es ginge bergab mit ihm, bis er dann
wieder auf Kosten des anarchistisch-marxistischen Arztes Fritz Brupbacher
zur Erholung in die Schweiz reiste. Niemand hätte damals geglaubt, dass er
erst mit 75 Jahren […] sterben würde.“1421
Auch der politische Umgang mit Pfemfert scheint schwierig gewesen zu
sein. Hugo Urbahns schrieb einst an Trotzki, Pfemfert sei „ein völliger
Außenseiter. […] Ich bin der Meinung, dass man mit Pfemfert sehr
vorsichtig sein muss.“1422 Der Herausgeber der „Aktion“ hatte, wie der
Literat Richard Huelsenbeck formulierte, „etwas von der Rechthaberei
Robespierres“. Thea Sternheim, die Frau von Pfemferts Freund Carl
Sternheim, notierte gar in ihr Tagebuch: „[…] bei Pfemfert ist wie bei allen
auf eine Theorie festgelegten Leuten die geistige Entwicklung stehen
geblieben.“1423 Auch Günter Dallmann erinnerte sich: „Pfemfert war ein
fanatisch besessener, Zeit seines aktiven Lebens ein Monomane der
literarischen und politischen Fehde, niemals zu Kompromissen geneigt, in
einer starren Freund-Feind-Haltung verharrend.“1424 Gelegentlich ging sein
politischer Rigorismus auch ins Persönliche über. So zerstritt er sich
beispielsweise im Jahr 1925 mit Otto Rühle, weil dieser die Psychoanalyse
anders einschätzte als er. Während Pfemfert sie als „bürgerliche
Wissenschaft“ ablehnte, war Rühle der Ansicht, dass es sich um eine
progressive Theorie handele. Das Ergebnis war eine lebenslange
Feindschaft zwischen den beiden ehemaligen Genossen.1425 Selbst Trotzki,
der sonst keiner Konfrontation aus dem Weg ging, bat Pfemfert einmal
darum, in ihrer Korrespondenz politische Fragen auszuklammern.1426
Mit der Phase der relativen Stabilisierung der Weimarer Republik ging
eine Marginalisierung der linksradikalen Bewegung einher. Zu dieser Zeit
habe sich das politische Blickfeld der „Aktion“ zunehmend verengt,
beobachtet Ursula Walburga Baumeister.1427 Doch zugleich wurde das Blatt
mit der einsetzenden Stalinisierung der KPD zu einer wichtigen Plattform
für linke Gegner dieses Prozesses. Pfemfert selbst polemisierte schon zur
Zeit der Fischer/Maslow-Führung gegen die Entdemokratisierung der KPD.
So legte er seiner Zeitschrift beispielsweise das satirische Blatt „Die
Bolschewisierung. Zeitschrift für Theorie und Praxis des Maslowismus.
Herausgegeben von der ‚Zentrale der Bolschewisierung‘“ bei.1428 Diverse
kommunistische Oppositionelle kamen in der „Aktion“ zu Wort.
Beispielsweise wurde dort der „Brief der 700“ im vollen Wortlaut
veröffentlicht.1429 Auch Texte der Weddinger Opposition oder der Katz-
Gruppe dokumentierte Pfemfert in seiner Zeitschrift.1430 Vor allem aber
veröffentlichte er schon früh Beiträge von Trotzki und setzte damit ein
deutliches Zeichen gegen die einsetzende Kampagne gegen den russischen
Kommunisten.1431 In einer Vorbemerkung zu Trotzkis Leitartikel „Die
Lehren des Oktober“, der im Februar 1925 erschien, schrieb Pfemfert:

„Lenin und Trotzki, Trotzki und Lenin!“ – jahrelang ist diese


Namenszusammenstellung in der KPD-Presse aller Sektionen üblich und
Pflicht gewesen, jahrelang hatte es als historische Wahrheit zu gelten,
dass „Lenin der Kopf und Trotzki das Schwert“ der Oktoberrevolution
gewesen seien. Und was ein guter Parteimann sein wollte, der hatte in
seiner Schlafstube beide Führer photographiert über dem Bett hängen.
Jetzt hat das aufzuhören! […] die Allerobersten, die Sinowjew, Kamenew
und Gefolge, haben in den letzten zwei Monaten in Hunderten von Reden
und Artikeln „festgestellt“, dass Trotzki: ein „Konterrevolutionär“,
„Parteischädling“, „Menschewik“ sei, „100 Chamberlains sind weniger
gefährlich als 3 Trotzkis“, keift der Phrasenmacher Sinowjew soeben in
der „Prawda“! Also: hinweg mit Trotzki! ist heute die Parteilosung, die,
vielleicht schon morgen: „Hinweg mit Sinowjew“ lauten kann. […] Da
Trotzkis Arbeit auch für uns wichtig ist, gebe ich in den nachfolgenden
Spalten ungekürzt den deutschen Text der Broschüre, die der äußere
Anlass zu dem grotesken Wutgeheul der Moskauer Führerclique ist.1432

Im Nachlass Trotzkis findet sich eine umfangreiche Korrespondenz mit


den Pfemferts.1433 Seit der Dissident die Sowjetunion verlassen musste,
stand er in regelmäßigem Briefkontakt mit dem deutschen
Intellektuellenpaar. Obwohl die drei einander niemals begegneten,
entwickelte sich im Laufe der Jahre eine enge Freundschaft.1434
So war es für die Pfemferts eine Selbstverständlichkeit, sich Trotzkis
Sohn Leo Sedow anzunehmen, der zwischen 1931 und 1933 in Berlin
studierte.1435 Über diese Verbindung lernte auch Thea Sternheim den
Exilanten kennen. In ihr Tagebuch notierte sie: „Abends mit Pfemferts in
den im Atrium laufenden ‚Dreigroschenopernfilm‘. Mit uns […] der
26jährige Sohn Leo Trotzkis, Sedow, ein großzügig sympathisch
aussehender junger Mensch mit hellbraunem Haar und blauen Augen, der
aber in Ketten Cigaretten raucht und strahlend erklärt, deren mindestens 50
Stück pro Tag zu bedürfen.“ Über dessen mangelnde Sprachkenntnisse
berichtete sie begeistert: „Da er kaum Deutsch, aber fließend Französisch
spricht, Franz Pfemfert also von vornherein aus der Unterhaltung
ausschaltet, verfallen wir alsbald in ein wohlwollendes, fast interessantes
Gespräch. Er ist wirklich sympathisch [ …].“1436
Auch um Trotzkis Tochter Sinaida Wolkowa kümmerten sich die
Pfemferts, als diese im Herbst 1931 auf Drängen ihres Vaters in die
deutsche Hauptstadt kam. Sie litt an Lungentuberkulose und war psychisch
schwer erkrankt.1437 Alexandra Ramm bemühte sich intensiv um die
ärztliche Betreuung der Trotzki-Tochter. Doch konnte auch das nicht
verhindern, dass sich Wolkowa am 5. Januar 1933, kurz vor dem
Machtantritt Hitlers, das Leben nahm.1438 Sämtliche Formalitäten rund um
die Beerdigung erledigte ebenfalls Alexandra Ramm.1439 Sie und ihr Mann
gehörten zu den fünf Trauergästen bei dem Begräbnis.1440
Der Kontakt zwischen den Pfemferts und Trotzki war vermutlich durch
den Verlag S. Fischer zustande gekommen, bei dem Trotzki seine
Autobiografie „Mein Leben“ herausgeben wollte.1441 Alexandra Ramm
übernahm die Übersetzung des Buches, woraus sich eine jahrelange enge
Zusammenarbeit entwickelte. Sie versorgte den auf der Insel Prinkipo
weilenden Trotzki mit deutschen und russischen Tageszeitungen,
politischen Zeitschriften, Broschüren und wichtigen Büchern.1442 Zudem
dienten ihm die Pfemferts mehrere Jahre lang als wichtige
Verbindungsstelle zu seinen in der Sowjetunion verbliebenen Genossen.
Zahlreiche Briefe und Postkarten aus sibirischen Lagern fanden ihren Weg
über die Pfemferts nach Prinkipo.1443 Die Wohnung der beiden wurde
außerdem zu einer Anlaufstelle für politische Freunde Trotzkis. So waren
im Lauf der Zeit Max Eastman und Max Shachtman aus den USA ebenso
zu Gast wie die französischen Trotzkisten Alfred Rosmer und Pierre
Naville. Alexandra Ramm verwaltete darüber hinaus einen Teil des
Autorenhonorars, das Trotzki vom Fischer-Verlag erhielt. Von dem Geld
bezahlte sie Bücher oder händigte auf sein Bitten bestimmte Summen an
politische Freunde wie Kurt Landau oder den mittellosen Dissidenten
Gawril Mjasnikow aus.1444
Neben seiner Autobiografie übersetzte Alexandra Ramm weitere
Schriften Trotzkis ins Deutsche, etwa „Die Geschichte der russischen
Revolution“ und „Die permanente Revolution“. Franz Pfemfert war bei der
Verlagssuche behilflich. Ihm ist auch zu verdanken, dass „Mein Leben“ in
zahlreichen europäischen Ländern erschien.1445 Zudem las er die
Manuskripte der Übersetzungen Korrektur, wobei ihm seine Frau jedoch
nicht viel Spielraum für Verbesserungsvorschläge ließ. Scherzhaft klagte er
in einem Brief, dass Alexandra „wie eine Kückenmutter über jedes Wort“
von Trotzki wache.1446 Auch Trotzki musste sich oftmals mit Ramm über
strittige Formulierungen auseinandersetzen. Ranc schreibt, dass die
Zusammenarbeit der beiden dadurch gekennzeichnet gewesen sei, dass
„hier eine überaus akkurate und selbstbewusste Übersetzerin an einen
überaus akkuraten und selbstbewussten Autor geraten war. Beide legten
größten Wert auf eine besonders genaue, dabei aber auch stilistisch
optimale Übersetzung, und jeder gab auch in Detailfragen nur soweit nach,
wie er es von seinem Standpunkt aus für vertretbar hielt.“1447 Der russische
Revolutionär wusste diese intensive Arbeit durchaus zu schätzen und
bedankte sich im Vorwort seiner 1930 erschienenen Autobiografie
ausdrücklich dafür.1448
Einige der von Ramm übersetzten Schriften Trotzkis veröffentlichte
Pfemfert in seinem eigenen Verlag, beispielsweise „Die permanente
Revolution“ und „Wer leitet heute die kommunistische Internationale“.1449
Zeitweilig war Trotzki sogar neben Pfemfert der einzige politische Autor
der „Aktion“. Doch trotz der engen Zusammenarbeit hat die gelegentlich in
der Literatur geäußerte Vermutung, Pfemfert oder seine Frau seien
Trotzkisten gewesen, wenig mit der Realität zu tun.1450 Die beiden standen
zwar in engem Kontakt mit einigen in Deutschland agierenden Trotzkisten,
allen voran Leo Sedow und Erwin Ackerknecht.1451 Aber insgesamt hielten
sie sich sowohl vom Leninbund als auch von den später eigenständig
agierenden trotzkistischen Strömungen fern. Das belegt ein Brief Pfemferts
an Trotzki:

Es wäre mir sehr erwünscht, denn es würde mir jeden „Konflikt“


ausschalten, wenn die Genossen von der „Opposition“ in Franz
Pfemfert nichts als den Verleger Ihrer, L[eo] T[rotzki]s Broschüren
sehen wollten, etwa wie den Malik-Verlag oder Fischer etc. Dass die
Genossen am Vertrieb der Broschüren verdienen sollen, kann ich nicht
einsehen. Selbst Verlage mit großen Vertriebsapparaten verdienen an
Broschüren nichts, die Genossen sollen froh sein, dass sie so sorglos
Broschüren von L[eo] T[rotzki] zum Selbstkostenpreis des Verlages
erhalten.1452

Auch Alexandra Ramm stand dem Leninbund distanziert gegenüber. Im


Sommer 1929 beispielsweise befragte sie Trotzki kritisch zu dessen
Artikeln in den dortigen Zeitungen: „Lohnt es sich für Sie, im Volkswille zu
publizieren? Das ist eine Öffentlichkeit, die eigentlich keine ist.“1453 Zudem
sei an Trotzkis Weigerung erinnert mit Pfemfert über politische Fragen zu
diskutieren. Auch das spricht nicht unbedingt für eine Zugehörigkeit des
Publizisten zur trotzkistischen Bewegung.
Vielmehr war Trotzki nur einer von vielen dissidenten Kommunisten,
denen Pfemfert sein Blatt öffnete. Genauso bot „Die Aktion“
anarchistischen, sozialrevolutionären oder anarchosyndikalistischen
Strömungen ein Forum. Dies entsprach Franz Pfemferts Grundhaltung. Er
verkörperte, so Gleb J. Albert, „den Archetypus eines radikalen
Intellektuellen, der sein Leben lang an den Grundprinzipien der Freiheit
festhielt und keine Rücksicht auf ideologische Dogmen, tagespolitische
Realitäten und Parteistrukturen nahm.“1454 Ähnliches gilt für seine Frau,
deren Respekt und Loyalität Trotzki gegenüber keineswegs mit einer
bedingungslosen politischen Anhängerschaft zu verwechseln ist. Das sei,
wie Ranc schreibt, „ihrem ‚antiautoritären‘ Charakter ohnehin diametral
entgegengesetzt gewesen“.1455 Diese Einschätzung bestätigte auch
Alexandras Schwester Maria:

Es stimmt nicht, dass Franz Pfemfert in der ‚Aktion‘ eine trotzkistische


Anschauung vertrat. Er war auch später niemals Trotzkist, seine und
Alexandra Pfemferts […] Freundschaft mit Trotzki beruhte
hauptsächlich auf ihrer Teilnahme und Sympathie für den großen
Revolutionär und bedeutenden Schriftsteller, ein Opfer von Stalin
[…].1456

Der Verdienst der Eheleute Pfemfert lag ganz woanders. Sie sorgten
dafür, dass Trotzki in Deutschland gelesen werden konnte. Allein seine
Autobiografie „Mein Leben“ erschien mit einer Auflage von 15.000
Exemplaren, ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung wurden weitere
5.000 Exemplare nachgedruckt.1457 Die Pfemferts machten die Schriften
Trotzkis also einem deutschsprachigen Publikum zu einer Zeit zugänglich,
als die Kommunistische Partei sie längst aus ihrem „Angebot“ verbannt
hatte.

4.7 Vergessene Kommunisten (1928-1930)

4.7.1 Die letzte Bastion: Die Weddinger Opposition


Gegen keine innerparteiliche Oppositionsgruppe ging das ZK im Verlauf
des Jahres 1926 so zaghaft vor wie gegen die Weddinger Opposition. Doch
offenbar war dies auch nicht nötig. Die stark in der Arbeiterschaft
verankerte Gruppe verlor auch ohne größere Störmanöver der Parteiführung
an Einfluss. Zudem brach sie Ende 1926 in zwei Strömungen auseinander.
Ausgangspunkt für die Spaltung war der „Brief der 700“. Während
namhafte Vertreter der Opposition aus Berlin-Wedding und der Pfalz wie
Max Riese, Hans Weber und Max Frenzel die Erklärung unterzeichneten,
verweigerten andere wie der im Wedding lebende Wilhelm Kötter oder
Arthur Vogt aus Leipzig die Unterschrift. Dies ist umso erstaunlicher, als
Kötter gemeinsam mit Weber zu den Initiatoren des Papiers zählte.1458
Doch störte Vogt und Kötter, dass sich auch andere linke
Oppositionsgruppen an der Unterschriftensammlung beteiligten. Diese
Differenz wurde in den Wochen vor Veröffentlichung des Papiers deutlich.
Anfang August forderten Weber und andere die Leipziger Gruppe auf, ihre
Bedenken zurückzustellen. Sie wüssten, was der Name Ruth Fischer in
Leipzig bedeute und wie schwer es sei, für eine gemeinsame Resolution
einzutreten. Man könne aber auf bekannte Oppositionelle wie Fischer und
Maslow nicht verzichten, weil diese sonst unabhängig Unterschriften
sammeln würden. Dann würde es zwei Listen geben, obwohl in der
„russischen Frage“ keinerlei Differenzen bestünden.1459
Doch das konnte die Westsachsen nicht umstimmen. Vielmehr warfen
sie Weber vor, „dem dauernd auf ihn ausgeübten Einfluss von Ruth Fischer
und Maslow unterlegen“ und zu diesen übergelaufen zu sein.1460 Sie
hingegen hätten sich gerade deswegen nicht an der Herausgabe des „Briefs
der 700“ beteiligt, „weil wir jede Gemeinschaft mit jenen schwankenden
Führern, wie Ruth Fischer, Maslow, Scholem usw. ablehnen.“1461 Sie
kritisierten: „Dadurch, dass der Genosse Weber und einige andere Genossen
der Weddinger Opposition sich diesen schwankenden Elementen
zugesellten, haben sie das Recht verwirkt, noch irgendwelche Erklärungen
im Namen der Weddinger Opposition abzugeben, noch in ihrem Namen
aufzutreten.“1462 Die Weber-Gruppe hingegen bezeichnete die Erklärung
der Westsachsen als „ein Dokument der Unwahrheit, Verdrehung,
Anmaßung und Denunziation“ und rechtfertigte ihre eigene Haltung
folgendermaßen:
Die linke Opposition in der KPD kann gegenüber der diktatorischen und
opportunistischen Parteiführung und ihrem Apparat nur siegen, wenn sie
auf der Plattform der Weddinger Opposition die Einheit der deutschen
Linken herstellt und die verhängnisvolle Zersplitterung überwindet. Ein
gewaltiger Schritt vorwärts in dieser Richtung war durch die
Unterstützung unserer Resolution und Erklärung durch die
Urbahnsanhänger bereits gelungen.1463

Wie so oft in der Geschichte der KPD-Linken folgte ein polemisch


geführter Schlagabtausch. Weber polterte gegen Kötters „Prahlhanserei“1464
und bezeichnete ihn während einer ZK-Sitzung als Verräter, der von der
Parteiführung gekauft worden sei. Mit ihm wolle er nichts mehr zu tun
haben.1465 Die Risse waren nicht mehr zu kitten. Fortan existierten zwei
Gruppen, die für sich in Anspruch nahmen, die Weddinger Opposition zu
sein – und der jeweils anderen dieses Recht absprachen: Eine unter der
Führung von Weber mit Anhängern im Wedding und der Pfalz und eine
Gruppe um Kötter und Vogt mit Anhängern in Westsachsen, Niedersachsen,
Berlin und Oberschlesien.1466
Die Parteiführung war sehr zufrieden mit dieser Entwicklung. In der
Informationsabteilung des EKKI schätzte man die Spaltung als überaus
bedeutungsvoll ein: Durch sie „wird die Zersetzung der Opposition
vergrößert und der Kampf gegen sie erleichtert.“1467 Das ZK versuchte nun,
die Differenzen zu vergrößern, indem es nur noch die Westsachsen als
Weddinger Opposition ansprach.1468 Komintern-Vertreter Humbert-Droz
schlug vor: „Weber muss man vielleicht schärfer behandeln als die
Weddinger Opposition.“1469 Dahinter steckte die Einschätzung, dass Weber
sich an die Fischer und Urbahns annähern würde und in der Kötter-Gruppe
„Elemente [seien], die sich auf dem Wege zur Linie der Partei
befinden.“1470 Wieder einmal konnte die KPD-Führung die altbekannte
Taktik des „teile und herrsche“ ausspielen.

4.7.1.1 Die Kötter/Vogt-Gruppe


Die Entscheidung der Kötter/Vogt-Strömung, den „Brief der 700“ nicht zu
unterzeichnen, stellte keinesfalls eine Kapitulation vor dem ZK dar.
Vielmehr war es, so hat Norman LaPorte in seiner Studie über die
sächsische KPD aufgezeigt, „a tactic to maintain the unity of the Vogt
Group as a faction within the KPD“.1471 Überhaupt war das Verlangen, in
der Partei verbleiben zu können, in der westsächsischen Sektion der
Weddinger Opposition besonders stark ausgeprägt. Beim Bezirksparteitag
im Juli 1926 führte dies beispielsweise dazu, dass die Anhänger der Gruppe
in einer Frage nicht einheitlich abstimmten. So unterstützte etwa die Hälfte
von ihnen ein Papier der Bezirksleitung, das den Ausschluss Ruth Fischers
aus dem ZK guthieß. „Their motivation was a fear of expulsion“, vermutet
LaPorte.1472
Doch trotz des taktischen Lavierens hielten die Westsachsen ihre
grundsätzliche oppositionelle Haltung gegenüber der politischen Linie der
Parteiführung auch nach dem Bruch mit der Weber-Gruppe aufrecht. Den
von der Parteiführung eingeleiteten Einheitsfront-Kurs lehnten sie strikt ab.
Bei einer Parteiarbeiterkonferenz Ende November 1926 stimmten ihre
Mitglieder gegen jeden Antrag, der auf eine Zusammenarbeit zwischen
Kommunisten und Sozialdemokraten im Landtag oder den kommunalen
Parlamenten abzielte.1473 Im Dezember verfasste die Gruppe ein Papier, in
dem sie die von der Parteiführung vertretene These der relativen
Stabilisierung kritisierte. Diese habe zu falschen Schlussfolgerungen an
verschiedenen Fragen wie der Erwerbslosen- oder Gewerkschaftspolitik
sowie dem Volksentscheid zur Fürstenenteignung geführt.1474 Auch in der
russischen Frage standen Kötter und Vogt in Opposition zur Zentrale und
unterstützten weiterhin die Vereinigte Opposition in der Sowjetunion. Bei
lokalen Versammlungen brachten sie Solidaritätserklärungen mit Trotzki
und Sinowjew ein und kritisierten, dass sich die Bezirksleitung weigerte,
Diskussionen über die Politik der Komintern anzubieten.1475
In Westsachsen konnte die Strömung weiterhin bei einem nicht
unerheblichen Teil der KPD-Mitglieder punkten. Mehrfach beklagte sich
die lokale Führung, dass die Opposition noch immer großen Rückhalt unter
führenden Genossen der Betriebs- und Straßenzellen genieße und die Arbeit
der Partie „sabotiere“.1476 Beim Bezirksparteitag im März 1927 wurden
erneut Anhänger der Vogt-Gruppe in die Bezirksleitung gewählt.1477 Etwa
zur gleichen Zeit entsandte der Essener Parteitag den Leipziger Vertreter
der Vogt-Gruppe, Max Gerbig, sogar ins Zentralkomitee. In Westsachsen
dominierte die Gruppe die Durchführung diverser Kampagnen des
Bezirksverbands, beispielsweise die Aktionen gegen die sächsische
Bürgerblockregierung im August.1478 Zudem stand die überwiegende
Mehrheit der Mitglieder der lokalen Roten Hilfe hinter der Vogt-Gruppe.
Auch der westsächsische RFB war eine Hochburg der Linken. Die
Bezirksleitung warf der Opposition dementsprechend vor,
Nichtparteiorganisationen zu nutzen, um ihren Kampf innerhalb der Partei
voranzutreiben.1479
Nach anfänglicher Zurückhaltung setzte die Parteiführung schließlich
doch den Apparat in Gang, um die westsächsische KPD auf Linie zu
bringen und die Vogt-Gruppe zu schwächen.1480 Zum Teil bemühte sie sich
darum, einzelne Oppositionelle gegeneinander auszuspielen. Während sie
die einen bekämpfte, umgarnte sie die anderen. So bot das ZK
beispielsweise den beiden Linkskommunisten Lauschke und Henning, die
im März 1926 ausgeschlossen worden waren, den Wiedereintritt in die
Partei an. Zugleich griff es aber zu administrativen Maßnahmen gegen
Oppositionelle, die noch KPD-Mitglied waren. Den neuen Orgleiter Karl
Baumgärtel beauftragte es, loyale Führungen von Basisgruppen in den
Gebrauch „organisatorischer Mittel“ einzuweisen. Gemeint war damit
beispielsweise die Manipulation von Delegiertenwahlen oder das Einsetzen
neuer Funktionäre. Im Vorfeld des im Dezember 1927 tagenden
Bezirksparteitags wurde der Delegiertenschlüssel so „angepasst“, dass
möglichst wenige Oppositionsanhänger gewählt wurden. Während in den
meisten Orten das Verhältnis von einem Delegierten pro zehn Mitglieder
galt, wurde es in Oppositionshochburgen wie Leipzig auf 1:30 hochgesetzt.
Dementsprechend vertraten beim Parteitag nur 18 der 132 Delegierten die
Opposition, was keinesfalls den wirklichen Kräfteverhältnissen im Bezirk
entsprach.
Überhaupt wurden im Laufe des Jahres 1927 die
Handlungsmöglichkeiten der westsächsischen Linken immer weiter
eingeschränkt. Sie durften ihre Positionen weder in der Parteipresse noch
beim Bezirksparteitag darstellen. Flugblätter und Rundschreiben der Vogt-
Gruppe beschlagnahmte der Parteiapparat. Auch in den
Vorfrontorganisationen verschärfte die Bezirksleitung ihre Angriffe. Als
deutlich wurde, dass sie sich in der Roten Hilfe nicht durchsetzen könnte,
tauschte sie im Juli 1927 kurzerhand deren Führung aus. Zudem schloss sie
Arthur Vogt aus der KPD aus, weil er angeblich die Rote Hilfe gespalten
hatte. Neben diesen Maßnahmen schwächte eine weitere Entwicklung die
Vogt-Gruppe. So gingen im Verlauf des Jahres 1927 einige ihrer Anhänger
zu einer „moderateren“ linken Fraktion über, der „Leipziger Linken“ um
Max Strötzel. Diese unterschied sich etwa dadurch, dass sie nicht die
Vereinigte Opposition der Sowjetunion unterstützte.1481
Die weitere Entwicklung der Vogt-Gruppe seit Ende des Jahres 1927 ist
in der Forschung umstritten. Schafranek meint, dass die Strömung vor dem
ZK kapituliert und sich aufgelöst habe.1482 Auch Weber geht davon aus,
dass die Gruppe nach dem Bezirksparteitag im Dezember 1927 nicht weiter
existiert habe.1483 LaPorte hingegen ist der Meinung, dass sie auf lokaler
Ebene weiterhin die Partei kontrolliert hätte, etwa in Leipzig. Dies erkläre
auch, warum es beispielsweise dem Leninbund nicht gelungen sei, in
Westsachsen Fuß zu fassen. Die Linken in der KPD hätten kein Interesse
daran gehabt, sich einer Organisation anzuschließen, die außerhalb der
Partei agierte – solange es eine organisierte Opposition innerhalb gab.1484
Auf den ersten Blick sieht tatsächlich alles nach einer Kapitulation der
Vogt-Gruppe aus. Zahlreiche ihrer Unterstützer sind im Laufe des Jahres
1928 wieder in die Partei aufgenommen worden, einige bekleideten fortan
sogar wichtige Positionen: Otto Hermann wurde Landtagsabgeordneter,
Otto Voigt zunächst Mitglied der Bezirksleitung Westsachsen, dann 1929
sogar Kandidat des ZK. Selbst Arthur Vogt spielte bald wieder eine Rolle in
der Partei. Als er nach seinem Parteiausschluss eine achtmonatige
Gefängnisstrafe antreten musste, schickte er Ende September 1927 aus der
Haft eine Ergebenheitserklärung mit dem folgenden Wortlaut an das ZK:
„Ich erkenne an, dass die Partei das Recht hat, über ihre Mitglieder zu
verfügen, ihnen Funktionen zuzuweisen oder die Funktionäre aufzufordern,
ihre Funktionen niederzulegen (auch Funktionen in überparteilichen
Organisationen). Ich verpflichte mich, die Beschlüsse der Partei
durchzuführen.“1485 Daraufhin wurde er wieder in die KPD aufgenommen,
was das Leninbund-Organ „Fahne des Kommunismus“ zu dem Kommentar
verleitete, Vogt und ZK-Mitglied Gerbig seien „umgefallen“.1486 Auch die
Anhänger der Vogt/Kötter-Gruppe in anderen Städten gingen vermeintlich
zum ZK über. So erinnerte sich Josef Gutsche, dass es ihm und seinen
Genossen in Berlin gelungen sei, „die Voigt-Engel-Opposition zu
neutralisieren und sie für die Linie der Partei zu gewinnen, sie sozusagen zu
einem Waffenstillstand zu bringen, so dass wir im wesentlichen nur noch
mit den Weber-Riese-Leuten zu tun hatten […].“1487 Kötter selber beendete
seine oppositionellen Aktivitäten und wurde dafür mit einer Stelle im
Parteiapparat in seiner Heimatstadt Bielefeld belohnt.1488
Tatsächlich wäre die weitere Parteikarriere der Oppositionellen nicht
denkbar gewesen, wenn sie der Parteiführung nicht deutliche
Zugeständnisse gemacht hätten. Doch mit großer Wahrscheinlichkeit spielte
bei dieser Entwicklung auch die sich anbahnende Linkswende der KPD
eine Rolle. Sie gab den Linken das Gefühl, dass sich die Partei auf sie
zubewege.1489 Dementsprechend nahmen sie wahrscheinlich manche
Zugeständnisse gar nicht als solche wahr. Für die Parteiführung wiederum
bedeutete die Linkswende den Beginn der Auseinandersetzung mit dem
rechten Parteiflügel. Hier konnte ihr die Linke behilflich sein. So schickte
die Zentrale Vogt, der im Mai 1928 Reichstagsabgeordneter geworden war,
wieder nach Leipzig, um die rechte Opposition zu bekämpfen.1490
Darüber hinaus existieren durchaus überzeugende Fakten für LaPortes
These, die Vogt-Gruppe habe in Westsachsen als eigenständige Fraktion
weiterexistiert. Es ist beispielsweise überliefert, dass die Parteiführung Vogt
kurz nach seiner Rückkehr erneut parteifeindliches Verhalten vorwarf und
auch weitere Auseinandersetzungen erwartete.1491 Um die Situation zu
entschärfen, strafversetzte sie den Oppositionsführer bald wieder in andere
Bezirke (Schlesien und Württemberg). Ein überaus anschauliches Beispiel
für das widerspruchsvolle Verhältnis zwischen Vogt-Gruppe und Thälmann-
Führung liefert der westsächsische Bezirksparteitag, der im Februar 1929 in
Leipzig stattfand.1492 Dort gab es durchaus inhaltliche Berührungspunkte
zwischen den beiden Strömungen und offenbar fanden auch Absprachen
zwischen ihnen statt. So erklärte Otto Hermann von der Vogt-Gruppe vor
der Versammlung, dass seine Fraktion gegenwärtig auf einer Linie mit dem
ZK liege. Auch im Kampf gegen die Rechten und die Versöhnler
unterstützten die westsächsischen Linken die Parteiführung.
Das ZK revanchierte sich mit einem 42-köpfigen Listenvorschlag für die
Bezirksleitung, auf dem sich knapp ein Dutzend Unterstützer der linken
Opposition befanden, jedoch keine Rechten und Versöhnler.1493 Doch diese
Liste verdeutlichte auch das Misstrauen, das die Parteiführung weiterhin
gegenüber den Vogt-Leuten hegte: Entgegen deren Wunsch befand sich
Vogt nicht darauf. Das führte zu einem Eklat: „Jetzt bezichteten in
wütenden Reden die Ultralinken die Teddy-Truppe [Thälmann-Anhänger]
der politischen Unehrlichkeit und des Betruges. Sie hätten nur auf den
offenen Kampf gegen das ZK verzichtet, da man ihnen vorher zusicherte,
ihren politischen Führer Voigt nach Leipzig in die BL zu übernehmen.“1494
Als der Parteitag entschied, ob Vogt Mitglied der Bezirksleitung werden
solle, unterlagen die Linken mit 65:74 Stimmen. Das ZK konnte sich nur
deshalb durchsetzen, weil es in dieser Abstimmung nun die Unterstützung
der Rechten und Versöhnler erhalten hatte. Doch belegt das Ergebnis die
anhaltende Stärke der Vogt-Gruppe im Bezirk.
Wieder einmal war es der Parteiführung also gelungen, verschiedene
Oppositionsgruppen gegeneinander auszuspielen – um sie nacheinander
unschädlich zu machen. Zwar konnte die Vogt-Gruppe in der Partei
verbleiben und auf lokaler Ebene weiter Einfluss ausüben. Insofern hat
LaPorte Recht: Eine Kapitulation war das zwar nicht. Aber der Preis für die
lokale Freiheit war hoch. Fortan traten die Vogt/Kötter-Anhänger auf
Reichsebene nicht mehr als organisierte Opposition in Erscheinung. Aber
vielleicht sahen sie angesichts der Linkswende der KPD auch gar nicht
mehr die Notwendigkeit, den Kampf um die Gesamtpartei zu führen.

4.7.1.2 Die Weber-Gruppe

Wesentlich schärfer als ihre Ex-Genossen aus Westsachsen wurde der


Weber-Flügel der Weddinger Opposition bekämpft. Doch die Gruppe
konnte den Angriffen aus der KPD-Zentrale noch eine ganze Zeit Paroli
bieten. Im Frühjahr 1927, also kurz nach der Spaltung, wusste sie in der
Pfalz weiterhin die absolute Mehrheit der Parteimitglieder hinter sich.1495
Auch in den Berliner Verwaltungsbezirken Wedding und Weißensee stellte
sie noch die lokalen Leitungen.1496 Eine kleine Anhängerschaft existierte
außerdem im Bezirk Mittelrhein.1497 Der Reichskommissar zur
Überwachung der öffentlichen Ordnung ging zu dieser Zeit davon aus, dass
die Weddinger Opposition deutschlandweit etwa 3.000 Anhänger habe.
Allerdings differenzierte er dabei nicht zwischen den beiden Strömungen
Weber und Vogt/Kötter.1498
Beim Essener Parteitag im März 1927 spielten die Weddinger jedoch
kaum noch eine Rolle.1499 Sie stellten lediglich neun Delegierte und Weber
erhielt gerade einmal zehn Minuten Redezeit, um eine Resolution seiner
Gruppe vorzustellen. Zwar wurde mit dem Pfälzer Adolf Betz erneut ein
Vertreter der Weddinger Opposition ins ZK gewählt. Doch insgesamt schien
sie sich in einer Krise zu befinden. Die Spaltung ging offenbar nicht spurlos
an ihr vorbei. So berichtete ein ZK-Anhänger im September 1927 von einer
Parteiveranstaltung im Wedding: „Auf der Versammlung lag eine müde,
unaufmerksame, zum Teil resignierte Stimmung. Innerhalb der Opposition
selbst scheinen Differenzen zu bestehen […].“1500
Für die KPD-Führung war das genau der richtige Zeitpunkt, um einen
weiteren Schritt zur Ausschaltung der innerparteilichen Linken zu
unternehmen. Alle anderen oppositionellen Strömungen hatten die Partei
bereits verlassen müssen, zuletzt die Fischer/Urbahns-Gruppe. Nun konnte
man sich also der Weddinger Opposition zuwenden. In einem internen
Schreiben hieß es dementsprechend, „dass es an einer systematischen
Bearbeitung des Wedding durch die BL in den letzten Monaten gemangelt
hat und dass eine systematischen Bearbeitung unbedingt jetzt erfolgen
muss.“1501 In einem anderen Schriftstück vom Oktober 1927 schätzte ein
ZK-Vertreter die Situation günstig ein, um nun zum Schlag gegen die
Opposition auszuholen: „Bei einer guten Vorbereitung der
Zellenversammlungen und bei einer scharfen politischen
Auseinandersetzung […] ist deshalb die Möglichkeit gegeben, die Mehrheit
für das ZK im Wedding zu erobern.“1502 Auch den Bezirk Pfalz wollte die
KPD-Führung nun unter ihre Kontrolle bringen. Zu diesem Zweck
entsandte sie im Herbst 1927 Karl Fischer als ZK-Kommissar in den
Südwesten, August Creutzburg begleitete ihn.1503
Etwa zur selben Zeit – Ursache und Folge lassen sich nur schwer
rekonstruieren – näherte sich die Führung der Weddinger Opposition erneut
der Fischer/Urbahns-Gruppe an. Der „Brief der 700“ hatte ja bereits
gezeigt, dass in der russischen Frage Einigkeit bestand. Nun führten
Vertreter der beiden Gruppen erste Gespräche zur Intensivierung ihrer
Zusammenarbeit.1504 Bei öffentlichen Versammlungen wurden alte
Feindseligkeiten beiseitegelegt. So berichtete ein erstaunter Beobachter aus
dem Wedding: „Das Symptomatische an dieser Konferenz war, dass Weber-
Riese sehr versuchten, die Urbahnisten mit in die Front zu bekommen. In
ihren Reden war kein Wort der Polemik gegen die Maslow-Urbahns-
Gruppe enthalten.“1505 Umgekehrt bemühten sich auch die Urbahns-
Anhänger um die Weddinger. So soll sich der linke Reichstagsabgeordnete
Hans Bohla im November 1927 in einigen Ortsgruppen der Pfalz
„herumgetrieben“ und versucht haben, „seine Fraktionsgeschäfte
aufzuziehen.“1506 Auch Ruth Fischer versuchte ihren ehemaligen
innerparteilichen Kontrahenten für ein gemeinsames Projekt zu gewinnen.
Im Oktober 1927 trat sie in den Pharus-Sälen im Wedding auf. In dem
Bericht eines ZK-Anhängers über ihre Rede ist zu lesen:

Nun wandte sich die Ruth zur Weddinger Opposition[:] „uns trennt ja
nichts Wesentliches von einander; der gemeinsame Feind steht rechts: es
ist der Stalinismus. Wir haben zwar früher Differenzen gehabt, sie sind
jetzt nicht mehr vorhanden, es ist deshalb notwendig, dass wir uns zum
gemeinsamen Kampf vereinen.[“] Aus einer geheimnisvollen Taktik
heraus lehne es die Weddinger Opposition bis jetzt ab, mit ihnen
zusammenzukommen. [„]Ihr müsst Euch jetzt entscheiden. Die Dinge
stehen auf Messers Schneide; jetzt ist es Zeit, zum offenen Kampf
überzugehen und eine internationale Linksfront der linken Kommunisten
zu bilden. Tut ihr das nicht, so werdet ihr den organisatorischen
Maßnahmen des ZK doch nicht ausweichen und zum Schluss doch
ausgeschlossen. Der beste Teil der Weddinger Opposition wird diese
Notwendigkeit sicher einsehen.“1507
Doch obwohl die Führung der Weddinger Opposition sich um ein gutes
Verhältnis zur Urbahns-Gruppe bemühte, kamen Fischers Worte an der
Basis im Wedding nicht gut an. Der ZK-Beobachter wusste zu berichten,
dass Fischers Annäherungsversuche „mit eisigem Schweigen
aufgenommen“ wurden. Zimmermann mutmaßt, dass hier „alte
Rechnungen zu begleichen“ gewesen seien. Viele Weddinger hätten wohl
nicht vergessen, wie Fischer mit ihnen in den Jahren zuvor umgegangen sei.
Als Parteivorsitzende habe sie Funktionäre aus dem Unterbezirk
angegriffen und deren Ausschluss gefordert. Hinzu seien die politischen
Differenzen etwa im Verhältnis zur SPD gekommen.1508
Sicherlich spielte hier noch ein weiterer Aspekt eine Rolle: die gerade in
den Reihen der Weddinger Opposition weit verbreitete Angst, aus der Partei
ausgeschlossen zu werden. Gemeinsame Aktivitäten mit bereits
Ausgeschlossenen waren für die Parteiführung immer wieder ein
willkommener Anlass gewesen, unliebsame Genossen aus der KPD zu
drängen. Genau diese Gefahr bestand bei einem Zusammengehen mit der
Fischer/Urbahns-Gruppe.1509 Zum Ausdruck kommt diese Befürchtung in
einem Schreiben eines Weddinger Kommunisten, der im Dezember 1927
seinen Austritt aus der Opposition erklärte. Er warnte dort vor den
„Spaltungsabsichten der Ruth Fischer-Gruppe“ und lehnte „die geringste
Verbindung mit den Maslowleuten ab“. Mit der Annäherung an Fischer und
Urbahns sei seine Gruppe auf einem Weg, der „über kurz oder lang zur
Spaltung […] führen muss“. Er hingegen bliebe der Partei treu, schließlich
habe er dort „immer die Gelegenheit, meine Meinung auszusprechen und
Kritik zu üben, wenn ich das für nötig halte.“1510 Welche Gründe auch
immer ausschlaggebend waren: Die Annäherungsversuche an die
Fischer/Urbahns-Gruppe schadeten der Weddinger Opposition, denn Teile
ihrer Basis wollten diesen Schritt nicht mitgehen. Zudem war auch hier die
sich anbahnende Linkswende der KPD zu spüren, die zu dieser Zeit
zahlreiche linke Oppositionelle verschiedener Gruppen zurück in die Arme
des ZK trieb – darunter auch bekannte Mitglieder der Weber-Gruppe: Bei
der ZK-Sitzung am 8. und 9. Dezember 1927 sagte sich Adolf Betz von der
Opposition los.1511 Zur gleichen Zeit verließ mit dem Weddinger Orgleiter
Fritz Engel ein weiterer führender Kopf die Gruppe.
Diese Entwicklung ermöglichte es der Parteiführung, zum ersten Mal
seit 1925 wieder eine Mehrheit im Verwaltungsbezirk Wedding zu erlangen.
Bei einer Delegiertenversammlung am 13. Dezember 1927 stimmten 88
Delegierte für eine Resolution Thälmanns, 83 dagegen und 8 enthielten
sich.1512 Und nicht nur das: Bei der Wahl der Bezirksleitung fielen sowohl
Weber als auch Riese durch, woraufhin sich die gesamte Weddinger
Opposition weigerte, in der neuen Leitung mitzuarbeiten.1513 In der
Folgezeit ließ der Aktivitätsgrad der Weber-Anhänger deutlich nach. So
beklagte sich nur wenige Wochen später ein Mitglied der Urbahns-Gruppe
über die „völlige Untätigkeit der sogenannten Weddinger Opposition“.1514
In der Pfalz hingegen konnte die Gruppe vorerst ihre Vormachtstellung
bewahren. Zum Bezirksparteitag am 10. und 11. Dezember 1927 sandte das
Zentralkomitee mit Paul Merker und Franz Dahlem extra zwei prominente
Redner, um die Delegierten auf seine Seite zu ziehen. Merker und Dahlem
legten der Versammlung einen Resolutionsentwurf vor, in dem es unter
anderem hieß: „Der Bezirksparteitag der Pfalz steht treu und fest zur
Kommunistischen Internationale und zur KPD und lehnt jeden
Spaltungsversuch ab und jede Verbindung zur internationalen
Trotzkigruppe.“1515 Doch sie hatten keinen Erfolg: Die meisten
Anwesenden stimmten für die Resolution der Weber-Gruppe.1516
Im Wedding war die Taktik des ZK erfolgreich, einen Teil der Mitglieder
auf seine Seite zu ziehen. Doch hier ging sie nicht auf. Also änderte die
Parteiführung kurzerhand die Vorgehensweise. Am 12. Januar 1928
informierte sie die Mitglieder des Bezirks Pfalz, dass sie Baumgärtner als
politischen Leiter und Sekretär des Bezirks Pfalz wegen „parteifeindlicher
Handlungen“ abgesetzt habe.1517 Seine Stelle übertrug sie kommissarisch
dem ZK-treuen August Creutzburg. Verzweifelt wehrte sich die Opposition
– und griff dabei auf altbekannte Maßnahmen zurück: Am 16. Januar
besetzte sie das Pfälzer Parteisekretariat, um den Vertretern des ZK den
Zutritt zu verwehren. Auch drei Tage später, „als die Beauftragten des ZK
versuchten, ihrem Auftrag entsprechend ihre Arbeit im Parteibüro
aufzunehmen, war das Büro […] erneut von 15 Genossen besetzt.“1518
Weiterhin stand die Mehrheit der Mitglieder des Bezirkes hinter der
Opposition. Dies wird nicht nur daran deutlich, dass sich das ZK zwei
Wochen nach Baumgärtners Absetzung genötigt sah, in einem
Rundschreiben allen Zellen- und Ortsgruppenleitungen gegenüber
„nochmals darauf hinzuweisen, dass die Beschlüsse des ZK, die der
gesamten Mitgliedschaft der Pfalz bekannt sind und wonach der Genosse
Baumgärtner seiner Funktion als politischer Sekretär enthoben ist,
durchgeführt werden müssen.“1519 Sondern auch die Tatsache, dass sich die
Unterbezirkskonferenzen Altenkirchen, Frankenthal, Imsbach,
Ludwigshafen, Miesau und Speyer, sowie die Ortsgruppen Eisenberg,
Grünstadt, Ixheim-Zweibrücken, Kaiserslautern, Neuhofen und Odenbach,
des Weiteren die Arbeiter-Turnerinnen der Pfalz und auch die
Zellenversammlungen BASF und Sulzer mehrheitlich – teilweise sogar
einstimmig – mit der abgesetzten Bezirksleitung solidarisierten, zeigt den
Rückhalt, den die Weddinger in der Pfalz genossen.1520 Lediglich zwei
Pfälzer Unterbezirke (Kaiserslautern, Neustadt) und zwei Ortsgruppen
(Hassloch, Rheingönheim) verkündeten Anfang 1928 ihre Treue zum
ZK.1521 Noch im März konnte der oppositionelle Baumgärtner dem ZK
vorhalten:

Trotz aller Anstrengungen, die die Kommissare im Auftrag des


Zentralkomitees machen, steht die übergroße Mehrzahl der pfälzischen
Parteimitgliedschaft zu der politischen Auffassung der Weddinger
Opposition. […] In den stattgefundenen Mitgliederversammlungen sowie
UB-Konferenzen hat sich deutlich gezeigt, dass die Pfälzer
Parteimitgliedschaft die Spaltung der Partei wie sie durch die
Kommissare getätigt wurde, ablehnt und den entschiedenen Kampf
dagegen weiterführen wird.1522

Auch im Berliner Verwaltungsbezirk Weißensee scheiterte das ZK mit


seinen Versuchen, einzelne Mitglieder der Weddinger Opposition politisch
zu überzeugen. Daher ging es hier ebenfalls schnell zu administrativen
Maßnahmen über – und stieß dabei auf ähnlich großen Widerstand wie in
der Pfalz. Am 25. März 1928 entfernte die Parteiführung Paul Böttcher
(Polleiter) und M. Klebschuh (Orgleiter) von ihren Posten und setzte eine
kommissarische Bezirksleitung ein.1523 Als diese wenige Tage später in
Anwesenheit der ZK-Vertreter Pieck und Eisner zum ersten Mal
zusammentrat, erschien auch der abgesetzte Böttcher. Er übernahm, so
beobachtete die politische Polizei, „trotz des Protests der ZK-Vertreter mit
Billigung der Versammlung den Vorsitz, ließ Eisner auf die Straße werfen
und verprügeln und entzog Pieck das Wort.“ Die Staatsschützer schlossen
daraus: „Die Darstellung der ‚Roten Fahne‘, als ob die Weddinger
Opposition zerschlagen sei, ist also falsch.“1524
Dafür, dass sich die Weddinger so lange in der Partei halten konnten, gab
es verschiedene Gründe. Ihre Verankerung in der lokalen Arbeiterschaft ist
sicherlich einer. Folgt man Schafranek, dann gab es in gewisser Hinsicht
eine Wechselwirkung zwischen dieser Verwurzelung und der
Standhaftigkeit in den innerparteilichen Auseinandersetzungen:

Die ungemein zähe und verbissene Verteidigung ihrer pfälzischen


Hochburg gegen die wiederholten Versuche des stalinistischen
Parteiapparats, eine mit überwältigender Mehrheit gewählte
Bezirksleitung durch kommissarische Eingriffe und andere Formen
bürokratischer Repression in die Knie zu zwingen, mobilisierte ein
erhebliches Widerstandspotential und dürfte auch nicht ohne Eindruck
auf etliche „unentschiedene“ Parteimitglieder geblieben sein.1525

Außerdem spielte, darauf hat Hermann Weber hingewiesen, eine Rolle,


dass die Weddinger in den innerparteilichen Auseinandersetzungen äußerst
vorsichtig operierten, um der Parteiführung nur wenig Handhabe für
Repressalien zu bieten.1526
Doch nachdem das ZK im Verlauf des Jahres 1927 nahezu die gesamte
linke Opposition aus der Partei gedrängt hatte, konnte es letztendlich auch
ohne großes Aufsehen administrativ gegen die verbliebenen lokalen
Hochburgen der Weddinger Opposition vorgehen. Dies war zwar, so
erinnerte sich Hans Weber, „in der Pfalz und in Ludwigshafen mit
beachtlichen Mitgliederverlusten verbunden, die teilweise durch
Ausschluss, teilweise durch Austritt zustande kamen.“1527 Doch alle
innerparteilichen Proteste waren, so hat Schafranek treffend beobachtet,
nichts anderes als Rückzugsgefechte.1528 Die Parteiführung wusste das und
war gerne bereit, sie ebenso zu ertragen wie den Verlust einiger hundert
Mitglieder.1529 Am 1. April 1928 erreichte sie schließlich ihr Ziel: Erstmals
seit dem Jahr 1924 stand bei einem Bezirksparteitag in der Pfalz die
Mehrheit der Delegierten hinter der Parteiführung.1530
Dem war der Parteiausschluss weiterer prominenter Vertreter der
Weddinger Opposition vorausgegangen: Anfang Februar mussten die
Pfälzer Baumgärtner und Frenzel die KPD verlassen, weil sie angeblich im
Oktober 1927 eine Zusammenkunft der Opposition mit dem russischen
Trotzkisten Christian Rakowski geleitet hatten.1531 Am 14. März 1928
wurden auch Weber und weitere führende Funktionäre der Pfälzer KPD aus
der Partei ausgeschlossen. Ihnen warf die Parteiführung vor, sich einige
Tage zuvor mit Baumgärtner, Frenzel sowie mit Urbahns und Grylewicz
getroffen zu haben, um ein Bündnis linker Kommunisten einzugehen.1532
„Schmächliches Ende der ‚Weddinger Opposition‘: Weber in den Armen
Ruth Fischers gelandet“, titelte an diesem Tag die „Rote Fahne“.1533
Tatsächlich intensivierten sich jetzt noch einmal die Verhandlungen
zwischen Weddingern und der Fischer/Urbahns-Gruppe. Man beschloss
eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen und den „Volkswillen“ als
„Süddeutsche Arbeiterzeitung“ im Bezirk zu verbreiten.1534 Beim
Gründungskongress des Leninbundes Anfang April 1928 erklärte Werner
Scholem sogar, in absehbarer Zeit sei mit einer Verschmelzung der beiden
Gruppen zu rechnen.1535 Doch die andere Seite war offenbar weniger
optimistisch. In einem Rundschreiben an die Unterstützer der Weddinger
Opposition in der Pfalz hieß es etwa zur gleichen Zeit, die
Arbeitsgemeinschaft mit der Fischer/Urbahns-Gruppe habe nur den Zweck,
„zu prüfen und festzulegen wie weit gemeinsam gekämpft werden kann und
unter welchen politischen Parolen.“ Die Konstituierung des Leninbundes
lehnte die Gruppe ab. „Das ist die Auffassung und Beschluss der Weddinger
Opposition.“1536
Dementsprechend traten die Weddinger der neu gegründeten
Organisation nicht bei, sondern blieben als eigene Fraktion – nun außerhalb
der KPD – bestehen. Zu der Frage, weshalb es nicht zum Zusammenschluss
mit der Fischer/Urbahns-Gruppe gekommen sei, bietet die Forschung
unterschiedliche Vermutungen an. Zimmermann schreibt, Weber habe „die
Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Gruppen für so gewichtig
[gehalten], dass sie eine baldige Verschmelzung ausschließen mussten“.1537
Für Schafranek haben vor allem organisatorische Überlegungen eine Rolle
gespielt. Ähnlich wie andere Linke hätten die Weddinger befürchtet, der
Leninbund verwandele sich zwangsläufig in eine zweite Partei – nicht
zuletzt nach der Entscheidung, bei der Reichstagswahl mit eigenen Listen
anzutreten. Sie hingegen hofften weiterhin darauf, innerhalb der KPD
wirken zu können: „Ihr Gesicht blieb voll und ganz der Partei zugewendet,
in der sie aller Degeneration zum Trotz nach wie vor die ‚revolutionären
proletarischen Kerntruppen‘ vereinigt sah.“1538 Die im April 1928
veröffentlichten „hauptpolitischen Parolen“ der Weddinger stützen diese
These. Dort hieß es: „Gegen eine zweite Partei. Gegen die Spaltung“.1539
Auch an anderer Stelle schrieb die Leitung der Gruppe, dass die
Hauptdifferenz zum Leninbund in dieser Frage bestünde.1540
Doch eine gewisse Widersprüchlichkeit in der Haltung der Weddinger
lässt sich hier nicht leugnen. Zwar kritisierten sie den Leninbund für die
Aufstellung eigener Wahllisten. Doch zugleich entschieden sie sich
ebenfalls zu einem eigenständigen Wahlantritt. Am 20. Mai 1928 fand nicht
nur die Reichstagswahl, sondern auch die bayerische Landtags- und die
Pfälzer Kommunalwahl statt. Hier präsentierten sie eine von der KPD
unabhängige Liste – und zwar gemeinsam mit dem Leninbund, der eine
Ortsgruppe in Speyer hatte.1541 Die Listenverbindung trug den Namen
„Alte Kommunistische Partei“ (AKP).
In einem Schreiben an das ZK rechtfertigten sich die Weddinger damit,
„dass auch heute noch die Mehrheit der pfälzischen Mitgliedschaft treu zur
Opposition“ gehöre: „Ihr werdet selbst bei sachlicher Prüfung der Situation
in der Pfalz zu der Überzeugung kommen, dass wir mit diesem unserem
Schritt Recht haben und die Aufstellung eigener Kandidaten im Interesse
der kommunistischen Bewegung unbedingt notwendig ist.“1542 Sie
schlugen der Parteiführung zwar eine gemeinsame Liste vor, doch wie zu
erwarten war, reagierte die nicht darauf. Vielmehr hetzte die ZK-treue
Ludwigshafener „Arbeiter-Zeitung“ gegen den Linkskommunisten
Baumgärtner: „Er versucht zur Täuschung der Arbeitermassen den guten
Namen der Kommunistischen Partei für seine konterrevolutionären
Handlangerdienste für die Bourgeoisie weiter zu missbrauchen […].“ Dabei
sei er noch „verlogener und hinterhältiger“ als sein „politisch verkommener
Zwillingsbruder Scholem“. Dieser würde zumindest den Mut aufbringen,
die KPD offen anzugreifen.1543 Intern schmiedete die Bezirksleitung bereits
Pläne, den Wahlantritt der Opposition zu verhindern:

Zur Aufstellung einer eigenen Kandidatenliste der „alten


kommunistischen Partei“ zu der 500 amtlich beglaubigte Unterschriften
bei der Einreichung mit vorgelegt werden müssen, werden wir bereits in
den nächsten Tagen versuchen, durch die Herausgabe eines Flugblattes
ihnen die Aufbringung der vorgeschriebenen Zahl der Unterschriften zu
erschweren und evtl. unmöglich zu machen. Wird trotzdem die Liste
eingereicht, werden wir einige Wochen vor der Wahl eine Reihe schwerer
moralischer Vergehen Baumgärtners der Öffentlichkeit bekannt geben,
damit er nicht nur politisch, sondern auch moralisch bei der
Arbeiterschaft erledigt ist. Material hierzu steht genügend zur
Verfügung.1544

Doch offenbar scheiterte dieses Vorhaben. Denn den oppositionellen


Kommunisten gelang nicht nur, eigene Listen aufzustellen, sondern darauf
befanden sich sogar mehr Namen als auf denen der KPD. So traten zur
Bezirkstagswahl in Ludwigshafen 19 Personen für die AKP an und nur
neun für die KPD.1545 Bei der zur Kreistagswahl in Speyer lautete das
Verhältnis 18:17.1546 In ihrer Hochburg Pfalz war die Weddinger
Opposition also auch nach ihrem Ausschluss aus der Partei noch
mobilisierungsfähig.
Doch ein Großteil der Wähler konnte mit der Tatsache, dass zwei
kommunistische Parteien antraten, wenig anfangen. Gegen den
Gesamttrend verlor die KPD bei der Reichstagswahl in der Pfalz 1,6
Prozent (minus 5.748 Stimmen) und landete bei mageren 7,1 Prozent. Das
entsprach 29.203 Stimmen. Nur etwa ein Zehntel dessen, nämlich 3.127
Stimmen, erreichte die AKP.1547 Auch wenn sie in der Pfalz stärker
abschnitt als der Leninbund in allen anderen Wahlkreisen,1548 konnte sie
das Ergebnis keineswegs als Erfolg werten. Weder für den Reichstag noch
den Landtag oder die Gemeindeparlamente konnte die AKP-Liste ein
Mandat erzielen.1549 Offenbar war es den linken Kommunisten nicht
gelungen, über das kleine Milieu der politisch organisierten und engagierten
Arbeiterbewegung auszugreifen.
Doch während der Ausgang der Wahl den Leninbund in eine Krise
stürzte, blieb die Weber-Gruppe in der Pfalz aktiv. Laut Becker verfügte sie
dort im Jahr 1928 noch über knapp 160 Mitglieder.1550 Sie wurde von Max
Frenzel geleitet, nannte sich Anfang 1929 in „Leninisten-Bolschewiki“ um
und gab die frühere KPD-Funktionärszeitschrift „Der Pionier“ als
monatlich erscheinendes Oppositionsorgan in einer Auflage von 1.000
Exemplaren heraus.1551 Ihr gelang es sogar, neue Mitglieder zu gewinnen.
So hieß es im Jahr 1929 in einem KPD-Bericht, dass die pfälzischen
Oppositionellen „in einigen Orten ihre Basis verbreitern konnten“. Während
die Zweibrücker Genossen „inzwischen zur Partei zurückgekehrt“ seien,
nähme die Anhängerschaft der Opposition in Ludwigshafen, Kaiserslautern
und Hassloch zu.1552 Auch in den südwestpfälzischen Gemeinden
Godelshausen, Mühlbach und Niedermohr bestanden weiterhin
oppositionelle Gruppen.1553
Zugute kam der Strömung, dass ihre Mitglieder seit Jahren in der lokalen
Arbeiterbewegung verankert waren. So klagten die ZK-Anhänger im
Bezirk, dass die Opposition trotz der Parteiausschlüsse weiterhin
verschiedene Arbeiterorganisationen „beherrsche“, etwa den Mieterverein
und den Arbeiterschützenverein in Ludwigshafen. Zeitweilig habe die
Gruppe dort auch den Erwerbslosenausschuss und die Freidenker sowie in
Kaiserslautern die Internationale Arbeiterhilfe dominiert. In den
verschiedenen Organisationen brächte die Opposition „offen
sozialfaschistische Methoden zur Anwendung“: Sie arbeite nämlich zum
Teil mit der SPD zusammen – gegen die KPD.1554
Insgesamt stieg die Mitgliederzahl der Weddinger Opposition in der
Pfalz bis Ende des Jahres 1929 auf 200 bis 300 an.1555 Zum Vergleich: Die
KPD hatte dort zum gleichen Zeitpunkt 960 Mitglieder.1556 Deutlich wurde
der Aufschwung der Opposition bei der Ludwigshafener Stadtratswahl am
8. Dezember 1929. Mit 1.017 Stimmen erzielte sie immerhin knapp ein
Drittel der kommunistischen Stimmen (3.551) und gewann ein Mandat, das
Max Frenzel wahrnahm.1557 Auch in Kaiserslautern konnte die Weber-
Gruppe einen deutlichen Zuwachs erzielen: Im Vergleich zur
Kommunalwahl des Jahres 1928 erhöhte sich ihre Stimmenzahl von 296 auf
552.1558
In Berlin hingegen zeigte die Weddinger Opposition
Auflösungserscheinungen: Die Weißenseer Gruppe schloss sich Ende des
Jahres 1928 dem Leninbund an. Zuvor hatte der ehemalige Polleiter Paul
Böttcher in der Bezirksverordnetenversammlung schon mit zwei anderen
Abgeordneten eine Fraktion „Linke Kommunisten“ gebildet.1559 Ihre
Pfälzer und Weddinger Gesinnungsgenossen forderten die Weißenseer nun
auf, es ihnen gleich zu tun:

Es ist höchste Zeit, dass alle ehrlichen Genossen diesen Schritt des
Zusammenschlusses zur Stärkung der Leninschen Opposition vollziehen.
Wir sind uns klar darüber, dass mit unserem Eintritt in den Leninbund
(Linke Kommunisten) die Weddinger Opposition aufgehört hat zu
existieren, da wir die letzte Gruppe derselben waren, die ihre
Geschlossenheit bewahrt hat.1560

Zumindest für die Hauptstadt war diese Einschätzung nicht ganz falsch.
Denn die Gruppe im Wedding befand sich seit der Rückkehr Hans Webers
nach Speyer in einem desolaten Zustand. Solange er in Berlin wohnte,
fungierte er als Bindeglied zwischen dem Wedding und seinem
Heimatbezirk und hatte offenbar großen Einfluss auf die organisatorische
Entwicklung. Doch nach seinem Wegzug gingen die Oppositionellen in die
Passivität. Das berichtete auch Kurt Landau im September 1929 an Trotzki:
„Von den Weddingern besteht in Berlin fast nichts mehr […].“ Zudem
scheint auch hier der Linksschwenk der KPD gefruchtet zu haben. Die
meisten ihrer Mitglieder seien nun, so Landau weiter, „kritiklose Anhänger
der ‚neuen‘ Politik der KPD gegen den ‚Sozialfaschismus‘ und fordern
Parallelgewerkschaften.“1561
Besagter Landau war es auch, der sich darum bemühte, die
verbleibenden Reste der Weddinger Opposition mit der trotzkistischen
Minderheit im Leninbund um Anton Grylewicz zusammenzuführen. Dies
schien eine folgerichtige Entscheidung zu sein, schließlich lehnte auch
Trotzki das Projekt „zweite Partei“ ab und wollte stattdessen für eine
Reform der KPD kämpfen.1562 In anderen Punkten hatte ebenfalls eine
Annäherung stattgefunden. So schrieb Weber im April 1929, dass seine
Gruppe „in allen Hauptfragen“ mit der Linken Opposition der Sowjetunion
übereinstimme.1563 Vermutlich schon 1926 war ein Vertreter der
Weddinger, nämlich Max Riese, Trotzki persönlich in Moskau begegnet.1564
Spätestens aber seit 1929 standen Max Frenzel, Alexander Müller, Hans
Weber und andere Mitglieder der Gruppe im Briefkontakt mit dem
russischen Dissidenten.1565 Auch mit in Deutschland lebenden russischen
Trotzkisten sollen sie eng zusammengearbeitet haben.1566
Praktisch zeigte sich die Annäherung etwa darin, dass die Weddinger
Solidaritätskampagnen für Trotzki veranstalteten. „Gegenwärtig machen
wir“, berichtete Weber dem russischen Dissidenten im April 1929, „eine
Versammlungskampagne, in der […] insbesondere Ihre Ausweisung aus der
Sowjet-Union und die Ablehnung Ihrer Einreise nach Deutschland
behandelt wird“.1567 Zudem vertrieb, so Weber weiter, die Gruppe Schriften
der russischen Opposition. Einen Brief Trotzkis an russische Arbeiter hätten
die Pfälzer als Flugblatt in einer Auflage von 10.000 Stück herausgegeben.
Eine Broschüre Trotzkis versah Weber mit einem Vorwort.1568 In seinen
einleitenden Worten gestand er ein, dass seine Gruppe den sowjetischen
Kommunisten in der Vergangenheit falsch eingeschätzt habe:

Die damalige deutsche Linke, unbeschadet ihrer heutigen Gruppierung,


die wir uns mit der hyperradikalen Phrasenperspektive unmittelbar nach
der für ganz Europa entscheidenden Niederlage des deutschen
Proletariats im Jahre 1923 von einer verantwortungsscheuen
Kommintern- und WKP-Führung verwirren, einfangen und
missbrauchen ließen, haben allen Grund […], wenigstens jetzt frank und
frei vor aller Welt unseren verhängnisvollen Irrtum zu bekennen, den wir
damit begingen, dass wir uns blindwütend auf den vermeintlichen,
pessimistischen „Trotzkismus“ hetzten und damit von den wahren
Schuldigen ablenken ließen.1569
In der zweiten Jahreshälfte 1929 fanden unter der Regie Kurt Landaus
erste Sondierungsgespräche zwischen der Weddinger Opposition und der
Minderheit im Leninbund statt. Sie ergaben Übereinstimmungen in der
russischen und in internationalen Fragen, Differenzen existierten hingegen
in der Gewerkschaftsfrage.1570 Die Weddinger – zumindest ihre Berliner
Gruppe – seinen „antigewerkschaftlich eingestellt“, beklagte sich
Landau.1571
Dem Österreicher, der nach seiner Ankunft in Deutschland zunächst in
den Reihen des Leninbundes agiert hatte, war es nun gelungen, die Gruppe
im Wedding zu reanimieren. An Trotzki schrieb er, sie habe „ihre Arbeit,
die so lange Zeit vollkommen daniederlag, wieder aufgenommen; es
werden 14-tägige Fraktionssitzungen veranstaltet, an denen meistens 10-14
Genossen, die fast alle noch in der Partei stehen, teilnehmen“.1572 Etwas
später nahm Landau auch zur Pfälzer Gruppe der Weddinger Opposition
Kontakt auf.1573 Ziemlich genau zu dieser Zeit zog sich Hans Weber aus der
Politik zurück. Seine Beweggründe liegen völlig im Dunkeln. Ob sie
privater Natur waren oder ob sein Rückzug mit der Annäherung seiner
Gruppe an die Leninbund-Minderheit um Landau zusammenhing, lässt sich
nicht rekonstruieren.1574 Bekannt ist lediglich, dass er im Oktober 1930
versuchte, wieder in die KPD einzutreten, was die Parteiführung aber
ablehnte.1575 Daraufhin betätigte er sich bis zum Ende des Krieges nicht
mehr politisch. Was auch immer Weber bewegt hat: Die Weddinger
verloren auf jeden Fall eine ihrer herausragenden Persönlichkeiten.1576
Die nach ihm benannte Gruppe steuerte nun geradewegs auf die
Vereinigung mit der Leninbund-Minderheit zu. Im Dezember 1929 erklärte
sie gegenüber Grylewicz ihre Bereitschaft, eine Arbeitsgemeinschaft
einzugehen.1577 Am 20. Februar 1930 fand schließlich ein erstes Treffen
von Vertretern der Weddinger Opposition (Sascha Müller, Hans
Schwalbach) und der Leninbund-Minderheit (Anton Grylewicz, Richard
Neumann) statt, in dem der Zusammenschluss vorbereitet wurde.1578 Auch
Trotzki drängte auf die Vereinigung, da sich die Auseinandersetzungen im
Leninbund verschärften und sich abzeichnete, dass die Führung um
Urbahns nicht mehr gewillt sein würde, die oppositionelle Strömung zu
dulden.1579
Doch ganz so einfach vollzog sich die Vereinigung nicht. Der Termin für
die entsprechende Versammlung wurde mehrmals verschoben und auch die
Herausgabe einer gemeinsamen Zeitschrift verzögerte sich. Zunehmend
geriet Landau zwischen die Fronten. So verweigerte die Minderheit im
Leninbund zeitweilig die Zusammenarbeit mit dem Österreicher und bat
Trotzki, ihn „schnellstens aus Deutschland abzurufen“.1580 Der Gescholtene
beschrieb Trotzki die Schwierigkeiten:

Das Verwachsen zweier Gruppen mit so verschiedenen Traditionen kann


sich nur sehr allmählich vollziehen. Sie dürfen nicht vergessen, dass die
Weddinger Opposition jahrelang den Kampf gegen Maslow – Ruth
Fischer – Urbahns führte, dass sie den Leninbund erbittert bekämpfte
und allem, was von „dort her“ kommt, mit größtem Misstrauen
gegenübersteht. Sie sind gewöhnt, sich als den Mittelpunkt der Welt zu
betrachten. In Deutschland ist es Parteitradition, so auf den Wedding zu
blicken, wie man 1871 nach Paris blickte.1581

Wolfgang Alles spricht in diesem Zusammenhang von „alte[n], aber


noch immer lebendige[n] Rivalitäten“, die im Vorfeld der Vereinigung
zutage traten.1582 Sie sollten sich noch als schwere Hypothek erweisen.

4.7.2 Studenten gegen Stalin: Die Bolschewistische


Einheit
London, Flughafen Heathrow, 11. September 1962: Der Psychiater Robert
Soblen bricht zusammen. Er hat eine Überdosis Schlafmittel genommen.
Sein Selbstmord ist die letzte Möglichkeit, der Auslieferung in die USA zu
entgehen, wo ihn eine lebenslange Haft erwartet. Soblen soll militärische
Geheiminformationen weitergegeben haben. Sein richtiger Name lautet
Ruvin Sobolevicius, er ist Mitglied eines Netzwerks sowjetischer
Geheimagenten in den Staaten. Mit seinem Tod nimmt ein spektakulärer
Spionagefall der frühen US-amerikanischen Nachkriegsgeschichte sein
Ende.1583
Mehr als dreißig Jahre vorher war Sobolevicius’ Lebensweg eng mit der
Geschichte des deutschen Linkskommunismus verwoben. Damals lebte der
gebürtige Litauer in Leipzig und war Mitbegründer der „Bolschewistischen
Einheit“. Hierbei handelte es sich um eine kleine trotzkistische Gruppe,
deren Geschichte bis heute nahezu im Dunkeln liegt. Dass man kaum etwas
über sie weiß, liegt vor allem an einer extrem schlechten Quellenlage, die
sich auch nach Öffnung der osteuropäischen Archive nicht verbessert hat.
Gestützt auf die Erinnerungen eines früheren Mitglieds1584 und spärliche
Informationen aus der Sekundärliteratur,1585 werde ich an dieser Stelle nicht
mehr als eine kurze Skizze der Entwicklung der Gruppe geben können. Die
Geschichte der Bolschewistischen Einheit bleibt also einer der letzten
weißen Flecken in der Historiografie des deutschen Linkskommunismus.
Bemerkenswert ist, dass die Gruppierung trotz ihrer geringen Größe
mehrere Persönlichkeiten hervorbrachte, die in der späteren trotzkistischen
Bewegung – auf unterschiedliche Weise – eine wichtige Rolle spielen
sollten. Einer davon war besagter Sobolevicius. Einer reichen und
weitverzweigten Pelzhändlerfamilie aus Litauen entstammend, kam er
Mitte der 1920er Jahre zum Studium nach Leipzig. Zu diesem Zeitpunkt
lebten bereits zwei seiner Brüder in der sächsischen Stadt: Beras, der
Älteste, und der zwei Jahre jüngere Abraham. Beras leitete dort eine Fabrik
des Vaters und interessierte sich wenig für Politik.1586 Abraham, der schon
im Jahr 1921 nach Leipzig gezogen war, hatte sich hingegen früh politisch
engagiert und noch als Gymnasiast der KPD angeschlossen.
Das Jahr 1927 verbrachten sowohl Ruvin als auch Abraham in der
Sowjetunion. Ruvin unternahm eine zwölfmonatige Reise, während sich
sein jüngerer Bruder als Korrespondent der „Sächsischen Arbeiter-Zeitung“
in Moskau aufhielt. Er sollte über das zehnjährige Jubiläum der
Oktoberrevolution berichten. Nachdem er den Parteiausschluss Trotzkis und
seiner Anhänger hautnah miterlebt hatte, nahm er Kontakt mit der
russischen Linksopposition auf. Wieder in Deutschland machten sich die
Sobolevicius-Brüder daran, in deren Sinne tätig zu werden. Ruvin trat der
KPD bei und gemeinsam gründeten sie die Bolschewistische Einheit.
Abraham nannte sich fortan Adolf Senin, Ruvin nahm den Namen Roman
Well an.
Ein weiteres Gründungsmitglied der Gruppe war der Medizinstudent
Erwin Ackerknecht.1587 Ihn hatten die Brüder in der Kostrufa
(Kommunistische Studentenfraktion) kennengelernt.1588 Der 1906 geborene
Sohn des gleichnamigen Literaturhistorikers war seit 1926 Mitglied der
Partei und des Jugendverbandes. Über seine Politisierung berichtete er
später:

Ich bin ein gelernter Marxist, habe auch den zweiten Band des
„Kapital“ gelesen. Ich bin über Literatur und Kunst dazu gekommen, ich
stand mit Franz Pfemfert ganz gut. Den ersten Kontakt mit seinem
Material hatte ich schon als Schulbub durch meinen Vater, einen
bekannten Literaturhistoriker und braven Liberalen […]. Als Student
kaufte ich mir dann die entsprechenden Bücher und kam so in die
revolutionäre Arbeit.1589

Zum Trotzkismus gelangte Ackerknecht jedoch eher zufällig:

1927 war ich in Wien und habe mich mit den Menschen dort über die
chinesische Politik herumgestritten und zur Antwort bekommen:
„Mensch, Du sagst ja dasselbe, was der Trotzki schreibt.“ Ich hatte es
gar nicht gelesen. Ich meinte dann: „Na, dann muss ich ’mal nachsehen,
was der schreibt, vielleicht hat er recht.“1590

Der vierte im Bunde war Otto Schüssler, ein ehemaliges KAPD-


Mitglied.1591 Auch er war Mitte Zwanzig, aber kein Student, sondern
Angestellter in einer Buchhandlung. Ackerknecht erinnerte sich: „Er war
ein kleiner Sachse, ein sehr intelligenter Junge, er war Handlanger in einem
Antiquariat in Leipzig. Er hatte nie etwas Rechtes gelernt, konnte aber gut
schreiben.“ Später, 1932, sollte er für ein Jahr auf die Insel Prinkipo gehen,
um dort als Trotzkis Sekretär zu arbeiten. „Dafür war er ideal geeignet.“1592
Die Gründungsversammlung der Bolschewistischen Einheit fand im
Januar 1928 – kurz nach der Verbannung Trotzkis nach Alma-Ata – in
Ackerknechts Studentenzimmer statt. Anfangs hatte die Gruppe nur etwa
zehn Mitglieder, überwiegend Studierende. Die meisten von ihnen waren
KPD-Mitglieder, hatten sich in der Partei jedoch nie besonders
hervorgetan.1593 Genau in diesen beiden Punkten unterschied sich die
Bolschewistische Einheit von allen anderen linkskommunistischen
Gruppierungen. Normalerweise wurden diese von langjährigen
Parteimitgliedern gegründet, die zumindest auf lokaler Ebene ein gewisses
Ansehen hatten. Zudem war keine andere linksoppositionelle Gruppe
studentisch geprägt.
Auch wenn die Bolschewistische Einheit der Leipziger Studentenschaft
entstammte, konnte sie dort kaum nennenswerten Einfluss erlangen. Doch
es gelang ihr, zaghaft in die Reihen der sächsischen Partei einzubrechen. So
gingen im Lauf des Jahres 1928 die KPD-Ortsgruppen Thekla und
Podlewitz zu ihr über. Auch in einigen Betriebszellen konnte sie neue
Mitstreiter gewinnen, so dass sich ihre Gesamtmitgliederzahl auf 50
erhöhte.1594 Zunächst agierte die Gruppe weitestgehend isoliert und
dementsprechend auch relativ unbehelligt vom Parteiapparat. Das änderte
sich erst im Juni 1929, als ihre Mitglieder beschlossen, dem Leninbund
beizutreten.1595 Die Folge war, dass die KPD-Führung ihnen nun deutlich
mehr Aufmerksamkeit schenkte und einige sogar ausschloss. Im Leninbund
gehörten die Mitglieder der Bolschewistischen Einheit der trotzkistischen
Minderheit um Anton Grylewicz an. Dementsprechend hatten sie nur ein
kurzes Intermezzo in dieser Organisation. Zusammen mit der Grylewicz-
Opposition mussten sie den Leninbund im Februar 1930 schon wieder
verlassen.1596
Wie eingangs angedeutet avancierten einige Mitglieder der
Bolschewistischen Einheit später zu prominenten Akteuren der
trotzkistischen Bewegung. Erwin Ackerknecht wurde in der Folgezeit eine
der führenden Figuren des internationalen Trotzkismus, war in den 1930er
Jahren Mitglied des Sekretariats der Internationalen Linken Opposition.1597
Otto Schüssler, der später auch das Pseudonym Oskar Fischer verwendete,
arbeitete zeitweilig als Trotzkis Sekretär und nahm 1938 als einer der
beiden deutschen Delegierten an der Gründungskonferenz der IV.
Internationale teil. Im Jahr 1939 ging er nach Mexiko, um erneut Trotzkis
Sekretär zu werden.
Eher zweifelhaft war hingegen die Tätigkeit der Brüder Sobolevicius.
Beide waren als Agenten der sowjetischen Geheimpolizei GPU in den
Reihen der kommunistischen Opposition tätig. Bekannt wurde das erst
Jahrzehnte später, als sie bereits in den USA lebten. Dorthin hatte sie der
sowjetische Geheimdienst Anfang der 1940er Jahre geschickt. Well
arbeitete dort als Psychiater und nannte sich nun Robert Soblen. Sein
Bruder trug den Decknamen Jack Soble. Ihre Agentengruppe, der unter
anderem auch Sobles Frau Myra, der Hollywood-Produzent Boris Morros
und die Schriftstellerin Martha Dodd angehörten, wurde im Jahr 1957 vom
FBI aufgedeckt und die meisten Mitglieder vor Gericht gestellt. Soble
(Senin) machte umfassende Aussagen und belastete seinen Bruder schwer.
Er wurde wegen Spionage zu sieben Jahren Haft verurteilt, im September
1962 jedoch vorzeitig entlassen. Soblen (Well) hingegen wurde zu
lebenslänglicher Haft verurteilt. Er konnte nach Israel fliehen, doch
verweigerte ihm die dortige Regierung das Asyl. Über Großbritannien sollte
er an die USA überstellt werden. Dort beging Well den eingangs
geschilderten Selbstmord.1598
Umstritten ist, ob die Brüder Sobolevicius schon in der zweiten Hälfte
der 1920er Jahre als GPU-Agenten agierten. Broué schätzt, dass die beiden
bereits vor 1927 in der Sowjetunion rekrutiert und ausgebildet wurden.1599
Auch Ackerknecht ist der Ansicht, dass sie bereits sowjetische Agenten
waren, als sie mit ihm im Jahr 1928 gemeinsam die „Bolschewistische
Einheit“ gründeten.1600 Wolfgang Alles geht ebenfalls davon aus, dass sie
schon „als stalinistische Agenten in die trotzkistische Bewegung
eingetreten“ seien.1601 Deutscher und Schafranek hingegen zweifeln an
diesen Darstellungen. Schafranek begründet dies unter anderem damit, dass
Well und Senin zunächst eine neue, kleine und relativ isolierte Gruppe
gegründet hätten. Der Leninbund hingegen wäre als „Sammelbecken
zinovevistischer und halb-trotzkistischer Strömungen und Tendenzen“ für
stalinistische Agenten ein viel lohnenderes Betätigungsfeld gewesen.1602
Senin selber gab später gegenüber den US-amerikanischen Behörden an,
dass er und sein Bruder sich im Jahr 1931 dem sowjetischen Geheimdienst
angeschlossen hätten. In der Tat ist erst für diesen Zeitpunkt die GPU-
Tätigkeit der beiden Litauer zweifelsfrei erwiesen.1603 In CIA-Kreisen ging
man jedoch nach Auswertung zahlreicher Briefe Wells davon aus, dass ihre
Agententätigkeit zumindest schon Ende des Jahres 1929 begonnen haben
muss.1604
Ab wann auch immer Well und Senin ihre destruktive Energie in den
Reihen der deutschen Linkskommunisten verbreitet haben – bemerkenswert
ist hier vor allem die Tatsache, dass die Komintern überhaupt diesen neuen
Schritt im Kampf gegen die Opposition unternahm. Bislang hatte sie sich
darauf beschränkt, unliebsame Mitglieder zu diffamieren, gegeneinander
auszuspielen und auch aus den jeweiligen nationalen Parteien
auszuschließen. Dass sie nun mit geheimdienstlichen Methoden gegen sie
vorging, stellte wahrlich eine neue Qualität dar.1605
4.8 Weitere Zersplitterung und Aufbauerfolge (1930-
1933)

4.8.1 Die (Vereinigte) Linke Opposition der KPD


An einem Sonntag im Frühling des Jahres 1930 ernannte Reichspräsident
von Hindenburg den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning zum Kanzler –
und eröffnete damit die Ära der Präsidialkabinette. Am selben Tag, es war
der 30. März, und nur wenige Kilometer vom Reichspräsidentenpalais
entfernt, wurde eine weitere, wenngleich weltgeschichtlich etwas
unbedeutendere Ära eingeläutet: die des organisierten deutschen
Trotzkismus.
Delegierte aus verschiedenen Städten der Republik kamen an diesem
Tag in der Hauptstadt zusammen, um eine neue linkskommunistische
Organisation zu gründen.1606 Bei den Anwesenden handelte es sich
hauptsächlich um Vertreter der Weddinger Opposition oder der
ausgeschlossenen Minderheit des Leninbundes, wozu auch die
Bolschewistische Einheit zählte.1607 Nach wochenlangen Verhandlungen
hatten sie sich für einen Zusammenschluss entschieden, der den Namen
„Vereinigte Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)“ (VLO)
tragen sollte.1608 Bei der Gründungskonferenz anwesend waren
Linkskommunisten aus Berlin, Leipzig, Hamburg, Königsberg, Bruchsal,
Bautzen sowie aus der Pfalz. Einige andere Ortsgruppen waren interessiert,
konnten aber aus finanziellen Gründen niemanden entsenden.1609 Insgesamt
vertraten die Delegierten etwa 350 bis 400 oppositionelle
Kommunisten.1610
Die VLO war die erste deutschlandweite Organisation, die sich explizit
als trotzkistisch bezeichnete und sich als Teil der Internationalen Linken
Opposition (ILO) begriff. Diese war auf der Versammlung durch den US-
Amerikaner Max Shachtman und den Franzosen Pierre Naville vertreten,
die gemeinsam den Vorsitz der Konferenz übernahmen.1611 Umgekehrt
nahm eine Woche später mit Oskar Seipold ein Vertreter der neuen
deutschen Trotzkisten an der ersten Tagung des Internationalen Sekretariats
(IS) der ILO in Paris teil.1612
Wie andere linkskommunistische Gruppen zuvor verstand sich die VLO
als Teil der KPD – auch wenn bereits viele ihrer Mitglieder aus der Partei
ausgeschlossen waren. Ihr Ziel war die Reform oder – zeitgenössisch
ausgedrückt – „die Eroberung der Partei für die Lehren des Marxismus-
Leninismus.“ Die Linkskommunisten forderten das Recht, ihre
Auffassungen in der Partei und Parteipresse vertreten zu dürfen. Vom
Leninbund grenzten sie sich deutlich ab. Ihm attestierten sie, die KPD
aufgegeben zu haben und stattdessen weiter „den Weg des Maslowschen
Opportunismus“ zu beschreiten.1613 Überhaupt distanzierte sich die VLO
deutlich von der bisherigen Linksopposition der Weimarer Republik. So
datierte sie beispielsweise den Beginn der verhängnisvollen
Fehlentwicklung des internationalen Kommunismus auf die Jahre 1924 und
1925 – also in jene Zeit, in der die Linkskommunisten Fischer und Maslow
an der Spitze der KPD gestanden hatten und in der die Komintern
besonders scharf gegen den „Trotzkismus“ vorgegangen war.
Seitdem hätten KPD und Komintern „einen Weg beschritten, der sie von
den Grundsätzen des revolutionären Marxismus immer weiter entfernt.“
Sämtlichen 52 Sektionen der Komintern seien in den vergangenen fünf
Jahren „abwechselnd der ultralinke und rechte Kurs aufgezwungen“
worden. Das habe die Entwicklung der einzelnen Sektionen zu
„selbständigen, aktionsfähigen bolschewistischen Parteien verhindert“.
Stattdessen sei die Politik der Komintern zunehmend nach dem
„Fraktionsinteresse des Stalinistischen Apparates“ ausgerichtet worden.
Selbstkritisch und etwas holprig formulierte die VLO, dass die deutsche
Linke „schwerwiegende Fehler“ gemacht habe: „Vor allem gilt dies von
ihrem Kampf gegen die Beschlüsse des 3. Weltkongresses, gegen die
Leninsche Einheitsfronttaktik und der Gewerkschaftslinie der ersten vier
Weltkongresse.“ Auch in ihrer Einschätzung der russischen Opposition
habe sie lange falsch gelegen.1614 Mit diesen Ansichten löste sich die
Organisation endgültig von den alten linksradikalen Traditionen der
deutschen Opposition.1615
Die Gründungskonferenz der VLO schuf erste Strukturen, um den
Kampf um die Partei aufzunehmen. Die Versammlung wählte einen
provisorischen Reichsausschuss, der paritätisch mit jeweils acht Vertretern
der Weddinger Opposition und der ehemaligen Minderheit im Leninbund
besetzt war.1616 Zudem beschlossen die Anwesenden, ab sofort eine
gemeinsame Zeitung herauszugeben, die den Namen „Der Kommunist“
tragen sollte. Die Pfälzer stellten im Gegenzug ihr Organ „Der Pionier“ ein,
die Leninbund-Minderheit verzichtete auf eine weitere Herausgabe ihres
Mitteilungsblatts.1617
Durch Oskar Seipold war die VLO sogar mit einem Abgeordneten im
Preußischen Landtag vertreten.1618 Sein Mandat „verdankte“ der Ostpreuße
dem Tod des früheren KPD-Vorsitzenden Ernst Meyer, für den er im
Februar 1930 nachrückte.1619 Dem Verlangen des ZK, auf den
Parlamentssitz zu verzichten, kam er nicht nach und wurde noch im selben
Monat aus der KPD ausgeschlossen.1620 Als Landtagsabgeordneter genoss
Seipold das Privileg, kostenlos mit der Reichsbahn reisen zu dürfen.1621 So
konnte er – zu diesem Zeitpunkt „the only Trotskyist provincial legislator in
Europe“1622 – häufig die Provinzgruppen der Opposition besuchen und dort
bei Veranstaltungen sprechen. Außerdem war es ihm möglich, einem
zweiten Oppositionellen regelmäßig Zugang zum Landtag zu verschaffen,
wie er in einem Brief an Trotzki berichtete: „Dass ich einen Sekretär haben
darf, der einen Lichtbildausweis bekommt, womit er zu jeder Zeit die
Räume des Landtages betreten darf, wusste ich schon lange, aber erst jetzt
ist es mir gelungen, Landau dazu zu überzeugen […].“1623
Ein Schwerpunkt der Aktivitäten der VLO lag in der Durchführung von
Solidaritätskampagnen für sowjetische Oppositionelle,1624 einen weiteren
bildete die Propaganda gegen den aufkommenden Faschismus und für die
Verwirklichung der Einheitsfront.1625 Mithilfe ihrer Zeitungen, Broschüren
und Flugblätter intervenierte die Gruppe in lokale Gliederungen der KPD
und versuchte so, die politische Praxis der Mitglieder zu beeinflussen.
Anders als der Leninbund, der im Jahr 1930 seine letzten Stellungen
innerhalb der KPD verloren hatte, verfügten die Trotzkisten noch in einigen
wenigen Orten über Einfluss innerhalb der Partei. Das lag vor allem daran,
dass die ehemaligen Mitglieder der Weddinger Opposition vor einiger Zeit
ihre oppositionelle Arbeit in der KPD wieder aufgenommen hatten.1626
Darüber hinaus agierten die linken Kommunisten in parteinahen
Organisationen wie der Roten Hilfe, der Internationalen Arbeiterhilfe oder
der Sächsischen Arbeiterwehr. Da sie sich als Fraktion der KPD verstanden,
verzichteten sie darauf, eigene Gewerkschaftsfraktionen oder Betriebszellen
zu bilden und beteiligten sich, falls möglich, an den entsprechenden KPD-
Untergliederungen.1627
Zum Teil arbeiteten die Trotzkisten sehr erfolgreich. Vorzeigebeispiel
hierfür war zweifellos die Ortsgruppe Bruchsal. In der 16.000 Einwohner
zählenden Kleinstadt am Rand des Kraichgaus existierte „nur eine
kommunistische Organisation, und zwar die der linken Opposition“, wie
das VLO-Organ voller Stolz im Oktober 1930 berichtete.1628 Es handelte
sich dabei um linke Kommunisten, die bereits im Jahr 1925 aus der Partei
ausgeschlossen worden waren. Sie stellten die stärkste linke Kraft in der
Stadt und waren seit November 1930 mit neun Stadtverordneten und einem
Stadtrat im Kommunalparlament vertreten. Zum Vergleich: Die SPD
verfügte über lediglich fünf Stadtverordnete. Im Lauf der Zeit gelang es den
Trotzkisten, auch in Nachbarorten KPD-Gliederungen zu „übernehmen“,
wie Oskar Seipold nach einem Besuch zu berichten wusste:

Meine Fahrt war nicht umsonst; denn wir haben dort erfreuliche Erfolge
erzielt. Bei Bruchsal eine Ortsgruppe geschlossen ideologisch erobert.
Sie haben alle ihren Beitritt zu uns vollzogen und werden in unserem
Sinne arbeiten. Eine zweite Gruppe zögert noch, aber sie leistet schon
fraktionelle Arbeit.1629

Einen Achtungserfolg konnten die Trotzkisten auch bei einer


Delegiertenkonferenz der KPD im Wedding im Mai 1930 verzeichnen. Sie
legten eine Resolution vor, gegen die der anwesende Walter Ulbricht
umgehend intervenierte. Der Berliner Parteichef erklärte, das Papier dürfe
auf keinen Fall verlesen werden. Doch durch ihr unvorhergesehenes
Auftreten stifteten die Oppositionellen so viel Verwirrung in den Reihen der
Parteiführung, berichtete „Der Kommunist“ später, dass „selbst treue ZK-
Anhänger […] gegen die vorgeschlagene Vergewaltigung der Opposition
schüchtern auftraten und die Verlesung der Resolution verlangten“. In der
Abstimmung wurde Ulbrichts Antrag zwar angenommen, woraufhin
„unsere Genossen durch das Rollkommando, zum Teil gewaltsam, aus dem
Saal entfernt“ wurden. Trotzdem stimmten immerhin dreißig der
anwesenden Delegierten für die Oppositionellen.1630
Doch was war dieser Auftritt im Vergleich zu früheren? An die einstige
Stärke der Weddinger Opposition reichten die Linkskommunisten bei
Weitem nicht mehr heran. Das galt auch andernorts. Abgesehen von ihrer
Hochburg in Bruchsal war die VLO viel zu schwach, um irgendwo vor Ort
die Politik der KPD beeinflussen zu können. In vielen Städten war der
Aktivitätsgrad gering. Oskar Seipold klagte, dass „ein ansehnlicher Teil der
Mitgliedschaft im allgemeinen passiv ist“, wie man an „dem geringen
Zeitungs- und Broschürenabsatz“ erkennen könne.1631 Diese Einschätzung
teilte auch die Polizei. So war in einem Bericht von März 1931 zu lesen, die
VLO sei in den vergangenen zehn Monaten „immer mehr zur
Bedeutungslosigkeit herabgesunken.“1632
Für die Schwäche der VLO gibt es verschiedene Gründe. Zu nennen ist
hier beispielsweise der Zustand der KPD, wie ein führender Trotzkist,
vermutlich Kurt Landau, im August 1930 analysierte. Für ihn spielte die
hohe Fluktuation und das niedrige Bildungsniveau der Neumitglieder eine
entscheidende Rolle. „Der innere Verfall der Partei entwickelt sich
wesentlich rascher als das Sinken seines Einflusses“, schrieb er. „Die alten,
langjährigen Mitglieder der Partei, die erfahrensten und selbstständigsten
Kaders [sic!]“ würden zunehmend in den Hintergrund gedrängt. An ihre
Stelle trete „ein neuer Typus des Parteiarbeiters“: der Rotfrontkämpfer. Seit
dem Jahr 1925 träten „diese Schichten politisch sehr unterentwickelter
Arbeiter“ vermehrt in die Partei ein. Die politische Bildung, die sie im RFB
nicht erhalten hätten, würde ihnen auch hier nicht zuteilwerden. Dafür
brächten sie aber die „Methoden des preußischen Drills“ in die Partei: „den
Grundsätzen der innerparteilichen Demokratie, dem selbständigen Denken
setzt der richtige RFB-Mann das Schlagwort von der ‚eisernen Disziplin‘
entgegen.“ Die Parteiführung benutze „in geschickter Weise“ diese
„unerfahrenen, arbeitseifrigen Arbeiter und treibt sie gegen die alten
kritisch eingestellten Kaders vor“. Die ständigen Reibungen zwischen
diesen beiden Gruppierungen beherrschten das Parteileben und „führen in
der Mehrzahl der Fälle zum Ausscheiden der ‚Alten‘“. So ändere sich „im
raschen Tempo“ die soziale Zusammensetzung der KPD. Mit den „alten
Kaders“ würden „die teuer erkauften Erfahrungen der Partei“ entsorgt und
„die ‚Kinderkrankheiten der Partei‘ finden in den Illusionen der jungen
Parteigeneration einen günstigen Nährboden.“ Dieser Zustand erschwere
„außerordentlich die Entwicklung einer starken linken Opposition in der
Partei“.1633
Ein anderer Grund für die Schwäche der VLO war sicherlich, dass auch
ihre Mitglieder vergleichsweise jung, politisch relativ unerfahren und
innerhalb der Partei wenig bekannt waren. Mit Oskar Hippe (Jahrgang
1900), Roman Well (1901), Georg Jungclas (1902), Senin (1903), Otto
Schüssler (1905), Hans Schwalbach (1905) und Erwin Ackerknecht (1906)
gehörte eine ganze Schar von nach 1900 Geborenen dem Führungskreis der
Organisation an. Anton Grylewicz (1885), Oskar Seipold (1889) und Max
Frenzel (1891) zählten mit einem Alter um die 40 Jahre schon zu den
„Alten“.1634 Die mangelnde politische Erfahrung vieler Linker zeigte sich
beispielsweise im fehlenden Fingerspitzengefühl beim Umgang mit
Parteigenossen. So beschwerte sich Landau, dass sich die Genossen sehr
wohl darin verstünden, Angriffen und Diffamierungen der stalinistischen
Bürokratie standzuhalten. Doch gelte es, die ideologischen Risse in der
Partei aufzuspüren und Widersprüche geschickt auszunützen, so fehle es
ihnen an der erforderlichen Elastizität.1635
Doch die größere Hypothek, die die VLO zu tragen hatte, waren die seit
ihrer Gründung bestehenden Differenzen zwischen führenden Mitgliedern.
Es rächte sich nun, dass die Vereinigung nicht auf der Grundlage einer
ernsthaft diskutierten politischen Plattform, sondern lediglich auf der Basis
der Parität stattgefunden hatte. Hans Schwalbach und Sascha Müller sollten
Recht behalten. Sie hatten kurz vor der Gründungskonferenz an Shachtman
geschrieben, „dass die Vereinigung von Gruppen, die einander schon vor
einem halben Jahrzehnt in der Partei bekämpften, keine einfache Sache“
sei.1636 Schon bei einem Vorbereitungstreffen war es immer wieder zu
Streitereien gekommen, die Shachtman schlichten musste. Wie ernst die
Lage war, zeigte sich an einem Antrag von Grylewicz, dass bei der
Gründungsversammlung „alle persönlichen Streitigkeiten“ zu unterbinden
seien.1637 Kurze Zeit später beschrieb Landau die Stimmung in der Berliner
Gruppe folgendermaßen: „Die Sitzungen arteten derart aus, dass sich kein
Gasthaus fand, das uns ein zweites Mal ein Lokal für eine Sitzung geben
wollte.“1638 Tatsächlich lähmten Streitigkeiten die neue Organisation über
Monate. Sie sind in den Quellen ausführlich dokumentiert und in den
verschiedenen Arbeiten zur VLO umfassend dargelegt worden.1639 An
dieser Stelle kann daher auf eine detaillierte Darstellung verzichtet werden.
Folgt man Wolfgang Alles, so stellte der Kern der Auseinandersetzungen
„ein verwirrendes Knäuel von Meinungsverschiedenheiten, Intrigen und
Provokationen“ dar, „die in dem jahrelang kultivierten Zirkelwesen der
linksoppositionellen Gruppen einen fruchtbaren Nährboden vorfanden.“1640
Doch hinter all den persönlichen Anfeindungen standen politische
Differenzen. Dies zeigte sich in der Zeit nach der sächsischen Landtagswahl
von Juni 1930, die von leichten Zugewinnen der KPD und einem massivem
Sprung der NSDAP gekennzeichnet war. Während die Kommunisten um
0,8 Prozentpunkte auf 13,6 Prozent zulegten und damit ihr bestes Ergebnis
während der Weimarer Republik erzielten, wurde die Hitler-Partei mit 14,4
Prozent und einem Plus von fast zehn Prozentpunkten zur zweitstärksten
Kraft hinter der Sozialdemokratie. Doch die Reichsleitung der VLO war
nicht fähig, eine gemeinsame Einschätzung dieses Ergebnisses abzuliefern.
Bei ihrer Sitzung am 29. Juni 1930 ging die Mehrheit um Kurt Landau von
einer akuten Bedrohung der Arbeiterbewegung durch den Aufstieg des
Nationalsozialismus aus. Sie erwarteten, dass sich die Lage zuspitzen
würde. Eine Minderheit um Roman Well hingegen lehnte das als
„Panikmache“ ab. Ihrer Ansicht nach beschränkte sich Landaus
Einschätzung lediglich auf „negative Kritik“, sowie „Phrasen und nochmals
Phrasen“. Darüber hinaus meinten sie zu beobachten, dass die KPD von
ihrer „Sozialfaschismus“-Linie abrückte. Landau warf daraufhin Well vor,
die faschistische Gefahr zu verharmlosen und Illusionen über Anzeichen
einer „Wendung“ der KPD zu verbreiten.1641
Eine weitere Differenz bestand schon länger in der Frage, welche
Gewerkschaftstaktik die Trotzkisten verfolgen sollten. Im Zuge ihrer
Linkswendung war die KPD dazu übergegangen, vom ADGB unabhängige
Gewerkschaftsgliederungen zu gründen, die sogenannte Revolutionäre
Gewerkschafts-Opposition (RGO).1642 Die Gruppe um Landau vertrat die
Position, dass die VLO nicht prinzipiell die Mitarbeit in der RGO ablehnen
solle. Dem widersprachen die von Well geführten sächsischen Trotzkisten.
Sie lehnten jegliche kommunistische Tätigkeit außerhalb der
Gewerkschaften des ADGB ab. Unterstützt wurden sie hierbei von Seipold
und Gustav Plep aus Königsberg.1643
Ein dritter Streitpunkt innerhalb der VLO war die Einschätzung der
Sowjetunion. Landau stimmte hier der Position Trotzkis zu. Dieser meinte,
dass in seinem Heimatland bereits „Elemente der Doppelherrschaft“
existieren würden. Damit versuchte er den Umstand zu beschreiben, dass
neben dem proletarischen Machtapparat auch Machtelemente der
„konterrevolutionären Klassen“ vorhanden seien. Die Leipziger Gruppe um
Well lehnte diese Einschätzung ab. Sie fürchtete, dass man leicht falsche
Schlussfolgerungen ziehen könne – etwa den Bruch mit der
Kommunistischen Internationale. Die Haltung des Leninbunds gegenüber
der KPD sei das beste Beispiel dafür.1644
Überdeckt wurden diese inhaltlichen Differenzen immer wieder von
persönlichen Animositäten. Seipold schreib etwa an Trotzki, dass Well
„sehr gegen Landau eingenommen“ sei.1645 Er berichtete von einer
Reichsleitungssitzung, in der „viel gebrüllt, aber wenig praktisch
gearbeitet“ wurde: „Vor 7-8 Genossen sprach Well mit so einer brüllenden
Stimme, wie ich es zuweilen vor 5.000 Menschen getan habe. Well
konstruierte Gegensätze zwischen der R.L. und der sächsischen
Organisation, und stellte alles, was die Reichsleitung getan hat, als ‚einen
Dreck‘ hin.“1646 Trotzki, der nicht nach Deutschland reisen durfte,1647
verfolgte mit großer Sorge die Streitereien seiner deutschen Anhänger und
kritisierte immer wieder aufs Schärfste den unpolitischen Charakter der
Auseinandersetzungen. An Grylewicz beispielsweise schrieb er: „Ich gebe
Ihnen […] den aufrichtigen und freundschaftlichen Rat, […] die
psychoanalytische Spielerei auf den Misthaufen zu werfen und proletarisch
und revolutionär die Situation anzupacken.“1648 In einer Reihe von Briefen
rief er alle Beteiligten zu Mäßigung und gegenseitigem Respekt auf. Lange
Zeit scheute er sich, für eine der beiden Gruppen Partei zu ergreifen.
Derweil versuchte Well, seinen Einfluss innerhalb der Organisation
auszubauen, indem er sich im Juli 1930 für die Kooptierung von zwei seiner
Anhänger in die Reichsleitung stark machte: dem in Wien ansässigen Jakob
Frank und dem Leiziger Hurm. Einen entsprechenden Antrag lehnte die
Reichsleitungsmehrheit um Kurt Landau jedoch ab. Auch Trotzki
missbilligte den Vorstoß Wells.1649 Interessant ist er dennoch, liefert er doch
einen weiteren Hinweis auf die Agententätigkeit Wells. Denn mit großer
Wahrscheinlichkeit war auch Jakob Frank für die GPU tätig.1650 Der
gebürtige Litauer, der sich 1930 zeitweilig in Deutschland aufhielt, hatte im
Sommer 1929 für Trotzki als Sekretär gearbeitet und diesem mehrfach
wohlwollend über Roman Well berichtet.1651 Überhaupt entwickelten Well
und Frank ein „System gegenseitiger Empfehlungen“. So beurteilten sie in
Briefen an Trotzki die Handlungen des jeweils anderen überaus positiv. Für
Schafranek stellte dies eine wichtige „Stufe stalinistischer Infiltrationstaktik
innerhalb der trotzkistischen Linksopposition“ dar.1652 In der Tat führte es
dazu, dass Trotzki Vertrauen zu Well gewann, das auch nicht erschüttert
wurde, als Frank im Jahr 1931 – mittlerweile wieder in Österreich –
gemeinsam mit zwölf anderen Trotzkisten zur stalinisierten KPÖ
übertrat.1653
Zur Klärung der Differenzen innerhalb der VLO fand im Oktober 1930
eine Reichskonferenz in Berlin statt.1654 Doch abgesehen von der Wahl
einer neuen Reichsleitung1655 und der Umbenennung der Gruppe in „Linke
Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)“ (LO) brachte das Treffen
keine Ergebnisse. Die Ursachen der schwelenden Konflikte wurden eben so
wenig diskutiert wie die entsprechenden Inhalte. Auch kamen die
Delegierten erneut nicht dazu, eine politische Plattform für die Organisation
zu verabschieden.1656
Etwa zur gleichen Zeit kam es zu ersten Unstimmigkeiten zwischen
Trotzki und Landau. Anlass hierfür waren Auseinandersetzungen innerhalb
der österreichischen Opposition.1657 Derweil konnte Well zu dieser Zeit die
Mehrheit der Ortsgruppen für seine Positionen gewinnen.1658 Auch
führende Genossen wie Anton Grylewicz und Alfred Schöler schlugen sich
nun auf die Seite des Litauers.1659 Selbst Seipold, der sich zuvor fast immer
neutral verhalten hatte, schloss sich Well an. Ende Februar 1931 berichtete
er in einem Brief an Trotzki, dass „nur 3 Gruppen, Kaiserslautern,
Ludwigshafen und Hassloch mit 4 Mitgliedern und einige in Berlin (die
Weddinger) zu Landau“ stünden.1660
Die Fronten waren nun vollkommen verhärtet. Die Berliner
Reichsleitung um Landau griff zu administrativen Maßnahmen, die den
Methoden der KPD-Führung, mit Oppositionellen umzugehen, in nichts
nachstanden. Well wurde aus der Reichsleitung ausgeschlossen, kurz darauf
auch Plep, Seipold und Wilhelm Markstahler.1661 Wells Hamburger
Anhänger Georg Jungclas und Karl Jahnke mussten „wegen
organisationsschädigendem Verhaltens“ sogar die LO verlassen.1662 Auch
Grylewicz wurde ausgeschlossen, weil er Landau als „Lump“ und „Lügner“
beschimpft hatte.1663 Binnen weniger Monate schmolz die ehemals
sechszehnköpfige Reichsleitung auf fünf Mitglieder zusammen, allesamt
Anhänger Landaus.1664 Im März 1931 schrieb Seipold, die Organisation
befinde sich in einem unhaltbaren Zustand: „[…] die Gruppen leiden unter
diesem Zustand! Es liegt alles brach.“1665
Nun griff auch Trotzki endlich in die Fraktionsauseinandersetzungen ein.
Vor Ort unterstützte ihn dabei sein Sohn Leo Sedow, der ja seit Februar
1931 in Berlin lebte und studierte.1666 Um seine Aufenthaltsgenehmigung
nicht zu gefährden, trat er zwar nicht politisch in der Öffentlichkeit auf und
besuchte auch keine Mitgliederversammlungen der Opposition, unterstützte
aber intern den Well-Flügel.1667
Trotzki verfasste im Februar 1931 ein an alle Sektionen der ILO
gerichtetes Schreiben mit dem Titel „Die Krise der deutschen
Linksopposition“.1668 Scharf kritisierte er darin Landaus Zentralismus, aber
eine Spaltung der Organisation oder einen Ausschluss Landaus lehnte er ab.
Stattdessen schlug er vor, eine weitere Konferenz durchzuführen, um die
politischen Streitfragen zu klären. Allerdings müsse die besser vorbereitet
sein als die letzte. Die organisatorischen Differenzen sollten von einer
Kommission gelöst werden, die unter der Kontrolle des IS stünde.
Doch die Landau-Führung lehnte eine Einmischung des IS ab und brach
den Kontakt zu dem internationalen Gremium ab. Ende Mai 1931 reiste der
Franzose Pierre Frank nach Berlin, um die Wogen zu glätten. Er hatte eine
zweistündige Aussprache mit Landau, die aber den Konflikt auch nicht
mehr entschärfen konnte. Landau gab zu verstehen, „weiter den Kampf
gegen das herrschende innere Regime in der Internat[ionalen] Oppos[ition]“
führen zu wollen. Seiner Ansicht nach bestünden bereits zwei
Organisationen: „die deutsche Linke und die Minderheit“.1669 Zu einer
Plenarsitzung der Reichsleitung, die Frank ein paar Tage später einberief,
erschienen Landau und seine Anhänger nicht.1670 Auch folgende Versuche
der Kontaktaufnahme erbrachten nichts. Frank schlussfolgerte, dass das
Unterfangen gescheitert sei, die Einheit der deutschen Opposition zu
erhalten. Die Landau-Gruppe habe das „klare Bestreben […] ihre
sektiererische Haltung zu bewahren und die internationale Disziplin nicht
anzuerkennen“. Damit habe sie „sich freiwillig außerhalb der Reihen der
Oppos[ition]“ gestellt. Nun müsse man „ohne Verzögerung die
Ununterbrochenheit der Tätigkeit der deutschen Opposition sichern“.
Denjenigen, die das gewährleisten könnten, müsste die ILO „unsere volle
Unterstützung geben, weil der Fraktionskampf der letzten Monate die
deutsche Opposition in ihrer Entwicklung sehr zurückgehalten hat“.1671
Am 11. Juli 1931 bestätigte das IS die Einschätzung Franks. Damit war
die Spaltung perfekt. Von nun an existierten in Deutschland zwei
Organisationen, die sich „Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-
Leninisten)“ nannten. Die Landau-Gruppe gab weiterhin den „Kommunist“
heraus. Die Gruppe um Well, die nun die offizielle deutsche Sektion der
ILO war, gründete ein neues Zentralorgan: die „Permanente Revolution“.
Die beiden Teile, in die die erste trotzkistische Organisation Deutschlands
zerfiel, waren nahezu identisch mit jenen Elementen, die sich ein Jahr zuvor
vereinigt hatten: Die Well-Gruppe entsprach der Minderheit im Leninbund,
die Landau-Gruppe der ehemaligen Weddinger Opposition.1672
Maßgeblich beteiligt an den Auseinandersetzungen, die zur Spaltung der
Linken Opposition führten, war der GPU-Agent Roman Well. Falk
Engelhardt sieht das Auseinanderbrechen der Organisation
dementsprechend als Resultat einer „planmäßig organisierte[n],
stalinistische[n] Unterwanderungs- und Zersetzungsstrategie“. Ab Sommer
1930 sei „eine klare Absicht der Leipziger Agenten“ Well und Senin zu
erkennen gewesen.1673 War das Auseinanderbrechen der deutschen
Trotzkisten also von langer Hand in Moskau geplant worden? Möglich ist
das. Doch existieren durchaus dem widersprechende Fakten. So sollte man
zumindest bedenken, dass es auch schon ohne das Zutun der beiden Litauer
starke persönliche und politische Differenzen zwischen der ehemaligen
Leninbund-Opposition und den Weddingern gab, die bereits in der
Vergangenheit zu scharfen Auseinandersetzungen geführt hatten. Auch
verdient die Tatsache Beachtung, dass Well zwischen Oktober 1930 und
Sommer 1931 in Paris lebte1674 – nicht gerade der geeignetste
Aufenthaltsort für jemanden, der das Ziel verfolgte, eine Organisation in
Deutschland auseinanderzubringen. Beachtenswert ist zudem, dass Wells
Bruder Senin, ebenfalls ein GPU-Agent, überhaupt keine Rolle in den
Auseinandersetzungen spielte.1675 Überhaupt mussten die Brüder
Sobolevicius vorsichtig agieren, schließlich wollten sie offensichtlich noch
längere Zeit in den Reihen der Opposition verweilen. In einer
Konfliktsituation als „Spalter“ zu erscheinen, wäre sicher nicht hilfreich
gewesen.
Zudem standen sie vor einem Problem, dass grundsätzlich
Geheimdienstvertreter in politischen Organisationen betrifft: Um nicht
enttarnt zu werden oder um in wichtige Positionen einer Gruppe zu
gelangen und sich dort zu halten, waren sie gezwungen, im Sinne der
Gruppe zu arbeiten – unabhängig davon, ob sie tatsächlich hinter deren
Politik standen. Ein Beispiel aus der Geschichte der Bolschewiki illustriert
das: Vor dem Ersten Weltkrieg gelangten zwei Agenten der zaristischen
Geheimpolizei Ochrana in führende Positionen innerhalb der Partei: Roman
Malinovski wurde Mitglied des Zentralkomitees und ab 1912 zusätzlich
auch noch Dumaabgeordneter, sein Kollege Miron Tschernomasov arbeitete
als Redakteur der Parteizeitung „Prawda“. Der britische Historiker Robert
Service schreibt über Malinovski, er sei „ein besserer Organisator und
Redner als alle anderen Dumaabgeordneten zusammengenommen“
gewesen und habe „die Sprache des gewöhnlichen russischen Arbeiters“
gesprochen.1676 Das lässt den Schluss zu, dass die beiden Agenten ihrem
Arbeitgeber zwar wichtige Informationen liefern konnten, zugleich aber der
Schaden, den sie den Bolschewiki zufügten, verhältnismäßig gering war.
Vermutlich nutzten sie ihnen sogar mehr als der Geheimpolizei.
Das soll nicht bedeuten, dass sowjetische Agenten kein Problem für die
kommunistische Oppositionsbewegung darstellten.1677 Selbstverständlich
lieferten sie den stalinistischen Führungen wichtige Informationen über
interne Vorgänge der Opposition.1678 Zudem waren sie grundsätzlich sehr
wohl in der Lage, zu sabotieren, Spaltungen voranzutreiben oder sogar
einzelne Oppositionelle auszuschalten.1679 Die Ermordung Trotzkis durch
den NKWD-Agenten Ramón Mercador im Jahr 1940 ist hierfür nur das
berühmteste Beispiel. Doch in diesem speziellen Fall, der Spaltung der
Linken Opposition der KPD im Sommer 1931, sollte man die Rolle der
GPU nicht überbewerten. Well war zweifellos an den
Auseinandersetzungen beteiligt, die schließlich zum Auseinanderbrechen
führten. Zu diesem Zeitpunkt war er mit Sicherheit auch schon Agent des
sowjetischen Geheimdienstes. Jedoch hätte es die Konflikte sehr
wahrscheinlich auch ohne sein Zutun gegeben. Schließlich trafen in der
VLO zwei Strömungen aufeinander, die sich schon jahrelang misstrauisch
beäugten. Selbst wenn Well tatsächlich die Spaltung forciert hat: In einer
politisch stabilen Organisation hätten seine Handlungen nur wenig Schaden
angerichtet – wie das Beispiel der Bolschewiki im Zarenreich illustriert. In
der VLO genügte schon weniger als ein stalinistischer Agent, um die
gesamte Organisation auseinanderbrechen zu lassen. Letztendlich scheiterte
sie an ihrer politischen Schwäche.

4.8.2 Die Landau-Gruppe


Die Geschichte der Linken Opposition um Kurt Landau ab dem Sommer
1931 ist bisher von der Forschung ähnlich stiefmütterlich behandelt worden
wie die der Weddinger Opposition und der Bolschewistischen Einheit.
Während die „offizielle“ deutsche Trotzki-Gruppe als sehr gut erforscht
bewertet werden kann, existieren nur sehr spärliche Informationen über die
abtrünnigen „Landauisten“. Der Österreicher und seine Anhänger spielen in
den verschiedenen Arbeiten zum deutschen Trotzkismus bis 1933 nahezu
keine Rolle.1680 Noch am ergiebigsten ist Hans Schafraneks Landau-
Biografie, in der die Entwicklung der Gruppe bis zur Machtübernahme der
Nationalsozialisten zumindest ein paar Seiten einnimmt.1681
Der Wiener Historiker konnte im Zuge seiner Recherchen in den 1980er
Jahren ehemalige Mitglieder der Gruppe interviewen. Das ist heute leider
nicht mehr möglich. Auch sonst ist die Quellenlage nicht besonders gut.
Zwar ist die Organisations-Zeitschrift „Der Kommunist“ noch erhalten.1682
Doch weitere zeitgenössische Materialien gibt es kaum. Das Archiv der
Organisation fiel im Jahr 1933 einem Brand zum Opfer.1683
Dementsprechend umfassen noch existierende Archivbestände fast
ausnahmslos Quellen über die Aktivitäten der Gruppe in der Zeit danach,
also im Widerstand gegen die Nazis.1684 Aufgrund dieser Schwierigkeiten
ist es – ähnlich wie bei der Bolschewistischen Einheit – lediglich möglich,
einen skizzenhaften Abriss über die Entwicklung der Organisation in den
Jahren 1931 bis 1933 zu geben.
Die Landau-Gruppe ging geschwächt aus der Spaltung der deutschen
Trotzkisten hervor. Sie hatte noch etwa 100 Mitglieder1685 und verfügte nur
noch über Ortsgruppen in Berlin, Leipzig und der Pfalz1686 – also den
früheren Hochburgen der Weddinger Opposition. Bekanntestes Mitglied
neben Landau war Max Frenzel, der die Ludwigshafener Gruppe leitete und
im dortigen Stadtrat saß.1687 Der „Kommunist“ konnte nur unter großen
Schwierigkeiten weiter erscheinen, die erste Ausgabe nach der Spaltung
ließ beinahe drei Monate auf sich warten.1688 Anstatt in Berlin wurde die
Zeitschrift nun in Wien gedruckt. Ein Grund für das zögerliche Erscheinen
war mit Sicherheit, dass sie fast ausschließlich von Landau verfasst wurde.
Hinzu kam die schlechte finanzielle Ausstattung der Organisation. Die
meisten Gruppenmitglieder waren – im dritten Jahr der Weltwirtschaftskrise
– arbeitslos. Ohne die Zuschüsse des französischen Trotzkisten Alfred
Rosmer hätte sich die Zeitschrift wahrscheinlich nicht halten können.1689
Die Landau-Gruppe sah sich in der Tradition der VLO. Mit der
Beibehaltung des Namens „Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-
Leninisten)“ unterstrich sie den Anspruch, die eigentliche trotzkistische
Organisation in Deutschland zu sein.1690 Auch veröffentlichte die Gruppe
weiterhin regelmäßig Artikel von Trotzki in ihrer Zeitschrift. Der lehnte
zwar jede Zusammenarbeit ab, doch schien Landau noch die Hoffnung zu
haben, dass sich das wieder ändern würde. „Die Basis für das
Zusammengehen zwischen Gen. Trotzki und uns war die politische
Übereinstimmung in den Grundfragen. Diese Basis besteht und damit die
wichtige Voraussetzung dafür, dass das gegenwärtige ‚Auseinandergehen‘
nur vorübergehenden, episodischen Charakter trägt“, schrieb er im Juli
1931.1691
Folgerichtig versuchte die Landau-Gruppe weiter für eine Reform der
KPD zu kämpfen. Im Mai 1932 verteilten die Oppositionellen
beispielsweise auf einer Parteiarbeiterkonferenz, bei der Ulbricht und
Thälmann sprachen, einen „offenen Brief, der mit großem Interesse von den
Parteiarbeitern gelesen wurde“.1692 Einzelnen Berliner Mitgliedern wie
Emil Behrend, Margot Maass, Peter Jahn und Ruth Schwalbach gelang es
sogar, sich bis Anfang 1932 in der Partei zu halten.1693
Bei Wahlen rief die Organisation dazu auf, die KPD zu wählen. Sie
betonte jedoch, dass Wahlkämpfe keineswegs das wichtigste
Betätigungsfeld seien: „Die Frage, ob der Faschismus zur Macht gelangt,
wird nicht in Präsidentschaftswahlen, nicht in dem Palais des
Reichspräsidenten oder der Reichsregierung entschieden, sondern einzig
und allein im außerparlamentarischen Massenkampf.“1694
Dementsprechend war die Hauptorientierung der LO auf die Straße
gerichtet. Im Kampf gegen die immer stärker werdende Hitler-Partei setzte
sie, wie die „offiziellen“ Trotzkisten auch, auf eine Einheitsfront der großen
Arbeiterparteien.1695 Darüber hinaus beteiligte sich die Gruppe aktiv an
verschiedenen Arbeitskämpfen der späten Weimarer Republik. Gemessen
an ihren bescheidenen Kräften spielte sie beispielsweise im Berliner BVG-
Streik von 1932 eine bedeutende Rolle.1696
Besonders viel Resonanz erhielt die Gruppe für eine Kampagne gegen
Trotzkis Ausweisung aus der Sowjetunion. „Der Kommunist“ berichtete:
„Auf Antrag unseres Genossen Zoller […] hat die außerordentliche
Mitgliederversammlung der Zahlstelle Groß-Berlin […] in Anwesenheit
von 150 Arbeitern eine Resolution angenommen, die von der
Sowjetregierung die sofortige Rückberufung Trotzkis verlangt“. Auch auf
einer anderen Versammlung wurde eine ähnliche Resolution angenommen:
Dort brachte Gen. Kramer die Resolution ein. Als ein Parteigenosse
dagegen sprach, erhob sich ein solcher Protest in der Versammlung,
dass die Worte des Stalinisten im Sturm untergingen. Es war ein
überwältigender Anblick, als sich auf die Frage des Vorsitzenden, wer
für die Resolution sei, möge die Hand erheben, mehr als 2.500 Hände
erhoben. Gegen die Resolution stimmten zwei Stalinisten, während viele
hunderte Arbeiter, die offen mit der Partei sympathisieren und viele von
ihnen, die Mitglieder der KPD sind, für die Resolution stimmten.1697

Doch trotz aller Solidarität: Zu dieser Zeit wuchs die Distanz Landaus zu
verschiedenen Positionen Trotzkis. So warf er seinem ehemaligen Förderer
beispielsweise überzogenen „Optimismus“ in Bezug auf die
Entwicklungsmöglichkeiten der KPD vor. Auch bei der Einschätzung der
Kräfteverhältnisse in der Sowjetunion gingen die Positionen der beiden
auseinander.1698 Darüber hinaus teilte Landau nicht die positive Haltung
Trotzkis und der LO gegenüber der im Oktober 1931 entstandenen SAP,
einer Linksabspaltung der SPD. Hier kritisierte er die Versuche der
offiziellen Trotzkigruppe, deren Mitglieder zu werben.1699
Einige Monate nach der Spaltung konnte die LO erste kleinere
organisatorische Erfolge verzeichnen. Das Fraktionsorgan „Der
Kommunist“ erschien im Jahr 1932 wieder regelmäßig.1700 Außerdem
gelang es der Gruppe, einzelne oppositionelle KPD-Mitglieder für sich zu
gewinnen.1701 Beispielsweise schloss sich Heinz Meyer, der Sohn des
ehemaligen KPD-Vorsitzenden Ernst Meyer, den verschmähten Trotzkisten
an.1702 Zudem entstanden auch neue Ortsgruppen. So wurde im April 1932
im „Kommunist“ erstmals ein Ansprechpartner für den Bezirk Wasserkante
aufgeführt.1703 Es handelte sich um den Sattlermeister Helmuth Schwarz
aus Harburg-Wilhelmsburg bei Hamburg, einen erfahrenen Kommunisten,
der 1921 als Delegierter am Jenaer Parteitag teilgenommen hatte. Ende des
Jahres 1928 brach er mit der KPD und gründete gemeinsam mit anderen
Genossen die Fraktion Linker Kommunisten im Kreistag des Landkreises
Harburg. Wie viele seiner oppositionellen Genossen den Weg zur Landau-
Gruppe mitgingen, lässt sich leider nicht ermitteln.1704
Im Sommer 1932 konnte die Zeitschrift berichten, dass auch in
Mannheim „die erste Sitzung der Linken Opposition“ stattgefunden habe:

Von der Bezirksleitung [Baden] waren die Genossen Frenzel und Seyler
erschienen, um mit den Mannheimer Genossen die Arbeit in der Partei
zu besprechen. Als Ergebnis dieser Aussprache wurde festgelegt, dass
Genosse Frenzel alle 14 Tage einmal nach Mannheim kommt, um auf
Diskussionsabenden der Linken Opposition zu sprechen. Der Vertrieb
des „Kommunist“ und die Verteilung von Flugblättern wurde[n] sofort
in Angriff genommen.1705

Johann Schwalbach erinnerte sich in den 1960er Jahren, dass die


Landau-Gruppe auch Gruppen in Königsberg und Bautzen gehabt habe.1706
Doch im industriellen Zentrum der Weimarer Republik, an Rhein und
Ruhr, fand sie beispielsweise überhaupt keine Unterstützung.1707 Glaubt
man Schwalbach, dann spalteten sich zudem im Verlauf des Jahres 1932 die
Gruppen in Ostpreußen und Leipzig ab.1708 Klaus J. Becker schreibt, auch
in der Pfalz habe die Organisation „nach und nach an Bedeutung“
verloren.1709 Vereinzelter Mitgliederzuwachs und das Entstehen neuer
Ortsgruppen können also nicht darüber hinwegtäuschen, dass der nationale
Wirkungskreis der Organisation und die Möglichkeiten, innerhalb der KPD
Einfluß zu nehmen, sehr begrenzt blieben. Schafranek geht davon aus, dass
die Zahl der Mitglieder wohl nie 300 überschritten hat.1710

4.8.3 Die Linke Opposition der KPD (Mehrheit)


November 1932: Während draußen vor der Halle ein paar Mitglieder der
stalintreuen KP protestieren, drängen sich drinnen die Massen, knapp 2.000
Menschen sind an diesem Tag nach Kopenhagen gekommen. Es ist der
fünfzehnte Jahrestag der Oktoberrevolution – und Leo Trotzki betritt noch
einmal die große Bühne.
Sozialdemokratische Studenten hatten den sowjetischen Exilanten
eingeladen, über die Ereignisse der Jahres 1917 zu referieren.1711 Da ihm
bisher alle europäischen Länder die Einreise verwehrt hatten,1712
überraschte es Trotzki selbst, dass er diesmal ein Visum erhielt. Erstmals
seit fast vier Jahren konnte er Prinkipo verlassen. Selbstverständlich nutzte
er den Besuch in Dänemark auch, um langjährige politische Weggefährten
wiederzusehen. So wohnten dem Vortrag, den Trotzki auf Deutsch hielt,
etwa zwei Dutzend Trotzkisten aus sieben Ländern bei.1713 Unter ihnen
befanden sich elf Genossen aus Deutschland.1714
Anderthalb Jahre waren zu diesem Zeitpunkt seit der Spaltung der
deutschen Linken Opposition vergangen. Die Ausgangsbedingungen der
offiziellen Trotzki-Gruppe waren damals alles andere als gut: Nach dem
Bruch mit Landau im Sommer 1931 war die Mehrheit der Mitglieder und
der Ortsgruppen zwar bei dem Führungskern um Ackerknecht, Grylewicz,
Seipold und Well geblieben.1715 Doch handelte es sich dabei lediglich um
150 Personen aus sieben Städten.1716 Die größten Stützpunkte befanden
sich in Bruchsal und Leipzig und hatten 45 bis 50 Mitglieder. In Berlin
hingegen gehörten lediglich zehn Personen der LO an.1717
In den ersten Monaten nach dem Bruch bemühte sich die Reichsleitung,
die Organisation zu stabilisieren und die durch die Krise größtenteils passiv
gewordene Mitgliedschaft wieder für politische Aktivitäten zu
gewinnen.1718 Da der „Kommunist“ bei Landau verblieben war, musste sie
eine neue Zeitschrift herausgeben. Diese erschien erstmalig im Juli 1931
und trug den Namen „Permanente Revolution“. Zudem brachte die Gruppe
seit Juni ein „Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der
KPD (Bolschewiki-Leninisten)“ heraus.1719 Dieses sollte „zur Diskussion
und Information dienen und somit ein Organ für den Ideenaustausch unter
unseren Mitgliedern“ werden. Es sollte „nach Bedarf, jedoch mindestens 1
mal monatlich erscheinen“1720 – ein Anspruch, dem die Reichsleitung nicht
unbedingt gerecht wurde: Insgesamt veröffentlichte sie zwischen Sommer
1931 und Anfang 1933 nur acht Ausgaben des Mitteilungsblatts.1721
Zunächst ging die Entwicklung der Organisation recht schleppend voran.
So hieß es im Oktober 1931 in einem Schreiben der Reichsleitung noch
selbstkritisch, dass die deutsche Opposition es bislang nicht verstanden
habe, aus „einer gewissen Stagnation herauszukommen“.1722 An anderer
Stelle klagte die Reichsleitung, der Gruppe hafteten noch die
organisatorischen Probleme der VLO an, und meinte damit „Nachlässigkeit,
Verantwortungslosigkeit“ sowie „Plan- und Systemlosigkeit“. Auch die
schlechte Zahlungsmoral der Ortsgruppen kritisierte sie. Es könne nicht
angehen, „dass in den Organisationskassen Gelder liegen“, sie selbst aber
„wegen des Nichtvorhandenseins von Geld die Zeitungen nicht rechtzeitig
von dem Drucker abholen kann“. Knapp 500 Reichsmark Schulden habe
die Organisation angehäuft. Es sei unbedingt notwendig, dass die
„gleichgültige Einstellung“ der Mitglieder „zu den Lebensfragen der
Organisation“ aufhöre. Zur Lösung dieser Probleme organisierte die
Reichsleitung ihre Arbeit neu. Für die einzelnen Bereiche gründete sie
Kommissionen. Die Ortsgruppen forderte sie auf, diese Arbeitsteilung,
soweit möglich, zu übernehmen.1723
Wie gehabt kämpfte die Linke Opposition für eine radikale Reform der
KPD. Trotz des Ausschlusses vieler ihrer Mitglieder verstand sie sich
weiter als Fraktion der Partei. Die Reichsleitung warnte davor, trotz des
katastrophalen Kurses der Partei auf eine „Niederlage“ der KPD zu
spekulieren. Eine solche Haltung könne „nur zu sektiererischer
Degeneration“ der Opposition führen: „Wir müssen unser Gesicht der Partei
zuwenden, wir müssen uns ihr nähern; versuchen in sie einzudringen;
außerhalb ihres Lebens und ihrer Aktivität wären wir zu einer Sekte à la
Urbahns u. a. verdammt.“1724
Zusätzlich orientierte sich die LO an der im Oktober 1931 gegründeten
Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP).1725 Diese hatte
zeitweilig 25.000 Mitglieder und war damit nicht nur die Größte der
„Zwischengruppen“ der späten Weimarer Republik, sondern auch die
mitgliederstärkste Linksabspaltung der SPD, seitdem sich im Jahr 1917 die
USPD von der Partei getrennt hatte. Hier fanden Trotzkis Warnungen vor
dem aufsteigenden Faschismus großen Anklang,1726 viele SAP-Mitglieder
kauften seine Broschüren.1727 Zudem verteidigte die „Sozialistische
Arbeiterzeitung“, das Zentralorgan der SAP, Trotzki gegen die
Verleumdungen der „Roten Fahne“.1728
Auch wenn die Trotzkisten nicht von ihrer Orientierung auf die KPD
abwichen, legten sie nun zunehmend ihr Augenmerk auch auf die SPD-
Linksabspaltung.1729 Deren Parteiprogramm kritisierten sie zwar als „ein
Sammelsurium von Forderungen ohne jede klare Zielsetzung“ und als
„Zentrismus vom reinsten Wasser“.1730 Doch begrüßten sie, dass der linke
Flügel die SPD verlassen habe. Dafür, dass die linken Sozialdemokraten
nicht der KPD beigetreten seien und stattdessen eine neue Partei gegründet
haben, sei vor allem die sektiererische Politik der Kommunisten
verantwortlich: „Ohne die schweren Fehler des ZK hätte keine Macht die
Entwicklung der SPD-Arbeiter zum Kommunismus durch eine neue Station
aufhalten können.“1731
Die LO ging davon aus, dass die SAP langfristig nicht überleben würde.
In Zeiten politischer Polarisierung und verschärften Klassenkampfs sei
„kein Raum vorhanden für eine Partei zwischen dem reformistischen und
dem revolutionären Lager“.1732 Aufgrund ihrer politischen Heterogenität
sei die SAP, genauso wie zuvor die USPD, zum Scheitern verurteilt.1733
Innerhalb der Partei würde zwangsläufig ein Differenzierungsprozess
stattfinden. Aufgabe von Kommunisten sei es, diesen zu beeinflussen und
den revolutionären Flügel zu stärken. Dies gelänge aber nicht „durch
ultralinke Phrasen“, mit denen man sich von den SAP-Mitgliedern
distanziere: „Es nützt nichts, wenn Thälmann davon spricht, dass die
Bildung der SAP das ‚größte Verbrechen an der deutschen Arbeiterklasse‘
sei. […] Ebenso sinnlos und verderblich ist die Bezeichnung ‚linke
Sozialfaschisten‘ und ‚Agenten der Brüningpolitik‘.“1734
Die LO bemühte sich darum, den kommunistischen Flügel in der SAP zu
unterstützen. Die Mitglieder der SAP weigerten sich aufgrund berechtigter
Kritik der KPD beizutreten. Daher sei es Aufgabe der linken
Oppositionellen, die SAP-Arbeiter nicht nur für den Kommunismus,
sondern auch für den Kampf um die Reform der KPD zu gewinnen. Um
dies zu bewerkstelligen, müsste die LO „eine wirkliche leninistische
Fraktion in der SAP“ herausbilden.1735 So trat ein Teil der Trotzkisten in die
Partei ein. In Frankfurt, Mainz und Berlin schlossen sie sich mit
sympathisierenden SAP-Mitgliedern zusammen – unter ihnen Maria
Sevenich, die drei Jahrzehnte später Ministerin für Bundesangelegenheiten,
Vertriebene und Flüchtlinge in Niedersachsen werden sollte.1736 Ab
September 1932 gaben sie die hektografierte Zeitschrift „Oktoberbriefe“
heraus.1737 Ihr Ziel war, die „ideologische Klärung“ innerhalb der SAP
voranzutreiben, um so zur „Herausbildung einer richtigen politischen Linie
und kommunistischer Kader“ beizutragen.1738 Anfang November 1932
schrieb Paul Fischer begeistert an Trotzki: „Durch die ‚Oktober-Briefe‘
gewinnen wir immer mehr Einfluss in der SAP.“1739 Auch in der
„Permanenten Revolution“ erschien eine Reihe von Artikeln, die sich mit
den Positionen der Linkssozialisten auseinandersetzten.1740 Eine kurze Zeit
fand sich in der Zeitung darüber hinaus eine Rubrik „Aus dem Tagebuch
der SAP“.1741 Als im März 1932 der erste Parteitag der SAP stattfand,
brachte die LO sogar eine Sonderausgabe der „Permanenten Revolution“
heraus, die an die Delegierten und Gäste verteilt wurde.1742
Auf diese Weise konnte die LO einzelne Linkssozialisten gewinnen,
beispielsweise trat der SAP-Bezirksvorstand in der Pfalz über.1743 Doch
letztendlich agierten die Trotzkisten nur mit mäßigem Erfolg innerhalb der
SAP. Nichts desto trotz ist die Vorgehensweise bemerkenswert. Denn es war
eines der ersten Male, dass Akteure aus der linkskommunistischen Tradition
organisiert innerhalb einer Partei aus dem sozialdemokratischen Spektrum
agierten und darin für ihre Ideen warben – eine Herangehensweise, die
später als „Entrismus“ bezeichnet werden sollte.
Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicher der Eintritt der französischen
Trotzkisten in die sozialdemokratische SFIO im Jahr 1934.1744 Doch
Erfinder dieser Politik waren die Trotzkisten nicht. Auch andere Linke der
Weimarer Republik versuchten sich darin. So arbeiteten schon in der
zweiten Hälfte der 1920er Jahre mit Arthur Goldstein, Bernhard
Reichenbach, Alexander Schwab und Karl Schröder ehemalige Mitglieder
der Essener Richtung der KAPD als Fraktion in der SPD. Sie gaben dort die
Zeitschrift „Der Rote Kämpfer“ heraus, nach der ihre Gruppe später
benannt wurde.1745 Ende des Jahres 1931 schloss sich ein Teil der Roten
Kämpfer um Reichenbach dann der SAP an, wo sie allerdings bald schon
wieder austraten.1746 Erfolgreicher waren die etwa 1.000 Mitglieder der
KPO (Kommunistische Partei-Opposition), die Anfang 1932 der SAP
beitraten. Angeführt von den beiden KPD-Mitbegründern Paul Frölich und
Jacob Walcher war ihr Ziel die „Eroberung der SAP für den
Kommunismus“. Das gelang ihnen im März 1933, als sich die Partei
tatsächlich ein revolutionär-sozialistisches Programm gab. Wilde urteilt
deshalb, dass das Agieren von Frölichs und Walchers Anhängern in der
SAP „als eines der erfolgreichsten Entrismus-Projekte in der Geschichte
revolutionärer Organisationen in Europa überhaupt“ betrachtet werden
könne.1747
Derweil belastete eine neue Kontroverse die LO. Und erneut spielte
Roman Well die Hauptrolle. Die Differenzen wurden deutlich, als sich die
Organisation um eine Auswertung des Berliner BVG-Streiks vom
November 1932 bemühte. Der Ausstand, der wenige Tage vor der
Reichstagwahl begann, hatte sich gegen eine Lohnkürzung bei den
Verkehrsbetrieben der Reichshauptstadt gerichtet. Er war von der RGO
angestoßen worden, wurde nicht von den Gewerkschaften des ADGB
unterstützt und brach nach wenigen Tagen zusammen. Da sich auch die
Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) an dem Streik
beteiligte, gilt er bis heute als Paradebeispiel für die vermeintliche
Zusammenarbeit von Kommunisten und Nationalsozialisten am Ende der
Weimarer Republik.1748 Doch die Linkskommunisten interessierte eine
andere Frage. Innerhalb der Reichsleitung und in der Redaktion der
„Permanenten Revolution“ entfachte sich eine heftige Kontroverse über die
Rolle der RGO.
Well sah in dem Streik – trotz seines erfolglosen Ausgangs – einen
„Wendepunkt“. Zum ersten Mal seit 1923 hätte ein Großbetrieb gleichzeitig
den Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie und das staatliche
Schlichtungswesen aufgenommen. Man müsse anerkennen, dass sich die
RGO zu einer wichtigen Kraft entwickelt habe. Daher müsse die LO die
Forderung nach ihrer Auflösung aufgeben.1749 Eine Mehrheit der
Reichsleitung schloss sich dieser Haltung an. Erwin Ackerknecht hingegen
kritisierte diese Analyse. Die RGO habe zwar eine führende Rolle in dem
Streik gespielt. Doch sei er gerade deshalb gescheitert, „weil der Einfluss
der RGO auf die Freigewerkschafter sehr gering blieb, weil er nicht
organisiert war und nicht organisiert sein konnte.“ So sei es nicht gelungen,
die Solidarität von Arbeitern anderer städtischer Betriebe zu gewinnen.
Diese Isolation sei ein Produkt der RGO-Politik gewesen. Daher müsse die
LO weiterhin die Auflösung der RGO fordern und für die Rückkehr der
Kommunisten in die freien Gewerkschaften kämpfen.1750
Dieser Streit war also gerade aktuell, als die Delegation deutscher
Trotzkisten in Kopenhagen eintraf, um Trotzkis Rede zu hören und sich mit
dem sowjetischen Dissidenten zu treffen. Dementsprechend wurde er auch
zum Thema einer informellen internationalen Konferenz der ILO, die in
jenen Tagen stattfand.1751 Sowohl Ackerknecht als auch Senin, als Vertreter
der Well-Gruppe, waren anwesend, um die Differenzen zu klären.1752
Trotzki, der Ackerknechts Position unterstützte, berichtete später, Senin
habe ihm während des zweistündigen Gespräches in allen Punkten
zugestimmt. Der Konflikt sei beigelegt worden.1753
Doch nur zwei Wochen später stellte sich die Situation völlig anders dar.
In der „Permanenten Revolution“ schrieb Well: „Jeder Versuch, die
führende Rolle der KPD und der RGO im BVG-Streik in versteckter Weise
zu negieren […] hat nichts mit ehrlicher Kritik zu tun, sondern ist ein
Ausdruck der Feindschaft zur Partei.“1754 Auch in seiner Einstellung
gegenüber der Sowjetunion vollzog Well eine scharfe Wendung. Er warf der
ILO vor, sie unterschätze die „Erfolge“ der stalinistischen Bürokratie. Der
Fünfjahresplan sei fast erfüllt und niemand spreche mehr von
„Sozialfaschismus“. Die Parteisäuberungen bedeuteten einen Schritt
vorwärts.1755 Gemeinsam mit Senin, Joko und Sprengel gab er eine
Erklärung heraus, in der er sich von Trotzkis Warnungen vor Stalin
distanzierte. Sie seien nichts anderes als die „Kapitulation vor Urbahns,
Korsch […] und anderen Feinden der Partei und Komintern“.1756
Trotzki, der erst Anfang Januar 1933 davon erfuhr, schrieb noch am
selben Tag einen Brief an das IS und an alle Sektionen der ILO. Sollte Well
seine Positionen beibehalten, dürfe er keine weiteren 24 Stunden in der
Organisation verbleiben.1757 Mittlerweile hatten sich auch in der
Reichsleitung der LO die Fronten verschoben. Hippe und Schöler, die Well
in der RGO-Frage unterstützt hatten, solidarisierten sich nun im Dezember
1932 mit Trotzki. Well und Sprengel, die ihre Ansichten nicht wiederriefen,
mussten nach ein paar Tagen die Organisation verlassen.1758
Doch damit war das Kapitel noch nicht abgeschlossen. Zehn Tage vor
der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler sorgten Well und seine Genossen
für einen Skandal. Sie überraschten die linke Öffentlichkeit Berlins mit
einer gefälschten Ausgabe der „Permanenten Revolution“. Darin hieß es,
die Mehrheit der LO habe politisch und organisatorisch mit dem
Trotzkismus gebrochen. Trotzkis Perspektiven für Deutschland und die
Sowjetunion seien „bankrott“. Seine „Spekulation“ darüber, dass der
gegenwärtige Kurs die KPD in eine Katastrophe führen würde, hätte sich
als ebenso falsch erwiesen wie seine übertriebenen Warnungen vor dem
Faschismus. Daher würde die Mehrheit der LO zur KPD zurückkehren.1759
Anders als noch zwei Jahre zuvor agierte Well hier zweifellos in seiner
Funktion als GPU-Agent. Es ist davon auszugehen, dass diese Aktion in
enger Kooperation mit maßgeblichen Stellen im stalinistischen Apparat
durchgeführt worden war.1760 Well und sein Bruder vollzogen binnen
kurzer Zeit eine derartige Wendung, die nur erklärbar ist, wenn man davon
ausgeht, dass sie auf Befehl geschah. Die „Permanente Revolution“
bezeichnete die „Kapitulation“ der Well-Gruppe dementsprechend als
„bestellte Arbeit“.1761 Auch Schafranek ist dieser Ansicht:

Wie war es möglich, dass sie plötzlich priesen, was sie gestern noch
verdammt hatten? Eine individuelle Initiative, ein Schwenk auf eigene
Rechnung, kann ausgeschlossen werden. Offenbar hielt die GPU den
Zeitpunkt für gekommen, um das Duo [Well und Senin] aus der
vordersten Linie abzuziehen und für andere Aufgaben zu verwenden,
ohne auf spektakuläre organisatorische Erfolge bei der Zersetzung der
trotzkistischen Bewegung in Deutschland zu verzichten.1762

Auch die Tatsache, dass dem Ereignis eine besondere Publizität in der
Parteipresse zuteil-wurde, deutet darauf hin. So berichteten zeitgleich die
„Rote Fahne“, die „Inprekorr“ und das Zentralorgan der Kommunistischen
Partei Frankreichs darüber.1763 Nun äußerte auch Trotzki indirekt den
Verdacht, dass es sich um GPU-Agenten handeln könnte.1764
Drei Tage nach Erscheinen der gefälschten „Permanenten Revolution“
schloss die Reichsleitung unter anderem Maria Sevenich, Fritz Büchner,
Heinrich Tacke und Senin „wegen organisationsschädigenden Verhaltens
und Verlassens der Plattform der Linken Opposition aus der LO“ aus.1765
SAP, Leninbund und KPO kommentierten die Ereignisse durchaus mit einer
gewissen Schadenfreude,1766 ebenso die Landau-Gruppe.1767 Doch eine
besondere organisatorische Schwächung löste der Coup der Well-Gruppe
nicht aus. Auch von einer Kapitulation der LO vor der KPD konnte keine
Rede sein. Die „Permanente Revolution“ schrieb in ihrer nächsten Ausgabe,
dass die Gruppen „im ganzen Reich“ geschlossen „auf dem Boden der LO“
stünden.1768 Die Reichsleitung konnte zudem nachweisen, dass die in der
gefälschten Ausgabe der „Permanenten Revolution“ angegebene Zahl von
über einhundert Unterstützern Wells bei Weitem übertrieben war. Nur etwa
35 der Unterzeichner waren überhaupt Mitglieder der LO.1769 Davon
kamen 26 aus Leipzig „und zwar der schlechteste Teil, der schon seit
einigen Monaten keine innere Verbundenheit mit der Organisation
hatte“.1770 Zwei Drittel der Leipziger Ortsgruppe verblieben bei der
Organisation. In den anderen Gruppen unterstützten, wenn überhaupt, nur
Einzelpersonen die Brüder Sobolevicius.
Es war der letzte Versuch der Stalinisten in der Geschichte der Weimarer
Republik, die linke KPD-Opposition zu schwächen. Auch wenn sie in
diesem Fall nur geringen Erfolg hatten, waren sie insgesamt sicherlich sehr
zufrieden. Der deutsche Linkskommunismus, Mitte der 1920er Jahre ein
bedeutender Machtfaktor innerhalb der KPD, war mittlerweile zu einer
Randerscheinung zusammengeschrumpft. Im Januar 1933 lag die Zahl
seiner Anhänger nur noch bei einem Bruchteil früherer Zeiten, verteilt über
verschiedene Gruppen. Die Strukturen, die noch bestanden, sollten
schließlich die Nationalsozialisten zerschlagen. Das, was Stalin begonnen
hatte, vollendete nun Hitler.
5. Der Kampf gegen den Faschismus

5.1 Unterschiedliche Konzepte


In den letzten Jahren der Weimarer Republik legten die verbliebenen
Linkskommunisten ihr Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung der immer
stärker werdenden faschistischen Bewegung. Innerhalb weniger Jahre war
Adolf Hitlers NSDAP von einer „irritierenden Randerscheinung“1771 der
Weimarer Gesellschaft zu einer Massenpartei geworden. Hatten die
Nationalsozialisten 1928 gerade einmal 2,6 Prozent der Wählerstimmen
erhalten, so zogen sie im September 1930 als zweitstärkste Fraktion in den
Reichstag ein. Zwei Jahre später konnten sie ihre Stimmenzahl noch einmal
mehr als verdoppeln und wurden mit 37,3 Prozent stärkste Kraft. Die SA,
ihre paramilitärische Kampforganisation, wuchs auf etwa eine halbe Million
Mitglieder an.
Eine zentrale Rolle bei dieser Entwicklung spielte zweifellos die im
Oktober 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise, die den Kapitalismus bis
auf seine Grundfesten erschütterte: Beginnend mit dem Börsencrash an der
New Yorker Wall Street kam es zur bis dahin größten globalen Krise.
Weltweit sank die Industrieproduktion zwischen 1929 und 1932 um 29
Prozent. In Deutschland waren die Auswirkungen besonders verheerend, da
die Wirtschaft weitgehend von Auslandskrediten – vor allem aus den USA
– abhängig war. Als diese zurückgezogen wurden, ging die
Industrieproduktion binnen zwei Jahren um 40 bis 50 Prozent zurück.1772
Schon im Jahr 1932 lag das deutsche Volkseinkommen um 39 Prozent unter
dem Stand von 1929. Große und kleine Firmen gingen Bankrott. Erhebliche
Teile des Mittelstandes stürzten in Armut. Auch die Lebenssituation der
Bauern verschlechterte sich, da die Preise für landwirtschaftliche Produkte
sanken. Die Löhne der Arbeiter sanken durchschnittlich um ein Drittel.
Zugleich wuchs die Zahl der Arbeitslosen von 1,3 Millionen im Jahr 1929
auf etwa sechs Millionen Anfang 1933.1773 Nur noch jeder dritte
Arbeitnehmer befand sich in Vollbeschäftigung. Besonders Branchen wie
das Baugewerbe, die Holz-, Metall- und Glasindustrie,
Lederwarenhersteller und die keramische Industrie litten unter der
Krise.1774
Im März 1930 war mit der Großen Koalition des sozialdemokratischen
Kanzlers Hermann Müller die letzte demokratisch legitimierte Regierung
zurückgetreten. Wenige Tage später, am 30. März – dem Gründungstag der
VLO – ernannte Reichspräsident von Hindenburg das erste
Präsidialkabinett. Der neue Kanzler Heinrich Brüning regierte in der
Folgezeit ohne Rücksichtnahme auf parlamentarische Mehrheiten im
Wesentlichen mit Hilfe von Notverordnungen. Sowohl er als auch sein
Nachfolger Franz von Papen, der im Juni 1932 zum Reichskanzler ernannt
wurde, zerschlugen große Teile des Sozialstaates. Sie halbierten die Höhe
des Arbeitslosengelds und beschränkten dessen Bezugsdauer auf sechs
Wochen. Die Fürsorge bezahlte nur noch die Miete und eine warme
Mahlzeit aus der Suppenküche. Auch die Renten und Pensionen wurden
kontinuierlich gekürzt. Zugleich wurden die Verbrauchssteuern und Zölle
auf Lebensmitteleinfuhren erhöht. In den Städten herrschte Hunger.
Der Sozialabbau geschah auch im Interesse der deutschen Unternehmer.
So hatte der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) wenige Wochen
nach dem Crash an der Wall Street gefordert, dass der Sozialstaat „den
Grenzen wirtschaftlicher Tragfähigkeit angepasst“ werden solle. Eine
„unberechtigte, die Volksmoral schädigende Ausnutzung“ der
Sozialversicherung müsse verhindert werden.1775 Nach Ansicht der
Unternehmensleitungen hatten der übermäßige Sozialstaat, zu hohe Löhne
und zu niedrige Arbeitszeiten die Krise verursacht. Daher kündigten sie
Tarifverträge, kürzten Löhne und schafften den Achtstundentag ab. Die
Regierung flankierte diese Entwicklung im Jahr 1932 durch die faktische
Abschaffung der Tarifautonomie und des Streikrechts.1776 Ziel der
Kürzungen war es, deutsche Produkte auf dem Weltmarkt günstiger
verkaufen zu können und so die Wirtschaft anzukurbeln. Doch da alle
Industriestaaten die gleiche Politik betrieben, kam es zu keinem
Aufschwung. Lediglich die Armut stieg immer weiter. Hauptprofiteure
dieser Entwicklung waren die Nazis.
Deren Sieg kam jedoch keineswegs zwangsläufig. Zwar ist der rasante
Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung in den letzten Jahren der
Weimarer Republik beispiellos. Doch möglicherweise hatte die NSDAP
schon ihren Zenit überschritten, als Hitler im Januar 1933 von Hindenburg
zum Kanzler ernannt wurde. Das legen etwa die Ergebnisse der
Reichstagswahl vom November 1932 nahe, als die Partei mehr als zwei
Millionen Stimmen gegenüber der Wahl im Juli 1932 einbüßte. Liest man
Kommentare linksliberaler Zeitungen aus dieser Zeit, so fällt auf, dass viele
der Autoren – anders als zu Beginn des Jahres – nicht mehr mit einer
nationalsozialistischen Machtübernahme rechneten.1777
Wäre Hitler also zu verhindern gewesen? Die Beantwortung dieser Frage
erscheint in der Rückschau müßig. Doch für viele Zeitgenossen war sie von
existenzieller Bedeutung. Deutschland verfügte Anfang der 1930er Jahre
über eine der stärksten Arbeiterbewegungen weltweit. Millionen waren
Mitglied der Gewerkschaften. Die beiden größten Arbeiterparteien, SPD
und KPD, erzielten noch bei der letzten freien Wahl gemeinsam mehr
Stimmen als die Nationalsozialisten.1778 Dementsprechend setzten nicht
wenige ihre Hoffnung auf die Kraft dieser Bewegung, um Hitler den Weg
an die Macht zu verstellen. Der Generalstreik gegen den Kapp-Putsch im
März 1920 galt ihnen dabei als Positivbeispiel dafür, wie eine Diktatur
verhindert werden könnte. Diese Ansicht vertraten auch die meisten
Linkskommunisten und forderten eine Rückkehr der KPD zur
Einheitsfrontpolitik der frühen 1920er Jahre. Doch wie in vielen anderen
grundsätzlichen Fragen standen sie auch hier im Gegensatz zur Parteilinie.
Nur einige wenige wie Karl Korsch teilten die Einschätzungen der
KPD.1779
Die dieser Haltung zugrundeliegende Analyse hatten die
Linkskommunisten im Wesentlichen nicht selbst entwickelt. Vielmehr
stützten sich sowohl die Landau-Gruppe als auch der Leninbund und
selbstverständlich auch die trotzkistische LO auf die Analysen Leo
Trotzkis. Dieser hatte im Jahr 1930 damit begonnen, die Situation in
Deutschland ausführlich zu kommentieren.1780 In keiner anderen Frage
wurde die Abhängigkeit der deutschen Linkskommunisten von ihm so
deutlich wie hier.

5.1.1 Trotzkis Faschismusanalyse


Die Weltwirtschaftskrise führte zu einer politischen Polarisierung in
Deutschland. Das wurde bei der Reichstagswahl am 14. September 1930
deutlich: Am linken Rand des politischen Spektrums konnte die KPD mehr
als 1,3 Millionen Stimmen hinzugewinnen, in Berlin wurde sie sogar
stärkste Kraft. Sowohl hier als auch im restlichen Land legten die
Kommunisten vor allem auf Kosten der SPD zu, die reichsweit etwa
600.000 Stimmen verlor. Noch deutlicher fiel der Zuwachs der extremen
Rechten aus. Die NSDAP wurde zur zweitstärksten Fraktion des
Reichstages. 5,6 Millionen Stimmen konnten die Nazis hinzugewinnen.1781
Ungeachtet dessen betrachtete die KPD-Führung ihre eigene Partei als
einzige Siegerin der Wahl.1782 In völliger Verkennung der Lage
prophezeiten die Kommunisten einen schnellen Niedergang der NSDAP. In
der Parteipresse war zu lesen: „Der 14. September war der Höhepunkt der
nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland. Was nachher kommt,
kann nur Niedergang und Abstieg sein.“1783 Trotzki sah dies anders. Von
seinem türkischen Exil aus deutete er das Wahlergebnis als Niederlage der
Arbeiterbewegung und warnte er vor einer Unterschätzung der
Nationalsozialisten. Der Faschismus sei „zu einer wirklichen Gefahr
geworden“, schrieb er. Er sei „Ausdruck der akuten Ausweglosigkeit des
bürgerlichen Regimes, der konservativen Rolle der Sozialdemokratie und
der akkumulierten Schwäche der Kommunistischen Partei im Kampf gegen
dieses Regime.“1784 Daher müsse man sich sehr ernsthaft mit der
faschistischen Bewegung auseinandersetzen. Schon vorher hatte Trotzki das
gelegentlich getan. Aber erst die Reichstagswahl des Jahres 1930
veranlasste ihn, sich intensiver mit den Nationalsozialisten zu befassen.1785
Bis 1933 analysierte er in zahlreichen Aufsätzen und Broschüren die
Situation in Deutschland und warnte vor der Gefahr, die für die deutsche
Arbeiterbewegung bestand. Lutze sieht darin den Beweis, dass für Trotzki
„das Theoretische kein Selbstzweck war, sondern immer im
Zusammenhang mit dem aktiven politischen Handeln stand.“1786
Zu Unrecht ist Trotzkis Analyse des Nationalsozialismus von der NS-
Forschung häufig übersehen worden.1787 Denn die meisten Historiker, die
sie wahrgenommen haben, bewerteten sie durchaus positiv. Baruch Knei-
Paz, der dem dissidenten Kommunisten keineswegs in allen Punkten folgt,
bescheinigt dessen Faschismustheorie dennoch „sweep and power“: „The
‚theory of Fascism‘ which he formulated […] at least hat the advantage of
putting the phenomen into social and historical perspective.“1788 Hitler-
Biograf Ian Kershaw spricht von „scharfsinnigen Schriften“, die Trotzki
über den Faschismus verfasst habe, Flechtheim von „glänzenden
Pamphleten“ und Hermann Weber von „bestechenden Aussagen“.1789 Eine
„der besten Faschismusanalysen von marxistischer Seite“ stellen die
Arbeiten Trotzkis für die Historikerin Helga Schuler-Jung dar.1790 Ihr
Kollege Perry Anderson meint sogar, es handele sich um eine „konkrete
Untersuchung einer politischen Situation“, die „in der Geschichte des
historischen Materialismus nicht ihresgleichen findet“.1791 In der Tat
bewiesen die Schriften des russischen Oppositionellen einen
bemerkenswerten Weitblick und eine erstaunliche Kenntnis der Situation in
Deutschland – vor allem, wenn man bedenkt, dass er sich im türkischen
Exil befand. Das beeindruckte auch Zeitgenossen wie Kurt Tucholsky:
„Und Trotzki, der prachtvolle Sachen schreibt, die ja durch die Weltpresse
gehen […]. Neulich ein ‚Porträt des Nationalsocialismus‘, das ist wirklich
eine Meisterleistung. Da stand alles, aber auch alles drin. Unbegreiflich,
wie das einer schreiben kann, der nicht in Deutschland lebt.“1792
Trotzki begriff den Faschismus als Produkt der Klassengesellschaft. Bei
seiner Analyse müsse man daher, schrieb er im September 1932, „von den
Beziehungen zwischen drei Klassen ausgehen: Bourgeoisie,
Kleinbürgertum (samt Bauernschaft) und Proletariat“.1793 Das
Kleinbürgertum – Trotzki verstand hierunter „das kleine Handwerks- und
Handelsvolk der Stadt, Beamte, Angestellte, technisches Personal,
Intelligenz, heruntergekommene Bauern“1794 – sei die Klasse, die am
stärksten von der Krise getroffen worden sei. Der Faschismus habe hier
seine „genuine Basis“.1795 Aufgrund des enormen Arbeitsplatzmangels sei
es nicht zu einer Proletarisierung dieser Schicht gekommen, sondern zu
deren vollständigen Verarmung.
Die Mittelschichten fühlten sich, so Trotzki, gleichermaßen bedroht von
Großkapital und organisierter Arbeiterschaft. Die gegen beide Klassen
gerichtete Demagogie der Nationalsozialisten falle daher hier auf besonders
fruchtbaren Boden.1796 Auch Rassismus und Antisemitismus kämen bei
vielen verarmten Angehörigen der Mittelschichten gut an. Beide Ideologien
gäben ihnen ihren Stolz zurück: „Wie herabgekommener Adel Trost findet
in der alten Abkunft seines Blutes, so besäuft sich das Kleinbürgertum am
Märchen von den besonderen Vorzügen seiner Rasse.“ Überhaupt habe die
Krise zu einer politischen Radikalisierung des Kleinbürgertums geführt:
„Die Pauperisierung der Mittelschichten – mit Mühe durch Halstuch und
Strümpfe aus Kunstseide verhüllt – fraß allen offiziellen Glauben und vor
allem die Lehren vom demokratischen Parlamentarismus.“1797
Anders als die Kominternführung ging Trotzki nicht davon aus, dass der
Faschismus eine „Schöpfung“ des reaktionären Finanzkapitals sei.
Vielmehr seien sowohl der Nationalsozialismus in Deutschland als auch der
italienische Faschismus als eigenständige Massenbewegungen des
Kleinbürgertums entstanden. Auch deren Führungsfiguren stammten nicht
aus der Oberschicht, sondern seien aus der Bewegung selbst
hervorgegangen.1798 Doch das bedeute nicht, dass der Faschismus nicht
unter Umständen von Teilen der Bourgeoisie unterstützt werde. Gerade in
einer zugespitzten gesellschaftlichen Situation, wie sie Deutschland
gegenwärtig erlebe, bestehe diese Gefahr. Sei die Bourgeoisie nicht mehr in
der Lage, mit parlamentarischen Mitteln zu regieren, nehme sie notfalls zu
einer reaktionären Lösung Zuflucht.1799 Denn um aus der gesellschaftlichen
Polarisierung einen Ausweg zu finden, müsse sie sich „vollends des Drucks
der Arbeiterorganisationen entledigen, sie hinwegräumen, zertrümmern,
zersplittern“. Genau das, nämlich „die Zertrümmerung der proletarischen
Organisationen, von den revolutionären an bis zu den gemäßigten“,
verspreche der Faschismus.1800 Das Bürgertum sehe zwar nur ungern eine
faschistische Lösung für ihre Probleme, doch diene diese letztendlich auch
dem Erhalt der kapitalistischen Gesellschaft. Trotzki verwendete das Bild,
dass die Bourgeoisie den Faschismus ebenso sehr liebe „wie ein Mensch
mit kranken Kiefern das Zahnziehen“1801. Einmal an der Macht sei der
Faschismus daher keinesfalls die Herrschaft des Kleinbürgertums, sondern
eine Form kapitalistischer Herrschaft. Er lasse die soziale
Gesellschaftsordnung unangetastet.1802 Die Kosten dafür werde die
deutsche Arbeiterbewegung tragen, prophezeite Trotzki:

Die Machtergreifung der deutschen „Nationalsozialisten“ würde vor


allem die Vernichtung der Elite des deutschen Proletariats nach sich
ziehen, die Zerstörung seiner Organisationen, den Verlust seines
Selbstvertrauens und des Glaubens an seine Zukunft. Entsprechend der
weitaus größeren Reife und Schärfe der sozialen Gegensätze in
Deutschland würde sich die Höllenarbeit des italienischen Faschismus
wahrscheinlich als eine unbedeutende, beinahe humane Erfahrung
ausnehmen im Vergleich zur Arbeit des deutschen
Nationalsozialismus.1803

Der russische Dissident ging davon aus, dass das Kleinbürgertum


langfristig zu keiner eigenständigen Politik fähig sei. Vielmehr schwanke
die Klasse zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse. Normalerweise gehe
das Kleinbürgertum „trotz heftiger Ausbrüche von Unzufriedenheit im
großen und ganzen gehorsam im kapitalistischen Gespann.“ Doch unter
„den Bedingungen der kapitalistischen Fäulnis und wirtschaftlichen
Ausweglosigkeit“ versuche es „sich den Fesseln der alten Herren und
Meister der Gesellschaft zu entwinden“. Wenn die Parteien der
Arbeiterklasse in einer solchen Situation einen Weg aus der Krise aufzeigen
würden, dann könne es gelingen große Teile der Mittelschichten zu
gewinnen. Gelinge das nicht, „dann verliert das Kleinbürgertum die Geduld
und beginnt in den revolutionären Arbeitern die Urheber seines eigenen
Elends zu sehen“.1804 In einer solchen Situation würden sich die
Mittelschichten möglicherweise dem Faschismus – „der Partei der
konterrevolutionären Verzweiflung“1805 – zuwenden. Daher existiere neben
der „scharfen sozialen Krise“ noch ein zweiter Faktor, der den Aufstieg des
Faschismus begünstigen könne: die „revolutionäre Schwäche des deutschen
Proletariats“.1806
Trotzki war der Ansicht, dass eine Einheitsfront der beiden großen
Arbeiterparteien notwendig sei, um den Faschismus zu stoppen. Schließlich
seien beide gleichermaßen durch die Nationalsozialisten bedroht.1807 Die
Hauptverantwortung, eine solche Einheitsfront zu initiieren, läge bei den
Kommunisten. Sie müsse „zur Verteidigung jener materiellen und geistigen
Positionen aufrufen, die das Proletariat in Deutschland bereits errungen
hat.“ Es gehe „unmittelbar um das Schicksal seiner politischen
Organisationen, seiner Gewerkschaften, seiner Zeitungen und Druckereien,
seiner Heime, Bibliotheken usw.“ Daher müsse der kommunistische dem
sozialdemokratischen Arbeiter sagen: „Die Politik unserer Parteien ist
unversöhnlich; aber wenn die Faschisten heute Nacht kommen, um die
Räume Deiner Organisation zu zerstören, so werde ich Dir mit der Waffe in
der Hand zu Hilfe kommen. Versprichst Du, ebenfalls zu helfen, wenn die
Gefahr meine Organisation bedroht?“ Das sei „die Quintessenz der Politik
der jetzigen Periode“.1808
Das Einheitsfrontangebot dürfe sich nicht nur an die Parteibasis wenden,
sondern es müsse auch Verhandlungen auf der Ebene der Parteiführungen
über ein gemeinsames Vorgehen geben. Eine reine Einheitsfront „von
unten“ könne keinen Erfolg haben. Die überwiegende Mehrheit der
sozialdemokratischen Arbeiter wolle zwar gegen den Faschismus kämpfen
– aber selbstverständlich zusammen mit ihrer Parteiführung. Es könne für
die Kommunisten nicht darum gehen, nur mit jenen sozialdemokratischen
Arbeitern zusammen zu kämpfen, die bereit wären unabhängig von ihrer
Führung zu handeln. Vielmehr gehe es darum, die größtmögliche
Aktionseinheit innerhalb der Arbeiterklasse herzustellen. In der
gemeinsamen Aktivität könnten die Kommunisten dann beweisen, dass sie
am konsequentesten den Faschismus bekämpfen: „Wir müssen den
sozialdemokratischen Arbeitern helfen, in der Praxis […] zu überprüfen,
was ihre Organisationen und Führer wert sind, wenn es um Leben und Tod
der Arbeiterklasse geht.“1809
Die Einheitsfront müsse vor allem in der Aktion stattfinden. Nicht durch
gemeinsames Vorgehen im Parlament, sondern durch Aktionseinheiten sei
ein effektiver Kampf gegen den Faschismus möglich.1810 Das Bündnis
dürfe nur um einen zentralen Punkt herum – in diesem Fall dem Kampf
gegen den Faschismus – aufgebaut werden. Wichtig sei dabei, dass die
Kommunistische Partei ihre politische und organisatorische
Eigenständigkeit behalte. Die Losung laute: „Getrennt marschieren, vereint
schlagen! Sich nur darüber verständigen, wie zu schlagen, wen zu schlagen
und wann zu schlagen! […] Unter einer Bedingung: man darf sich nicht die
eigenen Hände binden!“1811
Angesichts der zugespitzten gesellschaftlichen Situation sei es
notwendig, dass die beiden Arbeiterparteien so schnell wie möglich
gemeinsame praktische Maßnahmen verabredeten. Den Betriebsräten
komme eine besondere Bedeutung zu. Jeder Betrieb solle ein
„antifaschistisches Bollwerk“ werden. Daher müsse auch eine
Zusammenarbeit zwischen den kommunistischen und den
sozialdemokratischen Gewerkschaften stattfinden.1812
Trotzkis Forderung nach einer Arbeitereinheitsfront traf, wie später zu
zeigen sein wird, die Stimmung vieler Mitglieder von SPD und KPD. Doch
deren nationale Parteiführungen verfolgten derweil andere Strategien.

5.1.2 Die Tolerierungspolitik der SPD


Die SPD-Führung war sich der Gefahr, die von den Nationalsozialisten
ausging, bewusst. Hier unterschieden sich die Einschätzungen der
sozialdemokratischen Theoretiker kaum von denen Trotzkis.1813 Auch sie
betonten, dass der Aufstieg Hitlers ein Produkt der Wirtschaftskrise sei, und
verstanden den Nationalsozialismus als kleinbürgerliche Massenbewegung,
deren Ziel die Zerstörung der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie sei.
Für das Großkapital seien die Nazis interessant, weil sie sich die
Zerschlagung der Arbeiterbewegung auf die Fahnen geschrieben hätten.1814
Wenn es um praktische Schlussfolgerungen ging, verfolgten die Vertreter
der SPD jedoch einen völlig anderen Ansatz als Trotzki. Eine Einheitsfront
mit den Kommunisten lehnten sie entschieden ab. Vielmehr war ihre Politik
von einem starken Antikommunismus geprägt, teilweise setzten sie sogar
KPD und Nazis gleich. So erklärte der Parteivorsitzende Otto Wels 1931
beim Leipziger Parteitag: „Bolschewismus und Faschismus sind Brüder. Sie
basieren auf der Gewalt, auf der Diktatur, mögen sie sich noch so
sozialistisch und radikal gebärden.“1815
Um den Nationalsozialisten den Weg an die Macht zu versperren und die
Weimarer Demokratie am Leben zu erhalten, setzte die SPD, anders als die
Trotzkisten, auf den parlamentarischen Weg.1816 Ihr Ansatz war eine Politik
des „kleineren Übels“: Ab 1930 tolerierte ihre Reichstagsfraktion das
autoritäre Präsidialkabinett des Zentrum-Politikers Heinrich Brüning.
Dahinter steckte vor allem die Hoffnung, die „Weimarer Koalition“ in
Preußen aufrechterhalten zu können. In dem größten Land der Republik
regierte der sozialdemokratische Ministerpräsidenten Otto Braun
gemeinsam mit Zentrum und DDP. Kanzler Brüning sicherte der SPD im
Gegenzug zu deren Tolerierung zu, das Zentrum in dieser Koalition zu
belassen.1817 Diese Abhängigkeit der Sozialdemokraten von der
Zentrumspartei hatte er, so schreibt Gotthard Jasper, „klar erkannt und
nutzte sie aus. Er durfte auf eine Unterstützung von links rechnen, ohne
dafür substanzielle Zugeständnisse machen zu müssen.“1818 Tatsächlich
trug die Sozialdemokratie viele Entscheidungen mit, die nicht nur ihrem
politischen Programm widersprachen, sondern auch den Interessen ihrer
Mitglieder und Wähler.
Das führte zu Unmut unter den Anhängern der SPD. Bei den
Reichstagswahlen musste die Partei deutliche Verluste hinnehmen,
zwischen 1928 und 1932 verlor sie knapp zwei Millionen Stimmen. Auch
innerhalb der Partei kam Kritik am Kurs der Führung auf.1819 Im Jahr 1931
veröffentlichte die unter dem Namen „Klassenkampfgruppe“ organisierte
linke Opposition einen „Mahnruf an die Partei“, in dem sie einen radikalen
Politikwechsel einforderte:

[…] begrabt die Illusionen, mit dieser Tolerierungspolitik, mit diesem


Ausweichen und Zurückweichen das größere Übel von der
Arbeiterklasse abwenden zu können […]. Wir mahnen im Interesse der
Partei und der Arbeiterklasse Fraktion und Parteileitung zur Umkehr,
[…] zur Änderung des bisherigen Kurses und zur Organisierung des
Kampfes um die Befreiung der Arbeiterklasse.1820

Doch die Parteiführung blieb ihrer Linie treu – und schloss kurzerhand
die Kritiker aus. Führende Mitglieder der Klassenkampfgruppe wie Kurt
Rosenfeld und Max Seydewitz mussten die SPD verlassen. Sie gründeten
im Oktober 1931 die bereits erwähnte Sozialistische Arbeiterpartei
(SAP).1821
Die Grenzen der sozialdemokratischen Politik machte der
„Preußenschlag“ des Jahres 1932 deutlich. Nach der Landtagswahl am 24.
April befand sich die Regierung Braun nur noch kommissarisch im Amt, da
keine mögliche Regierungskoalition über eine parlamentarische Mehrheit
verfügte. Daher entmachtete Brünings Nachfolger Franz von Papen am 20.
Juli die Landesregierung, setzte einen Reichskommissar ein und verhängte
den militärischen Ausnahmezustand über das Land.1822 Die SPD lehnte es
ab, Widerstand gegen diesen Staatsstreich zu organisieren, obwohl sie
entsprechende Vorkehrungen getroffen hatte. Beispielsweise stand die
„Eiserne Front“ bereit, ein im Jahr 1931 gegründeter sozialdemokratisch
dominierter, paramilitärischer Arbeiterkampfbund. Darüber hinaus hätte die
Regierung auf die Polizei des Freistaates zurückgreifen, die Beamten zum
zivilen Ungehorsam auffordern oder die Arbeiterschaft zum Generalstreik
aufrufen können. Doch in Gesprächen mit Gewerkschaftsvertretern war die
SPD-Führung zu der Ansicht gelangt, dass die Bedingungen für einen
solchen Ausstand aufgrund der Massenarbeitslosigkeit schlecht seien.1823
Daher setzte sie auf Ruhe und Zurückhaltung. Im „Vorwärts“ verkündete
sie, die Reichstagswahl am 31. Juli werde eine entsprechende Antwort auf
den Staatsstreich liefern.1824 Außerdem reichte sie Verfassungsklage beim
Staatsgerichtshof des Reichsgerichts ein. Doch der gab der Regierung von
Papen Recht. Auch die Wahl stellte keineswegs den erhofften Gegenschlag
dar. Vielmehr wandten sich eine halbe Million Wähler enttäuscht von der
Partei ab.1825
Letztendlich stärkte der ausgebliebene Widerstand am 20. Juli die
politische Rechte. Das erkannte auch der spätere NS-Propagandaminister
Joseph Goebbels, als er am 21. Juli in sein Tagebuch notierte: „Die Roten
sind besiegt. Ihre Organisationen leisten keinen Widerstand. […] Die Roten
haben ihre große Stunde verpasst. Die kommt nie wieder.“1826
Nur ein halbes Jahr später, am 30. Januar 1933, wurde Hitler zum
Kanzler ernannt. Auch jetzt blieb die SPD ihrer legalistischen Haltung treu.
Rudolf Breitscheid, Fraktionsvorsitzender im Reichstag, erklärte:

Wenn Hitler sich zunächst auf dem Boden der Verfassung hält, und mag
das hundertmal Heuchelei sein, wäre es falsch, wenn wir ihm den Anlass
geben, die Verfassung zu brechen, ihn von dem Boden des Rechtes
entfernen […]. Wenn Hitler den Weg der Verfassung beschreitet, steht er
an der Spitze einer Rechtsregierung, die wir bekämpfen können und
müssen, mehr noch als die früheren, aber es ist dann eben eine
verfassungsmäßige Rechtsregierung.1827

Theodor Leipart, Vorsitzender des der SPD nahestehenden Allgemeinen


Deutschen Gewerkschaftsbundes, glaubte ebenfalls sich der
Nationalsozialisten auf verfassungsmäßigem Wege entledigen zu können:
„Organisation, nicht Demonstration: das ist die Parole der Stunde.“ Sein
Stellvertreter Peter Großmann erklärte: „Wir wollen uns den Generalstreik
als äußerste Eventualität aufheben.“ Doch dazu kam es nicht. Wenige
Monate später – am 2. Mai 1933 – lösten die neuen Machthaber die
Gewerkschaften auf, im Juni verboten sie die SPD. Tausende
Gewerkschafter und Sozialdemokraten wurden verhaftet, viele von ihnen,
gemeinsam mit den Kommunisten, in die ersten Konzentrationslager des
Regimes gesperrt.
In den strategischen Überlegungen Trotzkis hatte die Sozialdemokratie
stets eine wichtige Rolle gespielt. Dementsprechend scharf kritisierte er ihre
Tolerierungspolitik. So war er nicht der Meinung, dass der Sturz Brünings
die Machtergreifung der NSDAP zur Folge haben werde. Im Gegenteil: Er
warnte, dass die Duldung der Brüning’schen Politik letztendlich den
Nationalsozialisten in die Hände spielen werde.1828 Auch die Unterstützung
Hindenburgs bei der Reichspräsidentenwahl im Jahr 1932 konnte er nicht
nachvollziehen. Die Hoffnung der Sozialdemokraten durch die Wahl des
Monarchisten Hindenburg Hitler weitere sieben Jahre von der Macht fern
zu halten, hielt Trotzki für trügerisch.1829 Überhaupt war es ihm
unverständlich, dass eine Massenpartei wie die SPD das Schicksal der
Weimarer Republik davon abhängig mache, wer „sich im Präsidentenpalast
niederlasse“. Viel entscheidender für die Frage, welche gesellschaftlichen
Kräfte sich in Deutschland durchsetzen würden, sei die Stärke der
Arbeiterklasse, der Einfluss der nationalsozialistischen Terrortruppen oder
die Zusammensetzung der Reichswehr.1830
Kritisch beurteilte Trotzki daher die Appelle der SPD an den
Staatsapparat, an Gerichte, Militär und Polizei, sich gegenüber der
demokratischen Ordnung loyal zu verhalten. Eine solche Haltung verkenne
die materielle Lage der Beamten. Selbst der „‚loyalste‘, ‚neutralste‘, am
wenigsten an die Nationalsozialisten gebundene Bürokrat“ werde
überlegen, wer morgen sein neuer Vorgesetzter sein könne – und sich „für
alle Fälle umversichern, d. h. mit den Nationalsozialisten verbinden, um
sich seines morgigen Tages zu vergewissern.“ Jeder Polizist wisse, „dass
die Regierungen wechseln, die Polizei aber bleibt.“1831
Die Absetzung der preußischen Regierung am 20. Juli 1932 sah Trotzki
als Beleg für seine These, dass die Strategie der SPD in die Sackgasse
führe. In der Zeitschrift seiner deutschen Anhänger hieß es:

Was hat die SPD in dieser Stunde dem deutschen Proletariat zu sagen?
„Wartet auf den Staatsgerichtshof“ (das z. B. soeben das Vorwärtsverbot
bestätigt hat) „Wartet auf die Wahlen vom 31. Juli“ (Wobei es sehr
unsicher ist, ob Herr von Papen das Parlament überhaupt nur
zusammentreten läßt) „Haltet Ruhe!“ Das ist die ganze Antwort auf die
Verhaftung [des Berliner Polizeipräsidenten Albert, M.B.] Greszinskis,
die Absetzung Severings, die Ausnahmegerichte usw. Das ist alles, in
dem Moment, wo es ernst ist. Das ist alles nach dem Maulaufreißen der
letzten Wochen! Etwas Lächerlicheres, Erbärmlicheres, Feigeres hat die
Geschichte nicht gesehen.1832

Hintergrund für die Haltung der SPD war, so Trotzki, ein Wandel, den
die Partei in den vergangenen drei Jahrzehnten vollzogen habe. Sei sie um
die Jahrhundertwende noch eine revolutionäre Partei gewesen, so bestünde
ihre Politik nun nicht mehr darin, „aus der Unzulänglichkeit des
Kapitalismus die Notwendigkeit der Revolution zu folgern; auch nicht
darin, mittels Reformen die Arbeiter mit dem Kapitalismus auszusöhnen.“
Vielmehr habe das sozialdemokratische Bemühen in den vergangenen
Jahren darin bestanden, „die bürgerliche Gesellschaft, um den Preis des
Verzichts auf Reformen zu retten.“ Die Krise habe die Sozialdemokratie
dazu gezwungen „auf die Früchte des langen wirtschaftlichen und
politischen Kampfes zu verzichten und die deutschen Arbeiter auf das
Lebensniveau ihrer Väter, Großväter und Urgroßväter hinabzuführen.“1833
Da sich die Sozialdemokratie nicht an dem außerparlamentarischen
Widerstand der Arbeiterklasse orientiere, sei es, so Trotzki, Aufgabe der
KPD-Führung gewesen, den Anstoß für solche Aktionen zu geben. Doch
auch die hatte andere Vorstellungen.

5.1.3 Die „Sozialfaschismusthese“ der KPD


Die Komintern und im Besonderen ihre deutsche Sektion waren nicht in der
Lage eine klare Analyse des Phänomens Faschismus zu entwickeln. Zwar
sah die KPD die Hitlerpartei als politischen Feind an und organisierte
vielfältigen außerparlamentarischen Widerstand gegen die NSDAP. Sie rief
zu Demonstrationen auf und Kommunisten waren immer wieder an direkten
Konfrontationen mit den Faschisten beteiligt.1834 Doch letztendlich
verstand die Parteiführung überhaupt nicht, welch große Gefahr die
Nationalsozialisten für die gesamte deutsche Arbeiterbewegung
darstellten.1835
Geradezu inflationär verwendete das ZK den Begriff „Faschismus“. Ihn
sah es bereits seit 1930 an der Macht, als Reichspräsident Hindenburg das
erste Präsidialkabinett eingesetzt hatte.1836 Überhaupt bezeichnete die
KPD-Führung alle anderen parlamentarischen Parteien als „faschistisch“:
„Kampf gegen den Faschismus heißt Kampf gegen die SPD, genauso, wie
es Kampf gegen Hitler und die Brüningparteien heißt.“1837 Thälmanns
Vertrauter Werner Hirsch meinte, es sei keineswegs Aufgabe der
Kommunisten „mit der blauen Brille einer Pseudo-Theorie nach
irgendwelchen Unterschieden zwischen Demokratie und Faschismus zu
suchen“.1838 Thälmann selbst warnte im Februar 1932 vor einer
„opportunistischen“ Überschätzung des „Hitlerfaschismus“.1839
Ihre Haltung zum Nationalsozialismus übernahm die KPD aus Moskau.
Damit, schreibt Heinz Brahm, bewies die Partei erneut, „dass sie ihre
Parolen nicht aus den Erfordernissen des Tages ableitete, sondern den
Telegrafenleitungen entnahm.“1840 Das vermeintlich theoretische
Fundament hierfür lieferte die „Sozialfaschismusthese“. Deren Grundidee
hatte die russische Führung erstmals um das Jahr 1924 formuliert.1841
Damals schrieb Sinowjew, die internationale Sozialdemokratie stelle „einen
Flügel des Faschismus“ dar.1842 Ähnlich argumentierte damals Stalin: „Die
Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus. […]
Diese Organisationen schließen einander nicht aus, sondern ergänzen
einander. Das sind keine Antipoden, sondern Zwillingsbrüder.“1843 Im Zuge
ihrer Linkswendung in den späten 1920er Jahren griff die Komintern diese
These wieder auf. Die Führung der Internationale verkündete eine neue
Phase der kapitalistischen Entwicklung: Nachdem die „revolutionäre
Welle“ der Jahre 1918 bis 1923 von einer „Phase der Stabilisierung“ (1924–
1928) abgelöst worden war, sei der Weltkapitalismus nun in eine Phase der
tiefen Krise eingetreten, die letztendlich zu seinem Sturz führen werde.1844
In dieser neuen „revolutionären Welle“ sei der „Hauptfeind“ die
Sozialdemokratie, da sie die Arbeiter davon abhalte, gegen den
Kapitalismus zu kämpfen. So charakterisierte das im März und April 1931
tagende XI. EKKI-Plenum die Entwicklung der Sozialdemokratie als
„ununterbrochenen Evolutionsprozess zum Faschismus“. Die
sozialdemokratischen Parteien bezeichnete es als den „aktivsten Faktor und
Schrittmacher der Faschisierung des kapitalistischen Staates“.1845
Im Umgang mit der SPD-Basis schwankte die KPD-Führung.1846
Zeitweise beschimpfte sie alle Parteimitglieder. Dann wiederum versuchte
sie einfache Mitglieder für eine „Einheitsfront von unten“ zu gewinnen, um
sie so von ihrer Führung zu trennen. Mit dem SPD-Vorstand lehnte sie
hingegen jegliche Zusammenarbeit – auch gegen die Nationalsozialisten –
ab: „Die Sozialfaschisten wissen, dass es für uns mit ihnen ‚kein
gemeinsames Zusammengehen‘ gibt. Mit der Panzerkreuzerpartei, mit den
Polizeisozialisten, mit den Wegbereitern des Faschismus kann es für uns
nur Kampf bis zur Vernichtung geben.“1847 Bei einem Großteil der KPD-
Mitglieder fielen solche radikalen Phrasen auf fruchtbaren Boden, nicht
zuletzt weil die sozialdemokratische Tolerierungspolitik bei ihnen extrem
unbeliebt war. Aber auch Begebenheiten wie der „Blutmai“ von 1929
erleichterten es der KPD-Führung, die Parteibasis von der
Sozialfaschismusthese zu überzeugen. Am 1. Mai jenen Jahres war es zu
gewaltsamen Zusammenstößen zwischen kommunistischen Demonstranten
und der Berliner Polizei, die von dem Sozialdemokraten Karl Friedrich
Zörgiebel geleitet wurde, gekommen.1848
Überhaupt hätten repressive Maßnahmen der Staatsmacht die ultralinke
Politik der KPD-Führung begünstigt, meinen Weber und Herbst. Gegen
Kommunisten sei härter vorgegangen worden „als gegen die für die
Republik viel gefährlicheren Nationalsozialisten“. Sie seien ständig von
Polizeiaktionen betroffen gewesen und ihre Zeitungen würden regelmäßig
verboten. Allein in den letzten drei Jahren der Republik erschoss die
Staatsmacht bei politischen Auseinandersetzungen 170 Kommunisten: „Die
einseitige Haltung der Justiz war offensichtlich, sie war Klassenjustiz
gegenüber den Kommunisten. Dies führte zu einer weiteren Radikalisierung
[…].“1849 Hoppe mutmaßt dementsprechend, dass die KPD zu einer Sekte
degeneriert wäre, wenn „die Stalinschen Thesen von der ‚Dritten Periode‘
und vom ‚Sozialfaschismus‘ nicht vielfach scheinbar der lebensweltlichen
Realität vieler Menschen in Deutschland entsprochen“ hätten.1850
Tatsächlich konnte die Partei – trotz ihrer Politik – seit Beginn der
Wirtschaftskrise einen stetigen Zulauf verzeichnen. Zwischen 1928 und
1932 stieg die Zahl ihrer Mitglieder von 100.000 auf 250.000, die der
Wähler von 3,2 auf 6 Millionen.1851 Doch tat sich die Partei schwer, neu
gewonnene Mitglieder zu integrieren. Die Fluktuation nahm seit 1929
erschreckende Ausmaße an. Im Jahr 1931 betrug sie 38 Prozent, im
Folgejahr sogar 54 Prozent.1852 In den Betrieben waren die Kommunisten
kaum mehr präsent. Im Herbst 1932 machte der Anteil lohnabhängig
beschäftigter Arbeiter an der Gesamtmitgliederschaft nur noch elf Prozent
aus.1853
Überhaupt war die KPD nicht in der Lage, der Mehrheit der vom
Sozialabbau Betroffenen eine Alternative zur Politik der Sozialdemokratie
anzubieten. Im Gegenteil: Ihre hauptsächlich gegen die SPD gerichtete
Rhetorik führte sie in abenteuerliche Allianzen. So unterstützte sie 1931
einen von Nationalsozialisten und Deutschnationalen initiierten
Volksentscheid gegen die sozialdemokratisch geführte preußische
Landesregierung.1854 Zudem versuchte die KPD-Führung zeitweilig, gezielt
NSDAP-Mitglieder für sich zu gewinnen. Flechtheim berichtet, dass Heinz
Neumann an nationalsozialistischen Versammlungen teilgenommen habe
„um sich dort bei den Faschisten anzubiedern“. Bei einer Goebbels-
Veranstaltung in Berlin-Friedrichshain soll er erklärt haben: „Junge
Sozialisten! Tapfere Kämpfer für die Nation! Die Kommunisten wollen
keinen Bruderkampf mit den Nationalsozialisten!“1855 Mit diesen
Anbiederungsversuchen an die Nationalsozialisten vergrätzte die
Parteiführung Teile der eigenen Mitgliedschaft. Intern warnte ZK-Mitglied
Willi Münzenberg, dass man den Genossen, „die täglich damit rechnen
müssen, von den Nationalsozialisten erschlagen zu werden“, ein solches
Zusammengehen nicht begreiflich machen könne.1856
Auch Trotzki verurteilte dieses Vorgehen aufs Schärfste. Die
Entscheidung der Kommunisten den Volksentscheid der „Nationalen
Rechten“ (NSDAP, DNVP, Stahlhelm) gegen die sozialdemokratische
Regierung Preußens zu unterstützen, werde „am Ende in die Lehrbücher der
revolutionären Strategie hineingehen als Muster dafür, was man nicht tun
darf.“1857 Auch sonst kritisierte er die Positionen der KPD zum Faschismus
ausgiebig. Im Gegensatz zur offiziellen kommunistischen Linie war Trotzki
der Ansicht, dass sehr wohl ein Unterschied zwischen bürgerlicher
Demokratie und Faschismus bestehe. „Wenn all das Faschismus ist, dann ist
die Geschichte der Klassengesellschaft die Geschichte des Faschismus,
dann gibt es in der Welt ebensoviele Faschismen wie bürgerliche Parteien:
Liberal-Faschisten, Radikal-Faschisten, National-Faschisten usw.“ Aber, so
fragte er weiter, „welchen Sinn haben dann diese Bezeichnungen? Keinen.
‚Faschismus‘ ist dann nur ein marktschreierisches Synonym für
Klassengewalt.“ Der Faschismus sei aber „keineswegs ein allen
bürgerlichen Parteien gemeinsamer Zug, sondern eine besondere
bürgerliche Partei, die für spezielle Bedingungen und Aufgaben geeignet
ist, [und] sich gegen die anderen bürgerlichen Parteien stellt.“1858 Mit dieser
Haltung stand Trotzki in der Tradition der frühen Komintern. So waren
beim 3. EKKI-Plenum im Juni 1923 die verschiedenen kommunistischen
Parteien ausdrücklich ermahnt worden, nicht jede Äußerung der politischen
Gegner als faschistisch zu bezeichnen.1859
Auch die „Sozialfaschismusthese“ hielt Trotzki für falsch und gefährlich.
Die Sozialdemokratie mit dem Faschismus zu identifizieren, sei
„vollkommen unsinnig“.1860 In seiner Schrift „Was nun?“ beschrieb er die
wesentlichen Unterschiede:

Die Sozialdemokratie, jetzt Hauptvertreterin des parlamentarisch-


bürgerlichen Regimes, stützt sich auf die Arbeiter. Der Faschismus auf
das Kleinbürgertum. Die Sozialdemokratie kann ohne Arbeiter-
Massenorganisationen keinen Einfluss üben. Der Faschismus seine
Macht nicht anders befestigen als durch Zerschlagung der
Arbeiterorganisationen. Hauptarena der Sozialdemokratie ist das
Parlament. Das System des Faschismus fußt auf der Vernichtung des
Parlamentarismus.1861

An anderer Stelle betont Trotzki zwar, dass auch die Politik der
Sozialdemokratie den Faschisten den Weg bereite. Dennoch erklärt er: „Der
Faschismus nährt sich von der Sozialdemokratie, aber er muss ihr den
Schädel einschlagen, um an die Macht zu kommen“.1862
Nur wenn die KPD die Sozialfaschismus-These verwerfe, sei eine
Einheitsfront mit der Sozialdemokratie möglich.1863 Solange die
Kommunisten nicht dazu bereit seien, könnten sie auch nicht die Anhänger
der SPD erreichen: „Eine solche Position – bloßes Geschrei und steriler
Linksradikalismus – versperrt der Kommunistischen Partei von vornherein
den Weg zu den sozialdemokratischen Arbeitern.“1864 Tatsächlich war die
Sozialfaschismus-These keinesfalls brauchbar, der SPD Anhänger
abzujagen. Entgegen den Hoffnungen der Parteiführung kamen, wie eine
Wahlanalyse zeigt, „viele der Wähler, die zum ersten Mal ihre Stimme der
KPD schenkten, nicht aus sozialdemokratischen Milieus.“1865
Grundtenor all seiner Schriften über Deutschland war Trotzkis
Aufforderung an KPD und Komintern, ihren verhängnisvollen Kurs
aufzugeben und gemeinsam mit den Sozialdemokraten gegen die drohende
faschistische Gefahr zu kämpfen. Im Jahr 1931 forderte er eindringlich:

Arbeiter-Kommunisten, Ihr seid Hunderttausende, Millionen; Ihr könnt


nirgendwohin wegfahren, für Euch gibt es nicht Reisepässe genug. Wenn
der Faschismus an die Macht kommt, wird er wie ein furchtbarer Tank
über Eure Schädel und Wirbelsäulen hinwegrollen. Rettung liegt nur in
unbarmherzigem Kampf. Und Sieg kann nur das Kampfbündnis mit den
sozialdemokratischen Arbeitern bringen. Eilt, Arbeiter-Kommunisten,
Ihr habt nicht mehr viel Zeit!1866

Doch die Realität sah anders aus. „Überall, als hätten sie den Verstand
verloren, wüteten Sozialdemokraten und Kommunisten vor den Augen der
Faschisten gegeneinander“, beobachtete der sowjetische Journalist Ernst
Henri. „Ich lebte damals in Deutschland und werde nie vergessen, wie die
alten Genossen die Fäuste ballten, als sie sahen, wie die Sache zugrunde
geht, wie sich die nationalsozialistischen Führer freuten, wie die Theorie
vom Sozialfaschismus Monat für Monat, Woche für Woche Hitler den Weg
bahnte. Mit geballten Fäusten gingen sie wissentlich und willentlich dem
Tode entgegen, der sie schon in den SS-Folterkammern erwartete.“1867
Zwischen diesen Fronten standen die linksoppositionellen
Kommunisten. Sie hatte Trotzki für die gewaltige Aufgabe ausgewählt, für
einen anderen Kurs der KPD zu kämpfen.

5.2 Exkurs: So nah und doch so fern – Thalheimer


und Trotzki
Zweifellos hat Leo Trotzki einen wichtigen Beitrag zur Einschätzung der
nationalsozialistischen Bewegung geliefert. Doch war er keineswegs, wie
der russische Historiker Wadim S. Rogowin behauptet, „der einzige Führer
der Arbeiterbewegung“, der angesichts der faschistischen Gefahr „begriffen
hatte, dass […] die Widersprüche zwischen Kommunisten und
Sozialdemokraten in den Hintergrund treten mussten.“1868 Es kamen
durchaus auch andere Akteure der kommunistischen und sozialistischen
Bewegung zu dieser Schlussfolgerung. Hervorzuheben ist hier August
Thalheimer. Das ehemalige Mitglied des ZK der KPD drängte nicht nur auf
die Einheitsfront der großen Arbeiterorganisationen, sondern hatte auch
eine ähnlich bemerkenswerte Faschismusanalyse wie Trotzki
entwickelt.1869
Thalheimer gehörte einst zum engsten Führungskern der KPD. Im
Krisenjahr 1923 hatte er die Partei gemeinsam mit Heinrich Brandler
geleitet. Doch nach dem gescheiterten Deutschen Oktober waren die beiden
auf Betreiben der Komintern aus dem ZK gedrängt und nach Moskau
berufen worden, wo sie „kominternisiert“ wurden, wie Thalheimer es
ausdrückte.1870 Ihnen wurden einflusslose, repräsentative Posten zuerkannt
und sie mussten – genau wie später auch Ruth Fischer – im streng
abgeschirmten und kontrollierten Hotel „Lux“ leben. Erst im Verlauf des
Jahres 1928 konnten sie wieder nach Deutschland zurückkehren, wo sie
bald zu führenden Köpfen der „rechten“ Opposition wurden. Diese
innerparteiliche Fraktion, die Bucharin nahe stand, kritisierte die gerade
stattfindende „Linkswendung“ der KPD und warnte davor, dass diese
Politik die Partei in der Arbeiterbewegung isolieren würde.1871 Ähnlich wie
die linke Opposition kritisierte sie die bürokratische Entartung der KPD und
wandte sich gegen deren zunehmende Unterordnung unter die Interessen
der KPdSU. Auch forderte sie eine Reform der KPD und lehnte die
Gründung einer neuen Partei ab.1872
Brandler und Thalheimer erging es mit ihrer Haltung keineswegs besser
als den Linksoppositionellen. Als Ende des Jahres 1928 das EKKI-
Präsidium zusammentrat, erklärte Stalin, das „Treiben der Rechten“ in der
KPD könne „nicht länger geduldet werden“. Er forderte „eiserne
revolutionäre Disziplin“ und den unnachgiebigen Kampf gegen die
„sozialdemokratischen Gefahren in der KPD“, womit die Politik der
Brandler-Gruppe gemeint war.1873 Als deutlich wurde, dass die KPD-
Rechten kaum mehr Möglichkeiten hatten, sich in den Parteigremien zu
artikulieren – bei der Reichsparteikonferenz im November war ihnen
beispielsweise kein Koreferat zugebilligt worden – begannen sie,
eigenständige Strukturen zu entwickeln. Am 17. November 1928 erschien
in Breslau erstmalig die Zeitschrift „Gegen den Strom“. Darin heißt es:

Der Entschluss, dieses Blatt für die Parteimitglieder herauszugeben, ist


uns nicht leicht gefallen. Wir greifen zu diesem außergewöhnlichen
Mittel in einer kommunistischen Partei, nachdem alle anderen Mittel
erschöpft sind, nachdem wir mit äußerster Anspannung unserer Geduld
vergebens versucht haben, die Parteiinstanzen zur Wahrung der
primitivsten Parteidemokratie anzuhalten.1874

Ende Dezember 1928 gründeten sie die Kommunistische Partei


Deutschlands-Opposition (KPO).1875 Auch wenn diese sich weiterhin als
Richtung innerhalb der KPD verstand, mussten ihre Anhänger genau wie
schon zuvor die linke Opposition die Partei verlassen.1876 Anfang des
Jahres 1929 wurden binnen weniger Wochen schätzungsweise 6.000
Rechtskommunisten ausgeschlossen1877 – darunter mit Brandler,
Thalheimer, August Enderle, Paul Frölich und Jacob Walcher eine ganze
Reihe von Kampfgefährten Rosa Luxemburgs aus der
Vorkriegssozialdemokratie.1878
Die KPO entwickelte sich schnell zur wichtigsten kommunistischen
Oppositionskraft der späten Weimarer Republik. Insgesamt war sie in 268
Ortsgruppen organisiert, im Oktober 1929 lag ihre Mitgliederzahl bei über
5.000, die Auflage ihrer Presse bei 25.000.1879 Hierunter befand sich auch
das Theorieorgan „Gegen den Strom“, das Wolfgang Abendroth später als
die „beste marxistische Zeitschrift in den Endjahren der Weimarer
Republik“1880 bezeichnen sollte. Es erschien in einer Auflage von 5.000
Stück.1881
Wie die anderen Zwischengruppen auch, setzte sich die KPO intensiv
mit dem aufsteigenden Faschismus auseinander. Ihr wichtigster Theoretiker
in dieser Frage war August Thalheimer. Schon im Jahr 1928, damals noch
als KPD-Mitglied, hatte er bei der Programmkommission der Komintern
eine umfassende Programmschrift eingereicht, die einen ausführlichen
Abschnitt über den Faschismus beinhaltete.1882 Nun begann er, seine
Analyse zu systematisieren und veröffentlichte bis 1933 zahlreiche Artikel
über Hitler und die NSDAP. Auf diese Weise entwickelte er, so Kuckartz,
den „Prototypus einer kritischen marxistischen Faschismustheorie“.1883
Thalheimer ging davon aus, dass die Nationalsozialisten maßgeblich von
der Wirtschaftskrise profitieren würden. Wie Trotzki war auch er
keineswegs der Ansicht, dass die nationalsozialistische Bewegung eine
„Schöpfung“ des Kapitals sei. Vielmehr sah er den Faschismus ebenfalls als
eigenständige Massenbewegung an, die sich hauptsächlich aus dem
Kleinbürgertum und den „Deklassierten aller Klassen“ zusammensetzte.
Früher oder später würde das Bürgertum die Nationalsozialisten
unterstützen, weil diese das Potenzial hätten die radikalisierte
Arbeiterklasse zu zerschlagen: „Die soziale Herrschaft der Bourgeoisie ist
in Widerspruch geraten mit ihrer politischen Herrschaft. Sie bereitet ihre
politische Abdankung vor, um ihre Klassenherrschaft zu retten und zu
festigen.“1884 Die Sozialfaschismusthese der KPD-Führung lehnte
Thalheimer ab. Der Hauptfeind sei gegenwärtig nicht die Sozialdemokratie,
sondern die faschistische Bewegung – nicht zuletzt, weil deren Ziel die
Beseitigung der bürgerlichen Demokratie und die Zerschlagung der
gesamten Arbeiterbewegung sei. Thalheimer erinnerte in diesem
Zusammenhang an Italien, wo der faschistische Diktator Benito Mussolini
bereits an der Macht war und die Parteien der Arbeiterklasse verboten hatte.
Die Beschwichtigungen von SPD und KPD, dass Deutschland „nicht Italien
sei“, zeugten für Thalheimer von einer maßlosen Unterschätzung der
Situation. Wenn sich die Organisationen der Arbeiterklasse nicht
zusammentäten, „dann wird der deutsche Faschismus […] die italienischen
Zustände bald eingeführt, ja übertroffen haben“, erklärte die KPO.1885 Der
Aufschwung des Faschismus könne nur durch „einen umfassenden und
planmäßigen Generalangriff“ der Arbeiterklasse verhindert werden.
Notwendig sei die Taktik der Einheitsfront: „Aktion oder Nichtaktion der
Arbeiterklasse: davon hängt die Entscheidung ab, ob der Vormarsch des
Faschismus weitergeht bis zu seinem Sieg, oder ob der Vormarsch der
proletarischen Revolution ihn zurückwirft.“1886 Thalheimer erklärte, die
verschiedenen Arbeiterorganisationen müssten sich an jedem Ort zu
antifaschistischen Kartellen zusammenschließen.
Die Gemeinsamkeiten zwischen der Faschismusanalyse Thalheimers und
der von Leo Trotzki sind offensichtlich. „Die Unterschiede in Sachaussagen
erscheinen heute minimal“, schreibt Theodor Bergmann.1887 Umso
erstaunlicher ist es, dass es keine organisierte Zusammenarbeit zwischen
KPO und Linker Opposition zur Abwehr des Faschismus gab. Im
Gegenteil: Das Verhältnis der Führungsfiguren beider Gruppen zueinander
war geradezu feindselig.1888 Auseinandersetzungen führten sie häufig mit
scharfer Polemik. Trotzki bescheinigte beispielsweise den
„Brandlerianern“, wie er die KPO meist nannte, „den Geist des
Opportunismus und der Borniertheit“.1889 Die Gruppe sei „eins der
Sprachrohre der Sozialdemokratie“1890 und stehe „auf der anderen Seite der
Barrikade“.1891 Thalheimer beschimpfte er im Jahr 1933 als „Fabrikanten
theoretischer Vulgarismen“.1892 Doch auch die andere Seite sparte nicht mit
Beleidigungen.1893 In Anspielung auf das Exil des Stalin-Gegners erklärten
Mitglieder der KPO: „Es ist ein trauriges Bild, das Trotzki bietet, wenn er
sich in Konstantinopel als Gegenpapst etabliert und Bannbullen
versendet.“1894 Auch noch mehr als 20 Jahre später schrieb Brandler,
Trotzki sei „weder ein philosophisch noch ein ökonomisch geschulter
Marxist“ gewesen, sondern ein „Revolutionsromantiker“.1895 Zudem
bezichtigte die KPO Trotzki des Plagiats. Angeblich habe er seine
Faschismusanalyse bei Thalheimer abgeschrieben.1896 Darüber hinaus
hielten die Rechtskommunisten Trotzkis Engagement in der
Deutschlandpolitik für unaufrichtig, es gehe ihm dabei nur um die Stärkung
seiner Fraktion.1897
Dass die beiden Strömungen nicht einmal an dem Punkt
zusammenarbeiten wollten, an dem sie die größten Gemeinsamkeiten
besaßen, ist von der Forschung ausgiebig kritisiert worden: „We must
conclude that agreement on the burning political issue facing German
workers’ movement – establishing a united front before the Nazi menace –
was not enough to push the Trotskyists to co-operate fruitfully with KPO“,
konstatiert etwa John Eric Marot.1898 Udo Kuckartz erscheint diese
Tatsache „völlig unverständlich“1899, für Sarah Kröger ist es gar eine
„Tragödie“ – zumal die Art der Auseinandersetzung im „krassem Kontrast
zu dem theoretischen Niveau und der Weitsicht ihrer Faschismustheorien“
gestanden habe.1900 Noch absurder erscheint es, wenn man bedenkt, dass
sowohl Trotzkisten als auch KPO genau das von den Parteiführungen von
KPD und SPD verlangten, zu dem sie selbst nicht bereit waren: mit dem
„verfeindeten Bruder“ zusammenzuarbeiten.
Hintergrund für die unversöhnliche Haltung waren Differenzen, deren
Ursprünge im gescheiterten Aufstand des Jahres 1923 lagen.1901 Bis dahin
war das Verhältnis zwischen Trotzki und den späteren KPO-Gründern von
großem gegenseitigem Respekt geprägt.1902 Brandler forderte damals sogar
von der sowjetischen Führung, Trotzki mit der Leitung des geplanten
Aufstandes zu betrauen.1903 Doch danach kühlte das Verhältnis ab. Nach
dem Scheitern des Aufstands kritisierte Trotzki die Haltung Brandlers und
Thalheimers im Oktober 1923. Dadurch, dass sie die Situation falsch
eingeschätzt hätten, sei die Revolution verpasst worden.1904 Dennoch
versuchte der damalige Kominternvorsitzende Sinowjew im Zuge der nun
folgenden Fraktionsauseinandersetzungen die beiden Deutschen als
vermeintliche Unterstützer Trotzkis zu diskreditieren. Dies wiederum führte
zu einer deutlicheren Distanzierung Brandlers und Thalheimers von
Trotzki.1905 Die Tatsache, dass dieser in Deutschland zeitweilig mit Fischer,
Maslow und Urbahns verbündet war, dürfte ebenfalls kaum zu einer
Verbesserung des Verhältnisses beigetragen haben. Umgekehrt schreckte
Trotzki ab, dass die deutschen Rechtskommunisten ein enges Verhältnis zu
Bucharin pflegten, mit dem er seit Jahren im politischen Konflikt lag.1906
Eine weitere wichtige Quelle der Differenzen lag in der Einschätzung
der Sowjetunion. Trotzki warf den KPO-Gründern vor, sich dem Stalin-
Regime gegenüber unkritisch und gleichgültig zu verhalten – und damit de
facto die Politik vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ zu
billigen.1907 In der Tat beharrten die Rechtsoppositionellen auf dem
Standpunkt, dass sich kommunistische Parteien nur bedingt in die
Angelegenheiten ihrer Schwesterparteien in anderen Ländern einmischen
sollten. Sie kritisierten die Interventionen der KPdSU in Deutschland und
äußerten sich dementsprechend sehr zurückhaltend zu inneren
Entwicklungen in der Sowjetunion. Dies führte jedoch dazu, dass sie – hier
hat Trotzki Recht mit seiner Kritik – den Aufstieg des Stalinismus völlig
unterschätzten. Sie tolerierten Zwangsindustrialisierung und
Zwangskollektivierung in der Sowjetunion ebenso wie die Unterdrückung
der Opposition.1908 Gerade an diesem Punkt verließ die KPO sogar ihre
vermeintliche Neutralität bezüglich der innerrussischen
Auseinandersetzungen. So erklärte sie beispielsweise im Jahr 1929, dass
„wir […] Abwehrmaßnahmen gegen die Aktionen von Trotzki und seiner
Anhänger in Russland, die objektiv die Konterrevolution in der
Sowjetunion unterstützen, für berechtigt und notwendig halten“. Mit der
Ausweisung Trotzkis war die Brandler-Gruppe damals nur deshalb nicht
einverstanden, „weil sie den Eindruck erwecken muss, als ob die
Sowjetunion und die KPSU nicht stark genug wären, um auf eigenen Boden
und mit eigenen Mitteln mit dieser Gefahr fertig zu werden“.1909 Und selbst
1936 rechtfertigte die KPO den Schauprozess gegen Grigori Sinowjew noch
als einen „Akt der berechtigten Abwehr gegen ein konterrevolutionäres
Komplott“.1910
Angesichts dessen ist es offensichtlich, dass KPO und Trotzkisten keine
dauerhafte Fraktion bilden konnten und wollten.1911 Dafür waren die
inhaltlichen Differenzen in der „russischen Frage“ zu groß und die
persönlichen Anfeindungen zu scharf. Dass sie nicht einmal bereit waren
gemeinsam für die Einheitsfront zu kämpfen, ist in der Tat wenig
nachvollziehbar. Einmal mehr zeigte sich hier die unsägliche Tendenz der
kommunistischen Oppositionsgruppen der Weimarer Republik, das
Trennende in den Vordergrund zu stellen – oder wie Kröger es ausdrückt:
„Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Fraktionen erzeugen ein
Bild, dass sich lückenlos in die Selbstzerfleischung der Linken am Ende der
Weimarer Republik einfügt und in krassem Kontrast zu dem theoretischen
Niveau und der Weitsicht ihrer Faschismustheorien steht.“1912
Dennoch: Dafür, dass es keinen gemeinsamen Widerstand der deutschen
Arbeiterbewegung gegen den Aufstieg Hitlers gab, waren KPO und
Trotzkisten am allerwenigsten verantwortlich.
5.3 Umsetzung

5.3.1 Winziges Boot mit riesigem Segel: Trotzki und


die VLO
Die Diskrepanz hätte kaum größer sein können. Auf der einen Seite der
weltweit bekannte Leo Trotzki, Gründer der Roten Armee, Volkskommissar
in der jungen Sowjetunion und enger Vertrauter Lenins. Auf der anderen
Seite eine „völlig unbedeutende Sekte“1913, bestehend aus ein paar hundert
deutschen Kommunisten, die selbst innerhalb der Kommunistischen Partei
kaum jemand kannte. Sie lebten größtenteils in provinziellen Kleinstädten,
er saß auf einer türkischen Insel fest. Gemeinsam versuchten sie den
Aufstieg Hitlers zu verhindern – ein Unterfangen, das von Anfang an zum
Scheitern verurteilt war?
Tatsächlich war die Ausgangssituation alles andere als günstig. Heinrich
Brandler formulierte einst, dass der organisierte Trotzkismus einem
winzigen Boot mit einem riesigen Segel gleiche.1914 Dieser Problematik
war sich Trotzki durchaus bewusst. Aufgrund der personellen Schwäche
seiner Anhänger setzte er auf die vermeintlich intellektuelle Überlegenheit
der Strömung:

Zahlenmäßig ist die Linke Opposition in Deutschland schwach. Aber ihr


politischer Einfluss kann auf dem gegebenen historischen Wendepunkt
entscheidend werden. Wie der Weichensteller durch rechtzeitige
Hebelbewegungen den schwerbeladenen Zug auf ein anderes Geleise
überführt, so kann die kleine Opposition durch feste und sichere
Bewegung des ideologischen Hebels den Zug der deutschen
Kommunistischen Partei und den noch schwereren Zug des deutschen
Proletariats dazu bringen, in eine andere Richtung zu fahren.1915
In der Tat waren die ideologischen Interventionen der kleinen Trotzki-
Gruppe bedeutsam. Sie veröffentlichte die verschiedenen Schriften des
prominenten Dissidenten zum Nationalsozialismus, die „nicht nur bei den
Mitgliedern der KPD, sondern auch bei den SAP- und SPD-Proleten, ja bis
hinein ins linksbürgerliche Lager starken Absatz fanden und die L.O. in
Deutschland popularisierten“, wie Grylewicz zu berichten wusste.1916
Angesichts der Größe der Linken Opposition erschienen die Hefte in
beachtlicher Zahl. Bis zum Sommer 1932 veröffentlichte die Gruppe „Was
nun?“ (März 1932) in zwei Auflagen von 15.000 Exemplaren. Die
Broschüren „Gegen den Nationalkommunismus“ (September 1931), „Soll
der Faschismus siegen?“ und „Wie wird der Nationalsozialismus
geschlagen?“ (beide Dezember 1931) kamen in drei Auflagen von
zusammen 46.500 Exemplaren heraus. Zum Vergleich: Die ersten drei
Trotzki-Broschüren der Linken Opposition, in denen es nicht um den
deutschen Faschismus ging, erzielten jeweils maximale Auflagenhöhen von
lediglich 2.000 Stück.1917
Da die meisten Unterstützer der Linken Opposition nicht mehr Mitglied
der KPD waren, konnte die Gruppe meist nur von außen versuchen, auf die
Partei einzuwirken. Welche Mittel sie dabei ergriff, lässt sich exemplarisch
anhand ihrer Aktivitäten gegen den Preußen-Volksentscheid darstellen. Die
Entscheidung der KPD, das Plebiszit zur Absetzung der
sozialdemokratischen Landesregierung zu unterstützen, kritisierte die
Opposition vehement. „Wir glauben, dass dem Faschismus in Deutschland
keine Chance gegeben werden darf und es eine Abenteurerpolitik ist, wenn
ihm das derzeitige ZK mit der Beteiligung am faschistischen
Volksentscheid eine solche schafft“, hieß es in der „Permanenten
Revolution“.1918 Wo sie nur konnten, stellten sich die Linkskommunisten
dagegen. Oskar Seipold hielt im Preußischen Landtag eine Rede gegen den
Volksentscheid.1919 In einem Flugblatt des Bezirks Wasserkante hieß es:
„Am 9. August keine Stimme diesem Volksentscheid! Nicht Einheitsfront
mit den Nazi [sic!] sondern Einheitsfront im Betrieb und Stempelstelle.“1920
In verschiedenen Städten organisierten die Linkskommunisten
Veranstaltungen zum Plebiszit. Beispielsweise berief in Lauenburg an der
Elbe die örtliche Gruppe noch einen Tag vor der Abstimmung eine
öffentliche Versammlung ein, „in der Gen. Röhrig vor 300 Arbeitern
sprach“.1921
Vor allem aber versuchte die Linke Opposition, KPD-Mitglieder für eine
Einheitsfront mit der SPD zu gewinnen. Zu diesem Zweck vertrieben die
Trotzkisten nicht nur ihre Zeitungen und Broschüren, sondern ließen sich
auch andere Möglichkeiten einfallen. Der Kreativität waren dabei kaum
Grenzen gesetzt, wie sich Oskar Hippe erinnert:

Damit größere Teile der Berliner Arbeiterschaft erfuhren, was in dieser


historischen Stunde notwendig war, malten wir in sechzig Zentimeter
großen Blockbuchstaben vor Berliner Großbetrieben die Losung:
„Trotzki ruft: Arbeitereinheitsfront SPD und KPD!“ – vor allem dort, wo
Spree und Kanäle an Betrieben vorbeiflossen, schrieben wir diese
Losung an die Ufermauern, so bei Zwietusch in Charlottenburg und in
Siemensstadt gegenüber den Siemenswerken. Diese Arbeit machten wir
nur mit vier Genossen, zwei malten und zwei paßten auf. Einmal
pinselten wir auch vor der russischen Botschaft Unter den Linden.1922

Auch aus Remscheid-Büchen ist überliefert, dass Mitglieder der Linken


Opposition nachts Aufkleber mit der Parole „Trotzki ruft: Einheitsfront
KPD-SPD schlägt die Nazis!“ klebten.1923
Dort, wo die Opposition vor Ort verankert war, bemühte sie sich darum
Einheitsausschüsse und -komitees aufzubauen. Ein besonders erfolgreiches
Beispiel hierfür lieferte die Gruppe in Bruchsal. Wie bereits erwähnt stellten
die Linksoppositionellen – sehr zum Ärger der badischen KPD-Funktionäre
– die einzige kommunistische Kraft in der Stadt dar.1924 Auf Initiative der
Gruppe um Paul Speck fand im Herbst 1931 ein Treffen der
Arbeiterorganisationen statt, an dem neben den Linkskommunisten die
Sozialdemokratie, die Gewerkschaften und der „Internationale Bund der
Opfer des Krieges und der Arbeit“ teilnahmen. Der lokale SPD-Vorsitzende
sprach sich zwar zunächst gegen die Schaffung eines Aktionsausschusses
aus. Nachdem jedoch „mehrere SPD-Arbeiter […] erklärten, dass sie, wenn
es ihre Führer nicht wollen, ohne die Führer die Einheitsfront schließen
werden,“ beteiligte sich die Partei schließlich doch an dem Bündnis, das
schon bald erhebliche Aktivitäten entfaltete.1925 So war in der Dezember-
Ausgabe der „Permanenten Revolution“ zu lesen:

Unlängst […] fand die vom Aktionsausschuss einberufene Kundgebung


gegen Abbau der Löhne und der Sozialfürsorge sowie gegen die
unmittelbar drohende Gefahr eines faschistischen Regierungsterrors
statt. Laut polizeilicher Schätzung waren etwa 1.500 Arbeiter u.
Arbeiterinnen anwesend. Ein schlagender Beweis für die Richtigkeit der
Taktik der linken Opposition. Denn bisher war es noch keiner Partei seit
1923 gelungen, eine derartige Masse in Bewegung zu bringen.1926

Wenige Wochen später folgte eine weitere Versammlung mit über 1.200
Teilnehmern.1927 Angesichts dessen, dass in Bruchsal nur etwa 16.000
Menschen lebten, kann man die Beteilung an den Protestmärschen als
großen Erfolg werten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass
sich das Bruchsaler Bündnis nicht nur auf antifaschistische Aktionen
beschränkte, sondern auch für soziale Belange einsetzte.
Eine ähnliche Rolle wie in Bruchsal konnte die Linke Opposition im
nördlich von Berlin gelegenen Oranienburg spielen.1928 Auch hier
dominierten die Linken, angeführt von Helmut Schneeweiß, lange die KPD,
wie sich Oskar Hippe erinnert: „In Oranienburg war es möglich, öffentliche
Versammlungen durchzuführen, ohne dass die Stalinisten in der Lage waren
zu stören. Praktisch stellte die Gruppe um den Genossen Schneeweiß […]
nach außen die Kommunistische Partei dar.“1929 Erst Anfang 1932 wurden
er und 56 weitere Mitglieder aus der KPD ausgeschlossen, nachdem sie
eine Veranstaltung mit Hugo Urbahns organisiert hatten.1930 Die daraufhin
von verschiedenen Oppositionsgruppen Umworbenen schlossen sich den
Trotzkisten an. Schneeweiß berichtete später, dass den Ausschlag für diese
Entscheidung die Schriften Trotzkis gegeben hätten. Fortan war die Linke
Opposition in Oranienburg mit etwa 100 Mitgliedern eine der größten
Ortsgruppen der Organisation und stellte zugleich einen „für die lokalen
Verhältnisse beachtlichen politischen Faktor“ dar.1931 So war es für die
Gruppe ein Leichtes, im Vorfeld des 1. Mai 1932 gemeinsam mit der SPD
ein „Arbeiter-Mai-Komitee“ zu gründen. Die von dem Bündnis organisierte
Demonstration war mit 900 Teilnehmern so gut besucht, dass sich auch die
KPD gezwungen sah dem Komitee beizutreten.1932 In der Folgezeit setzte
sich das in Arbeiterkampfkomitee umbenannte Bündnis aus je fünf
Vertretern von SPD, KPD und Linker Opposition zusammen. Es
organisierte Kundgebungen gegen die Nationalsozialisten und bildete
antifaschistische „Arbeiter-Schutzstaffeln“, in denen vor allem „Arbeiter,
die noch keiner eigentlichen Kampforganisation angehörten“, erfasst
wurden.1933 Darüber hinaus gründete es Kommissionen für Erwerbslosen-
und Betriebsarbeit und kandidierte sogar bei den Elternbeiratswahlen.1934
Die Veranstaltungen, die es organisierte, wurden jeweils von mehreren
hundert Personen besucht. Zudem unterstützte das Gremium Arbeiter in den
benachbarten Ortschaften Birkenwerder, Liebenwalde, Sachsenhausen,
Schmachtenhausen und Zehlendorf dabei, eigene Einheitsfrontkomitees zu
gründen.1935
Auch in anderen Städten, in denen die LO aktiv war, ergriff sie zum Teil
die Initiative zur Gründung von Einheitsfrontausschüssen. Das haben
Schüle und Berens in ihren Studien über die trotzkistische Opposition sehr
detailliert für einzelne Orte und Regionen nachgezeichnet.1936 Erfolgreich
war die Gruppe beispielsweise noch in Bocholt, Erkenschwick, Dinslaken
und Dessau.1937 Doch sie war nirgendwo so stark in der Arbeiterschaft
verankert und hatte so viel Einfluss wie in Bruchsal und Oranienburg.
Andernorts gelang es den lokalen sozialdemokratischen oder
kommunistischen Funktionären zumeist die Einheitsfrontbemühungen im
Keim zu ersticken.1938 So geschehen beispielsweise in Erkenschwick, wo
sich die SPD nach kurzer Beteiligung aus dem „Aktionsausschuss für
proletarische Einheitsfront“ zurückzog und ihn so in die
Bedeutungslosigkeit katapultierte.1939 Selbst in Bruchsal löste sich der
Aktionsausschuss nach einiger Zeit wieder auf. Über die genauen Umstände
ist leider nichts bekannt, die „Permanente Revolution“ berichtete im
September 1932 lediglich, „dass die Auflösung des Einheitskomitees, […]
in erster Linie auf die bewusste Sprengungspolitik des örtlichen Führers der
SPD zurückzuführen war, der die Anweisungen seiner Bezirksleitung
stramm durchführte.“1940 Die KPD bemühte derweil eine andere Strategie,
um die Einheitsfrontbestrebungen der Opposition zunichte zu machen: In
manchen Orten gründete sie eigene „Einheitskomitees“, zu denen aber
Abgesandte von SPD und Gewerkschaften nicht zugelassen waren.1941 In
anderen Städten versuchte der KPD-Apparat hingegen den Aufbau von
Einheitsfrontausschüssen dadurch zu verhindern, dass er schon Ansätze in
diese Richtung mit Parteiausschlüssen ahndete.1942
Auch wenn die Einheitsbestrebungen der Linksoppositionellen häufig
auf den Widerstand der lokalen Parteiführungen von SPD und KPD stießen,
trafen sie doch eine weit verbreitete Stimmung in der Arbeiterbewegung.
Mitte 1932 hieß es in der „Permanenten Revolution“: „Die heutige
Situation ist gekennzeichnet durch den ehrlichen Willen der breiten
Arbeitermassen, die Einheitsfront gegen den Faschismus zu
schmieden.“1943 Tatsächlich war angesichts der nationalsozialistischen
Bedrohung im ganzen Land der Wunsch nach Einheit groß. So richteten im
Vorfeld der Reichstagswahl 1932 dreiunddreißig bekannte Persönlichkeiten
einen „Dringenden Appell“ an SPD und KPD „endlich einen Schritt zu tun
zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront, die nicht nur für die
parlamentarische, sondern auch für die weitere Abwehr notwendig sein
wird.“ Unterzeichnet war das Papier unter anderem von Albert Einstein,
Erich Kästner, Käthe Kollwitz und Heinrich Mann.1944
In vielen Orten teilten Mitglieder von SPD und KPD die unnachgiebige
Haltung ihrer Parteiführungen nicht und setzten sich einfach über das
Verbot zur Zusammenarbeit hinweg. Das haben mehrere historische
Untersuchungen aus den letzten Jahren aufgezeigt. Joachim Petzold
beispielsweise hat die Lageberichte des Reichsinnenministeriums aus den
Sommermonaten des Jahres 1932 ausgewertet.1945 Er kommt zu dem
Schluss, dass „es viele Kommunisten gab, die sich mit den
Sozialdemokraten im Kampf gegen den Faschismus vereinen wollten.“
Bemerkenswert sei der „Gegensatz zwischen den Parteiführungen und der
Parteibasis“ in dieser Frage. Dies zeige etwa ein Bericht vom 28. Juni, in
dem zu lesen war: „Bei blutigen Zusammenstößen mit Nationalsozialisten
[…] wird noch regelmäßig, trotz der Gegnerschaft beider marxistischer
Parteien untereinander, die Einheitsfront praktisch hergestellt, und nicht
selten sind es gerade die Kommunisten, die am schnellsten und am
rührigsten bei der Sache sind.“ An anderer Stelle heißt es:
Im ganzen Reiche gehen die praktischen Einheitsfrontaktionen weiter.
SPD-Betriebsräte gehen mit roten Kollegen zusammen,
Reichsbannermitglieder erscheinen als Delegierte ihrer Kameraden in
kommunistischen Versammlungen; in Duisburg erörterten Funktionäre
der Eisernen Front im Büro der KPD Einheitsfronmaßnahmen.
Gemeinsame Sargwachen und Beteiligungen bei Beerdigungen ist schon
überall die Regel, ebenso wie bei oder nach nationalsozialistischen
Aufmärschen regelmäßig wirklich überparteiliche Demonstrationen
veranstaltet werden. Sozialdemokraten erschienen bei den vielerorts
veranstalteten antifaschistischen Kongressen der KPD […];
Gewerkschaftsfunktionäre erklären, dass man die entgegengehaltene
Bruderhand der KPD nicht zurückweisen dürfe.1946

Ähnliche Befunde liefert Thomas Kurz’ Arbeit über die vermeintlich


„feindlichen Brüder im deutschen Südwesten“.1947 Auch in Baden und
Württemberg habe es Bestrebungen nach Einheit der Arbeiterklasse
gegeben. Im Juli 1932 bot etwa der badische SPD-Vorsitzende Georg
Reinbold den Kommunisten einen „Burgfrieden“ an: „Alles Trennende
zurückstellen, ist eine Forderung, die dem Ernst der Stunde entspricht.“1948
Beinahe zur gleichen Zeit machten, wie Weber gezeigt hat, im
württembergischen Ebingen und Tübingen die lokalen KPD-Führungen
ähnliche Angebote an die SPD und den ADGB.1949
Auch Mallmann hat das Bedürfnis der Arbeiterschaft nach Einheit
ausführlich dargestellt. Die Einheitsfrontbestrebungen hätten sich zwar
nicht flächendeckend über das ganze Land ausgebreitet und das
Zustandekommen gemeinsamer Aktivitäten sei stark von regionalen
Gegebenheiten abhängig gewesen. Dennoch seien sie Anfang der 1930er
Jahre „zweifellos ein Massenphänomen“ gewesen.1950 So sei „der
vermeintliche Hauptfeind – die Sozialdemokratie – von den gewaltsamen
Übergriffen der SA, den Attacken auf Partei- und Gewerkschaftshäuser, den
Überfällen auf Verkehrslokale und einzelne Funktionäre, den
Strafexpeditionen gegen Arbeiterviertel mit linker Dominanz ebenso
betroffen“ gewesen wie die Kommunisten. Es „ergab sich eine gemeinsame
Notwehrsituation, die völlig querstand zur Beschlusslage.“1951 Aus
zahlreichen Bezirken seien Absprachen, Vereinbarungen und gemeinsame
Aktionen zwischen örtlicher SPD und KPD überliefert: „Mancherorts – so
scheint es – war die Einigungseuphorie des Jahres 1919 zurückgekehrt.“1952
Um noch einmal den Blick in den Südwesten zu werfen: Laut Mallmann
gab es bereits im Dezember 1931 bei den württembergischen
Kommunalwahlen Listenverbindungen zwischen SPD und KPD. In drei
Orten trat man gar auf einer gemeinsamen Liste an. Am deutlichsten wurde
die Forderung der Arbeiter nach Einheit in der Gemeinde Unterreichenbach
bei Pforzheim. Hier löste sich die KPD-Ortsgruppe auf und bildete
zusammen mit der lokalen SPD eine „Vereinigte Arbeiterpartei“.1953
Dass die Forderung nach Einheit den Nerv vieler Arbeiter traf, zeigte
sich auch darin, dass die trotzkistische Linke Opposition der KPD in den
letzten zwei Jahren der Weimarer Republik ein verhältnismäßig starkes
Wachstum zu verzeichnen hatte.1954 In diesem kurzen Zeitraum
vervierfachte sich die Zahl ihrer Mitglieder. Gegenüber den etwa 150
Anhängern Mitte 1931 zählte sie Ende des folgenden Jahres 600 bis 700
Unterstützer.1955 Über das Wachstum in den Hochburgen berichtete
Grylewicz: „Die Hamburger Gruppe, die besonders gute Arbeit leistete, hat
ihre Mitgliederzahl um das 6- bis 7-fache erhöht. Die Neugewonnenen sind
durchweg Mitglieder der KPD, und 2/3 davon sind Funktionäre der Partei.
Über Bruchsal berichteten wir schon […], dass die Gruppe von 45 auf 100
Mitglieder angewachsen ist.“1956 Hauptsächlich schlossen sich der LO in
dieser Zeit 18- bis 35-jährige Arbeiter an. Lediglich in den
Universitätsstädten Berlin und Leipzig waren auch Studenten vertreten.1957
Die Orientierung auf die KPD führte dazu, dass sich den Trotzkisten
überwiegend ehemalige Mitglieder oder Funktionäre der Partei anschlossen,
darunter auch Oppositionelle anderer Strömungen. Werner Scholem stand
beispielsweise im losen Kontakt mit ihnen und schrieb regelmäßig für die
„Permanente Revolution“. In Hamburg stieß Walter „Charly“ Munter von
der Strömung „Kommunistische Politik“ zu den Trotzkisten.1958 In Berlin
traten 18 Anhänger der „Entschiedenen Linken“ der Charlottenburger
Gruppe bei.1959 Ein regelrechter Coup gelang den Trotzkisten offenbar im
deutschen Südwesten. Fritz Belleville erinnert sich, dass er nach einem
persönlichen Gespräch mit Erwin Ackerknecht und Leo Sedow zur LO
ging, „und zwar mit fast allen südwestdeutschen Gruppen, die der Lenin-
Bund noch hatte.“ Hierbei handelte es sich um die Gruppen in Frankfurt,
Mannheim, Kaiserslautern, Pirmasens, Neustadt an der Hardt, Speyer,
Karlsruhe und Bruchsal.1960
Überhaupt wird das Wachstum der Organisation besonders deutlich,
wenn man den Zuwachs an Ortsgruppen betrachtet. Anfang des Jahres 1933
dürfte die LO in 44 Städten vertreten gewesen sein, was eine Vergrößerung
um mindestens den Faktor vier bedeutete.1961 Die neuen Gruppen
entstanden meist in Nachbarschaft schon bestehender Gruppen. Auffällig ist
hierbei, dass sich viele der Gruppen in Kleinstädten bildeten. Schüle führt
dies auf den Umstand zurück, dass „die Kontrolle des KPD-Apparats über
die Mitglieder in den Zentren sicher stärker und umfassender war.“ In
großen Städten konnte es dem Apparat eher gelingen oppositionelle
Kommunisten „zu isolieren und unzufriedene Parteimitglieder
einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.“1962 Diese Vermutung
wird durch eine Aussage Grylewiczs über die Gruppe in der
Reichshauptstadt bekräftigt: „Schwieriger gestaltet sich die Arbeit in Berlin,
da hier der Druck der Zentrale zu stark auf den Parteimitgliedern lastet und
das ZK naturgemäß mit Argusaugen darüber wacht, dass in ihr Domizil der
‚Trotzkismus‘ nicht eindringt.“1963 Umgekehrt bestätigt die Entwicklung
der Bruchsaler Ortsgruppe Schüles Vermutung. In der badischen Kleinstadt
existierte keine „offizielle“ KPD-Gruppe. Dieser Umstand ermöglichte es
den Oppositionellen eine der größten LO-Ortsgruppen aufzubauen.
Ein weiterer Indikator für das Wachstum der LO war auch die
Entwicklung der „Permanenten Revolution“. Zunächst als Monatszeitschrift
konzipiert erschien sie ab Januar 1932 häufiger: „Die gesteigerte Aktivität
unserer Genossen in den letzten Monaten, der Massenvertrieb von Literatur
gibt uns heute die Möglichkeit, zur vierzehntägigen Erscheinungsweise
überzugehen.“1964 Seit Juli 1932 gelang es der LO sogar ihr Organ als
Wochenzeitung im Zeitungsformat herauszugeben.1965 Die Auflage
verdoppelte sich bis Ende des Jahres auf 5.000 Stück.1966 Davon wurden
angeblich 3.000 Exemplare im Abonnement verkauft.1967 Im Ruhrgebiet
gaben die Trotzkisten seit Anfang 1933 sogar ein Bezirksorgan („Der
Kampfruf) heraus.1968
Das Wachstum ist insofern bemerkenswert, als andere
„Zwischengruppen“ wie SAP, KPO oder Leninbund zur gleichen Zeit
deutliche Mitgliederrückgänge zu verzeichnen hatten.1969 Weshalb die LO
gegen den Trend zulegen konnte, kann man nur mutmaßen. Möglicherweise
hängt es mit dem Zuspruch zusammen, den Trotzki in linken Kreisen für
seine Faschismusanalyse und seine Kritik an den Entwicklungen in der
Sowjetunion erhielt. Darüber hinaus könnte auch eine Rolle gespielt haben,
dass sich die Gruppe weiter als Teil der KPD verstand und auf deren Politik
einwirken wollte – und zu dieser Zeit nicht so vehement von der
Parteiführung bekämpft wurde wie die KPO. Gerade in einer Zeit enormer
gesellschaftlicher Polarisierung, wie sie Anfang der 1930er Jahre bestand,
blickten die meisten politisch interessierten Arbeiter auf die beiden großen
Arbeiterparteien. Kleinorganisationen wie der SAP oder dem Leninbund
trauten sie offenbar nicht zu, die Republik vor Hitler zu bewahren.
Dennoch waren die Aufbauerfolge der LO, wie Berens schreibt, nur „der
berühmte Tropfen auf den heißen Stein, der an der allgemeinen Unfähigkeit
der Arbeiterbewegung, dem Nationalsozialismus zu begegnen, nichts
ändern konnte.“1970 Die Gruppe war weit von der einstigen Stärke der
KPD-Linken entfernt – und damit längst zu klein um noch eine
Kursänderung der Partei zu erreichen. Zudem war die KPD zumindest auf
der Führungsebene mittlerweile vollständig stalinisiert, alle oppositionellen
Strömungen bereits ausgeschlossen. Auch wenn es Unmut an der Basis gab,
waren fast alle wichtigen Funktionärsposten mit kominterntreuen Personen
besetzt – und letztendlich bestimmten sie die offizielle Linie der KPD.
Lediglich in jenen Kleinstädten, wo die Opposition eine vergleichbare
Größe und einen ähnlichen Einfluss wie die beiden großen Arbeiterparteien
hatte, gelang es ihr, wirksame Einheitsfrontkomitees aufzubauen. In einer
Metropole wie Berlin jedoch, wo sie selbst 50 Mitglieder hatte, die KPD
aber 34.000, wäre dies undenkbar gewesen.1971

5.3.2 Die anderen Linkskommunisten


Auch die anderen verblieben Linkskommunisten der späten Weimarer
Republik waren in der Faschismusanalyse stark von Trotzki beeinflusst.
Das gilt beispielsweise für die Uberreste der Gruppe Kommunistische
Politik um Josef Schmitz, die anders als ihr Gruppengründer Karl Korsch
die „offizielle“ Faschismusanalyse der KPD nicht teilte. Wie bereits
beschrieben, trat die Gruppe angesichts der nationalsozialistischen Gefahr
im Jahr 1930 wieder in die Bocholter KPD ein und bemühte sich dort um
Einheitsfrontaktionen der lokalen Arbeiterklasse. Mit Erfolg: Als die
NSDAP im Juni versuchte, eine erste Kundgebung in der Ruhrgebietsstadt
abzuhalten, verhinderte der gemeinsame Protest der Arbeiterorganisationen
das – mit der Folge, dass keine weiteren Naziaufmärsche mehr in der Stadt
stattfanden.
Darüber hinaus veröffentlichte „Der Klassenkämpfer“, das Organ der
Linkskommunisten, die Namen jener Gaststättenbesitzer, die den
Nationalsozialisten Versammlungsräume zur Verfügung stellten. Das Blatt
rief die Bocholter Arbeiter dazu auf diese Kneipen zu boykottieren. Auch
Geschäftsleute, welche die NSDAP finanziell unterstützten, benannte „Der
Klassenkämpfer“. Diese erfolgreichen Aktionen gegen die Nazis liefen
solange gut, bis Schmitz im Sommer 1931 erneut in Konflikt mit der
Thälmann-treuen Bezirksleitung geriet. Der Anlass war die Unterstützung
der KPD für den rechten Volksentscheid in Preußen. Schmitz, der Trotzkis
Broschüren im heimischen Bücherregal stehen hatte, distanzierte sich
deutlich davon. Daraufhin wurde er erneut seiner Parteiämter enthoben und
später ein weiteres Mal aus der Partei ausgeschlossen.1972
Die Landau-Gruppe setzte im Kampf gegen Hitler ebenfalls auf die
vereinte Kraft der Arbeiterbewegung. So erinnerte sich Johann Schwalbach
später, dass die Aktivität der Gruppe „bis zum letzten Moment auf die
Schaffung einer Einheitsfront der Arbeiterorganisationen gegen den
Nationalsozialismus konzentriert“ gewesen sei.1973 Gelegentlich konnte sie
hierbei kleinere Erfolge erzielen. Anfang des Jahres 1932 nahm
beispielsweise eine Funktionärsversammlung der
Schuhmachergewerkschaft eine Resolution an, die ein Angehöriger der
Gruppe eingebracht hatte. Hier wurden die „Bildung von
Aktionsausschüssen aus allen proletarischen Organisationen“ und die
„Aufstellung überparteilicher Klassenwehren“ gefordert.1974
Auch der Leninbund, der zwar organisatorisch mit Trotzki gebrochen
hatte, teilte durchaus dessen Einschätzung der Situation und dessen Kritik
an der KPD-Linie. So betonten Vertreter des Leninbundes die zentrale
Rolle, die die Mittelschichten in der faschistischen Bewegung spielten.1975
Vor allem aber kritisierten sie die Sozialfaschismustheorie. Ebenso wie die
Trotzkisten entfernte sich der Leninbund hier von seinen linksradikalen
Wurzeln und wurde, so hat es zumindest Zimmermann formuliert, „endlich
[…] ein böses Erbstück aus der Zeit der Fischer/Maslow-Führung los, die
das ihrige dazu beigetragen hatte, Sozialdemokratie und Faschismus in
einen Topf zu werfen.“1976
Die indirekte Zusammenarbeit der KPD mit rechtsextremen Kräften
beim Volksentscheid gegen die preußische Landesregierung verurteilten die
Leninbund-Mitglieder scharf1977 Zugleich lehnten aber auch sie keineswegs
jegliche Kontakte zu den Nationalsozialisten ab. So berichtet Oskar Hippe
in seinen Memoiren von einer Diskussionsveranstaltung in den Berliner
Pharus-Sälen, zu der die NSDAP auch die KPD eingeladen hatte. Die KPD
lehnte es ab, einen Redner zu entsenden, woraufhin sich der Leninbündler
Hugo Urbahns dem Rededuell mit Goebbels stellte:

Er erschien mit seiner Selbstschutzorganisation, an der auch wir von der


trotzkistischen Opposition der Bolschewiki-Leninisten teilnahmen.
Goebbels garantierte Urbahns absolute Unversehrtheit. Urbahns
antwortete, dass er seine Garantie nicht brauche, seine Garantie seien
seine Genossen, die 140 Mann stark u-förmig vor der Bühne und in den
Seitengängen aufmarschiert waren. In einer vernichtenden Rede gegen
die Demagogie der Nazis erklärte Genosse Urbahns, dass die
Endauseinandersetzung mit ihnen auf den Barrikaden stattfinden
werde.1978

Der Leninbund warnte die KPD beständig davor die Nationalsozialisten


zu unterschätzen. Die Faschisten würden „wenn sie ans Ruder kommen,
nicht nur die revolutionären Organisationen, sondern auch alle
wirtschaftlichen Organisationen des Proletariats zerschlagen, […] jeden
Betrieb zum Zuchthaus machen“, hieß es in der „Fahne des
Kommunismus“. „Dann gibt es keine öffentlichen und keine
Mitgliederversammlungen mehr, geschweige denn Demonstrationen,
Streiks oder ähnliche Dinge. Die Gleichsetzer von Faschismus und
‚Sozialfaschismus‘ mögen sich die blutige Unterdrückung der
Arbeiterbewegung in Italien vor Augen halten.“1979 Selbst dem Ziel der
Kommunisten, einzelne SPD-Mitglieder „herüberzuziehen“, stehe die
Sozialfaschismusthese im Wege: „Wie will man die SPD-Arbeiter für einen
revolutionären Kampf gegen den Faschismus gewinnen, wenn man ihre
Partei und damit sie selbst mit dem Faschismus gleichstellt?“1980
Die Leninbund-Führung ging stattdessen davon aus, dass eine
Einheitsfront der beiden großen Arbeiterparteien unerlässlich sei, um den
Sieg der Nationalsozialisten zu verhindern. Immer wieder riefen sie die
beiden großen Arbeiterparteien zum gemeinsamen Handeln auf – auch noch
nachdem Hitler an die Macht gekommen war. So veröffentlichten sie im
Februar 1933 den Aufruf „Eine Front gegen Hitler“:

Arbeiter aller Richtungen! Eiserne Front und Rote Front müssen eine
einheitliche proletarische Klassenfront werden. Setzt alle Kräfte an, um
dieses Ziel zu erreichen. Brecht die Sabotage der Bürokratien! Nehmt in
allen Betrieben, an allen Stempelstellen, in allen Organisationen,
allüberall Stellung. Fordert das Zusammengehen aller
Arbeiterorganisationen gegen den Faschismus! Fordert, dass sich die
Leitungen der Parteien, Gruppen und Gewerkschaften zusammensetzen
und gemeinsam die Kampfmaßnahmen zur Rettung der
Arbeiterbewegung beraten und an ihre Durchführung herangehen! Wir
wissen, dass die tiefen Gegensätze in den Auffassungen bestehen bleiben,
aber wir wissen auch, dass für die nächstliegenden Ziele der
Arbeiterklasse ein gemeinsamer Kampf möglich ist. Arbeiter,
Sozialdemokraten, Kommunisten, zwingt eure Parteileitungen zu
gemeinsamem Handeln.1981
Da jedoch weder KPD- noch SPD-Führung bereit waren, sich darauf
einzulassen, suchte der Leninbund die Zusammenarbeit mit anderen linken
Organisationen, also eine „Einheitsfront im Westentaschenformat“.1982 Um
sich gegen Übergriffe von nationalsozialistischen Schlägern zu schützen,
gründete der Leninbund im März 1931 mit verschiedenen Kleingruppen
eine „Kampfgemeinschaft gegen Reaktion und Faschismus“. Dieser
antifaschistischen Wehrorganisation gehörten der Bund revolutionärer
Industrieverbände, die anarchosyndikalistische FAUD, die unbedeutenden
Reste der USPD, die rechtskommunistische KPO, die Gemeinschaft
proletarischer Freidenker, der Proletarische Gesundheitsdienst und der Freie
Arbeiter-Sängerbund in Berlin an. Laut Zimmermann waren zwar die
programmatischen Vorstellungen der Kampfgemeinschaft „weniger eng und
sektiererisch, als es manchen Teilnehmergruppen entsprochen hätte.“
Gleichzeitig fragt er aber, bezogen auf die Tatsache, dass die
Kampfgemeinschaft eine eigene 1.-Mai-Demonstration in Berlin
organisierte: „Eigneten sich separate Mai-Demonstrationen dazu, für die
Einheit der Arbeiterklasse zu werben?“1983 Tatsächlich blieb die
Kampfgemeinschaft mehr oder weniger wirkungslos.
Ende 1931 initiierte der Leninbund ein neues antifaschistisches Bündnis,
diesmal zusammen mit der KPO und der SAP.1984 Die drei Organisationen
veröffentlichten einen gemeinsamen Aufruf unter der Losung „Der
Faschismus muss geschlagen werden, ehe er zur Macht kommt!“1985 und
organisierten zusammen Anti-Nazi-Veranstaltungen. Bei der
Reichstagswahl 1932 unterstützten die drei Gruppen den kommunistischen
Kandidaten Ernst Thälmann. Zu diesem Zweck veranstalteten sie in
verschiedenen Städten gemeinsame Kundgebungen.1986
Die Trotzkisten kritisierten solche Bündnisse, in die die KPD nicht
einbezogen wurde.1987 Die LO erklärte: „Die Linke Opposition kann sich
an den Kartellen der SAP, KPO und des Lenin-Bundes nicht beteiligen.
Ohne die Beteiligung der KPD kann die faschistische Gefahr nicht
bekämpft werden, mögen sich dem Einheitskomitee auch noch so viele
Gruppen und Grüppchen anschließen“1988 Schon an einer Mitarbeit in der
„Kampfgemeinschaft gegen Reaktion und Faschismus“ verzichteten die
damals noch vereinten Trotzkisten. Hier werde sich jede
„Splitterorganisation, möge sie selbst aus einem Mitglied bestehen“
beteiligen.1989 Das könne kein Ersatz für das Zusammengehen der Arbeiter-
Massenorganisationen sein. Ohne Beteiligung der KPD sei das Bündnis
eine „Totgeburt“, schrieb Landau.1990
Ende Mai 1932 trat Reichskanzler Heinrich Brüning zurück. Hindenburg
ernannte daraufhin Franz von Papen zum Kanzler. Dem Zentrumspolitiker
unterstand ein Kabinett, dem überwiegend parteilose Fachminister mit
adliger Abstammung oder akademischem Hintergrund angehörten. Das
Arbeitsressort – bis dahin traditionell mit Personen aus dem
Gewerkschaftslager besetzt – übernahm Wirtschaftsminister Hermann
Warmbold, ein ehemaliges Vorstandsmitglied der BASF. Innenminister
wurde Wilhelm Freiherr von Gayl, Direktor der Ostpreußischen
Landgesellschaft, der sich vor allem als Gegner der preußischen SPD-
Regierung einen Namen gemacht hatte. Das „Kabinett der Barone“, wie die
Regierung im Volksmund bezeichnet wurde, war eine Kampfansage an die
organisierte Arbeiterbewegung – und an die parlamentarische Demokratie:
Die meisten Minister traten nun demonstrativ aus ihren Parteien aus.
„Deutlicher ließ sich die Absage an den Parteienstaat nicht zum Ausdruck
bringen“, schreibt Gotthard Jasper.1991 Auch der Leninbund sah die
Inthronisierung Papens als Zäsur an. Die Linkskommunisten warnten: „Die
Regierung von Papen bedeutet den vorläufigen und aller Wahrscheinlichkeit
nach endgültigen Sieg des bürgerlichen Flügels, der sich auf den
Faschismus stützen will.“1992
Bestätigt sahen sie sich, als Papen am 20. Juli seinen Staatsstreich in
Preußen durchführte und die SPD-Landesregierung absetzte. Hatte der
Leninbund bislang ausschließlich auf außerparlamentarische
Aktionsbündnisse gegen den Aufstieg der Nationalsozialisten gesetzt, so
richtete er nun sein Augenmerk auch auf den Reichstag. Unter der Losung
„Her mit dem antifaschistischen Parlament!“ forderten die
Linkskommunisten ein Zusammengehen aller antifaschistischen Fraktionen.
Sie hofften, hierfür auch Teile des nichtsozialistischen Kleinbürgertums und
der christlichen Arbeiterschaft zu gewinnen. Konkret stellte sich der
Leninbund darunter eine Wiederbelebung der Weimarer Koalition (SPD-
Zentrum-DDP) unter Tolerierung der KPD vor. Selbstverständlich stießen
solche Vorschläge bei den entsprechenden Akteuren auf wenig Resonanz,
das hatte auch die Leninbund-Führung nicht erwartet. Interessant sind sie
aber allemal, handelte es sich bei der Forderung nach einem Bündnis aller
antifaschistischen Demokraten doch um eine Art Vorwegnahme der
„Volksfrontpolitik“, die die Komintern ab Mitte der 1930er verfolgte.1993

5.4 Ausblick: Linke Kommunisten im Widerstand


Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler
zum Kanzler. Nun ging alles sehr schnell: Am 1. Februar löste Hindenburg
den Reichstag auf, am kommenden Tag verboten die neuen Machthaber
jegliche kommunistische Demonstration. Kurz darauf wurde die
Pressefreiheit eingeschränkt und am 28. Februar erließ der Reichspräsident
die Verordnung zum Schutz von Volk und Staat, welche die Bürgerrechte
weitgehend außer Kraft setzte. In den folgenden Wochen und Monaten
verboten die Nazis sowohl die KPD und SPD als auch sämtliche linken
Zwischengruppen. Anfang Mai zerschlugen sie die Gewerkschaften.
Trotzki, Thalheimer und andere Mahner hatten Recht behalten: Einmal an
der Macht werde der deutsche Faschismus als erstes die Arbeiterbewegung
eliminieren. Doch selbst jetzt blieb ein organisierter gemeinsamer
Widerstand aus. „Kein Generalstreik […] brach aus, wie man ihn so oft für
den Fall der nationalsozialistischen Machtergreifung verkündet hatte, kein
Bürgerkrieg, keine bewaffnete Aktion des Reichsbanners“, jubelte der
ehemalige Führer des NS-Studentenbundes Gerd Rühle.1994 Franz Pfemfert
hingegen schrieb am 20. März 1933, gerade im tschechischen Exil
angelangt, resigniert an Trotzki: „Wahrlich, so kampflos hat wohl nie in der
Welt die Konterrevolution gesiegt“.1995
Die verbliebenen linkskommunistischen Gruppen gingen recht
unterschiedlich mit der neuen Situation um. Der Leninbund beispielsweise
begab sich nach dem Reichstagsbrand in den Untergrund. Hugo Urbahns
emigrierte nach Stockholm, doch gelang es ihm nicht, eine funktionierende
Auslandsleitung aufzubauen. Einzelne Ortsgruppen entfalteten zwar noch
eine gewisse Widerstandstätigkeit, doch als Organisation brach der
Leninbund im Verlauf des Jahres 1933 zusammen.1996
Die Landau-Gruppe hingegen blieb zumindest in Berlin ziemlich aktiv.
Gerade im ersten Jahr der Naziherrschaft entfaltete sie dort eine beachtliche
Widerstandstätigkeit.1997 Landau befand sich zu dieser Zeit schon nicht
mehr in Deutschland. Auf Anraten seiner Genossen war er im März 1933
nach Paris gegangen und baute dort eine Exilleitung auf.1998 In Deutschland
leitete nun Hans Schwalbach die Organisation, bis auch er nach Paris
fliehen musste. Seinen Posten übernahm zunächst Erich Rätzke, später dann
Reinhold Schedlich.1999 Die Gruppe gab vierzehntägig die
Untergrundzeitung „Funke“ und die Betriebszeitung „Der Vertrauensmann“
heraus. Letztere erschien in einer Auflage von 80 bis 100 Stück pro
Ausgabe und wurde konspirativ in verschiedene Betriebe der Hauptstadt
geschleust.
In den ersten Monaten nach der Machtübernahme verzeichnete die
Organisation, die nun auch Gruppe Funke genannt wurde, ein spürbares
Wachstum. Doch Anfang 1934 wurde die Gestapo auf sie aufmerksam und
verhaftete im März binnen weniger Tage die führenden Genossen Henry
Jacoby, Otto Kirstein, Albert Kunter, Heinz Meyer, Reinhold Schedlich
sowie 140 weitere Mitglieder und Sympathisanten. Fünfzehn
Gruppenmitgliedern wurde der Prozess gemacht. Sie erhielten alle
Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren. Fortan war die Gruppe in
Deutschland nur noch sporadisch aktiv. Landau ging derweil nach Spanien
und schloss sich während des Bürgerkriegs der POUM (Partido Obrero de
Unificación Marxista) an, einer unabhängigen kommunistischen Partei.2000
Am 23. September 1937 wurde er in Barcelona entführt und gilt seither als
verschollen.2001 Die Exilausgabe des „Funke“ erschien zwar noch bis
1939.2002 Doch nach Landaus Verschwinden zeigte die Gruppe deutliche
Auflösungserscheinungen.
Auch die offizielle Trotzki-Gruppe wurde schon bald nach der
Machtübernahme vom neuen Regime verfolgt.2003 Doch ihr half, dass sie
die Situation realistischer einschätzte als die KPD. „Ich entsinne mich, dass
in diesen Zeitungen und Flugblättern gesagt wurde, dass die
Arbeiterbewegung in ihrer Gesamtheit eine fürchterliche Niederlage erlitten
habe, dass man sich auf eine lange Periode der Diktatur einstellen müsse“,
erinnert sich Gustave Stern an die trotzkistische Presse. „In den Flugblättern
der KPD wurde in der ersten Zeit das Gefühl verbreitet, es handele sich um
eine kurze Periode, ein solches Regime könne sich nicht lange halten. Wir
sagten damals das Gegenteil. Das war keine ermutigende Botschaft, aber es
war die Wahrheit.“2004 Dementsprechend wurden, so schreibt Jan Foitzik,
„führende Kader mit größerer Konsequenz als bei anderen Gruppen ins Exil
geschickt“.2005
Erste Festnahmen erfolgten trotzdem unmittelbar nach dem
Reichstagsbrand Ende Februar 193 3.2006 Anton Grylewicz flüchtete
deshalb im März nach Prag, wo sich auch andere deutsche Oppositionelle
wie der spätere Trotzki-Sekretär Heinz Epe befanden.2007Mit Hilfe der
tschechoslowakischen ILO-Sektion gaben sie die Halbmonatszeitung
„Unser Wort“ heraus.2008 Die in Deutschland verbliebenen Trotzkisten
vermochten den Widerstand nahezu überall dort zu organisieren, wo schon
vor 1933 Ortsgruppen bestanden hatten. Bereits seit Sommer 1932 hatte die
Organisation mit der Vorbereitung auf die Illegalität begonnen.2009 Auf
lokaler Ebene wurden Kleingruppen mit lediglich fünf, später nur noch drei
Mitgliedern gebildet. Die konspirative Arbeit sollte durch die Berliner
Führung zentral angeleitet werden. Durch den ungeheuren
Verfolgungsdruck und permanente Festnahmen musste sich die
Inlandsleitung jedoch mehrfach völlig neu konstituieren. Zumeist waren die
Inlandsgruppen auf sich selbst gestellt, erhielten aber Materiallieferungen
aus dem Ausland.
Etwa 50 bis 70 Mitglieder der Gruppe waren frühzeitig ins Exil
gegangen. Einige von ihnen gründeten im Sommer 1933 ein
Auslandskomitee in Paris, das Erwin Ackerknecht leitete.2010 Während die
konspirative Arbeit in Deutschland hauptsächlich in den Betrieben
stattfand, gehörte zu den Hauptaufgaben der Auslandsstützpunkte vor allem
die Flüchtlingshilfe. Darüber hinaus organisierten die Exilgruppen den
Schriftenschmuggel und Informationsaustausch. Ende 1935 begann eine
erneute Verhaftungswelle der Gestapo gegen die Trotzkisten. Innerhalb
weniger Monate gelang es den Nationalsozialisten, die Organisation
größtenteils zu zerschlagen. Mindestens 150 Mitglieder landeten in
Zuchthäusern, Gefängnissen und Konzentrationslagern.2011 Auch die
Exilgruppen blieben von Zerfallsprozessen nicht verschont. Politische
Differenzen, Flucht und Internierung dezimierten die Auslandsorganisation.
Im Jahr 1940 dürfte sie schließlich kaum mehr als 70 Mitglieder gezählt
haben. Diese waren weltweit auf etwa zehn Gruppen, unter anderen in
Argentinien, Kuba und Mexiko verstreut. Bei Kriegsbeginn flüchtete die
Auslandsleitung nach New York, wo sie weiterhin „Unser Wort“ herausgab.
Die Zeitung erschien noch bis 1941 und war damit eine der langlebigsten
Exilblätter.2012
Bemerkenswert ist, dass allein die IKD mit mehr Aktivisten gegen das
„Dritte Reich“ gekämpft hat als die Verschwörer des 20. Juli 1944. Doch
anders als der bürgerliche Widerstand werden die Linkskommunisten bis
heute von der Historiografie höchstens als Marginalie wahrgenommen. In
Schulbüchern und der öffentlichen Gedenkkultur spielen sie ebenso wie die
anderen Zwischengruppen keine Rolle.2013
Das Scheitern der KPD angesichts der faschistischen Gefahr ließ Trotzki
und Landau zu ähnlichen Einschätzungen kommen. Landau sah in dem
Zusammenbruch eine Parallele zum 4. August 1914, als die SPD-
Reichstagsfraktion ihre Zustimmung zu den Kriegskrediten gegeben hatte.
Dieser Analogie folgend stellte er die Forderung nach einem „neuen
Zimmerwald“ auf. Dort hatten sich während des Ersten Weltkrieges
oppositionellen Kräfte der Zweiten Internationale getroffen. Sie bildeten die
Keimzelle der Dritten Internationale. So weit wollte Landau die Analogie
jedoch nicht ziehen. Er hielt weiterhin die radikale Reform der bestehenden
Komintern für möglich. Er war der Ansicht, der linke, marxistische Flügel
müsse ein international organisiertes Zentrum schaffen. Dieses solle als
Kern einer tiefgehenden politischen Umgruppierung innerhalb der
Komintern dienen.2014 Dass die Landau-Gruppe an dem Ziel festhielt, die
KPD zu reformieren, dokumentierte sie auch mit der Herausgabe von „Die
kritische Parteistimme – Von Genossen. Für Genossen“, einer Zeitschrift,
die sich an KPD-Mitglieder richtete.
Trotzki hingegen kam Mitte des Jahres 1933 zu der Einsicht, zu der viele
andere Linkskommunisten bereits in den Jahren zuvor gelangt waren: Die
Kommunistische Internationale ist nicht mehr reformierbar.2015 Auch er
verglich die kommunistische Politik am Ende der Weimarer Republik mit
der Zustimmung der SPD zu den kaiserlichen Kriegskrediten am Beginn
des Ersten Weltkrieges: „[…] wie die Partei Bebels ihre fortschrittliche
Mission endgültig bei Kriegsausbruch erschöpft hatte, so erschöpfte die
KPD ihre revolutionäre Rolle zu Beginn der faschistischen Diktatur.“2016
Verschlimmernd komme hinzu, dass die Komintern keine Lehre aus dem
Versagen der deutschen Kommunisten gezogen habe. Im Kreis der
Trotzkisten wurde nun auch der Begriff des „neuen Zimmerwald“
verwendet.2017
Trotzki plädierte daher nun für den Aufbau einer neuen
Internationale.2018 Diesem Umstand Rechnung tragend bezeichneten sich
seine deutschen Anhänger seit Ende Oktober 1933 nicht mehr als Linke
Opposition der KPD, sondern nannten sich nun Internationale
Kommunisten Deutschlands (IKD). Hierzu hieß es in „Unser Wort“: „Wir
sind noch keine neue Partei, aber wir sind auch keine Fraktion, keine
Opposition mehr, sondern wir betrachten uns als Keimzelle einer neuen
Partei.“2019 In der Folgezeit nahmen die Trotzkisten international
Verhandlungen mit verschiedenen Oppositionsgruppen auf, um die
Grundlage zur Gründung einer neuen Partei zu schaffen. Unter anderem gab
es Gespräche mit der SAP, die jedoch letztendlich scheiterten.2020 Auch
Fischer und Maslow beteiligten sich eine Weile im französischen Exil an
diesen Debatten.2021 Nach einem längeren Diskussionsprozess gründeten
schließlich 21 Delegierte aus elf Ländern im September 1938 in der Nähe
von Paris eine neue, die Vierte Internationale.2022 Sie und zahlreiche ihrer
Abspaltungen existieren noch heute.2023 Damit hat sie die Komintern, die
Stalin im Jahr 1943 auflöste, um mehr als 70 Jahre überdauert. Deren
Masseneinfluss hat sie jedoch zu keinem Zeitpunkt erreicht.
6. Sozialgeschichte der Linken Opposition

Bei jedem Heimspiel der Fußballprofis von Borussia Dortmund bebt die
Südtribüne. Mittendrin: Die Mitglieder des Fanclubs „Heinrich
Czerkus“.2024 Ihre Vereinigung ist benannt nach einem ehemaligen
Platzwart des BVB. Czerkus war Kommunist und Widerstandskämpfer
gegen den Nationalsozialismus, im April 1945 wurde er von den Nazis
ermordet. Ein Stolperstein vor seinem Wohnhaus in der Schlosserstraße
erinnert an den Antifaschisten. Ihm zu Ehren findet seit 2005 jedes Jahr an
Karfreitag der Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf statt. Was bislang nicht
bekannt war: Czerkus unterstützte in den 1920er Jahren die linke
Opposition der KPD und gehörte zu den Unterzeichnern des „Briefs der
700“. Im Januar 1927 wurde er deshalb aus der Partei ausgeschlossen.2025
„Ohne dich wüssten wir ja gar nichts von Czerkus’ Ausschluss und den
Gründen dafür“, schrieb mir im Januar 2013 Fanclub-Mitglied Wilfried
Harthan.2026 Ihn hatte ich kontaktiert, um mehr über Czerkus zu erfahren –
und brachte ihn dabei selbst auf eine neue Spur. Nun forscht auch er über
die oppositionelle Vergangenheit des ehemaligen BVB-Platzwarts.
Heinrich Czerkus war eins von tausenden KPD-Mitgliedern, die sich in
der zweiten Hälfte der 1920er Jahre der linken Opposition ihrer Partei
anschlossen. Sieht man einmal von Führungsfiguren wie Ruth Fischer, Karl
Korsch oder Werner Scholem ab, ist über die Lebenswege der allermeisten
Linkskommunisten nur sehr wenig bekannt.2027 Dabei wäre es durchaus
lohnenswert ihre Biografien im Spannungsfeld zwischen Oktoberrevolution
und aufkommendem Stalinismus, zwischen Kaiserreich, Republik und
Hitlerfaschismus zu untersuchen.2028 Für einen kurzen Zeitraum –
irgendwann in der Dekade zwischen dem Deutschen Oktober 1923 und der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten – gehörten sie alle dem
Milieu der linken KPD-Opposition an und kämpften gemeinsam für die
Reform ihrer Partei. Doch spätestens mit dem Ende der Weimarer Republik
schlugen sie sehr unterschiedliche Lebenswege ein. Manch einer wie der
Bergarbeiter Fritz Selbmann wurde selbst zum Anhänger des einst
bekämpften Stalinismus. Im Jahr 1925 noch zu den Ultralinken seiner Partei
gehörend machte Selbmann Karriere in der DDR: Im Jahr 1949 wurde er
Industrieminister, 1954 Mitglied des ZK der SED. Ahnliches gilt für Else
Vierling aus Sachsen, die einige Zeit der Weddinger Opposition angehört
hatte. Sie arbeitete in den Jahren 1946 und 1947 als Sekretärin von Walter
Ulbricht, darauf im FDGB-Bundesvorstand. Einige wenige
Linkskommunisten gingen später gar zur extremen Rechten. Zu nennen ist
hier Berthold Karwahne, der 1926 aus der KPD ausgeschlossen wurde und
zunächst Mitglied im Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen
wurde. Er entwickelte sich jedoch bald zum erbitterten Antikommunisten,
lief zur NSDAP über und zog für sie 1930 in den Reichstag ein. Viele
ehemalige oppositionelle Kommunisten blieben aber ihrer linken
Gesinnung treu. Georg Jungclas und Oskar Hippe wurden zu führenden
Trotzkisten in der Bundesrepublik, weitere waren in der SPD, den
Gewerkschaften oder anderen linken Gruppierungen aktiv. Andere
wiederum verabschiedeten sich aus der Politik und gingen in die
Wissenschaft: Erwin Ackerknecht, Gründer der „Bolschewistischen
Einheit“, machte sich einen Namen als Medizinhistoriker. Boris Roninger,
zeitweilig Unterstützer Karl Korschs, wurde Universitätsprofessor in
England. Der Landau-Anhänger Ludwig Cohen avancierte in den USA
unter dem Namen Lewis Coser zu einem bekannten Soziologen. Überhaupt
verblieben nicht wenige Linkskommunisten nach dem Krieg im Ausland.
Franz Pfemfert und Otto Schüssler verbrachten ihren Lebensabend in
Mexiko,2029 die Leninbund-Mitglieder Wilhelm Riechen und Hugo
Urbahns ebenso wie der Trotzkist Martin Ludwig Hörz in Schweden.
Andere ehemalige Oppositionelle gingen in die USA, nach England,
Frankreich oder die Schweiz. Dort starb beispielsweise Heinz Jacoby. Das
ehemalige Mitglied der Landau-Gruppe arbeitete nach 1945 für die Food
und Agriculture Organization der UNO und war für Amnesty International
aktiv. Hier war auch der ehemalige Trotzkist und spätere Träger des
Bundesverdienstkreuzes Hermann Bortfeldt tätig. Im Jahr 1961 zählte er zu
den Mitbegründern der Menschenrechtsgruppe.
Vor Ende des Zweiten Weltkrieges engagierten sich die
Linkskommunisten zumeist im antifaschistischen Widerstand, gingen ins
Exil oder zogen nach Spanien, um im Bürgerkrieg gegen die Franco-
Truppen zu kämpfen. Barbara Weinhold porträtiert beispielsweise eine
trotzkistische Bergsteigergruppe aus Dresden. Deren Mitglieder verbanden
Hobby und widerständige Tätigkeit: Sie nutzten ihre Ausflüge in die Berge
der Sächsischen Schweiz, um eine umfangreiche illegale Grenzarbeit zu
organisieren und dabei tausende Zeitungen und Broschüren von der
Tschechoslowakei nach Deutschland zu schaffen.2030 Zahlreiche
Linkskommunisten kamen jedoch im Widerstand ums Leben, wurden wie
Heinrich Czerkus von den Nationalsozialisten ermordet. Andere wie die
Jüdin Hilde Berger hatten Glück: Sie war während des Zweiten Weltkrieges
Mitarbeiterin von Oskar Schindler, erstellte auf einer Schreibmaschine
dessen berühmte Liste und wurde, selbst darauf stehend, vor dem sicheren
Tod bewahrt.2031
All diese Biografien zu erforschen könnte einen ganz neuen Fokus auf
die Geschichte der linken, antistalinistischen KPD-Opposition lenken. Auf
diese Weise könnte man nicht nur die individuelle Motivation von
Kommunisten sich der innerparteilichen Opposition anzuschließen
aufzeigen, sondern auch die Rolle näher untersuchen, die einzelne Personen
darin spielten. Legte man dabei den Fokus auf lokal bekannte
Persönlichkeiten wie Heinrich Czerkus, so könnte man zudem analysieren,
wie wichtig deren Beitrag für den Aufbau der Oppositionsgruppen vor Ort
war.
Selbstverständlich ist es im Rahmen einer Gesamtdarstellung der linken
Opposition undenkbar, so intensiv in die Mikroebene einzutauchen und
tausende Lebensläufe nachzuzeichnen. Stattdessen ist es aber möglich, „das
große Bild“ aufzumachen, also die Makroebene darzustellen. Mit Hilfe
einer ausreichend großen Datenbasis soll genau das im Folgenden getan
und die Sozialstruktur des deutschen Linkskommunismus untersucht
werden. Auf diese Weise lässt sich die Entstehung der Opposition nicht nur
als Reaktion auf äußere Einflüsse (Parteiausschlüsse, Politik der
Parteiführung und der Komintern) analysieren, sondern können auch innere
Faktoren wahrgenommen werden: Warum gab es regionale Unterschiede?
Welche Rolle spielte die Zusammensetzung der Arbeiterbewegung vor Ort?
Was lässt sich über die soziale und politische Herkunft der Akteure sagen?
Bei einer solchen Herangehensweise wird schnell deutlich, dass lange
verbreitete Vorstellungen nicht mehr zu halten sind – beispielsweise
diejenige, dass die linke Opposition eine reine Intellektuellenbewegung
gewesen sei.
Es soll im Folgenden jedoch nicht nur die soziale Zusammensetzung der
Mitgliederschaft des deutschen Linkskommunismus analysiert werden,
sondern auch dessen organisatorische Entwicklung. Ulrich Eumann hat
darauf hingewiesen, dass moderne sozialwissenschaftliche Methoden
durchaus zur Analyse der KPD verwendbar seien. Hinter der „natürlich sehr
speziellen […] Ideologie“ erkenne man „eine soziologisch nahezu völlig
‚normale‘ Partei, bei der sich fast alle Problemfelder moderner sozialer
Organisation finden lassen.“ Als zu untersuchende Aspekte nennt er unter
anderem die Einbindung der KPD in ihre Organisationsumwelt, die
Integration und Mobilisierung der Mitglieder, die Organisationsstruktur
oder die Ausstattung mit finanziellen, materiellen, personellen und
kognitiven Ressourcen.2032 Dies lässt sich ohne Abstriche auch auf die
linke Opposition übertragen. Anhand folgender Fragen sollen daher deren
Organisationsstrukturen nachgezeichnet werden: Wie entwickelte sich die
Mitglieder- und Unterstützerzahl der verschiedenen linkskommunistischen
Organisationen? Wie finanzierten sich die Gruppen? Wie lassen sich ihre
Presseerzeugnisse und Broschüren bewerten und welche Reichweiten
erzielten sie? Auf welche Weise versuchten die Oppositionellen auf die
Politik der Partei einzuwirken? Beschränkten sie sich auf Redebeiträge bei
KPD-Veranstaltungen oder gab es eine von der Partei unabhängige
Gruppenroutine? Wie verhielten sich die Linkskommunisten in
Wahlkämpfen und welche Rolle spielten sie als Parlamentarier? In welchem
Verhältnis standen sie zu oppositionellen Gruppen aus anderen Ländern?
Habe ich im politikgeschichtlichen Teil dieses Buchs den verschiedenen
Gruppen jeweils einzelne Kapitel gewidmet, so werde ich nun die
unterschiedlichen Aspekte der sozialstrukturellen und organisatorischen
Entwicklung gruppenübergreifend darstellen.

6.1 Sozialstruktur
In seiner Arbeit über den linken Radikalismus in Deutschland hat Hans
Manfred Bock auf ein methodisches Problem hingewiesen, auf das man
beim Versuch stößt, das soziale Profil linksradikaler Bewegungen
darzustellen. Durch die „fehlende organisatorische Kohärenz“ mangele es
an belastbarem statistischem Material. Daher sei „einzig eine indirekt-
erschließende Beschreibung der sozialen Komponenten der jeweiligen
linksradikalen Bewegung“ möglich. Vermutungen ließen sich „belegen,
aber nicht hinreichend exakt quantifizieren.“2033 Auch Zimmermann klagte
vor über 30 Jahren, der Leninbund habe „nicht allzuviel quantifizierbare
Spuren hinterlassen.“ Angaben zur sozialen Struktur seiner Anhänger
existierten nur „spärlich.“2034 Diese Einschränkungen gelten nun Dank der
verbesserten Quellenlage kaum mehr.
So ist es mir gelungen, die Namen und Lebensdaten von insgesamt 1.260
Personen ausfindig zu machen, die sich mindestens zeitweilig der linken
Opposition der KPD zugehörig fühlten. Es handelt sich dabei um 933
Männer und 138 Frauen, bei 189 Personen konnte ich das Geschlecht leider
nicht ermitteln. Die gesammelten Fakten bilden die Grundlage für die
soziostrukturellen Analysen der folgenden Kapitel. Zum Vergleich: Die
bislang umfangreichste auf Personendaten basierende Studie hat Jan Foitzik
in seiner Arbeit über linke Kleingruppen im antifaschistischen Widerstand
vorgenommen. Er hat dafür die biografischen Daten von 600 Personen
zusammengetragen, von denen aber nur 59 der KPD-Linken
angehörten.2035 Nur unwesentlich kleiner war der Datenbestand von
Hermann Weber, der bereits in den 1960er Jahren das Führungskorps der
KPD ausgewertet hat. Er umfasste 504 Funktionäre, von denen 65 der
linken Opposition und 35 den Ultralinken angehörten.2036 Insofern liegt
meinem Buch der umfangreichste Datenbestand zur KPD-Linken zugrunde,
der bislang ausgewertet wurde.
Als Quellen zur Erfassung der biografischen Daten dienten neben den
einschlägigen Personenlexika und der allgemeinen Literatur über die linke
Opposition vor allem Briefe, Protokolle sowie die Zeitungen und Periodika
der verschiedenen Gruppen.2037 Gerade in den Jahren 1926 und 1927 finden
sich in nahezu jeder Ausgabe Angaben über Parteimitglieder, die die KPD
verlassen mussten. Auch Kommunalwahllisten des Leninbundes und der
Linken Kommunisten der Jahre 1928 und 1929 waren sehr hilfreich, da dort
neben den Namen der Kandidaten meist auch die Wohnorte und
Berufsbezeichnungen erwähnt wurden. Nicht zuletzt stellte der „Brief der
700“ einen wichtigen Fundus an Informationen dar, da hier die Namen und
Wohnorte von 656 Oppositionellen genannt sind.2038
Alle ermittelten Personen eint, dass sie vor 1933 zumindest eine gewisse
Zeit im Rahmen der linken KPD-Opposition aktiv waren – auch wenn ich
nicht immer ermitteln konnte, welcher Gruppe sie angehörten. Manche
waren nur Mitglied einer Organisation, einige von mehreren: Die meisten
mir bekannten Linkskommunisten, nämlich 211, schlossen sich dem
Leninbund an. Bei der linken KPD-Opposition unter Fischer/Maslow und
Urbahns waren 183 von ihnen aktiv. Die Zahl der Mitglieder einer der
trotzkistischen Gruppen, die ich ermitteln konnte, liegt bei 97.
Differenzierter zuordnen ließen sich hier 55 Personen: 33 gehörten der seit
dem Jahr 1931 bestehenden „offiziellen“ Trotzki-Gruppe an, 22 der
Landau-Gruppe. Im Rahmen der Weddinger Opposition waren 86 der mir
bekannten Linkskommunisten aktiv und 39 in deren Abspaltung, der
Kötter-Gruppe. Von den Anhängern Karl Korschs, Ernst Schwarz’ oder
Iwan Katz’ ließen sich 49, 45 bzw. 14 namentlich ermitteln. Darüber hinaus
sind 32 Unterstützer der früheren ultralinken Opposition bekannt. Die
wenigsten Personen stammen aus den Gruppen Bolschewistische Einheit
(4) und den in diesem Buch nicht näher behandelten Chemnitzer Linken (3)
und der ultralinken KAG (5). Nahezu alle Linkskommunisten, nämlich
1.238, ließen sich einem Parteibezirk zuordnen. Von fast genauso vielen ist
der Ort bekannt, in dem sie zu dem Zeitpunkt wohnten, als sie Mitglied der
linken Opposition waren (1.176).2039
Trotz ihres Umfangs kann die der folgenden Analyse zugrunde liegende
Datenbasis nur in einem relativen Maße als repräsentativ angesehen
werden. Denn die Auswahl der erfassten Daten geschah in gewisser Weise
nach dem Zufallsprinzip, war sie doch abhängig von der Quellenlage. So
sind beispielsweise Personen aus Berlin völlig überrepräsentiert: 494 der
mit Wohnort bekannten Linkskommunisten stammen dorther. Zweifellos
war die Hauptstadt eine Bastion der linken Opposition, dennoch ist
zweifelhaft, ob tatsächlich etwa 42 Prozent ihrer Mitglieder dort lebten.
Umgekehrt sind beispielsweise aus Bielefeld nur zwei Linkskommunisten
namentlich bekannt – obwohl die Stadt als eine der Hochburgen der
Weddinger Opposition galt. Trotz dieser Einschränkungen ermöglichen die
gewonnenen Daten, erstmals belastbare Aussagen über die Sozialstruktur
des Linkskommunismus in der Weimarer Republik zu machen.

6.1.1 Soziale Zusammensetzung


Für die Genossen der Bezirksleitung Nordwest passte der Auftritt der
beiden Linksoppositionellen nur allzu gut ins Bild. Anfang 1928 berichteten
sie aus Bremerhaven an das ZK: „Die Genossen Drosson und Ohlerhoff
sind vollkommen versumpfte Elemente. Es vergeht selten ein Tag, wo man
sie nicht total betrunken auf der Straße trifft.“ Zur Illustration des
Behaupteten hieß es weiter: „Drosson wurde beim Vertrieb der ‚Fahne des
Kommunismus‘ in einem Verkehrslokal der RFB in total betrunkenem
Zustand aus dem Wirtshaus geworfen, dann hat er noch Prügel von dem
Wirt bekommen. Mit dieser Schilderung soll nur gesagt werden, aus was für
Elementen sich diese sogenannte Opposition […] zusammensetzt.“2040
Uberspitzt entsprach das der Darstellung, die auch die Parteiführung zur
Charakterisierung der KPD-Linken verwendete: „Versumpfte Elemente“,
„Kleinbürger“, Arbeitslose oder Intellektuelle – Hauptsache: keine
Proletarier. So sah man im Karl-Liebknecht-Haus die inner- und
außerparteiliche Opposition. Revolutionäre Arbeiter waren Mitglied der
KPD, nicht aber der verschiedenen linkskommunistischen Gruppen. Allen
voran der Vorzeigeproletarier „Teddy“ Thälmann strickte an diesem
Mythos. Später wiederholte ihn die DDR-Historiografie.2041
Auch in der westdeutschen Geschichtsschreibung wurde der
Linkskommunismus häufig auf eine Intellektuellen- und Arbeitslosen-
Bewegung reduziert. Wolfgang Abendroth schrieb beispielsweise, die
„Mehrheit der linken Intellektuellen, einschließlich der Studenten, operiert
auf der Seite der Fischer/Maslow-Gruppe, weil sie fern der Realität der
Betriebe stehen“.2042 Hermann Weber und Andreas Herbst betonten, dass
die Ultralinken „vor allem Zulauf von arbeitslosen Parteimitgliedern“2043
gehabt hätten. Für Christian Gotthardt waren die „trotzkistischen
Dissidenten“ der Weimarer Republik „in der Regel theoriefreudige
Handwerker oder Intellektuelle mit starkem Hang zur Textproduktion“.2044
Häufig vergleicht die Forschung die linke mit der rechten Opposition, also
mit der KPO. Norman LaPorte meint beispielsweise: „Right communists
tended to be skilled workers with a history in the wider socialist movement,
while the Left had its key support among those excluded from it, the
unemployed.“2045 Ähnlich klingt es bei Hans-Reiner Sandvoß: „So waren
doch bei der Linken Opposition vergleichsweise weit mehr Intellektuelle
[…] aktiv als bei der KPDO, wo die gewerkschaftlich orientierte
Facharbeiterschaft überwog.“2046
Zunächst erscheinen diese Einschätzungen plausibel. Zum einen waren
die meisten Führungsfiguren der linken Opposition tatsächlich
Intellektuelle. Fischer, Katz, Korsch, Maslow, Scholem und Schwarz: Sie
alle hatten studiert, zum Teil sogar promoviert. Auch Urbahns als
Volksschullehrer und Weber als kaufmännischer Angestellter waren keine
klassischen Proletarier. Zum anderen vertrat die linke Opposition lange Zeit
Positionen, die denen der KPD ab 1929 ähnelten – also genau jener Zeit, als
die Partei großen Zulauf von Arbeitslosen hatte.2047 Darüber hinaus war in
der Pfalz, also „dem“ ultralinken Parteibezirk, im November 1924 ein
Großteil der Mitglieder erwerbslos.2048
Doch es sind durchaus Zweifel an den Darstellungen der Opposition als
Arbeitslosen- und Intellektuellenbewegung angebracht. Schon einige
Zeitgenossen zeichneten ein anderes Bild. Werner Scholem schrieb 1924,
die KPD-Linke verkörpere die „Zusammenfassung der besten
Arbeiterelemente der KPD […], jener Elemente, die […] durch
jahrzehntelange Erfahrung innerhalb der USP[D] und SPD die Methoden
des Reformismus kennengelernt haben […].“2049 Oskar Hippe erinnert sich,
dass die Ultralinken Schwarz und Korsch in Berlin „eine starke
Arbeiteropposition hinter sich hatten“.2050 Selbst ein ZK-Anhänger
berichtet im Jahr 1927 von einer Versammlung der Urbahnsgruppe mit etwa
100 Teilnehmern: „Sehr viele Arbeiter waren anwesend, wenig
Intellektuelle.“2051 Auch die Autoren einiger Lokalstudien liefern ähnliche
Befunde. Peter Berens zeigt beispielsweise auf, dass sich die Gruppe
Kommunistische Politik in Bocholt vor allem auf Bauarbeiter stützte,
ebenso die Ultralinken in Mönchengladbach um Heinrich Schlagewerth.2052
Und Gerd Reuter schreibt über die Katz-Gruppe in Hannover:

Die DDR-Historiographie versucht die Ultralinken als kleinbürgerliche


Intellektuelle darzustellen. Eine solche These kann nur als Diffamierung
verstanden und gewertet werden, weil die Ultralinken zumindest in
Hannover eine Resonanz und Anhängerschaft innerhalb der
Arbeiterschaft hatten. Sie stellten durchaus eine ernstzunehmende
Strömung innerhalb der Arbeiterschaft dar.2053

Auch Otto Langels hat sich in seiner Studie über die ultralinke KPD-
Opposition gegen eine Darstellung verwehrt, diese Strömungen seien ein
„von wenigen intellektuellen Anführern inszeniertes Werk“. Wenn ganze
Ortsgruppen der Partei mit den Ultralinken sympathisierten, dann lasse sich
das nicht auf das Wirken einiger „wildgewordener Kleinbürger“
reduzieren.2054 Tatsächlich sind diese Einschätzungen wesentlich näher an
der Wahrheit als die Behauptungen der Parteiführung – wie sich nun auch
empirisch anhand der gesammelten Daten nachweisen lässt.
Von 313 Linkskommunisten ließ sich der Beruf ermitteln, den sie
wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt ausübten, als sie der Opposition
angehörten (Tabelle 2).2055 Knapp zwei Drittel von ihnen lassen sich der
klassischen Arbeiterschaft zuordnen.2056 Sie haben Berufe wie Bergarbeiter,
Maurer oder Tischler ausgeübt. Die am häufigsten ermittelte Tätigkeit war
Schlosser (6,4 Prozent). Nur wenige Linkskommunisten, nämlich 1,9
Prozent, gingen einer Tätigkeit als Tagelöhner oder Hilfsarbeiter nach.
Anders als von der KPD-Führung behauptet, waren „Kleinbürger“ – also
Selbstständige, Meister, mittlere Beamten oder Angestellte – in den Reihen
der Opposition keineswegs überrepräsentiert: Sie machten lediglich 11,5
Prozent aus. Nur 1,3 Prozent waren Hausfrauen und 4,5 Prozent befanden
sich in Ausbildung, waren also Lehrlinge, Schüler oder Studierende. Als
„Intellektuelle“ kann man maximal 15 Prozent der Linksoppositionellen
einstufen. Hierbei handelte es sich um Angehörige akademischer Berufe
(6,1 Prozent), um Künstler und Journalisten (4,8 Prozent) sowie um
Funktionäre, also Personen, die bei der KPD angestellt oder als
Parlamentarier tätig waren (4,2 Prozent).2057
Tabelle 2: Berufe der Linkskommunisten2058

Auffällig ist: Es lässt sich kein einziger Erwerbsloser nachweisen.


Angesichts der Arbeitslosenraten in der Weimarer Republik erscheint es
jedoch als äußerst unwahrscheinlich, dass ausnahmslos alle Angehörigen
der KPD-Linken in Lohn und Brot standen.2066 Wahrscheinlicher ist, dass
durchaus einige Linkskommunisten keine Arbeit hatten, aber in den
Quellen unter ihrem erlernten oder zuletzt ausgeübten Beruf geführt
wurden. Hintergrund hierfür ist, dass es sich bei den Berufsbezeichnungen
zumeist um Selbstauskünfte handelte. Arbeitslose Facharbeiter tendierten
dazu, sich selbst nicht als „erwerbslos“, sondern als „Facharbeiter“ zu
bezeichnen – nicht zuletzt, weil sie die Arbeitslosigkeit als eine
vorübergehende Phase ansahen. Das schränkt die Aussagekraft der
vorliegenden Daten an diesem Punkt zu einem gewissen Grad ein.
Ähnliches gilt für die Kategorie „Hilfsarbeiter, Tagelöhner“. Auch hier sind
nur diejenigen aufgeführt, die sich selbst so bezeichneten. Aber es kam
durchaus vor, dass Facharbeiter beispielsweise durch
Rationalisierungsmaßnahmen zu Hilfsarbeitern degradiert wurden. Die
Wahrscheinlichkeit, dass sie gegenüber der Öffentlichkeit dennoch ihren
Lernberuf angaben, ist relativ groß. Insofern kann es sein, dass auch der
Anteil von Hilfsarbeitern unter den Linkskommunisten höher war, als die
vorhandenen Daten erkennen lassen.2067
Wertet man die verschiedenen linken Oppositionsgruppen getrennt aus,
so lassen sich durchaus Unterschiede erkennen.2068 Entsprechend ihres
Rufes ist tatsächlich die Weddinger Opposition die proletarischste aller
Gruppen. Hier liegt der Arbeiteranteil inklusive Tagelöhner bei 76,7
Prozent. Der Leninbund kommt auf 69,2 Prozent. Am geringsten ist dieser
Wert bei den Trotzkisten. Hier beträgt er gerade einmal 48,4 Prozent.
Ähnlich gering ist er mit 50 Prozent unter den Anhängern Korschs.2069
Insgesamt zeigen die Zahlen: Die Linksopposition war zwar weniger
proletarisch als die KPD. Dort lag der Arbeiteranteil vor Beginn der
Weltwirtschaftskrise bei knapp 80 Prozent.2070 Doch angesichts der
Tatsache, dass fast 85 Prozent der Linkskommunisten keine Intellektuellen
waren, lässt sich schwerlich von einer Intellektuellenbewegung sprechen.
Auch die vom ZK aufgestellte Behauptung, es habe sich bei den
Oppositionellen zum großen Teil um Erwerbslose gehandelt, ist
wahrscheinlich nicht richtig. Hierfür sprechen neben den – zwar an diesem
Punkt nur eingeschränkt verwendbaren – Daten auch die eingangs zitierten
Lokalstudien und Aussagen diverser Zeitgenossen, die auf eine starke
Verankerung der Opposition in der Arbeiterschaft hinweisen.
Hinzu kommt noch ein Aspekt, auf den Pierre Broué hingewiesen hat. Er
schrieb, die „deutsche Linke um Ruth Fischer und Maslow, Werner
Scholem und Hugo Urbahns“ sei „weder eine Randgruppe von
Apparatschiks, noch ein eingeschworener Intellektuellenkreis wie ihre
französische Entsprechung“ gewesen, „sondern Ausdruck einer tatsächlich
vorhandenen Bewegung in der deutschen Arbeiterklasse – oder genauer
gesagt, jener für Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg typischen
Strömung, die man als ‚proletarischen Linksradikalismus‘ bezeichnen
könnte“.2071 In der Tat war der deutsche Linksradikalismus – wie frühere
Untersuchungen bereits gezeigt haben – eine Zeit lang ein
Massenphänomen. Weltkrieg und Revolution hatten Hunderttausende
deutsche Arbeiter radikalisiert. Allein der ultralinken KPD-Abspaltung
KAPD schlossen sich bis zu 40.000 Menschen an. Anfang der 1920er Jahre
verfügten die drei linksradikalen Gewerkschaften AAU-E, FAUD und die
Union der Hand- und Kopfarbeiter gemeinsam über 300.000 Mitglieder.
Unter den Arbeitern im Hamburger Hafen wurden die linksradikalen
Gewerkschaften AAU und der Deutsche Seemannsbund zeitweilig stärkste
Kräfte.2072
Auch zur neugegründeten KPD stießen damals junge, radikalisierte
Arbeiter.2073 Laut einer zeitgenössischen Darstellung spielten diese schon
beim Gründungsparteitag eine wichtige Rolle: „Neben dem alten Stamm
der revolutionären Parteiarbeiter, die schon vor dem Kriege zur
linksradikalen Opposition um Rosa Luxemburg gehört hatten, saßen jetzt
junge Arbeiter, die im Kriege Träger der revolutionären Propaganda und
Agitation gewesen waren […].“2074 Zwar verließen bereits im ersten Jahr
viele von ihnen die KPD wieder und gingen zur KAPD. Doch „wurde der
neue Radikalismus auch nicht völlig aus der Partei gedrängt“, wie Koch-
Baumgarten betont, „ er gelangte 1920 mit der linken USPD durch die
Hintertür erneut in die Partei“.2075 Als die Partei in ihre ultralinke Phase
eintrat, wurde die Politik der „Offensivtheorie“ also vor allem von jenen
neuen Mitgliedern getragen, die zu Zehntausenden über die USPD zum
Kommunismus gekommen waren.2076 Hierbei handelte es sich überwiegend
um Arbeiter, die sich im Lauf der Zeit immer weiter radikalisiert hatten.2077
Mit der Stabilisierung der Weimarer Republik ab 1923 verlor der
spezifische deutsche Arbeiterradikalismus als gesamtgesellschaftliches
Phänomen deutlich an Einfluss. Seine Organisationen schrumpften massiv
zusammen. Doch in der KPD lebte er fort – in den Tausenden, die sich der
linken Opposition anschlossen.

6.1.2 Altersstruktur und Herkunft


Als Hans Berger geboren wurde, war Friedrich Faust bereits 57 Jahre alt.
Kennengelernt haben sich die beiden Linkskommunisten wahrscheinlich
nicht. Nicht nur ihr Alter trennte sie, sondern auch die verschiedenen
Wohnorte: Faust lebte ihn Köln, Berger in Berlin. Auch die Lebenswege
hätten nicht unterschiedlicher sein können. Faust blickte auf 45 Jahre
Erfahrung in der Arbeiterbewegung zurück, als er sich der linken
Opposition anschloss und 1926 den „Brief der 700“ unterzeichnete. Berger
hingegen war noch ein Jugendlicher, als er im Jahr 1932 Mitglied der
trotzkistischen Linken Opposition wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Faust
schon über 70, hatte wieder mit dem Linkskommunismus gebrochen und
war gerade nach Moskau übersiedelt. Während er dort seinen Lebensabend
in einem Altersheim für „Veteranen der Revolution“ genoss, ging Berger in
den antifaschistischen Widerstand. Er wurde verhaftet und 1943, gerade
einmal 27 Jahre alt, in Auschwitz ermordet.
Was die beiden jedoch verbindet ist die Tatsache, dass sie mit ihren
Geburtsjahrgängen 1859 und 1916 die beiden Extreme in der Altersstruktur
der linken Opposition bilden. Sie sind der Älteste (Faust) und der Jüngste
(Berger) jener 279 Linkskommunisten, deren Geburtsjahr ich ermitteln
konnte. Doch insgesamt liefert die Altersstruktur wenig Auffälligkeiten
(Tabelle 3). Die Geburtsjahrgänge sind relativ gleichmäßig verteilt. Die
meisten Linkskommunisten (16,8 Prozent) sind zwischen den Jahren 1886
und 1890 geboren. Fast alle kamen in den drei Jahrzehnten zwischen 1881
und 1910 auf die Welt, nur jeder zehnte davor und lediglich 3,6 Prozent
danach.
Tabelle 3: Geburtsjahrgänge der Linkskommunisten
Der arithmetisch ermittelte Durchschnittsjahrgang ist 1894. Der
durchschnittliche Linkskommunist wurde also im gleichen Jahr wie Aldous
Huxley, Oskar Maria Graf und Nikita Chruschtschow geboren. Es war das
Jahr der Dreyfuss-Affäre in Frankreich, des ersten Japanisch-Chinesischen
Kriegs und der Gründung des Internationalen Olympischen Komitees. Das
Reichstagsgebäude in Berlin wurde eröffnet und die Tower-Bridge in
London für den Verkehr freigegeben. Der Otto-Normal-Linksoppositionelle
wuchs in der Kultur des Kaiserreiches auf und gehörte der Generation der
„Frontkämpfer“ an.2078 So musste er – schon im Berufsleben stehend – mit
Anfang 20 in den Weltkrieg ziehen. Dort kämpfte er in den Schlachten von
Verdun und Tannenberg und beteiligte sich schließlich im Jahr 1918 an der
Revolution, die zum Sturz der Monarchie führte. In den Jahren 1926/27, der
Hochphase der linken Opposition, war er Anfang 30. Damit war er sogar
noch etwas jünger als die ohnehin schon sehr jungen Mitglieder der
Mutterpartei. Im Jahr 1927 ergab die Reichskontrolle der KPD, dass 64,5
Prozent der Mitglieder zwischen 18 und 40 Jahre alt waren.2079 Unter den
Linkskommunisten lag der vergleichbare Wert (Geburtsjahrgänge 1886 bis
1910) bei 74,2 Prozent.2080
Das gelegentlich in der Literatur verwendete Bild, die linke Opposition
sei eine Bewegung der Jungen, ist also durchaus zutreffend.2081 In
besonderem Maße trifft das auf die trotzkistischen Organisationen zu.
Nahezu zwei Drittel ihrer Mitglieder sind nach 1900 geboren, der
Durchschnittsjahrgang ist hier 1901. Die späteren Trotzkisten waren also
noch Jugendliche, als der Krieg begann.2082 Im Schnitt waren sie zwölf
Jahre jünger als die Mitglieder der Weddinger Opposition, jener
linkskommunistischen Gruppierung mit der ältesten Mitgliederschaft
(Durchschnittsjahrgang: 1889). Allerdings ist hier relativierend
anzumerken, dass zwischen der Gründung der Weddinger Opposition und
der trotzkistischen Vereinigten Linken Opposition mehr als eine halbe
Dekade lag – und schon aus diesem Grund die Mitglieder ersterer
durchschnittlich älter waren. Angesichts der Tatsache, dass die Weddinger
Opposition jedoch später in der VLO aufging, könnte man den Schluss
ziehen, dass viele der älteren Mitglieder diesen Schritt nicht mitgegangen
sind oder bereits vorher die Opposition verlassen hatten. Andererseits muss
man aber auch bedenken, dass gerade die Trotzkisten in den letzten Jahren
der Weimarer Republik verhältnismäßig viele neue Mitglieder gewonnen
haben. Auch sie könnten den Altersschnitt gesenkt haben.
Tabelle 4: Herkunft der Linkskommunisten2083
Ähnlich unauffällig wie die Altersstruktur ist die Zusammensetzung der
Regionen, aus denen die Linkskommunisten stammten. Die Geburtsorte
sind regelmäßig über das ganze Deutsche Reich verteilt. Leicht
überrepräsentiert ist der Süden, was sich jedoch mit der Stärke der
Opposition in der Pfalz erklären lässt. Ansonsten kommen die meisten
Linkskommunisten aus den west- und mitteldeutschen Industrieregionen.
Die Stadt, in der die meisten von ihnen geboren wurden, ist Berlin. Von hier
stammte jeder Zehnte.2084 Bemerkenswert ist lediglich die Tatsache, dass
etwa elf Prozent im Ausland geboren sind – mehr als in Nord- oder
Ostdeutschland (Tabelle 4).
Unter den nicht in Deutschland Geborenen befanden sich einige
Führungsfiguren der Linksopposition wie Arkadij Maslow (geboren im
russischen Jelisawetgrad), Kurt Landau (Wien) oder Oskar Seipold (Lodz) –
und auch die drei Litauischen GPU-Agenten Well, Senin und Jakob Frank.
Nahezu alle der ausländischen Linkskommunisten wurden in östlichen
Nachbarstaaten des Deutschen Reiches geboren, hauptsächlich in
Österreich, Russland oder Polen. Die einzige Ausnahme stellt hier Joseph
Winternitz dar, der im britischen Oxford das Licht der Welt erblickte. Aber
auch ihn zog es schnell nach Mitteleuropa. Noch in seinem ersten
Lebensjahr siedelte sein Vater, ein österreichischer Professor für
Ethnologie, nach Prag über.
Sehr hoch ist unter den Migranten der Anteil derjenigen, die aus
jüdischen Familien stammten.2085 Dies trifft sowohl auf Landau als auch
auf Maslow und Winternitz zu. Zu nennen sind weiterhin Alexander
Abusch (Krakau), Alexander Emel (Nahe Minsk), Samuel Hundert
(Stanislawo/Polen), Leo Roth (Rzeszów/Polen), Frida Rubiner
(Mariampol/Litauen), Gustave Stern (Polen), Heinrich Süßkind (Kolmyja,
Polen) und Karl Volk (Zolkiev/Galizien). Auffällig ist zudem, dass die
meisten Ausländer erst nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland
kamen. Häufig waren sie schon Mitglied der Kommunistischen Partei ihres
Heimatlandes – oder hatten sich schon wie im Fall von Landau in der
dortigen linken Opposition betätigt.

6.1.3 Politische Lebenswege


Maria Sevenich wechselte die Parteien wie andere sprichwörtlich die
Unterhosen: Im Alter von 16 Jahren schloss sie sich 1923 dem
kommunistischen Jugendverband an, verließ ihn aber, um zwei Jahre später
Mitglied einer sozialistischen Studentengruppe in Köln zu werden. Im Jahr
1928 trat sie in die SPD ein, die sie 1931 in Richtung SAP verließ. Im
folgenden Jahr wurde Sevenich Unterstützerin der Trotzkisten, nur ein
weiteres Jahr später ging sie zur KPD, der sie während des Exils in der
Schweiz wieder den Rücken kehrte. Nach dem Krieg gehörte sie zu den
Gründern der hessischen CDU, wechselte aber 1949 zurück zur SPD, für
die sie von 1965 bis 1967 Ministerin in Niedersachsen war. Wenige Jahre
später verließ sie die Partei abermals und wurde kurz vor ihrem Tod, im
Februar 1970, erneut CDU-Mitglied.2086
Nicht alle ehemaligen Linkskommunisten waren so sprunghaft wie
Sevenich. Doch ihre Schicksale waren nicht weniger bewegt. Die
oppositionellen Kommunisten agierten in verschiedenen politischen
Systemen, mussten zwei Weltkriege erleben und waren persönlich in die
Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung involviert. Die Auswertung ihrer
biografischen Daten bringt gewisse Gemeinsamkeiten in den Lebenswegen
zum Vorschein. Zugleich liefert sie auch vereinzelt neue Erkenntnisse,
beispielsweise über die politische Sozialisation der Linkskommunisten.
Von 527 Personen ist das Jahr bekannt, in dem sie sich der
Arbeiterbewegung angeschlossen haben, also Mitglied einer linken Partei
oder einer Gewerkschaft wurden (Tabelle 5). Dabei bestätigt sich, was
bereits die Auswertung des „Briefes der 700“ zum Vorschein brachte:2087
Anders als von der Forschung gelegentlich behauptet,2088 verfügte ein nicht
unerheblicher Teil der Linkskommunisten über langjährige Erfahrung in
den Reihen der Arbeiterbewegung. Die meisten hatten sich bereits im
Kaiserreich politisiert: 53,9 Prozent wurden vor Kriegsbeginn Mitglied
einer Arbeiterpartei und/oder einer Gewerkschaft, weitere 7,8 Prozent
während der Jahre 1914 bis 1917. Das arithmetisch ermittelte
Durchschnittsjahr für den Eintritt in die Arbeiterbewegung ist 1912. Nimmt
man das durchschnittliche Geburtsjahr 1894 zur Grundlage, so wurde der
typische Linkskommunist also im Alter von 18 Jahren zum Genossen.
Tabelle 5: Eintritt in die Arbeiterbewegung
Einen großen Politisierungsschub brachten noch einmal die
Revolutionsjahre 1918/19: Hier beteiligten sich weitere 31,7 Prozent
erstmals an Aktionen der organisierten Arbeiterbewegung. Das stützt
zumindest zum Teil die von Christian Gotthardt für Harburg-Wilhelmsburg
aufgestellte These, bei der späteren linken Opposition handele es sich um
eine „Revolte der Novemberrevolutionäre“. Diese seien „Teil der Elite der
Revolution“ gewesen: „Menschen mit Selbstbewusstsein, deren Moral und
politisches Denken sich in den brisanten Kämpfen um Arbeiterräte 1918/19,
der Abwehr des Kapp-Putsches 1920 und im Hamburger Aufstand 1923
herausgebildet hatte.“2089
Tabelle 6: Eintritt in die Arbeiterbewegung nach Parteibezirken

Auch wenn man die Politisierung der Oppositionellen nach


Parteibezirken aufgeschlüsselt untersucht, bleibt das Bild gleich: Überall
stieß ein Großteil der späteren Linkskommunisten in den beiden Jahren
1918 und 1919 zur Arbeiterbewegung (Tabelle 6). In Berlin-Brandenburg,
im Ruhrgebiet und im Bezirk Wasserkante lag der Anteil bei 27 bis 28
Prozent. In der Pfalz war sogar jeder zweite Linkskommunist ein
„Novemberrevolutionär“. Auffällig sind jedoch die Unterschiede zwischen
den einzelnen linkskommunistischen Organisationen (Tabelle 7).
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der „Novemberrevolutionäre“
unter den Anhängern von Korsch (47,6 Prozent) und den Unterstützern der
Weddinger Opposition (37,0 Prozent), sehr gering ist er hingegen unter den
Trotzkisten (17,1 Prozent, Tabelle 5).
Bei den Anhängern Trotzkis handelt es sich zugleich um diejenigen, die
sich am spätesten politisiert haben: Mehr als ein Drittel von ihnen (34,3
Prozent) kam erst nach 1924 zur Arbeiterbewegung. Ein Grund hierfür war
schlichtweg, dass sie jünger als die anderen Linksoppositionellen waren.
Damit bildeten sie einmal mehr eine Ausnahme unter den
Linksoppositionellen. Denn grundsätzlich galt hier im besonderen Maße
das, was Mallmann über die Mitglieder der KPD geschrieben hat:
„Insgesamt waren die erst in der Nachkriegskrise politisierten, zuvor
Parteilosen in der Minderheit […].“2090 So sind nur 6,6 Prozent der
Linkskommunisten nach 1919 zur Arbeiterbewegung gestoßen (Tabelle 5).
Für Gotthard waren die Linkskommunisten nicht nur „Elite der
Revolution“, sondern auch die „Generation der Parteigründer“.2091 Diese
Behauptung wird durch die Daten nur bedingt gedeckt. Lediglich 13,1
Prozent der Linkskommunisten schlossen sich der KPD 1919 an, also im
ersten Jahr ihres Bestehens. Deutlich höher ist allerdings der Anteil
derjenigen, die 1920 zur Kommunistischen Partei kamen (38,5 Prozent) – in
jenem Jahr, in dem sich der linke Flügel der USPD mit der KPD vereinigte.
Das würde die eingangs formulierte These stützen, dass der
Linksradikalismus über die unabhängigen Sozialdemokraten in die KPD
kam.2092 Belegt ist dies aber lediglich für die linken und ultralinken
Oppositionellen im Führungskorps der Partei.2093 Dafür, dass es für alle
Linkskommunisten gilt, spricht jedoch die Tatsache, dass über 60 Prozent
der Unterzeichner des „Briefes der 700“ explizit angegeben hatten, vor
Ende des Ersten Weltkriegs Mitglied einer linken Partei, also der SPD oder
der USPD, gewesen zu sein. Möglicherweise ist die Herkunft vieler
Linkskommunisten aus der USDP auch eine Erklärung dafür, dass sie sich
später lange Zeit an Sinowjew orientierten. Schließlich hatte der sich in
Deutschland durch seinen Auftritt auf dem USPD-Spaltungsparteitag im
Oktober 1920 einen Namen gemacht. Als damaliger EKKI-Vorsitzender
argumentierte er dort in einer mehrstündigen, in deutscher Sprache
vorgetragenen Rede für den Beitritt der Partei zur Komintern.
Schlüsselt man die Zahlen nach Gruppen auf, so fällt auf, dass vor allem
spätere Mitglieder des Leninbundes (53,6 Prozent) und Korsch-Anhänger
(62,5 Prozent) im Jahr 1920 zur Partei kamen. Die Trotzkisten hingegen
fallen einmal mehr aus dem Rahmen: Von ihnen stieß damals nur jeder
Fünfte zur KPD, fast 30 Prozent erst nach 1926 (Tabelle 7).
Tabelle 7: Eintritt in die KPD

Insgesamt war jeder zweite Linkskommunist in den ersten 24 Monaten


ihres Bestehens Mitglied der KPD geworden. Weitere zwölf Prozent kamen
im Jahr 1921 zum Kommunismus. Das passt ins Bild: Es war die
linksradikale Phase der Partei, die Zeit der „Offensivtheorie“. Auch das
„gescheiterte“ Revolutionsjahr 1923 brachte viele Linkskommunisten zur
Partei (14,7 Prozent). Umgekehrt zog die KPD in den Jahren 1922 und
1926, als die Führung die Politik der Einheitsfront verfolgte, nur wenige
Linkskommunisten an (6,1 und 1,5 Prozent). Aber auch in den Jahren, als
die KPD-Linke die Parteiführung stellte, kamen nur wenige neue Linke
hinzu – möglicherweise ein Ausdruck dessen, dass sich die KPD damals
insgesamt in einer organisatorischen Krise befand und mehr Mitglieder
verlor als sie gewann.
Die Linkskommunisten verfügten über mehr Rückhalt an der Basis als
häufig angenommen. Zugleich stammte ein nicht unerheblicher Teil von
ihnen aus den Führungskreisen der KPD. Schon beim Gründungskongress
des Leninbundes betonte Werner Scholem, dass etliche Parteifunktionäre
hinter der neuen Organisation stünden. Gerade auf der höchsten
Hierarchieebene decken die mir vorliegenden Daten überraschend deutlich
diese Behauptung. So waren mindestens 57 Personen vor oder während
ihrer Mitgliedschaft in der linken Opposition Abgeordnete: 32 im
Reichstag, 40 in einem Landtag.2094 Darüber hinaus gehörten 27
Linkskommunisten den obersten Führungsgremien der KPD an: 15 waren
Mitglied des ZK, 21 des Zentralausschuss.2095 Die mit Abstand meisten
dieser führenden Linkskommunisten gingen später zum Leninbund. Ihr
Anteil unter den Mitgliedern der Weddinger Opposition, der Korsch-
Gruppe und der trotzkistischen linken Opposition war deutlich geringer
(Tabelle 8). Das entspricht auch den Erkenntnissen der bisherigen
Forschungen.
Tabelle 8: Funktionäre und Mandatsträger
Von den linkskommunistischen Reichstagsabgeordneten wurden 27 im
Mai 1924 in das Parlament gewählt.2097 Insgesamt war die KPD-Fraktion
der 2. Wahlperiode 62 Personen stark. Das bedeutet, dass knapp 43 Prozent
dieser Abgeordneten (spätere) Anhänger der linken Opposition waren. Nach
der Neuwahl des Reichstags im Dezember 1924 stieg dieser Wert sogar
noch leicht auf fast 47 Prozent an. Nun umfasste die KPD-Fraktion nämlich
nur noch 45 Personen, davon waren 21 Linkskommunisten.2098 Dass gerade
1924 so viele von ihnen Abgeordnete wurden, verwundert hingegen wenig:
Es war die Zeit, in der die spätere linke Opposition die Parteiführung stellte.
Untersucht man, wann sich die einzelnen Personen der Opposition
anschlossen (Tabelle 9), so korrespondiert das Ergebnis mit der politischen
Entwicklung der KPD und dem Verlauf der innerparteilichen
Fraktionsauseinandersetzungen: Die beiden größten Zuwachsschübe
verzeichnete der Linkskommunismus 1923/24, also während der
Auseinandersetzungen über den gescheiterten „Deutschen Oktober“, sowie
1925/26 – jener Phase, die als Höhepunkt der linken Opposition in der KPD
gilt. In den Jahren 1927 bis 1929 waren die Linkskommunisten weitgehend
aus der Partei gedrängt. Zu dieser Zeit schlossen sich ihnen nur noch
wenige an.
Tabelle 9: In der linken Opposition
Auffällig ist jedoch, dass es ab 1930 noch einmal einen größeren
Neumitgliederschub für die Opposition gab. Es ist davon auszugehen, dass
dies mit dem Aufschwung der trotzkistischen Organisationen in den beiden
Jahren 1931 und 1932 zusammenhängt. Nach dem Herausdrängen der
Linken aus der Partei in den Jahren 1926/27 war dies die erste Phase, in der
die Opposition wieder im substantiellen Maße neue Unterstützer gewinnen
konnte.2099
Als Lilly Korpus 1926 zur Thälmann-Führung „überlief“, war dies sicher
eine kleine Sensation, handelte es sich bei ihr doch um eine enge Vertraute
Ruth Fischers. Doch der Fall der späteren Frau des Dichters Johannes R.
Becher war nicht so ungewöhnlich. Nicht wenige Linksoppositionelle
„kapitulierten“ im Lauf der Zeit vor dem ZK (Tabelle 9).2100 Offenbar
waren sie, als sie sich einige Jahre zuvor der Parteilinken angeschlossen
hatten, „nur der allgemeinen Stimmung gefolgt“, vermutet Weber.2101 In
mehr als 90 Prozent der Fälle, die namentlich dokumentiert sind, fand die
„Kapitulation“ zwischen 1925 und 1929 statt. Viele wählten diesen Weg,
um einem Parteiausschluss zu entgehen (vor allem zwischen 1925 und
1927). Andere waren hingegen tatsächlich davon überzeugt, dass der neue
Vorsitzende Ernst Thälmann ihre Interessen am besten verträte. Vor allem
ab 1928 schlossen sich viele Linkskommunisten der Linie der Parteiführung
an, weil sie in der ultralinken Wendung der Komintern ihre Forderungen
verwirklicht sahen.
Tabelle 10: Austritt / Ausschluss aus der KPD

Diejenigen, die nicht „kapitulierten“, wurden zumeist ausgeschlossen.


Auch hier decken sich die Zahlen mit den Erkenntnissen der bisherigen
Forschung. Diese geht davon aus, dass die Partei die größte
Ausschlusswelle in den Jahren 1926 und 1927 erfasste. Tatsächlich mussten
in dieser Zeit nahezu drei Viertel der Linkskommunisten die KPD
verlassen. Vor allem die Korsch-Gruppe traf es hart. Hier lag der Anteil der
Ausgeschlossenen bei 93 Prozent. Wieder eine Ausnahme bildeten
hingegen die Trotzkisten: Zwei Drittel von ihnen verließen die KPD erst in
den letzten drei Jahren der Weimarer Republik (Tabelle 10).
Tabelle 11: Weiterer politischer Werdegang
Für die Ausgeschlossenen stellte sich die Frage, wo sie sich künftig
politisch organisieren könnten. Ein Teil ging zur SPD. Manche vollzogen
diesen Schritt aus Überzeugung. Die meisten wählten ihn aber
wahrscheinlich, weil es kein Zurück zur KPD gab. Dies wird durch die
Tatsache belegt, dass es zwei größere Eintrittswellen in die
Sozialdemokratie gab: Die eine fand in den Jahren 1928/29 statt – also kurz
nach der großen Ausschlusswelle gegen die Linksoppositionellen. Die
andere ereignete sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – zumindest
in Westdeutschland (Tabelle 11). Gerade jetzt geschah der Eintritt in die
SPD aus strategischen Gründen. Aus Sicht einiger Linkskommunisten, vor
allem der Trotzkisten, war die kommunistische Partei hoffnungslos
degeneriert. Daher beschlossen sie, in der Sozialdemokratie zu
„überwintern“.
Doch es gab durchaus auch ehemalige Linksoppositionelle, die wieder in
die KPD eintraten – die meisten taten dies schon während der Jahre des
Linksschwenks am Ende der Weimarer Republik. In der darauf folgenden
Illegalität während der Naziherrschaft schloss sich interessanterweise kaum
ein Linkskommunist der Partei an. Dies geschah vermehrt erst wieder nach
dem Krieg. Allerdings waren diejenigen, die in der Sowjetischen
Besatzungszone oder der DDR der SED beitraten, schon bald als ehemalige
Oppositionelle Repressionen ausgesetzt. Nicht selten wurden sie ein zweites
Mal aus der Partei ausgeschlossen – oder aber sie dienten sich dem
Repressionsapparat an wie der ehemalige Trotzkist Helmut Schneeweiß, der
ab Mitte der 1950er Jahre für die Stasi arbeitete.2103
Für manche kam es noch schlimmer: Mindestens 15 Linkskommunisten
bezahlten die Opposition zur Parteilinie mit dem Leben (Tabelle 12). Einige
von ihnen kamen, im sowjetischen Exil lebend, während des Großen
Terrors der 1930er Jahre ums Leben. Ihnen half auch nicht, dass sie – wie
der Berliner Alexander Emel – schon seit Jahren mit dem
Linkskommunismus gebrochen hatten. Andere, bekanntere Vertreter der
Opposition, die ihrer antistalinistischen Haltung treu geblieben waren,
verfolgte der sowjetische Geheimdienst um den halben Globus: Kurt
Landau verschwand 1937 in Spanien unter mysteriösen Umständen.
Trotzkis Sohn Leo Sedow starb ein Jahr später in Paris völlig unerwartet
nach einer erfolgreich verlaufenen Blinddarmoperation. Und Arkadij
Maslow wurde im November 1941 – wie Mario Keßler erst kürzlich
nachgewiesen hat – mit großer Wahrscheinlichkeit vom NKDW in Havanna
ermordet.2104
Noch mörderischer als der Stalinismus erwies sich der deutsche
Faschismus für die Linkskommunisten. Die Nationalsozialisten töteten
mindestens 26 von ihnen: Sie wurden hingerichtet, starben an den Folgen
einer Haft oder kamen in Konzentrationslagern, Gefängnissen oder als
Mitglieder des „Strafbataillon 999“ ums Leben. Manch einer musste nicht
unbedingt sterben, weil er ein Kommunist war, sondern aufgrund seiner
jüdischen Herkunft – wie zum Beispiel Samuel Hundert. Der lebte während
des Krieges in seinem Heimatort Stanislawo in Polen, wo er 1941
zusammen mit der gesamten jüdischen Bevölkerung von deutschen
militärischen Verbänden ermordet wurde. Die 41 namentlich bekannten
Linkskommunisten, die durch Hitler oder Stalin ums Leben kamen, stellen
selbstverständlich nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges dar. Die
tatsächliche Zahl von politisch verfolgten und ermordeten
Linkskommunisten dürfte deutlich höher liegen. Insgesamt starb fast ein
Drittel der Linkskommunisten in den Jahren zwischen 1933 und 1945
(Tabelle 13) – davon vermutlich nur ein überschaubarer Teil aus natürlichen
Gründen.
Tabelle 12: Aus politischen Gründen ermordet
Wer jedoch Krieg und Faschismus überlebte, dem blieben danach noch
durchschnittlich 23 Jahre.2105 Nahezu die Hälfte aller Linkskommunisten
erlebte den Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961, knapp ein Drittel lebte
auch noch Ende der 1960er Jahre. Als die Mauer in Berlin im Jahr 1989
fiel, waren jedoch die meisten Oppositionellen der Weimarer Zeit bereits
verstorben. Das Ende des Kalten Krieges erlebten nur noch 3,6 Prozent von
ihnen.
Tabelle 13: Sterbedaten der Linkskommunisten

Sterbejahr
Vor 1933 7
(3,6 %)

1933-1938 16
(8,3 %)

1939-1945 42
(21,9 %)

1946-1949 7
(3,6 %)

1950-1959 29
(15,1 %)

1960-1969 34
(17,7 %)

1970-1979 28
(14,6 %)

1980-1989 22
(11,5 %)

1990-1999 5
(2,6 %)

Nach 1999 2
(1,0 %)

Gesamt 192
(100 %)

Tabelle 14: Sterbeorte der Linkskommunisten


Bei einer Betrachtung der Orte, an denen die Linkskommunisten ihren
Lebensabend verbrachten, fällt vor allem eins auf: Etwa ein Fünftel lebte
zuletzt in der DDR (Tabelle 14). Das ist eine erstaunlich hohe Zahl, wenn
man bedenkt, dass wir es mit (ehemaligen) Gegnern des Stalinismus zu tun
haben. Erklären lässt sich das nur durch zwei Faktoren: Zum Teil handelte
es sich hier um Personen, die schon während der Weimarer Zeit mit der
Opposition gebrochen hatten und wieder auf die Linie des ZK
übergegangen waren. Dies gilt beispielsweise für zwei Drittel der Personen,
die nach 1945 in der Hauptstadt Ostberlin gestorben sind.2109 Darüber
hinaus zeigt es aber auch die Anziehungskraft, die die junge DDR auf Linke
verschiedener Couleur ausgeübt hat. Nach zwölf Jahren Faschismus und
Krieg hatten sie die Hoffnung, dass im Osten des Landes tatsächlich ein
„Neues Deutschland“ entstehen werde.2110 Eine Ausnahme bildeten auch
hier wieder einmal die Trotzkisten. Von ihnen ging niemand in die DDR,
sondern sie lebten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vorzugsweise in
der Bundesrepublik oder im Ausland.2111
Auch für die übrigen Linkskommunisten war die Bundesrepublik nach
1945 der beliebteste Aufenthaltsort. Knapp ein Drittel verbrachte hier
seinen Lebensabend. Ein Viertel hingegen starb im Ausland. Neben der
Sowjetunion zog es die Oppositionellen vor allem in die „klassischen“
Exilländer Frankreich, USA, Großbritannien und Schweiz. Hierhin waren
sie zumeist während des Krieges gekommen und dann geblieben. Auffällig
ist hierbei, dass es in die USA vor allem Intellektuelle verschlug, wie zum
Beispiel den Gelsenkirchener Maler Franz Meyer oder verschiedene
Wissenschaftler, die dort weiter in ihren Fachgebieten tätig sein konnten:
Ludwig Cohen (Lewis Coser) wurde ein bekannter Soziologe, Karl Korsch
erhielt mehrere Lehr- und Forschungsaufträge sowie Gastprofessuren und
Arthur Rosenberg lehrte als Professor für Geschichte in Brooklyn.
Aufgrund der verschiedenen ausgewerteten Daten lässt sich
abschließend folgender idealtypischer Lebenslauf eines linksoppositionellen
Kommunisten konstruieren: Er war männlich, hieß mit Vornamen Karl,2112
wurde 1894 geboren und gehörte der Arbeiterklasse an. Vor dem Ersten
Weltkrieg schloss er sich der Sozialdemokratie und einer Gewerkschaft an.
Er beteiligte sich an der Revolution und kam im Jahr 1920 über die USPD
zur Kommunistischen Partei. Um 1925 wurde er Unterstützer der linken
Opposition und deswegen 1926/27 aus der KPD ausgeschlossen. Mit großer
Wahrscheinlichkeit war er im Anschluss Mitglied des Leninbundes. Wenn
er Krieg und Faschismus überlebte, dann verbrachte er seinen Lebensabend
in der Bundesrepublik, wo er schließlich 1968 starb.
War er hingegen ein Trotzkist, dann verlief sein Leben etwas anders:
Auch er war männlich, wurde jedoch erst 1901 geboren. Mit großer
Wahrscheinlichkeit war er Industrieoder Facharbeiter, eventuell aber auch
ein Intellektueller. Erst während der Weimarer Republik stieß er zur
Arbeiterbewegung und wurde nach 1926 Mitglied der KPD. Seine Chance,
Parteifunktionär zu werden, war geringer als die der anderen
Linkskommunisten. Dafür verblieb er länger in der KPD und wurde erst
zwischen 1930 und 1933 ausgeschlossen. Wenn er nicht während des
Krieges ums Leben kam, verbrachte er die nächsten Jahrzehnte in der
Bundesrepublik und starb im Jahr 1976. So erlebte er – mehr als 40 Jahre
nachdem er für die antifaschistische Einheitsfront gekämpft hatte – gerade
noch, dass mit dem spanischen General Franco das letzte faschistische
Regime Europas beerdigt wurde.
6.1.4 Linke Kommunistinnen
Bubikopf, kurze Röcke und Zigarettenspitze: Diese Accessoires prägen bis
heute das Bild der Frauen in der Weimarer Republik. Die „neue Frau“ der
„Goldenen Zwanziger“ hatte mit dem traditionellen Lebensstil ihrer Mütter
und Großmütter gebrochen. Sie war berufstätig und lebte jenseits der
konventionellen Auffassung von Ehe in einer „ebenbürtigen Beziehung“.
Sie widmete sich Kultur, Konsum, Mode und betrieb aus dem
angloamerikanischen Raum eingeführte Sportarten wie Tennis oder Golf.
Doch so zutreffend diese Beschreibung auch sein mag, die „neuen
Frauen“ stellten lediglich eine kleine Gruppe innerhalb der deutschen
Gesellschaft dar. Bei ihnen handelte es sich um junge Akademikerinnen, die
in den Großstädten lebten und häufig der Mitteloder Oberschicht
entstammten. Nur deshalb hatten sie die materielle Unabhängigkeit einen
normabweichenden Lebensstil führen und im großen Maße konsumieren zu
können. Für die Mehrheit der Frauen lag jedoch – trotz aller Fortschritte
gegenüber dem Kaiserreich – ein gleichberechtigtes und sozial
abgesichertes Leben in weiter Ferne. Zwar waren 11,5 Millionen Frauen
erwerbstätig, aber viele übten einen Beruf aus, der nur eine geringe
Qualifikation verlangte und schlecht entlohnt wurde. Aber selbst bei
gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit verdienten Frauen
durchschnittlich ein Drittel weniger als Männer. Viele blieben ohnehin an
„Heim und Herd“ gefesselt.2113
Für die Verbesserung der Lage der proletarischen Frauen setzte sich die
KPD ein.2114 Sie forderte gleichen Lohn für gleiche Arbeit, kämpfte für
bessere Arbeitsbedingungen und Mutterschutz, gegen den Anti-
Abtreibungsparagraphen 218 und erhob, so Mallmann, „in der
Geschlechterfrage […] die radikalsten Gleichheitsforderungen aller
Parteien“.2115 In den ersten Jahren nach dem Krieg stand mit Rosa
Luxemburg und Ruth Fischer zweimal eine Frau an der Spitze der KPD. Im
August 1932 stellte die Partei mit Clara Zetkin die Alterspräsidentin des
Reichstags. Beides war einmalig in der Weimarer Parteienlandschaft.
Dennoch reflektierte auch die Kommunistische Partei die gesellschaftlichen
Ideen und Strukturen der 1920er Jahre. So waren den Genossen
Geschlechterklischees keineswegs fremd.2116 Und genau wie im politischen
System der Weimarer Republik waren Frauen in der KPD
unterrepräsentiert. Trotz Quotenregelung2117 lag ihr Anteil unter allen
Mitgliedern zu keinem Zeitpunkt über 17 Prozent.2118 Unter den
Spitzenfunktionären befanden sich sogar noch weniger Frauen.2119
In den linkskommunistischen Gruppierungen verhielt es sich kaum
anders, wie nicht zuletzt ein Brief des Bürgermeisters des Amtes Pelkum im
Landkreis Hamm illustriert. Anfang Januar 1929 berichtete der
Bürgermeister an den Landrat, dass zu einer Veranstaltung der linken
Opposition „etwa 80 Männer und eine Frau“ erschienen seien.2120 Ganz so
dramatisch war das Verhältnis ansonsten zwar nicht, doch bewegen sich die
Zahlen maximal auf dem Niveau der KPD, eher sogar noch leicht darunter.
So lag der Anteil der Unterzeichnerinnen des „Briefes der 700“ bei 14
Prozent.2121 Unter den Teilnehmern der Gründungsversammlung des
Leninbundes befanden sich lediglich sechs Prozent Frauen2122 und unter
dessen Kandidaten zu den Kommunalwahlen des Jahres 1929 waren es 11,7
Prozent.2123 Auch die von mir namentlich erfassten Linkskommunisten sind
in ihrer großen Mehrheit männlich. Der Frauenanteil beträgt hier 12,9
Prozent.2124
Auffällig ist in diesem Zusammenhang eine Tatsache, auf die Annelie
Schalm aufmerksam gemacht hat: In den Bezirken, die von der Parteilinken
dominiert wurden, war der Frauenanteil höher als im Reichsdurchschnitt.
Während er dort im Jahr 1923 bei 11 Prozent lag, betrug er im linken
Bezirk Berlin-Brandenburg 15,5 Prozent, im Bezirk Wasserkante 17,2
Prozent und im Ruhrgebiet sogar 17,8 Prozent.2125 Doch sind diese Zahlen
nicht unbedingt ein Beleg dafür, dass die Parteilinke für Frauen besonders
attraktiv war. Vielmehr könnten sie dadurch zustande gekommen sein, dass
es sich hier um urban geprägte Bezirke handelte – also Gegenden, in denen
Frauen grundsätzlich eher politisch aktiv wurden.
Neben der ehemaligen Parteivorsitzenden Ruth Fischer schlossen sich
einige weitere prominente Kommunistinnen der linken Opposition an: Zu
nennen sind hier die bereits erwähnten Lilly Korpus und Katharina Roth
oder auch Frida Rubiner, die während des Ersten Weltkriegs der
„Zimmerwälder Linken“ angehört hatte. Sie war persönlich mit Lenin
bekannt und übersetzte dessen Werk „Staat und Revolution“ ins Deutsche.
Auch auf lokaler Ebene spielten einige Linkskommunistinnen eine wichtige
Rolle in ihren Gruppen. Dies gilt beispielsweise für die ehemalige
Reichstagsabgeordnete Maria Backenecker, die 1927 aus der KPD
ausgeschlossen wurde und in den frühen 1930er Jahren eine trotzkistische
Gruppe in Hamborn leitete. Ebenfalls 1927 wurde Anna Braun aus Aachen
aus der Partei ausgeschlossen. Seit 1924 war sie Stadtverordnete und behielt
ihr Mandat auch, als sie sich dem Leninbund anschloss. Abgeordnete des
Provinziallandtages von Sachsen war Frieda Lehmann aus Halle an der
Saale. Sie schloss sich 1925 der linken Opposition an und musste 1928 die
Partei verlassen. Daraufhin unterschrieb sie einen Gründungsaufruf für den
Leninbund, für den sie bis zum Jahr 1930 im Provinziallandtag saß.
Ebenfalls aus Halle stammte Hedwig Krüger. Sie unterzeichnete den „Brief
der 700“, zog aber auf Druck des ZK ihre Unterschrift zurück und trennte
sich offiziell von der linken Opposition. Wichtig blieb sie dennoch für
deren lokale Gruppe, denn in ihrer Wohnung fanden weiterhin die
Versammlungen der Linken statt. Dora Malle aus Hannover wurde 1926 als
Anhängerin von Iwan Katz aus der KPD ausgeschlossen. Gemeinsam mit
drei anderen bildete sie die „Kommunistische Fraktion (Linke)“ im
Bürgervorsteherkollegium ihrer Heimatstadt. Agnes Schmidt, ehemalige
Landtagsabgeordnete, leitete im Jahr 1925 zusammen mit Otto Geithner die
ultralinke Opposition in Thüringen. Als Geithner die KPD verlassen
musste, trat sie aus Solidarität ebenfalls aus und gründete mit ihm
zusammen die ultralinke KAG in Thüringen.
Tabelle 15: Eintritt in die Arbeiterbewegung (Frauen)

Eintritt in Arbeiterbewegung Zahl der


Linkskommunistinnen

Vor 1900 3
(5,9 %)

1901-1905 0
(0,0 %)
1906-1910 17
(33,3 %)

1911-1913 8
(15,7 %)

1914-1917 3
(5,9 %)

1918/1919 19
(37,3 %)

Nach 1920 1
(2,0 %)

Gesamt 51
(100 %)

Die linke KPD-Opposition war also durchaus auch für Kommunistinnen


politisch attraktiv. Doch insgesamt verdichtet sich der Eindruck, dass sie
keineswegs eine Frauendomäne gewesen ist. Möglicherweise hängt dies
auch damit zusammen, dass sich die Frauenpolitik der KPD unabhängig
von den verschiedenen Rechts- und Linksschwenks der Partei
entwickelte.2126 Das soll im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass sich
Kommunistinnen nur für ihre geschlechtsspezifischen Belange interessiert
hätten. Doch gab es für sie auch keinen zusätzlichen Grund sich der
Opposition anzuschließen. Hinzu kommt, dass die Opposition auch keine
besonders offensive Frauenpolitik betrieben hat. Entdeckt man überhaupt
einen Hinweis auf ein Treffen einer „Frauengruppe KPD (Linke)“, so wie in
Hannover im Sommer 1926, dann referierte zum Thema des Abends: ein
Mann.2127
Tabelle 16: Eintritt in die KPD nach Geschlecht
Leider lassen die vorliegenden Daten der mir bekannten 138
Linkskommunistinnen kaum belastbare Aussagen zu. Die Anzahl
derjenigen, deren Berufe bekannt sind, ist zu gering, um daraus
verallgemeinerbare Rückschlüsse ziehen zu können.2129 Auch weiß ich nur
von wenigen, wann sie geboren wurden.2130 Doch diese wenigen Angaben
decken sich zumindest mit dem Gesamtsample aller Linkskommunisten. So
ist das durchschnittliche Geburtsjahr 1895 (alle: 1894), die Extreme liegen
bei 1875 und 1914 (alle: 1859 und 1916). Insofern lässt sich – zumindest
unter Vorbehalt – der Schluss ziehen, dass sich die Altersstruktur der linken
Kommunistinnen kaum von der ihrer männlichen Genossen unterschieden
hat.2131 Ähnliches gilt für das Jahr, in dem sich die einzelnen
Linkskommunistinnen der Arbeiterbewegung angeschlossen haben (Tabelle
15). Wie beim Gesamtsample sind hier auch die stärksten Phasen die Jahre
zwischen 1906 und 1910 (33,3 Prozent) und die Revolutionsjahre 1918/19
(37,3 Prozent).
Untersucht man das Eintrittsjahr in die KPD, ergeben sich ebenfalls
keine wesentlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Hier wie
da ist das herausragende Jahr 1920, gefolgt von 1921 und 1923 (Tabelle
16). Lediglich zwei Abweichungen sind auffällig: Es traten deutlich
weniger weibliche Linkskommunisten bereits im Jahr 1919 der KPD bei als
männliche. Auch ist der Anteil der linken Frauen, die sich nach 1924 der
Partei anschlossen, noch deutlich geringer als der der Männer.
Bemerkenswert ist noch die Tatsache, dass nur aus einem Teil der KPD-
Bezirke die Namen von Linkskommunistinnen überliefert sind. Über 64
Prozent von ihnen stammen demnach aus Berlin, weitere 18 Prozent aus der
Pfalz und dem Ruhrgebiet, also aus den Hochburgen der Opposition. Aus
vielen Parteibezirken sind jedoch nur die Namen weniger Frauen bekannt.
In elf Bezirken ließen sich gar keine weiblichen Linkskommunisten
nachweisen (Tabelle 17).2132
Die wenig belastbaren Zahlen zeigen: Über die Rolle von Frauen in der
kommunistischen Linksopposition oder umgekehrt über oppositionelle
Frauen im hier gar nicht behandelten Roten Frauen- und Mädchenbund
(RFMB) sind durchaus noch Forschungen denkbar. Erstrebenswert wäre,
dass solche Untersuchungen auch von Historikerinnen durchgeführt
würden. Denn bislang ähnelt die Forschung zum deutschen
Linkskommunismus ihrem Gegenstand in einem Punkt sehr: in ihrer
Männerdominanz.2133
Tabelle 17: Parteibezirke der Linkskommunistinnen2134
6.1.5 Die linke Parteijugend
Sie interessierten sich für modische Kleidung und schicke Frisuren, für
Filmstars und Sportidole. Sie gingen ungern zur Schule und befanden sich
häufig im Konflikt mit den Erwachsenen. Auf den ersten Blick
unterscheiden sich die Jugendlichen der Weimarer Republik kaum von
denen späterer Generationen.2135 Doch war ihr Erfahrungshorizont ein ganz
anderer: Sie verbrachten ihre Jugendjahre „zwischen Krieg und Krise“.2136
Schon in ihrer Kindheit oder frühen Jugend mussten sie lernen mit den
kriegsbedingten Entbehrungen zu leben. Spätestens in dem Moment, als sie
auf den Arbeitsmarkt drängten, erfuhren sie schmerzvoll, warum Historiker
sie später als „überflüssige Generation“ bezeichnen sollten. „Für junge
Menschen war es schwer einen Ausbildungsplatz zu finden“, schreibt
Ursula Büttner, „und noch schwerer, anschließend einen Arbeitsplatz zu
erhalten. Bei Kriegsende mussten Jugendliche die Stellen für heimkehrende
Soldaten frei machen. Später führten soziale Rücksichten auf Familienväter
dazu, dass die Jungen bei Betriebseinschränkungen als erste entlassen
wurden.“2137 Die Arbeitslosenzahlen unter Jugendlichen waren stets hoch.
Dementsprechend verblieben die meisten bis zur Heirat im Elternhaus. Im
Jahr 1927 galt das für 88,5 Prozent der erwerbstätigen Jugendlichen.2138
Eigentlich wären gerade die miserablen Bedingungen auf dem
Arbeitsmarkt eine gute Voraussetzung gewesen eine schlagkräftige
kommunistische Jugendorganisation aufzubauen. Zwar hatte die KPD mit
dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) eine eigene
Organisation für junge Menschen gegründet.2139 Doch an den Einfluss, den
sozialdemokratische und gewerkschaftliche Jugendverbände in der
Arbeiterschaft hatten, reichte sie zu keinem Zeitpunkt heran. Das illustriert
allein ein Blick auf die Mitgliedszahlen: So kamen die SPD- und
gewerkschaftsnahen Vereinigungen im Jahr 1926 auf fast 370.000
Mitglieder.2140 Die entsprechende Zahl des KJVD stagnierte hingegen
zwischen 1925 und 1929 im Bereich von 18.000 bis 22.000. Erst in den
Jahren der Weltwirtschaftskrise stieg sie auf fast 60.000 an.2141
Die Beziehungen zwischen Partei und Jugendverband, der seine
Hochburgen in Berlin-Brandenburg, Erzgebirge-Vogtland und Thüringen
hatte,2142 gestalteten sich äußerst schwierig. Immer wieder beklagten sich
die Jugendlichen darüber, nicht ernst genommen zu werden.2143 Der KJVD
war, wie Barbara Köster schreibt, „ein ungeliebtes Kind der Partei.“ Er
fristete „ein trostloses Dasein, das durchaus mit dem des Roten Frauen- und
Mädchenbundes (RFMB), zu vergleichen ist.“2144 Trotzdem ging die
Stalinisierung auch an ihm nicht vorbei. Der Verband übernahm im Lauf
der 1920er Jahre die inneren und äußeren Strukturen der Partei und wurde
zur „Miniaturausgabe der KPD“, wie Mallmann es formuliert hat.2145 Wie
in der Partei trieb auch hier zunächst der linke Flügel die
„Bolschewisierung“ voran: Als Ruth Fischer an die Spitze der KPD rückte,
setzte sie im März 1924 den bisherigen Jugendvorsitzenden ab und ersetzte
ihn durch einen ihrer Vertrauten: den 23-jährigen Hermann Jacobs, bislang
politischer Sekretär der Jugend in Berlin-Brandenburg. In der Folgezeit
führte er gemeinsam mit dem 22-jährigen Berliner Konrad Blenkle den
KJVD und stellte den Verband – analog zu den Entwicklungen in KPD und
Komintern – auf Betriebszellen um.2146 Doch schon bald, nach dem
„Offenen Brief“ des Jahres 1925, wandten sich Jacobs und Blenkle gegen
Ruth Fischer und wurden – mit der Mehrheit der KJVD-Führung – zu
glühenden Anhängern des Kominternkurses. Genau wie in der Partei
begannen nun auch im Jugendverband die Repressionen gegen die Linken.
Im August 1925 wandte sich beispielsweise ein Jugendfunktionär an das
Polbüro des ZK und beschwerte sich darüber, dass der offizielle
Parteivertreter bei der Jugendkonferenz in Westsachsen „einen der
Parteilinie entgegengesetzten Standpunkt“ vertreten und „im ultralinken
Sinne“ polemisiert habe: „Wir ersuchen Euch darum, dass Ihr die
notwendigen Schritte unternehmt, dass in Zukunft in Westsachsen ein
Parteivertreter zum Jugendverband delegiert wird, der wirklich auf dem
Boden der Parteilinie steht.“2147 Im Juli 1927 tauchten bei einer
Antikriegsdemonstration der Opposition in Hamburg Mitglieder des KJVD
auf und bewarfen den Referenten mit einem Aschenbecher – was dann eine
allgemeine Prügelei auslöste.2148
Vielfach schlossen sich Jugendliche der linken Opposition an, wie
Beispiele aus verschiedenen Städten belegen: So dominierte die Gruppe
Kommunistische Politik im Oktober 1926 die Bezirksleitung des KJVD in
Mecklenburg.2149 Aus Hannover desselben Jahres sind regelmäßige Treffen
der „Kommunistischen Jugend (Linke)“ überliefert. Sie fanden jeden
Mittwochabend um halb acht beim Gastwirt Hochgräbe statt.2150 In der
Ruhrgebietsstadt Buer trat die gesamte kommunistische Jugendgruppe zur
Entschiedenen Linken über.2151
Die linken Jungkommunisten bezogen einerseits Stellung zu allgemeinen
Fragen, die auch in der Partei diskutiert wurden. Beispielsweise
protestierten sie gegen die Parteiausschlüsse von Sinowjew und Trotzki.2152
Anderseits setzten sie sich aber auch mit Entwicklungen innerhalb des
KJVD auseinander. So kritisierten Anhänger der Entschiedenen Linken die
„Militarisierung“ des Jugendverbandes und wehrten sich gegen die
Einführung einer Einheitskleidung für die Mitglieder. Die Uniform,
„Inbegriff des preußischen Kasernenhofdrills und des geistigen
Kadavergehorsams“, trenne die Jugendlichen von den Sympathisanten des
KJVD.2153 Eine andere Kritik kam von einem Berliner Unterstützer der
Entschiedenen Linken. Er berichtete von der Bezirkskonferenz des KJVD
im März 1926 und klagte, dass „überhaupt keine politische Resolution
vorgelegt wurde“. Damit sei der Jugendverband auf dem Weg, sich in eine
„parteilose Organisation“ zu verwandeln. Dies würden auch die von der
Konferenz debattierten Resolutionen belegen: „Kein Wort mehr von
Klassenkampf, vom politischen Kampf der Jugend. Dagegen: Vorträge aus
Natur, Technik, zentrale Jugendkapelle, Spiel und Tanz!!“2154
Auch zwei Jahre später, im Vorfeld der Leninbund-Gründung, klagten
junge Genossen über die „Entpolitisierung“ des Jugendverbandes, die
zwangsläufig „zur ideologischen und politischen Verschmelzung mit der
SAJ“, der SPD-nahen Sozialistischen Arbeiterjugend, führen müsse. Es sei
notwendig dieser Entwicklung einen „eisernen Wall entgegenzusetzen, der
die Stimme der Revolution, des Leninismus nicht im Reformismus ersäufen
lässt.“ Daher begrüßten sie ausdrücklich den Entschluss, den Leninbund zu
gründen und gelobten „mit allen Kräften mitzuarbeiten an der
Wiedervereinigung aller Kommunisten auf Leninscher Grundlage zur
Organisierung einer schlagkräftigen komm. Organisation, für eine wirkliche
kommunistische Jugendbewegung.“2155 Unter anderem schloss sich der
neuen Gruppierung mit Wilhelm Riechen („Jonny“) ein ehemaliges
Mitglied des ZK des KJVD an.2156
Bei der Gründungsversammlung des Leninbundes waren trotzdem nur
drei Delegierte der Jugend anwesend.2157 Doch das hatte einen guten
Grund: Parallel tagte nämlich die Zweite Reichskonferenz der Jungen
Leninisten (Linke Kommunistische Jugend).2158 Analog zur ihrer
Entscheidung eine von der KPD unabhängige Organisation aufzubauen,
hatten sich die Leninbund-Gründer entschieden eine eigene
Jugendorganisation zu gründen. Die Jung-Leninisten erhielten eine eigene
Zeitung, die einmal im Monat dem „Volkswille“ beilag. Sie trug den Titel
„Der junge Leninist“.2159 Zumindest in der Frühphase übte die
Jugendorganisation eine gewisse Anziehungskraft auf jugendliche
Kommunisten aus: Zu dieser Zeit hatte sie 120 Mitglieder in Berlin und 40
in Hamburg. Außerdem existierten Gruppen in Breslau, Bernburg,
Frankfurt am Main, Frankfurt an der Oder und Würzburg. Zugleich agierten
einige oppositionelle Jungkommunisten weiterhin im KJVD.2160
Einige Jahre später traten auch die Trotzkisten organisiert im
Jugendverband auf. Die „Permanente Revolution“ enthielt ebenfalls eine
Jugendbeilage, die den Titel „Der Jungkommunist“ trug.2161 Zudem
existiert ein Flugblatt der „Linken Opposition des KJVD“ aus Leipzig vom
Oktober 1932, das die regen Aktivitäten der Gruppe illustriert. Es fanden
wöchentlich Diskussionsabende statt, darüber hinaus drei „Werbe- und
Propaganda-Sonntage“ innerhalb eines Monats.2162 Aber ebenso wie in der
Partei wurden auch im Jugendverband Personen oder Gliederungen, die
sich der offiziellen Linie widersetzten, sukzessive entfernt. Gustave Stern
erinnerte sich, dass er und einige andere den KJVD im Jahr 1932 wegen
„Fraktionsbildung und Trotzkismus“ verlassen mussten.2163 Schon im Jahr
1925 hatte dieses Schicksal die Bezirksleitung des oppositionellen
Leipziger KJVD getroffen.2164 Ein Jahr später löste die KPD-Ortsleitung
den 25 Mann starken Jugendverband in Bonn auf.2165 Desgleichen verfuhr
das ZK des KJVD mit der oppositionellen Gruppe in Elbing.2166 Die
Korsch-Anhänger Leo Roth (*1911) und Nathan Steinberger (*1910)
wurden im Jahr 1927 aus dem KJVD ausgeschlossen, ebenso Margarete
Petter (*1906) und Kurt Rabe (*1907), die der Fischer-Urbahns-Gruppe
angehörten.2167 Die oppositionelle Jugendgruppe in Suhl musste 1928 die
Partei verlassen.2168 Gleichzeitig, kurz nach dem Chemnitzer Jugendtag,
wurden in Berlin neun Mitglieder aus dem Jugendverband
ausgeschlossen.2169
Diese wenigen Beispiele illustrieren, dass es offenbar vielschichtige
Aktivitäten der linken Opposition im Jugendbereich gegeben hat. Doch
können sie nicht mehr sein als eine Anregung für zukünftige Forschungen.
Für die systematische Darstellung der linkskommunistischen Aktivitäten im
KJVD wäre die Auswertung des umfangreichen Quellenbestands zum
Jugendverband notwendig.2170
Mitte der 1920er Jahre war etwa ein Viertel der Linkskommunisten
jünger als 24 Jahre. Das berechtigte sie theoretisch sich dem Jugendverband
anzuschließen, da man im Alter von 14 bis 23 Jahren Mitglied werden
durfte. Wie viele von dieser Möglichkeit Gebrauch machten und wie stark
die Opposition in den Reihen des Jugendverbandes insgesamt war, ließ sich
leider nicht rekonstruieren.2171 Ebenso unklar bleibt, ob sich die jungen
Linkskommunisten als KJVD-Mitglieder einer der verschiedenen
oppositionellen Gruppen anschlossen – und auf diese Weise die Opposition
im Jugendverband wuchs – oder ob die Gruppierungen ihrerseits bewusste
Anstrengungen unternahmen Jugendliche zu gewinnen und hierzu gezielt
Genossen in den KJVD entsandten. Möglicherweise werden zukünftige
Forschungen diese Fragen klären können – oder sie widmen sich einem
anderen Desiderat aus dem Jugendbereich: der Rolle von
Linkskommunisten in der bislang kaum erforschten „Kommunistischen
Studentenfraktion“ (Kostufra), dem Studierendenverband der KPD.2172
6.2 Regionale Unterschiede
Der deutsche Linkskommunismus verfügte zeitweilig über starken Rückhalt
an der Basis der KPD. Das habe ich in vorherigen Kapiteln aufzeigen
können. Die Auswertung der Personendaten bringt nun zusätzlich zum
Vorschein: Der deutsche Linkskommunismus war ein flächendeckendes
Phänomen. In 26 der 27 Parteibezirke, aus denen die KPD Mitte der 1920er
Jahre bestand,2173 ließen sich seine Anhänger nachweisen (Tabelle 18). Von
der Wasserkante bis Südbayern, vom Ruhrgebiet bis Ostpreußen – überall
waren die Linken vertreten. Einzig in Nordbayern traten sie nicht auf.
Unklar ist, ob die Opposition dort tatsächlich nicht Fuß fassen konnte oder
ob lediglich die entsprechenden Quellen fehlen.2174
Tabelle 18: Parteibezirke der Linkskommunisten
Die meisten Unterstützer der Opposition habe ich in den Parteibezirken
Berlin-Brandenburg, Ruhrgebiet und Pfalz ausfindig machen können. Das
ist nicht verwunderlich, handelte es sich doch bei allen drei Bezirken um
Hochburgen der Linkskommunisten. Auffällig ist jedoch, dass die zwei
erstgenannten zugleich auch KPD-Hochburgen waren. Fast ein Viertel aller
Parteimitglieder stammte von dort. Ganz anders allerdings die Pfalz: Dort
lebte weniger als ein Prozent der KPD-Mitglieder, aber fast zehn Prozent
der mir bekannten Linkskommunisten. Eine direkte Korrelation zwischen
der Größe eines KPD-Bezirks und der personellen Stärke der linken
Opposition lässt sich also grundsätzlich nicht feststellen. Das wird auch
beim Blick auf zwei andere Bezirke deutlich, die als Parteihochburgen
galten: Halle-Merseburg und Erzgebirge-Vogtland. Hier war die Opposition
extrem schwach vertreten: Von dort kamen zwar zusammengenommen 16,5
Prozent der KPD-Mitglieder, aber nur 1,6 Prozent der Linkskommunisten.
Es empfiehlt sich also ein genauerer Blick auf die regionalen und lokalen
Strukturen, unter denen Linkskommunisten agierten. Schon Sigrid Koch-
Baumgarten hat darauf hingewiesen, dass man die politischen Richtungen
in der KPD auch „als Ausdruck wirklicher Basisströmungen in der
Arbeiterschaft und bestimmter Lebens- wie Arbeitsverhältnisse begreifen“
könne.2176 Genau das hat Norman LaPorte in seiner Studie über die
sächsische KPD getan. Sehr überzeugend argumentiert er, dass regionale
politische Traditionen und sozioökonomische Faktoren Einfluss auf die
Haltung der lokalen Parteigliederungen gehabt hätten. Die Stärke der KPD-
Linken in Bezirk Westsachsen führt er dabei vor allem auf die hegemoniale
Stellung der SPD in dieser Region zurück. Die kompromisslose Haltung der
Linken gegen die Sozialdemokraten sei hier auf fruchtbaren Boden
gefallen. Dagegen sei die Parteirechte im Bezirk Erzgebirge-Vogtland stark
gewesen, weil den Kommunisten seit 1919 eine Verankerung in der lokalen
Arbeiterbewegung gelungen sei. Der „pragmatischere“ Kurs der Rechten
sei hier für die Mitglieder plausibel gewesen.2177
Bereits an anderer Stelle habe ich aufgezeigt, dass sich LaPortes These
über die regionale Stärke der KPD-Rechten nicht ohne Weiteres
verallgemeinern lässt: Im Parteibezirk Schlesien beispielsweise waren sie –
anders als in Sachsen – gerade dort einflussreich, wo die SPD stark war.2178
Auch beim Blick auf die Parteilinken wird deutlich, dass alleine das
Zahlenverhältnis von Kommunisten zu Sozialdemokraten kein Indikator für
regionale Stärke oder Schwäche sein kann. Das macht etwa der Vergleich
von Berlin-Brandenburg und Erzgebirge-Vogtland deutlich. In beiden
Parteibezirken erzielte die KPD bei der Reichstagswahl im Dezember 1924
ähnlich gute Ergebnisse (13,0 bzw. 14,8 Prozent). Auch das Verhältnis von
KPD- zu SPD-Stimmen war sehr ähnlich: Es entsprach 10:24 in Berlin-
Brandenburg und 10:21 in Erzgebirge-Vogtland. Dennoch handelte es sich
bei dem einem Bezirk um eine absolute Hochburg der Linken, in dem
anderen waren sie kaum vertreten. Noch offensichtlicher zeigt sich dies in
Nordbayern. Der Bezirk war nahezu idealtypisch für LaPortes
Argumentation: Starke Sozialdemokratie, schwache Kommunistische
Partei. Das Verhältnis zwischen KPD- und SPD-Stimmen betrug 10:64, die
Kommunisten verfügten über eine sehr geringe Anhängerschaft (3,8
Prozent bei der Dezemberwahl 1924). Also müsste der Bezirk eine
Hochburg der Linken sein, doch sie traten hier gar nicht in Erscheinung.
Umgekehrt im Ruhrgebiet: Hier hielten sich KPD und SPD nahezu die
Waage (10:12), trotzdem war die linke Opposition stark vertreten.2179
Dennoch halte ich LaPortes Grundannahme, dass sich regionale
Bedingungen auf die politische Entwicklung eines Bezirks auswirkten,
weiterhin für richtig und sehr vielversprechend zur Analyse des
Linkkommunismus. Seine Beobachtungen zu Sachsen sind vollkommen
korrekt, eignen sich aber nicht als Blaupause für andere Regionen. Das
Verhältnis von Kommunisten zu Sozialdemokraten muss dementsprechend
als nur ein Parameter unter vielen angesehen werden, der sich auf die
Entstehung einer innerparteilichen linken Opposition auswirkte.2180 Weitere
Aspekte, die dazu beitrugen, dass die Parteilinken an einem Ort stark
vertreten waren, möchte ich im Folgenden aufzeigen. Anders als LaPorte
werde ich dabei jedoch den Blick nicht so sehr auf die regionale Ebene
richten. Denn nur selten waren die Oppositionellen in einer Region oder
einem Parteibezirk flächendeckend gleich stark vertreten. Vielmehr hatten
sie lokale Hochburgen in einzelnen Orten, Kleinstädten oder Stadtbezirken.
Anhand solcher Orte lassen sich politische und soziokulturelle
Bedingungen aufzeigen, die den innerparteilichen und lokalen Einfluss der
Linkskommunisten wachsen ließen. Leider ist es hier nicht möglich, eine
abschließende Analyse zu liefern. Vielmehr sollen meine Beobachtungen
Anstöße für weitergehende Forschungen geben.
Bei der Analyse verschiedener Hochburgen der Linkskommunisten
(Tabelle 19) fällt auf, dass viele Kleinstädte mit Einwohnerzahlen bis etwa
100.000 vertreten waren.2181 Ein Grund hierfür liegt sicherlich in der
Tatsache, dass Oppositionelle abseits der Metropolen mit einem weniger
starken Parteiapparat konfrontiert waren. Fernab von Zentralkomitee und
Bezirksleitung konnten sie leichter Einfluss auf die lokale KPD nehmen als
dies ihren Genossen in den Zentren möglich war. Doch es gab auch
Ausnahmen: So gelang es den Linkskommunisten, allen voran der
Weddinger Opposition, auch in der Metropole Berlin Fuß zu fassen – etwa
in den Bezirken Wedding und Weißensee. Hierbei spielte sicherlich eine
Rolle, dass Berlin nahezu seit Bestehen der KPD eine linke Hochburg war.
Tabelle 19: Hochburgen der Linkskommunisten
Beim Blick auf die politischen Kräfteverhältnisse in den einzelnen
Städten bestätigt sich die These, dass sich aus dem Verhältnis von SPD zu
KPD nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf die Stärke der Linken
Opposition ziehen lassen. Nimmt man die Ergebnisse der Reichstagswahl
vom Dezember 1924 zur Grundlage, finden sich unter den
linkskommunistischen Hochburgen sowohl Städte, in denen die KPD hohe
und die SPD vergleichsweise schlechte Wahlergebnisse erzielte (z. B. Suhl,
Düsseldorf, Buhr) als auch solche, in denen das Gegenteil zutraf (z. B.
Bielefeld, Rathenow, Senftenberg). Auffällig ist jedoch, dass in den meisten
Fällen das Gesamtergebnis der Arbeiterparteien sehr gut war, also die
addierten Stimmenanteile über jenen 34,9 Prozent lagen, die Kommunisten
und Sozialdemokraten gemeinsam bei der Reichstagswahl erzielten. In acht
Orten (Ludwigshafen, Leipzig, Mannheim, Dortmund, Neu-Isenburg,
Berlin-Neukölln, -Wedding, -Weißensee) lagen sogar die Ergebnisse beider
Parteien über dem jeweiligen Reichsdurchschnitt.
Die Entschiedene-Linke-Hochburgen Bocholt, Mönchengladbach und
Neuss waren hingegen alles andere als rot. Hier dominierte die
Zentrumspartei, meist mit Stimmenanteilen jenseits der 50 Prozent.
Ähnliches gilt auch für Bruchsal, wo die Trotzkisten stark vertreten waren.
Offenbar lassen sich also auch hier Unterschiede zwischen den
verschiedenen Oppositionsgruppen festmachen. So ist auffällig, dass es sich
bei fast allen Bezirken, in denen die Weddinger Opposition verankert war,
um absolute KPD-Hochburgen handelte. Im „roten Wedding“ waren die
meisten Kommunisten Berlins organisiert (November 1925: 12,7 Prozent),
zudem erzielte die Partei hier ihre besten Wahlergebnisse (z. B. 29,3
Prozent bei der Reichstagswahl im Dezember 1924).2182 Auch in
Weißensee und Westsachsen lagen die Ergebnisse der Kommunisten bei den
Reichstagswahlen über dem Durchschnitt, ebenso in Ludwigshafen und
Pirmasens – jenen Städten in der Pfalz, in der die Opposition stark vertreten
waren.2183 Nur Bielefeld war als einzige Hochburg der Weddinger
Opposition keine KPD-Bastion.
Weiterhin ist auffällig, dass es sich bei nahezu allen Hochburgen der
Linksopposition um Industriestädte handelte – lediglich das
landwirtschaftlich geprägte Bruchsal und die Verwaltungsstadt Düsseldorf
fallen aus dem Rahmen. Ansonsten war der Proletarieranteil in den linken
Hochburgen groß. So waren Wedding und Weißensee die beiden Berliner
Stadtteile mit dem höchsten Arbeiteranteil.2184 Bei Westsachsen mit dem
Zentrum Leipzig handelte es sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts um einen
hochindustrialisierten Bezirk, in dem unter anderem Maschinenbau,
Gießereien und Textilindustrie beheimatet waren.2185 Ähnliches galt für die
Pfälzer Hochburgen der Opposition: Pirmasens war seit Jahrzehnten das
Zentrum der deutschen Schuhindustrie, in Speyer war neben Tabak- und
Textilindustrie im Ersten Weltkrieg ein bedeutender Flugzeugbauer ansässig
und in Ludwigshafen befand sich mit dem Stammsitz der BASF ein
wichtiger Standort der chemischen Industrie.2186 Suhl, eine Hochburg der
Fischer/Urbahns-Gruppe und des Leninbundes, war lange Zeit vom
Bergbau geprägt und hatte sich seitdem 16. Jahrhundert zu einer
bedeutenden Stätte der Handfeuerwaffenproduktion entwickelt.2187
Während der Weimarer Republik wurden in der Stadt am Südhang des
Thüringer Waldes zudem Fahrräder und Personenkraftwagen hergestellt,
auch die Porzellanindustrie war hier angesiedelt. Größter Arbeitgeber zu
dieser Zeit waren die Simsonwerke, in denen vor 1914 etwa 1.500
Personen, also ein Zehntel der Bevölkerung, beschäftigt waren.2188 Diese
Beispiele sind durchaus als weiterer Beleg für die Verankerung des
deutschen Linkskommunismus in der Arbeiterbewegung zu werten.
Zugleich lässt sich festhalten, dass sich die Opposition nicht einer
bestimmten Industriebranche zuordnen lässt. Sie war ebenso in
Bergbaustädten präsent wie in Orten, in denen hauptsächlich
Nahrungsmittel oder Textilien produziert wurden.
Bei der Entstehung linkskommunistischer Strömungen spielte auch die
soziale Zusammensetzung der lokalen Arbeiterschaft eine Rolle. Für die
Industriemetropole Berlin beispielsweise stellt Wirsching die Existenz eines
„besonders leicht verfügbaren Massenpotentials an überwiegend jungen,
ungebundenen und gleichsam entwurzelten, d. h. milieuprägenden
Traditionen entfremdeten Menschen“ fest. „Gerade zu Zeiten
wirtschaftlicher Not kurzfristig leicht mobilisierbar, bildeten sie innerhalb
der hauptstädtischen Gesellschaft ein gewissermaßen ‚desperatistisches‘
Element, auf das kommunistische Parteiführung und Bezirksleitung zählen
konnten.“2189
Dieses Muster hat bereits Erhard Lucas in seiner Studie über den
Radikalismus in der deutschen Arbeiterbewegung nachgewiesen.2190 Am
Beispiel der Ruhrgebietsstadt Hamborn zeigte er auf, dass junge,
entwurzelte und hoch mobile Proletarier besonders empfänglich für
linksradikale Positionen waren: Um die Jahrhundertwende „förmlich aus
dem Boden gestampft“2191 war die Stadt geprägt von einem hohen Anteil
migrantischer Arbeitskräfte.2192 Diese entfalteten im Dezember 1918 eine
Streikbewegung, die „in ihrer Radikalität wohl für diese Zeit in
Deutschland einmalig“ war.2193 Angeführt wurde der Kampf, der sich
binnen kürzester Zeit auf das westliche Ruhrgebiet ausbreitete, von der bis
dahin vor Ort unbedeutenden syndikalistischen „Freien Vereinigung
deutscher Gewerkschaften“.2194 In den Anfangsjahren der Weimarer
Republik blieb der Linksradikalismus eine einflussreiche politische Kraft in
der Bergbaustadt. Auf Druck der Streikenden mussten beispielsweise die
SPD-Vertreter im Hamborner Arbeiter- und Soldatenrat zurücktreten und
stattdessen wurde ein rein linksradikaler Arbeiterrat gewählt.2195 Den
Boykottaufruf der jungen KPD zur Wahl der Nationalversammlung
befolgten zahlreiche links von der SPD stehende Arbeiter. Aber nicht nur
das: Sie störten die Durchführung der Wahl aktiv, indem sie Urnen raubten
oder Stimmzettel öffentlich verbrannten.2196 Auch bei der Reichstagswahl
im Mai 1924 verweigerten zahlreiche Hamborner Arbeiter den Gang zur
Urne. Erneut lag die Wahlbeteiligung in der Stadt deutlich unter dem
Reichsdurchschnitt. Die KPD, die nun kandidierte, wurde dennoch stärkste
Kraft: 41,4 Prozent der Hamborner votierten für sie, während lediglich 11,2
Prozent die SPD wählten – eine Kräftekonstellation, an der sich auch in den
folgenden Jahren nur wenig ändern sollte.2197 Die „zweite Generation“ der
linken Opposition war allerdings keineswegs so einflussreich in Hamborn
wie die erste. Die Ortsgruppe der Entschiedenen Linken hatte hier im Jahre
1926 gerade einmal 20 Mitglieder.2198 Und auch die trotzkistische Linke,
die in Hamborn von der ehemaligen Reichstagsabgeordneten Maria
Backenecker geleitet wurde, konnte, so Berens, „nur unzureichend an der
großen linkskommunistischen Tradition anknüpfen.“2199 Dennoch zeigt die
Frühgeschichte der Hamborner Arbeiterbewegung, unter welchen lokalen
Bedingungen linke Strömungen gedeihen konnten.
Zugleich aber schlossen sich der linken KPD-Opposition durchaus auch
Arbeiter an, die Lucas dem „Remscheider Typus“ zuordnen würde. Hierbei
handelte es sich um meist qualifizierte Arbeiternehmer, die durch
Kontinuität der Lebensgeschichte, relative Sicherheit, und rationale
Zukunftsplanungen erkennbar sind. Meine These ist, dass der Grund für
ihre Radikalisierung weniger in ihrer sozialen Lage zu suchen ist als in
einer Art „Erweckungserlebnis“. So schreibt Koch-Baumgarten, dass
politische Haltungen unter anderem auch „ein Reflex auf unterschiedliche
Erfahrungen“ gewesen seien.2200 Tatsächlich lassen sich in einigen
Hochburgen des Linkskommunismus Ereignisse rekonstruieren, die zur
Radikalisierung der lokalen Arbeiterschaft und der KPD geführt hatten. In
Ludwigshafen war dies der bereits geschilderte Streik bei BASF im Jahr
1922. Die Konfrontation mit der Gewerkschaftsführung legte den
Grundstein dafür, dass die lokale KPD, angeführt von der späteren
Weddinger Opposition, sich lange Zeit eine sehr kritische Haltung
gegenüber den freien Gewerkschaften bewahrte.2201 Ähnliches lässt sich für
das Ruhrgebiet feststellen, wo die Linksopposition in verschiedenen Städten
stark war. Hier ließ unter anderem die Enttäuschung über die Abschaffung
des 8-Stunden-Tages im Dezember 1923 maßgebliche Teile der
Arbeiterschaft auf Distanz zu freien Gewerkschaften und zur SPD
gehen.2202 Auch die Tatsache, dass die Hamburger KPD schon früh zum
linken Parteiflügel gehörte, ist der Enttäuschung über die
sozialdemokratische Politik geschuldet. Unter anderem lässt sie sich auf die
Rolle zurückführen, die namentlich Gustav Noske spielte. Der
Reichswehrminister ließ, als es in den Monaten nach der
Novemberrevolution zu größeren Erwerbslosen- und Hungerunruhen in der
Hansestadt kam, die Armee einmarschieren und die Unruhen
niederschlagen.2203
Neben diesen „objektiven Bedingungen“ trug nicht zuletzt auch der
„subjektive Faktor“ dazu bei, dass sich eine Stadt zur Hochburg der linken
Opposition entwickelte. Darauf hat Langels hingewiesen. In Städten, in
denen oppositionelle Führungspersönlichkeiten verankert waren, habe dies
während der parteiinternen Auseinandersetzungen eine Rolle gespielt – vor
allem wenn das ZK ortsfremde Emissäre entsandte, um die Opposition zu
zerschlagen. „Den ihnen vorgesetzten Funktionären“ seien die
alteingesessenen KPD-Mitglieder „mit Misstrauen und Ablehnung“
begegnet.2204 Tatsächlich finden sich in einigen linken Hochburgen
Personen, die – ähnlich wie der bereits porträtierte Bocholter
Stadtverordnete Joseph Schmitz – als „lokale Arbeiterhelden“ bezeichnet
werden können.2205 Dies trifft ebenso – wie wir bereits sehen konnten – auf
Iwan Katz in Hannover und Hans Weber in Ludwigshafen zu. Eine ähnliche
Rolle nahm Guido Heym aus Suhl ein. Er führte nicht nur lange Zeit den
KPD-Unterbezirk, sondern stand während des Kapp-Putsches auch an der
Spitze des lokalen Aktionskomitees. Dieses Gremium leitete den
politischen Widerstand in der Stadt, koordinierte den Generalstreik und
führte erfolgreich die militärischen Operationen gegen die Putschisten.
Hierbei befreiten die Arbeiter, versorgt mit Waffen aus den Fabriken der
Stadt, unter anderem das von den Kapp-Anhängern besetzte Rathaus – eine
Tatsache, die nicht zuletzt in der DDR mystifiziert wurde. Seit 1967 trägt
das Gebäude die Inschrift: „Im grünen Wald, die rote Stadt, die ein
zerschossen Rathaus hat.“2206 Als Heym sich der Fischer-Urbahns-
Opposition anschloss, kam dementsprechend fast die gesamte Ortsgruppe
mit.
Zugleich konnten sich starke lokale Führungspersönlichkeiten aber auch
als problematisch für die Linkskommunisten erweisen. Verließen sie
nämlich die Opposition, kam es durchaus vor, dass ebenfalls die gesamte
Ortsgruppe diesen Schritt mitging. Genau das geschah in Suhl, als Heym
vom Leninbund zur SPD wechselte. Als ein anderes Problem konnte sich
auch das zeitweilige Fehlen eines führenden Oppositionellen erweisen. Wie
bereits geschildert herrschte in der Hamburger KPD anfangs noch ein
Gleichgewicht zwischen dem Thälmann- und dem Urbahns-Flügel.2207
Doch Urbahns wurde in den Monaten nach dem Hamburger Aufstand
verhaftet und als vermeintlicher Rädelsführer zu zehn Jahren Festungshaft
verurteilt.2208 Zwar wurde er aufgrund seiner Immunität als
Reichstagsabgeordneter im Oktober 1925 wieder freigelassen. Doch bis
dahin hatte Thälmann, mittlerweile schon Parteivorsitzender, seine
Vormachtstellung im Bezirk Wasserkante ausbauen können. Auch weil
andere seiner Gegenspieler ebenfalls inhaftiert oder polizeilich gesucht
wurden, konnte „Teddy“ wichtige Positionen mit seinen Anhängern
besetzen.2209 „Die KPD-Organisation der Wasserkante galt seither als eine
der kominterntreuesten“, urteilt Ursula Büttner.2210 Nur einmal noch konnte
Urbahns seinem Kontrahenten „in die Suppe spucken“: als die Leninbund-
Zeitung im Jahr 1928 die Wittorf-Affäre ans Licht brachte.2211 Doch zu
diesem Zeitpunkt war die linke Opposition schon geschlagen – sowohl in
Hamburg als auch in ihren anderen Hochburgen.

6.3 Organisatorische Entwicklung

6.3.1 Mitgliederentwicklung und Finanzen


Mindestens einmal im Monat kam der Kassierer der Zellengruppe vorbei.
Man zahlte seinen Beitrag und erhielt eine Marke für das Mitgliedsbuch.
Die Anzahl der verkauften Beitragsmarken meldete die Bezirksleitung an
das Karl-Liebknecht-Haus. Zusätzlich war jedes einzelne Mitglied einer
sogenannten Kartothekkarte zugeordnet. Die Genossen der Parteizentrale
mussten die gemeldeten Zahlen nur noch zusammenrechnen – und konnten
so in sehr regelmäßigen Abständen die aktuellen Mitgliederzahlen
vermelden.
Da die KPD über einen sehr gut funktionierenden Apparat verfügte,
dessen Dokumente zum großen Teil bis heute erhalten sind, wissen wir sehr
genau über die Mitgliederentwicklung der Partei während der Weimarer
Republik Bescheid. So erscheint es zumindest auf den ersten Blick. Doch
beim genaueren Hinsehen wird deutlich, dass die vermeintlich exakten
Zahlen gewisse methodische Probleme verschleiern. Darauf hat Ulrich
Eumann hingewiesen. Er kritisiert, dass die von der Forschung gemachten
Angaben zum Teil auf eingetragenen Mitgliedern basierten, zum Teil auf
abgerechneten – hier also zwei Werte miteinander verglichen wurden, die
eigentlich nicht vergleichbar sind. Hinzu käme das Problem, dass die
Parteibürokratie auf der lokalen Ebene oft doch nicht so gut funktionierte
wie gedacht. Zur Illustration berichtet Eumann von einem Bespiel aus
Bochum: Als im Jahr 1925 ein Gesandter der Parteizentrale der Ortsgruppe
einen Besuch abstattete, musste er feststellen, dass dort überhaupt keine
Kartothek vorhanden war – und die Genossen die Mitgliederzahlen
stattdessen nur schätzten. In anderen Bezirken gab es hingegen massive
Schwankungen der Mitgliederzahlen. Westsachsen gab beispielsweise im
Januar 1926 die Zahl der abgerechneten Mitglieder mit 3.564 an. Im
Folgemonat waren es schon 10.836, im März dann nur noch 6.205.
Solcherlei Schwankungen lassen sich keineswegs nur mit Bei- und
Austritten erklären – sondern eher mit Schlampigkeit oder Problemen bei
der Beitragsdisziplin.2212
Wenn es also schon problematisch ist, die exakte Mitgliederzahl der
KPD zu ermitteln, wie soll es dann bei den Unterstützerzahlen eines losen
Zusammenschlusses wie der innerparteilichen Opposition funktionieren?
Um es vorweg zu nehmen: Es ist nicht möglich. Die quantitative Größe des
deutschen Linkskommunismus lässt sich nicht exakt bemessen. Man kann
lediglich versuchen, sich der Unterstützerzahl zu nähern.
Auch hierbei stößt man auf verschiedene Probleme. Gerade für die erste
Phase, als die Opposition noch innerhalb der KPD agieren konnte, fällt es
schwer, Zahlen anzugeben. Zu dieser Zeit waren die Linkskommunisten
relativ lose organisiert, gaben beispielsweise keine eigenen Publikationen
heraus, deren Auflage man messen könnte, geschweige denn
Mitgliedskarten. Deshalb lassen sich hier die Anhängerzahlen nur sehr grob
hochrechnen – etwa anhand des Abstimmungsverhaltens bei
Parteiversammlungen. Doch was bedeutet es beispielsweise, dass die
Fischer/Maslow-Gruppe im April 1924 von einem Parteitag zur KPD-
Führung gewählt wurde? Waren dadurch zu diesem Zeitpunkt mehr als die
Hälfte der 120.000 KPD-Mitglieder Fischer/Maslow-Anhänger? Oder wie
errechnet sich die Stärke der Weddinger Opposition, die die Pfalz,
Westsachsen und den Wedding dominierte? Waren automatisch alle
Mitglieder dieser lokalen Gliederungen Linkskommunisten?
Mit Sicherheit nicht. Aus dieser Rechnung ausnehmen muss man
zunächst einmal alle passiven KPD-Mitglieder, die höchstens ihren
Mitgliedsbeitrag zahlten, aber ansonsten am Parteileben nicht teilnahmen.
Ihnen war möglicherweise gar nicht bewusst, dass es verschiedene
Strömungen innerhalb der Partei gab – und selbst wenn: Sie gehörten
wahrscheinlich keiner davon an. Aber auch unter den aktiven Mitgliedern
waren diejenigen, die ganz bewusst im Sinne einer Oppositionsgruppe
auftraten, vermutlich nur eine Minderheit. Vielleicht waren sie nur ein paar
Hundert oder einige Tausend. Doch oft waren sie, wie gesehen, lokale
Multiplikatoren, umgeben von Parteimitgliedern, die ihren Anträgen
zustimmten oder ihre Resolutionen unterschrieben. Ihnen gelang es, die
Stimmung an der Basis zu treffen und Teile der Partei hinter sich zu
versammeln. Dementsprechend können wir zwar keineswegs genau
bestimmen, wie viele Linkskommunisten es 1924 oder 1925 in der KPD
gab. Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass der Linkskommunismus zu
dieser Zeit innerhalb der Partei mehrheitsfähig war – und so die
Fischer/Maslow-Strömung in die Führung gelangen konnte.
Ab dem Jahr 1926 liegen Zahlen für die Größe der linken Opposition vor
(Tabelle 20). Doch auch sie basieren zumeist nur auf Schätzungen. Sie
stammen aus drei verschiedenen Quellen: von staatlichen Stellen (Polizei,
Inlandsgeheimdienst), aus KPD-Kreisen (linientreue Funktionäre, zum Teil
auch sowjetischer Geheimdienst) und von der Opposition selbst. Hierbei ist
zu beachten, dass die Angehörigen des Überwachungsapparats und der
Opposition aus unterschiedlichen Gründen ein Interesse daran hatten,
tendenziell höhere Zahlen anzugeben, während die KPD die Größe der
Opposition eher kleingerechnet hat. So meinte im Jahr 1926 die GPU, dass
die gesamte linke Opposition etwa 20.000 Anhänger hätte, während die
Polizei von einer Zahl zwischen 50.000 und 60.000 ausging.2213 Doch
welche Zahl auch näher an der Wahrheit liegen mag: Sie beide zeigen, dass
der Linkskommunismus noch immer ein Massenphänomen innerhalb der
KPD war – und die Zahl seiner Unterstützer deutlich im fünfstelligen
Bereich lag.
Tabelle 20: Mitglieder- und Unterstützerzahlen2214
Exakter werden die Daten ab der Zeit, als die linke Opposition die Partei
verlassen musste. Denn nun begannen die Gruppen damit, eigene
Strukturen aufbauen. Zimmermann schreibt über diese Phase: Das
Vertriebssystem ihrer Presse habe den Linkskommunisten „einen gewissen
organisatorischen Zusammenhalt“ gesichert. „Es gab Haupt-und
Nebenkassierer die ebenso wie die Zeitungsbezieher mit einer Karte, einer
Art Mitgliedsausweisersatz, versehen waren.“2215 Allerdings ist dies auch
die Zeit, in der der Einfluss des Linkskommunismus drastisch zurückging.
Bereits 1928 nahm nur noch ein Bruchteil der ehemaligen Unterstützer der
Fischer/Maslow-Opposition an der Gründung des Leninbundes teil. Hatten
die verschiedenen linken Gruppen im Jahr 1927 nach konservativen
Schätzungen über 20.000 Unterstützer, so umfasste die linke Opposition des
Jahres 1930 vielleicht noch 2.000 Personen. Diesen Niedergang konnte
auch der kleine Aufschwung der Trotzkisten in den Jahren 1931 bis 1933
nicht stoppen.
Eigene Strukturen bedeutete auch: eigene Finanzen. Um Flugblätter,
Broschüren oder auch Veranstaltungen finanzieren zu können, benötigten
die linkskommunistischen Gruppen Geld. Eine Möglichkeit, daran zu
kommen, war, um Spenden zu bitten. „Genossen! Wir brauchen Geld!“,
hieß es in einem Aufruf der Katz-Gruppe. „Wir bekommen weder die
Millionen vom russischen kapitalistischen Staate wie die KPD noch
Gewerkschaftsunterstützung wie die SPD. Wir sind auf die Pfennige des
revolutionären Proletariats angewiesen.“2216 Doch die freiwilligen Spenden
reichten offenbar nicht aus: Seit Mai 1926 erhob die Gruppe eigene
Mitgliedsbeiträge.2217 Von dieser Möglichkeit machten auch andere
linkskommunistische Organisationen Gebrauch. So verlangte auch die
Entschiedene Linke einen „Fraktionsbeitrag“ von ihren Unterstützern,2218
ebenso die Urbahns-Gruppe, die zu diesem Zweck eigene Mitgliedskarten
herstellte.2219 Hier wurden die monatliche Beiträge gestaffelt: Bereits aus
der KPD Ausgeschlossene mussten 1,20 RM zahlen, Erwerbslose lediglich
50 Pfennig.2220 Die Beiträge des Leninbundes mussten hingegen
wöchentlich gezahlt werden. Für KPD-Mitglieder betrugen sie 0,10 RM, für
alle anderen 0,50 RM.2221 Wer zwei Monate nicht zahlte, verlor seine
Mitgliedsrechte.2222 Wesentlich günstiger war die Mitgliedschaft in der
trotzkistischen Linken Opposition: Hier zahlten Mitglieder, die noch bei der
KPD waren, 0,05 RM in der Woche, die anderen 0,10 RM.2223 Zum
Vergleich: Der durchschnittliche Tariflohn eines Arbeiters lag im Jahr 1927
zwischen 0,70 RM (Hilfsarbeiter) und 0,95 RM (Facharbeiter) pro Stunde,
im Jahr 1932 war er auf 0,65 und 0,80 RM gesunken.2224
Kann man den Quellen Glauben schenken, so kannte die Kreativität der
Linkskommunisten keine Grenzen, wenn es darum ging, an Geld zu
kommen. Über die Pfälzer Gruppe der Weddinger Opposition mutmaßte
eine ZK-Anhänger im Jahr 1929: „Die Finanzierung ist uns noch
unergründlich. Wir vermuten, dass der Mieterverein mit als Melkkuh
benutzt wird. Frenzel ist nämlich Vorsitzender des Mietervereins, dessen
Büro zugleich Büro der Frenzelgruppe ist.“2225 Zum Teil verwendeten die
Linkskommunisten wohl auch KPD-Gelder für ihre Oppositionstätigkeit.
So warf die Bezirksleitung dem Senftenberger Arthur Wölk vor,
„Mitgliederbeiträge und andere Einnahmen der Ortsgruppe zur
Finanzierung der parteifeindlichen Maßnahmen der Maslow-Gruppe
verwandt“ zu haben. Wölk habe Reisen zu Fraktionstreffen in Berlin ebenso
aus der Gruppenkasse bezahlt wie den Vertrieb der „Fahne des
Kommunismus“. Zudem habe er sogar „Gelder der Ortsgruppe an den
Kampffonds der Maslow-Gruppe abgeführt“.2226
Eine weitere wichtige Einnahmequelle für die Gruppen waren die Diäten
ihrer Abgeordneten. So führte Iwan Katz als Reichstagsabgeordneter einen
Teil seines Einkommens an die linke Opposition ab.2227 Auch Oskar
Seipold überließ seiner trotzkistischen Organisation die Diäten, die er als
Preußischer Landtagsabgeordneter erhielt. Allerdings war die Gruppe
zeitweilig auch stark von seiner finanziellen Unterstützung abhängig, wie er
Anfang 1931 klagte: „Die Zeitung und die ganze Organisation lebt von
meinem Geld, das ist ein betrübender Zustand.“2228 Mitten in der
Wirtschaftskrise bereitete der Gruppe die finanzielle Situation ihrer
Mitglieder große Probleme. So habe sich Kurt Landau „bei Genossen
buchstäblich durchgebettelt, weil er oft weder Geld zum Essen noch Geld
für die Miete hatte“.2229 Auch die Hamburger Trotzkisten seien „zum
größten Teil erwerbslos“ und hätten „unter den wirtschaftlichen
Verhältnissen schwer zu leiden“, berichteten Georg Jungclas und Karl
Jahnke.2230 Erwin Ackerknecht schrieb im Mai 1932 an Trotzki, dass seine
finanzielle Lage „unhaltbar“ sei.2231 Auch Anton Grylewicz lebte von 1930
bis 1933 unter schwierigen Bedingungen nur von
Arbeitslosenunterstützung.2232 Ähnliche Sorgen musste sich auch Seipold
nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag 1932 machen.2233 Im
Leninbund herrschte, so Zimmermann, ebenfalls „chronischer
Geldmangel“.2234 Und auch Hedda Korsch schrieb im Herbst 1927 von
Schulden, die die Gruppe Kommunistische Politik belasteten.2235
Die Finanznöte der einzelnen Linkskommunisten wirkten sich in
zweierlei Hinsicht negativ auf ihre Organisationen aus. Zum einen
beschnitten die alltäglichen Existenzsorgen der Mitglieder ihre
Möglichkeiten, politisch aktiv zu sein. Im Jahr 1929 beschrieb Hans Weber,
wie der Organisationsaufbau der Weddinger Opposition darunter leide. Das
langsame Arbeitstempo der Gruppe sei dadurch bedingt, „dass viele unserer
besten Genossen zu einer systematischen Organisationsarbeit für die
Opposition z. Zt. nicht herangezogen werden können, weil dieselben aus
Existenzgründen einem ständigen Ortswechsel unterworfen sind und
deshalb nirgends organisatorisch Fuß fassen können“.2236 Zum anderen
hatten die materiellen Nöte der Mitglieder direkte Auswirkungen auf die
Finanzen der jeweiligen Gruppe. In einem Rundschreiben der Vereinigten
Linken Opposition vom Oktober 1930 hieß es: „Gegenwärtig lähmt der
katastrophale Geldmangel die gesamte Arbeit der Reichsleitung: so war es
unmöglich bisher, ein Flugblatt an die Metallarbeiter herauszubringen“.2237
Kurze Zeit später bat die Reichsleitung das Internationale Sekretariat um
eine Finanzspritze in Höhe von 100 Mark. Die Trotzkisten klagten: „Die
Herausgabe von zwei Broschüren des Gen. Trotzki, sowie die großen
Kosten des Wahlkampfes und der Reichskonferenz (die Reichsleitung
musste für eine Reihe von Delegierten die Reise und sonstige Spesen
aufbringen) haben die ohnehin schwache finanzielle Basis der RL fast
vollständig zertrümmert.“2238
Auch die Erscheinungsweise der Organisationszeitschrift „Kommunist“
litt unter den monetären Problemen. Im Juni 1930 hatten die
Oppositionellen eigentlich darüber diskutiert, dass das Blatt alle acht Tage
erscheinen solle.2239 Stattdessen kam es jedoch zunächst alle zwei Wochen,
gegen Ende des Jahres gelegentlich noch seltener und ab Anfang 1931 nur
noch monatlich heraus. Die Ausgabe 13 des Jahres 1930 konnte zunächst
gar nicht erscheinen, da die Gruppe 700 Mark Schulden bei der Druckerei
angehäuft hatte.2240 Als sie dann doch noch erschien, musste die Redaktion
die Seitenzahl von acht auf vier halbieren.2241 Im Januar des nächsten
Jahres richtete die Organisation einen Pressefonds ein, um die Zeitschrift zu
retten.2242 Es war bei Weitem nicht die einzige linkskommunistische
Publikation, die mit Problemen zu kämpfen hatte.

6.3.2 Linkskommunistische Presse


Im Jahr 1924 führte die „Rote Fahne“ in einigen Berliner
Verwaltungsbezirken eine Leserbefragung durch. Redaktion und KPD-
Führung wollten herausfinden, was die Basis über das Zentralorgan der
Partei dachte. Das Ergebnis war ernüchternd, die Rückmeldungen
überwiegend negativ. Eine Abonnentin beklagte sich beispielsweise, dass
„viele Artikel, insbesondere die Leitartikel, außerordentlich schwer
verständlich für wenig durchgebildete Arbeiter, insbesondere für die
Arbeiterinnen sind.“ Zudem kritisierte sie, dass die „Rote Fahne“ kaum auf
Alltagsfragen eingehe. Ein anderer Leser, Bauarbeiter und KPD-Mitglied,
bemängelte: „Ich verstehe nur wenig von dem, was die Fahne schreibt; der
größte Teil ist mir zu gelehrt. Bin nur ein einfacher Arbeiter – kann nicht
begreifen, warum eine Arbeiterzeitung für Menschen schreibt, die sie gar
nicht lesen.“2243
Tatsächlich zeichneten sich sämtliche Zeitungen der KPD dadurch aus,
dass sie in erster Linie seitenlang Resolutionen und Verlautbarungen
veröffentlichten. Zugleich waren sie in einer Sprache verfasst, die kaum das
Label „proletarisch“ verdiente. Jahre später, bei der Brüsseler
Parteikonferenz 1935,2244 zog Wilhelm Pieck eine kritische Bilanz der
kommunistischen Publikationsarbeit in der Weimarer Republik: „Die Partei
hatte 37 Tageszeitungen einschließlich der Kopfblätter, aber die
Abonnentenzahl ist nie über die Zahl der Parteimitglieder
hinausgekommen. Vor allem war es die große Schwäche unserer
Redaktionen, die nicht verstanden, die Sprache der Massen zu sprechen
[…].“2245 Auch das EKKI-Mitglied Ossip Pjatnizki meinte, die KPD-Presse
sei „sehr langweilig“, niemand außerhalb der Partei wolle sie kaufen.2246
Der größte Mangel der kommunistischen Tagespresse sei „ihre
bescheidene Attraktivität“ gewesen, bilanziert auch Eumann. Er verweist
dabei auf Flechtheim, der als ehemaliges Mitglied der KPD bereits auf die
„journalistische Dürftigkeit“ der KPD-Presse und die abschreckende
„Trockenheit“ ihrer „Thesenphraseologie und Dogmensprache“
hingewiesen habe.2247 „Die Redakteure der Parteizeitungen wie auch die
hinter ihnen stehenden Funktionäre der Parteiführung“, kritisiert Eumann
weiter, „weigerten sich zumeist beharrlich, die authentischen Bedürfnisse
der Leser zum Maßstab ihrer Publizistik zu machen. Stattdessen nahmen sie
sich, das selbst auferlegte Image der bolschewistischen Partei vor Augen,
die ‚objektiven Interessen‘ des Publikums zum Maßstab, also die
Bedürfnisse, die die Leser hätten haben sollen. Der vorgestellte Bolschewist
war ein allem Oberflächlichen abgeneigter Asket, ein leidenschaftlicher
Nur-Revolutionär mit wissenschaftlicher Weltanschauung, den außer Politik
überhaupt nichts interessierte. Für ihn wurde die Tagespresse der KPD
produziert.“2248
Dass es auch anders ging, bewiesen die Publikationen aus Willi
Münzenbergs Neuem Deutschen Verlag. Der Kommunist Münzenberg,
Vorsitzender der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) und von 1924 bis 1933
Mitglied im ZK der KPD, baute das zweitgrößte Medienunternehmen der
Weimarer Republik auf.2249 Die von ihm herausgegebenen Zeitungen
„Berlin am Morgen“, „Welt am Abend“ oder „Arbeiter-Illustrierte Zeitung“
(AIZ) erreichten hunderttausende Leser. Vor allem die AIZ beeindruckte
durch ihre moderne Optik, ihre Fotoreportagen und ihre einfache
Sprache.2250 Sie wurde, so Karl Schlögel, zum „Prototypen eines neuen
Bildjournalismus und einer neuen Zeitungsästhetik“.2251 Berühmt geworden
sind die Titelseiten mit John Heartfields Fotomontagen. Bis zur
Machtübernahme der Nationalsozialisten konnte die AIZ ihre Auflage auf
eine halben Million steigern, womit sie nach der „Berliner Illustrierten
Zeitung“ zur zweitgrößten Illustrierten in Deutschland wurde.
Die Stalinisierung der KPD ging allerdings auch an diesem Blatt
keineswegs spurlos vorbei, kritische Worte zu den Parteiausschlüssen und
dem Ersticken der innerparteilichen Demokratie suchten die Leser
vergeblich. Stattdessen unterstützte die AIZ den aufkeimenden
Personenkult um Stalin und Thälmann. Die Berichterstattung über die
Sowjetunion entsprach einer nicht enden wollenden Reihe von
Erfolgsmeldungen. Doch zumindest in einem Fall leistete die Illustrierte
damit ungewollt Aufbauhilfe für die Linke Opposition: Walter Nettelbeck,
ein junger Kommunist, 1901 geboren, arbeitete ab Ende der 1920er Jahre
für verschiedene von Münzenberg herausgegebene Zeitungen als Fotograf.
Im Auftrag der AIZ ging er 1930/31 für ein Jahr in die Sowjetunion, um
von dort zu berichten. Aber die Eindrücke, die er dort sammelte, ließen ihn
zunehmend an der Politik der Komintern zweifeln. Wieder zurück in
Deutschland schloss er sich der trotzkistischen Opposition an und wurde in
der Zwischenkriegszeit sogar zu einem ihrer führenden Mitglieder.2252
Doch wie sah es mit der Presse der Linkskommunisten aus? Konnte sie
methodisch mit den Blättern des Münzenberg-Konzerns mithalten? Konnte
sie sich zu einer Alternative zu den offiziellen Parteiblättern entwickeln?
Das zumindest war ihr erklärtes Ziel. „Unsere Zeitung soll anders aussehen
als die bürgerlichen und die der KPD“, hieß es im Juni 1928 im
„Volkswille“.2253 Auch die „Fahne des Kommunismus“ sollte laut ihren
Redakteuren das leisten, „was keine sozialdemokratische und keine Zeitung
der KPD“ bieten könne, nämlich „die Tribüne zu sein des revolutionären
Arbeiters mit all seine Fragen, Wünschen, Zielen, Leiden und
Kämpfen“.2254 Das sprachliche Problem der KPD-Presse versuchte die
Zeitschrift „Kommunistische Politik“ zu lösen. Sie veröffentlichte ein
Glossar, in dem Fremdwörter wie „ökonomisch“, „Hegemonie“ oder
„idealisieren“ erklärt wurden.2255
Insgesamt erschienen in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik mehr
als zwanzig verschiedene linkskommunistische Zeitungen (vgl. Tabelle
21).2256 Die meisten davon wie die „Fahne des Kommunismus“, die
„Permanente Revolution“ und die „Entschiedene Linke“ waren
deutschlandweit zu erhalten, bei einigen anderen handelte es sich um
Regionalblätter. So brachte die Gruppe Kommunistische Politik um Josef
Schmitz in den Jahren 1928/29 ein „Mitteilungsblatt“ für das Ruhrgebiet
heraus und zudem in der Stadt Bocholt die Zeitung „Die Wahrheit“.2257
Iwan Katz’ Gruppe vertrieb in Jahr 1926 jeweils in Niedersachsen und in
Thüringen ein „Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition“.
Von der Weddinger Opposition stammte „Der Pionier“, der seine
Leserschaft in der Pfalz hatte. Die Linken Kommunisten in Dortmund
informierten in den Jahren 1927 und 1928 ihre Anhänger durch die Zeitung
„Schacht und Hütte“. Die Trotzkisten in Sachsen erfüllten sich im Jahre
1932 „einen langersehnten Wunsch“ und brachten die Zeitung „Der rote
Kurier. Mitteilungsblatt der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-
Leninisten) und der Linken Parteifraktion innerhalb der KPD (Bezirk
Sachsen)“ in heraus.2258 Im Ruhrgebiet verlegten sie seit Anfang 1933 „Der
Kampfruf“.2259 Durch einen ZK-Anhänger am Niederrhein wissen wir
zudem, dass der Leninbund in Iserlohn „eine, auf Schreibmaschine
hergestellte Zeitung“ herausgab, „in der vorwiegend zu den örtlichen
Fragen Stellung genommen“ wurde.2260 Darüber hinaus sollen im
Ruhrgebiet noch weitere Lokalblätter des Leninbundes existiert haben, die
Artikel aus dem „Volkswille“ oder der „Fahne des Kommunismus“
übernahmen.2261
Die meisten Publikationen der linken Oppositionsgruppen erschienen
wöchentlich, alle 14 Tage oder monatlich. Manche wechselten, je nach
Konjunktur, die Erscheinungsweise: So kam die „Permanente Revolution“
zunächst monatlich heraus, ab Januar 1932 alle zwei Wochen2262 und im
Sommer 1932 wurde sie schließlich zur Wochenzeitung.2263 Im Zuge der
intensiven Berichterstattung rund um die Wittorf-Affäre konnte auch der
Leninbund die Taktung erhöhen, in der sein „Volkswille“ erschien.2264
Zeitweilig kam das Blatt viermal wöchentlich heraus und war damit die
einzige linkskommunistische Tageszeitung.
Abgesehen vom „Mitteilungsblatt der Reichsleitung der linken
Opposition der KPD“, das explizit „nur für Mitglieder“ bestimmt war,
richteten sich alle Zeitschriften formal an die gesamte Arbeiterschaft.
Betrachtet man jedoch die Themenauswahl, so wird schnell deutlich, dass
die eigentliche Zielgruppe kritische Kommunisten waren. Exemplarisch
illustriert das „Der Kommunist“. Auf den ersten beiden Seiten jeder
Ausgabe fand sich ein Appell an die Mitglieder der KPD, für einen
Kurswechsel zu kämpfen: „Die vereinigte deutsche Linke ruft die Partei
zum Kampf auf für die Rettung und Gesundung der Partei und
Internationale! Für die Partei – gegen die bankrotte Parteiführung! Für die
kommunistische Internationale – gegen die Stalinistischen Zentristen und
die rechten Liquidatoren! Für den Sowjetstaat – gegen das Stalinsche
Regime!“ Optimistisch prangte zudem auf jeder Titelseite das Trotzki-Zitat:
„Es wird niemand gelingen, uns von der Komintern loszureißen. Unsere
Ideen werden ihre Ideen werden und sie werden in dem Programm der
Komintern ihren Ausdruck finden“. Artikeln über die Strategie und Taktik
der KPD und anderer linker Strömungen wurde hier viel Platz eingeräumt,
ebenso Berichten aus den Ortsgruppen. Doch nur eine Minderheit der
Artikel beschäftigte sich mit aktuellen, tagespolitischen Themen.2265 Diese
Tatsache stieß auf Unmut bei der Hamburger Gruppe, die von der
Redaktion forderte, dass sie „Stellung zu den wichtigsten Tagesfragen
nehmen muss (Streiks usw.)“.2266
Die Redakteure der „Fahne des Kommunismus“ waren sich dieser
Schwächen der linkskommunistischen Presse bewusst. Eine wichtige
Quelle ihrer Berichterstattung stellten die Zuschriften von Lesern dar.2267
Doch diese wiesen offenbar häufig nicht die erhoffte Qualität auf. So sah
sich die Redaktion genötigt, Optimierungswünsche zu äußern. In einem
Brief an die Leser schrieb sie, dass sich „die Einsender solcher
Korrespondenzen“ wohl „nicht ganz im Klaren darüber [seien], was für
Zuschriften eigentlich für uns wichtig sind.“ Natürlich könnten sie über die
„Schandtaten und Drangsalierungen“ der lokalen KPD-Führer berichten.
„Diese Briefe sind nützlich, weil sie ein gewisses Bild vom Zustand der
Partei geben.“ Doch könne das „mit wenigen Zeilen abgetan werden“, denn
es gäbe „viel interessantere“ Erscheinungen innerhalb der Partei. Die
Leserbriefschreiber sollten daher „ihr Augenmerk richten auf die
Stimmungen und Strömungen, die in der Partei, im RFB, in IAH und RH
vorhanden sind oder sich andeuten, und sie sollten feinfühliger solchen
Stimmungen gegenüber sein, um sie besser für uns, d. h. für den
Kommunismus, ausnutzen zu können.“ Dies sei aber nur ein Teil der
Anforderung. In der KPD spiele sich „infolge ihrer inneren Leere“ nur ein
geringer Teil des Arbeiterlebens ab. „Wir wollen aber das ganze
Arbeiterleben abzuspiegeln in der Lage sein. Daher müssen unsere Leser es
lernen, uns prägnant und schnell über das wirkliche und eigentliche Leben
des Arbeiters zu berichten. Dieses verläuft im Betrieb, und darüber
brauchen wir gute, zuverlässige, fortlaufende Korrespondenzen.“ Darüber
hinaus würden viel zu wenige politische Artikel eingesendet – und die
wenigen, die die Redaktion erreicht hätten, wären „fast alle eine
Wiederholung dessen, was vorher bereits, und zwar besser und
ausführlicher, im Blatt geschrieben worden war. Solche Artikel nützen
natürlich niemanden.“ Erwünscht seien stattdessen eigene Analysen der
Leser.2268
Doch solche Aufforderungen blieben eine Seltenheit. Insgesamt verhielt
es sich in den meisten linkskommunistischen Blättern wie im
„Kommunist“. Die Mehrheit der Beiträge behandelte nicht die proletarische
Lebenswelt, sondern die Entwicklungen in KPD und Komintern. Auch
optisch waren die Zeitschriften keinesfalls auf ein Massenpublikum
ausgerichtet. Manche, wie das „Mitteilungsblatt des Bezirks Westsachsen
der linken Opposition der KPD“, wurden mit der Schreibmaschine verfasst.
Doch selbst die Blätter, die in einer Druckerei entstanden, waren wenig
ansprechend aufbereitet, meist zweispaltig und in Fraktur gesetzt. Auf
Bilder oder andere grafische Elemente verzichteten die Redaktionen völlig.
Fettungen im Text gehörten schon zu den gestalterischen Highlights. In
einigen Zeitschriften wie dem „Mitteilungsblatt. Linke Opposition der
KPD“ oder der „Fahne des Kommunismus“ wurde zumindest eine etwas
modernere Serifenschrift verwendet und das Layout dadurch aufgebrochen,
dass der Seite-1-Aufmacher einspaltig gesetzt wurde. Doch auch das konnte
den Eindruck des Lesers, es mit einer „Bleibwüste“ zu tun zu haben, nur
bedingt schmälern.
Eine kleine positive Ausnahme bezüglich der Optik stellte der
„Volkswille“ dar. Anders als in den anderen Zeitungen war der Satz hier
dreispaltig. Der Veröffentlichung relativ vieler Anzeigen und der
gelegentliche Einsatz von Abbildungen und Fotos verstärken den etwas
„aufgelockerten“ Eindruck. Darüber hinaus kamen ab und zu sogar
Karikaturen zum Einsatz.2269 Auch inhaltlich versuchte die Redaktion des
Leninbund-Organs, die Beschränktheit der linkskommunistischen Presse zu
überwinden. So konnten die Leser sich nicht nur über mehr Tagespolitik
freuen, sondern auch gelegentlich mal über ein Gedicht.2270 Doch modern
sah der „Volkswille“ dennoch nicht aus. Das verhinderte allein schon die
verwendete Frakturschrift.
Völlig aus dem Rahmen fiel Franz Pfemferts „Aktion“. Als einziges
linkskommunistisches Blatt hatte sie schon in der ersten Hälfte der 1920er
Jahre, ja sogar schon vor dem Ersten Weltkrieg existiert. Die politische
Berichterstattung nahm gerade in ihren letzten Jahren immer mehr Raum
ein. Obwohl sich Pfemfert zu dieser Zeit in verschiedenen
linkskommunistischen Organisationen wie dem Spartakusbund Nr. 2
engagierte, war die „Aktion“ zu keinem Zeitpunkt ein reines
Fraktionsorgan. Vielmehr zeichnete sie sich stets durch eine große
Offenheit gegenüber konkurrierenden Strömungen aus. Wie bereits
beschrieben, veröffentlichte Pfemfert mit großer Selbstverständlichkeit
Artikel und Erklärungen der Weddinger Opposition oder von Trotzki.2271
Das illustriert nicht zuletzt ein Brief, den er Ende 1930 an Trotzki richtete –
also zu einer Zeit, in der sich die LO in einer Krise befand:

Ich bitte Sie, die LO zu veranlassen, mir für die AKTION umgehend
Material aus dem Bulletin zu senden, und zwar solches, von dem Sie
wünschen, dass es schnell in deutscher Sprache erscheine. Ob es auch
der „Kommunist“ bringt, ist Nebensache, denn die Genossen sind
(leider, leider, leider), was die Verbreitung betrifft, nicht sehr tüchtig.
Und die AKTION hat ja immerhin einen unvergleichlich größeren
Wirkungskreis.2272

Optisch machte sich in der „Aktion“ bis zuletzt Pfemferts Verwurzelung


im Expressionismus bemerkbar. Die Titelseite enthielt abgesehen vom
Zeitschriftenlogo und einem kleinen Inhaltsverzeichnis keinen Text,
sondern war stattdessen zumeist von einem bekannten Künstler gestaltet.
Auch der Innenteil des Heftes wurde durch Zeichnungen oder Karikaturen
aufgelockert. Der Satz war zweispaltig und passend zur Modernität des
Heftes verwendete Pfemfert bereits seit dem Jahr 1912 den Schrifttyp
Antiqua.
Weniger modern war „Die Aktion“ jedoch in ihrer Sprache. Ihre Autoren
pflegten, so kritisiert Riccardo Bavaj, eine „expressionistisch-manierierte,
mit dem Denkschemata der sozialistisch-kommunistischen Ideenwelt nur
bedingt zu vereinbarende Sprache“. Damit erreichten sie „in erster Linie
eine gebildete, dem Bürgertum entstammende Leserschaft“, nicht jedoch
die Arbeiterschaft.2273 Auch Baumeister kritisiert, dass es „Der Aktion“
nicht gelang, „den ‚Ruch‘ des bürgerlichen Expressionismus
abzuschütteln.“2274 Die proletarische Lebenswelt fand wie in den meisten
anderen linkskommunistischen Zeitschriften auch hier wenig Platz.
Was Pfemfert darüber hinaus mit den Herausgebern dieser Blätter einte,
waren permanente Geldsorgen. Kurt Landau gab beispielsweise zu
bedenken, dass man bei der Herausgabe einer eigenen Wochenzeitschrift
der deutschen Trotzkisten „mit einem Defizit von 100-120 Mk. pro
Nummer“ rechnen müsse.2275 Drei Jahre später rechnete Grylewicz vor,
dass die Umstellung der „Permanenten Revolution“ auf eine
Wochenzeitung zu einem Defizit von über 600 Mark im Quartal führen
würde.2276 Zu diesem Zeitpunkt hatte die herausgebende Gruppe sowieso
schon 2.000 Mark Schulden beim Drucker.2277 Finanzielle Probleme
erschwerten es den Redaktionen offenbar, flexibel die Seitenzahl einzelner
Ausgaben zu erhöhen. Redaktionsnotizen wie aus dem „Roten Kurier“
waren keine Seltenheit: „Aus Raummangel mussten wir diesmal
zurückstellen: den Schluss des Artikels ‚Krise der Gewerkschaften‘ sowie
einige Organisationsberichte“.2278 In der „Fahne des Kommunismus“ war
Ähnliches zu lesen: „Der leidige Raummangel zwingt uns, einen Artikel
über den Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie
zurückzustellen“.2279
Den monetären Problemen versuchten einige Redaktionen
entgegenzutreten, indem sie die Möglichkeit einräumten, Kleinanzeigen in
ihren Blättern zu schalten. Die Macher des „Pionier“ forderten ihre Leser
auf: „Kauft in den Geschäften, die bei uns inserieren.“ Das war zum
Beispiel die „Restauration Schürg“, wo „prima Getränke und Speisen“
serviert würden.2280 Über den umfangreichsten Anzeigenteil verfügte die
Tageszeitung „Volkswille“. Hier warb das „Gasthaus zum Anker“ damit,
dass es „jeden Sonnabend Sülze“ gäbe, die Bäckerei Lusky suchte eine
„saubere, ehrliche Frau zum Austragen von Semmeln“ und jemand war
bereit, für Frauenhaare „pro 100 Gramm 40 Goldpfennig und mehr“ zu
zahlen.2281 Überwiegend handelte es sich bei den Inserenten also um lokale
Geschäfte. Etwas stutzig macht hingegen eine ebenfalls im „Volkswille“
erschienen Anzeige für „Maggis Suppen in Würfeln“.2282 Immerhin
handelte es sich bei dem Schweizer Unternehmen auch schon in den 1920er
Jahren um eine international agierende Holdinggesellschaft. Dass die
Linkskommunisten bereit waren, sich vom „Großkapital“ finanzieren zu
lassen, ist zumindest ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass
Unternehmen wie Maggi auf die Idee kamen, in der linksradikalen Presse
zu inserieren.
Die Preise für Kleinanzeigen kennen wir zumindest vom „Volkswillen“,
da sie dort auf der Titelseite veröffentlicht wurden. Demnach mussten
Inserenten 15 Pfennig für die sechsgespaltene Petitzeile zahlen, für
Auswärtige waren es sogar 20 Pfennig. Reklameanzeigen kosteten 70
Pfennig, Einträge in den Vereinskalender 15 Pfennig je Zeile.2283 Fritz
Belleville berichtete später, dass die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft
tatsächlich die materielle Basis der Zeitung gebildeten hätten. Nicht zuletzt
hatte das auch damit zu tun, dass im „Volkswille“ auch Kleinanzeigen
erschienen, die eigentlich für die „Fahne des Kommunismus“ bestimmt
waren. Sie waren zur Hochphase der Opposition im Jahr 1927 von KPD-
Zeitungsakquisiteuren gesammelt worden, die mit den linken Kommunisten
sympathisierten. Als der Plan scheiterte, die „Fahne des Kommunismus“
zur Tageszeitung zu machen, konnten diese Kleinanzeigen im Jahr 1928 auf
den „Volkswille“-Verlag übertragen werden.2284 Auch die Trotzkisten
hatten mit Joko einen „Inseratenfachmann“ in ihren Reihen. Ob er jedoch,
wie von Landau gewünscht, tatsächlich Anzeigenakquise für den
„Kommunist“ betrieb, ist nicht überliefert.2285
Eine andere Möglichkeit, die angeschlagenen Finanzen aufzubessern,
probierte die Leninbund-Führung aus. Im Jahr 1928 verpflichtete sie jedes
Mitglied dazu, binnen vier Wochen einen einmaligen Betrag von zwei Mark
zum Pressefonds des „Volkswille“ abzuführen. Außerdem wurden die
Mitglieder angehalten, „Presse-Bausteine“ im Wert von zehn Mark zu
vertreiben.2286 Darüber hinaus sollten sie Abonnenten der Leninbund-
Publikationen werben und diese selbstverständlich auch selbst kaufen und
lesen.2287 So wurden sie aufgefordert, die „Rote Fahne“ abzubestellen und
stattdessen den Suhler „Volkswille“ zu abonnieren.2288 Auch die „Fahne des
Kommunismus“ konnte man sich regelmäßig zum Monatspreis von 2,36
Mark per Post schicken lassen.2289 Das Abonnement machte die Redaktion
den Lesern durch ein besonderes Angebot schmackhaft: „Wir werden in den
nächsten Monaten eine Reihe von Beilagen liefern, die bei Quartals-
Abonnement gratis beigelegt werden.“ Als erstes Heft erschienen „Berichte
aus Schanghai“, später „Die 21 Bedingungen der leninschen Komintern“
von Sinowjew.2290 Im Dezember 1927 sollte zudem eine Werbewoche für
das Blatt stattfinden: „Jeder Straßenhändler soll bearbeitet werden, sich
diese Zeitung zu halten. Er bekommt für jede Nennung eines Abonnenten
10 Pfennige.“2291 Den Lesern der „Kommunistischen Politik“ wurde der
Abschluss eines Abos durch einen Preisnachlass versüßt. Statt 60 zahlten
sie nur 50 Pfennig für die sechs Ausgaben eines Quartals.2292
Insgesamt hatten die linkskommunistischen Zeitschriften anders als die
KPD-Presse mit dem Problem zu kämpfen, über keinen professionellen
Apparat zu verfügen. Die wenigsten Redakteure wurden für ihre Tätigkeit
bezahlt, geschweige denn waren sie ausgebildete Journalisten. Grylewicz
klagte beispielsweise, dass „wir keinen wirklich erfahrenen und geübten
Redakteur haben, wie beispielsweise die Brandlerianer“.2293 Vor allem aber
für den Vertrieb war der fehlende Apparat eine Herausforderung, wie
Landau berichtete. So sei der „Kommunist“ nahezu „ausschließlich auf den
allgemeinen Vertrieb durch Straßenkolportage angewiesen“ gewesen.2294
„Einen bezahlten Austräger-Apparat können wir uns nicht leisten“,
konstatierte auch Grylewicz.2295 Immer wieder klagten führende
Linkskommunisten über mangelnde Disziplin der Ortsgruppen beim
Abrechnen der Zeitungen.2296 Hinzu kam die permanente Sabotage durch
die KPD. Als die Redaktion der „Fahne des Kommunismus“ nach dem
ersten Jahr des Bestehens ihrer Zeitung Bilanz zog, berichtete sie: „Die
Schwierigkeiten, die sich unserem Blatt entgegenstellten, waren nicht
gering. Mühselig wurde erst ein Apparat zur Verbreitung des Blattes,
sozusagen aus dem Nichts, geschaffen. Aber bald fanden sich in allen
Orten, in denen die Opposition verankert war, Genossen, die sich die
Organisierung des Vertriebs zur Aufgabe machten.“ Hauptsächlich hätten
sich KPD-Funktionäre um den Vertrieb gekümmert – „obwohl der
Parteiapparat jeden Kolporteur mit dem Ausschluss bedrohte.“2297 Vor
einem besonderen Problem standen die Herausgeber der deutschen Ausgabe
des „Internationalen Bulletins der Kommunistischen Links-Opposition“.
Dieses erschien „stets mit beträchtlicher Verspätung“. Doch die Gründe
hierfür waren nicht hausgemacht. Vielmehr hatten die deutschen Macher
die „ständige Verspätung der französischen Ausgabe“ und daran
anschließende Schwierigkeiten bei „der Übersetzung des gesamten Textes
des französischen Bulletins in kurzer Frist“ zu beklagen.2298
Auch staatliche Stellen behinderten die Arbeit der Redaktionen. Gerade
in den letzten Jahren der Weimarer Republik nahm die Zensur zu. Die
„Permanente Revolution“ wurde beispielsweise im September 1932 für vier
Wochen verboten. Der Vorwurf lautete „schwere Beschimpfung und
böswillige Verächtlichmachung der Reichsregierung“.2299 Kurz darauf, im
Oktober und November 1932, durfte der „Kommunist“ sechs Wochen lang
nicht erscheinen.2300 Die bayerische Landesregierung ging noch einen
Schritt weiter. Anfang April 1931 erließ sie nicht nur ein Verbot für seine
Presse, sondern für den gesamten Leninbund. Es wurde bis zum Ende der
Weimarer Republik nicht wieder aufgehoben.2301
Angesichts solcher Schwierigkeiten konnten die linkskommunistischen
Zeitungen trotzdem zum Teil beachtliche Auflagen von mehreren Tausend
Exemplaren erzielen (vgl. Tabelle 21). Die „Fahne des Kommunismus“
hatte im September 1927 etwa 15.000 Abnehmer.2302 Vom „Volkswille“
erschienen im Jahr 1928 pro Ausgabe bis zu 5.000 Stück. Ein Jahr später
lag die Auflage noch bei bis zu 3.800, wie Urbahns berichtete: „Die
Höchstzahl hat die Freitagsnummer, der die ‚Fahne des Kommunismus‘
beiliegt. Sie wird außer in Deutschland in fast alle Länder geschickt, in
denen Sektionen der Komintern bestehen. Der Zustand, dass sich führende
Mitglieder der Komintern über russische und Kominternverhältnisse aus
unserer Presse informieren, besteht immer noch fort.“2303 Besonders
hervorzuheben ist die von der Gruppe Kommunistische Politik
herausgegebene Bocholter Lokalzeitung „Die Wahrheit“. Deren Auflage lag
bei 3.000 Exemplaren2304 – eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt,
dass in der Stadt im westlichen Münsterland gerade einmal 30.000
Menschen lebten.
Wie das Beispiel des „Volkswille“ illustriert, entwickelten sich die
Auflagenzahlen analog zu den Mitgliederzahlen der dazugehörigen
Gruppen. Stagnierten diese, stagnierte auch der Zeitungsverkauf. Die
Hochphase der linkskommunistischen Presse waren dementsprechend die
Jahre 1926 und 1927. Etwa die Hälfte der Zeitungen wurde in diesen beiden
Jahren gegründet. Einen kleinen Aufschwung erlebten die
Oppositionsmedien dann noch einmal am Ende der Weimarer Republik.
Verantwortlich hierfür war vor allem die trotzkistische Linke Opposition,
die im Jahr 1932 ein beachtliches Wachstum hinlegte. Dementsprechend
konnte sich auch die Auflage ihrer Zeitschrift, der „Permanenten
Revolution“, binnen weniger Monate auf 5.000 Stück verdoppeln.2305 Zum
Vergleich: Das entsprach fast der Reichweite der einzelnen Zeitungen der
KPO – einer Organisation, die in ihrer Hochphase eine sechs- bis zehnfache
Mitgliederzahl hatte.2306 Grylewicz berichtete, die „Permanente
Revolution“ habe einen „stabilen Leserkreis erworben“. Dies unterscheide
sie von anderen Zeitungen wie der „Fahne des Kommunismus“, dem
„Volkswillen“, dem „Kommunist“ und auch der „Roten Fahne“. Hier sei
jeweils „eine ziemlich starke Fluchtuation [sic!] zu verzeichnen“.2307
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Blätter der verschiedenen
Oppositionsgruppen im bescheidenen Maßstab erfolgreich waren. Anders
als die KPD-Presse fanden sie mehr Leser als sie Mitglieder hatten.
Dennoch: Ein Massenpublikum erreichten sie nicht. Das gelang nur einer
Linkskommunistin, nämlich Lilly Korpus, als sie von 1932 bis 1933
Chefredakteurin der AIZ war. Mit der Opposition hatte sie da allerdings
schon gebrochen.
Tabelle 21: Linkskommunistische Zeitschriften und Zeitungen
6.3.3 Oppositionsliteratur
Neben Zeitungen und Zeitschriften waren Broschüren ein weiteres
wichtiges Hilfsmittel der Linkskommunisten, ihre Ideen unter das
(Partei-)Volk zu bringen. Hierbei handelte es sich, so Eumann, um „ein in
der Arbeiterschaft eingeführtes Medium“. Die Bereitschaft zum Lesen
dicker Bücher sei hingegen erst allmählich während der Weimarer Republik
„aus dem Bürgertum in die Unterschichten durch[ge]sickert“. Ein
entscheidender Vorteil von Broschüren gegenüber Büchern sei auch der
zumeist niedrige und damit proletarischen Einkommensverhältnissen
angemessene Preis gewesen.2308
Noch stärker als in ihren Zeitschriften konzentrierten sich die
Oppositionellen bei der Themenauswahl ihrer Broschüren auf die
Auseinandersetzung mit der Kominternpolitik. Das war durchaus
nachvollziehbar und vernünftig. Klassiker wie Marx, Engels und Lenin
vertrieb bereits die KPD, ebenso schöngeistige proletarische Literatur wie
die „roten Eine-Mark-Romane“.2309 Hier sahen die Linkskommunisten
vermutlich keinerlei Optimierungsbedarf, zudem wären sie gegenüber dem
gut organisierten Literaturvertrieb des Parteiapparats ohnehin nicht
konkurrenzfähig gewesen. Dementsprechend konzentrierten sie sich auf
Publikationen, durch deren Verkauf sie ein Alleinstellungsmerkmal
erlangten. Das waren erstens eigene programmatische Texte wie „Was
wollen die Entschiedenen Linken?“ (ca. 1926)2310, „Der Kampf um die
Kommunistische Partei. Plattform der linken Opposition der KPD“ (1927)
oder „Die Aufgaben der linken Kommunisten“ (1928). Zweitens handelte
es sich um Analysen der Kominternpolitik. Unter diese Kategorie fielen die
Broschüren „Von der Revolution zur Konterrevolution. Russland bewaffnet
die Reichswehr“ (1927) oder „Berichte aus Schanghai“ (1927). Drittens
veröffentlichten die Linkskommunisten Texte und Verlautbarungen ihrer
sowjetischen Genossen. Hier ist beispielsweise „Die Plattform der
russischen Opposition“ (ca. 1928) zu nennen. Den vierten und mit Abstand
größten Bereich linkskommunistischer Literatur machten Schriften von Leo
Trotzki aus. Im Rahmen meiner Recherchen konnte ich 32
linkskommunistische Bücher und Broschüren aus der Zeit der Weimarer
Republik ausfindig machen, etwa zwei Drittel, nämlich 21, stammten von
dem berühmten russischen Dissidenten (Tabelle 22).
Die Schriften der russischen Opposition ließen sich die deutschen
Linkskommunisten über Kuriere aus der Sowjetunion zukommen. Den
Weg, den eine Trotzki-Broschüre dabei von Alma-Ata nach Deutschland
zurücklegen musste, hat Wolfgang Alles rekonstruiert:

Im sowjetischen Diplomatengepäck wurden im Sommer 1928 die in


russischer Sprache verfassten Originalmanuskripte von Trotzkis
Programmkritik aus der UdSSR nach Berlin geschmuggelt. Die mit
Schreibmaschine auf dünnes Vlies geschriebenen Vorlagen waren für
den Transport in russische Fliegerjacken eingenäht worden.2311
In Deutschland angekommen, wurde diese Broschüre von Alexander
Müller und Hans Weber übersetzt. Weber versah sie mit einem Vorwort.2312
Überhaupt fungierte Müller, der in Moskau geboren und aufgewachsen war,
bei den meisten Texten als Übersetzer. Bei einigen, vor allem
umfangreicheren Werken besorgte Alexandra Ramm die Übertragung ins
Deutsche.
Doch nicht alle Trotzki-Schriften wurden von den oppositionellen
Gruppierungen veröffentlicht. Einige erschienen auch in „bürgerlichen“
Verlagen, so zum Beispiel „Über Lenin“ (1932), für das der Verlag
„Öffentliches Leben“ verantwortlich zeichnete.2313 Seine wichtigsten im
Exil verfassten Werke, die Autobiografie „Mein Leben“ (1929) und die
zweibändige „Geschichte der russischen Revolution“ (1931/1933), brachte
Trotzki mithilfe des renommierten Verlagshauses S. Fischer heraus, bei dem
auch Thomas Mann, Hermann Hesse und Stefan Zweig unter Vertrag
standen. Das etwa 200-seitige Buch „Die Internationale Revolution und die
Kommunistische Internationale“ (1929) erschien bei der Laubschen
Verlagsbuchhandlung. Diese fühlte sich genötigt, ihre Leser darüber
aufzuklären, weshalb sie „das Buch eines Autors der Öffentlichkeit
übergibt, dessen Anschauen der politischen Einstellung des Verlages nicht
entsprechen“: In Russland sei Trotzki „zum Schweigen verurteilt“ und auch
im Ausland hätten sich keine kommunistischen Verlage gefunden, „die
unabhängig genug wären, auch Publikationen gegen die offizielle
Lehrmeinung der Komintern zu ermöglichen“. Als „welthistorische
Persönlichkeit“ habe Trotzki „zweifellos ein Recht darauf, das öffentliche
Interesse für die Begründung seiner Auffassung in Anspruch zu nehmen“.
Daher erfüllte der Verlag „gern“ die Bitte der Übersetzer, dem neuen Werke
Trotzkis „Gastrecht zu gewähren“.2314 Dass sich mit dem Exilanten
wahrscheinlich auch ganz gut Geld verdienen ließ, verschwiegen die
Verleger ihren Lesern ebenso gerne.
Der linkskommunistischen Presse war es vorbehalten, Auszüge aus
jenen Büchern abzudrucken, die bei kommerziellen Verlagen erschienen.
Dennoch stieß Trotzkis Entscheidung, beim „Klassenfeind“ zu publizieren,
nicht nur auf Verständnis. „Dass sie alle Bücher an den Verlag gegeben
haben, verstehe ich nur halb“, schrieb ihm Hugo Urbahns. „Es ist zwar
sicher vorteilhaft, mit einem eingeführten und leistungsfähigen Verlag zu
arbeiten, aber es ist doch nicht zu verkennen, dass die in diesem Verlag
herauskommenden Bücher allein schon wegen des Preises nur von einem
ganz beschränkten Teil der Arbeiterschaft gelesen werden.“2315 Tatsächlich
ging die gebundene Version von „Mein Leben“ für 12,50 Mark über den
Ladentisch, der erste Band der „Geschichte der russischen Revolution“ für
11 Mark.2316 Um sich das leisten zu können, hätte ein Proletarier den Lohn
von etwa zwei Arbeitstagen hinlegen müssen. Das sei zu teuer, fand Anton
Grylewicz, gerade angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen.2317 Genau das
kritisierte auch ein Leser, der im Dezember 1929 an Trotzki schrieb: „Für
den Arbeiter ist das Buch zu teuer; es gelangt nicht zu ihm.“2318 Wesentlich
günstiger waren die Broschüren, die die Opposition selbst produzierte. Hier
lag der Verkaufspreis zumeist unter 1 Mark. „Die Plattform der russischen
Opposition“ war beispielsweise bereits für 40 Pfennige zu haben,2319
Trotzkis Schrift „Wer leitet heute die Internationale?“ (1930) für 75
Pfennig.2320
Einige von Trotzkis Schriften wie „Die Permanente Revolution“ (1930)
erschienen auch in Franz Pfemferts Aktionsverlag. Linken Organisationen,
die sie weiterverkaufen wollten, gewährte Pfemfert einen gehörigen
Rabatt.2321 Trotzdem waren diese nicht mit der Preispolitik des Verlegers
zufrieden. „Es wäre mir sehr erwünscht“, beschwerte sich Pfemfert
daraufhin bei Trotzki, „wenn die Genossen von der ‚Opposition‘ in F[ranz]
P[femfert] nichts als den Verleger Ihrer, L[eo] T[rotzki]s Broschüren sehen
wollten, etwa wie den Malik-Verlag oder Fischer etc. Dass die Genossen am
Vertrieb der Broschüren verdienen sollen, kann ich nicht einsehen. Selbst
Verlage mit großen Vertriebsapparaten verdienen an Broschüren nichts, die
Genossen sollten froh sein, dass sie so sorglos Broschüren von L[eo]
T[rotzki] zum Selbstkostenpreis des Verlages erhalten können.“2322
Ihre Broschüren vertrieben die Linkskommunisten hauptsächlich im
Handverkauf. Im Dezember 1930 beispielsweise konnten sie bei einer
Funktionärskonferenz der Berliner KPD 86 der 100 mitgebrachten
Exemplare von „Die Wendung der Komintern und die Lage in
Deutschland“ unter die Delegierten bringen, bevor sie des Saales verwiesen
wurden.2323 Darüber hinaus sorgten sie dafür, dass ihre Publikationen in
ausgewählten Buchhandlungen zu erwerben waren.2324 „Was nun?
Schicksalsfragen des deutschen Proletariats“ (1932) war laut einem
Flugblatt angeblich sogar „in allen Kiosken“ erhältlich.2325 Werbung für die
Broschüren machten sie vor allem in ihren eigenen Zeitungen und
Rundschreiben. Gelegentlich schalteten sie jedoch auch Anzeigen in
anderen linken Zeitschriften wie der „Weltbühne“. Aufgrund von zwei
Inseraten für „Was nun?“ seien vor allem Bestellungen aus anderen
Ländern, etwa der Schweiz, der Tschechoslowakei, Österreich und
Jugoslawien, eingetroffen, berichtete Grylewicz.2326 Während der
Leninbund die Schriften des russischen Dissidenten unabhängig davon
vertrieb, in welchem Verlag sie erschienen waren, war die VLO
wählerischer. Das zumindest kritisierte im Dezember 1930 Franz Pfemfert:
„Die Genossen sind […] offenbar […] nicht bestrebt, L[eo]
T[rotzki-]Broschüren, die nicht von ihnen gedruckt wurden, zu
propagieren“.2327
Zu schaffen machte den Organisationen gelegentlich die schlechte
Zahlungsmoral ihrer Ortsgruppen. So mahnte die Orgabteilung der
Reichsleitung der Linken Opposition im Oktober 1930 an, dass „die letzte
Trotzkibroschüre zum allergrößten Teil noch nicht abgerechnet“ sei. Dies
zwinge sie dazu, „im Gegensatz zur Vergangenheit, nicht mehr Broschüren
ins Reich zu versenden als voraussichtlich bezahlt werden“.2328
Nichtsdestotrotz lohnte sich für die einzelnen Organisationen das Geschäft
mit den Texten Trotzkis. So vertrieb der Leninbund noch zu einem
Zeitpunkt die Schriften des russischen Dissidenten, als sich dieser schon
lange von diesem distanziert hatte.2329 Für die deutschen Trotzkisten verlief
der Broschürenverkauf so erfolgreich, dass durch ihn die Umstellung der
„Permanenten Revolution“ auf eine Wochenzeitung finanziert werden
sollte.2330 Wie bereits beschrieben, erschienen die verschiedenen Büchlein
zum deutschen Faschismus in fünfstelligen Auflagenhöhen.2331 Grylewicz
berichtete im Sommer 1932, dass die Gruppe binnen einen Jahres rund
67.000 Exemplare der verschiedensten Broschüren Trotzkis herausgebracht
habe. Bereits 55.000 Stück davon seien schon verkauft worden.2332 Well
erklärte, „dass jede Auflage in einer Höhe von 25.000 gedruckt werden
muss.“ Leider habe man zum Teil auch den Fehler begangen, zu kleine
Auflagen herauszubringen, „die heute gänzlich vergriffen sind und aus
materiellen Gründen nicht wieder gedruckt werden können“.2333 Selbst die
überteuerte Autobiografie „Mein Leben“ kam im November 1929 mit
15.000 Exemplaren heraus, bereits im Mai 1930 ließ der Fischer-Verlag
weitere 5.000 Exemplare nachdrucken.2334 Zum Vergleich: Als das Buch in
der Nachkriegs-Bundesrepublik erneut aufgelegt wurde, brachte der Verlag
insgesamt 38.000 Exemplare auf den Markt – allerdings über einen
Zeitraum von knapp 30 Jahren.2335
Wie beeindruckend die Auflagenzahlen der linkskommunistischen
Schriften sind, wird auch deutlich, wenn man einen Blick auf den
Broschürenverkauf der KPD wirft. Leider sind hier nur sehr wenige
reichsweite Daten überliefert, doch sie können zumindest einen Eindruck
vermitteln: Im Mai 1924 erschien beispielsweise die zweite Auflage der
Parteiausgabe des „Kommunistischen Manifests“ mit 10.000 Exemplaren,
von denen bis zum Juni 1925 etwa 4.500 Stück verkauft wurden. In den
Jahren 1924 und 1925 fanden etwa 5.000 Exemplare von Lenins Werk „Der
linke Radikalismus“ einen Käufer. Von Karl Marx’ Schrift „Lohn, Preis und
Profit“ setzte die KPD 1927 binnen eines Jahres 10.000 Stück ab.2336
Trotzki konnte also durchaus mit den marxistischen Klassikern mithalten,
obwohl seine deutschen Herausgeber – vom Fischer-Verlag einmal
abgesehen – über wesentlich unprofessionellere Vertriebswege und ein
ungleich kleineres politisches Umfeld verfügten als die
Literaturverantwortlichen der KPD.
Auch die Resonanz auf Trotzkis Schriften war überwiegend positiv. Das
illustrieren zahlreiche Briefe aus seinem Nachlass. Nur selten findet man
dort Zuschriften wie die von Karl Halenke aus München, der nach der
Lektüre von Trotzkis Büchern den Schluss zog, dass Stalin Recht hätte.2337
Vielmehr waren die meisten Leser ähnlich begeistert wie Heinrich Ermal
aus Brückberg. Der schrieb im Mai 1932, dass er nach Lektüre von Trotzkis
Autobiografie und „nach teilweiser Kenntnis Ihrer Ideen u. praktischen
Arbeiten einer Ihrer vielen Anhänger geworden“ sei.2338 Auch die
Schriftstellerin Lu Märten – „eins der ältesten Mitglieder der Partei, im
gleichen Jahr und fast am gleichen Tag wie Sie geboren“ – gratulierte zum
Buch.2339 Ludwig Berndl aus Berlin, dem das Werk ebenfalls sehr gut
gefiel, beschrieb die Rezeption von „Mein Leben“ in der deutschen Presse.
Dort habe es „nur ein sehr schwaches Echo gefunden. […] Man wird über
Ihr Buch je eher je lieber zur kapitalistischen Tagesordnung übergehen.“2340
Formale Kritik an zwei Broschüren übte der Student Helmut Hirsch aus
Leipzig. Ihn störe, dass Trotzki „zu viele Fremdworte“ verwende. Voller
Ironie fügte er hinzu: „Man muss endlich einmal auf diesen ‚Faktor‘
hinweisen, der ein ‚objektives‘ Hindernis bildet für die ‚propagandistische‘
Auswertung ihrer ‚Kampagne‘, deren ‚Quintessenz‘ es doch sein soll, die
‚Machtinationen‘ der KPD-‚Epigonen‘ vor aller Augen zu entlarven.“
Zugleich betonte er, dass er keinerlei Worte abschaffen wolle, die bereits in
den allgemeinen Wortschatz übergegangen seien: „Wir verlangen nicht
[…], dass statt ‚Theaterdirektor‘ künftig ‚Schaubold‘ gesagt werden soll.“
Das wolle niemand, „außer einigen verrückten Deutschtümlern“. Doch
marxistische Literatur müsse „so klar verfasst sein, dass sie noch dem
einfachsten Gehirn einleuchten. Wollen Sie, Herr Trotzky, in Ihrer weiteren
Arbeit einen neuen Weg einschlagen, so könnten Sie dem Sozialismus noch
einmal so viel leisten wie bisher.“2341
Wie die Leser auf jene linkskommunistischen Broschüren reagiert haben,
die nicht von Trotzki verfasst wurden, ist leider nicht überliefert. Das ist in
erster Linie Ausdruck nicht vorhandener Quellen. Aber nicht nur: Denn,
soweit sich das nachvollziehen lässt, hat die linke KPD-Opposition nach
1928 – abgesehen von ihren Zeitschriften – gar keine eigenen Schriften
mehr veröffentlicht (Tabelle 22). Von 13 Publikationen, die zwischen 1926
und 1928 erschienen, waren lediglich zwei von Trotzki. Doch die 19
Broschüren, welche die Linkskommunisten danach bis zum Jahr 1933
herausbrachten, stammten allesamt aus der Feder des berühmten Exilanten.
Trotzki war zweifelsohne ein Publikumsmagnet. Mithilfe seiner Schriften
gelang es der Opposition, gesellschaftliche Schichten anzusprechen, die für
sie ansonsten nicht erreichbar gewesen wären. Zugleich waren gerade sie
dafür verantwortlich, dass die deutsche Linksopposition ab 1932 ein
spürbares Wachstum erlebte. Doch dieser Erfolg hatte auch eine
Schattenseite, illustriert er doch das niedrige politische Niveau dieser
Gruppen. Niemand aus der späten deutschen Opposition konnte Trotzki
intellektuell das Wasser reichen – was letztendlich bedeutete, dass sie auf
Gedeih und Verderb von der Schaffenskraft eines Mannes abhängig waren,
der isoliert von den Klassenkämpfen des Kontinents auf einer Insel im
Marmarameer saß.
Um noch einmal das von Brandler geprägte Bild des winzigen Boots mit
riesigem Segel zu bemühen: Bei gut stehendem Wind kann ein solches
Schiffchen schnell Fahrt aufnehmen, doch bei stürmischer See droht es zu
kentern. Nichts anderes geschah, als am 30. Januar 1933 ein Orkan nie
gekannter Stärke einsetzte.
Tabelle 22: Linkskommunistische Bücher und Broschüren
6.4 Politische Betätigungsfelder

6.4.1 Der Kampf um die Partei


Die Zeit „zwischen den Jahren“ nutzten die Charlottenburger höchst
effektiv. Die Ortsgruppe der Linken Opposition veranstaltete Ende 1932,
Anfang 1933 drei Straßenverkäufe der Organisationszeitung und konnte
dabei 400 Exemplare absetzen.2342 Genau das hatte Kurt Landau wohl einst
mit seiner Forderung gemeint, die linke Opposition müsse es verstehen, „an
allen Frontabschnitten des Klassenkampfes“ tätig zu sein.2343 Tatsächlich
versuchten die Linkskommunisten das: Sie kämpften für höhere Löhne und
bessere Arbeitsbedingungen, sie gingen gegen Sozialabbau und Faschismus
auf die Straße, verteilten Flugblätter, klebten Plakate oder pinselten Parolen
an Wände. Doch taten sie das zumeist nicht in ihrer Funktion als
Linksoppositionelle, sondern als (vermeintliche) KPD-Mitglieder. Ihr Ziel
war die Reform der Partei. Daher traten sie nach innen, also in der Partei
und deren Vorfeldorganisationen, organisiert als Oppositionelle auf,
brachten Resolutionen ein, verkauften Broschüren und Zeitungen. Nach
außen, in der Öffentlichkeit, aber agitierten sie für die KPD. Auftritte wie
jener in Charlottenburg stellten daher eher eine Ausnahme dar.
Vor allem in ihrer Hochphase, also den Jahren 1926 und 1927, führte die
linke Opposition den Kampf um die Partei sehr intensiv. Prominente
Vertreter wie Werner Scholem, Ruth Fischer, Ernst Schwarz oder Karl
Korsch tourten durchs Land, sprachen – falls möglich – bei
Parteiversammlungen und versuchten, neue Anhänger für ihre Gruppen zu
gewinnen.2344 Vor allem die Reichstagsabgeordneten agierten in diesem
Sinne. Denn sie waren durch den Bezug ihrer Diäten nicht nur finanziell
abgesichert, sondern durften auch kostenlos mit der Bahn reisen.2345 Aber
auch die linkskommunistische Basis trat vor Ort bei Veranstaltungen der
KPD auf und stellte dort die Positionen der Opposition zur Debatte.
Unterstützt wurden sie von ihrer Führung, die zu diesem Zwecke
Rededispositionen verschickte. Hier erhielten die Genossen nicht nur
inhaltliche Vorschläge für ihre Redebeiträge, sondern konnten auch
nachlesen, wie die Gegenseite wahrscheinlich argumentieren würde: „Die
ZK-Referenten suchen den politischen Fragen auszuweichen und sie durch
persönliche Verleumdungen und Klatschgeschichten zu ersetzen.“ Auch
„Lügengeschichten über Geldgeschichten“ würden sie gerne
präsentieren.2346 Referenten, die eine Gegenposition zur Parteileitung
vertreten konnten, vermittelten die Führungen der linkskommunistischen
Gruppen ebenfalls. So berichtete das ZK, dass Wilhelm Kötter von der
Weddinger Opposition, eine „Referentenvermittlungsstelle für
oppositionelle Referenten“ eingerichtet habe. Als Beleg zitierte die
Parteiführung aus einem Rundschreiben:

Da die BL Berlin-Brandenburg es ablehnt, bei Diskussionen über die


russische Frage Diskussionsredner der Opposition zu vermitteln, sind
wir gezwungen, auf diesem Wege der Parteimitgliedschaft bekannt zu
geben, dass Diskussionsredner der Opposition bei W. Kötter, […] Berlin
C., Elsasserstr. 20, Hintg. IV, Telefon: Norden 9043 anzufordern sind.
Genossen, sorgt dafür, dass in Euren Zellen die russische Frage nicht
einseitig behandelt wird.2347

Fraktionen waren in der späten KPD verboten. Daher wandelten die


Oppositionellen stets auf einem schmalen Grad. Einerseits wollten sie ihre
Positionen bekannt machen, andererseits nicht aus der Partei
ausgeschlossen werden. Fraktionssitzungen tarnten sie daher beispielsweise
als Weihnachts- oder Abschiedsfeiern.2348 Ein Treffen der Weddinger
Opposition wurde als Versammlung zu Mieterfragen deklariert.2349 Die
Entschiedenen Linken tagten 1926 in Berlin unter dem Decknamen
„Schachclub Springer“. Wer an solchen Sitzungen teilnahm, versuchte dies
selbstverständlich vor linientreuen Parteigenossen zu verbergen.
Dementsprechend verließen die knapp 30 Teilnehmer des „Schachclub“-
Treffens „bei Erscheinen einiger Genossen der Parteimehrheit“ den
Versammlungsraum „durch ein Fenster über den Hof und einen
Nebenausgang“.2350 Ähnlich reagierten die Mitglieder der Weddinger
Opposition in Berlin-Weißensee. Für den 14. April 1926 hatten sie ein
Treffen anberaumt. Als dort Wilhelm Pieck erschien, wurde „die Sitzung
abgesagt, jedoch am selben Abend in einem anderen Lokal abgehalten.“2351
Einladungen zu solchen Treffen oder auch Rundbriefe wurden mit dem
Vermerk versehen: „Nach Durchlesen vernichten.“2352
Gerade die Anhänger der Weddinger Opposition verhielten sich sehr
vorsichtig, um der Parteileitung keine Möglichkeit zu Repressionen zu
bieten. Aber auch die Trotzkisten, die noch in den frühen 1930er Jahren
innerhalb der Partei agierten, gingen dabei einigermaßen konspirativ vor.
Ackerknecht, der erst 1932 ausgeschlossen wurde, erinnerte sich später,
dass er „als sogenannter sleeper“ in der Partei verblieb. Wenn er „brav und
bieder in Parteiversammlungen“ ging, verwendete er ein Pseudonym.2353
Seiner Gruppe kam dabei sicherlich zugute, dass ihre Mitglieder relativ
jung und unbekannt in der KPD waren.
Auf der anderen Seite stand das Bedürfnis, neue Unterstützer für die
Opposition zu gewinnen. Hierbei versuchten einzelne Linkskommunisten,
Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen noch aus der Zeit zur Verfügung
standen, als sie ein Parteiamt innehatten. So schickte beispielsweise der
ehemalige Berliner Orgleiter Theodor Koegler im Mai 1926 einen Brief „an
eine Anzahl verschiedener Berliner Funktionäre, deren Adressen ihm
‚zufällig‘ von seiner früheren Tätigkeit bekannt waren.“2354 In späteren
Zeiten, als ein Großteil der Oppositionellen bereits aus der KPD
ausgeschlossen war, traten sie dann auch offensiver bei
Parteiveranstaltungen auf. Roman Well berichtete von einer Intervention
der Linken bei einer Parteiarbeiterkonferenz in Leipzig: „Wir haben ein
Flugblatt für diese Konferenz angefertigt. Da wir nur eine Schreibmaschine
zu unserer Verfügung haben, konnten wir nicht mehr als 50 Ex. herstellen,
die wir auch verbreitet haben.“2355 Umgekehrt erhielten Angehörige der
Parteiführung bei Veranstaltungen der Opposition Redezeit, wie Werner
Scholem den Zuhörern einer solchen Versammlung erklärte: „Es ist
selbstverständlich, dass wir den hier erschienenen Vertretern des ZK der
KPD […] volle Redefreiheit zugestehen, anders als sie es mit den linken
Kommunisten machen.“2356
Gelegentlich konnten die Linken mit ihren Auftritten bei
Parteiversammlungen die unvorbereitete Parteiführung in Panik versetzen.
Im Mai 1930 legten sie beispielsweise bei einer Delegiertenkonferenz im
Wedding eine Resolution vor, nach der sich die Versammlung mit der
linken Opposition zu solidarisieren habe. Das löste, so berichtete der
„Kommunist“ später, „bei den Parteibürokraten heillose Verwirrung aus.
Der ‚Kriegsrat‘ der erschreckten Stalinisten schickte nun den berüchtigten
Ulbricht zum Angriff gegen die linke Opposition vor.“ Das ZK-Mitglied
Walter Ulbricht erklärte daraufhin den Anwesenden, die Resolution dürfe
„unter keinen Umständen verlesen werden“. Die Tatsache, dass „sie ein
parteifeindliches Dokument darstelle und sich mit Trotzki solidarisiere,
genüge, um die Delegierten, die diese Resolution unterschrieben haben,
sofort von der Konferenz zu entfernen.“ Aber das unvorhergesehen starke
Auftreten der Opposition habe die Parteikader dermaßen verunsichert, dass
„selbst treue ZK-Anhänger […] gegen die vorgeschlagene Vergewaltigung
der Opposition schüchtern auftraten und die Verlesung der Resolution
verlangten.“ Letztendlich stimmten knapp 30 Delegierte für die
Opposition.2357
Doch solche Erfolge waren, gerade in späteren Zeiten, eher die
Ausnahme. Wie bereits dargelegt, ging die Parteiführung systematisch
gegen die einzelnen Oppositionsgruppen vor. „Es gibt kein Mittel, das der
Stalinschen Bürokratie zu schmutzig wäre, um einen selbständig denkenden
Genossen zu entfernen“, hieß es einmal im „Roten Kurier“.2358 Tatsächlich
führte das ZK die Auseinandersetzung mit den Linkskommunisten auf allen
Ebenen – manchmal sogar juristisch: Ursprünglich gehörte der Suhler
„Volkswille“ zur KPD. Zu dieser Zeit hatte die Peuvag, die parteieigene
Papiererzeugungs- und Verwertungsgesellschafts AG, der Redaktion eine
Setzmaschine überlassen. Als die Zeitung dann zum Organ des
Leninbundes wurde, verlangte die Peuvag die Maschine wieder zurück und
zog vor das Landgericht Meiningen. Mit Erfolg: Der Richter entschied
zugunsten der Partei und forderte die Redaktion auf, die Setzmaschine
zurückzugeben oder 39.000 Reichsmark an die Gesellschaft zu zahlen.2359
Interessant ist, dass sich die KPD-Linke bei ihrem Kampf um die Partei
in verschiedenen Punkten an der SPD-Opposition des Kaiserreichs
orientierte. Beispielsweise war die Diskussion der Leninbund-Mitglieder,
ob man weiter für eine Reform der Partei kämpfen oder sich unabhängig
organisieren solle, keineswegs neu. Sie wurde bereits während des Ersten
Weltkriegs von den SPD-Linken geführt. Während die Spartakusgruppe
lange für einen Verbleib in der Sozialdemokratie argumentierte, drängten
die Bremer Linksradikalen schon auf eine Trennung.2360 Auch die
Beitragsverweigerungskampagnen der KPD-Linken hatten ein historisches
Vorbild: Im Jahr 1916 rief der Spartakusbund die SPD-Mitglieder zur
Beitragssperre auf, um damit gegen den Kurs der Partei zu protestieren.2361
In ihrer Namensgebung lehnten sich die oppositionellen Kommunisten
ebenfalls an die Luxemburg-Strömung der Sozialdemokratie an. Beim
„Spartakusbund Nr. 2“ ist der Namenspate offensichtlich. Aber auch die
Zeitschrift „Kommunist“ hatte einen oppositionellen Vorgänger: Unter dem
gleichen Namen erschien seit November 1918 das Organ der
Internationalen Kommunisten Deutschlands.2362 Die von verschiedenen
Oppositionellen verwendete Analogie eines „neuen Zimmerwalds“ verwies
ebenfalls auf die Diskussionen in der früheren Sozialdemokratie. Selbst die
Art, wie manche Oppositionelle Auseinandersetzungen führten, ließ sich
schon dort beobachten. Ralf Hoffrogge berichtet aus den 1890er Jahren von
der „Tendenz einiger Oppositioneller, persönliche und politische Vorwürfe
zu vermischen. Diese personalisierte Debattenkultur war ein Überbleibsel
der Verbotszeit, in der Richtungsstreits oft indirekt und über Personenstreits
ausgetragen wurden.“2363
Doch in der KPD blieb es nicht bei persönlichen Vorwürfen. Vielmehr
fanden die Auseinandersetzungen zwischen ZK und Opposition in einem
bislang nicht erforschten Ausmaß auch auf physischer Ebene statt. In der
Literatur ist vielfach die Neigung der Weimarer Kommunisten dargelegt
worden, Gewalt gegenüber politischen Gegnern anzuwenden. Gerade in den
früher 1930er Jahren kam es immer wieder zu Prügeleien zwischen
Kommunisten und Nationalsozialisten sowie zu gewalttätigen Konflikten
mit der Staatsmacht.2364 Doch schon ab Mitte der 1920er Jahre fanden
physische Auseinandersetzungen statt – zwischen ZK-Anhängern und
Unterstützern der linken Opposition. Der Kampf um die Partei war im
wahrsten Sinne des Wortes einer.
Das ZK setzte gerne und häufig „Rollkommandos“ ein, die
Veranstaltungen der Linkskommunisten wurden, so Zimmermann,
„planmäßig gestört“.2365 Als beispielsweise Ruth Fischer im Dezember
1927 in Dortmund auftrat, reisten eigens 50 KPD-Mitglieder aus Bochum
an, um die Versammlung zu sprengen.2366 Im selben Monat ließ die
Parteiführung auch eine Veranstaltung der Linken in Berlin stören. In
Bökers Festsälen in Friedrichshain sei es ihr gelungen „durch militärischen
Anmarsch des RFB in Uniform und mit ‚festgeschnallter Koppel‘ des Lokal
‚im Sturm‘, d. h. durch früheres Öffnen des Saales durch den Wirt zu
besetzen“, berichtete die „Fahne des Kommunismus“.2367
Dementsprechend waren die Oppositionellen gezwungen, Genossen zum
Schutz ihrer Treffen zu engagieren. Während einer Sitzung der
Urbahnsgruppe in Dortmund waren Mitglieder des KJVD zum
Sicherheitsdienst auf der Straße eingeteilt.2368 Eine Versammlung der
Entschiedenen Linken in Berlin sicherten Mitglieder des RFB aus dem
Bezirk Wedding.2369 Im Februar 1928 mussten Otto Kilian und Hugo
Urbahns in Halle vor 150 bis 200 Rotfrontkämpfern geschützt werden, die
die Bezirksleitung dorthin entsandt hatte. Die Schlägereien zwischen
linientreuen und oppositionellen Kommunisten zogen sich die gesamte
Nacht lang. In Aachen musste im August 1927 nach schweren Tumulten
sogar die Polizei anrücken und den Saal räumen, in dem eigentlich eine
Versammlung der Urbahns-Gruppe stattfinden sollte.2370 Mitglieder der
Gruppe Kommunistische Politik klagten sogar einmal, dass das ZK „das
Leben oppositioneller Genossen durch planmäßig vorbereitete Überfälle mit
Totschlägern, Schlagringen usw.“ bedrohe.2371
Wenige Wochen zuvor waren Karl Korsch und sechs oder sieben andere
Mitglieder der Gruppe auf offener Straße von KPD-Mitgliedern verprügelt
worden. Als sie sich nach ihrer Sitzung im Berliner Süden auf den
Heimweg machten und „die dunkle und menschenleere Straße betraten“, da
sahen sie sich, so berichtete zumindest die „Kommunistische
Arbeiterzeitung“, „plötzlich einer Bande von ca. 50 Wegelagerern
gegenüber, die, ohne dass ein Wortwechsel nennenswerter Art stattgefunden
hatte, über die Korschisten herfielen. Korsch selbst wurde zu Boden
geschlagen und braun und blau geprügelt, dem Genossen Schoot aber,
einem im Betriebe stehenden Arbeiter, schlugen die Burschen den Schädel
ein. Er liegt heute schwer krank darnieder.“ Wenige Tage später erlebte die
Auseinandersetzung noch ein Nachspiel. Heinrich Schlagewerth, der
ebenfalls zu den Überfallenen gehörte, stellte in den Wandelgängen des
Reichstags den KPD-Abgeordneten Hans Pfeiffer zur Rede, da dieser als
vermeintlicher Drahtzieher des Angriffs galt. Als dieser „eine schnodderige
Antwort gab und sich frech zu weiteren Überfällen bekannte, versetzte ihm
Schlagewerth eine derbe Tracht Prügel“, triumphierte die „Kommunistische
Arbeiterzeitung“. Pfeiffer habe nun „eine erste Vorahnung eines Denkzettels
weg“.2372
Immer wieder beklagten sich Linkskommunisten über das Auftreten der
„Rowdys“ – gemeint waren ZK-Anhänger.2373 Doch auch sie gingen, wie
der Angriff Schlagewerths auf Pfeiffer zeigt, nicht immer kameradschaftlich
mit ihren innerparteilichen Kontrahenten um. Der ZK-Anhänger Josef
Gutsche berichtete beispielsweise von den „Knüppelgarden der Ruth-
Fischer-Leute“ im Wedding, gegen die er und seine Genossen sich „mit den
gleichen Mitteln“ wehren mussten.2374 Bei einer Versammlung in Berlin im
Mai 1926 wurde ein ZK-treuer Genosse von den anwesenden Ultralinken
„verprügelt und hinausgeworfen“.2375 In Düsseldorf drang der
Oppositionelle Ernst Schwarz im September 1926 gemeinsam mit etwa 40
Anhängern gewaltsam in eine Parteiversammlung ein.2376 Der Versuch
Schwans, sich bei einer Unterkonferenz des Bezirks Duisburg als
Koreferent Gehör zu verschaffen, löste eine Prügelei aus.2377 Die von der
Entschiedenen Linken dominierte Ortsgruppe Ickern wurde von der
Parteiführung aufgelöst, nachdem es im Anschluss an eine Versammlung zu
einer Straßenschlägerei zwischen Anhängern des ZK und Oppositionellen
gekommen war. Als Vertreter der Bezirksleitung Ruhr die Ortsgruppe
besuchten, wurden sie mit Bierkrügen beworfen und als „Weißgardisten“
und „Konterrevolutionäre“ beschimpft.2378 Aber auch schon geringere
Anlässe führten zu Auseinandersetzungen: Bei einer Parteiversammlung
sagte ein ZK-Anhänger angeblich, es sei richtig, als Soldat an der Front auf
Rotgardisten zu schießen: „Der Redner wurde dafür von einem
Oppositionellen verprügelt.“2379
Genau wie die ZK-Anhänger setzten die Linksoppositionellen gezielt
Gewalt ein. So war in einem Rundschreiben der KPD im Ruhrgebiet zu
lesen: „In Hamm haben die Genossen der Opposition einen
Betriebsratsvorsitzenden – einer unserer besten Genossen – mit der
Schreibmaschine geschlagen, so dass er sich ins Lazarett begeben musste.“
Außerdem habe ein Oppositioneller dem „Gen. Köhler den Kopf blutig
geschlagen und ihn derart misshandelt, dass er selbst eine Hand verbinden
musste.“2380 Häufiges Opfer der linkskommunistischen Angriffe war
Wilhelm Pieck. So berichtete der Reichskommissar zur Überwachung der
öffentlichen Ordnung, dass der spätere Präsident der DDR im November
1927 in den Berliner Pharussälen „von Anhängern der Opposition
verprügelt“ wurde und anschließend „mit Heckert unter starker Begleitung
den Saal verlassen“ musste.2381 Fünf Monate später nahm Pieck an einer
Versammlung des Unterbezirks Weißensee teil. Dort erschien auch der von
der Parteiführung abgesetzte linke Polleiter Böttcher und übernahm „mit
Billigung der Versammlung den Vorsitz“, ließ einen anderen ZK-Vertreter
„auf die Straße werfen und verprügeln und entzog Pieck das Wort.“2382
Immerhin: Anders als bei den Auseinandersetzungen zwischen
Kommunisten und Nationalsozialisten oder der Polizei wurde hier niemand
getötet. Unschuldig an der Gewalt war die Parteilinke aber keineswegs. Die
„Militarisierung“ der KPD war vielmehr Teil des
Bolschewisierungsprozesses, der in den Jahren begann, als sie die
Parteiführung stellte.2383 Exemplarisch hierfür steht vielleicht das Verhalten
des späteren Weddinger Oppositionellen Hans Weber. Als Bezirksleiter der
Pfalz besuchte er am 31. Dezember 1924 eine Mitgliederversammlung der
Ortsgruppe Ludweiler, die damals gegen seinen politischen Kurs im Bezirk
opponierte. Die Auseinandersetzung mit den andersdenkenden Genossen
führte er auf eine sehr eigene Art: Er griff zum Revolver und schoss zwei
Parteimitgliedern in die Beine.2384
Wenn also führende Linkskommunisten die Gewalt der Parteiführung
gegen die Opposition kritisierten, dann taten sie das zwar zu Recht. Doch
sie selbst handelten auch nicht anders, als sie noch die Möglichkeit dazu
hatten. Insofern trafen sie wieder einmal auf die Geister, die sie selbst
gerufen hatten.
6.4.2 Schulungen und Veranstaltungen
Oskar Seipold hatte ein Problem erkannt. „Die Leipziger haben sich sehr
vergrößert“, schrieb er im Oktober 1930 an Trotzki, „aber das
Entscheidende ist, ob sie die Mitglieder halten werden!“ Als Lösung schlug
er vor, die Genossen in erster Linie „zu bewussten Linken“ zu machen, sie
also zu „schulen, dass sie als Agitatoren an die Parteigenossen, d. h. an die
Arbeiter-Mitglieder herantreten können […].“2385
Auch andere linkskommunistische Organisationen legten Wert auf die
politische Bildung ihrer Unterstützer. Die Gruppe Kommunistische Politik
hielt beispielsweise im Herbst 1927 einen „marxistischen Bildungskurs“ in
einem Landschulheim an der Ostsee ab.2386 Es handelte sich dabei um ein
Seminar, bei dem „wir die 30 besten Genossen aus Deutschland rund
fünfzehn Tage lang versammeln und ihnen behilflich sein wollen, sich so
gut wie möglich in der marxistischen Theorie zu schulen“, berichtete Karl
Korsch. Die „Begeisterung der Genossen“ für dieses Projekt sei „groß und
allgemein“.2387
Ob die Opposition regelmäßig solche internen Schulungen durchführte,
ist nicht bekannt. Leider liegen zu wenige Dokumente vor, um eine
fundierte Analyse liefern zu können. Nur unwesentlich besser ist die
Quellenlage zu den öffentlichen Veranstaltungen, welche die
Linksoppositionellen durchführten. Gelegentlich finden sich in ihren
Zeitschriften Ankündigungen, Anzeigen oder auch Berichte. Zudem
existieren einige Augenzeugenberichte von ZK-treuen „Spionen“, die für
die Parteiführung solche Versammlungen beobachteten. Für eine
qualifizierte Darstellung dieser Form der linkskommunistischen
Propagandaarbeit reichen aber auch sie nicht aus. Daher werde ich im
Folgenden versuchen, anhand der überlieferten Beispiele wenigstens einige
Eckpunkte darzustellen.
Bis Anfang des Jahres 1927 hatten die Linken fast ausschließlich
versucht, ihre Ansichten innerhalb der KPD vorzubringen, also bei
Veranstaltungen der Partei. Doch immer seltener bekamen sie dort die
Möglichkeit, ein Koreferat zu halten oder sich überhaupt zu Wort zu
melden. Zudem waren mittlerweile nahezu alle prominenten
Linkskommunisten aus der KPD ausgeschlossen. Das zwang sie einerseits,
eigenständige Strukturen aufzubauen. Anderseits erleichterte es ihnen
natürlich auch, öffentlich als Referenten aufzutreten, da sie keine
Repressionen mehr durch die Parteiführung befürchten mussten.
Dementsprechend organisierte die Opposition ab dem Frühjahr 1927
große eigenständige Versammlungen, bei denen meist ihre prominentesten
Köpfe sprachen. Hugo Urbahns und Werner Scholem agitierten
beispielsweise gemeinsam „Gegen Kriegsgefahr und Intervention, gegen
Bürgerblock und seinen Zollwucher!“.2388 Alleine dozierte Urbahns über
„Die Lehren der letzten Lohnkämpfe“ oder „Den Verrat an den
Ruhrarbeitern“.2389 Scholem sprach über „Die Kämpfe der Arbeiterklasse
und der Leninbund“.2390 Manche Linke gingen regelrecht auf
Veranstaltungsreise. So referierte Ackerknecht beispielsweise im Jahr 1932
bei insgesamt 85 Versammlungen.2391 Solange die Opposition noch
Reichstagsabgeordnete in ihren Reihen hatte, tourten diese dank
Bahnfreikarte durchs Land.
Gerade die bekannten Vertreter der Linken sorgten oftmals für volle
Säle. Zum ersten öffentlichen Event der Fischer/Urbahns-Gruppe im Mai
1927 erschienen etwa 2.000 Personen.2392 Einen Auftritt von Ruth Fischer
in den Berliner Pharus-Sälen wollten zwischen 1.100 und 1.200
Interessierte sehen.2393 Ebenfalls als „vollen Erfolg“ wertete die
Entschiedene Linke eine öffentliche Versammlung mit Ernst Schwarz in
Weißenfels, zu der 400 bis 500 Personen erschienen waren.2394 500 Gäste
waren es bei einer im Berliner Bezirk Neukölln veranstalteten Lenin-
Luxemburg-Liebknecht-Gedenkveranstaltung. Der Veranstaltungsraum sei
„voll besetzt“ gewesen, berichtete ein Teilnehmer: „Geschmückt war der
Saal mit Bildern von Lenin, Liebknecht und Luxemburg. Rote
Transparente: ‚Arbeiter, vereinigt Euch gegen Weltimperialismus‘ und
‚Hoch die Fahne des Kommunismus‘, Werbeplakate für den ‚Suhler
Volkswillen‘ waren rings im Saal angebracht. Eingeleitet wurde die Feier
mit dem Musikstück ‚Brüder, zur Sonne‘, ohne Gesang. Hierauf
Filmvorführung ‚Völkermai‘.“2395
Am 4. November 1927 organisierte die Fischer/Urbahns-Gruppe in
Berlin eine große Veranstaltung zum 10. Jahrestag der Russischen
Revolution.2396 Zwei Wochen später gab es auch in Breslau eine
Revolutionsfeier inklusive Konzert und „Roter Revue“, bei der „über 1.200
Arbeiter anwesend waren“.2397 Es war die zweite große Veranstaltung der
linken Opposition der schlesischen Stadt binnen zwei Monaten. Zuvor hatte
bereits eine Versammlung mit Werner Scholem stattgefunden. In einem
Brief an die dortigen Genossen mahnte er an: „Macht gute Propaganda für
die Versammlung. Ihr müsst Plakate durch die Straßen tragen. 3.000 Zettel
sind für die Propaganda etwas wenig.“2398
Finanziert wurden solche Großveranstaltungen, wie die meisten anderen
Aktivitäten der Opposition, über Spenden. Bei einer KPD-Versammlung im
Sommer 1927 sammelten die Dortmunder Linkskommunisten
beispielsweise 9,60 Mark zur Vorbereitung einer Veranstaltung mit Ruth
Fischer.2399 Bei manchen öffentlichen Versammlungen mussten die
Besucher auch Eintritt zahlen. Ein Auftritt von Urbahns oder Scholem
kostete 20 Pfennig, für Erwerbslose war er kostenfrei.2400
Den Alltag der Linkskommunisten bestimmten aber weniger die
Großveranstaltungen mit prominenten Rednern als vielmehr die eher
kleinen regelmäßigen Treffen der Basisgruppen. Genau wie Schulungen
und Großveranstaltungen dienten sie einerseits dem
Zusammengehörigkeitsgefühl, anderseits der politischen Bildung. So ging
es bei einem Treffen der Entschiedenen Linken in Berlin-Wedding um die
Frage „Was geht heute in Russland vor?“2401 Die Trotzkisten in Leipzig
analysierten „Die Lage der Arbeiterklasse und ihre[n] Ausweg“.2402 Solche
Veranstaltungen stießen auf großes Interesse, erinnert sich Hippe: „In
Diskussionsabenden, die wir in den Unterbezirken veranstalteten, fanden
viele KPD-Mitglieder zu uns. Es kamen auch Angehörige anderer
Organisationen, die sich für unseren Standpunkt interessierten und sich an
der Diskussion beteiligten.“2403
Angekündigt wurden diese Treffen in Rundschreiben und zum Teil auch
in den Zeitschriften der Opposition. Der „Rote Kurier“ veröffentlichte
beispielsweise einen Versammlungskalender, dem man entnehmen konnte,
dass sich die Ortsgruppe Leipzig-Westen jeden Freitag und die Gruppe
Leipzig-Zentrum jeden Montag „im bekannten Lokal“ treffe. Die
Entschiedene Linke in Berlin-Lichtenberg hielt ihre Versammlungen im
Lokal Niekusch ab und die Korsch-Gruppe in München in den Lothringer
Bierhallen.2404 Mit diesen Treffen in Kneipen führten die
Linkskommunisten eine lange Tradition der Arbeiterbewegung fort. Schon
im Kaiserreich war die Wirtsstube, so Hoffrogge, „das proletarische
Wohnzimmer, das in den Mietskasernen fehlte“. Sie diente nicht nur dem
Konsum alkoholischer Getränke, sondern auch als politischer
Versammlungs- und Kommunikationsort – vor allem zur Zeit des
Sozialistengesetzes: Während des SPD-Verbots „überwinterte“ die
Arbeiterbewegung „relativ unbeschadet in den Hinterzimmern der
Kneipen.“2405 Damals planten hier Sozialdemokraten und Gewerkschafter
Streiks, Demonstrationen und Aufstände. Ein halbes Jahrhundert später
diskutierten ausgeschlossene KPD-Mitglieder beim Bier darüber, ob und
wie sie ihre Partei noch retten könnten.

6.4.3 Wahlen und Wahlkämpfe


Beim Gründungsparteitag der KPD hatte sich noch der linke Flügel mit
seiner Forderung durchgesetzt: keine Beteiligung an den Wahlen zur
Nationalversammlung. Doch es sollte das letzte Mal in den Jahren der
Weimarer Republik sein, dass die Partei eine Wahl boykottierte. Schon bald
wurde die von Rosa Luxemburg formulierte Position zum Konsens, dass
sich die KPD – solange sie nicht die absolute Mehrheit im Staate stelle –
am „bürgerlichen Parlamentarismus“ beteiligen solle. Tatsächlich nahm sie,
unabhängig davon, welche Strömung die Parteiführung stellte, in den
folgenden Jahren an allen denkbaren Wahlen teil. Sie stellte nicht nur Listen
für die Kommunal-, Landtags- und Reichstagswahlen auf, sondern
präsentierte sowohl 1925 als auch 1932 einen eigenen
Präsidentschaftskandidaten.
Auch unter den linksoppositionellen Kommunisten war diese Haltung
unumstritten. Diskutiert wurde lediglich, ob man bei Wahlen die KPD
unterstützen oder mit eigenständigen Listen antreten solle. Wie geschildert
zerbrach nicht zuletzt der Leninbund an dieser Frage. Große Teile der
linken Opposition sahen sich – selbst wenn sie bereits aus der Partei
ausgeschlossen waren – als Teil der KPD. Dementsprechend machten sie
wie selbstverständlich Wahlkampf für die Partei, die nichts mehr mit ihnen
zu tun haben wollte. Die Mitglieder der VLO beispielsweise sammelten
Spenden, arbeiteten in den Wahlbüros und verteilten Flugblätter. Oft
geschah dies gegen den Willen der lokalen Parteifunktionäre, manchmal
jedoch auch unter deren stillschweigender Duldung, gelegentlich sogar nach
expliziter Aufforderung.2406 In Sachsen brachte die Gruppe zur
Landtagswahl 1930 eine Sondernummer des „Kommunisten“ in einer
Auflage von 10.000 Exemplaren heraus.2407 Darin hieß es: „Trotz aller ihrer
schwerer Fehler ist unsere Partei eine kommunistische, eine revolutionäre
Partei geblieben.“ Deshalb könne es „für einen klassenbewußten Arbeiter
am 22. Juni keine andere Losung geben als: Für die KPD – Für Liste 3.“2408
Zudem verteilten die Linkskommunisten Flugblätter, die „großen Anklang
unter den Parteimitgliedern“ fanden, wie Roman Well berichtete.
„Besonders waren es die Parolen ‚Alle Kräfte im Dienste der Partei‘,
‚Wählt KPD‘, die am stärksten gewirkt haben. […] In manchen Orten, wie
in Limbach und Chemnitz, hat man sich förmlich auf die Flugblätter
gestürzt.“2409 Auch zwei Jahre später unterstützte die Linke Opposition die
KPD. Bei der Reichspräsidentenwahl im Frühjahr 1932 rief sie dazu auf, für
Ernst Thälmann zu stimmen.2410 Im Sommer kämpfte sie dann dafür, dass
die Partei mit einem guten Ergebnis wieder in den Reichstag einzieht:
„Während des Wahlkampfes hat die deutsche Opposition sehr aktiv
gearbeitet, Aufrufe geklebt, Losungen auf öffentliche Gebäude gemalt, was
von der Polizei streng verboten war.“2411 In Bruchsal, wo die Trotzkisten
die KPD-Gruppe stellten, geschah dies recht erfolgreich. Sie erhielten
knapp 1.000 Stimmen, während auf die Sozialdemokratie lediglich 500
entfielen.2412 Zugleich nutzten die Linken den Wahlkampf auch zur
Eigenwerbung, wie ein Bericht aus Berlin zeigt:

Bei Gen. Sascha Müller ließ die Zellenleitung große Transparente mit
dem Aufruf „Wählt die KPD. Liste 4“ anbringen. Die Opposition
brachte aus eigenen Mitteln daneben ein noch größeres Transparent an,
auf dem zu lesen stand: „Für die Einheit der Partei Lenins“. So konnten
tagtäglich die Weddinger Proleten, die durch die Wiesen- oder Kolberger
Straße zur Arbeit gehen, die Parole der Opposition lesen.2413

Das einzige deutschlandweite Plebiszit, bei dem Linksoppositionelle


gegen die KPD antraten, war die Reichstagswahl im Mai 1928. Gemäß der
Entscheidung des Gründungsparteitages stellte der Leninbund, dort wo er
stark genug war, eigene Listen auf. Dies gelang ihm immerhin in 24 von 35
Wahlkreisen. Zumeist firmierten die Wahlvorschläge unter dem Namen
„Linke Kommunisten“. In der Pfalz, wo sich auch Mitglieder der
Weddinger Opposition an der Wahlliste beteiligten, nannte man sich „Alte
Kommunistische Partei“.2414
Dadurch, dass die Linken Kommunisten zum Zeitpunkt der
Reichstagsauflösung in Fraktionsstärke im Parlament vertreten waren,2415
erhielten sie die verhältnismäßig günstige Listennummer 8.2416 Doch nicht
zuletzt angesichts der Tatsache, dass zahlreiche prominente
Linkskommunisten den Leninbund kurz nach der Gründung wieder
verlassen hatten, geriet der Wahlkampf zum Kraftakt. Dass die
übriggebliebenen Mitglieder diese Herausforderung annahmen, illustriert
ein Papier aus Berlin. Demnach fanden dort in den zwei Wochen vor dem
Wahlsonntag jeden Tag Aktivitäten der Gruppe statt: Allein vier
Veranstaltungen waren für die Tage zwischen dem 6. und dem 8. Mai 1928
anberaumt. Darüber hinaus zogen „Klebekolonnen“ um die Häuser,
Genossen verteilten Flugblätter, steckten Handzettel in die Briefkästen und
brachten eine Sonderausgabe des „Volkswille“ unter das Wahlvolk.2417
Der Wahlkampf des Leninbundes richtete sich gegen Aufrüstung und für
die Einführung des Siebenstundentages. Vor allem aber thematisierte er die
Stalinisierung von KPD und Komintern. Denn, so hieß es in einer
Wahlwerbung, wer für die linken Kommunisten stimme, zeige, dass er nicht
nur gewillt sei, „mit uns zu kämpfen gegen die Bourgeoisie, gegen die
reformistischen Arbeiter-Verräter in der SPD“, sondern auch „gegen den
heutigen Kurs der KPD und der Kommunistischen Internationale!“ Nicht
unbedingt am Bewusstsein der Bevölkerungsmehrheit anknüpfend,
skandierte die Organisation: „Genosse! Du bist gegen die Verbannung der
alten Leningarde! Protestiere gegen ihre Verschickung! Wähle Linke
Kommunisten! Liste 8“. Jede Stimme für den Leninbund sei eine Stimme
„für die Wiedervereinigung aller Kommunisten auf Lenin’scher Grundlage!
Für die Aufhebung der Verbannung von Trotzki und der anderen Führer der
Linken in der Kommunistischen Partei der Sowjet-Union! Für die
Herausbildung einer wirklich Leninistisch-Kommunistischen Partei und –
Internationale!“2418 Zimmermanns Einschätzung, dass dies wohl nur auf
ehemalige KPD-Wähler Eindruck machen konnte, ist nichts
hinzuzufügen.2419
Insofern ist auch das Ergebnis der Wahl wenig verwunderlich. Insgesamt
wurden 30.738.762 gültige Stimmen abgegeben. Auf die Listen der Linken
Kommunisten entfielen gerade einmal 80.230 Stimmen. Das entsprach
einem Anteil von 0,26 Prozent (Vgl. Tabelle 23). Damit hatte der
Leninbund zwar die für ein Reichstagsmandat nötigen 60.000 Stimmen
aufgebracht. Da es ihm jedoch nicht gelang, mindestens in einem Wahlkreis
ein Direktmandat zu holen, war er im kommenden Reichstag nicht
vertreten. Die KPD hingegen erzielte 3.262.876 Stimmen (10,61 Prozent)
und zog mit 54 Abgeordneten in das Parlament ein. Damit lag der Anteil
von Leninbundstimmen gegenüber KPD-Stimmen bei unter 2,5 Prozent.
Selbst wenn man nur jene Wahlkreise berücksichtigt, in denen die Linken
Kommunisten antraten, verbessert sich das Verhältnis kaum. In diesem Fall
beträgt es etwa 3:100.2421
Tabelle 23: Stimmen für Linke Kommunisten bei der Reichstagswahl, 20. Mai 19282420
Rüdiger Zimmermann hat in seiner Arbeit über den Leninbund
ausführlich dessen Wahlergebnis ausgewertet.2422 Er kommt zu dem
Schluss, dass die Linken Kommunisten gerade in Orten und Regionen
schlecht abschnitten, in denen die KPD viele Stimmen erhielt. Als Beispiele
nennt er die Wahlkreise Berlin, Merseburg und Düsseldorf-Ost. Umgekehrt
seien die Linkskommunisten dort besonders erfolgreich gewesen, wo die
KPD kein gutes Ergebnis erzielte, etwa in der Pfalz, Hessen-Darmstadt und
Baden. Die Annahme, dass der Leninbund „dort am besten verwurzelt sei,
wo es eine feste alte KPD-Tradition gebe“, habe sich also „als falsch“
erwiesen. Das Ergebnis zeige zudem, dass der Leninbund dort, wo er (für
seine Verhältnisse) erfolgreich war, der KPD Stimmen weggenommen habe.
In diesen Gegenden hätten die Kommunisten meist – gegen den
Reichstrend – ihr Wahlergebnis verschlechtert, in der Pfalz beispielsweise
um 16,5 Prozent. Diese Stimmverluste habe der Leninbund aber keineswegs
auffangen können, vielmehr sei die SPD der Profiteur gewesen. Die
Teilnahme der Linkskommunisten an der Wahl habe also für die KPD
„deutlich negative Folgen“ gehabt, „im lokalen wie wohl auch im
regionalen Maßstab“. Dies könnte nicht im Interesse des Leninbundes
gelegen haben und ließe „sein Auftreten als ‚Wahlverein‘ wiederum
problematisch“ erscheinen.2423
In dieser Schlussfolgerung folge ich Zimmermann. Sie ergibt sich vor
allem aus dem widersprüchlichen Konzept des frühen Leninbundes, sich als
innerparteiliche Opposition der KPD zu verstehen und gleichzeitig in
Konkurrenz zu ihr aufzutreten. Doch analytisch würde ich etwas andere
Akzente setzen. So erscheint mir die Herangehensweise, die Leninbund-
Stimmen in Verhältnis zu den KPD-Stimmen zu setzen, insofern
problematisch, als man dadurch wenig über die wirkliche Stärke der
Linkskommunisten in einer Region erfährt. In einer KPD-Hochburg
erscheinen sie mit großer Wahrscheinlichkeit als schwach, auch wenn sie
möglicherweise ein vergleichsweise gutes Ergebnis erzielt haben. Dies trifft
beispielsweise auf den Wahlkreis Potsdam I zu. Hier erzielte der Leninbund
in absoluten Zahlen (4.087) sein viertbestes Ergebnis und auch sein
Stimmanteil (0,41 Prozent) lag über dem Durchschnitt aller Wahlkreise.
Doch da die KPD hier auf 17,1 Prozent der Stimmen kam, schneidet die
Organisation im direkten Vergleich nicht gut ab.2424 Genauso umgekehrt: In
Franken erzielten die Linkskommunisten eines ihrer schlechtesten
Ergebnisse. Da die KPD aber ebenfalls schlecht abschnitt (3,0 Prozent),
handelt es sich nach Zimmermanns Methode um eine Leninbund-Hochburg.
Stattdessen würde ich die prozentualen Ergebnisse als Maßstab dafür
heranziehen, ob die Organisation in einer Region gut abgeschnitten hat.
Nach dieser Vorgehensweise war der Leninbund in folgenden Wahlkreisen
am erfolgreichsten: In der Pfalz (0,76 Prozent), in Hessen-Darmstadt (0,65
Prozent), Oppeln (0,56 Prozent) und Baden (0,54 Prozent). Sowohl bei
Hessen-Darmstadt als auch bei Baden handelte es sich Wahlkreise, in denen
sich auch lokale Hochburgen der Gruppe befanden (Neu-Isenburg sowie
Bruchsal und Mannheim).2425 Das gilt ebenso für die Pfalz (Speyer), wo
sich zusätzlich der gemeinsame Wahlantritt mit der Weddinger Opposition
(Ludwigshafen) bemerkbar machte. Nur das Ergebnis im Wahlkreis Oppeln
lässt sich auf diese Weise nicht erklären. Allerdings ist insgesamt viel zu
wenig über die linken Kommunisten in der Provinz Oberschlesien bekannt,
um qualifizierte Aussagen über das verhältnismäßig starke Abschneiden
dort machen zu können. Deutlich wird nur: Das von Zimmermann
entwickelte Schema trifft hier keineswegs zu. Seit dem Jahr 1924 schnitt
nämlich die KPD in Oberschlesien bei allen Reichstags- und
Landtagswahlen besser ab als die Sozialdemokratie.2426 Ein „starker“
Leninbund bedeutete also nicht automatisch, dass die KPD ein schlechtes
und die Sozialdemokratie ein gutes Ergebnis erzielte.
Zusammengenommen zeigt das Ergebnis der Reichstagswahl, dass die
linke Opposition ihrer Mutterpartei keineswegs Paroli bieten konnte.
Ähnliches wurde auch bei diversen Landtags- und preußischen
Provinziallandtagswahlen der kommenden zwei Jahre deutlich, wo
verschiedene linkskommunistische Gruppierungen antraten. Meist handelte
es sich dabei um die „Linke Kommunisten“-Liste des Leninbundes. Doch
gelegentlich kämpfen auch andere oppositionelle Gruppierungen um
Mandate – beispielsweise in Hamburg: Hier bemühte sich im Februar 1928
die Gruppe Kommunistische Politik unter dem Label „Internationale
Kommunisten“ um den Einzug in die Bürgerschaft.2427 Doch weder hier
noch bei einer anderen Wahl gelang es den Oppositionellen, auch nur
annähernd ein halbes Prozent der Stimmen zu erhalten. Das noch „beste“
Ergebnis erzielten die Linken Kommunisten im Mai 1928 in Anhalt, wo sie
auf 0,39 Prozent kamen (Vgl. Tabelle 24).
Tabelle 24: Stimmen für Linke Kommunisten bei Landtags- und Provinziallandtagswahlen
Höchstens auf kommunaler Ebene gelangen den Linksoppositionellen
gelegentlich einmal Achtungserfolge. So zog im Mai 1926 in der
Ruhrgebietsstadt Castrop-Rauxel ein Kandidat der Entschiedenen Linken in
den Stadtrat ein.2428 Ebenfalls einen Sitz im Kommunalparlament konnten
die Linken Kommunisten in Dortmund im Jahr 1928 erringen.2429 Ein Jahr
später, im November 1929, gewann das Leninbund-Mitglied Johann
Triebeck in Wattenscheid ein Mandat.2430 Im selben Jahr zog in Speyer der
1926 ausgeschlossene Julius Priefer für den Leninbund in den Stadtrat
ein.2431 Gegenüber der Reichstagswahl im Jahr zuvor konnten die Linken
Kommunisten hier ihre Stimmenzahl von 272 auf 495 fast verdoppeln.2432
Bei der Ludwigshafener Stadtratswahl gewann Max Frenzel von der
Weddinger Opposition ein Mandat. Seine Liste erhielt etwa ein Drittel der
KPD-Stimmen.2433 In Iserlohn gelang es dem Leninbund sogar, die
Kommunistische Partei zu überflügeln. Während 380 Personen für die
KPD-Liste votierten, erhielt die der Linken Kommunisten 746 Stimmen.
Für beide Gruppierungen bedeutete das je ein Stadtverordnetenmandat.2434
Auch in seiner Hochburg in Rathenow konnte der Leninbund im Jahr 1929
ein kommunales Mandat erringen, das der frühere Reichstagsabgeordnete
Otto Weber wahrnahm.2435 Bei der Kreistagswahl in Süderdithmarschen,
der Heimat Hugo Urbahns, gewann die Organisation ebenfalls einen Sitz.
Die KPD trat gar nicht erst an.2436
Doch wirklich beeindrucken konnte die Linke Opposition nur bei
einigen wenigen kommunalen Wahlen. Wie schon geschildert, erzielte der
Leninbund im hessischen Neu-Isenburg im Herbst 1929 das Rekordergebnis
von 25,9 Prozent der Stimmen und zog mit sieben Abgeordneten als
zweitstärkste Kraft in den Gemeinderat ein.2437 Ähnlich gut schnitt die
Gruppe Kommunistische Politik in Bocholt ab.2438 Bei der am 17.
November 1929 stattfindenden Stadtratswahl entfielen auf die nach ihrem
prominentesten Vertreter benannte „Liste Josef Schmitz“ 2.507 von
insgesamt 12.498 Stimmen, was einem Anteil von 20,1 Prozent
entsprach.2439 Das waren nahezu doppelt so viele Stimmen wie für die SPD,
die 1.267 Wähler für sich begeistern konnte (10,1 Prozent). Die KPD stellte
keine eigene Liste auf. Bei der am selben Tag stattfindenden
Provinziallandtagswahl trat sie jedoch an – mit verblüffendem Ausgang:
Bei dieser Wahl entfielen in Bocholt 1.766 von 12.613 Stimmen auf die
KPD (14,0 Prozent), 1.378 auf die SPD (10,9 Prozent) und lediglich 130
Stimmen auf die – nicht mit der Gruppe Kommunistische Politik
identischen – Linken Kommunisten (1,0 Prozent).2440
Dieser Vergleich belegt Zimmermanns These, dass KPD-Wähler bei
„Wahlen auf der unteren Ebene […] eher als im Reich bereit [waren],
Proteststimmen gegen die offizielle KPD-Politik abzugeben.“2441 Zudem
macht er aber deutlich, wie wichtig bei Kommunalwahlen der „subjektive
Faktor“ war. Dem lokalen „Arbeiterhelden“ Josef Schmitz gelang es
offensichtlich, weit über das kommunistische Milieu hinaus Menschen zu
erreichen. Während sich die sozialdemokratischen Ergebnisse beider
Wahlen kaum voneinander unterschieden, konnte Schmitz’ Liste bei der
Stadtratswahl über 600 Wähler oder fünf Prozentpunkte mehr für sich
gewinnen als KPD und Linke Kommunisten zusammen bei der
Provinziallandtagswahl. Die Prominenz von Schmitz in der Stadt
unterstreicht auch die Tatsache, dass seine Liste als einzige nach einer
Person benannt war.2442
Zusätzlich spielte natürlich die lokale Verankerung einer
linkskommunistischen Gruppe für den Wahlerfolg eine Rolle. Im Fall
Bocholt war sie gegeben, da einst die mehrere hundert Personen starke
KPD-Ortsgruppe aus der Partei ausgetreten war und sich der Gruppe
Kommunistische Politik angeschlossen hatte. Daher war es fortan schwer
für die KPD, in der Stadt Fuß zu fassen. Ähnliches lässt sich auch in
anderen Orten beobachten. Das vergleichsweise gute Abschneiden des
Leninbundes bei den Stadtratswahlen in Speyer erklärte ein ZK-Anhänger
mit „der großen Schwäche unserer eigenen Ortsgruppe (17 Mitglieder)“ und
der gleichzeitigen Verankerung der Linkskommunisten „in den Massen“.
Das „Wachstum des Leninbundes“ müsse nicht verwundern, „wenn man
bedenkt, dass sie Massenarbeit leisten, unsere Genossen in Passivität
verharrten.“2443
Letztendlich bleibt also ein eher ambivalentes Bild der
linkskommunistischen Wahlantritte. Auf der einen Seite stehen einige
wenige lokale Erfolge. Sie illustrieren, dass es der Opposition in ihren
Hochburgen gelungen war, zum wichtigen politischen Faktor zu werden.
Hier kann man tatsächlich von einer realen Verankerung in der
Arbeiterbewegung sprechen. Auf der anderen Seite steht die Erfolglosigkeit
in den meisten anderen Orten und in der Fläche. Oberhalb der kommunalen
Ebene konnten die verschiedenen linksoppositionellen Gruppen nicht ein
einziges Mandat erringen. Zur Reform der Mutterpartei trug der
eigenständige Wahlantritt wenig bei, allenfalls schadete er ihr. Andere linke
Gruppen kandidierten hingegen im Namen der KPD und konnten – wie die
Bruchsaler Trotzkisten – bei einzelnen Wahlen sehr gute Ergebnisse für die
Partei erzielen. Gedankt wurde ihnen das aber auch nicht.
6.4.4 Linke Kommunisten im Parlament
Karl Tiedt staunte wahrscheinlich nicht schlecht, als er von den Vorwürfen
erfuhr. Amoralisch sei seine Zeitschrift. Außerdem erfüllten die darin
abgedruckten Anzeigen den Tatbestand der Kuppelei. In der Tat entsprach
das Blatt „Die Ehelosen“, das der Berliner Sexualreformer seit 1925
herausgab, nicht gerade den bürgerlichen Moralvorstellungen. Wären hier
die entsprechenden Stellen tätig geworden, hätte sich niemand gewundert.
Doch die erhobenen Anschuldigungen stammten nicht von staatlichen
Zensoren, sondern sie kamen direkt aus dem ZK der KPD. Die
Parteiführung forderte Tiedt auf, seine Zeitschrift einzustellen. Er erhielt 48
Stunden Bedenkzeit, nach 24 Stunden entschloss er sich dazu, aus der KPD
auszutreten. Er konnte nicht begreifen, dass die sich „Freiheitskämpfer von
Beruf nennenden Kommunisten“ gegen seine „freiheitlichen moralischen
Ansichten“ standen.2444
Trotz seines Austritts wurde Tiedt auch noch offiziell aus der Partei
ausgeschlossen. Das geschah am 19. August 1926 – am selben Tag, an dem
auch Ruth Fischer und Arkadij Maslow die KPD verlassen mussten. Das
war kein Zufall, denn seit dem „Offenen Brief“ vom September 1925
gehörte Tiedt zur linken Opposition. Es ist davon auszugehen, dass dies die
Entscheidung des ZKs, ihn aus der KPD zu entfernen, wesentlich stärker
beeinflusste als der Inhalt seiner Zeitschrift.
Seit August 1925 war Tiedt Reichstagsabgeordneter, als Nachrücker für
den verstorbenen Emil Eichhorn. Damit gehörte er zu einer Gruppe
linksoppositioneller Parlamentarier, für die sich nach dem Parteiausschluss
die Frage stellte, ob sie sich an ihre eigenen Regeln halten sollten. Denn
unter Ruth Fischers Führung hatte die KPD im Jahr 1924 ein Papier
verabschiedet, das jeder kommunistische Parlamentarier unterzeichnen
sollte. Darin hieß es, „der Unterzeichnete [sic!]“ erkläre, dass er „alle
Beschlüsse der KPD ausführt und sich in allen Handlungen und seiner
Betätigung diesen Beschlüssen unterordnet.“ Insbesondere müsse er bereit
sein, „sofort bei Aufforderung der Zentrale der KPD sein Mandat als
Abgeordneter niederzulegen“.2445 Genau eine solche Aufforderung
erreichte im Jahr 1926 nicht nur Tiedt, sondern auch ehemalige Parteiführer
wie Fischer, Katz, Scholem und Schütz. Sie entschieden sich alle dafür, ihr
Reichstagsmandat zu behalten.
In Scholems Fall beeinflusste ein schwebendes Strafverfahren diese
Entscheidung. Denn mit dem Mandat behielt er auch seine Immunität. Es
gab aber noch einen weiteren Grund: Die Legislaturperiode dauerte noch
bis 1928 an, was, so Hoffrogge, „über zwei Jahre hinweg ein sicheres
Einkommen garantierte.“ Das sei gerade deswegen entscheidend gewesen,
weil Scholem mit dem Parteiausschluss auch sein Funktionärsgehalt
verloren habe. Zudem bot der Reichstag eine Bühne, „die Scholem und
andere Dissidenten sonst kaum bekommen hätten“.2446
Insgesamt verlor die KPD durch Parteiausschlüsse und -austritte im
Verlauf der 3. Wahlperiode (Dezember 1924 – Mai 1928) mehr als ein
Drittel ihrer 45-köpfigen Reichstagsfraktion.2447 Die meisten der
dissidenten Parlamentarier schlossen sich zur parlamentarischen Gruppe
„Linke Kommunisten“ zusammen. Darüber, wie viele Überläufer es genau
waren, ist sich die Forschung seltsamerweise keineswegs einig. In der
Literatur finden sich unterschiedliche Angaben über die Größe der Gruppe:
Bahne schreibt, dass es im Jahr 1927 elf Linke Kommunisten im Reichstag
gegeben hätte, später seien noch zwei weitere hinzugekommen.2448 Bei den
beiden habe es sich um Hans Bohla und Karl Vierath gehandelt, ergänzt
Zimmermann. Durch ihren Übertritt sei die Gruppe sogar auf 15 Personen
angewachsen und hätte dadurch Fraktionsstatus erreicht.2449 Langels
hingegen behauptet, dass sich der Reichstagsliste bis Ende 1927 vierzehn
Abgeordnete angeschlossen hätten.2450
Ein Blick in die Reichstagsprotokolle bringt hier Klarheit (vgl. auch
Tabelle 25): Demnach schlossen sich im Sommer 1926 zunächst die
Dissidenten Korsch, Schwarz und Schlagewert zur Gruppe Internationaler
Kommunisten zusammen.2451 Allerdings handelte es sich hierbei um keinen
offiziell anerkannten Zusammenschluss. In den Protokollen erscheinen die
drei, ebenso wie der Linkskommunist Iwan Katz, vielmehr als Partei- und
Fraktionslose.2452 Bis zum November 1926 hatten weitere
Linkskommunisten die KPD verlassen müssen, unter anderem Fischer,
Urbahns und Scholem. Mit ihnen vereinigten sich die Internationalen
Kommunisten dann zur zehnköpfigen parlamentarischen Gruppe „Linke
Kommunisten“, die auch in den offiziellen Berichten so bezeichnet
wird.2453 Im Verlauf des folgenden Jahres verließ Karl Tiedt die Gruppe
wieder.2454 Hinzu kamen jedoch noch die Abgeordneten Paul Schlecht,2455
Georg Kenzler, Karl Vierath und Hans Bohla.2456 Letzterer starb im Januar
1928. Für ihn rückte ein weiterer Linksoppositioneller nach: Otto Weber
aus Rathenow. Insgesamt gehörten der Gruppe also tatsächlich 15
Mitglieder an, jedoch zu keinem Zeitpunkt mehr als 13 gleichzeitig.2457
Nach meinen Recherchen erreichte sie dementsprechend auch nie den
Fraktionsstatus.
Bei der linkskommunistischen Reichstagsgruppe handelte es sich
keineswegs um einen politischen Zusammenschluss. Vielmehr geschah die
Vereinigung auf einer „technischen“ Grundlage. Ziel ihrer Mitglieder war
es, bestimmte parlamentarische Rechte zu erhalten, über die einzelne
fraktionslose Abgeordnete nicht verfügten. Dies wird allein schon an der
Tatsache deutlich, dass sich in der Gruppe Mitglieder von mindestens vier
verschiedenen Strömungen vereint hatten, die außerhalb des Parlaments
eher getrennte Wege gingen. Im Reichstag saßen die Unterstützer der
Fischer/Urbahns-Gruppe Seit’ an Seit’ mit Anhängern des Spartakusbundes
Nr. 2, der Entschiedenen Linken und der Gruppe Kommunistische Politik.
Tabelle 25: Abgeordnete der Gruppe „Linke Kommunisten“ im Reichstag
Dass die Differenzen keineswegs verschwunden waren, zeigte eine
Intervention Werner Scholems in der Reichstagssitzung am 17. Dezember
1926. Dort fühlte er sich genötigt, im Namen der Abgeordneten Fischer,
Urbahns, Schwan und Schütz eine Erklärung gegen seinen
Gruppenkollegen Ernst Schwarz abzugeben. Der hatte unmittelbar zuvor in
guter linkskommunistischer Tradition die anderen Parlamentarier
beschimpft und betont, „dass in diesem Haufen überhaupt keine Partei
vorhanden ist, die irgendwie die Interessen der breiten Massen des
Proletariats vertritt.“ Er nehme auch „die Kommunistische Partei nicht aus“,
erklärte er von „Bravo“-Rufen unterbrochen, „eine Partei, […] die enden
wird und enden muss mit dem Verrat an den Massen des Proletariats“. In
seiner weiteren Rede warnte er vor einer Zusammenarbeit der Sowjetunion
mit dem Deutschen Reich.2458 Damit blieb er seiner Linie treu. Schon ein
halbes Jahr zuvor hatten er, Korsch und Schlagewerth als einzige
Reichstagsabgeordnete gegen einen deutsch-sowjetischen
Freundschaftsvertrag gestimmt.2459 Zur Heiterkeit der anderen
Parlamentarier erwiderte nun Scholem, dass die „Ansichten, welche der
Abgeordnete Dr. Schwarz hier ausgesprochen hat […] in keinem Punkte
den kommunistischen Grundsätzen entsprächen“. Sich von dessen
öffentlicher Kritik an der KPD distanzierend, betonte Scholem, die linke
Opposition „trete nach wie vor nur im Rahmen der Kommunistischen Partei
und im Rahmen der Kommunistischen Internationale“ für ihre Ansichten
ein.2460
Zwar stimmten die Mitglieder der Gruppe Linke Kommunisten fast
immer einheitlich ab und zumeist auch übereinstimmend mit der KPD-
Fraktion.2461 Doch das ergab sich weniger aus ihrer großen Geschlossenheit
als aus der Tatsache, dass bei den zu beschließenden Fragen wie der
Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst, der zollfreien Einfuhr von
Gefrierfleisch oder der Veränderung der Nachtschutzordnung keine großen
Differenzen im kommunistischen Lager existierten.
Insgesamt beteiligten sich die linkskommunistischen Abgeordneten im
Reichstag kaum an der parlamentarischen Arbeit. Vor allem glänzten sie
durch Abwesenheit (Tabelle 26): Zwischen Konstituierung der Gruppe
Ende November 1926 und dem Ende der Legislaturperiode im Frühjahr
1928 fanden an 35 Sitzungstagen namentliche Abstimmungen statt. An nur
vier dieser Tage waren alle linkskommunistischen Parlamentarier
anwesend. Hier ging es dann stets um bedeutende Themen. Zweimal stand
ein Misstrauensvotum auf der Tagesordnung, einmal gegen den
Reichspostminister und einmal gegen die gesamte Regierung. Auch kamen
alle linken Kommunisten in den Reichstag, um gegen die Verlängerung des
Gesetzes zum Schutz der Republik und den Haushaltsplan für das Jahr 1928
zu stimmen.
Tabelle 26: Fehltage der „Linken Kommunisten“ im Reichstag
Am seltensten war Ruth Fischer anwesend, sie fehlte ganz oder teilweise
an 25 Abstimmungstagen. Schlagewerth (23 Fehltage), Schwarz (21) und
Katz (20) verpassten ebenfalls deutlich mehr als die Hälfte der
Abstimmungen. Auch Urbahns, Schütz, Korsch, Schwan und Kenzler
waren bei einem nicht unerheblichen Anteil nicht anwesend. Damit
reproduzierten sie ein Verhalten, das sie im Rahmen der KPD-Fraktion
gelernt hatten. Hier war es ebenfalls lange Zeit völlig normal, dass ein
Großteil der Abgeordneten nicht an den Reichstagssitzungen teilnahm.
Vielmehr nutzen die ihr Mandat zur Parteiarbeit, wie Thomas Mergel in
seiner Studie zur parlamentarischen Kultur der Weimarer Republik schreibt:
„Mit Diäten und der Freifahrkarte ausgestattet sollten sie in der Provinz die
Massen mobilisieren.“2462 Zugleich bildete sich ein kleiner Kreis von
Abgeordneten heraus, der die Hauptarbeit der KPD-Fraktion trug. Diese
„pragmatische“ Auffassung der Parlamentsarbeit war keineswegs
„spezifisch kommunistisch“, betont Hoffrogge, „sondern hatte Wurzeln in
der SPD des Kaiserreichs, die angesichts der Ohnmacht des Parlaments
zwischen revolutionärer Rhetorik und Hoffnungen auf Demokratisierung
schwankte.“2463
Auch unter den Linken Kommunisten schien sich eine solche
Arbeitsteilung herausgebildet zu haben. Werner Scholem und Paul Schlecht
übernahmen wohl die informelle Führungsrolle der Gruppe oder zumindest
der Abgeordneten, die sich der Fischer/Urbahns-Strömung zugehörig
fühlten. Sie verpassten, wie auch der in der zweiten Jahreshälfte 1927
ausgeschiedene Karl Tiedt, kaum eine Reichstagssitzung. Gemeinsam mit
Urbahns hielt Scholem zudem die meisten Reden für die Gruppe (jeweils
vier). Die Auseinandersetzung über den Justizetat nutzte er beispielsweise
zu einer „grundsätzlichen Darstellung der Haltung der Arbeiterklasse
gegenüber dem Staat“. Auch die „Rolle der kümmerlichen Stalin-
Kommunisten“ nahm er aufs Korn, „welche ja heute gar nicht mehr den
Willen der Arbeiter und des Proletariats vertreten“.2464 Urbahns hingegen
kritisierte die Politik von Außenminister Stresemann. Zwar bemühe sich
dieser, „den Nachweis dafür zu erbringen, dass ihm der Nobelfriedenspreis
zu Recht übermittelt worden sei“, doch würden „diese Reden vom Frieden“
letztendlich nur dazu dienen, „um so besser und sicherer den kommenden
Krieg vorzubereiten“.2465 An anderer Stelle protestierte er dagegen, dass die
Diskussion über einen Streik im mitteldeutschen Braunkohlerevier von der
Tagesordnung genommen wurde: „Wir bilden uns nicht ein, dass durch die
Besprechung hier im Reichstag auch nur das geringste für die Bergarbeiter
herausgeholt werden kann […].“ Doch sollte die Debatte den Bergarbeitern
zeigen, dass das Parlament nichts anderes sei als „der geschäftsführende
Ausschuss der Bergunternehmer“ und „das Feigenblatt“ für deren
Diktatur.2466 Ruth Fischer hielt zwei Reden für die Linken
Kommunisten.2467 Einen ihrer Beiträge begann sie mit dem Bedauern
darüber, dass „hier in diesem Hause zwei Gruppen auftreten, die sich beide
als Kommunisten bezeichnen. Diese Tatsache wird bestimmt von allen
Feinden des Kommunismus ausgenützt werden, um den Kampf gegen den
Kommunismus zu verschärfen.“ Doch der Fakt, dass die KPD dieselbe
Politik wie die SPD betreibe, zwänge sie, „hier die Stimme der
Kommunisten ertönen zu lassen.“2468 Am 28. Januar 1928 trat noch einmal
Werner Scholem ans Rednerpult. In der Debatte über ein neues Schulgesetz
prangerte er den Einfluss der katholischen Kirche an.2469 Es sollte seine
letzte Rede im Parlament werden. Denn an dem Streit über dieses
Schulgesetz zerbrach die bürgerliche Koalition. Ende März löste Präsident
Hindenburg den Reichstag auf und ordnete für den 20. Mai 1928
Neuwahlen an. Mit ihnen endete auch die parlamentarische Präsenz der
Linkskommunisten: Im 4. Deutschen Reichstag waren sie nicht mehr
vertreten.
Auch im Preußischen Landtag existierte bis zum Sommer 1928 eine
Gruppe „Linke Kommunisten“. (Tabelle 27). Allerdings konstituierte diese
sich erst einige Monate später als die gleichnamige Vereinigung im
Reichstag. Den Anfang machte Peter Loquingen von der Gruppe
Kommunistische Politik, der ab Mitte März 1927 als „Linker Kommunist“
in den Parlamentsprotokollen geführt wurde.2470 Zu ihm gesellten sich ab
April 1927 Wolfgang Bartels und Anton Grylewicz.2471 Im Juni 1927 stieß
Gustav Müller aus Frankfurt dazu2472, im Januar 1928 Guido Heym und
Eugen Eppstein2473 und zuletzt im Februar 1928 Otto Kilian.2474 Die
oppositionelle Parlamentsgruppe bestand also aus sieben Abgeordneten –
und nicht aus sechs, wie Bahne schreibt.2475 Zudem war mit Fritz Lossau
von der Entschiedenen Linken noch ein achter Linkskommunist
Abgeordneter des Preußischen Landtages. Er trat jedoch nicht deren Gruppe
bei, sondern ließ sich stattdessen seit März 1927 als „Revolutionärer
Kommunist“ in den Protokollen bezeichnen.2476
Tabelle 27: „Linke Kommunisten“ im Preußischen Landtag
Die linkskommunistische Parlamentariergruppe im Preußischen Landtag
war deutlich homogener als die im Reichstag. Abgesehen von Loquingen
gehörten alle Abgeordneten der Fischer/Urbahns-Gruppe an. Vielleicht ist
das der Grund dafür, dass sie auch wesentlich gewissenhafter mitarbeiteten
als ihre Genossen im Reichstag. Sie hielten nicht nur relativ häufig Reden,
sondern brachten auch Anträge ein. Zugleich fällt aber hier ebenfalls auf,
dass nur ein paar Abgeordnete der Linken Kommunisten nahezu alle
Redebeiträge lieferten. Anfangs übernahm Wolfgang Bartels diese Aufgabe,
später Gustav Müller und Otto Kilian.2477 In diesem Zusammenhang hatte
die Opposition allerdings auch das Glück, dass mit Bartels und Kilian zwei
der Hauptredner der KPD-Fraktion zu ihr gewechselt waren. In der
vierjährigen Legislaturperiode trat Bartels insgesamt an 67 Sitzungstagen
ans Rednerpult, Kilian sogar an 90 Tagen, beide hauptsächlich noch als
KPD-Abgeordnete. Überbieten konnte das in der kommunistischen Fraktion
einzig Wilhelm Pieck, der in 109 Sitzungen das Wort ergriff.2478 Mit Kilian
hatten die Linkskommunisten überhaupt einen der erfahrensten
Abgeordneten des Freistaats in ihren Reihen. Bereits im Januar 1919 war er,
damals noch für die USPD, in die verfassungsgebende preußische
Landesversammlung gewählt worden, im Februar 1921 dann in den
Landtag, dem er seitdem angehörte.2479
Nicht in jedem Länderparlament organisierten sich die ausgeschlossenen
Oppositionellen als „Linke Kommunisten“. In den Protokollen der
Hamburger Bürgerschaft beispielsweise wurden sie als fraktionslos
geführt.2480 Hugo Urbahns betonte dennoch Ende April 1927 in einer
Parlamentsrede, dass er „für eine Gruppe Kommunisten“ spreche, die dazu
„berufen ist, die Grundsätze für die Politik der Arbeiterklasse hochzuhalten,
die Marx aufgestellt hat, und die für die Zeit des Imperialismus von Lenin
konkretisiert und ausgebaut worden sind.“2481 Im September desselben
Jahres sprach er von: „wir, die Linken Kommunisten“.2482 Wie die Reden
seiner Genossen in anderen Parlamenten wurden auch seine Beiträge häufig
durch Zwischenrufe aus der KPD-Fraktion gestört. Vor allem mit Friedrich
Dettmann, Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante und Redakteur der
„Hamburger Volkszeitung“, lieferte er sich heftige Wortgefechte. Während
ihm dieser etwa vorwarf, „viel zu dumm“ zu sein und ein „großes Maul“ zu
haben, gab Urbahns als ehemaliger Leiter des Bezirks Wasserkante seinem
Widersacher mit auf den Weg: „Du hast mit Hurra geschrien für Urbahns
und wirst es vielleicht noch einmal tun. Du hast doch auch für Ruth Fischer
oder gegen sie geschrien, je nachdem [ob] sie gerade oben oder unten
war.“2483
Anders als im Reichstag oder anderen Länderparlamenten war die KPD-
Linke im Preußischen Landtag auch nach 1928 noch einmal vertreten. Im
Februar 1930 rückte der Trotzkist Oskar Seipold für den verstorbenen Ernst
Meyer nach.2484 Als Oppositionellen forderte die Parteiführung ihn
selbstverständlich auf, das Mandat niederzulegen. Da er dies ablehnte,
wurde er aus der KPD ausgeschlossen. Fortan erschien er in den
Landtagsprotokollen als Abgeordneter der „Linken Kommunistischen
Partei“.2485
Als Einzelabgeordneter hatte Seipold jedoch einen schweren Stand. Im
April 1930 fragte ihn Trotzki nach der Möglichkeit, im Landtag eine
programmatische Rede zu halten: „Dies würde von großer Bedeutung sein
und Ihre Rede natürlich in der gesamten Presse der internationalen
Opposition veröffentlicht werden.“2486 Doch Seipold wiegelte ab: „Wir sind
6 Fraktionslose und bekommen nur bei den sogenannten großen Debatten
insgesamt ½ Std. Redezeit.“2487 Aufgrund eines Nervenleides, das er sich
während einer mehrjährigen Haft zugezogen hatte, konnte er zudem längere
Zeit nicht an den Sitzungen teilnehmen. Bemerkbar machte sich auch, dass
er keinerlei parlamentarische Erfahrung hatte: „Bis jetzt fühle ich mich
allein auch noch nicht sicher genug.“2488 In der Reichsleitung der
Vereinigten Linken Opposition befand sich zwar mit Anton Grylewicz ein
ehemaliger Reichs- und Landtagsabgeordneter. Doch da sich die
Organisation lange Zeit in einer Krise befand, konnte Seipold von hier
keine Unterstützung erwarten.2489 Als er Anfang Juli 1931 schließlich
erstmalig ans Rednerpult trat, um gegen den von den Rechtsparteien
initiierten Volksentscheid zur Auflösung des Landtags zu sprechen, hatte
ihm Trotzki aus der Ferne geholfen.2490 Am folgenden Tag schrieb Seipold
dem russischen Dissidenten:

Ihre Disposition habe ich fast wörtlich und vollständig wiedergegeben.


Die KP-Fraktion war ganz still, nur als ich sagte, dass sich unter der
zweideutigen Parole der Volksrevolution echt chauvinistische Elemente
in die Avantgarde des Proletariats einschlichen, da riefen einige von der
KP: „Hört, hört!“Aber die Rechte des Hauses hat getobt, ebenso die
SPD.2491

Doch insgesamt konnte Seipold das Parlament natürlich kaum nutzen,


um auf die KPD einzuwirken. In erster Linie verhalf sein Mandat ihm, wie
den anderen linkskommunistischen Parlamentariern auch, zu Immunität und
Bahnfreifahrten.
Nicht nur für den Reichstag, sondern auch für die kommunale Ebene
hatte die Ruth-Fischer-Führung im Jahr 1924 die Strategie des
„revolutionären Parlamentarismus“ ausgegeben. Zum Teil verfolgten
linkskommunistische Gemeinde- und Stadträte sie auch noch in späteren
Jahren. Iwan Katz, der im Bürgervorsteherkollegium von Hannover mit vier
weiteren Ausgeschlossenen die „Kommunistische Fraktion (Linke)“
bildete,2492 erklärte beispielsweise im September 1926: „Ich verwerfe
jegliche Arbeit im Parlament. Für die Kommunisten gibt es kein
parlamentarisches Zusammenarbeiten, sondern nur ein Zerschlagen
[…].“2493 Ähnlich klang es bei Stadtrat Frenzel aus Ludwigshafen, der im
Mai 1932 gegenüber dem lokalen Parlament erklärte: „Die linke Opposition
der KPD erblickt in den Kommunen des kapitalistischen Staates
Institutionen der kapitalistischen herrschenden Klasse zur Niederdrückung
und Ausbeutung der Arbeiterklasse. Die linke Opposition der KPD hat zu
der Stadtverwaltung keinerlei Vertrauen, sie wird all ihre Kräfte mit darauf
einstellen, dass eine Zusammensetzung des Stadtrats zustande kommt, in
der das Proletariat entsprechend seiner wirklichen Kraft zu Worte
kommt.“2494 Der Bocholter Stadtrat Josef Schmitz wiederum handelte sich
immer wieder Ordnungsrufe, den Ausschluss von Sitzungen oder
Gerichtsverfahren wegen Verleumdung ein, weil er sich nicht an die
parlamentarischen Gepflogenheiten hielt.2495 In Dortmund legte Stadtrat
Heinrich Brahm sogar sein Mandat nieder. Denn er habe erkannt, „dass das
Wesen des Parlamentarismus darin besteht, die proletarische Klasse
niederzuhalten und zu unterdrücken“. Mit seinem Gewissen könne er nicht
vereinbaren, „Mitglied eines Instituts zu sein, das niemals die Interessen der
proletarischen Klasse vertreten hat und sie niemals vertreten wird“.2496
Doch das war nur eine Seite der linkskommunistischen
Kommunalpolitik. Zugleich zeichneten sich die Abgeordneten – wesentlich
stärker als im Reichstag oder den Landtagen – durch konstruktive Beiträge
aus. Schmitz etwa stimmte gemeinsam mit seinen Genossen gegen den Bau
eines Gymnasiums, das knapp zwei Millionen Reichsmark kosten sollte.
Stattdessen sollte die Stadt Bocholt, so schlugen die linken Stadträte vor,
mit dem Geld Erwerbslose unterstützen, die aus der
Arbeitslosenversicherung ausgesteuert waren. Eine andere Möglichkeit sei,
dringend benötigte Arbeiterwohnungen zu bauen.2497 In Speyer hielt
Leninbund-Stadtrat Priefer im September 1932 eine Rede gegen die
Kürzungen bei der Wohlfahrtspflege und schlug vor, stattdessen die
Polizeikosten aus dem Haushalt zu streichen. Zudem regte er an, Feldwege
besser instand zu setzen und dem Pachtgesuch von Kleingartenbesitzern
Rechnung zu tragen.2498 Der Ludwigshafener Stadtrat Frenzel, der auch im
Senat der Stadt vertreten war,2499 beteiligte sich ebenfalls regelmäßig an
den Debatten im Kommunalparlament und übte sachliche Kritik an der
Politik der Stadtverwaltung. Beispielsweise wandte er sich im Mai 1932
gegen die geplanten Lohnkürzungen für Beschäftigte der Stadt. Außerdem
kritisierte er, dass bei der Vergabe von Wohnungen in einer
Stadtrandsiedlung „Familien mit 8 Kindern“ abgewiesen wurden, Familien
mit nur einem Kind hingegen bevorzugt behandelt worden seien.2500 Im
Oktober 1932 unterstützte er einen Antrag der KPD, die Bezüge der
Erwerbslosen deutlich zu erhöhen.2501
Das war kein Einzelfall. Nicht selten stimmten Linkskommunisten in
den Kommunalparlamenten mit ihren ehemaligen Genossen. Doch
insgesamt war das Verhältnis ambivalent. Das eine Extrem war in Suhl zu
beobachten. Hier gehörten elf von zwölf kommunistischen
Stadtverordneten zur Linken. Nur Fritz Sattler war ein Anhänger der
Parteiführung. Er erinnerte sich später: „Eines Tages stellten vor einer
Stadtverordnetenversammlung die ‚ultralinken‘ Stadtverordneten meinen
Stuhl zur SPD-Fraktion und riefen mir zu: ‚Da gehörst Du hin! Die ganze
KPD wird noch im Sumpf des Opportunismus und des Reformismus
enden.‘“2502 Das andere Extrem trug sich in Speyer zu. Hier existierte bis
zum Juli 1930 im Stadtrat eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den
Abgeordneten von KPD und Leninbund. Erst nach Intervention der
Parteiführung wurde sie aufgelöst.2503 Das zeigt einmal mehr die
kompromisslose Haltung des ZKs gegenüber der Opposition. Andererseits
macht es deutlich, dass KPD-Mitglieder auf lokaler Ebene offenbar weniger
Berührungsängste hatten – schließlich hatten sie oft jahrelang mit den
entsprechenden Linkskommunisten innerhalb einer Partei
zusammengearbeitet und ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufgebaut.

6.5 Internationale Beziehungen

6.5.1 Solidaritätskampagnen für sowjetische


Oppositionelle
Es war ein Besuch mit Folgen: Im Jahr 1929 machte Jakob Blumkin auf
dem Rückweg von einer Dienstreise nach Indien einen Zwischenstopp in
der Türkei. Der gebürtige Ukrainer arbeitete damals für die
Auslandsabteilung des sowjetischen Geheimdienstes GPU. In der Türkei
traf er sich mit Leo Trotzki. Doch anders als bei den meisten GPU-Agenten,
welche die Nähe des Exilanten suchten, hatte Blumkins Besuch keinen
dienstlichen Anlass. Im Gegenteil: Der Agent war ein langjähriger Freund
und Genosse Trotzkis. Dementsprechend verschwieg er das Treffen lieber
gegenüber seinem Arbeitgeber. Ebenso wenig berichtete er seinen
Vorgesetzten davon, dass er eine Nachricht Trotzkis an Karl Radek nach
Moskau mitgenommen hatte. Doch aus bis heute ungeklärten Ursachen flog
alles auf. Blumkin wurde daraufhin wegen Verrats angeklagt und Anfang
November 1929 hingerichtet.2504
Er war der erste hochrangige Kommunist, der unter Stalin zum Tode
verurteilt wurde. Dementsprechend groß war die Empörung – gerade unter
den Oppositionellen in Ausland. So erhoben die deutschen
Linkskommunisten den „schärfsten Protest gegen die Erschießung des
revolutionären Kämpfers, des Genossen Blumkin“.2505 Die trotzkistische
Leninbund-Minderheit um Anton Grylewicz druckte anlässlich der
Hinrichtung ein Flugblatt in einer Auflage von 5.000 Stück und verteilte es
bei Parteiarbeiterkonferenzen, Mitgliederversammlungen und an einzelne
KPD-Mitglieder.2506 Bei einer kommunistischen Betriebsrätekonferenz im
Februar 1930 konfrontierte ein Linksoppositioneller zwei ZK-Vertreter mit
dem Schicksal des GPU-Agenten. „Zuerst betretenes Schweigen seitens der
erschreckten Apparatmenschen“, berichtete der „Kommunist“ über deren
Reaktion. „Dann erklärten sie heuchlerisch, von nichts zu wissen,
gleichzeitig fügten sie hinzu, dass sie sich in ‚innerparteiliche
Angelegenheiten Russlands nicht einmischen‘ und – Stalin wisse schon,
was er zu machen habe!“ Keineswegs so verunsichert waren die ZK-
Anhänger in Leipzig. Hier wurde ein Linker kurzerhand aus der Partei
ausgeschlossen, nachdem er bei einer Stadtteil-Delegiertenkonferenz
Protest gegen die Ermordung Blumkins erhoben hatte.2507
Die Repressionen gegen Oppositionelle in der Sowjetunion nahmen
derweil unvermindert zu. Die Kommunikationsmöglichkeiten und die
medizinische Versorgung derjenigen, die in Verbannung lebten,
verschlechterten sich massiv.2508 Aus dem Gefängnis in Werchne-Uralsk,
einer Kleinstadt am Osthang des Südural, wurden wenige Monate nach der
Ermordung Blumkins grausame Folterungen an politischen Häftlingen
bekannt. Unter ihnen befanden sich 160 Linkskommunisten. Die deutschen
Trotzkisten forderten „die Befreiung der Bolschewiki-Leninisten aus den
Gefängnissen und der Verbannung“, also jener Revolutionäre, „die zu
Lebzeiten Lenins gemeinsam mit ihm in den vordersten Reihen des
Kampfes gestanden haben“.2509 Sie veröffentlichten ein Flugblatt mit der
Überschrift „Heraus mit den Bolschewiki aus Kerker und Verbannung“.
Hier prophezeiten sie, dass ein „planmäßiger Feldzug des Stalinschen
Regimes zur völligen physischen Vernichtung der Leninschen Opposition“
stattfinden werde.2510
Landau berichtete an Trotzki, dass „unsere Weddinger Genossen“ bei
einer Parteiversammlung „einen guten Vorstoß“ unternommen und gegen
die Stalinistischen Repressionen aufgetreten seien. Die Parteiführung
reagierte jedoch wie gewohnt, es „wurden sämtliche unserer Delegierten
gewaltsam aus der Konferenz entfernt, und 9 von ihnen aus der Partei
ausgeschlossen.“ Aber die Opposition konnte auch kleinere Erfolge
vermelden. So gelang es ihr, an zwei nach Moskau abreisende
Arbeiterdelegationen Flugblätter zu den neuen „Terrormaßnahmen“ zu
verteilen. „Diese Aktion gelang“, berichtete Landau „so dass jedes Mitglied
dieser beiden Delegationen das Flugblatt erhielt.“ Vor allem bei „Arbeitern,
die der Brandler-Gruppe angehören“ habe es „einen tiefen Eindruck
gemacht.“2511 Darüber hinaus wurde sogar ein Unterstützer der linken
Opposition in eine der Delegationen gewählt. Jedoch blieb dessen
Teilnahme an der Reise ohne nennenswerte Auswirkungen.2512
Besondere Aufmerksamkeit richteten die Linkskommunisten auf
Kampagnen zugunsten Leo Trotzkis. Jede neue Repression der Stalin-
Führung gegen den prominenten sowjetischen Dissidenten kommentierten
sie in ihrer Presse. Im September 1928 machte beispielsweise das
„Mitteilungsblatt. Gruppe Kommunistische Politik“ im Ruhrgebiet mit der
Überschrift „Lebensgefahr für Trotzki – Der Verbannungsort eine
Malariahölle“ auf. „Trotzki und seine Familie wird langsam dahinsiechen“,
war im zugehörigen Artikel zu lesen. „Die Malaria vollführt das von Stalin-
Bucharin ersehnte Zerstörungswerk.“2513 Ende 1928 ergriff die Leninbund-
Führung die Initiative zur Gründung einer „Trotzki-Hilfe“. Diese sollte sich
dafür einsetzen, dass der verbannte Bolschewik Asyl in einem
westeuropäischen Land erhielt.2514 „Leo Trotzki wird aus Russland
ausgewiesen“ war in der „Fahne des Kommunismus“ eine ganzseitige
Anzeige für die Trotzki-Hilfe überschrieben. „Das Land, für dessen
Revolution er sein Leben lang kämpfte, hat unter dem Stalinschen Regime
keinen Platz mehr für ihn“, hieß es weiter. „Es gilt, seinen Schutz zu
organisieren. Es gilt, ihm Möglichkeit zu revolutionärer Arbeit zu
verschaffen“.2515 Trotzki selbst war anfangs nicht damit einverstanden das
Komitee auf seine Person auszurichten. Doch Urbahns beschwichtigte, dass
es auch zur Unterstützung anderer Oppositioneller in der Sowjetunion
diene. Für die Arbeiter sei der Name Trotzki „ein ganz bestimmtes
Symbol“. Die meisten wüssten jedoch, „dass, wenn sie unter dem Namen
Trotzki opfern, sie in Wirklichkeit für die alten revolutionären Kämpfer
[…] eintreten“.2516 Neben dem Leninbund schlossen sich die Weddinger
Opposition, der Deutsche Industrieverband und die Gruppe
Kommunistische Politik des Ruhrgebiets dem Bündnis an.2517
Einen ganz praktischen Erfolg konnten die Linkskommunisten in der
Solidaritätsarbeit zugunsten von Gawril Mjasnikow erringen, einem
Mitglied der ursprünglichen Arbeiteropposition um Alexandra Kollontai.
Mjasnikow war im Februar 1922 aus der Partei ausgeschlossen und in der
Folge mehrfach vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet worden.2518
Anfang 1928 wurde er nach Eriwan verbannt und konnte von dort aus nach
Persien fliehen. Hier wurde er jedoch festgenommen, Moskau verlangte
seine Auslieferung. In Deutschland fanden daraufhin erste
Solidaritätsaktionen statt. Federführend in der Kampagne war Karl
Korsch.2519 Er beteiligte sich an der Gründung eines „Mjasnikow-
Komitees“, sammelte Spenden und bemühte sich erfolglos bei den
deutschen Behörden um ein Einreisevisum und politisches Asyl für den
sowjetischen Oppositionellen. Im April 1929 veranstalteten verschiedene
Gruppierungen aus dem anarchistischen und syndikalistischen Spektrum in
Berlin eine Kundgebung für verfolgte Revolutionäre in Russland. Neben
Rudolf Rocker, Theodor Liebknecht und Erich Mühsam hielt auch Korsch
dort eine Rede. Etwa 2.000 Personen besuchten die Veranstaltung. Zugleich
fanden auch in anderen Ländern Solidaritätskampagnen für Mjasnikow
statt, den die Regierung in Teheran dann tatsächlich nicht an die
Sowjetunion auslieferte. Vielmehr wies sie ihn im Mai 1929 in die Türkei
aus. Inwieweit die Proteste im Ausland tatsächlich zu dieser Entscheidung
beigetragen haben, lässt sich schwer bemessen. Als wahrscheinlich dürfe
aber gelten, so Michael Buckmiller, dass „ohne materielle Hilfe und
internationalen Druck eine Befreiung unter den damaligen Umständen
kaum denkbar gewesen wäre“.2520
Auch die Trotzki-Hilfe leistete im Fall Mjasnikow praktische
Unterstützung2521 – ungeachtet der Tatsache, dass dieser als Gegner
Trotzkis galt. Buckmiller hat dennoch eine „auffällige Zurückhaltung der
vielen ‚Trotzki-Hilfs- und Unterstützungskomitées‘“ beobachtet „öffentlich
auch für den ehemals von Trotzki verfolgten Arbeiter Mjasnikow
einzutreten“. Das sei ein Zeichen dafür, dass „in der anti-stalinistischen
Opposition nach unterschiedlichem Maß gemessen wurde.“2522 Das ist zwar
eine richtige Beobachtung, doch in diesem Fall ist zu berücksichtigen, dass
die Zurückhaltung der Trotzki-Hilfe offenbar auch von Seiten des
Mjasnikow-Komitees gewünscht war. So berichtete Urbahns, er habe an der
ersten Sitzung des Komitees teilgenommen, aber „aus politischen Gründen“
dem Bündnis nicht beitreten können. Einige der Anwesenden wären gegen
eine Mitarbeit der Trotzki-Hilfe gewesen, weil Trotzki „der Schlächter der
revolutionären Arbeiter und Matrosen von Kronstadt ist“. Theodor
Liebknecht habe es zudem „erbärmlich“ gefunden, dass Trotzki sich mit
seiner Bitte um Asyl „an die Regierung Hindenburgs“ gewandt habe.2523
Differenzen zwischen den verschiedenen linkskommunistischen
Gruppen blieben also auch in der Solidaritätsarbeit nicht außen vor. Die
entsprechenden Kampagnen waren immer auch ein politisches
Kampfmittel. Mit ihrer Hilfe wollte die Opposition nicht nur auf die
Situation in der Sowjetunion und auf die Degeneration der
Kommunistischen Internationale aufmerksam machen. Sondern sie
positionierten sich damit auch in den internationalen
Fraktionsauseinandersetzungen. Die Strömung, zu der man gehörte,
bestimmte gewissermaßen, für welchen sowjetischen Genossen man sich
hauptsächlich einsetzte.
Insgesamt gehörten Solidaritätskampagnen für sowjetische
Oppositionelle nicht nur zu den wiederkehrenden Aktivitäten der deutschen
Linkskommunisten, sondern sie stellten gewissermaßen ein
Alleinstellungsmerkmal dar. Denn die Repressionen gegen Oppositionelle
in der Sowjetunion thematisierte keine andere Strömung, die sich noch der
Komintern angehörig fühlte. Die Linken lieferten damit einen Gegenpol zu
den Propagandaveranstaltungen der KPD, die die Sowjetunion stets im
hellsten Licht erscheinen ließen. Damit wurden sie attraktiv für diejenigen,
die zwar den beginnenden Stalinismus kritisch sahen, aber mit dem
Kommunismus keineswegs brechen wollten. Nicht zuletzt waren die
Kampagnen aber auch Ausdruck eines Internationalismus, den die
Linksoppositionellen als Erbe der kommunistischen Bewegung
übernommen hatten und „retten“ wollten. Denn Stalin hatte ihn mit seiner
Doktrin vom „Sozialismus in einem Land“ längst über Bord geworfen.
6.5.2 Transnationale Netzwerke
Moderne Transport- und Kommunikationsmittel machten das 20.
Jahrhundert zu einem „Zeitalter der Entgrenzung“.2524 Ihre Entwicklung
ermöglichte es immer mehr Menschen über die Grenzen von
Nationalstaaten hinweg zu kooperieren oder auch politische Verbindungen
einzugehen. Dank Telefon, Telegrafen und Eisenbahn konnten sich
Aktivisten bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts auf
internationaler Ebene vernetzen. Dies traf insbesondere auf die
sozialistische und kommunistische Bewegung zu. Hier spielte aber nicht
nur der technische Fortschritt eine Rolle, sondern auch politische
Ansichten. „Die Arbeiter haben kein Vaterland“, schrieben Karl Marx und
Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest, davon ausgehend, dass nur
eine internationale Arbeiterbewegung dem Kapitalismus ein Ende bereiten
könne.2525 Die Gründung der ersten drei Internationalen zwischen 1864 und
1919 sollten der praktischen Umsetzung dieses Zieles dienen. Vor allem
deren Konferenzen wurden zu Orten der transnationalen
Kommunikation.2526
Am stärksten ausgeprägt war der Internationalismus sicherlich in der
Dritten Internationale, der Komintern. Sie verstand sich als Weltpartei,
zeitweilig gehörten ihr Organisationen aus knapp 60 Ländern an, auch
Kommunisten aus Staaten der „globalen Peripherie“ waren vertreten. Nicht
umsonst hat Bernhard Bayerlein die Komintern als „ein historisch
einmaliges […] internationales Netz“ bezeichnet.2527 Letztendlich bildete
sie den Rahmen, in dem die (späteren) Linkskommunisten ein eigenes
Beziehungsgeflecht knüpfen konnten. Vertreter aus verschiedenen Ländern
lernten sich persönlich auf den Kongressen kennen oder arbeiteten
gemeinsam in den Strukturen der Komintern. So entstanden Kontakte, die
Jahre später eine internationale Vernetzung der führenden
Linkskommunisten erleichterten.
Ein wichtiger Aspekt der transnationalen Zusammenarbeit
linksoppositioneller Kommunisten war der Austausch politischer
Materialien. Die politische Polizei beobachtete Ende des Jahres 1927:

Es scheint ein regelrechter gut funktionierender oppositioneller


Kurierdienst zwischen Moskau und Berlin zu bestehen. Trotz aller
Bemühungen hat die Sowjetregierung diese Kuriere bisher nicht
abfangen und unschädlich machen können, wohl deshalb nicht, weil
buchstäblich überall Oppositionselemente sitzen und zwar nicht nur in
den diplomatischen Vertretungen der Sowjetunion im Auslande, sondern
sogar in der O.G.P.U.2528

Teilweise unter Lebensgefahr schmuggelten Oppositionelle Pamphlete,


Flugblätter und Resolutionen aus der Sowjetunion ins Ausland. Ruth
Fischer berichtete beispielsweise, dass im Oktober 1926 der norwegische
Linkskommunist Arvid Hansen „mit einer Menge illegalen Materials von
der russischen Opposition“ nach Berlin gekommen sei, „das er unter großer
persönlicher Gefahr herausgebracht hatte.“ Denn er wusste, „dass ihn bei
einer Durchsuchung an der Grenze seine norwegische Staatsangehörigkeit
nicht retten würde.“2529 Eine wichtige Rolle bei der Verteilung des
Materials der Opposition in ganz Europa spielte auch der Sinowjew-
Anhänger Perewersew. Er war als Eisenbahnfachmann beim Völkerbund
tätig und hatte daher eine Freifahrtkarte für alle europäischen
Eisenbahnen.2530 Nicht zuletzt dank des Einsatzes von solchen Kurieren
war es linkskommunistischen Zeitschriften wie der „Fahne des
Kommunismus“ möglich „wichtige Dokumente der russischen Opposition
[…] den Arbeitern zugänglich zu machen.“2531 Die politische Polizei
meinte sogar, es gelinge den Linkskommunisten, „Berichte und
Einzelheiten über die geheimsten Sitzungen des Politbüros der russ. komm.
Partei zu erhalten.“2532 Auch Materialien aus anderen Ländern gelangten
über Kuriere nach Deutschland. „Besonders gut war unsere Verbindung mit
den chinesischen Trotzkisten“, erinnerte sich Fischer.2533
Gerade die Hafenstadt Hamburg wurde zu einem wichtigen
Umschlagplatz für die Materialien. Jungclas und Jahnke berichteten im
Februar 1931, dass sie im vorangegangen Jahr insgesamt 1.200 Exemplare
des Bulletins der Opposition auf russische Schiffe gebracht hätten. Sie
verstauten die Schriften heimlich in den Mannschaftsräumen und zwischen
der Ladung. Auch im 70 Kilometer entfernten Brunsbüttelkoog, an der
Mündung von Elbe und Nordostseekanal in die Nordsee gelegen, verfügten
die Linkskommunisten über „einen Vertrauensmann, der die nach England
fahrenden Dampfer mit Material belegt.“ Theoretisch seien noch viel mehr
Aktivitäten möglich: „Unsere Propaganda im Hafen könnte bei einer
besseren finanziellen Lage bedeutend erweitert werden, da sich in Hamburg
das Kominternbüro der Roten Gewerkschaft der Seeleute befindet,
gleichzeitig wenn wir internationales Material in englischer Sprache
erhalten würden, womit wir die chinesischen, indischen, engl. und
amerikanischen Dampfer belegen könnten.“2534 Wenige Monate später
fragte Jungclas bei der Reichsleitung der Linken Opposition nach, ob es
möglich sei „vielleicht 1.000 oder 2.000 gummierte Klebestreifen
herzustellen mit den Losungen der russischen Opposition“. Er und seine
Genossen seien „bereit, diese zu kleben und zwar auf den Schiffen an der
Kollie’s und in der Nähe der Dampfer, russischen Betriebe und russ.
Club’s.“2535 Auf diese Art könnten die Ideen der Opposition auch unter die
russischen Matrosen gebracht werden.
Immer wieder mussten die Oppositionellen auch Rückschläge
hinnehmen, weil Verbindungsleute in der Sowjetunion aufflogen. So klagte
Hugo Urbahns im März 1929: „Unsere Beziehungen nach Moskau sind
völlig abgebrochen seit den letzten Verhaftungen. Der Genosse, der in den
Tagen nach Russland zurückfuhr, ist offenbar auch gleich verhaftet worden,
wenigstens haben wir nichts mehr von ihm gehört.“2536 Auch beim Beladen
der Schiffe im Hamburger Hafen ergaben sich Probleme, wie Jungclas
berichtete. So seien einige Genossen in den Fokus des sowjetischen
Geheimdienstes gelangt und deshalb abgesprungen. Zudem werde die
Arbeit „jetzt nur noch auf Dampfern geleistet, welche ohne Fähre zu
erreichen sind.“ Dadurch „scheidet ein Teil der Schwarzmeerflotte von
vornherein aus“.2537
Doch die transnationalen Verbindungen beschränkten sich nicht nur auf
den Austausch von Materialien. Vielmehr unternahmen die
Linkskommunisten immer wieder Versuche internationale
Zusammenschlüsse zu gründen – schließlich fand die Stalinisierung, gegen
die sie sich wehrten, auch im internationalen Maßstab statt. Erstmals
berichtete der Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen
Ordnung im Jahr 1926 über einen solchen Versuch.2538 Demnach hatte die
„Berliner Abteilung der GPU“ festgestellt, dass die russische Opposition
die Gründung „einer neuen internationalen Oppositionspartei vorbereitet,
die noch mehr links eingestellt sein wird, als die frühere Oppositionspartei
und die sich Spartakus nennen wird.“ Die Agenten hätten ein Schreiben des
russischen Oppositionellen Belenky an den deutschen Kommunisten Kegler
abgefangen. Daraus gehe hervor, dass bereits Verhandlungen mit
französischen und italienischen Oppositionellen stattgefunden hätten und
ein Kongress der internationalen Opposition in Thüringen geplant sei. Zu
diesem werde auch Belenky anreisen und Instruktionen von Trotzki und
Sinowjew mitbringen. Die neue Partei wolle nach ihrer Gründung mit der
Komintern in Verbindung treten und mit ihr über einen Beitritt verhandeln,
„unter der Bedingung, dass sie unbedingt den linken Flügel der III.
Internationale bildet“. Aus diesem Grund habe die Berliner Botschaft
Moskau gebeten, die Zahl der GPU-Agenten auf 30 zu erhöhen.2539
Der Wahrheitsgehalt dieses Berichtes lässt sich nur schwer überprüfen.
Ein Oppositioneller mit dem Namen Kegler taucht ansonsten nicht in den
Quellen auf, möglicherweise war der spätere Leninbund-Mitbegründer
Theodor Koegler gemeint. Den russischen Kommunisten gab es aber
tatsächlich: Grigorij Jakovlevic Belenkij war sein vollständiger Name. Er
war seit November 1925 als Sekretär in der Agitprop-Abteilung des EKKI
tätig und galt zu dieser Zeit als Anhänger Trotzkis.2540 Doch zu der
geplanten Konferenz sind keine Berichte oder sonstige Überlieferungen
bekannt. Möglicherweise hat die russische Botschaft auch nur ein wenig
übertrieben, um die gewünschten Agenten bewilligt zu bekommen.
Richtig ist aber auf jeden Fall, dass die deutschen Linkskommunisten ab
dem Jahr 1926 verstärkt den Kontakt zu ausländischen Oppositionellen
suchten. Nicht ganz unschuldig an der Internationalisierung der Opposition
war Stalin. Er entledigte sich zu dieser Zeit zahlreicher Oppositioneller
durch „administrative Verschickung“. Junge Ökonomen wurden
Handelsvertretungen im Ausland zugeteilt und bekannte Parteimitglieder in
Botschaften entsandt. Auf diese Weise konnte die Vereinigte Opposition
ihre internationalen Kontakte ausbauen. Die „Politische Vertretung der
UdSSR“, wie sich die Botschaft in Berlin offiziell nannte,2541 war ein
solcher Zufluchtsort für exilierte Oppositionelle. Hier arbeiteten Trotzkisten
wie Sergei Bessonow und Anhänger Sinowjews wie Alexander Gerzberg.
Geleitet wurde sie von Nikolai Krestinski, im Jahr 1919 immerhin Mitglied
des fünfköpfigen Polbüros der Russischen KP (neben Lenin, Trotzki,
Kamenew und Stalin) und nun ebenfalls ein Oppositioneller. Ähnliches galt
für die Botschaft in Paris. Dort hielten sich in Ungnade gefallene
Parteimitglieder wie Budu Mdiwani, Wladimir und Otto Aussem, Georgi
Pjatakow und Jewgeni Preobraschenski für einen längeren Zeitraum auf.
Botschafter war der Trotzkist Christian Rakowski. Dieser nutzte seine
Position, um Kontakte mit französischen Oppositionellen wie Boris
Souvarine und Alfred Rosmer aufzunehmen.2542
Zudem reisten nun auch führende Vertreter der Opposition durch Europa,
um neue Kontakte zu knüpfen und alte Beziehungen wieder aufzufrischen.
Ruth Fischer hielt sich beispielsweise im Herbst 1926 in Paris auf, wo sie
oppositionelle französische Kommunisten traf, darunter das
Parteileitungsmitglied Paul Marion.2543 Einige Monate später nahm Anton
Grylewicz Kontakt mit Viktor Stern und Antonin Zápotocki von der
tschechoslowakischen KP auf.2544 Zudem entsandte die deutsche
Opposition Mitte Mai 1927 einen unbekannten Vertreter nach Rom, der sich
dort mit Kamenew traf.2545 Dieses Treffen diente zum Teil der Vorbereitung
einer Konferenz, die im Dezember 1927 – zeitgleich mit dem 15. Parteitag
der KPdSU – in Berlin stattfinden sollte. Deren Ziel sollte es sein, die
verschiedenen Oppositionellen auf internationaler Ebene zu vereinen. Doch
daraus wurde nichts: Die Nachricht, dass das Bündnis zwischen Trotzki und
Sinowjew in der Sowjetunion zerbrochen war, ließ dieses Vorhaben
scheitern.2546
Dem Konzept des „neuen Zimmerwald“ folgend versuchte derweil auch
Karl Korsch die internationale antistalinistische Opposition zu sammeln.
Diesbezüglich nahm er beispielsweise Kontakt mit dem Norweger Arvid
Hansen auf sowie mit dem früheren Vorsitzenden der polnischen KP
Henryk Stein und dem Moskauer Oppositionellen Timofej Sapronow.2547
Darüber hinaus bemühte er sich erfolglos um eine Aktionsgemeinschaft mit
der italienischen Linken um Amadeo Bordiga.2548 Später suchte er auch
noch die Diskussion mit dem Niederländer Anton Pannekoek „über die
Frage nach den Formen einer neuen internationalen Gruppierung der
revolutionären proletarischen Kräfte“.2549 Anfang des Jahres 1928 schlug
Korsch vor, eine neue marxistische Zeitschrift zu gründen, die als
Diskussionsforum der antistalinistischen Linken dienen sollte. Um die
ausländischen Genossen zu überzeugen, fuhr er nach Frankreich, Belgien
und in die Niederlande. Doch auch dieses Projekt scheiterte. Die geplante
Zeitschrift kam ebenso wenig zustande wie eine internationale
Konferenz.2550
Daraufhin sollte es über ein Jahr bis zum nächsten Versuch einer
Neuformierung der internationalen Linken dauern. Dieser ging vom
Leninbund aus, der im Februar 1929 eine internationale Konferenz in
Aachen organisierte, an der verschiedene ausländische Oppositionsgruppen
teilnahmen.2551 Die Teilnehmer beschlossen, eine internationale Trotzki-
Hilfe zu gründen und wählten ein provisorisches Komitee unter dem Vorsitz
Hugo Urbahns’.2552 Einziges Ziel des Bündnisses war es, Hilfe für die
Opfer der stalinistischen Repressionen in der Sowjetunion zu leisten.2553
Eigentlich hatte sich der Leninbund in seinem Statut dazu verpflichtet, mit
allen ausländischen Gruppen zusammenzuarbeiten, „die auf dem Boden des
Leninismus für die Beseitigung des Stalinkurses und für die
Wiederherstellung der alten Leninschen Kommunistischen Internationale
kämpfen.“2554 Doch dieses Ziel war mit den Bündnispartnern der
internationalen Trotzki-Hilfe nicht zu erreichen. Zu unterschiedlich waren
die Auffassungen über die Degeneration des Sowjetkommunismus. „Die
internationale Zusammenarbeit der linken Opposition kam an dieser Klippe
nicht vorbei“, schreibt Zimmermann.2555
Etwa zu dieser Zeit betrat ein weiterer Akteur die Bühne der
internationalen Vernetzung: Leo Trotzki. Nach seiner Ausweisung aus der
Sowjetunion widmete er sich persönlich dem Projekt, seine Anhänger aus
verschiedenen Ländern zusammenzuschließen.2556 Nicht zuletzt der
ausführliche Briefwechsel in seinem Nachlass illustriert das. Dieser
Diskussionsprozess führte schließlich zur Gründung der Internationalen
Linken Opposition (ILO) am 6. April 1930 in Paris.2557 An der
Gründungskonferenz nahmen Delegierte aus Deutschland, Frankreich,
Belgien, Spanien, Ungarn, der Tschechoslowakei sowie Vertreter einer
jüdischen Oppositionsgruppe teil.2558 Die ILO verstand sich als „Fraktion
der Komintern“ und setzte auf eine Reform der Internationale. Ihre 1932
verfassten Grundprinzipien standen in „dem Geiste und dem Sinne der
Beschlüsse der ersten vier Weltkongresse.“2559 Die ILO sollte sich zum
ersten langlebigen internationalen linkskommunistischen
Oppositionsbündnis entwickeln.2560
Die Landau-Gruppe gehörte nach der Spaltung der deutschen Trotzkisten
der ILO jedoch nicht mehr an. Sie suchte stattdessen die Nähe zu anderen
dissidenten trotzkistischen Organisationen im Ausland. Die Kooperation
mit der österreichischen „Mahnruf“-Gruppe, aus der Landau stammte, blieb
eng.2561 Des Weiteren entwickelte sie gute Beziehungen zu Gruppen in
Frankreich, Ungarn und Griechenland.2562 Diese fünf Organisationen
konstituierten Ostern 1932 in Berlin eine Arbeitsgemeinschaft: die „Linke
Opposition der Komintern (Bolschewiki-Leninisten)“.2563 Deren
„internationaler Fraktionsleitung“ gehörten unter anderem Landau und Ruth
Schwalbach an.2564 Die Spaltung der ILO stellte die Strömung als
bedauerlich, aber unvermeidlich dar. Nun sollte mit aller Kraft versucht
werden, einen neuen linken Flügel der Komintern zu bilden.2565 Der Erfolg
dieses Unterfangens blieb hingegen überschaubar – nicht zuletzt nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland.
Doch gerade jetzt sollten sich die Verbindungen, welche die deutschen
Linkskommunisten geknüpft hatten, noch einmal als hilfreich erweisen.
Zahlreiche von ihnen gingen ins Exil und konnten dort mit Hilfe ihrer
ausländischen Genossen Fuß fassen. Das galt vor allem für die Trotzkisten.
Als Anhänger einer „genuin internationalistischen“ Bewegung hatten sie im
Ausland, anders als die Mitglieder anderer Zwischengruppen, „keine
spezifischen Anpassungsschwierigkeiten“.2566 Ihre internationalen
Zusammenschlüsse konnten den Kurs der Komintern zwar nicht mehr
verändern. Aber einzelnen Linkskommunisten retteten sie möglicherweise
das Leben.
7. Fazit: Die Geschichte einer gescheiterten
Alternative

Die linke Opposition der KPD war angetreten, um für die Reform ihrer
Partei zu kämpfen. Sie kritisierte deren Stalinisierung und den damit
einhergehenden Abbau innerparteilicher Demokratie ebenso wie die
zunehmende Abhängigkeit von Moskau. In einer Zeit, als die Parteiführung
abweichende Meinungen immer seltener zu Wort kommen ließ, trugen die
Linkskommunisten sie in die Partei hinein.
Ihr Alleinstellungsmerkmal war dabei die Kritik an den Entwicklungen
in der Sowjetunion. Nach der Oktoberrevolution war es der
kommunistischen Bewegung nicht gelungen, die revolutionäre Bewegung
auf andere Länder auszuweiten. Der junge Sowjetstaat blieb isoliert, der
Aufbau des Sozialismus stagnierte: Schon bald wurden in dem von Welt-
und Bürgerkrieg gezeichneten Land etliche Errungenschaften aus der
Revolutionszeit wieder zurückgenommen. Während die Arbeiterklasse
jeglichen politischen Einfluss verlor, stieg schließlich die kommunistische
Parteibürokratie zur neuen herrschenden Gesellschaftsschicht auf. Stalin,
als ihr Repräsentant, wurde zum Staats- und Parteiführer. Im Rahmen dieser
Entwicklung nahm nicht nur das sowjetische Regime immer despotischere
Züge an, sondern auch die einzelnen ausländischen KPs wandelten sich von
demokratischen, diskussionsfreudigen Organisationen in völlig von Moskau
abhängige, bürokratische Apparatparteien.
Vehement forderten die deutschen Linkskommunisten, dass die
Mitglieder der KPD die Möglichkeit bekämen, diese Entwicklung zu
reflektieren und sich darüber auszutauschen. Die Politik der Komintern in
der Chinesischen Revolution sahen sie beispielsweise als Beleg dafür, auf
welch fatalem Wege sich die internationale kommunistische Bewegung
befand. Im September 1926 gingen sie mit einer „Erklärung zur russischen
Frage“ an die Parteiöffentlichkeit. Hier verlangten sie, dass die
Parteiführung endlich die Diskussion über die Situation in Russland
zulassen solle. Zudem machten sie deutlich, dass sie ihre Bemühungen als
Teil eines internationalen Kampfes sahen: Sie solidarisierten sich mit der
Vereinigten Opposition der KPdSU um Sinowjew, Kamenew und Trotzki.
Das Papier unterzeichneten knapp 700 Parteifunktionäre, darunter
zahlreiche Abgeordnete und sowohl aktuelle als auch ehemalige Mitglieder
des Zentralkomitees. Dies verdeutlicht, dass die linke Opposition einen
erheblichen Teil der Parteimitglieder repräsentierte. Tatsächlich verfügte die
Strömung nach konservativen Schätzungen zeitweilig über mehr als 20.000
Unterstützer. Zudem gehörten ihr mindestens 33 (ehemalige)
Reichstagsabgeordnete und 40 Landtagsabgeordnete an. Die linke
Opposition gab zahlreiche Zeitungen heraus. Deren erfolgreichste, die
„Fahne des Kommunismus“, erschien im Jahr 1927 mit einer Auflage von
15.000 Stück.
Anders als oft behauptet, handelte es sich bei den KPD-Linken um keine
reine Intellektuellen-Strömung. Vielmehr war sie an vielen Orten in der
lokalen Arbeiterbewegung verankert. Das gilt zum Beispiel für die hier
erstmals systematisch untersuchte Weddinger Opposition, die über starken
Rückhalt unter der Belegschaft des Ludwigshafener BASF-Werks verfügte.
Linkskommunisten wie Joseph Schmitz aus Bocholt oder Guido Heym aus
Suhl galten unter Arbeitern ihrer Heimatstädte als „local heroes“. Auch die
sozialstrukturelle Untersuchung der linkskommunistischen Mitgliederschaft
zeigt, dass sich die KPD-Linken hauptsächlich aus der Arbeiterschaft
rekrutierten. Zwei Drittel ihrer Unterstützer bezeichneten sich als Industrie-
und Facharbeiter. In ihrer sozialen Zusammensetzung unterschied sich die
Opposition also nicht wesentlich von der KPD. Das galt auch in einem
anderen Punkt: Trotz der Tatsache, dass eine der prominentesten Linken
Ruth Fischer war, spielten Frauen hier keine größere Rolle als in der
Gesamtpartei.
Die Opposition war eine Bewegung der Jungen. Drei Viertel ihrer
Unterstützer waren im Jahr 1926 jünger als 40 Jahre. Doch sie war
keineswegs eine Strömung der politisch Unerfahrenen. Denn mehr als die
Hälfte ihrer Mitglieder hatte schon vor Kriegsbeginn im Kaiserreich einer
Organisation der Arbeiterbewegung angehört. Knapp ein Drittel hingegen
politisierte sich erst in den Revolutionsjahren, viele kamen im Jahr 1920
mit dem linken Flügel der USPD zur Kommunistischen Partei.
Überhaupt radikalisierten sich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg
wesentliche Teile der deutschen Arbeiterbewegung. Das betraf sowohl
junge, entwurzelte und hoch mobile Proletarier als auch qualifizierte
Arbeitnehmer mit hoher Kontinuität der Lebensgeschichte. Sie alle machten
die Erfahrung von Krise, Krieg und Revolution – und zogen daraus den
Schluss, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte sein könne.
Die Revolution erwarteten sie eher heute als morgen. In dieser Zeit hatten
entsprechende Organisationen wie die linken Gewerkschaften AAU-E,
FAUD und die Union der Hand- und Kopfarbeiter Hunderttausende
Mitglieder. Als die Weimarer Republik später in ihre Phase der relativen
Stabilisierung eintrat, nahm der gesellschaftliche Einfluss dieses spezifisch
deutschen Arbeiterradikalismus wieder ab. Doch dessen Ideen lebten in der
linken KPD-Opposition fort.
Die Arbeiterlinken führten den Kampf um die KPD. Solange es noch
ging, veröffentlichten sie ihre Ansichten in der Parteipresse, brachten
Resolutionen in Mitgliederversammlungen ein und stellten bei
Parteiveranstaltungen ihre Positionen zur Debatte. Doch im Lauf der Zeit
war dies immer seltener möglich. In den Jahren 1926 und 1927 schloss die
Parteiführung schließlich Tausende Linke wegen ihrer oppositionellen
Haltung aus der Partei aus. Dabei schob sie jedoch stets unpolitische
Gründe vor, etwa „Disziplinbruch“ oder die Veruntreuung von Geldern.
Zu diesem Zeitpunkt konnte sich einzig die Weddinger Opposition mit
ihren Hochburgen in Berlin und der Pfalz noch in der Partei halten.
Insgesamt war die Opposition bereits in verschiedene Gruppen
aufgespalten. Einige von ihnen, die allesamt aus der „ultralinken“
Traditionslinie stammten, zogen schnell den Schluss, dass die KPD nicht
mehr reformierbar sei. Dementsprechend entfernten sie sich auch politisch
bald von ihr. Die Gruppe um Iwan Katz näherte sich beispielsweise in der
Folge verschiedenen rätekommunistischen Kräften an und gründete mit
ihnen gemeinsam den „Spartakusbund der linkskommunistischen
Organisationen“. Ernst Schwarz’ Entschiedene Linke suchte das Bündnis
mit der KAPD und Karl Korschs Kommunistische Politik zerfiel in diverse
lokale Strömungen.
Die anderen Ausgeschlossenen hatten die KPD hingegen noch nicht
aufgegeben. Sie behielten das Ziel vor Augen, die Stalinisierung zu
stoppen. Gezwungenermaßen bauten sie eigene Strukturen auf, was zu
Ostern 1928 in die Gründung einer neuen Organisation mündete: den
Leninbund. Dieser erschien zunächst als hoffnungsvolles Projekt und stellte
nach der Zersplitterung der Jahre zuvor ein wahres Sammelbecken der
Linken dar. Zwischen 3.000 und 6.000 Oppositionelle schlossen sich ihm
an, darunter mit Ruth Fischer, Arkadij Maslow, Werner Scholem, Hugo
Urbahns, Guido Heym und Anton Grylewicz auch eine ganze Reihe
bekannter KPD-Kritiker. Doch kaum gegründet, zerbrach die Organisation
schon wieder, nämlich an der Frage, ob sie sich eigenständig an Wahlen
beteiligen solle. Bereits wenige Wochen nach der Gründung verließen
prominente Köpfe wie Fischer, Maslow, Scholem oder Max Hesse aufgrund
dieses Konflikts den Leninbund. Damit war der einzige ernsthafte Versuch
in der Geschichte der Weimarer Republik, die linke KPD-Opposition in
einer Organisation zu sammeln, gescheitert. In der Folge brach der
Leninbund in vier Richtungen auseinander:
Ein Teil der ehemaligen Mitglieder stellte einen Wiederaufnahmeantrag
in die KPD, darunter auch Fischer und Maslow. Die Parteiführung hatte
angekündigt, binnen sechs Monaten diejenigen wieder aufzunehmen, die
unverzüglich den Leninbund verlassen und versprechen würden, von dessen
Wahllisten zurückzutreten. Ein Trick, wie sich bald herausstellte:
Abgesehen von Fritz Schimanski durfte kein einziger prominenter
Linksoppositioneller wieder in die Partei zurück. Fischer und Maslow
zogen sich daraufhin bis zum Ende der Weimarer Republik aus der aktiven
Politik zurück. Trotzdem nahm die Partei in der Folge zahlreiche
unbekannte Linksoppositionelle wieder auf. Diese gingen zurück zur KPD,
als sich Ende der 1920er Jahre eine Linkswende in deren Politik anbahnte.
Viele glaubten, die Parteiführung werde sich nun auf sie zubewegen.
Andere ehemalige Leninbündler gingen zur SPD. Auf diese Weise verlor
die Organisation eine ihrer Hochburgen, die Gruppe im thüringischen
Unterbezirk Suhl. Gemeinsam mit der Ortsgruppe ging auch die einzige
Tageszeitung der Organisation, der Suhler „Volkswille“, an die
Sozialdemokraten.
Ein Teil der Mitglieder verblieb im dezimierten Leninbund, dessen
Führung Hugo Urbahns übernahm. Die Reichstagswahl endete in einem
Fiasko. Lediglich 0,26 Prozent der Stimmen konnte die Organisation auf
sich vereinen. In der Folge verlor der Leninbund trotz einiger lokaler
Erfolge kontinuierlich Mitglieder. Am Ende der Weimarer Republik waren
es noch 500.
Im Jahr 1930 spaltete sich die trotzkistische Minderheit um Anton
Grylewicz vom Leninbund ab. Hierbei ging es um die Frage, die seit dem
Gründungsparteitag im Raume stand: Reform der KPD oder Schaffung
einer neuen Partei? Die Leninbund-Führung um Urbahns hatte mittlerweile
die Hoffnung aufgegeben und setzte auf die Sammlung der aus der KPD
gedrängten Kommunisten zu einer neuen Partei. Die Trotzkisten hingegen
waren der Ansicht, die KPD sei weiterhin reformierbar. Sie schlossen sich
mit der Weddinger Opposition und der Bolschewistischen Einheit zur
Vereinigten Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)
zusammen. Zwar spaltete sich diese ein Jahr später wieder, doch in der
Folgezeit konnten sich beide Gruppen stabilisieren, eine konnte sogar neue
Mitglieder gewinnen. Aber den Kurs der KPD konnte auch sie nicht mehr
maßgeblich beeinflussen.
Letztendlich verlor die linke Opposition den Kampf um die Partei. Dafür
waren verschiedene Faktoren verantwortlich:
Zunächst einmal war da ein übermächtiger Gegner, der über Geld,
Genossen und einen Geheimdienst verfügte. Die Kominternführung hatte
früh erkannt, welche Gefahr von der linken Opposition in der größten
kommunistischen Partei außerhalb der Sowjetunion ausging – und
entsprechend gehandelt. In Moskau wurden die Pläne geschmiedet, die das
Thälmann-ZK dann umsetzte. Dies belegt einmal mehr, dass das von
einigen Historikern infrage gestellte Konzept der Stalinisierung weiterhin
richtig ist. Die Wandlung der KPD wurde aktiv von der Sowjetführung
vorangetrieben. Besonders die von ihr empfohlene Politik des „teile und
herrsche“ war erfolgreich, wie sich anhand der Quellen aus dem KPD-
Parteiarchiv nachweisen lässt: Stets übte die Parteiführung Druck auf das
vermeintlich schwächste Glied aus und spielte so die verschiedenen
Gruppen gegeneinander aus. Dementsprechend dauerte die Ausschaltung
der innerparteilichen linken Opposition mehr als zwei Jahre. So schloss das
ZK die Katz-Gruppe, die nur über wenig Rückhalt in der Gesamtpartei
verfügte, schon im Januar 1926 aus. Die stark in der Parteiarbeiterschaft
verankerte Weddinger Opposition konnte hingegen bis zum Frühjahr 1928
in der KPD verbleiben. Allerdings traf das ZK dabei auch auf einen
dankbaren Gegner. Die Angst vor einem Parteiausschluss war in Teilen der
Opposition extrem groß. So genügte oft die bloße Drohung, um eine
Distanzierung der einen Gruppe von der anderen zu erreichen. Hinzu kam
die starke Zerstrittenheit innerhalb der Opposition. Immer wieder kam es zu
Situationen, in denen einzelne Akteure das Trennende vor das Verbindende
stellten. Dies ging so weit, dass sich die Kötter-Gruppe weigerte, den „Brief
der 700“ zu unterschreiben, weil dort unter anderem die Namen von Fischer
und Maslow standen. Dabei hatte Kötter das Papier selbst mitformuliert.
Auch im internationalen Maßstab gelang es der Stalin-Fraktion, die
oppositionellen Akteure gegeneinander auszuspielen. Im Herbst 1926 übte
sie erfolgreich Druck auf die Vereinigte Opposition der Sowjetunion aus,
sich von den deutschen Linken zu distanzieren. Das führte zu großer
Unsicherheit und Verwirrung in deren Reihen, schließlich hatten sie sich um
die russische Frage formiert. Zudem war es erst wenige Wochen her, dass
sie den „Brief der 700“ veröffentlicht und sich dort explizit mit den
russischen Oppositionellen solidarisiert hatten. Dem Thälmann-ZK half
dieser Schachzug, weiter Boden in der Partei gut zu machen. Ein Jahr
später, im Dezember 1927, beendeten Sinowjew und Kamenew schließlich
ihre oppositionelle Tätigkeit und die Vereinigte Opposition in der
Sowjetunion brach auseinander. Damit kamen den deutschen Linken nicht
nur zwei wichtige Partner abhanden, sondern dieses Manöver vereitelte
auch zeitgleich stattfindende Versuche, die Opposition auf internationaler
Ebene zusammenzufassen.
Die russische Führung hatte noch ein weiteres Ass im Ärmel: Sie konnte
mit der Autorität desjenigen auftreten, der eine erfolgreiche Revolution
durchgeführt hatte – während die deutschen Kommunisten nicht zuletzt im
Jahr 1923 damit gescheitert waren. Vor allem aber war die Sowjetunion das
„gelobte Land“ aller Kommunisten, das gegen die „westlichen Imperialisten
und Kapitalisten“ verteidigt werden musste. Wenn die linke Opposition nun
ausgerechnet die Entwicklungen in diesem Staat kritisierte, war es ein
Leichtes, ihr vorzuwerfen, sie paktiere mit dem Klassenfeind.
Keineswegs unbeachtet bleiben darf die Tatsache, dass Teile der linken
Opposition mitverantwortlich für den desolaten Zustand ihrer Partei waren.
Schließlich begann schon unter der Fischer/Maslow-Führung in den Jahren
1924 und 1925 die „Bolschewisierung“, also die straffe Zentralisierung und
Entdemokratisierung der KPD. Damit hatten die Linken Strukturen
geschaffen, die es Thälmann später erleichterten, sie aus der Partei zu
drängen. Aber nicht nur das: Es erklärt zudem, weshalb sich keineswegs
alle zeitgenössischen Kritiker der Stalinisierung der linken Opposition
anschlossen. Fischer und Genossen erschienen ihnen schlichtweg
unaufrichtig.
Auch anderen KPD-Mitgliedern erschwerte die Linke die
Zusammenarbeit. Konnte sie möglicherweise noch Sympathien für ihre
Kritik an den Vorgängen in der Sowjetunion gewinnen, schreckte sie
gleichzeitig etliche Kommunisten mit ihren linksradikalen Positionen ab.
Beispielsweise lehnten die Linksoppositionellen lange Zeit kategorisch die
Zusammenarbeit mit der SPD ab. Dementsprechend hielten sie die
Fürstenenteignungskampagne, das erfolgreichste Einheitsfrontprojekt der
KPD in der Weimarer Republik, für falsch. Damit distanzierte sich die
Linke von Parteimitgliedern, die zwar ebenfalls die innerparteiliche
Entwicklung kritisierten, aber den politischen Kurs der Parteiführung
unterstützten.
Zweifellos stand die linke Opposition der KPD für einen alternativen
Weg der Partei. Trotzdem sei die Frage erlaubt, was passiert wäre, wenn sie
den Machtkampf in den Jahren 1926/27 gewonnen hätte. Möglicherweise
wäre tatsächlich ein unabhängiger deutscher Kommunismus entstanden, der
nicht jeden Schwenk aus Moskau mitgemacht hätte. Doch ebenso denkbar
ist, dass erfahrene, kritische Kommunisten wie Ernst Meyer und Clara
Zetkin ausgeschlossen und die Entdemokratisierung der Partei fortgesetzt
worden wäre. Der Volksentscheid zur Fürstenenteignung hätte vielleicht gar
nicht erst stattgefunden. Und möglicherweise wäre die KPD schon
wesentlich früher in jene gesellschaftliche Isolation geraten, in die das
Thälmann-ZK sie ab 1929 führte.
Das sind zwar alles hypothetische Überlegungen. Doch sie stützen sich
durchaus auf die Geschichte der KPD. Einerseits hat die Linke tatsächlich
die innerparteiliche Demokratie beschnitten, als sie die Parteiführung
stellte. Andererseits führten linksradikale Positionen die KPD stets in die
Isolation und ließen ihren Einfluss innerhalb der Arbeiterbewegung sinken.
Exemplarisch hierfür steht die März-Aktion des Jahres 1921, die einen
regelrechten Mitgliederexodus zur Folge hatte. Auch zur Zeit der
Fischer/Maslow-Führung ging der Einfluss der Partei zurück.
Vielversprechender war die Politik der Einheitsfront. Die Phasen in der
Geschichte der Weimarer Republik, in denen die KPD sie anwandte, waren
ihre erfolgreichsten. Hier gewann sie neue Mitglieder und Wähler und
konnte auch ihren Einfluss innerhalb der Gewerkschaften erhöhen. Gegen
Ende der 1920er Jahre wurde dann auch die linke Opposition zu einer
Anhängerin dieser Politik. Spätestens jetzt zeigte sich die Beschränktheit
der Labels „rechts“ und „links“ innerhalb der kommunistischen Bewegung.
Denn zur gleichen Zeit hatte die Komintern eine ultralinke Wende
vollzogen: Den Kapitalismus sah sie nach den Jahren der relativen Stabilität
kurz vor dem Zusammenbruch, die Sozialdemokratie betrachtete sie nun als
Hauptfeind und verabschiedete sich weitgehend aus den Gewerkschaften.
Damit stand die Parteiführung nun eindeutig „links“ von der linken
Opposition. Diese wiederum übernahm nun „rechtere“ Ansichten, die sie
lange Zeit bekämpft hatte.
Zur Einheitsfrontpolitik kam die Linke unter maßgeblichem Einfluss von
Leo Trotzki. Lange hatte der Dissident sowohl in der KPD als auch in der
Opposition als Unperson gegolten. Doch durch sein Bündnis mit Sinowjew
und Kamenew wurde er auch für die deutschen Linken akzeptabel. Als
Sinowjew und Kamenew schließlich vor Stalin „kapitulierten“, blieb
schlichtweg nur noch Trotzki als Verbündeter übrig. Trotzki und die
deutschen Linken konzentrierten sich seit 1930 vor allem auf den Kampf
gegen die immer stärker werdenden Nationalsozialisten. Die KPD vertrat zu
dieser Zeit die Sozialfaschismusthese, ging also davon aus, dass die
Sozialdemokratie eine Form des Faschismus darstellte. Dementsprechend
verweigerte sie ein gemeinsames Vorgehen mit ihr gegen die Hitler-
Faschisten. Trotzki lehnte diese These ab und forderte stattdessen ein
Zusammengehen von Kommunisten, Sozialdemokraten und
Gewerkschaften im antifaschistischen Kampf. In den folgenden Jahren
analysierte er in zahlreichen Aufsätzen und Broschüren die Situation in
Deutschland und warnte eindringlich vor Gefahr, die von den
Nationalsozialisten für die deutsche Arbeiterbewegung ausging. Diese
Texte veröffentlichten seine deutschen Anhänger in fünfstelligen
Auflagenhöhen. Durch den Vertrieb gelang es der kleinen Gruppe, sogar bis
ins linksbürgerliche Lager auszugreifen.
Vor allem trafen die Linkskommunisten mit ihrer Einheitsfrontforderung
aber eine weit verbreitete Stimmung unter den Mitgliedern der
Arbeiterorganisationen. In zahlreichen Städten und Gemeinden entstanden
„von unten“ antifaschistische Komitees und Bündnisse. Wo die Opposition
stark genug war, wie in Bruchsal oder Oranienburg, konnte sie selbst solche
Bündnisse initiieren. Diese Politik bescherte ihr – gegen den Trend der
anderen Zwischengruppen – ein vergleichsweise deutliches Wachstum.
Binnen zweier Jahre konnte sie die Zahl ihrer Mitglieder vervierfachen: von
150 auf mehr als 600.
Doch die unnachgiebige Haltung der Parteiführungen von SPD und KPD
gegenüber der jeweils anderen Partei ließ alle Hoffnungen auf ein
reichsweites antifaschistisches Bündnis platzen. Vielmehr trugen beide dazu
bei, die Spaltung innerhalb der Arbeiterbewegung zu vertiefen. Als Hitler
im Januar 1933 zum Kanzler ernannt wurde, blieb nennenswerter
Widerstand aus den Reihen der Arbeiterbewegung aus. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatten die Trotzkisten noch geglaubt, es sei möglich die KPD zu
reformieren. Das war wahrscheinlich eine Illusion. Der Prozess der
Stalinisierung war schon Ende der 1920er Jahre viel zu weit fortgeschritten.
Trotz dieser falschen Einschätzung entschieden sie sich jedoch für das
vermutlich Richtige, nämlich sich weiter an der Partei zu orientieren. Denn
die Weimarer Republik erlebte in ihren letzten Jahren eine derartige
politische Polarisierung, dass es nahezu unmöglich war, eine dritte linke
Kraft neben SPD und KPD aufzubauen, wie es der Leninbund versuchte.
Die Gefahr des aufsteigenden Faschismus ließ die Mehrheit der deutschen
Arbeiter auf eine der beiden Parteien schauen – trotz aller Fehler, die sie
möglicherweise machten. In dieser Situation eine unbedeutende linke
Kleinpartei zu wählen oder sich ihr gar anzuschließen, erschien den
wenigsten als sinnvoll.
Anhang
„Stammbaum“ der KPD-Linken
Glossar: Linke Gruppen in der Weimarer
Republik
Allgemeine Arbeiter-Union Deutschlands (AAU, auch: AAUD)
Gegründet im Februar 1920, linkskommunistische Gewerkschaft, steht der
KAPD nahe. Ihr bekanntester Vertreter Otto Rühle verlässt die AAU im
Oktober 1921, um die AAU-E zu gründen. Mitgliederentwicklung: 200.000
(1921), 12.600 (1924).

Allgemeine Arbeiter-Union-Einheitsorganisation (AAU-E) Gegründet


im Oktober 1921 von Otto Rühle, Franz Pfemfert und Oskar Kanehl, Kritik
an der Unterordnung der AAU unter die KAPD, schon bald
Fraktionskämpfe, die bis Mitte der 1920er Jahre zur Aufspaltung in
mehrere, alle den Namen AAU-E tragende Gruppen führen: „Heidenauer
Richtung“ mit individualistischer und organisationsfeindlicher Ausrichtung
(Auflösung 1923), „Zwickauer Richtung“, anarchosyndikalistisch (1923
Anschluss an FAUD), „2. Zwickauer Richtung“, Nähe zu anarchistischen
Positionen und starke Intellektuellenfeindlichkeit (besteht bis zur
Machtübernahme der Nazis), „Frankfurt-Breslauer Richtung“,
rätekommunistisch, enge Zusammenarbeit mit Rühle, (1931
Zusammenschluss mit Teilen der AAU und der KAPD zur
Kommunistischen Arbeiter-Union Deutschlands (KAUD)), ehemalige
Mehrheitsfraktion der alten AAU-E um Pfemfert und Kanehl: 1926/27
zeitweiliger Zusammenschluss mit einer ultralinken KPD-Abspaltung um
Iwan Katz und dem Industrieverband für das Verkehrsgewerbe zum
Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen.
Mitgliederentwicklung: 75.000 (1922), 800 bis 1.000 (1928/30).
Bolschewistische Einheit Von den KPD-Mitgliedern Erwin Ackerknecht,
Roman Well und Otto Schüssler 1928 in Leipzig gegründete oppositionelle
Gruppe; 1929 Übertritt zum Leninbund, 1930 in der „Vereinigten Linken
Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)“ aufgegangen.
Mitgliederzahl: 50 (1928).

Bund der Kommunisten Im September 1920 nach ihrem Ausschluss aus


der KAPD von Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim gegründet; es
gelingt ihm zu keiner Zeit eine maßgebliche Anhängerschaft zu gewinnen;
1925 Selbstauflösung, 1929 Neugründung.

Chemnitzer Linke Gruppe von KPD-Funktionären in Chemnitz; ihr


gehören Polleiter Max Opitz und die Bezirksleitungsmitglieder Paul Bertz
und Heinz Wesche an; gegenüber dem Thälmann-ZK im Wesentlichen loyal
eingestellt.

Deutscher Industrieverband (DIV) Im März 1924 von Paul Weyer, einem


ehemaligen Mitglied der Revolutionären Obleute, gegründete
linkskommunistische Gewerkschaft. Als die KPD ihre Unterstützung für
alle Linksgewerkschaften einstellt und ihre Mitglieder verpflichtet in die im
ADGB organisierten Gewerkschaften einzutreten, weigert sich Weyer den
DIV aufzugeben; er wird daher im September 1924 aus der Partei
ausgeschlossen; Anfang 1929 spaltet sich der Verband wegen einer
Korruptionsaffäre; der Wirtschaftsbezirk Sachsen macht sich selbständig,
1933 von den Nazis verboten. Mitgliederentwicklung: 8.000 (1924), 20.000
(1929), danach rückläufig.

Entschiedene Linke Durch Spaltung der „ultralinken“ KPD-Opposition im


Frühjahr 1926 entstandene Gruppe um Karl Korsch, Heinrich Schlagewerth
und Ernst Schwarz. Im Lauf des Jahres 1926 werden die meisten ihrer
Mitglieder aus der KPD ausgeschlossen. Daraufhin plädiert eine Richtung
um Schwarz für einen endgültigen Bruch mit der KPD, woraufhin sich der
Korsch-Flügel abspaltet und die Gruppe Kommunistische Politik gründet.
Zeitweilig Zusammenarbeit mit der KAPD, im Jahr 1928 deutliche
Auflösungserscheinungen. Hochburgen am Niederrhein und im Ruhrgebiet.
Mitgliederentwicklung: 3.500-5.000 (1926), 4.000 (1927).

Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) Gegründet im September


1919 als Nachfolgeorganisation der Freien Vereinigung deutscher
Gewerkschaften, Hochphase zwischen 1919 und 1923, maßgeblich am
Aufbau der Roten Ruhrarmee beteiligt, bei Machtübernahme der Nazis
1933 Selbstauflösung und illegale Tätigkeit, wichtigste Organisation des
deutschen Anarchosyndikalismus, Hochburgen im Ruhrgebiet.
Mitgliederentwicklung: 150.000 (1920/21), 30.000 (1924), 20.000 (1928),
4.300 (1932).

Gruppe Internationale Kommunisten Parlamentarischer


Zusammenschluss der im Mai 1926 aus der KPD ausgeschlossenen
Reichstagsabgeordneten Karl Korsch, Ernst Schwarz und Heinrich
Schlagewerth, im November 1926 Anschluss an die Gruppe der Linken
Kommunisten im Reichstag.

Industrieverband für das Verkehrsgewerbe (IfdV) Im Juni 1926


Zusammenschluss mit der KPD-Abspaltung um Iwan Katz und der AAU-E
zum Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen, im Oktober
1926 Austritt aus dem Bündnis.

Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD, 1918) Im November


1918 gegründet, Zusammenschluss verschiedener revolutionärer Gruppen,
unter ihnen die Bremer Linksradikalen, die in Opposition zur
„Burgfriedenspolitik“ der SPD während des Ersten Weltkrieges entstanden
sind; bei Gründung der USPD (1917) folgen sie nicht der Politik des
Spartakusbundes in der neuen Partei mitzuarbeiten, sondern streben
stattdessen eine unabhängige kommunistische Organisation auf nationaler
Ebene an; Ende Dezember 1918 Zusammenschluss mit dem Spartakusbund
zur KPD, Hochburgen in Bremen, Hamburg, Berlin und Dresden;
bekannteste Vertreter: Johann Knief, Paul Frölich und Otto Rühle.
Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD, 1933) Name, den die
trotzkistische Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) im
Oktober 1933 annimmt, nachdem ihre Mitglieder entschieden haben nicht
mehr als Opposition innerhalb der KPD auf deren Reform hinzuwirken,
sondern Kurs auf den Aufbau einer neuen revolutionären Partei zu nehmen;
1938 Gründungsmitglied der Vierten Internationale; aktiv im Widerstand
gegen die Nationalsozialisten, Zeitung „Unser Wort“ erscheint bis 1941.

Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK) 1917 von dem


Göttinger Philosophen Leonard Nelson und seiner Mitarbeiterin Minna
Specht unter dem Namen Internationaler sozialistischer Jugendbund (ISJ)
gegründete politisch-organisatorische Plattform; zur Umbenennung in ISK
entschließt sich Nelson, nachdem Mitglieder des ISJ erst aus der KPD
(1922) und dann auch aus der SPD (1925) ausgeschlossen wurden.
Spektakulärste Aktion des ISK ist ein „Dringender Appell“ zur
Reichstagswahl von Juli 1932, in dem – unterstützt von bekannten
Wissenschaftlern und Intellektuellen wie Albert Einstein, Kurt Hiller, Erich
Kästner, Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Ernst Toller oder Arnold Zweig –
zum „Zusammengehen von SPD und KPD für diesen Wahlkampf“
aufgerufen wird. 1933 verbieten die Nazis den ISK, der nun im Widerstand
weiterarbeitet. Besser vorbereitet und straffer organisiert als die größeren
Parteien SPD und KPD kann er seine Widerstandsarbeit bis 1938
aufrechterhalten. Auflösung am 10. Dezember 1945. Der ISK ist nie auf die
Gewinnung einer großen Anzahl von Mitgliedern aus, sondern auf eine
möglichst aktive und schlagkräftige Organisation, was der
Widerstandsarbeit ab 1933 zugutekommt; dementsprechend hat die
Organisation zu keinem Zeitpunkt mehr als 300 Mitglieder.

Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG, 1921) Eine von September


1921 bis März 1922 existierende Abspaltung der KPD, gegründet infolge
der Kritik an der sogenannten „Offensivtheorie“, geführt vom ehemaligen
KPD-Vorsitzenden Paul Levi. Die KAG fusioniert im Frühjahr 1922 mit der
Rest-USPD; weitere prominente Mitglieder: Ernst Däumig, Otto Brass und
Richard Müller.
Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG, 1926) „Ultralinke“
Abspaltung um die aus der KPD ausgeschiedenen thüringischen
Landtagsabgeordneten Otto Geithner, Agnes Schmidt und Hans Schreyer,
verfehlt bei den Landtagswahlen 1927 mit 0,46% der Stimmen den Einzug
ins Parlament deutlich. Geithner und seine Gruppe arbeiten zeitweilig mit
Karl Korsch eng zusammen und schließen sich in der Endphase der
Weimarer Republik der SAP an. Die Gruppe steht in keiner
organisatorischen oder programmatischen Kontinuität zu der von 1921 bis
1922 bestehenden KAG.

Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) Anfang April


1920 von ehemaligen Mitgliedern der KPD gegründet, die im Zuge des
Heidelberger Parteitages (1919) die Partei verlassen haben; 1920/21
kooptiertes Mitglied der Komintern, enge Zusammenarbeit mit der AAU,
zahlreiche Spaltungen: August 1920 Ausschluss des
nationalbolschewistischen Flügels um Heinrich Laufenberg und Fritz
Wolffheim; 1921 trennen sich Otto Rühle, Franz Pfemfert und Oskar
Kanehl von der Partei und der AAU, um die AAU-E zu gründen; 1922
Spaltung in eine Berliner und eine Essener Richtung (Alexander Schwab,
Arthur Goldstein, Bernhard Reichenbach); 1926/27 kurzfristiger
Zusammenschluss der Berliner Richtung mit der Entschiedenen Linken um
Ernst Schwarz; weitere bekannte Mitglieder: Franz Jung, Max Hölz,
Heinrich Vogeler; Hochburgen in Hamburg, Berlin, Bremen und
Ostsachsen. Mitgliederentwicklung: ca. 40.000 (1920), 30.000 (1921),
2.000 (1922, Berliner Richtung), 600 (1922, Essener Richtung), 4.000
(1927).

Kommunistische Arbeiter-Union Deutschlands (KAUD) Im Dezember


1931 von Teilen der AAU, der AAU-E („Frankfurt-Breslauer Richtung“)
sowie der KAPD gegründet. Die Partei soll eine Zusammenfassung der
noch aktiven Rätekommunisten in Deutschland erreichen, zu ihren
Gründern gehört der in den Niederlanden lebende Jan Appel. Ab 1933 sind
die Mitglieder in diversen Widerstandsgruppen aktiv, bei ihrer Gründung
hat die KAUD etwa 300 Mitglieder.
Kommunistische Politik (GKP) Gruppe um Karl Korsch, die sich im
September 1926 von der Entschiedenen Linken abspaltet, übernimmt deren
bisherige Zeitschrift und benennt sich nach ihr. Die meisten Mitglieder
werden 1926/27 aus der KPD ausgeschlossen, auf die Partei hat die Gruppe
kaum noch Einfluss, zeigt 1927 deutliche Auflösungserscheinungen, Ende
des Jahres erscheint die letzte Ausgabe der „Kommunistischen Politik“. Im
Ruhrgebiet überdauerte eine Gruppe um den ehemaligen Stadtverordneten
Joseph Schmitz aus Bocholt, diese tritt 1930 angesichts des drohenden
Faschismus geschlossen wieder in die KPD ein. Mitgliederzahl: 3.000
(1927).

KPD-Opposition (Linke KPD) „Ultralinke“ Oppositionsgruppe innerhalb


der KPD-Ortsgruppe Hannover um Iwan Katz, Theodor Gohr, Berthold
Karwahne, Fritz Lossau und Dora Malle; im Lauf des Jahres 1926
Ausschluss aus der Partei. Im Juni schließen sich die Thüringer
Landtagsabgeordneten Otto Geithner, Agnes Schmidt und Hans Schreyer
an. Im selben Monat Zusammenschluss mit AAU-E und den Resten des
Industrieverbands für das Verkehrsgewerbe zum Spartakusbund der
linkskommunistischen Organisationen. Mitgliederzahl: 800 (1926).

KPD-Opposition (KPO, auch: KPD-O) Ende Dezember 1928 gegründete


„rechtskommunistische“ Organisation um August Thalheimer und den
früheren KPD-Vorsitzenden Heinrich Brandler; kritisiert Stalinisierung der
KPD und fordert die Fortsetzung der Einheitsfrontpolitik. Mehrere tausend
langjährige KPD-Mitglieder schließen sich ihr an. Hochburgen in
Thüringen, Sachsen, Hessen, Berlin, Württemberg und im Rhein-Ruhr-
Gebiet; im Herbst 1931 Spaltung: Die Minderheit um Paul Frölich, Jacob
Walcher und August Enderle schließt sich der SAP an. Viele KPO-
Mitglieder sind im Widerstand gegen Hitler aktiv. Nach dem Krieg
Fortbestand unter dem Namen Gruppe Arbeiterpolitik. Mitgliederzahl:
5.000 (1929).

Leninbund Im April 1928 gegründete Organisation, hervorgegangen aus


der linken Opposition der KPD um Ruth Fischer, Arkadi Maslow, Werner
Scholem und Hugo Urbahns; schon bald Streit über die Frage, ob sich der
Leninbund eigenständig an der Reichstagswahl beteiligen solle; daraufhin
verlassen zahlreiche prominente Köpfe die Organisation wieder. Fortan
geführt von Urbahns, Hochburgen unter anderem in Suhl, Speyer,
Mannheim und Dortmund; Anfang 1930 Abspaltung der trotzkistischen
Minderheit um Anton Grylewicz; im selben Jahr Fusionsverhandlungen mit
der Gruppe Kommunistische Politik, die jedoch scheitern.
Mitgliederentwicklung: 3.000-6.000 (1928), 2.000 (1929), 1.000 (1930),
500 (1932).

Linke Kommunisten Gruppe von aus der KPD ausgeschlossenen


Abgeordneten des Reichstages und des preußischen Landtages im Zeitraum
von 1926 bis 1928. Die Linken Kommunisten im Reichstag sind keine
einheitlich handelnde politische Gruppe, sondern lediglich ein
„technischer“ Zusammenschluss zur Erreichung von parlamentarischen
Gruppenrechten. Ihr gehören unter anderem die „linken“ Oppositionellen
Ruth Fischer, Hugo Urbahns und Werner Scholem wie auch „ultralinke“
Abgeordnete wie Iwan Katz, Karl Korsch, Ernst Schwarz oder Heinrich
Schlagewerth an. Auch im preußischen Landtag existierte 1927/28 eine bis
zu acht Abgeordnete zählende Gruppe Linker Kommunisten.

Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) Aus Spaltung der


trotzkistischen Vereinigten Linken Opposition im Jahr 1931
hervorgegangene Gruppe; Mitgliedsorganisation der Internationalen Linken
Opposition; setzt sich für Einheitsfront von SPD und KPD gegen die
Nationalsozialisten ein; vertreibt Trotzkis Schriften in fünfstelliger
Auflagenhöhe; 1933 Umbenennung in Internationale Kommunisten
Deutschlands. Bekannte Vertreter: Erwin Ackerknecht, Anton Grylewicz,
Oskar Seipold, Roman Well; Hochburgen in Bruchsal und Oranienburg.
Mitgliederentwicklung: 150 (1931), 600-700 (1932), 1.000 (1933).

Linke Opposition der KPD (Landau-Gruppe) Aus Spaltung der


trotzkistischen Vereinigten Linken Opposition im Jahr 1931
hervorgegangene Grupp; geleitet von dem Österreicher Kurt Landau.
Trotzki lehnt Zusammenarbeit ab. Hochburgen in Berlin, Leipzig und der
Pfalz; bis 1939 im Widerstand unter dem Namen Gruppe Funke aktiv;
weitere bekannte Mitglieder: Max Frenzel, Heinz Meyer.
Mitgliederentwicklung: 100 (1931), 300 (1932).

Sozialistische Arbeiter-Partei (SAP) Im Herbst 1931 als linke Abspaltung


der SPD gegründet, nachdem sechs Abgeordnete der Reichstagsfraktion
wegen Bruchs der Fraktionsdisziplin ausgeschlossen wurden. Die Rest-
USPD um Theodor Liebknecht und der Sozialistische Bund Georg
Ledebours schließen sich ebenfalls an. 1931/32 Beitritt eines Flügels der
KPO um Paul Frölich und Jacob Walcher; nach Machtergreifung der Nazis
Fraktionsauseinandersetzung über weiteren Kurs: Mehrheit des Vorstandes
um Kurt Rosenfeld und Max Seydewitz für eine Auflösung der Partei
zugunsten von SPD und KPD; der linke Flügel widersetzt sich, dem
Auflösungsaufruf des rechten Flügels schließt sich nur ein knappes Zehntel
der Mitglieder an. In Folgezeit rege Tätigkeit im antifaschistischen
Widerstand; nach 1937/38 Zerschlagung der meisten SAP-Strukturen;
einige Gruppen sind jedoch noch bis 1945 aktiv. Weitere prominente
Mitglieder: August Enderle, Walter Fabian, Fritz Sternberg, Bernhard
Reichenbach, Erwin Ackerknecht und Willy Brandt; Hochburgen im
Vogtland, in Sachsen, Berlin und Offenbach. Mitgliederentwicklung:
25.000 bis 30.000 (1931), 15.600 (1933), 10.000 (1935), 1.000 (1937).

Sozialistischer Bund Ende 1923 auf Initiative von Georg Ledebour, dem
ehemaligen Vorsitzenden der USPD, gegründet; besteht bis zum Oktober
1931, geht dann in SAP auf.

Spartakusbund Im August 1914 unter dem Namen Gruppe Internationale


formierter Zusammenschluss von revolutionären Kriegsgegnern innerhalb
der SPD; 1916 Umbenennung in Spartakusgruppe; ab 1917 linker Flügel
der USPD; 1918/19 in KPD aufgegangen; Hochburgen in Berlin, Stuttgart,
am Niederrhein und im Ruhrgebiet; führende Vertreter: Rosa Luxemburg,
Karl Liebknecht, Clara Zetkin, Ernst Meyer, Heinrich Brandler, Franz
Mehring.
Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen
(„Spartakusbund Nr. 2“) Im Juni 1926 als Zusammenschluss von AAU-E,
KPD-Opposition (Linke KPD) um Iwan Katz und des Industrieverbands für
das Verkehrsgewerbe gegründet; bereits im Oktober Austritt des IfdV; 1927
auch Abspaltung der Katz-Gruppe. Nach dem „Zerfall“ des
Spartakusbundes existiert zumindest in Braunschweig bis wenigstens 1930
noch eine Ortsgruppe. Bekannte Mitglieder: Iwan Katz, Franz Pfemfert,
Oskar Kanehl. Mitgliederentwicklung: 12.000 (1926), 3.000-6.000 (1927).

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) Im


April 1917 gegründete Linksabspaltung der SPD; zeitweilig Massenpartei;
im November/Dezember 1918 an der Revolutionsregierung beteiligt, dem
Rat der Volksbeauftragten; im Oktober 1920 Spaltung: Der linke
Parteiflügel schließt sich der KPD an, der rechte betreibt seit dem Sommer
1921 die Wiedervereinigung mit der SPD, die im September 1922
vollzogen wird. Ein kleiner Rest der Mitglieder hält die fortan
bedeutungslose Partei unter der Führung Theodor Liebknechts noch bis
1931 aufrecht und geht dann in der SAP auf. Prominente Mitglieder: Karl
Liebknecht, Rosa Luxemburg, Georg Lebedour, Hugo Haase, Emil Barth,
Curt Geyer, Arthur Crispien, Wilhelm Dittmann. Mitgliederentwicklung:
100.000 (1918), 750.000 (1919), 900.000 (1920), 290.000 (1922), 10.000
(1925).

Union der Hand- und Kopfarbeiter (Union) Im September 1921 als


Zusammenschluss dreier nicht zum ADGB gehöriger linksradikaler
Gewerkschaften entstanden; Ende 1925 Beitritt zu ADGB-Gewerkschaften;
KPD-nah; Hochburgen: Ruhrgebiet und Raum Berlin; dominierende
Branchengruppe: Bergbau und Metallindustrie; geleitet von Gustav
Sobottka, Arthur Hammer und Anton Jadasch. Mitgliederentwicklung:
90.000 (1921), über 100.000 (1922/23), 20.000 (Ende 1924), 8.000 (August
1925).

Vereinigte Linke Opposition der KPD – Bolschewiki-Leninisten


Gegründet im März 1930 als Zusammenschluss der Minderheit im
Leninbund um Anton Grylewicz, der Weddinger Opposition und der
Bolschewistischen Einheit; erste trotzkistische Organisation in Deutschland,
Sektion der Internationalen Linken Opposition. Obwohl die meisten
Mitglieder aus der Partei ausgeschlossen sind, kämpfen sie für die Reform
der KPD. 1931 Spaltung in zwei Gruppen, die beide den Namen „Linke
Opposition der KPD“ tragen; weitere bekannte Mitglieder: Erwin
Ackerkneckt, Georg Jungclas, Oskar Seiphold. Mitgliederzahl: 350-400
(1930).

Versöhnler Strömung innerhalb der KPD, aus der sogenannten


Mittelgruppe um Ernst Meyer hervorgegangen, die zwischen 1926 und
1928 der Parteiführung angehört hat; befürwortet Einheitsfrontpolitik und
Mitarbeit von Kommunisten in den freien Gewerkschaften. Eine Spaltung
der Partei lehnt sie um jeden Preis ab. Nach dem Tod Meyers Anfang 1930
verlieren die Versöhnler einen großen Teils ihres Einflusses und können nur
noch verdeckt in der KPD agieren. Weitere bekannte Vertreter: Arthur
Ewert, Hugo Eberlein und Gerhart Eisler.

Weddinger Opposition 1924 als Teil des „ultralinken“ Flügels der KPD
entstandene Gruppe, die sich 1926 als eigenständige Fraktion innerhalb der
Partei konstituiert; nach ZK-Mitglied Hans Weber auch „Weber-Gruppe“
genannt; Kritiker der Stalinisierung der Partei; Ende 1926 Abspaltung der
Kötter/Vogt-Gruppe mit Hochburg in Westsachsen. Die Weddinger
Opposition kann sich länger als andere linksoppositionelle in der KPD
halten; erst ab 1928 Parteiausschluss vieler ihrer Mitglieder; nun
Annäherung an Trotzki; auf Betreiben des österreichischen Kommunisten
Kurt Landau 1930 Zusammenschluss mit Teilen des Leninbundes und der
kleinen Gruppe Bolschewistische Einheit zur Vereinigten Linken
Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten); weitere prominente
Vertreter: Max Frenzel, Arthur Vogt und Wilhelm Kötter; Hochburgen in
der Pfalz, im Berliner Verwaltungsbezirk Wedding sowie in Westsachsen.
Mitgliederentwicklung: 3.000 (1927), 160 (1928), 200-300 (1929).
Quellen- und Literaturverzeichnis

I Quellen

1. Unveröffentlichte Quellen

Archiv Demokratischer Sozialismus (ADS), Berlin


Bestand Clara Zetkin, 2007-XIV-1: Zetkin-Briefe 1925-1929
Bestand Clara Zetkin, 2007-XIV-2: Zetkin-Briefe

Bundesarchiv (BArch), Berlin


R 1507/1063a: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung – KPD –
Geschichte, Programmatisches, Spaltungen, Krisen, Ausschlüsse (Mai 1924 –
Dezember 1927)
R 1507/1063f: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung – KPD
Opposition (21. 08. 1926 – 20. 10. 1926)
R 1507/1063g: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung – KPD
Opposition (26. 10. 1926 – März 1927)
R 1507/1063k: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung – Linke
Opposition der KPD (März bis Juli 1928)
R 1507/1064: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung –
Spartakusbund, linkskom. Organisation. (politisch wirtschaftliche
Einheitsorganisationen, Juni 1926 – Dezember 1929)
R 1507/1065: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung – Gruppe
Kommunistische Politik (Schlagenwerth – Korsch), August 1926 bis März 1927.
R 1507/1070b: Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung – Deutsche
„Tscheka“ (Februar 1925 – Juli 1926)
Gedenkstätte Deutscher Widerstand (GDW),
Berlin
Gruppe Funke: Niederschrift einer Besprechung zwischen Ruth Schwalbach und Dr. Hans J.
Reinhardt, 27. Februar 1959
Gruppe Funke: Aussagen von Johann Schwalbach gegenüber Dr. Hans J. Reinhardt, Februar
1960

Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf
RW 58, Geheime Staatspolizei (Gestapo)
Nr. 842 – Fritz Reuter
Nr. 2821 – Fritz Lossau
Nr. 11345 – Fritz Besser
Nr. 13378 – Emil Lukrawaka
Nr. 14879 – Walter Nettelbeck
Nr. 17707 – Heinz Walter Epe
Nr. 20616 – Else Bormann
Nr. 27660 – Eugen Eppstein
Nr. 28231 – Rudolf Frenkel
Nr. 30594 – Karl Mänz
Nr. 30921 – Wilhelm Strehlke
Nr. 30957 – Erich Neumann
Nr. 36193 – Hermann Krelaus
Nr. 37054 – Fritz Reuter
Nr. 41955 – Ernst Walsken
Nr. 43514 – Oswald Forthofer
Nr. 43726 – Wilhelm Schmidt
Nr. 44223 – Peter Loquingen
Nr. 44864 – Wilhelm Schwan
Nr. 45978 – Friedrich Zimmer
Nr. 51042 – Wilhelm Strehlke
Nr. 63937 – Fritz Lossau

Regierung Düsseldorf
Nr. 15681 – Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands
Nr. 16926 – Kommunistische Bewegung, Allgemeines
Nr. 16951 – Kommunisten, Personalia
Nr. 17169 – Tätigkeit der Kommunistischen Partei
Nr. 30649b – Kommunistische Organisationen
Nr. 30661 – Kommunistische Splittergruppen
Institut für Zeitgeschichte (IfZ), München –
Archiv
ZS 2077: Interview mit Herrn Professor Dr. med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich,
aufgenommen durch Dr. Werner Röder im Rahmen der Dokumentation zur
Emigration 1933-1945, 29. 03. 1971
ZS 3008: Interview mit Fritz Belleville in Basel, aufgenommen durch Wolfgang Jean Stock,
29. 03. 1972

Internationaal Instituut voor Sociale


Geschiedenis, Amsterdam
ZDK 1900 Rundschreiben der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten), Bezirk
Sachsen, 1933

KPO-Archiv, Forschungsstelle für Zeitgeschichte


(FZH), Hamburg
Nr. 144: Bestand Heinrich Brandler, Kasten IV: Manuskripte
Nr. 144: Bestand Heinrich Brandler, Kasten XX: Korrespondenz
Nr. 225: Bestand Theodor Bergmann, Kasten I
Nr. 225: Bestand Theodor Bergmann, Kasten IV, Mappe 11: Die Stellung der KP Sachsens
zu der Oktoberbewegung
Nr. 225: Bestand Theodor Bergmann, Kasten IV, Mappe 15: Jan.-Feb. 1933
Nr. 528: Bestand GAP, Kasten I, Mappe 9: Brandler-Briefe
Nr. 755: Bestand GAP, Kasten VI

Lev Davidovic Trockij / International Left


Opposition Archives, Internationaal Instituut
voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam
Trotsky/Sedov Papers, General Correspondence
205 Trotzki an das IS, 06. 05. 1932

Trotsky’s Writings
746 Artikel aus den Jahren 1929-1933
749 Rundbriefe von Trotzki an alle oder einzelne Sektionen der ILO, 1929-1933

International Secretariat (IS) of the ILO/ICL


817 Sitzungsprotokolle des IS über die Frage: Reform oder neue Partei in Deutschland, April 1933
824 Briefe von J. Frankel an das IS, 1930
825 Briefe von J. Frankel und anderen an das IS, 1931
832 Rundbriefe des IS an alle oder einzelne Sektionen der ILO, 1932/33
834 Bericht über die Aktivitäten des IS von September 1933 bis März 1934

Nationale Sektionen der ILO, Deutschland


961 Briefe der Reichsleitung der LO an das IS, 1930-1933
962 Briefe der Bezirksleitung Sachsen an das IS, 1931
964 Briefe von Mitgliedern der LO an das IS, 1930-1933
965 Briefe des IS an die LO, 1930-1933
967 Briefe der Reichsleitung oder einzelner Mitglieder der LO an Trotzki, 1931-1933
968 Briefe von Trotzki an die Reichsleitung der LO, 1930-1933
975 Briefe der Reichsleitung der LO an andere, 1930-1933
976 Briefe von anderen an die Reichsleitung der LO, 1931
982 Briefe, 1930-1934
984 Protokolle der Reichsleitungssitzungen, 1931-1933
985 Protokoll der Kommission zur Regelung der Hamburger Frage, 1931
986 Protokoll einer Konferenz der LO Bezirk Rhein-Ruhr, 1932
988 Rundbriefe, 1931-1933
989 Resolutionen,1930-1933
990 Berichte und Kurzmitteilungen, 1930-1933
993 Flugblätter, 1930-1932
994 Zeitungsausschnitte

Nationale Sektionen der ILO, Schweiz


1164 Briefe der Linken Opposition der Schweiz an das IS, 1932-1933

Privatarchiv Dr. Klaus J. Becker, Ludwigshafen


Ordner KPD, Bezirk Pfalz 1919-1924
Ordner KPD, Bezirk Pfalz 1925-1928
Ordner KPD, Bezirk Pfalz 1928-1930

Russisches Staatliches Archiv für soziale und


politische Geschichte (RGASPI), Moskau
(COMINTERN Electronic Archive)
F. 495, op. 28, d. 1: Protokolle der Sitzungen des deutschen Ländersekretariats, 15. 04. 1926-
21. 04. 1927

Staatsarchiv (StA) Bremen


4,65-265: Polizeidirektion Nachrichtenstelle
4,65-266: Polizeidirektion Nachrichtenstelle – KPD Reich, Opposition, seit 1. März 1929
4,65-511: Spartakusbund, Linkskommunistische Organisationen, Reich

Staatsarchiv (StA) Hamburg


331-1 I, 898: Polizeibehörde I: Berichte über die Kommunistische Partei (KPD) in Hamburg,
Juni 1921 – November 1922

Staatsarchiv (StA) Münster


Regierung Arnsberg, Nr. 14443: Ultra-linke Gruppierungen (Gruppe Urbahns)

Stadtarchiv Ludwigshafen (StaLu)


Mappe 153 – Gedächtnisprotokolle
Plakatsammlung, PI 1928/5: Bekanntmachung über die Wahlvorschläge für die
Bezirkstagswahl 1928
Plakatsammlung, PI 1929/7: Wahlvorschläge für die Stadtratswahl 1929
Protokollabteilung, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 47: 25. 02. 1924 – 22. 12. 1925
Protokollabteilung, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 48: 15. 02. 1926 – 11. 10. 1927
Protokollabteilung, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 49: 13. 02. 1928 – 28. 10. 1929
Protokollabteilung, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 50: 03. 01. 1930 – 21. 10. 1931
Protokollabteilung, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 51: 11. 01. 1932 – 21. 02. 1935

Stadtarchiv Speyer
Protokolle des Stadtrats Speyer, 1927 bis 1933

Stiftung Archiv der Parteien und


Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv
(SAPMO-BArch), Berlin
RY 1, I 1/2/2: 2. (illeg.) Parteitag der KPD, 20.-23. Oktober 1919
RY 1, I 2/1/34: Kommunistische Partei Deutschlands – Zentralkomitee, Plenartagungen
RY 1, I 2/3/6: Kommunistische Partei Deutschlands – Zentralkomitee, Politbüro
RY 1, I 2/3/64: Kommunistische Partei Deutschlands – Zentralkomitee, Politbüro
RY 1, I 3/1-2/32: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk
Berlin/Brandenburg/Laushy;sitz, Verwaltungsbezirk 3: Wedding
RY 1, I 3/1-2/64: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Berlin/Brandenburg/Lausitz
RY 1, I 3/1-2/65: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Berlin/Brandenburg/Lausitz
RY 1, I 3/7/10: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Schlesien
RY 1, I 3/7/14: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Schlesien
RY 1, I 3/7/17: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Schlesien
RY 1, I 3/7/18: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Schlesien
RY 1, I 3/7/23: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Schlesien
RY 1, I 3/10/106: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/10/107: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/10/108: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/10/109: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/10/110: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/10/111: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/10/112: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Westsachsen
RY 1, I 3/11/21: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Halle-Merseburg
RY 1, I 3/14/17: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Niedersachsen
RY 1, I 3/16/13: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Wasserkante
RY 1, I 3/17/19: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Nordwest
RY 1, I 3/18-19/22: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Ruhrgebiet
RY 1, I 3/20/6: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Niederrhein
RY 1, I 3/20/22: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Niederrhein
RY 1, I 3/20-21/6: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Rheinland-Westfalen Süd
und Nord
RY 1, I 3/20-21/9: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Rheinland-Westfalen Süd
und Nord
RY 1, I 3/25/9: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Baden-Pfalz
RY 1, I 3/25/10: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Baden-Pfalz
RY 1, I 3/25/11: Kommunistische Partei Deutschlands – Bezirk Baden-Pfalz
RY 1, I 5/4/2: Splittergruppierungen der KPD, Leninbund
RY 5, I 6/3/2: Kommunistische Internationale, Exekutivkomitee – Vertretung der KPD
RY 5, I 6/3/11: Kommunistische Internationale, Exekutivkomitee – Vertretung der KPD
RY 5, I 6/3/44: Kommunistische Internationale, Exekutivkomitee – Vertretung der KPD –
Thesen und Beschlüsse der KI
RY 5, I 6/3/46: Kommunistische Internationale, Exekutivkomitee – Vertretung der KPD
RY 5, I 6/3/47: Kommunistische Internationale, Exekutivkomitee – Vertretung der KPD
RY 5, I 6/3/432: Kommunistische Internationale, Exekutivkomitee – Deutsche Sektion,
Informationsabteilung
SgY 30/0001/1: Erinnerungen – Max Opitz
SgY 30/0328: Erinnerungen – Joseph (Sepp) Gutsche
SgY 30/0419: Erinnerungen – Willi Hünecke
SgY 30/0559: Erinnerungen – Ottmar Lendle
SgY 30/0670/1: Erinnerungen – Kurt Nettball
SgY 30/0798: Erinnerungen – Augustin Sandtner
SgY 30/0802: Erinnerungen – Fritz Sattler
SgY 30/1276/1a: Erinnerungen – Willy Sägebrecht
SgY 30/1437: Erinnerungen – Dagobert Kleppel
SgY 30/1460: Erinnerungen – Paul Hoyer

Trotzkismus-Archiv (Sammlung Hermann Weber)


in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung,
Bonn
Z 13341-13 Rundschreiben des ZK der KPD, 1929-1933

Trotsky-Archive, Houghton Library, Harvard


University (TA Harvard), Cambridge,
Massachusetts
bMS Russ 13: Trotsky Papers, Soviet Correspondence
T 909: [Karl Radek] an Clara Zetkin, [Ende Dezember 1926]
T 941: V central’nyj komitet VKP [An das Zentralkomitee der WKP – „Erklärung der 83“,
Mitte April 1927]
T 1055: Material zur Delegiertenkonferenz des 3. Verwaltungsbezirks (Wedding) am 18.
November 1927
T 1283: Carl Mayer u. a. KPÖ(O) an Reichsleitung der Linken Kommunisten, 06. 04. 1928
T 1350: Reichsleitung des Leninbundes an KPÖ(O), 23. 04. 1928
T 2215: Ad. Schlecht an Leo Trotzki, 07. 08. 1928
bMS Russ 13.1: Leon Trotsky. Exil Papers
Briefe an Trotzki:
147: Rudolf Anders, 15. 01. 1930
215-248: Eugen Bauer (Erwin Ackerknecht), 30. 01. 1931 bis 09. 02. 1933
295: Alfred Alexander, 31. 03. 1930
311-314: Ludwig Berndl, 13. 12. 1929 bis 18. 03. 1930
383: Fritz Brüssow, 09. 11. 1929
384: Otto Brunner, 30. 03. 1933
385-392: Margarete Buber-Neumann, 29. 07. 1930 bis 25. 04. 1932
589: Oskar Cohn, 09. 06. 1932
811-812: Wilhelm Düwell, 28. 04. 1932 und 19. 05. 1932
832: I. Eckstein, Berlin, 11. 01. 1933
842-846: Julius Epstein, 06. 06. 1931 bis 19. 09. 1936
849: Heinrich Ermal, 17. 05. 1932
981: Golda Fiebach, 09. 11. 1931
1010: Paul Fischer, 02. 11. 1932
1011-1015: Ruth Fischer, 16. 07. 1935 bis 04. 11. 1935
1031: Wilhelm Förster, 28. 10. 1936
1091-1096: Reichsleitung der LO, 29. 09. 1929 bis 1933
1097-1101: LO Frankfurt, 12. 11. 1931 bis 15. 01. 1933
1102: LO Hamburg, 17. 03. 1933
1103-1105: LO Leipzig, 27. 09. 1930 bis 18. 07. 1933
1106: LO Mainz, 15. 01. 1933
1107-1108: LO Pfalz, 31. 05. 1929 und 02. 02. 1931
1109-1110: Leninbund, 25. 03. 1930 und 08. 06. 1930
1281-1285: Gerhard Frankfurter, 04. 02. 1931 bis 23. 11. 1931
1297: Josef Frey, 14. 08. 1929
1357: James Friedman, 22. 02. 1929
1369: Georg Fritzsche, 05. 07. 1929
1402: Hans von Gaudecker, 22. 03. 1931
1406-1409: Florian Geyer, 16. 01. 1932 bis 21. 10. 1932
1441: R. Glomayer, 03. 06. 1932
1519-1522: Boris Goldenberg, 19. 01. 1932
1679-1683: Fritz Gross, 06. 01. 1930 bis 30. 03. 1933
1717-1761: Anton Grylewicz, 04. 10. 1929 bis 16. 02. 1933
1801: Max Haase, 23. 02. 1929
1802: Karl Halenke, 11. 02. 1932
1843: Peter Hartgenbusch, 28. 05. 1932
1873: H. Hauebunger, 23. 05. 1932
1882: Hans Heidrich, 01. 03. 1932
1890: Kurt Heiss, 12. 04. 1929
1981-1983: Wilhelm Herzog, 07. 05. 1929 bis 01. 08. 1932
1984: Max Hesse, 10. 01. 1930
1987: Oskar Hippe, 06. 01. 1933
1988: Helmut Hirsch, ca. 1932
2067: Karl Jahnke, 07. 02. 1931
2077: Hans Theodor Joel, 19. 06. 1932
2092-2093: Joko, September und Oktober 1932
2096: Rudolf Joseph, 14. 03. 1931
2103-2107: Georg Jungclas, 22. 08. 1929 bis 24. 01. 1933
2352: Otto Knoch, 09. 12. 1931
2365: Dosio Koffler, Januar [1932]
2412: F.W. Kreuger, 14. 05. 1929
2416: August Kröll, 23. 01. 1933
2421: Ernst Künstler, 29. 08. 1931
2530-2593: Kurt Landau, 26. 03. 1929 bis 14. 03. 1931
2727-2730: Alida Leonhard, 12. 09. 1930 bis 31. 07. 1931
2750: Eugen Lewin-Dorsch, 05. 04. 1930
2826: Kurt Lubinski, 17. 11. 1932
2827-2829: Emil Ludwig, 09. 11. 1929 bis 17. 11. 1929
2856-2857: Lu Märten, 05. 05. 1930 und 06. 06. 1930
2984: Wilhelm Markstahler, 07. 12. 1931
3027: Gustav Mayer, 26. 03. 1930
3164: Jakob Mitzner, 14. 07. 1929
3423: Adolf L. Müller, 19. 01.[1932]
3424-3439: Alexander Müller, 18. 03. 1929 bis 16. 02. 1930
3449: Ernst Moritz Mungenast, 15. 02. 1930
3530-3537: Richard Neumann, 21. 09. 1929 bis 06. 08. 1930
3660: Verlag „Öffentliches Leben“, 18. 12. 1932
3681-3682: Orow, 27. 05. 1930 bis 15. 07. 1930
3807: Petropolis-Verlag, 22. 01. 1930
4010-4132: Franz Pfemfert, 30. 09. 1929 bis 22. 01. 1933
4241: Reinhardt, 04. 02. 1933
4266: Rimsela, 04. 03. 1930
4307-4313: Kurt Rosenfeld, 28. 02. 1929 bis 16. 04. 1929
4582: Regius Rubena, 09. 02. 1933
4601: Jules Sachs, 08. 01. 1931
4639-4657: Paul Salinger, 14. 05. 1930 bis 26. 11. 1931
4676: Karl Scheffer, 22. 02. 1932
4689: J. Schmidt, 03. 03. 1931
4701-4703: Alfred Schöler, 12. 02.[1931] bis 26. 03. 1931
4705-4715: Heinz Schürer, 21. 04. 1931 bis 26. 07. 1932
4743: Bruno Schulz, 31. 03. 1929
4744-4753: Harry Schumann, 15. 03. 1929 bis 20. 07. 1929
4760: Hans Schwalbach, 01. 07. 1931
4761-4764: Johann Schwalbach, 20. 02. 1930 bis 01. 05. 1930
4965-5002: Oskar Seipold, 17. 04. 1930 bis 17. 01. 1933
5119: Ulrich Simon, 04. 04. 1931
5216: Abraham Sobolevicius (A. Senin), 28. 01. 1931
5233-5279: Roman Sobolevicius (Roman Well), 01. 10. 1929 bis 22. 12. 1932
5395: Aleksandr Vasil’evich Stenbock-Fermor, 27. 12. 1932
5403: Fritz Sternberg, 01. 10. 1933
5427: Bernhard Stüben, 17. 07. 1932
5428-5429: Fritz Sturm, 28. 06. 1929 und 01. 08. 1929
5494: David Taub, 11. 10. 1930
5516-5518: Ernst Toller, 13. 07. 1933 bis 17. 11. 1933
5610-5627: Hugo Urbahns, 22. 02. 1929 bis 02. 03. 1931
5628-5629: Fritz Urwitz, 13. 09. 1930 und 15. 09. 1930
5839-5841: Hans Weber, 01. 04. 1929 bis 17. 06. 1929
5918: Franz Wegener, 25. 03. 1932
5920-5922: Bruno Weinberg, 09. 09. 1932 bis 05. 01. 1933
5978: Ernst Wiese, 22. 09. 1930
6100: H. Zemutat, 22. 03. 1931

Briefe an Trotzkis Sekretäre:


6826: Kurt Landau an Jakob Frank, 05. 09. 1929
6901: Alexander Müller an Jan Frankel, 14. 10. 1930
7071: Wilhelm Russo an Jan Frankel, 25. 03. 1932
7105: Roman Well an Jakob Frank, 02. 10. 1929
7107: Roman Well an Jan Frankel, 14. 03. 1931
7183: Bruno Weinberg an Jan Frankel, 23. 09. 1932

Briefe von Trotzki:


7332-7353: Eugen Bauer (Erwin Ackerknecht), 27. 01. 1931 bis 05. 02. 1933
7395: Walter Behens, 28. 04. 1930
7396-7397: Fritz Belleville, 18. 12. 1932 und 26. 01. 1933
7402: Fritz Bergmann, 24. 10. 1932
7435-7439: Margarete Buber-Neumann, 31. 07. 1930 bis 13. 04. 1932
7442: Bunk, 23. 12. 1932
7589: Oskar Cohn, 09. 06. 1932
7698: Wilhelm Düwell, 03. 05. 1932
7704-7706: Julius Epstein, 11. 06. 1931 bis 18. 07. 1932
7788-7789: Paul Fischer, 05. 11. 1932 und 06. 11. 1932
7790-7794: Ruth Fischer, 22. 01. 1934 bis 18. 02. 1934
7795-7798: Verlag S. Fischer, 03. 12. 1930 bis 02. 11. 1933
7881-7888: Reichsleitung der LO, 17. 11. 1930 bis 06. 02. 1933
7889-7893: LO Frankfurt, 14. 12. 1931 bis 05. 11. 1932
7894: LO Hamburg, 13. 02. 1933
7895-7898: LO Leipzig, 20. 02. 1931 bis 12. 02. 1933
7899: LO Mainz, 14. 02. 1933
7900: Weddinger Opposition-Pfalz, 13. 06. 1929
7909-7913: Reichsleitung des Leninbundes, 13. 06. 1929 bis 16. 05. 1930
7969: Internationales Sekretariat, 06. 05. 1932
7979: Internationales Sekretariat und alle Sektionen der ILO, 04. 01. 1933
8187-8194: Gerhard Frankfurter, 14. 12. 1930 bis 04. 12. 1931
8241-8243: Florian Geyer, 10. 01. 1932 bis 30. 06. 1932
8283: Boris Goldenberg, 28. 01. 1931
8375-8376: Fritz Gross, 13. 01. 1930 und 17. 02. 1930
8385-8416: Anton Grylewicz, 30. 09. 1929 bis 07. 04. 1933
8528: Oskar Hippe, 18. 12. 1932
8538: Hurm, 20. 06. 1931
8582: Joko, 29. 10. 1932
8584-8586: Georg Jungclas, 20. 02. 1929 bis 01. 02. 1933
8698: Dosio Koffler, 26. 02. 1932
8778-8794: Kurt Landau, 06. 08. 1929 bis 16. 1. 1930
8857: Alida Leonhard, 12. 04. 1931
8928-8929 : Paul Löbe, 1929
8946-8947: Emil Ludwig, 13. 11. 1929 bis 17. 12. 1929
8966: N. Majer-Kroupensky, 06. 05. 1932
8992: Klaus Mann, 06. 02. 1934
9014-9015: W. Markstahler, 14. 12. 1931 und 28. 01. 1932
9332: Lu Märten, 24. 05. 1930
9363-9365: Richard Neumann, 03. 10. 1929 bis 30. 07. 1930
9504: Redaktion Permanente Revolution, 23. 12. 1932
9656: Alexandra Pfemfert, 14. 07. 1932
9700-9719: Franz Pfemfert, 16. 04. 1930 bis 19. 10. 1931
9976: Otto Rühle, 08. 02. 1939
10049-10050: Alfred Schöler, 17. 02. 1931 bis 20. 02. 1931
10249-102610: Oskar Seipold, 19. 04. 1930 bis 05. 01. 1933
10455: Roman Sobolevicius (Roman Well), 02. 10. 1930
10550: Fritz Sturm, 05. 07. 1929
10577-105710: Ernst Toller, 08. 03. 1933 und 28. 09. 1933
10654-106710: Hugo Urbahns, 23. 02. 1929 bis 02. 10. 1929

Briefe von Trotzkis Sekretären:


11255: Jan Frankel an Reichsleitung der LO, 03. 11. 1930
11256: Otto Schüssler an LO, Gruppe Frankfurt, 20. 04. 1932
11963-119610: Jakob Frank an Kurt Landau, 05. 09. 1929 bis 15. 09. 1929
11968: Jan Frankel an Kurt Landau, 12. 06. 1930
12116: Jan Frankel an Alexander Müller, 26. 09. 1930
12165: Jakob Frank an Richard Neumann, 15. 09. 1929
12454-124510: Jakob Frank an Hugo Urbahns, 27. 05. 1929 bis 08. 09. 1929
12458: Jan Frankel an Hugo Urbahns, 30. 06. 1930

Briefe an Leo Sedov:


12661-126610: Anton Grylewicz, 16. 03. 1930 und 10. 07. 1930
12865: Alexander Müller, 22. 07. 1930
Briefe von Leo Sedov:
13169-131710: Anton Grylewicz, 01. 02. 1931 und 16. 11. 1933

Andere Briefe:
13768: Politisches Rundschreiben der RL der LO, 02. 05. 1932
13770-137710: Eugen Bauer an Gruppe West der LO, 17. 03. 1932 bis 28. 04. 1932
13773: Eugen Bauer an IKD, 05. 12. 1933
13774: Eugen Bauer an das Internationale Büro der Kommunistischen Links-Opposition, 27. 01.
1931
13787: Fritz Belleville an Eugen Bauer, 20. 12. 1932
13978: Ludwig Dörr an Anton Grylewicz, 03. 01. 1930
14103-14119: Reichsleitung der LO, 30. 04. 1930 bis 15. 03. 1933
14120: Reichsleitung der LO an Gruppe Bruchsal, 12. 03. 1931
14121-14123: Reichsleitung der LO an Ortsgruppe Leipzig, 1931 bis 18. 01. 1933
14124-141210: Reichsleitung der LO an Gruppe Westen, 04. 02. 1932 bis 26. 02. 1932
14129-14132: Reichsleitung der LO an Internationales Sekretariat, 14. 11. 1930 bis 06. 07. 1931
14134: Reichsleitung der LO an Anton Grylewicz, 08. 07. 1930
14135: Reichsleitung der LO an Roman Well, 13. 01. 1931
14136: KPO-Minderheit an SAP, 03. 03. 1932
14137: Ortsgruppe Bruchsal an Reichsleitung der LO, 20. 04. 1931
14156-141510: BL Sachsen an Reichsleitung der LO, 03. 02. 1931 bis 28. 01. 1933
14160: BL Sachsen an Internationales Sekretariat, 03. 02. 1931
14161-141610: Bezirk Pfalz-Baden an Reichsleitung der LO, 19. 01. 1931 und 20. 02. 1931
14163: Pfälzer Opposition an Mitglieder der KPD, 01. 06. 1929
14164-141610: Reichsleitung des Leninbundes, 28. 09. 1929 bis 16. 10. 1931
14168: Minderheit des Leninbundes an Mitglieder, Ende Oktober 1929
14169: Auslandskommitee der LO an SAP, 14. 10. 1933
14641: Der Polizeipräsident in Berlin an Anton Grylewicz, 04. 03. 1933
14715: Anton Grylewicz an Biulleten Oppozitsii, 09. 06. 1930
14718: Anton Grylewicz u. Joko an die Mitglieder des Leninbundes, 1929
14721-147210: Anton Grylewicz an Intern. Sekret., Juni 1930 und 13. 04. 1932
14725: Anton Grylewicz an Jakob Frank, 07. 01. 1930
14726: Anton Grylewicz an Kurt Landau, 04. 01. 1930
14728: Anton Grylewicz an Jean Meichler, 16. 03. 1930
14829: Georg Jungclas an LO Hamburg, 13. 12. 1931
14831: Georg Jungclas an Intern. Sektret., 05. 03. 1931
14839: Georg Jungclas an Anton Grylewicz, o. Dat.
14887: Karl Korsch an Franz Pfemfert, 06. 09. 1929
14922-149210: Kurt Landau an LO, 1931
14929: Kurt Landau an Anton Grylewicz, 30. 04. 1930
14932: Kurt Landau an Roman Sobolevicius, 04. 01. 1931
14935-149310: Kurt Landau an Hugo Urbahns, 19. 09. 1929 und 16. 10. 1929
15020: Arkadi Maslow an Ruth Fischer, 19. 06. 1935
15196: Valentin Olberg an ILO Deutschland, 17. 02. 1930
15142: Alois Neurath an Heinrich Brandler, 28. 06. 1932
15241: Alexandra Pfemfert an J.L. Israel, 06. 10. 1932
15259: Gustav Plep an Reichsleitung der LO, 27. 08. 1930
15260: Gustav Plep an Anton Grylewicz, 12. 01. 1930
15263: Hermann Porath an Anton Grylewicz, 06. 10. 1932
15293: Fritz Reuter an Kurt Landau, 03. 05. 1931
15372: Karl Scheffler an Anton Grylewicz, 22. 02. 1932
15385: Alfred Schöler an Kurt Landau, 08. 10. 1932
15387: Reinhold Schuler an Oskar Seipold, 11. 02. 1932
15391: Hans Schwalbach an das Internationale Bulletin, 25. 05. 1932
15392: Johann Schwalbach an Minderheit im Leninbund, 22. 03. 1930
15394: Johann Schwalbach an Anton Grylewicz, 23. 05. 1930
15395: Johann Schwalbach an Max Shachtman, 26. 03. 1930
15400-154010: Oskar Seipold an Reichsleitung der LO, 06. 02. 1931 bis 30. 04. 1931
15403: Oskar Seipold an Anton Grylewicz, 25. 01. 1932
15456: Abraham Sobolevicius an KPD, 28. 11. 1931
15459: Roman Well an Reichsleitung der LO, 21. 01. 1931
15558: Hugo Urbahns an Alexandra Pfemfert, 10. 08. 1929
15567b: Paul Wasserman an Eugen Bauer, 08. 04. 1932
15612: Roman Well an Reichsleitung der LO, 14. 06. 1932
15615: A.F.Westermann an Anton Grylewicz, 13. 09. 1932

Schriften von Leo Trotzki:


15698: Offener Brief an alle Mitglieder des Leninbundes, 06. 02. 1930
15704: „15 Jahre!“, 13. 10. 1932

Andere Schriftstücke:
16206-162310: Sitzungsprotokolle Linke Opposition, 23. 03. 1930 bis 12. 09. 1935
16238-162810: Materialen aus Deutschland, 1929-1933
16850: Jan Frankel: Die Haltung des Genossen Landau in der österreichischen und deutschen Frage,
06. 01. 1931
16890: Anton Grylewicz: Kampf um den proletarischen Parteikern oder sektirerische
Selbstisolierung? 1929
16893: Protokoll der Sitzung des Arbeitsausschusses, 19. 01. 1930
16894: Vertriebsplan für die Broschüren, 1930
16951: Karl Jahnke: Die Rolle der Partei, ihre Politik und ihre Aufgaben, 1932
16985: Kurt Landau: Der Fall Valentin Olberg, 1937
17231: Oskar Seipold: Erklärung, 1931
17259: Roman Sobolevicius: Die Spaltung des Leninbundes, 1930

bMS Russ 13.2: Leon Trotsky. Additional Papers 1930-1938


V22: Protokoll der Besprechung über die Lage in Deutschland, 02. 03. 1933
V26: Brief Leo Trotzki an die Sektionen der internationalen Linksopposition: Deutschland und
UdSSR, 17. 03. 1933

bMS Russ 13.4: Leon Trotsky. Dewey Commission Exhibits


D 15: Brief Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 01. 04. 1930
D 17: Brief Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 05. 04. 1930
D 18: Brief Otto [Schüssler] an Leo Trotzki, 20. 08. 1936
D 53: Erklärung von Anton Grylewicz über seinen Aufenthalt 1932 in Kopenhagen, 25. 03.
1937
D 84: Fremdenpass, Deutsches Reich: Leo Sedoff
D 90: Der Polizeipräsident in Berlin, Polizeiamt Lichtenberg-Friedrichshain an Leo Sedoff, 18.
03. 1933
D 93: Brief Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 10. 02. 1937
D 272: J. Schwab: Notizen über die Unterhaltung des Gen. L. Trotzki und Gen. J. Schwab –
SAP, die in der Zeit vom 17.-20.8.33 stattfand
D 397: Belegbuch für Studenten von Leo Sedoff, Technische Hochschule Berlin
2. Veröffentlichte Quellen

Zeitungen und Periodika


Die Aktion. Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst, hg. von Franz Pfemfert
Arbeiterpolitik. Organ der Kommunistischen Partei Deutschlands (Opposition), Verbreitungsgebiet
Sachsen. Ab 1930: Kommunistische Tageszeitung
Arbeiter-Zeitung. Organ der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen
Internationale) für Pfalz, Rheinhessen u. Nahe-Gebiet. Später: Organ der KPD (Sektion der
Komm. Internationale) für den Bezirk Pfalz
Arbeiter-Zeitung. Organ der KPD (Sektion der Komm. Internationale) für den Bezirk Pfalz
Bocholter-Borkener Volksblatt
Brunsbüttelkooger Zeitung
Bulletin International de l’Opposition Communiste de gauche / Internationales Bulletin der
Kommunistischen Links-Opposition
Entschiedene Linke, hg. von der Gruppe „Entschiedene Linke“ (Revolutionäre Kommunisten)
innerhalb und außerhalb der KPD
Die Fahne des Kommunismus. Zeitschrift der orthodoxen Marxisten-Leninisten
Frankenthaler Zeitung
Der Funke. Tageszeitung für Recht, Freiheit und Kultur
Gegen den Strom. Organ der KPD (Opposition)
Der Hetzer. Betriebszellenzeitung des Eisen- und Stahlwerks Hoesch und der Dortmunder Union
Die Internationale. Zeitschrift für Praxis und Theorie des Marxismus
Der junge Leninist. Jugendbeilage des „Volkswille“
Die Kommunistin. Organ der kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen
Internationale)
Der Kommunist. Zeitschrift der Vereinigten Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten).
Ab November 1930: Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)
Der kommunistische Genossenschaftler. Monatliche Beilage zur Tagespresse der KPD
Kommunistische Politik. Diskussionsblatt der Linken
Die Kritische Parteistimme, hg. von der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki – Leninisten)
Entschiedene Linke, hg. von der Gruppe „Entschiedene Linke“ (Revolutionäre Kommunisten)
innerhalb und außerhalb der KPD
Mitteilungsblatt des Bezirks Westsachsen der Linken Opposition der KPD
Mitteilungsblatt der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD) des Bezirks Niedersachsen
Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), hg. von Hugo Urbahns
Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten).
Sektion der Internationalen Linken Opposition
Neu-Isenburger Anzeigeblatt
Pfälzische Post
Der Pionier. Mitteilungsblatt hg. von der Bezirksleitung der KPD, Bezirk Pfalz. Später: Organ der
Kommunistischen Opposition am Wedding und in der Pfalz (Bolschewiki-Leninisten)
Proletarischer Gesundheitsdienst
Die Rote Fahne. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der
Kommunistischen Internationale)
Der rote Kurier. Mitteilungsblatt der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) und der
Linken Parteifraktion innerhalb der KPD (Bezirk Sachsen)
Der Rote Stern. Illustrierte Arbeiterzeitung
Ruhr Echo. Organ der KPD Ruhrgebiet
Sächsische Arbeiterzeitung
Südwestdeutsche Arbeiter-Zeitung
Unser Wort. Halbmonatsschrift der deutschen Sektion der ILO. Ab November 1933:
Halbmonatsschrift der Internationalen Kommunisten Deutschlands
Volkswille. Organ der KPD für Süd-Thüringen. Ab 1928: Reichsorgan der Opposition (Marxisten-
Leninisten) in der Komm. Partei Deutschlands
Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Aufrufe, Berichte und Protokolle


Aktionsprogramm der KPD (1924), in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus.
Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 86-87.
An das Politbüro des Zentralkomitees der RKP (Erklärung der Sechsundvierzig), in: Frits Kool und
Erwin Oberländer (Hg.): Arbeiterdemokratie oder Parteidiktatur, Bd. 1, München 1972, S. 273-80.
Angebot zur Aktionseinheit. Offener Brief der Zentrale der Vereinigten Kommunistischen Partei
Deutschlands an den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, die Arbeitsgemeinschaft freier
Angestelltenverbände, die Allgemeine Arbeiterunion, die Freie Arbeiterunion (Syndikalisten), die
Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Deutschlands, die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (08. 01. 1921), in: Hermann
Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 168-170.
Aufruf des Gründungsparteitages der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (KAPD) am 4.
und 5. April 1920 in Berlin, in: Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von
1918 – 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands
(Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen
Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969, S. 406 f.
Beschluss des Präsidiums der Komintern für vorbereitende Maßnahmen zur „Deutschen Revolution“
(23. 08. 1923), in: Bernhard H. Bayerlein u. a. (Hg.): Deutscher Oktober 1923. Ein
Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003, S. 132 f.
Bericht über den Gründungsparteitag der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands am 4. und
5. April 1920 in Berlin, eingeleitet und kommentiert von Hans Manfred Bock, in: Claudio Pozzoli
(Hg.): Jahrbuch Arbeiterbewegung, Bd. 5: Kritik des Leninismus, Frankfurt a. M. 1977, S. 185-
242.
Bericht über den 2. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) vom 20. bis
24. Oktober 1919, hg. von der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), Berlin o.
J. (1919).
Bericht über den 3. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) am 25. und
26. Februar 1920, hg. von der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), Berlin o. J.
(1920).
Bericht über den 4. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) am 14. und
15. April 1920, hg. von der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), Berlin o. J.
(1920).
Bericht über die Verhandlungen des IX. Parteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands
(Sektion der Kommunistischen Internationale), abgehalten in Frankfurt am Main vom 7. bis 10.
April 1924, hg. von der Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands, Berlin 1924.
Bericht über die Verhandlungen des X. Parteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands
(Sektion der Kommunistischen Internationale), Berlin vom 12. bis 17. Juli 1925, hg. vom Zentral-
Komitee der Kommunistischen Partei Deutschlands, Berlin 1926.
Bericht über die Verhandlungen des XI. Parteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands
(Sektion der Kommunistischen Internationale), Essen vom 2. bis 7. März 1927. hg. vom
Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands, Berlin 1927.
Brief der Exekutive der Kommunistischen Internationale an alle Organisationen und die Mitglieder
der Kommunistischen Partei Deutschlands (1925), in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche
Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 218-242.
Der Kampf um die Kommunistische Partei. Plattform der linken Opposition der K.P.D., o. O., o. J.
(1927).
Der Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der IV. Internationale, in: Wolfgang Alles (Hg.):
Die kommunistische Alternative. Texte der Linken Opposition und IV. Internationale 1932-1985,
Frankfurt a. M. 1989, S. 58-99.
Die Aufgaben der Linken Kommunisten. Beschlüsse der Reichskonferenz der Linken Kommunisten
zur Vorbereitung der Gründung des Leninbundes, Berlin 1928.
Die „21 Bedingungen“ für die Aufnahme in die Komintern (1920), in: Hermann Weber: Die
Kommunistische Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966, S. 55-62.
Die Internationale Linksopposition. Ihre Aufgaben und Methoden (1932), in: Wolfgang Alles (Hg.):
Die kommunistische Alternative. Texte der Linken Opposition und der IV. Internationale 1932-
1985, Frankfurt a. M. 1989, S. 48-57.
Die proletarische Einheitsfront. Aufruf der Exekutive der Kommunistischen Internationale und der
Exekutive der Roten Gewerkschaftsinternationale (1. Januar 1922), in: Flugschriften der
Kommunistischen Internationale, H. 12, Hamburg 1922, S. 1-9.
Die Wahlen zum badischen Landtag am 27. Oktober 1929, in: Wirtschaft und Statistik, 9. Jg., 1929,
S. 976.
Erklärung der Dreizehn (Juli 1926), in: Leo Trotzki: Schriften, Bd. 3.1: Linke Opposition und IV.
Internationale (1923-1926), hg. von Helmut Dahmer u. a., Hamburg 1997, S. 500-528.
Erklärung der Opposition (16. 10. 1926), in: Leo Trotzki: Schriften, Bd. 3.1: Linke Opposition und
IV. Internationale (1923-1926), hg. von Helmut Dahmer u. a., Hamburg 1997, S. 529-541.
Erklärung der Vierundachtzig, in: Ulf Wolter (Hg.): Die Linke Opposition in der Sowjetunion. Texte
von 1923 bis 1928, Bd. 5, Berlin 1977, S. 84-95.
Gründungsbeschluss der Komintern (1919), in: Hermann Weber: Die Kommunistische
Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966, S. 29-30.
Leitsätze über die Einheitsfront (Einstimmig angenommen von der Exekutive der Kommunistischen
Internationale am 28. Dezember 1921), in: Flugschriften der Kommunistischen Internationale, H.
12, Hamburg 1922, S. 11-25.
Leitsätze über kommunistische Grundsätze und Taktik, vorgelegt von der Zentrale auf dem 2.
Parteitag der KPD(S) im Oktober 1919, in: Hans Manfred Bock: Syndikalismus und
Linkskommunismus von 1918 – 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union
Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der
Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969, S. 360-363.
Manifest der Kommunistischen Internationale (1919), in: Hermann Weber: Die Kommunistische
Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966, S. 31-44.
Plattform der russischen Opposition. Eingereicht dem ZK der WKP(B) von einer Gruppe Lenin-
istischer Bolschewiki, nicht veröffentlicht vom Stalinschen ZK, veröffentlicht vom Verlag „Fahne
des Kommunismus“, Berlin, o. J.
Politbüro der RKP(B): Beschluss zur Orientierung auf die Revolution in Deutschland und zur
Einleitung konkreter Maßnahmen (22. 08. 1923), in: Bernhard H. Bayerlein u. a. (Hg.): Deutscher
Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003, S. 130 f.
Präsidium des Reichsverbands der Deutschen Industrie: Aufstieg oder Niedergang? Deutsche
Wirtschafts- und Finanzreform 1929. Eine Denkschrift, Berlin 1929.
Programm des Spartakusbundes (1918), in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus.
Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 34-44.
Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, in: Hermann Weber (Hg.): Die Gründung der KPD.
Protokoll und Materialien des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands
1918/19. Mit einer Einführung zur angeblichen Erstveröffentlichung durch die SED, Berlin 1993,
S. 49-292.
Protokoll des Vierten Kongresses der Kommunistischen Internationale. Petrograd-Moskau vom 5.
November bis 5. Dezember 1922, Hamburg 1923.
Protokoll. Fünfter Kongress der Kommunistischen Internationale, 2 Bde., o. O., o. J. [Hamburg
1925].
Protokoll der „Brüsseler Konferenz“ der KPD 1935. Reden, Diskussionen und Beschlüsse, Moskau
vom 3.-15. Oktober 1935, hg. von Erwin Lewin u. a., 2 Bde., München 1997.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 10, Berlin 1927.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 11, Berlin 1927.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 12, Berlin 1927.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 13, Berlin 1927.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 14, Berlin 1927.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 15, Berlin 1928.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 16, Berlin 1928.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 17, Berlin 1928.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 18, Berlin 1929.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 8, Berlin 1930.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 9, Berlin 1930.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 10, Berlin 1930.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 15, Berlin 1931.
Stenographische Berichte über die Sitzungen der Bürgerschaft zu Hamburg im Jahre 1926, Hamburg
[1926].
Stenographische Berichte über die Sitzungen der Bürgerschaft zu Hamburg im Jahre 1927, Hamburg
[1927].
Spartakusbund: Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie (1916), in:
Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 29-
33.
Statistisches Jahrbuch der freien Hansestadt Bremen, Jg. 1932, hg. vom Statistischen Landesamt,
Bremen 1932.
Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin, hg. vom Statistischen Amt der Stadt Berlin, 3. Jg., 1927,
Berlin 1927.
Statistisches Taschenbuch der Stadt Berlin, hg. vom Statistischen Amt der Stadt Berlin, 2. Ausgabe,
Berlin 1926.
Statut des Leninbundes, in: Die Aufgaben der Linken Kommunisten. Beschlüsse der
Reichskonferenz der Linken Kommunisten zur Vorbereitung der Gründung des Leninbundes,
Berlin 1928, S. 36-40.
Thesen und Resolutionen des III. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale (Moskau, 22.
Juni bis 12. Juli 1921), Hamburg 1921.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 381: II. Wahlperiode 1924, Stenographische Berichte, Berlin
1924.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 388: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte,
Berlin 1926.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 390: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte,
Berlin 1926.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 391: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte,
Berlin 1927.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 393: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte,
Berlin 1927.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 394: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte,
Berlin 1928.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 422: III. Wahlperiode 1924/1928, Anlagen zu den
Stenographischen Berichten, Nr. 4051 bis 4230, Berlin 1928.
Verwaltungsbericht des Bürgermeisteramtes Ludwigshafen a. Rh. für die Jahre 1928/29 und 1929/30,
bearbeitet vom Amt für Wirtschaft und Statistik, Ludwigshafen 1932.
Vor dem Thermidor. Revolution und Konterrevolution in Sowjetrussland. Die Plattform der linken
Opposition der bolschewistischen Partei (Sapronow, Smirnow, Oborin, Kalin usw.) unterdrückt in
Russland und allen Sektionen der Komintern, hg. von den aus der Kommunistischen Partei
ausgeschlossenen Hamburger Oktoberkämpfern, Hamburg 1927.
Zentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands: Der Krieg und die Russische
Sozialdemokratie (28. 09. 1914), in: W.I. Lenin: Werke, Bd. 21, Berlin (Ost) 1960, S. 11-21.
Zur Verteidigung der Republik und der Grundrechte der Arbeitnehmerschaft. Aufruf des ADGB, des
AfA-Bundes, der SPD, der USPD und der KPD vom 27. Juni 1922, in: Dokumente und
Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. VII, 2: Januar 1922 bis
Dezember 1923, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin (Ost) 1966, S. 103-105.

Zeitgenössische Darstellungen, Schriften und


Briefe
Gorter, Herman: Offener Brief an den Genossen Lenin (1920), in: Frits Kool (Hg.): Die Linke gegen
die Parteiherrschaft, Olten und Freiburg 1970, S. 416-496.
Grylewicz, Anton: Die Entwicklung der deutschen Opposition (1932), in: Annegret Schüle: „Für die
Arbeitereinheitsfront zur Abwehr des Faschismus“. Trotzkismus in Deutschland bis 1933, Köln
1989, S. 133-135.
Hirsch, Werner: Faschismus und Hitlerpartei, in: Die Internationale, 15. Jg., H. 1, Januar 1932, S. 27-
45.
Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution, Berlin 1929.
Korsch, Karl: Marxismus und Philosophie, Leipzig 1923.
Korsch, Karl: Die marxistische Linke in Deutschland und die Aufgaben der marxistischen
Revolutionäre in der Internationale (1928), in: Michael Buckmiller (Hg.): Zur Aktualität von Karl
Korsch, Frankfurt a. M. 1981, S. 107-111.
Korsch, Karl: Krise des Marxismus. Schriften 1928-1935, hg. u. eingel. von Michael Buckmiller,
Amsterdam 1996 (= Gesamtausgabe, Bd. 5).
Korsch, Karl: Briefe 1908-1939, hg. von Michael Buckmiller, Michel Prat und Meike G. Werner,
Amsterdam u. Hannover 2001 (= Gesamtausgabe, Bd. 8).
Landau, Kurt: The Leninbund on the Wrong Road, in: The Militant. Weekly Organ of the Communist
League of America (Opposition), 3. Jg., Nr. 1, 04. 01. 1930.
Lenin, W.I.: Resolutionsentwurf der Zimmerwalder Linken (02. 09. 1914), in: Ders.: Werke, Bd. 21,
Berlin (Ost) 1960, S. 348-351.
Lenin, W.I.: Über die Aufgaben des Proletariats in der gegenwärtigen Revolution, in: Ders.: Werke,
Bd. 24, Berlin (Ost) 1959, S. 1-8.
Lenin, W.I.: Staat und Revolution, in: Ders.: Werke, Bd. 25, Berlin (Ost) 1960, S. 393-507.
Lenin, W.I.: Bericht über die Tätigkeit des Rats der Volkskommissare (11. 01. 1918), in: Ders.:
Werke, Bd. 26, Berlin (Ost) 1961, S. 455-472.
Lenin, W.I.: Siebenter Parteitag der KPR(B). 6.-8. März 1918, in: Ders.: Werke, Bd. 27, Berlin (Ost)
1960, S. 71-145.
Lenin, W.I.: Über „linke“ Kinderei und über Kleinbürgerlichkeit, in: Ders.: Werke, Bd. 27, Berlin
(Ost) 1960, S. 315-347.
Lenin, W.I.: Der „linke Radikalismus“. Die Kinderkrankheit im Kommunismus (1920), in: Ders.:
Werke, Bd. 31, Berlin (Ost) 1964, S. 1-106.
Lenin, W.I.: Die NÖP und die Aufgaben der Ausschüsse für politisch-kulturelle Aufklärung, in:
Ders.: Werke, Bd. 33, Berlin (Ost) 1962, S. 40-60.
Lenin, W.I.: Zur Frage der Nationalitäten oder der „Autonomisierung“, in: Ders.: Werke, Bd. 36,
Berlin (Ost) 1962, S. 590-596.
Levi, Paul: Unser Weg. Wider den Putschismus, 2. Aufl., Berlin 1921.
Levi, Paul: Die politische Lage in Deutschland, in: Die Kommunistische Internationale, 2. Jg., 1921,
H. 14, S. 114-126.
Lewin, Mark: Was in Russland unter dem Namen Kommunismus getrieben wird, in: Sozialistische
Monatshefte, 25. Jg., 1919, H. 8, S. 534-544.
Marx, Karl und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, in: MEW, Bd. 4, Berlin
(Ost) 1964, S. 459-493.
Maslow, A.: Die neue Aera des Pazifismus, Berlin 1924.
Maslow, A.: Die zwei russischen Revolutionen des Jahres 1917. Beiträge zum Studium des
Leninismus, Berlin 1925.
Maslow, A.: Einleitung, in: N. Lenin: Die Kinderkrankheit des „Radikalismus“ im Kommunismus,
Berlin 1925, S. 7-26.
Meyer, Ernst: „Der Kessel ist zum Platzen voll“, in: Internationale Pressekorrespondenz, 2. Jg., Nr.
135 (Sondernummer), 18. 07. 1922.
Rede des Genossen Sinowjew über die Lage in der KPD (in der Sitzung der Exekutive der Komintern
Januar 1924), in: Die Internationale, 7. Jg., H. 2/3: Sonderheft zum Reichsparteitag 1924, 28. 03.
1924, S. 33-47.
Reed, John: Zehn Tage, die die Welt erschütterten, Reinbek 1967.
Riest, Walter: Die Splittergruppen der KPD, in: Neue Blätter für den Sozialismus 3, 1932, S. 207-
211.
Rosenberg, Arthur und W[erner] Scholem: Um die Linie der Komintern. Für die Einheit der
deutschen Linken, in: Rote Fahne, 22. 09. 1925.
Rosenberg, Arthur: Entstehung der Weimarer Republik (1928), hg. und eingel. von Kurt Kersten,
Frankfurt a. M. 1983.
Rosenberg, Arthur: Geschichte der Weimarer Republik (1935), hg. und eingel. von Kurt Kersten,
Frankfurt a. M. 1983.
Rosenberg, Arthur: Geschichte des Bolschewismus (1932). Mit einer Einleitung von Ossip K.
Flechtheim, Frankfurt a. M. 1966.
Scholem, Werner: Skizze über die Entwicklung der Opposition in der KPD, in: Die Internationale, 7.
Jg., 1924, H. 2/3, S. 122-134.
Scholem, Werner: Zur Organisationsfrage. Einige noch ungelöste organisatorische Fragen, in: Die
Internationale, 8. Jg., 1925, Sonderheft zum Reichsparteitag, 12. Juli 1925, S. 62-66.
Scholem, Betty und Gershom Scholem: Mutter und Sohn im Briefwechsel. 1917-1946, hg. von Itta
Shedletzky, München 1989.
Stalin, J.W.: Über die Maßnahmen zur Milderung des innerparteilichen Kampfes. Rede in der Sitzung
des Politbüros des ZK der KPdSU(B), 11. 10. 1926, in: Ders.: Werke, Bd. 8, 2. Aufl., Dortmund
1976, S. 188-191.
Stalin, J.W.: Über die Aufgaben der Wirtschaftler. Rede auf der ersten Unionskonferenz der
Funktionäre der sozialistischen Industrie, 04. 02. 1931, in: Ders.: Werke, Bd. 13, Dortmund 1976,
S. 27-38.
Testament von Lenin, in: Leo Trotzki: Wer leitet heute die Kommunistische Internationale? Berlin
1930, S. 48-51.
Thalheimer, August: Deutsches Reich, in: Jahrbuch für Wirtschaft, Politik und Arbeiterbewegung
1923-24, S. 561-608.
Trockij, Lev: Schreiben an Efraim Skljanskij über die Einstimmung der Roten Armee und das
internationale Szenario einer „Deutschen Revolution“ (25. 08. 1923), in: Bernhard H. Bayerlein u.
a. (Hg.): Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003, S. 133 f.
Trotsky, Leon: The Crisis in the German Left Opposition (1931), in: Writings of Leon Trotsky. 1930-
31, hg. von George Breitman und Sarah Lovell, New York 1973, S. 147-170.
Trotzki, Leo: 1917: Die Lehren der Revolution. Mit einem Vorwort von Paul Levi, Berlin 1925.
Trotzki, Leo: Die Internationale Revolution und die Kommunistische Internationale, hg. und mit
einem Vorwort versehen von Hans Weber, Berlin 1929.
Trotzki, Leo: Gegen den Nationalkommunismus! Lehren des „roten“ Volksentscheids, 2. Aufl.,
Berlin 1932.
Trotzki, Leo: Was nun? Schicksalsfragen des deutschen Proletariats, Berlin 1932.
Trotzki, Leo: Die neuen Aufgaben der Komintern (1921), in: Hermann Weber: Die Kommunistische
Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966, S. 85-87.
Trotzki, Leo: Die Permanente Revolution (1928), Frankfurt a. M. 1969.
Trotzki, Leo: Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971.
Trotzki, Leo: Die österreichische Krise, die Sozialdemokratie und der Kommunismus, in: Ders.:
Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971, S. 53-66.
Trotzki, Leo: Die Wendung der Komintern und die Lage in Deutschland, in: Ders.: Schriften über
Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971, S. 76-98.
Trotzki, Leo: Gegen die Widersacher der Losung „Arbeiterkontrolle der Produktion“, in: Ders.:
Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971, S. 138-140.
Trotzki, Leo: Was ist Faschismus? (Aus einem Brief an einen englischen Genossen), in: Ders.:
Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971, S. 141 f.
Trotzki, Leo: Soll der Faschismus wirklich siegen? Deutschland – der Schlüssel zur internationalen
Lage, in: Ders.: Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971, S.
145-163.
Trotzki, Leo: Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen? Brief an einen deutschen Arbeiter-
Kommunisten, Mitglied der KPD, in: Ders.: Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer,
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Trotzki, Leo: Das deutsche Rätsel, in: Ders.: Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer,
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Weitz, Eric D.: Creating German Communism, 1890-1990. From Popular Protests to Socialist State,
Princeton 1997.
Weitz, Eric D.: Rezension zu Klaus-Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer Republik, in:
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Wenzel, Otto: Der geplante „Deutsche Oktober“ im Herbst 1923. Die Niederlage der
kommunistischen Weltrevolution in Deutschland. Vorgeschichte und Verlauf des von der
Komintern geplanten Aufstands, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 10/2001,
S. 3-36.
Wenzel, Otto: 1923. Die gescheiterte Deutsche Oktoberrevolution, Münster 2003.
Wernicke, Günter: Trotzkismus versus Stalinismus – Zur Genesis der Vierten Internationale, in: Z.
Zeitschrift Marxistische Erneuerung, 4. Jg., H. 16, Dezember 1993, S. 207-19.
Wernicke, Günter: Die Radikallinke der KPD und die russische Opposition. Von der Fischer/Maslow-
Gruppe zum Lenin-Bund, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 42. Jg., 2000, H. 3,
S. 75-101.
Wernicke, Günter: Operativer Vorgang „Abschaum“. Das Ministerium für Staatssicherheit und die
deutschen Trotzkisten in den 1950er Jahren, in: Andreas G. Graf (Hg.): Anarchisten gegen Hitler.
Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in Widerstand und Exil, Berlin 2001, S.
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White, Stephen: The Bolshevik Poster, New Heaven und London 1988.
Wieszt, József: KPD-Politik in der Krise 1928-1932. Zur Geschichte und Problematik des Versuchs
den Kampf gegen den Faschismus mittels Sozialfaschismusthese und RGO-Politik zu führen,
Frankfurt a. M. 1976.
Wilde, Florian: „Diskussionsfreiheit ist innerhalb unserer Partei absolut notwendig“ – Das Verhältnis
des KPD-Vorsitzenden Ernst Meyer zur innerparteilichen Demokratie 1921/22, in: Jahrbuch für
Historische Kommunismusforschung 2006, S. 168-184.
Wilde, Florian: „Den nach Hoffnung hungernden Massen den Sozialismus als einzig mögliche
Rettung aus der Krise zeigen.“ Die Entwicklung der SPD-Linken von der Klassenkampf-Gruppe
zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), in: Marcel Bois und Bernd Hüttner (Hg.): Beiträge zur
Geschichte einer pluralen Linken, H. 1: Theorien und Bewegungen vor 1968, Berlin 2010, S. 22-
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Willmann, Heinz: Geschichte der Arbeiter-Illustrierten Zeitung 1921-1938, Berlin (Ost) 1974.
Winkler, Heinrich August: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in
der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2., völlig durchgesehene und korrigierte Aufl., Berlin und
Bonn 1985.
Winkler, Heinrich August: Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der
Weimarer Republik 1924 bis 1930, Bonn 1985.
Winkler, Heinrich August: Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der
Weimarer Republik 1930 bis 1933, Berlin und Bonn 1987.
Winkler, Heinrich August: Rezension zu Klaus-Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer
Republik, in: Historische Zeitschrift, Bd. 265, 1997, S. 241-43.
Winkler, Heinrich August: Streitfragen der deutschen Geschichte. Essays zum 19. und 20.
Jahrhundert, München 1997.
Winkler, Heinrich August: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806-1933, Bonn
2002.
Wirsching, Andreas: „Stalinisierung“ oder entideologisierte „Nischengesellschaft“? Alte Einsichten
und neue Thesen zum Charakter der KPD in der Weimarer Republik, in: Vierteljahrshefte für
Zeitgeschichte, 45. Jg., 1997, S. 449-466.
Wirsching, Andreas: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und
Frankreich 1918 – 1933/39. Berlin und Paris im Vergleich, Oldenburg 1999.
Wirsching, Andreas: Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, München 2000.
Wirsching, Andreas: Comparing local communisms, in: Twentieth Century Communism. A Journal
of international History, Nr. 5, 2013, S. 21-40.
Wörmann, Heinrich-Wilhelm: Widerstand in Charlottenburg, Berlin 1998.
Wulff, Sylvia: Kritik am Kurs der Weimarer KPD aus ihren eigenen Reihen. Die Gruppe „Linke
Opposition der KPD – Bolschewiki / Leninisten“ in Köln, in: Geschichte in Köln, Nr. 13, Mai
1983, S. 80-100.
Zeidler, Manfred: Reichswehr und Rote Armee 1920-1933. Wege und Stationen einer
ungewöhnlichen Zusammenarbeit, München 1993.
Zimmermann, Rüdiger: Der Leninbund. Linke Kommunisten in der Weimarer Republik, Düsseldorf
1978.
Zinn, Howard: Eine Geschichte des amerikanischen Volkes, Bd. 6: Reformen, Repressionen und der
Erste Weltkrieg, Berlin 2006.
Zöller, Thomas: Christian Rakowski. Internationalist und Warner vor der Bürokratisierung, in:
Theodor Bergmann und Mario Keßler (Hg.): Ketzer im Kommunismus. 23 biographische Essays,
Hamburg 2000, S. 143-154.

Unveröffentlichte Arbeiten
Bahne, Siegfried: Der Trotzkismus in Deutschland 1931-1933. Ein Beitrag zur Geschichte der KPD
und Komintern, Diss., Heidelberg 1958.
Becker, Klaus J.: Die Mitglieder der KPD im Ludwigshafener Stadtrat zwischen 1920 und 1956,
Manuskript, Bockenheim, o. J.
Birke, Peter: Die kommunistische Parteiopposition (KPO) und andere dissidente Kommunisten in
Hamburg in den Jahren 1926-1936, Magisterarbeit, Hamburg 2001.
Bois, Marcel: Die „(Vereinigte) Linke Opposition“ 1930-1933. Ein Beitrag zur Geschichte des
Trotzkismus am Ende der Weimarer Republik, Magisterarbeit, Hamburg 2003.
Buschak, Willy: Die Linken in der KPD (unter besonderer Berücksichtigung der Fischer-Maslow-
Fraktion) zu Beginn der 20er Jahre bis zum „Offenen Brief“ des EKKI vom August 1925,
Magisterarbeit, Bochum 1977.
Fritz, Bernd Dieter: Die Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG) im Vergleich mit der KPO und
SAP. Eine Studie zur politischen Ideologie des deutschen „Rechts“-Kommunismus in der Zeit der
Weimarer Republik, Inauguraldissertation, Bonn 1966.
Köllner, Manfred: Die Gründungsphase des Leninbundes. Organisierte Opposition oder zweite
Partei? Unveröffentl. Hausarbeit, Paderborn 1993.
Kuckartz, Udo: Der Aufstieg des Faschismus und die kommunistische Arbeiterbe-wegung in der
Endphase der Weimarer Republik. Eine vergleichende Analyse der Faschismustheorien Leo
Trotzkis und August Thalheimers, Magisterarbeit, Aachen 1978.
LaPorte, Norman: Ernst Thälmann: The Making of a German Communist, 1886-1921,
Artikelmanuskript (soll im Herbst 2014 erscheinen in: Moving the Social. Journal of Social
History and the History of Social Movements).
Lutze, Kay: Die Kritik Leo Trotzkis an der Haltung von SPD und KPD gegenüber dem
Nationalsozialismus 1930-1933, Magisterarbeit, Düsseldorf 1995.
Niffka, Lutz: Der Kapp-Putsch und die deutsche Arbeiterbewegung, Staatsexamensarbeit, Hamburg
2005.
Stobnicer, Maurice: Le Mouvement trotskyste allemand sous la république de Weimar, Diss., Paris
1980.
Strangfeld, Felix: Die Fraktionsbildung in der Kommunistischen Partei Deutschlands 1924-1928.
Aufstieg und Ausschaltung der Linken Opposition, Staatsexamensarbeit, Essen 1973.
Wilde, Florian: Ernst Meyer als Vorsitzender der KPD 1921/22, Magisterarbeit, Hamburg 2003.
Wulff, Sylvia: Anton Grylewicz und seine Rolle in der deutschen Arbeiterbewegung,
Staatsexamensarbeit, Köln 1985.

Online veröffentlichte Abschlussarbeiten


Bourrinet, Philippe: Zur Geschichte der „bordigistischen“ Strömung. Die italienische
Kommunistische Linke (1926-1950), o. O., 2012 (online unter: http://www.left-
dis.nl/d/sinistracom.pdf).
Engelhardt, Falk: Entwicklung und Politik der trotzkistischen Linksopposition in Leipzig ab 1924,
überarbeitete Magisterarbeit, Chemnitz 2006 (online unter:
http://www.trotskyana.net/GuestContributions/engelhardt_entwicklung.pdf).
Köster, Barbara: „Die junge Garde des Proletariats“. Untersuchungen zum Kommunistischen
Jugendverband Deutschlands in der Weimarer Republik, Diss., Bielefeld 2005 (online unter:
http://pub.uni-bielefeld.de/luur/download?
func=downloadFile&recordOId=23.0.3641&fileOId=23.0.3644)
Kröger, Sarah: Die Faschismustheorien von Leo Trotzki und August Thalheimer. Eine vergleichende
Analyse, Abschlussarbeit, Hamburg 2005 (online unter:
http://www.trotskyana.net/GuestContributions/kroeger_faschismustheorien.pdf).
Wilde, Florian: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur des deutschen Kommunismus. Eine
politische Biographie, Diss., Hamburg 2012 (online unter:
http://ediss.sub.unihamburg.de/volltexte/2013/6009/pdf/Dissertation.pdf).

Zeitungsartikel
Bois, Marcel: Mit Kirchengeläut aus der Taufe gehoben. Wie es zur Gründung des Leninbundes kam,
in: Neues Deutschland, 06. 04. 2013.
Einmal Tragödie, einmal Farce [über Theodor Koegler], in: Der Spiegel, Nr. 27, 30. 06. 1949.
Er war anders als Ulbricht. Wolf Biermann spricht mit Emma Biermann, Hamburger Kommunistin,
in: Die Zeit, 12. 01. 1979.
Staadt, Jochen: Kampf um Sowjetdeutschland, in: FAZ, 28. 07. 2004.
Tosstorff, Reiner: Nicht so randständig, in: Junge Welt, 02. 03. 2006.
Triendl, Mirjam und Noam Zadoff: Ob mein Bruder Werner gemeint ist? Erinnerungen an einen
Pazifisten, in: Freitag, Nr. 26, 18. 06. 2004.
Ullrich, Volker: Der Aufstand, der nicht stattfand, in: Die Zeit, 11. 12. 2003.
Weber, Hermann: Nicht stalinisiert? In: Die Zeit, 14. 06. 1996.
III Nachschlagewerke

Biografische Handbücher und Lexika


Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1: Politik, Wirtschaft,
Öffentliches Leben. Leitung und Bearbeitung: Werner Röder und Herbert A. Strauss, München u.
a. 1980.
Buckmiller, Michael und Klaus Meschkat (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte der
Kommunistischen Internationale. Ein deutsch-russisches Forschungsprojekt, Berlin 2007.
Dictionnaire Biographique du Mouvement Ouvrier International: L’Allemagne, sous la direction de
Jacques Droz, Paris 1990.
Mlynek, Klaus und Waldemar R. Röhrbein (Hg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in
die Gegenwart, Hannover 2009.
Schumacher, Martin (Hg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit
des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933 bis 1945.
Eine biographische Dokumentation, 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage, Düsseldorf
1994.
Weber, Hermann und Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis
1945, 2., überarb. und stark erw. Aufl., Berlin 2008.
Weber, Hermann und Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Supplement zum Biographischen
Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2013.
Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon, hg. von der
Geschichtswerkstatt der Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen
Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (BV VdN e. V.) unter Leitung von
Hans-Joachim Fieber, 12 Bde., Berlin 2004/2005.

Bibliografien
Collotti, Enzo (Hg.): Die Kommunistische Partei Deutschlands 1918-1933. Ein bibliographischer
Beitrag, Mailand 1961.
Schumacher, Martin: Wahlen und Abstimmungen, 1918-1933. Eine Bibliographie zur Statistik und
Analyse der politischen Wahlen in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1976.
Trotsky Bibliography. An International Classified List of Publications about Leon Trotsky and
Trotskyism 1905-1998, 3., vollst. überarbeite und erw. Ausg., zusammengestellt und hg. von
Wolfgang und Petra Lubitz, 2 Bde., München 1999.
Zimmermann, Rüdiger (Hg.): Das Trotzkismus-Archiv (Sammlung Hermann Weber) in der
Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ein Bestandsverzeichnis bearbeitet von Anne Bärhausen
und Gabriele Rose, Bonn 2007.

Online-Quellen
Biographische Datenbanken deutscher Kommunisten http://www.bundesstiftung-
aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html
Kommunisten in der Weimarer Republik. Materialien zur Sozialgeschichte http://www.kpd-
sozialgeschichte.homepage.t-online.de/index.html
Lubitz’ TrotskyanaNet http://www.trotskyana.net
Reichstagsabgeordnete der Weimarer Republik, bearb. von Wilhelm Heinz Schröder
http://www.zhsf.uni-koeln.de/biorab
Wahlen in der Weimarer Republik – Ergebnisdatenbank http://www.gonschior.de/weimar
Abkürzungsverzeichnis
AAU Allgemeine Arbeiter-Union
AAU-E Allgemeine Arbeiter-Union-Einheitsorganisation
ADGB Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
ADS Archiv Demokratischer Sozialismus
AfA-Bund Allgemeiner freier Angestelltenbund
AIZ Arbeiter-Illustrierte Zeitung
BArch Bundesarchiv
Bd./Bde. Band/Bände
BL Bezirksleitung
BVP Bayerische Volkspartei
CIO Council of Industrial Organizations
CNT Nationale Konföderation der Arbeit (Confederación Nacional del
Trabajo)
DDP Deutsche Demokratische Partei
DEV Deutscher Eisenbahner-Verband
DIV Deutscher Industrieverband
DNVP Deutschnationale Volkspartei
DVP Deutsche Volkspartei
EKKI Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale
EL Entschiedene Linke
FAUD Freie Arbeiter-Union Deutschlands
FAV Fabrikarbeiterverband
FZH Forschungsstelle für Zeitgeschichte
GDW Gedenkstätte Deutscher Widerstand
GKP Gruppe Kommunistische Politik
GPU Vereinigte staatliche politische Verwaltung (Objedinjonnoje
gossudarstwennoje polititscheskoje uprawlenije), Geheimpolizei der
Sowjetunion
IAH Internationale Arbeiterhilfe
IfdV Industrieverband für das Verkehrsgewerbe
IfZ Institut für Zeitgeschichte
IGB Internationaler Gewerkschaftsbund
IISG Internationales Institut für Sozialgeschichte
IKD Internationale Kommunisten Deutschlands
ILO Internationale Linke Opposition
ISK Internationaler Sozialistischer Kampfbund
IVKO Internationale Vereinigung der Kommunistischen Opposition
IWW Industrial Workers of the World
KAG Kommunistische Arbeitsgemeinschaft
KAPD Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands
KAUD Kommunistische Arbeiter-Union Deutschlands
KI oder Komintern Kommunistische Internationale
KJVD Kommunistischer Jugendverband Deutschlands
Kostufra Kommunistische Studentenfraktion
KP Kommunistische Partei
KPCh Kommunistische Partei Chinas
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
KPdSU Kommunistische Partei der Sowjetunion
KPF Kommunistische Partei Frankreichs
KPO Kommunistische Partei Deutschlands-Opposition
KPR(B) Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki)
MEW Marx-Engels-Werke
NAZ Niedersächsische Arbeiterzeitung
NÖP Neue Ökonomische Politik (Nowaja ekonomitscheskaja politika,
NEP)
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
PCI Kommunistische Partei Italiens (Partito Comunista Italiano)
PEUVAG Papiererzeugungs- und Verwertungs-Aktiengesellschaft
Polbüro Politisches Büro
PSI Sozialistische Partei Italiens (Partito Socialista Italiano)
RDI Reichsverband der Deutschen Industrie
RFB Roter Frontkämpferbund
RFBM Roter Frauen- und Mädchenbund
RGASPI Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte
RGI Rote Gewerkschafts-Internationale
SAP Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
SAPMO-BArch Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im
Bundesarchiv
SDAPR Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SFIO Französische Sektion der Arbeiter-Internationale (Section française
de l’Internationale ouvrière)
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
StA Staatsarchiv
StaLu Stadtarchiv Ludwigshafen
TA Harvard Trotsky-Archive (Trotzki-Archiv), Houghton Library, Harvard
University
Tscheka Allrussische Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung von
Konterrevolution und Sabotage (Wserossijskaja Tschreswitschainaja
Kommisija po borbe s Kontrrewoljuziej, spekuljaziej i sabotaschem)
UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPD Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZA Zentralausschuss
ZK Zentralkomitee
ZPA Zentrales Parteiarchiv
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Parteizugehörigkeit der Unterzeichner des „Briefs der 700“
Tabelle 2: Berufe der Linkskommunisten
Tabelle 3: Geburtsjahrgänge der Linkskommunisten
Tabelle 4: Herkunft der Linkskommunisten
Tabelle 5: Eintritt in die Arbeiterbewegung
Tabelle 6: Eintritt in die Arbeiterbewegung nach Parteibezirken
Tabelle 7: Eintritt in die KPD
Tabelle 8: Funktionäre und Mandatsträger
Tabelle 9: In der linken Opposition
Tabelle 10: Austritt / Ausschluss aus der KPD
Tabelle 11: Weiterer politischer Werdegang
Tabelle 12: Aus politischen Gründen ermordet
Tabelle 13: Sterbedaten der Linkskommunisten
Tabelle 14: Sterbeorte der Linkskommunisten
Tabelle 15: Eintritt in die Arbeiterbewegung (Frauen)
Tabelle 16: Eintritt in die KPD nach Geschlecht
Tabelle 17: Parteibezirke der Linkskommunistinnen
Tabelle 18: Parteibezirke der Linkskommunisten
Tabelle 19: Hochburgen der Linkskommunisten
Tabelle 20: Mitglieder- und Unterstützerzahlen
Tabelle 21: Linkskommunistische Zeitschriften und Zeitungen
Tabelle 22: Linkskommunistische Bücher und Broschüren
Tabelle 23: Stimmen für Linke Kommunisten bei der Reichstagswahl,
20. Mai 1928
Tabelle 24: Stimmen für Linke Kommunisten bei Landtags- und
Provinziallandtagswahlen
Tabelle 25: Abgeordnete der Gruppe „Linke Kommunisten“ im
Reichstag
Tabelle 26: Fehltage der „Linken Kommunisten“ im Reichstag
Tabelle 27: „Linke Kommunisten“ im Preußischen Landtag
Personenverzeichnis
Abendroth, Wolfgang
Abusch, Alexander
Ackerknecht, Erwin
Agnew, Jeremy
Aidam, Franz
Albert, Gleb J.
Alexander, Robert J.
Alles, Wolfgang
Altrichter, Helmut
Ambs, Hans
Amecke, Adolf
Anderson, Perry
Angress, Werner T.
Aussem, Otto
Aussem, Wladimir

Backenecker, Maria
Bahne, Siegfried
Bartels, Wolfgang
Bauer, Gustav
Baumeister, Ursula Walburga
Baumgärtel, Karl
Baumgärtner, Friedrich (Fritz)
Bavaj, Riccardo
Bayerlein, Bernhard H.
Bebel, August
Becher, Johannes R.
Becker, Jens
Becker, Klaus J.
Behrend, Emil
Belenkij, Grigorij Jakovlevic
Belleville, Fritz
Benn, Gottfried
Berens, Peter
Berger, Hans
Berger, Hilde
Bergmann, Theodor
Berndl, Ludwig
Bessonow, Sergei
Betz, Adolf
Bittner, Karl
Blenkle, Konrad
Blumkin, Jakob
Bock, Hans Manfred
Böttcher, Paul (Berlin)
Böttcher, Paul (Leipzig)
Bohla, Hans
Bordiga, Amadeo
Bortfeldt, Hermann
Brahm, Heinrich
Brahm, Heinz
Brandler, Heinrich
Brandt, Willy
Braun, Anna
Braun, Johann
Braun, Otto
Brecht, Bertolt
Breitscheid, Rudolf
Britosvek, Marjan
Broué, Pierre
Brüning, Heinrich
Brupbacher, Fritz
Buber-Neumann, Margarete
Bucharin, Nikolai
Buckmiller, Michael
Büchner, Fritz
Büttner, Ursula
Bunting, Brian

Cahnbley, Walter
Carr, Edward Hallett
Chamberlain, Joseph Austen
Chiang Kai-shek
Chruschtschow, Nikita
Cohen, Ludwig (Lewis Coser)
Creutzburg, August
Cuno, Wilhelm
Czerkus, Heinrich

Dahlem, Franz
Dallmann, Günter
Daniels, Robert V.
Dengel, Philipp
Dettmann, Friedrich
Deutscher, Isaac
Deutschmann, Arthur
Dittmann, Wilhelm
Dodd, Martha
DÇblin, Alfred
Drosson
Duncker, Käthe
Dutschke, Rudi
Dserschinski, Felix

Eastman, Max
Eberlein, Hugo
Ebert, Friedrich
Ebner, Adam
Eichhorn, Emil
Einstein, Albert
Eisenstein, Sergej
Emel, Alexander
Enderle, August
Engel, Fritz
Engelhardt, Falk
Engels, Friedrich
Epe, Heinz (Walter Held)
Eppstein, Eugen
Erdmann, Joseph
Ermal, Heinrich
Erzberger, Matthias
Eumann, Ulrich
Ewert, Arthur

Fabian, Walter
Faust, Friedrich
Feininger, Lyonel
Feuchtwanger, Lion
Figes, Orlando
Fischer, Karl
Fischer, Paul
Fischer, Ruth
Flechtheim, Ossip K.
Florin, Wilhelm
Foitzik, Jan
Franco, Francisco
Frank, Jakob
Frank, Pierre
Frenzel, Max
Friedrich August III. (KÇnig von Sachsen)
Friesland (Reuter), Ernst
Frölich, Paul

Gayl, Wilhelm von


Gehrmann, Karl
Geithner, Otto
Gelwitzki
Gerbig, Max
Gerzberg, Alexander
Geschke, Ottomar
Geyer, Curt
Geyer, Dietrich
Gillen, Eckhardt
Goebbels, Joseph
Gohr, Theodor
Goldstein, Arthur
Gorter, Herman
Gotthardt, Christian
Graf, Oskar Maria
Gramkow
Gramsci, Antonio
Graupe, Georg
Greszinski, Albert
Grobis, Paul
Großmann, Oskar
Großmann, Peter
Grosz, George
Grylewicz, Anton
Gutsche, Josef

Härtle, Franz Xaver


Hájek, Milos
Halenke, Karl
Hansen
Hansen, Arvid
Hark, Karl
Harman, Chris
Hartenstein, Wolfgang
Harthan, Wilfried
Heartfield, John
Heckert, Fritz
Heitgres
Henning
Henri, Ernst
Herbst, Andreas
Hermann, Otto
Hesse, Hermann
Hesse, Max
Hestermann
Heym, Ernst
Heym, Georg
Heym, Guido
Hildermeier, Manfred
Hiller, Kurt
Hindenburg, Paul von
Hippe, Oskar
Hirsch, Helmut
Hirsch, Werner
Hirschinger, Frank
Hitler, Adolf
Hobsbawm, Eric
Hoelz, Max
Hoernle, Edwin
Hörz, Martin Ludwig
Hoffmann, Adolf
Hoffmann, Robert
Hoffrogge, Ralf
Hopp, Martin
Hoppe, Bert
Huelsenbeck, Richard
Humbert-Droz, Jules
Hundert, Samuel
Hurm
Huxley, Aldous

Jacobs, Hermann
Jacoby, Heinz (Henry)
Jaedicke, Alfred
Jahn, Peter
Jahnke, Karl
Jasper, Gotthard
Jentsch, Harald
Joachim, Hugo
Jogiches, Leo
Johansen, Henry
Joko (Josef Kohn)
Jünger, Ernst
Jung, Franz
Jungclas, Georg

Kästner, Erich
Kamenew, Lew
Kanehl, Oskar
Kapp, Wolfgang
Karwahne, Berthold
Katz, Iwan
Katz, Rolf
Kautsky, Karl
Kayser, Albert
Kelch, Heinrich
Kenzler, Georg
Kerenski, Alexander
Kerr, Alfred
Kershaw, Ian
Keßler, Mario
Kilbom, Karl
Kilian, Otto
Kinner, Klaus
Kirchner, Ernst Ludwig
Kirstein, Otto
Kisch, Egon Erwin
Klapps
Klebschuh, M.
Kleine, August
Knei-Paz, Baruch
Knief, Johann
Koch-Baumgarten, Sigrid
Koegler, Theodor
Köhler
Köllner, Manfred
Koenen, Wilhelm
König, Arthur
Körner, Heinrich
Kössler, Till
Köster, Barbara
Kötter, Wilhelm
Kokoschka, Oskar
Kollontai, Alexandra
Kollwitz, Käthe
Kool, Frits
Kornilow, Lawr
Korpus, Lilly
Korsch, Hedda
Korsch, Karl
Kowalke, Alfred
Kozlov, Nicholas
Krestinski, Nikolai
Kröger, Sarah
Krüger, Hedwig
Krupskaja, Nadeschda
Kuckartz, Udo
Kuckuk, Peter
Kuczynski, Robert René
Kuhnke, Konrad
Kuhnt, Alfred
Kunter, Albert
Kurz, Thomas
Kuusinen, Otto

Landau, Kurt
Langels, Otto
Langerhans, Heinz
Langrehr
LaPorte, Norman
Lau, Bruno
Laufenberg, Heinrich
Lauschke
Lehmann, Frieda
Lehmann, Georg
Leidersdorf, Heinz
Leipart, Theodor
Lenin, Wladimir Iljitsch
Leonhard, Wolfgang
Levi, Paul
Leviné, Eugen
Levy, Alfred
Lewin, Mark
Liebknecht, Karl
Liebknecht, Theodor
Lissitzky, El
Lloyd George, David
Loquingen, Peter
Lorenz, Richard
Lorenz, Robert
Lossau, Fritz
Lotz, Karl
Lovestone, Jay
Lucas, Erhard
Ludendorff, Erich
Lübbe, Peter
Lüttwitz, Walter von
Lukács, Georg
Luxemburg, Rosa
Lwow, Georgi Jewgenjewitsch

Maass, Margot
Märten, Lu
Mätzchen, Bruno
Majakowski, Wladimir
Malachinski, Paul
Malewitsch, Kasimir
Malinovski, Roman
Malle, Dora
Mallmann, Klaus-Michael
Mann, Heinrich
Mann, Thomas
Manuilski, Dimitri
Marie, Jean-Jacques
Marion, Paul
Markstahler, Wilhelm
Marot, John Eric
Marx, Karl
Marx, Wilhelm
Maslow, Arkadij
Maslowski, Paul
McDermott, Kevin
Mdiwani, Budu
Mehring, Franz
Mercador, Ramón
Mergel, Thomas
Merges, August
Merker, Paul
Meyer, Ernst
Meyer, Franz
Meyer, Heinz
Meyer-Leviné, Rosa
Militzer, Otto
Miller, Joseph
Mjasnikow, Gawril
Molotow, Wjatscheslaw
Monatte, Pierre
Morros, Boris
Morsey, Rudolf
Mühsam, Erich
Müller, Alexander (Sascha)
Müller, Gustav
Müller, Hermann
Münzenberg, Willi
Munter, Walter (Charly)
Murphy, John Thomas
Mussolini, Benito
Nagel, Arthur
Naville, Pierre
Neddermeyer, Robert
Nettelbeck, Walter
Neubauer, Theodor
Neumann, Heinz
Neumann, Richard
Nikolaus II. (Zar von Russland)
Noske, Gustav

Oberländer, Erwin
Ohlerhoff
Olberg, Valentin

Pannekoek, Anton
Papen, Franz von
Pappalardi, Michelangelo
Pechstein, Max
Perewersew
Petrasch, Kurt
Petrowski, Grigori
Petter, Erwin
Petter, Margarete
Petzold, Joachim
Pfeiffer, Hans
Pfemfert, Franz
Pieck, Wilhelm
Piscator, Erwin
Pjatakow, Georgi
Planck, Max
Plep, Gustav
Pogéde, Adolf
Preobraschenski, Jewgeni
Presche, Willy
Priefer, Julius

Rabe, Kurt
Radek, Karl
Rätzke, Erich
Rakowski, Christian
Ramm-Pfemfert, Alexandra
Ranc, Julijana
Rathenau, Walter
Reed, John
Reichenbach, Bernhard
Reinbold, Georg
Remmele, Hermann
Retzlaw, Karl
Reuter, Fritz
Reuter, Gerd
Richthofer, Rolf
Riechen, Wilhelm (Jonny)
Riese (Kuß), Max
Ritter, Jakob
Rocker, Rudolf
Rodtschenko, Alexander
Röhrig
Rogowin, Wadim S.
Roninger, Boris
Rosenberg, Arthur
Rosenfeld, Kurt
Rosmer, Alfred
Roth, Katharina
Roth, Leo
Rubiner, Frida
Rühle, Gerd
Rühle, Otto
Rühr, Otto

Saldern, Adelheid von


Sandvoß, Hans-Reiner
Sapronow, Timofej
Sattler, Fritz
Schaefer, Maria
Schafranek, Hans
Schalm, Annelie
Schedlich, Reinhold
Scheidemann, Philipp
Schelsky, Helmut
Schiele, Egon
Schimanski, Fritz
Schindler, Oskar
Schlagewerth, Heinrich
Schlecht, Paul
Schlögel, Karl
Schmidt, Agnes
Schmidt, Wilhelm
Schmidt-Rottluff, Karl
Schmitz, Joseph
Schneeweiß, Helmut
Schneider, Martin
Schneller, Ernst
Schneller, Wilhelm
Schober, Erwin
Schöler, Alfred
Schönhoven, Klaus
Schönlank, Reinhold
Scholem, Betty
Scholem, Gershom (Gerhard)
Scholem, Werner
Schoodt, Carl
Schreyer, Hans
Schröder, Karl
Schüle, Annegret
Schüssler, Otto (Oskar Fischer)
Schütz, Max
Schuler-Jung, Helga
Schumacher, Wilhelm
Schumann, Georg
Schwab, Alexander
Schwalbach, Hans
Schwalbach, Johann
Schwalbach, Ruth
Schwan, Wilhelm
Schwarz, Ernst
Schwarz, Helmuth
Sedow, Leo
Seeckt, Hans von
Seipold, Oskar
Selbmann, Fritz
Senin, Adolf (Abraham Sobolevicius, Jack Soble)
Serge, Victor
Service, Robert
Sevenich, Maria
Severing, Carl
Seydewitz, Max
Shachtman, Max
Sinowjew, Grigori
Skjellerup, Johann
Skoblewski, Peter
Skzékely, Gabor
Smilga, Iwar
Soble, Myra
Sobolevicius, Beras
Solschenizyn, Alexander
Souvarine, Boris
Speck, Paul
Sprengel
Stalin, Josef
Stein, Henryk
Steinberger, Nathan
Stern, Gustave (Gérard Sandoz)
Stern, Viktor
Sternheim, Carl
Sternheim, Thea
Stobnicer, Maurice
Straphel
Stresemann, Gustav
Strötzel, Max
Süßkind, Heinrich

Tacke, Heinrich
Tasca, Angelo
Thälmann, Ernst
Thalheimer, August
Thorez, Maurice
Tiedt, Karl
Togliatti, Palmiro
Treint, Albert
Triebeck, Johann
Trotzki, Leo
Tschernomasov, Miron
Tschitscherin, Georgi
Tucholsky, Kurt

Ulbricht, Walter
Ullrich, Josef
Umland, Peter
Urbahns, Hugo

Vierath, Karl
Vierling, Else
Vogeler, Heinrich
Vogt, Arthur
Voigt, Otto
Volk, Karl

Walcher, Jacob
Warmbold, Hermann
Weber, Hans
Weber, Hermann
Weber, Joseph
Weber, Otto
Weinhauer, Klaus
Weinhold, Barbara
Weitz, Eric D.
Well, Roman (Ruvin Sobolevicius, Robert Soblen)
Wels, Otto
Wenzel, Otto
Wernicke, Günter
Westarp, Kuno von
White, Stephen
Wilde, Florian
Wilhelm II. (Deutscher Kaiser)
Winkler, Heinrich
Winkler, Heinrich August
Winterich, Jean
Winternitz, Joseph
Wirsching, Andreas
Wischeropp, Oskar
Wittorf, John
Wölk, Arthur
Wolffheim, Fritz
Wolkowa, Sinaida
Wolle, Paul
Wolter, Ulf
Wünneburg, Christoph
Wyschinski, Andrej
Zápotocki, Antonin
Zetkin, Clara
Zhang Zoulin
Zille, Heinrich
Zimmermann, Rüdiger
Zinn, Howard
Zipperer, William
Zörgiebel, Karl Friedrich
Zweig, Arnold
Zweig, Stefan
Verzeichnis der linken Oppositionsgruppen
Bolschewistische Einheit
Entschiedene Linke
Fischer/Urbahns-Gruppe
KPD-Opposition (Linke KPD)
Kötter/Vogt-Gruppe
Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD)
Kommunistische Politik
Leninbund
Linke Opposition der KPD (Landau-Gruppe)
Linke Opposition der KPD (Mehrheit)
Schwarz-Gruppe
Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen
Vereinigte Linke Opposition der KPD
Weber-Gruppe
Weddinger Opposition
Zum Autor
Marcel Bois wurde 1978 in Bonn geboren. Er studierte
Geschichtswissenschaft, Soziologie und Kunstgeschichte an den
Universitäten Konstanz und Hamburg. Am Zentrum für
Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin wurde er zum
Dr. phil. promoviert. Im Rahmen seines Dissertationsprojekts forschte er
unter anderem am Internationen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam
und an der Harvard University in Cambridge, Mass. (USA). Seine
Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte sozialer Bewegungen im frühen
20. Jahrhundert und die Historische Kommunismusforschung.
1Hotel Lux, Regie: Leander Haußmann, Deutschland 2011, 110 Minuten. Zum historischen
Hintergrund siehe unter anderen: Hermann Weber: Hotel Lux. Die deutsche kommunistische
Emigration in Moskau, in: Die Politische Meinung. Monatszeitschrift zu Fragen der Zeit, Nr.
443, Oktober 2006, S. 55-61. Zum Film: Gulnora Usmanova: „Hotel Lux“, in: Zeitgeschichte-
Online, November 2011, online unter: http://www.zeitgeschichte-online.de/film/hotel-lux
(Zugriff am 02. 12. 2013).
2Willi Münzenberg: Der russische Dolchstoß, in: Die Zukunft, Nr. 3, 22. 09. 1939, zit. nach Bernhard
H. Bayerlein: „Der Verräter, Stalin, bist Du!“. Vom Ende der linken Solidarität, Komintern und
kommunistische Parteien im Zweiten Weltkrieg 1939-1942, Berlin 2008, S. 148 f. Zu den
Reaktionen der Zeitzeugen auf das deutsch-sowjetische Bündnis siehe auch den einleitenden
Beitrag des Bandes von Wolfgang Leonhard: Der Hitler-Stalin-Pakt. Zeitzeugen erinnern sich
(S. 9-41). Ausführlich: Wolfgang Leonhard: Der Schock des Hitler-Stalin-Paktes. Erinnerungen
aus der Sowjetunion, Westeuropa und USA, Freiburg 1986.
3Siehe hierzu vor allem: Ossip K. Flechtheim: Die KPD in der Weimarer Republik, mit einer
Einleitung von Sigrid Koch-Baumgarten, Hamburg 1986 (Erstauflage: Offenbach 1948);
Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in
der Weimarer Republik, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1969 (wenn nicht anderweitig vermerkt, ist im
Folgenden stets Bd. 1 zitiert). Vor wenigen Jahren hat Weber seine These noch einmal
bekräftigt: Hermann Weber: Die Stalinisierung der KPD – Alte und neue Einschätzungen, in:
Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2007, S. 221–244.
4Hermann Weber und Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis
1945, 2., überarb. und stark erw. Aufl., Berlin 2008, S. 21.
5Sigrid Koch-Baumgarten: Einleitung, in: Flechtheim: KPD, S. 9-54, hier S. 39.
6Hermann Weber: Von Rosa Luxemburg zu Walter Ulbricht. Wandlungen des deutschen
Kommunismus, 3. Aufl., Hannover 1961, S. 38.
7Die Komintern vor dem 6. Weltkongress, Hamburg 1928, S. 13, zit. nach: Weber: Stalinisierung, S.
237.
8Das Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 7, 15. 03. 1927, berichtet von „folgenden
Gruppen, die sämtlich fraktionell zusammengefasst sind: 1. Die offene Brandler-Fraktion
(Böttcher, Walcher, Siewert, Rosi Wolfstein, Rosenberg usw.); 2. die Ernst Meyer-Fraktion; 3.
die Parteibeamten (Ewert, Pieck, Ulbricht, Pfeiffer usw.); 4. die Thälmann-Fraktion (Thälmann,
Dengel, Heinz Neumann, Schneller, Heinrich, Karl Volk, Neubauer); 5. die Chemnitzer Linke
(Bertz, Gruppen in Chemnitz, Mittelrhein, Berlin, usw.); 6. die Weber-Gruppe; 7. die Kötter-
Gruppe (Weddinger Linke); 8. die linke Opposition (Urbahns-Gruppe); 9. die Korsch-Gruppe;
10. die Schwarz-Gruppe“.
9Siehe hierzu ausführlich: Kapitel 3.1.
10Die rechte Opposition der KPD war eine Strömung um August Thalheimer und den früheren
Parteivorsitzenden Heinrich Brandler. Sie wandte sich gegen die Stalinisierung der Partei und
verlangte die Fortsetzung des Einheitsfrontkurses. Im Jahr 1929 wurden die meisten ihrer
Mitglieder ausgeschlossen und gründeten daraufhin die Kommunistische Partei Deutschlands-
Opposition (KPO). Zu deren Geschichte siehe vor allem K. H. Tjaden: Struktur und Funktion
der „KPD-Opposition“ (KPO). Eine organisationssoziologische Untersuchung zur „Rechts“-
Opposition im Kommunismus zur Zeit der Weimarer Republik, Meisenheim am Glan 1964;
sowie Theodor Bergman: „Gegen den Strom“. Die Geschichte der KPD (Opposition), Hamburg
2001. Einen guten aktuellen Überblick über die Literatur zur rechten Opposition in der KPD
gibt Peter Birke: Die kommunistische Parteiopposition (KPO) und andere dissidente
Kommunisten in Hamburg in den Jahren 1926-1936, Magisterarbeit, Hamburg 2001, S. 8-12.
11Die Versöhnler entstanden aus der sogenannten Mittelgruppe um Ernst Meyer, die zwischen 1926
und 1928 der Parteiführung angehörte. Sie befürworteten die Einheitsfrontpolitik und eine
Mitarbeit von Kommunisten in den freien Gewerkschaften. Eine Spaltung der Partei lehnten sie
um jeden Preis ab. Bekannte Personen der Strömung neben Meyer waren Arthur Ewert, Hugo
Eberlein und Gerhart Eisler. Hierzu: Florian Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur
des deutschen Kommunismus. Eine politische Biographie, Diss., Hamburg 2012, S. 535-611.
12Allerdings möchte ich keinerlei Art von Totalitarismustheorie reproduzieren. Hierzu schließe ich
mich der Einschätzung von Ian Birchall an. Er schrieb über die Subsumption von Faschismus
und Stalinismus unter den Begriff des „Totalitarismus“: „Auf moralischer Ebene kann man dem
nicht widersprechen; es wäre schwierig zu beurteilen, ob Hitler oder Stalin der bösartigere
Tyrann war. Aber als Mittel des Verständnisses ist der Begriff weniger brauchbar; Faschismus
und Stalinismus hatten sehr verschiedene Ursprünge und wirkten auf sehr unterschiedliche
Weise.“ Ian Birchall: Viktor Serge. Bolschewismus und Antistalinismus, in: Theodor Bergmann
und Mario Keßler (Hg.): Ketzer im Kommunismus. 23 biographische Essays, Hamburg 2000,
S. 242-260, hier S. 253.
13Zum Umgang der DDR-Geschichtsschreibung mit oppositionellen Kommunisten: Siegfried
Lokatis: Der rote Faden. Kommunistische Parteigeschichte und Zensur unter Walter Ulbricht,
Köln u. a. 2003, S. 243, 250-254.
14Vgl. Erhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, 2., durchges. u. erw.
Aufl., Bonn 2000, S. 38-41 u. 61. Außerdem: Thomas Klein u. a.: Visionen. Repression und
Opposition in der SED (1949-1989), 2 Bde., 2., überarb. Aufl., Frankfurt a. d. O. 1997.
15Siehe hierfür exemplarisch: Günter Wernicke: Operativer Vorgang „Abschaum“. Das Ministerium
für Staatssicherheit und die deutschen Trotzkisten in den 1950er Jahren, in: Andreas G. Graf
(Hg.): Anarchisten gegen Hitler. Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in
Widerstand und Exil, Berlin 2001, S. 281-299.
16Siehe beispielsweise: Claudio Pozzoli (Hg.): Jahrbuch Arbeiterbewegung, Bd. 1: Über Karl
Korsch, Frankfurt a. M. 1973.
17Rüdiger Zimmermann: Der Leninbund. Linke Kommunisten in der Weimarer Republik,
Düsseldorf 1978.
18Otto Langels: Die ultralinke Opposition der KPD in der Weimarer Republik. Zur Geschichte und
Theorie der KPD-Opposition (Linke KPD), der Entschiedenen Linken, der Gruppe
„Kommunistische Politik“ und des Deutschen Industrie-Verbandes in den Jahren 1924 bis
1928, Frankfurt a. M. u. a. 1984. Zuvor hatte bereits Siegfried Bahne einen Artikel über die
Ultralinken veröffentlicht: Siegfried Bahne: Zwischen „Luxemburgismus“ und „Stalinismus“.
Die „ultralinke“ Opposition in der KPD, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 9. Jg., 1961, S.
359-381.
19Willy Buschak: Die Linken in der KPD (unter besonderer Berücksichtigung der Fischer-Maslow-
Fraktion) zu Beginn der 20er Jahre bis zum „Offenen Brief“ des EKKI vom August 1925,
Magisterarbeit, Bochum 1977.
20Felix Strangfeld: Die Fraktionsbildung in der Kommunistischen Partei Deutschlands 1924-1928.
Aufstieg und Ausschaltung der Linken Opposition, Staatsexamensarbeit, Essen 1973.
21Zimmermann: Leninbund, S. 200, Anm. 72 verweist auf eine an der Universität Marburg verfasste
Abschlussarbeit: Veronika Nitschko: Die Entwicklung der ideologischen Struktur des
Leninbundes von 1929 bis 1933, Politikwissenschaftliche Magisterarbeit, Universität Marburg,
o. J. Diese ist jedoch weder in der Universitätsbibliothek Marburg noch in der
Fachbereichsbibliothek zu erhalten. Auf telefonische Nachfrage teilte man mir mit, dass
Abschlussarbeiten aus den 1970er Jahren nicht mehr zum Bestand gehören.
22Marcel Bois: Im Kampf gegen Stalinismus und Faschismus. Die linke Opposition der KPD in der
Weimarer Republik (1924-1933), in: Kora Baumbach u. a. (Hg.): Strömungen. Politische
Bilder, Texte und Bewegungen. Neuntes DoktorandInnenseminar der Rosa-Luxemburg-
Stiftung, Berlin 2007, S. 86-109; Günter Wernicke: Die Radikallinke der KPD und die
russische Opposition. Von der Fischer/Maslow-Gruppe zum Lenin-Bund, in: Beiträge zur
Geschichte der Arbeiterbewegung, 42. Jg., 2000, H. 3, S. 75-101; Manfred Köllner: Die
Gründungsphase des Leninbundes. Organisierte Opposition oder zweite Partei, unveröffentl.
Hausarbeit, Paderborn 1993. Diese Arbeit über die Gründungsphase der Organisation stützt
sich größtenteils auf Zimmermann: Leninbund.
23Einen ersten skizzenhaften Überblick über die Entwicklung der Gruppe habe ich veröffentlicht:
Marcel Bois: Vergessene Kommunisten. Die „Weddinger Opposition“ der KPD, in: Jahrbuch
für Historische Kommunismusforschung 2008, S. 58-67.
24In Hermann Webers Standardwerk über die Stalinisierung der Partei oder in Zimmermanns Arbeit
über den Leninbund finden sich lediglich einzelne verstreute Hinweise (Weber: Wandlung, S.
84, 144, 149-152, 156-158, 162-166, 170 f., 173, 177, 180-182 u. 184; Zimmermann:
Leninbund, S. 62-65, 83-85, 97-102, 125, 175 u. 177). Eine skizzenhafte Darstellung der
Frühphase der Fraktion liefert Maurice Stobnicer: Le mouvement trotskyste allemand sous la
république de Weimar, unveröffentl. Diss., Paris 1980, S. 56-68. Er stützt sich in seiner
Darstellung jedoch hauptsächlich auf Weber. Einen Blick auf die Zeit vor Auflösung der
Gruppe wirft Hans Schafranek: Das kurze Leben des Kurt Landau. Ein österreichischer
Kommunist als Opfer der stalinistischen Geheimpolizei, Wien 1988, S. 192-199. Kurze Abrisse
über die Hochburgen der Weddinger Opposition in der Pfalz und in Westsachsen sind zudem in
zwei KPD-Regionalstudien zu finden: Klaus J. Becker: Die KPD in Rheinland-Pfalz 1946–
1956, Mainz 2001, S. 20-56; Norman LaPorte: The German Communist Party in Saxony, 1924-
1933. Factionalism, Fratricide and Political Failure, Bern 2003. In Hermann Weber (Hg.): Der
deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 278-280 ist ein Auszug der
„Plattform der Weddinger Opposition“ von 1926 abgedruckt.
25Schafranek: Landau, S. 192.
26So wurde die noch heute existierende „Gruppe Arbeiterpolitik“ im Jahr 1947 von ehemaligen
Mitgliedern der KPO gegründet. Ebenso entstanden in der Bundesrepublik nach dem Zweiten
Weltkrieg zahlreiche Kleingruppen, die sich auf Trotzki beriefen.
27So betont auch Weber: „Im größeren Maße als andere Abweichungen im Kommunismus ist die
Thematik Trotzkismus untersucht [worden].“ Hermann Weber: Neues Interesse an alten Ideen
von Häretikern? Überlegungen zur aktuellen Wiederentdeckung von Abweichler-Meinungen
im stalinistischen Kommunismus an den Beispielen Trotzkismus und Anarchismus, in:
Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2012, S. 357-379, hier S. 368. Für einen
Überblick über die Literatur zum deutschen Trotzkismus siehe: Reiner Tosstorff: The
Historiography of German Trotskyism, in: Revolutionary History, Vol. 9, No. 4, 2007, S. 313-
325.
28Siegfried Bahne: Der Trotzkismus in Deutschland 1931-1933. Ein Beitrag zur Geschichte der KPD
und Komintern, Diss., Heidelberg 1958.
29Wolfgang Alles: Zur Politik und Geschichte der deutschen Trotzkisten ab 1930, Diplomarbeit,
Frankfurt a. M. 1978 (im Folgenden wird die 2. Auflage der veröffentlichten Fassung
verwendet: Köln 1994). Kurze Zeit später erschien ein vierteiliger Aufsatz von Günter Bartsch
über den Trotzkismus in Deutschland, der sich in den ersten beiden Teilen der Weimarer Zeit
widmete, aber keine wesentlichen über Alles hinausgehenden Erkenntnisse lieferte: Günter
Bartsch: Trotzkismus in Deutschland (Teil 1), in: Zeitfragen, links, H. 1, 1979, S. 1-9; Teil 2 in:
H. 3, 1979, S. 52-63.
30Stobnicer: Mouvement. Siehe hierzu auch: Pierre Broué: La thèse de Maurice Stobnicer sur les
trotskystes allemands, in: Les Cahiers du C.E.R.M.T.R.I., Nr. 29, Juni 1983, S. 1-10.
31Dass bis zum Jahr 1980 ein großer Teil der Dokumente unter Verschluss gehalten wurde, war eine
Bedingung Trotzkis. Ihm ging es dabei nicht darum, den Inhalt der Briefe zu schützen, sondern
seine Anhänger und Freunde. Denn als er seine politische Korrespondenz im Sommer 1940 an
die Harvard University übergab, waren große Teile Europas entweder von den Nazis oder von
der Sowjetarmee besetzt. Vgl. hierzu: Isaac Deutscher: Trotzki, Bd. 3: Der verstoßene Prophet
1929-1940, 2. Aufl., Stuttgart u. a. 1972, S. 9 f.
32Annegret Schüle: Trotzkismus in Deutschland bis 1933. „Für die Arbeitereinheitsfront zur Abwehr
des Faschismus“, Köln 1989. Auch meine Magisterarbeit beruht auf einem Teil dieser Quellen:
Marcel Bois: Die „(Vereinigte) Linke Opposition“ 1930-1933. Ein Beitrag zur Geschichte des
Trotzkismus am Ende der Weimarer Republik, Magisterarbeit, Hamburg 2003.
33Falk Engelhardt: Entwicklung und Politik der trotzkistischen Linksopposition in Leipzig ab 1924,
überarbeitete Magisterarbeit, Chemnitz 2006; Sylvia Wulff: Kritik am Kurs der Weimarer KPD
aus ihren eigenen Reihen. Die Gruppe „Linke Opposition der KPD – Bolschewiki/Leninisten“
in Köln, in: Geschichte in Köln, Nr. 13, Mai 1983, S. 80-100; Axel Ulrich:
Arbeitereinheitsfront gegen den Faschismus? Zum Widerstand von Trotzkisten gegen das NS-
Regime mit besonderer Berücksichtigung des Rhein-Main-Gebietes, in: Mainzer
Geschichtsblätter, Bd. 12, 2000, S. 101-134.
34Peter Berens: Trotzkisten gegen Hitler, Köln 2007.
35Barbara Weinhold: Eine trotzkistische Bergsteigertruppe aus Dresden im Widerstand gegen den
Faschismus, Köln 2004.
36Hinzuweisen wäre zudem noch auf einen kurzen Aufsatz über die trotzkistische Gruppe im
Konzentrationslager Buchenwald: Rudolphe Prager: Die Trotzkisten in Buchenwald, in:
Inprekorr, H. 284, Juni 1995, S. 32-35.
37Mario Keßler: Einheit des Kommunismus?, in: Jens Mecklenburg und Wolfgang Wippermann
(Hg.): „Roter Holocaust“? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus, Hamburg 1998, S. 90-
105, hier S. 94.
38Alles: Trotzkisten, S. v.
39Zimmermann: Leninbund, S. 13. Bahne: Trotzkismus in Deutschland, S.VII, Anm. 4, schildert
ebenfalls die Probleme, die er in den fünfziger Jahren bei der Materialbeschaffung hatte.
40Hermann Weber: Zehn Jahre historische Kommunismusforschung. Leistungen, Defizite,
Perspektiven, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 50. Jg., 2002, S. 611-633 gibt einen
allgemeinen Überblick über die Auswirkungen des Zusammenbruch der „Ostblock“-Regime
auf die Quellenlage zur Kommunismusforschung.
41Arbeiten, deren Autoren jene Archivbestände doch genutzt haben, behandeln die Opposition nur
am Rande (Becker: KPD; LaPorte: Communist Party), legen den Schwerpunkt auf die NS-Zeit
(Berens: Trotzkisten gegen Hitler; Weinhold: Bergsteigertruppe) oder sind unveröffentlicht
(Engelhardt: Linksopposition).
42Für oder gegen die Partei! SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 437-554.
43Vgl. Bernd Kaufmann u. a.: Der Nachrichtendienst der KPD 1919-1937, Berlin 1993, S. 140 f.
44StA Bremen 4,65-266: Nachrichtenstelle der Polizeidirektion – KPD Reich, Opposition; StA
Bremen 4,65-511: Nachrichtenstelle der Polizeidirektion – Spartakusbund,
linkskommunistische Organisation, Reich; StA Münster, Reg. Arnsberg, Nr. 14443: Ultra-linke
Gruppierungen (Gruppe Urbahns).
45Die Bestände des Trotzki-Archives sind im Folgenden zitiert als: TA Harvard. In Harvard befindet
sich auch der Nachlass von Ruth Fischer. Doch dessen Dokumente stammen aus der Zeit nach
1933, also jenseits meines Forschungszeitraumes. Zudem sind die für dieses Buch interessanten
Teile (wie der Briefwechsel mit Arkadij Maslow) bereits veröffentlicht worden. Daher habe ich
auf eine Auswertung dieser Bestände verzichtet und mich auf den Nachlass Trotzkis
konzentriert.
46http://www.comintern-online.com (Zugriff am 03. 12. 2013), nur für registrierte Nutzer einsehbar.
47Für einen Überblick über die linkskommunistischen Periodika siehe Kapitel 6.3.2 sowie das
Quellen- und Literaturverzeichnis.
48So sind noch zwei Ausgaben des „Pionier“ aus dem November 1927 und eine vom März 1930
erhalten. Im Jahr 1927 trug die Zeitung noch den Untertitel „Mitteilungsblatt herausgegeben
von der Bezirksleitung der KPD, Bezirk Pfalz“, später nannte sie sich „Organ der
Kommunistischen Opposition am Wedding und in der Pfalz (Bolschewiki-Leninisten)“.
49Wenige Zeitzeugengespräche hat auch Langels geführt. So erhielt er zumindest mündliche
Auskünfte von Ernst Jeske und Hans Weber. Die Mitschriften der Gespräche, die Rüdiger
Zimmermann geführt hat, sind leider einem Wasserschaden zum Opfer gefallen (schriftliche
Auskunft Zimmermanns an mich, 04. 08. 2008).
50Allerdings hatte ich das Glück, noch zwei ehemalige „rechtsoppositionelle“ Kommunisten zu
befragen. Am 20. 09. 2003 habe ich in Hamburg gemeinsam mit meinem Kollegen Florian
Wilde ein längeres Gespräch mit dem mittlerweile verstorbenen Joseph Bergmann geführt. Eine
Aufzeichnung dieser Unterhaltung befindet sich in meinem Besitz. Mit seinem Bruder Theodor
konnte ich am 25. 02. 2009 kurz am Rande einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Hamburg sprechen. Beide waren seit Ende der 1920er Jahre Mitglied der KPO.
51Oskar Hippe: …und unsere Fahn’ ist rot. Erinnerungen an sechzig Jahre in der Arbeiterbewegung,
Hamburg 1979; Karl Retzlaw: Spartakus. Aufstieg und Niedergang. Erinnerungen eines
Parteiarbeiters, 2., durchges. Aufl., Frankfurt a. M. 1972; Georg Jungclas: Von der
proletarischen Freidenkerjugend im Ersten Weltkrieg zur Linken der siebziger Jahre. Eine
politische Dokumentation. 1902-1975, Hamburg 1980. Retzlaw sympathisierte zwar während
der späten Weimarer Republik mit den Ideen Trotzkis, trat aber erst im November 1933 aus der
KPD aus und schloss sich dann der Opposition an. Dennoch enthält sein Buch einige
interessante Informationen über die Entwicklung der Linken.
52Ruth Fischer und Arkadij Maslow: Abtrünnig wider Willen. Aus Briefen und Manuskripten des
Exils, hg. von Peter Lübbe, mit einem Vorwort von Hermann Weber, München 1990; Karl
Korsch: Krise des Marxismus. Schriften 1928-1935, hg. u. eingel. von Michael Buckmiller,
Amsterdam 1996 (= Gesamtausgabe, Bd. 5); Karl Korsch: Briefe 1908-1939, hg. von Michael
Buckmiller, Michel Prat und Heike G. Werner, Amsterdam u. Hannover 2001 (= Karl Korsch:
Gesamtausgabe, hg. von Michael Buckmiller, Bd. 8). Zur Edition der Briefe Korsch siehe auch:
Rolf Hecker: Auf der Suche nach dem authentischen Marx, in: Utopie kreativ, H. 139, Mai
2002, S. 439-446.
53Ruth Fischer: Stalin und der deutsche Kommunismus, 2 Bde., Berlin 1991.
54Otto Wenzel: 1923. Die gescheiterte Deutsche Oktoberrevolution, Münster 2003, S. 44, Anm. 132.
55Mario Keßler: Ruth Fischer. Ein Leben mit und gegen Kommunisten (1895-1961), Köln u. a.
2013; Mario Keßler: Sektierer, Lernender und Märtyrer. Arkadij Maslow (1891-1941), Berlin
2013; Mario Keßler: Arthur Rosenberg. Ein Historiker im Zeitalter der Katastrophen (1889-
1943), Köln u. a. 2003. Siehe zu Fischer und Rosenberg außerdem: Annelie Schalm: Ruth
Fischer – eine Frau im Umbruch des internationalen Kommunismus, in: Michael Buckmiller
und Klaus Meschkat (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte der Kommunistischen
Internationale. Ein deutsch-russisches Forschungsprojekt, Berlin 2007, S. 129-147; Sabine
Hering und Kurt Schilde: Kampfname Ruth Fischer. Wandlungen einer deutschen
Kommunistin, Frankfurt a. M. 1995; Gerd Schäfer: Arthur Rosenberg. Verfechter
revolutionärer Realpolitik, in: Bergmann/Keßler: Ketzer im Kommunismus, S. 101-122.
56Hierbei handelt es sich um die an der Ludwig-Maximilians-Universität München entstandene
Habilitationsschrift von Mirjam Zadoff (Der rote Hiob. Das Leben des Werner Scholem,
München 2014) sowie um die Doktorarbeit von Ralf Hoffrogge (Werner Scholem. Eine
politische Biografie (1895-1940), Konstanz und München 2014), die er im Mai 2013 an der
Universität Potsdam eingereicht hat. Letztere konnte ich zum Teil auswerten, da Hoffrogge so
freundlich war, mir das unveröffentlichte Manuskript zur Verfügung zu stellen. Zuvor sind
bereits einige Aufsätze zu Scholem erschienen: Michael Buckmiller und Pascal Nafe: Die
Naherwartung des Kommunismus – Werner Scholem, in: Michael Buckmiller u. a. (Hg.):
Judentum und politische Existenz. Siebzehn Porträts deutsch-jüdischer Intellektueller,
Hannover 2000, S. 61-81; Mirjam Triendl-Zadoff: Unter Brüdern – Gershom und Werner
Scholem. Von den Utopien zum jüdischen Alltag zwischen den Kriegen, in: Münchener
Beiträge zur jüdischen Geschichte und Kultur, 2007, H. 2, S. 56-66; Ralf Hoffrogge: Utopien
am Abgrund. Der Briefwechsel Werner Scholem – Gershom Scholem in den Jahren 1914-1919,
in: Veit Didczuneit u. a. (Hg.): Schreiben im Krieg. Schreiben vom Krieg. Feldpost im Zeitalter
der Weltkriege, Essen 2011, S. 429-440.
57Julijana Ranc: Alexandra Ramm-Pfemfert. Ein Gegenleben, Hamburg 2004; Lisbeth Exner und
Herbert Kapfer (Hg.): Pfemfert. Erinnerungen und Abrechnungen. Texte und Briefe, München
1998.
58Sylvia Wulff: Anton Grylewicz und seine Rolle in der deutschen Arbeiterbewegung, unveröffentl.
Examensarbeit, Köln 1985; Gerhard Kaiser: Die Heyms: Ernst, Guido und Karl. Drei
Generationen einer Suhler Arbeiterfamilie, Berlin 2000; Gerd Kaiser: Arbeiterführer zwischen
den Parteien. Guido Heym (1882-1945), in: Mario Hesselbarth u. a. (Hg.): Gelebte Ideen.
Sozialisten in Thüringen. Biographische Skizzen, Jena 2006, S. 217-227; Ingrid Langer:
Katharina Roth, KPD, in: Dies.: Zwölf vergessene Frauen. Die weiblichen Abgeordneten im
Parlament des Volksstaats Hessen. Ihre politische Arbeit, ihr Alltag, ihr Leben, Frankfurt a. M.
1989, S. 449-502; Josef Niebur: „Mein ganzes Leben habe ich im Kampf um die Rechte der
Arbeiter gestanden“. Aus dem Leben des Bocholter Stadtverordneten und SAP-Vorsitzenden
Josef Schmitz (1885-1954), in: Unser Bocholt. Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege, 47. Jg.,
1996, H. 1, S. 33-38; Andreas Herbst: „Trotzkist mit kriminellem Einschlag“. Wilhelm Schwan
– Eine Alternative zu Thälmann? In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 1999,
S. 317-328; Helga Grebing: Auch eine Entscheidung für die SPD: Maria Meyer-Sevenich
1948/49, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen
Arbeiterbewegung, 24. Jg., 1988, H. 1, S. 43-54; Rüdiger Urbahns: Hugo Urbahns –
Kommunist und „Revolutionär“ in Hamburg und seine Vorfahren, in: Zeitschrift für
Niederdeutsche Familienkunde, 74. Jg., H. 1, 1999, S. 207-209.
59Schafranek: Landau. Siehe auch den kurzen Aufsatz von Hans Schafranek: Kurt Landau, in:
Gerhard Botz u. a. (Hg.): Bewegung und Klasse. Studien zur österreichischen
Arbeitergeschichte, Wien u. a. 1978, S. 193-216. Im Folgenden ist aber stets Schafraneks
Landau-Biografie zitiert.
60Weber/Herbst: Kommunisten. Im Folgenden ist stets die zweite Auflage von 2008 zitiert. Kürzlich
ist ein Supplement-Band erschienen: Hermann Weber und Andreas Herbst: Deutsche
Kommunisten. Supplement zum Biographischen Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2013.
61Gerade im Zuge der 68er-Bewegung sind zahlreiche Arbeiten zum deutschen Kommunismus
erschienen. Während der 1980er Jahre nahm dann das Interesse, Kommunismus als soziale
Bewegung zu erforschen, sichtbar ab – ein Schicksal, das die Historische
Kommunismusforschung mit der gesamten Historiografie der Arbeiterbewegung teilte. Mit
Öffnung der Archive hat nun, vor allem in den letzten zehn Jahren, ein kleines Revival der
KPD-Forschung eingesetzt. Vgl. Marcel Bois und Florian Wilde: Ein kleiner Boom.
Entwicklungen und Tendenzen der KPD-Forschung seit 1989/90, in: Jahrbuch für Historische
Kommunismusforschung 2010, S. 309-322. Zur KPD-Forschung vor 1989 siehe Hermann
Weber: Kommunismus in Deutschland 1918-1945, Darmstadt 1983, sowie Richard Croucher:
Changing Interpretations of the History of German Communism, in: Labour History Review,
Vol. 68, 2003, No. 1, S. 11-31, hier vor allem S. 13-23. Für einen Überblick über die frühen
Veröffentlichungen siehe Enzo Collotti (Hg.): Die Kommunistische Partei Deutschlands 1918-
1933. Ein bibliographischer Beitrag, Mailand 1961. Siehe auch die Sammelrezension zu
insgesamt neun Neuerscheinungen der Jahre 2001-2004: Till Kössler: Partei, Bewegung und
Lebensform. Neuerscheinungen zur Geschichte des Kommunismus in Deutschland, in: Archiv
für Sozialgeschichte 45, 2005, S. 599-614.
62Flechtheim: KPD; Weber: Wandlung.
63Klaus-Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer
revolutionären Bewegung, Dortmund 1996.
64Klaus-Michael Mallmann: Millieu, Radikalismus und lokale Gesellschaft. Zur Sozialgeschichte
des Kommunismus in der Weimarer Republik, in: Geschichte und Gesellschaft, 21. Jg., 1995,
S. 5-31, hier S. 5.
65Klaus-Michael Mallmann: Gehorsame Parteisoldaten oder eigensinnige Akteure? Die Weimarer
Kommunisten in der Kontroverse – Eine Erwiderung, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte,
47. Jg., 1999, S. 401-415, hier S. 404.
66Vgl. Kapitel 2. 3.
67Flechtheim: KPD, v. a. S. 229-267; Weber: Wandlung, v. a. Bd. 2. Auch schon vor diesen beiden
Autoren wendeten Kommunismusforscher sozialhistorische Methoden in ihren Untersuchungen
an. Siehe zum Beispiel: Franz Borkenau: World Communism. A History of the Communist
International, Ann Arbor 1962, S. 357-375 (Erstausgabe 1939).
68Jens Becker und Harald Jentsch: Divergenzen zur Historiographie über die Rolle der KPD in der
Weimarer Republik, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 42. Jg., H. 3, 2000, S.
66-74, hier S. 67.
69Zu nennen ist hier etwa Ulrich Eumann: Eigenwillige Kohorten der Revolution. Zur regionalen
Sozialgeschichte des Kommunismus in der Weimarer Republik, Frankfurt a. M. 2007; Eric D.
Weitz: Creating German Communism, 1890-1990. From Popular Protests to Socialist State,
Princeton 1997. Siehe auch: Eric D. Weitz: State Power, Class Fragmentation, and the Shaping
of German Communist Politics, 1890-1933, in: Journal of Modern History 62, 1990, S. 253-
297. Sowohl Eumann als auch Weitz stellten lokale Parteigliederungen ins Zentrum ihrer
Untersuchungen: Eumann fünf verschiedene Parteibezirke und Weitz die kommunistische
Arbeiterschaft bei Krupp in Essen und bei der BASF in Leuna. Davon ausgehend legen sie dar,
wie die Politik der KPD durch die Lebensverhältnisse, Erfahrungen und Interessen ihrer
Mitglieder geprägt wurde. Ähnliches gilt für Detlef Siegfried: Das radikale Milieu. Kieler
Novemberrevolution, Sozialwissenschaft und Linksradikalismus 1917-1922, Wiesbaden 2004.
Dieser versucht, „in einem breiteren gesellschaftsgeschichtlichen Zugriff politische, soziale,
kulturelle und generationelle Aspekte zu einem möglichst dichten Bild eines kleinräumigen
soziokulturellen Milieus mit über sich selbst hinausweisender Ausstrahlung“ (S. 11) zu
verknüpfen. Sein Ergebnis: „Es gab eine Welt jenseits der Parteigrenzen und der Direktiven, die
sich von den Vorstellungen der obersten Parteiführer und reisenden Revolutionsstrategen
beträchtlich unterschied.“ (S. 12). Siehe auch Christian Gotthardt: Die radikale Linke als
Massenbewegung. Kommunisten in Harburg-Wilhelmsburg 1918-1933, Hamburg 2007.
Eumann (S. 17) weist darauf hin, dass schon vor Mallmann einzelne sozialhistorische
Kommunismusforschungen erschienen seien – so beispielsweise Gabriel A. Almond: The
Appeals of Communism, Princeton 1954 und Eve Rosenhaft: Beating the Fascists? The
German Communists and political Violence 1929-1933, Cambridge u. a. 1983. Verwiesen sei
hier auch auf Borkenau: World Communism und eine wenig beachtete Arbeit: Gerd Reuter:
KPD-Politik in der Weimarer Republik. Politische Vorstellungen und soziale Zusammensetzung
der KPD in Hannover zur Zeit der Weimarer Republik, Hannover 1982. Zugleich sind in den
vergangenen Jahren auch weiterhin klassisch politikgeschichtlich orientierte Arbeiten
erschienen. Zu nennen ist beispielsweise bereits erwähnte Arbeit von Becker: KPD. Zu den
Jahren 1919-1933 siehe darin S. 20-56 sowie den Aufsatz: Klaus J. Becker: Zwischen
ultralinker Parteiopposition und titoistischer Verfemung. Die Pfälzische KPD 1919-1956, in:
Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Bd. 103, Speyer 2005, S. 343-376, v. a. S.
343-350. Frank Hirschinger: „Gestapoagenten, Trotzkisten, Verräter“. Kommunistische
Parteisäuberungen in Sachsen-Anhalt 1918-1953, Göttingen 2005; Thomas Kurz: Feindliche
Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und
Württemberg von 1928 bis 1933, Berlin 1996. Darüber hinaus hat Klaus Kinner gegen den
allgemeinen Trend, die Geschichte des deutschen Kommunismus kleinteiliger zu untersuchen,
Ende der 1990er Jahre eine Gesamtdarstellung der Weimarer KPD vorgelegt: Klaus Kinner:
Der deutsche Kommunismus. Selbstverständnis und Realität, Bd. 1: Die Weimarer Zeit, Berlin
1999. Eine weitere politische Gesamtgeschichte der Weimarer KPD veröffentlichte ein
Autorenkollektiv im Jahr 2001: Gruppe MAGMA: „… denn Angriff ist die beste
Verteidigung“. Die KPD zwischen Revolution und Faschismus, Bonn 2001. Zwar durchaus
ansprechend aufgemacht, liefert das Buch leider keine neuen Erkenntnisse. Die Autoren
verzichteten größtenteils auf die Auswertung neuer Quellen und beschränken sich darauf den
Forschungsstand zu referieren.
70Kössler: Partei, Bewegung und Lebensform, S. 601.
71Klaus Weinhauer: Rezension zu Klaus-Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer
Republik, in: Archiv für Sozialgeschichte, 37. Jg., 1997, S. 593-596, hier S. 596.
72Dies verdeutliche die Tatsache, dass verschiedene lokale Gliederungen unterschiedlich mit den
Vorgaben der Parteiführung umgegangen seien. LaPorte belegt seine These anhand der drei
sächsischen Parteibezirke, in denen jeweils unterschiedliche Strömungen führend waren. Diese
unterschiedliche Ausrichtung sieht er in den verschiedenen regionalen Bedingungen begründet.
Die Stärke der KPD-Linken im Bezirk Westsachsen führt er beispielsweise auf die hegemoniale
Stellung der SPD in dieser Region zurück. Die kompromisslose Haltung der Linken gegen die
Sozialdemokraten sei hier auf fruchtbaren Boden gefallen. Dagegen sei die Parteirechte im
Bezirk Erzgebirge-Vogtland stark gewesen, weil den Kommunisten seit 1919 eine Verankerung
in der lokalen Arbeiterbewegung gelungen sei. Der „pragmatischere“ Kurs der Rechten sei hier
plausibel für die Mitgliedschaft gewesen. Dementsprechend war hier 1928/29 der Widerstand
gegen die von Stalin vorgegebene Linkswendung wesentlich stärker ausgeprägt als in anderen
Bezirken. LaPorte: Communist Party.
73Mallmann: Kommunisten, S. 348.
74Hans Manfred Bocks Gesamtdarstellung über knapp 80 Jahre linken Radikalismus in Deutschland
nähert sich diesem Ansatz zumindest an. So finden sich im Abschnitt über die
rätekommunistische Bewegung in der Weimarer Republik zwei kurze Kapitel zur sozialen
Rekrutierung und zu subkulturellen Tendenzen: Hans Manfred Bock: Geschichte des „linken
Radikalismus“ in Deutschland. Ein Versuch, Frankfurt a. M. 1976, S. 93-97 u. 164-169.
75Vgl. Engelhardt: Linksopposition, S. 3 f.
76Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 8 f.
77Carsten Voigt: Kampfbünde der Arbeiterbewegung. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und der
Rote Frontkämpferbund in Sachsen 1924-1933, Köln u. a. 2009, S. 245.
78Wernicke: Radikallinke, S. 75.
79Werner Scholem an Gerhard Scholem (1926), in: Betty und Gershom Scholem: Mutter und Sohn
im Briefwechsel. 1917-1946, hg. von Itta Shedletzky, München 1989, S. 137-139, hier S. 139.
80Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 34, 04. 11. 1927.
81Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 35, 11. 11. 1927.
82Siehe hierzu Kapitel 4.3.
83Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 35, 11.11.1927. Urbahns verwendete hier schon den Begriff
„Stalinismus“.
84Manfred Hildermeier: Die Russische Revolution 1905-1921, Frankfurt a. M. 1989, S. 133. Zu den
Ereignissen im Februar siehe S. 133-147 sowie Orlando Figes: Die Tragödie eines Volkes. Die
Epoche der russischen Revolution 1891 bis 1924, München 2001, S. 333-349.
85Zur dieser Zeit war in Russland noch der Julianische Kalender gültig, der gegenüber dem in
Westeuropa gängigen Gregorianischen Kalender um 13 Tage „nachging“. Erst am 31. Januar
1918 wechselte die sowjetische Regierung zum Gregorianischen Kalender. Die
Februarrevolution von 1917 fand daher eigentlich im März statt, die Oktoberrevolution im
November. In diesem Buch sind alle Ereignisse, die bis zum 31. Januar 1918 in Russland
stattfanden, nach dem Julianischen Kalender datiert, alle folgenden nach dem Gregorianischen.
86Schon seit einigen Jahren hatte sich das Regime in einer Krise befunden. Immer wieder war
Nikolaus zu Zugeständnissen gezwungen worden – nicht zuletzt in der Revolution von 1905.
Verschärft wurde diese Situation noch durch den Ersten Weltkrieg. Vgl. Hildermeier,
Revolution, S. 51 ff.; Isaac Deutscher: Die unvollendete Revolution 1917-1967, Hamburg
1981, S. 139. Zu den Ursachen der Revolution siehe auch Dietrich Geyer: Die Russische
Revolution. Historische Probleme und Perspektiven, 4. Aufl., Göttingen 1985, S. 21-54;
Helmut Altrichter: Rußland 1917. Ein Land auf der Suche nach sich selbst, Paderborn,
München, Wien, Zürich 1997, S. 25-74.
87Vielfach wird die „Russische Revolution“ in der Forschung als Epoche verstanden. Da an dieser
Stelle jedoch darauf verzichtet wird, auf die Vorgeschichte der revolutionären Umwälzungen
von 1917 einzugehen, soll der Begriff hier als Synonym für die Ereignisse jenes Jahres
verwendet werden.
88Helmut Altrichter: Staat und Revolution in Sowjetrussland 1917-1922/23, 2., erw. Aufl.,
Darmstadt 1996, S. 41 u. 44.
89Seit 1903 war die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) in permanente
Fraktionen gespalten, die jeweils eigene Organisationen herausbildeten. Die Bolschewiki
(„Mehrheitler“) bildeten den linken, revolutionären Flügel unter der Führung von Wladimir
Lljitsch Lenin. Aus ihnen ging später die Kommunistische Partei hervor. Der gemäßigte Flügel
der SDAPR, die Menschewiki („Minderheitler“), ähnelte den westlichen Sozialdemokratien.
90Figes: Tragödie, S. 362 f.
91Einzig Alexander Kerenski gehörte sowohl dem Exekutivkomitee als auch der Provisorischen
Regierung an, allerdings mit deutlich größeren Sympathien für die Provisorische Regierung,
wie Figes: Tragödie, S. 363 meint.
92Altrichter: Staat, S. 42. Der neue Kriegsminister Alexander Iwanowitsch Gutschkow erklärte
wenige Tage nach der Revolution, dass die Räte „die wichtigsten Schaltstellen der Macht“
kontrollieren würden. Seine Regierung hingegen habe „keine wirkliche Macht irgendwelcher
Art“. Ihre Befehle würden „nur so weit ausgeführt, wie es vom Rat der Arbeiter- und
Soldatendeputierten gestattet wird“. Man könne „blankweg sagen, dass die Provisorische
Regierung nur so lange existiert, wie es ihr vom Rat gestattet wird“. Zit. nach Figes: Tragödie,
S. 383. Vgl. auch Francis L. Carsten: Revolutionäre Situationen in Europa 1917-1920, in: Dirk
Stegmann u. a. (Hg.): Industrielle Gesellschaft und politisches System. Beiträge zur politischen
Sozialgeschichte. Festschrift für Fritz Fischer zum siebzigsten Geburtstag, Bonn 1978, S. 375-
388, hier S. 377.
93Vgl. Bernd Bonwetsch: Die Russische Revolution 1917. Eine Sozialgeschichte von der
Bauernbefreiung 1861 bis zum Oktoberumsturz, Darmstadt 1991, S. 162-170.
94Altrichter: Russland, S. 347. Siehe auch Carsten: Situationen, S. 379.
95Protestierten im April maximal 35.000 Arbeiter, so befanden sich im September bzw. Oktober
mindestens eine Million Arbeiter im Ausstand. Bonwetsch: Revolution, S. 147.
96Obwohl die Menschewiki politische Gegner des liberalen Bürgertums waren, vertraten sie die
Ansicht, dass die Zeit in Russland noch nicht reif für einen Arbeiterstaat sei. Vielmehr habe der
Kapitalismus noch eine historische Funktion zu erfüllen. Aufgabe der Revolution sei es,
radikale Zugeständnisse zu erkämpfen, aber gleichzeitig die bürgerliche Natur der Revolution –
und damit die Provisorische Regierung – anzuerkennen und zu unterstützen. Zur Position der
Menschewiki siehe: Sozialistische Revolution in einem unterentwickelten Land? Texte der
Menschewiki zur russischen Revolution und zum Sowjetstaat aus den Jahren 1903 bis 1940,
Hamburg 1981, v. a. S. 47f.
97W.I. Lenin: Über die Aufgaben des Proletariats in der gegenwärtigen Revolution, in: Ders.: Werke,
Bd. 24, Berlin (Ost) 1959, S. 1-8.
98Hierzu Figes: Tragödie, S. 478.
99„Im Juli waren sie noch gehetzt und verachtet, im September waren die Arbeiter der Hauptstadt,
die Matrosen der Baltischen Flotte und die Soldaten bereits fast ganz auf ihrer Seite.“ John
Reed: Zehn Tage, die die Welt erschütterten, Reinbek 1967, S. 43 f.
100Bei den Wahlen zum Petrograder Sowjet konnten die Bolschewiki zwischen Juni und August von
20 auf über 33 Prozent zulegen. In Moskau gelang ihnen gar der Sprung von 12 auf 51 Prozent.
Im September wurden sie stärkste Kraft in Samara und Tomsk. Vgl. Mike Haynes: Was there a
parliamentary alternative in Russia in 1917?, in: International Socialism 76, Herbst 1997, S. 3-
66, hier S. 46 u. 48 (Tabelle 2 und 3); Hildermeier: Revolution, S. 226 f.; Altrichter: Russland,
S. 217.
101Altrichter: Staat, S. 204.
102Geyer: Revolution, S. 93.
103Figes: Tragödie; Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, München
2003, S.39; Ernest Mandel: Oktober 1917. Staatsstreich oder soziale Revolution, Köln 1992,
S.31. Für Richard Pipes war die Revolution „vermutlich das bedeutendste Ereignis“ des 20.
Jahrhunderts. Richard Pipes: Die Russische Revolution, Bd. 1: Der Zerfall des Zarenreichs,
Berlin 1992, S. 13. Jörg Baberowski: Erzählte Revolution. Orlando Figes und die „Tragödie
eines Volkes“, in: Neue Politische Literatur, 44. Jg., 1999, S. 481-495, vertritt die Ansicht, die
Russische Revolution habe „von ihrer Anziehungskraft auch nach dem Zerfall der
sozialistischen Systeme nichts eingebüßt“ (S.481). Eine Darstellung der verschiedenen
Forschungspositionen kann hier ebenso wenig geleistet werden wie eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit ihnen. Daher sei nur auf einige Standardwerke zur Geschichte der
Russischen Revolution verwiesen, die in deutscher Sprache vorliegen. Neben den bereits
zitierten sind dies: Dietrich Beyrau: Petrograd, 25. Oktober 1917. Die russische Revolution und
der Aufstieg des Kommunismus, München 2001; Richard Lorenz u. a. (Hg.): Die russische
Revolution 1917. Der Aufstand der Arbeiter, Bauern und Soldaten. Eine Dokumentation,
München 1981; Heiko Haumann (Hg.): Die Russische Revolution 1917, Köln u. a. 2007. Zu
den Forschungskontroversen über die Revolution siehe: Dietrich Beyrau: Die russische
Revolution im Meinungsstreit. Sozial- und geisteswissenschaftliche Deutungen, in: Neue
Politische Literatur, 30. Jg., 1985, H. 1, S. 51-71. Einen Überblick über einen Teil der
englischsprachigen Literatur liefert Derek Howl: Bookwatch: the Russian Revolution, in:
International Socialism 62, Frühjahr 1994, S. 129-146. Unter den zeitgenössischen
Darstellungen ist lesenswert, nicht nur weil es von einem der hier behandelten
Linkskommunisten stammt: Arthur Rosenberg: Geschichte des Bolschewismus. Mit einer
Einleitung von Ossip K. Flechtheim, Frankfurt a. M. 1966 (Erstauflage 1932).
104Edward Hallett Carr: Die Russische Revolution. Lenin und Stalin 1917-1929, Stuttgart u. a. 1980,
S. 13.
105Vgl. Julia Richers: Die Resonanz der Revolution in der Welt, in: Heiko Haumann (Hg.): Die
Russische Revolution 1917, Köln u. a. 2007, S. 87-97. Zu den Hoffnungen, die vor allem die
Februarrevolution in der Obersten Heeresleitung der deutschen Armee ausgelöst hat, siehe:
John Andreas Fuchs: Zu den deutschen Reaktionen auf die russischen Revolutionen von 1917.
Einblicke in Politik und Presse, in: Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte, 12.
Jg., 2008, H. 1, S. 29-45.
106Bremer Nachrichten, 09. 11. 1919, zit. nach: Birte Gräfing: Die Oktoberrevolution im Spiegel der
bremischen Presse, in: Arbeiterbewegung und Sozialgeschichte. Zeitschrift für die
Regionalgeschichte Bremens im 19. und 20. Jahrhundert, H. 8, Dezember 2001, S. 31-49, hier
S. 39.
107Mark Lewin: Was in Russland unter dem Namen Kommunismus getrieben wird, in:
Sozialistische Monatshefte, 25. Jg., 1919, H. 8, S. 534-544, hier S. 542.
108Weber/Herbst: Kommunisten, S. 16.
109Hippe: Erinnerungen, S. 21. Gräfing: Oktoberrevolution, S. 35 f. zeigt exemplarisch für die
Bremer Presse auf, dass die Oktoberrevolution auch in sozialdemokratischen Zeitungen
zunächst sehr positiv aufgenommen worden ist. Vgl. auch Alexander Vatlin: Zur Frage der
„Russifizierung“ der Komintern, in: Michael Buckmiller und Klaus Meschkat (Hg.):
Biographisches Handbuch zur Geschichte der Kommunistischen Internationale. Ein deutsch-
russisches Forschungsprojekt, Berlin 2007, S. 329-345, hier S. 334.
110Wolgang Abendroth: Die Oktoberrevolution und die deutsche Arbeiterbewegung, in:
Oktoberrevolution 1917. Ihre weltgeschichtliche Bedeutung und die Bundesrepublik
Deutschland, Frankfurt a. M. 1977, S. 25-32, hier S. 27, zit. nach: Andreas Diers:
Arbeiterbewegung – Demokratie – Staat. Wolfgang Abendroth. Leben und Werk 1906-1948,
Hamburg 2006, S. 70.
111Die Forderung des Petersburger Arbeiter- und Soldatenrates „Friede ohne Annexionen und
Kontributionen“ habe „wie ein Funke im Pulverfass in allen Kreisen des deutschen
Proletariats“ gezündet. Wilhelm Dittmann: Erinnerungen, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1995, S. 503,
zit. nach Theodor Bergmann: Der Widerschein der russischen Revolution in Deutschland, in:
Ders. u. a. (Hg.): Der Widerschein der russischen Revolution. Ein kritischer Rückblick auf
1917 und die Folgen, Hamburg 1997, S. 169-179, hier S. 174.
112Ulrich Eumann: „Kameraden vom roten Tuch“. Die Weimarer KPD aus der Perspektive
ehemaliger Mitglieder, in: Archiv für die Geschichte des Widerstands und der Arbeit, Bd. 16,
2001, S. 97-164, hier S. 105.
113Mallmann: Kommunisten, S. 233. Diese Methode, sozialdemokratische Arbeiter für die UdSSR
zu begeistern, wurde auch in anderen Ländern angewandt, beispielsweise in Österreich. Vgl.
Barry McLoughlin u. a.: Kommunismus in Österreich 1918-1938, Innsbruck 2009, S. 91 f.
114Hierzu: Eva Oberloskamp: Fremde neue Welten. Reisen deutscher und französischer
Linksintellektueller in die Sowjetunion 1917-1939, München 2011.
115Alle Zitate: Mallmann: Kommunisten, S. 230-234.
116Die Auflösung der Konstituante stellt eine der umstrittensten Maßnahmen der neuen Regierung
dar. Es sei an dieser Stelle exemplarisch auf jeweils einen Beitrag verwiesen, in dem diese
Vorgehensweise gerechtfertigt wird (John Rees: In defence of October, in: International
Socialism 52, Herbst 1991, S. 3-79, hier S. 22-29) und einen, der sie kritisiert (Altrichter:
Russland, S. 234-256). Ansonsten können hier keinesfalls die unzähligen
Forschungskontroversen in der unüberschaubaren Literatur über die Russische Revolution
ausgewertet werden. Für Literaturhinweise siehe den Überblick zu Beginn des Kapitels.
117Figes: Tragödie, S. 382.
118Hildermeier: Revolution, S. 148, Figes: Tragödie, S. 382.
119Reed: Zehn Tage, S. 50.
120Die „Prawda“ kam im März 1917 in einer Auflage von rund 100.000 Exemplaren heraus. Stefan
Plaggenborg: Revolutionskultur. Menschenbilder und kulturelle Praxis in Sowjetrussland
zwischen Oktoberrevolution und Stalinismus, Köln u. a. 1996, S. 112.
121Haynes: Russia, S. 23.
122Bonwetsch: Revolution, S. 145.
123Dekret über den Boden (08. 11. 1917), in: Manfred Hellmann (Hg.): Die russische Revolution
1917. Von der Abdankung des Zaren bis zum Staatsstreich der Bolschewiki, 6. Auflage,
München 1987, S. 315-318. Damit legitimierte der Rat der Volkskommissare zum Teil nur das,
was schon gängige Praxis war: „Was vor dem Oktober noch den Stempel der Illegalität trug,
war nun per Dekret erlaubt“ (Altrichter: Russland, S. 230).
124Dekret über die Arbeiterkontrolle (27. 11. 1917), in: Hellmann: Revolution, S. 327 f.
125Dekret über den Frieden (08. 11. 1917), in: Hellmann: Revolution, S. 312-315.
126Dekret über die Rechte der Völker Russlands (15. 11. 1917), in: Hellmann: Revolution, S. 338 f.
127Dekret über die Aufhebung der Stände und der staatsbürgerlichen Rangbezeichnungen (24. 11.
1917), in: Helmut Altrichter und Heiko Haumann (Hg.): Die Sowjetunion. Von der
Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod, Bd. 2: Wirtschaft und Gesellschaft, München 1987, S. 35
f.
128Verfassung der Russischen Sozialistischen Förderativen Sowjetrepublik, in: Hellmann:
Revolution, S. 357-374, siehe vor allem S. 367 f.
129Dekret über die Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche (05. 02. 1918), in:
Hellmann: Revolution, S. 351 f.
130Zur Verbesserung der Stellung der Muslime siehe: David Crouch: The Bolsheviks and Islam, in:
International Socialism 110, April 2006, S. 37-60. Zur rechtlichen Besserstellung der jüdischen
Bevölkerung Russlands und dem Kampf der Bolschewiki gegen Antisemitismus, vor allem
während des Bürgerkriegs, siehe: Mario Keßler: Die Russische Revolution und die jüdische
Arbeiterbewegung, in: Bergmann: Widerschein der Russischen Revolution, S. 93-106.
131Altrichter: Russland, S. 232.
132Dekret über die Ehescheidung (29. 12. 1917), in: Altrichter/Haumann: Sowjetunion, S. 44 f.
133José Gutiérrez Alvarez: Sozialistinnen, Frankfurt a. M. 1989, S. 148.
134Bis dahin war die Frau nach zaristischem Gesetz dazu verpflichtet „ihrem Manne, als dem Haupt
der Familie, zu gehorchen, in Liebe, Ehrerbietung und unbegrenztem Gehorsam bei ihm zu
bleiben und ihm jeden Gefallen und jede Anhänglichkeit als Hausfrau zu erweisen.“ Zit. nach:
Robert Steigerwald: Oktoberrevolution und Familienrecht, in: Joachim S. Hohmann (Hg.):
Sexualforschung und -politik in der Sowjetunion seit 1917. Eine Bestandsaufnahme in
Kommentaren und historischen Texten, Frankfurt a. M. u. a. 1990, S. 52-68, hier S. 55.
135Siehe hierzu: Francoise Navailh: Das sowjetische Modell, in: Georges Duby und Michelle Perrot
(Hg.): Geschichte der Frauen, Bd. 5: 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. und New York 1995, S.
257-283, hier vor allem S. 258 f.
136Dekret über die Zivilehe, die Kinder und die Einführung der standesamtlichen Bücher (31. 12.
1917), in: Altrichter/Haumann: Sowjetunion, S. 46-48.
137Gleichzeitig hoffte man, mit Aufhebung der schlechten ökonomischen Bedingungen vieler
Frauen letztendlich auch die materiellen Voraussetzungen für Prostitution verschwinden zu
lassen. Eduard Stapel: Bemerkungen über Prostitution in den ersten Jahren der Sowjetunion, in:
Hohmann: Sexualforschung, S. 221-235, v. a. S. 226 ff.
138Joachim S. Hohmann: Zum rechtlichen und sozialen Problem der Homosexualität, in: Ders.:
Sexualforschung, S. 270-286, hier S. 272.
139Dekret über die Reform der Mittelschule (13. 12. 1917), in: Altrichter/Haumann: Sowjetunion, S.
38.
140Dekret über die Abschaffung von Uniformen und Abzeichen in allen Lehranstalten (21.02.1918);
Dekret über die Einführung des obligatorischen Gemeinschaftsunterrichts (31.05.1918); Dekret
über die Abschaffung des Pflichtunterrichtes der lateinischen Sprache (31. 05. 1918); Dekret
über die Abschaffung der Noten (31. 05. 1918), in: Altrichter/Haumann: Sowjetunion, S. 51
und 60 f.
141Hildermeier: Revolution, S. 263; Mandel: Oktober, S. 122.
142Mandel: Oktober, S. 122 schreibt, dass das Budget für Volksbildung, welches sich 1916 auf 195
Mio. Rubel belief und nach der Februarrevolution auf 940 Mio. Rubel erhöht worden war, vom
Rat der Volkskommissare auf zunächst 2,8 Mrd. (1918), später sogar 10 Mrd. (1919)
angehoben worden sei. Dies entspricht dem Faktor 51,3. Er übersieht jedoch, dass die Preise im
selben Zeitraum (1916-19) aufgrund der Inflation um den Faktor 378,1 gestiegen waren.
143Dekret über das gewählte Kommando und über die Organisierung der Befehlsgewalt in der
Armee (16. 12. 1917), in: Hellmann: Revolution, S. 335. Die Wahl der Kommandeure wurde
im Bürgerkrieg wieder abgeschafft; vgl. Altrichter: Staat, S. 176.
144Plaggenborg: Revolutionskultur, S. 133 und 239. Ein Großteil der Bibliotheken ging jedoch nach
dem Bürgerkrieg vor allem durch Zentralisierung wieder verloren; Vgl. auch die Tabelle dort
auf S. 134.
145Plaggenborg: Revolutionskultur, S. 189. Zum Vergleich: Deutschlands gegenwärtig größter
Kinosaal („Lichtburg“ in Essen) verfügt nach Angaben des Betreibers über 1.250 Sitzplätze.
www.lichtburg-essen.de/geschichte.php (Zugriff am 05. 12.2013).
146Stephen White: The Bolshevik Poster, New Heaven und London 1988, S. vi.
147Jule Reuter: „Die Straßen sind jetzt unsere Pinsel, unsere Paletten die Plätze“. Agitation und
Propaganda als künstlerisch-politische Tätigkeitsfelder der russischen Avantgarde, in: Mit
voller Kraft. Russische Avantgarde 1910-1934, Ausstellungskatalog, hg. von Wilhelm
Hornborstel u. a., Kassel 2001, S. 91-102. Siehe auch Toby Clark: Art and Propaganda in the
Twentieth Century. The Political Image in the Age of Mass Culture, London 1997, S. 74-78.
148Richard Lorenz: Einleitung, in: Ders. (Hg.): Proletarische Kulturrevolution in Sowjetrussland
(1917-1921). Dokumente des „Proletkult“, München 1969, S. 7-16, hier S. 10 f.
149W.I. Lenin: Über „linke“ Kinderei und über Kleinbürgerlichkeit, in: Ders.: Werke, Bd. 27, Berlin
(Ost) 1960, S. 315-47, hier S. 327 f.
150W.I. Lenin: Siebenter Parteitag der KPR(B). 6.-8. März 1918, in: Ders.: Werke, Bd. 27, Berlin
(Ost) 1960, S. 71-145, hier S. 81.
151Zur internationalen Bewegung dieser Jahre siehe: Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa
1918-1919, Köln 1973; Ders.: Revolutionäre Situationen; Donny Gluckstein: The Western
Soviets. Workers’ Councils versus Parliament 1915-1920, London 1985; Marcel Bois und
Reiner Tosstorff: „Ganz Europa ist vom Geist der Revolution erfüllt“. Die internationale
Protestbewegung am Ende des Ersten Weltkriegs, in: Ulla Plener (Hg.): Die
Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland. Für bürgerliche und sozialistische Demokratie.
Allgemeine, regionale und biographische Aspekte, Berlin 2009, S. 41-60.
152Julius Braunthal: Geschichte der Internationale, 3. Aufl., Berlin und Bonn 1978, Bd. 1, S. 186;
zit. nach: Mandel: Oktober, S. 42.
153Zur Deutschen Revolution siehe folgende neuere Publikationen: Pierre Broué: The German
Revolution 1917-1923, Chicago 2006; Volker Ullrich: Die Revolution von 1918/19, München
2009; Ulla Plener (Hg.): Die Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland. Für bürgerliche und
sozialistische Demokratie. Allgemeine, regionale und biographische Aspekte, Berlin 2009;
Alexander Gallus (Hg.): Die vergessene Revolution von 1918/19, Bonn 2010; Karl Christian
Führer u. a. (Hg.): Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918–1920, Essen 2013.
Einen Überblick über die DDR-Forschung zum Thema gibt: Mario Keßler: Die
Novemberrevolution und ihre Räte. Die DDR-Debatten des Jahres 1958 und die internationale
Forschung, Berlin 2008.
154Eric Hobsbawm: Wie viel Geschichte braucht die Zukunft, München und Wien 1998, S. 310.
155Zur Bayerischen Räterepublik siehe unter anderem Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war.
Die Revolution in Bayern 1918/19, Berlin 1999.
156Carsten: Revolution, S. 87.
157Wolfgang Abendroth: Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung, 12. Aufl., Frankfurt
a. M. 1978, S. 87 f. und 93; Jeremy Brecher: Streiks und Arbeiterrevolten. Amerikanische
Arbeiterbewegung 1877 bis 1970, Frankfurt a. M. 1975, S. 95-129.
158Gluckstein: Western Soviets, S. 162-193; Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen
Faschismus, Berlin 1998, S. 23-28.
159Chris Harman: A people’s history of the world, London u. a. 1999, S. 436-439; Bois/Tosstorff:
Protestbewegung, S. 51 f.; Mandel: Oktober, S. 41 f.
160Howard Zinn: Eine Geschichte des amerikanischen Volkes, Bd. 6: Reformen, Repressionen und
der Erste Weltkrieg, Berlin 2006, S. 109.
161Bois/Tosstorff: Protestbewegung, S. 42. Siehe auch Donald Sassoon: One Hundred Years of
Socialism. The West European Left in the Twentieth Century, New York 1996, S. 32: „The
degree of working-class unrest and revolutionary potential smouldering between 1918 and 1920
has remained unparalleled in the twentieth century.“
162Die Kommunistische Internationale, Nr. 1, Mai 1919, zit. nach: Hermann Weber: Zum Verhältnis
von Komintern, Sowjetstaat und KPD. Eine historische Einführung, in: Bernhard Bayerlein u.
a. (Hg.): Deutschland, Russland, Komintern – Überblicke, Analysen, Diskussionen. Neue
Perspektiven auf die Geschichte der KPD und die deutsch-russischen Beziehungen (1918–
1943), Berlin/Boston 2014, S. 9-139, hier S. 27.
163Friedrich I. Firsov: Ein Oktober, der nicht stattfand. Die revolutionären Pläne der RKP(b) und der
Komintern, in: Bernhard Bayerlein u. a. (Hg.): Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan
und sein Scheitern, Berlin 2003, S. 35-58, hier S. 37.
164Vgl. Hermann Weber: Lenin und die Folgen, in: Neue Politische Literatur, 12. Jg., 1967, S. 27-
47, hier S. 29.
165Stefan Bollinger: Ein Revolutionär gegen das „Kapital“ – Chance, Hoffnung und Tragik der
russischen Revolution, in: Ders. (Hg.): Lenin. Träumer und Realist, Wien 2006, S. 7-46, hier S.
31.
166Figes: Tragödie, S. 688 f.; Rees: Defence, S. 33 f.; Haynes: Russia, S. 48; Eric Hobsbawm: Das
Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 5. Aufl., München 2002, S. 89. Von
Mai bis Dezember 1919 unterstützte etwa die US-amerikanische Regierung die „weiße Armee“
mit Waffen und anderen Materialien im Wert von 16 Millionen US-Dollar. Kevin J. Murphy.:
Can We Write the History of the Russian Revolution? A Belated Response to Eric Hobsbawm,
in: Historical Materialism, 15. Jg., 2007, H. 1, S. 3-19, hier S. 13, Anm. 39.
167Figes: Tragödie, S. 593.
168Hildermeier: Revolution, S. 292.
169Hildermeier: Revolution, S. 279. Im Juli 1921 lagen die Preise beim 75.000-fachen des
Vorkriegsstandes. Siehe die Tabelle „Die Dynamik der Preise 1914 bis 1921“ in:
Altrichter/Haumann: Sowjetunion, S. 516. Vgl. auch Altrichter: Staat, S. 108.
170Baberowski: Terror, S. 44.
171Hildermeier: Revolution, S. 284.
172Haynes: Russia, S. 53; Vgl. auch Figes: Tragödie, S. 17; Daniel Bensaid: Verbrecherische
Revolution – Verbrecherische Idee? In: Jens Mecklenburg und Wolfgang Wippermann (Hg.):
„Roter Holocaust“? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus, Hamburg 1998, S. 51-72,
hier S. 54. Hildermeier: Revolution, S. 292 gibt eine Gesamtzahl von neun bis zehn Millionen
Toten an, die Revolution und Bürgerkrieg gefordert hätten.
173Charles Bettelheim: Die Klassenkämpfe in der UdSSR, Bd. 1: 1917-1923, Berlin 1975, S. 149;
Altrichter/Haumann: Sowjetunion, S. 521.
174W.I. Lenin: Die NÖP und die Aufgaben der Ausschüsse für politisch-kulturelle Aufklärung, in:
Ders.: Werke, Bd. 33, Berlin (Ost) 1962, S. 40-60, hier S. 46.
175Altricher: Staat, S. 124-128. Die Lohndifferenz zwischen höherer und geringerer Qualifikation,
die 1918 das Verhältnis 1:2 nicht übersteigen sollte, erreichte nun Relationen von 1:5 und mehr.
176Noch durften jedoch Meinungsverschiedenheiten offen in der Parteipresse ausgetragen werden:
„[…] während des russischen Bürgerkrieges, selbst zur Zeit der akutesten Krisen, hatte die
Partei nicht aufgehört zu diskutieren, der offizielle Kurs wurde immer wieder von unten in
Frage gestellt“, schreibt Leonid Luks: „Großer Terror“ und Stalin-Kult. Anmerkungen zur
Durchsetzung der Stalinschen Herrschaft, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung
2006, S. 267-289, hier S. 279. Zur selben Zeit konnten auch oppositionelle Parteien wie die
Menschewiki noch legal und halbwegs frei agieren. Sie traten zu Wahlen an und hatten in
Moskau einen eigenen Club und einen Geschäftsraum. Im August 1920 hielten sie legal eine
landesweite Konferenz ab. Und im Dezember desselben Jahres waren Delegierte der
Menschewiki offiziell zum VIII. Allrussischen Rätekongress eingeladen und bekamen dort die
Möglichkeit, das Wort zu ergreifen und ihre Kritik an den Bolschewiki vorzutragen. Vgl. hierzu
Pierre Broué: Trotzki. Eine politische Biographie, Bd. 1: Vom ukrainischen Bauernsohn zum
Verbannten Stalins, Köln 2003, S. 343; Milos Hájek: Die Beziehungen zwischen der Komintern
und der bolschewistischen Partei in den Jahren 1919-1929, in: Jahrbuch für Historische
Kommunismusforschung 1995, S. 63-99, hier S. 65; Robert Service: Stalinism and the Soviet
State Order, in: Harold Schukman (Hg.): Redefining Stalinism, London 2003, S. 7-22, hier S. 9.
177Jean-Jacques Marie: Stalin und der Stalinismus: Rückkehr zu den Ursprüngen, in: Jahrbuch für
Historische Kommunismusforschung 2004, S. 11-31, hier S. 19.
178Marie: Stalin, S. 27.
179Figes: Tragödie, S. 731.
180Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 346.
181Marie: Stalin, S. 21.
182W.I. Lenin: Zur Frage der Nationalitäten oder der „Autonomisierung“, in: Ders.: Werke, Bd. 36,
Berlin (Ost) 1962, S. 590-96, hier S. 591.
183Leon Trotsky: How the Revolution Armed, Bd. 1, London 1979, S. 222; zit. n. Broué: Trotzki,
Bd. 1, S. 351.
184Isaac Deutscher: Stalin. Eine politische Biographie, Berlin 1990, S. 300.
185Marie: Stalin, S. 23.
186Testament von Lenin, in: Leo Trotzki: Wer leitet heute die Kommunistische Internationale?
Berlin 1930, S. 48-51, hier S. 51.
187Witalij Startsew: Trotzki und Lenin in den Jahren 1922-23, in: Theodor Bergmann und Gert
Schäfer (Hg.): Leo Trotzki – Kritiker und Verteidiger der Sowjetgesellschaft, Mainz 1993, S.
184-193.
188Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 408; Ulf Wolter: Einleitung, in: Ders. (Hg.): Die Linke Opposition in
der Sowjetunion, Bd. 1, Berlin 1976, S. 12-32, hier S. 28 f.
189Leo Trotzki: Erster Brief an das ZK und an die ZKK der KPR, in: Ders.: Schriften, Bd. 3.1, S.
149-70. Dieser Brief wurde in der Sowjetunion erstmals im Jahr 1990 vollständig
veröffentlicht.
190An das Politbüro des Zentralkomitees der RKP (Erklärung der Sechsundvierzig), in: Frits Kool
und Erwin Oberländer (Hg.): Arbeiterdemokratie oder Parteidiktatur, Bd. 1, München 1972, S.
273-280, hier S. 275. Ernest Mandel: Trotzki als Alternative, Berlin 1992, S. 51 weist darauf
hin, dass der „Text der Sechsundvierzig […] wie eine Vorwegnahme der radikalen
Einschätzung der 19. Parteikonferenz der KPdSU von 1988 [klingt], die zusammenfassend
feststellte, dass ab 1924 die Räte in der Sowjetunion jeglicher wirklicher Macht entbehrten und
die Partei keinerlei innere Demokratie mehr kannte“.
191Pierre Broué: Zur Geschichte der Linken Opposition (1923-1928), in: Leo Trotzki: Schriften, Bd.
3.1: Linke Opposition und IV. Internationale (1923-1926), hg. von Helmut Dahmer u. a.,
Hamburg 1997, S. 9-22, hier S. 11.
192Kool/Oberländer: Arbeiterdemokratie, Bd. 1, S. 91. Siehe auch: Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 435.
193Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 413; Marjan Britovsek: Die Dilemmata des „Neuen Kurses“ von Leo
Trotzki, in: Bergmann/Schäfer: Trotzki, S. 194-207, hier S. 196; Roy Medwedew: Das Urteil
der Geschichte. Stalin und Stalinismus, Bd. 1, Berlin 1992, S. 115 f.
194Leo Trotzki: Der Neue Kurs (Brief an Parteiversammlungen), in: Ders.: Schriften, Bd. 3.1, S.
284-295. Der Brief wurde am 8. Dezember in Moskau den Leitungsgremien der Partei verlesen
und am 11. Dezember in der „Prawda“ veröffentlicht. Vgl. Medwedew: Urteil, S. 117 f.
195Broué: Geschichte der Linken Opposition, S. 10.
196Hierzu Kapitel 3.5.
197Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 417; Robert V. Daniels: Das Gewissen der Revolution. Kommunistische
Opposition in der Sowjetunion, Berlin 1978, S. 272; Manfred Behrend: Leo Trotzki –
Verdienste und Fehler eines großen Revolutionärs, in: Hintergrund. Marxistische Zeitschrift für
Gesellschaftstheorie und Politik, 11. Jg., 1998, H. 4, S. 6-43, hier S. 26. Trotzki hingegen
verwehrte sich gegen den Gebrauch des Begriffs „Trotzkismus“. Siegfried Bahne: Der
„Trotzkismus“ in Geschichte und Gegenwart, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 15. Jg.,
1967, S. 56-86, hier S. 63
198Daniels: Gewissen, S. 273.
199Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 422; Thomas Zöller: Christian Rakowski. Internationalist und Warner
vor der Bürokratisierung, in: Bergmann/Keßler: Ketzer im Kommunismus, S. 143-154, hier S.
148.
200Zu den Maßnahmen, die zur Stärkung des Apparats beitrugen und gleichzeitig die
Entdemokratisierung der Delegiertenauswahl vorantrieben, siehe: M. A. Podchtchékoldine: Sur
la voie du „pourvoir exorbitant“ ou les débuts du stalinisme, in: Cahiers Léon Trotsky, Nr. 44,
Dezember 1990, S. 107-111.
201Zit. nach Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 423 f. Broué gibt seine Quelle nur unvollständig an: WKP (B):
Resoljuzijach, S. 540-545.
202Wolter: Einleitung, S. 31.
203Trotzki nahm an der Beerdigung nicht teil, da er über den Termin falsch informiert worden war.
Vgl. Leo Trotzki: Mein Leben. Versuch einer Autobiographie, Berlin 1961, S. 467.
204Deutscher: Stalin, S. 369 f. Vgl. auch Daniels: Gewissen, S. 291 ff.
205Leo Trotzki: Die Permanente Revolution, Frankfurt a. M. 1969, S. 151. Trotzki stellte hier die
These auf, dass eine mögliche Revolution in Russland über das bürgerliche Stadium
hinausgehen würde. Die Erfahrungen der Revolution von 1905 brachten ihn zu der Einsicht,
dass die russische Bourgeoisie zu schwach sei, um eine bürgerliche Revolution zum Erfolg zu
führen. Zudem sei die Bauernschaft zu sehr in Arm und Reich gespalten, um eine vereinte und
unabhängige eigene Partei bilden zu können. Auch wenn in allen bisherigen Revolutionen seit
dem Spätmittelalter die Bauern die eine oder andere Fraktion des Bürgertums unterstützt hätten,
würde in Russland die Schwäche der Bourgeoisie und die Unfähigkeit zu eigener politischer
Aktion die Bauern nun dazu zwingen, sich an die Seite des revolutionären Proletariats zu
stellen. Da die Arbeiterklasse die Führung übernehme, würde sich diese Revolution nicht auf
bürgerlich-demokratische Aufgaben (Errichtung der Republik, Enteignung der
Großgrundbesitzer) beschränken, sondern darüber hinaus sozialistische Maßnahmen
(Demokratisierung der Produktion) durchsetzen: „Die demokratische wächst unmittelbar in die
sozialistische Revolution hinein und wird zur permanenten Revolution“ (Leo Trotzky: Drei
Konzeptionen der russischen Revolution (1940), in: Ders.: Stalin. Eine Biographie, Köln o. J.
[1952], S. 338-359, hier S. 344). Die Probleme, die sich durch die wirtschaftliche
Rückständigkeit Russlands ergäben, seien nur durch die Internationalisierung der Revolution zu
beheben. Zusammenfassend siehe auch: Helga Schuler-Jung: Politische Theorie Trotzkis und
Trotzkismus, in: Franz Neumann (Hg.): Handbuch Politischer Theorien und Ideologien,
Reinbek 1977, S. 375-397, v. a. S. 383ff; Manuel Kellner: Trotzkismus. Einführung in seine
Grundlagen – Fragen nach seiner Zukunft, Stuttgart 2004, S. 50-56; Alex Callinicos:
Trotskyism, Minneapolis 1990, S. 6-11.
206W.I. Lenin: Bericht über die Tätigkeit des Rats der Volkskommissare (11. 01. 1918), in: Ders.:
Werke, Bd. 26, Berlin (Ost) 1961, S. 455-472, hier S. 471 (Hervorhebungen im Original).
207Zit. nach Deutscher: Stalin, S. 369. Leider gibt Deutscher hier keine Quelle an.
208G. J. Sinowjew: Leninismus, Moskau u. Leningrad 1925, S. 293, zit. nach: August Lesnik: Der
Ausschluss Leo Trotzkis aus dem Zentralkomitee der KPdSU, in: Bergmann/Schäfer: Trotzki,
S. 208-212, hier S. 208.
209Die ZK-Mehrheit um Stalin hatte Beschränkungen in der Agrarpolitik – z. B. das Verbot von
Bodenpacht und Lohnarbeiterbeschäftigung – aufgehoben und den wirtschaftlich starken
Einzelbauern begünstigt. Sinowjew und Kamenew fürchteten, dass „Sowjetrussland
kapitalistischen Elementen anheimfalle“. Heiko Haumann: Sozialismus als Ziel. Probleme beim
Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung (1918-1928/29), in: Gottfried Schramm (Hg.):
Handbuch der Geschichte Russlands, Bd. 3,1: 1856-1945. Von den autokratischen Reformen
zum Sowjetstaat, Stuttgart 1983, S. 623-780, hier S. 698.
210Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 522.
211Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 527-536. In seiner Autobiografie erinnert sich Trotzki an die Phase der
Annäherung der ehemaligen Kontrahenten: „Es ist nicht verwunderlich, dass in unseren
Kreisen ein Zusammengehen mit Sinowjew und Kamenew mindestens als paradox betrachtet
wurde. Unter den Oppositionellen gab es nicht wenige, die sich diesem Block widersetzten.
[…] Solche Fragen werden jedoch letzten Endes nicht durch psychologische, sondern durch
politische Erwägungen gelöst. Sinowjew und Kamenew anerkannten offen, dass die
‚Trotzkisten‘ im Kampf gegen sie im Jahr 1923 recht gehabt hatten. Sie nahmen die Prinzipien
unserer Plattform an. Unter solchen Umständen war es uns unmöglich, einen Block mit ihnen
abzulehnen, um so mehr, als Tausende revolutionärer Arbeiter in Leningrad hinter ihnen
standen.“ Trotzki: Leben, S. 478 f.
212Broué: Geschichte der Linken Opposition, S. 15.
213Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 536.
214Michal Reiman: Die Geburt des Stalinismus. Die UdSSR am Vorabend der „zweiten Revolution“,
Frankfurt a. M. 1979, S. 43 f.
215Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 545; Deutscher: Trotzki, Bd. 2, S. 268.
216Erklärung der Dreizehn (Juli 1926), in: Leo Trotzki: Schriften, Bd. 3.1: Linke Opposition und IV.
Internationale (1923-1926), hg. von Helmut Dahmer u. a., Hamburg 1997, S. 500-528. Das
Papier unterzeichnete unter anderem auch Lenins Witwe Nadeschda Krupskaja.
217Vgl. Lesnik: Ausschluss, S. 209; Behrend: Trotzki, S. 28; Haumann: Sozialismus, S. 699.
218Trotzki: Leben, S. 486.
219Carr: Revolution, S. 114; Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 553.
220Erklärung der Opposition (16. 10. 1926), in: Leo Trotzki: Schriften, Bd. 3.1: Linke Opposition
und IV. Internationale (1923-1926), hg. von Helmut Dahmer u. a., Hamburg 1997, S. 529-541,
hier S. 531.
221Siehe Kapitel 4.3.
222Vgl. Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 562-564.
223Carr: Revolution, S. 95-102.
224Victor Serge: Erinnerungen eines Revolutionärs. 1901 – 1941, Hamburg 1991, S. 243.
225Carr: Revolution, S. 102.
226Einen Tag vor dem Massaker wurde er seines Amtes enthoben. Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 566.
227Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 567.
228Erklärung der Vierundachtzig, in: Ulf Wolter (Hg.): Die Linke Opposition in der Sowjetunion.
Texte von 1923 bis 1928, Bd. 5, Berlin 1977, S. 84-95. Das russische Original („V central’nyj
komitet VKP“ [An das Zentralkomitee der WKP]) befindet sich in: TA Harvard, bMS Russ 13,
T 941, eine deutsche Übersetzung (unter dem Namen „Erklärung der Fünfhundert“) in:
SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 555-562.
229Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 572. Broué nennt das Dokument „Erklärung der 83“. Vgl. auch
Zimmermann: Leninbund, S. 74 f.
230Plattform der russischen Opposition. Eingereicht dem ZK der WKP(B) von einer Gruppe
Leninistischer Bolschewiki, nicht veröffentlicht vom Stalinschen ZK, veröffentlicht vom Verlag
„Fahne des Kommunismus“, Berlin, o. J.
231Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 586.
232Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 572, 574 f., 584;
233Broué; Trotzki, Bd. 1, S. 587.
234Trotzki: Leben, S. 490 f.; Serge: Erinnerungen, S. 254.
235Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 590.
236Vgl. Wadim S. Rogowin: Stalins Kriegskommunismus, Essen 2006, S. 34.
237Trotzki: Leben, S. 515.
238Marjan Britovsek: Der Endkampf mit Stalin im Jahre 1929, in: Theodor Bergmann und Gert
Schäfer (Hg.): „Liebling der Partei“. Nikolai Bucharin – Theoretiker und Praktiker des
Sozialismus, Hamburg 1989, S. 61-70, hier S. 65.
239Keßler: Einheit des Kommunismus, S. 97 f. Zum Bund der Marxisten-Leninsten siehe auch:
Annette Vogt: Martemjan Nikitsch Rjutin, in: Bergmann/Keßler: Ketzer im Kommunismus, S.
181-196, v. a. S. 189 ff. Zum Widerstand nach 1929 siehe auch Luks: Großer Terror, S. 268 f.
240Der britische Marxist Tony Cliff entwickelte in den 1950er Jahren die These, dass es sich bei der
Sowjetunion ab den späten zwanziger Jahren um einen kapitalistischen Staat – jedoch ohne
private Großunternehmer – handelte. Er bezeichnete das Gesellschaftssystem dort als
bürokratischen Staatskapitalismus. Vgl. Tony Cliff: Staatskapitalismus in Russland. Eine
marxistische Analyse, Frankfurt a. M. 1975. Eine Zusammenfassung findet sich unter: Tony
Cliff: Staatskapitalismus in Russland, in: Marcel van der Linden (Hg.): Was war die
Sowjetunion? Kritische Texte zum real existierenden Sozialismus, Wien 2007, S. 61-82. Im
Folgenden ist ausschließlich die Ausgabe von 1975 zitiert. Siehe auch Rosenberg: Geschichte
des Bolschewismus, S. 258, der bereits Anfang der 1930er Jahre den Begriff
„Staatskapitalismus“ für das Gesellschaftssystem der Sowjetunion verwendete.
241J.W. Stalin: Über die Aufgaben der Wirtschaftler. Rede auf der ersten Unionskonferenz der
Funktionäre der sozialistischen Industrie, 04. 02. 1931, in: Ders.: Werke, Bd. 13, Dortmund
1976, S. 27-38, hier S. 36.
242Victor Serge: Destiny of a revolution, London 1937, zit. nach Birchall: Serge, S. 253 f.
243Daniel Bensaid: Was ist Trotzkismus? Ein Essay, Köln 2004, S. 23. Vgl. auch die Tabelle 4.2 bei
Haynes: Russia, S. 88.
244Zu den verschiedenen Schätzungen der Opferzahlen siehe: Barbara Falk: Sowjetische Städte in
der Hungersnot 1932/33. Staatliche Ernährungspolitik und städtisches Alltagsleben, Köln u. a.
2005, S. 135 f.
245Cliff: Staatskapitalismus, S. 33-41. Siehe auch Rosenberg: Geschichte des Bolschewismus, S.
256: „Damit Sowjetrussland ein wirklich sozialistisches Land wäre, müssten mindestens drei
Voraussetzungen erfüllt sein: die Industrie müsste in Großbetrieben organisiert sein, die der
freien Selbstverwaltung der Produzenten unterstehen. Die Landwirtschaft müsste ebenso
organisiert sein, und die Produktion dürfte sich nur nach dem Bedarf richten und nicht nach den
Markt- und Wareninteressen.“
246All-Union Communist Party (Bolschewiki) in: Resolutions and Decisions of the Congresses and
Plenums of the Central Committee, Moskau 1941, Bd. 2, S. 811; zit. nach Cliff:
Staatskapitalismus, S. 18.
247Cliff: Staatskapitalismus, S. 23-27; Haynes: Russia, S. 94.
248Anna Köbberling: Zwischen Liquidation und Wiedergeburt. Frauenbewegung in Russland von
1917 bis heute, Frankfurt a. M. und New York 1993, S. 52 f.
249Haynes: Russia, S. 111.
250Cliff: Staatskapitalismus, S. 66 f., 87.
251Carr: Revolution, S. 163; Keßler: Revolution, S. 104.
252Der Historiker und Kunstkritiker John Molyneux hat sich im Rahmen eines am 07. 07. 2006 in
London gehaltenen Vortrages („In defence of modernism“) mit dem Begriff des
„Sozialistischen Realismus“ auseinandergesetzt. Mit einer gewissen Ironie argumentierte er,
dass die Verwendung dieses Begriffes problematisch sei. Zum einen hätte das stalinistische
Regime wenig mit „Sozialismus“ gemein gehabt. Zum anderen wäre es angesichts von
Unterdrückung und Arbeitszwang nicht gerade angemessen, Darstellungen von lachenden
Bauern und fröhlichen Arbeitern als „Realismus“ zu bezeichnen.
253Eckhart Gillen: „Wir werden die wilde, krumme Linie geradebiegen.“ Sowjetische Kunst 1917-
1934: Vom konstruktivistischen Entwurf zur gemalten ideologischen Konstruktivität, in: Mit
voller Kraft. Russische Avantgarde 1910-1934, Ausstellungskatalog, hg. von Wilhelm
Hornborstel u. a., Kassel 2001, S. 217-228, hier S. 224 f.
254Wolfgang Ruge: Stalinismus. Versuch einer Begriffsbestimmung, in: Wolfgang Gehrcke (Hg.):
Stalinismus. Analyse und Kritik. Beiträge zu einer Debatte, Bonn 1994, S. 9-20, hier S. 14
spricht davon, dass die Lager „einen wichtigen volkswirtschaftlichen Faktor darstellten.“
Haynes: Russia, S. 116 f. weist hingegen darauf hin, dass eine rein ökonomische Erklärung für
die Zwangsarbeit zu kurz greife: „As the prison camps expanded, some believed that there was
a simple economic explanation – the regime wanted slave labour. But this seems to have been a
byproduct rather than a cause of repression. It was a byproduct that was never able to be
deployed ‚efficiently‘.“
255Nach Angaben des KGB wurden zwischen 1921 und 1953 vier Millionen Menschen aus
politischen Gründen verhaftet, rund eine Million der Verhafteten wurde erschossen. Irina
Scherbakova: Gefängnisse und Lager im sowjetischen Herrschaftssystem, in: Deutscher
Bundestag (Hrsg.): Materialien der Enquete-Kommission. „Überwindung der Folgen der SED-
Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ (13. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), Bd.
6, Frankfurt a.M. und Baden Baden 1999, S. 567-622, hier S. 606 f. Hermann Weber: „Weiße
Flecken“ in der Geschichte. Die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen und ihre
Rehabilitierung, Frankfurt a. M. 1989, S. 12 spricht sogar von geschätzten zehn Millionen
Menschen, die im „Gulag“ inhaftiert waren.
256Robert Service: Did Lenin lead to Stalin? In: International Socialism 55, Sommer 1992, S. 77-84,
hier S. 83.
257Über den Umgang mit revolutionären Denkern schrieb Lenin einst: „Nach ihrem Tode versucht
man, sie in harmlose Götzen zu verwandeln, sie sozusagen heiligzusprechen, man gesteht ihrem
Namen einen gewissen Ruhm zu zur ‚Tröstung‘ und Betörung der unterdrückten Klassen,
wobei man ihre revolutionäre Lehre des Inhalts beraubt, ihr die revolutionäre Spitze abbricht,
sie vulgarisiert.“ W.I. Lenin: Staat und Revolution, in: Ders.: Werke, Bd. 25, Berlin (Ost) 1960,
S. 393-507, hier S. 397. Genau das geschah nun mit ihm und anderen bekannten Denkern der
marxistischen Tradition.
258Gabor Skzékely: Béla Kun, György Lukács, Imre Nagy und die Säuberungen in Moskau, in:
Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2008, S. 329-338, hier S. 332 f.
259Haynes: Russia, S. 119.
260Siehe hierzu: Wladislaw Hedeler: Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938.
Planung, Inszenierung und Wirkung, Berlin 2003.
261Weber: Weiße Flecken, S. 13. Zur Person Wyschinski siehe: Wadim S. Rogowin: Die Partei der
Hingerichteten, Essen 1999, S. 101-107.
262Harold Shukman: Introduction, in: Ders. (Hg.): Redefining Stalinism, London 2003, S. 1-6, hier
S. 3.
263Weber: Weiße Flecken, S. 13.
264Rogowin: Partei der Hingerichteten, S. 326.
265Weber: Weiße Flecken, S. 19. Auch die Parteiführung der KPD blieb nicht von den Verfolgungen
verschont. Aus den Mitgliedern des Polbüros von 1929 wurde ein Kommunist unter Hitler
ermordet, vier hingegen kamen während der Stalinschen Säuberungen ums Leben.
Weber/Herbst: Kommunisten, S. 44. Sogar ehemalige KZ-Häftlinge wurden Opfer der
Verfolgungen. Siehe Reinhard Müller: „Wir kommen alle dran“. Säuberungen unter den
deutschen Politemigranten in der Sowjetunion (1934-1938), in: Hermann Weber und Ulrich
Mählert (Hg.): Terror. Stalinistische Parteisäuberungen 1936-1953, Paderborn u. a. 1998, S.
121-166, hier S. 143 f.
266Ruge: Stalinismus, S. 11.
267Kevin McDermott und Jeremy Agnew: The Comintern. A History of International Communism
from Lenin to Stalin, London 1996, S. 213 f. Zur Geschichte der Komintern siehe außerdem
Hermann Weber: Die Kommunistische Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966;
Duncan Hallas: The Comintern, London 1985; Theodor Bergmann und Mario Keßler (Hg.):
Aufstieg und Zerfall der Komintern. Studien zur Geschichte ihrer Transformation (1919-1943),
Mainz 1992; Alexander Vatlin: Die Komintern. Gründung, Programmatik, Akteure, Berlin
2009. Zur Frühphase: Milos Hájek und Hana Mejdrová: Die Entstehung der III. Internationale,
Bremen 1997.
268Zur Geschichte der Zweiten Internationale bis 1914 siehe beispielsweise Abendroth:
Sozialgeschichte, S. 63-86.
269Internationaler Sozialisten-Kongreß zu Stuttgart 1907, Berlin 1907, S. 24, zit. nach Carl E.
Schorske: Die große Spaltung. Die deutsche Sozialdemokratie 1905-1917, Berlin 1981, S. 116.
270Weber: Internationale, S. 10.
271Peter Nettl: Rosa Luxemburg, Frankfurt a. M. u. a. 1965, S. 581.
272Die sozialistischen Kriegsgegner in Europa waren geschockt über die Entscheidung ihrer
deutschen Genossen: „Lenin […] konnte die Nachricht kaum glauben. […] mochten die
anderen Parteien mit ihren Spaltungen und Schwankungen noch so unzuverlässig sein, die SPD
hatte in ihrem Hass auf den kaiserlichen Staat und die kaiserliche Militärpolitik nie gewankt
und war stets fest entschlossen gewesen, einen Krieg zu verhindern oder im Keime zu
ersticken.“ Nettl: Luxemburg, S. 581.
273In den Krieg führenden Ländern wandten sich lediglich die serbischen, italienischen und die
russischen Sozialisten mehrheitlich gegen die allgemeine Kriegsbegeisterung. Da Norwegen,
Schweden, die Niederlande und die Schweiz neutral blieben, kamen die Sozialisten dieser
Länder zunächst um die Klärung der Frage der „Vaterlandsverteidigung“ herum. Vgl.
Abendroth: Sozialgeschichte, S. 80 f.; Weber: Internationale, S. 10.
274Trotzki: Leben, S. 233.
275Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 373 f. Siehe auch: Wladislaw Hedeler und Alexander Vatlin: Wer
gründete die Komintern? Zur Geschichte einer Fotografie, in: Jahrbuch für Historische
Kommunismusforschung 2008, S. 1-8. Die Autoren untersuchen hier ein Gruppenfoto des
Gründungskongresses. Sie konnten 41 der dort abgebildeten 55 Personen identifizieren und so
nachweisen, dass es – abgesehen von zwei Ausnahmen – nicht gelungen war, führende
Repräsentanten anderer kommunistischer Parteien nach Moskau zu holen. Vielmehr handelte es
sich bei einem Großteil der ausländischen „Delegierten“ um in Russland lebende Kommunisten
unterschiedlicher Nationalität, die zumeist über kein Mandat ihrer Heimatparteien verfügten.
276Weber: Internationale, S. 16 f.
277Hallas: Comintern, S. 27 f.; Weber: Internationale, S. 17; Ausführlich: Hájek/Mejdrová:
Entstehung, S. 111-151.
278Wolfgang Leonhard: Völker hört die Signale. Die Anfänge des Weltkommunismus 1919-1924,
München 1981, S. 148.
279Chris Harman: Die verlorene Revolution. Deutschland 1918-1923, Frankfurt a. M. 1998, S. 402.
280Manifest der Kommunistischen Internationale (1919), in: Weber: Internationale, S. 31-44, hier S.
43.
281Die „21 Bedingungen“ für die Aufnahme in die Komintern (1920), in: Weber: Internationale, S.
55-62, hier S. 61.
282Vgl. Bspw. Robert Service: Lenin. Eine Biographie, München 2000, S. 530; Andreas Wirsching:
„Stalinisierung“ oder entideologisierte „Nischengesellschaft“? Alte Einsichten und neue
Thesen zum Charakter der KPD in der Weimarer Republik, in: Vierteljahrshefte für
Zeitgeschichte, 45. Jg., 1997, S. 449-466, hier S. 464.
283Aleksandr Vatlin: Kaderpolitik und Säuberungen in der Komintern, in: Weber/Mählert: Terror, S.
33-119, hier S. 40.
284Richard Löwenthal: Rußland und die Bolschewisierung der deutschen Kommunisten, in: Werner
Markert (Hg.): Deutsch-Russische Beziehungen von Bismarck bis zur Gegenwart, Stuttgart
1964, S. 97-116, hier S. 110.
285Hermann Weber: Kommunismus in Deutschland 1918-1945, Darmstadt 1983, S. 50 schreibt
hierzu: „[…] unter den Parteien der Komintern überragte die russische alle übrigen um ein
Vielfaches, sowohl an politischer Erfahrung und geistiger Potenz (man denke an Köpfe wie
Lenin und Trotzki) als auch an handfester Macht und materiellen Hilfsquellen. […] Vor allem
aber galt Sowjetrussland den kommunistischen Parteien als unantastbares Vorbild. Diese
Faktoren bedingten es, dass der ideologische, personelle und materielle Einfluss der russischen
Kommunisten in der Komintern unaufhaltsam wuchs.“
286Weber: Internationale, S. 17 f.
287Hájek: Beziehungen, S. 67.
288Peter Huber: Das Führungskorps der Komintern. Ein soziobiographischer Querschnitt, in:
Michael Buckmiller und Klaus Meschkat (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte der
Kommunistischen Internationale. Ein deutsch-russisches Forschungsprojekt, Berlin 2007, S.
195-246, hier S. 218.
289Gründungsbeschluss der Komintern (1919), in: Weber: Internationale, S. 29 f.
290Vatlin: „Russifizierung“, S. 330.
291Hájek: Beziehungen, S. 71.
292Abendroth: Sozialgeschichte, S. 100.
293McDermott/Agnew: Comintern, S. 15. Ähnlich formuliert es Draper: „Until its […] Stalinization,
it was far from being the monolithic, homogeneous organization that it aspired to be.“
Theodore Draper: The Strange Case of the Comintern, in: Survey. A journal of East & West
studies, 18. Jg., 1972, H. 3, S. 91-137, hier S. 93.
294Spartakusbund: Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie (1916), in:
Hermann Weber (Hg.): Der deutsche Kommunismus. Dokumente, Köln und Berlin 1963, S. 29-
33, hier S. 32 f.
295Mallmann: Kommunisten, S. 66.
296Siehe Kapitel 3.5.
297Broué: Revolution, S. 577.
298Einleitendes Referat von Sinowjew, Protokoll der 1. Sitzung der Bolschewisierungskommission,
SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/46, Bl. 6.
299Weber: Internationale, S. 20.
300Mario Keßler und Yvonne Thron: Entscheidung für den Stalinismus? Die Bolschewisierung in
KPD und Komintern, in: Bergmann/Keßler: Aufstieg und Zerfall der Komintern, S. 85-94, hier
S. 92. Zur Stalinisierung verschiedener nationaler Parteien siehe: Norman LaPorte u. a. (Hg.):
Bolshevism, Stalinism and the Comintern. Perspectives on Stalinization, 1917-53, Basingstoke
2008. Zur Stalinisierung der niederländischen KP: Gerrit Voerman: Die Unterordnung der KPH
unter Moskau 1929/30, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 1998, S. 36-50.
301Clara Zetkin an Jules Humbert Droz, 25. 03. 1929, in: Hermann Weber und Bernhard H.
Bayerlein (Hg.): Der Thälmann-Skandal. Geheime Korrespondenz mit Stalin, Berlin 2003, S.
301 f. McDermott schreibt: „Es wäre kaum übertrieben zu behaupten, dass Ende 1929 die
gesamte internationale kommunistische Bewegung ‚stalinisiert‘ war.“ Kevin McDermott:
Hermann Webers Konzept der „Stalinisierung“ der KPD und der Komintern. Eine kritische
Bewertung, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2008, S. 197-206, hier S.
202. Dem widerspricht Bergmann, wenn er schreibt, dass bis zum Jahr 1928 „in den Gremien
der Komintern lebhaft, kontrovers, offen politisch diskutiert“ worden wäre. Theodor
Bergmann: Aufstieg und Zerfall der Kommunistischen Internationale, in: Bergmann/Keßler:
Aufstieg und Zerfall der Komintern, S. 10-22, hier S. 18.
302August Thalheimer an Clara Zetkin, 23. 11. 1928, in: Elke Reuter u. a. (Hg.): Luxemburg oder
Stalin. Schaltjahr 1928 – Die KPD am Scheideweg. Eine kommentierte Dokumentation, Berlin
2003, S. 117-122, hier S. 118.
303Weber: Internationale, S. 19-21.
304McDermott/Angew: Comintern, S. 80.
305Vgl. McDermott/Angew: Comintern, S. 41-68.
306Vatlin: „Russifizierung“, S. 336.
307Weber: Wandlung, S. 309.
308McDermott/Angew: Comintern, S. 56.
309Weber: Wandlung, S. 310. Laut Heinrich Brandler ermöglichte die Unterstützung durch die
Komintern die Herausgabe von 27 Zeitungen und die Finanzierung von 200 Funktionären.
Heinrich Brandler an Isaac Deutscher, 12. 01. 1959, in: Hermann Weber (Hg.): Unabhängige
Kommunisten. Der Briefwechsel zwischen Heinrich Brandler und Isaac Deutscher 1949 bis
1967, Berlin 1981, S. 179-185, hier S. 184 f. Zur finanziellen Abhängigkeit siehe auch: Weber:
Verhältnis, S. 23-25.
310Schalm: Ruth Fischer, S. 144 f.
311Weber: Wandlung, S. 312.
312Bergmann: Aufstieg, S. 12.
313McDermott/Angew: Comintern, S. 56 f.
314McDermott/Angew: Comintern, S. 58.
315Weber: Verhältnis, S. 13. Der 1917 geborene Eric Hobsbawm beschrieb in den 1970er Jahren,
was die Oktoberrevolution für seine Generation bedeutete: „Wessen politisches
Erinnerungsvermögen über die Verdammung Stalins durch Chruschtschow oder die chinesisch-
sowjetische Spaltung nicht hinausgeht, kann wohl kaum begreifen, welche Bedeutung die
Oktoberrevolution für diejenigen unter uns hat, die heute fünfzig und älter sind. Die
Oktoberrevolution war die erste proletarische Revolution; aus ihr ging das erste Regime in der
Geschichte hervor, das den Aufbau einer sozialistischen Ordnung in Angriff nahm und den
Beweis antrat, dass die Widersprüche des Kapitalismus, der Kriege und Krisen erzeugte,
abgrundtief waren, aber auch, dass die sozialistische Revolution die Möglichkeit – ja, die
Gewissheit – des Erfolgs hatte. Mit der Oktoberrevolution begann die Weltrevolution. Mit ihr
nahm die neue Welt ihren Anfang. Zwar hielten nur Naive Russland für das Paradies der
Arbeiter, aber auch unter Intelligenteren war man Russland gegenüber in einer Weise
nachsichtig, wie es die Linke heutzutage etwa den revolutionären Regierungen kleinerer Länder
wie etwa Kuba und Vietnam gegenüber ist.“ Eric Hobsbawm: Revolution und Revolte.
Aufsätze zum Kommunismus, Anarchismus und Umsturz im 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M.
1977, S. 13.
316Eumann: Kameraden, S. 125 f.
317McDermott/Angew: Comintern, S. 60.
318Vgl. Marcel Bois: Clara Zetkin und die Stalinisierung von KPD und Komintern, in: Ulla Plener
(Hg.): Clara Zetkin in ihrer Zeit. Neue Fakten, Erkenntnisse, Wertungen, Berlin 2008, S. 149-
156.
319Inprekorr, Nr. 116, 1927, S. 2585 f., zit. nach Tânia Puschnerat: Clara Zetkin. Bürgerlichkeit und
Marxismus. Eine Biographie, Essen 2003, S. 305.
320Clara Zetkin an Maxim Zetkin und Emilie Milowidowa, 09. 03. 1931, ADS Berlin, Bestand Clara
Zetkin, 2007-XIV-2. An anderer Stelle schrieb sie: „Was die Riesenfortschritte des
sozialistischen Aufbaus in der Industrie und auch in der Landwirtschaft anbetrifft, so
bewundere ich sie, doch sie überraschen mich kaum. Sie sind das konsequente Weiterleben –
ich bin versucht zu sagen das natürliche Weiterleben – des ungeheuren, begeisterten
Aufschwungs der Hoffnungen, Erkenntnisse, Gefühlsregungen, zielgerichteter Willens- und
Tatimpulse, die der ‚Rote Oktober‘ dank Lenins Führung und Ideensaat den werktätigen
Massen gegeben hat.“ Clara Zetkin an Nadeschda Konstantinowna, Maria Iljinitschna und
Anna Iljinitschna, 15. 03. 1931, ADS Berlin, Bestand Clara Zetkin, 2007-XIV-2.
321McDermott/Angew: Comintern, S. 60. Bestärkt wurde Togliatti in seiner Haltung von Bucharin,
dem er als einzigem das Schriftstück zeigte. Bucharin warnte, dass der Brief den Beziehungen
zwischen beiden Parteien schaden würde.
322Hobsbawm: Revolution, S. 15.
323Hájek: Beziehungen, S. 72.
324Theodor Bergmann und Alexander Watlin: Der ultralinke Kommunismus. Der innere Kampf an
der Spitze von KPD und Komintern, in: Alexander Watlin: Die Komintern 1919-1929.
Historische Studien, Mainz 1993, S. 73-81. Auch das hier Geschilderte war ein Grund für den
nun folgenden Linksschwenk der Komintern. Vgl. McDermott/Angew: Comintern, S. 44 f.;
siehe auch: Die Beschlüsse des Präsidiums des Exekutiv-Komitees der Kommunistischen
Internationale zur Taktik, Gewerkschaftsarbeit und Organisation der Kommunistischen Partei
Deutschlands, Januar 1924, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/44, Bl.39. Hallas: Comintern, S. 104 f.
weist darauf hin, dass die kommunistischen Parteien in Großbritannien, den USA, China und
Jugoslawien von dem Linksschwenk unberührt blieben.
325Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 451 f. Die Führung der polnischen KP hatte zuvor gegen die Angriffe
auf Trotzki protestiert.
326Hájek: Beziehungen, S. 79. Der Grund: Sie lehnten es ab, Trotzki zu verurteilen – der zu diesem
Zeitpunkt immerhin noch Mitglied des Politbüros der KPR war. An ihre Stelle in der
französischen Parteiführung traten die „Sinowjewisten“ Albert Treint und Suzanne Girault.
Hallas: Comintern, S. 105. Siehe auch Hájek: Beziehungen, S. 83: „Während zu Jahresende
1923 an der Spitze der KPD, der KPRP und der KPČ Führer standen, die von den Mitgliedern
demokratisch gewählt waren, so war zu Jahresende 1925 die Zusammensetzung der
Führungsgremien jener Parteien entweder zu Gänze, oder doch zum Großteil, von Moskau
bestimmt worden.“
327McDermott/Angew: Comintern, S. 47.
328Vatlin: Kaderpolitik, S. 43.
329Dessen Nachfolger Dimitri Manuilski und Georgi Dimitroff waren nur noch Befehlsausführer
Stalins. Weber: Internationale, S. 21.
330Weber: Wandlung, S. 303.
331Kevin McDermott: The history of the Comintern in light of new documents, in: Tim Rees und
Andrew Thorpe (Hg.): International communism and the Communist International 1919-43,
Manchester und New York 1998, S. 31-40, hier S. 35.
332Hedeler/Vatlin: Wer gründete die Komintern? S. 5.
333Weber: Verhältnis, S. 114.
334McDermott/Angew: Comintern, S. 51.
335Bereits im Jahr 1939 hat Franz Borkenau im Verhältnis zwischen KPdSU und Komintern drei
Phasen ausgemacht: „During the first period the Comintern is mainly an instrument to bring
about revolution. During the second period it is mainly an instrument in the Russian factional
struggles. During the third period it is mainly an instrument of Russian foreign policy.“
Borkenau: World Communism. S. 419. Dieses Konzept griff Hermann Weber später auf, wenn
er schrieb, in den Jahren 1917 bis 1919 hätten „die Sowjetführer mit ihrer Politik vorrangig die
Weltrevolution zu fördern“ gesucht. Die Interessen Sowjetrusslands standen hierbei deutlich im
Hintergrund. Die Anfang der 1920er Jahre einsetzende zweite Phase war dann gekennzeichnet
von einer Stabilisierung des neuen Staates. Nun stand „der Einsatz für Sowjetrussland
gleichgewichtig neben dem weltrevolutionären Ziel.“ Mit dem Abebben der revolutionären
Welle in Europa setzte schließlich Mitte der zwanziger Jahre die dritte Phase ein: „Die
Sowjetunion diktierte den Kurs und ordnete die Kommunistischen Parteien in aller Welt ihren
Interessen (oft sogar nur ihren vermeintlichen Interessen) unter.“ Hermann Weber: Die KPD
und die Linke Opposition in der Sowjetunion. Zur Problematik der Verflechtung des
Stalinisierungsprozesses der KPD, der Komintern und der KPdSU, in: Ulf Wolter (Hg.):
Sozialismusdebatte. Historische und aktuelle Fragen des Sozialismus, Berlin 1978, S. 160-179,
hier S. 161.
336Bert Hoppe: Stalin und die KPD in der Weimarer Republik, in: Jürgen Zarusky (Hg.): Stalin und
die Deutschen. Neue Beiträge der Forschung, München 2006, S. 19-42, hier S. 23.
337Hallas: Comintern, S. 144; Reiner Tosstorff: Die Geschichte der Volksfronten in Frankreich und
Spanien, in: Klaus Kinner (Hg.): Die Chancen der Volksfront. Historische Alternativen zur
Stalinisierung des Kommunismus, Leipzig 2006, S. 59-103, hier S. 64.
338Bergmann: Aufstieg, S. 13. Auch im Spanien der Jahre nach 1935 wiederholte sich dieses Muster,
schreibt Tosstorff. „Allzu radikale Entwicklungen“ hätten ein Bündnis Stalins mit Frankreich
und Großbritannien gegen Deutschland nur gefährdet. „Schon bald nach Ausbruch des
Bürgerkriegs begann deshalb die Kommunistische Partei mit der Propaganda für die
Wiederherstellung eines starken Staatsapparats, und damit für die Beseitigung der
revolutionären Komitees und für die Einschränkung der sozialen Revolution.“ Reiner Tosstorff:
Die POUM in der spanischen Revolution, Köln 2006, S. 19. Zusammenfassend hierzu
Rogowin: „Dass führende Persönlichkeiten der bürgerlichen Welt in den dreißiger und vierziger
Jahren (angefangen bei Hitler bis hin zu Churchill) Stalin positiv bewerteten, lässt sich in erster
Linie damit erklären, dass sie in Stalin einen Träger nationalstaatlicher Aufgaben sahen, der
sich von der internationalistischen Doktrin des Marxismus abgewandt hatte.“ Wadim S.
Rogowin: Vor dem großen Terror. Stalins Neo-NÖP, Essen 2000, S.213. Die Einschätzung von
Hoppe: Stalin, S. 42, trotz „des Primats der inneren Entwicklung der Sowjetunion sei Stalin
Klassenkämpfer und Weltrevolutionär geblieben“ ist vor diesem Hintergrund wenig
überzeugend. Eher ist Hallas: Comintern S. 129, zuzustimmen: „The Comintern had now [Ende
der 1920er Jahre] ceased to be a revolutionary organisation.“
339Siehe Kapitel 5.1.3.
340Theodor Bergmann: Die Volksfront – Hoffnung und Enttäuschung, in: Kinner: Chancen der
Volksfront, S. 45-58, hier S. 50. Zu Spanien siehe zudem: Tosstorff: POUM, S. 15-28.
341Hierzu Leonhard: Schock.
342Bergmann: Volksfront, S. 53.
343Bergmann: Aufstieg, S. 14.
344Laut Weber: Verhältnis, S. 72 waren 2.348 Personen direkt bei der KPD beschäftigt. Weitere
3.736 Kommunisten arbeiteten bei Konsumgenossenschaften oder Sowjetinstitutionen in
Deutschland.
345Flechtheim: KPD; Weber: Wandlung. Siehe auch: Hermann Weber: Die Stalinisierung der KPD –
Alte und neue Einschätzungen, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2007, S.
221-244. Zu den wenigen, die diese These schon früh in Frage gestellt haben, zählt Karl
Hermann Tjaden. Er sah in der Wandlungsthese ein „politisches Instrument des
Antikommunismus“ und monierte den vermeintlich „vorwissenschaftlichen Charakter“ der
Weberschen Argumentation; K. H. Tjaden: Der Begriff der „Wandlung des Kommunismus“ bei
Hermann Weber, in: Das Argument, 13. Jg., 1971, H. 1/2, S. 42-53, hier S. 47 u. 52.
346Hermann Weber: Aufstieg und Niedergang des deutschen Kommunismus, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, 40 Jg., 1991, S. 25-39, hier S. 27-28.
347Hermann Weber: Einleitung, in: Ossip K. Flechtheim: Die KPD in der Weimarer Republik,
Frankfurt a. M. 1969, S. 5-68, hier S. 52.
348Siehe vor allem das Kapitel „Das neue Paradigma. ‚Stalinisierung‘ oder die Geburt der
Avantgarde?“; Mallmann: Kommunisten, S. 54-83.
349Mallmann: Parteisoldaten, S. 415.
350Hierzu: Bois/Wilde: Boom, S. 310-313.
351Für Klaus Weinhauer stellt die Studie „eine längst überfällige politische Sozialgeschichte des
KPD-Milieus der Weimarer Republik“ dar. Rezension in: Archiv für Sozialgeschichte, 37. Jg.,
1997, S. 593-596, hier S. 593. So sieht es auch Adelheid von Saldern in ihrer Buchbesprechung
in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 45. Jg., 1997, S. 755-757, hier S. 755. Beatrix
Herlemann attestiert Mallmann eine „immense Arbeitsleistung“. Rezension in: Jahrbuch für
Historische Kommunismusforschung 1997, S. 377 f. Koch-Baumgarten spricht von einer
„Pionierarbeit“. Sigrid Koch-Baumgarten: Eine Wende in der Geschichtsschreibung zur KPD in
der Weimarer Republik? In: Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte
der deutschen Arbeiterbewegung, 34. Jg., 1998, S. 82-89. Boldorf lobt den „innovativen
Blickwinkel“ und ein Werk, das „‚die Kommunisten von damals‘ besser verstehen lehrt.“
Marcel Boldorf: Rezension zu Klaus-Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer
Republik, in: H-Soz-u-Kult, 22. 06. 1997, http://hsozkult.geschichte.hu-
berlin.de/rezensionen/id=299. Becker und Jentsch gratulieren Mallmann dafür, „Neuland in der
historischen Kommunismusforschung betreten [zu haben], das sich sehen lassen kann.“ Jens
Becker und Harald Jentsch: Divergenzen zur Historiographie über die Rolle der KPD in der
Weimarer Republik, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 42. Jg., H. 3, 2000, S.
66-74, hier S. 69. Heinrich August Winkler schreibt, dass Mallmann eine „verdienstvolle,
quellennahe, den Forschungsstand bereichernde Monographie zur Sozialgeschichte der KPD in
der Zeit der Weimarer Republik“ vorgelegt habe. Rezension in: Historische Zeitschrift, Bd.
265, 1997, S. 241-243.
352Koch-Baumgarten wirft Mallmann vor, „durchgängig darauf [zu verzichten], seine Thesen mit
widerständigen Fakten und Ergebnissen zu konfrontieren. Diese kanzelt er nicht nur polemisch
in einer Weise ab […], die für wissenschaftliche Auseinandersetzung nur als unüblich
bezeichnet werden kann. Er rezipiert sie zudem auch recht eigenwillig und passt sie in seine
Beweisführung ein.“ Koch-Baumgarten: Wende, S. 85. Am ausführlichsten hat sich Andreas
Wirsching mit Mallmanns Werk auseinandergesetzt und detailliert analytische, methodische
und interpretatorische Probleme aufgedeckt. Er ist der Ansicht, dass Mallmann eine „zum Teil
herabwürdigende Karikatur […] von der bestehenden Forschung zur Weimarer KPD zeichnet.“
Er fasst zusammen: „Es wäre also eine begrüßenswerte Neuerscheinung anzukündigen, wenn
dieselbe nicht einige gravierende Schwächen aufwiese, die unangenehm mit ihrem überaus
hohen Anspruch kontrastieren, ihre positiven Aspekte zu entwerten drohen und letztendlich in
die Irre führen.“ Wirsching: Stalinisierung, S. 453 u. 460. Siehe auch die Antwort: Mallmann:
Parteisoldaten. Becker und Jentsch sprechen von einem „polemischen Rundumschlag […], der
den Granden der westdeutschen KPD-Forschung schlicht die Kompetenz absprach, mit ihrem
politik- und organisationszentrierten Ansatz […] adäquat die reale Geschichte der
kommunistischen Bewegung und ihrer Mitglieder erklären zu können“. Becker/Jentsch:
Divergenzen, S. 67. Für Hermann Weber stellt Mallmanns Werk lediglich „ein Pamphlet gegen
die bisherige Forschung“ dar: „Meist ist die Polemik nicht argumentativ und einer
Habilitationsschrift angemessen, sondern flapsig, eher hämisch und nicht selten arrogant.“
Hermann Weber: Nicht stalinisiert? In: Die Zeit, 14. 06. 1996.
353Winkler: Rezension, S. 241.
354Koch-Baumgarten: Wende, S. 83.
355Wirsching: Stalinisierung, S. 463.
356McDermott: Webers Konzept, S. 206.
357Becker/Jentsch: Divergenzen, S. 67.
358Mallmann: Kommunisten, S. 2.
359Winkler: Rezension, S. 242.
360Wirsching: Stalinisierung, S. 465.
361Als einen entscheidenden Beleg für seine Behauptung, die KPD sei auch in ihren Anfängen keine
demokratische Partei gewesen, führt Mallmann vor allem die Geschehnisse um den zweiten, so
genannten Heidelberger Parteitag vom Oktober 1919 an. Mit dieser These haben sich Florian
Wilde und ich ausführlich auseinandergesetzt. Siehe Marcel Bois und Florian Wilde: „Modell
für den künftigen Umgang mit innerparteilicher Diskussion“? Der Heidelberger Parteitag der
KPD 1919, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 6. Jg., 2007,
H. 2, S. 33-46.
362Florian Wilde: „Diskussionsfreiheit ist innerhalb unserer Partei absolut notwendig“ – Das
Verhältnis des KPD-Vorsitzenden Ernst Meyer zur innerparteilichen Demokratie 1921/22, in:
Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2006, S. 168-184, hier S. 181 f.
363Otto Wenzel: 1923. Die gescheiterte Deutsche Oktoberrevolution, Münster 2003, S. 25.
364Weber: Stalinisierung, S. 239.
365Siehe Weber: Wandlung S. 60-73.
366Theodor Bergmann: Paul Levi. Tragik eines deutschen Revolutionärs zwischen den Parteien, in:
Utopie kreativ, H. 185, März 2006, S. 247-256, hier S. 248.
367Zur zeitgenössischen Kritik an mangelnder innerparteilicher Demokratie in den Parteien der
Weimarer Republik siehe: Andreas Gonitzke: „Innerparteiliche Demokratie“ in Deutschland.
Das kritische Konzept und die Parteien im 20. Jahrhundert, München 2004, S. 41-59.
368Zum Aufstieg Hitlers innerhalb der NSDAP siehe beispielsweise Ian Kershaw: Hitlers Macht.
Das Profil der NS-Herrschaft, 2., durchges. Aufl., München 2000, S. 58-71.
369Vgl. Robert Hoffmann: Geschichte der deutschen Parteien. Von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart,
2. Aufl., München und Zürich 1993, S. 174.
370Wolfgang Hartenstein: Die Anfänge der Deutschen Volkspartei 1918-1920, Düsseldorf 1962, S.
259.
371Zur innerparteilichen Organisation der DVP siehe Hartenstein: Deutsche Volkspartei, S. 254-266
sowie Ludwig Richter: Die Deutsche Volkspartei 1918-1933, Düsseldorf 2002, S. 127-176.
372Klaus Schönhoven: Die Bayerische Volkspartei 1924-1932, Düsseldorf 1972, S. 56.
373Rudolf Morsey: Der Untergang des politischen Katholizismus. Die Zentrumspartei zwischen
christlichem Selbstverständnis und „Nationaler Erhebung“ 1932/33, Stuttgart und Zürich 1977,
S. 34.
374Hoffmann: Geschichte, S. 164.
375Hoffmann: Geschichte, S. 142.
376Hoffmann: Geschichte, S. 124.
377Werner Schneider: Die Deutsche Demokratische Partei in der Weimarer Republik 1924-1930,
München 1978, S. 63.
378Weber: Wandlung, S. 86.
379Zit. nach Weber: Wandlung, S. 87. Weber gibt hier mehrere Quellen an: Die „Rote Fahne“ vom
13., 14. und 15. Januar 1925 sowie die „Niedersächsische Arbeiter-Zeitung“ vom 17. Januar
1925.
380Hermann Weber: Thälmann und Stalin, die KPdSU und die KPD, in: Ders. und Bernhard H.
Bayerlein (Hg.): Der Thälmann-Skandal. Geheime Korrespondenzen mit Stalin, Berlin 2003, S.
11-34, hier S. 12.
381Weber: Stalinisierung, S. 235. Auch in der Parteiführung machte sich dieser Wandel bemerkbar.
Hierzu: Weber/Herbst: Kommunisten, S. 21 f.
382Eumann: Kameraden, S. 146.
383Auszug aus dem Bericht des R.Ko. In., Nr. 120, 01. 11. 1926: Die Opposition in der KPD, StA
Bremen, 4,65-265, Bl. 27-29, hier Bl. 28.
384Isaac Deutscher: Trotzki, Bd. 3: Der verstoßene Prophet 1929-1940, 2. Aufl., Stuttgart u. a. 1972,
S. 45.
385Mallmann: Kommunisten, S. 67.
386Wirsching: Stalinisierung, S. 464.
387Zum Konzept des demokratischen Zentralismus: Hermann Weber: Demokratischer Zentralismus.
Probleme innerparteilicher Demokratie im deutschen Kommunismus, in: Christian Fenner und
Bernhard Blanke (Hg.): Systemwandel und Demokratisierung, Frankfurt a. M. 1975, S. 291-
308. Vgl. auch Tetsuro Kato: Organisationstheorie Rosa Luxemburgs. Geburt und Scheitern der
KPD-Satzung von 1919 als „dezentralisierte Assoziation“, in: Hitotsubashi Journal of Social
Studies, 24. Jg., 1992, S. 25-33, v. a. S. 32 f. Zur Frage, ob es überhaupt ein einheitliches
„leninistisches“ Parteikonzept gegeben hat: Lars T. Lih: Lenin Rediscovered. What Is to Be
Done? in Context, Leiden 2006. Siehe auch meine Besprechung des Buches in: H-Sozu-Kult,
06. 05. 2008, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2008-2-092.
388Dort hieß es: „Die der Kommunistischen Internationale angehörenden Parteien müssen auf der
Grundlage des Prinzips des demokratischen Zentralismus aufgebaut werden.“ Siehe: Die „21
Bedingungen“ für die Aufnahme in die Komintern (1920), in: Weber: Kommunistische
Internationale, S. 55-62, hier S. 60.
389Weber: Demokratischer Zentralismus, S. 300.
390Gotthardt: Radikale Linke, S. 73. Zur Kritik an Gotthardt: Marcel Bois: Review Article on
Christian Gotthardt: Die radikale Linke als Massenbewegung, in: Historical Materialism, 17.
Jg., 2009, S. 191-200.
391Koch-Baumgarten: Wende, S. 86 wirft Mallmann vor, den Einfluss Moskaus schlichtweg zu
ignorieren: „Ohne das Zusammenspiel endogener und exogener Einflüsse in den Blick zu
nehmen, kann das Fremdbestimmungsparadigma aber schwerlich zurückgewiesen werden. Der
Nachweis spezifischer deutscher Anteile an der Herausbildung der ‚stalinisierten‘ KPD führt
nicht auch quasi automatisch jeden Einfluss der Bolschewiki ad absurdum und entlarvt ihn als
Schimäre. Die Nichterwähnung der in vielen Studien nachgewiesenen Intervention der
Komintern und der Bolschewiki in die Personal- und Sachpolitik der KPD macht diese nicht
ungeschehen oder hebt ihre Wirkungskraft auf.“ Siehe auch die Rezension von Eric D. Weitz
in: German Historical Institute London Bulletin, 19. Jg., 1997, S. 64-69, hier S. 68.
392Weber: Wandlung, S. 12. Vgl. auch Norman LaPorte: ‘Stalinization’ and its Limits in the Saxon
KPD, 1925-28, in: European History Quarterly, 31. Jg., 2001, S. 549-590, hier S. 549.
393So die Überschrift eines Kapitels in Mallmann: Kommunisten, S. 34-54.
394Mallmann: Kommunisten, S. 159. Siehe auch Mallmann: Parteisoldaten, S. 411.
395Mallmann: Kommunisten, S. 72. Weber reicht den Vorwurf zurück, wenn er schreibt, Mallmann
mache „methodisch das, was er der Forschung vorwirft: Für die Frühzeit zitiert er Reden und
Rundschreiben, bleibt also auf der ‚Anspruchsebene‘ […].“ Weber: Nicht stalinisiert?
396Saldern: Rezension, S. 755.
397Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 15.
398Hierzu: Wirsching: Stalinisierung, S. 460; Koch-Baumgarten: Wende, S. 84, Anm. 4.
399Weitz: Rezension, S. 66: „Mallmann is at his best in describing the internal life of the party, and
he documents the chasms that existed between ideal and reality.“
400Hermann Weber: Hauptfeind Sozialdemokratie. Strategie und Taktik der KPD 1929-1933,
Düsseldorf 1982, S. 41.
401Eumann: Kameraden, S. 129.
402Mallmann: Kommunisten, S. 156.
403Weber: Nicht stalinisiert?
404Helmuth Warnke: „Bloß keine Fahnen“. Auskünfte über schwierige Zeiten 1923-1954, Hamburg
1988, S. 31, zit. nach Mallmann: Kommunisten, S. 163.
405Insofern bringt es Heinrich August Winkler auf den Punkt, wenn er Mallmann kritisiert: „Nur
eines vermag er mit seinem Ansatz nicht: Er erklärt nicht die Politik der KPD. Dies ist die
grundlegende Schwäche seiner Arbeit und der Preis, den er für seine radikale Verwerfung der
These von der Stalinisierung der KPD bezahlt.“ Winkler: Rezension, S. 243.
406LaPorte: Stalinization, S. 575.
407Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 30. 09. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4010.
408Nicholas N. Kozlov und Eric D. Weitz: Betrachtungen über die Ursprünge der „Dritten Periode“:
Bucharin, die Komintern und die politische Ökonomie der Weimarer Republik, in: Theodor
Bergmann und Mario Kessler (Hg.): Aufstieg und Zerfall der Komintern. Studien zur
Geschichte ihrer Transformation (1919-43), Mainz 1992, S. 123–142, hier S. 139.
409Hermann Weber: Trotzki und der Trotzkismus, in: Jahrbuch für Historische
Kommunismusforschung 2004, S. 379-390, hier S. 388.
410Mallmann: Kommunisten, S. 348.
411Siehe auch Langels: Opposition, S. 3.
412Weber: Trotzki und der Trotzkismus, S. 388.
413Kozlov/Weitz: Betrachtungen, S. 139.
414Ich stütze mich hier auf konzeptionelle Überlegungen, die Christoph Jünke zum Begriff
„Linkssozialismus“ angestellt hat. Vgl. Christoph Jünke: Begriffliches, Historisches und
Aktuelles zur Einleitung, in: Ders. (Hg.): Linkssozialismus in Deutschland. Jenseits von
Sozialdemokratie und Kommunismus? Hamburg 2010, S. 7-20, hier v. a. S. 8 f.
415Langels: Opposition, S. 3.
416Langels: Opposition, S. 241.
417Nicht zu verwechseln mit dem Begriff „Linksextremismus“. Siehe hierzu die kritischen
Anmerkungen von: Gero Neugebauer: Extremismus – Linksextremismus – Rechtsextremismus.
Begriffsdefinition und Probleme, online unter:
http://www.bpb.de/politik/extremismus/linksextremismus/33591/definitionen-und-probleme?
p=0 (Zugriff am 09. 03. 2014).
418Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 10. So beispielsweise auch die Definition von
Friedbert Mühldorfer: Linksextremismus und Linksradikalismus (20. Jahrhundert), in:
Historisches Lexikon Bayerns, online unter: http://www.historisches-lexikon-
bayerns.de/artikel/artikel_44760 (Zugriff am 02. 01. 2014). Demnach fordert linksradikale
Politik „völlige Gleichheit“ ein, die sie „in einer meist ‚sozialistisch‘ benannten Gesellschaft
verwirklichen“ will, „je nach politischer Ausrichtung können ‚radikale‘ Mittel einschließlich
Gewalt gegen Sachen und/oder Personen diese Positionen ergänzen.“ In der Weimarer Republik
habe der Begriff Linksradikalismus vor allem „zur Kennzeichnung kommunistisch-
sozialistischer und anarchistischer Positionen links von der SPD“ gedient, „welche der
Weimarer Verfassung und/oder der parlamentarischen Republik ablehnend gegenüberstanden
oder diese bekämpften, weil die Weimarer Republik nicht dem Ziel ‚wirklicher‘ Demokratie
entspräche und das Fortbestehen bürgerlicher Herrschaft nur verdecke.“
419Bock: Geschichte des linken Radikalismus, Zitate von S. 10 u. 25, Unterschiede zum
Anarchismus: S. 11-18.
420W.I. Lenin: Der „linke Radikalismus“. Die Kinderkrankheit im Kommunismus, in: Ders.: Werke,
Bd. 31, Berlin (Ost) 1964, S. 1-106. Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 24 weist
darauf hin, dass Friedrich Engels bereits im 19. Jahrhundert den Linksradikalismus in seiner
Partei, der SPD, „avant la lettre“ beschrieben und kritisiert habe. Auch Lenin bezieht sich in
seiner Schrift auf Engels.
421Lenin: Der linke Radikalismus, S. 27, 31, 41 u. 52.
422Lenin zitiert hier eine von der KPD-Ortsgruppe Frankfurt a. M. herausgegebene Broschüre mit
dem Titel „Die Spaltung der KPD (Spartakusbund)“, Lenin: Der linke Radikalismus, S. 55.
423Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik (1935), hg. und eingeleitet von Kurt
Kersten, Frankfurt a. M. 1983, S. 23 f. Rosenberg verwendet allerdings statt „Linksradikale“
den Begriff „radikale Utopisten“.
424Langels: Opposition, S. 2 f. Im Jahr 1924 veröffentlichte Werner Scholem in der Zeitschrift
„Internationale“ einen kurzen Abriss über die Geschichte der Linken Opposition. In der
Vorbemerkung der Red. hieß es, folgende Fragen würden diese Gruppierung beschäftigen:
„Erstens: Das Verhältnis zur Sozialdemokratie. Zweitens: Das Verhältnis der KPD zu den
Aktionen des Proletariats sowohl während einer flauen Periode wie auch in revolutionär
zugespitzten Situationen. Drittens: Das Verhältnis der Propaganda der Diktatur [des
Proletariats] (‚Endlosung‘) zur Agitation und ‚Aktion‘ des Alltags (‚Übergangs- oder
Teillosungen‘). Viertens: Das Verhältnis zur Bourgeoisie oder zu Teilen der Bourgeoisie.“
Werner Scholem: Skizze über die Entwicklung der Opposition in der KPD, in: Die
Internationale, 7. Jg., 1924, H. 2/3, S. 122-134, hier S. 122.
425Weber/Herbst: Kommunisten, S. 22.
426Vgl. Weber: Stalinisierung, S. 236 f.
427Für Literatur zur Novemberrevolution siehe: Kapitel 2.1.2, Anm. 74.
428Zum Gründungsparteitag siehe: Hermann Weber (Hg.): Die Gründung der KPD. Protokoll und
Materialien des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands 1918/19. Mit
einer Einführung zur angeblichen Erstveröffentlichung durch die SED, Berlin 1993.
429Ralf Hoffrogge: Räteaktivisten in der USPD. Richard Müller und die Revolutionären Obleute, in:
Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 7. Jg., 2008, H. 1, S. 36-45,
hier S. 42. Siehe zu den Obleuten auch: Ders.: Richard Müller. Der Mann hinter der
Novemberrevolution, Berlin 2008.
430Vgl. Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918-1923. Zur
Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der
Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei
Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969, S. 99.
431Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, in: Weber: Gründung der KPD, S. 49-292, hier S.
88-96.
432Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, S. 105.
433Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, S. 98.
434Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, S. 96-99, Zitat von S. 99.
435„Für mich ist die Frage der Beteiligung an den Wahlen keine prinzipielle, sondern eine taktische
Frage. In der Beurteilung der Nationalversammlung sind wir uns einig. Darüber wird zwischen
uns kein Streit sein. Aber, Genossen! Sie kennen unser Programm. Sie werden sich erinnern der
sehr klaren und deutlichen Ausführung am Schluss. Wir werden die Macht nur dann ergreifen,
wenn der bewusste, der klare Wille der Mehrzahl der Proletarier Deutschlands hinter uns steht.
Glauben Sie, dass wir heute schon so weit sind? O nein! Dann irren Sie sich! Noch nicht einmal
in Worten sind wir so weit. Und wir sitzen gewissermaßen hier wie Kinder, die Knospen mit
den Fingern aufmachen wollen, ohne zu warten, bis sie von selbst aufgehen.“ Protokoll des
Gründungsparteitages der KPD, S. 107.
43662 Delegierte stimmten für den Wahlboykott, 23 dagegen. Siehe: Protokoll des
Gründungsparteitages der KPD, S. 135.
437Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, S. 162-165.
438Hermann Weber: Einleitung, in: Ders. (Hg.): Die Gründung der KPD. Protokoll und Materialien
des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands 1918/19. Mit einer
Einführung zur angeblichen Erstveröffentlichung durch die SED, Berlin 1993, S. 9-48, S. 38.
439Protokoll des Gründungsparteitages der KPD, S. 261 f.
440Vgl. Bock: Syndikalismus, S. 88 f. Dieser Linksruck drückte sich unter anderem bei den Wahlen
zur Nationalversammlung im Januar 1919 aus, als 13,8 Millionen Wähler (45,5 Prozent) eine
der beiden großen Arbeiterparteien SPD und USPD wählten. Zum Vergleich: Bei der
Reichstagswahl 1912 hatte die SPD 4,3 Millionen Stimmen erhalten. Dies entsprach 34,8
Prozent, da damals das Wahlrecht allein der männlichen Bevölkerung ab einem Mindestalter
von 25 Jahren vorbehalten war. Zudem durften Militärpersonen, Leute mit eingeschränkter
Dispositionsfähigkeit (Behinderte), Leute, die im Jahr vor der Wahl Armenunterstützung
erhalten hatten, und schließlich solche, denen die Ehrenrechte aberkannt worden waren, im Jahr
1912 nicht wählen. Durch diese Regelung waren kaum mehr als 20 Prozent der Bevölkerung
wahlberechtigt.
441Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 13.
442Mallmann: Kommunisten, S. 31 f.
443Koch-Baumgarten: Einleitung, S. 15 schätzt, dass der Spartakusbund 1.000 bis 3.000 Anhänger
im Deutschen Reich hatte.
444Mallmann: Kommunisten, S. 32. Mitte Oktober 1918 beschrieb der russische Wirtschaftsexperte
Wladimir Miljutin gegenüber Lenin die Situation des Spartakusbundes: „Die Spartakisten
machen keinen sehr starken Eindruck. Sie hatten eine Konferenz. Haben Verbindungen zur
Provinz und zur Armee. Besitzen zwei legale Zeitungen (Die eine hat eine Auflage von 4.000
Exemplaren, die andere 1.500 […]). Sie haben noch keine einzige Demonstration durchgeführt
und organisiert, von mehr gar nicht zu reden …“; Schreiben Miljutins an Lenin, ohne Datum
[nach dem 14. Oktober 1918], in: RGASPI, Fonds 5, Verzeichnis 1, Akte 1204, Bl. 1, zit. nach:
Ottokar Luban: Neue Forschungsergebnisse über die Spartakuskonferenz im Oktober 1918, in:
Ulla Plener (Hg.): Die Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland. Für bürgerliche und
sozialistische Demokratie. Allgemeine, regionale und biographische Aspekte, Berlin 2009, S.
68-78, hier S. 75.
445Bericht über den 2. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) vom 20.
bis 24. Oktober 1919, hg. von der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund),
Berlin o. J. (1919), S. 27.
446Weber: Einleitung zu: Die Gründung der KPD, S. 37.
447Harman: Revolution, S. 186.
448Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 94.
449Peter Kuckuk: Bremer Linksradikale bzw. Kommunisten von der Militärrevolte im November
1918 bis zum Kapp-Putsch im März 1920. Ihre Politik in der Hansestadt und in den
Richtungskämpfen innerhalb der KPD, Diss., Hamburg 1970, S. 265-268. Dies wird
beispielsweise deutlich an der Entwicklung Franz Pfemferts. Obwohl objektiv seit
Parteigründung auf dem linken Flügel der KPD stehend, äußerte er erstmals im Dezember 1919
in einem kurzen Beitrag: „Natürlich stehe ich […] in der ‚Opposition‘.“ Die Aktion, 9. Jg., H.
49/50, 13. 12. 1919, Sp. 801.
450Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 92.
451Weber/Herbst: Kommunisten, S. 532.
452Zur Ermordung Luxemburgs siehe: Klaus Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die
Ermordung der Rosa L., Berlin 1995. Das Urteil gegen Leviné in: Rosa Meyer-Leviné: Leviné.
Leben und Tod eines Revolutionärs, München 1974, S. 193-195.
453Broué: Revolution, S. 301 f. Es existieren einige Zeitzeugenberichte über den extravaganten
Lebensstil Levis. So erinnerte sich Paul Frölich an eine Begebenheit während der
Revolutionstage. Er war mit Levi gemeinsam auf dem Weg zu einer Sitzung, als dieser vor
einem Geschäft stehen blieb und sagte: „Warten Sie einen Augenblick, da ist ein schönes Stück
Seide, das ich kaufen möchte.“ Frölich war entsetzt: „Seide kaufen, wo im gleichen Augenblick
vom Alexanderplatz her die Kanonenschüsse dröhnten? Was war das für ein Mensch?“. Paul
Frölich: Im radikalen Lager. Politische Autobiographie 1890-1921, hg. von Reiner Tosstorff,
Berlin 2013, S. 178. Sehr wahrscheinlich frei erfunden ist hingegen– darauf hat mich
dankenswerterweise Sebastian Zehetmair aufmerksam gemacht – der Bericht einer bayerischen
Kommunistin über ein Zusammentreffen mit Levi unmittelbar in den Tagen nach der
Märzaktion: „In der Bahnhofshalle sollten wir jedoch etwas für uns Unfassbares erleben. Vor
dem Wartesaal I. Klasse stand, umgeben von feinen Lederkoffern, elegant gekleidet, der
Vorsitzende der KPD – Paul Levi! Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen ging Gustl zu
ihm heran – denn es war doch klar, dass der Vorsitzende unserer Partei zur Bezirksleitung
wollte, um die Kampfmaßnahmen zu beraten. Die Begegnung war Levi sichtlich unangenehm.
Nein, sagte er, er wolle nicht zur Partei. Er müsse nach Italien, da er von dort ein äußerst
günstiges Angebot einiger Tassen erhalten habe. Er sei nämlich leidenschaftlicher
Tassensammler.“ Augustin Sandtner. Ein von seiner Frau verfasster Lebensbericht, SAPMO-
BArch, SgY 30/0798, Bl. 1-10, hier Bl. 7. Zehetmair schreibt dazu: „Zu Beginn der Märzaktion
war Levi in Italien und kehrte, als er davon hörte, zurück nach Berlin. Gut möglich, dass er auf
dem Weg kurz in München war, aber wenn das so war, war er in die andere Richtung unterwegs
– von Italien nach Berlin! Die Geschichte mit den Tassen erinnert verdächtig an Radeks
Polemik mit den ‚Jadevasen‘. Sandtner hat wohl dieses Klischee in eine vermeintlich
persönliche Geschichte verpackt.“ E-Mail von Sebastian Zehetmair an mich, 03. 07. 2010.
454Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 91. In der ersten Jahreshälfte waren die
Differenzen lediglich in den Hintergrund gerückt: „Zur Klärung der theoretischen Gegensätze
[…] fehlte in der aktionsbewegten Zeit zwischen November 1918 und April 1919 ganz einfach
die Gelegenheit.“ Bock: Syndikalismus, S. 103.
455Hierzu im Detail: Bock: Syndikalismus, S. 122-138.
456Broué: Revolution, S. 314.
457Bericht von der Bezirkskonferenz Niederrhein 14. 09. 1919, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/20/6, Bl.
10; Bericht der Bezirksparteikonferenz Rheinland-Westfalen Süd und Nord 14. 09. 1919,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/20-21/6, Bl. 2.
458Rundschreiben des Bezirkssekretariats Niedersachsen an alle KPD-Ortsgruppen des Bezirkes
Niedersachsen vom 19. 09. 1919, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/14/17, Bl. 3.
4592. (illeg.) Parteitag d. KPD, 20.-23. Oktober 1919, SAPMO-BArch, RY 1, I 1/2/2, Bl. 20.
460Vgl. auch den Redebeitrag von Fritz Heckert beim Gründungsparteitag: „Ich bestreite, dass die
Gewerkschaften überflüssig geworden sind, und dass es ein Nutzen wäre, eine Austrittsparole
zu geben und gegen die Gewerkschaften anzukämpfen […]. Jetzt kommt es darauf an, die
gewerkschaftlichen Arbeiter in der politischen Bewegung zu erfassen. Wenn uns das gelingt,
dann werden wir die Gewerkschaftsbewegung in andere Bahnen lenken […].“ Protokoll des
Gründungsparteitages der KPD, S. 161 f. Unterstützung erhielt die Zentrale von Lenin. Dieser
kritisierte das „wichtigtuerische, überaus gelehrte und furchtbar revolutionäre Gerede der
deutschen Linken“ darüber, dass „die Kommunisten in den reaktionären Gewerkschaften nicht
arbeiten können und nicht arbeiten dürfen, dass es statthaft sei, diese Arbeit abzulehnen, dass
man aus den Gewerkschaften austreten und unbedingt eine nagelneue, blitzsaubere, von sehr
netten (und meist sehr jungen) Kommunisten ausgeheckte ‚Arbeiter-Union‘ schaffen müsse
[…].“ Lenin: Der linke Radikalismus, S. 34.
461Am 9. März 1919 nahm die KPD an der Wahl zur Bremischen Nationalversammlung teil –
ausgerechnet in einer der Hochburgen der linken Parlamentarismusgegner. Die Kommunisten
erzielten mit 7,7 Prozent ein verhältnismäßig gutes Ergebnis (SPD 32,7 Prozent, USPD 19,2
Prozent) und zogen mit 15 Parlamentariern in die Konstituante ein. Im August 1919 zog die
Partei ihre Fraktion jedoch wieder zurück. Siehe hierzu: Kuckuk: Bremer Linksradikale, S.
206-217. Zum Wahlergebnis siehe: Statistisches Jahrbuch der freien Hansestadt Bremen, Jg.
1932, hg. vom Statistischen Landesamt, Bremen 1932, S. 160 f.
462Vgl. bspw.: An die Ortsgruppen der KPD (Spartakusbund) Sachsen-Anhalt, 31. 05. 1919,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/11/21, Bl. 1.
463Bericht der Bezirksparteikonferenz Rheinland-Westfalen Süd und Nord, 14. 09. 1919, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/20-21/6, Bl. 2. Vgl. auch Rundschreiben des Bezirkssekretariats
Niedersachsen an alle KPD-Ortgruppen des Bezirkes Niedersachsen vom 19. 09. 1919,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/14/17, Bl. 3; Bericht von der Bezirkskonferenz Niederrhein 14. 09.
1919, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/20/6, Bl. 10.
464Beschluss der Bezirkskonferenz Nordwest vom 03./04. 08. 1919, zit. nach Kuckuk: Bremer
Linksradikale, S. 218.
465Kuckuk: Bremer Linksradikale, S. 220.
466Leitsätze über kommunistische Grundsätze und Taktik, vorgelegt von der Zentrale auf dem 2.
Parteitag der KPD(S) im Oktober 1919, in: Hans Manfred Bock: Syndikalismus und
Linkskommunismus von 1918-1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union
Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der
Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969, S. 360-363, hier
S. 362.
467Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 91.
468StA Bremen 4,65, II A 12b, sowie Der Kommunist, 30. 08. 1919, zit. nach Kuckuk: Bremer
Linksradikale, S. 260.
469Noch bis zum 3. Parteitag im Februar 1920 bemühte sich die Parteiführung darum, die
oppositionellen Bezirke zurückzugewinnen. Siehe Bois/Wilde: Heidelberger Parteitag, S. 41-
44.
470Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 92.
471Kuckuk: Bremer Linksradikale, S. 270.
472Bock: Syndikalismus, S. 228.
473Broué: Revolution, S. 325.
474Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 92. Zur Kritik der KAPD an der KPD siehe auch:
Brief der KAPD an den II. Kongress der III. Internationale, SAPMO-BArch RY 5, I 6/3/2, Bl.
1-2. Zum Gründungsparteitag siehe: Bericht über den Gründungsparteitag der
Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands am 4. und 5. April 1920 in Berlin, eingeleitet
und kommentiert von Hans Manfred Bock, in: Claudio Pozzoli (Hg.): Jahrbuch
Arbeiterbewegung, Bd. 5: Kritik des Leninismus, Frankfurt a. M. 1977, S. 185-242.
475Aufruf des Gründungsparteitages der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (KAPD)
am 4. und 5. April 1920 in Berlin, in: Hans Manfred Bock: Syndikalismus und
Linkskommunismus von 1918-1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union
Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der
Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969, S. 406 f.
476Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 98.
477Bernhard Reichenbach: The KAPD in Retrospect. An Interview with a Member of the
Communist Workers Party of Germany, in: Revolutionary History, Vol. 5, No. 2, 1994, S. 137-
144. Erstmalig ist das Interview erschienen in: Solidarity, Vol. 6, No.2, 13. 11. 1969. Auf
Deutsch konnte der Text nicht ausfindig gemacht werden.
478Diese stellte den Zusammenschluss diverser durch wilde Streiks und den Austritt aus den alten
Gewerkschaftsverbänden hervorgegangenen „Revolutionären Betriebsorganisationen“ dar. Zur
Entwicklung der AAU siehe Bock: Syndikalismus, S. 188-224.
479So zum Beispiel von Weber: Wandlung, S. 39: Er schreibt, dass die KAPD „von jenen
Ultralinken geführt“ wurde, „die von Grund auf antiautoritär eingestellt waren, die
Rätedemokratie forderten und die ‚Führerpartei‘ ebenso ablehnten wie den Bolschewismus.“
480Harman: Revolution, S. 240.
481Bock: Syndikalismus, S. 252.
482Kommunistische Arbeiterzeitung (Groß-Berlin), 1. Jg., 1920, Nr. 90, zit. nach Bock:
Syndikalismus, S. 253. Lediglich ein Flügel der KAPD um Otto Rühle und Franz Pfemfert
lehnte schon sehr früh die Mitarbeit in der Komintern ab; vgl. ebenda, S. 256.
483Bock: Syndikalismus, S. 259 u. 262.
484In der Phase 1914/17 bis 1923 „war der Linksradikalismus eine Massenbewegung. Seine
verschiedenen Organisationen in Europa und Nordamerika verfügten insgesamt über mehrere
Millionen Mitglieder.“ Jochen Weichold: Linksradikalismus zwischen den beiden Weltkriegen,
in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 33. Jg., 1985, S. 999-1007, hier S. 999.
485Zur Parteistruktur der KAPD Mitte 1921 siehe: Kommunistische Arbeiter-Partei Deutschlands,
aufgestellt im Juli 1921, HstA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 15681.
486Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 114.
487Alle Zahlen nach Riccardo Bavaj: Von links gegen Weimar. Linkes antiparlamentarisches Denken
in der Weimarer Republik, Bonn 2005, S. 146 u. 164.
488Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 105.
489Harman: Revolution, S. 240.
490Zu den Positionen Laufenbergs und Wolffheims siehe Bock: Syndikalismus, S. 274-281; Bock:
Geschichte des linken Radikalismus, S. 107 f.; Broué: Revolution, S. 326; Harman: Revolution,
S. 241.
491Kommunistische Arbeiterzeitung (Hamburg), 2. Jg., Nr. 56 und 61, zit. nach Bock:
Syndikalismus, S. 277.
492Bock: Syndikalismus, S. 276.
493Herman Gorter: Offener Brief an den Genossen Lenin (1920), in: Frits Kool (Hg.): Die Linke
gegen die Parteiherrschaft, Olten und Freiburg 1970, S. 416-496, hier S. 449.
494Harman: Revolution, S. 241.
495Bavaj: Von links gegen Weimar, S. 145 erklärt sogar, dass im März 1920 etwa 10.000 Mitglieder
der Linksopposition in die KPD zurückgekehrt seien.
496Heinrich August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung
in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2., völlig durchgesehene und korrigierte Aufl., Berlin
und Bonn 1985, S. 295-309.
497Flechtheim: KPD, S. 117.
498Rote Fahne, 13./14. 3. 1920, zit. nach Margarete Buber-Neumann: Kriegsschauplätze der
Revolution. Ein Bericht aus der Praxis der Komintern 1919-1943, Stuttgart 1967, S. 28.
499Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806-1933, Bonn
2002, S. 411.
500Eine gute Einschätzung zur Frage, inwieweit der Generalstreik das Scheitern des Putsches
beeinflusste, liefert Lutz Niffka: Der Kapp-Putsch und die deutsche Arbeiterbewegung,
Staatsexamensarbeit, Hamburg 2005, S. 74: „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Putsch von
Kapp und Lüttwitz auch dann gescheitert wäre, wenn der Generalstreik ausgeblieben wäre. Zu
gering war die Akzeptanz der ‚neuen‘ Regierung im Beamtentum, zu groß die Differenzen
innerhalb der Führungsstrukturen der Reichswehr. Es kann aber behauptet werden, dass
letztendlich der Streik das Scheitern des Putsches unausweichlich gemacht hat.“
501Zur Rolle der KPD während des Kapp-Putsches siehe: Flechtheim: KPD, S. 117-122.
502Flechtheim: KPD, S. 119 f.
503Vgl. Bericht über den 4. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) am
14. und 15. April 1920, hg. von der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund),
Berlin o. J. (1920).
504Hierzu: Frédéric Cyr: Paul Levis Kampf um die KPD, in: Jahrbuch für Forschungen zur
Geschichte der Arbeiterbewegung, 9. Jg., 2010, H. 1, S. 115-131, hier S. 121 f.
505Bericht 4. Parteitag, S. 49.
506Den Radikalismus in dieser Debatte übertrug die neue linke Strömung auch auf andere Fragen.
Beispielsweise schlug die Zentrale vor, den Aufruf zur Reichstagswahl mit neun konkreten
Forderungen zu beschließen. Dem hielt Meyer entgegen: „Der Wahlkampf muss geführt
werden als Kampf für die Revolutionierung der breiten Arbeitermassen, die bislang noch im
Bann der Illusion bürgerlicher Demokratie befangen sind.“ Er schlug ebenfalls neun
Forderungen vor, die jedoch wesentlich abstrakter als die der Zentrale ausfielen – so zum
Beispiel: „Gegen die bürgerliche Demokratie! Für die Diktatur des Proletariats! Für die
deutsche Räterepublik!“ Vgl. Bericht 4. Parteitag, S. 60.
507Die neue Zentrale bestand aus den Parteirechten Levi und Pieck, den Linken Eberlein und Meyer
sowie Brandler, Thalheimer und Zetkin von der „Mittelgruppe“.
508Bericht 4. Parteitag, S. 77 f.
509Sigrid Koch-Baumgarten: Aufstand der Avantgarde. Die Märzaktion der KPD 1921, Frankfurt a.
M. und New York 1986, S. 62.
510Angebot zur Aktionseinheit. Offener Brief der Zentrale der Vereinigten Kommunistischen Partei
Deutschlands an den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, die Arbeitsgemeinschaft
freier Angestelltenverbände, die Allgemeine Arbeiterunion, die Freie Arbeiterunion
(Syndikalisten), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands
(08. 01. 1921), in: Weber: Deutscher Kommunismus, S. 168-170.
511Kinner: Kommunismus, S. 36 f.
512Vgl. Werner T. Angress: Die Kampfzeit der KPD 1921-23, Düsseldorf 1973, S. 288; Keßler: Ruth
Fischer, S. 93.
513Scholem: Skizze, S. 124 f.
514Bei einer Sitzung des Zentralausschusses der VKPD wurde im Januar 1921 die Zahl der
Mitglieder mit 448.500 angegeben. Später nannte die Partei für diese Zeit eine Mitgliederzahl
von 350.000. Wilde meint, diese Zahl sei „vermutlich zu gering veranschlagt“. Wilde: Ernst
Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 226.
515Vgl. Keßler: Ruth Fischer, S. 84 f.
516Harman: Revolution, S. 257. Auch Heinrich Brandler war später der Meinung, dass ein
Zusammenhang zwischen der Spaltung der USPD und der Radikalisierung der KPD bestand. In
einer Unterredung mit Isaac Deutscher erklärte er: „The party had grown so big that many
members believed that the hour of revolution had struck. People were so impressed by the sheer
number of party members that they refused to consider the overwhelming strength of the
enemy.“ Isaac Deutscher: Aufzeichnung einer Diskussion mit Heinrich Brandler, 15. 02. 1948,
in: Weber: Unabhängige Kommunisten, S. 1-12, hier S. 5.
517Im Wahlbezirk Halle erhielt die KPD 197.000 Stimmen, die USPD 75.000 und die SPD lediglich
70.000. Vgl. Flechtheim: KPD, S. 127.
518Zit. nach Paul Levi: Unser Weg. Wider den Putschismus, 2. Aufl., Berlin 1921, S. 31.
Hervorhebungen im Original.
519Sigrid Koch-Baumgarten: Die Märzaktion der KPD 1921, Köln 1987, S. 16f: „Zwar bestanden
grundlegende Krisenmomente – wie hohe Dauerarbeitslosigkeit, zunehmende Teuerung,
Aufstieg der antirepublikanischen Rechten sowie außenpolitisch das Reparationsproblem –
weiter, aber sie gefährdeten weder den Bestand der Republik noch führten sie zu größeren
sozialen Protestbewegungen der Arbeiterschaft.“
520Zur Geschichte dieses als „Märzaktion“ bekannt gewordenen Aufstandes siehe: Koch-
Baumgarten: Aufstand; Koch-Baumgarten: März-Aktion; Angress: Kampfzeit. Wolfgang
Abendroth meint hingegen, dass Brandler sich der Offensivtheorie „praktisch angeschlossen,
sie theoretisch allerdings nicht verfochten [hat] – er hat nichts dieser Art veröffentlicht. Mir
gegenüber hat er später immer bestritten, dass er die Offensiv-Theorie überhaupt unterstützt
habe.“ Wolfgang Abendroth: Ein Leben in der Arbeiterbewegung. Gespräche, aufgezeichnet
und hg. von Barbara Dietrich und Joachim Perels, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1977, S. 36.
521Harman: Revolution, S. 247.
522Vorwärts, Nr. 558, 26. 11. 1921, zit. nach Angress: Kampfzeit, S. 196.
523Angress: Kampfzeit, S. 186.
524Koch-Baumgarten: Märzaktion, S. 112 f.
525So zumindest die Behauptung in der Roten Fahne vom 04. 04. 1921. Vgl. Angress: Kampfzeit, S.
200.
526Im November 1921 konnte er jedoch aus der Festung Gollnow in Pommern nach Sowjetrussland
fliehen. Nach der „Rathenau-Amnestie“ kehrte Brandler Ende 1922 wieder nach Deutschland
zurück. Weber/Herbst: Kommunisten, S. 140.
527Koch-Baumgarten: Märzaktion, S. 115.
528Koch-Baumgarten: Märzaktion, S. 117 schreibt, die KPD habe im November 1921 nur noch
135.000 bis 150.000 zahlende Mitglieder gehabt. Angress: Kampfzeit, S.205 spricht von
180.000 Mitgliedern. Broué: Revolution, S. 505 meint, die Partei habe 200.000 Mitglieder
verloren.
529Koch-Baumgarten: Märzaktion, S. 119.
530Zit. nach Willy Brandt und Richard Löwenthal: Ernst Reuter. Ein Leben für die Freiheit. Eine
politische Biographie, München 1957, S. 163.
531Angress: Kampfzeit, S. 207.
532Harman: Revolution, S. 263.
533Levi: Unser Weg, S. 9, 33, 39 u. 43.
534Harman: Revolution, S. 263.
535Zuvor hatte er die Gelegenheit erhalten, seine Positionen vor dem ZA zu begründen und zu
verteidigen. Vgl. Florian Wilde: Ernst Meyer als Vorsitzender der KPD 1921/22,
Magisterarbeit, Hamburg 2003, S. 36, Anm. 196.
536Levi gründete darauf die kurzlebige Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG), die sich
bereits im März 1922 der Rest-USPD anschloss. Ein halbes Jahr später, im September, ging er
mit deren größten Teil zur SPD. Im Februar 1930 kam er auf tragische Weise ums Leben, als er
mit hohem Fieber aus dem Fenster seiner Wohnung stürzte. Zur KAG siehe: Bernd Dieter Fritz:
Die Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG) im Vergleich mit der KPO und SAP. Eine
Studie zur politischen Ideologie des deutschen „Rechts“-Kommunismus in der Zeit der
Weimarer Republik, Inauguraldissertation, Bonn 1966.
537Zit. nach Angress: Kampfzeit, S. 225. Wahrscheinlich bezieht sich Angress hier auf das Protokoll
des Kongresses.
538Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 234.
539Clara Zetkin: Erinnerungen an Lenin, 2. Aufl., Berlin (Ost) 1961, S. 34. Siehe auch den Brief von
Clara Zetkin an Levi vom Juni 1921, in dem es heißt, Trotzki und Lenin „stehen bei der
Beurteilung der Märzaktion sachlich auf unserem Boden, aber sie lehnen vom Standpunkt ihrer
Parteidisziplin und ihres Parteicharakters Ihre Broschüre scharf ab. […] L[enin] und T[rotzki]
schätzen Sie hoch und sind überzeugt, dass Ihnen die Türe offengelassen werden muss, sobald
als nur möglich wieder als Führer in die Partei zurückzukehren.“ BArch, NY 4126.17, Bl. 37,
zit. nach Cyr: Levis Kampf, S. 128 f.
540Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 234.
541Leo Trotzki: Die neuen Aufgaben der Komintern (1921), in: Hermann Weber: Die
Kommunistische Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966, S. 85-87, hier S. 87.
542Thesen über die Taktik. Angenommen in der 24. Sitzung des III. Weltkongresses vom 12. Juli
1921, in: Thesen und Resolutionen des III. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale
(Moskau, 22. Juni bis 12. Juli 1921), Hamburg 1921, S. 31-63, hier S. 35.
543Aufruf des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, in: Thesen und Resolutionen
des III. Weltkongresses, S. 183-191, hier S. 184.
544Hierzu Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 239-244.
545Folgende Darstellung der Einheitsfrontpolitik basiert auf dem Vortrag „The Rise and Fall of
United Front Politics in the Weimar KPD“, den ich im November 2011 gemeinsam mit Florian
Wilde gehalten habe. Es handelte sich dabei um einen Beitrag zum Panel „History of the
international communist Movement“ bei der 8th Historical Materialism annual conference,
London, 10.-13. 11. 2011. Siehe außerdem zum Thema: Arnold Reisberg: An den Quellen der
Einheitsfrontpolitik. Der Kampf der KPD um die Aktionseinheit 1921 bis 1922, Berlin (Ost)
1971. Obwohl in der DDR erschienen, ist Reisbergs Buch bis heute eines der besten und
quellengesättigten Werke zur Einheitsfronttaktik der KPD. Zur internationalen Dimension: John
Riddell: The origins of united front policy, in: International Socialism 130, Frühling 2011, S.
111-138.
546Zur Rolle Ernst Meyers, die Partei für die Taktik zu gewinnen, siehe: Wilde: Ernst Meyer –
vergessene Führungsfigur, S. 248-283.
547Diese drei Zitate stammen aus dem Bericht über die Verhandlungen des 2.[7.] Parteitages der
Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale),
abgehalten in Jena vom 22.bis 26. August 1921, hg. von der Zentrale der KPD, Berlin 1922, S.
215 f. u. 283 f., zit. nach Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 241 f.
548Dort hieß es: „Der Spartakusbund wird nie anders die Regierungsgewalt übernehmen als durch
den klaren, unzweideutigen Willen der proletarischen Masse in ganz Deutschland, nie anders
als kraft ihrer bewussten Zustimmung zu den Ansichten, Zielen und Kampfmethoden des
Spartakusbundes.“ Programm des Spartakusbundes (1918), in: Weber: Deutscher
Kommunismus, S. 34-44, hier S. 44. Es wurde auf dem Gründungsparteitag der KPD als deren
Parteiprogramm angenommen.
549Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 55.
550Ernst Meyer: „Der Kessel ist zum Platzen voll“, in: Internationale Pressekorrespondenz, 2. Jg.,
Nr. 135 (Sondernummer), 18. 07. 1922.
551Angress: Kampfzeit, S. 243.
552Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 233.
553Rote Fahne, 29. 08. 1921.
554Siehe hierzu den Aufruf des EKKI und der Exekutive der Roten Gewerkschaftsinternationale (1.
Januar 1922) und die Leitsätze über die Einheitsfront des EKKI (28. Dezember 1921), in:
Flugschriften der Kommunistischen Internationale, H. 12: Die proletarische Einheitsfront,
Hamburg 1922, S. 1-9 und S. 11-25.
555Hierzu: Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 261-264; Reisberg:
Einheitsfrontpolitik, S. 365-379.
556Angress: Kampfzeit, S. 265; Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 263.
557So in Altona, Berlin, Dresden, Erfurt, Essen, Frankfurt, Halle an der Saale, Hannover und
Münster. Vgl. Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 370.
558Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 374.
559Protokoll der Sitzung der KPD-Zentrale, 08. 02. 1922, in: SAPMO-BArch, RY 1, I 2/2/14, Bl. 77
f., zit. nach Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 263. Auch Reisberg:
Einheitsfrontpolitik, S. 379, meint: „Die KPD ging aus dem Streik innerlich gefestigter und mit
gestiegener Autorität hervor.“ Harman: Revolution, S. 294 wertet den Streik ebenfalls als
Erfolg für die Kommunisten. Wenig nachvollziehbar ist hingegen die Einschätzung von
Angress: Kampfzeit, S. 265: „Abgesehen von dem völligen Misserfolg, mit dem diese Episode
[gemeint ist der Streik, M.B.] abschloss, war der KPD wieder einmal unmissverständliche
Zurückweisung seitens der organisierten Arbeiterbewegung erteilt worden.“
560Protokoll der Sitzung der KPD-Zentrale, 15. 02. 1922, in: SAPMO-BArch, RY 1, I 2/2/14, Bl. 84,
zit. nach Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 263.
561Lagebericht vom 19. Februar 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 39 f., hier Bl. 39.
562Protokoll des Vierten Kongresses der Kommunistischen Internationale. Petrograd-Moskau vom 5.
November bis 5. Dezember 1922, Hamburg 1923, S. 35.
563Winkler: Revolution, S. 427.
564Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 503.
565Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 507.
566Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 269.
567Zur Verteidigung der Republik und der Grundrechte der Arbeitnehmerschaft. Aufruf des ADGB,
des AfA-Bundes, der SPD, der USPD und der KPD vom 27. Juni 1922, in: Dokumente und
Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. VII, 2: Januar 1922 bis
Dezember 1923, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin (Ost) 1966, S. 103-105, hier S. 104.
568Rosa Meyer-Leviné: Im inneren Kreis. Erinnerungen einer Kommunistin in Deutschland von
1920-1933. Hg. und eingel. von Hermann Weber, Frankfurt a. M. 1982, S. 36 f.
569Vgl. Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 271.
570Auch der IV. Weltkongress der Komintern im November und Dezember 1922 bestätigte diese
Linie.
571Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 282, hierzu: „Erwiesen sich Übereinkünfte
mit der SPD auf nationaler Ebene nach dem Erzberger-Mord noch als unmöglich, konnte sich
die SPD diesen nach dem Mord an Rathenau nicht mehr verschließen – ein Beleg dafür, wie es
der KPD dank der Einheitsfronttaktik gelang, ihre Isolation in der Arbeiterbewegung, in die sie
v. a. nach der Märzaktion geraten war, schrittweise zu überwinden.“ Auch der DDR-Historiker
Reisberg ist der Ansicht, dass „eine solche Politik in der Tat geeignet war, die Position der
Kommunistischen Partei in den Massen zu stärken“. Als Beleg zitiert er die
„nichtkommunistische Historikerin“ Evelyn Anderson: „Die Einheitsfrontpolitik gab der
VKPD alle Chancen, die Unterstützung der Mehrheit der deutschen Arbeiterbewegung zu
gewinnen, besonders in Hinsicht auf die Tatsache, dass die Masse der Arbeiter offensichtlich
der Politik der Sozialdemokraten enttäuscht gegenüberstand. […] Ausgerüstet mit einer
realistischen Politik, basierend auf den tatsächlichen Verhältnissen in Deutschland, hätte es
wohl sein können, dass die Kommunisten die stärkste, wenn nicht die Partei der Arbeiterklasse
geworden wären.“ Anderson, Evelyn: Hammer und Amboss. Zur Geschichte der deutschen
Arbeitbewegung, Nürnberg 1948, S. 113; zit. nach Reisberg: Einheitsfrontpolitik, S. 55.
572Weber: Wandlung, S. 362. Die Zahl bezieht sich auf das 3. Quartal 1922.
573Die Höhe des Zuwachses ergibt sich daraus, ob man für den November 1921 von 135.000-
150.000 (Koch-Baumgarten) oder von 180.000 (Angress) Mitgliedern ausgeht. Vgl. Kapitel
3.3, Anm. 122.
574Weber: Wandlung, S. 362.
575Alle Zahlen nach Weber/Herbst: Kommunisten, S. 1088-1095. Die Wahlen zum Landesrat des
Saargebietes im Juni 1922 waren die ersten ihrer Art. Daher lassen sich hier keine
Vergleichszahlen heranziehen. Hier lässt sich nur sagen, dass die KPD bei späteren Wahlen
stärker abschnitt. Insgesamt ist der enorme Stimmenzuwachs 1922/23 selbstverständlich nicht
nur auf die Einheitsfrontpolitik der KPD zurückzuführen, sondern zu einem nicht
unerheblichen Anteil auf die Spaltung der USPD und 1923 auf die wirtschaftliche und
politische Krise. Dennoch belegt ein Blick auf zwei Landtagswahlen, die unmittelbar nach der
Märzaktion – also vor Etablierung der Einheitsfronttaktik – stattgefunden haben, die
aufgestellte These. In Thüringen (September 1921) konnte die Partei sich zwar ebenfalls enorm
steigern, erzielte aber ihr zweitschlechtestes Wahlergebnis der Weimarer Zeit – in Baden
(Oktober), wo sie 1919 nicht an den Wahlen teilgenommen hatte, sogar das schlechteste.
576Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 322 f. Vgl. auch: August Thalheimer:
Deutsches Reich, in: Jahrbuch für Wirtschaft, Politik und Arbeiterbewegung 1923-24, S. 561-
608, hier S. 604.
577Flechtheim: KPD, S. 135.
578Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 300.
579Die Öffnung der Archive in der ehemaligen DDR und in Russland hat in den letzten Jahren eine
Überprüfung des Forschungsstandes zum Deutschen Oktober 1923 ermöglicht. So konnte Otto
Wenzel seine 1955 verfasste Dissertation anhand der neu zugänglichen Quellen aus dem
ehemaligen SED-Parteiarchiv völlig überarbeiten und eine kompakte Darstellung der
Ereignisse von 1923 liefern: Otto Wenzel: 1923. Die gescheiterte Deutsche Oktoberrevolution,
Münster 2003; siehe auch: Otto Wenzel: Der geplante „Deutsche Oktober“ im Herbst 1923. Die
Niederlage der kommunistischen Weltrevolution in Deutschland. Vorgeschichte und Verlauf des
von der Komintern geplanten Aufstands, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat,
Nr. 10/2001, S. 3-36. Eine weitere auf neuen Quellen basierende Arbeit stammt von Harald
Jentsch: Die KPD und der „Deutsche Oktober“ 1923, Rostock 2005. Ergänzt werden diese
beiden Bücher durch einen Quellenband, der viele bis dahin geheim gehaltene Dokumente aus
den russischen Archiven enthält: Bernhard H. Bayerlein u. a. (Hg.): Deutscher Oktober 1923.
Ein Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003.
580Harman: Revolution, S. 278 f.
581Klaus Schwabe: Der Weg der Republik vom Kapp-Putsch 1920 bis zum Scheitern des Kabinetts
Müller 1930, in: Karl-Dietrich Bracher u. a. (Hg.): Die Weimarer Republik 1918-1933. Politik,
Wirtschaft, Geschichte, 3. Aufl., Bonn 1998, S. 95-133, hier S. 106 f.; Siehe außerdem:
Rosenberg: Geschichte, S. 128; Wenzel: 1923, S. 137.
582Wenzel: 1923, S. 138-147.
583Rosenberg: Geschichte, S. 136.
584Vgl. Ursula Büttner: Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933. Leistung und Versagen in
Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, Bonn 2010, S. 578, Anm. 47 (Tabelle).
585Wenzel: 1923, S. 158.
586Wenzel: 1923, S. 159-162.
587Hermann Weber: Vorwort, in: Bernhard H. Bayerlein u. a. (Hg.): Deutscher Oktober 1923. Ein
Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003, S. 19-34, hier S. 19.
588Wenzel: 1923, S. 157.
589Joachim Schröder: Internationalismus nach dem Krieg. Die Beziehungen zwischen deutschen und
französischen Kommunisten 1918-1923, Essen 2008, S. 325.
590Flechtheim: KPD, S. 139.
591Vorwärts, 11. 07. 1923, zit. nach Wenzel: 1923, S. 150.
592Wenzel: 1923, S. 164-173.
593Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 400 f. Einzig Stalin war weniger optimistisch. Er meinte, man müsse
noch mindestens bis zum Frühjahr 1924 warten, beharrte aber angesichts der Übereinstimmung
der anderen nicht darauf.
594Das Politbüro der RKP(B): Beschluss zur Orientierung auf die Revolution in Deutschland und
zur Einleitung konkreter Maßnahmen (22. 08. 1923), in: Bayerlein: Deutscher Oktober 1923, S.
130 f.
595Beschluss des Präsidiums der Komintern für vorbereitende Maßnahmen zur „Deutschen
Revolution“ (23. 08. 1923), in: Bayerlein: Deutscher Oktober 1923, S. 132 f. Es handelte sich
um Delegierte aus Frankreich, Belgien, Polen und der Tschechoslowakei.
596Firsov: Oktober, S. 41; Weber: Vorwort, S.26. Außerdem sollen die deutschen Kommunisten
sieben Millionen Mark zur Vorbereitung des Deutschen Oktober aus dem „Frankfurter Fonds“
erhalten haben. Diesen Fonds in Höhe von 50 Millionen Mark hatte das EKKI im Jahr 1921 zur
Unterstützung der europäischen Kommunisten geschaffen. Mit der Verwaltung des Geldes war
der „Genosse Thomas“ (Jakob Reich) beauftragt. Vgl. Alexander Watlin und Markus Wehner:
„Genosse Thomas“ und die Geheimtätigkeit der Komintern in Deutschland 1919-1925, in:
Alexander Watlin: Die Komintern 1919-1929. Historische Studien, Mainz 1993, S. 21-44, hier
S. 31. Leider machen die Autoren keine Angabe über den genauen Zeitpunkt der Bereitstellung
und den Gegenwert in Dollar. Angesichts der Inflation lässt sich nicht beurteilen, ob es sich hier
wirklich um eine große Summe handelte.
597Wenzel: 1923, S. 204 f.
598So schrieb Trotzki im August 1923: „Alle Bemühungen unserer Diplomatie müssen und werden
darauf gerichtet sein, dass die deutsche Revolution nicht durch internationale militärische
Konflikte kompliziert wird. Unsere Politik bleibt nach wie vor eine Politik des Friedens und der
Arbeit. Und wir werden dies in Wort und Tat beweisen. Aber ein Sieg der werktätigen Massen
in Deutschland würde die Gefahr für die Bourgeoisie ganz Europas und der ganzen Welt
vergrößern. Eben deshalb kann der Sieg der deutschen Revolution die französische, polnische
und andere Bourgeoisien dazu bringen, die proletarische Revolution niederzuschlagen und den
Kommunismus in einem Blutbad zu ertränken. […] Auf diesen sowohl für die deutschen
Arbeiter als auch für uns ungünstigen Ausgang müssen wir vorbereitet sein. Gerade deshalb
müssen wir uns […] praktisch auf einen Angriff gegen uns vorbereiten […].“ Lev Trockij an
Efraim Skljanskij über die Einstimmung der Roten Armee und das internationale Szenario einer
„Deutschen Revolution“ (25. 08. 1923), in: Bayerlein: Deutscher Oktober 1923, S. 133 f.
599Wenzel: 1923, S. 201 und 206.
600Leon Trotsky: How the Revolution Armed, Bd. 5, London 1981, S. 185; zit. nach Broué: Trotzki,
Bd. 1, S. 403. Auch Stalin schrieb: „Die kommende Revolution in Deutschland ist das
wichtigste Weltereignis unserer Tage. Der Sieg der Revolution in Deutschland wird für das
Proletariat in Europa und in Amerika eine größere Bedeutung haben als der Sieg der russischen
Revolution vor sechs Jahren. Der Sieg des deutschen Proletariats wird ohne Zweifel das
Zentrum der Weltrevolution aus Moskau nach Berlin versetzten.“ Zit. nach Firsov: Oktober, S.
43. Firsov gibt als Quelle die Rote Fahne an, jedoch ohne Ausgabennummer und
Erscheinungsdatum.
601Hierzu ausführlich: Gleb J. Albert: ‘German October is approaching’: Internationalism, Activists,
and the Soviet State in 1923, in: Revolutionary Russia, Vol. 24 (2011), No. 2, S. 111-142.
602Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 401.
603Marie: Stalin, S. 26.
604Wenzel: 1923, S. 207-223, Zitat von S. 225.
605Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 402.
606Weber: Vorwort, S. 27. In Sachsen bekleideten die Kommunisten folgende Ämter: Finanzen: Paul
Böttcher (Polleiter der KPD Westsachsen, Vorsitzender der Landtagsfraktion); Wirtschaft: Fritz
Heckert (stellvertretender Leiter der Gewerkschaftsabteilung der KPD-Zentrale); Leiter der
Staatskanzlei: Heinrich Brandler (Vorsitzender der KPD). In Thüringen: Jusitz: Karl Korsch
(Delegierter des VIII. Parteitags und Professor an der Uni Jena); Wirtschaft: Albin Tenner
(Kreisschulrat in Weimar); Staatsrat: Theodor Neubauer (Studienrat in Weimar).
607Wenzel: 1923, S. 239. Keßler: Ruth Fischer, S. 148-154 schätzt die „Arbeiterregierungen“ anders
ein. Das „Bild revolutionsbereiter Massen, die wenigstens noch Kraft zur revolutionären
Erhebung aus Verzweiflung hatten“ bezweifelt er (S. 150). Richtiger sei die Einschätzung, dass
die meisten Arbeiter darauf hofften, die KPD würde „mittels einer Arbeiterregierung, nicht aber
durch Revolutionsspielerei, die Klassenverhältnisse zu ihren Gunsten […] verändern (S. 151).
Die kommunistischen Minister hätten also mit dem Regierungseintritt „prinzipiell
weitsichtiger“ gehandelt als viele andere KPD-Mitglieder, vor allem die ultralinken (S. 148,
Anm. 350).
608Keßler: Ruth Fischer, S. 145.
609Flechtheim: KPD, S. 145.
610Wenzel: 1923, S. 239-244.
611Wenzel: 1923, S. 244-247.
612Zum Hamburger Aufstand siehe: Wenzel: 1923, S. 248-256. Ausführlich: Angelika Voß: Der
„Hamburger Aufstand“ im Oktober 1923, in: Dies. u. a.: Vom Hamburger Aufstand zur
politischen Isolierung. Kommunistische Politik 1923-1933 in Hamburg und im Deutschen
Reich, Hamburg 1983, S.9-54; Joachim Paschen: „Wenn Hamburg brennt, brennt die Welt“.
Der kommunistische Griff nach der Macht im Oktober 1923, Frankfurt a. M. 2010. Zum
Aufstand im benachbarten Harburg: Gotthardt: Radikale Linke, S. 58-71. In der älteren
Forschung wurde häufig die Vermutung geäußert, dass der Aufstand in der Hansestadt lediglich
aufgrund eines Übermittlungsfehlers stattfand (bspw. Flechtheim: KPD, S. 147 f.). Sowohl
Wenzel als auch Voß (S. 18 f.) halten diese Einschätzung für wenig wahrscheinlich. Auch
Bayerlein schreibt: „Immer unwahrscheinlicher wird die bis heute am meisten verbreitete
Version des Kuriers der Zentrale, der zu spät eintraf, um noch rechtzeitig den Rückzugsbefehl
der KPD-Zentrale zu übermitteln. Bernhard H. Bayerlein: Geschichtsmythos Hamburger
Aufstand – Thälmann und das Ende einer Ursprungslegende, in: The International Newsletter
of Communist Studies, Vol. 10 (2004), Nr. 17, S. 45-48.
613Eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse des 8./9. November 1923 findet sich bei Ian
Kershaw: Hitler. 1889-1936, Frankfurt a. M. und Wien 1998, S. 260-267.
614Winkler: Revolution, S. 684-689.
615Wenzel: Oktober, S. 3. Wenzel zitiert hier Sinowjew.
616Volker Ullrich: Der Aufstand, der nicht stattfand, in: Die Zeit, 11. 12. 2003.
617Weber: Wandlung, S. 54.
618Weber: Wandlung, S. 58.
619Flechtheim: KPD, S. 154; Weber: Wandlung, S. 59.
620Mario Keßler: Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik: Arthur Rosenberg, in: Ders.: Exil
und Nach-Exil. Vertriebene Intellektuelle im 20. Jahrhundert, Hamburg 2002, S. 113-145, hier
S. 118. Weber: Wandlung, S. 60 meint, dass sich hinter den taktischen Gegensätzen
unterschiedliche Auffassungen von der Rolle der Partei verbarg: Während die Rechten und ein
Teil der Mittelgruppe die KPD als Werkzeug der Arbeiterklasse zur Durchführung der
Revolution verstanden hätten, wäre bei den Linken die Auffassung vorherrschend gewesen, die
Partei müsse „nicht Vorhut, sondern ‚Motor des Proletariats‘ sein, sie müsse die Revolution
machen.“
621Weber/Herbst: Kommunisten, S. 435.
622Kessler: Ruth Fischer, S. 77-80.
623Angress: Kampfzeit, S. 288.
624Siehe Kapitel 6.1.1.
625Abendroth: Gespräche, S. 74.
626Weber/Herbst: Kommunisten, S. 927. Siehe auch Kinner: Kommunismus, S. 72.
627Angress: Kampfzeit, S. 288.
628Thälmann wurde im Jahr 1919, noch als USPD-Mitglied, Bürgerschaftsabgeordneter, und im Jahr
1921 Ortsgruppenvorsitzender. Urbahns gehörte seit Anfang 1920 der Bezirksleitung an und
zog 1921 ins Landesparlament ein. Siehe hierzu: Norman LaPorte: Ernst Thälmann: The
Making of a German Communist, 1886-1921, Artikelmanuskript, S. 13 u. 25. Dieser Text soll
im Herbst 2014 erscheinen in: Moving the Social. Journal of Social History and the History of
Social Movements. Ich danke Norman LaPorte, dass er ihn mir vorab zur Verfügung gestellt
hat.
629Weber/Herbst: Kommunisten, S. 960.
630Richard A. Comfort: Revolutionary Hamburg. Labour Politics in the Early Weimar Republic,
Stanford 1966, S. 116 f.; Voß: Hamburger Aufstand, S. 24. Vgl. auch Bericht Nr. 18, 28. 04.
1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 137-141, hier Bl. 138-140, wo Urbahns die
Einheitsfrontpolitik der Zentrale verteidigt. Die Quellen belegen, dass es im Jahr 1922 eine
fraktionelle Organisierung beider Seiten gab: Thälmann bekannte sich zur linken Opposition,
die in Hamburg ihre Hochburg im Stadtteil Barmbeck (so die Schreibweise bis 1946) hatte und
außerdem im Ortsvorstand sehr präsent war. Urbahns versuchte, gegen diese Opposition die
Line der Parteiführung durchzusetzen und organisierte hierzu Fraktionstreffen. Ende April lud
er beispielsweise „die ihm als unbedingt zuverlässig erscheinenden Anhänger zu einer intimen
Besprechung“, wie die Polizei berichtete. Zu diesem Kreis gehörten unter anderem die
Bürgerschaftsabgeordneten Fritz Esser, Gerhard Rudolf Hommes und Walter Rühl sowie das
Mitglied der Bezirksleitung Hans von Borstel. Vgl. Bericht Nr. 18, 28. 04. 1922, StA Hamburg,
331-1 I, 898, Bl. 137-141, hier Bl. 141. Für ein weiteres Fraktionstreffen siehe: Bericht Nr. 62,
07. 09. 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 334. Aus der damaligen Sicht von Urbahns
handelte es sich bei den Linken „um irregeleitete Arbeiter“, hinter denen „einige unzufriedene
Bonzen der alten USPD“ ständen. Bericht Nr. 22, 16. 05. 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl.
163-169. Er warnte, ihre Politik würde die Partei in die Isolation treiben. Bericht Nr. 70, 04. 10.
1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 360-364, hier Bl. 361. Doch zugleich beschlossen er und
seine Genossen, keine Konfrontation im Hamburger Ortsvorstand zu suchen, sondern sich aus
diesem Gremium zurückzuziehen. Bericht Nr. 22, 16. 05. 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl.
163-169, hier Bl. 169. Hommes und Rühl wurden dennoch hineingewählt.
631Dies wurde beispielsweise bei einer Bezirkskonferenz deutlich, die zwischen dem 30. September
und dem 2. Oktober 1922 tagte. Hier mussten die Anwesenden einen Delegierten für den IV.
Weltkongress der Komintern nominieren. In der ersten Abstimmung erhielten Thälmann und
Urbahns exakt die gleiche Stimmenzahl. Erst in der Stichwahl konnte sich Urbahns knapp
durchsetzen. Bericht Nr. 70, 04. 10. 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 360-364, hier Bl.
364.
632So die Einschätzung Norman LaPortes in einer E-Mail an mich, 21. 10. 2013. Ein Brief Heinrich
Brandlers legt jedoch nahe, dass zu dieser Zeit auch Thälmann die Seiten gewechselt hatte.
Brandler berichtet nämlich davon, dass Fischer, Urbahns und Dengel eine schwere politische
Niederlage beim Versuch erlitten hätten, die Opposition in Hamburg neu zu sammeln.
Thälmann hingegen hätte sich beim Bezirksparteitag „gut gehalten. Er hat in der Sache auf
meiner Seite gestanden, obgleich er gegen Ruth und Urbahns nicht gesprochen hat.“ Heinrich
Brandler: Brief an die Exekutive der Komintern über die Situation in Deutschland und die Lage
der KPD, 28. 08. 1923, in: Bayerlein: Deutscher Oktober 1923, S. 134-138, hier S. 135.
633Flechtheim: KPD, S. 155. Ausführlich zu den lokalen Hochburgen siehe Kapitel 6.2.
634Nach der Märzaktion hatte die Partei in der Hauptstadt 23.000 Mitglieder, bis September 1923
stieg die Zahl auf über 32.000 an. Kessler: Ruth Fischer, S. 94. Zum Vergleich: Die KPD in
Hamburg hatte im September 1922 rund 14.000 Mitglieder. Rundschreiben an die Ortsgruppen
des Bezirks Wasserkante, 16. 09. 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 354-356, hier Bl. 355.
635Hoffrogge: Scholem, S. 237.
636Die erste linke Opposition verließ die Partei allerdings bereits nach dem Heidelberger Parteitag in
Richtung KAPD. Das waren fast alle der damals knapp 12.000 Berliner KPD-Mitglieder.
Anschließend, im Juli 1920, hatte die KPD in der Hauptstadt nur noch 1.474 Mitglieder – und
war damit erheblich schwächer als die KAPD. Erst durch die Vereinigung mit dem linken
USPD-Flügel wurde sie in Berlin zur Massenpartei. Vgl. Andreas Wirsching: Vom Weltkrieg
zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/39.
Berlin und Paris im Vergleich, Oldenburg 1999, S. 162.
637Kessler: Ruth Fischer, S. 98.
638Kessler: Ruth Fischer, S. 102 u. 109.
639Hoffrogge: Scholem, S. 239.
640Zur Biografie siehe: Wulff: Grylewicz.
641Hoffrogge: Scholem, S. 240.
642Weber: Wandlung, S. 60-62.
643Langels: Opposition, S. 15.
644Hermann Weber: Vorwort zu Bayerlein: Deutscher Oktober 1923, S. 30; Weber: Wandlung, S. 65.
645Die Richtungen innerhalb der KPD, 30. 08. 1924, BArch Berlin, R 1507/1063a, Bl. 117 f.
646Nachdem Fischer und Maslow zwei Einladungen in die Sowjetunion abgelehnt hatten, traf sich
Sinowjew noch vor dem Parteitag mit deren Moskauer Vertrauensmann Max Levien. Im
Gespräch machte er diesem seine Befürchtung deutlich, dass mögliche „ultralinke“ Tendenzen
die KPD schwächen könnten und dies Trotzki im innerrussischen Fraktionskampf in die Hände
spielen könnte. Offenbar gelang es Sinowjew, Levien von seinen Ansichten zu überzeugen, so
dass dieser Maslow und Fischer in einem Brief versicherte, Sinowjew stehe auf ihrer Seite. Vgl.
Weber: Wandlung, S. 63. Siehe auch Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 23. Jentsch begründet den
Umschwung in Sinowjews Position damit, dass dieser durch die Linken erpresst worden sei.
Jentsch: KPD, S. 506.
647Weber: Wandlung, S. 67.
648Die spätere Entwicklung sollte jedoch beweisen, dass die Komintern-Führung hier „ein feines
Gespür besaß.“ Weber: Wandlung, S. 64.
649Die neue KPD-Führung betonte, es sei die Pflicht des Parteitages gewesen, „den politischen Plan,
nach dem die Partei über ein Jahr marschiert war, ein Jahr wichtigster politischer und
wirtschaftlicher Ereignisse, für falsch“ zu erklären und „die Beschlüsse des vorhergehenden
Parteitages aufzuheben.“ Bericht über die Verhandlungen des IX. Parteitages der
Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale),
abgehalten in Frankfurt am Main vom 7. bis 10. April 1924, hg. von der Zentrale der
Kommunistischen Partei Deutschlands, Berlin 1924, S. 7 f.
650Stattdessen beschloss der Parteitag die „Einheitsfront von unten“. Siehe: Das Aktionsprogramm
der KPD (1924), in: Weber: Deutscher Kommunismus, S. 86 f.
651Thalheimer: Deutsches Reich, S. 604.
652Flechtheim: KPD, S. 157.
653Bericht IX. Parteitag, S. 121. Tatsächlich ging die Weimarer Republik gerade in eine Phase
„relativer Stabilisierung“ über. Nach den Revolutionsjahren 1918-1923 sollten die kommenden
fünf Jahre durch eine ökonomische Erholung, innenpolitische Beruhigung und außenpolitische
„Normalisierung“ gekennzeichnet sein. Die Industrieproduktion im Land stieg – allerdings auf
niedrigem Niveau (sie erreichte 1927 erstmals wieder den Vorkriegsstand). Zugleich gingen in
diesen Jahren die Streikzahlen zurück, blieben allerdings weiterhin hoch. Vgl. Heinrich August
Winkler: Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik
1924 bis 1930, Bonn 1985, S. 477 f.; Zur wirtschaftlichen Entwicklung: Detlev Peukert: Die
Weimarer Republik. Krisenjahre der Klassischen Moderne, Frankfurt a. M. 1987, S. 125.
654Buber-Neumann: Kriegsschauplätze, S. 146.
655Thesen und Resolutionen des V. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Hamburg
1924, S. 38 f., zit. nach Kinner: Kommunismus, S. 79.
656Zu den Umständen der Festnahme und dem zeitgleichen Versuch der britischen Polizei, die sich
bei einer Konferenz in England befindende Ruth Fischer zu verhaften, siehe Schalm: Ruth
Fischer, S. 137 f.
657Schalm: Ruth Fischer, S. 142. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass in der Frühphase bereits
mit Rosa Luxemburg für kurze Zeit eine Frau an der Spitze der Partei gestanden hatte.
658Heinrich Brandler an Josef Eisenberger, 28. 10. 1924, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/75a, Bl. 36R.,
zit. nach: Schalm: Ruth Fischer, S. 141. Zudem verfasste Maslow in der Haft eine kleine
Broschüre über die seinerzeitige geopolitische Lage: A. Maslow: Die neue Aera des
Pazifismus, Berlin 1924.
659Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 64. Vgl. auch Retzlaw: Spartakus, S. 305.
660Hirschinger: Parteisäuberungen, S. 54. Schon im Jahr 1923 hatte der Komintern-Gesandte Mátyás
Rakosi in einem Brief an Sinowjew über die damals noch oppositionelle Parteilinke berichtet:
„Wenn man in der Berliner Organisation ist, fühlt man sich wie in der KAP vor drei Jahren. Es
ist eine gespannte Stimmung gegen die Zentrale, gegen die ‚Bonzen‘. Man wittert fortwährend
Verrat.“ Mátyás Rákosi an Sinowjew, 23. 03. 1923, in: RGASPI, Fonds 495, Bestand 293, Akte
31, Bl. 10; zit. nach: Schalm: Ruth Fischer, S. 134. Schalm: Ruth Fischer, S. 141 meint:
„Unbestreitbar ist es Ruth Fischer zusammen mit Maslow und anderen gelungen, nicht
unerhebliche Teile jener Stimmungen und politischen Positionen der revolutionären
Arbeiterbewegung wieder an die KPD zu binden, die Paul Levi auf dem Heidelberger Parteitag
aus der Partei gedrängt hatte.“
661Fritz Brupbacher: 60 Jahre Ketzer. Selbstbiographie, Zürich 1935, S. 309 f.
662Flechtheim: KPD, S. 167. Siehe hierzu zudem: Sabine Hering und Kurt Schilde: Verehrtes
Marionettentheater. Ruth Fischer im Deutschen Reichstag (1924-1928), in: Udo Arnold u. a.
(Hg.): Stationen einer Hochschullaufbahn. Festschrift für Annette Kuhn zum 65. Geburtstag,
Dortmund 1999, S. 347-374.
663Buber-Neumann: Kriegsschauplätze, S. 147. Von 62 gewählten erschienen nur 50
kommunistische Abgeordnete, neun saßen noch im Gefängnis. Vgl. Weber: Wandlung, S. 334.
Bei den Abgeordneten handelte es sich überwiegend um parlamentarische Neulinge.
Hering/Schilde: Marionettentheater, S. 354.
664Verhandlungen des Reichstages, Bd. 381: II. Wahlperiode 1924, Stenographische Berichte, Berlin
1924, S. 6.
665Betty Scholem an Gershom Scholem, 3. Juni 1924, in: Betty Scholem und Gershom Scholem:
Mutter und Sohn im Briefwechsel. 1917-1946, hg. von Itta Shedletzky, München 1989, S. 107-
109, hier S. 108.
666Verhandlungen des Reichstages, Bd. 381, S. 10 u. S. 14.
667Verhandlungen des Reichstages, Bd. 381, S. 6.
668Hering/Schilde: Kampfname Ruth Fischer, S. 42.
669Verhandlungen des Reichstages, Bd. 381, S. 43 f.
670Georg Fülberth: Die Beziehungen zwischen SPD und KPD in der Kommunalpolitik der
Weimarer Periode 1918/19 bis 1933, Köln 1985, S. 161 f. Abgedruckt sind die Instruktionen in:
Beatrix Herlemann: Kommunalpolitik der KPD im Ruhrgebiet 1924-1933, Wuppertal 1977, S.
325-333.
671Westfälischer Kämpfer, 05. 05. 1925, zit. nach: Herlemann: Kommunalpolitik, S. 52.
672Hirschinger: Parteisäuberungen, S. 56.
673Weber: Wandlung, S. 334 f.
674Protokoll Nr. 1 der Sitzung der Deutschen Kommission der EKKI, 1. August 1925, RCChIDNI,
Bestand 495, Verzeichnis 47, Akte 1, zit. nach Kinner: Kommunismus, S. 85.
675Weber: Wandlung, S. 101, Zitat nach Anm. 247.
676B. Hula: Über die Situation in der KPD, [1925], SAPMO-Barch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 8-28, hier Bl.
13.
677Weber: Wandlung, S. 68 f.; Flechtheim: KPD, S. 164.
678A. Maslow: Einleitung, in: N. Lenin: Die Kinderkrankheit des „Radikalismus“ im
Kommunismus, Berlin 1925, S. 7-26. Auch die Ultralinken beriefen sich wenig später positiv
auf Lenins Schrift. Siehe hierzu Langels: Opposition, S. 65-68.
679Winkler: Schein, S. 455.
680Flechtheim: KPD, S. 166.
681Buber-Neumann: Kriegsschauplätze, S. 146.
682Das vermutet auch Winkler: Schein, S. 456: „Für klassenbewusste und darum antimilitaristische
Proletarier war es sicherlich schwierig, sich an das Erscheinungsbild des Roten
Frontkämpferbundes zu gewöhnen. Dazu gehörten die Uniform – eine feldgrüne Russenbluse
mit Ledergürtel, ‚Leninmütze‘ und Breecheshose –, Fahne und Fahneneid, ein Bundesemblem,
die zum Gruß geballte linke Faust, Spielmannszüge mit Trommeln und Schalmeien sowie ein
eigenes Kommandoreglement. Dergleichen war bislang von den Linken als ‚reaktionärer
Klimbim‘ der Kaiserzeit und der ‚Vaterländischen Verbände‘ verspottet worden.“
683Weber: Wandlung, S. 78.
684Bericht IX. Parteitag, S. 124 .
685Weber: Wandlung, S. 77.
686Orgbüro der Zentrale der KPD: Organisatorisches Rundschreiben Nr. 10, 11. 09. 1924, BArch
Berlin, R 1507/1063a, Bl. 75-79, hier Bl. 76.
687Kinner: Kommunismus, S. 81.
688Weber: Wandlung, S. 78 f.
689Ernst Thälmann, Ottomar Geschke und Ruth Fischer an Sinowjew und Stalin, 28. 01. 1925, FZH
Hamburg, KPO-Archiv, Nr. 225, Bestand Theodor Bergmann, Kasten I.
690Kinner: Kommunismus, S. 80. Siehe hierzu detailliert Jens Becker u. a. (Hg.): Das erste Tribunal.
Das Moskauer Parteiverfahren gegen Brandler, Thalheimer und Radek, Mainz 1993. Die
„Anklageschrift“ findet sich auf den Seiten 65-91.
691Eine entsprechende Resolution scheiterte schließlich am Widerstand der deutschen Vertreter. Vgl.
B. Hula: Über die Situation in der KPD, [1925], SAPMO-Barch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 8-28, hier
Bl. 13.
692Zimmermann: Leninbund, S. 27.
693Weber: Wandlung, S. 96; Buschak: Die Linken in der KPD, S. 180.
694A. Maslow: Die zwei russischen Revolutionen des Jahres 1917. Beiträge zum Studium des
Leninismus, Berlin 1925.
695Buschak: Die Linken in der KPD, S. 183, Anm. 664.
696Niedersächsische Arbeiterzeitung, 07. 04. 1925, zit. nach Weber: Wandlung, S. 96.
697Wernicke: Radikallinke, S. 79.
698Leo Trotzki: 1917: Die Lehren der Revolution. Mit einem Vorwort von Paul Levi, Berlin 1925.
Die Laubsche Verlagsbuchhandlung, die diese Broschüre herausgab, wurde von dem
ehemaligen Kommunisten Otto Brass geführt. Dieser hatte gemeinsam mit Levi die Partei
verlassen und wurde – nach den Zwischenstationen KAG und USPD – 1922 SPD-Mitglied. Für
weitere biografische Daten siehe Weber/Herbst: Kommunisten, S. 143 f.
699Mallmann: Kommunisten, S. 72 ist hier anderer Meinung, wenn er schreibt, dass sich „die
diktatorische Praxis und ideologische Borniertheit der Fischer/Maslow-Zentrale […] um keinen
Jota von der der Thälmann-Führung nach 1928 unterschied, sie eher noch übertraf […].“
700Schafranek: Landau, S. 82.
701Mallmann: Kommunisten, S. 72.
702Meyer-Leviné: Im inneren Kreis, S. 84.
703Heinrich Brandler an Bruno Granz, 13. 11. 1927, FZH Hamburg, KPO-Archiv, Nr. 528, Bestand
GAP, Kasten I, Mappe 9: Brandler-Briefe.
704[Karl Radek] an Clara Zetkin, [Ende Dezember 1926], TA Harvard, bMS Russ 13, T 909, Bl. 3.
705Winkler: Schein, S. 217; Flechtheim: KPD, S. 167. Siehe auch LaPorte: Communist Party, S. 104
zu den Stimmverlusten im Dezember 1924 in den einzelnen Parteibezirken.
706Während der Fischer/Maslow-Epoche (1924/25) fanden noch weitere Landtagswahlen statt. Die
drei genannten sind jedoch die einzigen, bei denen der Vergleich mit vorangegangenen Wahlen
sinnvoll erscheint. In den anderen Fällen lagen die vorherigen Wahlen zu weit zurück. Oft
hatten sie im Jahr 1920 stattgefunden – zu einer Zeit, als die KPD noch keine Massenpartei
gewesen war und dementsprechend extrem niedrige Ergebnisse erzielt hatte.
707Weber: Wandlung, S. 102.
708Thalheimer: Deutsches Reich, S. 604.
709Flechtheim: KPD, S. 164.
710Weber: Wandlung, S. 101-103.
711Weber: Wandlung, S. 79 f.
712Weber: Wandlung, S. 76.
713Protokoll. Fünfter Kongress der Kommunistischen Internationale, 2 Bde., o. O., o. J. [Hamburg
1925].
714Weber: Wandlung, S. 84. Weber bezieht sich hier auf ein Gespräch mit Max Hesse und Hans
Weber.
715Weber: Wandlung, S. 82.
716Protokoll 5. Kongress, Bd. 2, S. 592.
717Protokoll 5. Kongress, Bd. 2, S. 875-883 (Referat Schumacher) u. S. 920-925 (Redebeitrag
Fischer).
718Protokoll 5. Kongress, Bd. 1, S. 202.
719Flechtheim: KPD, S. 173. Als im März/April das erweiterte EKKI tagte, bekräftigte die führende
Gruppe um Ruth Fischer diese Ansicht, als sie erklärte: „Wir stehen in einer
nichtrevolutionären Situation“. Weber: Wandlung, S. 106.
720Langels: Opposition, S. 16.
721Zur Reichspräsidentenwahl siehe Winkler: Schein, S. 234-245.
722Weber: Wandlung, S. 106.
723Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 8, S. 130, zit.
nach Winkler: Schein, S. 238.
724Winkler: Schein, S. 243.
725Weber: Wandlung, S. 107. Auch im liberalen Bürgertum gab man den Kommunisten die Schuld
am Wahlsieg Hindenburgs. So schrieb Werner Scholems Mutter wenige Tage nach der Wahl:
„Die Kommunisten mit ihrem eigenen Kandidaten haben das angerichtet, ihre 2 Millionen
Stimmen hätten Marx durchgebracht.“ Betty Scholem an Gershom Scholem, 28. April 1925, in:
Betty Scholem und Gershom Scholem: Mutter und Sohn im Briefwechsel. 1917-1946, hg. von
Itta Shedletzky, München 1989, S. 130 f.
726Rote Fahne, 28. 04. 1925.
727Weber: Wandlung, S. 109. Vgl. auch Buschak: Die Linke in der KPD, S. 192.
728Langels: Opposition, S. 53.
729Weber: Wandlung, S. 109. Trotz der Haltung seiner Vertreter im Zentralausschuss, stimmte der
Parteitag Westsachsen den Beschlüssen später jedoch zu. Siehe: Resolution zur Taktik und zu
den Aufgaben der Partei, 17. 06. 1925, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/10/107, Bl. 4 f. Die galt auch
für alle anderen Bezirke – ausgenommen Rhein-Saar; vgl. Langels: Opposition, S. 57. LaPorte:
Communist Party, S. 118 schreibt über die Zustimmung im Zentralausschuss: „More
significantly, the extension of the Left’s basis of support in the ZA was only possible because of
the false belief that the Fischer Group would put the Comintern’s policies into practice.“
730Weber: Wandlung, S. 109.
731Rote Fahne, 12. 05. 1925.
732Rote Fahne, 13. 05. 1925.
733Langels: Opposition, S. 58; Weber: Wandlung, S. 110; Buschak: Die Linke in der KPD, S. 196.
734Weber: Wandlung, S. 121.
735Weber: Wandlung, S. 110 f.
736Buschak: Die Linke in der KPD, S. 194, Anm. 706.
737Hans Weber, Herbert Müller, Adolf Hoffmann (Rhein-Saar), Heinrich Giwan, Konrad (Berlin),
Arthur Vogt, Bruno Lau (Leipzig), Wilhelm Kötter (Bielefeld) und Ernst Lohagen (Kassel);
Vgl. Weber: Wandlung, S. 112.
738Bericht über die Verhandlungen des X. Parteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands
(Sektion der Kommunistischen Internationale), Berlin vom 12. bis 17. Juli 1925, hg. vom
Zentral-Komitee der Kommunistischen Partei Deutschlands, Berlin 1926, S. 169.
739Weber: Wandlung, S. 113. Manuilski trat unter dem Pseudonym Samuely auf. Ruth Fischer wies
derweil auf „seltsame Berührungspunkte zwischen der Ultralinken und der Rechten“ hin.
Gegenüber ersteren erklärte sie, niemand habe besondere Vorrechte, nur weil er gegen die
Rechten gekämpft habe. Bericht X. Parteitag, S. 504 u. 514.
740Bericht X. Parteitag, S. 284 f.
741Bericht X. Parteitag, S. 386.
742Bericht X. Parteitag, S. 549.
743Die Ultralinken auf dem 10. Parteitag der KPD, SAPMO-Barch, RY1, I 2/3/64, Bl. 1-7, hier Bl.
3.
744Bericht X. Parteitag, S. 392.
745Bericht X. Parteitag, S. 595.
746Weber: Wandlung, S. 116.
747Werner Scholem: Zur Organisationsfrage. Einige noch ungelöste organisatorische Fragen, in: Die
Internationale, 8. Jg., 1925, Sonderheft zum Reichsparteitag, 12. Juli 1925, S. 62-66, hier S. 65.
748Langels: Opposition, S. 63.
749Lediglich in einem Punkt kamen die Delegierten dem Komintern-Vertreter entgegen: Das ZK
wurde von elf Mitgliedern auf 19 Vollmitglieder und sieben Kandidaten erweitert.
750Weber: Wandlung, S. 116-118.
751Weber: Wandlung, S. 120.
752Bereits unmittelbar nach dem KPD-Parteitag war eine Delegation unter der Leitung von Paul
Schlecht in die Sowjetunion gereist, um sich über das Verhalten Manuilskis zu beschweren. Als
es der Komintern-Führung nicht gelungen war, sich mit den deutschen Kommunisten zu
einigen, verlangte sie, dass „repräsentative“ Delegierte nach Moskau kommen sollten. Vgl.
Weber: Wandlung, S. 121; Langels: Opposition, S. 69.
753Schalm: Ruth Fischer, S. 144 f.
754Weber: Wandlung, S. 123; Keßler: Rosenberg, S. 119.
755Brief der Exekutive der Kommunistischen Internationale an alle Organisationen und die
Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (1925), in: Weber: Deutscher
Kommunismus, S. 218-242, hier S. 233; siehe auch Rote Fahne, 01. 09. 1925.
756Brief der Exekutive, S. 220-223.
757Brief der Exekutive, S. 219. Hervorhebung im Original.
758Brief der Exekutive, S. 235 f.
759Brief der Exekutive, S. 219.
760Brief der Exekutive, S. 232. Hervorhebung im Original.
761Brief der Exekutive, S. 219.
762Brief der Exekutive, S. 230.
763Hierzu auch Keßler: Rosenberg, S. 120.
764Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 86.
765Weber: Wandlung, S. 124.
766Ernst Meyer an Franz Klinger, 03. 10. 1925, in: Weber: Wandlung, S. 412-415, hier S. 413.
767Meyer-Leviné: Im inneren Kreis, S. 109.
768Rote Fahne, 03. 09. 1925.
769Rote Fahne, 02. 09. 1925.
770Weber: Wandlung, S. 126 f.; Keßler: Rosenberg, S. 120; Siehe auch: Für oder gegen die Partei!,
SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 437-554, Bl. 439.
771Dem widerspricht Kinner: Kommunismus, S. 89: „Die KPD trennte sich auf Drängen der
Komintern von einer Führungsgruppe, ohne deren Politik grundsätzlich in Frage zu stellen.“
Ähnlich die Einschätzung von Langels: Opposition, S. 70. Er schreibt, in dem „Offenen Brief“
wären „keine prinzipiell neuen Aufgaben oder organisatorischen Umstellungen für die KPD
[…] formuliert“ worden.
772Werner und Betty Scholem an Gershom Scholem, 04./06. 10. 1925, in: Betty Scholem und
Gershom Scholem: Mutter und Sohn im Briefwechsel. 1917-1946, hg. von Itta Shedletzky,
München 1989, S. 132 f., hier S. 132.
773Langels: Opposition, S. 59.
774Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 90.
775Hermann Weber: Einleitung, in: Ders. und Bernhard H. Bayerlein (Hg.): Der Thälmann-Skandal.
Geheime Korrespondenz mit Stalin, Berlin 2003, S. 11-34, hier S. 17. Vgl. auch Kinner:
Kommunismus, S. 87.
776Weber: Wandlung, S. 120 urteilt: „Nach der Vereinigung mit der USPD von 1920 und der
Ablösung der alten Führung im Dezember 1923 kann der ‚Offene Brief‘ als die dritte
entscheidende Wende in der Geschichte der KPD gelten.“
777Insgesamt erhielt die deutsche Wirtschaft zwischen 1924 und 1930 Anleihen aus den USA mit
einem Gesamtvolumen von 1,43 Mrd. Dollar. Diese machten rund zwei Drittel der gesamten
langfristigen Auslandsanleihen Deutschlands und 18 Prozent des US-Kapitalexports aus. Vgl.
Werner Link: Die Beziehungen zwischen der Weimarer Republik und den USA, in: Manfred
Knapp u. a.: Die USA und Deutschland 1918-1975. Deutsch-amerikanische Beziehungen
zwischen Rivalität und Partnerschaft, München 1978, S. 62-106, hier S. 83.
778Arno Klönne: Die deutsche Arbeiterbewegung. Geschichte, Ziele, Wirkungen, Düsseldorf und
Köln 1980, S. 223.
779Der Aufschwung vollzog sich allerdings auf niedrigem Niveau: 1925 befand sich die
Industrieproduktion lediglich auf 83 Prozent des Standes von 1913. Vgl. Peukert: Weimarer
Republik, S. 125. 1925/26 erlebte die Weimarer Republik zudem eine kleine Wirtschaftskrise.
So sank die Industrieproduktion 1926 wieder auf 80 Prozent des Vorkriegsniveaus. Die Zahl
der Arbeitslosen stieg von 0,6 Millionen (1925) auf 2,0 Millionen (1926) an. Auch die Löhne
erreichten erst 1928 wieder das Vorkriegsniveau; Flechtheim: KPD, S. 183.
780Flechtheim: KPD, S. 183. Vgl. auch Keßler: Rosenberg, S. 135.
781Kinner: Kommunismus, S. 90; Weber: Wandlung, S. 137.
782Siehe hierzu ausführlich: Ulrich Schüren: Der Volksentscheid zur Fürstenenteignung 1926. Die
Vermögensauseinandersetzung mit den depossedierten Landesherren als Problem der deutschen
Innenpolitik unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Preußen, Düsseldorf 1978;
außerdem Winkler: Schein, S. 270-289.
783Seit Ende 1923 regierte eine bürgerliche Koalition aus Zentrum, DVP und DDP die Republik, im
Januar 1925 war zudem die rechtskonservative DNVP in die Regierung eingetreten, kurz darauf
Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt worden.
784Zwei vorherige Versuche, zu einem Vergleich in der Vermögensfrage zu kommen, waren 1920
und 1924 gescheitert.
785Robert Lorenz: Zivilgesellschaft zwischen Freude und Frustration. Der Aufruf der Intellektuellen
zur Enteignung der Fürsten 1926, in: Johanna Klatt und ders. (Hg.): Manifeste. Geschichte und
Gegenwart des politischen Appells, Bielefeld 2011, S. 135-167, hier S. 144.
786Auf seiner Sitzung am 11. November hatte das ZK beschlossen: „Die Frage der Teuerung […]
soll in Verbindung mit der Frage des enteigneten Fürstenbesitzes behandelt werden. Die
Reichstagsfraktion soll einen Gesetzentwurf vorbereiten, der die entschädigungslose
Enteignung aller Fürstenhäuser vorsieht; ev. auch ein Referendum fordern […].“ Protokoll der
Sitzung des Zentralkomitees vom 11. November 1925, SAPMO-BArch RY 1 I, 1/2/34, Bl. 14.
787Winkler: Schein, S. 271 urteilt: „Natürlich war den Kommunisten klar, dass ihr Antrag keine
Chance hatte, vom Reichstag angenommen zu werden. Aber der Adressat ihres Entwurfes war
auch gar nicht das Parlament, sondern das Volk als Gesetzgeber.“
788Rote Fahne, 04. 12. 1925.
789Verhandlungen des Reichstages, Bd. 388: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte,
Berlin 1926, S. 4734 f.
790Die Rote Fahne, 13. 12. 1925 u. 15. 12. 1925.
791Winkler: Schein, S. 272.
792Zur Rolle Kuczynskis siehe: Robert Lorenz: Robert René Kuczynski (1867–1947). Ein
politischer Intellektueller in der Weimarer Republik, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft,
61. Jg., 2013, H. 6, S. 505-521, v. a. S. 513-517.
793Lorzenz: Zivilgesellschaft, S. 142.
794Schüren: Volksentscheid, S. 182.
795Diers: Abendroth, S. 207.
796Winkler: Schein, S. 280.
797Mallmann: Kommunisten, S. 269.
798Abendroth: Gespräche, S. 77.
799Vgl. Protokoll der Sitzung des Pol.-Büros, 22. 06. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 122-
137, hier Bl. 122.
800Schüren: Volksentscheid, S. 234.
801Wolfgang Abendroth: Zur Geschichte des Roten Fronkämpfer-Bundes, in: Alwin Diemer (Hg.):
Geschichte und Zukunft. Dem Verleger Anton Hain zum 75. Geburtstag am 4. Mai 1967,
Meisenheim am Glan 1967, S. 12-32, hier S. 23.
802Zumindest in absoluten Zahlen: Bei mehreren Reichstagswahlen lag der gemeinsame
Stimmenanteil der Arbeiterparteien über jenen 36,4 Prozent, drei Mal (1919, 1920 und 1928)
sogar über 40 Prozent. Doch entsprach dies maximal 13,3 Millionen Wählern (Juli 1932).
803Sigurd von Ilsemann: Der Kaiser in Holland. Aufzeichnungen des letzten Flügeladjutanten Kaiser
Wilhelms II., hg. von Harald von Koenigswald, Bd. 2, München 1968, S. 40, zit. nach Schüren:
Volksentscheid, S. 234.
804Korrespondenz der DNVP, 9. Jg., Nr. 65, 22. 06. 1926; zit. nach Schüren: Volksentscheid, S. 235.
805Schüren: Volksentscheid, S. 235 urteilt, die „Einschätzung des Volksentscheids als Zeichen einer
wachsenden Linksentwicklung im Reiche wurde von der Rechten bis in die Reihen des
Zentrums hinein geteilt […].“
806Jahrbuch der Deutschen Sozialdemokratie für das Jahr 1926, hg. vom Vorstand der SPD, Berlin
1927, S. 8, zit. nach Schüren: Volksentscheid, S. 238.
807Der Kampf geht weiter, in: Die Internationale, 9. Jg., H. 13, 05. 07. 1926, S. 385-389, hier S. 389.
808Flechtheim: KPD, S. 183 f.
809So hieß es in einem Strategiepapier: „Die revolutionären Arbeiter dürfen sich […] auf keinen Fall
damit abfinden, dass die Gewerkschaften unter ihrer jetzigen Leitung und auf Grund deren
Politik immer mehr zur Verhinderung des Klassenkampfes missbraucht werden und dass die
große Mehrheit des Proletariats unorganisiert bleibt oder sich in völkische, gelbe,
syndikalistische und zünftlerische Fach- und Lokalorganisationen zersplittert […]. Jeder
Zersplitterung der Masse muss die KPD mit größter Entschlossenheit entgegenwirken. Die
KPD wird die Spaltung der Gewerkschaften […] mit Entschlossenheit bekämpfen.“ Die
gegenwärtige Lage in der deutschen Gewerkschaftsbewegung und die nächsten Aufgaben der
KPD, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 91-98, hier Bl. 93 f.
810Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 295-297.
811Flechtheim: KPD, S. 184.
812Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 315.
813Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 254 f.; Flechtheim: KPD, S. 184 f.
814Keßler: Rosenberg, S. 124.
815Flechtheim: KPD, S. 183.
816Beschlüsse des Polbüros, 16. 01. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 16-19, hier Bl. 17.
817Weber: Wandlung, S. 363.
818Die Ergebnisse im Einzelnen: Sachsen 31. 10. 1926: 14,5 Prozent (+ 4,0 gegenüber 1922);
Hamburg 09. 10. 1927: 17,0 Prozent (+ 2,3 gegenüber 1924); Hessen 13. 11. 1927: 8,6 Prozent
(+ 3,2 gegenüber 1924); Bremen 13. 11. 1927: 9,6 Prozent (+ 0,8 gegenüber 1924); Freistaat
Braunschweig 27. 11. 1927: 4,7 Prozent (+ 0,2 gegenüber 1924). Lediglich im Freistaat
Mecklenburg-Schwerin, in Lübeck und in Thüringen mussten die Kommunisten Stimmen
abgeben. Auffällig war hier aber, dass die SPD überall deutlich zulegen konnte. Ihre
Zugewinne waren in allen drei Ländern wesentlich höher als die Verluste der KPD. Insofern
kann man die These aufstellen, dass die Einheitsfrontpolitik der KPD auch hier insgesamt zu
einer Stärkung der Arbeiterbewegung geführt hat, deren Nutznießer aber aufgrund lokaler
Besonderheiten die Sozialdemokratie war. Besonders deutlich wird dies in Mecklenburg-
Schwerin, wo die Wahlen wenige Wochen nach dem Volksentscheid zur Fürstenenteignung
stattfanden. Hier verlor die KPD zwar sieben Prozentpunkte, aber die SPD hatte ein
beeindruckendes Plus von 17,8 Prozent zu verzeichnen. Die Zahlen: Freistaat Mecklenburg-
Schwerin 06. 06. 1926: 6,6 Prozent (-7,0 gegenüber 1924 – SPD + 17,8 Prozent); Lübeck 14.
11. 1926: 6,4 Prozent (-5,7 gegenüber 1924 – auch hier SPD plus 8,5); Thüringen 30. 01. 1927:
14,1 Prozent (- 4,3 gegenüber 1924 – SPD + 7,5).
819Die SPD kam auf 29,8 Prozent (+ 3,8 gegenüber 1924), die KPD auf 10,6 (+ 1,7).
820Rosenberg: Geschichte, S. 181.
821Flechtheim: KPD, S. 183.
822Die beantworteten Fragebögen finden sich in: SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 132-215.
823Fragebogen über die Parteidiskussion, beantw. am 24. November 1925 von Georg Lehmann,
SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 138-140, hier Bl. 138.
824Fragebogen über die Parteidiskussion, beantw. von Otto Militzer, SAPMO-BArch, RY 1, I
2/3/64, Bl. 167.
825Fragebogen über die Parteidiskussion, beantw. von Rolf Richthofer, SAPMO-BArch, RY 1, I
2/3/64, Bl. 144.
826Fragebogen über die Parteidiskussion, beantw. von Willy Presche, SAPMO-BArch, RY 1, I
2/3/64, Bl. 172.
827Protokoll der Sitzung des Polbüros, 02. 02. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 23-33, hier
Bl. 24. Die Vertreter der Opposition waren: Scholem, Rosenberg, je ein Genosse aus dem 6.
Bezirk und dem Wedding (Engel) sowie Maslowski (Maslow-Anhänger) und Urbahns.
828Protokoll der Sitzung des Polbüros, 02. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 283-292,
hier Bl. 283. Allerdings erwiderte der Oppositionelle Schwan: „Zur Illustration, wie die
Diskussionsfreiheit in der Partei hergestellt wurde, nur ein kleines Beispiel. Es lagen einige
Anforderungen aus dem Ruhrgebiet vor auf Korreferenten. Das ist pflichtgemäß der BL und der
Zentrale gemeldet worden, eine Anweisung an uns ist nicht ergangen“ (Bl. 289).
829Weber: Wandlung, S. 129.
830Zur Lage unserer Partei, in: Die Aktion, 16. Jg., H. 1-3, März 1926, S. 16-18, hier S. 17.
831Weber: Wandlung, S. 129.
832Protokoll der Sitzung des Polbüros, 16. 01. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 7-15, hier
Bl. 7.
833HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 160.
834Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung an den Regierungspräsidenten der
Provinz Düsseldorf, 30. 07. 1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 193-197,
hier Bl. 196.
835Protokoll der Sitzung des Polbüros, 26. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 342 f., hier
Bl. 343.
836Weber: Wandlung, S. 132, Anm. 40.
837Langels: Opposition, S. 73.
838Annemarie Lange: Berlin in der Weimarer Republik, Berlin (Ost) 1987, S. 529.
839Langels: Opposition, S. 73.
840Langels: Opposition, S. 75.
841Arthur Rosenberg und W[erner] Scholem: Um die Linie der Komintern. Für die Einheit der
deutschen Linken, in: Rote Fahne, 22. 09. 1925.
842Weber: Wandlung, S. 134.
843[Hans] Weber: Resolution zu den Beschlüssen der Erweiterten Exekutive, SAPMO-BArch, RY 1,
I 2/3/64, Bl. 89-94, hier Bl. 93.
844Langels: Opposition, S. 74.
845Weber: Wandlung, S. 138 f.
846Weber: Wandlung, S. 139 schreibt, die Abstimmung sei 365:306 für das ZK ausgegangen.
Keßler: Rosenberg, S. 123 hingegen meint, die Linken hätten die Mehrheit der Stimmen
bekommen. Beide berufen sich auf die Rote Fahne vom 25. 12. 1925. Dort findet sich zwar ein
Bericht über eine Berliner Stadtdelegiertenkonferenz, allerdings ging demnach die
Abstimmung 425:235 zugunsten des ZK aus. Dasselbe Ergebnis findet sich in einem Bericht
der Roten Fahne vom 24. 12. 1925.
847Bahne: Opposition, S. 364.
848Zur Biographie von Katz siehe: Weber/Herbst: Kommunisten, S. 435-437. Zur Entwicklung der
Katz-Gruppe und des Spartakusbundes Nr. 2: Langels: Opposition, S. 82-107; Bahne:
Opposition, S. 366-370.
849Reuter: KPD-Politik, S. 67.
850Langels: Opposition, S. 84.
851Reuter: KPD-Politik, S. 88.
852Reuter: KPD-Politik, S. 91.
853Langels: Opposition, S. 85.
854Weber/Herbst: Kommunisten, S. 436.
855Reuter: KPD-Politik, S. 88.
856Langels: Opposition, S. 83. Zur 1. Reichskonferenz der KPD konnten die niedersächsischen
Ultralinken vier Delegierte senden. Vgl. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 19.
857Langels: Opposition, S. 86.
858Langels: Opposition, S. 87. Angesichts dieses offen kommunizierten Anliegens ist es
verwunderlich, dass Roy Marioth bei seiner Darstellung der Ereignisse jenes Tages schreibt:
„Aus welchen Gründen sich Iwan Katz am Montag, den 11. 1. 1926, mit ein- bis zweihundert
seiner Anhänger vor dem hannoverschen KPD-Parteihaus versammelte, lässt sich aus der Fülle
der widersprüchlichen Angaben nicht mehr genau sagen.“ Roy Marioth: Wie aus einer
Provinzposse ein internationales Trauerspiel wurde. Klagesmarkt Nr. 21: Das KPD-Parteihaus,
in: Geschichtswerkstatt Hannover: Alltag zwischen Hindenburg und Haarmann. Ein anderer
Stadtführer durch das Hannover der 20er Jahre, Hamburg 1987, S. 92-97, hier S. 95 f.
859Mitteilungsblatt der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 3. Jg., Nr. 1, Januar 1926, S. 3.
860Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 33, 16. 11.
1926.
861Karwahne ging 1926/27 zur NSDAP und gehörte 1930 zu den ersten zwölf
nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten.
862Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 16, 03. 07.
1926.
863Weber: Wandlung, S. 140.
864Langels: Opposition, S. 93.
865Protokoll der Sitzung des Polbüros, 16. 01. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 7-15, hier
Bl. 8.
866Langels: Opposition, S. 93. Siehe auch: Protokoll der Sitzung des Polbüros, 16. 01. 1926,
SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 7-15, hier Bl. 7.
867Zur Parlamentsarbeit der Linkskommunisten siehe Kapitel 6.4.4.
868Langels: Opposition, S. 94 f.
869Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 15, 26. 07.
1926.
870Langels: Opposition, S. 95; Weber: Wandlung, S. 140; Bahne: Opposition, S. 366. Bahne
vermutet, dass sich die Katz-Gruppe schon vor dem Ausscheiden aus der Partei als feste
Fraktion konstituiert habe. Als Beleg führt er an, dass Anfang April 1926 bereits ihre 3.
Reichskonferenz stattgefunden habe. Jedoch handelte es sich hier um die Reichskonferenz aller
ultralinken Gruppen. Außerdem fand die erste dieser Konferenzen im Januar 1926 statt, die
zweite im März – also nach dem Ausschluss der Katz-Gruppe.
871Langels: Opposition, S. 93.
872Erklärung zu den Vorgängen in Hannover, in: Weber: Wandlung, S. 416 f.
873SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 445 f.
874In Literatur und Quellen gibt es widersprüchliche Angaben darüber, wer sich von der
Versammlung zurückzog. Folgt man Keßler: Rosenberg, S. 124, dann waren es Scholem und
Rosenberg. Laut SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 446 traten Katz, Weber, Jaedicke, Kötter
und Vogt den Rückzug an.
875Vgl. auch HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 160.
876Mitte Februar 1926 richteten beispielsweise Max Riese und Fritz Engel aus Berlin ein Schreiben
an das ZK, in dem sie betonten, dass „die beiden Genossen Rosenberg und Scholem für die alte
Opposition der Weddinger Mitgliedschaft nicht in Frage kommen“, sie bei der Tagung der
Erweiterten Exekutive der Komintern zu vertreten. Max Riese und Engel an das ZK, Pol.-Abt.,
14. 02. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 167. Tatsächlich nahm dann Engel als
Vertreter der Weddinger Opposition an der EKKI-Tagung teil.
877Siehe zu Scholems Übertritt zur Fischer/Maslow-Gruppe auch Kapitel 4.2.5.
878HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 160; Weber: Wandlung, S. 150; Zur
Weddinger Opposition siehe die Kapitel 4.2.4 und 4.7.1.
879Langels: Opposition, S. 99.
880Zur Entschiedenen Linken siehe die Kapitel 4.2.3 und 4.5.2.
881Wortlaut der Briefe: Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 415: Über die Tätigkeit der
Ultralinken der KP Deutschlands, Moskau, 15. 04. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl.
94-101, hier Bl. 100 f.
882Langels: Opposition, S. 100.
883SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 454. In einer anderen Quelle wird Katz wie folgt zitiert: Die
Reichsleitung sei „schuftiger als alles, was bisher von den Ekkischaften an Schmierigkeiten
begangen ist.“ Bezirksleitung Ruhrgebiet: Rundschreiben Nr. 3 zur innerparteilichen Situation,
01. 06. 1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926.
884Ausführlich hierzu Langels: Opposition, S. 101 u. 288.
885Zur Geschichte der Gruppe siehe: Langels: Opposition, S. 107-126; Weber: Wandlung, S. 150-
155; Bahne: Opposition, S. 379-381.
886Michael Buckmiller: Marxismus als Realität. Zur Rekonstruktion der theoretischen und
politischen Entwicklung Karl Korschs, in: Claudio Pozzoli (Hg.): Jahrbuch Arbeiterbewegung,
Bd. 1: Über Karl Korsch, Frankfurt a. M. 1973, S. 15-85, hier S. 15.
887Perry Anderson: Über den westlichen Marxismus, Frankfurt a. M. 1978, S. 51.
888Bahne: Opposition, S. 376.
889Karl Korsch: Marxismus und Philosophie, Leipzig 1923.
890Bis 1923 war Korsch ein glühender Verfechter der Einheitsfrontpolitik. Doch die „zwielichtige
Kooperation seiner sozialdemokratischen Ministerkollegen mit der Reichsregierung und der
von ihr veranlassten militärischen Reichsexekution gegen die eigenen Genossen, die
steckbriefliche Verfolgung als ‚Hochverräter‘ wegen Aufrufs zum militärischen Widerstand
gegen die faschistische Putschgefahr aus Bayern und die tiefe Enttäuschung über die
mangelnde Aktionsbereitschaft der organisierten Arbeiterklasse zur Abwehr der
Konterrevolution sowie die deprimierende Stimmung aufgrund der mangelnden Initiativen zur
Weiterentwicklung des revolutionären Prozesses haben Korsch erneut radikalisiert und seine
Skepsis gegenüber der Sozialdemokratie fast unwiderruflich für die letzten Jahre der Weimarer
Republik gefestigt.“ Michael Buckmiller: Korsch als früher Kritiker des Stalinismus, in: Initial
– Berliner Debatte, 13 Jg., 2002, H. 4, S. 83-95, hier S. 85.
891Zur politischen Biografie Korschs: Michael Buckmiller: Die existentielle Krise des Marxismus
und der europäischen Arbeiterbewegung, in: Karl Korsch: Krise des Marxismus. Schriften
1928-1935, hg. u. eingel. von Michael Buckmiller, Amsterdam 1996, S. 11-94; Michael
Buckmiller: Zeittafel zu Karl Korsch – Leben und Werk, in: Claudio Pozzoli (Hg.): Jahrbuch
Arbeiterbewegung, Bd. 1: Über Karl Korsch, Frankfurt a. M. 1973, S. 103-106; Buckmiller:
Marxismus als Realität; Hobsbawm: Revolution und Revolte, S. 215-224.
892Rote Fahne, 30. 03. 1926.
893Weber/Herbst: Kommunisten, S. 855 f.
894In den Quellen und einem Teil der Literatur wird die Stadt mit ihrem damaligen Namen
„München-Gladbach“ bezeichnet. Die heute gebräuchliche Form Mönchengladbach wurde erst
im Jahr 1960 eingeführt. Der besseren Lesbarkeit halber wird hier durchgehend die heutige
Namensvariante verwendet.
895Weber/Herbst: Kommunisten, S. 790 f.
896Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 1, Ende März 1926. Vgl. auch Langels: Opposition, S. 108;
Weber: Wandlung, S. 152.
897Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 22. Siehe auch Herlemann: Kommunalpolitik, S. 70 f.
898Die Polizeiverwaltung M.Gladbach an den Herrn Regierungspräsidenten in Düsseldorf, 04. 08.
1926, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 4 f. Korsch und Schwarz waren hingegen als
Parteifunktionäre in ständig wechselnden Funktionen und gelegentlich wechselnden Wohnorten
tätig. Daher verfügten sie über keinen „Heimatbezirk“.
899Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 23.
900Langels: Opposition, S. 113. Herlemann: Kommunalpolitik, S. 71. Zu Ickern siehe auch: Erwin
Kummer an die Bezirksleitung des Ruhrgebiets, 29. 09. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I3/18-
19/22, Bl. 6.
901Diese gliederten sich wie folgt auf: Düsseldorf 500-600; Bocholt 500; Mönchengladbach 220;
Neuss 100; Wermelskirchen 80; Ickern 56; Goch 50; Hamborn und Oberhausen je 20. Vgl.
Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 23 f. In Buer, heute ein Stadtteil von Gelsenkirchen, hatte
die Gruppe 70 Mitglieder. Herlemann: Kommunalpolitik, S. 74.
902So erhielt die Korsch-Gruppe bei einer Delegiertenwahl in Berlin am 1. Juli 1926 2,8 Prozent der
Stimmen. Bei einer am selben Tag stattfindenden Abstimmung über eine Resolution des
Berliner Bezirksparteitages, an der 6.870 KPD-Mitglieder teilnahmen, erhielt Korsch 154
Stimmen – was 2,2 Prozent entsprach. Bei einer Gesamtmitgliederzahl von 12.072 in der
Hauptstadt bedeuten diese Anteile eine Anhängerschaft zwischen 265 und 338. Vgl.
Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung an den Regierungspräsidenten
der Provinz Düsseldorf, 30. 07. 1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 193-
197, hier Bl. 194.
903Hierfür sprechen auch die Ergebnisse einer parteiinternen Diskussion über die 6. EKKI-Tagung.
Bei insgesamt 522 Betriebs- und Straßenzellenmitgliederversammlungen im April/Mai 1926
erhielt die Entschiedene Linke bei den Abstimmungen zusammengenommen 156 der
abgegebenen 5.891 Stimmen (2,7 Prozent). In den darauf folgenden
Verwaltungsbezirkskonferenzen stimmten von insgesamt 1.427 Anwesenden 57 für die
Resolution der Gruppe (4,0 Prozent). Überträgt man diese Zahlen auf eine
Gesamtparteimitgliedschaft von 130.000, so entspräche dies 3.510 bzw. 5.200 Unterstützern.
Für die Abstimmungsergebnisse siehe: SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 453.
904Langels: Opposition, S. 111.
905Weber: Wandlung, S. 152.
906[Karl] Korsch: Resolution zur Politik und Taktik der KPD und der Komintern. Die ökonomische
Lage und Perspektiven, zit. nach Kinner: Kommunismus, S. 91.
907Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 7/8, Ende Juni 1926.
908Weber: Wandlung, S. 153.
909Weber: Wandlung, S. 144 f.
910Beschlussprotokoll der Polbüro-Sitzung, 08. 04. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 99.
911SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 451 f., Zitat von Bl. 451. Siehe auch Weber: Wandlung, S.
151.
912SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 454 f.
913Vorwärts, 05. 05. 1926.
914SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 456; RY 1, I 2/3/6, Bl. 111. Das EKKI bestätigte am 26. Juni
die Ausschlüsse; Weber: Wandlung, S. 153. Zum Angebot Dengels siehe: Weber/Herbst:
Kommunisten, S. 790.
915Dementsprechend hieß es in der Kopfzeile der Zeitschrift: „Herausgegeben von der Gruppe
‚Entschiedene Linke‘ (Revolutionäre Kommunisten) innerhalb und außerhalb der KPD“.
916Langels: Opposition, S. 114 f., Zitat von S. 115.
917Polizeiverwaltung M.Gladbach an den Regierungspräsidenten zu Düsseldorf, 04. 08. 1926, HStA
Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 270 f., hier Bl. 270.
918Langels: Opposition, S. 116.
919Der Oberpräsident der Provinz Westfalen an den Herrn preußischen Minister des Inneren, 08. 09.
1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 310 f. Auch die oben genannte Zahl zu
Westfalen (ein Drittel der Mitglieder) stammt von hier.
920Bezirksleitung Ruhrgebiet: Rundschreiben Nr. 3 zur innerparteilichen Situation, 01. 06. 1926,
HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926.
921Langels: Opposition, S. 116.
922Langels: Opposition, S. 248.
923Vgl. Bois: Weddinger Opposition.
924Weber: Wandlung, S. 150; Siehe auch Stobnicer: Mouvement, S. 56.
925LaPorte: Stalinization, S. 582, Anm. 42.
926StaLu, Mappe 153 – Gedächtnisprotokolle: Hans Weber, Ludwigshafen.
927Zur Biografie siehe: Weber/Herbst: Kommunisten, S. 998. In den Reihen der linken KPD-
Opposition existierte noch ein Joseph Weber, genannt Johre (geboren 1901). Er war Mitglied
der Unterbezirksleitung Gelsenkirchen und wurde im Jahr 1932 aus der KPD ausgeschlossen.
Im gleichen Jahr schloss er sich der trotzkistischen Opposition an. Erwin Ackerknecht erinnerte
sich später an Johre: „Josef Weber, ein Kaffeehausmusiker, war ein kleiner Mann, der gerne
schweinische Witze erzählte und sich als zweiter Lenin ansah. Er liebte die
Kneipenatmosphäre.“ Interview mit Herrn Professor Dr. med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich,
29. 03. 1971, IfZ München, ZS 2077, Bl. 4.
928Wie im Fall von Joseph Weber existierte auch hier ein Namensvetter innerhalb der KPD. Der
andere Max Frenzel (geboren 1893 in Breslau) lebte in Berlin und gehörte zur Strömung der
„Versöhnler“. Beide Biografien: Weber/Herbst: Kommunisten, S. 265 f.
929Weber/Herbst: Kommunisten, S. 89.
930Becker: KPD, S. 28. Ausführlich zum Verlauf des Streiks: Dieter Schiffmann: Von der
Revolution zum Neunstundentag. Arbeit und Konflikt bei BASF 1918-1924, Frankfurt a. M.
und New York 1983, S. 271-304.
931Schiffmann: Revolution, S. 315.
932Becker: KPD, S. 29.
933Schiffmann: Revolution, S. 305.
934Hierzu ausführlich: Schiffmann: Revolution, S. 334-354.
935Becker: KPD, S. 31.
936Becker: KPD, S. 31 f.
937StaLu, Mappe 153 – Gedächtnisprotokolle: Hans Weber, Ludwigshafen.
938Becker: KPD, S. 34; Weber: Wandlung, S. 109.
939Becker: Parteiopposition, S. 345.
940Becker: KPD, S. 35 f. Im gesamten Bezirk Rhein-Saar schlossen sich nur die Vertreter aus Mainz
und Worms der ZK-Linie an.
941Vgl. Kapitel 3.6.
942Engelhardt: Linksopposition, S. 35. Als Beleg nennt Engelhardt folgende Bände: Kommission
zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der Bezirksleitung der
SED (Hg.): In der Revolution geboren. In den Klassenkämpfen bewährt. Geschichte der KPD-
Bezirksorganisation Leipzig-Westsachsen, Leipzig 1986 sowie Klaus Sohl (Hg.): Leipzig. Aus
Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1986.
943Es handelte sich hier jedoch um eine Schwäche auf hohem Niveau. Seit 1924 lag bei jeder
Reichstagswahl der prozentuale Stimmenanteil der westsächsischen KPD deutlich über dem der
Gesamtpartei. Vgl. Tabelle 9.4 in LaPorte: Communist Party, S. 373.
944LaPorte: Stalinization, S. 551. Kinner: Kommunisten, S. 135 f.
945Resolution zur Taktik und zu den Aufgaben der Partei, Bezirksparteitag Westsachsen, 13./14. 06.
1925, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/10/107, Bl. 5.
946Weber/Herbst: Kommunisten, S. 970 f.
947Engelhardt: Linksopposition, S. 35.
948Weber: Wandlung, S. 180.
949Weber: Wandlung, S. 144. Siehe auch: Kommunistische Politik, Nr. 1, Ende März 1926.
950Leo Trotzki: Schriften, Bd. 3.1: Linke Opposition und IV. Internationale (1923-1926), hg. von
Helmut Dahmer u. a., Hamburg 1997, S. 598, Anm. 12; Zimmermann: Leninbund, S. 62.
951Erklärung zur russischen Frage, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 103/04, 106-39, hier Bl. 121.
Später war Schober Mitbegründer der trotzkistischen „Vereinigten Linken Opposition“.
952Weber/Herbst: Kommunisten, S. 613. Müller starb 1956 im Wedding. Vgl. auch Brief Alexander
Müller an Leo Trotzki, 18. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3424. Laut Pierre Broué:
Die deutsche Linke und die russische Opposition 1926-1928, in: Annegret Schüle: „Für die
Arbeitereinheitsfront zur Abwehr des Faschismus“. Trotzkismus in Deutschland bis 1933, Köln
1989, S. 7-34, hier S. 19, war Müllers Mutter Russin.
953Weber/Herbst: Kommunisten, S. 996.
954Laut Weber/Herbst: Kommunisten, S. 478 wurde Kötter Anfang 1926 nach Berlin versetzt. Er
selbst gab jedoch in einem Brief an das ZK an, bereits „von der Ruth-Fischer-Zentrale wegen
meiner oppositionellen Stellung zu den Beschlüssen des Mai-Zentralausschusses“ in die
Hauptstadt beordert worden zu sein. Demnach ist er also schon vor September 1925 nach
Berlin gekommen. Vgl. W. Kötter an das ZK der KPD, 1926, SAPMO-BArch RY 1, I 3/1-2/64,
Bl. 72.
955Lebenserinnerungen des Genossen Willy Sägebrecht, Februar 1965, SAPMO-BArch, SgY
30/1276/1a, Bl. 70. Siehe auch Willy Sägebrecht: Nicht Amboß, sondern Hammer sein.
Erinnerungen, Berlin (Ost) 1968, S. 82.
956Erklärung zur russischen Frage, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 103/04, 106-39, hier Bl. 119-
122. 1924/25 hatte die KPD im Wedding insgesamt 1.877 Mitglieder. Vgl. Eumann:
Eigenwillige Kohorten, S. 46.
957SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 450 f.
958SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 446; Vgl. auch Lange: Berlin, S. 812. Der gelernte Schmied
und Schlosser Jaedicke war 1912 in die SPD eingetreten und kam wie viele andere 1920 über
die USPD zu den Kommunisten. Er war zeitweilig Mitglied der Bezirksleitung Berlin-
Brandenburg und von 1925 bis 1929 Abgeordneter in der Stadtverordnetenversammlung.
959SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 447. Im Jahr 1926 kam es in Kreuzberg zum Konflikt
zwischen den Anhängern Jaedickes und einer anderen Gruppe Ultralinker um Bruno Mahlow
und einen „Konrad“. Die genauen Hintergründe sind nicht überliefert, lediglich die Tatsache,
dass Mahlow sich Mitte 1926 von der Opposition trennte. Vgl. Weber/Herbst: Kommunisten, S.
480. Zudem ist überliefert, dass eine linke Oppositionsgruppe besonders stark im DTW, dem
größten Metallbetrieb des Bezirks, verankert war. So sollen 80 bis 85 Prozent der 28 Mitglieder
starken KPD-Betriebszelle der Opposition angehört haben. Jörg Klitscher: Die KPD in Berlin-
Kreuzberg während der Weimarer Republik, Norderstedt 1995, S. 15 u. 17.
960Bildung der Weber-Fraktion, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 446. Zugleich warf die
Parteiführung Weber vor, noch bis März an Korsch-Fraktionssitzungen teilgenommen zu
haben, „ohne jedoch dem ZK, dessen Mitglied er ist, irgend welche Mitteilungen […] zu
machen.“ (Bl. 450).
961So verfassten Katz, Korsch und Schwarz im Februar 1926 ein Rundschreiben, in dem sie auf die
entstehenden Differenzen mit Weber hinwiesen. SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 447 f.; Bei
der Reichskonferenz der Ultralinken im März kam es zum endgültigen Bruch.
962Weber: Resolution zu den Beschlüssen der Erweiterten Exekutive, [März/April 1926], SAPMO-
BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 89-94, hier Bl. 91 f.
963LaPorte: Stalinization, S. 557.
964So erklärte Fritz Engel als Vertreter der Weddinger Opposition bei der 6. Tagung des erweiterten
EKKI, am Fall Katz trage das ZK die Hauptschuld (Weber: Wandlung, S. 148 f.). Und im April
1926 sprach sich Hans Weber gegen den Beschluss des Polbüros aus, dass Korsch sein
Reichstagsmandat aufgeben solle (SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 451).
965Weber: Resolution zu den Beschlüssen der Erweiterten Exekutive, Bl. 89.
966LaPorte: Communist Party, S. 142.
967Protokoll über die Bezirksleitungssitzung, 28. 04. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/10/112, Bl.
408-15, hier Bl. 409.
968Weber: Resolution zu den Beschlüssen der Erweiterten Exekutive, Bl. 90.
969Hans Weber u. a.: Plattform der Weddinger Opposition zur VII. Erweiterten Exekutive der
Komintern, in: Die Internationale, 9. Jg., H. 25, 01. 12. 1926, S. 723-729 u. H. 24 [sic!], 15. 12.
1926, S. 756-760, hier S. 756.
970Rundschreiben Nr. 2/26, 25. 02. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 53. Vgl. auch: Klaus
J. Becker: Spartakus, Rote Front, Antifa. Ausübung und Instrumentalisierung politischer
Gewalt in der Weimarer Republik am Beispiel des Bezirkes Pfalz der KPD, in: Mitteilungen
des Historischen Vereins der Pfalz, 107. Bd., 2009, S. 405-431, hier S. 417.
971Becker: KPD, S. 36.
972SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 459.
973Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung an den Regierungspräsidenten der
Provinz Düsseldorf, 30. 07. 1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 193-197,
hier Bl. 194. Informationsabteilung des EKKI, Mitteilung Nr. 86: Gesamtergebnis der Berlin-
Brandenburger Parteidiskussion, Moskau, 12. 06. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl.
153 f.
974LaPorte: Stalinization, S. 559. Vgl. auch Bericht des Reichskommissars für die Überwachung der
öffentlichen Ordnung über die Opposition in der KPD, 30. 07. 1926, StA Bremen, 4,65-265, Bl.
14-16.
975Besprechung mit dem Genossen Weber am 7. Januar 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 4-
6, hier Bl. 4. Siehe auch Beschlüsse der Polbürositzung, 06. 01. 1926, ebd., Bl. 1-3.
976Becker: KPD, S. 38.
977Engelhardt: Linksopposition, S. 36.
978LaPorte: Communist Party, S. 143 f.
979Weber: Wandlung, Bd. 1, S. 165; Becker: KPD, S. 37.
980Schober an die Genossen, 08. 07. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 245.
981Bezirksleitung/Polbüro Westsachsen an das ZK, 01. 06. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/10/112,
Bl. 437.
982Weber: Wandlung, S. 128-131; Hering/Schilde: Kampfname Ruth Fischer, S. 45.Vgl. auch
SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 439 f.
983Keßler: Ruth Fischer, S. 248.
984Weber: Wandlung, S. 156.
985Zit. nach Hippe: Erinnerungen, S. 102.
986Zimmermann: Leninbund, S. 22.
987Weber: Wandlung, S. 138 f. Vgl. auch S. 144, wo Weber schreibt, Urbahns habe sich beim
erweiterten EKKI im Februar 1926 „endgültig“ der Fischer/Maslow-Gruppe angeschlossen.
Hippe: Erinnerungen, S. 102 hingegen betont, dass Urbahns „von Anfang an den Standpunkt
der linken Opposition“ vertreten habe.
988Mirjam Triendl und Noam Zadoff: Ob mein Bruder Werner gemeint ist? Erinnerungen an einen
Pazifisten, in: Freitag, Nr. 26, 18. 06. 2004.
989Vgl. hierzu Betty Scholem und Gershom Scholem: Mutter und Sohn im Briefwechsel. 1917-
1946, hg. von Itta Shedletzky, München 1989.
990Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 73.
991Keßler: Rosenberg, S. 126. Rosenberg schloss sich jedoch bald den „Parteirechten“ um Brandler
an und verließ schließlich in der ersten Jahreshälfte 1927 die KPD.
992Herbst: Trotzkist, S. 321.
993LaPorte: Communist Party, S. 136.
994SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 460 f.
995SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 468.
996SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 451. Beim Bezirksparteitag Berlin im Juli 1926 stimmen
Urbahns und einige seiner Anhänger für einen Antrag zur Wiederaufnahme von Korsch,
Schwarz und Schlagewerth (Bl. 470).
997Für oder gegen die Partei!, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 437 f.
998Zimmermann: Leninbund, S. 41.
999SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 521.
1000SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 453.
1001Bericht von der Versammlung der Straßenzelle Gruppe A, 6. Bezirk, 27. 11. 1925, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/1-2/35, Bl. 70 f., zit. nach Klitscher: KPD in Berlin-Kreuzberg, S. 16.
1002SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 465 f.
1003Es handelte sich um Ruth Fischer, Hugo Urbahns, Paul Maslowski, Gramkow (Fischer-
Maslow), Fritz Engel (Weddinger Opposition), Werner Scholem, Arhur Rosenberg, Konrad
(Ultralinke), Ernst Meyer (Mittelgruppe). Rosenberg und Konrad verließen während der EKKI-
Tagung die Opposition.
1004SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 449; Zimmermann: Leninbund, S. 22.
1005Winkler: Schein, S. 431.
1006Die Tagung fällte den Entschluss, diese Frage nicht zu behandeln. Weber: Wandlung, S. 143.
Siehe dort auch zur widersprüchlichen Rolle, die Sinowjew bei der Tagung spielte. Formal war
er noch Vorsitzender des EKKI-Präsidiums, tatsächlich aber schon entmachtet.
1007Weber: Wandlung, S. 144-149.
1008In einem Bericht hieß es, nach der EKKI-Tagung sei „bei den Ultralinken in der KPD eine
vergrößerte Aktivität festzustellen“. Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 415: Über die
Tätigkeit der Ultralinken der KP Deutschlands, Moskau, 15. 04. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I
6/3/432, Bl. 94-101, hier Bl. 95.
1009SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 453. Siehe auch: Informationsabteilung des EKKI,
Mitteilung Nr. 86: Gesamtergebnis der Berlin-Brandenburger Parteidiskussion, Moskau, 12. 06.
1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 153 f.
1010Weber: Wandlung, S. 159.
1011Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 90. Ausführlich zu ihrem Aufenthalt im Hotel „Lux“: S. 192 f. sowie
Keßler: Ruth Fischer, S. 254-256.
1012Hering/Schilde: Kampfname Ruth Fischer, S. 45.
1013SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 464. Am Bahnhof in Berlin warteten unter anderem Hesse,
Rosenthal und Mätzchen.
1014Protokoll der Sitzung des Polbüros, 22. 06. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 122-137,
hier Bl. 128. Vgl. auch SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 472. Fischer akzeptierte dies
keineswegs. Am 7. Juli 1926 fragte sie telefonisch an, „warum sie an der morgigen Sitzung
nicht eingeladen sei. Sie betrachte sich noch als Mitglied des ZK und werde zur Sitzung
erscheinen und werde nur der Gewalt weichen.“ Protokoll der Sitzung des Polbüros, 07. 07.
1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 145-149, hier Bl. 148.
1015Erinnerungen des Genossen Josef Gutsche, 23. 07. 1962, SAPMO-BArch, SgY 30/0328, Bl. 10-
41, hier Bl. 22 f.
1016Weber: Wandlung, S. 159.
1017Beschluss des Pol.-Büros zum Fall Maslow, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 121. Vgl. auch
Bl. 128 f. u. 139.
1018SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 472.
1019SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 474.
1020Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung an den Regierungspräsidenten
der Provinz Düsseldorf, 30. 07. 1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 193-
197, hier Bl. 195 f.
1021Weber: Wandlung, S. 143.
1022SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 486.
1023SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 483 u. 486.
1024SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 484 u. 487.
1025Werner Scholem an Gerhard Scholem, (1926), in Scholem: Briefwechsel, S. 137-139, hier S.
137 f.
1026Parteiarbeiterkonferenz Gross-Berlin, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 79-83, hier Bl. 81.
Vgl. auch den Redebeitrag von Weber in: Protokoll von der VBL-Sitzung des 3. Bezirks, 09.
08. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 67-76, hier Bl. 69 f.
1027Weber: Wandlung, S. 153, Anm. 133.
1028Siehe hierzu: Reiner Tosstorff: Moskau oder Amsterdam? Die Rote Gewerkschaftsinternationale
1920 bis 1937, in: Utopie kreativ, H. 177/178, Juli/August 2005, S. 704-718, v. a. S. 711-714.
1029Langels: Opposition, S. 75.
1030Weber: Wandlung, S. 156. Später, im Jahr 1929, sollte Korsch die Sowjetunion als
„frühkapitalistisches Land“ bezeichnen. Karl Korsch an Adrien Turel, 18. 08. 1929, in: Ders.:
Briefe 1908-1939, hg. von Michael Buckmiller, Michel Prat und Heike G. Werner, Amsterdam
u. Hannover 2001, S. 362-366, hier S. 363.
1031Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 20, 31. 07.
1926.
1032Auszug aus dem Mitteilungsblatt von Katz, 06. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl.
529.
1033Bericht über die Versammlung Oppositionspartei der KPD, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf,
Nr. 16926, Bl. 296.
1034Weber: KPD und Linke Opposition, S. 166.
1035Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 3, Anfang Mai 1926.
1036Weber: KPD und Linke Opposition, S. 167. LaPorte: Communist Party, S. 142.
1037Weber: Wandlung, S. 157.
1038Einiges Material zur russischen Frage. Memorandum der Weddinger Opposition und der
„Urbahns-Gruppe“, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 242. Die Broschüre ist nicht datiert. Doch
sie ist vermutlich kurz nach der Absetzung Sinowjews als Kominternvorsitzender (Oktober
1926) veröffentlicht worden. Alle folgenden Zitate stammen aus dieser Broschüre, die über
keine Seitennummerierung verfügt.
1039Werner Scholem an Gerhard Scholem, (1926), in Scholem: Briefwechsel, S. 137-139, hier S.
138.
1040Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 415: Über die Tätigkeit der Ultralinken der KP
Deutschlands, Moskau, 15. 04. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 94-101, hier Bl.
100.
1041SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 483.
1042Weber: KPD und Linke Opposition, S. 166.
1043Siehe hierzu: Kapitel 6.5.2.
1044Broué: Deutsche Linke, S. 11.
1045Opposition in der KPD, 20. 10. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 290 f.
1046SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 485.
1047Vgl. Die Weddinger Opposition zur Erklärung Kötters, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 278 f.;
Schreiben von Jaiddecke, Vogt, Heidmann, Kötter, Gebauer und Schönert, ebd., Bl. 280 f.;
Weber: Wandlung, S. 160.
1048Langels: Opposition, S. 117 f.
1049Hoffrogge: Scholem, S. 307 f. Auch Broué: Deutsche Linke, S. 12 und Broué: Geschichte der
Linken Opposition, S. 17, bezeichnet Scholem als Organisator, nennt anders als Hoffrogge
jedoch keine Quelle.
1050SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 495 f.
1051Parteiarbeiterkonferenz Gross-Berlin, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 79-83.
1052Weber: Wandlung, S. 160 f.; Zimmermann: Leninbund, S. 29. Siehe auch:
Informationsabteilung des EKKI, Mitteilungen Nr. 14: Stellungnahmen von KPD-Bezirken
zum Falle Maslow, Moskau, 27. 01. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 148-150.
1053Zimmermann: Leninbund, S. 29. Eine Konferenz der Politischen Sekretäre billigte den
Ausschluss Fischers und Maslows am 27. August ebenso wie die Führung des Jugendverbandes
und diverse Bezirksleitungen; Weber: Wandlung, S. 160 f. Die beiden legten mehrfach
vergeblich Widerspruch gegen ihren Parteiausschluss ein und stellten zudem – ebenfalls
vergeblich – im Sommer 1927 einen Wiederaufnahmeantrag. Vgl. Schalm: Ruth Fischer, S. 145
f.
1054Weber: Wandlung, S. 162 schreibt fälschlicherweise, die Erklärung sei erst am 11. September
veröffentlicht worden.
1055Ende der 1970er Jahre konstatierte Hermann Weber: „Ein Exemplar des Briefes ließ sich nicht
auffinden.“ Weber: KPD und Linke Opposition, S. 178, Anm. 25. Dementsprechend musste
sich die Forschung lange Zeit auf jene Auszüge des Papiers stützen, die in der
sozialdemokratischen Presse veröffentlicht worden waren.
1056Erstmalig wurde die Erklärung 1980 unter folgenden Titel dokumentiert: Innerparteiliche
Opposition 1926: Die „Erklärung der 700“, in: Georg Jungclas: Von der proletarischen
Freidenkerjugend im Ersten Weltkrieg zur Linken der siebziger Jahre. Eine politische
Dokumentation. 1902-1975, Hamburg 1980, S. 39-47. Im Jahr 1997 erschien schließlich eine
kommentierte Fassung: Erklärung der KPD-Linken zur russischen Frage, in: Trotzki: Schriften,
Bd. 3.1, S. 671-680.
1057Die Originalerklärung inkl. der Unterzeichnerliste findet sich in: BArch Berlin, R 1507/1063g,
Bl. 103/04, 106-39. Schon Schüle kannte die Unterzeichnerliste, als sie Mitte der 1980er Jahre
ihre Arbeit über die deutschen Trotzkisten schrieb. Sie war über Sylvia Wulff an eine Kopie
gekommen, die diese vom Unterzeichner Oskar Hippe erhalten hatte. Doch Schüle erwähnte
das Papier nur in einer Anmerkung. Schüle: Trotzkismus, S. 56, Anm. 16.
1058Nach meiner Zählung haben 656 Personen das Papier gezeichnet. Die Herausgeber der Trotzki-
Schriften kommen jedoch auf 664 Unterschriften (Vgl. Trotzki: Schriften, Bd. 3.1, S. 672,
Anm.). Allerdings lag ihnen eine Fassung der Erklärung aus dem Privatarchiv von Oskar Hippe
vor. Möglicherweise erklärt dies die Differenz.
1059Weber: KPD und Linke Opposition, S. 168 f.
1060Hippe: Erinnerungen, S. 93. Hippe wurde aufgrund eines Druckfehlers als „Hoppe, O.“ unter
der Erklärung wiedergegeben. Vgl. BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 104 und 124.
1061Zimmermann: Leninbund, S. 30.
1062Laut Weber: KPD und Linke Opposition, S. 168 standen auch noch die Namen der
Landtagsabgeordneten Besser (Anhalt) und Roth (Hessen) unter dem Papier. Dem ist jedoch
nicht so.
1063Lediglich der Preußische Landtagsabgeordnete Wolfgang Bartels ließ sich keinem Parteibezirk
zuordnen.
1064Brief ausgeschlossener Kommunisten aus Speyer an das ZK der KPD, 15. 03. 1927,
Privatarchiv Dr. Klaus J. Becker, Ordner KPD, Bezirk Pfalz 1925-28.
1065Weber: KPD und Linke Opposition, S. 168. Dass tatsächlich etwa 20 Prozent der Mitglieder
Funktionäre bzw. Funktionsträger waren, hat in jüngerer Zeit Eumann: Eigenwillige Kohorten,
S. 80 nachgewiesen.
1066Mallmann: Kommunisten, S. 131.
1067Ausführlich hierzu: Kapitel 6.1.4.
1068Ausführlich hierzu: Kapitel 6.1.3.
1069Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 21.
1070Die Opposition, 28. 10. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl.33. Allerdings muss beachtet
werden, dass die Staatsschützer hier auch die KAPD und die AAU zur linken KPD-Opposition
zählten.
1071Opposition in der KPD, 03. 11. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 46 f. Ähnliche Zahlen
lieferte ein Monat zuvor die Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 527: Die Lage in der
KP Deutschlands, Moskau, 05.10.1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 131-135, hier
Bl.135: „Berlin 30 %, Ruhrgebiet 10 %, Westsachsen-Leipzig 30 %, Halle-Merseburg 3 %,
Thüringen 8 %, Hessen-Frankfurt 30 %, Pfalz 70 %, Mittelrhein-Köln 10 %, Niederrhein-
Düsseldorf 5 %, Hamburg 2 %, Niedersachsen-Hannover 5 %, Magdeburg-Anhalt 5 %,
Mecklenburg 10 % […]. In allen übrigen Bezirken ist entweder keine Opposition vorhanden,
oder sie ist so schwach, dass es sich nicht lohnt, sie zu erwähnen. Nur im Bezirk Hessen-
Waldeck mit dem Vorort Kassel, der einer der schwächsten Bezirke der KPD überhaupt ist, ist
die vereinigte Opposition stärker, sie hatte dort sogar zeitweise die Mehrheit.“
1072Vgl. Becker: KPD, S. 404.
1073Langels schätzt die Mitgliedschaft der linken und ultralinken Opposition in den Jahren 1926 und
1927 auf zehn Prozent der KPD-Mitglieder, also 10.000 bis 15.000 Personen. Langels:
Opposition, S. 255, Anm. 8.
1074Opposition in der KPD, 03. 11. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 46-47, hier Bl. 46.
1075J.W. Stalin: Über die Maßnahmen zur Milderung des innerparteilichen Kampfes. Rede in der
Sitzung des Politbüros des ZK der KPdSU(B), 11 .10. 1926, in: Ders.: Werke, Bd. 8, 2. Aufl.,
Dortmund 1976, S. 188-91, hier S. 190.
1076Rote Fahne, 17.09.1926.
1077Beschluss des ZK über die Erklärung zur russischen Frage der Opposition, 16. 09. 1926,
SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 500 f.
1078SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl.gBArch, RY 5, I 6/3/47, Bl BArch, RY 5, I 6/3/47, Bl..495.
1079Weber: Wandlung, S. 163.
1080SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 454. Vgl. auch Bl. 458.
1081SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 508. Sie erhielten 323 der 1.152 abgegeben Stimmen.
1082Weber: Wandlung, S. 157.
1083SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 521 f.
1084Hierzu ausführlich: Kapitel 4.7.1.
1085Kapitel 2.1.4.
1086Zimmermann: Leninbund, S. 32.
1087Erklärung der Opposition, 16.10.1926, in: Trotzki: Schriften, Bd.3.1, S.529-541, hier S. 533-
536.
1088Broué: Trotzki, Bd. 1, S. 552.
1089Bezirksleitung Ruhrgebiet, Polleitung: Rundschreiben an alle Gruppen, 26. 10. 1926, HstA
Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 391-394, hier Bl. 391.
1090SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 519 f.
1091Rundschreiben der Maslow-Urbahns-Gruppe, 22. 10. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl.
521-523, hier Bl. 521.
1092Bezirksleitung Ruhrgebiet, Polleitung: Rundschreiben an alle Gruppen, 26. 10. 1926, HstA
Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 391-394, hier Bl. 392.
1093Weber: Wandlung, S. 163.
1094Zimmermann: Leninbund, S. 32.
1095War die Polizei Ende Oktober 1926 noch von 50.000 bis 60.000 Anhängern ausgegangen (Die
Opposition, 28. 10. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 33), schätzte sie bereits Anfang
1927 die Zahl der Unterstützer nur noch auf 30.000 bis 35.000 (BArch Berlin, R 1507/1064,
Bl.101).
1096Die KPD erhielt 342.000 Stimmen. Das war eine Steigerung sowohl gegenüber den 266.000
Stimmen bei der Landtagswahl von 1922 als auch gegenüber den 294.000 bei der
Reichstagswahl im Dezember 1924; Weber: Wandlung, S.166.
1097Zimmermann: Leninbund, S. 32.
1098Wernicke: Radikallinke, S. 87 f.
1099Weber: Wandlung, S. 170.
1100Resolution zu den Ergebnissen der Parteidiskussion, 24. 02. 1927, RGASPI Moskau, 495/28/1,
Bl. 157-163, hier Bl. 158.
1101Wernicke: Radikallinke, S. 87.
1102Weber: Wandlung, S. 152.
1103Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung an den Regierungspräsidenten der
Provinz Düsseldorf, 30.07.1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr.16926, Bl.193-197,
hier Bl.196.
1104Langels: Opposition, S. 107 u. 109.
1105Resolution des Präsidiums der K.I. zur Frage der deutschen Ultralinken, Januar 1926, SAPMO-
BArch, RY 5, I 6/3/47, Bl. 7 f. Die Kominternführung differenzierte hier noch nicht zwischen
verschiedenen Gruppen der Ultralinken, sie wurden unter „Kominternfeindliche Richtung
Scholem“ zusammengefasst.
1106Protokoll der Besprechung mit dem Genossen Humbert-Droz am 25. 10. 1926, SAPMO-BArch,
RY 1, I 2/3/6, Bl. 280-282, hier Bl. 280.
1107Protokoll der Besprechung mit dem Genossen Humbert-Droz, Bl. 280 u. 282.
1108Protokoll der Besprechung mit dem Genossen Humbert-Droz, Bl. 280 f.
1109Weber: Wandlung, S. 164. Zum Wortlaut der Forderungen: Protokoll der Sitzung des Polbüros,
02. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 283-292, hier Bl. 284.
1110Protokoll der Sitzung des Polbüros, 02. 11. 1926, Bl. 283 f.
1111Protokoll der Sitzung des Polbüros, 02. 11. 1926, Bl 285 f.
1112Protokoll der Sitzung des Polbüros, 02. 11. 1926, Bl. 286.
1113Neue Erklärung von Urbahns, Scholem und Schwan, 03. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I
2/3/64, Bl. 526 f.; Gegen die Spaltungspolitik des ZK. Erklärung zur Lage in der KPD, in: Rote
Fahne 04. 11. 1926.
1114Ausschluss von Urbahns, Scholem und Schwan, 05. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64,
Bl. 528.
1115Weber: Wandlung, S. 164.
1116Ausführlich zur Fraktion linker Kommunisten: Kapitel 6.4.4.
1117Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 3, 01. 02. 1927, sowie Nr. 7, 15. 03. 1927.
Vgl. auch Zimmermann: Leninbund, S.64 sowie Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 267. Wernicke:
Radikallinke, S. 89 datiert die Parteiausschlüsse fälschlicherweise auf die Zeit nach dem
Parteitag.
1118Weber: Wandlung, S. 169.
1119Vgl. Weber: Wandlung, S. 171, Anm. 228.
1120Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 5/6, 01. 03. 1927.
1121Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 3, 01. 02. 1927.
1122Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 5/6, 01. 03. 1927.
1123Hippe: Erinnerungen, S. 104. So beklagte sich beispielsweise Wilhelm Schwan beim ZK, dass
ihm einfach 250 Mark vom Gehalt abgezogen worden seien. Protokoll der Sitzung des
Polbüros, 02. 11. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/6, Bl. 283-292, hier Bl. 289. Vgl. auch
Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 7, 15. 03. 1927.
1124Weber: Veränderungen, S. 147. Zum Parteitag siehe: Bericht über die Verhandlungen des XI.
Parteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen
Internationale), Essen vom 2. bis 7. März 1927, hg. vom Zentralkomitee der Kommunistischen
Partei Deutschlands, Berlin 1927.
1125Bericht XI. Parteitag, S. 15.
1126Bericht XI. Parteitag, S. 41.
1127Bericht XI. Parteitag, S. 190.
1128Weber: Wandlung, S. 172, Anm. 231.
1129Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 5/6, 01. 03. 1927; Zimmermann: Leninbund,
S. 64 f.
1130Bericht XI. Parteitag, S. 86 f.
1131Bericht XI. Parteitag, S. 76-83.
1132Bericht XI. Parteitag, S. 199.
1133Bericht XI. Parteitag, S. 391; Weber: Wandlung, S. 177; Zimmermann: Leninbund, S. 67 f.
1134Mit Joseph Winternitz wurde zudem auch ein Linksoppositioneller als ZK-Kandidat gewählt,
der vor Thälmann kapituliert hatte, eventuell auch der Ex-Oppositionelle Paul Maslowski. Das
lässt sich aber nicht gesichert feststellen. Weber: Wandlung, S. 177; Weber/Herbst:
Kommunisten, S. 582.
1135Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 5/6, 01. 03. 1927.
1136Zimmermann: Leninbund, S. 68 f.; Siehe auch: An die Genossen des 19. Bezirks der KPD
Berlin-Brandenburg, Mitte Juni 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 269.
1137Zimmermann: Leninbund, S. 73.
1138Weber: Wandlung, S. 178 f.
1139Langels: Opposition, S.96. Zum Bezirksparteitag siehe: Informationsabteilung des EKKI,
Bericht Nr. 415: Über die Tätigkeit der Ultralinken der KP Deutschlands, Moskau, 15. 04.
1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 94-101, hier Bl. 98.
1140Geithner und Schmidt gaben ein eigenes Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-
Opposition (Linke KPD) in Thüringen heraus. Vgl. Die Opposition in der KPD, BArch Berlin,
R 1507/1063g, Bl. 20-25, hier Bl. 22.
1141Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 527: Die Lage in der KP Deutschlands, Moskau,
05. 10. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 131-135, hier Bl. 131.
1142Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD) des Bezirks
Niedersachsen, 1. Jg., Nr. 3, März 1926.
1143Weber: Wandlung, S. 141.
1144Mitteilungsblatt Nr. 2, zit. nach Bahne: Opposition, S. 366.
1145Bahne: Opposition, S. 369.
1146SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 465.
1147Die Aktion, 16. Jg., H. 7, Juli 1926, Sp. 137.
1148Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 137.
1149Einheitsfront, 6. Jg., Nr. 28, August 1926, zit. nach Langels: Opposition, S. 103.
1150Olaf Ihlau: Die roten Kämpfer. Ein Beitrag zur Geschichte der Arbeiterbewegung in der
Weimarer Republik und im Dritten Reich, Meisenheim am Glan 1969, S. 29 f.; Langels:
Opposition, S. 102; Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 136.
1151Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung an den Regierungspräsidenten der
Provinz Düsseldorf, 30.07.1926, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 193-197,
hier Bl. 194. Siehe auch Bahne: Opposition, S. 366. In der von Pfemfert herausgegebenen
Zeitschrift „Die Aktion“ finden sich umfangreiche Berichte rund um den Gründungskongress
des Spartakusbundes. Siehe beispielsweise: Die Aktion, 16. Jg., H. 7, Juli 1926.
1152Siehe auch die Ankündigung im Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition
(Linke KPD), 1. Jg., Nr. 33, 16. 11. 1926: „Die nächste Nummer erscheint, gemeinsam
herausgegeben mit der AAUE, als erste Nummer des ‚Spartakus‘ in großem Zeitungsformat.“
1153Ihlau: Rote Kämfer, S. 174.
1154SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 465.
1155Dazu passt auch die Aussage Jaedickes zwei Tage nach dem Parteiausschluss von Katz, das ZK
kämpfe gegen ihn „mit denselben Mitteln, wie man in der alten Sozialdemokratie gegen Karl
Liebknecht gekämpft habe.“ SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 445. Vgl. auch die Erklärung
„Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen“, in: Die Aktion, 16. Jg., H. 7, Juli 1926,
S. 137-140.
1156Die Aktion, 16. Jg., H. 7, Juli 1926, Sp. 137.
1157Die Opposition in der KPD, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 20-25, hier Bl. 21. Zur
Veranstaltung in Düsseldorf: Bericht über die Versammlung [der] Oppositionspartei der KPD,
HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 296 f.
1158Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung an die Nachrichtenstellen der
Länder, 30. 07. 1926, StA Bremen, 4,65-265, Bl. 14-16, hier Bl. 14.
1159Die Opposition, 28. 10. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 33.
1160Bock: Syndikalismus, S. 319.
1161Richtlinien des Spartakusbundes, in: Spartakus. Organ des Spartakusbundes (Politisch-
wirtschaftliche Einheitsorganisation), 1. Jg., 1926, Nr. 1, zit. nach: Bock: Geschichte, S. 137.
1162Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 31, 23. 10.
1926.
1163Langels: Opposition, S. 105; Siehe auch SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 534.
1164Langels: Opposition, S. 106 glaubt, die Zahl für die Gründungszeit Mitte 1926 von 12.000 sei zu
hoch gegriffen. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 21 hingegen meint, die Polizeischätzung
von Anfang 1927 von 6.000 Mitgliedern dürfte „weitgehend korrekt“ sein, da die Katz-Gruppe
zu jenen Oppositionsgruppen zählte, die „zum Berichtszeitpunkt bereits selbständig arbeiteten
und damit leichter polizeilich zu beobachten waren [als die innerparteiliche Opposition].“ Die
Schätzung der politischen Polizei vom Februar 1927 findet sich in: BArch Berlin, R 1507/1064,
Bl. 101. Siehe auch Weber: Wandlung, S. 142.
1165Beispielsweise bei Langels: Opposition, S. 104-107.
1166Zimmermann: Leninbund, S. 134, Anm. 13.
1167Die Aktion, 19. Jg., H. 1-2, Anfang März 1929, Sp. 3.
1168Langels: Opposition, S. 106 f.
1169Weber: Wandlung, S. 142.
1170Langels: Opposition, S. 117.
1171So forderte Schwarz Ende Juli den Berliner EL-Kader Siebert auf, seine Parteiarbeit einzustellen
und nur noch für die Fraktion tätig zu sein; SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 477.
1172SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 496-499; Vgl. zudem Langels: Opposition, S. 118 f. und
Weber: Wandlung, S. 155, die sich beide auf den Bericht von Korsch stützen. Kann man Korsch
Glauben schenken, hatte seine Strömung in allen inhaltlichen Fragen die Mehrheit hinter sich.
Bei der Wahl zur neuen Reichsleitung erhielt jedoch schließlich die von Schwarz eingebrachte
Kandidatenliste eine knappe Mehrheit der Stimmen (19:17 bei vielen Enthaltungen).
Vermutlich spielte hier eine Rolle, dass Schwarz gegen Korschs Willen auch dessen Namen auf
der Liste platzierte. Obwohl mitgewählt, verzichteten Korsch und seine Anhänger darauf, an
den Reichsleitungssitzungen teilzunehmen.
1173Kommunistische Politik, Sondernummer, 23. 09. 1926. Siehe hierzu auch Kapitel 4.5.3.
1174Langels: Opposition, S. 119.
1175Gemeint war der ehemalige USPD-Politiker Georg Lebedour.
1176Zitate aus SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 497-499, sowie Bahne: Opposition, S. 380. Siehe
auch: Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 527: Die Lage in der KP Deutschlands,
Moskau, 05. 10. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 131-135, hier Bl. 132.
1177Langels: Opposition, S. 122.
1178Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 21; BArch Berlin, R 1507/1064, Bl.101. Aus Berlin ist von
Anfang November eine Versammlung der Entschiedenen Linken mit 300-400 Teilnehmern
überliefert; SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 511.
1179Bock: Syndikalismus, S. 250.
1180Langels: Opposition, S. 122; Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 143; Ihlau: Rote
Kämpfer, S. 32 f. Nach Polizeiangaben besaß die KAPD zu dieser Zeit nur noch 2.000
Anhänger, vermutlich lag die reale Zahl noch darunter. Zur Pressezusammenarbeit siehe:
Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung: Die entschiedene Linke, Juni
1927, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 25.
1181Entschiedene Linke, 1. Jg., Nr. 17/18, zit. nach Langels: Opposition, S. 123.
1182Manfred Zeidler: Reichswehr und Rote Armee 1920-1933. Wege und Stationen einer
ungewöhnlichen Zusammenarbeit, München 1993, S. 145 f.
1183Entschiedene Linke, Nr. 1, Anfang Januar 1927.
1184Langels: Opposition, S. 123; Michael Kubina: Von Utopie, Widerstand und Kaltem Krieg. Das
unzeitgemäße Leben des Berliner Rätekommunisten Alfred Weiland (1906-1978), Hamburg
2001, S. 83.
1185Inprekorr 1927, zit. nach Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 180, Anm. 14. Ruth Fischer erinnerte sich
später: „Ernst Schwarz, ein Mann ohne Bedeutung und an sich unwichtig, wurde die
Hauptzielscheibe der Moskauer Gegenpropaganda“ (S. 170).
1186Entschiedene Linke, Nr. 1, Anfang Januar 1927.
1187Ihlau: Rote Kämpfer, S. 32.
1188Andere Mitglieder der Entschiedenen Linken gaben hingegen ihre Mandate auf, so
beispielsweise die beiden Dortmunder Abgeordneten Heinrich Brahms und Karl Hark; Vgl.
Herlemann: Kommunalpolitik, S. 77 f.
1189Kubina: Utopie, S. 83.
1190Langels: Opposition, S. 125 f.; Bock: Syndikalismus, S. 250 f.
1191KAZ, 9. Jg., Nr. 28, 12. 04. 1928, zit. nach Langels: Opposition, S. 126.
1192Langels: Opposition, S. 124.
1193Nach dem Verlust des Reichstagsmandats im Jahr 1928 unterrichtete Schwarz wieder als Lehrer
und entfernte sich von seinen bisherigen politischen Positionen. Er näherte sich später der
Paneuropa-Bewegung an und engagierte sich für die Förderung der deutsch-französischen
Verständigung. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten floh Schwarz zunächst
nach Frankreich und dann über Kuba und Mexiko in die USA. 1944 nahm er die US-
Staatsbürgerschaft an. 1956, zwei Jahre vor seinem Tod, kehrte er nach Deutschland zurück und
ließ sich in Bad Godesberg nieder.
1194Vgl. auch Langels: Opposition, S. 127, Anm. 1.
1195SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 507.
1196So erschien die „Kommunistische Politik“ im August 1926 als „Sondernummer Sowjet-
Russland“ unter anderen mit folgenden Artikeln: „Die Ergebnisse der Sowjetwahlen oder Was
die Epigonen aus der Diktatur des Proletariats gemacht haben“, „Die Lohnpolitik der
Bolschewiki oder Praktischer Sozialismus in Sowjetrussland 1926“, „Einige Tatsachen über
den ‚Aufbau des Sozialismus in Sowjetrussland‘“ (alle Nr. 11/12, Anfang August 1926). In der
nächsten Ausgabe erschienen zudem diese Texte: „Wer wen? Das Ende der proletarischen
Diktatur in Sowjetrussland“ und „Der ‚Aufbau des Sozialismus‘ und die ‚Industrialisierung‘ in
Sowjetrussland“ (beide Nr. 13/14, Mitte August 1926). Zu Ausgabe 21/22 erschien eine Beilage
mit Materialien zur Ökonomie und Politik in Sowjetrussland.
1197Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 4, Mitte März 1926 u. Nr. 5, Ende März 1926.
Zusammenfassend bei: Langels: Opposition, S. 127-130.
1198Diese gliederte die GKP wie folgt auf: Eigentlicher Parteiapparat: 850; Zeitungsverlage und
Druckereibetriebe: 1800; Buchhandel inkl. Verlage: 200; Internationale Arbeiter Hilfe: 50; Rote
Hilfe: 50; Kommunistische Gewerkschaftsbeamte: 200; Kommunistische
Genossenschaftsbeamte: 150; Krankenkassen und verschiedene Arbeiterorganisationen: 100.
Vgl. Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 5, Ende März 1926.
1199Bahne: Opposition, S. 375.
1200Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 11/12, Anfang August 1926.
1201Karl Korsch an Michelangelo Pappalardi und andere, 27. 08. 1926, in: Korsch: Briefe, S. 316-
321, hier S. 316 f.
1202Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 15/16, Mitte September 1926.
1203SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 454.
1204SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 467.
1205Karl Korsch an Michelangelo Pappalardi und andere, 27. 08. 1926, in: Korsch: Briefe, S. 316-
321, hier S. 316. Zu dieser Zeit war die Trennung vom Schwarz-Flügel noch nicht vollzogen.
Dementsprechend erklärt Korsch, dass die Teilnahme an der Unterschriftensammlung „gegen
die Einwände der Genossen aus der eigenen Gruppe“ geschah.
1206Vgl. Erwin Kummer an die Bezirksleitung des Ruhrgebiets, 29. 09. 1926, SAPMO-BArch, RY
1, I3/18-19/22, Bl. 6.
1207Alle Zitate aus: Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 18, Mitte Oktober 1926.
1208SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 522.
1209Langels: Opposition, S. 121.
1210Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 21; siehe auch: BArch Berlin, R 1507/1064, Bl.101.
1211Mitteilung von Ernst Jeske an Otto Langels, 04. 08. 1981, Langels: Opposition, S. 292.
1212Die augenblickliche Lage in der KPD nach russisch-bolschewistischer Beurteilung, 14. 10.
1926, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 256-268, hier Bl. 257. Aus München ist eine 20 bis 30
Mann starke Gruppe überliefert, die „in den Lothringer Bierhallen Mitgliederversammlungen
ab[hält], die bedeutungslos verlaufen.“ Kommunistische Opposition in Bayern, BArch Berlin,
R 1507/1065, Bl. 64. Siehe auch: Aus dem Lagebericht München vom 28. 12. 1927, BArch
Berlin, R 1507/1065, Bl. 118a.
1213Langels: Opposition, S. 292.
1214Kommunistische Politik, 2. Jg., Nr. 6, 18. 03. 1927.
1215Langels: Opposition, S. 137-139.
1216Karl Korsch an Michelangelo Pappalardi, 22. 04. 1927, in: Korsch: Briefe, S. 322-328, hier S.
323.
1217Hedda Korsch an Michelangelo Pappalardi, 30. 08. 1927, in: Korsch: Briefe, S. 331-333, hier S.
332.
1218Karl Korsch an Michelangelo Pappalardi, 10. 09. 1927, in: Korsch: Briefe, S. 334-340, hier S.
335.
1219Kommunistische Politik, 2. Jg., Nr. 8, 01. 05. 1927.
1220Langels: Opposition, S. 121.
1221PGD. Organ des Proletarischen Gesundheitsdienstes, 3. Jg., Nr. 5/6, Mai-Juni 1928.
1222Schon im November 1927 hatte Hedda Korsch berichtet, dass die GKP „mehr als zweitausend
Mark Schulden“ habe, „so dass die Zeitung, die für uns so wichtig ist, in den nächsten Monaten
nicht erscheinen kann“. Hedda Korsch an die Zeitschrift „Le Réveil communiste“, 14.11.1927,
in: Korsch: Briefe, S. 343-346, hier S. 344.
1223Karl Korsch an Sidney Hook, 03. 07. 1932, in: Korsch: Briefe, S. 399-402, hier S. 401.
1224Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 17.
1225Kubina: Utopie, S. 82.
1226Zum Verhältnis der beiden siehe: Heinz Brüggemann: Bert Brecht und Karl Korsch: Fragen
nach Lebendigem und Totem im Marxismus, in: Claudio Pozzoli (Hg.): Jahrbuch
Arbeiterbewegung, Bd. 1: Über Karl Korsch, Frankfurt a. M. 1973, S. 177-188.
1227So beispielsweise Bahne: Opposition, S. 372, Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 12; Kubina:
Utopie, S. 82 und Bavaj: Von links gegen Weimar, S. 114.
1228Der Polizeipräsident Essen an den Regierungspräsidenten Düsseldorf, 27. 02. 1929, HStA
Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 30661, Bl. 159 f.
1229Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5616.
1230Josef Niebur: „Mein ganzes Leben habe ich im Kampf um die Rechte der Arbeiter gestanden“.
Aus dem Leben des Bocholter Stadtverordneten und SAP-Vorsitzenden Josef Schmitz (1885-
1954), in: Unser Bocholt. Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege, 47. Jg., 1996, H. 1, S. 33-38,
hier S. 33. Niebur gibt hier zu großen Teilen einen von Schmitz verfassten Lebenslauf wieder.
Der ist weitgehend identisch mit den Angaben, die Schmitz gegenüber dem späteren Bremer
Bürgermeister Adolf Ehlers gemacht hat: Josef (Jup) Schmitz an Adolf Ehlers, 26. 10. 1948, in:
Helga Grebing (Hg.): Lehrstücke in Solidarität. Briefe und Biographien deutscher Sozialisten
1945-1949, Stuttgart 1983, S. 125-128.
1231Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 26. Ausführlich zu Schmitz: S. 23-33.
1232Niebur: Schmitz, S. 34. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 28 schreibt sogar, allerdings ohne
Quellenangabe, dass 500 KPD-Mitglieder ausgetreten seien.
1233Einige Ausgaben des Mitteilungsblatts finden sich in: HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr.
30661: Kommunistische Splittergruppen.
1234Dieser Umstand kam der GKP sicher zugute. Doch dies allein erklärt den Erfolg nicht: Bei der
Reichstagswahl von 1928, bei der die GKP nicht kandidierte, erhielt die KPD in Bocholt auch
nur 2,9 Prozent der Stimmen. Vgl. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 31.
1235Niebur: Schmitz, S. 34.
1236Nach dem Krieg wagte Schmitz einen dritten Anlauf bei der KPD. Im Jahr 1948 verließ er die
Partei jedoch erneut. Zur Kurzbiografie siehe: Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 204 f.
1237Wernicke: Radikallinke, S. 89.
1238Rundschreiben Urbahns-Gruppe, 22. 05. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 99-101,
hier Bl. 101.
1239Weitere Leitungsmitglieder waren Wolfgang Bartels, Arthur Deutschmann, Eugen Eppstein,
Anton Grylewicz, Max Hesse, Joko, Theodor Koegler, Mayer, Gustav Müller, Kurt Rabe
(Jugend), Fritz Schimanski, Paul Schlecht, Heinrich Winkler und Oskar Wischeropp. Unter den
Gewählten befanden sich Ausgeschlossene ebenso wie Nichtausgeschlossene. Zimmermann:
Leninbund, S. 36.
1240Mitteilungsblatt. Linke Opposition der KPD. Herausgeber war Hugo Urbahns.
1241Der Kampf um die Kommunistische Partei. Plattform der linken Opposition der K.P.D., o. O., o.
J. (1927).
1242Fischer hatte sich offenbar auch beteiligt. Zimmermann: Leninbund, S. 37, Anm. 11.
1243Der Kampf um die Kommunistische Partei, S. 8 f.
1244Der Kampf um die Kommunistische Partei, S. 17.
1245Aus dem Bericht des Polizeipräsidenten Berlin vom Mai 1927, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl.
24.
1246Broué: Deutsche Linke, S. 17.
1247Zimmermann: Leninbund, S. 71.
1248SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 106 f.
1249Rundschreiben Urbahns-Gruppe, 22. 05. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 99-101.
1250SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 93.
1251Vgl. beispielsweise Bericht von der Sitzung der Urbahnsgruppe am 14. 10. 1927 im Lokal
Skalitzerstr. 126, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 124 f. (100 Teilnehmer); Bericht von
der Ruth-Fischer-Versammlung am 27. 10. 1927 in den Pharus-Sälen, ebd., Bl. 131-134 (1.100-
1.200 Teilnehmer); Bericht von der Urbahns-Sitzung am Sonnabend, den 26.11.27 in
Haberlands-Festsälen unter „Betriebsversammlung Müller“, ebd., Bl. 136 (60 Teilnehmer);
Bericht von der Fraktionssitzung Urbahns in Haberlands-Festsälen, 01. 12. 1927, ebd., Bl. 150
(110-120 Teilnehmer).
1252Vgl. Kapitel 2.1.4.
1253Zimmermann: Leninbund, S. 76.
1254Informationsabteilung des EKKI, Mitteilung Nr. 432: Die Behandlung der von der
trotzkistischen Opposition aufgeworfenen Probleme in den Bezirksleitungssitzungen der KPD,
Moskau, 12.10.1927, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 155-157, hier Bl. 155.
1255Es handelte sich um Bartels, Deutschmann, Fischer, Grylewicz, Hesse, Joko, Koegler, Maslow,
Mätzchen, Müller, Schlecht, Schimanski, Scholem, Urbahns und Wischeropp. Vgl.
Zimmermann: Leninbund, S. 77 f.
1256Zimmermann: Leninbund, S. 78 f.
1257Vgl. etwa: Bericht über Funktionärsversammlung der Urbahns-Gruppe Berlin-Brandenburg, 30.
04. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 95 f. Dort forderten mehrere Redner, man solle
als linke Opposition öffentlich auftreten. Vgl. auch Köllner: Gründungsphase, S. 10.
1258Bis dahin waren elf Ausgaben erschienen. Die „Fahne des Kommunismus“ startete mit
Ausgabennummer 12.
1259Zimmermann: Leninbund, S. 77.
1260Schacht und Hütte. Zeitung der klassenbewussten Hand- und Kopfarbeiter des Ruhrgebiets. Ab
Dezember 1927 trug die Zeitung den zusätzlichen Untertitel: „Publikationsorgan der Linken
Kommunisten“. Einige Exemplare befinden sich im StA Münster, Reg. Arnsberg, Nr. 14443 –
Ultra-linke Gruppierungen (Gruppe Urbahns). Siehe auch: Der Hetzer – Betriebszellenzeitung
des Eisen- und Stahlwerks Hoesch und der Dortmunder Union, 2. Jg., Nr. 1, Dezember 1927:
„Arbeiter! Kollegen! Einige aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossenen Mandatsdiebe
‚beglücken‘ euch seit Wochen mit einem Blättchen genannt ‚Schacht und Hütte‘. Diese
‚Zeitung‘ dient der Zersplitterung der Arbeiterbewegung und hilft so dem Unternehmertum.
Werft das Blättchen den Herausgebern an den Kopf.“ Vgl. auch: Herlemann: Kommunalpolitik,
S. 75.
1261Zur Familie siehe: Kaiser: Die Heyms. Zur Biografie Guido Heyms die Seiten 12-36 sowie
Kaiser: Arbeiterführer. Leider nimmt Heyms Zeit in den Reihen der Opposition in beiden
Texten nur wenig Platz ein. Zudem ist sie mit einigen Ungenauigkeiten gespickt.
Seltsamerweise stellt Kaiser den ansonsten stets seinen politischen Überzeugungen folgenden
„Arbeiterführer“ Heym hier als nahezu passives, unwissendes Opfer weltpolitischer
Entwicklungen dar: „Heym dürfte die auf dem Rücken der Arbeiterschaft im Suhler Land
ausgetragenen verwickelten macht- und personalpolitischen Auseinandersetzungen nicht über-
und durchschaut zu haben. Sie waren von innerdeutschen und internationalen Konflikten
geprägt, an denen Kräfte in der KPD, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und in der
Komintern beteiligt waren und bei denen nicht zuletzt auch persönliche politische Süppchen
gekocht wurden“ (Kaiser: Arbeiterführer, S. 223). Angesichts dessen, dass es sich bei Heym
um einen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und ein Mitglied des Preußischen Landtages
handelte, sollte man jedoch sehr wohl davon ausgehen können, dass er wusste, anhand welcher
Fragen sich die Konflikte in der Partei entzündeten und welcher Strömung er sich anschloss.
Noch dämonischer klingt es beim späteren SED-Funktionär Fritz Sattler: Dieser meint, die
„Trotzkisten“ hätten „den Leiter des Unterbezirks, Gudio Heym, für ihre dunklen Pläne
gewonnen.“ Fritz Sattler: Der Kampf der Suhler Parteiorganisation der KPD gegen die
Trotzkisten (Ultralinken) in den zwanziger Jahren, SAPMO-BArch, SgY 30/0802, Bl. 1-14,
hier Bl. 3.
1262Von zwölf KPD-Stadtverordneten waren elf zur Opposition gegangen. Einzig Fritz Sattler blieb
bei der Partei. Kaiser: Die Heyms, S. 20.
1263Sattler: Der Kampf der Suhler Parteiorganisation der KPD, Bl. 2.
1264KPD-Mitglieder und Sympathisanten konnten, je nach Vermögen, Anteilsscheine von fünf bis
zu 100 Mark kaufen. Vgl. Kaiser: Arbeiterführer, S. 221.
1265Seit kurz vor Weihnachten 1927 trug das ehemalige KPD-Blatt den Untertitel: Reichsorgan der
Opposition (Marxisten-Leninisten) in der Kommunistischen Partei Deutschlands. Volkswille,
21. 12. 1927.
1266Zimmermann: Leninbund, S. 70 f.
1267Sattler: Der Kampf der Suhler Parteiorganisation der KPD, Bl. 7.
1268Ernst Thälmann an Jossif Stalin und Nikolai Bucharin, 01. 12. 1927, in: Weber/Bayerlein:
Thälmann-Skandal, S. 106-111, hier S. 107. Diese Einschätzung teilte auch der Oppositionelle
Wolfgang Bartels. Nach seinen Angaben gehörten „ca. 90% der dortigen Ortsgruppen“ zu den
Linken. Vgl. SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 93. Laut Zimmermann: Leninbund, S. 69
waren nur 300 der 450 Suhler KPD-Mitglieder Oppositionelle.
1269Zimmermann: Leninbund, S. 70. Nach dem Erinnerungen von Paul Hoyer, SAPMO-BArch,
SgY 30/1460, Bl. 6 f. gingen später die Ortsgruppen Schönau-Unterneubrunn, Schmiedefeld,
Schleusinger-Neundorf, Hinternah, Erlau und Hirschenbach geschlossen zum Leninbund über.
Kaiser: Die Heyms, S. 20, schreibt, dass sich „ausgenommen Albrechts […], Schleusingen und
Zella-Mehlis […] die meisten Ortsgruppen im Suhler Raum“ der Opposition anschlossen.
1270Sattler: Der Kampf der Suhler Parteiorganisation der KPD, Bl. 8.
1271Zimmermann: Leninbund, S. 69.
1272Weber: Wandlung, S. 159.
1273Weber: Wandlung, S. 179.
1274Mitte Dezember verabschiedete eine Mitgliederversammlung eine gegen die Politik des ZKs
gerichtete Resolution. Zu den 34 Unterzeichnern gehörten auch vier der insgesamt sechs
kommunistischen Stadtverordneten. Herlemann: Kommunalpolitik, S.76; Zimmermann:
Leninbund, S. 73.
1275Bericht über die Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Rathenow, 17. 12. 1927, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 154-157.
1276SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 119.
1277Zu Senftenberg siehe SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 164-238.
1278Bericht von der Oppositionellen Unterbezirks-Delegierten-Konferenz in Senftenberg, am
Sonntag den 1. April [1928], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 234-236.
1279Vgl. SAPMO-BArch, RY 1, I 3/17/19, Bl. 26-48.
1280Das macht ein ZK-Bericht über eine Mitgliederversammlung der Linken Opposition Berlin-
Brandenburg im April 1927 deutlich. Von den 297 Teilnehmern stammten allein 89 (Neukölln)
bzw. 32 (Charlottenburg) aus diesen beiden Verwaltungsbezirken. Relativ stark vertreten waren
zudem Schöneberg (22), Lichtenberg, Pankow (je 17), Treptow und Mitte (je 16). Die
restlichen Bezirke waren wie folgt zugegen: Friedrichshain, Weißensee (je 13), Tiergarten (11),
Wedding, Kreuzberg (je 10), Wilmersdorf (8), Reinickendorf (7), Tempelhof (3), Prenzlauer
Berg (2). Aus Spandau, Zehlendorf, Steglitz und Köpenick war niemand gekommen. Zudem
waren Linkskommunisten aus den brandenburgischen Orten Luckenwalde (5), Rathenow (3),
Jüterbog, Landsberg und Frankfurt a. d. Oder (je 1) anwesend. Bericht von der Urbahns-Gruppe
im Lokal Schulz, Hasenheide, 30. 04. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 95 f.
1281BArch Berlin, R 1507/1064, Bl. 101.
1282Aus dem Bericht des Polizeipräsidenten Berlin vom Mai 1927, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl.
24.
1283Bericht von der Neuköllner Mitgliederversammlung der Urbahns-Gruppe, Selchowerstr. 20, 28.
11. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 137.
1284Auszug aus dem Bericht des R. Ko. In., Nr. 124, 24. 12. 1927, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 27a;
Wernicke: Radikallinke, S. 91, Zimmermann: Leninbund, S. 82 f.; Broué: Deutsche Linke, S.
20; Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 248.
1285Zimmermann: Leninbund, S. 83.
1286Zimmermann: Leninbund, S. 87 f.
1287Schacht und Hütte, Nr. 4, 03. 02. 1928, zit. nach Zimmermann: Leninbund, S. 87.
1288Volkswille, 21. 12. 1927. Ab diesem Tag trug die Zeitung den Untertitel „Reichsorgan der
Opposition (Marxisten-Leninisten) in der Komm. Partei Deutschlands“. Siehe auch:
Zimmermann: Leninbund, S. 69.
1289Zimmermann: Leninbund, S. 93.
1290Auszug aus dem Bericht des R. Ko. In., Nr. 124, 24. 12. 1927, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 27a.
Laut Berliner Polizeiberichten existierte Mitte 1927 eine Arbeitsgemeinschaft, die den
organisatorischen Zusammenschluss der einzelnen Oppositionsgruppen vorbereiten sollte. Vgl.
Aus dem Bericht des Polizeipräsidenten Berlin, Mai 1927, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 24,
sowie Der Polizeipräsident Berlin an den Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen
Ordnung, 03. 06. 1927, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 68 f. Siehe auch Zimmermann:
Leninbund, S. 85.
1291Reichsleitung Linke Kommunisten: An die Arbeiter Deutschlands, 07. 03. 1928, BArch Berlin,
R 1507/1063k, Bl. 85-91. Hier finden sich die Namen von etwa 120 Unterzeichnern des
Aufrufes aus 36 Städten.
1292Die Aufgaben der Linken Kommunisten. Beschlüsse der Reichskonferenz der Linken
Kommunisten zur Vorbereitung der Gründung des Leninbundes, Berlin 1928. Die Zitate
stammen von den Seiten 2-5.
1293Abschrift aus dem Bericht des R. Ko. In., Nr. 126, 20. 07. 1928, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 62-
65; siehe auch Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 15, 13. 04. 1928. Der Gründungskongress
wurde am Ostermontag, den 9. April fortgesetzt.
1294Broué: Deutsche Linke, S. 22.
1295Weber: Wandlung, S. 184.
1296Mit der Weddinger Opposition bestand eine Arbeitsgemeinschaft. Vgl. Abschrift aus dem
Bericht des R. Ko. In., Nr. 126, 20. 07. 1928, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 62.
1297StA Bremen, 4,65-511, Bl. 41. Eine Kopie befindet sich im BArch Berlin, R 1507/1063 k, Bl.
247a. Zimmermann kannte diese Quelle auch. Offenbar hat er ungenau abgeschrieben, denn er
behauptet: „das Rückgrat des LB bildeten 5.000 bis 6.000 feste Mitarbeiter und Funktionäre“
(Zimmermann: Leninbund, S. 102).
1298Weber: Wandlung, S. 184 spricht von 5.000 bis 6.000 Mitgliedern (leider ohne Quellenangabe,
vermutlich bezieht er sich aber auf Zimmermann: Leninbund). Broué: Deutsche Linke, S. 23
schätzt hingegen, dass die Mitgliedschaft wohl eher „in der Nähe von 2.000 [lag], die sie 1929
umfasste, als von 11.000, die man 1927 in den Reihen der Opposition zählte.“ In einem Brief d.
Leitung d. Minderheit im Leninbund an Leo Trotzki, 29. 09. 1929, TA Harvard, bMS Russ
13.1, 1091 heißt es: Bei seiner Gründung habe der „Lenin-Bund […] auf der Plattform der
russischen Opposition ca. 3 ½ Tausend Arbeiter organisatorisch erfasst“. Bis 1929 sei die
Mitgliederzahl auf 2.000 gesunken. Urbahns schrieb im März 1929: „Der Leninbund umfasst in
fast allen Teilen Deutschlands auf die Hauptstädte beschränkt (ausgenommen Sachsen) etwa
2.000 abrechnende Mitglieder, die zumeist außerhalb der Partei stehen. Darüber hinaus stehen
schätzungsweise 1.000 Mitglieder der KPD in mehr oder weniger enger organisatorischer
Verbindung mit dem Leninbund.“ Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 5616.
1299Zur Opposition innerhalb der schlesischen KPD siehe: Marcel Bois: Die Tradition bewahrt.
Kommunistische Opposition in Schlesien vor 1933, in: Cornelia Domaschke u. a. (Hg.):
Widerstand und Heimatverlust. Deutsche Antifaschisten in Schlesien, Berlin 2012, S. 107-123.
1300Zimmermann: Leninbund, S. 96 f.
1301Aufgaben der Linken Kommunisten, S. 7.
1302Aufgaben der Linken Kommunisten, S. 5.
1303Zimmermann: Leninbund, S. 102.
1304Hippe: Erinnerungen, S. 107 f. Siehe auch: Material zu den Differenzen mit der Opposition im
Unterbezirk Senftenberg, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 213-215, hier Bl. 215.
1305Abschrift aus dem Bericht des R. Ko. In., Nr. 126, 20. 07. 1928, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 62-
65, hier Bl. 63.
1306Zimmermann: Leninbund, S. 81.
1307Zimmermann: Leninbund, S. 104.
1308Zimmermann: Leninbund, S. 109 f.
1309Broué: Deutsche Linke, S. 21 zitiert hier aus „zwei Briefen an Pierre“, die am 15. Januar 1928
in der „Prawda“ veröffentlicht wurden.
1310Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 15, 13. 04. 1928. Laut Broué: Deutsche Linke, S. 21
handelt es sich bei dem Autor des Briefes um Trotzki.
1311Zimmermann: Leninbund, S. 110.
1312Zimmermann: Leninbund, S. 111.
1313Broué: Deutsche Linke, S. 24.
1314Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 20, 18. 05. 1928.
1315Paul Schlecht, Arkadij Maslow, Bruno Mätzchen, Fritz Schimanski, Ruth Fischer an das
Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale und an das Zentralkomitee der KPD, 9.
Mai, in: Elke Reuter u. a. (Hg.): Luxemburg oder Stalin. Schaltjahr 1928 – Die KPD am
Scheideweg. Eine kommentierte Dokumentation, Berlin 2003, Dok. 053 auf der beiliegenden
CD-ROM. Siehe auch Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 20, 18. 05. 1928.
1316Köllner: Gründungsphase, S. 20 f.
1317Zimmermann: Leninbund, S. 108 f.; Weber: Wandlung, S. 193.
1318Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 20, 18. 05. 1928.
1319Brief von Ruth Fischer, Bruno Mätzchen, A. Maslow, Fritz Schimanski und Paul Schlecht an
den 6. Weltkongress der Komintern, 23. 07. 1928, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/11, Bl. 1;
Zimmermann: Leninbund, S. 116.
1320StA Münster, Reg. Arnsberg, Nr. 14443.
1321Hier spielten zusätzlich finanzielle Probleme eine Rolle. Guido Heym, die lokale
Führungsperson, hatte Verhandlungen mit der SPD aufgenommen. Ziel war es, das finanzielle
Überleben des Suhler „Volkswillen“ – der einzigen Tageszeitung des Leninbundes – zu sichern.
Gleichzeitig trat Urbahns in Verkaufsverhandlungen mit der KPD. Enttäuscht über diese
Geheimverhandlungen sowie das Austreten der einzelnen Führungsmitglieder, beschloss der
größte Teil der Leninbund-Kreiskonferenz Suhl den Übertritt zur Sozialdemokratischen Partei.
Die SPD übernahm daraufhin die Verbindlichkeiten in Höhe von 39.000 Mark. Vgl.
Zimmermann: Leninbund, S. 113-115; Köllner: Gründungsphase, S. 9; Kaiser: Die Heyms, S.
21.
1322SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 5, 10 u. 19.
1323Ausführlich: Winkler: Schein, S. 521-555.
1324Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 20, 18. 05. 1928.
1325Zimmermann: Leninbund, S. 118.
1326Ausführlich zur Wittorf-Affäre bzw. zum „Thälmann-Skandal“, wie die Ereignisse ebenfalls
bezeichnet werden: Weber/Bayerlein: Thälmann-Skandal; Elke Reuter u. a. (Hg.): Luxemburg
oder Stalin. Schaltjahr 1928 – Die KPD am Scheideweg. Eine kommentierte Dokumentation,
Berlin 2003; Weber: Wandlung, S. 199-210.
1327Zimmermann: Leninbund, S. 135. Offiziell waren es 1.800 Mark, laut den Protokollen sogar
3.000. Vgl. Weber: Thälmann und Stalin, S. 18.
1328Zum Bericht siehe: Zimmermann: Leninbund, S. 136. Siehe auch: Der „Volkswille“ über den
„neuen Krach in der KPD“, 29. 08. 1928, in: Weber/Bayerlein: Thälmann-Skandal, S. 128-130.
1329Zimmermann: Leninbund, S. 137. Siehe auch S. 139, Anm. 39: Offenbar hat der Leninbund
über verschiedene ZK-Mitarbeiter seine Informationen erhalten.
1330Zimmermann: Leninbund, S. 138.
1331Weber: Wandlung, S. 210.
1332Vgl.: Weber: Thälmann und Stalin, S. 30.
1333Zimmermann: Leninbund, S. 218 f.
1334Zimmermann: Leninbund, S. 140-142.
1335Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 32.
1336Erklärung Urbahns in der Reichskonferenz des Leninbundes [1928], SAPMO-BArch, RY 1, I
3/1-2/64, Bl. 244. Vgl. auch Wernicke: Radikallinke, S. 95.
1337Vgl. Schafranek: Landau, S. 189 f.
1338Zimmermann: Leninbund, S. 139.
1339Vgl. Kurt Landau: The Leninbund on the Wrong Road, in: The Militant. Weekly Organ of the
Communist League of America (Opposition), 3. Jg., Nr. 1, 04. 01. 1930.
1340Herlemann: Kommunalpolitik, S. 321.
1341Zimmermann: Leninbund, S. 187.
1342Geschichte der Stadt Speyer, Bd. 2, hg. von der Stadt Speyer, Red. Wolfgang Eger, Stuttgart u.
a. 1982, S. 331; Becker: Parteiopposition, S. 346.
1343Brunsbüttelkooger Zeitung, 18. 11. 1929; Darüber hinaus hatte die Gruppe schon Ende 1928 bei
den thüringischen Kommunalwahlen je ein Mandat in den Gemeinden Meiningen und
Unterneubrunn erringen können. Zimmermann: Leninbund, S. 126 u. 188.
1344Die Linken Kommunisten kamen auf 1.807 der 6.965 abgegebenen Stimmen. Neu-Isenburger
Anzeigeblatt, 19.11.1929. Auf der Liste der Linken Kommunisten befanden sich 24
Kandidaten, auf der der KPD hingegen nur sechs. Vgl. Neu-Isenburger Anzeigeblatt, 18. 10.
1929.
1345Weber/Herbst: Kommunisten, S. 208.
1346Zimmermann: Leninbund, S. 188 f. Zu Katharina Roth siehe: Ingrid Langer: Zwölf vergessene
Frauen. Die weiblichen Abgeordneten im Parlament des Volksstaats Hessen. Ihre politische
Arbeit, ihr Alltag, ihr Leben, Frankfurt a. M. 1989, S. 449-502.
1347Langer: Vergessene Frauen, S. 453.
1348Zimmermann: Leninbund, S. 123.
1349Zimmermann: Leninbund, S. 177.
1350Zimmermann: Leninbund, S. 124, 178 u. S. 187, Anm. 11.
1351Vgl. Kapitel 4.7.1.2.
1352Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5616: „Der
Leninbund umfasst […] etwa 2.000 abrechnende Mitglieder, die zumeist außerhalb der Partei
stehen. Darüber hinaus stehen schätzungsweise 1.000 Mitglieder der KPD in mehr oder
weniger enger organisatorischer Verbindung mit dem Leninbund.“ Vgl. auch: Leitung der
Minderheit im Leninbund an Leo Trotzki, 29. 09. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1091, Bl.
3.
1353Zimmermann: Leninbund, S. 231 f.
1354Der Pionier, Nr. 2-3, März 1930.
1355Weber: Wandlung, S. 93.
1356Weber: Wandlung, S. 94.
1357Robert J. Alexander: International Trotskyism 1929-1985. A Documented Analysis of the
Movement, Durham und London 1991, S. 407.
1358Broué: La thèse de Maurice Stobnicer, S. 2.
1359Retzlaw: Spartakus, S. 306.
1360Zimmermann: Leninbund, S. 27.
1361Broué: Deutsche Linke, S. 9.
1362Herlemann: Kommunalpolitik, S. 61. In ihrem Referat kritisierte Fischer Trotzkis
„Unterminierungsversuche in der Komintern“.
1363Broué: Deutsche Linke, S. 9.
1364Protokoll von der VBL-Sitzung des 3. Bezirks, 09. 08. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32,
Bl. 67-76, hier Bl. 71.
1365Jungclas: Dokumentation, S. 48. Erst nach seinem Parteiausschluss im Jahr 1928 habe er sich an
Trotzki orientiert.
1366Zimmermann: Leninbund, S. 62.
1367SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 483.
1368SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 93.
1369Jungclas: Dokumentation, S. 48.
1370Broué: Deutsche Linke, S. 10.
1371Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 759.
1372Hierzu: Kapitel 6.5.1.
1373Alexander: Trotskyism, S. 408.
1374Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5616.
1375Alles: Trotzkisten, S. 13.
1376Vgl. Zimmermann: Leninbund, S. 157-164. Siehe auch die Diskussionsbeiträge in: Fahne des
Kommunismus, 3. Jg., Nr. 26-29, 19.07.-09. 08. 1929.
1377Leo Trotzki: Die Verteidigung der Sowjetrepublik und die Opposition. Die Ultralinken und der
Marxismus – welchen Weg geht der „Leninbund“? (1929), in: Ders.: Schriften, Bd. 1.1:
Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur (1929-1936), hg. von Helmut Dahmer u. a.,
Hamburg 1988, S. 66-126. Zitate von S. 70, 73 u. 86.
1378Trotzki: Die Verteidigung der Sowjetrepublik, S. 126.
1379Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 05. 09. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5625.
1380Alles: Trotzkisten, S. 23.
1381D. Leitung d. Minderheit im Leninbund an Leo Trotzki, 29. 09. 1929, TA Harvard, bMS Russ
13.1, 1091. Der Fraktionsleitung gehörten neben Grylewicz und Joko „die Genossen Albert,
zwei Berliner Genossen und beratend der Genosse Landau“ an.
1382Zimmermann: Leninbund, S. 164 f.
1383Vgl. D. Leitung d. Minderheit im Leninbund an Leo Trotzki, 29. 09. 1929, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 1091. Das Rundschreiben findet sich im SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 9. Siehe
auch: Die Opposition im Leninbund: Die Reichsleitung führt den Leninbund in die
Katastrophe, November 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16238.
1384Ausführlich zu Landaus Biografie: Schafranek: Landau.
1385Leo Trotzki an Anton Grylewicz, 11. 01. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 8388.
1386Schüle: Trotzkismus, S. 71. Schüle weist aber darauf hin, dass Landau kein „Beauftragter
Trotzkis“ gewesen sei, wie Zimmermann: Leninbund, S. 234 schreibt.
1387Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 14. 01. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4025.
1388Vgl. auch Ludwig Dörr an Anton Grylewicz, 03. 01. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 13978.
1389Schafranek: Landau, S. 189.
1390Zimmermann: Leninbund, S. 174.
1391Zimmermann: Leninbund, S. 176.
1392Wulff: Grylewicz, S. 46.
1393In einem Rundschreiben der Reichsleitung vom 29. 01. 1930 hieß es: „Die ‚Minderheit‘ hat sich
inzwischen, ohne die Reichsleitung auch nur im geringsten darüber zu informieren, als Gruppe
Bolschewisten-Leninisten konstituiert. Das geschieht offenbar gemeinsam mit früheren
Angehörigen der Weddinger Opposition. […] Es ist ganz selbstverständlich, dass sich die
Genossen mit diesem Schritte außerhalb des Leninbundes stellen, mit der Gründung der
eigenen Gruppe den Leninbund aufgegeben haben. Dass Reichsleitung und Reichsausschuss
diese Trennung bestätigen, ist lediglich eine formale Sache“, SAPMO-BArch, RY 1, I 5/42, Bl.
18.
1394Leo Trotzki: Offener Brief an alle Mitglieder des Leninbundes, 06. 02. 1930, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 15698. Abgedruckt unter: An die Mitglieder des Leninbundes! Offener Brief von
Leo Trotzki, in: Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930.
1395Vgl. hierzu die Resolution der Opposition des Leninbundes vom Februar 1930 und das
Rundschreiben der Reichsleitung des Leninbundes, SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 23-28.
Siehe auch den Brief Behrend i.A. der BL des Leninbundes an Anton Grylewicz, 11. 02. 1930,
TA Harvard, bMS Russ 13.1, 8390.
1396Alles: Trotzkisten, S. 26.
1397Zimmermann: Leninbund, S. 179-182 u. 230.
1398Zimmermann: Leninbund, S. 230 u. 232.
1399Zimmermann: Leninbund, S. 230.
1400Becker: Parteiopposition, S. 346. Zu den Aktivitäten der Gruppe in den Jahren 1928/29 siehe:
Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 58-
60, hier Bl. 58.
1401Zimmermann: Leninbund, S. 230. Zitat von S. 233.
1402So zum Beispiel bei Zimmermann: Leninbund, S. 220, Anm. 27. Ähnlich bei Alles: Trotzkisten,
S. 7, Anm. 3 f. Schüle: Trotzkismus hat sogar darauf verzichtet, die von Pfemfert
herausgegebene Zeitschrift „Die Aktion“ auszuwerten – obwohl Trotzki dort regelmäßig
publiziert hat.
1403Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 17.
1404Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 71-101.
1405Zur Person Pfemfert siehe: Lisbeth Exner und Herbert Kapfer (Hg.). Pfemfert. Erinnerungen
und Abrechnungen. Texte und Briefe, München 1998; Darin folgende einführende Beiträge:
Lisbeth Exner: Vergessene Mythen. Franz Pfemfert und „Die Aktion (S. 13-60) sowie Herbert
Kapfer: Verfolgung und Paranoia. Franz Pfemfert nach der „Aktion“ (S. 63-123); Herbert
Günter Dallmann: Die Aktion/Franz Pfemfert, in: Europäische Ideen, H. 48, 1980, S. 61-75;
Gleb J. Albert: Ein Mann, ein Blatt: Franz Pfemfert und „Die Aktion“ 1911-1932, in: versa.
Zeitschrift für Politik und Kunst, Nr. 7, 2007, S. 48-62.
1406Brupbacher: 60 Jahre Ketzer, S. 240.
1407Zur Biografie Alexandra Ramms siehe: Ranc: Ramm-Pfemfert. Zum genauen Zeitpunkt ihrer
Ankunft in Berlin: S. 31.
1408Zur Aktion siehe: Ursula Walburga Baumeister: Die Aktion 1911-1932. Publizistische
Opposition und literarischer Aktivismus der Zeitschrift im restriktiven Kontext, Erlangen und
Jena 1996; John D. Halliday: Karl Kraus, Franz Pfemfert and the First World War. A
comparative study of „Die Fackel“ and „Die Aktion“ between 1911 and 1928, Passau 1986;
Bavaj: Von links gegen Weimar, S. 378-397.
1409Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 40. Dallmann: Die Aktion, S. 62 schreibt: „Kaum ein Name, der
später in den Kürschner kam und der nicht in der Pfemfertschen Aktion seine ersten
bedeutenden Blüten trieb.“
1410Dallmann: Die Aktion, S. 63.
1411Baumeister: Die Aktion, S. 267.
1412Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 44 f.; Albert: Ein Mann, S. 55 f.
1413Zit. nach Albert: Ein Mann, S. 56. Er gibt als Quelle an: Lutz Schulenburg: Franz Pfemfert. Zur
Erinnerung an einen radikalen Intellektuellen, in: Die Aktion, Nr. 209, 2004, S. 9-98, hier S. 45
f.
1414Vgl. Die Aktion, 9. Jg., H. 35/36, 06. 09. 1919, Sp. 612.
1415Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 48.
1416Die Aktion, 9. Jg., H. 2-5, 01. 02. 1919, Sp. 51-56; H. 18, 10. 05. 1919, Sp. 268-273.
1417Baumeister: Die Aktion, S. 272. Dallmann: Die Aktion, S. 63 setzt die Zahl wesentlich niedriger
an: „[…] die Auflage der Zeitschrift dürfte auch in ihren besten Tagen unter 10.000
Exemplaren gelegen haben, in der Nachkriegsperiode waren es deutlich weniger.“
1418Die Aktion, 9. Jg., H. 49/50, 13. 12. 1919, Sp. 801.
1419Dallmann: Die Aktion, S. 72.
1420Baumeister: Die Aktion, S. 273.
1421Henry Jacoby: Von des Kaisers Schule zu Hitlers Zuchthaus. Erlebnisse und Begegnungen.
Geschichte einer Jugend links-außen in der Weimarer Republik, Frankfurt a. M. 1980, S. 79.
1422Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5616.
1423Beide Zitate stammen aus den Beständen des Deutschen Literaturarchivs Marbach: Thea
Sternheim: Tagebuch, Eintrag vom 04. 03. 1926 und Richard Huelsenbeck, Mns. der Memoiren
(1955), S. 55. Zit. nach Baumeister: Die Aktion, S. 273.
1424Dallmann: Die Aktion, S. 64.
1425Albert: Ein Mann, S. 59.
1426Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 14. 08. 1929, in: Exner/Kapfner: Pfemfert, S. 299-302.
1427Baumeister: Die Aktion, S. 275.
1428Die Aktion, 15. Jg., H. 15/16, 28. August 1925, Sp. 409 ff.
1429Die Aktion, 16. Jg., H. 9, September 1926, Sp. 218-224.
1430Beiträge von und über oppositionelle Gruppen aus dem Jahr 1926: Zur Lage unserer Partei (16.
Jg., H. 1-3, Ende März 1926, Sp. 16-19); Stalin und Hindenburg gegen die KPD (16. Jg., H. 4,
Anfang Mai 1926, Sp. 51-54); Ein Zwischenspiel (16. Jg., H. 5, Anfang Juni 1926, Sp. 101-
106); Kleiner Briefkasten: Beitrag von Karl Korsch (16. Jg., H. 8, August 1926, Sp. 197-200);
Die Weddinger Opposition zum Brief der 700 (16. Jg., H. 9, September 1926, Sp. 224 f.); Unter
falscher Flagge (16. Jg., H. 9, September 1926, Sp. 226 f.).
1431Um zwei Beispiele zu nennen: Leo Trotzki: 1917. Die Lehren des Oktober, in: Die Aktion, 15.
Jg., H. 2/3, 15. Februar 1925, Sp. 45-87; Trotzki über den VI. Weltkongress, in: Die Aktion, 18.
Jg., H. 10-12, Mitte Dezember 1928, Sp. 202-207.
1432Die Aktion, 15. Jg., H. 2/3, 15. Februar 1925, Sp. 45.
1433Briefe von Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 30. 09. 1929 bis 22. 01. 1933, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 4010-4132, sowie einzelne Briefe aus der Zeit nach 1933: bMS Russ 13.4, D15, D17
u. D93. Briefe von Leo Trotzki an Franz Pfemfert, 16. 04. 1930 bis 19. 10. 1931, bMS Russ
13.1., 9700-9719; Briefe von Alexandra Pfemfert an Leo Trotzki, 14. 03. 1929 bis 05. 06. 1933,
bMS Russ 13.1, 3811-3985; Briefe von Leo Trotzki an Alexandra Pfemfert, 22. 04. 1929 bis
23. 12. 1933, bMS Russ 13.1., 9508-9678; Trotzki und Ramm korrespondierten fast
ausschließlich auf Russisch miteinander. Wesentliche Teile dieses Briefwechsels finden sich in
deutscher Übersetzung im Anhang von Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 249-406.
1434Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 78. Zum Verhältnis zwischen Trotzki und Alexandra Ramm-Pfemfert
schreibt Ranc: „Bedenkt man, dass er von Zeitgenossen einhellig als ein eher distanzierter
Mensch wahrgenommen wurde und zeitlebens nur sehr wenige persönliche Freunde hatte,
zeugt es […] von besonderem Vertrauen, dass er sie auch in privaten Angelegenheiten um Rat
und Hilfe bat“ (S. 98).
1435Belegbuch für Studenten von Leo Sedoff, Technische Hochschule Berlin, TA Harvard, bMS
Russ 13.4, D 397. Demnach war Sedow vom Wintersemester 1931/32 bis einschließlich
Wintersemester 1932/33 an der heutigen TU Berlin für Elektrotechnik eingeschrieben und hat
Vorlesungen und Übungen besucht. Interessantes Detail: Unter Staatsangehörigkeit ist
„staatenlos“ eingetragen.
1436Eintrag von 25. Februar 1931, in: Thea Sternheim: Tagebücher 1903-1971, hg. von Thomas
Ehrsam und Regula Wyss, Bd. 2: 1925-1936, Göttingen 2002, S. 330.
1437Hierzu ausführlich: Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 838-848.
1438Siehe auch: Der Polizeipräsident in Berlin, Polizeiamt Lichtenberg-Friedrichshain an Leo
Sedoff, 18. 03. 1933, TA Harvard, bMS Russ 13.4, D 90: „Ihre Schwester Senaide Volkoff, geb.
Bronstein wurde am 5. Januar 1933 gegen 14 Uhr in der Wohnung der Witwe Beck, Berlin-
Karlshorst, Treskowallee 74 tot aufgefunden.“
1439Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 10. 02. 1937, TA Harvard, bMS Russ 13.4, D 93. Ranc: Ramm-
Pfemfert, S. 99 f.
1440Retzlaw: Spartakus, S. 353. Die drei anderen waren Leo Sedow, Anton Grylewicz und Karl
Retzlaw.
1441Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 71. Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 750 meint fälschlicherweise, die
Freundschaft rühre noch aus der Vorkriegszeit.
1442Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 72.
1443Kapfer: Verfolgung, S. 69.
1444Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 78 f.
1445Kapfer: Verfolgung, S. 68.
1446Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 12. 08. 1932, in: Exner/Kapfer: Pfemfert, S. 316-318, hier S.
316.
1447Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 75.
1448„Indem ich dieses Buch dem deutschen Leser übergebe, möchte ich feststellen, dass Alexandra
Ramm nicht nur die Übersetzerin des russischen Originals gewesen ist, sondern darüber hinaus
auch dauernd um das Schicksal des Buches Sorge getragen hat. Ich spreche ihr an dieser Stelle
meinen aufrichtigen Dank aus.“ Trotzki: Mein Leben, S. 11.
1449Exner: Vergessene Mythen, S. 43.
1450Vgl. Kapfer: Verfolgung, S. 69. Auch Albert: Ein Mann, S. 59 meint, dass Pfemfert kein
Trotzkist gewesen sei.
1451Interview mit Herrn Professor Dr. med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich, 29. 03. 1971, IfZ
München, ZS 2077, Bl. 1.
1452Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 08. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4045.
1453Alexandra Ramm-Pfemfert an Trotzki, [Ende Juni/Anfang Juli 1929], in: Ranc: Ramm-
Pfemfert, S. 269.
1454Albert: Ein Mann, S. 61.
1455Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 77.
1456Maria Schaefer an Paul Raabe, 10. 11. 1963, zit. nach Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 91.
1457Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 506, Anm. 5.
1458Die Weddinger Opposition zur Erklärung Kötters, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 278: Hans
Weber erklärt in diesem Dokument, dass „die Erklärung der 700 von ihm gemeinsam mit
Kötter im Auftrage der Weddinger Opposition […] formuliert […] wurde. Damit ist zugleich
erwiesen, dass die Erklärung der 700 kein Maslowsches, sondern ein Weddinger Dokument ist
[…].“ Hier kann man also Hoffrogge: Scholem, S. 308, Anm. 362 durchaus widersprechen,
wenn er schreibt: „Gegen die These von der Weddinger Opposition als Urheber [des „Briefs der
700“, M.B.] spricht auch, dass einige ihrer Vertreter öffentlich gegen die
Unterschriftensammlung auftraten.“
1459Weber: Wandlung, S. 162.
1460Offener Brief von Jaedike, Vogt, Heidemann, Kötter, Gebauer und Schönert, 19. 09. 1926, in:
Die Aktion, 16. Jg., H. 9, September 1926, Sp. 224 f.
1461Erklärung der Weddinger Opposition der Bezirke Westsachsen, Niedersachsen und 6. Bezirk
Berlin, 17. 09. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 284. Vgl. auch Sächsische
Arbeiterzeitung, 21. 09. 1926; Vorwärts, 18. 09. 1926; Ruhr Echo, 23. 09. 1926.
1462Erklärung der Weddinger Opposition, 17. 09. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 284.
1463Die Weddinger Opposition zur Erklärung Kötters, BArch Berlin, R 1507/1063f, Bl. 278.
1464Die Weddinger Opposition zur Erklärung Kötters, Bl. 279.
1465Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 527: Die Lage in der KP Deutschlands, Moskau,
05. 10. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 131-135, hier Bl. 133.
1466Vgl. Weber: Wandlung, S. 163 und SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 545. Siehe auch Ernst
Thälmann an Jossif Stalin und Nikolai Bucharin, 01. 12. 1927, in: Weber/Bayerlein: Thälmann-
Skandal, S. 106-111, hier S. 107. Thälmann berichtet hier, dass neben den Delegierten der
Weddinger Opposition auch noch zwei Anhänger der Vogt-Gruppe beim Berliner
Bezirksparteitag vertreten gewesen wären.
1467Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 527: Die Lage in der KP Deutschlands, Moskau,
05. 10. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 131-135, hier Bl. 133.
1468Weber: Wandlung, S. 165.
1469Protokoll der Besprechung mit dem Genossen Humbert-Droz am 25. 10. 1926, SAPMO-BArch,
RY 1, I 2/3/6, Bl. 280-282, hier Bl. 282.
1470Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 527: Die Lage in der KP Deutschlands, Moskau,
05. 10. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 131-135, hier Bl. 133. Siehe auch das Lob
der Parteiführung für die Kötter-Gruppe: „Die Gruppierungen der Weddinger Opposition und
die Opposition um Kötter haben das auf dem Essener Parteitag gegebene Versprechen, was die
Durchführung der praktischen Arbeit betrifft, im wesentlichen eingelöst. Die Weddinger
Opposition hat in den letzten Wochen einen neuen Vorstoß gegen die Politik der Komintern und
der Partei unternommen. Sie hat sich offen mit der russischen Opposition solidarisiert, während
die Kötter-Opposition sich in ihrem Hauptteil der Partei genähert und politisch seit dem
Essener Parteitag keinen von der Parteilinie abweichenden Standpunkt vertreten hat.“
Resolution Nr. 3, Zur innerparteilichen Lage [Ende 1926], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/10/108,
Bl. 117-119, hier Bl. 118.
1471LaPorte: Communist Party, S. 153.
1472LaPorte: Stalinization, S. 560.
1473LaPorte: Communist Party, S. 153.
1474SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 542-545. Siehe auch: Die Streitfragen in der Komintern
(„Linke Plattform“ von Willi Kötter, Berlin, Arthur Vogt, Leipzig, Jädicke, Berlin), in: Weber:
Dokumente, S. 280 f.
1475LaPorte: Communist Party, S. 163.
1476LaPorte: Communist Party, S. 153 u. 162.
1477Gegen den republikweiten Trend stellte die Bezirksleitung Westsachsen zu dieser Zeit eine
„Koalition der Fraktionen“ dar: Neben den Vogt-Anhängern wurden auch Mitglieder der
rechten Opposition in die Leitung gewählt. Gleichzeitig verloren die ZK-treuen wichtige
Positionen. LaPorte: Stalinization, S. 569.
1478LaPorte: Communist Party, S. 160 f.
1479LaPorte: Communist Party, S. 165-167.
1480Zum Folgenden: LaPorte: Communist Party, S. 162-167.
1481LaPorte: Stalinization, S. 572.
1482Schafranek: Landau, S. 193.
1483Weber: Wandlung, S. 180.
1484LaPorte: Communist Party, S. 168.
1485Weber/Herbst: Kommunisten, S. 970.
1486Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 38, 02. 12. 1927.
1487Ergänzungen zu den Erinnerungen des Gen. Gutsche, 28. 08. 1962, SAPMO-BArch, SgY
30/0328, Bl. 42.
1488LaPorte: Stalinization, S. 574.
1489So erklärte Vogt Anfang 1929, dass die Komintern die Politik seiner Gruppe übernommen habe.
Arbeiterpolitik, 1. Jg., Nr. 6, 23. 02. 1929.
1490Weber/Herbst: Kommunisten, S. 970.
1491Engelhardt: Linksopposition, S. 37.
1492Hierzu unter anderem: Die ultralinke Revision in Leipzig, in: Arbeiterpolitik, 1. Jg., Nr. 6, 23.
02. 1929; LaPorte: Communist Party, S. 259.
1493Darunter Max Gerbig, Fritz Büchner, Bruno Lau, Otto Voigt, Emma Beier, Otto Hermann,
Walter Neuber. Bericht über die Durchführung des Bezirksparteitages Westsachsen am
Sonnabend, den 16. und Sonntag, den 17. Februar 1929, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/10/109, Bl.
1-7, hier Bl. 6.
1494Arbeiterpolitik, 1. Jg., Nr. 6, 23. 02. 1929.
1495Weber: Wandlung, S. 171; Becker: KPD, S. 39.
1496Bei der Verwaltungsbezirks-Delegiertenkonferenz im Wedding am 24. März 1927 hatte die
Weber-Gruppe die Unterstützung von 76 Delegierten, das ZK von 73, Kötter von 8 und Freier
(Urbahns-Gruppe) von 2 Anwesenden. Der Wahl der neuen Verwaltungsbezirksleitung endete
wie folgt: 97 Delegierte stimmten für den Vorschlag der Weber-Gruppe, 78 für den des ZK.
Bericht von der Verwaltungs-Bezirks-Delegierten-Konferenz des Wedding, 24. 03. 1927,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 6 f.
1497Beim dortigen Bezirksparteitag (19./20. 02. 1927) stimmten 5 von 64 Delegierten für eine
Resolution der Weber-Gruppe. Becker: KPD, S. 40.
1498BArch Berlin, R 1507/1064, Bl. 101.
1499Zum Parteitag: Weber: Wandlung, S. 170-178.
1500Mitteilung über die Parteiarbeiterkonferenz des Wedding am 08. 09. 1927, SAPMO-BArch, RY
1, I 3/1-2/32, Bl. 8 f.
1501Die Weddinger Parteiarbeiterkonferenz, [September 1927], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32,
Bl. 10 f.
1502Bericht über die zweite Parteiarbeiterversammlung im Wedding, 10. 10. 1927, SAPMO-BArch,
RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 278-280, hier Bl. 280.
1503Becker: KPD, S. 41.
1504Zimmermann: Leninbund, S. 83. Siehe hierzu auch: Auszug aus dem Bericht des R. Ko. In. Nr.
124, 24. 12. 1927, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 27a-d.
1505Die Weddinger Parteiarbeiterkonferenz, [September 1927], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32,
Bl. 10 f.
1506Rundschreiben der BL Pfalz, 15. 11. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 158 f.
1507Bericht der Ruth-Fischer-Versammlung in den Pharus-Sälen, 27. 10. 1927, SAPMO-BArch, RY
1, I 3/1-2/64, Bl. 131-134, hier Bl. 132.
1508Zimmermann: Leninbund, S. 84.
1509Vgl. auch Schafranek: Landau, S. 194.
1510Erklärung d. Gen. [Name unleserlich], 13. 12. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 286.
1511Becker: KPD, S. 40.
1512Weber: Wandlung, S. 180.
1513Bericht zur innerparteilichen Lage im Bezirk, [Dezember 1927/Januar 1928], SAPMO-BArch,
RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 279 f.
1514Fritz Freyer: Einladung zu einer außerordentlich wichtigen Zusammenkunft der Linken
Kommunisten (Urbahnsgruppe) des Wedding, 15. 01. 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64,
Bl 171.
1515Instrukteurbericht von Paul Merker und Franz Dahlem, Antifa-Archiv Ludwigshafen, Ordner
KPD 1926-1927, zit. nach Becker: KPD, S. 41.
1516Die Abstimmung ging 43:23 aus. Die Resolution ist abgedruckt in: Der Pionier.
Mitteilungsblatt, herausgegeben von der Bezirksleitung der KPD, Bezirk Pfalz, November
1927. Zum Bezirksparteitag siehe auch: Frankenthaler Zeitung, 13. 12. 1927; Pfälzische Post,
13. 12. 1927. Auch in anderen Fragen stand die Mehrheit fest hinter der Opposition.
Beispielsweise kritisierten die Delegierten, dass die in Ludwigshafen erscheinende „Arbeiter-
Zeitung“ im Sinne der Parteiführung redigiert würde. Weber: Wandlung, S. 180; Becker: KPD,
S. 41.
1517Brief des ZK an die BL der Pfalz, [12. 01. 1928], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 170-71.
1518Brief der Pol.-Leitung an die gesamte Parteimitgliedschaft des Bezirks Pfalz der KPD, 19. 01.
1928, SAPMO BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 183-85, hier Bl. 184.
1519Brief des ZK an alle Zellen- und Ortsgruppenleitungen des Bezirk Pfalz, 25. 01. 1928, SAPMO
BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 186-88, hier Bl. 186.
1520Vgl. SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/10, Bl. 3-5, 7, 8, 39, 54, 79, 92-94, 105, 106.
1521Vgl. SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/10, Bl. 6, 14-17, 85, 86.
1522Brief der [abgesetzten] BL Pfalz, i.A. Baumgärtner an das ZK der KPD, 02. 03. 1928, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 46 f.
1523Alarmruf der Weddinger Opposition. An alle Parteigenossen u. Genossinnen in Wedding und
Weissensee, Ende April 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 353-362, hier Bl. 353.
1524Auszug aus dem Lagebericht des Polizeipräsidiums, Abt. IA, Berlin, April 1928, StA Bremen,
4,65-511, Bl. 41 f., hier Bl. 42.
1525Schafranek: Landau, S. 193.
1526Weber: Wandlung, S. 150.
1527StaLu, Mappe 153 – Gedächtnisprotokolle: Hans Weber, Ludwigshafen.
1528Schafranek: Landau, S. 194.
1529Vgl. hierzu: Heinz Neumann an Ernst Thälmann und Philipp Dengel, 06. 11. 1927, in:
Weber/Bayerlein: Thälmann-Skandal, S. 99-105, hier S. 103 f.
1530Becker: Parteiopposition, S. 347. Nur drei Ortsgruppen blieben mehrheitlich bei der Opposition.
Siehe auch: Arbeiter-Zeitung (Ludwigshafen), 5. Jg., Nr. 79, 02. 04. 1928 und Nr. 82, 05. 04.
1928.
1531Schafranek: Landau, S. 194. Rakowski war sowjetischer Botschafter in Paris und soll auf dem
Weg nach Moskau einen Zwischenstopp in der Pfalz gemacht haben.
1532Arbeiter-Zeitung (Ludwigshafen), 5. Jg., Nr. 64, 15. 03. 1928.
1533Rote Fahne, 14. 03. 1928.
1534Weber: Wandlung, S. 181; Zimmermann: Leninbund, S. 84 f.; Becker: KPD, S. 41.
1535Zimmermann: Leninbund, S. 102.
1536KPD-Bezirk Pfalz, [abgesetzte] Bezirksleitung an alle Ortsgruppen und Zellen, 03. 04. 1928,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 52-54, hier Bl. 53.
1537Zimmermann: Leninbund, S. 84 f.
1538Schafranek: Landau, S. 194.
1539KPD-Bezirk Pfalz, [abgesetzte] Bezirksleitung an alle Ortsgruppen und Zellen, 03. 04. 1928,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 52-54, hier Bl. 53.
1540Fraktionsleitung der Weddinger Opposition auf dem Wedding an Leo Trotzki, 16. 05. 1929, TA
Harvard, bMS Russ 13.1, 3428.
1541Zimmermann: Leninbund, S. 119, Anm. 64; Becker: Parteiopposition, S. 346.
1542BL Pfalz-Wedd.-Opps. an das Zentralkomitee der KPD (Polbüro), 18. 04. 1928, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 55. Siehe auch: KPD-Bezirk Pfalz, [abgesetzte] Bezirksleitung an
alle Ortsgruppen und Zellen, 03. 04. 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 52-54, hier Bl.
54.
1543Arbeiter-Zeitung (Ludwigshafen), 5. Jg., Nr. 88, 14. 04. 1928.
1544Bezirksleitung Pfalz an das ZK der KPD, 16. 04. 1928, Privatarchiv Dr. Klaus J. Becker, Ordner
KPD, Bezirk Pfalz 1925-28.
1545Siehe: Bekanntmachung über die Wahlvorschläge für die Bezirkstagswahl, Ludwigshafen am
Rhein, 11. Mai 1928, StaLu, Pl 1928/5.
1546Arbeiter-Zeitung (Ludwigshafen), 5. Jg., Nr. 113, 14. 05. 1928.
1547Die Zahlen der zeitgleich stattfindenden Landtagswahl unterschieden sich nur unwesentlich: Die
KPD erhielt 31.956 Stimmen, die AKP 2.940. Becker: KPD, S. 42; Becker: Parteiopposition, S.
346. In Ludwigshafen war das Verhältnis zwischen KPD- und AKP-Stimmen wie folgt:
4.892:694 (Reichstagswahl), 4.729:687 (Landtagswahl), 4.671:666 (Kreistagswahl) und
4.714:627 (Bezirkstagswahl). Verwaltungsbericht des Bürgermeisteramtes Ludwigshafen a. Rh.
für die Jahre 1928/29 und 1929/30, bearbeitet vom Amt für Wirtschaft und Statistik,
Ludwigshafen 1932, S. 127.
1548Vgl. Zimmermann: Leninbund, S. 120.
1549Becker: KPD, S. 43.
1550Becker: KPD, S. 42. Anfang 1929 schätzte Urbahns in einem Brief an Trotzki die Größe der
Anhängerschaft auf 100 Personen. Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 5616.
1551Hans Weber an Leo Trotzki, 01. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5839. Laut Alexander
Müller erschien das Blatt sogar zweiwöchentlich. Alexander Müller an Leo Trotzki, 18. 03.
1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3424.
1552Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, [1929], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11,
Bl. 58-60, hier Bl. 59.
1553Schafranek: Landau, S. 198.
1554Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, [1929], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11,
Bl. 58-60, hier Bl. 59 f.
1555Schafranek: Landau, S. 198. Laut Well waren es einige Monate später 200 bis 250 Mitglieder in
der Pfalz und 50 bis 80 in Berlin, Roman Well an Leo Trotzki, 01. 03. 1930, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 5241. Doch er traute diesen Zahlen offenbar selbst nicht. Denn zwei Wochen später
schrieb er: „Jetzt gibt man schon für Wedding an – 100 – und für die Pfalz 400 Mitglieder.
Solch eine rasche Zunahme an Mitgliedern ist mir in der heutigen Situation nicht bekannt.“
Roman Well an Leo Trotzki, 17. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5242.
1556Becker: KPD, S. 405.
1557Becker: Parteiopposition, S. 346. Vgl. Ergebnisse der Stadtratswahl am 8. Dezember 1929 in
Ludwigshafen a. Rh., in: Verwaltungsbericht des Bürgermeisteramtes Ludwigshafen a. Rh. für
die Jahre 1928/29 und 1929/30, Ludwigshafen 1932, S. 128.
1558Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, [1929], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11,
Bl. 58-60, hier Bl. 59. Schafraneks Darstellung, wonach die politischen Aktivitäten der
Weddinger in der Pfalz „insgesamt stark zurückgingen“ (Schafranek: Landau, S. 194) erscheint
angesichts dessen wenig plausibel.
1559Zimmermann: Leninbund, S. 125.
1560Volkswille, 01. 12. 1928, zit. nach: Zimmermann: Leninbund, S. 125.
1561Kurt Landau an Leo Trotzki, 15. 09. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2564.
1562Auch die Leitung der Weddinger benannte im Jahr 1929 als Hauptanliegen: „Kampf für die
Wiederherstellung der revolutionären Parteidemokratie und die Wiederaufnahme aller
ausgeschlossenen linken Genossen. Und daraus folgt der Kampf gegen die internationale
Stalinfraktion.“ Fraktionsleitung der Weddinger Opposition auf dem Wedding an Leo Trotzki,
16. 05. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3428.
1563Hans Weber an Leo Trotzki, 01. 04. 1929, in: TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5839.
1564Alexander Müller an Leo Trotzki, 18. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3424: „Sie werden
gewiss die Tätigkeit der Weddinger Opposition in der KPD kennen, haben ja auch seiner Zeit
den Abgesandten derselben den Genossen Riese in Moskau persönlich kennen gelernt.“ Da
Riese im November 1926 am 7. EKKI-Plenum teilgenommen hat, wird die Begegnung
wahrscheinlich in diesem Rahmen stattgefunden haben.
1565Siehe unter anderem: Max Frenzel an Leo Trotzki, 31. 05. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1,
1107; Alexander Müller an Leo Trotzki, 18. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3424; Die
Fraktionsleitung der Weddinger Opposition auf dem Wedding (Alexander Müller, Fritz Jürgen,
Erwin Schober, Otto Kirstein) an Leo Trotzki, 16. 05. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3428;
Alexander Müller, Otto Kirstein und Erwin Schober an Leo Trotzki, 07. 01. 1930, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 3436; Hans Weber an Leo Trotzki, 01.04./21.04./17. 06. 1929, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 5839-5841; Leo Trotzki an die kommunistische Opposition der Pfalz, 13. 06.
1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 7900;
1566Schafranek: Landau, S. 194; Schüle: Trotzkismus, S. 62. Auch Thälmann mutmaßte in einem
Brief an Stalin und Bucharin, dass im Wedding „hinter den Führern der Opposition ohne
Zweifel einige russische Genossen stehen […] (bisher haben wir noch nicht ermitteln können,
um wen es sich handelt)“. Ernst Thälmann an Jossif Stalin und Nikolai Bucharin, 01. 12. 1927,
in: Weber/Bayerlein: Thälmann-Skandal, S. 106-111, hier S. 106.
1567Hans Weber an Leo Trotzki, 21. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5840.
1568Leo Trotzki: Die Internationale Revolution und die Kommunistische Internationale, hrsg. und
mit einem Vorwort versehen von Hans Weber, Berlin 1929. Siehe auch: Hans Weber an Leo
Trotzki, 01. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5839.
1569Hans Weber: Vorwort des Herausgebers, in: Leo Trotzki: Die Internationale Revolution und die
Kommunistische Internationale, Berlin 1929, S. 6-10, hier S. 7.
1570Schafranek: Landau, S. 197.
1571Kurt Landau an Leo Trotzki, 04. 12. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2558.
1572Kurt Landau an Leo Trotzki, 04. 12. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2558. Auch das
Pfälzische Oppositionsblatt „Der Pionier“ (Nr. 2-3, März 1930) berichtete, dass „unsere
Genossen in Berlin ihre Tätigkeit in der Partei mit verschärften Kräften wiederaufgenommen“
haben. Laut Schafranek: Landau, S. 201 hatte die Berliner Gruppe um die Jahreswende 1929/30
bereits wieder 50 Mitglieder.
1573Schafranek: Landau, S. 198.
1574In Webers Erinnerungen heißt es lediglich: „Seit meinem Ausschluss aus der KPD im Jahre
1928 gehörte ich bis zu meinem Eintritt in die SPD im Jahre 1946 keiner politischen Partei
mehr an.“ StaLu, Mappe 153 – Gedächtnisprotokolle: Hans Weber, Ludwigshafen. Schafranek:
Landau, S. 198 führt indirekt als Grund an, dass Weber „dauernd auf Geschäftsreisen war“.
1575Beitrittserklärung zur KPD von Hans Weber, 16. 10. 1930, Privatarchiv Dr. Klaus J. Becker,
Ordner KPD, Bezirk Pfalz 1928-30.
1576Schon im Verlauf des Jahres 1928 war Webers Bruder Joseph zur SPD übergetreten und kurz
darauf für die Sozialdemokraten erneut in den Landtag gewählt. Er starb im März 1932 in
Speyer.
1577Kurt Landau an Leo Trotzki, 04. 12. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2558.
1578Johann Schwalbach an Leo Trotzki, 20. 02. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4761. Siehe
auch das Schreiben von Alexander Müller und Johann Schwalbach an Leo Trotzki, 13. 02.
1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3438. Dort betonen die beiden, sie wollten „diese
Vereinigung je eher desto lieber“.
1579Alles: Trotzkisten, S. 25.
1580Anton Grylewicz an Kurt Landau, 04. 01. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 14726.
Ausführlich dargestellt hat die Reibereien: Schafranek: Landau, S. 198-202.
1581Kurt Landau an Leo Trotzki, 23. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2564.
1582Alles: Trotzkisten, S. 27.
1583Siehe hierzu: John Earl Haynes und Harvey Klehr: Early Cold War Spies. The Espionage Trials
That Shaped American Politics, New York 2006, S. 208-229.
1584Interview mit Herrn Professor Dr. med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich, aufgenommen durch
Dr. Werner Röder im Rahmen der Dokumentation zur Emigration 1933-1945, 29. 03. 1971, IfZ
München, ZS 2077, Bl. 1.
1585Lediglich in Schafraneks Landau-Biografie finden sich einzelne Hinweise auf die Existenz der
Gruppe (Schafranek: Landau, S. 226-228). Darauf aufbauend hat Falk Engelhardt auf wenigen
Seiten seiner Magisterarbeit deren Entwicklung skizziert (Engelhardt: Linksopposition, S. 37-
40). Zimmermann: Leninbund, S. 234 erwähnt die Gruppe, nennt sie aber fälschlicherweise
„Proletarische Einheit“.
1586Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 760.
1587Ausführlich zu Ackerknechts Biografie: Wolfgang und Petra Lubitz: Erwin Heinz Ackerknecht.
Bio-Bibliographical Sketch, http://www.trotskyana.net/Trotskyists/Bio-
Bibliographies/biobibl_ackerknecht.pdf (Zugriff am 25. 09. 2012).
1588Schafranek: Landau, S. 226.
1589Interview mit Erwin Ackerknecht, Bl. 1. Schon bei seinem Eintritt in die KPD war er
„misstrauisch, obwohl das noch die beste Zeit, die sogenannte ‚Versöhnler‘-Zeit war. Damals
versuchte die KPD einen gemäßigten Kurs zu steuern, und die Russen hatten kein besonderes
Interesse an einer Schweinerei in Deutschland […].“
1590Interview mit Erwin Ackerknecht, Bl. 2.
1591Ausführlich zu Schüsslers Biografie: Wolfgang und Petra Lubitz: Otto Schüssler. Bio-
Bibliographical Sketch, http://www.trotskyana.net/Trotskyists/Bio-Bibliographies/bio-
bibl_schuessler.pdf (Zugriff am 25. 09. 2012).
1592Interview mit Erwin Ackerknecht, Bl. 4 f.
1593Schafranek: Landau, S. 226. Well datiert die Herausbildung „unserer Gruppe“ auf „Ende 1926,
Anfang 1927“. Doch habe es darin „lange Zeit eine brandlerianische Strömung“ gegeben, „die
uns in der weiteren Entwicklung viel Schaden zufügte“. Roman Well an Leo Trotzki, 01. 10.
1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5233.
1594Schafranek: Landau, S. 226. Well schrieb im Oktober 1929, dass sich seine Gruppe „heute […]
aus ca. 20 Genossen zusammensetzt“, Roman Well an Leo Trotzki, 01. 10. 1929, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 5233.
1595Vgl. Briefkopf des Schreibens Roman Well an Leo Trotzki, 27. 10. 1929, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 5234: „Bolschewistische Einheit (Linke Kommunisten) – Seit Juni 1929 Ortsgruppe
des Leninbundes“. Zum Leninbund-Beitritt siehe auch: Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 11, Anfang
Oktober 1930.
1596Engelhardt: Linksopposition, S. 38 f.
1597Im Jahr 1938 gab er die politische Arbeit auf, wurde nach dem Krieg US-amerikanischer
Staatsbürger und avancierte zu einem hochdekorierten Medizinhistoriker, unter anderem
ausgezeichnet mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik und dem Ordre des Palmes
Académiques, eine der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um das französische
Bildungswesen.
1598Detailliert hierzu: Haynes/Klehr: Early Cold War Spies, S. 226 f.
1599Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 762.
1600Interview mit Erwin Ackerknecht, Bl. 2.
1601Alles: Trotzkisten, S. 63.
1602Schafrenek: Landau, S. 228; Deutscher: Trotzki, Bd. 3, S. 36 f.
1603Georges Vereeken: The GPU in the Trotskyist Movement, Clapham 1976, S. 29 f. Siehe auch
das Memorandum der EKKI-Kaderabteilung „über Trotzkisten und andere feindliche Elemente
in der Emigrantengemeinde der KPD“ vom 2. September 1936, abgedruckt in: William J.
Chase: Enemies Within the Gates? The Comintern and the Stalinist Repression, 1934-1939,
New Haven und London 2001, S. 163-174, zu Senin: S. 167. Interessanterweise wird hier die
Agententätigkeit des Litauers mit keinem Wort erwähnt.
1604Rita T. Kronenbitter: Leon Trotsky, dupe of the NKVD, in: Studies of Intelligence, 16. Jg.,
1972, Nr. 1, S. 15-61, hier S. 28.
1605In der Sowjetunion durfte die GPU erst ab Ende 1927 gegen oppositionelle Parteimitglieder
vorgehen. Vgl. Reiman: Geburt, S. 68-70.
1606Die Konferenz fand in Berlin statt. Der genaue Tagungsort ist jedoch unbekannt.
1607Einzig die anwesenden Königsberger gehörten zuvor weder dem Leninbund noch der
Weddinger Opposition an. Der Pionier, Nr. 2-3, März 1930. In einem Brief an Trotzki hieß es,
die „beiden oppositionellen Gruppen im Wedding“ hätten sich bereits im Januar 1930 vereinigt.
Unklar ist jedoch, ob es sich neben der Weddinger Opposition um die Leninbund-Minderheit
oder womöglich die Berliner Anhänger der Kötter-Gruppe handelte. Alexander Müller und
Johann Schwalbach an Leo Trotzki, 13. 02. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3438. In
Leipzig schloss sich mit Fritz Büchner ein prominentes Mitglied der Vogt-Kötter-Gruppe
(angeblich war er der lokale Leiter) der VLO an, doch sei es ihm nicht gelungen, weitere
Mitglieder seiner Gruppe mitzubringen. Reinhard: Einige Bemerkungen zu den Kapitulanten,
Februar 1933, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4241.
1608Ausführlich zur Konferenz siehe: Protokoll der Reichskonferenz der Weddinger-Pfälzer
Opposition und der Minderheit im Leninbund, 30. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1,
16207. Außerdem: Alles: Trotzkisten, S. 27-30, Schafranek: Landau, S. 203-205; Schüle:
Trotzkismus, S. 70 f.
1609Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930.
1610Schafranek: Landau, S. 317, Anm. 293 hält diese Zahlen unter Bezug auf Landau und Seipold
für realistisch. Alles: Trotzkisten, S. 28, Anm. 1, geht von 200 Mitgliedern bei der Gründung
aus. Der amerikanische Trotzkist Weisbord schrieb 1932, dass etwa 200 Leninbund-Mitglieder
den Weg zur VLO mitgegangen seien. Rechnet man noch die Unterstützer der Weddinger
Opposition hinzu, so kommt man in die Nähe der von Schafranek genannten Zahlen. Albert
Weisbord: A Report on the European Sections of the International Left Opposition, in: Class
Struggle. Official Organ of the Communist League of Struggle, Oktober 1932, S. 1-8, hier S. 4.
1611Protokoll der Reichskonferenz der Weddinger-Pfälzer Opposition und der Minderheit im
Leninbund, 30. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16207.
1612Schafranek: Landau, S. 205. Zur Konferenz siehe: Alexander: Trotskyism, S. 253 f.; Alles:
Trotzkisten, S. 34.
1613Siehe die Artikel „An die Mitglieder der KPD!“ sowie „Spaltung und Zerfall des Leninbundes“
in: Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930.
1614An die Mitglieder der KPD! In: Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930.
1615Siehe auch Zimmermann: Leninbund, S. 235.
1616Die Weddinger entsandten Otto Kirstein, Albert Kunter, Kurt Landau, Sascha Müller, Hans
Schwalbach und Erwin Schober (alle Berlin) sowie Max Frenzel und Johann Braun (beide
Pfalz) in das Gremium. Die Leninbund-Opposition war durch die Berliner Anton Grylewicz,
Oskar Hippe, Joseph Kohn (Joko), Richard Neumann, Alfred Schoeler und Oskar Seipold
sowie Ludwig Dörr aus Bruchsal und Roman Well aus Leipzig (ehemals Bolschewistische
Einheit) vertreten. Protokoll der Reichskonferenz der Weddinger-Pfälzer Opposition und der
Minderheit im Leninbund, 30. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16207. Der
Reichsausschuss wurde bei drei Enthaltungen und gegen die Stimmen von Hippe und Neumann
gewählt
1617Erklärung der Bezirksorganisation Pfalz „An die Leser und Abonnenten des ‚Pionier‘“, in: Der
Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930; Protokoll der gemeinsamen Sitzung der
Weddinger- und der Leninbund-Opposition, 23. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16206.
1618Der 1889 im polnischen Lodz geborene Sohn deutscher Eltern lebte seit 1907 in Deutschland,
wo er sich der Sozialdemokratie anschloss. Nach dem Krieg wurde er deutscher Staatsbürger
und gelangte im Jahr 1920 über die USPD zur KPD. Wegen seiner Beteiligung an
Aufstandsvorbereitungen für den Deutschen Oktober in Ostpreußen wurde er verhaftet und
1924 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Im Jahr 1927 vorzeitig freigelassen, übernahm er die
Funktion als Sektionschef des RFB in Ostpreußen. Ausführlich zur Biografie Seipolds:
Wolfgang und Petra Lubitz: Oskar Seipold. Bio-Bibliographical Sketch,
http://www.trotskyana.net/Trotskyists/BioBibliographies/bio-bibl_seipold.pdf (Zugriff am 23.
10. 2012).
1619Der Pionier, Nr. 2-3, März 1930.
1620Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 301.
1621Alles: Trotzkisten, S. 53, Anm. 2.
1622Alexander: Trotskyism, S. 412.
1623Oskar Seipold an Leo Trotzki, 16.12.1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4976.
1624Siehe Kapitel 6.5.1.
1625Immer wieder erschienen im „Kommunist“ Artikel hierzu, etwa: „Die faschistische Gefahr“ (1.
Jg., Nr. 5, Anfang Juli 1930), „Revolutionäre Einheitsfront gegen Diktatur-Regime,
Kapitaloffensive, Faschismus und Kriegsgefahr“ (1. Jg., Nr. 6, Ende Juli 1930), „Was ist
Sozialfaschismus?“ (1. Jg., Nr. 10, Ende September 1930) und „Was tun?“ (1. Jg., Nr. 11,
Anfang Oktober 1930). Siehe ausführlich hierzu: Kapitel 5.3.1.
1626Alles: Trotzkisten, S. 31.
1627Schafranek: Landau, S. 213; Alles: Trotzkisten, S. 32 f.
1628Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 11, Anfang Oktober 1930.
1629Oskar Seipold an Leo Trotzki, 25.11.1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4975.
1630Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 3, Ende Mai 1930.
1631Erklärung des Genossen Seypold, 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 17231.
1632StA Bremen, 4,65-266.
1633K.L.: Partei und Opposition in Deutschland, in: Bulletin International de l’Opposition
Communiste de gauche, Nr. 1, Ende August 1930, S. 13.
1634Weniger differenziert die Einschätzung von Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 34 f.: „Es war
die politische Generation der alten erfahrenen linken und ultralinken Kommunisten wie Anton
Grylewicz, Oskar Seipold, Josef Kohn, Oskar Hippe, Alfred Schöler, Georg Jungclas, Karl
Jahnke und Hans Schwalbach sen., Albert Kunter, Max Frenzel, die die neue Organisation
prägten.“
1635Schafranek: Landau, S. 217.
1636Johannes Schwalbach und Sascha Müller an Max Shachtman, 26. 03. 1930, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 15395.
1637Protokoll der gemeinsamen Sitzung der Weddinger- und der Leninbund-Opposition, 23. 03.
1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16206.
1638Kurt Landau an Leo Trotzki, 01. 05. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2565, zit. nach
Schafranek: Landau, S. 206.
1639Schafranek: Landau, S. 206-209; Schüle: Trotzkismus, S. 70-79; Bois: Vereinigte Linke
Opposition, S. 73-79.
1640Alles: Trotzkisten, S. 60.
1641Alles: Trotzkisten, S. 60 f.; Schafranek: Landau, S. 232.
1642Zur RGO-Politik: Flechtheim: KPD, S. 215-217.
1643Schafranek: Landau, S. 273; Alles: Trotzkisten, S. 61 f. Siehe auch: Thesen zur
Gewerkschaftsfrage (vorgelegt von der Bezirksleitung Sachsen), in: Bulletin International de
l’Opposition Communiste de gauche (Deutsche Ausgabe), Nr. 5, März 1931, S. 14-16.
1644Alles: Trotzkisten, S. 62.
1645Oskar Seipold an Leo Trotzki, 30. 06. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4972.
1646Oskar Seipold an Leo Trotzki, 17. 10. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4974.
1647Bereits während und kurz nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion zu Beginn des Jahres
1929 hatte sich Trotzki um eine Einreiseerlaubnis nach Deutschland bemüht. Die
Reichsregierung verwehrte sie ihm jedoch. Vgl. Trotzki: Mein Leben, S. 520, 523-526.
1648Leo Trotzki an Anton Grylewicz, 21.05.1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 8401.
1649Schafranek: Landau, S. 234.
1650Ausführlich hierzu: Schafranek: Landau, S. 135-145, v. a. S. 138. Ein anderer vermeintlicher
GPU-Agent in den Reihen der VLO war der Lette Valentin Olberg (zu dessen undurchsichtiger
Tätigkeit siehe: Schafranek: Landau, S. 383-400). Schon Pfemfert verdächtigte ihn, ein Agent
zu sein, und warnte Trotzki: „Wir müssen doch die Stalinhorde nicht unterschätzen. Sie wird
nichts unversucht lassen, um in unseren Reihen Spitzel zu haben und sei es auch nur, um über
unsere Adressenvorräte und unsere illegale Arbeit im Bilde zu sein.“ Franz Pfemfert an Leo
Trotzki, 01. 04. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.4, D 15. Siehe auch Ranc: Ramm-Pfemfert, S.
94. Büchner und Joko werden ebenfalls verdächtigt, im Dienste der GPU gestanden zu haben
(Schafranek: Landau, S. 226). Für Büchners Agententätigkeit spricht, dass Well gegenüber
Trotzki dafür plädierte, auch ihn in die Reichsleitung der VLO aufzunehmen. Roman Well an
Leo Trotzki, 06. 06. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5249: „Ein fester Charakter, sehr aktiv
und mit großen Erfahrungen in politischen, gewerkschaftlichen und kommunalen Fragen. Er ist
Arbeiter, Betriebsrat in der hiesigen großen Konsum-Bäckerei und erfreut sich einer großen
Popularität in der Arbeiterschaft.“
1651Alles: Trotzkisten, S. 63.
1652Schafranek: Landau, S. 229.
1653Schafranek: Landau, S. 136; Alles: Trotzkisten, S. 68.
1654Hierzu ausführlich: Alles: Trotzkisten, S. 64-66.
1655In die Reichsleitung wurden gewählt: Ackerknecht, Büchner, Frenzel, Jahnke, Kunter, Landau,
Maas, Markstahler, Müller, Plep, Schüssler, Schwalbach, Seipold, Wegner, Well und „Leon“.
Vgl. Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-
Leninisten), Nr. 2, Juli 1931, S. 2.
1656Ein resignierter Seipold schrieb an Trotzki: „Ich muss Ihnen mitteilen, dass dieser Kongress den
denkbar schlechtesten Eindruck auf mich sowie eine Reihe Delegierter gemacht hat […] als ob
eine Gruppe von Querulanten zusammengekommen sei, um sich einmal wahnsinnig
auszutoben“. Oskar Seipold an Leo Trotzki, 17. 10. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4974.
Trotzki kommentierte: „Die deutschen Dinge sind wirklich unerquicklich. Dass man die
Konferenz mit persönlichen, quasitheoretischen Vorwürfen beginnt und für längst überholte
persönliche Angelegenheiten ihre Zeit vergeudet, ist ein düsteres Zeugnis für die Leitung der
Opposition.“ Leo Trotzki an Oskar Seipold, 31. 10. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 10254.
1657Ausführlich: Alles: Trotzkisten, S. 66-69; Schafranek: Landau, S. 221-224, 252-257.
1658Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten),
Nr. 1, Juni 1931, S. 1.
1659Leo Trotzki an Anton Grylewicz, 01. 01. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 8402.
1660Oskar Seipold an Leo Trotzki, 26. 02. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4981.
1661Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten),
Nr. 1, Juni 1931, S. 1.
1662Karl Jahnke und Georg Jungclas an die Reichsleitung der LO, 13. 02. 1931, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 1746; Rundschreiben der RL an alle Ortsgruppen der LO der KPD (B.-L.), 05. 02.
1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 14104. Dort hieß es: „Von einer Veröffentlichung im
Kommunist wird abgesehen“. Dennoch findet sich im Kommunist, 2. Jg., Nr. 3, März 1931 eine
Kurznotiz über den Ausschluss. Offizieller Grund war der Verdacht auf finanzielle
Unregelmäßigkeiten. Mitte 1931 kam eine vom Internationalen Sekretariat der ILO
vorgeschlagene Kommission zu dem Ergebnis, „dass der Vorwurf […], die Gen. Jungclas u.
Jahnke hätten Gelder der Organisation veruntreut bzw. unterschlagen, nicht zutrifft“. Beide
wurden wieder aufgenommen. Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der
KPD (Bolschewiki-Leninisten), Nr. 2, Juli 1931, S. 9.
1663Schafranek: Landau, S. 285.
1664Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten),
Nr. 1, Juni 1931, S. 1.
1665Oskar Seipold an Leo Trotzki, 28. 03. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4983.
1666Deutscher: Trotzki, Bd. 3, S. 145.
1667Schafranek: Landau, S. 282. Gustave Stern erinnerte sich jedoch später, dass Sedow 1932 die
Berliner Gruppe geleitet habe. Gérard Sandoz: Ein Leben für die Verständigung. Politischer
Journalismus zwischen Berlin und Paris, hg. von Manfred Flügge, Marburg 1990, S. 35.
1668Leo Trotzki: Die Krise der deutschen Linksopposition. Brief an alle Sektionen der
Internationalen Linken Opposition, in: Schüle: Trotzkismus, S. 116-128 (gekürzt). Für eine
ungekürzte englische Version siehe: Leon Trotsky: The Crisis in the German Left Opposition,
in: Writings of Leon Trotsky. 1930-31, hg. von George Breitman und Sarah Lovell, New York
1973, S. 147-170.
1669Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten),
Nr. 2, Juli 1931, S. 1 f. Zu den genauen Kräfteverhältnissen siehe Schafranek: Landau, S. 285.
1670Außer Landau nahmen seine Unterstützer Müller, Kunter, Schwalbach und Maas nicht an der
Sitzung teil. Jahke, Frenzel und Plep konnten aufgrund finanzieller Probleme die Reise nach
Berlin nicht antreten. Vgl. Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD
(Bolschewiki-Leninisten), Nr. 2, Juli 1931, S.2. Siehe auch das Protokoll der erweiterten
Reichsleitung vom 31. 05. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16208.
1671Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)„
Nr. 2, Juli 1931, S. 3.
1672Alles: Trotzkisten, S. 72.
1673Engelhardt: Linksopposition, S. 58.
1674Laut Schafranek: Landau, S. 235 blieb Well bis Mai 1931 in der französischen Hauptstadt. Doch
existiert noch ein Brief von ihm aus Paris vom Juli 1931: Roman Well an Leo Trotzki, 15. 07.
1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5263.
1675Engelhardt: Linksopposition, S. 57
1676Service: Lenin, S. 278 u. 288. Zitate von S. 295.
1677Siehe beispielsweise die Einschätzung der politischen Polizei vom Oktober 1926: Neue
Internationale Oppositionspartei, 27. 10. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 18 f. Dort
heißt es, bei einem Treffen in der russischen Botschaft in Berlin sei beschlossen worden, dass
„die Hauptarbeit der Berliner Abteilung der GPU auf die Beobachtung der deutschen
Oppositionellen gerichtet werden soll.“ Zu diesem Zeitpunkt seien „fast sämtliche GPU-
Agenten in dieser Angelegenheit tätig“. In einem Schreiben der Botschaft an Moskau sei darum
gebeten worden, „die Zahl der GPU-Agenten auf 30 zu erhöhen“. Siehe auch: Opposition in
Deutschland, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 32.
1678Kaufmann u. a.: Nachrichtendienst der KPD, S. 140 schreiben, der innerparteiliche
Nachrichtendienst sei ein wichtiges „Instrument der Durchsetzung bolschewistischer Prinzipien
in der Kaderpolitik der KPD“ gewesen.
1679Wernicke: Radikallinke, S. 82: „Nach Unterlagen des Weimarer Geheimdienstes, der u. a. über
Quellen in der Berliner Botschaft der Sowjetunion verfügt hatte, wurden in den
Botschaftsräumen nicht nur Pläne mit der KPD-Führung über das konkrete Vorgehen gegen
oppositionelle Kräfte in- und außerhalb der KPD diskutiert, sondern auch die Schaffung
gezielter Liquidationsgruppen für Oppositionelle befohlen.“
1680Wolfgang Alles verzichtet vollständig darauf, auf die Entwicklung dieser Organisation
einzugehen (Alles: Trotzkisten, S.72, Anm. 1), ebenso Schüle: Trotzkismus. Alexander:
Troskyism, S. 414 widmet der Gruppe lediglich ein paar Zeilen. Auch Zimmermann:
Leninbund, S. 238 f. würdigt sie nur auf einer knappen halben Seite.
1681Schafranek: Landau, S. 288-300.
1682Nahezu der gesamte Bestand befindet sich in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in
Bonn, wo ich die Zeitschrift ausgewertet habe. Zudem besitzt die Universitätsbibliothek
Mannheim fast vollständig die Jahrgänge 1931 und 1932.
1683Schafranek: Landau, S. 288.
1684Gruppe Funke: Niederschrift einer Besprechung zwischen Ruth Schwalbach und Dr. Hans J.
Reinhardt, 27. Februar 1959, GDW Berlin. Gruppe Funke: Aussagen von Johann Schwalbach
gegenüber Dr. Hans J. Reinhardt, Februar 1960, GDW Berlin.
1685Alles: Trotzkisten, S. 73, Anm. 1 geht davon aus, dass die Gruppe aus 80 Personen bestand,
Schafranek: Landau, S.285 schreibt, dass die Zahl der Mitglieder des Landau-Flügels im Mai
1931 etwa 110 betragen habe. Für die gesamte Linke Opposition der KPD vor der Spaltung gibt
Schafranek 265 und Alles 230 Mitglieder an. Alexander: Troskyism, S. 414 behauptet, die
Landau-Gruppe habe etwa 300 Mitglieder gehabt – ohne allerdings einen Zeitpunkt zu
benennen. Zu hoch gegriffen scheint mir die Einschätzung aus einem Polizeibericht von März
1931, in dem die Gesamtmitgliederschaft der kurz vor der Spaltung stehenden LO mit 500 bis
600 angegeben wird. StA Bremen, 4,65-266.
1686Zimmermann: Leninbund, S. 238.
1687Becker: Parteiopposition, S. 346.
1688„Der Kommunist“ Nr. 6 erschien im Juli 1932, die nächste Ausgabe erst Ende September,
Anfang Oktober.
1689Schafranek: Landau, S. 288 u. 290.
1690Der Alleinvertretungsanspruch der Gruppe wird beispielsweise in folgender Erklärung deutlich:
„Am 23. Oktober [1931] hat die Gruppe ‚Permanente Revolution‘ eine Delegation zum ZK der
KPD entsandt und einen Brief im Auftrage der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD
(Bolschewiki-Leninisten) überreicht. Die Reichsleitung der Linken Opposition der KPD
(Bolschewiki-Leninisten) und die Redaktion des ‚Kommunist‘ stellen hiermit fest, dass die
Linke Opposition der KPD mit diesem Schritt der Gruppe ‚Permanente Revolution‘ nichts zu
tun hat. Sie überlässt den Parteigenossen das Urteil über diese bewusste Irreführung durch die
Gruppe ‚P.R.‘.“ Der Kommunist, 2. Jg., Nr. 7, November 1931.
1691Der Kommunist, 2. Jg., Nr. 5, Juli 1931.
1692Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 9, Juni 1932.
1693Schafranek: Landau, S. 290.
1694Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 3, März 1932.
1695Zur Kampf der Linkskommunisten gegen Hitler siehe Kapitel 5.3.
1696Ausführlich hierzu: Schafranek: Landau, S. 295-298.
1697Der Kommunist, 2. Jg., Nr. 8, Dezember 1931.
1698Siehe zu den Differenzen: Schafranek: Landau, S. 293 f.
1699Der Kommunist, 2. Jg., Nr. 7, November 1931. Siehe auch Schafranek: Landau, S. 291,
außerdem Kapitel 4.8.3.
1700Bis Dezember 1932 erschienen 18 Ausgaben. Im Oktober und November des Jahres war die
Zeitschrift allerdings für sechs Wochen verboten. Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 17, Dezember
1932.
1701Schafranek: Landau, S. 290.
1702Jacoby: Kaisers Schule, S. 175.
1703Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 7, April-Mai 1932. Laut Alles: Trotzkisten, S. 73, Anm. 1 hatten
sich schon unmittelbar nach der Spaltung einzelne linksoppositionelle Kommunisten aus
Harburg der Landau-Gruppe angeschlossen.
1704Zu den Harburg-Wilhelmsburger Oppositionellen: Gotthardt: Radikale Linke, S. 144-151.
Leider verfügt der Autor nur über sehr schemenhafte Kenntnisse des deutschen
Linkskommunismus.
1705Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 12, August 1932.
1706Gruppe Funke: Aussagen von Johann Schwalbach gegenüber Dr. Hans J. Reinhardt, Februar
1960, GDW Berlin.
1707Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 48.
1708Gruppe Funke: Aussagen von Johann Schwalbach gegenüber Dr. Hans J. Reinhardt, Februar
1960, GDW Berlin.
1709Becker: KPD, S. 45, Anm. 101.
1710Schafranek: Landau, S. 196. Leider ohne Beleg, andere Zahlen über die Größe der Gruppe für
die Zeit zwischen 1931 und 1933 existieren nicht.
1711Der Text der Rede ist veröffentlich in: Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 34, 5.
Dezemberwoche 1932. Ein Nachdruck findet sich in: Leo D. Trotzki: Die russische Revolution.
Kopenhagener Rede 1932, Wien 1975. Zur Reise siehe dort das Nachwort von Georg Jungclas,
S. 25-32. Dessen Text ist unter dem Titel „Die Kopenhagener Woche: November 1932“ auch
abgedruckt in: Jungclas: Dokumentation, S. 86-92. Ebenfalls zur Reise: Deutscher: Trotzki, Bd.
3, S. 179-186.
1712Zum Versuch, ein Visum für Deutschland zu erhalten, siehe beispielsweise Trotzkis
Korrespondenz mit dem Rechtsanwalt Kurt Rosenfeld, 28.02.-16. 04. 1929, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 4307-4313. Siehe außerdem das Telegramm von Leo Trotzki an Paul Löbe, 1929,
TA Harvard, bMS Russ 13.1, 8929: „Herrn Reichstagspräsidenten Loebe, Berlin. Bedauere
keine Gelegenheit gefunden haben mich praktisch Vorzuege demokratischen Asylrechts
belehren Trotzky“.
1713Leo Trotzki: Zur Situation der Linken Opposition. Brief an alle Sektionen, in: Ders.: Schriften,
Bd. 3.3, S. 322-346, hier S. 323 f.
1714Aus Deutschland waren anwesend: Erwin Ackerknecht, Anton Grylewicz, Oskar Hippe, Georg
Jungclas, Erich Kohn, Charly Munter, Helmut Schneeweiß, Otto Schüssler, „Klaus
Störtebecker“, Senin und Bruno Weinberg. Vgl. Schafranek: Landau, S. 325, Anm. 429.
1715Nach dem Bruch mit Landau stellten sie gemeinsam mit Fritz Büchner, A. Leon, Wilhelm
Markstahler, Franz Wegner und Adolf Senin die neue Reichsleitung. Alles: Trotzkisten, S. 78,
Anm. 6.
1716Anton Grylewicz: Die Entwicklung der deutschen Opposition (1932), in: Schüle: Trotzkismus,
S. 133-135, hier S. 133, gibt für den Sommer 1931 Gruppen in Berlin, Leipzig, Hamburg,
Königsberg, Goldap (Ostpreußen), Bruchsal und Hamborn an. Schafranek: Landau, S. 285
erwähnt zusätzlich noch Gruppen in Forst, Heidelsheim und Magdeburg. Auch Alles:
Trotzkisten, S. 73 nennt diese Gruppen und zudem noch eine in Bautzen. Schüle: Trotzkismus,
S. 82 weist jedoch darauf hin, dass Grylewicz im Juni 1932 den Aufbau von Gruppen in
Magdeburg, Heidelsheim und Bautzen für den Zeitraum „im Verlauf der letzten Monate“
datierte. Dementsprechend haben dort im Juni 1931 vermutlich noch keine LO-Ortsgruppen
existiert.
1717Grylewicz: Entwicklung, S. 133; Schafranek: Landau, S. 285; Alles: Trotzkisten, S. 73.
1718Alles: Trotzkisten, S. 73.
1719Der volle Titel lautete: Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD
(Bolschewiki-Leninisten). Sektion der Internationalen Linken Opposition.
1720Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, Nr. 1, Juni 1931, S. 1.
1721Alles: Trotzkisten, S. 74. Die unregelmäßige Erscheinungsweise wurde damit begründet, „dass
wir unsere geringen Kräfte an anderen Punkten (Wochenzeitung etc.) einsetzten mussten“.
Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, Nr. 6, Oktober 1932, S. 1.
1722Einige selbstkritische Bemerkungen zu dem inneren Leben und den Aufgaben der Opposition,
in: Schüle: Trotzkismus, S. 129-132, hier S. 130.
1723SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 77: „Zur besseren Durchführung der Arbeit und Entlastung
einzelner Genossen hat die RL eine Reorganisation der Arbeit der RL vorgenommen und zu
diesem Zweck 3 Kommissionen eingesetzt: 1. Polkommission, 2. Sekretariat, 3.
Parteikommission. Die Polkommission ist gleichzeitig Redaktionskommission. Das Sekretariat
setzt sich zusammen aus einem Mitglied der Polkommission, Orgleiter, Kassierer und
Litobmann. Die Parteikommission arbeitet völlig illegal und hat einen Vertreter in der
Polkomm[ission] und im Sekretariat“.
1724Einige selbstkritische Bemerkungen, S. 130 f.
1725Zur Geschichte der SAP und ihrer Vorläuferin, der „Klassenkampfgruppe“ in der SPD, siehe:
E.-V. Rengstorft: Linksopposition in der Weimarer SPD. Die „Klassenkampf-Gruppe“ 1928-31,
Hannover 1976; Hanno Drechsler: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands. Ein Beitrag
zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik, Hannover
1983; Florian Wilde: „Den nach Hoffnung hungernden Massen den Sozialismus als einzig
mögliche Rettung aus der Krise zeigen.“ Die Entwicklung der SPD-Linken von der
Klassenkampf-Gruppe zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), in: Marcel Bois und Bernd
Hüttner (Hg.): Beiträge zur Geschichte einer pluralen Linken, H. 1: Theorien und Bewegungen
vor 1968, Berlin 2010, S. 22-26. Das kurz nach der Wende erschienene Werk von Heinz
Niemann (Hg.): Auf verlorenem Posten? Zur Geschichte der Sozialistischen Arbeiterpartei,
Berlin 1991 setzt sich kritisch mit der DDR-Geschichtsschreibung zu dieser Gruppe
auseinander. Die Gruppe spielte später eine wichtige Rolle im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus. Auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt gehörte ihr zeitweilig an.
Zu Widerstand und Exil siehe unter anderem: Einhart Lorenz: Mehr als Willy Brandt. Die
Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands im skandinavischen Exil, Frankfurt a. M. 1997.
1726Alles: Trotzkisten, S. 135; Schüle: Trotzkismus, S. 102.
1727Grylewicz: Entwicklung, S. 134.
1728Alles: Trotzkisten, S. 135.
1729Ausführlich zum Verhältnis der LO zur SAP: Alles: Trotzkisten, S. 125-136; Bahne:
Trotzkismus in Deutschland, S. 188-192.
1730Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 4, Oktober-November 1931 u. Nr. 5, 01. 12. 1931.
1731Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 4, Oktober-November 1931. Bei der Gründungsversammlung
der SAP erklärte Max Seydewitz, die stalinisierte KPD sei für die aus der SPD
Ausgeschlossenen wegen ihrer mangelnden innerparteilichen Demokratie keine Alternative:
„Wenn wir den geringsten Versuch machen würden, einen Kampf in der KPD um eine
Änderung ihres Kurses zu machen, dann würden wir vielleicht zwanzigmal schneller aus der
KPD herausfliegen als aus der SPD.“ Zit. nach Wilde: Entwicklung der SPD-Linken, S. 24.
1732Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 5, 01. 12. 1931.
1733Im Wesentlichen sahen die Trotzkisten vier Flügel in der SAP: 1. einen pazifistischen Flügel, 2.
„eine Art Zentrum“ – dieses bestehe aus der KPO-Minderheit, die zur SAP übergetreten war
und „einigen linken Sozialdemokraten“, 3. einen linken Flügel, der bereit war mit der SAP zur
KPD zu gehen und 4. einen ultralinken „KAP-Flügel (die frühere rote Kämpfergruppe in der
SPD), der antiparlamentarisch eingestellt ist […]. Diese Wirrköpfe glauben, mit dem
Zauberwort ‚Räte‘ alle politischen Fragen lösen zu können“. Permanente Revolution, 2. Jg., Nr.
14, Mitte Juli 1932.
1734Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 5, 01. 12. 1931.
1735Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 7, Anfang April 1932.
1736Zu Maria Sevenichs Biografie: Grebing: Meyer-Sevenich.
1737Schmidt [Roman Well] an Leo Trotzki, 13. 09. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5278.
1738Oktober-Briefe, Nr. 2, Anfang September 1932, S. 2, zit. nach Alles: Trotzkisten, S. 133. Vgl.
auch: Der rote Kurier, Nr. 5, 1. Oktoberwoche [1932].
1739Paul Fischer an Leo Trotzki, 02. 11. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1010.
1740Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: „Unsere Stellung zur SAP“ (Permanente Revolution, 2. Jg.,
Nr. 4, Mitte Februar 1932), „KPD oder zweite Partei?“ (2. Jg., Nr. 5, Anfang März 1932), „Der
Zentrismus der SAP“ (2. Jg., Nr. 5, Anfang März 1932, sowie Nr. 6, Mitte März 1932), „Der
SAP-Parteitag“ (2. Jg., Nr. 7, Anfang April 1932) und „Noch einmal SAP-Parteitag“ (2. Jg., Nr.
8, Mitte April 1932).
1741Permanente Revolution, 2. Jg, Nr. 9, Anfang Mai 1932 und Nr. 10, Mitte Mai 1932.
1742Bahne: Trotzkismus in Deutschland, S. 191; Alles: Trotzkisten, S. 131. Im Herbst 1932
verstärkte die LO ihre Anstrengungen. Die „Permanente Revolution“ berichtete: „Besonders
erfreulich ist die Tatsache, dass sich sowohl in Frankfurt wie in anderen Städten in der SAP und
im SJV starke Strömungen für die LO bemerkbar machen. Es liegt an uns, diese zu erfassen
und für einen offenen Klärungsprozess in der SAP zu sorgen.“ Permanente Revolution, 2. Jg.,
Nr. 22, 2. Septemberwoche 1932. Der SJV (Sozialistische Jugendverband Deutschlands) war
der Jugendverband der SAP. Er hatte 8.000 bis 10.000 Mitglieder, was etwa einem Drittel der
Parteimitglieder entsprach. Keine andere Arbeiterpartei am Ende der Weimarer Republik hatte
eine im Vergleich zur Parteigröße derartig großen Jugendverband. Heinrich August Winkler:
Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930
bis 1933, Berlin und Bonn 1987, S. 406.
1743Protokoll der Reichsleitungssitzung, 22. 08. 1932, IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 984.
1744Erst seitdem wurde der Begriff „Entrismus“ verwendet. Vgl. Bensaid: Trotzkismus, S. 79, der
darauf hinweist, dass diese Politik – anders als häufig behauptet – keineswegs im Geheimen
erfolgte. Vielmehr vollzog sich der Entrismus „unter ‚gehisster Fahne‘, verteidigte offen seine
Ideen und organisierte klar identifizierbare Strömungen“. Siehe auch Deutscher: Trotzki, Bd. 3,
S. 258 f.; Callinicos: Trotskyism, S. 18 f. Callinicos bezeichnet den Eintritt in die SFIO als
„first use of the tactic of ‚entrism‘ by Trotskyists“.
1745Ihlau: Rote Kämpfer, S. 35-45.
1746Nachdem sie gegen die Beteiligung der Partei an der Reichstagswahl 1932 agitiert hatten,
kamen sie mit diesem Schritt einem Ausschluss wegen „organisationsschädigenden Verhaltens“
zuvor. Ihlau: Rote Kämpfer, S. 69-74.
1747Wilde: Entwicklung der SPD-Linken, S. 24.
1748Siehe zum Beispiel die populärwissenschaftliche Darstellung von Klaus Wiegrefe: „Nazis und
Kozis“, in: Spiegel Special Geschichte: Hitlers Machtergreifung, Nr. 1/2008, S. 36 f. Zum
Streik: Flechtheim: KPD, S. 225 f.
1749Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 27, 2. Novemberwoche 1932; Nr. 29, 4. Novemberwoche
1932.
1750Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 28, 3. Novemberwoche 1932.
1751Zu dem Treffen siehe Leo Trotzki: Zur Situation der Linken Opposition. Brief an alle Sektionen
(1932), in: Ders.: Schriften, Bd. 3.3: Linke Opposition und IV. Internationale (1928-1934), hg.
von Helmut Dahmer u. a., Köln 2001, S. 322-346, zu den Differenzen in Deutschland die
Seiten 336-340, sowie Alles: Trotzkisten, S. 146-150.
1752Schafranek: Landau, S. 243.
1753Leon Trotsky: The Crisis in the German Section, in: Writings of Leon Trotsky. 1932-33, hg. von
George Breitman und Sarah Lovell, New York 1972, S. 41-43.
1754Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 31, 2. Dezemberwoche 1932. Vgl. auch die Diskussion im
Protokoll der Reichsleitungssitzung, 08. 12. 1932, IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 984.
1755Vgl. Leon Trotsky: The Mistake of the International Secretariat, in: Writings of Leon Trotsky.
1932-33, hg. von George Breitman und Sarah Lovell, New York 1972, S. 65-67.
1756Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, Extraausgabe Nr. 1, Januar
1933.
1757Schafranek: Landau, S. 243.
1758Alles: Trotzkisten, S. 150.
1759Schafranek: Landau, S. 244; Alles: Trotzkisten, S. 150 f.
1760Alles: Trotzkisten; S. 151.
1761Permanente Revolution, 3. Jg., Nr. 4, 4. Januarwoche 1933. Noch im November 1932 war Senin
nach Moskau gereist und hatte einen Reisebericht verfasst, in dem er sehr eindrücklich die
Situation im Land beschrieb und nicht mit Kritik an der stalinschen Bürokratie sparte. Dieser
Bericht ist ebenfalls in dieser Ausgabe der „Permanenten Revolution“ abgedruckt.
1762Schafranek: Landau, S. 241.
1763Schafranek: Landau, S. 244.
1764Permanente Revolution, 3. Jg., Nr. 5, 1. Februarwoche 1933. Andere hatten schon früher
Verdacht geschöpft: Shachtman, der im März 1930 als Beobachter an der Gründungskonferenz
der VLO teilgenommen hatte, schrieb damals an Trotzki, dass es ihn nicht wundern würde,
wenn sich in näherer Zukunft ein oder zwei führende Mitglieder der Gruppe als stalinistische
Agenten entpuppen würden. Schafranek: Landau, S. 224. Allerdings nannte er keinen Namen.
Konkreter wurde Franz Pfemfert. Er warnte die Linke Opposition frühzeitig explizit vor Well.
Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 22. 01. 1933, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4132. Allerdings
wird aus dem Brief nicht ersichtlich, ob Pfemfert Well für einen Agenten hielt.
1765Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, Nr. 7, Januar/Februar 1933,
S. 9.
1766Schafranek: Landau, S. 245.
1767Der Kommunist, 4. Jg., Nr. 3, Februar 1933.
1768Permanente Revolution, 3. Jg., Nr. 4, 4. Januarwoche 1933.
1769Alles: Trotzkisten, S. 151.
1770Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, Nr. 7, Januar/Februar 1933,
S. 10.
1771Kershaw: Hitlers Macht, S. 58.
1772Andreas Wirsching: Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, München 2000, S. 34.
1773Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik, München und Wien 1984, S. 118. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass diese Angaben auf offiziellen Statistiken beruhen. Die – z. B. wegen
langer Arbeitslosigkeit – „Ausgesteuerten“ wurden gar nicht erfasst. Die reale Arbeitslosenzahl
war also noch höher als es in den offiziellen Statistiken zum Ausdruck kam.
1774Klönne: Arbeiterbewegung, S. 231 f.
1775Präsidium des Reichsverbands der Deutschen Industrie: Aufstieg oder Niedergang? Deutsche
Wirtschafts- und Finanzreform 1929. Eine Denkschrift, Berlin 1929, S. 12.
1776Klönne: Arbeiterbewegung, S. 232.
1777Klaus Schönhoven: Strategie des Nichtstuns? Sozialdemokratischer Legalismus und
kommunistischer Attentismus in der Ära der Präsidialkabinette, in: Heinrich August Winkler
(Hg.): Die deutsche Staatskrise 1930–1933. Handlungsspielräume und Alternativen, München
1992, S. 59-75, hier S. 74.
1778KPD (16,9 %) und SPD (20,4 %) kamen bei der Reichstagswahl im November 1932 zusammen
auf über 37 %, während die NSDAP etwa 33 % der Stimmen erhielt. Siehe: Kolb: Republik, S.
253.
1779Zimmermann: Leninbund, S. 196, Anm. 49.
1780Leo Trotzki: Schriften über Deutschland, hg. von Helmut Dahmer, Frankfurt a. M. 1971.
Außerdem hierzu: Ernest Mandel: Trotzkis Faschismusanalyse, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1977.
1781Zahlenangaben nach: Kolb: Republik, S. 252 f. (Tabelle „Ergebnisse der Wahlen 1919-1933“).
Die Vergleichswerte beziehen sich auf die Reichstagswahl 1928. Zu Berlin: Die Rote Fahne,
16. 09. 1930.
1782Flechtheim: KPD, S. 209.
1783Die Rote Fahne, 16. 09. 1930.
1784Leo Trotzki: Die Wendung der Komintern und die Lage in Deutschland, in: Ders.: Schriften
über Deutschland, S. 76-98, hier S. 82.
1785Udo Kuckartz: Der Aufstieg des Faschismus und die kommunistische Arbeiterbewegung in der
Endphase der Weimarer Republik. Eine vergleichende Analyse der Faschismustheorien Leo
Trotzkis und August Thalheimers, Magisterarbeit, Aachen 1978, S. 57.
1786Kay Lutze: Die Kritik Leo Trotzkis an der Haltung von SPD und KPD gegenüber dem
Nationalsozialismus 1930-1933, Magisterarbeit, Düsseldorf 1995, S. 74.
1787So beispielsweise in: Karl-Dietrich Bracher u. a. (Hg.): Deutschland 1933-1945. Neue Studien
zur nationalsozialistischen Herrschaft, 2., erg. Aufl., Bonn 1993, oder Klaus Hildebrand: Das
Dritte Reich, 2. Aufl., München und Wien 1980. Hildebrand (S. 125 f.) nimmt zumindest von
der Komintern-Linie abweichende marxistische Analysen wahr und stellt August Thalheimers
Faschismusverständnis vor.
1788Baruch Knei-Paz: The Social and Political Thought of Leon Trotsky, Oxford 1978, S. 354 u.
357.
1789Ian Kershaw: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick, erw. u.
bearb. Neuausgabe, Reinbek 1999, S. 53; Flechtheim: KPD, S. 222; Weber: Neues Interesse, S.
364.
1790Schuler-Jung: Politische Theorie, S. 385.
1791Anderson: Über den westlichen Marxismus, S. 141. Auch der Politikwissenschaflter Alex
Callinicos nennt Trotzkis Thesen „one of the greatest achievements of classical Marxism“.
Alex Callinicos: Plumbing the Depths: Marxism and the Holocaust, in: The Yale Journal of
Criticism, Vol. 14, 2001, No. 2, S. 385-414, hier S. 391. Ernest Mandel schreibt: „[…] unter
jener kleinen Zahl von Theoretikern, die Wesen und Funktion des Faschismus richtig erkannt
haben, nimmt Trotzki ohne Zweifel den ersten Platz ein.“ Mandel: Trotzkis Faschismusanalyse,
S. 13.
1792Kurt Tucholsky an Walter Hasenclever, 25. 07. 1933, in: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe, Bd.
20: Briefe 1933-1934, hg. von Antje Bonitz und Gustav Huonker, Reinbek 1996, S. 64-67, hier
S. 66.
1793Leo Trotzki: Der einzige Weg, in: Ders.: Schriften über Deutschland, S. 346-410, hier S. 356.
1794Leo Trotzki: Soll der Faschismus wirklich siegen? Deutschland – der Schlüssel zur
internationalen Lage, in: Ders.: Schriften über Deutschland, S. 145-163, hier S. 159.
1795Leo Trotzki: Was ist Faschismus? (Aus einem Brief an einen englischen Genossen), in: Ders.:
Schriften über Deutschland, S. 141 f. Tatsächlich rekrutierte sich der deutsche Faschismus zum
großen Teil aus den Mittelschichten. So setzte sich im Jahr 1930 die NSDAP-Mitgliedschaft
wie folgt zusammen: Angestellte 24 %, Selbständige 18,9 %, Beamte 7,7 %, Bauern 13,2 %.
Der Anteil von Arbeitern unter den Parteimitgliedern lag bei 26,3 %. Vgl. Kolb: Republik, S.
117 f.
1796Vgl. hierzu: Mandel: Faschismustheorie, S. 24; Trotzki: Der einzige Weg, S. 356.
1797Leo Trotzki: Porträt des Nationalsozialismus, in: Ders.: Schriften über Deutschland, S. 571-580,
hier S. 576 u. 572.
1798Kuckartz: Aufstieg, S. 60.
1799Trotzki: Der einzige Weg, S. 358.
1800Leo Trotzki: Was nun? Schicksalsfragen des deutschen Proletariats, Berlin 1932, S. 5.
1801Trotzki: Der einzige Weg, S. 359.
1802Trotzki: Porträt des Nationalsozialismus, S. 575.
1803Trotzki: Soll der Faschismus wirklich siegen, S. 156.
1804Trotzki: Der einzige Weg, S. 360.
1805Trotzki: Die Wendung der Komintern, S. 80.
1806Trotzki: Soll der Faschismus wirklich siegen, S. 153.
1807Trotzki: Was nun, S. 5.
1808Trotzki: Die Wendung der Komintern, S. 95 f.
1809Vgl. Leo Trotzki: Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen? Brief an einen deutschen
Arbeiter-Kommunisten, Mitglied der KPD, in Ders.: Schriften über Deutschland, S. 164-175,
hier S. 170 f.
1810Vgl. Leo Trotzki: Gespräch mit einem sozialdemokratischen Arbeiter, in Ders.: Schriften über
Deutschland, S. 449-472, vor allem S. 461 f.
1811Trotzki: Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen, S. 172.
1812Für Trotzki war die Einheitsfront nicht nur eine Defensivstrategie. Ziel sei zwar die Abwehr des
Faschismus. Dennoch gebe ein durch die Selbstaktivität der Massen erfolgreich verlaufener
Abwehrkampf den Arbeitern auch das Selbstbewusstsein für weitere soziale Verbesserungen zu
kämpfen. Die Alternative zum Faschismus sei schließlich nicht die Präsidialdiktatur, sondern
letztendlich der Sozialismus. Trotzki: Was nun, S. 106-115.
1813Eine offizielle Faschismustheorie der SPD existierte nicht. Dennoch lässt sich eine
Mehrheitsposition feststellen. Lutze: Kritik, S. 17. Einige SPD-Mitglieder meinten im „linken“
Flügel der NSDAP progressive Kräfte zu entdecken und waren zu einer Zusammenarbeit bereit.
Sie stießen aber auf heftige Ablehnung seitens der Führung und blieben eine kleine Minderheit
in der Partei. Bärbel Hebel-Kunze: SPD und Faschismus. Zur politischen und organisatorischen
Entwicklung der SPD 1932-1935, Frankfurt a. M. 1977, S. 56. Insgesamt zum Verhältnis der
SPD zum Nationalsozialismus siehe: Wolfgang Pyta: Gegen Hitler und für die Republik. Die
Auseinandersetzung der deutschen Sozialdemokratie mit der NSDAP in der Weimarer
Republik, Düsseldorf 1989.
1814Vgl. Lutze: Kritik, S. 17-20.
1815Sozialdemokratischer Parteitag in Leipzig 1931 vom 31. Mai bis 5. Juni im Volkshaus.
Protokoll, Berlin 1931, S. 19.
1816Die Politik der SPD in den Endjahren der Weimarer Republik ist in der Forschung sehr
umstritten, ebenso der Anteil der Partei am Aufstieg des Faschismus. Doch ist hier nicht der
Platz, diese Kontroverse darzustellen. Vielmehr soll vor allem die Kritik Trotzkis und der
deutschen Linkskommunisten an der sozialdemokratischen Haltung skizziert werden. Siehe
hierzu ausführlich: Lutze: Kritik, S. 85-96. Zur Debatte über die Rolle der SPD siehe unter
anderem: Hebel-Kunze: SPD und Faschsimus; Winkler: Weg in die Katastrophe; Heinrich
August Winkler: Streitfragen der deutschen Geschichte. Essays zum 19. und 20. Jahrhundert,
München 1997, S. 71-92; Joachim Petzold: SPD und KPD in der Endphase der Weimarer
Republik: Unüberwindbare Hindernisse oder ungenutzte Möglichkeiten? In: Heinrich August
Winkler (Hg.): Die deutsche Staatskrise 1930–1933. Handlungsspielräume und Alternativen,
München 1992, S. 77-98; Heinrich Potthoff: Die Sozialdemokratie in den Anfängen bis 1945,
in: Ders. und Susanne Miller: Kleine Geschichte der SPD. Darstellung und Dokumentation
1848-1983, 5., überarb. u. erw. Auflage, Bonn 1983, S. 11-169, hier vor allem: S. 125-141;
Erich Matthias: Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, in: Ders. und Rudolf Morsey
(Hg.): Das Ende der Parteien. Darstellungen und Dokumente, Düsseldorf 1979, S. 99-278;
Georg Fülberth und Jürgen Harrer: Die deutsche Sozialdemokratie 1890-1933, Darmstadt und
Neuwied 1974, S. 220-252.
1817Reiner Marcowitz: Weimarer Republik 1929-1933, 2. Aufl., Darmstadt 2007, S. 64.
1818Gotthard Jasper: Die gescheiterte Zähmung. Wege zur Machtergreifung Hitlers 1930-1934,
Frankfurt a. M. 1986, S. 57.
1819Zur den verschiedenen „rechten“ und „linken“ innerparteilichen Kritikern der
Tolerierungspolitik ab Ende 1931 siehe Winkler: Weg in die Katastrophe, S. 471 f.
1820Zit. nach: Max Seydewitz: Es hat sich gelohnt zu leben. Lebenserinnerungen eines alten
Arbeiterfunktionärs, Bd. 1, Berlin (Ost) 1976, S. 235.
1821Vgl. Kapitel 4.8.3.
1822Vgl. Winkler: Weg in die Katastrophe, S. 646-680.
1823Die Situation sei mit der des Kapp-Putsches nicht vergleichbar. Matthias: SPD, S. 137 f.
1824Donny Gluckstein: The Nazis, capitalism and the working class, London u. a. 1999, S. 106.
1825Kolb: Republik, S. 253.
1826Eintrag vom 21. 07. 1932 in: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente, hg.
von Elke Fröhlich, Teil I: Aufzeichnungen 1924-1941, Bd. 2: 1. 1. 1931-31. 12. 1936, München
u. a. 1987, S. 208.
1827Dieses und die beiden folgenden Zitate nach Winkler: Weg in die Katastrophe, S. 868 f. Leider
ohne eindeutige Zuordnung der Quellen.
1828Trotzki: Was nun, S. 11.
1829Vgl. Leo Trotzki: Das deutsche Rätsel, in: Ders.: Schriften über Deutschland, S. 338-345, vor
allem S. 343 f.
1830Trotzki: Was nun, S. 10.
1831Trotzki: Was nun, S. 9 u. 11.
1832Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 15, 23. 07. 1932.
1833Trotzki: Was nun, S. 4.
1834Gluckstein: Nazis, S. 109. Gleichzeitig herrschte an der Basis eine Tendenz zum „individuellen
Terror“. Kommunisten überfielen politische Gegner (nicht nur Nationalsozialisten oder die
Polizei, sondern teilweise auch SPD-Mitglieder), manchmal kam es sogar zu politischen
Morden. Diese Tendenz verurteilte das ZK ausdrücklich. Vgl. Mallmann: Kommunisten, S. 375
f. Siehe auch Rosenhaft: Beating the Fascists.
1835Zur Faschismusanalyse und Politik der KPD Anfang der dreißiger Jahre siehe unter anderen:
Winkler: Weg in die Katastrophe; Mallmann: Kommunisten, S. 261-283, sowie S. 365-380;
Petzold: SPD und KPD; Gluckstein: Nazis, S. 109-119; Weber: Hauptfeind Sozialdemokratie;
Hermann Weber: Zur Politik der KPD 1929-1933, in: Manfred Scharrer (Hg.): Kampflose
Kapitulation. Arbeiterbewegung 1933, Reinbek 1984, S. 121-161; Siegfried Bahne: Die
Kommunistische Partei Deutschlands, in: Erich Matthias und Rudolf Morsey (Hg.): Das Ende
der Parteien. Darstellungen und Dokumente, Düsseldorf 1979, S. 655-739; Siegfried Bahne:
„Sozialfaschismus“ in Deutschland. Zur Geschichte eines politischen Begriffs, in: International
Review of Social History, 10. Jg., 1965, S. 211-245; Josef Spiegel: Die Faschismuskonzeption
der KPD 1929-1933. Eine Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung der
kommunistischen Presse, Münster 1986; József Wieszt: KPD-Politik in der Krise 1928-1932.
Zur Geschichte und Problematik des Versuchs den Kampf gegen den Faschismus mittels
Sozialfaschismusthese und RGO-Politik zu führen, Frankfurt a. M. 1976.
1836Bahne: Sozialfaschismus, S. 236.
1837Rote Fahne, 18. 11. 1931.
1838Werner Hirsch: Faschismus und Hitlerpartei, in: Die Internationale, 15. Jg., H. 1, Januar 1932,
S. 27-45, hier S. 31.
1839Bahne: Sozialfaschismus, S. 238.
1840Heinz Brahm: Trockijs Aufrufe gegen Hitler 1930 -1933, in: Jahrbücher für Geschichte
Osteuropas, Bd. 11, 1963, S. 521-542, hier S. 522.
1841Zur Entstehungsgeschichte des Begriffs siehe: Bahne: Sozialfaschismus und Lea Haro: Entering
a Theoretical Void: The Theory of Social Fascism and Stalinism in the German Communist
Party, in: Critique. Journal of Socialist theory, 39. Jg., Nr. 4, Dezember 2011, S. 563-582.
1842Rede des Genossen Sinowjew über die Lage in der KPD (in der Sitzung der Exekutive der
Komintern Januar 1924), in: Die Internationale, 7. Jg., H. 2/3: Sonderheft zum Reichsparteitag
1924, 28. 03. 1924, S. 33-47, hier S. 41.
1843Stalins These vom Sozialfaschismus (1924), in: Hermann Weber (Hg.): Der deutsche
Kommunismus. Dokumente, 2. Aufl., Köln und Berlin 1964, S. 180 f.
1844Gluckstein: Nazis, S. 109.
1845Die Kommunistische Internationale in Resolutionen und Beschlüssen, Bd. 2: 1925-1943,
Offenbach 1998, S. 371 u. 369, zit. nach Rogowin: Kriegskommunismus, S. 385.
1846Weber: Zur Politik der KPD, S. 129-145 unterscheidet acht Phasen in der Taktik der
Kommunisten.
1847Rote Fahne, 22. 03. 1931.
1848Vgl. Bahne: Sozialfaschismus, S. 233 f. Siehe hierzu auch Diers: Abendroth, S. 218.
1849Weber/Herbst: Kommunisten, S. 19.
1850Hoppe: Stalin, S. 34.
1851Weber: Zur Politik der KPD, S. 121. An anderer Stelle vermutet Weber, dass die ultralinke
Politik der KPD „gewisse Erfolge“ brachte, „weil das verzweifelte Heer der Arbeitslosen sich
ständig vergrößerte und viele radikalisierte Menschen ihre Hoffnung auf die KPD setzten.“
Weber: Wandlung, S. 239.
1852Weber: Stalinisierung, S. 235; Eumann: Kameraden, S. 133.
1853Andreas Dorpalen: SPD und KPD in der Endphase der Weimarer Republik, in: Vierteljahrshefte
für Zeitgeschichte, 31. Jg., 1983, S. 77-107, hier S. 86.
1854Weber: Zur Politik der KPD, S. 136, Bahne: Trotzkismus in Deutschland, S. 156.
1855Flechtheim: KPD, S. 218. Doch nur in Ausnahmefällen traten tatsächlich prominente Faschisten
zur KPD über – beispielsweise der ehemalige Reichswehroffizier Richard Scheringer. Winkler:
Weg in die Katastrophe, S. 308.
1856Eumann: Kameraden, S. 128.
1857Leo Trotzki: Gegen den Nationalkommunismus! Lehren des „roten“ Volksentscheids, 2. Aufl.,
Berlin 1932, S. 1.
1858Leo Trotzki: Die österreichische Krise, die Sozialdemokratie und der Kommunismus, in: Ders.:
Schriften über Detuschland, S. 53-66, hier S. 62.
1859Zimmermann: Leninbund, S. 198.
1860Trotzki: Was nun, S. 5.
1861Trotzki: Was nun, S. 16.
1862Trotzki: Die österreichische Krise, S. 57.
1863Trotzki: Die Wendung der Komintern, S. 94.
1864Trotzki: Die österreichische Krise, S. 61.
1865Conan J. Fischer: Gab es am Ende der Weimarer Republik einen marxistischen Wählerblock?
In: Geschichte und Gesellschaft, 21. Jg., 1995, S. 63-79, hier S. 78.
1866Trotzki: Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen, S. 175.
1867Druschba narodow, Moskwa, 1988, Nr. 3, S. 235, zit. nach: Fridrich Firsow: Das Eingreifen
Stalins in die Politik der Kommunistischen Partei Deutschlands, in: Klaus Schönhoven und
Dietrich Staritz (Hg.): Sozialismus und Kommunismus im Wandel. Hermann Weber zum 65.
Geburtstag, Köln 1993, S. 174-187, hier S. 179.
1868Rogowin: Kriegskommunismus, S. 386.
1869Einen guten Überblick über die Haltung Thalheimers und der KPO zum Faschismus gibt: Der
Faschismus in Deutschland. Analysen der KPD-Opposition aus den Jahren 1928-1933,
eingeleitet und herausgegeben von der Gruppe Arbeiterpolitik, Frankfurt a. M. 1973. Zum
Vergleich von Trotzki und Thalheimer siehe: Kuckartz: Aufstieg; Sarah Kröger: Die
Faschismustheorien von Leo Trotzki und August Thalheimer. Eine vergleichende Analyse,
unveröffentl. Abschlussarbeit, Hamburg 2005.
1870Bergmann: Gegen den Strom, S. 36. Zur Biografie Thalheimers: Theodor Bergmann und
Wolfgang Haible: Die Geschwister Thalheimer. Skizzen ihrer Leben und Politik, Mainz 1993;
Theodor Bergmann: Die Thalheimers. Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten,
Hamburg 2004; Jens Becker: August Thalheimer. Früher Kritiker der Stalinisierung, in:
Theodor Bergmann und Mario Keßler (Hg.): Ketzer im Kommunismus. 23 biographische
Essays, Hamburg 2000, S. 75-100.
1871Bergmann: Gegen den Strom, S. 152-156.
1872Alles: Trotzkisten, S. 115.
1873Gen. Stalin im Präsidium des EKKI zum Offenen Brief an die Mitglieder der Kommunistischen
Partei Deutschlands über die rechte Gefahr, in: Die Rote Fahne, 04. 01. 1929.
1874Gegen den Strom. Mitteilungsblatt der KPD, Ortsgr. Breslau (Opposition), Nr. 1, 17. 11. 1928.
1875Zu einer ersten Reichskonferenz im Gebäude des Preußischen Landtages erschienen 74
Delegierte. Es waren weitgehend erfahrene Parteikader der Gründergeneration: Von ihnen
hatten bereits 43 dem Spartakusbund angehört, 53 der Vorkriegssozialdemokratie, 62 waren
gewerkschaftlich organisiert. Bergmann: Gegen den Strom, S. 64.
1876Zum Zeitpunkt der Reichskonferenz am 29. 12. 1928 waren von den anwesenden 74 Delegierten
erst 17 aus der KPD ausgeschlossen, Weber: Wandlung, S. 219.
1877Tjaden: KPO, S. 100.
1878Weber: Wandlung, S. 218 f.
1879Bergmann: Gegen den Strom, S. 176 u. 580.
1880Wolfgang Abendroth: Vorwort, in: Gegen den Strom: Organ d. KPD-Opposition, Vollst. Nachdr.
in 3 Bd., Hamburg 1985, Bd. 1, S. 11*f.
1881Bergmann: Gegen den Strom, S. 208.
1882Im Januar 1930 erschien sie unter dem Titel „Über den Faschismus“ in „Gegen den Strom“.
Kröger: Faschismustheorien, S. 31.
1883Kuckartz: Aufstieg, S. 38.
1884A[ugust] Th[alheimer]: Die Krise des Parlamentarismus – das Vorspiel zur Krise der
bürgerlichen Herrschaft, in: Gegen den Strom, 2. Jg., Nr. 10, 09. 03. 1929.
1885Faschistische Diktatur über Deutschland, in: Der Faschismus in Deutschland, S. 198-202, hier S.
198.
1886Die sächsischen Wahlen, in: Gegen den Strom, 3. Jg., Nr. 26, 28. 06. 1930.
1887Bergmann: Gegen den Strom, S. 169.
1888Etwas entspannter war offenbar der Umgang der Mitglieder beider Gruppen miteinander, zum
Teil war das Verhältnis sogar kameradschaftlich. Des Öfteren besuchte man auch die
Veranstaltungen der anderen Gruppe. Mündliche Mitteilung von Joseph Bergmann, 20. 09.
2003. Der Linksoppositionelle Hippe schreibt, zur KPO hätten „nur lose Verbindungen“
bestanden. Hippe: Erinnerungen, S. 132; Siehe auch Schüle: Trotzkismus, S. 102.
1889Leo Trotzki: Gegen die Widersacher der Losung „Arbeiterkontrolle der Produktion“, in: Ders.:
Schriften über Deutschland, S. 138-140, hier S. 139.
1890Trotzki: Die Wendung der Komintern, S. 97.
1891Leo Trotzki: Nochmals über Brandler und Thalheimer, in: Ders.: Schriften über Deutschland, S.
743-749, hier S. 744.
1892Bergmann: Thalheimers, S. 234.
1893Angesichts dessen kann man der Behauptung von Bergmann: Gegen den Strom, S. 170 nur
bedingt folgen: „Erfreulicherweise hat die KPD(O) nie mit gleicher Münze zurückgezahlt,
sondern war immer bemüht, die Debatte auf das politische und theoretische Niveau zu heben.“
Treffender beschreibt Isaac Deutscher in einem Brief an Brandler den gegenseitigen Umgang:
„I still think that you are on this issue [Deutscher Oktober 1923] prejudiced against Trotsky. On
the other hand, I think that in later years Trotsky was also unjust and unfair to you.“ Isaac
Deutscher an Heinrich Brandler, 19.07.1952, in: Weber: Unabhängige Kommunisten, S. 130 f.
1894Zit. nach Bergmann: Gegen den Strom, S. 170. Leider gibt Bergmann keine Quelle an.
1895Heinrich Brandler an Isaac Deutscher, 08. 02. 1955 und 08. 12. 1954, in: Weber: Unabhängige
Kommunisten, S. 132-136, hier S. 133, sowie S. 123-130, hier S. 125.
1896Alles: Trotzkisten, S. 120. Diesen Vorwurf wiederholt auch noch zwanzig Jahre später die KPO-
Nachfolgeorganisation Gruppe Arbeiterpolitik. Isaac Deutscher an Heinrich Brandler, 19. 07.
1952, in: Weber: Unabhängige Kommunisten, S. 69-72, hier S. 71. Deutscher widerlegt dies
indem er in diesem Schreiben an Brandler darauf hinweist, dass Trotzki Elemente seiner
Faschismustheorie bereits zur Zeit des zweiten Kominternkongresses entwickelt habe.
1897Hartmut Beseler: Die Haltung der KPO zur Sowjetunion hinsichtlich ihrer inneren
Systementwicklung, Außenpolitik und Politik im Rahmen der Kommunistischen Internationale,
Berlin 1981, S. 170.
1898John Eric Marot: Trotsky, the Left Opposition and the Rise of Stalinism. Theory and Practice,
in: Historical Materialism, 14. Jg., 2006, H. 3, S. 175-206, hier S. 200.
1899Kuckartz: Aufstieg, S. 52.
1900Kröger: Faschismustheorien, S. 89 u. 92.
1901Siehe hierzu ausführlich: Alles: Trotzkisten, S. 115-124.
1902Seine Haltung zu Trotzki zusammenfassend schrieb Brandler: „Die Rolle, die Trotzki in der
Revolution von 1917 bis 21, bis Ende des Bürgerkriegs gespielt hat, kann niemand höher
einschätzen wie ich. Auch was er bis zum 4. Kongress für die K[ommunistische]
I[nternationale] geleistet hat, ist von entscheidender Bedeutung, obwohl ich nicht mit allen
Einzelheiten einverstanden bin. Im Kampf um die Nachfolge Lenins seit 1924 bin ich in
entscheidenden Fragen Gegner seiner Taktik gewesen, nicht nur in der Frage des deutschen
Oktober. Seine Tätigkeit in der Emigration habe ich als falsch bekämpft.“ Heinrich Brandler an
Isaac Deutscher, 20. 08. 1952, in: Weber: Unabhängige Kommunisten, S. 78f
1903Deutscher: Trotzki, Bd. 2, S. 116. Siehe auch Heinrich Brandler an Isaac Deutscher, 30. 06.
1954, in: Weber: Unabhängige Kommunisten, S. 116 f.
1904Kröger: Faschismustheorien, S. 87. Siehe auch: Mitteilungsblatt des Bezirks Westsachsen der
Linken Opposition der KPD, Nr. 1, 1931, S. 5 f. Brandler und Thalheimer wiederum hielten
Trotzkis Einschätzung für „schematisch“. Alles: Trotzkisten, S. 116.
1905Heinrich Brandler an Bruno Granz, 13.11.1927, FZH Hamburg, KPO-Archiv, Nr. 528, Bestand
GAP, Kasten T, Mappe 9: Brandler-Briefe: „[…] die Beschuldigung, dass Thalheimer und ich
Trotzkisten sind oder die trotzkistische Opposition [in Russland] jemals unterstützt haben, war
immer eine unwahre Behauptung. Ich habe sie zusammen mit Thalheimer schon 1924 […]
zurückgewiesen, wo die jetzigen deutschen Fraktionsgenossen von Trotzki und Sinowjew, die
Maslow und Ruth Fischer, sie ausstreuten, weil sie glaubten, damit besondere
Fraktionsgeschäfte zu machen.“ Siehe auch Bergmann: Thalheimers, S. 109.
1906Bergmann: Gegen den Strom, S. 168 f.
1907Tjaden: KPO, S. 221 f.
1908Keßler: Einheit des Kommunismus, S. 97. Ausführlich hierzu: Beseler: Haltung.
1909Der Kampf um Trotzkis Einreise nach Deutschland, in: Gegen den Strom, 2. Jg., Nr. 9,
02.03.1929.
1910Erst als Anfang des Jahres 1937 auch ihrem Verbündeten Nikolai Bucharin der Prozess gemacht
wurde, änderte die KPO ihre Position. Vgl. Tjaden: KPO, S. 336. Noch zwei Jahrzehnte später
erklärte Heinrich Brandler: „Wir waren stets der Meinung, dass die Liquidierung der russischen
Opposition nach 1934/35 weniger barbarisch möglich gewesen wäre. Aber wir haben trotz
dieser Barbarei Stalins, gegen die wir protestierten, zu mehr hatten wir keine Möglichkeit,
Stalin kritisch verteidigt.“ Heinrich Brandler an Isaac Deutscher, 29. 04. 1956, Weber:
Unabhängige Kommunisten, S. 148-150, hier S. 150.
1911Siehe auch: L. Trotzki: Ist das wirklich richtig? Ueber die „Zusammenarbeit“ der Rechten und
Linken in Deutschland, in: Gegen den Strom, 2. Jg., Nr. 16, 20. 04. 1929.
1912Kröger: Faschismustheorien, S. 92.
1913Tjaden: KPO, S. 221.
1914Deutscher: Trotzki, Bd. 3, S. 42.
1915Trotzki: Was nun, S. 109.
1916Grylewicz: Entwicklung, S. 134. Siehe auch den Brief von Reinhold Schuler an Oskar Seipold,
11. 02. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 15387. Demnach berichtete der Leiter des SJVD
(SAP-Jugend) im Bezirk Schlesien, dass „wir […] über 500 Trotzki-Broschüren umgesetzt
haben“.
1917Dabei handelte es sich um die 1931 veröffentlichten Schriften: „Die spanische Revolution“
(2.000 Exemplare), „Probleme der Entwicklung der USSR“ (1.500) und „Die spanische
Revolution und die ihr drohenden Gefahren“ (2.000). Grylewicz: Entwicklung, S. 134.
Interessanterweise nennt Grylewicz in einem etwa zur gleichen Zeit verfassten Brief an Trotzki
eine niedrigere Auflagenhöhe von „Was nun?“. Demnach erschien die Broschüre nur in zwei
Auflagen á 5.000 Stück. Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS
Russ 13.1, 1757. Siehe hierzu auch Kapitel 6.3.3.
1918Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 2, August 1931.
1919Die Rede ist dokumentiert in: Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, 15.
Bd.: 236. bis 248. Sitzung (9. Mai bis 10. Juli 1931), Berlin 1931, Sp.21607-21611. Dort
begründete Seipold auch, warum er dem kommunistischen Antrag den Landtag aufzulösen
trotzdem zustimmen wollte. In der Abstimmung wurden der KPD-Antrag (des Abgeordneten
Schwenk) und der Antrag von rechter Seite zusammengelegt. Dort hieß es: „Soll entsprechend
dem Volksbegehren ‚Landtagsauflösung‘’ und dem Urantrage Schwenk usw. […] der Landtag
aufgelöst werden?“ Seipold stimmt hier mit Ja (Sp. 21725-21734). Siehe auch: Permanente
Revolution, 1. Jg., Nr. 2, August 1931.
1920An alle Revolutionären Arbeiter! An alle Genossen der KPD, Flugblatt der Linken Opposition
der KPD (Bolschewiki-Leninisten), Bezirk Wasserkante, o. O., o. J. (1931). Eine Kopie des
Flugblatts befindet sich in meinem Besitz.
1921Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 3, September 1931.
1922Hippe: Erinnerungen, S. 130.
1923Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 52.
1924Vgl. auch Alles: Trotzkisten, S. 79. Alle Versuche der Parteibürokratie, die Bruchsaler Gruppe
um Paul Speck zu zerschlagen, scheiterten an deren starker Verankerung in der lokalen
Arbeiterschaft. Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 6, Mitte März 1932.
1925Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 4, Oktober-November 1931.
1926Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 5, Dezember 1931.
1927Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 4, Mitte Februar 1932.
1928Vgl. hierzu: Schüle: Trotzkismus, S. 98-101; Alles: Trotzkisten, S. 80-83; Hippe: Erinnerungen,
S. 126-128.
1929Hippe: Erinnerungen, S. 127. Zuvor war die gesamte Ortsgruppe des Leninbundes zur VLO
übergetreten, schreibt Zimmermann: Leninbund, S. 231.
1930Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 4, Mitte Februar 1932; Hippe: Erinnerungen, S. 127.
1931Alles: Trotzkisten, S. 81. Siehe auch: Roman Well an Leo Trotzki, 19. 01. 1932, TA Harvard
bMS Russ 13.1, 5271.
1932Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 10, Mitte Mai 1932.
1933Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 13, Anfang Juli 1932.
1934Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 12, Mitte Juni 1932.
1935Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 14, Mitte Juli 1932; Nr. 16, 1. Augustwoche 1932; Nr. 18, 3.
Augustwoche 1932; 3. Jg., Nr. 7, 3. Februarwoche 1933; Hippe: Erinnerungen, S. 127.
1936Schüle: Trotzkismus, S. 88-110. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 51 hat jedoch darauf
hingewiesen, dass Schüle zum Teil KPD-Vorfrontorganisationen fälschlicherweise als von der
Opposition geschaffene Einheitsfrontorgane ansehe.
1937Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 55.
1938Alles: Trotzkisten, S. 83.
1939Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 18, 3. Augustwoche 1932.
1940Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 23, 2. Septemberwoche 1932. Die SPD habe aber, so
berichtete die Zeitung weiter, die „Quittung für diese Politik“ bei den Reichstagswahlen
erhalten. Die Linke Opposition, die im Namen der KPD angetreten war, sei in Bruchsal auf
doppelt so viele Stimmen wie die SPD gekommen. Außerdem sei ihr Einfluss in den örtlichen
Gewerkschaften stark angewachsen.
1941In Köln, Rheinhausen und Hamborn beteiligte sich die Linke Opposition an diesen Komitees,
um unter den KPD-Mitgliedern für eine wirkliche Einheitsfront mit der Sozialdemokratie zu
werben. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 51. Zu Köln siehe auch: Wulff: Kritik, S. 93.
1942Schüle: Trotzkismus, S. 95.
1943Permanente Revolution, 2.Jg., Nr. 14, Mitte Juli 1932.
1944Abgedruckt ist der Aufruf in: Der Funke. Tageszeitung für Recht, Freiheit und Kultur,
25.06.1932.
1945Petzold: SPD und KPD, S. 91-94. Petzold weist im Zusammenhang mit den Akten darauf hin,
dass, da es sich „um interne Einschätzungen handelte, […] man bei den einschätzenden
Beamten neben eingehender Sachkenntnis ein höchstmögliches Maß von Objektivität
voraussetzen“ dürfe.
1946Alle Zitate: Petzold: SPD und KPD, S. 94.
1947Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und
Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933, Berlin 1996.
1948Volkszeitung, 11. 07. 1932, zit. nach Kurz: Feindliche Brüder, S. 394.
1949Weber: Zur Politik der KPD, S. 140.
1950Mallmann: Kommunisten, S. 365-380, hier S. 378.
1951Mallmann: Kommunisten, S. 372.
1952Mallmann: Kommunisten, S. 377.
1953Mallmann: Kommunisten, S. 373.
1954Zum Wachstum der LO siehe auch Schüle: Trotzkismus, S. 82-87.
1955Weisbord: Report, S. 4 gab nach einer Europareise im Oktober 1932 die Zahl der Mitglieder der
deutschen ILO-Sektion mit 500 an, im Mitteilungsblatt der Reichsleitung der Linken
Opposition der KPD, Nr. 7, Januar/Februar 1933, S. 10 wird die Mitgliederschaft mit etwa 700
angegeben. Nach der Ansicht von Alles: Trotzkisten, S. 77 waren es ungefähr 600. Dieser
Meinung schließt sich Schüle: Trotzkismus, S. 83 an. Broué: La thèse de Maurice Stobnicer, S.
6 und Alexander: Trotskyism, S. 416, die sich beide auf Stobnicers Dissertation stützen,
sprechen von ca. 700 Mitgliedern (Alexander sogar von exakt 706 Mitgliedern Ende 1932).
Laut Wulff: Grylewicz, S. 61, gab Hippe die Größe der Mitgliedschaft mit 1.500 Personen an,
Helene Jungclas habe sich an eine Größenordnung von etwa 1.000 erinnert. Auch Erwin
Ackerknecht geht von 1.000 Unterstützern Anfang 1933 aus (Interview mit Herrn Professor Dr.
med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich, 29. 3. 1971, IfZ München, ZS 2077, Bl. 7).
Zimmermann: Leninbund, S. 240 schätzt die Mitgliederzahl auf 500-600 Personen. Jedoch
stützt er sich auf einen Polizeibericht von März 1931, also aus der Zeit vor der Spaltung. StA
Bremen, 4,65-266.
1956Grylewicz: Entwicklung, S. 133.
1957Alles: Trotzkisten, S. 77.
1958Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 35. Zu Scholems Mitarbeit siehe auch: Roman Well an Leo
Trotzki, 15. 07. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5263, sowie Hoffrogge: Scholem, S. 346.
1959Hippe: Erinnerungen, S. 132. Darüber hinaus vermutet Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 35,
dass es sich bei den Mitgliedern der LO in Rinteln an der Weser um ehemalige Ultralinke
handelte. Allerdings habe sich nirgendwo ein ehemaliger Spitzenfunktionär der Ultralinken der
LO angeschlossen.
1960Interview mit Fritz Belleville in Basel, 29. 03. 1972, IfZ München, ZS 3008, Bl. 1.
1961Im Juni 1932 existierten Ortsgruppen (ab 4 Mitglieder) in Bautzen, Berlin, Beuthen, Bretten,
Bruchsal, Dinslaken, Erfurt, Erkenschwick, Friedrichsfeld, Gelsenkirchen, Goldap, Hamborn,
Hamburg, Köln, Königsberg, Leipzig, Magdeburg, Oranienburg, Rinteln an der Weser,
Zeuthern; sowie Stützpunkte (1-3 Mitglieder) in Bremerhaven, Breslau, Dresden, Düsseldorf,
Essen, Frankfurt, Freithal, Gera, Görlitz, Kaiserslautern, Karlsruhe, Lauenburg, Rheinhausen,
Solingen, Stettin, Stuttgart. In den folgenden Monaten bis Januar 1933 sind noch Gruppen in
Barmen-Wuppertal, Birkenwerder, Danzig, Halberstadt, Mainz, Mannheim, Neustadt a.H. und
Remscheid hinzugekommen. Grylewicz: Entwicklung, S. 133; Mitteilungsblatt der
Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, Nr. 7, Januar/Februar 1933; Permanente
Revolution, 3. Jg., Nr. 7, 3. Februarwoche 1933; Alles: Trotzkisten, S. 77; Schüle: Trotzkismus,
S. 83-85. Zur Gründung der Gruppe in Dresden: Weinhold: Bergsteigergruppe, S. 22. Berens:
Trotzkisten gegen Hitler, S. 35 nennt auch noch eine Gruppe in München. In einem Brief an
Trotzki erwähnt Grylewicz im Juni 1932 auch noch Gruppen im ostpreußischen Darkehmen
(heute: Osjorsk) und Heidelsheim (heute Stadtteil von Bruchsal). Anton Grylewicz an Leo
Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757.
1962Schüle: Trotzkismus, S. 85.
1963Grylewicz: Entwicklung, S. 134.
1964Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 2, Mitte Januar 1932: „Dies ist ohne Frage ein großer
Fortschritt, der umso erfreulicher ist, als er völlig durch eigene Kraft, ohne jede finanzielle
Unterstützung von irgendeiner Seite, erzielt wurde.“
1965Zwischen Juli und Dezember 1931 erschienen fünf Ausgaben. Im kommenden Halbjahr,
zwischen Januar und Juli 1932, stieg die Zahl auf 14. Vom 23. Juli 1932 bis zur 3.
Februarwoche 1933 erschien die „Permanente Revolution“ sogar in 27 Ausgaben. Insgesamt
kamen 46 (plus eine gefälschte) Ausgaben der Zeitschrift heraus.
1966Alles: Trotzkisten, S. 75; Schüle: Trotzkismus, S. 86. Weisbord: Report, S. 4 spricht jedoch noch
im Oktober 1932 von einer Auflage von 2.600. Laut Grylewicz lag sie im Juni 1932 bei 2.500.
Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757.
1967Alexander: Trotskyism, S. 416. Falls diese Angabe stimmt, hätte sich die Zahl der Abonnenten
seit Sommer 1932 verzehnfacht. Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 1757 berichtet nämlich für diesen Zeitpunkt von 300 Abonnenten.
1968Permanente Revolution, 3. Jg., Nr. 4, 4. Januarwoche 1933.
1969Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 54 f.
1970Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 56.
1971Tony Cliff: Trotsky, Bd. 4: The darker the night the brighter the star. 1927-1940, London u. a.
1993, S. 160.
1972Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 50.
1973Gruppe Funke: Aussagen von Johann Schwalbach gegenüber Dr. Hans J. Reinhardt, Februar
1960, GDW Berlin.
1974Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 1, Ende Januar – Anfang Februar 1932.
1975Sei die „Weimarer Koalition“ ein Bündnis zwischen Großkapital und Arbeiterklasse und die
Regierung Brüning eine reine Diktatur der Großbourgeoisie gewesen, so stelle der Faschismus
für den Leninbund ein Bündnis aus Groß- und Kleinbürgertum dar.
1976Zimmermann: Leninbund, S. 196.
1977Zimmermann: Leninbund, S. 216-218.
1978Hippe: Erinnerungen, S. 103.
1979Fahne des Kommunismus, 08. 08. 1931, zit. nach: Zimmermann: Leninbund, S. 200.
1980Fahne des Kommunismus, 15. 08. 1930, zit. nach: Zimmermann: Leninbund, S. 196.
1981Lenin-Bund (Linke Kommunisten): Aufforderung an die KPD – Eine Front gegen Hitler, in:
Weber: Dokumente, S. 393 f.
1982Zimmermann: Leninbund, S. 205.
1983Zimmermann: Leninbund, S. 209 f.
1984Zimmermann: Leninbund, S. 211-213.
1985Aufruf der Kommunistischen Oppositionsgruppen, in: Weber: Dokumente, S. 312f.
Unterzeichnet war das Papier von H. Gostowski (SAP), Waldemar Bolze (KPO) und Karl
Spicker (Leninbund). Zur Biografie Spickers: Der in Berlin lebende Kommunist hieß eigentlich
Dagobert Kleppel. Im Jahr 1925 verschaffte ihm die Rote Hilfe Dokumente mit dem
Decknamen Spicker, die er bis zu seiner Verhaftung am 9. November 1935 verwendete. Hans-
Reiner Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in
Berlin von 1933 bis 1945, Berlin 2007, S. 182 vermutet, dass Spicker nach der Haftendassung
ermordet wurde. Doch stattdessen flüchtete er im Jahr 1939 in die Sowjetunion, wo er auch
1968 noch lebte. Siehe hierzu den Brief von Dagobert Kleppel an das Zentralkomitee der SED,
12. 04. 1968, SAPMO-BArch, SgY 30/1437, BI. 1-3.
1986Aus Halle ist überliefert, dass sich die lokale KPD zumindest eine Zeit lang an den Aktionen
beteiligte. Vgl. Gegen den Strom, 5. Jg., Nr. 16, 30. 07. 1932. In dem KPO-Organ war zu lesen:
„Unsere Gruppe in Halle sandte ein Schreiben an die SPD, an den Ortsausschuss das ADGB,
die KPD, den Lenin-Bund und die SAPD.“ Zimmermann: Leninbund, S. 212, der diese Quelle
zitiert, macht daraus eine „von SAP, KPO und L[enin]B[und] angeregte Vorbereitung
gemeinsamer Aktionen“.
1987Vgl. hierzu auch Schüle: Trotzkismus, S. 79 f.
1988Permanente Revolution, 2. Jg., Nr. 4, Mitte Februar 1932.
1989Der Kommunist, 2. Jg., Nr. 3, März 1931.
1990Schafranek: Landau, S. 2 91.
1991Jasper: Gescheiterte Zähmung, S. 89.
1992Zimmermann: Leninbund, S. 221.
1993Zimmermann: Leninbund, S. 220-225.
1994Gerd Rühle: „Das dritte Reich“. Dokumentarische Darstellung des Aufbaus der Nation. Das
erste Jahr 1933, Berlin 1934, S. 29, zit. nach Flechtheim: KPD, S. 227.
1995Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 20. 03. 1933, in: in: Exner/Kapfner: Pfemfert, S. 324-326, hier
S. 325.
1996Zimmermann: Leninbund, S. 250.
1997Zur Widerstandstätigkeit der Gruppe: Schafranek: Landau, S. 357-365; Sandvoß:
Reichshauptstadt, S. 183-189; Jan Foitzik: Zwischen den Fronten. Zur Politik, Organisation und
Funktion linker politischer Kleinorganisationen im Widerstand 1933 bis 1939/40, Bonn 1986,
S. 65.
1998Schafranek: Landau, S. 300.
1999Foitzik: Zwischen den Fronten, S. 65.
2000Zur POUM siehe: Tosstorff: POUM.
2001Zu den genauen Umständen: Schafranek: Landau, S. 496-503.
2002Ulrich: Arbeitereinheitsfront, S. 104.
2003Zum Widerstand der Trotzkisten siehe: Alles: Trotzkisten, S. 155-162; Ulrich:
Arbeitereinheitsfront; Foitzik: Zwischen den Fronten, S. 65-69 u. 125-130; Weinhold:
Bergsteigergruppe; Berens: Trotzkisten gegen Hitler; Stefan Goch: Westdeutsche Trotzkisten
im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und im Exil, in: Internationale wissenschaftliche
Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 32. Jg., 1996, S. 143-171;
Knut Bergbauer: Von Zweifel und Zuversicht: Hanna und Walter Herz. Trotzkisten im
Widerstand, in: Hans Coppi und Stefan Heinz (Hg.): Der vergessene Widerstand der Arbeiter.
Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und
Zwangsarbeiter, Berlin 2012, S. 171-184; Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in
Charlottenburg, Berlin 1998, S. 62-66.
2004Sandoz: Leben, S. 37.
2005Foitzik: Zwischen den Fronten, S. 125.
2006Ulrich: Arbeitereinheitsfront, S. 105.
2007Epe erlangte unter dem Pseudonym „Walter Held“ Bekanntheit in der trotzkistischen Bewegung.
Zeitweilig arbeitete er im Exil auch mit Willy Brandt zusammen. Im Oktober 1942 wurde er in
der Sowjetunion erschossen. Zu seiner Biografie siehe: Wolfgang und Petra Lubitz: Heinz Epe.
Bio-Bibliographical Sketch, http://www.trotskyana.net/Trotskyists/Bio-Bibliographies/bio-
bibl_epe.pdf (Zugriff am 15. 03. 2013).
2008Unser Wort, 1. Jg., Nr. 1, Mitte März 1933; Ulrich: Arbeitereinheitsfront, S. 115.
2009Hippe: Erinnerungen, S. 131.
2010Goch: Trotzkisten, S. 151.
2011Zur Zerschlagung der Gruppe siehe Alles: Trotzkisten, S. 238-243. Zur KZ-Haft: Rodolphe
Prager: Die Trotzkisten in Buchenwald, in: Inprekorr, Nr. 284, Juni 1995, S. 32-35.
2012Vgl. Lubitz: Heinz Epe, S. 2.
2013Ulrich: Arbeitereinheitsfront, S. 131.
2014Schafranek: Landau, S. 351-357.
2015Vgl. Pierre Broué: Trotzkis Kampf für den Aufbau der IV. Internationale (1933-1940),
Dortmund 1982, S. 29.
2016Unser Wort, 1. Jg., Nr. 7, Mitte Juni 1933.
2017Bahne: Trotzkismus in Geschichte und Gegenwart, S. 77, Anm. 58.
2018Alles: Trotzkisten, S. 168.
2019Unser Wort, 1. Jg., Nr. 14, Anfang November 1933.
2020Siehe hierzu: Broué: Trotzkis Kampf, S. 31-37; Alles: Trotzkisten, S. 170-181.
2021Keßler: Ruth Fischer, S. 324-332.
2022Das Gründungsdokument ist abgedruckt in: Der Todeskampf des Kapitalismus und die
Aufgaben der IV. Internationale, in: Wolfgang Alles (Hg.): Die kommunistische Alternative.
Texte der Linken Opposition und IV. Internationale 1932-1985, Frankfurt a. M. 1989, S. 58-99.
Zur Entstehungsgeschichte der IV. Internationale siehe: Broué: Trotzkis Kampf; Pierre Frank:
Die Geschichte der IV Internationale, Hamburg 1968; Günter Wernicke: Trotzkismus versus
Stalinismus – Zur Genesis der Vierten Internationale, in: Z. Zeitschrift Marxistische
Erneuerung, 4. Jg., H. 16, Dezember 1993, S. 207-219.
2023Für einen Überblick über die diversen internationalen trotzkistischen Strömungen siehe:
www.broadleft.org/trotskyi.htm (Zugriff am 08. 10. 2013).
2024Zum Fanclub: www.bvb-fanclub-heinrich-czerkus.de (Zugriff am 27. 02. 2014).
2025Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 3, 01. 02. 1927. Siehe auch: Zimmermann:
Leninbund, S. 64. Zu Czerkus’ Biografie: Gerd Kolbe: Der BVB in der NS-Zeit, Göttingen
2002, S. 102-106.
2026E-Mail von Wilfried Harthan an mich, 30. 01. 2013.
2027Selbst hier stehen einige biografische Arbeiten noch aus – etwa zu Hugo Urbahns oder Hans
Weber.
2028Solch eine Kollektivbiografie hat Catherine Epstein für die KPD geschrieben. Ins Zentrum ihrer
Arbeit stellte sie die Lebensläufe von acht deutschen Kommunisten, die eine führende Rolle in
der Weimarer Zeit und später in der SED gespielt haben. Hierzu hat sie vor allem Erinnerungen
(Veteranen-Akten) aus der SAPMO ausgewertet. Catherine Epstein: The Last Revolutionaries.
German Communists and Their Century, Cambridge 2003. Zur Problematik der
Biografieforschung vor allem von Akteuren der Arbeiterbewegung siehe: Volker Depkat: Ein
schwieriges Genre: Zum Ort der Biografik in der Arbeitergeschichtsschreibung, in:
Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Nr. 45, 2011, S. 21-36. Er plädiert für
eine „Biografieforschung, die in der Einzelperson mehr sieht als bloß die Konkretisierung des
Abstrakten, und die deshalb auf die Binnendifferenzen innerhalb eines Milieus und innerhalb
einer Generation abzielt“ (S. 34).
2029Zum politischen Exil in Mexiko siehe: Benedikt Behrens: Ausstellung „Letzte Zuflucht
Mexiko“ in: Sozialismus, 40. Jg., 2013, H. 3, S. 61 f.
2030Weinhold: Bergsteigergruppe.
2031Vgl. „Schindlers Liste“ online unter:
http://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/stories/pdf/shindlers_list.pdf (Zugriff am 18. 04.
2013). Bergers Name befindet sich auf der ersten Seite. Zu Bergers Biografie siehe: Reinhard
Hesse (Hg.): „Ich schrieb mich selbst auf Schindlers Liste“. Die Geschichte von Hilde und
Rose Berger, Gießen 2013. Bergers Lebensweg hat sich auch Steffen Mensching in dem Roman
„Jacobs Leiter“ (Berlin 2003) genähert. Zu zwei Personen aus Bergers politischem
Freundeskreis, Hanna und Walter Herz, siehe: Bergbauer: Von Zweifel und Zuversicht.
2032Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 28f. Pionierarbeit diesbezüglich hat Ende der 1940er Jahre
Ossip K. Flechtheim geleistet: Flechtheim: KPD, S. 229-267.
2033Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 93. Ahnliche Probleme beschreibt Olaf Ihlau
beim Versuch, eine Sozialstruktur der Roten Kämpfer zu erstellen. Er konnte dabei auf die
Daten von 115 Mitgliedern der Gruppe zurückgreifen. Ihlau: Rote Kämpfer, S. 81. Siehe auch
Langels: Opposition, S. 255, Anm. 8.
2034Zimmermann: Leninbund, S. 12.
2035Die übrigen verteilten sich auf sechs Gruppen aus anderen politischen Traditionen (KPO, SAP,
ISK etc.). Foitzik: Zwischen den Fronten, S.225-239. Darüber hinaus hat Rüdiger Zimmermann
die Sozialstruktur der 150 Teilnehmer der Leninbund-Gründungsversammlung dargestellt.
Allerdings untersucht er nur deren Alter und den Zeitpunkt, zu dem sie in die
Arbeiterbewegung eingetreten sind. Ahnliches gilt für 171 Kandidaten des Leninbundes bei
verschiedenen Kommunal-, Provinzial- und Landtagswahlen. Hier hat er lediglich die soziale
Zusammensetzung anhand der Berufe dargestellt. Zimmermann: Leninbund, S. 103-106, 190 f.
2036Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 26-55, v. a. S. 33.
2037Besonders hilfreich: Weber/Herbst: Kommunisten bzw. die darauf basierende biografische
Datenbank deutscher Kommunisten online: http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/werwar-
wer-in-der-ddr-%2363%3B-l424.html. Um die Lebensdaten etlicher Berliner
Linkskommunisten zu ermitteln, erwies sich als ergiebig: Widerstand in Berlin gegen das NS-
Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon, hg. von der Geschichtswerkstatt der
Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des
Naziregimes und Hinterbliebener (BV VdN e. V) unter Leitung von Hans-Joachim Fieber, 12
Bde., Berlin 2004/2005. In den allermeisten Fällen konnte ich jedoch nicht auf bereits
publizierte biografische Skizzen zurückgreifen, sondern musste die Lebensdaten aus
verschiedenen Primär- und Sekundärquellen zusammentragen.
2038Vgl. Kapitel 4.3.
2039Der Geburtstag ist mir von 280 Linkskommunisten bekannt, der Sterbetag von 191, eine Person
lebte (zumindest im Jahr 2010) noch. Bei 313 konnte ich den zum Zeitpunkt der Aktivität in der
Opposition ausgeübten Beruf ermitteln. Darüber hinaus war es mir möglich, die politische
Karriere etlicher Oppositioneller nachzuzeichnen. Von 532 Personen ist das Jahr bekannt, in
dem sie in die Arbeiterbewegung eingetreten sind, bei 330 das Jahr, in dem sie Mitglied der
KPD geworden sind. Bei 267 Oppositionellen lässt sich zudem nachvollziehen, wann sie die
Partei verlassen haben. Siehe hierzu: Kapitel 6.1.2 und 6.1.3.
2040Bezirksleitung Nordwest an das ZK, 10. 02. 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/17/19, Bl. 42-45,
hier Bl. 44 f.
2041Lange: Berlin, S. 381 schreibt beispielsweise über die Linken: „Sie bildeten eine Gruppe von
Intellektuellen, die vorwiegend über die revolutionäre Theorie zur Arbeiterpartei gestoßen war.
Den disziplinierten, alltäglichen, mühevollen Kampf um die Mehrheit und Aktionseinheit des
Proletariats diffamierten sie als opportunistische Politik […].“ Siehe auch: Institut für
Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED: Geschichte der deutschen
Arbeiterbewegung, Bd. 4: Von 1924 bis Januar 1933, Berlin (Ost) 1966, S. 19. Dort heißt es,
die frühe KPD-Linke habe aus „zwei verschiedenartigen Strömungen“ bestanden: „eine
proletarische, zur Meisterung des Leninismus strebende“ um Thälmann und „eine
kleinbürgerlich-intellektuelle“ um Fischer, Maslow und Scholem.
2042Abendroth: Gespräche, S. 56.
2043Weber/Herbst: Kommunisten, S. 21.
2044Gotthardt: Radikale Linke, S. 149.
2045LaPorte: Stalinization, S. 576.
2046Sandvoß: Reichshauptstadt, S. 189.
2047Flechtheim: KPD, S. 253 schreibt, zur Zeit der RGO-Politik sei die KPD „weitgehend die Partei
der Erwerbslosen“ gewesen.
2048Leider ohne genaue Aufschlüsselung schreibt Becker: Spartakus, S. 413, hier seien 80 Prozent
der Mitglieder erwerbslos gewesen oder hätten sich innerbetrieblich passiv verhalten.
2049Scholem: Skizze, S. 134.
2050Hippe: Erinnerungen, S. 78.
2051Bericht von der Sitzung der Urbahnsgruppe am 14. 10. 1927 im Lokal Skalitzerstr. 126,
SAPMO-BArch, RY 1,1 3/1-2/64, Bl. 124 f.
2052Berens: Trotzkisten gegen Hider, S. 34.
2053Reuter: KPD-Politik, S. 87.
2054Langels: Opposition, S. 238 f.
2055Eine Untersuchung der sozialen Herkunft der Linkskommunisten ist leider nicht möglich, da nur
in den wenigsten Fällen der familiäre Hintergrund bekannt ist.
2056Eine differenzierte Unterteilung in Angelernte und Facharbeiter war hier aufgrund der fehlenden
Informationen nicht möglich. Lediglich Hilfsarbeiter konnten gesondert dargestellt werden.
2057Zum Vergleich: Foitzik: Zwischen den Fronten, S. 231-233 kommt bei der Auswertung seiner
Daten (Sample-Umfang: 38, also nur etwa ein Achtel der Werte, die ich auswerten konnte) auf
folgende Anteile unter den KPD-Linken: 10,8 Prozent akademische Berufe; 2,7 Prozent
Selbständige; 5,4 Prozent Künstler; 8,1 Prozent Journalisten; 2,7 Prozent mittlere Beamte,
Angestellte, Meister; 29,7 Prozent Funktionäre; 8,1 Prozent kaufmännische Angestellte; 10,8
Prozent Facharbeiter; 2,7 Prozent Arbeiter; 18,9 Prozent Schüler und Studierende. Die Zahlen
bei Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 35 zu 93 linken und ultralinken Funktionären decken sich
schon eher mit den von mir ermittelten Ergebnissen: 47,3 Prozent gelernte Arbeiter; 12,9
Prozent ungelernte Arbeiter; 8,6 Prozent Angestellte; 5,4 Prozent Handwerker, sonstige
Arbeitnehmer; 2,2 Prozent Bauern, Landarbeiter; 15,1 Prozent Akademiker, Lehrer, Techniker;
7,5 Prozent „Berufsrevolutionäre“; 1,1 Prozent Hausfrauen, unbekannt, sonstige
(Zusammenfassung und Prozentwerte von mir ermittelt).
2058In manchen Fällen ließen sich die Berufe nicht exakt zuordnen. „Bäcker“ oder „Gärtner“
konnten beispielsweise sowohl Gesellen als auch selbstständige Meister sein. Wenn in solchen
Fällen jedoch nicht explizit „Meister“ als Qualifikation angegeben war, wurden die
entsprechenden Personen als Facharbeiter klassifiziert.
2059Genaue Zusammensetzung: Arzt (1), Orthopäde (1), Historiker (1), Jurist (3), Lehrer (5),
Naturwissenschaftler (1), Pädagogin (1), Rechtsanwalt (2), Studienrat (1), Übersetzer (1),
Wissenschaftler (1).
2060Journalist (9), Maler und Schriftsteller (1), Musiker (2), Redakteur (2), Zeichner und
Kunstmaler (1).
2061Angestellte (2), Angestellte bei der Ortskrankenkasse (1), Bankangestellter (1), Buchhalterin
(2), Buchhändler (1), Büroangestellter (1), Getreidekontrolleur (1), Händler (2),
Inseratenfachmann (1), Kaufmännische Angestellte (11), Landwirt (1), Maschinenbauer (1),
Maurerpolier (1), Metzgermeister (1), Optiker (1), Sattlermeister (1), Staatsangestellter (1),
Teehändler (1), Verlagsgeschäftsführer (1), Verleger (1), Wirt (1), Zeitungshändler (2).
2062Gemeinderat (1), Parteifunktionär (6), Stadtrat (2), Stadtverordneter (3), Wanderredner (1).
2063Anstreicher (1), Arbeiter (27), Ausgeher (Bote, 1), Bäcker (2), Bauarbeiter (2), Baufacharbeiter
(1), Bauschlosser (1), Bergarbeiter (3), Bergmann (11), Brillenbauer (1), Buchbinder (3),
Buchdrucker (2), Chauffeur (1), Dachdecker (1), Dekorationsmaler (1), Dreher (5),
Eisenbahnarbeiter (1), Elektriker (2), Elektroschweißer (1), Fabrikarbeiter (5), Feinmechaniker
(1), Fuhrmann (1), Gärtner (3), Graveur (1), Gürtler (2), Hafenarbeiter (2), Hechler (1), Heizer
(4), Hüttenarbeiter (1), Kesselschmied (1), Klempner (1), Kraftfahrer (2), Krankenpfleger (1),
Kupferschmied (2), Laborant (2), Lackierer (2), Land- und Fabrikarbeiter (1), Maler (2),
Marmorschleifer (1), Maschinenarbeiter (4), Maschinenschlosser (1), Maschinensetzer (1),
Maschinist (1), Matrose (2), Maurer (6), Mechaniker (3), Metallarbeiter (4), Modelltischler (2),
Monteur (1), Müller (1), Portefeuiller (3), Schleifer (2), Schlosser (20), Schmied (9), Schneider
(5), Schrankenwärter (1), Schreiner/Tischler (5), Schriftsetzer (5), Schuhmacher (4),
Steinbrucharbeiter (1), Steinmetz (1), Stenotypistin (1), Straßenbahnarbeiter (3), Stuckateur (1),
Tapezierer (1), Töpfer (1), Verkäuferin (2), Weber (3), Werkzeugmacher (2),
Werkzeugmaschinenschlosser (1), Werkzeugschlosser (2), Zigarrenmacher (1), Zimmermann
(3), Zuschneider in einer Schuhfabrik (1).
2064Arbeiter/Tagelöhner (1), Hilfsarbeiter (2), Notstandsarbeiter (1), Reisender (1), Tagner (1).
2065Lehrling in Werbeagentur (1), Schüler (1), Student (11), Studienreferendar (1).
2066Im Jahr 1924 waren allein 35 bis 38 Prozent der KPD-Mitglieder in der linken Hochburg Berlin
erwerbslos. Klitscher: KPD in Berlin-Kreuzberg, S. 15.
2067Ich danke Sebastian Zehetmair dafür, dass er mich auf die in diesem Absatz dargestellte
Problematik hingewiesen hat.
2068Auf eine Auswertung der Katz-Anhänger (10) und der beiden Gruppen Bolschewistische
Einheit (3) und Entschiedene Linke (9) habe ich verzichtet, da das Sample zu klein gewesen
wäre.
2069Möglicherweise verfälscht hier ein vergleichsweise geringes Sample das Ergebnis. Alles:
Trotzkisten, S. 77 schreibt beispielsweise, die trotzkistische Linke Opposition der KPD sei
„eine fast reine Arbeiterorganisation“ gewesen.
2070Mallmann: Kommunisten, S. 96.
2071Broué: Deutsche Linke, S. 8. Ähnlich Langels: Opposition, S. 244: „Durch den Krieg
politisierte Arbeitergruppen ohne längere gewerkschaftliche Traditionen, die sich mit den
sozialrevolutionären Zielen des Linksradikalismus solidarisierten, an der praktischen
Organisationsarbeit aber wenig Interesse zeigten, bildeten das Fundament [der Ultralinken].“
2072Klaus Weinhauer: Revolution im Hamburger Hafen. Kollektive Interessenvertretung zwischen
Tarifpolitik und lokalen Ordnungen (1916-1924), in: Karl Christian Führer u. a. (Hg.):
Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918-1920, Essen 2013, S. 195-209, hier S.
199.
2073In der SPD verblieben hingegen die älteren Funktionäre. Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 27.
2074Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution, Berlin 1929, S. 265.
2075Koch-Baumgarten: Einleitung, S. 24.
2076Vgl. Kapitel 3.3.
2077Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 97 hat darauf hingewiesen, „dass besonders
jugendliche und vor dem Weltkrieg noch nicht organisierte Arbeiter zu dieser politischen
Disposition [dem Linksradikalismus, M.B.] neigten und dass gerade für weniger exponierte
Arbeiter das radikale Engagement episodenhaft blieb und ständig in politische Resignation
umzuschlagen drohte.“
2078Die Forschung unterscheidet zwischen vier politischen „Generationen“ der Weimarer Republik:
die vor der Reichsgründung 1871 Geborenen, die den Ersten Weltkrieg in der Heimat erlebt
hatten; die bis etwa 1885 Geborenen, die zwar zum Kriegsdienst eingezogen, aber häufig in der
„Etappe“ eingesetzt worden sind; die Generation der zwischen 1886 und 1901 geborenen
„Frontkämpfer“ und die zwischen 1902 und 1918 geborene Generation, die den Krieg während
der Kindheit erlebte. Vgl. Büttner: Weimar, S. 258.
2079Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 70. Wie jung die KPD-Mitgliedschaft war, macht der Blick
auf die Gesamtbevölkerung deutlich: Im Jahr 1925 waren hier nur 32,6 Prozent zwischen 20
und 39 Jahre alt. Das Führungskorps der KPD war im Jahr 1927 durchschnittlich 34 Jahre alt,
im SPD-Vorstand lag das Durchschnittsalter bei 56 Jahren (Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 26).
Die Leitungskader der Komintern kamen im gleichen Jahr auf ein Durchschnittsalter von 41,2
Jahren (Huber: Führungskorps, S. 205). Vgl. auch Winkler: Schein, S. 446, Tabelle 1.
2080Allerdings muss hier beachtet werden, dass das Sample Personen aufweist, die möglicherweise
1926/27 noch nicht Unterstützer der Opposition waren, sondern dies erst in den folgenden
sechs Jahren wurden.
2081Siehe beispielsweise Kessler: Ruth Fischer, S. 95, der schreibt, dass sich die Fischer/Maslow-
Gruppe auf die „jüngste politische (Teil-)Generation“ der Weimarer Republik stützen konnte.
Vgl. auch Angress: Kampfzeit, S. 288. Angress bezieht sich allerdings nur auf die
Führungsfiguren. Zu einem ganz anderen Bild kommt Hermann Weber bei der Auswertung des
Funktionärskorps der KPD. Dort waren die 100 linken und ultralinken Parteifunktionäre sogar
etwas älter als der Durchschnitt. Vor 1880 geboren: 8 Prozent (KPD gesamt: 8 Prozent); 1881-
1885: 18 Prozent (13); 1886-1890: 29 Prozent (23); 1891-1895: 26 Prozent (27); 1896-1900: 14
Prozent (22): nach 1900: 4 Prozent (7). Vgl. Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 26 u. 35
(Zusammenfassung von mir).
2082Wie oben gezeigt, waren sogar fast 17 Prozent von ihnen zur Zeit ihrer Aktivität in den Reihen
der Opposition noch Schüler, Auszubildende oder Studierende.
2083Süddeutschland = Bayern, Württemberg, Baden, Pfalz, Saar und Hessen; Mitteldeutschland =
Sachsen, Thüringen, Provinz Sachsen und Anhalt; Westdeutschland: Niederrhein, Ruhrgebiet
und preußische Rheinprovinz; Norddeutschland = Niedersachsen, Schleswig-Holstein,
Hamburg, Bremen und Mecklenburg; Ostdeutschland = Pommern, Schlesien, Ost- und
Westpreußen. Aufteilung angelehnt an Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 29.
2084In absoluten Zahlen: 21 von 195. Mit großen Abstand dahinter liegen Hamburg und Leipzig
(jeweils 5, was 2,6 Prozent entspricht).
2085Er liegt bei 50 Prozent: 11 von 22 im Ausland geborenen Linkskommunisten waren jüdischer
Herkunft.
2086Zu Sevenichs Biografie: Grebing: Entscheidung für die SPD.
2087Vgl. Kapitel 4.3, Tabelle 1.
2088So zum Beispiel Mallmann: Kommunisten, S. 18: „Es ist konstitutiv für das Verständnis des
deutschen Kommunismus, dass beide Arbeiterparteien der Weimarer Republik – SPD und KPD
– in der Sozialdemokratie des Kaiserreichs ihren gemeinsamen Ursprung hatten. Dies galt […]
für den größten Teil des Führungskaders und erheblicher Teile der Mitgliedschaft vor der
Weltwirtschaftskrise, wobei Ultralinke wie Fischer, Maslow und Neumann signifikante
Ausnahmen darstellten.“ Siehe auch Angress: Kampfzeit, S. 288, der allerdings nur über die
Führungsfiguren der Linken schreibt, ihnen habe „politische Erfahrung, Klassenstolz und
Reife“ gefehlt.
2089Gotthardt: Radikale Linke, S. 149. „Die Revolte der Novemberrevolutionäre 1929“ ist die
Überschrift des dazugehörigen Kapitels (S. 144-151).
2090Mallmann: Kommunisten, S. 118.
2091Gotthard: Radikale Linke, S. 149.
2092Hoffrogge: Scholem, S. 239 hat zudem darauf hingewiesen, dass einige der führenden Vertreter
der linken Opposition in Berlin (Anton Grylewicz, Paul Schlecht und Max Hesse) während des
Krieges den Revolutionären Obleuten angehört hatten.
2093Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 33 f.: So waren 49 linke und 23 ultralinke Funktionäre zwischen
1918 und 1920 Mitglied der USPD, jedoch lediglich 13 Linke und 9 Ultralinke bereits Mitglied
in der KPD.
2094Fünfzehn von ihnen waren sowohl Reichs- als auch Landtagsabgeordnete.
2095Neun Personen waren beides.
2096Inkl. Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft.
2097Maria Backenecker, Wolfgang Bartels, Max Benkwitz, Adam Ebner, Eugen Eppstein, Fritz
Esser, Ruth Fischer, Anton Grylewicz, Guido Heym, Iwan Katz, Georg Kenzler, Karl Korsch,
Hedwig Krüger, Gustav Müller, Arthur Nagel, Robert Neddermeyer, Wilhelm Obendiek, Kurt
Rosenbaum, Arthur Rosenberg, Paul Schlecht, Werner Scholem, Max Schütz, Wilhelm
Schwan, Ernst Schwarz, Max Strötzel, Hugo Urbahns, Karl Vierath.
2098Paul Bertz, Hans Bohla, Ruth Fischer, Iwan Katz, Georg Kenzler, Karl Korsch, Robert
Neddermeyer, Wilhelm Obendiek, Kurt Rosenbaum, Arthur Rosenberg, Heinrich
Schlagewerth, Paul Schlecht, Ernst Schneller, Werner Scholem, Max Schütz, Wilhelm Schwan,
Ernst Schwarz, Max Strötzel, Karl Tiedt, Hugo Urbahns, Karl Vierath. Anfang des Jahres 1928
rückte für den verstorbenen Hans Bohla der Leninbund-Mitbegründer Otto Weber nach. Die
meisten der Oppositionellen schlossen sich im Jahr 1926 zur Gruppe Linke Kommunisten im
Reichstag zusammen. Siehe hierzu Kapitel 6.4.4.
2099Siehe auch Kapitel 6.3.1.
2100Ich konnte zwar nur 31 Personen einem genauem „Kapitulationsjahr“ zuordnen, doch die
Gesamtzahl derjenigen, die irgendwann auf den Kurs der Parteiführung einschwenkten, war
deutlich höher. So schreibt auch Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 36: „Von den 1924 von der linken
Fischer-Maslow-Führung in den Apparat geholten Funktionären blieben viele in dieser
Fraktion, obwohl sie dadurch häufig wieder ihre Positionen verloren, die meisten machten
jedoch die Stalinisierung mit.“
2101Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 32, Anm. 45.
2102Ab 1946 in SBZ/DDR: SED.
2103Wernicke: Operativer Vorgang „Abschaum“, S. 291 f.
2104Keßler: Maslow, S. 31-40; Keßler: Ruth Fischer, S. 372-391.
2105Das arithmetisch ermittelte durchschnittliche Sterbejahr der Kriegsüberlebenden war 1968. Das
durchschnittliche Sterbejahr aller Linkskommunisten war 1949.
21061945 bis 1949: westliche Besatzungszonen, ab 1990: wiedervereinigtes Deutschland.
2107Inkl. der von Nazideutschland besetzten Gebiete. Der Sterbeort von Linkskommunisten, die
beispielsweise im KZ Auschwitz ermordet wurden, ist dementsprechend hier das Deutsche
Reich und nicht Polen.
21081945 bis 1949: Sowjetische Besatzungszone.
2109In absoluten Zahlen: 14 von 21.
2110Hierzu beispielsweise Ulrich Mählert: Kleine Geschichte der DDR, 6., überarb. Aufl., München
2009, S. 19: „Zunächst schien ausgerechnet die Sowjetische Besatzungszone zum Motor eines
demokratischen Neuanfangs in Deutschland zu werden.“
2111Von 40 ehemaligen Trotzkisten konnte ich den Sterbeort ermitteln. Kein einziger verbrachte
seinen Lebensabend in der DDR.
2112Karl ist der häufigste Vorname der von mir ermittelten Linkskommunisten. 65 trugen ihn.
2113Einen kurzen Überblick zur Lage der Frauen in der Weimarer Republik gibt Büttner: Weimar, S.
253-257.
2114Zur kommunistischen Frauenpolitik siehe: Silvia Kontos: Die Partei kämpft wie ein Mann.
Frauenpolitik der KPD in der Weimarer Republik, Basel und Frankfurt a. M. 1979; Gruppe
MAGMA: Angriff, S. 225-249.
2115Mallmann: Kommunisten, S. 131. Siehe auch: Weitz: Creating German Communism, S. 188.
2116Hierzu: Schalm: Ruth Fischer, S. 142-144; Weitz: Creating German Communism, S. 205-220.
Bei einer erweiterten Vorstandssitzung der Hamburger KPD im Februar 1922 wurde
beispielsweise einer Genossin vorgehalten, „dass die Frauen viel zu dumm wären, um diese
Fragen selbständig zu erledigen.“ Gemeint waren Themen, die direkt Frauen betreffen. Aus der
KPD, 21. 02. 1922, StA Hamburg, 331-1 I, 898, Bl. 41 f., hier Bl. 42.
2117Im Jahr 1930 beschloss die Parteiführung, dass ein Drittel aller Mandate der Bezirksparteitage
weiblichen Mitgliedern vorbehalten sein müsse. Ähnliches galt ab 1932 auch für die
Bezirksleitungen. Mallmann: Kommunisten, S. 138.
2118Mallmann: Kommunisten, S. 131; Winkler: Schein, S. 445. Siehe auch: Hans-Jürgen Arendt:
Weibliche Mitglieder der KPD in der Weimarer Republik – zahlenmäßige Stärke und soziale
Stellung, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 19. Jg., 1977, S. 652-660. Der
Frauenteil der KPD war im internationalen Vergleich sogar noch relativ hoch. Bei den
Kommunistischen Parteien Frankreichs (1937) und der Schweiz (1932) lag er jeweils bei sieben
Prozent. Lediglich die KP der USA war „weiblicher“. Im Jahr 1936 waren dort 26 Prozent der
Mitglieder Frauen. Vgl. Huber: Führungskorps, S. 202.
2119Weber: Wandlung, Bd. 2, S. 26 war hier der Anteil sieben Prozent. Weber/Herbst:
Kommunisten, S. 37 schreiben, dass von den 59 „Spitzenführern“ der KPD nur sieben Frauen
waren. Das entspricht einem Anteil von 11,9 Prozent. Gemeint sind hier die ehemaligen
Mitglieder des Polbüros sowie Mitglieder der Parteiführung der Frühphase. In den
Leitungsorganen der Komintern lag der Frauenanteil bei 4,2 Prozent. Huber: Führungskorps, S.
203.
2120Der Bürgermeister des Amtes Pelkum an den Herrn Landrat in Hamm (Westf.), 09. 01. 1928,
StA Münster, Reg. Arnsberg, Nr. 14443.
2121Vgl. Kapitel 4.3.
2122Zimmermann: Leninbund, S. 105.
2123Bei 171 erfassten Personen. Zimmermann: Leninbund, S. 190.
2124Von den Personen, deren Geschlecht ich ermitteln konnte, waren 933 männlich und 138
weiblich.
2125Schalm: Ruth Fischer, S. 142.
2126Kontos: Partei, S. 25. Das gilt zumindest für die rein programmatische Ebene. Weitz: Creating
German Communism S. 188-232 argumentiert jedoch, dass die Politik des Straßenkampfes in
der späten Phase der KPD eine große Rolle gespielt habe. Dies habe ein „männliches“
Kampfethos in der Partei gefördert, das sich in der politischen Kultur der Partei stark
niedergeschlagen und sie tendenziell zu einem „Männerbund“ gemacht habe.
2127Referent zu „Parlamentarismus oder Klassenkampf“ war ein Genosse namens Totleben.
Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 15, 26. 07.
1926.
2128Die Differenz zwischen der Gesamtzahl und der Summe aus Frauen und Männern ergibt sich
aus der Tatsache, dass in die Gesamtzahl auch die Daten von Personen eingeflossen sind, deren
Geschlecht unbekannt ist.
2129Nur von 17 Linkskommunistinnen sind mir die Berufe bekannt. Sie setzen sich wie folgt
zusammen: 2 Angestellte, 2 Buchhalterinnen, 1 Fabrikarbeiterin, 4 Hausfrauen, 1 Journalistin,
1 Pädagogin, 2 Schneiderinnen, 1 Stenotypistin, 1 Studentin, 1 Verkäuferin und 1 Weberin.
2130Die Geburtstage sind mir von 23 Linkskommunistinnen bekannt. Auch konnte ich nur von 17
Frauen die Todesdaten herausfinden.
2131Für die KPD sind aus dem Jahr 1932 folgende Zahlen überliefert: 12,1 Prozent der
Kommunistinnen wurden zwischen 1880 und 1889 geboren, 32,2 Prozent zwischen 1890 und
1899 und 45,5 Prozent zwischen 1900 und 1909. Arendt: Weibliche Mitglieder, S. 660.
2132Vergleiche auch Tabelle 18, Kapitel 6.2.
2133Nur ein geringer Teil der Veröffentlichungen zum deutschen Linkskommunismus stammt von
Frauen. Zu nennen wären die Arbeiten von Schüle: Trotzkismus und Weinhold:
Bergsteigertruppe. Ansonsten gilt das Angemerkte insgesamt für die Forschungen zur KPD-
Geschichte. Vgl. Bois/Wilde: Boom, S. 322.
2134Die Differenz zu der Gesamtzahl von 138 mir bekannten Linkskommunisten ergibt sich durch
die Tatsache, dass ich eine Person keinem Bezirk zuordnen konnte: die Korsch-Anhängerin
Edith Schwarz.
2135Kurzer Überblick: Büttner: Weimar, S. 258-267. Ausführlich: Detlev Peukert: Jugend zwischen
Krieg und Krise. Lebenswelten von Arbeiterjungen in der Weimarer Republik, Köln 1987.
2136Peukert: Jugend zwischen Krieg und Krise, S. 31.
2137Büttner: Weimar, S. 259.
2138Peukert: Jugend zwischen Krieg und Krise, S. 65.
2139Zum KJVD siehe: Barbara Köster: „Die junge Garde des Proletariats“. Untersuchungen zum
Kommunistischen Jugendverband Deutschlands in der Weimarer Republik, Diss., Bielefeld
2005 (online unter: http://pub.uni-bielefeld.de/luur/download?
func=downloadFile&recordOId=2303641&fileOId=2303644, Zugriff am 02. 07. 2013).
2140Peukert: Jugend zwischen Krieg und Krise, S. 235.
2141Vgl. Köster: Garde, S. 326, Tabelle 1.
2142Grundlage sind die Mitgliederzahlen von 1926; Köster: Garde, S. 328 f.
2143Hierzu: Köster: Garde, S. 72-89.
2144Köster: Garde, S. 87 u. 80. Hierzu auch Mallmann: Kommunisten, S. 187.
2145Mallmann: Kommunisten, S. 182; Köster: Garde, S. 122. Aus DDR-Sicht klang das
folgendermaßen: „Bereits vor seiner Berufung zum Vorsitzenden“ sei Ernst Thälmann bemüht
gewesen „in der Partei größeres Verständnis für die Arbeit unter der Jugend zu schaffen.“ Den
KJVD „galt es, mit Hilfe der Partei zu festigen, das ideologische Niveau zu heben und seine
Positionen in der Massenarbeit auszubauen.“ Zwischen den Zeilen kann man jedoch lesen, dass
das nicht so wie gewünscht gelang. Doch abgesehen von „dem Auftreten einer fraktionellen
Gruppierung um das Politbüromitglied Heinz Neumann“ Anfang der 1930er Jahre weiß der
Autor von keiner Opposition im Jugendverband zu berichten. Karl-Heinz Jahnke: Zum Anteil
Ernst Thälmanns an der Durchsetzung der Prinzipien marxistisch-leninistischer Jugendpolitik
in der KPD, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, 23. Jg., 1974,
gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe, H. 2, S. 143-148, Zitate von S. 144 f.
2146Richard Cornell: Revolutionary Vanguard. The Early Years of the Communist Youth
International, 1914–1924, Toronto 1982, S. 257-267 u. S. 282-290. Cornell schreibt Jacobs
Namen falsch („Jakobs“).
2147SAPMO-BArch, RY 1, I 4/1/51, Bl. 62, zit. nach Köster: Garde, S. 88.
2148Jungclas: Dokumentation, S. 50.
2149Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 17, Anfang Oktober 1926.
2150Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 9, 15. 05.
1926; Nr. 15, 26. 07. 1926; Nr. 16, 03. 07. 1926; Nr. 17, 10. 07. 1926
2151Herlemann: Kommunalpolitik, S. 74. Im Reichsausschuss der Entschiedenen Linken gab es mit
Erwin Klienchen auch einen Vertreter der Jugend; Reichskommissar für Überwachung der
öffentlichen Ordnung: Die entschiedene Linke, Juni 1927, BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 25.
2152Fahne des Kommunismus, 1. Jg, Nr. 38, 02. 12. 1927.
2153Köster: Garde, S. 260.
2154Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 3, Anfang Mai 1926. Die Resolutionen wurden bei 13
Gegenstimmen und 8 Enthaltungen angenommen.
2155Volkswille, 07. 03. 1928.
2156Weber/Herbst: Kommunisten, S. 731 f.
2157Volkswille, 31. 05. 1928.
2158Abschrift aus dem Bericht des R. Ko. In., Nr. 126, 20. 07. 1928, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 62-
65, hier Bl. 62.
2159Siehe beispielsweise: Volkswille, 31. 05. 1928
2160Der junge Leninist, Nr. 3, Mai 1928.
2161Vgl. SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 207.
2162Flugblatt der Linken Opposition des KJVD – Bolschewiki-Leninisten [Leipzig]:
Monatsprogramm, Oktober 1932, IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 993. Vgl. auch: Roman Well
an Leo Trotzki, 06. 05. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5247: „Den an Ostern
stattgefundenen Jugendtag in Leipzig haben wir propagandistisch ausgenutzt […]. Es besteht
die Möglichkeit, dass wir in der nächsten Zeit eine Jugendorganisation für uns gewinnen.“
2163Sandoz: Leben, S. 35.
2164Köster: Garde, S. 45.
2165Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 5, Ende Mai 1926.
2166Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 15, 24. 06. 1927.
2167Weber/Herbst: Kommunisten, S. 668, 694, 749 u. 896.
2168Volkswille, 14. 05. 1928.
2169Der junge Leninist, Nr. 3, Mai 1928.
2170Zur „ungewöhnlich guten Quellenlage“ siehe Köster: Garde, S. 27-33. Leider hat Köster in ihrer
Monografie darauf verzichtet die Rolle der Opposition im KJVD zu untersuchen.
2171Unter den mir namentlich bekannten Linkskommunisten konnte ich lediglich 19 mit Sicherheit
bestimmen, die zumindest während irgendeines Zeitpunkts der Weimarer Republik Mitglied
des KJVD waren.
2172Siehe den Hinweis von Wolfgang Abendroth auf seine Studienzeit an der Universität Frankfurt
am Main: Zu dieser Zeit (1924/25) sei die etwa zehn Mann starke Kommunistische
Studentenfraktion in der „Freien Vereinigung Sozialistischer Studenten“ in der Hand der
Ultralinken um Kurt Mandelbaum und Heinz Langerhans gewesen. Abendroth: Gespräche, S.
65, siehe auch S. 50 f.
2173Anfang der 1930er Jahre sank die Zahl, es wurden einige Bezirke zusammengelegt.
2174So schreibt Ulrich Neuhäußer-Wespy in seiner Studie über die nordbayerische KPD, dass diese
in den Fraktionsauseinandersetzungen nach dem Oktober 1923 „geschlossen der linken
Fraktion beigetreten“ sei (S. 167). Allerdings führt er deren Aktivitäten nicht weiter aus und
betont zudem an anderer Stelle, dass der Bezirk sich stets in Fraktionsauseinandersetzungen
zurückgehalten habe: „[…] diese Zurückhaltung konnte natürlich für den Bezirk nicht
Neutralität bedeuten, sondern Anpassung an die jeweils herrschende Linie“ (S. 166). Später
heißt es dann: „[…] um die Mitte der zwanziger Jahre konnte von einer innerparteilichen
Opposition im Parteibezirk keine Rede sein“ (S. 186). Erst ab 1929 existierte eine „richtige“
Opposition in der nordbayerischen KPD: die „rechte“, spätere KPO (S. 223-227). Zu beachten
ist, dass die KPD in Bayern zwischen November 1923 und Februar 1925 verboten war. Ulrich
Neuhäußer-Wespy: Die KPD in Nordbayern 1919-1933. Ein Beitrag zur Regional- und
Lokalgeschichte des deutschen Kommunismus, Nürnberg 1981.
2175Zahlen nach Weber: Wandlung, S. 367 f.
2176Koch-Baumgarten: Einleitung, S. 22.
2177LaPorte: Communist Party.
2178Bois: Tradition bewahrt, S. 123, Anm. 74.
2179Alle Zahlen nach Weber: Wandlung, S. 368-394.
2180Analog hierzu plädiert Ad Knotter die Existenz lokaler Hochburgen der KPD nicht nur
monokausal entweder durch die regionale Isolation der Gruppen oder durch das Wirken von
Führungspersönlichkeiten zu erklären. Vielmehr solle man auch regionale Besonderheiten
(„contextual features“) und gemeinschaftliche Anstrengungen („collective agency“)
einbeziehen. Ad Knotter: ‘Little Moscows‘ revisited. What we can learn from French and
German cases, in: Twentieth Century Communism. A journal of international history, Nr. 5,
2013, S. 175-192, Zitate von S. 177. Die Ausgabe von Twentieth Century Communism, in der
Knotters Artikel erschien, ist dem Thema „local communisms“ gewidmet. Siehe darin auch die
Aufsätze von Norman LaPorte (Local communisms within a global movement, S. 7-20) und
Andreas Wirsching (Comparing local communisms, S. 21-40).
2181Grundlage sind die Einwohnerzahlen von 1925, dem Jahr der Volkszählung.
2182Statistisches Taschenbuch der Stadt Berlin, hg. vom Statistischen Amt der Stadt Berlin, 2.
Ausgabe, Berlin 1926, S. 221.
2183Zahlen Berlin: Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 46; Westsachsen: LaPorte: Communist Party,
S. 373; Städte in der Pfalz: http://www.gonschior.de/weimar (Zugriff am 23.06.2010).
Ergebnisse für die beiden Wahlen 1924 (Mai und Dezember): KPD-Gesamt: 12,6 / 9,0 Prozent;
Ludwigshafen: 25,0 / 12,8 Prozent; Pirmasens: 20,9 / 19,1 Prozent; Speyer: 22,9 / 15,9 Prozent.
In der gesamten Pfalz lagen die Wahlergebnisse der KPD jedoch eher im Reichsdurchschnitt.
Vgl. Becker: KPD, S. 332 u. 405 sowie SAPMO BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 204. Die KPD in
Weißensee hatte die zweitniedrigste Zahl von Parteimitgliedern in Berlin. Hierbei muss jedoch
beachtet werden, dass Weißensee nach Zehlendorf der bevölkerungsärmste Bezirk war.
2184Im Wedding lag der Anteil der Arbeiter an der Gesamtbevölkerung bei 57,0 Prozent, in
Weißensee waren es 53,3 Prozent. Vgl. Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin, hg. vom
Statistischen Amt der Stadt Berlin, 3. Jg., 1927, Berlin 1927, S. 9.
2185Vgl. LaPorte: Communist Party, S. 41-47.
2186Zur Sozialstruktur des Bezirkes siehe: KPD-Bezirk Pfalz: Arbeits- und Agitationsplan zur
Durchführung der Wahlen, Mai 1928, SAPMO BArch, RY 1, I 3/25/9, Bl. 196-204, hier Bl.
198 f.
2187Aufgrund dieser langen Tradition bezeichnet sich die Stadt seit 2005 offiziell als „Waffenstadt
Suhl“.
2188Ulrike Schulz: Kurze Geschichte der Simsonwerke 1856-1935, in: Dies. (Hg.): Die Enteignung
der Firma Simson & Co, Suhl/Thüringen (1927-1935), Erfurt 2011, S. 9-12, hier S. 10.
Während des Krieges stieg die Zahl der Arbeiter sogar auf 6.000 an. Gerhard Kaiser:
Gemeinsame politische, soziale und militärische Aktionen der kommunistischen und
sozialdemokratischen Arbeiterschaft im Suhler Industrierevier, in: Klaus Kinner (Hg.):
Revolution – Reform – Parlamentarismus. Zeitgemäße Betrachtungen über die deutsche Linke
zwischen Revolutionarismus und Reformismus achtzig Jahre nach der Deutschen Revolution
1918/1919, der Konstituierung des deutschen Parteikommunismus und der Entstehung der
ersten deutschen Republik, Leipzig 1999, S. 77-89, hier S. 78.
2189Wirsching: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg, S. 166.
2190Erhard Lucas: Zwei Formen von Radikalismus in der deutschen Arbeiterbewegung, Frankfurt a.
M. 1976.
2191Lucas: Zwei Formen von Radikalismus, S. 30. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Steinkohle in
der Region entdeckt. Binnen weniger Jahre entstanden mehrere Zechen, eine Zinkhütte sowie
andere eisenerzeugende und -verarbeitende Betriebe. Ab den 1880er Jahren engagierte sich
Thyssen in dem Ort am Rhein. Nun explodierte die Bevölkerungszahl: Zählte Hamborn im Jahr
1895 noch 6.000 Einwohner, so waren es 15 Jahre später bereits mehr als 100.000. Dieses
Wachstum war „auch im Ruhrgebiet, das an solchen Rekorden reich ist, einmalig“, wie Lucas
betont.
2192Da Thyssen seinen Bedarf an Arbeitskräften nicht aus dem direkten Umland stillen konnte,
schickte das Unternehmen Werber nach Ostdeutschland, nach Österreich und auf den Balkan.
Im Jahr 1910 lag der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung bei 36,6 Prozent. Die
Zahl setzt sich zusammen aus 19,5 Prozent „Reichsausländern“, also Personen mit einer
fremden Staatsangehörigkeit, und 17,1 Prozent „Deutschpolen“, also Ausländern im ethnischen
Sinne. Vgl. Lucas: Zwei Formen von Radikalismus, S. 41.
2193Lucas: Zwei Formen von Radikalismus, S. 155.
2194Lennard Lüpke und Nadine Kruppa: Von der politischen Revolution zur sozialen
Protestbewegung: Die Revolution im Ruhrgebiet 1918-1920, in: Ulla Plener (Hg.): Die
Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland. Für bürgerliche und sozialistische Demokratie.
Allgemeine, regionale und biographische Aspekte, Berlin 2009, S. 102-130, hier S. 109.
2195Lucas: Zwei Formen von Radikalismus, S. 184.
2196Lucas: Zwei Formen von Radikalismus, S. 132.
2197Bei den folgenden Reichstagswahlen war das Verhältnis von KPD- zu SPD-Stimmen (in
Prozent): 27,3:19,6 (Dezember 1924); 36,2:19,9 (1928); 35,7:13,9 (1930); 39,4:11,8 (Juli 1932)
39,5:11,6 (November 1932). Lucas: Zwei Formen von Radikalismus, S. 245.
2198Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 24.
2199Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 35.
2200Koch-Baumgarten: Einleitung, S. 24.
2201Vgl. Kapitel 4.2.4.
2202Herlemann: Kommunalpolitik, S. 28.
2203LaPorte: Thälmann-Artikelmanuskript, S. 15 f. Auf große Empörung stieß vor allem Noskes
Haltung während der „Sülzeunruhen“ im Sommer 1919. Damals schickte er die Reichswehr
erst zu einem Zeitpunkt in die Stadt, als die Unruhen schon abgeflaut waren. Angeführt wurden
die Truppen von General Paul von Lettow-Vorbeck, einem berüchtigten Kommandeur der
Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika während des Ersten Weltkrieges. Ähnlich wie in Afrika
gingen seine Soldaten mit äußerster Brutalität vor, mehrere Tote waren die Folge. Siehe hierzu
die Darstellung von Uwe Schulte-Varendorff: Die Hungerunruhen in Hamburg im Juni 1919 –
eine zweite Revolution? Hamburg 2010.
2204Langels: Opposition, S. 83.
2205Vgl. Kapitel 4.5.3.
2206Kaiser: Gemeinsame Aktionen, S. 81 f. Kaiser meint jedoch fälschlicherweise, die Inschrift gebe
es bereits „seit dem Sieg der Arbeiterwehren“ im Jahr 1920.
2207Vgl. Kapitel 3.6.
2208Voß: Hamburger Aufstand, S. 38.
2209Insgesamt geriet die Hamburger KPD nach dem gescheiterten Aufstand in die Krise. Die
Parteiarbeit wurde durch die Inhaftierung führender Mitglieder behindert, zudem waren
zahlreiche Funktionäre untergetaucht Voß: Hamburger Aufstand, S. 42.
2210Ursula Büttner: Politik und Entwicklung der KPD in Hamburg, in: Angelika Voß u. a.: Vom
Hamburger Aufstand zur politischen Isolierung. Kommunistische Politik 1923-1933 in
Hamburg und im Deutschen Reich, Hamburg 1983, S. 55-108, hier S. 60. Das sollte sich auch
bis zum Ende der Weimarer Republik nicht mehr ändern. „Der Bezirk Wasserkante ist der
Ausgangspunkt der Thälmann-Fraktion im Reich“, berichteten Jungclas und Jahnke im Februar
1931 an Trotzki, „aus diesem Grunde ist es bisher noch keiner Fraktion gelungen, in Hamburg
und im Bezirk […] festen Fuß […] zu fassen.“ Die Personalpolitik Thälmanns spiele hierbei
eine wichtige Rolle. „Die gesunden Elemente von vor 1923“ befänden sich „an der Peripherie
der Partei“, sie seien „teilweise abgekämpft“ und daher „organisatorisch schwer zu erfassen“.
Der Leninbund, der zeitweilig 200 Mitglieder in der Hansestadt hatte, sei „rapide“
zurückgegangen. Georg Jungclas und Karl Jahnke an Leo Trotzki, 01. 02. 1931, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 2104. Weitere Gründe für die Schwäche der Opposition in Hamburg lassen
sich in einem politischen Lagebericht der Polizei vom Juli 1927 nachlesen: „Es besteht hier
zwar ein kleiner aktiver Stamm der Oppositionellen, dessen Tätigkeit aber durch scharfe
Gegenarbeit der Bezirksleitung stark behindert ist und auch deshalb nicht an Boden gewinnt,
weil der hiesige Hauptleiter der Bewegung, Urbahns, meist außerhalb Hamburgs weilt.“
Jungclas: Dokumentation, S. 49. Tatsächlich hatte Urbahns nach der Haftentlassung seinen
Wohnsitz nach Berlin verlagert – vermutlich weil er Reichstagsabgeordneter geworden war.
Vgl. Mitteilungsblatt (Linke Opposition der KPD), Nr. 1, Anfang Januar 1927, auf dessen
Titelseite „Hugo Urbahns, Berlin“ als Herausgeber angegeben war. Ab Ausgabe Nr. 2, Mitte
Januar 1927, befand sich dort ein Hinweis darauf, dass Überweisungen an Urbahns in „Berlin
NW 87“ zu tätigen seien. NW 87 war die Kennziffer des Postamts Berlin-Hansaviertel. Auch in
Urbahns Briefen an Trotzki aus dem Jahr 1929 ist Berlin als Absendeort angegeben. TA
Harvard, bMS Russ 13.1, 5610-5625.
2211Vgl. Kapitel 4.6.3.
2212Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 60-65.
2213Vgl. Kapitel 4.3.
2214Alle Zahlen sind in vorherigen Kapiteln bereits genannt und mit Quellenangabe belegt.
2215Zimmermann: Leninbund, S. 92 f.
2216Mitteilungsblatt für die Parteiarbeiter der KPD-Opposition (Linke KPD), 1. Jg., Nr. 22, 14. 08.
1926. Siehe auch Aufruf des Leninbundes: „Genossen! Stärkt die Kampfkraft des
Leninbundes“, in: Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 20, 18. 05. 1928.
2217Bahne: Opposition, S. 366.
2218Bezirksleitung Ruhrgebiet: Rundschreiben Nr. 3 zur innerparteilichen Situation, 01. 06. 1926,
HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926.
2219Bericht von der Urbahnsgruppe, 11. VB, 28.06.1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 117.
2220Bericht von der Funktionärssitzung der Urbahnsgruppe Neukölln, 08. 12. 1927, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 151.
2221Zimmermann: Leninbund, S. 103. Siehe auch Statut des Leninbundes, in: Die Aufgaben der
Linken Kommunisten. Beschlüsse der Reichskonferenz der Linken Kommunisten zur
Vorbereitung der Gründung des Leninbundes, Berlin 1928, S. 36-40, hier S. 39, §22: „Die
Geldmittel der Organisation werden durch Beiträge und durch besondere unter der Kontrolle
der Reichsleitung stehende Sammlungen aufgebracht.“
2222So heißt es in §25 des Statuts: „Wer mit seinen Beiträgen mehr als zwei Monate sich im
Rückstand befindet, steht außerhalb der Organisation.“ Statut des Leninbundes, S. 40.
2223HStA Düsseldorf, RW 58, Nr. 842, Bl. 45.
2224Büttner: Weimar, S. 824, Tabelle 22. Zahlen gerundet. Siehe auch Flechtheim: KPD, S. 191 zu
den Mitgliedsbeiträgen in der KPD.
2225Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz [1929], SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11,
Bl. 58-60, hier Bl. 60.
2226Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Lausitz an die Mitglieder des Unterbezirks Senftenberg, 21.
02. 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl.189-193, hier Bl. 189.
2227Vgl. Kapitel 4.5.1.
2228Oskar Seipold an Leo Trotzki, 21. 01. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4980.
2229Oskar Seipold an Leo Trotzki, 30. 06. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4972.
2230Georg Jungclas und Karl Jahnke an Leo Trotzki, 01. 02. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1,
2104.
2231Erwin Ackerknecht an Leo Trotzki, 31. 05. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 236.
2232Schüle: Trotzkismus, S. 151; Wulff: Grylewicz, S. 71.
2233Oskar Seipold an Anton Grylewicz, 25. 01. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 15403.
2234Zimmermann: Leninbund, S. 123.
2235Hedda Korsch an Michelangelo Pappalardi, 26. 10. 1927, in: Korsch: Briefe, S. 340-343, hier S.
341. Hedda Korsch an die Zeitschrift „Le Réveil communiste“, 14. 11. 1927, in: Korsch:
Briefe, S. 343-346, hier S. 344.
2236Hans Weber an Leo Trotzki, 17. 06. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5841.
2237SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 45.
2238Reichsleitung der LO an das Internationale Sekretariat, 14. 11. 1930, TA Harvard, bMS Russ
13.1, 14129.
2239Oskar Seipold an Leo Trotzki, 30. 06. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4972.
2240SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 57.
2241Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 13, Mitte Dezember 1930.
2242Der Kommunist, 2. Jg., Nr. 1, Mitte Januar 1931.
2243SAPMO-BArch, RY 1, I 2/707/134, Bl. 30-49, zit. nach Eumann: Eigenwillige Kohorten, S.
211.
2244Die Konferenz fand in der Nähe von Moskau statt. Aus konspirativen Gründen wurde Brüssel
als Tagungsort angegeben.
2245Referat des Genossen Pieck über „Erfahrungen und Lehren der deutschen Parteiarbeit im
Zusammenhang mit den Beschlüssen des VII. Weltkongresses der Kommunistischen
Internationale“, in: Protokoll der „Brüsseler Konferenz“ der KPD 1935. Reden, Diskussionen
und Beschlüsse, Moskau vom 3.-15. Oktober 1935, hg. von Erwin Lewin u. a., Bd. 1, München
1997, S. 74-132, hier S. 78.
2246Kasper Braskén: Willi Münzenberg und die Internationale Arbeiterhilfe (IAH) 1921 bis 1933:
eine neue Geschichte, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 11.
Jg., 2012, H. 3, S. 57-84, hier S. 79.
2247Flechtheim: KPD, S. 191.
2248Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 210.
2249Zu Münzenberg und der IAH siehe: Braskén: Münzenberg.
2250Zur AIZ siehe: Gabriele Ricke: Die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung. Gegenmodell zur bürgerlichen
Illustrierten, Hannover 1974; Heinz Willmann: Geschichte der Arbeiter-Illustrierten Zeitung
1921-1938, Berlin (Ost) 1974; Marcel Bois und Stefan Bornost: Kompromisslos auf der Seite
der Unterdrückten. Die Arbeiter-Illustrierte Zeitung, in: Bernd Hüttner und Christoph Nitz
(Hg.): Weltweit Medien nutzen. Medienwelt gestalten, Hamburg 2010, S. 185–194.
2251Karl Schlögel: Das Russische Berlin. Ostbahnhof Europas, München 2007, S. 184.
2252Weber/Herbst: Kommunisten, S. 630.
2253Volkswille, 02. 06. 1928; zit. nach Zimmermann: Leninbund, S. 123.
2254Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 15, 24. 06. 1927.
2255Kommunistische Politik, 1. Jg., Nr. 2, Mitte April 1926.
2256Siehe auch: Die Opposition in der KPD, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 20-25. Hier sind
allerdings nur einige wenige Zeitschriften aufgeführt.
2257Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 30.
2258Der rote Kurier, Nr. 5, 1. Oktoberwoche [1932].
2259Permanente Revolution, 3. Jg., Nr. 4, 4. Januarwoche 1933.
2260Bezirk Niederrhein der KPD: Arbeit der Brandlergruppe, der Versöhnler und des Leninbundes,
SAPMO-BArch, RY 1, I 3/20/22, Bl. 25.
2261Zimmermann: Leninbund, S. 125.
2262R. Well: Die deutsche Opposition in der Arbeit, in: Internationales Bulletin der
Kommunistischen Links-Opposition, Deutsche Ausgabe, Nr. 14, Anfang März 1932, S. 2-5,
hier S. 4.
2263Aus den Sektionen, in: Internationales Bulletin der Kommunistischen Links-Opposition,
Deutsche Ausgabe, Nr. 18, August 1932, S. 38 f.
2264Zimmermann: Leninbund, S. 124.
2265So fanden sich beispielsweise in der ersten Ausgabe (Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April
1930) folgende Artikel zu Theorie und Taktik: „An die Mitglieder der KPD!“, „Halbe Wendung
– Ganzer Opportunismus“ (Auseinandersetzung mit der Politik von Komintern und KPD), „Die
Vereinigungskonferenz der Linken Opposition“, „An die Mitglieder des Leninbundes! Offener
Brief von Leo Trotzki“, „Spaltung und Zerfall des Leninbundes“, „Kostprobe aus den
Beschlüssen d. EKKI“, „Die linke Opposition marschiert!“, „Zum internationalen
Zusammenschluss“, „Solidarisieren sich die Mitglieder der KPD mit dem Rachemord Stalins
an Blumkin?“ Die einzigen Artikel, die sich mit tagespolitischen Fragen auseinandersetzten,
waren: „Der Sturz der Müller-Regierung“ und „Zu den Betriebsrätewahlen“. Auch in den
folgenden Ausgaben war das Verhältnis ähnlich. Jedoch wurde nun zumeist ein tagesaktuelles
Thema als Aufmacher auf der ersten Seite platziert.
2266Bericht vom Bezirk Wasserkante an die RL der VLO, 12. 05. 1930, SAPMO-BArch, RY 1, I
5/4/2, Bl. 196.
2267Das galt auch für andere linkskommunistische Zeitungen. „Genossen! Schickt Beiträge zur
Diskussion und Berichte über Vorgänge in Eurem Bezirk!“, hieß es beispielsweise in der
Kommunistischen Politik, 1. Jg., Nr. 2, Mitte April 1926.
2268Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 15, 24. 06. 1927.
2269Zum Beispiel in: Volkswille, 22. 11. 1927.
2270So war im Volkswille vom 21. 12. 1928 Maxim Gorkis „Der Sturmvogel“ abgedruckt.
2271Vgl. Kapitel 4.6.5.
2272Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 27. 12. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1., 4081.
2273Bavaj: Von links gegen Weimar, S. 378.
2274Baumeister: Die Aktion, S. 268.
2275Kurt Landau an Leo Trotzki, 17. 10. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2548.
2276Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757, darin:
Kostenanschlag für „Permanente Revolution“ als Wochenzeitung.
2277Erwin Ackerknecht an Leo Trotzki, 31. 05. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 236.
2278Der rote Kurier, Nr. 6, 2./3. Oktoberwoche [1932].
2279Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 35, 11. 11. 1927.
2280Der Pionier, Nr. 2-3, März 1930.
2281Volkswille, 11. 11. 1927 u. 13. 12. 1927.
2282Volkswille, 11. 11. 1927.
2283Volkswille, 18. 01. 1928.
2284Zimmermann: Leninbund, S. 124, Anm. 80.
2285Kurt Landau an Leo Trotzki, 17. 10. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2548. Franz Pfemfert
schrieb noch im Februar 1930, Joko sei „als Annoncenakquisiteur der ‚Roten Fahne‘
angestellt“. Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 14. 02. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4037.
2286Zimmermann: Leninbund, S. 123.
2287So stand bei einer Versammlung der Urbahnsgruppe im Wedding im Januar 1928
„Abonnentenwerbung für den Volkswille“ als einer von zwei Punkten auf der Tagesordnung.
Fritz Freyer: Einladung zur außerordentlich wichtigen Zusammenkunft der Linken
Kommunisten (Urbahnsgruppe) im Wedding am 20. Januar, 15. 01. 1928, SAPMO-BArch, RY
1, I 3/1-2/64, Bl. 171.
2288Bericht von der Neuköllner Mitgliederversammlung der Urbahnsgruppe, 28. 11. 1927, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 137.
2289Vgl. Anzeige in Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 42, 30. 12. 1927. Im Juni 1927 kostete das
Abo zehn Pfennig pro Ausgabe, ab Oktober zwei Mark pro Vierteljahr. Vgl. Fahne des
Kommunismus, 1. Jg., Nr. 14, 17. 06. 1927 und Nr. 27, 16. 09. 1927.
2290Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 27, 16. 09. 1927, u. Nr. 38, 02. 12. 1927.
2291Bericht von der Neuköllner Mitgliederversammlung der Urbahnsgruppe, 28. 11. 1927, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 137.
2292Bestellschein für Postabonnement, in: Kommunistische Politik, Sondernummer, 23. 09. 1926.
2293Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757. Siehe hierzu
auch Kurt Landau an Leo Trotzki, 17. 10. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2548: „Was die
redaktionelle Mitarbeit betrifft, so sind die Kräfte ziemlich [unleserliches Wort]: aus der
Fraktion käme in Berlin uns Albrecht in Betracht, in Leipzig und Hamburg sind gleichfalls
einzelne geeignete Genossen. Von den Weddingern käme Müller in Frage, von Außenstehenden
Neumann und Friedberg-Gohl.“
2294Kurt Landau an Leo Trotzki, 30. 08. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1., 2538.
2295Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757.
2296Siehe beispielsweise: Erklärung der Reichsleitung der Linken Opposition der KPD, 25. 01.
1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 16249: „Die Organisation Leipzig […] rechnet nur um 30-
40 Zeitungen mehr ab als sie Mitglieder angibt, wahrhaft ein trauriges Zeichen. Der
Zeitungsvertrieb ist gegen Mai bis Juni um fast die Hälfte gesunken. Im Herbst 1929 verkaufte
Leipzig pro Kopf Fraktionsmitglied 8 bis 12 Broschüren, jetzt 1 bis 2. […] Die Gruppe
Hamburg hat seit Juli überhaupt nicht mehr abgerechnet und muss jetzt völlig reorganisiert
werden. Die Gruppe Königsberg ist seit der Reichskonferenz in keinerlei Verbindung mit der
Reichsleitung und ihre Arbeit ist seit einem Jahr im dauernden Rückgang und gegenwärtig auf
dem Nullpunkt angelangt.“
2297Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 42, 30. 12. 1927. Sobald in einer Stadt „unser Blatt
auftaucht“, heißt es hier, „beginnt eine wahre Hetzjagd der bezahlten Bonzen nach den
Verbreitern“. Seien diese ausgemacht, starte „ein wahres Trommelfeuer von ‚Verfahren‘ und
‚ideologischen‘ Überredungskünsten […]. Ja, man schreckte nicht einmal davor zurück, direkte
Kaufund Korruptionsangebote zu machen, wenn anders man irgendeinen armen Erwerbslosen,
der das Blatt vertrieb, nicht beizukommen glaubte.“
2298Internationales Bulletin der Kommunistischen Links-Opposition, Deutsche Ausgabe, Nr. 13,
Januar 1932.
2299Flugblatt der Permanenten Revolution, September 1932, IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 993.
2300Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 17, Dezember 1932.
2301Zimmermann: Leninbund, S. 231. Das traf vor allem die Ortsgruppe Speyer.
2302Zimmermann: Leninbund, S. 77.
2303Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5616.
2304Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 30; Niebur: Schmitz, S. 34.
2305Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 55.
2306Im Jahr 1930 hatte die KPO etwa 6.000 Mitglieder. „Gegen den Strom“ erschien in einer
Auflage von 5.000 Stück, die „Arbeiterpolitik“ mit 8.000 Exemplaren – allerdings als
Tageszeitung. Bergmann: Gegen den Strom, S. 208.
2307Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757.
2308Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 220.
2309Hierzu Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 231 f.
2310Die Opposition in der KPD, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 20-25, hier Bl. 22.
2311Alles: Trotzkisten, S. 11, Anm. 1.
2312Leo Trotzki: Die Internationale Revolution und die Kommunistische Internationale, hg. und mit
einem Vorwort versehen von Hans Weber, Berlin 1929. Siehe auch: Hans Weber an Leo
Trotzki, 01. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5839.
2313Verlag „Öffentliches Leben“ an Leo Trotzki, 18. 12. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3660.
2314Vorbemerkung des Verlages, in: Trotzki: Die Internationale Revolution, S. 5.
2315Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 26. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5618.
2316Fahne des Kommunismus, 5. Jg., Nr. 24, 20. 06. 1931.
2317Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 17. 12. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1719.
2318Ludwig Berndl an Leo Trotzki, 30. 12. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 312.
2319Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 35, 11. 11. 1927.
2320Vgl. Anzeige in: Der Pionier, Nr. 2-3, März 1930.
2321Diesen Rabatt gab zumindest der Leninbund weiter. Für Organisationen bot er die Broschüre für
1,75 Mark statt für 3,00 Mark an. Fahne des Kommunismus, 5. Jg., Nr. 24, 20. 06. 1931.
2322Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 08. 03. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1., 4045.
2323Oskar Seipold an Leo Trotzki, 16. 12. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4976.
2324Siehe beispielsweise die Liste von allein elf Buchhandlungen in Hamburg, in denen die Literatur
der Linken Opposition erhältlich war: SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 207.
2325Flugblatt der Linken Opposition, [1932], IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 993.
2326Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 06. 06. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1757.
2327Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 27. 12. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4081.
2328Orgabteilung der Reichsleitung an alle Bezirks- und Ortsgruppenleitungen der Linken
Opposition der KPD, 24. 10. 1930, SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 43. Darin auch eine
Versandliste an die einzelnen Städte.
2329Franz Pfemfert an Leo Trotzki, 27. 12. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4081.
2330Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 14. 03. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1756. Siehe auch:
R. Well: Die deutsche Opposition in der Arbeit, in: Internationales Bulletin der
Kommunistischen Links-Opposition, Deutsche Ausgabe, Nr. 14, Anfang März 1932, S. 2-5.
2331Vgl. Kapitel 5.3.1.
2332Grylewicz: Entwicklung, S. 134. Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 55 schreibt, die
Broschüren Trotzkis hätten eine Auflage von 95.000 Stück erreicht. Als Quelle nennt er
Grylewiczs Bericht. Vermutlich hat er dabei eine ungenaue Formulierung des
Linkskommunisten missverstanden. Der schreibt nämlich über die Broschüren „Soll der
Faschismus siegen?“ und „Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen?“: „Die beiden letzten
erreichten bisher in ebenfalls drei Auflagen rund 31.500 Exemplare.“ Berens geht vermutlich
davon aus, dass Grylewicz „jeweils 31.500“ meinte. Doch gemeint war die Summe der
Auflagenhöhen beider Hefte. Addiert man nämlich 31.500 mit den anderen Zahlen, kommt man
genau auf die von Grylewicz genannte Gesamtauflagenhöhe von 67.000 Exemplaren.
2333R. Well: Die deutsche Opposition in der Arbeit, in: Internationales Bulletin der
Kommunistischen Links-Opposition, Deutsche Ausgabe, Nr. 14, Anfang März 1932, S. 2-5,
hier S. 4.
2334Ranc: Ramm-Pfemfert, S. 506, Anm. 5.
2335So ließ Fischer im Jahr 1961 eine Taschenbuchausgabe in einer Auflagenhöhe von 10.000 Stück
drucken. Im Jahr 1974 erschien eine andere Ausgabe des Buches mit 17.000 Exemplaren, eine
weitere im Jahr 1981 mit 7.000 Exemplaren. Hiervon wurden 1987 und 1990 jeweils 2.000
Stück nachgedruckt. E-Mail von Heidi Borhau, Presseleiterin Sachbuch des Fischer-Verlages,
an mich vom 25. 07. 2013.
2336Eumann: Eigenwillige Kohorten, S. 228-230.
2337Karl Halenke an Leo Trotzki, 11. 02. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1802.
2338Heinrich Ermal an Leo Trotzki, 17. 05. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 849. Siehe auch
Fritz Brüssow an Leo Trotzki, 09.11,1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 383 und Fritz Gross an
Leo Trotzki, 06.01,1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1679.
2339Lu Märten an Leo Trotzki, 05. 05. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2856.
2340Ludwig Berndl an Leo Trotzki, 30. 12. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 312.
2341Helmut Hirsch an Leo Trotzki, ca. 1932, TA Harvard, bMS Russ 13.1., 1988.
2342Permanente Revolution, 3. Jg., Nr. 2, 2. Januarwoche 1933.
2343Nur so könne sie „den Arbeitern der Partei den unversöhnlichen Gegensatz zwischen der
‚Generallinie‘ der Partei und die Linie der linken Opposition“ demonstrieren. K. L.: Partei und
Opposition in Deutschland, in: Bulletin International de l’Opposition Communiste de gauche,
Nr. 1, Ende August 1930, S. 13.
2344Zahlreiche Quellen legen Zeugnis von diesen Reisen ab, siehe beispielsweise: Bericht über die
bisherigen Ergebnisse der Parteidiskussion im Bezirk Schlesien, 24. 08. 1926, SAPMO-BArch,
RY 1, I 3/7/14, Bl. 223 f. (Schwarz in Breslau); RY 1, I 3/7/14, Bl. 221 (Katz in Breslau); StA
Münster, Reg. Arnsberg, Nr. 14443 (Scholem in Hamm).
2345Zimmermann: Leninbund, S. 71. Genauso hatte auch schon die KPD ihre Parlamentarier
eingesetzt: „Mit Diäten und der Freifahrtkarte ausgestattet sollten sie in der Provinz die Massen
mobilisieren.“ Thomas Mergel: Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik. Politische
Kommunikation, symbolische Politik und Öffentlichkeit im Reichstag, Düsseldorf 2002, S.
315.
2346Referentenmaterial zu einer Diskussionsrede über den Parteitag, 31.01.[1927], SAPMO-BArch,
RY 1, I 2/3/64, Bl. 85-88.
2347SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 509.
2348SAPMO-BArch, RY 1, I 3/18-19/22, Bl. 7.
2349SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 496.
2350SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 490.
2351SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 450 f.
2352Zum Beispiel: Schober an die Genossen, 08. 07. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl.
245
2353Interview mit Herrn Professor Dr. med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich, 29.3. 1971, IfZ
München, ZS 2077, Bl. 3.
2354SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 458.
2355Roman Well an Leo Trotzki, 22. 01. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5239.
2356SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 106.
2357Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 3, Ende Mai 1930.
2358Der rote Kurier, Nr. 6, 2./3. Oktoberwoche 1932.
2359Erinnerungen Paul Hoyer, SAPMO-BArch, SgY 30/1460, Bl. 7.
2360Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 84.
2361Wilde: Ernst Meyer – vergessene Führungsfigur, S. 96.
2362Bock: Geschichte des linken Radikalismus, S. 89.
2363Ralf Hoffrogge: Sozialismus und Arbeiterbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis
1914, Stuttgart 2011, S. 135.
2364Hierzu: Rosenhaft: Beating the Fascists; Becker: Spartakus.
2365Zimmermann: Leninbund, S. 72.
2366Herlemann: Kommunalpolitik, S. 76.
2367Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 38, 02. 12. 1927.
2368Bericht der Unterbezirksleitung, 05. 08. 1926, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/18-19/22, Bl. 11 f.
2369Informationsabteilung des EKKI, Bericht Nr. 415: Über die Tätigkeit der Ultralinken der KP
Deutschlands, Moskau, 15. 04. 1926, SAPMO-BArch, RY 5, I 6/3/432, Bl. 94-101, hier Bl. 95.
2370Zimmermann: Leninbund, S. 71 f.
2371Kommunistische Politik, 2. Jg., Nr. 9/10, 05. 06. 1927.
2372Auschnitt aus Kommunistische Arbeiter Zeitung, Nr. 38, Mai 1927, BArch Berlin, R 1507/1065,
Bl. 14. Zur Prügelei im Reichstag siehe auch: Rote Fahne, 14. 05. 1927; Vorwärts, 14. 05.
1927; Rundschreiben der Urbahnsgruppe, 22. 05. 1927, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl.
99-101, hier Bl. 100.
2373Auszug aus dem Bericht des R. Ko. In. Nr. 124, 24.12.1927, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 27a-d,
hier Bl. 27c.
2374Erinnerungen des Genossen Josef Gutsche, 23.07.1962, SAPMO-BArch, SgY 30/0328, Bl. 10-
41, hier Bl. 24.
2375SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 458.
2376Der Polizeipräsident Düsseldorf an den Regierungspräsidenten Düsseldorf, 14. 09. 1926, HStA
Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Nr. 16926, Bl. 295.
2377Herlemann: Kommunalpolitik, S. 71.
2378Weber: Wandlung, S. 152, Anm. 131; Herlemann: Kommunalpolitik, S. 70.
2379Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 14, 17. 06. 1927.
2380Bezirksleitung Ruhrgebiet, Polleitung: Rundschreiben an alle Gruppen, HstA Düsseldorf, Nr.
16926, Bl. 391-394, hier Bl. 394.
2381„Auch sonst kam es mehrfach zu Schlägereien im Saale.“ Auszug aus dem Bericht des R. Ko.
In. Nr. 124, 24.12.1927, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 27a-d, hier Bl. 27b.
2382Auszug aus dem Lagebericht des Polizeipräsidenten, Abt. Ia, Berlin, April 1928, StA Bremen,
4,65-511, Bl. 41 f., hier Bl. 42.
2383Vgl. Kapitel 3.6.
2384Anschließend wurde er verprügelt und der Polizei übergeben. Becker: Spartakus, S. 414. Siehe
auch: SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl. 512.
2385Oskar Seipold an Leo Trotzki, 17.10.1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4974.
2386Korsch: Briefe, S. 328, Anm. 18.
2387Karl Korsch an Michelangelo Pappalardi, 22. 04. 1927, in: Korsch: Briefe, S. 322-324, hier S.
324.
2388Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 15, 24. 06. 1927.
2389Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 35, 11. 11. 1927. Werbezettel für öffentliche Versammlung
am 30. November 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. [Ziffer unleserlich, ca. 260].
2390Der junge Leninist, Nr. 2 ‚ April 1928.
2391Interview mit Herrn Professor Dr. med. Erwin H. Ackerknecht in Zürich, 29.3. 1971, IfZ
München, ZS 2077, Bl. 12.
2392Vgl. Kapitel 4.6.1.
2393Bericht von der Ruth-Fischer-Versammlung am 27. 10. 1927 in den Pharus-Sälen, SAPMO-
BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 131-134.
2394Entschiedene Linke, Nr. 1, Anfang Januar 1927.
2395SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 93. Auf ein interessantes Detail weist ein Flugzettel für
eine Veranstaltung des Leninbundes in Berlin-Weißensee am 30. November 1928 hin: Offenbar
trafen sich die Besucher von Oppositionsveranstaltungen gelegentlich zunächst an einem
anderen Ort, um von dort gemeinsam zum Versammlungsraum zu ziehen. In diesem Fall
versammelten sie sich auf dem Antonplatz, wo um 19 Uhr „Abmarsch zur Versammlung“ war,
die eine Stunde später im 600 Meter entfernten Gesellschaftshaus in der Parkstraße begann.
Werbezettel für öffentliche Versammlung am 30. November 1928, SAPMO-BArch, RY 1, I
3/1-2/64, Bl. [Ziffer unleserlich, ca. 260].
2396Siehe Ankündigungsplakat in: Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 34, 04. 11. 1927.
2397Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 38, 02. 12. 1927.
2398W[erner] Sch[olem an die Opposition in Breslau], September 1927, SAPMO BArch, RY 1, I
3/7/17, Bl. 107.
2399Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 15, 24. 06. 1927.
2400Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 35, 11. 11. 1927. Der junge Leninist, Nr. 2, April 1928.
2401SAPMO BArch, RY 1, I 3/1-2/32, Bl. 333.
2402Handzettel der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten), Gruppe West, IISG
Amsterdam, Trockij/ILO, 993.
2403Hippe: Erinnerungen, S. 108.
2404Entschiedene Linke, Nr. 1, Anfang Januar 1927; Kommunistische Opposition in Bayern, BArch
Berlin, R 1507/1065, Bl. 64.
2405Vgl. das Kapitel „Alkohol und Sozialismus – Ein Exkurs zu Lebenswelt und Politik“ in:
Hoffrogge: Sozialismus und Arbeiterbewegung, S. 106-113. Zitate von S. 110.
2406Vgl. hierzu die Berichte „Die Opposition im Wahlkampf“, in: Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 11,
Anfang Oktober 1930, sowie „Die sächsische Organisation während der Wahlkampagne“, in:
Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 12, Anfang November 1930.
2407Roman Well an Leo Trotzki, 06. 06. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5249.
2408Sonderbeilage des Kommunist, Mitte Juni 1930.
2409Roman Well an Leo Trotzki, 27. 06. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5250.
2410Flugblatt der Linken Opposition, [1932], IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 993.
2411Aus den Sektionen, in: Internationales Bulletin der Kommunistischen Links-Opposition,
Deutsche Ausgabe, Nr. 18, August 1932, S. 39.
2412Alles: Trotzkisten, S. 80.
2413Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 11, Anfang Oktober 1930.
2414Zimmermann: Leninbund, S. 119, Anm. 64.
2415Siehe hierzu Kapitel 6.4.4.
2416Zimmermann: Leninbund, S. 117, Anm. 59.
2417SAPMO-BArch, RY 1, I 3/1-2/64, Bl. 247.
2418Fahne des Kommunismus, 2. Jg., Nr. 20, 18. 05. 1928.
2419Zimmermann: Leninbund, S. 118.
2420Quelle: http://www.gonschior.de/weimar/php/ausgabe_wahl_gebiet.php?
wahl=4&gebiet=1w&typ=0 (Zugriff am 01.08.2013). Siehe auch Zimmermann: Leninbund, S.
119. Beide Quellen beziehen sich auf Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistik des Deutschen
Reiches, Bd. 372, H. 3: Die Wahlen zum Reichstag am 20. Mai 1928 (Vierte Wahlperiode),
Berlin 1931. Doch Zimmermanns Zahlen weichen an mehreren Stellen um einige wenige
Stimmen ab.
2421Zimmermann: Leninbund, S. 118.
2422Zimmermann: Leninbund, S. 117-123.
2423Zitate: Zimmermann: Leninbund, S. 120 f.
2424So schränkt Zimmermann ein, dass die Linken Kommunisten auch in Wahlkreisen gute
Ergebnisse erzielten, wo die KPD „ausnahmsweise in günstiger Position“ war. Zimmermann:
Leninbund, S. 120.
2425In Neu-Isenburg waren die Linken Kommunisten (694 Stimmen) deutlich stärker als die KPD
(298), ebenso in Bruchsal (630:81). Zimmermann: Leninbund, S. 122.
2426Bois: Tradition bewahrt, S. 108 f.
2427Langels: Opposition, S. 122.
2428Herlemann: Kommunalpolitik, S. 70.
2429Herlemann: Kommunalpolitik, S. 79.
2430Herlemann: Kommunalpolitik, S. 321.
2431Becker: Parteiopposition, S. 346.
2432Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 58-
60, hier Bl. 58.
2433Vgl. Kapitel 4.7.1.2.
2434Zimmermann: Leninbund, S. 187. Für den Leninbund zog der Journalist Hans Weber ins
Stadtparlament ein.
2435Zimmermann: Leninbund, S. 188.
2436Brunsbüttelkooger Zeitung, 18.11.1929.
2437Vgl. Kapitel 4.6.3.
2438Vgl. Kapitel 4.5.3.
2439Die Liste zog mit sieben Abgeordneten in den Stadtrat ein. Schmitz jedoch trat 1932 zur SAP
über. Daraufhin spaltete sich seine Ratsfraktion. Zwei Genossen gingen mit zur SAP, vier
verblieben als Gruppe Kommunistische Politik. Niebur: Schmitz, S. 35.
2440Alle Informationen über diese Wahlen entstammen zwei E-Mails des Bocholter Stadtarchivars
Axel Metz an mich vom 02.08. und 05.08.2013. Siehe zudem die Bekanntmachung des
Bocholter Oberbürgermeisters vom 14.11.1929 bezüglich des Aussehens der Stimmzettel,
abgedruckt im Bocholter-Borkener Volksblatt (16. 11. 1929), sowie die Veröffentlichung der
Wahlergebnisse im gleichen Blatt am 18. 11. 1929.
2441Zimmermann: Leninbund, S. 189.
2442Es traten noch das Zentrum, die SPD, die Bürgerliche Arbeitsgemeinschaft und die
Wirtschaftliche Vereinigung bei der Stadtratswahl an. Vgl. Bekanntmachung des Bocholter
Oberbürgermeisters vom 14. 11. 1929.
2443Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, SAPMO-BArch, RY 1, I 3/25/11, Bl. 58-
60, hier Bl. 58.
2444Weber/Herbst: Kommunisten, S. 938.
2445Die Erklärung ist abgedruckt bei: Hering/Schilde: Marionettentheater, S. 357 f. Als Quelle
geben sie an: Friedmar Rahn: Der Kampf der kommunistischen Reichtagsfraktion gegen
Militarismus und Kriegsvorbereitung 1924 bis 1926, Diss. Potsdam 1974.
2446Hoffrogge: Scholem, S. 316.
2447Insgesamt schieden 16 Kommunisten vorzeitig aus der Fraktion aus, nur zwei rückten nach.
Einer dieser beiden Nachrücker war Karl Tiedt, der später ebenfalls austrat. Vgl. Drucksache
Nr. 4229, in: Verhandlungen des Reichstages, Bd. 422: III. Wahlperiode 1924/1928, Anlagen zu
den Stenographischen Berichten, Berlin 1928, S. 2.
2448Bahne: Opposition, S. 371.
2449Zimmermann: Leninbund, S. 75.
2450Langels: Opposition, S. 118.
2451Vgl. Redebeitrag von Korsch am 10. Juni 1926. Verhandlungen des Reichstages, Bd. 390: III.
Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte, Berlin 1926, S. 7443.
2452Der wegen Krankheit abwesende Schlagewerth gilt allerdings noch bis zum 28. Juni 1926 als
KPD-Abgeordneter. Erst dann wird auch er unter „bei keiner Partei“ aufgeführt. Verhandlungen
des Reichstages, Bd. 390, S. 7662.
2453Der genaue Termin lässt sich leider nicht rekonstruieren. Bei einer namentlichen Abstimmung
am 8. November 1926 erscheinen die Linkskommunisten noch als „bei keiner Partei“, am 29.
November werden Fischer, Katz, Korsch, Schlagewerth, Scholem, Schwan, Schwarz, Tiedt und
Urbahns als „Linke Kommunisten“ aufgeführt. Bei der nächsten Abstimmung am 3. Dezember
erscheint hier auch der Name Schütz. Verhandlungen des Reichstages, Bd. 391: III.
Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte, Berlin 1927, S. 7963, 8284 u. 8395.
2454Letztmalig taucht sein Name am 9. Juli 1927 bei einer namentlichen Abstimmung unter „Linke
Kommunisten“ auf. Nach der langen Sommerpause fand die nächste Abstimmung am 6.
Dezember 1927 statt. Hier war er schon „bei keiner Partei“ mehr. Verhandlungen des
Reichstages, Bd. 393: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte, Berlin 1927, S.
11495, sowie Bd. 394: III. Wahlperiode 1924/1928, Stenographische Berichte, Berlin 1928, S.
11870.
2455Der Name Schlecht erscheint erstmals am 6. April 1927 bei einer namentlichen Abstimmung.
Verhandlungen des Reichstages, Bd. 393, S. 10584.
2456Bei Kenzler, Vierath und Bohla verhielt es sich umgekehrt wie bei Tiedt: Vor der Sommerpause
erschienen sie am 9. Juli 1927 noch als KPD-Mitglieder, am 6. Dezember waren sie dann
„Linke Kommunisten“. Verhandlungen des Reichstages, Bd. 393, S. 11494, sowie Bd. 394, S.
11870. Kenzler wurde am 27. Juli 1927 aus der KPD ausgeschlossen, aus Protest dagegen
traten Bohla und Vierath am 3. und 4. August 1927 aus der Partei aus. Es ist davon auszugehen,
dass sie sich jeweils kurz darauf der parlamentarischen Gruppe Linke Kommunisten
anschlossen. Weber/Herbst: Kommunisten, S. 131 f. Die dort formulierte Einschätzung, dass
Bohla bereits ab 1926 zu den Linken Kommunisten im Reichstag gehörte, ist nicht richtig.
2457Vgl. Anlage Nr. 4229 (Ergänzung zu Nr. 3), in: Verhandlungen des Reichstages, Bd. 422, S. 4.
2458Verhandlungen des Reichstages, Bd. 391, S. 8636-8639.
2459Weber: Wandlung, S. 338. Damals hielt, so ein ZK-Anhänger, Korsch „unter lautem Beifall der
Sozialdemokraten eine antibolschewistische Hetzrede“. SAPMO-BArch, RY 1, I 2/3/64, Bl.
464.
2460Verhandlungen des Reichstages, Bd. 391, S. 8636-8639.
2461Uneinigkeit in der Gruppe gab es beispielsweise bei der Abstimmung über ein
Kriegsgerätsgesetz: Die Mehrheit stimmte dagegen, Katz, Korsch und Schlagewert enthielten
sich. Tiedt gab später eine Erklärung ab, dass er versehentlich mit Nein gestimmt habe,
eigentlich hätte er dem Gesetz zustimmen wollen. Vgl. Verhandlungen des Reichstages, Bd.
393, S. 11383. Wenig später verließ Tiedt die Gruppe. Ob das in Zusammenhang mit seinem
Abstimmungsverhalten stand, lässt sich leider nicht rekonstruieren.
2462Mergel: Parlamentarische Kultur, S. 315. Insgesamt zur kommunistischen Parlamentsarbeit
siehe S. 314-320.
2463Hoffrogge: Scholem, S. 317.
2464Verhandlungen des Reichstages, Bd. 394, S. 11558-11560.
2465Verhandlungen des Reichstages, Bd. 394, S. 12553-12556.
2466Verhandlungen des Reichstages, Bd. 394, S. 11676.
2467Die beiden Reden sind auch abgedruckt in: Hering/Schilde: Kampfname Ruth Fischer, S. 221-
241.
2468Verhandlungen des Reichstages, Bd. 393, S. 11042-11047. Unterbrochen wurde ihre Rede von
permanenten Zwischenrufen und hämischen Bemerkungen aus den anderen Fraktionen.
Genauso erging es den anderen linkskommunistischen Rednern. Umgekehrt wurden sie aber
auch mehrfach vom Reichstagspräsidenten ermahnt, die Beschimpfung anderer Parlamentarier
zu unterlassen.
2469Verhandlungen des Reichstages, Bd. 394, S. 12466-12468.
2470Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 12, Berlin 1927, Sp. 18004. In
den Monaten davor wurde er als „bei keiner Partei“ bezeichnet.
2471Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 13, Berlin 1927, Sp. 18866.
2472Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 14, Berlin 1927, Sp. 21062.
2473In der Sitzung am 17. Januar 1928 gab Wolfgang Bartels eine persönliche Erklärung ab, um sich
gegen Beschuldigungen aus den Reihen der KPD-Fraktion zu wehren. Sie endet mit den
Worten: „Mit meiner Erklärung solidarisieren sich die Abgeordneten Grylewicz, Müller
(Frankfurt), Heym (Suhl), Eppstein, Loquingen und Lossau.“ Hier wurden Heym und Eppstein
zum ersten Mal als Parlamentarier der Linken Kommunisten genannt. Sitzungsberichte des
Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 16, Berlin 1928, Sp. 22891 f.
2474Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 16, Sp. 23786.
2475Bahne: Opposition, S. 371.
2476Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 12., Sp. 18004. Genau wie
Loquingen war er in den Monaten zuvor als „bei keiner Partei“ geführt worden.
2477Beiträge und Reden von Bartels: 6. April 1927 zum Haushalt des Innenministeriums
(Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, Bd. 13, Sp. 19150), 6. Mai 1927 zum Haushalt
der Justizverwaltung (Bd. 14, Sp. 19617-19622), 22. Juni 1927 Antrag zur Tagesordnung:
Debatte über Verbot des RFB in Dortmund (Bd. 14, Sp. 21070 f.), 7. Dezember 1927 Antrag
zur Tagesordnung (Bd. 15, Sp. 22288 f.), 16. Dezember 1927 zum Haushaltsplan 1928 (Bd. 15,
Sp. 22804-22820), 1. März 1928 zum Haushalt des Innenministeriums (Bd. 17, Sp. 24537-
24545); Reden von Müller: 18. Januar 1928 zum Haushalt der Forstverwaltung (Bd. 16, Sp.
22999-23001), 10. Februar 1928 zum Haushalt des Ministeriums für Volkswohlfahrt (Bd. 16,
Sp. 23740-23742); Reden von Kilian: 14. Februar 1928 zum Haushalt des Ministeriums für
Volkswohlfahrt (Bd. 16, Sp. 23972-23982, 24047 f., 24055, 24057-24061), 17. Februar 1928
zum Haushalt des Innenministeriums (Bd. 16, Sp. 24357-24370), 19. März 1928 zum
Schwarze-Elster-Gesetz (Bd. 17, Sp. 25711-25713).
2478Vgl. Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 2. Wahlperiode, Bd. 18, Berlin 1929, Sp.
26585 f. (Bartels), 26609-26611 (Kilian), 26627-26629 (Pieck).
2479Weber/Herbst: Kommunisten, S. 370.
2480Stenographische Berichte über die Sitzungen der Bürgerschaft zu Hamburg im Jahre 1926,
Hamburg [1926], S. 1242. Laut dem Personenregister war neben Hugo Urbahns auch der linke
KPD-Abgeordnete Hans von Borstel „später fraktionslos“. Dass hier nur diese beiden Namen
erscheinen, sagt allerdings nichts über die Gesamtanzahl linker Kommunisten in der
Bürgerschaft aus. Denn im Personenregister wurden nur jene Abgeordnete aufgeführt, die mit
Redebeiträgen in die Parlamentsdebatte eingriffen. Eine Aufstellung aller Abgeordneten und
Fraktionen existiert hier leider nicht.
2481Stenographische Berichte über die Sitzungen der Bürgerschaft zu Hamburg im Jahre 1927,
Hamburg [1927], S. 462.
2482Stenographische Berichte Hamburger Bürgerschaft 1927, S. 957.
2483Stenographische Berichte Hamburger Bürgerschaft 1927, S. 957 f.
2484Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 8, Berlin 1930, Sp. 10783.
2485Erstmalig am 19. März 1930. Vgl. Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode,
Bd. 9, Berlin 1930, Sp. 12540.
2486Leo Trotzki an Oskar Seipold, 19. 04. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 10249.
2487Oskar Seipold an Leo Trotzki, 30. 04. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4966. Laut den
Landtagsprotokollen gab es nur fünf Fraktionslose. Neben Seipold waren das der Erfurter
Schmidt für die KPO, sowie die Parteilosen Rabbatz, Obendiek und Klamt. Vgl.
Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 9, Berlin 1930, Sp. 12925 u.
Bd. 10, Berlin 1930, Sp. 14429.
2488Oskar Seipold an Leo Trotzki, 30. 04. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4966. Hier auch
ausführlich seine Krankengeschichte.
2489Leo Trotzki an Oskar Seipold, 07. 12. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 10255.
2490Siehe hierzu die Briefe von Leo Trotzki an Oskar Seipold (TA Harvard, bMS Russ 13.1, 10249;
10251; 10254; 12055), sowie die Briefe Seipolds an Trotzki (4966; 4978). Im Dezember 1930
hatte sich Seipold erstmals in die Rednerliste des Landtags eintragen lassen. Doch bevor er zum
Zuge kam, wurde auf Antrag eines SPD-Abgeordneten die Debatte beendet. Seine erste Rede
ist abgedruckt in: Sitzungsberichte des Preußischen Landtages, 3. Wahlperiode, Bd. 15, Berlin
1931, Sp. 21607-21611 und Permanente Revolution, 1. Jg., Nr. 2, August 1931. Eine weitere
Rede hielt Seipold am 17. März 1932, das Protokoll findet sich auch im IISG Amsterdam,
Trockij/ILO, 994.
2491Oskar Seipold an Leo Trotzki, 09. 07. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 4987.
2492Vgl. Eintrag „Katz, Iwan“, in: Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein (Hg.): Stadtlexikon
Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Hannover 2009, S. 342. Der
Linkskommunist Berthold Karwahne verließ das Bürgervorsteherkollegium jedoch am 14.
Dezember 1926.
2493Bericht über die Versammlung Oppositionspartei der KPD, HStA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf,
Nr. 16926, Bl. 296
2494Sitzung vom 25. 05. 1932, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 51, Bl. 211 f., StaLu,
Protokollabteilung.
2495Niebur: Schmitz, S. 37.
2496Stadtarchiv Dortmund, Bestand 4: Personalakten, zit. nach Herlemann: Kommunalpolitik, S. 78.
2497Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 30.
2498Sitzung vom 23. 09. 1932, Stadtarchiv Speyer, Protokolle des Stadtrats Speyer, Bl. 365 f.
2499Der Senat bestand aus 20 Stadtratsabgeordneten, 17 Plätze wurden nach Proporz vergeben, die
drei restlichen verlost. Einer davon entfiel auf den linken Kommunisten Frenzel. Sitzung vom
14. 01. 1930, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 50, Bl. 33, StaLu, Protokollabteilung.
2500Sitzung vom 19. 05. 1932, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 51, Bl. 188 f., StaLu,
Protokollabteilung.
2501Sitzung vom 13. 10. 1932, Protokolle des Stadtrats Ludwigshafen, Bd. 51, Bl. 298, StaLu,
Protokollabteilung.
2502Fritz Sattler: Der Kampf der Suhler Parteiorganisation der KPD gegen die Trotzkisten
(Ultralinken) in den zwanziger Jahren, SAPMO-BArch, SgY 30/0802, Bl. 1-14, hier Bl. 8.
2503Sitzung vom 08. 07. 1930, Stadtarchiv Speyer, Protokolle des Stadtrats Speyer, Bl. [unleserlich,
evtl. 218]. Bericht über die ultralinken Gruppen im Bezirk Pfalz, SAPMO-BArch, RY 1, I
3/25/11, Bl. 58-60, hier Bl. 58.
2504Zu Blumkins bewegtem Leben siehe Deutscher: Trotzki, Bd. 3, S. 89-93. Wer Blumkin verraten
hat, ist seit jeher umstritten. Trotzki glaubte, Radek habe seinen Genossen an Stalin
ausgeliefert. Der sowjetische Geheimagent Alexander Orlow hingegen behauptete, Blumkin sei
von der GPU-Agentin Lisa Zarubina verraten worden. Vgl. hierzu Broué: Trotzki, Bd. 2, S.
779. Rogovin: Kriegskommunismus, S. 96 teilt Trotzkis Einschätzung. Schafranek: Landau, S.
143 f. äußert hingegen den Verdacht, dass Trotzkis Sekretär Jakob Frank Blumkins Besuch in
Istanbul verriet.
2505Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930.
2506Anton Grylewicz an Leo Trotzki, 22. 01. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1725.
2507Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 2, Anfang Mai 1930. Auch vorheriges Zitat stammt von hier.
2508Schafranek: Landau, S. 129. Im Oktober 1928 starb Trotzkis Sekretär Griogri Butov nach einem
50-tägigen Hungerstreik in Haft und etwa zeitgleich verhaftete die GPU rund 300 weitere
Anhänger der Opposition. Die Zahl der nach Sibirien oder Mittelasien verbannten Bolschewiki
stieg bis Ende des Jahres 1928 auf 6.000 bis 8.000. Der Leninbund solidarisierte sich mit den
Verbannten, verschiedene Ortsgruppen richteten Protestschreiben gegen diese Maßnahmen an
die sowjetische Botschaft. Siehe auch Rogowin: Kriegskommunismus, S. 97.
2509Der Kommunist, 1. Jg., Nr. 1, Mitte April 1930.
2510Vereinigte Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten): Heraus mit den Bolschewiki
aus Kerker und Verbannung! Flugblatt [1930], IISG Amsterdam, Trockij/ILO, 993. Zu weiteren
oppositionellen Opfern siehe beispielsweise: Der Vernichtungsfeldzug gegen unsere Genossen.
Ljola Tsulukidze – Stalins neues Opfer, in: Internationales Bulletin der Kommunistischen
Linksopposition, Nr. 14, Anfang März 1932, S. 1 f.
2511Kurt Landau an Leo Trotzki, 09. 08. 1930, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 2570.
2512Vgl. Schafranek: Landau, S. 220 f.
2513Mitteilungsblatt. Gruppe Kommunistische Politik. Bezirk Ruhrgebiet, 1. Jg., Nr. 1, 28. 09. 1928.
2514Zu den erfolglosen Bemühungen der Leninbund-Führung beim preußischen Innenminister
politisches Asyl für Trotzki zu beantragen siehe: Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 02. 1929,
TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5612; Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard,
bMS Russ 13.1, 5616; Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 26. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ
13.1, 5618.
2515Fahne des Kommunismus, 3. Jg., Nr. 5, 01. 02. 1929. Das dort für Spenden angegebene
Postscheckkonto lief auf den Namen Hugo Urbahns. Doch der verwendete das eingehende Geld
offenbar nicht immer sachgerecht. Zumindest beschwerte sich einst Kurt Landau, Urbahns habe
„das ganze Geld“ für „allgemeine Propaganda, Flugzettel etc.“ verbraucht. Es handelte sich
dabei um etwa 1.000 Mark. „Geradezu ein Skandal aber“ sei es, dass er einen deutschen, in der
Sowjetunion lebenden Genossen, der dort zwischen Dezember 1928 und März 1929 wegen
seiner Oppositionstätigkeit im Gefängnis saß, „buchstäblich verhungern“ lasse: „Er hat ihm 2x
seit März 10 Mark gegeben, mit einem Revers, dass er dieses Geld, sobald er in Arbeit stehen
wird, zurückzahlen wird. Der Genosse […] wird auch selbstverständlich von der Roten Hilfe
nicht unterstützt.“ Kurt Landau an Leo Trotzki, 30. 08. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1,
2538. Zuvor hatte auch schon Trotzki gegenüber Urbahns angemahnt zu tun, was er „schon
längst […] hätte tun soll[en]: nämlich die Einnahmen und Ausgaben veröffentlichen“. Leo
Trotzki an Hugo Urbahns, 26. 06. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 10668.
2516Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 26. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5618.
2517Zimmermann: Leninbund, S. 132f; Berens: Trotzkisten gegen Hitler, S. 29; Rundschreiben der
Reichsleitung des Leninbundes, SAPMO-BArch, RY 1, I 5/4/2, Bl. 12.
2518Hierzu und zum Folgenden siehe Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 34-40.
2519Korsch solidarisierte sich schon seit 1926 mit der neuen Arbeiteropposition um Timofei
Sapronow. Er finanzierte die Übersetzung von deren programmatischer Plattform ins Deutsche
und sorgte dafür, dass sie als Broschüre Verbreitung fand. Buckmiller: Krise des Marxismus, S.
33 f. Die Broschüre: Vor dem Thermidor. Revolution und Konterrevolution in Sowjetrussland.
Die Plattform der linken Opposition der bolschewistischen Partei (Sapronow, Smirnow, Oborin,
Kalin usw.) unterdrückt in Russland und allen Sektionen der Komintern, hg. von den aus der
Kommunistischen Partei ausgeschlossenen Hamburger Oktoberkämpfern, Hamburg 1927.
2520Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 38.
2521Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 39.
2522Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 41.
2523Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 26. 04. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5618. Siehe auch
Karl Korsch an Gawril I. Mjasnikow, 09. 09. 1929, in: Korsch: Briefe, S. 367-370, hier S. 368.
Demnach gehörten zum Komitee „Genossen sehr verschiedener Parteirichtungen, von der
USPD bis zu den Anarcho-Syndikalisten, aber z. B. nicht Urbahns, der den Eintritt ablehnte
und uns durch Schreiben vom April dieses Jahres mitteilte, dass er und das Deutsche Komitée
der ‚Internationalen Trotzki-Hilfe‘ alle Unterstützung an Genossen M. direkt leiten würde.“
2524Jürgen Mittag: Über Grenzen – Transnationale Parteienkooperationen, in: Mitteilungsblatt des
Instituts für soziale Bewegungen, Nr. 46, 2011, S. 5-8.
2525Karl Marx und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, in: MEW, Bd. 4, Berlin
(Ost) 1964, S. 459-493, hier S. 479.
2526Zudem ließ das politische Exil von verfolgten Sozialisten und Kommunisten Orte entstehen, in
denen sich transnationale Netzwerke herausbildeten und verfestigten. Zürich war während des
Ersten Weltkriegs ein solcher Ort.
2527Bernhard H. Bayerlein: Das neue Babylon – Strukturen und Netzwerke der Kommunistischen
Internationale und ihre Klassifizierung, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung
2004, S. 181-270, hier S. 182.
2528Die Vorgänge in Moskau und die deutsche kommunistische Opposition, 12. 11. 1927, BArch
Berlin, R 1507/1063a, Bl. 423.
2529Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 227.
2530Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 248.
2531Fahne des Kommunismus, 1. Jg., Nr. 42, 30. 12. 1927.
2532Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung: Opposition in Deutschland,
[Juni/Juli 1927], BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 32.
2533Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 248.
2534Georg Jungclas und Karl Jahnke an Leo Trotzki, 01. 02. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1,
2104. Als Anlage zu diesem Brief findet sich eine Liste der mit russischem Material versorgten
Dampfer. Siehe auch die Kopie eines Flugblatts, das die Hamburger Linkskommunisten nach
Hitlers Machtübernahme auf ausländische Schiffe bringen wollten: LO Hamburg an Leo
Trotzki, 17. 03. 1933, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1102.
2535Georg Jungclas an Anton Grylewicz, 01. 05. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1749.
2536Hugo Urbahns an Leo Trotzki, 25. 03. 1929, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 5616.
2537Georg Jungclas an Anton Grylewicz, 01. 05. 1931, TA Harvard, bMS Russ 13.1, 1749.
2538In ihrer Frühphase bewegten sich die Linkskommunisten noch hauptsächlich im nationalen
Rahmen. So gab es in der Zeit vor 1926 kaum beständige Kontakte zwischen der russischen
Opposition und „den virtuellen oder schon organisierten Oppositionsgruppen“ in ausländischen
kommunistischen Parteien. Broué: Geschichte der Linken Opposition, S. 16 f.
2539Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung: Neue Internationale
Oppositionspartei, 27. 10. 1926, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 18. Siehe hierzu auch Ders.:
Die Opposition in der KPD, BArch Berlin, R 1507/1063g, Bl. 20-24, hier Bl. 23 f.
2540Vgl. Erhebungsbogen Grigorij Jakovlevic Belenkij, in: Buckmiller/Meschkat: Biographisches
Handbuch, beigelegte CD-Rom.
2541Ein eindrucksvolles atmosphärisches Bild der sowjetischen Botschaft im Berlin der 1920er
Jahre liefert Schlögel: Das russische Berlin, S. 147-178. Die Rolle der Oppositionellen lässt er
jedoch leider unbeachtet.
2542Pjatakow unterhielt derweil Verbindungen zu der oppositionellen Gruppe von Maurice Paz.
Broué: Geschichte der Linken Opposition, S. 17 f.
2543Keßler: Ruth Fischer, S. 273.
2544Weber: Wandlung, S. 181.
2545Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung: Opposition in Deutschland,
[Juni/Juli 1927], BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 32.
2546Zimmermann: Leninbund, S. 83. Fischer: Stalin, Bd. 2, S. 269 berichtet von einer Vorkonferenz,
die Georgi Safarow organisiert habe. Der in der Türkei als Sowjet-Botschafter tätige Sinowjew-
Anhänger hatte Oppositionelle verschiedener europäischer Länder mit etwa zwanzig in den
diplomatischen Dienst zwangsversetzten russischen Genossen in Berlin zusammengebracht.
Während seiner Rede bei dieser Konferenz sei Safarow ein Telegramm aus Moskau gereicht
worden. Daraufhin habe er alle Rebellionspläne aufgegeben und stattdessen an die
Parteidisziplin appelliert. Zimmermann: Leninbund, S. 83, Anm. 11 hält diese Darstellung für
„zweifelhaft“. Laut der politischen Polizei sollte die Konferenz auch erst im Januar 1928
stattfinden. Vgl. Die linken Kommunisten, die KPD und der RFB. Auszug aus dem Bericht des
R. Ko. In. Nr. 124, 24. 12. 1927, StA Bremen, 4,65-511, Bl. 27a-d, hier Bl. 27a.
2547Weber: Wandlung, S. 151; Keßler: Ruth Fischer, S. 253; Wernicke: Radikallinke, S. 87. Zum
„neuen Zimmerwald“ siehe Bahne: Opposition, S. 374 f. Auch Hedda Korsch berichtete im
Juni 1927 von „interessante[n] Diskussionen mit wichtigen Genossen der russischen
Opposition. Auch sie sind dafür, dass die nationale und internationale Opposition auf
ideologischem und organisatorischem Feld tätig wird […]“. Gemeint waren vermutlich
Sapronow und Smirnow. Hedda Korsch an Michelangelo Pappalardi, 04. 06. 1927, in: Korsch:
Briefe, S. 328-330, hier S. 329.
2548Siehe hierzu: Philippe Bourrinet: Zur Geschichte der „bordigistischen“ Strömung. Die
italienische Kommunistische Linke (1926-1950), o. O., 2012, S. 62-67, online unter:
http://www.left-dis.nl/d/sinistracom.pdf (Zugriff am 05. 09. 2013). Bei diesem Text handelt es
sich um die deutsche Übersetzung einer Diplomarbeit, die 1980 an der Pariser Sorbonne
entstanden ist.
2549Karl Korsch an Anton Pannekoek, 02. 02. 1928, in: Korsch: Briefe, S. 356 f.
2550Buckmiller: Krise des Marxismus, S. 14 f. Nach Polizeiangaben erhielt Korsch zur Herausgabe
der Oppositionszeitschrift sogar eine Überweisung in Höhe von 80.000 Rubel von Iwar Smilga.
Reichskommissar zur Überwachung der öffentlichen Ordnung: Opposition in Deutschland,
[Juni/Juli 1927], BArch Berlin, R 1507/1065, Bl. 32. Doch das erscheint mir wenig
wahrscheinlich. Smilga war Mitglied von Trotzkis Linker Opposition in der Sowjetunion. Wenn
er zu dieser Zeit eine Strömung in Deutschland finanziell unterstützt hätte, dann eher die
Fischer/Urbahns-Gruppe.
2551Schafranek: Landau, S. 129 f.; Broué: Deutsche Linke, S. 27.
2552Zimmermann: Leninbund, S. 133. Weitere Mitglieder des Komitees waren der Belgier Eduard
Van Overstraeten, der Franzose Maurice Paz, der Niederländer Hendricus Sneevliet sowie
Leninbund-Mitglied Jakob Ritter und Paul Weyer vom Deutschen Industrieverband.
2553Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 781.
2554Statut des Leninbundes, S. 40.
2555Zimmermann: Leninbund, S. 133.
2556Hierzu ausführlich: Damien Durand: Opposants à Staline. L’Opposition de gauche internationale
et Trotsky (1929-1939), Grenoble 1988, sowie Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 781-798.
2557Bereits in einem Deklarationsentwurf für die Gründung der VLO heißt es, die Gruppe bekenne
sich „zu den Grundsätzen der russischen Opposition“. Zudem beschloss sie, umgehend
„Verbindung mit den Oppositionsgruppen ‚The militant‘ in Amerika, ‚La verité‘ in Frankreich,
ferner den Gruppen in Belgien, Österreich und der Gruppe des Genossen Lenorowitsch in der
Tschechoslowakei aufzunehmen, zum Zwecke der Herausbildung einer einheitlichen,
internationalen, linken Opposition der Bolschewiki-Leninisten.“ Erklärung zur Gründung der
LO, [1930], TA Harvard, bMS Russ 13.1, 3438.
2558Broué: Trotzki, Bd. 2, S. 794. Die Gruppen aus Österreich, Griechenland sowie eine weitere aus
der Tschechoslowakei fehlten entschuldigt, erklärten aber ihre prinzipielle Mitarbeit.
2559Die Internationale Linksopposition. Ihre Aufgaben und Methoden (1932), in: Wolfgang Alles
(Hg.): Die kommunistische Alternative. Texte der Linken Opposition und der IV. Internationale
1932-1985, Frankfurt a. M. 1989, S. 48-57, hier S. 52.
2560Aus ihr ging im Jahr 1938 die Vierte Internationale hervor. Vgl. Kapitel 5.4. Auch die
„Rechtskommunisten“ gründeten zu dieser Zeit einen internationalen Zusammenschluss. Doch
anders als Trotzki war deren Bezugsperson Bucharin nicht aktiv daran beteiligt. Diese Rolle
übernahmen stattdessen vor allem Brandler und Thalheimer. Ähnlich der Linken Opposition
waren zunächst in einzelnen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechoslowakei,
Frankreich, Schweden, Norwegen, USA, Kanada und Indien, später auch noch Dänemark)
unabhängig voneinander Gruppen entstanden, die sich dann im Dezember 1930 in der
Internationalen Vereinigung der Kommunistischen Opposition (IVKO) zusammenschlossen. Es
bestanden zudem lockere und unbeständige Kontakte zu kommunistischen und
linkssozialistischen Gruppen und Einzelpersonen in den Niederlanden, Finnland,
Großbritannien, Italien und Griechenland. Zudem gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen
der IVKO und der spanischen POUM. Der Sitz des Sekretariats der Vereinigung war in Berlin,
ab 1933 in Paris. Siehe hierzu: Bergmann: Gegen den Strom, S. 330-337. Laut Bergmann ist
bislang keine zusammenfassende Untersuchung über die IVKO als eigenständige Organisation
durchgeführt worden.
2561Johann Schwalbach sprach später von einer „österreichischen Bruderorganisation“. Aussagen
von Johann Schwalbach gegenüber Dr. Hans J. Reinhardt, Februar 1960, GDW Berlin, Gruppe
Funke.
2562Schafranek: Landau, S. 291 f.
2563Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 7, April-Mai 1932.
2564Schafranek: Landau, S. 292.
2565Der Kommunist, 3. Jg., Nr. 7, April-Mai 1932.
2566Foitzik: Zwischen den Fronten, S. 103. Auch die Landau-Gruppe konnte sich zumindest auf
kleine linkskommunistische Zirkel in Österreich und Frankreich stützen. Mitglieder von SAP
oder KPO wären hingegen in ihren Exilländern relativ isoliert gewesen.

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