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SKRIPTUM

Kompetenzbereich Elektrotechnik
Fachbereich Automatisierungstechnik

1. Version 2021

Pneumatik Vertiefung
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Sorgfalt vorgegangen. HerausgeberIn und AutorIn übernehmen für fehlerhafte
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Inhaltsverzeichnis
1 Aufgabenstellung „Prägevorrichtung“ ........................................ 4
2 Lageplan ........................................................................................ 4
3 Weg-Schritt-Diagramm.................................................................. 5
4 Lösung 1 (fehlerhaft!) .................................................................... 5
5 Signalüberschneidung .................................................................. 6
6 Lösung mittels Kaskadensystem ................................................. 7
6.1 Kurzschreibweise erstellen ............................................................................... 7
6.2 Gruppeneinteilung.............................................................................................. 7
6.3 Kaskadenventile ................................................................................................. 7
6.4 Umsetzung des Weg-Schritt-Diagramms .......................................................... 8
6.5 Randbedingungen .............................................................................................. 9
6.6 Lösung der Aufgabe ........................................................................................... 9
7 Anordnung der Kaskadenventile bei 3 bis 4 Luftsträngen ....... 10
8 Ablaufsteuerungen mit Signalüberschneidung ........................ 11
8.1 Aufgabenstellung „Bohrvorrichtung“ ..............................................................11
9 Lageplan ...................................................................................... 11
10 Weg-Schritt-Diagramm ............................................................. 12
11 Signalüberschneidung ............................................................. 12
12 Systematische Schaltplanerstellung durch die
Gruppenmethode „Bistabile Magnetventile“ .................................. 13
12.1 Entwicklungsschema für zwei Steuergruppen ................................................13
12.2 Gesamtschaltplan mit zwei Gruppen ...............................................................15
12.3 Entwicklungsschema für mehr als zwei Gruppen ...........................................16
12.4 Gesamtschaltplan mit mehr als zwei Gruppen ................................................17
13 Systematische Schaltplanerstellung durch die
Gruppenmethode „monostabile Magnetventile“ ............................ 18
13.1 Entwicklungsschema ........................................................................................18
13.2 Gesamtschaltplan mit monostabilen Magnetventilen .....................................19

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1 Aufgabenstellung „Prägevorrichtung“
Werkstücke die geprägt werden sollen, werden von Hand in eine Aufnahme gelegt und
durch den Zylinder –MM1 unter den Prägestempel geschoben. Der Zylinder –MM2 fährt
aus und prägt das Teil. Danach fahren Zylinder –MM2 und dann der Zylinder –MM1 wieder
ein.

2 Lageplan

-MM2

-MM1

4 / 19
3 Weg-Schritt-Diagramm

-BG2
-MM1
-BG1

-BG4
-MM2
-BG3

4 Lösung 1 (fehlerhaft!)

Überdenken Sie diesen Schaltplan. Es sollte Ihnen möglich sein, sofort die Problematik
dieser Steuerung zu erkennen!

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5 Signalüberschneidung
Liegen gleichzeitig zwei Signale an einem Impulsventil an, dann handelt es sich um eine
Signalüberschneidung, die ein Umschalten des Ventils verhindert.

Nach Betätigung des Starttasters könnte die Vorrichtung bedingt durch die erste
Signalüberschneidung des Signalgebers –BG3 nicht starten. Die zweite
Überschneidung durch –BG2 würde den Rücklauf von 2A blockieren.

-BG1 -BG3

Um diese sperrenden Signale wegzubringen, wird das so genannte Kaskadensystem


verwendet.
Der Name kommt vom stufenförmigen Weiterschalten der Luftstränge bzw.
Teilsteuerkreise.

Kaskaden
eines
Wasserfalls

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6 Lösung mittels Kaskadensystem
6.1 Kurzschreibweise erstellen
Aus dem vorhandenen Weg-Schritt Diagramm ist die so genannte Kurzschreibweise zu
erstellen.

-BG2
-MM1
-BG1

-BG4
-MM2
-BG3

-MM1+ -MM2+ -MM2- -MM1-


6.2 Gruppeneinteilung
Um die minimale Anzahl an Kaskadenventilen zu bekommen, wird eine Gruppeneinteilung
vorgenommen. Hier muss gewährleistet sein, dass jeder Zylinder in jeder Gruppe nur
einmal vorkommt. Für unser Beispiel ergeben sich 2 Gruppen.

/-MM1+ -MM2+/ -MM2- -MM1-/


Gruppe 1 Gruppe 2

6.3 Kaskadenventile
Zeichnen Sie nun die Zylinder mit den dazugehörigen 5/2 WV. Der nächste Schritt ist das
Zeichnen der Gruppen (Luftstränge). Zum Umschalten der Luftstränge werden
KASKADENVENTILE verwendet. Die Anzahl der Kaskadenventile ergibt sich aus der
Anzahl der Gruppen minus 1.
Es ist durchaus empfehlenswert, am Ende der jeweiligen Gruppe eine optische
Meldelampe einzubauen. Erleichtert die Fehlersuche!

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6.4 Umsetzung des Weg-Schritt-Diagramms
Das Weg-Schritt-Diagramm zeigt, dass über einen Tastimpuls der Zylinder –MM1 gestartet
wird. Nach Erreichen der Endlage wird durch –BG2 Zylinder –MM2 zum Vorhub gebracht.
Nun ist das Ende der ersten Gruppe erreicht. Dieses Rollenhebelventil –BG4 muss jetzt
das Kaskadenventil umschalten, Druck auf Gruppe 2 und dadurch Rückhub von –MM2. –
BG3 wird nun überfahren und bewirkt das Umsteuern von –MM1. Wieder ist das Ende der
Gruppe durch Betätigung von –BG1 erreicht, welcher das Kaskadenventil wieder in die
Ausgangslage bringt.

Als Regel gilt: Die am Ende einer Gruppe betätigten Rollenhebelventile schalten das
Kaskadenventil und die darauf folgende Zylinderbewegung direkt über den jeweiligen
Luftstrang (Gruppe) passiert

-BG2 -BG3

/-MM1+ -MM2+/ -MM2- -MM1-/


-BG4 -BG1
Start

/
Das Ende der Gruppen wird durch einen Schrägstrich dargestellt. In unserem Beispiel
wird das Kaskadenventil durch –BG4 und –BG1 geschalten.

Das Kaskadenventil sorgt dafür, dass immer nur eine Gruppe (Luftstrang) mit Druckluft
versorgt wird.

Kaskadenventil
-BG4

-BG1

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6.5 Randbedingungen
Der Einbau von Randbedingungen und zusätzlichen Verriegelungen erfolgt erst, wenn der
grundsätzliche Ablauf vollständig entworfen ist. Ein schrittweises Vorgehen ist unbedingt zu
empfehlen und erleichtert dadurch die Lösung.

Die Grenzen der Signalabschaltung durch die Kaskadenmethode sind dadurch gegeben,
dass die Druckluft zum Steuern nur über einen Anschluss erfolgt. Die Druckluft fließt also
durch alle Ventile der Kaskade, bevor ein Steuervorgang ausgelöst wird. Aus diesem
Grund wird die Kaskadensteuerung nur bei kleineren Anlagen eingesetzt.

6.6 Lösung der Aufgabe

-BG1 -BG2 -BG3 -BG4


-MM1 -MM2

-QM1
-QM2

-SJ1

-BG2
-BG3

-QM3
-BG4

-BG1

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7 Anordnung der Kaskadenventile bei 3 bis 4
Luftsträngen

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8 Ablaufsteuerungen mit Signalüberschneidung
In Kapitel 7 des EP-Skriptums wird der Schaltplan für eine Zuteileinrichtung gezeigt. Die
Bewegungsfolge ist dort zwangsläufig -MM1+,-MM2+,-MM2-,-MM1-. Während bei diesem
Beispiel der Schaltplan vergleichsweise einfach erstellt werden kann, sind bei anderem
Ablauf weitere Hilfsmittel zum Schaltplanerstellen notwendig, da durch störende
Sperrsignale Signalüberschneidungen erzeugt werden können. Am Beispiel der folgenden
Bohrmaschine soll dies verdeutlicht werden.
8.1 Aufgabenstellung „Bohrvorrichtung“

Nach Betätigung eines Tasters -SF1 wird ein Werkstück mit Hilfe eines Zylinders
eingespannt. Ein zweiter Zylinder betätigt den Vorschub der Bohrmaschine. Diese bohrt
das Werkstück (der Motor dazu ist in dieser Aufgabe nicht berücksichtigt!) und fährt wieder
zurück. Danach wird die Werkstückeinspannung wieder gelöst.
Nach dem abermaligen Betätigen der Starttaste läuft der Vorgang automatisch wieder ab.

9 Lageplan

-MM2

-MM1

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10 Weg-Schritt-Diagramm
Auf Grund der Textanalyse und des bereits vorhandenen Lageplans werden für diese
Aufgabe zwei Zylinder benötigt.

-MB2
-BG2
-MM1

-MB1 -BG1

-BG4
-MB4

-MM2
-BG3

-MB3

-BG1

11 Signalüberschneidung
Man erkennt am Weg-Schritt-Diagramm der Bohrmaschine, dass das Signalglied –BG3 in
der hinteren Endlage am Zylinder -MM2 die Rückhubbewegung von Zylinder –MM1
bewirkt (Schritt 4). –BG3 ist somit im Startzustand (Ausgangsstellung) bereits betätigt
und liefert ein Dauersignal an Magnetventil –MB2. Ein Startsignal auf –MB1 wird also
eine Signalüberschneidung am Stellglied von Zylinder -MM1 erzeugen.

-MM1 -BG1 -BG2 -BG3 -BG4


-MM2

-QM1 -QM2
-MB1 -MB2 -MB3 -MB4

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12 Systematische Schaltplanerstellung durch die
Gruppenmethode „Bistabile Magnetventile“
Signalüberschneidungen werden durch gleichzeitige Signale an den Steuereingängen
eines bistabilen Stellglieds verursacht.

Das störende Signal muss weggeschaltet werden. Nimmt man dem entsprechenden
Signalglied die Energie, so ist auch das störende Signal abgeschaltet. Durch
Gruppenbildung (Steuerkreisbildung) kann man die richtige Stelle für diese Abschaltung
ermitteln. An den Gruppenübergangsstellen muss die Folgegruppe aktiviert und sofort
anschließend die momentan wirkende abgeschaltet werden – so ist immer nur eine Gruppe
aktiv. Dieses Umschalten wird durch Speicher – Selbsthaltungen realisiert.

Das im folgendem beschriebene Schema zeigt die empfohlene, systematische


Vorgangsweise für bistabile Magnetventile.

12.1 Entwicklungsschema für zwei Steuergruppen

1. Lageplan
2. Weg-Schritt-Diagramm
3. Beschreibung des Ablaufes durch Kurzschreibweise

-MM1+ -MM2+ -MM2- -MM1-

4. Gruppeneinteilung

 Am Zyklusanfang und –ende einen Trennungsstrich setzen

/-MM1+ -MM2+ -MM2- -MM1-/


 Möglichst viele Bewegungen in einer Gruppe zusammenfassen - dadurch wird die
Steuerung weniger aufwendig.
 In der Gruppe darf jeder Zylinder (Bewegung) nur einmal genannt werden.
1. Gruppe 2. Gruppe

/-MM1+ -MM2+ / -MM2- -MM1-/

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5. Signalglied an der Gruppentrennung muss auf einen Speichereingang wirken. Der
dem Speichereingang zugeteilte Speicherausgang leitet die Folgebewegung ein.
1. Gruppe 2. Gruppe

/-MM1+ -MM2+ / -MM2- -MM1-/


Start -BG4

Speicher Speicher

 Signalglieder in der Gruppe leiten die Folgebewegung direkt ein

1. Gruppe 2. Gruppe

-BG2 -BG3

/-MM1+ -MM2+ / -MM2- -MM1-/


Start -BG4

Speicher Speicher

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12.2 Gesamtschaltplan mit zwei Gruppen
Der noch nicht verwendete Grenztaster –BG1 sollte als zusätzliche Verriegelung eingebaut
werden.

-MM1 -MM2
-BG1 -BG2 -BG3 -BG4

-MB3
-MB2

-MB1 -MB4
-KF1

-KF1

-SF1 -KF1

-BG1
-BG2

-BG3

-BG4
-MB4
-MB3

-MB2

-KF1 -MB1

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12.3 Entwicklungsschema für mehr als zwei Gruppen
Die Vorgehensweise wird exemplarisch an einer nicht näher beschriebenen Maschine mit
folgendem Ablauf dargestellt.

1. Gruppen einteilen

/-MM1+,-MM2+/-MM2-,-MM3+,-MM1-/-MM3-/
In jeder Gruppe darf jeder Zylinder nur einmal genannt werden. Das Signalglied an der
Gruppentrennung muss auf einen Speichereingang (Selbsthaltung) wirken. Signalglieder
innerhalb der Gruppe leiten die Folgebewegung ein.

2. Umschalten der Gruppen

/-MM1+,-MM2+/-MM2-,-MM3+,-MM1-/-MM3-/
Start -BG4 -BG1

Speicher Speicher Speicher

Gruppe = Speicher = Merker = Selbsthaltung über Relais


 Die Speicher werden durch Selbsthaltungen realisiert, die so miteinander verkettet
werden, dass beim Durchschalten des Steuerwerks immer nur eine Selbsthaltung
aktiv ist.
 Jeder Speicher bereitet den nächsten vor.
 Jeder Speicher löscht den vorigen

3. Zusammenfassung

Die Einteilung ergibt ein Steuerwerk mit drei Gruppen – Eingängen und drei Ausgängen.
Die Gruppen – Speicher werden durch Selbsthaltungen realisiert, die so miteinander
verkettet werden, dass beim Durchschalten immer nur eine Selbsthaltung – Gruppe aktiv
ist.

Starttaster löscht die letzte Gruppe und bereitet die erste wieder vor!

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12.4 Gesamtschaltplan mit mehr als zwei Gruppen

-BG1 -BG2 -BG3 -BG4 -BG5 -BG6

4 2 4 2 4 2

-MB1 -MB2 -MB3 -MB4 -MB5 -MB6


5 3 5 3 5 3
1 1 1

+24V 1 2 3 4 5 6 7 8 9 12

3 3 3 3 3 3 3
3
3
-SF1 -KF1 -BG4 -KF2 -BG1 -KF3 -KF1
-KF2
-KF3
4 4 4 4 4 4 4
4
4
3 3 3

-BG5 -KF1 -KF2

4 4 4
10 11

3
3 3
1 1 1
-BG2
-BG3 -BG6
-KF2 -KF3 -KF1
4
4 4
2 2 2

A1 A1 A1

-KF1 -KF2 -KF3 -MB1 -MB3 -MB4 -MB5 -MB2 -MB6

A2 A2 A2

0V

erste Gruppe zweite Gruppe dritte Gruppe


5 2 1 4 3 6
3 5 12
7 9

Steuerwerk mit drei Gruppen

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13 Systematische Schaltplanerstellung durch die
Gruppenmethode „monostabile Magnetventile“
Wir betrachten dieselbe Steuerungsaufgabe wie bei bistabilen Magnetventilen, nur werden
jetzt monostabile Magnetventile eingesetzt.

13.1 Entwicklungsschema
1. Lageplan
2. Weg-Schritt-Diagramm
3. Beschreibung des Ablaufes durch Kurzschreibweise

-MM1+ -MM2+ -MM2- -MM1-

4. Gruppeneinteilung

 Trennstrich nach jeder Zylinderbewegung

/-MM1+ /-MM2+ /-MM2- /-MM1- /


Dieses Steuerwerk besteht aus vier Eingängen (-SF1/-BG2/-BG4/-BG3) und 4
Ausgängen (-KF1 bis - KF4).
Die einzelnen Stufen sind so miteinander verkettet, dass ein Zwangsablauf entsteht.
In Grundstellung ist nur die erste Stufe eingabebereit. Ein Signal mit dem
Starttaster –SF1 aktiviert sie, -KF1 liefert ein Ausgangssignal und somit ist die
zweite Stufe eingabebereit. Nacheinander werden die einzelnen Gruppen
durchgearbeitet, der letzte Schritt löscht das gesamte Steuerwerk.

5. Der wesentliche Unterschied zu Signalabschaltung mit bistabilen Magnetventilen


besteht darin, dass jeder Zylinderhub durch einen eigenen Speicher ausgelöst wird
und somit eine gewisse Sicherheit gegen Fehlschaltungen vorhanden ist. Man
könnte natürlich auch bei bistabilen Ventilen jede Bewegung einer Gruppe
zuordnen und hiermit Fehlern entgegenzuwirken!
Sollten mehr als 2 Gruppen benötigt werden, wird dasselbe System angewandt!!

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13.2 Gesamtschaltplan mit monostabilen Magnetventilen

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