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Karl Dyroff f

geb. 25. 2. 1862 — gest. 12. 11. 1938

Karl DYROFF gehörte zu jenen stillen Naturen, die große Gelehrte sind,
auch ohne viel zu schreiben oder von sich reden zu machen. Er stammte aus
der schönen Mainstadt Aschaffenburg und war anfangs im höheren Schuldienst
in München tätig. Der Leiter des Münchener Antiquariums, Christ, zog den
jungen Orientalisten heran und vertraute ihm die Münchener ägyptische Klein-
kunstsammlung, wie sie damals hieß, an. DYROFF, der sich damals schon mit
den verschiedensten Sprachen des nahen und fernen Orients, ζ. B. Indisch,
Persisch und vor allem Arabisch, beschäftigt hatte, vervollkommnete sich in
Berlin bei ERMAN im Ägyptischen und Koptischen und hatte auch Gelegenheit,
sich am Berliner ägyptischen Museum in den praktischen Museumsdienst ein-
zuleben. Er verwaltete dann rd. 30 Jahre bis zu seiner Pensionierung die Mün-
chener ägyptische Sammlung und las an der Münchener Universität, in späteren
Jahren als Honorarprofessor, Ägyptisch und Arabisch. Still wie sein Wesen und
Wirken war auch sein Dienstende; sein Posten wurde unbegreiflicherweise nicht
neu besetzt.
Sein Schrifttum ist rasch aufgezählt: in unserer Zeitschrift ist er nur mit
einem sprachlichen Aufsatz im Lepsiusband (Bd. 48) vertreten; seine aus-
gezeichnete, eingehende Beschreibung der ihm unterstellten Sammlung, die
dem Berliner ausführlichen Verzeichnis nachstrebt, ist längst vergriffen; dauern-
den Wert hat seine im Verein mit seinem treuen Freunde Poertner verfaßte,
gründliche Veröffentlichung der Münchener Grab- und Denksteine (Bd. I I der
von SPIEGELBERG herausgegebenen Reihe, Straßburg 1904), während sein Beitrag
„Ägypten" im I I I . Bd. von Helmolts Weltgeschichte (Leipzig 1914) heute
naturgemäß in manchem veraltet ist. Manches wäre an Arbeiten auf anderen
Gebieten anzuführen, was aber nicht in den Rahmen unserer Zeitschrift gehört.
Erwähnt sei nur, weil ich sie mit großem Nutzen gelesen habe, seine vortreff-
liche Einführung in die Märchen von 1001 Nacht im 12. Bd. der ersten schönen
Inselausgabe.

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Bei DYROFF bedeuten die hinterlassenen Schriften wenig, — die Haupt-
sache war er selbst. Ich habe ihn erst in München kennen und verehren gelernt,
als er schon außer Dienst war und keine Vorlesungen mehr hielt. Nur selten
Schloß er sich auf. Aber wenn er einmal von einer wissenschaftlichen Frage
gepackt war, dann erstaunte man über sein enormes Wissen, seinen äußerst
kritischen Blick und seine Kombinationsgabe beim Durchwandern weitester
Sprachgebiete. Er war durch und durch Philologe, und wie ich jetzt nach seinem
Tode diesen großen Kenner des Ägyptischen betrauere, so tun es die Arabisten
hinsichtlich ihres arabistischen Fachgenossen. Vollends der Mensch DYROFF wird
denen, die ihn näher kannten, in wundersamer Erinnerung bleiben. Man mußte
ihn einfach gern haben. Als alter, begeisterter Verbindungsstudent fröhlich
und trinkfest in kleinem Kreise hatte er Freude an allem Schönen, wie ζ. B.
guter Musik; Freunde rühmen seine hervorragende dichterische Begabung. Er
war ein vornehmer Charakter, ein guter, aufrechter deutscher Mann, der trotz
damals schon vorgerückten Alters als Hauptmann der Landwehr den Weltkrieg
draußen im Felde mitmachte. Still und zurückgezogen lebte er, ohne eine Familie
gegründet zu haben; still ist der liebe, ältere Freund nach längerem, schwerem
Krankenlager von uns gegangen; seine letzt« Ruhestatt fand er in der Familien-
gruft seines Bruders in einem oberbayerischen Dorf weitab vom Verkehr in
der friedlichen Stille einer wundervollen Landschaft. Wer Karl DYROFF als Ge-
lehrten und Menschen näher kannte, wird ihm gewiß ein treues Andenken be-
wahren. A. Scharff

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