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Karl DYROFF gehörte zu jenen stillen Naturen, die große Gelehrte sind,
auch ohne viel zu schreiben oder von sich reden zu machen. Er stammte aus
der schönen Mainstadt Aschaffenburg und war anfangs im höheren Schuldienst
in München tätig. Der Leiter des Münchener Antiquariums, Christ, zog den
jungen Orientalisten heran und vertraute ihm die Münchener ägyptische Klein-
kunstsammlung, wie sie damals hieß, an. DYROFF, der sich damals schon mit
den verschiedensten Sprachen des nahen und fernen Orients, ζ. B. Indisch,
Persisch und vor allem Arabisch, beschäftigt hatte, vervollkommnete sich in
Berlin bei ERMAN im Ägyptischen und Koptischen und hatte auch Gelegenheit,
sich am Berliner ägyptischen Museum in den praktischen Museumsdienst ein-
zuleben. Er verwaltete dann rd. 30 Jahre bis zu seiner Pensionierung die Mün-
chener ägyptische Sammlung und las an der Münchener Universität, in späteren
Jahren als Honorarprofessor, Ägyptisch und Arabisch. Still wie sein Wesen und
Wirken war auch sein Dienstende; sein Posten wurde unbegreiflicherweise nicht
neu besetzt.
Sein Schrifttum ist rasch aufgezählt: in unserer Zeitschrift ist er nur mit
einem sprachlichen Aufsatz im Lepsiusband (Bd. 48) vertreten; seine aus-
gezeichnete, eingehende Beschreibung der ihm unterstellten Sammlung, die
dem Berliner ausführlichen Verzeichnis nachstrebt, ist längst vergriffen; dauern-
den Wert hat seine im Verein mit seinem treuen Freunde Poertner verfaßte,
gründliche Veröffentlichung der Münchener Grab- und Denksteine (Bd. I I der
von SPIEGELBERG herausgegebenen Reihe, Straßburg 1904), während sein Beitrag
„Ägypten" im I I I . Bd. von Helmolts Weltgeschichte (Leipzig 1914) heute
naturgemäß in manchem veraltet ist. Manches wäre an Arbeiten auf anderen
Gebieten anzuführen, was aber nicht in den Rahmen unserer Zeitschrift gehört.
Erwähnt sei nur, weil ich sie mit großem Nutzen gelesen habe, seine vortreff-
liche Einführung in die Märchen von 1001 Nacht im 12. Bd. der ersten schönen
Inselausgabe.