Sie sind auf Seite 1von 6

1941] K A R L HEINRICH DITTMANN: Z u m T i t e l ^ 7

Für r3 ergibt sich also folgendes Bild:


1. ^ „Tätigkeit"
a. selbständig gebraucht,
b. mit folgendem Substantiv oder einer Infinitivform durch η verbunden,
c. direkt verbunden.
2. Erweitert °
J
a. selbständig als „Tätigkeit", daneben ri-'wj,
b. mit Substantiv oder einer Infinitivform unmittelbar verbunden.

Z u m Titel T o t ·
V o n K A R L H E I N R I C H DITTMANN.

Für den Titel haben wir bisher drei Belege. Zwei von ihnen verzeichnet
schon M. Murray 1 ; die Träger sind (j — (j, Sohn des i f ] , des bekannten Wesirs
und Oberbaumeisters König Neferirkares, und ® Q > Fürst und Palastvorsteher
am Hofe König Niuserres. Das dritte Vorkommen teilte vor mehreren Jahren P. New-
berry mit 2 . Er fand es in der Titulatur eines ^ $ ^ , der, sonst nicht bekannt,
^ . ΛΛΛΛΛΛ

seines Zeichens Richter war und nach Ausweis des Stils seiner Inschrift und seines Bildes
unter der 5. Dynastie gelebt hat. Die Titulatur des */sj steht auf der Scheintür seines
Vaters 3 , die des Tp-m-*nh auf einer Türlaibung in seinem Grabe4 und die des Htp-hr-n-
Pth auf einem hohen Türpfosten, der wohl in seinem Grabe gestanden hat 5 . Die Selten-
heit des Titels rechtfertigt die vorliegende Bekanntgabe eines vierten Beleges, der sich
in einer bisher unveröffentlichten Inschrift im Grabe des £ | ^ |Ί ^ in Abusir findet.
Spss-Pih war Sclnviegersohn des Königs Niuserre und sein Wesir und Oberrichter 6 .
Teile seiner Titulatur sind auf den beiden Türpfosten im Räume Β (nach de Morgans
Grundriß, a. a. 0 . Fig. 2) angebracht. In der Anlage 1 werden die Inschriften beider
Pfosten wiedergegeben. Anlage 2 bringt die Inschriften, in denen die bisher bekannten
drei Vorkommen des Titels gefunden wurden; sie soll die Umgebung verdeutlichen, in
der der Titel steht.
Newberry hat den Titel mit „priest of the double axe" übersetzt. Tatsächlich
erinnert das Zeichen Τ > dessen Lesung bisher unbekannt geblieben ist, an die kretische
Doppelaxt und besonders ihre Verwendung als Wandmarke in den Räumen des Palastes
von Knossos7. ^ = " H ^ j t = Ük i t » b e f i n d l i c h hinter" 8 würde mit Τ

1) Index of names and titles of the Old Kingdom, 1908, 34. — 2) Annales du Service 28, 1928, 138 ff.
— 3) A. MARIETTE, Les mastabas de l'Ancien Empire, 1884, 270 ( = D 38). Jetzt in Kopenhagen; vgl.
Μ. MOGENSEN, Inscriptions hieroglyphiques du Musee National de Copenhague, 1918, Tai. X — X I u. S. 8.
— 4) L. BORCHARDT, Das Grabdenkmal des Königs Ne-user-re, 1907, 120. — 5) Jetzt im Mus. Kairo. —
6) Sein schönes Grab ist leider noch nicht ausreichend veröffentlicht worden. Die Architektur behandelt
J. de Morgan in Revue Archeologique, 3. Serie, Bd. 24, 1894, 18ff., wo auch die wichtigsten Titel genannt
sind. Aber weder die Inschriften, noch die Reliefs sind bisher vollzählig behandelt worden. — 7 ) A. EVANS,·
The palace of Minos at Knossos I 1921, Fig. 250. — 8) Wb. I l l 347.

Brought to you by | provisional account


Unauthenticated | 37.113.202.125
Download Date | 3/10/14 8:23 AM
8 K A R L HEINRICH DITTMANN: Z u m Titel [77. Band.

also einen Ausdruck wie „der, welcher hinter der Doppelaxt befindlich ist" er-
1
geben. Der Titel ist ebenso gebildet, wie ^ ^ imj-ht Hi , und man könnte sich
vorstellen, daß sein Träger ein Priester gewesen ist, der bei Prozessionen hinter dem
heiligen Zeichen der ^ schritt, bzw. dieses als eine Art Standarte trug, wie ja auch als
Standarte aufzufassen ist. Aber es erheben sich die Fragen, ob denn der Titel wirklich
der eines Priesters ist, und ob das Zeichen ^ tatsächlich eine Doppelaxt darstellt.
Die Inschrift des Spss-Pth
(Anlage 1)
b
5 4 3 2 Ι 1 5

£ € i1
OMJ 9 (iL-
11Π Μ
/fRt
α ο
ΛΛΛΛΛΛ
τϊ
-J», HΓ ^ Το
ΛΛΛΛΛΛ
^ <2>r
I ]

in Ω I Π| f QD

LI
^ ^ ^ *• 'VVVV V » ΛΛΛΛΛΛ

ä !ü ψ®
i s οttπ Uι
>U Π ο J* H.
Qo tI PΟ Β
w
Ωθ
ΛΛΛΛΛΛ

m ο ι ΛΛΛΛΛΛ ΠΠ

τ
ΛΛΛΛΛΛ
Ο Ο

1
ΛΛΛΛΛΛ
C1
Θ Θ
ο Ο | ΛΛΛΛΛΛ

Ü Μ

1 1 Μ • IL· [Ω |] Ϊ1 31 I I

WPP
Titulatur des Spss-Pth in seinem Grabe in Abusir.

scheint geeignet zu sein, auf die erste dieser Fragen eine Antwort zu geben. Auf dem
linken wie auf dem rechten Pfeiler der schon erwähnten Tür in seinem Grabe steht
ein und dieselbe Titulatur, nur in der letzten Kolumne bemerkt man eine Abweichung.
Auf dem linken Pfeiler heißt es ^ ^p , während dafür auf dem rechten
CS
ΛΛΛΛΛΛ

Pfeiler I π π I & steht. Beide Gruppen stehen also einander parallel, Nun
sind aber sowohl mr w'b-t „Vorsteher der Schmuckwerkstatt", 2 wie mr is-wj η h_kr
nswt „Vorsteher der beiden Kammern des Königsschmuckes" 3 durchaus weltliche
Titel und zwar solche, die eine, leitende Stellung ihres Trägers in einer handwerklichen
bzw. verwaltenden Einrichtung bezeichnen. So wird man ^ , den letzten Titel auf
dem linken Pfeiler, nicht als Priestertitel auffassen dürfen. Vielmehr kann man in ihm,
parallel den beiden anderen Titeln, ebenfalls die Kennzeichnung eines Verwaltungsamtes
oder einer Aufsichtsstellung über eine Werkstatt vermuten. Zu den technischen Ämtern
des Spss-Pth paßt auch, daß er L J ^ k ^ ^ 1 Ω „Vorsteher aller Bauarbeiten des
-CZr> ^ · ΛΛΛΛΛΛ

Königs" ist (Kolumne 3). In den drei anderen Titulaturen

1) Belege bei MURRAY, Index 34. — 2) Wb. I 284. — 3) Wb. I 127 und I I I 401.

Brought to you by | provisional account


Unauthenticated | 37.113.202.125
Download Date | 3/10/14 8:23 AM
1941] Karl Heinrich Dittmann : Zum Titel ^ (

(Anlage 2) a ^
u ^τ ^
©• ^ α

i
ή η Μ £Π

If "J
* η

-Iii
α
ίΤι- ©
ΨΓ

π y Ι*"""!
Ο
ΑΛΛΛΛΛ

I? d, W ΡΤ ^
^ ft Αϊ
II-
ψ ηι
==>
1 e s ο
Ι α β Π ΐ ^ ^ Π ,u ψ
ί Λ Β Iff V-j, 1 Τ
- .

Ι fi I αι r Ö

J ^^fiiiiT; ft 1 1
» S b.
111 s ^
®kf7
ΛΛΛΛΛΛ
ΛΛΛΛΛΑ
Ο
h.τ
Titulatur des Tp-m-nh.
Nach Borchardt. rsinrf? iff
1
^σ π f P ^ l·
L· f £ t Ο
β
~ r r r J b π I
ΛΛΛΛΛΛ

ί Μi thVIM
0 Titulatur des 'A/.
Ο < — >

Nach Mogensen.
Ο •
ΛΛΛΛΛΛ Ω
Q
ο Φ
Φ

Titulatur des Htp-hr-n-Pth.


Abschrift nach dem Original in Kairo.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 77. Band.

Brought to you by | provisional account


Unauthenticated | 37.113.202.125
Download Date | 3/10/14 8:23 AM
10 KARL HEINRICH DITTMANN: Zum Titel " ^ Q ^ ["7. Band.

läßt sich aus der Stellung des Titels nichts über seinen Charakter erkennen. Ihre Träger
1
sind, wie Spss-Pth, Inhaber sehr hoher Staats- und Hofämter. 'Isj ist auch ^ LJ ^
ebenso Htp-hr-n-Pth, außerdem hat dieser in mehreren Eigenschaften mit dem Zimmer-
mannsgewerbe zu tun ,,Zimmermann des Königs von Unterägypten'' 2 , ^ f ^ ^ ^
„Vorsteher aller Handwerker des Zimmermannsgewerbes (?)" 3 u. a.). Allen vier
Titulaturen, so verschieden sie sind, ist gemeinsam, daß sie ihre Inhaber im wesentlichen
als Beamte in staatlichen oder höfischen Einrichtungen ausweisen; überdies enthalten
drei von ihnen ausgesprochen technische Titel. Die Zahl der vorkommenden Priester-
titel ist dagegen verhältnismäßig gering; die Träger können also nicht im Hauptamte
Priester gewesen sein.
Bleibt die Frage, ob ^p wirklich das heilige Zeichen der Doppelaxt ist. P. New-
berry hat es unbesehen dafür gehalten und auf Grund ein e s allerdings sehr unsicheren
Beleges aus der Zeit der 26. Dynastie für eine Variante von m erklärt 4 . Er folgert
daraus eine Verbindung des Zeichens mit dem Gott der Libyschen Wüste H l und denkt
an eine Beziehung seiner Kultzeichen zu den kretischen „Horns of Consecration" und
der mit diesen oft verbundenen Doppelaxt. Gegen diese mehr als kühne Kombination,
die uralte kultische Beziehungen zwischen Kreta und Ägypten erweisen will, hat sich
schon Fr. W. von Bissing gewandt 5 . Er betont, daß aus Ägypten kein Beispiel einer
Waffe oder eines Werkzeuges bekannt ist, das die Form der Doppeläxt hat 6 . Weder
die „Doppelkeule", die von zweien der Jäger auf der Löwenjagdpalette getragen wird 7 ,
noch die „Doppelspitzkeule", die in mehreren Exemplaren bekannt ist 8 , sind irgendwie
vergleichbar mit der Doppelaxt. Diese ist eine zweischneidige Streitaxt, jene sind Keulen.
Wäre eine kultische Beziehung zwischen Kreta und Ägypten vorhanden gewesen, so
müßte man doch wohl Funde des auf Kreta so häufig vorkommenden Kultsymbols
auch in Ägypten erwarten. Keine einzige kretische Doppelaxt ist aber bisher aus ägyp-
tischem Boden gehoben worden 9 . Es ist also festzustellen, daß ""J3 in Ägypten nicht die
zeichnerische Wiedergabe einer profanen oder kultischen Waffen- oder Werkzeugform,
weder einer einheimischen, noch einer eingeführten, darstellen kann.
1) M. MOGENSEN, Inscriptions hieroglyphiques, S. 9 (IVe, linke Kolumne). — 2) Vgl. Wb. I I 190
und Fl. PETRIE, Royal Tombs II, Taf. X I I , 6. — 3) Vgl. Wb. I I I 85. — 4) Liverpool Annals of Archaeo-
logy and Anthropology I 1908, 27 f. — 5) Philologische Wochenschrift 1932, Nr. 35—38 Sp. 265—270, Fuß-,
note 15. — 6) Hierzu ist allerdings zu sagen, daß es anscheinend doch ein Exemplar einer Doppelaxt aus
Ägypten gibt, das freilich bis jetzt völlig vereinzelt geblieben ist. Es befindet sich im Zentralmuseum für
Deutsche Vor- und Frühgeschichte in Mainz unter der Inv.-Nr. Ο 5252 und stammt aus der Sammlung
R. Forrer, in die es zusammen mit drei ägyptischen Rasiermessern in der für das NR typischen Pantoffel-
form und einem nicht weiter bestimmbaren hakenförmigen Messer gelangt war. Um einen geschlossenen
Verwahrfund handelt es sich jedoch trotz der üblich gewordenen Museumsbezeichnung „Forrerscher Depot-
f u n d " sicher nicht. Aber da es immer mit den ägyptischen Rasiermessern zusammen geführt worden ist,
auch unverkennbar aus der gleichen Art Bronze, wie diese, besteht und mit ihnen die dünne blecherne
Machart (1 mm stark) und die Patinierung gemein hat, möchte man an der ägyptischen Herkunft des
Stückes nicht zweifeln. Da es so gut wie unbekannt geblieben und erstmalig an sehr entlegener Stelle
(R. Forrer, Antiqua, Special-Zeitschrift f. Prähist. Archaeologie, IX. Jahrg. 1891, No. 8—9—10 S. 70f.) ver-
öffentlicht worden ist, sei es hier in Abb. 4 wiedergegeben. Man könnte es für eine sog. Grundsteinbeigabe
halten. Für den oben behandelten Zusammenhang besagt es jedoch nichts, weil seine Datierung vor die
Zeit des NR nicht möglich ist. — 7) S. J . CAPART, Debuts de l'art, 1904, 223, die beiden Waffen unten
rechts. — 8) S. A. SCHARFF, Altertümer der Vor- und Frühzeit I 1931, 84. — 9) Von ägyptischen Dar-
stellungen ist mir nur eine bekannt, in der Doppeläxte vorkommen: sie stammt erst aus der Zeit Sethos I.
und zeigt syrische Häuptlinge, die mit Doppeläxten Bäume auf dem Libanon fällen; vgl. W. Wreszinski,
Atlas, Teil I I Taf. 35.

Brought to you by | provisional account


Unauthenticated | 37.113.202.125
Download Date | 3/10/14 8:23 AM
1941] K A R L HEINRICH DITTMANN : Zum Titel ^ ( 11

Dagegen kommt dasselbe Zeichen in der Frühzeit oft als Topfmarke vor1. Schon
auf vorgeschichtlichen Töpfen erscheint ein sanduhrförmiges Gebilde, das den Kopf des
Zeichens ^ senkrecht gestellt zeigt, ohne den Strich 2 . Bei den schwedischen Ausgrabun-
gen in Ma'ssara i. J. 1937 wurde in Grab 6, das aus der 2. Dynastie stammt, eine Reihe
von Töpfen gefunden, von denen einige eingeritzte Marken trugen. Mit freundlicher
Erlaubnis des Leiters der Grabungen, Dr. Hjalmar Larsens, können diese Marken in
Abb. 1 bekanntgemacht werden. Es handelt sich um flüchtig angebrachte Zeichen,

Abb. 1. Topfmarken der 2. Dynastie aus Ma'ssära.

die aus zwei gekreuzten Strichen bestehen, deren Enden zweimal durch je einen Strich
miteinander verbunden sind, und von deren Kreuzungspunkt ein senkrechter Strich
nach unten führt. Genau die gleiche Marke kommt auf einem frühzeitlichen Steingefäß-
scherben aus Abydos vor3. Die Topf mar ken von Ma'ssara zeigen deutlich den
Charakter des Zeichens: es ist ein bald mehr, bald weniger sorgfältig ausgeführtes

T > < PJO

Abb. 2. Variationen des ^Ί" 3 -Zeichens.

„geometrisches" Gebilde, das lediglich zur Kennzeichnung der Töpfe gedient hat. Uber-
blickt man eine Zusammenstellung frühgeschichtlicher Topfmarken, etwa bei Fl. PETRIE,
Royal Tombs I Taf. 47—58, so sieht man, daß die meisten dieser Marken keine Gegen-
stände darstellen, sondern geometrische Kritzeleien sind. Trotzdem sind sie nicht will-
kürlich; viele von ihnen begegnen immer wieder in derselben Form, so daß sich mehrere
Gruppen von jedesmal ein und denselben Zeichen aufstellen lassen. Gelegentlich sind
die Marken in ihrer Form etwas abgewandelt; Variationen des Zeichens ^ sind in
Abb. 2 zusammengestellt. Gerade solche Variationen zeigen, daß nicht irgendein be-
stimmter Gegenstand Vorbild des Zeichens war, sondern daß die ausführende Hand

1) Ζ. B. Fl. PETRIE, Royal Tombs I 1900, Taf. VII 12 und J. E. QUIBELL, Hierakonpolis II 1902,
Taf. 67. — 2) Fl. PETRIE, Diospolis Parva, 1901, Taf. X X I 83—85. — 3) Fl. PETRIE, Royal Tombs II,
Taf. X X V 11.
2*

Brought to you by | provisional account


Unauthenticated | 37.113.202.125
Download Date | 3/10/14 8:23 AM
12 K A R L HEINRICH DITTMANN: Z u m T i t e l ^ [77· B a n d .

seine Linien einmal so, einmal anders entworfen hat. Solche Marken entstehen überall
und zu jeder Zeit, die bäuerlichen Hausmarken der germanischen Völker sind nichts
anderes. Der Zufall wollte es, daß einer der bei den schwedischen Grabungen in
Ma'ssara beschäftigten Arbeiter eine Eisenhacke benutzte, die als Schmiedezeichen
genau dieselbe Marke trug, wie sie die gefundenen Töpfe auf-
weisen (Abb. 3). Die Hacke ist in neuester Zeit angefertigt wor-
den, und niemand wird in ihrer Fabrikationsmarke eine Doppel-
axt sehen wollen.
Die Marken können zweifache Bedeutung haben: sie können
entweder den Verfertiger des Gegenstandes, der sie trägt, kenn-
zeichnen, oder von seinem Benutzer als Eigentums- oder sonstiges
Unterscheidungsmerkmal angebracht worden sein. AVelche der
beiden Bedeutungen vorliegt, läßt sich bei Gegenständen der
Töpferei meistens recht gut entscheiden; ein geübtes Auge erkennt aufb einer^'iTeuzeiHlch!'!!
an dem Schärfegrad der Einritzung, ob die Marke in die Topf- Hacke aus Ägypten,
wandung vor dem Brennen in den noch weichen Ton geschnit-
ten oder ob sie an den fertigen Gefäßen angebracht wurde. Im ersten Fall ist an-
zunehmen, daß die Marke vom Verfertiger, im zweiten, daß sie vom Benutzer des
Gefäßes herrührt. Das gehäufte Vorkommen gleicher
Markenformen in derselben Zeit setzt das Vorhanden-
sein von Zentren voraus, die diese Marken ihren
Erzeugnissen oder Besitztümern regelmäßig mitgaben.
Solche Zentren sind demnach als handwerkliche
ι - i L λ. ι· ι tv · t-j. ι Abb. 4. Flache Dopnelaxt, aus Ägypten.
Oder wirtscnartncne uinricntungen anzusenen. Z e i t DES N. R. V, nat. Gr.

Vieles spricht also dafür, das Zeichen ^ als


Erkennungsmarke einer Einrichtung der geschilderten Art anzusprechen. Zwar ist sein
häufiges Vorkommen als Topfmarke nur in der Frühzeit zu belegen, aber die Bei-
spiele beweisen zur Genüge seine Gebräuchlichkeit als Werkstatt- oder Wirtschafts-
zeichen. Als solches wird es dann auch noch unter der 5. Dynastie eine Rolle gespielt
haben. Ein ^ ^ ist also nach den Darlegungen am ehesten als Betreuer oder Ver-
walter einer handwerklichen oder wirtschaftlichen Einrichtung aufzufassen, die das
Zeichen ^p als Marke führte. Bemerkenswert ist, daß der Titel auf die Zeit der
5. Dynastie beschränkt zu sein scheint. Das mag seinen Grund darin haben, daß die
Einrichtung, der sein Träger vorstand, nur noch in dieser Zeit bestand und später auf-
gelöst worden ist.
Es bleibt noch ein Wort zu sagen über den Bestandteil des Titels. Nach AVb. I I I
347 ist eine Kurzform von -jj- ^^ oder ^ ^ imj-ht „befindlich hinter".
Eine ganze Reihe von Titeln des Alten Reiches sind mit der vollständigeren Form zu-
sammengesetzt1, ζ. B. ^Γ^ ^ ^ m ht hmwt „der hinter der Handwerkerschaft Be-
findliche", ~ j J m ht pr-hd „der hinter dem Silberhause Befindliche" usw. Alle
diese Titel besagen, daß ihre Träger „hinter etwas" stehen, also gleichsam etwas beauf-
sichtigen, betreuen oder beschützen. ^ ^ ^ könnte demnach, freier übersetzt, „Auf-
sichtsrat des ^ - B e t r i e b e s " bedeuten.

1) Aufgezählt bei MURRAY, Index 25.

Brought to you by | provisional account


Unauthenticated | 37.113.202.125
Download Date | 3/10/14 8:23 AM

Das könnte Ihnen auch gefallen