Sie sind auf Seite 1von 7

85

hebräischen Jahve; das Ganze ist die Uebersetzung der in jüdischen


Gebeten oft begegnenden Gebetformel: Jahve ass§ oder umgekehrt:
asse Jahve. Der Ring diente demnach als Amulet. Die Umstellung
des Namens an der zweiten Stelle sollte einerseits die Lesung für
den Nichteingeweihten unverständlich machen — diesem Zwecke
diente auch die Trennung der zusammengehörigen Buchstaben —
andererseits erhöhte sie die Kraft der Gebetformel, weil sowohl
nach rechts als nach links gelesen derselbe mystische Name sich
ergab.
Wien S. FRANKFURTER

Neugeftmclene Inschriften

I. Aus Brigetio
Herrn Major Voetter in Komorn verdanken wir die Mittheilung
der unter n. 1—5 stehenden Grab Schriften, die im Winter 1886/7
unter vielleicht 200 Gräbern in Brigetio aufgedeckt wurden. Von
h. 1 — 3 hat Herr Voetter selbst Abschriften und Abklatsche ge-
nommen und beides eingeschickt; von n. 4 konnte er nur die Ab-
schrift eines Bauern, von n. 5 die verschiedenen Abschriften von
Bauern einsenden, n. 1 u. 2 sind hohe Grabsteine, in drei Felder
eingetheilt, von denen die beiden oberen Sculpturen, das unterste
die Inschrift enthalten.

1. Undeutliche Darstellung'
Anscheinend Tisch mit drei
Füssen und zu beiden Seiten
desselben ein Diener
DM

/VR-PLOTlyVO-MIL
LEG - I • A • S T - V • N ' XXV
/V R - IM. IV S • \E - TiAf R
5 FESTINA • PARE ■ VIVI
F•C

i/. m. Aur(elio) Plotiano mil{iti) leg{ionis) I a{diulricis) st(ipen-


86

diorum) V, aninorum) XXV, Aur(elius) Iulius vet(eranus) et Aur(elia)


Festina pare(ntes) vivi f (aciendum) c(uraverunt).
2. Ungefähr 2 M. h., 0-75 br.
Undeutliche Darstellung'
Vielleicht Schild
DM
ELVI O.V E T A L I
ET ■ FLORO- FILIO
ELV1A-s VCES A
5 PAHONO • COIVG
P I E N TI S vm O
ET-SIBI ■ VIVA
F EC

d. m. Elvio Vetali et Floro filio Elvia Sucesa patrono coiug(i)


pientisumo et sibi viva fec{it).
In Z. 2 scheint das v zwischen elvio und etali später ein-
gefügt. — Es ist zu bemerken, dass die Gemination eines Conso-
nanten regelmässig vermieden ist, in pientisumo Z. 6 und zweimal
in Sucesa Z. 4.
3. H. 0-18, br. 0-25.
DM
LICTORIÄ - restvte
q_VE V I X i T - A N N O s
yßll FACIENDVM
6 CW.AMTAfRROM
VLIANVS-BF-CO
■ NIVGIAMAKTISSI
Affi. A C O B s e Q_Vf RISS IJIffi

d. m. Lictoriae Restut{a)e, quae vixit annos XXXXI, faciendum


curavit Aur(elius) Romulianus b{ene)f{iciarius) coniugi amantissimae
ac obsequentissimae.
4. Die Abschrift des Bauern lautet:
lretonio lvicoqjplegia
q_V I V I X A N N LXXVIII S T I p LVIII
D.M
RETONIROMANVS STATVR/VN
ET lvcilia II L FEC

Zu lesen ist wohl: L. Retonio Lu[ci]o (?) q(uondam) p(rimo)


87

p{üo) leg(ionis) I a{diutricis), qui vix(it) annUs) LXXVIII, stip(en-


diorum) LV1II, Re.toni Eomanus S[a]tur[ni]n(us) (?) et Lucil[l]a [f]il(ü)
fec(erunt).
5. Aus den drei Abschriften der Bauern lässt sich der Text
bis auf Z. 4 mit ziemlicher Sicherheit so herstellen:
Rosette
D Kl
epa p H Ro
ditoalwino
SVOTSTAf LVSSOLO
5 p-p-legTadpf
et port VW i a
flora
6nA<t>POA6IT€hpuuc
XPHCT6XAIP6

d. m. Epaphrodito alumno suo T. Statilius (?) Solo p{rimus)


p{ilus) leg(ionis) 1 ad(iutricis) p(iae) f{idelis) et Portumia Flora. —
E-rracppöbeixe rjpuic;, XP1!0"1^ XaiPe-
Z. 4 haben nach svo die Abschriften: iciailvssolo und isiailvs
solo und isiaievs solo ; am Schluss der vorletzten Zeile hploo und
hp#o und iipooo. Das Wort hpuuc, denn so ist wohl sicher her-
zustellen, scheint nach der Abschrift, vom Anfange abgesehen, auf
dem Rande zu stehen und könnte daher vielleicht nachträglich ein-
gegraben sein.
Gleichzeitig übersandte mir Herr Voetter Abklatsche zweier
in seinem Besitze befindlicher Inschriften:
6. Stück einer Marmortafel, mit sorgfältigen Buchstaben aus
guter Zeit; h. 0-26, br. 0-27, Buchstabenh. O06.
b a b 11>I

n • mil/
\\ b i n

Vielleicht Sabin[o oder iano] ... . a mil\iliis] (?)... .[S]abin[us,


ianus].
7. Kleine Ära, h. 0-024, br. 0'03.
äscvlab
kve//////

Aesculap(io) Aug(usto) [sac(rum) ?] A.......l(ibens) m(erito).


88

II. Aus Dalmatien


(Nach an die k. k. Central-Commission für Kunst- und historische Denkmale ge-
langten und von derselben mitgetheilten Berichten)
Ueber die bei der Anlage der Eisenbahnstrecke Siveric-Knin
in der Nähe der Ortschaft Tepliü, wo jetzt anscheinend richtig die
Stelle des antiken Promona verrnuthet wird, in der Zeit vom Herbst
1885 bis April 1886 gemachten Funde von Antiken hat Herr Con-
servator Michael Glavinie zu Zara mehrfach an die Central-Com-
mission für Kunst- und historische Denkmale nach eigener Besich-
tigung berichtet und von Herrn Ingenieur Oskar Striegl ausgeführte
Zeichnungen eingeschickt. Aus den von der Central-Commission
uns freundlich niitgetheilten Berichten bringen wir hier die gefun-
denen Inschriften zum Abdruck. Von allen lagen die Zeichnungen
des Herrn Striegl vor; von den Inschriften 1. 3. 4. 5. 6 auch auf
meine Bitte von Freund Glavinic mir zugesendete Abklatsche.
Bei Kil. 85.920 wurde etwa 7 M. rechts von der Bahn, 0-4 M.
tief, ein vollständiges Grab mit gemauerten Wänden gefunden, in
welchem sich ein morsches Skelett befand. Am Kopfende war die
Steinplatte 1 mit nach der Strasse gerichteter Inschrift, am Fuss-
ende die Steinplatte 2. Ueber den Fund ist schon berichtet Mitth.
d. k. k. Central-Commission 12 (1886) S. LXXXVI.
1. H. 0 70, br. 0-30.
Ie m p rd n i e
\\ p v l e i e
qve-vixit
mecvm/
5 xxii - avr.[
ticivs • hf
tvs-b-a

[d. m.] Semproni(a)e Apulei{a)e} qu(a)e vixit mecum [an(nis)]


XXII, Aur(elius) [At\ticius (?) m[ari]tus b(ene) m(erenti) [p(osuit)).
Der Name [At\ticius ist natürlich höchstens ein möglicher.
2.
m■h■n•s

m(onumentum) h(eredem) n(ori) s(equetur).


3. Bruchstück einer Ära, gefunden im Bahneinschnitte Kil.
85.910, 6 M. links von der Bahn, 30 Centim. unter dem Boden.
H. 0-20, br. 0-17, d. 0-12.
89

■_> i a n a e • a /
J a //n a e -i///

Der Beiname der Diana hat sich bis jetzt nicht ermitteln
lassen.
Bei Kil. 85.8-ff- wurden 2— 4 M. rechts von der Bahn, in
einer Tiefe von O20 — O50 Cent, zerstreut liegend gefunden: der
untere Theil einer Grabplatte, auf welcher eine Sichel und ein
anderes Werkzeug (einer Leiste ähnlich) erhaben eingemeisselt sind,
ein Armband, eine Fibula, ein Ring mit eingravirter Zeichnung,
alle drei aus Bronze, und folgende Inschriften (4—7):
4. Grabstein mit Giebel, h. 1"24, br. 0-60; die Formen der
Buchstaben sprechen für die erste Kaiserzeit.
flavos ■ bo
vti-emil-
coh-Tlvce
ann • xxxi •
5 stip-xdom
lvco-avgh-fc
h- s■ e•

Flavos Bouti f(ilius) mildes) coh(ortis primae) Luce{nsium) an-


n{orum) XXXI, stip(endiorum) X, dom{6) Luco Aug{usti). H(eres)
f(aciendum) c(uravit). H(ic) s(itus) e(si).
Die cohors prima Lucensium befand sich nach dem Zeugniss
des Militärdiploms vom 13. Juni 80 (XI) damals in Pannonien.
Ausserdem waren bis jetzt zwei Inschriften bekannt, die diese
Cohorte nennen, die in den J. 1880 und 1882 nicht weit von Humatz
im Bezirke von Ljubuski (in der Herzegowina) am Flusse Trebisat
gefundenen Grabschriften von Soldaten dieser Cohorte {Bull. Dalm.
Vi p. 3 u. 17 = diese Zeitschrift VIII S. 108 n. 16. 17): Rufus
Avgeti f. mil. coh. 1 Luce., annorum XXX, stipen. XI, h. s. e., h. p.
und Andamionius Andami f. eq. coh. I Lucens., arm. XXXV, st. XV,
h. s. e., C. Aurelius Freris posit. Anscheinend sind diese Inschriften
wie die neugefundene älter als das Jahr 80, und es hat danach die
Cohorte zur Besatzung des südlichen oder, wie die Römer sagen,
oberen Illyricum oder der Provinz Dalmatien gehört, bevor sie
nach Pannonien versetzt wurde. Wenn, wie wahrscheinlich, die
in der Mainzer Inschrift (Brambach n. 1235: Beburrus Coroturetis
/• mil. cho. I Lucensiu(m) Hispanorum, an. 1I1L, sti. XXX1III, h. s.
90

e., h. ex t. f. e.) erwähnte cohors I Lucensium Hispanorüni mit ihr


identisch ist, so hat sie auch einmal und zwar gleichfalls anschei-
nend in früher Zeit in Germania superior gestanden.
Die Heimat des Soldaten der neugefundenen Grabschrift ist
Lucus Augusti, ohne Zweifel das spanische, dieselbe Stadt, nach
der die cohortes Lucensium ihren Namen hatten*). Unser Soldat ist
also noch für einen Truppentheil ausgehoben worden, der Anfangs
aus dem Bezirke seiner Heimat gebildet war. Sein eigener Name
ist römisch und wohl von seiner Haarfarbe hergenommen, der Name
des Vaters findet sich in spanischen Inschriften, namentlich des
benachbarten Lusitaniens, ziemlich häufig.
5. H. 0'38; die Buchstaben zeigen späte Zeit.

Z. 2 ist i statt l eingehauen. — In Z. 2 und wohl auch Z. 3


scheinen die kleineren oder grösseren Kreise Punkte zu bedeuten,
die also zum Theil vom Buchstaben o, der auch kleiner gebildet
wird, sich nicht unterscheiden.
d. m. Val(erio) Va[l]enti [p]rotectori defu[ncto] hello civile in [It]alia
ann{orum) L (?).
Die Zeit der Inschrift wird einigermassen dadurch bestimmt,
dass der Verstorbene protector, kaiserlicher Leibwächter, war. Da-
nach kann sie frühestens kurz vor die Zeit Diocletians fallen. Viel
weiter hinabzugehen, widerräth die Form der Inschrift, die mit
d(is) m(anibus) beginnt und auch sonst durchaus antike Fassung
hat. Auch weist der Gentilname Valerius, den Diocletian und
einige seiner Mitherrscher und unmittelbaren Nachfolger führten,
aber seit Constantin dem Grossen wohl kein Kaiser mehr, darauf
hin, dass Valens in dieser Zeit gelebt und Kriegsdienste gethan
hat. Welches das bellum civile war, das in Italien ausgefochten
wurde unter Theilnahme mindestens eines Kaisers, lässt sich wohl
nicht mit Sicherheit bestimmen. Indessen möchte ich es doch für
ziemlich wahrscheinlich halten, dass der Krieg zwischen Maxentius
und Constantin zu verstehen ist, der durch die Schlacht nicht weit
*) Wenigstens mittelbar, zunächst nach dem Conventus Lucensis.
91

von ponte Molle seine Entscheidung fand und der bei den Schriftstellern
ausdrücklich als bellum civile bezeichnet wird; z. B. bei Eutrop
10, 4: Constantinus .... bellum adversus Maxeniium civile comrnovit,
und in der ein Jahr nach der Schlacht geschriebenen Schrift de
mortibus -persecutorum c. 44: Iam mota inter eos fuerunt arma civilia.
6. Grabstein, unten gebrochen, jetzt h. 059, br. 0 40, d. 0-17.
Oben ein Giebel, an dessen Spitze ein Gesicht (Medusa?) darge-
stellt ist, zu beiden Seiten eine halbe Palrnette. Die Inschrift ist
durch eine der Höhe nach gemeisselte, 2l/„ Cent, tiefe Rinne ver-
stümmelt.
D

VITA l i o iv
DVlCISS
conivq
VIXIT AN •>
EICRESCEI
ON I IN FELIC

d. [wi.] Vitalion\i] dulciss[im]o coniug[i qu]i vixit an{nis) X..I,


et Cresce[nt\ioni infelic\i~\. — In Z. 5 würde dem Raum nach xxi
oder xli oder xlii möglich sein.
7. Bruchstück, h. 0-20, br. 018, d. 0'12. Nach Zeichnung von
Herrn Striegl.
VIShNN
VSH

Nach der Zeichnung sind in der letzten Zeile der erste und
dritte Buchstabe nicht sicher verständlich. Das v zu Anfang hat
noch einen Ansatz, der es einem n ähnlich macht, aber vielleicht
zufällig ist. Sollte gemeint sein ris(it) [für vix{it)] annus L ?
Einige Bruchstücke, die nicht mehr als drei Buchstaben ent-
halten, sind ausgelassen.
E. B.

Zu griechischen Inschriften
Im Aprilhefte des Bull, de corr. hell, hat Herr G. Pougeres
(S. 253—55) eine von ihm auf Delos gefundene Weihinschrift ver-
öffentlicht, welche auf der Basis einer nicht mehr vorhandenen
Statue des Simalos von Salamis eingegraben ist. Das prosaische

Das könnte Ihnen auch gefallen