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BRANDENBURGISCHES LANDESMUSEUM FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

Forschungen zur
Archäologie im
Land
Brandenburg
5

Herausgegeben von Jürgen Kunow _ _ _ _ __ _ _ __ _ __

VERLAG BRANDENBURGISCHES LANDESMUSEUM FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE


BRANDENBURGISCHES LANDESMUSEUM FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

100 Jahre Fibelformen nach Oscar Almgren

Internationale Arbeitstagung 25.-28. Mai 1997


Kleinmachnow, Land Brandenburg

Veranstalter
Brandenburgisches Landesmuseum für
Ur- und Frühgeschichte, Potsdam
Archäologische Gesellschaft in
Berlin und Brandenburg e. v., Potsdam

WÜNSDORF 1998
© 1998 Brandenburgisches Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte
Wünsdorfer Platz 4-5, D-15838 Wünsdorf
Redaktion: Michaela Aufleger, Petra Woidt, Norbert Goßler
Wünsdorfer Platz 4-5, D-15838 Wünsdorf

Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich.

Umschlagbild: Titelbild der Erstausgabe von Oscar Almgrens Fibelstudien

Prägung: Avers einer Münze für Oscar Almgren (1869-1945) geprägt anläßlich seines 75. Geburtstags

ISBN 3-910011-17-9

Grundlayout für U &\.schlag und Einband: Renate Schulze, Wünsdorf


Prägung: Barbara Nagler, Wünsdorf (Umzeichnung)
Englische Zusammenfassungen: Paul Larsen, Fontenay-Ie-Comte
Satz: Detlef Jech typeservice, Berlin
Reproduktionen: Bildpunkt GmbH, Berlin
Druck: Druckhaus Köthen
Herstellung: Bernd Fischer, Berlin
ISSN 0947-0700
Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg 5,1998, Seite 255-262

Jan Bemmann, Jena


Anmerkungen zu einigen Fibeln mit umgeschlagenem Fuß
(Almgren Gruppe VI, Serie 1)

Aus den vielgestaltigen Fibeln mit umgeschlagenem Fuß (A VI, 1) werden zwei zweigliedrige Typen ausgesondert
und auf ihre Zeitstellung und Verbreitung hin untersucht. Die Fibeln vom Typ Erfurt datieren in die Stufe Cl und
kommen in Mittel- sowie Mittelosteuropa vor. Fibeln v om Typ Sontheim besitzen als einzige zweigliedrige Fibel
eine Kopflasche anstelle der üblichen scheibenförmigen Öse. Sie gehören der Stufe C 2 an und treten in elbgermani-
sehen Fundkontexten Mittel- und Süddeutsch lands auf Die hier begonnene Aufarbeitung der zweigliedrigen Fi-
beln A VI, 1 läßt erahnen, welche Erkenntnismöglichkeiten diese ungenügend erschlossene Fibelgruppe auch in kul-
turgeschichtlicher Hinsicht noch in sich birgt.

Among the richly div erse fibulae with inverted foot (A VI, 1) two types of the two-piece category were studied sepa-
rately for purposes of chronology and geographical distribution. The ones of the type Erfurt date to phase C 1 and
originate in Central Europe and Central Eastem Europe. Th e Sontheim type is the only tw o-piece fibula w ith a
head latch in place of the usual disc-shaped loop. It dates to phase C 2 and comes from Elb-Germanic contexts in
Central and Southem Germany. The initiated investigation on the tw o piece fibula A VI,l has revealed the poten-
tial of this poorly-know n fibula group for future research on the culture history ofthat period.

Im Gebiet zwischen Rhein und Oder wird den Fibeln Der erste besondere Aufmerksamkeit verdienende
mit umgeschlagenem Fuß nur wenig Aufmerksamkeit Fibeltyp der Gruppe A VI, Serie 1 ist zweiteilig und
zuteil. Dies ist bedingt durch ihre verhältnismäßig ge- besitzt einen scheibenförmigen Kopf. Nach einem be-
ringe Anzahl, ihre z. T. weiträumige Verbreitung und sonders gut erhaltenen Exemplar aus Körpergrab 3
schließlich durch die Annahme, sie seien für feinchro- von Erfurt-"Hungerbachsiedlung" (Abb. 1) soll diese
nologische Gliederungen ungeeignet. Nur wenige be- Fibelform als Typ Erfurt bezeichnet werden. Als
sonders auffällige Formen erfuhren bisher eine detail- kennzeichnendes Merkmal weist er einen stabförmi-
lierte Untersuchung; zu nennen wären hier die Fibeln gen Bügel mit einem vier- oder mehreckigen Quer-
A 181 (Schuster 1995), eiserne eingliedrige Fibeln mit schnitt auf.3 Der in der Seitenansicht annähernd halb-
oberer Sehne (Schuster 1996 a) und die N ydarnfibeln kreisförmig gebogene Bügel ist stets länger als der Fuß,
(Bemmann 1993). dessen drahtförmiges Ende zwei- bis dreimal um das
In den grundlegenden zeitlichen Gliederungen der Bügelunterteil gewickelt wurde. Die Länge der Spira-
Grabfunde des elbgermanischen Gebietes von God- le, die auf jeder Seite vier bis sieben Windungen auf-
low ski und Keller fanden Fibeln der Almgren Gruppe weist, beträgt bis zu 3 cm. An den Enden der Achse
VI, Serie 1 keine (Keller 1974, 250 Anm. 24) oder nur befinden sich umgelegte, manchmal profilierte Bron-
sehr begrenzte Verwendung (Godlowski 1970, 59 ff.).
Kartierungen 1 und formenkundliche Gliederungen
neueren Datums fehlen zum größten Teil im Gegen- 1 Vgl. aber die Verbreitungskanen bei (Leube 1992, 307; 309-310
Abb. 6-7), denen jedoch keine ausreichende formenkundliche
satz zu den Gebieten, in denen diese Fibelgruppe im Analyse zugrunde liegt.
Fundmaterial dominiert. 2 2 Ambras 1966; Ionita 1992; Peskar 1972; Szydlowski 1979.
Aus der Formenvielfalt der Fibeln mit umgeschlage- 3 Ähnliche, dem gleichen Zeitraum angehörende, mehrgliedrige
nem Fuß heben sich in Mitteleuropa zwei Typen auf- Fibeln mit umgeschlagenem Fuß stellte Schuster (1996 b, 417 f.)
vor, verzichtete aber auf eine Fundliste und eine genaue Typen-
grund ihrer charakteristischen Gestaltung ab. beschreibung, so daß unklar bleiben muß, ob die Fibeln dem
hier vorgestellten Typ zu zuweisen sind.

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zeblechstreifen. Die stets bronzenen Fibeln besitzen
eine Gesamtlänge von 4,3--6,0 cm. 4 Die Fibeln kom-
men in Gräbern sowohl einzeln (z. B. Wilhelmsaue,
Helmstedt, Erfurt, Schlotheim, Bautzen-Seidau, Zau-
schwitz) als auch paarig (z.B. Großwirschleben, Sluse-
gard Grab 64) vor.
Im elbgermanischen Bereich stehen vier geschlossene
Grabfunde für eine zeitliche Einordnung zur Verfü-
gung. Zauschwitz Grab 60 enthielt an aussagekräfti-
gen Beigaben eine Fibel A 181 sowie eine Fibel mit
hohem Nadelhalter. Eine Datierung in die Stufe CI ist
damit genauso abgesichert wie für das Körpergrab aus
Großwirschleben, das außer dem Fibelpaar mit umge-
schlagenem Fuß ein weiteres Paar mit hohem Nadel-
halter und Fußknopf enthielt sowie ein stark geglie-
dertes Tongefäß mit kurzer Schulter und abgesetztem,
steilem Hals. Dem jüngeren Abschnitt der Stufe C 1 ist
Grab 3 von Erfurt-"Hungerbachsiedlung" (Abb. 1)
aufgrund der Armbrustfibel mit festem, taschenförmi-
gern Nadelhalter zuzuweisen. Im Unterschied zu
Schmidt (SchmidtlAlbrecht 1967; Schmidt 1982) kann
die Körperbestattung aus Schlotheim aufgrund des
streng gegliederten Tongefäßes auch schon in die Stufe
C 1 eingeordnet werden. Im Grab lag außerdem noch
eine Schnalle der Form E2 nach Madyda-Legutko
(1986,38), deren Vertreter sowohl in der Stufe C 1 als
auch in der Stufe C 2 vorkommen. Drei weitere Fibeln
des Typs Edurt stammen aus dem Einzugsbereich der
Spree. Der Vertreter aus Demnitz kam bei der Unter-
suchung eines Grubenhauses zutage, in dem außer
Tongefäßscherben zwei Fibeln mit hohem Nadelhal-
ter und eine röhrenförmige, gerippte Glasperle lagen
(Schultze 1989, 69 Abb. 4), und kann daher ebenfalls in Abb. 1: Inventar des Körpergrabes 3 von Erfurt-"Hungerbach-
die Stufe C 1 datiert werden. Wilhelrnsaue Grab 56 siedlung". 1.2.4 Bronze; 3 Silber. 1.2 M. 2:3; 3.4 M. 1:2
läßt sich innerhalb der Phasen C 1 und C 2 nicht mit
Sicherheit präziser einstufen (Schach-Därges 1969).
Das Auftreten einer der nadelartigen Anhängerspit- Im Gebiet zwischen Oder und Rhein zeichnet sich
zen, die vor allem in der Przeworsk-Kultur verbreitet eine Fundanhäufung in Mitteldeutschland westlich
sind, gibt jedoch einen indirekten Datierungsanhalt, der Saale und Weißen Elster ab (Abb. 2). Die drei
weil diese Spitzen westlich der Oder ausschließlich in Fundstellen zwischen Spree und Oder lassen vermu-
CI-zeitlichen Fundzusammenhängen anzutreffen sind. ten, daß dieser Fibeltyp auch weiter östlich verbreitet
In diesem Zeitabschnitt ist genauso wie gegen Ende ist. Ihm an die Seite zu stellen ist darüber hinaus
der Stufe B 2 ein deutlicher Einfluß aus der Prze- wahrscheinlich eine Fibelform, die jüngst von Ko-
worsk -Kultur zu verzeichnen (Geisler 1984, 140 f.; kowski (1995, 237 Karte 19) für die Landschaften öst-
Madyda-Legutko 1990). Allein für die Fibel aus Baut- lich der Oder kartiert und in die Stufe C 1 datiert
zen-Seidau II Grab 3 kann auch eine Datierung in die wurde. Das Verbreitungsgebiet ähnelt dem von Gür-
Stufe C 2 nicht ausgeschlossen werden (vgl. Laser! telbestandteilen, die Beziehungen zwischen der Wiel-
Schultze 1995, 16 f.). bark-Kultur und dem elbgermanischen Formenkreis
Ein Fibelpaar des Typs Edurt tritt in Grab 64 von aufzeigen (Madyda-Legutko 1988) und bezeugt ein-
Slusegard auf Bornholm in Kombination mit Fibeln drucksvoll die weiträumigen wechselseitigen Kon-
mit hohem Nadelhalter der Gruppe A VII, Serie 2 takte zu Beginn der jüngeren römischen Kaiserzeit
auf. Eine Datierung dieses Grabes in die Stufe C 1 ist im Barbaricum.
somit abgesichert. Vermutlich nicht zu diesem Typ
zählen die Fibeln aus Simris Grab 19 und Grab 46
(Stjernquist 1955, Taf. 14,14-20; 19,8-14), jedoch läßt
4 Die Fibel aus Krossen besteht aus Eisen, jedoch geht aus dem
sich dies den Photographien nicht zweifelsfrei ent- publizierten Photo nicht eindeutig hervor, ob sie einen vier-
nehmen. oder mehreckigen Bügelquerschnitt besitzt.

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Abb. 2: Verbreitung der Fibeln vom Typ Erfurt (offene Signatur = Typzuweisung nicht gesichert). 1-15 Fundliste 1;
ohne Nr. n. Kokowski 1995, 237 Karte 19

Die exakte Datierung dieser Fibeln in die Stufe C 1 er- von erhabenen Punktreihen flankiert wird (Abb.
laubt jetzt, außer einigen Gräbern mit Scheibenfibeln 3,7.8). Das drahtförmige Fußende wurde zweimal -
(Keller 1974, 252), weitere Körpergräber in die Früh- nur bei einem Stück dreimal um das Bügelende ge-
phase der jüngeren Kaiserzeit einzuordnen, was für wickelt. Die nur noch bei fünf Exemplaren vorhande-
die Interpretation dieser Bestattungssitte von entschei- ne Spirale weist eine Länge von ca. 3-5 cm auf und um-
dender Bedeutung ist und hoffentlich dazu beiträgt, faßt auf jeder Seite sechs bis zehn Windungen. Die
das langjährige Axiom "Körpergräber treten in Mittel- Achsenenden zieren umgelegte Bronzebänder. Mit
deuts~hland erst ab der Stufe C 2 auf" außer Kraft zu Ausnahme der vergoldeten Silberfibel von Ehrings-
setzen. dorf wurden die 4,2-6 cm langen Fibeln aus Bronze
Als zweiter Typ, der deutlich aus dem bekannten hergestellt, sehr wahrscheinlich geschmiedet oder ge-
Spektrum der Gruppe A VI,1 hervorsticht, ist eine trieben.
zweigliedrige Fibelausprägung zu nennen, die als Typ Vier der zwölf bekannt gewordenen Fibeln des Typs
Sontheim bezeichnet werden soll. Anstelle der üb- Sontheim stammen aus geschlossenen Grabfunden,
lichen ösenförmigen Kopfscheibe besitzt er einen, teil- sechs weitere aus Siedlungen und zwei als Einzelfunde
weise zu einer ungewöhnlich langen Lasche umgeleg- von einem FriedhofS In den Gräbern lag stets nur ein
ten Bügelansatz, wie er häufiger an Armbrustfibeln Vertreter dieses Typs, obwohl dem Bestatteten mehrere
mit festem Nadelhalter zu beobachten ist (vgl. Schulze Fibeln beigegeben worden waren. Rückschlüsse auf die
1977). Der in der Seitenansicht halbkreisförmig ge- ehemalige Funktion bzw. Position in der Tracht erlaubt
wölbte, bandförmige Bügel ist durch zwei verhältnis- allein die Körperbestattung aus Osterwieck, bei der die
mäßig tiefe Längsrillen gegliedert, der Fuß facettiert Fibel vom Typ Sontheim auf der linken Brustseite lag.
und am Ansatz häufig mit Querrillen und/oder Rand- Im Brandgrab von Plotiste diente ein Drehscheibenge-
kerben verziert. Das Bügelmittelteil kann durch eine
Vielzahl feiner Querrillen geschmückt (Abb. 3,1-3),
mittels Punzen verziert (Abb. 3,4-6) oder mit einem 5 Berücksichtigt sind auch die beiden im N achtrag ergänzten
Grat versehen sein, der beidseitig in den Längsrillen Exemplare.

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Abb. 3: Fibeln vom Typ Sontheim. 1 Sontheim; 2 Nebra; 3 Osterwieck; 4 Großromstedt Grab 1910/ 89; 5 Hopferstadt; 6 PlotiSte n. L;
7 Büraberg; 8 Bad Königshofen. M. 2:3

fäß als Leichenbrandbehälter, das noch am ehesten mit angelegt worden sein. Alle vorhandenen Fundkombi-
solchen aus Haßleben Grab 1 und Grab 4 zu verglei- nationen belegen einen Zeitansatz in die Stufe e 2 nach
chen ist (Schulz 1933, Taf. 13,9-10). Letzteres enthielt Godlowski und Keller. Eine spätere Datierung wie sie
außer einem Aureus des Victorinus (265-268 n. ehr.) Böhme (1974) für die Fibel vom Büraberg vermutete,
ein typisches e 2-zeitliches Inventar. Ebenfalls in die- läßt sich bisher nicht bezeugen.
sen Zeitabschnitt kann die Körperbestattung aus Von dem Exemplar aus Plotiste abgesehen, sind Ver-
Osterwieck datiert werden, worauf die beiden silber- gleichsfunde bisher nur westlich der EIbe und Saale
nen Elbefibeln und das bauchige, pokalähnliche Ton- bekannt geworden (Abb. 4).6 Die Verbreitung unter-
gefäß mit hohem Standfuß verweisen. Grab 14 aus mauert, wie auch andere Funde dieser Zeitstellung, die
Nebra enthielt ein Paar Armbrustfibeln mit dreiecki- Herkunft einiger der als Alamannen bekannten Stam-
gem Fußabschluß und offenem Nadelhalter, die eine mesteile aus Mitteldeutschland (zuletzt: Schach-Dör-
Einordnung in die Stufe e 2 absichern. Die fragmen- ges 1997). Bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts kamen,
tierte Fibel von Großromstedt, deren abgesetztes Bü- nach den Verbreitungsbildern der Schmuckformen zu
gelende zur Aufnahme der drahtförmigen Umwick- schließen, die in Südwestdeutschland neu ansässig
lung den ehemals vorhandenen umgeschlagenen Fuß werdenden Bevölkerungsgruppen vorrangig aus
belegt, fand sich in einem spätrömischen Topf. Diese Mitteldeutschland. Aus der Kartierung geht auch her-
Gefäßform kommt ab der Stufe e 1b nach Keller vor, daß es in Mitteldeutschland nach der Übernahme
(1974) vor, läßt sich aber bis in die Völkerwanderungs- der Fibeln mit umgeschlagenem Fuß in der Stufe e 1
zeit hinein nachweisen. Einen indirekten Datierungs-
hinweis bietet das Exemplar aus der Siedlung von
Sontheim, die sich im ehemals zum Römischen Reich
gehörenden Gebiet südlich des Limes befindet. Diese
6 Aus Gotland und Bornholm stammen zumindest zwei ähn-
wahrscheinlich von Menschen aus dem mitteldeut-
liche Fibeln, die aber einen scheibenförmigen Kopf und eine
schen Gebiet gegründete Niederlassung kann erst kürzere Spirale aufweisen (Almgren/Nerman 1923, 126; Taf.
nach Aufgabe des Obergermanisch-Rätischen Limes 22,337; Klindt-Jensen 1978, 189 f. Abb. 97).

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Stück aus Bollstedt im Unstrut-Hainich-Kreis (Mus.
Mühlhausen, Werkstattnummer 56/ 94). Letzteres
wurde am 18.4.1994 auf dem Fundplatz Schlufter bei
einer Begehung von Wulf Walther, Mühlhäuser Mu-
seen, aufgelesen. Der bronzenen, geschmiedeten Fibel
fehlen die Spiralkonstruktion und der Nadelhalter,
den Bügel bog man sekundär überhalbkreisförmig auf
(Abb. 5,2). Der Kopf wurde zu einer langen Lasche
umgelegt, im Scheitel der Biegung besitzt er einen
Schlitz. Den bandförmigen Bügel gliedern zwei tiefe
Längsrillen, der Mittelgrat trägt eingestempelte, acht-
förmige Verzierungen. Der Bügel weist am Ende zwei
Aussparungen zur Aufnahme der Drahtumwicklung
auf. Zwei Querrillen, zwei Randkerben und vier
Querrillen befinden sich am Ansatz des Fußes, der an-
schließend facettiert ist. L. 4,78 cm; BügelI. 2,0 cm; -br.
0,72 cm; Fuß I. 3,15 cm; -br. 0,59 cm; H. jetzt 2,2 cm;
Gew. 6,3 g.

Anschrift: Dr. habil. fan Bemmann, Bereich für Ur-


und Frühgeschichte, Friedrich-Schiller-Universität
Jena, Löbdergraben 24a, D-07743 Jena

Abb. 4: Verbreitung der Fibeln vom Typ Sontheim. Fundliste 2

LUS anderen Regionen in der Stufe C 2 zur Schöpfung


:iner eigenen regionalen Form kam.
)ie beiden neu herausgestellten Fibeltypen zeigen, .
laß das intensivere Studium der Fibeln mit umge-
chlagenem Fuß Erkenntnismöglichkeiten nicht nur
n formenkundlicher und chronologischer, sondern
uch in kulturgeschichtlicher Hinsicht bietet.

-Jachtrag
%eln vom Typ Sontheim kartierte jüngst H. -v. Voß
usammen mit anderen Fibeln der Almgren Gruppen
TI,1 und VI,2, die einen ähnlich ornamentierten Bügel
esitzen (Voß u. a. 1998, 148 Abb. 11; 372 f. Fundliste
). Noch zu ergänzen sind eine Fibel aus Geldersheim,
.kr. Schweinfurt (Hahn/Pfister 1995, 147 Abb. 117,
4; 149; hier Abb. 5,1), und ein unveröffentlichtes

\. :

Abb. 5. Fibeln vom Typ Sontheim. 1 Geldersheim; 2 Bollstedt.


M.2:3

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Fundliste 1 Fundliste 2
Zweiteilige Fibeln mit umgeschlagenem Fuß und vier- bis Zweiteilige Fibeln mit umgeschlagenem Fuß, Typ Sontheim
mehreckigem Bügelquerschnitt, Typ Erfurt
Deutschland
Dänemark Sachsen-Anhalt
1. Slusegard, Pedersker sogn, Bornholms Semder herred, 1. Kahrstedt, A1tmarkkreis Salzwedel. Vom Gräberfeld (Kuchen-
Bornholms amt. Grab 64 (Klindt-Jensen 1978,47 Abb. 33; 48 f. ). buch 1938, 108; 129; Taf. 29,8).
2. Nebra, Lkr. Burgenland. Grab 14 (Becker 1996, 107; Taf. 73;
Deutschland 74,1-2).
Brandenburg 3. O sterwieck, Lkr. Halberstadt. Grab (Schmidt 1982, Blatt 2).
2. Demnitz, Lkr. Oder-Spree. Siedlung (Schultze 1989, 69
Abb.4,a). Thüringen
3. Krossen, Lkr. Dahme-Spreewald. Grab 1 (Marschalleck 1944, 4. Ehringsdorf, Stadt Weimar. Fund 10 (Mildenberger 1970, 101;
135 Taf. 39; Leube 1975, 119). Taf.63,1).
4. Wilhe1msaue, Lkr. Oder-Spree. Grab 56 (Schach-Dörges 1969, 5. Großromstedt, Lkr. Weimarer Land. Grab 24 (Mildenberger
141 f.; Taf. 25,5.6; 26). 1970, 114; Taf. 18,24).

Niedersachsen Hessen
5. Helmstedt "Pfingstberg", Lkr. Helmstedt. G rab 850 (Gaedtke- 6. Büraberg, Gern. U ngedanken, Kr. Fritzlar-Homberg. Einzelfund
Eckhardt 1991,245; Taf. 104). von einer Höhensiedlung (Böhme 1974, 165 H. Abb. 1,1).

Sachsen -Anhalt Baye rn


6. GroßwirschIeben, Lkr. Bernburg. Grab 20 (unpubJ.). 7. Bad Königshofen, Lkr. Rhön-Grabfeld. Lesefund aus einer Sied-
lung (Rosenstock 1992, 195 Abb. 6,13).
Thüringen 8. Hopferstadt 11, Lkr. Würzburg. Lesefund aus einer Siedlung (Ro-
7. Erfurt-Hungerbach, Stadt Erfurt. Grab 3 (Schnellenkamp 1940). senstock 1992, 195 Abb. 6,14).
8. Schlotheim, Lkr. Unstrut-Hainich. Grabfund (Schmidt/ A lbrecht
1967; Schmidt 1982). Baden -Wü rttemberg
9. Sömmerda, Lkr. Sömmerda. Einzelfund (unpubJ.). 9. Sontheim im Stubental, Kr. Heidenheim. Siedlungsfund (Planck
1977,566 Abb. 17,3).
Sachsen
10. Bautzen-Seidau 11, Lkr. Bautzen. Grab 3 (Meyer 1971,19-23 Tschechien
Abb. 8-9). 10. Plotiste n. L., Böhmen. Grab 1033 (Rybovti 1979, 375; 442 Abb.
11. Zauschwitz, Lkr. Leipziger Land. Grab 60 (M eyer 1969). 59,17).

Bayern Nachträge
12. Hopferstadt 11, Lkr. Würzburg. Lesefund aus einer Siedlung
(Rosenstock 1992, 195 Abb. 6,10). Deutschland
13. MicheIfeId, Lkr. Kitzingen. Lesefund aus einer Siedlung Thüringen
(Rosenstock 1992, 195 Abb. 6,4.12). 11. Bollstedt, Unstrut-Hainich-Kreis. Lesefund aus einer Siedlung
14. Westheim, Lkr. Würzburg. Lesefund (Rosenstock 1992, 195 (unpubJ.).
Abb.6,11).
Bayern
Tschechien 12. Geldersheim, Lkr. Schweinfurt. Lesefund aus einer Siedlung
15. Hodonin, Bez. Hodonin, Mähren. Vom Gräberfeld (Peskai (Hah n/Pfister 1995, 147 Abb. 11 7,14; 149).
1972,12; 187 Taf. 33,4).

260
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Abbildungsnachweis
1; 3,3.6: Zeichnung St. Mager. - 2: n. Vorlage Autor; vgl. Fundliste
1, Fa östlich der Oder n. Kokowski 1995,237 Karte 19. - 3,1: n.
Planck 1977,566 Abb.17,3. -3,2: n. Becker 1996, Taf. 74,1. -3,5.8 n.
Rosenstock 1992, 195 Abb. 6,13.14. - 3,6: n. Rybova 1979, 442 Abb.
59,17. -3,7 n. Böhme 1974, 166 Abb. 1,1. - 4: n. Vorlage Autor; vgl.
Fundliste 2. - 5,1: n. Hahn/Pfister 1995, 147 Abb. 117,14. - 5,2:
Zeichnung I Klemet.
Soweit nicht anders vermerkt Zeichnungen u. Karten n. o. g. Vorla-
gen: J. Borak, B. Nagler, M. Hiirtel, G. Matthes, BLMUF, u.
L. Schulte.

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