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Bronzezeit spielzeug zu sehen, sodass er die andere Schwierige Wasserversorgung

Eisenzeit Bestattung gleichermaßen als Kindergrab Bronzezeitliche Siedlungen auf der


ansprach. Mit dieser Interpretation von Grießener Hochfläche, Lkr. Spree-
Rasseln steht er nicht allein. Diese treten Neiße
jedoch z. T. auch in Gräbern von Erwach-
senen auf und geben daher keine Auskunft
zum Alter des Bestatteten. Eine fachliche Ausgrabungen im Vorfeld des Tagebaus
Beurteilung der wenigen Leichenbrandreste Jänschwalde brachten zwischen Oktober
steht noch aus. 2018 und Ende 2019 auf verschiedenen
Das Urnengräberfeld Garzau 1 gewährt Fundstellen bei Grießen Reste bronzezeitli-
trotz der teils massiven Zerstörungen durch cher Siedlungen der Lausitzer Kultur zuta-
den Ackerbau immer noch interessante Er- ge. Diese befinden sich auf der sogenannten
kenntnisse zur Sachkultur und sicher eben- Grießener Hochfläche, einer Grundmo-
falls zu den Belegungs- und Bestattungs- räne, die aus Geschiebelehm besteht und
praktiken der späten Bronzezeit, zumal in sich durch Wasserarmut auszeichnet. Die
der uckermärkischen Provinz der Kenntnis- Fundplätze lagen nördlich von Grießen auf
stand dazu im Vergleich mit dem Kernge- einer ehemaligen Ackerflur, die zuletzt mit
biet der Lausitzer Kultur eher dürftig ist. Wald bedeckt war. Die landwirtschaftliche
Der Zustand der archäologischen Subs- Bearbeitung seit dem Mittelalter hatte die
tanz wird sich weiter verschlechtern, und Siedlungsrelikte stark beeinträchtigt.
es wäre schade, würde man mit der Un- Auf der Fundstelle Grießen 74 wurde eine
tersuchung auf die nächste Erdgastrasse in Fläche von ca. 400 m2 in mehreren Schich-
Parallelführung warten, die der Forschung ten bis zu einer Tiefe von 1 m ausgegraben.
dann doch nur einen schmalen Streifen des Eine bis zu 30 cm mächtige Kulturschicht der
sicherlich nach Osten hin noch weitläufigen Lausitzer Kultur erbrachte stark fragmen-
Gräberfeldes preisgibt. tierte Keramik in großer Menge (Abb. 59).
Thilo Stapelfeldt Zu den typologisch ältesten Fragmenten
gehören Hofbuckel, charakteristisch für
Abbildungen: Autor (55; 56); P. Müller die mittlere Bronzezeit, aber auch noch die
Literatur: sogenannte Fremdgruppenzeit. Andere ty-
Wels, K.-H.: Vorgeschichtliche Funde bei Garzau. pische Verzierungen wie Ritzliniengruppen,
Kreiskal. Oberbarnim 1931, 108–114. Rillen, Riefen sind charakteristisch für die
mittlere bis Jungbronzezeit. In die jüngste
Phase der Lausitzer Kultur, die Billendorfer
Gruppe, gehören u. a. Fragmente mit Leis-
ten und Knubben. Als besonderer Fund
kann eine Pfeilspitze von 3,9 cm Länge aus
Bronze gelten (Abb. 60), deren Tülle 1,6 cm
misst. In der Tülle steckte noch ein Stück
des abgebrochenen Schafts. Die Untersu-
chung des Holzrestes an der BTU Cott-
bus-Senftenberg ergab, dass er aus Birke
besteht. Nach der Waffen-Typologie der
Lausitzer Kultur kann man die Spitze dem
Typ IV zuordnen, der in die späte Bronze-
und frühe Eisenzeit gehört.
Die Pfeilspitze stammt aus einer vierecki-
gen Verfärbung, dem Rest eines Hauses.

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Abb. 59
Auswahl an Keramik aus
Grießen
0 4 cm

0 1 cm

Abb. 60
Bronzene Pfeilspitze aus Grießen

Einige mögliche Pfostengruben ergaben je-


doch keinen Grundriss. Im südlichen Teil
dieser Grabungsfläche lag eine Wasserent-
nahmestelle.
Weitere bronzezeitliche Spuren gab es in der
Umgebung eines Teiches. An einem ausge-
prägten Hang dieses Tümpels fand sich ein
Steinpflaster, am Rand des Teiches wurden
Pfostengruben eines Steges entdeckt. Die
an dieser Stelle aufgefundene Keramik aus
verschiedenen Zeitphasen, von der Früh-
bronzezeit über die mittelbronzezeitliche der Hochfläche. Auf 2000 m2 wurden über Abb. 61
Buckelkeramik und frühe Eisenzeit bis zum 300 Objekte untersucht, darunter zwei Herdstelle auf der Grießener
Hochfläche
Mittelalter, machte eine zeitliche Einord- Herdstellen mit viel Holzkohle (Abb. 61)
nung des Befundes unmöglich. Aus dem und ein deponiertes unvollständiges Billen-
Steinpflaster wurde ein vermutlicher Mahl- dorfer Gefäß mit Fingertupfenreihe.
oder Schleifstein geborgen, direkt daneben Die auf der wasserarmen Grießener Hoch-
kam ein kugelförmiger Reibstein mit abge- fläche eigentlich nicht zu erwartenden Sied-
nutzten Flächen zum Vorschein. lungsstellen der Lausitzer Kultur befinden
Auch der dritte hier vorzustellende Fund- sich an den einzigen hiesigen Wasserstel-
platz liegt an einem der kleinen Teiche auf len. Dies fügt sich ein in das über mehrere

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Bronzezeit Jahrzehnte durch Ausgrabungen im Tage- Bronzeobjekten, die wir aus Brandenburg
Eisenzeit bau Jänsch­walde generierte Siedlungsmus- kennen. Eine Reihe von Fragen schließt sich
ter, das an kleinste saisonale Fließgewässer dem Erstaunen an. Wo gibt es Vergleiche?
und Wasserstellen gebunden ist. Bemer- Wie alt sind sie? Wie wurden sie herge-
kenswert sind dabei auf der Hochfläche die stellt? Und nicht zuletzt: wie hat man die
Siedungsnachweise der früheisenzeitlichen Ringe getragen?
Billendorfer Phase, während der besondere Lange Zeit waren die beiden Hohlwulstringe
Trockenheit herrschte. des 1957 in Potsdam-Bornim geborgenen
Miroslaw Ciesielski Hortfundes die einzigen Vertreter ihrer Gat-
tung in den Beständen des BLDAM. Privates
Abbildungen: T. Kabat (59; 60); Autor Engagement in Verbindung mit fachlicher
Literatur: Professionalität änderte dies aber um den
Eckhardt, H.: Pfeil und Bogen: Eine archäologisch- Jahreswechsel 2018/2019. Gleich an zwei
technologische Untersuchung zu urnenfelder- Fundorten lokalisierten ehrenamtliche Bo-
und hallstattzeitlichen Befunden. Internat. Arch. dendenkmalpfleger entsprechende Stücke,
21 (Espelkamp 1996).
Fogel, J.: Studia nad uzbrojeniem ludno,ci kultury die bei regulären Notbergungen nach fachli-
lubyckiej w dorzeczu Odry i Wisly (Poznan chen Standards gehoben wurden (Abb. 62).
1979). Bei einer von Felix Biermann geleiteten
kleinen Untersuchung zur Nutzung der
Inseln im Wolletzsee nahe Angermünde
entdeckte Carl Puppa in 40 cm Tiefe knapp
Wuchtige Pracht über dem gelben Sand einen Hohlwulst-
Neue Hohlwulstringe aus Ragow, ring, über den bereits im Vorjahresband zu
Lkr. Dahme-Spreewald lesen war. Weitere Bronzereste gaben sich
nicht zu erkennen, sodass der Ring sicher
ohne Begleiter in den Boden kam. Knapp
Mit Erstaunen steht der Betrachter Nor- da­r über fanden sich zwei eisenzeitliche Ke-
dischen Hohlwulstringen gegenüber. Mit ramikfragmente.
Abb. 62 ihrem aufgeblähten Volumen und der weit- Der Ring hat einen Außendurchmesser
Brandenburger Hohlwulstringe.
Links Ragow, Mitte Anger- gehend glatten Oberfläche gehören sie zu von ca. 150  mm, der Durchmesser des
münde, rechts Potsdam-Bornim den eindrücklichsten und überraschendsten ovalen Querschnitts (Schnurdurchmesser)
beträgt ca. 60 mm, das Gewicht 378 g. Die
Oberfläche ist sorgfältig poliert und trägt
eine gleichmäßige, dunkelgrüne Patina. Ein
Ringende ist eingerissen und deformiert.
Mittig zwischen den beiden Enden verläuft
eine ovale Bruchstelle bis zur Mitte des
Querschnittes. Diese sowie größere Lun-
ker wurden antik mittels Überfangguss
repariert, den man auf der Außenseite an-
schließend sorgfältig glättete und polierte.
Auf der Innenseite sind diese Reparaturen
deutlich sichtbar (Abb. 63). Die Enden ha-
ben Verzierungen – jeweils eine Kombina-
tion aus zwei und drei schmalen Rippen.
Das Feld dazwischen und den ringseitigen
Anschluss des Dreierfeldes säumen je drei
Kreisaugen mit zwei Ringen um das Auge

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