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Social Entrepreneurship
Versorgung mit Voraussicht –––→ Seite 6
Portrait
Schriftstellerin Barbi Marković –––→ Seite 8
Musik
Wo wohnt das Wienerlied? –––→ Seite 16
Kunst
Foto: Alexandra Folwarski
Grätzl-Dreierlei
▶ Leucht Licht Bilder - Workshop
SOHO
Studios
Work in
Wie wir arbeiten wollen
Progress
Hard Work oder
Smart Work? Gender
Paygap oder gleiche
Bezahlung für
gleiche Arbeit? Über-
nimmt die künstliche Mag.a Silvia Hofbauer
Arbeiterkammer Wien
Intelligenz unsere
Es gibt Dinge, die sind so simpel, dass wort Digitalisierung. Und da reden
Jobs? Und wird das die Jahrzehnte überdauern. Etwa Frau- wir nicht nur von Berufen, die bereits
en zu raten, sich schlicht „besser ver- automatisiert wurden, und wegfallen,
mit der Work- kaufen“ zu müssen. Dann würde es sich sondern auch Entwicklungen, die nicht
schon ausgehen mit der gleichen Be- sofort auf der Hand liegen, etwa im
Life-Balance je wirk- zahlung für gleiche Arbeit. „Selbstbe- Tourismus oder der Gastronomie: „Be-
wusstsein darf künftig kein Argument reits heute ist es für Zimmermädchen
lich funktionieren? mehr für ungleiche Bezahlung sein, Alltag, mit dem Tablet unterwegs zu
Wir haben mit sagt Arbeiterkammer-Arbeitsmarktex-
pertin Silvia Hofbauer. Hinzu fügt sie:
sein. Genauso wie für Kellner, kom-
plexe Abrechnungssysteme zu beherr-
Arbeitsmarktexper- „Frauen sind nicht schuld daran, dass schen“, erläutert Hofbauer.
sie weniger verdienen.“ Tatsächlich
tin Silvia Hofbauer haben Männer hierzulande bereits am Veränderungen wie diese bringen
30. Oktober jenes Einkommen erreicht, neuen Qualifikationsbedarf mit sich.
über die Arbeit der wofür Frauen noch bis Jahresende Und auch da werden Unternehmen
arbeiten müssen. Equal Pay Day heißt künftig gefordert sein. Denn in der
Zukunft gesprochen. der Fachbegriff dazu. Und dass die jüngsten Vergangenheit haben sie zu
heimische Einkommensschere, der wenig ausgebildet: „In einem Markt
Gender Paygap einer der höchsten in mit deutlich mehr Arbeitssuchen-
Europa ist, lässt sich auch nicht weg- den war es einfacher, sich bereits
Text: Alexandra Binder diskutieren. Die Lösung? Transparenz. ausgebildete Mitarbeiter zu holen,
Will heißen, ohne falsche Scham über auch aus Nachbarstaaten, in denen
das eigene Einkommen zu reden. In die Löhne deutlich niedriger waren.“
Skandinavien ist das bereits Alltag. Zwischenzeitlich haben die Arbeits-
Kommt dieser Trend auch bei uns an, märkte aber auch dort angezogen,
dann wird’s tatsächlich was mit der und für viele Menschen ist es jetzt
gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit, attraktiver, im eigenen Land zu blei-
sagt Hofbauer. ben. Auch das Anlernen war lange
Thema. Schließlich muss man an-
Übernimmt die künstliche gelerntem Personal für die gleiche
Intelligenz? Tätigkeit deutlich weniger bezahlen.
Doch um zukunftsträchtig zu arbei-
So schnell geht das jedoch nicht, aber ten, braucht es künftig einen Fokus
Arbeit verändert sich laufend, Stich- auf den eigenen Nachwuchs.
05 OttakringerFlaneur.com
Lernen und lehren die Kinder und kochen gleichzeitig.“ rum, ob das Arbeitsrecht eingehalten
Nicht zu unterschätzen sei auch, dass wird.“ Nicht bezahlte Überstunden,
Qualifizierte Mitarbeiter gibt es nicht nicht alle daheim über eine gute tech- keine vorhersehbaren Dienstpläne
auf Fingerschnipp. Gerade für einen nische Ausstattung mit Laptop und und Co werden künftig noch mehr
Bezirk wie Ottakring, divers wie er schnellem W-Lan verfügen. „Home Menschen aus ihren Jobs vertreiben.
ist, ist das ein Thema, sagt die Ar- Office hat die Arbeitsstrukturen ver- Arbeitszeitverkürzung hält Hofbauer
beitsmarkt-Expertin „Die mittelfristi- ändert. Das bringt Herausforderun- übrigens für einen sinnvollen Trend:
ge Personalplanung überfordert hier gen mit sich. Einerseits sind etwa „Aber 25-Stunden-Jobs bringen auch
viele Unternehmer.“ Wer den eigenen überregionale Termine leichter mög- einen Einkommensverzicht mit sich.
Nachwuchs ausbildet, hat künftig hier lich, andererseits darf persönliche Wenn Verzicht dann heißt, sich sei-
die Nase vorn. Aber das heißt auch: Kommunikation nicht unterschätzt ne Wohnung nicht mehr leisten zu
„Mit Verantwortung gut begleiten.“ werden. Und nicht jeder kann es sich können, ist der Wunsch, nur mehr
Daher plädiert Hofbauer für eine Qua- künftig selbst aussuchen, ob er im 25 Stunden pro Woche zu arbeiten,
litätsprüfung in der Mitte der Lehre: Home Office arbeitet, oder nicht.“ ein nachrangiger. Und Teilzeit kann
„Damit es nicht mehr passiert, dass Schon jetzt, sagt die Expertin, stellen auch ein Einfallstor in die Altersarmut
Lehrlinge bei der Abschlussprüfung etwa Banken oder Versicherungen sein.“ Summa summarum rät die Ar-
durchfallen, weil sie überspitzt gesagt nicht mehr jedem Mitarbeiter einen beitsmarktexpertin aber dazu, künftig
dafür missbraucht wurden, Wurst- Arbeitsplatz zur Verfügung. den Blick noch mehr auf die Chancen
semmeln, zu holen.“ zu legen. Und da kommt wieder Otta-
Work-Life Balance kring und seine diverse Struktur ins
Paradies Home-Office? Spiel: „Die Menschen, die hier leben,
Macht der Mensch ein Hakerl unter bringen ein großes Potenzial mit, und
Home-Office wird ein großer Trend den Punkt ausreichendes Einkommen, es ergeben sich auch gute Geschäfts-
bleiben, sagt Hofbauer. Und ja, viele wird er sich künftig noch mehr darauf möglichkeiten daraus.“
arbeiten gern im Home-Office. Aber es konzentrieren, ob ihm sein Job auch
gibt auch Schattenseiten. Denn die Be- ein gutes Leben ermöglicht. Worum
dingungen sind nicht immer ideal, ins- es da geht? „Allem voran darum, wie
besondere für Frauen: „Viele arbeiten wertschätzend der Umgang ist, wie
am Küchentisch, betreuen nebenher groß die Stressfaktoren, aber auch da-
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06 Social Entrepreneurship
so kann´s gehen!
Text: Elia Rubi
Gemeinwohl statt Profite beim MILAs Konzept des Einkaufens ist dass das ausgegebene Geld für oft
täglichen Einkauf. sowohl finanziell als auch zeitlich qualitativ zweifelhafte Lebensmittel
für sehr viele Menschen möglich, vom anderen Ende der Welt nicht bei
Hast du dir schon einmal überlegt und bietet sowohl für Lebensmittel- den Produzent*innen landet, sondern
wie es wäre, wenn du selbst bestim- produzenten als auch Verbraucher bei den großen Händlern.
men könntest, was es im Supermarkt faire Preise. Denn wer kennt das Di-
zu kaufen gibt? Und du wüsstest, lemma nicht? Man würde gerne bio- Mitglieder von MILA sind Mitglieder
dass mit jedem Kauf auch die Pro- logische, hochwertige Lebensmittel ihrer eigenen Genossenschaft, die
duzent*innen fair bezahlt werden? und Produkte des täglichen Bedarfs selbst bestimmen, was es in ihrem
Ohne Zwischenhändler, ohne Profit- kaufen und dabei möglichst auch Supermarkt zu kaufen gibt, und wer
maximierung großer Konzerne, ohne noch Landwirtinnen und Produzen- es produziert. Sie engagieren sich
Subventionen für Landwirt*innen, ten unterstützen, hat aber weder das für wenige Stunden im Monat in Ar-
die kaum noch von ihrem Beruf leben Geld für teure Bioläden noch die Zeit beitsgruppen ihrer Genossenschaft,
können? (geschweige denn das Grundstück) in suchen – möglichst, jedoch nicht
ein Selbstversorger-Leben auszustei- ausschließlich regionale und biolo-
MILA, der „Mitmach-Supermarkt“, gen und das Obst und Gemüse selbst gisch produzierende – Landwirt*in-
zeigt wie es geht. In Ottakring entsteht anzubauen. Stattdessen landet man nen selbst aus, und sind gleichzeitig
gerade das Einkaufen der Zukunft – mangels leistbaren Alternativen doch Konsumentinnen und Verkäufer. Die
ökologisch, nachhaltig, solidarisch, wieder in herkömmlichen großen Su- Preisgestaltung ist transparent – auf
und trotzdem leistbar für alle. permarktketten und weiß im Grunde, jedes Produkt werden genau 30 Pro-
07 OttakringerFlaneur.com
zent draufgeschlagen, um die laufen- Auswahl und leistbaren Preisen einem MILA Mitmach-Supermarkt
den Ausgaben für die Betreibung des herkömmlichen Supermarkt in nichts Haberlgasse 58, 1160 Wien
Supermarktes zu bestreiten, der Rest nachsteht. Neben Lebensmitteln gibt
geht an die Produzenten. Alle erwirt- es bei MILA auch sämtliche anderen Öffnungszeiten:
schafteten Profite werden reinvestiert, Produkte des täglichen Bedarfs, von Dienstags: 16:00-19:00 Uhr
bis auf wenige Menschen (etwa eine Windeln bis Tupperware. Und was es Freitags: 09:00-19:00 Uhr
Buchhalterin und ein IT-Support- nicht gibt, aber geben sollte, entschei- Samstags: 08:00-16:00 Uhr
Team) arbeiten alle ehrenamtlich. dest du als MILA-Mitglied selbst.
Der Eingang ist barrierefrei!
In einem kleinen Gassenlokal in der Fazit: Wer sich als Konsument*in en- (mit Rampe)
Haberlgasse läuft derzeit der Test- gagieren, solidarische Landwirtschaft
betrieb. In wenigen Wochen, am 1. unterstützen und selbst mitbestim-
Februar, findet in der Brunnenpas- men will, wo sein oder ihr Geld landet,
sage am Yppenplatz die offizielle Ge- und dabei trotzdem preisgünstig ein-
nossenschaftsgründung statt, ein ca. kaufen möchte, ist bei MILA richtig.
500 Quadratmeter großer Grund in Mitglieder werden ständig gesucht
Ottakring für den großen Supermarkt und das „Grätzl-Feeling“ wird dabei
wird derzeit gesucht. Vorbild für MILA auch gestärkt, denn als Genossen-
ist die Park Slope Food Coop in New schaftsmitglieder trifft man beim Ein-
York, ein Supermarkt, der in Größe, kaufen auf Gleichgesinnte.
08 Portrait
Barbi
Namen hat: Artistic Dynamic wir extra Pflege für unsere Haut.“ Viel-
Association. leicht ist an diesen Ausdünstungen
etwas dran. Vielleicht setzt sich dieser
Ach, das ist zu vergessen. Ada wurde halbsüße Geruch im Hirn fest und er-
eigentlich woanders in Ottakring ge- zeugt die trashigen, sympathisch stin-
gründet, in einer alten Metzgerei. Dort kenden Texte, die ich schreibe. Keine
waren viele Sachen untergebracht, Ahnung. Vermutlich beeinflusst jede
zum Beispiel Play.fm oder auch Clubs Umgebung das eigene Tun, aber viel-
und eben die erste Ada, gegründet von leicht auch gar nicht so entscheidend.
Leuten aus der digitalen Kunst, die sich Ottakring ist voll okay, schon weil von
diesen weirden Titel ausgedacht haben. man hier aus schnell im Wald ist und
Das lässt sich online besser finden. Ich da schreiben kann. Das habe ich auch
glaube, dass die Ada ursprünglich nach schon gemacht, ein Picknick im Wald
Ada Lovelace benannt wurde [Anmer- mit Schreibutensilien.
kung: Britische Mathematikerin und
Gesellschaftsdame, Tochter von Lord Fällt dir ein Roman oder Text
Mark
Byron]. Zudem heißt so eine Insel ein, der den Bezirk besonders
in der Save in Belgrad, wo viele ihre gut einfängt?
Freizeit verbringen. Auch auf Türkisch
heißt Ada Insel. Besonders gut gefällt mir ein Rap-
Hit aus den Nullerjahren: „Ottakringer
Was genau findet in der Ada statt? Straße, Klick Klack – Kopfschuss“, fin-
det man leider nicht mehr auf YouTu-
Ganz verschiedene Dinge. Ziemlich be. Ich weiß gerade gar nicht, von wem
viele Ausstellungen, Konzerte, eigent- das ist [„Balkanaken“ von Platinum
lich alles mögliche. Mit jungen, mo- Tongue und Mevlut Khan]. Ich dachte
tivierten Leuten aus einem anderen immer, ich hätte das erfunden, bis
Verein veranstalte ich dort den 10MI- ich vor kurzem auf eine ganze Clique
NUTENSALON, bei dem nach zehn Mi- gestoßen bin, die das auch kennt. Wir
nuten alle Alarmglocken klingeln und wollen bald in der Ada einen Abend
man auf keinen Fall weiterlesen darf. machen, an dem die Lyrics vorgetragen
Das erzeugt eine sehr lustige Span- werden. ▶▶
09
Foto: Apollonia Theresa Bitzan
@ottakringerflaneur
ković
1990er Jahren hängen zu bleiben.
10 Portrait
Das war für mich immer das coolste geistert, weil mein Buch auf einem werden vermutlich nächsten Herbst in
Lied über Ottakring. Aber es gibt sicher Rollenspiel basiert. Das wollten sie Buchform erscheinen. Ich weiß aber
noch ganz viele andere Sachen. ausprobieren. In jeder Klasse gab es ein gar nicht, wie viel Horror wirklich in
paar Nerds, die sich freiwillig gemeldet diesen Geschichten stecken wird. Es
Hast du einen Lieblingsort in haben. Das fand ich schön. Aber dann wird Horror, wie ich das eben kann.
Ottakring? hat die Direktorin zu mir gesagt: „Es
war uns eine Ehre, dass Sie hier waren. Abschließend noch eine Frage zu
Vermutlich diese eine Straße, wo ich Vielen Dank. Jetzt müssen wir im Lehr- Ottakring: Gibt es hier auch Dinge,
joggen gehe und deren Name ich im- erzimmer darüber diskutieren.“ Das ist die dich nerven?
mer vergesse. Da sieht mich immer alles, was ich mitbekommen habe.
ein Bekannter, der dort wohnt. Der Mich nervt eigentlich gar nichts. Viel-
glaubt deshalb, dass ich ganz oft jog- Aber so ein kleiner Skandal ist leicht sollte ich das in einem Interview
gen gehe, aber eigentlich mach ich das schon auch eine Auszeichnung für nicht sagen, aber ich habe nie das
nur viermal im Jahr. Außerdem mag eine Autorin, oder? Gefühl, dass ich auf irgendetwas in
ich die Kreuzeichenwiese, da bringen der Gesellschaft Anspruch habe. Ich
die Leute immer ihre Hunde mit den Naja...es ist Melk. Eine Schule in einer bin froh, dass es hier Straßen gibt,
lustigen Namen mit. Einmal gab‘s da kleinen Stadt hat sich beschwert, das Läden zum Einkaufen. Also ich kann
eine Frau, deren Hund tatsächlich Bon ist kein großer Skandal. Mich belus- mich echt nicht beschweren. Ottakring
Jovi hieß und nach dem sie lautstark tigt das eher. Auch weil man sich laut ist toll!
gerufen hat. Und dann mag ich noch Zeitungsartikel an erotischen Inhalten
das Café Ritter, weil ich gleich in der gestört hat. Ich wüsste gar nicht, dass
Nähe wohne. Aber auch abgesehen die in meinem Buch vorhanden sind.
davon find ich‘s dort sehr sympathisch.
Im Ritter wurde ich das erste Mal als
Autorin erkannt, was mir zuvor noch Du warst viel unterwegs mit dem
nie passiert ist. Buch. Wie kann man sich so eine
Lese-Tour vorstellen? Sex, Drugs
Gleich beim Café Ritter gibt es and Rock ′n′ Roll ja vermutlich
einen Buchladen. nicht...
Ja, da schau ich mir immer die Auslage Eine wirkliche Tour war es gar nicht,
an. Alle anderen Autor:innen, mit de- die wäre besser organisiert gewesen.
nen ich befreundet bin, waren schon Es waren aber sicher 60 Lesungen in
drin, ich noch nie. Also wenn ich dort diesem Jahr, viel Hin-und-her-Fahren,
mal in die Auslage reinkomme, dann jeden zweiten oder dritten Tag. Es ist
hab ich‘s im Leben geschafft! schon jedes Mal so, dass man nicht
einfach ganz brav sein kann und um 21
Dein Roman „Die verschissene Uhr auf Wiedersehen sagt. Jedes Mal
Zeit“, der im vergangenen Jahr er- gibt es Menschen, die Energie in das
schienen ist, war aber alles andere Event hineingesteckt haben und die
als unerfolgreich. Was waren denn sich freuen, wenn alles geklappt hat.
die schönsten Reaktionen auf dein Und ich will ja auch selbst wissen, mit
Buch? wem ich es zu tun habe und mag mich
daher gar nicht sofort verabschieden.
Ich hab einige Fan-Briefe von bekann-
ten deutschen Schriftsteller:innen be- Wie organisierst du das alles?
kommen. Das war super. Und dann Du schreibst ja neben den vielen
war es natürlich schön, dass ich jetzt Reisen auch an neuen Texten.
diesen Skandal hatte in Melk, wo sich Gerade lief ein Stück von dir im
Eltern über die Schimpfwörter in mei- Werk X, das du mit Thomas Arzt
nem Buch beschwert haben. Aber erst und Mario Wurmitzer geschrieben
zwei Wochen nach der Lesung. hast. Auch von Horrorgeschichten
habe ich gelesen.
Was ist denn genau in Melk
passiert? Daraus besteht mein Leben, aus Orga-
nisation. Ich schau, dass es irgendwie
Also ehrlich gesagt nicht viel. Ich war klappt. Es gibt ja so Sachen wie Ter- Barbi Marković - Die verschissene Zeit
dort, habe gelesen und die Schüler minplaner. Das Stück im Werk X habe 2. Auflage Mai 2022.
Inklusive Beiheft
waren schon ein bisschen schockiert, ich gerade gesehen, ich bin sehr glück- 304 Seiten
dass jemand sowas überhaupt darf, lich damit. An den Horrorgeschichten Format: 125 x 205
ISBN: 9783701716982
hatte ich das Gefühl. Sie waren be- arbeite ich schon eine ganze Weile, sie Erscheinungsdatum: 24.08.2021
Februar
Rocky Leon - Vienna 2023
21.01. ab 19 Uhr
FANIA Live - U-Bahn Bogen
Gürtellinie 22-23, Eintritt 7€
Zwei Generationen –
trio albtrieb trio Musik aus drei Jahrhunderten
Hunters Superhost
Im Netz: Staffel 2 der Actionserie über nie mehr Airbnb nach diesem
Nazi-Jäger in den 70ern Thriller
Wenn es Ihnen
ab 3.01. bei Prime ab 10.01. bei Prime
draußen zu kalt
und zu nass ist, Sky Rojo The Northman
Welcome to Chippendales Der denkwürdige Fall des Mr Poe Doku mit Pamela Anderson über
ihre Sex-Tape-Affäre
True-Crime-Drama über ein Whodunnit-Krimi mit
US-Stripper-Imperium Christian Bale ab 31.01. bei Netflix
Entgeltliche Einschaltung
DAMIT
SIE IHRE
WOHNUNG
BEHALTEN
Die Corona-Pandemie hat auch viele Mieter*innen im Gemeindebau vor große Herausforderungen gestellt. Wer dadurch
kein Geld im Börsel hat und die Miete nicht zahlen kann, findet Hilfe bei der Wiener Wohnungssicherungsstelle unter
der Telefonnummer 01 4000 11420 und durch die Stadtmenschen im Gemeindebau unter Stadtmenschen@wrwks.at.
Mehr Infos über alle Unterstützungsmöglichkeiten für Gemeindebaumieter*innen: wienerwohnen.at/hilfe
Sollten Sie Betroffene kennen, bitte weitersagen - helfen Sie uns beim Helfen!
Service-Nummer 05 75 75 75
wienerwohnen.at
Der Vorplatz der U6-Station Josefstäd- im echten als im digitalen Leben im- Ziel ist es, Vorurteile abzubauen, Ver-
ter Straße ist ein sozialer Treffpunkt mer seltener in Berührung. Inselmilieu ständnis und Toleranz gegenüber an-
und Aufenthaltsort für ganz unter- ist eine Antwort auf die durch die deren zu fördern. Mit unseren Repor-
schiedliche Menschen: Einige leben Pandemie verstärkte gesellschaftliche tagen wollen wir die HörerInnen dazu
dort, andere wollen Drogen kaufen Spaltung, die sich auch durch Familien anregen über den eigenen Tellerrand
und konsumieren, wieder andere tref- und Freundeskreise zieht.” hinauszuschauen. Wir wollen Interes-
fen Freund*innen oder kommen vor se wecken an Menschen, die anders
der Arbeit zum Frühschoppen vorbei. In Wien im Besonderen prägen zwar leben oder denken als man selbst, um
Mexxl zum Beispiel wurde mit 14 Jah- die Wiener Originale und die große miteinander, trotz aller Unterschiede,
ren drogenabhängig und wollte seinen Vielfalt der Lebensweisen die Stadt. ins Gespräch zu kommen.”
zwölften Entzug beginnen. Der Poet Gleichzeitig kursieren gegenüber so-
Auf www.inselmilieu-reportage.at gibt es
Thomas, selbsternannter Kulturver- zialen Milieus oder Stadtteilen einige
auch eine Fotoreportage zu der erwähnten
mittler, geht zum Philosophieren und Klischeevorstellungen und Vorurteile, Podcast-Folge zu sehen, aus der die hier ge-
Schach spielen vor das Tageszentrum denen Breitkopf und Mack ihren Pod- zeigten Bilder stammen. Dort kann sich auch
zum Newsletter anmelden, um weitere INSEL-
Obdach Josi wie auch Brigitte, die cast entgegensetzen möchten: „Wir ge- MILIEU-Ausgaben nicht mehr zu verpassen.
früher Volksschullehrerin war, und die hen mit einem aufmerksameren Blick
Instagram: @inselmilieu
sich über ihre eigene Wohnung kaum durch die Stadt und staunen über die
freuen kann. Sie und einige mehr ha- Vielfalt der Weltanschauungen und Le- Wer im Winter einen obdachlosen Menschen
bemerkt, der draußen schläft, sollte nicht
ben Julia Breitkopf und Jana Mack von bensentwürfe, die sich in Wien versam-
zögern, Hilfe zu holen:
ihrer Lebensrealität erzählt. meln. Wir wollen unsere Hörer*Innen Kältetelefon der Caritas:
dazu anregen, das auch zu tun.“ 01 4804553
Kälteapp Fonds Soziales Wien:
Die beiden betreiben den multime- https://kaelteapp.wien
dialen Reportage-Podcast „Inselmi- So auch in ihrer Podcast-Folge über die
lieu”. Unter dem Motto „Wir holen U6-Station Josefstädter Straße: Hier
dich aus deiner Bubble raus” tauchen bekommt man Einblicke in das Leben
die Journalistinnen — Jana Mack ist auf der Straße und erfährt, mit wel-
auch Fotografin — regelmäßig in un- chen Herausforderungen obdach- und
terschiedliche Lebenswelten ab und wohnungslose Menschen konfrontiert
laden zu Reisen in fremde Milieus ein sind: Die Furcht davor, ausgeraubt zu
- zu Menschen, mit denen man im All- werden oder keine Toilette zu haben,
tag selten ins Gespräch kommt. Neun die man benutzen kann, prägen ihr
Reportagen sind bereits erschienen, Leben ebenso, wie der große Zusam-
die man in allen Podcast-Apps und menhalt untereinander. Es ist einer
-Playern hören kann „Wir haben beide der Orte, die es in jeder Großstadt
die Beobachtung gemacht, dass wir zu- gibt und die bei vielen Unsicherheit
nehmend in einer Bubble leben, in der auslösen, wenn sie dort an solchen
wir vorrangig mit Menschen Kontakt Menschenansammlungen vorbeige-
haben, die genauso ticken wie wir”, hen. Breitkopf und Mack versuchen
sagen die Macherinnen. „Tatsächlich Berührungsängste zu nehmen, indem
ist es so: Mit anderen Sichtweisen oder sie die persönlichen Geschichten die-
Lebensrealitäten kommt man sowohl ser Menschen erzählen: „Das erklärte
16 Sounds of Suburbia
Hochblüten des
Schmelztiegels —
Balsam für die Seele
Text: Skero
Foto: katsey.org
Foto: Gregor Lechner, phoenix.eu
Skero, Gründungsmitglied der Idyllisch gleich neben dem Ottakrin- che Arbeit und unsere Veranstaltungen
Linzer Hip-Hop-Institution Texta, ger Friedhof nicht unweit von legen- tragen dazu bei. Unser Angebot reicht
ist Fan des Wienerlieds und im dären Heurigen wie der 10er Marie vom „Offenen Singen“ — bei dem jede*r
16. Bezirk befindet sich dessen oder der Blauen Nos‘n liegt das Wie- willkommen und eingeladen ist, selbst
zentrale Dokumentationsstelle. ner Volksliedwerk — seit 1993 sogar Wienerlieder, Volkslieder und Schlager
Exklusiv für den Ottakringer mit eigenem Veranstaltungsort, dem in der Gruppe zu singen —über unsere
Flâneur hat er diese Einrichtung Bockkeller, gleich nebenan, der heuer Musikantentage d. h. Workshops für
besucht und sich mit Archivlei- sein 115. Jubiläum feiert. Das Wiener die Knöpferlharmonika, Kontragitar-
terin Daniela Fuchs unterhalten. Volksliedwerk beherbergt und verwal- re, Geige, Singen, bis hin zu unserer
tet 55.000 Wienerlieder — zusätzlich Veranstaltungsreihe im Liebhartstaler
noch viele weitere Operetten, Schla- Bockkeller und unserem WEAN HEAN
ger, Tonaufnahmen und Literatur Festival“, berichtet mir Geschäfts- und
rund um das Wienerlied. Archivleiterin Daniela Fuchs.
„Für uns ist es wichtig, einerseits die Bei diesem Festival, das einmal jähr-
Tradition zu bewahren und anderseits lich in ganz Wien an verschiedenen
die Weiterentwicklung des Wienerlie- Standorten seit 2000 stattfindet, hatte
des zu fördern. Unsere wissenschaftli- auch ich das erste Mal Live-Kontakt
17 OttakringerFlaneur.com
Foto: katsey.org
desto mehr kann ich bestätigen, dass
diese Musik beim Hören und beson-
ders bei der Interpretation Balsam für
die Seele sein kann.
Daniela Fuchs meint dazu: „Ich den- Die Müßig Gang nahm ihren Anfang durch ein
ke, wer die Stadt Wien lieben lernen Begriffe wie „Brauchtum“ oder „Tra- geteiltes Interesse am Wienerlied und eine
Qualtinger-Adaption, die zu einem eigenen
möchte, sollte am Wienerlied nicht ditionspflege“ sind nach wie vor für Stück wurde. „Was uns geblieben ist, ist
vorbeigehen. Wer diese facettenrei- mich schwierige Begriffe, weil sie von die Zweistimmigkeit“ merkt Skero an, „aber
uns interessieren auch andere Musikarten,
che Musik kennen gelernt hat, wird den Nationalsozialisten schwer miss- die seit der Erfindung des Wienerlieds
mit anderen Augen durch diese Stadt braucht wurden und oft von Trach- entstanden sind.“
spazieren. Ich wünsche mir, dass die ten-Vereinen in ein konservatives,
Und so klingt das:
Menschen wieder mutiger sind und engstirniges Korsett gepresst werden,
an kulturellen Veranstaltungen teil- das nur mehr konserviert und keine
nehmen.“ Weiterentwicklung mehr zulässt. Aber
gerade das Wienerlied führt uns vor
Augen, dass Musik immer eine Ver-
bindung und liebevolle Vermischung Müßig Gang - VERHATSCHTER SAMSTAG
Bessere Tage
geschäftigen Treiben eines Straßen-
markts ihre Wocheneinkaufe tätigen.
unter Tage
Umspannender Schutz
Gemeinsame Aufarbeitung dessen Bedingungen und ihr Fehl- besonderes Projekt entsteht, das sich
verhalten im Vordergrund stehen: direkt unter den letzten Ausläufen
Unter dem Namen „Bunker 16 – Con- „Der Weg der Auseinandersetzung des Brunnenmarkts und der Schani-
temporary Memorial Art“ soll der un- und Geschichts-Begreifung ist die gartenfront der angrenzenden Beisln
ter Tage liegende Luftschutzbunker Kunst. Das befreiende Potential von entfaltet, wohl so in Wien einzigartig
der Bevölkerung zugänglich gemacht Kunsterlebnissen, ermöglicht eine ist — fernab von der Oberwelt und
werden. „Wir möchten dort einen behutsame Annäherung, öffnet As- all ihren Fehlern, bedacht darauf, sie
offenen Erinnerungsraum, einen Frie- soziationen, erlaubt individuelle nicht zu wiederholen.
densort schaffen, in dem Menschen Sichtweisen und wirft Fragen auf.
mit ihren Erfahrungen und persönli- Historische Fakten werden erfahr-
chen Schicksalen in Ruhe allein sein bar durch persönliche Erzählungen“, „Wir möchten dort einen
können, aber nicht einsam sind“, resümiert Wiederhold-Daryanavard. offenen Erinnerungs-
betont Anne Wiederhold-Daryana- Noch befindet sich das Projekt in ei-
raum, einen Friedensort
vard, künstlerische Leiterin der Brun- ner Pilotphase, die durch das Bundes-
nenpassage. Jener Ort der Kunst soll ministerium für Kunst, Kultur, öffent- schaffen, in dem Men-
dabei so offen wie möglich gestaltet lichen Dienst und Sport im Rahmen schen mit ihren Erfahrun-
sein. Durch die gemeinsame Auf- der Ausschreibung „Perspektiven gen und persönlichen
arbeitung und Mitgestaltung wird Innovation Kunst“ gefördert und in Schicksalen in Ruhe allein
allen Beteiligten die chancengleiche Zusammenarbeit mit der Kunsthalle sein können, aber nicht
Möglichkeit geboten, ihre persön- Wien umgesetzt wird. Jedoch zeich-
einsam sind.“
lichen, komplexen Erfahrungen als net sich jetzt schon ab, dass dank der
Gemeinschaft zu verbalisieren und Brunnenpassage mit Bunker 16 ein
zu verarbeiten. „Es geht darum zu
zeigen, dass Frieden nicht selbstver-
ständlich ist, dass direkt unter dem
Yppenplatz ein Relikt des Zweiten
Weltkrieg verborgen liegt. Frieden
ist seit der Friedensbewegung häufig
eine Worthülse oder scheint ein un-
erreichbarer Zustand zu sein, der oft
sogar als naiv dargestellt wird. Es geht
darum Räume zu schaffen, Frieden zu
praktizieren und gesellschaftliche
Praktiken zu finden, die ermögli-
chen an einer friedlichen Zukunft zu
bauen“, führt Wiederhold-Daryana-
19:55
Kurz vor unserer Halbzeitpause wird
es Zeit, die freundlichen Bedienmen-
schen ein letztes Mal zu belästigen,
Geld wechselt Hände. „Blunzenstri-
cker“, wir kommen wieder!
Dann der Aufbruch, Fernseher su-
chen, Anpfiff ist in 5 Minuten, das
sollte sich doch im fußballverrück-
ten 16. Bezirk locker ausgehen. Es ist
aber erstaunlich leer und still und
dunkel auf diesem Hieb. Ottakrin-
ger Straße, kaum Menschen unter-
wegs. Und wenig Bildschirmleuchten
dringt aus den diversen Lokalen.
Foto: Redaktion
Anscheinend hat das Ausscheiden
Kroatiens die Fußballlust gebremst.
20:05
Im zweiten Lokal mit Fernsehern
stinkt es wenigstens nicht nach Ergebnis immer noch gleich, also nix der Spielstätte. Wir wollen lieber
Shisha oder was auch immer. Dafür verpasst. Bestes Bier des Abends! früh heim. Ertappt, Piefke aus dem 4.
stinkt das Bier. Es läuft irgendein Gläser ohne Marke, kein Sponsor im Bezirk. Aber wer bei dieser WM was
Radio Balkan, das hat sich die am Boot. Hier wird auch bei Chancen für sehen will, der muss schon in die Lä-
Sport wohl uninteressierte Bedie- Marokko eindeutig mitgefiebert, bei den von denen gehen, deren Teams
nung vielleicht ausbedungen. Wo französischen nicht so. Man wäre noch dabei sind. Die scheißen sich
Platz für 100 Gäste wäre, sind wir es, wohl einem Weiterkommen der Af- nämlich eher nichts um Boykott und
die die 10 voll machen. Vielleicht. rikaner hier nicht abgeneigt. so. Wir nur manchmal, gebe ich zu.
Und noch im Platznehmen das erste
Tor für Frankreich, lautlos und we- 20:45 21:20
der bejubelt, noch beschimpft, eher Es wird zunehmend voller, in beiden Wir verlassen den Bezirk wie wir ihn
unbemerkt. Bereichen des Lokals, Sportfreunde erreicht haben, per 2er-Bim. Wie es
in Bildschirmnähe füllen alle Plätze so im Pressewesen zugeht, bis dies
20:15 und machen, nun, keinen Lärm, aber hier an die Öffentlichkeit kommt, ist
Es ist auch außer dem Radio er- man hört sie. Und Tresen und Tische der Fisch eh gegessen.
staunlich leise. Keine Zocker, die sich vorn füllen sich auch immer mehr.
zumindest aufregen, dass sie falsch
getippt haben. Keine irgendwie ge- 21:00
artete Anteilnahme am sportlichen Es geht in die Nachspielzeit, die
Geschehen, und keine Gästefluktua- Unterstützer der Marokkaner sind
tion, innert 15 Minuten kein Kommen, eindeutig in der Mehrheit, es sieht
kein Gehen. Tun wir dann, die Stra- auch gar nicht so schlecht aus, die
ßen immer noch wie ausgestorben. Schangse lebt, wie der Philosoph
Wahrscheinlich der große Katzenjam- sagt.
mer der Community. Unser Ziel jetzt:
Yppenplatz, da werden wir was finden. 21:04
Für uns ist jetzt die Nachspielzeit
20:35 auch vorbei. Die freundlichen Kol-
Ja, hier gibt es mit der „Fania Bar“ legen vom Fania-Service am Tresen
was Internationales. Kein Club, aber nehmen souverän unseren Obolus
im ehemaligen Raucherkäfig läuft entgegen, nicht mal verwundert
auf einem Großbildschirm die Partie, über unser vorzeitiges Verlassen
22 Glosse
Die Vorweihnachtszeit war in den offenbar manche Menschen lieber und Tritt weiterhin geboten wie op-
vergangenen zwei Jahren gezwunge- dabei zusehen, wie sich Muskelpakete portun ist, sofern man nicht in Wien
nermaßen und in der Tat die der namens „Bambikiller“ und „Skull Evil“ den Grant der Bewohner dieser heuer
vielzitierten inneren Einkehr: Durch mit Bügelbrettern vermöbeln. Solche einmal mehr zur unfreundlichsten der
die grassierende Seuche köchelte das Veranstaltungen könnten jedoch viel- Welt gekürten Stadt zu spüren bekom-
soziale Leben auf Sparflamme und leicht als Krippenspiel für Erwachsene men möchte. Bemühte Christkindl wie-
damit der Glühwein meist nur am Schule machen. Der zuletzt vor allem derum bedürfen zur Bewältigung der
heimischen Herd. Die übliche Hetzjagd zu Maß und Sitte verordneten Bevölke- Wunschzettelwirtschaft heutzutage
durch die Geschäfte kam zum Erliegen rung wurde ja besonders eindrücklich angesichts der Teuerung immer mehr
—das Tagwerk in Sachen Geschen- bewusst, dass wie schon früher auch buchhalterisches Vermögen. Und für
kekauf war mit wenigen Klicks be- im Dezember in der Regel allerorten die Planung von Familienzusammen-
reits getan. Ebenso künften ist in diesen
wurden die sonst in gespaltenen Zeiten
diesen Wochen so das Verhandlungs-
üblichen rauschen- geschick von Topdi-
den Firmenfeste plomaten vonnöten.
Keinem
— wenn überhaupt Zwischen Zimtduft
— meist durch ein und Keksgeruch
kurzes Pläuschchen entsteht so leicht
mit dem Kollegium dicke Luft, die ge-
in der Videokonfe- sunderweise irgend-
wird‘s
renz ersetzt. Heuer ein Ventil braucht.
regte sich jedoch Und bevor man da
abermals was im derart festlich er-
Advent: Die Stra- regt selbst noch
ßen waren gefüllt jemanden auf die
gegeben
mit beschwipstem Matte legt, kann es
Volk, das — derart wohlmöglich recht
enthemmt — in der entspannend, wenn
Bim zuhauf die Mas- nicht gar meditativ,
ke fallen ließ. Auch sein, die eigenen
die inzwischen in Aggressionen, die
ohne
den Medien erneut sich vor den Feier-
zu lesenden übli- tagen zügig aufstau-
chen mahnenden en, vorher an geüb-
Leitfäden zu einem te Showkämpfer zu
möglichst akkura- delegieren. Wrestler
Ringen.
ten Benehmen auf wissen schließlich,
Betriebsfeiern lie- was sie tun: Alle
ßen darauf schlie- Kniffe, Schläge und
ßen, dass das sozi- Würfe sind doch
ale Leben während nur Teil einer aus-
der heiligen Zeit we- geklügelten Insze-
niger von Achtsam- nierung, sodass bei
keit und Abendstil- derlei Raufereien
le geprägt war und möglichst wenig
sich menschliche zu Schaden kommt
Interaktionen gera- und sich — nach-
de wieder irgendwo zwischen Blamage rumort und von vermeintlichen ge- dem der Bizeps geglüht hat — alle in
und Blasmusik abspielten. Insbesonde- sellschaftlichen Vorbildern wohl keine den Armen liegen können. Wie lautet
re in der kulturellen Vielfalt Wiens sah Weisung zu erwarten ist: Hierzulande schließlich der weihnachtliche fromme
man jedoch, dass es zu diesen zünf- wurde in der Vorweihnachtszeit in der Wunsch: Frieden auf Erden!
tigen Zusammenkünften nicht bloß Politik sogar schon darüber gestritten,
im Konzertsaal und am Punschstand wer, ob, wann „Grüß Gott“ oder „Guten
kommt: So ging nun im Advent an der Tag“ wo und wie sagen darf, muss oder
Liliputbahn auch das Prater Catchen soll. Wenn schon diese vermeintlich
über die Bühne. Der Andrang war einfachsten Umgangsformen Gegen-
groß, das Event frühzeitig ausverkauft: stand hitziger Debatten sind, kön-
Anstatt es sich zuhause gemütlich nen adventliche Ausgänge erst recht
zu machen und besinnlichen Weih- schnell in stressgeplagte Abenteuer
nachtsklängen zu lauschen, wollten ausarten, da somit Vorsicht auf Schritt Text: Johannes Lau
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