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Das Problem.

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Mose? Wenn anders jene Religion überhaupt auf


einen Stifter zurückgeht — und das ist und bleibt
immer wieder die sich siegreich durchsetzende Anschauung —,
so muß doch am schärfsten und klarsten gerade bei diesem, un-
beschadet aller späteren Entwicklung, die spezifische Eigenart der
ganzen weiteren Religion im Unterschiede von allen zeitgenössi-
Religionsforschung wird immer die bleiben: Wer war
schen und Nachbarreligionen hervorgetreten und zu erkennen sein.
Daher taucht denn auch das Problem: Wer war Mose? immer
von neuem wieder auf, mag es oft auch Jahrzehnte lang zurück-
geschoben sein, teils, weil vorübergehend andere Fragen ein
größeres wissenschaftliches Interesse fanden, teils, weil der Skepti-
zismus, die vorhandenen Quellen reichten zu historisch begründeten
Aussagen nicht aus, zeitweilig die Oberhand gewann.

wieder beobachten können. In der zweiten Hälfte des vorigen


Jahrhunderts drehte sich die Arbeit der alttestamentlichen Kritik
vor allem darum, negativ darzutun, daß Mose nicht der jüdische
Gesetzgeber gewesen sei, als der er der Tradition durch Jahr-
hunderte gegolten habe. Positiv beschränkte man sich meistens
ganz So
darauf,
haben ihn
wir zwar als auch
es denn geschichtliche Persönlichkeit
in den letzten gelten zu
beiden Jahrzehnten
lassen, von der man aber nur aussagen könne, daß sie den Volks-
genossen den Glauben: „Jahwe der Gott Iraels, Israel das Volk
Jahwes“ vermittelt habe, wodurch ein Stämmebund auf religiöser
Grundlage entstanden sei. Manche fügten noch hinzu, daß Mose
von vornherein das Recht in eine besonders enge Beziehung zur
Religion gesetzt haben müsse. x)

Strömung, wie sie sich in Deutschland besonders an den Namen Wellhausen


knüpfte. So wenig auf der einen Seite die ganz ausstarben, die glaubten, mit
x) Ich rede hier natürlich nur von der damals überwiegenden wissenschaftlichen
guten wissenschaftlichen Gründen ungleich mehr in der Tradition über Mose
als historisch zuverlässig anerkennen zu können, so wenig hat es auch an
einigen Außenseitern gefehlt, welche meinten, die Religionsgeschichte Israels
Sellin, Mose. 1
der Mosetraditionen des Pentateuch auf ihren historischen Gehalt
wieder ein weit reicheres Resultat ergeben. Man vergleiche bei-
spielsweise, wie ungleich mehr die „Geschichte des Volkes Israel“
von Kittel über Mose auszusagen weiß als etwa die von Stade.
Allerdings bewegen sich die Ergebnisse zunächst noch in sehr ver-
schiedener Richtung. In einer kleinen, feinsinnigen Schrift „Mose“
j (1907) suchte Volz^ seinen Ausgangspunkt bei der in Kanaan uns
* fortlaufend entgegentretenden höheren Religion Israels nehmend,
durch Aber
Rückschlüsse
seit etwa 2 Klarheit
Jahrzehnten
überhaben
das plötzlich
Auftreten,dieWirken
Prüfungen
und
Lehren, speziell über den Gottesglauben des Mose zu gewinnen,
sachlich, wie sich uns ergeben wird, überraschend zum guten Teile
das Richtige treffend, methodisch aber vielfach anfechtbar und
den Schein der Konstruktion nicht vermeidend. In einem zwar
nicht allzu tief schürfenden Vortrage „Mose und sein Werk“ (1912)
gewann auch Beer ein ungleich reicheres Bild von dem Religions-
stifter Mose, als es viele lange zu vertreten gewagt hatten,' das
Originelle war hier, daß Beer gerade auch in dem faustischen
Magier, dem Thaumaturgen Mose eine geschichtliche Gestalt er-
blicken zu können glaubte.

Moseforschung epochemachend geworden. In seinem die alttesta-


mentliche Wissenschaft ja auch sonst kräftig förderndem Buche
„Die Israeliten und ihre Nachbarstämme“ (1906) unterzog E. Meter
die Mosesagen einer scharfsinnigen Analyse und suchte aus ihnen
als die ursprüngliche Kerngestalt den großen levitischen Priester
von Qadesch herauszuschälen. Was wir über Mose wissen, sind
Doch besonders sind zwei andere Untersuchungen für die
nach ihm von Hause aus die Traditionen und Anschauungen der
echten Leviten, die ihrerseits aufs engste mit den nomadischen
Südstämmen, vor allem also den judäischen Viehzüchtern ver-
knüpft waren. Von jenen ist, nach vereinzelten Vorläufern in
früherer Zeit, eine starke Einwanderung und Beeinflussung im
10. und 9. Jahrhundert sowohl in das Nord- wie in das Südreich
erfolgt, sie haben dorthin die Traditionen der alten Zeit mitge-

auch ganz ohne einen solchen Religionsstifter verstehn zu können und die
daher die ganze Gestalt in das Gebiet der dichtenden Sage verwiesen. Aber

beides lassen wir hier beiseite.


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reformatorischen Bewegung geworden, die seit dem 9. Jahrhundert


bracht und Juda
Israel und sind erfaßt,
dadurchdereinvorwichtiges
allem dieElement in der
mit ihnen trotzgroßen
aller
sonstigen Verschiedenheit verbündeten Ekstatiker zum Siege ver-
holfen, deren Früchte aber gerade sie eingeheimst haben.

eine Fülle des Anregenden, sondern auch Resultate, die bleiben


werden. Dahin rechne ich, abgesehen von der besonders energi-
schen Herausarbeitung der engen Verknüpfung eines guten Teiles
des Mosebildes mit Qadesch vor allem, daß Meyer zweifellos j:
richtig in dem Levispruch des Mosesegens, Deut. 33, 8—11, eine
alte levitische Tradition über Mose gefunden und damit eine den

:
sonstigen pentateuchischen Quellen gegenüber selbständige Mose-1
Überlieferung gewonnen hat, die man bis dahin als solche nie ver-
wertet hatte. Aber drei sehr ernste Fragen muß man Meyer
gegenüber sofort aufwerfen und, wie mir scheint, alle im Gegen-
satz zu ihm beantworten, womit erwiesen ist, daß die Forschung
sich bei seinem Resultate nicht beruhigen kann. Die erste Frage
lautet: Kennt wirklich die älteste pentateuchische Tradition Mose
schon als levitischen Priester, handelt es sich da nicht vielmehr
um eine zwar im Mosesegen und in der Priesterschaft jedenfalls
schonDieser
lange großzügige Aufriß enthält
vorher vorhandene, nicht nur
vgl. Richter im aber
18, 30, allgemeinen
in der
sonstigen Volksüberlieferung erst mit dem Elohisten ganz all-
mählich einsetzende Übermalung? Zweitens: Gibt es daneben
keine andere und literarisch ältere Tradition, die Mose in einem
ganz anderen Lichte erscheinen läßt? Drittens: So gewiß ein
Vordringen des levitischen Elements zugleich mit dem judäischen
vorzuliegen scheint, wo spüren wir im 10., 9. und 8. Jahrhundert
auch nur das Leiseste von den Leviten als den Trägern der
großen religiösen Reform, davon, daß diese die Bundesgenossen
der Propheten in ihrem Kampfe um die Rückkehr zum Glauben
der Vorzeit gewesen seien? Haben nicht umgekehrt diese in den
Priestern, und das sind doch seit dem 10. Jahrhundert fast aus-
schließlich Leviten, allemal ihre Todfeinde gesehn ? Ich weiß es wohl,
der tatsächliche Verlauf der inneren Geschichte des Volkes ist
bisweilen ein anderer gewesen, als es den ganz auf Kampf ein-

gestellten Propheten vielfach erschienen ist, auch ein Jesaja stand,1*


dem Oberpriester Uria wohl persönlich nicht ferne, Ygl. 8, 1. Und,
um hier von der im Elohisten zweifellos vorliegenden freundlichen
Begegnung beider Strömungen zu schweigen, die Reform, die tat-
sächlich später unter Josia vollzogen wurde, wäre undenkbar ge-
wesen, wenn immerdar Priester und Propheten sich wie Wasser und
unbeschadet seiner Polemik gegen die Priester in 28, 7 ff. usw.,
Feuer zueinander verhalten hätten. Aber es bleibt doch bestehen, daß
der Schwerpunkt der ganzen Reformbewegung bei den Propheten,
nicht bei den Priestern gelegen hat, und dann muß doch die
Frage auftauchen: Haben denn jene keine selbständige Tradition
über die alte Zeit und ihre Religion, der sie das Volk wieder
zuführen wollten, gehabt, und, wenn ja, wo ist sie geblieben,
existiert sie nicht mehr?

Werke E. Meyer’s im Jahre 1918 Gressmann in seinem „Mose


und seine Zeit“, obwohl vielfach an jenen anknüpfend, zu wesent-
lich anderen, ungleich reicheren Resultaten gelangt. Und ich
stehe nicht an, in diesem Werke einen sehr bedeutsamen und er-
freulichen Fortschritt über die ganz einseitig gewordene MEYER’sche
Untersuchung hinaus zu sehen. Soll man ganz kurz den methodi-
schen Hauptunterschied zwischen beiden charakterisieren, so kann
man wohl sagen, daß Gressmaxx in viel ausgedehnterer Weise
als Meyer versucht hat, aus dem gesamten Sagenmaterial er
Es ist daher nicht zu verwundern, daß 6 Jahre nach dem
zieht mit Recht auch die Sagen der Priesterschrift als vielfach
bedeutungsvoll immer mit heran — die Ursagen zu gewinnen, die
dann auf ihren Zusammenhang und geschichtlichen Kern hin ge-
prüft werden. Und soll man den Unterschied der Resultate kurz
fixieren, so kann man wohl sagen, daß Gressmaxx im Unterschied
von Meyer in Mose nicht nur den Priester von Qadesch, sondern
auch den Volksführer^ der tatsächlich Israelleute aus der Ge-
fangenschaft in Ägypten gerettet, wie vor allem den Religions-
stifter erblickt, dessen unmittelbare schöpferische Einwirkung auf
Israels' Gottesglauben, Kultus und Sitte sich noch nachweisen

lasse.Wir sehen davon ab, daß bei der von Gressmaxx einge-

schlagenen Methode — und eine andere scheint ja zunächst bei


dem fast vollständigen Mangel an zeitgenössischen Nachrichten
5

vermeidbar ist, wie sich besonders bei der Ergänzung lückenhaft


überlieferter Sagen zeigt, daß daher eine vollständige Überein-
stimmung
kaum mehrerer
möglich Forscher
zu sein — einhier von vornherein
starker, subjektivervollständig
Einschlag aus-
un-
geschlossen ist. Aber daß Gkessmann ein gut Stück historischen
Bodens in seinem Buche zurückerobert hat, erscheint auch mir
bei aller Abweichung von ihm in Einzelheiten unleugbar.

meines Erachtens auch gegenüber seiner Rekonstruktion des Mose-


bildes bleibt. Wenn man von diesem zu den religiösen Vorstellungen
Israels im 12.—9. Jahrhundert in Kanaan kommt, so wird man
trotz aller Brücken, die Gkessmann zu schlagen gesucht hat, das
Gefühl nicht los, daß hier eine Kluft klafft, die es verständlich
macht, daß das Zutrauen zu jenem Mosebilde kein allgemeines
werden will, daß immer noch viele auf das alte Kuenen-Well-
HAUSEN’sche Schema zurückgreifen und das, was in Wirklichkeit
die Geistestat des Mose war und sich bei den Schriftpropheten
im Reflex von ihm zeigt, erst als das Resultat jahrhundertelanger
Entwicklung in das 8. und 7. Jahrhundert hinunterschieben und
hier Aber nun muß
ganz naiv Feigenich als
hinweisen
Früchte auf
von ein quälendes
Disteln Rätsel,
pflücken das
wollen.
Man stelle beispielsweise, die sich von Mose ableitende beim Stier-
bilde Dans amtierende Priesterschaft oder den von einem Stier-
bilde Orakel erfragenden frommen David oder die Priester
Ebjathar und Zadoq, die — nach Gressmann’s neuester Auf-
fassung — einen Bilderschrein tragen, oder endlich den Jahwe zu
Ehren Hekatomben opfernden Salomo dem Dekalog des Mose
von Ex. 20 gegenüber. Wo bleibt dort überall der Religions-
stifter Mose, den Gkessmann hier finden zu können meinte?
Scheint es sich da nicht beinahe um zwei verschiedene Religionen
zu handeln, die nur durch den gemeinsamen Gottesnamen Jahwe
zusammengehalten werden? Ist es angängig, hinter beiden ein
und denselben Religionsstifter zu sehen?

fällt auf, daß er genau so wie E. Meyer die Frage gar nicht
aufgeworfen
Und wennhat, man
ob denn
dann nicht vielleicht
auf die Methodeneben der im Pentateuch
Gressmann’s sieht, so
niedergelegten Tradition über Mose, zum Teil gewiß sich mit ihr
deckend, zum Teil sie ergänzend und weiterführend, zum Teil sie
haben kann, die wir mindestens genau so wie jene heranziehen
müssen, wenn wir das historische Mosebild rekonstruieren wollen.
Sind wir nicht verpflichtet, ernst und prinzipiell die Frage auf-
zuwerfen, welches Bild des Mose denn eigentlich unter den
Männern gelebt hat, die allermindestens in demselben Grade wie
die Levitenpriester seine ureigensten Schüler und Nachfolger haben
aber auch womöglich korrigierend, in Israel eine andere gelebt
sein wollen, auch wenn sie auf die Erdichtung einer genealogischen
Ableitung von ihm in dem Vollbewußtsein ihrer eigenen unmittel-
baren göttlichen Berufung verzichteten, ich meine, bei den Pro-
pheten? Müssen wir, falls ein solches existiert hat, dieses nicht
zu allererst den pentateuchischen Überlieferungen gegenüberstellen
und dann erst alle auf Herkunftskreis und -zeit und damit auf
Glaubwürdigkeit prüfen ?

Resultat ergeben, daß tatsächlich noch in erster Linie bei dem


Propheten Hosea in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts eine
Mosetradition lebendig ist, an der wir bis jetzt sämtlich fast acht-
los vorübergegangen sind, eine Tradition, die sich zum guten Teile
mit der ältesten uns beim Jahwisten und Elohisten erhaltenen
deckt, zum Teil sie aber sehr bedeutungsvoll ergänzt, eine Tra-
dition, die von dem Levitenpriester von Qadesch nichts weiß, um
so mehr aber von dem von Gott erfaßten Stifter einer religiösen
Gemeinde in der Wüste, dem Vermittler und Künder eines sitt-
lichen
AlsGottesglaubens undaufwarf,
ich diese Fragen Gotteswillens,
hat sichder
mirsich
das weit über alle
überraschende
Volks- und Priesterreligion erhebt, die aber zum anderen die
pentateuchische Tradition auch dahin ergänzt, daß das von diesem
Mose geführte Volk bei seinem Eintritt in das Kulturland in
Schittim mit dieser Religion bewußt als mit einer veralteten und
unmodern gewordenen gebrochen hat, daß sie daher vollends nicht
als eine Religion des Volkes, sondern eines Kreises, einer Ge-
meinde innerhalb dieses zu betrachten ist, und daß der Gemeinde-
stifter selbst, ein Opfer seines Berufes, von seinem eigenen Volke
getötet ist, als erster unter vielen Nachfolgern den Märtyrertod
erlitten hat.

Die weitere Untersuchung hat mir dann ergeben, daß gerade


diese Mosetradition der rote Faden ist, der durch die nach-
7

und sie miteinander verbindet — das Wort ist hier natürlich


nicht im Sinne der berufsmäßigen Ekstatiker gemeint, sondern
der charismatisch begabten Gottesboten und Prediger —, daß für
den göttlichen Willen, wie ihn nach jener Tradition Mose formu-
mosaischen
liert hat, eine
Jahrhunderte
Debora wie bei
ein den
Samuel,
meisten
Nathan,
Propheten
Elia, Arnos,
sich Jesaja,
findet
Micha, Jeremia, Deuterojesaja, um von den minder bedeutenden
Persönlichkeiten hier zu schweigen, aufs schärfste gekämpft haben
gegen die Volksreligion, zugleich aber auch gegen eine Priester-
religion, die sich freilich ebenfalls — mit welchem Rechte, wird
zu prüfen sein — auf Mose zu berufen suchte.

der Stifter der Jahwegemeinde mit seinem eigenen Leben für seine
Religion eingetreten, daß er als Märtyrer dieser gestorben sei,
auch fernerhin bei den Propheten lebendig geblieben ist, trotz
aller Versuche von priesterlicher Seite, sie zu vertuschen, dafür
sind ein Deuterojesaja wie ein Deuterosacharja untrügliche Zeugen.
Ja, in einer Zeit tiefster religiöser und speziell eschatologischer
Erregung, im Ausgange des babylonischen Exils hat sich sogar
auf Grund dieser Tradition die Hoffnung entwickelt, der einst
Getötete werde aus dem Tode wiederkehren, sein Volk abermals
durch die Wüste dem Heile zuführen und dann allen Völkern
der Erde den ihm geoffenbarten Willen und das Heil seines
Es ergab sich aber weiter, daß ebenso die Tradition, daß
Gottes verkünden, jene hat also die Hoffnung auf den Endkönig zeit-
weilig ganz verdrängt. Aber auch als jene Erwartung wieder in
sich zusammengesunken war, — daß sie nie wieder ganz ausgestorben
ist, zeigt schon allein die Verklärungsgeschichte Jesu Matth. 17,1—13,
in der Mose neben dem Elia, dessen Wiederkehr ebenfalls nach
Mal. 3, 23 f. erwartet wurde, erscheint —, hielt sich noch durch
Jahrhunderte die Erinnerung an die große Passion des einstigen
Volkshirten, und erst von einer reumütigen Umkehr des ganzen
Volkes zu ihm, den es einst verstoßen und durchbohrt, erhofft
ein Apokalyptiker des 3. Jahrhunderts das Hereinbrechen des

Endheiles.DassindErgebnisse,dessenbin ich mir voll bewußt, die sehr

tiefgreifend umgestaltend einwirken werden auf viele jetzt herr-


schende und ganz traditionell gewordene Vorstellungen von der
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schaft befreien von einer ganzen Reihe quälender Probleme, die


durch die Jahrhunderte auf der alttestamentlichen Theologie ge-
Religionsentwicklung Israels,
lastet haben, an deren die man
Lösung aber tatsächlich unsere Wissen-
sich unter Aufbietung des
größten Scharfsinnes immer wieder vergebens abmühte, weil der
Schlüssel verloren gegangen war. Ihn glaube ich mit vollster
Sicherheit beim Hosea wiedergefunden zu haben.

möchte ich sogleich betonen, daß im folgenden eine Geschichte


des Mose nicht gegeben werden soll. Wir werden allerdings sehen,
daß die prophetische Tradition über Mose sich in allen wichtigen
Punkten durchaus deckt mit der ältesten dem Jahwisten und
Elohisten zugrunde liegenden, wenn man diese von dem legendari-
schen Geranke befreit, das sich naturgemäß um eine große Geistes-
tat in vorgeschichtlicher Zeit gelegt hat, und daß, indem diesen
nun eine neue, selbständige und ebenfalls weit zurückreichende
Tradition
Um alleteils Mißverständnisse
bestätigend, teils von
aber vornherein
auch neu zu
ergänzend zur
beseitigen,
Seite tritt, wir der geschichtlichen Tradition um einen ganz be-
trächtlichen Schritt näher kommen. Aber selbstverständlich wäre
es durchaus unwissenschaftlich, unbesehens eine Tradition aus
dem 8. Jahrhundert, auch wenn sie von noch so vertrauens-
würdiger Seite kommt, für die Geschichte einer Persönlichkeit,
die im 13. Jahrhundert gelebt hat, verwerten zu wollen. Viel-
mehr wird ein historisches Lebensbild des Mose, soweit ein solches
überhaupt je geliefert werden kann, noch manche schwierige
Einzeluntersuchung erfordern.

dition, die dabei vor allem gehört werden und richtunggebend


sein muß, Gehör verschaffen und das Vertrauen dazu, daß diese
Gestalt überhaupt geschichtlich erreichbar ist, bedeutend stärken.
Unsere Aufgabe soll es sein, wie wir es im Titel ausgedrückt
Aber
haben, die vorliegende
zunächst Untersuchung
einmal die Bedeutung wird jedenfalls
dieser Gestalt der
für Tra-
die
israelitisch-jüdische Religionsgeschichte herauszustellen, nachzu-
weisen, welches eigentlich ihre Wirkung, welches der von ihr aus-
gegangene Geistesstrom gewesen ist. Man wird es verstehen, daß
wir dabei die Rolle, die die spätere Tradition dem Mose als dem
großen Gesetzgeber seit dem jüngeren Elohisten und vollends seit
9

Recht von der Theologie des letzten Jahrhunderts als historisch


nicht haltbar erwiesen ist, nur flüchtig berühren, daß wir aber
auch zu dem Bilde des levitischen Priesters Mose, das ja E. Meyeb
genügend herausgearbeitet hat, nicht viele neue Züge hinzuzufügen
wissen.
dem Unsere Untersuchung
Deuteronomium und demgiltPriestergesetze
der Herausarbeitung
gegeben,desdie
Bildes
mit
des großen, für alle seine Nachfolger grundlegend gewordenen
Propheten Mose, ohne das die ganze israelitisch-jüdische Religions-
geschichte ein unverstandenes Rätsel ist und bleiben wird.

...............H Kapitel I. j§

| Die Mosetradition bei liosea. |


liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiwmdieAussagenHoseasüberMoseundseinganzesVer-

muß man jene hineinstellen in das Gesamtbild, das


dieser Prophet von der Geschichte seines Volkes ent-
worfen hat. Daß ein solches, ganz in sich geschlossen, bei ihm
vorliegt, ist zwar bis jetzt noch nicht in ganzem Umfange erkannt,
obwohl man schon seit längerem betont hat, daß geschichtliche
Reflexionen ihm im Unterschiede von allen anderen Propheten
besonders eigentümlich gewesen sind, daß er in ganz hervor-
hältnis zu ihm richtig zu würdigen und zu verstehen,
ragendem Maße geschichtlich orientiert war. Man ließ dies aber
fälschlich meistens erst in dem zweiten Teile seiner Schrift, mit
9, 10 ff. beginnen. Wir teilen der Übersichtlichkeit halber die
Darstellung in Hoseas Auffassung von der rund 500 jährigen
Geschichte seines Volkes in Kanaan, von der unmittelbar bevor-
stehenden neuen Geschichtsära, und endlich, was hier für uns
das Wichtigste ist, seine Auffassung von der Vorgeschichte Israels
in der Wüste.

§ 1. Die 500jährige Geschichte Israels in Kanaan«

einzelner Abfallssünden seines Volkes auf getreten, sondern er sieht,


Hosea ist nicht etwa nur, wie man es oft auffaßt, als Geißler
wie ja auch gleich seine einleitende prophetisch-symbolische Hand-
lung, seine Ehe mit einem verbuhlten Weibe zum Ausdruck bringt,

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