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Klassische Archäologie 625

teter, verschiedentlich überarbeiteter Negativformen so­


weit bekannt, so lässt sich aufgrund des Kerameikos-
Materials eine sehr viel variationsreichere Verfahrens­
technik nachweisen. Darunter ist vor allem die Arbeit
mit separaten Bildmedaillons hervorzuheben. Diese
wurden in die vorher bis zum Schulterprofil ausge­
schnittene Lampe eingesetzt. Aus einigen Fundstücken
mit montiertem Diskus geht dies unzweifelhaft hervor.
Dieses Verfahren war bisher von F. Fremersdorf allein
aufgrund von Tonverwerfungen an den Bildränder eini­
ger Mainzer Lampen vermutet worden. Vgl. F. Fre­
mersdorf, Römische Bildlampen (Bonn/Leipzig 1922)
54 ff. Dies scheint allerdings die Ausnahme unter den in
den nordwestlichen Provinzen angewendeten Techniken
zu sein, wo eher Punzen und gelegentlich auch Appliken
zur Neugestaltung verwendet wurden; vgl. zur Herstel­
lung der Lampenmodel: B. Liesen, Töpfereischutt des
1. Jh. n. Chr. aus dem Bereich der CUT (Schnitt 76/20).
Xantener Ber. 4 (Köln/Bonn 1994) 122 f. - Zur Appli-
kentechnik: W Czysz, Zur Herstellung römischer Bild­
lampen. Germania 62, 1984, 67 ff.
Bei Böttgers Untersuchungen zur Arbeitsweise der
Lampenhersteller ist die Bestimmung der Generations­
Burkhard Böttger, Die kaiserzeitlichen Lampen abfolge durch Messung des Lampen-, besonders des Dis­
vom Kerameikos. Kerameikos. Ergebnisse der Ausgra­ kusdurchmessers von entscheidender Bedeutung. Damit
bungen, Band 16. Hirmer Verlag, München 2002. IX gelingt es, im Material des Töpfereischutts eine Abfolge
und 342 Seiten, 13 Abbildungen, 94 Tafeln, 12 Tabellen. von bis zu dreizehn Generationen für manche Bildsujets
nachzuweisen.
Die Bearbeitung der römischen Tonlampen aus dem Die Einleitung schließt mit einer zusammenfassen­
Töpfereischutt im Kerameikos zu Athen bot die seltene den Übersicht über die Typenabfolge und Forment­
Gelegenheit, die Produktion eines einzigen Herstel­ wicklung der Lampen aus den Kerameikos-Werkstätten
lungszentrums über Generationen zu erforschen. Um im Laufe von fünf Jahrhunderten.
das umfangreiche Material in so vorbildlicher Weise vor­ In Kapitel I werden die Typen im Einzelnen geschil­
legen zu können, musste sich der Autor der herkulischen dert. Für die Importlampen (Kap. A, Nr. 1-52) bezieht
Aufgabe stellen, die mehr als 20 000 Exemplare zu sich­ sich der Autor auf die Typologien von H. Dressei,
ten und ihren Fundzusammenhang zu rekonstruieren. S. Loeschcke und O. Broneer (H. Dressel in: CIL XV
Grundlage waren die als Einziges vorliegenden Gra­ 2 [Berlin 1899] Taf. 3. - S. Loeschcke, Lampen aus
bungsnotizen und handschriftliche Aufzeichnungen ein­ Vindonissa [Zürich 1919]. - O. Broneer, Terracotta
mal aus den Kampagnen von 1914 bis 1916 südlich der Lamps. Corinth. Results of excavation conducted by
Piräusstrasse bis zur Stadtmauerlinie und westlich des the American School of Class. Studies at Athens IV2
zur Akademie führenden Dromos (Chione-Komplex) [Cambridge/Mass. 1930]). Augusteische Lampen des
unter der Leitung von A. Brueckner, zum anderen die Typ Dressel 3 (Nr. 1-2) sind die frühesten nachweis­
der Grabung von 1927 im Bereich des Pompeion (Pom- baren Exemplare im Kerameikos. Es folgen die impor­
peion-Komplex) durch K. Kübler. In diesem Bereich tierten römischen Volutenlampen Typ Loeschcke I-IV
wurde eine beeindruckende, gelegentlich bis 1,5 m Höhe Darunter zählen Nr. 4-5 und Nr. 11 und 12 aufgrund
anstehende Töpferschuttlage angetroffen, die nicht nur ihrer Schulterform (Loeschcke 1—2) und der gut ausge­
Lampen, sondern außerdem zigtausend Gefäße, Terra­ bildeten Volutenknöpfen zu den frühen Exemplaren mit
kotten, Model, Brennhilfen und Ofenschutt enthielt. eckiger Volutenschnauze. Sie werden wohl noch in spät­
Die gesamte Fundmasse dokumentiert eine ununterbro­ augusteischer bis frühtiberischer Zeit entstanden sein.
chene Produktionstätigkeit vom ausgehenden 1. bis ins Nr. 6, mit der Signatur L. MILATAii), gehört aufgrund
6. Jh. n. Chr. der frühen Schulterform ebenfalls zu den Importen aus
Die Untersuchung beginnt mit einer Einleitung, in der 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. Irrtümlicherweise sind
der nach einer kurzen Geschichte der Ausgrabungen auch die Lampen Nr. 8-10 mit kurzer gerundeter Volu­
auf die Technologie der Lampenherstellung eingegan­ tenschnauze (Typ Loeschcke IV) unter der Typenbe­
gen wird. Sie ist fundiert durch intensive Beobachtung zeichnung Loeschcke I aufgeführt. Interessant ist, dass
an Einzelbeispielen. War die Abfolge der Produktions­ die für die Kerameikos-Produktion so typischen A der
schritte vom Originalmodell (Patrize I) über die Fer­ Signatur (mit gebrochener Mittelhaste) erstmals auf
tigung eines Ober- und Unterseitenmodels (Negativ­ einem Exemplar des Typs Loeschcke IV — etwa der
form I) bis hin zur Herstellung weiterer daraus abgelei­ Mitte des 1. Jhs. — nachweisbar sind.
62 6 Besprechungen

Nr. 13-14 wurden nach der Typologie der Korinther Schulter- und Schnauzenkanalformen der Firmalampen
Publikation den Lampen mit Schultervolute Typ Bro- vereint - alles typologische Elemente der 2. Hälfte des
neer Typ XXV zugeordnet. Der Vollständigkeit halber 1. Jhs.
und analog zu den anderen Bezeichnungen wäre hier der Die Tätigkeit der A-Werkstatt setzt sich mit diesem
Hinweis auf Loeschcke Typ V hilfreich gewesen. Auf Typ im 2. Jh. fort. In derselben Werkstatt werden auch
dem Exemplar Nr. 14 erscheint wieder die A-Signatur. Es die charakteristischen Alpha-Globuli-Lampen (Nr.
handelt sich möglicherweise um eine einheimische 64-81) entstanden sein, die aus dem Typ Loeschcke IV
Kopie des römischen Vorbilds. mit Warzendekoration auf der Schulter kombiniert ent­
Die Importlampen mit einfacher Rundschnauze des standen sind. Die Lampen dieser Produktion sind mit
Typ Broneer XXIII entsprechen - anders als im Kata­ einem wulstigen, angesetzten Bandhenkel versehen,
log angezeigt - dem Typ Loeschcke VIII, davon haben ganz selten kommt ein gerillter Formhenkel (Nr. 79) vor.
Nr. 19-20 eine Herzblattschnauze (Loeschcke VIII H). Unter Nr. 82-88 sind die sog. Nietenlampen aufge­
Soweit aus den Abbildungen ersichtlich, wäre für die führt, die ausschließlich eine attische Erfindung zu sein
kleine Lampe Nr. 20 mit der ligierten Signatur IIA eine scheinen. Dekorationselemente toreutischer Vorbilder -
Herkunft aus Ägypten und für Nr. 22 eine aus knidi- wie Nieten und gewölbter Diskus - sind hier spürbar.
scher Produktion vorzuschlagen. Importe aus Kleinasien Ein in der Form hergestellter, mit drei Rillen profilierter
aus der 2. Hälfte des 2. Jhs. sind die >Red-on-white<- Henkel gehört zu diesen Lampen.
Lampen; sie sind mit fünf Exemplaren (Nr. 23-27) ver­ Der Einfluss der qualitätvollen korinthischen Bild­
treten. Hier wird eine Sonderform mit herzförmigem lampen ist für die attische Lampenproduktion am Ende
Diskus aufgeführt. (Weitere Parallelen zum herzförmi­ des 2. und Anfang des 3. Jhs. entscheidend. Die atti­
gen Diskus außer der Lampe aus der Agora VII 90 Taf. schen Werkstätten des Elpidephoros, Pireithos und des
IV: Brants, Leiden Taf. IV 502. - Köln, Wo 1880. - >leaf-shop< kopieren die korinthischen Lampen, bis hin
Lampenständer aus Privatbesitz Adnan Abu/Ghazaleh, zur hellbeigen Färbung mit Hilfe eines separaten weiß­
Köln, die angeblich aus Kleinasien stammt.) Die drei lichen Überzuges. Dennoch ist — wohl maßgeblich aus
peltenförmigen Gebilde auf der Standfläche finden sich der Werkstatt des Elpidephoros - ein Versuch bekannt,
häufig auf Lampen, die der Werkstatt des L. CAESAE mit einer Variante des Typs Broneer XXVIII (Elemente
des 2. Jhs. n. Chr. nahe stehen, z. B. Köln, Rom.-Germ. des Typs Loeschcke VIII) dem stilbildenden Diktat der
Mus., Sammlung Wollmann, aus Rom: Wo 771; Wo erfolgreichen korinthischen Lampen einen eigenständi­
1852 (mit Bildnissen von lulia Domna und Antoninus gen attischen Typus entgegenzusetzen. Es handelt sich
Pius); ebenso Wo 1876 und Wo 545 mit Löwe. um großformatige Lampen mit einfacher, mit Reliefli­
Der Erfolg der korinthischen Produktion des 2. Jhs. nien umzogener Rundschnauze, mit Globuli verzierter
n. Chr. (Nr. 28-52) zeigt sich in der Überzahl von 24 Schulter und mehreren Standringen. Im Kerameikos ist
Stück unter den Importlampen im Kerameikos. nur ein einziges Exemplar mit einer Schiffsdarstellung
Zu den >Schildhenkel-Lampen< (Nr. 43-52), die Typ (Nr. 89) aus der oben genannten Werkstatt vertreten.
Loeschcke III entsprechen, muss wohl auch die Metall­ Eine zusammenfassende Untersuchung aller bisher be­
imitation Nr. 3 gerechnet werden, die vermutlich einen kannten Exemplare dieses Typs mit ihrem spezifischen
schildförmigen Henkelaufsatz als Gegengewicht zur Motivschatz würde sich sicherlich lohnen (vgl. K. Küb-
verlängerten Schnauze hatte. Der Typ ist ab der Mitte ler, Zum Formwandel in der spätantiken attischen Ton­
des 1. Jhs. bis ins 2. Jh. n. Chr. verbreitet. Die erhaltenen plastik. Jahrb. DAI 67, 1952, 99-145). Die Motivaus­
Henkelaufsätze allein lassen keine Datierung und Zu­ wahl mit großformatigen Bildern des Dionysos und
weisung zu. eines Schiffes zusammen mit der auffallenden Großfor-
Die Importlampen zeigen, dass die attische Lampen­ matigkeit könnte darauf hindeuten, dass es sich um
industrie im 1. und im beginnenden 2. Jh. mit der aus­ >Fest-Lampen< im Zusammenhang des Dionysoskultes
wärtigen Produktion noch nicht ernstlich konkurrieren handelt.
konnte. Erst im Laufe des 2. Jhs. setzen sich einige ein­ In Kapitel II (S. 15 ff.) werden die Funde im Pom-
heimische Typen gegen die Importlampen durch (Kapi­ peion-Komplex von 270-415 n. Chr. vorgelegt.
tel I B): Dazu gehören die Alpha-Ohren-Lampen< Typ In der vorliegenden Untersuchung werden die mehr
Bailey G (Nr. 56-63), die sich in der attischen Produk­ als 20 000 Lampen und Lampenfragmente in der oben
tion vom ausgehenden 1. Jh. bis in die Mitte des 3. Jhs. erwähnten Schuttschicht in ihren stratigraphischen Zu­
einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Der Hinweis sammenhängen bearbeitet. Dies bedeutet Pionierarbeit
auf eine Entstehung aus der Kombination von Typ Dres­ für alle anderen, noch nicht publizierten Gattungen aus
sei 3 und Typ Loeschcke IV ist chronologisch und ty- diesem Fundzusammenhang. Eine Zuordnung der an­
pologisch wenig überzeugend. Die seitlichen Wellen­ deren Funde ist mit Hilfe einer Liste der Abfalldeponien
bandhenkel sind nicht für Dressei 3 typisch (dort wer­ (S. 309) jederzeit möglich. Die Vorlage dieses umfang­
den schwalbenschwanzförmige Handhaben verwendet) , reichen, datierten Materials ist ein entscheidender Bei­
sondern kommen hauptsächlich auf Typ Loeschcke V trag zur Geschichte der attischen Lampe. Zwei Seiten
und VIII vor - vgl. S. Loeschcke, Lampen aus Vindo- aus den - einzig - zugrunde liegenden Tagebuchnotizen
nissa (Zürich 1919) 242 Abb. 8. Dies passt zeitlich zur des Ausgräbers (Abb. 3 u. 4) lassen die mühevolle Klein­
Schnauzenform, die Elemente des Typ Loeschcke V und arbeit erahnen, mit der der Autor jedes einzelne Fund­
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stück identifizieren und zuordnen musste. Ein Wechsel Schwund von 2 mm für die daraus gewonnen Presslinge
der Höhenlagebestimmung von der Messung ab dem ergibt sich ein Unterschied von etwa 4 mm von Gene­
Fußbodenniveau des Pompeion II auf das exakte Nivel­ ration zu Generation. Bei dem langlebigen Bildsujet
lement des Horos-I-Steines erforderte die Umrechnung Athena-Promachos-Büste (5) mit 13 Generationen ver­
der Fundlagenangaben für jedes einzelne Stück, um kleinert sich zum Beispiel der Diskusdurchmesser im
das Material überhaupt in einen stratigraphischen Zu­ Laufe des Gebrauchs von 270-350 n. Chr. um 2 cm.
sammenhang stellen zu können. Der Datierungsrahmen Der Gesamtdurchmesser der einzelnen Lampe selbst
des ganzen Komplexes ist exakt bestimmbar: Stratigra­ schrumpft indes nicht automatisch mit, sondern kann -
phische Untergrenze bildet der Fußboden des römischen wie eingangs schon erwähnt - durch die Herstellung
Pompeion (Pompeion II), das beim Herulereinfall 267 eines neuen Models mit Montage des Bildfeldes in ver­
zerstört und danach abgeräumt wurde. Die anschlie­ breiterte Schulterverzierungen gehalten, gelegentlich
ßende Wiederaufnahme der Töpfereiproduktion kann sogar vergrößert werden (vgl. z.B. den Lampendurch­
gegen 270 angenommen werden. Die stratigraphische messer von 6,6 cm der ersten Generation S. 100 Nr. 217
Obergrenze bildet die Planierung des Baugrundes für mit dem der vierten Generation von 8,2 cm S. 101
den >Hallenbau<, der nach einer Schlussmünze des Arca- Nr. 239). Mit der Zuweisung der einzelnen Lampenge­
dius (394-408) in der obersten Lage des Töpferei­ neration zu den stratifizierbaren Einheiten (Tab. 3) wird
schuttes nicht früher als 410-415 errichtet wurde. die Entwicklung der einzelnen Bildmotive, besonders
Zwischen diesen beiden stratigraphischen Grenzen aber auch der Stilformen ihrer unterschiedlichen Nach­
haben sich in wechselnder Überschneidung und Überla­ arbeitungen offen gelegt. Die Richtigkeit der Aufstel­
gerung kegelförmige Fehlbrandhaufen der jeweiligen lung wird durch 40 aufschlussreiche Fehlbrände aus
Öfen abgelagert. Den Abschluss einer jeden Deponie mehreren im Brand verbackenen Lampen bestätigt, wo
bilden jeweils die Reste des abgebrochenen Ofens - zer­ dieselben Sujetgenerationen Zusammenhängen, die auch
brochene Lochtennenreste, Lehmbrocken von der Um­ in den Funden der verschiedenen Komplexschichten
mantelung und dem Kuppelaufbau. Aus der spezifi­ miteinander vergesellschaftet sind (Tab. 4). An einigen
schen Lage und Überschneidung dieser Schuttablage­ Fehlbrandkombinationen kann auch dargelegt werden,
rungen konnte der Autor eine relative Chronologie dass die Datierung der einzelnen Sujetgenerationen nicht
erarbeiten, die im nächsten Abschnitt über die Ofen­ zu eng interpretiert werden darf Die Langlebigkeit ein­
komplexe und deren Inhalt im Detail dargelegt wird. zelner Motive und Beispiele für die Übergänge der Ge­
Dazu sind die 30 am besten dokumentierten Haupt­ nerationen über die Grenzen der Datierungseinheiten
komplexe mit ihren einzelnen, zeitlich aufeinander fol­ machen dies in einigen Fehlbränden beispielhaft deut­
genden Deponie-Straten aufgeführt, wie sie aus dem La­ lich.
gegebiet im Pompeion-Bereich und den Unterlagen der Die Gestaltung und Dekoration der anderen Lam­
Ausgräber ermittelt werden konnten. An fünf ausge­ penelemente - wie Schulter, Henkel und Boden, ihre
wählten Komplexen (K 8, 15,17, 19 u. 28) konnte deren charakteristischen Formen und ihre unterschiedlichen
Verzahnung am besten demonstriert werden. So zeigt Kombinationen - sind Gegenstand einer eingehenden
sich, dass bestimmte Generationen einzelner Bildsujets Untersuchung im nächsten Abschnitt (S. 34 ff.). Durch
in denselben Straten der verschiedenen Komplexe an­ die Kombination von Ober- und LInterteilmodel einer­
zutreffen sind. Ihre Konkordanz wird aus Tab. 1 (S. 28) seits, aber auch - wie oben schon erwähnt - durch das
eindrucksvoll ersichtlich. Mit Einbeziehung des ge­ Einsetzen neuer Diskusbilder in die vorhandenen Schul­
samten Fundmaterials kann auf diese Weise eine innere terdekorationen, ergab sich eine außerordentlich große
Stratigraphie (S. 29) der gesamten Schuttablagerung Variationsbreite. Dabei lässt sich aber ein durchgehendes
bzw. der Ofenproduktion vor Ort erarbeitet werden, die Beharren auf der traditionellen Form der attischen
in sieben zeitlichen Einheiten - von den Anfängen nach runden Lampe vom Ende des 3. Jhs. mit rhombenför­
der Zerstörung des römischen Pompeions bis kurz vor mig gestalteter Schnauze, zweig-, ranken-, blüten- und
Errichtung des >Hallenbaus< - gegliedert werden kön­ punktverzierter Schulter, vorwiegend mit Schulterpa­
nen. Mit den 21 bestimmbaren Münzen aus den Schich­ neel, gerilltem, meist durchbohrtem Formhenkel mit
ten des Töpfereischutts können diese Einheiten von etwa >Blattschleife< am Ansatz und Standring oder Kreis­
270/280 bis 410/415 absolut datiert werden (Tab. 2). kerbenkombination auf der Unterseite erkennen. Selbst
Die anschaulichen Lagepläne einmal aller Deponiekom­ über den vom Autor eindrucksvoll beschriebenen
plexe (Abb. 6) und der einzelnen Einheiten 1-7 (Abb. Abbruch der Bildlampenproduktion um 350 n. Chr.
7-13) sind zum Verständnis der Zusammenhänge (S. 64 ff.) hinaus bleibt diese Standardform bis in den
außerordentlich nützlich. Anfang des 5. Jhs. bestehen. Im Laufe der Entwicklung
Einen unmittelbaren Einblick in die Arbeit der Töp­ zeigt sich die Tendenz der allmählichen Veränderung
ferwerkstätten geben die detaillierten Forschungen des von der plastischen Reliefform der Schmuckelemente
Autors zu den Lampengenerationen (S. 31 ff.): Im hin zu einer in den Model gravierten Kerbtechnik. Es
Gegensatz zu den Modeln aus Gips mit geringem handelt sich dabei nicht nur um eine formale Verände­
Schrumpfungsaufwand verkleinern sich Tonmodel, wie rung, sondern auch um eine stilistische Entwicklung,
sie im Kerameikos benutzt wurden, um durchschnittlich die von K. Kübler in der ersten Bearbeitung der Lampen
2 mm im Brand. Zusammen mit dem nochmaligen vom Kerameikos herausgearbeitet wurde (K. Kübler,
628 Besprechungen

Zum Formwandel in der spätantiken attischen Tonplas­ bildern. Der Autor liefert mit dieser detaillierten Fund­
tik. Jahrb. DAI 67,1952, 99 ff.). Für die Beurteilung der statistik weit mehr als nur die Materialgrundlage für
einzelnen individuellen Lampe und ihre zeitliche Ein­ ikonographische Untersuchungen. Wie die Forschungs­
ordnung muss - wegen der verschiedenen, durch die ergebnisse zeigen, lassen sich historische und kulturge­
Herstellung bedingten Kombinationsvarianten - die Ge­ schichtliche Vorgänge in der Bildauswahl erkennen.
samtheit aller zur Verfügung stehenden Einzelmerkmale Nach einer Besprechung der Sonderformen groß­
herangezogen werden. Relativ zuverlässig für eine Da­ formatiger Lampen (S. 49 ff.) werden anschließend die
tierung ist dagegen die Einordnung des Diskusbildes in Signaturen und Werkstätten ausführlich behandelt. Es
die Generationsabfolge. Ebenso kann der erstmals im kommen gestempelte, ab der 2. Hälfte des 3. Jhs. geritzte
Anfang des 4. Jhs. auftauchende Glanztonüberzug eine Signaturen vor, mit teils ausgeschriebenen, teils abge­
zeitliche Eingrenzung liefern. kürzten Namen. Außerdem finden sich unterschiedliche
Die 80 verschiedenen Bildsujets, die auf den Lampen Kombinationen mit Doppelsignaturen, beigefügten
zwischen 270 und 350 (Katalognummern 90-2644) Buchstaben oder Zeichensignatur. An den Belegzahlen
im Pompeion-Komplex nachweisbar sind, folgen nun in der aufgeführten Statistik (Tab. 6) lassen sich die er­
geordnet in acht Themenkreisen (S. 37ff). Zu den ein­ folgreichsten Werkstätten - die des Eutyches, des Leon-
zelnen Bildthemen sind ihre verschiedenen Schulterde­ teus und des Soteros - ablesen. Die Zugehörigkeit der
korationen, die Bodensignaturen sowie die Zahl der Ge­ Signaturen zu den datierten Ofenschuttkomplexen er­
nerationen beigefügt. Danach wird auf die laufenden möglicht einen Einblick in die Chronologie und Ent­
Nummern der Fundparallelen im Katalogteil verwiesen, wicklung der einzelnen Werkstätten. Weiter lassen sich
wo Informationen zum Bildtyp und seinen Parallelen durch die Zusammengehörigkeit bestimmter Bildthe­
gegeben werden. Die Tabelle 5 (S. 50 f.) gibt einen Über­ men zu einer Bodensignatur Aussagen über das jeweilige
blick über die Fundfrequenz und Generationenzahl der Bild-Repertoire der Werkstatt machen. Dies ist aller­
einzelnen Bildmotive. dings - wie der Autor betont - im Falle des Kerameikos-
Zieht man die durch Rasterung gekennzeichnete Ein­ Schutts durch die starke Fragmentierung der Funde ein­
ordnung der Generationen in die drei zeitlich definierten geschränkt. Im 4. Jh. ging man dazu über, die Lampen
Entwicklungsstufen (Tab. 3, S. 32) hinzu, so kann man nach der Abformung mit Ritzsignaturen zu versehen.
daran die sich verändernde Beliebtheit und Marktgän­ Das bedeutet, dass die Model nicht mehr zum speziellen
gigkeit der einzelnen Darstellungen ablesen. Die in der Fundus einer Werkstatt gehören, sondern für die Her­
Käufergunst aufsteigenden und abfallenden, verworfe­ steller frei zugänglich und erwerbbar waren. Im Folgen­
nen und wieder aufgenommenen Bildmotive können die den werden die Werkstattsignaturen alphabethisch mit
Tendenzen der kulturellen und geistig-religiösen Ent­ ihrer Chronologie und ihrem Repertoire - wie es im Ke-
wicklung der Epoche vermitteln, umso mehr, als es sich rameikos-Schutt vorliegt - aufgeführt. Interessant für
um serienmäßig hergestellte, einfache Gebrauchsgegen­ die Organisation der antiken Arbeitswelt sind die klei­
stände des täglichen Lebens handelt. So zeigt sich, dass nen, geritzten Buchstabenmarken, die den Signaturen ei­
in erster Linie Themen mit mythologischem Inhalt und niger großer Betriebe beigefügt sind, z. B. bei Pireithos,
die beliebten Symplegma-Darstellungen aus der ersten Preimos, Eutvches und Leonteus. Es handelt sich dabei
Hälfte des 3. Jhs. in die Produktion aufgenommen und wohl um die Markierungen der in untergeordneter lei­
weitergeführt wurden. Besonders intensiv und durch­ tender Stellung tätigen Mitarbeiter, wie etwa >Vorarbei­
gängig nachgefragt sind die Lampen mit Athena-Pro- ten, >Schichtleiter< oder >Meister<. Ebenso lassen sich
machos-Darstellungen, die wohl auch als >Souvenir- anhand der Doppelsignaturen zeigen, wie erfolgreiche
Larnpem gedient haben. Alle Arten von Motiven mit Betriebe mit offensichtlich renommiertem Namen mit
Eros erfreuen sich großer Beliebtheit. Unter den Göt­ jüngeren Unternehmen >fusionierten< (Doppelsignatur
terdarstellungen sind Men, Aphrodite, Artemis und mit abgekürztem Namen des Juniorpartners). Diese
Poseidon durchgehend erfolgreich. Bei den Arena- führten die Werkstatt später unter eigenem Namen mit
Darstellungen fällt das Übergewicht der Dompteur-, demselben Repertoire weiter.
Bestiarius- und Artistenbilder gegenüber den Gladiato­ Im Abschnitt über das Ende der Bildlampen (S. 64 ff.)
renszenen auf. Die zeitliche Einordnung der Pompeion- geht Böttger auf das auffallende Phänomen ein, dass alle
Komplexe (S. 29) hatte zuvor schon das bemerkenswerte Lampen der jeweils letzten Generation aus Fehlbränden
Ergebnis, dass in der vierten Einheit (ab 350-361 bestehen. Nach der erarbeiteten Chronologie müssen
n. Chr.) die Lampen mit figürlichen Darstellungen ab­ demnach um 350 alle zu dieser Zeit im Betrieb befind­
rupt aufhören und an ihre Stelle ausschließlich Lampen lichen Öfen durch Überhitzung >durchgegangen< sein.
mit Rosetten-, Muschel- und Quadratdekor treten, die In dieselbe Zeitspanne fallen der oben schon erwähnte
bis ans Ende der Produktion weitergeführt werden. Lam­ Abbruch der Lampenserien und danach ein Neuaufbau
pen mit figürlichen Darstellungen werden hier >Bild- der Lampenfertigung mit komplett neuen Formen und
lampem genannt, eine Bezeichnung, die in der Literatur Bildmotiven, die jetzt nur noch einfache Sujets wie Ro­
über römische Lampen in rheinischen Fundplätzen als setten, Muschel und Quadrat zeigen. Der Autor kommt
typologischer Terminus benutzt wird. zu dem wichtigen und überzeugenden Schluss, dass es
In der 5. Einheit (361 bis höchstens 394 n. Chr.) er­ sich dabei um massive Konflikte der Lampenhersteller
scheinen noch einmal Neuschöpfungen nach alten Vor­ mit der christlich ausgerichteten Führungselite handelt.
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In der Regierungszeit von Constantin II. bis Constans keine Generationsbildung nachweisen lässt. Über den
(350) verschärften sich nämlich auch in Athen nach­ Lampenbestand dieser Zeitstufe gibt die Tabelle 9
weislich die Gesetze gegen die heidnischen Kulte, so (S. 73) Auskunft. Außer der A- und E-Werkstatt tau­
dass auch die pagan ausgerichtete Bilderwelt auf den chen wieder Namensignaturen auf. Darunter die Werk­
Lampen in das Schussfeld dieser repressiven Politik ge­ statt des Theodoulos, der über das Ende des Pompeion-
raten musste. Es scheint nicht undenkbar, dass die Komplexes hinaus noch als Konkurrent der Chione-
gleichzeitige Zerstörung aller Öfen auf eine gewaltsame Werkstatt anzutreffen ist.
Maßnahme gegen die Lampentöpfer und ihr gesamtes Die Zeitstufe von 390 bis zum Ende der Schichtung
Modelmaterial zurückgeht. Der Wiedereinstieg in die durch die Planierung des Hallenbaus 415 zeigt die fort­
Herstellung ist dann konsequenterweise nur mit welt­ schreitende Verschleifung der traditionellen Form der
anschaulich neutralen oder - wie der Autor meint - Diskuslampe zu einem Oval mit einbezogener - auch
allerhöchstem verklausuliert religiösen (z. B. Rosette erstmals mit Kanal versehener - Schnauze und unge­
und Muschel - Aphroditekult) Bildmotiven möglich. lochtem Henkelknubben.
Mit dem Regierungsantritt Julians 361 wird der Einfluss Neben den bekannten Rosetten und Blütenmustern
der christlichen Kirche stark zurückgeschnitten, und die erscheinen hier zum ersten Mal christliche Symbole wie
alten Kulte werden wieder aktiviert. In neu geschaffenen das Christogramm (Tab. 10, S. 74). Die Chronologie der
Modeln wird in der Lampenproduktion wieder auf die Werkstätten dieser letzten Zeitspanne ist in der über­
paganen Bildsujets zurückgegriffen. Die Langlebigkeit sichtlichen Tabelle 11 vorgelegt und ausführlich bespro­
der heidnischen Opposition zeigt sich auch darin, dass chen.
das Christogramm erst am Ende des 4. Jhs. auf den Der unmittelbare Anschluss an die Produktion im
Lampen auftaucht und noch im 5. Jh. (Chione-Kom- Bereich des Pompeion bilden die Fehlbranddeponien des
plex, s. u.) eine Neugestaltung eines Helioskopfes er­ Chione-Komplexes, die im Kapitel V bearbeitet werden.
folgte. So erweist sich ein - von der künstlerischen In dem durch A. Brueckner ausgegrabenen Komplex
Qualität oft äußerst bescheidener - Massenartikel, wie westlich der Akademiestraße fand sich im südlichen Be­
es die Tonlampen sind, als sensibles Dokument für zeit­ reich die Auflagerung der Produktionsabfälle auf die äl­
geschichtliche Abläufe. teren Schüttungen des Pompeion-Komplexes. Da der
In Kapitel III (S. 68 ff.) wird die zuvor erwähnte und Pompeion-Komplex 415 endet, wird man mit einer un­
beschriebene Lampengruppe aus dem mittleren 4. Jh. mittelbar darauf folgenden Neuanlage der Öfen im Vor­
(350-360) mit dem auf wenige Bildsymbole reduzier­ stadtgebiet zu rechnen haben. Die direkte Verbindung
ten Repertoire behandelt. Die detaillierte Typenbe­ wird zudem durch die Auffindung einiger, aus der letz­
schreibung, die am Ende des vorigen Abschnitts erfolgte, ten Zeitstufe bekannter Werkstattsignaturen z. B. des
hätte sinnvoller hier platziert werden sollen. oben erwähnten Theodoulos hergestellt. Der eigentlich
Die Tabelle 8 gibt eine Aufstellung der Diskus-Schul­ für den Ausgräber namengebende Ofenschutt der Werk­
terdekoration mit den jeweiligen erhaltenen Signaturen, statt scheint dagegen erst im 2. Viertel des 5. Jhs. ent­
die sich mit einigen Ausnahmen auf Einzelbuchstaben standen zu sein, da er Älteres teilweise überlagert. Wie
beschränken. Höchstwahrscheinlich werden in dieser Tabelle 12 (S. 78) übersichtlich zeigt, wird das Reper­
Form die Nachfolger der ehemaligen großen Werkstät­ toire des Pompeion-Komplexes fortgesetzt, es treten aber
ten bezeichnet. Besonders die Signaturen A und E kom­ noch einige Neuschöpfungen hinzu, darunter die ste­
men häufig vor. hende Athena Promachos. Die wohl bis zum Schluss der
Mit den Lampen von 360-390 (Kapitel IV, S. 71 ff.) Lampenproduktion führende Chione-Werkstatt ver­
beginnt - wie oben erwähnt - die Wiederaufnahme tra­ wendet die traditionellen Rosetten-, Muschel- und Qua­
ditioneller heidnischen Bildmotive, die offensichtlich aus dratmotive, sie benutzt auch bevorzugt das Christo­
Ermangelung an alten Modeln über Abformungen alter, gramm. Bis auf die schrumpfenden Dimensionen sind
gut erhaltener Lampen hergestellt wurden. Dem Zeitstil die Lampen formal die gleichen geblieben, sie unter­
entsprechend sind sie mit kräftigem Kerbschnitt nach­ scheiden sich durch die intensivere Licht- und Schatten­
gearbeitet. Zum Beispiel wurden aus den vormals 28 wirkung, die durch tiefere Kerbung und höheres Relief
verschiedenen Götterdarstellungen nur neun Motive hervorgerufen werden. Das Enddatum ergibt sich aus
wieder aufgenommen. Aufschlussreich ist die Auswahl: der untersten Schicht des darüber lagernden Gräberho­
Athena, Men, Poseidon und Kentauren stehen fünf rizonts, der etwa um die Mitte bis ins dritte Viertel des
Erosdarstellungen gegenüber. Motive aus Zirkus und 5. Jhs. anzusetzen ist.
Arena, Tiersujets, aber auch die Rosettenlampen mit Das Ende der attischen Lampenproduktion ist nicht
den verschiedenen Schulterdekors Zweig, Welle und konkret feststellbar. Im 6. Jh. (Kapitel VI, S. 79 ff.) sind
Weinblatt der vorausgehenden Produktion werden wie­ lokale Imitationen der Vorbilder aus Nordafrika und
derverwendet und weitergeführt. Ab den 80er Jahren Kleinasien nachweisbar. Ihre Werkstätten sind unbe­
erscheinen die ersten für diese Zeit charakteristischen kannt und lagen nicht auf dem Gebiet des Kerameikos.
Lampenböden ovaler Form mit voluten- und punktver­ Die wenigen tönernen Modelfragmente (Kapitel
zierten Henkelausläufern. Eine stetige Reduzierung der VII), die aus dem Pompeion-Komplex bekannt sind,
Lampendimensionen zeigt an, dass wie früher in Serie stammen aus den Fehlbranddeponien der ersten drei
produziert wurde, obwohl sich in diesem Abschnitt Zeitstufen. Es handelt sich um einige Oberseitenmodel
630 Besprechungen

(Athena-Promachos-Büste, Symplegma mit Hengst, wenn sie in Details abweichen. Informationen zu den
Gladiatoren, Widder und Strahlen/Wein-Dekor). Unter Bildmotiven und weiteren Parallelen außerhalb des
den wenigen Unterseitenmodeln sticht dasjenige mit der Kerameikos sind jeweils bei der Lampe der ersten Gene­
Bugspitze eines Isisbootes heraus, das mit einer in beiden ration erwähnt, deren Katalognummer bei den Exem­
Komplexen unbekannten, spiegelschriftlich eingeschrie­ plaren der folgenden Generationen angegeben ist. Auf
benen Signatur EYE1AOEI gezeichnet ist, die auf die ikonographische Verweise und Literatur wird weitge­
Existenz von weiteren Töpferwerkstätten in der Nähe hend verzichtet, da es den Rahmen einer umfangreichen
hinweist. Untersuchung gesprengt hätte. Die Parallelen des Bild­
In Kapitel VIII befasst sich der Autor noch einmal ei­ typs in den anderen Zeitabschnitten und die Seitenan­
gens mit den Fehlbränden, die schon im Kapitel über die gaben der Erwähnung im Textteil sind leider nicht in
Lampengenerationen (S. 31 und Tab. 4, S. 33) in die Ar­ den Katalog aufgenommen, sondern über ein Sachregis­
gumentation einbezogen wurden. Aufgrund der Er­ ter im Anhang (S. 337) nachzuschlagen. Dies behindert
kenntnis, dass in einer einzigen Ofenfüllung gleichzeitig eine rasche Suche nach Parallelen ausgehend vom Tafel­
Lampen mit unterschiedlichem Sujet, Lampen mit dem­ teil, zu der der vorliegende Lampenkatalog sicherlich
selben Sujet von mindestens zwei unterschiedlichen Ge­ auch gelegentlich benutzt werden muss. Im Anhang
nerationen und Lampen aus verschiedenen Werkstätten findet sich außerdem die Liste der Abfalldeponien im
zusammen gebrannt wurden, lassen sich Schlüsse auf Pompeion-Bereich, ergänzt von Konkordanzen der In­
die Arbeitsorganisation und -teilung in der Lampenpro­ ventarnummern mit den Katalognummern, die außer­
duktion ziehen. Bei der Formung der Lampen müssen ordentlich nützlich für die weitergehenden Forschungen
danach nämlich mindestens zwei Modelgenerationen in diesem Grabungsbereich sind.
gleichzeitig nebeneinander benutzt worden sein, was von Der Autor hat mit dieser umfangreichen Untersu­
einem übergenauen Zeitansatz der einzelnen Generatio­ chung weit mehr als eine sorgfältige Materialsammlung
nen abhalten sollte. und -Vorlage der Lampenfunde im Kerameikos erarbei­
Der andere interessante Aspekt aus den verbackenen tet. Durch die detaillierte Aufarbeitung und Verknüp­
Fehlbränden betrifft die Organisation der Töpferöfen fung aller zugänglichen stratigraphischen Informationen
innerhalb des Töpferbetriebs. Der eigentliche Brennbe­ liefert er einmal die Grundlage für die weitere Material­
trieb scheint wirtschaftlich unabhängig von den Töpfer­ bearbeitung im Pompeion-Komplex. Zum anderen wer­
werkstätten organisiert gewesen zu sein, da nachweislich den die Forschungen zur Entwicklung der attischen
die Erzeugnisse mehrerer Werkstätten nebeneinander Lampe vom 1. bis ins 6. Jh. durch ein festes Datierungs­
gebrannt wurden. gerüst untermauert. Davon ausgehend gelingt es ihm,
Der Katalog (S. 85 ff.) ist in typologischen Gruppen das Material in einen historischen, wirtschaftlichen und
in chronologischer Folge angeordnet und folgt somit der geistesgeschichtlichen Zusammenhang zu stellen, der
Kapitelanordnung und Nummerierung des Textteils. weit über die enge Bearbeitung einer Keramikgattung
Die Beschreibung und Daten zu den einzelnen Lampen­ hinausweist.
individuen sind übersichtlich präsentiert. Fundparalle­
len aus dem Kerameikos werden nur dann angegeben, Köln Eva-Maria Cahn

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