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Physik im Kampfsport

Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Education

Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Gregor Weihs


Zweitbetreuer: Univ.-Prof. Dr. Werner Nachbauer
Eingereicht von: Thomas Flatscher
Matrikelnummer: 01515953
E-Mail: Thomas.Flatscher@student.uibk.ac.at
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Inhaltsverzeichnis

1 Warum Kampfsport? 4
1.1 Einige Begrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 Das Zusammenspiel des Bewegungsapparats um den Körper im


Gleichgewicht bzw. stabil zu halten. 7
2.1 Stabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.1.1 Was ist Stabilität? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.1.2 Stehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.1.3 Stabilität in der Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.2 Über die Grenzen der Stabilität hinaus. . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2.1 Schwerpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.2.2 Standäche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.3 Stellungen im Kampfsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3.1 Ausgangspunkt von Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . 25

3 Verhalten einzelner Körpersegmente im Kampfsport 30


3.1 Hebel und Wurftechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.1.1 Wie funktioniert eine Hebeltechnik? . . . . . . . . . . . . 33
3.1.2 Wurftechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3.1.3 Fallschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
3.2 Auswirkung von Schlägen und Tritten auf den Körper . . . . . . 54
3.2.1 Der Kopf als Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.2.2 Schutzausrüstung bewirkt . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.2.3 Kicks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

4 Im Schulunterricht 77
4.1 Der Lehrplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
4.2 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
4.3 Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
4.3.1 Schwerpunkt und Stabilität . . . . . . . . . . . . . . . . 83
4.3.2 Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
4.3.3 Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

5 Zusammenfassung 87

6 Unterrichtsmaterial 89

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Vorwort

Was passiert bei einem Schlag gegen den Kopf? Warum kann man Menschen
manchmal mit Leichtigkeit zu Fall bringen, während sie in anderen Situatio-
nen unverrückbar erscheinen? Wie kann es sein, dass eine kleine Bewegung am
Handgelenk dazu führt, dass das Gegenüber widerstandslos zu Boden geht?

Als langjähriger Kampfsportler tauchen zahllose Fragen auf, die sich um das
Verhalten des menschlichen Körpers im Kampfsport drehen. Das Verständnis
der zugrunde liegenden Prinzipien aus physikalischer Sicht klärt oft, wieso eine
Technik funktioniert und welche Aspekte dabei wichtig sind.

Dieser Blickwinkel des Physikers auf biologische Abläufe im Körper, soll


hier in eine Form gebracht werden, um sie für den Schulunterricht brauchbar
zu machen. Der menschliche Körper als Thema in der Schule ist ein dankbares
Forschungsobjekt, da jeder Schüler und jede Schülerin ein Leben lang damit
Erfahrungen sammelt. Auch ist der Gedanke wie der eigene Körper funktio-
niert und was alles zusammen spielen muss um die einfachsten, alltäglichen
Bewegungen durchzuführen, faszinierend.

Diese Faszination möchte ich nutzen, um eine Option zu schaen wie me-
chanische Themen behandelt werden können.

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1 Warum Kampfsport?

Der Kampfsport oder die Kampfkunst bietet als Thema für den Schulunterricht
eine Möglichkeit physikalische Aspekte in einen biologischen Kontext zu setz-
ten. Die Interessenforschung hat klar ergeben, dass das Thema Mensch und
Natur weitaus interessanter empfunden wird als andere Gebiete wie Physik
und Technik oder Gesellschaft [40].
Speziell bei Mädchen ist der Unterschied am Interesse herausragend und es ist
schon länger bekannt, dass eine Orientierung der Themenwahl an den Inter-
essen der Mädchen für diese Vorteile bringt, während es keine Nachteile für
die Jungen hat [37, S. 113]. Das Gebiet der Mechanik ist riesig und wird oft
anhand von Maschinen durchgenommen, da diese oft einfacher zu beschreiben
sind. Man kann viele Vorgänge klar sichtbar machen, es gibt xierte Gröÿen
und es spielen weniger verschiedene Materialien und Mechanismen zusammen.
Eine Maschine mag komplex sein doch wurde sie in ihrer Entwicklung irgend-
wann geplant und das auf eine Weise wie wir es in der Physik verstehen.
Der Übergang zum biologischen Objekt schat eine neue Herausforderung.
Dieses Objekt wurde nicht, wie so manche Maschine, am Reiÿbrett entworfen.
Über Jahrtausende haben sich Mechanismen, Strukturen und Materialien in
der Biologie entwickelt die erst physikalisch beschrieben werden müssen und
bei denen wir aufgrund ihrer Komplexität und Vielfalt oft an Grenzen stoÿen.
Dementsprechend muss über Modellierungsabläufe erst eine Vereinfachung ge-
troen werden [51]. Diese Vereinfachungen, also etwas Komplexes auf das in
dieser Situation relevante herunter zu reduzieren, sind nicht einfach, sollen hier
aber dennoch versucht werden.

Die Verbindung aus Biologie und Physik nennt man Biophysik. Die Biophy-
sik hat eine sehr weite Denition: Broadly speaking, biophysics is the applica-
tions of physics and physical principles to biology [39, S. 911]. 

Grenzt man sich auf die Mechanik ein, spricht man von der Biomechanik,
wobei die Grenzen zwischen den Disziplinen wie so oft nicht klar zu ziehen
sind, was sich z.B. an der Temperaturabhängigkeit von Materialeigenschaften
zeigt. Der Begri Biomechanik beschreibt mehr die Methoden wie gehandelt/
geforscht wird. Dementsprechend braucht man zur Methode wie etwas gehand-
habt wird auch ein Thema, in diesem Fall den Kampfsport.

Den Kampfsport als Thema kann man natürlich kritisch betrachten. Ein

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Sport mit der Möglichkeit das Gegenüber direkt zu verletzen muss sich zwangs-
läug Fragen über dessen Legitimität stellen. Doch steht es um Verletzungen
im Kampfsport statistisch nicht so schlecht wie man es glauben könnte. Be-
trachtet man die Häugkeit der Sportverletzung sieht man, dass die Kampfs-
portarten relativ gesehen nicht zu den riskanten Sportarten zählen, wenn es
um Verletzungen geht. Betrachtet man die Verletzungswahrscheinlichkeit so
sind die Sportarten Rugby und Squash mit 10,13% bzw. 8,42% klare Führer.
Judo mit 1,17% bendet sich dabei im oberen Mittelfeld zwischen Fussball
(1,24%) und Tanz (1,11%). Andere Kampfsportarten wie Boxen (0,29%), Ju-
Jutsu (0,28%) und Taekwondo (0,34 %) benden sich was das Verletzungsrisiko
angeht sogar im unteren Drittel [55].

Kampfsportarten bieten aber ein ganzes Spektrum an Vorteilen. Sie begüns-


tigen die Entwicklung von Disziplin, Respekt, Kraft, Koordination, Gleichge-
wicht und Flexibilität [94] [104]. Ihre Beliebtheit hat in den letzten 15 Jahren
auch stark zugenommen. Es zeigen sich positive Eekte wie etwa verringerte
Ängstlichkeit, eine Abnahme der verbalen und körperlichen Aggressionen und
verbesserte Selbstkontrolle [95]. Diese und andere Gründe führen dazu, dass
Kampfsport als Mittel im Anti-Gewalt-Training [90], sowie als Methode zur
Emanzipation von Mädchen und Frauen [38] Verwendung ndet. Beides sind
Aspekte die im Schulunterricht von Relevanz sind.

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1.1 Einige Begrie


Für die Arbeit sind ein paar anatomische Begrie notwendig die in Grak 1
dargestellt werden.

Abbildung 1: Die Grak zeigt ein paar wichtige anatomische Bezeich-


nungen die in der Arbeit gebraucht werden. Die Abbil-
dung ist unter https://openstax.org/details/books/anatomy-
and-physiology als CC by 4.0 abrufbar.

Im Bereich des Kampfsports werden zudem die aus dem Aikido und Judo
stammenden Begrie Uke und Tori verwendet. Uke bezeichnet dabei die Person
an der eine Technik angewandt wird, also eine eher passive Position. Tori
bezeichnet die Person die die Technik aktiv auf das Gegenüber anwendet [91,
S. 16].

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2 Das Zusammenspiel des Bewegungsapparats

um den Körper im Gleichgewicht bzw. stabil

zu halten.

 Any motion of the human body starts either by means of a stabilization in a


suitable and convenient position or a mobilization of the body centre of mass

[14].

Stabilität ist in vielen Sportarten sowie im regulären Alltag ein wichtiger


Punkt. Egal ob man Einkaufstüten ins Haus trägt, beim Klettern an einer
Wand hängt oder einfach in einer Schlange vor den Einlass bei einem Konzert
steht. In all diesen Aspekten verlangen wir von unseren Körper, dass er eine
bestimmte Position hält. Der Menschliche Körper lernt im Laufe seiner Ent-
wicklung wie er sich stabil positionieren kann. Gestartet wird mit einem der
Meilensteine der menschlichen Evolution: dem aufrechten Gang.

Babys oder Kleinkinder starten durchschnittlich mit dem zwölften Monat


sich auf zwei Beinen zu bewegen [42, S. 29]. Diese ersten Schritte führen auf
einen langen Weg der Entwicklung zur Fähigkeit den eigenen Körper zu bewe-
gen. Gezielte Bewegungen auszuführen und einzelne Körpersegmente planmä-
ÿig auf Positionen zu halten, diese Fähigkeit des Menschen zur Bewegung soll
in den folgenden Kapiteln im Kontext des Kampfsport beleuchtet werden. Der
Kampfsport eignet sich für diese Betrachtung, weil er ein sehr breites Angebot
an Positionen und Bewegungen beinhaltet. Diese Vorgänge gilt es zu koordi-
nieren.

Koordination beschreibt im Allgemeinen das geordnete Zusammenwirken

von verschiedenen Teilen und Prozessen eines Systems auf ein intendiertes

Ziel hin [27, S. 2].

Der Kampfsport stellt was diese Koordination angeht hohe Ansprüche. Ins
besonders beim Kontaktsport innerhalb des Kampfsportes hat man nicht nur
die Verantwortung über das eigene Wohlergehen, sondern ebenso über das
Wohlergehen des Trainingspartners bzw. der Trainingspartnerin.

Wenn du wünscht andere zu kontrollieren, musst du erst dich selbst kontrol-

lieren. Miyamoto Musashi

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Koordination und Selbstbeherrschung haben im Kampfsport eine lange Tra-


dition. Und bei vielen Aktionen die man im Kampf anwendet liegt der Erfolg
nicht an der Kraft, sondern der gekonnten Durchführung der Technik mit all
ihren Bewegungsabläufen.

2.1 Stabilität
Das Stehen ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Mechanismen im
Körper. Im Kampfsport dient der solide Stand als Ausgangspunkt für praktisch
alle Tätigkeiten. Er wird sowohl benötigt um die eigenen Aktionen starten zu
können, sowie im Kontaktsport, auf die Aktionen des Gegners reagieren zu
können. Bei der Beurteilung des Standes, also der statischen Körperhaltung,
drängen sich deshalb zwei Fragen auf:

1. Wie reagiert man auf externe Einüsse, wie Schläge, Tritte oder Würfe?

2. Welchen Handlungsspielraum bietet eine spezielle Haltung?

In den verschiedenen Kampfsport bzw. Kampfkunstarten haben sich viele


verschiedene Grundpositionen eingebürgert. Je nach Intention, Training und
persönlicher Vorliebe wird zwischen ihnen gewechselt. Einige werden später
genauer beschrieben, doch zuerst gilt es die grundlegende Technik dahinter zu
klären.

2.1.1 Was ist Stabilität?


Unter Stabilität kann man viel verstehen. Von der Chemie über die Mathe-
matik bis hin zur Psychologie wird das Wort Stabilität verwendet. Allgemein
kann man sagen, dass die Stabilität eines Systems beschreibt, wie gut es mit
Abweichungen oder externen Einüssen umgehen kann.

Im Folgenden wird Stabilität eines Körpers in mechanischer Hinsicht be-


trachtet.

Stability is the property of a body that causes it when disturbed from a condi-

tion of equilibrium or steady motion to develop forces or moments that restore

the original condition [74, S. 20].

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Das heiÿt welche Kräfte, Drehmomente und externen Einüsse müssen wir-
ken, dass ein Körper seine ursprüngliche Ausgangslage oder Position verlässt
und nicht mehr von selbst zu dieser zurück kehrt. Um sich diesen komplexen
Vorgang im menschlichen Körper zu nähern starten wir mit der Modellannah-
me eines starren Körpers.

Drei Maÿe bieten sich bei der Beschreibung der Stabilität von starren Kör-
pern an [29, S. 73].

ˆ Energie: Welche Arbeit muss verrichtet werden um den Körper aus der
stabilen Position zu bringen?

ˆ Geometrie: Wie weit muss ein Körper ausgelenkt, also gekippt, werden
damit er von selbst fällt?

ˆ Dynamik: Welche Kraft muss am Schwerpunkt horizontal ansetzen um


einen Körper aus seiner stabilen Position zu bringen?

Um diese Maÿe bestimmen zu können muss man verschiedene Parameter


eines Körpers kennen. Aspekte wie Form, Massenverteilung und Verhalten un-
ter Krafteinwirkung sind hier wichtig. Im statischen Fall lassen sich aber zwei
Punkte herausgreifen, die im Folgenden, anhand eines menschlichen Körpers,
besprochen werden.

Beispielhaft kann man hier den menschlichen Körper im Stehen als starren
Körper annehmen und berechnen wie stabil er ist.

Dazu muss man die Position des Schwerpunktes bestimmen. Diese lässt
sich aus den Massen und einzelnen Schwerpunkten der Körpersegmente be-
rechnen. Man kann den Mensch so als Mehrkörpersystem betrachten. Dazu
teilt man ihn in Körpersegmente ein. Für die Berechnung des Schwerpunktes
halte ich mich an die Einteilung nach David A. Winter [102].

Die Schwerpunkte jedes einzelnen Körpersegments haben, in diesen Modell,


eine xe Position im Segment. Zur Vereinfachung wird nur die distale bzw.
proximale Entfernung des Schwerpunktes in Relation zur Gesamtlänge des Seg-
ments betrachtet.
Es ergeben sich 13 Gelenke, die diese 15 modellierten Segmente verbinden,
mittels derer man Körperhaltungen darstellen kann. Für die Berechnung des

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Abbildung 2: Dargestellt ist eine Modellierung eines stehenden Menschen mit


berechneten Schwerpunkt. Der Schwerpunkt liegt bei einer Ge-
samthöhe von 1,72 m bei einer Höhe von 91 cm, was leicht un-
terhalb des Bauchnabels liegt.

Schwerpunktes ist die Art des Gelenkes egal, da nur die Position des Segments
im Raum zählt.
~ i ) wird mit seiner jeweili-
Jeder jeweilige Schwerpunkt des Körpersegments (X
gen Masse (mi ) entsprechend gewichtet und daraus entsteht der Gesamtscher-
~ com Center of mass)
punkt (X

15
~ com = 1 X ~i
X mi · X (1)
Mges i=1

Aus den Daten, entnommen [39, S. 18f], kann man mit einer angenommenen
Körperhaltung so den Gesamtschwerpunkt berechnen. Dieser ist in 2 einge-
zeichnet.
Mit der Bestimmung des Schwerpunktes ist ein wichtiger Punkt in der Be-
rechnung der Stabilität erreicht. Der Punkt allein sagt aber nichts über die
Stabilität aus. Man muss ihn im Kontext der Standäche betrachten.

Die Standäche, oder base of support, ist die konvexe Hülle von allen Punk-
ten eines Körpers die den Boden berühren bzw. die vom Körper voll belastet
werden können [14]. Die Standäche wird uns als zentrales Konzept immer
wieder begegnen, im Zusammenhang wie man die Standäche optimal nutzt,

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Abbildung 3: Die Standäche eines Menschen der mit beiden Füÿen auf dem
Boden steht besteht aus den Kontaktächen mit dem Boden, also
den Fuÿ/Schuhsohlen, und der davon eingeschlossenen Fläche.
Die Projektion des Schwerpunktes auf diese Fläche (in rot) zeigt
wie weit der Punkt von den Auÿenkanten entfernt ist, was für
die Stabilität eine groÿe Rolle spielt.

vergröÿert oder bei verschiedenen Techniken die Standäche des Gegners be-
einusst.
Im Falle des in Abbildung 2 skizzierten Menschen wären es die Fuÿächen und
der Bereich der zwischen den Fuÿächen aufgespannt wird, wie in Abbildung
3 skizziert. Solange sich der Schwerpunkt über dieser Standäche bendet ent-
steht in Summe kein Drehmoment bzw. alle wirkenden Kräfte heben sich auf.
Da nun die zwei Faktoren für die Berechnung der Stabilität geklärt sind,
kann man auf die verschiedenen Denitionen eingehen.

Die geometrische Denition, als Maÿ der Stabilität ist wohl am einfachsten
zu betrachten. In dieser wird die Auslenkung betrachtet ab der, der Schwer-
punkt nicht mehr oberhalb der Standäche liegt, was in Abbildung 3 dem Fall
entspricht, dass der Schwerpunkt (rot) die gewellte Fläche verlässt. Da er vom
Rand der Standäche verschieden weit entfernt ist, spielt diese Richtung in
der Beschreibung der Stabilität eine groÿe Rolle. So ist Stabilität nach hinten
nicht so groÿ da hier nur eine geringe horizontale Auslenkung des Schwer-
punktes (l3 = 9 cm) nötig ist um die Standäche zu verlassen. Diese beträgt
aufgrund der relativen Höhe zur Standäche nur ca. 6°. Zu beachten ist die
Modellannahme eines starren Körpers, und dass die jetzige Annahme die Dreh-
achse, also der hinterste Teil der Kontaktäche des Fuÿes, sich nicht verändert.
In andere Richtungen ergeben sich Werte von ca. 11°, nach vorne mit l1 = 18
cm und ca. 11° zur Seite mit l2 = 17 cm.

Das zweite Maÿ der Stabilität beschäftigt sich mit der Energie die für das

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Verlassen der Stabilität nötig ist. Diese lässt sich mittels geometrischer Über-
legungen und der daraus folgenden Hubarbeit berechnen. Da der Schwerpunkt
in dem Beispiel bei einer Höhe von hcom = 91 cm liegt und die 3 Längen l1 , l2 , l3
bekannt sind kann die jeweilige Hubarbeit mit dem Satz des Pythagoras und
der bekannten Formel ∆E = ∆h · m · g berechnet werden. Wobei ∆E für die
benötigte Energie, ∆h für die Höhendierenz und m für die Masse steht, wel-
che hier 70 kg ist, und g für die Erdbeschleunigung von 9, 81 sm2 . Es ergibt sich
die Formel q 
∆E = m · g h2com + li2 − hcom (2)

mit welcher Energien von 12,1 J nach vorne, 10,8 J zur Seite und 3,0 J nach
hinten, bestimmt werden können.

Die Denition mittels Dynamik liegt am nächsten an unserer Alltagsvor-


stellung von Stabilität, nämlich der Frage wie viel Kraft hält ein Objekt aus
bis es umfällt. Dazu werden die Kräfte im Bezug zur Drehachse und Standä-
che betrachtet, wie in Abbildung 4 eingezeichnet. Grasch sieht man, dass die
Gesamtkraft aus der Gewichtskraft und der horizontal ansetzenden externen
Kippkraft entweder in Richtung der Standäche (hier in Grün) oder auÿer-
halb der Standäche verläuft. Auÿerhalb kippt der Körper, zeigt die Kraft in
Richtung Standäche bleibt er stehen. Um dies mathematisch genauer zu be-
schreiben betrachtet man die Drehmomente.
Das Drehmoment resultierend aus der Kippkraft und dem Hebelarm (h = 91
cm) ist
Mk = Fk · h. (3)

Aus der Schwerkraft resultiert das Drehmoment

Mg = Fg · a (4)

auch Standmoment genannt, wobei a die horizontale Entfernung vom Schwer-


punkt zur Rotationsachse bezeichnet.
Aus den Verhältnis der beiden Drehmomente

Mg
S := (5)
Mk

ergibt sich die Standfestigkeit. Ist S > 1 so kippt der Körper nicht. Liegt S
im Intervall (0; 1) kippt der Körper. Für eine Denition der Stabilität ohne
bekannte Kippkraft ist der Grenzfall S = 1 interessant. Man kann nun entwe-

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der das nötige Drehmoment angeben oder die benötigte Kippkraft. Da Kräfte
im allgemeinen als anschaulicher wahrgenommen werden werden im Folgenden
diese angegeben.

Zu beachten ist hier, dass die Kippkraft in diesen Beispiel beim Beginn der
Auslenkung am gröÿten sein muss, da sich der Hebelarm des Standmomentes
mit der Auslenkung verkleinert.

Es ergibt sich eine Kippkraft von 67,9 N für ein Kippen nach hinten, 128,3
N zur Seite und 135,8 N nach vorne.

Abbildung 4: Abgebildet ist die Sagittalebene eines stehenden Menschen. Auf


den Schwerpunkt wirken zwei Kräfte, die Schwerkraft Fg und eine
horizontale Kippkraft Fk , beide in blau. Die Richtung der resul-
tierenden Gesamtkraft Fges (orange) zeigt im linken Bild nicht
auf die Standäche (grün). Im rechten Bild mit einer geringeren
Kippkraft ist sie auf die Standäche gerichtet

Wieder zeigt sich, dass die Richtung entscheidend ist. Diese Richtungsab-
hängigkeit ist in allen betrachteten Maÿen gegeben. Vergleicht man die drei
Maÿe der Standfestigkeit fällt auf, dass die Gesamtmasse, die bewegt werden

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muss, in der geometrischen Denition keine Rolle spielt. Was aber gegen unser
intuitives Alltagsempnden von Stabilität spricht. So wäre ein Blatt A4 Papier
mit seinen knapp 90◦ bis es auf die andere Seite umfällt stabiler, als ein Auto1
welches man um ca. 66◦ kippen muss bis es umfällt.
In der Denition der Standfestigkeit mittels Energie ist diese vorhanden und
steigt mit ihr, doch zeigt ein reiner Energiebetrag nicht an wo und wie diese
Energie aufgebracht werden muss. Dementsprechend ist die dynamische De-
nition der Standfestigkeit die wohl Anschaulichste.

2.1.2 Stehen
Nachdem wir uns bei den Grundlagen an einen starren Körper gewöhnt ha-
ben muss man diese Annahme bei genauerer Betrachtung über Bord werfen.
Wie gezeigt wurde genügen kleine Auslenkungen, Energien und Kräfte um den
starren menschlichen Körper aus seiner stabilen Lage zu bringen. Man kann
aufgrund des Strömungswiderstandes berechnen, dass ein Windstoÿ von 3,75
m
s ausreicht um genügend Drehmoment zu erzeugen um einen so modellierten
Menschen umzuwerfen, was aber auf der Beaufort-Skala nur einer schwachen
Brise entspricht, bei der sich Blätter wahrnehmbar bewegen. Der Widerstands-
beiwert von 1,1 wurde dabei [52] entnommen und die Querschnittsäche der
einzelnen Körpersegmente aus den bereits verwendeten Daten aus [39, S.18].
Aus Erfahrung kann man sagen, dass dies nicht der Realität entspricht.

Der menschliche Körper hat Schutzmechanismen um ihn stabil zu halten.

 A primary objective for the central nervous system (CNS)must then be the
maintenance of standing stability, which may be characterized by the control

of the relative motionbetween the body's center of mass (COM) and its base

of support (BOS) [72]. 

Damit das zentrale Nervensystem diese Aufgabe erledigen kann greift es


auf verschiedene Quellen zurück um die eigene Position im Raum zu bestim-
men. Zu diesen Quellen gehören die Vestibularorgane im Innenohr, die Augen,
das propriozeptive System und die Verarbeitung dieser Signale im Hirnstamm,
Kleinhirn sowie Groÿhirn [6, S. 712].

Dies geschieht meist völlig unterbewusst. Selbst bei kurzen (ca. 20 Sekunden)
aufrechten Stehen sind permanent Veränderungen im Schwerpunkt und der
1 Hier ein Subaru BRZ mit einer Schwerpunktshöhe von 460 mm.

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Gesamtkraft in senkrechter Richtung zu messen. Der Schwerpunkt wandert


auf recht chaotischen Bahnen in einem horizontalen Gebiet, welches ca. 12
mm mal 8 mm groÿ ist. Zudem führen kleine Ausgleichsbewegungen dazu,
dass die Gesamtkraft auf den Boden mit der Zeit zunehmend schwankt, was
bei einer Person mit 80,4 kg zu Schwankungen von 18 N führen kann [14].
Diese Kraftänderung kann in einem einfachen Modell, welches den Körper als
nur zwei miteinander verbundene Segmente (Fuÿ, Rest des Körpers) ansieht
wie folgt mathematisch beschrieben werden:

mr2 θ̈ + mrẍ sin θ + mgr cos θ = τ


(m + mf )ẍ + mrθ̈ sin θ + mrθ̇2 cos θ = Fx − µFy (6)

(m + mf )g + mrθ̈ cos θ − mrθ̇2 sin θ = Fy

Wobei m die Masse des Körpers ohne Füÿe, mf die Masse der Füÿe, r die
Länge des Körpersegments, θ die Auslenkung zum Lot, x die Veränderung der
Standäche, τ das Drehmoment im Gelenk, F die Kraft in horizontale (x) bzw.
vertikale (y ) Richtung, µ der Reibungskoezient und g die Erdbeschleunigung
ist [74].
Der Körper ist also nie absolut bewegungslos, auch wenn versucht wird still
zu stehen. Diese Dynamik unterstützt aber beim Halten der stabilen Position.
Dies zeigt sich wenn eine externe Kraft den Schwerpunkt beschleunigt. Au-
tomatisch wird gegengesteuert und eine entgegen gerichtete Beschleunigung
aufgebaut. Bleibt die Standäche gleich wird dies durch eine Änderung der
Kraftverteilung auf die Füÿe bewirkt. Also drücken z.B. die Zehen stärker in
den Boden um eine Kraft entgegen der Richtung der Geschwindigkeit nach vor-
ne aufzubauen. Dadurch ergibt sich eine stabile Region für den Schwerpunkt.
Befand sich diese Region im unbewegten Fall noch in der Standäche erwei-
tert sie sich durch die Reaktion des Körpers. In Abbildung 5 ist die Region
eingezeichnet. Zu beachten ist, dass ein Fall hierbei nicht heiÿt, dass man bis
zum Boden fällt. Man fällt nur Richtung Boden, was jedoch durch Änderung
der Standäche verhindert werden kann wie später ausgeführt wird.
Es zeigt sich, dass dieses Modell welches auf diese stabile Region eingeht
viel genauere Vorhersagen ermöglicht als ein rein statisches Modell, dass nur
die Standäche berücksichtigt. So konnte in Experimenten bei denen die Hüfte
einer Beschleunigung ausgesetzt wurde, mit dem statischen Modell, dass nur
auf der Position des Schwerpunktes in Relation zur Standäche beruht, 4%
der Stabiltätsverluste, in diesem Fall signalisiert durch eine Veränderung der

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Abbildung 5: Trägt man die Geschwindigkeit und die Position des Schwerpunk-
tes auf ergibt sich eine Region in welcher der Körper noch stabil
bleibt. Man sieht, dass im unbewegten Fall sich diese Region mit
der Standäche deckt. Hat der Schwerpunkt eine Geschwindig-
keit so kann seine Position auch auÿerhalb der Standäche sein.
Wird jedoch die Geschwindigkeit im Verhältnis zur Position zu
groÿ oder zu klein verlässt man die stabile Region und ein Fall
nach vorne bzw. nach hinten tritt ein. Grak verändert über-
nommen nach [72].

Fuÿstellung, vorhergesagt werden. Während das dynamische Modell welches


die stabile Region bestimmt 65% der Stabilitätsverluste vorhersagen konnte
[73].
In einem anderen Versuch bei dem die Standäche nach vorne bzw. nach hinten
beschleunigt wurde konnte der Verlust der Stabilität mittels des dynamischen
Modells in 71% der Fälle vorhergesagt werden, während das statische Modell
nur 11% vorhersagen konnte [71].
Es zeigt sich also, dass die Ausgleichsbewegungen trotz xierter Fuÿposition
eine wichtige Rolle spielt und in ein Modell der Stabilität eingebaut werden
muss.

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2.1.3 Stabilität in der Schule


Rein statisch sind Menschen nicht sehr stabil, da der Schwerpunkt im Verhält-
nis zur kleinen Standäche recht hoch liegt.
Es genügen kleine Kräfte, Auslenkungen und Energien damit ein Mensch den
stabilen Bereich, in dem der Schwerpunkt über der Standäche liegt, verlässt.
Durch permanentes koordinieren der Muskeltätigkeit durch das zentrale Ner-
vensystem entsteht aber eine stabile aufrechte Position, welche auch bis zu
einem gewissen Grad mit Störungen umgehen kann.

Um zu klären was in Bezug auf Stabilität wichtig ist kann man operatio-
nalisierte Lernziele denieren. Robert F. Mager beschreibt diese Lernziele wie
folgt:  Unter Lernziel versteht man eine Absicht, die durch die Beschreibung
der erwünschten Veränderung im Lernenden mitgeteilt wird - eine Beschrei-

bung von Eigenschaften, die der Lernende nach erfolgreicher Lernerfahrung

erworben hat [54, S.3].  Kurz formulieren Lernziele was Lernende nach der
Einheit/Behandlung des Themas können sollten und wie sich dieses Können
zeigt [31].
Zum Thema Stabilität sind hier folgende Lernziele relevant:

Die Schüler und Schülerinnen . . .

. . . bestimmen die Standäche in einfachen Situationen.

. . . urteilen mit gegebener Standäche und Schwerpunkt ob eine Situation


stabil ist.

. . . geben Kriterien für eine hohe und niedrige Stabilität an.

Zu diesen Gebiet eignen sich einige Schüler*innen Experimente um das The-


ma Stabilität zu beschreiben. Einige weitläug bekannte werden in [20, S. 16]
beschrieben.

Im Arbeitsblatt Stabilität und Gleichgewicht in Kapitel 6 werden eini-


ge dieser Versuche aufgegrien und behandelt. Abbildung 6 zeigt einen dieser
Versuche.

Das Prinzip der Experimente ist dabei immer gleich. Es soll gezeigt werden,
dass eine Position oder Bewegung manchmal physikalisch unmöglich ist. Im
Anschluss sollen die Schüler*innen analysieren wieso dies nicht möglich ist.

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Abbildung 6: Die Grak zeigt ein Beispiel einer Übung bei der man die Ver-
lagerung des Schwerpunktes beobachten kann. Der Schwerpunkt
(roter Stern) liegt im linken Abschnitt noch oberhalb der Stand-
äche, während er im rechten Abschnitt durch die fehlende Aus-
gleichshaltung der unteren Extremitäten nicht mehr über der
Standäche liegt.

Ziel ist es dabei den Schüler*innen zu zeigen, dass der Schwerpunkt ober-
halb der Standäche sein muss um eine stabile Position zu halten. Ebenso zeigt
sich in diesen Experimenten, dass der Schwerpunkt von der Haltung abhän-
gig ist. Durch die Wand kann der Körper keine Gegenbewegung ausführen um
den Schwerpunkt an einer stabilen Position zu halten. Dies macht ihn im Ver-
gleich zur Durchführung ohne Wand sichtbar, dass sich die Massenverteilung
und damit der Schwerpunkt ändert. In Abbildung 6 zeigt sich der Unterschied.
Mit der Wand als Einschränkung liegt bei einer Beugung von ca. 50° der Ge-
samtschwerpunkt vor den Füÿen, was aus den einzelnen Körpersegmenten [39]
berechnet wurde. Betrachtet man eine Position an der Wand bei der man die
Zehen berührt liegt der Schwerpunkt ca. 9 cm vor den Zehen was zwangsläug
zum Fall führt.

2.2 Über die Grenzen der Stabilität hinaus.


Bendet sich der Schwerpunkt auÿerhalb der stabilen Region, setzt sich der
Körper unweigerlich in Bewegung und beginnt zu fallen. Dies kann beabsichtigt
sein, wie später die Analyse von Bewegungen zeigt. Doch oft wird der Körper
aus dem Gleichgewicht gebracht ohne, dass dies gewollt ist. Dies kann durch
eine externe Kraft oder ebenso durch eine Fehlkoordination geschehen.

Unter Fehlkoordination kann man verschiedene Dinge verstehen.


Einerseits Koordinationsstörungen. Koordinationsstörungen haben die verschie-

18
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

densten Ursachen. Es können genetische Erkrankungen wie Morbus Wilson


vorliegen [79]. Ebenso können Toxine, wie Alkohol, die Koordinationsfähigkeit
einschränken [26, S. 466f]. Neben weiteren Ursachen wie fehlerhaftes Erler-
nen der Koordinationsfähigkeit, sind neurologische Gründe wie eine Parkinson
Erkrankung [93, S. 150] oder ein Schlaganfall [19] mitunter ausschlaggebend.
Bei all diesen Ursachen ist das Zusammenspiel von Bewegungsapparat, Sinnes-
wahrnehmung und Reizverarbeitung auf verschiedene Art und Weise gestört.

Andererseits kann man darunter auch eine momentane Fehlkoordination ver-


stehen. Hierbei wird der Körper ungewollt in eine Lage gebracht, welche man
im Vorhinein als stabil angesehen hat sich aber als instabil erweist. Auch eine
geplante Bewegung kann manchmal nicht so gezielt ausgeführt werden. Das
Erlernen bestimmter Bewegungsmuster spielt in diesen Zusammenhang eine
groÿe Rolle. So fällt es Anfänger*innen im Kampfsport zum Beispiel oft schwer
nach einem Drehkick, wie einem Di-Dolio-chagui im Taekwondo, wieder einen
soliden Stand einzunehmen.
Externe Kräfte oder Änderungen der eigenen Position können durch lockeren
oder bewegten Boden zustande kommen, wie im Zug oder auf losen Steinen. Im
Bezug auf den Kampfsport wird der oder die Gegner*in aber auch versuchen
gezielt mit dem Einwirken von auÿen, den eigenen Körper ins Ungleichgewicht
zu bringen.

Was passiert nun, wenn man die stabile Region verlässt?


Sobald der Schwerpunkt nicht mehr oberhalb der Standäche ist entsteht ein
Drehmoment, dass den Körper in Richtung des Bodens beschleunigt. Um die
Stabilität wieder zu erhalten sind nun 2 Varianten möglich:

ˆ Veränderung des Schwerpunktes

ˆ Veränderung der Standäche

2.2.1 Schwerpunkt
Die Veränderung des Schwerpunktes wurde im Zusammenhang mit der dyna-
mischen Stabilität bereits angesprochen. Bendet sich der Schwerpunkt auÿer-
halb der Standäche und hat keine Geschwindigkeit, lässt er sich nicht mehr
über die Standäche bringen. Wieso?
Das erste Newtonsche Gesetz besagt, dass ein Körper in Ruhe oder gleichför-
miger geradliniger Bewegung verharrt solange keine Kraft auf ihn einwirkt.

19
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Um die Bewegung des Schwerpunktes verfolgen zu können betrachtet man die


ansetzenden Kräfte, beispielhaft wird der Stabilitätsverlust nach vorne beim
Stehen betrachtet. Die Gravitationskraft wirkt in Richtung Boden. Vernachläs-
sigt man den Luftwiderstand, was bei den hier relevanten Geschwindigkeiten
gut vertretbar ist, bleibt nur noch der Kontakt zum Boden um eine Kraft (Fb )
aufzubringen wie in Abbildung 7 links eingezeichnet. Die Kräfte heben sich im
Grenzfall genau auf, da sie entgegen gesetzte Richtungen, mit gleichem Betrag
haben und auf der gleichen Wirkungslinie agieren. Beginnt der Körper zu kip-
pen mögen sie anfangs noch gleichen Betrag haben doch die Wirkungslinie der
Gravitation (Fg ) bendet sich anterior versetzt. Was ebenfalls bedeutet, dass
die Wirkungslinie der Kraft (Fb ), die in diesen Fall vom vordersten Teil des
Fuÿes ausgeht, posterior am Schwerpunkt vorbei verläuft. Durch dieses Zusam-
menspiel der Kräfte entsteht ein Drehmoment nach vorne mit dem vordersten
Fuÿteil als Drehachse.

Versucht man sich in der Realität so weit wie möglich nach vorne zu lehnen
und gleichzeitig die Füÿe an der gleichen Stelle zu halten, knickt der Ober-
körper oft reexartig nach vorne. Damit wird versucht den Schwerpunkt in
Bezug zum Körper zu verändern. Wenn sich der Oberkörper nach vorne beugt
bewegt sich die Hüfte aufgrund der Impulserhaltung nach hinten. Reizt man
diese Rückwertsbewegung der Hüfte optimal aus zeigen Berechnungen, dass
man das Sprunggelenk von einer Dorsilexion im Moment des Stabilitätver-
lustes in eine leichte Plantarexion bringt. Für diese Berechnung muss man
beachten, dass der Schwerpunkt unter dem Einuss der Gravitation beschleu-
nigt wird. Geht man davon aus, dass diese Bewegung sehr schnell abläuft wird
er sich nicht weit von seiner ursprünglichen Lage in Fallrichtung entfernen.
Berechnet man die Position des Schwerpunktes und modelliert eine Körper-
haltung bei der die Hüfte maximal posterior ausgelenkt ist zeigt sich, dass am
Sprunggelenk maximal ein Winkel von 6° posterior vom Lot aus möglich ist.
(Für die Berechnung wurden die Abmessungen der Körpersegmente und die
Massenverteilung aus [39, S. 18f] verwendet).
Durch Rudern der Arme wird noch versucht den Oberkörper aufzurichten.
Denn bewegen sich die Arme in Fallrichtung (Arme werden von hinten über
den Kopf nach vorne rotiert), erzeugt dies einen Drehimpuls, welcher die gleiche
Richtung wie die des fallenden Körpers hat. Der Oberkörper steuert aufgrund
der Drehimpulserhaltung dem entgegen und richtet sich, entgegen der Fall-
richtung, ein wenig auf. Dies sind aber alles Systeminterne Kräfte, also keine

20
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 7: Solange keine externen Kräfte ansetzen bleibt der Schwerpunkt


unverändert. Die Position des Mehrkörpersystem Mensch kann
sich ändern, solange dies aber nur mit internen Kräften ge-
schieht ändert dies nichts am durch die Schwerkraft resultieren-
dem Drehmoment.

Kräfte von auÿerhalb auf das Mehrkörpersystem Mensch. Deshalb kann es die
Bahn des Schwerpunktes nicht beeinussen.

Evolutionär betrachtet, haben intuitiven Abläufe aber meist irgendeinen


Vorteil. Und den gibt es, wenn der Grenzfall noch nicht überschritten ist. Durch
diese Bewegungen kann die Körperhaltung verändert werden und da die Fü-
ÿe noch ein Drehmoment entgegen der Fallrichtung aufbauen können, solange
der Schwerpunkt noch oberhalb der Standäche ist, hilft diese Veränderung
die Kraftverteilung auf die Standäche durch eine Änderung der Position der
Körpersegmente, zu steuern.
Bendet sich der Schwerpunkt auÿerhalb der Standäche und hat aber noch
eine Geschwindigkeit, kann er sich noch in der dynamische stabilen Region auf-
halten. Durch die Trägheit kann eine Gegenkraft bzw. ein Gegendrehmoment
aufgebracht werden um dem Fall entgegen zu wirken.
Die stabile Region hat jedoch Grenzen. Einerseits muss genug Geschwindigkeit
vorhanden sein um ausreichend Energie bereit zu stellen um die Hubarbeit, zu-
rück über die Standäche, zu verrichten. Wären die Füÿe nun fest mit dem
Boden verbunden könnte mit dieser Einschränkung die stabile Region sehr
weitläug gewählt werden. Doch die Verbindung von Füÿen und Boden wird
in horizontaler Richtung von der Haftreibung bestimmt. Die Haftreibung hängt
von den beteiligten Materialien ab. Der Haftreibungskoezient µ von Gum-

21
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

mischuhsohlen auf Asphalt liegt bei 0,7-0,8 2 . Zudem hängt die Kraft von der
Normalkraft ab. Berechnet man diese wird die Auslenkung α vom Lot wich-
tig. Denn diese bestimmt wie sich die Schwerkraft in Komponenten parallel
zur Längsachse des Körpers und zur Sagittalachse aufteilt. Nimmt man den
Körper kurzzeitig als starren Körper an, kann man diese Kraft entlang der
Längsachse mit
Fk = Fg · cos α − Fz (7)

berechnen. Wobei Fg = m · g ist und Fz für die Zentripetalkraft steht die den
Körper auf die Kreisbahn bringt. Diese Parallelkraft wird am Kontaktpunkt
mit dem Untergrund in eine Kraft normal zur Boden Oberäche

F⊥b = (Fg cos α − Fz ) · cos α (8)

und eine Kraft parallel zur Oberäche

Fkb = (Fg · cos α − Fz ) · sin α (9)

aufgeteilt. Wobei die Kraft parallel zur Oberäche von der Haftreibung kom-
pensiert wird, welche jedoch maximal

Fkbmax = (Fg cos α − Fz ) · µ (10)

aufbringen kann.
Für die die Berechnung der nötigen Zentripetalkraft, sowie der kinetischen und
potentiellen Energie kann man die einzelnen Körpersegmente jeweils separat
betrachten.
Sucht man nun die möglichen Bereiche für α und die in der kinetischen Ener-
gie, sowie der Zentripetalkraft enthaltenen Geschwindigkeiten ergibt sich das
Ungleichungssystem:

X vi2 X
mi · ≥ mi · ∆hi · g
i∈I
2 i∈I (11)
(Fg · cos α − Fz ) · cos αµ ≥ (Fg · cos α − Fz ) · sin α.

Wobei I die Menge der Köpersegmente, mit ihren jeweiligen Massen mi , nöti-
gen Höhendierenzen zur unausgelenkten Lage ∆hi und Geschwindigkeiten vi ,

2 (https://www.schweizer-fn.de/sto/reibwerte/reibwerte.php#sonstiges 6.9.2020)

22
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 8: Innerhalb des grünen Bereiches kann die Nullauslenkung eines


stehenden Menschen stabil erreicht werden. Auÿerhalb dieses Be-
reiches kann diese nicht erreicht werden, da die Geschwindigkeit
im Verhältnis zur Auslenkung zur klein oder zu groÿ ist. Aus
diesen rechnerischen Modell (vgl. Gleichung 11) ergibt sich eine
maximale Auslenkung von 36,8°. Auch bei einer Auslenkung von
0◦ kann bei zu hoher Geschwindigkeit nicht mehr genug Reibung
aufgebracht werden um so zu stehen.

ist. Man beachte, dass zur Bestimmung der Geschwindigkeiten und der Zen-
tripetalkraft, sowie der jeweiligen Höhendierenzen der jeweilige Abstand zum
Drehpunkt am Boden bekannt sein muss.
Es zeigt sich, dass ab einem Winkel von ca. 36,8° eine Rückstellung rein durch
die Geschwindigkeit, also ohne Einuss der Fuÿmuskulatur, nicht mehr möglich
ist. Bei gröÿeren Auslenkungen wäre eine gröÿere Geschwindigkeit notwendig,
welche aber durch die Haftung am Boden limitiert wird.
Abschlieÿend kann man sagen, dass eine Geschwindigkeit des Schwerpunk-
tes die stabile Region beträchtlich erhöht. Der Schwerpunkt kann, mit den
oben errechneten Winkel, 54 cm ausgelenkt werden, wenn er eine passende
Geschwindigkeit hat. Was nach vorne das Dreifache des statischen Falles ist.

2.2.2 Standäche
Die zweite Alternative, neben dem oft ausweglosen Versuch den Schwerpunkt
zu ändern, um wieder Stabilität zu erlangen ist die Veränderung der Standä-
che.

Droht der Körper zu fallen oder bendet er sich bereits im Fall wird die
Standäche automatisch so erweitert, dass der Schwerpunkt wieder in dieser
ist. Meist geschieht dies mittels eines Schrittes. Dieser Reex ist tief in uns
verwurzelt und nimmt mit dem Alter sogar noch zu [74]. Diese Zunahme ist

23
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

höchstwahrscheinlich nicht auf eine veränderte Anatomie zurück zu führen,


sondern auf das gröÿere Gefahrenrisiko, falls ein Fall eintritt [73].

Zu beachten ist, dass das Ändern der Standposition nicht zwangsläug heiÿt,
dass diese Position bereits instabil ist. Wann ein Schritt nötig ist lässt sich bes-
ser vorhersagen, als wann er nicht nötig ist [74]. Da der Grundsatz gilt: Eine
instabile Lage verursacht einen Schritt, aber nicht jeder Schritt ist Folge einer
instabilen Lage.

Dies sieht man speziell bei Krafteinwirkungen nach hinten. Hier wird oft
ein Schritt als Ausgleich getätigt, obwohl er noch nicht nötig wäre. Dies hängt
wahrscheinlich mit den optischen Sinneseindrücken zusammen, die nach hinten
nicht so ausgeprägt gegeben sind [74] und so schneller eine Unsicherheit herbei
führen.

Doch nicht immer benötigt es Krafteinwirkungen um eine Instabilität herbei


zu führen. Gehhilfen wie Stöcke und Rollatoren sind auch eine Möglichkeit die
Standäche zu erweitern bzw. zu verändern [39, S. 106]. Wobei die vergröÿerte
Standäche hier die Koordination des Schwerpunktes in Bezug auf die Stabi-
lität erleichtert und so eine zusätzliche Hilfestellung darstellt. Hier wird die
Stabilität erhöht um Koordinationsprobleme auch ohne externe Einwirkung
besser auszugleichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beim Verlust der Stabilität der
menschliche Körper intuitiv versucht wieder eine stabile Lage einzunehmen.
Dazu wird mit Ausgleichsbewegungen versucht dem Fall entgegen zu wirken,
was bis zu einem bestimmten Maÿ möglich ist. Hauptsächlich wird die Stabi-
lität doch durch Veränderung der Standäche wieder hergestellt.

2.3 Stellungen im Kampfsport


Stabilität ist ein wichtiger Punkt um die einzelnen Stellungen im Kampfsport
zu analysieren. Wäre es aber der einzige Punkt der im Kampfsport von Be-
deutung ist so hätte sich, wohl die stabilste Stellung durchgesetzt. Wie oben
beschrieben ist eine Stellung umso stabiler je niedriger ihr Schwerpunkt liegt
und je breiter die Standäche ist. Schaut man auf diese 2 Aspekte wäre die
perfekte Stellung sich mit aus gespreizten Beinen und Armen auf den Boden
zu legen. Diese Stellung ist aber aus diversen Gründen nicht vorteilhaft und

24
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

nach sorgfältiger Recherche kann man sagen, dass sie nicht existiert.

Der erste Gedanke eines Kampfsportlers gilt der Angrisäche, also die Flä-
che des Körpers die für externe Einüsse erreichbar ist. Zudem gibt es natürlich
Bereiche welche verletzbarer als andere sind, welche besonders geschützt wer-
den müssen. Welche dies sind und wieso diese geschützt werden sollten wird
später betrachtet, wenn das physikalische Verhalten des Kopfes in Kapitel 3.2.1
näher betrachtet wird.

Neben der passiven Wirkung der Stellung, also dem Reagieren auf externe
Einüsse hat die Stellung auch eine aktive Wirkung als Ausgangspunkt von ei-
genen Bewegungen. In dieser Hinsicht ist die Maximierung der Stabilität nicht
immer der richtige Weg.

If one wants to change a variable quickly, high stability may become

undesirable. [93, S. 141]

Nun besteht die Frage warum hohe Stabilität für die Beweglichkeit ein Nach-
teil sein kann. Dazu muss man betrachten wie Bewegung im Menschlichen
Körper ausgelöst wird.

2.3.1 Ausgangspunkt von Bewegung


Too much stability is detrimental for agility (maneuverability), which may

have high evolutionary value . [93, S. 142]

Wenn eine Person eine schnelle Bewegung mit den Armen macht ist die ers-
te Aktivierung, die der Muskeln in den Beinen bzw. den Rumpf um für die
beabsichtigte Bewegung eine passende Ausgangssituation zu erhalten [93, S.
145]. Die Stellung der Beinpartie ist also auch ein wichtiger Aspekt in jeder
Bewegung. Um zu klären wieso es schon vor der beabsichtigten Bewegung, an
einer anderen Stelle zu Muskeltätigkeit kommt kann man das Potential, wie in
Abbildung 9 eingezeichnet, betrachten.
Bendet sich der Körperschwerpunkt in einer stabilen Lage ist der Potential-
topf entsprechend tief. Je tiefer dieser ist, desto schwerer ist es ihn zu verlassen.
Dementsprechend sorgt ein tiefer Potentialtopf für eine Resistenz gegen Stö-
rungen.
Doch verhindert eine hohe Potentialdierenz nicht nur eine Bewegung durch

25
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 9: Vor einer Änderung des Ortes (X) wird die Potenzialbarriere ver-
kleinert um die Bewegung von (1) nach (2) leichter durchführen
zu können. Diese Vorbereitung des Körpers auf eine Bewegung
wird durch Änderungen an Variablen, wie die Muskelspannung
in den Beinen, welche nicht direkt mit der eigentlichen Bewegung
zu tun haben, hervorgerufen. Sie wird anticipatory synergy ad-
justment (ASA) genannt und tritt bei jungen gesunden Personen
ca. 300 ms vor dem eigentlichen Beginn der Bewegung auf [93,
S. 146]. Grak verändert übernommen nach [93, S. 141]

externe Einüsse, sondern auch Bewegungen die selbst intendiert ablaufen.


Sowohl Kraft (Steigung des Potentials) als auch Energie (Höhe des Potenti-
als) müssen aufgebracht werden um den Ort (1) endgültig zu verlassen. Beides
benötigt Zeit da Muskeln nur begrenzte Kraft zur Verfügung haben.
Das Ausbalancieren des Potentials zwischen ausreichend Stabilität und Agi-
lität ist sehr von der Kampfsportart, aber auch persönlichen Präferenzen, ab-
hängig.

Betrachtet man die Grundstellungen im Aikido und im Thaiboxen wird die-


ser Unterschied deutlich. Akido ist eine Kampfkunst die sehr stark auf He-
beln und Würfen basiert und fasst keine Schläge und Tritte kennt. In ihren
Bewegungen hat diese unbewanete Kampfkunst starke Ähnlichkeit mit dem
japanischen Schwertkampf, von wo aus viele der Bewegungen kommen [35].
Die verhältnismäÿig schmale Fuÿstellung erleichtert eine gute Winkelbeschleu-
nigung bzw. bietet eine hohes Maÿ an Agilität. Einfach sieht man dies, wenn
man die Angrislinie, wie in Abbildung 10 eingezeichnet, betrachtet. Diese
Linie zeigt im Normalfall in Richtung des (gedachten) Gegenübers und wird
speziell im Zweikampf häug verändert um auf Bewegungen des Gegners bzw.
der Gegnerin einzugehen. Bei einer Drehung dieser Linie wird z.B. der hintere
Fuÿ am Boden gelassen und der vordere entsprechend versetzt. Allein aus der
unterschiedlichen Schrittweite (Aikido Ferse-Ferse ca. 40 cm; Thaiboxen Ferse-

26
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Ferse ca. 80 cm) ergibt sich bei einer Drehung um 20◦ , dass der Vorderfuÿ im
Thaiboxen ca. 14 cm weiter bewegt werden muss. Was nach nicht viel klingt
aber, dennoch das Doppelte an Wegstrecke ist, welcher der Fuÿ zurück legen
muss.

Abbildung 10: (1) zeigt eine Grundstellung im Aikido Hanmi genannt [35]. (2)
zeigt die Fuÿstellung im Thaiboxen, wobei diese, speziell was
die Ausrichtung der Füÿe betrit, teils stark variieren kann. Die
schwarze Linie nennt man Zentrumslinie/Chushinsen im Aikido
bzw. Angrislinie im Thaiboxen. Sie gibt sowohl die körperliche
Ausrichtung als auch den Fokus an und ist dementsprechend auf
das Gegenüber gerichtet [35].

Oensichtlicher wird der Unterschied, wenn man die Trägheitsmomente be-


trachtet. Da es sich um ein nicht so einfach zu beschreibendes Mehrkörper-
system handelt ist die Zerlegung in Teilsegmente zur Berechnung der Trägheit
nötig. Um diese Teilsegmente verbinden zu können wird jeweils der Trägheits-
tensor (Θ) berechnet. Dieser hängt stark von der Form ab hier wurden die
Segmente: Unterschenkel, Oberschenkel, Torso, Oberarm und Unterarm+Hand
als Zylinder modelliert. Der Kopf wird als Ellipsoid dargestellt. Der Träg-
heitstensor eines Zylinders im Hauptachsensystem, wobei die z-Achse mit der

27
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Längsachse des Zylinders zusammenfällt, ist gegeben durch


 m

12
· (3 · r2 + h2 ) 0 0
0 m
· (3 · r2 + h2 ) 0 . (12)
 
 12
m
0 0 2
· r2

Der eines Ellipsoid im Hauptachsensystem lautet

 m

m
· (b2 + c2 ) 0 0
0 m
· (a2 + c2 ) 0 (13)
 
 5 
m 2 2
0 0 5
· (a + b )
wobei das Koordinatensystem mit den Achsen des Ellipsoids zusammen fällt.
Nun muss für jedes Segment einzeln mit seiner spezischen Lage das Haupt-
achsensystem in ein Laborsystem umgewandelt werden, damit die Trägheits-
tensoren im selben System addiert werden können. Dazu muss die Position und
Orientierung im Raum ausgemessen werden. Dazu haben wir in Geogebra ein
Modell anhand von diversen Bildquellen erstellt. Zuerst wird der Basiswech-
sel durchgeführt und die dafür nötige Transformationsmatrix T bestimmt [83,
S.279f]. Bei den zylinderförmigen Segmenten kann man bei der Bestimmung
der Transformationsmatrix dabei die Rotationssymmetrie nutzen beim Ellip-
soid entfällt dieser Vorteil aufgrund der fehlenden Rotationssymmetrie.
Nach der Transformation

Θl = T · Θk · T −1 (14)

vom Hauptachsensystem der Körpersegmente (k ) ins Laborsystem (l) mit der


Transformationsmatrix kann man die Tensoren addieren. Dabei muss man be-
achten, dass diese Tensoren jeweils noch von einem Schwerpunktsystem aus-
gehen. Deshalb muss man den Satz von Steiner

~ T · R)
Θ = Θl + m · ((R ~ · Id − R
~ ·R
~T) (15)

verwenden. Der Drehpunkt ist dabei am Fuÿballen des rechten/ hinteren Fuÿes.
Für diese Berechnungen wurde ein einfaches Programm in R erstellt. Schlus-
sendlich ergibt sich, mit den bereits bekannten Maÿen [39], ein Trägheitstensor
von  
80, 10 0, 11 −0, 87
Θa =  0, 11 77, 98 −10, 70  kg m2 . (16)
 

−0, 87 −10, 70 3, 89

28
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Wobei die x-Achse die Angrislinie in Richtung des Gegners ist, die y-Achse
normal auf diese am Boden liegt und die z-Achse senkrecht gewählt wurde.
Auf analoge Weise wurde der Trägheitstensor für die Grundstellung im Thai-
boxen ermittelt.
 
89, 97 6, 61 14, 48
Θt =  6, 61 82, 65 −27, 68  kg m2 (17)
 

14, 48 −27, 68 17, 11

Zum Vergleich wurde der Gesamtträgheitstensor ebenso mit dem Hanavan-


Modell berechnet, welches zur Modellierung 15 Körpersegmente (Ellipsoide,
elliptische Zylinder und hauptsächlich Kegelstümpfe) verwendet [34, S. 7]. Die
Daten der Trägheitstensoren der einzelnen Körpersegmente wurden dabei aus
[69] entnommen. Mit den Daten und den oben beschriebenen Berechnungen
der jeweiligen Position ergeben sich die Tensoren
   
80, 08 0, 2 −0, 99 86, 15 2, 88 3, 90
Θa =  0, 22 77, 45 −11, 17  kg m2 Θt =  2, 88 81, 18 −16, 80  kg m2 .
   

−0, 99 −11, 17 4, 31 3, 90 −16, 80 10, 75


(18)
Vergleicht man die Tensoren für die Stellung im Aikido mit der beim Thai-
boxen bei der oben angeführten Drehung um das hintere Standbein entlang
der z-Achse und berechnet das Trägheitmoment

J = ~ez · Θ · ~eTz , (19)

sieht man, dass die Stellung im Thaiboxen mit 17,11 kg m2 bzw. 10,75 kg m2 ein
weit gröÿeres Trägheitsmoment besitzt als die Aikido-Stellung mit 3,89 kg m2
bzw. 4,31 kg m2 .

Dies bietet der Aikido-Stellung einen groÿen Vorteil im Punkt Agilität der
auf Kosten der Stabilität geht, da die Stellung mit einer Standäche von ca.
1180 cm2 nur ca. 40 % der Standäche beim Thaiboxen (ca. 3060 cm2 ) besitzt.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Gritechniken Schlag-/Tritttechniken
Judo Karate
Ju-Jitsu Taekwondo
Ringen (klassisch) Kung Fu
Ringen (Freistil) Boxen
Ringen (Catchen) Thaiboxen
Sambo Kempo
Sumo Savate

Tabelle 1: Die Tabelle zeigt eine Einteilung von einigen Kampfsportarten die
bevorzugt Gritechniken bzw. Schlag- und Tritttechniken verwen-
den. Nach [64].

3 Verhalten einzelner Körpersegmente im

Kampfsport

Im Kampfsport wird dem Körper viel abverlangt. Allein die eigene Bewegung
ist eine groÿe Herausforderung und sorgt im Körper für starke Kräfte. Zu-
sätzlich kommen im Kontaktsport noch externe Einüsse hinzu, auf die man
reagieren muss. In diesen Kapitel soll darauf eingegangen werden wie einzelne
Körpersegmente mit verschiedenen Belastungen umgehen bzw. wann sie an ih-
re Grenzen stoÿen. Es werden hier zwei Gruppen von Techniken unterschieden.
Einerseits Techniken die dem Grappling (Grikampf, Grimethoden) zuzuord-
nen sind, also bei denen mit Druck und Zug am Partner bzw. an der Partnerin
gearbeitet wird. Andererseits werden die schlagenden Techniken betrachtet.
Bei denen mit relativ kurzen, dafür starken, Einwirkungen in Form von Tritten
und Schlägen gearbeitet wird. Grob kann man verschiedene Kampfsportarten
einen dieser zwei Gebiete zuordnen, wie in Tabelle 1 dargestellt. Wobei klar ge-
stellt werden muss, dass manche Kampfsportarten wie Krav Maga oder MMA
sich intensiv mit Elementen aus beiden Kategorien beschäftigen.

3.1 Hebel und Wurftechniken


Hebeltechniken sind in vielen Kampfsportarten und in der Selbstverteidigung
weit verbreitet. Wie der Name schon sagt, nutzt man durch gezieltes Anwenden
von Kraft die menschliche Anatomie aus um mit wenig eigenem Kraftaufwand
Drehmomente zu erzeugen. Das Gegenüber wird dabei in Positionen versetzt,
in denen es diese Momente nur schwer ausgleichen kann und an die Grenzen der
Belastbarkeit geführt wird. Man kann sie aufgrund ihrer Drehrichtung dabei
grob in 3 Kategorien von Hebeln unterteilen.

30
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

ˆ Streckhebel, bei denen ein Gelenk überstreckt wird. (Hyperextension)

ˆ Beugehebel, bei denen in Richtung der Flexion gewirkt wird. (Hypere-


xion)

ˆ Drehhebel, bei denen in eine für das Gelenk unnatürliche Drehachse ver-
wendet wird.

Im Kampfsport selbst werden sie meist nach dem Gelenk bzw. dem Bereich
an dem sie ansetzen unterteilt. Also:

ˆ Handgelenkshebel

ˆ Armhebel

ˆ Beinhebel

ˆ Hebel der kleinen Gelenke wie Finger, Zehen, usw.

Der Einsatz von Hebeln birgt ein hohes Verletzungspotential und wird des-
halb von den meisten Kampfsportarten auf bestimmte Hebelarten und Gelenke
beschränkt. So ist im Judo zum Beispiel nur das Ellbogengelenk für Hebeltech-
niken (Kansetsu-waza) zu verwenden, [18, S. 37] da dort das Verletzungsrisiko
im Vergleich zu Hebel an Knie oder Hand weitaus geringer ist.

Gelenke sind zum Glück recht stabil konstruiert. Allein das Kniegelenk trägt
beim Treppen aufsteigen 346% des Körpergewichtes und tut das im Normalfall
ohne Probleme [24]. Doch haben Gelenke auch einen bestimmten Wirkungs-
bereich, was ihre Auslenkung angeht und eine oft noch ausschlaggebendere
Einschränkung was ihre Rotationsachse angeht. Zuletzt ist auch die Kraft, die
ein Gelenk wirken kann, von Bedeutung. Anhand dieser Kriterien kann man
klären, welche Gelenke anfälliger für Hebeltechniken sind und welche nicht.

Ein Gelenk das praktisch nicht empndlich für Hebeltechniken ist, ist das
Hüftgelenk. Das Hüftgelenk bietet einige Vorteile. Zu aller erst trumpft es mit
seiner groÿen Beweglichkeit auf. Es übersteigt die im Alltag notwendige Beweg-
lichkeit teilweise bei weitem wie in Tabelle 2 dargestellt ist. Als Kugelgelenk
ist es in mehrere Richtungen gut beweglich. D.h. es bedarf einer groÿen Aus-
lenkung um an die, für Hebeltechniken notwendigen, Grenzen des Gelenkes zu
kommen.
Durch den Kugelaufbau gibt es auch keine stark benachteiligte Rotationsach-
se, aus diesem Grund ist das Gelenk sowohl in Richtung als auch Auslenkung

31
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

recht unempndlich.
Zu guter Letzt zählt natürlich auch die Kraft bzw. das Drehmoment, welches
vom Gelenk aufgebracht werden kann, denn gegen dieses gilt es in Hebel-
techniken ja anzukämpfen. Die Hüfte mit ihrer Vielzahl an Muskeln bringt
dabei erstaunliche Kräfte auf. Im isometrischen Fall, also wenn keine Bewe-
gung durchgeführt wird, ergeben sich Drehmomente von 124(32) Nm für die
Adduktion, 128(27) Nm für die Abduktion, 142(30) Nm für die Flexion und
130(369 Nm für die Extension [2]. Das ist, wie sich im Vergleich zu anderen
Gelenken zeigt, für ein einzelnes Gelenk ein hoher Wert ist.

Möglich Gehen Schuhe binden Stiegen


Flexion/Extension 140/30 30/15 129 ex. 40 ex.
Innen-/Auÿenrotation 90/90 4/9 18 ext.
Abduktion/Adduktion 90/30 7/5 13 abd.

Tabelle 2: Dargestellt ist die anatomisch mögliche Auslenkung (in Grad), sowie
einige Auslenkungen in Alltagssituationen. Daten aus [88]

Möglich Gehen Sitzen Stiegen


Flexion/Extension 150/-5 70/0 100-120 70-90
Innen-/Auÿenrotation ±6/±30 ±10
Abduktion/Adduktion 0-10 0

Tabelle 3: Die hier dargestellte Beweglichkeit des Knies (in Grad) ist im Ver-
gleich zur Hüfte bis auf die Flexion deutlich geringer, was einen
Grund darstellt wieso es anfälliger für Hebeltechniken ist. Daten
aus [88]

Im Vergleich kann man das Knie aufzeigen das in Flexion ein Drehmoment
von 62,39 Nm wirken kann. Die Extension ist, mit seinen gröÿeren Hebelarm,
mit 117,68 Nm schon weit stärker. [85] Da dies jedoch die bevorzugte Rotatio-
nachse ist sind andere Achsen für Hebeltechniken interessanter. So genügt eine
laterale Auslenkung um 10 Grad um Schäden herbei zu führen [45]. Die dabei
entstehenden Drehmomente hängen von der Geschwindigkeit ab, wurden aber
in [45] bei einer Geschwindigkeit am Fuÿgelenk von 16 km/h auf 101(21) Nm
bzw. 123(35) Nm bei 20 km/h bestimmt.

Man sieht den Vergleich zum Hüftgelenk. Momente die ausreichen um ein
Knie gravierend zu schädigen, liegen im normalen Wirkungsbereich des Hüft-
gelenkes.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 11: Die Grak zeigt das Ellbogengelenk. Beim Ellbogenhebel mit-
tels Überstreckung wird die Ulna im Uhrzeigersinn gedreht bis
das Olecranon in das Fossa olecrani gedrückt wird, was zu ei-
nem Schmerzreiz führt. Abbildung verändert übernommen aus
[43, S. 381] (CC by 4.0)

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Anatomie des Menschen auf des-
sen alltägliche Aufgaben zurecht gelegt ist. In diesen Bereichen ist der mensch-
liche Körper recht stabil aufgebaut. Hebeltechniken arbeiten am Rande dieser
stabilen Bereiche und nutzen reexartige Schutzmechanismen des Körpers um
ihre Wirkung zu entfalten, wie im folgenden Kapitel gezeigt werden soll.

3.1.1 Wie funktioniert eine Hebeltechnik?


Hebeltechniken nutzen gezielt Schwachstellen im menschlichen Körper. Sie lö-
sen einen Schmerzreex aus, welcher dazu führt, dass das Gegenüber sich in
eine bestimmte Richtung bewegt bzw. die Bewegung in eine Richtung hemmt.
Als Beispiel dafür rührt das Schmerzempnden beim Streckhebel am Ellbogen
aus einer  Periostreizung beim Anpressen des Olecranon in der Fossa olecra-
ni und gegebenenfalls zusätzlich durch Bänderdehnung [91, S. 17]. Einfacher
Ausgedrückt werden durch eine Überstreckung Teile der Elle (Ulna) auf den
Oberarmknochen (Humerus) gedrückt und dieser Druck auf den Knochen löst
einen Schmerzreiz aus. Dieser Armhebel ist in den verschiedensten Kampfs-
portarten vorhanden, deshalb betrachten wir ihn genauer.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 12: Die Grak stellt ein mögliches Szenario für einen, den Ellbogen
über streckenden, Hebels dar.

Ellbogen Das Überstrecken des Ellbogen kann in mehreren Situationen vor-


kommen. In der Selbstverteidigung wird es meist stehend auf einen angreifen-
den Arm ausgeführt.
Ein Szenario könnte wie folgt ablaufen.

1. Ein Angreifer schlägt mit der rechen Faust eine Gerade. Wie der Name
schon sagt bewegt sich die Faust dabei auf einer relativ geraden Bahn
vorwärts auf das Ziel zu, dabei wird die volle Länge des Armes genutzt
und der Ellbogen ausgestreckt.

2. Der Verteidiger weicht, von sich aus gesehen, nach links aus und steht
nun auf der Auÿenseite des Angreifers. Die angreifende Faust bendet
sich also rechts von ihm.

3. Der Verteidiger xiert die rechte Hand des Gegner mit seiner rechten
Hand. Mit der linken Hand, bzw. dem linken Unterarm, wird auf dem
Ellbogen oder am distalen Ende des Oberarms gedrückt. Die Richtung
der Kraft wird dabei so gewählt, dass sie medial auf den Angreifer wirkt.

In Abbildung 12 ist eingezeichnet an welchen Stellen mit den Händen Druck


aufgebaut wird. Man sieht, dass die Schulter für den Aufbau der Spannung
im Arm notwendig ist. Deshalb ist dieser Hebel auch nicht für eine Fixierung
brauchbar, weil ein einfaches Bewegen des Oberkörpers die Spannung abbaut.
Der Schmerzreiz des Hebels dient viel mehr diese Ausweichbewegung zu initia-
lisieren.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Für die Modellierung wird der in [91, S. 17] beschriebene Bereich betrach-
tet. Dazu wird der Oberarm (Humerus) und die Elle (Ulna) als ein System
von verbundenen, starren Körpern betrachtet. Die Abbildung 13 zeigt die Re-
duzierung. Die Kräfte F1 und F2 resultieren aus den Druck der Hände wie
oben beschrieben. Die Schulter wird hier als xierter Drehpunkt aufgefasst,
was für eine kurze Zeitspanne sinnvoll erscheint. Die Knochen werden mittels
eines Bandes verbunden. Die Länge a beschreibt den Abstand von Kraft zur
Schulter, b den Abstand der Kraft F2 zur Kraft im Olecranon, c geht von dort
bis zur Drehachse des Ellbogengelenkes [25], welche vom Grad der Auslenkung
abhängt und sich um bis zu 2 mm verschiebt, sowie sich um bis zu 6◦ ändert
[7]. d steht für den Abstand von dieser Drehachse bis zur zweiten Kraft F1 .
Dieses Modell bezieht die Elle (Radius) nicht mit ein. Ebenso wird das komple-
xe Zusammenspiel der Bänder (hauptsächlich lateral collaterales Band sowie
medial collaterales Band)[43, S. 381] stark reduziert. Die Maÿe (a=30,0 cm,
b=2,3 cm, c= 1,5 cm, d=23,4 cm) wurden dabei aus [43], [39] und [98] ent-
nommen.
Die Kräfte F1 und F2 erzeugen entgegengesetzte Drehmomente, welche sich
im statischen Fall ausgleichen müssen. Sobald der Ellbogen vollständig ausge-
streckt ist beträgt der Hebelarm für F1 die volle Armlänge, während der von
F2 nur einen Groÿteil des Oberarms nutzt. Dementsprechend kann man

F2 · a = F1 · (a + b + c + d) (20)

anschreiben. Dabei muss man beachten, dass hier keine Gegenwehr gegen das
Überstrecken des Ellbogen geleistet wird. Dies ist damit zu begründen, dass
diese Technik meist sehr schnell und unerwartet ausgeführt wird. Würde der
Arm aktiv mit seinen Muskeln gegen die Extension arbeiten, müsste zusätzliche
Kraft aufgebracht werden, um das Drehmoment, welches das Ellbogengelenk
leisten kann zu kompensieren. Man kann einen Maximalwert für die Stärke der
Flexion von 68,67 Nm für Männer und 34,34 Nm für Frauen angeben [66, S.
68]. Das mögliche Drehmoment im Ellbogengelenk hängt, jedoch stark vom
Grad der Flexion/Extension ab. So ist das Maximum im Bereich von 90° bis
110°. Bei 45° sind zum Beispiel nur noch 75% des maximalen Drehmoments
vorhanden.
Der Zusammenhang zwischen Winkel θ und Drehmoment Ta kann mit

Ta (θ) = c2 θ2 + c1 θ + c0 ; wenn Ta > 0; 0 sonst (21)

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 13: Die Abbildung zeigt eine Modellierung des Ellbogengelenkes bei
einem Hebel, welcher mit Überstreckung dieses Gelenkes arbei-
tet. Eingezeichnet ist der Oberarmknochen (Humerus)sowie die
Elle (Ulna). Diese Beiden sind mit einen eingezeichneten Band
verbunden. Die Schulter (schwarzes X) wird als Drehpunkt an-
genommen. Die auf den Arm wirkenden Kräfte F1 und F2 , so
wie die resultierende Kraft im Bereich des Olecranon (rot) sind
nicht maÿstabsgetreu mit ihren Richtungen eingezeichnet.

beschrieben werden [87, S. 166]. Verwendet man die Werte aus [66, S. 68] kann
man die Parameter bestimmen. Die Grak 14 zeigt die berechneten Drehmo-
mente. Man sieht darin deutlich, dass der Ellbogen im gestreckten Zustand
wenig Widerstand leisten kann. In Gleichung 21 wird mit Ta jedoch nur das
aktiv gewirkte Drehmoment berücksichtigt. Zu diesem würde noch ein pas-
sive Drehmoment durch Dehnung von Bänder, Muskel und Knochen hinzu
kommen. Was jedoch beim Ellbogen nicht stark ins Gewicht fällt, da in einer
entspannten Position, also ohne Aktivierung der Muskeln, der Ellbogen nicht
stark von der ausgestreckten Haltung abweicht.

Da es im Kampfsport, im Gegensatz zur Selbstverteidigung, ausdrücklich


erklärtes Ziel ist das Gegenüber nicht zu verletzen, müssen die angesetzten
Kräfte so angepasst werden, dass keine Verletzungen entstehen. Schwachpunk-

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 14: Die Grak zeigt das Drehmoment, dass Männer bzw. Frauen
in Abhängigkeit vom Winkel aufbringen können. Beim Ellbo-
genhebel durch Überstrecken bendet man sich im Bereich der
Nullauslenkung. Mit dem Modell ergibt sich ein Drehmoment
von ca. 11 Nm bei Männern bzw. ca. 4 Nm bei Frauen, in dieser
Position.

te sind hier die Bänder und die Kontaktäche am Olecranon.


Zur Berechnung der ansetzenden Kräfte wie in Abbildung 13 kann man zuerst
das Band als Drehachse annehmen. Daraus ergibt sich

F2 · d = c · Fole , (22)

wobei Fole für die in der Abbildung rot eingezeichnete Kraft am Olecranon
steht. Nimmt man zur Berechnung der Kraft, die auf die Bänder in dem Modell
wirkt, das Olecranon als Drehachse ergibt sich

F2 · (c + d) = Fband · c. (23)

Für die maximale Kraft am Band Fband kann man aus Abbildung 15 mit 300
N entnehmen. Durch Gleichung 22 und 23 kann man den Zusammenhang

d
Fole = · Fband (24)
c+d
bestimmen. Geht man von einer geschätzten Kontaktäche von 2 cm2 aus
kommt man durch diese Näherungsrechnung auf einen Druck auf den Knochen
von 14,1 MPa. Betrachtet man die Abbildung 16 so sieht man das der Knochen
weit gröÿere Spannungen aushält.
Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass die Bänder in diesen Fall
der Schwachpunkt sind. Die Kräfte F1 und F2 von 344 N bzw. 180 N könnten
vom gesamten Oberkörper relativ leicht aufgebracht werden. Zum Vergleich
beim Schieben eines schweren Gegenstandes können 50% der Männer schon

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 15: Bänder halten vieles aus, doch ab ca. 300 N nehmen sie erste
Schäden. Die Fasern in den Bänder sind ohne Belastung noch
nicht geradlinig ausgerichtet (I), danach folgt eine Ausrichtung
in der die Kraft bei Auslenkung annähern linear zunimmt (II)
im Bereich III und IV kommt es zu zunehmenden Schäden an
den Bändern. Grak verändert übernommen aus [1, S. 299] ur-
sprünglich publiziert in C.D. Frank and N.G. Shrive, 1994, Li-
gaments. In Biomechanics of the musculoskeletal system, edited
by B.M. Nigg and W.Ed Herzog (Sussex: John Wiley & Sons),
116

510 N aufbringen [4]. Man kann davon ausgehen, dass bei kurzer schlagartiger
Durchführung des Hebels auch gröÿere Kräfte erreicht werden können.

Damit ist ein wichtiger Punkt bei Hebeltechniken angesprochen. Sie erfor-
dern eine genaue Koordinierung der Kraft um Verletzungen zu vermeiden.
Doch damit ein Hebel Wirkung zeigt, muss man nicht an die Belastbarkeits-
grenzen des Körpers stoÿen. Wie bereits im Kapitel 3.1.1 angesprochen, wirkt
ein Hebel durch Schmerzreize aufgrund von Druck oder Zug in gewissen Kör-
perpartien [91, S. 17]. Schutzreexe reagieren bereits vor einer Schädigung
des Körpers und verursachen eine koordinierte Reexbewegung, bei der meh-
rere Muskelpartien zusammen reagieren. Im Fall des Ellbogenhebels mittels
Überstrecken wäre die natürliche Reaktion den Ellbogen in Flexion zu brin-
gen. Da der Unterarm im Hebel jedoch xiert ist muss sich der Oberarm mit
dem gesamten restlichen Körper bewegen. Diese Bewegung wird im Armhebel
genutzt um den Körper des Gegenübers ohne eigene Kraftaufwand in eine Po-

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 16: Die Abbildung zeigt die Zugspannung abhängig von der rela-
tiven Längenänderung bis zu dem Punkt an dem das Material
bricht. Spongosia ist dabei das Innere eines Knochens. Man er-
kennt bei den meisten Materialien, dass sie nach einer linearen
Phase Anzeichen von Materialermüdung zeigen bevor sie rei-
sen/brechen. Abbildung verändert übernommen aus [1, S. 287]

sition zu bringen. Ist es, wie in manchen Wettkämpfen, Ziel den Gegner zur
Aufgabe zu bewegen, muss die Ausweichbewegung gestoppt werden. Das kann
zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass der Arm so positioniert wird, dass
die Ausweichbewegung vom Boden verhindert wird, wie z.B. im Jiu-Jitsu oder
Aikido. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass der Hebel als
Armlock /Armbar auch liegend ausgeführt wird. (Juji-gatame (Kreuzstreckhe-
bel) im Judo) Dabei übernehmen beide Hände die Aufgabe von Kraft F1 aus
Abbildung 13, die Leiste dient als Auagepunkt um F2 zu wirken und beide
Füÿe xieren die Schulter um eine Flexion des Ellbogen zu verhindern. Der
Arm im Hebel ist dabei im rechten Winkel vom Körper abgespreizt, welcher
auf dem Rücken liegt.

Handhebel Hebel der Hand sind in den Wettkampfsportarten eher selten.


Dies hat gleich mehrere Gründe. Erstens sorgen Boxhandschuhe in einigen
Sportarten dafür, dass die Hand nicht einfach gegrien werden kann und das
Greifen dieses kleinen Gelenkes nicht einfach ist. Zweitens bietet sich die
Hand zwar von ihrer Position, die meist zwischen den beiden Kontrahenten ist,

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

an, doch bewegt sich diese bei ausgestreckten Arm dementsprechend schnell
und ist nicht leicht zu fassen. Der dritte Punkt der gegen den Handhebel spricht
ist, die Tatsache, dass die Hand, sollte sie in einem Hebel gegrien werden,
empndlich ist, wie hier in diesen Abschnitt gezeigt werden sollte.

Weshalb wird diese Art von Hebel nun dennoch besprochen?


Die meisten Kampfsportarten kennen neben dem Wettkampf auch den Bereich
der Selbstverteidigung. Und hier haben die drei oben genannten Gründe keine
Gültigkeit. Handschuhe entfallen prinzipiell. Der zweite Punkt, die schnelle Be-
wegung der Hand die ein Greifen erschwert, verliert an Bedeutung, wenn man
bedenkt, dass viele vielleicht sogar die meisten Selbstverteidigungstechniken
als Befreiungstechniken gelten. Darin wird man selbst gegrien oder irgend-
wie fest gehalten. Dadurch ist die Hand des Angreifers am eigenen Körper
xiert und lässt sich leichter greifen. Der dritte Punkt, das respektvolle Rück-
sichtnehmen auf die körperliche Gesundheit des Gegenübers, entfällt in der
Selbstverteidigung meistens vollkommen, da eine Selbstverteidigungstechnik
praktisch immer davon ausgeht, dass die eigene körperliche/psychische Ge-
sundheit bedroht wird und alle gelinderen Mittel wie Kommunikation, Flucht
oder Hilfeersuch ausgeschöpft bzw. nicht möglich sind.

Der Begri Handhebel steht für eine ganze Gruppe an Hebeln. Hier wird
exemplarisch eine Hebeltechnik behandelt. Nämlich der Kotageishi oder Hand-
kipphebel, welcher auf einem Greifen und rotieren der gegnerischen Hand be-
ruht.

Für den Kotageishi bring man die Hand des Gegenübers durch verschiedens-
te Techniken in die folgende Position.

ˆ Die Handinnenäche (palmar) des Gegenübers zeigt Richtung dessen


Körpers.

ˆ Der Daumen ist dabei nach auÿen gerichtet (lateral).

ˆ Die Hand wird zum Unterarm gebeugt und in Flexion gebracht.

ˆ Der Unterarm wird maximal nach auÿen rotiert (Supination).

Beim Ausführen des Hebels kommt es zu einer Hyperexion am Handgelenk.


Zusätzlich kommt es zu einer Hypersupination. Das heiÿt sowohl das Hand-

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

gelenk als auch die Drehmöglichkeit des Unterarmes werden an ihre Grenzen
geführt.
Die erste Frage ist, gegen welche Kräfte man beim Ausführen dieser Hebeltech-
nik ankämpfen muss. Zuerst kann man die Kraft des Handgelenkes betrachten.
Diese hängt stark von der Bewegungsrichtung ab, also ob es in Flexion oder
Extension gebracht wird. Generell ist die Flexion jedoch stärker. [92] [56] Ein
weiterer wichtiger Punkt ist die Ausrichtung der Rotationsachse des Handge-
lenkes. Die Hand lässt sich ja nicht nur kippen sondern auch drehen, was auf
das Zusammenspiel von Elle (Ulna) und Speiche (Radius) zurück zu führen
ist. Das Drehmoment hängt ebenso von dieser Stellung ab, wobei bei senk-
rechter Rotationsachse ein Drehmoment von 145 Nm (Flexion)/ 87 Nm (Ex-
tension) erreicht wird [56]. (Dabei handelt es sich um isokinetische Messungen
bei 60°/s) Ist die Roationsachse horizontal verringert sich das mögliche Dreh-
moment stark auf 13,7 Nm (exion) / 4,7 Nm (extension) in Pronaiton und
10,7 Nm (exion) / 6,8 Nm (extension) in Supination des Unterarmes [92]. Als
dritten Faktor kommt, neben der Stellung der Rotationsachse und der Bewe-
gungsrichtung (Flexion/Extension), noch die Auslenkung des Gelenkes dazu.
Wie in Gleichung 21 beschrieben und in Abbildung 14 für den Ellbogen dar-
gestellt hat der Drehwinkel starken Einuss auf das mögliche Drehmoment.
Wobei das Maximum bei einer leichten Flexion der Handstellung auftritt [56].
Abbildung 17 zeigt exemplarisch einen solchen Verlauf.

Die für diese Hebeltechnik relevante Position bendet sich ja in maximaler


Supination des Unterarmes und maximaler Flexion des Handgelenkes. Man
kann also davon ausgehen, dass die Extensionsbewegung, die die Hand aus-
führen müsste um gegen die Hebeltechnik anzukommen, weniger Drehmoment
leisten kann als die 6,8 Nm bei unausgelenkter Supinationsposition. Eine ge-
nauere Bestimmung des Drehmoments in dieser Position durch Extrapolation
der Daten aus [56] und [92] mit der Gleichung 21 liefert leider keine sinnvollen
Ergebnisse, da die Supination einen zu komplexen Einuss auf das Drehmo-
ment in Abhängigkeit vom Winkel hat.
Neben der Stärke des Handgelenkes ist die Stärke des Unterarms mit sei-
ner Rotationsbewegung relevant. Die relevante Stärke der Pronation hängt im
Gegensatz zur Supination nicht stark vom Winkel der Rotation ab, wie in Ab-
bildung 18 dargestellt. Bei 75% der maximalen Auslenkung liegt sie bei 11,5
Nm.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 17: Die Abbildung zeigt die Winkelabhängigkeit des Drehmoments


des Handgelenkes. Gemessen wurde eine Extensionsbewegung
mit 60°/s und senkrechter Rotationsachse. Die negativen Win-
kel sind dabei die Flexion. Die Abbildung wurde aus [56] ent-
nommen. Bei Flexionsbewegungen zeigt sich eine noch stärkere
Winkelabhängigkeit. Hier zwar nicht relevant aber interessant
ist das lokale Minimum bei ca. −35°, welches sich sowohl bei
Extensions- als auch Flexionsbewgungen in verschiedenen Ge-
schwindigkeiten zeigt.

Abbildung 18: Die Stärke der Rotation des Unterarm hängt vom Drehwinkel
und der Drehrichtung ab. Bei den positiven Werten (S) ist der
Arm nach auÿen gedreht. Der Winkel ist in range of motion
(ROM) angegeben. Die Abbildung wurde [70] entnommen.

Nun, da die wichtigsten Drehmomente die gegen den Handhebel wirken ge-
klärt sind, kann man betrachten, welche Kräfte und Momente dieser aufbringen
kann. Dazu muss man genauer klären wie dieser durchgeführt wird.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 19: Die Grak zeigt die Hauptpunkte an denen beim Kotageishi
Druck ausgeübt wird. Die Hand selbst ist in maximaler Flexion
und Supination. Der rote Pfeil symbolisiert die Kraft auf die
Rückhand. Der grüne Pfeil symbolisiert die potentiell kleinere
Kraft auf die Handinnenseite.

Ist die Hand in die oben bereits beschriebene Position gebracht, wird an zwei
Punkten an der Hand Druck ausgeübt. Einerseits auf der Rückhand (dorsal)
im Bereich des Grundgelenkes des kleinen Fingers. Anderseits auf der Han-
dinnenseite (palmar) im Bereich des Mittelhandknochens des Daumens, wie in
Abbildung 19 dargestellt. Während man im Bereich des Daumens mit den ei-
genen Fingern den Mittelhandknochen greift und vom Körper des Gegenübers
weg zieht, kann auf der dorsalen Seite des Grundgelenkes des kleinen Fingers
der Druck mit dem eigenen Daumen bereit gestellt werden. An dieser Stel-
le kann die zweite eigene Hand unterstützend wirken und so kann man hier
auch mit der eigenen freien Handäche Druck ausüben. Das heiÿt an dieser
Stelle kann der ganze Oberarm Kraft ausüben, während beim Gri des Mit-
telhandknochens des Daumens nur die Finger bis auf den Daumen die Kraft
aufbringen müssen.
Welche Kraft in der greifenden Hand in dieser Position aufgebracht werden
kann hängt stark vom Trainingsgrad ab. Betrachtet man die Variante bei der
der Hebel nur mit einer Hand ausgeführt wird, also in der Abbildung 19 würde
die rote Kraft vom Daumen und die grüne von den restlichen Fingern aus-

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

geübt, so sind zwei Aspekte wichtig. Zuerst die Grikraft und als zweites die
Kraft mit der man die gegriene Hand drehen kann.
Die Grikraft von Personen hängt von verschiedenen Faktoren wie z.B. Al-
ter, Geschlecht und Körperbau ab und je nach Typ des Messgeräts kann der
Wert um einige Kilogramm schwanken. [33] Dies ist darauf zurück zuführen,
dass nicht alle Geräte alle Muskeln beanspruchen. Ich verwende den geringe-
ren Wert welcher von Klum et. al [50] in einer groÿ angelegten Studie mit 750
Teilnehmer*innen bestimmt wurde. Darin kann man bei einem Alter von 30-39
Jahren von einer Kraft von ca. 45(5) kg bei Männern und 26(5) kg bei Frauen
ausgehen [33].
Legt man die Drehachse entlang des Mittelngers resultiert allein aus der Gri-
kraft ein Drehmoment von ca. 21 Nm (Männer) bzw. 13 Nm (Frauen) Hierbei
sind die Angrispunkte der Kräfte von Abbildung 19 jeweils 5 cm von der Ach-
se entfernt. Ob dieses Drehmoment in dieser Position tatsächlich erreicht wird
ist nicht sicher, mitunter aus diesem Grund wurde auch auf den geringeren
Wert der Grikraft aus der Literatur zurück gegrien.
Dieses Drehmoment wirkt auf einer für die Hand nicht natürlichen Richtung,
zum Vergleich das Handgelenk hat in dieser Position in seiner natürlichen
Richtung nur ein Drehmoment von 6,8 Nm für die Extension. Und auch diese
Extension wird durch die Kraft auf dem Handrücken (in Abbildung 19 rot)
unmöglich gemacht, da die ansetzende Kraft mit einem Hebel von ca. 6 cm ein
Drehmoment von ca. 11 Nm aufbringen kann, was mehr als ausreicht um eine
Extension zu verhindern.

Man muss erwähnen, dass bei den Berechnungen bisher nur die Grikraft
einer haltenden Hand verwendet wurde. Doch bietet sich bei diesen Hebel ja
die Verwendung der zweiten Hand an.
Aus Sicht des Kampfsportlers ist die Verwendung von 2 Händen um eine Tech-
nik durchzuführen immer kritisch zu betrachten, da die eigene Verteidigung
der verletzlichen Bereiche wie den Kopf dadurch natürlich eingeschränkt ist.
In diesem Fall bendet man sich aber auf der Auÿenseite des Gegenübers, al-
so entfernt von der zweiten freien und damit potentiell gefährlichen Hand des
Gegenübers. (Im Kampfsport spricht man von Auÿenseite, wenn der Gegner
/ die Gegnerin einen Arm vor sich hält und man auf der lateralen Seite des
Armes steht.)

Die zweite Hand bietet nun die Möglichkeit vor allem die Kraft auf den

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Handrücken zu erhöhen. Ein Mensch kann beim freistehenden Drücken mit


beiden Armen eine Kraft von ca. 500 N (Männer) bzw. 340 N (Frauen) [96]
aufbringen. Man kann nicht davon ausgehen, dass diese Kräfte im vollen Um-
fang für den Hebel genutzt werden können, dennoch steigt das Potential an
nutzbarer Kraft immens. Die 220 N (Männer)/ 127 N (Frauen) die auf die
Rückhand durch die Grikraft wirken werden durch den Einsatz der Arme mit
dem restlichen Körper noch einmal deutlich erhöht. Also steht fest, dass das
Handgelenk dem nicht entgegen wirken kann.

Doch was passiert nun? Ziel eines Hebels ist nicht das Gelenk zu schädigen.
Man nutzt viel mehr die natürlichen Schutzreexe. Wie sieht dieser in diesen
Fall aus?
Eine qualitative Videoanalyse [65] der Bewegung von verschiedenen Personen
im Aikido, an denen der Kotageishi durchgeführt wird, lässt eine klare Reak-
tion erkennen. Diese sieht folgender Maÿen aus:

Nachdem in einem meist recht dynamischen Vorgang die Hand des Gegen-
über in die Ausgangsposition des Kotageishi gebracht wurde, wird die Hand
als Hebel genutzt um den Unterarm eine Supinationsbewegung auf zu zwingen.
Da jedoch schon eine starke Supination vorliegt, stöÿt der Körper an seine Be-
lastbarkeitsgrenzen. Es kommt du einer Bänderdehnung (vgl. Ellbogen [91, S.
17]). Um eine Schädigung zu verhindern muss sich der Körper mit bewegen. Im
Aikido wird dies mit einer gesprungener Seitwärtsrolle gemacht, deren Rotati-
onsachse in etwa die Verbindungslinie von der gehebelten Hand zur jeweiligen
Schulter entspricht.

Diese Drehbewegung könnte rein theoretisch von den Drehmomenten her


wirken die auf die Hand ausgeübt werden. Berechnet man jedoch das Träg-
heitsmoment J, unter zur Hilfenahme des Satzes von Steiner, um diese Achse
näherungsweise aus der Matrix Θa 18 kommt man auf den Wert J = 208 kg·
m2 . Die Rotationsbewegung mit Ausweichbewegung dauert aber meist nicht
länger als 2 Sekunden. (Videoanalyse) Davon werden aber nur die ersten 0.5
Sekunden betrachtet um von einer ansatzweise gleichbleibenden Rotationsach-
se ausgehen zu können, was auch schon eine Näherung ist. In dieser halben
Sekunde dreht sich der Körper aber immerhin um ca. α = 60°. Um diese Wer-
te zu erreichen muss das Drehmoment

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

α·2
M= · J = 1742 Nm (25)
t2
groÿ sein. Der Wert scheint groÿ? Das ist er auch. Die Ansatzpunkte des Hand-
hebels sind nur ca. 5 cm von der Drehachse entfernt, die ja ca. durch das
Handgelenk führt. Das ergibt eine Gesamtkraft 34850 N. Zum Vergleich bei
einer TÜV Prüfung im Auftrag von RTL erbrachte der Schwergewichtsboxer
Wladimir Klitschko mit seinem Schlag eine Kraft von 6867 N. (02. Mai 2013)
Das heiÿt selbst Dr. Steelhammer, wie Wladimir Klitschko auch genannt wird,
könnte mit voller Kraft an dieser Stelle nicht für die Drehung sorgen. Man
kann klar sagen, dass der Kotageishi zwar Auslöser der Drehung ist, doch den
Körper nicht in Drehung versetzt.

Der Kotageishi löst einen Bänder-Muskel-Reex aus. Dieser Reex soll das
Gelenk vor Schäden schützen und wird durch eine Überdehnung der Bänder
ausgelöst. Die ersten Muskeln reagieren innerhalb von 20 ms um dieser Über-
dehnung entgegen zu wirken. Bekannter ist dieser Reex am Knie, wo er bei
ärztlichen Untersuchungen eingesetzt wird, er wurde aber auch in der Schulter
und dem Ellbogen nachgewiesen [32, S. 37f].
Der Reex einer Ausgleichsbewegung der Hand führt dazu, dass sich der Un-
terarm mit dem restlichen Körper bewegt, da die Hand ja xiert ist. Durch
diese Ausgleichsbewegung kann man mittels des Hebels das Gegenüber steu-
ern. Und dies führt auch zu der im Aikido verbreiteten Rolle, womit klar ist,
dass das Drehmoment für die Rolle nicht aus der Hand sondern den Beinen
von Uke kommt.

Nur zur erwähnen ist, dass die Technik in der Ausführung natürlich Gefah-
ren birgt. Eine Hyperexion am Handgelenk kann bei Kindern zur Verletzung
der Wachstumsfuge (Radius distaltes Ende) führen. Da der Hebel mit dem
Bänder-Muskel-Reex arbeitet ist er nah an dieser Grenze. Eine Wachstums-
fugenverletzung tritt bei Kindern und Jugendlichen generell am häugsten an
dieser Stelle auf. Dies hat jedoch weniger mit Hebeln zu tun, sondern damit,
dass die Hand gegen ein hartes Ziel trit und dabei einknickt. Meist passiert
dies bei Stürzen, passiert Ungeübten aber auch bei einem Faustschlag [46].

3.1.2 Wurftechniken
Neben Hebeln sind Wurftechniken ein weiteres Beispiel für die die Anwendung
des Drehmomentes im Kampfsport. Wie am Beispiel des Kotageishi bereits ge-

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 20: Der O-goshi ist ein Standardtechnik des Judo bei der
der Gegner von hinten über die Hüfte nach vorne ge-
worfen wird. Die Abbildung basiert auf http://www.judo-
gladenbach.de/Wuerfe.htm

sehen ist es oft das Ziel das Gegenüber in eine bestimmte Position zu bringen.
Während Hebeltechniken dazu Schmerzreize und Reexe verwenden, verwen-
den Wurftechniken die gezielte Manipulation des Schwerpunktes des Gegen-
übers. Ziel ist es Uke von der Standposition in die Bodenlage zu bringen.

Die Grundprinzipien, wann eine Person oder auch Körper fällt, wurden im
Kapitel 2 erläutert. Im Prinzip wird bei Würfen die Position von Schwerpunkt
oder Standäche so beeinusst, dass die stabile Region verlassen wird.

Exemplarisch betrachten wir den groÿen Hüftwurf oder auf japanisch O-


goshi genannt. Der O-goshi ist eine Technik die vorwiegend im Judo vertreten
ist und dort zu den Grundtechniken gehört. In Abbildung 20 ist der Wurf zu
sehen.
Bei dem Wurf wird zuerst das Gleichgewicht von Uke gebrochen. Danach
lädt man Uke auf die rechte Hüfte, hebt diese mit dem Durchstrecken der Bei-
ne an und dreht sich schlieÿlich um Uke nach rechts vorne zu werfen. 3

Zuallererst wird der Schwerpunkt des Geworfenen (Uke) betrachtet. Der


Schwerpunkt in dieser stehenden Position liegt etwa 8-10 cm unterhalb des
Bauchnabels am oberen Ende der Hüftknochen [10]. Das wäre beim Stan-
dardmensch [39] bei einer Höhe von ca. 91 cm. Die Grak 21 zeigt wie sich
die Höhe des Schwerpunktes mit der Zeit verändert.

In Phase a wird das Gleichgewicht gebrochen, was mit einer minimalen Er-

3 https://judoki.de/nage-waza/tachi-waza/koshi-waza/o-goshi/

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 21: Die Abbildung zeigt schematisch die Höhe des Schwerpunktes.
Die Steigungen sind dabei übertrieben dargestellt um sie deut-
licher zu machen.

höhung des Schwerpunktes zusammen hängt. Dazu wird der Geworfene am


Oberkörper gepackt und leicht nach vorne und oben gezogen. Sodass er auf
den Zehen steht. Darauf wird in Phase b der Oberkörper des Geworfenen
nach vorne-unten gebeugt und der Schwerpunkt so über die Hüfte des Werfen-
den positioniert. In dieser Position liegt der Schwerpunkt auf der Hüfte auf,
es wirkt also insgesamt betrachtet kein Drehmoment. Weshalb man in dieser
Phase auch stoppen kann und die Person auf der Hüfte halten/ balancieren
kann. Da man sich in Phase b unter den Schwerpunkt des Gegenüber gebracht
hat, indem man die Knie gebeugt hat, kann man diese in Phase c durchstre-
cken und so den Bodenkontakt des Gegenüber beenden. Mit diesen Anheben
in Verbindung mit einem Zug des Armes nach vorne starten auch Phase d,
in der der Geworfene in einer Rotationsbewegung um die Hüfte fällt. Dies ist
dadurch möglich, da der Schwerpunkt des Geworfenen ein wenig nach vorne
gezogen wird und so ein Drehmoment entsteht. Drehpunkt ist dabei die Hüfte
des Stehenden. Durch die Drehung wird Uke zum Boden gebracht und landet
dort seitlich. Diese Landung wollen wir genauer betrachten.

3.1.3 Fallschule
Die Fallschule zählt in vielen Kampfsportarten als essentieller Bereich. Spezi-
ell bei Würfen ist die geübte Landung für eine verletzungsfreie Durchführung
wichtig. Techniken der Fallschule können bei einem seitlichen Fall die Kräf-

48
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

te, welche auf die Hüfte wirken, um ca. 30% reduzieren. [99] Beim Erlernen
der Fallschule wird oft das Argument gebracht, dass sie einem eher das Leben
rettet als das Selbstverteidigungstraining. Und obwohl diese Aussage noch ei-
ne wissenschaftliche Bestätigung sucht, sind Stürze eine überdurchschnittlich
häuge Unfallform (AUVA)4 und damit auch auÿerhalb des Kampfsportes
relevant.

Was die Fallschule angeht gibt es leichte Unterschiede je nach Kampfsport-


art. Doch ein paar Kernelemente zeichnen sich ab. Physikalisch betrachtet
wird hier die Energie, die Kraft und der Druck der auf den Körper wirkt über
Raum und Zeit aufgeteilt. Beim O-Goshi landet Uke seitlich. Die Charakte-
ristika einer seitlichen Landung werden dabei wie folgt deniert:  A sideways
MA [Martial Arts, Anmerkung] fall technique is characterized by trunk lateral
exion and rotation and shoulder protraction in order to enable rolling on after

impact. This allows for an optimal distribution of impact applied to any site

along the contact path. Furthermore, in contrast to the `natural' way of falling,

in MA techniques the arm is not used to block the impending fall, but can be

slapped on the ground after hip and trunk impact.  [99]

Abbildung 22 zeigt schematisch den seitlichen Fall aus kniender Startpo-


sition. Verlauf a zeigt den klassischen Ablauf. Hierbei wird die Hand als
Stützmechanismus verwendet, was bei jungen, gesunden Menschen bei einer
geringen Fallgeschwindigkeit möglich ist. Das seitlich bzw. nach hinten abstüt-
zen mit der Hand ist bei gröÿeren Geschwindigkeiten oder bei älteren Perso-
nen aber ein groÿes Verletzungsrisiko des Handgelenkes [68]. Verlauf b zeigt
wichtige Punkte der Fallschule. Wie im Zitat erwähnt, wird die Kontaktäche
vergröÿert indem der gesamte Oberkörper in einer rollenden Bewegung auf den
Boden auftrit.

4 https://www.auva.at/ Kampagne !GIB ACHT - BABA UND FALL NET 23.2.2021

49
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 22: Abgebildet ist der seitliche Fall/Sturz. a zeigt den klassischen
untrainierten Sturz bei dem die dem Boden zugewandte Hand
vor dem Oberkörper einen Bodenkontakt hat. In der Fallschule
wird Verlauf b gelehrt. Hier hat die Hand gleichzeitig mit dem
Rücken Bodenkontakt. Ebenso ist der Rücken beim Aufprall
stärker Richtung Boden geneigt. Der Blitz zeigt die Aufpralle
an. Abbildung nach [30].

Ein kritischer Punkt bei Stürzen ist die Hüfte. Ca. 90% der Hüftverletzun-
gen werden durch Stürze verursacht. [15] Einussfaktoren auf die Kraft, die
auf die Hüfte wirkt, sind dabei die Geschwindigkeit, die eektive Masse der
Körperteile die sich Richtung Aufprall bewegen und die Steigkeit des weichen
Materials, welches die Hüfte bedeckt. Die eektive Masse die beim Aufprall
wirkt hängt dabei stark von der Orientierung des Rumpfes ab [30].

Eine Messreihe, durchgeführt an sechs Judokas mittels Druckplatten und


einer 3D Positions-/ Bewegungsanalyse von relevanten Markerpunkten, ergab
die in Abbildung 23 dargestellten Daten [30, S. 28].

Man sieht, dass sowohl bei Hüft- als auch Schultergeschwindigkeit der klas-
sische Sturz schneller zur Ruhe kommt (Abbildung (b) und (d)). Für Ver-
letzungen vor allem interessant ist aber die Kraft, die zwischen 27,0% und
29,5% reduziert wird. Was mit einer reduzierten Aufprallgeschwindigkeit (MA-
a ∆v = 0, 17m/s; p= 0,031| MA-na ∆v = 0, 21m/s; p= 0,031) und einem
weniger stark vertikal ausgerichteten Rumpf zusammen hängt.

50
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 23: Die Daten wurden von 6 Judokas aufgenommen. MA-a (Mar-
ital Arts) steht dabei für die in Abbildung 22 b dargestellte
Falltechnik der Fallschule. MA-na unterscheidet sich zu MA-a
indem die Hände den Boden gar nicht berühren. Block steht für
die klassische Fall-/Sturztechnik in in Abbildung 22 a darge-
stellt. Die Abbildung wurde aus [30] übernommen.

Um den Zusammenhang der Parameter besser zu verstehen, wird ein Modell


eines Rumpfes der auf eine Matte auftrit berechnet. Wie bereits beim Ver-
gleich der Stellungen verwendet wird der Trägheitstensor aus [69] verwendet,
mit einer Masse von 39,13 kg. Ziel ist den Zusammenhang zwischen Winkel des
Rumpfes und der auftretenden Kraft genauer zu beschreiben. Dazu wurde der
Rumpf Quaderförmig modelliert. Dieser Quader el mit einer Geschwindigkeit
von 1,4 m/s, entsprechend den Messungen in [30], auf eine Matte. Der Winkel

51
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 24: Dieses Modell soll aufzeigen, dass die Kraft die beim Aufprall
wirkt vom Winkel α abhängt. Dies ist relevant da dieser Win-
kel bei in Fallschule geübten Personen gröÿer ist wie in [30]
beschrieben.

wie stark der Quader in Schräglage war, wurde dabei variiert. Abbildung 24
zeigt die Modellierung, wobei der Boden/Matte als Feder angenommen wurde.
Zur Berechnung der auftretenden Kraft in Abhängigkeit vom Winkel wurde
ein Skript in RStudio (Version 1.2.1335) geschrieben.
Wichtige Punkte in der Modellierung waren:

ˆ Das Trägheitsmoment des Körpers um den Schwerpunkt (SP).

ˆ Das Drehmoment ausgelöst durch den Bodenkontakt.

ˆ Die Auslenkung der Feder (Bodens) zur Bestimmung der Kraft.

ˆ Wie sich die Winkelgeschwindigkeit des Körpers auf die Kraft auswirkt.

Es ist klar, dass dieses Modell die real auftretenden Kräfte in so einen kom-
plexen System wie den menschlichen Körper nicht genau beschreiben kann.
Doch die Abhängigkeit vom Winkel, auf die Aufprallkraft lässt sich damit zei-
gen. Und damit auch ein Vorteil, der bei in Fallschule ausgebildeten Personen
auftritt.
Die Abbildung 25 zeigt wie sich Kraft und Winkel zueinander verhalten. Es
ist klar ersichtlich, dass die Kraft bei gröÿeren Winkel abnimmt. Dies ist darauf
zurück zu führen, dass das Drehmoment, dass auf den Körper wirkt mit dem

52
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 25: Die Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen Winkel und
Kraft 0.09 s nach dem Aufprall. Es zeigt sich klar, dass die Kraft
mit dem Winkel abnimmt.

Winkel steigt und dadurch der Körper in eine Rotation gerät. Diese Rotation
ist so gerichtet, dass sie der Abwärtsbewegung der Hüfte entgegen gerichtet ist
und so die Kraft auf die Hüfte reduziert.
Ein weiteres Merkmal der Fallschule, das Abschlagen der Hand auf den Bo-
den, hat wie Abbildung 23 [MA-a] zeigt, keine groÿen Auswirkungen auf die
Kraft. Hier wird eher davon ausgegangen, dass es die Körperspannung erhöht
und im Zusammenhang mit dem Ausatmen den restlichen Körper so besser
auf die Krafteinwirkung vorbereitet [30].
Eine zweite Eigenheit der Fallschule sieht man in Abbildung 23 (b) und (d).
Die Geschwindigkeit der Hüfte und der Schulter gehen bei Trainierten nicht so
schnell gegen Null. Das heiÿt der Körper ist länger in Bewegung, der Sturz/Fall
wird also über eine längeren Zeitraum ausgeführt. Damit bleibt auch länger
Zeit um die Energie des stürzenden Körpers umzuwandeln. Da dieser am Ende
ruht, muss die gesamte potentielle Energie die beim Sturz in kinetische Energie
übergeht abgegeben werden. Dies geschieht in Form von Reibung und Verfor-
mung des Bodens bzw. des Körpers. Was Energie im Körper bewirkt, wird
bei den Schlägen und Tritten genauer betrachtet. Vorweg ist aber klar, dass
die Energiedichte eine groÿe Rolle spielt. Weshalb es natürlich Vorteile hat die
Energie über einen längeren Zeitraum abzubauen, sowie sie auch räumlich zu

53
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

verteilen, weshalb beim trainierten Fallen auch mehrere Teile des Rückens und
nicht nur Hand und Hüfte den Sturz abfangen. (vgl. Abbildung 22)

Fallschule in der Schule Der Bereich der Fallschule bietet sich auch für den
Schulunterricht an. Hier ist ein fächerübergreifender Themenblock mit dem
Sportunterricht denkbar. Es gibt mehrere Gründe die genau diesen Bereich
des Kampfsportes auch für den Schulunterricht brauchbar machen.

ˆ Der Materialaufwand ist gering. Matten sind in Turnhallen meist vor-


handen, während Schutzausrüstung für den Kampfsport aus mehreren
Gründen eine Seltenheit darstellt.

ˆ Die Fallschule hat eine Relevanz für das Alltagsleben der Schüler und
Schülerinnen, da Stürze immer möglich sind.

ˆ Selbst kurze Interventionseinheiten bringen bereits einen Erfolg [99].

Die Betrachtung der Kräfte benötigt einiges an Reduktion. Die Auswirkung


des Winkels auf die Kraft wird qualitativ zu betrachten sein. Hier eignet sich
ein von den Schüler*innen selbst durchgeführtes Experiment. Das Experiment
ist in Arbeitsblatt 2, siehe Unterrichtsmaterial, beschrieben.

3.2 Auswirkung von Schlägen und Tritten auf den Körper


Die zweite groÿe Kategorie in die Techniken des Kampfsports eingeteilt wer-
den können, neben den Hebeln und Würfen, sind Schläge und Tritte. Sowohl
Schläge als auch Tritte gehören zu sehr intuitiven Vorgängen die bereits Klein-
kinder in gewisser Weise verwenden. Manche Kampfsportarten wie das Krav
Maga setzten genau auf diese instinktiven Handlungen [53, S. 12] und bauen
sie zu Techniken aus.
Die Schlag- und Tritttechniken der verschiedenen Kampfsportarten sind in
manchen Fällen recht ähnlich, weshalb obwohl in diesen Kapitel auf bestimm-
te Techniken bestimmter Kampfsportarten eingegangen wird eine Übertragung
in ähnliche Situationen durchaus möglich ist.

Physikalisch gesprochen, ist das Ziel eines Schlages oder Tritts die Übertra-
gung von Impuls und Energie. Diese zwei Gröÿen sind fundamentale Bestand-
teile der Physik und werden auch in der Schule dementsprechend behandelt
man ndet sie im Lehrplan der Unter- als auch Oberstufe(StF: BGBl. Nr.

54
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

88/1985; konsultierte Fassung 5.3.2021)

Ziel ist es hier, die Wirkung dieser Impuls- und Energieübertragung auf
verschiedene Körperpartien zu beschreiben.

3.2.1 Der Kopf als Ziel


Der Kopf ist eine der empndlichsten Körperpartien. In den verschiedensten
Sportarten vom Skifahren bis zum Football werden Vorkehrungen getroen um
diesen zu schützen.

In verschiedensten Kampfsportarten ist der Kopf ein legitimes Ziel für Schlä-
ge und Tritte. Da je nach Technik verschiedene physikalische, aber auch medi-
zinische Aspekte eine Rolle spielen, wird an verschiedenen Techniken gezeigt
welche Auswirkungen es gibt.

Die Gerade. Die Gerade ist der wohl bekannteste Schlag. Da der Begri aber
nicht ganz eindeutig ist braucht es erst einmal eine Denition.

Eine Gerade kann mit der vorderen Führhand oder der hinteren Hand ge-
schlagen werden. Wobei man unter Führhand die Hand auf der Seite versteht
auf welcher auch der Fuÿ vorne ist, wie in Abbildung 10 dargestellt. Bei Rechts-
händern ist dies für gewöhnlich die linke Seite. Wird die vordere Hand genutzt
spricht man vom Jab. Beim Schlag mit der hinteren Hand spricht man vom
Cross. Die Schläge unterscheiden sich in ihrer Kraft und Geschwindigkeit [47],
haben jedoch beides mal eine gerade Bahn der Hand zum Kopf auf frontaler
Seite, wie in Abbildung 26 dargestellt.

55
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 26: Die Gerade trit horizontal in einer geraden Bahn auf die fron-
tale Seite des Kopfes. Dabei hat sie eine Geschwindigkeit beim
Jab von 8,1(1,4)m/s bei Männern bzw. 6,6(1,6)m/s bei Frau-
en. Beim Cross sinkt die Geschwindigkeit auf 7,7(1,5)m/s bzw.
5,7(1,5)m/s [47]. (Gemessen an Amateure Sportlern)

Beim Auftreen der Hand bzw. des Handschuhes bleibt eine Kontaktzeit von
ca. 542 ms, was jedoch wie die Schlagfrequenz und die maximale Kraft beim
Schlagen stark variiert [9]. Aufgrund dieser Zeitspanne kann in diesen Bereich
von einem unelastischen Stoÿ ausgegangen werden und dieser ist Thema im
Schulunterricht.

Impulserhaltung in der Schule Der unelastische Stoÿ, auch inelastischer


oder plastischer Stoÿ genannt, kommt in der AHS in der zehnten Schulstu-
fe vor. Im Themengebiet Mechanik II wird die Impulserhaltung behandelt.
Doch bereits in der Unterstufe bzw. Mittelschule kann die Impulserhaltung im
Themengebiet Die Welt in der wir uns bewegen in der sechsten Schulstufe
behandelt werden.

Der Satz Der Impuls in einem abgeschlossenen System bleibt erhalten.


beinhaltet aus Schüler*innen-Sicht sehr viel. Betrachtet man die 4 Basiskon-
zepte [48, S. 105] der (Schul-)Physik, nämlich Materie, Wechselwirkungen, Sys-
teme und Energie, so kann man die Konzepte Wechselwirkungen und Systeme
sofort erkennen.
Das Gebiet Wechselwirkung als Vorgang, in dem sich Körper gegenseitig be-
einussen ist hier klar ersichtlich. Zwei Objekte die aufeinander prallen beein-
ussen sich ganz oensichtlich. Das Basiskonzept des Systems ist hier schon
schwerer zu fassen. Die Betrachtung von zwei Körpern ist meist verständlich,
diese aber als ein System aufzufassen mit eigenen Schwerpunkt in welchen sich

56
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

bestimmte Gröÿen wie Energie, Impuls oder Ladung ohne Einuss von Auÿen
nicht ändern, erfordert von Schüler*innen ein hohes Maÿ an Abstraktion. Der
unelastische Stoÿ ist zudem ebenfalls mit dem Konzept Energie verbunden,
da kinetische Energie in andere Formen wie Wärme oder Verformungsenergie
übertragen wird.

Betrachtet man den Kopf vorher als ruhend mit der Masse mk und die Hand
mit der Masse mh und der Geschwindigkeit v ergibt sich der Gesamtimpuls

pges = 0 · mk + v · mh . (26)

Dieser Gesamtimpuls muss vor und nach dem Schlag vorhanden sein, solange
keine externe Kraft einwirkt. Dies ist nur für eine kurze Zeitspanne gegeben,
da die Hand für gewöhnlich nach dem Schlag zurück gezogen wird. Auch muss
beachtet werden, dass die Masse mh nicht nur aus der Masse der Hand besteht.
Eine Hand wiegt ca. 0,5 kg [39]. Die eektive Masse für mh beträgt jedoch ca.
2,9 kg. Dies liegt daran, dass zusätzlich zur Hand auch die verwendete Masse
des Armes eine Rolle spielt. Der Unterschied zwischen einen Amateur und wirk-
lichen Pro Boxern liegt unter anderem genau darin, dass Pros mehr Masse
in ihren Schlag legen können und so eine eektive Masse von 4,1 kg erreichen
können [97]. Diese eektive Masse wird nicht durch eine gröÿere Ruhemasse
in Hand oder Arm bereit gestellt, sonder durch präzises Zusammenspiel der
Armmuskulatur die durch Technik und Koordination erreicht wird.

Diese Vereinfachung auf einen Stoÿprozess bei dem einfach eine Masse auf
eine andere trit ist natürlich kritisch zu beurteilen, doch die Beschleunigun-
gen die hier kurzzeitig auftreten sind so groÿ, dass der Kopf für kurze Zeit als
frei beweglicher Körperteil gesehen werden kann [59].

Mit der Geschwindigkeit v wie in Abbildung 26, der eektiven Masse der
Hand mh und der Masse des Kopfes mk von 3,68 kg [97] lässt sich die Endge-
schwindigkeit vend von Kopf und Hand bei einem Cross bestimmen. Diese ist
aufgrund des unelastischen Stoÿ für kurze Zeit für Kopf und Hand gleich. Die
Geschwindigkeit
mh · v
vend = (27)
mh + mk
beträgt rund 3,4 ms . Bei einer Zeitspanne ∆t von ca. 11,4 ms für die Beschleu-
nigung [97] ergibt das eine durchschnittliche Beschleunigung für den Kopf von

57
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

vend − 0
a= = 298,2 m s−2 = 30,4 g. (28)
∆t
Dies ist jedoch nur die durchschnittliche Beschleunigung bei Amateuren. Pro-
s mit einer Geschwindigkeit der Faust von 11,5 m s−1 und einer eektiven
Masse der Hand von 4,1 kg [97] erreichen durchaus gröÿere durchschnittliche
Beschleunigungen von 54,2 g, was bei Messungen mit Beschleunigungssensoren
( 58(13) g) [97] auch bestätigt wurde.

Nun muss man beachten, dass es sich hier um eine durchschnittliche Be-
schleunigung handelt. Bei den Kräften werden aber durchaus Peaks von 1990
bis 4741 N [97] gemessen, was zu Maximalbeschleunigungen von 55,1 bis 131,3
g führt.

Dieser Kontext eignet sich sehr gut für die Einbettung in das Müncher
Mechanik-Konzept für die Einführung in die Mechanik anhand der 2d Dy-
namik [103].

Dieses Konzept für die Einführung der Mechanik unterscheidet sich von an-
deren hauptsächlich durch 2 Punkte:

ˆ Die Dynamik wird hinsichtlich der Reihenfolge und der Gewichtung vor

der Statik unterrichtet. Der Begri Kraft wird dazu nur über Bewe-

gungsänderungen eingeführt. Erst viel später wird der Spezialfall behan-

delt, dass ein ruhender Körper bei Kräftegleichgewicht in Ruhe bleibt,

und das Phänomen, dass zwei gegengleiche Kräfte, die an einem ausge-

dehnten Körper angreifen, diesen verformen können.

ˆ Zweidimensionale Bewegungen werden in Reihenfolge und Gewichtung

vor eindimensionalen Bewegungen behandelt, wobei die gerichteten Grö-

ÿen mit Pfeilen statt mit Diagrammen dargestellt werden [101].

Hier relevant ist die Formulierung des zweiten Newtonschen Gesetztes in der
Form
F~ · ∆t = m · ∆~v . (29)

Wobei ∆~
v in dem Konzept als Zusatzgeschwindigkeit bezeichnet wird. Aus
Sicht der Lehrperson ist hier zur bekannten Formel F = m · a nur eine Umfor-
mung und ein Grenzwert als Unterschied ersichtlich. Aus Sicht der Didaktik

58
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

gibt es, jedoch weitaus mehr Unterschiede. Generell ist zu sagen, dass Schü-
ler*innen Beschleunigung und Geschwindigkeit oft nicht gut trennen können.
Beides wird als etwas Ähnliches oder sogar Gleiches gesehen, für das es ver-
schiedene Formeln gibt [82, S. 66]. Doch unter Geschwindigkeit können sich
Schüler*innen mehr vorstellen. Die Stärken dieser Formulierung, wie in Glei-
chung 29, sieht man in ihrer realen Anwendung am Beispiel. Durch die gemes-
sene Geschwindigkeitszunahme des Kopfes, also der Zusatzgeschwindigkeit, in
Kombination mit der dafür benötigten Zeit und der Masse lässt sich die wir-
kende Kraft bestimmen.

m · ∆~v
F~ = (30)
∆t
In empirischen Studien hat sich dieser dynamische Zugang, welcher als zweidimensional-
dynamische Mechanik nach Wiesner bekannt ist, zum Kraftbegri als erfolg-
reich heraus gestellt. Die Formulierung des zweiten Newtonschen Gesetztes in
integraler Form und seine Einbettung in einen 2D-Dynamischen Kontext, zeig-
te sich in mehrfach durchgeführten Studien als signikant besser [100]. Hier ist
auch der geringe Schulungsaufwand für die Lehrkräfte anzumerken, da es sich
aus fachlicher Sicht nur um eine andere Darstellungsform handelt. Dies spiegelt
sich auch in einer hohen Akzeptanz dieses Konzeptes unter Lehrkräften wider.

In Zusammenhang mit den groÿen auftretenden Beschleunigungen die hier


auftreten, ist die Schülervorstellung Groÿe Beschleunigung heiÿt hohes Tem-
po. noch erwähnenswert [82, S. 66]. Da in diesen Beispiel trotz der hohen
Beschleunigung eine nicht so hohes Tempo erreicht wird kann es dazu beitra-
gen gegen diese Vorstellung anzukämpfen.

Warum man sich nicht schlagen lassen sollte. I Schläge oder andere ruck-
artige Beschleunigungen wie im Football, sind für den Kopf nicht gesund. Dar-
über herrscht weitgehend Konsens. Welche genauen Auswirkungen solche Ein-
wirkungen haben und was dies für die verschiedensten Sportarten bedeutet
wird regelmäÿig diskutiert und ist nicht zuletzt Thema einiger Gerichtsprozes-
se. (Was zu Entschädigungszahlungen von bis zu 765 Millionen Dollar führte.)5

Das Gehirn ist nicht starr mit dem Schädelknochen verbunden. Es ist eine
weiche Masse die im Schädel mehr oder weniger schwimmt. Bei einer starken

5 NFL entschädigt ehemalige Pros für Hirnschäden. Neue Züricher Zeitung 30.08.2013

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Beschleunigung wird es gegen den Schädelknochen gepresst und dementspre-


chend gestaucht. Auf der gegenüberliegenden Seite entsteht ein Unterdruck.
Dieser Unterdruck hat das gröÿere Risiko, denn er kann ein Ödem, also eine
Flüssigkeitsansammlung, bewirkten [59].

Dies ist ein wunderbares Beispiel für das Trägheitsgesetz. Während der Kopf
um das Gehirn eine Beschleunigung erfährt, bekommt das Gehirn davon nichts
mit, bis der Kopf sich so weit bewegt hat, dass er gegen das Gehirn drückt und
so ein Überdruck entsteht.

Abbildung 27: Das Gehirn bleibt an Ort und Stelle während sich der Schädel-
knochen bewegt.

Die Gerade trit den Kopf zentral. Ein Schlag andere Form des Schlagens
ist der Haken.

Haken Der Haken ist ein Schlag der wieder in den verschiedensten Kampfs-
portarten vorkommt. Er kann sowohl mit der Führhand als auch der hinteren
Hand durchgeführt werden. Aufgrund der geringeren Reichweite wird meist die
Führhand verwendet. Beim Schlag selbst wird der Ellbogen ca. auf Höhe der
Schulter gebracht. Der stumpfe Winkel des Ellbogengelenkes ändert sich beim
Schlag praktisch nicht. Die Kraft des Schlages kommt entgegen der Erwartung
von vielen Anfängern nicht hauptsächlich aus der Schulter, sondern aus der
Drehung des Oberkörpers [76, S. 126]. Ziel des Schlages ist dabei das Kinn
oder die Schläfe.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Der Schlag löst eine Rotation aus. Der Kopf rotiert dabei um das Genick
[44, S. 69]. Welche Auswirkungen ein Schlag auf den Kopf hat, hängt natürlich
von der Beschaenheit des Schädels ab. Hierzu gibt es recht komplexe Modelle.
Ein Beispiel dafür wird in [89] vorgestellt. Darin wird das Gehirn in 7 verschie-
dene Bestandteile aufgeteilt nach der Ls-Dyna Material Type Klassizierung
sind darin folgende Typen von Materialien mit ihren spezischen Eigenschaften
enthalten: Elastic Fluid, Cable Discrete Beam, Elastic, Kelvin-Maxwell Visco-
elastic, Rigid. Die jeweilige Form der Bestandteile wie z.B. Schädelknochen,
Ventrikel, Hirnstamm, Blutgefäÿe usw. wurde mit niten Elementen model-
liert.

Doch dies ist für den schulischen Kontext bei Weitem zu kompliziert. Hier
reicht eine Modellierung als Zylinder wie in [44, S. 94] vorgeschlagen. Dabei ist
zu sagen, dass dieser Zylinder nicht um die Rotationsachse zentriert ist, die ja
durch den obersten Wirbel (Atlas-Wirbel) geht. Der Schwerpunkt des Kopfes
bendet sich dabei zwischen den Ohren auf Höhe der Augenbrauen [44, S. 93]
wie in Abbildung 28 dargestellt.

Abbildung 28: Der Schwerpunkt des Kopfes liegt nicht auf der Drehachse. Zwi-
schen Drehachse und Schwerpunkt liegen ca. 3 cm.

Dieser dezentrale Stoÿ sorgt für eine Rotation, welche das Ziel des Hakens
ist. Dieser Schlag sorgt auch für das klassische Knock-Out bei Boxkämpfen.

61
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

6
Für das K.O. ist die Rotation zuständig, aber warum geht ein Mensch K.O.?
Dazu braucht man wieder ein wenig Biologie.

Für das Auftreten des Knock-Outs gibt es mehrere Erklärungen. Eine be-
steht darin, dass eine schnelle Rotation zu einer leichten Form von DAI (diuse
axonal injury) im Hirnstamm führen kann. Das ist eine Schädigung des weiÿen
als auch grauen Hirngewebes [86] [44, S. 69].

Eine weiter verbreitetere Erklärung ist der Karotissinusreex [49]. Dieser bio-
logische Reex ist für die Regelung des Blutdruckes zuständig. Dabei messen
Druckrezeptoren in der inneren Halsschlagader den Blutdruck. Normalerweise
sorgen sie, wenn aus irgendwelchen Gründen der Blutdruck zu hoch wird da-
für, dass das Herz die Signale erhält um den Blutdruck zu verringern. Damit
schützen sie das sensible Gehirn. Durch eine schnelle Rotation des Kopfes kann
es aber an der Stelle, die in der Nähe des Kiefers liegt, zu einem kurzzeitigen
Überdruck kommen.7 Dies triggert den Reex, das Herz reduziert den Blut-
druck und erst durch diesen Unterdruck erhält das Gehirn zu wenig Blut und
geht K.O.

Beide Erklärungen wie auch noch einige andere sind zwar medizinisch denk-
bar, doch was das K.O. nun tatsächlich auslöst ist wissenschaftlich noch nicht
geklärt. Klar ist doch, dass die Rotation des Schädels eine bedeutende Rolle
spielt.

Nachdem nun klar ist das die medizinischen Gründe für ein Knockout unklar
sind, zurück zur Physik. Die Rotation hängt vom Impuls p des Schlages ab. Die-
ser verursacht, da er nicht zentral auf den Drehpunkt trit, einen Drehimpuls.
Ausschlaggebend für die Winkelgeschwindigkeit ω ist dabei, die Entfernung R
zum Drehpunkt und das Trägheitsmoment IKopf . Die vier Gröÿen hängen mit

p · R = ω · IKopf (31)

zusammen. Hier wurde gezielt auf die vektorielle Betrachtung verzichtet um


die Rechnungen vereinfacht darzustellen. Dementsprechend ist R der in Abbil-
dung 28 nur der horizontale Anteil des Abstandes.

6 K.O. sind auch durch Schläge auf Leber oder Solarplexus (Brustbeinbereich) möglich.
7 Der Reex kann auch durch zu enge Krawatten ausgelöst werden [49].

62
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Für den Kopf wird wie bereits erwähnt das Drehmoment eines Zylinders
verwendet. Dieses ist
1
Iz = · m · r2 . (32)
2
Der Kopf hat die Masse von 3,68 kg [97] und es wird ein Radius von 9 cm
angenommen. Dadurch, dass Schwerpunkt und Drehachse nicht aufeinander
liegen, muss noch der Satz von Steiner verwendet werden, was schlussendlich
zu
IKopf = Iz + m · d2 = 0, 018216 kg m2 (33)

führt, wobei d der Abstand von Schwerpunkt und Drehachse ist und mit 3 cm
[44] angenommen wird.

Der eektiv übertragene Impuls variiert natürlich stark je nach Gewichts-


klasse doch ein Wert von 25 Ns liegt im Mittelbereich [97].

Damit ergibt sich aus Gleichung 31, mit einem R von 12 cm, eine Winkelge-
schwindigkeit von 164,7 rad/s nach dem Treer. Nimmt man eine ähnliche Zeit
für die Beschleunigung des Kopfes wie bei der Geraden an (11,4 ms), so ergibt
sich eine Winkelbeschleunigung von 14447 rad/s2 . Dieser Wert ist recht hoch.
Im Vergleich zur Rotation des Kopfes, wenn dieser von einer Geraden getroen
wird und um die Horizontalachse rotiert (7738 rad/s2 ; bei Schwergewicht Bo-
xern), ist diese Rotation um die Longitudinalachse weitaus stärker ausgeprägt
[97]. (Diese Rotation um die Horizontalachse wird hier nicht behandelt.)

Warum man sich nicht auf den Kopf schlagen lassen sollte. q Zuvor
wurde schon darauf eingegangen wie die Trägheit des Gehirns dafür sorgt, dass
es sich von der Schädeldecke weg bzw. hin bewegt. Dies löst einen Unterdruck
bzw. Überdruck aus.

Doch Beschleunigungen des Kopfes haben weitaus mehr Folgen als dieser
akute Druckunterschied. Zur Quantizierung des Risikos einer Schädelverlet-
zung durch die Beschleunigung gibt es das head injury criterion (HIC) wel-
ches mit ( 2.5 )
Z t2
HIC = (t2 − t1 ) a(t)dt/(t2 − t1 ) (34)
t1
max

berechnet wird. t1 und t2 geben dabei Start bzw. Endzeit an. In der Praxis be-
trägt die Zeitspanne T = t2 − t1 dabei meist maximal 15 ms. a(t) ist dabei die

63
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

resultierende Translationsbeschleunigung des Schwerpunktes. Bei der Geraden


werden für das HIC Werte von 63(31) (Fliegengewichtsboxer) bis zu 133(31)
(Superschwergewichtsboxer) bestimmt [97].

Zur Bestimmung des HIC beim Haken muss zuerst die Translationsbeschleu-
ningung des Schwerpunktes aus der Winkelbeschleunigung berechnet werden.
Mit
atrans = arot · r (35)

kann diese bestimmt werden, wobei r die Entfernung vom Schwerpunkt zur
Rotationsachse ist. Mit den bisher verwendeten Werten ergibt sich eine Trans-
lationsbeschleunigung von 433,4 m/s2 , was im Gröÿenbereich der Beschleuni-
gung bei einer Geraden liegt. (44 g bis 71 g; je nach Gewichtsklasse)[97]

Daraus lässt sich mit der Formel 34 ein HIC von 147 bestimmen, was über
den gemessenen Werten bei einer Geraden liegt. Diese erhöhten Werte passen
aber durchaus dazu, dass K.O. meist bei Haken oder anderen nicht geradlini-
gen Schlägen eintreten. Der HIC Wert gibt nur ein Risiko an und ist als genaue
Beschreibung durchaus umstritten. Dennoch gilt er als etablierteste Methode
zur Bestimmung des Risikos für Schädelverletzungen [63]. Zum Vergleich bei
Crashtests dürfen Dummys je nach Gröÿe (Kleinkind bis Erwachsener) nur
ein HIC von 390 bis 700 aufweisen [61]. Man muss klar betonen, dass dies nicht
heiÿt bei einem Wert von 699 sei man sicher und bei 701 drohen gravierende
Folgen.

Ein anderes sehr ähnliches Kriterium ist die Wayne State Kurve. Bei der wird
Zeit und Beschleunigung aufgetragen wie in Abbildung 29 eingezeichnet. Je
nach Beschleunigung und Wirkungsdauer der Beschleunigung liegen Ereignisse
im sicheren Bereich in dem keine akuten Schäden zu befürchten sind oder im
gefährlichen Bereich in dem mit akuten Schäden zu rechnen ist.

64
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 29: Die Wayn State Kurve kann auch für die Risikoanaly-
se von Beschleunigungen genutzt werden. Punkte die im
Beschleunigungs-Zeit-Diagramm oberhalb der Kurve liegen gel-
ten als gefährlich und hier kann eine Verletzung erwartet wer-
den. Die Kurve folgt dem Zusammenhang a2.5 · T = 1000 [63]

Schläge wie die Gerade, der Jab oder der Haken benden sich recht nah zu-
sammen in diesen Diagramm im sicheren Bereich. In Abbildung 29 ist neben
dem Haken auch ein Autounfall bei 50 km/h eingezeichnet. Bei diesem können
einzelne Körperregionen, unter anderem der Kopf, Beschleunigungen von 200
g erreichen und dies über einen längeren Zeitraum von bis zu 200 ms [5].

Doch diese Kriterien beschreiben das Risiko von akuten Schäden bei Be-
schleunigungen. Ein Problem, dass sich erst mit der Zeit oenbart sind Lang-
zeitschäden. Wiederholte groÿe Beschleunigungen des Kopfes führen zu per-
manenten Hirnschäden. Dieses Syndrom hat viele Namen. Der Begri Punch-
Drunk-Syndrom wurde früher dafür verwendet in Anlehnung an eher zweit-
klassige Boxer die als Trainingspartner verwendet wurden [75]. Heutzutage
spricht man eher von chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE), da dies
weniger stark mit einer bestimmten Sportart zusammenhängt [44]. Generell
sind alle Sportarten die Stöÿe im Kopfbereich erleben davon betroen wie et-
wa Wrestling, Rugby, Eishockey, Handball, Lacrosse, Skifahren, Karate, Judo,
Ringen und Fuÿball. Ein besonders Augenmerk liegt derzeit aber auf dem Bo-
xen und American Football wie eine viel zitierte Studien zeigt [62]. Dies liegt
unter anderem daran, dass in diesen Sportarten pro Jahr über 1000 Stöÿe ge-
gen den Kopf erleben, die nicht als Gehirnerschütterung klassiziert werden
[3] [28]. Die Krankheit lässt sich erst post mortem eindeutig diagnostizieren
doch Symptome ähneln denen einer Demenz. Als Auslöser gelten sowohl eine

65
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Verkümmerung mancher Gehirnregionen (Atrophie) als auch Ablagerungen in


der Gehirnmasse.

Es zeigt sich, dass Rotationsbeschleunigungen des Kopfes für die Entstehung


von CTE eine gröÿere Rolle spielen als Translationsbeschleunigungen [44].
Um Verletzungen des Kopfes zu reduzieren gibt es Schutzausrüstung. Was
diese bewirkt und wann diese sinnvoll ist soll im nächsten Kapitel geklärt
werden.

3.2.2 Schutzausrüstung bewirkt


Helme Es gibt die verschiedensten Formen von Helmen. Sie bestehen meist
aus einer harten Schalte und einen weicheren komprimierbaren Innensto. Man
kann ihnen 2 wichtige Eigenschaften zuordnen. Die harte Schalte verteilt die
Energie des Aufprall, sodass die Energiedichte verringert wird. Der weiche Teil
des Helmes versucht diese Energie zumindest teilweise aufzunehmen [44, S. 90].
Ebenso wirkt er als Feder, damit der Impuls der Hand über eine längere Zeit
auf den Kopf übertragen wird und so die Kraft/Beschleunigung reduziert wird.

Diese zwei Eigenschaften leisten beide einen Beitrag um die lokale momen-
tane Belastung einzelner Schädelpartien zu reduzieren. Damit helfen sie ge-
gen Cuts, Prellungen oder Knochenbrüche. Obwohl man die Auswirkungen
eines Schädelbruches nicht vernachlässigen sollte haben solche Verletzungen
keinen groÿen Einuss auf die Langzeitfolgen, da diese durch die Rotations-
/Translationsbeschleunigung ausgelöst werden und für diese ist der Impuls die
relevante Gröÿe.

Der Helm kann durch seine Masse einen Teil des Impulses aufnehmen. Be-
trachtet man die Endgeschwindigkeit mittels der Impulserhaltung wie in Glei-
chung 28 ändert sich die Masse nach dem Stoÿ. Vergleicht man mehrere verfüg-
bare Helme, die im Kampfsport üblich sind, so haben diese eine Masse von ca.
400 g. Mit der geänderten Masse reduziert sich die Endgeschwindigkeit (siehe
Gleichung 28) von 3,4 m/s auf 3,2 m/s und die Beschleunigung somit von 30,4
g auf 28,6 g. Dies ist zwar eine Verbesserung dennoch keine signikante. Inter-
essanter ist die Betrachtung des Drehimpulses, da die Winkelbeschleunigung
für Langzeitschäden eine gröÿere Rolle spielt.

Dazu kann man den Helm um den Zylinder legen mit der der Kopf modu-

66
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 30: Helme bieten einen guten Schutz vor akuten Verletzungen des
Gewebes. Durch ihre Masse und Trägheit schützen sie aber nur
bedingt gegen die schädlichen Beschleunigungen des Kopfes.
Vor allem erhöhen sie aber den möglichen Hebelarm R und
damit das Drehmoment bzw. die Winkelbeschleunigung. Bei
Helmen mit Gesichtsvisier ist dieses ein relativ einfaches Ziel
und verspricht so eine falsche Sicherheit was die Langzeitfolgen
angeht.

liert wurde. Moduliert man den Helm ansatzweise als Hohlzylinder mit einen
Trägheitsmoment von
1
Ihelm = m · (ri2 + ra2 ) (36)
2
so erhält man mit einen Innenradius ri , der dem modellierten Kopf (9 cm)
entspricht, und einen Auÿenradius ra von 12 cm zuzüglich des Satzes von Stei-
ner ein Trägheitsmoment von 0,00486 kg m2 . Mit den gleichen Berechnungen
wie in Gleichung 31 ergibt sich eine Winkelgeschwindigkeit von 130,0 rad/s
im Vergleich zu den 164,7 rad/s ohne Helm ergibt sich auch eine dementspre-
chende geringere Winkelbeschleunigung von 11403 rad/s2 . Doch tritt ein neues
Problem auf. Der mögliche Abstand von Drehachse und Trepunkt vergröÿert
sich um 3 cm. Das führt dazu, dass trotz des gröÿeren Trägheitsmoments die
ausschlaggebende Winkelbeschleunigung sich nur minimal von 14447 rad/s2
auf 14254 rad/s2 reduziert was ca. 2% sind. Kritischer wird die Betrachtung,
wenn der Helm, wie speziell im Jugendsport verbreitet, ein Gesichtsschutz hat.
Abbildung 30 zeigt wie sich die mögliche Entfernung zwischen Trepunkt des
Schlages und Drehachse vergröÿert. Dieses Gitter vor dem Gesicht schützt zwar
vor direkten Treern im Gesicht wiegt die/den Sportler*in aber in falscher Si-
cherheit. Durch den vorgesetzten Gitterschutz erhöht sich die Winkelbeschleu-
nigung vom 14 % und damit die Belastung für das Gehirn [44, S. 96].
Zusammenfassend haben Helme eine positiven Eekt auf akute Verletzun-
gen. Gegen Langzeitfolgen wie CTE bieten sie aber nur wenig Schutz. Es gibt
jedoch schon technische Lösungen bei denen der Helm zur besseren Stabilisie-

67
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

rung mit den Oberkörper verbunden ist, diese haben sich bis jetzt aber noch
nicht durchgesetzt. 8

Handschuhe Eine zweite weit verbreitete Schutzausrüstung ist der Hand-


schuh. Bereits in der antike 1600 v. Chr. gibt es Hinweise auf Boxhandschuhe.
Eine Einführung in den westlichen Boxkampf lässt sich aber nicht an einem be-
stimmten Datum fest machen. Erste Handschuhe die an das moderne Design
erinnern bestanden seit 1730, doch erst ein K.O.-Sieg des mit Handschuhen
kämpfenden Gentleman Jim Corbett gegen den langjährigen ohne Handschu-
hen kämpfenden Weltmeister John L. Sullivan 1892 machte Boxhandschuhe
salonfähig [44, S. 75]. Je nach Sportart unterscheiden sich die Modelle in Ge-
wicht, Form und Gröÿe. Ähnlich wie beim Helm wird durch Handschuhe die
Energie auf eine gröÿere Fläche aufgeteilt.

Diese lässt sich verhältnismäÿig einfach bestimmen. Dazu hab ich einen Ver-
such durchgeführt. Im Versuch habe ich den Handschuh bzw. die Faust mit
farbiger Kreide bemalt. Anschlieÿend habe ich einen Schlag auf ein Blatt Pa-
pier durchgeführt, welches zuvor auf einem harten Hintergrund xiert wur-
de. Die farbige Kreide überträgt sich bei den Kontaktstellen auf das Blatt
Papier. Anschlieÿend wurde der Abdruck inklusive einer Markierung für die
richtige Skalierung eingescannt und die Fläche mit dem Programm GeoGebra
bestimmt. Dieser Versuch ist natürlich von der jeweiligen Person, den verwen-
deten Handschuhen (die hier verwendeten sind in Abbildung 31 dargestellt)
und noch weiteren Faktoren abhängig, aber er zeigt die ungefähre Gröÿe der
Kontaktäche. Bei der Durchführung am 16.3.21 wurden folgende Flächen be-
stimmt9

ˆ Ohne Handschuh (bare knuckle): 49,7 cm2

ˆ MMA Handschuh: 90,6 cm2

ˆ Boxhandschuh: 145,4 cm2

8 Jason Thalken. Headgear for reducing head trauma. Patent No.: US 10,327,495 B2
9 Ähnliche Werte wurden in [44, S.80] bestimmt.

68
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 31: Abgebildet sind die verwendeten Handschuhe. Links der MMA
Handschuh bei dem nur die Knöchel und die Rückhand bedeckt
werden. Rechts ein Boxhandschuh bei dem die Finger vollstän-
dig bedeckt werden.

Diese Vergröÿerung der Fläche auf fast das Dreifache hilft natürlich, dass
die Energie nicht auf bestimmte Stellen konzentriert wird und dort Verletzun-
gen auslöst. Doch der Handschuh dient hauptsächlich nicht dem Schutz des
Gegners, sonder soll die eigene Hand schützen. Dies zeigt sich wieder beim
Betrachten des Impuls der ja für K.O. und Langzeitschäden relevant ist. Im
Vergleich zu Schlägen ohne Handschuhen sind Schläge mit Handschuh stärker
da der limitierende Faktor die Stabilität der Hand ist. Da durch den Hand-
schuh zwar Energie, aber kein Impuls abgebaut werden kann, führt dies dazu,
dass Handschuhe zwar für eine Reihe von Gewebeverletzungen Vorteile bieten,
aber für die langfristige Gesundheit des Gehirns auch kritisch zu betrachten
sind. Der Physiker und Kampfsportler Jason Thalken hat es so ausgedrückt:
 A cut, a broken hand, or an eye injury might stop a ght or even end a gh-
ter's career, but brain injury can take away a ghter's ability to function as a

human being, both in and out of the ring  [44, S. 87]

3.2.3 Kicks
Kicks oder Tritte werden mit den unteren Extremitäten ausgeführt. Im Ver-
gleich zu Schlägen mit den oberen Extremitäten bieten sie eine Reihe an Vor-
teilen. Sie sind durchschnittlich in Reichweite und Stärke ausgeprägter, erfor-
dern aber ein höheres Maÿ an Koordination. Am Beispiel eines Kicks soll das
proximal-distal Verhalten gezeigt werden, ebenso wird auf die Verletzungsme-
chanik bei Körpertreern eingegangen.

69
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 32: Die Geschwindigkeiten der einzelnen Segmente nehmen von pro-
ximalen zu distalen Segmenten zu. Die punktierte Linie ist da-
bei der Oberschenkel, die strichlierte zeigt den Unterschenkel
an und die durchgängige Linie steht für die Geschwindigkeit
des Fuÿes. Die jeweiligen Maxima sind mit vertikalen Linien
eingezeichnet. Grak übernommen aus [21]

Roundhouse Kick Der Begri Roundhouse Kick wird im Englischen für eine
ganze Gruppe von Kicks benützt deren Ausführung sich durchaus signikant
unterscheiden kann. Die einzige Gemeinsamkeit die sich zeigt, ist dass der
Schlag von auÿen nach innen auftrit. Da sich die Kicks im Ziel (von Un-
terschenkel bis Kopfhöhe) und für den Kick verwendeten Körperteil (distales
Schienbein, Fuÿrist bis Fuÿballen) sehr stark unterscheiden wird ein spezi-
scher Kick des Taekwondos betrachtet der Pandal Chagi. In [21] wird dieser so
beschrieben: Zuerst tritt eine Flexion der Hüfte auf, gefolgt von einer Extension
des Knies, während der Oberschenkel rotiert um das Ziel in lateraler Richtung
so treen. Dieser Kick ist bei Wettbewerben der am häugsten verwendete
Kick [60], was unter anderem darauf zurück zu führen ist, dass er der schnells-
te Kick im Taekwondo ist [77]. Dies macht im Vergleich zu andern relevanter.
Bei Analysen des Schlages zeigt sich, dass die Geschwindigkeit von proximalen
zu distalen Segmenten zunimmt. Abbildung 32 zeigt diesen Zusammenhang.
Dieses Muster einer kinetischen Kette bei denen das distale Segment die
gröÿte Geschwindigkeit aufweist ist in sehr vielen Sportarten vertreten [67].
Beispiele wären das Werfen eines Balles im Handball oder der Speerwurf. Man-

70
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

che Sportarten versuchen die Geschwindigkeit zu erhöhen in dem sie der Kette
im Körper noch Segmente hinzufügen. So etwa im Tennis oder Squash bei dem
der Schläger unter anderem dazu dient die Geschwindigkeit des letzten Seg-
mentes und damit entscheidenden Segments zu erhöhen.

Bei dieser kinetischen Kette erreichen die Segmente ihr Geschwindigkeitsma-


xima von proximal zu distal der Reihe nach. Abbildung 32 zeigt wie sich die
Geschwindigkeiten von Oberschenkel (vmax = 4, 00(0, 58) m/s), Unterschenkel
(vmax = 7, 02(0, 65) m/s) und Fuÿ (vmax = 11, 90(1, 38) m/s) verhalten. Warum
die Peaks dieser Reihenfolge folgen ist noch nicht geklärt. Zwei Mechanismen
die dazu führen wurden aber beschrieben [67]. Beim Ersten wird davon aus-
gegangen, dass es im proximalen Gelenk zu einer Umkehr des Drehmomentes
kommt, dass die Gelenkmuskulatur also im entscheidenden Augenblick gegen
die ursprüngliche Beschleunigung arbeitet und so das folgende Segment an Ge-
schwindigkeit zunimmt [80] [57].
Anhänger des zweiten Mechanismus entgegnen dabei, dass eine solche Umkehr
des Drehmomentes im Gelenk nur selten beobachtet wird und gehen davon
aus, dass der Geschwindigkeitsverlust im proximalen Segment als Resultat der
Beschleunigung des distalen Segments angesehen werden kann [78].

Klar ist jedoch, dass durch die Anstrengung mehrerer Gelenke eine höhere
Endgeschwindigkeit erzielt werden kann. Diese Vorgehensweise wird mit Sum-
mation der Kräfte oder Summation der Geschwindigkeiten bezeichnet [80].
Dieser Eekt ist bei geschwungenen Kicks, wie den Roundhousekick auch bes-
ser einzusetzen als bei gerade nach vorne ausgeführten Schubkicks, weshalb
diese auch nie eine derartige Geschwindigkeit erreichen und durchschnittlich
45% langsamer sind [84].

Diese Endgeschwindigkeit von 11,9 m/s ist deutlich höher als die 8,1 m/s die
bei der Gerade (Jab) erreicht werden können. Doch nicht nur die Geschwindig-
keit eines Kicks zeichnet diesen aus, sondern auch die Kraft die er aufbringen
kann. Hier unterscheiden sich die gemessenen Werte teilweise stark. Für den
hier betrachteten Pandal Chagi wurden Werte von 2089, 8(634, 7) N bestimmt,
aber auch schon Kräfte von 3482 N gemessen [8]. Damit liegt der Pandal Cha-
gi, was die Maximalkraft bei Kicks angeht, im unteren Bereich im Vergleich zu
anderen, wie den Dwit Chagi mit 8569 N oder dem im Thaiboxen verwendeten
Roundhouskick mit 14024 N [8].

71
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Gelenk nicht dominante Seite dominante Seite


Elbogen F 60, 8(7, 8) 57, 3(12, 5)
E 37, 0(7, 6) 36, 7(4, 6)
Schulter F 40, 0(9, 4) 46, 0(7, 2)
E 54, 2(8, 5) 61, 7(12, 7)
Hüfte F 97, 7(12, 1) 92, 3(9, 1)
E 398, 0(77, 9) 392, 5(79, 5)
Knie F 113, 5(22, 2) 110, 2(17, 8)
E 260, 3(67, 2) 236, 0(45, 7)
Torso F 157, 3(23, 2)
E 389, 3(89, 6)

Tabelle 4: Die statisch gemessenen Werte der Drehmomente bei Taekwon-


do Kämpfern haben einen signikanten Einuss auf die Kraft von
Schlägen und Kicks [8]. Dargestellt ist das Drehmoment in Nm so-
wohl in exion (F) als auch extension (E).

Durch die Summation der Kräfte spielen die Kräfte bzw. Drehmomente in
den einzelnen Gelenken natürlich eine groÿe Rolle. Es zeigt sich ein signikanter
Zusammenhang zwischen Maximalkraft und den beteiligten Drehmomenten
die in Tabelle 4 dargestellt sind.
Erstaunlich ist, dass das Drehmoment bei der Flexion des Torsos bei Schlä-
gen die gröÿte Auswirkung hat. Bei Kicks ist hingegen das Drehmoment in der
Hüfte am ausschlaggebendsten [8].

Sowohl Kraft als auch Geschwindigkeit sind im Wettkampf gefragt. Im Taek-


wondo zählen im Zweikampf die Treer auf ganz bestimmte Körperregionen.
Beim hier beschriebenen Kick ist dies meist der Oberkörper, welcher mit einer
Weste geschützt ist.

Die Schutzweste hat dabei das Ziel Energie aufzunehmen und Energie zu
verteilen. Bei einem Kick nimmt die Weste dabei eine Energie von 264(56) J
auf [17]. Es ist klar, dass der Fuÿ alleine nicht ausreicht um diese Energie auf-
zubringen da dieser bei den erreichten 11,9 m/s nur eine Energie von 71 J hat.
Die eektive Masse lässt sich aus dem übertragenen Impuls bestimmen und
wurde mit 33,6 kg bestimmt [41]. Dies ist die doppelte Masse eines Beines [39],
also wird durch geeignete Technik und Körperspannung weit mehr Masse des
Körpers genutzt. Hier muss der Unterschied zwischen zwei, für die Physik sehr
wichtigen Gröÿen getroen werden, nämlich Impuls und Energie. Während,

72
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

wie bei der Geraden gesehen, der Impuls im Kopfbereich kritisch wird ist im
Bereich des Torsos die Energie entscheidender, da hier erstens eine gröÿere
Masse vorhanden ist und somit die Beschleunigungen nicht so kritische Wer-
te annehmen und das Gewebe nicht so sensibel auf Beschleunigungen reagiert.
Die Energie ist jedoch kritisch, da diese für Verformungen sorgt und hier leistet
die Weste eine sehr gute Arbeit. Ohne Schutzweste haben die meisten Kicks
das Potential zu Verformungen des Torsos um 3 bis 5 cm [84] was zu schweren
Verletzungen führen kann. Ein durchschnittlicher geschwungenen Kick wie der
Roundhousekick besitzt eine Energie von 200 J, was von der Weste gut aufge-
fangen werden kann. Auch Schubkicks, also gerade durchgeführte Kicks nach
vorne, mit ihren bis zu 28% mehr Energie stellen somit im Vergleich mit den
Daten aus [17] keine sehr groÿe Gefahr dar, wenn ordnungsgemäÿe Schutzaus-
rüstung verwendet wird.

Bruchtest Wofür die Energie jedoch meistens leicht ausreicht ist der in vielen
Kampfsportarten vorhandene Bruchtest. Bei diesen wird ein Brett, manchmal
auch andere Materialien, oft eindrucksvoll mit Händen oder Füÿen durchschla-
gen. Diese Übungen sind mehr von mentaler Natur, es geht darum sich selbst
etwas zu zu trauen und in den entscheidenden Augenblick richtig zu treen.
Wie hier gezeigt werden soll, sind weder Kraft noch Energie um ein Brett zu
zerschlagen die kritischen Faktoren.

Beim Bruchtest wird für gewöhnlich ein Holzbrett verwendet dieses hat ein
Elastizitätsmodul E von 0, 3 bis 1, 3 GPa, falls die Fasern normal zur Längs-
seite verlaufen. Bei parallelem Faserverlauf beträgt E 9 bis 18 GPa [59].

Die Berechnung der nötigen Kraft bzw. Energie soll hier kurz nach [59]
dargestellt werden. Das Brett kann als Balken Länge l, Dicke d und Breite b
beschrieben werden. Bei einer Krümmung mit den Radius R ergibt sich der
Länge der Mittellinie als l ≈ R·Θ und die Längenänderung in einer Entfernung
y von der Mittellinie als ∆l ≈ y · Θ. Wobei es auf einer Seite zur Kompression
und auf der anderen zu einer Streckung kommt. Es ergibt sich

∆l y
ε= ≈ (37)
l R

für die relative Auslenkung, wie in Abbildung 33 dargestellt und eine Spannung
σ von

73
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 33: Beim Bruchtest biegt sich das Brett bis zu einen Krümmungsra-
dius R. Dadurch werden Teile in in Abhängigkeit vom Abstand
zur Mittellinie y um ∆l gestaucht bzw. gesteckte.

E · ∆l E·y
σ =E·ε= ≈ . (38)
l R
Das Brett wird an den Rändern xiert damit entsteht dort ein Drehmoment
von
F l
τ= · (39)
2 2
welches im statischen Fall von der inneren Spannung kompensiert wird die
über die gesamte Querschnittäche A wirkt.
Z Z
τ= yσdA (40)
A

Mit Gleichung 38 für σ erhält man, wenn man die Drehmomente gleich setzt

F ·l E·I
= . (41)
4 R
Hierbei ist I das Flächenträgheitsmoment
Z Z
I= y 2 dA, (42)
A

welches bei der rechteckigen Querschnittäche zu

d3 · b
I= (43)
12

wird.

74
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Entscheidend für den Bruch ist die materialabhängige Bruchspannung σB .


Diese kann man aus Gleichung 38 mit

E·d
σB = (44)
2 · Rmin

angeben, da das Brett beim minimalen Radius an der Stelle mit der gröÿten
Spannung bricht. Aus Gleichung 44 und 41 ergibt sich für die nötige Kraft

8 · σB · I
FB = . (45)
d·l

Die nötige Verformungsenergie hängt vom durchschnittlichen Drehmoment


und dem Winkel ab
τ ·Θ τ2 · l
E= = (46)
2 2·E·I
Es ergibt sich für die Bruchenergie EB nach einsetzen von τ

FB2 · l3 2 · σB2 · I · l
EB = = . (47)
32 · E · I d2 · E

Die konkreten Anforderungen für den Bruchtest variieren von Verein zu Ver-
ein. Doch ein 30 cm× 30 cm Fichtenbrett ist weit verbreitet. Die Stärke hängt
dabei von Alter und Graduierung in der Sportart ab. Für Erwachsene kann
man aber von 3 cm ausgehen. Die Bruchspannung von Fichtenholz10 beträgt
zwischen 9 bis 12 MPa. Damit ergibt sich eine nötige Energie von 45 J und
obwohl von den ca. 200 J beim Roundhousekick oder den 70 J bei der Gera-
den [59] nicht alles in diese Verformungsenergie übergeht reicht es meist aus.
Hochgeschwindigkeitsvideoaufnahmen haben gezeigt, dass es sich beim Bruch-
test um einen hoch unelastischen Stoÿ handelt [59] also muss man die Energie
des Schlages/Kicks ES auf das Brett mit seiner Masse m1 und den Fuÿ/Arm
mit der Masse m2 verteilen. Die Formel

ES · m2 = (m1 + m2 ) · EB (48)

gilt falls das Brett nicht gehalten wird und selbst in diesen Fall wird bei einem
perfekten Treer mit dem Fuÿ auf das Brett die dreifache Energie übertragen
die nötig wäre. Bei den häuger vorkommenden Schlag auf ein xiertes Brett
reich die Energie dementsprechend mit Sicherheit aus.

Doch ist auch die nötige Kraft ein Kriterium. Diese liegt, nach Gleichung 45,
10 nach ÖNORM DIN 4074-1

75
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

in dem Beispiel bei 6000 N, was durchaus einiges an Übung verlangt. Doch bei
einen dünneren Brett von 1 cm Dicke, wie es von Anfängern benutzt wird,
reduziert sich die Kraft auf 666 N was auch Ungeübte meist leicht erreichen.
Das Problem bei Ungeübten besteht eher darin, dass sie vor dem Aufprall ab-
bremsen.

Die Auswirkung der Variablen ist dabei interessant, während die Dicke d
des Brettes in die Kraft quadratisch eingeht steigt die Energie damit nur li-
near. Interessanter ist die Tatsache, dass die Kraft mit er Länge l des Brettes
abnimmt, während die Energie mit steigender Länge zunimmt. Da die Kraft
aber eher der begrenzende Faktor bei Bruchtests ist, ist das Durchschlagen
eines Brettes einfacher je länger es ist.

Der Bruchtest zeigt zudem wie stabil der menschliche Körper aufgebaut ist.
Beton oder Holz mit deiner Bruchspannung um die 10 MPa sind den Knochen
und anderen Biomaterialien die eine Bruchspannung von bis zu 150 MPa auf-
weisen deutlich unterlegen, wie bereits in Abbildung 16 dargestellt [1, S. 287].

76
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

4 Im Schulunterricht

Die Biomechanik bietet ein sehr breites Feld an Themen und vor allem Kon-
texten, die man in der Schule nutzen kann. Nachdem in den voran gegangenen
Kapiteln einige ausgewählte Themen behandelt wurden, soll hier der Bezug zur
Schule konkretisiert werden. Es wird zu den Themen ein didaktisches Konzept
gegeben damit die Lernziele klar ersichtlich werden.

Warum das Thema gewählt wurde, wurde Anfangs behandelt. Hier soll ge-
klärt werden was damit bewirkt werden soll.

4.1 Der Lehrplan


Der Lehrplan gibt die vorgeschriebenen Themen in den jeweiligen Schulstufen
vor und unterscheidet sich je nach Schultyp. Da er speziell an den berufsbil-
denden Schulen wie HTL, HBLA oder HAK sehr stark von Spezialisierungen
der Schule bzw. Klasse abhängt werden hier der einheitliche Lehrplan der Se-
kundarstufe 1 (Mittelschule, Unterstufe Gymnasium), sowie der Lehrplan der
AHS betrachtet.11

Sekundarstufe 1 Betrachtet man den Lehrsto, so kann man das Thema


Kraft, Masse und Trägheit in dem Gebiet Die Welt in der wir uns bewe-
gen nden. In diesen Themenblock, der am Beginn der schulischen Physikbil-
dung in der 2. Klasse liegt, wird auf die verschiedensten Formen der Bewegung
eingegangen. Es wird explizit von Bewegungsabläufen in Sport gesprochen so-
wie von Bewegungsursachen und Bewegungshemmungen von belebten Kör-
pern.

Der zweite Bereich in dem das Setting Kampfsport eingebaut werden kann
ist Gekrümmte Wege auf der Erde und im Weltall in welchen verstärkt auf
den Zusammenhang zwischen Kraft, in speziellen Gewichtskraft, und Bewe-
gung eingegangen wird. Da dieses Gebiet in der 4. Klasse angesiedelt ist, ist
hier neben den meist qualitativen Betrachtungen in der 2. Klasse schon eine
quantitative Betrachtung möglich.

11 Nach: Gesamte Rechtsvorschrift für Lehrpläne  allgemeinbildende höhere Schulen, Fas-


sung vom 22.03.2021

77
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Betrachtet man die allgemeinen für alle Fächer denierten Bildungsbereiche,


so ist im Bereich Gesundheit und Bewegung von biomechanischen Grundla-
gen von Bewegungsvorgängen die Rede, sowie von physikalischen Vorgängen in
der Medizin. Dementsprechend ist die Analyse von bestimmten Bewegungen
im Kampfsport ein relevantes Thema. Ebenso verhält es sich mit der Verlet-
zungsphysik, die anhand von verschieden Vorgängen wie Beschleunigung des
Gehirns oder Überstreckung des Ellbogens in die vorliegende Arbeit eingebaut
ist. Diese biologisch/medizinischen Themen bieten eine groÿe Möglichkeit das
Interesse von Mädchen an der Physik zu wecken bzw. zu erhalten [36]
[37, S. 113].

Insgesamt bietet der Lehrsto der Sekundarstufe 1 zwar nur sehr vage An-
sätze für die Biomechanik und speziell die des Kampfsportes, doch durch die
Bildungsbereiche und die allgemeinen Grundsätze ist die Behandlung von The-
men wie Kraft, Trägheit und Beschleunigung in diesen Rahmen sicher gedeckt.

Sekundarstufe 2 Im Lehrsto der Sekundarstufe 2 nden sich zwei Blöcke


an Mechanik. Im Ersten wird auf die Newtonschen Axiome eingegangen. Im
zweiten Block liegt der Fokus auf Impulserhaltung, Rotation und Drehimpul-
serhaltung. Die präsente Stellung des Impulses und Drehimpulses im zweiten
Themenblock bietet hier die Möglichkeit den menschlichen Körper für Beispie-
le zu verwenden. Obwohl im Bereich des Drehimpulses sicher Vereinfachungen
getroen werden müssen um die Matrizenrechnung zu umgehen die im AHS-
Bereich nicht teil der mathematischen Ausbildung ist.

Wieder bietet der Bildungsbereich Gesundheit und Bewegung eine sehr gu-
te Grundlage für die Themen. Speziell wird hier gesundheitsförderndes Verhal-
ten besprochen, das mit den medizinischen Aspekten des Kampfsportes bzw.
des menschlichen Körpers gut angesprochen wird.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

4.2 Lernziele
 Wenn man nicht weiÿ, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind
günstig.

Seneca

Was sollten Schüler und Schülerinnen mitnehmen? Welche Fähigkeiten und


Konzepte sind relevant und welches Wissen hilft ihnen?

Verwendet man einen auf den Outcome ausgelegten Ansatz bei der Durch-
führung von Unterricht, ist die erste Frage was die Schüler*innen am Ende
einer Lerneinheit können müssen. Dieser pädagogische Zugang kann auch kri-
tisch gesehen werden [16]. So wird eine zu starke Fixierung auf (Lern-)Ziele
dafür kritisiert, dass sie dem Gedanken Bildung sollte ein oenes Ende haben
entgegen steht. Bildung als Ideal jenseits von der Anwendung ist sicher ein
philosophisch und moralisch erstrebenswerter Punkt, doch steht die Outcome
basierte Pädagogik diesen nicht zwangsläug gegenüber. Es kommt dement-
sprechend auf die Umsetzung an.

Wie das Zitat von Seneca dem Jüngeren am Anfang dieses Abschnitts zeigen
soll gibt es, jedoch gut Gründe den Outcome rechtzeitig für einzuplanen. Der
Fokus auf den Outcome lässt sich natürlich auf mehrere Ebenen, vom Schulsys-
tem bis zu einzelnen Aufgaben, betrachten und über viele dieser Ebenen haben
Lehrpersonen keinen Einuss. Eine Ebene in der die Lehrpersonen natürlich
Einuss nehmen ist die Planung des eigenen Unterrichts. Um zu konkretisieren
was Schüler*innen nach einer Einheit können sollten haben sich operationali-
sierte Lernziele etabliert [54, S. 3].

Lernziele werden so formuliert, dass klar wird was die Schüler*innen im Lau-
fe des Lernprozesses lernen müssen. Dabei ist das Ziel:

Die Schüler*innen wissen, wann ein Körper stabil ist.

zwar ein Lernziel doch die Formulierung lässt noch vieles oen. Lernziele wer-
den so formuliert, dass sie eine Handlung oder Verhalten zeigen, welches be-
obachtbar ist. Wissen ist jedoch nicht beobachtbar, es mag vorhanden sein
doch es ist unklar wie Schüler*innen dieses Wissen zeigen sollen. Für Lernziele
gelten 5 Eigenschaften [31, S. 7]:

79
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

ˆ Der Lernende ist Subjekt.

ˆ Beschrieben wird ein beobachtbares Verhalten

ˆ Ein aktives Verb beschreibt, was der Lernende mit dem Lernziel erreichen
soll.

ˆ Es gibt Angaben, worauf sich dieses Können bezieht.

ˆ Es gibt Angaben zur Art der Leistung, anhand derer der Lernerfolg über-
prüfbar ist.

Formuliert man das obige Lernziel nach diesen Punkten um so kann es wie
folgt lauten:

Die Schüler*innen überprüfen ob ein Körper mit gegebenen Schwerpunkt und


Standäche stabil ist.

Dieses Ziel kan man mit den drei Anforderungsbereichen einteilen 12 :

1. Anforderungsbereich: Reproduktionsleistungen

2. Anforderungsbereich: Reorganisations- und Transferleistungen

3. Anforderungsbereich: Reexion und Problemlösung

Die Einteilung in die drei Bereiche ist nicht immer eindeutig. In diesen Beispiel
wären sowohl Bereich 2 als auch 3 möglich, je nachdem wie ähnliche Aufgaben
bereits gemacht wurden.

Neben den Anforderungsbereichen, wie sie in der Matura vertreten sind,


kann man ein Lernziel bzw. eine Aufgabe auch im Kompetenzmodell für Na-
turwissenschaften [22] einordnen, welches in Abbildung 34 abgebildet ist. Das
Modell dient dazu Anforderungen und Kompetenzen klar aufzuzeigen um si-
cher zu stellen, dass ein breites Spektrum an Kompetenzen bedient wird.

12 Basisoperatorenkatalog: in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern in Baden-


Würtenberg

80
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 34: Das Kompetenzmodell bewertet eine Aufgabe/Lernziel nach In-


halt, Handlung und Niveau. Eine Einordnung in das Modell soll
klären welche Kompetenzen eine Aufgabe beansprucht. Abbil-
dung nach [22]

Diese Arbeit möchte die Physik mit dem Kampfsport verbinden, doch um
klar zu stellen was dies konkret heiÿt sollen hier die wichtigsten Punkte als
Lernziele formuliert werden.

Die Schüler*innen überprüfen ob ein Körper mit gegebenen Schwer-


punkt und Standäche stabil ist.
Das Konzept der Standäche und des Schwerpunktes sind in verschiedenen
Lebenslagen anwendbar. Es erklärt klar warum kleine Kinder mit Dreirädern
fahren, Möbel und Gebäude so konstruiert werden wie sie sind und ein Rollator
bei Gleichgewichtsproblemen hilft. In all diesen Überlegungen geht es darum
die Standäche geschickt zu wählen bzw. zu erweitern und den Schwerpunkt
statisch oder dynamisch über in diese stabile Region zu bringen. Neben der Fra-
ge ob ein Objekt mit Schwerpunkt und Standäche so überhaupt stehen kann,
ist die Frage wie gut es gegen äuÿere Auswirkungen bestehen kann natürlich
interessant. Deshalb sind die Kriterien wie stabil ein Gegenstand/ eine Position
ist eine Ergänzung die zwangsläug auftritt. Wenn man von einem ganzheitli-
chen Ansatzpunkt ausgeht und sich aus der Physik herauswagt, kommen hier
die biologischen Fragen zu tragen wie es der menschliche Körper schat, trotz

81
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

seiner durch den senkrechten Aufbau geringen Standfestigkeit nicht ständig


umzufallen. Das Konzept, dass die Standäche nicht nur aus der Fläche be-
steht bei der der Körper den Boden berührt ist sicher für Schüler*innen erst
gewöhnungsbedürftig. Die Einführung des Schwerpunktes als Modell ist sicher
auch ein Abstraktionsschritt, welcher nicht einfach zu begreifen ist. Vor allem
da dieser Schwerpunkt sich je nach Form des Körpers verändert und auch au-
ÿerhalb des Körpers liegen kann.

Die Schüler*innen beschreiben Kräfte und Drehmomente die in


Gelenken ansetzen und begründen die entstehenden Kräfte und Dreh-
momente mit vereinfachten anatomischen Modellen.
Vom Anforderungsniveau ist diese Frage zuerst einmal reproduktiv. Die Schü-
ler*innen sollen in vereinfachter Form erklären können wie ein Gelenk aussieht
und funktioniert. Des weiteren sollen sie Begründungen angeben wie es zu den
Drehmomenten kommt, was diese mit den verschieden langen Hebelarmen zu
tun haben und wie sich diese anatomisch notwendigen kurzen Hebelarme aus-
wirken. Hier ist ist ein klarer Bezug zur Biologie vorhanden. Die Schüler*innen
arbeiten mit den anatomischen Gegebenheiten und müssen diese modellhaft
anwenden können. Zudem önen sich hier auch reexive Fragen, wie, warum
ein Gelenk so aufgebaut ist. Die Tatsache, dass ein Muskel sich nur begrenzt
kontrahieren kann (Gleitlamenttheorie) und deshalb mit vergleichsweise kurz-
en Längenänderungen wie im Ellbogengelenk der ganze Unterarm bewegt wird,
bietet eine groÿartige Grundlage für dementsprechende Diskussionen.

Die Schüler*innen berechnen die Translations- und Rotationsbe-


schleunigung die bei einem Treer auf den Kopf auf das Gehirn
wirken.
Dieses Lernziel ist dem Basiskonzept Wechselwirkung zugeordnet [48, S. 103].
Hier beeinussen sich zwei Körper gegenseitig, die Frage ist, wie sie sich da-
bei Verhalten. Neben dem Übertrag des Impulses ist die Trägheit hier von
entscheidender Bedeutung. Hier trit man auf eine Reihe von Schülervorstel-
lungen. Eine davon ist, dass Trägheit erst überwunden werden muss um eine
Beschleunigung zu erfahren [23, S. 20]. Das heiÿt die Trägheit, die häug nicht
als Kraft angesehen wird, muss durch eine gröÿere Kraft überwunden wer-
den, damit eine Beschleunigung einsetzt. Dementsprechend muss nach dieser
Vorstellung bei einem Schlag gegen den Kopf die Kraft erst die Trägheit des
Gehirn überwinden, bevor irgendetwas passiert.

82
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Ein weiter Punkt in dieser Aufgabe ist die integrale Betrachtung des 2. New-
~ · ∆t = m · ∆~v bietet groÿe Vorteile gegenüber
tonschen Gesetztes. Die Form F
der klassischen Formel F = m · a, wie später noch geklärt werden soll. Doch ist
hier vor allem die Einwirkdauer oensichtlich, ein Aspekt der in der Dynamik
oft Schwierigkeiten bereitet [100].
Es lassen sich noch mehrere Lernziele in diese Zusammenhang formulieren,
etwa betreend dem Verhalten von Biomaterialien, doch eine Fokussierung auf
eine wenige Lernziele ist oft zielführender.

4.3 Konzepte
4.3.1 Schwerpunkt und Stabilität
Wie bei den Lernzielen beschrieben soll den Schüler*innen der Zusammenhang
von Schwerpunkt und Standäche in Bezug auf Stabilität starrer Körper klar
werden.

Dazu müssen die zwei Begrie Schwerpunkt und Standäche erst geklärt
werden. Für den Schwerpunkt sind mehrere Beschreibungen geläug. Die hier
Passendste ist:  Der (Körper)Schwerpunkt ist jener (gedachte) Punkt in einem
Körper, an dem der Körper unterstützt werden könnte, sodass er im Gleich-

gewicht ist. Gleichgewicht bedeutet, dass kein Drehmoment auf ihn wirkt [81,
S. 123].  In Schulbüchern wird alternativ auch als Angrispunkt der Schwer-
kraft beschrieben, welcher sich bei einem hängenden Körper immer lotrecht
unter dem Aufhängepunkt bendet [58]. Dieser Punkt wird bei so unregelmä-
ÿigen Körpern wie dem menschlichen Körper meist experimentell bestimmt.
Diese Bestimmung ist im Schulunterricht mittels Personenwaage und Lang-
bank durchaus möglich und wird in [20] genauer beschrieben. Im Prinzip baut
man den Versuch wie in Abbildung 35 dargestellt auf und kann so mittels des
Drehmomentes ds · G = d · K die Position des Schwerpunktes auf der Langbank
bestimmen.
Ist der Begri des Schwerpunktes klar wird auf die Standäche eingegangen.
Diese ist oensichtlicher. Standäche ist die Fläche mit der der Körper den
Boden berührt mit allen Flächen die dazwischen liegen. Diese Flächen die
mathematisch gesehen eine konvexe Hülle sind kann man darstellen in dem
man um die Flächen an denen der Körper den Boden berührt einen Faden
spannt. So ist der Bereich zwischen den Füÿen innerhalb des Fadens. Ebenso
zeigt sich wieso Gehhilfen die Stabilität erhöhen da die Standäche mittels

83
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildung 35: Die Langbank auf der die Person liegt wird an einem Ende an
einer Sprossenwand befestigt. Unter das andere Ende kommt
eine Körperwaage. Mit dem Abstand zwischen Drehpunkt an
der Wand und Schwerpunkt ds bzw. Körperwaage d lässt ein-
dimensional der Schwerpunkt bestimmen. Dazu muss die Ge-
wichtskraft des Körpers G bekannt sein und die Kraft K die
auf die Waage wirkt. Bevor eine Person vermessen wird muss
natürlich das Gewicht der Langbank auf die Waage bestimmt
und anschlieÿend abgezogen werden. Abbildung nach [20]

Stock oder Rollator stark vergröÿert wird wie in Abbildung 36 dargestellt.

Abbildung 36: Die Standäche wird durch den roten Faden begrenzt. Durch
Gehhilfen wie einen Gehstock wird sie stark vergröÿert.

Was passiert, wenn der Schwerpunkt nicht mehr über der Standäche ist soll
in den Schüler*innenexperiment Stabilität und Gleichgewicht (siehe 6 Unter-
richtsmaterial) erläutert werden. Die Klassizierung wie stabil ein Körper mit
Standäche und Schwerpunkt ist kann in der Sek 1 qualitativ erfolgen. Sobald

84
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

in der Sek 2 die Winkelfunktionen bekannt sind lässt sich aber an vereinfach-
ten Modellen die Stabilität auch quantitativ mit den drei Kriterien (Geometrie,
Dynamik und Energie) in Abschnitt 2.1.1 bestimmen.

Dieses Lernziel eignet sich gut für Schüler*innen der Sek 2 um das Dreh-
moment anhand von Alltagserfahrungen kennen zu lernen bzw. es in ihren
Alltag einzuordnen. In der Sek 1 beschränkt sich dieses Lernziel auf quali-
tative Betrachtungen, durch die einfache Durchführung von Versuchen erlebt
jeder Schüler bzw. jede Schülerin am eigenen Körper was Drehmoment be-
deutet und dass es eine Drehung auslöst die die Positionen im Arbeitsblatt
unmöglich macht.

4.3.2 Gelenke
Während im ersten Lernziel eine qualitative Betrachtung im Vordergrund
steht, bietet sich beim zweiten Lernziel ein Fokus auf die quantitative Be-
rechnung einzelner Beispiele an. Konzepte zum Drehmoment im Körper wur-
den bereits in verschiedenen Kontexten erstellt. Wiesner et al. haben da-
zu Aufarbeitungen zur Statik des Armes [11], der Belastung der Wirbelsäu-
le/Rückenmuskulatur [12] und der Statik des Kauapparates erstellt [13].
Auch in die Populärwissenschaft wurde das Thema Kraft/Drehmont im Ge-
lenk schon gebracht, etwa bei einem Beitrag der Science Busters13 darüber wie
viele Bierkrüge ein Mensch tragen kann. Da hier die lange Sehne am Bizeps
der limitierende Faktor ist und diese nur 330 kg aushält sind durch die auftre-
tenden Drehmomente nur 29 gefüllte Krüge möglich. (Der Rekord derzeit liegt
bei 2014 )

Das Konzept welches in [11] beschrieben wird modelliert den Unterarm zu-
erst als einseitigen später als zweiseitigen Hebel. Es eignet sich für den Einstieg,
weil hier klar wird warum der Muskelansatz nicht beliebig weit vom Gelenk
entfernt sein kann um anatomisch noch funktional zu sein. Im Zusammenhang
mit dem Kampfsport wird dieses Modell ausgeweitet auf eine Überstreckung
des Armes. Hier soll gezeigt werden wie der längere distale Hebelarm des Un-
terarms zu einer groÿen Kraft am proximalen, näher am Drehpunkt gelegenen,
Ende führt. Dazu sollen die Schüler*innen aus den ansetzenden Kräften das

13 Science Busters-O'zapft is'. Ausgestrahlt im ORF am 9.10.2012


14 https://www.oktoberfest.bayern/wiesn/viele-kruege-kann-theoretisch-tragen-
1425024.html am 30.3.2021

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Drehmoment bestimmen und mit den Druck auf den Knochen den schützen-
den Schmerzreiz erklären. Als nächster Punkt folgt die Überbeanspruchung des
Gelenkes. Anhand von Materialeigenschaften sollen die Schüler*innen heraus-
nden ob der Knochen oder die Bänder eher von einer Verletzung gefährdet
sind. Diese Aufgabe besteht aus mehreren Schritten und ein gröÿeres Maÿ an
Hilfestellung ist gefragt. Der Einfachheit halber wird der Oberarmknochen als
xiert angesehen. (vgl. [11])

4.3.3 Gehirn
Anhand des Gehirns soll der Impulsübertrag und die Trägheit betrachtet wer-
den. Durch Beispiele von starken kurzen Beschleunigungen soll auch der medi-
zinische Aspekt und die Auswirkungen auf das Gewebe erwähnt werden, was
im Sinne eines fächerübergreifenden Unterrichts ist. Zudem dient der medizi-
nisch/biologische Aspekt das Interesse, speziell der Mädchen, zu steigern [37].
Die Beschleunigungen des Kopfes bieten den groÿen Vorteil, dass sie leicht auf
Situationen auÿerhalb des Kampfsportes übertragen werden können. Relevanz
haben diese sicher bei Autounfällen, anderen Kontaktsportarten wie Rugby
und Hochgeschwindigkeitssportarten wie Skifahren.
Die integrale Form des 2. Newtonschen Gesetzes hat sich als leichter ver-
ständlich und vor allem nachhaltiger gezeigt [103]. Durch die Formulierung
F~ · ∆t = m · ∆~v wird die für Schüler*innen oft unverständliche Gröÿe der
Beschleunigung umgangen. Obwohl auch die Geschwindigkeit mit vielen Schü-
lervorstellungen behaftet ist, ist eine Fokussierung auf diese vorteilhaft. Ein
paar Schülervorstellung auf die beim Arbeiten mit Geschwindigkeit und Be-
schleunigung geachtet werden sollte sind [82, S. 63 f]:

ˆ Geschwindigkeit wird oft als Tempo angesehen.


 Richtungsänderung ist keine Beschleunigung

 Zwei Geschwindigkeiten mit gleichen Tempo, aber verschiedener


Richtung sind gleich.

ˆ Beschleunigung ist wie Geschwindigkeit nur mit anderer Formel.

Bei der Behandlung der nötigen Kraft sind Vorstellungen [82, S. 70f] wie:

ˆ Ein bewegter Körper hat Kraft

ˆ Trägheit lässt sich überwinden

ˆ Kraft als universelle Wirkungsfähigkeit

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

 Beim Stoÿ wird eine Kraft übertragen

 Kraft wird wie Energie gespeichert

5 Zusammenfassung

Der menschliche Körper eignet sich sehr gut um physikalische Gesetze in einen
für Schüler*innen interessanten Kontext zu setzen. Von der Optik im Auge bin
zur Thermodynamik an der Haut. Die Biomechanik als Teilgebiet der Biophy-
sik beschäftigt sich, wie der Name schon sagt, mit den mechanischen Aspekten
von biologischen Lebewesen und Strukturen. In dieser Arbeit sind verschiede-
ne Reduktionen von mechanischen Vorgängen im menschlichen Körper darge-
stellt. Die Verbindung zwischen den einzelnen Punkten stellt der Kampfsport
als thematischer Rahmen dar. Aus Sicht eines Kampfsportlers mag die phy-
sikalische Betrachtung einzelner Techniken zwar kein Training ersetzten, hilft
oft jedoch zu verstehen warum Techniken funktionieren bzw. so konzipiert sind.

Da Kampfsport in letzter Zeit an Popularität gewonnen hat, wird er auch


in der Schule an Relevanz gewinnen. Wie Anfangs dargelegt bietet Kampfs-
port viele Vorteile bzgl. Persönlichkeitsbildung und körperlicher Fitness. Bei
allen Vorteilen ist es moralisch verpichtend auch Nachteile und Gefahren des
Sportes anzusprechen. Einer dieser Nachteile ist die Auswirkung von Beschleu-
nigung auf den Kopf, der hier als eine der gröÿten Gefahren des Kampfsport
bzw. Kontaktsports behandelt wurde. Das Bewusstmachen von Gefahren wie
diesen gehört ebenso zur Aufgabe die man als Lehrperson in Physik zu bewäl-
tigen hat.

Die Behandlung von verschiedensten alltäglichen Vorgängen im Körper mit-


tels des Kampfsportes bietet sich auch deswegen an, weil der Kampfsport Gren-
zen des Körpers sucht und ausreizt. Stabilität ist so ein Aspekt, während wir
alltäglich erleben stabil zu stehen und ganz unbewusst Schwerpunkt sowie
Standäche koordinieren, versucht der Kampfsport, dieses Zusammenspiel am
Gegenüber zu stören und das eigene zu perfektionieren. Bei der Modellierung
im Schulunterricht arbeitet man mit starren Körpern was eine grobe Vereinfa-
chung ist. Auch wird selten die Geschwindigkeit miteinbezogen um das Konzept
der Standäche auf eine stabile Region zu erweitern, da dies die meist stark
begrenzte Zeit für dieses Thema sprengen würde.

87
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Ebenso wird im Kampfsport bei Hebeltechniken genutzt, dass Gelenke Dreh-


momente in bestimmten Positionen nicht stark aufbringen können. Und indem
das Gelenk an seine Grenzen geführt wird, wird mit wenig Kraft eine groÿe
Wirkung erzielt. Hier spielt die Anatomie eine groÿe Rolle und so ist ein in-
terdisziplinärer Kontext mit der Biologie zwangsläug gegeben.

Neben den Hebeltechniken zählen Schlag- und Tritttechniken in vielen Kampfs-


portarten zum Standardwerkzeug. Mit ihnen wird versucht Impuls und Energie
zu übertragen. Wie dieser Vorgang abläuft bzw. was er auslöst ist der drit-
te wichtige Punkt. Hier wird klar, dass teilweise sehr hohe Beschleunigungen
auftreten, welche aber nur für sehr kurze Zeit wirken. Eine Einordnung der
Beschleunigungen des Kopfes bei einer Geraden mittels Head-Injury-Criteria
(HIC) zeigt keine akute Gefahr an, was ein wunderbarer Startpunkt für ei-
ne Diskussion über die Aussagekraft von Modellen ist. Auch sollen die Schü-
ler*innen in der Diskussion den Unterschied zwischen akuten und langfristigen
Folgen betrachten.

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

6 Unterrichtsmaterial

1. Schüler*innenexperiment: Stabilität-Gleichgewicht
Ziel des Arbeitsblattes ist ein vertieftes Verständnis der Relation Standäche-
Schwerpunkt. Dazu sollen Schüler*innen Instabilität am eigenen Körper
erfahren und diese anschlieÿend qualitativ erklären. Die Aufgabenstel-
lung ist gezielt ähnlich formuliert um sprachliche Hürden zu umgehen.
Zielgruppe:
ˆ Sekundarstufe I als qualitative Betrachtung zur Stabilität
ˆ Anfang Sek II als niederschwelliger Einstieg in das Thema mit an-
schlieÿender quantitativer Betrachtung in Bezug auf Drehmomente

2. Schüler*innenexperiment: Kraft beim Aufprall


Ziel des Arbeitsblattes ist eine qualitatives Verständnis für den Zusam-
menhang zwischen Winkel/Orientierung und auftretender Kraft beim
Aufprall eines Objektes zu schaen. Die Schüler*innen sollen erkennen,
dass das selbe Objekt je nach räumlicher Orientierung einen verschieden
harten Aufprall erfährt und dies in Zusammenhang mit der Drehbewe-
gung steht. Die Schüler*innen erkennen dabei, dass das Trägheitsmoment
neben der Masse eine entscheidende Rolle für die alltäglichen Belastun-
gen des Körpers spielt.

3. Arbeitsblatt: Kraft und Drehmoment im Ellbogengelenk


Das Arbeitsblatt bietet eine fortgeschrittene Anwendung des Drehmo-
ments in der Sekundarstufe 2. Der Aufbau und die Modellierung des
Arms wird zuvor im Plenum besprochen werden müssen. Schwierigkei-
ten bestehen darin, dass die Schüler*innen in der ersten Aufgabe sowohl
Kraft als auch Druck berechnen müssen. Der Übergang von der ersten
zur zweiten Drehachse, für die Berechnung des Zuges auf die Bänder,
erfordert ein gutes Abstraktionsvermögen.

4. Arbeitsblatt: Kraft und Zusatzgeschwindigkeit


In diesem Arbeitsblatt wird auf den unelastischen Stoÿ eingegangen, der
bei einer Geraden gegen den Kopf auftritt. Dazu wird die Anwendung des
2. Newtonschen Gesetztes verlangt. Neben der Berechnung der Beschleu-
nigung und der eektiven Masse, soll auf Schäden durch Beschleunigung
im Kopfbereich eingegangen werden. Hierbei folgt ein reektierender Part
in dem die genaue Einteilung in gefährliche und ungefährliche Beschleu-
nigungen kritisch betrachtet wird, da in diesem Modell eine eindeuti-

89
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

ge Grenze unabhängig von körperlicher Konstitution getroen wird und


auch Langzeitschäden nicht behandelt werden.

90
Klasse: Datum:
Schüler*innenexperiment
Thema: Stabilität und Gleichgewicht

Notiere dir jeweils was du bei den folgenden Versuchen beobachtest.

ˆ Stell dich mit dem Gesicht zur Wand, sodass die Zehen die Wand berüh-
ren. Versuch nun auf den Zehenspitzen zu stehen wie in der Abbildung
links.

ˆ Stell dich mit den Rücken zur wand, sodass die Fersen die Wand berüh-
ren. Versuche nun die Zehen zu berühren wie in der mittleren Abbildung.

ˆ Stelle dich seitlich zur Wand, sodass der Fuÿ die Wand berührt. Versuche
das der Wand abgewandte Bein seitlich zu heben wie oben rechts.

Was hast du beobachtet?

Zeichne oben jeweils die Standäche ein und schätze die Position des Schwer-
punktes.

Wie kannst du deine Beobachtung damit erklären?


Klasse: Datum:
Schüler*innenexperiment
Thema: Kraft beim Aufprall

Stürzt man auf die Hüfte kann man mit der richtigen Falltechnik die Kraft auf
die Hüfte um ca. 30% reduzieren, was speziell für ältere Menschen den Unter-
schied zwischen gebrochener Hüfte und einen blauen Fleck ausmachen kann.
Wir schauen uns das vereinfacht mal an.

Material: Knetmasse, Quader, Lineal/Maÿband

Besorge dir die Materialien. Die Kante des Quaders die später auf die Knet-
masse trit sollte immer in der gleichen Höhe sein, d.h. du brauchst etwas
damit du immer die gleiche Höhe ndest wie ein aufgestelltes Buch oder ein
Stativ. Es sollte ca. 15 cm hoch sein.
Du sollst den Quader mit der Kante auf eine Fläche von Knetmasse fallen
lassen. Dabei sollte er verschieden stark gedreht sein.

ˆ Je tiefer der Aufprallkrater in der Knetmasse ist desto gröÿer war die
wirkende Kraft. Versuche verschiedene Winkel und notiere deine Beob-
achtungen. Du musst dabei darauf Acht geben, dass sich der Quader
wenn du in loslässt nicht dreht.

ˆ Wann wird der Abdruck am stärksten, wann am schwächsten?

ˆ Der Schwerpunkt liegt wie in dem Bild in rot eingezeichnet in der Mitte
des Quaders. Wo muss der Schwerpunkt im Bezug zur Aufprallkante, also
der Hüfte sein, dass der Abdruck möglichst klein ist?

ˆ Der Quader dreht sich, wenn er auftrit. Wann dreht er sich schneller,
wenn man ihn mehr oder weniger schräg aufprallen lässt?
Klasse: Datum:
Arbeitsblatt
Thema: Kraft und Drehmoment im Ellbogengelenk

Die Skizze zeigt einen ausgestreckten Ellbogen. Die Länge ist a 2 cm und b
ist 23 cm.

Beim Judo wird der Ellbogen in gewissen Hebeltechniken so weit überstreckt,


dass der Gegner aufgrund des Schmerzreexes aufgibt. Dieser kommt aus zwei
Gründen zustande

ˆ Druck auf den Knochen

ˆ Zug in den Bändern

Um den Druck zu bestimmen muss zuerst die Kraft F (in rot) bestimmt wer-
den. Ein Sportler kann eine Kraft F1 von 350 N aufbringen. Die Kraft F teilt
sich auf eine Fläche von 2 cm2 auf. Kann der Knochen der einen Druck von
120 MPa aushält das unbeschadet überstehen?

Sobald der Unterarmknochen am Oberarmknochen ansteht, werden die Bänder


beansprucht. Rechne die Kraft aus die auf die Bänder wirkt. Dazu brauchst du
aber einen neuen Drehpunkt, welcher sich nun am oberen Ende des Unterarms
bendet. Die Bänder halten einer Kraft von 300 N stand. Ist die angesetzte
Kraft F1 gefährlich?

Wenn du deine Ergebnisse betrachtest warum ist der Schmerzreex für uns
Menschen wichtig?
Klasse: Datum:
Arbeitsblatt
Thema: Kraft und Zusatzgeschwindigkeit

Hier betrachten wir einen geraden Schlag auf den Kopf und welche Physik
dahinter steckt.

Beim Boxen wird der Kopf mit ca. 2,9 kg innerhalb von 11,4 ms auf 3,4 ms
beschleunigt.

ˆ Welche Kraft hat auf ihn eingewirkt?

ˆ Wie ändert sich die Endgeschwindigkeit, wenn bei gleicher Kraft ein Helm
die Masse um 0.5 kg vergröÿert?

Der Unterschied zwischen einen guten Kampfsportler und einem Pro ist nicht
so sehr die Geschwindigkeit des Schlages, sondern die eektive Masse die beim
Aufprall wirkt. Da ein Schlag ein inelastischer Stoÿ ist kann diese eektive
Masse aus der Impulserhaltung bestimmt werden, wenn man weiÿ, dass ein
Schlag eine Geschwindigkeit von 8 ms hat.

ˆ Welche eektive Masse hat ein Boxer bei einem Schlag?

Medizinische Aspekte:
Das Gehirn ist nicht fest mit dem Schädel verbunden, sondern schwimmt mehr
oder weniger im Kopf.

ˆ Was passiert jetzt mit dem Gehirn, wenn der Schädel ruckartig beschleu-
nigt wird?

Die Kurve auf der Rückseite zeigt an, ab wann eine Beschleunigung am Kopf
zu akuten Problemen führt.

ˆ Zeichne die Beschleunigung des Kopfes mit Helm ein. Ist ein Schlag akut
gefährlich?
Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

ˆ Welche groÿen Beschleunigungen fallen euch noch ein? Zeichnet sie in


der Grak ein.

ˆ Kann man jetzt davon ausgehen, dass Beschleunigungen im sicheren Be-


reich der Kurve gar keine Gefahr in sich bergen?

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

Abbildungsverzeichnis

ˆ Abb. 1 Anatomische Bezeichnungen. Aus https://openstax.org/details/books/anatomy-


and-physiology (CC by 4.0) Seite 6

ˆ Abb. 2 Modellierung zur Bestimmung des Schwerpunktes. Seite 10

ˆ Abb. 3 Standäche zwischen Füÿen. Seite 11

ˆ Abb. 4 Stabilität eines Menschen. Seite 13

ˆ Abb. 5 Stabile Region nach [72] Seite 16

ˆ Abb. 6 Schwerpunkt beim Bücken Seite 18

ˆ Abb. 7 Schwerpunkt beim Sturz nach vorne. Seite 21

ˆ Abb. 8 Berechnete stabile Region. Seite 23

ˆ Abb. 9 Anticipatory synergy adjustment nach [93, S. 141] Seite 26

ˆ Abb. 10 Stellungen im Aikido/Thaiboxen nach [35] Seite 27

ˆ Abb. 11 Ellbogengelenk verändert übernommen Abbildung verändert übernommen


aus [43, S. 381] (CC by 4.0) Seite 33

ˆ Abb. 12 Angrispunkte beim Überstrecken des Ellbogengelenkes Seite 34

ˆ Abb. 13 Modell Ellbogenhebel Seite 36

ˆ Abb. 14 Berechnete Drehmomente im Ellbogen Seite 37

ˆ Abb. 15 Bänderdehnung in Abhängigkeit von der Kraft nach [1, S. 299] Seite 38

ˆ Abb. 16 Zugspannung-rel. Längenänderung nach [1, S. 287] Seite 39

ˆ Abb. 17 Drehmoment im Handgelenk übernommen aus [56] Seite 42

ˆ Abb. 18 Rotationsstärke des Unterarm aus[70] Seite 42

ˆ Abb. 19 Angrispunkte beim Kotageishi-Hebel Seite 43

ˆ Abb. 20 O-goshi nach http://www.judo-gladenbach.de/Wuerfe.htm Seite47

ˆ Abb. 21 Höhe des Schwerpunktes beim O-Goshi Seite 48

ˆ Abb. 22 Fall auf die Hüfte nach [30] Seite 50

ˆ Abb. 23 Daten des Hüftfalls aus [30] Seite 51

ˆ Abb. 24 Quader mit Aufprallwinkel Seite 52

ˆ Abb. 25 Simulierte Aufprallkraft nach Winkel Seite53

ˆ Abb. 26 Gerade auf den Kopf Seite 56

ˆ Abb. 27 Relativbewegung des Gehirn im Kopf Seite 60

ˆ Abb. 28 Drehachse des Kopfes Seite 61

ˆ Abb. 29 Wayne State Kurve Seite 65

ˆ Abb. 30 Angrispunkt mit Helm Seite 67

ˆ Abb. 31 Verschiedene Handschuhe Seite 69

ˆ Abb. 32 Geschwindigkeiten beim Pandal Chagi aus [21] Seite 70

ˆ Abb. 33 Bruchtest Seite 74

ˆ Abb. 34 Kompetenzmodell nach [22] Seite 81

ˆ Abb. 35 Schwerpunktsbestimmung nach [20] Seite 84

ˆ Abb. 36 Standäche mit Gehstock Seite 84

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Thomas Flatscher Physik im Kampfsport 23. Mai 2021

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Danksagung

Viele haben dazu beigetragen, dass ich erst einmal soweit gekommen bin eine
Masterarbeit zu schreiben. Ohne die Hilfe meiner Familie, die mich in meinen
Interessen so bereitwillig unterstützt hat, wäre vieles ein Traum geblieben.

Während einer Pandemie zu studieren und eine Masterarbeit zu schreiben


ist sicher ein einmaliges Erlebnis. Und deshalb bin ich meinen Mitbewohnern
Judith und Alexander umso dankbarer, dass sie mir wertvolle Diskussionspart-
ner waren.

Zuletzt möchte ich Herrn Gregor Weihs und Herrn Werner Nachbauer dan-
ken, dass sie bereit waren mir zu ermöglichen mit dieser Arbeit meinem Inter-
esse nachzugehen und einige physikalische Aspekte des Kampfsports für den
Schulunterricht bereit zu stellen.

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Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit an Eides statt durch meine eigenhändige Unterschrift, dass
ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die an-
gegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich
oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche
kenntlich gemacht.

Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch
nicht als Magister-/Master-/Diplomarbeit/Dissertation eingereicht.

Datum Unterschrift

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