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Armut macht

Arme Menschen leben kürzer als reiche. Ist das so? Und macht Armut krank? Die Sozialmedizin guckt
sich das genauer an. Unter sozialökonomischen Aspekten, also die beeinflussen Armut, schlechte
Bildung und bestimmte Arbeitsverhältnisse die Gesundheit von Menschen. Und wie bestimmt der
sozioökonomische Status eines Menschen seine Lebenserwartung und spielt das heute bei uns in
Deutschland noch eine Rolle? Kristina Satori, Medizin, Journalistin aus dem Quarks Team, beschäftigt
sich damit. Hallo Christina. Hey hallo. Also ich kann mir vorstellen, dass es früher einen großen
Unterschied gemacht hat, ja, ob man ein armer Bauer gewesen ist oder ein reicher Fabrikbesitzer. Wie
sieht's heute aus? Also es hat sich viel verändert. Ich meine in Deutschland wird jeder im Grunde, der
eine Krankenversicherung hat, gleichbehandelt. Mhm. Aber trotzdem, auch heute noch spielen die
Lebensverhältnisse eine große Rolle für die Gesundheit und auch für die Lebenserwartung. Und wie groß
ist denn dieser Unterschied? Werde da doch mal ein bisschen konkreter. Ich habe mit Doktor Jens Höbel
gesprochen. Der forscht am Robert-Koch-Institut zum Thema Sozialmedizin. Das ähm Robert-Koch-
Institut, das RKI, das forscht nämlich nicht nur zu Corona und anderen Infektionskrankheiten, sondern
auch generellen Gesundheitsfragen der Bevölkerung. Und jetzt Möbel hat mir gesagt, unsere Daten
zeigen zum Beispiel, dass Männer und Frauen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status
durchschnittlich einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand aufweisen und dann etwa zwei bis
dreimal höheres Risiko haben für schwerwiegende und chronisch (dass ein Zustand andauernd gegeben
ist)verlaufende Erkrankungen als Menschen mit einem mittleren und hohen soziökonomischen Status.
Das sind alle möglichen Krankheiten. Diabetes, Herz-Kreislauf und Hydronchitis, Depressionen,
Angststörungen, also alles dabei. Und die Lebenserwartung, die ist ebenfalls unterschiedlich, je
nachdem, ob man reich oder arm ist und welchen Job man hat. Gibt's da auch konkrete Zahlen, die das
unterstreichen? Ja. Da hat die ein Zirbel mit seinen Kollegen vor kurzem Langzeitdaten aus Deutschland
aufgewertet und die zeigen Männer mit niedrigem Einkommen haben einen um etwa achteinhalb Jahre
verkürzte Lebenserwartung gegenüber Männern mit hohem Einkommen und bei Frauen gibt es auch
diesen Unterschied, da beträgt er viereinhalb Jahre. Das sind ja deutliche Unterschiede, also wirklich.
Wie kommt das? Also schließlich wir haben ja ein Gesundheitssystem, ne, wo es egal ist, ob man reich
oder arm ist, weil die Krankenkasse die Kosten übernimmt, ne? Das ist ja schon mal abgedeckt für alle.
Ja, ja, ja, ja. Auf jeden Fall für die aber es liegt eben an vielen anderen Dingen. Das hat Jens Höbel mir
auch nochmal erklärt. Und wichtig sind hier insbesondere die Lebens- und Arbeitsbedingungen der
Menschen. Denken wir beispielsweise an Umweltbelastungen wie Lärm oder Luftverschmutzung in
sozial benachteiligten Wohngegenden. Oder denken wir an gesundheitsschädigenden
Arbeitsbelastungen, die eben niedrig Lohnbereich, am häufigsten vorkommen. Deutlich häufiger als im
mittleren und hohen Gruppen. Schmutzige Luft oder Lärm, die sorgen bei denen, die in einer nicht ganz
so tollen Gegend wohnen für Stress krank machenden Stress. Da gibt es ja unterschiedlichen Stress und
man weiß mittlerweile, wenn man zum Beispiel im Job unter hohem Druck arbeitet und dann auf wenig
selbstbestimmt arbeitet und dazu kommt dann auch noch ein geringer dann fördert das genau diesen
krankmachenden Stress. Also genau die Bedingungen, wie man sie vor allem im Niedriglohnsektor
findet. Mhm, aber man weiß ja auch, der Lebensgebe einflößte äh die Gesundheit, Rauchen, Alkohol,
ungesunde Ernährung, wenig Bewegung. Wie ist es denn damit? Ja, klar, die spielen auch eine Rolle. Das
sagt auch ihren Vögeln(Geschlechtsverkehr haben), aber auch diese werden beeinflusst durch die
Lebensverhältnisse der Menschen. Das heißt, das Gesundheitsverhalten wird auch davon mitbeeinflusst,
welche Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnisse rauf, welchen finanziellen Spielraum die Menschen in
ihrem Alltag haben. Also mal grob gesagt, wer fürchtet, das Geld reicht nicht für die Miete. Der macht
sich eben keine Gedanken darum, ob genug Vitamine im Essen sind. Ja. wer all seine Energie braucht um
seinen Job zu schaffen und vielleicht auch noch billig einkaufen zu gehen, damit das Geld reicht. Hm. In
einer engen Wohnung lebt. Der schaltet abends halt gerne bei einem oder zwei Gläsern Wein oder
Bierabenden auch nicht mehr joggen. Und der ständig Stress hat, der raucht vielleicht zum Ausgleich.
Ach ja und noch was, das hat man in Studien festgestellt Wer in einer armen Gegend lebt, dessen Kinder
haben es auch weiter zum nächsten Spielplatz und der nächste Park ist auch weiter entfernt. Also es sind
die Lebensverhältnisse und gerade die, die super viel arbeiten müssen, für wenig Geld, vielleicht dann
auch noch Schichtarbeit, ne? Da kommt schon einiges zusammen. Mhm. Welche Rolle spielt denn die
Bildung? Also Bildung hat auch einen Einfluss. Je besser gebildet ich umso bessere Chancen auf einen
gut bezahlten Job habe ich, denn auch mehr Selbstbestimmtheit erlaubt, als es oft im Niedriglohnsektor
der Fall ist. Also na ja, ganz klar. Ähm ich, desto mehr verdiene ich in der Regel, ne? Ähm steht in den
Studien auch, ähm was passieren müsste, um das zu ändern. Bei den Forderungen wird es dann
politisch. Also das ist dann nicht eine Medizin, sondern da geht um Sachen wie mindestens weniger
Minijobs, weniger befristete Arbeitsverhältnisse, Grundrente, Arbeitsorganisation und Kinderbetreuung,
damit es Frauen möglich ist, nicht nicht zu lange Elternzeit nehmen zu müssen, was ja dann später ihre
Rente vermindert. Also alles Sachen, ja. Die die Schere zwischen arm und reich verringern sollten. Mhm.
Ähm und dann Dinge wie Lebensverhältnisse, Bezahlers, Wohnen, Bildungschancen für alle. Also große
politische Themen, das hat schon vor 150 Jahren Rudolf Wilchloh erkannt. Er war Mediziner und auch
Politiker, aber es ist eben heute immer noch so, dass diese Schere auseinanderklappt. Leider, Armut
macht krank, das galt früher und gilt heute noch und warum das so ist, hatte uns Christina aus dem
erläutert. Danke dir. Gerne. Für heute, Montag bis Freitags bekommt ihr hier Kompakt, aktuelle Themen
aus der Wissenschaft. Sagt uns gerne weiter an eurer Lieblingsmenschen und um keine Folge zu
verpassen, könnt ihr uns abonnieren das noch nicht geschehen ist, geht das ganz fix bei Spotify, Google
oder Apple Podcasts und ihr hört uns auch jederzeit in der ARD-Audiothek und mehr auf der Welt der
Wissenschaft gibt's auf Quarks DE. Da fragen wir unter anderem bei Gesundheit nach einem optimalen
Gewicht. Gibt es das? Kann leicht Übergewicht nicht doch gesund sein? Ich bin Ivi Ströbing. Tschüss.
Gemacht vom WDR.

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