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Nordwestdeutsche Hefte

zur Rundfunkgeschichte
Herausgegeben von Peter von Rüden und Hans-Ulrich Wagner

Siegfried Lenz

Der Schriftsteller und die Medien

Heft 2
Peter von Rüden / Hans-Ulrich Wagner (Hrsg.): Siegfried Lenz. Der Schriftsteller und die Medien.
Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut
Erscheinungsdatum: Juli 2004
(= Nordwestdeutsche Hefte zur Rundfunkgeschichte, 2)
ISSN 1612-5304

Impressum
Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland
Universität Hamburg
Institut für Neuere deutsche Literatur und Medienkultur / FB 07
Von-Melle-Park 6
20146 Hamburg
Tel.: (+49 40) 428 38 - 45 01
Fax: (+49 40) 428 38 - 35 53
Redaktion: Hans-Ulrich Wagner (V.i.S.d.P.), Peter von Rüden, Mark Lührs, Christiane Matzen
E-Mail: hans-ulrich.wagner@uni-hamburg.de / Homepage: www.nwdr-geschichte.de

Editorische Notizen
Die Herausgeber danken Herrn Siegfried Lenz sehr herzlich für seine Gesprächsbereitschaft sowie
für die kritische Durchsicht und Autorisierung der Interviewtexte.
Der Abdruck der Dokumente erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Siegfried Lenz und des
Norddeutschen Rundfunks.
Photos: NDR (Titel, Seite 4, 28 und 29).
Inhaltsverzeichnis

Zur Person: Siegfried Lenz................................................................................................................. 5

Ludwig Fischer:
Orientierungen auf der Seekarte eines Gesamtwerkes: Der Schriftsteller Siegfried Lenz
Laudatio zur Verleihung der Ehrensenatorenwürde der Universität Hamburg
an Siegfried Lenz am 28. November 2001......................................................................................... 6

Peter von Rüden:


Der Rundfunkautor Siegfried Lenz – eine Spurensuche
Laudatio zur Verleihung der Ehrensenatorenwürde der Universität Hamburg
an Siegfried Lenz am 28. November 2001....................................................................................... 11

„Siegfried, komm mal rüber“


Siegfried Lenz über sein literarisches Werk und die Verknüpfung mit dem Rundfunk
im Gespräch mit Peter von Rüden ................................................................................................... 15

„Seine Begeisterung war infektiös“


Siegfried Lenz über Heinz Schwitzke............................................................................................... 27

„Sein Zuhörtalent begünstigt sein Anregertalent“


Siegfried Lenz über Heinz-Günter Deiters ....................................................................................... 28

Ina Heidrich / Mark Lührs:


„Ein Hörspiel in Bildern“
Die Fernsehspiele von Siegfried Lenz.............................................................................................. 30

„Zuerst ist der Konflikt, die Idee oder das Problem da.“
Siegfried Lenz über die Konzeption seiner Texte im Gespräch mit Uwe Herms ............................. 35

Der Rundfunkautor Siegfried Lenz


Eine Bestandsaufnahme .................................................................................................................. 43
Zur Person: Siegfried Lenz

Geboren am 17. März 1926 in Lyck (Ostpreußen)


Von 1932 bis 1943 besucht Lenz Schulen in Lyck und Samter
1943 wird er zur Kriegsmarine einberufen. Das Kriegsende erlebt er in Dä-
nemark. Lenz gerät in englische Kriegsgefangenschaft und wird Dolmet-
scher bei einer britischen Entlassungskommission
Nach seiner Entlassung geht Lenz 1945 nach Hamburg und studiert – mit
dem Ziel, Lehrer zu werden –, von 1946 bis 1950 unter anderem bei Privat-
dozent Hans Wolffheim Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaften
Durch Vermittlung von Hans Wolffheim bekommt Lenz 1946 die Möglich-
keit, erste kleinere Rundfunkbeiträge für den NWDR in der Sendereihe „Wir
erinnern an ...“ zu verfassen
Von 1948 bis 1951 arbeitet er zuerst als Volontär, später als Feuilletonre-
dakteur bei der englischen Zonenzeitung „Die Welt“
1951 erscheint sein erster Roman „Es waren Habichte in der Luft“, der vor-
her als Fortsetzungsroman in der „Welt“ abgedruckt wird
1952 wird Lenz zur Gruppe 47 eingeladen
Noch in der Versuchsphase des NWDR-Fernsehens schreibt Lenz 1952 das
Drehbuch zum Fernsehspiel „Inspektor Tondi“; im gleichen Jahr sendet der
NWDR seine erste größere Hörfunkarbeit „Wanderjahre ohne Lehre“
1956 verarbeitet Lenz seine Erfahrungen als Feuilletonredakteur in dem
NDR-Feature „Fortsetzung folgt. Zur Entstehung eines Illustriertenromans“
Lenz’ zweiter Roman „Der Mann im Strom“ erscheint 1957; das Sujet hatte
Lenz bereits für den Hörfunk bearbeitet (1955 „Die Nacht des Tauchers. Die
Wracks von Hamburg“, 1956 „Der Hafen ist voller Geheimnisse“)
1960 wird sein Feature „Zeit der Schuldlosen“ produziert, dem über ein Jahr
später „Zeit der Schuldigen“ folgt. 1961 erarbeitet Lenz aus beiden Hör-
funkwerken das Theaterstücke „Zeit der Schuldlosen“, das im Deutschen
Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführt wird
1968 erscheint sein Roman „Deutschstunde“
Auf Einladung von Bundeskanzler Willy Brandt reist Lenz 1970 zusammen
mit Günter Grass zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages
nach Warschau
Ende der siebziger Jahre spricht sich Lenz gegen eine Privatisierung des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus
1976 verleiht ihm die Universität Hamburg die Ehrendoktorwürde
1978 wird sein Roman „Heimatmuseum“ veröffentlicht
1983 schreibt Lenz das Fernsehspiel „Ein Kriegsende“
Im November 2001 erhält Lenz die Ehrensenatorenwürde der Universität
Hamburg
2003 erscheint der vorerst letzte Roman „Fundbüro“
Seit 1949 ist Siegfried Lenz verheiratet und lebt mit seiner Frau Liselotte in
Hamburg

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 5


Orientierungen auf der Seekarte eines Gesamtwerkes:
Der Schriftsteller Siegfried Lenz

Laudatio zur Verleihung der Ehrensenatorenwürde der Universität Hamburg an Siegfried Lenz
am 28. November 2001 von Ludwig Fischer
3
Laudatio
Sehr verehrter Herr Lenz, halten.“ Aber der pädagogische Eros von der stu-
die Universität Hamburg ehrt Sie dierten Art flackerte nur eine Weile und glimmte
als einen der großen Gegenwarts- dann auf andere Weise, verdeckt und geläutert, im
schriftsteller der deutschen Spra- Werk weiter.
che und als einen Autor, der mit Impulse und Zukunftsmöglichkeiten vermittelte
seinem Werk und mit seiner Le- Ihnen die Universität damals eher abseits des aka-
bensgeschichte der Stadt Hamburg demischen Unterrichts. Hans Wolffheim etwa,
in markanter Weise verbunden ist Germanistikdozent, kümmerte sich nicht nur um
und für den die Universität im das Wissen von der deutschen Literatur. Er ver-
Moment der Initialzündung einer schaffte eine wärmende Jacke. Wer kann sich
beeindruckenden Laufbahn durch- heute noch vorstellen, wie bedeutsam das war? Und
aus von Bedeutung war. Darauf er stellte die Verbindung zum Rundfunk her, so
kann und will sich diese Universi- dass Sie schon 1946 erste Sendungen anfertigten.
tät nichts zugute halten. Im Ge- Es gab an der Universität ein, wie Sie es genannt
4
genteil: Es steht ihr wohl an, sich haben, ein „freies, ein tröstliches Komplizentum“
aus Anlass dieser Ehrung an jene der Überlebenden Ihrer Generation, ein Kompli-
ersten Monate und Jahre nach dem zentum auch der noch ungefestigten literarischen
Kriegsende zurückzuerinnern. und journalistischen Ambitionen. Da waren zum
Beispiel Walter Boehlich, Peter Dreesen, Karl
Die Überlebenden Ludwig Schneider, der Gedichte schrieb und der
Was konnte die Universität Ihnen später selbst ein hochgeachteter Germanist an der
damals überhaupt bieten? Sie hat- Universität wie ebenso Peter Wapnewski an ande-
ten sich als „Dolmetscher einer ren Orten wurde. Auch Sie haben in jenen Jahren
englischen Entlassungskommission, […] bewaffnet Gedichte geschrieben. Ihre erste Veröffentlichung
1
mit Stempeln und Formularen“ , schließlich selbst im Herbst 1948 war ein Gedicht in der „Zeit“ über
5
aus den Diensten der Besatzungsmacht nach Ham- ein Bild von Paul Klee.
burg entlassen. „So bezog ich die Universität und Die Universität bot also nicht nur Aufenthaltsraum
studierte ohne gerichteten Eifer, ohne lockendes für jemanden, der in einem winzigen Zimmer in
Ziel – solange ich von den Beständen lebte, die die Bargteheide hauste und sich täglich von der
2
Engländer mir zum Abschied hinterlassen hatten.“ Dampflok im ungeheizten Zug in die Stadt fahren
Dass Sie ein erfolgreicher Akteur auf dem ließ. Abgesehen von den Geschäften, die in der
Schwarzmarkt waren, haben Sie selbst beschrieben, Universität auch getätigt wurden, bildete sich dort
aber dass die Universität Sie nicht wirklich für ein das Verbundensein derer aus, die überstanden hat-
Studium auf den Lehrerberuf hin, den Sie sich ten. Sie haben betont, wie stark sich die Kreise der
vorgenommen hatten, zu begeistern vermochte, damals noch Jungen schon nach Altersgruppen
muss sie trotz aller mildernden Umstände als eine voneinander schieden. Walter Jens zum Beispiel ist
Art Misserfolg verbuchen. Zwar entschieden Sie nur vier Jahre älter als Sie, erschien aber bereits als
sich nach der ersten „Zeit der Ungewissheit“, plan-
voller auf das selbstentworfene „Wunschbild“ des 3
Ebd., S. 84.
Lehrers hin zu studieren, der seine „Schüler zum 4
Siegfried Lenz im Gespräch mit Klaas Jarchow; unveröffent-
Zweifel bekehren, ihnen beibringen [wollte], einfa-
lichtes Manuskript des Gesprächs vom 4. November 1991.
chen Lösungen zu misstrauen und jede Art von Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Nord-
kollektiver Begeisterung für eine Krankheit zu deutschland. (in Auszügen abgedruckt bei Klaas Jarchow: Ein
Gespräch mit Siegfried Lenz. „Augenöffnende Erlebnisse, weil
ich vorher nichts davon kannte.“ Erst das Lesen und dann das
1
Siegfried Lenz: Jahrgang 1926. In: Waldemar Besson u.a.: Jahr eigene Schreiben. In: Ludwig Fischer u.a. (Hrsg.): „Dann waren
und Jahrgang 1926. Hamburg: Hoffmann und Campe 1966, S. die Sieger da“: Studien zur literarischen Kultur in Hamburg
82. 1945 – 1950. Hamburg: Dölling und Galitz 1999, S. 80 - 85).
2 5
Ebd., S. 83. Ebd.

6 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


6
Angehöriger, sagen wir, einer anderen Kohorte. viele Rundfunkarbeiten, eine Reihe Theaterstücke,
Und Peter Rühmkorf, drei Jahre jünger, nahm 1951 mehrere Bände Essays und Studien, viele Kritiken
sein Studium auf, als Sie schon in den Journalismus und kleinere Arbeiten. Die Gesamtausgabe zu Ih-
hinübergewechselt waren. Da kann es nicht Wun- rem fünfundsiebzigsten Geburtstag umfasst zwan-
der nehmen, dass sich zu den Gruppierungen und zig Bände und nunmehr fünfzig Jahre eines unbe-
Vereinigungen, Verbänden, zu den Lobbies der irrten, durchaus disziplinierten schriftstellerischen
8
Älteren, die schon vor 1945 geschrieben und publi- Schaffens. Sie haben selbst betont, dass zum
ziert hatten, lange keinerlei Verbindung herstellten, Schreiben nicht nur „Inspiration, sondern Sitz-
9
zum „Schutzverband deutscher Autoren Nord- fleisch, Starrsinn, Ausdauer“ gehören. Sie sind
West“ etwa oder zur „Heine-Gesellschaft“, zum immer haushälterisch mit Ihrer Kraft zu literari-
„Kulturring“ oder zum „Volkskulturverband“. Aber scher Phantasie umgegangen, klug und kühl dosie-
auch später sind Sie zu Berufsverbänden, Vereini- rend, bei allen Risiken, die dazugehören. Von den
gungen und Autorenzirkeln auf fallweise sympathi- abgebrochenen Entwürfen, den verworfenen Par-
sierender oder gar befördernder Distanz geblieben, tien haben Sie nur ein, zwei Mal nebenher etwas
obwohl Sie seit 1952 zur Gruppe 47 eingeladen verlauten lassen. Von derlei Momenten des Hand-
wurden. Die freundschaftlichen Verbindungen zu werks machen Sie nicht viel Aufhebens wie über-
einzelnen waren und sind Ihnen gemäßer, was nicht haupt vom Alltag des Schriftstellers. Wohl aber
ausschloss, dass Sie sich mit Gleichgesinnten zu kommen Sie immer wieder auf den Zweifel, der
einem gezielten Engagement zusammentaten wie in nicht nur den Deutungen der Existenz und des
jener nun schon legendären Wahlkampfunterstüt- Zeitgeschehens gilt, sondern auch zur Arbeit des
zung für die SPD ab 1965. Schreibens gehört. Der Zweifel nicht zuletzt an den
Wirkmöglichkeiten der Literatur wird aber für Sie
Die Betroffenen ausbalanciert durch ein, wie Sie betonen, „bemes-
Nicht nur in jenem Bündnis erscheint Ihr Name senes Vertrauen“ in die Beförderung von „Emp-
10
zusammen mit den anderen Großen der deutschen findlichkeit“ durch Literatur. „Ich glaube schon,
Nachkriegsliteratur. Spätestens seit dem Welterfolg dass die gemeinsamen Anstrengungen, die gebün-
der „Deutschstunde“, der Ihnen zunächst selbst delten Anstrengungen [all derer], die wir schrei-
nicht ganz geheuer war, gelten Sie, im Inland und ben, dazu ausreichen, vielleicht nicht gerade große,
im Ausland zumal, als einer der wichtigsten Reprä- spektakuläre Gegenmodelle zu dem jetzigen Zu-
sentanten einer deutschsprachigen Literatur, die stand der Welt zu entwerfen, das gewiss nicht, aber
Zeugnis ablegt von erfahrener Zeitgeschichte im doch Korrekturen anzubringen, Augen zu öffnen,
Modus erzählten individuellen Lebens. bloßzustellen, zu enthüllen – wie Sartre es sagte:
11
Literatur handelt, indem sie enthüllt.“ Dieses
Es ist deshalb keineswegs primär Ihrer Herkunft
bemessene, bedingte und skeptisch abgewogene
aus Masuren geschuldet, dass Willy Brandt Sie
Vertrauen in die Möglichkeiten vor allem erzählen-
1970 zusammen mit Günter Grass einlud, mit ihm
der Literatur hat Sie unverkennbar und fortwährend
nach Polen zu fahren, auf jene Reise, die mit der
erfüllt, so dass Sie auch im nun längst höheren
Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages
Alter fortfahren – fast möchte man sagen – pünkt-
den Wendepunkt der bundesdeutschen Ostpolitik
lich zu schreiben. Sie haben einmal Ihren Kollegen
markiert. Grass und Sie sind seinerzeit, wie Sie es
Heinrich Böll zustimmend zitiert, der räsonierte,
genannt haben, als „Betroffene“ mitgereist, deren
wenn man jeden Tag nur ein Seitchen schreibe, da
Einverständnis mit dem Vertrag auch einen Verlust
komme doch eine Menge zusammen.
bestätigte, den „Verlust einer literarischen Pro-
7
vinz“. Doch Sie wurden auch eingeladen als hoch- Es ist wahrhaftig eine Menge zusammengekom-
beglaubigter Repräsentant einer deutschsprachigen men. Aber wenn ich vorhin für Ihr Werk den Beg-
Literatur, die den schmerzhaften Fragen nach der riff ‘monumental’ verwendet habe, läuft das ei-
Herkunft jener Verluste und der politischen Desas- gentlich dem Grundzug Ihrer schriftstellerischen
ter deutscher Geschichte nicht ausweicht, sondern Existenz zuwider. Nichts dürfte Ihnen fremder sein
sie in erfundene aber beispielhafte Existenzen als der Gestus der Größe, der erheischten Bedeu-
transformiert. tung, gar der Geistesaristokratie, die der für Sie in

Empflindlichkeit und Vertrauen 8


Lenz, Siegfried: Werkausgabe in Einzelbänden, Hamburg:
Hoffmann und Campe 1996-1999.
Ihr Werk darf längst monumental genannt werden:
9
dreizehn Romane, an die hundert Erzählungen, Siegfried Lenz im Gespräch mit Hanjo Kesting; unveröffent-
lichtes Manuskript der Sendung vom 16. März 1986. For-
schungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutsch-
6
Ebd. land.
10
7
zitiert nach Hans Wagener: Siegfried Lenz, München: Beck Ebd.
11
1976 (Autorenbuch; 2), S. 14. Ebd.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 7


manchem so beispielgebende Thomas Mann denn gabe bleibe. Aber ineins damit haben Sie Ihr klaf-
doch reklamierte. Sie haben stets konträr zum ho- tertiefes Misstrauen gegen alle heilsschwangeren
hen Ton, zur Verkünderattitüde, zur aufgestellten Utopien und welterklärenden Theorien formuliert.
oder artistisch koketten Ich-Besessenheit, zum Der Wunsch, dass die Politik auf die Verbesserung
unersättlichen Narzissmus eines künstlerischen der Zustände hin unbedingt „schöpferisch“ sein
Ego, was es alles in der deutschen Literatur der solle, gar den „Geist der Utopie“ enthalten müsse,
letzten Jahrzehnte wahrhaftig auch gibt, gedacht, geht Ihnen einher mit der Einsicht, dass es stets nur
geschrieben, gelebt. Sie haben stets gegenläufig zu um ein Erproben allemal unvollkommener Modelle
solchen Aufgeregtheiten des Literaturbetriebs a- gehen könne, „unter Schmerzen mitunter und mit
13
giert. Gelassenheit und eine sehr wohl gefestigte, der entschlossenen Bereitschaft zum Widerruf.“
souveräne Bescheidenheit kennzeichnen Ihre Hal- Das ist für Sie nicht rücknehmbare Lehre aus er-
tung als Literat und das findet sich im Duktus der lebtem Faschismus. Der Lernprozess durch Ihre
Werke wieder. Jugend hindurch, den Sie in Ihrer autobiographi-
schen Skizze selbstkritisch angedeutet haben, hat
Gelassenheit Sie vom erstaunten Mittun bei den Pimpfen – das
Die heiter-selbstironische Seite dieses Grundzugs literarische Antidot eines leidenschaftlichen
haben Sie in den anekdotischen, humoristischen Deutschlehrers unvergessen – zur Desertion aus der
Erzählungen aufgeblättert – den Geschichten aus Marine vor Kriegsende in Dänemark geführt. Im
Masuren, den dänischen Begebenheiten, den gele- Unterschied zu Alfred Andersch haben Sie diese
gentlichen feinsinnigen Betrachtungen über Ham- Desertion dann nicht mit den bereitliegenden Denk-
burg und die Hamburger. Noch im Jahr 2001, als formen des Existentialismus als augenblickshaften
Sie zum Ehrenbürger der Hansestadt ernannt wur- Akt der Freiheit in der totalen Negation aller Gege-
den, haben Sie auf das masurische Erbe hingewie- benheiten stilisiert. Auch da waren Sie nüchterner.
sen, das in dieser Fähigkeit zum Gelassensein und Aber die Erfahrung eines schrecklichen und über-
dem Verbleiben auf Augenhöhe steckt. Der dialek- mächtigen, wiewohl an politischem Gehalt erbärm-
tale, liebevoll-gleichmacherische Diminuitiv ist ein lichen Regimes, das Sie in den Krieg zwang, hat
sprachlicher Ausdruck dieses Vermögens. Aber im Sie mit den Heimkehrern in die neu zu erfindende
Gespräch mit Hanjo Kesting haben Sie einmal die Literatur, mit Andersch, Böll, Arno Schmidt,
ernste, geradezu existentiale Seite dieser Gelassen- Schnurre, Grass, Eisenreich, Hans Werner Richter,
heit, dieses Einverstandenseins betont, auf das ich Martin Walser zusammengeschlossen. Sie haben
noch kommen möchte. Sie haben gesagt: „Die sich in klarem Einverständnis auf die Lebensprä-
Schicksalsdemut der Masuren ist das. Die Bereit- gung dieser Generation festgelegt gesehen und
willigkeit, sich zu unterwerfen. Es geht seinen gefunden, „dass es durchaus genügt, wenn sie [die
Gang, um es so zu sagen. Wir werden wenig daran Schriftsteller] versuchen, diese Erfahrung schrei-
14
ändern können. Aber festzustellen, wo wir uns bend einzuholen.“ Dass die längst erreichte
befinden, was wir in der Lage sind, wahrzunehmen, Gleichzeitigkeit mit Jüngeren auch dem Eindruck
12
zu erdulden […], das lohnt sich allemal.“ Den in Raum verschaffen kann, man gehöre der Zeit der
diesen Sätzen mitschwingenden Ton eines Fatalis- Pyramiden an, hat Sie nicht verdrossen. „ […]
mus haben Sie in vielen Essays und in den literari- daraus kann sich für mich niemals die Schlussfol-
schen Werken immer wieder aufgehoben. Es geht gerung ergeben, nun der neuen Aktualität mit dem
15
Ihnen mit der Literatur und vielen Ihrer Figuren, Handtuch überm Arm hinterher zu sein .“
mit dem erzählten Leben um so etwas Paradoxes
Standhalten
wie den Widerspruch gegen das bloße Hinnehmen
der Zeitläufe und zugleich um das Annehmen der Wieder zeigt sich Gelassenheit, ruhige und nüch-
Unabänderlichkeit einer Lebensfügung. Deshalb terne Abwägung der Möglichkeiten, ein Einver-
bewegen sich Ihre Figuren gleich weit entfernt von standensein mit dem existentiell Zugeteilten. Die
den ernsthaften Wiederholungen einer Donqui- gewissermaßen professionell schriftstellerische
chotterie wie von einem sendungsbewussten He- Form dieser Haltung haben Sie als „Unerregtheit“
roismus. Immer wieder haben Sie in Ihren Reden bezeichnet: „Unerregt selbst gegenüber den Vor-
und Aufsätzen, in den Gesprächen darauf insistiert, kommnissen und Ereignissen und Konstellationen,
dass das Leiden in der Welt vermindert und die die den größten Anlass zu Erregtheit geben. Als
Gerechtigkeit vermehrt werden müsse, dass die
Einsicht aufs Besserwerden hin unaufhebbare Auf- 13
Siegfried Lenz: Elfenbeinturm und Barrikade. Schriftsteller
zwischen Literatur und Politik (1976). In: Siegfried Lenz: Elfen-
12 beinturm und Barrikade. Erfahrungen am Schreibtisch, Ham-
Siegfried Lenz im Gespräch mit Hanjo Kesting; unveröffent- burg: Hoffmann und Campe 1983, S.17 (vgl. S. 14ff).
lichtes Manuskript der Sendung vom 18. März 2001. For- 14
schungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutsch- siehe Anm. 9
15
land. Ebd.

8 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Autor unerregt bleiben, […], auch sich selbst [ge- überführt. Sie haben das zunächst leitende Interesse
18
genüber]. […] Diese doppelte Unerregtheit ist […] am „Augenblick des Falls“ verlagert und ausge-
16
eine Voraussetzung fürs Schreiben überhaupt.“ weitet auf die „Zeit zwischen und nach den Nie-
An dieser Stelle haben Sie auf Ernest Hemingway derlagen, das sind die Jahre der Entscheidungslo-
verwiesen, den vielleicht wichtigsten Lehrmeister sigkeit, das sind die Vorspiele und Nachspiele zu
19
der ersten Jahre des Schreibens. Von ihm haben Sie den Sekunden der Prüfung.“ In jener angeführten
sich in einer programmatischen Studie von 1966 Reflexion über Ihren Lehrmeister Hemingway
losgesagt, haben die zwiefache Vorbildfunktion verdeutlichen Sie Gefolgschaft und Distanzierung
reflektiert und die Grenze der Ablösung markiert. an einer Ihrer frühen Erzählungen, „Das Wrack“,
Hemingway gehörte zu jenen Autoren einer aner- an einer Geschichte, die im Moment der schwei-
kannten, beglaubigten Moderne, die zwölf Jahre gend akzeptierten Niederlage endet. Das damals
lang aus Deutschland verbannt war. Sie haben geradezu musterhaft durchgeführte Modell des
mehrfach davon gesprochen, wie Sie – den litera- großen Amerikaners verlor zwar an normativer
risch Empfänglichen jener Nachkriegsjahre gleich – Bindung, aber es muss auffallen, dass die Wracks
die Bücher von Faulkner, Steinbeck, Giraudoux, so oft und an so symptomatischen Stellen in Ihrem
Sartre, Camus, Svevo geradezu aufsogen. Heming- Gesamtwerk angepeilt werden. Von „Der Mann im
way erhielt eine besondere Bedeutung für Sie. Er Strom“ (1957) bis zu „Arnes Nachlaß“ (1999) rei-
hatte Ihnen die Unerbittlichkeit des Standhalten- hen sich die Romane, Erzählungen, Radioarbeiten,
Müssens sozusagen vorbuchstabiert, aber eines in denen ein Wrack, in denen die Wracks eine ent-
Standhaltens nicht nur vor dem leibhaftigen Geg- scheidende Katalysatorfunktion erhalten.
ner, sondern vor einer Macht, die Sie zu Recht nie
Schicksal nennen mochten. Auch als das Interpre- Das Wrack
tament von Kampf und Krieg in Ihrem Werk zu- Weshalb diese erstaunliche Kontinuität eines The-
rücktrat, haben Sie die zentralen Figuren Ihrer mas, einer erzählerisch vergegenwärtigten Kons-
Erzählungen und Romane stets in existentielle tellation? Auf Ihre Erfahrungen als Marinesoldat zu
Bewährungsproben gehen lassen, in einen unbeug- verweisen, verfängt nicht. Literatur erklärt sich
samen Widerstand gegen das Scheitern, das doch nicht so simpel aus Autorenbiographie. Nein, mir
früher oder später besiegelt ist. scheinen diese Wrackzeichen in der Seekarte Ihres
Als Hanjo Kesting Sie fragte, wie denn die Erfah- Gesamtwerks etwas Einfacheres, Elementares an-
rung von Vergeblichkeit und Scheitern mit dem zuzeigen: Den Wracks, den abgeschriebenen Rest-
unverzagten Lebenswillen, mit dem in exemplari- beständen der ach so grandiosen technischen Zivili-
schen Situationen durchgehaltenen, unpathetischen sation noch einen Wert für ein womöglich besseres
Widerstand Ihrer Figuren zusammengehe, wie also Leben abzugewinnen, ist gewissermaßen die Poten-
ein denn doch geschichtspessimistischer Zug mit zierung einer männlichen Bewährung. Und genau
dem unverkennbaren pädagogischen Impetus sich so haben Sie, in einer kritischen Wendung des
verbinden könne, da haben Sie geantwortet: „Indem Motivs, in der dialogischen Erzählung „Die Ber-
man es bezieht auf eine kurze Strecke Zeit, auf gung“ die riskante Arbeit am Wrack auch ausge-
Lebenszeit. Das Scheitern ist sozusagen vorgege- legt. Dieser Text besteht ganz und gar aus der
ben und wird eines Tages unweigerlich erfolgen. Wechselrede eines ‘Er’ und einer ‘Sie’, eines Ehe-
Nur für die Zeit, die uns gegeben ist, […] lohnt es paars, das in die bedrohende Krise gerät, weil der
sich, in entsprechender Weise zu handeln, um auf Mann als besessener Bergungsunternehmer buch-
ganz kleinem Feld, in der Nachbarschaft, in der stäblich mit dem illegitimen Einsatz der familiären
Nähe, das zu korrigieren, was man für korrekturbe- Ressourcen um das Heben eines Wracks pokert und
17
dürftig hält.“ Diese Konzentration auf Lebenszeit verliert. Dass der umfassend gescheiterte, resignie-
und Nahbereich bietet eine Erklärung dafür an, dass rende Mann am Ende von seiner Frau zu neuer
Sie unbeirrt am Erzählen des erfundenen einzelnen Bewährung aufgerufen wird, ist eine heikle Pointe.
Lebens und an der regionalen Konkretion festhal- Aber sie bestätigt den kurz angeführten Verwei-
ten. sungsgehalt des Wrack-Motivs. Oft sind es in den
Was Sie von Hemingway zunächst gelernt hatten, Texten die für unmöglich gehaltenen Bergungen,
das Verdichten von Bewährung und einverstande- an denen der Mann sich beweist und an einer höhe-
nem Scheitern auf ein singuläres Lebensmoment, ren Gewalt scheitert. Bemerkenswert an der eben
haben Sie spätestens seit der „Deutschstunde“ in zitierten Erzählung ist jedoch auch, wie in einer für
den großen Romanen in ein subtiles Geflecht sich
entwickelnder Daseinsentwürfe Ihrer Protagonisten 18
Siegfried Lenz: Mein Vorbild Hemingway. Modell oder
Provokation (1966). In: Siegfried Lenz: Beziehungen. Ansichten
und Bekenntnisse zur Literatur. Hamburg: Hoffmann und Cam-
16
siehe Anm. 12. pe 1970, S. 53.
17 19
siehe Anm. 9. Ebd., S. 59.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 9


Sie ungewöhnlichen Zuspitzung das männliche in der sich exemplarisch erfundene Leben auf Wi-
Prinzip der Bewährung durch eine Frau in Frage derstand gegen das Übermächtige, auf Bewährung,
gestellt wird – bis zum Zusammenbruch maskuliner Selbstachtung, Scheitern und ein letztes Einver-
Risikobereitschaft. Das liest sich fast wie eine fa- ständnis verdichten. Dieses Bewusstsein von der
bulierte Selbstbefragung, denn die Erkundigung existentiellen Rücknahme aller Lebensentwürfe
nach der Dominanz einer männlich strukturierten führt aber gerade nicht in Resignation und Gleich-
Welt in Ihrem Werk konnte nicht ausbleiben. Sie gültigkeit, sondern – wie Sie, Camus berufend,
haben dazu angemerkt: „[…] ich bin traurig genug, gesagt haben – zu einer potentiellen „Solidarität der
sagen zu müssen, dass nach meiner Erfahrung diese Lebenden“, weil „nur in einer gewissen Solidarität,
verdammte Welt immer noch eine Männerwelt ist. solange wir hier auf der Welt handeln können, eine
21
Dass die wirklich schwerwiegenden Entscheidun- Selbstrechtfertigung bestehen könnte.“ Ihre Lite-
gen […] von Männern getroffen werden. […] Und ratur macht, ich darf Sie noch einmal zitieren,
22
vielleicht sind in dieser Hinsicht meine Erzählun- „Vorschläge“ dazu. Dass diese Solidarität erklär-
20
gen als Reflex auf diesen Zustand zu verstehen.“ termaßen auch uns, Ihren Lesern und Leserinnen,
Daher schreiben Sie immer wieder von dieser Welt, gilt, mit der Gestalt Ihrer Werke, dafür haben wir
Ihnen einmal mehr zu danken.

21
Ebd.
22
Siegfried Lenz: Mutmaßungen über die Wirkung von Literatur
(1981). In: Siegfried Lenz: Elfenbeinturm und Barrikade (siehe
20
siehe Anm. 9. Anm. 13), S. 35.

10 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Der Rundfunkautor Siegfried Lenz – eine Spurensuche

Laudatio zur Verleihung der Ehrensenatorenwürde der Universität Hamburg an Siegfried Lenz
am 28. November 2001 von Peter von Rüden
1

Laudatio
Sehr geehrter Herr Lenz, gleiches zu tun“ – nämlich
der Titel meines kurzen Vortrages heißt „Spurensu- einen Roman zu schreiben. Als
che“. Gesucht wird der Rundfunkautor Siegfried Buch erschien es 1951 unter
Lenz, seine Anfänge, seine Themen, seine Arbeit dem Titel „Es waren Habichte
für Hörfunk als auch Fernsehen und Ihre Bedeu- in der Luft“. Dieser Text wird
tung für die Rundfunk- und Literaturgeschichte. zunächst als Zeitungsroman in
Dazu möchte ich Ihnen eine noch unvollkommene der „Welt“ abgedruckt.
Skizze präsentieren. Es muss 1950 gewesen sein, so
erinnert sich jedenfalls der spä-
Erste Radiobeiträge tere NDR-Hörfunkprogramm-
Siegfried Lenz ist am Ende des zweiten Weltkriegs direktor Wolfgang Jäger, dass
19 Jahre alt. Der gebürtige Ostpreuße kommt 1945 Siegfried Lenz seine Arbeit als
im zerbombten Hamburg an und will Lehrer für die Radioautor beim Nordwest-
Fächer Deutsch und Englisch werden. Dass aus deutschen Rundfunk fortgesetzt
diesem Lebenstraum des 19-Jährigen nichts gewor- hat. Es waren kurze Stücke.
den ist, kann man aus heutiger Sicht kaum bedau- Über die Themen, die Siegfried
ern. Seinen Unterhalt verdiente sich Siegfried Lenz Lenz bearbeitet hat, wissen wir
als erfolgreicher Schwarzmarkthändler. Seine Kar- noch nichts. Die Spurensuche
riere begann damit, dass er unverhofft in den Besitz muss also weiter gehen.
einer großen Anzahl von Sahnelöffeln kam. Litera-
risch verarbeitet hat er diese Erfahrungen in „Leh- Eine glückliche Konstellation
manns Erzählungen“. Gelesen von Siegfried Lenz für die Literatur
finden Sie „Lehmanns Erzählungen“ im Schallar- Es war aber nicht nur der junge
chiv des NDR in einer Produktion aus dem Jahre Schriftsteller Siegfried Lenz, der auf die Einnah-
1959 in mehreren Folgen. Als Buch erschienen men aus den Radiobeiträgen angewiesen war. Viele
„Lehmanns Erzählungen“ erst fünf Jahre später, der jungen Nachkriegsautoren, die sich dann in der
1964. Schon früher, im Jahre 1946, ist es Hans Gruppe 47 sammelten, hätten als Schriftsteller ohne
Wolffheim, Privatdozent an der Universität Ham- die Einnahmen aus ihrer Hörfunkarbeit nicht über-
burg, der dem 20-Jährigen die Möglichkeit ver- leben können. Nun muss man wissen, dass von
schafft, die ersten kleinen Fünf-Minuten- 1952 bis 1953 Alfred Andersch der Leiter der Fea-
Radiosendungen für den Rundfunk des NWDR zu tureabteilung des Nordwestdeutschen Rundfunks
machen. Wolffheim hatte gute Kontakte zu Walter war. Ab 1953 leitete die Featureabteilung Rüdiger
Hilpert, dem späteren NDR-Intendanten, der zu der Proske. Rüdiger Proske war Mitglied der Gruppe
Zeit Sachbearbeiter in der Abteilung „Talks and 47 und befreundet mit Hans Werner Richter. Es
Features“ beim NWDR war. Tonaufnahmen aus entstand als Vorläufer des späteren dritten kultu-
dieser Zeit mit den Beiträgen von Siegfried Lenz rellen Hörfunkprogramms das Nachtprogramm im
gibt es nicht mehr. Bandmaterial war knapp. Auf- NWDR mit philosophischen und literaturkritischen
nahmen wurden gelöscht und neu bespielt. Die Sendungen. Verbunden ist dieses NWDR-
ersten Radiobeiträge von Siegfried Lenz waren für Nachtprogramm mit zwei Namen: Jürgen Schüdde-
die tägliche Reihe „Wir erinnern an“. Siegfried kopf und Ernst Schnabel. Siegfried Lenz hat diese
Lenz muss etwa ein Dutzend solcher kurzer Stücke Situation in einem Interview mit Klaas Jarchow als
über bedeutende Menschen geschrieben haben. „eine ungewöhnlich glückliche Kombination und
1948 bekommt Siegfried Lenz das, was er selbst
einen „Job“ genannt hat, nämlich ein Volontariat
1
bei der britischen Zonenzeitung „Die Welt“. Nach Klaas Jarchow: Ein Gespräch mit Siegfried Lenz. „Augenöff-
dieser Ausbildung arbeitete er als Jungredakteur nende Erlebnisse, weil ich vorher nichts davon kannte.“ Erst das
Lesen und dann das eigene Schreiben. In: Ludwig Fischer u.a.
mit reduziertem Gehalt und war unter anderem für
(Hrsg.): „Dann waren die Sieger da“: Studien zur literarischen
den Zeitungsroman in der „Welt“ verantwortlich. Kultur in Hamburg 1945 – 1950, Hamburg: Dölling und Galitz
Da bekam er, so beschreibt er es, „die Lust, etwas 1999, S. 83.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 11


2
Konstellation für die Literatur“ beschrieben. Die von Thomas Mann, Thomas Eliot, Gottfried Benn,
Lenzens wohnten damals in der Oberstraße, „dicht Ortega y Gasset, Ignazio Silone, Paul Valéry, And-
3 ré Gide und Paul Claudel. Es entsteht eine dreiteili-
am Funk“ . Siegfried Lenz war zwar nie festange-
stellter Mitarbeiter des Nordwestdeutschen Rund- ge konsumkritische Sendereihe mit dem Titel „Der
funks, aber er war weit mehr als ein freier Mitar- hilflose Diktator Konsument“. Der Mitautor von
beiter. Der Nordwestdeutsche Rundfunk versuchte Siegfried Lenz war Erich Kuby. Weitere Titel sind
in den 50er Jahren besonders die jungen deutschen „Der Hafen ist voller Geheimnisse“, „Glanz, der
Autoren für eine verstärkte Zusammenarbeit zu nie erlischt - Auf der Suche nach mythischen
gewinnen - durchaus auch schon für das neue Me- Schätzen“, „‚Der fliegende Holländer’ - Eine Be-
dium Fernsehen. So veranstaltete die NWDR- trachtung über die historischen und literarischen
Rundfunkschule, die erste professionelle Ausbil- Vorbilder des ‚Fliegenden Holländers’“ und „Die
dungsstätte für Rundfunkjournalisten nach dem Macht des Mythos“. Aber auch seine Erfahrungen
Krieg, 1954 eine Arbeitstagung für „junge Auto- als „Welt“-Redakteur, der mit der Einrichtung des
ren“. „Ihr einfaches Ziel“, so heißt es in einem Fortsetzungsromans beschäftigt war, verarbeitet
internen Papier, „war, begabten Schriftstellern Lenz in einem Radiofeature unter dem Titel „‚Fort-
zwischen 20 und etwa 30 Jahren ihre eigenen Hör- setzung folgt’ - Zur Entstehungsgeschichte eines
spiele vorzuführen und sie miteinander darüber ins Illustrierten-Romans“. Für das Abendstudio ent-
Gespräch zu bringen. Drei Tage waren dem Hör- steht das Feature „Die neuen Stützen der Gesell-
4
spiel und zwei dem Fernsehen gewidmet“ . Einer schaft“. In diesem Beitrag erlebe ich Siegfried Lenz
als einen eminent politischen Autor. Der Inhalt: In
der Teilnehmer war Siegfried Lenz - anwesend
einer norddeutschen Hafen-Stadt wird im Hause
auch Claus Hubalek und Richard Hey, Gerd
eines Konsuls ein traditionelles Fest gefeiert, an
Oelschlegel, Benno Meyer-Wehlack und Rolf
dem verschiedene Vertreter der Oberschicht teil-
Schroers.
nehmen. Mit inneren Monologen und Gesprächen
Spurensuche im Schallarchiv der Besucher thematisiert Lenz das Prestigebedürf-
nis, den gesellschaftlichen Wandlungsprozess und
Schaut man sich an, was aus den frühen Radiojah- die Folgen des Konsumdenkens. Lenz selber be-
ren noch im Schallarchiv des NDR von Siegfried merkte später zu dieser Sendung im Rückblick:
Lenz vorhanden ist, so fällt nicht nur die Vielfalt „Ich wollte herausfinden, welche Zwänge gemein-
der Themen auf, sondern auch, dass diese Arbeiten, same Interessen nahe legen. Und schließlich wollte
soweit es nicht Hörspiele waren, die dann später in ich aus dem Umkreis meiner Erfahrung die sozialen
gedruckter Fassung vorgelegt wurden, weitgehend und politischen Konsequenzen beschreiben, die
unbekannt sind und von der literaturwissenschaftli- sich aus einer Umschichtung der Gesellschaft erge-
chen aber auch von der rundfunkhistorischen For- ben.“5 Lenz hat sich auch mit dem Sport und seiner
schung bisher unbeachtet geblieben sind. Einige Geschichte auseinandergesetzt. So schrieb er ein
Radioessays und Radiofeatures von Siegfried Lenz zweiteiliges Radiofeature mit dem Titel „Im Rü-
sind auch in gedruckter Form erschienen, aber es cken des Siegers“. Einige dieser Radiowerke von
wäre schon spannend und lehrreich, gerade an Siegfried Lenz waren auch Recherchen für spätere
diesen Beispielen das Problem des Medienwechsels Bücher. Für die literaturwissenschaftliche For-
als ein zentrales Problem der Literaturwissenschaft, schung wäre ein Vergleich der Themen und For-
die nicht nur am Bezugsmedium Buch klebt, ge- men im frühen Radiowerk von Lenz mit den späte-
nauer zu untersuchen. Ich kann und will nicht alle ren Romanen und Novellen sicher lohnend. Es ist
Radiowerke der 50er Jahre von Siegfried Lenz jedenfalls auffallend, wie einfallsreich, klischeearm
erwähnen. Dazu ist die Liste zu vielfältig und um- und konkret der Radiojournalist Lenz seine Texte
fangreich. gestaltet.
Einige Hinweise seien aber erlaubt: Siegfried Lenz
schreibt und spricht ein Radiofeature „Die Kunst Spurensuche in der Fernsehgeschichte
des richtigen Hörens – Aus der Stimme lesen“. Als Der regelmäßige Programmbetrieb des Fernsehens
Anschauungsmaterial verwendet er Originaltöne im Nachkriegsdeutschland begann beim NWDR in
Hamburg und Berlin am 25. Dezember 1952. Vo-
2
rausgegangen war ein Testbetrieb. Bereits in dieser
Siegfried Lenz im Gespräch mit Klaas Jarchow. Unveröffent-
lichtes Manuskript des Gesprächs vom 4. November 1991.
Versuchsphase im August 1952 wird ein erstes
Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Nord- Fernsehspiel nach einer Vorlage von Siegfried Lenz
deutschland. (in Auszügen abgedruckt bei Jarchow, Anm. 1).
3
Ebd. 5
zitiert nach dem Bandkarten-Ausdruck zu einer Wiederholung
4
Günther Sawatzki: Bericht über die Arbeitstagung junger der Sendung „Die neuen Stützen der Gesellschaft“ in der Reihe
Autoren vom 29. November 1954 bis 3. Dezember 1954 In: „Abendstudio – Radio-Museum“ am 5. April 1990 (NDR
Staatsarchiv Hamburg, NDR-Depositum, Nr. 305. Schallarchiv W210196).

12 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


produziert. Der Titel: „Inspektor Tondi“. Schon in einer der besten Kenner der Problematik der deut-
diesem Fernsehspiel entdecke ich einen Grundkon- schen Baumschulen ist. Man hat Siegfried Lenz
flikt, der im Werk von Siegfried Lenz immer wie- nach dem Erscheinen des Buches „Exerzierplatz“
der auftaucht. Inspektor Tondi ist auf der Spur sogar gebeten, Blumen und Gewächse zu taufen.
eines Medizinstudenten, der widerrechtlich als Arzt Da hat er aber Verzicht geübt.7 Jede publizistische
praktiziert haben soll. Der Inspektor findet den Arbeit für ein Medium mit massenhafter Verbrei-
jungen Mann, der seine wahre Identität zu verber- tung, also für Tageszeitung, Hörfunk und Fernse-
gen sucht. In dieser Situation wird bei einem Unfall hen, setzt voraus, dass die journalistischen Produkte
ein kleiner Junge lebensgefährlich verletzt. Sein auch verstanden werden. Ich denke, dass der Jour-
Leben kann nur gerettet werden, indem der Student nalist Siegfried Lenz eine wesentliche Vorausset-
wieder gegen die Regeln verstößt und wie ein Arzt zung für den Schriftsteller Siegfried Lenz ist. Als
handelt. Der Inspektor stellt nicht nur die Verfol- Journalist hat er gelernt, darauf zu achten, dass das,
gung ein, sondern rät dem Studenten auch, den was er schreibt oder spricht, auch vom Hörer oder
Jungen zu begleiten und damit zu entkommen. Leser entschlüsselt werden kann.
Diesen Konflikt zwischen einer Situationsethik und Der Schriftsteller Siegfried Lenz war und ist ein
einer kasuistischen Ethik behandelt Lenz auch in populärer Autor. Die Auflagen seiner Bücher, nicht
späteren Werken, meisterhaft im Roman „Heimat- nur im Inland, sind dafür ein beredter Beleg. In der
museum“ und in dem Fernsehspiel „Ein Kriegsen- Tradition der deutschen Literaturkritik, aber gele-
de“, das Siegfried Lenz 1983 als Originalfernseh- gentlich auch in der deutschen Literaturwissen-
spiel für den Norddeutschen Rundfunk geschrieben schaft gibt es zumindest eine Linie, die Popularität
hat. Die Vorlage von Siegfried Lenz war aber kein und Erfolg bei den Lesern als verdächtiges Indiz für
klassisches Fernsehspieldrehbuch, sondern schon mindere Qualität ansieht. Siegfried Lenz ist einer
sehr nah am Text der Novelle, die parallel zum der schlagendsten Gegenbeweise gegen diese, wie
Fernsehspiel erschienen ist. ich finde, unsinnige These.
Keine Doppelexistenz Einmischung
Das Rundfunkwerk von Siegfried Lenz ist das Siegfried Lenz war nie ein unkritischer Beobachter
Ergebnis einer „glücklichen Konstellation“. Der der Massenmedien. Aber er hat Hörfunk und Fern-
Autor hatte im NWDR und im NDR kompetente sehen aus guten Gründen nicht verdammt und igno-
Partner. Die Namen Jürgen Schüddekopf und Ernst riert oder nur zum Broterwerb benutzt, wie es eini-
Schnabel habe ich schon genannt. Der Name ge seiner Schriftstellerkollegen nach dem Krieg
Heinz-Günter Deiters darf in diesem Zusammen- getan haben. Bereits 1929 hatte sich Alfred Döblin
hang nicht fehlen. Er war für Lenz Freund und in einem Kolloquium der Reichs-Rundfunk-
Redakteur. Deiters hat mit Autoren wie Siegfried Gesellschaft und der Preußischen Akademie der
Lenz das Radiofeature im NDR zu einer Kunstform Künste mit den Folgen der Distanz der Schriftstel-
von größter Qualität entwickelt. Lenz hat seinem ler zum Rundfunk auseinandergesetzt: „Da ist die
Freund Deiters mit einer Radiosendung zum Ge- Auffassung: Der Rundfunk verfügt über eine unge-
6
burtstag gratuliert. Ich habe von dem Zeitungs- heure Hörermasse; aber das hat gar keinen Wert,
journalisten, dem Hörfunkjournalisten, dem Verfas- denn die Hörermasse ist absolut unreif für Literatur
ser von Radioessays, Hörspielen und Fernsehspie- und die Leitung der Rundfunkanstalten arbeitet
len gesprochen. Nun sehe ich das aber nicht so, privatkapitalistisch, und stellt sich nach Angebot
dass dies eine Doppelexistenz von Siegfried Lenz und Nachfrage auf die Wünsche dieser Hörermas-
war. Betrachtet man das gesamte literarische Werk sen ein. Man muss durchaus gegen diese noncha-
des zu Ehrenden, so fällt auf, wie genau er seine lante und gar zu großartige Geste etwas tun; denn
Milieus beschreibt. Die Orte, an denen die fiktive es besteht bei einer Gleichgültigkeit der Schrift-
Handlung spielt, die Arbeitsbedingungen der Men- steller gegen den Rundfunk die Gefahr, dass es mit
schen, also die gesamte Rahmenhandlung der Kon- dem Rundfunk so geht, wie mit dem Film, der ja
flikte, ist so exakt dargestellt, dass dies ein wesent- eigentlich völlig abgerutscht ist zur Industrie und
licher Grund für die hohe Glaubwürdigkeit der 8
deren Angestellten.“ Siegfried Lenz hat sich mit
Lenzschen Werke sein dürfte. Dies alles ist Ergeb- seinen Beiträgen in die Hörfunk- und Fernsehge-
nis penibelster und langwierigster Recherchen. Der schichte eingemischt. Er hat „sehr gern“, wie er oft
Verband der deutschen Baumschulenbesitzer lud
Siegfried Lenz zu einem Festvortrag ein, weil man
dort nach Lektüre des Buches „Exerzierplatz“ zu 7
Vgl. Siegfried Lenz im Gespräch mit Uwe Herms (vgl. Ab-
dem Ergebnis gekommen ist, dass dieser Herr Lenz druck in diesem Band).
8
Alfred Döblin: Literatur und Rundfunk. In: Stiftung Archiv der
Akademie der Künste (Hrsg.): Dichtung und Rundfunk – 1929,
6
Vgl. Abdruck in diesem Band. Archiv-Blätter 5, Berlin: Akademie der Künste 2000, S. 36.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 13


in Interviews sagt, für den Rundfunk gearbeitet. Er deutscher Literatur und Rundfunk zugewandt ha-
hat dies aber nicht nur als Schriftsteller und als ben, war überfällig und notwendig, aber die ent-
Autor von Hörspielen, Radioessays und Radiofea- sprechende Forschung sollte noch entschiedener
tures getan. Als die niedersächsische Landesregie- vorangetrieben werden. Die Spurensuche am Bei-
rung im Jahre 1979 Pläne für eine Privatisierung spiel Siegfried Lenz belegt es.
des Norddeutschen Rundfunks vorlegte, war es Wir wissen, dass die Wirkung von Literatur nicht
Siegfried Lenz, der gemeinsam mit Heinrich Böll empirisch-statistisch zu erfassen ist. In einem Inter-
und Günter Grass diesen Plänen entschieden wider- view mit dem Leiter der Redaktion „Kulturelles
sprach. Auch dies ist als Tondokument im Schallar- Wort“ beim NDR, Hanjo Kesting, spricht Lenz
9
chiv des NDR vorhanden. selbst von „einem bemessenen Vertrauen“10, in die
Betrachtet man die Hörfunkbeiträge von Siegfried Möglichkeiten der Literatur zur Erkenntnis beizu-
Lenz für den Nordwestdeutschen Rundfunk und tragen. Ich kann nur für mich sagen, dass die Bü-
den Norddeutschen Rundfunk in den 50er Jahren, cher von Siegfried Lenz mich seit meiner Schulzeit
so sind hier neben den Hörspielen Radioessays und begleitet haben und mein Interesse für Literatur und
Radiofeatures von höchster sprachlicher Qualität Geschichte ganz wesentlich durch den Autor Sieg-
mit präziser Gedankenführung und großer Ver- fried Lenz beeinflusst wurde. Denn Lenz erzählt
ständlichkeit entstanden. Lenz war und ist ein Auf- Geschichten, in denen „die Heimsuchung durch
klärer, der das große Experiment der Aufklärung Historie eine erkennbare Rolle spielt“11 – wie er
noch nicht für beendet hält. Er kann sich nur wün- selbst in dem Fernsehinterview mit Uwe Herms
schen, dass die erfundene Wahrheit der Literatur formuliert hat. Dafür danke ich Siegfried Lenz.
auch verstanden wird. Siegfried Lenz ist aber auch Außerdem gratuliere ich Ihnen ganz herzlich zur
ein Rundfunkpionier, der zur Programmgeschichte Ernennung zum Ehrensenator der Universität Ham-
von Hörfunk und Fernsehen wesentliche Beiträge burg. Dabei darf die Frage erlaubt sein, wer hier
geleistet hat. wen ehrt oder anders gesagt: Ich denke, es ist eine
Dass die Literaturwissenschaft aber auch die Rund- große Ehre für die Universität Hamburg und für das
funkgeschichte sich in den letzten Jahren verstärkt Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien-
dem komplizierten Wechselverhältnis von neuerer kultur, dass Sie ab heute unser Ehrensenator sind.

10
Siegfried Lenz im Gespräch mit Hanjo Kesting. Unveröffent-
lichtes Manuskript der Sendung vom 16. März 1986. For-
9
Vgl. NDR-Journal - Statements gegen den Albrecht-Plan zur schungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutsch-
Privatisierung des NDR am 22. September 1979 (NDR Schallar- land.
11
chiv W214028). Siehe Anm. 8.

14 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


„Siegfried, komm mal rüber“

Siegfried Lenz über sein literarisches Werk und die Verknüpfung mit dem Rundfunk
im Gespräch mit Peter von Rüden

Gespräch
(Peter von Rüden) Ich begrüße den Schriftsteller Nein, kein Schock. Fast alle
Siegfried Lenz, um mit ihm über sein Leben und meine Klassenkameraden
über seine Arbeit für Hörfunk und Fernsehen zu wurden Soldaten bzw. Luft-
sprechen. Herr Lenz, Sie sind in Ostpreußen, in waffenhelfer. Sie wissen, wie
Lyck, geboren. Hatten Sie das, was man so ge- die Situation 1943/44 war.
meinhin eine harmonische Kindheit nennt? Man brauchte Soldaten. Alle
(Siegfried Lenz) Zumindest am Anfang hatte ich wurden eingezogen, zu den
eine einzelgängerische Kindheit. Ich war damals verschiedenen Waffengattun-
schon ein begeisterter Angler, was sich bis in gen. Ich selbst, der ich immer
meine späten Jahre erhalten hat, und habe schon eine Vorliebe fürs Wasser
als Achtjähriger die erste Angel besessen, um den hatte, zur Marine. Ich kam
See auf Fischreichtum zu erkundigen, auf Ergie- nach Stralsund, wo ich die
bigkeit. Das war verbunden mit großer Entdecker- Grundausbildung hatte, die
freude. So ging ich fast jeden Tag am See spazie- einfach dazugehörte, und
ren, suchte im Schilf die fischreichen Stellen. Das wurde dann auf mein erstes
heißt, daher kam die Spannung, das Abenteuer, Bordkommando geschickt,
die Erkundung, die Entdeckung. Was man eben auf den schweren Kreuzer
als kleiner Junge so tut. Und natürlich war ich „Admiral Scheer“, der in
auch häufig auf dem Rennplatz, dem großen E- Swinemünde auf Pier lag. Mit
xerzierplatz, da wo die feldgrauen Soldaten übten dem war ich bis zuletzt un-
und trainierten, noch nicht für den Überfall auf terwegs in der Ostsee.
Polen, aber der dann bald, 1939, geschah. Und dann sind Sie nach Dä-
Ihr Vater war Zollbeamter Wie war das Alltagsle- nemark gekommen. Wie ha-
ben in Ihrer Familie? ben Sie denn das Kriegsende
erlebt?
Ja, mein Vater war Zollbeamter. Man einigte sich
über das, was man am nächsten Tag und im Ich versuchte, mich alleine
nächsten Monat vorhatte oder vorhaben könnte, durchzuschlagen. Der Krieg war aus, ich kam
dass man genügsam aß – was so immer großge- einigermaßen weit. Viele Soldaten aus Norwegen
schrieben wurde –, dass ich zur Schule ging, dass strömten durch Dänemark, alle 17, 18 Jahre alt.
ich genug Lesestoff bekam, denn ich war schon Wir wollten nach Hause. An der Grenze hielten
als Junge ein leidenschaftlicher Leser. uns englische Panzerspähwagen auf. Die diri-
gierten diesen enormen Strom von fliehenden
Sie sind in jungen Jahren zur Hitler-Jugend ge-
oder flüchtenden Soldaten und schickten uns auf
kommen?
einem vorbereiteten Weg in die Nähe von Husum
Ja, als 12jähriger schon. Die ganze Klasse wurde − präzis nach Witzwort − und dort auf eine große
kollektiv abkommandiert. Wiese, die auch von Panzerspähwagen patrouil-
Ich habe gelesen, dass Sie als Hitlerjunge in liert oder bewacht wurde. Dort schlugen wir, so
Wehrertüchtigungslagern waren. wir sie hatten, Zelte auf, lagen in Zelten und war-
Das war sehr viel später. Da war ich schon 16 teten ab.
Jahre alt. Etliche aus meiner Klasse, die das Alter Sie haben dann für die Briten als Dolmetscher
erreicht hatten, wurden vier Wochen in so ein gearbeitet.
Wehrertüchtigungslager gesteckt, in dem wir Ja. Eines Tages kamen englische Offiziere, frag-
Spielhandgranaten warfen, in dem wir sangen, in ten, wer englisch kann. Ich meldete mich, wurde
dem wir nach Kompass marschieren lernten. akzeptiert und fuhr mit den englischen Soldaten
Darin bestand die Wehrertüchtigung. und Offizieren durch Schleswig-Holstein. Die
Der 17jährige Siegfried Lenz wird dann zur Ma- Einheit hieß Sixty-Six Control Unit und hatte nur
rine eingezogen. War das für Sie ein Schock? eine Aufgabe: Wohin wir kamen, sollten wir
Soldaten mehr oder weniger nachhaltig auffor-
dern, sich einen Entlassungsschein aus dem Krieg

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 15


zu besorgen. Diese Einheit verfügte über solche händler den Mangel gefeiert und den Mangel als
Entlassungsscheine. Wenn man einen dieser Quelle der Phantasie ausgerufen.
Scheine besaß, konnte man damit rechnen, Le- Sie haben bei dem akademischen Lehrer, dem
bensmittelkarten zu kriegen, in dem Dorf, in der Privatdozenten, Hans Wolffheim, einem Germa-
Stadt, in der man jeweils wohnte. Das war der nisten, studiert. Der war für den jungen Siegfried
Zweck. Ich bin bis ungefähr Oktober im Jahr Lenz ein bedeutsamer Mann.
1945 mit dieser Einheit unterwegs gewesen. Also
Ja, aus zwei Gründen. Eines Tages stellte Herr
von Kiel bis Mölln und von Mölln bis auch Ham-
Wolffheim fest, in dem Winter 1946/47, dass ich
burg-Harburg, Pinneberg, in all den kleineren
sehr verfroren war. Ich hatte keinen Winterman-
Städten, Lüneburg und so weiter. Wir sind he-
tel. Ich hatte nur einen Colani, die blaue Jacke
rumgefahren und haben Soldaten gebeten, sich
von der Marine. Wolffheim schickte mich zum
ordentlich − besiegt abermals − aus dem Krieg
Studentenwerk, wo eine Spende aus Schweden
entlassen zu lassen.
angekommen war. Er befürwortete einen Antrag
Sie sind dann selbst entlassen worden und nach und ich bekam dort einen Mantel. Das werde ich
Hamburg gegangen. Warum wollten Sie nach nie vergessen. Es war ein besonders harter Win-
Hamburg? ter. Das ist erwähnenswert für mich. Diese Art
Na, ich wollte studieren. Aber in Hamburg gab es von Kumpanei. Man war verschont, man war
natürlich kein Zimmer. Ich fand schließlich ein übrig geblieben aus dem Krieg, die Professoren in
Zimmer in Bargteheide im Tremsbütteler Weg gleicher Weise wie viele der Studenten oder sogar
Nummer 7. Damals brauchte man für die Strecke die Mehrzahl der Studenten. Die Tatsache, dass
von Hamburg nach Bargteheide eineinhalb Stun- man dort dem anderen ansah, dass er fror, dass er
den, manchmal auch zwei Stunden. Je nachdem, etwas nötig hatte, dass man seinem Wunsch oder
wann die Züge beliebten, Hamburg anzulaufen. seinem Bedürfnis zuvor kam und sagte: „Mein
Es lebte sich ganz gut auf dem Lande. Man kriegt Lieber, gehen Sie zum schwedischen Studenten-
hier etwas und da etwas. Bargteheide ist ja eine werk. Sie kriegen dort einen Mantel.“ Das, glaube
kleine Stadt. ich, ist erwähnenswert und das sollte ich unbe-
Sie haben Anglistik, deutsche Literatur und Philo- dingt erwähnen. Und der zweite Grund: Nach
sophie studiert. Erinnern Sie sich noch an dieses einem Referat bat Wolffheim mich zu sich und
Hamburg 1945, an die Trümmerfelder? fragte mich, ob ich Verbindungen oder Beziehun-
gen zum Nordwestdeutschen Rundfunk hätte. Die
Selbstverständlich, so etwas vergisst man nie.
hatte ich leider nicht. Er vermittelte mich an Dr.
Schon als ich mit den englischen Soldaten bezie-
Walter Hilpert, der Sachbearbeiter beim NWDR
hungsweise Offizieren durch diese Stadt fuhr −
war und übrigens auch aus Ostpreußen stammte,
wir mussten sie kreuzen, wenn wir von Lüneburg
aber auf diese Kameraderie oder auf die Gleich-
nach Pinneberg fuhren − beherrschte mich der
artigkeit der Herkunft möchte ich mich nicht
unwillkürliche Gedanken: Wann wird es jemals
berufen. Hilpert vertraute mir einzelne Sendungen
wieder in Ordnung kommen? Wann wird es je-
an, morgens zwischen fünf vor sieben und sieben
mals aufgebaut werden? Kann man das überhaupt
Uhr, „Wir erinnern an ...“. Ich habe meine erste
aufbauen? Hamburg war zu 75% zerstört. Überall
Sendung, also 4 Minuten 32 Sekunden, über
stapelten sich rauchgeschwärzte Trümmer, die
Stenka Rasin, einen berühmten Kosakenführer
Brücken waren kaputt und im Hafen lagen 2.800
geschrieben. An den glaubte der Nordwestdeut-
Wracks. Ich habe das alles natürlich gesehen.
schen Rundfunk damals, 1946, erinnern zu müs-
Diese wirklich unerhörte Zerstörung ließ an Ge-
sen. Ich habe dieser Erinnerungspflicht zu genü-
danken nichts mehr übrig, sondern nur einen
gen versucht. Ich hatte noch nicht den Wunsch,
Seufzer, ein Ächzen, weiter nichts. Ich war darauf
Journalist zu werden. Das kam später. Ich war
nicht vorbereitet, so schlimm sah die Stadt aus.
glücklich darüber, dass ich die Möglichkeit hatte,
Sie haben neben dem Studium ein bisschen Geld hier und da eine kleine Sendung zu machen. „Wir
verdient? erinnern an Friedrich den Großen“ zum Beispiel
Alle haben Geld verdient. Wir mussten nebenher oder „Wir erinnern an Friedrich Gottlieb Klop-
Geld verdienen. Und ich habe natürlich gemerkt, stock“.
was Zigaretten kosten − nämlich sechs bis sieben Berühmte Leute wurden vorgestellt.
Mark das Stück − und was eine Flache Präparier- Berühmte Leute, insbesondere wenn sie einen
alkohol kostete oder was Schuhe und Aktenta- Todestag hatten. Dann glaubte man, das sei jubi-
schen, ganz neue, kosteten. Als ich damit in Be- läumshaft genug und an diese Leute wurde erin-
rührung kam und merkte, dass andere Bedarf nert, was ich sehr gerne gemacht habe. Es gab
dafür hatten, habe ich das verkauft und habe was damals ein für mich erstaunliches Honorar von 70
anderes gekauft. Das heißt, ich habe als Schwarz-

16 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Reichsmark. Das waren präzis elf Zigaretten. Das Eben, woher denn? Wo erreichte man, wenn man
bedeutete sehr viel. etwas schrieb, zwei Millionen Menschen? Schau-
Wie haben Sie sich 1946 informiert, was in der en Sie, als ich später − 1948 − eine journalistische
Welt, was in Hamburg los war? Lehre bei der englischen Besatzungszeitung „Die
Welt“ durchmachte, wo englische Offiziere, die
Also die ersten Informationen, die über das hi-
welterfahrene Journalisten waren, mir beibrach-
nausgingen, was bis dahin möglich war zu erfah-
ten, was es hieß, Zeitung zu machen, war es ganz
ren, bekam ich von einem englischen Offizier in
anders. Da hatten wir eine Auflage, ich müsste
Witzwort bei Husum, der eine Zeitung las und mir
mich irren, von 800.000. Das schien nach heuti-
die Zeitung zur Lektüre gab. Da gingen mir die
gen Kriterien immens zu sein. Aber im Rundfunk
Augen über. Da habe ich aus der ersten engli-
erreichte man 1,8 Millionen, zweieinhalb Millio-
schen Zeitung, die ich las, erfahren, was los war,
nen, das ist der Unterschied.
was in diesem Land, was im Namen Deutschlands
geschehen war. Das war die erste freie Zeitung, Die Zeitungen erschienen damals auch noch nicht
für mich zumindest. Ich war zwanzig Jahre alt. täglich.
Vorher hatte ich keine Möglichkeit zu einer freien Nein, dreimal in der Woche.
Presse gehabt. Wie sind Sie denn zur Zeitung gekommen? Sie
Haben Sie 1946 auch Radio gehört? haben ein richtiges Volontariat bei der britischen
Ja, ich habe Radio gehört. Ich habe beispielsweise Zonenzeitung gemacht.
die ersten Hörspiele gehört. Unvergesslich ist mir Durch englische Freunde, englische Offiziere, die
das oft gesendete Hörspiel „Draußen vor der Tür“ Leute, mit denen ich zusammengearbeitet hatte
von Wolfgang Borchert. Das waren Erlebnisse bei der Sixty-Six Control Unit. Sie fragten mich,
ohne gleichen. mit welchem Ziel ich denn vorhabe zu studieren.
Das Radio, dieses Mittelwellenprogramm des Und ich sagte: „Lehrer.“ Ich wollte wirklich Leh-
damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks, war rer werden, weil das mir ein sehr bedeutender und
das wichtigste Medium der Zeit? wichtiger Beruf schien, auch heute noch. Das
wäre ich sehr gern geworden. Da schlugen die mir
Ich glaube, es war für viele Menschen das wich-
vor: „Komm doch mal in unsere Zeitung. Schau
tigste Medium, aufgrund der Nachrichten selbst-
Dir das an, ist vergleichbar, in gewisser Hinsicht.“
verständlich, aber auch wegen der aufklärerischen
Das habe ich gemacht und Captain Willy Haas,
Sendungen. Schauen Sie, es arbeiteten Leute im
der Gründer der „Literarischen Welt“ in den 20er
Rundfunk, die bemüht waren, auch historisch zu
Jahren, empfing mich damals. Wir haben geredet
argumentieren, und einfach den vielen Menschen,
und dies Gespräch hat den Ausschlag gegeben.
die von den Schreckensinformationen nicht er-
Dann habe ich eine richtige Lehre, ein richtiges
reicht worden waren, beizubringen, was in diesem
Volontariat durchgemacht, zirkulierte also in der
Land geschehen war, also eine Aufklärung im
Zeitung, durch alle Abteilungen, Politik, Unter-
allerweitesten und vielleicht im allerwünschens-
haltung, Feuilleton und so weiter. Bis ich schließ-
wertesten Sinne zu betrieben. Das waren Axel
lich Redakteur wurde.
Eggebrecht und Jürgen Schüddekopf und all diese
Leute. Na also kurzum: Als Informations- und als Sie haben als Journalist in der „Welt“ eine Re-
Unterhaltungsquelle war der Nordwestdeutsche zension über Knut Hamsuns Buch „Auf über-
Rundfunk damals auch für mich etwas ganz Au- wachsenen Pfaden“ geschrieben. In dem Buch
ßergewöhnliches. rechtfertigt er sich und beschreibt den Kriegsver-
brecherprozess.
Das Hörspiel war damals eigentlich eine Unter-
haltungsgattung, was man heute nicht mehr so Wissen Sie, was er dem norwegischen Rieksad-
formulieren würde. vokat, dem höchsten Advokaten, sagt? „Herr
Vorsitzender, Ihre Ansicht von Psychologie wird
Ja, aber nicht in diesem Sinne, wie wir heute
sehr bald vergehen, aber meine Ansicht der Psy-
Unterhaltung definieren würden. Es gab immerhin
chologie und meine Bewertung der Psychologie
schon poetische Hörspiele. Günter Eich bei-
von Personen wird noch Gültigkeit besitzen, wenn
spielsweise mit seinen frühen Hörspielen und
all das, was ...“ und so weiter und so fort. Das
überhaupt all das, was Herr Schwitzke damals in
zeugte für mich von einem so unglaublichen
der Hörspielabteilung gemacht hat. Das verdient
Hochmut und Starrsinn, was Hamsun da von sich
wirklich jeder Erwähnung. Das war sehr achtvoll.
gegeben hat.
Das Hörspiel war sicher auch schon damals eine
Haben Sie von Hamsun gelernt?
literarische Gattung, aber in der Wirkung, in der
Nutzung war es doch massenhaft, weil es nichts Nein, obwohl ich ihn sehr gern gelesen habe und
anderes gab. im letzten Sommer wieder einige Sachen gelesen
habe. Ich kenne die große Begeisterung für Ham-

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 17


sun, eine Begeisterung, die auch mich erfüllte. Gegenüber empfunden, sondern immer vorausge-
Aber den großen Erzähler Knut Hamsun muss setzt, dass wir im Grunde gleichen Interessen
man, glaube ich, für sich betrachten, getrennt von folgen und dass uns gleiche Interessen bewegen,
seiner politischen − Torheit kann man es nicht und so ist es halt geschehen. Nun ist mein Verle-
nennen − Verbiesterung, fatalen Verbiesterung. ger auch ein großer Angler, großer Fischer und
Das ist ein Phänomen, das sich mir auch nur Naturfreund und so überschnitten sich Interessen
nach vielem Lesen und Recherchieren erschlossen nicht nur, was das Buch sondern auch was unsere
hat, dass sich ein so großer Schriftsteller − das Passionen angeht.
muss man sagen − in solcher Nähe zum National- Anfang der fünfziger Jahre gab es einen Konflikt
sozialismus wohl gefühlt hat. in der Redaktion der „Welt“. Der hatte keine
Dafür gibt es viele Gründe, beispielsweise sein inhaltlichen Gründe, aber Ihrer Frau, die Sie
Hass auf England, dieser unvorstellbare Hass auf auch in der „Welt“ kennen gelernt haben, wurde
England. gekündigt und der Ehemann war solidarisch und
kündigte.
In jedem Buch kommt ein dummer Engländer vor.
Ja. Das tut man doch, oder?
Immer gibt es einen dummen Engländer, ja. Aber
auch die Tatsache ist bemerkenswert - und das ist Natürlich.
etwas so prekär naheliegendes, dass es eigentlich Also eben.
schon wieder zu naheliegend ist -, dass sein Er- War das nicht ein großes Risiko?
folg so durch Deutschland begünstigt wurde wie Wissen Sie, zu leben ist überhaupt ein Risiko.
bei einer Reihe skandinavischer Autoren. Was bedeutet das schon? Wir waren beide jung,
Der Weg der skandinavischen Autoren in die Welt hatten Zutrauen zu unseren Möglichkeiten. Jetzt
lief über eine Übersetzung ins Deutsche. muss ich wieder auf den Rundfunk zurückkom-
Das ist wohl wahr. men: Als ich dann vorschlug, zwei längere Sen-
Als Sie Redakteur bei der „Welt“ geworden sind, dungen, zwei Halbstunden-Sendungen zu ma-
ist etwas passiert, was Ihren weiteren Weg stark chen, über Federico Garcia Lorca und noch eine
beeinflusst hat: Sie waren für den Zeitungsroman andere Sendung, und man sie sofort annahm,
zuständig. Sie waren der Redakteur, der die Texte fühlten wir uns gesichert, zumindest für die
so anspitzen musste, dass die nächste Zeitung nächsten zwei Monate. Wer konnte das von sich
gekauft wurde. schon sagen in der damaligen Zeit? Das ist doch
etwas ganz Erstaunliches, wenn man sagen kann,
So ist es, ja. die nächsten zwei Monate sind gesichert. Wobei
Da ist die Idee entstanden, selbst einen Roman zu ich natürlich nicht verkennen möchte, sogar beto-
schreiben? So ist 1951 der erste Roman „Es wa- nen möchte, dass die mäzenatische Funktion des
ren Habichte in der Luft“ entstanden? Rundfunks außerordentlich war. Die meisten
Sicher. Nachdem mein erstes Buch als Fortset- meiner Kollegen, Böll und alle − ich brauche sie
zungsroman in der „Welt“ abgedruckt worden ist, nicht aufzuzählen, Sie kennen sie alle − haben
übrigens von mir selbst auch geschnipselt, also in damals für den Rundfunk geschrieben und wur-
einzelne Fortsetzungen gebracht, da kamen Mit- den vom Rundfunk unterstützt. Als die Gruppe 47
arbeiter und fragten mich, ob ich vorhabe, die 1952 in Niendorf tagte, hat Herr Grimme, damals
Sache als Buch erscheinen zu lassen. Und so Generaldirektor, die ganze Gruppe - natürlich auf
schickte ich es sicherheitshalber an den S. Fischer Initiative von Ernst Schnabel, der ein Schriftstel-
Verlag und an Hoffmann und Campe in Hamburg. lerkollege war - eingeladen. Die ganze Gruppe 47
Hoffmann und Campe meldete sich und sagte: mit Aichinger und Bachmann und Böll – wir
„Wir bieten dir einen Vertrag an.“ waren alle Gäste des Nordwestdeutschen Rund-
Das ist ja fast ein einmaliger Fall, dass ein so funks. Dass natürlich Zeichen der Ermutigung
wichtiger und bekannter Autor von seiner ersten folgten, ist etwas Selbstverständliches und hatten
bis zu seiner letzten Veröffentlichung nur mit wir alle vorausgesetzt.
einem Verlag zusammengearbeitet hat. Wenn ich aus dem, was Sie sagen, eine These
Vielleicht können Sie das meiner Trägheit oder formulieren darf, würde sie lauten: Die Nach-
meiner masurischen Anhänglichkeit zuschreiben. kriegsliteratur nach dem Krieg wäre ohne die
Unterstützung durch den Nordwestdeutschen
Sie haben auch den Verleger mal Ihren Freund
Rundfunk und andere öffentlich-rechtliche An-
genannt. Das ist doch ungewöhnlich.
stalten so nicht denkbar gewesen?
Ja, ja. Es ist ungewöhnlich. Das muss ich sagen.
Völlig richtig, ein spontanes „ja, unbedingt“. Das
Aber ich habe mich nie, von Anfang an, in diesem
merkte ich auch bei all meinen Kollegen. Schauen
kritischen oder klassisch kritischen Zustand des
Sie, als hätte es eine Übereinkunft zwischen den

18 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Sendern gegeben, war es damals so, dass, wenn Es thematisiert aber einen Grundkonflikt zwi-
man ein Hörspiel schrieb, das einigermaßen ge- schen einer fallbezogenen Ethik, also einer kasu-
raten war − sagen wir es so −, dass man nahezu istischen Ethik, und einer situationsbezogenen
sicher sein konnte, dass andere Sender es wieder- Ethik, den Sie immer wieder aufgreifen. Sie ent-
holen würden. Das bedeutete für den Schriftsteller scheiden sich schon in dem Fernsehspiel dafür,
ungeheuer viel: Wieder war ein Monat gesichert. dass man sich in einer Situation ethisch bewähren
Bei einem Feature auch: Wieder waren 14 Tage muss und nicht nur Regeln anwenden kann. Das
oder ein Monat gesichert, also aus den Sorgen zieht sich durch Ihr Werk.
raus. Das heißt, diese left over time, diese übrig- Richtig, richtig. Natürlich versucht man, wenn
gebliebene Zeit konnte man dazu verwenden, um man ein gewisses Alter erreicht hat, auch sich
eine Novelle, um einen Roman, ein Theaterstück selbst zu bestimmen oder auszufragen: Was ist
zu schreiben. Es war tatsächlich etwas ganz Er- denn das Thema, das dich am meisten beschäf-
staunliches, dass der Frankfurter Sender, die tigt? Es ist wirklich die extreme Situation: Wenn
Stuttgarter − RIAS nicht, das war ein bisschen man genötigt ist zu fragen, wie würdest du dich
anders − jedenfalls eine Reihe von Sendern das entscheiden. Wenn angeblich Verschiedenes zur
Programm oder einzelne Teile des Programms Entscheidung steht und man weiß, dass gleich,
übernahmen und Schriftsteller in erklärter und was man wählt, es einen Makel zurück lässt, also
erkennbarer Weise durch Wiederholung einer problematisch ist. Das ist es. Wissen Sie, solange
Sendung unterstützten und so Freiraum schafften man unüberprüft lebt, nie in entsprechenden Situ-
fürs Schreiben. ationen gewesen ist, die einen nötigen, sich zu
An Weihnachten 1952 begann der regelmäßige entscheiden, lebt man risikolos. Aber in dem
Fernsehbetrieb beim Nordwestdeutschen Rund- Augenblick, wo man verurteilt ist, eine weitge-
funk. Vorausgegangen war ein Versuchsbetrieb. hende Entscheidung zu treffen − und darum mei-
Ich vermute Herr Lenz, Sie hatten 1952, als das ne Liebe zu extremen Situationen −, dann kommt
Fernsehen im Nachkriegsdeutschland startete, etwas zum Vorschein, was man vielleicht − André
noch keinen Fernsehapparat. Breton hat es getan − den „Nachtkern“ des Men-
Ich hatte auch noch sehr viel später keinen Fern- schen nennen könnte.
sehapparat. Ich glaube, erst so Mitte der 60er In den weiteren Jahren haben Sie auch beim
Jahre bekam ich einen Fernsehapparat. Nordwestdeutschen Rundfunk für das Nachtpro-
Sie haben also für das Fernsehen geschrieben, gramm gearbeitet.
ohne es selbst sehen zu können. Mit großer Freude jedes Mal.
Richtig. Jürgen Schüddekopf, der dafür verantwortlich
Denn im August 1952, noch im Versuchsbetrieb, war, war ein großer Förderer der Literatur.
gibt es ein Fernsehspiel von Siegfried Lenz. Wie Ja, das war Jürgen Schüddekopf wirklich. Das
ist das zustande gekommen? zeigte sich auch darin, dass, wenn ich an einem
Wissen Sie, wir leben ja alle etwas antizipatorisch Buch saß und er dies wusste − wir wohnten ja fast
und als ich „Fernsehen“ hörte, konnte ich mir in Nachbarschaft −, dass Jürgen Schüddekopf
vorstellen, was das Fernsehen mir ins Zimmer dann gleichwohl das Gefühl hatte, er müsste mir
bringen würde: ein Hörspiel in Bildern oder ein irgendetwas zukommen lassen. Und nun halten
Stück, wie man dazu sagt, in Bildern. Und so Sie sich fest: Er hat mich als Sprecher für schwie-
habe ich mir ein Stück vorgestellt und den Inhalt rige oder für Texte, von denen er glaubte, dass sie
vorgeschlagen und Herr Carl Junghans, ein Dra- kompliziert seien, beschäftigt, sagte: „Siegfried,
maturg, der sich aus der alten Ufa gerettet hatte, komm mal rüber.“ So habe ich sehr oft im Rund-
brachte mir bei, wie man Szenen schreiben muss funk gesprochen.
und sagte: „Ne, das musst du so und so machen.“ Siegfried Lenz hat den Goethe-Zeitgenossen Lenz
Dann habe ich das geschrieben und es wurde zu gesprochen.
meinem Erstaunen angenommen, es wurde zu Texte, die nicht meine Texte waren, aber man hat
meinem Erstaunen verfilmt und sogar gesendet. es gemacht, um leben zu können. Viele Male habe
Sie hatten also schon eine Vorstellung, was Fern- ich Texte anderer Autoren gesprochen.
sehen sein könnte, ohne Erfahrung zu haben? Es Sie haben 1952 eine erste größere Arbeit für den
war eine Vorstellung in Ihrem Kopf? Nordwestdeutschen Rundfunk geschrieben, das
Eine Ahnung, sagen wir, oder eine Mutmaßung, Radiofeature: „Wanderjahre ohne Lehre.“
aber keine präzise Vorstellung. Nein, das nicht. Ja, die auch viel von anderen Radiosendern wie-
Dieses Fernsehspiel „Inspektor Tondi“... derholt wurde.
Würde ich heute anders schreiben. Wie ist es dazu gekommen?

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 19


Ich lernte Leute kennen – man lernt ja so Auch das habe ich gemacht. Ich wollte mich auf
wahnsinnig viele Leute kennen - junge Menschen, die Suche nach Dingen machen, denen Menschen
die durch den Krieg ihre Familien verloren hatten aus Glaube oder Aberglaube anhängen, bei-
und auf Wanderschaft waren, jemanden suchten, spielsweise dem goldenen Vlies. So habe ich
der ihnen Obhut geben könnte, wo sie etwas zu verschiedene solche Ansichten gesammelt und sie
essen bekamen − also nicht allein im westlichen interpretiert.
Teil Deutschlands, sondern im Osten insbesonde- Ich komme jetzt auf einen Buchtitel „So zärtlich
re. Entwurzelte junge Leute. Die fanden mein war Suleyken“, die berühmten masurischen Ge-
Mitleid und mein Interesse sowieso und so habe schichten. Die sind von Siegfried Lenz zunächst
ich mir ihre Geschichten erzählen lassen. Es war nicht geschrieben worden, um daraus ein Buch zu
so ungeheuer, ich fand es aufschreibenswert. Man machen.
hat ja die Möglichkeit, allein zu bestimmen, was
Nein. Meine Frau war krank, meine Frau hatte ein
man für aufschreibenswert hielt. Und das Schick-
schlimmes Knie, verstaucht, und ich weiß nicht,
sal dieser armen Jungen, die durch mehrere Län-
was noch alles, jedenfalls ganz schlimm. Sie lag
der im Osten reisten, schwarz über die Grenze
auf der Couch und konnte nur lesen. Um sie zu
gingen, alles mögliche in Kauf nahmen, nur um
erheitern, schrieb ich masurische Geschichten.
irgendwo eine Bleibe, eine dauerhafte Bleibe zu
Die erschienen zunächst hier und da, in Zeitun-
finden, hielt ich für ausreichend genug, um darauf
gen, etliche natürlich in der „Welt“.
hinzuweisen. So habe ich dieses Feature geschrie-
ben. Aber bevor das Buch erschien, gab es doch auch
eine Hörfassung für den Nordwestdeutschen
Herr Lenz, wenn man im Schallarchiv des Nord-
Rundfunk?
deutschen Rundfunks recherchiert, an welchen
Produktionen Sie beteiligt waren, fällt einem auf, Die hat Jürgen Schüddekopf veranlasst. Er hat
wie ungemein viele Themen Sie behandelt haben. sogar mitgesprochen. Wirklich erstaunlich dilet-
Sie haben alle Radioformen benutzt. Ein Beispiel tantisch, nicht wahr. Jürgen Schüddekopf, der ja
ist „Die Kunst des richtigen Hörens – aus der kein Ostpreuße war, aber sich bemühte, sich von
Stimme lesen“. Das war ein Hörspiel mit Origi- mir das ostpreußische Idiom vorsprechen ließ, es
naltönen berühmter Schriftsteller. nie schaffte, aber dennoch soviel Vergnügen
daran fand, dass er - als Chef konnte er es - darauf
Zum Beispiel haben Andre Gidé, James Joyce,
bestand, mitzusprechen. So was gibt’s.
der Autor von „Ulysses“, und Thomas Mann
gesprochen, diese wunderbaren Leser. Ihr zweiter Roman „Der Mann im Strom“ er-
scheint 1957. Das Buch ist in einer großen Akti-
Dann wird ein konsumkritischer Dreiteiler gesen-
on: „Eine Stadt liest ein Buch“ allen Hamburge-
det, „Der hilflose Diktator Konsument“.
rinnen und Hamburgern im Jahr 2002 zum Lesen
Das passierte schon sehr früh. empfohlen worden. Das Motiv: der Taucher, der
1955 wurde es ausgestrahlt. Ihr Co-Autor war Wracks bergen soll, bergen will, der aber eigent-
damals Erich Kuby. Das ist fast ein politisch- lich zu alt ist, der selber von der Gesellschaft wie
kritisches Stück gewesen. 1956 schildern Sie das ein Wrack behandelt wird. Das ist in Ihrer Arbeit
Sujet Hafen wunderbar in „Der Hafen ist voller häufiger ein Motiv. Aber auch dieses Werk hat
Geheimnisse“ und im gleichen Jahr erscheint einen Vorläufer, nämlich eine Produktion für den
„Der fliegende Holländer“. Hessischen Rundfunk „Die Nacht des Tauchers“.
Bei meiner maritimen Anfälligkeit oder wie man Formal ganz anders, aber erkenne ich da ein
das nennen will ... Prinzip, dass Siegfried Lenz auch Stoffe für das
Radio recherchiert hat und dann in späterer lite-
Ganz bemerkenswert ist auch das Feature „Die
rarischer Weiterverarbeitung daraus ein Buch
neuen Stützen der Gesellschaft“, das Sie ebenfalls
entstanden ist?
1956 geschrieben haben. Entdecke ich da den
politischen Autor? „Die Wracks von Hamburg“. So hieß es ur-
sprünglich. Ich war auf düstere Weise fasziniert
Vielleicht ja. Man nimmt ja ständig wahr, man
von der Hinterlassenschaft des Krieges, wie sie
fühlt sich eingeladen, auf das, was man wahr-
sich im Hamburger Hafen und in der Elbe zeigte.
nimmt, mit seinen Möglichkeiten, die natürlich
Nachdem meine Frau bei der Hamburger Hafen-
auch sehr beschränkt sein können, zu antworten.
behörde herausgefunden hatte, wie viele Wracks
Aber man versucht, darauf zu antworten, im Ver-
es waren und die Schicksale einzelner Schiffe
trauen darauf, dass man ein Echo bekommt oder
kannte, entschloss ich mich, dass das aufgehoben
eine Ergänzung erfährt oder widerlegt wird. All
werden muss. Wissen Sie, wenn sie das Schreiben
das ist möglich und notwendig.
definieren, als den Wunsch etwas zu bewahren
1958 wird dann „Glanz, der nie erlischt – auf der und − eine andere Möglichkeit – etwas zu erkun-
Suche nach mythischen Schätzen“ gesendet.

20 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


den, dann habe ich mich hier dafür entschieden, Sie geben mir ein Stichwort. Radiosendungen
es aufzubewahren und einmal über die Anstren- über andere Länder und Kulturen waren nach
gung der Taucher zu schreiben. Nun hatten meine dem Krieg besonders wichtig. Reisefeature für
Frau und ich das Glück, von einem Tauchern den NWDR hat auch der Autor Siegfried Lenz
eingeladen zu werden. Der Taucher wohnte in den geschrieben.
Aufbauten eines Schiffes, das er einfach abge- Richtig, das habe ich auch gemacht. Das haben
schnitten und auf Land gesetzt hatte. Es gab keine auch Jürgen Schüddekopf, Alfred Andersch, Ernst
Wohnungen oder keine ihm zugewiesene Woh- Schnabel gemacht – alle haben das gemacht. Das
nung. Von ihm habe ich etwas über die Arbeit der war nicht so wie heute: Heute macht man das
Taucher gelernt. So habe ich das also geschrieben, Fernsehen an und wird nach Sri Lanka befördert
„Die Wracks von Hamburg“. und wird in zwei Sekunden nach New Orleans
In dieser Radioproduktion entdecke ich eine inte- gefördert und vielleicht zu den Fischern nach
ressante Vielfalt von Formen. Es ist vielleicht ein Labrador. Das Reisefeature ist heute eine andere
Feature, es ist vielleicht ein Essay, es ist aber Kategorie, hat eine andere Valuta. Aber damals −
auch ein Hörspiel. Das heißt, der Radioautor wo so wenige die Möglichkeit gehabt hatten, raus
Siegfried Lenz spielt mit allen Formen, die das zu kommen und dann erst so peu à peu sich an-
Radio bieten konnte? eignen konnte, was hinter der Grenze alles lag
Genauso ist es. Aber das ist ja gerade das Verfüh- und auf sie wartete – da war das Reisefeature
rerische am Feature, dass man alle Formen durch- noch etwas Wichtiges und Schönes und für den
spielen kann. Ernst Schnabel, der wirklich ein Autor Einträgliches, ganz klar. So habe ich also
großartiger Featureautor war, hat es auch in die- über verschiedene Reisen Bücher geschrieben,
sem Sinne definiert: Feature ist alles. Du kannst beispielsweise „Das Biogramm eines Partisanen
einen puren Hörspieldialog bringen, ein Doku- in Jugoslawien“, oder über Sardinien und über die
ment bringen, dokumentarische Stimmen einfüh- Sumpfleute.
ren und so weiter. All das zusammen macht das Es gibt weitere Beispiele dafür, dass der Schrift-
Feature aus, macht es zu einem Beleg eines Aus- steller Siegfried Lenz einen Stoff zunächst für das
schnitts von Wirklichkeit oder Wahrnehmung. Radio bearbeitet und daraus ein Buch wird. „Das
Ich wollte es nur deswegen ansprechen, weil ich schönste Fest der Welt“ erscheint als Hörspiel
da den Radioautor Siegfried Lenz so meisterlich 1955 und war auch eine Produktion für den
entdecke, wie er mit den Formen spielt und sie Nordwestdeutschen Rundfunk.
auch beherrscht. Die verschiedenen Radioformen Ja, aber als Buch habe ich es nie geschrieben.
müssen Ihnen doch sehr vertraut gewesen sein. Viele meiner Hörfunkarbeiten wurden nachge-
Wissen Sie, ich bin heute ein alter Mann. Wenn druckt.
junge Autoren mich fragen, was soll man machen Ein anderes Beispiel ist das 1959/1960 gesendete
− Creative Writing zum Beispiel – sage ich: Hörspiel „Lehmanns Erzählungen“, die literari-
„Macht nichts davon. Lest. Lest Autoren, von sche Verarbeitung Ihrer Schwarzmarkttätigkeit.
denen ihr glaubt, dass sie gut sind, dass sie eure So wie es da beschrieben wird, wird es nicht ge-
Phantasie beherrschen, dass sie euch genug sind.“ wesen sein, aber Sie haben Ihre Erfahrungen
Großartige Autoren, davon gibt es viele. In ähnli- verarbeitet, Motive aus der Realität verwendet.
cher Weise habe ich damals gehört, was Leute Wissen Sie, es ist manchmal viel schlichter, viel
wie Schnabel machten, was Andersch machte. profaner. Herr Gneuss, der lange Jahre in Hanno-
Alfred Andersch, der Leiter der Featureabteilung ver „Kulturelles Wort“ gemacht hat, lud mich
des Nordwestdeutschen Rundfunks, fragte mich: eines Tages ein, um über diese verrückte Zeit
„Hast du eine Reise vor? Guck mal dahin, guck nach dem Krieg zu schreiben. Für ihn habe ich
mal dahin, reduziere das alles auf ein einziges acht solcher Sendungen gemacht. Und die haben
Mitbringsel, gehe davon aus und versuche, die solch ein Echo hervorgerufen, dass mein Verlag −
erkundete Welt noch einmal zu schaffen. Im Di- ich möchte sagen: „Mein geliebter Verlag“ - ge-
alog, in der reinen Deskription, ohne was immer.“ sagt hat: „Machen wir.“ Das Echo hat ihm Recht
Durch das Studium und zwar das aufmerksame gegeben. Außerdem sagte Alfred Knaus, der bei
und ernste Studium anderer, die vor dir oder ne- Hoffmann und Campe als Verleger gearbeitet hat
ben dir, mit dir geschrieben haben, gewinnt man und jetzt einen eigenen Verlag in München be-
das, was dann nötig ist. Es kann natürlich darüber sitzt, der auch mein Freund ist: „Siegfried, auch
hinaus gehen, ganz klar. Ich habe es gelernt. Ich wenn du noch länger schreibst, hundert Jahre,
habe bei Kollegen gelernt, die ich bewunderte, vergiss eines nie − und das ist eine Lebensregel,
von denen ich annehmen musste und auch ange- die du in goldenen Buchstaben über deinem
nommen habe, dass sie mir etwas beibringen Schreibtisch haben solltest: Schafe muss man
konnten.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 21


dreimal scheren.“ Sie wissen, was damit gemeint Themen, die Auswahl, die Darstellung, all das.
ist? Sonst besuchte ich natürlich sehr gerne Herrn
Damit ist gemeint, dass man das mehrfach ver- Schwitzke, von dem wir, die jungen Autoren − es
werten soll. waren ja nicht nur Ilse Aichinger, Ingeborg
Bachmann und Wolfgang Hildesheimer, sondern
So ist es. Es heißt, dass man durchaus ein Radio-
auch Fred von Hoerschelmann, Heinrich Böll und
thema als Büchlein schreiben sollte.
wie sie alle hießen − alle überzeugt waren, dass
Ihre Rolle für den NWDR und später für den NDR Herr Schwitzke der Hörspielmann in Deutschland
wurde mal als „Ratgeber“ bezeichnet. Wem ha- war, mit einem wunderbaren Gespür. Er hat etwas
ben Sie Ratschläge gegeben? Welche Funktion zustande gebracht, was ich jungen Autoren nur
hatten Sie? Offiziell waren Sie freier Mitarbeiter. wünschen kann: eine Sammlung. Das heißt, so
Ich würde es eigentlich Zuhörer nennen. Ich weiß eine Art im Prinzip Familiarität. Das heißt: Er
nicht, wer diesen Terminus „Ratgeber“ eingeführt betreute die Leute. Er korrespondierte mit ihnen,
hat. Herr Arnold, der Hörfunkdirektor, vertraute er fragte nach „Habt ihr eine Idee? Seid ihr bei
mir manches an. Er lud mich ein, gegen ein be- der Arbeit?“ In so einem Ton: „Ich hoffe, ihr seid
scheidenes Honorar gelegentlich Kaffee bei ihm bei der Arbeit.“ Alle hielten sich viel zugute dar-
zu trinken. Das habe ich gemacht. Dabei fragte er auf, mit Herrn Schwitzke zu arbeiten. Ich denke
dies und jenes, „Was wollen Sie machen?“ Ich an viele Gespräche mit Schnabel, mit Schwitzke.
konnte mich glücklich schätzen, dass gleich am Dass diese Leute sogar bemüht waren, junge
Anfang dieser merkwürdigen Zeit ein Mann er- Autoren zusammenzuführen: „Nehmt euch zur
schien und sagte: „Ich komme aus Warschau. Ich Kenntnis, hört an, was der andere macht. Hört
habe verschiedene Erfahrungen im Hinblick auf auch seine Empfindlichkeit gegenüber diesem
die Rezeption deutscher Nachkriegsliteratur bei Problem.“ Es war eine manchmal riskante Päda-
polnischen Verlagen gemacht.“ Ich fragte: „Auch gogik, aber es war eine Pädagogik.
mit polnischer Zensur?“ „Aber sicher auch mit Was meinen Sie mit riskanter Pädagogik?
polnischer Zensur.“ Ich sagte: „Wie weit sind Sie
Wenn man einem jungen Autor einen anderen
bereit, offen zu reden?“ Darauf er: „Wunderbar,
jungen Autor so strikt empfiehlt, kann es zur
wenn Sie den Text so lassen, wie ich ihn spre-
Abwehr, zu Aggressionen kommen. Wenn man
che.“ Also ich lud Marcel Reich-Ranicki zu mir
Empfehlungen von höchster Autorität empfangen,
nach Hause ein und wir sprachen das durch und
muss man gewisse Empfindlichkeiten respektie-
dann gingen Reich-Ranicki und ich vors Mikro-
ren oder vorwegnehmen. Das ist schon wahr.
fon. So entstand − natürlich auch in der langen
Korrespondenz und in der späteren langen Zu- Medienwechsel beim Schriftsteller Siegfried Lenz.
sammenarbeit für die „Frankfurter Allgemeine Zwei Hörspiele, „Zeit der Schuldlosen“ 1960 und
Zeitung“ − eine Freundschaft. „Zeit der Schuldigen“ 1961, beide haben Sie für
den NDR geschrieben und bearbeiten Sie dann zu
Siegfried Lenz hat Reich-Ranicki den ersten Ra-
einem Drama. „Zeit der Schuldlosen“ war sehr
dioauftritt vermittelt. Kann man das so sagen?
erfolgreich. Wie ist es zu diesem Stück gekom-
Ja, das war sein erster Auftritt im Norddeutschen men?
Rundfunk.
Das kann ich Ihnen ganz präzise sagen. Ich hatte
Herr Lenz, wie würden Sie das Verhältnis zwi- zuerst „Zeit der Schuldlosen“ geschrieben. Herr
schen den jungen Autoren und den NWDR- Schwitzke las es und war mehr als einverstanden
Kollegen beschreiben? Wie war der Umgang und fragte mich nach einiger Zeit, ob das nicht
miteinander? einer Ergänzung bedürfte: „Zeit der Schuldigen“,
Kollegial. Wir waren ja auch passionierte Rund- wo das Wort wieder aufgedeckt wird. Ich fand das
funkhörer und damals war es wirklich so, das eine wunderbare dialektische Anregung. Ich habe
werden Ihnen Leute von meinem Alter, die da- sie aufgenommen und habe auch das zweite Hör-
mals auch geschrieben haben, wirklich bestätigen spiel geschrieben. Und wie es sich fügte: Herr
können, dass, wenn einer von uns ein Hörspiel Bartsch, der damals Theaterdramaturg im Verlag
oder ein Feature schrieb, man sicher sein konnte, Kiepenheuer & Witsch in Köln war, fuhr von
dass der Kollege oder der Freund es mithörte und Frankfurt nach Baden-Baden – gesegnet sei sein
bestimmt am selben Abend − spätabends − noch Auto, das damals schon ein Radio hatte – und
anrufen würde, um sich auszutauschen, um seinen hörte im Radio diese Stücke, „Zeit der Schuldlo-
Höreindruck mitzuteilen. Es ist unglaublich: Ein sen“ und „Zeit der Schuldigen“. Ich glaube, er hat
Ringtelefonat setzte ein. So war auch die gegen- das nicht ganz hören können, denn solange dau-
seitige Teilnahme an dem, was wir machten. Also erte die Fahrt nicht. Jedenfalls kam er in Baden-
nicht, dass man etwas passieren ließ, Echos pas- Baden an, schickte mir ein Telegramm, rief mich
sieren ließ, sondern man interessierte sich für die dann an und sagte: „Das ist ein Theaterstück. Das

22 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


muss auf die Bühne.“ Ich habe mich daran gesetzt Sehr tatkräftig. Die Schwierigkeit begann damit,
und versucht, es für die Bühne zu bearbeiten, und ein Minensuchboot zu finden. Herr Vogler, der
nun zeigte es sich, dass Herr Gründgens, der da- Regisseur, hat es mir erzählt. Man hat die euro-
mals Intendant des Deutschen Schauspielhauses päischen Häfen, auch die vergessenen, im Hin-
in Hamburg war, soviel Interesse daran hatte, dass blick darauf abgeklappert, einen originalen Mi-
er dieses Stück bringen wollte. Er hat es getan nensucher zu finden. Man hat einen gefunden, in
und das Echo darauf war ermutigend. Dann haben Arnis an der Schlei, völlig verrottet, völlig ver-
es auch viele andere Theater im In- und Ausland gammelt. Da dieses Schiff keinen Motor hatte,
gespielt, aber Gründgens hat es zuerst gemacht. stellte sich die Frage: Wie bringt man das Ding in
Siegfried Lenz hat für das Radio geschrieben, Fahrt? Jetzt kam die Bundesmarine, bereitwillig
natürlich für das Buch, aber hat auch Theaterstü- wie die Bundesmarine hoffentlich immer sein
cke geschrieben und einen kleinen Ausflug zum wird, und hat ein Schnellboot zur Verfügung
Fernsehen gemacht. Sie haben also Erfahrung als gestellt. Dieses Schnellboot wurde an der Leeseite
Schriftsteller mit den unterschiedlichsten Medien befestigt - da, wo die Kamera nicht hingucken
gemacht. Gibt es da eine persönliche Hierarchie konnte - und trieb natürlich mit seiner ungeheuren
bei Ihnen, dass Sie sagen: „Dieses Medium ist Kraft den Minensucher durch das Wasser.
mir wichtiger als das andere, weil ...“? Die Fernsehbearbeitungen Ihrer beiden Romane
Nein, überhaupt nicht. Ich finde alles gleich „Heimatmuseum“ und „Deutschstunde“ waren
wichtig. Mir hat beispielsweise der Dramaturg des bei der Fernsehausstrahlung ein großer Erfolg,
Hamburger Fernsehens mehrmals vorgeschlagen, was die Publikumsresonanz anging. Hat der Au-
ein Stück fürs Fernsehen zu schreiben, und ich tor Siegfried Lenz da nicht mal Lust gehabt, die
sagte: „Meine dramaturgischen Kenntnisse oder Fernsehbearbeitung selber zu machen, das Dreh-
meine Kenntnisse, ein Drehbuch zu verfassen, buch selber zu schreiben?
sind so gering, ich wage es nicht zu tun.“ Das Nein, überhaupt nie. Erstens verstehe ich zu we-
sagte ich ihm ganz freimütig: „Ich habe nirgend- nig davon und zweitens sollte ein Autor sich nicht
wo gelernt, ein Drehbuch zu schreiben“. Darauf- verleiten lassen, dem Regisseur reinzureden. Peter
hin sagte er: „Es wäre uns schon genug, wenn Sie Beauvais, ein sehr geschätzter Regisseur, der die
uns eine Erzählung schrieben. Bei der Art Ihrer „Deutschstunde“ verfilmt hat, hat mich zweimal
Darstellung, dieser sinnlichen Darstellung, würde eingeladen zu den Dreharbeiten. Ich habe gese-
es genügen.“ Ich habe daraufhin versucht, nur hen, wie an einem ganzen Tag ein Mann auf dem
eine einzelne Erzählung zu schreiben, nämlich Fahrrad einen Deich runter fährt oder an einem
„Ein Kriegsende“. Ich brachte sie Dieter Meichs- anderen Tag, das zweite Mal, wie eine Frau He-
ner, damals Hauptabteilungsleiter Fernsehspiel, ringe brät, diese immer wieder brät und noch mal
beziehungsweise Reinmar Cunis, seinem Drama- brät und dann zum elften Mal brät, so dass alle
turgen. Sie lasen es und waren einverstanden. Heringe im Umkreis von Husum und Flensburg
Herr Meichsner sagte zu mir: „Das spielen wir aufgekauft werden mussten. Das ist notwendig,
vom Blatt. Ohne all die ‚Geht dahin‘ und Kamera damit die Heringe wirklich so braten, wie sie
und Blende“, wovon ich nichts verstehe. Sie gebraten werden müssen. Das ist klar, das ist
spielten es vom Blatt und das Echo hat ihnen wichtig. Aber, obwohl Geduld zu den Tugenden
Recht gegeben. Der Film ist in der ganzen Welt der Geschichtenerzähler gehören sollte, soviel
gezeigt worden. Geduld hätte ich nicht aufgebracht.
Das war auch eine Auftragsarbeit für den NDR? Für das Fernsehspiel haben Sie als Autor nur
Ja, direkt für Herrn Cunis beziehungsweise Herrn zweimal gearbeitet, einmal in der Frühzeit als
Meichsner. Autor des Fernsehspiels „Inspektor Tondi“ und
dann liefern Sie die Novelle „Ein Kriegsende“.
Sie selbst haben in dem Fernsehspiel den Erzäh-
Aber es hat doch immer mal wieder Versuche
ler gesprochen. Sie haben eigentlich Ihre Novelle
gegeben, Sie als Autor für das Fernsehen zu ge-
in Teilen vorgelesen und an den Stellen, in denen
winnen. War das Selbstbeschränkung, dass Sie
in Ihrer Novelle Dialog war, ist auch Dialog
gesagt haben „Ich möchte das nicht“?
gesendet worden, aber sonst nicht.
Nein, ich saß dann jeweils an anderen Arbeiten,
Die Szenen waren dann von den Schauspielern
an den Romanen. Schauen Sie, weil Sie das schon
eingesprochen, die Kriegsgerichtsverhandlung
erwähnt haben: An „Heimatmuseum“ habe ich
beispielsweise. Die Dialoge habe ich allerdings
fast fünf Jahre gesessen, an „Deutschstunde“ vier
auch vorgegeben, also ausgeführt.
Jahre. Man muss sich da wirklich beschränken
Bei der Produktion von „Ein Kriegsende“ und zurücknehmen auf das, was man gerade tut
1983/1984 hat die Bundesmarine geholfen. oder wofür man sich gerade jeweilig entschlossen
hat.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 23


Dieter Meichsner hat einmal formuliert, dass die Ich habe darüber geschrieben, wie Sie vielleicht
Fernsehspiele nach literarischen Vorlagen für ihn wissen. Im „Heimatmuseum“ ist das über etliche
auch so etwas waren wie Werbung für das Buch. Kapitel beschrieben. In mehreren Zeitungen habe
Haben Sie das gespürt, also hat der Autor das ich eine Korrektur dieser Ansicht gelesen. Aber
gespürt, hat der Verlag das gespürt, dass hier das ich habe unmittelbar nachdem ich diese Vorwürfe
Fernsehen Werbung für das Buch gemacht hat? gegen meinen Freund Günter Grass gehört habe,
Ich glaube, ja. Mein Verleger wird Ihnen das der „Welt“ ein längeres Interview gegeben. Ich
sicher bestätigen, aber das ist in allen Fällen so habe mir erlaubt, in der „Welt“ darauf hinzuwei-
gewesen. Als „Königliche Hoheit“ oder „Die sen, dass es geradezu absurd ist, solch einen Vor-
Blechtrommel“ verfilmt wurden, führten die Ver- wurf zu erheben. Ich habe daran erinnert, jetzt
filmungen zu einem − sagen wir − gesteigerten ästhetisch, dass Tolstoi „Krieg und Frieden“ 50
Interesse am Buch. Insofern begünstigen sie sich Jahre nach der Schlacht von Borodino geschrie-
gegenseitig. Ich habe sie nie als Idealkonkurren- ben hat und dass menschliches Leid und mensch-
ten angesehen − wenn die sich schon austragen –, liches Elend von diesem Ausmaß für alle Zeit
so dass am Ende des Prozesses irgendjemand tot verdient, aufgehoben zu werden, gleichviel, wann
auf der Strecke bleibt. Das kann man nicht sagen. es zur Sprache kommt. Insofern hat Günter Grass
überhaupt keinen Tabubruch begangen, sondern
In einer guten Konstellation zwischen Fernsehen
er hat den Zeitpunkt gewählt, den er für richtig
und Schriftstellern heißt das doch, dass sich das
hielt. Das ist kein Tabubruch.
Fernsehen und das Buch gegenseitig stützen und
ergänzen. Von wem hat der junge Siegfried Lenz gelernt,
von welchen Autoren? An welchen Autoren haben
Durchaus. Ich glaube, dass auch mein Verlag und
Sie sich orientiert?
all die anderen Verlage das bekräftigen würden.
Ich habe es mehrfach zugegeben: Von Heming-
Hat diese Erfahrung Ihre Einschätzung des Fern-
way habe ich viel gelernt, beispielsweise die Un-
sehens beeinflusst?
erregtheit in Augenblicken, die zur Erregung
Nur insofern, als ich den Erfolg, den das Fernse- Anlass geben. Dann darüber, mehr über den Ge-
hen einigen Büchern beibrachte, für rechtmäßig genstand zu wissen, als man mitteilen kann und
hielt. Peter Beauvais, dieser große Regisseur, hat einen Rest zurückbehalten muss. Ich habe sehr
mich einmal gefragt: „Warum kriege ich nicht viel von William Faulkner gelernt: den Umgang
diese Ambivalenz im Verhalten eines Mannes hin, mit der Zeit, die Gleichzeitigkeit von Geschehnis
dem man so ungeheure Dinge zusagt?“ Ich sagte: und Wahrnehmung oder die Ungleichzeitigkeit
„Ich weiß es nicht.“ Vermutlich weil das Bild so von Geschehnis und Wahrnehmung. Das wäre ein
definitiv ist. Schauen Sie, Literatur entsteht weit verzweigtes ästhetisches Gespräch, in das
zweimal: einmal durch den Autor und einmal wir uns jetzt einlassen müssten. Und ich habe
durch den Leser. Der Leser schafft die Ambiva- manches gelernt von Dostojewski. Diese drei
lenz. So ist es. Im Fernsehen ... Schriftsteller haben mich als jungen Schriftsteller
Der Leser liest sein eigenes Buch. Das entsteht in wirklich beeinflusst. Von denen, glaube ich, viel
seinem Kopf. gelernt zu haben.
Sehr gut, sehr einverstanden, ja. Aus dem gelernten Journalisten, dem Radioautor
Das passiert wahrscheinlich beim Fernsehen Siegfried Lenz ist einer der wenigen bedeutenden
auch, aber nicht in dieser Bandbreite der Mög- Autoren der Nachkriegsliteratur geworden. Liegt
lichkeiten für den Zuschauer. ein Teil Ihres Erfolges, Ihres großen Erfolges,
auch daran, dass Sie gelernter Journalist sind?
Sehr gut ja, das ist richtig.
Bestimmt das Ihre Methode?
Herr Lenz, es gibt Geschichtslosigkeit, es gibt
Das müssen Sie Marcel Reich-Ranicki fragen.
aber auch Literaturgeschichtslosigkeit. Ich würde
Sie gerne fragen, ob Sie das bestätigen würden Den kann ich jetzt nicht befragen. Lassen Sie es
als These: Ihr hochverehrter Kollege Günter mich an einem Beispiel sagen. Nachdem Ihr Ro-
Grass hat „Im Krebsgang“ veröffentlicht und man „Exerzierplatz“ erschienen ist - da beschrei-
Teile der Kritik haben gesagt, das ist ein Tabu- ben Sie eine Baumschule, die auf dem Gelände
bruch in der deutschen Literatur, da wird zum eines alten Truppenübungsplatzes ist -, hat der
ersten Mal in einem großen Werk über Flucht, Verband der deutschen Baumschulenbesitzer Sie
Elend und Vertreibung der Deutschen nach dem zu einem Festvortrag eingeladen, weil sie dach-
Zweiten Weltkrieg berichtet. Der Autor des ten, Siegfried Lenz ist Experte für Baumschulen.
„Heimatmuseum“ muss sich doch über diese Das zeigt mir doch, dass Sie Ihr Metier, Ihre
Literaturgeschichtslosigkeit gewundert haben. Schauplätze ungemein genau recherchiert haben.

24 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Schauen Sie, dass sind doch Bedingungen der „Lest meine Bücher, oder lest sie nicht, ihr wer-
schriftstellerischen Arbeit. Nein, das sind Voraus- det beides bereuen.“ Das ist, glaube ich, ein Zitat
setzungen. Ich habe es schon im Hinblick auf von Siegfried Lenz. Meint es das?
Hemingway gesagt, dass man über das, was man Ja. Das ist ein Zitat, aber es ist nicht von mir,
beschreibt, so gut Bescheid weiß, dass man im sondern ich habe dieses Zitat gebraucht, aber ich
Grunde doppelt darüber schreiben könnte, in habe das Copyright natürlich angegeben: Napole-
vielfacher Ausfertigung. on und vor ihm, das muss ich hinzufügen, war es
Durch die genaue Recherche der Schauplätze, Kierkegaard, mein großer Wegweiser.
durch die genaue Beschreibung der Menschen, Herr Lenz, Sie sind eigentlich kein Autor, der sich
der Milieus gewinnen Ihre Stoffe an Glaubwür- regelmäßig öffentlich in aktuelle politische oder
digkeit? gesellschaftliche Themen einschaltet. Es gibt
Das würde ich nicht sagen. Aber man vergisst andere, die das häufiger tun. Da sind Sie sehr
das, was man recherchiert hat. Das geht einfach zurückhaltend, aber es gibt doch einige Positio-
unwillkürlich auf in die Erzählung. So auf ganz nen, die Sie öffentlich eingenommen haben. Des-
unbemerkte Weise geht es auf, exemplarisch nicht wegen fällt es besonders auf, weil es eigentlich
hervorgehoben, sondern unbemerkt geht es in der nicht Ihre Art ist. Sie haben sich auch mal für die
Erzählung auf, wenn ich bestimmte Pflanzen Ostpolitik Willy Brandts eingesetzt. Sie haben
beschreibe oder Bäume beschreibe. Das Prinzip Willy Brandt nach Polen begleitet. War das ein
der Beiläufigkeit im Erzählten wird da wirksam politisches, ein menschliches Anliegen, diesem
oder hat für mich eine bestimmte Bedeutung. Politiker zu helfen?
Sie denken sich eine Konfliktsituation aus und Schränken Sie das Politische sehr ein.
erfinden dazu Personal und Schauplätze – ist das Ich meine es im umfassenden Sinne. Ich meine es
grob gesagt Ihre Arbeitsweise? nicht tagespolitisch.
Ja, präzis. Natürlich, aber ich muss daran erinnern, dass
Die Schauplätze müssen dann − es ist eigentlich Politik alles sein kann. Ich meine, die Wärme in
egal, wo sie sind − stimmen. diesem Zimmer beispielsweise, in dem wir sitzen,
Naja, schauen Sie: Wenn das von mir erfundene kann ein politisches Argument sein oder wie der
Personal diese Konflikte, von dem Sie sehr präzis Autor des „Grünen Heinrich“, Gottfried Keller,
sagten, dass sie erfunden sind, austragen muss sagte: „Die Schuhsohle, unser beider Schuhsohle,
oder lebensfähig machen muss, dann müssen die ein politisches Argument, wie Ziegel auf dem
Schauplätze schon zu den Menschen gehören oder Dach.“ So sagte er wörtlich. Ein politisches Ar-
die Menschen zu den Schauplätzen. Das ist ganz gument ist also alles umfassend. Ich habe viele
klar. Es ist schwierig, einzelgängerischen Bedui- Reden zum Problem der Ostpolitik gehalten, die
nen in der norddeutschen Tiefebene handeln zu damals sehr kontrovers in unserem Land behan-
lassen, mal so als plattes Argument. Also es muss delt wurde, überall in der Republik. Das lag mir
schon zutreffen. am Herzen. Ich hatte auch − mein Gott, Ziele
kann man das nicht nennen − die Überzeugung,
Ich denke, Sie werden mir nicht widersprechen,
um Verständnis zu werben für die Menschen, die
wenn ich einfach sage, dass Sie das Experiment
jetzt in meiner Heimat leben, die ihrerseits
der Aufklärung noch nicht für beendet halten. Sie
Flüchtlinge sind, die aus der Ukraine stammen
haben in einem Interview mit Hanjo Kesting von
und woher noch, und in einem Zustand wirklich
einem bemessenem Vertrauen in die Erkenntnis-
schlimmer Vorläufigkeit lebten, weil sie einfach
fähigkeit von Literatur gesprochen. Wollen Sie
fürchten mussten, dass es irgendwann einmal
aufklären, wollen Sie etwas bewirken und wissen
wieder zu einer grenzübergreifenden Einigung
gleichzeitig, wie schwierig das ist mit Literatur –
kommt zwischen den Großen und dass sie noch
deswegen bemessenes Vertrauen?
einmal stiften oder weggehen müssen. Darum
Sie kennen die unmittelbare Antwort des Obsku- fand ich es − die ersten Entwürfe, also Willy
rantismus auf alle Bemühungen, aufklärerisch Brandt vor allen Dingen − so großartig, diesen
tätig zu sein. Die Antworten kommen immer Leuten die Sicherheit zu geben: „Hier könnt ihr
prompt. Das würde ich keinesfalls tun. Die Arbeit bleiben. Und das steht nicht zu befürchten, dass
als Schriftsteller, so definiere ich sie, besteht ihr noch einmal wieder auf die Chaussee müsst.“
darin, wie Heinrich Mann es auch schon sagte,
Sie haben sich dann auch in den 70er Jahren
Angebote zu machen, Offerten zu machen, an
gegen Privatisierungspläne für Rundfunk und
einen Leser, den man nicht kennt, oder Angebote,
Fernsehen ausgesprochen. Das war auch Ihre
die Einsamkeit des Autors zu teilen, sehr pathe-
innere Überzeugung. Was war das Motiv? Haben
tisch gesagt.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 25


Sie gesehen, wie es sich entwickeln könnte? Hat- gleichzeitig sehr hochmütige Leute, die der An-
ten Sie Befürchtungen? sicht sind, dass der Sport seine eigene Dramatik
Nein, gesehen habe ich das noch nicht, aber Be- hat, dass dem Sport nichts mehr hinzuzufügen ist,
fürchtungen hatte ich: die Befürchtung, dass, dass der Sport sich selbst überlassen bleiben soll-
wenn hier Monopole entstehen, Meinungsmono- te. Ich bin nicht dieser Ansicht. Mich interessiert
pole, wir nicht mehr wählen könnten oder viele die Tatsache, warum nicht zehntausend sondern
unserer Mitbürger nicht mehr das wählen können hunderttausende unserer Mitbürger in Arenen
oder sich nicht trauten, das zu wählen, was ihnen gehen, schreien, sich selbst vergessen und etwas
nahe liegt. Darin lagen meine Befürchtungen. wünschen, nämlich sich wünschen, dass der Ak-
teur, den sie mit ihren Hoffnungen betrauen,
Hat sich die bestätigt?
wirklich stellvertretend siegt. Stellvertretend für
Nein, sie haben sich nicht bestätigt. Ich glaube, sie selbst, die oben ihr − Bier darf man nicht mehr
die Meinungsvielfalt besteht, wirklich in jeder trinken − ihr Eis oder ihre Wurst essen. Diese
Hinsicht. Wenn ich mir das ansehe − ich bin kein Stellvertreterfunktion siegt für mich, dann kann
Fernseher, ich sehe zwar Nachrichten und gele- ich nach Hause gehen und pfeifen und so weiter.
gentlich Champions League, das ist sehr wichtig,
Also Sie halten es da eher mit Bert Brecht: „Mehr
und Nachrichten und politische Diskussionen, das
guten Fußball“?
schon − aber ich glaube nicht, dass sich die Be-
fürchtung bestätigt hat. Ja.
Siegfried Lenz interessiert sich auch für Sport. Ich Welches Vertrauen hat Siegfried Lenz heute, dass
vermute das mal. Hörfunk, aber besonders das Fernsehen, als
wichtigstes Medium auch in der Zukunft einen
Wundert Sie das?
bemessenen Beitrag zur Erkenntnis bringen
Nein, überhaupt nicht. könnte?
Ich habe ein Buch geschrieben, mein Lieber, Wenn das Fernsehen bereit ist, vor sich selbst zu
„Brot und Spiele“, über einen Langstreckenläufer. warnen oder mit der Skepsis gegen sich selbst
Sie haben 1959 sogar ein Radiofeature in zwei aufzuwarten, die ich mir wünsche, wird es immer
Teilen geschrieben. mein Vertrauen haben.
Auch das. Ich danke für dieses Gespräch.
„Im Rücken des Siegers“ für den Nordwestdeut-
schen Rundfunk, über Sport und seine Geschichte. Peter von Rüden führte das Interview am 14. No-
Es wundert mich gar nicht. Da erkennt man, dass vember 2002 in Hamburg.
Sie eigentlich ein Sportinteressierter sein müssen.
Guckt der Siegfried Lenz Fußball im Fernsehen? In Auszügen wurde das Interview bei NDR Info in
Natürlich. Hören Sie, es gibt unter meinen Kolle- der Reihe DER TALK am 26. Dezember 2002 ge-
gen, unter den Kritikern, sehr schätzenswerte und sendet (siehe auch Bestandsaufnahme).

26 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


„Seine Begeisterung war infektiös“

Siegfried Lenz über Heinz Schwitzke

Dokument
Wir waren ja viele Jahre Nachbarn, Heinz einander - zuerst stirbt der Kö-
Schwitzke und ich, und zu jeder Nachbarschaft nig, dann die Königin. Der
gehört nun einmal der diskrete, der unbeabsich- Zeitfaktor in der Erzählung hat
tigte Informationsfluss. Es war geradezu unver- unumstrittene Bedeutung.
meidlich, dass ich mich genötigt sah, mir ein Bild Durch ihn wird Entwicklung
von ihm zu machen, noch bevor ich ihn selbst zur möglich, Veränderung, mit
Genüge kannte. Schuld daran waren die, ja, ich seiner Hilfe altern Personen,
muss es sagen, die zahlreichen, für mich nicht lösen sich Konflikte, wird aber
leicht unterscheidbaren Schwitzke-Töchter, auch Unwandelbares bestätigt.
freundliche, unbefangene Geschöpfe, von so Heinz Schwitzke empfahl mir,
entwaffnender Mitteilungsfreude, dass man ihnen diesen Zeitbegriff zu verab-
am liebsten gleich die eigene Lebensgeschichte schieden, wenn ich ein Hörspiel
erzählt hätte, als Gegengabe sozusagen. Ehe wir schreiben wollte. Er definierte
also gemeinsam manchen Bocksbeutel leerten, das Hörspiel als die Gattung der
wusste ich bereits, dass Heinz Schwitzke gern Unzeit und das heißt, Chrono-
Bocksbeutel trank. Ich wusste, noch bevor wir uns logie ist aufgehoben, das Nach-
in seiner Redaktion trafen, dass er im NWDR das einander liefert keinen Beweis.
Hörspiel betreute. Und selbstverständlich kannte Zeit, reale Zeit aufzuheben, das
ich nicht nur seine Lieblingsmahlzeit sondern heißt nun aber nicht, keinerlei
auch seine Lieblingsautoren, die er gerade aus Zeitgesetz anzuerkennen - im
Bayern, aus Berlin, aus der Schweiz erwartete. Gegenteil. Indem der Hörspiel-
Durfte ich der unschuldigen Freimütigkeit der autor den Anspruch der realen
Töchter glauben und ich glaubte ihnen unbedingt, Zeit zurückweist, will er deut-
dann machte ein schönes Hörspiel den Vater lich machen, das Leben sich auf
glücklich. Mit Heinz Schwitzke bekannt zu wer- mehreren Zeitebenen abspielt.
den, das hieß für mich, auch mit dem Hörspiel Das kann man magische Exis-
bekannt zu werden, mit dieser damals noch jun- tenzerfahrung nennen. Ver-
gen Kunstform. Wenn ich mich recht erinnere, pflichtet durch eine einzige
sprachen wir bei allen Begegnungen, bei verein- äußere Wirklichkeit, müssen wir gleichwohl
barten und zufälligen, fast ausschließlich über das zugeben, dass verschiedene Wirklichkeiten in uns
Hörspiel und notgedrungen über Hörspielautoren. hineinregieren und das gleichzeitig. Traum, Ver-
Wer im Zweifel darüber war, was alles das Hör- gangenheit, utopisches Wünschen, sie melden
spiel sein kann oder was es unbedingt zu sein sich ungerufen zu Wort. Wer zögerte, diese äs-
hätte, der erhielt bei Heinz Schwitzke jeden er- thetischen Bekenntnisse zu übernehmen, dem bot
wünschten Aufschluss. Er kannte seine Vieldeu- Heinz Schwitzke sogleich unwiderlegbare Bewei-
tigkeit und seine Eigenständigkeit. Eine umfas- se an, Zitate aus beispielhaften Hörspielen von
sendere Theorie als seine hat wohl niemand über Eich, Hirche oder Hildesheimer. Als Geschich-
diese literarische Gattung vorgelegt. Allerdings, tenerzähler hatte und habe ich auch mein eigenes
theoretische Durchdringung minderte seine Be- unvermeidliches Verhältnis zum Ort, zum Erfah-
geisterung nicht im geringsten. Mitunter hatte ich rungsort, an den Leben gebunden ist. Der Ort
das Gefühl, dass er auch über Missglücktes be- macht mir Charaktere verständlich, begründet
geistert war, einfach weil sich an ihm die Theorie Handlungen und Unterlassungen. Der beschreib-
des Scheiterns schlagend nachweisen ließ. Wenn bare, abgeschlossene Ort als Mikrokosmos lädt zu
er zur Pressevorführung einer neuen Produktion Vergleichen ein. Wir werden der Tatsache inne,
einlud, kamen die Feuilleton-Chefs großer Zei- dass Probleme, Situationen, Befindlichkeiten
tungen. Ich entging nicht seiner gelassenen Auf- übertragbar sind. Überzeugend wies Heinz
klärung über die Mehrschichtigkeit des Hörspiels. Schwitzke mir nach, warum diese Örtlichkeit im
Als Geschichtenerzähler hatte und habe ich ja Hörspiel anders aufgefasst und bewertet werden
mein eigenes unvermeidliches Verhältnis zur Zeit, muss. Ort, wenn ich mich recht erinnere, war für
zur erzählten epischen Zeit. Das ist bezeichnet ihn keine äußere Erfahrung, sondern ein Bewusst-
durch Chronologie, durch rechtschaffenes Nach- seinsereignis. Ort war Innenraum, keiner treuher-

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 27


zigen Geografie unterworfen, an keiner Schiene
gelegen. Das Nötige entsteht, wo Sprache ge-
braucht wird, also auch der Ort. Er ist ein Ergeb-
nis der Imagination beim Hören. Auf- und abti-
gernd in seinem Redaktionszimmer entwickelte
Heinz Schwitzke zu jeder Gelegenheit ästheti-
sches Rüstzeug und schenkte es dem Autor zum
Abschied. Oft gab er einem die Manuskrip-
tepracht voller Hörspiele mit, die seine Theorie
tadellos ins Recht setzten. Oft winkte er auch
einen schläfrigen Autor aufgeregt zu sich und lud
ihn ein, ein diskutables Spiel mit abzuhören. Ich
muss zugeben, seine Begeisterung war infektiös.
Sie übertrug sich auf den Dramatiker und auf den
Geschichtenerzähler. Freigiebig vermittelte er
Erfahrungen und Einfälle. Es steht außer Zweifel,
dass er das Hörspiel in Deutschland erheblich
beeinflusst hat. Wir Autoren haben ihm zu danken
und wir möchten es gebündelt am liebsten mehr-
stimmig tun an seinem 70. Geburtstag.

Auszug aus der 1978 ausgestrahlten Sendung


„Aus der Hörspielwerkstatt – Sieben auf einen
Streich – Heinz Schwitzke zum 70. Geburtstag“ Heinz Schwitzke (1908-1991) leitete von Novem-
(siehe auch Bestandsaufnahme) / Abdruck mit ber 1951 bis Juni 1971 die Hauptabteilung Hör-
freundlicher Genehmigung von Siegfried Lenz und spiel und Produktion des NWDR bzw. NDR in
des NDR Hamburg.

„Sein Zuhörtalent begünstigt sein Anregertalent“

Siegfried Lenz über Heinz-Günter Deiters

Damals gehörte ich zu seiner Mannschaft. Damals nicht mehr neue, aber immer noch entdeckungs-
lud Heinz-Günter Deiters immer wieder seine frei- würdige Medium Rundfunk bot. Er hatte diese
en Mitarbeiter zu sich ein, in die Stadtwohnung, in Möglichkeiten, vor allem die hörfunkeigenen Aus-
sein stilles Landhaus. Mitte der Fünfziger hatte er drucksformen, für sich selbst bereits erkundet.
die Feature-Redaktion des Norddeutschen Rund- Früh schon, nämlich 1950, war er von der Nieder-
funks übernommen und seine erste Bekümmerung deutschen Zeitung zum Funk gekommen und hatte
galt den Autoren. Den Alten und den Jungen. Was den Hörern „Zwischen Nord- und Ostsee“ und
Karl Kraus als die innigste Aufgabe des verant- „Zwischen Elbe und Weser“ – so hießen seine
wortlichen Publizisten ansah, nämlich die mannig- Redaktionen, Land und Leute nahe gebracht. Seine
fache Förderung der Mitarbeiter – Heinz-Günter weithin bemerkte Tätigkeit aber begann mit der
Deiters übernahm und erfüllte sie auf stillschwei- Übernahme der Feature-Redaktion 1956. Die
gende Art. Großmeister dieser Funkform, Ernst Schnabel,
Gastfrei wie eh und je, ein guter Zuhörer, wie er im Axel Eggebrecht und Alfred Andersch hatten ge-
Buche steht, lenkte er nie erkennbar die Gespräche, zeigt, wie aus einer Mischung von Dokument und
durchsäuerte sie jedenfalls nicht mit fachlichen Fantasie, von Bericht und Dialog etwas ganz eige-
Erörterungen im Hinblick auf prompte Nutzanwen- nes entstand. Hörbilder im Sinne des Wortes.
dung. Er wollte wohl nur dies: Dass wir, seine Heinz-Günter Deiters nahm ihre Erfahrungen auf
Autoren, uns kennen lernten, dass wir über unseren und mit seiner eigenen Neugierde und Hellhörigkeit
Problemhaushalt redeten, unsere Erfahrungen aus- zeigte er als Autor, was dem Feature innewohnt an
tauschten und dass wir uns nicht zuletzt aufgehoben funkgerechter und evozierender Eigenschaft.
fühlten in seiner Betreuung. Bei all dem hoffte er Sehen lernen durch hören. Ich vermute, dass er
gewiss, dass wir die Möglichkeiten erkannten, die diesem Motto folgte, als er experimentierfreudig
formalen ebenso wie die inhaltlichen, die das zwar seine Stücke „Die Sprache der Schritte“ und „Die

28 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Sprache des Beifalls“ schrieb. Da wird die Welt erwähnt. Ich denke an seine gewichtige Untersu-
durchsichtig gemacht und zusammen gesetzt an- chung „Das Fenster zur Welt. 50 Jahre Rundfunk in
hand von bruchstückhafter akustischer Erfahrung. Norddeutschland“. Denke aber auch an seine Pub-
Wer die schönen Mühen der Konzentration auf sich likationen „Kunst der Intrige“ und an das sehr per-
nimmt, erfährt auf einmal, wie sich Außenwelt sönliche, von seiner Sammelleidenschaft zeugende
entschlüsseln lässt. Selbstverständlich hat er es aber Buch „Die Welt auf der Zündholzschachtel“. Aber
auch nicht versäumt, etwas Zusammenhängendes auch als Erzähler schrieb Heinz-Günter Deiters sich
über die Funkform zu schreiben, die ihm soviel ein, mit dem Roman „Die Engelsschaukel“. Nun
bedeutete. Ein Stück. Ein Lehrstück. „Das Feature“. wird er 65. Die Pensionierung steht vor der Tür.
Vielzitiert und unvergessen. Wir, seine alten Autoren, die ihm vieles zu verdan-
Inhaltlich fühlte er sich in seiner Arbeit immer dem ken haben, grüßen ihn in Anhänglichkeit und in der
Zeitgeschehen und dem Zeiterleben verpflichtet. Gewissheit, dass es keinen Abschied vom Schreib-
Das Spektrum all seiner Titel bezeugt es. Titel tisch geben wird.
übrigens, auf die die Hörer mit außergewöhnlichem
Auszug aus der 1990 ausgestrahlten Sendung „Der
Echo reagierten. Immer noch sind seine Sendungen
Feature-Redakteur Heinz-Günter Deiters“ (siehe
über „Epilepsie, Protokoll einer Krankheit“ in Er-
auch Bestandsaufnahme) / Abdruck mit freundlicher
innerung. Und ebenso unvergessen sind seine Ar-
Genehmigung von Siegfried Lenz und des NDR
beiten über Freimaurer in Deutschland, über ländli-
che Feste und der wirklich erhellende Funkbeitrag
„Ein Blinder geht durch die Stadt“.
Heinz-Günter Deiters ist ein ruhiger Mann. Wohl-
erfahren und aus Neigung in seinem Medium be-
heimatet, das anscheinend ziemlich flüchtig ist, hat
er immer Zeit, wenn man an seine Redaktionstür
klopft. Wer ihn besucht, darf den angebotenen Tee
zu Ende trinken. Gern erzählt er, mit welchen The-
men sich seine Autoren gerade beschäftigen. Mit-
unter schimmert dann dabei eine Art gespannte
Erwartung auf, die vermuten lässt, dass er, der
bedachtsame Anreger, nicht unwesentlich beteiligt
ist. Sein Zuhörertalent begünstigt sein Anregerta-
lent. Nach einer gewissen Zeit weiß er, welch ein
Thema zu welchem Autor passt.
Was unter seine Leitung an hundert und mehr Fea-
ture-Themen gesendet wurde, charakterisiert auch
ihn selbst. Diese Themen bestätigen nämlich den
engagierten Zeitgenossen, der darauf aus ist, den
Befund der Gesellschaft zu ermitteln. Und zwar im
wahrsten Sinne. Da kommen weder der soziale
noch der wirtschaftliche Aspekt zu kurz. Und für
die zeitkritische Erörterung ist allemal Raum. Zu-
sammengenommen ergibt das, was Heinz-Günter
Deiters in seiner Redaktion veröffentlicht hat,
nichts weniger als ein Kompendium der Nach-
kriegsjahre.
Wenn man aber schon aus gegebenen Anlass sein Heinz-Günter Deiters (1925-1999) arbeitete ab
Wirken bilanziert, dann versteht es sich von selbst, 1950 für den NWDR und leitete von 1956 bis 1990
dass man auch den Buchautor Heinz-Günter Deiters die Redaktion Feature des NDR-Hörfunks.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 29


„Ein Hörspiel in Bildern“

Die Fernsehspiele von Siegfried Lenz


Ina Heidrich / Mark Lührs

Als Verfasser der Romane Parallelen und Kontinuitäten in seinen Arbeiten


Essay
„Deutschstunde“ und „Hei- für die unterschiedlichen Medien aber auch die
matmuseum“ ist Siegfried Entwicklung des Autors Siegfried Lenz in über
Lenz bekannt geworden. Fast dreißig Schaffensjahren deutlich.
unbeachtet ist dagegen die
Tätigkeit eines der einfluss- „Problemhaushalt der Gesellschaft“
reichsten deutschen Nach- Eines der Merkmale, die die schriftstellerische
kriegsautoren in anderen Tätigkeit von Lenz bis heute prägen, ist das Kon-
Medien. Dabei arbeitete Sieg- struktionsprinzip, das seinen fiktionalen Ge-
fried Lenz schon ab 1946 schichten zugrunde liegt. Er erzählt aus Überzeu-
neben seinem Studium für 3
gung auf „traditionelle Art und Weise“ und be-
den NWDR und absolvierte kennt: „Ich brauche Geschichten, um die Welt zu
wenig später eine journalisti- 4
verstehen.“ Dieser ‚Verständnishunger’ beinhal-
sche Ausbildung, ehe er 1951 tet für Lenz den Anspruch, die Erlebnisse seiner
sein erstes Buch „Es waren Generation mitzuteilen: „Man kann bestimmte
Habichte in der Luft“ veröf- Erfahrungen als Auftrag verstehen; zumindest
fentlichte. Dem Hörfunk blieb kann man sich nicht von den Erfahrungen seiner
er aber auch in der Folgezeit Generation trennen. Gewalt, Flucht, missbrauchte
verbunden. Lenz intensivierte sogar seine Tätig- Begeisterung, sinnlose Tode: dies gehört zum
keit beim NWDR - und das nicht nur aus finan- Inventar meiner Generationserfahrung, und es
ziellen Gründen. Seine ambitionierten Hör- scheint mir nur selbstverständlich, dass ich als
funksendungen, die der gleichen literarischen Schriftsteller darauf eingehe. Schreiben ist doch
Ästhetik wie seine Bücher folgen, sind ein Beleg immer die beste Möglichkeit, um äußere und
dafür. Bei diesem Engagement im Rundfunk 5
innere Ereignisse verstehen zu lernen.“ Ergän-
verwundert es nicht, dass Lenz auch als Autor für zend schöpft er seine Themen aus dem von ihm
das Fernsehen arbeitete. Im Auftrag des NWDR beobachteten „Problemhaushalt der Gesell-
und mit Unterstützung des ehemaligen UFA- 6
schaft“ , aus dem er sich diejenigen heraussucht,
Mitarbeiters Carl Junghans schrieb er Anfang der die ihn interessieren. Diese versucht er dann
fünfziger Jahre das Drehbuch für das Fernsehspiel 7
„nach allen Seiten zu erkunden“. Um das zu tun,
„Inspektor Tondi“. Noch im Fernsehversuchspro- kreiert Lenz das passende Personal sowie authen-
gramm des Jahres 1952 wurde das „Hörspiel in tische Schauplätze, die entweder nach genauen
1
Bildern“ , wie es Lenz nannte, gesendet. Erst über Recherchen entstehen oder einen Bezug zu seiner
drei Jahrzehnte später folgte 1984 seine zweite Biographie haben. Wichtig ist ihm, dass die präzi-
Arbeit für das Fernsehen. In Absprache mit den se Recherche oder das Erlebte im Schreiben auf-
NDR-Verantwortlichen Dieter Meichsner und
Reinmar Cunis schrieb er allerdings kein Dreh-
buch, sondern lieferte dem NDR eine Erzählung, 3
Marcel Reich-Ranicki: Siegfried Lenz, der gütige Zweifler.
2
die „vom Blatt“ gespielt wurde. Beide Sendun- Rede zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises 1984. In:
gen fanden bisher kaum Beachtung in der Wis- Siegfried Lenz: Die Erzählungen 1965-1984. München: Deut-
senschaft. Sie sind aber ebenso wie die Hör- scher Taschenbuch Verlag 1986, S. 320.
4
funksendungen eng mit seinen Buchpublikationen Siegfried Lenz: Gnadengesuch für die Geschichte (1966). In:
verbunden. Um das zu zeigen, werden im folgen- Ders.: Beziehungen. Ansichten und Bekenntnisse zur Litera-
tur. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1972, S. 96.
den die Gestaltungsmerkmale und der Gegenstand (Vgl. auch: Hans Wagener: Siegfried Lenz. München: C.H.
des Lenzschen Werkes vorgestellt. Vergleicht Beck und edition text + kritik 1976 (Reihe: Autorenbücher), S.
man diese mit seinen Fernsehspielen, werden die 134.)
5
Ekkehart Rudolph: Protokoll zur Person. Autoren über sich
und ihr Werk. München: List 1971. S. 98.
1 6
Siegfried Lenz im Gespräch mit Peter von Rüden (vgl. Siegfried Lenz im Gespräch über seinen Roman „Fundbüro“.
Abdruck in diesem Band). In: Kulturjournal. NDR Fernsehen, 7. Juli 2003.
2 7
Ebd. Ebd.

30 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


geht und die Handlung quasi beiläufig erzählt Auch die Zeit, in der die Handlung stattfindet, ist
8
wird. Das Resultat ist die hohe Glaubwürdigkeit, nicht festzustellen. Das Milieu, das keinen expli-
die seine Werke kennzeichnet. ziten historischen Hintergrund hat, ist demnach
nicht ausschlaggebend für den beschriebenen
Konflikt.
Autor: Siegfried Lenz Anders bei der Erzählung „Ein Kriegsende“:
Titel: Inspektor Tondi Bereits die nachträglich durch eine Vielzahl von
11
Erstsendedatum: 11. August 1952 Rezensenten und Literaturkritikern vorgenom-
Regie: Hanns Farenburg mene Einordnung als Novelle verweist auf die
Schauspieler: Alfred Schieske (Inspektor Variabilität des Werkes. Lenz selbst gab keine
Tondi), Karl John (Crawford/Falbak), Karl Genrebezeichnung an und verwehrt dem Leser so
Voscherau (Wirt Ascott), Karl Klüsner (In- das informierende Signal, dass es sich hier um
12
genieur), Maria Martinsen (Madame Ruth), Fiktion handelt. Der im Titel enthaltene unbe-
Helmut Rudolph (Untersuchungsrichter) stimmte Artikel verdeutlicht, dass es sich um ‚ein’
13
Nachweis: NDR Fernseharchiv 1005808 mögliches Ende des Krieges handelt. Lenz ent-
Dauer: 29:00 Min. wirft hier eine ineinandergreifende Komposition
Im Mittelpunkt dieses Fernsehspiels stehen aus historischen und fiktionalen Elementen. Die
Inspektor Tondi und der aus der Untersu- Situation der Besatzung des Minensuchbootes
chungshaft geflohene Medizinstudent Craw- MX 12, das deutsche Soldaten trotz der Teilkapi-
ford. Ihm wird vorgeworfen, sich als Arzt tulation des Deutschen Reiches und des Risikos
ausgegeben und eine Frau ohne staatliches für das eigene Leben retten soll, bezieht ihre
Examen behandelt zu haben. Ein Unwetter Glaubwürdigkeit aus dem historischen Rahmen
treibt beide in einen von der Außenwelt ab- und der überzeugenden Darstellung des Milieus.
geschlossenen Gasthof. Der Inspektor, der Nicht zuletzt greift Lenz beim Schreiben auch auf
ahnt, wen er vor sich hat, versucht im Ge- seine eigenen Erlebnisse als Marinesoldat am
spräch, den Studenten zu einem Geständnis Ende des Zweiten Weltkriegs zurück.
zu bewegen. Doch erst als sich ein Junge
verletzt, gibt Crawford seine falsche Identität Kasuistische versus Situationsethik
als Brückeningenieur Falbak auf, um das Ein weiteres Merkmal im poetischen Ansatz von
Kind mit erster Hilfe zu versorgen. Tondi Lenz ist der Konflikt zwischen einer situationsbe-
beobachtet die Situation und entscheidet, den dingten und einer kasuistischen Ethik. Dazu stellt
Studenten mit der Aufforderung zu „entlas- Lenz seine Protagonisten immer wieder vor ex-
sen“, möglichst bald das Examen zu machen. treme Situationen. Sie müssen sich entscheiden –
zwischen dem Einhalten gesellschaftlich nor-
mierter Regeln und dem Brechen der Bestimmun-
Dies allerdings ist in seinem Frühwerk „Inspektor gen. Doch unabhängig vor ihrer Entscheidung
Tondi“ noch nicht der Fall. Lenz sagt selbst: werden sie notwendigerweise schuldig. Eine rei-
9
„[Das] würde ich heute anders schreiben.“ Der ne, fehlerfreie und unumstrittene Lösung gibt es
Handlungsort, ein durch ein Unwetter von der nicht. Lenz thematisiert diesen allem menschli-
Außenwelt abgeschnittenes Gasthaus, trägt nur chen Handeln zugrundeliegenden Konflikt. Für
eine geringe Bedeutung bei der Konstruktion des den Autor ist die Beschreibung dieser menschli-
Fernsehspiels. Außerdem erschließt sich zwar chen Extremsituation eine „unerbittliche Überprü-
aufgrund der Namen der Figuren und der unter- 14
fung der Charaktere.“ Dazu konstruiert Lenz
schiedlichen Gesetzgebungen in den aneinander- Geschichten, in denen Menschen genötigt werden,
grenzenden Staaten, dass „Inspektor Tondi“ in weitreichende Entscheidungen zu treffen und die
Nordamerika anzusiedeln ist, aber ein bestimmter
10
Handlungsort lässt sich nicht identifizieren.
11
Reich-Ranicki, 1986, S. 322. Siehe auch Claus Nordbruch:
8
Vgl. Siegfried Lenz im Gespräch mit Peter von Rüden (vgl. Über die Pflicht. Eine Analyse des Werkes von Siegfried
Abdruck in diesem Band). Lenz. Versuch über ein deutsches Phänomen. Hildesheim,
9
Zürich, New York: Olms – Weidmann 1996, S. 172.
Ebd. 12
10
Vgl. Helmut Peitsch: Schriftsteller der ‚Mitte‘. Siegfried
Ähnlich verhält es sich in Lenz‘ ersten Roman „Es waren Lenz und sein Buch ‚Kriegsende‘. In: Deutsche Volkszei-
Habichte in der Luft“ (1952). Protagonist Stenka flieht durch tung/die tat, 30.11.1984, S. 12. (Zitiert nach: Nordbruch, 1996,
finnische Wälder, die der Autor selber nicht kennt. Marcel S. 172)
Reich-Ranicki bezieht sich auch auf die Erlebnisse dieser 13
Figur, wenn er feststellt: „Zunächst spielen seine Romane in Vgl. Nordbruch, 1996, S. 172.
14
Finnland und Nordafrika, später meist in Hamburg oder zu- Manès Sperber: Wir und Dostojewski. Eine Debatte mit
mindest im Lande Schleswig-Holstein.“ (Reich-Ranicki:,1986, Heinrich Böll, Siegfried Lenz, André Malraux, Hans Erich
S. 320.) Nossak. Hamburg: Hoffmann und Campe 1972, S. 80.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 31


sie als Augenblicke verstehen müssen, größtmög- Verhalten die ‚bessere’ Lösung darstellt. Craw-
15
lichen Aufschluss über sich selbst zu gewinnen. fords letzter Satz in dieser ersten Szene, den die-
Die Geschichten, die Lenz entwirft, kreisen um ser mehrmals wiederholt, unterstreicht das. Craw-
„Terror und Auflehnung“, „Flucht und Verfol- ford ist überzeugt, dass er in einer ähnlichen Situ-
16
gung, von Freundschaft und Verrat“. Sie mün- ation wieder so handeln und einen Menschen
den daher in der Niederlage, die sich nach Ansicht ärztlich versorgen würde: „Ich würde es wieder
von Marcel Reich-Ranicki als roter Faden durch tun. Ja, ich würde es wieder tun.“ Auch im weite-
17
das Lenzsche Werk zieht. ren Verlauf erreicht der Konflikt nicht die Kom-
Es geht Lenz dabei nicht um eine Belehrung: plexität späterer Werke. Versucht Inspektor Tondi
„Man kann keine Veränderung der Gesellschaft anfangs, Falbak beziehungsweise Crawford zu
oder der Welt mit dem Hilfsmittel der Literatur entlarven, lässt er ihn am Ende doch entkommen.
betreiben. Das, glaube ich, ist nicht möglich, und Auch der Mann, der den Gesetzen und damit der
ich sehe als Schriftsteller keine Chance, das zu kasuistischen Ethik zu ihrem Recht verhelfen soll,
tun. Hinweise geben, Argumente liefern: Das ist entscheidet sich dafür, das situativ bedingte Bre-
18
genug.“ Sein Anspruch ist es, „Offerten zu chen der Bestimmung als die ‚bessere’ Lösung zu
machen und zu fragen, wie würdest du entschei- sehen. Durch diese Parteinahme lässt Lenz dem
den?“.
19 Zuschauer hier keine großen Interpretationsmög-
lichkeiten.
Diese Offerten bietet Lenz auch in seinem ersten
Fernsehspiel „Inspektor Tondi“ an. Der ethische
Konflikt wird im Vergleich mit späteren Arbeiten
allerdings eher undifferenziert dargestellt. Bereits Autor: Siegfried Lenz
in den ersten Minuten des Fernsehspiels veran- Titel: Ein Kriegsende
schaulicht ein Dialog zwischen dem Anwalt und Erstsendedatum: 5. Dezember 1984
dem Medizinstudenten die kontroversen Auffas- Regie: Volker Vogeler
sungen: Schauspieler: Wiegand Witting (Komman-
dant Tim Kaleu), Rüdiger Kirschstein (Steu-
Crawford: „Wissen Sie auch, warum ich es getan ermann Bertram Heimsohn), Christian Koch
habe, Euer Ehren?“ (Verteidiger), Michael Weckler (Feuerwer-
Richter: „Das ist völlig uninteressant gegenüber ker), Franz Josef Steffens (Offizier der An-
dem Gesetz. Ohne Erlaubnis...“ klage)
Crawford: „Erlaubnis! Euer Gnaden, das Fieber Nachweis: NDR Fernseharchiv 1041639
kommt auch ohne Erlaubnis und eine Geburt Dauer: 80:00 Min.
geschieht ohne Rücksicht auf das Gesetz. (...) Die Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges be-
Frau war in höchster Lebensgefahr, ich durfte kommt das deutsche Minensuchboot MX 12
20
einfach nicht warten.“ den Befehl, in Kurland eingeschlossene Ka-
Schon zu Beginn des Fernsehspiels bezieht Lenz meraden zu evakuieren. Nach dem Auslau-
Stellung und verdeutlicht, dass es ihm in diesem fen unterschreibt Deutschland die Teilkapi-
Konfliktfall nicht ausreicht, normierte Verhaltens- tulation und ein Großteil der Mannschaft will
regeln anzuwenden, sondern dass das situative daraufhin die gefährliche Mission abbre-
chen.. Der Kommandant weigert sich aber
und wird seines Kommandos enthoben. Zu-
15
Siegfried Lenz im Gespräch mit Peter von Rüden (vgl. rückgekehrt müssen sich der für die „Meute-
Abdruck in diesem Band).
16
rei“ verantwortliche Steuermann und Feuer-
Reich-Ranicki, 1986, S. 320. werker vor einem kurzfristig einberufenen
17
Ebd. Kriegsgericht rechtfertigen. „Wegen Be-
18
Johannes Wilhelm Schwarz: Der Erzähler Siegfried Lenz. fehlsverweigerung, tätlicher Bedrohung ei-
Bern und München: A. Francke AG Verlag 1974, S. 128. nes Vorgesetzten und bewaffneter Meuterei
19 21
siehe Anm. 6. Vgl. auch: Reich-Ranicki, 1986, S. 322. auf Kriegsmarsch“ werden beide zum Tode
(„Aber ob Lenz seine Personen erzählen oder handeln lässt –
verurteilt. Das Urteil wird umgehend bestä-
er denkt nicht daran, sie anzuklagen oder zu verteidigen, zu
rühmen oder zu verurteilen. Er will sie bloß verstehen und tigt und vollstreckt.
verständlich machen.“)
20
Inspektor Tondi, Minute 2:45-3:10. Da für beide Fernseh-
spiele kein Sequenzprotokoll angefertigt wurde, beziehen sich In der Novelle „Ein Kriegsende“ dagegen bietet
die zitierten Passagen aus „Inspektor Tondi“ auf die Minuten- Lenz Argumente für und wider die Positionen an.
angaben des gesendeten Stücks und Zitate aus „Ein Kriegsen- Das Netz der Protagonisten und ihrer Auffassun-
de“ auf die literarische Vorlage (siehe Anm. 21). Die Novelle
ist so eindeutig in die Fernsehbearbeitung übernommen wor-
21
den, dass ein Informationsverlust durch die Angaben nicht zu Siegfried Lenz: Ein Kriegsende. In: Ders.: Die Erzählungen
befürchten ist. 1965-1984. München: dtv 1986, S. 312.

32 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


gen ist vielschichtig. Dies erschwert es dem Zu- Küche stattfindet, werden durch Dialoge vermit-
schauer, eine klare Position in dem ethischen telt.
Dilemma zu beziehen. Der Kommandant Tim Anfang der achtziger Jahre traf der Regisseur von
Kaleu will den Befehl, eingekesselte Soldaten „Ein Kriegsende“, Volker Vogeler, allerdings auf
über den Seeweg zu befreien, nicht nur um des andere Vorrausetzungen. Trotz denkbarer Alter-
Befehles willen ausführen, sondern glaubt in nativen übernahm er fast wortwörtlich den Lenz-
erster Linie an die Notwendigkeit des Unterneh- schen Text. Als Ich-Erzähler liest Lenz in großen
mens. Der Steuermann Knut Heimsohn steht ihm Teilen aus dem Off. Die wenigen Dialoge der
keineswegs feindlich gegenüber, sondern bezwei- Protagonisten verdeutlichen das Prinzip der Bei-
felt die Erfolgsaussichten der Mission und will läufigkeit des Erzählens. Fast nebenbei erfährt
das Leben der Mannschaft nicht riskieren. Ihr man beispielsweise in einem Gespräch zwischen
Weg zu unterschiedlichen und dennoch nachvoll- Kommandant und Steuermann das Ziel der be-
ziehbaren Einstellungen, die beide nicht leichtfer- fohlenen Rettungsaktion – „Kurland also.“ Die
24

tig einnehmen, findet schließlich in der Meuterei zurückhaltende Sprache wird im Fernsehspiel
sein vorläufiges Ende. Lenz’ Konstruktion be- durch die filmische Arbeit unterstützt: Die Schau-
schränkt sich jedoch nicht auf den Kommandan- spieler agieren kontrolliert, fast ausnahmslos wird
ten und den Steuermann. Er stellt den Hauptak- 25
Bildton verwendet und die ruhige Kamerafüh-
teuren den Feuerwerker, der die Rechtmäßigkeit rung unterstützt den Ich-Erzähler durch das syn-
des Befehls nach der Teilkapitulation endgültig chrone Verhältnis von Bild und Ton. Die Text-
nicht mehr anerkennt und sich vehement für die passagen, die in der Bildschirmfassung ausgelas-
Rückkehr ausspricht, und das Kriegsgericht, nach senen wurden, werden visuell integriert – mit
dessen Auffassung der Rettungsbefehl aus Ver- Ausnahme des Endes. In der Fernsehsendung
antwortungsgefühl gegenüber den Eingeschlosse- entlassen die Schüsse des Exekutionskommandos
nen nicht in Frage gestellt werden darf, zur Seite. das Publikum, während die Novelle durch heftige
Der Feuerwerker und das Kriegsgericht erweitern Reaktionen der zu Gefängnisstrafen verurteilten
das Spektrum der unterschiedlichen Auffassungen Mannschaft die Fragwürdigkeit der Gerichtsent-
und verweigern dem Zuschauer eine makellose scheidung untermauert. Schlichtheit kennzeichnet
Entscheidung. So bildet die abschließende Ver- das in schwarz-weiß verfilmte Fernsehspiel.
handlung vor dem Kriegsgericht den zweiten
Höhepunkt, der die Tragik der Novelle zuspitzt: Gemeinsamkeiten und Differenzen
Trotz der Versuche des Kommandanten, seine
Beide Fernsehspiele ähneln sich in der Konstruk-
Mannschaft in Schutz zu nehmen und die eigene
tion und thematisieren Lenz‘ Grundkonflikt, sind
Amtsenthebung zu verteidigen, verurteilt das
aber im Grad der Differenziertheit sehr unter-
Gericht den Steuermann und den Feuerwerker
22 schiedlich. Marcel Reich-Ranicki bemerkte rück-
„vom abstrakten Standpunkt der Gesetze aus“
blickend: „Seinen Themen hat sich Lenz zwar
zum Tode. 26
sofort, doch auf Umwegen genähert.“ Die präzi-
Filmische Umsetzung sen Recherchen, die die Arbeitsweise des späteren
Autors Lenz kennzeichnen, sind in seinem Früh-
Siegfried Lenz hat sich nie in die Arbeit des Re- werk noch nicht so ausgeprägt. Da verwundert es
gisseurs eingemischt und gerade das macht die nicht, dass der Schriftsteller im Jahr 2002 nicht
Umsetzung seiner Fernsehspiele interessant. Da- mehr so eindeutig mit diesem frühen Stück der
bei mag die aus heutiger Sicht einfache Gestal- Fernsehgeschichte in Verbindung gebracht wer-
tung des Fernsehspiels „Inspektor Tondi“ unter 27
den möchte : Rückblickend kann es dem eigenen
der Regie von Hanns Farenburg noch einem eher hohen Anspruch nur bedingt genügen. Der Ver-
technischen Umstand zuzuschreiben sein. Wie im gleich mit dem etablierten Autor von „Ein
jungen Fernsehen der fünfziger Jahre üblich, Kriegsende“, der seine Schauplätze wie auch sein
erinnert Lenz erste Fernseharbeit an „abgefilmtes Personal sehr genau kennt und eine Handlung
23
Theater“. Als Bühne dient hauptsächlich der
Aufenthaltsbereich des Gasthauses, in dem die 24
Siegfried Lenz, 1986, S. 286.
Protagonisten aufeinander treffen. Außenszenen 25
oder Geschehen, das im ersten Stock oder in der Bildton bedeutet, dass nur Geräusche, Musik und Sprache
zu hören sind, die auch tatsächlich im filmischen Raum zu
hören sind. Musik ist demnach nur dann wahrzunehmen, wenn
sie handlungsmotiviert und im Bild zu sehen ist. Vgl. dazu
22
Nordbruch, 1996, S. 179. Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart, Wei-
23 mar: Metzler 2001, S. 94ff.
Vgl. Peter von Rüden: Fernsehspiel oder Spiel im Fernsehen 26
– Anmerkungen zu einer Programmform. In: ders. (Hrsg.): Reich-Ranicki, 1986, S. 320.
27
Das Fernsehspiel. Möglichkeiten und Grenzen. München: Siegfried Lenz im Gespräch mit Peter von Rüden (vgl.
Fink, 1975, S. 11-19. Abdruck in diesem Band).

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 33


bewusst an einem bestimmten Platz verortet, genügte, um das Fernsehspiel „Inspektor Tondi“
macht die Entwicklung des Schriftstellers Lenz zu schreiben. Auch „Ein Kriegsende“ ist eine
deutlich. Der Einfluss der Erfahrungen und Ar- zurückhaltend bebilderte Version seiner Erzäh-
beitsweisen des gelernten Journalisten in seine lung. Es scheint gleichgültig zu sein, in welchem
Arbeiten für die unterschiedlichen Medien zeigt Medium der Konflikt vermittelt wird: Durch die
sich auch in der Art des Schreibens. Seine Texte glaubwürdige Beschreibung des Milieus und die
28
sind „einfallsreich, klischeearm und konkret“. klare, plastische Sprache ist die Erzählung kom-
Sie begünstigen mediale Wechsel. Obwohl er bis patibel und bedarf nur kleiner medienspezifischer
Mitte der 60er Jahre keinen Fernsehapparat beses- Veränderungen. Sie verliert in keinem Medium an
sen hat, konnte sich Lenz nach eigener Aussage Wirkung. Siegfried Lenz lässt sich eben nicht
vorstellen, was ihm das Fernsehen bringen würde eindeutig als reiner Buch-, als Hörfunk- oder als
– „ein Hörspiel in Bildern“. Diese Antizipation Fernsehautor einordnen.

28
Peter von Rüden: Der Rundfunkautor Siegfried Lenz – eine
Spurensuche (vgl. Abdruck in diesem Band).

34 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


„Zuerst ist der Konflikt, die Idee oder das Problem da.“

Siegfried Lenz über die Konzeption seiner Texte im Gespräch mit Uwe Herms

Gespräch
(Uwe Herms) Siegfried, wir befinden uns mitten rühmten Werken der Literatur
im Oktober. Der Herbst leuchtet herein ins Heine- nicht von ungefähr geschrieben
Haus. Das Haus gehört zum Hoffmann und Cam- hast.
pe Verlag. In diesem Verlag hast Du 1951 Dein Das ist wahr.
erstes Buch veröffentlicht. Das ist fast ein halbes
Handelst Du in dieser Weise
Jahrhundert her und Du veröffentlichst noch
auch die persönliche Erfahrung
immer in diesem Verlag. Holt Dich da so etwas
mit Deinem eigenen Alter ab?
wie Altersmelancholie ein?
Im Grunde hätte ich über das
(Siegfried Lenz) Nein, überhaupt nicht. Eher die
Alter schon mit 25 Jahren
Bestätigung einer Freundschaft und eines Gefühls
schreiben sollen, denn wir
der Aufgehobenheit. Ich war bereits mit dem
leben ja alle antizipatorisch.
Vater meines jetzigen Verlegers befreundet. Er
Wir wissen, was eines Tages
gab immer wieder zu verstehen, dass er stets
unweigerlich auf uns zukommt.
bereit wäre, mir auszuhelfen, wenn es für mich
Wir erfahren durch Literatur,
schwierig würde. So entstand ein Prinzip Familia-
durch Hörensagen, durch die
rität. Ich habe meine Verleger nie als Gegenüber
Familie so vieles, dass wir
empfunden. Und wenn ich zum Beispiel in Ame-
versuchen können, uns im Hin-
rika mit Kollegen oder Freunden sprach und sag-
blick auf das Kommende einzu-
te: "My friend and partnership", dann schauten
richten. Ich erinnere mich ge-
die mich erstaunt an und fragten, wie man mit
nau, dass ich schon mit 26 oder
seinem Verleger befreundet sein könne. Für mich
27 Jahren versuchte, mich mit
hat es sich so ergeben. Vielleicht, weil ich ein
dem Alter zu beschäftigen.
Virtuose der Nachsicht bin.
Doch es ist selbstverständlich
Schon früh hast Du Dich mit diesem sehr alten etwas anderes, wenn man sich
und traditionsreichen Verlag verbündet. Fast ein als älterer Mensch mit dem
halbes Jahrhundert ist seither vergangen, und das Alter beschäftigt. Dann hat man
hat viele Veränderungen des Verlages mit sich die Möglichkeit, seine Anomalien, seine abstrusen
gebracht, sowohl beim Personal als auch im Pro- Gewohnheiten, seine Einschränkungen und die
gramm. Ist der Autor jemand, der im Gegensatz Treulosigkeiten des Körpers an sich selbst zu
zu dem sich stets verjüngenden Verlag, alt wird? erleben. So wird der Bericht ein Selbstprotokoll.
Selbstverständlich. Dieser enorme Ruhm meines Dass sich dann wie von selbst Melancholie ein-
Verlages hat auch Gründe: Hoffmann & Campe in stellt, ist eine fast zwangsläufige Folge. Man fragt
Hamburg ist ja nicht nur ein traditionsreicher, sich natürlich, was man zu ändern versuchte und
sondern ein höchst ehrenwerter Verlag. Immerhin erreicht hat. Möglicherweise stellt man dann fest,
haben hier Heine, Gutzkow und Fallersleben dass die einzige Veränderung mit einem selbst
veröffentlicht. Ich möchte fast sagen, dass die geschehen ist. Da draußen hat sich nichts zum
Garde Mobile des literarischen Jungen Deutsch- Besseren oder zum Wünschenswerten hin verän-
land in diesem Verlag veröffentlicht hat. Das sind dert.
Traditionen, die verpflichten. Natürlich wechseln Wenn sich draußen nichts verändert, so mag das
die Personen, das ist etwas ganz Selbstverständli- in der Wirklichkeit der Fall sein. Doch die Leute
ches. In den verschiedenen Abteilungen, Lekto- begegnen einem anders, wenn man jung ist, als
raten und im Marketing kommen und gehen die wenn man alt ist.
Leute. Das sollte einem nicht gleichgültig sein,
Natürlich. Ich habe viele Beispiele der Ermuti-
aber als Selbstverständlichkeit erscheinen. Ich
gung und der Beförderung erlebt. Dafür bin ich
schreibe meine Bücher, sie werden so oder so
heute noch sehr dankbar. Meine Verleger, der alte
quittiert und erscheinen dann mit einigem Glück.
Herr Ganske und der junge Herrn Ganske, waren
Das reicht mir als Autor. Ich bin ja schon ein sehr
mir sehr wohl gesonnen. Das ist auch eine Frage
altes Möbel in diesem Verlag.
der Lebenszeit: Wenn man noch eine Strecke von
Siegfried, ich kann mir vorstellen, dass Du Dei- 30 oder 40 Jahren vor sich hat, reagieren die
nen wunderschönen Essay über das Alter in be-

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 35


Menschen anders auf einen, als wenn man sozu- bot dieser Manifestation der Landschaft handeln.
sagen an der letzten Wegbiegung des Lebens Ich habe beobachtet, wie der Himmel sich bei
angelangt ist. Dieses Element der Beförderung, Westwind verändert, wie und warum die krumm
der Förderung und der Nachsicht ist dann bei gewehten Bäume in eine Richtung weisen, warum
weitem nicht mehr so gegeben wie bei einem die Hecken löchrig sind und die Möwen wie
jungen Menschen. Das sind Feststellungen und Staubtücher über dem Deich hängen. Wenn man
Entdeckungen, die zum natürlichen Erfahrungs- nämlich eine phantastische Begebenheit einbringt
haushalt des Menschen gehören. und die Anfälligkeit der Phantasie glaubwürdig
Ist es so, dass der Autor auch über die Jahrzehnte machen will, muss man ihr einen ganz konkreten
mit jedem neuen Buch immer wieder der junge Ort anbieten. Oskar Matzerath, die Hauptfigur aus
Autor ist, der vor einem neuen Buch steht? der "Blechtrommel", diese phantastische kleine
Person, die Glas zersingen kann, muss legitimiert
Ich glaube schon. Als Autor probiert man stets
werden durch einen präzisen Ort. Das ist gesche-
Neues aus. Man glaubt nicht nur sich selbst ein-
hen durch Danzig-Langfuhr, einen Vorort von
zuholen, sondern manchmal auch zu überholen.
Danzig, in dem eine nachweisbare Straßenbahn
Dann entsteht das Gefühl, dass man sich prima
gefahren ist. Und genau so muss bei der Anfällig-
entwickelt hat. Das Gefühl kommt bei mir auf,
keit für Spökenkiekerei im Norden die Realität
wenn ich meine alten Texte lese. Manchmal
nachweisbar sein. Das sind dialektische Bedin-
kommt sogar ein gewisses Überlegenheitsgefühl
gungen, ohne die man fiktive Gegebenheiten nicht
gegenüber dem Autor auf, der man einmal war.
darstellen kann.
Der Gedanke entsteht, dass das für den Anfang
ganz schön war, man aber heute mit den zuge- Ist aus der realistischen Absicherung der Phanta-
wachsenen Möglichkeiten viel weiter ist. Doch siearbeit die Voraussetzung abzuleiten, dass ein
das sind Trugschlüsse harmlosester Art, die man „Pakt mit dem Leser“, dieses berühmte Wort von
auf sich beruhen lassen sollte. Man probiert for- Dir, gelingen kann? Dass dem Leser ein Angebot
mal Neues aus, von dem man glaubt, dass es nicht gemacht wird, auf das er nach Überprüfung
nur den Verleger in Erstaunen versetzt. durch sich selbst eingehen kann?
Manchmal habe ich mir vorgestellt, dass ein jun- Dieses „berühmte Wort“ habe ich in einer Rede in
ger Schriftsteller so eine Art "Johann Ohneland" Bremen gesagt und mittlerweile ist es mir zumin-
ist, der durch das Schreiben so etwas wie Land- dest fragwürdig erschienen. Mir entspricht zu-
gewinnung betreibt, eben wie die Landgewinnung tiefst das, was Heinrich Mann gesagt hat: Schrift-
in unserer norddeutschen Landschaft durch die steller machen Angebote. Damit ist die ganze
Köge. Kannst Du das nachvollziehen? Literatur ein einziges Angebot und der Leser
sollte das Recht haben, zu verweigern oder anzu-
Das Schreiben erschafft immaterielle oder imagi-
nehmen. Daraus kann er dann wiederum sein
nierte Besitztümer. So sprechen wir von einem St.
Schlüsse ziehen. Søren Kierkegaard hat gesagt:
Petersburg, das ausschließlich Dostojewski ge-
"Lest mein Buch oder lest es nicht, ihr werdet es
hört, von einem Triest, das ausschließlich Italo
bereuen.“
Svevo gehört, wir sprechen von einem fabulösen
Danzig, das ausschließlich Günther Grass gehört. Behandelst Du in Deinem Buch „Über den
Das sind Landstriche, die in der Phantasie er- Schmerz“ auch eigene Erfahrungen? Würdest Du
schaffen wurden. Die Autoren besitzen ihr eige- sagen, dass du in deinem neuesten Buch „Über
nes Land. Doch welches Besitzrecht können sie den Schmerz“ eine Art Summa über den Schmerz
einbringen? Und wem gegenüber? Doch nicht verfasst hat?
dem Katasteramt, sondern nur dem Leser gegen- Ja, ich habe versucht die Manifestationen des
über. Es handelt sich um imaginäre Angebote an Schmerzes in der Literatur und in der bildenden
den Leser, die er annimmt oder nicht Kunst zu beschreiben. Das liegt deshalb nahe,
Hast Du beim Verfassen der „Deutschstunde“ weil ich selbst und jeder von uns Erfahrungen mit
und anderer Erzählungen, die in Nordfriesland dem Schmerz hat. Der Betrachtung liegen die
angesiedelt sind, die Erfahrung gemacht, dass Du Fragen nach dem eigentümlichen Gefühl
dieser Landschaft neue Köge hinzufügst? „Schmerz“ und der Verarbeitung desselben
zugrunde. Der Frage nachzugehen, wie unsere
Nein. Ich bin damals sehr oft nach Seebüll gefah-
schreibenden Kollegen den Schmerz zu schildern
ren, um ganz präzis den Himmel zu erkunden.
versuchen, war einfach eine Erkundung wert.
Nolde hat sich ja intensiv mit den bedrohlichen
Schließlich ist die Geschichte des Schmerzes
Wolken und dem Licht, mit dem Umbrechen des
schon sonderbar: Im antiken Griechenland hatte
Lichtes und mit der Dämonisierung der Natur
der Schauspieler wie der Mensch überhaupt jede
beschäftigt. Ich habe das genau abzunehmen
Freiheit, seinen Schmerz öffentlich einzugeste-
versucht, weil die Menschen dort unter dem Ge-
hen, zu fluchen, zu weinen, zu schreien und den-

36 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


jenigen zu verwünschen, der ihm den Schmerz Wirklichkeit mir in bestimmten Augenblicken
beigebracht hat. In Europa hingegen galt und gilt nicht gewährt und regelrecht verstellt. Mein ent-
die Verhaltenheit, die Zurücknahme. Hier wurde scheidender Impuls war der Versuch, dieses Di-
der Mensch, der seinen Schmerz öffentlich einge- ckicht ein bißchen aufzuhellen und mir am
stand, für einen Grobian gehalten. Schreibtisch noch einmal darüber klar zu werden,
Was waren deine frühesten Erlebnisse mit dem was ich erlebt habe. Diese formulierten Erlebnisse
Schmerz und wie haben sie zur Erkenntnis seiner wollte ich einem mutmaßlichen Leser anbieten.
Existenz geführt? Schreibst Du auch, um zu vergessen?
Das war vor allen Dingen der Hunger, das Allein- Nein, um zu bewahren. Der Impuls allen Schrei-
sein und die Kälte. Diese Erlebnisse brachten mir bens ist, zu dem Fundus überlieferter menschli-
einen sehr eigenen, eigentümlichen Schmerz cher Erfahrung noch etwas dazuzugeben. Das ist
nahe. Das waren sozusagen existentielle die klassische Forderung oder Erwartung an die
Schmerzbefunde. Aber dann gab es natürlich auch Literatur, aufzubewahren, damit nichts in Verges-
einen Schmerz, der keine organische Verletzung senheit gerät.
als Ursprung hatte. Einen Schmerz darüber, was Dein Weg zum Schriftsteller hat verschiedene
in Deutschland und in Europa hat passieren kön- Stationen. Die ersten Erfahrungen aus dieser
nen. Schmerz, der aus dem Unbegreiflichen ent- jugendlichen Terror- und Angstsituation sowie die
stand und zu einer gewissen Fassungslosigkeit Verfolgungssituation durch Krieg und Flucht
führte. Es war ein immaterieller, aus der Ge- haben bei Dir dazu geführt, dass Du zunächst
schichte kommender Schmerz. So entstanden die Lehrer werden wolltest. Du wolltest anderen
Fragen, was der Schmerz eigentlich ist und wie mitteilen, was Dir widerfahren war.
ich auf das reagieren muss, dessen Augenzeuge
Ja, das ist das didaktische Element in meinem
ich war. Solche Fragen, die ich mir notwendiger-
Charakter. Doch es war einfach viel konkreter
weise mehrmals stellte und stellen musste, brach-
oder schlichter. In meiner Studentenzeit habe ich
ten ohne Zweifel einen gewissen Schmerz hervor.
bei einer englischen Besatzungszeitung erst ein
Sicher gehört zur Schmerzerfahrung das Allein- ordentliches Volontariat hinter mich gebracht und
sein dazu. Was ist da die Keimzelle Deiner frü- wurde dann Jungredakteur. Zu meinen Pflichten
hesten Erfahrungen? gehörte es, den Fortsetzungsroman auszusuchen
Das ist weniger ein Schmerz als Angst. Einge- und ihn auf die jeweilige Länge zu bringen. Ihn
standene Angst, wenn man allein ist, wenn man also so zu kürzen, dass der Leser dieser Fortset-
um sein Leben fürchten muss. Mit der Angst zungsromane glaubte, ohne die nächste Fortset-
kommt auch wieder ein Schmerz. Hieran zeigt zung nicht mehr leben zu können. Eines Tages
sich, wie variationsreich der Schmerz auftreten dachte ich mir, dass ich das auch mal versuchen
kann. Die Angst evoziert ein eigentümliches Ge- könnte. So habe ich meinen ersten Roman “Es
fühl der Ausgesetztheit, der Bedrohung, mit ande- waren Habichte in der Luft" in Fortsetzungen
ren Worten: Schmerz. Unser Leben ist getränkt, geschrieben. Er wurde dann auch zum ersten Mal
wirklich tief imprägniert von all solchen Empfin- als Fortsetzungsroman in der Zeitung veröffent-
dungen. licht.
Kann es sein, dass Du eine ganz besondere Me- "Habichte in der Luft" ist auch eine Verarbei-
thode der Erlösung von diesem Schmerz gewählt tungsgeschichte Deiner unmittelbaren Erfahrung,
hast, nämlich die des Schreibens? doch er ist in einem anderen Land angesiedelt.
Ich weiß nicht, ob ich das Schreiben als eine Art Wie ist es Dir mit diesem Prozess der Umsetzung
der Erlösung betrachtet oder empfunden habe. ergangen?
Zumindest gingen meine Hoffnungen nicht so- Ich halte sehr viel von der Übertragung von Er-
weit. Ich wollte einfach herausfinden, ob meine eignissen, Konflikten und Themen. Man setzt sie
Erlebnisse ausreichen, um dargestellt zu werden. noch einmal einer besonderen Klarheit aus, indem
Ich wollte wissen, ob sie einem Leser als Ver- man sie aus der unmittelbaren Nähe nimmt und
gleich angeboten werden können, so dass er seine verlagert. Ein konkretes Beispiel dafür ist mein
eigenen Erfahrungen einbeziehen und sie noch Roman "Deutschstunde". Er beschreibt die Ge-
einmal spielen kann. Das war der ursprüngliche schichte eines Malverbotes. Diese hätte natürlich
Impuls. Darum habe ich die Geschichten von Not, in Berlin spielen können, also dort, wo das Mal-
von Verfolgung, vom Ausgesetztsein geschrieben. verbot verfügt wurde. Um aber die Auswirkungen
Hinzu kamen natürlich Geschichten, in denen die solch eines absurden Verbotes in aller Klarheit
Heimsuchung durch die Historie eine erkennbare und mit allen menschlichen Implikationen zu
Rolle spielt. Schreiben ist für mich eine sehr gute spiegeln, habe ich die Geschichte in Schleswig-
Möglichkeit, mir über das klar zu werden, was die Holstein spielen lassen. Ich habe den Konflikt an

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 37


den Rand verlagert, denn die Zentren liegen sehr Wissen von ihnen. Doch dies ist eine Frage, ver-
häufig am Rande. In der gleichen Weise habe ich zeih, wenn ich das so feststelle, die nahezu un-
bei meinem ersten Roman, einer Geschichte von statthaft ist. Denn schon Goethe hat gesagt, einen
Flucht, Not und Verfolgung, an Finnland gedacht. Ringkämpfer oder einen starken Mann fragt man
Insbesondere an die finnischen Wälder, die etwas nicht nach der Anzahl der Koteletts und der
ebenso Wildes wie Anheimelndes haben und Steaks, die er gegessen hat, sondern freut sich an
gleichermaßen voll von Verstecken, Verheißun- seinen Leistungen.
gen und Versuchungen sind. Ich verlagere meine Dass sich die Leserschaft offenkundig an Deinen
Geschichten in der Hoffnung, dass die Konflikte Leistungen freut, also hinsichtlich dessen, was Du
an einem anderen Ort eine besondere Klarheit alles verzehrt hast, um darüber schreiben zu kön-
erlangen. nen, ist auffällig. Es ist auch auffällig, dass Dich
Geht die Grundkonstruktion Deiner Romane professionelle Baumschulvereine eingeladen
immer über die Formulierung einer Idee? haben, auf dem Exerzierplatz zu lesen, weil sie
Ja. Zuerst ist der Konflikt, die Idee oder das glaubten, Du wüsstest es besser als sie selbst.
Problem da. Dann suche ich dem Konflikt einen Ja, man hat mich auch eingeladen, Blumen und
geographischen Ort, an dem er ausgetragen wer- Gewächse zu taufen. Nur: in solch einem Fall
den soll. Zu dem Ort entwerfe ich das Personal, muss man natürlich fair genug sein und wissen,
also die Charaktere. Diese müssen in Überein- wann Verzichte angebracht sind.
stimmung mit den geographischen Gegebenheiten Könntest Du auf Dein einsiedlerhaftes Leben im
handeln; ihr Phänotyp, ihre Erscheinung, ihr "So- Norden und nahe der Küste verzichten? Könntest
sein" fällt also auf den Ort zurück und kann nur Du auch im Süden leben?
an diesem Ort so geschehen. An der Norddeut-
Aber selbstverständlich. Ich habe auch Geschich-
schen Küste beispielsweise müssen Menschen
ten geschrieben, die im Süden spielen. Ich bin auf
krummgeweht und wortkarg sein, eben so, wie die
Sardinien gewesen. Alfred Andersch, unser Kol-
Küste es verlangt. In dieser Übereinstimmung mit
lege, hat mich im Auftrag des NWDR dort hinge-
ihrer geographischen Art handeln die Menschen
schickt. Ich hatte den Auftrag zu erkunden, ob die
dann und tragen den Konflikt aus, den ich ihnen
Gauner dort tatsächlich den Straßenraub als eine
als Autor zumute.
ordnungsgemäße Quelle des Gelderwerbs anse-
So erarbeitest Du Dir jedes Mal ganz neue Stoff- hen. Dort machte ich entsprechende Erfahrungen
gebiete. Deine Bücher wie z.B. "Exerzierplatz" und schrieb eine Novelle darüber. Der Süden ist
oder "Der Verlust" oder "Die Auflehnung" sind also nicht ausgesperrt, und ich bin durchaus nicht
voller stofflicher Fülle, die man als Normalbürger lebenslänglich fixiert auf Windgeheule, Möwen-
gar nicht kennt. Wie recherchierst Du für solche geschrei und Krabbenpulen. Doch wenn ich daran
Bücher? denke, wie Albert Camus den mittelmeerischen
Die Recherche beginnt mit der Auswahl des pas- Menschen in der Sonne beschrieben hat, und dann
senden Personals und des Ortes. Ich bin davon daran denke, wie ein schwedischer Autor die
überzeugt, dass der heutige Mensch geprägt wird Sonne in Schweden beschrieben hat, dann muss
durch seinen Beruf, durch seine Arbeit oder eben ich mir sagen, dass ich die mittelmeerische Sonne
durch das, was er jeweils tut. Und so komme ich sehr viel weniger ertragen kann. Nicht allein vom
dazu - wie beispielsweise beim "Exerzierplatz" – Hauterlebnis her, sondern wegen des Fluchtrefle-
dass nichts einen debilen Charakter zureichender xes, den die Sonne bei mir auslöst. Wenn man als
spiegeln und in Erscheinung bringen kann als eine Nordländer geboren ist und als Nordländer mit
Pflanzenschule. Es entsteht ein ganz vegetativer der Dunkelheit, der Kargheit und dem verdamm-
Charakter, anscheinend ein Spinner, der mit ten Regen sein Genügen gefunden hat, empfindet
Pflanzen und Bäumen zu tun hat und in ihnen man eine unwiderrufliche Hingezogenheit zu
aufzugehen scheint. In diesem speziellen Fall diesem Bezirk. So geht es mir zumindest. Und
kommt der Charakter auch noch in ganz anderer selbst wenn das Fischangebot an der Küste von
Weise zum Vorschein, denn er spiegelt nicht nur Sardinien enorm wäre – ich bin nämlich ein lei-
sich selbst, sondern auch die deutsche Vergan- denschaftlicher Fischer – und es jeden Tag neue
genheit. Schließlich arbeitet er in einer Baum- Fischarten gäbe, selbst dann hielte ich es kaum für
schule, die einmal ein berühmter deutscher Exer- möglich, mich über lange Zeit dort anzusiedeln.
zierplatz war und gedüngt ist von dem Schweiß Um so merkwürdiger berührt es doch dann, dass
tausender Muschkoten, die dort gebimst wurden. Amos Oz festgestellt hat, dass Du die Wüste bes-
Wenn das Gerüst steht, versuche ich mir den Stoff ser verstanden habest als kaum einer sonst. Er
anzueignen. Und da ich die Freude habe, Men- nennt Dich "Baltic Writer", versteht Dich also als
schen zu kennen oder mit Menschen befreundet jemanden, der von ganz woanders kommt - den-
zu sein, die sehr viel wissen, hole ich mir das

38 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


noch staunt er über Dein Verständnis für Wüste. völkern, wobei der Standesbeamte dieser Klein-
Woran liegt so etwas? stadt große Schwierigkeiten mit den kuriosen
Dabei fallen mir wunderschöne Photos ein, weil Namen von überall her hätte.
ich doch nicht nur gelegentlich in Bildern denke. In der „Deutschstunde“ gibt es eine bemerkens-
Fotos von Wüstenlandschaften, in denen man auf werte und eigenartige Versetzung: Der Siggi, der
den Dünen die Sandwellen sieht. Die Wellen des schreibt und der Autor, der den Siggi schreibt,
Meeres bringen sich dabei unwillkürlich in Erin- der seinerseits schreibt. Was bedeutet das als
nerung und schieben sich ineinander. Vielleicht schriftstellerische Haltung?
ist es dieses Erlebnis. Verständnis für eine be- Diese Haltung beschreibt den Bruch. Der Schrift-
stimmte Landschaft zu zeigen heißt doch, im steller möchte wissen, wie sich das, was er er-
ersten Augenblick von sich abzusehen und sich zu zählt, von einer anderen Seite her ausnimmt.
fragen, was es ist, das einem gegenüber ist? Dann Darum wird die reine Erzählung gebrochen. Das
muss man sich in ganz bestimmter Weise verset- ist auch wieder Selbstversetzung. Jetzt versetzt er
zen und ins Spiel bringen. Dann gilt es herauszu- sich in den Anderen. Es kommt dann noch jemand
finden, was es ist, das in einem diese Empfindun- hinzu, der seine Doktorarbeit über den schreibt,
gen des Durstes, der Ausgesetztheit, des klägli- der den Roman schreibt. So entsteht ein doppeltes
chen Todes auszulösen vermag. Das ist vergleich- Bild: Wir wissen jetzt mehr über den, der
bar mit den Empfindungen, die beispielsweise schreibt. Im Grunde wissen wir mehr über den
Fremdenlegionäre hatten, als sie in den Wüsten Autor und über seine Spiele, denn Literatur ist bis
Afrikas kämpfen mussten. All das kommt zu- zu einem gewissen Grad ein Spiel. Ein Spiel mit
sammen und dann ergibt sich nicht nur ein Ober- der Form. Ich habe durch dieses Spiel mit den
flächenbild, sondern ein Bild, das eine gewisse Schreibpositionen versucht, die Geschichte von
Tiefe hat. Eine Tiefe des zufälligen Wissens, das verschiedenen Seiten zu belichten.
noch gar nicht geordnet ist.
Kommen wir von dem Begriff der Selbstverset-
Ich habe von Deiner Art zu arbeiten und den zung auf den der Heimat. Kann man sagen, daß
Schreibwerken den Eindruck gewonnen, dass Du ein in jungen Jahren aus der Heimat vertriebener
über ein ganz hohes Maß an Selbstversetzung Mensch wie Du sein Talent zur Phantasie-Arbeit,
verfügst. Beispiele wären die schon erwähnte seine rezeptive Intelligenz einsetzt, um sich durch
Figur des Bruno im "Exerzierplatz" oder auch das Schreiben eine neue Heimat zu bilden?
lange Landschaftspassagen wie in der "Aufleh-
Oh ja, das haben Millionen Menschen vor mir
nung". Was bedeutet dieser Begriff "Selbstverset-
getan und ich fürchte, dass es Millionen vertrie-
zung" eigentlich?
bene Menschen nach mir tun müssen. Wenn Du
Ich halte es für eine elementare Voraussetzung für vom Schriftsteller sprichst, gibt es einen Begriff,
jeden Schriftsteller, von sich abzusehen und die der dem Autor alles ersetzt, was Heimat bedeutet,
Identität in der Vorstellung zu wechseln. Es geht nämlich den der Sprachheimat. Solange man in
darum, die eigene Identität aufzugeben und zu einer Sprache wirklich beheimatet ist, findet man
fragen, wie würde ich zum Beispiel als Dorfpoli- alles, was zum Leben nötig ist. Sprachheimat ist
zist handeln? Dies sollte mit einer Unbedingtbar- ein wirklich wünschenswerter existentieller Be-
keit geschehen, die den Schriftsteller wirklich fund. Allerdings ist es so, daß für viele Menschen
verpflichtet, sich völlig aus dem Spiel zu nehmen. Heimat eine Entdeckung der Fremde ist. Solange
Dabei kommt er natürlich in eine doppelte Rolle: man an seinem Ort und in Übereinstimmung mit
Wenn er sich schon verpflichtet, den Dorfpolizis- den Nachbarn, den Kindern und der Familie lebt,
ten, den Maler oder den Baumschulbesitzer so wird Heimat überhaupt nicht zum Problem.
anzunehmen, als sei dieser er selbst, dann muss Problemhaft wird Heimat erst dann, wenn man
der Schriftsteller sich gleichzeitig fragen, was ihn von der konkreten Heimat separiert ist. Dann
daran erregt. Das ließe sich als persönliche Äs- beginnt das, was man Heimatsehnsucht und Hei-
thetik bezeichnen. Man muss über den anderen matfreiheit nennt. Wir können es an vielen Hei-
Bescheid wissen und gleichzeitig über seine eige- matverbänden hier und überall in der Welt, in
nen Gefühle, die den anderen betreffen. Man kann Amerika genauso wie in Frankreich, beobachten.
die Figur nicht kritiklos aufgehen lassen in der Aber für den Schriftsteller ist das Entscheidende,
erfundenen Identität. Man muss in jedem Augen- dass er in seiner Sprachheimat bleibt. Wir wissen
blick des Schreibens wissen, wie dieser andere das von vielen unserer Kollegen, die durch die
zum Vorschein gebracht wird. Dadurch kann die Tobsuchtsanfälle unserer jüngsten Geschichte ins
erwünschte Glaubwürdigkeit entstehen. Wenn ich Exil nach England, Frankreich, Amerika oder
bedenke, wie viele Personen ich mittlerweile Südamerika gezwungen wurden. Es ist ungeheuer
erfunden habe - man könnte gut und gerne eine schwer, im Exil zu arbeiten. Robert Neumann hat
Kleinstadt in Schleswig-Holstein mit ihnen be- einige Romane in der englischen Sprache veröf-

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 39


fentlicht. Er selbst hat mir erzählt, dass die briti- dem Ballast der Geschichte und den schmerzli-
sche Presse Beifall geklatscht hat, als sein Roman chen Erfahrungen in Dir ruht?
"My House in Kent" erschien. Er bekam sehr gute Nein. Zu meinem eigenen Erstaunen gebrauche
Kritiken, aber man gab ihm auch zu verstehen, ich fremde Sprachen mit Unverfänglichkeit. Ich
dass sein Englisch deutsches Englisch ist: "This is würde es nie riskieren, im Deutschen gewisse
german English. If you know what I mean.” Ich Ausdrücke zu verwenden, die ich im Norwegi-
habe allergrößten Respekt davor, wenn man als schen, im Dänischen oder im Englischen leichthin
Exilant die Bitternis des Exils erlebt und versucht, verwende. Insgeheim hoffe ich natürlich darauf,
in einer anderen Sprache weiterzuexistieren. dass man mir den Status der Sprachunschuld
Sprachheimat ist demnach das, was dem Schrift- zugute hält. Man ist auch kühner, vorwitziger,
steller alles bedeuten sollte - oder bedeuten kann. unbedachter in einer fremden Sprache. Doch
Du sprichst hervorragend Dänisch und Englisch. zurück zum Deutschen: Wenn man ein Leben
Könntest Du Dir vorstellen, in diesen Sprachen lang Deutsch gesprochen hat, so wie ich es getan
zwangsweise zu schreiben? habe, drückt man sich sehr behutsam und sehr
Nein. Ich habe zwar hin und wieder einen Vortrag kontrolliert aus.
oder eine kleine Rede gehalten, aber ich traute mir Aber was ist mit dem Ballast der Geschichte, den
nie zu, mich in einer Sprache literarisch zu äu- schlimmen Erfahrungen, die sich durch den Le-
ßern, die zum Beispiel Herman Bang oder Søren bensprozess mit der Muttersprache verbinden?
Kierkegaard so brillant beherrschten. Diese Spra- Hat das je etwas ausgemacht?
che gewährt tiefe Einblicke, wenn ein Mann wie Ja, selbstverständlich. Aber schon Hemingway
Søren Kierkegaard in ihr spricht. Diese Einblicke sagte, dass man im Schreiben mitunter psychothe-
sind so erstaunlich, dass ich jedem, der sagt, Dä- rapeutische Wohltaten findet. Und da ich einiges
nisch oder Norwegisch sei eine Halskrankheit, über diese Themen geschrieben habe, bin ich mir
sofort über den Schnabel fahre und ihm empfehle, klarer geworden. Klarheit zu gewinnen, das ist für
diese Autoren zu lesen. Ich traute mir das Schrei- mich etwas, was ich von meinem Beruf oder vom
ben in diesen Sprachen einfach nicht zu oder hätte Handwerk des Schriftstellers erwarte. Das gilt
zu große Skrupel. Ich könnte vielleicht einen auch für die Sprache. Das ist ein Prozess, der
Zeitungsartikel schreiben, aber nie einen Roman mich ein Leben lang begleitet.
oder ein Theaterstück.
Die unmittelbare Nachkriegszeit brachte Dich als
Ist es so, dass die Beherrschung einiger anderer 19jährigen nach Hamburg: Das war die Zeit der
Sprachen Dein Sprachvermögen im Deutschen äußersten Not. Wie bist Du nach Hamburg ge-
bereichert und erweitert hat? kommen?
Darauf kann ich spontan mit "Ja" antworten. Ich war in den letzten Monaten nach dem Krieg
Wie geht das vor sich? Dolmetscher bei einer englischen Einheit. Das
Man erfragt beim Übertragen oder Gebrauch war eine Einheit, die aus vier oder fünf Autos
eines Begriffes unwillkürlich den Begriff der bestand und in jeder kleinen Stadt, in der wir
Nachbarsprache. Beispielsweise sprechen meine Quartier machten, alle deutschen Soldaten, die
Frau und ich manchmal in verschiedenen Spra- sich selbst aus dem Krieg entlassen hatten, or-
chen. Sie beherrscht das Dänische auch sehr gut dentlich aus dem Krieg entließ. Wir stellten offi-
und manchmal gebraucht sie dänische Begriffe, zielle Entlassungspapiere aus. Schließlich konnte
die ich sofort aufnehme. Bei der Übersetzung man zu der damaligen Zeit keine Rationierungs-
dieser Begriffe ergeben sich unglaubliche Entde- marken bekommen, ohne einen ordentlichen Ent-
ckungen, Schattierungen, ganz minimale Unter- lassungsschein vorweisen zu können. Als sich
schiede. Gleichzeitig aber auch drastische Bilder, diese englische Einheit auflöste, hat man mir
die man ganz unerwartet vorfindet. Es ist eine einen erheblichen Vorrat an Corned Beef, Ziga-
permanente Abstimmung der sprachlichen Begrif- retten und Tee gegeben. Das war eine wunderbare
fe. Und durch diese Abstimmung erfragt man das Starthilfe. Ich bekam auch einen ganzen Packen
andere, um das eigene abzugleichen und darauf zu Entlassungsscheine und den Stempel für diese
legen. Das ist eine glückliche Möglichkeit, für die Entlassungsscheine. Wenn ich die Absicht gehabt
ich dankbar bin –und die für mich und meine hätte, hätte ich noch einige Divisionen aus dem
Sprache sehr viel bedeutet hat. Krieg entlassen können.
Hast Du die Erfahrung gemacht, dass die Mög- Und wieso ausgerechnet Hamburg?
lichkeit in fremden Sprachen zu sprechen eine Die Einheit löste sich in Bargteheide auf und die
große Entlastung von der deutschen Sprache englischen Offizieren fragten mich, was ich tun
bedeutet, die ja auch als psychisches Moment mit wolle. Ich sagte, dass ich in Hamburg studieren
werde. Damals war es jedoch völlig aussichtslos,

40 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


in Hamburg ein Zimmer zu bekommen, da diese sung brachte. Nie werde ich vergessen, dass wir
Stadt zu 75 % zerstört war. So wich ich auf als junge Studenten schon morgens um vier stun-
Bargteheide aus. In einem kleinen Häuschen im denlang anstanden, um eine Karte für den neuen
Tremsbüttel Weg 7 fand ich ein sehr kleines Jean-Paul Sartre, Camus oder Anouilh zu kriegen.
Zimmerchen, aber ich konnte mich darin umdre- Plötzlich kam eine Blüte des Theaters aus Frank-
hen und sitzen. Da habe ich in den ersten Jahren reich herüber. Für viele von uns war das ein Akt
gewohnt und bin jeden Tag mit dem Zug nach der Augenöffnung, den Menschen auf der Bühne
Hamburg reingefahren. Der Zug kam aus Lübeck, so zu sehen, wie wir es nicht gewohnt waren -
manchmal kam er aber gar nicht und manchmal ohne diesen fatalen Optimismus, ohne dieses
mit größerer oder kleinerer Verspätung. Am prekäre Hosianna. Es war außergewöhnlich, ihn
Dammtor-Bahnhof habe ich das erste Frühstück auf die Erbärmlichkeit seiner Existenz reduziert
gegessen: Eine Scheibe Brot mit Räucherfisch- zu sehen. Später kamen dann Bücher wie
Pastete, also mit durchgedrehtem Räucherfisch. "L'homme revolté" von Camus und "Das Sein und
Dazu gab es ein Glas Glühwein. Das war ein das Nichts" von Sartre. Die entscheidenden Im-
Heißgetränk, das eine giftige und angsteinflös- pulse nach dem Kriege kamen aus Frankreich.
sende Röte hatte, aber trinkbar war. Danach ging Aus Amerika kamen Faulkner, Hemingway, John
ich zur Universität. In der Mensa gab man damals Steinbeck und Thomas Wolfe. Das waren schon
bescheidenes Essen. Und später bin ich dann zur auf ihre Art Klassiker, die aber auch für ein ande-
englischen Zeitung „Die Welt" gekommen. res Lebensgefühl standen. In Deutschland waren
Wie hast Du Dich in Deiner Studienzeit finan- wir im Augenblick der Niederlage reduziert auf
ziert? Durch Schwarzhandel? das Äußerste, was Menschen noch darstellen
konnten, stets darum bemüht, satt zu werden und
Ja. Ich habe festgestellt, dass man etwas vorteil-
uns dabei unablässig zu fragen: "Wie konnte das
haft kaufen und mit noch größerem Vorteil ver-
geschehen?" Das gab uns Fragen auf, die wir am
kaufen kann, beispielsweise Stopfnadeln, Tabak
ehesten in der französischen Literatur beantwortet
oder andere Kleinigkeiten. Diese brachte ich zum
fanden.
Schwarzen Markt und kriegte einen kleinen Vor-
schuss oder auch nicht. Ich habe darüber ge- Simone de Beauvoir hat die „Deutschstunde“
schrieben, um es loszuwerden. gewürdigt. Hat die Verfilmung der "Deutschstun-
de" einen Preis bekommen?
Du hast für den Rundfunk gearbeitet. Wie kam
das zustande? Ich denke mal ja. Ich hab es nicht erfahren. Ich
weiß nur, dass mein hochgeschätzter Kollege
Der Rundfunk war ein großer Mäzen. Alle jungen
Michel Tournier die "Deutschstunde" damals in
deutschen Autoren, die nach dem Krieg zu
Frankreich eingeleitet hat. Ich hatte übrigens mit
schreiben begonnen haben, wurden durch die
dem Anlaufen des Filmes „Deutschstunde“ in
erklärte mäzenatische Funktion des Rundfunks in
Frankreich ein Erlebnis ganz eigener Art, dass ich
die Lage versetzt, ihrem Beruf nachgehen zu
für erzählenswert halte. Vor dem Filmstart waren
können und zu schreiben. Ob Ingeborg Bach-
ein paar Photographen bei uns und haben Bilder
mann, Ilse Aichinger, Heinrich Böll, Günther
gemacht. Hinter der Bank, auf der ich saß, stan-
Grass, Martin Walser, Alfred Andersch oder Ernst
den einige Bohnengestelle. Die Bohnen an den
Schnabel, wir alle hätten ohne die systematische
Gestellen hatten eine unvorstellbare Länge und
Hilfe und Förderung durch die deutschen Rund-
Größe. Dieses Bild wurde in einer französischen
funkanstalten nicht arbeiten können. Das war
Zeitung abgedruckt und daraufhin erreichten mich
einzigartig und verdient allemal, in Erinnerung
sehr viele Briefe. Sie beschäftigten sich aber we-
gebracht zu werden.
niger mit den Konflikten der "Deutschstunde" ,
Woher kamen die prägendsten literarischen Ein- als vielmehr mit der Frage, was das für ein Dün-
flüsse in der unmittelbaren Nachkriegszeit? Aus ger sein könnte, der solche Bohnen hervorbringt.
Frankreich? Was natürlich auch etwas Erquickliches hat, inso-
Ja. Mein Verhältnis zu Frankreich begann 1946. fern als die Lust des französischen Gaumens auf
Ich war damals Student hier in Hamburg. Es muss Bohnen mir einiges zu denken gab.
erwähnt werden, dass wir vor 1945 in diesem Du hast in Deinem Essay über das Alter davon
Land separiert waren von dem, was in Amerika, geschrieben, dass man ein alter Mann sein kann
Frankreich, England geschah: Es gab nur Literatur und zugleich etwas Kindliches zurückgewonnen
und Theaterstücke, die gutgeheißen wurden, die haben kann. Ist es denkbar, daß mit diesem Ele-
der Propaganda und der Ideologie dienlich waren. ment ein gewisser Grad an Freiheit erlangt wer-
Doch 1946 begann in dieser Stadt eine Zuwen- den kann?
dung zu dem, was das Ausland uns an Korrektur
Durchaus. Es ja unglaublich, was für Möglich-
unseres Lebensbildes und unserer Lebensauffas-
keiten man als Schriftsteller hat, was für einen

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 41


Horizont von Angeboten, von Offerten. Man kann lesen kann, wird ein historisches Angebot kei-
sich für bestimmte Situationen, Konflikte, Men- neswegs nur als historisch empfinden, sondern es
schen und für bestimmte Zeiten entscheiden. Die auf sich beziehen, auf seine Zeit beziehen. Und
Wahl ist nahezu unbegrenzt. Sie bezeichnet den daraus kann der Leser seine Schlussfolgerungen
Schriftsteller. Es lässt sich fragen, für wen möch- ziehen.
test Du schreiben? Für Zeitgenossen oder für
Unzeitgenossen? Auch der historische Roman Uwe Herms führte das Interview am 6. Oktober
kann an Zeitgenossen adressiert werden, denn wer 1998 in Hamburg.

42 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Der Rundfunkautor Siegfried Lenz

Eine Bestandsaufnahme

Nachfolgend werden die Hörfunksendungen dokumentiert, an denen Siegfried Lenz als Autor mit-
gewirkt hat und die als Bandaufnahmen in den Schallarchiven der ARD erhalten sind. Nicht aufge-
nommen wurden daher alle Rundfunkaufnahmen von literarischen Texten von Siegfried Lenz, die
ohne seine Mitwirkung entstanden sind, sowie alle Sendungen anderer Autoren, die Siegfried Lenz
zum Thema haben.

Die folgenden Datensätze basieren auf den Archivnachweisen des NDR-Schallarchivs sowie den
ARD-Sendenachweisen im Deutschen Rundfunkarchiv, Wiesbaden.

Die Angaben werden wie folgt systematisiert: Sendedatum; Autor, gegebenenfalls mit Co-Autor;
Sendehaupttitel und -untertitel; Reihen- oder Serientitel; Regie; produzierender Sender; Dauer und
Standortnachweis.

2. Januar 1953 Titel: Unfug der Alternativen. Ein Feuilleton


Autoren: James Hoog (übersetzt und bearbeitet Produktion: NWDR
von Marianne Eichholz und Siegfried Lenz) Dauer: 7:20 Min.
Titel: Die vertraulichen Aufzeichnungen und Nachweis: NDR Schallarchiv W017474
Bekenntnisse eines gerechtfertigten Sünders. Zur
Familiengeschichte des Bösen 2. Dezember 1954
Regie: Otto Kurth Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NWDR Titel: Das war Onkel Manoah. Aus dem Buch „So
Dauer: 59:15 Min. zärtlich war Suleyken“
Nachweis: NDR Schallarchiv WN 57 924/1-2 Produktion: NWDR
Dauer: 10:10 Min.
27. April 1953 Nachweis: NDR Schallarchiv W017421
Autor: Siegfried Lenz
Titel: Mitwisser. Eine Erzählung 28. Dezember 1954
Produktion: NWDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 12:15 Min. Titel: Ich suche meinen Namen. Hörfolge um ein
Nachweis: NDR Schallarchiv W011911 Flüchtlingskind
Regie: Günter Siebert
28. Januar 1954 Produktion: RB
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 41:43 Min.
Titel: Die Nacht des Tauchers. Die Wracks im Nachweis: RB Schallarchiv WO00984
Hamburger Hafen
Regie: Heinz-Otto Müller 9. März 1955
Produktion: HR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 47:59 Min. Titel: Die Fischer von Jinjaboa. Eine Funknovelle
Nachweis: HR Schallarchiv 3253 068 100-200 Regie: Hans Rosenhauer
Produktion: NWDR
8. März 1954 Dauer: 43:40 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv W017486
Titel: Die Insel der Resignation. Sardinische Au-
genblicke 27. Mai 1955
Regie: Kurt Reiss Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NWDR Titel: So zärtlich war Suleyken. Topographie
Dauer: 56:55 Min. einer masurischen Seele
Nachweis: NDR Schallarchiv 70 697/1-4 Produktion: NWDR
Dauer: 56:10 Min.
1. Dezember 1954 Nachweis: NDR Schallarchiv WN 83 442/1-5
Autor: Siegfried Lenz

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 43


31. Mai 1955 (Folge I); 2. Juni 1955 (Folge II); 3. 19. August 1956
Juni 1955 (Folge III) Autor: Siegfried Lenz
Autoren: Siegfried Lenz und Erich Kuby Titel: Charmante Scharmützel. Wippchens er-
Titel: Der hilflose Diktator Konsument (Folge I: träumte Kriegsberichte
Wer kauft, hat mehr vom Leben; Folge II: Wer Produktion: NDR
nicht kauft, hat mehr vom Leben; Folge III: Der Dauer: 41:30 Min.
goldene und der graue Luxus) Nachweis: NDR Schallarchiv W023079
Regie: Wolfgang Schwade
Produktion: NWDR 26. August 1956
Dauer: 57:40 Min. (Folge I); 58:10 Min. (Folge Autor: Siegfried Lenz
II); 29:20 Min. (Folge III) Titel: Die Kunst, einen Fisch zu fangen. Meditati-
Nachweis: NDR Schallarchiv WH 83 549/1-9 onen über das Angeln
Produktion: NDR
17. November 1955 Dauer: 12:10 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv W023160
Titel: Das schönste Fest der Welt
Regie: Hans Gertberg 27. November 1956
Produktion: NDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 67:15 Min. Titel: Die neuen Stützen der Gesellschaft. Eine
Nachweis: NDR Schallarchiv 86 576/1-4 Betrachtung
Regie: Kurt Reiss
24. November 1955 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 51:50 Min.
Titel: Der Leseteufel. Siegfried Lenz liest aus Nachweis: NDR-Schallarchiv H 020/1-2
seinem Roman „So zärtlich war Suleyken“
Reihen-/Serientitel: Ostpreußische Erzähler 1. Dezember 1956
Produktion: NWDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 12:10 Min. Titel: Die Kunst des richtigen Hörens. Aus der
Nachweis: NDR Schallarchiv W020633 Stimme lesen
Produktion: NDR
11. Januar 1956 Dauer: 13:57 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv N000060
Titel: Der Hafen ist voller Geheimnisse
Regie: Gustav Burmester 2. Januar 1957
Produktion: NDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 56:10 Min. Titel: Woran arbeiten Sie gerade? Das dritte Pro-
Nachweis: NDR Schallarchiv 0089169 gramm fragt deutsche Autoren. Siegfried Lenz
liest aus einem unveröffentlichten Roman
28. April 1956 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 51:35 Min.
Titel: „Der fliegende Holländer“. Eine Betrach- Nachweis: NDR Schallarchiv N000140
tung über die historischen und literarischen Vor-
bilder des „Fliegenden Holländers“. Zur Anato- 17. Januar 1957
mie einer Sage Autoren: Peter Bamm, Siegfried Lenz, Ernst
Produktion: NDR Schnabel, Jürgen Eggebrecht
Dauer: 29:10 Min. Titel: Autoren des Nachtprogramms erzählen
Nachweis: NDR Schallarchiv WZ 92362/1-2 Stegreifgeschichten
Produktion: NDR
9. Juli 1956 Dauer: 38:50 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv N000202/200 und
Titel: „Fortsetzung folgt“. Zur Entstehungsge- 400
schichte eines Illustrierten-Romans
Regie: Gerlach Fiedler 17. Januar 1957
Produktion: NDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 50:00 Min. Titel: Die Macht des Mythos
Nachweis: NDR Schallarchiv 93 764/1-3 Produktion: NDR
Dauer: 27:50 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W023458

44 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


2. Februar 1957 Dauer: 76:50 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv H000189
Titel: Die Muschel öffnet sich langsam
Regie: Kurt Hübner 29. Oktober 1957 (Teil I); 5. November 1957
Produktion: NDR (Teil II); 12. November 1957 (Teil III); 19. No-
Dauer: 55:00 Min. vember 1957 (Teil IV)
Nachweis: NDR Schallarchiv 95 505/1-3 Autor: Erich Hesse und Siegfried Lenz
Titel: Der Mensch und die moderne Medizin. Ein
8. März 1957 Gespräch zwischen Prof. Erich Hesse und Sieg-
Autor: Siegfried Lenz fried Lenz (Teil I: Die Feststellung der Krankheit;
Titel: Abschied von der Landschaft. Die sich Teil II: Psychosomatik oder Medikament; Teil III:
wandelnden Aspekte der Landschaft in verschie- Der operative Eingriff; Teil IV: Das Ende der
denen Zeiten Krankheit)
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 73:45 Min. Dauer: 24:00 Min. (Teil I); 24:25 Min. (Teil II);
Nachweis: NDR Schallarchiv N 298/1-2 21:50 Min. (Teil III); 27:20 Min. (Teil IV)
Nachweis: NDR Schallarchiv Z 1120/1 (Teil I);
4. Mai 1957 Z 1124/1 (Teil II); Z 1176/1 (Teil III); Z 1181/1
Autor: Siegfried Lenz (Teil IV)
Titel: Am Widerhaken hängt das Glück. Ge-
schichten und Beiträge zur Kunst des Fischfangs 4. November 1957
aus alter und neuer Zeit Autor: Siegfried Lenz
Regie: Gerhard Lippert Titel: Kummer in Balnibari. Jonathan Swift und
Produktion: NDR die moderne Technik
Dauer: 66:30 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv N 345/1-3 Dauer: 26:50 Min.
Nachweis: NDR-Schallarchiv W026806
23. Juli 1957
Autor: Siegfried Lenz 29. Dezember 1957
Titel: Was bleibt, ist die Chance. Die Gesichter Autoren: Martin Beheim-Schwarzbach, Martin
des Glückspiels Walser, Siegfried Lenz, Gregor von Rezzori,
Produktion: NDR Christian Ferber, Hans Georg Brenner, Jürgen
Dauer: 28:00 Min. Schüddekopf
Nachweis: NDR Schallarchiv Z 910/1 Titel: Die Kostüme des Teufels oder Die sieben
Todsünden
9. August 1957 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 54:50 Min.
Titel: Hinter der Fliegenschnur. Eine Geschichte Nachweis: NDR Schallarchiv WR04434
aus Spanien. Spanisches Kneipenleben enthaltsam
verfolgt von Siegfried Lenz 15. Februar 1958
Produktion: NDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 23:30 Min. Titel: Hamburger Stundengesichter. Siegfried
Nachweis: NDR Schallarchiv WR 3051/1 Lenz berichtet von einer Ringreise durch einen
Tag in Hamburg
22. August 1957 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 27:45 Min.
Titel: Der Mann im Strom. Eine Lesung Nachweis: NDR Schallarchiv Z 1415/1
Produktion: NDR
Dauer: 18:10 Min. 18. Mai 1958
Nachweis: NDR Schallarchiv W025853 Autor: Siegfried Lenz
Titel: Im Arsenal der Archetypen. Ein Versuch,
3. Oktober 1957 die stehenden Konflikte der Romanliteratur zu
Autor: Siegfried Lenz beschreiben
Titel: Der Traum von Wein und Weizen. Der Produktion: NDR
Mensch und sein Verhältnis zum Boden Dauer: 48:35 Min.
Regie: Otto Kurth Nachweis: NDR Schallarchiv N 551/1-2
Produktion: NDR

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 45


29. Mai 1958 (Folge I); 31. Mai 1958 (Folge II); Titel: Stimmungen der See. Eine Erzählung
4. Juni 1958 (Folge III); 6. Juni 1958 (Folge IV) Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 54:05 Min.
Titel: Glanz, der nie erlischt. Auf der Suche nach Nachweis: NDR Schallarchiv W029699
mystischen Schätzen (Folge I: Die Angst und der
Donnerkeil; Folge II: Das goldene Vlies; Folge 31. Dezember 1958
III: Die goldenen Äpfel und der Lebenspfahl; Autor: Siegfried Lenz
Folge IV: Der grosse Gral) Titel: „Süsse Wochen – saure Feste“. Selbstport-
Produktion: NDR rät eines berufsmässigen Alleinversorgers
Dauer: 42:20 Min. (Folge I); 44:10 Min. (Folge Produktion: NDR
II); 40:20 Min. (Folge III); 42:10 Min. (Folge IV) Dauer: 14:40 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 459/1-2 (Folge Nachweis: NDR Schallarchiv WR 7882/1
I); H 463/1-2 (Folge II); H 470/1-2 (Folge III); H
476/1-2 (Folge IV) 9. Februar 1959
Autor: Siegfried Lenz
14. August 1958 Titel: „Und ringet danach, daß ihr stille seid“–
Autor: Siegfried Lenz Über den Lärm oder die impertinenteste aller
Titel: Unter Dampf gesetzt. Finnisches Sauna- Unterbrechungen
leben Produktion: NDR
Produktion: NDR Dauer: 43:05 Min.
Dauer: 19:10 Min. Nachweis: NDR Schallarchiv W030050
Nachweis: NDR Schallarchiv W028887
20. Juni 1959
21. August 1958 Autor: Siegfried Lenz
Autor: Siegfried Lenz Titel: Brot und Spiele. Eine Lesung
Titel: Unter der Insektenglocke. Reisebericht aus Produktion: NDR
Finnland Dauer: 28:55 Min.
Produktion: NDR Nachweis: NDR Schallarchiv W030803
Dauer: 18:00 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W028886 23. Juni 1959 (Folge I); 2. Juli 1959 (Folge II)
Autor: Siegfried Lenz
15. Oktober 1958 Titel: Im Rücken des Siegers (Folge I: Auch der
Autor: Siegfried Lenz Sport hat eine Geschichte; Folge II: Spiel und
Titel: Die Sumpfleute. Erwanderte Einsichten aus Rekord)
Lappland Regie: Gerlach Fiedler
Regie: Wolfgang Schwade Produktion: NDR
Produktion: NDR Dauer: 56:30 Min. (Folge I); 57:15 Min. (Folge
Dauer: 58:30 Min. II)
Nachweis: NDR Schallarchiv H 363/1-2 Nachweis: NDR Schallarchiv H 494/1-2 (Folge
I); H 494/3-4 (Folge II)
28. Oktober 1958
Autor: Siegfried Lenz 28. Oktober 1959
Titel: Die Lieblingsspeise der Hyänen. Eine Er- Autor: Siegfried Lenz
zählung Titel: Der Anfang von etwas
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 14:20 Min. Dauer: 29:10 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W029357 Nachweis: NDR Schallarchiv W031919

4. November 1958 28. November 1959 (Folge 1); 3. Dezember 1959


Autor: Siegfried Lenz (Folge 2); 17. Dezember 1959 (Folge 3); 23. De-
Titel: Der vollkommene Angler. Issak Walton und zember 1959 (Folge 4); 30. Dezember 1959 (Fol-
seine hohe Schule des Fischfangs ge 5); 4. Januar 1960 (Folge 6)
Produktion: NDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 29:30 Min. Titel: Lehmanns Erzählungen. So schön war mein
Nachweis: NDR Schallarchiv W029376 Markt (Folge 1: Segen der Sahnelöffel; Folge 2:
Schnaps für 500 Wüstenratten; Folge 3: Das Lä-
10. Dezember 1958 cheln eines Schweins; Folge 4: Ein Denkmal für
Autor: Siegfried Lenz

46 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


einen Kumpel; Folge 5: Eine Wanne voller Silber; 5: Ball der Wohltäter; Teil 6: Ein Augenblick der
Folge 6: Wonnen hinter Gitter) Scham)
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 18:25 Min. (Folge 1); 18:25 Min. (Folge Dauer: 33:50 Min. (Teil 1); 16:35 Min. (Teil2);
2); 19:00 Min. (Folge 3); 18:40 Min. (Folge 4); 12:20 Min. (Teil 3); 17:55 Min. (Teil 4); 20:00
19:20 Min. (Folge 5); 19:20 Min. (Folge 6) Min. (Teil 5); 13:30 Min (Teil 6)
Nachweis: NDR Schallarchiv W032189 (Folge Nachweis: NDR Schallarchiv W034789 (Teil 1);
1); W032241 (Folge 2); W032370 (Folge 3); W034790 (Teil 2); W034791 (Teil 3); W035147
W032371 (Folge 4); W032432 (Folge 5); (Teil 4); W035148 (Teil 5); W035149 (Teil 6)
W032473 (Folge 6)
22. Dezember 1960
7. Februar 1960 Autor: Siegfried Lenz
Autor: Siegfried Lenz Titel: Im Netz der Nachbarschaft. Aus seinem
Titel: Zeit der Schuldlosen dänischen Inseltagebuch erzählt Siegfried Lenz
Regie: Fritz Schröder-Jahn Regie: Curt Timm
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 66:45 Min. Dauer: 45:18 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 602/1-2 Nachweis: NDR Schallarchiv H 668/1-2

29. März 1960 17. Januar 1961


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Schriftsteller bei der Arbeit. Techniken und Titel: Schwarze Macht – schwarze Ohnmacht.
Schwierigkeiten des Erzählens. Nach Interviews Über Leben und Werk des amerikanischen Neger-
dargestellt von Siegfried Lenz schriftstellers Richard Wright
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 58:30 Min. Dauer: 43:10 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W032953 Nachweis: NDR Schallarchiv W035327

4. Mai 1960 1. April 1961


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Der Sohn des Despoten Titel: Zeit der Schuldigen
Produktion: NDR Regie: Fritz Schröder-Jahn
Dauer: 18:40 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv W033002 Dauer: 65:10 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 714/1-2
11. September 1960
Autor: Siegfried Lenz Erstsendedatum unbekannt
Titel: Auf Wiedersehen unter Wasser Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NDR Titel: Ausschnitt aus Ost-West-Diskussion. Refe-
Dauer: 53:50 Min. rat von Siegfried Lenz über Tolstoi
Nachweis: NDR Schallarchiv W034265 Produktion: NDR
Dauer: 14:00 Min.
7. Oktober 1960 Nachweis: NDR Schallarchiv W036430. Auf-
Autor: Siegfried Lenz nahmedatum: 23. Mai 1961
Titel: Meditationen beim Kniefall
Produktion: NDR 15. September 1961
Dauer: 50:30 Min. Titel: Interview mit Siegfried Lenz anlässlich der
Nachweis: NDR Schallarchiv W034266 Uraufführung seines ersten Bühnestückes „Zeit
der Schuldlosen“ im Hamburger Schauspielhaus
25. November 1960 (Teil 1); 7. Dezember 1960 Produktion: NDR
(Teil 2); 19. Dezember 1960 (Teil 3); 6. Januar Dauer: 4:10 Min.
1961 (Teil 4); 19. Januar 1961 (Teil 5); 1. Februar Nachweis: NDR Schallarchiv UB06703
1961 (Teil 6)
Autor: Siegfried Lenz 13. Januar 1962
Titel: Die Gleichgültigen. Sechs Erzählungen Autor: Siegfried Lenz
über ein Thema (Teil 1: Gewisse Verzichte; Teil Titel: Der Spielverderber. Eine Erzählung
2: Auf Wunsch eines Fremden; Teil 3: Beim Produktion: NDR
Staatsbesuch; Teil 4: Etappen eines Fiaskos; Teil Dauer: 66:10 Min

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 47


Nachweis: NDR Schallarchiv W038287 5. Mai 1964
Autor: Siegfried Lenz
8. Oktober 1962 Titel: Die allerletzte Reise oder Schlachthof für
Autor: Siegfried Lenz Schiffe
Titel: Die Lampen der Eskimos. Eine Erzählung Regie: Gerda von Uslar
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 17:15 Min. Dauer: 31:00 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv WR13601 Nachweis: NDR Schallarchiv H 982/1

8. Oktober 1962 28. Mai 1964


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Schwierige Trauer. Eine Erzählung Titel: Vorgeschichte
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 15:25 Min. Dauer: 33:25 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv WR13681 Nachweis: NDR Schallarchiv W044065

25. April 1963 4. Juni 1964


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Sonntag eines Ranchers oder Das Glück der Titel: Bollerup oder Geschichten vom Lande
Rocky Mountains Regie: Wolfgang Schwade
Produktion: NDR Produktion: NDR / SFB
Dauer: 48:00 Min. Dauer: 66:15 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 891/1-2 Nachweis: NDR Schallarchiv H 987/1-2

Erstsendedatum unbekannt 4. November 1964


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Stadtgespräch. Ein Roman (Lesung in Titel: Der Gesandte. Ein Hörspiel
19 Folgen) Regie: Fritz Schröder-Jahn
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 510:45 Min. Dauer: 66:05 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv WR14344 bis Nachweis: NDR Schallarchiv H 980/1-2
WR14350. Aufnahmedatum: 4. März bis 26.
März 1963 24. Januar 1965
Autor: Siegfried Lenz
8. Mai 1963 Titel: Das Gesicht
Autor: Siegfried Lenz Regie: Egon Monk
Titel: Haussuchung Produktion: NDR
Regie: Fritz Schröder-Jahn Dauer: 74:00 Min.
Produktion: NDR Nachweis: NDR Schallarchiv H001138
Dauer: 59:25 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H000902 18. Februar 1965
Autor: Siegfried Lenz
13. Oktober 1963 Titel: Nachzahlung
Autor: Siegfried Lenz Produktion: NDR
Titel: Der Störenfried Dauer: 42:55 Min.
Reihen-/Serientitel: Die Funkerzählung Nachweis: NDR Schallarchiv W045887
Regie: Oskar Nitschke
Produktion: SDR 21. Februar 1965
Dauer: 55:30 Min. Autor: Siegfried Lenz
Nachweis: SWR Schallarchiv 6004777 Titel: Die Deutschen, die Polen und die Literatur
Reihen-/Serientitel: Gedanken zur Zeit
13. November 1963 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 14:00 Min.
Titel: Weltatlas des Dritten Programms. Augen- Nachweis: NDR Schallarchiv W045941
schein am Mississippi
Produktion: NDR 4. März 1965
Dauer: 46:40 Min. Autor: Siegfried Lenz
Nachweis: NDR Schallarchiv N 918/1-2 Titel: Das Schlüsselwort

48 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Produktion: NDR Dauer: 58:15 Min.
Dauer: 28:40 Min. Nachweis: NDR Schallarchiv H 1207/1-2. Auf-
Nachweis: NDR Schallarchiv W045888 nahmedatum: 17. Februar 1966

23. März 1965 27. Februar 1966


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Ihre Schwester Titel: Einführung zu Herman Melville: Pierre
Produktion: NDR Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen
Dauer: 43:25 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv W046112 Dauer: 24:30 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W048360
8. April 1965
Autor: Siegfried Lenz 23. März 1966
Titel: Der Beweis Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NDR Titel: Die Enttäuschung. Ein Hörspiel
Dauer: 29:20 Min. Regie: Fritz Schröder-Jahn
Nachweis: NDR Schallarchiv W046113 Produktion: NDR
Dauer: 56:10 Min.
Erstsendedatum unbekannt Nachweis: NDR Schallarchiv H 1199/1-2
Autor: Siegfried Lenz
Titel: Das Lächeln und die Geographie. Gezeigt 16. November 1966
am Beispiel des masurischen Humors Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NDR Titel: Eine Augenbinde. Eine Erzählung
Dauer: 34:05 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv H 1128/1. Aufnah- Dauer: 13:45 Min.
medatum: 22. Juli 1965 Nachweis: NDR Schallarchiv W049945

21. November 1965 4. Dezember 1966


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Einführung zu Simone de Beauvoir: Ein Titel: In fremder Sache
sanfter Tod Reihen-/Serientitel: Die Funkerzählung
Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen Regie: Cläre Schimmel
Produktion: NDR Produktion: SDR
Dauer: 23:30 Min. Dauer: 59:15 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W047689 Nachweis: SWR Schallarchiv

2. Januar 1966 25. Dezember 1966 (Folge I); 27. Dezember 1966
Autor: Siegfried Lenz (Folge II); 29. Dezember 1966 (Folge III)
Titel: Die Glücksfamilie des Monats Autor: Siegfried Lenz
Regie: Otto Kurth Titel: Klingendes Schachspiel (Folge I: Husaren
Produktion: SDR im Mattangriff ; Folge II: Defensive der Dame;
Dauer: 54:00 Min. Folge III: Reiz des Remis)
Nachweis: SWR Schallarchiv 6005269 Regie: Gerhard Lippert (Folge I); Wolfgang
Schwade (Folge II und III)
9. Januar 1966 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 34:25 Min. (Folge I); 24:40 Min. (Folge
Titel: Einführung zu Bruno Schulz: Die Zimt- II); 26:25 Min. (Folge III)
läden Nachweis: NDR Schallarchiv N 1492/1-3
Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen
Produktion: NDR 23. Februar 1967
Dauer: 23:35 Min. Autor: Siegfried Lenz
Nachweis: NDR Schallarchiv W048047 Titel: Die Leute von Hamburg. Eine Beschrei-
bung
Erstsendedatum unbekannt Regie: Walter Knaus
Autor: Siegfried Lenz Produktion: NDR
Titel: Ich zum Beispiel. Kennzeichen eines Jahr- Dauer: 68:55 Min.
gangs Nachweis: NDR Schallarchiv H 1290/1-2
Produktion: NDR

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 49


5. April 1967 16. April 1968
Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Das Labyrinth. Ein Hörspiel Titel: Deutschstunde. Eine Lesung
Regie: Fritz Schröder-Jahn Reihen-/Serientitel: Neue Texte
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 61:30 Min. Dauer: 39:57 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 1306/1-2 Nachweis: NDR Schallarchiv W200609

20. April 1967 22. April 1968


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Ein humanes Experiment. Eine Erzählung Titel: Einführung zu Wolfgang Koeppen: Der Tod
Produktion: NDR in Rom
Dauer: 26:05 Min. Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen
Nachweis: NDR Schallarchiv W051089 Produktion: NDR
Dauer: 23:05 Min.
12. November 1967 Nachweis: NDR-Schallarchiv W200646
Autor: Siegfried Lenz
Titel: Das Kabinett der Konterbande. Ein Julius- 4. November 1968
Campe-Porträt Autor: Siegfried Lenz
Regie: Ingo Held Reihen-/Serientitel: Autoren als Disc-Jockeys
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 24:05 Min. Dauer: 51:20 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H001365 Nachweis: NDR Schallarchiv W201148

18. März 1968 Erstsendedatum unbekannt


Autor: Siegfried Lenz Autoren: Siegfried Lenz und Martin Meier-Siem
Titel: Einführung zu Vladimir Nabokov: Frühling Titel: Abiturienten reden. Texte zum Schulab-
in Fialta schluss. Ausgewählt von Martin Meier-Siem,
Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen kommentiert von Siegfried Lenz
Produktion: NDR Regie: Wolfgang Schwade
Dauer: 24:15 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv W200585 Dauer: 55:10 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 1484/1-2. Auf-
25. März 1968 nahmedatum: 1.-3. September 1969
Autor: Siegfried Lenz
Titel: Einführung zu Lawrence Durrell-Henry 4. März 1970
Miller: Briefe Autor: Siegfried Lenz
Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen Titel: Nicht alle Förster sind froh. Ein Hörspiel
Produktion: NDR Regie: Fritz Schröder-Jahn
Dauer: 24:15 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv W200593 Dauer: 26:15 Min.
Nachweis: NDR-Schallarchiv H 1503/1
1. April 1968
Autor: Siegfried Lenz 14. Dezember 1969
Titel: Einführung zu Marie Luise Kaschnitz: Autor: Siegfried Lenz
Ferngespräche Titel: Die Mannschaft. Eine Erzählung
Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen Produktion: NDR
Produktion: NDR Dauer: 29:10 Min.
Dauer: 21:55 Min. Nachweis: NDR Schallarchiv W201553
Nachweis: NDR Schallarchiv W200607
4. März 1970
8. April 1968 Autor: Siegfried Lenz
Autor: Siegfried Lenz Titel: Herr und Frau S. in Erwartung ihrer Gäste.
Titel: Einführung zu William Faulkner: Der Bär Ein Hörspiel
Reihen-/Serientitel: Zum Lesen empfohlen Regie: Fritz Schröder-Jahn
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 23:55 Min. Dauer: 31:10 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W200617 Nachweis: NDR Schallarchiv H 1502/1

50 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


14. März 1970 Dauer: 59:00 Min.
Autoren: Wilhelm Asche, Marcel Reich-Ranicki, Nachweis: NDR Schallarchiv W203233
Siegfried Lenz
Titel: Kunst vor elf. 1. Tucholskys Popularität von 31. März 1974
Marcel Reich-Ranicki. 2. Zum Schauspiel „Die Autor: Siegfried Lenz
Augenbinde“ von Siegfried Lenz Titel: Die Kunstradfahrer
Produktion: NDR Regie: Gert Haucke
Dauer: 19:25 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv WR20580 und Dauer: 28:50 Min.
WR20581 Nachweis: NDR Schallarchiv WR22782

14. Juni 1970 23. März 1975


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Lotte soll nicht sterben Titel: Literatur im Zeitalter der Wissenschaft
Produktion: NDR Reihen-/Serientitel: Gedanken zur Zeit
Dauer: 27:30 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv WR19494/1 Dauer: 14:00 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W203721
30. Dezember 1970
Autor: Siegfried Lenz 11. Oktober 1975
Titel: Die Aussprache Autor: Siegfried Lenz
Regie: Heinz Wilhelm Schwarz Titel: Fallgesetze. Erzählung für drei Stimmen
Produktion: WDR Regie: Otto Düben
Dauer: 52:30 Min. Produktion: SDR
Nachweis: WDR Schallarchiv VI-8331-70/1-2 Dauer: 51:50 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W10339-40
Erstsendedatum unbekannt
Autor: Siegfried Lenz 18. Oktober 1977
Titel: Das Vorbild. Eine Lesung Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NDR Titel: Heimatmuseum. Siegfried Lenz liest aus
Dauer: 46:05 Min. seinem unveröffentlichten Roman
Nachweis: NDR Schallarchiv WR20825. Auf- Reihen-/Serientitel: Bibliothek. Autoren in Nord-
nahme-/Produktionsdatum: 9. Dezember 1971 deutschland
Produktion: NDR
5. April 1973 Dauer: 28:50 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv W204569
Titel: Achtzehn Diapositive
Produktion: NDR 11. Februar 1978
Dauer: 44:05 Min. Autoren: Jan Rys, Peter Hirche, Siegfried Lenz,
Nachweis: NDR Schallarchiv WR22572 Wolfgang Weyrauch, Wolfgang Hildesheimer,
Richard Hey, Franz Hiesel
22. April 1973 Titel: Aus der Hörspielwerkstatt. Sieben auf einen
Autor: Siegfried Lenz Streich. Heinz Schwitzke zum 70. Geburtstag
Titel: Das Vorbild. Eine Lesung Regie: Ludwig Cremer, Gustav Burmester, Hans
Produktion: NDR Gertberg, Egon Monk, Heinz von Cramer, Fritz
Dauer: 42:35 Min. Schröder-Jahn
Nachweis: NDR Schallarchiv WR21831 Produktion: NDR
Dauer: 87:45 Min.
24. Dezember 1973 Nachweis: NDR Schallarchiv Y079084
Autoren: Siegfried Lenz, Artur Rubinstein, Manes
Sperber, Else Eckersberg, Alfred Kantorowicz, 22. September 1979
Richard Glazar, Walter Kempowski, Heinrich Autoren: Siegfried Lenz, Heinrich Böll, Günter
Böll Grass
Titel: Es war eine Stille, und ich hörte eine Stim- Titel: Statements gegen den Albrecht-Plan zur
me. Bekannte und unbekannte Zeitgenossen er- Privatisierung des NDR
zählen Reihen-/Serientitel: NDR-Journal
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 8:08 Min.

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 51


Nachweis: NDR Schallarchiv W214028 Produktion: NDR
23. Oktober 1979 Dauer: 4:50 Min.
Autor: Siegfried Lenz Nachweis: NDR Schallarchiv WR28409/1
Reihen-/Serientitel: Autoren lesen im Funkhaus
Hannover 24. Dezember 1983
Produktion: NDR Autor: Siegfried Lenz
Dauer: 58:35 Min. Titel: Advent an der Küste. Eine Erzählung
Nachweis: NDR-Schallarchiv W205424 Produktion: NDR
Dauer: 48:20 Min.
1. Januar 1980 Nachweis: NDR Schallarchiv WR28661
Autor: Siegfried Lenz
Titel: Der Mann unseres Vertrauens. Eine Erzäh- 1. Juli 1985
lung Autor: Siegfried Lenz
Reihen-/Serientitel: Bibliothek. Literatur in Nord- Titel: Exerzierplatz. Eine Lesung
deutschland Produktion: NDR
Produktion: NDR Dauer: 26:53 Min.
Dauer: 28:40 Min. Nachweis: NDR Schallarchiv W207646
Nachweis: NDR Schallarchiv W205312
5. Januar 1986
Erstsendedatum unbekannt Autoren: Thomas Mann, Siegfried Lenz, Thilo
Autor: Siegfried Lenz Koch, Peter Adler, Heinrich Böll
Titel: Siegfried Lenz liest und erörtert Gedichte Titel. Fünfter Abend: Expedition in die Rund-
von Detlev Liliencron. Auf Einladung der Ham- funkkultur
burger Akademie Reihen-/Serientitel: Dreissig Jahre NDR. Eine
Produktion: NDR Radio-Revue in sechs Teilen
Dauer: 41:25 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR-Schallarchiv W206163. Auf- Dauer: 221:28 Min.
nahme-/Produktionsdatum: 26. April 1981 Nachweis: NDR-Schallarchiv W207837

19. Juli 1981 16. März 1986


Autor: Siegfried Lenz Autor: Hanjo Kesting
Titel: Der Verlust. Eine Lesung Titel: Deutschstunde. Zum 60. Geburtstag von
Reihen-/Serientitel: Bibliothek. Neue Texte Siegfried Lenz. Ein Gespräch mit dem Schrift-
Produktion: NDR steller
Dauer: 25:20 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv W205902 Dauer: 54:06 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W207930
13. Februar 1982
Autor: Siegfried Lenz 19. März 1986
Titel: Das Vorbild. Eine Lesung Autor: Siegfried Lenz
Produktion: NDR Titel: Ein Haus aus lauter Liebe. Eine Erzählung
Dauer: 58:40 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv W203439 Dauer: 18:05 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W026217
Erstsendedatum unbekannt
Autor: Siegfried Lenz 10. Dezember 1986
Titel: Die Bergung. Ein Dialog Autor: Siegfried Lenz
Reihen-/Serientitel: Bibliothek Titel: Die Bergung
Regie: Wolfgang Schwade Regie: Tibor von Peterdy
Produktion: NDR Produktion: Deutsche Welle
Dauer: 29:35 Min. Dauer: 29:05 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv H 25 38/1. Auf- Nachweis: DW Schallarchiv 1 708 752 0
nahmedatum: 11. März 1982
11. Juni 1987
21. Dezember 1982 Autor: Siegfried Lenz
Autor: Siegfried Lenz Reihen-/Serientitel: Meine Gedichte. Autoren und
Titel: 21. Dezember 82: Heinrich Böll Kritiker geben Auskunft über ihre Lieblingsge-
Reihen-/Serientitel: Heute vor ... Jahren dichte und Lieblingsdichter

52 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Produktion: NDR 17. Januar 1995
Dauer: 28:57 Min. Autor: Siegfried Lenz
Nachweis: NDR Schallarchiv W208658 Reihen-/Serientitel: Kulturforum. Autoren lesen
im Funkhaus Hannover
11. Oktober 1988 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 56:54 Min.
Titel: Die Bergung Nachweis: NDR-Schallarchiv W214288
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
Produktion: WDR 14. März 1996 (Teil 1), 15. März 1996 (Teil 2)
Dauer: 28:12 Min. Autor: Siegfried Lenz
Nachweis: WDR Schallarchiv 3197 792 C Titel: Die Bewerbung
Reihen-/Serientitel: Am Abend vorgelesen
8. Juni 1989 Produktion: NDR
Autor: Siegfried Lenz Dauer: 33:44 Min. (Teil 1) und 32:28 Min. (Teil
Titel: Etwas über Phantasie. Ein Essay 2)
Reihen-/Serientitel: Thema Nachweis: NDR Schallarchiv W215151
Produktion: NDR
Dauer: 27:24 Min. 17. März 1996
Nachweis: NDR Schallarchiv W209951 Autor: Siegfried Lenz
Titel: Die Zeit der schönen Not. Aus den Be-
17. Mai 1990 kenntnissen eine Schwarzhändlers
Autor: Siegfried Lenz Reihen-/Serientitel: Das Feature
Titel: Der Feature-Redakteur Heinz-Günter Regie: Lothar Kompatzki
Deiters Produktion: NDR
Produktion: NDR Dauer: 43:50 Min.
Dauer: 6:17 Min. Nachweis: NDR Schallarchiv R006723
Nachweis: NDR Schallarchiv W210504
18. März 2001
10. September 1990 Autor: Siegfried Lenz
Autor: Siegfried Lenz Titel: Rede an die Jugend
Titel: Die Klangprobe. Eine Textprobe Reihen-/Serientitel: Texte und Zeichen. Thema
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 26:50 Min. Dauer: 15:50 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W211088 Nachweis: NDR Schallarchiv W219578

23. Oktober 1990 18. März 2001


Autor: Siegfried Lenz Autor: Hanjo Kesting
Reihen-/Serientitel: Autoren lesen im Funkhaus Titel: Mein unerträglich schlichtes Prinzip: Wei-
Hannover termachen. Siegfried Lenz im Gespräch
Produktion: NDR Reihen-/Serientitel: Texte und Zeichen. Dialog
Dauer: 86:11 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR-Schallarchiv W211052 Dauer: 29:46 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W219576
5. Januar 1991
Autor: Hanjo Kesting 29. November 2001
Titel: Siegfried Lenz im Gespräch Titel: Siegfried Lenz. Ehrensenator der Universi-
Reihen-/Serientitel: Radioarchiv tät Hamburg
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 6:45 Min. Dauer: 3:10 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv WR32384 Nachweis: NDR Schallarchiv F001914

20. Mai 1993 2. Dezember 2001


Autor: Siegfried Lenz Autor: Siegfried Lenz
Titel: Siegfried Lenz liest Prosa in Husum Titel: Literatur im Zeitalter der Wissenschaft
Reihen-/Serientitel: Kunstkaten Reihen-/Serientitel: Texte und Zeichen. Thema
Produktion: NDR Produktion: NDR
Dauer: 55:00 Min. Dauer: 16:23 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv 0008059 Nachweis: NDR Schallarchiv W220177

NwdHzR 2: Siegfried Lenz 53


26. Dezember 2002 21. April 2003
Autor: Peter von Rüden Autor: Siegfried Lenz
Titel: Ein Gespräch mit Siegfried Lenz Titel: Das Erscheinungsbild des Alters in der
Reihen-/Serientitel: Der Talk Weltliteratur
Produktion: NDR Reihen-/Serientitel: Thema
Dauer: 54:28 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv Y212156 Dauer: 24:55 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv W220996
21. April 2003
Autor: Siegfried Lenz 18. April 2004
Titel: Das Kunststück „Alter“. Wie sieht es aus, Autor: Siegfried Lenz
wie hört es sich an und wie liest es sich Titel: Zusammenhang von Geschichte und Ge-
Reihen-/Serientitel: Kunstkaten schichten. Kleine Apologie des Erzählers Reihen-
Produktion: NDR /Serientitel: Thema
Dauer: 5:16 Min. Produktion: NDR
Nachweis: NDR Schallarchiv S001224 Dauer: 14:53 Min.
Nachweis: NDR Schallarchiv 6000773

54 NwdHzR 2: Siegfried Lenz


Die Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland, ein Kooperationsprojekt
von NDR, WDR, Universität Hamburg und Hans-Bredow-Institut, knüpft mit der vorliegenden
Schriftenreihe an eine Tradition an. Von 1946 bis 1948 verantworteten Axel Eggebrecht und Peter
von Zahn neben ihrer Rundfunktätigkeit eine Zeitschrift, die „Nordwestdeutschen Hefte”. Sie bot
eine Auswahl der wichtigsten und interessantesten Beiträge, die für den NWDR geschrieben wur-
den.
Unter dem Titel „Nordwestdeutsche Hefte zur Rundfunkgeschichte” werden in unregelmäßigen
Abständen Ergebnisse veröffentlicht, die aus der bisherigen Arbeit der Forschungsstelle hervorge-
hen. Hierzu zählen die Edition von Dokumenten aus der Hörfunk- und Fernsehgeschichte des
NWDR, kommentierte Ausgaben ausgewählter Zeitzeugen-Interviews sowie wissenschaftliche
Untersuchungen zu speziellen Themen der NWDR-Geschichte. Herausgeber der Schriftenreihe
sind die Projektbearbeiter Peter von Rüden und Hans-Ulrich Wagner.
Die „Nordwestdeutschen Hefte zur Rundfunkgeschichte” sind zum Download unter www.nwdr-
geschichte.de sowie als Printversion über die Forschungsstelle erhältlich.

ISSN 1612-5304

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