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Technologie,
Strategie und
Organisation
Technologie, Strategie und Organisation
Wolfgang Burr · Michael Stephan
(Hrsg.)
Technologie,
Strategie und
Organisation
Herausgeber
Wolfgang Burr Michael Stephan
Stuttgart, Deutschland Marburg, Deutschland
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017
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sonders für ihre großzügige Spende, die es ermöglichte, einen Teil der Kos-
ten der Bucherstellung abzudecken. Wir als Herausgeber sind den Autoren
der Einzelbeiträge und den vielen anderen Unterstützern für ihre kreativen
Ideen und ihre wertvollen Beiträge zum Gelingen des Gesamtwerkes beson-
ders dankbar. Das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit ist eine Festschrift,
die viele Themen aufgreift, mit denen sich Alexander Gerybadze in seinem
Forschungsleben bisher beschäftigt hat und weiterhin beschäftigen wird.
Seine ihm freundschaftlich verbundenen Schüler und Fachkollegen wün-
schen Alexander Gerybadze noch viele produktive und kreative Jahre und
freuen sich auf den weiteren Gedankenaustausch und Zusammenarbeit mit
ihm.
Oskar Grün
Entwicklung und Stand der deutschsprachigen
betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung ................................ 7
I. Vorbemerkungen .......................................................................... 7
II. Von der Deskription zum Management von Innovationen ............ 8
III. Von der intraorganisationalen zur interorganisationalen
Innovation (Open Innovation) ...................................................... 10
IV. Von der singulären Innovation zur Innovationslandschaft ............ 14
V. Vom Innovations-Hero zum Innovations-System ......................... 15
VI. Vom Innovationsenthusiasmus zur Balance zwischen Routine und
Innovation (Ambidextrie) ............................................................. 17
VII. Von der Nische zum Mainstream ................................................. 20
1. Die Ausbreitung der Innovationsforschung innerhalb der
Betriebswirtschaftslehre .......................................................... 20
2. Die Community der InnovationsforscherInnen ........................ 22
3. Der Stand der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen
Innovationsforschung im internationalen Vergleich ................ 23
Literatur ............................................................................................... 25
X Inhaltsverzeichnis
Michael Stephan
Evolution, Innovation und Wettbewerb: Beiträge von Alexander
Gerybadze zur Entwicklung einer evolutorischen Theorie der
Unternehmung .................................................................................... 31
I. Introduction.................................................................................. 65
II. Resource-based Theory and Entrepreneurial Ecosystems ............. 66
III. Austrian Capital Theory and Capitals of Entrepreneurial
Ecosystems .................................................................................. 69
IV. Architects of the Capital Structure of Entrepreneurial
Ecosystem .................................................................................... 72
V. Capital Goods of (Thriving) Entrepreneurial Ecosystems ............. 73
VI. A Capital Model of Entrepreneurial Ecosystems .......................... 73
VII. Complex Capital Structure of Entrepreneurial Ecosystems ........... 77
VIII. Conclusion & Outlook ................................................................. 79
References ............................................................................................ 80
Péter Horváth
Geschäftsmodellinnovationen durch Digitalisierung –
Neue Herausforderungen an den Controller ..................................... 113
Bernd H. Kortschak
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG ........................................ 127
I. Einleitung..................................................................................... 127
1. Problemstellung ...................................................................... 127
2. Zielsetzung des Beitrages........................................................ 128
II. Innovationen unter veränderten Rahmenbedingungen .................. 128
1. Innovationen aus wirtschaftlicher Perspektive ........................ 128
Inhaltsverzeichnis XIII
I. Einleitung..................................................................................... 153
II. Explorative Analyse ..................................................................... 154
1. Zielsetzung ............................................................................. 154
2. Stichprobe ............................................................................... 156
3. Operationalisierung ................................................................. 159
4. Ergebnisdiskussion ................................................................ 160
III. Limitationen ................................................................................. 164
IV. Forschungsausblick ...................................................................... 164
Literatur ............................................................................................... 165
Anhang ................................................................................................. 169
XIV Inhaltsverzeichnis
Uschi Backes-Gellner
Die Rolle der dualen Berufsausbildung für das
Innovationssystem in Deutschland ..................................................... 171
Tom Sommerlatte
Vertrauensbasierte Führung als Grundlage nachhaltiger
Innovationsleistung und organisationaler Flexibilität ...................... 183
Erich Zahn
Strategische Unternehmensführung zur Ko-Evolution
von Unternehmen und Umwelt .......................................................... 193
I. Introduction.................................................................................. 219
II. Research Objective ...................................................................... 222
III. Research Design ........................................................................... 224
IV. Findings ....................................................................................... 224
V. Surveyed Firms’ Activities in the BRIC Countries ....................... 225
VI. Targeted Market Segments in China and India ............................. 227
VII. Product development strategies in China and India ...................... 229
VIII. Composition of company product portfolios in China .................. 230
IX. Composition of company product portfolios in India ................... 230
X. Role of China and India in Product Development ......................... 231
XI. Discussion & Managerial Implications ......................................... 233
Note ...................................................................................................... 236
References ............................................................................................ 236
XVI Inhaltsverzeichnis
Reinhold Bauer
Gescheiterte Innovationen als Gegenstand technikhistorischer
Forschung ............................................................................................ 311
Harald Hagemann
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra ... 363
I. Einleitung..................................................................................... 363
II. Industrie/Wirtschaft 4.0. Impulse für Wachstum, Beschäftigung
und Innovation ............................................................................. 367
Inhaltsverzeichnis XIX
Engelbert Westkämper
Diffusion der Informations- und Kommunikationstechnik in die
industrielle Produktion ...................................................................... 389
Qualität der von ihm betreuten Arbeiten sehr wichtig ist. Alexander Gery-
badze liegt die universitäre Lehre sehr am Herzen. Dies zeigt sich z. B. in
den innovativen Lehrformen, die er als Pionier in Deutschland sehr früh
eingeführt hat. Das Arbeiten mit Case Studies und sein regelmäßig stattfin-
dendes Projektseminar zu Innovation seien hier besonders hervorgehoben:
Alexander Gerybadze war einer der ersten in Deutschland, der im Fach Be-
triebswirtschaft das Arbeiten mit Case Studies systematisch in der universi-
tären Lehre eingesetzt hat. Besonders beliebt sind bei den Studierenden
seine sehr anspruchsvollen und arbeitsaufwändigen Projektseminare, in
denen er mit den Studierenden Probleme der Unternehmenspraxis analysiert
und gemeinsam mit Partnerunternehmen bearbeitet.
Von seinen Freunden und Kollegen wird Alexander Gerybadze vor allem
wegen seiner kreativen Ideen, seiner Beharrlichkeit bei der Durchführung
von Forschungskooperationen sowie insbesondere aufgrund der Breite sei-
ner Expertise und Interessensgebiete sehr wertgeschätzt. Insbesondere auch
seine (ehemaligen) Mitarbeiter und akademischen Schüler profitieren bis
heute von seiner Expertise und seinen kreativen Inspirationen.
Alexander Gerybadze ist ein Grenzgänger zwischen Theorie und Empirie,
zwischen Wissenschaft und Praxis. Er fühlt sich in beiden Welten zuhause
und ist immer an interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den Technikwissen-
schaften, Historikern und Volkswirten interessiert. Er wirkt mit seinen Pub-
likationen und Vorträgen in die Wissenschaft und die unternehmerische
Praxis hinein. Seine Schüler verdanken ihm viel: Inspirationen für künftige
Forschungsarbeiten, gute Gespräche, wertvolle Ratschläge und das Vorbild
eines Hochschullehrers, der Theorie und Praxis immer kreativ verbunden hat
und der Forschung stets treu geblieben ist. Wir wünschen ihm noch viele
produktive, gesunde und schöne Jahre.
A. Theoretische und fachhistorische Grundlagen
der Innovationsforschung
Entwicklung und Stand der deutschsprachigen
betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung
Oskar Grün
Der Beitrag ist eine überarbeitete Fassung eines Vortrags, den der Autor im
Rahmen der Ringvorlesung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Fakultät aus Anlass des 350-Jahres-Jubiläums der Universität Kiel am
18. Juni 2015 gehalten hat.
I. Vorbemerkungen
Der Zeithorizont unserer Betrachtung erstreckt sich von den 60er Jahren bis
zur Gegenwart. Die 60er Jahre wurden als zeitlicher Beginn gewählt, weil
damals ein Entwicklungsschub einsetzte, den Wolfgang Burr als „erste Blü-
tezeit“ der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung
charakterisiert (Burr 2014, S. 19 ff.). Für die Darstellung der Entwicklung
haben wir die Veränderungen im Forschungsgegenstand als dominantes
Gliederungskriterium gewählt, wohl wissend, dass die Auswahl der For-
schungsgegenstände subjektiv und jedenfalls nicht vollständig ist (zur Kritik
an sog. Entwicklungsphasen vgl. Brockhoff 2002, S. 387). Die folgenden
Veränderungen scheinen uns besonders markant und auch für die Innovati-
onspraxis relevant zu sein: Von der Deskription zum Management von In-
novationen (II), von der intraorganisationalen zur interorganisationalen In-
novation (III), von der singulären Innovation zur Innovationslandschaft (IV),
vom Innovations-Hero zum Innovations-System (V) und vom Innovations-
enthusiasmus zur Balance zwischen Routine und Innovation (VI). Die Rei-
henfolge in der Behandlung der Veränderungen des Forschungsgegenstandes
ist nicht als deren chronologische Abfolge zu verstehen, und die Verände-
rungen sind weder unabhängig noch überschneidungsfrei. Der Beitrag
schließt mit einem Blick auf die Ausbreitung der Innovationsforschung in-
nerhalb der Disziplin Betriebswirtschaftslehre: Von der Nische zum Main-
stream (VII).
tenen Reifegrad des Wissens schließen lässt, betont jedoch, dass die Gestal-
tung von Innovationsprozessen eine Aufgabe ist, „... die sich erheblich von
den traditionell betrachteten Aufgaben des Top-Managements unterscheidet“
(Hauschildt 1993 im Vorwort).
Die Reaktion der Praxis auf die Vorstellung vom „Entscheiden als organi-
sierbare Arbeit“ war gespalten. Eine positive Reaktion waren die Antwort-
und Zustimmungsquoten zum Projekt „Columbus“ (knapp 91% und 84%),
die man zumindest so interpretieren kann, dass die Fragestellung des For-
schungsprojekts „Columbus“ von der Praxis als relevant eingeschätzt wurde
(Witte 1968, S. 11 f.). Es gab jedoch auch negative Reaktionen. Ein promi-
nentes Vorstandsmitglied einer nicht minder prominenten deutschen Welt-
firma wies Ende der 60er Jahre Wittes These vom Entscheiden als organi-
sierbare Arbeit mit scharfen Worten und unter Hinweis auf die unverzicht-
bare Genialität von Top Managern zurück. Als Ende 1978 Klaus Brockhoff
gemeinsam mit Kieler Kollegen ein Universitätsinstitut zur Verbesserung
der Innovationsaktivitäten in Schleswig-Holstein vorgeschlagen hatte, stellte
eine Industrie- und Handelskammer dazu fest, dass sich aus den Ergebnissen
einer Umfrage „die Notwendigkeit der ... vorgeschlagenen Einrichtung eines
Universitäts-Instituts für Technologie- und Innovationsforschung nicht ab-
leiten lasse.“ Oder noch drastischer: „Wie man Innovationen realisiere, wis-
se die Wirtschaft auch ohne akademische Hilfe. Professoren wüssten zu
wenig aus der Praxis, um sich mit diesen Gebieten zu beschäftigen“ (Brock-
hoff 2012, S. 229).
Jürgen Hauschildt, Klaus Brockhoff und andere Pioniere haben sich nicht
entmutigen lassen. Ihr Credo lautete: „Innovationen sind machbar!“ Dies sei
am Beispiel der Promotoren, dem wohl am intensivsten untersuchten Ge-
genstand der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Innovationsfor-
schung, erläutert. Das Basiskonzept wurde im Rahmen des bereits erwähn-
ten Projekts „Columbus“ entwickelt. Demnach waren Promotoren wichtig,
um Barrieren zu überwinden: Der Fachpromotor sollte Wissensbarrieren
überwinden und der Machtpromotor Willensbarrieren. Beide Rollen, ob im
Gespann oder in Personalunion, wirken sich positiv auf die Effizienz inno-
vativer Entscheidungsprozesse aus. Sie werden allerdings nicht formell be-
auftragt, vielmehr handelt es sich um informelle Akteure, die sich aus eige-
nem Antrieb (intrinsische Motivation!) in den Innovationsprozess einschal-
ten (Witte 1973). Das Basiskonzept wurde später von Hauschildt und seinen
10 Oskar Grün
nisse dieser Forschung sind einerseits der empirische Nachweis der Verbrei-
tung der User Innovation sowohl bei technologisch anspruchsvollen Indust-
riegütern als auch bei Konsum- und Massengütern sowie im Dienstleis-
tungsbereich; andererseits wird analysiert, durch welche Maßnahmen User
Innovation ermöglicht bzw. unterstützt werden kann, z. B. durch die Bereit-
stellung von sog. Toolkits als Design- und Entwicklungswerkzeuge für
maßgeschneiderte Lösungen (vgl. Franke/Piller 2004), durch die Einschal-
tung von Lead Usern (vgl. Herstatt/von Hippel 1992) oder durch die Bildung
von User Communities wie bei Open sowie Cloud Software. Neuerdings
spricht man von „Ecosystems“ und bezeichnet damit einen längerfristigen
Verbund von Produzenten, Lead Usern und User Community (Hienerth et al.
2013).
Unsere seitherigen Überlegungen zur interorganisationalen Innovation un-
terstellten meist dyadische Beziehungen zwischen den Akteuren. Frühe Ar-
beiten von Gemünden u. a. (1992) belegen dagegen, dass die Zusammenar-
beit von Innovatoren in kooperativ konzipierten Netzwerken ein wesentli-
cher Erfolgsfaktor ist. Voraussetzung für diesen Erfolg ist u. a. die sog.
Netzwerkkompetenz, ein Konstrukt, das Gemünden und Ritter 1997 vorge-
schlagen und später empirisch bestätigt haben. „Die Netzwerk-Fähigkeit
eines Unternehmens beschreibt die Fähigkeit zum Eingehen, Erhalten und
Nutzen von Beziehungen zu verschiedenen externen Partnern“ (Ritter et al.
2014, S. 268 und S. 271 mit Verweis auf Walter et al. 2006).
Es hat sich ein eigener Forschungszweig entwickelt, der sich mit der Mes-
sung der Netzwerk-Kompetenz beschäftigt. Angesichts der Vielzahl und
Vielfalt der Innovatoren und ihrer externen Partner ist eine nahezu beliebig
große Zahl von Netzwerkkonfigurationen denkbar, die sich hinsichtlich ihrer
Größe, ihrer Diversität, der Stärke ihrer Beziehungen und der Zentralität des
Innovators unterscheiden (vgl. dazu Fliaster 2014).
Eine Sonderform der Netzwerkkonfiguration sind die Cluster. Sie sollen
insbesondere die Innovationsfähigkeit von KMUs steigern. Auch mit dieser
Variante der Netzwerkkonfiguration hat sich die deutschsprachige Innovati-
onsforschung beschäftigt. Als Beispiel seien Jungwirth und Müller erwähnt,
die zu dem Ergebnis kommen, dass der Erfolg von Clustern von der Exis-
tenz eines externen und unabhängigen Clustermanagements abhängt, also
von der jeweiligen Governance-Struktur (vgl. Jungwirth/Müller 2014).
14 Oskar Grün
Es gibt Fälle, in denen die Einschaltung externer Innovatoren und die inter-
organisationale Perspektive nicht nur eine Option, sondern eine Vorausset-
zung für das Gelingen von Innovationen sind. Dies gilt für die sog. Multior-
ganization Enterprises (MOEs, innovative Großvorhaben wie Universitäts-
kliniken oder Verkehrsbauten, welche die Kapazität eines einzelnen Innova-
tors übersteigen; vgl. Grün 2004). Noch deutlicher ist die interorganisationa-
le Perspektive im Fall der sog. Systeminnovationen ausgeprägt. Beispielhaft
seien die Einführung des Containers oder der Kreditkarte als Keimzellen
disruptiver Veränderungen des globalen Transportsystems bzw. des Zah-
lungsverkehrs genannt, die zu einem „Game Changing“ führen. Dieser Inno-
vationstyp setzt u. a. das Zusammenwirken einer Vielzahl von selbständigen
Innovatoren („Enablern“) aus unterschiedlichen Branchen inklusive Behör-
den und öffentlichen Verwaltungen voraus (vgl. Grün u. a. 2008).
rie (z. B. Vertrustung), die Erschließung neuer Absatzmärkte und die Er-
schließung neuer Bezugsquellen (zur Kritik an Schumpeter vgl. u. a. Pfeif-
fer/Staudt 1975, Sp. 1945 f.).
Insbesondere die amerikanische Innovationsforschung hält lange an dem
monopersonalen Konzept eines herausragenden Individuums im Innovati-
onsprozess fest und stützt so die „Great Man“-Theorie (Schon 1963). Der
omnipotente „Champion“ als herausragende Persönlichkeit vereinigt mehre-
re Rollen in sich und verfügt über vier Kompetenzen: Aktives Suchen nach
und Fördern von Ideen, Netzwerkbildung, Verantwortungsübernahme und
Investitionen in die Idee sowie Persistenz bei Rückschlägen (Walter et al.
2011).
Hauschildt geht der Frage nach, warum monopersonale Konzepte so populär
sind und erklärt das mit ihrer leichten Handhabbarkeit:
„Die Forschung schien es damit leicht zu haben, denn diesen Menschen
kann man bei Befragung verlässlich bestimmen..., seine besonderen Fä-
higkeiten und Beiträge erfassen..., seine Stellung im Unternehmen ohne
Schwierigkeiten kennzeichnen“ (Hauschildt 2004, S. 195).
Die deutschsprachige Innovationsforschung – allen voran Eberhard Witte –
ist einen anderen Weg gegangen. Sie suchte nicht das Individuum, den
„Great Man“, sondern Personen, die in der Lage waren, Willensbarrieren
und Fähigkeitsbarrieren zu überwinden und sie hat diese Funktionen dem
Macht- bzw. dem Fachpromotor zugeschrieben. Aus dem Gespann wurde
später durch den Prozesspromotor eine Troika bzw. durch den Beziehungs-
promotor eine Quadriga (s. o.).
Die Rolle und die Bedeutung der anderen Mitwirkenden am Innovationspro-
zess wurden lange Zeit vernachlässigt. So behandelte Hauschildt noch in der
3. Auflage seines Innovationsmanagements (2004, S. 191 ff.) nur die Promo-
toren als „Akteure der Innovation“. Die Perspektiverweiterung bezüglich der
Akteure dürfte u. a. der oben geschilderten Öffnung der Innovationsfor-
schung gegenüber dem Projektmanagement geschuldet sein. Dort hat man
den Projektteams neben dem Projektleiter schon lange die ihnen gebührende
Aufmerksamkeit geschenkt und deren Größe, Zusammensetzung und Füh-
rung eingehend behandelt (vgl. Högl 1998).
Entwicklung der deutschsprachigen Innovationsforschung 17
Von der Oelsnitz und Eickhölter (2014, S. 308) orten hier einen paradigma-
tischen Wandel „hin zu einem postheroischen Management ..., dem der Ein-
zelkönner eher suspekt ist und der daher nicht mehr im Zentrum der Unter-
nehmensführung steht“. Sie sehen darin den konsequenten Schritt zur
„Emanzipierung vom ‚great man‘“ und zur „Verlagerung innovativer Ver-
antwortung in eine projektorientierte Teamstruktur“. Sie lenken die Auf-
merksamkeit auf die sog. Venture- und die Heavyweight-Teams (ebenda,
S. 308 ff.). Erstere sind „sehr selbständig operierende Gruppen mit innovati-
ven Spezialaufgaben“. Heavyweight-Teams vereinen die fachlichen und
hierarchischen „Schwergewichte“. Sie arbeiten „in hohem Maße autonom
und ohne bürokratische Schranken“. U. a. soll die Entwicklung des Macin-
tosh von Apple und des Prius-Modells von Toyota auf Heavyweight-Teams
zurückgehen. Konsequenterweise spricht man neuerdings von Innovations-
Systemen. Es handelt sich um „das Positions- und Kompetenzgefüge sowie
um das Kommunikations- und Interaktionsgefüge des Innovationsmanage-
ments“ (Hauschildt/Salomo 2011, S. 57). Das Innovations-System umfasst
also alle Akteure der Innovation: Champions, Promotoren, Teams, aber auch
Opponenten und externe Beteiligte wie Kunden oder Lieferanten sowie Ak-
teure, die geheim, also nicht autorisiert innovieren (sog. Bootlegging, vgl.
Globocnik/Salomo 2014). Folgt man diesem Ansatz, dann sind nicht nur die
einzelnen Innovationsprozesse Objekte der Gestaltung und damit des Inno-
vationsmanagements, sondern auch das Innovations-System als die Infra-
struktur für die Innovationsprozesse. Ansatzpunkte dieser Gestaltung sind
die Innovationskultur, die Institutionalisierung der Innovationstätigkeit so-
wie schließlich deren hierarchische und nicht-hierarchische Koordination
(vgl. Hauschildt/Salomo 2011, S. 59 ff.).
richtung aus (vgl. Ernst 2014, S. 414 und Lüthje 2003). In diesem Punkt ist
sie auf Augenhöhe mit der internationalen, insbesondere der angelsächsi-
schen Forschung. Holger Ernst stellt nach der Analyse von mehr als 500
Aufsätzen im Journal of Product Innovation Management (JPIM, Erhe-
bungszeitraum 2000 bis 2012) fest, dass davon mehr als drei Viertel empiri-
sche Beiträge sind und dass die Studien überwiegend auf Primärdaten aus
beachtlichen Stichprobengrößen basieren (Median zwischen 101 und 200
Beobachtungen). Auf der Basis dieser soliden empirischen Daten können
nicht nur Theorien mit anspruchsvollen Auswertungsverfahren (wie Mehr-
ebenen-Analysen) getestet, sondern auch relevante Schlussfolgerungen für
die Praxis gezogen werden (Ernst 2014, S. 417 ff.). Da ca. 10% der Aufsätze
von deutschsprachigen ForscherInnen verfasst sind, kommt er zu dem
Schluss, dass die Innovationsforschung aus dem deutschsprachigen Raum
„gut aufgestellt“ ist, „um auch zukünftig theoretisch und praktisch relevante
Erkenntnisse zu liefern“ (Ernst 2014, S. 433). Die deutschsprachige be-
triebswirtschaftliche Innovationsforschung hat demnach in relativ kurzer
Zeit und auch im internationalen Vergleich einen beachtlichen Reifegrad
erreicht und sich zu einem auch in der Praxis stark beachteten Mainstream
entwickelt, wie die zahlreichen Innovationsprogramme, Innovationsforen
und Innovationspreise belegen.
Wir schließen unsere Bestandsaufnahme der deutschsprachigen betriebswirt-
schaftlichen Innovationsforschung mit einem Blick auf ihr durchaus beacht-
liches Entwicklungspotential. Bei Durchsicht der Themen, die bei den Jah-
restreffen der TIM- bzw. TIE-Kommission behandelt wurden, fällt auf, dass
sich der jeweilige Untersuchungsgegenstand zunehmend verengt. Diese
Verengung des Objektbereichs kann man als Beleg für eine fortgeschrittene
Reife der Forschung interpretieren, wobei der zunehmende Publikations-
zwang sicherlich auch eine Rolle spielt. Skeptiker stellen allerdings die
Frage, ob diese Verengung des Objektbereichs dem Anspruch „erheblich vor
erhebbar“ gerecht wird. Wünschenswert wären mehr konzeptionelle und
mehr Arbeiten, die den Stand des Wissens resümieren sowie die empirische
Relevanz der Forschung für die Praxis aufzeigen. Das hieße im Sinne der
Ambidextrie, mehr Exploitation und nicht nur Exploration zu betreiben.
Noch eine Bemerkung zum Stichwort „erheblich“: In einer Studie zum In-
novationsverhalten der deutschen Wirtschaft wird festgestellt, dass die In-
novationstätigkeit der KMUs seit einiger Zeit abnimmt, insbesondere in
Entwicklung der deutschsprachigen Innovationsforschung 25
Literatur
In den zitierten Beiträgen der jüngst erschienenen Sammelwerke „Innovation, Theorien, Konzepte
und Methoden der Innovationsforschung“ (Hrsg. Wolfgang Burr, Stuttgart 2014) und „Motoren der
Innovation, Zukunftsperspektiven der Innovationsforschung“ (Hrsg. Carsten Schultz/Katharina
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berücksichtigt werden konnten.
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Witte, Eberhard (1973): Organisation für Innovationsentscheidungen, Das Promotorenmodell,
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Evolution, Innovation und Wettbewerb:
Beiträge von Alexander Gerybadze zur Entwicklung
einer evolutorischen Theorie der Unternehmung
Michael Stephan
Reger die neuen Muster und Strategien der Internationalisierung der F&E-
Tätigkeiten von Unternehmen untersucht (u. a. Gerybadze/Reger 1999). Und
auch sein Lehrbuch zum Technologie- und Innovationsmanagement (Gery-
badze 2004) ist durchgehend von der strategischen und organisatorischen
Perspektive der Unternehmensführung geprägt. Die Vielfalt der Forschungs-
felder von Gerybadze wird aber nicht nur durch die fachliche Kombination
einzelner Themen verknüpft. Vielmehr ergibt sich die Kohärenz durch drei
paradigmatische Leitmotive, die sich durch sein gesamtes wissenschaftliches
Oeuvre ziehen:
1. Innovationen: Alexander Gerybadze ist Innovationsforscher mit „Leib
und Seele“: Das Thema „Innovation“ zieht sich als das zentrale Motiv durch
all seine Arbeiten. In der deutschen Betriebswirtschaftslehre und in der In-
dustrieökonomik zählt er zu den Pionieren der Innovationsforschung.
2. Mikro- und Makroblick: Gerybadze ist Grenzgänger zwischen der mikro-
und makroökonomischen Perspektive. Seine Arbeiten sind geprägt von der
Verknüpfung der volks- und betriebswirtschaftlichen Sicht. In der makro-
ökonomischen Perspektive lässt sich die Entwicklung von Branchen und
Volkswirtschaften nicht verstehen ohne das Verständnis des individuellen
Unternehmens. Und auch die Analyse und das Verständnis (des Erfolgs) von
innovierenden Unternehmen erfordert die Berücksichtigung des volkswirt-
schaftlichen bzw. industriellen Ökosystems (Gerybadze 1995a, S. 2).
3. Evolutorische Perspektive: Die Arbeiten von Gerybadze decken viele
Themenfelder ab und doch basieren all seine Forschungsarbeiten auf den
Axiomen der evolutorischen Ökonomik (vgl. dazu ausführlich Abschnitt II).
In seinen konzeptionell angelegten Arbeiten hat er viele substanzielle Bei-
träge zur Entwicklung einer evolutorischen Theorie der einzelwirtschaft-
lichen Unternehmung gelegt.
Die Beiträge von Alexander Gerybadze zur Entwicklung einer evolutori-
schen Theorie der einzelwirtschaftlichen Unternehmung stehen im Mittel-
punkt des vorliegenden Beitrages zu dieser Festschrift. Der vorliegende
Artikel greift insbesondere die Theoriebeiträge in seiner Dissertations- und
Habilitationsschrift auf. Im folgenden Abschnitt II werden zunächst die
allgemeinen, axiomatischen Anforderungen an eine evolutorische Theorie in
Abgrenzung zur neoklassischen, d. h. orthodoxen Theorie der Unterneh-
mung definiert. In Abschnitt III wird dann der Beitrag der Dissertations-
Evolution, Innovation und Wettbewerb 33
In der Phase der Dominanz der Neoklassik und der orthodoxen Theorie der
Unternehmung gab es zwar immer auch vereinzelte Ansätze der Formulie-
rung einer „unorthodoxen Theorie“ der Unternehmung, die mit den Eck-
pfeilern der Neoklassik bewusst gebrochen und evolutorische Annahmen ge-
setzt haben (insb. Joseph A. Schumpeter 1912 und Edith Penrose 1959),
jedoch keimte das Interesse an einer neuen Theorie der Unternehmung mit
„unorthodoxen“ Axiomen in verstärkter Form erst in den 1960er auf und
intensivierte sich dann in den 1970er Jahren. Vorreiter waren in den 1960er
Jahren insbesondere die verhaltenswissenschaftlichen Ansätze in der Orga-
nisationsforschung (Simon 1959; Cyert/March 1963), die mit neoklassischen
Annahmen gebrochen und sich dezidiert mit dem individuellen Verhalten
von Unternehmen und Individuen in der Organisation auseinandergesetzt
haben. Neben diesen Arbeiten auf der Mikroebene entstanden in den 1960er
aber auch Arbeiten im Kontext der Industrieökonomik, welche die Unter-
nehmung und ihr individuelles Verhalten stärker in den Mittelpunkt rückten.
Es reifte dabei die Erkenntnis, dass eine stärkere Integration und analytische
Verbindung zwischen der Makro- und Mesoebene erforderlich ist, um die
industrielle Entwicklungsdynamik und den diskontinuierlichen Wandel zu
verstehen. Wichtige Impulsgeber und Pioniere waren in diesem Kontext
Richard Nelson und Sidney G. Winter (u. a. 1974, 1977, 1982).
Warum ist das Interesse an einer „unorthodoxen“, evolutorischen Theorie
der Unternehmung gerade in dieser Phase ab den 1960er Jahren aufgekeimt
und erstarkt? Gerybadze (1995a) begründet dies u. a. mit dem Entstehen von
zahlreichen Hochtechnologiebranchen in den USA, insbesondere in den
Bereichen der Mikroelektronik, Telekommunikation und der Computer-
technik. In diesen generischen Technologiefeldern entwickelten sich die
USA ab den 1960er Jahren zum weltweit führenden Innovationsstandort, an
dem eine Vielzahl radikaler technologischer Entwicklungen ihren Ursprung
nahm. Ausschlaggebend für diese dynamische und zum Teil auch diskonti-
nuierliche technologische Entwicklung war einerseits die massive öffentli-
che Forschungsförderung im Rahmen der U. S.-amerikanischen Rüstungs-
und Raumfahrtprogramme (vgl. Gerybadze 1988). Andererseits haben in
dieser Phase große Technologieunternehmen, wie bspw. AT&T, IBM, Nati-
onal Semiconductor oder Texas Instruments ihre Budgets für Forschung und
Entwicklung (F&E) auch unabhängig von staatlichen Förderprogrammen
erheblich aufgestockt, die eigenen Innovationsaktivitäten intensiviert und in
36 Michael Stephan
„Man will, nein, man muss erklären, woher Wachstum und Wandel kommen, und zwar
‚endogen‘, mit Bordmitteln der Theorie, statt dies einfach in Form unerklärter Konstanten
in die benutzten Gleichungen einzufügen.“ (Moldaschl 2013, S. 115).
í auf der Makroebene u. a. Michael Hannan und John Freeman (1977) sowie
Richard Nelson und Sidney Winter (1982). Hannan und Freeman verbinden
in ihrem Ansatz zur Population Ecology (Populationsökologie) soziologi-
sche und industrieökonomische Erkenntnisse mit dem Darwin’schen Schema
und beschäftigen sich mit der Entwicklung von Unternehmenspopulationen
in Wechselwirkung mit anderen Populationen und ihrer Umwelt. Die einer
Population zugehörigen Unternehmen zeichnen sich durch eine gemeinsame
Grundstruktur aus, also z. B. durch ähnliche Ressourcenprofile und/oder
ähnliche Strategien und Geschäftsmodelle. Die evolutorischen Ansätze und
Forschungsarbeiten von Nelson und Winter aus den 1970er und -80er Jahren
bauen explizit auf den Arbeiten Schumpeters auf. Nelson und Winter bezie-
hen sich jedoch nicht nur auf Schumpeter. Durch die Synthese der Arbeiten
von Schumpeter, den verhaltenswissenschaftlichen Erklärungsansätzen ins-
besondere von Simon (1955) und Cyert und March (1963) sowie anderer
evolutorischer Ansätze, z. B. Alchian (1950), haben sie ein Fundament zur
Formulierung und Formalisierung einer modernen Theorie der Industrieevo-
lution gelegt – ein Fundament welches die Mikrofundierung auf Unterneh-
mensebene einschließt und als Wegbereiter für die Entwicklung der ressour-
cen- und kompetenzbasierten Perspektive (vgl. u. a. Barney 1991; Teece et
al. 1997) in der Managementforschung angesehen werden kann.
Von den hier skizzierten Ansätzen und Vertretern der evolutorischen Per-
spektive hat ohne Zweifel der Ansatz von Nelson und Winter den größten
Einfluss auf das Werk von Alexander Gerybadze und seine Beiträge zur
Entwicklung einer evolutorischen Theorie der Unternehmung ausgeübt.
Insbesondere in seiner Dissertationsschrift hat sich Gerybadze ausführlich
mit dem evolutorischen Ansatz von Nelson und Winter auseinandergesetzt.
Aus diesem Grund wird dieser Ansatz im folgenden Kapitel III auch einer
detaillierteren Betrachtung unterzogen.
malen Allokation von Ressourcen (March 1994; Stephan 2014). Eine zentra-
le Fragestellung in der evolutorischen Perspektive ergibt sich in der Folge,
wie Unternehmen aus dieser Pfadabhängigkeit ausbrechen können. Der
„Ausbruch“ aus vorgezeichneten Entwicklungspfaden kann durch explora-
tive interne Lernprozesse angestoßen werden. Der „Ausbruch“ kann aber
auch durch den Zugriff auf unternehmensexterne Ressourcen gelingen. Mit
dem Zugriff auf externe Ressourcen rückt eine weitere Fragestellung in das
Scheinwerferlicht der mikroökonomischen evolutorischen Theorie, nämlich
die Frage nach den organisatorischen Grenzen bzw. externen Schnittstellen
von Unternehmen. Auch diesem Thema hat sich Alexander Gerybadze aus-
giebig gewidmet, z. B. im Rahmen seiner Habilitationsschrift „Strategic
Alliances and Process Redesign“ (Gerybadze 1995).
Über die genannten Axiome und Relevanz der aufgeworfenen Frage-
stellungen besteht in der mikroökonomischen evolutorischen Forschung
weitestgehend Einigkeit. Dennoch bleibt eine zentrale und oft gestellte Fra-
ge hinsichtlich der Komposition einer mikroökonomischen Theorie der Un-
ternehmung offen, nämlich die Frage nach der Verankerung bzw. Einbettung
auf der Mikro- und Makroebene: Wie viel Mikrofundierung ist einerseits
notwendig, um die Lern- und Innovationsprozesse in den Unternehmen
nachvollziehen zu können, und wieviel Makrobezug ist auf der anderen
Seite erforderlich, um das Wechselspiel zwischen Industrie- und Unterneh-
mensevolution verstehen zu können? Gerybadze betont die Bedeutung der
Kommensurabilität der evolutorischen Theorie der Unternehmung mit den
Erkenntnissen aus der Mikrofundierung:
„evolutionary theories of economic change call for a new micro-foundation which is dis-
tinctly different from orthodox microeconomic theory. Even though evolutionary econo-
mists do not necessarily have to delve into the micro-micro world of business behaviour
and organization, their analysis of the behaviour of aggregates must be in consonance with
underlying assumptions about the behaviour and the capabilities of ‚stylized‘ business
firms“ (Gerybadze 1995a, S. 4).
Die Hauptanforderung sieht er aber, unter Bezugnahme auf Nelson und Win-
ter (1982), in der engen Vertaktung der Theorie der Unternehmung mit der
Makroebene:
„The task of developing an evolutionary theory of the firm lies primarily in building an
explicit theory of industry behaviour, and not so much in a detailed analysis of individual
firm behavior.“ (Gerybadze 1995a, S. 4).
44 Michael Stephan
Alexander Gerybadze hat sich in sehr vielen seiner Arbeiten mit evolutions-
ökonomisch relevanten Themen beschäftigt und zahlreiche Bausteine für
eine evolutorische Theorie der Unternehmung geschaffen. In seinem wissen-
schaftlichen Oeuvre stechen aber doch zwei Arbeiten heraus, in denen er
sich sehr fokussiert mit der Bildung einer evolutorischen Theorie der ein-
zelwirtschaftlichen Unternehmung beschäftigt hat. Im Folgenden werden die
Beiträge seiner Dissertationsschrift („Innovation, Wettbewerb und Evoluti-
on“, 1982) und seiner Habilitationsschrift („Strategic Alliances and Process
Redesign“, 1995) zur Theoriebildung dargestellt und gewürdigt.
III. Evolutorische Theorie der Innovation und die Rolle der Unter-
nehmung: Beiträge der Dissertationsschrift
Ziel der Dissertationsschrift von Alexander Gerybadze ist es, „Ein Konzept
zu entwerfen, um die Theorie des technischen Wandels einzubetten in die
Marktprozesstheorie einerseits und die Theorie des Gleichgewichts anderer-
seits (Gerybadze 1982, S. III).“ Gerybadze legt hierbei wichtige Grundlagen
für die Entstehung einer evolutorisch geprägten ökonomischen Theorie der
Innovation unter Verknüpfung von makro- und mikroökonomischen Be-
trachtungen. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich auch explizit mit
der Rolle der Unternehmung im Prozess des technologischen Wandels. Zent-
raler Anknüpfungspunkt in seiner Dissertationsschrift ist neben den Arbeiten
Schumpeters vor allem die evolutorische Theorie von Richard R. Nelson
und Sidney G. Winter (1982), die ebenfalls das innovierende Unternehmen
in den Mittelpunkt ihrer evolutorisch geprägten industrieökonomischen
Analysen stellen.
Nelson und Winter beziehen sich jedoch nicht nur auf Schumpeter. Durch
die Synthese der Arbeiten von Schumpeter, den verhaltenswissenschaftli-
chen Erklärungsansätzen insbesondere von Simon (1955) und Cyert und
March (1963) sowie anderer evolutorischer Ansätze, z. B. Alchian (1950),
haben sie ein Fundament zur Formulierung und Formalisierung einer mo-
dernen Theorie der Industrieevolution gelegt – ein Fundament welches eine
Mikrofundierung auf Unternehmensebene einschließt und als wichtiger
Wegbereiter für die Entwicklung der ressourcen- und kompetenzbasierte
Perspektive zum dominanten Paradigma in der Managementforschung ange-
sehen werden kann (Stephan 2014, S. 236).
Ursprüngliches Ziel von Nelson und Winter in ihren frühen Arbeiten war es,
durch eine Formalisierung der verbalen Überlegungen und Modelle Schum-
peters einen Beitrag zur Weiterentwicklung der innovationsorientierten The-
orie der Unternehmung, des Wettbewerbes und des industriellen Wandels zu
leisten (vgl. Nelson/Winter 1982, S. 39 ff.; 1973, S. 440 ff.; 1974, S. 886;
1977, S. 271 ff.). In ihren Partialmodellen für einzelne Industrien spezifizie-
ren sie Verhaltensregeln der Unternehmen, die Bedingungen des Faktor-
angebots, der Endnachfrage und die Menge der technologischen Möglichkei-
ten im Innovationswettbewerb (Gerybadze 1982, S. 116). Gerade durch die
Spezifikation von Verhaltensregeln wird die unternehmerische Perspektive
explizit in die Modelle einbezogen. Nelson und Winter leisten damit Pio-
nierarbeit bei der Integration von industrieökonomischen und mikro-
ökonomischen Theorien der Unternehmung. Die Verhaltensregeln leiten sie
aus verhaltenswissenschaftlichen (behavioristischen) Theorien, insbesondere
46 Michael Stephan
aus den grundlegenden Arbeiten von Simon (1955) sowie von Cyert und
March (1963) ab. Gerybadze (1982, S. 118) bemerkt hierzu:
„Die Besonderheit der Modelle von NELSON und WINTER liegt in der ‚Synthese‘ der
Theorien von SCHUMPETER und den Arbeiten der behavioristischen Schule. Von der
behavioristischen Theorie entlehnen sie die Annahmen über das Verhalten von Firmen,
von SCHUMPETER das allgemeine Verständnis kapitalistischer Wettbewerbs- und Ent-
wicklungsprozesse.“
analysierten Branche zum Einsatz kommen. Die Umstellung auf die „neu-
artigen Produzentengüter“ bewirkt in der analysierten Branche Prozess-
innovationen, welche den innovierenden bzw. adaptierenden Unternehmen
eine Erhöhung der Produktivität ermöglichen. Im Gegensatz zu Nelson und
Winter vollzieht sich der prozesstechnologische Wandel damit „embodied“
und es treten Wechselwirkungen bzw. Koordinationsprobleme zwischen den
beiden Industrien auf:
„Fragen beispielsweise viele Firmen der Industrie II ein neuartiges Produzentengut nach,
das nur von einer einzigen Firma der Industrie I [vorgelagerte Industrie; Anm. d. Verf.]
angeboten wird, so ist der Markt für dieses Gut durch ein technologisch bedingtes Ange-
botsmonopol gekennzeichnet. Der Preis für das neue Produzentengut wird dann relativ
hoch sein und die möglichen Gewinne für frühe Adopter sind gering“ (ebd., S. 244 f.).
Kern des Modells ist ein „kompetitiver Diffusionsprozess“, der aufzeigt, wie
der Wettbewerbsmechanismus in einer Industrie unter Unsicherheiten die
Umstellung auf bzw. Adaption von neuen Prozesstechnologien auslöst, ver-
stärkt oder hemmt. Die Wettbewerber in der Industrie sind heterogen und
unterscheiden sich dabei hinsichtlich ihrer Verhaltensweisen und Fähigkei-
ten, die bislang ungenutzten Prozesstechnologien anzuwenden. Die Modell-
simulationen zeigen u. a., welch wichtige Rolle den Fähigkeiten von Unter-
nehmen im Innovationswettbewerb zukommt: Durch „aggressives Investiti-
onsverhalten“ und den Aufbau technologischer Fähigkeiten können die frü-
hen Adaptoren, d. h. die Pioniere der Anwendung von Prozessinnovationen,
einen Know-how-Vorsprung aufbauen und ihre überlegenen Fähigkeiten
erfolgswirksam im Wettbewerb einsetzen.
Im dritten Modellrahmen analysiert Gerybadze konkret das Zusammenspiel
zwischen den Herstellern und Anwendern neuer Investitionsgüter:
„Innovationsprozesse sind zu einem wesentlichen Teil Prozesse der interindustriellen Ko-
ordination komplementärer Handlungen. Die Art der Koordination entscheidet darüber, ob
und wo technischer Wandel eingeleitet wird und wie erfolgreich (bzw. verlustreich) die
Innovationshandlungen für die Beteiligten sind“ (ebd., S. 303).
(2) Grundlage für erfolgreiche Innovation und Adaption ist die Wissensbasis
von Unternehmen: Das Innovations- und Adaptionsverhalten von Unterneh-
men wird in den Modellen maßgeblich durch ihre Ressourcenausstattung
geprägt und im Mittelpunkt steht die Ressource Wissen:
„Die Fähigkeit zur Übernahme neuer Techniken hängt zum einen davon ab, in welchem
Maße sich die Firmen Informationen beschaffen können. […] Zum anderen unterscheiden
sich die Firmen auch bei gleichem Informationsstand hinsichtlich der Interpretation und
Umsetzung ihrer Kenntnisse. Die Verfügbarkeit über anwendbares technisches Wissen ist
ein Bestandteil der Ressourcenausstattung von Firmen. […] Die Ressourcenausstattung
insgesamt entscheidet über die Fähigkeiten von Firmen zur Übernahme technischer Neue-
rungen.“ (ebd., S. 239).
Evolution, Innovation und Wettbewerb 53
Wer also die Vorteilhaftigkeit von Kooperationen verstehen will, muss sich
detailliert mit dem Zusammenspiel zwischen dem (Produktiv-)Kapital und
der Zeit auseinandersetzen. Hierfür greift Gerybadze auf die kapitaltheoreti-
schen Grundlagen der österreichischen Schule (u. a. Menger 1871; Böhm-
Bawerk 1921) und neo-österreichischen Kapitaltheorie (Hicks 1973) zurück.
Die Perspektiven beider Schulen sind dynamisch und analysieren die Akku-
mulation sowie die Nutzung von Ressourcen („Kapitalgütern“) sowie Inter-
dependenzen zwischen Gütern und Ressourcen im zeitlichen Verlauf.
Interdependenzen zwischen Ressourcen definiert Gerybadze (1995, S. 79 ff.)
als Komplementaritäten und unterscheidet drei Formen:
(1) Zeitliche Komplementaritäten (‚Complementarities in time‘) beschreiben
den Verlauf der Akkumulation von Ressourcen, einschließlich erforderlicher
Vorleistungen (Input), sowie der späteren Nutzung der Ressourcen, ein-
schließlich der generierten Outputleistungen, über die Zeit. Für die Akku-
mulation bzw. den Aufbau von Ressourcen hebt Gerybadze die besondere
Bedeutung von F&E-Prozessen hervor.
(2) Komplementaritäten bezüglich der Projektziele (‚Complementarities
between capital goods and project objectives‘ oder ‚asset specificity‘) be-
schreiben das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten von Ressourcen. Unter-
schiedliche Komplementaritäten in den Einsatzmöglichkeiten führen zur
Differenzierung in generische und spezifische Ressourcen. Erstere haben ein
breites Anwendungsspektrum, letztere sind auf spezifische Anwendungen
zugeschnitten. Bei einer hohen Spezifität der Ressourcen sind zudem Infor-
mationen über deren optimalen Einsatz asymmetrisch verteilt.
(3) Komplementaritäten zwischen Ressourcen (‚Complementarities between
different capital goods‘ oder ‚asset complementarity‘) beschreiben die Not-
wendigkeit des kombinierten Einsatzes der Ressourcen für die Produktion
Evolution, Innovation und Wettbewerb 57
und damit dessen Flexibilität beschneiden. Kurzum, die Kosten der rein
hierarchischen Lösung wären zu groß und der Zugriff auf die fehlenden
Ressourcen über die marktliche Einbindung ist de facto nicht gangbar.
Bei komplexen Investitionsprojekten, die den Zugriff auf zahlreiche Res-
sourcen bedingen, welche auf verschiedene Akteure verteilt sind und welche
durch vielfältige Komplementaritäten geprägt sind, bieten kooperativ ange-
legte institutionelle Arrangements Wettbewerbsvorteile. Gerybadze fasst
seine Überlegungen wie folgt zusammen:
„‚Quoad usum‘ and ‚quoad sortem‘ type contracts appear to be most useful in coordinating
ressource-flows for which both the cost of operating markets and the cost of operating in-
tegrated firms would be prohibitive. This is particularly the case for highly specific, non-
transferable assets for which prices cannot easily be determined and for which information
about ‚true values‘ is asymmetrically distributed. In addition, if assets are linked to other
assets, it may be very difficult to disconnect combinations and to agree on project organi-
zations other than those of a collaborative type.“ (1995, S. 100).
chenebene sehr viel differenzierter abbilden. Damit hat er nicht nur wichtige
Theoriegrundlagen geschaffen, sondern auch viel zum heutigen Verständnis
des Innovationswettbewerbs beigetragen!
(2) Lernprozesse und Innovationen als Impulsgeber des Wandels: Evolu-
torische Modelle und Theorien endogenisieren den Wandel mit Hilfe von
Lernprozessen auf individueller und organisationaler Ebene. Sowohl in sei-
ner Dissertations- als auch in der Habilitationsschrift hat sich Gerybadze mit
Lernprozessen auf organisationaler Ebene beschäftigt. Er hat gezeigt, dass
erfolgreiche Unternehmen nicht nur innovieren, sondern zugleich auch imi-
tieren: Grundlage für erfolgreiche Innovation und Adaption ist immer die
Wissensbasis von Unternehmen: Das Innovations- und Adaptionsverhalten
von Unternehmen wird bei Gerybadze maßgeblich durch die Ressourcenaus-
stattung geprägt, und im Mittelpunkt steht die Ressource Wissen. Hier hat er
in seiner Dissertation nicht nur wichtige Grundlagen für die weitere Ent-
wicklung der ressourcenbasierten Ansätze gelegt, sondern hat auch den The-
orieboden für den Absorptive Capacity-Ansatz geebnet: Neben der internen
Akkumulation von Wissen ist für innovative Unternehmen die Absorption
von externem Wissen von strategischer Bedeutung. Diese Absorption erfor-
dert spezifische Fähigkeiten. In seiner Habilitationsschrift hat Gerybadze die
Kooperation als Instrument für den Zugriff auf externe Ressourcen in den
Mittelpunkt gerückt. Mit seinem dynamischen, kapitaltheoretischen Ansatz
hat er theoretische Grundlagen für das ressourcenbezogene Verständnis von
Kooperationen geschaffen.
(3) Pfadabhängigkeiten beeinflussen Richtung und Muster des Wandels: Die
Erkenntnis „History matters!“ ergänzt Gerybadze auf der Ebene des Unter-
nehmens durch die Erkenntnis „The ressource base matters!“. Das Inno-
vations- und Adaptionsverhalten von Unternehmen wird maßgeblich durch
ihre Ressourcenausstattung beeinflusst und die Prozesse des Aufbaus sowie
der Nutzung der Ressourcen erzeugen Pfadabhängigkeiten. In seiner Habili-
tation hat Gerybadze diese Pfadabhängigkeiten mit dem Konzept der zeit-
lichen Komplementaritäten beschrieben und analysiert. Dabei wird deutlich,
dass nicht nur zeitliche Komplementaritäten, also Pfadabhängigkeiten i. e. S.,
sondern auch verwendungsbezogene Komplementaritäten von und zwischen
Ressourcen den Wandel beeinflussen. Auf solche ressourcenbasierte Be-
dingtheiten und wechselseitigen Kausalitäten zwischen Ressourcen und
62 Michael Stephan
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A Resource-based View of Entrepreneurial Ecosystems
I. Introduction
Entrepreneurial ecosystems are typically defined as an agglomeration, bound
to a certain region with business inter-relations between the actors (Spilling,
1996). As actors, entrepreneurs, companies and support institutions interact
and nurture the creation of new start-up companies (Stam 2014). Prior
research suggests without thorough specification and theoretical foundation
that interrelationships and certain ‘capitals’ (human capital, financial
capital) play a role (Isenberg 2011; ANDE 2013). Moreover, it seems that
enabling forces are accompanied by accelerating forces to make up a vital
start-up ecosystem. However, research actually lacks a theoretical lens to
structure these factors and elements that may drive the performance and/or
dynamism of start-up ecosystems. To develop such a theoretical foundation
is one ambition of this article. We employ the resource-based view (Barney
1991; Grant 1991; Freiling 2004) in connection to follow-up research
streams that build on this theory, such as the dynamic capability approach
(Teece 2007) and the competence-based theory of the firm (Freiling et al.
2008). Instead of solely employing a theoretical lens, the article also strives
for a more fine-grained understanding what the real nature of entrepreneurial
ecosystems is looking like.
Developing a theoretical foundation for entrepreneurial ecosystems is not
easily doable as the resource-based view (RBV) addresses competitive
advantages and idiosyncrasies of companies, not of clusters of different
actors. Nevertheless, prior attempts of developing a ‘relational view’ (e.g.
Dyer/Singh 1998) reveal that the RBV can be employed beyond the firm
level as well. This article builds on these attempts and is aware of the fact
that boundaries of networks or business ecosystems are quite different from
organizational boundaries.
To connect research on RBV with that on entrepreneurial ecosystems we
refer to literature that addresses the resource dimension of business
ecosystems more or less explicitly. This holds for research on the capitals of
(Sanchez et al. 1996; Freiling 2008). Insofar, the boundaries are to some
extent permeable although they are still existing and provide the institution
with a common sense and a sense of direction. Insofar, boundaries are by no
means obsolete in this way of thinking.
Dyer & Singh (1998) came around with the notion that competitive
advantages are not necessarily bound to single institutions but, most recently
quite often, to partnerships of organizations (see also Gerybadze 1995).
Insofar, they developed a so-called ‘relational view’ that addresses bilateral
relationships among organizations but can be extended to multilateral
relations as well. Insofar, this perspective was already a considerable step
into the direction of the strengths, idiosyncrasies and competitive
advantages of networks and clusters. For this article, it is the door-opener to
a resource-based view of business or, more specifically, entrepreneurial
ecosystems. Since both relationships as well as networks and clusters have
some informal boundaries in the way that organizations belong to them or
not, we can observe the same in case of these ecosystems.
Entrepreneurial ecosystems are geographically defined agglomerations of
actors devoted to the emergence and development of start-ups that are based
on ties among the actors and a common sense (Mason/Brown 2014; van
Weele et al. 2014). Without ties and common sense, the actors in a region
would work more or less autonomously and collaborate more on an
accidental base. Besides this, the relationships among the regional
interconnected players allow an exchange of certain resources as well as a
kind of ‘common ownership’. Against this background, members of an
entrepreneurial ecosystem control important resources, some of them they
are willing to share (e.g. ideas, human capital). Moreover, within the
entrepreneurial ecosystem other kinds of resources are available that are
favourable to the actors and the entire ecosystem (e.g. relationships,
expertise, infrastructure). For reasons we explain in more detail below, we
now aggregate available assets and resources within an entrepreneurial
ecosystem under the term ‘capitals’ which is in line with the common
understanding in literature (Foss/Klein 2012). To do so, we refer to Austrian
Capital Theory (cf. Menger 1871; Lachmann 1978; Gerybadze 1982;
Gerybadze 1995; Foss/Ishikawa 2005; Foss/Klein 2012) as a complementary
approach.
A Resource-based View of Entrepreneurial Ecosystems 69
(ii) social capital, (iii) financial capital, (iv) political capital, (v) economic
capital, (vi) infrastructural capital, (vii) cultural capital, and (viii) historical
capital (Figure 1). Next, we illustrate briefly the Juling et al. (2016) capital
model one by one.
Human and social capital are directly related to the companies and
corporations involved in the ecosystem but may also develop on an inter-
organizational level. Based on Becker (1975), human capital comprises
predominantly personal knowledge, experience and skills, developed and
accumulated by education, training etc. There is a broad discussion in
literature indicated by Juling et al. (2016) what kind of human capital may
play a role in terms of entrepreneurial orientation (Lyon et al. 2000) and
action (Freiling 2008) with Kirzner’s (1973) alertness as one important
cornerstone among others. What is often not so much considered when
touching on human capital is the emotional and motivational dimension of
human action. Although the role of knowledge and knowledge processing is
rather undisputed, human nature suggests considering the other facets under
this umbrella term as well with the consequence that the atmosphere within
start-up ecosystem may trigger these emotional side of human capital.
Social capital directly ties in this discussion and is – like human capital –
bound to individual persons and companies. According to the seminal work
of Bourdieu (1986), social capital can be understood as “the aggregate of the
actual or potential resources which are linked to possession of a durable
network of more or less institutionalized relationships of mutual
acquaintance or recognition”. The individual and inter-personal dimension
of social capital is also deeply acknowledged by network research that
distinguishes between personal and organizational relationships (Fitzgerald
1989), accordingly. In this vein, the stock of social capital depends to a
large extent on social relationships among people of a company and beyond
– in an entrepreneurial ecosystem. In RBV terms, the density of
relationships of this kind allows triggering asset mass efficiencies
(Dierickx/Cool 1989) that make relations more and more powerful when
well developed. In terms of entrepreneurial activities within ecosystems,
human and social capital go hand in hand when it comes to forming
entrepreneurial intentions, opportunity recognition and exploitation.
A Resource-based View of Entrepreneurial Ecosystems 75
Different from human and social capital, financial capital is not directly
related to the nucleus actors of entrepreneurial activities within start-up
ecosystems, but to supporters. Insofar, banks and potential shareholders
provide ecosystems with a back-up by financial capital that allows realizing
growth and overcoming critical bottlenecks when start-ups want to become
established players in competition. Silicon Valley is a sound example for an
ecosystem with considerable slack in financial terms.
Although provided by stakeholders as well, political capital works in a
different way compared to financial resources. The existence of political
support provides a protection belt and a nurturing effect as well. Besides
creating a sound atmosphere political capital may compensate lacks of
financial capital and help providing nurturing services (Avnimelech 2009;
Mason 2009; Lelarge et al. 2010). Moreover, political capital can be
inspiring for entrepreneurs and supporters if it is stable and reliable. The
other way round, lacking or defective political capital can be detrimental for
the development of start-up ecosystems.
Also comparable to financial and political capital in nature is economic
capital, as – once again – it is provided by supporting actors at the periphery
of the ecosystem. Juling et al. (2016) point out that economic capital is
determined by existing businesses and consumers. They provide an
‘economic climate’ and relationships that may be favourable for a fertile
development and atmosphere of a start-up ecosystem. As Zahra & Covin
(1995) point out, this is relevant to corporate entrepreneurship. In a similar
vein, infrastructure capital works (Juling et al. 2016). As far as it is relevant
to entrepreneurial ecosystems, it consists particularly of (i) research
infrastructure, (ii) physical infrastructure and (iii) support infrastructure.
All these capitals provided by peripheral actors of start-up ecosystems have
in common the supportive effect. Quite often, they are closely inter-related
and, at best, well adapted. Gaps in one capital area are compensated by
available capital of another. Moreover, in all cases a critical mass is useful
to trigger synergies.
As figure 1 exhibits, the six already mentioned categories of capital are
surrounded by cultural capital and historical capital. In both cases, Silicon
Valley is a sound example to illustrate the real nature of these capitals
(Venkataraman 2004). Silicon Valley is an entrepreneurial agglomeration
76 Jörg Freiling and Thomas Baron
where people are to some extent aware of risks of business, but usually do
not get frightened and look out for ways to deal with opportunities and to
find ways. This proactive, forward-looking mind-set is deeply embedded in
Silicon Valley’s social structures and, thus, part of the culture. It reflects
insofar the cultural (entrepreneurial) capital. The way how to cope with
risks, to deal with entrepreneurial failure or to tolerate ambiguity are
indicators of this cultural capital (Begley/Tan 2001; Kristiansen/Indarti
2004; Juling et al. 2016). As for historical capital, Silicon Valley is maybe
one of the first start-up ecosystems world-wide with a very high start-up
density even in earlier stages of development. Insofar, Silicon Valley has
had much time to develop fertile structures for ecosystems. However,
historical capital also addresses features of the historical development of
regions that may be relevant to entrepreneurship more generally.
Due to the unique contexts, capital heterogeneity and time dimension, policy
makers need to understand that it is not possible to replicate other successful
ecosystems like the Silicon Valley. That is why it is not useful to simply
adapt policies from successful ecosystems which are based on knowledge
that has been obtained in the role model’s surroundings (Isenberg 2010, p. 3;
Autio et al. 2014, p. 27). However, understanding how well established
dynamic ecosystems function enables using these blueprints as starting point
for drawing conclusions which factors of the successful best-practices are
present in the own region and which need to be attracted to complement the
existing set of resources. This also holds for the presence of certain
ecosystem participants.
capital combination and which resources they bring to the ecosystem. In this
regard, some actors possibly have a more valuable impact on the overall
ecosystem or even act as acceleration factors of ecosystem development.
Migration and diaspora entrepreneurs (MDE) seems to be an auspicious
variable in this context. Diaspora entrepreneurship refers to entrepreneurial
activities conducted by ‘diasporans’. They are defined as migrants and their
descendants who maintain a strong relationship with their country of origin
(COO) (Safran 1991). Recent data on successful ecosystems shows a high
number of migrants and diasporans among the entrepreneurs in successful
start-up ecosystems. In Berlin, 50% of newly founded start-ups in 2015 were
created by migrants (IHK Berlin 2015). In Silicon Valley, this rate was
already reached by 2005 among technology and engineering firms (OECD
2010). This strong presence of migrant entrepreneurs in successful
ecosystem may positively correlate with the ecosystems’ fast development
and success. As discussed in this paper, the more diverse an ecosystem, the
more capital combinations are possible, and the more it is likely to form
unique structures of success. That is why we assume MDEs to have an
important impact on ecosystem dynamics, may themselves be a prosing
multi specific capital good and potentially responsible for a high amount of
capital combinations. Future research on ecosystem participants is needed to
contribute to this assumption and to strengthen the understanding of the
roles which ecosystem participants play.
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84 Jörg Freiling and Thomas Baron
1
Teile des Artikels basieren auf noch unveröffentlichten Manuskripten eines vom Bundes-
ministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekts zur Untersuchung des „IKT-
induzierten Wandels“ in der Industrie und einer durch Arnold Picot betreuten Dissertati-
onsschrift von Stefan Hopf.
2
Digitale Güter sind u. a. durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: niedrige Verviel-
fältigungskosten; Grenzkosten der (Re-)Produktion nahe Null; kein Wertverlust durch Ge-
brauch; vielfacher Besitz möglich; kein Wertverlust durch Teilung; einfache Verbreitung;
Preis/Wert nur schwer bestimmbar; weitgehende Möglichkeiten der Erweiterung und Ver-
dichtung (vgl. u. a. Zerdick et al. 2001, S. 146 ff.; Pietsch et al. 2004, S. 46 ff.; Krcmar
2015, S. 16 ff.).
3
Siehe auch Kranz/Picot 2016, S. 370 ff. für weitere Internet-spezifische Wirkungsprinzi-
pien.
92 Arnold Picot, Stefan Hopf und Joachim Sedlmeir
4
Das Problemverständnis und die zur Lösung erforderliche Interpretationsleistung kann
dabei einem erheblichen semantischen Wandel unterliegen, der bspw. durch den individu-
ellen Kontext oder den Betrachtungszeitraum geprägt wird und der mit Hilfe von Informa-
tionssystemen wie etwa der künstlichen Intelligenz bislang nicht abgebildet werden kann
(vgl. zu dem Problem des semantischen Wandels und des taziten Wissens als prinzipielle
Grenzen der künstlichen Intelligenz insbesondere Franck 1991).
Digitalisierung als Herausforderung für die Industrie 93
bindung mit der Etablierung von Plattformen (z. B. Facebook) wird die Ska-
lierungsdynamik zusätzlich noch durch Netzeffekte und positive Rückkopp-
lungseffekte (i. e. der Wert des gesamten Netzwerks steigt mit jedem weite-
ren Nutzer) verstärkt, die letztendlich häufig zu quasi-monopolistischen
(z. B. Google im Suchmaschinenmarkt) oder oligopolistischen Marktkons-
tellationen (z. B. Android und iOS im Betriebssystemmarkt für Smartpho-
nes) führen können.
Unternehmen müssen auf diese Veränderung in zweierlei Hinsicht reagieren.
Zum einen erfordert die Digitalisierung eine Transformation bisheriger Pro-
dukte und Dienstleistungen und deren Erbringung (externe Perspektive).
Zum anderen bedingt eine Veränderung der Leistung eine Transformation
der Organisation, ihrer Fähigkeiten und Prozesse (interne Perspektive). Im
industriellen Bereich ist mit der internen Perspektive auch im erheblichen
Maße die Transformation der Produktionsprozesse verbunden, die hierzu-
lande vor allem unter der Überschrift „Industrie 4.0“ diskutiert wird. Darun-
ter wird insbesondere eine intelligente Vernetzung von Maschinen, Be-
triebsmitteln und Supply Chain verstanden, um Produktionsprozesse effizi-
enter zu gestalten, zu flexibilisieren, zu vernetzen und neuartige Produkte
und Dienstleistungen zu ermöglichen (vgl. u. a. Kagermann et al. 2012, URL
siehe Literaturverzeichnis; Kagermann et al. 2015, URL siehe Literaturver-
zeichnis). Während die deutsche Industrie diese Herausforderung bereits
weitgehend erkannt hat (vgl. Bauer et al. 2016, URL siehe Literaturver-
zeichnis), gilt insbesondere die Transformation des Leistungsangebots als zu
wenig betrachtet (vgl. Schmidt 2016, URL siehe Literaturverzeichnis). Im
Folgenden wird vor allem die Transformation des Produkt- und Dienstleis-
tungsportfolios in der Automotive Branche, also die externe, kunden- und
absatzmarktorientierte Perspektive skizziert. Im Fazit wird anschließend
noch kurz auf zentrale Herausforderungen der internen Transformation ein-
gegangen.
dener Verkehrsträger und deren Kooperation (z. B. Auto, Fahrrad, Bus und
Bahn), sondern auch die Integration erforderlicher Zusatzleistungen (z. B.
verkehrsträgerübergreifende Abrechnung, Versicherung, Unterhaltung, Ein-
kaufen, Arbeit) – damit entsteht ein komplexes Ökosystem auf Basis hetero-
gener Leistungsverflechtungen (vgl. Abbildung 1).
Etablierte
Zulieferer Mobilitätsdienstleister
Tier 1 Uber
Kunde Moovel Zipcar
Tier 2
OEM FlixBus
OEM
Fahrer
Tier 1 mytaxi
Entwicker OEM Etablierte
Fahrzeug- OEMs
besitzer Faraday Future
Nachfrager Local Motors
Apple Google
Tesla
Nvidia
Amazon BYD
Baidu
Neu entstehende
OEMs
IKT-Unternehmen
Unternehmen zu finden sein, die bisher in einem anderen Bereich tätig wa-
ren und plötzlich einen integralen Stellenwert in der zur Leistungserbrin-
gung erforderlichen Kombination von Teilleistungen einnehmen (insb. Un-
ternehmen aus der IKT-Branche). Als mögliche Folge entsteht das Risiko
einer Disintermediation zwischen traditionellem Fahrzeughersteller und
Kunde. Automobilhersteller können im Zuge dieser Veränderungen vor
allem zwei unterschiedliche Wertschöpfungsrollen einnehmen. Zum einen
können sie ihre bisherige Rolle als Erstausrüster bzw. Original Equipment
Manufacturer (OEM) beibehalten und ausbauen. Dafür wird es jedoch not-
wendig sein, neue Kernkompetenzen (insb. in den Bereichen Elektromobili-
tät und Software) zu entwickeln oder diese durch Kooperationen zu erlangen
(vgl. u. a. Gerybadze 2004, S. 147 ff.). Zum anderen können OEMs ihre
Rolle vom reinen „Hardware-Lieferanten“ hin zu einem integrativen Mobili-
tätsdienstleister ausbauen. Dies erfordert vor allem einen konsequenten
Kundenfokus, eine umfangreiche Ausdifferenzierung des Produkt- und
Dienstleistungsspektrums und das vertiefte Verständnis für ein durchgängi-
ges Nutzererlebnis. Diese Rolle ist eng mit der Etablierung einer Plattform
verbunden, die als Basis für die Integration verschiedener Leistungen in
Plattform-zentrierten Ökosystemen fungiert.
Traditionelle Organisationen,
Wertschöpfungsketten und
physische Assets
Plattform-
Ökosystem
Exemplarisches
Unternehmen BMW car2go Moovel
Plattform
Connected Car Mobility
Drive Sharing Services
5
Fünf der zehn wertvollsten Unternehmen weltweit (Apple, Alphabet, Microsoft, Amazon
und Facebook) verfolgen zu wesentlichen Teilen Plattform-zentrierte Geschäftsmodelle
(vgl. EY 2015, S. 2)
Digitalisierung als Herausforderung für die Industrie 101
diese lediglich nutzen möchten. Das hängt zum einen mit einer veränderten
Wahrnehmung von Status-Symbolen zusammen. Zum anderen kommt es
durch die zunehmende Urbanisierung zu einem erhöhten Verkehrsaufkom-
men und einem Mangel an Parkmöglichkeiten, der zu Stoßzeiten anderweiti-
ge Transportmittel attraktiver erscheinen lässt. Mit dem wachsenden Auto-
nomisierungsgrad von Fahrzeugen können zudem deren Auslastungen er-
heblich gesteigert und so die Kosten pro Kilometer von ca. 0,60 USD bis auf
0,19 USD reduziert werden (vgl. Corwin et al. 2015, S. 11). In Verbindung
mit einer allgemeinen Flexibilisierung, Verfügbarkeit und Ausdifferenzie-
rung von Mobilitätsangeboten dürften diese Einsparungspotenziale viele
Konsumenten zum Umstieg auf nutzungsbasierte Angebote motivieren.
í Kontinuierliche Ergänzung und Weiterentwicklung des Leistungsangebots
durch Virtualisierung: Im Gegensatz zu traditionell physischen Produkten
kann durch die softwarebasierte Virtualisierung von Funktionen eine konti-
nuierliche Weiterentwicklung erfolgen. Konkret bedeutet dies, dass Funktio-
nen nachträglich nicht nur softwarebasiert freigeschaltet werden (z. B. Navi-
gationsdienste), sondern diese auch während der Nutzung – oftmals sogar
erst durch die Nutzung und damit verbundenes Kundenfeedback und ander-
weitige Datenerhebungen – verbessert werden können. So bietet beispiel-
weise Tesla durch „over-the-air“ Updates eine nachträgliche Ergänzung von
Kernfunktionalitäten (z. B. teilautonome Fahrfunktionen durch „Autopilot“)
an. Diese softwarebasierte Ergänzung des Nutzenversprechens kann gleich-
ermaßen für eine Verlängerung des klassischen Produktlebenszyklus und
somit einer verlängerten Wettbewerbsfähigkeit von angebotenen Produkten
und Dienstleistungen genutzt werden.
Die Wertschöpfungsarchitektur eines Geschäftsmodells beschreibt, wie eine
Leistung erstellt wird. Insbesondere durch die Ausbildung plattformzentrier-
ter Ökosysteme werden in der Automotive Branche folgende Veränderungen
ersichtlich:
í Plattform-zentrierte Ökosysteme führen zur Bildung von Wertschöpfungs-
netzwerken: Der integrative und ganzheitliche Ansatz einer Leistungserfül-
lung innerhalb von Ökosystemen erfordert die Kooperation in Wertschöp-
fungsnetzwerken. Dementsprechend müssen Plattformbetreiber oder ander-
weitige Integratoren von Mobilitätsleistungen aus Wertschöpfungssicht ein
hochkomplexes Netzwerk aus einzelnen Leistungsbeziehungen beherrschen.
104 Arnold Picot, Stefan Hopf und Joachim Sedlmeir
Diese sind dabei weder linear (d. h. im Sinne einer sequentiellen Logik klas-
sischer Wertschöpfungsketten), noch unbedingt über längere Dauer von Be-
stand. Insbesondere eine Modularisierung im Bereich der Hardware oder der
API-Entwicklung im Softwarebereich ermöglichen demzufolge u. a. eine
flexible Austauschbarkeit verschiedener Wertschöpfungspartner. Dies indu-
ziert gleichermaßen eine Dynamik in der Konfiguration der Wertschöpfung
und des Ökosystems als Ganzes, die bislang nur von wenigen Unternehmen
ganzheitlich beherrscht und in Echtzeit optimiert werden kann. Dies betrifft
auch die ständige Hinterfragung und Neupositionierung der eigenen Rolle
im Wertschöpfungsprozess. Insbesondere für Plattformanbieter innerhalb
von Ökosystemen stellt diese Fähigkeit eine entscheidende Kernkompetenz
dar, die nicht nur unmittelbar geschäftsrelevant, sondern auch für die weitere
Existenz erforderlich ist.
í Kundenschnittstelle als strategische und ökonomische Schlüsselposition: Für
die Bedeutung der Kundenschnittstelle gibt es zwei Gründe. Zum einen kön-
nen heutzutage mit Hilfe der IKT-gegebenen Konnektivität und insbesonde-
re dem Internet Personen weltweit angesprochen werden. Zum anderen führt
diese Position die Leistung eines Wertschöpfungsnetzwerks (das die wesent-
lichen Kosten trägt) mit dem Endkunden (der dafür bezahlt) zusammen. Un-
ternehmen in dieser Position treten dabei u. a. als reine Intermediäre (Ver-
mittler zw. Wertschöpfungsnetzwerk und Endkunden, z. B. Uber) oder als
Aggregatoren (Integrator verschiedener Leistungen auf Basis einer Plattform
oder einer endkonsumentenfreundlichen Benutzeroberfläche, z. B. Moovel)
auf. Der Kunde bezahlt diesen Akteur meist für die gesamte Leistung. Diese
für die Gesamttransaktion bedeutsame Vermittlung bzw. Aggregation lässt
sich der Akteur vom restlichen Wertschöpfungsnetzwerk bezahlen – eine
Vergütung, die mit zunehmender Nutzeranzahl und damit auch Verhand-
lungsmacht des Akteurs steigt. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Vermitt-
lungs- oder Aggregationsleistung häufig nur auf Basis von – an der Ge-
samtwertschöpfung gemessen – geringem Ressourceneinsatz (meist rein
softwarebasiert) erfolgt. In der Kontrolle der Kundeschnittstelle liegt damit
ein überproportional großer Mehrwert. Kundenferne Wertschöpfungsakteure
(insb. von infrastrukturnahen und damit kapitalintensiven Leistungen) dege-
nerieren damit häufig zur reinen Leistungsbereitstellung, die durch ihre
Kommoditisierung ökonomisch kaum attraktiv ist. Diese Erkenntnis begüns-
tigt zwei unterschiedliche Wertschöpfungsmodelle. Zum einen Unterneh-
Digitalisierung als Herausforderung für die Industrie 105
men, die komplett vertikal integriert sind (von der Forschung & Entwicklung
bis hin zum direkten Vertrieb bzw. der Endkundenschnittstelle, z. B. Tesla).
Zum anderen Unternehmen, die sich rein auf die Kundenschnittstelle und
mögliche Vermittlungs- oder Aggregationsleistungen spezialisieren (z. B.
Uber).
í Zunehmender Wertschöpfungsanteil von Software: Viele ehemals hardware-
basierte und mechanische Funktionen können inzwischen kostengünstiger
und leistungsfähiger durch Software abgebildet werden (z. B. Austausch
mechanischer Instrumente durch softwarebasierte Anzeigen). Damit kann
die reine Substitution von Hardware durch Softwarefunktionalitäten zu ei-
nem abnehmenden Wertschöpfungsanteil von Hardware führen. Eine weitere
Gefahr für Hardwarehersteller liegt in deren Kommoditisierung. Diese kann
insbesondere durch eine Standardisierung verschiedener Hardwarekompo-
nenten ausgelöst werden. Demnach werden bestimmte technische Attribute
von Hardware (z. B. Kommunikationsschnittstellen im Auto) standardisiert,
um Kompatibilität zu existierenden technischen Infrastrukturen (z. B. Mobil-
funknetz) oder auch Software (z. B. Apple CarPlay) zu schaffen. Damit er-
folgt eine Differenzierung im Wettbewerb zunehmend über Software, wäh-
rend Hardware – in bestimmten Bereichen von Fahrzeugen – zumeist stan-
dardisiert verbaut wird. Durch die gestiegene Vergleichbarkeit und Aus-
tauschbarkeit unterliegen Hardwarekomponenten damit einem stärkeren
Preisdruck, was zu abnehmenden Margen im Hardwaregeschäft führen kann.
Software (insb. in Verbindung mit Plattformen) wird dagegen für viele Un-
ternehmen (u. a. auch Hardwarehersteller) vermehrt zu einem differenzie-
renden Merkmal, das einen zunehmenden Wertschöpfungsanteil einnimmt.
Das Erlösmodell eines Geschäftsmodells beschreibt, auf welche Weise Erlös
generiert wird. Veränderungen des Erlösmodells sind vor allem auch von Ver-
änderungen im Nutzenversprechen abhängig. Folgende Veränderungen sind
absehbar:
í Monetarisierung von Produkten und Dienstleistungen über den gesamten
Lebenszyklus: Eine Virtualisierung von Funktionen durch Software und IKT-
basierte Konnektivität eröffnet neue Monetarisierungspotenziale. So können
initiale Funktionen von Produkten und Dienstleistungen nachträglich verbes-
sert und erweitert werden. Dies verändert nicht nur den Lebenszyklus von
Produkten und Dienstleistungen, sondern bietet auch nach deren initialem
106 Arnold Picot, Stefan Hopf und Joachim Sedlmeir
tere Angebot kann daraufhin wieder zu einer Verringerung des Preises füh-
ren. Insgesamt können durch diese dynamischen Preisanpassungen mehr
Fahrten realisiert werden, was durch eine erhöhte Konsumenten- und Produ-
zentenrente die Gesamtwohlfahrt steigert (vgl. Haucap et al. 2015, S. 49 ff.).
Diese dynamische Preissetzung kann potentiell bei vielen IKT-basierten
Produkten und Dienstleistungen mit Hilfe von Preissetzungsalgorithmen
umgesetzt und zu großen Teilen vollautomatisch optimiert werden (z. B. bie-
tet das P2P Carsharing Portal Getaround den Anbietern von Autos bereits
dynamische Preisvorschläge zur Optimierung der Auslastung ihrer Fahrzeu-
ge an). Insgesamt kann damit durch dynamische Preismodelle ein ökonomi-
scher Mehrwert generiert werden.
Die skizzierten Veränderungen etablierter Geschäftsmodelle stellen für Un-
ternehmen Chance und Bedrohung zugleich dar. So ermöglicht ein Umbruch
etablierter Wertschöpfungsstrukturen die Chance einer Neupositionierung
und Erweiterung der Rolle in den entstehenden Wertschöpfungsnetzwerken.
Schätzungen zu Folge bietet insbesondere der Markt für neue Mobilitäts-
dienstleistungen (z. B. Car-Sharing, e-Hailing) und datenbasierte Konnek-
tivitätsdienste (z. B. Remote Dienste, Software Updates) ein enormes
Wachstumspotenzial und könnte 2030 bereits 30 Prozent (ca. 1,5 Billionen
USD) des gesamten Umsatzes der Automotive Branche ausmachen (vgl.
Gao et al. 2016, URL siehe Literaturverzeichnis). Zum anderen besteht
durch allgemein gesunkene Markteintrittsbarrieren mehr denn je die Gefahr,
durch neuartige Geschäftsmodelle obsolet zu werden.
III. Fazit
Die Digitalisierung stellt die etablierte Industrie vor enorme Herausforde-
rungen. Vergleichbar mit vorangegangen Basistechnologien und daraus
resultierenden industriellen Revolutionen bilden heutzutage IKT-basierte
Innovationen und deren Anwendung den Kern transformativer Veränderun-
gen. Demnach wird erwartet, dass eine zunehmende IKT-Durchdringung
von Produkten und Dienstleistungen zu grundlegenden Veränderungen in-
dustrieller Wertschöpfungsstrukturen führt. Insbesondere die Entstehung
plattformzentrierter Ökosysteme stellt etablierte Strukturen zunehmend in
Frage und könnte zu einem neuen Machtgefüge in der Automotive Branche
führen. Für etablierte OEMs wird es demnach entscheidend sein, ob sie in
108 Arnold Picot, Stefan Hopf und Joachim Sedlmeir
Zukunft ihre Fahrzeuge als Plattform etablieren und die Kontrolle darüber
behalten können. Gemäß der Feststellung des ehemaligen GE Vorstandsvor-
sitzenden Jack Welch, „if the rate of change on the outside is greater than
the rate of change on the inside, the end is near“ (Pieters/Young 2000,
S. 36), gilt es schnell zu handeln. Der Veränderungsbedarf ist groß. Etablier-
te industrielle Unternehmen stehen vor einem Dilemma. So setzt eine grund-
legende Neuausrichtung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios eine
gleichermaßen umfangreiche Transformation der Organisation und ihrer
Fähigkeiten voraus – Strukturen, die jahrelang wesentlich zum Geschäftser-
folg beigetragen haben. Dies erfordert eine Überwindung erheblicher
Pfadabhängigkeiten und oftmals eine Entwicklung ambidextrer Organisati-
onsstrukturen (vgl. Michl et al. 2013, S: 47 ff.) mit strategischen Schnittstel-
len zum etablierten Kerngeschäft. Denn letztendlich können aus einer klu-
gen Kombination existierender und neuer Ressourcen einzigartige Fähigkei-
ten entstehen, die als neue Kernkompetenzen wettbewerbsentscheid sind.
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Geschäftsmodellinnovationen durch Digitalisierung – Neue
Herausforderungen an den Controller
Péter Horváth
í gestalten und begleiten den Management-Prozess der Zielfindung, Planung und Steuerung,
sodass jeder Entscheidungsträger zielorientiert handelt,
í sorgen für die bewusste Beschäftigung mit der Zukunft und ermöglichen dadurch, Chancen
wahrzunehmen und mit Risiken umzugehen,
í integrieren die Ziele und Pläne aller Beteiligten zu einem abgestimmten Ganzen,
í entwickeln und pflegen die Controlling-Systeme. Sie sichern Datenqualität und sorgen für
entscheidungsrelevante Informationen.
í sind als betriebswirtschaftliches Gewissen dem Wohl der Organisation als Ganzes ver-
pflichtet.“
als „Business Catalyst“ – hat er erstens bei der durch die Digitalisierung
angestoßenen Innovation des Geschäftsmodells mitzuwirken. Zweitens muss
er die Transformation der erarbeiteten Geschäftsmodellinnovation in Pla-
nung, Steuerung und Kontrolle umsetzen.
Kann er diese Aufgaben mit seinem klassischen Kompetenzmodell bewälti-
gen bzw. wie muss er gegebenenfalls seine Kompetenzen weiterentwickeln,
damit seine Funktion nicht obsolet wird? Auf diese Frage suchen wir hier
eine Antwort.
Automatisierung
Optimierung
Steuerung
Überwachung
Als „revolutionär“ in dem Konzept Industrie 4.0 wird die horizontale und
die vertikale Integration der Wertschöpfung angesehen:
í Die horizontale Integration bezeichnet die digitale Vernetzung aller Prozess-
schritte von der Eingangslogistik bis zum Vertrieb sowohl innerhalb des Un-
ternehmens als auch außerhalb der Unternehmensgrenzen (Zulieferer, Kun-
den und andere Partner).
í Die vertikale Integration bezieht sich auf die Vernetzung aller Hierarchie-
ebenen im Unternehmen von der Unternehmensführung bis zum „Shop-
floor“.
In der sogenannten „Smart Factory“ („intelligente Fabrik“) kann der Steue-
rungsprozess (im Idealfall) in Echtzeit erfolgen. D. h. in jedem Bereich des
Cyber-physische Systems sind die steuerungsrelevanten Informationen im
Entstehungszeitpunkt vorhanden und lösen automatisierte oder menschlich
initiierte Steuerungsentscheidungen aus.
Zwei Anmerkungen sind an dieser Stelle erforderlich:
í Elemente von Industrie 4.0 gibt es schon seit mindestens zwei Jahrzehnten
(z. B. sensorenbasierte Steuerung, Einsatz von „intelligenten“ Robotern
etc.). Insofern ist die Bezeichnung „Evolution“ statt „Revolution“ sicher zu-
treffender.
í Die Erreichung des Idealzustandes einer heute definierten „Smart Factory“
bildet keinen Endpunkt der Entwicklung. Notwendig ist in der Praxis eine
„road map“, die ständig weiter entwickelt wird.
Betriebswirtschaftlich sind zwei Aspekte bei Industrie 4.0 grundlegend:
í Operativ ist der Prozess der Unternehmenssteuerung neu zu gestalten
í Strategisch ist das Geschäftsmodell des Unternehmens auf den Prüfstand zu
stellen und weiterzuentwickeln
Die Potenziale von Industrie 4.0 werden in allen Kostenbereichen als be-
trächtlich angesehen. Hinzu kommen natürlich die Ertragssteigerungschan-
cen durch neue Produkte und Dienstleistungen (vgl. z. B. Bauernhansl 2015,
S. 31).
Geschäftsmodellinnovationen durch Digitalisierung 117
Nutzen-
versprechen
Wert-
Ertrags-
schöpfungs-
mechanik
kette
Wert? Wie?
Wer sind unsere
Zielkunden?
Internet der Dinge bedeutet, dass ein physischer Gegenstand (z. B. eine
Werkzeugmaschine) über Sensoren und Verbindung zum Internet eine IT-
Geschäftsmodellinnovationen durch Digitalisierung 119
Abbildung 3: Innovationswertschöpfungskette
Data Scientists sind die Experten, „who produce the applications and mo-
dels“ (Davenport 2014, S. 85) um „Big Data“ auszuwerten und darauf auf-
bauend entscheidungsunterstützende Informationen zu schaffen. In der Re-
gel sind Data Scientists Informatiker oder Mathematiker; Management-
Knowhow gehört nicht zu ihrer Kernkompetenz.
Es besteht daher die Notwendigkeit, die „richtigen“ Fragestellungen an sie
zu formulieren sowie die Ergebnisse der Analysen aus der Sicht der Unter-
nehmensführung zu beurteilen. Dies ist die neue koordinative Rolle der
Controllerfunktion (vgl. Internationaler Controllerverein 2015).
Durch das Zusammenwirken von Data Scientists und Controllern ist sicher-
zustellen, dass die so geschaffene Informationsbasis für Entscheidungen
„the single source of truth“ wird. Das ganzheitliche Geschäftsmodellwissen
des Controllers und die Daten-Expertise des Data Scientists kann so die
ideale Unterstützung für Geschäftsmodellinnovationen liefern.
Literatur
Bernd H. Kortschak
I. Einleitung
1. Problemstellung
In der Zwischenkriegszeit war die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft
(DRG), die nach ihrer Rechtsstruktur einer AG nachgebildet war, wenn auch
als Reparationslastträger „unter Wahrung der Interessen der deutschen
Volkswirtschaft nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen“ (§2 Deutsche
Reichsbahn Gesetz 1924, vgl. Hölzinger 2003, S. 79), Innovationsführer in
Europa: Mit dem Rheingold-Express setzte sie Maßstäbe im Luxus-Segment
mit noch größeren Abständen zwischen den Sitzen als in den legendären
Pullman-Wagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft (vgl. Stöckl
1964, S. 114). Der zweiteilige Triebwagen „Fliegender Hamburger“ und
seine drei- und vierteiligen Weiterentwicklungen realisierten zwischen
Berlin und Hamburg die schnellsten Reisezeiten in Europa (vgl. Stöckl
1964, S. 76). Mit 200,3 km/h errang eine Dampflok der DRG am 11. Mai
1936 Weltrekord (vgl. Gottwaldt 2011) und die spätere Kriegsbaulok der
Reihe 52 wurde durch Ablösung der Niet- und Schmiedetechnik durch die
Schweißtechnik sowie die Reduzierung der Teilevielfalt zu noch nie gekann-
ten niedrigen Selbstkosten hergestellt: „Bestand die Vorgängerreihe 50 noch
aus 6000 Einzelteilen, so gab es bei der Reihe 52 nur noch 5000, davon 300
stark vereinfachte. Die Materialeinsatzmasse sank von 165 t auf 130 t.“
(Lehmann 1987, S. 173) und das, obwohl die DRG – so wie die Deutsche
Bahn AG heute – in ihrem Kern eigentlich unterfinanziert war. Aus den
Betriebsüberschüssen waren bis 1932 4,2 Mrd. Reichsmark an Reparations-
leistungen und zwischen 1932 und 1936 1 Milliarde Reichsmark an das
Reich abgeführt wurden, aber nur 1,7 Milliarden Reichsmark zwischen 1924
und 1936 in die Bahn investiert worden (vgl. Fremdling 1993, S. 432).
wettbewerbsfähigen Angebots. Und hier war die Stoßrichtung seit der Zwi-
schenkriegszeit eindeutig, wie die Belege zu Beginn des Beitrages zeigen:
Erhöhung der Systemgeschwindigkeit bzw. Verbilligung der Leistungser-
stellung. Dabei wurde (und wird) im Personenverkehr auf die Erhöhung der
Systemgeschwindigkeit des sozio-technischen Systems Eisenbahn gesetzt
und im Güterverkehr vor allem auf die Erzielung von Größenersparnissen
pro Fahrt. Hierfür sind insbesondere die neuen Rahmenbedingungen auf den
Verkehrsmärkten zu berücksichtigen, die durch die Weiterentwicklungen der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zu einem Binnenmarkt hervorgeru-
fen wurden.
„Dadurch ‚sind die Margen inzwischen oft so gering, dass Investitionen nur
noch schwer zu stemmen sind‘, so Westenberger.“ (Doll 2016, URL siehe
Literaturverzeichnis). Sogar vom Verkehr als einem Markt ohne Gewinne ist
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG 133
die Rede. (vgl. Hanstein 2016, S. 98). Ohne Gewinnaussichten den Betrieb
aufrecht zu erhalten, um überhaupt eine Leistung zu erbringen würgt aber
jede praktische Investitionstätigkeit ab. Der Marktanteil der Eisenbahnen am
deutschen Verkehrsmarkt insgesamt stagniert ... nach einem Aufholprozess
um einen Prozentpunkt im Modal-Split zwischen 2003 und 2007 durch
Marktanteilsgewinne der dritten Eisenbahnverkehrsunternehmen im Ganz-
zugverkehr. (vgl. Netzwerk Europäischer Eisenbahnen/Mofair 2016, Abb.
19, S. 77, URL siehe Literaturverzeichnis). Bei der DB AG hingegen fielen
die beförderten Mengen von 411,6 Mio. t (2011) auf nur mehr 300,2 Mio. t
(2015) (vgl. o.V. 2016, URL siehe Literaturverzeichnis). Somit sieht sich
die DB AG in ihrem ehemaligen Deckungsbeitragsbringer Güterverkehr
insbesondere im Wagenladungsverkehr schon fünf Jahre in Folge mit Ver-
lusten konfrontiert (vgl. Wüpper 2015, URL siehe Literaturverzeichnis),
obwohl der Güterverkehrsmarkt insgesamt in Deutschland von einer nach-
haltigen Steigerung geprägt ist (vgl. Engelmann 2003, S. 52).
Der Gesamtmarkt wächst, doch die Branche stagniert. Welche Konsequen-
zen hat dies für die Innovationstätigkeit der Bahn im Binnenmarkt?
Die Folge davon ist, dass Innovationen aufgrund revolutionärer vorteilhafter
Technik unterbleiben, wenn sie nicht kompatibel zum bisherigen System
oder zu Interoperabilitätsfestlegungen umsetzbar sind (vgl. Engelmann
2003, S. 10).
Damit sind radikale Innovationen, wie z. B. der Kruckenberg’sche Schie-
nenzeppelin, der 1931 einen Weltrekord auf der Schiene mit 230 km/h auf-
gestellt hatte (vgl. Weigelt 1991, S. 19), genauso wie der französische Aero-
train nach dem 2. Weltkrieg von vorne herein zum Scheitern verurteilt ge-
wesen. Auch die mit dem traditionellen Rad-/Schiene System nicht kompa-
tible Magnetschwebetechnik (400 km/h Reisegeschwindigkeit im Personen-
verkehr) ist hier zu nennen, während durch die Erreichung relevanter Ge-
schwindigkeitsschwellen (350 km/h im Regelverkehr) im konventionellen
Schienenverkehr auch die japanische Magnetschwebetechnik MAGLEV auf
dem Prüfstand steht, weil bei ihr eine praktikable Weichentechnik zur Über-
holung von langsameren Zügen nicht absehbar ist (vgl. Andersen 2015,
S. 92).
Innovationen im Eisenbahnwesen müssen sich daher auf der einen Seite
kompatibel zur bestehenden Technik einführen lassen, was im Zuge der
134 Bernd H. Kortschak
III. Innovationstreiber
zeit von 2 Stunden verbinden sollte. Anfangs experimentierte man dafür mit
einem Gasturbinenantrieb, wie er später auch in die deutschen TEE-Züge
testweise eingebaut wurde, weil man der elektrischen Traktion über den
Stromabnehmer nicht zutraute, die benötigten Energien sicher zu übertragen.
Erst infolge der ersten Ölkrise 1973 erfolgte dann der Schwenk in Richtung
elektrischer Energie und der Train á très Grande Vitesse (TGV) wurde als
elektrischer Triebwagen mit Triebkopf an beiden Enden ausgestaltet. Die
Herausforderung für die Ingenieure bestand insbesondere darin, den Achs-
druck dieser Triebköpfe auf unter 17 t zu halten, um die Schienenabnützung
in beherrschbaren Grenzen zu halten. Darüber hinaus sollte der Energiever-
brauch bei 210 km/h nicht höher sein, als der eines konventionellen Schnell-
zuges bei 160 km/h. Auf eine aerodynamisch günstige Ausformung des
Triebkopfes wurde daher von Anfang an Wert gelegt.
Unter den heutigen Wettbewerbsbedingungen mit dem Zwang zur Eigen-
wirtschaftlichkeit im Fernverkehr stößt die weitere Ausdehnung des europä-
ischen Hochgeschwindigkeitsnetzes an ihre Wirtschaftlichkeitsgrenzen. Von
China liegen keine belastbaren Zahlen vor. Abgesehen von der Tokaido-
Linie von Tokio nach Osaka aus 1964 machen aber die japanischen Bahnen
mit ihrem Hochgeschwindigkeitsverkehr genauso wenig Profit (vgl. Ander-
sen 2015, S. 32) wie die französischen Staatsbahnen mit ihrem TGV abseits
von Paris-Lyon (vgl. N.N. 2016, S. 35). So gehen die horrenden Verluste der
Französischen Staatsbahnen im Jahre 2015 von über 12 Mrd. Euro fast aus-
schließlich auf Abschreibungen aus unwirtschaftlichen Investitionen in
Hochgeschwindigkeitsstrecken zurück (vgl. Schubert 2016, S. 21). Beson-
ders bekannt ist das finanzielle Desaster des Eurotunnels, der Bahnverbin-
dung zwischen dem Kontinent von Europa mit Großbritannien geworden,
wo der Eurostar zwischen Paris/Brüssel und London mittlerweile 80%
Marktanteil hält (vgl. Kern 2016), aber mehrmals rekapitalisiert werden
musste.
Auch ein anderer Ansatz zur Erhöhung der Reisegeschwindigkeit – bei
gleichzeitiger Vermeidung hoher Infrastrukturkosten (vgl. Zeilinger 2003,
S. 17) – die Wagenkastenneigung, blieb ihre wirtschaftliche Vorteilhaf-
tigkeit schuldig. Technisch reibungslos funktionieren nur wirtschaftlich in
der Instandhaltung aufwändige hydraulische Systeme, wie im italienischen
Pendolino eingebaut. (vgl. Hürlimann 2007, S. 128 ff.)
136 Bernd H. Kortschak
Kapitalwerte ergeben hätte. Doch dann hätte er den politischen Willen ken-
nen gelernt (vgl. Sarrazin 2007). Die Missachtung tragfähiger wirtschaftli-
cher Rahmenbedingungen von Seiten der politischen Entscheidungsträger
wird jedoch besonders im Schienengüterverkehr deutlich.
Dieses Strategiepapier war mehr als ambitioniert, wenn man bedenkt, dass
erst 1970 die Höchstgeschwindigkeit von Güterzügen in Deutschland von 65
auf 80 km/h angehoben worden war. Noch bedeutender war die Zielsetzung
der Anhebung der Bruttozugmasse zur Ausnützung von Economies of Scale
bei zunehmendem Gewicht. Das betrifft sowohl die Erhöhung des zulässigen
Gewichts des Waggons, was dazu führt, dass man heute auf den Lademeter
auf der Schiene das bis zu dreifache Gewicht gegenüber der Straße transpor-
tieren kann (vgl. Kortschak 2013, S. 16) als auch die Anhebung der Brutto-
zugsmasse auf bis zu 4000 t mit Schraubenkupplungen aus speziellen Mate-
rialien, wie heute bei der Havelländischen Eisenbahn AG praktiziert. Die
folgende Abbildung 2 zeigt den Zusammenhang auf.
Bei einer Halbierung (-50%) der beförderten Anzahl an Waggons erhöhen
sich die durchschnittlichen Transportkosten pro Waggon um ca. 43%. Ein
Mengenrückgang von beispielsweise minus 20% führt zu einer Erhöhung
der durchschnittlichen Kosten pro Waggon von ca. 10%. D. h. das Kosten-
modell reagiert sehr sensitiv auf Mengenrückgänge im Einzelwagensystem.“
(Hagenlocher et al. 2013, S. 59).
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG 139
Aktuell sind von den etwa 1500 noch verbliebenen Gleisanschlüssen ca. 500
auf dem Prüfstand (o.V. 2016, URL siehe Literaturverzeichnis). Es stellt
sich daher zunehmend die Frage, ob die für die Erhaltung eines Einzelwa-
genverkehrs erforderliche „kritische Masse“ erhalten bleiben wird.
140 Bernd H. Kortschak
verkehr von 18 km/h ändert sich dadurch nicht und ist seit Beginn des Ein-
zelwagenverkehrs in der Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu konstant (vgl.
Kortschak 2012, S. 441). Eine Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf
über 120 km/h hätte nur „einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Ge-
samt-Transportzeit zwischen Versender und Empfänger“ (Sünderhauf 2009,
S. 101). Der Rückgang im Aufkommen des Einzelwagenverkehrs zeigt, dass
man den End-to-End-Leistungsparametern mehr Augenmerk hätte schenken
müssen, anstatt ausschließlich auf kostenwirtschaftliche Rationalisierungsef-
fekte in der Betriebsführung zu achten (vgl. Kirchner 2016, S. 17).
Kommt dann noch eine Trassenkonkurrenz auf Mischverkehrsstrecken hin-
zu, damit ist gemeint, dass ein einziger 160 km/h schneller Güterzug mit
einer Lok der BR 120 und einer Anhängelast von 900 t (bei 2 Loks von 1200
t) auf der Neubaustrecke Hannover – Kassel zur Verdrängung von drei 120
km/h schnellen Güterzugstrassen führt, womit eine Kapazität von insgesamt
5100 – 4800 t verloren geht (vgl. Kortschak 2012, S. 441 mwH). Darüber
hinaus werden bei Trassenkonkurrenz Güterzüge infolge ihrer Nachrangig-
keit gegenüber dem Personenverkehr regelmäßig über – längere – Umweg-
strecken geleitet, sodass auch hier die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene im
intermodalen Wettbewerb abnimmt (vgl. Deutscher Bundestag 2015, S. 3 ff.,
URL siehe Literaturverzeichnis; Engelmann 2003, S. 51)
Nun soll auf Grund der Beschlüsse der DB AG vom Dezember 2015
„mit einem ‚Systemwechsel‘ die Güterbahn der Mittelfristplanung zufolge bis 2018 wieder
in die Spur kommen und dann ein Prozentpunkt stärker als der Markt wachsen. DB Schen-
ker Rail soll sich dazu auf den profitablen Verkehr konzentrieren, Abläufe straffen und
Kosten senken, die Produktivität erhöhen und künftig Qualitäts- und Terminzusicherungen
an Kunden zu 95 Prozent einhalten. Ziel seien eine ‚marktübliche Kapitalrendite‘ von
mehr als zehn Prozent und ‚mittelfristig mehr Verkehr auf die Schiene‘“ (Wüpper 2015).
b) Forschungsprogramme
Sieht man sich die Entwicklung des Modal-Split im Untersuchungszeitraum
an, so stellt man fest, dass die angestrebte Verlagerung von der Straße auf
die Schiene nicht erfolgt ist:
142 Bernd H. Kortschak
Der Marktanteil im Güterverkehr auf der Schiene in tkm fiel europaweit von
12,6% im Jahre 1995 auf 11% in 2011 (EU Commission 2014, S. 10). Auch
in Deutschland ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten: So waren noch
im Integrationsszenario des Bundesverkehrswegeplans 1999 für 2015 insge-
samt 148 Mrd. tkm auf der Bahn angesetzt worden (Engelmann 2003, S. 8
mwH) – 114,3 Mrd. tkm wurden dann 2015 tatsächlich erreicht (vgl. Statis-
tisches Bundesamt 2016, URL siehe Literaturverzeichnis).
An innovativen Ansätzen hat es aber auch mit deutscher Förderung (vgl.
speziell für den nach der Richtlinie 440/91 bis zu den Vollkosten förderba-
ren Kombinierten Verkehr: (Bundesminister für Verkehr (Auftraggeber)
1996)) nicht gemangelt: So wurden ein „Konzept TCS (Train-Coupling and
-Sharing) oder der innovative Güterwagen (IGW) mit elektronischen Kom-
munikations-/Bremssystem, automatischer Kupplung, sogenannten ‚innova-
tiven Puffern‘ und Scheibenbremsen), die Mehrfachfunkfernsteuerung für
Güterzüge (mit dem Ziel, überlange Züge zu fahren), die Schnellumschlag-
anlagen für den Kombinierten Verkehr, … Mehrsystemfähigkeit von Trieb-
fahrzeugen.“ von der Bundesregierung gefördert (Engelmann 2003, S. 12).
Davon befindet sich lediglich die Schnellumschlage, die K.-P. Franke maß-
geblich gestaltet hat, in Hannover-Lehrte seit einigen Jahren in Bau, 2018
soll der Probebetrieb beginnen (vgl. Deutsche Bahn 2016, URL siehe Litera-
turverzeichnis). Der Cargo-Sprinter, mit dem ursprünglich das Train-
Coupling und -Sharing mit der gemischten Ak47-Mittelpuffer-/Schrau-
benkupplung hätte erprobt werden sollen, wurde nach wenigen Einsatzver-
suchen zwischen Frankfurt/M. Flughafen und Hamburg/Osnabrück für die
Spedition Hellmann an die Österreichischen Bundesbahnen verkauft und
dort in einen „Aufwuchsbekämpfungszug“ (Unkrautvertilgungszug) umge-
baut (vgl. Tauernexpress 2011, URL siehe Literaturverzeichnis).
Während also die Bewährungsprobe für die Schnellumschlaganlage in Han-
nover-Lehrte noch aussteht, ist zu prüfen, ob in Hinblick auf die europäi-
schen Bemühungen zur Durchsetzung der Interoperabilität mit Hilfe der
Technischen Spezifikationen Interoperabilität (TSI), die Frage nach entspre-
chenden Fördervorhaben auf europäischer Ebene gestellt werden sollte.
Doch gerade hier hat der Europäische Rechnungshof dem letzten 10-jährigen
Programm Marco Polo ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt (vgl. Apostoli-
des 2013, URL siehe Literaturverzeichnis). Zwischen 2003 und 2012 waren
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG 143
Ein Weg dazu wäre, nicht einzelne technische Lösungen mit Gesetzeskraft
mit TSI festzuzurren, sondern die TSI sollten stattdessen präziser in der
Formulierung von Kompatibilitäts- und Schutzzielen werden (vgl. Kersten
2015, S. 41).
Letztlich zeigt Kersten auf, dass Oettles Skepsis an der wettbewerblichen
Lösung über den Verkehrsmarkt zur Stärkung der Eisenbahn berechtigt ist
(vgl. Oettle 2003, S. 138).
IV. Welche Innovationen hat die Deutsche Bahn AG nun konkret seit
1994 umgesetzt?
Seit dem Jahre 2010 forciert die Deutsche Bahn AG verstärkt Kooperationen
mit der Hersteller-Industrie, um Innovationen zu bewegen.
„An ERI beteiligen sich bisher die Unternehmen Deutsche Bahn, Siemens, Bombardier
Transportation, Alstom Transport, Tognum/MTU, Vossloh, Voith, Ballard, SOLON, Ener-
trag, der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) sowie die Forschungseinrich-
tungen Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Fachhochschule Bran-
denburg. Damit arbeiten erstmals Unternehmen der Schienenverkehrswirtschaft, Bahn-
technikhersteller, Firmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien und wissenschaftli-
che Einrichtungen zusammen, um das Ziel ‚Null Emission 2050‘ für die Schiene gemein-
sam zu erreichen.“ (Deutsche Bahn 2015, URL siehe Literaturverzeichnis).
Während dies noch in die Zukunft gerichtet ist, konnte aber eine entschei-
dende Innovation zur Verbesserung der Marktstellung nicht nur der deut-
schen Bahn, sondern der Bahnen insgesamt im Personenverkehr ausgemacht
werden: Der Ersatz des Kursbuchs durch das Echtzeitinformationssystem
hafas von HaCon als Informations-, Kommunikations- und e-commerce
Plattform.
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG 145
der jene Freiheitsgrade zurück gibt, die sie schon einmal hatte. Denn ver-
gleicht man nun die Voraussetzungen für Innovationen bei der DRG und der
DB AG so stellt man doch einen gravierenden Unterschied fest: Bei der
DRG wurden die einzelnen technischen Fachdienste durch den Betrieb zu-
sammen gehalten. Der Betrieb sorgte durch eindeutig und widerspruchsfrei
formulierte Regeln des Zusammenwirkens dafür, dass die einzelnen techni-
schen Fachdienste wie Zahnräder ineinander griffen und wie ein sorgfältig
aufeinander abgestimmtes Getriebe funktionierten und miteinander harmo-
nierten. Das Muster war dem Militär entnommen, und die Notwendigkeit,
auch in Kriegszeiten den Betrieb sicherzustellen, sorgte für einfache, ver-
ständliche, durchsetzungsstarke Regeln, die auch eine einfache, robuste und
mit einfachen Maßnahmen wiederherstellbare funktionstüchtige Technik zur
Folge hatte. Die Hauptabteilungsleiter Betrieb, die dies organisatorisch zu
Bundesbahn-Zeiten sichergestellt hatten, wurden aber seit der Bahnreform
von der Deutschen Bahn AG sukzessive abgebaut.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Autoren der Richtlinie 440/91 in ihrem
Konzept der Aufspaltung von British Rail folgten, womit eine weitere Ver-
komplizierung des Sachverhalts verknüpft war, British Rail war in das briti-
sche Fallrecht (Case Law) eingebettet und dieses verlangt keine begriffliche
Ausdifferenzierung in eindeutig und widerspruchsfrei formulierte Hand-
lungsanweisungen, wie es kontinentaleuropäische Kodifikationen des Rechts
erfordern und wie sie bis dahin auch für das Eisenbahnwesen selbstverständ-
lich waren. Während die Richtlinie 440/91 noch eine klare betriebliche Vor-
gabe zur Folge hatte, nämlich die, dass nur mehr lange und schwere Züge
auf die Strecke gelassen werden sollten, um den Schienengüterverkehr wett-
bewerbsfähiger zu machen (vgl. Kortschak 1993, S. 103 ff ), so ist eine ver-
gleichbare eindeutige Konsequenz der Richtlinie 2012/34 nicht mehr zu
entnehmen. Vielmehr sind die einzelnen Wünsche aus dem Rechtssetzungs-
verfahren in die einzelnen Absätze eingeflossen ohne erkennbare Abstim-
mung auf Kompatibilität (oder sollte man dem heutigen Sprachgebrauch
folgend besser von „Interoperabilität“ sprechen?) Besonders gravierend
wirkt sich aus, dass die ehemals eindeutigen, hierarchisch vertikal straff
strukturierten Regelwerke der Bahn durch horizontale Vertragsbeziehungen
ersetzt wurden und werden. Aktuell ist hier die Aufspaltung des betriebli-
chen „Herzstücks“, der Fahrdienstvorschrift 408 der DB in einen Zuständig-
keitsbereich der DB Netz AG und weitere Zuständigkeiten für andere Eisen-
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG 147
Anstatt EU-Europa mit 1 Lok durchgehend befahren zu können, hat das zur
Durchsetzung der Interoperabilität konzipierte ETCS zu einer technischen
Fragmentierung europaweit geführt (vgl. Junker 2007, Folie 20, URL siehe
Literaturverzeichnis), die ein freizügiges Durchfahren selbst für Mehrsys-
temloks ohne Länderspezifika sogar auf dem wichtigen Güterverkehrskorri-
dor Rotterdam – Genua unmöglich macht. Für einen Case-Law-Juristen ist
das alles kein Problem, dafür ist die Rechtsprechung da. Woher soll dann
aber der Spielraum zur Umsetzung von wirklichen Innovationen für „lower
prices and improved efficiency“ (Bulc 2015, URL siehe Literaturverzeich-
nis) und nicht nur für „Innovatiönchen“ (Hecht 2016) kommen, wenn nie-
mand den Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dieser Problematik be-
fasst?
Innovationen bei der Deutschen Bahn AG 149
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Der moderierende Einfluss des Managementteams auf das
Innovationsverhalten großer Familienunternehmen – eine
explorative Analyse
I. Einleitung
Familienunternehmen stellen mit über 90 Prozent die häufigste Form der
Unternehmensorganisation in Deutschland dar (vgl. Wallau et al. 2007) und
spielen daher eine zentrale Rolle für die deutsche Wirtschaft. Von einem
Familienunternehmen wird im Folgenden gesprochen, wenn maximal drei
natürliche Personen mindestens 50 Prozent am stimmberechtigten Kapital
eines Unternehmens halten und mindestens zwei dieser Personen den glei-
chen Nachnamen führen (vgl. Niefert et al. 2009; Wallau et al. 2007). Empi-
rische Studien haben gezeigt, dass sich Familienunternehmen mit Blick auf
die Unternehmens- und Innovationskultur sowie das Innovationsverhalten
deutlich von Nicht-Familienunternehmen unterscheiden. Familienunterneh-
men weisen beispielsweise eine stärkere Service-Orientierung auf (vgl.
Dibrell/Moeller 2011), zeigen eine bessere finanzielle Performance (vgl.
González et al. 2012; Maury 2006; Denison et al. 2004), schaffen besondere
Rahmenbedingungen für organisationalen Wandel (vgl. Kraus et al. 2012;
Dibrell/Moeller 2011; Gudmundson et al. 2003) und verfolgen grundsätzlich
langfristigere Innovationsstrategien als Nicht-Familienunternehmen (vgl.
Burr et al. 2015; Block et al. 2012). Um diese Befunde erklären zu können,
wurden unterschiedliche theoretische Ansätze herangezogen, unter anderem
die Transaktionskosten-Theorie (vgl. Aronoff/Ward 1995; Williamson 1979;
Williamson 1975; Coase 1939), die Agenturkosten-Theorie (vgl. Chrisman
et al. 2004; Jensen/Meckling, 1976) sowie der Stewardship-Ansatz (vgl.
Burr et al. 2015; Davis et al. 1997). Beiträge aus dem Blickwinkel des res-
sourcen-basierten Ansatzes (RBV) hingegen sind selten (vgl. Sirmon/Hitt
2003; Habbershon et al. 2003; Habbershon/Williams 1999). Im Rahmen
dieser Arbeit werden Familienunternehmen vor allem mit Hilfe ressourcen-
theoretischer Überlegungen analysiert. Der Aufbau von Kompetenzen (vgl.
Gerybadze 1998, 2004) und der koordinierte Einsatz von Ressourcen sind
aus Sicht des RBV Voraussetzungen für die Leistungserstellung und den
Erfolg von Unternehmen (vgl. Barney 1991; Grant 1991). Maßgeblich ist
hierbei die Fähigkeit eines Unternehmens, Ressourcen zielorientiert und
effizient so zu kombinieren, dass sich mit ihnen ein nachhaltiger Wettbe-
werbserfolg erzielen lässt (vgl. Burr 2008). Eine wichtige Rolle in diesem
Prozess nimmt das Managementteam ein, das den Einsatz der Unterneh-
mensressourcen plant, koordiniert und kontrolliert (vgl. Barney 1991). Zwar
wird in vielen Publikationen zum RBV das Managementteam als zentrale
Ressource genannt (vgl. Michalisin et al. 2006; Carmeli/Tishler 2004;
Barney 1991), diese wird jedoch in der Regel als Black Box betrachtet ohne
näher analysiert, charakterisiert und kategorisiert zu werden. Fragen, ob das
Managementteam homogen oder heterogen zusammengesetzt ist mit Blick
auf fachliche Ausbildung, Geschlecht, Alter, Nationalität, Branchen- und
Auslandserfahrung oder ob es sich um ein erfahrenes beziehungsweise eher
unerfahrenes Managementteam (z. B. gemessen an der Zahl der Dienstjahre)
handelt, werden damit ausgeblendet. Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, die
Black Box Managementteam zu öffnen und die komplexe Rolle des Ma-
nagementteams im Kontext von Familienunternehmen und ihrer Innovati-
onsprozesse einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Hierbei wird vor
allem die Frage nach dem Einfluss des Managementteams auf das Innovati-
onsverhalten von großen Familienunternehmen eruiert. Diese Frage ist auch
für die Unternehmenspraxis hochrelevant, denn die unzureichende Ausei-
nandersetzung mit und Bedeutungsbeimessung gegenüber Innovationen
durch Topmanager in der täglichen Managementarbeit gelten als Innovati-
onshemmnis (vgl. Wahren 2004). So widmen in Unternehmen (börsennotier-
te Kapitalgesellschaften, Familienunternehmen, Großunternehmen und
Kleinunternehmen) über 70% der Manager lediglich knapp 5% ihrer Ar-
beitszeit dem Innovationsmanagement (vgl. Wahren 2004; Verweis auf Fi-
scher/Risch 1993).
1. Zielsetzung
Bislang existieren nur wenige Studien, die das Innovationsverhalten großer
Familienunternehmen in Deutschland untersucht haben (vgl. Picot/Kamp
Der moderierende Einfluss des Managementteams auf das Innovationsverhalten 155
2008; Boerger et al. 2011; Haunschild et al. 2010a, 2010b; Wallau et al.
2007a). Das wissenschaftliche Interesse galt bisher vor allem kleinen und
mittleren Unternehmen (vgl. Ernst-Siebert 2008; Warkotsch 2004; Pfäfflin
et al. 2008). Zum Schließen dieser Forschungslücke soll die vorliegende
Studie, an der 50 große Familienunternehmen aus Deutschland teilgenom-
men haben, einen ersten Beitrag leisten. Ziel der Untersuchung ist die Ana-
lyse des bisher wenig erforschten Innovationsverhaltens großer Familienun-
ternehmen sowie die Ableitung von Hypothesen für künftige Forschung. Der
Analyse liegt ein explorativer Bezugsrahmen zugrunde, der in Abbildung 1
dargestellt wird. In der Abbildung wird zudem skizziert, welche Faktoren
Einfluss auf das Innovationsverhalten – Innovationszukäufe mit einge-
schlossen – und die Ergebnisse der Innovationsaktivitäten großer Familien-
unternehmen haben. Zahlreiche Studien legen nahe, dass das Innovations-
verhalten von Familienunternehmen durch das Managementteam entschei-
dend beeinflusst wird (vgl. Burr et al. 2015; Kraus et al. 2012; Michalisin et
al. 2006). Die Auswirkungen des Management-Involvements auf das Inno-
vationsverhalten großer Familienunternehmen werden aus diesem Grund in
der vorliegenden Untersuchung einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Unter Innovationsverhalten werden in diesem Beitrag „alle Handlungen und
Aktivitäten, die im Innovationsprozess anzutreffen sind“ (Gelshorn et al.
1991, S. 56), subsumiert. All jene Handlungen und Aktivitäten, die das In-
novationsverhalten eines Unternehmens ausmachen, werden durch das Inno-
vationsmanagement zu steuern versucht (vgl. Hauschildt/Salomo 2011;
Gelshorn et al. 1991; Burr/Stephan 2006; Burr et al. 2011). Zum Innovati-
onsmanagement gehört auch die Entscheidung über Eigenforschung versus
Zukauf von Innovationen von Dritten. Zu den Innovationen (vgl. Burr 2004)
zählen kostensenkende Prozess- und Organisationsinnovationen sowie quali-
tätsverbessernde Produkt- und Dienstleistungsinnovationen, aber auch Mar-
ketinginnovationen.
In dem vorliegenden Beitrag werden zwei Aspekte des Innovationsverhal-
tens großer Familienunternehmen in den Fokus der Analyse genommen,
nämlich die Fragestellung ob und inwieweit in diesen Unternehmen Innova-
tionen zugekauft werden und die Fragestellung, wie intensiv sich in diesen
Unternehmen Manager in die Innovationsprozesse einbringen und mit Inno-
vationsfragestellungen direkt befassen. Beide Fragestellungen sind beson-
ders für Familienunternehmen interessant, weil sie unter Ressourcenknapp-
156 Wolfgang Burr, Christopher Sauerhoff und Johann Valentowitsch
heit operieren und die enge Verbundenheit des Managements zum Unter-
nehmen und die direkte Beschäftigung mit aktuellen Problemen und die
direkte Involvierung am Ort der Leistungserstellung oftmals typisch für
Familienunternehmen ist (bzw. sein sollte). Ob dies allerdings auch für gro-
ße Familienunternehmen gilt, steht im Mittelpunkt dieses Beitrags.
Involvierung der
Unternehmensleitung
Innovationsverhalten
Innovationszukäufe
2. Stichprobe
Die Datengrundlage der Studie bilden die 500 größten Familienunternehmen
in Deutschland (vgl. Niefert et al. 2009). Hierzu werden Familienunterneh-
men gezählt, die einen jährlichen Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro
erwirtschaften und ihren Sitz in Deutschland haben (vgl. Wallau et al.
2007a, 2007b). Aufgrund von Geschäftsaufgaben, Insolvenzen und Veräuße-
rungen reduzierte sich die Grundgesamtheit für die Untersuchung auf 474
Unternehmen. Im Dezember 2011 wurden diese zur Teilnahme an einer
Umfrage zum Innovationsverhalten eingeladen. Adressiert waren die perso-
Der moderierende Einfluss des Managementteams auf das Innovationsverhalten 157
Tabelle 1: Operationalisierung
Konstrukt/Indikatoren
x3 …wirbt unternehmensintern für die Akzeptanz neu entwickelter Prozesse und Produkte
x4 …hat stets ein offenes Ohr für die Anliegen der FuE-Belegschaft
3. Operationalisierung
Um das Innovationsverhalten der Familienunternehmen möglichst umfang-
reich erfassen zu können, wurden wichtige FuE-Kenngrößen, wie zum Bei-
spiel die FuE-Intensität oder der Umsatzanteil mit neuen Sachgütern und
Dienstleistungen, auf einer feinstufigen Skala direkt abgefragt. Zusätzlich
wurden Innovationszukäufe der Unternehmen mit Hilfe von drei Indikator-
Variablen erfasst (vgl. Tabelle 1). Um den Einfluss des Managementteams
darstellen zu können, wurde das Konstrukt „Management Involvement“
gebildet. Die Operationalisierung der Konstrukte erfolgte mit Hilfe von
insgesamt neun Indikatoren. Zur Messung wurde jeweils eine fünfstufige
Likert-Skala verwendet. Nach der Durchführung einer Item-Bereinigung
(Items mit Faktorladungen kleiner als 0,7 wurden von der Analyse ausge-
schlossen) reduzierte sich die Anzahl der Indikatoren jedoch auf fünf. Tabel-
len 1 und 2 zeigen die verwendeten Items zusammen mit den dazugehörigen
deskriptiven Statistiken. Die Werte der latenten Konstrukte entsprechen
dabei jeweils einem gleichgewichteten Mittel der Indikatorausprägungen.
Aufgrund geringer Beobachtungszahlen wurde im Rahmen dieser Studie auf
den Einsatz strukturprüfender Verfahren verzichtet. Stattdessen wurden die
erhobenen Daten explorativ mit Hilfe deskriptiver statistischer Verfahren
analysiert und visuell aufbereitet. Dies entspricht der explorativen Zielset-
160 Wolfgang Burr, Christopher Sauerhoff und Johann Valentowitsch
zung der vorliegenden Forschungsarbeit, die das bisher noch wenig er-
forschte Thema „Innovationsverhalten großer Familienunternehmen“ er-
schließen und Forschungshypothesen für die zukünftige Forschung generie-
ren soll. Da ein moderierender Einfluss des Managementteams auf die Inno-
vationsvariablen vermutet wurde, wurden die Daten zunächst verdichtet und
in Gruppen mit jeweils hohem und niedrigem Involvement des Manage-
mentteams eingeteilt (vgl. Tabelle 3 und 4). Für die gebildeten Gruppen
wurden anschließend Mittelwerte ermittelt und in einem Interaktionsschau-
bild dargestellt (vgl. Abbildung 2).
4. Ergebnisdiskussion
Aus den erhobenen Daten lässt sich herauslesen, dass die FuE-Intensität der
Familienunternehmen positiv mit dem Umsatzanteil neuer Sachgüter und
Dienstleistungen korreliert. Der ohnehin positive Zusammenhang wird zu-
dem durch ein starkes Involvement des Managements noch weiter verstärkt
(vgl. Abbildung 2). Als dispositiver Faktor entscheidet das Manage-
mentteam über den Einsatz und die Kombination der Unternehmensressour-
cen und besitzt deshalb eine herausgehobene Bedeutung (vgl. Burr 2002).
Stehen Topmanager Innovationen und Veränderungen offen gegenüber, so
werden sie Wege finden, die notwendigen finanziellen Mittel für For-
schungs- und Entwicklungsvorhaben des Unternehmens bereitzustellen (vgl.
Gelshorn et al. 1991). Das Managementteam hat somit offensichtlich einen
moderierenden Einfluss auf die Innovationsleistung (gemessen am Umsatz-
anteil neuer Sachgüter und Dienstleistungen) großer Familienunternehmen.
hoch gering
Ausgaben für FuE am Gesamtumsatz
unter 5%
3,13 3,43
(N=14) (N=11)
über 5%
5,90 5,56
(N=9) (N=7)
hoch gering
unter 5%
0,77 1,11
an der Gesamtbelegschaft
Anteil des FuE-Personals
(N=14) (N=11)
über 5%
1,79 1,44
(N=9) (N=7)
162 Wolfgang Burr, Christopher Sauerhoff und Johann Valentowitsch
Innovationszukauf
Management Management
Involvement hoch Involvement hoch
Management Management
Involvement gering Involvement gering
unter 5% über 5% unter 5% über 5%
Die erhobenen Daten zeigen darüber hinaus, dass ein höherer Anteil an FuE-
Mitarbeitern bei gleichzeitig hoher Involvierung des Managements mit mehr
Innovationszukäufen in Form von Unternehmensakquisitionen und Patent-
zukäufen einhergeht (vgl. Abbildung 2). Der positive Zusammenhang wird
durch ein starkes Involvement des Managements ebenfalls verstärkt, so dass
auch in diesem Fall ein positiver Moderationseffekt des Managementteams
zu vermuten ist. Misst die Unternehmensführung dem Bereich der For-
schung und Entwicklung hohes Interesse sowie Aufmerksamkeit bei, so
wirkt sich dies auf Handlungen und Aktivitäten in den Innovationsprozessen
aus. Dies kann sich unternehmensweit in einer großen Akzeptanz gegenüber
Neuerungen oder einer ausgeprägten Bereitschaft zu Innovationszukäufen
niederschlagen. Aus diesen Überlegungen heraus lassen sich folgende Hypo-
thesen ableiten:
H1: Das Managementteam hat einen positiven Moderationseffekt auf die
Innovationsleistung von großen Familienunternehmen.
H2: Das Managementteam hat einen positiven Moderationseffekt auf den
Zukauf von Innovationen in großen Familienunternehmen.
Der moderierende Einfluss des Managementteams auf das Innovationsverhalten 163
III. Limitationen
Die Ergebnisse der Studie unterliegen unterschiedlichen methodischen Limi-
tationen. Zum einen kann eine Verzerrung durch einen Non-Response Bias
nicht ausgeschlossen werden. So stellt sich beispielsweise die Frage, ob sich
nicht gerade die Familienunternehmen an der Umfrage beteiligt haben, die
ohnehin viele Innovationsvorhaben durchführen, während wenig innovative
Unternehmen bewusst auf die Teilnahme verzichtet haben. In diesem Fall
wären die Ergebnisse der Studie durch einen Sample Selection Bias ver-
fälscht worden. Darüber hinaus basieren die Umfrageergebnisse ausschließ-
lich auf subjektiven Einschätzungen der Befragten. Ein Vergleich mit objek-
tiven Performance- und Finanzkennzahlen aus Unternehmensdatenbanken
und -registern erfolgte nicht.
IV. Forschungsausblick
Die Ergebnisse der Arbeit weisen nicht nur auf eine Forschungslücke inner-
halb der betriebswirtschaftlichen Innovations- und Mittelstandsforschung,
sondern auch innerhalb des ressourcen-basierten Ansatzes hin. Die Charak-
teristika einer Ressource im Detail haben Auswirkungen auf das Zusammen-
spiel mit anderen Ressourcen und daraus resultierende Verhaltens- und Leis-
tungsergebnisse des Unternehmens. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, die
Black Box „Ressource“, in diesem Fall speziell das Managementteam
(jung/alt, männlich/weiblich, in der Branche erfahren/unerfahren, nationa-
le/internationale Zusammensetzung, disziplinäre/interdisziplinäre Zusam-
mensetzung etc.) näher zu betrachten. Darüber hinaus kann die Beurteilung
inhaltlich-materieller Ressourcencharakteristika auf die Wettbewerbsfähig-
keit eines Unternehmens auch davon beeinflusst werden, ob in der Ge-
schäftsführung familienangehörige oder familienfremde Manager tätig sind
(vgl. Burr et al. 2015). Gerade in dieser Frage scheint erhebliches Erklä-
rungspotenzial zu liegen, wenn man das Innovationsverhalten von Familien-
unternehmen besser als bisher verstehen will. Aufgabe künftiger Forschung
innerhalb des ressourcen-basierten Ansatzes könnte damit sein, die Black
Box „Ressource“ noch detaillierter als bisher aufzuschlüsseln und zu analy-
sieren. Dies kann durch die Beurteilung konkreter Merkmale und Auswir-
kungen verschiedener inhaltlich-materieller Ressourcencharakteristika auf
die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens geleistet werden, die weit über
Der moderierende Einfluss des Managementteams auf das Innovationsverhalten 165
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Der moderierende Einfluss des Managementteams auf das Innovationsverhalten 167
Anhang
Innovationsaktivitäten
in den Bereichen
Innovationsaktivitäten in
Kooperation mit
Tabelle 5: Fortsetzung
Uschi Backes-Gellner
1
Der vorliegende Beitrag basiert zum Teil auf einem Beitrag zum EFI-Gutachten 2014:
„Die Bedeutung des Hochschul- und Berufsausbildungssystems für das Innovationssys-
tem”. EFI (2014, S. 30 – 35. Die hier geäußerten Meinungen sind diejenigen der Autorin
und reflektieren nicht notwendigerweise die Meinung der Expertenkommission Forschung
und Innovation.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017
W. Burr und M. Stephan (Hrsg.), Technologie, Strategie und
Organisation, DOI 10.1007/978-3-658-16042-5_9
172 Uschi Backes-Gellner
2
Backes-Gellner et al (2016) finden insofern nicht überraschend – aber entgegen den Im-
plikationen des Varieties of Capitalism Approach (Hall/Soskice 2001) – dass Töchter US-
amerikanischer Unternehmen im Ausland (Deutschland, Schweiz oder UK) nicht nur ei-
nen, nämlich den typisch amerikanischen Weg für radikale Innovationen wählen (via nu-
merischer Flexibilität und Konzentration auf Hochschulabsolventen), sondern dass sie im
Ausland oft auch die Vorteile des lokalen Umfeldes nutzen und z. B. auf eine Mischung an
Berufs- und Hochschulabsolventen gepaart mit funktionaler Flexibilität setzen für radikale
Innovationen.
3
Backes-Gellner (1996) zeigt im Vergleich Deutschland, Grossbritannien, Frankreich und
Luxemburg außerdem, dass sich in deutschen Unternehmen aufgrund der Facharbeiteraus-
bildung mit ihren grundlegenden und zukunftsorientierten Anforderungen radikale Prozess-
innovationen schneller über den gesamten Produktionsprozess verbreiten und dass ihr Fle-
xibilitätspotential systematisch besser ausgeschöpft wird als in England, in Frankreich o-
der Luxemburg.
174 Uschi Backes-Gellner
4
Vgl. hierzu ausführlicher Rupietta (2015).
Die Rolle der dualen Berufsausbildung für das Innovationssystem in Deutschland 175
5
Dass das deutsche Berufsausbildungssystem den Spagat zwischen standardisierten Ausbil-
dungsordnungen und einer schnellen Anpassung an geänderte Fähigkeitsnachfragen auf-
grund technologischen Fortschritts sehr gut bewältigen kann, zeigen auch Diskussionen
und Entwicklungstrends der letzten Dekaden. In den späten 1990er Jahren wurde die Dis-
kussion geführt, ob und wenn ja wie das Berufsausbildungssystem qualifizierte Fachkräfte
in den Zukunftsbranchen wie Information- und Kommunikationstechnologie (IKT) oder
neuen Umwelttechnologien bereitstellen kann (siehe Laur-Ernst/King 2000). Die heutige
Datenlage zeigt, dass das Berufsausbildungssystem auch die Umwälzungen in diesen Be-
reichen gut gemeistert hat: beispielsweise sind zwischen 1997 und 2012 insgesamt
160.000 erfolgreich beendete Ausbildungen in den IT-Berufen dazugekommen. Die IT-
Berufe gelten mittlerweile als ein Musterbeispiel für die Anpassungsfähigkeit des Berufs-
ausbildungssystems an den technologischen Fortschritt (vgl. Bundesinstitut für Berufsbil-
dung 2013, S. 405). Die duale Berufsausbildung hat sich außerdem auch vergleichsweise
schnell in den für die Branche typischen Start-ups und nicht nur in etablierten Unterneh-
men verbreitet (vgl. Demgenski/Icks 2002).
176 Uschi Backes-Gellner
6
Vgl. hierzu mahnend auch schon Backes-Gellner (1999a; 1999b).
7
Studienberechtigtenbefragungen kommen zu dem Ergebnis, dass heute nur noch 3 % der
Studienberechtigten eine Doppelqualifizierung anstreben. Im Jahr 1990 strebten noch etwa
12 Prozent aller Studienberechtigten eine Doppelqualifizierung an. Doppelqualifizierte
sind dabei wie folgt abgegrenzt: Studienberechtigte, die nach dem Erwerb der Hochschul-
zugangsberechtigung zunächst eine berufliche Ausbildung absolvieren und erst danach ein
Studium (bspw. Abiturient mit Bankkaufmannslehre und anschließendem BWL-Studium,
vgl. ausführlicher EFI 2014).
8
Der Anteil der Studienanfänger an dualen Hochschulen macht erst 4 % aller Studienanfän-
ger aus. Rund die Hälfte hiervon sind Studierende der früheren Berufsakademien in Ba-
den-Württemberg (vgl. Baethge et al. 2014, S. 37) Eine umfassende Analyse eines mög-
licherweise stärkeren Zusammenwachsens des Hochschulsystems auf der einen Seite mit
dem dualen Berufsausbildungssystem auf der anderen Seite z. B. über duale Studiengänge
unternimmt Graf (2013) im Vergleich Deutschland, Österreich, und Schweiz. Er schluss-
folgert, dass solche neu entstandenen Hybridformen einerseits einfach eine neue Form der
Permeabilität repräsentieren, dass sie aber andererseits auch einen neuen Premiumsektor
mit höherem sozialen Prestige und besseren Arbeitsmarktaussichten darzustellen scheinen.
Die in den drei Ländern neu entstanden Hybridformen sind allerdings international einzig-
artig als sie ein starkes berufliches Bildungssystem voraussetzen, das so weder in Frank-
reich, noch in England oder USA vorzufinden ist (vgl. Graf 2013).
178 Uschi Backes-Gellner
Klar ist dagegen, dass die klassische Berufsausbildung aufgrund der genann-
ten Trends immer mehr unter Druck kommt.9 Sinkende Schülerzahlen ge-
paart mit typischerweise schülerbasierten bzw. auf der Zahl der Studieren-
den basierten Finanzierungsschlüsseln an allgemeinbildenden Schulen und
Hochschulen sowie allgemeines Akademisierungsstreben (bei Eltern und in
öffentlicher Meinung) gepaart mit fehlenden oder zu weichen externen Leis-
tungsstandards im allgemeinbildenden Schul- und Hochschulsystem führen
zu einem unaufhaltsamen Sog hin zu weiterführenden Schulen und Hoch-
schulen – und weg von der dualen Berufsausbildung. Die Anreize der Betei-
ligten (Eltern, Kinder, Schulleitungen) ziehen dann alle in die gleiche Rich-
tung, nämlich in Richtung eines zunehmenden Eintritts in Schulen und
Hochschulen statt einer Berufsausbildung. Einmal in Gang gesetzt ist dieser
Prozess schwer aufzuhalten weil er selbstverstärkend ist und weil dann im-
mer weniger im beruflichen System “zurückbleiben” wollen. Ein analoger
Prozess hat beispielsweise in den vergangenen Dekaden zu einem Ausster-
ben der Hauptschulen zugunsten wachsender Gymnasien, Realschulen oder
Gesamtschulen geführt.10
IV. Schlussfolgerungen
Zusammenfassend ist also vor dem Hintergrund der o.g. Stärken des deut-
schen Innovationssystems die duale Berufsausbildung ein zentraler Erfolgs-
faktor für die Innovationsfähigkeit des Standorts Deutschland. Dafür muss
aber die hohe Qualität der Ausbildungen und die Innovationsfähigkeit ihrer
Absolventen weiterhin durch regelmäßige Aktualisierungen und Anpassun-
9
In diesem Zusammenhang wird der ansteigende Druck auf die klassische Berufsausbil-
dung oft auch als Folge des technischen Fortschritts interpretiert. EFI (2016) weist jedoch
darauf hin, dass auch bei anhaltendem technischen Fortschritt die „middle skill jobs“ in
Deutschland eine qualitativ hochwertige mehrjährige berufliche Ausbildung umfassen, die
sich auch im Laufe der Zeit anpasst, und dass deshalb solche Berufe und Arbeitsplätze im
Zuge des technologischen Wandels nicht verschwinden sondern sich oft eher komplemen-
tär weiterentwickeln (vgl. auch Rinawi/Backes-Gellner 2015).
10
Für eine theoretische Analyse der Wechselwirkungen der Anreizsituation von Schülern
und ihren Eltern mit Schulen und Unternehmen bezogen auf das Hauptschulsystem der
90er Jahre vgl. Backes-Gellner/Weckmüller (1998) und für eine empirische Analyse der
ausgleichenden Wirkung externer Leistungsstandards (Zentralabitur) auf den Leistungs-
verfall in Gymnasien vgl. Backes-Gellner/Veen (2008) und Wössmann (2013).
Die Rolle der dualen Berufsausbildung für das Innovationssystem in Deutschland 179
11
Zur Anerkennung von im Berufsleben erworbenen Kompetenzen vgl. Expertenkommission
Forschung und Innovation (2012, S. 63/64, 73).
12
Diese Möglichkeit gibt es zwar theoretisch schon länger; mit einem Beschluss der KMK
im März 2009 wurde dieser Weg jedoch bildungspolitisch aufgewertet (vgl. Baethge 2014,
S. 34).
180 Uschi Backes-Gellner
Literatur
13
Eine stärkere Betonung eines individuell optimierten Bildungsmixes kann dabei auch
helfen das Problem der hohen Dropout-Quoten im Hochschulsystem anzugehen, da junge
Menschen, die in einer schwierigen Lebensphase wenig Interesse oder Begabung für einen
rein schulischen Weg verspüren, dadurch vielleicht eher einen Start im Berufsausbil-
dungssystem als wertvolle und langfristig attraktive Alternative in Betracht ziehen.
Die Rolle der dualen Berufsausbildung für das Innovationssystem in Deutschland 181
Tom Sommerlatte
In das Denken der Unternehmen drangen in den 1970er Jahren die Konzepte
der Strategischen Geschäftseinheiten (SGE) und der Erfahrungskurve vor,
nach denen das herrschende Marktwachstum der unterschiedlichen Ge-
schäftsfelder und der relative Marktanteil der SGEs in den Geschäftsfeldern
ihre Rolle für das Unternehmen bestimmen (die berühmte SGE-Klassifi-
zierung nach Stars, Cash Cows, Question Marks und Dogs).
Im Zuge der sich beschleunigenden technologischen Entwicklung, insbeson-
dere in der Elektronik, war aber immer weniger zu übersehen, dass Ge-
schäftsfelder, zum Erstaunen der Strategieplaner, von neuen Unternehmen
aus einer Position geringen relativen Marktanteils heraus erfolgreich pene-
triert wurden, die die etablierten Marktführer be- oder verdrängen konnten.
Zudem änderten sich die Marktwachstumsraten der Geschäftsfelder häufig
innerhalb des Planungshorizonts. Offensichtlich wirkten hier andere Trieb-
kräfte und Wettbewerbsfaktoren als die, nach denen die etablierten Unter-
nehmen in ihre SGEs investierten, sie melkten oder abstießen.
Arthur D. Little verfolgte schon damals einen anderen Ansatz, mit dem die
Lebenszyklus-Dynamik der Geschäftsfelder (Entstehung, Wachstum, Reife,
Alter) und andere Wettbewerbsfaktoren als der Marktanteil als wesentliche
strategische Faktoren einbezogen wurden (vgl. Höft 1992). Dazu gehörte
insbesondere die strategische Wirkung von Technologien und ihrer Entwick-
lungsdynamik.
So lernten clevere Unternehmen in den 1980er Jahren zunehmend, Techno-
logien und Know-how nach ihrem Differenzierungspotenzial einzustufen,
sie selektiver als zuvor weiterzuentwickeln (Unterscheidung nach Basis-,
Schlüssel- und Schrittmachertechnologien) und F&E-Projekte nach ihrem
Chancen-Risiko-Potenzial zu bewerten (Unterscheidung nach Heißen Pro-
jekten, Vabanque-Projekten, So-What-Projekten und Dead Ducks), um ihre
Forschung und Entwicklung zu optimieren und nach Kriterien der Erfolgs-
wahrscheinlichkeit im Markt zu steuern. Mit Hilfe von Schrittmacher-
technologien gelang es solchen Unternehmen oft, neue Geschäftsfelder zu
erschließen, und mit dem gezielten Vorantreiben von Schlüsseltechnologien
konnten neuer attraktiver Kundennutzen auch in reifen Geschäftsfeldern
Vertrauensbasierte Führung 185
1
Zu Arthur D. Little’s globaler Innovation Management Practice gehörten neben Kollegen
in Cambridge, Massachusetts, wie Bruce Old, Philip A. Roussel und John Ketteringham in
starkem Maß europäische Kollegen wie Chris Floyd (London), Jean-Philippe Deschamps
und Frederic van Oene (Brüssel) sowie Alexander Gerybadze, Cornelius Herstatt, Hans-
Gerd Servatius und der Autor dieses Beitrags (Wiesbaden) (vgl. Roussel et al. 1991). Eine
Reihe dieser Kollegen übernahm in der Folge Lehraufträge auf dem entstehenden akade-
mischen Gebiet der Innovationswissenschaften,
186 Tom Sommerlatte
Die Rolle der Innovationsberatung besteht daher heute darin, diese Faktoren
und Merkmale zu verdeutlichen und Abweichungen davon vor Augen zu
führen, um einen Verhaltenswandel einzuleiten. Ohne den Verhaltenswandel
wird Innovationsberatung immer wirkungsloser. Genau das ist in vielen
Fällen der Digitalisierung heute zu beobachten. Welches sind also die Fakto-
ren und Merkmale eines innovationsoffenen Vertrauensklimas? Die Vertrau-
ensforschung hat darauf Antworten entwickelt und empirisch erprobt.
Das Trust Management Institut leitete daraus einen Diagnose- und Therapie-
ansatz ab, der sich in einer Reihe von Interventionen bewährt hat, aber stän-
dig weiter verfeinert wird. Seine Grundstruktur besteht aus sechs Merkmals-
dimensionen:
í Wie wird im Unternehmen kommuniziert?
í Wie verlässlich funktioniert die Organisation?
í Welche Perspektive hat das Unternehmen?
í Wie stark identifizieren sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen?
í Wie hoch ist die Wertschätzung der Mitarbeiter durch das Unternehmen?
í Wie ausgeprägt ist das Gefühl, zu einer Gemeinschaft zu gehören?
Die Ausprägung dieser Dimensionen (sehr hoch, hoch, mittel, niedrig, sehr
niedrig) kann anhand von Indikatoren ermittelt werden, die auch die Ansatz-
punkte für Verhaltensänderungen in Richtung auf größere Vertrauensbil-
dung liefern. Beispielsweise lässt sich die Art und Weise der Kommunikati-
on im Unternehmen nach den Indikatoren
í Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit der Aussagen der Unternehmensfüh-
rung,
í Einhaltung eingegangener Engagements,
í Klarheit und Beständigkeit der Führung,
í Zugänglichkeit der Führung für Informationen, Argumente und Meinungen
charakterisieren und bewerten.
Aufgabe der Innovationsberatung muss es heute sein, sich und dem Auftrag-
geber zu Beginn einer Intervention Klarheit über die Ausgangslage in punc-
to Vertrauensklima zu verschaffen. Die ermittelte Ausgangslage kann dann
zur Orientierungshilfe für Managemententscheidungen und Maßnahmen
werden, mit denen die Bedingungen für ein verbessertes Vertrauensklima im
Unternehmen geschaffen werden.
Vertrauensbasierte Führung 191
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Strategische Unternehmensführung zur Ko-Evolution von
Unternehmen und Umwelt
Erich Zahn
I. Einführung
Der Beitrag thematisiert einen Kernbereich der Strategischen Unterneh-
mensführung unter sich laufend verändernden Umweltbedingungen. Ausge-
hend von der Einbettung der Institution Unternehmung in ein dynamisch
komplexes ‚Business Ecosystem‘ werden zunächst Aspekte der Wettbe-
werbsdynamik sowie die Rolle dynamischer Strategien für eine erfolgreiche
Evolution der Unternehmung, die Bedeutung der Exploitation bestehender
und der Exploration neuer Geschäftspotenziale, die Problematik einer kon-
textadäquaten Balance zwischen beiden Aufgaben, die Mechanismen zu
reaktiven und proaktiven Balance-Anpassungen auf der Ebene der Organisa-
tion und der Ebene des Unternehmers bzw. des Top-Managements beleuch-
tet.
Die damit verfolgte Absicht ist nicht ein konzeptioneller Vorschlag für die
Praxis der Unternehmensführung. Im Fokus steht vielmehr die kritische
Reflexion der „Wenn und Aber“ von Anpassungen der strategischen Balance
auf dem Weg der Unternehmung in eine unsichere und mehrdeutige Zu-
kunft.
Lernen (vgl. Senge 1990, S. 158 f.) oder strategisches Lernen – im Sinne des
zweiten Lernprozesses – (Anderson et al. 2009, S. 218). Dementsprechend
verschieden sind die Wesensmerkmale dieser beiden Aufgaben strategischer
Unternehmensführung.
1. Wesensmerkmale
Während Exploitation Aktivitäten wie Verbesserung, Implementierung und
Effizienz betrifft, bezieht sich Exploration auf Aspekte wie Variation, Expe-
rimentieren, Entdecken und Kreieren (vgl. March 1991, S. 71). Demnach
lassen sich interpretieren:
a) Exploitation als die Ausbeutung gegenwärtiger Geschäftspotenziale auf
Basis verfügbarer, teilweise rekonfigurierter oder angepasster Ressour-
cen-/Kompetenzbündel, wobei die Befriedigung der Bedürfnisse aktuel-
ler Kunden mit existenten oder durch inkrementale Innovationen verbes-
serten Produkte erfolgt;
b) Exploration als die Suche nach/den Aufbau von neuen Geschäftspotenzi-
alen auf Basis eines kreativ weiter entwickelten bzw. erneuerten Res-
sourcen-/ Kompetenzbündels, wobei vor allem mit radikalen (Produkt-
)Innovationen neu entstehende Kundengruppen erschlossen werden.
Im ersten Fall dominiert ein kurzfristig orientiertes, Effizienz verbesserndes,
manageriales Verhalten in Befolgung einer gegenwärtigen Geschäftsfeld-
Strategie; im zweiten Fall ein innovations-getriebenes, unternehmerisches
Verhalten, das immer wieder neuen Strategien folgt (vgl. Abell 1999,
S. 73 ff. und Markides 1999, S. 62 f.).
Exploitation impliziert ein vorteilssuchendes und Exploration ein chancen-
suchendes strategisches Verhalten. Unter den heute vorherrschenden Bedin-
gungen eines oft rasanten und turbulenten Wandels in Märkten und Wettbe-
werbslandschaften, die bewirken, dass Geschäftschancen schnell entstehen,
aber auch schnell vergehen können, besteht für Unternehmen die Herausfor-
derung, beiden Aufgaben gerecht zu werden. Voraussetzung dafür ist offen-
bar ‚organisationale Ambidextrie‘, die definiert ist als „an organization’s
ability to be aligned and efficient in its management of today‘s business
demands while simultaneously being adaptive to changes in the environment
(Raisch/Birkinshaw 2008, S. 375).
Strategische Unternehmensführung zur Ko-Evolution von Unternehmen und Umwelt 199
Aus der diesbezüglichen Forschung, in der sich ein Wandel vom ‚trade-off‘
zum ‚paradoxical‘ Denken (vgl. Eisenhardt 2000, S. 703 f.) vollzogen hat,
werden zur Unterstützung einer Ambidextrie unterschiedliche organisationa-
le Lösungen vorgeschlagen:
í die integrierte Bewältigung beider Aufgaben in der Geschäftseinheit, aus
deren Kontext Ambidextrie entstanden ist (vgl. Gibson/Birkinshaw 2004,
S. 209 ff.);
í die organisationale Separierung beider Aufgabenbereiche (vgl. u. a.
Tushman/O’Reilly 1996, S. 8 ff.; Benner/Tushman 2003, S. 338 ff.) mit ei-
ner Überwindung inhärenter Widersprüche auf der Ebene der Unterneh-
mensführung (vgl. Smith/Tushman 2005, S. 522 ff.);
í die temporäre Separierung von explorativen und exploitativen Aktivitäten
nacheinander über die Zeit (vgl. Eisenhardt/Brown 1997, S. 1 ff.);
í die Separierung von Exploitation und Exploration in verschiedene Domänen,
wobei etwa die Exploitation im Unternehmen und die Exploration in einer
Allianz oder in einem akquirierten Unternehmen erfolgt (vgl. Stettner/Lavie
2014, S. 1903 ff.). Eine Balance quer über solche Modi der Operation ist
nach einer Untersuchung von Stettner/Lavie (ebenda S. 1923) vorteilhafter
als eine Balance in einem bestimmten Modus, wo die mit einer Ambidextrie
verbundenen Schwierigkeiten und Hindernisse gewöhnlich größer sind.
Da die integrierte Lösung in einer Geschäftseinheit mit mehr diversen Span-
nungen und Konflikten behaftet sein dürfte, werden separierende Lösungen
zumindest in der Forschung (vgl. u. a. O'Reilly/Tushman 2008, S. 185 ff.)
präferiert. Allerdings erfordern diese separierenden Lösungen gewisse, und
zwar unterschiedliche Interventionen (vgl. Stettner/Lavie 2014 S. 1924 f.).
Allen Lösungen gemeinsam sind Bemühungen in Richtung einer adäquaten
strategischen Balance, für die es nicht nur theoretisch fundierte Argumente,
sondern auch empirische Belege gibt (vgl. u. a. Sidhu/Commandeur/
Volberta 2007, S. 20 ff.). So konnte mit einer Langzeitstudie bestätigt wer-
den, dass eine adäquate strategische Balance nachhaltigem Unternehmenser-
folg förderlich ist (vgl. Uotila et al. 2009, S. 221 ff.). Allerdings gibt es auch
empirische Befunde mit negativen Performance-Effekten (vgl. Lavie/Kang/
Rosenkopf 2011, S. 1517 ff.).
200 Erich Zahn
2. Strategische Balance
Unternehmen, die Exploitation zu Lasten von Exploration betreiben, laufen
Gefahr, in die Falle eines suboptimalen stabilen Gleichgewichts zu geraten,
in welchem der Fluss von Ricardo- oder Monopol-Renten schnell austrock-
nen kann. Dagegen müssen Unternehmen, die Exploration unter Vernachläs-
sigung von Exploitation forcieren, damit rechnen, dass ihre innovativen
Anstrengungen zwar hohe Experimentierkosten verursachen, aber nicht die
erhofften Schumpeter-Renten generieren. Eine nachhaltig erfolgreiche Un-
ternehmensevolution erfordert deshalb eine geeignete Balance zwischen
Exploitation und Exploration (vgl. March 1991, S. 71 f.).
Allerdings ist eine derartige Balance alles andere als einfach zu erreichen,
handelt es sich doch hier um eine Art von beidhändigem Jonglieren, bei dem
die Unternehmensführung einerseits Spannungen im Unternehmen (zwi-
schen Effizienz- und Innovationsbefürwortern) und andererseits konfligie-
rende Nachfrageentwicklungen in den relevanten (bestehenden und entste-
henden) Märkten unter einen Hut bringen muss.
Die Crux ist, dass einer kontextadäquaten Balance gewisse Zwänge und
Neigungen des Top-Managements entgegen stehen. So bewirkt ein in bör-
senorientierten (vor allem US-amerikanischen) Unternehmen oft vorherr-
schender ‚short-termism‘ (vgl. Laverty 1996, S. 825 ff.) einen Zwang zur
Lieferung von Quartalsergebnissen zu Lasten einer längerfristigen Perfor-
mance. Die Unternehmensführung hat dann hier Schwierigkeiten, Investitio-
nen in die Zukunft (um Chancenanteile) des Unternehmens zu rechtfertigen.
Donaldson, der frühere ‚Head of the Securities and Exchange Commission‘
in den USA sieht in dieser „tyranny of the quarterly earnings“ sogar den
Hauptgrund für den Niedergang westlicher Volkswirtschaften (Dallas 2011,
S. 264).
Fakt ist, das sich Investitionen in exploitative, effizienzorientierte Aktivitä-
ten schneller auszahlen und geringere Risiken haben als solche in explorati-
ve, innovationsgetriebene Aktivitäten, deren Ergebnisse zudem unsicherer
sind. Daraus resultiert eine Neigung zu eher verstärkten Anstrengungen in
die Exploitation und zuweilen zum Festhalten an einer lange erfolgreichen
Strategie, selbst wenn sich diese mittlerweile bereits verbraucht hat (Hamel
2000, S. 68).
Strategische Unternehmensführung zur Ko-Evolution von Unternehmen und Umwelt 201
erzielen und erhalten können (vgl. Teece et.al. 1997, S. 509 ff.). Mittlerwei-
le thematisiert sie mit dem Begriff ‚dynamic managerial capabilites‘ auch
kognitive Aspekte des Managements von strategischem Wandel (vgl. u. a.
Eisenhardt/Martin 2000, S. 1105 ff.; Teece 2007, S. 1319 ff. und Helfat/
Peteraf 2015, S. 831 ff.).
IV. Ausblick
Die aus der Ressourcenperspektive hervorgegangene dynamische Fähigkei-
ten-Perspektive hat sich mit ihrem breiteren Theorien-Fundament als nützli-
che theoretische Perspektive zur Erforschung von Aspekten der Koevolution
des Unternehmens mit seiner Umwelt erwiesen. Mit dem Rückgriff auf die
Kognitionstheorie hat das Konzept der ‚dynamic managerial capabilities‘ die
208 Erich Zahn
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C. Innovation und internationale Unternehmenstätigkeit
Innovating for Emerging Markets? An Assessment of
German Hidden Champions’ Strategies
I. Introduction
“Western companies face the challenge that they need to develop products specifically
designed for a market [in the developing world] in which customer requirements are still
unknown and hard to define. At the same time, because the market is highly price
sensitive, the expected profit margin of the products is low compared with products in
western markets.” (Schanz, Hüsig, Dowling and Gerybadze 2011, p. 315)
IV. Findings
A total of 53 valid responses from the targeted group of German Hidden
Champions have been received. The respondents came from branches as
diverse as electrical engineering, pharmaceuticals, medical devices,
automotive components, construction, and mechanical and plant
engineering. Companies from the mechanical & plant engineering sector
make up the largest group of survey participants (nearly 50%). On average,
Innovating for Emerging Markets? 225
responding firms had a 90-year company tradition and employed 2,250 staff
worldwide, while almost all generated a turnover of €1 billion or more. Most
companies maintained production and R&D facilities in Germany as well as
overseas, as can be seen in Table 1.
Germany 50 50 51
Western Europe
12 20 28
(without Germany)
Eastern Europe
0 10 19
(without Russia)
North America 14 27 33
South America
3 5 18
(without Brazil)
Japan 2 7 10
Brazil 4 7 19
Russia 1 1 10
India 2 8 15
China 4 15 32
Rest Asia 4 7 12
BRIC countries. Close to 62% of the respondents had been active in at least
one BRIC country for more than 10 years; in 24% cases it was between 5
and 10 years. China and Russia were again countries with the largest share
of companies with 10+ years of engagement, with a share of 69% and 64%
respectively.
Already today, the BRIC countries are perceived as strategically important
or even very important by two-thirds of the respondents. This share
increases to 88%, when the respondents are asked about the strategic
importance of the BRIC markets for their firm in the coming five years (see
Figure 1).
Amongst the individual BRIC countries, China plays a clearly leading role
with 87% considering it currently either a very important (62%) or
important (25%) market. Brazil and Russia both score around 65% (market
is important or very important), while India lags behind in their assessment.
Only 47% rate the Indian subcontinent at present as a strategically very
Innovating for Emerging Markets? 227
Brazil 4.8% 30
Russia 6.5% 25
India 3.1% 36
Most of the products which are available in these two markets are
manufactured in cooperation between the German headquarters and local
production sites in China or India. Furthermore, the results indicate that
most Hidden Champions concentrate the production of their premium
products at their home-base. Products belonging to the medium price-
performance segment are mostly manufactured in cooperation between the
headquarters and the host country for goods offered in China, whereas such
products when sold in India witness a greater share of overseas production.
In the low price-performance segment, the firms mostly manufacture
exclusively in China while catering to the local market. For serving India’s
low price-performance segment the respondent firms stated to usually
choose a cooperative production strategy between the headquarters and the
local subsidiary.
Product Developer Premium Segment Medium price-performance Segment Low price-performance Segment
China India China India China India
However, it seems that at least some of the German Hidden Champions have
recognized this trend. To give an example, Germany’s CLAAS Group, one
of the world’s leading manufacturers of harvesting machines has developed
a special combine harvester for India that has catapulted CLAAS to a
leading position in the local market. This product can be categorized as a
frugal innovation as discussed above. According to CLAAS, “The pressure
on prices on the Indian market is immense. That’s something developers
have come to realize when designing such things as an operator’s cab.
Although this feature has long since been standard in European models, the
price makes it impossible to sell it in India. Developing this component at a
minimal price, in such a manner that it still offers comfort under challenging
climatic conditions, turned into a never-ending puzzle, even for engineers
accustomed to working on high-tech projects. ‘Every step in design also has
to answer the question: Is the customer willing to pay for it?’ says Malik
[president and managing director of CLAAS India]. ‘The German standard
of quality from CLASS is also valid in India. On this point, we are thinking
and acting in the same direction.’” (Böttcher 2012, p. 6). The authors’ long-
term interaction with a host of Hidden Champions corroborates such
anecdotal evidence.
We may conclude that successful global marketing and sales activities
require a well-considered product-portfolio strategy and therefore also a
well-considered innovation strategy going beyond purely technology-driven
approaches that build on global products. Companies have to understand
potentially diverging consumer needs and preferences in different countries.
Especially the Hidden Champions need to better comprehend the dynamics
and challenges of fast growing sales markets in the key emerging
economies. This is of key importance in securing the long-term
competitiveness of German Hidden Champions as well as of Germany as a
nation. To summarize it in words of Alexander Gerybadze (2006, p. 313):
“National strengths need to be built not just on R&D, but on a complex system of
downstream innovation activities, including engineering, lead market capabilities and
advanced services.”
236 Cornelius Herstatt, Rajnish Tiwari and Stephan Buse
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Innovating for Emerging Markets? 237
II. Hindernisse auf dem Weg von der Invention zur Innovation
Für die Schwierigkeiten, technologisch anspruchsvolle Nachhaltigkeitskon-
zepte in marktfähige Produkte und betriebswirtschaftlich erfolgreiche Ge-
schäftsmodelle umzusetzen, sind sowohl technische und ökonomische als
auch soziokulturelle Ursachen verantwortlich:
Entwicklungen im Bereich der Green Economy sind häufig noch zu teuer.
Viele Produkte werden noch in relativ geringer Stückzahl gefertigt, so dass
potenzielle Erfahrungskurveneffekte und Größendegressionsvorteile nicht
ausgeschöpft werden können. So kostete 2012 etwa die Erzeugung einer
KWh durch leistungsstarke Lithium-Batterien für Elektroautos 689 US-$
und damit mehr als vier Mal so viel wie durch konventionelle Verbren-
nungsmotoren (vgl. o.V. 2012).
Nachhaltigkeitsinnovationen durch länder- und sektorübergreifende Partnerschaften 241
Diese und viele weitere Beispiele zeigen, welche Potenziale länder- und
sektorübergreifende Partnerschaften besitzen, um sozial-ökologische Inno-
vationen hervorzubringen. Gleichzeitig werden aber auch die massiven Her-
ausforderungen deutlich, die mit derartigen Partnerschaften verbunden sind.
So sind die aus unterschiedlichen Ländern und privaten sowie öffentlichen
Sektoren stammenden Partner zumeist durch divergente Zielsetzungen, Res-
sourcen und institutionelle Logiken gekennzeichnet (vgl. Selsky/Parker
2005). Dies erschwert sowohl die effiziente Kombination der eingebrachten
Ressourcen als auch die ökonomische und soziale Verwertung der ange-
strebten Innovationen. Ein weiteres Problem, mit dem vor allem Unterneh-
men aus Deutschland und anderen Industrieländern konfrontiert sind, ist die
Gefahr des ungewollten Know-how Abflusses, die durch den häufig unzu-
reichenden Schutz intellektueller Eigentumsrechte verursacht wird (vgl.
London/Hart 2004). Aufgrund der zumeist geringen internationalen Erfah-
rungen sind auch die interkulturellen Managementprobleme von länder- und
sektorübergreifenden Partnerschaften oft größer als bei traditionellen Unter-
nehmenskooperationen (vgl. Kolk et al. 2008). Nicht zuletzt ergibt sich für
Unternehmen die Notwendigkeit, nicht nur mit anderen Unternehmen, son-
dern auch mit NGOs, lokalen Entrepreneuren, Regierungsinstitutionen, etc.
zu kooperieren (vgl. Beckmann et al. 2014; Venn/Berg 2014). Diesen
kommt etwa eine wichtige Funktion beim Zugang zu lokalem Wissen, dem
Aufbau von Vertrauen zu lokalen Akteuren, der Distribution von Produkten
und Dienstleistungen („last mile“) und der Bereitstellung lokaler öffentli-
cher Güter (z.B. Infrastruktur) zu (vgl. Schuster/Holtbrügge 2013a).
danach wieder anderen Themen mit höherer Dringlichkeit (wie derzeit etwa
der Flüchtlingskrise) zu. Ein weiteres Problem entsteht durch unterschied-
liche Zielsetzungen der beteiligten Akteure wie Unternehmungen, For-
schungseinrichtungen, Non-Profit-Organisationen, etc., für die zudem unter-
schiedliche gesetzliche Rahmenbedingungen gelten. Dies erschwert insbe-
sondere sektorübergreifende Kooperationen, wie sie für Nachhaltigkeitsin-
novationen typisch sind.
Während die Innovationsfähigkeit von Unternehmungen und Volkswirt-
schaften lange Zeit grundsätzlich positiv bewertet wurde, wird zunehmend
betont, dass Innovationen auch negative ökologische, soziale und ökonomi-
sche Folgen haben können. Dies geschieht insbesondere in der in der Wis-
senschaft und vielen Unternehmen zunehmend institutionalisierten Disziplin
des Nachhaltigkeitsmanagements. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie
Unternehmen die durch ihre Aktivitäten verursachten Umweltbelastungen
(ökologische Nachhaltigkeit) und unerwünschten sozialen Wirkungen (sozi-
ale Nachhaltigkeit) reduzieren bzw. minimieren und dabei gleichzeitig lang-
fristig ökonomisch erfolgreich sein können (ökonomische Nachhaltigkeit)
(vgl. Dyllick/Hockerts 2002; Schaltegger et al. 2002).
Aus dieser Nachhaltigkeitsperspektive ergeben sich für das Management
mehrere miteinander zusammenhängende Folgefragen. Erstens stellt sich die
Frage, wie die verschiedenen Nachhaltigkeitsdimensionen nicht nur über
geeignete Metriken und Kennzahlen erfasst (vgl. Perrini/Tencati 2006),
sondern auch miteinander vergleichbar und im Sinne eines Nachhaltig-
keitscontrollings in entscheidungsrelevanter Weise integriert und aggregiert
werden können (vgl. Schaltegger et al. 2006). Eine besondere Bedeutung
kommt hierbei dem Business Case for Sustainability zu, der versucht, öko-
logische und soziale Kriterien nicht nur als Restriktion zu begreifen, sondern
idealerweise sogar als Treiber für unternehmerische Wertschöpfung zu ent-
falten (vgl. Beckmann/Schaltegger 2014). Da derartige Win-Win-Lösungen
im Status Quo oftmals nicht möglich sind, fokussiert gerade auch das Nach-
haltigkeitsmanagement auf die Generierung von technologischen, organisa-
tionalen und sozialen Innovationen, um vermeintliche Trade-offs zwischen
wirtschaftlichen und sozial-ökologischen Zielen perspektivisch zu überwin-
den (vgl. Beckmann et al. 2014). In diesem Sinne betonen diverse Studien,
dass gerade die Suche nach Nachhaltigkeitslösungen zu einem entscheiden-
Nachhaltigkeitsinnovationen durch länder- und sektorübergreifende Partnerschaften 249
Internationales
Management
Technologie- Base-of-the-Pyramid
diffusion Forschung
Nationale Nachhaltigkeit in
Innovations- länderübergreifenden
systeme Wertschöpfungsketten
Innovations- Nachhaltigkeits-
management management
Public-Private
Partnerships
Frugal
Innovations
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Institutional Voids als Herausforderung internationaler
Unternehmenstätigkeit in Entwicklungs- und
Schwellenländern
et al. 2000; Graham et al. 2003 zur Bedeutung von Good Governance). Da-
mit ist aber nicht gemeint, dass informelle Institutionen immer auch Bad
Governance bedeuten müssen. So ist beispielsweise an den Fall zu denken,
dass eine fehlende staatliche Fürsorge für sozial Schwache in Form formel-
ler Institutionen durch die informelle Institution des Mäzenatentums aufge-
fangen werden kann. Unter diesen Umständen dürfte nicht von Bad Gover-
nance gesprochen werden. Allerdings zählen diese positiven Formen infor-
meller Institutionen eher zu den Ausnahmen. Ohne Vorhandensein recht-
staatlicher Prinzipien und deren Durchsetzung sind informelle Institutionen
in Form unredlichen Verhaltens eine offensichtliche und häufige Folge (vgl.
Li et al. 2012b zur Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit in Schwellenländern).
Wong/Chan (1999), welche die Folgen von Bestechung und Beziehungs-
marketing in China untersucht haben, gehen so weit, die entsprechenden
Praktiken als alternative und informelle Systeme für Marketing-Manager zu
beschreiben.
nicht unbedingt zustimmen (zu Guanxi und Blat, vgl. Lee/Dawes 2005;
Puffer et al. 2010; Verbeke/Kano 2012).
Diese ungleichen Bewertungen unethischer Geschäftspraktiken sind in den
vergangenen Dekaden mehr und mehr zu einem Problem westlicher Unter-
nehmen geworden. So fallen seit 1977 börsennotierte Unternehmen in den
USA unter den „Foreign Corrupt Practices Act“. Die meisten OECD-Länder
sind dem US-amerikanischen Beispiel gefolgt und haben in den folgenden
Jahren ihre Gesetzgebung entsprechend geändert. Ferner findet sich in den
Industrieländern eine kritische Öffentlichkeit, welche sich zunehmend mit
den unethischen Geschäftspraktiken in Entwicklungs- und Schwellenländern
auseinandersetzt. Umfangreiche Korruptionsskandale im internationalen
Geschäft wurden aufgedeckt und trugen zu der gesteigerten Medienaufmerk-
samkeit gegenüber AMNEs und ihren globalen ethischen Standards bei. So
war zwischen 2000 und 2006 Siemens Gegenstand eines großangelegten
Korruptionsprozesses. Siemens-Manager bestachen jahrelang ausländische
Beamte und politische Entscheidungsträger. Die Ermittlungen legten offen,
dass sich Siemens im Ausland mehrere Geschäfte durch Korruption sicherte.
1,6 Milliarden USD wurden als fragwürdige Zahlungen identifiziert, was die
Affäre zum größten Korruptionsprozess in Deutschland machte. Beispiele
wie der Siemens-Korruptionsskandal sollten in den Vorstandsetagen zu einer
Bewusstwerdung von unethischen Geschäftspraktiken geführt zu haben, da
die negative Berichterstattung in den Medien alles andere als dienlich für die
betroffenen Unternehmen war.
Unter den wachsamen Augen der Öffentlichkeit verurteilen heutzutage viele
AMNEs unethische Geschäftspraktiken ausdrücklich. In den letzten Jahren
ist ein sogenanntes „Value-Statement“, mit dem Unternehmen die sozialen
Regelungen und ihre ethischen Angelegenheiten offenlegen, zu einem wich-
tigen Bestandteil der Unternehmensrichtlinien geworden. Unter anderem
dient es als „Gebrauchsanweisung“ für Manager, die im Ausland agieren; es
verbietet unerwünschtes Verhalten wie Bestechung und Erpressung. Folglich
legen Value-Statements dar, welche Beziehungen die Manager mit Zuliefe-
rern und Kunden unterhalten sollten; sie diktieren gewissermaßen die inter-
nen ethischen und moralischen Standards des Unternehmens. Die übergrei-
fende Idee ist, Zahlungen nur zuzulassen für rechtmäßige und tatsächlich
erbrachte Leistungen (vgl. Transparency International Deutschland 2007).
Diese Entwicklung scheint vielversprechend – aber nur auf den ersten Blick.
Institutional Voids als Herausforderung internationaler Unternehmenstätigkeit 267
Wie bereits in der Einleitung zu diesem Beitrag erwähnt wurde, ist die Si-
tuation in der Realität wesentlich komplexer.
Komplexitätsstiftend wirkt hierbei die Überlegung, dass informelle Ge-
schäftspraktiken grundsätzlich in zwei Ausprägungen vorliegen können und
nicht notwendigerweise unethisch sein müssen. Einerseits kann es sich hier-
bei tatsächlich um nicht akzeptable, unethische Methoden handeln, die ins-
besondere Wettbewerbern zum Nachteil werden, weil diese vom Marktme-
chanismus exkludiert werden (z. B. Korruption). Andererseits können in-
formelle Geschäftspraktiken aber auch alternative Institutionen darstellen,
die Markttransaktionen überhaupt erst ermöglichen. Gerade in durch Institu-
tional Voids geprägten Volkswirtschaften können sie damit beispielsweise
neue Märkte „eröffnen“ und eine wettbewerbsfördernde Wirkung entfalten.
Damit bieten informelle Geschäftspraktiken zumindest das Potential einer
Effizienzsteigerung und allgemeiner Vorteile (für die Gesellschaften der
Entwicklungs- und Schwellenländer sowie für MNEs).
Die faktisch-institutionellen Standards in vielen Entwicklungs- und Schwel-
lenländern widersprechen außerdem häufig den Value-Statements und Ver-
haltenskodizes in Industrieländern; diese Grundsätze und Richtlinien gehen
nämlich auf vorteilhafte informelle Geschäftspraktiken nicht ein. Dadurch
setzen sich aber AMNEs einem Wettbewerbsnachteil aus, da sie auf manche
lokalen Praktiken verzichten. Mit dem gegenwärtigen Rahmenwerk aus
unternehmenseigenen Value-Statements und Verhaltenskodizes, welche vor
dem Hintergrund westlicher Standards etabliert wurden, haben MNEs auf-
grund externer Vorgaben die Flexibilität aufgegeben, sich an lokale Gege-
benheiten anzupassen, wodurch sie sich in eine Konfliktzone zwischen ihren
eigenen ethischen Standards und den lokalen Notwendigkeiten in Ländern
mit Institutional Voids begeben. Zur Verdeutlichung dieser Problematik soll
kurz auf ein Fallbeispiel eingegangen werden.
Im Oktober 2012 stellte die Harvard Business Review den interessanten Fall
von Celtel in Afrika vor (Ibrahim 2012). Celtel war ein afrikanisches Tele-
kommunikationsunternehmen und wurde 1998 gegründet. Bevor das Unter-
nehmen gegründet wurde, hatten alle großen Mobilfunkbetreiber aus den
Industrienationen die Möglichkeit weitgehend ignoriert, in Afrika zu inves-
tieren. Die Gründe dafür waren fast immer mit Institutional Voids in Form
von politischer Instabilität, Armut, Korruption und einem unsicheren öko-
268 Michael-Jörg Oesterle und Björn Röber
ࢍࢋ࢝ࢉࢎ࢚ࢋ࢚ࢋ࢘ࡰ࢛࢘ࢉࢎ࢙ࢉࢎ࢚࢚࢞ ൌ ࢝ ࢞ ࢝ ࢞ ǥ ࢝ ࢞
w = relative Gewichtung (%) auf Basis der Direktinvestitionszuströme
(bzw. der Importe) in das betrachtete Zielland
x = CPI des jeweiligen FDI Herkunftslandes
(bzw. CPI des Importherkunftsland)
90 R² = 0,1342
80
Averaged Country of FDI Origin CPI
70
60
50
40
30
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Host Country CPI
Die Analyse der Daten verdeutlicht (vgl. Abbildung 1), dass Volkswirtschaf-
ten mit einem geringen CPI (was für das Vorliegen institutioneller Defizite
und eine hohe Toleranz für informelle Geschäftspraktiken spricht) mehr
Direktinvestitionen aus Ländern erhalten, die institutionell ähnlich gering
entwickelt sind. Das bedeutet, dass MNEs aus institutionell entwickelten
Ländern, d. h. AMNEs, in den jeweiligen Märkten weniger vertreten sind
und – im Umkehrschluss – dass Unternehmen aus Entwicklungs- und
Schwellenländern, d. h. EMNEs, relativ häufig in diesen Märkten vorzufin-
den sind.
274 Michael-Jörg Oesterle und Björn Röber
N 82 82
In Bezug auf Exporte war es möglich, eine noch deutlichere Beziehung zwi-
schen dem CPI des Ziellands und dem CPI des gemittelten Importherkunfts-
lands festzustellen. Es wurde ein Korrelationskoeffizient nach Pearson von
0,644 gemessen, welcher ebenfalls auf einem Niveau von 0,01 signifikant
war (zweiseitig, vgl. Tabelle 2), was die zweite der genannten Hypothesen
unterstützt.
Mit Bezug auf Tabelle 2 und das Streudiagramm in Abbildung 2 kann eine
deutliche Korrelation zwischen der institutionellen Entwicklung eines Ziel-
lands und der institutionellen Entwicklung der in das Zielland exportieren-
den Länder beobachtet werden. Im zweiten Abschnitt der vorliegenden Un-
tersuchung wurde argumentiert, dass eine mögliche Überrepräsentierung von
EMNEs bzw. Unterrepräsentierung von AMNEs in Entwicklungs- und
Schwellenländern noch deutlicher für den Fall einer exportbasierten Interna-
tionalisierung ausgebildet sein müsste, da der Markteintritt durch Export für
EMNEs aufgrund eines geringeren Kapitalbedürfnisses die präferierte Form
sein sollte. Diese Überlegung scheint durch die vorliegenden Daten gestützt
zu werden. Es kann durchaus angenommen werden, dass Entwicklungs- und
Schwellenländer Geschäftspartner aus eben jenen Volkswirtschaften anzie-
hen, die ebenfalls institutionell wenig entwickelt sind. Neben anderen Fakto-
ren könnte diese Situation dadurch erklärt werden, dass die Entwicklungs-
Institutional Voids als Herausforderung internationaler Unternehmenstätigkeit 275
80
R² = 0,4143
70
Averaged Exporting Country CPI
60
50
40
30
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Host Country CPI
276 Michael-Jörg Oesterle und Björn Röber
N 82 82
ke/Kano – etwa durch Puffer et al. (2010) und Husted (1994) – institutionen-
theoretisch und transaktionskostenökonomisch analysiert; hierbei dominierte
aber – wie bei den meisten anderen Arbeiten – die Interpretation im Sinne
von „negative spill-overs“, die den Wettbewerb einschränken.
Der angesprochene jüngere Beitrag von Verbeke/Kano (2012) deutet jedoch
darauf hin, dass dieses Bild unvollständig ist (vgl. auch Fisman/Wang 2010
oder Mudambi et al. 2013). Ihrer Ansicht nach könnte „Trading Favors“
unter den oben genannten Bedingungen das Potential zur Effizienzsteige-
rung in Märkten bieten. Ausgehend von diesem neuen Blickwinkel sind
„negative spill-overs“ nicht unbedingt eine unausweichliche Folge. Im Ge-
genteil könnte der Austausch von Gefälligkeiten durch das Einsparen von
Transaktionskosten sowohl für das operierende Unternehmen als auch für
Gesellschaften in Entwicklungs- und Schwellenländern zu Vorteilen führen
(vgl. Verbeke/Kano 2012).
Mit ihrer Bewertung von „Trading Favors“ auf Basis der Transaktionskos-
tenökonomie haben Verbeke/Kano einen interessanten theoretischen Beitrag
geliefert. Sie haben richtigerweise festgestellt, dass getauschte Gefälligkei-
ten unter Umständen effizient und vorteilhaft für alle Marktparteien sein
können. Deshalb sollte dem Thema „Trading Favors“ im Kontext des Inter-
nationalen Managements eine größere Relevanz zukommen: Falls AMNEs
eine rechtliche Möglichkeit hätten, an einem Austausch von Gefälligkeiten
lokaler Marktteilnehmer teilzunehmen, könnten Institutional Voids über-
wunden und so Transaktionskosten gesenkt werden. Dieser Gesichtspunkt
könnte die Effizienz in der globalen Wertschöpfungskette erhöhen und
Wettbewerbsvorteile gegenüber Wettbewerbern schaffen, die sich von durch
Institutional Voids geprägten Zielmärkten fernhalten.
Ohne einen größeren Spielraum für Zielmarktmanager ist es aber schwierig,
strategisch in den entsprechenden Märkten zu agieren. Für multinational
tätige Unternehmen ist dies ein Thema von beträchtlicher strategischer Be-
deutung: Wenn sie sich aufgrund der anscheinend hohen Transaktionskosten
als Ergebnis von Institutional Voids aus komplexen und schwierigen Märk-
ten zurückziehen, gehen die Unternehmen das Risiko ein, nicht das volle
Potential der internationalen Geschäftstätigkeit auszuschöpfen. Aber hohe
Transaktionskosten können auf lange Sicht durch positive informelle Ge-
schäftspraktiken wie „Trading Favors“ mit lokalen Marktteilnehmern redu-
Institutional Voids als Herausforderung internationaler Unternehmenstätigkeit 279
ziert bzw. absorbiert werden. Wie in diesem Beitrag dargelegt wurde, gibt es
allerdings nur einen schmalen Grat zwischen unethischen Geschäftsprakti-
ken und Effizienzgewinnen durch tolerierbare informelle Geschäftspraktiken
wie „Trading Favors“.
V. Fazit
Grundsätzlich sollten informelle Geschäftspraktiken sowohl in ihrer wett-
bewerberexkludierenden als auch in ihrer potentiell wettbewerbsförderlichen
Ausprägung wahrgenommen werden. Obgleich es gerechtfertigt und erfor-
derlich ist, dass AMNEs daran gehindert werden, an möglichen wettbewer-
berexkludierenden Aktivitäten teilzunehmen, erscheint die Blockierung
potentiell global vorteilhafter Praktiken wie „Trading Favors“ nicht vernünf-
tig. Dies beruht auf der Überlegung, dass viele Entwicklungs- und Schwel-
lenländer durch Institutional Voids geprägt sind, welche informelle Instituti-
onen und Geschäftspraktiken erfordern, um Markttransaktionen überhaupt
erst zu ermöglichen. Geschäftsaktivitäten wie „Trading Favors“ besitzen
daher sowohl für die Gesellschaften in den Entwicklungs- und Schwellen-
ländern als auch für AMNEs durchaus auch das Potential, gleichermaßen
vorteilhaft zu sein.
Die mit der Untersuchung aufgezeigte deutliche Korrelation zwischen der
institutionellen Entwicklung eines Internationalisierungs-Ziellands und der
institutionellen Entwicklung der Direktinvestitionsherkunftsländer bezie-
hungsweise der Importherkunftsländer ist so zu interpretieren, dass entspre-
chende Aktivitäten von EMNEs verhältnismäßig (im Vergleich zu AMNEs)
häufig in (jeweils ausländischen) Entwicklungs- und Schwellenländern vor-
zufinden sind. Bemerkenswerterweise ist dies bei einem Markteintritt per
Export (im Vergleich zu Markteintritt per Direktinvestition) noch stärker der
Fall – möglicherweise aufgrund der geringeren Kapitalerfordernisse, welche
EMNEs gelegen kommen. Vieles spricht dafür, dass Institutional Voids in
entsprechenden Märkten sowie rigide ethische Geschäftsrichtlinien in den
Heimatmärkten (der AMNEs) zu diesem Ungleichgewicht beitragen. An-
scheinend meiden Unternehmen aus institutionell entwickelten Ländern
Geschäftsaktivitäten in durch Institutional Voids geprägten Märkten. Stren-
ge ethische Geschäftsrichtlinien erhöhen die Transaktionskosten für diese
280 Michael-Jörg Oesterle und Björn Röber
Ursachen als plausibel. Die geographische Nähe des Stammlandes von EM-
NEs zu (anderen) institutionell schwach entwickelten Volkswirtschaften
könnte beispielsweise eine solche Ursache sein. Weitere Untersuchungen
zum verhältnismäßig geringen Engagement von AMNEs in Entwicklungs-
und Schwellenmärkten sowie zu der Akzeptanz informeller Geschäftsprakti-
ken in AMNE-Heimatmärkten bieten also das Potential, innovative Konzep-
tualisierungen und interessante Forschungsergebnisse zutage zu fördern.
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Institutional Voids als Herausforderung internationaler Unternehmenstätigkeit 283
Anhang
Republic of Armenia 34 65 45
Australia 85 74 60
Austria 69 68 66
Republic of Azerbaijan 27 66 52
Kingdom of Bahrain 51 43 56
Bangladesh 26 60 49
Belarus 31 47 39
Belgium 75 69 69
Bhutan 63 67 43
Bolivia 34 62 49
Bosnia and Herzegovi- 42 62 51
Botswana 65 69 51
Brazil 43 80 60
Bulgaria 41 67 49
Canada 84 73 62
Chile 72 69 54
P.R. China: Hong Kong 77 60 54
P.R. China: Mainland 39 76 56
Costa Rica 54 58 61
Croatia 46 69 55
Cyprus 66 36 56
Czech Republic 49 75 60
Denmark 90 80 70
El Salvador 38 54 54
Estonia 64 77 61
Finland 90 78 61
France 71 77 62
Germany 79 73 61
Greece 36 77 51
Institutional Voids als Herausforderung internationaler Unternehmenstätigkeit 285
Averaged Ex-
Host Country Averaged Country
Host Country porting Country
CPI of FDI Origin CPI
CPI
Hungary 55 66 61
Iceland 82 84 69
India 36 72 53
Indonesia 32 58 59
Ireland 69 80 68
Israel 60 79 65
Italy 42 77 58
Japan 74 82 54
Kazakhstan 28 71 42
Korea 56 73 56
Kuwait 44 68 58
Kyrgyz Republic 24 60 41
Latvia 49 70 60
Lithuania 54 77 53
Luxembourg 80 72 72
Macedonia, FYR 43 65 51
Malaysia 49 80 60
Mali 34 74 47
Malta 57 62 55
Mauritius 57 60 51
Mexico 34 73 64
Montenegro, Republic 41 59 48
Mozambique 31 63 55
Nepal 27 77 41
Netherlands 84 68 62
New Zealand 90 82 62
Nigeria 27 52 56
Norway 85 79 69
Pakistan 27 66 54
Panama 38 56 59
Paraguay 25 51 47
286 Michael-Jörg Oesterle und Björn Röber
Averaged Ex-
Host Country Averaged Country
Host Country porting Country
CPI of FDI Origin CPI
CPI
Philippines 34 80 60
Poland 58 72 58
Portugal 63 71 58
Romania 44 73 58
Russian Federation 28 69 56
Senegal 36 51 53
Serbia, Republic of 39 74 52
Seychelles 52 57 61
Singapore 87 68 56
Slovenia 61 75 58
South Africa 43 72 55
Spain 65 63 56
Sweden 88 80 70
Switzerland 86 77 66
Thailand 37 37 58
Turkey 49 65 52
Uganda 29 76 50
Ukraine 26 63 47
United Kingdom 74 74 66
United States 73 76 54
Venezuela, Republica
19 74 56
Bolivariana de
Zambia 37 64 46
Airbus – Managing the legacy of a complex international
merger1
1
Parts of this case are based on Schmid et al. (2013).
2
For many decades, Alexander Gerybadze has been interested in the challenges resulting
from complex value chains in MNCs. In particular, many of his contributions have
focused on the management of highly dispersed R&D activities. See, for instance,
Gerybadze (1997). In one of his most recent studies, he investigated the R&D location
strategies of 55 companies, one of them being EADS, i.e., the company that is at the
centre of this case. See Gerybadze/Merk (2014).
3
Interestingly, Alexander Gerybadze also published a contribution in which he links the
defence and aerospace industry to industrial policy as well as to national and international
economics. See Gerybadze (1988).
Airbus – Managing the legacy of a complex international merger 289
4
While innovation is not at the centre of this case study, research by Alexander Gerybadze
could provide interested readers with many insights. See, for instance, Gerybadze (2004)
and Gerybadze (2012). In addition, many of Alexander Gerybadze’s former doctoral
290 Stefan Schmid and Frederic Altfeld
students or post-doctoral students show a strong interest in innovation research. See, for
example, Burr (2014, ed.).
Airbus – Managing the legacy of a complex international merger 291
Airlines. By the end of that decade, the European consortium had delivered
81 A300 aircraft to 14 airlines (Airbus Group 2015a). In doing so, Airbus
had proved its ability to compete in the world aviation market, and the
success encouraged the European partners to expand the Airbus product line.
Over the years that followed, Airbus developed and manufactured a range of
aircraft of different sizes to cover a greater number of market segments.
Although it was not until 1990 that Airbus made its first operating profit, the
European consortium continued to gain market share. In 1997, Airbus held a
30% share of the market for large passenger aircraft, while its main rival
Boeing, after a merger with its former US competitor McDonnell Douglas,
held 60% (Braunberger 2006, p. 109). One of the main advantages of
Boeing was its monopoly position in fulfilling the demand for very large
aircraft. In Airbus’ product portfolio, no aircraft matched the size of the
B747. As a result, Airbus could not offer the complete range of aircraft that
many airlines needed. Even airlines that relied on Airbus for most of their
fleet still had to turn to Boeing’s jumbo jet if they wanted to have a very
large aircraft. To break Boeing’s monopoly in this market segment, Airbus
took on the boldest project in its history: the development of the A380, the
world’s largest airliner (Cole 1999, p. A1 and Morgenstern/Plath 2005,
p. 103).
Over the years, Airbus’ set-up as a consortium reached its limits. The
organizational structure was opaque and complex, and decision making
concerning strategy, cost reduction or profit distribution grew lengthy and
complicated. To form a single integrated company, the German, French and
Spanish partners agreed on a merger. As a result, EADS (European
Aeronautic Defence and Space Company) was created in 2000, and it
bundled not only civil aviation but also the defence and aerospace activities
of the partnering firms. Airbus became a subsidiary of EADS, contributing
64% of total revenue (EADS 2001, pp. 2 – 3). Because the partnering firms
of the French and the German side were much larger than their Spanish
counterpart, the merger was mostly a Franco-German undertaking
(Barmeyer/Mayrhofer 2010, p. 3). EADS was promoted as a symbol of
European cooperation and integration. The merger would be “good for
France, good for Germany and good for Europe”, German chancellor
Gerhard Schröder stated when the contracts were signed (Deckstein/
Hawranek 1999, p. 129). However, behind the scenes there were tough
292 Stefan Schmid and Frederic Altfeld
EADS
Revenues: 31.8
Revenues: 20.5 Revenues: 0.5 Revenues: 5.1 Revenues: 3.3 Revenues: 2.4
% of total: 64 % of total: 2 % of total: 16 % of total: 10 % of total: 8
Revenues in € billion.
All numbers for fiscal year 2001.
Bischoff from Germany. The remaining nine seats on the Board of Directors
were held by four German and four French representatives; additionally,
there was one director of Spanish nationality. Similarly, the Executive
Committee was headed by two CEOs: Philippe Camus from France and
Rainer Hertrich from Germany. The rest of the Executive Committee com-
prised the directors of the operating divisions and major functional
departments. Again, four positions were held by Germans, four by
Frenchmen, and one by a Spaniard (Barmeyer/Mayrhofer 2010, pp. 4 – 7).
While there was parity in the number of seats, the balance of power was
tilted in favour of France because Airbus, the most important division, was
led by a Frenchman. Figure 2 shows the composition of the Board of
Directors and the Executive Committee.
Michael Rogowski (D) Rainer Hertrich (D) Eckhard Cordes (D) Louis Gallois (F)
Jean-Paul Gut (F) Jean-L. Gergorin (F) Thomas Enders (D) Gustav Humbert (D)
EADS Strategic Defence and Civil Airbus Chief
International Coordination Systems Division Operating Officer
As of December 2001.
5
For this paragraph, see Schmid et al. (2013), pp. 75 – 82.
6
While we focus on the configuration of production activities, other value chain activities
are also dispersed within MNCs in general and within Airbus in particular. See Schmid/
Grosche (2009), Kutschker/Schmid (2011), pp. 998 – 1008 or Grosche (2012). Dispersed
R&D activities have been investigated, for instance, by Gerybadze et al. (1997).
Airbus – Managing the legacy of a complex international merger 295
7
Although this case study focuses on Airbus, it would be highly interesting to investigate in
greater detail the interdependencies with suppliers that lead to an even more complex
production network. During his research career, Alexander Gerybadze and his doctoral
students were interested not only in OEMs and their internationalization, but also in
suppliers. See, for instance, Stephan/Pfaffmann (1999) and Pfaffmann/Stephan (2001).
296 Stefan Schmid and Frederic Altfeld
Transport by water
Transport by air GREAT BRITAIN
Transport by road
Broughton
Mostyn Hamburg
GERMANY
St-Nazaire
FRANCE
Pauillac
Langon
Toulouse
Getafe
SPAIN
Puerto Real
Cadiz
As of March 2006.
1. Airbus in crisis
In the years following the merger, Airbus managed to increase its market
share. The European company and its arch-rival Boeing dominated the
global market for large commercial aircraft and fought for supremacy. In
2003, Airbus managed for the first time to deliver more planes than Boeing,
thus becoming the world’s largest supplier of commercial aircraft, as
measured by plane deliveries (Gordon 2014). However, despite its success
in sales and deliveries, in 2006, Airbus entered the worst crisis in its history.
On the evening of 13 June 2006, after the close of trading, the company
shocked its stakeholders by announcing a six-month delay in the launch of
Airbus – Managing the legacy of a complex international merger 297
the A380 aircraft. It was estimated that the delay would cost Airbus € 500
million in lost annual profit for the period between 2007 and 2010. On the
day following the announcement, the share price of parent company EADS
plummeted by 26%, which slashed the company’s value by € 5.5 billion
(Anonymous 2006a). Airbus explained that technical difficulties with the
electrical wiring were the main cause for the delay. The market reaction was
particularly negative because in the previous year, Airbus had already
postponed the delivery deadline by six months. With the latest, unexpected
announcement, investors and customers lost confidence in Airbus’
capabilities to handle the complexities of the A380 project. Singapore
Airlines, the first customer of the A380, reacted immediately: after the delay
was announced, it ordered 20 of Boeing’s new 787 “Dreamliner” aircraft,
which were worth $ 4.5 billion at list price (Anonymous 2006a and
Anonymous 2006b). In addition to difficulties with the A380, Airbus faced
another challenge: the dollar’s weakness against the euro. Planes are usually
bought and sold in dollars, yet Airbus’ costs were mostly in euros. Thus,
Airbus faced higher costs and lower revenues, a situation that Airbus’ CEO
at that time referred to as “life-threatening” (Anonymous 2007a). In this
severe crisis, the weaknesses in Airbus’ configuration of production
activities and of its top management structure were exposed. The company
would have to adopt swift and drastic measures to regain the confidence of
its stakeholders.
Mönninger 2006, p. 33). Once again, tedious and difficult negotiations were
necessary to implement changes while leaving the power equilibrium intact.
Eventually, Forgeard and Humbert left the company, illustrating that even
resignations should be balanced by nationalities. Both top managers were
replaced by Frenchmen: Louis Gallois as Co-CEO of EADS and Christian
Streiff as CEO of Airbus. EADS continued to have two CEOs and two
chairmen, even though the German side advocated a single structure (Braun-
berger 2006, p. 215).
EADS struggled to streamline its “absurd management structure that main-
tained an uneasy balance of power”, as a report in The Economist described
it (Anonymous 2007a). Meddlesome governments and national mindsets
continued to hinder the effective management of the company. In October
2006, Airbus’ CEO Christian Streiff resigned after just three months on the
job. He stated, “[t]he organisation and management of EADS have as their
main objective the delicate balancing of people, of power and of positions.
This formula could be efficient during a normal time. But it is no longer
appropriate for a company that is going through a serious crisis” (Daly
2006).
In addition to deficiencies in the top management structure, cultural
differences between the German and French partners were likely to
complicate management-related questions. One such aspect is the differing
conception of leadership and authority between the French and Germans.
While authority is primarily based on status and acceptance of hierarchy in
France, authority is oriented towards professional expertise and technical
competence in Germany (Barmeyer/Mayrhofer 2008, p. 34 and Barmeyer/
Mayrhofer 2010, pp. 28 – 29). Furthermore, the German and French partners
have contrasting views on the role of the state in business. In France, the
state plays an active part in the business world, and strong political support
is vital for many companies and top managers’ careers. In Germany, on the
other hand, the corporate and political spheres are not as intertwined as they
are on the other side of the river Rhine (Mönninger 2006, p. 33).
It took EADS until July 2007 to finally abandon its dual management
structure in favour of a single CEO and a single chairman. Louis Gallois, a
Frenchman, became CEO of EADS, while German Rüdiger Grube was
appointed chairman of the board. Another German, Thomas Enders, took
Airbus – Managing the legacy of a complex international merger 299
over as head of Airbus. The partners agreed on the rotation of the top
positions between German and French nationals after every five years.
1. Develop Faster
í Reduce development time for new aircraft from 7.5 years to 6 years
í Establish robust development processes with risk-sharing partners to secure
these cycle time reductions and the required aircraft maturity at entry into
service
í Improve engineering productivity by 15%
2. Smart Buying
í Reduce the supply cost base
í Reshape and consolidate the supply base by building a network of risk-
sharing partners and streamlining its logistics organization
3. Lean Manufacturing
Focus on
í Integrate manufacturing and associated engineering and ensure the
Operations deployment of consistent, lean production principles across all plants
í Target: Increase productivity by 16% by 2010
5. Maximize Cash
í Achieve a reduction of financial working capital and tight control of cash in
all operations
(AVIC). Airbus controlled 51% of the joint venture (Erling 2012 and Airbus
Group 2015b). Initially, there were some concerns about job cuts in Europe
and a loss of technology to the Chinese (Mack 2009). However, Airbus was
able to benefit from the strong growth in demand from Chinese airlines.
While the company’s market share in China was at 6% in 1995, it grew to
50% in 2013. That year, Airbus sold 20% of its global aircraft production to
China, and a total of 1,000 Airbus jets were in service for Chinese operators.
By then, the Tianjin plant had delivered 125 aircraft (Airbus Group 2015a).
Especially at the beginning of operations, production costs were higher in
Tianjin than in Airbus’ European facilities owing to factors such as more
difficult logistics, lower production volumes and the employment of costly
expatriates. The employment of expatriates was necessary to ensure that
company-wide quality standards were met. Some of these costs, however,
were bound to decrease over time as learning effects were achieved and as
expatriates were replaced by Airbus-trained Chinese personnel (Erling 2012,
Flottau/Perrett 2012 and Anonymous 2014).
In 2014, the European and Chinese partners of the joint venture agreed to
extend their cooperation for an additional ten years and to increase the
plant’s capabilities. The following year saw a further expansion of Airbus’
production activities in China. With French Prime Minister Manuel Valls
and Chinese Premier Li Keqiang present at the meeting, the partners of the
joint venture signed an agreement to establish a completion and delivery
centre in Tianjin for Airbus’ A330 aircraft (Airbus Group 2015c). Already a
region of major significance to Airbus, China is likely to become even more
important in the future. Forecasts by the International Air Transport Asso-
ciation (IATA), among others, see the country poised to overtake the US as
the world’s largest market for passenger air traffic by 2030 (IATA 2014).
Airbus’ portfolio of production sites was further internationalized when, in
July 2015, the manufacturer opened a new final assembly line for A320
aircraft in Mobile, Alabama. With the first delivery of aircraft scheduled for
2016, it is Airbus’ first production facility in the US (Mester 2015). The
move could help the company protect itself against foreign exchange risk.
An even more important motive might be Airbus’ intention to attack Boeing
on its own turf. While the two arch-rivals each hold about half of the
worldwide market for large aircraft, Airbus’ market share in the US is only
20% (as of 2013, Anonymous 2013). With its US manufacturing presence,
Airbus – Managing the legacy of a complex international merger 303
the European company hopes to increase its sales in the US and get closer to
market share parity in Boeing’s home country (Maaß et al. 2012 and
Michaels et al. 2012). Although final assembly of an aircraft accounts for
only approximately 5% of its value, the location has a disproportionate
impact on public perceptions of the plane (Michaels et al. 2012). In this
regard, the new facility in Alabama might mitigate political opposition in
the US and improve sales to local airlines once Airbus’ jets are perceived as
“Made in the USA” (Michaels et al. 2012).
Over the years, the commercial aircraft segment has become ever more
important for Airbus’ parent company EADS. In 2012, a proposed merger of
EADS with Britain’s BAE Systems, Europe’s largest defence company,
would have strengthened the military side of EADS’ business; it failed,
however, mainly because of political opposition (Anonymous 2012a and
Anonymous 2012b). In the following year, EADS was renamed and
rebranded “Airbus Group”, thus reflecting the overwhelming importance of
the commercial aviation segment for the parent company (Airbus Group
2013b, p. 54). At year-end 2014, after several years of strong order intake,
Airbus’ backlog stood at 6,386 aircraft. This volume is equivalent to the
output of approximately ten years of production at current rates. In the years
to come, one challenge Airbus will have to face is to increase production
rates in order to clear its order book and build up capacities to meet future
demand (Clark 2015 and Hollinger 2015). In its 20-year market forecast,
Airbus expects global market demand for 31,800 new passenger aircraft
over the period 2015 – 2034. Figure 5 shows not only Airbus’ forecasted
market demand for new passenger aircraft broken down by region but also
Airbus’ order backlog.
304 Stefan Schmid and Frederic Altfeld
Source: Airbus Group 2014a, p. 47, Airbus Group 2014b, p. 5 and Airbus Group 2015d, p. 10
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D. Interdisziplinäre Bezüge der Innovationsforschung
Gescheiterte Innovationen als Gegenstand
technikhistorischer Forschung
Reinhold Bauer
um die Kernenergie kann hier gleichsam als Paradebeispiel für dieses Phä-
nomen gelten. Grundsätzlich ist eine Einigung darüber, welche Innovationen
als „Fehlschlag“ oder eben als „Erfolg“ angesehen werden können, immer
nur innerhalb einer mehr oder minder großen Gruppe möglich. Bei der vor-
geschlagenen Definition geht es aber eben vorrangig darum, ein Forschungs-
feld sinnvoll zu erschließen, und die Stärke der eingeführten Definition liegt
genau darin, die Kategorien „Erfolg“ und „Scheitern“ für die historische
Innovationsforschung operationalisierbar zu machen.
3. Bereits die verwendeten Begriffe unterstreichen, dass es sich um eine
systemspezifische Definition innovatorischen Scheiterns handelt. Die Aus-
sagekraft der vorgeschlagenen Kriterien ist an das kapitalistische Konkur-
renzprinzip gebunden. Die eingeführte Definition stößt da an ihre Grenzen,
wo der Markt vollständig oder überwiegend ausgeschaltet ist. Insbesondere
durch staatliches Engagement, am prominentesten sicherlich im Bereich der
Rüstungs- oder Weltraumtechnologie, kann ein weitgehend „marktfreier
Raum“ entstehen, in dem also Sonderbedingungen gelten. Diese Einschrän-
kung scheint schon deshalb gerechtfertigt, weil Aussagen über innovatori-
sches Scheitern ohnehin stets Aussagen von in mehrfacher Hinsicht „be-
grenzter Reichweite“ sind. Damit ist gemeint, dass der Umstand, dass die
Einführung einer Neuerung zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer be-
stimmten Region misslingt, keinesfalls ausschließt, dass dieselbe Technolo-
gie zu einem späteren Zeitpunkt oder in einem anderen Land – d. h. unter
anderen Rahmenbedingungen – sehr erfolgreich sein kann. Auf diesen Ge-
danken wird noch zurückzukommen sein.
Die eingeführte Definition eröffnet jedenfalls ein außerordentlich breites
Forschungsfeld. Es beheimatet etwa die Unterdruck-Eisenbahn des frühen
19. Jahrhunderts ebenso wie die Kabinenbahnsysteme der 1970er Jahre. Wir
stoßen auf „Exoten“ wie ein Plastikfahrrad mit dem eigentümlichen Namen
„Itera“ oder auch auf zeittypische, längst verschwundene Technologien wie
die Kohlenstaub- oder die Dampfturbinen-Lokomotiven der 1920er und 30er
Jahre. In der Regel wurde die Existenz dieser Misserfolge allerdings über
kurz oder lang von der Welt vergessen (Bauer 2006a; Braun 1992a). Im
Folgenden wird es nun, wie angekündigt, darum gehen, zwei Beispiele für
gescheiterte Innovationen dem drohenden Vergessen zu entreißen, um auf
dieser Basis einige charakteristische Gründe für innovatorisches Scheitern
deutlich zu machen.
Gescheiterte Innovationen als Gegenstand technikhistorischer Forschung 317
Durch die ausgesprochen positive Resonanz auf ihr neues System ermutigt,
begann AT&T noch im selben Jahr mit der Einrichtung öffentlicher Pic-
turephone-Zellen in einigen amerikanischen Städten. Die Entwicklung des
Gescheiterte Innovationen als Gegenstand technikhistorischer Forschung 319
novationen, die weit über ihr eigenes „materielles Leben“ hinaus Einfluss
nahmen.
Picturephone sollte nämlich mehr sein als ein reines Telekommunikations-
instrument. Gedacht war es als universelles Informations- und Kommunika-
tionsinterface, wobei die von seinen Entwicklern formulierten Nutzungsvor-
stellungen erstaunlich weitgehend dem entsprechen, was wir heute mit dem
Internet anstellen. Gedacht war an eine umfassende Nutzung, die unter ande-
rem die Übermittlung unterschiedlichster Daten bzw. Texte, das Versenden
von Bildern, den Verkauf von Produkten sowie den Fernunterricht ein-
schloss. Konkret schlug AT&T etwa vor, ständig aktualisierte Wetterberich-
te anzubieten, Börsenkurse zu übertragen oder auch Flugbuchungen per
Picturephone vorzunehmen. Schon die erwähnte unmittelbar nach seiner
Vorstellung imaginierte gesamtgesellschaftliche Wirkung von Picturephone
erscheint heute zwar überzogen, aber als Leitbild auch bemerkenswert ver-
traut (Lipartito 2003, S. 62, S. 68 f. und S. 78 f.; Egido 1990, S. 354;
Gertner 2012, S. 250 ff.).
Trotz seines Scheiterns eröffnete Picturephone einen Technologiediskurs,
der die Welt der Informationstechnologie langfristig prägte. Das Scheitern
von Innovationen muss also keinesfalls dazu führen, dass die mit ihnen ein-
geschlagenen technologischen Pfade dauerhaft geschwächt werden. Auch
fehlgeschlagene Innovationen können diese im Gegenteil sogar prägen und
langfristig stabilisieren. Der Vollständigkeit halber sei in diesem Zusam-
menhang nachgetragen, dass die Bildtelefonie heute auf der Basis von Inter-
net und Webcams preiswert und im Wesentlichen problemlos möglich ist –
Stichwort Skype – zum wirklichen Massenkommunikationsmittel hat sie
sich allerdings immer noch nicht entwickelt.
für einen Apparat erwärmen, der in mysteriöser Weise Essen mit Hilfe eines
elektromagnetischen Feldes erhitzte (Bauer 2006b, S. 555 ff.; Gooday 1998,
S. 270; Cockburn/Ormrod 1993, S. 18 f.; Hardymant 1988, S.134 und 195).
Aber zunächst einige kurze Bemerkungen zur Funktion von Mikrowellen-
öfen: Im Kern besteht eine Mikrowelle genau wie ein Radargerät aus einem
pulsierenden Mikrowellensender, dem sogenannten Magnetron. Mit Hilfe
dieser Magnetron-Röhre können Mikrowellen gleichsam in ein Metallgehäu-
se „gesendet“ werden, wo ein elektromagnetisches Feld hoher Dichte ent-
steht. Dessen Energie reicht aus, um die Flüssigkeit in Speisen rasch zu
erwärmen (Robertson 2006, S. 272 ff.).
Bei der Mikrowelle handelt es sich um eine zivile Technologie, die unmit-
telbar als spin-off aus der Rüstungsforschung hervor ging. Vor dem Hinter-
grund der sprunghaft steigenden militärischen Nachfrage nach Magentron-
Röhren arbeitete die US-amerikanische Rüstungsfirma Raytheon in den
1940er Jahren intensiv an der Verbilligung der Herstellung dieser Röhren.
Einer häufig kolportierten Anekdote nach wurde das Prinzip des Mikrowel-
lenherdes per Zufall entdeckt, als einem Ingenieur der Firma Raytheon beim
Herumschrauben an einem Radargerät ein Schokoriegel in der Hosentasche
schmolz. Percy Spencer, so hieß dieser Ingenieur, erkannte daraufhin angeb-
lich den Zusammenhang zwischen Radarwellen und Erwärmung (Reynolds
1995, S. 12.). Im Auftrag von Raytheon begann er sich nun systematisch mit
der Idee des Mikrowellenherdes zu beschäftigen und bereits zwei Jahre spä-
ter, also 1947, konnte der erste entsprechende Ofen auf den Markt gebracht
werden. Der Zweite Weltkrieg war inzwischen vorbei, die militärische
Nachfrage nach Magnetron-Röhren zumindest vorübergehend rückläufig
und Raytheon suchte also nach neuen zivilen Märkten für die eigenen Pro-
dukte (Smith 2009, S. 205; Cooper 2009, S. 105 ff.; Datta 2001, S. 216 ff.;
Nagase-Reimer 2008, S. 53 f.; Reynolds 1995, S. 12 f.).
Ein kommerzieller Erfolg freilich war diese erste Mikrowelle nicht: Der mit
2000 US-Dollar vergleichsweise teure, kühlschrankgroße Apparat konnte
nur an wenige Großküchen verkauft werden, der Einzug in die Privathaus-
halte gelang ihm nicht. Dass die Firma Raytheon ihrem Mammutherd den
wenig küchen- und familientauglichen Namen „Radarange“ gab, trug nicht
eben zur Marktgängigkeit des neuen Produktes bei; zu deutlich war dem
Gerät seine militärische Herkunft noch anzumerken. Die Produktion des
322 Reinhold Bauer
Freilich musste sich für den Erfolg der Mikrowelle auch die Welt erst än-
dern: Der kommerzielle Durchbruch gelang der Mikrowelle in einer neuen
Gesellschaft voller Singlehaushalte und Doppelverdiener mit oder auch ohne
Kinder, die es in den 1940er und 50er Jahren so noch kaum gegeben hatte.
Gescheiterte Innovationen als Gegenstand technikhistorischer Forschung 323
Erst jetzt bestand Bedarf nach einer Rationalisierung des Kochens bzw.
einer zeitlichen Entkoppelung von Zubereitung und Verzehr von Mahlzei-
ten. Dass diese Entwicklung darüber hinaus auf Faktoren wie gezieltem
Marketing, dem Aufbau eines breiten Angebots mikrowellengeeigneter Fer-
tiggerichte sowie natürlich dem steigenden gesamtgesellschaftlichen Wohl-
stand beruhte, liegt auf der Hand. Parallel zur Weiterentwicklung des Gerä-
tes musste sich jedenfalls auch die Welt erst weiterentwickeln, so dass die
Technik jetzt mit ihrem Nutzungsumfeld harmonierte (Smith 2009,
S. 165 ff. und 207 ff.; Smith 2007, S. 380; Bauer 2006b, S. 559; Hardymant
1988, S. 195; Nagase-Reimer 2008, S. 169 ff.; Lorence/Pesheck 2009).
Schließlich sei noch erwähnt, dass sich die Mikrowelle zwar in den USA, in
Deutschland oder Großbritannien sehr gut verkauft, in Ländern mit an-
spruchsvollerer Esskultur wie Frankreich oder Italien aber lange Zeit erheb-
liche Akzeptanzprobleme hatte (Graeme 1998, S. 270). Ganz offenbar muss
also bei der Frage nach Erfolg oder Misserfolg einer neuen Technologie
auch das jeweils spezifische kulturelle Umfeld in den Blick genommen wer-
den.
Das Beispiel Mikrowelle vermag nochmals zu verdeutlichen, dass Aussagen
über das Scheitern einer Innovation immer nur Aussagen mit „begrenzter
Reichweite“ sind: Scheitern kann stets nur für einen bestimmten Zeitraum
und einen bestimmten geographischen bzw. kulturellen Raum eindeutig
diagnostiziert werden. Eine einmal gescheiterte Technologie kann also
durchaus zu einem späteren Zeitpunkt oder in einem anderen Nutzungsum-
feld sehr erfolgreich werden.
IV. Fazit
Dieser recht kurze Einstieg in die Welt der gescheiterten Innovationen könn-
te noch beträchtlich ausgedehnt werden, denn – um leicht modifiziert mit
Bernard Réal zu sprechen – der Friedhof gescheiterter Innovationen ist zum
Bersten voll (Réal 1990, S. 26.). Schon die zwei hier vorgestellten Fallbei-
spiele konnten aber vielleicht verdeutlichen, dass Scheitern in der Regel
nicht monokausal zu erklären ist. Innovationsversuche scheitern meist an
ganzen Problembündeln, wobei innerhalb dieser Vielfalt gewisse Regelmä-
324 Reinhold Bauer
sich dieses Problem, das offensichtlich mit dem Konzept der Pfadabhängig-
keit korrespondiert, ohne Frage beim Beispiel Picturephone.
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Die Transformation zur wissensbasierten Bioökonomie
lektuelle Erbe von Schumpeter hochhalten und auf die kreativen Kräfte ka-
pitalistischer Wirtschaftsformen zur Überwindung der fundamentalen Prob-
leme der Menschheit setzen. Hinter Innovationen steht die Entdeckung und
erfolgreiche Verbreitung von neuem Wissen. Wissensbasierte Gesellschaften
sind durch Innovationssysteme gekennzeichnet, die aus unterschiedlichen
Quellen gespeist werden und das Wissen der Akteure erfolgreich zusam-
menbringen. Damit beschäftigt sich der dritte Abschnitt dieses Kapitels.
Keine Innovation hätte sich jemals am Markt behaupten können, würden
sich nicht Konsumenten dafür interessieren und mit ihrer Kaufkraft den
innovativen Lösungen zum Durchbruch verhelfen. In Abschnitt vier wenden
wir uns diesen Fragestellungen unter der Rubrik Soziologie des Wandels zu,
um herauszuarbeiten, dass in wissensbasierten Gesellschaften neue Konzep-
te im Sinne einer verantwortungsvollen Innovation eine wichtige Rolle spie-
len, will man eine ganze Volkswirtschaft auf einen neuen nachhaltigen Ent-
wicklungspfad bringen. Ohne Zweifel nehmen durch diese technologie- und
wissensgetriebenen Veränderungen massive ökonomische Entwicklungen
ihren Ausgangspunkt, womit sich unser fünfter Abschnitt auseinandersetzt.
Neben dem technologischen Wandel wird in einem co-evolutionären Prozess
auch ein institutioneller Wandel ablaufen müssen, wenn sich die neuen
nachhaltigen Technologien erfolgreich Raum für die angestrebte Transfor-
mation des Wirtschaftssystems verschaffen wollen. Im fünften Abschnitt
geben wir ein konkretes Beispiel für die bevorstehenden Transformations-
prozesse aus dem Bereich Bio-Plastik.
Immer häufiger wird im Zusammenhang von green growth der Begriff der
wissensbasierten Bioökonomie (https://bio-oekonomie.uni-hohenheim.de)
Die Transformation zur wissensbasierten Bioökonomie 337
related to their solution“ (Dosi 1982, S. 152). Übertragen auf die wissensba-
sierte Bioökonomie ist die Problemstellung zum einen die Substituierung
bzw. Einsparung kohlenstoffbasierter Materialen und Energie durch bioba-
sierte Materialien und Energie, wozu sehr heterogene technologische Ver-
fahren über die ganze Tiefe und Breite der Wertschöpfungsketten herange-
zogen werden. Zum anderen geht es im Sinne der Erschließung von ökono-
mischen Komplementaritäten um die Erweiterung von Wertschöpfungsket-
ten durch die Möglichkeiten der Digitalisierung, wodurch die Wertschöp-
fung in neuen nachhaltigen Bereichen der Produktion CO2-neutral gesteigert
werden kann (z. B. bei der Elektromobilität auf Basis erneuerbarer Energien,
beim Ausbau intelligenter Stromnetze usw.). Das Konzept der technologi-
schen Paradigmen verdeutlicht, wie zu unterschiedlichen Zeitpunkten
windows of opportunity aufgehen und Innovationen und die damit verbunde-
nen Technologien entstehen. Arthur (1989) und David (1985) weisen in
diesem Zusammenhang auf Pfadabhängigkeiten und lock-in Effekte hin. Da
Pfadabhängigkeiten in lock-in Effekte münden können, stehen die Unter-
nehmen wie die Politik vor der Herausforderung, frühzeitig neue Technolo-
giepfade zu beschreiten und gleichzeitig dabei Offenheit für zukünftige
technologisch überlegene Lösungen beizubehalten. Die Konzepte Pfadab-
hängigkeit und lock-in Effekte spielen in der innovationsökonomischen
Betrachtung der Transformation des Produktionssystems hin zu einer wis-
sensbasierten Bioökonomie eine wichtige Rolle, v. a. für den zeitlichen Ab-
lauf des Transformationsprozesses: Es gilt zu vermeiden, dass einerseits an
technologisch überholten Lösungen zu lange festgehalten wird, wodurch es
zur Ressourcenverschwendung kommt (z. B. Erhaltungssubventionen für
Kohle und Stahl). Gleichzeitig ist zu vermeiden, dass andererseits vielver-
sprechende neue technologische Lösungen zu früh verworfen werden, da
deren Entwicklungsprozess sowie die Integration in das Wertschöpfungs-
netzwerk viel Zeit in Anspruch nimmt und in einem evolutionären Prozess
zwangsläufig sowohl Fehler als auch Überraschungen beinhaltet.
Seit der industriellen Revolution sind sozio-ökonomische Systeme perma-
nenten Transformationsprozessen ausgesetzt. Während bislang die Entwick-
lungsprozesse von durch starke Unsicherheit gekennzeichneten, zunächst
ergebnisoffenen Innovationsprozessen getrieben wurden, ist beim bioöko-
nomischen Transformationsprozess neu, dass eine gesellschaftlich und poli-
tisch erwünschte Richtung vorzugeben ist. In der Vergangenheit wurden
340 Andreas Pyka und Tobias Buchmann
ist die Vernetzung und Clusterbildung, welche zur einer Reduzierung von
Unsicherheit und sich selbstverstärkenden Effekten führt. Außerdem sind
soziale Veränderungen und veränderte Lebensstile Ausdruck, aber auch
Treiber des Transformationsprozesses (vgl. Mazzucato/Perez 2015).
Die staatliche Rolle geht dabei über die reine Korrektur von Marktversagen
hinaus. Vielmehr wird durch staatliches Handeln der Boden bereitet, auf
dem neue Märkte überhaupt erst entstehen und gedeihen können, indem
Investitionssicherheit geschaffen und Risiken und Unsicherheit reduziert
werden (vgl. Mowery et al. 2010). Ein Wachstumspfad auf dem Boden der
Bioökonomie ist entsprechend mehr als ein reiner Ersatz von Rohöl durch
nachwachsende Rohstoffe oder erneuerbare Energien. Es bedarf eines Inno-
vationssystems, welches Synergieeffekte, Wissenstransfer und Netzwerke
zwischen Herstellern, Zulieferern und Konsumenten schafft. Es erfordert
eine Umgestaltung, welche die gesamte Volkswirtschaft erfasst und die
Produktions- und Konsummuster erneuert. Das neue technologische Potenti-
al ist eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für den Transfor-
mationsprozess. Es bedarf einer bewussten Entscheidung, wie dieses techno-
logische Potential genutzt wird und welche Trajektorien entwickelt und
zusammengeführt werden. Der Markt in dem Innovationen profitabel sind,
entsteht dabei nicht von alleine. Das notwendige Entstehen von Rückkopp-
lungsschleifen zwischen politischen Entscheidungen, Unternehmensstrate-
gien und Konsumentenpräferenzen ist letztlich nicht vorhersagbar oder
exakt zu steuern. Ohne das staatliche Engagement nimmt der Transformati-
onsprozess letztlich aber nicht die gewünschte Richtung bzw. stockt oder
findet überhaupt nicht statt (vgl. Mazzucato/Perez 2015).
Auf Basis der skizzierten Problemstellungen lassen sich drei zentrale, sich
gegenseitig beeinflussende Themenfelder identifizieren. Dies sind die The-
menfelder Wissen, Innovation und Technologie, Soziologie des Wandels
sowie das Themenfeld Ökonomie. In den folgenden Abschnitten gehen wir
darauf ein.
Die Frage nach den Chancen und Risiken stellt sich beispielhaft im Bereich
der Pflanzenzucht. Neue Züchtungstechniken (NZT), die auch unter dem
Begriff des Genome Editing bzw. Smart Breeding eingeführt werden, ermög-
lichen es, DNA Bausteine von Nutzpflanzen gezielt zu modifizieren. Die
Die Transformation zur wissensbasierten Bioökonomie 347
Soziale Innovationen können einen wichtigen Beitrag für die ländliche Ent-
wicklung leisten und die ökonomische Resilienz dieser Regionen fördern,
indem sie kooperatives Verhalten fördern. Ländliche Kooperativen und ähn-
liche Zusammenschlüsse können dazu beitragen, die regionale Wettbewerbs-
fähigkeit unter Beachtung ökologischer und sozialer Kriterien zu entwi-
ckeln. Dies kann ländlichen Regionen, die in besonderem Maße vom sich
bereits abzeichnenden demographischen Wandel betroffen sind, neue Chan-
cen im Rahmen der Bioökonomie eröffnen.
V. Ökonomie
Die Folgen ökonomischer Transformationsprozesse werden zunächst auf der
makroökonomischen Ebene, häufig in Form von Krisen im Sinne von kon-
junkturellen Einbrüchen, sichtbar. Das Verständnis für die Transformation
kann jedoch nur durch die Analyse mikro- und industrieökonomischer Pro-
zesse gewonnen werden. Die (innovations-) ökonomische Analyse des
Transformationsprozesses hin zu einem wissensbasierten bioökonomischen
Produktionssystem beschäftigt sich mit der Entstehung, der Ausbreitung,
den Voraussetzungen und den Wirkungen von Neuerungen, die diesen
Transformationsprozess unterstützen (bzw. hemmen). Dabei wird sowohl
auf die unterschiedlichen Branchen und deren Dynamik – die Entstehung
neuer Industrien und der Untergang bzw. Wandel reifer Industrien („schöp-
ferische Zerstörung“ (vgl. Schumpeter 1943; Saviotti/Pyka 2013) – die Be-
deutung von technologischen und sozialen Innovationen sowie auf die regi-
onale Dimension und die unterschiedlichen Voraussetzungen, die verschie-
dene Regionen mit sich bringen, eingegangen. Ebenso rückt das Zusam-
menwirken von Nachfrage und Innovation in den Mittelpunkt. Teilaspekte
betreffen das Potential für Innovation und (qualitatives) Wachstum sowie
Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung.
Die Transformation hin zur biobasierten Ökonomie stellt für das derzeitige
ökonomische System einen äußerst komplexen Veränderungsprozess dar,
d. h. es sind sehr viele unterschiedliche Akteure in unterschiedlichen Rollen
beteiligt. Gleichzeitig wird in diesem Prozess, neben innovatorischen An-
passungen in bereits existierenden Industrien, die Entstehung neuer Indust-
rien und das Ausscheiden reifer Industrien zu beobachten sein. Neben den
substitutiven Beziehungen neuer biobasierter Industrien zu traditionellen,
Die Transformation zur wissensbasierten Bioökonomie 349
die in verschiedenen Branchen aktiv sind und damit wichtig für die Er-
schließung neuer Wissensfelder sind bzw. Wissensfelder verknüpfen kön-
nen. Neuere Entwicklungen auf dem Feld der Sozialen Netzwerkanalyse
ermöglichen auch die Analyse von co-evolutionären Prozessen durch die
Nutzung longitudinaler Datensätze (vgl. Snijders 2001, 2005). Damit lässt
sich beispielsweise der Frage nachgehen, ob Konsumenten soziale Netzwer-
ke bilden, weil sie sich ähnlich sind, oder ob sie einander ähnlich geworden
sind, weil sie im selben Netzwerk aktiv waren. Darüber hinaus kommen
ökonometrische Verfahren zur Schätzung des Einflusses verschiedener Fak-
toren auf zu erklärenden Variablen zum Einsatz, wie z. B. der Patentoutput
subventionierter Forschung und Entwicklung. Damit lässt sich ex-post eva-
luieren, ob bestimmte Fördermaßnahmen die erwarteten Ergebnisse gebracht
haben.
VII. Schlussbetrachtungen
Der durch das Wirtschaften der Menschen drohende Klimawandel stellt eine
nie dagewesene Gefährdung für unser Ökosystem dar. Aufgrund der großen
Unsicherheit sowie des katastrophalen Ausmaßes der zu erwartenden Ver-
änderungen ist das wirtschaftliche Wachstum als Quelle für den bisherigen
Wohlstand und die Entwicklung der Menschheit zu Recht unter kritische
Beobachtung geraten. In den vergangenen zwei Jahrhunderten – seit Beginn
der industriellen Revolution – hat die Menschheit – überwiegend in den
heutigen westlichen Industrienationen – in der stetig wachsenden Produktion
unglaubliche Mengen an CO2 und anderer klimaschädlicher Gase in die
Atmosphäre emittiert, so dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts kritische
Schwellenwerte möglicherweise überschritten werden. Betrachtet man diese
Entwicklung aus der rein quantitativen Perspektive, sind Forderungen nahe-
liegend, die auf eine Beschränkung des Wirtschaftswachstums oder sogar
auf einen wirtschaftlichen Rückbau abstellen. Betrachtet man jedoch die
Entwicklungen der Wirtschaftssysteme seit der industriellen Revolution aus
einer qualitativen Perspektive, wird deutlich, dass es niemals eine rein quan-
titative und lineare Fortschreibung des Wachstumsprozesses gegeben hat
(vgl. Saviotti/Pyka 2013). Wirtschaftliches Wachstum ist nur die eine Seite
der Medaille, die bei einseitiger Betrachtung den Blick auf die dahinter ste-
henden qualitativen Entwicklungen verstellt. Obwohl wir zu Beginn des 21.
Jahrhunderts mehr als das fünffache Einkommen unserer Großeltern in den
1950er Jahren zur Verfügung haben, bedeutet das nicht, dass wir fünf
Volkswagen Käfer in der Garage stehen haben. Wir fragen vollkommen
andere Güter und Dienstleistungen nach, haben vollkommen veränderte
Kompetenzen und Fähigkeiten und vollkommen veränderte Lebensstile.
Ursächlich dafür sind ausgreifende Transformationsprozesse, die die wirt-
schaftlichen Produktionsprozesse immer wieder umfassend verändern und
die Schwerpunkte der wirtschaftlichen Aktivität verschieben. Diese gewalti-
ge schöpferische Anpassungskraft kapitalistischer Wirtschaftssysteme war
in der Vergangenheit immer wieder in der Lage, in einem Prozess der schöp-
ferischen Zerstörung (Schumpeter 1943) die Engpässe der wirtschaftlichen
Entwicklungen zu überwinden und das Wirtschaftssystem auf neue Gleise zu
setzen.
Die großen Transformationen in der Vergangenheit waren weitestgehend
durch technologische Entwicklungen determiniert und unterlagen keinen
Die Transformation zur wissensbasierten Bioökonomie 357
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Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und
Contra
Harald Hagemann
I. Einleitung
„Das Gespenst der technologischen Arbeitslosigkeit ist wieder da. Aber es
gibt gute Gründe zu glauben, dass es sich dieses Mal nicht zurückziehen
wird.“ Diese Aussage könnte ohne Weiteres aus der aktuellen Diskussion
über die Zukunft der Arbeit im Zeitalter von Industrie 4.0 oder der „vierten
Industriellen Revolution“ stammen, in der die Angst vor einem stärkeren
Abbau von Arbeitsplätzen durch die enge Verzahnung der Produktion mit
modernen Informations- und Kommunikationstechnologien und einem dar-
aus resultierenden Freisetzungsprozess durch Roboter und Computer weit
verbreitet ist. Sie wird durch international bekannte Studien wie die von
Frey und Osborne (2013) genährt, die für den US-amerikanischen Arbeits-
markt zum Ergebnis kommen, dass 47% der gesamten Arbeitsplätze durch
die Digitalisierung bedroht sind.
Die Aussage stammt jedoch von Wassily Leontief (1983), der sich ein Jahr-
zehnt nach Verleihung des von der Schwedischen Reichsbank gestifteten
Preises für Wirtschaftswissenschaften zum Gedächtnis von Alfred Nobel
intensiv mit den Fragen nach den Beschäftigungswirkungen des technologi-
schen Wandels auseinandersetzte. Dies geschah vor dem doppelten Hinter-
grund einer steigenden und anhaltenden Arbeitslosigkeit nach dem ersten
und insbesondere dem zweiten Ölpreisschock sowie der einsetzenden „mik-
roelektronischen Revolution“. So wie heute im Hinblick auf Industrie 4.0
gab es schon vor drei bis vier Jahrzehnten die Vorstellung, dass die Mikro-
elektronik die Welt ähnlich gravierend verändern wird wie vor zwei Jahr-
hunderten die Dampfmaschine oder die erste Industrielle Revolution. Bereits
damals wurde Schumpeter widerlegt, der in seiner posthum veröffentlichten
History of Economic Analysis noch betont hatte: „The controversy that went
on throughout the nineteenth century and beyond, mainly in the form of
argument pro and con ‚compensation‘, is dead and buried“ (1954, S. 684).
1
Siehe Neisser (1942, S. 50).
2
Zu Lederers Analyse siehe auch näher Hagemann (2009).
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 365
3
Zum Pioniercharakter von Kählers Studie siehe ausführlich Gehrke (2000, 2003).
366 Harald Hagemann
wichtige Rolle spielt. Gleichwohl hat das von Leontief und Duchin entwi-
ckelte offene dynamische Input-Output-Modell wichtige Impulse für Unter-
suchungen zu den Auswirkungen der Mikroelektronik bzw. der Industriero-
boter auf herausragende Studien gerade auch in Deutschland geleistet.4
Die Analyse der Auswirkungen der Mikroelektronik auf die Beschäftigung
stand auch im Zentrum des Vortrags von Alexander Gerybadze, als ich ihn
im Mai 1982 auf der Frühjahrstagung des Arbeitskreises Politische Ökono-
mie in Wremen an der Wesermündung erstmals persönlich kennenlernte,
woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte. Alexander beschäf-
tigte sich damals am VDI-Technologiezentrum in Berlin mit Fragen der
Forschungs- und Innovationspolitik, nachdem er kurz zuvor mit einer Arbeit
über Evolutionäre Modelle der Entwicklung und Verbreitung neuer Techno-
logien in Wettbewerbssystemen von der Universität Heidelberg unter der
Betreuung von Malte Faber promoviert worden war. Alexanders unter dem
Titel Innovation, Wettbewerb und Evolution (Gerybadze 1982) veröffent-
lichte Schrift, die wesentliche Anregungen auch durch Ökonomen wie Ken-
neth Arrow und Paul David bei einem einjährigen Forschungsaufenthalt an
der Stanford University erhalten hatte, war die erste in Deutschland, bei der
die im Wesentlichen auf Richard Nelson und Sidney Winter zurückgehenden
evolutorischen Modelle Schumpeterschen Wettbewerbs nicht nur aufgegrif-
fen, sondern auch systematisiert und innovativ weiterentwickelt wurden.5
Im Nachfolgenden möchte ich mich jedoch angesichts der seit kurzem neu
entbrannten Debatte über die Veränderung der Arbeitswelt durch die Digita-
lisierung und Industrie/Wirtschaft 4.0 auf das Pro und Contra neuer Techno-
logien aus beschäftigungstheoretischer Sicht konzentrieren, wie es von Ale-
xander Gerybadze (1983) auf der Wremer Tagung in einer Phase stark stei-
gender Arbeitslosigkeit systematisiert wurde. Die Angst vor einer weitrei-
chenden Vernichtung von Arbeitsplätzen durch neue Technologien ist ein
wiederkehrendes Thema und bereits im Zusammenhang mit früheren indust-
riellen Revolutionen intensiv diskutiert.6 Umgekehrt kann aber auch poin-
tiert gefragt werden, warum es denn nach allen bisherigen fundamentalen
4
Vgl. z. B. Edler (1990) sowie Kalmbach und Kurz (1992).
5
Siehe ausführlicher den Beitrag von Stephan in der vorliegenden Festschrift.
6
Zu einem Überblick über frühere Debatten zu den Freisetzungs- und Kompensationseffek-
ten neuer Technologien vgl. z. B. Mettelsiefen (1981) und Hagemann (1985).
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 367
7
The Journal of Economic Perspectives, 29(3), Summer 2015.
368 Harald Hagemann
wie Guy Standing die Entstehung eines neuen Prekariats beschworen. „This
is the first working class in history in which the average level of education
is above the average level of labor they can expect to obtain“ (Standing
2015). Unter Anwendung der von Frey und Osborne berechneten Wahr-
scheinlichkeiten kommen Brzeski und Burk (2015) für den deutschen Ar-
beitsmarkt sogar zum Ergebnis, dass von den in ihrer Studie berücksichtig-
ten 30,9 Millionen Arbeitsplätzen „im Laufe der Zeit“ sogar 18,3 Millionen
Arbeitsplätze oder 59% von der digitalen Revolution bedroht sind. Dies wird
die einzelnen Berufsgruppen sehr unterschiedlich betreffen. Während Büro-
und Sekretariatskräfte, Hilfskräfte für Post- und Zustelldienste sowie La-
gerwirtschaft am stärksten bedroht sind, werden Akademiker in wissen-
schaftlichen und kreativen Berufen wie Mediziner, Chemiker oder Physiker
kaum betroffen.
So stehen sich weitgehend zwei Zukunftsszenarien gegenüber: ein Automati-
sierungssystem (Industrie 4.0 lenkt Arbeitskräfte), ein technikzentrierter
Ansatz, der Verluste von Qualifikationen und Kompetenzmängel im unteren
Qualifikationsbereich betont, sowie ein Assistenzsystem (Fachkräfte lenken
Industrie 4.0), ein komplementärer Ansatz, der die Nutzung und Aufwertung
von Facharbeit sowie die Anreicherung von Verantwortung und Tätigkeiten
betont und „Wandlungsbefähiger“ erfordert. Beides muss sich aber nicht
wechselseitig ausschließen, sondern kann durchaus parallel existieren. So
betonen Brynjolfsson und McAfee (2014), dass es im künftigen zweiten
Maschinenzeitalter im Wesentlichen zwei Gruppen von Beschäftigten geben
wird: eine untere Gruppe von Beschäftigten, denen die Computer diktieren,
was sie zu tun haben, und eine zweite Gruppe hochqualifizierter Beschäftig-
ter, die den Computern sagen, was sie zu tun haben. Nur diese obere Gruppe
kann mit höherem Einkommen rechnen. Das erscheint als eine extreme
Form der Polarisierungsthese, wie sie im Rahmen der deutschen industrieso-
ziologischen Debatte von Kern und Schumann (1970) auf der Basis empiri-
scher Untersuchungen in drei Kernbereichen der deutschen Industrie – Au-
tomobilindustrie, Werkzeugmaschinenbau, chemische Industrie – formuliert
wurde. Danach sei im Zuge fortschreitender Automatisierung mit unter-
schiedlichen Auswirkungen auf die Industriearbeiter zu rechnen. Während
sich für bestimmte Beschäftigte höhere Qualifikationsanforderungen erge-
ben, sei für die Mehrzahl der Beschäftigten im Zuge der Automation mit
Qualifikationsverlusten zu rechnen. In einer Fortsetzungsstudie ergab die
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 369
8
Diese Entwicklung ist durch technologiebedingte organisatorische Veränderungen im
Gefolge moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und die Einführung
des Internets verstärkt worden, die zu einer Verflachung von Hierarchien und einem stär-
keren Zugang zu Informationen geführt haben.
9
Siehe Schumpeter (1942, Kapitel VII).
370 Harald Hagemann
10
Siehe World Economic Forum (2016, S. 13 ff.).
372 Harald Hagemann
11
Siehe auch Brynjolfsson und McAfee (2011).
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 373
12
Dies zeigt sich nicht zuletzt auch jetzt schon in der Debatte um Werkverträge bzw. Leih-
arbeit.
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 375
13
Vgl. Wicksell (1913, S. 195 – 207). Zu einer ausführlichen Auseinandersetzung mit Wick-
sells Kritik an Ricardos Analyse des Maschinerieproblems siehe Hagemann (2010).
376 Harald Hagemann
mehr, wenn auf der Mesoebene das Phänomen der sogenannten Vorwärtsin-
tegration zu beobachten ist. Gerybadze (S. 324 f.) diskutiert hier das Bei-
spiel der Uhrenindustrie, wo Ende der 1970er Jahre die kostengünstige Her-
stellung des Endprodukts Uhr durch die Produzenten mikroelektronischer
Bauelemente in der Schweiz, aber auch in Deutschland bei den traditionellen
(elektro-)mechanischen Produzenten zu einem erheblichen Verlust an Ar-
beitsplätzen geführt hat. Etwa zur selben Zeit ist der qualifizierte Berufs-
stand der Drucker und Setzer durch die technologische Entwicklung weitge-
hend überflüssig geworden. Dies ermöglichte z. B. einem Rupert Murdoch
in der Londoner Fleet Street den Machtkampf gegen die einst mächtige Ge-
werkschaft der Drucker und Setzer, die für ihre Mitglieder privilegierte
Löhne und Arbeitszeiten erkämpft hatte, zu gewinnen.
Zweifellos waren die frühen 1980er Jahre nicht nur in Deutschland eine Zeit
rückläufiger Investitionstätigkeit, geringen Wirtschaftswachstums und stark
steigender Arbeitslosigkeit. Aber war dafür die technologische Entwicklung
verantwortlich? Gerybadze erkennt in der Mikroelektronik eine Schlüssel-
oder Basistechnologie und betont zu Beginn seiner Untersuchung, „daß
durch die Schaffung von Innovationsanreizen und die Beseitigung von Inno-
vationshemmnissen die Wachstumsdynamik freigesetzt werden muß“
(S. 322). Die Arbeitslosigkeit wird zurecht nicht als eine technologische,
sondern als eine „wachstumsdefizitäre“ Arbeitslosigkeit diagnostiziert.
Die zugrundeliegenden Zusammenhänge lassen sich in relativ einfacher
Form formalisieren.
Die Anzahl der nachgefragten Arbeitsstunden ergibt sich als Quotient von
realem Bruttoinlandsprodukt (BIP = q) und der Arbeitsstundenproduktivität
(BIP/Std. = ʌ), also L = q/ʌ.
Daraus folgt als Gleichgewichtsbedingung zur Aufrechterhaltung von Voll-
beschäftigung für die Wachstumsraten:
Lˆ = qˆ − πˆ
Dem steht die Zahl der angebotenen Arbeitsstunden LA gegenüber, die man
als Produkt aus der Zahl der Erwerbspersonen E und der durchschnittlichen
Zahl der geleisteten Arbeitsstunden auffassen kann:
LA = E ⋅ h
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 377
7. Ein Land, das sich schneller als seine Konkurrenten auf Mikroelektronik
umstellt, kann seine Exportposition stark ausbauen und dadurch zusätzli-
che Arbeitsplätze schaffen.“
Die vier Prämissen sowie die dazugehörige Diskussion verdeutlichen, dass
sich Gerybadze vor allem auf drei Kompensationseffekte stützt: das Kauf-
kraftkompensationstheorem, Produktinnovationen sowie steigende Exporte
aufgrund einer erhöhten internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die Idee,
dass sich in einer funktionsfähigen Marktwirtschaft, in der Kostensenkungen
aufgrund des Einsatzes effizienterer Produktionsverfahren an die Nachfrager
weitergegeben werden, im langfristigen Gleichgewicht Produktionskraft und
Kaufkraft daher nicht auseinanderentwickeln können, findet sich bereits
Anfang des 19. Jahrhunderts bei Jean-Baptiste Say. Nicht zufällig spricht
Gerybadze (1983, S. 331) hier von einer „Paraphrase eines Say’schen Theo-
rems des Wachstums durch Mikroelektronik“. Allerdings würde die sektora-
le Beschäftigungsstruktur nur in dem Spezialfall konstant bleiben, in dem
die Güternachfrage in den verschiedenen Sektoren mit derselben Rate zu-
nimmt wie die Arbeitsproduktivität. Dies setzt eine Einkommenselastizität
bzw. Preiselastizität von eins voraus. Bei unterschiedlichen Wachstumsraten
der Arbeitsproduktivität und der sektoralen Nachfrage folgt zwingend eine
Änderung der Beschäftigungsstruktur, d. h. eine Reallokation der Arbeit
zwischen den Sektoren. Hinzu kommt, dass das klassische Kaufkraftkom-
pensationstheorem die Produktionssphäre weitgehend ausblendet, wenn es
unterstellt, dass Nachfrage nach Gütern gleichbedeutend mit Nachfrage nach
Arbeit sei. Wie jedoch bereits John Stuart Mill ([1848] 1976, S. 79) hervor-
gehoben hat, ist Nachfrage nach Gütern keineswegs gleichbedeutend mit
Nachfrage nach Arbeit. Dies würde nur bei identischen sektoralen Einsatz-
verhältnissen von Kapital zu Arbeit gelten. In allen anderen Fällen ist ein
Kaufkrafttransfer nicht-neutral hinsichtlich der Beschäftigung.
Wie vor allem in Pasinettis Analyse (1981, 1993) im Fokus stehend, hebt
auch Gerybadze hervor, dass größere technologische Veränderungen wie die
Mikroelektronik einen stärkeren Prozess strukturellen Wandels zur Folge
haben. Neue Technologien induzieren nicht nur über effizientere Produkti-
onsverfahren einen Anstieg der Produktivität, sondern führen auch zu Pro-
duktinnovationen mit einem Potential des Nachfrage-, Investitions- und
Beschäftigungswachstums. Dieses Potential endnachfrageerweiternder Pro-
duktinnovationen ist umso größer je mehr additive statt substitutiver Pro-
380 Harald Hagemann
14
Vgl. Gerybadze (1983, S. 334).
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 381
15
Für eine derartige „offensive außenwirtschaftliche Anpassung“ plädierte bspw. der Sach-
verständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem Jah-
resgutachten 1981/82 „Investieren für mehr Beschäftigung“ (S. 199 ff.).
382 Harald Hagemann
IV. Schlussbetrachtungen
Vor einem halben Jahrhundert verfasste Elias Canetti den Aufsatz ‘Realis-
mus und neue Wirklichkeit‘, in dem er zwischen einer zunehmenden Wirk-
lichkeit, einer genaueren Wirklichkeit und der Wirklichkeit des Kommenden
unterschied. Letztere charakterisierte er folgendermaßen.
„Das Kommende ist anders da als je zuvor, es nähert sich rascher und es wird bewußt her-
beigeführt. Seine Gefahren sind unser eigenstes Werk; aber ebenso auch seine Hoffnun-
gen. Die Wirklichkeit des Kommenden hat sich gespalten; auf der einen Seite die Vernich-
tung, auf der anderen das gute Leben. Beide sind gleichzeitig aktiv, in der Welt, in uns.
Diese Spaltung, dieses doppelte Kommende, ist absolut, und es gibt niemand, der von ihr
absehen könnte. Jeder sieht eine dunkle und eine helle Gestalt zugleich, die sich ihm mit
beklemmender Geschwindigkeit nähern. Man mag sich die eine weghalten, um nur die an-
dere zu sehen, es sind doch beide immer unablässig da.“ Canetti [1965] (1981, S. 75 f.)
Diese doppelte Wirklichkeit des Kommenden passt als Metapher sehr gut
zur Janusköpfigkeit des technischen Fortschritts und gegenwärtigen optimis-
tischen bzw. pessimistischen Szenarien, die Erwartungen widerspiegeln,
dass die Industrie/Wirtschaft 4.0 Arbeitswelt und Gesellschaft ähnlich gra-
vierend transformieren werden wie vor zweihundert Jahren die Dampfma-
schine und nachfolgende größere technologische Veränderungen. Dabei gibt
es unter Beschäftigungsgesichtspunkten in der Regel einen Bias zugunsten
der ‚dunklen‘ Seite des Kommenden, da sich die Freisetzungseffekte – aktu-
ell z. B. reflektiert in den Prognosen der Studie von Frey und Osborne
(2013) – leichter beobachten lassen als die ‘helle‘ Seite des Kommenden in
Gestalt der indirekten Kompensationseffekte.
In der Vergangenheit haben sich Horrorszenarien über technologisch be-
dingte Arbeitslosigkeit in der Regel nicht bewahrheitet. Dies lässt jedoch
nicht den Umkehrschluss zu, dass immer und überall relativ friktionsfrei ein
erfolgreicher Kompensationsprozess stattfindet. Vielmehr trifft auch heute
noch das Bild zu, das Hans Neisser (1942) schön formulierte, als er unter
Bezug auf Marx von einem fortlaufenden Wettrennen zwischen der Freiset-
zung von Arbeit durch technischen Fortschritt und der Reabsorption durch
den kapitalistischen Akkumulationsprozess und davon sprach, dass es un-
Beschäftigungswirkungen neuer Technologien – Pro und Contra 383
möglich sei den Ausgang des Wettrennens auf theoretischer Grundlage vor-
herzusagen.
Klar ist jedoch, dass die Kompensationsargumente traditionell weitgehend
auf eine Produktionsausweitung ausgerichtet sind, obwohl auch in der Ver-
gangenheit ein nicht unerheblicher Teil des Produktivitätsfortschritts für
Arbeitszeitverkürzungen genutzt wurde. Fortschritt bedeutet Arbeitszeitver-
kürzung: das war so unterschiedlichen Ökonomen wie Marx und Keynes
bewusst. Marx, der es für erforderlich hielt die ‚gesellschaftlich notwendige‘
Arbeitszeit zu reduzieren, arbeitet im Kapital weitgehend mit dem Beispiel
einer 72 Stunden-Woche (6 Tage-Woche bei 12 stündigem Arbeitstag), die
der damaligen Realität in der fortgeschrittensten Industrienation Großbritan-
nien entsprach. Heute stehen wir in den meisten hochentwickelten Volks-
wirtschaften etwa bei der Hälfte. Keynes prognostizierte 1930 in seinem
Essay über die wirtschaftlichen Möglichkeiten für unsere Enkelkinder für
das Jahr 2030 gar eine Arbeitszeit von nur 15 Wochenstunden und hoffte
darauf , dass die Menschen sich in der zunehmenden Freizeit ihrer eigentli-
chen Bestimmung widmen und kulturell wertvolle Aktivitäten im Sinne der
Bloomsbury-Gruppe ausüben würden.16
Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass in der näheren Zukunft durch In-
dustrie/Wirtschaft 4.0 vor allem Arbeitsplätze mit mittleren Qualifikationen,
die durch viele sich wiederholende Tätigkeiten gekennzeichnet sind (Routi-
nierungshypothese), bedroht sind. In Deutschland sind die Arbeitsmarktrisi-
ken Geringqualifizierter vor allem nach der Wiedervereinigung unter dem
doppelten Druck der Globalisierung und eines qualifikationsverzerrten tech-
nischen Fortschritts massiv gestiegen. Deutschland, das im internationalen
Vergleich in vielerlei Hinsicht relativ gut dasteht17 (z. B. mit der gegenwär-
tig niedrigsten Arbeitslosenquote Jüngerer innerhalb aller EU-Länder), hat
eine sehr hohe Arbeitslosenquote Geringqualifizierter. Dies weist auf einen
entsprechend niedrigen Arbeitskräftebedarf der modernen und international
wettbewerbsfähigen Industrie sowie darauf hin, dass Un/Angelernte auch im
16
Siehe ausführlicher Keynes (1930) und Hagemann (2011).
17
Dies gilt auch für den Robotereinsatz in der industriellen Produktion, insbesondere im
Fahrzeugbau, nicht jedoch in der Servicerobotik, die nicht nur wirtschaftlich bedeutender
wird, sondern, auch im Sinne von Marx und Keynes, wichtige Beiträge zur künftigen Ver-
besserung der Lebensqualität leisten kann.
384 Harald Hagemann
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Diffusion der Informations- und Kommunikationstechnik in
die industrielle Produktion
Engelbert Westkämper
I. Einführung
Vor mehr als 50 Jahren begann eine grundlegende Veränderung der industri-
ellen Produktion, die fast ausschließlich durch die Elektronik getrieben wur-
de. Die Elektronik fand ein breites, technisches Anwendungsfeld bei Pro-
dukten und in der Produktionstechnik, welche das private Leben und die
Lebensweisen ebenso veränderte wie die Arbeit und das Arbeiten mit elekt-
ronisch gestützten Werkzeugen in den Fabriken bzw. in den wertschöpfen-
den Prozessen. Kein Arbeitsplatz blieb ohne Elektronik und kaum ein Pro-
dukt enthielt keine elektronischen Elemente. Wie kaum eine andere Techno-
logie beflügelte sie die Wirtschaft und Wissenschaft in allen Disziplinen und
damit auch die akademisch geprägte Lehre und Forschung zu Innovationen
sowie Strategien und Organisation produzierender Unternehmen.
Die Technologie der Elektronik ist im Grunde eine Technologie zur Verar-
beitung, Speicherung und Transformation von Information durch schnelle
Rechenautomaten. Ihre technischen Kerne ließen sich immer weiter miniatu-
risieren und die Rechentechnik in gigantische Leistungen steigern. Was mit
der Erfindung der Halbleiter begann wurde durch technologische Innovatio-
nen perfektioniert und mit der Informatik fusioniert. Beide zusammen trie-
ben die Anwendungsgebiete und erlaubten konzeptionelle Lösungen hoher
Flexibilität und Dynamik. Als dann auch noch die Verbindung mit der (ka-
bellosen) Kommunikation gelang, war es möglich, Systemgrenzen zu über-
schreiten, die heute zu einer flächendeckenden Welt der Informations- und
Kommunikationstechnik geführt haben.
Der Kollege Gerybadze, zu dessen 65. Geburtstag ich diesen Beitrag schrei-
be, ist als Hochschullehrer für Innovationsforschung tätig. Im Verlauf seiner
Arbeiten in Stuttgart gab es Anlässe, die uns zu Diskussionen um die Zu-
kunftsentwicklung zusammengeführt haben. Dabei ging es auch um die
Innovationen in Produkten und Produktionen, die durch die Informations-
und Kommunikationstechnik möglich wurden und welche ganze Industrie-
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017
W. Burr und M. Stephan (Hrsg.), Technologie, Strategie und
Organisation, DOI 10.1007/978-3-658-16042-5_19
390 Engelbert Westkämper
Die in den 70er Jahren von vielen befürchteten Einbrüche in der Beschäfti-
gung aufgrund von flexibler Automatisierung fanden zumindest in Deutsch-
land nicht statt. Zwar änderten sich die Arbeitsweisen und Methoden nach-
haltig, neue Arbeitsfelder mit hohem Wachstumspotential im personalinten-
siven Dienstleistungsbereich konnten die Rationalisierungswirkung brem-
sen. Die Rückgänge in der Beschäftigung hatten ihre wichtigsten Ursachen
in den hohen Arbeitskosten, konjunkturellen Einflüssen und in der Migrati-
on von Konsum und Arbeit in die wachsenden Schwellenländer. Die Schaf-
fung großer Wirtschaftsräume (EU) konnte die Migration nicht behindern.
In den Unternehmen änderten sich die Produkte und Märkte und Produkti-
onstechnologien. Neue Organisationsformen wurden durch die rechnerge-
führte Produktion eingeführt und die Eigenfertigung aufgrund geänderter
Kostenstrukturen zugunsten einer Fertigung im Verbund (Supply Chains) bis
auf wenige Kernkompetenzen reduziert. Migration von Arbeit und Konsum
technischer Produkte setzt ein und erhöhte die Anforderungen an barriere-
freie Wirtschaftsräume, um die kapitalintensiven technischen Konzepte
besser nutzen zu können. Es entstanden weit verzweigte Produktions- und
Distributionsnetze, die durch integrierte Managementsysteme beherrschbar
wurden und schließlich erlaubte die flexible Automation in Verbindung mit
der CAD Technik eine massive Steigerung der Variantenvielfalt für eine
kunden- und marktorientierte sowie segmentierte Organisation, indem Un-
ternehmen ihre Innovationskompetenz ausnutzen konnten.
Die rechnergeführte Produktion stieß Ende der 80er Jahre jedoch an ihre
ökonomischen Grenzen. Der wichtigste Grund lag darin, dass sich die tech-
nischen Systeme nicht schnell genug an eine hohe Innovationsdynamik an-
passen ließen. Die vergleichsweise lange Lebensdauer der installierten Au-
tomatisierungstechnik und die noch längere Lebensdauer der Informations-
architekturen standen in einem Zielkonflikt mit der Schnelligkeit der Neue-
rungen und Individualisierung der Produkte. In den Visionen der rechnerge-
führten Fabrik wurde die Innovationsdynamik der Produktionsaufgaben
unterbewertet. Dies führte zu einem Konflikt zwischen dem Interesse der
Produktion an langer und intensiver Nutzung der installierten Technik und
den aus den Märkten kommenden Anforderungen nach Marktkonformität
der Produktion. Veränderungen an hochintegrierten Systemen erwiesen sich
als aufwendig und verursachten zu hohe Kosten für eine Umgestaltung und
394 Engelbert Westkämper
Adaption. Sie waren durchweg starre Elemente eines Systems, das bei der
hohen Innovationsdynamik eine hohe Strukturflexibilität verlangt hätte.
net sich der Weg zu wissensbasierten Systemen und letztlich zur lernfähigen
Produktion.
Das System Produktion muss in der cyber-physischen Welt weiter gefasst
werden als nur auf die industrielle Herstellung der Güter. Es beginnt bei der
Findung neuer Produkte und deren Individualisierung, um die Anforderun-
gen der Kunden exakt zu treffen und endet mit dem Recycling bzw. der
Verschrottung technischer Produkte (Life-Cycle). Alle Prozesse im Life-
Cycle werden mit aktuellen Informationen in digitaler Form unterstützt. Auf
dieser Basis können auch alle produktbegleitenden Dienste einbezogen und
mit neuen Geschäftsmodellen operationalisiert werden, die jederzeit und an
jedem Ort auf aktuelle Informationen und Wissen angewiesen sind. Eine
andere Bilanzgrenze des neuartigen Systems Produktion betrifft die periphe-
ren Dienstleistungen. IT-Netzwerke verknüpfen private und öffentliche Or-
ganisationen zu Wertschöpfungsclustern und verkürzen die organisationalen
Wege durch eine schnelle und flexible Kommunikation.
Die Vernetzung vieler Akteure im Life Cycle der Produkte und die Ver-
knüpfung der Objekte mit digitalen Informationen können die Merkmale
einer neuen Industriellen Revolution erfüllen, da sie das Potential zu einer
grundlegenden strukturellen Veränderung haben:
í Grundlegende Veränderung der Prozesse durch Digitale Arbeitsweisen
í Neue Geschäftsmodelle mit Substitution bisheriger Konzepte durch vernetz-
te, kooperative Modelle
í Neue Arbeitsgebiete mit hohen Wachstumspotentialen (z. B. IT Services)
í Verlagerung der Wertschöpfung zu neuartigen Technologien (z. B. additive
Manufacturing)
í Veränderung der Relationen zwischen Wertschöpfungspartnern mit virtuel-
len Elementen
Als virtuelle Elemente im System Produktion werden Organisationen ver-
standen, die bei hoher Eigenständigkeit nur temporär in die Prozessketten
der Wertschöpfung einbezogen werden.
Die Auswirkungen werden sowohl die Tätigkeiten der Mitarbeiter als auch
die Formen der Organisation gravierend verändern. Mitarbeiter können je-
derzeit verfügbares Wissen für ihre Tätigkeiten nutzen. Sie bekommen aktu-
elle und verlässliche Informationen und eine Unterstützung aus Historienda-
398 Engelbert Westkämper
Engineering Administration
in digitaler Digitale in digitaler
Umgebung Produkte
Umgebung
mit mit
„Soft-Machines“ wandlungsfähigen
„Engineering Digitale Workflows
Apps“ Fabrik
Smart
Factories
VI. Zusammenfassung
Die Elektronik und die auf ihr beruhende Informations- und Kommunikati-
onstechnik waren von Anbeginn Treiber der technischen und organisationa-
len Entwicklung der industriellen Produktion. In der Historie kann man
dabei eine Dimension einer 3. industriellen Revolution feststellen, welche
Strukturen, Produkte und Arbeitsweisen grundlegend verändert hat. Heute
sehen Experten den Beginn einer weiteren industriellen Revolution durch
den Einzug der Internet-Technologien und durch die Verknüpfung realer und
digitaler Prozesse. Die wichtigste Neuerung liegt aber in der Verfügbarkeit
von Wissen und Information jeglicher Art an jedem Ort der Welt und zu
jeder Zeit. Hierin liegen sowohl große Chancen aber auch Bedrohungen. Für
Europa bietet sich die Chance zur Re-Industrialisierung bzw. zur Rückho-
lung von Wertschöpfung aus anderen Ländern. Die Bedrohungen resultieren
aus der Öffnung der Informationstechnik und dem möglichen Missbrauch.
Die industriellen Gesellschaften brauchen deshalb eine Vertrauenskultur,
welche Bedrohungen minimiert.
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Autorenverzeichnis
Prof. Dr.-Ing. Prof. E.h. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. mult. Engelbert Westkämper
Universität Stuttgart Graduate School of Excellence advanced Manufacturing Engineering in
Stuttgart (GSaME), E-Mail: Engelbert.Westkaemper@iff.uni-stuttgart.de
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