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Lehrgebiet Politikwissenschaft :
Internationale Politik
Gewählter Text:
„Social Innovation in Rural Regions: Older Adults
and Creative Community Development“
Anika Noack und Tobias Federwisch
Sommersemester 2021
2.Studiensemester
Abgabedatum: 05.08.2021
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Inhaltsverzeichnis
1.1 Fragestellung…………………………….3
1.2 Argumentationslinie und Inhaltsangabe…3
1.3 Ergebnis der Autoren …………………...6
1.4 Methodik der Autoren …………………..7
1.5 Kritische Bewertung des Textes…………7
3. Aufgabe 3: Literaturrecherche
3.1. Literaturverzeichnis................................13
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1 Aufgabe 1: Rezension des Textes
1.1 Fragestellung
Die Autoren Anika Noack und Tobias Federwisch gehen in Ihrem Artikel
„Social Innovation in Rural Regions: Older Adults and Creative Community
Development“ der Frage nach, ob und auf welche Weise benachteiligte
ländliche Gegenden durch Ihre älteren Bewohner, die durch den dortigen
demographischen Wandel den Großteil der Bevölkerung darstellen, speziell im
Hinblick auf soziale Innovation, gesellschaftlich profitieren können.
Sie betrachten dabei in erster Linie drei Fallstudien, die Teil eines Forschungs-
Projektes „Innovation in Rural Municipalties. Conditions,Actors and Processes
of Creative Community Development„ sind.
In Anbetracht dieser Fallstudien stellen sie die Thesen auf, dass Innovations-
Projekte durchaus von älteren Menschen initiiert werden können statt diese nur
als Nutznießer dieser Projekte zu sehen und dass die Rolle älterer Menschen in
der gesellschaftlichen Entwicklung ländlicher Gegenden bisher unterschätzt
wurde.
Sie verstehen Ihren Artikel als Anstoß für mehr Forschung, inwiefern ältere
Menschen in die kreative Weiterentwicklung der Gesellschaft eingebunden
werden sollen und diese dabei auch innovativ bereichern können? Welche
Motivationen stecken hinter sozialem Engagement älterer Menschen?
In der Einleitung benennen die Autoren die Gründe für den demographischen
Wandel in strukturschwachen ländlichen Regionen. Durch wenig
Möglichkeiten der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt, ziehen junge, gebildete
Einwohner weg und ältere Menschen mit vermeintlich traditionellen
Einstellungen bleiben als relativ homogene Bevölkerung zurück. Hier passiert
der sogenannte „Brain drain“ (Matthiesen 2004)
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Da ältere Menschen u.a. mehr Leistungen des Transport- und
Gesundheitswesens benötigen, stehen diese Gegenden vor finanziellen
Herausforderungen, und sind gezwungen, diese durch kreative, innovative
Ideen, Produkte und Dienstleistungen zu meistern.
Entgegen der Annahme, dass Innovation gerade in dieser Bevölkerungs-
Zusammensetzung aufgrund begrenzter technologischer, wirtschaftlicher, und
sozialer Möglichkeiten schwierig sein könnte, gibt es dort Potential für kreative
Gesellschaftsentwicklung.(vgl. S 1022)
Die Autoren legen ein besonderes Augenmerk auf die Rolle der älteren
Menschen in innovativen Projekten. Dabei wird vorausgesetzt, dass soziale
Innovation unerlässlich für die Weiterentwicklung einer Gesellschaft ist.
(vgl. S 1022)
Laut Zapf (1989:177) erschafft soziale Innovation „Neue Wege, Ziele zu
erreichen, im besonderen, neue Wege zu organisieren, neue Regelungen, neue
Arten zu leben“
In der Theorie werden die Teilnehmerinnen sozialer Innovationen in drei
Gruppen unterteilt: Führer (Innovatoren), Teilnehmer und Empfänger (Gillwald
2000:25) Alle drei sind jedoch unerlässlich für den Erfolg und die
Durchsetzung neuer Ideen (MacCallum et al.2009:153)
Die Autoren behaupten, dass der Einfallsreichtum älterer Menschen oft
unterschätzt wird, und diese durchaus auch als Initiatoren innovativer Projekte
fungieren können und diese aktiv voranbringen können. Ihre spezifische Rolle
dabei allerdings hängt von Ihren persönlichen Motiven, gesellschaftlichen
Interessen und Ressourcen ab. (vgl. S 1022)
Die Autoren beginnen damit, aktuelle Forschungen zur sozialen Innovation in
strukturell benachteiligten ländlichen Gegenden, darzulegen. Dabei nutzen sie
eine theoretische Perspektive, die passend zur Konzeptualisierung sozialer
Innovation als ein soziales und kommunikatives Konstrukt erscheint.
Dazu wird erst der Begriff ‚ältere Menschen‘ definiert. Aus vielen möglichen
Definitionen entscheiden sich die Autoren dafür, ältere Menschen als jemanden
zu definieren, auf den mindestens eins der folgenden Kriterien zutrifft: -die
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Person ist >60, - die Person ist im Ruhestand, -die Person hat mindestens ein
Enkelkind.
Hier ist der Unterschied zwischen sogenannten „Third-Agern“ (unabhängige,
gesunde, ältere Menschen) und „Fourth-Agern“(auf Hilfe angwiesene,ältere
Menschen) (vgl. S.1026, Östlund 2011) zu beachten. Der Artikel bezieht sich
auf „Third-Ager“
Da der Artikel in großen Teilen auf dem Forschungsprojekt „Innovations in
Rural Municipalities: Condtions, Actors and Process of Creative Community
Development“ basiert, wird dieses kurz vorgestellt.
Das Forschungsprojekt untersuchte sechs strukturell benachteiligte Regionen in
Ost- und West- Deutschland, in denen unterschiedliche Akteure kreative
Lösungen für die lokalen Probleme verfolgt haben.
Den Autoren erscheint die angewandte Methodik der fokussierten
Ethnographie passend, um ein umfassendes Verständnis für soziale Innovation
von oder/und für ältere Menschen zu erlangen, auch weil Innovation in
ländlichen Gegenden ein neues Forschungsgebiet darstellt und somit eine
induktive Herangehensweise passender ist, als deduktiv Hypothesen zu testen.
Sie werten ethnographische Daten wie Interviews und Umfragen aus und
analysieren Dokumente aus Zeitungen und Magazinen über die verschieden
innovativen Projekte, die durchgeführt wurden.
Dabei wird auch auf die Intentionen und Motivationen der engagierten Akteure
eingegangen.
Nachfolgend stellen sie empirische Daten dreier Fallstudien vor, die die Rolle
älterer Menschen in innovativen Aktionen abgelegner, ländlicher Gegenden
Deutschlands beschreiben. Diese porträtieren drei ältere Menschen, die
unterschiedliche Rollen in der kreativen Weiterentwicklung der Gesellschaft
strukturell benachteiligter Regionen Deutschlands spielen.
Dabei wird klar, dass soziale Motive und gesellschaftliche Interessen für ältere
Menschen größere Anreize für soziales Engagement bieten als persönliche
Ziele. Daher, so die Autoren, sollte in diesem Forschungsgebiet nicht nur die
Art und Weise der möglichen Beteiligung älterer Menschen erforscht werden,
sondern auch ein Fokus auf deren Motive gelegt werden.(vg. S. 1038)
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Beim Vergleich dieser drei Fallstudien stellt sich auch heraus, dass ältere
Menschen eine ganze Reihe nützlicher Ressourcen für kreative
Gesellschaftsentwicklung besitzen. Durch Ihre praktische Lebenserfahrung,
viel freie Zeit und soziale Vernetzungen, können sie positiven Einfluss auf
ländliches Leben nehmen, wenn sie sich in Innovationsprojekten engagieren.
Zahlreiche Studien belegen, dass gerade ältere Menschen gesellschaftliche
Anerkennung genießen, wenn sie diese durch aktives soziales Engagement
erlangen.(vgl. S. 1038)
Noack und Federwisch kommen zu dem Schluss, dass die Gesellschaft ältere
Menschen mehr als Ressource und Potenzial betrachten sollte, denn als
Belastung, da gerade in ländlichen Gegenden, die Bevölkerung überaltert ist
und ältere Menschen zu lösungsorienterten Prozessen beitragen können. (vgl.
S. 1039)
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Auch die Notwendigkeit der Ausschöpfung dieser Ressourcen wird betont, da
die Bevölkerungsstruktur in diesen Regionen wenig Alternativen zulässt.
(vgl.S.1039)
Am Ende steht ganz klar die Forderung, das Alter positiver zu bewerten und
ältere Menschen als Bereicherung für Innovation und Fortschritt zu sehen und
nicht wie bisher als deren reine Profiteure.
Der Artikel versteht sich als Hypothese für diesen Ansatz und die Autoren
verlangen mehr dahingehende Forschung, um diese noch weiter zu erproben
und beweisen.(vgl.S. 1040)
Der Artikel ist logisch kohärent aufgebaut und einwandfrei strukturiert. Alle
genutzten Quellen werden genannt und korrekt im Literaturverzeichnis
aufgeführt.
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Die Autoren definieren klar und verständlich die verwendeten
Schlüsselbegriffe wie z.B. ˋolder adultsˋ und ˋdisadvantaged rural regionsˋ
Ihre Argumentation ist logisch aufgebaut und schlüssig.
Somit sind alle formalen Standards wissenschaftlicher Arbeiten eingehalten.
Als kritisch hinsichtlich der Wissenschaftlichkeit sehe ich den starken Fokus
auf EIN Forschungsprojekt, welches sehr ausführlich behandelt wird im
Vergleich zu anderen angeführten Studien. Dies führt meiner Meinung nach zu
einer leichten Einschränkung der Reichweite und Intersubjektivität. Dadurch
wiederholen sich zum Teil die Kernaussagen immer wieder und wirken stark
evaluativ und normativ.
Allerdings ist dies von den Autoren wohl auch bewusst so gewollt, um dieses
Thema mehr in den Blickpunkt zukünftiger Forschung zu rücken.(vgl.S.1040)
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Die absolute Zahl der älteren Menschen steigt, ebenso der prozentuale Anteil
dieser Gruppe an der Gesamtbevölkerung und es erreichen mehr Menschen die
Hochaltrigkeit (Heite 2012:17)
Diese ältere Generationen stellen durch Ihre Zeit, Arbeitskraft, Qualifikationen
und Erfahrungen ein unglaubliches Potential dar.(Korosec 2019)
Es wird also höchste Zeit, diese Bevölkerungsgruppe nicht nur vermehrt in
soziale Projekte zu integrieren, sondern als vollwertige Ressourcen der
Gesellschaft anzusehen.
Nach Wendt beginnt soziale Teilhabe „beim informellen und persönlichen
Einbezogensein in primären Netzwerken und setzt sich über den Nahraum der
Beziehungen, die sich im Familien- und Freundeskreis ergeben, hinaus in
sozialer Aktivität im gesellschaftlichen Umfeld fort“ (Wendt 2007:1006)
Dazu muss nicht nur eine Veränderung im der allgemeinen Denkweise über das
Alter an sich stattfinden, sondern auch Möglichkeiten für Senioren geschaffen
werden, sich leichter und vielfältiger, sozial, gesellschaftlich, kulturell oder
politisch zu engagieren.
So müssen „Gelegenheitsstrukturen und Gestaltungsspielräume geschaffen
sowie hemmende Rahmenbedingungen abgebaut werden“ (Bertermann 2011:6)
Und genau hier muss angesetzt werden, wie auch Noack und Federwisch in
Ihrem Artikel feststellen. (Noack/Federwisch 2020:1040)
Die Potenziale der älteren Generationen sind noch unterschätzt, die
angebotenen Möglichkeiten begrenzt, und die Zugänglichkeiten, sich zu
engagieren, teils zu kompliziert.
Insbesondere weil davon nicht nur die unterstützten Projekte und die
Gesamtgesellschaft profitieren würden, sondern auch die Senioren selbst.
Die positiven Effekte von Partizipation für ältere Menschen sind u.a.
Ermöglichung von Begegnung und Kommunikationsmöglichkeiten, Stärkung
der Eigenverantwortung, Aktivierung von Unterstützungs- und
Selbsthilfepotenzialen, im besten Fall Hilfe, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden
oder zu reduzieren. Sie trägt folglich also in jedem Fall dazu bei, die
Lebensqualität auch im hohen Alter zu fördern (Bertermann/Olbermann
2012:110)
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Zudem kommt der sinngebende Aspekt einer Aufgabe und persönlicher
Herausforderung. „Hat man sein WARUM? des Lebens, so verträgt man sich
mit fast jedem WIE“ (Nietzsche 1888)
Selbstverständlich muss man dabei die individuellen physischen, psychischen
und mentalen Gegebenheiten bei den Senioren berücksichtigen.
Notwendig ist außerdem eine stärkere Zielgruppenorientierung und soziale
Differenzierung in der Altenarbeit, die unterschiedlichen Kompetenzen,
biographischen Erfahrungen, ethnischen Vorraussetzungen und materiellen wie
immateriellen Ressourcen Rechnung tragen.(Bröscher, Nägele & Rohleder
2002)
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“Die Wirtschaft muss sich stärker auf des Älterwerden unserer Bevölkerung
einstellen. Die ältere Generation ist sowohl mit ihrer Arbeitskraft als auch mit
Ihrer Kaufkraft ein immer wichtigerer Wirtschaftsfaktor. Wir brauchen ein
Leitbild des produktiven Alters: Leistungsfähigkeit, Kreativität und
Innovationskraft sind selbstverständlich auch jenseits der Lebensmitte
vorhanden” (Von der Leyen 2006)
Hinzu kommt der Vergleich einschlägiger Studien und Fallbeispielen, die
empirisch aufzeigen, welche Möglichkeiten bereits genutzt werden und wie
erfolgreich diese in der Praxis umgesetzt werden können.
Anhand der Analyse von Best-Practice-Beispielen wird ein besonderes
Augenmerk darauf gelegt, welche Vorraussetzungen gegeben sein müssen, um
Partizipation Älterer erst zu ermöglichen.
Wie können vorhandene Projekte bekannter gemacht werden, Zugänge
geschaffen werden und mehr Senioren erreicht und mobilisiert werden?
Was macht den Erfolg dieser Beispiele aus und wie kann dieser auf andere
Projekte adaptiert werden?
Zu den hemmenden Umweltfaktoren gehören beispielsweise durch eine
mangelnde infrastrukturelle Unterstützung, fehlende Anreize und
Informationen blockierte Zugänge zum öffentlichen Raum (Enquete-
Kommission 2002)
Vor dem Hintergrund der gewonnen Erkenntnisse wird diskutiert, wie ein
Ausblick in die Zukunft mit bestehenden und neuen Möglichkeiten der
Partizipation aussehen kann und was dafür notwendig ist.
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2.3 Gliederung zum Hausarbeitskonzept
6. Literaturverzeichnis
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3 Aufgabe 3: Literaturrecherche
3.1 Literaturverzeichnis
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Wendt, Wolf Rainer. 2007. Teilhabe. In: Bernd Maelicke (Hrsg.): Lexikon der
Sozialwirtschaft. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft (Artikel aus
Sammelband)
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