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Die drei Siebe

Arme Leute
Das perfekte Herz
Das Märchen von der traurigen Traurigkeit
Versteckspiel der Gefühle
Als Gott die Frau erschuf
Ein besonderer Anlass
Der Tempel der Tausend Spiegel
Es war einmal ein Herz…
Die Nägel
Klassenübung
Wahre Liebe verstehen
Leben nach der Geburt
Der letzte Tag
Das kleine Gefühl
Die Heldenmaus und die Katze
In Sand und Stein
Der kleine Hund
Seesterne
Vater, Sohn und Esel
Der träumende Delfin
Der Sprung in der Schüssel
Die böse Frau
Der Schmorbraten
Die Geschichte vom Indianer und der Grille
Der Barbierjunge von Segringen
Die Chance
Hammer-Geschichte
Die Schneeflocke
Shay
Die Wünsche des Bauern
Die Bettlerin und die Rose
Die 4 Lektionen
Herz und Zunge
Vom Mut eine Probe zu wagen
Fußschritte
Vom Wert der Dinge und der Menschen
Die Frösche im Milchtopf
Gerechtigkeit
Buddha
Das Gesetz
Spuren im Sand
Die Geschichte der roten Rose
Hast Du einen anderen Gott außer Mir?
Engel
Eine Stunde Zeit
Eintagsfliege
Der Schmetterling
Die Siebensachen
Nur Steine!
Die kleinen Leute von Swabeedo
Der versagte Baumwollfaden
Die Echo Geschichte
Der 101. Schlag
Geschichte vom kleinen Indianer und der Sonne
Gott und das Baby
Das Geheimnis der Zufriedenheit
Ein Bild vom Frieden
Dankbarkeit
Das Versteck der Weisheit
Optimismus
Der Baum
Die Regenbogenbrücke
Das schönste Herz
Leere Tasse
Die Legende des Lakota-Führers
Botschaft vom Himmel
Der Traum eines Toten
Das Paradox unserer Zeit
Mit Gott zu Mittag gegessen
Weihnachten in einem Waisenhaus
Drei merkwürdige Gäste
Vier Kerzen am Adventskranz
Was kleine Augen sehen
Aus dem Tagebuch einer Bibel
Es war einmal ein kleines Eselchen..
Das Christkind
Das Engelein und die Weihnacht
Die Mulattin
Der kaputte Krug
Die schönste Krippe
Weihnachtsmorgen in der Stadt
Das Christbäumchen
Die Legende vom vierten König
Ein flandrischer Hirtenhund
Die Weihnachtsfabel der Tiere
Zwölfe mit der Post*
Die Fabel vom Fuchs
Der rote Schnee
Irgendwie anders
Gibt es Gott?
Das Monument
Der Mensch im Spiegel
Mein Engel bist Du
Der Adler
Erntedank
Ich liebe diese Jungs
Bunte Herzen
Einer nach dem anderen
Das Geschenk
Pillen
Warum?
Nur bei Anwendung
Die Insel der Liebe…
Ein einsamer Mensch in dieser kalten Welt
Der Spatz
Der Wunsch der Liebe
Der Traum von Freiheit und Glück
Treffen mit Gott
Der gute Mensch
Der Wert eines Jahres
Altenpfleger
Das Leben als Last
Die üble Nachrede
Das Märchen von der größten Kraft des Universums
Worauf hast Du gewartet?
Die drei Fragen
Auf der Durchreise
Murmeln
Wer bist du?
Error 490
Zen-Geschichte
Die Verleumdung
Die volle Tasse
Erleuchtung
Zeit
Ein Bild von Gott
Märchen vom Auszug aller „Ausländer“
Ist die Hölle exotherm oder endotherm?
Die letzten 7 Tage der Erde
Die Straße des Lebens
So ein Unglück!?
Sag es heute
Eine Geschichte über die Einsamkeit
Das Glück ist ein Schmetterling
Zwei Wölfe in der Brust
Zufriedenheit
Die drei Versprechen
Eine Harfe im Schnee
Der Engel der nicht singen wollte
Warum Gott Kinder erschaffen hat
Der arme Mann und die reiche Frau
Eine Kurugeschichte
Eine Generationengeschichte
Das schönste Geschenk !!!
Git es einen Weihnachtsmann?
Rudi der kleine Weihnachtsengel
Das Licht im Fenster!
Denke, bevor du urteilst
Eine Weihnachtsgeschichte für jeden Tag
Das weiße Pferd
Der Axtdieb
Im Restaurant
Der Reisbauer
Drei merkwürdige Gäste und ein guter Stern
Die verlorene Weihnachtsgeschichte
Das Neujahrsfest
Der Jahreswechsel
Ein Bild vom Frieden
Beim Friseur
Die Tränen einer Frau
Über die Erleuchtung
Die zwei Söhne
Der Schlüssel zum Himmel
Der Hirte und der Wolf
Ein Bild vom Frieden
Als Gott die Tiere erschuf
Aus einer Kirche in Baltimore
Wach auf. Es ist Zeit.
Die Geschichte von BALTEN und GEROME
Die Geschichte von den drei kleinen Männlein
Arm ist...
Die Geschichte von der Blume und dem Wasser
Die Suche nach Gott
Morgen kann es schon zu spät sein
Die Scheidung
Warum weinst du?
Der Sinn des Lebens
Ein Regenbogenmärchen
Das kleine Lob
Menschen sind Engel
Freunde haben keine Gebrechen!
Der bessere Weg
Tödliche Mail
Die Ameise
Glücklich sein
Die Parabel vom Mann in der Wüste
Taxifahrer in New York
Der Pilger
Vergeltung
Ich sehe dich - und das reicht schon
Eine grantige alte Frau
Amok
Der Tag an dem Enne Michel sprachlos war
Bürgers Freiheit
Wachhund am langen Stein
Eselsgeduld
Provozieren
Wenn jemand stirbt
Der kleine Weg zum Frieden
Der kleine Zirkuselefant
Der kleine Naschengel
Der alte Weihnachtsmann
Tier-Diskussionen
Die Puppe
Heiligabend
Im Bus
Till Eulenspiegel und die Berge
Vertrauen
Die Brücke
Selber wissen was richtig ist
Der Bohnen
Im Krankenhaus
Der Korb
Der Fischer
Das scheinbar Unmögliche
Slow Down And Enjoy Life
The doctor
The comb
If you love someone
The soldier
I Wish You Enough
The boy in the train
How much do you earn ?
Learning to live without recognition
Why We Shout In Anger
The boy
The Honey Bee
The wallet
The secret of happiness
Martha’s secret ingredient

Die drei Siebe


Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: "Höre Sokrates, das muss ich Dir erzählen!" "Halte ein!" - unterbrach ihn der Weise,
"hast Du das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?" "Drei Siebe?", frage der andere voller Verwunderung. "Ja guter
Freund! Las sehen, ob das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. Hast Du alles, was Du
mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist? "Nein, ich hörte es erzählen und..." " So, so! Aber sicher hast Du es im zweiten Sieb geprüft.
Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was Du mir erzählen willst gut?" Zögernd sagte der andere: "Nein, im Gegenteil..." "Hm...", unterbracht
ihn der Weise, "so las uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass Du mir das erzählst?" "Notwendig nun gerade
nicht..." "Also" sagte lächelnd der Weise, "wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so las es begraben sein und belaste Dich
und mich nicht damit."
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Arme Leute
Eines Tages nahm ein Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag
und eine Nacht auf einer Farm einer sehr armen Familie. Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn: "Wie war dieser
Ausflug?" "Sehr interessant!" antwortete der Sohn. "Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?" "Oh ja, Vater, das habe ich
gesehen." "Was hast du also gelernt?" fragte der Vater. Und der Sohn antwortete: "Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die
Leute auf der Farm haben vier. Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht, und sie haben einen See, der
gar nicht mehr aufhört. Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten und sie haben die Sterne. Unsere Terrasse reicht bis zum
Vorgarten und sie haben den ganzen Horizont." Der Vater war sprachlos. Und der Sohn fügte noch hinzu: "Danke Vater, dass du mir
gezeigt hast, wie arm wir sind."
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Das perfekte Herz


Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große
Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja,
sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch
lauter über sein schönes Herz. Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so
schön, wie meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war
voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab
einige ausgefranste Ecken.... Genau gesagt, an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: wie
kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie? Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und
lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus
Narben und Tränen." "Ja", sagte der alte Mann, deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für
einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie
mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue
Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens
gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt
manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die
Liebe, die ich für diese Menschen empfinde... und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst
du jetzt, was wahre Schönheit ist?" Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu,
griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an.
Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die
Wunde in des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an,
nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und
gingen weg, Seite an Seite.

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Das Märchen von der traurigen Traurigkeit
Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher
körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
"Wer bist du?" fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. "Ich ... ich
bin die Traurigkeit", flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen.
"Ach, die Traurigkeit", rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
"Kennst du mich denn", fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich", antwortete die alte Frau, "immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber ..." argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?"
"Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so
nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst - verzeih diese absurde Feststellung - du siehst so traurig aus?"
"Ich ... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. "So, traurig bist du", wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem
Kopf. "Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?"
Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht und ...
"Ach, weißt du", begann sie zögernd und tief verwundert, "es ist so, dass mich offensichtlich niemand mag. Es ist meine Bestimmung,
unter die Menschen zu gehen und eine Zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle
reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen."
"Da hast du sicher Recht", warf die alte Frau ein. "Aber erzähle mir ein wenig davon."
Die Traurigkeit fuhr fort: "Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll.
Sie sagen "Papperlapapp - das Leben ist heiter", und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot.
Sie sagen "Gelobt sei, was hart macht", und dann haben sie Herzschmerzen.
Sie sagen "Man muss sich nur zusammenreißen" und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.
Sie sagen "Weinen ist nur für Schwächlinge", und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.
Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen."
"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner
Anwesenheit helfen, nicht wahr?"
Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Ja, das will ich", sagte sie schlicht, "aber helfen kann ich nur, wenn die
Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne
Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen.
Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich.
Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte
Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten
Tränen leerweinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine
Wunden wirklich heilen.
Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit."
Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war tief und verzweifelt.
Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. "Wie weich und sanft sie sich anfühlt", dachte sie und
streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln
kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und
glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an
werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin.
"Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?"
"Ich", antwortete die kleine alte Frau und lächelte still. "Ich bin die Hoffnung!

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Versteckspiel der Gefühle


Es wird erzählt, dass alle Gefühle und Qualitäten der Menschen ein Treffen hatten. Als die Langeweile zum dritten Mal gähnte, schlug
der Wahnsinn, wie immer sehr gewitzt vor: "Lasst uns Verstecken spielen!" Die Intrige hob die Augenbraue, und die Neugierde konnte
sich nicht mehr zurückhalten und fragte: "Verstecken? Was ist das?" "Das ist ein Spiel", sagte der Wahnsinn. "Ich verstecke mein Gesicht
und fange an zu zählen, von eins bis eine Million. Inzwischen versteckt ihr euch. Wenn ich das Zählen beendet habe, wird der erste von
euch, den ich finde meinen Platz einnehmen um das Spiel danach fortzusetzen". Die Begeisterung und die Euphorie tanzten vor Freude.
Die Freude machte so viele Sprünge, dass sie den letzten Schritt tat um den Zweifel zu überzeugen und sogar die Gleichgültigkeit, die
sonst keine Interessen hatte, machte mit. Aber nicht alle wollten teilnehmen: Die Wahrheit bevorzugte es sich nicht zu verstecken, wozu?
Zum Schluss würde man sie immer entdecken und der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich, dass die
Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit zog vor, nicht zu riskieren. "Eins.., zwei....,drei ...vier....", der Wahnsinn begann zu zählen. Als
erste versteckte sich die Trägheit, die sich wie immer hinter den ersten Stein fallen liess. Der Glaube stieg zum Himmel empor und die
Eifersucht versteckte sich hinter dem Schatten des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu
gelangen. Die Großzügigkeit schaffte es kaum sich zu verstecken, da sie bei allen Verstecken, die sie ausfindig machte, glaubte, ein
wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben. Ein kristallklarer See... ideal für die Schönheit. Der Spalt eines
Baumes... ideal für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings... das Beste für die Wolllust. Ein Windstoss... großartig für die Freiheit...
und sie versteckte sich auf einem Sonnenstrahl. Der Egoismus dagegen fand von Anfang an einen sehr guten Ort, luftig, gemütlich... aber
nur für ihn allein. Die Lüge versteckte sich im Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen).
Die Leidenschaft und das Verlangen, im Zentrum des Vulkans. Die Vergesslichkeit... ich habe vergessen wo sie sich versteckte, aber das
ist nicht so wichtig. Als der Wahnsinn 999.999 zählte, hatte die Liebe noch kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu
sein... bis sie den Rosenstrauch erblickte und gerührt entschloss, sich in seinen Blüten zu verstecken. "Eine Million", zählte der Wahnsinn
und begann zu suchen. Die erste, die entdeckt wurde, war die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt. Danach hörte man den
Glauben, der mit Gott im Himmel über Theologie diskutierte. Die Leidenschaft und das Verlangen hörte man im Vulkan vibrieren. In
einem unachtsamen Moment fand er die Eifersucht und so natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen,
ganz allein kam er aus seinem Versteck, das sich als Bienennest herausstellte. Vom vielen Laufen empfand er Durst und als er sich dem
See näherte, entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, er fand ihn auf einem Zaun sitzend, da dieser sich nicht
entscheiden konnte, auf welcher Seite er sich verstecken sollte. So fand er einen nach dem anderen. Das Talent hinter dem frischen Gras,
die Angst in einer dunklen Höhle, die Lüge hinter dem Regenbogen (stimmt nicht, sie war im Meeresgrund) und sogar die
Vergesslichkeit... die schon wieder vergessen hatte, dass sie Verstecken spielte. Nur die Liebe tauchte nirgendwo auf. Der Wahnsinn
suchte hinter jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten, auf jedem Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die Rosen. Mit
einem Stöckchen fing er an die Zweige zu bewegen, als auf einmal ein schmerzlicher Schrei aufkam. Die Dornen hatten der Liebe die
Augen ausgestochen. Der Wahnsinn war hilflos und wusste nicht, wie er seine Tat wieder gut machen sollte. Er weinte, entschuldigte sich
bei ihr und versprach der Liebe, für immer ihr Begleiter zu sein. Seit dieser Zeit, seitdem das erste Mal auf Erden Verstecken gespielt
wurde, ist die Liebe blind und der Wahnsinn immer ihr Begleiter.
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Als Gott die Frau erschuf


Als Gott dabei war die Frau zu erschaffen, war er schon bei seiner sechsten Überstunde. Ein Engel erschien und fragte: "Warum
verbringst du denn so viel Zeit damit??? Gott antwortete: "Hast du das Datenblatt dazu gesehen??? Sie muss komplett waschbar sein,
aber kein Plastik, muss über 200 bewegliche Teile haben, die alle ersetzt werden können und ihr Körper muss auch laufen, wenn sie sich
nur mit Diätcola und einem TicTac ernährt. Sie muss einen Schoß haben, auf dem vier Kinder gleichzeitig sitzen können, sie muss einen
Kuss haben, der alles heilen kann - von einem aufgekratzten Knie bis zu einem gebrochenen Herzen - und sie wird dies alles mit nur zwei
Händen machen." Der Engel war über die Ansprüche erstaunt "Nur zwei Hände!? Und das beim Standardmodell ??? Das ist zu viel
Arbeit für einen Tag. Warte bis morgen um sie fertig zu machen." "Das werde ich nicht!" protestierte Gott : " Ich bin so nah dran, diese
Kreation die mir so ans Herz gewachsen ist zu fertigen. Sie kann sich bereits selbst heilen und kann 18 Stunden am Tag arbeiten." Der
Engel trat näher und berührte die Frau, "Aber du hast sie so weich gemacht, Gott." "Sie ist weich" stimmte Gott zu, "aber ich habe sie
auch hart gemacht. Du hast keine Ahnung, was sie dulden bzw. durchsetzen kann." "Wird sie denken können?", fragte der Engel. Gott
antwortete, "Sie wird nicht nur denken können, Sie wird erörtern und verhandeln können, besser als ein Mann." Der Engel bemerkt etwas,
streckt seine Hand aus, und berührt die Wange der Frau. "Oops, es sieht aus, als hättest du eine undichte Stelle in diesem Modell. Ich
habe dir gleich gesagt, dass das alles zu viel Arbeit für einen Tag ist." "Das ist keine undichte Stelle" korrigierte Gott, "das ist eine
Träne!" "Für was ist die Träne?" fragte der Engel. Gott antwortete: "Die Träne ist eine Möglichkeit, mit der sie ihre Freude, ihren
Schmerz, ihren Kummer, ihre Enttäuschung, ihre Liebe, ihre Einsamkeit, ihr Bekümmernis und ihren Stolz ausdrücken kann." Der Engel
war beeindruckt: "Gott du bist ein Genie. Du hast an alles gedacht! Frauen sind wirklich erstaunlich." Ja, das sind sie wirklich! Frauen
haben Stärke um Männer zu erstaunen. Sie ertragen Not und tragen Belastungen, aber sie halten immer Freude, Liebe und Glück in sich.
Sie lächeln, wenn sie schreien möchten. Sie singen, wenn sie weinen möchten. Sie weinen, wenn sie glücklich sind und lachen, wenn sie
nervös sind. Sie kämpfen für das, an das sie glauben. Sie stehen auf gegen Ungerechtigkeit. Sie akzeptieren kein "Nein" wenn sie denken,
dass es eine bessere Antwort gibt. Sie gehen zum Doktor mit einem ängstlichen Freund. Sie lieben ohne Vorbehalt. Sie weinen, wenn ihre
Kinder hervorragende Leistungen erbringen und jubeln, wenn ihre Freunde Auszeichnungen bekommen. Sie freuen sich, wenn sie von
einer Geburt oder einer Hochzeit hören. Ihre Herzen brechen, wenn ein Freund stirbt. Sie sind bekümmert über den Verlust eines
Familienmitgliedes. Sie sind stark, auch wenn sie denken, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Sie wissen, dass ein Kuss und eine
Umarmung ein gebrochenes Herz heilen können. Frauen gibt es in allen Formen, Größen und Farben. Sie würden zu Dir fahren, fliegen,
laufen, rennen oder E-mails schreiben, nur um zu zeigen, wie sehr sie sich um dich kümmern. Das Herz einer Frau ist es, was die Welt zu
einem schönen Ort macht. Sie bringen Freude, Liebe und Hoffnung. Sie haben Mitgefühl und Ideale. Sie geben ihren Freunden und ihrer
Familie moralischen Beistand. Frauen haben wichtige Dinge zu sagen und geben ALLES !!! Wie auch immer ... wenn es einen Fehler bei
Frauen gibt, ist es der, DASS SIE VERGESSEN WAS SIE WERT SIND !!!!!

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Ein besonderer Anlass


Mein bester Freund öffnete die Kommodenschublade seiner Ehefrau und holte ein in Seidenpapier verpacktes Päckchen heraus. Es war
nicht irgendein Päckchen, sondern ein Päckchen mit Unterwäsche darin. Er warf das Papier weg und betrachtete die Seide und die Spitze.
"Dies kaufte ich, als wir zum ersten Mal in New York waren. Das ist jetzt 8 oder 9 Jahre her. Sie trug es nie. Sie wollte es für eine
besondere Gelegenheit aufbewahren. Und jetzt, glaube ich, ist der richtige Moment gekommen!" Er näherte sich dem Bett und legte die
Unterwäsche zu den anderen Sachen, die von dem Bestattungsinstitut mitgenommen wurden. Seine Frau war gestorben. Als er sich zu
mir umdrehte, sagte er: "Bewahre nichts für einen besonderen Anlass auf! Jeder Tag den du lebst, ist ein besonderer Anlass." Ich denke
immer noch an diese Worte ... sie haben mein Leben verändert. Heute lese ich viel mehr als früher und putze weniger. Ich setze mich auf
meine Terrasse und genieße die Landschaft, ohne auf das Unkraut im Garten zu achten. Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie,
meinen Freunden und weniger Zeit bei der Arbeit. Ich habe begriffen, dass das Leben eine Sammlung von Erfahrungen ist, die es zu
schätzen gilt. Von jetzt an bewahre ich nichts mehr auf. Ich benutze täglich meine Kristallgläser. Wenn mir danach ist, trage ich meine
neue Jacke um in den Supermarkt zu gehen. Auch meine Lieblingsdüfte trage ich dann auf, wenn ich Lust darauf habe, anstatt sie für
Festtage aufzuheben. Sätze, wie z. B. "Eines Tages ..." oder "An einem dieser Tage ...." sind dabei, aus meinem Vokabular verbannt zu
werden. Wenn es sich lohnt, will ich die Dinge hier und jetzt sehen, hören und machen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Frau
meines Freundes gemacht hätte, wenn sie gewusst hatte, dass sie morgen nicht mehr sein wird (ein Morgen, das wir oft zu leicht
nehmen). Ich glaube, dass sie noch ihre Familie und engen Freunde angerufen hätte. Vielleicht hätte sie auch ein paar alte Freunde
angerufen, um sich zu versöhnen oder sich für alte Streitigkeiten zu entschuldigen. Der Gedanke, dass sie vielleicht noch chinesisch essen
gegangen wäre (ihre Lieblingsküche), gefällt mir sehr. Es sind diese kleinen unerledigten Dinge die mich sehr stören würden, wenn ich
wüsste, dass meine Tage gezählt sind. Genervt wäre ich auch gewisse Freunde nicht mehr gesehen zu haben, mit denen ich mich "an
einem dieser Tage" in Verbindung hätte setzen sollen. Genervt, nicht die Briefe geschrieben zu haben, die ich "an einem dieser Tage"
schreiben wollte. Genervt, meinen Nächsten nicht oft genug gesagt zu haben, wie sehr ich sie liebe. Jetzt verpasse, verschiebe und
bewahre ich nichts mehr, was uns Freude und Lächeln in unser Leben bringen könnte. Ich sage mir, dass jeder Tag etwas Besonderes
ist ... jeder Tag, jede Stunde sowie jede
Minute. ............................................................................................................................................................................................

Der Tempel der Tausend Spiegel


Es gab in Indien den Tempel der tausend Spiegel. Er lag hoch oben auf einem Berg und sein Anblick war gewaltig. Eines Tages kam ein
Hund und erklomm den Berg. Er stieg die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel. Als er in den Saal der
tausend Spiegel kam, sah er tausend Hunde. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell, klemmte den Schwanz zwischen die Beine, knurrte
furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten
furchtbar und fletschten die Zähne. Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus
knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden bestehe. Einige Zeit später kam ein anderer Hund, der den Berg erklomm. Auch er
stieg die Stufen hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel. Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah auch er tausend
andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf.
Dieser Hund verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden bestehe, die ihm
wohlgesonnen sind.
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Es war einmal ein Herz…
Das schlug 100.000 Mal am Tag - nicht mehr und nicht weniger. Es schlug nun einmal so viel wie es nötig war. Das Herz war nicht von
der gleichen feuerroten Farbe wie all die anderen Herzen, sondern besaß nur ein schwaches blassrosa. Das schlimme war, dass es mit der
Zeit immer mehr an Farbe verlor. Der Lebenskampf hatte es geschwächt und obwohl es noch nicht sehr alt war, hatte es schon viele
Falten. Eines Tages war es auf die Idee gekommen einen Verschlag um sich zu bauen. So suchte es den härtesten Stein für die Wände,
dass massivste Holz für das Dach und den stärksten Stahl für die Tür. Nur so, dachte das Herz, konnte niemand mehr hinein zu ihm und
es verletzen - niemand konnte es mehr zerreißen. Endlich war es sicher. Nun saß das kleine Herz in seinem Verschlag, lugte hinaus durch
die Fugen im Stein und hörte über sich das knacken des Holzes. Es war ziemlich dunkel und kalt dachte sich das Herz. Aber es schloss
einfach die Augen und tat was es immer tat -schlagen. 100.000 Mal am Tag. Vor lauter Langeweile zählte das Herz jeden Schlag mit, bis
es ihm überdrüssig wurde. So vergaß es manchmal einen Schlag zu tun. Das Herz fragte sich, was es überhaupt noch für einen Sinn hatte
zu schlagen. Was das Herz vergessen hatte war, dass es sich zwar in Sicherheit vor allem Bösen befand, es niemand mehr verletzen und
enttäuschen konnte, dass aber auch niemand mehr hineinkommen würde, der mit ihm lachen täte, jemand der Purzelbäume mit ihm
schlagen würde und es wärmte. Nach einiger Zeit fing das Herz an darüber nachzudenken. Es merkte einen fatalen Fehler begangen zu
haben. Mit aller Kraft versuchte es die Stahltür aufzudrücken, doch sie war zu schwer, als dass sie sich bewegen ließ. So begann es gegen
die Steinwände zu hämmern, doch außer das sich ein paar Brocken lösten, passierte nichts. Der Stein war zu gewaltig. Als es sich am
Dach zu schaffen machte, zog es sich nur einen dicken Splitter zu. Panikartig saß das kleine Herz in seinem selbstgebauten Gefängnis
und schlug mindestens doppelt so schnell wie sonst. Wie konnte es nur den Schlüssel in all seiner Trauer vergessen? Das Herz verfluchte
sich für sein elendes Selbstmitleid. Wie gern würde es sich jetzt den Stürmen des Lebens hingeben, sich vor Angst zusammenkrampfen,
vor Freude hüpfen, wenn es nur könnte. Es schaute durch das Schlüsselloch hinaus in die Welt und sah die anderen Herzen. Einige waren
blaß so wie es selbst. Sie schlichen durchs Leben geduckt und allein. Andere wiederum sprangen in leuchtendem Rot - Hand in Hand
über Stock und Stein, unerschrocken und gestärkt vom anderen. Doch was das Herz dann sah ließ es staunen und es konnte seine Tränen
nicht verbergen. Da lagen Herzen im Staub mit Füßen getreten. Sie waren weiß und regten sich kaum noch. Sie schlugen vielleicht noch
20 Mal am Tag. Niemand kümmerte sich um sie, denn auch sie hatten einmal den Schlüssel ihres Gefängnisses so gut versteckt, dass
niemand ihn fand Da fühlte das Herz zum 1. Mal, dass es ihm noch gar nicht so schlecht ging. Noch war es rosa und noch fühlte es etwas.
Es musste nur diesen Schlüssel finden zu seiner Stahltür. So machte es sich auf die Suche und probierte alle Schlüssel die es finden
konnte. Es probierte sogar Schlüssel, von denen es von Anfang an wusste, dass sie nicht passen würden. Nach einiger Zeit merkte das
Herz, dass es wieder einen Fehler begangen hatte. Es war zu unüberlegt, zu krampfhaft an die Sache gegangen. Es verstand, dass man das
Glück nicht erzwingen kann. Frei ist man nur, wenn man frei denken kann. Das Herz entspannte sich erst einmal und beschäftigte sich
mit sich selbst. Es schaute in den Spiegel und begann sich so zu akzeptieren wie es war, blassrosa und faltig. Es spürte eine wohlige
Wärme in sich aufsteigen und eine innere Gewissheit, dass es auf seine Art und Weise wunderschön war. So fing es an zu singen, erst
ganz leise und schnurrend und nach und immer lauter und heller, bis es ein klares Zwitschern war, wie das eines Vogels am Himmel.
Durch den hellen Ton begann der Stein an einer Stelle nachzugeben. Mit riesengroßen Augen starrte das Herz auf diese Stelle, wo ein
goldenes Schimmern zu erkennen war. Das Herz traute seinen Augen nicht. Da war der Schlüssel, den es damals mit in den Stein
eingemauert hatte. Das hatte es durch all seinen Schmerz und Selbstmitleid vergessen und jetzt wo es den Schlüssel in der Hand hielt, fiel
es ihm wieder ein, wie es ihm vor all den Jahren so sicher erschien, ihn nie wieder zu brauchen. Langsam und voller Bedacht den
Schlüssel nicht abzubrechen, steckte das Herz ihn ins Schloss.Mit lautem gequietschte schob sich die schwere Stahltür zur Seite. Das
Herz machte einen Schritt nach draußen, schloss die Augen und atmete tief die frische Luft ein. Es streckte die Arme aus, drehte und
wendete sich, blickte nach oben und nach unten und hörte gespannt mal hierhin und mal dorthin. Das Herz dachte wie schön das Leben
doch sei, machte einige Hüpfer und begab sich auf den Weg um Freunde zu finden. Den 1. den es traf war eine lustiger Geselle, der das
Leben zum schießen komisch fand und über 1000 Freunde hatte. Nachdem das Herz einige Zeit mit ihm verbrachte, mit ihm alle
erdenklich lustigen Sachen anstellte, merkte das Herz, dass diesem "Freund" einiges fehlte; - der Tiefgang. Was war das für ein Freund,
mit dem es nur lachen aber nie weinen konnte? Mit dem es nur durch "Dick" aber nie durch "Dünn" gehen würde. So zog das Herz
weiter, allein, aber reich einer neuen Erfahrung. Bis es auf eine Gruppe anderer Herzen stieß. Es wurde direkt freundlich in ihre Mitte
aufgenommen. Es war ein ganz neues Gefühl von Zugehörigkeit. Da war nun eine große Gruppe, wie eine Familie die zusammenhielt,
wo alle gleich waren. Jeden Morgen standen sie zusammen auf, tranken den gleichen Tee, aßen vom gleichen Brot und gestalteten jeden
Tag gleich. Das Herz war glücklich - eine Zeitlang, bis es spürte, dass auch dies nicht das richtige Ziel sein konnte, denn auch seinen
vielen neuen Freunden fehlte etwas - die Individualität. In ihrer Mitte gab es keinen Platz für jemanden, der Eigenständig war und sein
Leben selbst planen wollte. Also löste das sich das Herz auch aus dieser Verbindung und genoss sein eigenes Leben. Es ging über 112
Wege, um 203 Kurven und 24 Berge und Täler, bis es an einem Haus ankam, dass mit Stacheldraht umzogen war. Aus dem Schornstein
quoll Rauch, das hieß, dass tatsächlich jemand in diesem Haus leben würde. In einem Haus, das nicht einmal Fenster hatte. Bei dem
Anblick fiel dem Herz ein, wie es selbst einmal gelebt hatte. Wie sehr es damals gehofft hatte, dass jemand ihm helfen würde und doch
niemand sein stummes Flehen erkannt hatte. Es wusste, dass es ihm aus eigener Kraft gelungen war und es war sehr stolz darauf. Aber
wie konnte es diesem armen Herzen helfen aus seinem Verlies zu kommen? So besorgte sich das Herz eine Drahtschere und versuchte
den Stacheldraht zu durchtrennen. Aber nach einiger Zeit verließen es die Kräfte. Auch dieses Herz hatte keine Mühe gespart, für sich
den stärksten Stacheldraht zu finden. Obwohl das Herz das andere nicht sah und auch nicht hörte, sondern nur ahnen konnte was das für
ein Herz war, fühlte es eine starke Bindung zu ihm. So grub es ein Loch im Boden unter dem Stacheldraht, um den anderen wenigstens
nah zu sein. So stand es vor seinem Haus, vor der gleichen dicken Stahltür wie einst seiner und begann zu reden. Tagelang, Nächtelang
stand es einfach nur da und redete. Es erzählte von seinem Schicksal. Erzählte ihm, was ihm alles in seinem Leben widerfahren war und
es hörte ein schluchzen hinter der dicken Tür. Unermüdlich sprach das Herz weiter. Über die lustigen Sachen, die es mit seinem 1.
"Freund" erlebt hatte, über die Wärme, die es bei seiner Familie erfahren hatte und es vernahm ein leises glucksen von innen. Erst leise,
bis es immer lauter sich in ein gellendes Lachen verwandelte. Plötzlich sprach das Herz hinter der Stahltür zu ihm. Es wollte hinaus zu
ihm, und es sehen. Es wollte mit ihm gehen und mehr von dem Lachen und Weinen. Es wollte sich an seine Schulter lehnen, sich an es
drücken und es nie wieder verlassen. Das Herz war glücklich endlich so jemanden gefunden zu haben, aber was sollte es nur tun? Wie
auch bei ihm früher, wusste das andere Herz nicht mehr wo es den Schlüssel versteckt hatte. So fasste das Herz den Entschluss
loszugehen um den Schlüssel zu suchen. Nur wo sollte es anfangen? Es lief ziellos umher, suchte hinter Büschen, auf Bäumen, tauchte in
Seen danach; fragte alle die seinen Weg kreuzten, aber niemand wusste Rat und nirgends fand es den Schlüssel. So ging es mit schwerem
Herzen zurück zu der kleinen Hütte. Krabbelte durch das Loch unterm Zaun um die schlechte Nachricht zu überbringen. Doch zu seinem
Erstaunen, fand es die schwere Stahltür geöffnet. Wie war das möglich gewesen? -dachte das Herz. Plötzlich hörte es eine freundliche
und liebevolle Stimme hinter sich. Da sah es ein kleines blassrosa Herz stehen mit glühenden Wangen. " Ich habe hier auf dich gewartet "
sagte das kleine Herz. Ich habe erkannt, dass man es im Leben nur aus eigener Kraft schaffen kann, aus seinem Gefängnis zu entkommen.
Doch so viel Kraft konnte ich nur durch dich erlangen. Durch deine Liebe zu mir und meiner Liebe zu dir habe ich den Schlüssel zur Tür
meines Herzens gefunden, der mir gleichzeitig die Tür meines Verlieses öffnete " Sie nahmen sich an die Hand und gingen von nun an
alle Wege gemeinsam, ihr Herzschlag im gleichen Rhythmus bis an ihr Lebensende.

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Die Nägel
Es war einmal ein Junge, der einen schlechten Charakter hatte. Sein Vater gab ihm einen Sack voll Nägel und sagte ihm, er müsse jedes
mal, wenn er die Geduld mit jemanden verliert, einen Nagel in den Gartenzaun schlagen. Am ersten Tag schlug der Junge 37 Nägel in
den Gartenzaun. In den folgenden Wochen lernte er, sich zu beherrschen. Die Anzahl der Nägel im Gartenzaun wurde immer weniger. Er
hatte herausgefunden, dass Nägel zu schlagen mühsamer ist als sich zu beherrschen. Endlich kam der Tag an dem der Junge keinen Nagel
mehr schlagen musste. Also ging er zum Vater und sagte ihm das. Der Vater sagte ihm also, er solle jeden Tag einen Nagel aus dem
Gartenzaun herausreißen, wenn er sich beherrscht. Endlich konnte der Junge dem Vater sagen, dass er alle Nägel aus dem Gartenzaun
herausgezogen hatte. Der Vater brachte den Jungen vor den Gartenzaun und sagte ihm: "Mein Sohn, du hast dich gut benommen, doch
schau dir den Gartenzaun an. Er ist voller Löcher. Der Gartenzaun wird nie mehr so sein wie früher. Wenn du mit jemandem streitest,
und du sagst ihm was Böses, dann lässt du ihm eine Wunde wie diese hier. Du kannst ein Messer in einen Menschen stecken, und du
kannst es nachher herausnehmen, die Wunde bleibt. Es macht nichts aus, wie viel mal du dich entschuldigst, die Wunde wird bleiben.
Eine verbale Wunde, ist gleich schmerzhaft, wie eine körperliche Wunde. Die Freunde sind rare Juwelen, sie bringen dich zum Lachen,
und sie geben dir Mut. Sie sind bereit dir zuzuhören, wenn du sie brauchst, sie unterstützen dich und sie öffnen ihr
Herz." ............................................................................................................................................................................................

Klassenübung

Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein
wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, dass sie über jeden
ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben. Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war
und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen
auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihr Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten. Am
Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. "Wirklich?" hörte man flüstern. "Ich wusste
gar nicht, dass ich irgend jemandem was bedeute!" und "Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen" waren die Kommentare. Niemand
erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten,
aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen. Einige Jahre
später war einer der Schüler in Vietnam gefallen und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit
vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erteilte ihm die
letzte Ehre. Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Soldaten, die den Sarg trugen, zu ihr:
"Waren Sie Marks Mathe Lehrerin?" Sie nickte: "Ja". Dann sagte er: "Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen." Nach dem Begräbnis
waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig
darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. "Wir wollen Ihnen etwas zeigen", sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. "Das
wurde gefunden, als Mark gefallen ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen." Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das
offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass
dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten. "Wir möchten
Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben" sagte Marks Mutter. "Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt." Alle
früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte: "Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in
der obersten Lade in meinem Schreibtisch". Chucks Frau sagte: "Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben." "Ich
habe meine auch noch" sagte Marilyn. "Sie ist in meinem Tagebuch." Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren
Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. "Ich trage sie immer bei mir", sagte Vicki und meinte
dann: "Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt." Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte
um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden. Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft,
dass jedes Leben eines Tages endet. Und dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man
liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind. Sag es ihnen, bevor es zu spät
ist. ............................................................................................................................................................................................

Wahre Liebe verstehen


Es war einmal eine Insel, auf der alle Gefühle lebten: Glücklichkeit, Traurigkeit, Wissen, und all die anderen, einschliesslich der Liebe.
Eines Tages wurde den Gefühlen verkündet, dass die Insel sinken wird. Darum bereiteten sie alle sich Boote und fuhren davon. Die Liebe
war die einzige, die blieb. Die Liebe wollte bis zum letzten möglichen Moment auf der Insel verharren. Als die Insel kurz vor dem
Versinken stand entschied sich die Liebe, um Hilfe zu flehen. Der Reichtum kam in einem gewaltigen Boot an die Liebe vorbei. Die
Liebe sprach, "Reichtum, kannst du mich mitnehmen?" Doch der Reichtum antwortete, "Nein, kann ich nicht. Ich habe viel Gold und
Silber auf meinem Boot geladen, für dich ist kein Platz darauf." Also fragte die Liebe die Eitelkeit, die in einem wundervollen Schiff
vorbeifuhr, "Eitelkeit, bitte hilf mir" "Ich kann dir nicht helfen, Liebe. Du bist ganz nass und könntest mein Boot beschädigen",
antwortete die Eitelkeit. Die Traurigkeit war nahe und so fragte die Liebe "Traurigkeit, lass mich mit dir gehen." "Oh...Liebe, ich bin so
traurig, dass ich für mich allein sein muss" Die Glücklichkeit segelte ebenfalls an der Liebe vorbei, aber sie war so glücklich, dass sie
nicht hörte, wie die Liebe sie rief. Doch plötzlich war da eine Stimme, "Komm, Liebe, ich werde dich mitnehmen" Es war eine Weise.
Die Liebe fühlte sich so selig und überglücklich, dass sie sogar vergaß, die Weise nach ihrem Namen zu fragen. Als sie am trockenen
Land ankamen ging die Weise ihren eigenen Weg. Die Liebe realisierte, wie sehr sie in der Weisen' Schuld stand, und fragte das Wissen,
welches auch ein Weiser war, "Wissen, wer half mir?" "Es war die Zeit", antwortete das Wissen. "Die Zeit?" fragte die Liebe. "Aber
warum half mir die Zeit?" Das Wissen grinste mit großer Weisheit und antwortete: "Weil nur die Zeit imstande ist zu verstehen, wie
großartig die Liebe
ist." ............................................................................................................................................................................................

Leben nach der Geburt


Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter. "Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?"
fragt der eine Zwilling. "Ja auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das was draußen kommen wird." antwortet der
andere Zwilling. "Ich glaube, das ist Blödsinn!" sagt der erste. "Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn
bitteschön aussehen?" "So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir
herumlaufen und mit dem Mund essen?" "So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee.
Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz." "Doch, es geht
ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders." "Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen von 'nach der Geburt'.
Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum." "Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber
ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen." "Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine
Mutter? Wo ist sie denn bitte?" "Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht
sein!" "Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht." "Doch, manchmal, wenn wir ganz still
sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt...." Geschichte nach Henry
Nouwen ............................................................................................................................................................................................

Der letzte Tag


Dies ist die wahre Geschichte eines chinesischen Geschäftsmannes, der mit sich selbst, seinen Beziehungen und mit seinem Geschäft
mehr als unzufrieden war. Seine Frau wollte sich von ihm trennen, sein Geschäft war verschuldet, und er war müde seiner Kraft- und
Mutlosigkeit. Als er eines Abends Bilanz über sein Leben zog, beschloss er, sich am übernächsten Tag umzubringen. Nach diesem
Entschluss sah er dem nächsten und letzten Tag in seinem Leben gelassen entgegen. Sein letzter Tag brach an. Froh über das nahe Ende
seines Leidens, genoss er an diesem Tage in Ruhe sein Frühstück und fand sogar liebe und lobende Worte für seine Frau. Heiter
verabschiedete er sich und machte noch einen Umweg zu seinen alten Freunden, für die er schon Jahre keine Zeit mehr hatte. Zu jedem
sprach er gütige, wohlwollende Worte, hatte Zeit und ein Ohr für ihre Probleme, auch ein stilles, ruhiges Lächeln für jeden. Er genoss die
Morgensonne auf dem Weg ins Geschäft. Dort nahm er sich seiner Kunden ganz besonders herzlich und fair beratend an. Frei jeglicher
Verkaufserwartung präsentierte er seine Produkte mit großer Rücksicht auf den wirklichen Bedarf der Kunden. Als er am Abend Kasse
machte, stellte er fest, dass an diesem Tag ein riesiger Gewinn gemacht worden war. Zu Hause empfing ihn seine Frau wie in den
Anfangszeiten seiner Ehe und servierte ihm sein Lieblingsmahl mit größter Aufmerksamkeit. In der kommenden Nacht erkannte er, dass
es eigentlich keinen Grund mehr für seinen geplanten Selbstmord gab. Der Grund dafür war: Er hatte seine Einstellung zum Leben
geändert; und das Leben hatte es ihm gedankt. So beschloss er, von nun an jeden Tag als seinen "letzten Tag" auf Erden zu
leben. ............................................................................................................................................................................................

Das kleine Gefühl


Es war einmal ein kleines Gefühl. Dieses Gefühl war ganz neu auf dieser großen Welt und wusste noch gar nicht so recht wer es war, was
es war, geschweige denn, wo es hingehörte. Man muss nämlich wissen, dass Gefühle einfach geboren werden, ganz ohne Bestimmung.
Erst ganz langsam wachsen sie, gewinnen an Kraft, Stärke und Macht mit der Zeit. Das kleine Gefühl war ziemlich orientierungslos. Es
stolperte durch das was man Leben nennt und beobachtete die vielen anderen Gefühle. Als erstes traf es die Angst. Angst war sehr
unruhig immer wieder blickte es hektisch von rechts nach links. "Ich habe keine Zeit für dich kleines Gefühl," sagte es "ich bin auf der
Suche nach einem Wesen, bei dem ich mich einnisten kann. Ich muss mir dieses Wesen ganz genau aussuchen, denn ich brauche viel
Platz zum bestehen. Wenn ich das Wesen ganz eingenommen habe, ist meine Arbeit getan und ich muss mich sofort auf die Suche nach
einem neuen Opfer machen." Das kleine Gefühl erschrak. Nein, das wollte es nicht. So wollte es nicht sein. So zog es weiter und
versuchte die Angst zu vergessen. Plötzlich kreuzte der Mut den Weg. "Komm mit kleines Gefühl, ich mache dich groß und stark, viel
größer und kräftiger als es die Angst je sein wird. Du wirst alle Wesen dieser Welt inspirieren und ihnen zeigen was die Welt kostet, in
dir wird soviel Energie wachsen, dass du alles im Leben erreichen kannst. Schau mich an. Ist das ein Bild? Ich bin wer!!!" Das kleine
Gefühl schüttelte nur verständnislos den Kopf und ließ den Mut einfach stehen. Schön, es wäre schon gut mutig zu sein, aber immer und
überall alles auf eine Karte setzen? Ohne Rücksicht??? Das gefiel dem kleinen Gefühl nicht. Eine Mischung aus Angst und Mut,..., das
wäre für den Anfang nicht schlecht. Während es darüber nachdachte, fiel ihm, wie aus heiterem Himmel, die Eifersucht vor die Füße.
"Hallo, hallo, ich bin die Eifersucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!" Das kleine Gefühl lief so schnell es konnte fort. Es nahm
die kleinen Beinchen in die Hand und rannte. "Eifersucht, Eifer sucht, Leiden schafft, Eifer sucht, Leiden schafft..." Nein, nein, Leiden ist
nicht schön, Leiden tut weh. Das kleine Gefühl wollte keine Leiden schaffen. Als es ganz aus der Puste war, setzte es sich auf eine
Brücke. Es starrte in einen großen Fluss und war ganz verwirrt, es wusste noch nicht, was es einmal sein sollte. Es wuchs bereits, das
spürte es wohl. Aber was aus ihm werden würde, das konnte es nicht einmal ahnen. Inmitten dieser Gedanken bemerkte das kleine
Gefühl, dass es nicht mehr alleine war auf der Brücke. Neben ihm hatte sich ein weiteres Gefühl niedergelassen. "Na, bist du auch
traurig? Mein Name ist Traurigkeit. Ich bin eines der tiefen Gefühle." Das kleine Gefühl spürte, wie es immer dunkler, kälter und sehr,
sehr still um es herum wurde. "Das mache ich", sagte Traurigkeit "und wenn du es nicht aushalten kannst, dann spring doch einfach von
der Brücke." Das kleine Gefühl erschrak abermals. Es schaute von der Brücke herunter, stand auf und ging ganz dicht an den Rand heran.
Es holte ganz tief Luft, sah der Traurigkeit tief in die schwarzen Augen und sprach: "Tut mir leid, ich bin nicht mutig genug, ich habe
genug Angst in mir um diesen Schritt nicht zu gehen. Ich bin anders. Mach es gut Traurigkeit." Die Traurigkeit zuckte mit den Achseln
und sah dem kleinen Gefühl nach, das mit festen Schritten die Brücke verließ und seines Weges ging. "Wer bist du?", hörte das kleine
Gefühl auf einmal ganz leise eine sehr harte Stimme. "Ich? ich bin, ich weiß es nicht." "Aha." "Und du? Wer bist du?" "Ich bin der Hass.
Man kann mich sehen, hören, spüren, fühlen. Ich beherrsche die Welt. Ich werde geboren um zu vernichten - alles - auch dich, wenn ich
will." "Und, willst du?" "Hast du keine Angst?" "Doch, ein wenig!" "Du bist sehr mutig, kleines Gefühl!" "Warum? Weil ich mich nicht
arg vor dir fürchte? Weil ich nicht eifersüchtig auf deine Macht bin?" "Du sprichst mit mir. Du lachst mir ins Gesicht, das beeindruckt
mich eben!" "Du Hass, ich muss weiter mich finden, adieu!" Das kleine Gefühl zog weiter. Auf seinem Weg durch das Leben traf es auch
noch viele, andere und unterschiedliche Gefühle. Es begegnete der Gier, der Lust, dem Neid, der Begierde, dem Mitleid, der großen
Panik, der Euphorie und noch vielen anderen. Alle für sich sehr interessant, aber das kleine Gefühl fand sich nirgendwo wieder. Eines
Tages dann, das Gefühl war schon sehr müde von der langen Reise, beobachtete es zwei Wesen, die eng umschlungen inmitten einer
großen Düne lagen. Die Wesen waren so zärtlich zueinander. Liebevoll ertasteten sie ihre Körper, küssten sich lang und sehr
leidenschaftlich und die Welt um sie herum schien nicht mehr zu existieren. Sie führten intensive Gespräche und bei einem hörte das
kleine Gefühl ganz besonders gut zu: "Nein, Zaubermaus! Ich kann es dir nicht beschreiben. Ich kann es nicht in Worte fassen, keine
Worte finden. Es ist einfach da. Es ist in mir und wächst jeden Tag, mit jedem deiner Worte, mit jeder deiner Berührungen. Es ist
unglaublich schön. Es macht Angst und nimmt sie gleichzeitig. Es gibt Vertrauen. Ich bin eifersüchtig und neidisch auf jeden Menschen,
der in deiner Nähe sein darf, wenn ich nicht bei dir sein kann. Es macht mich glücklich und manchmal auch traurig. Es ist alles auf
einmal. Ich fühle mich dadurch riesenstark und schneckenklein. Ich habe so viele Schmetterlinge in meinem Bauch. Es ist alles, was mit
dir zu tun hat. Es ist soooooooooooooooooooo schön, aber es ist eben nicht zu beschreiben..." Liebe..........schoss es dem kleinen Gefühl
durch den Kopf. Ich bin die Liebe!!! Ich bin nicht greifbar, nicht wirklich sichtbar aber spür- und lebbar. Ich bin da und mache Wesen
glücklich. So wie die beiden dort. "Ich bin die Liebe!!!" Die Liebe verweilte noch lange Zeit bei den beiden Wesen. Sie wuchs stetig an
und in ihr fanden sich fast alle Gefühle wieder, die das Gefühl auf dessen Reise getroffen hatte. Fast alle Lange schon war das kleine
Gefühl „Liebe" unterwegs, um neue Eindrücke zu sammeln und alte Freundschaften zu pflegen. Auf seinen Reisen traf es die
unglaublichsten Gestalten, die merkwürdigsten Gefühle und erlebte so viel Abenteuerliches, dass „Liebe" Sorge hatte, es könne das alles
irgendwann einmal vergessen. Eines Tages dann, „Liebe" war gerade auf dem Weg eine alte Bekannte zu besuchen, traf „Liebe" ein
bekanntes Gefühl, hektisch, nervös, unruhig und keine Zeit. Das war „Angst". Das kleine Gefühl erinnerte sich an die erste Begegnung
damals, als es noch gar nicht wusste, wer es war und wo es hingehört: „Hallo Angst! Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen!" „Ja, ja,
hallo, hallo – wir kennen uns? Ja, ja, wer warst du noch gleich? Wer bist du denn bloß? Ja, ja..." Wie damals auch, war „Angst" furchtbar
hektisch und machte eher den Eindruck auf der Flucht zu sein, denn ein nettes Gespräch zu suchen. „Ich bin´s, Angst, das kleine Gefühl –
„Liebe" – kannst du dich nicht mehr an mich erinnern?" „Doch, doch, ja, ja, „Liebe" – du bist „Liebe" – Ja, ja... du warst damals noch auf
der Suche. Doch, doch, ich erinnere mich. Wie geht es dir? Was macht die Kunst? Woher kommst du, wohin gehst du?" „Liebe"
versuchte den vielen Fragen der Angst zu folgen, um diese in einer vernünftigen und nachvollziehbaren Reihenfolge zu beantworten.
„Soweit geht es ganz gut," antwortete „Liebe" – „...ganz gut. Es ist eben nicht leicht in diesen Tagen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen
und ich bin sicher, irgendwann wird auch meine Zeit wieder kommen..." „Liebe" stockte. Was redete es da nur? Sie hatte ein Zuhause?
Sie hatte ihr Wesen gefunden, sich in ihm breit gemacht und begleitete es bereits seit vielen Monaten. Was war los? Das kleine Gefühl
spürte, wie sich langsam Hektik in ihm breit machte. Aus unerfindlichen Gründen wurde „Liebe" nervös, schaute immer wieder nach
rechts und nach links, nahm die Umgebung kaum noch wahr und empfand nur eine große Kälte um sich herum und in sich selbst. Wie ein
Donnerschlag hörte „Liebe" die vielen chaotischen Worte von „Angst" auf sich einstürmen: „Ganz gut heißt nicht gut. Nicht gut heißt
zweifeln. Zweifeln heißt sorgen und Sorgen werden zur Angst. Spürst du es „Liebe"? Ich bin an dir dran. Ich bin in dir drin." „Liebe"
erschrak, die Kälte wurde immer stärker. Das kleine Gefühl fror und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Die Gedanken, die
durch den kleinen Kopf sausten waren dunkel, beinahe schwarz und das kleine Gefühl fühlte sich wie in einen Käfig eingesperrt – mit
„Angst".„Was tust du? Warum tust du mir das an? Hab ich dir was getan??? Ich bin die „Liebe", ich bin stärker als du. Du kannst mich
nicht beherrschen!" „Bist du sicher? Wo ist deine Stärke? Warum spüre ich sie nicht und warum fürchte ich mich nicht vor ihr? Ich muss
dich nicht beherrschen. Ich muss einfach nur bei dir sein. Ich gehöre zu dir. Wir sind abhängig von einander, wie jedes Gefühl in einem
gewissen Maß von einem anderen abhängig ist. Zu jeder Liebe gehört in einem gewissen Maß die Eifersucht. Keine Angst kann bestehen,
ohne den Gegenpol der Hoffnung, kein Zorn heilen ohne Sanftmut. Verstehst du was ich meine? Im Augenblick bin ich groß in dir. Du
fürchtest dich doch. Du fürchtest dich davor, alles zu verlieren, du fürchtest dich davor, dem Ende näher zu sein, als der Anfang hätte es
erahnen lassen. Du hast Angst davor das Richtige zu meinen und das Falsche zu tun. Nicht ich zerstöre sondern du selbst, weil du nichts
anderes gelten lässt. Nur weil ich die Angst bin, bin ich doch nicht schlechter als du? Angst ist gut – Angst kann Leben retten – vor
falschen Entscheidungen bewahren." „Aber Angst kann auch zerstören. Zu viel Angst kann zerstören.", stammelte „Liebe" „Ja, das ist
wahr. Aber wer sagt, dass da zu viel Angst in dir ist? Du hast Angst, das Wesen nicht mehr zu erreichen, das dir so wichtig ist, wo du
dich geborgen fühlst – in dem zu zuhause bist. Ich bin in dir, weil du diese Distanz spürst und Kälte. Weil du merkst, dass sich was
verändert hat und du das nicht einsortieren kannst. sonst hätte ich keinen Platz bei dir? Dir fehlt die Sicherheit. Dir fehlt die Sicherheit
und das Wissen, dass du gut bist, so wie du bist. Hey, du bist „Liebe"! Gibt es etwas Schöneres?" „Liebe" schaute auf und ins Leere.
Langsam spürte das kleine Gefühl, wie es wärmer wurde. „Nein, es gibt nichts Schöneres!" „Angst" war schon fort, fast. Doch eine kleine
Portion würde nun immer mit „Liebe" auf Reisen gehen. „Liebe" hatte gelernt, dass das kleine Gefühl alleine nicht bestehen konnte,
sondern immer in Begleitung aller anderen Gefühle sein würde und das kleine Gefühl hatte begriffen, wie wichtig es ist, überhaupt ein
Gefühl zu sein!
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Die Heldenmaus und die Katze (eine Indianische Kindergeschichte )


Eine Katze, die auf leisen Pfoten umher schlich, entdeckte eine Maus, sprang nach ihr, bekam aber nur den Schwanz zu fassen. Die Maus
konnte entwischen und suchte Zuflucht in einem Erdloch. Vor Angst zitternd, saß sie dort unten und wagte sich lange nicht hervor.
Endlich beruhigte sie sich und spähte aus dem loch. Von der Katze war weit und breit nichts zu sehen. Fort ist sie! , sagte die Maus zu
sich. Die hab ich verjagt! Wer hätte das geglaubt? Die Maus hüpfte vor Freude. Dass ihr der Schwanz fehlte merkte sie nicht. Sie lief zu
einer Wiese, wo viele andere Mäuse nach Futter suchten. Kommt her zu mir, rief die Maus. Kommt her und hört euch an, was ich zu
erzählen habe. Die anderen Mäuse huschten neugierig näher. Ihr erratet nie, was ich getan habe, rief die Maus. Was hast du denn getan,
fragten die anderen Mäuse. Die Maus richtete sich auf den Hinterbeinen auf und schwenkte die Pfoten. Ich habe mit der Katze gekämpft,
rief sie. Was, du hast mit der Katze gekämpft? quiekten die anderen Mäuse erschrocken. Ja, mit der Katze ! Ich griff sie an, ganz ohne
Furcht. Und was war dann? , fragten die anderen Mäuse atemlos. Da bekam die Katze Angst und lief davon, sagte die Maus. Wie tapfer
du doch bist!, sagten die anderen Mäuse. Aber - wo ist dein Schwanz geblieben? Die Maus schaute sich von hinten an. " OOOH NEIN!,
rief sie. Das darf nicht wahr sein! Den hat die Katze gefressen, bevor ich ins Loch schlüpfen konnte, schluchzte die Maus. Ach so war es,
sagten die anderen Mäuse, suchten wieder nach Futter und ließen die Heldenmaus allein im Gras stehen.
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In Sand und Stein


Zwei Freunde wanderten durch die Wüste. Während der Wanderung kam es zu einem Streit und der eine schlug dem anderen im Affekt
ins Gesicht. Der Geschlagene war gekränkt. Ohne ein Wort zu sagen, kniete er nieder und schrieb folgende Worte in den Sand: "Heute
hat mich mein bester Freund ins Gesicht geschlagen." Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen bald darauf zu einer Oase. Dort
beschlossen sie beide, ein Bad zu nehmen. Der Freund, der geschlagen worden war, blieb auf einmal im Schlamm stecken und drohte zu
ertrinken. Aber sein Freund rettete ihn buchstäblich in letzter Minute. Nachdem sich der Freund, der fast ertrunken war, wieder erholt
hatte, nahm er einen Stein und ritzte folgende Worte hinein: "Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet." Der Freund, der den
anderen geschlagen und auch gerettet hatte, fragte erstaunt: "Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz nur in den Sand geschrieben,
aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Warum?" Der andere Freund antwortete: "Wenn uns jemand gekränkt oder beleidigt hat,
sollten wir es in den Sand Schreiben, damit der Wind des Verzeihens es wieder auslöschen kann. Aber wenn jemand etwas tut, was für
uns gut ist, dann können wir das in einen Stein gravieren, damit kein Wind es jemals löschen
kann." ............................................................................................................................................................................................

Der kleine Hund


In einer Tierhandlung war ein großes Schild zu lesen, auf dem stand: "Welpen zu verkaufen". Ein kleiner Junge kam vorbei und sah das
Schild. Da der Ladenbesitzer gerade an der Tür stand, fragte er ihn: "Was kosten die Hundebabys?" "Zwischen 50,- und 80,- EUR." sagte
der Mann. Der kleine Junge griff in seine Hosentasche und zog einige Münzen heraus. "Ich habe 7 Euro und 65 Cents." sagte er. "Darf
ich sie mir bitte anschauen?" Der Ladenbesitzer lächelte und pfiff nach seiner Hündin. Fünf kleine Hundebabys stolperten hinter ihr her.
Eines von ihnen war deutlich langsamer als die anderen und humpelte auffällig. "Was hat der Kleine dahinten?" fragte der Junge. Der
Ladenbesitzer erklärte ihm, dass der Welpe einen Geburtsschaden hatte und nie richtig laufen würde. "Den möchte ich kaufen." sagte der
Junge. "Also den würde ich nicht nehmen, der wird nie ganz gesund." antwortete der Mann. "Aber, wenn du ihn unbedingt willst,
schenke ich ihn dir." Da wurde der kleine Junge wütend. Er blickte dem Mann direkt in die Augen und sagte: "Ich möchte ihn nicht
geschenkt haben. Dieser kleine Hund ist jeden Cent wert, genauso wie die anderen auch. Ich gebe Ihnen meine 7,65 EUR und werde jede
Woche einen Euro bringen, bis er abgezahlt ist." Der Mann entgegnete nur: "Ich würde ihn wirklich nicht kaufen - er wird niemals in der
Lage sein, mit dir zu rennen und zu toben wie die anderen." Da hob der Junge sein Hosenbein und sichtbar wurde eine Metallschiene, die
sein verkrüppeltes Bein stützte. Liebevoll auf den Hund blickend sagte er: "Ach, ich renne selbst auch nicht gut und dieser kleine Hund
wird jemanden brauchen, der ihn
versteht." ............................................................................................................................................................................................

Seesterne
Ein Mann ging an einem Strand entlang. Als er so entlangschlenderte, sah er in der Ferne einen Jungen. Als er näher kam, bemerkte er,
dass der Junge sich fortwährend hinunter beugte, etwas aufhob und ins Wasser warf. Wieder und wieder schleuderte er etwas hinaus in
den Ozean. Als der Mann näher kan, sah er, dass der junge Seesterne aufhob, die an Land gespült worden waren, und - einen nach dem
anderen - warf er sie ins Wasser zurück. Der Mann war verblüfft. Er ging zu dem Jungen und fragte: "Was tust du da?" "Ich werfe die
Seesterne zurück ins Meer. Nach dem Sturm sind alle diese Seesterne ans Ufer gespült worden. Wenn ich sie nicht ins Meer zurückwerfe,
werden sie alle sterben." "Ich verstehe", erwiderte der Mann, "aber es muss an diesem Strand tausende von Seesternen geben. Du kannst
unmöglich alle retten, es gibt einfach zu viele. Du machst dir die Mühe umsonst, es ist sinnlos, du kannst nichts daran ändern" Der Junge
lächelte, beugte sich hinunter und hob einen weiteren Seestern auf. Als er ihn ins Meer zurückwarf erwiderte er: "Für ihn hat sich etwas
verändert."
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Vater, Sohn und Esel


Ein Vater reitet auf einem Esel und neben ihm läuft sein kleiner Sohn. Da sagt ein Passant empört: "Schaut euch den an. Der lässt seinen
kleinen Jungen neben dem Esel herlaufen". Der Vater steigt ab und setzt seinen Sohn auf den Esel. Kaum sind sie ein paar Schritte
gegangen ruft ein anderer: "Nun schaut euch die beiden an. Der Sohn sitzt wie ein Pascha auf dem Esel und der alte Mann muss laufen".
Nun setzt sich der Vater zu seinem Sohn auf den Esel: Doch nach ein paar Schritten ruft ein anderer empört: "Jetzt schaut euch die
Beiden an. So eine Tierquälerei". Also steigen beide herab und laufen neben dem Esel her. Doch sogleich sagt ein anderer belustigt: "Wie
kann man nur so blöd sein. Wozu habt ihr einen Esel, wenn ihr ihn nicht nutzt."
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Der träumende Delfin - Sergio Bambaren


Manche Dinge kann man nur mit dem Herzen sehen. Der Delphin Daniel ist anders als seine Kollegen im Schwarm. Er fischt nicht den
ganzen Tag und geht den Beschäftigungen nach, die man als pflichtbewusster Delfin eben so nachgeht. Daniel ist ein Träumer. Er spürt,
dass es noch mehr geben muss im Leben, und so hatte er beschlossen, all seine Kraft darauf zu verwenden, im Wellenreiten und in der
Weisheit des Meeres den wahren Sinn des Lebens zu finden. Das war sein Traum. Dies bestätigt sich, als plötzlich das Meer zu ihm
spricht.... " Es kommt eine Zeit im Leben,da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen eigenen Weg zu gehen. Eine Zeit, in der man
die eigenen Träume verwirklichen muss. Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen Überzeugungen eintreten muss.". Daniel fühlte
sich äußerst unbehaglich. Jemand, der offenbar seine Gedanken lesen und seine Seele durchleuchten konnte, kam da seinem größten
Geheimnis auf die Spur. "Hab keine Angst mehr. Solange Du Deinen Träumen nachgehst, werde ich immer bei Dir da sein, um Dir zu
helfen. Vertraue Deinem Instinkt, achte auf die Zeichen, die Dir auf Deinem selbst gewählten Weg begegnen werden, und Du wirst Dir
Deinen Traum erfüllen. Ich kann Dir nur eines sagen Daniel Alexander Delfin: Du wirst den wahren Sinn des Lebens finden, und zwar an
dem Tag, an dem Du auf der perfekten Welle geritten bist." "Gerade in der größten Verzweiflung hast Du die Chance, Dein wahres Selbst
zu finden. Genauso wie Träume lebendig werden, wenn Du am wenigsten damit rechnest,, wird es mit den Antworten auf jene Fragen
sein, die Du nicht lösen kannst. Folge Deinem Instinkt wie einem Pfad der Weisheit, und lass Hoffnung Deine Ängste vertreiben. Du bist
jetzt auf den richtigen Weg, Daniel." Die Beziehung zum Meer war immer stärker geworden, und Daniel hatte sich im Wellenreiten
ungeheuer verbessert. Aus jedem Manöver versuchte er, etwas zu lernen, und anstatt enttäuscht zu sein, wenn ihm etwas misslang,
bemühte er sich stets, das Beste draus zu machen, in dem er seinen Fehler erkannte und alles daran setzte, in bei der nächsten Welle zu
vermeiden. "Die meisten von uns sind nicht in der Lage, über ihre Misserfolge hinwegzukommen; deshalb gelingt es uns auch nicht,
unsere Bestimmung zu erfüllen. Es ist leicht, für etwas einzutreten, das kein Risiko birgt." ^ Nun erst erkannte Daniel, was das Meer ihm
eigentlich sagen wollte. Er musste den großen Sprung ins Unbekannte wagen, fort von der Sicherheit seinen Riffs. Um für sich den
wahren Sinn des Lebens zu finden, musste Daniel Delfin alles hinter sich lassen, was ihn bisher eingeschränkt hatte. "Jetzt verstehe ich!"
sagte er mit triumphierender Stimme. Die perfekte Welle kommt nicht auf mich zu. Ich muss sie selber finden." So brach Daniel noch am
selben Abend auf sein Riff zu verlassen. "Jetzt beginnt der harte Teil", dachte er. Am nächsten Morgen fand sich Daniel im großen Ozean
wieder. Dort trifft er auf einen riesigen Buckelwal, als plötzlich eine schwarze Silhouette am Horizont auftauchte. Sie schien dicht über
dem Wasser zu schweben und spuckte Rauch und Asche in die Luft. "Hüte Dich vor einem Geschöpf namens Mensch", sagte der Wal
ängstlich und tauchte wieder ab. Da sprach das Meer erneut zu ihm.... "Neue Welten zu entdecken wird Dir nicht nur Glück und
Erkenntnis, sondern auch Angst und Kummer bringen. Wie willst Du das Glück wertschätzen, wenn Du nicht weißt, das Kummer ist?
Wie willst Du Erkenntnis gewinnen, wenn Du Dich Deinen Ängsten nicht stellst? Letztlich liegt die große Herausforderung des Lebens
darin, die Grenzen in Dir selbst zu überwinden und so weit zu gehen, wie Du Dir niemals hättest träumen lassen." Daniel dachte bei
sich.... " Wir Alle haben Träume. Nur, dass manche unermüdlich darum kämpfen, ihre Bestimmung zu erfüllen, wie hoch das Risiko auch
sein mag, während Andere ihre Träume einfach ignorieren, aus bloßer Angst zu verlieren, was sie besitzen. Ihnen wird niemals bewusst,
welchen Sinn ihr Leben eigentlich hat." Zu diesem Zeitpunkt fehlte Daniel das Wellenreiten mehr als je zuvor. Er wurde langsam traurig
und wusste nicht mal, ob er seine wunderbare Insel jemals wieder sehen würde. Er hatte geglaubt, die Welt würde ihm viele schöne
Überraschungen bereiten, von denen er tatsächlich einige erlebt hatte, aber eben auch einige unangenehme. In dieser Stimmung war ihm
plötzlich fast danach, zu seiner Lagune zurück zu kehren. Da sprach wieder das Meer zu ihm... " Träume bedeuten vielleicht ein hartes
Stück Arbeit. Wenn wir versuchen, dem auszuweichen, können wir den Grund, warum wir zu träumen begannen, aus den Augen
verlieren, und am Ende merken wir, dass der Traum gar nicht mehr uns gehört. Wenn wir einfach der Weisheit unseres Herzens folgen,
wird die Zeit vielleicht dafür sorgen, dass wir unsere Bestimmung erfüllen. Denk daran: Gerade, wenn Du schon fast aufgeben willst,
gerade, wenn Du glaubst, dass das Leben zu hart mit Dir umspringt, dann denk daran, wer Du bist. Denk an Deinen Traum." Am
vierzigsten Tag, seit Daniel seine Insel verlassen hatte, hörte er endlich ein vertrautes Geräusch. Er traute seinen Augen nicht. Einige
hundert Meter türmte sich das Wasser zu gewaltigen Wellen, die imposanter nicht sein konnten. Ohne zu zögern, schwamm Daniel auf
das Riff zu und surfte bis tief in die Nacht hinein. Er dachte bei sich....ich bin schon so oft gesurft und werde es nie satt haben... Warum
nur? "Es gibt Dinge, die Du mit den Augen nicht sehen kannst. Du musst sie mit dem Herzen sehen. Und das ist das Schwierige daran.
Wenn Du zum Beispiel in Dein Inneres blickst und spürst, dass dort ein junges Herz schlägt, werdet Ihr beide mit Deinen Erinnerungen
und seinen Träumen losziehen und einen Weg durch jenes Abenteuer, das man Leben nennt, suchen, stets bestrebt, das Beste daraus zu
machen." Am nächsten Morgen steuerte Daniel auf das Riff zu, das er gefunden hatte um in Erfahrung zu bringen, wer er war und wohin
er ging, und durch die perfekte Welle den Sinn des Lebens zu finden. Das war sein Traum. Daniel warf sich in die Wellen und hatte das
Gefühl, selbst ein Teil des Meeres zu sein... Er war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Endlich hatte er gefunden, wonach er
gesucht hatte. Jetzt spürte er, dass es richtig gewesen war, seinen Schwarm und die Insel zu verlassen, um seinen Horizont zu erweitern.
"Durch unsere Entscheidungen definieren wir uns selbst. Allein durch sie können wir unseren Worten und Träumen Leben und
Bedeutung verleihen. Allein durch sie können wir aus dem, was wir sind, das machen, was wir sein wollen." Daniel war so weit
gekommen, weil er an sich selbst geglaubt hatte. Jetzt musste er ein weiteres Mal seinem Instinkt vertrauen. So blieb er noch eine Weile,
denn er spürte, dass etwas ganz Besonderes geschehen würde... und da sah er sie, wie sie von Westen annahte. Es war die perfekteste
Welle, die er jemals gesehen hatte. Daniel wusste, dass dies die Welle war, von der er geträumt hatte. Er schwamm los um sich in
Startposition zu bringen, dann glitt er an ihr hinab und machte am Wellenrand eine radikale Wende. Dann folgten gewagte
Richtungsänderungen und Manöver in der Gischt. Er brachte sich in Position und balancierte mit angehaltenem Atem zwischen
Wellenrand und Kamm. Langsam und immer tiefer wölbte sich der Wellenrand über ihm, bis er dort angelangt war, wovon alle Surfer
träumen...der Tunnel. Daniel Alexander Delfin hatte an sich selbst geglaubt und war auf seiner Reise allen Zeichen gefolgt. Jetzt war er
endlich auf der perfekten Welle geritten und hatte dabei herausgefunden, worin tatsächlich der Sinn seines Lebens bestand: zu einer
glücklichen und erfüllten Existenz zu finden, indem er seinen Traum verfolgte. Er hatte die Grenze überschritten, jenseits derer Träume
Wirklichkeit werden, eine Grenze, die nur sah, wer auf die Stimme seines Herzens hörte, und im Lichte dieser neuen Erkenntnis erschien
Daniel Delfin sein Leben jetzt genau so, wie es sein sollte, und das gefiel ihm nicht nur, es begeisterte ihn..... "Es kommt eine Zeit im
Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen Weg zu gehen...."
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Der Sprung in der Schüssel


Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren
Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen kleinen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser
fasste. Am Ende der lange Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.
Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose
Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war
betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war. Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses
Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: "Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu
deinem Haus immer Wasser läuft." Die alte Frau lächelte. "Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf
der Seite der anderen Schüssel nicht?" "Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst
war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und
den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren."
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Die böse Frau


Es lebte einmal eine alte Frau, die war sehr, sehr böse und starb. Diese Alte hatte in ihrem Leben keine einzige gute Tat vollbracht. Da
kamen dann die Teufel, packten sie und warfen sie in den Feuersee. Ihr Schutzengel stand da und sann: Kann ich mich denn keiner
einzigen guten Tat von ihr erinnern, um sie Gott mitzuteilen? Da fiel ihm etwas ein und er sagte zu Gott: "Sie hat einmal in ihrem
Gemüsegärtchen ein Zwiebelchen herausgerissen und es einer Bettlerin geschenkt." Und Gott antwortete ihm: "Dann nimm halt dieses
Zwiebelchen und halte es ihr hin in den See, so dass sie es ergreifen kann, und wenn du sie daran aus dem See ziehen kannst, so möge sie
ins Paradies eingehen. Wenn aber das Pflänzchen zerreißt, soll sie bleiben, wo sie ist. Der Engel lief rasch zu der Frau und hielt ihr das
Zwiebelchen hin: "Hier, fass an, wir wollen sehen, ob ich dich herausziehen kann!" Und er begann vorsichtig zu ziehen und hatte sie
beinah schon herausgezo-gen. Aber da merkten es die anderen Sünder im See, und wie sie das sahen, klammerten sie sich alle an sie,
damit man auch sie mit ihr zusammen herauszöge. Aber die Frau war noch immer böse, sehr böse und stieß sie mit den Füßen zurück und
schrie dabei: "Nur mich allein soll man herausziehen und nicht euch, es ist nämlich mein Zwiebelchen und nicht eures!" Kaum hatte sie
das gesagt, da riss das Pflänzchen entzwei. Die Frau fiel in den Feuersee zurück und schmort dort noch heute.
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Der Schmorbraten
Eine Frau wollte einen Schmorbraten machen. Bevor sie ihn in den Topf legte, schnitt sie eine kleine Scheibe davon ab. Als sie gefragt
wurde, warum sie das tue, hielt sie inne, wurde ein bißchen verlegen und sagte, das tue sie, weil ihre Mutter es mit Schmorbraten auch
immer so gemacht habe. Sie war jetzt selbst neugierig geworden und rief ihre Mutter an, um zu fragen, warum sie immer eine Scheibe
Fleisch abschnitt. Die Antwort war dieselbe. „Weil meine Mutter das auch immer so gemacht hat.“ Schließlich rief sie, weil sie eine
sinnvollere Antwort haben wollte, ihre Großmutter an und fragte sie dasselbe. Ohne zu zögern antwortete die Großmutter: „Weil der
Braten sonst nicht in meinen Topf gepaßt hätte.“

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Die Geschichte vom Indianer und der Grille


Ein Indianer, der in einem Reservat weit von der nächsten Stadt entfernt wohnte, besuchte das erste mal seinen weißen Bruder in der
großen Metropole. Er war sehr verwirrt vom vielen Lärm, von der Hektik und vom Gestank in den Straßenschluchten. Als sie nun durch
die Einkaufsstrasse mit den großen Schaufenstern spazierten, blieb der Indianer plötzlich stehen und horchte auf. "Was hast du", fragte
ihn sein Freund. "Ich höre irgendwo eine Grille zirpen", antwortete der Indianer. "Das ist unmöglich", lachte der Weiße. "Erstens gibt es
hier in der Stadt keine Grillen und zweitens würde ihr Geräusch in diesem Lärm untergehen." Der Indianer ließ sich jedoch nicht beirren
und folgte dem Zirpen. Sie kamen zu einem älteren Haus dessen Wand ganz mit Efeu überwachsen war. Der Indianer teilte die Blätter
und tatsächlich: Da saß eine große Grille. "Ihr Indianer habt eben einfach ein viel besseres Gehör", sagte der Weiße im weitergehen.
"Unsinn", erwiderte sein Freund vom Land. "Ich werde Dir das Gegenteil beweisen". Er nahm eine kleine Münze aus seiner Tasche und
warf sie auf den Boden. Ein leises "Pling" ließ sich vernehmen. Selbst einige Passanten, die mehr als zehn Meter entfernt standen, drehten
sich augenblicklich um und schauten in die Richtung, aus der sie das Geräusch gehört hatten. "Siehst Du mein Freund, es liegt nicht am
Gehör. Was wir wahrnehmen können oder nicht liegt ausschließlich an der Richtung unserer Aufmerksamkeit.

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Der Barbierjunge von Segringen


Im Spätjahr kam ein wüster Geselle mit einem starken Bartwuchs zum Barbier von Segringen und verlangte eine gründliche Rasur, setzte
aber gleich hinzu: "Ich habe eine kitzlige Haut. Wenn du mich schneidest, bringe ich dich um. Du wärst nicht der erste. Schneidest du
mich nicht, zahle ich dir vier Gulden." Wie der erschrockene Mann das hörte, der fremde Mann machte ein Gesicht, als spaße er nicht, so
sprang er fort und schickte seinen Gesellen. Der erfuhr das gleiche, machte sich aus dem Staub und schickte den Lehrjungen. Der
Lehrjunge ließ sich von dem Geld blenden und dachte: "Ich wag's. Geratet es, und ich schneid ihn nicht, so kann ich mir für die vier
Gulden einen neuen Rock für die Kirchweih kaufen. Geratet's nicht, so weiß ich, was ich tue", und er rasiert den Herren. Der Herr hält
ruhig still, weiß er doch nicht, in welcher Todesgefahr er sitzt. Der verwegene Lehrjunge spaziert ihm kaltblütig mit dem Messer im
Gesicht und um die Nase herum, als wäre alles ganz normal und ginge nicht um Leben und Tod. So bringt er dem Fremden ohne Schnitt
und ohne Blut den Bart aus dem Gesicht, und dachte doch, als er fertig war: Gottlob! Als aber der Herr aufgestanden war, und sich im
Spiegel betrachtet und abgetrocknet hatte, und gibt dem Jungen die versprochenen vier Gulden. und sagt zu ihm: "Aber junger Mann, wer
hat dir den Mut gegeben, mich zu rasieren, zumal doch dein Meister und sein Geselle flüchteten? Denn wenn du mich geschnitten hättest,
wärst du jetzt tot." Der Lehrjunge bedankt sich lächelnd für den Lohn und sagt: "Gnädiger Herr, Ihr hättet mich nicht umgebracht, denn,
wenn Ihr auch nur gezuckt hättet, so wär ich Euch zuvorgekommen und hätte Euch augenblicklich die Gurgel durchgetrennt." Als der
Fremde das hörte, und an die Gefahr dachte, in der er gesessen hatte, rann ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er wurde noch
nachträglich leichenblaß und schenkte nun dem Buben noch einen Gulden dazu. Seitdem hat er niemals mehr zu einem Barbier gesagt:
"Ich bringe Dich um, wenn Du mich schneidest."

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Die Chance
Ein Mann treibt mitten im Ozean und ist kurz vor dem Ertrinken. Kommt ein Schiff und bietet ihm Hilfe an. "Nein“ sagt der Mann, "ich
warte darauf daß Gott mich rettet“. Ein paar Minuten später fliegt ein Hubschrauber über ihm und der Pilot ruft ihm zu: "Halten Sie sich
an dem Seil fest“. "Nein“ ruft der Mann zurück, ich warte darauf daß Gott mich rettet. Kurz darauf taucht ein U-Boot auf, und die Luke
öffnet sich. "Schwimmen Sie hierhin, dann können wir Sie hereinziehen“, schreit der Kommandant. "Nein“, brüllt unser Mann zurück,
ich warte darauf daß Gott mich rettet. Schließlich, als keine Hilfe mehr in Sicht ist, schaut der Mann zum Himmel und fragt: "Lieber Gott
warum rettest Du mich nicht?“ Und eine Stimme aus den Wolken antwortet: "Ich habe Dir einen Hubschrauber, ein Schiff und ein U-
Boot gesandt. Der Rest mein Sohn, lag an Dir! Fazit: Ergreife die Chance die sich dir bietet!

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Hammer-Geschichte von P. Watzlawick


Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann,
hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will?
Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen
mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es
ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl
vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s
mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an:
"Behalten Sie Ihren Hammer !!"
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Die Schneeflocke
In einer Fabel wird erzählt: "Sag mir, was wiegt eine Schneeflocke" fragte die Tannenmeise die Wildtaube. "Nicht mehr als ein Nichts",
gab sie zur Antwort. "Dann muß ich Dir eine wunderbare Geschichte erzählen", sagte die Meise. "Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht
am Stamm, als es zu schneien anfing; nicht etwa heftig im Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere. Da nichts
Besseres zu tun war, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und auf die Nadeln des Astes fielen und darauf hängenblieben.
Genau dreimillionensiebenhunderteinundvierzigtausendneunhundertzweiundfünfzig waren es. Und als die
dreimillionensiebenhunderteinundvierzigtausendneunhundertdreiundfünfzigste. Flocke niederfiel, nicht mehr als ein Nichts, brach der
Ast ab." Damit flog die Meise davon. Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage, sagte zu sich nach kurzem
Nachdenken: "Vielleicht fehlt nur eines einzelnen Menschen Stimme zum Frieden der Welt."
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Shay
Bei einem Wohltätigkeitsessen zugunsten von Schülern mit Lernschwierigkeiten hielt der Vater eines der Kinder eine Rede, die so
schnell keiner der Anwesenden vergessen wird. Nachdem er die Schule und ihre Mitarbeiter in höchsten Tönen gelobt hatte, stellte er
folgende Frage: "Wenn keine störenden äußeren Einflüsse zum Tragen kommen, gerät alles, was die Natur anpackt, zur Perfektion. Aber
mein Sohn Shay ist nicht so lernfähig wie andere Kinder. Er ist nicht in der Lage, die Dinge so zu verstehen wie andere Kinder. Wo ist
die natürliche Ordnung der Dinge bei meinem Sohn?" Das Publikum war angesichts dieser Frage vollkommen stumm. Der Vater fuhr
fort: "Ich bin der Meinung, wenn ein Kind so ist wie Shay, das geistig und körperlich behindert zur Welt kommt, dann entsteht die
Möglichkeit, wahre menschliche Natur in die Tat umzusetzen, und es liegt nur daran, wie die Menschen dieses Kind behandeln." Dann
erzählte er die folgende Geschichte: Shay und ich waren einmal an einem Park vorbeigekommen, in dem einige Jungen, die Shay kannte,
Baseball spielten. Shay fragte: "Glaubst du, sie lassen mich mitspielen?" Ich wusste, dass die meisten der Jungen jemanden wie Shay
nicht in ihrer Mannschaft haben wollten, aber als Vater war mir auch Folgendes klar: Wenn mein Sohn mitspielen durfte, dann würde
dies ihm ein Dazugehörigkeitsgefühl geben, nach dem er sich so sehr sehnte, und auch die Zuversicht, trotz seiner Behinderung von
anderen akzeptiert zu werden. Ich ging also zu einem der Jungen auf dem Spielfeld und fragte, ohne allzu viel zu erwarten, ob Shay
mitspielen könne. Der Junge schaute sich hilfesuchend um und sagte: "Wir haben schon sechs Runden verloren und das Spiel ist gerade
beim achten Inning. Ich glaube schon, dass er mitspielen kann. Wir werden versuchen, ihn dann beim neunten Inning an den Schläger
kommen zu lassen." Shay kämpfte sich nach drüben zur Bank der Mannschaft und zog sich mit einem breiten Grinsen ein Trikot des
Teams an. Ich schaute mit Tränen in den Augen und Wärme im Herzen zu. Die Jungen sahen, wie ich mich freute, weil mein Sohn
mitspielen durfte. Am Ende des achten Innings hatte Shays Team ein paar Runden gewonnen, lag aber immer noch um drei im
Rückstand. Mitten im neunten Inning zog sich Shay den Handschuh an und spielte im rechten Feld mit. Auch wenn keine Schläge in
seine Richtung gelangten, war er doch begeistert, dass er mit dabei sein durfte, und grinste bis zu beiden Ohren, als ich ihm von der
Tribüne aus zuwinkte. Am Ende des neunten Innings holte Shays Mannschaft noch einen Punkt. In der jetzigen Ausgangslage war der
nächste Run ein potenzieller Siegesrun, und Shay kam als Nächster an die Reihe. Würden sie in diesem Moment Shay den Schläger
überlassen und damit die Chance, das Spiel zu gewinnen, aufs Spiel setzen? Überraschenderweise bekam Shay den Schläger. Jeder
wusste, dass ein Treffer so gut wie unmöglich war, denn Shay wusste nicht einmal, wie er den Schläger richtig halten sollte, geschweige
denn, wie er den Ball schlagen sollte. Als Shay allerdings an den Abschlagpunkt trat, merkte der Pitcher, dass die gegnerische
Mannschaft in diesem Moment nicht gerade auf den Sieg aus zu sein schien, und warf den Ball so vorsichtig, dass Shay ihn wenigstens
treffen konnte. Beim ersten Pitch schwankte Shay etwas unbeholfen zur Seite und schlug vorbei. Der Pitcher ging wieder ein paar
Schritte nach vorn und warf den Ball vorsichtig in Shays Richtung. Als der Pitch hereinkam, hechtete Shay zum Ball und schlug ihn tief
nach unten gezogen zurück zum Pitcher. Das Spiel wäre nun gleich zu Ende. Der Pitcher nahm den tiefen Ball auf und hätte ihn ohne
Anstrengung zum ersten Baseman werfen können. Shay wäre dann rausgeflogen, und das Spiel wäre beendet gewesen. Aber stattdessen
warf der Pitcher den Ball über den Kopf des ersten Basemans und außer Reichweite der anderen Spieler. Von der Tribüne und von beiden
Teams schallte es: "Shay lauf los! Lauf los!" Noch nie im Leben war Shay so weit gelaufen, aber er schaffte er bis First Base. Mit weit
aufgerissenen Augen und etwas verwundert hetzte er die Grundlinie entlang. Allen schrien: "Lauf weiter, lauf weiter!" Shay holte tief
Atem und lief unbeholfen, aber voller Stolz weiter, um ans Ziel zu gelangen. Als Shay um die Ecke zur zweiten Basis bog, hatte der
rechte Feldspieler den Ball? Er war der kleinste Junge im Team, der jetzt seine erste Chance hatte, zum Held seines Teams zu werden. Er
hätte den Ball dem zweiten Baseman zuwerfen können, aber er hatte verstanden, was der Pitcher vorhatte, und so warf er den Ball
absichtlich ganz hoch und weit über den Kopf des dritten Basemans. Also rannte Shay wie im Delirium zur dritten Basis, während die
Läufer vor ihm die Stationen bis nach Hause umrundeten. Alle schrien nun: "Shay, Shay, Shay, lauf weiter, lauf weiter" Shay erreichte
die dritte Basis, weil der gegnerische Shortstop ihm zur Hilfe gelaufen kam und ihn in die richtige Richtung der dritten Basis gedreht und
gerufen hatte: "Lauf zur dritten!" "Shay, lauf zur dritten!" Als Shay die dritte Basis geschafft hatte, waren alle Spieler beider Teams und
die Zuschauer auf den Beinen und riefen: "Shay, lauf nach Hause! Lauf nach Hause!" Shay lief nach Hause, trat auf die Platte und wurde
als Held des Tages gefeiert, der den Grand Slam erreicht und den Sieg für seine Mannschaft davongetragen hatte. "An diesem Tag", so
sagte der Vater, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen, "brachten die Spieler von beiden Mannschaften ein Stück wahrer Liebe
und Menschlichkeit in Shays Welt." Shay erlebte keinen weiteren Sommer mehr. Er starb im folgenden Winter und hatte nie vergessen,
wie es war, ein Held zu sein und mich so glücklich gemacht zu haben und zu sehen, wie die Mutter ihren kleinen Helden unter Tränen
umarmte, als er nach Hause kam!"
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Die Wünsche des Bauern


Es war einmal ein armer chinesischer Reisbauer, der trotz all seines Fleißes in seinem Leben nicht vorwärts kam. Eines Abends
begegnete ihm der Mondhase, von dem jedes Kind weiß, dass er den Menschen jeden Wunsch erfüllen kann. Ich bin gekommen, sagte
der Mondhase, um dir zu helfen. Ich werde dich auf den Wunschberg bringen, wo du dir aussuchen kannst, was immer du willst. Und ehe
er sich versah, fand sich der Reisbauer vor einem prächtigen Tor wieder. Über dem Tor stand geschrieben: "Jeder Wunsch wird
Wirklichkeit". Schön, dachte der Bauer und rieb sich die Hände, mein armseliges Leben hat nun endlich ein Ende. Erwartungsvoll trat er
durch das Tor. Ein weißhaariger, alter Mann stand am Tor und begrüßte den Bauern mit den Worten: Was immer du dir wünschst, wird
sich erfüllen. Aber zuerst musst du ja wissen, was man sich überhaupt alles wünschen kann. Daher folge mir! Der alte Mann führte den
Bauern durch mehrere Säle, einer schöner als der andere. Hier, sprach der Weise, im ersten Saal siehst du das Schwert des Ruhmes. Wer
sich das wünscht, wird ein gewaltiger General; er eilt von Sieg zu Sieg und sein Name wird auch noch in den fernsten Zeiten genannt.
Willst du das? Nicht schlecht, dachte sich der Bauer, Ruhm ist eine schöne Sache und ich möchte zu gerne die Gesichter der Leute im
Dorf sehen, wenn ich General werden würde. Aber ich will es mir noch einmal überlegen. Also sagte er: Gehen wir erst einmal weiter.
Gut, gehen wir weiter, sagte lächelnd der Weise. Im zweiten Saal zeigte er dem Bauern das Buch der Weisheit. Wer sich das wünscht,
dem werden alle Geheimnisse des Himmels und der Erde offenbar. Der Bauer meinte: Ich habe mir schon immer gewünscht, viel zu
wissen. Das wäre vielleicht das Rechte. Aber ich will es mir noch einmal überlegen. Im dritten Saal befand sich ein Kästchen aus purem
Gold. Das ist die Truhe des Reichtums. Wer sich die wünscht, dem fliegt das Gold zu, ob er nun arbeitet oder nicht. Ha! lachte der Bauer,
das wird das Richtige sein. Wer reich ist, der ist der glücklichste Mensch der Welt. Aber Moment - Glück und Reichtum sind ja zwei
verschiedene Dinge. Ich weiß nicht recht. Gehen wir noch weiter. Und so ging der Bauer von Saal zu Saal, ohne sich für etwas zu
entscheiden. Als sie den letzten Saal gesehen hatten, sagte der alte Mann zum Bauern: Nun wähle. Was immer du dir wünschst, wird
erfüllt werden! Du musst mir noch ein wenig Zeit lassen, sagte der Bauer, Ich muss mir die Sache noch etwas überlegen. In diesem
Augenblick aber ging das Tor hinter ihm zu und der Weise war verschwunden. Der Bauer fand sich zu Hause wieder. Der Mondhase saß
wieder vor ihm und sprach: Armer Bauer, wie du sind die meisten Menschen. Sie wissen nicht, was sie sich wünschen sollen, sie
wünschen sich alles und bekommen nichts. Was immer sich einer wünscht, das schenken ihm die Götter - aber der Mensch muss wissen,
was er will ...
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Die Bettlerin und die Rose


Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin sass, die um Geld anhielt.
Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äussern als nur immer die Hand
auszustrecken, sass die Frau stets am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück. Eines Tages fragte
die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab ihr zur Antwort: "Wir müssen ihrem Herzen schenken,
nicht ihrer Hand." Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weisse Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der
Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der
Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon. Eine Woche lang war die Alte verschwunden,
der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der
Alten ein Almosen gebe. Nach acht Tagen sass plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals,
wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. "Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur
gelebt?", frage die Französin. Rilke antwortete: "Von der Rose . . ."
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Die 4 Lektionen
Nimm Dir etwas Zeit und lese in Ruhe diese Worte…. Dann denke darüber nach und Du wirst vieles verstehen. Lektion 1. Nach einigen
Monaten im letzten Studentenjahr gab uns der Professor einen Test. Wir haben alle Fragen richtig beantwortet, bis wir zur letzten kamen:
„Wie heißt die Putzfrau mit Vornamen die unseren Teil der Uni putzt?“ Ich habe alle Fragen beantwortet, aber nicht die Letzte. Ein
anderer Student fragte ob auch diese letzte Frage benotet werde. „Selbstverständlich“- sagte der Professor. „Im Leben werdet ihr viele
Personen treffen. Alle sind wichtig. Sie verdienen Eure Aufmerksamkeit, wenn auch nur durch eine einfache Begrüßung.“ Ich habe diese
Lektion niemals vergessen und von diesem Tag an wusste ich dass unsere Putzfrau Maria heißt. Lektion 2. In einer regnerischen Nacht
bleibt eine alte Frau mit ihrem Auto mitten auf der Straße stehen, es ging kaputt. Sie versuchte verzweifelt anderen vorbeifahrenden
Autos Zeichen zu machen um ihr behilflich zu sein. Ein junger Mann blieb stehen, half ihr das Auto in die nächste Werkstatt zu bringen
und rief ihr ein Taxi. Die alte Frau, obwohl sehr in Eile, fragte nach seiner Adresse. Nach 7 Tagen klingelte jemand an der Tür des jungen
Mannes. Überrascht nahm er ein großes Paket in Empfang. Als er es öffnete war ein Farbfernseher drinnen und ein Zettel auf dem stand:
„Ich danke Dir von Herzen dass du mir geholfen hast. Mit deiner Hilfe ist es mir gelungen rechtzeitig ins Krankenhaus zu kommen um in
den letzten Stunden seines Lebens bei meinem Mann zu sein. Gott möge dich beschützen.“ Lektion3. Ein kleiner Junge kommt in ein
Cafe und setzt sich an einen Tisch. Die Kellnerin bringt ihm ein Glas Wasser und fragt nach was er wünsche. „Wie viel kostet ein Stück
Torte“? „4 Euro“, sagt die Kellnerin. Der Junge holt einige Münzen aus seiner Tasche und beginnt zu zählen. „Gut, wie viel kostet ein
einfaches Stück Kuchen?“ Da auch andere Kunden im Cafe waren, antwortete die Kellnerin bereits gereizt: „3 Euro“. Dann sagte der
Junge: „Gut, dann nehme ich gerne einen einfachen Kuchen.“ Die Kellnerin brachte ihm den Kuchen und die Rechnung. Der Junge aß in
Ruhe den Kuchen, zahlte an der Kasse und ging. Als die Kellnerin den Tisch sauber machen wollte….bekam sie vor Rührung Tränen in
die Augen; denn auf dem Tisch lag 1 Euro für Sie! Der Junge begnügte sich mit einem einfachen Stück Kuchen, um ihr Trinkgeld zu
lassen! Lektion4 Ein König befahl man möge einen großen Stein inmitten des Weges legen. Danach versteckte er sich, um zu sehen ob
jemand den Mut habe den Stein auf die Seite zu heben. Viele Reiche und Geschäftsleute kamen dort vorbei, und obwohl sie über den
König schimpften, er könne die Straßen nicht sauber halten, versuchte keiner den Stein aus dem Wege zu räumen. Irgendwann kam ein
armer Bauer mit einem Sack Kartoffeln auf dem Rücken, vorbei. Er stellte den Sack ab und versuchte den Stein wegzuheben. Mit aller
Kraft gelang ihm das auch und er sah unter dem Stein eine Tasche liegen. Er öffnete die Tasche und sie war voll mit Goldtaler. Bei den
Goldtaler lag auch ein Zettel auf dem stand, dass alles demjenigen gehöre der die Tasche findet. Und der Bauer lernte eine Sache: „Jedes
Hindernis das sich uns in den Weg stellt, ist eine Chance unsere eigene Existenz zu verbessern“

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Herz und Zunge


Vor vielen Jahren lebte einmal ein König. Oft dachte er über die Fragen des Lebens nach. Besonders beschäftigte ihn das Wesen von Gut
und Böse. Eines Morgens rief er seinen Diener zu sich und befahl ihm, die Organe zu bringen, die am besten, am wertvollsten und am
schönsten seien. Nach einer Weile brachte ihm der Diener das Herz und die Zunge eines Tieres. Der König schaute sie an und dachte
über den Sinn nach. Erneut schickte er den Diener aus. Diesmal sollte der ihm die hässlichsten und schlechtesten Organe bringen. Schon
bald war der Diener zurück und brachte wieder das Herz und die Zunge eines Tieres. Der König war erstaunt und fragte seinen Diener:
„ Du bringst mir Herz und Zunge als die schlechtesten und die besten Organe, wie kommt das?“ In seiner bescheidenen Art antwortete
der Diener: „wenn das was der Mensch fühlt und denkt aus einem offenen Herzen kommt und seine Zunge nur ehrlich die Wahrheit sagt,
sind Herz und Zunge die wertvollsten Organe. Wird das Herz aber zu einer Mördergrube, die Wünsche verleugnet und spricht die Zunge
nur Unwahres und Falsches, so sind diese Organe eine Strafe für den Menschen, dem sie gehören. Wer Zwietracht in die Welt setzt,
erfüllt auch sein Inneres mit Bosheit und das Glück wendet sich von ihm ab.“

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Vom Mut eine Probe zu wagen
Für einen wichtigen Posten stellte ein König seinen Hofstaat auf die Probe. Viele weise und starke Männer umstanden ihn. „ Ich habe ein
Problem ihr weisen Männer“, sprach der König, „ und ich möchte erfahren, wer von euch eine Lösung finden kann.“ Er zeigte den
Anwesenden ein riesiges Türschloss. Niemand hatte je zuvor etwas Derartiges gesehen. Der König erklärte: „Ihr seht hier das größte und
schwerste Schloss meines Reiches. Ist einer von euch in der Lage, es zu öffnen?“ Viele der Anwesenden schüttelten verneinend den Kopf
. Nur einige schauten sich das Schloss näher an und gaben zu, es nicht schaffen zu können. Ein einziger Mann ging zum Schloss,
untersuchte es, bewegte es auf unterschiedliche Weise zog daran und siehe da, mit einem Ruck öffnete es sich. Das Schloss war nur
angelehnt und nicht ganz eingeschnappt und es bedurfte nur der Bereitschaft und den Mut, dies zu begreifen und beherzt zu handeln. Da
sprach der König: „ Du sollst die Stelle an meinem Hof erhalten, denn du verlässt dich nicht nur auf das, was du siehst und hörst. Du
benutzt deine eigenen Kräfte und wagst eine Probe.“
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Fußschritte
Shannon konnte die Fußschritte hinter sich hören, als sie nach Hause ging. Der Gedanke, dass sie verfolgt wird, ließ ihr Herz schneller
schlagen. Du bist lächerlich, sagte sie sich selbst, niemand verfolgt dich. Um sicher zu gehen, beschleunigte sie ihr Schritttempo, doch die
Schritte glichen sich den ihren an. Sie hatte Angst, nach hinten zu sehen und sie war froh, dass sie fast zu Hause war. Shannon sagte ein
schnelles Gebet, Gott, bitte lass mich sicher nach Hause kommen. Sie sah das Außenlicht brennen und rannte den Rest des Weges, bis
zum Haus. Erst mal drinnen, lehnte sie sich einen Moment gegen die Tür, erleichtert in den sicheren vier Wänden ihres Zuhause zu sein.
Sie sah aus dem Fenster, um nachzusehen, ob jemand da draußen war. Der Gehweg war leer. Nach dem Durchblättern ihrer Bücher
entschloss sie sich, einen Snack zu sich zu nehmen und online zu gehen. Sie loggte sich unter ihren Nicknamen ByAngel213 ein. Sie sah
in ihre Buddyliste und stellte fest, dass GoTo123 online war. Sie schickte ihm eine Nachricht. ByAngel213: Hi Ich bin froh dass du
online bist! Ich hab geglaubt, dass mich jemand nach Haus verfolgt hat. Es war total komisch! GoTo123: Du guckst zu viel Fern. Wieso
sollte dich jemand verfolgen? Wohnst du nicht in einer sicheren Gegend? ByAngel213: Natürlich wohne ich in einer sicheren Gegend.
Ich nehme an, dass ich mir das nur eingebildet habe, denn ich hab niemanden gesehen, als ich rausgeschaut habe. GoTo123: Es sei denn,
du hast deinen Namen übers Internet rausgegeben. Das hast du doch nicht gemacht oder? ByAngel213: Natürlich nicht. Ich bin doch
nicht doof, weisst du? GoTo123: Hattest du ein Softball Spiel nach der Schule heute? ByAngel213: Ja, und wir haben gewonnen!
GoTo123: Das ist Klasse! Gegen wen habt ihr gespielt? ByAngel213: Wir haben gegen die Hornets gespielt. Deren Uniformen sind total
schrecklich! Sie sehen aus wie Bienen. GoTo123: In welchem Team spielst du? ByAngel213: Wir sind die Canton Cats. Wir haben
Tigerpfoten auf unseren Uniformen. Die sind total cool. GoTo123: Hast du gepitched? ByAngel213: Nein, ich spiele second Base. Ich
muss weg. Meine Hausaufgaben müssen fertig sein, bevor meine Eltern nach Hause kommen. Ich will sie nicht verärgern. CU. GoTo123:
Bis dann. CU. Währenddessen...... GoTo123: ging zum Mitglieds Menü und begann die Suche nach ihrem Profil. Als er es fand,
markierte er es und druckte es aus. Er holte einen Stift heraus und begann aufzuschreiben, was er bis jetzt über ByAngel213 wusste. Ihr
Name: Shannon Geburtsdatum: 3. Januar 1985 - Alter:13 Staat in dem sie wohnt: North Carolina Hobbies: Softball, Chore, Skating und
Shoppen. Neben dieser Information wusste er, dass sie in Canton wohnt, weil sie es ihm gerade gesagt hat. Er wusste, dass sie bis 18:30
Uhr alleine war, und das jeden Nachmittag, bis ihre Eltern von der Arbeit kommen. Er wusste, dass sie im Schulteam Donnerstag
Nachmittag Softball spielt. Und dass sich das Team Canton Cats nennt. Ihre Glückszahl 7 ist auf dem Rücken ihrer Uniform gedruckt. Er
wusste, dass sie im siebten Schuljahr der Canton Junior High School war. Das hat sie ihm erzählt. All dies in einer Unterhaltung, die sie
online hatten. Er hatte jetzt genug Information, um sie zu finden. Shannon erzählte ihren Eltern nicht von dem Geschehen auf dem Weg
nach Hause. Sie wollte nicht, dass sie ihr eine Szene machen und ihr verbieten würden, zu Fuß nach Haus zu gehen nach dem Softball
Spiel. Eltern übertreiben immer maßlos und ihre waren die Schlimmsten. Sie wünschte, sie wäre kein Einzelkind. Wenn sie doch einen
Bruder und eine Schwester hätte, dann wären ihre Eltern nicht so übertrieben beschützerisch. Bis Donnerstag hatte Shannon die
Fußschritte längst vergessen. Sie war gerade mitten im Spiel, als sie merkte, dass jemand sie anstarrte. In dem Moment fielen ihr auch
wieder die Schritte ein. Sie sah von ihrem Second Base nach oben, um festzustellen, dass ein Mann sie genau beobachtete. Er lehnte sich
gegen den Zaun und lächelte, als sie ihn ansah. Er sah überhaupt nicht angsteinflößend aus und sie vergaß schnell wieder ihre Bedenken.
Nach dem Spiel saß er auf einer Bank in ihrer Nähe, als sie noch kurz mit dem Trainer sprach. Sie bemerkte sein Lächeln auf ein Neues
und ging an ihm vorbei. Er nickte und sie lächelte zurück. Ihm fiel der Name auf dem Rücken ihres Trikots auf, und er wusste, dass er sie
gefunden hatte. Er ging mit einem sicheren Abstand hinter ihr her. Sie waren nur ein Paar Häuser von Shannons Zuhause entfernt. Und
als er wusste, wo sie wohnt, ging er schnell zurück zum Park, um sein Auto zu holen. Jetzt musste er warten. Er entschloss sich, etwas zu
essen, bis die Zeit gekommen war, nach Shannons Haus zu gehen. Er fuhr zu einem Schnellrestaurant und blieb dort, bis es Zeit war,
seinen Schritt zu machen. Shannon war in ihrem Zimmer, als sie Stimmen im Wohnzimmer hörte. Shannon, komm her, rief ihr Vater. Er
hörte sich besorgt an, und sie konnte sich keineswegs vorstellen, warum. Sie ging ins Zimmer, als sie den Mann vom Spielfeld auf dem
Sofa sitzen sah. Setz dich, fing ihr Vater an, dieser Mann hat uns gerade eine sehr interessante Geschichte über dich erzählt. Shannon
ging zu einem Stuhl gegenüber im Raum. Wie konnte er ihren Eltern überhaupt irgend etwas erzählen? Sie hatte ihn bis heute noch nie
zuvor gesehen! Weißt du, wer ich bin Shannon? fragte der Mann sie. Nein, antwortete Shannon. Ich bin ein Polizist und dein Online
Freund, GoTo123. Shannon war erstaunt. Das ist nicht möglich! GoTo123 ist ein Kind in meinem Alter! Er ist 14 und wohnt in
Michigan! Der Mann lächelte. Ich weiß, dass ich dir das erzählt habe, aber es war nicht wahr. Siehst du, Shannon, es gibt Menschen
online, die nur so tun, als ob sie Kinder wären; ich war einer von denen. Doch während andere es machen, um Kinder zu finden und
ihnen weh zu tun, gehöre ich zu der Gruppe, die es macht, um Kinder zu schützen. Ich bin hergekommen, um dich zu finden, und um dir
beizubringen, wie gefährlich es sein kann, zu viel Information rauszugeben, an Menschen übers Internet. Du hast mir genug erzählt, um
es mir leicht zu machen, dich zu finden. Dein Name, die Schule, die du besuchst, der Name deines Ball Teams, und die Position, in der du
spielst. Die Nummer und der Name auf deinem Trikot machte das Finden nur noch einfacher. Shannon war immer noch erstaunt. Du
wohnst nicht in Michigan? Er lachte. Nein, ich wohne in Raleigh. Es hat dir ein sicheres Gefühl gegeben zu glauben, dass ich so weit weg
wohne, nicht wahr? Sie nickte. Ich hatte Freunde, der ihre Tochter war genau wie du, nur hatte sie nicht so viel Glück. Der Mann fand sie
und tötete sie, während sie allein zuhause war. Kinder wird beigebracht, nie jemanden zu sagen, wenn sie allein zuhause sind, jedoch tun
sie es ständig, online. Sie tricksen dich aus, Informationen rauszugeben, ein wenig hier, ein wenig da. Bevor du es weisst, hast du ihnen
genug erzählt, damit sie dich finden können, ohne dass du es überhaupt bemerkt hast. Ich hoffe, dass du daraus etwas gelernt hast und
demnächst vorsichtiger bist. Das werd ich, versprach Shannon. Wirst du anderen davon erzählen, damit sie auch sicher sind? Das
verspreche ich!
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Vom Wert der Dinge und der Menschen


Im Rahmen eines Seminars mit sehr vielen Teilnehmern hielt der Trainer einen 50-EUR-Schein in die Luft. Er fragte: "Wer von Ihnen
möchte diesen 50-EUR-Schein haben?" überall gingen Hände hoch. "Ok, einen kleinen Moment" sagte er und zerknüllte den 50-EUR-
Schein. "Wer möchte diesen nun zerknüllten 50-EUR-Schein haben?" Wieder gingen die Hände in die Luft. "Ok, warten Sie", sagte er
und warf den zerknüllten 50-EUR-Schein auf den Boden und trat mit seinen Schuhen darauf herum, bis der Schein zerknittert und voller
Schmutz war. Er hob ihn an einer Ecke auf und hielt ihn wieder in die Luft. "Und wer von Ihnen möchte diesen dreckigen, zerknitterten
50-EUR-Schein immer noch haben?" Und erneut waren die Hände in der Luft. "Sehen Sie, Sie haben gerade eine sehr wertvolle Lektion
erfahren. Was immer ich auch mit dem Geldschein machte, wie schmutzig und zerknittert er auch ist, es hat nichts an seinem Wert
geändert. Es sind immer noch 50,- EUR. So oft in unserem Leben werden wir selbst fallen gelassen, sind am Boden zersört und kriechen
vielleicht im Schmutz - und fühlen uns wertlos. Aber all das ändert ebenso wenig etwas an unserem Wert, wie das was ich mit diesem
Schein tat, seinen Wert änderte. Der Wert von jedem einzelnen uns bleibt immer erhalten, wie schmutzig, arm oder verloren wir auch
immer sein werden."

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Die Frösche im Milchtopf


Auf dem Bauernhof stand ein Eimer. Zwei Frösche kamen vorbei und waren neugierig, was da wohl im Eimer sei. Also sprangen sie mit
einem großen Satz in den Eimer. Es stellte sich heraus, dass das keine so gute Idee gewesen war, denn der Eimer war halb gefüllt mit
Milch. Da schwammen die Frösche nun in der Milch, konnten aber nicht mehr aus dem Eimer springen, da die Wände zu hoch und zu
glatt waren. Der Tod war ihnen sicher. Der eine der beiden Frösche war verzweifelt. "Wir müssen sterben", jammerte er "hier kommen
wir nie wieder heraus." Und er hörte mit dem Schwimmen auf, da alles ja doch keinen Sinn mehr hatte. Der Frosch ertrank in der Milch.
Der andere Frosch aber sagte sich: "Ich gebe zu, die Sache sieht nicht gut aus. Aber aufgeben tue ich deshalb noch lange nicht. Ich bin ein
guter Schwimmer! Ich schwimme, so lange ich kann."Und so stieß der Frosch kräftig mit seinen Hinterbeinen und schwamm im Eimer
herum. Immer weiter. Er schwamm und schwamm und schwamm. Und wenn er müde wurde, munterte er sich selbst immer wieder auf.
Tapfer schwamm er immer weiter. Und irgendwann spürte er an seinen Füßen eine feste Masse. Ja tatsächlich - da war keine Milch mehr
unter ihm, sondern eine feste Masse. Durch das Treten hatte der die Milch zu Butter geschlagen! Nun konnte er aus dem Eimer in die
Freiheit springen.

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Gerechtigkeit
Eines Tages zog ein Reisender die Straße entlang, als ein Reiter vorbeigaloppierte. Seine Augen blickten böse, und an seinen Händen war
Blut. Einige Minuten später verhielt eine Schar von Reitern neben ihm und wollte wissen, ob er jemand mit Blut an den Händen hatte
vorbeireiten sehen. Sie waren ihm hart auf den Fersen. "Wer ist er?" fragte der Reisende. "Ein Übeltäter", erwiderte der Anführer. "Und
ihr verfolgt ihn, um ihn der Gerechtigkeit zu überantworten?" "Nein", sagte der Anführer, "wir verfolgen ihn, um ihm den Weg zu
zeigen." (Nur Versöhnung wird die Welt retten, nicht Gerechtigkeit, die im allgemeinen nur ein anderes Wort für Rache ist.)
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Buddha-Legende
Eines Morgens fragte den Buddha ein Mann: "Gibt es Gott?" Der Buddha schaute ihm in die Augen und sagte: "Nein, es gibt keinen
Gott." Am Nachmittag desselben Tages fragte ein anderer Mann: "Wie denkst du über Gott? Gibt es einen Gott?" Wieder sah er den
Mann an und sagte dann: "Ja, es gibt einen Gott." Ananda, der diese Unterweisungen hörte, war sehr verwirrt, doch mischte er sich nicht
ein, - am Abend würde er den Buddha fragen. Doch noch vor Sonnenuntergang kam ein dritter Mann mit fast der gleichen Frage, nur
etwas anders formuliert; er sagte: "Es gibt Menschen, die an Gott glauben, und Menschen, die nicht an Gott glauben. Ich selbst weiß
nicht, wo ich stehen soll. Hilf mir." - Gespannt lauschte Ananda, was der Buddha jetzt sagen werde, wo er an ein und demselben Tag
zwei ganz Entgegengesetzte Antworten gegeben hatte - eine dritte gab es doch nicht! Doch Buddha gab eine dritte Antwort. Er sagte
nichts, sondern schloss seine Augen. Es war ein schöner Abend. In dem Mangohain, in dem Buddha weilte, hatten sich die Vögel auf
ihren Bäumen niedergelassen. Die Sonne war untergegangen, ein kühles Lüftchen regte sich. Als der Mann Buddha mit geschlossenen
Augen dasitzen sah, dachte er, vielleicht ist das die Antwort, und so setzte er sich neben ihn und schloss ebenfalls die Augen. So verging
eine Stunde, dann öffnete der Mann die Augen, berührte Buddhas Füße und sagte: "Wie groß ist dein Mitgefühl! Du hast mir die Antwort
gegeben. Ich werde dir ewig dankbar sein." Noch verwirrter verlangte Ananda am Abend endlich nach einer Erklärung, und so antwortete
ihm der Buddha: "Der erste Mann war ein Theist. Er wollte eine Bestätigung von mir - er glaubte bereits an Gott. Er war mit einer
Antwort, einer fertigen Antwort gekommen, nur um sie sich von mir bestätigen zu lassen, damit er überall herumerzählen kann: Ich
musste ihm nein sagen - nur um seinen Glauben zu zerstören ... Der zweite Mann war Atheist. Er war ebenfalls mit einer fertigen Antwort
gekommen, dass es keinen Gott gibt -, und er wollte meine Bestätigung. Zu ihm musste ich sagen: Doch meine Absicht war die gleiche ...
Keiner von beiden war ein Wissender, und keiner von beiden war ein demütig Suchender, sie waren beide in ihrem Vorurteil gefangen.
Der dritte Mann war ein Suchender. Er hatte keine Vorgefasste Meinung, sein Herz war offen. Er sagte: ...:< Hilf mir>, und die einzige
Hilfe, die ich ihm geben konnte, war eine Unterweisung in stiller Bewusstheit. Worte wären nutzlos gewesen. Als ich die Augen schloss,
verstand er den Hinweis. Er war ein Mann von einer gewissen Intelligenz - offen und verletzlich. Er schloss die Augen. Und als ich tiefer
in die Stille eintrat, ... ließ auch er sich in die Stille Hineinsinken, in die Bewusstheit. Nach einer Stunde schien es, als seien nur ein paar
Minuten vergangen. Er hatte keine Antwort in Worten erhalten, aber er hatte die authentische Antwort durch die Stille erhalten:
Kümmere dich nicht um Gott. Es spielt keine Rolle, ob Gott existiert oder nicht. Worauf es ankommt, ist, ob Stille existiert, ob
Bewusstheit existiert oder nicht. - Wenn du still und bewusst bist, bist du selbst ein Gott. Gott ist nicht etwas weit von dir Entferntes;
entweder bist du der Verstand oder du bist Gott. In Stille und Bewusstheit schmilzt der Verstand; er verschwindet und es enthüllt sich
deine Göttlichkeit. Obwohl ich nichts zu ihm sagte, erhielt er die Antwort, und er hat sie in völlig richtiger Weise aufgenommen."

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Das Gesetz
Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der
Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten
dürfen. »Es ist möglich«, sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.« Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite
tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt,
versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu
Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.« Solche
Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er
jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart,
entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und läßt ihn
seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den
Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem
andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, daß er ihn noch
nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um
den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: »Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu
haben.« Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergißt die andern Türhüter, und dieser
erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren
rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium
des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen.
Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen.
Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor
seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht
gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstartenden Körper nicht mehr aufrichten kann Der Türhüter muß sich tief zu ihm
hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. »Was willst du denn jetzt noch wissen?«
fragt der Türhüter, »du bist unersättlich.« »Alle streben doch nach dem Gesetz«, sagt der Mann, »wieso kommt es, daß in den vielen
Jahren niemand außer mir Einlaß verlangt hat?« Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes
Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: »Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt.
Ich gehe jetzt und schließe ihn.«
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Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn. Als
das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines
Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, daß in den
schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten
brauchte?" Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und
Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."
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Die Geschichte der roten Rose


Vor langer, langer Zeit gab es noch kaum Rosen, denn sie waren aufgrund ihrer stechenden Dornen nicht gerade beliebt. Deshalb
kümmerten sich die Menschen auch nicht um sie, sondern ließen sie eingehen. Zu dieser Zeit in einem großen Garten vor einem
Königsschloß pflanzte ein alter Gärtner heimlich eine Rose an. Er wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie zu blühen begann. Und
der Tag kam: die Rose öffnete ihre Knospen. Die anderen Blumen im Garten tuschelten über sie und lachten sie aus. Ein Vergißmeinnicht
sagte laut: "Schaut euch doch mal die häßlichen Dornen an!" Die Rose guckte traurig an sich herunter und senkte den Kopf. Jetzt lachten
ihre Artgenossen noch mehr. Sie sagten: "Du bist ein Schandfleck für unseren schönen Königsgarten. Mit uns kannst du es doch gar nicht
aufnehmen. " Eitel streckten sie ihre Hälse noch höher. Eine hübsche weiße Lilie warf dazwischen: "Wenn der hartherzige König dich
sieht, lebst du nicht mehr lange." Danach verschloß sich die Rose immer mehr. Sie wagte nicht mehr zu blühen aus lauter Angst. Der
Gärtner kam, um seine Rose zu bewundern, doch er erschrak, als er sie sah. Er fragte sie leise: "Was ist los mit dir? Warum läßt du dich
so hängen?" Die Rose wagte sich bei der freundlichen Stimme ein bißchen heraus. Sie zitterte: "Ich habe Angst. Die Nachbarblumen
meinen, der König ist böse und wird mich nicht mögen." Der Gärtner seufzte: "Es stimmt, das der König hartherzig und gefühllos ist.
Doch ich kann mir nicht vorstellen, daß er so was Schönes wie dich kaputtmachen will." Dann flüsterte er noch leiser: "Du bist die
schönste Blume in diesem Garten. Die Anderen platzen vor Neid, deswegen spotten sie über dich." Das munterte die Rose auf. Der
Gärtner sorgte sich liebevoll um sie, und so fing sie wieder an zu blühen. Die Blumen waren empört. "Du eitle Häßlichkeit verunstaltest
alles. Was bildest du dir eigentlich ein?" Die Rose fühlte sich von diesen Worten immer noch verletzt, doch sie vergaß ihren Kummer,
sobald der nette Gärtner kam, um nach ihr zu sehen. Ihn wollte sie auf gar keinen Fall enttäuschen. Eines Tages kam der König vorbei,
um sich seinen Garten anzusehen. Die Rose fragte sich, was er wohl sagen würde und ob er wohl schimpfen würde. Als er sie entdeckte,
blieb er wie angewurzelt stehen. Dann rief er den Gärtner. Als dieser den König vor seiner geliebten Rose stehen sah, wurde es ihm
schwer ums Herz. Der König, der noch sehr jung war, zeigte auf die Rose und fragte grimmig: "Was ist das?" Der Gärtner schaute
zärtlich seine Lieblingsblume an und entgegnete: "Eine Rose. Gefällt Sie Ihnen, Majestät?" Der junge König schaute ihn böse an. "Habe
ich dir befohlen, so etwas zu pflanzen?" "Nein", erwiderte der Gärtner kläglich. "Vernichte sie!" befahl der König und ging hohen
Hauptes zurück in sein Schloßgemach. Die anderen Blumen lachten schadenfroh, doch dem Gärtner standen Tränen in den Augen. Er
sagte zur Rose: "Du hast es gehört." Die Rose erwiderte leise: "Ja, du mußt es tun. Die anderen Blumen hatten wohl recht. Ich bin
häßlich." Der Gärtner meinte daraufhin: "Du bist nicht häßlich, du bist zu schön. Das kann "seine Majestät" wahrscheinlich nicht
ertragen." Er ging fort und kam eine Weile später mit einer Gartenschere zurück. Die Rose sagte zum Gärtner: "Ich danke dir, was du für
mich getan hast." Der Gärtner schluchzte: "Ich bring`s nicht über mein Herz, dich zu töten. Er steckte die Schere ein und ging. Die
anderen Blumen tuschelten: "Er übt den Befehl des Königs nicht aus. Das kann schlimme Folgen haben." In dieser Nacht schlich sich der
König in den Garten und blieb vor der Rose stehen. Er flüsterte ihr zu: "Röslein, liebes, bist du wach?" Die Rose schaute verwundert auf.
War das wirklich der hartherzige König, der befohlen hatte, sie zu töten? Er war es, aber seine Stimme klang freundlicher und sanfter.
Der König sprach weiter: "Es tut mir leid, was ich heute gesagt habe. In Wirklichkeit bist du die schönste Blume, die ich je gesehen habe.
Deine Dornen haben mich etwas abgeschreckt. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Ich glaube, du bist etwas ganz Besonderes. Was
wünschst du dir, damit ich mich entschuldigen kann? Ich möchte dir deinen Wunsch erfüllen." Die Rose dachte nach. Sie wünschte sich
Einiges. Sie wünschte sich, bewundert zu werden, und zwar auch von den anwesenden Blumen. Sie wünschte sich andere Rosen als
Freunde, und sie wünschte, stolz auf sich sein zu können. Sie schaute sich den jungen, gutaussehenden König an und dachte an seine
Hartherzigkeit. Sie sagte: "Ich wünsche mir, daß du wieder lieben kannst." Der König war erstaunt und bedankte sich: "Wenn du dir das
wünschst, so hoffe ich, daß es in Erfüllung geht." Die Rose wurde wieder fröhlich und blühte auf in ihrer Schönheit. Der Gärtner freute
sich, und als er hörte, daß auch der König die Rose bewunderte, war er erleichtert. Als die Nachbarblumen davon erfuhren,
entschuldigten sie sich bei der Rose und ernannten sie zur "edlen Schönheit". Der König kam jetzt jeden Tag in seinen Garten und sprach
mit allen Blumen. Er war viel freundlicher als früher, doch so richtig glücklich wirkte er nicht. Er erzählte der Rose: "Du hast daran
geglaubt, daß ich wieder lieben kann. Ich habe mich tatsächlich in eine Prinzessin verliebt, doch ich weiß nicht, wie ich es ihr zeigen
kann." Die Rose hatte die Antwort schon parat, doch sie fragte ihn: "Wodurch hast du die ersten Gefühle gespürt, wodurch bist du auf den
Weg der Liebe gekommen?" "Durch dich", sagte der König sofort und bat: "Darf ich?" Die Rose nickte. Er durfte sie pflücken und seiner
geliebten Prinzessin zum Geschenk machen. Das war das schönste Glück, was der Rose widerfahren konnte. Sie war sehr stolz auf sich.
Als die Prinzessin die rote Rose und in die Augen des Königs sah, verstand sie es sofort. Der König hielt um ihre Hand an, und sie
antworte mit strahlenden Augen mit "Ja". Die Rose kam in eine wunderschöne Vase und erlebte auch noch die Hochzeit der beiden
Verliebten im Königsschloß. Als sie verwelkte, trocknete der König sie und hing sie zur Erinnerung in ein Bild auf. In seinem Garten
wuchsen von Jahr zu Jahr mehr Rosen, und es wurden so viele, daß das Schloß das Rosenschloß genannt wurde. Der König erklärte die
rote Rose zum Symbol der Liebe. Und das ist so geblieben bis heute. "
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Hast Du einen anderen Gott außer Mir?


Die Geschichte von Mir und den Menschen und den Dschinn (Geistern) ist erstaunlich: Ich erschaffe und ein anderer wird angebetet. Ich
gebe, und einem anderen wird gedankt. Ich sende das Gute von Mir meinen Dienern herab und ihre Bösartigkeit steigt zu Mir herauf. Ich
neige Mich ihnen mit Meiner Gnade zu und bedarf ihrer nicht, und sie entfernen sich von Mir mit ihren Sünden, und sind doch auf keinen
außer Mich angewiesen. Die Leute, die Mir gedenken, sind die Leute, die bei Mir sitzen, wer also bei Mir sitzen will, der soll Mir
gedenken. Die Leute, die Mir gehorsam sind, sind die Leute Meiner Liebe, und die Leute, die Mir ungehorsam sind, lasse Ich die
Hoffnung auf Meine Gnade nicht aufgeben. Wenn sie bereuen, dann bin Ich ihr Geliebter und wenn sie nicht bereuen, dann bin Ich ihr
Heiler. Ich prüfe sie mit Belastungen, damit Ich sie von ihren Fehlern reinige. Eine gute Tat ist bei Mir zehnmal so viel wert und
vermehre ihren Wert, und eine schlechte Tat zählt wie sie ist, und Ich verzeihe. Bei Meiner Erhabenheit, wenn sie die Tat bereuen, dann
verzeihe Ich ihnen. Wer von ihnen Mir mit Reue entgegenkommt, den erwarte Ich schon von weit weg, und wer sich von Mir abwendet,
den rufe Ich von ganz nah: ‚Wo gehst du hin? Hast Du einen anderen Gott außer Mir?'"

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Engel
Man muss nicht erst an Wunder glauben ,
um die Engel zu verstehen .
Suche sie nicht mit deinen Augen ,
nur deine Seele kann sie sehn.
Spühr die Nähe ihrer Flügel,
denn sie wärmen deine Haut,
jedem Menschen hier auf Erden
ist ein Engel anvertraut.
Sieh die Sonne ihrer Herzen,
und schließ sie in deines ein.
Dann wirst du in diesem Leben
niemals alleine sein.
Engel wollen gar nicht fliegen ,
nur an deiner Seite stehen,
dich beschützen und dich lieben ,
so musst du die Engel sehen .
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Eine Stunde Zeit
Ein Mann kam spät von der Arbeit nach Hause, müde und erschöpft. Sein fünfjähriger Sohn wartete auf ihn an der Tür: “Papa, darf ich
Dich etwas fragen?” Ja, sicher. Worum geht es denn? antwortete der Mann. Papa, wenn Du arbeitest, wieviel verdienst Du pro Stunde?
Das geht Dich gar nichts an. Warum fragst Du solche Sachen? sagte der Mann ärgerlich. Ich will es doch nur wissen. Bitte sag mir,
wieviel Du in der Stunde bekommst. bettelte der kleine Junge. Wenn Du es unbedingt wissen musst: Ich bekomme 20 Euro die Stunde.
Oh, stöhnte der kleine Junge mit gesenktem Kopf. Dann sieht er auf und sagt, Papa, kann ich mir bitte zehn Euro von Dir leihen? Der
Vater explodiert: War das der einzige Grund, zu erfahren, was ich verdiene? Nur um mir Geld abzuluchsen und damit ein dummes
Spielzeug oder sonstigen Unsinn zu kaufen? Du kannst auf Dein Zimmer gehen und darüber nachdenken, ob das nicht sehr egoistisch ist.
Ich arbeite lang und hart jeden Tag und ich habe keine Zeit für diesen kindischen Quatsch!” Der kleine Junge ging leise in sein Zimmer
und schloss die Tür. Der Mann setzte sich vor den Fernseher und ärgerte sich weiter über den hinterhältigen Versuch seines Sohnes. Nach
etwa einer Stunde hatte er sich beruhigt und begann sich zu fragen, ob er nicht überreagiert hatte. Er ging hinauf zu seinem Sohn und
öffnete die Tür. Schläftst Du schon? fragte er. Nein, Papa. Ich bin wach. Ich habe nachgedacht. Ich finde ich war vorhin zu hart, sagte der
Mann. Ich hatte einen langen, schwierigen Tag und ich habe meine Anspannung an Dir ausgelassen. Hier sind die zehn Euro, die Du
haben wolltest. Der kleine Junge sprang vom Bett: Oh, danke, Papa! schrie er. Dann holte er unter seinem Bett einen flachen Karton mit
einigen Münzen darin. Als der Mann sah, dass sein Sohn bereits einiges an Geld hatte, wurde er wieder ärgerlich, während sein Sohn
langsam das Geld zählte. “Warum hast Du mich nach Geld gefragt, wenn Du doch schon welches hattest?” Weil ich nicht genug hatte.
Aber jetzt reicht es! sagte der Junge. Papa, ich habe jetzt 20 Euro. Kann ich eine Stunde Zeit bei Dir kaufen?
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Eintagsfliege
An manch einem warmen Sommertag hatte die Eintagsfliege um die Krone eines alten Baumes getanzt, gelebt, geschwebt und sich
glücklich gefühlt und wenn das kleine Geschöpf einen Augenblick in stiller Glückseligkeit auf den großen, frischen Blättern ausruhte, so
sagte der Baum immer: „Arme Kleine! Nur ein Tag währt dein ganzes Leben! Wie kurz das ist! Wie traurig!“ – „Traurig?“ erwiderte
dann stets die Eintagsfliege, „was meinst du damit? Alles ist so herrlich licht, so warm und schön, und ich selbst bin glücklich!“ – „Aber
nur einen Tag, und dann ist alles vorbei!“ – „Vorbei?“ sagte die Eintagsfliege, „Was ist vorbei? Bist du auch vorbei?“ – „Nein, ich lebe
vielleicht Tausende von deinen Tagen, und meine Tage sind ganze Jahreszeiten! Das ist etwas so Langes, dass du es gar nicht ausrechnen
kannst!“ – „Nein, denn ich verstehe dich nicht! Du bist Tausende von meinen Tagen, aber ich habe Tausende von Augenblicken, in denen
ich froh und glücklich sein kann! Hört denn alle Herrlichkeit dieser Welt auf, wenn du einmal stirbst?“ – „Nein“, sagte der Baum, „die
währt gewiss länger, unendlich viel länger, als ich denken kann!“ – „Aber dann haben wir ja gleich viel, nur dass wir verschieden
rechnen!“ (von Hans Christian Andersen)
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Der Schmetterling
Eines Tages entstand ein kleines Loch im Kokon. Ein Mensch, der zufällig entlang kam, hielt inne und observierte stundenlang den
Schmetterling der mit aller Macht versuchte durch dieses kleine Loch hinaus zu kriechen. Nach einiger Zeit sah es so aus als ob der
Schmetterling es aufgegeben hatte und das Loch war noch immer genauso klein. Es war als ob der Schmetterling alles getan hatte was er
konnte und dass er nichts weiteres mehr tun konnte. Dann entschied sich der Mensch, dem Schmetterling zu helfen: Er nahm ein
Taschenmesser und öffnete den Kokon. Der Schmetterling schlüpfte sofort. Aber sein Körperchen war mager und er sah aus wie betäubt;
seine Flügel waren nicht gut entwickelt und sie bewegten sich kaum. Der Mensch observierte ihn weiter und vermutete, dass der
Schmetterling jetzt die Flügel spreizen würde und diese im Stande wären den Körper des Schmetterlings zu tragen. So, dass er abfliegen
könne. Das geschah jedoch nicht. Während seines gesamten Lebens schleppte der Schmetterling seinen dürren Körper mit seinen
verschrumpften Flügeln über den Boden. Er erlangte nie die Fähigkeit zu fliegen. Der Mensch, so freundlich seine Hilfeleistung auch
gemeint war, hat nicht verstanden, dass die Durchquerung dieses kleinen Lochs im Kokon für den Schmetterling eine lebensnotwendige
Spannung erzeugt, welche die Flüssigkeit aus seinem Körper heraus in seine Flügel presst und er nur dadurch die Fähigkeit zum Fliegen
erlangt. Gerade die Spannung ist es was wir in unserem Leben brauchen. Wenn das Leben ohne jegliches Hindernis wäre, würden wir
nicht so stark sein wie wir sind. Wir würden nie fliegen lernen. Das Leben stellt dir Aufgaben, nur damit du stark werden kannst.
Versuche nicht die Aufgaben anderer zu lösen. Das Leben gibt dir Menschen die Hilfe brauchen damit du liebevoll sein kannst. Hilf nur
wenn du darum gebeten wirst und mach es zu deiner Natur liebevoll zu sein. Das Leben gibt dir Möglichkeiten damit du frei entscheiden
kannst, es angenehm zu haben. Damit wählst du was du sein willst. Ist es Liebe, Freude und Glück? Lebe dein Leben und wachse, indem
du alles was kommt in Freude annimmst. Das Leben ist so eingerichtet, dass du alles hast, was du brauchst. Wenn du es so sehen kannst,
bist du vollkommen. ...und du kannst fliegen.
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Die Siebensachen
Es war einmal ein Vater. Der schenkte seiner Tochter eine kostbare Tasche. Für deine "Siebensachen," sagte er. Der Vater machte nie
viele Worte. An welche "sieben Sachen" denkst du, fragte die Tochter. "Das musst du selbst herausfinden", antwortete der Vater, „Diese
Tasche wird dir Glück bringen, füllst du sie mit den richtigen sieben Sachen!“ Da ging die Tochter des Weges und überlegte, wie die
Tasche zu füllen sei. F r e i h e i t fiel ihr als erstes ein. Freiheit fülle ich ins größte Fach! Sie packte alle Freiheiten hinein, die sie lockten,
die das Leben ihr bot. Eine nach der anderen. Nicht lange danach verliebte sich die Tochter. Leichtfüßig ging sie durchs Land. Die sieben
Himmel der Glückseligkeit taten sich ihr auf. Und sie sammelte alle Funken der Liebe ein, die ihr entgegen sprühten. L i e b e dachte sie,
kannst du nie genug haben. Sie füllte sie mit glücklicher Hand in ihre Tasche. Und dann fiel ihr ein drittes ein: V e r t r a u e n ! Sie saß
auf einem Stein, die Beine hochgezogen und träumte vor sich hin. Ohne Vertrauen - so dachte sie - geht nichts. Ohne Vertrauen
zerbrechen Freundschaften. Ohne Vertrauen wachsen Ängste ins Uferlose, verliert die Liebe ihre Farbe. Auf etwas vertrauen können, an
etwas glauben können muss der Mensch. Das gibt ihm Halt zum Weitergehen. Sie sprang auf und sortierte Vertrauen in die großen
Seitenfächer ihrer Tasche. Nach dem ersten Eifer verlor die Tochter die Lust, weiter nach den Siebensachen zu suchen. Sie hatte
Wichtigeres zu tun. Sie stellte die Tasche in eine Ecke und hängte sich einen leichten Beutel über die Schulter. So tauchte sie unter im
Getriebe der Tage. Was auf sie zu kam, kam auf sie zu. Was verloren ging, ging verloren. Die Liebe litt Schmerzen. Die Freiheit nahm
Züge von Verlorenheit an. Sieben Jahre gingen so ins Land. An einer Wegkreuzung hielt die Tochter an, die Jahre zu überdenken. Ein
Kunterbunt wirbelte durch ihren Kopf. Sie erinnerte sich an vieles, an Reisen durch die Welt, an Glücksmomente, an Strähnen der Trauer,
an Stillstand und Aufbruch. Da fiel ihr die Tasche wieder ein. Sollte sie wieder anfangen zu suchen nach den wichtigen Siebensachen? W
a c h s a m k e i t schoss es der Tochter durch den Kopf. Wachsamkeit gehört noch in meine Tasche. Ohne Wachsamkeit läuft nichts! Und
an M u t dachte sie. Davon brauche ich ganz viel, sagte sie sich. Mut gehört für mich zu den wichtigsten Siebensachen. Er ist die
Triebfeder zum Vorwärts kommen! Auch T o l er a n z legte sie behutsam hinzu. Toleranz, die zulässt und auffängt. Toleranz, die den
Horizont weitet, Toleranz, unter der Verstehen aufblüht im Grau des Alltags. Aber - sprach der Vater nicht von „sieben“ Sachen? Die
Tochter hatte erst sechs gesammelt. Sie überlegte: Freiheit - Liebe - Vertrauen - Wachsamkeit - Mut - Toleranz. Die Tasche war schon
voll und sehr schwer. Konnte sie noch mehr aufnehmen? Waren sechs Dinge nicht genug? Was könnte zum Glück noch fehlen? Ein
wenig ratlos ging die Tochter ihrem Tun nach. Sie malte gerne und schnitzte. Nach sieben Tagen legte sie ihr Schnitzmesser an die Seite.
Vor ihr stand eine Holzfigur. „Hoffnung“ nenne ich dich, flüsterte sie und stellte die kleine „Hoffnung“ ins Licht ihres Fensters. H o f f n
u n g, ich hab es gefunden, rief die Tochter überglücklich. Die Hoffnung fehlte noch! Und sie füllte Hoffnung in die letzten Freiräume
und Ritzen der Tasche. Hoffnung oben drauf als letztes und siebtes der Siebensachen. Vorsichtig schloss sie nun ihre Tasche. Und –sie
staunte – beim Hochheben war sie nun federleicht. Da wusste die Tochter, dass das Maß stimmte, dass mit der Hoffnung die Gewichte
des Lebens tragbar
werden. ............................................................................................................................................................................................

Nur Steine!
Es war einmal ein Farmer in Australien. Der hörte, dass viele dabei waren, ihre Farm zu verkaufen, um nach Diamanten zu schürfen.
Einige waren auf diese Weise schon sehr reich geworden. Der Mann entschied sich, ebenfalls seine Farm zu verkaufen und er fand auch
schnell einen Käufer. Mit dem Geld machte er sich auf, um nach Diamanten zu schürfen. Es verging ein Monat und er hatte nichts
gefunden. Auch nach zwei, drei und sechs Monaten war seine Suche erfolglos. Er suchte noch ein weiteres halbes Jahr und war am Ende
so verzweifelt, dass er sich von einer Brücke stürzte und sich das Leben nahm. Der Mann hingegen, der die Farm von dem erfolglosen
Diamantensucher gekauft hatte, wunderte sich über die Steine, die dort überall auf dem Land lagen. Er nahm einen der Steine mit zu
einem Experten und der teilte ihm mit, dass dies einer der größten Diamanten war, den er je gesehen hatte. Es gab unzählige dieser Steine
auf dem Gelände der Farm, nur hatte sie bisher niemand erkannt, da sie roh und ungeschliffen waren.
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Die kleinen Leute von Swabeedo


Vor langer Zeit lebten in dem Ort Swabeedo kleine Leute. Sie wurden die Swabeedoler genannt. Sie waren sehr glücklich und liefen den
ganzen Tag mit einem freudig-fröhlichen Lächeln umher. Wenn sie sich begrüßten, überreichten sie sich gegenseitig kleine, warme,
weiche Pelzchen, von denen jeder immer genug hatte, weil er sie verschenkte und sofort wieder welche geschenkt bekam. Ein warmes
Pelzchen zu verschenken, bedeutete für sie: ich mag dich. So sagten sie sich, dass jeder jeden mochte. Und das machte sie den ganzen
Tag froh. Außerhalb des Dorfes lebte ein Kobold ganz einsam in einer Höhle. Wenn ein Swabeedoler ihm ein Pelzchen schenken wollte,
lehnte er es ab. Denn er fand es albern, sich Pelzchen zu schenken. Eines Abends traf der Kobold einen Swabeedoler im Dorf, der ihn
sofort ansprach: "War heute nicht ein schöner, sonniger Tag?" Und er reichte ihm ein besonders weiches Pelzchen. Der Kobold schaute
ihm in den Rucksack mit den Pelzchen. Dann legte er ihm den Arm vertraulich um die Schulter und flüsterte ihm zu: "Nimm dich in acht.
Du hast nur noch 207 Pelzchen. Wenn du weiterhin so großzügig die Pelzchen verschenkst, hast du bald keine mehr." Das war natürlich
vollkommen falsch gerechnet; denn jeder Swabeedoler hatte, da jeder jedem welche schenkte, immer genug Pelzchen. Doch kaum hatte
der Kobold den verdutzten kleinen Mann stehen lassen, kam schon sein Freund vorbei und schenkte ihm ein Pelzchen. Doch der
Beschenkte reagierte nicht wie bisher. Er packte das Pelzchen ein und sagte zu seinem Kollegen: "Lieber Freund, ich will dir einen Rat
geben. Verschenke deine Pelzchen nicht so großzügig, sie könnten dir ausgehen." Bald gaben sich immer öfter Swabeedoler diesen Rat.
So kam es, dass Pelzchen nur noch an allerbeste Freunde verschenkt wurden. Jeder hütete seinen Pelzchenrucksack wie einen Schatz. Sie
wurden zu Hause eingeschlossen, und wer so leichtsinnig war, damit über die Straße zu gehen, musste damit rechnen, überfallen und
beraubt zu werden. Die kleinen Leute von Swabeedo veränderten sich immer mehr. Sie lächelten nicht mehr und begrüßten sich kaum
noch. Keine Freude kam mehr in ihr trauriges und misstrauisches Herz. Erst nach langer Zeit begannen einige kleine Leute wieder wie
früher, kleine warme, weiche Pelzchen zu schenken. Sie merkten bald, dass ihnen die Pelzchen nicht ausgingen und dass sich Beschenkte
und Schenkende darüber freuten. In ihren Herzen wurde es wieder warm und sie konnten wieder lächeln, auch wenn die Traurigkeit und
das Misstrauen nie mehr ganz aus ihren Herzen verschwand.

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Der versagte Baumwollfaden


Es war einmal ein kleiner weißer Baumwollfaden, der hatte ganz viel Angst, dass er so wie er war, zu nichts nutze sei. Ganz verzweifelt
dachte er immer wieder: "Ich bin nicht gut genug, ich tauge zu nichts. Für einen Pullover bin ich viel zu kurz. Selbst für einen winzig
kleinen Puppenpullover tauge ich nichts! Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach. Nicht mal ein Hüpfseil kann ich aus mir machen
lassen! Mich an andere kräftige, dicke, lange Fäden anknüpfen kann ich nicht, die lachen doch sowieso über mich. Für eine Stickerei
eigne ich mich auch nicht, dazu bin ich zu blass und zu farblos. Ja, wenn ich aus Goldgarn wäre, dann könnte ich eine Stola verzieren
oder ein Kleid... Aber so?! Ich bin zu gar nichts nütze. Was kann ich schon? Niemand braucht mich. Keiner beachtet mich. Es mag mich
sowieso niemand." So sprach der kleine weiße Baumwollfaden mit sich - Tag für Tag. Er zog sich ganz zurück, hörte sich traurige Musik
an und weinte viel. Er gab sich ganz seinem Selbstmitleid hin. Eines Tages klopfte seine neue Nachbarin an der Tür: ein kleines weißes
Klümpchen Wachs. Das Wachsklümpchen wollte sich bei dem Baumwollfaden vorstellen. Als es sah, wie traurig der kleine weiße
Baumwollfaden war und sich den Grund dafür erzählen ließ, sagte es: "Lass dich doch nicht so hängen, du schöner, kleiner, weißer
Baumwollfaden. Mir kommt da so eine Idee: wir beide sollten uns zusammen tun! Für eine Kerze am Weihnachtsbaum bin ich zu wenig
Wachs und du als Docht zu klein, doch für ein Teelicht reicht es allemal. Es ist doch viel besser, ein kleines Licht anzuzünden, als immer
nur über die Dunkelheit zu klagen!" Da war der kleine weiße Baumwollfaden ganz glücklich und tat sich mit dem kleinen weißen
Klümpchen Wachs zusammen und sagte: "Endlich hat mein Dasein einen Sinn." Wer weiß, vielleicht gibt es in der Welt noch viele kleine
weiße Baumwollfäden und viele kleine weiße Wachsklümpchen, die sich zusammentun könnten, um der Welt zu leuchten?!

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Die Echo Geschichte


Vater und Sohn sind in den Bergen unterwegs. Plötzlich fällt der Sohn hin, schlägt sich das Knie auf und schreit: "Aaahhh!!" Zu seiner
Überraschung hört er eine Stimme irgendwo in den Bergen, die schreit auch: ‚Aaahhh!!’ Neugierig ruft er: ‚Wer bist du?’, und erhält zur
Antwort: ‚Wer bist du?’ Dann schreit er in die Berge: ‚Ich bewundere dich!’ Die Stimme antwortet: ‚Ich bewundere dich!’ Verärgert
schreit der Junge: ‚Du Depp!’, und erhält zur Antwort: ‚Du Depp! Er sieht zum Vater hinüber und fragt: ‚Was ist das?’ Der Vater lächelt:
‚Geduld, mein Junge.’ Und nun ruft der Mann: ‚Du bist der Größte!’ Die Stimme antwortet: ‚Du bist der Größte!’ Der Junge ist
überrascht, versteht aber immer noch nicht. Da erklärt der Vater: Die Menschen nennen es Echo, aber in Wirklichkeit ist es das Leben. Es
gibt dir alles zurück, was du sagst oder tust. Unser Leben ist der Spiegel unseres Handelns. Wenn du dir mehr Liebe in der Welt wünscht,
dann sorge für mehr Liebe in deinem Herzen. Wenn du mehr Kompetenz in deinem Team willst, dann lerne selbst weiter. Das gilt für
alles, für jeden Bereich des Lebens. Das Leben gibt dir alles zurück, was du ihm gegeben hast. Dein Leben ist kein Zufall. Es ist ein
Spiegelbild."

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Der 101. Schlag


Ein berühmter Weiser wurde einmal gefragt, warum er eine Sache trotz großer Hindernisse nicht aufgebe. Und er gab einen Ratschlag,
den alle beherzigen sollten, die versucht sind zu verzagen, wenn sie für eine gute Sache arbeiten. "Haben sie schon einmal einen
Steinmetzen bei der Arbeit beobachtet?" fragte er. "Er schlägt vielleicht hundertmal auf die gleiche Stelle, ohne dass auch nur der kleinste
Riss sichtbar würde . Aber dann, beim 101. Schlag, springt der Stein plötzlich entzwei. Es ist jedoch nicht dieser eine Schlag, der den
Erfolg bringt, sondern die hundert die ihm vorhergingen." Jede gute und auch jede schlechte Tat könnte „der 101. Schlag“ sein. Wodurch
entweder das Fass überläuft, oder das angestrebte Ziel erreicht wird. Der Wettstreit zwischen Sonne und Wind Nach der Fabel von Aesop
Der Wind und die Sonne gerieten eines Tages darüber in einen Streit, wer es von den beiden wohl schneller schaffen würde, den
Wanderer dazu zu bringen, seine Jacke auszuziehen. "OK", sagte der Wind "Lass uns einen Wettkampf dazu machen." Der Wind begann.
Er blies so fest er nur konnte und stürmte und tobte und wollte dem Mann seine Jacke mit Gewalt vom Leib reißen. Aber der Wanderer
zog seine Jacke nur immer fester um sich und hielt sie mit beiden Händen fest. Nach einer ganzen Weile gab der Wind auf. Dann war die
Sonne an der Reihe. Sie wählte einen anderen Weg: Liebevoll sandte sie dem Wanderer ihre warmen Strahlen. Und es dauerte nicht
lange, bis er die Jacke aufknöpfte und sie ganz auszog. Eine noch: Die üble Nachrede Ein Nachbar hatte über Federmann schlecht geredet
und die Gerüchte waren bis zu Federmann gekommen. Federmann stellte den Nachbarn zur Rede. „Ich werde es bestimmt nicht wieder
tun“, versprach der Nachbar. „Ich nehme alles zurück, was ich über Sie erzählt habe“. Federmann sah seinen Nachbarn ernst an. „Ich
habe keinen Grund, Ihnen nicht zu verzeihen“ erwiderte er. „Jedoch verlangt jede böse Tat ihre Sühne.“ „Ich bin gerne zu allem bereit.“
sagte der Nachbar zerknirscht. Federmann erhob sich, ging in sein Schlafzimmer und kam mit einem großen Kopfkissen zurück. „Tragen
Sie dieses Kissen in Ihr Haus, das hundert Schritte von meinem entfernt steht.“ sagte er. „Dort schneiden Sie ein Loch in das Kissen und
kommen wieder hierher zurück, indem Sie unterwegs immer eine Feder nach rechts, eine Feder nach links werfen. Dies ist der Sühne
erster Teil.“ Der Nachbar tat, wie ihm geheißen. Als er wieder vor Federmann stand und ihm die leere Kissenhülle überreichte, fragte er:
„Und der zweite Teil meiner Buße?“ „Gehen Sie jetzt wieder den Weg zu Ihrem Haus zurück und sammeln Sie alle Federn wieder ein.“
Der Nachbar stammelte verwirrt: „Ich kann doch unmöglich all die Federn wieder einsammeln! Ich streute sie wahllos aus, warf eine
hierhin und eine dorthin. Inzwischen hat der Wind sie in alle Himmelsrichtungen getragen. Wie könnte ich sie alle wieder einfangen?“
Federmann nickte ernst: „Sehen Sie! Genau so ist es mit der üblen Nachrede und den Verleumdungen. Einmal ausgestreut, laufen sie
durch alle Winde, wir wissen nicht wohin. Wie kann man sie also einfach wieder zurücknehmen?“

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Geschichte vom kleinen Indianer und der Sonne


In irgendeiner warmen Sommernacht ging der kleine Indianer ein paar leise Schritte durch die Dunkelheit und erfreute sich am Anblick
der Sterne oben am Himmel. Er schaute hoch hinauf und überlegte, wenn die Sterne und der Mond die Nacht hell erleuchteten, was war
es dann am Tage? Ja, was machte den Tag zu dem was er war? Und neugierig wie der kleine Indianer nun mal war, setzte er sich auf
einen umgestürzten Baum und wartete. Und wartete. Er schlief nicht, denn viel zu aufgeregt war er. Er war gespannt was den Tag zum
Tag macht. Stunde um Stunde verging, unzählige Male schaute er zu den Sternen, nur um zu sehen, ob jeder noch an seinem Platz war.
Langsam verblassten die Sterne und der Mond verschwand im Nichts. Um einen besseren Überblick zu haben, stand er auf und lächelte
über das was er sah. Weit draussen in der Ferne, dort drüben hinter den grünen Hügeln, stieg ein leuchtend roter Ball hinauf. Zuerst sah er
davon nur ein kleines Stück, doch mit jedem Atemzug wurde der Ball grösser und grösser. Auch seine Farbe veränderte sich. Aus dem
leuchtenden Rot wurde ein helles gelb. Der kleine Indianer musste die Augen schliessen so sehr wurde er vom Schein dieses Etwas
geblendet. Als er sie wieder öffnete stand es hoch über ihm am Himmel. 'Wer bist du?', rief der kleine Indianer hoch in die Lüfte. 'Wer
ich bin? Ich bin die Sonne, ich stehe jeden Tag hier oben und mache den Tag zu dem was er ist.' Der kleine Indianer lächelte verliebt,
denn die Sonne gefiel ihm sehr. Von nun an kam er jeden Tag zu dem umgestürzten Baum. Da, wo er die Sonne zum ersten Mal hatte
aufgehen sehen. Eines Tages aber als er aufwachte, war es seltsam dunkel und still. Schnell lief er zum umgestürzten Baum, doch von
seiner neuen Freundin war nichts zu sehen. 'Wo bist du?', rief er traurig. 'Hier hinter den Wolken', antwortete die Sonne. 'Aber ich kann
Dich nicht sehen, die Wolken sind so dicht, bitte hilf mir, ich habe Angst!'. Der kleine Indianer war ratlos, nie hatte er es mit Wolken zu
tun. Sie zogen nur schnell an ihm vorüber. 'Sonne,ich liebe dich und werde dir helfen', rief er ihr entgegen. Er nahm seinen ganzen Mut
aus dem Medizinbeutel, holte tief Luft und blies mit aller Kraft in Richtung seiner Liebe. Fast wurde ihm dabei schwindelig aber
aufgeben konnte er nicht. Immer und immer wieder blies er hoch in den Himmel. Solange, bis sich die Wolken ganz langsam bewegten.
Stück für Stück kam die Sonne zum Vorschein und es wurde heller. Widerwillig verschwanden die Wolken, beeindruckt vom Mut und
der Kraft des kleinen Indianers. 'Ich lasse dich nicht mehr alleine.', flüsterte er der Sonne zu. Und sie lächelte für ihn. Von nun an waren
beide unzertrennlich und verbrachten viele, schöne Tage miteinander.

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Gott und das Baby


Es war einmal ein Baby im Bauch seiner Mutter, welches bereit war geboren zu werden...Das Baby fragte Gott : Wie soll ich auf der Erde
leben,wo ich doch so klein und hilflos bin ?Wie werde ich singen und lachen können,um fröhlich zu sein? Wie soll ich die Menschen
verstehen, wenn ich die Sprache nicht kenne? Was werde ich tun,wenn ich zu Dir sprechen will,Gott?Und wer wird mich beschützen?
Und Gott antwortet dem Baby : Ich habe für Dich einen Engel ausgewählt,der über Dich wachen wird,bist Du erwachsen bist.Dein Engel
wird für Dich singen und auch für Dich lachen.Und Du wirst die Liebe deines Engels fühlen und sehr glücklich sein.Dein Engel wird Dir
die schönsten und süßesten Worte sagen,die Du jemals hören wirst.Mit viel Ruhe und Geduld wird Dein Engel dich lehren zu
sprechen.Dein Engel wird Dich verteidigen,auch wenn er dabei sein Leben riskiert.Das Baby fragte Gott wie sein Engel heißt und Gott
sagte nenne sie einfach Mama!

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Das Geheimnis der Zufriedenheit


Worte zum Nachdenken und zum Weiterschenken Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Zenmeister. "Herr", fragten sie
"was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du." Der Alte antwortete mit mildem Lächeln:
"Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich."
Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: "Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch.
Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?" Es kam die gleiche Antwort: "Wenn ich
liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ist und wenn ich esse, dann esse ich." Die Unruhe
und den Unmut der Suchenden spürend fügte der Meister nach einer Weile hinzu: "Sicher liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst.
Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr wohin Ihr geht und während Ihr geht, fragt Ihr
Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen
Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt
die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein."

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Ein Bild vom Frieden


Es war einmal ein König, der schrieb einen Preis im ganzen Land aus: Er lud alle Künstler ein, den Frieden zu malen und das beste Bild
sollte eine hohe Belohnung bekommen. Die Künstler im Land machten sich eifrig an die Arbeit und brachten dem König ihre Bilder.
Aber von allen Bildern, die gemalt wurden, gefielen dem König nur zwei. Zwischen denen musste er sich nun entscheiden. Das erste war
ein perfektes Abbild , eines ruhigen Sees. In dem See spiegelten sich die malerischen Berge, die den See umrandeten und man konnte
jede kleine Wolke im Wasser wiederfinden. Jeder, der das Bild sah, dachte sofort an den Frieden. Das zweite Bild war ganz anders. Auch
hier waren Berge zu sehen, aber diese waren zerklüftet, rauh und kahl. Über den Bergen jagten, sich am grauen Himmel wütende
Wolkenberge und man konnte den Regen fallen sehen, den Blitz aufzucken und fast , auch den Donner krachen hören. An dem einen
Berg stürzte ein tosender Wasserfall in die Tiefe. Keiner, der das Bild sah, kam auf die Idee, dass es hier um den Frieden ging. Aber der
König sah hinter dem Wasserfall einen winzigen Busch, der auf der zerklüfteten Felswand wuchs. In diesem kleinen Busch hatte ein
Vogel sein Nest gebaut. Dort in dem wütenden Unwetter an diesem unwirtlichen Ort saß der Muttervogel auf seinem Nest - in perfektem
Frieden. Welches Bild gewann den Preis? Der König wählte das zweite Bild und begründete das so: , "Lasst Euch nicht von schönen
Bildern in die Irre führen: Frieden braucht es nicht dort, wo es keine Probleme und keine Kämpfe gibt. Wirklicher Frieden bringt
Hoffnung und heißt vor allem, auch unter schwierigsten Umständen und größten Herausforderungen, ruhig und friedlich im eigenen
Herzen zu bleiben."

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Dankbarkeit
Wofür wir dankbar sein sollten, es aber oft nicht mal registrieren : - den Partner, der Dir jede Nacht die Decke wegzieht, weil es bedeutet,
dass er mit keinem anderen unterwegs ist - das Kind, das nicht sein Zimmer aufräumt und lieber fern sieht, weil es bedeutet, dass es zu
Hause ist und nicht auf der Strasse - die Steuern, die ich zahlen muss, weil es bedeutet, das ich eine Beschäftigung habe - die riesige
Unordnung, die ich nach ner gefeierten Party aufräumen muss, weil es bedeutet, dass ich von Freunden umgeben war. - die Kleidung, die
mal wieder zu eng geworden ist, weil es bedeutet, dass ich genug zu essen habe - den Schatten, der mich bei meiner Arbeit "verfolgt"
weil es bedeutet, dass ich mich im Sonnenschein befinde - den Teppich, den ich saugen muss und die Fenster, die geputzt werden
müssen, weil es bedeutet, dass ich ein Zuhause habe - die vielen Beschwerden, die ich über die Regierung höre, weil es bedeutet, dass wir
die Redefreiheit besitzen - die Straßenbeleuchtung, die so endlos weit von meinem Parkplatz weg ist, weil es bedeutet, dass ich laufen
kann und ein Beförderungsmittel besitze - die hohe Heizkostenrechnung, weil es bedeutet, dass ich's warm hab - die Frau hinter mir in der
Kirche, die so falsch singt, weil es bedeutet, dass ich höre kann - den Wäscheberg zum Waschen und Bügeln, weil es bedeutet, dass ich
Kleider besitze - die schmerzenden Muskeln am Ende eines harten Arbeitstages, weil es bedeutet, dass es mir möglich ist hart zu arbeiten
- den Wecker, der mich morgens unsanft aus meinen Träumen reißt, weil es bedeutet, dass ich am Leben bin - und schließlich: die vielen
E-Mails, weil es bedeutet, dass ich Freunde habe und es genügend Menschen gibt, die an mich denken ....und solltest du glauben, Dein
Leben wäre "beschissen", dann lies dies noch mal...... ( Verfasser unbekannt )
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Das Versteck der Weisheit


Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor
sie tatsächlich reif genug dafür wären. Also entschieden die Götter, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken,
wo die Menschen sie solange nicht finden würden, bis sie reif genug sein würden. Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem
höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die
Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre. Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken. Aber
auch dort sahen die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden. Dann äußerte der weiseste aller Götter
seinen Vorschlag: "Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort erst
dann danach suchen, wenn er reif genug ist, denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen." Die anderen Götter waren von diesem
Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.

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Optimismus von Joan Borysenko


Vor langer, langer, langer Zeit, selbst noch bevor Großvater Himmel die Sterne gebar, gab es nur Ein Wesen. Ein reines Bewußtsein von
Liebe, in der Vollständigkeit ruhend seiner unausgesprochenen Geschichten und ungesungenen stummen Gesänge. Eines Tages aber, aus
Gründen, die niemand mehr weiß, ja niemand je wußte, wurde das Eine rastlos. Manche sagen, es beschloß, ein kosmisches Versteckspiel
zu spielen, und splitterte sein Licht auf in winzige Funken, ein jeglicher begabt mit dem vollständigen Potential des Ganzen. Auf diese
Weise konnte das Eine sich erkennen und sich mehren. So wurde jeder Funke in ein Gewand von Fleisch gehüllt und sein Licht und
Wissen tief in seinem Herzen verborgen. Der Sinn des Spiels war, daß alle Teile des Ganzen. Ein Gleichnis ihren Weg zurück entdeckten,
nachdem sie alle Geschichten gelebt, alle Gesänge gesungen, die sie zu weisen, barmherzigen Mitschöpfern und Gefährten des Einen
machen würden. Und das Eine sah neue Geschichten wachsen im Theater der Vielen. Manche dieser Geschichten führten näher an die
Heimat heran. Es waren jene, in denen die Liebe die Angst überwand. Manche dieser Geschichten führten in Sackgassen. Es waren jene,
in denen die Angst die Liebe verschleierte. Die Dramen waren lang und die Zerstreuungen zahlreich. Die jungen Seelen schlugen viele
Wege ein. Jeder Heimweg hatte seine Geschichte, und jede Seele reagierte auf die Geschichte, wie sie wollte: frei, und wob neue
Geschichten ein ins Traumgespinst des Einen Großen Träumers. Und die Sonne ging auf, und die Sonne ging unter. Die Gezeiten kamen
und gingen. Neues Fleisch entstand, und altes Fleisch kehrte zur Erde zurück. Manche suchten Trost im Reichtum, andre in der Macht.
Manche fanden ihn in Speisen, Drogen, Alkohol, Zorn, Fernsehen oder Besitz, in Klatsch, Kritiksucht oder einem Gott, der eifersüchtig
log: »Du bist erwählt, du bist errettet, nur einen Heimweg gibt's, und das ist dieser!« Berührt vom Los seiner verirrten Teile, sandte das
Eine, liebend, Rufer aus ins All, die seine Funken aus dem Angst-Traum wecken sollten und sie zurück zur Liebe führen und zur
Sehnsucht nach Wiedereinssein mit dem Großen All-Geliebten. Eine nach der anderen vergaßen die meisten Seelen, daß sie sich
überhaupt auf einer Reise befanden. Sie verschliefen die Ersten Geschichten, die das Eine zurückgelassen als ewige Wegweiser und
Führer, auf daß jede Seele ihren Weg zurückfinden konnte in die Heimat. Im Glauben, allein und gesondert zu sein, gelangten die
verirrten Seelen in ein fremdes Land, darin der Anschein herrschte, der Tod sei wirklich und die Liebe flüchtig wie ein Schatten. Diese
Weckrufe des Schmerzes rissen die Seelen aus ihrem Schlaf des Vergessens. Und ihre Brüder und Schwestern überall im Kosmos
vernahmen ihre Hilfeschreie. Sichtbare und ungesehene Helfer kamen, wann immer sie die Absicht zog, der starke Sog des Willens einer
Seele, die zum Ursprung flehte mit echter Sehnsucht nach Vergebung, Einssein, Liebe. Und sie halfen diesen Seelen, sich der Fesseln
schmälernden Glaubens, liebloser Taten der Ahnungslosigkeit zu entledigen, damit sie ihren sicheren Heimweg fänden. Sie werden auch
dir zur Heimfahrt verhelfen, so du bittest und Glauben hast, auch nur wie ein Senfkorn, und so du geduldig bist und bereit, den
Weisungen des Weltalls zu gehorchen, selbst wenn sie nicht das sind, was du zu hören hofftest. Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe
- dies ist das Bewußtsein, das dich zurückführen wird, in die Heimat.
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Der Baum
Es war einmal ein Gärtner. Eines Tages nahm er seine Frau bei der Hand und sagte: "Komm Frau, wir wollen einen Baum pflanzen." Die
Frau antwortete: "Wenn du meinst, mein lieber Mann, dann wollen wir einen Baum pflanzen." Sie gingen in den Garten und pflanzten
einen Baum. Es dauerte nicht lange, da konnte man das erste Grün zart aus der Erde sprießen sehen. Der Baum, der eigentlich noch kein
richtiger Baum war, erblickte zum ersten Mal die Sonne. Er fühlte die Wärme ihrer Strahlen auf seinen Blättchen und streckte sich ihnen
hoch entgegen. Er begrüßte sie auf seine Weise, ließ sich glücklich bescheinen und fand es wunderschön, auf der Welt zu sein und zu
wachsen. "Schau", sagte der Gärtner zu seiner Frau, "ist er nicht niedlich, unser Baum?" Und seine Frau antwortete: "Ja, lieber Mann, wie
du schon sagst: Ein schöner Baum!" Der Baum begann größer und höher zu wachsen und reckte sich immer weiter der Sonne entgegen.
Er fühlte den Wind und spürte den Regen, genoß die warme und feste Erde um seine Wurzeln und war glücklich. Und jedes Mal, wenn
der Gärtner und seine Frau nach ihm sahen, ihn mit Wasser tränkten und ihn einen schönen Baum nannten, fühlte er sich wohl. Denn da
war jemand, der ihn mochte, ihn hegte, pflegte und beschützte. Er wurde lieb gehabt und war nicht allein ein auf der Welt. So wuchs er
zufrieden vor sich hin und wollte nichts weiter als leben und wachsen, Wind und Regen spüren, Erde und Sonne fühlen, lieb gehabt
werden und andere liebhaben. Eines Tages merkte der Baum, daß es bsonders schön war, ein wenig nach links zu wachsen, denn von dort
schien die Sonne mehr auf seine Blätter. Also wuchs er jetzt ein wenig nach links. "Schau!, sagte der Gärtner zu seiner Frau, "unser Baum
wächst schief. Seit wann dürfen Bäume denn schief wachsen, und dazu noch in unserem Garten? Ausgerechnet unser Baum! Gott hat die
Bäume nicht erschaffen, damit sie schief wachsen, nicht wahr, Frau?" Seine Frau gab ihm natürlich recht. "Du bist eine kluge und
gottesfürchtige Frau", meinte daraufhin der Gärtner. "Hol also unsere Schere, denn wir wollen unseren Baum gerade schneiden." Der
Baum weinte. Die Menschen, die ihn bisher so lieb gepflegt hatten, denen er vertraute, schnitten ihm die Äste ab, die der Sonne am
nächsten waren. Er konnte nicht sprechen und deshalb nicht fragen. Er konnte nicht begreifen. Aber sie sagten ja, daß sie ihn lieb hätten
und es gut mit ihm meinten. Und sie sagten, daß ein richtiger Baum gerade wachsen müsse. Und Gott es nicht gern sähe, wenn er schief
wachse. Also mußte es wohl stimmen. Er wuchs nicht mehr der Sonne entgegen. "Ist er nicht brav, unser Baum?" fragte der Gärtner seine
Frau. "Sicher, lieber Mann", antwortete sie, "du hast wie immer recht. Unser Baum ist ein braver Baum." Der Baum begann zu verstehen.
Wenn er machte, was ihm Spaß und Freude bereitete, dann war er anscheinend ein böser Baum. Er war nur lieb und brav, wenn er tat,
was der Gärtner und seine Frau von ihm erwarteten. Also wuchs er jetzt strebsam in die Höhe und gab darauf acht, nicht mehr schief zu
wachsen. "Sieh dir das an", sagte der Gärtner eines Tages zu seiner Frau, "unser Baum wächst unverschämt schnell in die Höhe. Gehört
sich das für einen rechten Baum?" Seine Frau antwortete: "Aber nein, lieber Mann, das gehört sich natürlich nicht. Gott will, daß Bäume
langsam und in Ruhe wachsen. Und auch unser Nachbar meint, daß Bäume bescheiden sein müßten; ihrer wachse auch schön langsam."
Der Gärtner lobte seine Frau und sagte, daß sie etwas von Bäumen verstehe. Und dann schickte er sie die Schere holen, um dem Baum
die Äste zu stutzen. Sehr lange weinte der Baum in dieser Nacht. Warum schnitt man ihm einfach die Äste ab, die dem Gärtner und seiner
Frau nicht gefielen? Und wer war dieser Gott, der angeblich gegen alles ist, was Spaß machte? "Schau her, Frau", sagte der Gärtner, "wir
können stolz sein auf unseren Baum." Und seine Frau gab ihm wie immer recht. Der Baum wurde trotzig. Nun gut, wenn nicht in die
Höhe, dann eben in die Breite. Sie würden ja schon sehen, wohin sie damit kommen. Schließlich wollte er nur wachsen, Sonne, Wind und
Erde fühlen, Freude haben und Freude bereiten. In seinem Innern spürte er ganz genau, daß es richtig war, zu wachsen. Also wuchs er in
die Breite. "Das ist doch nicht zu fassen". Der Gärtner holte empört die Schere und sagte zu seiner Frau: "Stell dir vor, unser Baum
wächst einfach in die Breite. Das könnte ihm so passen. Das scheint ihm ja geradezu Spaß zu machen. So etwas können wir auf keinen
Fall dulden!" Und seine Frau pflichtete ihm bei: "Das können wir nicht zulassen. Dann müssen wir ihn eben wieder zurecht stutzen." Der
Baum konnte nicht mehr weinen, er hatte keine Tränen mehr. Er hörte auf zu wachsen. Ihm machte das Leben keine rechte Freude mehr.
Immerhin, er schien nun dem Gärtner und seiner Frau zu gefallen. Wenn auch alles keine rechte Freude mehr bereitete, so wurde er
wenigstens lieb gehabt. So dachte der Baum. Viele Jahre später kam ein kleines Mädchen mit seinem Vater am Baum vorbei. Er war
inzwischen erwachsen geworden, der Gärtner und seine Frau waren stolz auf ihn. Er war ein rechter und anständiger Baum geworden.
Das kleine Mädchen blieb vor ihm stehen. "Papa, findest du nicht auch, daß der Baum hier ein bißchen traurig aussieht?" fragte es. "Ich
weiß nicht", sagte der Vater. "Als ich so klein war die du, konnte ich auch sehen, ob ein Baum fröhlich oder traurig ist. Aber heute sehe
ich das nicht mehr." "Der Baum sieht wirklich traurig aus". Das kleine Mädchen sah den Baum mitfühlend an. "Den hat bestimmt
niemand richtig lieb. Schau mal, wie ordentlich der gewachsen ist. Ich glaube, der wollte mal ganz anders wachsen, durfte aber nicht.
Und deshalb ist er jetzt traurig." "Vielleicht", antwortete der Vater versonnen. "Aber wer kann schon wachsen, wie er will?" "Warum
denn nicht?" fragte das Mädchen. "Wenn jemand den Baum wirklich lieb hat, kann er ihn auch wachsen lassen, wie er selber will. Oder
nicht? Er tut doch niemandem etwas zuleide." Erstaunt und schließlich erschrocken blickte der Vater sein Kind an. Dann sagte er: "Weißt
Du, keiner darf so wachsen, wie er will, weil sonst die anderen merken würden, daß auch sie nicht so gewachsen sind, wie sie eigentlich
mal wollten." "Das verstehe ich nicht, Papa!" "Sicher, Kind, das kannst Du noch nicht verstehen. Auch du bist vielleicht nicht immer so
gewachsen, wie du gerne wolltest. Auch du durftest nicht." "Aber warum denn nicht, Papa? Du hast mich doch lieb und Mama hat mich
auch lieb, nicht wahr?" Der Vater sah sie eine Weile nachdenklich an: "Ja", sagte er dann, "sicher haben wir dich lieb." Sie gingen
langsam weiter und das kleine Mädchen dachte noch lange über dieses Gespräch und den traurigen Baum nach. Der Baum hatte den
beiden aufmerksam zugehört, und auch er dachte lange nach. Er blickte ihnen noch hinterher, als er sie eigentlich schon lange nicht mehr
sehen konnte. Dann begriff der Baum. Und er begann hemmungslos zu weinen... bekam ich einmal von einer Freundin es stammt wohl
von Heinz Körner , der es hoffentlich gerne erlaubt, dass man diese Geschichte auch hier lesen kann....
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Die Regenbogenbrücke
Auf unserer Seite des Himmels gibt es einen Ort namens Regenbogen-Brücke. Wenn immer ein Tier stirbt, das uns sehr nahe stand, geht
es zur Regenbogen-Brücke. Dahinter gibt es wunderbare Wiesen und Hügel für unsere Freunde, wo sie gemeinsam herumdüsen und
spielen können. Es gibt genügend Futter, Wasser und Sonnenschein und unsere Freunde haben es dort warm und gemütlich. Alle Tiere,
die krank oder alt und gebrechlich waren, sind wieder genesen und voller Lebenskraft; jene, die verwundet oder verstümmelt waren, sind
gesund und wieder hergestellt, so wie sie uns in unserer Erinnerung und unseren Träumen begegnen. Die Tiere dort sind glücklich und
zufrieden, bis auf eine Sache: sie vermissen die Person, die ihnen besonders nahe stand und die sie zurücklassen mußten. Sie laufen
herum und spielen gemeinsam, bis der Tag kommt, da plötzlich ein Tier inne hält und in die Ferne blickt. Die Augen leuchten
aufmerksam, der kleine angespannte Körper beginnt überall zu zittern. Plötzlich verläßt der Glückliche die Gruppe und fliegt über die
grünen Wiesen, die kleinen Füßchen tragen ihn schneller und schneller. Er hat Dich entdeckt und wenn Du Deinen speziellen Freund
schließlich triffst, werdet Ihr glücklich vereint und nie wieder getrennt werden. Dein Gesicht wird von freudigen Küssen bedeckt, Deine
Hände liebkosen wieder das geliebte Köpfchen und Du blickst in die treuen Augen Deines Tieres, das vor langer Zeit aus Deinem Leben
entschwunden ist, aber niemals aus Deinem Herzen. Dann überquert Ihr gemeinsam die Regenbogen-Brücke ... Quelle: The Rainbow
Bridge, aus The Rainbow Bridge by Paul C. Dahm, 1997 aus dem Englischen übersetzt von J. Belik

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Das schönste Herz


Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große
Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keine Flecke oder Fehler in ihm. Ja,
sie alle gaben ihm Recht, es war das schönste Herz, was sie je gesehen hatten. Der Junge Mann war sehr stolz und prahlte laut über sein
schönes Herz. Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: Nun, dein Herz ist nicht annähernd so schön wie meines.
Die Menschenmenge und der junge Mann schauten sich das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es
hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passen nicht richtig, und es gab einige ausgefranste
Ecken. Genau an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: Wie kann er behaupten, sein
Herz sei schöner dachten sie? Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: Du musst scherzen,
sagte er, dein Herz mit meinem zu vergleichen Mein Herz ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen Ja, sagte
der alte Mann, deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine
Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzen heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in
die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie
erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein
Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch
wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde.
Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist? Der junge
Mann stand still da und Tränen rannen ihm über die Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und
schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an,
setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen.
Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je
zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.
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Leere Tasse
Eines Tages kam eine Schülerin zum Meister. Sie hatte schon so viel von dem weisen Mann gehört, dass sie unbedingt bei ihm studieren
wollte. Sie hatte alle Angelegenheiten geregelt, ihr Bündel geschnürt und war den Berg hinauf gekommen, was sie zwei Tage Fußmarsch
gekostet hatte. Als die junge Frau beim Meister ankam, saß der im Lotussitz auf dem Boden und trank Tee. Sie begrüßte ihn
überschwänglich und erzählte ihm, was sie schon alles gelernt hatte. Dann bat sie ihn, bei ihm weiterlernen zu dürfen. Der Meister
lächelte freundlich und sagte: "Komm in einem Monat wieder." Von dieser Antwort verwirrt ging die junge Frau zurück ins Tal. Sie
diskutierte mit Freunden und Bekannten darüber, warum der Meister sie wohl zurückgeschickt hatte. Einen Monat später erklomm sie
den Berg erneut und kam zum Meister, der wieder Tee trinkend am Boden saß. Diesmal erzählte die Schülerin von all den Hypothesen
und Vermutungen, die sie und ihre Freunde darüber hatten, warum er sie wohl fortgeschickt hatte. Und wieder bat sie ihn, bei ihm lernen
zu dürfen. Der Meister lächelte sie freundlich an und sagte: "Komm in einem Monat wieder." Dieses Spiel wiederholte sich einige Male.
Es war also nach vielen vergeblichen Versuchen, dass sich die junge Frau erneut aufmachte, um zu dem Meister zu gehen. Als sie
diesmal beim Meister ankam und ihn wieder Tee trinkend vorfand, setzte sie sich ihm gegenüber, lächelte und sagte nichts. Nach einer
Weile ging der Meister in seine Behausung und kam mit einer Tasse zurück. Er schenkte ihr Tee ein und sagte dabei: "Jetzt kannst du hier
bleiben, damit ich dich lehren kann. In ein volles Gefäß kann ich nichts füllen." (Quelle: unbekannt)
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Die Legende des Lakota-Führers
Vor langer Zeit, als die Welt noch jung war, stand ein alter, geistiger Führer der Lakota-Indianer auf einem hohen Berg und hatte eine
Vision. In seiner Vision erschien ihm Iktomi, der große „Trickster“ und Lehrer der Weisheit, in der Gestalt einer Spinne. Iktomi sprach
zu ihm in einer heiligen Sprache, die nur die geistigen Führer der Lakota verstehen. Während er sprach, nahm Iktomi die Spinne den
Weidenkranz des alten, auf dem sich Federn, Pferdehaare, Perlen und Gaben befanden und begann ein Netz zu spinnen. Er sprach zu dem
Alten über Zyklen des Lebens … wie wir unser Leben als Säugling beginnen, uns zu Kindern weiterentwickeln und dann zum
Erwachsenen werden. Schließlich erreichen wir das alter, in dem wir wieder wie Säuglinge betreut werden müssen und schließen so den
Zyklus. „Aber“, sagte Iktomi, während er fortfuhr sein Netzt zu spinnen, „in jedem Augenblick des Lebens gibt es viele Kräfte – gute und
böse. Wenn Du auf die guten Kräfte hörst, werden sie Dir den richtigen Weg weisen. Wenn Du aber auf die bösen Kräfte hörst, werden
sie Dir schaden und Dich in die falsche Richtung leiten. Es gibt viele Kräfte und verschiedene Richtungen, die der Harmonie, der Natur,
wie viele auch dem großen Geist und all seinen wundervollen Lehren nützen oder hinderlich sein können.“ Während die Spinne sprach,
fuhr sie fort, ihr Netz zu weben und zwar von außen nach innen. Als Iktomi zuende gesponnen hatte, gab er dem Alten das Netz und
sagte: „Sieh her, das Netz ist ein Kreis und hat ein kleines Loch in der Mitte. Das Netz soll Dir und Deinem Volk helfen, Eure Ziele zu
erreichen und die Gedanken, Träume und Visionen zu nützen. Wenn ihr an den großen Geist glaubt, wird das Netz Eure guten Gedanken
auffangen und durch das Loch in der Mitte an Euch weitergegeben, während sich die schlechten Gedanken im Netz verfangen.“ Der Alte
überbrachte die Vision an sein Volk und fortan siebte der Traumfänger ihre Träume und Visionen.

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Botschaft vom Himmel


Letzte Nacht stand ich an deinem Bett um einen Blick auf Dich zu werfen, und ich konnte sehen, dass du weintest und nicht schlafen
konntest. Während du eine Träne wegwischtest, winselte ich leise, um dir zu sagen: 'Ich bin's, ich hab' Dich nicht verlassen. Ich bin
wohlauf, es geht mir gut und ich bin hier.' Heute morgen beim Frühstück da war ich ganz nah bei dir und ich sah dich den Tee
einschenken, während du daran dachtest, wie oft früher deine Hände zu mir heruntergewandert sind. Ich war heute mit dir beim
Einkaufen, deine Arme taten dir weh vom Tragen. Ich sehnte mich danach, dir dabei zu helfen und wünschte, ich hätte mehr tun können.
Heute war ich auch mit dir an meinem Grab, welches du mit so viel Liebe pflegst. Aber glaube mir ich bin nicht dort. Ich ging zusammen
mit dir zum Haus, du suchtest nach dem Schlüssel. Ich berührte dich mit meiner Pfote und sagte lächelnd: 'Ich bin's.' Du sahst so müde
aus, als du dich in den Sessel sinken ließest. Ich versuchte mit aller Macht, dich spüren zu lassen, dass ich bei dir bin. Ich kann dir jeden
Tag so nahe sein, um dir mit Gewissheit sagen zu können: 'Ich bin nie fortgegangen.' Du hast ganz ruhig in deinem Sessel gesessen, dann
hast du gelächelt, und ich glaube, du wusstest.... in der Stille des Abends..., dass ich ganz in deiner Nähe war. Der Tag ist vorbei..., ich
lächle und seh' dich gähnen, und ich sag' zu dir: 'Gute Nacht, Gott schütze dich, ich seh' dich morgen früh.' Und wenn für dich die Zeit
gekommen ist, den Fluss der uns beide trennt, zu überqueren, werde ich zu dir hinübereilen, damit wir endlich wieder zusammen, Seite an
Seite sein können. Es gibt so viel, das ich dir zeigen muss und es gibt so viel für dich zu sehen. Hab Geduld und setze deine Lebensreise
fort..., dann komm..., komm heim zu mir. unbekannt, gefunden
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Der Traum eines Toten


Er wusste nicht, wo er sich befand. Er wusste nicht, warum das so war. Er wusste nicht, seit wann das so war. Er wusste nur eines, seine
Welt existierte nicht mehr, keine Menschen, keine Umgebung, kein gar nichts. Im Grunde konnte er auch nicht sicher sein, daß er selbst
noch existierte, denn auch seine Sinne funktionierten nicht mehr, kein hören, kein sehen, alles nur schwarz und gefühllos, selbst seinen
Körper fühlte er nicht. Nur auf eines konnte er sich noch verlassen, sein Bewusstsein lebte, er hörte sich selbst denken, er war sich seiner
bewusst, also konnte er nicht tot sein, aber alles andere blieb ein Rätsel. Er konnte nicht sagen, wohin die Welt verschwunden war. Er
konnte sich jedoch genau an den Tag erinnern, an dem die Welt verschwand. Ein ganz normaler Tag, ein ganz normaler Besuch am Grab
seiner Tochter, ganz normaler Sonnenschein. Nichts ungewöhnliches, keine Vorwarnung. Dann mussten sie ihn geholt haben, denn
plötzlich und mit einem Schlag verschwand seine Umgebung und mit ihr sein Körper. Er vermochte ihn nicht mehr zu spüren, konnte mit
ihm nicht mehr sehen und nicht mehr hören. Nur seine Gedanken hörte er noch, sonst nichts. Es gab zwei Gründe, warum er nicht glaubte
tot zu sein. Einmal, weil er noch träumen konnte. Er war der Ansicht, dass man weder im Himmel, noch in der Hölle träumen würde,
zumindest nicht ausschließlich. Zum anderen gab es die Schmerzen. Wenn er nicht träumte, bestand sein Dasein aus Schmerz. Der
Schmerz existierte ständig, gleichmäßig und allgegenwärtig, er überfiel seinen ganzen Körper, jedes Organ, jeden Knochen, jeden
Winkel. Das fand er sehr merkwürdig. Wieso spürte er seinen Körper nicht, aber den Schmerz? Er fand keine Antwort, konnte keine
finden, weil der Schmerz alles beherrschte, sein Hirn verkleisterte, und das Nachdenken fast unmöglich machte, ein Gedanke brachte
zwei zusätzliche Schmerzen und er verfügte nicht über die Kraft, so viele Schmerzen zu bewältigen. Er musste sich seine Überlegungen
gut einteilen. Der Schmerz wäre unerträglich gewesen, schon allein weil er sich nicht bewegen, nicht weglaufen, keine Tabletten nehmen,
keinen Arzt rufen konnte, denn eigentlich war er ja körperlich gar nicht mehr da, konnte dem Schmerz nicht weglaufen, musste ihn
unbeweglich aushalten. 'Wäre unerträglich gewesen' deshalb, weil der Schmerz, der ständig versuchte, ihm das Gehirn zu verbrennen,
ihm nicht überallhin folgen konnte. Es gab Hoffnung, sogar Rettung. Die Hoffnung hieß Traum. Denn wenn er träumte, gab es keinen
Schmerz, und er träumte sehr viel, und wenn er aus den Träumen zurückkehrte, träumte er davon, zu träumen. Meistens gelang es ihm,
den Traum herbeizuträumen. Fast immer träumte er dann von früher. Von seiner Jugend, als er beliebt und bekannt war in seiner Straße
und daß hieß etwas, denn seine Straße hatte 345 Hausnummern. Auch seine Frau kam in den Träumen vor, jede Kleinigkeit aus
zweiundzwanzig Jahren Ehe kam vor und immer empfand er es als schön. In gewisser Weise verlief sein Leben jetzt schöner als früher,
denn er lebte sein Leben in seinen Träumen wieder und wieder mit aller Zeit und Muße, genoss die glücklichen Phasen, übersprang die
weniger glücklichen und nie träumte er von dem größten Unglück seines Lebens, nie von den dunklen Jahren. Das alles machte den
unerträglichen Schmerz erträglich, weil er wusste, dass der Schmerz nichts weiter darstellte als eine Art Pause zwischen zwei Träumen
und er glaubte an die Weisheit seiner Großmutter, die ihm früher beigebracht hatte, dass man für jeden glücklichen Augenblick eine
Rechnung zu begleichen hätte. Nun, insofern fand er das, was mit ihm geschah, angemessen, wenn er auch nicht wusste, wie es zu Stande
gekommen war. Da er keinen Anhaltspunkt für den Faktor Zeit finden konnte, schätzte er die Zeit, die er mit träumen verbrachte, einfach
mit 'lange'. Zumindest fand er Zeit genug, sein Leben unzählbar oft zu durchleben. In letzter Zeit jedoch mischten sich in seine Träume
neue, andere Träume, die mit seinem Leben nichts zu tun hatten, ja stellenweise völlig unverständlich waren und mehr und mehr
bedrohlich wurden. Er träumte von jungen Frauen in weißer Kleidung, die um ihn herum standen und sich an ihm zu schaffen machten, er
träumte von Schläuchen, die aus ihm herauskamen, von unbekannten Männern, auch sie in weiß gekleidet, aber mit Kugelschreibern und
Apparaten bewaffnet. Alle besuchten sie ihn und beobachteten ihn, stumm und kalt. Eines Tages zerriss der Traum, in dem er gerade
voller Freude die Taufe seiner einzigartigen Tochter erlebte, unvermittelt und brutal und er träumte stattdessen plötzlich von zwei
Männern, einer in weiß wie all die anderen in den nicht bestellten Träumen und einer in schwarz. Sie standen an seinem Bett und
sprachen über ihn. Wieso lag er in einem Bett? Wo war das, wie war er da hin gekommen? Wieso redeten die zwei nicht mit ihm? Keine
Antwort, dies war ein Traum, in dem er nicht mit den anderen Beteiligten sprechen konnte. Im blieb nur das zuhören. Und was er hörte,
verstand er nicht, er spürte nur dumpf, dass eine Bedrohung in den Worten steckte. Er hörte nur Fetzen wie 'keine Reaktion', 'da ist nichts
mehr', 'es ist besser für ihn' und 'Der schreit immer nur vor Schmerz'. Was war denn das für ein Traum? War er etwa nicht allein? Was
machten diese Männer in seinem Traum? Wussten sie nicht, dass sie ihn störten? Dann hörte der Traum auf, der Schmerz kehrte zurück,
schlimmer als je zuvor, alles kreiste, knirschte und bohrte in ihm. Er spürte ganz deutlich, wie sein Geist an den Rändern abplatzte, wie er
sich langsam auflöste. Es ging so schnell, erreichte sein Innerstes, keine Zeit mehr für einen letzten Gruß an seine Träume, an seine
Lieben, an sein Leben. Sein Innerstes zerlegte sich in Stücke und er konnte an nichts mehr denken. Der Schmerz hörte erst in diesem
Moment auf und mit ihm hörte alles auf. Der Richter und der Arzt sahen unbewegt zu, wie das Mittel seine Wirkung tat. Dies war seit In-
Kraft-Treten der zweiten Reform des 'Gesetzes zur kostenneutralen Erlösung unheilbar Kranker über 65' ihr eintausendster Erlösungs-Fall
und heute Abend würden sie einen trinken gehen. Die beiden hatten sich die ausgemergelte Gestalt des Schlaganfall-Patienten angesehen,
seine Krankenakte studiert und waren zum dem einvernehmlichen Beschluss gekommen, dass der Mann nicht bei Bewusstein war, es nie
mehr erlangen würde und es deshalb ganz in seinem Interesse zu sein hatte, erlöst zu werden. Als der Tod eintrat, verließen sie den
Raum. Niemand bemerkte die kleinen Tränen in den Augenwinkeln der Leiche.
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Das Paradox unserer Zeit


Das Paradox unserer Zeit ist: wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir
verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude. Wir haben größere Häuser, aber kleinere
Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit, mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger
Hausverstand, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit. Wir rauchen zu stark, wir trinken zu
viel, wir geben verantwortungslos viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen,
stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten. Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte
reduziert. Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber
nicht mehr, wie man lebt. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht
mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere Dinge, aber nicht
bessere. Wir haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile. Wir
schreiben mehr, aber wissen weniger, wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht
warten. Wir machen neue Computer, die mehr Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir verkehren
weniger miteinander. Es ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen Männer und der kleinkarierten
Seelen, der leichten Profite und der schwierigen Beziehungen. Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der Scheidungen,
der schöneren Häuser und des zerstörten Zuhause. Es ist die Zeit der schnellen Reisen, der Wegwerfwindeln und der Wegwerfmoral, der
Beziehungen für eine Nacht und des Übergewichts. Es ist die Zeit der Pillen, die alles können: sie erregen uns, sie beruhigen uns, sie
töten uns. Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu haben statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie
diesen in Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben: das Leben ändern - oder den Text löschen. Vergesst
nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt
voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden.
Schenkt dem Menschen neben Euch eine heiße Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch
nichts kostet. Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich" und meint es auch so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen
kommen, können alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines
Tages wird dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein. Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen, findet Zeit, alles
was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, - denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl
der Augenblicke, die uns des Atems berauben.
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Mit Gott zu Mittag gegessen...


Es war einmal ein kleiner Junge, der unbedingt Gott treffen wollte. Er war sich darüber bewusst, dass der Weg zu dem Ort, an dem Gott
lebte, ein sehr langer war. Also packte er sich einen Rucksack voll mit einigen Coladosen und mehreren Schokoladenriegeln und machte
sich auf die Reise. Er lief eine ganze Weile und kam in einen kleinen Park. Dort sah er eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den
Tauben zuschaute, die vor ihr nach Futter auf dem Boden suchten. Der kleine Junge setzte sich zu der Frau auf die Bank und öffnete
seinen Rucksack. Er wollte sich gerade eine Cola herausholen, als er den hungrigen Blick der alten Frau sah. Also griff er zu einem
Schokoriegel und reichte ihn der Frau. Dankbar nahm sie die Süßigkeit und lächelte ihn an. Und es war ein wundervolles Lächeln! Der
kleine Junge wollte dieses Lächeln noch einmal sehen und bot ihr auch eine Cola an. Und sie nahm die Cola und lächelte wieder – noch
strahlender als zuvor. Der kleine Junge war selig. Die beiden saßen den ganzen Nachmittag lang auf der Bank im Park, aßen Schokoriegel
und tranken Cola – aber sprachen kein Wort. Als es dunkel wurde, spürte der Junge, wie müde er war und er beschloss, zurück nach
Hause zu gehen. Nach einigen Schritte hielt er inne und drehte sich um. Er ging zurück zu der Frau und umarmte sie. Die alte Frau
schenkte ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln. Zu Hause sah seine Mutter die Freude auf seinem Gesicht und fragte: "Was hast du denn
heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?" Und der kleine Junge antwortete: "Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen – und sie
hat ein wundervolles Lächeln!" Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn schon auf sie wartete. Auch er fragte sie,
warum sie so fröhlich aussah. Und sie antwortete: "Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen - und er ist viel jünger, als ich gedacht habe."
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Weihnachten in einem Waisenhaus von Christina Oberfeld


Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam in ein Waisenhaus in der nähe von London. Es war mehr als ein
Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden täglich arbeiten- im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine
Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag. Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine
Apfelsine zum Christfest. Das war alles, keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige , der
sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu schulden kommen lassen und immer folgsam war. Die Apfelsine an Weihnachten verkörperte die
Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das
Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenvater vorbeischritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in
einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus
weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den
Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht
länger leben. Nach einer weile hörte ich Schritte und im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkochen hatte.
Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir
entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William
und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zu
Bewusstsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine
Augen, und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht
auseinander fiel. Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten
meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt, und die zehn abgetrennten Scheiben hatten
sie sorgfältig zu einer neuen, schönen runden Apfelsine zusammengesetzt. Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in
meinen Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann.
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Drei merkwürdige Gäste
Die vornehmen Leute aus dem Osten hatten den Stall und die Krippe noch nicht lange verlassen, da trug sich eine seltsame Geschichte in
Bethlehem zu, die in keinem Buch verzeichnet ist. Wie die Reitergruppe der Könige gerade am Horizont verschwand, näherten sich drei
merkwürdige Gestalten dem Stall. Die erste trug ein buntes Flickenkleid und kam langsam näher. Zwar war sie wie ein Spaßmacher
geschminkt, aber eigentlich wirkte sie hinter ihrer lustigen Maske sehr, sehr traurig. Erst als sie das Kind sah, huschte ein leises Lächeln
über ihr Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe
heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. "Ich bin die Lebensfreude", sagte sie. "Ich komme zu dir, weil die Menschen nichts
mehr zu lachen haben. Sie haben keinen Spaß mehr am Leben. Alles ist so bitterernst geworden." Dann zog sie ihr Flickengewand aus
und deckte das Kind damit zu. "Es ist kalt in dieser Welt. Vielleicht kann dich der Mantel des Clowns wärmen und schützen." Darauf trat
die zweite Gestalt vor. Wer genau hinsah, bemerkte ihren gehetzten Blick und spürte, wie sehr sie in Eile war. Als sie aber vor das Kind
in der Krippe trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab. " Ich bin die Zeit", sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich
über das Gesicht. " Eigentlich gibt es mich kaum noch. Die Zeit sagt man, vergeht wie im Flug. Darüber haben die Menschen aber ein
großes Geheimnis vergessen. Zeit vergeht nicht, Zeit entsteht. Sie wächst wie Blumen und Bäume. Sie wächst überall dort, wo man sie
teilt." Dann griff die Gestalt in ihren Mantel und legte ein Stundenglas in die Krippe. "Man hat wenig Zeit in dieser Welt. Diese Sanduhr
schenke ich dir, weil es noch nicht zu spät ist. Sie soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du immer soviel Zeit hast, wie du dir nimmst und
anderen schenkst." Dann kam die dritte Gestalt an die Reihe. Die hatte ein geschundenes Gesicht voller dicker Narben, so als ob sie
immer und immer wieder geschlagen worden wäre. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, war es, als heilten die Wunden und
Verletzungen, die ihr das Leben zugefügt haben musste. "Ich bin die Liebe", sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich über das
Gesicht. "Es heißt, ich sei viel zu gut für diese Welt. Deshalb tritt man mich mit Füßen und macht mich fertig." Während die Liebe so
sprach, musste sie weinen und drei dicke Tränen tropften auf das Kind. " Wer liebt, hat viel zu leiden in dieser Welt. Nimm meine
Tränen. Sie sind, wie das Wasser, das den Stein schleift. Sie sind wie der Regen, der den verkrusteten Boden fruchtbar macht und selbst
die Wüste zum Blühen bringt." Da knieten die Lebensfreude, die Zeit und die Liebe vor dem Kind des Himmels. Drei merkwürdige Gäste
brachten dem Kind ihre Gaben dar. Das Kind aber schaute die drei an, als ob es sie verstanden hätte. Plötzlich drehte dich die Liebe um
und sprach zu den Menschen, die dabeistanden: "Man wird dieses Kind zum Narren machen, man wird es um seine Lebenszeit bringen
und es wird viel leiden müssen, weil es bedingungslos lieben wird. Aber weil es Ernst macht mit der Freude und weil es seine Zeit und
Liebe verschwendet, wird die Welt nie mehr so wie früher sein. Wegen dieses Kindes steht die Welt unter einem neuen, guten Stern, der
alles andere in den Schatten stellt." Darauf standen die drei Gestalten auf und verließen den Ort. Die Menschen aber, die all das miterlebt
hatten, dachten noch lange über diese rätselhaften Worte nach
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Vier Kerzen am Adventskranz


Es war ganz still. So still, daß man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße Frieden. Mein
Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht". Ihr Licht wurde kleiner und erlosch. Die zweite Kerze
flackerte und sagte: "Ich heiße Glauben. Aber ich fühle mich überflüssig. Die Menschen glauben an gar nichts mehr. Es hat keinen Sinn,
daß ich brenne". Ein Luftzug wehte durch den Raum und die zweite Kerze war aus. Leise und sehr zaghaft meldete sich die dritte Kerze
zu Wort. "Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen; denn die Menschen sind zu Egoisten geworden. Sie sehen nur sich
selbst und sind nicht bereit, einander glücklich zu machen". Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht. Da
kam ein Kind ins Zimmer. Verwundert schaute es die Kerzen an und sagte: " Aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!". Da meldete
sich die vierte Kerze zu Wort: Sie sagte: "Hab keine Angst, denn solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen immer wieder
anzünden. Ich heiße Hoffnung". Mit einem kleinen Stück Holz nahm das Kind Licht von der Kerze Hoffnung und erweckte Frieden,
Glauben und die Liebe wieder zum Leben.
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Was kleine Augen sehen


Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich, dass du mein erstes selbst gemaltes Bild an den Kühlschrank gehängt hast und ich
bekam sofort Lust, ein weiteres zu malen. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich dich eine streunende Katze füttern und ich
lernte, dass es gut ist, freundlich zu Tieren zu sein. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich dich meinen Lieblingskuchen für
mich backen und ich lernte, dass die kleinen Dinge die besonderen Dinge im Leben sein können. Als du dachtest, ich würde nicht
hinsehen, hörte ich dich ein Gebet sprechen, und ich wusste, dass es einen Gott gibt, mit dem ich immer reden kann und ich lernte, auf
Gott zu vertrauen. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich dich eine Mahlzeit kochen und sie zu einem kranken Freund
bringen, und ich lernte, dass wir einander helfen und uns umeinander sorgen müssen. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich
dich deine Zeit und dein Geld einsetzen, um den Armen zu helfen und ich lernte, dass diejenigen, die etwas haben, denen etwas geben
sollten, die nichts haben. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich, wie du mit deinen Pflichten umgegangen bist, selbst wenn du
dich nicht wohl fühltest, und ich lernte, dass ich als Erwachsener verantwortungsbewusst sein sollte. Als du dachtest, ich würde nicht
hinsehen, sah ich Tränen aus deinen Augen tropfen und ich lernte, dass Dinge manchmal schmerzen und dass es in Ordnung ist, zu
weinen. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, sah ich, dass du dich um Dinge gekümmert hast und ich wollte selbst auch zu
jemandem werden, der sein Bestes gibt. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen, lernte ich die meisten Lektionen des Lebens, die ich
beherrschen musste, um als Erwachsener zu einer guten und produktiven Person zu werden. Als du dachtest, ich würde nicht hinsehen,
schaute ich dich an und wollte sagen: “Danke für all die Dinge, die ich sah, als du dachtest, ich würde nicht hinsehen." KLEINE AUGEN
SEHEN EINE GANZE MENGE. - Ein ehemaliges Kind-
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Aus dem Tagebuch einer Bibel


Januar Es ist eine sehr arbeitsreiche Zeit für mich. Die meisten aus der Familie haben beschlossen, mich im Laufe des Jahres einmal
durchzulesen. In den ersten beiden Wochen war ich sehr beschäftigt, doch jetzt haben sie mich vergessen. Februar Frühjahrsputz...ich
wurde gestern abgestaubt und wieder an meinen Platz gestellt. Mein Besitzer hat mich letzte Woche einmal für ein paar Minuten
gebraucht. Er hatte mit jemandem einen Streit gehabt und hat ein paar Stellen nachgeschlagen, um zu beweisen, dass er Recht hatte. März
Am Ersten des Monats hatte ich einen sehr arbeitsreichen Tag. Mein Besitzer wurde zum Vorsitzenden der Industrie- und
Handelskammer gewählt und hat mich gebraucht, um eine Rede vorzubereiten. April Großvater hat uns diesen Monat besucht. Er hat
mich eine Stunde lang auf seinem Schoß gehabt und aus 1. Petrus 5:5-7 vorgelesen. Er scheint mehr von mir zu halten als einige Leute
aus meinem eigenen Haushalt. Mai Ich habe ein paar grüne Flecken auf meinen Seiten. Einige Frühlingsblumen wurden zwischen meinen
Seiten gepresst. Juni Ich sehe aus wie ein Sammelalbum. Sie haben mich mit Zeitungsausschnitten voll gestopft – eines der Mädchen hat
geheiratet. Juli Heute haben sie mich in den Koffer gepackt. Anscheinend fahren wir in Urlaub. Ich wünschte, ich könnte zu Hause
bleiben. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich jetzt mindestens zwei Wochen lang hier eingeschlossen bin. August Ich bin immer noch
im Koffer. September Endlich wieder zu Hause und an meinem alten, gewohnten Platz. Ich habe eine Menge Gesellschaft. Zwei
Frauenzeitschriften und vier Comic-Hefte wurden auf mich gestapelt. Ich wünschte, ich würde so oft gelesen wie sie. Oktober Heute
haben sie ein bisschen in mir gelesen. Jemand im Haus ist sehr krank. Gerade jetzt liege ich mitten auf dem Kaffeetisch. Ich glaube, der
Pastor kommt zu Besuch. November Zurück an meinem alten Platz. Jemand hat heute gefragt, ob ich ein Sammelalbum sei. Dezember
Die Familie macht sich für die Ferien bereit. Ich schätze mal, dass ich wieder unter Geschenkpapier und Paketen verschwinden werde ...
so wie jedes Jahr um die Weihnachtszeit. Aber zumindest werde ich nächsten Monat wieder für ein paar Wochen gelesen.
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Es war einmal ein kleines Eselchen.... von Anja Wörner


...das lebte auf einem Bauernhof mitten auf dem Lande zusammen mit einer Kuh, einem Schaf, einem Hahn und einem Schwein in einem
gemütlichen Stall. Jedes Jahr um die gleiche Zeit, stellte Eselchen fest, dass die Bauernleute geschäftig hin und her liefen. Der Hof wurde
sauber gemacht, die Fenster festlich geschmückt, der Bauer holte einen Tannenbaum aus dem Wald. Für die Gans Frieda war es auch
jedes Mal ein Stress. Sie wurde zuerst gejagt, dann auf einen Holzpfosten gesetzt. Dann kamen die Bauernkinder und heulten und dann
brachte der Bauer Frieda wieder zurück in ihren Stall. Das geschah jedes mal so, schon seit vielen, vielen Wintern. An einem ganz
bestimmten Abend kamen dann viele Freunde, Verwandte und andere Gäste und brachten lustig verpackte Päckchen mit. Als Eselchen
feststellte, dass es wohl mal wieder soweit war und dieses geschäftige Treiben auf dem Hof wieder einsetzte, sagte es zu seinen Freunden
im Stall: "Ich würde auch so gerne einmal so viele Freunde haben und so viele Geschenke bekommen - und vor allem einen riesengroßen
Sack Mohrrüben." Die Freunde, die Eselchen sehr mochten, weil es eigentlich die härteste Arbeit am Hof verrichten musste - nämlich die
schweren Karren mit dem Futter in den Stall zu fahren - berieten sich, als Eselchen einmal unterwegs war und beschlossen, ihm in diesem
Jahr eine große Freude zu machen. Jeder überlegte, was er Eselchen schenken könnte und stob dann davon, um es zu besorgen. Es war
wieder einmal Abend, die Lichter im Bauernhaus wirkten vom Schnee auf dem Hof noch heller. Viele Gäste kamen, und brachten, wie in
jedem Jahr viele schöne Sachen mit. Seufzend stand Eselchen an der Stalltüre und sah dem lustigen und bunten Treiben zu. Ein Tränchen
kullerte über das struppige Fell und gefror gleich, als es in den Schnee fiel. Plötzlich hörte es, wie im Stall heftig gescharrt und gewispert
wurde und als es sich umdrehte, standen seine Freunde alle um einen großen Berg Geschenke herum und strahlten. "Die sind alle für
Dich, Eselchen. Weil Du uns das ganze Jahr über immer unser Futter in den Stall bringst und so lieb zu uns bist." Eselchen war
überwältigt. "Alles für mich?" fragte es und fing schon an, die Geschenke auszupacken. Da gab es einen Kamm vom Schwein, einen
Schlitten vom Schaf, eine Dose mit Linsen von der Kuh und einen Sack Morrüben vom Hahn. Sie hatten alles auf dem Hof gefunden und
für Eselchen schön verpackt in Säcken mit Schleifchen versehen. Eselchen freute sich riesig und konnte gar nicht genug "Danke" sagen.
Danach saßen Sie alle beisammen und hörten dem Gesang aus dem Bauernhaus zu. Dabei dachte Eselchen so für sich: "Was soll ich mit
einem Kamm, ein Eselchen kämmt sich doch nicht. Und was soll ich mit einem Schlitten, ich kann doch gar nicht Schlitten fahren. Was
mache ich mit der Dose Linsen, schmecken würde es mir vielleicht schon, doch wie soll ich die Dose aufbekommen. Und wenn ich so die
ganzen Morrüben auf einmal esse, wird mir schlecht. Etwas nachdenklich und auch ein bisschen traurig ging Eselchen schlafen. Mitten in
der Nacht kam die Gans Frieda in den Stall und legte sich neben Eselchen zum schlafen. "Du, Frieda, ich habe heute viele Geschenke
bekommen, aber irgendwie so richtig froh und glücklich bin ich trotzdem nicht. Was kann das bloss sein?" Frieda, die sehr klug und
erfahren war sagte daraufhin: "Eselchen, Du hast dich blenden lassen und dabei das allerwichtigste am Weihnachtsfest vergessen". "Was
denn?" fragte Eselchen. "Dass Du gute Freunde hast, die Dich lieben und die alles für Dich tun würden. Und Liebe, Liebe, Eselchen, das
ist der Sinn des Weihnachtsfestes!" erwiderte Frieda.
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Das Christkind Stijn Streuvels


Über der ganzen Ebene, soweit sie reichte, lag der Schnee glänzend im Mondschein da. Das erste, was Veva tat, war, daß sie zum
Himmel aufblickte, den großen Stern wiederzufinden, und aufgeregt erzählte sie Trese, wie der große Stern gerade über dem Häuschen zu
sehen gewesen war, wo das Christkind aufs neue zur Welt kam. Aber nun sah der Himmel ganz anders aus: alle Sterne hatten ihr Licht
angesteckt! Am schwarz-blauen Himmelszelt wimmelte es von großen und kleinen Sternen, wirr durcheinander und dicht gesät; sie
funkelten und tanzten wie zitternde Feuerfünkchen, wie schelmische Augen, die fortwährend zwinkerten und blinzelten. Und mitten
zwischen ihnen hing der schöne runde Vollmond, der die ganze Welt mit silbrigem Glanz übergoß und den Schnee erglitzern ließ, so weit
das Auge reichte. Der Wind hatte sich gelegt, und es war ganz still in dieser Nacht. Der Schnee krachte, er knirschte unter jedem Schritt;
an anderen Stellen war er pulverig wie leckeres Backmehl, das unter dem Fuß aufstäubt. Veva fand jetzt alles noch viel einsamer und
stiller als am Abend. Es beängstigte und erfreute sie zugleich, wenn sie daran dachte, daß es nun Nacht war, die echte heilige Christnacht,
und daß sie sich aufgemacht hatte, das Jesuskind zu schauen; es war zu überwältigend, um es zu glauben. Sie stapfte zwischen Trese und
der Mutter einher, und das war ihr das einzig Sichere, daran sie sich überzeugen konnte, daß es kein Traum war, was sie hier draußen auf
dem Feld erlebte. Und doch, es kam noch die Kälte dazu! Die Kälte, die überall hinkniff, wo sie bloße Haut vorfand, und den ganzen
Körper des Kindes wie mit tausend Nadeln stach, so daß es tüchtig wehtat. Zu Hause am Herd war es so warm gewesen, daß sie es nun
draußen schwer aushalten konnte - der Unterschied war gar zu groß. Aber als sie so mit den Zähnen klapperte, daß Mutter es hörte, warf
diese ihr ihren Mantel über den Kopf, und nun wurde es wirklich lustig. Veva lief wie in einem Kapellchen, im dunkeln, aber warm
eingemummt, und nun wußte sie selbst nicht mehr recht, ob sie vorwärtsging oder an Ort und Stelle trippelte; sie ließ sich nur führen,
hielt Mutters Hand fest und fing an, von ihrem unsagbaren Glück zu träumen. Die Pächtersfrau und die Magd plauderten leise
miteinander. Veva aber wollte oder konnte es nicht hören, weil sie sich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigte. Nach einer Weile
öffnete Veva den Mantel einen Spalt breit, und als sie mit einem Auge durchguckte, sah sie vorn Trese, die alte Magd, die mit beiden
Bündeln am Arm unter dem weit offenstehenden Mantel einem wandelnden Fuder Heu glich. Nun wagte Veva noch einen Blick, um in
die Ferne auszuschauen, und wahrhaftig; „Sieh, Mutter“, rief das Kind, „siehst du es! Das Licht brennt noch! da ist's!“ „Ja, das ist das
Kätnerhaus, wir sind bald da...“ „Und was willst du nun zu dem Kindlein sagen?“ Veva wußte nicht, was sie antworten solle; sie hatte
nicht daran gedacht, dort etwas zu sagen - das würde sie sich nie getrauen -, sie wollte nur das Kindlein still bewundern. „Ich will es
ansehen, Mutter“, sagte sie. „Und hast du das Kindlein nichts zu fragen? Das ist aber wenig.“ Veva überlegte, aber sie konnte es sich
nicht denken, sonst noch irgend etwas zu tun als das göttliche Kind anzuschauen. Sie war voll schaudernder Ehrfurcht vor dem, was sie
erleben sollte, und schätzte diese Gunst allein so hoch, daß kein anderes Verlangen in ihr aufkommen konnte. Sie fühlte sich unwürdig,
wie die dürftigste unter den Hirtinnen, die voll Glückseligkeit, aber voll Furcht sich leise nahen und niederknien und kaum aufzuschauen
wagen zu dem göttlichen Kind, das wirklich aus dem Himmel auf die Erde herabgestiegen ist. Sie konnte es sich nicht anders vorstellen;
sie kam nur, anzubeten, und schon das war ein großes Glück für sie. Aber nun erfüllte Mutters Vorschlag, der sie wie eine große
Überraschung traf, ihr Herz mit neuer Freude. „Du mußt das Christkind bitten, daß es nächstes Jahr auch einmal zu uns auf den Hof
kommt“, sagte Mutter. „Ach ja!“ Daß sie daran nicht gedacht hatte! Dies war die passende Gelegenheit, sich diese Gunst für das nächste
Jahr auszubitten. „Ach, wenn das geschehen könnte!“, sagte Trese. Keine von den dreien wußte noch etwas hinzuzufügen; sie schwiegen,
als geschähe es aus Ehrfurcht, weil sie sich jetzt dem Häuschen näherten. Das Licht, das sie aus weiter Ferne hatten blinzeln sehen, war
nun ganz nah, und wirklich, nun traten sie leiser auf und hielten inne, um die Ruhe nicht zu stören; denn hier war es stiller als selbst auf
der weiten Fläche, wo sich nichts bewegte. Vor der Tür zauderten sie noch ein wenig, dann klopfte Trese mit dem Knöchel sacht an das
Fensterchen und flüsterte, das Gesicht gegen den Spalt gedrückt: „Meetje, mach auf, Trese ist da und hat gute Begleitung mit...“ Veva
hielt den Atem an, so ergriffen und scheu war sie. Sie fürchtete, daß nun nach all dem langen Warten am Ende noch etwas
dazwischenkommen könnte: daß sie nicht eingelassen würden, daß sie das Kindlein nicht zu sehen bekämen oder daß es vielleicht schon
fort wäre... Aber Meetje öffnete hastig die Tür. „Womit kann ich euch dienen?“ fragte das Frauchen, verwundert über diesen späten
Besuch. „Die Pächterin vom Gutshof und ihr Töchterchen würden jetzt gern das Christkind sehen“, antwortete Trese in dem gleichen
gewollt feierlichen Ton. Aber nun tat er seine Wirkung: „Ei, ei!“ rief das Frauchen mit verhaltenem Atem und gedämpfter Stimme. „Wer
ist da? Ist's wirklich wahr? Die Herrin selbst? Wie kommen wir zu dieser Ehre? Und Trese, die alte Trese, noch so spät... Gott, was für
Sachen! Und in der Christnacht noch dazu! Kommt doch herein! Und ich laß euch da in der Kälte stehen, wo es so friert!“ Das Frauchen
hatte ganz den Kopf verloren; sie stotterte und stammelte vor Verwunderung. Sie könnten nichts dafür, daß es hier so dunkel sei, weil sie
nur ein Lämpchen hatten, und das müßte in der Webkammer brennen bei der Wöchnerin... Veva schlüpfte an Mutters Rock mit herein,
blieb bestürzt stehen und blickte bebend in die Dunkelheit. „Kommt nur, ihr Leute“, flüsterte Meetje und drückte leise die Tür der
Kammer auf, wo das Lämpchen brannte. Eine warme muffige Treibhausluft schlug ihnen entgegen, aber weder die Pächterin noch die
Magd sahen, wie man da hineinkommen könnte. Mit Mühe mußten sie sich alle vorwärtsschieben und sich zwischen Kamin und Stühlen
durchquetschen; die Kammer war so klein, daß beinahe kein Platz mehr übrigblieb, weil der Webstuhl und das Bett den ganzen Raum in
der Mitte ausfüllten. Der Mann war von dem Flachsfaserfeuerchen aufgesprungen und schaute erschrocken, wer da nun so unerwartet
hereinkäme. Er suchte Platz zu schaffen und schob die Stühle aus dem Weg und stellte sich selbst in den äußersten Winkel. Die Frau im
Bett öffnete ihre großen Augen und richtete sich halb auf, um sehen zu können; da verklärte ein leises glückliches Lächeln ihre Züge. So
voll und so durcheinander stand hier alles unter der Balkendecke zwischen den weißgekalkten Lehmwänden, daß man das Ganze nicht
recht übersehen konnte. Aber Veva hatte es doch schnell entdeckt: vor dem Bett, in dem die Frau lag, stand auf vier plumpen Beinen eine
hölzerne Mulde, und darin lag etwas, das mit Webabfall und Lumpen umwickelt war, und ganz in der Ecke hinter diesem wirklichen
Krippchen standen Lenchen und Trinchen! Die erschrockenen Gesichter der beiden Mädchen blickten verwundert auf, und Veva sah, daß
die beiden die Krippe bewachten, in der das Kindlein liegen müßte. Das Mädchen wußte nicht, wie sie dort hinkommen sollte, aber sie
wagte nicht sich zu rühren, noch zu sprechen. „Dicht bei dicht macht warm“, sagte Meetje Moeie freundlich, „es ist hier zwar etwas eng,
wir sitzen alle in ein und demselben Nest, da spart man Feuerung... Wir wärmen uns gegenseitig, seht...“ Und sie wies auf eine dunkle
Höhlung auf dem Boden zwischen dem Fußende des Bettes und der Mauer: „Da liegen schon zwei Schläfer, und die beiden ältesten
müssen gleich noch mit hinein - das ist die Schlafstelle für die Mädchen.“ Dann zeigte sie auf das ausgetretene Loch unter dem Webstuhl:
„Das ist das Bett der beiden Jungen, sie liegen auch schon drin.“ Es war zu dunkel, als daß man etwas unterscheiden hätte können, und es
mußte der Pächterin allmählich zum Bewußtsein kommen, wie es hier von Kindern wimmelte und wie die untergebracht waren.
„Schlafen die Würmchen auch nur so auf der Erde?“, fragte sie teilnehmend. „Ach da liegen sie warm, sie haben zusammengeballte
Säcke und ein paar Lumpen in ihrer Kuhle, und sie wärmen sich aneinander“, sagte Meetje Moeie. „Still, daß sie nicht wach werden!
flüsterte die Bäuerin, denn sie fürchtete, es möchte jeden Augenblick ein tüchtiges Geschrei losbrechen, wenn das Kroppzeug munter
würde. Gott, wie war es möglich, hier so aufeinandergepackt zu hausen? Jetzt merkte sie, daß es hier noch an anderem als an
Kinderwindeln und leinenen Lappen fehlte. Sie wußte nicht, was sie tun oder sagen sollte, so beschämt war sie, hier als behäbige Bäuerin
zu stehen, und es tat ihr leid, daß sie nicht viel mehr mitgebracht hatte, was diesen Leuten dienen könnte. Diesen Weihnachtsbesuch hatte
sie als reine Freundlichkeit aufgefaßt, um einer Laune ihres Kindes zu genügen, aber nun sah sie den Ernst der Lage, und ein
grenzenloses Mitleid erfüllte ihr Gemüt. Als sie sich nach Veva umsah, merkte sie, daß das Kind - Gott weiß wie - durch den engen
Raum zwischen den Stützen des Kamins und dem Webstuhl zu der Krippe geklettert war und an die beiden andern geschmiegt dastand.
Die Arme eins um des andern Schulter geschlungen, beugten sie sich über die hölzerne Krippe und verharrten in starrer Bewunderung.
Das älteste Mädchen hatte ein Tuch zurückgeschoben, und nun lag das Gesichtchen des Neugeborenen frei. Sobald sie es gesehen hatte,
wußte Veva nicht mehr, was rund um sie her vorging, sie sah das Kindlein: ein ganz kleines Kindlein, Äuglein und Mündchen
zugekniffen, ein Gesichtchen, nicht größer als eine kleine Faust... Sie sah es an und konnte sich nicht satt sehen daran. Noch niemals hatte
sie solch einen kleinen, kleinen Säugling gesehen, und sie wagte erst nicht zu glauben, daß er lebte. Die Pächterin kümmerte sich um die
Frau, die im Bett lag; sie murmelte ganz leise, während Trese und Meetje Moeie die Bündel aufmachten. Aber Veva sah und hörte nichts
von alledem; sie fühlte sich in dem Besitze dessen, was ihr höchstes Verlangen darstellte: nun war sie überzeugt, daß sie wirklich vor der
Krippe stand und das Jesuskind anschauen durfte; sie dachte keinen Augenblick daran, daß es so ganz anders war, als sie es sich früher
vorgestellt hatte. Von der übernatürlichen Klarheit war hier nichts, nichts von dem Glanze und dem Leuchten, die das göttliche Kind
ausstrahlen müßte, keine schwebenden Engel, kein himmlischer Gesang; aber dies alles vermißte Veva nicht einmal, denn eine
wunderbare Klarheit strahlte aus ihrem eigenen Innern und erleuchtete alles, was sie sah; und die ungewöhnliche Armut und Dürftigkeit
der vollgestellten muffigen Webkammer ließ sie unbewußt an den armen kleinen Stall zu Bethlehem denken, wo der Wind frei durch die
Löcher blies. Die äußerst alltäglichen Dinge erschienen ihr alle so wunderbar, daß sie noch immer Mühe hatte, sich zu überzeugen, daß es
kein Traum war, aber sie spürte zu deutlich die Haarlocken an ihren Wangen, und gegen ihre Schultern stießen von beiden Seiten die
Schultern ihrer beiden kleinen Gespielinnen Lenchen und Trinchen, die ebenso entzückt schienen wie sie selbst und in stummer
Verwunderung vor der Krippe standen. Trotz ihrer eigenen Verzückung fühlte Veva dennoch, wieviel reicher und köstlicher der Besitz
für Lenchen und Trinchen war, denn diese vom Schicksal bevorzugten Kinder hatten diesen heiligen Schatz ins Haus bekommen,
indessen sie sich mit einem Christbaum und ein wenig Tand hatte bescheiden müssen. Veva beneidete die armen Mädchen jetzt nicht
mehr; sie mußte ihnen unsäglich dankbar sein dafür, daß sie sie an der Gnade, das göttliche Kind hier sehen zu dürfen, teilhaben ließen.
Die drei hatten noch kein Wort miteinander gesprochen, als die Pächterin mit halber Stimme fragte: „Veva, was hast du nun für die
artigen Kinder mitgebracht?“ Da stand die Kleine beschämt; sie erschrak und wußte nichts zu tun als traurig aufzublicken, da Mutter sie
bei dieser hartherzigen Nachlässigkeit ertappte. Alle ihre Gedanken waren vom Christkind eingenommen; was ihr die Engel aus dem
Himmel mitgebracht hatten, galt ihr so wenig, daß ihr nicht einmal der Gedanke gekommen war, etwas davon an diese armen Kinder zu
verschenken. Wie gern hätte sie ihnen alle ihre Schätze abgetreten, ihnen ihre Dankbarkeit zu zeigen für die große Wohltat, die ihr zuteil
wurde! „Nun, bleibst du noch hier, oder gehst du mit Trese nach Hause?“ fragte die Pächterin. Veva rührte sich nicht. Sie stand wie ein
Bildstöckchen da und sah ihrer Mutter flehend ins Auge. Sie wollte so gern hier bleiben! „Gut, dann gehen wir in die Kirche und lassen
dich hier, bis wir wiederkommen.“ Veva konnte es nicht erwarten, bis Mutter weg war, damit sie sicher sei, daß sie bleiben dürfte. Der
Mann und das alte Frauchen gaben der Pächterin und Trese bis vor die Haustür das Geleit, dann wurde es vollkommen still im
Kämmerlein. Veva bekam einen Stuhl zum Sitzen, und nun standen die Mädchen zu beiden Seiten der Krippe; sie strengten sich an, als
hätten sie Nachtwache beim Christkind zu halten. Meetje Moeie schlurfte auf Strümpfen hin und her, legte Flachsfasern auf Feuer und
rührte in der Pfanne. Der Mann war nicht zurückgekommen und war sicher auch zur Christmette gegangen. Lenchen und Trinchen
wagten noch immer nicht zu sprechen, aus Ehrerbietung oder aus Furcht, daß das Kindlein aufwachen könnte. Im stillen war es Vevas
innigstes Verlangen, das Kindlein wach zu sehen, oder daß es doch einmal eines von seinen Äuglein öffnen möchte; es schien aber ruhig
weiterschlafen zu wollen. Wenn es geschah, daß Veva flüchtig aufschaute, sah sie jedesmal in da bleiche Gesicht und die sanften Augen
der mageren Frau mit dem nie weichenden Lächeln, die so glücklich schien und fortwährend ihren Blick auf die drei Mädchen und die
Krippe heftete. Veva wußte eigentlich nicht, ob es sehr lange oder sehr kurz gedauert hatte, aber es wunderte sie und sie erschrak, als sie
an der Haustür ein Geräusch hörte und Mutter schon zurückgekehrt war. „Komm nun, Kind, die Leute wollen schlafen gehen und wir
auch“, sagte die Pächtersfrau. Veva stand wie angewachsen da; sie hatte die beiden Händchen auf den Rand der Krippe gelegt, weil sie es
nicht wagte, das Kind selbst anzurühren, es fiel ihr schwer, die Hände wegzuziehen und Abschied zu nehmen. Vor dem Fortgehen sah sie
noch zum letztenmal zum Krippchen, und siehe da: nun bewegte sich etwas und das Christkind schien aufwachen zu wollen; es öffnete
die Äuglein und lächelte! Veva schoß das Blut zum Herzen, daß es heftig zu klopfen begann und sie keinen Schritt vorwärts zu tun
wagte. Aber Mutter drängte: „Komm nur, es wird spät, die Leute werden schon daheim sein!“ „Mutter, Mutter!“ Veva wollte erklären,
daß nun etwas Wichtiges bevorstehe, aber die Pächterin begriff nicht, was ihr Töchterchen sagen wolle. „Morgen darfst du noch einmal
wiederkommen, wenn du dich ausgeschlafen hast!“ Veva mußte mit, Trese legte ihr das Tuch um die Schultern und nahm sie an der
Hand. „Sag guten Abend, oder besser, guten Tag!“ Und plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie nahm den Faden wieder auf: „Schau, es ist
wahr: Gesegnete Weihnachten! Ich hatte vergessen, daß es schon Christtag ist!“ „Gesegnete Weihnachten!“ wünschten nun sie alle
einander. Der Mann und Meetje Moeie kamen bis zur Tür mit, um der Pächtersfrau zu danken; die Wöchnerin rief vom Bett aus auch
noch ihren Dank, worauf die junge Bäuerin sich entschuldigte und versprach, am Tage noch das eine oder andere zu schicken und alles
für das Kindchen zu tun, was nötig war... „Ihr werdet sehen!“ rief die alte Trese Meetje Moeie zu, „dies Christkind bringt noch Glück ins
Haus!“ Vevachen ging an Treses Hand; sie hatte nicht gewagt, sich noch einmal nach der Krippe umzusehen; auch fehlte ihr der Mut,
Lenchen und Trinchen ihr Vorhaben mitzuteilen; aber sie war fest entschlossen, alles, was sie zu Weihnachten bekommen hatte, mit den
Kindern zu teilen. Aber da erschrak sie auf einmal: sie hatte vergessen, das Kindlein zu fragen, ob es im nächsten Jahr zu ihnen auf den
Hof kommen wolle! Sie wagte nicht zu bekennen, daß sie das versäumt hatte, und es quälte sie wie ein großes Unglück... In der nächtigen
Weite war es ganz still; noch immer überflutete eine seltsame Klarheit die weiten weißen Felder, aber auf dem Schnee liefen schwarze
Menschengestalten, die aus der Kirche heimkehrten. „Mutter, darf ich den Kindern morgen meine Weihnachtssachen bringen?“ „Ja,
Kind.! „Die Kinder haben nichts bekommen, nicht wahr, Mutter?“ „Nein, nichts, Veva!“ „Aber sie haben das Christkindchen, Mutter!“
„Ja, sie haben das Christkindchen“, sagte die Pächtersfrau, und es war Veva, als hätte die Mutter bei diesem Worte schwer geseufzt. Und
warum ließ Trese ein mitleidiges „Ach Gott, das Kind!“ darauf folgen? Keins von den dreien sprach ein Wort, wie sie so über den Schnee
gingen, der fortwährend unter den Füßen knirschte. Veva schaute aufwärts zu den Sternen, die immer noch mächtig funkelten; ihr Herz
war voll Freude und Angst, ihr Gemüt gerührt von dem, was sie gesehen hatte. Das Geheimnisvolle des Geschehens rund um sie her
verstand sie nicht, und vielem, woran sie dachte, vermochte sie weder einen Sinn noch eine Erklärung zu geben. Es verlangte sie aber,
sobald sie ausgeschlafen hätte, ihre Geschenke nach dem Kätnerhaus zu bringen und die Freude all der Kinder mitansehen zu dürfen. In
der großen Diele des Gutshofes war wieder Geräusch, Bewegung, Licht, Wärme und üppige Geselligkeit in Fülle, wie am hellichten Tag.
Der Kaffee duftete, die mit Butter gestrichenen Schnitten vom Weihnachtsstollen lagen hochgestapelt auf den Zinnschüsseln. Jedem
Neueintretenden wurden „Gesegnete Weihnachten“ gewünscht, und jeder nahm an der großen Tafel Platz. Dann wurde die Flasche
wieder hergeholt und die Gläser wurden vollgeschenkt. Veva stand verlegen da wie in einem fremden Haus; sie fühlte keine Lust, jemand
etwas von dem mitzuteilen, was sie geschaut hatte: immerfort guckte sie zur Mutter und Trese und hatte Angst, daß eine von ihnen etwas
davon erzählen könnte; sie wollte ihr Glück verborgen halten. Als das Kind aus der kalten Luft plötzlich in die Wärme kam, wurde es
bald vom Schlaf überwältigt, und unwillkürlich war es mit einem Stück Weihnachtsstollen in der Hand bei Tisch vor Schlaf
zusammengesunken; ohne daß sie es gewahrte, wurde sie aufgepackt, ins Bett getragen und zugedeckt. Da lag das Kind in tiefem Schlaf.
Aber was Veva an jenem Weihnachtsmorgen träumte, war noch tausendmal schöner, als was sie in der Nacht in Wirklichkeit erfahren
und erlebt hatte. Als Engel schwebte sie auf Flügeln über dem Schneefeld durch die Luft und trug den Christbaum mit allem, was daran
hing, federleicht auf ihrer Handfläche. Der schöne große Stern mit den sieben feurigen Strahlen funkelte hoch über dem Häuschen. Mit
rauschendem Flügelschlag schwebte Veva geradewegs durch den Schornstein hinunter, ohne irgendwo anzustoßen. Nun war das
Häuschen voll von Licht und hellem Glanz. Sie brachte den Christbaum hinein, an dem die Lichtlein brannten. Im Krippchen lag rosig
das Christkind mit einem Apfel in der Hand, selbst wie ein Äpfelchen auf einem goldgelben Bettchen von Haferstroh. Es hatte ein
schneeweißes Hemdchen an, und seine blauen Äuglein waren offen und lachten Veva freundlich an. Es schüttelte seine schönen
Ringellöckchen und streckte ihr die molligen Händchen entgegen. Lenchen und Trinchen waren auch dabei und alle die anderen Kinder
und Hirten und Hirtinnen, die mit himmlischer Stimme sangen: Ihr Hirten, laßt eure Schafe im Feld! Der große Herr, der Schöpfer der
Welt, Er ist euch geboren, die ihr wart verloren, Und liegt in der Krippe im kleinen Stall, Euch zu erlösen nach Adams Fall. Da wird er
gefunden, in Windeln gebunden, Eine Jungfrau ist Mutter dem Knaben klein, Sein Vater ist Gott Vater allein. Macht euch auf die Beine,
ihr Hirten, schnell! Lauft, Hirten, lauft! Lauft Hirten, lauft! Lauft, Hirten, lauft! Lauft, Hirten, lauft! Doch laßt mir schlafen das heilige
Kind! Seid leise, leise! Doch lauft geschwind! Der Christbaum stand mitten in der Kammer, so groß, daß er sie ganz ausfüllte, und nun
tanzten die Hirten und Hirtinnen rundherum, und Veva tanzte auch mit zwischen Lenchen und Trinchen. Als sie sich müde getanzt
hatten, ging Veva ohne Zagen an die Krippe, sah das strahlende Kindlein an und beugte sich mit all der Lust ihres kindlichen zarten
Gemüts tief zu ihm hinunter und flüsterte ganz leise, sagte es sogar zweimal: „Christkind, Mutter bittet dich, du sollst nächstes Jahr zu
uns kommen!“ Und Veva sah deutlich, daß das Kindlein freundlich nickte und lächelte.
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Das Engelein und die Weihnacht

Eines schönen Wintertags - die Helligkeit verschwand nach und nach - stahl sich eines der Engelein vom Himmel fort. Es wollte
unbedingt in die festlich erleuchteten Fenster der Menschenhäuser sehen. Denn es war Adventszeit und das Engelein hatte schon so viel
schönes darüber gehört. Im Sturzflug raste es gen Erde und stieß prompt mit einem Uhu zusammen, der gerade zur Jagd auszog,
„Potzblitz, kannst Du nicht aufpassen?“ schimpfte der gefiederte Geselle, bevor diesem die Sinne schwanden. Beide trudelten zwischen
den Bäumen nach unten und landeten in einer Schneewehe. Trotz der abgefederten Landung spürte das Engelein, es hieß Flock, einen
Schmerz im linken Flügel. „Oh weh, ich glaube, ich habe mir einen Flügel angebrochen.“ Es machte ein paar Versuche, zu flattern. „Das
tut zu weh. Ich kann nicht fliegen.“ Die Uhu-Dame war inzwischen wieder auf den Beinen. „Das hätte nicht sein müssen. Man muss
jederzeit damit rechnen, dass andere auch unterwegs sind. Also: Augen auf im Flugverkehr!“ Sie schimpfte aber nur kurz mit Flock und
besah sich dann seinen Flügel. "Sieht nicht gut aus. Komm mit. Du kannst ja noch laufen. Ich fliege vor.“ Und so bahnte sich das
ungleiche Paar einen Weg durch den verschneiten Wald. Eine kleine Höhle war ihr Ziel - das Wald-Lazarett. Hierher kamen alle
verletzten Tiere. Flock sah ein Reh, einen Dachs, ein Eichkätzchen, einen Fuchs und zahlreiche Vögel verschiedenster Gattungen.
Versorgt wurden alle von einem Engel. „Das ist Hildegard. Sie pflegt alle kranken Tiere des Waldes. Egal, welche Gattung, alle finden
sie hier Unterschlupf. Es ist bei Todesstrafe verboten, sich hier gegenseitig anzugreifen. Daher kommt es auch, dass das Reh ganz ruhig
neben der Füchsin liegt. Bis gestern hatten wir auch einen Wolf hier. Aber den haben wir heute entlassen.“ Flocks Flügel wurde von
Hildegard untersucht. „Flugunfähig bis auf weiteres“ hieß die Diagnose. Aber der Verletzte Himmelsbewohner half Hildegard. Gehen
konnte er ja und untätig herumsitzen ist für einen Engel nichts. Er ließ sich von den Tieren deren Erlebnisse mit Menschen erzählen. Die
Füchsin wusste sogar über die Weihnachtszeit Bescheid. „An einem bestimmten Abend im Winter gehen alle Menschen in die Kirchen.
Alles ist festlich beleuchtet und geschmückt. Die Menschen singen Lieder und sind ganz friedlich. An den beiden folgenden Tagen
müssen wir keinen Jäger fürchten. Ein alter Kauz bestätigte die Geschichte. „Ja, das sind die einzigen wirklich friedlichen Tage im Jahr.
Der Kirchen- Abend kommt bald. Wenn Du dann noch hier bist, kannst du es selbst beobachten.“ Flock's Flügel wurde bald besser.
Hildegard meinte, in ein paar Tagen wäre er wieder flugfähig. Am Heiligen Abend waren die meisten Tiere wieder fit und beschlossen,
gemeinsam zum nächsten Ort zu gehen. Das Rehlein nahm das Eichhörnchen auf seinen Rücken und die Füchsin und der Dachs hatten je
eine Maus als Reiterin. Ein paar der Vögel konnten selbst fliegen, und den Rest trugen Hildegard und Flock. So zog die eigenartige
Prozession los. In Kirchen-Nähe beobachteten die Tiere die Menschen. Während der Messe kamen sie näher und lauschten den schönen
Gesängen. Auch nach der Messe waren die beiden Engel mit den Tieren noch lange unterwegs. Sie entdeckten in den Stuben der Häuser
geschmückte Tannenbäume und Lichter. Sie sahen Geschenke unter den Bäumen liegen und alles gefiel ihnen wunderbar. In derselben
Nacht noch machte sich Flock wieder auf den Rückweg in den Himmel. Es hatte ihm sehr gut gefallen auf der Erde und vor allem die
Vögel wollte er bald wieder besuchen. Am nächsten Morgen war der Pfarrer ganz erstaunt, als er die verschiedenen Fährten vor seiner
Kirche sah. Er war sicher: Dies war eine heilige Nacht, in der sogar die Tiere friedlich zusammen lebten.
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Die Mulattin
Eine Weihnachtsgeschichte
In der Schule riefen sie einfach "Muli", obwohl sie eigentlich Margot hieß. Sie hörte es ganz gern. Es klang ein wenig zärtlich, fast wie
ein Kosename. In der Klasse fiel sie nicht besonders auf. Sie gehörte dazu, so wie sie war, mit ihren schwarzen Augen, der dunkel
getönten Haut und dem dichten schwarzen Haar. Muli hatte herrliche weiße Zähne, und wenn sie lachte, lachten alle mit – und sie lachte
gern. Sie konnte lustig sein, auch frech. Sie konnte es genießen, anders zu sein als die andern und aufzufallen, wohin sie immer kam. Sie
hatte sich längst daran gewöhnt, dass sich viele Augenpaare auf sie richteten, wenn sie irgendwo zum ersten Mal hinkam. Es machte ihr
nichts aus, dass sie ihren Vater nicht kannte. Nur manchmal, wenn es dunkel war, dachte sie, wie es wäre, wenn er da wäre und sie
beschützte, wie andere Väter ihre Kinder beschützen. Einmal hatte sie sich das Bild eines Schwarzen aus einer Zeitschrift ausgeschnitten
und an die Wand gehängt, gerade über ihr Bett. "Du bist mein Vater", sagte sie zu dem Mann auf dem Bild, "mein schwarzer Vater". Ihre
Mutter sprach nicht viel darüber. Sie sagte eigentlich nur einen Satz: "Wir haben uns geliebt". Und dann nahm sie Muli in den Arm und
küsste sie, so als wollte sie sagen: "Wie schön, dass du aus dieser Liebe hervorgegangen bist." Muli liebte ihre Mutter und fand, dass das
alles so in Ordnung sei, und dass es gegen die Liebe nichts einzuwenden gibt. Es kam die Weihnachtszeit heran. Muli gehörte zu den
Schülerinnen, die besonders gut aufsagen und vortragen konnten. Eines Tages hieß es: "Wir machen ein Krippenspiel. Wer macht mit?"
Eine ganze Schar meldete sich, darunter Muli. Nun wurde eingeteilt: Hirten, Könige, Engel, Wirtsleute und wer noch so in einem
Krippenspiel vorkommt. Aber wer sollte Maria spielen? Für diese Rolle gab es viel zu lernen. Es war nämlich keine gewöhnliche Maria,
die im blauen Gewand ihr Kindchen wiegte und huldvoll die Geschenke entgegennahm, sondern ihr ganzer Weg war im Spiel
geschildert. Sie muss fortgehen aus Nazareth, muss über einen hohen Berg wandern, der viele Hindernisse im Weg hat, schließlich wird
sie überfallen und ausgeraubt und kommt als Bettlerin in Bethlehem an. Von Herberge zu Herberge geht sie suchend und bittet um ein
Quartier für sich und das Kind, bis sie bei Ochs und Esel in einem Stall um Mitternacht ihr Kind gebären darf. Muli war von dieser
Geschichte so ergriffen, dass sie aufstand und laut sagte: "Ich möchte die Maria spielen." Die Klasse wurde verlegen. Sie zögerten.
"Warum gerade du?" fragte eine. Da war noch ein anderes Mädchen, das hatte blonde Haare, blaue Augen in einem kleinen braven
Gesicht. Sie hieß Maria. Plötzlich wollten alle, dass Maria die Maria spielen sollte. "Warum darf ich nicht die Maria spielen?" fragte
Muli. "Nur dies eine Mal, bitte, lasst mir die Rolle." Schweigen – eine lacht hinter der Hand, schließlich platzt eine heraus: "Du bist eine
Mulattin. Dein Vater war ein Neger. Du kannst nicht die Maria spielen. Maria war weiß und schön. Gott hat sie geliebt." Muli rennt aus
der Klasse. Sie möchte schreien, so groß ist der Schmerz, den sie irgendwo in der Tiefe ihres Körpers spürt. Sie rennt und rennt und denkt
immer nur, fort, fort. Hinter ihr ruft eine Freundin: "Muli, warte doch". Aber sie läuft nur schneller und begreift, dass 'Muli' kein
Kosename, sondern ein Spottname ist. "Mulus", denkt sie, "heißt Maulesel. Ja, das bin ich." Heimlich lernte Muli zu Hause dennoch die
Rolle der Maria und nahm sich vor, am Heiligen Abend die Geschichte dieser Frau, ihren schweren Weg, der Mutter vorzuspielen. Sie
übte ihre Rolle wieder und wieder und übte sie, stolz wie eine Königin und demütig wie eine Magd, und noch der erbärmliche Stall, in
dem sie als Bettelweib niederkam, wurde vom Glanz dieser Liebe hell. Es kam der Tag der Aufführung. Ein festlicher Tag. Lehrer,
Schüler, Eltern hatten sich versammelt und warteten gespannt auf das Spiel. Muli stand bei ihrer Klasse. Es war in all der Aufregung gar
nicht aufgefallen, dass Maria noch nicht da war, bis der Anruf kam. Maria war auf dem Weg mit dem Fahrrad gestürzt und hatte sich ihr
Bein gebrochen. Sie war im Krankenhaus. "Ich kann die Rolle, ich habe sie für meine Mutter gelernt", sagt Muli. Weiter kommt sie nicht.
Es ist keine Frage, in diesem Falle, sozusagen stellvertretend, darf Maria dunkel sein. Eine erinnert sich, mal ein Kruzifix gesehen zu
haben, an dem ein Neger hing. Christus könnte auch schwarz gewesen sein – und Gott, wer sagt denn, dass er weiß ist? Es gibt auch
schwarze Väter. Alle reden durcheinander – und Gott wird immer menschlicher. Muli aber spielt eine Maria, wie sie die kleine Stadt noch
nie gesehen hat. Stark und leidenschaftlich, getragen von dem einen Wunsch, das Kind zur Welt zu bringen, geht sie ihren Weg, erträgt
alle Niederlagen und, als das Kind geboren ist, tanzt sie im Stall einen Freudentanz. Muli spielte die Rolle der Maria, die Gott liebte, und
zugleich die Rolle ihrer Mutter, die einen Schwarzen liebte und den Mut hatte, das Kind von ihm zur Welt zu bringen. Eine Stunde lang,
solange das Spiel währte, glaubten alle, die zusahen, dass das eine vom anderen nicht zu trennen ist.
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Der kaputte Krug


Es war einmal ein Wasserträger in Indien. Auf seinen Schultern ruhte ein schwerer Holzstab, an dem rechts und links je ein großer
Wasserkrug befestigt war. Nun hatte einer der Krüge einen Sprung. Der andere hingegen war perfekt geformt und mit ihm konnte der
Wasserträger am Ende seines langen Weges vom Fluss zum Haus seines Herren eine volle Portion Wasser abliefern. In dem kaputten
Krug war hingegen immer nur etwa die Hälfte des Wassers, wenn er am Haus ankam. Für volle zwei Jahre lieferte der Wasserträger
seinem Herren also einen vollen und einen halbvollen Krug. Der perfekte der beiden Krüge war natürlich sehr stolz darauf, dass der
Wasserträger in ihm immer eine volle Portion transportieren konnte. Der Krug mit dem Sprung hingegen schämte sich, dass er durch
seinen Makel nur halb so gut war wie der andere Krug. Nach zwei Jahren Scham hielt der kaputte Krug es nicht mehr aus und sprach zu
seinem Träger: "Ich schäme mich so für mich selbst und ich möchte mich bei dir entschuldigen." Der Wasserträger schaute den Krug an
und fragte: "Aber wofür denn? Wofür schämst du dich?" "Ich war die ganze Zeit nicht in der Lage, das Wasser zu halten, so dass du
durch mich immer nur die Hälfte zu dem Haus deines Herren bringen konntest. Du hast die volle Anstrengung, bekommst aber nicht den
vollen Lohn, weil du immer nur anderthalb statt zwei Krüge Wasser ablieferst." sprach der Krug. Dem Wasserträger tat der alte Krug leid
und er wollte ihn trösten. So sprach er: "Achte gleich einmal, wenn wir zum Haus meines Herren gehen, auf die wundervollen
Wildblumen am Straßenrand." Der Krug konnte daraufhin ein wenig lächeln und so machten sie sich auf den Weg. Am Ende des Weges
jedoch fühlte sich der Krug wieder ganz elend und entschuldigte sich erneut zerknirscht bei dem Wasserträger. Der aber erwiderte: "Hast
du die Wildblumen am Straßenrand gesehen? Ist dir aufgefallen, dass sie nur auf deiner Seite des Weges wachsen, nicht aber auf der, wo
ich den anderen Krug trage? Ich wusste von Beginn an über deinen Sprung. Und so habe ich einige Wildblumensamen gesammelt und sie
auf Deiner Seite des Weges verstreut. Jedes Mal, wenn wir zum Haus meines Herren liefen, hast du sie gewässert. Ich habe jeden Tag
einige dieser wundervollen Blumen pflücken können und damit den Tisch meines Herren dekoriert. Und all diese Schönheit hast du
geschaffen."
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Die schönste Krippe


Es war einmal vor langer Zeit - oder doch erst gestern? - eine junge Familie: Der Vater, die Mutter und ihr neugeborenes Kind. Sie lebten
in einem Land, in dem Krieg herrschte und die Tage des Glücks vergessen waren. Die Menschen dort verloren ihre Habe, ihr Häuser, ihre
Heimat und viele auch ihr Leben. Bald glaubte niemand mehr an die Rückkehr des Friedens. So wickelten die jungen Eltern ihr Kind in
ein wollenes Tuch, schnürten ein Bündel und mit wenigen Habseligkeiten machten sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat, in der
ihr Kind in Frieden aufwachsen konnte. Es war und es ist das Fest des Friedens "Weihnachten" es war nicht mehr weit. Tagelang
wanderte die kleine Familie über schneebedeckte Berge und durch eisige Täler. Zu Essen hatten sie nur ein wenig Brot und ein Paar
Waldbeeren. Endlich sahen sie eines Abends die Lichter einer fremden Stadt vor sich. Doch wohin sollten die Menschen gehen, fremd in
einem fremden Land? Schweigend zogen sie durch menschenleere, verschneite Strassen, vorbei an erleuchteten Fenstern, und standen
plötzlich vor einem grossen Kirchenportal. Hier wollten sie Schutz suchen. Frierend und müde traten sie ein. Der Duft von Kerzen,
Weihrauch und Tannengrün umfing sie. Vorn neben dem Altar stand ein grosser, prächtig geschmückter Weihnachtsbaum. Darunter
stand eine Krippe aufgebaut. Gold- und silberglänzend strahlten Baum und Krippe im Licht der Kerzen um die Wette. Beschämt schauten
die Frau und der Mann an sich herunter. Nein ... hier war kein Platz für sie. Still wie sie gekommen waren, verliessen sie wieder die
Kirche. Drei Kirchtürme hatten sie gesehen, als sie von dem Berg hinabgestiegen waren. So liefen sie weiter durch die leeren Strassen,
bis sie vor das zweite Kirchenportal gelangten. Hoffnungsvoll öffneten sie die hohe Tür und erblickten in der Mitte des erleuchteten
Kirchenraumes eine Krippe, die war noch prächtiger als die erste. Rasch verliessen sie auch dieses Gotteshaus. In der dritten Kirche
waren Frauen und Kinder damit beschäftigt, letzte Hand an die üppigen Gewänder der Krippenfiguren zu legen. Geblendet von so viel
weihnachtlicher Pracht, zog sich die Familie leise zurück.Niemand hatte sie bemerkt. Wohin sollten sie sich nun noch wenden? Da
gelangen sie zu einer kleinen verfallenen Kapelle vor den Toren der Stadt. Die morsche Tür stand offen. In der Ecke des kahlen Raumes
lagen satt und zufrieden ein Ochse und ein Eselchen. Und in der Mitte stand eine hölzerne Futterkrippe, gefüllt mit duftendem Stroh.
Endlich eine Bleibe für die drei Menschen! Die Mutter bettete ihr schlafendes Kind in das warme Stroh und legte sich selbst auf den
Stufen des Altares nieder. Der Vater deckte sie mit seinem Mantel zu.
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Weihnachtsmorgen in der Stadt


Unter dem Geläut der Kirchenglocken schritten festlich gekleidete Menschen zum Marktplatz. Dort wollten die Bürger abstimmen,
welche Kirche die schönste Krippe habe. Denn wie jedes Jahr war dafür ein Preis ausgesetzt worden. Während man noch den Reichtum
der einen mit der Pracht der anderen Krippe verglich, kamen einige Kinder herbeigelaufen Aufgeregt riefen sie: "Kommt schnell mit zu
dem Kapellchen! Dort steht die schönste Krippe von allen. Wir haben sie mit unseren eigenen Augen gesehen!" Ach ... das vergessene
Kapellchen! Obgleich jeder wusste, dass der kleine Raum nur noch dem Vieh als Unterstand diente,wollte man den Kindern ihren
Wunsch erfüllen und begab sich mit ihnen auf den Weg. Vorsichtig öffnenen sie die Tür und verstummten vor dem lebenden
Krippenbild, das sich ihnen darbot. Prunk und Pracht der Kirchenkrippen waren vergessen. Denn die Menschen begriffen in diesem
Augenblick den tieferen Sinn der Weihnachtsbotschaft. Kinder legten ihr neues Spielzeug vor die Krippe. Frauen breiteten Mäntel über
das Kind und die Eltern. Ein kleines unbewohntes Haus wurde gefunden. Alle empfanden die Freude, in der Not helfen zu können. Als
die Nacht heraufzog, lag die Stadt wieder im Dunkel. Nur hinter den Fenstern des kleinen Hauses, bei den neuen Einwohnern, war noch
Licht!
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Das Christbäumchen - Wilhelm Curtmann


Die Bäume stritten einmal miteinander, wer von ihnen der vornehmste wäre. Da trat die Eiche vor und sagte: "Seht mich an! Ich bin hoch
und dick und habe viele Äste, und meine Zweige sind reich an Blättern und Früchten." "Früchte hast Du wohl", sagte der Pfirsichbaum;
"allein es sind nur Früchte für die Schweine; die Menschen mögen nichts davon wissen. Aber ich, ich liefere die rotbackigen Pfirsiche auf
die Tafel des Königs". "Das hilft nicht viel", sagte der Apfelbaum, "von deinen Pfirsichen werden nur wenige Leute satt. Auch dauern sie
nur wenige Wochen; dann werden sie faul, und niemand kann sie mehr brauchen. Da bin ich ein anderer Baum. Ich trage alle Jahre Körbe
voll Äpfel, die brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie auf eine vornehme Tafel gesetzt werden. Sie machen auch die Armen satt. Man
kann sie den ganzen Winter im Keller aufbewahren oder im Ofen dörren oder Most daraus keltern. Ich bin der nützlichste Baum!" "Das
bildest du dir nur ein" sagte die Fichte, "aber du irrst dich. Mit meinem Holz baut man die Häuser und heizt man die Öfen. Mich
schneidet man zu Brettern und macht Tische, Stühle, Schränke, ja sogar Schiffe daraus. Dazu bin ich im Winter nicht so kahl wie ihr: Ich
bin das ganze Jahr hindurch schön grün. Auch habe ich noch einen Vorzug. Wenn es Weihnachten wird, dann kommt das Christkindchen,
setzt mich in ein schönes Gärtchen und hängt goldene Nüsse und Äpfel an meine Zweige. Über mich freuen sich die Kinder am
allermeisten. Ist das nicht wahr?" Dem konnten die anderen Bäume nicht widersprechen.
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Die Legende vom vierten König


Ausser Caspar, Melchior und Balthasar war auch ein vierter König aus dem Morgenland aufgebrochen, um dem Stern zu folgen, der ihn
zu dem göttlichen Kind führen sollte. Dieser vierte König hieß Coredan. Drei wertvolle rote Edelsteine hatte er zu sich gesteckt und mit
den drei anderen Königen einen Treffpunkt vereinbart. Doch Coredans Reittier lahmte unterwegs. Er kam nur langsam voran, und als er
bei der hohen Palme eintraf, war er allein. Nur eine kurze Botschaft, in den Stamm des Baumes eingeritzt, sagte ihm, dass die anderen
drei ihn in Betlehem erwarten würden. Coredan ritt weiter, ganz in seinen Wunschträumen versunken. Plötzlich entdeckte er am Wegrand
ein Kind, bitterlich weinend und aus mehreren Wunden blutend. Voll Mitleid nahm er das Kind auf sein Pferd und ritt in das Dorf zurück,
durch das er zuletzt gekommen war. Er fand eine Frau, die das Kind in Pflege nahm. Aus seinem Gürtel nahm er einen Edelstein und
vermachte ihn dem Kind, damit sein Leben gesichert sei. Doch dann ritt er weiter, seinen Freunden nach. Er fragte die Menschen nach
dem Weg, denn den Stern hatte er verloren. Eines Tages erblickte er den Stern wieder, eilte ihm nach und wurde von ihm durch eine
Stadt geführt. Ein Leichenzug begegnete ihm. Hinter dem Sarg schritt eine verzweifelte Frau mit ihren Kindern. Coredan sah sofort, dass
nicht allein die Trauer um den Toten diesen Schmerz hervorrief. Der Mann und Vater wurde zu Grabe getragen. Die Familie war in
Schulden geraten, und vom Grabe weg sollten die Frau und die Kinder als Sklaven verkauft werden. Coredan nahm den zweiten Edelstein
aus seinem Gürtel, der eigentlich dem neugeborenen König zugedacht war. "Bezahlt, was ihr schuldig seid, kauft euch Haus und Hof und
Land, damit ihr eine Heimat habt !" Er wendete sein Pferd und wollte dem Stern entgegenreiten - doch dieser war erloschen. Sehnsucht
nach dem göttlichen Kind und tiefe Traurigkeit überfielen ihn. War er seiner Berufung untreu geworden? Würde er sein Ziel nie
erreichen? Eines Tages leuchtete ihm sein Stern wieder auf und führte ihn durch ein fremdes Land, in dem Krieg wütete. In einem Dorf
hatten Soldaten die Bauern zusammengetrieben, um sie grausam zu töten. Die Frauen schrieen und Kinder wimmerten. Grauen packte
den König Coredan, Zweifel stiegen in ihm auf. Er besaß nur noch einen Edelstein - sollte er denn mit leeren Händen vor dem König der
Menschen erscheinen? Doch dies Elend war so groß, daß er nicht lange zögerte, mit zitternden Händen seinen letzten Edelstein
hervorholte und damit die Männer vor dem Tode und das Dorf vor der Verwüstung loskaufte. Müde und traurig ritt Coredan weiter. Sein
Stern leuchtete nicht mehr. Jahrelang wanderte er. Zuletzt zu Fuß, da er auch sein Pferd verschenkt hatte. Schließlich bettelte er, half hier
einem Schwachen, pflegte dort Kranke; keine Not blieb ihm fremd. Und eines Tages kam er am Hafen einer großen Stadt gerade dazu,
als ein Vater seiner Familie entrissen und auf ein Sträflingsschiff, eine Galeere, verschleppt werden sollte. Coredan flehte um den armen
Menschen und bot sich dann selbst an, anstelle des Unglücklichen als Galeerensklave zu arbeiten. Sein Stolz bäumte sich auf, als er in
Ketten gelegt wurde. Jahre vergingen. Er vergaß, sie zu zählen. Grau war sein Haar, müde sein zerschundener Körper geworden. Doch
irgendwann leuchtete sein Stern wieder auf. Und was er nie zu hoffen gewagt hatte, geschah. Man schenkte ihm die Freiheit wieder; an
der Küste eines fremden Landes wurde er an Land gelassen. In dieser Nacht träumte er von seinem Stern, träumte von seiner Jugend, als
er aufgebrochen war, um den König aller Menschen zu finden. Eine Stimme rief ihn: "Eile, eile!" Sofort brach er auf, er kam an die Tore
einer großen Stadt. Aufgeregte Gruppen von Menschen zogen ihn mit, hinaus vor die Mauern. Angst schnürte ihm die Brust zusammen.
Einen Hügel schritt er hinauf, Oben ragten drei Kreuze. Coredans Stern, der ihn einst zu dem Kind führen sollte, blieb über dem Kreuz in
der Mitte stehen, leuchtete noch einmal auf und war dann erloschen. Ein Blitzstrahl warf den müden Greis zu Boden. "So muß ich also
sterben", flüsterte er in jäher Todesangst, "sterben, ohne dich gesehen zu haben? So bin ich umsonst durch die Städte und Dörfer
gewandert wie ein Pilger, um dich zu finden, Herr?" Seine Augen schlossen sich. Die Sinne schwanden ihm. Da aber traf ihn der Blick
des Menschen am Kreuz, ein unsagbarer Blick der Liebe und Güte. Vom Kreuz herab sprach die Stimme: "Coredan, du hast mich
getröstet, als ich jammerte, und gerettet, als ich in Lebensgefahr war; du hast mich gekleidet, als ich nackt war!" Ein Schrei durchbebte
die Luft - der Mann am Kreuz neigte das Haupt und starb. Coredan erkannte mit einemmal: Dieser Mensch ist der König der Welt. Ihn
habe ich gesucht in all den Jahren. - Er hatte ihn nicht vergebens gesucht, er hatte ihn doch gefunden.
nach einer alten russischen Legende
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Ein flandrischer Hirtenhund von Françoise Sagan


Monsieur Ximenestre hatte große Ähnlichkeit mit einer Zeichnung von Chaval: beleibt, stumpfsinnig im Ausdruck und im übrigen
sympathisch. Doch in diesen ersten Tagen des Monats Dezember trug er eine tiefbekümmerte Miene zur Schau, die in jedem, der ihm
begegnete und der ein Herz besaß, das wilde Verlangen erweckte, ihn anzusprechen. Schuld an diesem Kummer trug das bevorstehende
Weihnachtsfest, dem Monsieur Ximenestre, obwohl ein guter Christ, dieses Jahr mit Widerwillen entgegensah, denn er besaß nicht einen
Groschen mehr, um Madame Ximenestre, die sehr auf Geschenke aus war, seinen nichtsnutzigen Sohn Charles und seine ausgezeichnet
Kalypso tanzende Tochter Augusta zu bescheren. Nicht einen Groschen, genau das war seine Situation. Und von einer Gehaltserhöhung
oder Anleihe konnte nicht die Rede sein. Beides war ohne Wissen Madame Ximenestres und der Kinder schon in Anspruch genommen
worden, um dem neuen Laster dessen, der ihr Ernährer sein sollte, zu genügen - kurz, um die unselige Leidenschaft des Monsieur
Ximenestre zu stillen: das Spiel. Nicht etwa jenes banale Spiel, bei dem Gold über einen grünen Teppich rieselt, noch jenes, bei dem über
einen anderen grünen Teppich Pferde jagen, sondern ein Spiel, das - in Frankreich noch unbekannt - unglücklicherweise in einem Café
des Pariser XVII. Bezirks in Mode war, wo Monsieur Ximenestre jeden Abend am Heimweg einen roten Martini trank: das Spiel der
kleinen Pfeile, das mit einem Blasrohr und Tausendfrancnoten gespielt wurde. Sämtliche Stammgäste waren vollkommen närrisch damit,
bis auf einen, der aufhören mußte, weil er an Herzasthma litt. Ein Australier, den niemand in der Gegend kannte, hatte das aufregende
Spiel eingeführt. Es hatte sehr bald zur Bildung einer Art von Klub geführt, der in dem rückwärtigen Saal tagte, wo der spielbegeisterte
Wirt das kleine Billard geopfert hatte. Kurz gesagt, obgleich seine ersten Versuche sehr vielversprechend gewesen waren, hatte Monsieur
Ximenestre sich hier ruiniert. Was tun? Von wem sollte er noch Geld ausborgen, um die Handtasche, den Roller und den Plattenspieler zu
bezahlen, die, wie er aus einigen sehr unzweideutigen Andeutungen bei Tisch wußte, von ihm erwartet wurden? Die Tage vergingen, in
aller Augen begann die Vorfreude aufzuleuchten, und vom Himmel fiel munter der Schnee. Monsieur Ximenestre bekam eine gelbe Haut
und hoffte krank zu werden. Vergebens. Am Morgen des 24., als Monsieur Ximenestre das Haus verließ, folgten ihm drei Augenpaare
mit beifälligem Blick, denn die tägliche Hausdurchsuchung von Madame Ximenestre hatte noch nicht zur Entdeckung der erwarteten
kostbaren Pakete geführt. "Er läßt sich Zeit", dachte sie mit einiger Bitterkeit, aber ohne die geringste Unruhe. Auf der Straße wickelte
sich Monsieur Ximenestre seinen Schal dreimal um den Hals, und diese Geste führte ihm, sekundenlang, einen Ausweg vor Augen, den
er glücklicherweise rasch wieder von sich wies. Er ging weiter in seinem schleppenden, gutmütigen Bärentrott und landete auf einer
Bank, wo der Schnee ihn schnell in einen Eisberg verwandelte. Der Gedanke an die Pfeife, die Ledermappe und die rote, völlig
untragbare Krawatte, die ihn, wie er wußte, zu Hause erwarteten, machte das Maß des Jammers voll. Ein paar beschwingte Fußgänger,
blaurot vor Kälte und um jeden Finger Bindfäden von Paketen geschlungen, kurz, Familienväter, die dieses Namens würdig waren,
gingen an ihm vorüber. Eine Limousine blieb zwei Schritte von Monsieur Ximenestre entfernt stehen; ein Traumwesen mit zwei kleinen
Spitzen an der Leine stieg aus. Monsieur Ximenestre, sonst gewiß kein Verächter des schönen Geschlechts, betrachtete die Dame ohne
das geringste Interesse. Dann irrte sein Blick über die Hunde, und ein lebhaftes Leuchten trat plötzlich in seine Augen. Er befreite sich
von dem Schneeberg, der sich auf seinen Knien gesammelt hatte, und mit einem Ausruf, den der Schnee, der ihm vom Hut in Hals und
Augen stürzte, halb erstickte, richtete er sich behende auf. "Zum Pfandstall", rief er aus. Der Pfandstall war ein ziemlich trostloser Ort
voll trauriger oder aufgeregter Hunde, die Monsieur Ximenestre ein wenig erschreckten. Seine Wahl fiel schließlich auf ein Tier von
recht undefinierbarer Rasse und Farbe, das aber, wie man sagt, gute Augen hatte. Und Monsieur Ximenestre nahm an, daß unendlich
gütige Augen notwendig wären, um eine Tasche, einen Plattenspieler und einen Roller zu ersetzen. Er taufte seine Errungenschaft sofort
auf den Namen Médor, befestigte sie an einem Strick und betrat die Straße. Médors Freude verschaffte sich umgehend in einer wilden
Raserei Ausdruck und übertrug sich sehr gegen seinen Willen auf Monsieur Ximenestre, den so viel tierische Lebenskraft einfach
überrumpelte. Er wurde ein paar hundert Meter weit in starkem Trab mit fortgezogen (die Bezeichnung "galoppieren" konnte man schon
seit langer Zeit nicht mehr auf Monsieur Ximenestre anwenden) und landete schließlich bei einem Passanten, der etwas über "diese
abscheulichen Viecher" vor sich hin brummte. Wie ein Wasserskifahrer überlegte Monsieur Ximenestre, ob er nicht lieber den Strick
loslassen und nach Hause gehen sollte. Aber Médor sprang bellend und begeistert an ihm hoch, sein gelbliches, schmutziges Fell war voll
von Schnee, und einen Augenblick lang dachte Monsieur Ximenestre, daß ihn schon lange Zeit niemand mehr so angeblickt hatte. Sein
Herz schmolz. Er senkte seine blauen Augen in die kastanienbraunen Médors, und sie erlebten einen Augenblick unaussprechlicher Süße.
Médor kam als erster wieder zu sich. Er setzte sich wieder in Bewegung, und das Rennen nahm seinen Fortgang. Monsieur Ximenestre
dachte vage an den blutarmen Dackel, den er neben Médor gesehen, aber überhaupt nicht beachtet hatte, da er der Ansicht war, daß ein
Hund kräftig sein müßte. Im Moment flog er buchstäblich seinem Haus entgegen. Sie machten nur eine Minute bei einem Café halt, wo
Monsieur Ximenestre drei Glas Grog und Médor drei Stück Zucker zu sich nahm. Letztere waren eine Spende der mitfühlenden Wirtin:
"Und bei dem Wetter, das arme Vieh, nicht einmal einen kleinen Mantel hat es!" Monsieur Ximenestre, am Ende seiner Kräfte,
antwortete nicht. Der Zucker wirkte belebend auf Médor, doch was an der Tür der Ximenestres läutete, war nur noch ein Gespenst.
Madame Ximenestre öffnete, Médor stürzte vor und Monsieur Ximenestre, schluchzend vor Erschöpfung, fiel in die Arme seiner Frau.
"Aber, was ist denn das?" Wie ein Schrei quoll es aus Madame Ximenestres Brust. "Das ist Médor", sagte Monsieur Ximenestre, und in
einer letzten verzweifelten Anstrengung fügte er hinzu: "Frohe Weihnachten, meine Liebe!" "Frohe Weihnachten? Frohe Weihnachten?"
kam es halb erstickt von Madame Ximenestre, "was willst du damit sagen?" "Wir haben doch heute den 24.? Nicht wahr?" rief Monsieur
Ximenestre, der in der Wärme der Geborgenheit wieder zu sich kam. "Und zu Weihnachten schenke ich dir, schenke ich euch",
verbesserte er sich, denn seine Kinder kamen mit weitaufgerissenen Augen aus der Küche, schenke ich euch Médor. Hier!" Und mit
entschlossenem Schritt begab er sich in sein Zimmer. Doch dort sank er sogleich aufs Bett und ergriff seine Pfeife, eine Pfeife aus den
Kriegsjahren 1914 - 1918 von der er zu sagen pflegte, "die hat schon allerhand erlebt". Mit zitternden Händen stopfte er sie, zündete sie
an, steckte seine Beine unter die Steppdecke und erwartete den Angriff. Und kurz darauf trat auch sehr bleich - furchterregend bleich,
dachte Monsieur Ximenestre bei sich - Madame Ximenestre in sein Zimmer. Monsieur Ximenestres erster Reflex war der eines Soldaten
im Schützengraben: Er versuchte sich völlig unter seiner Steppdecke zu verkriechen. Es war nichts mehr von ihm zu sehen als eine seiner
spärlichen Haarlocken und der Rauch seiner Pfeife. Aber das genügte dem Zorne von Madame Ximenestre: "Kannst du mir sagen, was
das für ein Hund ist?" "Er ist eine Art flandrischer Hirtenhund, glaube ich", entgegnete schwach die Stimme von Monsieur Ximenestre.
"Eine Art flandrischer Hirtenhund?" Madame Ximenestres Stimme wurde noch einen Ton schriller. "Und weißt du, was dein Sohn zu
Weihnachten erwartet? Und deine Tochter? Ich, ich zähle nicht, das weiß ich... Aber sie! Und du bringst ihnen dieses abscheuliche Tier
mit!" Médor kam gerade rechtzeitig herein. Er sprang auf Monsieur Ximenestres Bett, legte sich neben ihn und bettete sein Haupt auf
dem seines Herrn. Tränen der Zärtlichkeit, die glücklicherweise unter der Steppdecke verborgen blieben, traten seinem Freund in die
Augen. "Das ist zuviel", sagte Madame Ximenestre, "wahrscheinlich weißt du nicht einmal, ob der Hund nicht tollwütig ist!" "In
welchem Falle ihr zu zweit wäret", erwiderte Monsieur Ximenestre kalt. Diese abscheuliche Antwort bewirkte Madame Ximenestres
Abgang. Médor schleckte seinen Herrn ab und schlief ein. Um Mitternacht brachen Monsieur Ximenestres Ehefrau und Kinder, ohne ihm
ein Wort zu sagen, zur Mitternachtsmesse auf. Ein leichtes Unbehagen überkam ihn, und um dreiviertel eins beschloß er, Médor für fünf
Minuten hinauszuführen. Er band sein dickes Halstuch um und wandte sich mit langsamen Schritten der Kirche zu; Médor schnüffelte an
jeder Haustür. Die Kirche war überfüllt, Monsieur Ximenestre versuchte die Tür aufzudrücken - vergeblich. So blieb er denn, das
Halstuch bis unter die Augen hinaufgeschoben, vor dem Kirchentor im Schnee stehen, und aus dem Inneren klangen die Gesänge der
guten Christen an sein Ohr. Médor zerrte derart an seinem Strick, daß sich Monsieur Ximenestre schließlich niedersetzte und den Strick
an seinem Fuß befestigte. Kälte und Aufregung hatten den ohnedies nicht sehr beweglichen Geist Monsieur Ximenestres nach und nach
erstarren lassen, so daß er nicht mehr wußte, was er tat. Außerdem wurde er von der Flut der ausgehungerten Gläubigen überrascht, die
sich sehr überstürzt aus der Kirche ergoß. Er hatte nicht mehr die Zeit aufzustehen und den Strick zu lösen - schon hörte man eine junge
Stimme ausrufen: "Oh, der hübsche Hund! Oh, der arme Mann!... Warte, Jean Claude." Und ein Hundertfrancstück fiel auf die Knie des
halbbetäubten Monsieur Ximenestre. Stammelnd stand er auf, und der mit Jean Claude Bezeichnete gab ihm, gerührt, noch ein Geldstück
und den Rat, angenehme Weihnachten zu verbringen. "Aber", stammelte Monsieur Ximenestre, "aber, ich bitte Sie . . ." Jeder weiß, wie
ungeheuer ansteckend Wohltätigkeit sein kann. Alle, oder fast alle Gläubigen, die durch das rechte Kirchenschiff herauskamen,
entrichteten Monsieur Ximenestre und Médor ihren Obolus. Halb betäubt und ganz mit Schnee bedeckt, versuchte Monsieur Ximenestre
vergebens, sie davon abzuhalten. Madame Ximenestre und ihre Kinder hatten die Kirche durch das linke Schiff verlassen und waren nach
Hause gegangen. Bald daraufkam Monsieur Ximenestre, entschuldigte sich für seinen Scherz vom Nachmittag und gab jedem von ihnen
die entsprechende Summe für sein Geschenk. Das Weihnachtsessen verlief sehr vergnügt. Dann legte sich Monsieur Ximenestre neben
Médor, der mit Truthahn vollgestopft war, zu Bett, und sie schliefen beide den Schlaf der Gerechten.
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Die Weihnachtsfabel der Tiere


Die Tiere diskutierten einst über Weihnachten... Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. "Na klar, Gänsebraten", sagte
der Fuchs. "Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?" "Schnee", sagte der Eisbär. "Viel Schnee." Und er schwärmte verzückt von der
weißen Weihnacht. Das Reh sagte "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern." "Aber nicht so viele
Kerzen", heulte die Eule. "Schoen schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache." "Aber mein neues Kleid muss
man sehen", sagte der Pfau. "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten." "Und Schmuck!" krächzte die Elster.
"Jede Weihnachten bekomme ich was: einen Ring, ein Armband. Oder eine Brosche oder eine Kette. Das ist für mich das Allerschönste
an Weihnachten." "Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen", brummte der Bär, "das ist doch die Hauptsache. Wenn es den nicht gibt
und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten." "Mach's wie ich:" sagte der Dachs, "pennen, pennen, pennen. Das ist das
Wahre. Weihnachten heißt für mich: Mal richtig pennen." "Und saufen", ergänzte der Ochse. "Mal richtig einen saufen - und dann
pennen." Aber da schrie er "aua", denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt. "Du Ochse du, denkst du denn nicht an das
Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte "Das Kind. Jaja, das Kind - das ist doch die Hauptsache. Übrigens", fragte er
dann den Esel, "wissen das eigentlich die Menschen?"
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Zwölfe mit der Post*


Es war eine schneidende Kälte, sternenheller Himmel, kein Lüftchen regte sich. 'Bums!' Da wurde ein alter Topf an die Haustüre des
Nachbars geworfen. 'Puff, paff!' Dort knallte die Büchse; man begrüßte das neue Jahr. Es war Neujahrsnacht! Jetzt schlug die Turmuhr
zwölf! 'Trateratra!' Die Post kam angefahren. Der große Postwagen hielt vor dem Stadttore an. Er brachte zwölf Personen mit, alle Plätze
waren besetzt. "Hurra! Hurra! Hoch!" sangen die Leute in den Häusern der Stadt, wo die Neujahrsnacht gefeiert wurde und man sich
beim zwölften Schlage mit dem gefüllten Glase erhob, um das neue Jahr leben zu lassen. "Prost Neujahr!" hieß es, "ein schönes Weib!
Viel Geld! Keinen Ärger und Verdruß!" Das wünschte man sich gegenseitig, und darauf stieß man mit den Gläsern an, daß es klang und
sang - und vor dem Stadttore hielt der Postwagen mit den fremden Gästen, den zwölf Reisenden. Und wer waren diese Fremden? Jeder
von ihnen führte seinen Reisepaß und sein Gepäck bei sich; ja, sie brachten sogar Geschenke für mich und dich und alle Menschen des
Städtchens mit. Wer waren sie, was wollten sie, und was brachten sie? "Guten Morgen!" riefen sie der Schildwache am Eingange des
Stadttores zu. "Guten Morgen!" antwortete diese, denn die Uhr hatte ja zwölf geschlagen. "Ihr Name? Ihr Stand?" fragte die Schildwache
den von ihnen, der zuerst aus dem Wagen stieg. "Sehen Sie selbst im Passe nach", antwortete der Mann. "Ich bin ich!" Und es war auch
ein ganzer Kerl, angetan mit Bärenpelz und Pelzstiefeln. "Ich bin der Mann, in den sehr viele Leute ihre Hoffnung setzen. Komm morgen
zu mir; ich gebe dir ein Neujahrsgeschenk! Ich werfe Groschen und Taler unter die Leute, ja ich gebe auch Bälle, volle einunddreißig
Bälle, mehr Nächte kann ich aber nicht daraufgehen lassen. Meine Schiffe sind eingefroren, aber in meinem Arbeitsraum ist es warm und
gemütlich. Ich bin Kaufmann, heiße Januar und führe nur Rechnungen bei mir." Nun stieg der zweite aus, der war ein Bruder Lustig; er
war Schauspieldirektor, Direktor der Maskenbälle und aller Vergnügungen, die man sich nur denken kann. Sein Gepäck bestand aus einer
großen Tonne. "Aus der Tonne", sagte er, "wollen wir zur Fastnachtszeit die Katze herausjagen. Ich werde euch schon Vergnügen
bereiten und mir auch; alle Tage lustig! Ich habe nicht gerade lange zu leben; von der ganzen Familie die kürzeste Zeit; ich werde
nämlich nur achtundzwanzig Tage alt. Bisweilen schalten sie mir zwar auch noch einen Tag ein - aber das kümmert mich wenig, hurra!"
"Sie dürfen nicht so schreien!" sagte die Schildwache. "Ei was, freilich darf ich schreien", rief der Mann, "ich bin Prinz Karneval und
reise unter dem Namen Februarius." Jetzt stieg der dritte aus; er sah wie das leibhaftige Fasten aus, aber er trug die Nase hoch, denn er
war verwandt mit den 'vierzig Rittern' und war Wetterprophet. Allein das ist kein fettes Amt, und deshalb pries er auch das Fasten. In
einem Knopfloche trug er auch ein Sträußchen Veilchen, auch diese waren sehr klein. "März! März!" rief der vierte ihm nach und schlug
ihn auf die Schulter; "riechst du nichts? Geschwind in die Wachstube hinein, dort trinken sie Punsch, deinen Leib- und Labetrunk; ich
rieche es schon hier außen. Marsch, Herr Martius!" Aber es war nicht wahr, der wollte ihn nur den Einfluß seines Namens fühlen lassen,
ihn in den April schicken; denn damit begann der vierte seinen Lebenslauf in der Stadt. Er sah überhaupt sehr flott aus; arbeiten tat er nur
sehr wenig; desto mehr aber machte er Feiertage. "Wenn es nur etwas beständiger in der Welt wäre", sagte er; "aber bald ist man gut, bald
schlecht gelaunt, je nach Verhältnissen; bald Regen, bald Sonnenschein; ein- und ausziehen! Ich bin auch so eine Art
Wohnungsvermietunternehmer, ich kann lachen und weinen, je nach Umständen! Im Koffer hier habe ich Sommergarderobe, aber es
würde sehr töricht sein, sie anzuziehen. Hier bin ich nun! Sonntags geh' ich in Schuhen und weißseidenen Strümpfen und mit Muff
spazieren." Nach ihm stieg eine Dame aus dem Wagen. Fräulein Mai nannte sie sich. Sie trug einen Sommermantel und Überschuhe, ein
lindenblattartiges Kleid, Anemonen im Haare, und dazu duftete sie dermaßen nach Waldmeister, daß die Schildwache niesen mußte. "Zur
Gesundheit und Gottes Segen!" sagte sie, das war ihr Gruß. Wie sie niedlich war! Und Sängerin war sie, nicht Theatersängerin, auch
nicht Bänkelsängerin, nein, Sängerin des Waldes; den frischen, grünen Wald durchstreifte sie und sang dort zu ihrem eigenen Vergnügen.
"Jetzt kommt die junge Frau!" riefen die drinnen im Wagen, und aus stieg die junge Frau, fein, stolz und niedlich. Man sah es ihr an, daß
sie, Frau Juni, von faulen Siebenschläfern bedient zu werden gewohnt war. Am längsten Tage des Jahres gab sie große Gesellschaft,
damit die Gäste Zeit haben möchten, die vielen Gerichte der Tafel zu verzehren. Sie hatte zwar ihren eigenen Wagen; allein sie reiste
dennoch mit der Post wie die andern, weil sie zeigen wollte, daß sie nicht hochmütig sei. Aber ohne Begleitung war sie nicht; ihr jüngerer
Bruder Julius war bei ihr. Er war ein wohlgenährter Bursche, sommerlich angekleidet und mit Panamahut. Er führte nur wenig Gepäck
bei sich, weil dies bei großer Hitze zu beschwerlich sei; deshalb hatte er sich nur mit einer Schwimmhose versehen, und dies ist nicht
viel. Darauf kam die Mutter selbst, Madame August, Obsthändlerin en gros, Besitzerin einer Menge Fischteiche, sie war dick und heiß,
faßte selbst überall an, trug eigenhändig den Arbeitern Bier auf das Feld hinaus. "Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot
essen!" sagte sie, "das steht in der Bibel. Hinterdrein kommen die Spazierfahrten, Tanz und Spiel und die Erntefeste!" Sie war eine
tüchtige Hausfrau. Nach ihr stieg wieder ein Mann aus der Kutsche, ein Maler, Herr Koloriermeister September; der mußte den Wald
bekommen; die Blätter mußten Farbe wechseln, aber wie schön; wenn er es wollte, schillerte der Wald bald in Rot, Gelb oder Braun. Der
Meister pfiff wie der schwarze Star, war ein flinker Arbeiter und wand die blaugrüne Hopfenranke um seinen Bierkrug. Das putzte den
Krug, und für Ausputz hatte er gerade Sinn. Da stand er nun mit seinem Farbentopfe, der war sein ganzes Gepäck! Ihm folgte der
Gutsbesitzer, der an den Saatmonat, an das Pflügen und Beackern des Bodens, auch an die Jagdvergnügungen dachte; Herr Oktober
führte Hund und Büchse mit sich, hatte Nüsse in seiner Jagdtasche - 'knick, knack!' Er hatte viel Reisegut bei sich, sogar einen englischen
Pflug; er sprach von der Landwirtschaft; aber vor lauter Husten und Stöhnen seines Nachbars vernahm man nicht viel davon. - Der
November war es, der so hustete, während er ausstieg. Er war sehr mit Schnupfen behaftet; er putzte sich fortwährend die Nase, und
doch, sagte er, müsse er die Dienstmädchen begleiten und sie in ihre neuen Winterdienste einführen; die Erkältung, meinte er, verliere
sich schon wieder, wenn er ans Holzmachen ginge, und Holz müsse er sägen und spalten; denn er sei Sägemeister der Holzmacherinnung.
Endlich kam der letzte Reisende zum Vorschein, das alte Mütterchen Dezember mit der Feuerkiepe; die Alte fror, aber ihre Augen
strahlten wie zwei helle Sterne. Sie trug einen Blumentopf auf dem Arme, in dem ein kleiner Tannenbaum eingepflanzt war. "Den Baum
will ich hegen und pflegen, damit er gedeihe und groß werde bis zum Weihnachtsabend, vom Fußboden bis an die Decke reiche und
emporschieße mit flammenden Lichtern, goldenen Äpfeln und ausgeschnittenen Figürchen. Die Feuerkiepe wärmt wie ein Ofen; ich hole
das Märchenbuch aus der Tasche und lese laut aus ihm vor, daß alle Kinder im Zimmer still, die Figürchen an dem Baume aber lebendig
werden und der kleine Engel von Wachs auf der äußersten Spitze die Flittergoldflügel ausbreitet, herabfliegt vom grünen Sitze und klein
und groß im Zimmer küßt, ja, auch die armen Kinder küßt, die draußen auf dem Flure und auf der Straße stehen und das Weihnachtslied
von dem Bethlehemsgestirne singen." "So! Jetzt kann die Kutsche abfahren", sagte die Schildwache, "wir haben sie alle zwölf. Der
Beiwagen mag vorfahren!" "Laß doch erst die zwölf zu mir herein!" sprach der Wachhabende, "einen nach dem andern! Die Pässe
behalte ich hier; sie gelten jeder einen Monat; wenn der verstrichen ist, werde ich das Verhalten auf dem Passe bescheinigen. Herr Januar,
belieben Sie näher zu treten." Und Herr Januar trat näher. Wenn ein Jahr verstrichen ist, werde ich dir sagen, was die zwölf uns allen
gebracht haben. Jetzt weiß ich es noch nicht, und sie wissen es wohl selbst nicht - denn es ist eine seltsam unruhige Zeit, in der wir leben.
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Die Fabel vom Fuchs


Eines Tages traf sich eine große Gruppe von Füchsen im Wald. Sie wollten einen Wettbewerb veranstalten. Es sollte aber etwas
Besonderes sein. Man beratschlagte lange. Und so kamen die Füchse zu dem Entschluß, daß sie auf einen hohen Baum klettern wollten.
Wer die Spitze als erster erreichte, sollte der Sieger sein. Viele in der Gruppe murrten, denn schließlich ist der Fuchs kein Baumtier und
die meisten waren der Überzeugung, es wäre schier unmöglich, überhaupt auf den Baum zu klettern, geschweige denn, an die Spitze zu
kommen. Aber sie wurden überstimmt. Denn schließlich wollte man ja eine Aufgabe lösen, die nicht so einfach zu erledigen wäre. Also
machte man sich an die Arbeit. Die Teilnehmer des Wettstreites traten an und wollten das Unmögliche wagen. Die Zuschauer bedauerten
sie sehr und waren der festen Überzeugung, daß schon die ersten Versuche scheitern müßten. Aber zu aller Erstaunen erklomm die ganze
Wettbewerbsgruppe erst einmal den Stamm. Danach war es etwas einfacher, denn die Füchse konnten sich an den Zweigen
festklammern. Jedoch beängstigte die große Höhe. Alleine beim Herunterschauen wurde den meisten angst und bange. Immer wieder
wisperten sie: ?Das schaffen wir nie!? Und so geschah es, daß ein Fuchs nach dem anderen mühsam wieder den Stamm herunterrutschte.
Nur ein einziger von ihnen stieg unbeirrt immer weiter hoch. Auch dann noch, als nur er noch ganz alleine auf dem Baum war. Seine
Genossen riefen ihm zu: ?Komm zurück! Du wirst herunterfallen. Du bist doch ohnehin schon der Beste.? Aber der Fuchs hörte nicht auf
sie, bis er die Spitze erklommen hatte. Hoch oben winkte er seinen Kollegen freudestrahlend zu. Dann erst begann er langsam den
Abstieg, bis er wieder heil unten angekommen war. Auf dem Boden erwarteten ihn die anderen Füchse und fragten, weshalb er nicht auf
sie gehört hatte und statt dessen immer weitergegangen war. Sie erhielten keine Antwort. Da erst merkten sie, daß der Sieger taub war. Er
hatte die Warnungen gar nicht gehört. Nicht die Unkrufe und auch nicht das angstvolle Aufgeben seiner Freunde. Vielmehr war er
siegesgewiß immer weiter gestiegen. Er selbst hatte an sich geglaubt. Das hat ihn zum Sieger werden lassen.
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Der rote Schnee


Eine Frau sitzt alleine an einem Fenster. Das Fenster gehört zu einer einsamen Berghütte. Nur wenige Feriengäste hatten dort Platz. Sie
schaut raus und sieht eine wunderschöne, friedliche Winterwelt. Aber der Schnee den sie sieht ist schwarz. Die meisten Menschen sehen
weissen Schnee. Das sind Menschen die durch Ihr Leben gehen, ohne grosse Pausen um das kleine Glück zu sehen. Sie laufen dem
grossen Glück hinterher. Sie sind schon oft glücklich, aber immer auf der Suche, immer auf der Jagd. Sie finden keine Ruhe. Dann gibt es
Menschen, die (wie diese Frau) schwarzen Schnee sehen. Die Frau heisst Billi. Billi sieht schwarzen Schnee, weil viel schlimmes in
ihrem Leben passiert ist. Billi’s Schnee war lange weiss. Langsam wurde er immer grauer, immer dunkler. Bis er tiefschwarz war. Billi
macht die Augen zu, eine Träne rinnt über ihr Gesicht. Langsam tragen Ihre Gedanken sie fort. An einen vergangenen Ort. Sie hört sich
lachen. Sie hört ihn lachen. Sie fühlt die Liebe, den Respekt. Sie sieht ihn wie er in der Küche steht und kocht. Eine Strähne seines Haares
fällt ihm immer ins Gesicht. Sie sieht sich wie sie ihm die Strähne aus dem Gesicht streicht. Wie sie sich küssen und dann einfach
festhalten. Sie fühlt die Harmonie. Beide wissen das sie zusammen gehören. Das Band zwischen ihnen ist stark. Unverwüstlich. Für Billi
ist das nicht selbstverständlich. Lange hatte sie Angst. Angst vor Nähe, Angst vor Berührung. Bis sie Florian kennenlernte. Bis sie
Florian lieben lernte. Und er sie. Am Anfang verletzte sie ihn oft mit ihren Worten, mit ihrem Handeln. Oft wollte sie allein sein, oft
stiess sie ihn von sich. Florian liess sich nicht davonjagen. Er blieb. Er hatte eine unglaubliche Geduld. Er hielt sie wenn sie es brauchte.
Er liess sie los wenn ihr Nähe weh tat. Billi bestimmte das Tempo. Und Florian gewann nach und nach immer mehr von ihrem vertrauen.
Irgendwann fühlte sich Nähe sogar schön an. Immer seltener stiess sie ihn von sich. Die Angst ging und kam nur selten wieder hervor.
Durch die Liebe und das Vertrauen verblassten die Erinnerungen an früher. An die Nächte voller Angst. Die Tage voller Verzweiflung.
Alles Vergangenheit. Den ersten Urlaub verbrachten sie in den Bergen. Im Winter. Nachts kamen sie an der Berghütte an, die sie für 2
Wochen bewohnten. Als sie morgens aufwachten und Arm in Arm aus dem Fenster schauten sahen sie die gleiche wunderschöne,
friedliche Winterwelt die Billi jetzt auch vor sich hat. Nur der Schnee, der Schnee war rot! Nur wenige Menschen sehen in ihrem leben
roten Schnee. Florian und Billi sahen ihn. Roten Schnee sieht man nur wenn man tief in sich ruht. Wenn man liebt, wirklich liebt. Wenn
man Achtung und Respekt bekommt und verschenkt. Wenn man keinem grossen Glück nachjagt, sondern durch ein kleines Glück sein
grosses Glück gefunden hat. Menschen die roten Schnee sehen sind mit ihrem Leben völlig zufrieden. Auch sie kennen Probleme, die sie
aber schnell lösen können, die sie nicht allein lösen müssen. Für Billi und Florian war der Schnee immer rot. Noch oft verbrachten sie
ihren Urlaub zusammen in dieser Hütte. Einige Jahre vergingen. Billi und Florian stritten sich selten, wenn dann war die Versöhnung
immer ein kleines Fest. Sie waren noch immer so glücklich wie am Anfang, gehörten einfach zusammen. Eines Tages musste Florian für
2 Tage in eine ca. 100 km entfernte grössere Stadt fahren um Verhandlungen für seine Firma zu führen. Florian und Billi verabschiedeten
sich an diesem Morgen mit einem langen Kuss. Als Florian schon aus dem Haus war flüsterte Billi leise ein "Ich liebe Dich" durchs
Fenster. Sie wusste nicht das es ihr letzter Kuss gewesen war. 2h später standen 2 Polizisten vor der Tür und sagten Ihr das Florian bei
einem Autounfall ums leben gekommen ist. Ein betrunkener Mann hatte ihm die Vorfahrt genommen. Als Billi wieder aufwachte lag sie
in ihrem Bett, an ihrer Seite ihre Mutter. Das ist 3 Jahre her. Billi hat das lachen verlernt und kann Florian nicht vergessen. Es tut noch
immer so weh. Sie sieht ihn noch immer vor sich als wäre es ein paar Stunden her das er sie küsste und dann aus dem Haus ging und
losfuhr. Eine weitere Träne rinnt Billi über das Gesicht. Durch eine fremde Stimme wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie weiss nicht
was diese Stimme gesagt hat. Als sie hochschaut sieht sie einen jungen Mann vor sich stehen. "Kann ich Ihnen helfen?" Billi denkt das
Ihr keiner helfen kann. Aber der junge Mann sieht so lieb und auch ein wenig hilflos aus. Gegen ihren Willen fängt sie plötzlich an zu
weinen. Erschrocken setzt sich der junge Mann neben sie und legt leicht eine Hand auf ihre Schulter. Als Billi sich wieder beruhigt hat
fangen die beiden ein Gespräch an. Sie erfährt das er Joshua heisst und noch einiges mehr. Einige Male lacht sie sogar. Ein ehrliches
Lachen. Als sie Stunden später kurz nach draussen schaut ist der Schnee plötzlich grau. Hellgrau sogar. Sie verabreden sich für den
nächsten Tag und gehen dann schlafen. Mit einem lächeln auf den Lippen schläft Billi ein. Und vielleicht, ja vielleicht fällt morgen roter
Schnee, ...
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Irgendwie anders
Auf einem hohen Berg, wo der Wind pfiff, lebte ganz allein und ohne einen einzigen Freund. Irgendwie Anders. Er wusste, dass er
irgendwie anders war, denn alle fanden das. Wenn er sich zu ihnen setzen wollte. Oder mit ihnen spazieren gehen. Oder mit ihnen spielen
wollte, dann sagten sie immer: "Tut uns leid, du bist nicht wie wir. Du bist irgendwie anders. Du gehörst nicht dazu." Irgendwie Anders
tat alles, um wie die anderen zu sein. Er lächelte wie sie und sagte "hallo". Er malte Bilder. Er spielte, was sie spielten (wenn er durfte).
Er brachte sein Mittagessen auch in einer Papiertüte mit. Aber es half nichts. Er sah nicht so aus wie die anderen und er sprach nicht wie
sie. Er malte nicht so wie sie. Und er spielte nicht so wie sie. Und was er für komische Sachen aß! "Du gehörst nicht hierher", sagten alle.
"Du bist nicht wie wir, du bist irgendwie anders!" Irgendwie Anders ging traurig nach Hause. Er wollte gerade schlafen gehen, da klopfte
es an der Tür. Draußen stand jemand - oder etwas. "Hallo!" sagte es. "Nett, dich kennen zu lernen. Darf ich bitte reinkommen?" "Wie
bitte?", sagte Irgendwie Anders. "Guten Tag!", sagte das Etwas und hielt ihm die Pfote hin - das heißt, eigentlich sah sie mehr wie eine
Flosse aus. Irgendwie Anders starrte auf die Pfote. "Du hast dich wohl in der Tür geirrt", sagte er. Das Etwas schüttelte den Kopf.
"Überhaupt nicht, hier gefällt's mir. Siehst du..." Und ehe Irgendwie Anders auch nur bis drei zählen konnte, war es schon im
Zimmer... ... und setzte sich auf die Papiertüte. "Kenn ich dich?", fragte Irgendwie Anders verwirrt. "Ob du mich kennst?", fragte das
Etwas und lachte. "Natürlich! Guck mich doch mal ganz genau an, na los doch!" Und Irgendwie Anders guckte. Er lief um das Etwas
herum, guckte vorn, guckte hinten. Und weil er nicht wußte, was er sagen sollte, sagte er nichts. "Verstehst du denn nicht!", rief das
Etwas. "Ich bin genau wie du! Du bist irgendwie anders - und ich auch." Und es streckte wieder seine Pfote aus und lächelte. Irgendwie
anders war so verblüfft, dass er weder lächelte noch die Pfote schüttelte. "Wie bin ich?" sagte er. "Du bist doch nicht wie ich! Du bist
überhaupt nicht wie irgendwas, das ich kenne. Tut mir leid, aber jedenfalls bist du nicht genauso irgendwie anders wie ich!" Und er ging
zur Tür und öffnete sie. "Gute Nacht!" Das Etwas ließ langsam die Pfote sinken. "Oh!", machte es und sah sehr klein und sehr traurig aus.
Es erinnerte Irgendwie Anders an irgendwas, aber er wusste einfach nicht, woran. Das Etwas war gerade gegangen, da fiel es ihm
plötzlich ein. "Warte!", rief Irgendwie Anders. "Geh nicht weg!" Er rannte hinterher, so schnell er konnte. Als er das Etwas eingeholt
hatte, griff er nach seiner Pfote und hielt sie ganz, ganz fest. "Du bist nicht wie ich, aber das ist mir egal. Wenn du Lust hast, kannst du
bei mir bleiben." Und das Etwas hatte Lust. Seitdem hatte Irgendwie Anders einen Freund. Sie lächelten und sagten "hallo". Sie malten
zusammen Bilder. Sie spielten das Lieblingsspiel des anderen - jedenfalls probierten sie es... Sie aßen zusammen. Sie waren verschieden,
aber sie vertrugen sich. Und wenn einmal jemand an die Tür klopfte, der wirklich sehr merkwürdig aussah, dann sagten sie nicht "Du bist
nicht wie wir" oder "Du gehörst nicht dazu". Sie rückten einfach ein bisschen zusammen. (Kathryn Cave)
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Gibt es Gott?
Gott gibt es doch gar nicht”, sagte der Fuchs, “das ist doch alles Unsinn! Das weiß doch eigentlich jeder, dass es ihn nicht gibt, oder hast
du ihn etwa schon einmal gesehen? Und all die Katastrophen und Krankheiten…. und überhaupt, wo sollte er denn sein? Sicher gibt es
einige schwache und kümmerliche Wesen, die brauchen etwas Großes und Starkes, an das sie glauben können. Da haben sie sich Gott
ausgedacht, reine Einbildung, aber unser einer, na hör mal…!!” Sprach´s und ließ den armen Hasen etwas verwirrt zurück. Ob er recht
hat, dachte der traurig, oder nur so tut? Habe ich mir Gott wirklich nur eingebildet, ihn für mich erfunden? Ich habe doch mit ihm
gesprochen, als ich noch klein war, und manchmal habe ich ihn neben mir gespürt. Ich werde der Sache auf den Grund gehen und zum
Uhu gehen, der ist schließlich das weiseste Tier im Wald und wird mir sicher weiterhelfen können. Sogleich machte er sich auf den Weg
und traf den alten Uhu auf seinem Lieblingsbaum an. Da er sehr aufgeregt war, legte er sofort los: “Herr Uhu”, begann er, ” ich habe eine
wichtige Frage. Bitte sagt mir: gibt es Gott?” Der Uhu öffnete ein Auge und antwortete dann: “Was für eine törichte Frage, kleiner Hase,
natürlich gibt es ihn!” “Aber, sagt, woher weiß man, dass…” ,wollte der Hase gerade einwenden, als ihm der Uhu zuvorkam: “Schau dich
an, schau mich an, wären wir jetzt hier, wenn es keinen Schöpfer gäbe? Aber sag´, wie kommst du nur auf eine so dumme Frage?” “Der
Fuchs”, antwortete das Häschen, “der schlaue Fuchs sagte mir, Gott sei nur Einbildung!” “Ach so, der Fuchs!”, spottete der Uhu und
öffnete ausnahmsweise einmal beide Augen. “Der ist eben gar nicht so schlau, wie er immer tut, der hat nur Angst, dass er in seinem
Leben etwas ändern müsste, weil es Gott gibt, deswegen erzählt er solch einen Unsinn!” Dann schloss er seine Augen wieder und wollte
weiterschlafen. Als der kleine Hase das sah, beeilte er sich, noch schnell eine letzte aber doch so wichtige Frage zu stellen: “Bitte, lieber
Uhu, bitte sag mir noch, wo Gott ist, und kann man ihn nicht irgendwie beweisen?” “Das ist sehr leicht”, gähnte der Uhu, “hattest du
schon einmal jemanden lieb?” “Gewiss”, stammelte das Häschen verwirrt, “meinen Vater, meine Mutter, meine 18 Brüder und
Schwestern und..”, hier stockte es ein wenig und errötete, “das kleine Hasenmädchen aus dem Nachbarbau!” Der Uhu blinzelte ihn ein
letztes Mal mitleidig an und sagte dann endlich:” Also, Häschen, dann zeige mir doch mal deine Liebe, hole sie heraus, damit ich an sie
glauben kann!” Ganz erstaunt erwiderte der kleine Hase: “Das geht doch nicht, Herr Uhu, die kann man doch nicht herausholen, die ist
doch ganz tief da drinnen!” und er zeigte auf sein Herz. “Eben!”, sagte der Uhu, “Gott auch!” “Wieso?” fragte der Hase. “Gott ist Liebe”
brummte der Uhu und schlief ein.
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Das Monument
Gott, bevor er seine Kinder zur Erde sandte, gab jedem von ihnen ein sehr sorgfältig ausgewähltes Paket von Problemen. Diese, versprach
er lächelnd, gehören alleine dir. Kein anderer wird die Segnungen haben, die diese Probleme dir bringen werden. Und nur du hast die
speziellen Talente und Fähigkeiten, die nötig sein werden, um diese Probleme zu deinen Dienern werden zu lassen. Nun geh hinab zu
deiner Geburt und zu deiner Vergesslichkeit. Wisse, dass ich dich liebe über alle Maßen... Die Probleme, die ich dir gab, sind ein Symbol
für diese Liebe. Das Monument, das du aus deinem Leben machst, mit der Hilfe deiner Probleme, wird ein Symbol deiner Liebe zu mir
sein. Anthony de Mello
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Der Mensch im Spiegel


Wenn du erreicht hast, was du wolltest, dir jeder anerkennend Lob und Beifall zollt und die Welt dich für einen Tag zum Gewinner
macht, dann stelle dich vor einen Spiegel, schau hinein und höre, was der Mensch im Spiegel dir zu sagen hat. Es ist weder dein Vater
noch deine Mutter, weder deine Frau noch dein Mann oder Partner, es sind auch nicht deine Freunde, vor deren Urteil du bestehen musst.
Der einzige Mensch, dessen Meinung für dich zählt, ist der, der dich aus dem Spiegel anschaut. Viele Menschen halten dich für
entschlossen und aufrecht. Sie nennen dich einen wundervollen Mann oder eine phantastische Frau. Doch der Mensch im Spiegel nennt
dich schlicht einen Versager, wenn du ihm nicht offen und ehrlich in die Augen sehen kannst. Auf ihn und nur allein auf ihn kommt es
an. Kümmere dich nicht um die anderen, denn nur er ist bis ans Ende deiner Tage stets bei dir. Du hast erst dann die schwierigste aller
Prüfungen wirklich bestanden, wenn der Mensch im Spiegel dein bester Freund geworden ist. Auf deinem ganzen Lebensweg kannst du
die Welt betrügen und belügen und dir anerkennend auf die Schulter klopfen lassen, doch dein Lohn werden Kummer, Trauer und
Schuldgefühle sein, wenn du den Menschen im Spiegel betrogen, belogen und enttäuscht hast. Arthur Lassen

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Mein Engel bist Du


Noch zwei Tage bis zum Heiligabend. Sie saß da und dachte an vergangene Weihnachten. Wie sehr hatte sie früher die Zeit genossen,
Geschenke verpackt, Vorbereitungen für Weihnachtenn getroffen. Sie saß da und dachte nach. Ein schwerer Stein lag auf ihrem Herzen,
die Geschenke für ihren Sohn waren verpackt. Wie gern hatte sie immer das Leuchten in seinen Augen gesehen, wenn es soweit war, dass
er endlich alles auspacken konnte. Wie schön war es, wenn alle ihre Lieben beisammen saßen und sie die Stille und Besinnlichkeit der
Weihnacht genießen konnte. Sie dachte an geliebte Menschen, die von ihr gegangen waren, die aber immer noch in ihrem Herzen sind.
Der Baum musste noch geschmückt werden. Ihr fehlte die Kraft und dennoch wurde der Baum mit jeder Kugel schöner, bis er in seiner
vollen Pracht erstrahlte. Wie glücklich war sie einst, jetzt liefen nur noch Tränen über ihr Gesicht. Das Fest der Liebe? Sie spürte nur
noch den Schmerz in ihrem Herzen, den Schmerz tiefer Verletzungen der letzten Wochen. Sie sah sich um, ihre Wohnung war
geschmückt mit Engeln, Elfen und Feen, die sie immer so liebte. Und sie fragte sich: "Wo ist mein Engel? Mein Engel, der mir meinen
größten Wunsch erfüllt." Jeden einzelnen nahm sie in die Hand, doch keiner gab ihr eine Antwort. Still saß sie da und betrachtete den
Baum, und plötzlich überkam sie ein Gefühl der Wärme und sie hörte eine vertraute Stimme, eine Stimme, die ihr so sehr fehlte in den
letzten Jahren. "Ich bin bei dir, meine Kleine, hab keine Angst. Du bist stark, du wirst es schaffen." Sie schaute auf das Bild, das vor ihr
stand, und sah in ein lächelndes Gesicht. Leise sprach sie: "Ich brauchte meinen Engel nicht zu suchen, denn du warst und wirst immer
bei mir sein. Ich danke Dir. Frohe Weihnachten,meine geliebte Omi."
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Der Adler - Eine Parabel von James Aggrey


Einst fand ein Mann bei einem Gang durch den Wald einen jungen Adler. Er nahm ihn mit nach Hause auf seinen Hühnerhof, wo der
Adler bald lernte, Hühnerfutter zu fressen und sich wie ein Huhn zu verhalten. Eines Tages kam ein Zoologe des Weges und fragte den
Eigentümer, warum er einen Adler, den König aller Vögel, zu einem Leben auf dem Hühnerhof zwinge. "Da ich ihm Hühnerfutter
gegeben und ihn gelehrt habe, ein Huhn zu sein, hat er nie das Fliegen gelernt!" antwortete der Eigentümer. "Er verhält sich genau wie
ein Huhn, also ist er auch kein Adler mehr!" "Dennoch", sagte der Zoologe, "hat er das Herz eines Adlers und kann sicher das Fliegen
lernen." Nachdem sie die Sache beredet hatten, kamen die beiden Männer überein, zu ergründen, ob das möglich sei. Behutsam nahm der
Zoologe den Adler in die Arme und sagte: "Du gehörst den Lüften und nicht der Erde! Breite Deine Flügel aus und fliege!" Doch der
Adler war verwirrt; er wusste nicht, wer er war; und als er sah, wie die Hühner ihre Körner pickten, sprang er hinab, um wieder zu ihnen
zu gehören. Unverzagt nahm der Zoologe den Adler am nächsten Tag mit auf das Dach des Hauses und drängte ihn wieder: "Du bist ein
Adler! Breite Deine Flügel aus und fliege!" Doch der Adler fürchtete sich vor seinem unbekannten Selbst und der Welt und sprang
wieder hinunter zu dem Hühnerfutter. Am dritten Tag machte sich der Zoologe früh auf und nahm den Adler aus dem Hühnerhof mit auf
einen hohen Berg. Dort hielt er den König der Vögel hoch in die Luft und ermunterte ihn wieder: "Du bist ein Adler! Du gehörst ebenso
den Lüften wie der Erde. Breite jetzt Deine Flügel aus und fliege!" Der Adler schaute sich um, sah zurück zum Hühnerhof und hinauf
zum Himmel. Noch immer flog er nicht. Da hielt ihn der Zoologe direkt gegen die Sonne, und da geschah es: Der Adler begann zu zittern
und breitete langsam seine Flügel aus. Endlich schwang er sich mit einem triumphierenden Schrei hinauf gen Himmel und flog der Sonne
entgegen. Es mag sein, dass der Adler immer noch mit Heimweh an die Hühner denkt. Es mag sogar sein, dass er hin und wieder den
Hühnerhof besucht. Doch soweit irgend jemand weiß, ist er nie zurückgekehrt und hat das Leben eines Huhns wieder aufgenommen. Er
war ein Adler, obwohl er wie ein Huhn gehalten und gezähmt worden war!
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Erntedank
Im Leitartikel zum Erntedank in einer Zeitung wurde von einer Lehrerin berichtet, die ihre Gruppe von Erstkläßlern bat, ein Bild von
etwas zu malen, wofür sie dankbar waren. Sie dachte daran, wie wenig es gab, wofür diese Kinder aus armen Gegenden tatsächlich
dankbar sein müssten. Aber sie wusste dass die meisten von ihnen Bilder von Truthähnen oder Tischen mit Essen malen würden. Die
Lehrerin war über das Bild erstaunt, das Douglas abgab…eine einfache, auf kindliche Art gezeichnete Hand. Aber wessen Hand? Die
Klasse war von dem abstrakten Bild gefangengenommen. „Ich glaube, es muß die Hand Gottes sein, die uns Essen gibt“, sagte ein Kind.
„Ein Bauer“, sagte ein anderes, „weil er die Truthähne aufzieht“. Schließlich, als die anderen bei der Arbeit waren, beugte sich die
Lehrerin über Douglas`Tisch und fragte, wessen Hand das sei. „Es ist ihre Hand, Mrs. X“, murmelte er. Sie erinnerte sich daran, dass sie
in der Pause wiederholt Douglas, ein struppiges, einsames Kind, an die Hand genommen hatte. Sie tat das oft mit den Kindern. Aber es
bedeutete Douglas so viel. Vielleicht war das jedermanns Erntedank, nicht für die materiellen Dinge, die uns gegeben werden, sondern
für die noch so kleine Möglichkeit, anderen etwas zu geben.

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Ich liebe diese Jungs


Ein College-Professor lies seine Soziologiestudenten in die Slums von Balimore gehen, um Fallgeschichten über 200 Jugendliche zu
sammeln. Sie wurden gebeten eine Bewertung über die Zukunft eines jeden Jungen zu schreiben. In jedem Fall schrieben die Studenten;
„Er hat keine Chance.“ Fünfundzwanzig Jahre später stieß ein anderer Soziologieprofessor auf die frühere Studie. Er ließ seine
Stundenten da Projekt nachvollziehen, um zu sehen, was mit diesen Jungen passiert war. Mit Ausnahme von 20 Jungen die wegzogen
oder gestorben waren, erfuhren die Studenten, dass 176 der verbliebenen 180 einen mehr als ungewöhnlichen Erfolg als Anwälte,
Doktoren und Geschäftsleute erlangt haben. Der Professor war überrascht und beschloß, die Angelegenheit weiter zu verfolgen.
Glücklicherweise lebten alle Männer in der Nähe, und er konnte jeden einzelnen fragen; „Wie erklären Sie sich ihren Erfolg“? Jeder von
Ihnen antwortete; „Es gab eine Lehrerin.“ Die Lehrerin war noch am Leben, also machte er sie ausfindig und fragte die alte, aber noch
immer aufgeweckte Dame, welche magische Formel sie benutzt habe, um diese Jungen aus den Slums herauszureißen, hinein in
erfolgreiche Leistungen. Die Augen der Lehrerin funkelten, und auf ihren Lippen erschien ein leises Lächeln. „Es ist wirklich ganz
einfach“, sagte sie. „Ich liebte diese Jungen!“ -Eric Butterworth-

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Bunte Herzen
Es war einmal ein kleines Mädchen, das schwer krank war. Es wusste, dass es sehr bald sterben würde und davor hatte es große Angst.
Der Großvater setzte sich zu dem Mädchen auf das Bett und fragte: „Weißt du eigentlich, was mit den Herzen der Verstorbenen
geschieht?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Sie lernen fliegen!“ sagte der Großvater. „Ehrlich?“ „Ja, sie lernen fliegen und sie tanzen
dann, bunt wie sie sind, lustig in der Luft wie Ballons.“ „Das möchte ich so gerne glauben.“ sagte das Mädchen, doch der Großvater
spürte, dass sie das nur für ein Märchen hielt. Einige Tage später ging es dem Mädchen schon sehr schlecht. Der Großvater nahm es auf
den Arm und trug es zum Fenster. „Schau!“ sagte er. Und vor dem Fenster jonglierte ein Mann mit bunten Herzen. Sie flogen hoch und
immer höher in die Luft, bunt und lustig anzusehen. „Deines wird das Schönste sein.“ flüsterte er dem Mädchen ins Ohr und das
Mädchen lachte. ich denke das von deiner Omi leuchtet in allen farben des Regenbogens :) T. Konnerth (fand ich so bezaubernd und
tröstlich)

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Einer nach dem anderen


Einer unserer Freunde ging bei Sonnenuntergang an einem einsamen mexikanischen Strand entlang. Als er so entlangschlenderte, sah er
in der Ferne einen anderen Mann. Als er näher kam, bemerkte er, dass der Einheimische sich fortwährend hinunterbeugte , etwas aufhob
und ins Wasser warf. Wieder und wieder schleuderte er etwas hinaus in den Ozean. Als unser Freund sich noch mehr näherte, sah er dass
der Mann Seesterne aufhob, die an den Strand gespült worden waren, und - einen nach dem anderen – warf er sie ins Wasser zurück.
Unser Freund war verblüfft. Er näherte sich dem Mann und sagte; „Guten Abend, mein Freund. Ich habe mich gefragt was Sie hier tun.“
Ich werfe diese Seesterne zurück ins Meer. Sehen Sie, es ist gerade Ebbe, und alle diese Seesterne sind ans Ufer gespült worden. Wenn
ich sie nicht ins Meer zurückwerfe, werden sie an Sauerstoffmangel sterben.“ „Ich verstehe“, erwiderte mein Freund, „aber es muß an
diesem Strand Tausende von Seesternen geben. Sie können unmöglich alle erwischen. Es gibt einfach zu viele. Und sind Sie sich nicht
klar, dass dies wahrscheinlich an Hunderten von Stränden überall an dieser Küste passiert? Sehen Sie nicht dass Sie unmöglich etwas
ändern können?“ Der Einheimische lächelte, beugte sich hinunter und hob noch einen weiteren Seestern auf, als er ihn ins Meer
zurückwarf, erwiderte er; „Hab für den was geändert!“ Jack Canfield

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Das Geschenk
Es war einmal ein Schüler, der seiner Lehrerin eine wundervolle Muscheln schenkte. Sie sagte: "Ich habe noch nie eine solche schöne
Muschel gesehen! Wo hast du diese kostbare Muschel denn gefunden?" Der Junge erzählte von einer versteckten Stelle am anderen Ende
der Insel und dass dort hin und wieder solche eine Muschel angeschwemmt werden würde. "Ich werde diese wundervolle Muschel mein
Leben lang aufbewahren und ich danke dir von Herzen. Aber du hättest doch keinen so weiten Weg machen sollen, nur um mir etwas zu
schenken." Darauf antwortete der Junge: "Aber der weite Weg ist doch ein Teil des Geschenks!"

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Pillen
Eines Abends setzte sich ein alter Mann zu mir und erzählte: "Weißt Du, mein Sohn, irgendwann einmal, kurz nach diesem gewaltigen,
allerletzten Knall, wenn's auf der Erde nur mehr große, nackte Steine gibt, mit einer fettigen, schwarzen Rußschicht bedeckt, wird ein
großes, weißes, strahlendes Raumschiff landen. Irgendwo zwischen dem ehemaligen Los Angeles und dem verdampften Schwarzen
Meer." "Und diese fremden, hochgewachsenen Wesen werden Pillen an Bord haben die sie uns Menschen als Geschenk überreicht hätten,
so wie man immer, wenn man irgendwelche Wilde besucht, ihnen kleine Geschenke überreicht. Pillen gegen die Traurigkeit hätten sie
uns geschenkt, wenn wir noch dagewesen wären. Stell Dir vor, mein Sohn -" sagte der alte Mann ganz traurig - "wunderbare, kleine
Pillen gegen die Traurigkeit." "Und diese fremden, hochgewachsenen Wesen werden ihr Raumschiff verlassen, sie werden sich umsehen
und sofort wissen, dass hier vor kurzem ein gewaltiger, ein allerletzter Knall war. Und dann werden sie sich kopfschüttelnd zwischen die
großen, nackten Steine setzen und schwer durchatmen. Und jeder von ihnen wird schnell eine Pille gegen die Traurigkeit schlucken.
Einer von ihnen wird sogar mit dem Finger in die fettige, schwarze Rußschicht an einem großen, nackten Stein schreiben: Wir hätten so
gerne gewusst, wie Du bist! Wie Du aussiehst! Wie Du sprichst! Mensch!" "Und dann plötzlich wird einer von ihnen was rufen, er wird
rufen, dass er was gefunden hat. Und das wird ein alter, verbeulter, kleiner Filmprojektor sein mit einem eingespannten Film. "Ja, warum
nicht", sagte der alte Mann. "Und sie werden sich freuen, die hochgewachsenen fremden Wesen, sie werden warten, bis es dunkel ist und
den Film auf ihr strahlendes, weißes Raumschiff projizieren. Und sie werden sehr staunen, denn sie werden einen Micky Maus-Film
sehen. Einen Micky Maus- Film, mit Donald Duck, Kater Carlo und Goofy. Und diese fremden, hochgewachsenen Wesen werden in ihr
Raumschiffsteigen und sagen, sie waren lustig, diese Menschen. Sie haben lustig ausgesehen, sie haben lustig gesprochen, wir hätten
unsere Pillen gegen die Traurigkeit völlig umsonst überreicht."

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Warum?
Es war ein wunderschöner Tag im April als Sie das Licht der Welt erblickte.Unschuldig und voller Vertrauen blickte Sie sich um ,noch
keinen Gedanken daran wie es in der Welt ist,über wie viele Dornen Sie gehen muss um die Farben des Regenbogens zu sehen. Sie
wurde älter und verstand oft nicht warum Sie die Schläge und Demütigungen ertragen musste. Warum Sie? Sie vertraute immer
noch ,doch dann kam der Tag an dem Ihr das angetan wurde an dem Ihre Seele zu zerbrechen drohte. Innerlich schrie Sie! Warum ich bin
doch noch so klein bitte lieber Gott lass das nicht zu,doch Sie bekam keine Antwort. Die Jahre vergingen und die Schmerzen der
Vergangenheit brannten sich tief in Ihre Seele. Sie vertraute nicht mehr zog sich zurück Doch dann kam der Tag an dem ein Mann in Ihr
Leben trat er gab Ihr all das was Sie so lange vermisste. Liebe! Er nahm Ihre Hand und liess die Rosen für Sie blühen. Sie sah wieder
Licht. Sie vertraute wieder. Der Tag kam an dem Ihr das wundervollste geschenkt wurde Ihr kleiner Sohn,beim ersten Blick in seine
Augen konnte Sie alles vergessen. Sie war angekommen. Viele Jahre ging Sie gemeinsam mit einem Mann der Sie liebte und Ihrem
kleinen Sohn. Doch das Glück wollte nicht bei Ihr bleiben,denn der Mann der Sie einst so liebte wollte seinen eigenen Weg gehen . Ihr
Herz brach wieder ,und wieder fragte Sie Warum Lieber Gott? Doch wieder bekam Sie keine Antwort. Der Weg den Sie gehen muss mit
Ihrem kleinen Sohn wird nicht einfach. Sie schaut in seine Augen und sieht so viele Fragen. Ihr Herz ist schwer und die Narben auf Ihrer
Seele brechen wieder auf. Sie muss stark sein für ihren Sohn auch wenn Ihr die Kraft fehlt. Tränen laufen über Ihr Gesicht und wieder
fragt Sie . Warum Lieber Gott? Warum muss ich so leiden? Sie schliesst Ihre Augen und spürt eine Umarmung eine leise Stimme sagt Ich
konnte Dir nicht helfen. Es war zu spät. Du warst bereits geboren.
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Nur bei Anwendung


Ein portugiesischer Seifenfabrikant sagte zu einem Engel: “Die Nächstenliebe hat nichts erreicht. Obwohl es schon bald zweitausend
Jahre gepredigt wird, ist die Welt nicht besser geworden. Es gibt immer noch Böses und böse Menschen.” Der Engel wies auf ein
ungewöhnlich schmutziges Kind, das am Straßenrand im Dreck spielte, und bemerkte: “Seife hat nichts erreicht. Es gibt immer noch
Schmutz und schmutzige Menschen in der Welt.” “Seife”, entgegnete der Fabrikant, “nutzt nur, wenn sie angewendet wird.” Der Engel
antwortete: “Die Nächstenliebe auch.” - Gispert Kranz-
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Die Insel der Liebe…


Wo bin ich geboren?“ fragte die junge Liebe. „In den Schaumkronen des Meeres, so wie es die Griechen von der Liebesgöttin Aphrodite
berichten,“ antwortete die alte erfahrene Liebe. „Der Wind des Meeres hat dir einen seiner vielen Flügel gegeben, damit du dich damit
hochschrauben und gleiten kannst.“ „Und wohin wird mich der Meereswind treiben, wenn ich in den Lüften bin,“ frage die junge Liebe.
„Er wird dich zur Liebesinsel treiben,“ antwortete die alte Liebe. „Das ist dein Ziel, dort wirst du bleiben und glücklich sein.“ „Und, ist es
weit bis dahin?“ fragte die junge Liebe. „Ja, es ist sehr weit und anstrengend. Manchmal wird ein Orkan dich zausen und an deinen
Federn rupfen. Vielleicht musst du auf den Wogen eine Zeit lang in Richtung Insel schwimmen, bis dir neue Flügelfedern gewachsen
sind. Aber du wirst auf jeden Fall dort ankommen, “ tröstete die alte Liebe. „Das ist aber sehr einsam, wenn es so lange dauert bis zur
Liebesinsel,“ sagte die junge Liebe traurig. „Du wirst vielleicht eine andere Liebe unterwegs treffen, die ein Stück mit dir fliegen will,
vielleicht auch länger. Ihr werdet sehen,“ war die Antwort der alten Liebe. „Woran kann ich erkennen, dass die andere Liebe mit mir
fliegen will,“ wollte die junge Liebe wissen. „Sie wird es dir sagen. Du wirst es fühlen. Zusammen werdet ihr mit zwei Flügeln besser
vorankommen,“ antwortete die alte Liebe. „Meinst du, dass wir zusammen fliegen können, dass es einen guten Flügelschlag
zusammengibt?“ fragte die junge Liebe. „Ihr müsst es ausprobieren. Sonst findest du sicher eine andere Liebe,“ machte die alte Liebe
Mut. „Dann will ich jetzt losfliegen,“ sagte die junge Liebe und schraubte sich hoch. Die alte Liebe schaute sehnsüchtig der jungen Liebe
nach, wie sie sich schnell in den Wind erhob. Sie wusste, dass es ein langer beschwerlicher Flug war bis zur Liebesinsel, auch sie war auf
dem Weg dorthin. Tage und Wochen, ja Jahre vergingen. Oft wurde die alte Liebe von jüngeren Lieben überholt, die allein oder zu
zweien aneinander gekoppelt mit zwei Schwingen flogen. Die alte Liebe schien ganz gut voranzukommen. Sie sah auch trudelnde Zweier
und unter sich auf dem Meere zerzauste Singles und Zweier. Opfer des Orkans. Sie hatte immer Glück gehabt und konnte dem Orkan
ausweichen. Da sah sie die junge Liebe unten auf dem Meer, sie hatte kaum noch Schwungfedern. Die alte Liebe ließ sich nach unten
fallen und setze sich neben die junge Liebe. „Was ist geschehen,“ fragte die alte Liebe. „Ich kam in einen Orkan, der riss an mir und ich
verlor an Federn und Kraft. Dann traf ich eine andere junge Liebe. Wir flogen prächtig zusammen. Doch nach einiger Zeit wurde ich
müde und wir wurden langsamer. Die andere Liebe stöhnte, weil sie sich mehr anstrengen musste, um das Tempo zu halten. Wir wurden
langsamer. Es überholten uns immer mehr Lieben, allein und zu zweit. Da ließ die andere einfach los und flog mit einer anderen kräftigen
jungen Liebe davon,“ erzählte die junge Liebe und schaute sehnsüchtig und traurig in die Richtung der Insel der Liebe. Die alte Liebe
wusste nicht, war es nun Sehnsucht zur anderen verlorenen Liebe oder Sehnsucht nach der Liebesinsel. „Was ist dann mit dir passiert?“
wollte die alte Liebe wissen. „Ich trudelte nach unten und fiel ins Meer. Ich war sehr kraftlos, konnte Tage nicht weiter, nur auf der Stelle
schwimmen." Und sie sackte traurig ineinander. Von der Glut einer jungen Liebe war kaum noch was zu spüren. „Ich schwimme mit dir.
Ich ziehe dich!“ entschloss sich die alte Liebe. "Ich zeige dir, wie man neue Kraft gewinnt. Wie man sich die lange Zeit der Reise
vertreibt, wie man sich gegenseitig ermutigt." Und schon - sie voraus – schwamm sie los. Sie putzten sich gegenseitig. Die alte Liebe
wärmte und schützte die junge Liebe in der Nacht. Sie kamen gut voran, und die Federn der jungen Liebe wuchsen jeden Tag. Die alte
Liebe merkte nach einigen Wochen, in denen sie zusammen geschwommen waren, dass die junge Liebe neuen Lebensmut bekam. „Ich
will wieder fliegen, “ rief sie eines Tages. Und die junge Liebe flog, zuerst im Windschutz der alten Liebe. Oft flogen sie aneinander
gekoppelt, um Kraft zu sparen. Die junge Liebe wurde immer schneller. Die alte Liebe kam außer Atem. „Flieg alleine weiter,“ riet die
alte Liebe. „Nein,“ sagte die junge Liebe, „ich werde dich nicht in Stich lassen.“ Doch die anderen jungen Lieben zu zweit und allein
waren schneller, und so fragte die junge Liebe eines Tages: „Bist du böse, wenn ich schon mal vorfliege? Ich habe solch eine Sehnsucht
nach der Insel der Liebe.“ Die alte Liebe lächelte: „Ich würde gern mit dir weiterfliegen, zu zweit ist es bequemer und schöner, man kann
sich unterhalten und Mut machen, man kann sich gegenseitig die Liebe erklären und nahe sein. Aber flieg nur, ich komme nach.“ Und
gab ihr einen kleinen Schub, dass sie auch wegflog. „Bis dann, tschüss!“ rief die junge Liebe. Die alte Liebe sah der schnell davon
eilenden jungen Liebe nach, ein paar Tränen rollten aus ihren Augen, aber sie hatte ein Stückchen Glück genossen und wünschte der
jungen Liebe alles Liebe und Gute. Wochen flog die alte Liebe weiter und sehnte sich nach der Liebesinsel und dachte oft an ihre junge
Liebe, die schon voraus geflogen war, da sie es nicht abwarten konnte. Ob sie schon die Insel erreicht hatte? Keiner wusste ja, wo und
wieweit entfernt diese Insel lag. Denn, wer einmal die Liebesinsel erreicht hatte, bleibt immer dort. Oft wurde sie überholt und manches
Mal überholte sie andere Lieben, die zu zweit oder allein und müde geworden waren und sich zur Insel quälten, und viele sah sie unter
sich auf den Wogen des Meeres, allein oder zu zweit, die sich ausruhten, manche zerfleddert und traurig. Als sie sich so umschaute,
bemerkte sie eine Liebe von unten aufsteigen, direkt auf sie zu. Da war wohl jemand, der sie auserkoren hatte, mit ihr zusammen
zufliegen. Viele alte Lieben hatten es schon versucht, aber sie hatte lieber allein weiter fliegen wollen, sie dachte immer wieder an die
junge Liebe, die ihre Begleiterin so lange Zeit gewesen war. Die Erinnerung ließ sie nicht los. Die Liebe, die aufgestiegen war, flog nun
neben ihr her, sie war jung, schön und glühte sehr hell. „Wie geht es Dir, “ fragte die Liebe die alte Liebe. „Erkennst du mich nicht?“ Die
alte Liebe leuchtete auf. Es war die junge Liebe! „Du?“ rief sie und zugleich zuckte die Liebes-Glut in ihr unruhig und sie taumelte. Sie
sackte tiefer und tiefer, kraftlos. Ihr letzter Gedanke war: „So werde ich die Insel der Liebe nie erreichen!“ und ihr Bewusstsein schwand.
Sie fand sich wieder auf dem Meer. Aber sie war nicht allein. Die junge Liebe erklärte ihr: „Ich habe hier auf dich gewartet. Das letzte
Stück bis zur Insel der Liebe ist wohl besonders schwer. Ich habe nämlich gesehen, dass hier, anders als vorher, nicht die Gleichstarken
miteinander fliegen, sondern die starken die schwachen Lieben ziehen. So wie Du es mit mir schon vor vielen Wochen gemacht hast.“
„Da bist du auf die Idee gekommen, auf mich zu warten,“ ergänzte die alte Liebe, „aber mit mir wirst du es nicht leicht haben!“ „Doch,“
antwortete die junge Liebe, „wenn man jemanden zieht, ist man viel stärker, als wenn man zu zweit schlecht fliegt!“ Es war nicht einfach
für die junge Liebe, die alte Liebe zu ziehen. Aber die alte Liebe erholte sich nach und nach, bald flogen sie zu zweit nebeneinander,
wenn auch ein wenig schief, weil die junge Liebe einen kräftigeren Flügelschlag hatte. Sie wussten, der Weg zur Insel der Liebe war
weit. Sie mussten vielleicht noch Jahre fliegen. Aber eines Tages würden sie ankommen. –
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Ein einsamer Mensch in dieser kalten Welt


Es war einmal ein Engel der oben im Himmel seinen Platz hatte. Eines Tages rief der himmlische Vater ihn zu sich und sprach: "Auf der
Erde wird es immer kälter, und die Menschen denken nur noch an sich, das Licht wird immer schwächer. Darum werde ich Dich auf die
Erde schicken und Du wirst den Menschen zeigen wie sehr ich sie lieb habe. Wirst Ihnen zeigen wie schön es ist wenn Liebe
untereinander herrscht." Eine schwere Aufgabe die da auf den Engel wartete, und so geschah es wie der himmlische Vater es beschlossen
hatte. Der Engel wurde in die Menschenwelt geboren und spürte schon vom ersten Augenblick an wie kalt es in dieser Welt war. Der
Engel wuchs heran und musste viele schwere Stunden erleiden, die dazu dienen sollten einmal seine Aufgabe die er hatte wahr zu
nehmen. Und je älter der Engel wurde um so mehr spürte er die Einsamkeit. Von Liebe unter den Menschen war nicht viel zu sehen. Oft
wollte der Engel aufgeben und wieder zurück zu dem Ort wo es nur Frieden und Liebe gibt. Doch er wusste das seine Aufgabe auf der
Erde noch nicht zu Ende war. So versucht der Engel den Menschen die Liebe zu bringen, ein Licht zu sein in dieser Dunkelheit. Kümmert
sich um die verstoßenen und verachteten Menschen die keiner mehr will. Bringt ihnen ein bisschen Wärme und Geborgenheit. Die
Menschen können nicht verstehen wie wichtig das Wort Liebe ist und so manche Tränen weint der Engel darüber. Doch eines Tages weiß
er, das die Zeit kommen wird, wo er mit vielen anderen Menschen wieder an einem wunderbaren Ort sein darf, denn man sich gar nicht
vorstellen kann. Auch wenn er einsam ist in dieser Welt, gibt ihm dieser Gedanke den Mut und die Hoffnung seine Fackel weiter zu
tragen, bis es auch das letzte erkaltete Herz erreicht hat.
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Der Spatz
Ein Spatz, flog viel zu früh im Jahr viel viel zu hoch. Er flog so hoch, dass er einfror und wie ein Stein zur Erde fiel. Aber er hatte Glück
und überlebte. Er landete auf einer Wiese, eine Kuh kam vorbei und hat so richtig auf ihn geschiessen. Durch den warmen Fladen ist der
Spatz wieder aufgetaut und zwitscherte fröhlich vor sich hin, er hatte ja überlebt. Eine Katze hört das Gezwitscher, schlich heran, fing ihn
und fraß ihn auf. Vorbei war’s mit dem Spatz. Drei Lehren lassen sich aus dieser Geschichte ziehen: Nicht jeder, der Scheiße auf Dich
wirft, ist Dein Feind. Nicht jeder, der Dich aus der Scheiße holt, ist Dein Freund. Wenn Du es warm und gemütlich hast, reiß bloß nicht
Dein Maul auf.
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Der Wunsch der Liebe


Wenn die Liebe Dir winkt, dann folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel Dich umhüllen, gib Dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert Dich verwunden kann. Und wenn sie zu Dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre
Stimme Deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet. Denn so, wie die Liebe Dich krönt, kreuzigt sie
Dich. So wie sie Dich wachsen läßt, beschneidet sie Dich. So wie sie emporsteigt zu Deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die
in der Sonne zittern, steigt sie hinab zu Deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit. All dies wird die Liebe mit Dir
machen, damit Du die Geheimnisse Deines Herzens kennenlernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst. Aber
wenn Du in Deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst, dann ist es besser für Dich, Deine Nacktheit zu bedecken und vom
Dreschboden der Liebe zu gehen, in die Welt ohne Jahreszeiten, wo Du lachen wirst, aber nicht Dein ganzes Lachen, und weinen, aber
nicht all Deine Tränen. Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst. Liebe besitzt nicht, noch läßt sie sich
besitzen; denn die Liebe genügt der Liebe. Und glaube nicht, Du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie Dich für
würdig hält, lenkt Deinen Lauf. Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen. K. Kibran*
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Der Traum von Freiheit und Glück

Drei Freunde stehen beisammen und unterhalten sich über das Leben. "Wisst ihr", sagt der eine, "in 10 Jahren werde ich 50. Dann möchte
ich mich zur Ruhe setzen und das Leben nur noch genießen. Die Kinder sind versorgt, mein Ältester übernimmt meine Firma. Dann
möchte ich mit meiner Frau verreisen, die Welt sehen, richtig lange unterwegs sein, Spaß haben, es mir gut gehen lassen. Bis dahin muss
ich noch viel arbeiten, um mir alles zu ermöglichen. Doch dann bin ich endlich frei. Dann beginnt endlich das richtige Leben." Eine
Woche später sagt ihm der Arzt, dass er Krebs hat. Der andere denkt sich: Mensch, das Leben ist kurz und voller Überraschungen. Das
soll mir nicht passieren. Ich werde es besser machen. Ich werde jetzt beginnen zu leben. Nicht später. Ich verkaufe die Firma sofort, ziehe
in den Süden, verlasse meine Frau und suche mir eine hübsche junge Freundin. Ich werde all meine Träume jetzt sofort leben, all das,
was ich immer schon wollte und mich nicht getraute. Ich werde es jetzt tun. Da kommt ein Bus vorbei und überfährt ihn. Der dritte Mann
hatte dem Gespräch still zugehört und das Geschehene still beobachtet. Er macht einfach weiter wie bisher. Er arbeitet und führt ein ganz
gewöhnliches Leben. Ein anderer fragt ihn: "Sag, hast du nicht Angst, dass dir das gleiche widerfährt, wie deinen Freunden? Willst du
jetzt nicht auch dein Leben verändern und es noch besser machen?" Der Mann lächelt, sieht den Wolken nach und antwortet nach einer
Weile: "Ich wüsste nicht, wozu ich anders leben sollte, als ich es bisher tue. Ich wüsste nicht, wohin ich gehen sollte, um etwas zu
suchen, was ich nicht ohnehin schon habe. Ich schließe die Augen und finde unendliche Freiheit. Ich schließe die Augen und finde
sprudelndes Leben. Ich schließe die Augen und finde immense Zufriedenheit, Erfüllung und Glück. Ich schließe die Augen und finde
Wahrheit. Ich schließe die Augen und finde mich. Sag mir, was mehr kann es geben?"
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Treffen mit Gott
Es war einmal ein kleiner Junge, der unbedingt Gott treffen wollte. Er war sich darüber bewusst, dass der Weg zu dem Ort, an dem Gott
lebte, ein sehr langer war. Also packte er sich einen Rucksack voll mit einigen Coladosen und mehreren Schokoladenriegeln und machte
sich auf die Reise. Er lief eine ganze Weile und kam in einen kleinen Park. Dort sah er eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den
Tauben zuschaute, die vor ihr nach Futter auf dem Boden suchten. Der kleine Junge setzte sich zu der Frau auf die Bank und öffnete
seinen Rucksack. Er wollte sich gerade eine Cola herausholen, als er den hungrigen Blick der alten Frau sah. Also griff er zu einem
Schokoriegel und reichte ihn der Frau. Dankbar nahm sie die Süssigkeit und lächelte ihn an. Und es war ein wundervolles Lächeln! Der
kleine Junge wollte dieses Lächeln noch einmal sehen und bot ihr auch eine Cola an. Und sie nahm die Cola und lächelte wieder - noch
strahlender als zuvor. Der kleine Junge war selig. Die beiden saßen den ganzen Nachmittag lang auf der Bank im Park, aßen Schokoriegel
und tranken Cola - aber sprachen kein Wort. Als es dunkel wurde, spürte der Junge, wie müde er war und er beschloss, zurück nach
Hause zu gehen. Nach einigen Schritte hielt er inne und drehte sich um. Er ging zurück zu der Frau und umarmte sie. Die alte Frau
schenkte ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln. Zu Hause sah seine Mutter die Freude auf seinem Gesicht und fragte: "Was hast du denn
heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?"Und der kleine Junge antwortete: "Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen - und sie
hat ein wundervolles Lächeln!" Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn schon auf sie wartete. Auch er fragte sie,
warum sie so fröhlich aussah. Und sie antwortete: "Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen - und er ist viel jünger, als ich gedacht habe."
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Der gute Mensch


Sein ist die Kraft, das Regiment der Sterne, Er hält die Welt wie eine Nuß in Fäusten, Unsterblich schlingt sich Lachen um sein Antlitz,
Krieg ist sein Wesen und Triumph sein Schritt. Und wo er ist und seine Hände breitet, Und wo sein Ruf tyrannisch niederdonnert,
Zerbricht das Ungerechte aller Schöpfung, Und alle Dinge werden Gott und eins. Unüberwindlich sind des Guten Tränen, Baustoff der
Welt und Wasser der Gebilde, Wo seine guten Tränen niedersinken, Verzehrt sich jede Form und kommt zu sich. Gar keine Wut ist
seiner zu vergleichen. Er steht im Scheiterhaufen seines Lebens, Und ihm zu Füßen ringelt sich verloren Der Teufel, ein zertretner
Feuerwurm. Und fährt er hin, dann bleiben ihm zur Seite Zwei Engel, die das Haupt in Sphären tauchen, Und brüllen jubelnd unter Gold
und Feuer, Und schlagen donnernd ihre Schilde an. Franz Werfel
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Der Wert eines Jahres


Um den Wert eines Jahres zu erfahren, frage einen Studenten, der im Schlussexamen durchgefallen ist. * Um den Wert eines Monats zu
erfahren, frage eine Mutter, die ihr KIND zu früh zur Welt gebracht hat. * Um den Wert einer Woche zu erfahren, frage den Herausgeber
einer Wochenzeitschrift. * Um den Wert einer Stunde zu erfahren, frage die Verlobten, die darauf warten sich zu sehen. * Um den Wert
einer Minute zu erfahren, frage jemanden, der seinen Zug, seinen Bus oder sein Flugzeug verpasst hat. * Um den Wert einer Sekunde zu
erfahren, frage jemanden, der bei den Olympischen Spielen eine Silbermedaille gewonnen hat. * Die Zeit wartet auf niemanden. Sammle
jeden Moment, der dir bleibt, denn er ist wertvoll. Teile ihn mit einem besonderen Menschen und er wird dir noch wertvoller.
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Altenpfleger
Als der liebe Gott den Altenpfleger schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden. Da erschien ein Engel und sagte: " Herr, Ihr
bastelt aber lange an dieser Figur!" Der liebe Gott antwortetet: "Hast Du die lange Liste spezieller Wünsche auf der Bestellung gesehen?
Er soll als Mann und Frau lieferbar sein, wartungsfrei und leicht zu desinfizieren, aber nicht aus Plastik, er soll Nerven wie Drahtseile
haben und einen Rücken, auf dem sich alles abladen läßt, dabei aber so zierlich, daß er sich in viel zu kleinen Dienstzimmern wohlfühlen
kann. Er muß fünf Dinge zur gleichen Zeit tun können und soll dabei immer noch eine Hand frei haben." Da schüttelte der Engel den
Kopf und sagte: "Sechs Hände, das wird kaum gehen!". "Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen", sagte der liebe Gott, "aber die
drei paar Augen, die schon das Standardmodell haben soll: ein Paar das Nachts durch alle Wände sehen kann,damit eine Nachtwache
zwei Stationen betreuen kann, ein zweites Paar im Hinterkopf,mit dem sie sieht, was man vor ihr verbergen möchte, was sie aber
unbedingt wissen muß, und natürlich das eine hier vorn, mit dem sie einen Patienten ansehen kann und ihm bedeutet: ,,Ich verstehe Sie
und bin für Sie da", ohne das sie ein Wort sprechen muß. Der Engel zupfte ihn leicht am Ärmel und sagte:,, Geht schlafen Herr, und
macht morgen weiter." ,, Ich kann nicht" sagte der liebe Gott. ,,Ich habe bereits geschafft, daß sie fast nie krank wird, und wenn, dann
heilt sie sich selber, sie kann begreifen, daß zehn Doppelzimmer 40 Patienten bedeuten kann, aber zehn Stellen oft nur 5 Schwestern sind,
sie hat Freude an einen Beruf der alles fordert und schlecht bezahlt wird, sie kann mit Schaukelschichten leben und kommt mit wenig
freien Wochenenden aus." Der Engel ging langsam um das Model der Krankenschwester herum:,, Das Material ist zu weich", seufzte
er. ,,Aber dafür zäh", entgegnete der liebe Gott. ,,Du glaubst gar nicht was es alles aushält!" ,,Kann sie denken?"-,,Nicht nur
denken,sondern auch urteilen und Kompromisse schließen", sagte der liebe Gott. Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem
Finger über die Wange des Modells.,, Da ist ein Leck", sagte er. ,,Ich habe Euch ja gesagt, ihr versucht zu viel in das Model
hineinzupacken."- ,,Das ist kein Leck,das ist eine Träne!"- ,,Wofür ist die?" ,,Sie fließt bei Freude,Trauer,Enttäuschung,Schmerz und
Verlassenheit",sagte der liebe Gott versonnen, ,,die Träne- die Träne ist das Überlaufventil!"
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Das Leben als Last


Ein Schüler kam zu einem weisen alten Mann. "Herr" sprach er mit schleppender Stimme "das Leben liegt wie eine Last auf meinen
Schultern. Es drückt mich zu Boden und ich habe das Gefühl, unter dem Gewicht zusammenzubrechen." "Mein Sohn" sagte der Alte mit
einem liebevollen Lächeln "das Leben ist leicht wie einer Feder." "Herr, bei aller Demut, aber hier musst du irren. Denn ich spüre mein
Leben wie eine Last von tausend Pfunden auf mir. Sag, was kann ich tun?" "Wir sind es selbst, die uns Last auf unsere Schultern laden."
sagte der Alte, immer noch milde lächelnd. "Aber..." wollte der Junge einwenden. Der alte Mann hob die Hand: "Dieses "Aber", mein
Sohn, wiegt allein tausend Pfund."
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Die üble Nachrede


Ein Nachbar hatte über einen Mann schlecht geredet und die Gerüchte waren bis zu jenem gekommen. Der Mann stellte den Nachbarn
zur Rede. "Ich werde es bestimmt nicht wieder tun", versprach der Nachbar. "Ich nehme alles zurück, was ich über Sie erzählt habe". Der
Mann sah den anderen ernst an. "Ich habe keinen Grund, Ihnen nicht zu verzeihen" erwiderte er. "Jedoch verlangt jede böse Tat ihre
Sühne." "Ich bin gerne zu allem bereit." sagte der Nachbar zerknirscht. Der Mann erhob sich, ging ins sein Schlafzimmer und kam mit
einem großen Kopfkissen zurück. "Tragen Sie dieses Kissen in Ihr Haus, das hundert Schritte von meinem entfernt steht." sagte er. "Dann
schneiden Sie ein Loch in das Kissen und kommen wieder zurück, indem Sie unterwegs immer eine Feder nach rechts, eine Feder nach
links werfen. Dies ist der Sühne erster Teil." Der Nachbar tat, wie ihm geheißen. Als er wieder vor dem Mann stand und ihm die leere
Kissenhülle überreichte, fragte er: "Und der zweite Teil meiner Buße?" "Gehen jetzt wieder den Weg zu Ihrem Haus zurück und sammeln
Sie alle Federn wieder ein." Der Nachbar stammelte verwirrt: "Ich kann doch unmöglich all die Federn wieder einsammeln! Ich streute
sie wahllos aus, warf eine hierhin und eine dorthin. Inzwischen hat der Wind sie in alle Himmelsrichtungen getragen. Wie könnte ich sie
alle wieder einfangen?" Der Mann nickte ernst: "Das wollte ich hören! Genau so ist es mit der üblen Nachrede und den Verleumdungen.
Einmal ausgestreut, laufen sie durch alle Winde, wir wissen nicht wohin. Wie kann man sie also einfach wieder zurücknehmen?"
Unbekannter Verfasser
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Das Märchen von der größten Kraft des Universums


Ein altes Märchen erzählt von den Göttern, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten, damit
sie der Mensch nicht finden könne, bevor er dazu reif sei, sie verantwortungsvoll zu gebrauchen. Ein Gott schlug vor, sie auf die Spitze
des höchsten Berges zu verstecken, aber sie erkannten, dass der Mensch den höchsten Berg ersteigen und die größte Kraft des
Universums finden würde, bevor er dazu reif sei. Ein anderer Gott sagte, lasst uns diese Kraft auf den Grund des Meeres verstecken. Aber
wieder erkannten sie, dass der Mensch auch diese Region erforschen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif
dazu sei. Schließlich sagte der weiseste Gott: “Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die größte Kraft des Universums im Menschen selbst
verstecken. Er wird niemals dort danach suchen, bevor er reif ist, den Weg nach innen zu gehen.” Und so versteckten die Götter die
größte Kraft des Universums im Menschen selbst, und dort liegt sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und
weisen Gebrauch davon machen.
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Worauf hast Du gewartet?


Die Hochwasserkatastrophe hat einen Mann auf das Dach seines Hauses getrieben. Doch auch dort ist er nicht sicher - das Wasser steigt
bedrohlich an. Retter in einem Boot kommen vorbei und wollen ihn mitnehmen. "Nein danke", antwortet er, "Gott wird mich retten." Es
wird Nacht, das Wasser steigt weiter, der Mann klettert auf den Schornstein. Wieder kommt ein Boot vorbei, und die Helfer rufen: "Steig
ein!" "Nein, danke, Gott wird mich retten." ist die Antwort. Schließlich kommt ein Hubschrauber. Die Besatzung sieht ihn im
Scheinwerferlicht, das Wasser reicht ihm bis zum Kinn. "Nehmen Sie die Strickleiter", ruft einer der Männer. "Nein, danke, Gott wird
mich retten." sind die letzten Worte des Mannes, denn kurze Zeit später ertrinkt er. Im Himmel beschwert er sich bei Gott: "Mein Leben
lang habe ich treu an Dich geglaubt. Warum hast Du mich nicht gerettet?" Gott sieht ihn erstaunt an: "Ich habe dir zwei Boote und einen
Hubschrauber geschickt. Worauf hast du gewartet?"
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Die drei Fragen


Es dachte einmal ein König, nichts könne ihm missglücken, wenn er nur immer die Zeit wüsste, in der er ein Werk zu beginnen habe, und
wenn er immer wüsste, mit welchen Menschen er sich einlassen solle und mit welchen nicht, und wenn er immer wüsste, welches von
allen Werken das wichtigste sei. Es kamen gelehrte Männer zum König und gaben ihm mancherlei Antworten auf seine Fragen. Aufs eine
erste Frage antworteten die einen, um für jedes Werk die rechte Zeit zu wissen, müsse man vorher eine Einteilung für den Tag, den
Monat und das Jahr aufstellen und sich streng an das halten, was für den einzelnen Tag festgesetzt ist. Andere sagten wieder anderes.
Ebenso verschieden lautete die Antwort auf die zweite Frage. Die einen sagten, die dem König unentbehrlichsten Männer seien die
Staatsmänner, andere, die Priester und Seher. Die dritten erklärten, es seien die Ärzte, und die vierten behaupteten, es seien die Krieger.
Auf die dritte Frage, welches das wichtigste Werk sei, antworteten die einen, das sei die Wissenschaft, die anderen sprachen, die
Kriegskunst, wieder andere nannte die Gottesverehrung. Alle Antworten waren verschieden. Daher passte dem König keine einzige von
ihnen, und er belohnte niemand. Um aber ganz genaue Antworten auf seine Fragen zu erhalten, entschloss er sich, einen Einsiedler zu
befragen, dessen Weisheit in großem Rufe stand. Der Einsiedler lebte im Wald, verließ seine Wohnstätte nie und empfing nur einfache
Leute. Darum zog der König ein schlichtes Gewand an, stieg vom Pferd weit vor der Klause des Einsiedlers, ließ sein Gefolge zurück und
ging allein durch den Wald. Als der König sich dem Einsiedler näherte, grub dieser vor seiner Hütte die Beete um. Er erblickte den
König, begrüßte ihn und grub ruhig weiter. Er war mager und schwach und keuchte schwer, indem er den Spaten in die Erde stieß und die
kleinen Schollen umwandte. Der König trat an ihn heran und sprach: "Ich bin gekommen, weiser Einsiedler, um die zu bitten, mir drei
Fragen zu beantworten: "Welches ist die Zeit, die man einhalten muss und nicht versäumen darf, um hinterher nichts bereuen zu müssen?
Welche Leute sind die unentbehrlichsten? Mit welchen Leuten muss man sich als mehr, mit welchen weniger befassen? ... Welche Werke
sind die wichtigsten, und welches von allen Werken muss daher zuerst getan werden?" Der Einsiedler hörte dem König zu, antwortete
aber nicht. Er spuckte in die Hände und begann wieder zu arbeiten. "Du bist erschöpft", sagte der König, "gib mir den Spaten, und setze
dich auf die Erde." - "Danke", erwiderte der Einsiedler, reichte dem König den Spaten und setzte sich auf die Erde nieder. Als der König
zwei Beete umgegraben hatte, hielt er inne und wiederholte seine Fragen. Der Einsiedler antwortete nicht, stand auf und streckte die
Hände nach dem Spaten aus. "Jetzt ruhe du, ich will nun ..." sagte er. Der König aber gab den Spaten nicht her und fuhr fort zu graben. Es
verging eine Stunde, eine zweite, die Sonne begann hinter den Bäumen zu verschwinden, da steckte der König den Spaten in die Erde
und sagte: "Ich bin zu dir gekommen, weiser Mann, um auf meine Fragen eine Antwort zu erhalten. Wenn du nicht antworten kannst, so
sag es doch, dann will ich nach Hause gehen." "Sieh einmal, da kommt jemand gelaufen", sprach der Einsiedler, "lass sehen, wer das ist."
Der König sah, dass in der Tat aus dem Walde ein bärtiger Mann gelaufen kam. Der hielt sich die Hände vor den Leib, und zwischen den
Fingern sickerte Blut hervor. Als er bis zum König gelangt war, fiel er zu Boden, lag unbeweglich da und ächzte leise. Der König und der
Einsiedler öffneten die Kleider des Mannes. In seinem Leib war eine tiefe Wunde. Der König wusch sie, so gut er konnte, und verband
sie mit seinem Taschentuch und mit einem Handtuch des Einsiedlers. Aber das Blut hörte nicht auf zu strömen, und der König nahm zu
wiederholten Malen den mit warmen Blut durchtränkten Verband ab, wusch die Wunde von neuem und verband sie wieder. Als das Blut
endlich gestillt war, bat der Verwundete um Wasser. Der König trug frisches Wasser herbei und gab ihm zu trinken. Inzwischen war die
Sonne untergegangen, und es war kühl geworden. Mit Hilfe des Einsiedlers trug der König den Verwundeten in die Klause und legte ihn
aufs Bett. Der Verwundete schloss die Augen und wurde still. Der König aber war so ermüdet, dass er, auf der Schwelle
zusammengekauert, ebenfalls einschlief, und zwar so fest, dass er die ganze kurze Sommernacht verschlief. Als er am Morgen erwachte,
konnte er lange nicht begreifen, wo er war und wer dieser sonderbare bärtige Mann war, der auf dem Lager ausgestreckt lag und ihn
unausgesetzt mit leuchtenden Augen ansah. "Verzeih mir", sprach der bärtige Mann mit schwacher Stimme, als er bemerkte, dass der
König erwacht war und ihn anblickte. "Ich kenne dich nicht und habe dir nichts zu verzeihen", erwiderte der König. "Du kennst mich
nicht, aber ich kenne dich. Ich bin dein Feind, jener Feind, der geschworen hat, an dir Rache zu nehmen, weil du meinen Bruder
hingerichtet und meine Güter genommen hast. Ich habe dich töten wollen, und du hast mir das Leben gerettet. Von nun an, wenn ich am
Leben bleibe, und wenn es dir recht ist, will ich dir als dein treuester Gefolgsmann dienen, und auch meinen Söhnen will ich das zu tun
befehlen. Verzeihe mir!" Der König war sehr froh darüber, dass es ihm so leicht gelungen war, sich mit seinem Feinde auszusöhnen, und
er verzieh ihm nicht nur, sondern versprach auch, ihm seine Güter zurückzugeben und ihm außerdem seine Diener und seinen Arzt zu
schicken. Als er sich von dem Verwundeten verabschiedet hatte, trat der König hinaus auf die Vortreppe und suchte mit seinen Augen
den Einsiedler. Er war draußen bei den Beeten, die er gestern umgegraben hatte, kniete am Boden und säte Gemüsesamen. Der König trat
an ihn heran und sprach: "Zum letzten Mal, du weiser Mann, bitte ich dich, meine Fragen zu beantworten!" "Aber du hast ja deine
Antwort schon bekommen!" erwiderte der Einsiedler. Er richtete sich auf und sah den König an. "Ich sollte Antwort bekommen haben?"
fragte der König. "Natürlich", erwiderte der Einsiedler. "Hättest du gestern nicht Mitleid mit meiner Schwachheit gehabt und diese Beete
umgegraben, sondern wärst du allein zurückgegangen, so hätte dieser Mann dich überfallen, und du hättest bereut, dass du nicht bei mir
geblieben bist. Somit war die richtige Zeit jene, als du die Beete umgrubst, und ich war der wichtigste Mann, und das wichtigste Werk
war, mir Gutes zu tun. Dann, als jener Mann angelaufen kam, war die wichtigste Zeit, seiner zu pflegen, denn sonst wäre er verblutet,
ohne dass er sich mit dir versöhnt hätte. Er war für dich der wichtigste Mensch, und das, was du ihm getan hast, war das wichtigste Werk.
Merke dir - die wichtigste Zeit ist nur eine: der AUGENBLICK. Nur über ihn haben wir Gewalt. Der unentbehrlichste Mensch ist der,
mit dem uns der Augenblick zusammenführt; denn niemand kann wissen, ob er noch je mit einem anderen zu tun haben wird. Das
wichtigste Werk ist, ihm Gutes zu erweisen - denn nur dazu ward der Mensch ins Leben gesandt. Leo N. Tolstoi

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Auf der Durchreise


Ein Gast kam zu Hofetz Chaim, einem polnischen Rabbi. Als der Besucher sah, dass die Wohnung des Rabbi aus einem einzigen Zimmer
bestand, in dem sich nur Bücher, ein Tisch und eine Bank befanden, fragte er verwundert; „Rabbi, wo haben sie ihre Möbel?“ „Wo haben
Sie ihre?“, erwiderte der Rabbi. „Meine?“ fragte der verblüffte Gast. „Aber ich bin doch nur auf der Durchreise.“ „Ich auch“, sagte
Hofetz Chaim.
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Murmeln
Eine kleine Geschichte über den Wert der Zeit von Jeffrey Davis, aus dem englischen von Ingo Schmidt Je älter ich werde, desto mehr
genieße ich den Samstagmorgen. Vielleicht ist es die Ruhe und der Frieden, wenn man der erste ist, der aufgestanden ist oder es ist die
grenzenlose Freude, nicht an der Arbeit sein zu müssen. Auf jeden Fall sind mir die ersten Stunden des Samstagmorgens die liebsten. Vor
ein paar Wochen schlurfte ich in meinen Hobby-Keller, eine dampfende Tasse Kaffee in der einen Hand und die Zeitung in der anderen.
Was als ein typischer Samstagmorgen begann, verwandelte sich in eine jener Lehren, die das Leben anscheinend von Zeit zu Zeit für
einen bereit hält. Lassen Sie mich Ihnen davon erzählen. Ich schaltete mein Funkgerät ein und suchte einen guten Kanal, um einem der
üblichen Samstagmorgen-Gespräche im Funknetz zuzuhören. Dabei stieß ich auf einen Kanal mit ganz klarem Empfang, auf dem ein
älter klingender Mann mit einer sehr angenehmen und vollen Stimme sprach. Sie wissen schon, diese Art von Stimme, bei der man meint,
er müsste Radiomoderator sein. Er erzählte irgendjemandem etwas über „1000 Murmeln“. Ich wurde neugierig, blieb auf dem Kanal und
begann zuzuhören, was er zu sagen hatte. „Nun, Tom, es hört sich so an als hättest du sehr viel Arbeit und Stress in deinem Beruf. Ich bin
sicher du wirst gut bezahlt, aber es ist eine Schande so lange von Familie und Kindern getrennt zu sein. Es ist nicht in Ordnung, daß ein
junger Mann 60 oder 70 Stunden die Woche arbeiten muss, um sich und seine Familie über die Runden zu bringen. Zu schade, daß Sie
den Auftritt Ihrer Tochter beim Tanzwettbewerb verpasst haben.“ Er fuhr fort: „ Ich möchte Ihnen etwas erzählen Tom, etwas das mir
selber geholfen hat meine eigenen Prioritäten im Blick zu behalten.“ Und dann begann er seine Theorie mit den „1000 Murmeln“ zu
erklären. „Eines Tages setzte ich mich hin und begann ein bißchen zu rechnen. Der Durchschnittsmensch lebt ungefähr fünfundsiebzig
Jahre. Ich weiß, einige leben etwas länger, andere sterben etwas früher, aber im Durchschnitt leben die Leute ungefähr fünfundsiebzig
Jahre. Jetzt multiplizierte ich 75 Jahre mal 52 Wochen pro Jahr, und ich kam auf 3900, die Zahl der Samstage, die der
Durchschnittsmensch in seinem kompletten Leben hat. Hören Sie gut zu, jetzt komme ich zum wichtigsten Teil. Es dauerte bis ich 55
war, um das in allen Details zu durchdenken“, fuhr er fort. „Bis dahin hatte ich also schon mehr als 2800 Samstage erlebt. Ich erkannte,
daß ich, wenn ich 75 Jahre alt werden würde, nur noch etwa 1000 Samstage hätte, um sie zu genießen. Und so ging ich zu einem
Spielwarengeschäft und kaufte jede einzelne Murmel, die sie hatten. Am Ende musste ich drei Spielzeuggeschäfte besuchen, um meine
1000 Murmeln zusammen zu bekommen. Ich nahm sie mit nach Hause und stellte sie mir in einem großen Glas in meinem Hobby-Keller
in das Regal neben meinem Funkgerät. Seitdem habe ich jeden Samstag eine Murmel aus dem Glas genommen und weggeworfen. Und
indem ich beobachten konnte wie die Murmeln immer weniger wurden, fiel es mir leichter, mich auf die wichtigen Dinge im Leben zu
konzentrieren. Es gibt nichts, was beeindruckender ist als zu sehen wie die Zeit, die man auf der Welt zur Verfügung hat, verrinnt um
sich an die wirklich wichtigen Dinge zu erinnern und seine Prioritäten richtig zu setzen. Bevor ich mich verabschiede und mit meiner
wundervollen Frau in die Stadt zum Frühstücken gehe, möchte ich Ihnen noch etwas erzählen. Ich habe heute, an diesem Morgen, meine
allerletzte Murmel aus dem Glas genommen. Mir scheint, wenn ich es bis nächsten Samstag schaffe, habe ich etwas zusätzliche Zeit
geschenkt bekommen. Und wenn es etwas gibt, das wir alle gut gebrauchen können, dann ist es wohl etwas zusätzliche Zeit. Es war nett,
Tom, Sie hier zu treffen. Ich hoffe, dass Sie mehr Zeit mit Ihrer Familie verbringen, und ich hoffe, Sie mal wieder hier auf dem Kanal zu
treffen.“ Er verabschiedete sich mit „73old man, dies ist K9NZQ clear and going QRT. Guten Morgen!" Man hätte auf dem Kanal eine
Stecknadel fallen hören können, als dieser Funker sich verabschiedet hatte. Ich glaube daß er uns allen sehr viel zum Nachdenken
gegeben hatte. Ich hatte vorgehabt, an diesem Samstag etwas an meiner Funkantenne zu basteln und dann am Nachmittag mit ein paar
anderen Funkern an der nächsten Ausgabe unserer Vereinszeitung zu arbeiten. Statt dessen ging ich nach oben, weckte meine Frau mit
einem Kuss und sagte „Komm Liebling, wir nehmen die Kinder mit und fahren in die Stadt, ich lade euch ein zu einem schönen
Frühstück.“ „Wie kommt das?“ fragte sie mit einem Lächeln. „Oh, nichts besonderes, aber es ist lange her, daß wir einen Samstag
zusammen mit den Kindern verbracht haben. Ach ja, können wir an einem Spielzeugladen anhalten? Ich muss noch ein paar Murmeln
kaufen…“
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Wer bist du?


Ein Trainer startet sein Seminar indem er einen 50 € Schein hoch hält. Er fragte: Wer möchte diese Schein haben? Alle Hände gingen in
die Höhe. Er sagte: Ich werde diesen 50 € Schein einen von Euch geben, aber zuerst lasst mich eines tun. Er zerknittert den schein. Dann
fragt er: möchtet ihr ihm noch immer haben? Alle Hände waren immer noch oben. Also erwiderte er: „Was ist wenn ich das tue“? Er warf
ihm auf den Boden und rieb den schein an seinen Schuhen am dreckigen Untergrund. Er hob ihn auf, der schein war zerknittert und
dreckig. Nun wer will ihn jetzt noch haben? Es waren noch immer alle Hände oben. Dann sagte er: Liebe Freunde , wir haben soeben
eine sehr wertvolle Lektion gelernt. Was auch immer mit dem Geldschein geschah, ihr wolltet es ihn haben, weil er nie an Wert verloren
hat. Er war immer 50 € wert. Es passiert oft in unserem Leben, dass wir abgestoßen, zu Boden geworfen, zerknittert und in den Dreck
geschmissen werden. Das sind Tatsachen aus dem alltäglichen Leben. Dann fühlen wir uns als ob wir wertlos wären. Aber egal was
passiert ist oder was passieren wird: Du wirst niemals an Wert verlieren. Schmutzig oder sauber, zerknittert oder fein gebügelt, DU wirst
immer noch unbezahlbar für all jene , die dich lieben bleiben. Der Wert unseres Leben wird nicht durch das bewertet, was wir tun oder
wen wir kennen, sondern dadurch WER DU BIST. Du bist was besonderes, vergiss das niemals!
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Error 490

Anrufer: Hi, ich hab hier ein neues Programm, das würde ich gern auf meinem persönlichen System installieren. Es heißt LIEBE. Was
soll ich denn da als erstes machen? Hotline: Auf Ihrer Festplatte gibt es eine Partition, die heißt HERZ. Haben Sie die? ?Anrufer: Ach so,
das ist der Trick! Ich hab"s immer auf der Hauptpartition KOPF versucht. Na gut, ich probier das mal ? Mist, HERZ ist aber ziemlich
voll! Hotline: Machen Sie mal den Task-Manager auf und gucken unter "Prozesse". Was läuft denn da so? Anrufer: Oh je,
Alte_Verletzungen.exe, Groll.com, Geiz.com, Ablehnung.exe und lauter so Zeug. Vor allem Hass.exe ? boah, das krallt sich fast den
ganzen Speicher! Hotline: Kein Problem. LIEBE wird vieles davon automatisch aus Ihrem Betriebssystem raushauen. Manches bleibt
zwar im Hintergrund aktiv, wird aber keine anderen Programme mehr stören. Alte_Verletzungen.exe und Geiz.com müssen Sie aber vor
der Installation selber vollständig löschen. Anrufer: Nein! Das ist ein ganz wichtiges gutes altes Stück! Das hat mich Jahrzehnte gekostet,
all die Komponenten dafür zu sammeln! Muss das wirklich raus? Hotline: Ja, das ist unumgänglich. Gehen Sie ins Startmenü und suchen
Sie Zubehör/Verzeihung. Das lassen Sie so oft laufen, bis Geiz.com und die Alten_Verletzungen vollständig raus sind. Anrufer: Na gut,
wenn"s sein muss. LIEBE ist mir einfach so sehr empfohlen worden, das Ding will ich unbedingt hier laufen haben! So, geschafft ... He!
Da steht jetzt: "ERROR 490 ? Programm läuft nicht auf internen Komponenten". Was soll denn das? Hotline: Nichts Schlimmes, ist ein
altbekanntes Problem. Es bedeutet, dass LIEBE für externe HERZEN konfiguriert ist, aber auf Ihrem eigenen ist es noch nicht gelaufen.
Das ist eine von diesen ganz komplizierten Sachen. Ich sag"s mal so: Sie müssen zunächst Ihr eigenes Gerät lieben, bevor es andere
lieben kann. Anrufer: Hä? Hotli ne: Können Sie den Ordner Selbstakzeptanz finden? Anrufer: Ja, hab ich Hotline: Wunderbar. Klicken
Sie auf die folgenden Dateien und kopieren Sie die in den Ordner MEINHERZ, und zwar: Selbstvergebung.doc, Selbstschätzung.doc und
Güte.txt. Außerdem bitte Selbstbeurteilung.exe aus allen Ordnern löschen und dann den Papierkorb leeren, sonst kommen die immer
wieder zurück. Anrufer: LIEBE installiert sich jetzt ganz von selbst. Ist das gut so? Hotline: Ja, so gehört das. Nun sollte eine Nachricht
auftauchen, dass sich LIEBE immer wieder neu lädt, so lange Ihre HERZ-Festplatte läuft. Sehen Sie diese Nachricht? Anrufer: Seh ich.
Ist die Installation nun abgeschlossen? Hotline: Ja, aber denken Sie dran, dass Sie bis jetzt nur die Basisversion installiert haben. Sie
müssen sich nun mit anderen HERZEN vernetzen, damit Sie an die Upgrades rankommen. Anrufer: Ok. Klasse! Mein HERZ lädt gerade
eine wunderschöne Melodie. Auf meinem Bildschirm läuft Lächeln.mpg. Wärme.exe, Friede.exe, Zufriedenheit.doc und lauter so Sachen
breiten sich gerade im Speicher aus. Fühlt sich sehr gut an! Hotline: Fein. Damit ist LIEBE installiert und läuft. Von diesem Punkt an
sollten Sie gut alleine weiterkommen. Anrufer: Jetzt brauchen Sie sicher meine Kontonummer wegen der Abbuchung. Hotline (lacht):
Nein, LIEBE ist Freeware. Geben Sie das Programm bitte an jeden weiter, den Sie treffen, mit allen Komponenten. Die Menschen
werden es dann ihrerseits weiterverbreiten, und ich wette, dass Sie dann von denen eine Menge ganz feiner neuer Module
zurückbekommen. Anrufer: Gebongt, will ich gern machen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.
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Zen-Geschichte
Ein ernsthafter junger Mann fand die Konflikte im Amerika Mitte des 20.Jh. sehr verwirrend. So besuchte er viele Leute, um einen Weg
zu finden, der die Verwirrung, die ihn störte, auflösen sollte. Aber er blieb verwirrt. Eines Nachts in einem Kaffeehaus sagte ein
selbsternannter Zen-Meister zu ihm: „Gehe zu diesem baufälligen Haus, dessen Adresse ich für dich aufgeschrieben habe. Sprich nicht zu
jenen, die dort leben. Du mußt still bleiben, bis der Mond morgen Nacht aufgeht. Gehe in den großen Raum, welcher sich auf der rechten
Seite des Hauptganges befindet, setze dich in der Lotusposition auf die Spitze des Abfallhaufens in der nord- westlichen Ecke, blicke in
Richtung der Ecke und meditiere.“ Er verfuhr genauso, wie der Zen-Meister ihm aufgetragen hatte. Seine Meditation wurde zeitweise
von Befürchtungen unterbrochen. Er fürchtete ob oder ob nicht der Rest der Installationen vom 2. Stock herunterfallen würde, um sich zu
dem Haufen Mist zu gesellen, auf dem er saß. Er wußte nicht, wie er feststellen sollte, wann der Mond in der nächsten Nacht aufgehen
würde. Er war verstört über das, was die Leute, die durch den Raum gingen, über ihn sagten. Seine Verstörung und Meditation wurde
unterbrochen, als, wie zur Prüfung seines Glaubens, Schmutz vom 2. Stock auf ihn fiel. Zu dieser Zeit kamen gerade 2 Leute in das
Zimmer. Der eine fragte den anderen, was er denn über den Mann, der hier saß, wisse. Worauf dieser antwortete: „Einige behaupten, er
sei ein Heiliger, andere sagen, er ist einfach ein Trottel.“ Als er das hörte, erlangte er Erleuchtung.
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Die Verleumdung
Ein Mann wohnte in einem kleinen Dorf. Eines Tages erfuhr er, dass ein Nachbar über ihn schlecht geredet hatte. Es waren böse
Gerüchte und er stellte den Nachbarn zur Rede. Der Nachbar entschuldigte sich ganz kleinlaut und meinte „Ich werde es bestimmt nicht
wieder tun“! Ich nehme alles zurück, was ich über Sie erzählt habe“. Der Mann sah den Nachbarn schweigend und ernst an. Nach einigen
Minuten sagte er „Gut, ich verzeihe Ihnen, aber eine kleine Strafe werde ich Ihnen schon noch auflegen!“. „Alles was Sie möchten.“
erwiderte der Nachbar schnell, froh, dass der Mann ihm nun wohl nicht böse war. Der Mann ging in sein Haus hinein und holte ein mit
Federn gefülltes Kissen. Er nahm eine Schere, schnitt das Kissen auf und warf die weichen leichten Federn in die Luft. Da es an diesem
Tag sehr windig war, wurden sie Federn schnell von dem Wind hinweg getragen. Der Nachbar schaute fragend und leicht irritiert, sagte
aber nichts dazu. Nachdem beide eine Weile den Federn beim Fliegen zugeschaut hatten sprach der Mann: „So, Herr Nachbar, Sie
werden jetzt jede einzelne der Federn wieder einsammeln und zurück in dieses Kissen legen. Der Nachbar bekam große Augen und
stammelte: „Das geht doch nicht! Das ist unmöglich, Verlangen Sie das bitte nicht von mir! Ich kann doch unmöglich all die Federn
wieder einsammeln! Inzwischen hat der Wind sie in alle Himmelsrichtungen getragen. Es ist doch unmöglich sie alle wieder
einzusammeln!!?“ Der Mann nickte ernst: „Sehen Sie! Genau so ist es mit den Verleumdungen. Einmal ausgestreut, laufen sie durch alle
Winde, wir wissen nicht wo sie ankommen und auch nicht bei wem. Wie können Sie die Verleumdung also einfach wieder
zurücknehmen?“

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Die volle Tasse


Ein Professor wanderte weit in die Berge, um einen berühmten Zen-Mönch zu besuchen. Als der Professor ihn gefunden hatte, stellte er
sich höflich vor, nannte alle seine akademischen Titel und bat um Belehrung. 'Möchten Sie Tee?' fragte der Mönch. Ja, gern, sagte der
Professor. Der alte Mönch schenkte Tee ein. Die Tasse war voll, aber der Mönch schenkte weiter ein, bis der Tee überfloß und über den
Tisch auf den Boden tropfte. 'Genug! rief der Professor'. Sehen Sie nicht, daß die Tasse schon voll ist? Es geht nichts mehr hinein. Der
Mönch antwortete: Genau wie diese Tasse sind auch Sie voll von Ihrem Wissen und Ihren Vorurteilen. Um Neues zu lernen, müssen Sie
erst Ihre Tasse leeren.
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Erleuchtung
Ein bereits älterer Mönch kam zu einem Zen-Meister und sagte: «Ich habe in meinem Leben eine Vielzahl von spirituellen Lehrern
aufgesucht und nach und nach immer mehr Vergnügungen aufgegeben, um meine Begierden zu bekämpfen. Ich habe lange Zeit gefastet,
jahrelang mich dem Zölibat unterworfen und mich regelmäßig kasteit. Ich habe alles getan, was von mir verlangt wurde, und ich habe
wahrhaft gelitten, doch die Erleuchtung wurde mir nicht zuteil. Ich habe alles aufgegeben, jede Gier, jede Freude, jedes Streben
fallengelassen. Was soll ich jetzt noch tun?» Der Meister erwiderte: «Gib das Leiden auf!»
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Zeit

Nimm dir Zeit, um zu arbeiten, es ist der Preis des Erfolges. Nimm dir Zeit, um nachzudenken, es ist die Quelle der Kraft. Nimm dir Zeit,
um zu spielen, es ist das Geheimnis der Jugend. Nimm dir Zeit, um zu lesen, es ist die Grundlage des Wissens. Nimm dir Zeit, um
freundlich zu sein, es ist das Tor zum Glücklichsein. Nimm dir Zeit, um zu träumen, es ist der Weg zu den Sternen. Nimm dir Zeit, um zu
lieben, es ist die wahre Lebensfreude. Nimm dir Zeit, um froh zu sein, es ist die Musik der Seele. (Aus Irland)
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Ein Bild von Gott


Januar 2011 - Ein kleines Mädchen von 6 Jahren, das in der Klasse ganz hinten in der letzten Reihe saß, malte in der Schulstunde. Und
zwar nicht nur in der Zeichenstunde, vielmehr war dieser Gegenstand der einzige, in dem sie aufpasste. Die Lehrerin war fasziniert, ging
zu ihr hinüber und fragte: "Was malst du da?" Und das Mädchen sagte: "Ich zeichne ein Bild von Gott." "Aber niemand weiß, wie Gott
aussieht.", erwiderte die Lehrerin. Und das Mädchen antwortete: "Gleich wissen Sie es." Ein köstlicher Vortrag und zugleich ein zutiefst
bewegendes Plädoyer von Sir Ken Robinson für die Schaffung eines Bildungssystems, das Kreativität fördert und nährt (anstatt sie zu
untergraben).
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Märchen vom Auszug aller „Ausländer“


„Es war einmal...“, so beginnt das Märchen „Von denen die auszogen, weil sie das Fürchten gelernt haben“. Es war einmal, etwa drei
Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche
stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen
Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog eine Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder
zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen. -“Los, kommt, es reicht, wir gehen.“ -“Wo denkst du hin? Was sollen wir denn da unten im
Süden?“ -“Da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun, was. An der Wand steht:“Ausländer
raus!“ Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die
Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten nach Ghana, Kenia und Lateinamerika.
Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf,
Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christollen zögerte. Man sah
Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir geht es besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker
Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der Morgendämmerung, als die
Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teuren Chartermaschinen in alle Welt
starteten. -Der Verkehr brach völlig zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, voll gestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik
krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von feinen Seidenhemden und
den Teppichen des fernen Asien. Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten ins
Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her quoll Öl und Benzin hervor, floss aus
Rinnsalen zu Bächen zusammen in Richtung Naher Osten. Aber man hatte ja Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen
Autofirmen die Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl!?! - Aber
auch die VW´s und BMW`s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile, das Aluminium wanderte nach Jameika, das Kupfer nach
Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen
Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute. Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft,
gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Lande. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und
Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte gesungen werden – zwar nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich. Nur eines
wollte nicht ins Bild passen. Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet! "Wir bleiben“, sagte Maria, wenn
wir aus diesem Land gehen – wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?“
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Ist die Hölle exotherm oder endotherm?
Im folgenden eine wirklich gestellte Frage im Abschlusstest Chemie der UNI Maynooth (Grafschaft Kildare, Irland). Die Antwort eines
Studenten war so "tiefschürfend", dass der Professor sie seinen Kollegen nicht vorenthalten wollte und über das Internet verbreitete,
weshalb wir uns nun ebenfalls darüber amüsieren dürfen. Bonusfrage: Ist die Hölle exotherm (gibt Wärme ab) oder endotherm (absorbiert
Wärme)? Die meisten Studenten mutmaßten mit Hilfe von Boyles Gesetz, dass sich Gas beim Ausdehnen abkühlt und die Temperatur bei
Druck steigt oder etwas in der Art. Ein Student allerdings schrieb folgendes: Zuerst müssen wir herausfinden, wie sehr sich die Masse der
Hölle über die Zeit verändert. Dazu benötigt man die Zahl der Seelen, die in die Hölle wandern und die Zahl jener Seelen, die die Hölle
verlassen. Ich bin der Meinung, dass man mit einiger Sicherheit annehmen darf, dass Seelen, die einmal in der Hölle sind, selbige nicht
mehr verlassen. Deswegen verlässt keine Seele die Hölle. Bezüglich der Frage, wie viele Seelen in die Hölle wandern, können uns die
Ansichten der vielen Religionen Aufschluss geben, die in der heutigen Zeit existieren. Bei den meisten dieser Religionen wird
festzustellen sein, dass man in die Hölle wandert, wenn man ihnen nicht angehört. Da es mehr als nur eine dieser Glaubensbekenntnisse
gibt und weil man nicht mehr als einer Religion angehören kann, kann man davon ausgehen, dass alle Seelen in die Hölle wandern.
Angesichts der bestehenden Geburts- und Todesraten ist zu erwarten, dass die Zahl der Seelen in der Hölle exponentiell wachsen wird.
Betrachten wir nun die Frage des sich ändernden Umfangs der Hölle. Da laut Boyles Gesetz sich der Rauminhalt der Hölle proportional
zum Wachsen der Seelenanzahl ausdehnen muss, damit Temperatur und Druck in der Hölle konstant bleiben, haben wir zwei
Möglichkeiten. 1. Sollte sich die Hölle langsamer ausdehnen als die Menge hinzukommender Seelen, wird die Temperatur und der Druck
in der Hölle so lange steigen bis die ganze Hölle auseinander bricht. 2. Sollte sich die Hölle schneller ausdehnen als die Menge
hinzukommender Seelen, dann werden Temperatur und Druck fallen, bis die Hölle zufriert. Welche der Möglichkeiten ist es nun? Wenn
wir Sandras Prophezeiung Miteinbeziehen, die sie mir gegenüber im ersten Studienjahr geäußert hat - nämlich, dass "es in der Hölle ein
kalter Tag sein wird, bevor ich mit dir schlafe" - sowie die Tatsache, dass ich gestern mit ihr geschlafen habe, kommt nur Möglichkeit
Zwei in Frage. Deshalb bin ich überzeugt, dass die Hölle endotherm ist und bereits zugefroren sein muss. Aus der These, wonach die
Hölle zugefroren ist, folgt, dass keine weiteren Seelen dort aufgenommen werden können und sie erloschen ist ... womit nur noch der
Himmel übrig bleibt und die Existenz eines göttlichen Wesens beweist - was wiederum erklärt, warum Sandra gestern Abend die ganze
Zeit "Oh mein Gott" geschrieen hat. Dieser Student erhielt als einziger einen Einser.

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Die letzten 7 Tage der Erde


Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Aber nach vielen Jahrmillionen war der Mensch endlich klug genug. Er sprach: Wer redet hier
von Gott? Ich nehme mein Leben und meine Zukunft selbst in die Hand. Er nahm sie und es begannen die letzten sieben Tage der Erde.
Am Morgen des ersten Tages beschloss der Mensch, frei zu sein und gut, schön und glücklich. Nicht mehr Ebenbild eines Gottes,
sondern ein Mensch. Und weil er an etwas glauben musste, glaubte er an die Freiheit und an das Glück, an Zahlen und Mengen, an die
Börse und an den Fortschritt, an die Planung und seine Sicherheit. Denn zu seiner Sicherheit hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt
mit Raketen und Atomsprengköpfen. Am zweiten Tage starben die Fische in den Industriegewässern, die Vögel am Pulver aus der
chemischen Fabrik, das den Raupen bestimmt war, die Feldhasen an den Bleiwolken von der Straße, die Schoßhunde an der schönen
roten Farbe der Wurst, die Heringe am Öl auf dem Meer und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans. Denn der Müll war aktiv. Am
dritten Tage verdorrte das Gras auf den Feldern und das Laub an den Bäumen, das Moos an den Felsen und die Blumen in den Gärten.
Denn der Mensch machte das Wetter selbst und verteilte den Regen nach genauem Plan. Es war nur ein kleiner Fehler in dem Rechner,
der den Regen verteilte. Als sie den Fehler fanden, lagen die Lastkähne auf dem trockenen Grund des schönen Rheins. Am vierten Tage
gingen drei von vier Milliarden Menschen zugrunde. Die einen an den Krankheiten, die der Mensch gezüchtet hatte, denn einer hatte
vergessen, die Behälter zu schließen, die für den nächsten Krieg bereitstanden. Und ihre Medikamente halfen nichts. Die hatten zu lange
wirken müssen in Hautcremes und Schweinelendchen. Die anderen starben am Hunger, weil etliche von ihnen den Schlüssel zu den
Getreidesilos versteckt hatten. Und sie fluchten Gott, der ihnen das Glück doch schuldig war. Am fünften Tage drückten die letzten
Menschen den roten Knopf, denn sie fühlten sich bedroht. Feuer hüllte den Erdball ein, die Berge brannten, die Meere verdampften und
die Betonskelette in den Städten standen schwarz und rauchten. Und die Engel im Himmel sahen, wie der blaue Planet rot wurde, dann
schmutzig braun und schließlich aschgrau. Und sie unterbrachen ihren Gesang für zehn Minuten. Am sechsten Tage ging das Licht aus.
Staub und Asche verhüllten die Sonne, den Mond und die Sterne. Und die letzte Küchenschabe, die in einem Raketenbunker überlebt
hatte, ging zugrunde an der übermäßigen Wärme, die ihr nicht gut bekam. Am siebten Tage war Ruhe. Endlich: Die Erde war wüst und
leer, und es war finster über den Rissen und Spalten, die in der trockenen Erdrinde aufgesprungen waren. Und der Geist des Menschen
geisterte als Totengespenst über dem Chaos. Tief unten in der Hölle aber erzählte man sich die spannende Geschichte vom Menschen, der
seine Zukunft selbst in die Hand nahm, und das Gelächter dröhnte hinauf bis zu den Chören der Engel. (Jörg Zink)
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Ein Schüler kam einst zu seinem Meister und beklagte sich über die Menschen, die ihn in letzter Zeit beleidigt hatten oder unfreundlich
zu ihm waren. "Fast jeden Tag begegnen mir Menschen, über die ich mich aufregen muss, weil sie sich so dämlich verhalten, oder weil
sie mich beleidigen oder mich verletzen", klagte er. Der Meister ging kurz ins Nebenzimmer und kam mit einem Messer und einem Korb
voll Kartoffeln zurück, die er dem Schüler überreichte. "Ich möchte, dass du an alle Personen denkst, die dich in letzter Zeit verletzt oder
beleidigt haben. Dann ritzt du mit dem Messer den Namen jeder einzelnen Person auf eine Kartoffel." Dem Schüler fielen schnell einige
Namen ein, und nach kurzer Zeit hatte er mehrere Kartoffeln beschriftet. "Gut", sagte der Meister. "Hier hast du einen kleinen Sack. Gib
deine Kartoffeln da hinein und trage den Sack eine Woche lang überall mit dir. Dann komm wieder zu mir." Der Schüler tat, wie der
Lehrer ihm geheißen hatte. Anfangs empfand er das Tragen des Sackes nicht als besonders schwierig. Aber nach einigen Tagen wurde
der Sack immer lästiger; außerdem begannen die angeritzten Kartoffeln zu stinken. Nach sieben Tagen begab sich der Schüler mit seinem
Sack wieder zum Meister. "Hast du aus dieser Übung etwas gelernt?" fragte dieser. "Ich denke schon", antwortete der Schüler. "Wenn ich
anderen nicht vergebe, trage ich diese Gefühle des Ärgers immer mit mir, genau wie die Kartoffeln. Und irgendwann verfault das Ganze
auch noch. Also muss ich die Kartoffeln entfernen, indem ich meinen Mitmenschen vergebe, so wie es alle großen Weltreligionen
predigen." "Gut", sagte der Meister, "du kannst vergeben und so die Kartoffeln loswerden. Überlege bitte, welchen dieser Personen du
vergeben kannst, und entferne die entsprechenden Kartoffeln aus deinem Sack." Der Schüler dachte nach. Die Vorkommnisse,
deretwegen er die Kartoffeln in den Sack gegeben hatte, waren alle schon mindestens eine Woche her; und so vergab er allen Personen
und entfernte alle Kartoffeln aus dem Sack. "Ausgezeichnet", sprach der Meister und lächelte. "Dein Sack ist wieder leer. Deshalb
möchte ich jetzt, dass du für alle Personen, die dich in der letzten Woche verletzt haben, erneut Kartoffeln beschriftest und in den Sack
gibst." Der Schüler erschrak, denn er erkannte, dass sich so sein Sack schon wieder mit Kartoffeln füllen würde. "Meister", rief er, "wenn
ich so weitermache, werde ich ja immer Kartoffeln im Sack haben!" "Ganz genau", antwortete der Meister verschmitzt, "solange
irgendjemand etwas gegen dich sagt oder gegen dich handelt, wirst du Kartoffeln im Sack haben." "Aber ich kann doch nicht
beeinflussen, was andere sagen oder tun. Was bringt denn die Aufforderung aller Religionen, zu vergeben, wenn wir immer aufs Neue
vergeben müssen?" "Nicht besonders viel, das muss ich zugeben", antwortete der Meister. "Es ist eben die konventionelle Methode, die
von den Religionen und Philosophen gepredigt wird. Das Problem ist, dass sie nur an die Kartoffeln denken und nicht an den Sack. Aber
wenn die Kartoffeln deine negativen Gefühle sind, was ist dann der Sack?" Der Schüler überlegte. Schließlich sagte er: "Ich denke, dass
der Sack mein Ego, mein Selbst ist. Ohne den Sack gibt es keine Kartoffeln... und ohne mein Ego keine negativen Gefühle." "Was
passiert also, wenn du den Sack loslässt?", fragte der Meister. "Dann... dann ist das, was die Leute gegen mich sagen oder tun, kein
Problem mehr für mich." "Richtig - und in diesem Fall wirst du niemanden mehr finden, dessen Namen du in eine Kartoffel ritzen
könntest. Der traditionelle Weg der Religion und Philosophie betont das Streben nach etwas. Das Dao hingegen bedeutet, nicht zu
streben, auch nicht nach der Illusion eines Ego oder eines Selbst. Dann gibt es nämlich nichts mehr, wofür oder wogegen du streben
müsstest, sondern du bist eins mit dem Lauf der Welt."
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Die Straße des Lebens


Eine kleine Geschichte.... Als ich vor Jahren die Strasse des Lebens entlangging, kam ich zu einem Schild, auf dem stand;"Himmlischer
Supermarkt". Als ich näherkam, ging die Tür auf, und ehe ich mich versah, stand ich in dem Laden. Vor mir stand eine Schar Engel. Sie
waren überall. Einer reichte mir einen Einkaufskorb und sagte :"Mein Kind, wähle mit Bedacht aus."Alles was der Mensch so braucht,
gab es in diesem Laden. wenn man seine Einkäufe nicht mehr tragen konnte, konnte man wiederkommen und noch mehr einkaufen,
Zunächst nahm ich mir etwas Geduld. Liebe stand im gleichen Regal. Weiter unten gab es Verständnis - das brauchte man, wo immer
man geht und steht. Ich nahm ein oder zwei Päckchen Weisheit, und ein, zwei Tüten Glaube. Natürlich auch Fürsorge, die würde mir
ebenfalls nützlich sein. Ich konnte nicht am Heiligen Geist vorübergehen, der war einfach überall. Und dann noch etwas Kraft und Mut,
um den Wettlauf des Lebens zu bestehen. Mein Korb war schon fast voll, da fiel mir ein, dass ich noch Anmut bräuchte, daraufhin
entschied ich mich noch für Erlösung, denn die gab es kostenlos. Davon versuchte ich soviel zu bekommen, dass es für uns beide
ausreicht. Schließlich machte ich mich auf dem Weg zur Kasse, um meine Rechnung zu bezahlen. Denn ich glaubte, alles zu haben, um
den Willen des Meisters ausführen zu können. Als ich den Gang entlangging, entdeckte ich noch Gebete und nahm es mit, denn ich
wußte, wenn ich draußen wäre, würden ich Sünde begegnen. Friede und Freude gab es in Fülle, sie standen im letzten Regal. In der Nähe
hingen Lobpreis und Gesang, und ich bediente mich. Dann fragte ich den ENGEL:"Was schulde ich denn nun?" Er lächelte und sagte:
"Nimm es einfach mit, wohin du auch gehst." Ich fragte noch einmal: "Nein wirklich, was bin ich denn schuldig?" "MEIN KIND", sagte
er, "GOTT hat deine Rechnung schon längst bezahlt."
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So ein Unglück!?
Es war einmal ein Mann, der als einziger ein Schiffsunglück überlebte. Er wurde von den Wellen an der Strand einer einsamen und
unbewohnten Jnsel gespült. Immer wieder hielt er Ausschau nach einem Schiff am Horizont. Da aber kein Schiff auftauchte, bauter er für
sich und seine weigen Habseligkeiten eine kleine Hütte aus Holz. Er fand an den Bäumen und Sträuchern essbare Früchte und eine kleine
Quelle in der Nähe, aus der er frisches Wasser bekam. Eines Tages kam er von einer seiner Rundwanderungen um die Insel zurück und
sah schon von weitem, dass seine Hütte in Flammen stand. Nun hatte er alles verloren. Vollkommen am Boden zerstört, gab er sich seiner
Verzweiflung und seinem Ärger hin. Doch nach kurzer Zeit hörte er ein Geräusch. Es klang wie ein Motor. Er hob den Kopf, wischte sich
seine Tränen aus den Augen und schaute sich um. Da kam ein Boot zur Insel! Der Mann sprang am Strand auf und ab und winkte. Und
wirklich - das Boot kam tatsächlich direkt auf ihn zu. Voller Freude begrüsste er die Männer: "Woher wusstet Ihr, dass ich hier bin?"
"Wir habe Ihr Rauchsignal gesehen," antwortet einer seiner Retter.
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Sag es heute
Es war einmal vor nicht all zu langer Zeit ein kleiner Junge der von Geburt an sehr krank war. Als er in die Pubertät kam, gaben die Ärzte
die Hoffnung auf diese seltene Krankheit noch heilen zu können. Und mit 17 Jahre, wusste er, dass er jeden Augenblick sterben könnte.
In all der Zeit lebte er sehr behütet und beschützt zu Hause bei seiner Mutter. Aber heute beschloss er endlich einmal alleine raus zu
gehen - nur ein einziges Mal. Er bat seine Mutter um Erlaubnis, und sie gab sie ihm nach einem kurzen Zögern. Es war ein herrlicher,
sonniger Herbsttag, als er so durch sein Stadtviertel schlenderte. Er beobachtete die Menschen und die Tiere, lauschte der Natur und
blickte sehr nachdenklich und geistesabwesend in so manche Schaufenster. Als er vor ein Musikgeschäft stand und in die Auslagen
blickte, bemerkte er ein sehr zartes, attraktives Mädchen, so ungefähr in seinem Alter. Es traf Ihn direkt - wie ein Blitz - mitten ins Herz.
Kein Zweifel, es war die Liebe auf den ersten Blick. Er öffnete die nervös die Tür, trat ein und hatte nur Sie im Blick. Nach und nach
näherte er sich vorsichtig der Theke, hinter der das Mädchen stand. Sie sah ihn an und fragte freundlich lächelnd: "Kann ich Dir helfen?"
Er war sich sicher, es sei das süßeste Lächeln was er in seinem ganzen Leben gesehen hatte und er hatte das Verlangen sie im selben
Moment zu küssen. Er sagte unbeholfen, stotternd: "Ja, hemmmm.... Ich würde gern eine CD kaufen." Und ohne nachzudenken, nahm er
die erste die ihm in die Hände fiel und bezahlte. "Möchtest Du, dass ich sie Dir einpacke?" fragte das Mädchen wieder lächelnd. Er nickte
verlegen, und sie ging in das Hinterzimmer der Boutique und kam mit dem eingepackten Päckchen zurück, und gab es ihm. Er nahm es
und ging schnell aus dem Geschäft. Er ging träumend nach Hause, und seit diesem Tag ging er tagtäglich in dieses Musikgeschäft um
irgendeine CD zu kaufen. Sie packte sie alle immer ein, und er brachte sie nach Hause, um sie in seinem Schrank aufzubewahren. Er war
viel zu schüchtern, um sie zum Ausgehen einzuladen, und selbst wenn er es ganz fest vornahm, es heute zu versuchen, brachte er es nicht
über sich. Nach einigen Wochen schilderte er dies seiner Mutter, und sie ermutigte ihn, doch etwas zu unternehmen, und so ging er den
nächsten Tag mit Mut und Entschlossenheit bewaffnet wieder in das Musikgeschäft. Und wie jeden Tag kaufte er irgendeine CD, und sie
ging wie jedes Mal ins Hinterzimmer um ihm die CD einzupacken. Und während sie sie ihm einpackte, verlies ihn der Mut und hinterließ
nur flüchtig seine Telefonnummer auf der Theke und eilte geschwind aus dem Geschäft. Am nächsten Tag: dring, dring... Läutet das
Telefon im Haus des schüchternen, todkranken Jungen und seine Mutter nahm den Hörer ab: "Hallo?" Es war das Mädchen und wollte
den Sohn sprechen. Worauf die Mutter, untröstlich begann zu weinen und sagte: "Was, Du weißt es nicht? - Er ist gestern Abend
gestorben." Es gab eine lange Pause der Sprachlosigkeit. Einige Stunden später ging die Mutter in das Zimmer des Sohnes, um sich seiner
zu erinnern. Sie beschloss seine Kleidung durchzusehen, und öffnete seinen Schrank. Wie sehr war sie überrascht, als ihr eine große
Menge von CDs entgegen kam. Keine einzige von Ihnen war geöffnet. Das alles machte sie stutzig und gleichzeitig sehr neugierig, und
sie konnte nicht widerstehen. Sie nahm eine CD, setzte sich auf das Bett und öffnete sie. Dabei fiel ein kleiner Zettel aus dem Paket zu
Boden. Die Mutter hob ihn auf, und begann zu lesen: "Hallo!!! Du bist super süß, möchtest Du mit mir ausgehen? Hab Dich lieb...
Andrea" Sehr gerührt nahm die Mutter eine andere CD; noch eine andere und so weiter. In mehreren befanden sich kleine Zettel, und auf
jedem stand das gleiche... Und die Moral von der Geschichte: So, ist das Leben - warte nicht zu lange um jemandem, der für Dich
außergewöhnlich ist, zu sagen was Du fühlst. Sag es Heute. Morgen kann es vielleicht schon zu spät sein.
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Eine Geschichte über die Einsamkeit


Text: MountMcKinley
Eine Rose träumte Tag und Nacht davon, dass Bienen ihr Gesellschaft leisteten, aber keine einzige ließ sich auf ihre Blütenblätter nieder.
Die Blume aber träumte weiter: in ihren langen Nächten stellte sie sich einen Himmel voller Bienen vor, die zu ihr kamen und sie zärtlich
küssten. So konnte sie es bis zum nächsten Tag aushalten, bis sie sich im Sonnenlicht wieder öffnete. Eines Nachts fragte der Mond, der
von der Einsamkeit der Rose wusste: „Bist du es nicht müde, immer weiter zu warten?“ „Vielleicht. Aber ich muss weiterkämpfen.“
„Warum?“ „Weil ich verwelke, wenn ich mich nicht öffne. In den Augenblicken, in denen die Einsamkeit alle Schönheit zu erdrücken
scheint, ist die einzige Möglichkeit standzuhalten, weiter offen zu sein.
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Das Glück ist ein Schmetterling


"Das Glück ist ein Schmetterling", sagte der Meister. "Jag ihm nach und er entwischt dir. Setz dich hin, und er lässt sich auf deiner
Schulter nieder." "Was soll ich also tun, um das Glück zu erlangen?" fragte der Schüler. "Hör auf, hinter ihm her zu sein." "Aber gibt es
nichts, was ich tun kann?" "Du könntest versuchen, dich ruhig hinzusetzen, wenn du es wagst."

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Zwei Wölfe in der Brust


Ein Jüngling kommt zu einem weisen, alten Schamanen und fragt diesen: »Sag mal, kannst du mir sagen, was in uns Menschen, in
unserem Inneren, in unserer Seele vor sich geht?« »Mein Sohn, das ist so: Jeder Mensch trägt zwei Wölfe in sich; einer verkörpert das
Gute, die Liebe, die Freude, die Güte, das Mitgefühl, die Hilfsbereitschaft, das Verzeihen; der andere verkörpert alles Schlechte und Üble
in uns, den Neid, den Hass, die Gier, den Zorn, die Rücksichtslosigkeit. Diese beiden Wölfe in uns bekämpfen einander fortwährend.«
Darauf der Jüngling: »Schön und gut, aber wer gewinnt denn nun von beiden?« »Es gewinnt der Wolf, den du fütterst!«
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Zufriedenheit
In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick
angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne
See mit friedlichen, schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: klick, und da aller guten
Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: klick. Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich
schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt. Aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist
schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes
Klick, das des Feuerzeuges, schließt die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare zuviel an flinker
Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist - der Landessprache mächtig - durch ein Gespräch zu überbrücken
versucht. "Sie werden heute einen guten Fang machen." Kopfschütteln des Fischers. "Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig
ist." Kopfnicken des Fischers. "Sie werden also nicht ausfahren?" Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss
liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit. "Oh? Sie
fühlen sich nicht wohl?" Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über. "Ich fühle mich
großartig", sagt er. "Ich habe mich nie besser gefühlt." Er steht auf, reckt sich, als wollte er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist.
"Ich fühle mich phantastisch." Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr
unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: "Aber warum fahren Sie dann nicht aus?" Die Antwort kommt prompt und
knapp. "Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin." "War der Fang gut?" "Er war so gut, dass ich nicht noch einmal ausfahren
brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen." Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt
auf und klopft dem Touristen auf die Schulter. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter,
doch rührender Kümmernis. "Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug!" sagte er, um des Fremden Seele zu erleichtern.
"Rauchen Sie eine von meinen?" "Ja, danke." Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich
kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu
verleihen. "Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen", sagt er, "aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute
ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht sogar zehn Dutzend Makrelen
fangen. Stellen Sie sich das mal vor!" Der Fischer nickt. "Sie würden", fährt der Tourist fort, "nicht nur heute, sondern morgen,
übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren - wissen Sie, was geschehen würde?" Der Fischer
schüttelt den Kopf. "Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder
vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen -
eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden...", die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, "Sie
würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber
herumfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben, sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein
Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren - und dann..." - wieder verschlägt die
Begeisterung dem Fremden die Sprache. Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er
auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. "Und dann", sagt er, aber wieder verschlägt ihm die
Erregung die Sprache. Der Fischer klopft ihm auf den Rücken wie einem Kind, das sich verschluckt hat. "Was dann?" fragt er leise.
"Dann", sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, "dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen - und auf das
herrliche Meer blicken." "Aber das tu ich ja schon jetzt", sagt der Fischer, "ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat
mich dabei gestört." Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt,
er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, aber es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten
Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid. Geschichte von Heinrich Böll
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Die drei Versprechen


Ein kleiner Junge war über Weihnachten auf Besuch bei seinem Großvater. Der Großvater war ein Holzschnitzer und gerade dabei, eine
neue Krippe zu schnitzen. Der Junge setzte sich zu ihm und schaute dem Großvater ein wenig bei der Arbeit zu. Daneben auf dem Tisch
standen schone eine Reihe von fertigen Figuren, die Hirten, die Drei Könige, Maria und Josef. Der Junge war schon ein wenig müde, und
so stütze er die Hände auf den Tisch, legte seinen Kopf hinein und schaute die Figuren an. Auf einmal war ihm so, als wollten die Figuren
lebendig werden. Ja, tatsächlich. Sie begannen sich zu bewegen und er konnte sogar mit ihnen reden. Es war ihm, als sei er mit einemmal
mitten unter ihnen. Und da konnte er nicht anders: Er ließ sich anstecken von den Hirten, die da zur Krippe liefen, und er rannte mit ihnen
über die Felder bis hin nach Bethlehem, bis hin zum Stall. Denn er wollte das Jesuskind selber sehen. Und wie er n den Stall trat, da lag
es tatsächlich in einer Krippe. Es lächelte und schaute ihn ganz freundlich an. Und auch er musste es anschauen und ihre Blicke trafen
sich. Da wurde der Junge auf einmal traurig und Tränen kamen ihm in die Augen. Das Jesuskind fragte ihn sofort: „Warum weinst du
denn?“ Und er antwortete: „Weil ich dir doch nichts mitgebracht habe wie all die anderen hier.“ Das Jesuskind schaute ihn weiter an und
sagte ganz ruhig: „Aber ich möchte tatsächlich etwas von dir haben!“ Da wurde der Junge vor Freude ganz rot im Gesicht und sagte
gleich: „Du kannst von mir alles haben, was du willst. Wirklich alles!“ Aber das Jesuskind sagte: „Alles brauche ich nicht. Nur drei
Dinge möchte ich von dir haben!“ Da fiel der Junge ihm schon ins Wort und schlug ihm vor: „Meinen neuen Mantel kannst du haben
oder meine elektrisch Eisenbahn – oder das neue Buch mit den vielen Bildern ...“ Aber das Jesuskind schüttelte den Kopf: Nein, nein, das
alles haben wir auch im Himmel, sogar noch viel schöner. Ich möchte etwas von dir geschenkt bekommen, was es im Himmel nicht gibt.“
Da bekam der Junge plötzlich wieder Angst, denn er hatte ja nun bestimmt nichts, was es im Himmel nicht schon geben würde. Und
während er überlegte, sagte das Jesuskind: „Das erste, was ich mir von dir wünsche, ist: dein letzter Schulaufsatz.“ Da wurde der Junge
sehr verlegen. Das Jesuskind hatte ihm den Wunsch ganz leise zugeflüstert, dass es die anderen nicht hören konnten. Und auch er beugte
jetzt den Kopf ganz nahe zu ihm hin und flüsterte ähnlich leise: „Christkind“, kam es stotternd heraus, „da steht doch drunter:
ungenügend.“ „Ja“, sagte das Christkind. „Eben, gerade deshalb möchte ich ihn von dir haben.“ Und noch während der Junge fragte:
„Warum denn?“ wurde ihm selbst die Antwort plötzlich klar: Ungenügend! Das ist etwas, was es im Himmel nicht gibt! Und er hörte das
Jesuskind weitersagen: „Immer sollst du mir das geben, was in deinem Leben ungenügend ist. Versprichst du es mir?“ Und der Junge
machte es ihm zum Versprechen. „Nun kommt mein zweiter Wunsch“, sagte das Jesuskind, „ich hätte gern deine Kabatasse!“ Und
wieder wurde es dem Jungen etwas unangenehm. Er schaute ganz hilflos hin und sagte: „Christkind, aber die habe ich doch heute morgen
fallen lassen!“ „Ja“, sagte da das Christkind wieder. „Das ist das zweite: ich möchte in deinem Leben all das von dir haben, was du
zerbrochen hast. Versprichst du mir, mir immer alles Zerbrochene zu geben?“ Und der Junge antwortete: „Ja!“ „Aber ich habe noch einen
dritten Wunsch“, fing das Christkind noch einmal an. „Ich möchte die Antwort haben, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich
gefragt hat, wie die Kabatasse kaputt gegangen ist!“ Da senkte der Junge langsam den Kopf, er legte ihn auf den Rand der Krippe und
begann leise zu weinen. Denn er hatte seine Mutter angelogen. Und nur unter Tränen brachte er mühsam hervor: „Ich – ich habe doch die
Tasse selber umgestoßen und habe sie zu Boden fallen lassen.“ Und in warmem Ton sagte das Jesuskind zu ihm: „Du sollst mir immer,
dein ganzes Leben lang, jede Lüge bringen; jeden Trotz und alles Böse. Versprichst du mir auch das?“ Das tröstete den Jungen, und er
gab ihm auch dieses Versprechen. Da wischte er sich die Tränen von den Augen, um das Jesuskind wieder richtig anschauen zu können –
und da lag es plötzlich wieder reglos vor ihm in seiner Krippe. Und wie er weiter schaute, da waren alle Krippenfiguren wieder kleine
reglose Holzfiguren geworden. Es war ihm, als sei er aus einem Traum aufgewacht. Aber die drei Versprechen, die er gegeben hatte, die
hat er nie mehr vergessen – und sich daran gehalten. Walter Baudet
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Eine Harfe im Schnee
Vor einigen Tagen setzte ich einen Brief für’s Christkind auf. Vielleicht war er für Väterchen Frost, ich weiß es nicht, dem Buben war es
egal. Dem Buben kam es nicht auf den Adressaten an, sondern er hing an der Bestellung. Der Brief hatte rein kommerziellen Charakter.
Ich bestellte (per Haus) eine kleine Geige und eine Trommel, einen Autobus, eine Kasperlpuppe und auch einen Vorhang. Als Gegenwert
bot ich im Namen meines Klienten saubere Ohren an, dass er ein ganzes Jahr lang brav sein wird, und das ist eine lange Zeit, und dass er
jeden Abend Lebertran trinken wird. Ich schreib diesen Brief nieder und erinnerte mich an all meine Weihnachtswünsche, die ich je
gehabt hatte – und es war mir traurig zumute. Ich lebte damals ungefähr drei Jahre auf der Welt und wünschte mir zu Weihnachten eine
Harfe. Das Interessante an diesem Wunsch war, dass ich nicht deswegen eine Harfe wollte, um sie zu zupfen und dazu zu trällern wie
König David, sondern damit die Harfe schliefe. Ich hörte damals oft ein Weihnachtslied, und in diesem Weihnachtslied wurde gesungen:
„Mein Schwan und meine Laute, du meine Nachtigall, schlummere, du holde Harfe, du Söhnchen mein.“ Statt der Harfe bekam ich
Schuhe. Eigentlich Stiefel. Dann war ich einmal auch sechs Jahre alt, es schneite, und ich wünschte mir einen goldenen Feuerwehrhelm.
Ich bekam einen Muff. Mit acht Jahren wird auch einem Kind ein Mann, und ich benötigte verzweifelt ein Maschinengewehr. Als
Zehnjährigem bescherte man mir unter dem Christbaum statt der gesammelten Werke von Karl May die Märchen Karl Jaromir Ebers. Ich
besitze sie bis auf den heutigen Tag. Gelesen habe ich sie zum ersten Mal, als ich vom Militärpräsenzdienst heimkehrte. Im Alter von
zwölf Jahren wünschte ich mir die schönste Frau der Welt. Ich wusste, wo sie wohnte. Sie wussten es nicht und bescherten mir einen
gestreiften Pyjama. Seit dieser Zeit hat sich alles geändert, auch die Bäume, die Wolken und die Amseln. Ich wurde vernünftig, oder
vielleicht dumm, begann, mir stets bescheidenere Dinge zu wünschen, und wurde gewöhnlich im Großen und Ganzen nicht enttäuscht.
Irgendwo in einem Tischchen habe ich ein Zigarettenetui, ich besitze ein Duzend Krawatten, ein Paar lange Unterhosen, die ich nie
getragen habe, sogar auch einen linken Lederhandschuh. Allerdings hat Weihnachten für mich seit den schicksalhaften Weihnachten, als
meine Träume so vernünftig zu werden begannen, dass sie realisierbar wurden, seinen Zauber verloren. Daher wuchs, als ich neulich für
den Buben den kommerziellen Weihnachtsbrief aufsetzte, in meiner Seele eine Wehmut, aufrecht wie eine Zypresse heran. Eine Harfe
wünsche ich mir, beschert mir heuer eine Harfe unter den Christbaum. Am besten eine goldene, die Saiten könne aus Silber sein. Ihr
schuldet mir eine Harfe. So eine, die schlafen würde. Jan Skácel
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Der Engel der nicht singen wollte


Als die Menge der himmlischen Heerscharen über den Feldern von Betlehem jubelte: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den
Menschen auf Erden", hörte ein kleiner Engel plötzlich zu singen auf. Obwohl er im unendlichen Chor nur eine kleine Stimme war,
machte sich sein Schweigen doch bemerkbar. Engel singen in geschlossenen Reihen, da fällt jede Lücke sogleich auf. Die Sänger neben
ihm stutzten und setzten ebenfalls aus. Das Schweigen pflanzte sich rasch fort und hätte beinahe den ganzen Chor ins Wanken gebracht,
wenn nicht einige unbeirrbare Großengel mit kräftigem Anschwellen der Stimmen den Zusammenbruch des Gesanges verhindert hätten.
Einer von ihnen ging dem gefährlichen Schweigen nach. Mit bewährtem Kopfnicken ordnete er das weitere Singen in der Umgebung und
wandte sich dem kleinen Engel zu. Warum willst du nicht singen ?" fragte er ihn streng. Er antwortete: "Ich wollte ja singen. Ich habe
meinen Part gesungen bis zum "Ehre sei Gott in der Höhe". Aber als dann das mit dem "Frieden auf Erden unter den Menschen" kam,
konnte ich nicht mehr weiter mitsingen. Auf einmal sah ich die vielen Soldaten in diesem Land und in allen Ländern. Immer und überall
verbreiten sie Krieg und Schrecken, bringen Junge und Alte um und nennen das Frieden. Und auch wo nicht Soldaten sind, herrschen
Streit und Gewalt, fliegen Fäuste und böse Worte zwischen den Menschen und regiert die Bitterkeit gegen Andersdenkende. Es ist nicht
wahr, daß auf Erden Friede unter den Menschen ist, und ich singe nicht gegen meine Überzeugung! Ich merke doch den Unterschied
zwischen dem, was wir singen, und dem, was auf Erden ist. Er ist für mein Empfinden zu groß, und ich halte diese Spannung nicht länger
aus." Der große Engel schaute ihn lange schweigend an. Er sah wie abwesend aus. Es war, als ob er auf eine höhere Weisung lauschen
würde. Dann nickte er und begann zu reden: "Gut. Du leidest am Zwiespalt zwischen Himmel und Erde, zwischen der Höhe und der
Tiefe. So wisse denn, daß in dieser Nacht eben dieser Zwiespalt überbrückt wurde. Dieses Kind, das geboren wurde und um dessen
Zukunft du dir Sorgen machst, soll unseren Frieden in die Welt bringen. Gott gibt in dieser Nacht seinen Frieden allen und will auch den
Streit der Menschen gegen ihn beenden. Deshalb singen wir, auch wenn die Menschen dieses Geheimnis mit all seinen Auswirkungen
noch nicht hören und verstehen. Wir übertönen mit unserem Gesang nicht den Zwiespalt, wie du meinst. Wir singen das neue Lied." Der
kleine Engel rief: "Wenn es so ist, singe ich gerne weiter." Der Große schüttelte den Kopf und sprach: "Du wirst nicht mitsingen. Du
wirst einen anderen Dienst übernehmen. Du wirst nicht mit uns in die Höhe zurückkehren. Du wirst von heute an den Frieden Gottes und
dieses Kindes zu den Menschen tragen. Tag und Nacht wirst du unterwegs sein. Du sollst an ihre Häuser pochen und ihnen die Sehnsucht
nach ihm in die Herzen legen. Du mußt bei ihren trotzigen und langwierigen Verhandlungen dabeisein und mitten ins Gewirr der
Meinungen und Drohungen deinen Gedanken fallen lassen. Du mußt ihre heuchlerischen Worte aufdecken und die anderen gegen die
falschen Töne mißtrauisch machen. Sie werden dir die Türe weisen, aber du wirst auf den Schwellen sitzen bleiben und hartnäckig
warten. Du mußt die Unschuldigen unter deine Flügel nehmen und ihr Geschrei an uns weiterleiten. Du wirst nichts zu singen haben, du
wirst viel zu weinen und zu klagen haben. Du hast es so gewollt. Du liebst die Wahrheit mehr als das Gotteslob. Dieses Merkmal deines
Wesens wird nun zu deinem Auftrag. Und nun geh. Unser Gesang wird dich begleiten, damit du nie vergissest, daß der Friede in dieser
Nacht zur Welt gekommen ist." Der kleine Engel war unter diesen Worten zuerst noch kleiner, dann aber größer und größer geworden,
ohne daß er es selber merkte. Er setzte seinen Fuß auf die Felder von Betlehem. Er wanderte mit den Hirten zu dem Kind in der Krippe
und öffnete ihnen die Herzen, daß sie verstanden, was sie sahen. Dann ging er in die weite Welt und begann zu wirken. Angefochten und
immer neu verwundet, tut er seither seinen Dienst und sorgt dafür, daß die Sehnsucht nach dem Frieden nie mehr verschwindet, sondern
wächst, Menschen beunruhigt und dazu antreibt, Frieden zu suchen und zu schaffen. Wer sich ihm öffnet und ihm hilft, hört plötzlich wie
von ferne einen Gesang, der ihn ermutigt, das Werk des Friedens unter den Menschen weiterzuführen. von Werner Reiser
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Warum Gott Kinder erschaffen hat (...und im Verlauf auch Enkelkinder)


An diejenigen von uns, welche Kinder in ihrem Leben haben, ob es nun eigene sind, Enkelkinder, Nichten, Neffen, oder Schulkinder....
Hier ist etwas zum Schmunzeln. Wann immer eure Kinder unbändig sind, beruhigt euch mit dem Gedanken, dass Gottes Allmacht sich
auch nicht auf SEINE Kinder übertragen hat. Nachdem Himmel und Erde erschaffen waren, erschuf Gott Adam und Eva. Und als erstes
sagte er: 'Ihr sollt nicht...' 'Wir sollen nicht was?' fragte Adam. 'Ihr sollt nicht die verbotenen Früchte essen,' antwortete Gott. 'Verbotene
Frucht? Wir haben verbotene Früchte? - Hey Eva, wir haben verbotene Früchte!' 'Das gibt's nicht' 'Das gibt's doch' 'Esst nicht die
verbotenen Früchte!' sagte Gott. 'Warum nicht?' 'Weil ich euer Vater bin und ich es verbiete!' antwortete Gott und fragte sich, warum er
die Schöpfung nicht nach der Erschaffung der Elefanten abgebrochen hat. Ein paar Minuten später bemerkte Gott, dass Seine Kinder
einen Apfel vom Baum gepflückt hatten und er war stinkig. 'Hab ich Euch nicht verboten die Frucht zu essen?' fragte Gott. 'Ja',
antwortete Adam. 'Und warum habt ihr es trotzdem getan?' sagte der Vater. 'Ich weiss nicht' sagte Eva. 'Sie hat damit angefangen', sagte
Adam. 'Hab ich nicht' 'Hast du doch' 'Hab ich NICHT'. Nachdem Gott nun genug hatte mit den beiden hat er dann als Strafe beschlossen,
dass Adam und Eva eigene Kinder haben sollten. So war dann der Grundstein gelegt und das hat sich nie mehr geändert. DIE
BERUHIGENDE SEITE DER GESCHICHTE Wenn ihr immerwährend und liebevoll versucht habt euren Kindern Weisheit
beizubringen und die diese nicht angenommen haben, habt keine Schuldgefühle. Wenn Gott Probleme hatte SEINE Kinder zu erziehen,
wie können WIR uns einbilden, dass WIR es können?

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Der arme Mann und die reiche Frau


Ein armer Mann und eine reiche Frau liebten sich. Die Frau machte dem mann immer große Geschenke, der Mann konnte ihr aber nichts
schenken. So ging es jahrelang. Bis Weihnachten. An Weihnachten schenkte die Frau dem Mann eine tolle Kette und der Mann sagte, er
habe nur ein kleines Geschenk für sie. Natürlich war die Frau enttäuscht. Und der Mann holte eine kleine Schachtel heraus und öffnete
sie. Darin lag ein kleiner, goldener Ring, der nur ein Bruchstück des Werts der Geschenke der Frau hatte. der Mann sagte: "Ich kann dir
nur meine Liebe schenken, etwas anderes besitze ich nicht." Und da merkte die Frau, dass das Geschenk des Mannes viel größer und
wertvoller war, als alles, was sie ihm schenkte. ......... Dazugelernt Zu Mark Twain kam ein Siebzehnjähriger und beklagte sich: "Ich
verstehe mich mit meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag Streit. Er ist so rückständig, hat keinen Sinn für moderne Ideen. Was soll ich
machen? Ich laufe aus dem Haus." Mark Twain antwortete: "Junger Freund, ich kann dich gut verstehen. Als ich siebzehn Jahre alt war,
war mein Vater genau so ungebildet. Es war kein Aushalten. Aber habe Geduld mit so alten Leuten. Sie entwickeln sich langsamer. Nach
10 jahren, als ich 27 war, hatte er soviel dazugelernt, dass man sich schon ganz vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und was soll ich
dir sagen? Heute, wo ich 37 bin - ob du es glaubst oder nicht - wenn ich keinen Rat weiß, dann frage ich meinen alten Vater. So können
sie sich ändern." Das Märchen vom Glück Siebzig war er gut und gerne, der alte Mann, der mir in der verräucherten Kneipe
gegenübersass. Sein Schopf sah aus, als habe es gerade darüber geschneit und seine Augen blitzten wie eine blank gefegte Eisbahn. „Oh,
sind die Menschen dumm!“ sagte er und schüttelte den Kopf, dass ich dachte, gleich müssten Schneeflocken aus seinem Haar aufwirbeln.
„Das Glück ist doch schliesslich keine Dauerwurst, von der man sich jeden Tag eine Scheibe abschneiden kann.“ „Stimmt,“ antwortete
ich, „das Glück hat ganz und gar nichts Geräuchertes an sich...obwohl...!“ „Obwohl?“, fragte er. „Obwohl gerade Sie aussehen, als hänge
bei Ihnen zuhause der Schinken des Glücks im Rauchfang.“ „Ich bin eine Ausnahme“, sagte er und trank einen Schluck, „ich bin die
Ausnahme. Ich bin nämlich der Mann, der einen Wunsch frei hat!“ Er blickte mir prüfend ins Gesicht und dann erzählte er mir seine
Geschichte. „Es ist lange her,“ begann er und stützte seinen Kopf in die Hände, „sehr lange. Vierzig Jahre. Ich war noch ein junger Mann
damals und litt am Leben wie an einer geschwollenen Backe. Da setzte sich, als ich eines Mittags verbittert auf einer grünen Parkbank
hockte, ein alter Mann neben mich und sagte beiläufig: „Also gut, wir haben es uns überlegt, du hast drei Wünsche frei.“ Ich starrte in
meine Zeitung und tat so, als hätte ich nichts gehört. „Wünsch dir was du willst,“ fuhr er fort, „die schönste Frau, das meiste Geld, den
längsten Schnurrbart, das ist deine Sache. Aber werde endlich glücklich. Deine Unzufriedenheit geht uns nämlich langsam auf die
Nerven.“ Er sah aus wie der Weihnachtsmann in Zivil. Weisser Vollbart, rote Apfelbäckchen, Augenbrauen wie aus Christbaumwatte.
Nichts Verrücktes, vielleicht ein wenig zu gutmütig. Nachdem ich ihn eingehend betrachtet hatte, starrte ich wieder in meine Zeitung.
„Obwohl es uns nichts angeht, was du mit deinen drei Wünschen machst,“ sagte er, „wäre es natürlich kein Fehler, wenn du dir die
Angelegenheit vorher ein wenig genauer überlegst. Denn drei Wünsche sind nicht vier Wünsche oder fünf, sondern drei. Und wenn du
danach weiterhin neidisch oder unglücklich wärest, könnten wir dir und uns nicht mehr helfen.“ Mein Gegenüber in der verräucherten
Kneipe hielt einen kleinen Augenblick inne und wandte sich direkt an mich: Ich weiss nicht, ob Sie sich in meine Lage versetzen können,
ich sass auf einer Parkbank und haderte mit Gott und der Welt. In der Ferne klingelten die Strassenbahnen. Irgendwo zogen die
Wachtposten mit Pauken und Trompeten zum Schloss und neben mir sass nun dieser alte Quatschkopf.“ „Sie wurden wütend!“ „Ich
wurde wütend. Mir war zumute wie ein Kessel kurz vorm Zerplatzen. Und als er sein weiss wattiertes Grossvätermündhen erneut
aufmachen wollte, stiess ich zornzitternd hervor: Damit Sie alter Esel mich nicht weiter duzen, erlaube ich mir meinen innigsten und
einzigen Wunsch auszusprechen, nämlich: Scheren Sie sich zum Teufel! Das war nicht fein und höflich, aber ich konnte nicht anders,
sonst hätte es mich zerrissen“ „Und?“ „Was und?“ „Und war er weg?“ „Ach so, natürlich war er weg. In der gleichen Sekunde, wie
fortgeweht.In nichts aufgelöst. Ich guckte sogar unter der Bank. Mir wurde ganz übel vor lauter Schreck.Die Sache mit den Wünschen
schien zu stimmen. Und der erste Wunsch hatte sich bereits erfüllt. Du meine Güte! Wenn er sich erfüllt hatte, dann war dieser liebe alte
Grossvater, wer immer er auch sein mochte, nicht nur weg, nicht nur von meiner Bank verschwunden, dann war er beim Teufel! dann war
er in der Hölle! Sei nicht albern, sagte ich zu mir selbst, den Teufel, die Hölle, das gibt es gar nicht. Aber die drei Wünsche, gab es denn
die? Und trotzdem war der alte Mann, kaum hatte ich den Wunsch ausgesprochen verschwunden. Mir wurde heiss und kalt, mir
schlotterten die Knie. Was sollte ich machen, der alte Mann musste wieder her, obs nun eine Hölle gab oder nicht. Das war ich ihm
schuldig! ich musste meinen zweiten Wunsch dransetzen, den zweiten von dreien, oh ich Hornochse! Oder sollte ich ihn lassen wo er
war? Mit seinen roten Apfelbäckchen! Bratapfelbäckchen schoss es mir schaudernd durch den Kopf. Mir blieb keine Wahl, ich schloss
die Augen und flüsterte ängstlich: Ich wünsche mir, dass der alte Mannn wieder neben mir sitzt. Ich habe mir jahrelang bis in den Traum
hinein die bittersten Vorwürfe gemacht, dass ich meinen zweiten Wunsch so verschleudert habe. Aber es gab keinen anderen Ausweg!“
„Und?“ „Was und?“ „War er wieder da?“ „Ach so! Natürlich war er wieder da, in der gleichen Sekunde, so als wäre er niemals
fortgewünscht gewesen, nun, so ganz stimmt das nicht, man sah es ihm schon an, dass er irgendwo gewesen sein musste, wo es verteufelt,
ich meine, sehr heiss gewesen schien. Die buschigen Augenbrauen waren etwas verbrannt und auch die Bartränder hatten einiges
abbekommen. Besonders an den Rändern. Ausserdem roch es nach versenkter Gans. Dann zog er ein Bartbürstchen aus der Brusttasche,
putzte sich Bart und Brauen und sagte gekränkt: Hören Sie junger Mann, das war aber nicht fein von Ihnen. ich stotterte eine
Entschuldigung, dass ich ja nicht an die drei Wünsche geglaubt hätte und ausserdem hätte ich immerhin versucht, den Schaden wieder gut
zu machen. Das sei richtig, antwortete er, es sei aber wirklich höchste Zeit gewesen. Dann lächelte er, er lächelte so freundlich, dass mir
fast die Tränen kamen. „Nun haben Sie nur noch einen Wunsch frei, den dritten. Aber versprechen Sie mir, dass Sie damit vorsichtiger
umgehen,“ sagte er. Ich nickte und schluckte: „Ja, aber nur, wenn Sie mich wieder duzen!“ Da musste er lachen: Nun gut, mein Junge. Er
gab mir die Hand. Leb wohl, sei nicht allzu unglücklich und geb auf deinen letzten Wunsch acht.“ „Ich verspreche es Ihnen!“ rief ich,
aber da war er schon fort, wie weggeblasen.“ „Und?“ „Was und?“ „Sind Sie seitdem glücklich?“ Achso glücklich? Mein Nachbar stand
auf, nahm Hut und Mantel vom Garderobenhaken, sah mich mit blitzblanken Augen an und sagte: „Den letzten Wunsch habe ich die
vierzig Jahre lang nicht angerührt. Manchmal war ich nahe dran. Aber Wünsche sind nur gut, wenn man sie noch vor sich hat.“ Ich sah
ihm nach, wie er die Strasse überquerte. Er hatte ganz vergessen mir zu sagen, ob wenigstens er denn nun glücklich sei! Oder hatte er mir
bsichtlich nicht geantwortet. das ist natürlich auch möglich. Erich Kästner
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Eine Kurugeschichte
HL Abend Eine Frau und ein Mann sitzen irgendwo in Deutschland am PC und schreiben miteinander, so wie sie es jeden Abend seit
mehreren Monaten taten . Weit voneinander entfernt . Sie haben miteinander gelacht , Spaß gehabt , ihre Sorgen geteilt . Bescherung .
Was kann man sich schenken ? Sie hatte sich viele Gedanken gemacht. Es sollten ja keine großen Geschenke sein . Sie schenkte ihm ihre
Freundschaft . Er sagte, es wäre das schönste Weihnachtsgeschenk, das er je bekommen hat . Monate vergingen . Sie weinte mit ihm ,
hörte ihm zu , machte sich Sorgen um ihn . Dann, eines Tages ,stellte sie fest ihre Freundschaft wurde über all die Wochen und Monate
auf die schäbigste Art mißbraucht . Es schmerzte sehr , mehr, als sie je gedacht hätte. Bald ist wieder HL .Abend . Dieses Jahr gibt es
keine Geschenke . Denn sie weiß, ein Geschenk kann man nicht zurück fordern. Ihr Geschenk war eine Verpflichtung die bleibt .
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Eine Generationengeschichte
Wenn Du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit Dir zu tun…… Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte
gepackt….. Wenn Du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange
überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in
strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie
die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie
einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während
der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen
morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen.
Niemand wusste, wo wir waren, und wir hatten nicht mal ein Handy dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und
niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner frage nach „Aufsichtspflicht“.
Kannst Du dich noch an „Unfälle“ erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben,
denn es interessierte den Erwachsenen nicht. Wir aßen Kekse, Brot mit Butter dick, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick.
Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche, und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-
Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms, SMS. Wir
hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten.
Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern.
Keiner brachte und und keiner holte uns… Wie war das nur möglich? Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen.
Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und
mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Auch blieben die Augen nicht stehen wenn wir schielten und die Uhr
schlug. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen mit Enttäuschungen klarzukommen.
Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu
emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner
konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel
heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas! Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen
Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, erfolg und Verantwortung. Mit
alldem wussten wir umzugehen. Und Du gehörst auch dazu.
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Das schönste Geschenk !!!


Erinnerung an ein besonderes Weihnachtsfest. Meine Großmutter war eine exzentrische Frau. Besuch empfing sie stets auf einem Diwan
liegend wie Greta Garbo , verwegen an einer Zigarettenspitze ziehend . Auf Familienfeiern erzählte sie gerne Witze , die so anzüglich
waren, dass selbst mein Vater errötete. Ich liebte diese Frau. Ich liebte sie über alles ! Und jedes Jahr freute ich mich auf das
Weihnachtsfest , denn wir feierten bei ihr. Sie schmückte dann das ganze Haus - immer mit den schönsten Engeln , Kugeln und
Schneemännern. Überall blinkte und glitzerte es - so sehr , dass einem die Augen weh taten. Es war ein Anblick von dem jedes Kind
träumte. Und dann erst die Geschenke ! Meine Großmutter kaufte mir immer das was meine Eltern sich schwer leisten konnten: ein
Schaukelpferd , Puppen , ein Dreirad. Riesige wunderschöne Dinge , die kaum ins Auto passten . In jenem Winter aber, in dem ich 10
Jahre alt war änderte sich alles ! Deiner Großmutter geht es nicht gut , erklärte mir mein Vater, bevor wir nachmittags aufbrachen. Ich
verstand nicht was er meinte. Das Haus war üppig dekoriert wie immer. Eines war tatsächlich anders. Unter dem Weihnachtsbaum lagen
keine bunt verpackten Geschenke. Nur ein kleiner Pappkarton , der ein Schild mit meinem Namen trug. Als ich ihn öffnete war ich
enttäuscht : der Karton war leer. Ich drehte ihn in meinen Händen und bekam furchtbare Angst, ich hätte vielleicht etwas schlimmes
getan, das ich kein Geschenk verdiente. Da erst trat meine Großmutter zu mir und sagte : Das was dieser Karton enthält kannst Du weder
sehen noch berühren oder schmecken ! Aber es wird Dich schützen und dich stark machen und dir Geborgenheit geben , wann immer du
sie brauchst ! Es wird alle Zeiten überdauern , und von all den Geschenken die ich dir gemacht habe , hoffe ich , dass du dich eines Tages
einzig an DIESES erinnerst. Ich blickte auf und fragte was ist es denn ?? Acht Tage später starb meine Großmutter. Und sie behielt Recht
! Von den vielen Geschenken die sie mir in all den Jahren machte , ist nur eines geblieben : ein vergilbter Karton mit ausgefransten
Kanten, der nichts enthält und zugleich doch alles. Meine Erinnerungen ! Das ist das schönste Geschenk der Welt !

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Git es einen Weihnachtsmann?


Die achtjährige Virginia aus New Jork wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb sie an die Tageszeitung "Sun" einen Brief: "Ich bin
acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer wahr.
Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?" Virginia O' Hanlon Die Sache war dem Chefredakteur so wichtig, dass er seinen
erfahrensten Kolumnisten, Francis P. Church, beauftragte, eine Antwort zu entwerfen - für eine Titelseite in der "Sun". "Virginia, Deine
kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihren kleinen Geist
nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich
wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen. Ja, Virginia, es gibt
einen Weihnachtsmann. es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön
und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben,
keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der
Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.
Gewiss, Du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von
ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - Was würde das beweisen? kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die
wichtigsten Dinge bleiben meist unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die
Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen - , das vermag nicht der Klügste der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du
kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter.
Warum? Wie es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreißen
kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen
sein. "Ist das nicht auch wahr?" kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger. Der
Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes
offene Herz mit Freude zu erfüllen. Frohe Weihnachten, Virginia." Dein Francis Church
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Rudi der kleine Weihnachtsengel


Der kleine Rudi ist eigentlich gar kein richtiger Weihnachtsengel, aber er möchte so gern einer sein. Er möchte die Kinder sehen, von
denen die großen Engel immer erzählen, und er möchte ihnen auch etwas bringen dürfen! Darum stellt er sich schnell zu den
Weihnachtsengeln, wie das Christkind, wieder einmal alle zu sich ruft, weil der Heilige Abend gekommen ist. "Nein, du gehörst nicht zu
uns", sagt der große schöne Engel Gabriel, der jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit dem Christkind zur Erde wandert, "geh schön zurück in
die Engel-Kinderstube." Der kleine Rudi guckt herum, ob ihm vielleicht jemand hilft, doch alle Engel sagen das gleiche: "Geh schön
zurück -du gehörst nicht zu uns." Da will; er traurig davongehen, denn kleine Engel sind sehr folgsam, aber auf einmal nimmt ihn das
Christkind an der Hand und sagt freundlich: "Lasst ihn nur mit¬kommen -niemand soll zur Weihnachtszeit traurig sein. Und so geschieht
es, dass der kleine Rudi mit dem Christkind und den Weihnachts-Engeln auf die Erde zu den Menschen kommt. Er darf einen Sack
tragen, in dem Kerzen sind, und darüber freut er sich natürlich sehr. "Gib auf die Kerzen gut Acht, damit du keine verlierst", sagt der
große schöne Engel Gabriel, "das Christkind braucht sie für die Menschen. Und bleib' immer bei uns, sonst verirrst du dich auf der Erde."
Der Rudi verspricht alles und drückt den Sack mit den Kerzen fest an sich. Oh, er ist ja so stolz darauf, dass er dem Christkind helfen
darf! Aber er ist auch sehr neugierig, und darum guckt er bei jedem Fenster, an dem sie vorüber kommen, hinein. Ja, und dabei bleibt er
natürlich immer mehr und mehr hinter den anderen Engeln zurück, die sich beeilen, weil die Kinder schon überall auf das Christkind
warten. Zuerst kommt es ja immer zu den Kindern, und dann erst zu den großen Leuten, die keine Kinder haben. Der kleine Engel aber
merkt es nicht, dass er zurückbleibt, denn da drinnen hinter den Fenstern gibt es so viel für ihn zu sehen. Da eine Katze, die beim warmen
Ofen sitzt und sich mit den Pfoten das Gesicht wäscht, dort eine Frau, die gerade einen großen Kuchen auseinander schneidet, beim
nächsten Fenster wieder ein schönes Bild, das mit Tannenzweigen geschmückt ist -ach, er weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen soll Es
gefällt ihm in den Wohnungen der Menschen, weil so viele hübsche Dinge drinnen sind. Am besten aber gefallen ihm die Lichter, die
überall brennen. Zuerst meint er, das wären Sterne, so wie oben am Himmel, aber dann sieht er, dass es Lampen sind, die so hell
leuchten. Wie er nun so von einem Haus zum anderen huscht und bei allen Fenstern ein bisschen hineinguckt, entdeckt er auf einmal
eines, hinter dem es dunkel ist. Wohnt hier niemand? denkt er verwundert und drückt sein Näschen an die Scheiben. Engel können ja im
Dunkeln sehen! Der kleine Rudi sieht auch gleich, dass da drinnen eine alte Frau sitzt und weint. Sie weint, weil sie ganz allein ist und
weil sich heute am Weihnachtsabend niemand um sie kümmert. Rudi möchte ihr etwas schenken, damit sie sich freut und nicht mehr
weint. Aber er hat ja nichts. Doch, etwas kann er der alten Frau schenken -eine Kerze! Es sind ja so viele drinnen im Sack, den er trägt -
das Christkind wird sicher nicht böse sein, wenn er eine davon nimmt. Schnell schlüpft er in das Zimmer, holt eine Kerze aus dem Sack
und stellt sie vor die alte Frau hin. Mit einem Sternchen, das er vom Himmel als Laterne mitgenommen hat, zündet er die Kerze an und
dann bleibt er ganz still sitzen und wartet. Auf einmal nimmt die alte Frau ihre Hände vom Gesicht und schaut erstaunt auf das Licht. Ob
sie den kleinen Engel auch sieht? Nein, die Engel können wir Menschen ja nicht sehen. Nur spüren können wir es manchmal, wenn einer
da ist, in unserer Nähe. Die alte Frau spürt es jetzt auch. Sie wischt sich die Tränen ab und ist plötzlich gar nicht mehr traurig. "Ein
Weihnachtslicht", sagt sie leise und froh, "ein Weihnachtslicht -wenn mich auch die Menschen alle vergessen haben, das Christkind
vergisst mich nicht." Der kleine Rudi freut sich, als er sieht, dass sie nicht mehr weint. Zufrieden schlüpft er aus dem Fenster und huscht
zum nächsten Haus. Und da entdeckt er gleich wieder einen traurigen Menschen. Es ist ein krankes Mädchen, das sehr, sehr traurig ist,
weil es heute am Weihnachtsabend nicht daheim sein kann bei Vater und Mutter und bei den Geschwistern. Es liegt nämlich in einem
Spital. Vielleicht freut sich das Mädchen auch, wenn ich ihm ein Weihnachtslicht schenke, denkt der kleine Engel, und husch, ist er schon
drinnen im Kranken¬zimmer. Er nimmt wieder eine Kerze aus dem Sack, zündet sie mit seinem Sternchen an und stellt sie auf das
Nachtkästchen neben dem Bett. Das kranke Mädchen freut sich genau so wie die alte Frau über das Licht, das es nun auf einmal sieht.
Das Christkind kommt, denkt es glücklich, es kommt auch zu mir. Der kleine Engel aber ist schon wieder unterwegs. Nun guckt er noch
eifriger in alle Fenster. Ist da vielleicht noch jemand traurig? Er möchte allen traurigen Menschen ein Weihnachtslicht schenken, damit
sie sich wieder freuen können. Er muss nicht lange suchen -gleich in der nächsten Straße sieht er hinter einem vergitterten Fenster einen
Mann, der böse und finster dreinschaut. Der Mann ist zornig, weil man ihn eingesperrt hat, aber der kleine Engel merkt, dass er auch sehr
traurig ist. Ja, der Mann hat etwas gestohlen -wer stiehlt, ist ein Dieb, und Diebe werden von der Polizei eingesperrt. Der Rudi schaut
durch das Gitter und denkt: nein, wenn er auch traurig ist, der Mann, der kriegt kein Weihnachtslicht -geschieht ihm ganz recht, dass er
eingesperrt ist, warum hat er gestohlen! Und husch, fliegt er weiter. Doch auf einmal fällt ihm ein, was das Christkind gesagt hat -
niemand soll zur Weihnachtszeit traurig sein" -und da kehrt er schnell wieder um und bringt dem Mann im Gefängnis auch ein
Weihnachtslicht. Der merkt zuerst gar nichts, er läuft in der Gefängniszelle hin und her und ist auf alle Menschen böse. Nachdem das
Licht aber schon eine Weile brennt, spürt er die Wärme, die es ausstrahlt -bis zu seinem Herzen spürt er sie. Was ist das? denkt er
verwundert und bleibt stehen. Auf einmal ist er gar nicht mehr zornig, und weil er nicht mehr zornig ist, kann er nun das Weihnachtslicht
nicht nur spüren, sondern auch sehen. Und wie er es sieht, da schämt er sich plötzlich, dass er ein Dieb geworden ist. "Heute ist
Weihnacht", flüstert er, "und ich sitze im Gefängnis -oh, verzeih mir, liebes Christkind! Ich werde nie mehr stehlen, ich will wieder ein
ehrlicher Mensch werden." ¬Ja, und so macht der kleine Rudi noch viele Menschen, die allein und traurig sind, an diesem
Weihnachtsabend wieder froh und gut. Alle spüren es, dass ein Engel in ihrer Nähe ist, und alle denken an das Christkind, wenn sie in das
Weihnachtslicht schauen, das er ihnen schenkt. Voll Freude darüber wandert Rudi von Haus zu Haus, bis ans Ende der Stadt. Auf einmal
sind keine Häuser mehr da, nur verschneite Wiesen und Felder, und nun merkt er erst, dass er ja ganz allein ist. Wo ist das Christkind?
Und wo sind die anderen Engel an? Er sucht sie überall, aber er kann sie nicht finden. Er sieht die brennenden Kerzen der Christbäume
hinter den Fenstern und hört die Kinder jubeln, und da denkt er, wahrscheinlich ist das Christkind schon in der nächsten Stadt -ich muss
mich beeilen, dass ich auch dorthin komme, vielleicht hat es keine Kerzen mehr und braucht schon die, die ich hier im Sack habe. Ich
werde mich jetzt nirgends mehr aufhalten, nimmt sich der kleine Rudi ganz fest vor, erst wenn ich beim Christkind bin, gucke ich wieder
in die Fenster. Weit draußen vor der Stadt, in der Nähe eines Waldes, liegt ein Bauernhaus. Und da bleibt der kleine Engel halt doch
wieder stehen. Nur ein bisschen will er hineinschauen. Vielleicht ist das Christkind gerade drinnen? Das wäre schön, wenn er es hier
schon finden würde! Nein, es ist nicht da. -Kinder haben sie auch keine da drinnen -ganz still ist es überall. Der Bauer sitzt in der warmen
Stube beim Tisch und liest in einem dicken Buch, und die Bäuerin steht in der Küche beim Herd und rührt in einem Topf. Hm, hier riecht
es gut nach gebratenem Fleisch. Der große Hund, der im Hof an einer Kette hängt, riecht das auch und winselt leise. Er hat Hunger, aber
seine Futterschüssel ist leer, und niemand tut ihm etwas hinein. Der Hund ist ganz mager, weil er so wenig zu fressen bekommt, und
darum ist ihm auch sehr kalt. Er liegt in seiner Hütte und zittert vor Kälte. Manchmal kriecht er heraus und will ein bisschen herumlaufen,
um sich zu erwärmen und zu schauen, ob nicht irgendwo ein Knochen liegt, aber die Kette, an der er hängt, ist so kurz, dass er nur ein
paar Schritte hin-und hergehen kann. Und so kriecht er wieder hinein in seine alte Hütte, durch die der kalte Wind bläst, legt den Kopf
auf die Pfoten und winselt wieder leise. Die Frau und der Mann im Haus hören das Winseln, aber sie achten nicht darauf. Sie haben kein
Mitleid mit ihrem Hund -sie sind geizig und hartherzig. Das sind böse Menschen, denkt der kleine Rudi. Er kniet zu der Hundehütte hin
und streichelt dem armen Tier das struppige Fell. Der Hund hört zu winseln auf und hält ganz still. "Warte", sagt Rudi, "ich schenke dir
auch ein Weihnachtslicht -es wird dich wärmen" Er greift in seinen Sack und erschrickt furchtbar -oh, da ist ja keine einzige Kerze mehr
drinnen. Rudi dreht den Sack um und schüttelt ihn aus ja, es stimmt, der Sack ist leer. . . Ganz verzweifelt kniet der kleine Engel neben
der Hundehütte und große Tränen kugeln über seine Wangen. Nun hat er alle Kerzen verschenkt -das Christkind wird schrecklich böse
sein auf ihn! Nein, jetzt getraut er sich nicht mehr zu den Weihnachtsengeln und zum Christkind. Er legt seinen Kopf auf das struppige
Fell des armen Hundes und schluchzt: "Ich bleib' bei dir..." Der Hund leckt ihm mit seiner großen warmen Zunge die Füßchen -das heißt:
"Bleib' nur da, ich hab' dich lieb" -und dann rückt er zur Seite, damit der kleine traurige Engel Platz hat in seiner Hütte. Ja, der kleine
Rudi glaubt, er dürfe jetzt nie mehr zurück in den Himmel, weil er alle Kerzen verschenkt hat. Das Christkind aber weiß es schon längst -
es sieht und hört ja alles -, und wie die Weihnachtsengel auf einmal durcheinander rufen: "Unser Rudi ist verschwunden! -Wo ist der
kleine Rudi? -Wir haben den Rudi verloren!", da lächelt es nur und sagt: "Kommt, wir holen ihn." Es weiß natürlich auch ganz genau, wo
er ist, und bald stehen sie in dem großen dunklen Hof des Bauernhauses, vor der Hundehütte. Die Kühe im Stall spüren, dass das
Christkind in der Nähe ist, und sagen leise und freundlich: "Muh, muh." Der Hund spürt es auch -er wedelt glücklich mit dem buschigen
Schwanz, und seine großen Augen leuchten vor Freude. Aufstehen kann er nicht, denn der Rudi schläft ja neben ihm und hat den Kopf
auf seinem Rücken liegen. Müde vom Weinen ist der kleine Engel eingeschlafen. Vor der Hundehütte liegt der leere Sack. "Oh", ruft
einer der großen Engel, "er hat alle Kerzen verloren!" "Nein", sagt das Christkind, "er hat sie nicht verloren. Er hat sie verschenkt, und
das war recht so. Er hat heute vielen armen Menschen ein Weihnachtslicht gebracht. Er hat ein gutes Herz und darum darf er von nun an
jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit uns auf die Erde kommen." Der kleine Rudi hört es nicht, er schläft weiter, und da nimmt ihn der große
schöne Engel Gabriel auf seine Arme und trägt ihn hinauf in den Himmel, dass er sich dort ausruhen kann von seiner ersten
Erdenwanderung. Das Christkind aber klopft an das Bauernhaus. Die Frau und der Mann hören es und denken plötzlich an den armen
Hund draußen in der Kälte. Der Mann steht auf und holt das Tier in die warme Stube hinein, und dann sagen sie beide: "Er soll es von
nun an immer gut bei uns haben." Still und zufrieden geht das Christkind fort -weiter von Haus zu Haus, zu allen Menschen.
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Das Licht im Fenster!


Ein kalter, feuchter Tag zog herauf, es war der 24. Dezember 1966. Der Heilige Abend war in greifbare Nähe gerückt. Die Geschenke
lagen verpackt und mit schönen Schleifen und Bändern versehen noch am geheimen Ort. Der Duft vom Gänsebraten durchzog das ganze
Haus; aber dieser Tag bedeutet für mich nicht nur schenken und beschenkt werden. Gerade heute muss ich an die vielen einsamen und
armen Menschen denken. Am Abend stelle ich eine große Kerze auf die Fensterbank. "Warum tust du das?" hatte vor vielen Jahren meine
kleine Tochter gefragt, und ich hatte geantwortet: "Vielleicht sucht ein armer Mensch nach einem Licht in der Heiligen Nacht. Gegen
zehn Uhr klingelte es an der Haustür, ich öffnete, vor mir stand ein junger Mann, seine Schultern hatte er hochgezogen, als friere er. Er
löste eine Hand von der verdrehten Mütze und fuhr sich damit über die Stirn. "Entschuldigen Sie bitte, aber das Licht in Ihrem Fenster."
Er stockte und ich sah die Gefangenenträne auf seiner linken Wange. Ein entlassener Häftling stand vor mir. Er räusperte sich, wollte
weitersprechen, ich sah ihn freundlich an, weil ich merkte, dass es ihm schwer fiel, was er sagen wollte. "Kommen Sie herein, und dann
sagen Sie mir, was Sie für einen Wunsch haben," forderte ich ihn auf. "Oh - ich möchte Ihnen keine Ungelegenheiten machen, aber die
Kerze im Fenster hat mir Mut gegeben. Ich bin sehr hungrig". Diese Not traf mich wie ein Schlag. "Kommen Sie mit" forderte ich ihn auf
und erfasste seine Hand. "Ich werde Ihnen Kaffee kochen, und essen sollen Sie, soviel Sie mögen, inzwischen können Sie sich im
Badezimmer frisch machen". "Aber ich mache Ihnen nur Arbeit, kam es zaghaft von seinen Lippen. "Ach was" antwortete ich, "denken
Sie, die Kerze steht umsonst im Fenster?" Als er wiederkam, hielt ich ihm den Brotkorb hin, er sog den Duft ein und sagte nur:
"Wunderbar". "Aus welchem Gefängnis kommen Sie", fragte ich. Er starrte mich an und stotterte: "Woher wissen Sie das?". Ich sagte,
"bitte beruhigen Sie sich, ich betreue schon seit 20 Jahren Strafgefangene, während der Haft und danach. Ich weiß, dass die Strafe nicht
aufhört, wenn sich die Tore der Anstalten geöffnet haben und die sogenannte Freiheit endlich da ist. Die Familien wollen mit dem
Hilflosen nichts mehr zu tun haben und die Gesellschaft ist gnadenlos, überall erlebt man Ablehnung". "Ich bin wegen... " "Halt - halt",
stoppte ich ihn und sagte: "heute ist der Tag im Jahr, an dem die Menschen zusammen kommen, um die Freude miteinander zu teilen.
Nach den Feiertagen können Sie mir dann alles erzählen." Plötzlich legte er die Hände auf den Tisch, sah zur Zimmerdecke und sagte:
"Mein Gott, du hast mich nicht verlassen." Große Tränen liefen über seine Wangen und zitternd kamen die Worte: "Danke, danke, für das
Licht im Fenster". Ein Jahr später am Heiligen Abend hatte ich diesen jungen Mann eingeladen, der damals mutlos, gedemütigt und arm
an Leib und Seele, vor meiner Tür um eine Scheibe Brot gebeten hatte. Er hatte mich nicht enttäuscht, der Mann aus dem grauen Heer der
Heimatlosen und Verzweifelten. Wie wenig braucht man doch, um einem Menschen zu helfen, manchmal nur ein Licht im Fenster!
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Denke, bevor du urteilst


Eines Nachts befand sich eine Frau am Flughafen. Sie musste mehrere Stunden auf ihren Flug warten. Während sie wartete, kaufte sie
sich ein Buch und eine Packung Kekse um sich die Zeit zu vertreiben. Sie schaute sich nach einem Platz zum sitzen um und wartete. Sie
war vertieft in ihr Buch, als sie plötzlich einen jungen Mann bemerkte, der neben ihr saß und ohne jegliche Zurückhaltung seine Hände
ausstreckte und nach der Packung Kekse griff, welche zwischen ihnen lag. Er begann einen Keks nach dem anderen zu essen. Da sie
deshalb nicht viel Aufhebens machen wollte, entschied sie sich ihn zu ignorieren. Die Frau, ein bisschen belästigt, aß die Kekse und
beobachtete die Uhr, während der junge und schamlose Keksdieb dabei war die Packung leer zu essen. Die Frau begann sich an diesem
Punkt zu ärgern, und dachte: „Wenn ich keine solch gute und erzogene Person wäre, hätte ich diesem kühnen Mann gleich ein blaues
Auge verpasst." Jedes Mal wenn sie einen Keks aß, nahm sich der Mann auch einen. Der Dialog zwischen ihren Augen setzte sich fort
und als nur noch ein Keks übrig war, fragte sie sich, was er wohl nun tun würde. Sanft und mit einem nervösen Lächeln nahm der Mann
den letzten Keks und brach es in zwei. Er bat eine Hälfte der Frau an, während er die andere Hälfte selbst aß. Rasch nahm sie den Keks
und dachte: „Was für ein unverschämter Mann! Wie unerzogen! Er hat mir nicht einmal gedankt!" Sie hatte noch nie jemanden so kühlen
getroffen. Erleichtert aufatmend hört sie wie ihr Flug angekündigt wurde. Sie ergriff ihre Taschen und ging ohne nach hinten zu blicken
wo der unverschämte Dieb saß. Nach dem Einstieg in das Flugzeug, und nachdem sie sich gesetzt hatte, suchte sie nach ihrem Buch,
welches bald ausgelesen war. Während sie in ihre Tasche blickte, fand sie, völlig überrascht, ihre Packung Kekse fast unberührt. „Wenn
meine Kekse hier sind", dachte sie, sich schrecklich mies fühlend, „waren die anderen seine, und er hat versucht sie mit mir zu teilen". Es
war zu spät um sich bei dem jungen Mann zu entschuldigen, sie begriff schmerzhaft, dass sie diejenige war die unverschämt, unerzogen
und ein Dieb gewesen war, und nicht er. Wie oft in unserem Leben, waren wir uns einer Sache sicher und gewiss, nur um später zu
entdecken, dass das doch nicht wahr war? Wie oft hat unser mangelhaftes Vertrauen uns dazu verleitet andere ungerecht zu verurteilen
mit den Vorstellungen die wir uns einbildeten, die aber oft weit weg von der Wirklichkeit und Wahrheit lagen?
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Eine Weihnachtsgeschichte für jeden Tag


Es war einmal ein kleines Licht. Weil es Angst vor dem Verlöschen hatte, machte es sich auf die Suche nach einem großen Licht, das
bleibt. Bald traf es ein Licht, das bleibt. „Wohin gehst du?" „Ich habe Angst vor dem Verlöschen und suche ein Licht, das bleibt." So
gingen sie miteinander. Unterwegs kam noch ein Licht dazu, und noch eins – zuletzt waren es viele. Die kleinen Lichter waren sehr
müde. Auf einmal sahen sei einen Stein, der im Dunkeln leuchtete. „Stein woher hast du dein Leuchten?" „Geh weiter – und ihr werdet
sehen." Dann kamen sie zu einem Stück Holz. „Holz, woher hast du dein Leuchten?" „Geht weiter – und ihr werdet sehen." Und zu
einem Blütenbaum. „Blütenbaum, woher hast du dein Leuchten?" „Geht nur weiter – gleich werdet ihr sehen." So gingen sie mit letzter
Kraft. Plötzlich standen sie vor einem großen, hellen Licht. Es war um ein Kind, das in der Krippe lag. Den kleinen Lichtern klopfte das
Herz. Sie wagten sich nicht weiter. „Fürchtet euch nicht", sagte das Kind, „ich bin das Licht der Welt. Wer zu mir kommt, wird nicht im
Finstern leben." Und es lächelte ihnen entgegen und segnete sie. Da wurde ihre Flamme stark und still. Auf dem Rückweg und zu Hause
erzählten sie allen von dem großen Licht, das bleibt und das sie jetzt in sich tragen.
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Das weiße Pferd


Ein alter Mann lebte in einem Dorf und war sehr arm; aber selbst Könige waren neidisch auf ihn, denn er besaß ein wunderschönes
weißes Pferd. Die Könige boten phantastische Summen für das Pferd, aber er verkaufte es nicht. Eines Morgens fand er sein Pferd nicht
im Stall. Das ganze Dorf versammelte sich und die Leute sagten: "Du dummer alter Mann, was haben wir dir gesagt? Warum hast du nur
das Pferd nicht verkauft? Wir haben es immer gewußt, dass das Pferd eines Tages gestohlen werden würde. Es wäre wirklich besser
gewesen, es zu verkaufen. Welch ein Unglück ist jetzt geschehen! Der alte Mann aber sagte: "Kann sein oder kann nicht sein. Warum
gleich urteilen? Sagt einfach nur das, was ist. Das Pferd ist nicht im Stall. Soviel ist Tatsache, alles andere ist Urteil. Ob es ein Unglück
ist oder ein Segen weiß ich nicht, weil ich nicht weiß, was darauf folgen wird." Die Leute lachten den Alten aus. Sie hatten schon immer
gewusst, dass er ein bisschen verrückt war. Aber nach 14 Tagen kehrte das Pferd plötzlich zurück. Es war nicht gestohlen worden,
sondern in die Wildnis ausgebrochen. Und nicht nur das, es brachte noch 12 wilde Pferde mit. Wieder versammelten sich die Leute und
sagten: "Alter Mann, du hast doch recht; es hat sich tatsächlich als Segen erwiesen." Der alte Mann entgegnete: "Kann sein oder kann
nicht sein. Warum gleich urteilen? Sagt einfach, das Pferd ist zurückgekommen. Ihr lest nur ein einziges Wort in einem Satz; wie könnt
ihr über das ganze Buch urteilen?" Doch die Leute schüttelten nur verständnislos ihre Köpfe. Der alte Mann hatte einen einzigen Sohn.
Der begann nun, die Wildpferde zuzureiten. Schon eine Woche später fiel er vom Pferd und brach sich beide Beine. Wieder
versammelten sich die Leute und wieder urteilten sie: "Was für ein ein Unglück! Dein einziger Sohn kann nun seine Beine nicht mehr
gebrauchen, und er war die Stütze deines Alters. Jetzt bist du ärmer als je zuvor!" Der Alte antwortete: "Kann sein oder kann nicht sein.
Ihr seid besessen vom Urteilen. Geht nicht so weit. Mein Sohn hat sich die Beine gebrochen hat. Niemand weiß, ob dies ein Unglück oder
ein Segen ist.“ Die Menschen wunderten sich über den Alten. Es begab sich, dass das Land nach ein paar Wochen einen Krieg begann.
Alle jungen Maenner des Ortes wurden zwangsweise zum Militär eingezogen, nur der Sohn des alten Mannes blieb zurück, weil er nicht
laufen konnte. Der ganze Ort war vom Wehgeschrei erfüllt, weil dieser Krieg nicht zu gewinnen war und man wusste, dass die meisten
nicht nach Hause zurückkehren würden. Sie kamen zu dem alten Mann und sagten: "Du hattest recht, alter Mann, es hat sich als Segen
erwiesen. Dein Sohn ist zwar verkrüppelt, aber immerhin ist er noch bei dir." Der alte Mann antwortete wieder: "Kann sein oder kann
nicht sein. Ihr hört nicht auf zu urteilen! Ihr wisst doch nur, dass man eure Söhne in die Armee eingezogen hat und dass mein Sohn nicht
eingezogen wurde. Nur Gott, der das Ganze überblickt, weiß, ob dies ein Segen oder ein Unglück ist.“ Verfasser unbekannt
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Der Axtdieb -
Ein Mann fand eines Tages seine Axt nicht mehr. Er suchte und suchte, aber sie war verschwunden. Der Mann wurde ärgerlich und
verdächtigte den Sohn seines Nachbarn, die Axt genommen zu haben. An diesem Tag beobachtete er den Sohn seines Nachbarn ganz
genau. Und tatsächlich: Der Gang des Jungen war der Gang eines Axtdiebes. Die Worte, die er sprach, waren die Worte eines Axtdiebes.
Sein ganzes Wesen und sein Verhalten waren das eines Axtdiebes. Am Abend fand der Mann die Axt durch Zufall hinter einem großen
Korb in seinem eigenen Schuppen. Als er am nächsten Morgen den Sohn seines Nachbars erneut betrachtete, fand er weder in dessen
Gang, noch in seinen Worten oder seinem Verhalten irgend etwas von einem Axtdieb. Aus dem Chinesischen nach Lao Tse …………….
Dazugelernt Zu Mark Twain kam ein Siebzehnjähriger und beklagte sich: "Ich verstehe mich mit meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag
Streit. Er ist so rückständig, hat keinen Sinn für moderne Ideen. Was soll ich machen? Ich laufe aus dem Haus." Mark Twain antwortete:
"Junger Freund, ich kann dich gut verstehen. Als ich siebzehn Jahre alt war, war mein Vater genau so ungebildet. Es war kein Aushalten.
Aber habe Geduld mit so alten Leuten. Sie entwickeln sich langsamer. Nach 10 jahren, als ich 27 war, hatte er soviel dazugelernt, dass
man sich schon ganz vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und was soll ich dir sagen? Heute, wo ich 37 bin - ob du es glaubst oder
nicht - wenn ich keinen Rat weiß, dann frage ich meinen alten Vater. So kann es sich ändern."
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Im Restaurant
Eine ältere Frau kauft sich im Schnellrestaurant eine Suppe. Sie trägt den dampfenden Teller an einen der Stehtische und hängt ihre
Handtasche darunter. Dann geht sie nochmal zur Theke, um einen Löffel zu holen. Als sie zurückkehrt, sieht sie am Tisch einen
dunkelhaarigen Mann, der ihre Suppe löffelt. "Typisch Ausländer. was fällt dem ein?!", denkt die Frau empört. Sie drängt sich neben ihn,
sieht ihn wütend an und taucht ihren Löffel ebenfalls in die Suppe. Sie sprechen kein Wort, aber nach dem Essen holt der Mann für sie
beide Kaffee und verabschiedet sich dann höflich. Erstaunt bedankt sich die Frau mit einem Lächeln. Als sie ebenfalls gehen will, hängt
ihre Handtasche nicht mehr am Haken unterm Tisch. Also doch ein hinterhältiger Betrüger. Das hätte man sich doch gleich denken
können! Mit rotem Gesicht schaut sie sich um. Er ist verschwunden. Aber am Nachbartisch sieht sie ihre Handtasche. Und einen Teller
Suppe, inzwischen kalt geworden.
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Der Reisbauer
Es war einmal ein armer Reisbauer, der trotz all seines Fleißes in seinem Leben nicht vorwärtskam. Eines Abends begegnete ihm der
Mondhase, von dem man weiß, dass er jeden Wunsch erfüllen kann. "Ich bin gekommen, dir zu helfen." sagte der Mondhase. "Ich werde
dich auf den Wunschberg bringen, dort kannst du dir aussuchen, was immer du willst." Und ehe er sich versah, fand sich der Reisbauer
vor einem prächtigen Tor wieder, über das geschrieben stand: "Jeder Wunsch wird Wirklichkeit". Gut, dachte der Bauer und rieb sich die
Hände, das armselige Leben hat nun ein Ende. Und so trat er durch das Tor. Eine alte Frau mit weißem Haar und einem gütigen Lächeln
begrüßte ihn mit den Worten: "Was immer Du Dir wünschst wird sich erfüllen. Aber Du musst zuerst wissen, was man sich alles
wünschen kann. Daher folge mir!" So betraten sie nacheinander mehrere Säle, einer schöne als der andere. "Hier", sprach die weise Frau,
"im ersten Saal siehst Du das Schwert des Ruhms. Wer sich das wünscht, wird ein gewaltiger General; er eilt von Sieg zu Sieg und sein
Name wird auch noch in den fernsten Zeiten genannt. Willst Du das?" "Nicht schlecht", dachte sich der Bauer, "Ruhm ist ein schönes
Ding, und ich möchte die Gesichter der Leute im Dorf sehen, wenn ich General würde. Aber ich will es mir noch einmal überlegen.
Gehen wir weiter." "Gut, gehen wir weiter", sagte lächelnd die Weise. Im zweiten Saal zeigte sie dem Bauern das Buch der Weisheit.
"Wer sich das wünscht, dem werden alle Geheimnisse des Himmels und der Erde offenbar." Der Bauer meinte: "Ich habe mir schon
immer gewünscht, viel zu wissen. Das wäre vielleicht das Richtige. Aber ich will es mir noch einmal überlegen." Im dritten Saale ruhte
ein Kästchen aus purem Gold. "Das ist die Truhe des Reichtums. Wer sich die wünscht, dem fliegt das Geld zu, ob er nun arbeitet oder
nicht." sagte die weise Frau. "Ha", lachte der Bauer, "das wird das Richtige sein. Wer reich ist, der kann sich alles kaufen. Doch Glück
und Reichtum sind zwei verschiedene Dinge, so sagt man. Ich weiß nicht recht." Und so ging der Bauer von Saal zu Saal, ohne sich für
etwas zu entscheiden. "Nun wähle", sagte die weise Frau lächelnd, als sie den letzten Saal gesehen hatten. Was immer Du Dir davon
wünschst, wird erfüllt werden!" "Du musst mir noch ein wenig Zeit lassen", erwiderte der Bauer, "ich muss mir die Sache überlegen." In
diesem Augenblick ging das Tor hinter ihm zu und die weise Frau war verschwunden. Aber der Mondhase saß wieder da und sagte zum
Bauern: "Armer Bauer, wie du sind die meisten Menschen. Sie wissen nicht, was sie sich wünschen sollen oder sie wünschen sich alles
und bekommen nichts. Was sich einer wirklich wünscht, das schenken ihm die Götter, aber der Mensch muss zuerst einmal wissen, was
er sich wirklich wünscht ..."
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Drei merkwürdige Gäste und ein guter Stern


Die vornehmen Leute aus dem Osten hatten den Stall und die Krippe noch nicht lange verlassen, da trug sich eine seltsame Geschichte in
Bethlehem zu, die in keinem Buch verzeichnet ist. Wie die Reitergruppe der Könige gerade am Horizont verschwand, näherten sich drei
merkwürdige Gestalten dem Stall. Die erste trug ein buntes Flickenkleid und kam langsam näher. Zwar war sie wie ein Spaßmacher
geschminkt, aber eigentlich wirkte sie hinter ihrer lustigen Maske sehr, sehr traurig. Erst als sie das Kind sah, huschte ein leises Lächeln
über ihr Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe
heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. "Ich bin die Lebensfreude", sagte sie. "Ich komme zu dir, weil die Menschen nichts
mehr zu lachen haben. Sie haben keinen Spaß mehr am Leben. Alles ist so bitterernst geworden." Dann zog sie ihr Flickengewand aus
und deckte das Kind damit zu. "Es ist kalt in dieser Welt. Vielleicht kann dich der Mantel des Clowns wärmen und schützen." Darauf trat
die zweite Gestalt vor. Wer genau hinsah, bemerkte ihren gehetzten Blick und spürte, wie sehr sie in Eile war. Als sie aber vor das Kind
in der Krippe trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab. " Ich bin die Zeit", sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich
über das Gesicht. " Eigentlich gibt es mich kaum noch. Die Zeit sagt man, vergeht wie im Flug. Darüber haben die Menschen aber ein
großes Geheimnis vergessen. Zeit vergeht nicht, Zeit entsteht. Sie wächst wie Blumen und Bäume. Sie wächst überall dort, wo man sie
teilt." Dann griff die Gestalt in ihren Mantel und legte ein Stundenglas in die Krippe. "Man hat wenig Zeit in dieser Welt. Diese Sanduhr
schenke ich dir, weil es noch nicht zu spät ist. Sie soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du immer soviel Zeit hast, wie du dir nimmst und
anderen schenkst." Dann kam die dritte Gestalt an die Reihe. Die hatte ein geschundenes Gesicht voller dicker Narben, so als ob sie
immer und immer wieder geschlagen worden wäre. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, war es, als heilten die Wunden und
Verletzungen, die ihr das Leben zugefügt haben musste. "Ich bin die Liebe", sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich über das
Gesicht. "Es heißt, ich sei viel zu gut für diese Welt. Deshalb tritt man mich mit Füßen und macht mich fertig." Während die Liebe so
sprach, musste sie weinen und drei dicke Tränen tropften auf das Kind. " Wer liebt, hat viel zu leiden in dieser Welt. Nimm meine
Tränen. Sie sind, wie das Wasser, das den Stein schleift. Sie sind wie der Regen, der den verkrusteten Boden fruchtbar macht und selbst
die Wüste zum Blühen bringt." Da knieten die Lebensfreude, die Zeit und die Liebe vor dem Kind des Himmels. Drei merkwürdige Gäste
brachten dem Kind ihre Gaben dar. Das Kind aber schaute die drei an, als ob es sie verstanden hätte. Plötzlich drehte sich die Liebe um
und sprach zu den Menschen, die dabeistanden: "Man wird dieses Kind zum Narren machen, man wird es um seine Lebenszeit bringen
und es wird viel leiden müssen, weil es bedingungslos lieben wird. Aber weil es Ernst macht mit der Freude und weil es seine Zeit und
Liebe verschwendet, wird die Welt nie mehr so wie früher sein. Wegen dieses Kindes steht die Welt unter einem neuen, guten Stern, der
alles andere in den Schatten stellt." Darauf standen die drei Gestalten auf und verließen den Ort. Die Menschen aber, die all das miterlebt
hatten, dachten noch lange über diese rätselhaften Worte nach.
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Die verlorene Weihnachtsgeschichte


Es gab einmal einen Engel, der hatte eigentlich seinen festen Platz bei den himmlischen Heerscharen und hatte bis jetzt auch noch an
nichts anderes gedacht, als zur rechten Zeit seine Harfe anzuschlagen und seinen weißen Arbeitsanzug sauber zu halten. Das ging schon
seit vielen tausend Jahren so und Jonny, so hieß er, hätte sich nicht träumen lassen, dass sich daran noch mal etwas ändern würde.
Träumen war übrigens auch nicht seine Sache, war er selber doch nicht weniger als ein Traum. Aber es kam doch anders. Der Herrgott,
den er immer sehr gerne mochte, weil er immer so schön gütig war und sich noch nie beschwert hatte, wenn er mal einen falschen Ton
auf seiner Harfe angeschlagen hatte, hatte nämlich einen himmlischen Plan gefasst. Und zwar hatte er sich entschlossen, dass es an der
Zeit wäre, den Menschen ein Zeichen zu geben, dass es den Herrgott noch gäbe. Dazu schien es Gott auch höchste Zeit zu sein, denn die
Menschen waren gerade eifrig dabei, immer mehr von dem kaputt zu machen, was er doch mal mit so viel Mühe geschaffen hatte. Gott
wurde angst und bange, wenn er nach unten blickte. Gerade neulich hatte ihn wieder ein furchtbarer Knall aus dem Schlaf gerissen und es
hatte bis zu ihm herauf geblitzt. Den Engeln hatte es fast den Heiligenschein weggeblasen. Gott rief also den Jonny zu sich und sprach
sehr lange und ernsthaft mit ihm über seine Sorgen. Schon einmal hätte er versucht, den Menschen etwas Klarheit zu schenken, damit sie
nicht mehr soviel kaputt machen müssten. Damals hätten sie da unten schon die gleichen Probleme gehabt: Die einen waren reich und die
anderen versklavt und glücklich war niemand. Damals war auch ein Bote auf die Erde geschickt worden, erzählte Herrgott. Aber die
Mission war nicht wunschgemäß verlaufen: Zuerst war der menschliche Körper des Boten ermordet worden und dann hatten die
Menschen noch eine fürchterlich sentimentale Geschichte aus seinem Leben gemacht. Eine Geschichte, die sich die Menschen zwar
immer wieder zur Belebung des Weihnachtsfestes anhörten aber überhaupt nicht mehr zuhörten. Und daher kam die Liebe, die in der
Geschichte steckte, überhaupt nicht mehr hervor und die Welt wurde kälter und kälter. Darum hatte sich Gott also nun entschlossen,
einen neuen Versuch zu starten, bevor sich die Menschen vor lauter Unglück alle gegenseitig umgebracht hatten. Also meinte Gott: "Pass
auf Jonny, du nimmst dir jetzt deine Harfe, ziehst deinen leuchtenden Arbeitsanzug an und dann gehst du runter auf die Erde. Dort musst
du dir dann jemanden suchen, der oder die diese Weihnachtsgeschichte wirklich und ernsthaft verstanden hat. Den oder die musst du
dann bitten und ermutigen und ihm oder ihr die Kraft geben, sie allen anderen Menschen zu erzählen. Während dieser Erzählungen musst
du dann immer auf deiner himmlischen Harfe spielen, damit sie das Herz der Menschen aufschließt. Alles was in der
Weihnachtsgeschichte erzählt wird, wird dann direkt in das Herz der Menschen dringen und dann ist die Welt bestimmt gerettet." So
einfach war das also. Jonny war begeistert. Da Heiligabend nicht mehr fern war, machte er sich auch gleich auf den Weg zu den
Menschen. Er überlegte, welche Menschen die Weihnachtsgeschichte wohl am dringendsten nötig hätten. Nachdem er einige Zeit auf die
Erde heruntergeschaut hatte, kam er auf die sogenannten zivilisierten Menschen in diesen sogenannten reichen Ländern. Es war aber gar
nicht einfach in diesen Ländern einen Menschen zu finden, der als Erzähler oder Erzählern in Frage käme. In einer Einkaufsstraße fand
Jonny einen Mann mit einem gemütlich aussehenden Bart, einer Zipfelmütze und mit Kindern um ihn herumstehend, der erzählte
Weihnachtsmärchen. "Das muss er sein," dachte Jonny und schwebte zu ihm herunter. Aber um so näher er kam um so verwirrter wurde
er: die Kinder hörten ja gar nicht zu! Woran lag das nur? Und dann merkte er, dass der Mann in ein Mikrophon sprach so dass die Kinder
gar nicht seine wirkliche Stimme hörten sondern nur ein hässliches Gekrächze. Und der Bart war nicht echt, die Mütze war aus Pappe und
als er dann noch in die Gedanken des Mannes schaute, sah er dort nur seine nächste Gehaltsabrechnung. Die Geschichte, die er erzählte,
interessierte ihn überhaupt nicht, obwohl sie wirklich sehr schön war. Außerdem war er noch von so hellen Lampen angeleuchtet, dass er
seine Zuhörerschaft gar nicht anschauen konnte. Das war es also nicht. Schnell schwebte Jonny weiter. "Sind die Menschen etwa alle
so?" fragte er sich verzweifelt. Da kam er an einer Kirche vorbei, die war zu Ehren Gottes aufgebaut worden, erinnerte er sich. Das
musste also eine Stelle sein, wo die Menschen noch von Gott und seiner Liebe wussten. Schnell schwebte Jonny herunter. Tatsächlich,
der Oberpriester erzählte gerade die Weihnachtsgeschichte. Aber was war das? Die wenigen Zuhörer waren ja gar nicht von der Liebe der
Geschichte erfüllt! Wäre das der Fall gewesen hätten sie sich doch umarmen müssen, zumindest ab und zu einmal anlächeln. Aber nichts
von alledem. Jonny spürte auch den Grund. Der Pastor glaubte und fühlte selbst nicht, was er erzählte. Er hatte die Geschichte jahrelang
studiert, zerpflückt, analysiert, hinterfragt, so dass von der Wärme, den feinen unberührbaren Zusammenhängen nichts mehr übrig war.
Deshalb konnte er die Geschichten auch nicht mehr erzählen. Er erzählte den Menschen daher Dinge aus ihrer Welt, einer Welt, die sie
kannten, deren Einsamkeit sie kannten und in der sie es dem Pastor natürlich auch nicht glaubten, wenn er von Gemeinsamkeit und
Nächstenliebe sprach. Niedergeschlagen verließ Jonny die Kirche. Sollte es auf dieser Welt etwa niemanden mehr geben, der die
Weihnachtsgeschichte wirklich erzählen konnte? Er schwebte weiter, vorbei an den hektischen, geschenkehortenden Menschen, den
stinkenden Autos und dem Lärm. Solange, bis es stiller wurde, bis die Menschen weniger und stiller wurden, bis dahin, wo die Stadt den
Schnee nicht mehr zu einem endlosen grauen Matsch einschmolz und noch weiter. Und Jonny fand ein kleines Dorf, im Norden eine
Kirche, in der Mitte ein Haus, darin ein warmes Zimmer mit einem Ofen und daneben ein Mädchen hinter einem Spinnrad. Es spann
Wolle und dachte dabei an die Schafe, die die Wolle für die Menschen hergaben und an die Hirten, die dort draußen in der Kälte auf die
Schafe aufpassten. Und das Mädchen mochte die Schafe und die Hirten und überhaupt die Menschen und ganz besonders die Kinder. Es
spürte deshalb, was die unschuldige Liebe eines Kindes der Welt der Erwachsenen geben konnte und dass manche der Hirten dort
draußen in der Kälte sehr viel mehr Wärme übrig hatten, als dieser Landpfleger in seinem warmen Palast. Und was das Wichtigste für
Jonny war, das Mädchen kannte auch die Weihnachtsgeschichte. Sie erzählte sie manchmal kleinen Kindern, auf die sie aufpasste um
Geld zu verdienen und sie wurde auch verstanden. Die Augen der Zuhörer fingen dann an zu leuchten und die Wärme der Geschichte
sprang auf sie über. Nur die meisten älteren Leute verstanden nur wenig. Deren Herzen waren schon zu fest verriegelt. "Endlich," dachte
Jonny, "hier ist meine Aufgabe, hier habe ich den Menschen gefunden, der die Welt retten kann. Und Jonny holte seine Harfe heraus und
schlug sie an. Plötzlich war die Welt um das Mädchen wie verzaubert. Menschen, die vorher gar kein Interesse an der Geschichte hatten,
kamen plötzlich herbei, baten, die Geschichte zu erzählen, hörten zu, tauten innen drin auf, wurden lebendig und verstanden die
Geschichte mit Begeisterung. Ihre Herzen schlugen höher und die Menschen erzählten die Geschichte weiter, denn sie hatten gemerkt,
wie viel Liebe sich Menschen geben können. Die Menschen sahen auf einmal, wie grau die Welt, die sie sich erschaffen hatten war. Sie
wollten auf einmal leben, weil sie an das lebende Kind im Stall von Bethlehem dachten. Sie nahmen alle ihre Bomben auseinander und
verbuddelten sie tief unter der Erde. Dann trafen sie sich überall, um die Weihnachtsgeschichte zu hören und sie nahmen sich die Zeit
dazu, die sie vorher nie gehabt zu haben glaubten. Jonny spielte sich die Finger wund und das Mädchen begann heiser zu werden aber die
beiden waren froh. Und Jonny merkte, dass sein Plan oder vielmehr der des lieben Herrgottes aufgegangen war. Und so gaben die beiden
so viel von ihrer doppelten Liebe, der Liebe des Menschen, die mit himmlischer Hilfe auf offene Herzen traf, an die Menschen weiter,
dass die Welt ein ganz kleines Stück besser wurde. Das Einzige, was das Mädchen und auch Jonny nicht wussten und was ihnen manchen
Zweifel erspart hätte, war folgendes: Gott hatte viele, viele, viele Jonnys auf die Erde geschickt und in jeder Ecke und überall fanden sie
Menschen, ein Mädchen, einen Jungen, einen Mann, eine Frau, die die Weihnachtsgeschichte noch verstanden. Und all die Jonnys halfen
all den Menschen, sie weiter zu erzählen. Und darum scheint es doch so zu sein, dass die Welt noch nicht ganz verloren ist. Verfasser
unbekannt
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Das Neujahrsfest
Diese Geschichte spielt im alten Persien. Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten. Der König wies seine Leute an: "Ich
möchte, daß es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich
biegen unter Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen." Die Mitarbeiter schwärmten
aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen. "Im letzten Jahr habe ich ein
durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken
und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor.
Einmal muß es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König." Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann,
verneigte sich tief und fragte: "Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute
sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen." Der König
nickte stumm und sagte: "Gut, schafft mir diesen Ramun heran." Und so geschah es. "Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest?"
fragte der König. Worauf der Maler: "Wir sind Freunde und brauchen einander - aber mehr brauchen wir nicht. Deshalb sind wir reich."
…………………..

Der Jahreswechsel
Jedes Jahr vollziehen die Menschen den üblichen Jahreswechsel. Ein Altes geht, ein Neues kommt. Auch wenn sich nicht alle Wünsche
und Pläne des Alten erfüllt haben, es hat einem neuen Jahr Platz zu machen. In der Regel geschieht das auch völlig reibungslos. Die
Menschen feiern und wünschen sich alles Gute. Dann kehren sie mit guten Vorsätzen in ihren Alltag zurück. Hin und wieder gibt es aber
doch kleine Ungereimtheiten. Eine solche trug sich vor ein paar Jahren zu, es ist also noch nicht einmal so lange her. Damals
versammelten sich im Himmel zum Jahresende pünktlich alle am Jahreswechsel Beteiligten, jeder streng nach seiner Rangordnung
plaziert. In der ersten Reihe war dem eben eintreffenden Alten Jahr ein Ruheplatz bereitgestellt worden. Gleich daneben stand ein zweiter
Sitz noch leer - jener für das zu begrüssende Neue Jahr. Anfangs dachte sich keiner etwas dabei, waren doch alle überpünktlich
erschienen. Einer nach dem andern wurde aber etwas unruhig. "Unüblich!" raunte ein Engel, "Nun müssen wir bald anfangen mit der
Übergabe, sonst werden wir bis Mitternacht nicht fertig werden.“ Und das abtretende Alte Jahr fügte hinzu: „Ich denke, wir müssen das
Neue Jahr umgehend suchen, sonst stünde eventuell gar das Ende der Zeiten vor der Tür.“ So schwärmte Gross und Klein aus und hielt
Ausschau, ob sich das Neue Jahr nicht etwa hinter einem vergessenen Stern versteckt hätte. Nach Minuten verzweifelter Suche wurde es
endlich aufgespürt. In einem kleinen Winkel gleich neben der Himmelspforte hatte es sich verkrochen. "Was hast Du dir dabei nur
gedacht?“ wollte der heilige Petrus leicht ungeduldig von ihm wissen, „Du bringst mit deinem Verhalten den ganzen Weltenlauf
durcheinander!" - "Ich hatte etwas Angst", erwiderte das Neue Jahr leise: „Seht, alleine soll ich während dreihundertfünfundsechzig
Tagen die Verantwortung für die ganze Welt tragen. Wenn ich nun einen Fehler mache? Wenn ich etwas übersehe oder vergesse? Diese
Verantwortung ist zuviel für mich allein." Der heilige Petrus nickte, dachte kurz nach und antwortete dann verständnisvoll: "Die ganze
Verantwortung zu tragen ist gewiss eine grosse Aufgabe. Fehler können geschehen und bleiben nicht folgenlos, auch das ist richtig. Aber
ich bin überzeugt, mein liebes Neues Jahr, dass gerade Du am besten dazu geeignet bist. Du bist frisch an Kräften, gänzlich unverbraucht
und noch voller Hoffnung. Es kommt nicht darauf an, die beste Lösung immer gleich zur Hand zu haben. Viel wichtiger ist es, das Du
alles aus Liebe zu den Menschen tust und mit der guten Absicht, nicht leichtfertig mit Deiner Zeit umzugehen. Ich glaube, gutes Neues
Jahr, ein besseres Jahr als Dich hätte zur Zeit niemand finden können. Und eines soll Dir Mut machen: Auch wenn Du nicht fertig wirst
mit Deiner Arbeit, es kommt nach Dir wieder ein Neues Jahr. Manche Dinge brauchen Zeit und machen viel Mühe, aber einmal müssen
sie begonnen werden. Das ist nun Deine Aufgabe." Das Neue Jahr blickte in die Runde, wo sich in jedem Blick Erwartung und
Ermutigung spiegelte. Es nickte dem heiligen Petrus zu, der nahm das Neue Jahr an der Hand und führte es entschlossen zur
Himmelspforte. Die Zeit war knapp geworden. Schnell wurde die Arbeit des Alten Jahres verdankt, und die Himmlischen gaben dem
Neuen letzte gute Ratschläge mit auf den Weg. Damit begann es dann endgültig, dieses Neue Jahr... Ihr glaubt die Geschichte nicht?
Ehrlich, genau so hat sie sich zugetragen! Ich werde es Euch beweisen. Vor ein paar Jahren sowie auch heute, begann der erste Tag eines
Neuen Jahres mit genau einer Sekunde Verspätung. Als die Wissenschaftler den Fehler bemerkten, mussten die Menschen auf der Erde
die Uhren für eine Sekunde anhalten, damit sie wieder richtig gingen. Die meisten Menschen führten dies auf einen Messfehler zurück,
auf eine kleine Unregelmässigkeit im Sonnenlauf oder die Tücken des Kalenders selbst, aber in Wirklichkeit… - na ja, denkt was Ihr
wollt, nun kennt ihr die Geschichte.
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Ein Bild vom Frieden


Es war einmal ein König, der schrieb einen Preis im ganzen Land aus: Er lud alle Künstlerinnen und Künstler dazu ein, den Frieden zu
malen und das beste Bild sollte eine hohe Belohnung bekommen. Alle Malerinnen und Maler im Land machten sich eifrig an die Arbeit
und brachten dem König ihre Bilder. Von allen Bildern, die gemalt wurden, gefielen dem König zwei am besten. Zwischen denen musste
er sich nun entscheiden. Das erste war ein perfektes Abbild eines ruhigen Sees. Im See spiegelten sich die malerischen Berge, die den See
umrandeten und man konnte jede kleine Wolke im Wasser wiederfinden. Jeder, der das Bild sah, dachte sofort an den Frieden. Das
zweite Bild war ganz anders. Auch hier waren Berge zu sehen, aber diese waren zerklüftet, rau und kahl. Am düsteren grauen Himmel
über den Bergen jagten sich wütende Wolkenberge und man konnte den Regen fallen sehen, den Blitz aufzucken und auch fast schon den
Donner krachen hören. An einem der Berge stürzte ein tosender Wasserfall in die Tiefe, der Bäume, Geröll und kleine Tiere mit sich riss.
Keiner, der dieses Bild sah, verstand, wieso es hier um Frieden gehen sollte. Doch der König sah hinter dem Wasserfall einen winzigen
Busch, der auf der zerklüfteten Felswand wuchs. In diesem kleinen Busch hatte ein Vogel sein Nest gebaut. Dort in dem wütenden
Unwetter an diesem unwirtlichen Ort saß der Muttervogel auf seinem Nest – in perfektem Frieden. Welches Bild gewann den Preis? Der
König wählte das zweite Bild und begründete das so: „Lasst Euch nicht von schönen Bildern in die Irre führen: Frieden braucht es nicht
dort, wo es keine Probleme und keine Kämpfe gibt. Wirklicher Frieden bringt Hoffnung, und heißt vor allem, auch unter schwierigsten
Umständen und größten Herausforderungen, ruhig und friedlich im eigenen Herzen zu bleiben." (Verfasser unbekannt)
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Beim Friseur
Ein Mann ging, wie er es immer machte, für Haar- und Bartschnitt zum Friseur. Mit dem Friseur, der ihn bediente, begannen ein
amüsantes Gespräch. Sie sprachen über verschiedene Themen. Schließlich kam es zu Gott... Friseur: "Schau ,ich glaube nicht, wie du es
sagst an Gott." Der Mann: "Ja, aber warum denn nicht?" Friseur: "Das ist sehr einfach. Um das zu sehen, musst du nur raus gehen. Kannst
du mir bitte sagen, wenn es Gott geben würde, würde es dann so viele problembeladene oder kranke Menschen geben? Verlassene
Kinder? Wenn es Gott geben würde, würde keiner leiden, den anderen unterdrücken. Wenn es Gott gäbe, würde er dies nicht zulassen."
Der Mann überlegte einen Moment, aber um unnötigen Streit zu vermeiden antwortete er nicht. Nachdem der Friseur mit seiner Arbeit
fertig war, verließ der Mann den Salon. In dem Augenblick, sah er auf der Strasse einen Mann mit langen Haaren und langem Bart. Da
dieser Mann sehr durcheinander aussah, müsste er lange nicht mehr rasiert worden sein. Der Mann kehrte in den Friseursalon zurück. Der
Mann: "Es gibt keine Friseure!" Friseur: "Wie kommst du denn darauf? Ich bin doch hier, ich bin selber ein Friseur." Der Mann zeigte auf
den langhaarigen Mann und sagte: "Nein, es gibt keine. Wenn es Friseure geben würde, liefen auf der Straße keine Männer mit langen
Haaren und Bärten rum." Friseur: "Hmm...Es gibt Friseure, aber was können wir dafür, wenn die Menschen nicht zu uns kommen?!" Der
Mann: "Siehst du, das ist das Entscheidende. Gott gibt es, aber wenn die Menschen nicht zu Ihm gehen, ist das ihre eigene Entscheidung.
Das ist der Grund warum es auf der Welt so viele Leidende und Traurige gibt...!"
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Die Tränen einer Frau


Ein kleiner Junge fragte seine Mutter: "Warum weinst du?" "Weil ich eine Frau bin," erzählte sie ihm. "Das versteh ich nicht," sagte er.
Seine Mama umarmte ihn nur und sagte:" Und das wirst du auch niemals." Später fragte der kleine Junge seinen Vater:" Warum weint
Mutter scheinbar ohne einen Grund?" "Alle Frauen weinen ohne Grund," war alles, was sein Vater sagen konnte. Der kleine Junge wuchs
heran, wurde ein Mann und fragte sich immer noch, warum Frauen weinen. Endlich rief er Gott an, und als ER ans Telefon kam, fragte
er: "Gott, warum weinen Frauen so leicht?" Gott sagte: " Als ich die Frau machte, musste sie etwas Besonderes sein. Ich machte ihre
Schultern stark genug, um die Last der Welt zu tragen, doch sanft genug, um Trost zu spenden. Ich gab ihr eine innere Kraft, um sowohl
Geburten zu ertragen, wie auch die Zurückweisungen, die sie von ihren Kindern erfährt. Ich gab ihr eine Härte, die ihr erlaubt, weiter zu
machen, wenn alle Anderen aufgeben und ihre Familie in Zeiten von Krankheit und Erschöpfung zu versorgen, ohne sich zu beklagen.
Ich gab ihr Gefühlstiefe, mit der sie ihre Kinder immer und unter allen Umständen liebt, sogar wenn ihr Kind sie sehr schlimm verletzt
hat. Ich gab ihr Kraft, ihren Mann mit seinen Fehlern zu ertragen und machte sie aus seiner Rippe, damit sie sein Herz beschützt. Ich gab
ihr Weisheit, damit sie weiß, dass ein guter Ehemann niemals seine Frau verletzt, aber manchmal ihre Stärke und ihre Entschlossenheit
testet, unerschütterlich zu ihm zu stehen. Und zum Schluss gab ich ihr eine Träne zum vergießen. Die ist ausschließlich für sie, damit sie
davon Gebrauch macht, wann immer es nötig ist. Siehst du: Die Schönheit der Frau ist nicht in der Kleidung die sie trägt, die Figur, die
sie hat oder in der Art, wie sie die Haare trägt. Die Schönheit einer Frau muss in ihren Augen erkannt werden, weil diese das Tor zu
ihrem Herzen sind - der Ort, an dem Liebe wohnt.
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Über die Erleuchtung


Ein junger Zen-Schüler war für seinen besonderen Eifer bekannt. Er meditierte Tag und Nacht und wollte seine Übungen nicht einmal
zum Essen oder Schlafen unterbrechen. So wurde er immer dünner und dünner und auch die Erschöpfung nahm zu. Der Meister rief ihn
zu sich und riet ihm, langsamer vorzugehen und nicht zu viel von sich zu verlangen. Das aber wollte der Schüler nicht hören. „Warum
hast du es so eilig?" wollte der Meister von ihm wissen. „Ich strebe nach Erleuchtung." entgegnete der Schüler. „Da habe ich keine Zeit
zu verlieren." „Und woher weißt du, dass die Erleuchtung vor dir läuft, so dass du ihr hinterherlaufen musst?" fragte ihn da der Meister.
„Es könnte doch auch sein, dass sie hinter dir ist und dass du nichts weiter tun musst, als innezuhalten und ihrer gewahr zu werden ..."
Nach Feldman/Kornfield: "Stories of the Spirit",
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Die zwei Söhne


Es war einmal ein Vater, der zwei Söhne hatte. Je älter und gebrechlicher er wurde, desto mehr dachte er über sein Leben nach. Und
manchmal kamen ihm Zweifel, ob er seinen Söhnen wohl das Wichtigste für ihr Leben weitergegeben hatte. Weil ihm diese Frage nicht
losließ, beschloss der Vater seine Söhne mit einem besonderen Auftrag auf eine Reise zu schicken. Er ließ sie zu sich kommen und sagte:
"Ich bin alt und gebrechlich geworden. Meine Spuren und Zeichen werden bald verblassen. Nun möchte ich, dass Ihr in die Welt hinaus
geht und dort Eure ganz persönlichen Spuren und Zeichen hinterlasst." Die Söhne taten, wie ihnen geheißen und zogen hinaus in die
Welt. Der Ältere begann sogleich eifrig damit, Grasbüschel zusammenzubinden, Zeichen in Bäume zu schnitzen, Äste zu knicken und
Löcher zu graben, um seinen Weg zu kennzeichnen. Der jüngere Sohn jedoch sprach mit den Leuten, denen er begegnete, er ging in die
Dörfer und feierte, tanzte und spielte mit den Bewohnern. Da wurde der ältere Sohn zornig und dachte bei sich: "Ich arbeite die ganze
Zeit und hinterlasse meine Zeichen, mein Bruder aber tut nichts." Nach einiger Zeit kehrten sie zum Vater zurück. Der nahm dann
gemeinsam mit seinen Söhnen seine letzte und beschwerliche Reise auf sich, um ihre Zeichen zu sehen. Sie kamen zu den gebundenen
Grasbüscheln. Der Wind hatte sie verweht und sie waren kaum noch zu erkennen. Die gekennzeichneten Bäume waren gefällt worden
und die Löcher, die der ältere der beiden Söhne gegraben hatte, waren fast alle bereits wieder zugeschüttet. Aber wo immer sie auf ihrer
Reise hinkamen, liefen Kinder und Erwachsene auf den jüngeren Sohn zu und freuten sich, dass sie ihn wiedersahen und luden ihn zum
Essen und zum Feiern ein. Am Ende der Reise sagte der Vater zu seinen Söhnen: "Ihr habt beide versucht, meinen Auftrag, Zeichen zu
setzen und Spuren zu hinterlassen, zu erfüllen. Du, mein älterer, hast viel geleistet und gearbeitet, aber deine Zeichen sind verblichen. Du,
mein jüngerer, hast Zeichen und Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Diese bleiben und leben weiter."
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Der Schlüssel zum Himmel


Einmal starb ein Ire unverhofft. Nun stand er vor Christus. Der mußte entscheiden, ob der Ire in den Himmel kommt oder nicht. Eine
ganze Reihe Leute, große und kleine, waren vor dem Iren an der Reihe. Er bekam genau mit, was die einzelnen vorzuweisen hatten und
wie Jesus entschied. Jesus schlug in einem dicken Buch nach und sagte zu dem ersten: "Da steht: Ich hatte Hunger, und du hast mir zu
essen gegeben. Bravo, ab in den Himmel!" Zum zweiten sagte er: "Ich hatte Durst, und du hast mir zu trinken gegeben!" Und zum dritten:
"Ich war krank, und du hast mich besucht! Bravo, ab in den Himmel, ihr beiden!" Dann kam ein achtjähriger Junge. Zu dem sagte er:
"Hier steht: Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Du aber hast mich zum Mitspielen eingeladen. Bravo, ab in den Himmel!" Und zu
einem zehnjährigen Mädchen sagte Jesus: "Hier steht: Alle haben mich beschimpft, du aber hast mich verteidigt! Bravo, ab in den
Himmel!" Bei jedem, der so in den Himmel befördert wurde, machte der Ire erneut Gewissenserforschung, und jedesmal kam ihm das
Zittern. Er hatte keinem etwas zu essen gegeben oder zu trinken, und Kranke hatte er nicht besucht und Schwache nicht verteidigt. Wie
würde es ihm ergehen, wenn er vor Jesus, dem König, stehen würde? Und dann war er auch schon an der Reihe. Er blickte auf Jesus, der
in seinem Buch nachschlug, und zitterte vor Angst. Dann blickte Jesus auf. "Da steht nicht viel geschrieben", sagte er, "aber etwas hast du
auch getan (und der Ire meinte zu beobachten, daß Jesus dabei schmunzelte!). Hier steht: Ich war traurig, enttäuscht, niedergeschlagen -
da bist du gekommen und hast mich mit deinem Humor zum Lachen gebracht und mir Mut gegeben. Ab in den Himmel!" Und der Ire
machte einen Freudensprung durchs große Himmelstor.
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Der Hirte und der Wolf


Ein Hirte, der einen erst kurz geworfenen jungen Wolf gefunden hatte, nahm ihn mit sich und zog ihn mit seinen Hunden auf. Als
derselbe herangewachsen war, verfolgte er, sooft ein Wolf ein Schaf raubte, diesen auch zugleich mit den Hunden. Da aber die Hunde
den Wolf zuweilen nicht einholen konnten und deshalb wieder umkehrten, so verfolgte ihn jener allein und nahm, wenn er ihn erreicht
hatte, als Wolf ebenfalls teil an der Beute; hierauf kehrte er zurück. Wenn jedoch kein fremder Wolf ein Schaf raubte, so brachte er selbst
heimlich eines um und verzehrte es gemeinschaftlich mit den Hunden, bis der Hirte, nach langem Hin- und Herraten das Geschehene
inneward, ihn an einen Baum aufhängte und tötete. Die Fabel lehrt, dass die schlimme Natur keine gute Gemütsart aufkommen lässt.
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Ein Bild vom Frieden


Es war einmal ein König, der schrieb einen Preis im ganzen Land aus: Er lud alle Künstlerinnen und Künstler dazu ein, den Frieden zu
malen und das beste Bild sollte eine hohe Belohnung bekommen. Alle Malerinnen und Maler im Land machten sich eifrig an die Arbeit
und brachten dem König ihre Bilder. Von allen Bildern, die gemalt wurden, gefielen dem König zwei am besten. Zwischen denen musste
er sich nun entscheiden. Das erste war ein perfektes Abbild eines ruhigen Sees. Im See spiegelten sich die malerischen Berge, die den See
umrandeten und man konnte jede kleine Wolke im Wasser wiederfinden. Jeder, der das Bild sah, dachte sofort an den Frieden. Das
zweite Bild war ganz anders. Auch hier waren Berge zu sehen, aber diese waren zerklüftet, rau und kahl. Am düsteren grauen Himmel
über den Bergen jagten sich wütende Wolkenberge und man konnte den Regen fallen sehen, den Blitz aufzucken und auch fast schon den
Donner krachen hören. An einem der Berge stürzte ein tosender Wasserfall in die Tiefe, der Bäume, Geröll und kleine Tiere mit sich riss.
Keiner, der dieses Bild sah, verstand, wieso es hier um Frieden gehen sollte. Doch der König sah hinter dem Wasserfall einen winzigen
Busch, der auf der zerklüfteten Felswand wuchs. In diesem kleinen Busch hatte ein Vogel sein Nest gebaut. Dort in dem wütenden
Unwetter an diesem unwirtlichen Ort saß der Muttervogel auf seinem Nest – in perfektem Frieden. Welches Bild gewann den Preis? Der
König wählte das zweite Bild und begründete das so: „Lasst Euch nicht von schönen Bildern in die Irre führen: Frieden braucht es nicht
dort, wo es keine Probleme und keine Kämpfe gibt. Wirklicher Frieden bringt Hoffnung, und heißt vor allem, auch unter schwierigsten
Umständen und größten Herausforderungen, ruhig und friedlich im eigenen Herzen zu bleiben." (Verfasser unbekannt)
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Als Gott die Tiere erschuf


Gott erschuf den Esel und sagte zu ihm: "Du bist ein Esel. Du wirst unentwegt von morgens bis abends arbeiten und schwere Sachen auf
deinem Rücken tragen. Du wirst Gras fressen und wenig intelligent sein. Und du wirst fünfzig Jahre leben." Darauf entgegnete der Esel:
"Fünfzig Jahre so zu leben ist viel zu viel, gib mir bitte nicht mehr als dreißig Jahre!" Und es war so. Dann erschuf Gott den Hund und
sprach zu ihm: "Du bist ein Hund. Du wirst über die Güter der Menschheit wachen, deren ergebenster Freund du sein wirst. Du wirst das
essen, was der Mensch übrig lässt und 25 Jahre leben." Der Hund antwortete: "Gott, 25 Jahre so zu leben, ist zu viel. Bitte nicht mehr als
zehn Jahre." Und es war so. Dann erschuf Gott den Affen und sprach: "Du bist ein Affe. Du sollst von Baum zu Baum schwingen und
dich verhalten wie ein Idiot. Du wirst lustig sein, und so sollst du für zwanzig Jahre leben." Der Affe sprach: "Gott, zwanzig Jahre als
Clown der Welt zu leben, ist zu viel. Bitte gib mir nicht mehr als zehn Jahre." Und es war so. Schließlich erschuf Gott den Mann und
sprach zu ihm: "Du bist ein Mann, das einzige rationale Lebewesen, das die Erde bewohnen wird. Du wirst deine Intelligenz nutzen, um
dir die anderen Geschöpfe untertan zu machen. Du wirst die Erde beherrschen und für zwanzig Jahre leben." Darauf sprach der Mann:
"Gott, Mann zu sein für nur zwanzig Jahre ist nicht genug. Bitte gib mir die zwanzig Jahre, die der Esel ausschlug, die fünfzehn des
Hundes und die zehn des Affen." Und so sorgte Gott dafür, dass der Mann zwanzig Jahre als Mann lebt, dann heiratet und zwanzig Jahre
als Esel von morgens bis abends arbeitet und schwere Lasten trägt. Dann wird er Kinder haben und fünfzehn Jahre wie ein Hund leben,
das Haus bewachen und das essen, was die Familie übrig läßt. Dann, im hohen Alter, lebt er zehn Jahre als Affe, verhält sich wie ein Idiot
und amüsiert seine Enkelkinder. Und so ist es bis heute
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Aus einer Kirche in Baltimore


Gehe behutsam deinen Weg inmitten des Lärms und der Hast dieser Welt und vergiss nie, welcher Friede im Schweigen liegen kann.
Lebe so weit als möglich und ohne dich selbst aufzugeben in freundlichen Beziehungen mit anderen Menschen. Sage deine Wahrheit
ruhig und klar. Höre auch anderen zu, sogar Törichten und Unwissenden: auch sie haben ihre Geschichte. Meide laute und aggressive
Menschen, sie bringen nur geistigen Verdruss. Wenn du dich mit anderen vergleichst, könntest du stolz oder verbittert werden, denn
immer wird es bedeutendere und unbedeutendere Menschen geben als dich selbst. Erfreue dich deiner eigenen Leistungen, genauso wie
deiner Pläne. Bleibe an deinem Fortkommen interessiert, wie bescheiden auch immer. Es ist ein echter Besitz im wechselndenGlück der
Zeiten. Sei du selbst. Heuchle vor allem keine Zuneigung und spotte nicht über die Liebe. Trage freundlich-gelassen die Bürde der Jahre
und gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf. Nähre die Kraft deines Geistes, um plötzlichem Unglück gegenüber gewachsen zu sein.
Viele Ängste entstehen aus Müdigkeit und Einsamkeit. Neben einem guten Mass an Selbstdisziplin sei freundlich zu dir selbst. Du bist
ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und Sterne, du hast ein Recht darauf hier zu sein. Und die Kraft des Universums
wird sich so entfalten, wie es sein muss, ob es dir Klar ist oder nicht. Deshalb lebe in Frieden mit Gott, was für eine Vorstellung du auch
immer von ihm hast, und was immer dein Mühen und Sehnen ist. Halte Frieden in deiner Seele in diesem lärmigen Durcheinander des
Lebens. Sei vorsichtig. Strebe danach, glücklich zu sein. Text 1692 gefunden in einer Kirche in Baltimore
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Wach auf. Es ist Zeit.


Es begann alles ganz normal. Ein Tag wie jeder andere... Er erhob sich aus seinem Kissen, begab sich in das Badezimmer und wusch
sich, um sich danach zu seiner Arbeitsstelle zu begeben. Doch irgendetwas war anders... Auf dem Weg in die Arbeit fielen ihm die vielen
Geschöpfe dieser Erde auf. Neben den üblichen Feldhasen, streunenden Katzen, Vögeln und anderem Getier fehlte jedoch irgendetwas.
Aber war er in seine Musik versunken die er über den MP3-Player genoss, so dass er nicht genau bemerkte was ihn störte. An seiner
Arbeitsstelle angekommen, den Player ausgeschalten, stutzte er. Er blickte sich um und es war... leer. Ungewiss schritt er in die Firma
und begab sich durch die leeren Gänge und Büroräume zu seinem Arbeitsplatz. Kein Mensch war da. Diese Tatsache ignorierend setzte er
sich zu seiner Maschine und begann mit der Arbeit. Doch nach einiger Zeit begann die Fassade zu bröckeln... Betreten blickte er sich um
und die Leere um ihn begann sich in seinen Gefühlen einzunisten. Sein Kopf neigte sich und sein Blick richtete sich betrübt zu Boden. Er
schloss die Augen und ging in sich um das Unbewusste seiner Selbst zu suchen. *Ist es nicht das was du wolltest?*, fragte es ihn
bestimmt. "Es ist trostlos.", antwortete er. *Du weißt doch wie sich die Einsamkeit anfühlt und hattest doch noch nie Probleme damit.
Was fehlt dir?*, fuhr sein Unterbewusstsein fort. "Mir fehlt jemand dessen Maskerade ihm genauso wenig wichtig ist wie mir meine.
Jemand dessen Persönlichkeit ich durch und durch kenne.", antwortete er sich selbstsicher. Feuer schlug um ihn herum aus und bündelte
sich direkt vor ihm zu einer Frau zusammen. Ihre Augen waren dunkelbraun und strahlten trotz des Feuers was um sie herum loderte eine
geheimnisvolle Finsternis aus, die der einer Singularität im Weltraum gleichkam. Und genauso gnadenlos wie die Schwerkraft einer
Singularität zogen sie jene an, die tief in sie hinein blickten und darin ein ganzes Universum erkennen konnten. Ihre dunklen Haare
schienen mit dem Feuer im Takt zu lodern und gaben ihrer Erscheinung einen ungebändigten Ausdruck von grenzenloser Freiheit. Der
kleine Schmollmund formte ein zuckersüßes Lächeln. Bei dem Anblick begannen ihm Tränen über die Wange zu laufen und er spürte
sich genauso vollkommen wie einst als er dieser Person noch nahe sein konnte. "Warum tust du mir das an?", fragte er leise. Die
Flammen überschlugen sich und die Erscheinung verschwand. *Ich möchte dir nur immer wieder klar machen was dir wirklich wichtig
ist. Dieses Gefühl was du hattest gehört dir und ist nicht zwingend an diese Person gebunden!*, antwortete ihm sein unterbewusstes
Selbst ruhig. *Ich fühle deine seelischen Qualen weitaus mehr als du selbst, dennoch werde ich dich immer daran erinnern, was du
wirklich willst, denn das ist mir die Qual allemal wert!* Unschlüssig ob er danken oder fluchen sollte hielt er inne und überlegte kurz wie
er antworten sollte. *Sag einfach nichts, sondern wach auf. Es ist Zeit...* Plötzlich öffnete sich der Boden und er fiel. Das Gefühl des
Fallens führte ihn wieder dorthin wo er eigentlich war. Er öffnete die Augen und schlug die Decke beiseite. Ein neuer Tag war
angebrochen
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Die Geschichte von BALTEN und GEROME


Ein Märchen aus Flandern Es war vor vielen vielen 100 Jahren als die Tiere noch sprechen konnten. Da lebten in einem Wald in einer
Hütte, die beiden Brüder Balten und Gerome’. Ihre Eltern waren früh gestorben und so mussten sie alleine ihr Leben bestreiten. Eines
Tages, stand Balten an der Kochstelle und war das Essen am zubereiten. Gerome’ saß am Tisch und war einen Korb am flechten.
Draußen war es noch immer warm und so hatten sie die Tür der Hütte offen stehen ... Balten hatte gerade den Kessel mit der Suppe von
der Feuerstelle genommen, als plötzlich ein großer Wolf in die Hütte sprang und Gerome’ angriff. Dieser schrie vor Schreck auf und rief:
„schnell Balten, Balten gieß ...!" Balten goss daraufhin den ganzen Kessel kochendheißer Suppe über den Wolf. Dieser schrie vor
Schmerz auf und rannte in panischer Flucht aus der Hütte. Bevor er entgültig verschwand, rief er den beiden noch zu: Das werdet ihr mir
büßen, euch kriege ich noch ... Eines Tages war Gerome’ im Wald zum Holz holen. Plötzlich sah er einen Wolf der schnell auf ihn
zukam. Vor Angst kletterte er auf einen nahegelegenen Baum. Als der Wolf mit fletschenden Zähnen zu ihm aufschaute, sah Gerome’,
dass es sich um den selben Wolf handelte, der ihn und sein Bruder in ihrer Hütte angegriffen hatte. Ein Teil seines Felles war nämlich
verbrannt. Gerome’ konnte diese Stelle genau sehen. Die Zeit verging und es wurde bald dunkel. Noch immer stand der Wolf abwartend
vor dem Baum auf dem Gerome’ saß. Da hatte Gerome’ eine Idee ...! Plötzlich rief er: Schnell Balten, Balten gieß, Balten gieß ...! Der
Wolf erschrak fürchterlich und raste in Panik davon ... Als Gerome’ und Balten abends beim Essen in ihrer Hütte saßen, mussten beide
über diesen Trick lachen. Der Wolf aber, ließ sich bei ihnen nie wieder sehen

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Die Geschichte von den drei kleinen Männlein


Wie fangen noch alle Märchen an? Richtig! Es war einmal ... Es war einmal eine Frau, die begoss ihre Blumen im Garten. Plötzlich hörte
sie ein Geräusch. Als sie aufblickte, sah sie vor ihrer Haustür drei alte kleine Männer stehen. Obwohl die Männlein sie noch nicht
gesehen hatten, sprach sie zu ihnen: „Ich kenne euch nicht, aber sehe, dass ihr Hunger haben müsst, und lade ich darum ein, mit mir
gemeinsam zu speisen. Folgt mir bitte in mein Haus“... Die Männlein fragten: „Ist Dein Mann zu Hause?“ „Nein er ist nicht da“,
antwortete die Frau. „Dann dürfen wir auch nicht eintreten erwiderten wiederum die Männlein. Die Frau wunderte sich sehr über das
Verhalten dieser Drei. Als ihr Mann schließlich nach Hause kam, erzählte sie ihm von den sonderbaren Männlein. Er antwortete
daraufhin: „Da ich nun da bin, mögen sie eintreten“ Die Frau ging hinaus, um die drei alten Männlein erneut darum zu bitten, mit ihnen
zu speisen. „Wir können nicht zusammen eintreten, sagten sie“. „Warum nicht?“, fragte die Frau erstaunt. Worauf eines der Männlein auf
sie zutrat, mit dem Finger auf sich zeigte und sprach: „Ich bin der Reichtum!“ Dann stellte er auch seine zwei Begleiter vor: Das Glück
und die Liebe und sprach zu ihr: „Kehre zu Deinem Mann zurück und wähle mit ihm denjenigen von uns aus, der mit euch speisen soll.
Die Frau geht also in das Haus zurück und berichtet ihrem Mann was diese drei Alten ihr gesagt hatten. Der Mann war begeistert und
antwortete: ... „Was haben wir doch bloß für ein Glück! Gehe und bitte das Männlein das für den >Reichtum< zuständig ist einzutreten,
damit all unsere Wünsche in Erfüllung gehen können ...!“. Seine Frau aber war anderer Ansicht! „Warum lassen wir nicht lieber das
Männlein das für das >Glück< zuständig ist eintreten?“, sagte sie. Ihre Tochter, die heimlich das Gespräch mit angehört hatte, kam nun
aus ihrem Versteck hervor und sagte: „Wäre es nicht besser die >Liebe< einzuladen? Dann wäre unser Heim stets mit Liebe erfüllt“.
„Frau sagte darauf der Mann, hören wir doch auf unsere Tochter. Gehe also hinaus und sage dem Männlein das für die >Liebe< zuständig
ist, es solle mit uns speisen!“. Die Frau trat also erneut zu den Dreien hinaus und sagte: „Wer von euch die >Liebe< ist, möge mir folgen
und mit uns speisen!“. Als die Liebe ihr folgte, sah sie zu ihrer Verwunderung, dass ihr jetzt auch das Glück und der Reichtum folgten.
Überrascht blieb sie stehen und sagte zu beiden: „Warum folgt ihr mir ebenfalls, ich habe doch nur die >Liebe< eingeladen?“. Worauf
alle drei gemeinsam antworteten: „Hättest du den Reichtum oder das Glück eingeladen, wären die anderen zwei draußen geblieben. Da
du dich aber für die >Liebe< entschlossen hast, müssen auch wir ihr folgen, denn überall wo es >Liebe< gibt, gibt es auch Glück und
Reichtum“.
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Arm ist...
Arm ist, wer vor Gewalt und Elend aus seiner Heimat fliehen muß; arm ist auch, wer sein Land nicht mit den Notleidenden teilen kann.
Arm ist, wer auf dieser Erde keinen Raum zum Leben hat; arm ist aber auch, wer sich die Grundlage des Lebens selbst zerstört. Arm ist,
wer eine Arbeitsstelle sucht und sie nicht findet; arm ist aber auch, wer vor lauter Arbeit keine Zeit und Kraft mehr hat, den Notleidenden
die Hand zu reichen. Arm ist, wer seine Rechte nicht kennt oder sie nicht wahrnehmen und einklagen kann; arm ist aber auch, wer sich
im Recht verstrickt und zur Liebe nicht mehr fähig ist. Arm ist, wer Hunger hat, wer die notwendigen Bedürfnisse nicht stillen kann; arm
ist aber auch, wer Brot hat und das Leben satt hat. Arm ist, wer Opfer des Krieges und der ungerechten Gewalt wird; arm ist aber auch,
wer das Mittel der Gewalt benutzt, weil er an eine Verständigung zwischen den Menschen nicht mehr glaubt. (aus dem
Missionsgymnasium der Franziskaner in Bardel)
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Die Geschichte von der Blume und dem Wasser


Eines Tages begegnet die Blume dem Wasser , und weil sie sich gut verstanden haben wurden sie gute Freunde. Die Blume blühte
regelmässig auf , sie Strahlte im laufe der Monate mit der Zeit, mit dem sie mit dem Wasser verbrachte. Schliesslich verliebte sich die
Blume an das Wasser . Da sie zum ersten mal verliebt war in ihrem Leben , sprieß die Blume Wohlrichende Dufte . Auch das Wasser
hegte gefühle an die Blume . Es verstrichen tage und Monate und die blume dachte sich , ob das Wasser auch Gefühle der Liebe für sie
empfinden würde . Eines tages fasst sich die Blume mut und sagt dem Wasser "Ich liebe dich" Daraufhin das Wasser "Ich dich auch" So
verstrichen wieder Monate und jedesmal sagte die Blume zum Wasser "Ich liebe dich" Das Wasser Wiederum "Ich dich auch" Einige
Zeit später wurde die Blume Krank , sie verblaß und sie sonderte keine dufte mehr. Sie war nun Bettlägerig und schliesslich so krank das
sie dem Sterben nahe war , der Wasser war stets bei ihr um sie zu pflegen. Angestrengt und mit ihren letzten Kräften und wohlwissen das
sie sterben wird , flüsterte sie dem Wasser "Ich liebe dich wirklich " Daraufhin war das Wasser so ergriffen und rief einen Arzt. Der Arzt
kam und Untersuchte die Blume und schliesslich sagte er dem Wasser , das er für die Blume nichts mehr machen kann und sie jeden
Moment sterben könne. Der Wasser fragte was die Blume für eine Schreckliche Krankheit habe. Der Arzt antwortet " Die blume hat
keine Krankheit sie ist Verdurstet , man hat ihr kein Wasser gegeben" Da wurde dem Wasser klar , das ein plumpes "Ich Liebe dich "
nicht genügend war für die blume.
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Die Suche nach Gott


Es geschah in diesen Tagen, dass ein Mensch sich aufmachte um Gott zu suchen. Sein Weg führte ihn durch viele prächtige Kirchen.
Jeder Priester dieser Paläste behauptete Gott zu kennen. Der Mensch hörte sich viele Versionen von sonderbaren Geschichten an, nur
zufrieden wollte er sich damit nicht geben. So wanderte er von Land zu Land und von Volk zu Volk. Er sah die schrecklichen Kriege die
man angeblich im Namen dessen führte, den er nur aus Büchern kannte. Er weinte über die vielen Toten – getötet im Namen des Herrn
über Himmel und Erde. Verzweifelt und ausgebrannt beschloss er, die Suche aufzugeben. Diesen Gott wollte er nicht, brauchte er nicht.
Er hatte genug gehört und gesehen. Wenn da nur diese innere Unruhe nicht wäre, diese Gewissheit dass das Leben doch einen Sinn haben
müsse. Erschöpft ließ er sich im Wald an einem kleinen Bach nieder um seinen Durst zu stillen. Als er sich hinab beugte um das frische
Wasser zu trinken hörte er plötzlich eine Stimme. „Oh Menschenkind, du suchtest an falschen Orten, man kann mich nicht finden in
Kirchen und Worten. Ich bin in der Blumen duftendem Blüh´n, in den Sternen am Himmel die für alle glüh`n, du findest mich im Sturm
aber auch im Wind in Licht, Luft und Sonne, Tau und Regen der rinnt. Ich bin in der Vögelein Gesang im Lachen der Kinder wie
Glockenklang! Auch findest du mich bei den Ärmsten der Armen in jedem Menschen der noch fühlt das Erbarmen auch bin ich im Baum
bis zum kleinsten Blatt im Saatkorn was aufgeht um zu machen dich satt. Auch bin ich dein Heimweh, deine Sehnsucht, dein Hoffen
verschließe dein Herz nicht, lass es für mich offen dann können wir stets miteinander reden wer fest an mich glaubt , nennt dies auch
beten. Einen ständigen Dialog mit dir liebes Menschenkind das wünsche ich mir. So plötzlich diese Stimme zu hören war, so schnell
verstummte sie auch während auf dem Bach ein helles Licht tanzte. In dem Suchenden machte sich ein großes Glücksgefühl breit Er
bewunderte die Schönheit des Waldes, hörte mit Freude das Singen der Vögel und machte sich beschwingt auf den Heimweg. Und mal
ganz unter uns gefragt: „Was kann es Schöneres geben als zu erkennen, wie göttlich unser Leben sein kann, wenn man diese Wunder
erkennt."
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Morgen kann es schon zu spät sein


Es war einmal... ...ein Junge der wurde krank geboren. Seine Krankheit war unheilbar. Er war 17 Jahre alt, und konnte jeden Augenblick
sterben. Erlebte immer noch bei seiner Mutter und unter ihrer Aufsicht. Es war schwierig für ihn, und so beschloss er einmal raus zu
gehen - nur ein einziges mal. Er bat seine Mutter um Erlaubnis, und sie gab sie ihm. Während er so durch sein Stadtviertel schlenderte,
sah er etliche Boutiquen. Als er vor ein Musikgeschäft kam und ins Schaufenster sah, bemerkte er ein sehr zartes Mädchen in seinem
Alter. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er öffnete die Tür, und trat ein indem er nur sie beachtete. Nach und nach näherte er sich der
Theke, wo sich das Mädchen befand. Sie sah ihn an, und fragte lächelnd : Kann ich Dir helfen? Er dachte, es sei das schönste Lächeln
was er in seinem ganzen Leben gesehen hatte., und er hatte das Verlangen sie im selben Moment zu küssen. Er sagte stotternd : Ja,
heummmm.... ich würde gern eine CD kaufen. Ohne nachzudenken, nahm er die erste die ihm in die Hände fiel,und bezahlte. Möchtest
Du dass ich sie Dir einpacke? fragte das Mädchen wieder lächelnd. Er nickte, und sie ging in das Hinterzimmer der Boutique und kam
mit dem eingepackten Paket zurück, und gab es ihm. Er nahm es und ging aus dem Geschäft. Er ging nach Hause, und seit diesem Tag
ging er tagtäglich in dieses Geschäft um eine CD zu kaufen. Sie packte sie alle immer ein, und er brachte sie nach Hause, um sie in
seinem Schrank unterzubringen. Er war zu schüchtern, um sie zum ausgehen einzuladen, und selbst wenn er es versuchen wollte, brachte
er es nicht über sich. Er schilderte dies seiner Mutter, und sie ermutigte ihn, doch etwas zu unternehmen, und so ging er den nächsten Tag
mit Mut bewaffnet wieder in das Musikgeschäft. Wie jeden Tag kaufte er eine CD, und sie ging wie jedes mal in die Hinterboutique um
es ihm einzupacken. Sie nahm also die CD; und während sie sie ihm einpackte, hinterlies er schnell seine Telefonnummer auf der Theke
und verlies schnell das Geschäft. Am nächsten Tag : dring, dring Seine Mutter nahm den Hörer ab : Hallo? Es war das Mädchen und
wollte den Sohn sprechen. Die Mutter,untröstlich begann zu weinen und sagte: Was, Du weisst es nicht? Er ist gestern gestorben. Es gab
eine lange Pause, ausser dem Wehklagen der Mutter. Später ging die Mutter in das Zimmer des Sohnes um sich seiner zu erinnern. Sie
beschloss seine Kleidung durchzusehen, und öffnete seinen Schrank. Wie sehr war sie überrascht, als ihr eine riesige Menge von CDs
entgegen kam. Keine einzige war geöffnet. Das alles machte sie sehr neugierig,und sie konnte nicht wiederstehen : Sie nahm eine CD,
setzte sich auf das Bett und öffnete sie. Als sie das machte fiel ein kleiner Zettel aus dem paket. Die Mutter nahm es auf, und las :
Hallo!!!, Du bist super süss,möchtest Du mit mir ausgehen? Hab Dich lieb.....Sofia Sehr gerührt nahm die Mutter eine andere CD; noch
eine andere und so weiter. In mehreren befanden sich kleine Zettel, und auf jedem stand das gleiche..... So, ist das Leben - warte nicht zu
lange um jemandem, der für Dich aussergewöhnlich ist, zu sagen was Du fühlst. Sag es Heute. Morgen kann es schon zu spät sein
………………

Die Scheidung
Als ich diesen Abend nach Hause kam und meine Frau das Abendbrot serviert hatte, nahm ich ihre Hand und sagte ihr, dass ich ihr etwas
mitteilen müsse. Sie setzte sich hin und aß schweigend. Und ich sah wieder die Angst in ihren Augen. Auf einmal war ich wie versteinert,
ich konnte meinen Mund nicht mehr öffnen. Aber ich musste ihr sagen, was ich denke: Ich möchte mich scheiden lassen. Sie wurde nicht
aufbrausend und regte sich über meine Worte nicht auf, sondern fragte mich leise nach dem Grund dafür. Ich vermied eine Antwort auf
die Frage. Das verärgerte sie. Sie schmiss ihr Besteck umher und schrie mich an, dass ich kein Mann sei. In dieser Nacht redeten wir
nicht mehr miteinander. Sie weinte die ganze Nacht. Ich wusste, dass sie herausfinden will, was mit unserer Ehe passiert ist, aber ich
konnte ihr keine zufrieden stellende Antwort geben: Ich habe mich in Jane verliebt. Meine Frau liebte ich nicht mehr. Mit einem tiefen
Gefühl der Schuld entwarf ich einen Ehevertrag in dem ich ihr unser Haus, unser Auto und 30% von unserer Firma anbot. Sie schaute ihn
sich kurz an und zerriss ihn anschließend. Die Frau, mit der ich zehn Jahre meines Lebens verbracht habe, wurde mir fremd. Mir tat es
um ihre Zeit und ihre Energie leid, die sie mit mir verschwendet hatte, aber ich konnte nicht mehr zurück, dafür liebte ich Jane zu stark.
Schließlich brach sie vor meinen Augen laut in Tränen aus, das war die Reaktion, die ich erwartet hatte. Sie weinen zu sehen brachte mir
irgendwie ein Gefühl der Erleichterung. Schon seit einiger Zeit spielte ich mit dem Gedanken, mich scheiden zu lassen, und ich war
regelrecht besessen von dem Gedanken. Nun wurde das Gefühl nochmals stärker und klarer, dass es die richtige Entscheidung ist. Am
nächsten Tag kam ich spät nach Hause und sah sie schreibend am Tisch sitzen. Ich war sehr müde an dem Abend und so ging ich ohne
Abendbrot zu essen direkt ins Bett. Die vielen Stunden mit Jane haben an meinen Kräften gezehrt. Ich wachte kurz auf und sah sie immer
noch schreibend am Tisch sitzen. Das war mir aber egal und so drehte ich mich um und war sofort wieder eingeschlafen. Am nächsten
Morgen hat sie mir ihre Forderungen für eine Scheidung mitgeteilt: Sie verlangt gar nichts von mir, möchte jedoch einen Monat Zeit
bevor wir unsere Scheidung bekannt geben. Sie möchte, dass wir einen Monat ein normales Leben leben und so tun, als wäre nichts
geschehen. Ihre Gründe dafür waren einfach: Unser Sohn schreibt in einem Monat seine Klassenarbeiten und sie möchte ihn mit unserer
kaputten Ehe dabei nicht belasten. Das konnte ich akzeptieren. Aber es ging noch weiter: Sie wollte, dass ich mich daran erinnere, wie ich
sie am Tag unserer Hochzeit über die Türschwelle getragen habe. Sie wollte, dass ich sie jeden Morgen aus unserem Schlafzimmer bis
zur Wohnungstür trage. Ich dachte, dass sie nun total verrückt wird. Damit unsere letzten Tage aber so angenehm wie möglich wurden,
willigte ich ein. Später erzählte ich Jane von den Bedingungen, die meine Frau gestellt hatte. Sie lachte sie laut aus und sagte, dass es
absurd sei. “Egal was für Tricks sie anwende, sie muss die Scheidung akzeptieren” sagte sie höhnisch. Nachdem ich meiner Frau
mitgeteilt hatte, dass ich mich scheiden lassen will, hatten wir keinerlei Körperkontakt mehr. So ist es kein Wunder, dass es am ersten
Tag ein ungewohntes Gefühl war, als ich sie hinaus trug. Unser Sohn stand hinter uns und applaudierte. “Papa hält Mama im Arm” freute
er sich. Seine Worte taten mir weh. Vom Schlafzimmer durch das Wohnzimmer bis zur Wohnungstür – ich ging über 10 Meter mit ihr in
meinem Arm. Sie schloss langsam ihre Augen und flüsterte mir zu: “Bitte sag unserem Sohn nichts über unsere Scheidung”. Ich nickte
und ein bedrückendes Gefühl überkam mich. Ich setzte sie draußen vor der Tür ab. Sie ging zur Bushaltestelle, um dort auf den Bus zu
warten, der sie zu ihrer Arbeit bringt. Ich fuhr alleine in mein Büro. Am zweiten Tag fiel uns alles viel leichter. Sie lehnte ihren Kopf an
meine Brust. Ich konnte den Geruch ihrer Bluse riechen. Mir wurde klar, dass ich diese Frau für eine lange Zeit nicht mehr richtig
angesehen hatte. Mir wurde klar, dass sie nicht mehr so jung wie bei unserer Hochzeit war. Ich sah kleine Falten in ihrem Gesicht und
auch die ersten kleinen grauen Haare. Unsere Ehe ging an ihr nicht spurlos vorüber. Für eine Minute habe ich mir die Frage gestellt, was
ich ihr damit angetan habe. Als ich sie am vierten Tag auf den Arm nahm, merkte ich, dass ein Gefühl der Vertrautheit wieder aufkam.
Dies war die Frau, die mir zehn Jahre ihres Lebens geschenkt hatte. Am fünften Tag fiel mir auf, dass die Vertrautheit weiter zunahm. Ich
erzählte Jane nichts davon. Je weiter der Monat dahin ging, desto leichter fiel es mir, sie zu tragen. Vielleicht machte mich tägliche
Training stärker. Eines morgens sah ich ihr dabei zu, wie sie überlegte, was sie anziehen soll. Sie probierte einige Kleidungsstücke aus,
konnte sich aber nicht entscheiden. Dann sagte sie seufzend: “Alle Kleidungsstücke werden immer größer”. Plötzlich merkte ich, dass sie
viel dünner geworden war. Das war also der Grund dafür, dass mir das Tragen immer leichter fiel! Auf einmal traf es mich wie ein
Schlag: Sie trug so viel Schmerz und Bitterkeit in ihrem Herzen! Unterbewusst streichelte ich ihren Kopf. In diesem Moment kam unser
Sohn und sagte: “Papa, es ist Zeit, du musst Mama aus dem Zimmer tragen!”. Es wurde ein wichtiger Teil seines Lebens, zu sehen, wie
Papa Mama aus dem Zimmer trug. Meine Frau sagte unserem Sohn, dass er näher kommen solle. Als er das tat, nahm sie ihn fest in den
Arm. Ich drehte meinen Kopf weg, weil ich Angst hatte, meine Meinung noch in letzter Minute zu ändern. Ich nahm sie dann in meinen
Arm und trug sie aus dem Schlafzimmer durch das Wohnzimmer in den Flur. Ihre Hand lag leicht an meinem Hals. Ich hatte sie fest im
Arm. Es war so wie an dem Tag unserer Hochzeit. Ich machte mir Sorgen, weil sie immer weniger wog. Als ich sie am letzten Tag auf
dem Arm hatte, konnte ich mich kaum bewegen. Unser Sohn war schon in der Schule. Ich hielt sie fest und sagte ihr, dass mir gar nicht
aufgefallen war, dass in unserem Leben die Intimität fehlt. Ich fuhr zu meinem Büro und sprang aus dem Auto, ohne es abzuschließen –
dafür war keine Zeit. Ich hatte Angst, dass jede Verzögerung mich umstimmen könnte. Ich rannte die Treppe hoch. Als ich oben ankam,
öffnete Jane die Tür. “Es tut mir leid, aber ich will mich nicht mehr scheiden lassen” sagte ich ihr. Sie blickte mich erstaunt an und fasste
mir an die Stirn. “Hast du Fieber?!” fragte sie. Ich nahm ihre Hand von meiner Stirn und sagte: “Es tut mir leid, Jane, ich will mich nicht
mehr scheiden lassen. Unser Eheleben war vermutlich deswegen so eintönig, weil sie und ich uns nicht zu schätzen wussten, und nicht
weil wir uns nicht mehr lieben! Jetzt erst wird mir klar, dass ich damals, als ich sie an unserem Hochzeitstag über die Türschwelle
getragen habe, die Treue geschworen habe, bis der Tod uns scheidet”. Plötzlich schien Jane aufzuwachen. Sie gab mir eine schallende
Ohrfeige, knallte die Tür zu und brach in Tränen aus. Ich lief hinunter und zu dem Blumenladen, der auf meinem Weg lag. Dort
angekommen bestellte ich einen Strauß für meine Frau. Die Verkäuferin fragte mich, was sie auf die Karte schreiben soll. Ich lächelte
und schrieb: Ich werde dich jeden Morgen über die Schwelle tragen, bis der Tod uns scheidet. Als ich an diesem Nachmittag zu Hause
ankam, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen und einen Strauß Blumen in der Hand. Ich rannte die Treppen nach oben und fand meine
Frau im Bett – tot. Meine Frau hatte seit Monaten gegen Krebs gekämpft und ich war zu viel mit Jane beschäftigt, um das überhaupt nur
mitzubekommen. Sie wusste, dass sie bald sterben würde und wollte mich vor einem bewahren: Den negativen Gefühlen unseres Sohnes
mir gegenüber. Wenigstens in den Augen meines Sohnes bin ich der liebevolle Ehemann geblieben. Es sind die kleinen Dinge in einer
zwischenmenschlichen Beziehung, die wirklich wichtig sind. Es ist keine Villa, ein Auto oder Berge von Geld. Diese Dinge können zwar
das Leben bereichern, aber sind niemals der Ursprung des Glücks. Also nimm dir die Zeit und tu für deine Partnerschaft oder besten
Freunde die Dinge, die eine solche Ausmachen. Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die für Geborgenheit und Nähe sorgen.
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Warum weinst du?


Ein kleiner Junge fragte seine Mutter einst: "Warum weinst du?" "Weil ich eine Frau bin," erzählte sie ihm. "Das versteh ich nicht," sagte
er. Seine Mama umarmte ihn nur und sagte: "Und das wirst du auch niemals." Später fragte der kleine Junge seinen Vater: "Warum weint
Mutter scheinbar ohne einen Grund?" "Alle Frauen weinen ohne Grund," war alles, was sein Vater sagen konnte. Der kleine Junge wuchs
heran, wurde ein Mann und fragte sich immer noch, warum Frauen weinen. Endlich rief er Gott an, und als ER antwortete, fragte er:
"Gott, warum weinen Frauen so leicht?" Gott sagte: "Als ich die Frau erschuf, musste sie etwas Besonderes sein. Ich machte ihre
Schultern stark genug, um die Last der Welt zu tragen, doch sanft genug, um Trost zu spenden. Ich gab ihr eine innere Kraft, um sowohl
Geburten zu ertragen, wie auch die Zurückweisungen, die sie von ihren Kindern erfährt. Ich gab ihr eine Härte, die ihr erlaubt, weiter zu
machen, wenn alle Anderen aufgeben, und ihre Familie in Zeiten von Krankheit und Erschöpfung zu versorgen, ohne sich zu beklagen.
Ich gab ihr Gefühlstiefe, mit der sie ihre Kinder immer und unter allen Umständen liebt, sogar wenn ihr Kind sie sehr schlimm verletzt
hat. Ich gab ihr Kraft, ihren Mann mit seinen Fehlern zu ertragen und machte sie aus seiner Rippe, damit sie sein Herz beschützt. Ich gab
ihr Weisheit, damit sie weiss, dass ein guter Ehemann niemals seine Frau verletzt, aber manchmal ihre Stärke und ihre Entschlossenheit
testet, unerschütterlich zu ihm zu stehn. Und zum Schluss gab ich ihr eine Träne zum Vergiessen. Die ist ausschliesslich für sie, damit sie
davon Gebrauch macht, wann immer es nötig ist. Siehst du: Die Schönheit der Frau ist nicht in der Kleidung, die sie trägt, die Figur, die
sie hat oder in der Art, wie sie die Haare trägt. Die Schönheit einer Frau muss in ihren Augen erkannt werden, weil diese das Tor zu
ihrem Herzen sind - der Ort, an dem die Liebe wohnt!
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Der Sinn des Lebens


Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: "Ich habe den Auftrag, Dich anzuzünden." "Oh nein", erschrak die Kerze, "nur das
nicht.... wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern." Das Zündholz fragte: "Aber willst
Du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?" "Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften",
flüstert die Kerze unsicher und voller Angst. "Es ist wahr", entgegnete das Zündholz "Aber das ist doch das Geheimnis unserer
Berufung ... wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich Dich nicht an, so verpasse ich den Sinn meines
Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist eine Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an
Schmerz, Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn Du Dich verzehrst. Andere werden Dein
Feuer weiter tragen. Nur wenn Du Dich versagst, wirst Du sterben… " Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:
"Ich bitte Dich, zünde mich an …!“
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Ein Regenbogenmärchen
Vor langer Zeit begannen die Farben dieser Welt zu streiten. Jede behauptete von sich, sie sei die Beste, die Wichtigste, die Nützlichste,
die Beliebteste! GRÜN sagte: Klar bin ich die Wichtigste! Ich bin das Symbol für Leben und Hoffnung. Ich wurde gewählt für das Gras,
für die Bäume und die Blätter. Ohne mich würden alle Tiere sterben. Schaut euch doch in der Landschaft um und ihr werdet sehen, dass
ich in der Mehrheit bin! BLAU unterbrach: Du denkst nur an die Erde! Aber betrachte doch den Himmel und das Meer! Es ist das
Wasser, das die Basis für alles Leben ist und von den Tiefen des Meeres in die Wolken hinaufgezogen wird. Der Himmel gibt Raum,
Frieden und Unendlichkeit. Ohne meinen Frieden wärt ihr alle nichts! GELB lachte in sich hinein: Ihr seid alle so ernst. Ich bringe
Lachen, Fröhlichkeit und Wärme in die Welt. Die Sonne ist gelb, der Mond ist gelb, die Sterne sind gelb ... Eine Sonnenblume bringt die
Welt zum Lächeln. Ohne mich gäbe es keinen Spass! Als nächste begann ORANGE ihr Lob zu singen: Ich bin die Farbe der Gesundheit
und der Erneuerung. Ich mag rar sein, aber kostbar, denn ich diene den Bedürfnissen menschlichen Lebens. Ich überbringe die
wichtigsten Vitamine. Denkt an Karotten, Kürbis, Mangos und Papayas. Ich hänge nicht ständig herum, aber wenn ich den Himmel zum
Sonnenauf- oder -untergang färbe, ist meine Schönheit so eindrucksvoll, dass niemand einen Gedanken an einen von euch verschwendet.
ROT konnte es nicht länger aushalten und rief aus: Ich bin der Herrscher von allen! Ich bin das Blut - Lebensblut! Ich bin die Farbe der
Gefahr und der Tapferkeit. Ich bin bereit für etwas zu kämpfen. Ich bringe Feuer ins Blut. Ohne mich wäre die Erde so leer wie der
Mond. Ich bin die Farbe der Leidenschaft und der Liebe, der roten Rose und der Mohnblume. PURPUR erhob sich zu ihrer vollen Größe:
Sie war sehr groß und sprach mit Pomp: Ich bin die Farbe der Fürsten und der Macht. Könige, Häuptlinge und Bischöfe haben immer
meine Farbe gewählt, weil ich das Symbol für Autorität und Weisheit bin. Niemand zweifelt an mir, man hört und gehorcht. Schließlich
sprach INDIGO, viel leiser als all die anderen, aber mit ebensolcher Bestimmtheit: Denkt an mich. Ich bin die Farbe der Stille. Ihr nehmt
mich kaum wahr, aber ohne mich würdet ihr alle oberflächlich werden. Ich repräsentiere Gedanken und Betrachtung, Zwielicht und tiefes
Wasser. Ihr braucht mich für das Gleichgewicht und für den Kontrast, für das Gebet und den inneren Frieden. Und so fuhren die Farben
fort zu prahlen, jede von ihrer eigenen Erhabenheit überzeugt. Ihr Streit wurde lauter und lauter. Plötzlich war da ein heller Blitz und
grollender Donner. Regen prasselte schonungslos auf sie nieder. Die Farben drückten sich voll Furcht einer an den anderen, um sich zu
schützen. Inmitten des Lärms begann der REGEN zu sprechen: "Ihr dummen Farben streitet untereinander und versucht den anderen zu
übertrumpfen! Wisst ihr nicht, dass jeder von euch für einen ganz bestimmten Zweck geschaffen wurde, einzigartig und besonders?
Reicht euch die Hände und kommt zu mir." Sie taten wie ihnen geheißen wurde, sie kamen zusammen und reichten sich die Hände. Der
Regen fuhr fort: Von nun an, wenn es regnet, erstreckt sich jede von euch in einem großen Bogen über den Himmel, um daran zu
erinnern, dass ihr alle in Frieden miteinander leben könnt. Der Regenbogen ist ein Zeichen der Hoffnung auf ein Morgen. Daher, immer
wenn ein guter Regen die Welt wäscht und ein Regenbogen am Himmel erscheint, erinnern wir uns daran, einer den anderen zu
würdigen. Freundschaft ist wie ein Regenbogen: Rot, wie ein Apfel, süß bis ins Innerste. Orange, wie eine brennende Flamme, die
niemals auslöscht. Gelb, wie die Sonne, die deinen Tag erhellt. Grün, wie eine Pflanze, die nicht aufhört zu wachsen. Blau, wie das
Wasser, das so rein ist. Purpur, wie eine Blume, die bereit ist, aufzublühen. Indigo, wie die Träume, die dein Herz erfüllen. Mögen wir
alle Freundschaften finden, die dieser Schönheit gleichen. Diese farbenreiche Erzählung stammt von Shiralee Cooper
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Das kleine Lob


Es war einmal ein kleines Lob, das größer werden wollte. Die Mutter strich ihm über den Kopf und meinte: Mu.: „Ich fürchte, du bleibst
ein kleines Lob. Vergiß nie: ein kleines Lob ist besser als der größte Befehl!" Erz.: Auf seiner Wanderung in die weite Welt kam es zu
einem Mann, der gerade sein Auto wusch. Lob: „Kannst du mich nicht gebrauchen - zum Loben?" Ma.: „Wozu loben? Ich arbeite, damit
ich Geld verdiene. Ich putze, damit mein Auto sauber wird. Alles, was ich tue, hat seinen Nutzen. Aber loben ist zu nichts nütze!" Erz.:
Das kleine Lob schluckte und ging weiter. Kurze Zeit später sagte es zu einem Schüler: Lob: „Ich fände es schön, wenn du mich
brauchen könntest!" Erz.: Da meinte der Junge aufgebracht Jun.: „Pa loben! Was denn? Etwa die Schulaufgaben, die ich jetzt machen
muß? Daß mein Fahrrad einen Ratschen hat? Oder ,daß mein kleiner Bruder immer schreit? Nein, alles ist eher zum Ärgern!" Erz.: Das
kleine Lob schlich sich traurig davon. Will denn niemand mehr loben? Und das kleine Lob wandte sich an eine alte Frau. Frau: „Wen soll
ich denn loben?" Erz.: sagte sie unzufrieden. Frau: „ Meine Kinder, die sich nicht um mich kümmern? Oder den Arzt, der schonzwei
Jahre an mir herumditert?" Lob: „Vielleicht könntest du ein kleines bißchen Gott loben". Erz.: sagte das kleine Lob vorsichtig. Frau: Ach
du liebe Zeit". Erz.: rief die alte Frau, Frau: „Heute ich doch nicht Sonntag?!" Erz.: Das kleine Lob blieb hartnäckig. Lob: Vielleicht
dafür, daß du noch lebst, daß du immer zu essen hast, die Sonne und die Blumen sehen kannst ..." Frau: Was ist das alles gegen mein
Rheuma und mein Alleinsein?" Erz.: unterbrach die alte Frau. - So wanderte das kleine Lob weiter. Es klagte: Lob: Alle fragen nur:
Warum? Was bringt das? Ich habe es zu schwer! Dabei gehörte ich doch zum Lebenswichtigsten überhaupt: Leben, Lieben und Loben -
nur ein Buchstabe ist jeweils anders! Wenn das Leben lebenswert ist, dann ist es auch liebenswert und dann ist es auch lobenswert. Erz.:
Und das kleine Lob kam zu dem Schluß: Lob: „Wer sich Zeit nimmt, Atem zu holen, wer wieder richtig sehen lernt, wer die richtigen
Maßstäbe setzt, der kann danken und findet zur Freude zurück. Ja, und der muß einfach loben!"
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Menschen sind Engel


Diese Geschichte handelt von einem kleinen Engel, der die Menschen so sehr liebte, dass er selbst ein Mensch werden wollte. Er sah die
Schönheit der Blumen, ihre faszinierenden Farben und wunderschönen Blüten und seine Sehnsucht wuchs von Tag zu Tag. Als er es
nicht länger aushielt, da bat er den lieben Gott, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Obwohl man ihm erzählte, dass auf der Erde nicht alles so
schön und unbeschwert war, ließ sich der kleine Engel nicht abschrecken. Er hatte erkannt, wie viel den Menschen möglich ist, wenn sie
zusammenhalten und sich gegenseitig helfen. Dennoch wurde ihm sein Wunsch nicht sofort erfüllt... Nach einiger Zeit bat er wieder
darum, auf die Erde geschickt zu werden. Und es hieß auch dieses Mal, dass er sich das gut überlegen solle, da es auf der Erde oft kalt
und unwirtlich zugehe. Der kleine Engel aber war sich ganz sicher, dass die Menschen genügend Kraft besitzen sich gegenseitig zu
wärmen und zu beschützen, dass sie zu zweit ihr Ziel erreichen können und ihnen nichts passieren kann. Der kleine Engel sah nur das
Gute in den Menschen und sein Wunsch zu ihnen zu gelangen wurde stärker und stärker. Nichts konnte ihn abhalten, denn er sah, wie
sich die Menschen gegenseitig Trost schenken und wie Hoffnung und Liebe unter ihnen herrschte. Und so durfte er endlich auf die Erde...
und eine liebende Mutter empfing ihn als ihren kleinen Engel! Der liebe Gott hatte dem Kind das himmlische Licht mitgegeben, dass hell
leuchtete und noch ahnen ließ, woher das kleine Wesen kam und was es einst war. Doch im Laufe des Lebens wurde dieses Licht immer
schwächer und war kaum noch zu erkennen und der kleine Engel von einst vergaß mehr und mehr seine Herkunft und er fragte sich
immer öfters warum er auf der Erde war. Aber er war noch immer erfüllt voller Liebe zu den Wundern der Schöpfung und sah die
unbeschreibliche Schönheit der Blumen, die noch immer eine tiefe Liebe in ihm entfachten. Er war glücklich, wenn er anderen helfen
konnte, aber umso verzweifelter, wenn er sah, wie wenig er bewirken konnte. Sein Leben wurde immer härter und er war so erschöpft,
dass er auf seiner langen Wanderung kraftlos einschlief. Plötzlich sah er wunderschöne Blumen in der Ferne und spürte wieder die tiefe
Liebe zu ihnen, die er schon immer in sich trug. Ein zweiter Wanderer kam des Weges, der genauso erschöpft war. Als sie sich in die
Augen blickten und ihnen die Sterblichkeit der zarten Blumen bewußt wurde, da geschah ein Wunder. Sie sahen sie das Göttliche Licht
im anderen. Denn die Schönheit der Blumen hinterläßt Spuren in der Seele, so wie das göttliche Licht in den Menschen nie ganz erlischt.
Plötzlich erkannten Beide den Sinn ihres Weges und was noch vor ihnen lag. In diesem Moment sahen sie, dass jeder von ihnen einen
Flügel hatte - vor lauter Freude umarmten sie sich und siehe da, sie konnten fliegen - die Schwere und Kraftlosigkeit fiel von ihnen ab
und sie tanzten voller Leichtigkeit zu den schönen Blumen in der Ferne. Dies war der Moment, in dem der liebe Gott den kleinen Engel
nach Hause holte, da er den Sinn des Lebens erkannt hatte... - Dies ist eine Nacherzählung des Engelmärchens "Menschen sind Engel",
Original von einem unbekannten Autor –
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Freunde haben keine Gebrechen!


In einem Kleintiergeschäft stand folgender Zettel am Schaufenster: “Neugeborene, wunderschöne Hunde günstig zu verkaufen”. Solche
Anzeigen interessieren vor allem Kinder und schon erschien ein kleiner Junge im Geschäft und fragte: - Was kostet so ein kleiner Hund?
Der Besitzer antwortete: - Zwischen 30 und 50 Franken.. Der Junge kramte in seiner Hosentasche und nahm einige Münzen heraus: - Ich
habe nur 6. Franken 55; kann ich sie trotzdem sehen??? Der Mann lächelte und pfiff ganz leise... Aus der Türe hinten sprang eine Hündin
und hinter ihr torkelten 5 niedliche Hündchen. Der letzte und kleinste Hund hinkte und hatte viel Mühe den anderen Welpen zu folgen.
Sofort zeigte der Junge auf diesen Hund und fragte: Was ist mit diesem Hunde passiert? Der Mann erklärte ihm, dass der Hund mit einem
Defekt geboren sei und laut Tierarzt immer hinken und nie richtig springen werde Mit Emotion in der Stimme sagte der Junge: - Diesen
Hund will ich kaufen! Der Besitzer des Geschäftes antwortete gutmütig: - Nein, diesen Hund wirst Du nicht kaufen; ich schenke ihn
Dir!!! Der Junge machte ein verärgertes Gesicht, schaute dem Besitzer in die Augen und sagte: - Ich will ihn nicht geschenkt!!! Er ist so
wertvoll wie die anderen Hunde und ich bezahle den vollen Preis!. - Ich werde jetzt meine 6 Franken 55 als Anzahlung geben und jeden
Monat werde ich 5 Franken bezahlen bis er ganz bezahlt ist. Der Mann antwortete ihm: - Du willst doch nicht wirklich diesen Hund
kaufen mein Sohn. Er wird nie springen, spielen und jagen können wie andere Hunde. Der Junge bückte sich, zog die Hose am linken
Bein herauf und zeigte ein schrecklich verstümmeltes Bein, welches mit einem Eisenstab unterstützt wurde. Er schaute den Mann erneut
an und sagte: - Nun ja, ich kann auch nicht gut springen und dieser Hund braucht jemand der ihn versteht! Der Mann schämte sich und
seine Augen wurden verräterisch rot..... Lächelnd sagte er: - Mein Sohn, ich hoffe nur, dass die anderen vier Hunde auch einen Besitzer
wie Dich finden!!! Moral der Geschichte: Im Leben ist nicht wichtig wie wir sind, aber es ist wichtig, dass jemand Dich schätzt für das
was Du bist, Dich bedingungslos akzeptiert und liebt . Dein wahrer Freund ist Derjenige der zu Dir kommt, wenn alle Anderen schon
gegangen sind!! Akzeptiere Menschen mit Gebrechen, alte Menschen, fremde Menschen! Es sind Menschen wie Du und ich!!!
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Der bessere Weg


Ein kleiner Junge, der auf Besuch bei seinem Großvater war, fand eine kleine Landschildkröte und ging gleich daran sie zu untersuchen.
Im gleichen Moment zog sich die Schildkröte in ihren Panzer zurück und der Junge versuchte vergebens sie mit einem Stöckchen
herauszuholen. Der Großvater hatte ihm zugesehen und hinderte ihn daran, das Tier weiter zu quälen. "Das ist falsch", sagte er, "komm'
ich zeig' dir wie man das macht." Er nahm die Schildkröte mit ins Haus und setzte sie auf den warmen Kachelofen. In wenigen Minuten
wurde das Tier warm, steckte seinen Kopf und seine Füße heraus und kroch auf den Jungen zu. "Menschen sind manchmal wie
Schildkröten", sagte der Mann. "Versuche niemals jemanden zu zwingen. Wärme ihn nur mit etwas Güte auf und er wird seinen Panzer
verlassen können."
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Tödliche Mail
Immer als sie nach Hause kam, setzte sie sich an den Computer, wählte sich ins Internet ein und blieb solange drin, bis sie ihr Mutter ins
Bett schickte. Aber an diesem Tag war es anders, sie hatte sich verliebt. Es verging kaum eine Minute, wo sie nicht an ihn dachte. Sie
hatte nur seinen Nicknamen im Kopf und seine Beschreibung. Andauernd dachte sie darüber nach, wie er wohl aussehen würde. Sie
hatten nie so richtig über sich selbst geredet, nie über persönliche Details wie genauer Wohnort oder so. Sie wusste nur, dass er in
Deutschland wohnte, wie sie selbst, aber etwa 400 km weit entfernt; zu weit zum besuchen. Sie konnte ihm vertrauen, konnte sich
loslassen, konnte sich fallen lassen, wenn sie mit ihm chattete, was sie sonst nicht konnte. In real war sie sehr schüchtern, traute sich
kaum etwas zu. Doch im Chat, wenn sie mit ihm sprach, dann konnte sie sich richtig fallen lassen, und ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
Doch das sie sich in ihn verlieben würde, daran dachte sie nie. Sie hielt es nicht für möglich, sich in einem Chat zu verlieben, doch nun
war es passiert; sie konnte nichts mehr dagegen machen. Es vergingen einige Tage; sie dachte pausenlos an ihn; war schon öfters so nah
dran, es ihm zu gestehen, aber sie schaffte es nie. Doch dann kam der Tag, an dem sie beschloss, es ihm zu sagen. Als sie sich nach der
Schule an den PC hockte, und in den Chat ging, war er nicht da. Sie wartete lange, doch er kam nicht. Sonst war er immer da. Jeden Tag
um die selbe Zeit. Doch heute nicht. Sie hatte keine Ahnung was dazwischengekommen war und befürchtete schon das schlimmste. Und
da kam ihr die Idee, ihre E-Mails nachzulesen. Sie hatte Post, es war eine E-Mail von ihm. Als sie den Betreff las, stieg in ihr ein
eigenartiges Gefühl auf. Ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch. Ein Gefühl, dass ihr die Luft wegbleiben ließ. Im Betreff stand : Tut mir
leid, ich mag dich nicht mehr !!! Sie machte die Mail auf...... Na du...... Es tut mir leid, ich hätte es dir viel eher sagen sollen, hätte es
niemals so weit kommen lassen dürfen. Ich bin nicht der, den du denkst. Ich bin nur ein gewöhnlicher Mensch, kann mit dir ehrlich
gesagt nichts anfangen. Ich habe dich die ganze Zeit nur belogen. In Wirklichkeit wollte ich nur jemanden verarschen. In Wirklichkeit
kann ich dich nicht leiden. Du mit deinem ewigen Gejammer, du, mit deiner völlig abartigen Sicht vom Leben und allem. Ich habe mit
gespielt, weil es das war, was du wolltest. Aber ich kann dich nun mal nicht leiden, deswegen werde ich dich jetzt in Ruhe lassen. Das ist
das letzte was du von mir hörst. Sie konnte es nicht glauben. Jedes Wort fühlte sich so an, als würde ein Messer in ihr Herz stechen. Es tat
so fürchterlich weh, als sie das las. Die Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten. Sie rollten über ihre Wangen, bis zum Kinn. Es fühlte
sich an, wie Dornen die sich in sie hineinfraßen. Sie war alleine daheim ; zum Glück. So hätte sie sich nicht getraut, aus dem Zimmer zu
gehen. Und das Weinen konnte sie auch nicht unterdrücken. Es kam aus ihr heraus, als hätte sie seit Jahren nicht mehr geweint. Sie hatte
das Gefühl, als würden diese Worte alles in ihr zerstören, verbrennen....... Sie wollte nicht mehr. Er war die einzige Person, der sie
vertraut hatte. Doch es war alles nur Show....... Er war nicht real, diese Person die sie liebte , hasste sie. Sie wollte nicht mehr leben .
Alles, woran sie geglaubt hatte, war eine Lüge. Und das schlimmste war immer noch, das er es ihr so sagen musste. Er hätte es auch
anders tun können......Aber wieso so ??? Und wieso gerade sie, und nicht eine andere naive Chatterin ? Sie sah nicht mehr richtig, ihre
Augen waren voller Tränen. Und in ihr brannte es förmlich. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass ihre Mutter einmal Schlaftabletten
gekauft hatte....... Im Bad mussten sie sein, wie vor einigen Tagen auch noch, als sie sie per Zufall gefunden hatte. Sie setzte sich wieder
an den Pc, vor ihr der Posteingang - Keine neuen Nachrichten -........ Der Deckel des Röhrchens spickte weg, als sie es aufmachte. Da
waren einige weiße Tabletten. So klein und doch so gefährlich. Sie nahm sich eine raus und schluckte sie. Es war eckelhaft; es schmeckte
fürchterlich bitter, aber die Tablette verschwand sofort in ihrem Magen. Der Rest kann ja nicht schlimm sein, gleich ist ja eh vorbei
dachte sie, und schluckte den Rest der Tabletten auch. Wie lange sie da sah und auf Post von ihm wartete, konnte man nicht sagen, es
mussten Stunden gewesen sein. Ihr Kopf wurde immer schwerer, die Augenlider waren so schwer wie Blei. In ihrem Magen brannte es,
doch sie spürte es nicht mehr. Alles war wie durch Watte gedämpft. Der Kopf sank auf die Tastatur, ihre Augen schlossen sich....... Das
Herz wurde immer langsamer, alles schlief ein. Für immer........ Man fand sie am nächsten Morgen. Tot vor dem Pc, in der Hand das leere
Röhrchen. Und auf dem Bildschirm, eine Nachricht. Irgendwer von den Ärzten musste sie geöffnet haben. Darin stand: Huhu Gott , was
hat denn mein Bruder für einen Mist geschrieben ? Tut mir leid, ich habe das nicht geschrieben...... glaub mir bitte....... ich könnte dir
niemals weh tun....... Denn ich liebe dich ………………
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Die Ameise
Jeden Morgen kam die fleißige Ameise fröhlich zur Arbeit. Sie liebte ihre Arbeit, so verbrachte sie die Zeit des Tages arbeitend, immer
ein Liedchen summend. So arbeitete sie fleißig vor sich hin, aber - es gab niemanden der sie beaufsichtigte. Der Generaldirektor, ein
dicker fetter Käfer, stellte fest, es kann so nicht weitergehen und hat einem Supervisor Platz geschaffen. Er stellte dafür den Mistkäfer mit
viel Erfahrung ein. Die erste Sorge des Mistkäfers war, die Anfangs- und Endzeiten der Arbeit zu standardisieren, dazu machte er
verschiedene Reports, aufgebaut auf das Thema Arbeitszeit. Bald darauf hat man gesehen, der Mistkäfer braucht eine Sekretärin, die
diese Reports vorbereitet. Man stellte eine hübsche Spinne ein, die ein Archiv einrichtete und Telefonanrufe entgegennahm. Und in der
ganzen Zeit arbeitete die Ameise froh und munter weiter, denn ihre Arbeit gefiel ihr und von Zeit zu Zeit summte sie ein Liedchen. Der
Generaldirektor war begeistert von der Arbeit des Mistkäfers, hat ihn noch gefragt nach grafischen Darstellungen und Zukunftsanalysen.
So war es dann nötig, noch eine Fliege einzustellen, als Helfer für den Supervisor. Sie kauften der Fliege einen Laptop, damit alle Reports
schön bunt gemacht werden können. Die fleißige Ameise summte bald kein Liedchen mehr, beschwerte sich, da sie so viel Schreibkram
auszufüllen hat, anstatt zu arbeiten. Darum beschloss der Generaldirektor, es muss ein Administrator für die Abeilung her, in der die
Ameise arbeitete. Diese verantwortungsvolle Aufgabe wurde der Heuschrecke übertragen, die als erstes verlangte, dass man ihr einen
speziellen Sessel kaufen sollte. Natürlich brauchte sie auch ein Auto, einen Laptop und zur Kommunikation mit Untergebenen Zugang
zum Intranet. Natürlich brauchte die Heuschrecke auch einen persönlichen Assistenten, die Kröte, da die schon Sekretärin bei der
Heuschrecke gewesen war, an ihrem alten Arbeitsplatz. Die Ameise sang nicht mehr, wurde immer unruhiger und nervöser. "Wir
müssten ein Gremium von Leuten zusammenbekommen, die für eine Studie über die arbeitende Gesellschaftsschicht Daten
zusammenträgt und berichtet." Gesagt, getan. Die ausgesuchten Leute machten sich monatelang an die Arbeit, gegen ein beträchtliches
Entgelt. In der Zwischenzeit stellte der Generaldirektor fest, die Abteilung, in der die fleißige Ameise immer munter vor sich hin
gearbeitet hatte, bringt nicht mehr den gleichen Profit wie früher. Also wandte er sich an die Eule, ein Experte in Sachen Geschäfte
machen, die auch Tausende von Euro bekam. Diese sollte analysieren und diagnostizieren, um herauszufinden was zu tun sei. Die Eule
wirbelte drei Monate in allen Büros der Firma herum, bis sie einen Abschlussbericht vorlegte, der am Ende nichts anderes sagte als: "Es
sind zu viele Angestellte - es müssen welche entlassen werden". So folgte der Generaldirektor dem Rat der Eule, denn der kostete
Tausende von Euro, und ... ... kündigte der Ameise.
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Glücklich sein
Die glücklichsten Menschen der Welt sind nicht die, die keine Sorgen haben. Sondern die, die gelernt haben mit Dingen positiv zu leben,
die alles andere als perfekt sind . Das sind die Menschen, die sich an den kleinen Dingen des Alltags erfreuen. Und die täglich an sich und
ihrer Situation arbeiten. Die in allem Negativen das Positive erkennen. Die nicht verlernt haben: zu lachen, zu lieben, zu leben und zu
träumen
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Die Parabel vom Mann in der Wüste


Ein Mann verirrte sich in einer Wüste. Tags und nachts irrte er umher. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten?
Das überlegte er sich beständig. Er wusste, dass man länger ohne Nahrung leben kann, als ohne etwas zu trinken. Die unbarmherzige
Sonnenglut hatte ihn bald ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er erschöpft ein paar Stunden schlief, träumte er von Wasser, von Orangen und
Datteln. Dann erwachte er zu schlimmerer Qual und taumelte weiter. Da sah er in einiger Entfernung eine Oase. Aha, eine Fata Morgana,
dachte er. Eine Luftspiegelung, die mich narrt und zur Verzweiflung treiben wird, denn in Wirklichkeit ist gar nichts da. Er näherte sich
der Oase, aber sie verschwand nicht. Er sah sie im Gegenteil immer deutlicher: die Dattelpalmen, das Gras und die Felsen, zwischen
denen eine Quelle entsprang. Es kann natürlich auch eine Hungerfantasie sein, die mir mein halb wahnsinniges Hirn vorgaukelt, dachte
er. Solche Fantasien hat man ja in meinem Zustand. Natürlich - jetzt höre ich sogar das Wasser sprudeln. Eine Gehörhalluzination. Wie
grausam die Natur ist! Mit diesem Gedanken brach er zusammen. Er starb mit einem lautlosen Fluch auf die unerbittliche Bösartigkeit
des Lebens. Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen. "Kannst du so etwas verstehen?" sagte der eine zum anderen. "Die Datteln
wachsen ihm ja beinahe in den Mund - er hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Und dicht neben der Quelle liegt er, mitten in der
schönen Oase - verhungert und verdurstet. Wie ist das nur möglich?" "Es war ein moderner Mensch", antwortete der andere Beduine, "er
hat es nicht für möglich gehalten." Parabel von Kadidja Wedekind
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Taxifahrer in New York
Dies schrieb ein New Yorker Taxifahrer: Ich wurde zu einer Adresse hinbestellt und wie gewöhnlich hupte ich als ich ankam. Doch kein
Fahrgast erschien. Ich hupte erneut. Nichts. Noch einmal. Nichts. Meine Schicht war fast zu Ende, dies sollte meine letzte Fahrt sein. Es
wäre leicht gewesen einfach wieder wegzufahren. Ich entschied mich jedoch dagegen, parkte den Wagen und ging zur Haustür. Kaum
hatte ich geklopft, hörte ich eine alte gebrechliche Stimme sagen "Bitte, einen Augenblick noch!" Durch die Tür hörte ich, dass
offensichtlich etwas über den Hausboden geschleift wurde. Es verging eine Weile bis sich endlich die Tür öffnete. Vor mir stand eine
kleine alte Dame, bestimmt 90 Jahre alt. Sie trug ein mit Blümchen bedrucktes Kleid und einen dieser Pillbox Hütte mit Schleier, die man
früher immer getragen hat. Ihre gesamte Erscheinung sah so aus, als wäre sie aus einem Film der 1940 Jahre entsprungen. In ihrer Hand
hielt sie einen kleinen Nylonkoffer. Da die Tür offen war, konnte ich nun auch in die Wohnung spinksen. Die Wohnung sah aus als hätte
hier über Jahre niemand mehr gelebt. Alle Möbel waren mit Tüchern abgedeckt. Die Wände waren völlig leer - keine Uhren hingen dort.
Die Wohnung war fast komplett leer - kein Nippes, kein Geschirr auf der Spüle, nur hinten der Ecke sah ich etwas. Einen Karton, der
wohl mit Photos und irgendwelchen Glas-Skulpturen bepackt war. "Bitte, junger Mann, tragen sie mir meinen Koffer zum Wagen?" sagte
sie. Ich nahm den Koffer und packte ihn in den Kofferraum. Ich ging zurück zur alten Dame um ihr beim Gang zum Auto ein wenig zu
helfen. Sie nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam in Richtung Bürgersteig, zum Auto. Sie bedankte sich für meine
Hilfsbereitschaft. "Es sei nicht Rede wert" antwortete ich ihr, "Ich behandle meine Fahrgäste schlicht genauso, wie ich auch meine Mutter
behandeln würde!" "Oh, sie sind wirklich ein vorbildlicher junger Mann." erwiderte sie. Als die Dame in meinem Taxi platzt genommen
hatte gab sie mir die Zieladresse, gefolgt von der Frage, ob wir denn nicht durch die Innenstadt fahren könnten. "Nun, das ist aber nicht
der kürzeste Weg, eigentlich sogar ein erheblicher Umweg."gab ich zu bedenken. "Oh, ich habe nichts dagegen ", sagte sie. "Ich bin nicht
in Eile. Ich bin auf dem Weg in ein Hospiz." "Ein Hospiz?" schoss es mir durch den Kopf. Scheiße, Mann! Dort werden doch
sterbenskranke Menschen versorgt und beim Sterben begleitet. Ich schaute in den Rückspiegel, schaute mir die Dame noch einmal an.
"Ich hinterlasse keine Familie" fuhr sie mit sanfter Stimme fort. "Der Arzt sagt, ich habe nicht mehr sehr lange." Ich schaltete das
Taxameter aus. "Welchen Weg soll ich nehmen?" fragte ich. Für die nächsten zwei Stunden fuhren wir einfach durch die Stadt. Sie zeigte
mir das Hotel, indem sie einst an der Rezeption gearbeitet hatte. Wir fuhren zu den unterschiedlichsten Orten. Sie zeigte das Haus indem
sie und ihr verstorbener Mann gelebt hatten als sie noch "ein junges, wildes Paar" waren. Sie zeigte mir ein modernes neues Möbelhaus,
dass früher "ein angesagter Schuppen" zum Tanzen war. Als junges Mädchen habe sie dort oft das Tanzbein geschwungen. An manchen
Gebäuden und Straßen bat sie mich besonders langsam zu fahren. Sie sagte dann nichts. Sie schaute dann einfach nur aus dem Fenster
und schien mit ihren Gedanken noch einmal auf eine Reise zu gehen. Hinter dem Horizont kamen die ersten Sonnenstrahlen. Waren wir
tatsächlich die ganze Nacht durch die Stadt gefahren? "Ich bin müde" sagte die alte Dame plötzlich. "Jetzt können wir zu meinem Ziel
fahren" Schweigend fuhren wir zur Adresse, die sie mir am Abend gegeben hatte. Das Hospiz hatte ich mir viel größer vorgestellt. Mit
seiner Mini-Einfahrt wirkte es eher wie ein kleines freundliches Ferienhaus. Jedoch stürmte kein kaufwütiger Makler aus dem Gebäude
sondern zwei eilende Sanitäter die, kaum hatte ich den Wagen angehalten, die Fahrgasttüre öffneten. Sie schienen sehr besorgt. Sie
mussten schon sehr lange auf die Dame gewartet haben. Und während die alte Dame im Rollstuhl platz nahm, trug ich ihren Koffer zum
Eingang des Hospiz. "Wie viel bekommen sie von mir für die Fahrt?" fragte sie, während sie in ihrer Handtasche kramte. "Nichts", sagte
ich, "Sie müssen doch ihren Lebensunterhalt verdienen«, antwortete sie. "Es gibt noch andere Passagiere" erwiderte ich mit einem
Lächeln. Und ohne lange drüber nachzudenken, umarmte ich sie. Sie hielt mich ganz fest an sich. "Sie haben einer alten Frau auf ihren
letzten Meter noch ein klein wenig Freude und Glück geschenkt. Danke" sagte sie mit glasigen Augen zu mir. Ich drückte ihre Hand, und
ging ging dem trüben Sonnenaufgang entgegen … Hinter mir schloss sich die Tür des Hospiz. Es klang für mich wie der Abschluss eines
Lebens. Meine nächste Schicht hätte jetzt beginnen sollen, doch ich nahm keine neuen Fahrgäste an. Ich fuhr einfach ziellos durch die
Straßen - völlig versunken in meinen Gedanken. Ich wollte weder reden, noch jemanden sehen. Was wäre gewesen, wenn die Frau an
einen unfreundlichen und mies gelaunten Fahrer geraten wäre, der nur schnell seine Schicht hätte beenden wollen. Was wäre, wenn ich
die Fahrt nicht angenommen hätte. Was wäre, wenn ich nach dem ersten Hupen einfach weggefahren wäre? Wenn ich an diese Fahrt
zurück denke, glaube ich dass ich noch niemals etwas Wichtigeres im Leben getan habe. In unserem hektischen Leben, legen wir
besonders viel wert auf die großen, bombastischen Momente. Größer. Schneller. Weiter. Dabei sind es doch die kleinen Momente, die
kleinen Gesten die im Leben wirklich etwas zählen. Für diese kleinen und schönen Momente sollten wir uns wieder Zeit nehmen. Wir
sollten wieder Geduld haben - und nicht sofort hupen - dann sehen wir sie auch.
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Der Pilger
In einem schönen Schlosse, von dem schon längst kein Stein auf dem anderen geblieben ist, lebte ein reicher Ritter. Er verwandte viel
Geld darauf, sein Schloß prächtig auszuschmücken, den Armen aber tat er wenig Gutes. Da kam einmal ein armer Pilger in das Schloß
und bat um Nachtherberge. Der Ritter wies ihn trotzig ab und sprach; „Dieses Schloß ist kein Gasthaus!“ Der Pilger sagte; „Erlaubt mir
nur drei Fragen, so will ich wieder gehen. Der Ritter sprach in ruhigerem Tone; „Frage, ich will euch gerne antworten.“ Der Pilger fragte
ihn nun; „Wer wohnte doch wohl vor euch in diesem Schlosse?“ „Mein Vater“ sprach der Ritter. „Wer wohnte vor eurem Vater da?“ –
„Mein Großvater.“ „Wer wird wohl nach euch da wohnen?“ – „Mein Sohn, so Gott will.“ „Nun“, - sprach der Pilger, wenn jeder nur eine
Zeit in diesem Schlosse wohnt und immer einer dem anderen Platz macht, was seid ihr denn anders hier als Gäste? Dieses Schloß ist also
wirklich ein Gasthaus. Verwendet daher nicht so viel auf die Ausschmückung des Hauses, das euch nur auf so kurze Zeit beherbergt, tut
lieber den Armen Gutes!“ Der Ritter nahm sich diese Worte zu Herzen, behielt den Pilger über Nacht und wurde von dieser Zeit an
wohltätiger gegen die Armen. Chr. Schmid

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Vergeltung
Sein Name war Fleming; er war ein armer schottischer Farmer. Eines Tages, während er versuchte, den Lebensunterhalt für seine Familie
zu sichern, hörte er einen Hilfeschrei aus dem nahegelegenen Moor. Er ließ sein Werkzeug fallen und rannte hin. Er fand dort einen
erschreckten Jungen, bis zur Taille im Moor steckte. Er schrie und mühte sich ab, sich selbst zu befreien. Farmer Fleming rettete den
Burschen vor einem möglicherweise langsamen und qualvollen Tod. Am nächsten Tag fuhr ein nobler Wagen auf die spärlichen
Ländereien des Schotten. Ein elegant angezogener Edelmann stieg aus und stellte sich als der Vater des Jungen vor, den Farmer Fleming
gerettet hatte. "Ich möchte es Ihnen vergelten, dass Sie das Leben meines Sohnes gerettet haben", sagte der Edelmann. "Nein, ich kann
keine Bezahlung annehmen für das was ich tat" winkte schottische Farmer ab. In diesem Moment kam ein Junge aus der Tür der Hütte.
Der Edelmann fragte: "Ist das Ihr Sohn?" – "Ja", antwortete der Farmer stolz. "Ich schlage Ihnen einen Handel vor: Lassen Sie mich ihm
die gleiche Ausbildung zukommen lassen wie meinem Sohn. Wenn der Junge seinem Vater ähnlich ist, wird er zweifellos zu einem Mann
werden, auf den wir beide stolz sein können." Und das tat er dann auch. Der Sohn von Farmer Fleming besuchte die besten Schulen,
promovierte nach einiger Zeit an der St. Mary"s Hospital Medical School in London und wurde weltbekannt als Sir Alexander Fleming,
dem Entdecker des Penicillins. Jahre später wurde der gleiche Sohn des Edelmanns, der aus dem Moor gerettet wurde, von einer
Lungenentzündung heimgesucht. Was rettete diesmal sein Leben? Penicillin. Der Name des Edelmanns? Lord Randolph Churchill. Der
Name seines Sohnes? Sir Winston Churchill.

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Ich sehe dich - und das reicht schon


Eines Nachts bricht in einem Haus ein Brand aus. Während die Flammen hoch auflodern, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus.
Entsetzt sehen sie, wie das Feuer ihr Heim vernichtet. Plötzlich bemerken sie, dass der Jüngste fehlt, ein fünfjähriger Junge, der sich im
Augenblick der Flucht vor Rauch und Flammen fürchtete und sich versteckte. Man schaut einander an. Es gibt keine Möglichkeit, zurück
in das brennende Haus zu gelangen. Da öffnet sich ein Fenster. Der Junge ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und ruft ihm zu »Spring!«
Der Junge sieht nur Rauch und Flammen. Er hört aber die Stimme des Vaters und schreit: »Papa, ich sehe dich nicht!« Der Vater ruft ihm
zu: »Aber ich sehe dich, und das reicht schon. Spring!« Der Junge springt und findet sich heil in den Armen seines Vaters wieder, der ihn
aufgefangen hat. (Verfasser unbekannt)

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Eine grantige alte Frau


Was sehen sie, Schwester, wenn sie mich angucken, und was denken sie? „Eine knöchrige Alte“ mit abwesenden Blick, nicht mehr ganz
zurechnungsfähig, die sich nicht zu benehmen weiß und kleckert und nicht antwortet, wenn sie mit ihrer lauten Stimme sagen, sie solle
sich doch wenigstens ein bisschen Mühe geben, die nicht zu beachten scheint, was sie machen, die mal hier einen Strumpf verliert und da
einen Schuh, und die trotz aller Ermahnungen nicht mithilft, wenn sie gebadet oder gefüttert wird. Wenn sie das, Schwester, sehen und
denken, dann liegen sie falsch Das bin ich nicht, die da so still sitzt, und die auf ihr Geheiß aufsteht und isst. Machen sie die Augen auf,
ich sage ihnen ,wer ich bin: Ich bin ein Kind von 10 mit einem Vater und einer Mutter und Brüdern uns Schwestern, die einander lieben.
Ein junges Mädchen von 16 mit Flügeln an den Füssen, die davon träumt, bald ihre wahre Liebe zu treffen. Eine Braut von 20 mein Herz
springt vor Freude, wenn ich an die Gelübde denke, die ich zu halten versprach. Mit 25 habe ich dann eigenen Kinder, für die ich ein
sicheres, glückliches Heim baue. Eine Frau von 30, meine Kinder wachsen schnell, miteinander durch treue Bande verbunden. Mit 40 bin
ich, meine Söhne sind weg, aber an meiner Seite steht mein Mann und unterstützt mich. Mit 50 habe ich wieder spielende Kinder um
mich. Wir haben Enkel, mein Liebster und ich. Dann kommen dunkle Tage, mein Mann stirbt, ich schaue mit Angst in die Zukunft, denn
meine Kinder sind dabei, ihr eigenes Heim zu bauen. Ich denke an die Jahre und die Liebe, die ich erfahren habe. Ich bin jetzt eine alte
Frau, die Natur ist sehr grausam. Sie hat sich ausgedacht, Alte wie N A R R E N erscheinen zu lassen. Der Körper zerfällt, Anmut und
Stärke schwinden, wo einst ein Herz war, ist jetzt ein Stein. Aber in diesem alten Gerüst wohnt ein noch junges Mädchen, und hin und
wieder schwillt mein geschundenes Herz. Ich denke an die Freude zurück und den Schmerz, und ich liebe und lebe das Leben noch mal,
und erinnere die Jahre, viel zu wenig und viel zu schnell vergangen und nehme die bittere Tatsache an, dass nichts bleibt. So machen sie
die Augen auf, SCHWESTER und sehen sie nicht eine alte kratzbürstige Frau, sehen sie mich !!! (Diesen Brief fand man nach dem Tode
einer demenzkranken Frau in ihrem Nachlass)
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Amok
Dunkle, schwere Wolken trieben über einen grauen Himmel aus dem Eisregen nieselte. Müller saß in seinem armseligen sechziger Jahre
Sozialbau, der mehr einer Bausünde glich, denn einer menschenwürdigen Unterkunft und schaute aus einem seiner schmutzigen Fenster.
Von dort aus konnte er nur die alte Hauptstrasse sehen, bevor sein Blick an trostlosen Mauern zerbrach. Gedankenverloren schaute
Müller zu, wie sich langsam eine dünne Eisschicht auf der Strasse bildete und nippte an seinem Glas Glühwein, das er sich gegen die
Kälte in seinem Inneren gekocht hatte. In einer Zeitung hatte Müller am Morgen gelesen, dass sich die USA nun in einer
Depressionsphase befänden. Nicht nur die USA, hatte sich Müller noch gedacht. Er hatte vor einigen Tagen seinen Arbeitsplatz verloren.
Keinen guten Arbeitsplatz, der ihm sonderlich Freude bereitet hätte, aber immerhin einen Arbeitsplatz. Er solle sich neu bewerben, wenn
die Dinge wieder besser liefen, hatten sie ihm gesagt und ihm dann noch freundlich, eine frohe Weihnacht gewünscht. Müller stellte sich
vor, wie er im Supermarkt an der Ecke, mit vollem Einkaufswagen an der Kasse stünde und der Kassiererin mitteilte, er käme zum
Bezahlen zurück, wenn die Dinge wieder besser liefen. Er lächelte traurig und nahm seinen Blick von dem grauen Band der Strasse.
Müller schaute auf sein Glas mit der blutroten, dampfenden Flüssigkeit darin. Depression? Sozialisation? Aggression! Wie Blitze
schossen die Gedanken durch seinen Kopf, sodass es ihn fast schmerzte. Müller stand auf, griff nach einem Stück Papier und schrieb mit
Kugelschreiber eine kurze Notiz, die er fein säuberlich auf seinen Küchentisch legte. Er nahm sein Glühweinglas, trank es in einem
langen Schluck leer und stellte es auf eine Ecke der Notiz, um diese zu beschweren. Dann ging Müller zu dem längst schrottreifen
Schrank, in dem er einen großen Teil seiner Habseligigkeiten verstaut hatte. Nach kurzem Kramen förderte er einen matt schimmernden
Gegenstand zu Tage, den er sofort in seiner Hose verschwinden ließ. Er zog seinen alten, verschlissenen, grauen Mantel an, ging zur Tür
und verschwand im nieselnden Eisregen. Am folgenden Morgen berichtete die Zeitung, in der Müller auch von der Depression der USA
gelesen hatte, dass ein offensichtlich geistesgestörter Mann versucht habe, einen Anschlag auf weihnachtlich-spendenfreudige Politiker
zu verüben. Diese hatten auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung gerade demonstrativ erklärt, dass sie sogar bereit seien, ihre Spenden, in
diesem schwierigen Jahr, nicht von der Steuer absetzen zu wollen, als der Mann ohne Vorwarnung das Feuer auf die Politprominenz
eröffnet habe. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es weder ein Motiv, noch sei bekannt, ob Opfer zu beklagen seien. Im Zuge der Ermittlungen
durchsuchten Polizisten Müllers Wohnung, um eventuell ein Hinweis auf Müllers Motiv zu bekommen, konnten jedoch nichts
Aussagekräftiges finden. Ein leeres Glas, dass leicht nach Glühwein roch und einen merkwürdigen Zettel fanden die Beamten auf dem
Küchentisch. Sie nahmen Müllers Fingerabdrücke von dem leeren Glas und steckten es zur Beweissicherung in einen durchsichtigen
Plastikbeutel. Den Zettel mit der Notiz betrachtete der leitende Staatsanwalt, als bedeutungslose Kritzelei eines Geistesgestörten. Darauf
stand: Ich komme wieder, wenn die Dinge besser laufen!
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Der Tag an dem Enne Michel sprachlos war


Wie jeden Samstag, seit fast dreiundvierzig Jahren, fuhren Enne Michel und ihre Freundin Lena Beker gemeinsam zum Wochenmarkt
nach Rhauderfehn. Eigentlich wohnten sie in einem Dörfchen, das etwas abseits gelegen war. Dort gab es nur eine Dorfkneipe und ein
große Wiese, auf der einmal im Jahr das Schützenfest stattfand. Natürlich hätten sie auch mit dem Auto zu einem dieser riesigen
Konsumtempel fahren können, die mittlerweile selbst in den entlegensten Ecken des platten Landes, aus dem Boden gestampft worden
waren. Doch das wäre nicht dasselbe gewesen. Enne und Lena waren beide schon über sechzig Jahre alt, sie waren immer Rad gefahren,
bei jedem Wetter und sie waren überzeugt, dass sie das Radfahren fit hielt. Sie fuhren nicht mehr ganz so schnell, wie in früheren Zeiten,
aber sie kamen dort an, wo sie hin wollten. Und genau, wie in an jedem Samstag in den letzten dreiundvierzig Jahren, schwatzten sie
munter über all die Dinge, die in der großen Welt, oder ihrem kleinen Dorf passierten. Darüber, dass der Pfarrer bei der Hochzeitsfeier
der Nachbarstochter reichlich tief in den Messwein geschaut hatte, über Dinge die sie heute einkaufen wollten und auch über die
Wirtschaftskrise. Darüber, ob die Preise für Milch und Getreide stabil bleiben würden und das die Frau von Bauer Georg, bei Nacht und
Nebel mit einem Musiker vom Fanfarenzug durchgebrannt war. Nach einer knappen halben Stunde rollten die beiden gut gelaunt auf den
Wochenmarkt zu. Die typische Geräuschkulisse schlug den beiden Frauen entgegen. Markthändler die lauthals ihre frischen Eier, Salate
und Biogemüse anpriesen, andere die, die beste Wurst der Welt verkauften und wieder welche, die Käse und Milch von glücklichen
Kühen unters Volk bringen wollten. Abgerundet wurde das Ganze von fröhlich plappernden Marktbesuchern, die alte Bekannte
wiedertrafen, oder Kunden, die um eine Scheibe Brot mehr oder weniger feilschten. Enne Michel zupfte ihr blaues Kopftuch zurecht, da
sie am Morgen keine Lust gehabt hatte, sich die Haare zu waschen, während Lena Beker, vollkommen untypisch, ihr Kopftuch abnahm,
um Enne und der Welt ihre neue Frisur mit blonden Strähnchen zu präsentieren. „Wann hast Du das denn machen lassen?“ staunte Enne.
Normalerweise war Lena eine Frau, die darauf bedacht war, keinen Cent zuviel auszugeben. „Tja, öfter mal etwas Neues!“ gab die mit
einem kleinen verlegenen Lächeln zurück. „Ich war heute morgen schon beim Friseur. Ich dachte, ich sollte auch etwas zum Kampf
gegen die Wirtschaftskrise beitragen!“ „Na ja, wenn Du auf Deine alten Tage noch die feine Dame geben willst... Ich habe nichts
dagegen.“ konterte Enne, noch immer etwas verwundert, aber dennoch lächelnd. Die beiden Frauen nahmen ihre Einkaufskörbe von den
Fahrrädern und schlenderten auf das Verkaufsgewimmel zu. Sie prüften Gemüse auf seine Frische, indem sie es drückten und betasteten.
Sie probierten ein Stück fangfrischen Hering, kurz sie machten ihre Einkäufe. Plötzlich machte Lena an einem Metzgereistand halt,
überlegte und kaufte zwei Kilo argentinisches Filetsteak, für 18,99 Euro das Kilo. Enne schaute ihre alte Freundin an, als sei die des
Wahnsinns fette Beute und sagte: „Sag mal Lena, Du weißt schon, dass Du gerade zwei Kilo Fleisch für fast 38 Euro gekauft hast?!“
„Sicher, ich habe es ja schließlich bezahlt“ erwiderte Lena etwas verschüchtert. „Du hast in Deinem ganzen Leben noch nie
argentinisches Filetsteak gekauft,“ sagte Enne „habe ich etwas verpasst? Wurden Deine und Ottos Rente über Nacht ins Unermessliche
angehoben?!“ „Ich habe Dir doch schon gesagt, man müsse etwas gegen die Wirtschaftskrise tun“ antwortete Lena „Ich kaufe heute eben
politisch klug ein.“ „Mag ja sein, dass Du politisch klug einkaufst, Lena, aber ich frage mich, ob es auch persönlich klug ist, wenn Du
Dich und Otto, in diesen Zeiten an den Bettelstab bringst.“ kommentierte Enne das Geschehen. „Weiß Otto eigentlich, dass Du
beschlossen hast, schon morgens zu trinken?“ setzte sie freundschaftlich nach. Lena kicherte wie ein sechzehnjähriger Backfisch. „Nein,
aber er wäre sicher ganz Deiner Meinung“ sagte Lena. „Na dann...“ behielt Enne das letzte Wort. Enne und Lena setzten ihre
Einkaufstour noch einige Zeit fort. Dann fiel Enne ein, dass sie noch eine neue Fernsehzeitschrift kaufen wollte. Die gab es jedoch nicht
auf dem Wochenmarkt, dafür aber an dem kleinen Kiosk, der direkt gegenüber vom Markt zu finden war. „Lena, komm, ich muss noch
mal eben zum Kiosk rüber, eine neue Fernsehzeitung kaufen“ sagte Enne. „Stimmt, dass hätte ich beinah auch vergessen“ meinte Lena.
Zusammen gingen sie über die Strasse zu dem Kiosk. Enne kaufte eine Fernsehzeitschrift. Lena wollte auch eine, aber nicht nur das. Sie
kaufte auch eine Modezeitschrift, eine Architekturzeitschrift, das Wall Street Journal und noch einiges mehr. Während der Kioskbesitzer
damit beschäftigt war, das Gewünschte zu holen, raunte Enne ihrer Freundin ins Ohr: „Sag mal Lena, Du bist doch völlig
übergeschnappt! Erklär mir endlich, was mit Dir heute nicht in Ordnung ist! Was Du da tust ist doch nicht mehr normal!“ Doch statt zu
antworten kaufte Lena noch eine Tageszeitung, nahm ihren Zeitschriftenstapel unter den Arm und drückte Enne die Tageszeitung in die
Hand. „Lies die Zeitung, das beantwortet Deine Fragen, wenn Du genau hinschaust.“ Auf dem Heimweg, ließ Enne nichts unversucht,
um hinter das Geheimnis ihrer Freundin zu kommen. Sie beschwor ihre jahrzehntelange Freundschaft, die Solidarität der Landfrauen und
was ihr sonst noch einfiel. Doch Lena war nicht zu erweichen, im Gegenteil, sie war so gesprächig, wie ein Milchbauer bei einer NASA-
Pressekonferenz. Und als hätte das noch nicht gereicht, verabschiedete sich Lena von Enne schneller, als jemals zuvor. Das Einzige was
sie noch sagte war: „Lies die Zeitung! Ruf mich an, wenn Du drauf gekommen bist!“ Leicht verärgert war Enne nach Hause gegangen,
hatte ihre Einkäufe verstaut und danach die Zeitung durchgeblättert. Sie hatte alle Artikel überflogen. Da wurde über die Wirtschaftskrise
berichtet, über den Bildungsnotstand von Jugendlichen, über einen Autounfall auf der A39, den Papst und so weiter und so fort. Doch
nirgendwo stand etwas über Lena Beker. Enne ging zu ihrem Fenster, welches auf die Dorfhauptstrasse hinaus führte und überlegte, ob
ihre Freundin eventuell tatsächlich verrückt geworden war. Sie schaute einem protzigen BMW mit Hamburger Kennzeichen nach, der
ungeschickt in die Einfahrt von Lena Bekers Bauernhaus einbog. Ein auffällig unauffälliger Herr mit schwarzem Aktenkoffer verließ den
Wagen und klingelte bei den Bekers. Enne dachte an den Artikel, den sie gerade gelesen hatte, wonach der Lotto-Jackpot von 17,5
Millionen Euro diesesmal nach Norddeutschland... Nein, das konnte es nicht sein! Dennoch fiel es ihr nun, wie Schuppen aus den Haaren.
Sie lief in Weltrekordzeit zum Telefon und klingelte Sturm bei Lena. „Beker“ meldete sich Lena. „DU...DU...hast gewonnen?!“
stammelte Enne. „Ja“ lächelte Lena durchs Telefon. „...und Otto...? stotterte Enne weiter. „...kann grad genauso viel sagen wie Du. Ich
hoffe Du kommst gleich rüber.“ freute sich Lena. „...ich...ich...“ sagte Enne und legte den Hörer auf. Dann ging sie zum
Wohnzimmerschrank und goss sich einen doppelten, nein dreifachen Cognac ein. Sie war etwas neidisch, doch hauptsächlich freute sie
sich für Lena. Enne trank den Cognac in einem Zug aus. Sie hatte noch tausend Fragen. Doch dies war der Tag, an dem Enne Michel
sprachlos war.
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Bürgers Freiheit
Langsam verschwand die Sonne hinter dem Horizont. Trotzdem lagen die Temperaturen noch über zwanzig Grad Celsius. Bürger räkelte
sich in dem Gartenstuhl, der in seinem Schrebergarten, auf der kleinen Veranda, vor seiner Holzhütte stand. Die Schrebergartenkolonie
klammerte sich an einen Hügel und Bürgers Parzelle befand sich fast ganz oben, am Gipfel. Er konnte von seinem Gartenstuhl aus, nicht
nur den Sonnenuntergang sehen, sondern er überblickte auch die ganze Stadt, die malerisch zwischen dem Hügel, mit der
Schrebergartenkolonie und einem weiteren Hügel lag. Während Bürger so in seinem Gartenstuhl saß, überlegte er, wie lange er diese
kleine Freiheit noch genießen konnte. Denn Bürger hatte nicht viel Geld, noch besaß er sonst etwas, von großem materiellem Wert. Er
hatte unten gelegt. Ein fachmännisch wirkender Angestellter der Bank hatte ihm geraten, dieses Geld in einen Aktienfonds anzulegen.
Dies sei eine kluge Altersversicherung, hatte der Mann ihn noch beglückwünscht. Bürger hatte sich lange kaum um sein Aktienpaket
gekümmert. Als er vor etwas mehr, als einem Jahr, einen Blick darauf geworfen hatte, war, durch Ertragsrenditen schon weit mehr Geld
in Aktien, in seinem Depot, als er tatsächlich eingezahlt hatte. Damals waren rund fünfunddreißigtausend Euro Aktienkapital in seinem
Depot gewesen. Ungläubig hatte Bürger auf den Ausdruck gestarrt, den der Bankangestellte ihm vor einer Woche hingehalten hatte.
Seine fünfunddreißigtausend Euro waren plötzlich auf, nur noch, neuntausend Euro zusammengeschrumpft. Der Bänker hatte
entschuldigend die Schultern gezuckt und etwas von Weltwirtschaftskrise gemurmelt, so als könne allein dieses Wort jeden Menschen
über sein persönliches Dilemma hinwegtrösten. Bürger hatte schreien und toben wollen, doch ein letzter Rest klaren Verstandes, hatte
ihm signalisiert, dass das die Fakten nicht ändern würde. So war er sprachlos geblieben und war schweigend hinaus auf die Strasse
getreten. Er hatte sich eine Zigarette angezündet, den Rauch tief inhaliert und war, wie ein geprügelter Hund, zu seiner Wohnung
geschlichen. Dort angekommen, hatte er sich auf sein Bett fallen lassen und wie ein Schuljunge, in sein Kopfkissen geheult. Irgendwann
riss ihn der Drang etwas zu tun aus seiner Resignation. Bürger war in seinen Schrebergarten gefahren und hatte angefangen alle Beete
umzugraben. Danach hatte er seine Hütte mit Holzfarbe neu gestrichen, den Rasen ordentlich gemäht und eine schadhafte Stelle im Zaun
ausgebessert. Das hatte ihn eine gewisse Zeit lang abgelenkt und ihm geholfen, sich an seine neue Situation zu gewöhnen. Nun saß
Bürger auf seinem Gartenstuhl, alle Arbeiten waren erledigt, doch Bürgers Situation war unverändert. Solange er auch nachdachte, ihm
wollte keine Lösung einfallen. Bürger fragte sich, wie er in Zukunft seine Miete und die Pacht für seine Gartenlaube aufbringen sollte.
Dabei war ihm durchaus klar, dass beides kaum gehen würde. Er musste sich früher oder später von seinem Fluchtpunkt, hier in der
Laubenkolonie, trennen. All die Jahre hatte Bürger es für unmöglich gehalten, dass es einmal dazu kommen könnte. Er hatte im
Fernsehen, in Zeitungen und im Radio gehört und gesehen, dass die Reichen immer reicher wurden, dass Politiker den Kontakt zur
Realität verloren. Er hatte es hingenommen, als er plötzlich in seinem Lieblingsrestaurant, nach einem guten Essen, keine Zigarette mehr
rauchen durfte. Er hatte nichts gesagt, als die Regierung, die Mehrwertsteuer merklich erhöhte. Er hatte artig die hohe Nachforderung
seines Stromversorgers bezahlt und den Kopf Salat ignoriert, der im Supermarkt an der Ecke für knapp zwei Euro zu haben war.
Pünktlich zum ersten Januar prangte gut sichtbar, ein grüner Punkt, auf der Innenseite der Windschutzscheibe seines Autos, genau wie
der, auf der fünfzehn Jahre alten Rostlaube, seines Nachbarn. Er hatte auch nicht gelächelt, als ein Fotograf sein Gesicht für seinen neuen
Ausweis ablichtete, damit seine bionomischen Daten erfasst werden konnten. Er hatte nicht hinterfragt, warum Soldaten, um einen
Schutthaufen am anderen Ende der Welt kämpften und damit offenbar seine persönliche Freiheit verteidigten. Und so war er mit jedem
Unsinn umgegangen, den sich Politiker und Manager ausgedacht hatten. Bürger hatte seine Zigarette nun eben beim Bier in seinem
Garten geraucht, machte weniger Licht, heizte etwas weniger und hielt Ausschau nach Schnäppchen im Supermarkt. Er schaute im
Fernsehen zu, wenn Politiker, in maßgeschneiderten Anzügen, in teure Autos stiegen, wenn Manager verkündeten, sie müssten einige
tausend Arbeitsplätze abbauen, um die Rendite ihrer Aktionäre nicht zu gefährden. Diese Menschen brachten ihr Kapital lieber ins
Ausland, nicht wie er zur Sparkasse. Sie setzten teure Luxusjachten von der Steuer ab, da sie angeblich gezwungen waren orgastische
Feste auszurichten, um an Aufträge, für ihre Betriebe, zu kommen. Sie verliehen sich gegenseitig innovative Preise und würdigten
untereinander, in langen Reden, ihre herausragende Stellung, in Wirtschaft und Politik. Bürger hingegen sah das alles mit einem gewissen
Staunen, manchmal machte es ihn ärgerlich. Doch was konnte er schon dagegen tun? Nach einiger Zeit, wurden ihm diese Dinge in der
Stadt eine winzige Zweieinhalbzimmerwohnung, mit einer ebenso winzigen Küche und einem Bad. Aber bis jetzt war es ihm nie so
vorgekommen, als habe er zu wenig Platz, denn er hatte seinen Fluchtpunkt, die kleine Gartenlaube. Dort konnte er seine Freiheit
genießen und kommen und gehen, wann immer er wollte. Doch seit einigen Wochen war diese Freiheit nun bedroht. Bürger hatte vierzig
Jahre als Bauarbeiter, bei einer ortsansässigen Baufirma gearbeitet. Er war immer pünktlich und hatte sich nie etwas zu Schulden
kommen lassen. Für die Firma war er sogar öfters, in weit entfernten Ländern, auf Montage gewesen, was schließlich seine Ehe zerstört
hatte. Doch selbst das hatte nichts an seiner unermüdlichen Arbeitsmoral ändern können. Bürger war achtundfünfzig Jahre alt, es fehlten
ihm noch neun Jahre bis zur Pensionierung. Alles hatte so ausgesehen, als könne er diese neun Jahre, auch noch, in seiner Baufirma
verbringen. So hatte er zumindest gedacht, bis der Chef vor einigen Wochen verkündet hatte, dass die Firma insolvent sei. Jedoch, hatte
der Chef gesagt, bestünde kein Grund zur Panik, denn es gebe bereits einen großen Konzern aus der Baubranche, der die Firma aufkaufen
und weiterführen wolle. Bürger war zwar anfangs etwas beunruhigt, hatte sich dann aber gesagt, dass auch der neue Firmenbesitzer, nicht
ohne erfahrenes Personal auskommen könne. Wie Bürger nun wusste, war das eine trügerische Hoffnung gewesen. Kaum hatten die
Manager des Baukonzerns die Firma übernommen, in der Bürger arbeitete, hatten sie ihn ins Personalbüro gerufen. Ein unheimlich
dynamisch wirkender Milchbubi, mit Designeranzug und Universitätsabschluss, hatte ihm mitgeteilt, dass er, Bürger, für die Firma nicht
mehr haltbar sei und deshalb einer Rationalisierungsmaßnahme weichen müsse. Maßlos überrascht und geschockt, hatte Bürger kaum
einen Ton über die Lippen bringen können, während der Milchbubi ihn, mit einer freundlichen Handbewegung, aus dem Büro geleitet
hatte. Bürger hatte sich von niemanden verabschiedet, sondern war zu seinem grauen Spint gewankt, hatte ihn ausgeräumt und war dann
schweigend nach Hause gegangen. Dort hatte er sich auf sein Bett gesetzt und stundenlang die gegenüber liegende Wand angestarrt, als
könne die erklären, was ihm gerade widerfahren war. Nachdem er schließlich vor Übermüdung in einen unruhigen Schlaf gefallen war,
stand er am nächsten Morgen auf und ging zum Arbeitsamt, um sich arbeitslos zu melden. Dort hatte ihm eine ältere Frau, die sich als
sein „case manager“ vorstellte, mitgeteilt, dass er Anspruch auf Arbeitslosengeld, für einen gewissen Zeitraum, habe. Nach diesem
Zeitraum müsse er entweder, eine neue Arbeitsstelle nachweisen, oder Hartz IV beantragen. Bürgers Gedanken rotierten immer noch wild
in seinem Kopf, als die Dame vom Arbeitsamt ihm beinahe verschwörerisch zuraunte, er solle sich aber mit achtundfünfzig keine allzu
großen Hoffnungen mehr machen, einen neuen Arbeitsplatz in seiner Branche zu finden. Das ganze Land sei nun mal in einer
Wirtschaftskrise, ach was heißt das ganze Land, die ganze Welt sei von einer Rezession befallen. Auch in dem schlichten Büro des
Arbeitsamtes hatte Bürger kaum mehr, als seine persönlichen Daten rausbringen können. Stattdessen war er zur örtlichen Sparkasse
gegangen, denn er hatte all die langen Jahre, immer etwas Geld zur Seite immer gleichgültiger. Sollten die da Oben doch machen, was sie
wollten. Er hatte seine Arbeit zu erledigen und konnte danach in seinen Garten gehen. Dort war er sein eigener Herr, dort lag seine
Freiheit, dort konnte er schalten und walten, wie es ihm gefiel. Zumindest war das bis jetzt so gewesen. Nun hatte man ihm mit einigen
Federstrichen und einigen gelangweilten Worten, alles genommen, was seine Leben ausmachte. Hätte er vielleicht doch einen dieser
Wirrköpfe wählen sollen, die seinen Chef, mit ihren Forderungen, in schöner Regelmäßigkeit, zur Weißglut getrieben hatten? Hätte er
sich in der Initiative, gegen den Bau einer Umgehungsstrasse, durch ein unberührtes Waldgebiet, engagieren sollen? Hätte er der
Gewerkschaft beitreten sollen, statt sich darüber lustig zu machen? Er wusste es nicht und nun war es zu spät, viel zu spät. Bürger seufzte
schwer, ließ sich in seinen Gartenstuhl sacken und schloss die Augen. Etwas kam ihm ungewöhnlich vor, als er so, mit geschlossenen
Augen, in seinem Gartenstuhl saß. Nur was? Er lauschte eine Weile. Vögel zwitscherten und in einiger Entfernung konnte er das Gebell,
eines wütenden Hundes, hören. Sonst hörte Bürger nichts. Er dachte nach. Er hörte nichts, das war das Ungewöhnliche! Dabei war es
Freitag Abend, kurz vor zwanzig Uhr. Es war ein warmer Sommertag, normalerweise müsste die Laubenkolonie vor Menschen wimmeln,
wie ein Ameisenhaufen. An jedem anderen Freitag mit diesem Wetter, wurde in der Laubenkolonie gegrillt, gefeiert und gelacht. Man
hörte das Kreischen von Kindern, das Lachen von Erwachsenen, hörte das Klirren von Tellern, das Brummen von Rasenmähern und das
ausgelassene Geschwätz unzähliger Münder. Doch Bürger hörte nichts von alledem. Verwundert öffnete er die Augen und sah auf die
Stadt unter ihm. Er sah Qualm. Dicker schwarzer, öliger Qualm wallte aus einer der Strassen in der Innenstadt. War etwa ein Feuer
ausgebrochen und all die Menschen, die sonst die Kleingartenanlage bevölkerten, standen nun dort unten als Schaulustige? Während
Bürger noch rätselte, stiegen auch aus anderen Stadtteilen Rauchwolken in die warme Sommerluft. Er konnte sich keinen Reim darauf
machen. Vielleicht, dachte er, würden die Hauptnachrichten um zwanzig Uhr Aufklärung bringen. Bürger entschloss sich, den kleinen
Fernseher in seiner Holzhütte anzustellen. Und tatsächlich, kaum hatte er den Bildschirm eingeschaltet, verkündete der
Nachrichtensprecher, dass es am Abend, in nahezu allen großen Städten, von Kiel bis München, von Köln bis Berlin, zu gewalttätigen
Ausschreitungen gekommen sei. Millionen von Bundesbürgern befänden sich auf den Strassen, um gegen die um sich greifende
Verarmung, großer Bevölkerungsschichten, zu protestieren. Polizei und Rettungskräfte seien im Dauereinsatz und größtenteils
überfordert. Die Regierung tage in einer Krisensitzung in Berlin, während einige Vorstands- und Aufsichtsratmitglieder großer Konzerne,
aus Angst vor Übergriffen, bereits ins benachbarte Ausland geflohen seien. Experten sahen die Gründe für die Ausschreitungen, in den
Massenentlassungen der vergangenen Wochen, in der Weltwirtschaftskrise, in den steigenden Preisen aufgrund der Inflation, oder
schlicht in der bisher sorgfältig ignorierten Spaltung der Gesellschaft, in reich und arm. Bürger dachte nach, er war in den vergangenen
Tagen so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er nichts hatte kommen sehen. Dann überzog ein diabolisches Grinsen sein Gesicht.
Sollten die Leute doch alles kurz und klein schlagen. Irgendwann musste das schließlich wieder aufgebaut werden, dann waren erfahrene
Bauarbeiter, wie er, wahrscheinlich Mangelware. Bis dahin, beschloss er, wollte er sich hier in seiner Gartenlaube verkriechen. Doch
dazu benötigte er einige Vorräte und Alltagsutensilien aus seiner Wohnung. Deshalb entschloss er sich, mit seinem Auto hinunter in die
Stadt zu fahren, die benötigten Dinge in sein Auto zu packen, um dann wieder zu seiner Gartenlaube zurück zu kehren. Kurz vor dem
Ortseingang des Stadtteils, indem sich Bürgers Wohnung befand, wurde er von einer Straßensperre der Polizei aufgehalten. Ein sichtlich
genervter Polizist erklärte Bürger, dass alle Zufahrtsstrassen in die Stadt, aufgrund der Vorkommnisse, bis auf weiteres für den Verkehr
gesperrt seien. Wenn er also zu seiner Wohnung wolle, müsse er seinen Wagen am Straßenrand abstellen und zu Fuß zu seiner Wohnung
gehen. Bürger war zwar nicht gerade begeistert, stellte aber widerspruchslos seinen Wagen am Straßenrand ab, da seine Wohnung nicht
mehr sonderlich weit entfernt war. Zu Fuß ging er ein Stückchen die leere Straße hinunter. Er konnte niemanden sehen, allerdings hörte
er ganz in der Nähe Sprechchöre aus tausenden Kehlen. Bürger bog um eine Ecke in die Straße, in der sich seine Behausung befand.
Plötzlich war er mit einer großen Menschenmasse konfrontiert. Er sah ältere Damen, die drohend ihre Stöcke schwenkten, den sonst so
ausgeglichenen und fröhlichen Bäcker von nebenan, junge und alte Männer, manche deutsch, andere unübersehbar mit ausländischen
Vorfahren, manche kannte er von irgendwo her, andere nicht. Alle brüllten gemeinsam wütende Sprechchöre. Überhaupt konnte Bürger
die Aggression, der auf ihn zuwalzenden Menge, förmlich spüren. Er sah wütende Gesichter und er konnte Hass und Verachtung in den
Augen lesen. Trotzdem verspürte Bürger keine Angst. Er wusste das die Menge ihm nichts tun würde. Also tauchte er ein in die tobende
Menge. Bürger hatte sich an einen Jägerzaun gelehnt und wollte abwarten, bis die Menge an ihm vorbei gezogen war. Doch plötzlich
schossen ihm die Bilder seiner eigenen Sprachlosigkeit, wie Geschosse, durch den Kopf. Die Sprachlosigkeit im Personalbüro, die
Sprachlosigkeit im Arbeitsamt und die Sprachlosigkeit in der Sparkasse. Er wollte nicht mehr sprachlos sein. Seine Sprachlosigkeit
verwandelte sich, in Bruchteilen von Sekunden, in Wut. Bürger riss eine der Holzlatten, aus dem Jägerzaun, an dem er gelehnt hatte. Ehe
er sich versah, strömte er mit der Masse und brüllte wütende Sprechgesänge. Dann ließ er die Holzlatte in die Windschutzscheibe eines
geparkten Mercedes krachen, Glass splitterte in den Innenraum. Ein anderer Mann zertrümmerte mit einem Hammer die Heckscheibe des
Fahrzeuges und schüttete kurz darauf Benzin aus einem Kanister ins Wageninnere. Ein Streichholz flammte auf und mit einer gewaltigen
Verpuffung, entzündete sich das Benzin und der Mercedes stand lichterloh in Flammen. Dicker, öliger Qualm stieg in den
Sommerhimmel, während nachfolgende Menschen das brennende Auto begeistert bejubelten. Bürger hatte längst jedes Bewusstsein für
Recht und Unrecht verloren, genau wie das Gefühl für Verhältnismäßigkeiten. Das alles war ihm egal, dieses Mal war er nicht länger
sprachlos, er war nicht mehr hilflos. Dieses Mal war er ein Teil des gewaltigen Sturmes, der die alte Ordnung hinweg fegen würde. Er
war bereit für sein Recht, für seine Freiheit zu kämpfen, auch wenn seine Freiheit nur eine kleine Gartenlaube war...
……………….

Wachhund am langen Stein


Ich bin alt, mittlerweile zwölf Jahre und ich heiße Hasso. Jedenfalls nannte mich mein Zweibeiner so, solange ich zurück denken kann.
Ich bin kein Zweibeiner, wie ihr sicher schon bemerkt habt. Die Zweibeiner nennen mich Hund, oder genauer gesagt Schäferhund. Ich
nannte meinen Zweibeiner Papa, genau wie es die anderen Mitglieder in unserem kleinen Rudel taten. Mittlerweile wohne ich nicht mehr
in unserer Steinhöhle, die neben einem grauen Steinpfad steht, von denen es in dieser Stadt so viele gibt. Jetzt hat man mich eingesperrt,
in einen kalten, kleinen Verschlag, den der Zweibeiner, den alle „Chef“ nennen, als Tierheim bezeichnet. Warum ich hier bin, weiß ich
nicht, nur dass ich nicht mehr lange hier sein werde. Doch der Reihe nach, bevor ich gehe, will ich Euch meine Geschichte erzählen.
Alles begann, als ich erst wenige Wochen alt und noch ganz klein war. Eines Tages kam Papa, den ich damals noch nicht kannte und
holte mich in die Steinhöhle zu seinem Rudel. An diese Zeit habe ich kaum noch Erinnerungen, da es schon so viele Schnee- und
Hitzezeiten zurückliegt und ich noch zu unerfahren war, um die Dinge zu verstehen. Ich erinnere mich nur noch an die schreckliche
Angst, die ich die ersten Tage in der Steinhöhle hatte. Papa lebte dort mit zwei Jungen aus seinem Wurf, wie ich am Geruch feststellen
konnte. Er nannte sie Tina und Markus. Bis heute weiß ich nicht, wo Papas Weibchen geblieben war. Vermutlich hatte es sich bei der
Jagd verletzt, oder war sonst wie vom Rudel getrennt worden, jedenfalls blieb es verschwunden. Papa, Tina und Markus waren immer
sehr gut zu mir. Sie gaben mir Futter und Wasser, streichelten mich, wenn ich Angst hatte und spielten mit mir, wann immer sie Zeit
hatten. So verschwand meine Angst von Tag zu Tag ein Stückchen mehr, bis sie schließlich ganz fort war und ich begann, mich an mein
Leben, in dem kleinen Zweibeinerrudel zu gewöhnen. Papa brachte mir immer wieder bei, was ein Vierbeiner in einem Zweibeinerrudel
wissen und können musste. Sitz! Platz! Aus! Und noch Vieles mehr. Als ich etwa eine Schneezeit alt war, tat Papa etwas, was er immer
tat und doch war es diesesmal anders. Papa zog wie immer sein graues Fell an, setzte seinen grauen Metallhut auf und zog sich große
schwarze Füße an. Das tat er immer bevor er für einige Stunden verschwand. Doch dieses Mal nahm Papa mich mit. Wir stiegen in eine
merkwürdige, taubenblaue Kiste mit runden Beinen, die dann plötzlich brummte und Papa und mich zu einer großen Wiese rollte. Auf
der Wiese waren noch viele andere Zweibeiner mit grauem Fell, Metallhüten und schwarzen Füßen und fast jeder der Zweibeiner hatte
einen Vierbeiner wie mich dabei. Dort spielten wir immer wieder. Ein Spiel gefiel Papa und den anderen Zweibeinern besonders gut. Ein
Zweibeiner mit merkwürdig dick gepolstertem Fell, stellte sich hinter ein Gestell aus Holzlatten und tat so, als wolle er sich verstecken,
ich sollte ihn dann suchen, was zugegeben für mich nicht sonderlich schwer war, schließlich versteckte sich der etwas einfältige
Zweibeiner immer an genau derselben Stelle. Trotzdem bellte ich meinen Erfolg jedes Mal lauthals heraus. Kurz danach versuchte der
Zweibeiner immer vor mir davon zu laufen. Papa und ich ließen ihm einen kleinen Vorsprung, um die Sache etwas spannender zu
gestalten. Dann rief Papa “Fass!“ und ich sprintete los. Ohne überheblich klingen zu wollen, aber Zweibeiner können nicht sehr schnell
laufen. Also bereitete es mir nie Probleme den Zweibeiner, mit langen Sätzen, schnell wie der Wind, einzuholen. Ich biss in einen Arm
oder Bein, warf ihn um, knurrte so laut und furchteinflößend wie ich nur konnte und zerrte und schnappte solange an dem Zweibeiner
herum, bis Papa rief, ich solle ihn loslassen. Das machten wir fast jeden Tag, eine ganze Hitzezeit lang und es machte mir auch Spaß,
schließlich konnte ich Papa auf diese Weise zeigen, wie stark und flink ich war. Ich konnte ihm zeigen, dass ich das Rudel beschützen
konnte, wenn es denn sein musste. Dann eines Tages, Papa hatte wieder sein graues Fell angezogen, stiegen wir wie immer in die
taubenblaue, kleine Kiste, doch dieses Mal rollten wir nicht zu unserer Spielwiese, sondern die Kiste mit den runden Beinen, rollte uns in
die Nähe eines langen, grauen Steins. Wir stiegen aus und trafen einen anderen Zweibeiner mit grauem Fell, Metallhut und schwarzen
Füßen, den Papa Karl nannte. Papa, Karl und ich wanderten stundenlang an dem langen Stein, den Papa und Karl „die Mauer“ nannten,
auf und ab. Der Stein war so lang, dass wir nie seinen Anfang oder sein Ende sehen konnten. Das heißt, doch, sein Ende sahen wir, aber
erst viele Schnee- und Hitzezeiten später und völlig anders, als ich und wahrscheinlich auch Papa und Karl das je erwartet hatten. Papa
brachte mir bei, dass ich die Wiese, die sich überall vor dem langen Stein erstreckte, nicht betreten durfte. Anfangs konnte ich mir nicht
erklären, warum Papa mir verbot auf die Wiese zu gehen. Doch dann eines Tages sah ich, wie Zweibeiner mit grauem Fell, Metallhüten
und schwarzen Füßen, kleine übelriechende Kistchen und Kästchen in der Wiese verbuddelten. So wie ich das auch manchmal mit einem
Knochen tat, wenn ich ihn nicht sofort in unserem Garten auffressen wollte. Warum sie die Kästchen vergruben blieb mir aber ersteinmal
unbegreiflich. Bis zu jenem späten Abend in der Hitzezeit, als es reichlich spät zu dämmern anfing. Papa, Karl und ich sahen ein Reh auf
der Wiese stehen. Grad als ich meiner Empörung über das unerlaubte Verhalten des Rehs durch ein vernehmliches „Wuff!“ Ausdruck
verleihen wollte, wandte es uns den Kopf zu und sah uns an. Erschreckt machte das Reh einen Satz und landete auf einer der
vergrabenen, übelriechenden Kistchen. Rauch, Blitz und lauter Donner kamen aus dem Kästchen und schleuderten das Reh im hohen
Bogen auf den Weg, den Papa, Karl und ich sonst immer nahmen. Sofort lag der süßlich, eiserne Geruch von Blut in der Luft, das Reh
lebte noch und versuchte schwerverletzt vor uns zu fliehen. Wir rannten so schnell wir konnten zu dem Reh, doch als wir dort ankamen,
war es bereits tot. Nun verstand ich, warum niemand auf die Wiese vor dem langen Stein durfte. Und noch etwas wurde mir klar, etwas
dass mich unheimlich stolz machte. Papa und die anderen Zweibeiner waren gute Zweibeiner, oder Menschen, wie sie sich immer
nennen! Sie sammelten offenbar die übelriechenden Kistchen irgendwo ein und vergruben sie hier auf der Wiese vor dem langen Stein,
damit möglichst kein Unglück geschehen konnte. Ich mochte gar nicht daran denken, was alles passieren konnte, wenn die
übelriechenden Kästchen überall herum liegen würden und spielende Kinder, oder dümmere Hunde als ich, ihnen versehentlich zu nahe
kamen. Und doch passierte das Undenkbare, am Ende der selben Hitzezeit, in der auch das Reh gestorben war. Es war eine stürmische
und dunkle Nacht, als Papa, Karl und ich wie immer unserer Wege gingen. Kein Mond schien und nur Papas und Karls Leuchtstangen
spendeten etwas Licht. Plötzlich roch ich etwas, dass sonst nicht hier war. Ich roch Angst, Angst von einem Zweibeiner, wie ich sie
manchmal rieche, wenn Zweibeiner Angst vor Vierbeinern wie mir haben. Ich ging noch wenige Schritte weiter, um mir ganz sicher zu
sein, als auch meine empfindlichen Ohren etwas hörten. Rasenden Herzschlag eines Zweibeiners, eines Zweibeiners dessen Herz vor
Angst raste. Ganz in der Nähe, konnte ich ihn hören, konnte ihn riechen, obwohl ich ihn noch nicht sah. Dann machte ich einen Fehler.
Ich bellte lauthals in die Richtung in der ich den ängstlichen Zweibeiner vermutete, um Papa und Karl auf meine Entdeckung
aufmerksam zu machen. Sofort ruckten ihre Leuchtstangen in die Richtung, die ich anzeigte. Ihre weißen Lichtfinger trafen den
ängstlichen Zweibeiner in dem Augenblick, als er sich grade aufrichtete und so schnell er konnte losrannte. Papa und Karl riefen
irgendwas und ich zog und zerrte knurrend an meiner Leine. Doch Papa zögerte einen winzigen Moment zu lange, mich von meiner
Leine zu befreien. „Fass!“ rief er, als ich endlich frei war. Ich sauste los, so schnell wie ich konnte, um den ängstlichen Zweibeiner zu
fangen, bevor er auf die verbotene Wiese gelangen konnte. Doch ich kam die berühmte Winzigkeit zu spät, es fehlte nur ein Schritt und
ich hätte den Zweibeiner gehabt. So sprintete er direkt vor mir auf die Wiese, genau auf den langen Stein zu. Es kam, wie es kommen
musste, Blitz, Donner gefolgt von Rauch schossen aus einem übelriechenden Kästchen. Ich stand, genau wie Papa und Karl, ein Stück
hinter mir, an der Kante der Wiese, die wir aus gutem Grund nicht betreten wollten und lauschte in die plötzliche Stille. Der Angstgeruch
wurde schnell von etwas Anderem überlagert, etwas Schwerem, Süßlichem. Blut. Sehr viel Blut. Kein Herz raste mehr. Stille. Bis Karl
etwas in sein schwarzes Kästchen sprach, das er immer „Funke“ nannte. Dann waren auf einmal überall viele Zweibeiner mit grauem
Fell, Metallhüten und schwarzen Füßen. Sie rannten aufgeregt durcheinander. Ich verlor den Überblick in dem Gewusel, aber scheinbar
räumten sie auf. Sie holten den toten Zweibeiner von der verbotenen Wiese und vergruben sofort wieder ein neues, kleines,
übelriechendes Kistchen. An diesem Tag ging Papa nicht sofort in sein Bett, um zu schlafen, sondern saß mit finsterer Miene auf seinem
Sessel und starrte ins Leere. Wahrscheinlich war er traurig, dass ich den Zweibeiner nicht gefangen hatte. Auch ich schlief nicht, da ich
mich schämte versagt zu haben. Doch auch das ging vorüber. Zwei Tage später gingen Papa, Karl und ich wieder am langen Stein auf
und ab, tagein, tagaus. Der Hitzezeit folgte die Schneezeit, der Schneezeit eine weitere Hitzezeit und nichts passierte. Bis zu jenem Tag
am Anfang der Schneezeit. Wie immer brummten Papa und ich in der taubenblauen Kiste mit den runden Beinen zum langen Stein. Doch
außer uns und Karl, waren an diesem Tag so viele Zweibeiner dort, wie ich nie wieder auf einem Haufen gesehen habe. Sie liefen auf der
verbotenen Wiese vor dem langen Stein auf und ab, hatten Hämmer, Äxte und Brecheisen dabei, mit denen sie auf den langen Stein
einhackten. Sie alle schienen sehr glücklich zu sein, dies tun zu können, bis heute weiß ich nicht warum. Ich bellte so laut ich konnte, um
sie vor der Gefahr zu warnen, vor den kleinen, übelriechenden Kästchen. Doch weder Papa noch Karl taten irgendetwas, auch kam kein
Blitz, Donner oder Rauch aus dem Boden. Im Gegenteil, Papa bedeutete mir, dass auch ich still sein sollte. So standen Papa, Karl und ich
still und stumm vor dem langen Stein. Danach gingen Papa und ich nie wieder zu dem langen Stein, nur manchmal kam Karl zu uns und
dann redeten er und Papa oft die ganze Nacht. Ich verstand nie, was eigentlich genau passiert war. Aber da mir der lange Stein nicht
sonderlich viel bedeutete, fand ich mich schnell mit der neuen Situation ab. Schließlich war ich bei meinem Rudel und meine Aufgabe
war das Rudel zu schützen so gut ich konnte. Aber dann eines Morgens, ich war gerade erwacht, begann mein Leidensweg. Zweibeiner
mit grünem Fell und weißen Mützen kamen in unsere Steinhöhle. Noch bevor ich mich versah, legten sie mir einen Maulkorb an, banden
mich an eine kurze Leine und zerrten mich unsanft nach draußen. Ich wehrte mich so gut ich konnte, ich wollte nicht fort von Papa und
unserem Rudel. Ich stemmte die Pfoten in den Boden, doch es nützte nichts. Ich sah wie Papa aufgeregt mit den grün-weißen
Zweibeinern redete, bettelte, fluchte. Roh sperrten mich die Zweibeiner mit dem grünen Fell in eine grün-weiße Kiste mit runden Beinen,
auf deren Dach ein blaues Licht blinkte. Ich winselte und jaulte, doch niemand beachtete mich. Ich schaute traurig aus dem Fenster der
grün-weißen Kiste. Ein letztes Mal sah ich Papa, auch er blickte zu mir und ich sah Wasser aus seinen Augen fließen, so wie es bei
Zweibeinern ist, wenn sie sehr traurig sind. Er wollte zu mir, doch zwei Zweibeiner mit grünem Fell und weißen Mützen nahmen ihn in
ihre Mitte und brachten auch ihn zu einer grün-weißen Kiste mit runden Beinen. Dann rollten wir in verschiedene Richtungen davon. Und
wieder ergriff mich die schreckliche Angst, die ich einst fühlte, als ich zu Papas Steinhöhle kam. Sie brachten mich hierher, an diesen
trostlosen Ort. Jeden Tag und jede Nacht kann ich die Angst, die Verzweifelung und die Einsamkeit der Vierbeiner riechen. Chef und die
schwächlichen Weibchen aus seinem Rudel geben uns jeden Tag etwas Futter und Wasser, jeden Tag bringen sie uns kurz raus in den
angrenzenden Wald, damit wir unsere Notdurft verrichten können. Aber ein liebes Wort, ein zärtliches Streicheln geben sie uns nicht.
Nicht nur alte Zweibeiner, auch alte Vierbeiner werden zuweilen sonderlich, besonders wenn sie soviel Zeit zum Grübeln haben wie ich.
Auch mir kommt oft ein absurder Gedanke in den Sinn. Was wäre, wenn der lange Stein und die übelriechenden Kästchen auch eine Art
Gefängnis gewesen wären? Ein viel größeres, als das, indem ich mich grade befinde, aber eben auch ein Gefängnis. Dann hätte ich zwar
zu den Wächtern gehört und das macht mich traurig, doch gleichzeitig schenkt mir dieser Gedanke Hoffnung, mehr noch, er gibt mir
Zuversicht. Denn dann hätten es die eingesperrten Zweibeiner geschafft aus ihrem Gefängnis auszubrechen, trotz des unendlich langen
Steins, trotz der verbotenen Wiese mit ihren übelreichenden Kästchen! Ein absurder Gedanke für so einen alten, erfahrenen Hund wie
mich, ich weiß, aber dennoch macht er mir Mut. Beim nächsten Ausflug in den Wald, werde ich Chefs schwächlichem Weibchen die
Leine entreißen und dann werde ich rennen, rennen, rennen. So lange bis mich meine feine Nase zu dem Steinpfad führt, an dessen Rand
unsere Steinhöhle steht. Dann werde ich wieder ein Heim haben, ein Rudel und mich abends an Papa kuscheln, so wie früher. So, nun
kennt Ihr meine Geschichte. Doch still jetzt, ich höre sie kommen und mein Herz rast, wie damals das des ängstlichen Zweibeiners.
Wünscht mir Glück, meine Freunde, denn ab jetzt bin ich auf der Flucht... (Wolfshaag) Ein bißchen mehr Friede und weniger Streit, ein
bißchen mehr Güte und weniger Neid. Ein bißchen mehr Liebe und weniger Haß, ein bißchen mehr Wahrheit - das wäre doch was! Statt
so viel Unrast ein bißchen mehr Ruh', statt immer nur Ich ein bißchen mehr Du. Statt Angst und Hemmung ein bißchen mehr Mut und
Kraft zum Handeln - das wäre gut! Kein Trübsal und Dunkel, ein bißchen mehr Licht, kein quälend Verlangen, ein bißchen Verzicht.
Und viel mehr Blumen, solange es geht, nicht erst auf Gräbern - da blüh'n sie zu spät! Verfasser unbekannt
…………….

Eselsgeduld
Ein Bauer hatte einen alten Esel. Der Esel stolperte eines Tages und fiel in einen ausgetrockneten Brunnen. Der Esel schrie erbärmlich –
stundenlang. Nach Stunden hörte der Bauer das Schreien seines Esels, fand ihn im Brunnen und überlegte, was er tun könne. Nach
reichlichem Überlegen fasste er folgendem Entschluss: Es lohnt sich nicht den Esel herauszuziehen, da dieser zu alt sei und der Brunnen,
da er kein Wasser mehr führte sowieso zugeschüttet gehört. Er bat seine Nachbarn ihm beim Zuschütten des Brunnens zu helfen. Diese
kamen mit Schaufeln und begannen Erde in den Brunnen zu werfen. Als der Esel bemerkte, was geschah, schrie er noch lauter. Doch der
Bauer ließ sich dadurch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Schaufel um Schaufel fiel auf den armen Esel und den Brunnenboden.
Schließlich wurde es ruhiger und bald hörte man nur noch die Erde auf den Boden fallen. Da wurde der Bauer neugierig und schaute in
den Brunnen und war verblüfft, was er sah: Jede Schaufel Erde, die den Esel traf schüttelte dieser ab, so dass diese auf den Boden fiel und
trampelte darauf herum. So stieg langsam der Brunnenboden nach oben und der Esel mit ihm. Daraufhin schaufelte der Bauer wieder mit
und es dauerte nicht lange, da streckte der Esel seinen Kopf aus dem Brunnen hervor. Kurze Zeit später konnte der Esel aus eigener Kraft
den Brunnen durch einen beherzten Sprung verlassen und war gerettet. Der Nachbar war so überrascht und auch angetan von diesem
Vorfall, so dass der Esel fortan in Ehren sein Gnadenbrot bekam. Was kann uns diese Geschichte lehren?: Schüttle den Dreck ab und
nutze ihn für Dich, für Deine Ideen, für Deine Zukunft. Mache immer weiter, lasse Dich nicht aufhalten, gebe nicht auf und Du wirst
oben ankommen.
..................

Provozieren
Beschreiben Sie, wie man die Höhe eines Wolkenkratzers mit einem Barometer feststellt! Das Folgende war wirklich eine Frage, die an
einer Physikprüfung, an der Universität von Kopenhagen, gestellt wurde: "Beschreiben Sie, wie man die Höhe eines Wolkenkratzers mit
einem Barometer feststellt!" Ein Kursteilnehmer antwortete: Sie binden ein langes Stück Schnur an den Ansatz des Barometers, senken
dann das Barometer vom Dach des Wolkenkratzers zum Boden. Die Länge der Schnur plus die Länge des Barometers entspricht der
Höhe des Gebäudes. Diese in hohem Grade originelle Antwort entrüstete den Prüfer der maßen, dass der Kursteilnehmer sofort entlassen
wurde. Dieser berief sich auf seine Grundrechte, mit der Begründung dass seine Antwort unbestreitbar korrekt war, und die Universität
ernannte einen unabhängigen Schiedsrichter, um den Fall zu entscheiden. Der Schiedsrichter urteilte, dass die Antwort in der Tat korrekt
war, aber kein wahrnehmbares Wissen von Physik zeige. Um das Problem zu lösen, wurde entschieden, den Kursteilnehmer nochmals
herein zu bitten und ihm sechs Minuten zuzugestehen, in denen er eine mündliche Antwort geben konnte, die mindestens eine minimale
Vertrautheit mit den Grundprinzipien von Physik zeigte. Für fünf Minuten saß der Kursteilnehmer still, den Kopf nach vorne, in
Gedanken versunken. Der Schiedsrichter erinnerte ihn, dass die Zeit lief, worauf der Kursteilnehmer antwortete, dass er einige extrem
relevante Antworten hatte, aber sich nicht entscheiden könnte, welche er verwenden sollte. Als ihm geraten wurde, sich zu beeilen,
antwortete er wie folgt: "Erstens könnten Sie das Barometer bis zum Dach des Wolkenkratzers nehmen, es über den Rand fallen lassen
und die Zeit messen die es braucht, um den Boden zu erreichen. Die Höhe des Gebäudes kann mit der Formel H = 0.5 x g x t im Quadrat
berechnet werden. Das Barometer wäre allerdings dahin! Oder, falls die Sonne scheint, könnten Sie die Höhe des Barometers messen, es
hochstellen und die Länge seines Schattens messen. Dann messen Sie die Länge des Schattens des Wolkenkratzers, anschließend ist es
eine einfache Sache, anhand der proportionalen Arithmetik die Höhe des Wolkenkratzers zu berechnen. Wenn Sie aber in einem hohem
Grade wissenschaftlich sein wollten, könnten Sie ein kurzes Stück Schnur an das Barometer binden und es schwingen lassen wie ein
Pendel, zuerst auf dem Boden und dann auf dem Dach des Wolkenkratzers. Die Höhe entspricht der Abweichung der gravitationalen
Wiederherstellungskraft T = 2 x Pi im Quadrat x l / g. Oder, wenn der Wolkenkratzer eine äußere Nottreppe besitzt, würde es am
einfachsten gehen da hinauf zu steigen, die Höhe des Wolkenkratzers in Barometerlängen abzuhaken und oben zusammenzählen. Wenn
Sie aber bloß eine langweilige und orthodoxe Lösung wünschen, dann können Sie selbstverständlich das Barometer benutzen, um den
Luftdruck auf dem Dach des Wolkenkratzers und auf dem Grund zu messen und der Unterschied bezüglich der Millibare umzuwandeln,
um die Höhe des Gebäudes zu berechnen. Aber, da wir ständig aufgefordert werden die Unabhängigkeit des Verstandes zu üben und
wissenschaftliche Methoden anzuwenden, würde es ohne Zweifel viel einfacher sein, an der Tür des Hausmeisters zu klopfen und ihm zu
sagen: Wenn Sie ein schönes neues Barometer möchten, gebe ich Ihnen dieses hier, vorausgesetzt Sie sagen mir die Höhe dieses
Wolkenkratzers. Der Kursteilnehmer war Niels Bohr, der erste Däne, der den Nobelpreis für Physik gewann. ....................... Tun und Tun
Tanzan* und Ekido wanderten einmal eine schmutzige Straße entlang. Zudem fiel auch noch heftiger Regen. Als sie an eine Wegbiegung
kamen, trafen sie ein hübsches Mädchen in einem Seidenkimono, welches die Kreuzung überqueren wollte, aber nicht konnte. "Komm
her, Mädchen", sagte Tanzan sogleich. Er nahm sie auf die Arme und trug sie über den Morast der Straße. Ekido sprach kein Wort, bis sie
des Nachts einen Tempel erreichten, in dem sie Rast machten. Da konnte er nicht mehr länger an sich halten. "Wir Mönche dürfen Frauen
nicht in die Nähe kommen", sagte er zu Tanzan, "vor allem nicht den jungen und hübschen. Es ist gefährlich. Warum tatest du das?" "Ich
ließ das Mädchen dort stehen", sagte Tanzan, "trägst du sie noch immer?" *Tanzan ist ein japanischer Mönch

……………

Wenn jemand stirbt


Wenn jemand stirbt, verwandelt sich eine Wolke zu einem Engel, fliegt in den Himmel und bittet Gott, noch eine Blume auf das Kissen
zu legen. Ein Vogel bringt der Erde die Nachricht wieder und singt leise ein Gebet, das den Regen zum Weinen bringt. Menschen
verschwinden, sie sind aber nie wirklich weggegangen. Ihre Seele und ihr Geist hoch oben bringen die Sonne zu Bett, erwecken das Gras
und drehen die Erde in schwindelerregenen Kreisen. Manchmal kannst du sie tagsüber in den Wolken tanzen sehen, wenn sie eigentlich
schlafen sollten. Sie malen den Regenbogen und den Sonnenuntergang an, bringen die Wellen zum Spritzen und zerren an der Tide. Sie
schleudern Sternschnuppen durchs All und hören sich unsere Wünsche an. Und wenn sie Windlieder singen, flüstern sie uns zu:
„Vermisse mich nicht zu viel, der Ausblick ist schön und mir geht es wirklich gut“ ( aus AustraIien)

....................

Der kleine Weg zum Frieden von BertL losse


Eines Tages beschlossen drei, die sich mehr Gedanken als andere machten, die Welt zu verbessern. Der erste ging zu den Völkern im
Osten und Westen, sprach auf Versammlungen und großen Plätzen über Frieden und Verständigung. Und siehe da: Die Völker im Osten
spendeten Beifall, und die Völker im Westen spendeten Beifall - die einen so laut wie die anderen. Doch eine Woche später kam ein
Fremder zu den Völkern im Osten und Westen und sprach auf Versammlungen und großen Plätzen von Bedrohung und von Pflichten
gegenüber dem Vaterland. Und siehe da: Die Völker im Osten spendeten Beifall, und die Völker im Westen spendeten Beifall - die einen
so laut wie die anderen. Der zweite sammelte Geld. In allen großen und kleinen Städten sammelte er wochenlang, monatelang, jahrelang -
bis er einen riesigen Betrag zusammen hatte, den er zu verschenken gedachte. Und er teilte auf: Ein Viertel für die Kirche; ein Viertel für
ein Land, das Hunger litt; ein Viertel für die kranke Frau, die er im Treppenhaus getroffen hatte; ein Viertel für Menschen, die Bäume,
Wiesen und Tiere zu schützen versuchten. Die Kirche freute sich über das Geld und bekehrte damit Ungläubige. Das Land, das Hunger
litt, freute sich über das Geld, besonders der Präsident, und ganz besonders dessen Frau. Die kranke Frau aus dem Treppenhaus freute
sich auch über das Geld und konnte endlich die teure Behandlung bezahlen. Leider war es schon zu spät. Und die Menschen, die Bäume,
Wiesen und Tiere zu schützen versuchten, freuten sich ebenfalls über das Geld. Sie konnten damit Millionen von Papieren bedrucken und
verteilen, in denen sie alle Bürger des Landes aufforderten, Bäume, Wiesen und Tiere zu schützen. "Recht haben sie, diese Leute", meinte
jemand, verwöhnte seinen Dackel und mähte den Rasen. Der dritte ging in den nahen Park und setzte sich dort auf eine Bank. "He, du?"
sagte ein kleiner Mensch von fünf Jahren und kletterte neben ihn. "Guten Tag", sagte der dritte. "Das ist meine Bank!" sagte der kleine
Mensch. "Hmm", sagte der dritte und kramte verlegen in seinen Hosentaschen. Zwei vergammelte Bonbons kamen zum Vorschein.
"Kannst ja eins haben." "Joooh." der dritte und der kleine Mensch betrachteten angestrengt ihre Schuhe. Der kleine Mensch malte mit
seinen Zehen Kreise in die Luft:"Kannst auch ein Stück von meiner Bank haben." Schweigend saßen sie dann lange Zeit nebeneinander
und lutschten leise an ihren Bonbons herum
................

Der kleine Zirkuselefant


In einem Wanderzirkus kommt ein Elefanten-Baby zur Welt. Sobald es auf eigenen Beinen stehen kann, wird es angebunden. Mit dem
Seil am Hinterbein hat es nur eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit und kann lediglich in einem bestimmten Umkreis um den Pflock
herum laufen. Dieser Kreis definiert sein Welt, jeder Versuch, sie zu verlassen, wird durch den Schmerz unterbunden, den das Seil dann
am Bein verursacht. Der kleine Elefant lernt, dass es ihm innerhalb des Kreises gut geht, und er findet sich damit ab. Im Laufe der Jahre
wird er größer und stärker, stark genug, um den Pflock ohne Probleme aus dem Boden zu ziehen. Doch da er gelernt hat, dass dies mit
Schmerzen verbunden ist, probiert er es erst gar nicht mehr. Die "Welt da draußen" ist für ihn unerreichbar. (nach Michael Fromm: Der
kleine Zirkuselefant)
.......................
Der kleine Naschengel von Daniela Deuser
Es war einmal ein kleiner Engel, der hieß Bernadette. Sie war ein fleißiges Engelchen, wenngleich noch recht jung, aber immer bei der
Sache. Ihr einziger Fehler war: sie war sehr vernascht. Gott sei Dank aber hatte man sie ja nicht in der Weihnachtsbäckerei eingesetzt!
Das hätte was gegeben. Sicher hätte sie – statt den Teig zu kneten, auszurollen, auszustechen und die herrlichsten Plätzchen zu formen –
den ganzen Tag nur Teig, Schokolade, Nüsse und Plätzchen genascht. Nein, nein, da war unser pflichtbewusstes Engelchen doch schon
sehr froh, dass sie in der Geschenkeabteilung eingesetzt war und die Geschenke verpacken und verzieren und mit Namen versehen
musste. Das machte auch sehr großen Spaß, denn dabei stellte sich unsere kleine Bernadette immer vor, wie die Kinder unten auf der
Erde am Weihnachtsabend mit leuchtenden Augen die Geschenke öffnen und sich freuen würden. Doch eines Tages geschah es – das
Engelchen Bernadette wurde in die Weihnachtsbackstube geschickt, um dort nach dem überfälligen Plätzchennachschub für die
Geschenkeverpack-Abteilung zu fragen. Und kaum hatte sie die große Backstube betreten, stieg ihr auch schon der unvergleichliche,
wunderbare Duft der vielen Plätzchen in die Nase und ihr lief so sehr das Wasser im Mund zusammen, dass sie gar nicht mehr wusste,
weshalb man sie geschickt hatte. Doch da kam auch schon der Bäckermeister-Engel und fragte: „Naaa, Bernadette, was machst denn du
hier?“ Da fiel es Bernadette schnell wieder ein, weshalb man sie geschickt hatte. „Die Plätzchen haben wir ganz schnell“, sagte der
Bäckermeister. „Wart doch einfach so lange hier, bis sie fertig sind. Aber nichts naschen!“ ermahnte er sie noch einmal vorsorglich. Oh,
was fiel das Bernadette schwer. Ihr Bäuchlein zog sich vor Appetit auf die herrlichen Plätzchen nur so zusammen und brummelte. Da
hatte der Bäckermeister Mitleid mit ihr und gab ihr eine kleine Handvoll frischer Plätzchen. „Aber das bleibt eine Ausnahme“, sagte er
streng, aber in seinen Augen sah man ihm die Freude über den Appetit seines kleinen Schützlings an. Für Bernadette war es ein
großartiger Tag. Sie aß genieserisch die Plätzchen, die sie bekommen hatte und schaute dem Bäckermeister aufmerksam dabei zu, wie er
den Engeln die Anweisungen zu den einzelen Herstellungen der Plätzchen gab. Das war ja gar nicht so schwer, dachte sich Bernadette bei
sich. Als ihre Plätzchen alle gegessen waren, waren auch die Plätzchen für den Geschenkeversand fertig und wurden ihr überreicht. Oh,
was war da die Versuchung bei unserem Engelchen groß, einige dieser Plätzchen beim Flug in ihre Abteilung zu naschen! Natürlich
konnte sie nicht widerstehen. Als der Aufsichts-Engel in der Abteilung jedoch begann, die Plätzchen nachzuzählen, wurde es unserem
Engelchen angst und bange. Und schon hatte der Aufsichts-Engel bemerkt, dass eine ganze Menge der Plätzchen fehlte. Als er auf das
runde Bäuchlein der kleinen Bernadette blickte, war ihm auch direkt klar, wohin die Plätzchen verschwunden waren. Da musste er den
kleinen Engel aber mal gehörig zur Brust nehmen! Gerade wollte er mit seiner Strafpredigt beginnen, da kam ganz aufgeregt der
Weihnachtsmann in die Geschenkeabteilung gestürmt. „Welch ein Unglück!“ rief er. „Was ist denn geschehen?“ fragte der Aufsichts-
Engel „Unserem Bäckermeister ist ein Blech auf den Fuß gefallen und nun kann er keine Plätzchen mehr backen für mindestens drei
Tage. Und in zwei Tagen ist Heiligabend! Nun haben wir nicht genug Plätzchen für all die Kinder auf der Erde!!“ „Aber“, wagte sich das
Engelchen Bernadette zu sagen. „Wieso backen denn nicht all die kleinen Engel in der Backstube alleine die Plätzchen?“ Erstaunt sahen
sie der Weihnachtsmann sowie der Aufsichts-Engel an. „Aber Bernadette“, sagte der Weihnachtsmann. „Die Engelchen wissen doch gar
nicht, wie man die Plätzchen im einzeln zubereitet! Das weiß nur der Bäckermeister, er gibt den Engelchen genaue Anweisungen. --- was
sollen wir nun machen?“ „Nun ja“, sagte der Aufsichts-Engel. „Es sieht so aus, als würden dieses Jahr nicht alle Kinder auf der Erde
Plätzchen zu Weihnachten bekommen können.“ Bekümmert ließ er die Flügel hängen und auch der Weihnachtsmann machte ein ganz
trauriges Gesicht. „Vielleicht kann ich euch helfen!“ rief das Engelchen, das seinen ganzen Mut zusammengenommen hatte. „Ich habe
dem Bäckermeister zugeschaut und mir fast alle Plätzchen ganz genau gemerkt. Ich glaube, ich weiß, wie man sie zubereitet.“ Aufsichts-
Engel und Weihnachtsmann sahen Bernadette ungläubig an. Das hatte es ja noch nie gegeben, dass ein anderer Engel außer dem
Bäckermeister wusste, wie die Plätzchen hergestellt wurden! „Aber die Plätzchen müssen ganz genau so schmecken wie jedes Jahr“,
wandte der Weihnachtsmann ein. „Meinst du, das wirst du schaffen?“ „Aber sicher“, rief das Engelchen aus. „Ich esse die Plätzchen so
gerne, dass ich den Unterschied sofort schmecken würde.“ Dieses Argument überzeugte selbst den Aufsichts-Engel. „Wir sollten es
wenigstens versuchen“, meinte er. „Dann komm, Bernadette“, rief der Weihnachtsmann. „Du wirst ab sofort die Ersatz-Bäckermeisterin
sein. Du bist zwar eigentlich noch ein bisschen zu klein, aber du schaffst das schon mit Hilfe der anderen Engelchen!“ Bernadette wurde
ganz rot und ihre Flügelchen zitterten vor Aufregung, als sie – in Schürze und Mützchen – die Backstube betrat. Einen Moment war ich
Köpfchen wie leer, sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie der Bäckermeister die Plätzchen hergestellt hatte. Doch dann dachte sie
an all die ertäuschten Kinder auf der Erde, die keine Plätzchen bekommen würde. Und da fiel ihr alles wieder ein! Und schon begann ein
eifriges Arbeiten in der Backstube. Als die erste Ladung Plätzchen gebacken war, kam der Weihnachtsmann selbst, um sie zu kosten. Er
war begeistert. Sie schmeckten einfach herrlich! Und so wurde weiter gebacken und Bernadette wies den Engeln ihre Aufgaben zu und
vergaß vor lauter Arbeit fast, selbst das ein oder andere Plätzchen zu naschen. An Heiligabend waren dann alle Plätzchen fertig gebacken
und der Weihnachtsmann und das Christkind klopften dem Engelchen Bernadette noch einmal herzlich auf die Schulter. „Das hast du
ganz toll gemacht, Bernadette“, sagte der Weihnachtsmann. „Nur durch dich werden alle Kinder auf der Erde auch dies Jahr ihre
Plätzchen bekommen!“ Da strahlte das Engelchen vor Freude. Und als der Bäckermeister wieder gesund war, musste sie natürlich nicht
wieder zurück in die Geschenkeabteilung, sondern stand ihm als Gehilfe zur Seite... Und auch wenn das ein oder andere Plätzchen dabei
in ihrem Bäuchlein landete, waren alle froh darüber, dass sie nun zwei Engel im Himmel hatten, welche die Plätzchen backen konnten.
Und deswegen haben wir auch jedes Jahr wieder einen Haufen leckere Plätzchen unterm Weihnachtsbaum, gebacken von dem Engel
Bernadette und dem himmlischen Bäckermeister.
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Der alte Weihnachtsmann


Wer gammelt so spät noch durch Sträucher und Tann? Ich mag es kaum glauben, der Weihnachtsmann. Sein Mantel ist rot und sein Bart
nicht verschneit, und für einen Schwatz hat er wohl eh keine Zeit. Die Hände voll mit Tüten von Aldi und Netto, und bestimmt hat der
Alte auch noch andere Marken in petto. Jetzt wird mir’s auch klar und ich wundere mich nich, das ich jedes Jahr von Aldi ‘nen
Schlafanzug krich. Er schleppt sich kraftlos dahin durch Fichten und Tann. Es ist nicht mehr aus der Kindheit der Weihnachtsmann. Denn
der kam mit einem Schlitten und Rentier davor, darauf einen Sack voll Spielzeug und Süßem und dazu sang ein Engelschor. Der
Weihnachtsmann aus der Kindheit war ein lustiger Mann, doch der hier ist traurig, man sieht es ihm an. Er schleppt keinen Sack mehr mit
leinen Geschenken! Nein, er hält dutzende Plastiktüten in den Händen. He Alter, so sag ich ganz still vor mich hin. Was ist aus dir
geworden, was ist des Weihnachtsfest Sinn? Da plötzlich dreht er sich zu mir um, er macht einen Schritt auf mich zu und ich werde
stumm. Dann spricht er zu mir der alte Weihnachtsmann, und es fällt ihm wohl schwer, man sieht es ihm an. Das Fest der Liebe ist es
lange nicht mehr, alle wollen viel Fressen und der Geschenke noch mehr. Nur die teuersten Geschenke müssen es sein, aber es gibt auch
welche, für die kauf ich bei Aldi ein. Die Menschen wurden undankbar, geldgeil und gierig und sagt überhaupt einer Danke, dann klingt
das schon schmierig. Dabei gibt es anderswo viel Kummer und Leid, doch daran zu denken, hat wohl keiner mehr Zeit. Auch der Sinn
des Christfest von einst ging verloren, wurde einst laut Bibel der Heiland geboren. Doch besinnliche Weihnacht, das kannst du vergessen,
erst Geschenke aufreißen, dann kräftig fressen. Welch Kind singt heut noch ein Lied, wer kennt ein Gedicht? Und nach dem Ursprung der
Weihnacht, frag ich lieber nicht. Das heilige Fest, wie es einst gedacht, wurde lange schon durch euch zum Konsumrausch gemacht. Ich
schleppe mich ab jedes Jahr mit den teuersten Geschenken, aber an den Ursprung der Weihnacht tut heut keiner mehr denken. Und als
seine Worte zu Ende er bringt, eine Träne mehr über seine Wangen rinnt. Mach’s besser mein Freund, so ruft er mir noch zu, dann
verschwindet er zwischen den Bäumen im Nu. Noch lange steh ich zwischen Fichten und Tann, dann nehme ich meine Gedanken
zusamm’. Ich gehe nach Huase und für mich steht es fest, ich feiere dieses Jahr das alte Weihnachtsfest. Wir werden zusammen sitzen
unterm Tannenbaum und ich erzähle meinen Kindern von einem Traum. Von einem Traum eines alternden Mann, den dennoch jeder der
will ihn auch erfüllen kann. Und wir werden der wahren Weihnacht gedenken und uns nicht sinnlos mit Werten beschenken. Und singen
die alten Lieder im Kerzenschein, ja und wer weiß, vielleicht kehrt der alte Weihnachtsmann dann bei uns ein. Ich wünsche es mir und
euch allen von Herzen. Eine frohe Weihnacht ohne Ärger und Schmerzen, ohne viel Stress mit viel mehr Besinnlichkeit, die Ohren macht
auf, die Herzen macht weit. Ich hoffe es wird ein Fest der Liebe und Freude denn dann, und das sage ich euch schon heute. Gibt es
irgendwo zwischen Sträuchern und Tann, einen alten aber glücklichen Weihnachtsmann. Autor unbekannt
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Tier-Diskussionen
Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten ... Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. "Na klar, Gänsebraten",
sagte der Fuchs. "Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?" "Schnee", sagte der Eisbär. "Viel Schnee." Und er schwärmte verzückt von
der weißen Weihnacht. Das Reh sagte "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern." "Aber nicht so
viele Kerzen", heulte die Eule. "Schoen schummrig und gemütlich muß es sein. Stimmung ist die Hauptsache." "Aber mein neues Kleid
muss man sehen", sagte der Pfau. "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten." "Und Schmuck!" krächzte die
Elster. "Jede Weihnachten bekomme ich was: einen Ring, ein Armband. Oder eine Brosche oder eine Kette. Das ist für mich das
Allerschönste an Weihnachten." "Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen", brummte der Bär, "das ist doch die Hauptsache. Wenn es
den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten." "Mach´s wie ich:" sagte der Dachs, "pennen, pennen, pennen.
Das ist das Wahre. Weihnachten heißt fuer mich: Mal richtig pennen." "Und saufen", ergänzte der Ochse. "Mal richtig einen saufen - und
dann pennen." Aber da schrie er "aua", denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt. "Du Ochse du, denkst du denn nicht an
das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte "Das Kind. Jaja, das Kind - das ist doch die Hauptsache. " Übrigens",
fragte er dann den Esel, "wissen das eigentlich die Menschen?" -unbekannter Verfasser-
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Die Puppe
Am Morgen des 24. Dezembers stresste ich durch die Geschäfte um noch die letzten Geschenke zu besorgen. Als ich das Gewühl von
Menschen sah,dachte ich,das wird wohl ewig dauern,bis ich hier alles besorgt habe und ich muss noch in andere Geschäfte...Weihnachten
wird jedes Jahr mehr stressvoll.Ich wünschte,ich könnte einfach einschlafen und erst nach Weihnachten wieder aufwachen. Trotz allem
drängte ich mich zur Spielzeugabteilung durch.Dort habe ich mich dann über die enormen Preise der Spielsachen gewundert. Auf der
Suche nach einem geeigneten Spielzeug bemerkte ich einen etwa fünf Jahre alten Jungen,der eine Puppe gedankenverloren anschaute.Der
Junge machte einen sehr traurigen Eindruck.Ich fragte mich,für wen er wohl die Puppe ausgesucht hatte.In diesem Moment drehte sich
der kleine Junge zu einer älteren Dame um und fragte sie:" Oma,bist du sicher,dass ich nicht genug Geld habe?" Die ältere Dame
antwortete:" Mein Lieber,du weißt ganz genau,dass du nicht genug Geld hast um die Puppe zu kaufen." Danach bat sie ihn in der
Spielzeugabteilung zu warten,bis sie ihre Einkäufe erledigt hat. Der Junge hatte noch immer die Puppe gegen seine Brust gepresst.Ich lief
zu ihm hin und fragte ihn,für wen er denn die hübsche Puppe ausgesucht hätte. "Es ist die Puppe,die sich meine Schwester zu
Weihnachten gewünscht hat.Sie war überzeugt,dass der Weihnachtsmann ihr diese Puppe bringen würde." Ich versicherte ihm,dass der
Weihnachtsmann bestimmt weiss,was sich seine Schwester zu Weihnachten wünscht.Und das er sich darüber keine Sorgen machen
sollte.Doch der Junge antwortete traurig:"Der Weihnachtsmann kann ihr die Puppe nicht dorthin bringen,wo sie sich befindet.Ich muss
die Puppe meiner Mutter geben und sie kann sie mitnehmen,wenn sie geht. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt,als er das sagte.
"Meine Schwester ist im Himmel.Mein Vater sagt,dass meine Mutter auch bald in den Himmel geht.Deswegen dachte ich mir,dass sie die
Puppe für meine Schwester mitnehmen kann." Als ich dem Jungen zuhörte,habe ich meinen Weihnachtsstress ganz vergessen. Der Junge
fuhr fort:"Ich sagte meinem Vater,er soll meiner Mutter ausrichten,dass sie noch warten soll um in den Himmel zu gehen,bis ich aus dem
Laden zurück bin." Dann zeigte mir der Junge ein Foto von ihm,auf dem er ein unbekümmertes,fröhliches Gesicht hat. "Ich möchte,dass
meine Mutter dieses Bild mitnimmt,damit sie mich nicht vergisst.Ich liebe meine Mutter sehr und ich möchte,das sie bei uns bleibt.Doch
mein Vater sagt,dass sie zu meiner kleinen Schwester muss." Wieder schaute er gedankenverloren die Puppe an. Ich suchte meinen
Geldbeutel,sagte ihm,er soll doch das Geld nochmals nachzählen.Es könnte sein,dass er nun genug hat um die Puppe zu kaufen. "Gut,ich
hoffe,dass es nun reicht..." Ich half ihm mit dem Zählen und steckte ihm etwas Geld zu,ohne dass er es gemerkt hat. Er sagte:" Danke
Gott,dass du mir genug Geld gegeben hast!" Danach schaute er mich an und meinte, "Ich habe gestern gebetet,dass ich genug Geld für die
Puppe für meine Schwester habe.Und ich hoffe auch,dass es für eine weisse Rose für meine Mutter reicht.Meine Mutter liebt weisse
Rosen." Einige Minuten später kam die ältere Dame zurück und ich verabschiedete mich von dem Jungen. Ich erledigte alle meine
Einkäufe mit einer ganz anderen Einstellung als diesen Morgen.Ich konnte den kleinen Jungen nicht vergessen. Dann erinnerte ich mich
an einen Zeitungsartikel,den ich vor zwei Tagen gelesen hatte.Es handelte sich um einen betrunkenen Automobilist,der ein Auto
angefahren hat,in dem eine junge Frau und ein kleines Mädchen saßen.Das kleine Mädchen ist noch am Unfallort gestorben und die
Mutter wurde in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert.Die Frau liegt seither im Koma. War das die Familie des kleinen
Jungen? Zwei Tage nachdem ich den JUngen im Geschäft getroffen hatte,las ich in der Zeitung,dass die Autolenkerin,die vor vier Tagen
einen Unfall hatte,ihren Verletzungen erlag.Ich konnte es nicht lassen und kaufte einen Strauß weisser Rosen,ging zur Kirche wo die Frau
aufgebahrt war. Sie lag dort.In ihrer Hand hielt sie eine weisse Rose,eine Puppe und ein Foto des kleinen Jungens aus dem Kaufhaus. Als
ich nach Hause lief,dachte ich darüber nach,wie groß die Liebe des kleinen Kindes ist für seine Schwester und seine Mutter.In einer
Sekunde,kann sich das Leben so gewaltig ändern,dass nichts mehr ist wie es einmal war!
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Heiligabend
Es war Heiligabend, überall im Land, auch in der großen Stadt. Eine Schneedecke lag auf den Häusern und Straßen. Leicht vergilbt war
sie schon, weil die große Stadt sogar Weihnachten ihren schmutzigen Stempel aufdrückte. Aber es standen Sterne am Himmel, nicht
viele, doch schöne, schön wie eh und je. Die Luft war zum Schneiden kalt, richtig anfassen konnte man sie. Der Mann legte einen
Nebelwattebausch vor sich in die Luft, der sich vor Schreck in der Kälte gleich zusammen knäulte und dann langsam in die Nacht davon
schwebte. Er war allein. Ab und zu brauste ein Auto vorbei, in dem es warm sein musste. Die Menschen darin fuhren zu einem Ziel, an
dem andere Menschen auf sie warteten und sich freuen würden. Über den Mann freute sich niemand. Neulich hatte ihm einer gesagt,
früher hätte man solche Taugenichtse wie ihn umgebracht. Heute saß der wohl mit Tränen der Rührung in den Augen vor irgend einem
Weihnachtsbaum. Der Mann hatte Hunger. Natürlich hätte er ins Asyl gehen können, wahrscheinlich hatte man da heute Abend sogar
eine Tischdecke aufgelegt. Aber nichts in der Welt hätte ihn da heute hingetrieben. Er dachte an die kalten Fliesen, die schlecht
verputzten leicht fleckigen Wände, den abgestandenen Geruch, vermischt mit Desinfektionsmitteln. Er bemühte sich, an etwas anderes zu
denken. Er wollte heute Nacht draußen sein, er wollte sehen, ob es der Wärme seines geliebten Sternenhimmels und der freien Luft noch
einmal gelingen würde, die Kälte zu vertreiben, die mit jedem Jahr schrecklicher für seinen alten Körper wurde. Vielleicht würde er doch
noch einmal spüren, was Weihnachten als Kind für ihn bedeutet hatte. Er setzte sich auf eine Bank. Um ihn herum war ein kleiner Park
zwischen zwei Hauptstraßen. Es war spät und der Park leer. Oder doch nicht? Auf dem einzigen Weg kam eine alte Frau daher, langsam,
als sei sie schwer beladen. Aber sie hatte nichts bei sich, nur sich selbst. In ihrem Gesicht gab es tausend Runzeln, Falten, ja Furchen wie
auf einem Acker im Frühjahr. Aber in ihren Augen war Sommer. Endlos lang ging sie auf den alten Mann zu, dabei war sie ihm von
Anfang an ganz nahe. Dann stand sie endlich vor ihm., gebeugt, aber nicht außer Atem. Sie schauten sich an. Der Blick der Frau war
ernst und voller Liebe. In seinen Ohren rauschte es und er hatte den Eindruck, als würde die Welt hinter der Frau sich langsam auflösen.
"Wie heißt du?" fragte sie ihn langsam. Ihre Stimme klang ruhig, etwas rau und gebrochen vielleicht. "Peter" hörte er sich einen Namen
sagen, den er schon fast vergessen hatte, denn er hatte im Mund der anderen Menschen meistens nur etwas hässliches, wertloses gemeint.
Aber diesmal löste sich das Wort sanft und freundlich von seinem Mund, es wurde größer, immer größer und fing dann an, in den
Himmel davon zu schweben, höher und höher. Dort stand sein Name dann von einem Horizont zum anderen in goldgelben Buchstaben
geschrieben und Sterne umflogen die Ränder. Dann wurde das Wort langsam wieder kleiner und verschwand in der Unendlichkeit des
schwarzblauen Nachthimmels. "Warum schaust du so unglücklich?" fragte die Frau jetzt, während sie ihre faltigen Hände, die aus
graugelb geblümten Ärmeln kamen, auf seine Schultern legte. Als die Frage ihn traf, hüllte sie ihn ein wie ein dicker weicher Mantel und
er fühlte eine Wärme in sich fließen, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Und dann erzählte Peter. Von der Schule erzählte er,
wo die Menschen ihm Fragen stellten, ohne dass ihm je einer Antworten gesagt hätte, von seinen Eltern, die Karriere machten, von seinen
Kindern, die Geld wollten, von seinem Chef, der keinen Menschen wollte. Dann war da die Hoffnung auf Bücher, die er doch nicht
verstanden hatte, da waren Sozialhelfer, die ihn nicht verstanden hatten, dann kam der Alkohol. Alles, alles hörte die Frau sich geduldig
an. Und all diese Worte, Bilder, Geschichten, Peters Furcht und auch Peters Freude und Hoffnung, die mit der Zeit freigeweht wurden, all
das schwebte nach oben in den Himmel, wurde größer, nahm tausend Farben an, sprühte, umgab sich mit goldenen Girlanden, explodierte
und schlug Feuerräder. Es war ein gewaltiges Feuerwerk. Der Himmel war voll von blitzenden, leuchtenden Worten, die langsam in die
Weite des Weltalls davon schwebten. Nachdem sich die Worte verloren hatten, war der Himmel übersät mit schillerndem, blitzendem
Staub. Und Peter war nicht mehr kalt. Seine Worte hatten seiner Welt die lange vermisste Wärme zurückgegeben. Lange starrte er
ungläubig in den Himmel und nur langsam lösten sich seine Gedanken von den Bildern. "Du bist nicht von hier, nicht wahr?" rang Peter
sich durch, zu fragen. "Nein," lächelte die Frau, "aber ich bin hier, nur für dich und es war ein langer Weg." "Warum besuchst du mich?"
"Du hast mich doch gerufen! Lass uns tanzen!" Peter stand auf, schwerfällig, denn er hatte lange nicht mehr getanzt und seine Knochen
waren darüber mürbe geworden. Vorsichtig und unsicher Umfasste er die alte Frau, der Stoff ihres Kleides fühlte sich grob an. Er hatte
etwas Angst, doch dann merkte er, dass seine Füße sich von selbst bewegten. Oder bewegten sie sich gar nicht? Peter schwebte durch den
Park. Die Winternacht drehte sich um die beiden und jetzt hörte er auch die Musik. Glocken klangen, ganz leise und sie gaben den Takt
an. Ein Schwindelgefühl hüllte ihn sacht und zärtlich ein. Die beiden Geliebten schienen stillzustehen und die Welt drehte sich im
Walzertakt. Das lächelnde Gesicht der geheimnisvollen Frau beleuchtete Peter. Das Leuchten dehnte sich aus und schon war alles um ihn
herum in helles Licht gebadet. Auch das Klingen der Glocken wurde größer und lauter und schien die ganze Welt auszufüllen. Weiche,
leuchtende, glitzernde Schneeflocken wehten ihm jetzt ins Gesicht. Das Lächeln der Frau war auf eine seltsame Weise anders geworden.
Das Lächeln eines Kindes? Es lag in seinen Armen und schrie und der alte Mann spürte, wie ein Schauer von Glück seine Falten glättete.
Die Schneeflocken fielen immer wilder und schon war es ein Schneesturm, der ihm entgegenwehte. Nur noch das Gesicht des Kindes
schmolz mit seiner Wärme eine Öffnung hinein. Peter schaute und schaute. Wärme floss zu ihm herüber, in ihn hinein, füllte ihn ganz bis
zum äußeren Rand seiner Haut mit Liebe. Und nichts mehr sonst war da. Nur noch Liebe, Liebe, Liebe. Der Schnee hatte den alten Mann
auf der Bank zugeweht. Er saß still da, wie ein Schneemann, den Kinder dort hingesetzt hatten. Die Hände hatte er gefaltet, der Kopf war
leicht nach vorne genickt. Copyright: 2000, Roland Rauch

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Im Bus
Ein alter Mann saß in einem Bus. In seinem Arm hielt er einen wundervollen Blumenstrauß. Ein junges Mädchen konnte ihren Blick
nicht von der Blumenpracht lassen. Immer wieder schaute sie zu den bunten Blüten und lächelte scheu. Kurz vor der nächsten Haltestelle
stand der Mann auf und ging zu dem Mädchen. Er reichte ihr den Strauß und sagte: "Ich habe gesehen, dass du diese Blumen liebst. Sie
sind eigentlich für meine Frau. Aber ich denke, meine Frau würde gerne, dass du sie bekommst. Ich gehe jetzt zu ihr und erzähle ihr, dass
ich dir die Blumen geschenkt habe." Das Mädchen nahm den Strauß mit einem nun strahlenden Lächeln. Als der alte Mann ausstieg, sah
sie ihm noch nach. Und er verschwand durch ein Tor, welches zu einem kleinen Friedhof gehörte.
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Till Eulenspiegel und die Berge


"Alles geht besser, wenn man mehr geht", sagen die, die gern gehen, die zu Fuß große Reisen machen, über Berg und Tal und durch viele
Linder. Einmal war Till mit einer Gruppe von Pilgern unterwegs. Sie waren auf der Reise nach Rom, um dort den Papst zu sehen und die
berühmte Peterskirche. Als sie nun über die Alpen wanderten, geschah etwas Sonderbares. Immer, wenn es steil bergauf ging und alle
schnauften und stöhnten und sich Schritt für Schritt abmühten, sprang Till singend und lachend die Anhöhe hinauf, als könnte ihm gar
nichts Besseres geschehen. Wenn es aber bergab ging und alle leichten Schrittes abwärts liefen und sich vom Aufstieg erholten,
schimpfte und stolperte Till mißmutig hintendrein, und dabei machte er ein Gesicht, als wäre ihm das Hinuntergehen die größte Qual.
"Aber, Meister Till", sagte schließlich einer der Pilger, "ich verstehe Euch nicht. Bergauf, wo es am schwierigsten geht, seid Ihr vergnügt
und gutgelaunt. Bergab aber, wenn es uns allen leichter fällt, seid Ihr mürrisch und verärgert. Wie kommt das?" "Das ist ganz einfach,"
sagte Till. "Gehe ich bergauf, dann freue ich mich schon auf die wunderbare Aussicht von oben und auf die kurze Rast. Außerdem sehe
ich von oben, ob dies der letzte Berg auf unserem Weg ist, oder ob noch ein anderer kommt. Gehe ich aber den Berg hinunter, sehe ich
nur das tiefe Tal, in das ich hinein muß und den nächsten Berg, der noch vor mir liegt. Wie sollte ich mich da freuen?" Sie wanderten
noch viele Tage und Wochen. Unglücklich stapfte Till den einen Berg hinunter, und fröhlich lief er den anderen hinauf. Erst als Till von
der letzten Anhöhe aus die Stadt Rom vor sich liegen sah, lief er jubelnd auch den Berg hinunter.
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Vertrauen
"Lassen Sie mich schließen mit der Geschichte von dem Seiltänzer, der hoch über den Köpfen in schwindelnder Höhe zwischen Rathaus
und Kirchturmspitze balancierte. Und es war eine lange, gefährliche Strecke. Sobald der Artist sein Ziel erreicht hatte, spendete die
Menge begeistert Beifall. Und forderte ein Da Capo. "Ja glaubt ihr denn, dass ich den Weg übers gefährliche Seil auch wieder zurück
schaffe?" rief er der Menge zu. "Aber ja, aber ja", rief sie zurück. Und der Mann balancierte wieder über das schwindelerregende Seil.
Als er am Ausgangspunkt angelangt war, klatschte und trampelte die Menge und rief wieder begeistert: "Da Capo! Da Capo! Zugabe!
Zugabe!" Und der Seiltänzer nahm eine Schubkarre und rief herunter: "Glaubt Ihr, dass ich es auch schaffe mit dieser Schubkarre hier?"
Die Menge schaute gebannt nach oben. Mit einer Schubkarre 200 m über ein dünnes, gefährlich schwankendes Seil? Doch da rief schon
einer von unten: "Das schaffst du! Das glaube ich, das schaffst du bestimmt!" Worauf der Seiltänzer nach unten rief: "Du glaubst, dass
ich das schaffe? Dann komm nach oben und setz' dich hinein!" (Verfasser leider unbekannt)
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Die Brücke
Die Brücke im Dorf spannte sich hoch und weit über das kleine Flüsschen, das die Häuser und ihre Bewohner in zwei Gruppen teilte. Das
Jahr über war der Fluss, der unter der Brücke plätscherte, nur ein kleines Rinnsal, aber nach der Schneeschmelze im Frühjahr oder nach
langen Regentagen im Herbst schwoll er an und die Brücke war dann die einzige Möglichkeit, einen Besuch auf der anderen Seite
abzustatten. Aber die Brücke war mehr als nur eine Verbindung zwischen den beiden Ufern. Sie bot eine herrliche Aussicht auf das Tal
und Platz für eine kleine Unterhaltung; sie war Treffpunkt für Verliebte und Verkaufsfläche für fahrende Händler. Und - sie war ein
Zeichen. Die Legende erzählt, dass - lange bevor sich die Häuser zu einem Dorf verdichteten - links und rechts vom Fluss zwei
Bauernhöfe standen, die ihren Bewohnern nur wenig Erträge boten. Die Arbeit war schwer und das Land karg. Es blieb nur wenig Geld,
um sich neue und praktische Geräte anzuschaffen, die die Arbeit erleichterten und Gelegenheit zu etwas Wohlstand boten. Immer wieder
dachten beide Bauern darüber nach, auch eine Brücke zu bauen. Aber wenn schon das Geld für einen neuen Pflug oder für weiteres Vieh
kaum reichte, blieb noch weniger für eine Brücke übrig. Bis in einem Jahr eine große Trockenheit über das Land einbrach. Die Ernte fiel
noch kleiner aus, die Saat ging kaum auf und das Vieh hatte nur wenig Fleisch auf den Knochen und gab kaum noch Milch. Der Fluss
hingegen trocknete ganz aus. Und so kam es, dass die beiden Familien ohne Schwierigkeiten auf die andere Seite gelangen konnten - und
sie halfen einander, wo sie konnten. Wenn der Bauer auf der linken Seite die Einsaat nicht mehr schaffte, kam ihm der Bauer der rechten
Seite zur Hilfe. Und als die Kuh auf der rechten Seite kalben sollte, wusste der Bauer von der anderen Seite guten Rat und man wechselte
sich in der Stallwache ab. Trotz der Trockenheit ging es am Ende des Jahres beiden Familien besser als jemals zuvor. Im nächsten Jahr
kam der Regen wieder - aber diesmal begannen beide, die Brücke über den Fluss zu bauen. Man hatte dafür kaum Geld und noch weniger
Zeit. Aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man manchmal das Letzte, was man hat, in eine Brücke zueinander investieren sollte -
weil Menschen, die füreinander da sind, einen größeren Reichtum darstellen als alle Geräte und Maschinen. Verfasser unbekannt
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Selber wissen was richtig ist


Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan. Der Vater saß auf dem Esel,
den der Junge führte. "Der arme Junge", sagte da ein Vorübergehender. "Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels
Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft." Der Vater
nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon
wieder ein Vorübergehender seine Stimme: "So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel,
während sein armer, alter Vater daneben herläuft." Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu
setzten. "Hat man so was schon gesehen?" keifte eine Frau, "Solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte
und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan. Die arme Kreatur!" Die Gescholtenen schauten sich an und
stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein
Fremder über sie lustig: "So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen
Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?" Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine
Hand auf die Schulter des Sohnes. "Gleichgültig, was wir machen", sagte er, "es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden
ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten." (Aus: Peseschkian. Der Kaufmann und der Papagei)
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Der Bohnen
In Italien kursiert die Geschichte von einem Grafen, der sehr alt wurde,weil er ein Lebensgenießer par excellence war. Niemals verließ er
das Haus, ohne sich zuvor eine Handvoll Bohnen einzustecken. Er tat dies nicht etwa, um die Bohnen zu kauen. Er nahm sie mit, um so
die schönen Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und um sie besser zählen zu können. Für jede positive Kleinigkeit, die er
tagsüber erlebte – zum Beispiel eine nette Konversation auf der Straße, das Lächeln seiner Frau und Lachen seiner Kinder, ein köstliches
Mal, eine feine Zigarre, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, ein gutes Glas Wein – kurz: für alles, was die Sinne erfreut, ließ er
eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manche Begebenheit war ihm gleich zwei oder drei Bohnen wert. Abends
saß er dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Er zelebrierte diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel
Schönes ihm an diesem Tag widerfahren war und freute sich des Lebens. Und sogar an einem Abend, an dem er bloß eine Bohne zählte,
war der Tag gelungen, hatte es sich zu leben gelohnt.” Quelle:Horst Conen – Optimisten brauchen keinen Regenschirm
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Im Krankenhaus
Zwei Herren, beide ernsthaft erkrankt, belegten dasselbe Krankenzimmer. Einer der Herren hatte die Erlaubnis, sich jeden Nachmittag für
eine Stunde aufzusetzen, damit die Flüssigkeit aus seiner Lunge abfließen konnte. Sein Bett stand am einzigen Fenster des Raumes. Der
andere Herr musste die ganze Zeit flach auf dem Rücken liegen. Letztendlich unterhielten sich die beiden Männer stundenlang. Sie
sprachen von ihren Frauen und Familien, ihrer Heimat, ihren Jobs, ihrem Militärdienst und wo sie im Urlaub waren. Jeden Nachmittag,
wenn der Herr im Bett am Fenster sich aufrecht hinsetzte, ließ er die Zeit vergehen, indem er seinem Zimmernachbarn all die Dinge
beschrieb, die er draußen am Fenster sah. Der Herr im anderen Bett begann aufzuleben in jeder dieser Stunden, wo seine Welt erweitert
und belebt wurde durch all die Geschehnisse und Farben der Welt dort draußen. Das Fenster überblickte einen Park mit einem
schnuckligen See. Enten und Schwäne spielten auf dem Wasser während Kinder ihre Modellboote segeln ließen. Junge Verliebte
bummelten Arm in Arm durch die unzählig bunten Blumen und eine schöne Aussicht auf die Silhouette der Stadt lag am Horizont. Wenn
der Herr am Fenster all dies beschrieb mit allen kleinsten Details, schloss der Herr auf der anderen Seite im Raum die Augen und stellte
sich die bildhaften Szenen vor. An einem warmen Nachmittag beschrieb der Mann am Fenster eine vorüberziehende Parade. Obwohl der
andere Herr die Kapelle nicht hören konnte, konnte er sie vor seinem geistigen Auge sehen, während der Herr am Fenster sie mit
anschaulichen Worten beschrieb. Tage, Wochen und Monate vergingen. Eines Morgens, die Tagschwester kam um Wasser für das Bad
zu bringen, fand sie den leblosen Körper des Herrn am Fenster, der friedvoll in seinem Schlaf verstorben ist. Sie war traurig und rief die
Bediensteten, um die Leiche wegbringen zu lassen. Nach einer angemessenen Weile fragte der andere Herr, ob man ihn ans Fenster
verlegen könnte. Die Schwester war erfreut über den Tausch und nachdem sie sich vergewisserte, dass er sich wohlfühlt, ließ sie ihn
allein. Langsam, schmerzvoll stützte er sich auf einen Ellenbogen um seinen ersten Blick auf die echte Welt draußen zu richten Er
strengte sich an, sich langsam zu drehen um aus dem Fenster am Bett zu gucken. Es zeigte auf eine leere Wand. Der Mann fragte die
Schwester, was seinen verstorbenen Zimmernachbarn veranlasst hatte, ihm so wundervolle Dinge von draußen vor dem Fenster zu
erzählen. Die Schwester erwiderte, dass der Herr blind war und nicht einmal die Wand sehen konnte. Sie sagte "Vielleicht wollte er Sie
nur aufmuntern." Epilogue: Es ist eine riesige Freude, andere glücklich zu machen, ungeachtet unserer eigenen Situation. Autor
unbekannt
……………………..

Der Korb
Eines Tages gab ein reicher Mann einem Armen einen Korb voll Müll. Der arme Mann lächelte ihn an und ging mit dem Korb fort. Er
leerte und reinigte ihn, und füllte ihn mit wundervollen Blumen. Dann ging er zum Reichen und überreichte ihm den Korb mit Blumen.
Der Reiche staunte sehr und fragte ihn: “Warum hast du mir diesen Korb voller wunderschöner Blumen gegeben, wo ich dir doch einen
Korb voll Müll gegeben habe??” Der Arme antwortete: “Weil jeder das gibt, was er im Herzen hat!”
.................

Der Fischer
" - Ein Manager stand in einem Fischerdorf in Bali am Pier und beobachtete, wie ein winziges Fischerboot anlegte. Es hatte einige
beeindruckende Thunfische geladen. Der Manager gratulierte dem Fischer zu seinem Fang und fragte wie lange er dafür auf See gewesen
war. “Nicht lange, ein paar Stunden“, antwortete der Fischer” Daraufhin fragte der Manager, warum er nicht länger auf See geblieben sei,
um mehr Fische zu fangen. Darauf der Fischer: „Die Fang reicht, um meine Familie für eine Woche zu ernähren.“ Den Kopf schüttelnd
fragte der Manager nach: “Aber was machen sie den Rest des Tages?” “Ich schlafe aus“, so der Fischer, „gehe fischen, spiele mit meinen
Kindern, halte mit meiner Frau Mittagsschlaf, gehe ins Dorf, trinke dort Kaffee oder ein Gläschen Wein und spiele mit Freunden
Karten..” Kontrolle über ein Imperium Darauf der Manager: “Ich bin Unternehmensberater und berate Unternehmer, damit sie
erfolgreicher sind. Ihnen helfe ich gerne kostenlos. Sie sollten mehr Fischen fangen und vom Gewinn ein größeres Boot kaufen. Mit dem
weiteren Gewinn kaufen Sie mehrere Boote. Den Fang, den Sie damit machen, verkaufen Sie direkt an eine Fischfabrik. Damit machen
Sie so viel Geld, dass Sie eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen können. Sie könnten dann das Fischerdorf verlassen und nach
Singapur oder Honkong gehen. Von da aus leiten Sie später Ihr erfolgreiches Unternehmen.” Sie werden Millionen verdienen Der Fischer
hatte aufmerksam zugehört und fragte schließlich: “Wie lange wird das alles dauern?” Der Manager überlegte kurz:“ etwa 10 bis 15 Jahre
werden das schon sein.” Daraufhin kam der Fischer ins Grübeln und fragte nach einiger Zeit: “Wenn ich das alles erreicht habe, was
mache ich dann?” Der Manager lachte und sagte: “Wenn alles prima läuft und Sie den richtigen Zeitpunkt abwarten, verkaufen Sie Ihr
Unternehmen und werden Millionär sein.” Der Fischer schüttelte ungläubig den Kopf. “Millionär? … Und dann?” “Dann hören Sie auf
zu arbeiten! Sie könnten in einem romantischen Fischerdorf leben, lange ausschlafen, fischen gehen, mit Ihren Enkeln spielen, einen
Mittagsschlaf halten, am Strand oder im Dorf spazieren gehen, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit Freunden zusammen
sein.” Und der Fischer antwortete: „Das tue ich den Rest des Tages.”
.......................

Das scheinbar Unmögliche


Diese Story handelt von Roger Bannister, einem Engländer und spielte im Jahr 1954. Roger Bannister studierte damals Neurologie und
trainierte für die Mittelstrecke. Zu dieser Zeit galt es für alle Sportwissenschaftler, Sportmediziner und Trainer als erwiesen, dass niemals
die Meile unter 4 Minuten gelaufen werden kann. Für jeden Läufer standen diese magischen 4 Minuten als unüberwindliches Hindernis.
Nur für Bannister nicht. Er trainierte, um den Weltrekord zu brechen und um unter 4 Minuten zu bleiben. Aber hatte er nicht zugehört? Es
ging nicht. Die Fachwelt war sich einig – es war unmöglich. Zahllose Läufer versuchten sich an dieser Marke und alle waren gescheitert.
Was die Überzeugung verfestigte: Unter 4 Minuten zu laufen war schlicht unmöglich. Bannister trainierte also, um etwas Unmögliches zu
schaffen. Um es kurz zu machen, sein Weltrekordlauf in 3:59,04 am 6. Mai 1954 brach dieses scheinbar unüberwindliches Hindernis.
Dieser Weltrekord gilt in Fachkreisen noch heute als einer der grandiosesten in der Geschichte des Sports. Was war das Verblüffendste?
Nachdem nun diese (Glaubens)-Schranke gefallen war, dauerte es nur 46 Tage, bis jemand anderes ihm diesen Weltrekord wieder
abnahm: Noch im selben Jahr liefen 37 Läufer unter 4 Minuten. 1955 waren es dann sogar 300. Hatte sich die Trainingsmethodik so
dramatisch geändert? Nein, hier wurde (lediglich) eine Glaubensschranke eingerissen. Und das hatte ausgereicht. Deshalb nennt man dies
auch den Roger-Bannister-Effekt. “Hast du erst einmal die Schranken übertreten, gibt es keine Grenzen mehr”. Alphonse Allais

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Slow Down And Enjoy Life

About ten years ago, a young and very successful executive named Josh was traveling down a Chicago neighborhood street. He was
going a bit too fast in his sleek, black, 12 cylinder Jaguar XKE, which was only two months old.
He was watching for kids darting out from between parked cars and slowed down when he thought he saw something.
As his car passed, no child darted out, but a brick sailed out and-WHUMP! — it smashed into the Jag’s shiny black side door!
SCREECH…!!!! Brakes slammed! Gears ground into reverse, and tires madly spun the Jag back to the spot from where the brick had
been thrown.
Josh jumped out of the car, grabbed the kid and pushed him up against a parked car. He shouted at the kid, “What was that all about and
who are you? Just what the heck are you doing?” Building up a head of steam, he went on. “That’s my new Jag, that brick you threw is
gonna cost you a lot of money. Why did you throw it?”
“Please, mister, please…I’m sorry! I didn’t know what else to do!” pleaded the youngster. “I threw the brick because no one else would
stop!”

Tears were dripping down the boy’s chin as he pointed around the parked car. “It’s my brother, mister,” he said. “He rolled off the curb
and fell out of his wheelchair and I can’t lift him up.” Sobbing, the boy asked the executive, “Would you please help me get him back
into his wheelchair? He’s hurt and he’s too heavy for me.”
Moved beyond words, the young executive tried desperately to swallow the rapidly swelling lump in his throat. Straining, he lifted the
young man back into the wheelchair and took out his handkerchief and wiped the scrapes and cuts, checking to see that everything was
going to be OK. He then watched the younger brother push him down the sidewalk toward their home.
It was a long walk back to the sleek, black, shining, 12 cylinder Jaguar XKE – a long and slow walk. Josh never did fix the side door of
his Jag. He kept the dent to remind him not to go through life so fast that someone has to throw a brick at him to get his attention.
Some bricks are softer than others. Feel for the bricks of life coming at you. In the hustle bustle and the speed of life, are you missing out
the joys of the present moments.
Slow Down And Enjoy Life. It is Not Only the Scenery You Miss by Going too Fast….You Also Miss the Sense of Where You are
Going and Why…
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The doctor
A doctor entered the hospital in hurry after being called in for an urgent surgery. He answered the call asap, changed his clothes & went
directly to the surgery block.
He found the boy’s father pacing in the hall waiting for the doctor.
On seeing him, the dad yelled: “Why did you take all this time to come? Don’t you know that my son’s life is in danger? Don’t you have
any sense of responsibility?”
The doctor smiled & said: “I am sorry, I wasn’t in the hospital & I came as fast as I could after receiving the call…… And now, I wish
you’d calm down so that I can do my work”
“Calm down?! What if your son was in this room right now, would you calm down? If your own son dies now what will you do??” said
the father angrily
The doctor smiled again & replied: “I will say what Job said in the Holy Book “From dust we came & to dust we return, blessed be the
name of God”. Doctors cannot prolong lives. Go & intercede for your son, we will do our best by God’s grace”
“Giving advises when we’re not concerned is so easy” Murmured the father.
The surgery took some hours after which the doctor went out happy, “Thank goodness!, your son is saved!” And without waiting for the
father’s reply he carried on his way running. “If you have any questions, ask the nurse!!”
“Why is he so arrogant? He couldn’t wait some minutes so that I ask about my son’s state” Commented the father when seeing the nurse
minutes after the doctor left.
The nurse answered, tears coming down her face: “His son died yesterday in a road accident, he was at the burial when we called him for
your son’s surgery. And now that he saved your son’s life, he left running to finish his son’s burial.”
MORAL : Never judge anyone….. because you never know how their life is & what they’re going through”
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The comb
One day, his wife, who had very long hair asked him to buy her a comb for her hair to grow well and to be well-groomed.
The man felt very sorry and said no. He explained that he did not even have enough money to fix the strap of his watch he had just
broken. She did not insist on her request.
The man went to work and passed by a watch shop, sold his damaged watch at a low price and went to buy a comb for his wife.
He came home in the evening with the comb in his hand ready to give to his wife.
He was surprised when he saw his wife with a very short hair cut.
She had sold her hair and was holding a new watch band.
Tears flowed simultaneously from their eyes, not for the futility of their actions, but for the reciprocity of their love.

MORAL: To love is nothing, to be loved is something but to love and to be loved by the one you love,that is EVERYTHING. Never take
love for granted.
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If you love someone


If you love someone, tell them, Don’t let your heart be broken by words left unspoken.
10th Grade:-
As I sat there in English class, I stared at the girl next to me. She was my so called ‘best friend’. I stared at her long, silky hair, and
wished she was mine. But she didn’t notice me like that, and I knew it. After class, she walked up to me and asked me for the notes she
had missed the day before. I handed them to her.

She said ‘thanks’ and gave me a kiss on the cheek. I want to tell her, I want her to know that I don’t want to be just friends, I love her but
I’m just too shy, and I don’t know why.

11th grade:-
The phone rang. On the other end, it was her. She was in tears, mumbling on and on about how her love had broke her heart. She asked
me to come over because she didn’t want to be alone, So I did. As I sat next to her on the sofa, I stared at her soft eyes, wishing she was
mine. After 2 hours, one Drew Barrymore movie, and three bags of chips, she decided to go home.
She looked at me, said ‘thanks’ and gave me a kiss on the cheek..I want to tell her, I want her to know that I don’t want to be just friends,
I love her but I’m just too shy, and I don’t know why.

Senior year:-
One fine day she walked to my locker. “My date is sick” she said, ”hes not gonna go” well, I didn’t have a date, and in 7th grade, we
made a promise that if neither of us had dates, we would go together just as ‘best friends’.

So we did. That night, after everything was over, I was standing at her front door step. I stared at her as She smiled at me and stared at me
with her crystal eyes.

Then she said- “I had the best time, thanks!” and gave me a kiss on the cheek. I want to tell her, I want her to know that I don’t want to be
just friends, I love her but I’m just too shy, and I don’t know why.

Graduation:-
A day passed, then a week, then a month. Before I could blink, it was graduation day. I watched as her perfect body floated like an angel
up on stage to get her diploma. I wanted her to be mine-but she didn’t notice me like that, and I knew it.

Before everyone went home, she came to me in her smock and hat, and cried as I hugged her.

Then she lifted her head from my shoulder and said- ‘you’re my best friend, thanks’ and gave me a kiss on the cheek. I want to tell her, I
want her to know that I don’t want to be just friends, I love her but I’m just too shy, and I don’t know why.

Marriage:-
Now I sit in the pews of the church. That girl is getting married now. and drive off to her new life, married to another man. I wanted her
to be mine, but she didn’t see me like that, and I knew it. But before she drove away, she came to me and said ‘you came !’.

She said ‘thanks’ and kissed me on the cheek. I want to tell her, I want her to know that I don’t want to be just friends, I love her but I’m
just too shy, and I don’t know why.

Death:-
Years passed, I looked down at the coffin of a girl who used to be my ‘best friend’.
At the service, they read a diary entry she had wrote in her high school years.

This is what it read:

‘I stare at him wishing he was mine, but he doesn’t notice me like that, and I know it. I want to tell him, I want him to know that I don’t
want to be just friends,
I love him but I’m just too shy, and I don’t know why. I wish he would tell me he loved me !

………’I wish I did too…’


I thought to my self, and I cried.
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The soldier
In a battle, a soldier prepared 2 bring this wounded friend back from the field.
His captian said,
“Its of No use! ur friend must be dead”.
But soldier still goes & brings back his friend. Seeing the dead body, Captain says “I told u its of no worth. He’s dead”.
The soldier replies with moist eyes: “No sir, it was really of worth…..When i got to him, my friend saw me, smiled & said his last words:
“I KNEW YOU WOULD COME
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I Wish You Enough
Recently, I overheard a mother and daughter in their last moments together at the airport as the daughter’s departure had been announced.
Standing near the security gate, they hugged and the mother said: “I love you and I wish you enough.”
The daughter replied, “Mom, our life together has been more than enough. Your love is all I ever needed. I wish you enough, too, Mom.”
They kissed and the daughter left.
The mother walked over to the window where I sat. Standing there, I could see she wanted and needed to cry. I tried not to intrude on her
privacy but she welcomed me in by asking, “Did you ever say good-bye to someone knowing it would be forever?” “Yes, I have,” I
replied. “Forgive me for asking but why is this a forever good-bye?”
“I am old and she lives so far away. I have challenges ahead and the reality is the next trip back will be for my funeral,” she said. When
you were saying good-bye, I heard you say, “I wish you enough.” May I ask what that means?”
She began to smile. “That’s a wish that has been handed down from other generations. My parents used to say it to everyone.” She
paused a moment and looked up as if trying to remember it in detail and she smiled even more.
“When we said ‘I wish you enough’ we were wanting the other person to have a life filled with just enough good things to sustain them”.
Then turning toward me, she shared the following, reciting it from memory,
“I wish you enough sun to keep your attitude bright.
I wish you enough rain to appreciate the sun more.
I wish you enough happiness to keep your spirit alive.
I wish you enough pain so that the smallest joys in life appear much bigger.
I wish you enough gain to satisfy your wanting.
I wish you enough loss to appreciate all that you possess.
I wish you enough hellos to get you through the final good-bye.”
She then began to cry and walked away.
Nurture Relationships…..As they say….It takes a minute to find a special person ~ An hour to appreciate them ~ A day to love them ~
And then an entire life to forget them.....
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The boy in the train


A 24 year old boy seeing out from the train’s window shouted…
“Dad, look the trees are going behind!”
Dad smiled and a young couple sitting nearby, looked at the 24 year old’s childish behavior with pity, suddenly he again exclaimed…
“Dad, look the clouds are running with us!”
The couple couldn’t resist and said to the old man…
“Why don’t you take your son to a good doctor?”
The old man smiled and said…
“I did and we are just coming from the hospital, my son was blind from birth, he just got his eyes today.”
MORAL Every single person on the planet has a story. Don’t judge people before you truly know them. The truth might surprise you.
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How much do you earn ?
A man came home from work late, tired and irritated, to find his 5-year old son waiting for him at the door.

SON: “Daddy, may I ask you a question?”


DAD: “Yeah sure, what is it?” replied the man.
SON: “Daddy, how much do you make an hour?”
DAD: “That’s none of your business. Why do you ask such a thing?” the man said angrily.
SON: “I just want to know. Please tell me, how much do you make an hour?”
DAD: “If you must know, I make Rs.100 an hour.”
SON: “Oh,” the little boy replied, with his head down.
SON: “Daddy, may I please borrow Rs.50?”

The father was furious, “If the only reason you asked that is so you can borrow some money to buy a silly toy or some other nonsense,
then you march yourself straight to your room.The little boy quietly went to his room and shut the door

The man had calmed down, and started to think: Maybe there was something he really needed to buy with that Rs.50 and he really didn’t
ask for money very often. The man went to the door of the little boy’s room and opened the door.” Are you asleep, son?” He asked.
“No daddy, I’m awake,” replied the boy. “I’ve been thinking, maybe I was too hard on you earlier” said the man. Here’s the Rs.50 you
asked for.”
The little boy sat straight up, smiling. “Oh, thank you daddy!” He yelled. Then, reaching under his pillow he pulled out some crumpled
up bills.The man saw that the boy already had money, started to get angry again. The little boy slowly counted out his money, and then
looked up at his father. “Why do you want more money if you already have some?” the father grumbled.”Because I didn’t have enough,
but now I do,” the little boy replied.
“Daddy, I have Rs.100 now. Can I buy an hour of your time?
Please come home early tomorrow. I would like to have dinner with you.”
The father was crushed. He put his arms around his little son, and he begged for his forgiveness.
A reminder to all of us working so hard in life. We should not let time slip through our fingers without having spent some time with those
who really matter to us, those close to our hearts……..
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Learning to live without recognition
There was a farmer who had a horse and a goat…..One day, the horse became ill and he called the veterinarian, who said: - Well, your
horse has a virus. He must take this medicine for three days. I’ll come back on the 3rd day and if he’s not better, we’re going to have to
put him down.
Nearby, the goat listened closely to their conversation. The next day, they gave him the medicine and left. The goat approached the horse
and said: - Be strong, my friend.
Get up or else they’re going to put you to sleep!
On the second day, they gave him the medicine and left. The goat came back and said:
- Come on buddy, get up or else you’re going to die! Come on, I’ll help you get up.
Let’s go! One, two, three…
On the third day, they came to give him the medicine and the vet said:
- Unfortunately, we’re going to have to put him down tomorrow. Otherwise, the virus might spread and infect the other horses. After they
left, the goat approached the horse and said:
- Listen pal, it’s now or never! Get up, come on! Have courage! Come on! Get up! Get up!
That’s it, slowly! Great! Come on, one, two, three… Good, good. Now faster, come on…… Fantastic! Run, run more! Yes! Yay! Yes!
You did it, you’re a champion!!!
All of a sudden, the owner came back, saw the horse running in the field and began shouting:
- It’s a miracle! My horse is cured. We must have a grand** **party. Let’s kill the goat!!!!*
***
The Lesson:* this often happens in the workplace & life in general . Nobody truly knows which employee or people actually deserves the
merit of success & are in fact contributing towards success , or who’s actually contributing the necessary support to make things happen.
Be grateful.
Remember………TO LIVE WITHOUT RECOGNITION IS A SKILL!!!!*
If anyone ever tells you that your work is unprofessional, remember: Amateurs built the Ark [which saved all the species]
and professionals built the Titanic [all died tragically]
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Why We Shout In Anger

A Hindu saint who was visiting river Ganges to take bath found a group of family members on the banks, shouting in anger at each other.
He turned to his disciples smiled ‘n asked. ‘Why do people shout in anger shout at each other?’
Disciples thought for a while, one of them said, ‘Because we lose our calm, we shout.’ ‘But, why should you shout when the other person
is just next to you? You can as well tell him what you have to say in a soft manner.’ asked the saint.
Disciples gave some other answers but none satisfied the other disciples.
Finally the saint explained, . ‘When two people are angry at each other, their hearts distance a lot. To cover that distance they must shout
to be able to hear each other.
The angrier they are, the stronger they will have to shout to hear each other to cover that great distance.
What happens when two people fall in love? They don’t shout at each other but talk softly, Because their hearts are very close. The
distance between them is either nonexistent or very small…’ The saint continued, ‘When they love each other even more, what happens?
They do not speak, only whisper ‘n they get even closer to each other in their love.
Finally they even need not whisper, they only look at each other ‘n that’s all. That is how close two people are when they love each
other.’
He looked at his disciples ‘n said. ‘So when you argue do not let your hearts get distant, Do not say words that distance each other more,
Or else there will come a day when the distance is so great that you will not find the path to return.’
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The boy
A 9 Year Boy went to an ICE CREAM shop .
Waiter :- What do you want?
Boy :- How much a CONE ICE CREAM costs ?
Waiter :- Rs. 15/-
Then the BOY checked his pocket&asked cost of small cone ?
Irritated Waiter angrily said :- Rs.12/-
Boy ordered a small cone, had it, paid bill & left.
When the waiter came to pick the EMPTY PLATE tears rolled down from his eyes.
The boy had left Rs.3 as Tip for him.
“MAKE EVERYONE HAPPY WITH SOMETHING YOU HAVE”.
That’s Life..
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The Honey Bee
Once a bird asked a Bee, after a continuous hard-work, you prepare the honey.
But a man steals the honey. Do you not feel sad?
Then the Bee replied: Never… Because a man can only steal my honey not the art of making honey..!!
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The wallet
It was their anniversary, and Aisha was waiting for her husband Rajiv to show up. Things had changed since their marriage, the once cute
couple couldn’t-live-without-each-other had turned bitter.
Fighting over every little things, both didn’t like the way things had changed. Aisha was waiting to see if Rajiv remembered it was their
anniversary!
Just as the door bell rang she ran to find her husband wet and smiling with a bunch of flowers in his hand. The two started re-living the
old days. Making up for fights, then was d plan for champagne, light music And it was raining outside! It was perfect.
But the moment paused when the phone in the bedroom rang.
Aisha went to pick it up and it was a man. “Hello ma’am I’m calling from the police station. Is this Mr Rajiv Mehra’s number?”
“Yes it is!”
“I’m sorry ma’am; but there was an accident and a man died. We got this number from his wallet; we need you to come and identify his
body.”
Aisha’s heart sank.!!! She was shocked! But my husband is here with me?”
“Sorry ma’am, but the incident took place at 2 pm, when he was boarding the train.”
Aisha was about to lose her conscience. How could this happen?!
She had heard about the soul of the person coming to meet a loved one before it leaves!
She ran into the other room. He was not there. It was true! had left her for good!!
Oh God she would have died for another chance to mend every little fight! She rolled on the floor in pain. She lost her chance! Forever!
Suddenly there was a noise from the bathroom, the door opened and Rajiv came out and said “Darling, I forgot to tell you my wallet got
stolen today”.
LIFE MIGHT NOT GIVE YOU A SECOND CHANCE. SO NEVER WASTE A MOMENT WHEN YOU CAN STILL MAKE UP FOR
YOUR WRONGS!!!
Let’s start making amends.No one has a promised tomorrow. Have a wonderful Life with no regrets!
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The secret of happiness

A certain shopkeeper sent his son to learn about the secret of happiness from the wisest man in the world. The lad wandered through the
desert for 40 days, and finally came upon a beautiful castle, high atop a mountain. It was there that the wise man lived.
Rather than finding a saintly man, though, our hero, on entering the main room of the castle, saw a hive of activity: tradesmen came and
went, people were conversing in the corners, a small orchestra was playing soft music, and there was a table covered with platters of the
most delicious food in that part of the world. The wise man conversed with everyone, and the boy had to wait for two hours before it was
his turn to be given the man’s attention.
The wise man listened attentively to the boy’s explanation of why he had come, but told him that he didn’t have time just then to explain
the secret of happiness. He suggested that the boy look around the palace and return in two hours.
“Meanwhile, I want to ask you to do something”, said the wise man, handing the boy a teaspoon that held two drops of oil. “As you
wander around, carry this spoon with you without allowing the oil to spill”.
The boy began climbing and descending the many stairways of the palace, keeping his eyes fixed on the spoon. After two hours, he
returned to the room where the wise man was.
“Well”, asked the wise man, “Did you see the Persian tapestries that are hanging in my dining hall? Did you see the garden that it took
the master gardener ten years to create? Did you notice the beautiful parchments in my library?”
The boy was embarrassed, and confessed that he had observed nothing. His only concern had been not to spill the oil that the wise man
had entrusted to him.
“Then go back and observe the marvels of my world”, said the wise man. “You cannot trust a man if you don’t know his house”.
Relieved, the boy picked up the spoon and returned to his exploration of the palace, this time observing all of the works of art on the
ceilings and the walls. He saw the gardens, the mountains all around him, the beauty of the flowers, and the taste with which everything
had been selected. Upon returning to the wise man, he related in detail everything he had seen.
“But where are the drops of oil I entrusted to you?” asked the wise man. Looking down at the spoon he held, the boy saw that the oil was
gone.
“Well, there is only one piece of advice I can give you”, said the wisest of wise men. “The secret of happiness is to see all the marvels of
the world and never to forget the drops of oil on the spoon”.
Author: Paul Coelho in “The Alchemist”
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Martha’s secret ingredient


It bothered Ben every time he went through the kitchen. It was that little metal container on the shelf above Martha’s cookstove. He
probably would not have noticed it so much or been bothered by it if Martha had not repeatedly told him never to touch it. The reason,
she said, was that it contained a “secret herb” from her mother, and since she had no way of ever refilling the container, she was
concerned that if Ben or anyone else ever picked it up and looked inside, they might accidentally drop it and spill its valuable contents.
The container wasn’t really much to look at. It was so old that much of its original red and gold floral colors had faded. You could tell
right where it had been gripped again and again as the container was lifted and its tight lid pulled off.
Not only Martha’s fingers had gripped it there, but her mother’s and her grandmother’s had, too. Martha didn’t know for sure, but she
felt that perhaps even her great-grandmother had used this same container and its “secret herb.”
All Ben knew for sure was that shortly after he’d married Martha, her mother had brought the container to Martha and told her to make
the same loving use of its contents as she had.
And she did, faithfully. Ben never saw Martha cook a dish without taking the container off the shelf and sprinkling just a little of the
“secret herb” over the ingredients. Even when she baked cakes, pies and cookies, he saw her add a light sprinkling just before she put the
pans in the oven.
Whatever was in that container, it sure worked, for Ben felt Martha was the best cook in the world. He wasn’t alone in that opinion—
anyone who ever ate at their house grandly praised Martha’s cooking.
But why wouldn’t she let Ben touch that little container? Was she really afraid he’d spill its contents? And what did that “secret herb”
look like? It was so fine that whenever Martha sprinkled it over the food she was preparing, Ben couldn’t quite make out its texture. She
obviously had to use very little of it because there was no way of refilling the container.
Somehow Martha had stretched those contents over 30 years of marriage to date. It never failed to effect mouth-watering results.
Ben became increasingly tempted to look into that container just once, but never brought himself to do so.
Then one day Martha became ill. Ben took her to the hospital, where they kept her overnight. When he returned home, he found it
extremely lonely in the house. Martha had never been gone overnight before. And when it neared supper time, he wondered what to do—
Martha had so loved to cook, he’d never bothered to learn much about preparing food.
As he wandered into the kitchen to see what might be in the refrigerator, the container on the shelf immediately came into view. His
eyes were drawn to it like a magnet -he quickly looked away, but his curiosity drew him back.
Curiosity nagged.What was in that container? Why wasn’t he to touch it? What did that “secret herb” look like? How much of it was
left?
Ben looked away again and lifted the cover of a large cake pan on the kitchen counter. Ahh... there was more than half of one of
Martha’s great cakes left over. He cut off a large piece, sat down at the kitchen table, and hadn’t taken more than one bite when his eyes
went back to that container again. What would it hurt if he looked inside? Why was Martha so secretive about that container, anyway?
Ben took another bite and debated with himself— should he or shouldn’t he? For five more big bites he thought about it, staring at the
container. Finally he could no longer resist.
He walked slowly across the room and ever so carefully took the container off the shelf—fearing that, horror of horrors, he’d spill the
contents while sneaking a peek.
He set the container on the counter and carefully pried off the lid. He was almost scared to look inside! When the inside of the
container came into full view, Ben’s eyes opened wide—why, the container was empty... except for a little folded slip of paper at the
bottom.
Ben reached down for the paper, his big rugged hand struggling to get inside. He carefully picked it up by a corner, removed it and
slowly unfolded it under the kitchen light.
A brief note was scrawled inside, and Ben immediately recognized the handwriting as that of Martha’s mother. Very simply it said:
“Martha—To everything you make, add a dash of love.”
Ben swallowed hard, replaced the note and the container, and quietly went back to finishing his cake. Now he completely understood
why it tasted so good.
Submitted by Dot Abraham

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