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Tips Ultraschallgesttzte-Regionalansthesie
Tips Ultraschallgesttzte-Regionalansthesie
Roland Albrecht
Ultraschallgestützte Regionalanästhesie
Jürgen Birnbaum
Roland Albrecht
Ultraschallgestützte
Regionalanästhesie
Mit 153 Abbildungen
123
Dr. med. Jürgen Birnbaum
Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1
D-10117 Berlin
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SPIN: 11972778
Geleitwort
Die Sonographie hält zunehmend Einzug in die Regionalanästhesie, und damit wächst der
Bedarf nach aufgearbeitetem Wissen in diesem Bereich. Eine derart dynamische Technik wie
den Einsatz des Ultraschalls für Plexus- und Nervenblockaden kurz, prägnant, praxisbezogen
und didaktisch gut in einem Buch darzustellen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Dem schwei-
zerisch-deutschen Autorenteam ist es gelungen, das Thema für Einsteiger in die Regionalan-
ästhesie aufzubereiten, aber auch dem Fortgeschrittenen eine neue Sichtweise zu bieten. Ins-
besondere den eigens entsprechend der Schallebenen angefertigten anatomischen Schnitten
ist die sorgsame Aufarbeitung anzusehen, sie erleichtern wesentlich die räumliche Vorstellung
von den einzelnen Zugangswegen. Anfängern wird so die Berührungsangst vor der relativ
neuen, aber in der Praxis sehr hilfreichen und patientenfreundlichen Technik genommen.
Ich wünsche dem Buch, dass es dazu beiträgt, die ultraschallgestützte Regionalanästhesie
als Routineverfahren weiter zu etablieren und damit einen Beitrag zur Sicherheit und Zufrie-
denheit unserer Patienten zu leisten.
Vorwort
Nachdem wir uns rein zufällig im Rahmen einer Hospitation auf dem OP-Flur der Charité
in Berlin Mitte trafen und ins Gespräch kamen, bemerkten wir sehr schnell, dass unser Herz
für die Regionalanästhesie schlägt. »Macht ihr auch Ultraschall?« »Natürlich!« Und schon
waren wir mitten drin in der Diskussion über die relativ neue Methode und auch über deren
Probleme. Wie lernt man das am besten? Wie lehrt man es? Wie kann man einem Anfänger
relativ schnell eine Vorstellung von dem vermitteln, was er auf dem Ultraschallbild anfangs
nur mit »Schneegestöber« assoziiert? Man müsste nicht nur per Ultraschall, sondern »richtig«
in den Patienten sehen können! Dann wäre es einfach. Anatomische Schnitte, die genau in
der Schallebene liegen und mit denen man das entstehende Ultraschallbild vergleichen kann,
wären perfekt! Entsprechende Bilder von der Schallkopfhaltung am Patienten machen dann
die räumliche Vorstellung von den Strukturen, die bei konventionellen Blockadetechniken
unsichtbar bleiben, möglich. »Wollen wir’s probieren?« Und so war die Idee von dem Buch
und seiner Systematik geboren.
Ein Buch sollte es werden, das die wichtigsten Zugangswege für die Anästhesie der oberen
und unteren Extremität mittels Ultraschall, aber auch mittels der konventionellen Nervensti-
mulation abdeckt. Ein Buch, mit dem man auch in die Regionalanästhesie einsteigen kann.
Ein Buch, das Grundlagen aber auch anatomisches Wissen vermittelt. Gerade in der Regio-
nalanästhesie kann der Ultraschall letzteres hervorragend.
Professor Bogusch vom Centrum für Anatomie der Charité war sofort begeistert und
machte sich auch sofort an die Arbeit. Unermüdlich präparierte und korrigierte er. Auch alle
Mitautoren, alle beteiligten Mitarbeiter der Kliniken, der Grafiker und die Mitarbeiter des
Springer-Verlages waren überzeugt von der Idee des Buches. Der Begeisterung und akribi-
schen Detailarbeit aller Beteiligten ist es zu verdanken, dass das Buch genau so geworden ist,
wie es jetzt vorliegt. Dafür herzlichen Dank!
Inhaltsverzeichnis
11 Organisatorische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . 65
Teil I Grundlagen und Jürgen Birnbaum
allgemeine Aspekte
2 Abbildungskonventionen und
Schallkopfführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 12 Plexus brachialis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Edda Klotz Gottfried Bogusch
9 Analgosedierung bei
Regionalanästhesie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 18 Plexus lumbosacralis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Thierry Girard Gottfried Bogusch
22 Distale N.-ischiadicus-Blockade
(Poplitealblock) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Teil IV Postoperatives
Management
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Abkürzungsverzeichnis der
Bildquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
XI
Autorenverzeichnis
Klotz, Edda
Universitätsklinik für Anästhesiologie u.
operative Intensivmedizin
Campus Charité Mitte
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
D-10117 Berlin
I
Kapitel 5 Katheterverfahren – 33
Kapitel 6 Lokalanästhetika – 37
Geschichte – 4
Einstellungen am Ultraschallgerät – 9
Literatur – 10
4 Kapitel 1 · Physikalische und technische Grundlagen
Ultraschallwellen werden in der Natur von ver- men. 1954 folgten erste zweidimensionale Darstel-
1 schiedenen Lebewesen, z. B. Fledermäusen und lungen, bei denen der Patient in einem mit Wasser
Walen, zur Echoortung eingesetzt. Hierbei werden gefüllten Gefäß saß und von einer gleichzeitig ver-
von den Tieren Schallwellen ausgesendet, die von tikal schwingenden Ultraschallquelle (Compound-
den in der Umgebung befindlichen Objekten re- Verfahren, ⊡ Abb. 1.1) umrundet wurde.
flektiert werden. Die entstehenden Echos werden 1957 wurde der erste Kontakt-Compound-
von den Tieren wahrgenommen und durch ihre Scanner von Donald und Brown in Glasgow kon-
zeitlich gestaffelte Abfolge in komplexe Informa- struiert. Durch diese Neuentwicklung musste der
tionen umgewandelt. Patient nicht mehr in ein Wasserbad getaucht wer-
In der Medizin wurde der diagnostische Ultra- den. Der Schallkopf konnte nun direkt auf die Haut
schall erstmals in der Mitte des letzten Jahrhun- gesetzt und von Hand bewegt werden. 1965 folgten
derts angewendet. die ersten Real-Time-Geräte. Es dauerte jedoch
noch bis in die 1980er Jahre, bis die Ultraschall-
diagnostik ubiquitäre Akzeptanz und Anwendung
Geschichte fand.
+ -
Druck
Druck - + Spannung
Schall Druck
+ -
+ -
Druck
Spannung - + Druck
Druck Schall
+ -
Gewebe eine Rolle. Die Impedanz hängt von der Schallwellen erzeugt und im Intervall die reflek-
1 Dichte und der spezifischen Schallausbreitungs- tierten Schallwellen wieder in Spannung umge-
geschwindigkeit eines Mediums ab. Eine Streu- wandelt. Dieses gestaffelte Senden und Empfan-
ung der Schallwellen tritt beim Kontakt mit in- gen der Schallwellen bezeichnet man als Impuls-
homogenen Grenzflächen auf. Dabei wird der Echo-Verfahren.
Schall nicht nur reflektiert, sondern durch die
unregelmäßige Oberfläche auch ungerichtet in
variablen Winkeln gestreut. Diese Streustrahlen Bilderzeugung (A-, B- und M-Mode)
können bei der klinischen Bildgebung zur Dar- Die Bilderzeugung erfolgt beim Ultraschallgerät
stellung kommen. durch computergesteuerte Verrechnung. Die Dar-
stellung erfolgt dann je nach Schallkopf und ge-
wähltem Modus.
Funktionsweise medizinischer
Ultraschallgeräte A-Mode
Der so genannte Amplitudenmodus (A-Mode)
Das Impuls-Echo-Verfahren entsteht durch Aufzeichnung der Reflexion ei-
Beim Ultraschall in der Medizin sind die Pie- nes einzeln ausgesendeten Signals als Amplituden
zo-Kristalle in Schallköpfen angeordnet. Diese entlang einer Zeitachse. Die Amplitude korreliert
dienen durch Nutzung des piezoelektrischen und dabei direkt mit der Stärke des empfangenen Si-
umgekehrt piezoelektrischen Effekts als Sender gnals. Diese Methode wurde beispielsweise in der
und Empfänger. Durch Einwirkung einer elek- Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder wie hier zur
trischen Spannung werden durch die Kristalle Beurteilung der Gallenblase genutzt (⊡ Abb. 1.5).
Randschatten
Hinter flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen (zysti- Gesamt- und Tiefenverstärkung
sche Strukturen) finden sich außer der Schall- Zur Optimierung des Bildes können die empfange-
verstärkung auch die so genannten Randschatten nen Echos bei der Verrechnung zum Bild verstärkt
(⊡ Abb. 1.10). Diese entstehen durch die Schall- werden. Diese Gesamtverstärkung kann individu-
abschwächung beim tangentialen Durchtritt der ell geregelt werden. Das Bild wird dadurch echorei-
Schallwellen durch die echodichte Wand der be- cher (»heller«) oder echoärmer (»dunkler«).
treffenden Struktur. Dabei werden die Schallwellen Ebenso kann die Verstärkung abhängig von
durch eine stark erhöhte Dichte der Materie über- der Eindringtiefe geregelt werden. Dazu dient eine
durchschnittlich stark reflektiert. Reihe von Reglern, die laufzeitabhängig jeweils die
Signale einer bestimmten Tiefe einzeln verstärken
(Tiefenverstärkung).
Einstellungen am Ultraschallgerät
Schallkopfauswahl Eindringtiefe
Die Schallkopfauswahl erfolgt je nach Zielgebiet Die Eindringtiefe des Ultraschalls ins Gewebe ist
der Untersuchung (⊡ Abb. 1.11). Dabei richtet sich wie bereits besprochen abhängig von der Frequenz
die Auswahl vor allem nach Eindringtiefe und Auf- der Schallwellen. Somit ist die Eindringtiefe bei
lösungsvermögen eines Schallkopfes, welche direkt einer bestimmten Frequenz immer konstant und
von der erzeugten Frequenz abhängig sind. Ober- kann an sich nicht verändert werden.
Literatur
Abbildungskonventionen
und Schallkopfführung
Edda Klotz
Abbildungskonventionen – 13
Schallkopfführung – 13
12 Kapitel 2 · Abbildungskonventionen und Schallkopfführung
Orientierung auf einem Ultraschallbild bezeichnet. Dabei wird der Schallkopf quer auf den
Körper aufgesetzt, die Markierung zeigt zur rech-
Um den Schallkopf entsprechend dem auf dem ten oder linken Patientenseite (⊡ Abb. 2.1).
2 Monitor dargestellten Bild zu definieren, ist an
allen Schallköpfen eine Markierung angebracht.
Diese markierte Seite repräsentiert im Bild meist Längsschnitt
die linke Bildseite. Als Längsschnitt wird in der Sonographie im All-
gemeinen die Darstellung in der Sagittalebene
bezeichnet. Der Schallkopf wird dabei in Längs-
Querschnitt richtung auf den Körper aufgesetzt, so dass die
Als Querschnitt wird in der Sonographie im All- markierte Schallkopfseite nach kranial oder kaudal
gemeinen die Darstellung in der Horizontalebene zeigt (⊡ Abb. 2.2).
Bei der Sonographie handelt es sich in Analogie zur Der Schallkopf kann durch unterschiedliche Be-
Computertomographie um ein zweidimensionales wegungen in seiner Position verändert werden,
Schnittbildverfahren. Aufgrund dessen stellt die um dadurch Strukturen zu verfolgen, durchzu-
anatomische Orientierung auf dem Bild anfangs scannen oder zu suchen. Diese Bewegungsarten
häufig ein Problem dar. Für CT-Bilder wurde des- unterscheiden sich in der dadurch zu erreichenden
halb eine Abbildungskonvention zur einheitlichen Bildstabilität.
Darstellung der Schnittbilder eingeführt. So ist ein
transversaler Querschnitt immer so orientiert, dass
der Untersucher von kaudal nach kranial auf die Verschieben (horizontal/vertikal)
Schnittebene schaut. Die rechte Seite des Patienten Beim Verschieben wird die Auflagefläche des Schall-
liegt also links im Bild, ventral liegt oben und dor- kopfes über den Patienten bewegt (⊡ Abb. 2.4).
sal unten (⊡ Abb. 2.3). Diese Bewegung ist zur Überwindung größerer
Distanzen sinnvoll. Die Bildstabilität lässt jedoch
aufgrund der Reibung und Unebenheit deutlich
Schnittebenen in der Regionalanästhesie nach.
Die oben besprochenen Konventionen finden haupt-
sächlich in der Abdomensonographie Verwendung.
Für die sonographische Darstellung anästhesio- Wippen
logisch interessanter Strukturen existieren solche Beim Wippen bleibt die Auflagefläche relativ
Standardebenen und Konventionen nicht. Aufgrund konstant. Der Schallkopf wird dabei seitlich in-
dessen sollte man die Darstellung möglichst pra- nerhalb der Schallebene geschwenkt (⊡ Abb. 2.5).
xisnah wählen. So kann die Schnittebene abhängig Dadurch entsteht ein vergleichsweise ruhiges Bild
von der Untersucherposition gewählt werden. Steht und der Blickwinkel kann seitlich in beide Rich-
der Untersucher z. B. am Kopfende des Patienten tungen erweitert werden. Limitierender Faktor
empfiehlt es sich die Schnittebene so zu wählen, dass dieser Bewegung ist der schnelle Verlust der Auf-
man von kranial auf die Schnittebene schaut. lagefläche.
Kippen
Beim Kippen wird der Schallkopf bei konstanter
Auflagefläche orthogonal (senkrecht) zur Schall-
ebene geschwenkt (⊡ Abb. 2.6). Mit dieser Bewe-
gung können ohne Verlust der Auflagefläche Regio-
nen bei ruhiger Bildqualität und großer Sensibilität
durchgescannt werden.
Drehen
Beim Drehen wird der Schallkopf um seine Längs-
achse so gedreht, dass nur der Mittelpunkt der
Auflagefläche konstant bleibt (⊡ Abb. 2.7). Durch
dieses Manöver kann man beispielsweise durch 90°-
Drehung vom Quer- in den Längsschnitt wechseln.
3
Sonographische Darstellung
verschiedener Strukturen
Edda Klotz, Roland Albrecht
Nomenklatur – 18
Literatur – 25
18 Kapitel 3 · Sonographische Darstellung verschiedener Strukturen
der Regionalanästhesie zu erreichen, werden zwei nur ein Teil der Kanüle abgebildet. Die Kanüle wird
verschiedene Punktionstechniken benutzt. exakt in der Schallebene zum Ziel geführt und die
Position der Nadelspitze kann zu jederzeit genau
lokalisiert werden. Das Risiko einer Läsion anderer
Punktion quer zur Schallebene Strukturen ist mit dieser Punktionstechnik sehr
(Cross-sectional-Technik) gering (⊡ Abb. 3.9, ⊡ Abb. 3.10).
Die Punktionskanüle wird senkrecht zur Schallebe- Bei der Inline-Technik entstehen durch wie-
ne vorgeschoben, so dass im Bild ein Querschnitt derholte Reflexionen an Grenzflächen mit gro-
der Kanüle sichtbar wird (⊡ Abb. 3.7, ⊡ Abb. 3.8). ßen Impedanzunterschieden teilweise ausgeprägte
Dieser Querschnitt stellt sich aufgrund des Ma- Schatteneffekte und Echophänomene unterhalb
terials der Nadel echoreich mit dorsalem Schall- der Punktionsnadel.
schatten dar. Für eine optimale Abbildung dieses
! Cave
Reflexes in der Schallebene sollte der Winkel zwi-
Bei dieser Punktionstechnik kann durch Verkippen
schen Punktionskanüle und Schallebene nicht zu
des Schallkopfes auch nur ein Teil des Kanülen-
steil gewählt werden, empfohlen wird ein Winkel
schaftes abgebildet werden, wenn Punktions- und
zwischen 30−70°.
Schallebene nicht genau übereinstimmen. Dies
bedeutet, dass der Endpunkt der Nadel in der
! Cave
Schallebene nicht der Kanülenspitze entsprechen
Der hyperechogene weiße Punkt in der Schall-
muss (⊡ Abb. 3.11).
ebene muss nicht zwangsläufig die Spitze der
Kanüle darstellen, sondern kann irgendeinen
Querschnitt auf der gesamten Länge des Kanü-
Tipp I I
lenschaftes repräsentieren! Kann die Nadelspitze nicht exakt lokalisiert wer-
den, hilft möglicherweise die Injektion von 1 ml
Lokalanästhetikum oder sehr wenig Luft (»ein
Punktion in der Schallebene (Inline-Technik) Bläschen«) bei der Orientierung. In jedem Fall
Bei dieser Punktionstechnik ist die Kanüle in ih- muss die Injektion sofort abgebrochen werden,
rer ganzen Länge sichtbar. Die Methode erfordert wenn die Ausbreitung des Lokalanästhetikums
etwas Übung, da die Punktions- und Schallebene nicht zu beobachten ist!
genau übereinstimmen müssen, ansonsten wird
22 Kapitel 3 · Sonographische Darstellung verschiedener Strukturen
! Cave
Kann die Ausbreitung des Lokalanästhetikums nicht
beobachtet werden, muss die Injektion sofort ab-
gebrochen werden. Offenbar liegt die Nadelspitze
nicht im Sichtfeld. Dies kann zu akzidentellen Verlet-
zungen und zu intravasalen Injektionen führen. In-
travasale Injektionen können auch auftreten, wenn
die Nadelspitze im Sichtfeld liegt und nicht als
solche erkannt wird. In diesen Fall ist ebenfalls keine
Ausbreitung des Lokalanästhetikums zu beobach-
ten. Plötzlich im Gefäß sichtbare kleine, helle Refle-
xe (Luftbläschen) können ein Warnzeichen sein!
Literatur
Physiologische Grundlagen – 28
Geräte – 28
Literatur – 31
28 Kapitel 4 · Grundlagen der elektrischen Nervenstimulation
Verlust der Stimulationsantwort hierfür ist dann möglicherweise eine durch die Ge-
Ein immer wiederkehrendes Problem in der Praxis webstraumatisierung bedingte Einblutung in der
ist neben dem Finden und Beurteilen einer geeig- Nähe der Nadelspitze. Dies hat eine Veränderung
neten Stimulationsantwort der Verlust der vorher der elektrischen Eigenschaften um die Nadelspitze
guten Stimulationsantwort. zur Folge. Eine Nervenstimulation wird so unter
Folgende Ursachen können zu Verlust der Sti- Umständen gänzlich unmöglich.
mulationsantwort führen: Den gleichen Effekt beobachtet man bei der
▬ Unterbrechung des Stromkreises Injektion des Lokalanästhetikums oder ionenhalti-
4 ▬ Vorbeistechen am Nerv ger Kochsalzlösung, nicht jedoch bei Injektion von
▬ Einblutung Glukoselösung.
▬ Injektion von Lokalanästhetikum oder Koch-
salzlösung
Stimulationskatheter
Beim Verlust der Stimulationsantwort muss zu- Eine Elektrode an der Spitze des stimulierba-
nächst eine Unterbrechung des Stromkreises als ren Katheters (⊡ Abb. 4.3) wird mit der Intenti-
Ursache ausgeschlossen werden. on verwendet, nicht nur die Stimulationsnadel,
Geht der Stimulationserfolg während der sondern auch den Katheter möglichst nahe am
Punktion verloren, ist eine räumliche Vorstellung Nerv zu platzieren. So soll vermieden werden,
von den anatomischen Strukturen notwendig. Ein dass sich die Katheterspitze beim Vorschieben
Verlust der Stimulationsantwort ist beim weiteren des Katheters durch die Nadel wieder vom Nerv
Vorschieben der Nadel möglich. Ursächlich ist entfernt. Eine Lagekontrolle mittels Nervensti-
häufig das Vorbeistechen am Nerv. Die Nadel wird mulation ist auch postoperativ möglich und kann
nun bis zum erneuten Auftreten und folgender helfen, Dislokationen zu erkennen. Hierzu muss
Abschwächung der Stimulationsantwort zurück- allerdings die Zufuhr des Lokalanästhetikums
gezogen und die Stichrichtung wird korrigiert. abhängig von Konzentration und Infusionsrate
Dies mag zunächst banal klingen, ist jedoch für Stunden vor der Kontrolle unterbrochen wer-
die systematische Suche nach den Nervenstruktu- den. Der Katheter wird jetzt unter Stimulati-
ren von immenser Bedeutung. on zurückgezogen. Verbessert sich die Stimula-
Insbesondere nach längeren Punktionsversu- tionsantwort nicht, kann der Katheter entfernt
chen kann die Stimulation erschwert sein. Ursache werden.
Katheterverfahren
Jürgen Birnbaum
Katheterarten – 34
Hygienestandards – 35
Literatur – 36
34 Kapitel 5 · Katheterverfahren
Für die kontinuierliche Applikation von Lokalan- klinische Routine eingeführt ( Kap. 4). Über eine
ästhetika ist die Anlage eines Katheters notwendig. Elektrode an der Spitze des Katheters kann nun
Die Anlage ist in »blinder« Technik aber auch un- auch die Stimulierbarkeit eines in der Nähe der
ter Verwendung des Ultraschalls möglich. Ob und Katheterspitze liegenden Nervs überprüft werden.
wo die Verwendung von stimulierbaren Kathetern Eine spätere Lagekontrolle des Katheters ist eben-
Vorteile bringt, ist gegenwärtig noch in der Diskus- falls möglich.
sion und Gegenstand klinischer Untersuchungen.
Theoretisch wäre es nahe liegend zu vermuten, dass
die ultraschallgestützte Anlage von Plexuskathetern Katheteranlage mit Ultraschall
den konventionellen Methoden in Bezug auf die Ef-
5 fizienz und Wirksamkeit überlegen ist, hierzu exi- Problematisch an der Katheteranlage mit Ultra-
stieren bisher jedoch keine ausreichenden Daten. schall ist die relativ schlechte Sichtbarkeit her-
Prinzipiell ist die Katheteranlage an allen Stel- kömmlicher Katheter im Schallbild.
len möglich, an denen Plexus- oder auch Einzel- Folgende Vorgehensweisen sind möglich:
nervenblockaden durchgeführt werden können. ▬ Der Katheter wird nach der ultraschallgestütz-
ten Applikation des Initialbolus blind über die
Nadel vorgeschoben. Eine Ultraschallkontrolle
Katheterarten der Ausbreitung von weiterem über den Ka-
theter injiziertem Lokalanästhetikum kann die
Konventionelle Katheter korrekte Lage bestätigen
Üblicherweise werden Katheter über eine Stimula- ▬ Das Vorschieben des Katheters über die Na-
tionsnadel an die Nervenstrukturen heran gebracht, delspitze kann direkt im Schallbild beobachtet
nachdem diese mittels Nervenstimulation aufge- werden. Hierzu bietet sich die Inline-Technik
sucht wurden. Danach wird der Katheter blind über an. Voraussetzung ist allerdings ein im Schall-
die Nadel meist 3−4 cm über die Nadelspitze vorge- bild ausreichend sichtbarer Katheter. Schwierig-
schoben. Ein weiteres Vorschieben erhöht potenzi- keiten kann dabei auch das Handling bereiten,
ell das Risiko einer Knotenbildung! da gleichzeitig die Nadel fixiert, der Katheter
▬ Der Initialbolus des Lokalanästhetikums kann vorgeschoben und der Schallkopf exakt ausge-
dazu vor Einführen des Katheters über die richtet werden muss (evtl. zweiter Untersucher)
Stimulationsnadel injiziert werden, wobei an- ▬ Kombination von Ultraschall und Nervensti-
genommen wird, dass das Lokalanästhetikum mulation über Stimulationskatheter. Diese Ka-
dabei Raum für den Katheter schafft. theter sind auch im Schallbild durch ihre Elek-
▬ Der Initialbolus kann auch nach Platzieren des trode besser erkennbar
Katheters über selbigen injiziert werden.
Literatur
Lokalanästhetika
Constance Raimer
Grundlagen – 38
Klinische Beispiele – 41
Dosierung – 41
Literatur – 41
38 Kapitel 6 · Lokalanästhetika
Substanz, An- Wirk- Struk- pkA- Maximal- Verteilungs- Plasma- Po- Besonderheiten
Konzen- schlags- dauer tur Wert dosis; koeffizient protein- tenz
tration zeit (25°C) Single shot bindung
bzw. konti-
nuierlich
Prilocain schnell 1−3 h Amid 7,7 600 mg 0,9 55% 3−4 Met-Hb-Bildung,
1−2% Antidot Methy-
(Xylonest) lenblau, geringe
Vasodilatation,
Metabolisierung:
Leber, Niere, evtl.
Lunge
Lidocain schnell 142 h Amid 7,7 400 mg 2,9 64% 2−4 Perfusionslimitierte
1−1,5% Metabolisierung
(Xylocain) (MEG-X Test)
Bupivacain/ langsam 1,5−8 h Amid 8,1 150 mg bis 27,5 96% 16 Levobupivacain
Levobu- 18,75 mg/h weniger kardio-
pivacain toxisch
0,25−0,5%
(Carbostesin/
Chirocain)
Ropivacain mittel- 8−14 h Amid 8,1 300 mg bis 6,7 94% 14− Differenzialblock
0,5−0,75% schnell 28 mg/h 16
(Naropin)
Hierbei entspricht cHA der Konzentration der verlängern die Wirkdauer. Die meisten Lokalanäs-
Säure und CA– der Konzentration der Base. Je thetika führen in therapeutischer Dosierung über
niedriger also der pKa-Wert einer Substanz ist, eine Sympathikolyse auch zu einer Vasodilatation.
umso mehr lipophile Basen liegen bei physiologi-
schem pH-Wert vor, was eine kürzere Anschlags-
zeit mit sich bringt. Bei einem pH-Wert von 7,4 Toxizität
liegen je nach pKa des Lokalanästhetikums nur Zentralnervöse Nebenwirkungen kommen in der
3−20% der Moleküle als lipophile (basische) Form Regel zeitlich vor den kardiozirkulatorischen Ne-
vor. Nur diese Moleküle passieren die Lipidmem- benwirkungen vor. Sie reichen von metallischem
bran und entfalten ihre Wirkung. Geschmack, perioralem Kribbeln, Ohrensausen
Ester zeigen mit einem vergleichsweise hohen und Verwirrtheit über Sprachstörungen und Be-
pKa ungünstige Diffusionseigenschaften. Das er- nommenheit bis hin zum Krampfanfall.
klärt neben ihrer relativ hohen allergenen Potenz Vital bedrohlich sind toxische Reaktionen des
ihre klinische Unbedeutsamkeit. Herz-Kreislauf-Systems. Kardiozirkulatorische Ne-
Theoretisch senkt eine Erwärmung des Lokal- benwirkungen reichen von Hypertonie und Tachy-
anästhetikums auf 37ºC den pKa-Wert und ver- kardie über Bradykardien, Extrasystolien und Hy-
kürzt damit die Anschlagszeit. potonie bis hin zur Asystolie, wobei verschiedene
Mechanismen verantwortlich sind. Die frühzeitige
Normalisierung des Blutdrucks mit Vasokonstrik-
Lipophilie toren ist neben Vermeidung von Hypoxie und
Die Lipophilie eines Lokalanästhetikums beein- Azidose vorrangig.
flusst aufgrund der damit zusammenhängenden
! Cave
Passagefähigkeit von Lipidmembranen (Neuronen,
Bei Zeichen von ZNS-Nebenwirkungen sollte
ZNS, Myokard) seine Potenz und Toxizität. Sehr
eine Sauerstoffgabe (neben dem Stoppen der
lipophile Lokalanästhetika (z. B. Bupivacain) füh-
Lokalanästhetikazufuhr) erste Maßnahme sein.
ren zu einer stärkeren Motorblockade, als weniger
Benzodiazepine sind zur Unterbrechung eines
lipophile (z. B. Ropivacain).
Krampfanfalls indiziert. Falls langwirksame Lo-
kalanästhetika verwendet wurden, kann eine
Proteinbindung mehrmalige Gabe von Benzodiazepinen (z. B.
Midazolam) notwendig sein.
Eine hohe Proteinbindung geht mit einer hohen
Affinität zum Rezeptor und einer entsprechenden
Wirksamkeit einher. Nur freie, nicht an α1-Glyko-
protein gebundene Moleküle passieren die Blut-
Tipp I I
Eine Befragung des Patienten zu etwaigen Ne-
Hirn-Schranke und die Plazenta. benwirkungen während der Anlage, besonders
! Cave zu Frühsymptomen, wie perioralem Kribbeln
Hypoproteinämie führt zu einer erhöhten oder metallischem Geschmack, lässt ZNS-Sym-
Systemtoxizität. ptome, einschließlich der Sprachstörungen re-
lativ leicht und zeitig diagnostizieren (verbalen
Kontakt halten)!
Wirkdauer
Die Wirkdauer eines Lokalanästhetikums hängt
von der applizierten Dosis, seinen physikochemi-
schen Eigenschaften, den anatomischen Verhält- Elimination
nissen (Vaskularisierung, Fettanteil), der Perfusion Amidlokalanästhetika werden in der Leber ver-
des Applikationsortes (Entzündung, Arzneistoff) stoffwechselt. Eine Besonderheit weist Prilocain
und anderen Faktoren ab. Entzündung und Nie- auf, das hepatisch und renal, evtl. auch pulmonal
reninsuffizienz verkürzen, Vasokonstriktorzusätze eliminiert wird.
40 Kapitel 6 · Lokalanästhetika
frühe Mobilisierung nicht durch einen länger persi- Interskalenäre Blockade 20−30 ml
stierenden Motorblock zu beeinträchtigen. Für mit-
Infraklavikuläre Blockade 20−30 ml
tellange Blockadedauern kommen zum Beispiel Pri-
locain 1% oder Mepivacain 1% in Frage. Mögliche Axilläre Blockade 30 ml
langwirksame Lokalanästhetika sind Bupivacain,
Einzelnerven obere Extremität je nach Lokalisation
Levobupivacain 0,5% oder Ropivacain 0,75%. etwa 5 ml
Psoaskompartmentblockade 30 ml
Klinische Beispiele Femoralisblockade 20 ml
Ischiadikusblockade 20 ml
▬ Metallentfernung: mittellang wirksam, z. B.
Prilocain (postoperative Schmerzen nicht zu Psoas- + Ischiadikusblockade 25 ml + 15 ml
erwarten) Ischiadikusblockade distal 20 ml
▬ Knieendoprothese: mittellang wirksam, z. B. (Kniekehle)
Prilocain (längere OP, aber evtl. Testung der
Obturatoriusblockade 10 ml
Peronaeusfunktion nach Abklingen des Ischia-
dikusblocks postoperativ gewünscht) Die angegebenen Lokalanästhetikamengen sind in der Klinik
▬ Schulterendoprothetik: Lang wirksam, z. B. gebräuchliche Mengen
Ropivacain (mit frühestens am postoperativen
Tag geplanter Mobilisierung)
Katheterverfahren – 44
Literatur – 46
44 Kapitel 7 · Hygieneaspekte bei ultraschallgestützten Nervenblockaden
Die Beachtung der Asepsis ist oberstes Gebot bei reichendem Abstand zur Punktionsstelle auf der
der Anlage von peripheren Blockaden. Beim Vor- bereits desinfizierten Haut aufgesetzt. In jedem Fall
gehen wird zwischen Single-shot-Blockaden und darf die Punktionsnadel den Schallkopf und der
Katheterverfahren unterschieden. Die Vorgaben Schallkopf die Punktionsstelle nicht berühren. Eine
gelten sinngemäß auch für nicht ultraschallgestütz- einfache, im klinischen Alltag bewährte Variante ist
te Blockaden. das Anbringen eines transparenten Klebeverban-
des am Schallkopf. Die Folie wird unter leichtem
Tipp I I Zug angebracht, damit der Schallkopf möglichst
faltenfrei »eingepackt« wird (⊡ Abb. 7.1).
Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die hygie-
nische Händedesinfektion mit einem alkoholi- Im Zweifel sollten jedoch immer Überzug und
schen Händedesinfektionsmittel vor jeglichem Abdecktuch verwendet werden.
Berühren eines Patienten. ! Cave
Keinesfalls versehentlich mit der Nadel in den
Schallkopf stechen! Dies kann insbesondere dann
Single-shot-Plexus- und Nervenblockaden vorkommen, wenn der Schallkopf tief ins Gewebe
7 gedrückt wird!
Literatur
Nutzen-Risiko-Abwägung – 48
Medikamentenanamnese – 48
Blutungsanamnese – 48
Literatur – 52
48 Kapitel 8 · Periphere Nervenblockade und gerinnungshemmende Medikation
Eine große Anzahl Patienten nehmen im Vorfeld Fall ist auf eine umfassende und ehrliche Infor-
chirurgischer Eingriffe gerinnungshemmende Me- mation des Patienten und auf eine entsprechende
dikamente, wie Kumarine, fraktionierte und un- Dokumentation Wert zu legen.
fraktionierte Heparine, Acetylsalicylsäure, Clopi-
dogrel und andere mehr, ein. Gründe dafür können
internistische, kardiologische oder neurologische Medikamentenanamnese
Begleiterkrankungen sein, oder der Patient wurde
vor kurzem operiert und steht noch unter der post- Folgende Punkte müssen erwogen werden:
operativen Thromboembolieprophylaxe. Für den ▬ Detaillierte Medikamentenanamnese: Welche
Anästhesisten ist es entscheidend zu wissen, unter Medikamente wurden mit welcher Indikation
welcher Medikation er welche anästhesiologischen eingenommen?
Interventionen durchführen darf, wie lang die The- ▬ Wann erfolgte die letzte Gabe?
rapiepausen gewählt werden müssen, aber auch ▬ Welche postoperative Therapie ist vorgese-
wann die Medikation nicht oder nur mit größter hen?
Zurückhaltung modifiziert werden darf. Gerade
diese Entscheidung ist für den Nicht-Spezialisten Eine Empfehlung für das Vorgehen bei Patienten
mitunter schwierig. unter oraler Antikoagulation (Kumarintherapie)
Als Grundsatz muss gelten: Nie gerinnungs- und bei Patienten unter Therapie mit Thrombo-
8 hemmende Medikamente absetzen, einzig um die zytenaggregationshemmern wird in ⊡ Abb. 8.1 und
Durchführung einer speziellen anästhesiologischen ⊡ Abb. 8.2 gegeben.
Technik (z. B. einer Nervenblockade) zu ermögli-
chen. Praktisch in jeder Situation stellt die Allge-
meinanästhesie eine gangbare Alternative dar. Blutungsanamnese
! Cave
⊡ Tab. 8.1. Beispiele für oberflächliche und tiefe
Blockaden Vor einem unüberlegten Absetzten der gerinnungs-
hemmenden Medikation sei eindringlich gewarnt!
Tiefe Blockaden Oberflächliche
Blockaden
5. Eine engmaschige Überwachung nach Anlage zügigere Indikationsstellung als die Medikation
der Blockade im Hinblick auf sich anbahnen- mit Fondaparinux, Clopidigrel oder Ticlopidin.
de Nervenschäden, die durch ein Hämatom 7. Bei Patienten unter gerinnungshemmender Me-
hervorgerufen werden, ist zu gewährleisten. Es dikation ist die Indikation für oberflächliche
hat eine dokumentierte Aufklärung über die Blockaden, welche eine problemlose Kompressi-
Symptome einer sich infolge eines Hämatoms on ermöglichen, sowie für Blockaden, die extrem
anbahnenden Nervenschädigung (motorische selten mit einer Gefäßpunktion einhergehen,
Schwäche, Gefühlsstörungen) stattzufinden mit großzügiger zu stellen als für tiefe Blockaden in
der Aufforderung, sich beim Eintreten entspre- Gebieten, die keine Kompression erlauben.
chender Symptome sofort an entsprechender
Stelle bemerkbar zu machen. Folgende Blockaden sind im Zusammenhang mit
6. Die Medikation mit ASS, NSAIDs oder nieder- Thromboembolieprophylaxe oder der Einnahme
molekularen Heparinen, sofern keine weitere von Thrombozytenaggregationshemmern weitest-
die Gerinnung beeinträchtigende Medikation gehend problemlos durchzuführen:
erfolgt und keine klinischen Hinweise auf eine ▬ Axilläre Plexusanästhesie (Ausnahme: transar-
Gerinnungsstörung vorliegen, erlaubt eine groß- terielle Technik)
8
⊡ Tab. 8.2. Empfohlene Therapiepausen von gerinnungshemmenden Medikamenten bei Lokoregionalanästhesie
(leicht modifiziert nach den Empfehlungen der AGPG der ÖGARI)
PTT Partielle Thromboplastinzeit, aPTT aktivierte partielle Thromboplastinzeit, INR International Normalized Ratio der Thrombin-
zeit , HWZ Halbwertszeit
Leitlinien und Empfehlungen
51 8
5 Risikofaktoren
- Mechanische Herzklappe
- Vorhofflimmern
- Erniedrigte linksventrikuläre Auswurffraktion (<50%)
- Bekannte Hyperkoagulabilität
- St. n. Thromboembolie
NEIN JA
Niedermolekulare Heparine in
Niedermolekulare Heparine in THERAPEUTISCHER Dosis
PROPHYLAKTISCHER Dosis bis 24 h präoperativ und
Prä- und postoperativ bis INR >2 innerhalb 8 bis 24 h postoperativ bis INR >2
Oder
Unfraktioniertes Heparin in
THERAPEUTISCHER Dosis
NEIN JA
Clopidogrel 7 Tage vor dem Eingriff Therapie wenn immer möglich weiterführen.
absetzten und möglichst bald Falls aus wichtigen und dringenden Gründen
danach wieder einsetzten. nicht möglich: Kontakt mit invasiv tätigem
Acetylsalicylsäure, wenn möglich Kardiologen und in dieser Situation erfahrenem
lückenlos weiterführen. Anästhesisten aufnehmen.
Literatur
8
Albaladejo P, Marret E, Piriou V, Samama CM (2006) Manage-
ment of oral antiplatelet treatment for patients with coro-
nary stents. Ann Fr Anesth Reanim 25: 796-798
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivme-
dizin (2005) Thromboembolieprophylaxe bei peripheren
Blockadetechniken zur Regionalanästhesie. Leitlinie der
Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensiv-
medizin. Anästh Intensivmed 46: 319-322
Eagle KA, Berger PB, Calkins H et al. (2002) ACC/AHA guideline
update for perioperative cardiovascular evaluation for
noncardiac surgery–executive summary a report of the
American College of Cardiology/American Heart Asso-
ciation Task Force on Practice Guidelines (Committee to
Update the 1996 Guidelines on Perioperative Cardiovas-
cular Evaluation for Noncardiac Surgery). Circulation 105:
1257-1267
Kozek-Langenecker SA, Fries D, Gutl M et al. (2005) Lokoregio-
nalanästesien unter gerinnungshemmender Medikation.
Empfehlungen der Arbeitsgruppe Perioperative Gerin-
nung (AGPG) der Österreichischen Gesellschaft für An-
ästhesiologie und Intensivmedizin (ÖGARI). Anaesthesist
54: 476-484
9
Analgosedierung
bei Regionalanästhesie
Thierry Girard
Monitoring – 54
Pharmaka – 55
Klinische Beispiele – 57
Literatur – 57
54 Kapitel 9 · Analgosedierung bei Regionalanästhesie
Eine Analgosedierung während einer Regional- klare Flüssigkeiten) unterscheiden sich Regional-
anästhesie hat zum Ziel, dem Patienten nicht nur anästhesien nicht von Allgemeinanästhesien.
eine optimale Analgesie anzubieten, sondern im
Bedarfsfalle auch eine Sedierung und ihm zu er- Tipp I I
lauben, sich während des Eingriffes so wohl wie Musik über Kopfhörer (evtl. auch vom Patienten
möglich zu fühlen (⊡ Abb. 9.1). Trotzdem ist es selbst mitgebracht) wirkt oft besser, als jede
nicht Zweck einer Analgosedierung, einen zur Re- Sedierung. Entsprechende Geräte sollten in der
gionalanästhesie ungeeigneten Patienten »ruhig zu Klinik vorgehalten werden!
stellen«. In diesem Falle ist eine Allgemeinanästhe-
sie vorzuziehen.
Beim Erwachsenen wird davon abgeraten, die
eigentliche Punktion für Regionalanästhesien unter Monitoring
Allgemeinanästhesie oder unter tiefer Analgose-
dierung durchzuführen, weil die Schmerzreaktion Während einerseits schon die bei Regionalanäs-
eines Patienten als »Warnsystem« vor potenziellen thesie oft hohe Lokalanästhetikadosierung ein ad-
Nervenschädigungen verstanden wird. Aus dem äquates Monitoring des Patienten verlangt, wird
selben Grund sollte eine tiefere Sedierung, wenn dieses im Rahmen einer Analgosedierung beson-
überhaupt, erst nach Anlage der Regionalanäs- ders wichtig. Hierzu gehören eine Kreislaufüber-
thesie begonnen werden. Selbstverständlich kön- wachung mittels automatischer Blutdruckmessung
nen moderate Dosen von Analgetika oder Sedativa und Elektrokardiogramm sowie eine kontinuierli-
9 auch vor der Nervenblockade appliziert werden. che Überwachung der Sauerstoffsättigung mittels
Das stellt gerade bei Frakturen für den Patienten Pulsoxymetrie. Eine intravenöse Verweilkanüle
eine wesentliche Erleichterung dar. stellt die Medikamentenapplikation sicher. Optional
Zur Analgosedierung werden Substanzen ein- wird nasal oder per Maske Sauerstoff angeboten.
gesetzt, die grundsätzlich auch bei einer Allge-
meinanästhesie Verwendung finden. Entsprechend Tipp I I
ist mit Vorsicht und nach Wirkung zu dosieren. Es Das Fixieren des sonst für die Allgemeinanäs-
ist wichtig, von den verwendeten Pharmaka ne- thesie verwendeten Kapnometrieschlauches in
ben der korrekten Dosierung auch die wichtigsten der Nähe von Mund und Nase oder unter der
Nebenwirkungen sowie deren Komplikationen zu Sauerstoffmaske ermöglicht eine orientierende
kennen und behandeln zu können. In Bezug auf Kapnometrie unter Spontanatmung.
die Einhaltung der Nüchternzeit (2 Stunden für
Sedativa
Opioide Als Sedativa bei Regionalanästhesien sind die in-
Opioide wirken sowohl zentral als auch peripher travenös applizierbaren Medikamente Midazolam
über Opiatrezeptoren. Neben einer Analgesie ge- und Propofol besonders geeignet.
hört eine Sedierung zum Wirkungsspektrum. Die Beide Substanzen wirken über eine Verstär-
wichtigsten Nebenwirkungen bei der intravenösen kung zentraler GABA-Rezeptoren. Als Benzodia-
Applikation sind eine Atemdepression, sowie Nau- zepin besitzt Midazolam zudem eine ausgespro-
sea und Vomitus. chene amnestische Wirkung, welche auch schon
Die notwendige Dosis zeigt sehr hohe inter- bei nichtsedativen Dosierungen zum Tragen
individuelle Unterschiede, daher muss zwingend kommt.
nach Wirkung dosiert werden.
Propofol
Alfentanil Die gute Steuerbarkeit, sowie das vom Patienten
Aufgrund eines schnellen Wirkungseintrittes (ca. subjektiv als angenehm empfundene Einschlafen
90 s) und einer relativ kurzen Wirkdauer von ca. und Erwachen haben Propofol zu großer Beliebt-
20 min ist Alfentanil für die Blockade kurzdau- heit verholfen. Ein rasches Aufwachen sowie gerin-
ernder Schmerzreize, wie zum Beispiel Lagerung ger postoperativer »Überhang« sind herausragen-
und Anlage der Regionalanästhesie bei Frakturen, de Eigenschaften von Propofol, weshalb es immer
geeignet. Nausea und Vomitus scheinen bei Alfen- häufiger auch von anderen Fachspezialitäten, wie
tanil etwas seltener zu sein. z. B. Pneumologen, Gastroenterologen oder Kar-
diologen eingesetzt wird. Allerdings darf dabei das
Remifentanil Nebenwirkungsprofil nicht vergessen werden: ne-
Die analgetische Potenz von Remifentanil ist ähn- gative Inotropie, Sympathikolyse, Atemdepression
lich derjenigen von Fentanyl. Remifentanil zeich- und Injektionsschmerz.
net sich durch einen raschen Wirkungseintritt (ca. Patienten höheren Alters, mit Hypovolämie
1 min, ähnlich wie Alfentanil) sowie eine rasche oder einer linksventrikulären Funktionsstörung
56 Kapitel 9 · Analgosedierung bei Regionalanästhesie
⊡ Tab. 9.1. Eigenschaften und Dosierungen der häufigsten zur Analgosedierung verwendeten Medikamente
Pethidin 10−25 mg i.v. Anschlagszeit: 1−3 min Atropin-like, Mydriasis, in hoher Dosis kardio-
Wirkdauer: 1−3 h depressiv, Anwendung auch bei Shivering
Fentanyl 0,5 µg/kgKG i.v. Anschlagszeit: 3−5 min Kumuliert bei repetitiver Dosis, speziell bei
Wirkdauer: 30−60 min älteren Patienten
Remifentanil 0,05−0,1 µg/kgKG/min Anschlagszeit: 1 min Bolus bei Patienten in Spontanatmung nicht
Wirkdauer: 3−5 min empfohlen, Bradykardie
Mit Ausnahme der Dosierungen für kontinuierliche Applikation (Propofol, Remifentanil) handelt es sich um einzelne Boli, welche
bis zum erwünschten Effekt repetiert werden können.
Regionalanästhesie zur Frakturversorgung Ayoub CM, Rizk LB, Yaacoub CI, Gaal D, Kain ZN (2005) Music
and ambient operating room noise in patients under-
Schon die Lagerung kann schmerzhaft sein. Wird
going spinal anesthesia. Anesth Analg 100: 1316-1319
zur Blockade eine Nervenstimulation eingesetzt, so Deng XM, Xiao WJ, Luo MP, Tang GZ, Xu KL (2001) The use of
sind hierbei Schmerzen an der Fraktur häufig. midazolam and small-dose ketamine for sedation and
Alfentanil 15 µg/kgKG als Bolus i.v. ca. 90 s vor analgesia during local anesthesia. Anesth Analg 93: 1174-
der Lagerung, bei Bedarf vor der Nervenstimulati- 1177
Holas A (2003) Sedation for locoregional anaesthesia. Adv Exp
on in halber Dosierung wiederholen.
Med Biol 523: 149-159
Alternativ: Fentanyl 2 µg/kgKG als Bolus i.v., Hu P, Harmon D, Frizelle H (2007) Patient comfort during regio-
hat jedoch eine längere Anschlagszeit. nal anesthesia. J Clin Anesth 19: 67-74
Nemethy M, Paroli L, Williams-Russo PG, Blanck TJ (2002) As-
sessing sedation with regional anesthesia: inter-rater
Ängstlicher Patient, wünscht agreement on a modified Wilson sedation scale. Anesth
Analg 94: 723-728
intraoperative Sedierung
Servin FS, Raeder JC, Merle JC et al. (2002) Remifentanil sedati-
Fentanyl 2 µg/kgKG i.v. 3−5 min vor der Punktion. on compared with propofol during regional anaesthesia.
Intraoperativ: Propofolperfusor mit 25−75 µg/ Acta Anaesthesiol Scand 46: 309-315
kgKG/min (d. h. bei 80 kg: 2−6 mg/min, entspre-
chend 120−360 mg/h, bei Propofol 1%: 12−36 ml/h).
Alternativ: Midazolam 1−2 mg i.v.; hat den
Nachteil einer längeren Wirkungszeit und somit
postoperativer Sedierung.
Allgemeine Kontraindikationen,
Komplikationen und Nebenwirkungen
peripherer Nervenblockaden
Volker Lesch, Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Literatur – 63
60 Kapitel 10 · Allgemeine Kontraindikationen, Komplikationen und Nebenwirkungen
Nervenschäden
Nervenläsionen nach peripheren Blockaden werden Infektionen
mit einer Häufigkeit zwischen 0,19–3% angegeben. Infektionen nach Single-shot-Regionalanästhesie
Sie können punktions-, Lokalanästhetika- und/ sind sehr selten. Bei der Durchführung der Blocka-
oder kompressionsbedingt (Hämatom/Abszess) den muss in jedem Falle auf ein steriles Vorgehen
sein und haben in der Regel eine gute Prognose; geachtet werden. Sehr wichtig ist die Einhaltung
sie sind nach Tagen bis Monaten meist vollständig der Hygienestandards im Zusammenhang mit Ka-
regredient. Auch Lagerungs- und operationsbe- theteranlagen, bei denen das Infektionsrisiko höher
dingte Schäden sind möglich und können nicht ist. Empfehlungen zu den Hygienemaßnahmen im
62 Kapitel 10 · Allgemeine Kontraindikationen, Komplikationen und Nebenwirkungen
radiologische Darstellung mit (oder bei Stimula- Capdevila X, Pirat P, Bringuier S et al. (2005) Continuous pe-
tionskathetern wegen der schattengebenden Elek- ripheral nerve blocks in hospital wards after orthopedic
surgery: a multicenter prospective analysis of the quality
trode auch ohne) Kontrastmittel sinnvoll sein.
of postoperative analgesia and complications in 1.416
! Cave patients. Anesthesiology 103: 1035-1045
Cheney FW, Domino KB, Caplan RA, Posner KL (1999) Nerve
Stimulationskatheter sind wegen der Elektrode
injury associated with anesthesia: a closed claims analysis.
in der Regel nicht MRT-kompatibel! Anesthesiology 90: 1062-1069
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedi-
Blutungsrisiko
zin (2003) Rückenmarksnahe Regionalanästhesien und
Man geht davon aus, dass die Katheteranlage Thromboembolieprophylaxe/antithrombotische Medika-
grundsätzlich risikoreicher als eine Einmalpunk- tion. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Anästhe-
tion ist, bei Anlage, wie auch bei der Entfernung siologie und Intensivmedizin. Anästh Intensivmed 44:
des Katheters. Erhöhte Vorsicht sollte man bei der 218-230
Kombination verschiedener gerinnungshemmen- Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivme-
dizin (2005) Thromboembolieprophylaxe bei peripheren
der Medikamente oder anamnestischer Blutungs-
Blockadetechniken zur Regionalanästhesie. Leitlinie der
neigung walten lassen ( Kap. 8). Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensiv-
medizin. Anästh Intensivmed 46: 319-322
Eagle KA, Berger PB, Calkins H et al. (2002) ACC/AHA guideline
Nebenwirkungen peripherer update for perioperative cardiovascular evaluation for
Nervenblockaden noncardiac surgery–executive summary a report of the
American College of Cardiology/American Heart Asso-
ciation Task Force on Practice Guidelines (Committee to
Eine relevante Nebenwirkung stellt die Sympathi- Update the 1996 Guidelines on Perioperative Cardiovas-
kolyse infolge der Mitblockierung der sympathi- cular Evaluation for Noncardiac Surgery). Circulation 105:
schen Nervenfasern dar, welche mit den periphe- 1257-1267
ren Nerven mitziehen. Teilweise ist diese Neben- Fanelli G, Casati A, Garancini P, Torri G (1999) Nerve stimulator
and multiple injection technique for upper and lower
wirkung auch eine erwünschte Wirkung, so etwa
limb blockade: failure rate, patient acceptance, and neu-
bei der Therapie des M. Sudeck (Algodystrophie) rologic complications. Study Group on Regional Anesthe-
oder bei Anlage peripherer Nervenblockaden zur sia. Anesth Analg 88: 847-852
Durchblutungsverbesserung in minderperfundier- Hebl JR, Horlocker TT, Pritchard DJ (2001) Diffuse brachial ple-
ten Extremitäten. xopathy after interscalene blockade in a patient receiving
cisplatin chemotherapy: the pharmacologic double crush
syndrome. Anesth Analg 92: 249-251
Hempel V (1998) Interscalenus-Block bei Infektionen der
Literatur Schulter. Anaesthesist 47: 940
Horlocker TT, O‘Driscoll SW, Dinapoli RP (2000) Recurring bra-
Albaladejo P, Marret E, Piriou V, Samama CM (2006) Manage- chial plexus neuropathy in a diabetic patient after shoul-
ment of oral antiplatelet treatment for patients with coro- der surgery and continuous interscalene block. Anesth
nary stents. Ann Fr Anesth Reanim 25: 796-798 Analg 91: 688-690
Auroy Y, Narchi P, Messiah A et al. (1997) Serious complications Horlocker TT, Wedel DJ, Benzon H et al. (2003) Regional anes-
related to regional anesthesia: results of a prospective thesia in the anticoagulated patient: defining the risks
survey in France. Anesthesiology 87: 479-486 (the second ASRA Consensus Conference on Neuraxial
Bergman BD, Hebl JR, Kent J, Horlocker TT (2003) Neurologic Anesthesia and Anticoagulation). Reg Anesth Pain Med
complications of 405 consecutive continuous axillary ca- 28: 172-197
theters. Anesth Analg 96: 247-252 Horlocker TT, Wedel DJ, Schroeder DR et al. (1995) Preoperati-
Borgeat A, Ekatodramis G, Kalberer F, Benz C (2001) Acute ve antiplatelet therapy does not increase the risk of spinal
and nonacute complications associated with interscalene hematoma associated with regional anesthesia. Anesth
block and shoulder surgery: a prospective study. Anes- Analg 80: 303-309
thesiology 95: 875-880 Klein SM, D‘Ercole F, Greengrass RA, Warner DS (1997) Enoxa-
Candido KD, Sukhani R, Doty R et al. (2005) Neurologic seque- parin associated with psoas hematoma and lumbar ple-
lae after interscalene brachial plexus block for shoulder/ xopathy after lumbar plexus block. Anesthesiology 87:
upper arm surgery: the association of patient, anesthetic, 1576-1579
and surgical factors to the incidence and clinical course. Lee BH, Goucke CR (2002) Shearing of a peripheral nerve ca-
Anesth Analg 100: 1489-1495 theter. Anesth Analg 95: 760-761
64 Kapitel 10 · Allgemeine Kontraindikationen, Komplikationen und Nebenwirkungen
10
11
Organisatorische Aspekte
Jürgen Birnbaum
Aufklärungsgespräch – 66
Organisation im OP – 67
Dokumentation – 68
Aufwachraum – 69
Akutschmerzdienst – 70
Literatur – 70
66 Kapitel 11 · Organisatorische Aspekte
Der unter Umständen wichtigste Aspekt bei der sche Ablauf gut organisiert ist und wenn die Me-
Durchführung regionaler Blockadetechniken ist thode allseits akzeptiert ist. Spätestens hier »beißt
die Organisation. Mit der Organisation der inner- sich die Katze in den Schwanz« (⊡ Abb. 11.1).
klinischen Abläufe steht und fällt die Regionalan-
ästhesie in einem Krankenhaus. Die Akzeptanz der
Methode bei Patienten, operativen Kollegen und Aufklärungsgespräch
auch bei den Anästhesisten selbst hängt wesentlich
von der Erfolgsrate ab. Eine hohe Erfolgsrate kann Dem Aufklärungsgespräch (⊡ Abb. 11.2) zwischen
nur mit einiger Erfahrung erzielt werden. Erfah- Anästhesisten und Patienten kommt eine wesent-
rung kann man nur sammeln, wenn häufig Re- liche Bedeutung in Bezug auf die Etablierung von
gionalanästhesien durchgeführt werden, und diese Regionalanästhesietechniken in einem Kranken-
können nur durchgeführt werden, wenn der klini- haus zu. Das Gespräch soll den Patienten umfas-
send über die geplanten anästhesiologischen Maß-
Regionalanästhesie nahmen informieren. Nur so kann ihm die Mög-
geringe wird selten lichkeit gegeben werden, am Entscheidungsprozess
Akzeptanz durchgeführt
teilzuhaben. Der Anästhesist selbst muss natürlich
alle alternativen Anästhesietechniken kennen. Die
Einwilligung der Patienten wird er regelmäßig nur
erlangen, wenn er selbst von der Effizienz der
Techniken überzeugt ist.
hohe geringe
Versagerrate Erfahrung Tipp I I
Wenn der Operateur von den Regionalanäs-
thesieverfahren überzeugt ist, wird er unter
Umständen den Patienten in seinem Aufklä-
11 rungsgespräch ebenfalls auf die Vorzüge dieser
Arbeiten mangelhafte Methode hinweisen. Nicht nur deshalb ist es
unter Zeitdruck Organisation
wichtig, die operativen Kollegen in die Umset-
⊡ Abb. 11.1. Organisatorischer Teufelskreis der Regionalan- zung dieser Techniken mit einzubeziehen.
ästhesie
Bei konventionellen Blockaden mittels Nervensti- mentiert werden (⊡ Abb. 11.4). Nach zusätzlicher
mulation sollte entsprechend zusätzlich dokumen- Analgosedierung werden auch Wachheit und die
tiert werden: Suffizienz der Spontanatmung dokumentiert.
▬ Schwelle des Stimulationsstromes (z. B. 0,4 mA)
! Cave
▬ Impulsbreite (z. B. 0,1 ms)
Insbesondere nach sehr kurzen Eingriffen sollte
der Patient im Zweifel noch einige Zeit postope-
Bei Katheteranlagen sollte zusätzlich dokumen-
rativ überwacht werden. Bei fast allen Blockaden
tiert werden
kann das Lokalanästhetikum teilweise intramus-
▬ Tiefe des Vorschiebens des Katheters über die
kulär injiziert werden, was auch mit einiger Latenz
Nadelspitze (üblicherweise ca. 3 cm)
noch zu toxischen Reaktionen führen kann!
▬ Tiefe der Einlage des Katheters ab Hautniveau
▬ Art der Katheterfixierung (Annaht, steriler, Eine kontinuierliche Beschickung von Kathetern
transparenter Verband, ggf. Tunnelung). mit Lokalanästhetika kann bereits im Aufwach-
raum oder nach primärer Applikation von lang-
! Cave
wirksamen Substanzen auch später durch den
Plexuskatheter sollten auch als solche kenntlich
Akutschmerzdienst begonnen werden. Da die Blok-
gemacht (beschriftet) werden!
kade bei Verlegung der Patienten meist noch anhält,
Stimulierbare Plexuskatheter sind in der Regel
ist auf eine entsprechende Lagerung der betreffen-
nicht MRT-tauglich. Auch das sollte am Katheter
den Extremität zu achten! Der Patient kann unmit-
kenntlich gemacht werden!
telbar nach Verlegung aus dem Aufwachraum auf
eine periphere Station bei Wohlbefinden mit dem
Essen und Trinken beginnen, wenn der Eingriff in
Aufwachraum reiner Regionalanästhesie durchgeführt wurde.
Akutschmerzdienst
Tipp I I
Es klingt banal, dass der Schmerzgrad erfasst
11 werden sollte. Jedoch wird noch nicht immer
der Schmerzgrad standardisiert erfragt und
dokumentiert. Wie ist das an ihrem Haus?
Literatur
Plexus brachialis
Gottfried Bogusch
Trunci – 74
Skalenuslücke – 74
Supraklavikuläre Äste – 74
Periphere Nerven – 75
Bis auf die Haut der oberen Schulterregion (Inner- Die Skalenuslücke zwischen M. scalenus anterior
vation durch die Nn. supraclaviculares des Plexus und M. scalenus medius definiert sich allein durch
cervicalis; vornehmlich aus C4) und die Haut der die A. subclavia mit dem Sulcus arteriae subclaviae
Achselhöhle (Innervation durch die lateralen Äste auf der 1. Rippe. Die Trunci des Plexus brachi-
der Interkostalnerven 2 und 3) wird die gesamte alis zeigen in Bezug auf die Skalenuslücke viele
obere Extremität vom Plexus brachialis versorgt. Er Variationen. So tritt relativ häufig der Truncus
wird aus den ventralen Ästen der Spinalnerven C5 superior durch den M. scalenus medius. Solche
bis Th1 gebildet. Variabel erhält der Plexus Anteile Variationen sind im Ultraschallbild oftmals gut
aus C4 und Th2. Eine schematische Darstellung sichtbar. Die Skalenusmuskulatur ist zusammen
des Plexus brachialis findet sich in ⊡ Abb. 12.1. mit dem Plexus brachialis und der A. subclavia
von der Lamina prävertebralis der Fascia cervicalis
bedeckt. Im Bereich der Skalenuslücke geht sie auf
Trunci den Plexus brachialis und die A. subclavia über
und hüllt diese Strukturen in ein mehrgliedriges
Die Nervenfasern aus (C4) C5 und C6 vereinigen System von Bindegewebsscheiden ein. Das Durch-
sich zum Truncus superior. Er tritt durch die dringen dieser Faszie mit der Punktionsnadel ist
kraniale Partie der vom M. scalenus anterior und bei der Durchführung einer ultraschallgestützten
M. scalenus medius gebildeten Skalenuslücke. Die Blockade praktisch regelmäßig im Ultraschallbild
Durchtrittsstelle liegt etwa auf Höhe der Cartilago zu erkennen.
cricoidea oder des Proc. spinosus des 6. Halswir-
bels. Markiert man die halbe Länge des M. sterno-
cleidomastoideus, dann findet man diese Stelle von Supraklavikuläre Äste
dort 3 cm dorsal des Muskels.
Der ventrale Ast von C7 bildet den Truncus Supraklavikulär gehen aus dem Plexus brachialis
medius. Der Truncus inferior geht aus C8 und Th1 vier motorische Nerven ab. Zu ihnen gehören der
12 (Th2) hervor. Er liegt direkt auf der 1. Rippe hinter N. dorsalis scapulae und der N. suprascapularis.
der A. subclavia und hat somit als einziger direkten Der N. dorsalis scapulae (Innervation des
Kontakt zu diesem Gefäß. M. levator scapulae und der Mm. rhomboidei)
durchbricht dorsal des Ramus ventralis des Spinal- Zusammen mit der Arterie ziehen die Faszikel in
nerven C5 den M. scalenus medius. Anschließend engen räumlichen Kontakt etwa unter der Mitte der
überquert er die kraniale Partie des M. scalenus Klavikula zur Achselhöhle. Dabei findet sich unmit-
posterior und kommt unter den M. levator scapu- telbar infraklavikulär der Fasciculus medialis mehr
lae zu liegen. dorsolateral von der A. axillaris, der Fasciculus late-
Der N. suprascapularis (Innervation des M. su- ralis mehr ventrolateral und der Fasciculus posterior
praspinatus und des M. infraspinatus) geht aus dem am weitesten lateral. Erst im mittleren Abschnitt der
Truncus superior ab. Er zieht relativ frei durch das A. axillaris nehmen die Faszikel eine ihrer Bezeich-
seitliche Halsdreieck zur Incisura scapulae. nung entsprechende Position zur A. axillaris ein.
Interskalenäre Blockade
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 78
Spezielle Kontraindikationen – 78
Anatomie – 79
Lagerung – 79
Sonographische Darstellung – 79
Ultraschallgestützte Punktion – 79
Klinisches Beispiel – 82
Konventioneller Zugang – 82
Literatur – 84
78 Kapitel 13 · Interskalenäre Blockade
tionskanüle, dies muss aber nicht unbedingt die Blick von kranial auf die Schallebene dargestellt
Nadelspitze sein. Die Punktionsstelle liegt 2−3 cm (Untersucher hinter dem Kopf). Die Punktion er-
oberhalb des quer über die Skalenuslücke aufgesetz- folgt in der Schallebene (Inline-Technik) von late-
ten Schallkopfes, die Punktion erfolgt nach medial ral nach medial. Die Nadelspitze liegt dem Truncus
und kaudal. Die Stichrichtung bei dieser Technik medius an. Die Aufnahme zeigt die Situation nach
entspricht der Stichrichtung der Technik nach Mei- Einspritzen von wenigen Millilitern eines Lokalan-
er (Punktion in Richtung der Skalenuslücke). ästhetikums (⊡ Abb. 13.8).
▬ Der Stichwinkel beträgt ca. 30° zur Hautober- ▬ Gefäße (A. carotis, V. jugularis interna) liegen
fläche, die Stichrichtung entspricht dem Ver- lateral und Myelon medial der Punktions-
lauf der Skalenuslücke nach kaudal strecke
▬ Bei Durchstechen der Fascia cervicalis super-
ficialis wird oft ein deutlicher Klick verspürt.
In der Regel wird der Plexus brachialis nach Literatur
3−4 cm erreicht
▬ Eine motorische Antwort aus dem M. delto- Boezaart AP, De Beer JF, Nell ML (2003) Early experience with
continuous cervical paravertebral block using a stimula-
ideus oder dem M. biceps brachii zeigt eine
ting catheter. Reg Anesth Pain Med 28: 406-413
Stimulation des Truncus superior an und ist Chan VW (2002) Nerve localization–seek but not so easy to
ausreichend für eine erfolgreiche Blockade für find? Reg Anesth Pain Med 27: 245-248
Schultereingriffe Chan VW (2003) Applying ultrasound imaging to interscalene
brachial plexus block. Reg Anesth Pain Med 28: 340-343
Tipp I I Meier G, Bauereis C, Maurer H, Meier T (2001) Interscalene ple-
xus block. Anatomic requirements–anesthesiologic and
Bei einer Stimulation des N. phrenicus (Zwerch- operative aspects. Anaesthesist 50: 333-341
fellzuckungen) liegt die Nadel zu weit ventral. Peterson MK, Millar FA, Sheppard DG (2002) Ultrasound-gui-
ded nerve blocks. Br J Anaesth 88: 621-624
Bei einer Außenrotation und Abduktion in der
Schulter oder bei einem »Klopfen« im Schul-
terblatt durch eine Stimulation des N. supras-
capularis (M. supra- und infraspinatus) liegt die
Kanüle zu dorsal. Ebenfalls bei einem Anheben
der Schulter (N. dorsalis scapulae, M. levator
scapulae) oder gar beim Nach-hinten-Ziehen
der Schulter (N. accessorius, M. trapezius) muss
die Nadel nach ventral korrigiert werden.
Supraklavikuläre Blockade
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 86
Spezielle Kontraindikationen – 86
Anatomie – 87
Lagerung – 87
Sonographische Darstellung – 87
Ultraschallgestützte Punktion – 88
Klinisches Beispiel – 91
Konventioneller Zugang – 91
Literatur – 91
86 Kapitel 14 · Supraklavikuläre Blockade
Von Interesse bei der supraklavikulären Blockade ▬ Der Anästhesist steht am Kopfende des Patien-
ist die Beziehung zwischen dem Plexus brachia- ten
lis, der 1. Rippe, der A. subclavia und der Pleura- ▬ Aufsetzen des Schallkopfes unmittelbar supra-
kuppel (⊡ Abb. 14.1). Der Plexus brachialis zieht klavikulär parallel zum Schlüsselbein
ungefähr medioklavikulär zwischen Klavikula und ▬ Identifikation der A. subclavia in der Fossa su-
der 1. Rippe nach peripher in Richtung Axilla. Die praclavicularis als pulsierende hypoechogene
drei Trunci des Plexus brachialis durchqueren die runde, scharf begrenzte Struktur
Skalenuslücke zwischen dem M. scalenus anterior ▬ Die A. subclavia liegt unmittelbar auf der hy-
und dem M. scalenus medius zusammen mit der perechogenen 1. Rippe
A. subclavia. In Bezug auf die A. subclavia sind ▬ Die V. subclavia ist häufig nicht gut sichtbar, da
die drei Trunci lateral angeordnet. Die Lungen- sie von der Klavikula verdeckt ist.
spitze liegt hinter der A. subclavia. Der Plexus ▬ Unmittelbar unter der 1. Rippe (gut zu erken-
brachialis ist von einer Faszienhülle umgeben, die nen an der hyperechogenen Kortikalis, »dün-
mit der A. subclavia als Gefäß-Nerven-Scheide in ner weißer Strich«) kann man nach Kippen des
die Axilla zieht. Diese Faszienhülle ist wiederum Schallkopfes auch die Pleurakuppel als helle,
durch Septen unterteilt, welche mitverantwortlich weiße Linie erkennen
für eine lückenhafte oder unzureichende Anästhe- ▬ Optimale Darstellung der Nervenbündel durch
sieausbreitung sein können. leichtes Schieben, Kippen und Drehen des
Die A. subclavia als wichtigste Landmarke Schallkopfes. Der Plexus brachialis befindet
(⊡ Abb. 14.2) lässt sich oft einfach supraklavikulär sich im Schallbild lateral von der A. subclavia
am Übergang des medialen/mittleren Drittels der und stellt sich als eine Anhäufung von hy-
Klavikula in der Tiefe der Skalenuslücke tasten. poechogenen Knötchen dar (vergleichbar mit
einer Traube)
▬ Durch Verschieben des Schallkopfes kopfwärts
Lagerung lassen sich die Nervenbündel ohne Mühe bis in
die Skalenuslücke verfolgen
▬ Rückenlage
▬ Der gestreckte Arm liegt dem Körper an Um eine gute Übersicht zu erhalten, sollte der
▬ Der Kopf ist leicht zur Gegenseite gedreht Schallkopf zunächst etwas medial von der Klavi-
14
kulamitte platziert werden. Damit die A. subclavia Ultraschallgestützte Punktion
gut als rundliche, pulsierende, scharf begrenzte hy-
poechogene Struktur dargestellt werden kann, emp- Die Punktion wird von den Autoren in der Schall-
fiehlt es sich, den Schallkopf unmittelbar hinter der ebene (Inline-Technik) in Stichrichtung von late-
Klavikula leicht »in den Thorax hineinzudrücken«. ral nach medial empfohlen, damit die Nadelposi-
Die V. subclavia ist meistens nicht gut darstellbar, da tion zu jeder Zeit genau lokalisiert werden kann
sie vor (anterior) der A. subclavia liegt und zudem und dadurch Verletzungen von komplikations-
noch durch den Ansatz des M. scalenus anterior an trächtigen Strukturen vermieden werden können
der ersten Rippe von jener getrennt ist. Des Wei- (⊡ Abb. 14.3 bis ⊡ Abb. 14.6). Falls die Kontrol-
teren liegt die V. subclavia mehrheitlich unter der le über die Nadelspitze verloren geht, darf die
Klavikula, so dass der Schallkopf mehr abgewinkelt Punktionskanüle nicht mehr weiter vorgeschoben
werden muss, um sie zur Darstellung zu bringen. werden. Es empfiehlt sich, die Nadel etwas zurück-
Entlasten des Schallkopfes kann ebenfalls zur Dar- zuziehen und unter Sicht einen neuen Versuch zu
stellung des vorher komprimierten Gefäßes führen. unternehmen.
Ultraschallgestützte Punktion
89 14
14
Meistens kann die Nadelspitze beim ersten in Klavikulamitte, 1,5−2 cm lateral des klaviku-
Versuch so gut an dem Plexus brachialis platziert lären Ansatzes des M. sternocleidomastoideus
werden, dass sich unter langsamer Injektion eine sowie 2 cm oberhalb der Klavikula
vollständige, konzentrische Ausbreitung des Lo- ▬ Die Punktion erfolgt kranial und leicht late-
kalanästhetikums erreichen lässt, so dass eine Kor- ral des palpierenden Fingers (⊡ Abb. 14.9), die
rektur der Nadelspitze oft nicht nötig ist. Aufgrund Stichrichtung folgt dem Verlauf der Skalenus-
der kompakten Anordnung der Trunci suprakla- muskulatur, d. h. in kaudaler und leicht late-
vikulär genügt schon eine Menge von 15−20 ml raler Richtung (eine mediale Stichrichtung ist
eines Lokalanästhetikums, um eine ausreichende zu vermeiden). Bei Punktion der A. subclavia
Blockade zu erzielen. muss die Punktionsrichtung leichtgradig nach
dorsal und lateral korrigiert werden
Tipp I I ▬ Da der Plexus brachialis supraklavikulär mit
einer Faszienhülle umgeben ist, kann evtl.
Die Lungenspitze liegt gewöhnlich hinter der
bei deren Durchdringen ein »Klick« verspürt
Punktionsebene und stellt sich somit nicht dar,
werden
kann aber vor der Punktion durch Kippen der
Schallebene dargestellt werden.
Eine zu starke Drehung des Kopfes zur Gegenseite
sollte vermieden werden, da sonst das Aufsuchen
der Skalenuslücke erschwert wird. Die A. subclavia
Klinisches Beispiel kann auch leicht mit einem Gefäßdoppler identifi-
ziert werden.
Dargestellt ist ein supraklavikulärer Querschnitt
! Cave
des Plexus brachialis des rechten Arms (⊡ Abb. 14.7,
Wegen der Pneumothoraxgefahr sollte ohne
⊡ Abb. 14.8) mit Blick von kranial auf die Schallebe-
Verwendung des Ultraschalls anderen Zugangs-
ne. Die Punktion erfolgt in der Schallebene (Inline-
wegen zum Plexus brachialis der Vorzug gegeben
Technik) von lateral nach medial. Die Nadelspit-
werden.
ze liegt dem Plexus brachialis an. Die Aufnahme
erfolgte nach Einspritzen von wenigen Millilitern
eines Lokalanästhetikums.
Literatur
14
15
Infraklavikuläre Blockade
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 94
Spezielle Kontraindikationen – 94
Anatomie – 94
Lagerung – 95
Sonographische Darstellung – 95
Ultraschallgestützte Punktion – 95
Klinisches Beispiel – 98
Konventioneller Zugang – 99
Literatur – 99
94 Kapitel 15 · Infraklavikuläre Blockade
clavia durch die Skalenuslücke. Die Trunci teilen gener Binnenstruktur, oft lassen sich auch die
sich oberhalb der Klavikula in einen vorderen und einzelnen Faszikel abgrenzen, die hier noch
hinteren Anteil, wobei sich die drei hinteren Antei- sehr eng beieinander liegen
le zum posterioren Faszikel vereinen. Der laterale
Faszikel bildet sich aus den vorderen Anteilen des
Truncus superior und medius. Der Truncus inferi- Ultraschallgestützte Punktion
or geht über in den medialen Faszikel. Unmittelbar
infraklavikulär liegen die drei Faszikel sehr nahe Es existieren in der Literatur mehrere ultraschall-
beisammen und lateral der A. axillaris (⊡ Abb. 15.1, gesteuerte Zugangsmöglichkeiten zur infraklavi-
⊡ Abb. 15.2). Der laterale Faszikel liegt dabei am kulären Blockade des Plexus brachialis. Wir gehen
oberflächlichsten, unter ihm und etwas lateral be- nachstehend auf eine klavikulanahe Technik, wel-
findet sich der posteriore Faszikel und am tiefsten che dem supraklavikulären Zugang sehr ähnlich
gelegen ist der mediale Faszikel, welcher aber in ist, ein.
dieser Höhe unmittelbar infraklavikulär immer ▬ Bei der klavikulanahen Technik wird der Schall-
noch lateral der A. axillaris liegt! Die korrekten kopf etwa in Klavikulamitte (Mohrenheim-Gru-
anatomischen Bezeichnungen (medial, lateral und be) parallel zur Klavikula aufgesetzt (⊡ Abb. 15.3
dorsal) der Faszikel haben erst weiter distal ihre bis ⊡ Abb. 15.6)
Berechtigung. ▬ Identifizieren der A. axillaris
Der Plexus brachialis ist von einer Faszienhülle ▬ Medial der Arterie befindet sich die kompri-
umgeben, in der er mit der A. axillaris innerhalb mierbare V. axillaris. Lateral der A. axillaris
dieser Gefäß-Nerven-Scheide in die Axilla zieht. kann man nun die drei Faszikel mit ihren hy-
Diese Faszienhülle ist wiederum durch Septen un- perechogenen Reflexen gut erkennen
terteilt, welche mitverantwortlich für eine lücken- ▬ In dieser Höhe des Plexus brachialis liegen die
hafte oder unzureichende Anästhesieausbreitung drei Faszikel noch lateral der A. axillaris. Dabei
sein können. liegt der laterale Faszikel am oberflächlichsten,
unter ihm und etwas lateral befindet sich der
posteriore Faszikel und am tiefsten gelegen ist
Lagerung der mediale Faszikel
▬ Die Punktionsnadel wird nun von lateral her
▬ Rückenlage (inline) meistens durch den medialen Anteil
▬ Spezielle Lagerung des Arms ist nicht erforder- des M. deltoideus, danach durch den M. pecto-
lich ralis major und minor zum Fasciculus posteri-
or vorgeschoben
▬ Injektion des Lokalanästhetikums unter Sicht
Sonographische Darstellung unterhalb des Plexus. Dabei fließt das Lokal-
anästhetikum oft von unten U-förmig um alle
▬ Der Schallkopf wird unmittelbar am Schlüssel- Faszikel
bein quer zum vermuteten Verlauf des Plexus
aufgesetzt
▬ In einer Tiefe von etwa 3 cm zeigt sich die
Tipp I I
Versager kann es hier eigentlich nur dann ge-
A. axillaris als hypoechogene, runde. pulsie- ben, wenn der Schallkopf zu weit entfernt von
rende Struktur der Klavikula aufgesetzt und ein bereits weiter
▬ Unmittelbar medial davon kann die V. axillaris medial liegender Faszikel übersehen wird.
dargestellt werden, oft erst durch Entlastung
des Schallkopfes oder wenn der Patient nach
Aufforderung »presst« Die Kontrolle der Nadelspitze bereitet in der Regel
▬ Unmittelbar lateral findet sich der Plexus bra- wegen der geringen Tiefe der Strukturen keine
chialis als »Traube« mit hyper- und hypoecho- Probleme.
96 Kapitel 15 · Infraklavikuläre Blockade
15
15
16
Axilläre Blockade
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 102
Anatomie – 102
Lagerung – 102
Literatur – 107
102 Kapitel 16 · Axilläre Blockade
Die axilläre Plexusanästhesie ist eine in der Klinik finden (⊡ Abb. 16.1). Die Nerven sind zusammen
häufig durchgeführte Nervenblockade. Es erstaunt mit den Gefäßen von einer mehr oder weniger
deshalb nicht sonderlich, dass dieser Zugang ge- septierten Gefäß-Nerven-Scheide umgeben.
wählt wurde, als Ting 1989 bei zehn Patienten Orientierend finden sich am zur Punktion um
erstmals versuchte, mit Hilfe der Sonographie eine 90° abduzierten Arm beim liegenden Patienten
Blockade des Plexus brachialis durchzuführen. Ob- häufig folgende Lagebeziehungen:
wohl sich die einzelnen Nerven und Gefäße beim ▬ N. medianus oberhalb der Arterie
axillären Zugang sonographisch gut darstellen und ▬ N. ulnaris unterhalb der Arterie
auch im Verlauf gut verfolgen lassen, ist bekannt, ▬ N. radialis hinter der Arterie
dass es viele Variationen der topographischen Be- ▬ Der N. musculocutaneus hat bereits in variabler
ziehung der Nerven und Gefäße zueinander gibt. Höhe in der Achselhöhle die Gefäß-Nerven-
Die individuell unterschiedlich ausgebildeten Bin- Scheide verlassen und verläuft im M. coracobra-
degewebshüllen, welche eine Gefäß-Nerven-Schei- chialis noch weiter oberhalb vom N. medianus
de im Bereich der Achselhöhle bilden, geben immer ▬ Die A. axillaris als wichtigste Landmarke lässt
wieder Anlass zu Diskussionen und gelten als eine sich einfach (möglichst hoch) in der Achsel-
mögliche Ursache für eine unvollständige Ausbrei- höhle tasten (⊡ Abb. 16.2)
tung der Plexusanästhesie bei einer Bolusinjektion.
Die Sonographie vereinfacht gerade beim axillären
Zugang die Blockade des Plexus brachialis, weil Lagerung
jeder Nerv selbst bei schwierigeren Verhältnissen
(Adipositas) meist gut identifiziert und mit Lokal- ▬ Rückenlage
anästhetikum umspült werden kann. ▬ 90° Armabduktion
▬ 90° Beugung im Ellbogengelenk
Indikationen
Sonographische Darstellung
▬ Anästhesie und Analgesie ab dem distalen
Oberarm über den Ellbogen bis zur Hand ▬ Identifikation der A. axillaris im Querschnitt
möglichst proximal in der Achselhöhle
(⊡ Abb. 16.3)
Spezielle Kontraindikationen ▬ Blickrichtung von distal nach proximal auf die
Schallebene
▬ Keine speziellen, sich nur aus diesem Zugangs- ▬ Optimale Darstellung der einzelnen Nerven
weg ergebende Kontraindikationen durch leichtes Schieben, Kippen und Drehen
des Schallkopfes
Spezielle Komplikationen und Der axilläre Plexus zeichnet sich durch eine große
16 Nebenwirkungen anatomische Variabilität aus, welche zusätzlich
durch Lagerungsänderungen des Arms und/oder
▬ Keine speziellen Komplikationen und Neben- durch Lageänderung des Schallkopfes sowie
wirkungen Druck mit dem Schallkopf verstärkt werden kann.
Durch Drücken und Entlasten des Schallkopfes
können die gut komprimierbaren venösen Gefäße
Anatomie besser dargestellt und gegenüber der A. axillaris
abgegrenzt werden (Cave: intravasale Injektion).
In Höhe der Axilla haben sich die Faszikel bereits Die Venen erscheinen im anatomischen Schnitt-
aufgeteilt, und es liegen einzelne periphere Nerven bild (⊡ Abb. 16.4) mit einem relativ großen Lu-
vor, die sich in unmittelbarer Nähe der A. axillaris men, werden aber in der Praxis durch den Druck
Sonographische Darstellung
103 16
16
▬ Punktion in der Schallebene (bei 90° abduzier- ▬ Bei adäquater Nervenstimulation (meist N. me-
tem Arm von kranial nach kaudal) oder auch dianus, aber auch N. radialis oder N. ulnaris
quer zur Schallebene (von distal nach proximal) möglich) Injektion von 30−40 ml Lokalanästhe-
▬ Aufsuchen des N. musculocutaneus, Injektion tikum
von 5 ml Lokalanästhetikum
▬ Aufsuchen des N. radialis, des N. medianus und Auch eine Multistimulationstechnik (Aufsuchen
(falls noch nicht mit umspült) des N. ulnaris, jedes einzelnen Nervens und Injektion von jeweils
Injektion von jeweils 5−10 ml Lokalanästheti- 5−10 ml Lokalanästhetikum) ist möglich, dazu er-
kum folgt eine Punktion oberhalb und unterhalb der
Arterie von der gleichen Einstichstelle aus. Diese
Technik ist jedoch nicht unumstritten (potenzi-
Klinisches Beispiel elle Gefahr von Nervenschäden durch Punktion in
möglicherweise schon teilanästhesierte Nerven).
In ⊡ Abb. 16.7 und ⊡ Abb. 16.8 ist ein Querschnitt Das Aufsuchen des N. musculocutaneus erfolgt
des Plexus brachialis in der Achselhöhle des linken durch eine Punktion von oberhalb der Arterie nach
Arms dargestellt, Blickrichtung von distal nach kranial in Richtung M. coracobrachialis bis zum
proximal. Die Punktion erfolgt in der Schallebene Auslösen einer adäquaten Nervenstimulation.
von lateral nach medial. Die Nadelspitze liegt am
N. radialis. Stimulationserfolge der einzelnen Nerven:
▬ N. medianus: Flexion der Finger, Flexion im
Handgelenk
Konventioneller Zugang ▬ N. ulnaris: Flexion der Finger, Adduktion des
Daumens
▬ Palpation der A. axillaris möglichst proximal in ▬ N. radialis: Extension der Finger, Dorsalflexion
der Achselhöhle im Handgelenk oder Streckung im Ellbogenge-
▬ Punktion unmittelbar oberhalb der Arterie nach lenk (»einziger Strecker«)
proximal parallel zur Arterie im Winkel von ▬ N. musculocutaneus: Beugung im Ellbogenge-
etwa 30−45° zur Hautoberfläche (⊡ Abb. 16.9) lenk
16
N.-radialis-Blockade – 110
Indikationen – 110
Spezielle Kontraindikationen – 110
Spezielle Komplikationen und Nebenwirkungen – 110
Anatomie – 110
Lagerung – 110
Sonographische Darstellung – 110
Ultraschallgestützte Punktion – 114
Klinisches Beispiel – 114
Konventioneller Zugang – 114
N.-medianus-Blockade – 114
Indikationen – 114
Spezielle Kontraindikationen – 114
Spezielle Komplikationen und Nebenwirkungen – 114
Anatomie – 115
Lagerung – 115
Sonographische Darstellung – 115
Ultraschallgestützte Punktion – 116
Klinisches Beispiel – 116
Konventioneller Zugang – 116
N.-ulnaris-Blockade – 119
Indikationen – 119
Spezielle Kontraindikationen – 119
Spezielle Komplikationen und Nebenwirkungen – 119
Anatomie – 119
Lagerung – 119
Sonographische Darstellung – 119
Ultraschallgestützte Punktion – 119
Klinisches Beispiel – 119
Konventioneller Zugang – 123
Literatur – 123
110 Kapitel 17 · Blockade einzelner Nerven in der Ellenbeuge
17
Dargestellt ist ein Querschnitt der Ellenbeuge des ▬ Keine speziellen Komplikationen oder Neben-
linken Arms mit Blickrichtung von distal nach pro- wirkungen
Sonographische Darstellung
115 17
Anatomie Lagerung
17
17
▬ Rückenlage
▬ Der Arm ist abduziert, außenrotiert und im
Ellenbogengelenk gebeugt
Klinisches Beispiel
17
17
Konventioneller Zugang
Literatur
Plexus lumbosacralis
Gottfried Bogusch
18
⊡ Abb. 18.1. Plexus lumbosacralis:
1 N. iliohypogastricus, 2 N. ilioinguinalis,
3 N. genitofemoralis, 4 N. cutaneus femoris
lateralis, 5 N. femoralis, 6 N. obturatorius,
7 N. ischiadicus
Sensible Versorgung des Beins
129 18
N. femoralis lösen. Sie durchqueren den M. poas solchen Fällen tritt der N. fibularis communis durch
major in mehr ventralen Lagen, ziehen aber immer den M. piriformis hindurch, während der N. tibialis
innerhalb seiner Faszie nach distal. allein durch das Foramen infrapiriforme zieht.
Der N. genitofemoralis durchquert den Der N. cutaneus femoris posterior ist ein
M. psoas major nach ventral und verläuft anschlie- Hautnerv, der distal des M. gluteus maximus un-
ßend auf der Vorderfläche dieses Muskels nach terhalb der dorsalen Muskelfaszie verläuft und bis
distal. Der R. femoralis zieht durch die Lacuna va- in die Kniekehle reicht.
sorum und versorgt die Haut im Bereich des Hia-
tus saphenus; der Ramus genitalis gelangt durch
den Leistenkanal zum äußeren Genitale. Sensible Versorgung des Beins
Psoaskompartment-Blockade
Jürgen Birnbaum
Indikationen – 132
Anatomie – 132
Lagerung – 132
Literatur – 137
132 Kapitel 19 · Psoaskompartment-Blockade
Die Psoaskompartment-Blockade hat sich bisher ▬ Spinalanästhesie (auch hohe oder totale!), Epi-
möglicherweise wegen der Furcht vor Komplika- duralanästhesie
tionen nicht auf breiter Basis als Standardmethode ▬ Nieren- oder Harnleiterläsion
durchsetzen können. Hier kann der Ultraschall ein ▬ Retroperitoneales oder subkapsuläres Häma-
deutliches Plus an Sicherheit bringen. Insgesamt tom der Niere
ist die Psoaskompartment-Blockade eine relativ ▬ Psoasabszess
einfach durchzuführende Methode, die in der kli-
! Cave
nischen Praxis auch sehr effektiv ist. Als Vorteil
Um eine intrathekale Lage von Injektionsnadel
für den Patienten ist die auf das operierte Bein
oder Katheter zu erkennen, empfiehlt sich neben
beschränkte einseitige Blockade zu sehen (Mobili-
dem zusätzlichen Einsatz der elektrischen Nerven-
sation, Patientenkomfort).
stimulation (auch über Stimulationskatheter) die
Applikation einer Testdosis wie bei der Epidural-
Indikationen anästhesie.
! Cave
Die Nadel nach Knochenkontakt (Querfortsatz)
nicht weiter als 2−3 cm vorschieben! Auch bei adi-
pösen Patienten sollte die Nadel niemals tiefer als
12 cm ab Hautniveau vorgeschoben werden!
Literatur
N.-femoralis-Blockade
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 140
Anatomie – 140
Lagerung – 141
Literatur – 145
140 Kapitel 20 · N.-femoralis-Blockade
Die Blockade des N. femoralis ist ein einfaches, ▬ Bei Schenkelhals- oder Femurfrakturen kann
schnell erlernbares, risikoarmes Verfahren mit ei- mit einer N.-femoralis-Blockade eine gute An-
ner meist guten Erfolgsrate. Dies führt zur häufi- algesie für Untersuchungen, zur Durchführung
gen Anwendung dieser peripheren Blockade im einer rückenmarksnahen Regionalanästhesie
klinischen Alltag. oder für das Umlagern des Patienten auf den
Da sich die isolierte Blockade des N. femoralis OP-Tisch erreicht werden
lediglich für Eingriffe am ventralen Oberschenkel ▬ In Kombination mit einer proximalen N.-ischi-
sowie für kleinere Eingriffe an der Unterschenkel- adicus-Blockade können sämtliche Eingriffe
innenseite eignet, wird für ausgedehnte Operatio- am distalen Oberschenkel, am Knie und Unter-
nen am Knie, Unterschenkel und Fuß eine Kombi- schenkels sowie am Fuß durchgeführt werden
nation mit einer proximalen Ischiadikus-Blockade ▬ Postoperative kontinuierliche Schmerzthera-
erforderlich. pie bei Eingriffen am Femur und der Patella,
Im Zusammenhang mit einer Blockade des Schmerzreduktion bei Knieoperationen
N. femoralis stößt man immer wieder auf den Be-
! Cave
griff der sog. 3-in-1-Blockade nach Winnie, auch
Die dorsalen Anteile des Kniegelenks werden
bekannt als inguinal-paravaskuläre Blockade. In der
vom N. ischiadicus versorgt und bleiben deshalb
Erstbeschreibung von Winnie 1973 wird festgehal- bei einer Femoralisblockade von der Anästhesie
ten, dass der N. femoralis, der N. cutaneus femoris ausgespart.
lateralis und der N. obturatorius (alle drei Nerven
sind Äste des Plexus lumbalis) von einem gemein-
samen Faszienschlauch umgeben sind, welcher sich Spezielle Kontraindikationen
vom proximalen Psoaskompartment bis zur dista-
len Aufzweigung unter dem Lig. inguinale erstreckt. ▬ Keine speziellen Kontraindikationen
Basierend auf dieser Annahme glaubte man, mit
! Cave
einer Injektion unterhalb des Leistenbandes alle
Eine strenge Indikation ist bei Patienten mit femo-
drei Nerven blockieren zu können. Lang konnte
ralen Gefäßrekonstruktionen und/oder Gefäßpro-
aber nachweisen, dass mit dieser 3-in-1-Technik der
thesen zu stellen. Hier ist der Ultraschall hilfreich!
N. obturatorius lediglich in 4% der Fälle erfolgreich
blockiert wurde. Marhofer et al. konnten mittels
MRT zeigen, dass die Verteilung des Lokalanäs-
thetikums bei den 3-in-1-Blockaden hauptsächlich Spezielle Komplikationen und
nach lateral, medial und kaudal erfolgte. Bei keinem Nebenwirkungen
Patienten wurde der Plexus lumbalis erreicht. Der
N. cutaneus femoris lateralis verlässt diese Faszien- ▬ Keine spezielle Komplikationen und Neben-
loge relativ hoch zwischen dem M. quadratus lum- wirkungen
borum und dem M. psoas major. Ähnliche Resultate
publizierte Capdevila mit einer kontinuierlichen 3-
in-1-Blockade (Katheter 16−20 cm vorgeschoben). Anatomie
von der Lacuna musculorum durch den Arcus ilio- ▬ Um einen Überblick zu erhalten, wird der
pectineus getrennt (⊡ Abb. 20.1 und ⊡ Abb. 20.2). Schallkopf in Höhe des Leistenbandes (Verbin-
Distal des Leistenbandes durchbrechen die dungslinie zwischen der Spina iliaca anterior
zahlreichen Muskel- und Hautäste des N. femora- superior und Tuberculum pubicum; die Lei-
lis, unter ihnen der bis zur medialen Seite des Mit- stenbeuge liegt tiefer!) quer zur Verlaufsrich-
telfußes reichende N. saphenus, den Fasziensack tung der A. femoralis aufgesetzt (⊡ Abb. 20.3).
des M. iliopsoas. ▬ Als Leitstruktur dient die A. femoralis, gut zu
In Höhe des Leistenbandes liegt der N. femo- erkennen als pulsierende, hypoechogene, scharf
ralis unmittelbar neben der A. femoralis. Etwas begrenzte, rundliche Struktur (⊡ Abb. 20.4 bis
weiter distal in der Leistenbeuge liegt er etwa 1 cm ⊡ Abb. 20.6). Medial der A. femoralis erkennt
lateral der A. femoralis. man die gut komprimierbare V. femoralis.
▬ Gelegentlich kann die Darstellung von 2 Arte-
Tipp I I rien direkt unterhalb des Leistenbandes auf den
IVAN = Innen, Vene, Arterie, Nerv; das gilt ersten Blick Verwirrung stiften. Dies ist dann
übrigens auch infraklavikulär! der Fall, wenn sich der Abgang der A. profunda
femoris relativ weit oben befindet. Normaler-
Da der Nerv sich wenige Zentimeter unterhalb des weise befindet sich die Aufteilung einige Zenti-
Leistenbandes verzweigt, ist es günstig, möglichst meter unterhalb des Leistenbandes.
nahe am Leistenband zu punktieren. ▬ Der N. femoralis befindet sich unmittelbar late-
ral der A. femoralis und stellt sich als rundlich
bis ovale, hyperechogene Struktur dar. Als Ge-
Lagerung samtes erscheint der N. femoralis mit der über
ihm liegenden Fascia iliaca oft dreieckförmig.
▬ Rückenlage Die kurze Seite des Dreiecks liegt der A. femo-
▬ Das Bein ist leicht abduziert und außenrotiert ralis an, die beiden längeren Seiten ziehen nach
▬ Gelegentlich kann das Anbringen einer Pol- lateral. Der im Bild unten liegende Rand grenzt
sterung unter dem Becken die topographische den M. iliacus ab. Oberhalb des N. femoralis
und sonographische Übersicht verbessern. befindet die ebenfalls hyperechogene, gut sicht-
bare Fascia lata.
Sonographische Darstellung
Ultraschallgestützte Punktion
▬ Die Leistengegend lässt sich sonographisch
leicht darstellen, selbst nach Voroperationen Bei der Punktion in der Schallebene (Inline-Tech-
oder bei adipösen Patienten. nik) mit Stichrichtung von lateral nach medial
(⊡ Abb. 20.3) durchdringt die Nadelspitze auf dem bei durchdringt die Nadelspitze zuerst die Fascia
Weg zum N. femoralis den M. tensor fasciae latae lata und im Anschluss die Fascia iliaca (oft gut als
(am rechten Bildrand), den M. rectus femoris und »Doppelklick« spürbar). Idealerweise lässt sich die
den M. iliopsoas. Zum Schluss wird die Fascia Nadelspitze als hyperechogener Punkt unterhalb
iliaca durchstoßen (meistens als »Klick« wahrge- der Fascia iliaca abbilden. Beim Vorschieben der
nommen) und die Kanülenspitze kommt an den Nadel dienen die indirekten Zeichen wie Gewe-
Unterrand des N. femoralis zu liegen. Bei vorsich- beverschiebung oder -verdrängung als Orientie-
tigem Durchdringen der Fascia iliaca unter Sicht- rungshilfe.
kontrolle der Nadelspitze sollte es zu keiner Punk-
tion der unmittelbar medial liegenden A. femoralis
kommen.
Tipp I I
Unter der Injektion breitet sich das Lokalanäs-
Bei der Punktion quer zur Schallebene (Cross- thetikum üblicherweise keilförmig (Spitze late-
sectional-Technik) ist das Vorgehen demjenigen
20 bei der konventionellen Technik sehr ähnlich. Da-
ral) in der Lacuna musculorum aus.
Ultraschallgestützte Punktion
143 20
Dargestellt ist ein Querschnitt des rechten Ober- Labat beschrieb 1924 die klassiche Technik der N.-
schenkels in Höhe der Leistenbeuge mit Blick- femoralis-Blockade mit Einstich 1 cm unterhalb des
richtung von distal nach proximal auf die Schall- Leistenbandes und 1−2 cm lateral der A. femoralis.
ebene. Die Punktion erfolgt in der Schallebene In Höhe des Leistenbandes liegt der N. femoralis
(Inline-Technik) mit Stichrichtung von lateral unmittelbar neben der A. femoralis.
nach medial. Die Nadelspitze befindet sich lateral ▬ Die Lagerung erfolgt wie bei der sonographie-
des N. femoralis. Die sonographische Darstellung gesteuerten Punktion
erfolgte nach Einspritzen von wenigen Millili- ▬ Als Leitstruktur dienen das Leistenband (Ver-
tern eines Lokalanästhetikums (⊡ Abb. 20.7 und bindungslinie zwischen Spina iliaca anterior
20 ⊡ Abb. 20.8). superior und Tuberculum pubicum) und die
Literatur
145 20
Proximale N.-ischiadicus-Blockade
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 148
Anatomie – 148
Lagerung – 148
Literatur – 152
148 Kapitel 21 · Proximale N.-ischiadicus-Blockade
Soll das gesamte Bein anästhesiert werden, ist neben N. tibialis und der M. fibularis communis die is-
21 der Blockade von Ästen des Plexus lumbalis (insbe- chiocrurale Muskulatur und ab der Kniekehle mo-
sondere N. femoralis) eine Blockade des N. ischia- torisch und sensibel Unterschenkel und Fuß.
dicus notwendig. Viele Zugänge zum N. ischiadicus Tuber ischiadicum und Trochanter major als
sind beschrieben worden, folgend wird ein relativ Landmarken für den infraglutealen Zugang sind
einfacher Zugang behandelt, der sowohl für eine recht einfach zu finden (⊡ Abb. 21.2).
ultraschallgestützte als auch für eine konventionelle
Blockade gut geeignet ist. Für diesen infraglutealen
Zugang muss man sich im Vergleich zum transglu- Lagerung
tealen Zugang keine umständlichen Konstruktions-
zeichnungen merken und weniger Muskelmasse ▬ Seitenlage
penetrieren. Entsprechend einfacher ist auch die ▬ Zu anästhesierendes Bein oben, 90° Beugung in
Darstellung im Ultraschallbild zu realisieren. Hüft- und Kniegelenk
Tipp I I
Indikationen In dieser Lagerung kann einfach die häufige
Kombination von Psoaskompartment- und
▬ Eingriffe am gesamten Bein in Kombination Ischiadikusblockade durchgeführt werden.
mit einer Psoaskompartment-Blockade (oder
N.-femoralis-Blockade)
▬ Eingriffe am Fuß (ohne Blutsperre) Sonographische Darstellung
21
21
Literatur
Distale N.-ischiadicus-Blockade
(Poplitealblock)
Roland Albrecht, Jürgen Birnbaum
Indikationen – 154
Anatomie – 154
Lagerung – 154
Literatur – 158
154 Kapitel 22 · Distale N.-ischiadicus-Blockade (Poplitealblock)
Anatomie
Indikationen
Der N. ischiadicus teilt sich auf variabler Höhe
▬ Eingriffe am gesamten Fuß (mit Ausnahme ei- über der Kniekehle in den N. tibialis und den late-
nes kleinen Teils im Bereich mediales Sprung- ral liegenden N. fibularis communis (⊡ Abb. 22.1).
gelenk) Unmittelbar medial und ventral des N. tibialis ver-
läuft die A. poplitea.
Als Landmarken können die in der Tiefe tast-
bare A. poplitea sowie die Kniekehlenfalte in Höhe
von Epicondylus medialis und Epicondylus late-
ralis genutzt werden (⊡ Abb. 22.2). Die Punktion
erfolgt etwa 10 cm oberhalb der Kniekehlenfalte
etwas lateral der A. poplitea und medial des Ran-
des des M. biceps femoris.
Lagerung
▬ Seitenlage
▬ Zu anästhesierendes Bein oben
Sonographische Darstellung
22
Tipp I I
Erreicht man eine Fußsenkung oder Fußhe-
bung, kann man die Lage der Nadel leicht
nach lateral bzw. medial korrigieren, um die
entsprechende andere Stimulationsantwort
zu erreichen und so sicher zu stellen, dass die
Aufzweigung in N. tibialis und N. fibularis (pe-
ronaeus) communis nicht wesentlich oberhalb
der Punktionsstelle liegt.
Literatur
Postoperative Schmerztherapie
Christof Heim
Opioide – 167
Literatur – 169
162 Kapitel 23 · Postoperative Schmerztherapie
Regionalanästhesien, gesteuert durch Neurostimu- chung der Schmerzbahnen im Sinne einer so ge-
lation oder Ultraschall, können schmerzarm und in nannten präemptiven Analgesie verhindern lassen
kurzer Zeit durchführt werden. Bei guter Wirkung (⊡ Abb. 23.1).
bieten sie einen hohen intraoperativen Komfort. Dass Regionalanästhesien durch die periphere
Postoperativ ermöglichen die Nervenblockaden je Leitungsblockade eine effektive präemptive Anal-
nach Einsatz von länger wirkenden Lokalanästhe- gesie bewirken, konnte in klinischen Studien beim
23 tika, Zusatz von Adjuvantien oder Fortführung Menschen bis heute nicht signifikant belegt werden.
mit Kathetertechniken eine über mehrere Stunden Möglicherweise ausschlaggebend für die Reduk-
bis Tage dauernde Schmerzfreiheit oder zumindest tion der Hyperalgesie ist neben dem suffizienten
Schmerzreduktion. Sie sind daher ein wichtiger initialen Schmerzblock durch eine Regional- oder
Baustein der postoperativen Schmerztherapie. Im Allgemeinanästhesie der individuell zeitgerechte
Folgenden soll auf wesentliche Aspekte sowohl der Beginn und die genügende Dauer der späteren an-
systemischen Schmerztherapie als auch der konti- algetischen und antiphlogistischen Maßnahmen.
nuierlichen Plexus- und Nervenblockaden einge-
gangen werden.
In den letzten Jahren wurde durch mehrere Multimodales Schmerzkonzept
medizinische Fachgesellschaften, die in der Be-
handlung von akuten Schmerzen involviert sind, Viele periphere Eingriffe werden heute in am-
eine neue S3-Leitlinie zur akuten perioperativen bulanten, tageschirurgischen oder kurzstationären
und posttraumatischen Schmerztherapie erarbei- Rahmenbedingungen durchgeführt. Die Patienten
tet. Diese findet sich unter www.awmf-online.de. sind auf eine einfache und möglichst opioidfreie
Analgesie nach Entlassung angewiesen. Unter die-
sen Vorgaben ist auch nach banalen peripheren
Postoperative Hyperalgesie Eingriffen die rechtzeitige und vorausblickende
postoperative Nachsorge prioritär. Das dazu not-
Die Gewebsveränderungen nach einem operativen wendige multimodale Konzept beinhaltet neben
Trauma sind geprägt von einer lokalen Entzün- einer optimalen allgemeinen Schmerzbehandlung
dungsreaktion mit Ausschüttung verschiedenster alle Maßnahmen zur Förderung der Durchblutung
Mediatoren, Störung der Mikrozirkulation und und der lymphatischen Wunddrainage mit den
erhöhter Gefäß- und Gewebspermeabilität mit Zielen der Abschwellung, Förderung der Beweg-
Schwellung. Diese pathophysiologischen Verän- lichkeit und Funktionserhaltung. Die bedeuten-
derungen führen über aktivierte Nozizeptoren, de indirekte Schmerzlinderung durch frühzeitige
Neurotransmitter und teils bekannte »Wind-up- intensive Physio- und Ergotherapie (Lagerung,
Mechanismen« zu peripherer und zentraler Hyper- Bewegungstherapie, Mobilisation, Muskeltraining,
algesie. Rein theoretisch sollte sich diese erhöhte Lymphdrainage, TENS etc.) wird üblicherweise
Schmerzempfindlichkeit kausal durch Unterbre- unterschätzt und zu wenig genutzt.
Das Schema in ⊡ Abb. 23.3 zeigt die Ansatz- operative Analgesie ein Stufenschema formulieren.
punkte der Schmerzbehandlung und gibt eine Dabei definieren Größe und Lokalisation des Ein-
Übersicht über die verschiedenen Schmerzmetho- griffes die Stufen, da die Schmerzimpulse mit Aus-
den und -mittel und die so genannten Adjuvanzien maß von Wundfläche und Trauma von sensiblem
(Antidepressiva, Antiepileptika, α2-Rezeptoragoni- Gewebe zunehmen (⊡ Abb. 23.4).
sten etc.). Vor Beginn einer postoperativen Schmerzthe-
23 Auf die weitere Beschreibung der Adjuvanzien rapie sollen folgende Fragen geklärt werden:
wird verzichtet, da sie entweder bei komplexen ▬ Antiphlogistischer Effekt im postoperativen Be-
Situationen oder bei chronischen Schmerzen ange- handlungskonzept im Vordergrund, erwünscht
wendet werden. Sie modulieren die Schmerzbah- oder unwesentlich
nen auf Rückenmarksebene oder stimulieren bzw. ▬ Lokal- oder Regionalanästhesie therapeutisch
blockieren zentralnervöse Kerngebiete, die mit den möglich und ausgenutzt
Schmerzbahnen eng vernetzt sind. ▬ Längerfristige Analgesie über peripheren oder
rückenmarksnahen Schmerzkatheter möglich,
sinnvoll oder dringend indiziert
Stufenkonzept der postoperativen ▬ Sind renale, hepatische, kardiovaskuläre und
Schmerztherapie zentralnervöse Organreserven eingeschränkt?
Ulkusanamnese des oberen Gastrointestinal-
Entsprechend dem WHO-Konzept für die chroni- traktes? Gerinnungsstörung, Blutungsgefahr,
sche Schmerztherapie lässt sich auch für die post- erhöhtes Thromboembolierisiko
Die COX katalysiert die Umwandlung der Ara- 1, COX-2 und COX-3 eine COX-Hemmung ver-
chidonsäure in Prostanoide. Dazu zählen die Pro- mittelt wird, können sie je nach klinischer Haupt-
staglandine und Thromboxane, die als Mediatoren indikation gezielt und auch kombiniert eingesetzt
u. a. neben Bradykinin und Histamin die Entzün- werden. Eine Kombination ist in sofern vorteilhaft,
dungsreaktion und damit die Schmerzimpulse im da die Basispräparate durch einen so genannten
traumatisierten Gewebe auslösen. Die Unterdrük- Ceiling-Effekt in ihrer analgetischen Potenz be-
23 kung der Prostaglandinsynthese durch eine COX- grenzt sind und keine sehr große therapeutische
Hemmung reduziert damit zwar die Schmerzim- Breite besitzen.
pulse, stört aber gleichzeitig auch die physiologische Zum praktischen Einsatz der Basisanalgetika
Funktion der konstitutiven COX-1-Hormonachse, werden im Folgenden unter Berücksichtigung der
die für die Regulation von Magen-Darm-Trakt, individuellen COX-Hemmung und der spezifi-
Nieren, Gerinnung etc. verantwortlich ist. Heute schen Nebenwirkungen einige Tipps zu den einzel-
sind mindestens drei COX-Mechanismen bekannt, nen Substanzgruppen gegeben.
die teils peripher, teils zentral ablaufen und somit
die unterschiedliche Selektivität der verschiedenen
Substanzen erklären. Paracetamol
Die Basisanalgetika wirken in unterschiedli- ▬ Postoperatives Basisanalgetikum der 1. Wahl,
cher Prägung analgetisch, antiphlogistisch, antipy- da trotz eher schwacher analgetischer Potenz
retisch und teils auch spasmolytisch (⊡ Abb. 23.5). bestes Verhältnis von Nutzen, Verträglichkeit
Da deren spezifische klinische Wirkung höchst und Nebenwirkungen
verschieden ist und über die drei Isoenzyme COX- ▬ Oral, rektal und parenteral applizierbar
durchgeführt werden. Optimalerweise wird dazu Procedures (SOP)« erleichtert das Vorgehen und
extra ein Akutschmerzdienst (»acute pain service«, fördert die Sicherheit.
APS) eingerichtet oder die Aufgaben werden von Folgende Empfehlungen für die Beschickung
einem Klinikdienst mit übernommen. Die Visiten von Kathetern für die kontinuierliche Plexus- und
können von einem Arzt oder einer speziell ausge- Nervenblockade können gegeben werden:
bildeten Schwester (»pain nurse«) durchgeführt ▬ Beginn der kontinuierlichen Zufuhr von Lokal-
werden. Folgende Punkte sind vom Akutschmerz- anästhetika im Aufwachraum oder nach Ab-
dienst zu überprüfen und dokumentieren: klingen der Blockade, falls eine postoperative
▬ Schmerzgrad Testung von Sensibilität und Motorik nötig ist
▬ Sensibilität und Motorik ▬ Medikamente:
▬ Mögliche Nebenwirkungen der Lokalanästheti- – Ropivacain 0,2%, Beginn mit 6 ml/h, max.
kaapplikation 15 ml/h oder
▬ Pumpenlaufrate, ggf. Anpassung der Laufrate – Levobupivacain 0,125%, Beginn mit 6 ml/h,
▬ Gesamtverbrauch an Lokalanästhetika max. 15 ml/h oder
▬ Kathetereintrittsstelle – Bupivacain 0,125%, Beginn mit 4−6 ml/h,
▬ Fixation des Katheters max. 12 ml/h
▬ Patientenzufriedenheit ▬ Eine Basis-Bolus-Applikation als PCA ist mög-
lich
! Cave
▬ Anpassen der Zufuhrmenge im Rahmen der
An kontinuierlich analgesierten Extremitäten
Visiten oder bei Bedarf (Schmerzen bzw. zu
oder Körperteilen besteht eine erhöhte Gefahr
starke motorische Blockade oder andere Ne-
der Bildung von Druckulzera! Auf entsprechende
benwirkungen)
Lagerung achten!
▬ Ggf. Kombination mit Basis- oder Opioidanal-
getika bei nicht ausreichender Analgesie
Tipp I I ▬ Vor Physiotherapie ist eine Bolusapplikation
möglich (durch Personal oder PCA, aber mög-
Ein Feedback des Schmerzdienstes an den ver-
lichst kein zu starker Motorblock!)
antwortlichen Anästhesisten kann die Qualität
▬ Ausschleichen der Applikationsrate gemäß
der Schmerztherapieverfahren erhöhen!
Wundheilung, Schwellung, Funktion und
Schmerzen, ggf. additiv orale Analgetika
Stationspersonal
Das ärztliche und pflegerische Personal der Nor-
Literatur
malstation muss die Grundsätze der kontinuierli-
chen Verfahren kennen und insbesondere Kom-
Aubrun F, Marmion F (2007) The elderly patient and postope-
plikationen und Nebenwirkungen erkennen kön- rative pain treatment. Best Pract Res Clin Anaesthesiol
nen. Dazu ist eine systematische Unterweisung 21: 109-127
des Personals unerlässlich. Routinearbeiten, wie Jage J (2004) Essentials der Postoperativen Schmerztherapie
das Wechseln der Reservoire der Pumpen, können – Ein Leitfaden für chirurgische Fächer. Thieme, Stuttgart
Kamming D, Chung F, Williams D, McGrath BM, Curti B (2004)
vom Pflegepersonal übernommen werden. Eine
Pain management in ambulatory surgery. J Perianesth
wesentliche Aufgabe des Stationspersonals besteht Nurs 19: 174-182
in der Überwachung der Patienten und in der ent- Kienecker K (2007) Kontinuierliche periphere Nervenblocka-
sprechenden Dokumentation. den. Effektivere Maßnahme zur postoperativen Schmerz-
therapie als die systemische Analgesie? Anaesthesist 56:
398-400
Kox WJ, Spies CD (2005) Check-up Anästhesiologie. Springer,
Standards
Berlin Heidelberg
Eine Standardisierung der postoperativen Schmerz- Myles PS, Power I (2007) Clinical update: postoperative analge-
therapie im Rahmen von »Standard Operating sia. Lancet 369: 810-812
170 Kapitel 23 · Postoperative Schmerztherapie
proximale N.-ischiadicus-
A Blockade 148 C
Psoaskompartment-Blockade
A-Mode 6 132 Chronaxie 28
A. axillaris 75, 102 supraklavikuläre Blockade Clonidin 40
A. brachialis 115, 116 87 Clopidogrel 48, 50
A. femoralis 128, 141 Anechogenität 18 Compound-Verfahren 4
A. iliaca interna 129 Antibiotikaprophylaxe 62 COX-2-Hemmer 167
A. obturatoria 128 Antikoagulation 48, 60 COX-Hemmer 50
A. poplitea 154 Nervenblockaden 60 Cross-sectional-Technik 21, 82
A. subclavia 74, 75 Empfehlungen 51 infraklavikuläre Blockade 98
Abbildungskonvention, CT-Bild Arm interskalenäre Plexusblockade
13 Innervation 74 79
Abciximab 50 Sensibilität 75 N.-femoralis-Blockade 142
Absorption 5 Artefakte 8 N.-medianus-Blockade 116
Acetylsalicylsäure 48, 50, 60 Asepsis 44, 62 N.-radialis-Blockade 114
Adenosinrezeptorantagonisten Atemdepression, Opioide 55 Psoaskompartment-Blockade
50 Aufklärungsgespräch 66 133
Adjuvanzien 40 Nervenblockaden 60 Curved-Array 8
Adrenalin 40 Aufwachraum 69 Schallkopf 148
Akne 60 Axilla, Anatomie 102
Aktionspotential 38
Akutschmerzdienst 69, 70, 168,
169
D
Alfentanil 55
B
Alkalisierung 40 Deltoid sign 82
Allergie 61 B-Mode 7 Depressionsphase 62
Amidlokalanästhetika 39 Basis-Bolus-Applikation 169 Differenzialblock 40
Aminobenzoesäure 61 Basisanalgetika 165 Divisio dorsalis 75
Amplitudenmodus 6 Bein Divisio ventralis 75
Analgesie, präemptive 162 Innervation 128 Dokumentation
Analgosedierung 54 Sensibilität 129 Katheteranlage 69
Konzepte 57 Bezold-Jarisch-Reflex 78 Nervenstimulator 69
Monitoring 54 Bilderzeugung 6 ultraschallgestützte Blockade
Anatomie Blockadedauer 40 68
axilläre Plexusblockade 102 Blutgefäße, Darstellung 18 Dosierung, Lokalanästhetika 41
infraklavikuläre Blockade 94 Blutgerinnung, perioperative Doughnut sign 22
interskalenäre Plexusblockade Empfehlungen 51 Drehen, Schallkopfführung 15
79 Blutungsanamnese 48, 60
N.-femoralis-Blockade 140 Blutungskomplikationen,
N.-medianus-Blockade 115 Nervenblockaden 48
N.-radialis-Blockade 110 Boezaart-Technik 82, 84
E
N.-ulnaris-Blockade 119 Borgeat-Technik 94, 99
Plexus brachialis 73 Bradykardien, Remifentanil Echogenität 18
Plexus lumbalis 128 55 Eindringtiefe 9
Plexus lumbosacralis 127 Brightness-Modus 7 Einwilligungserklärung 67
Plexus sacralis 129 Bronchospasmus 78 Elimination, Lokalanästhetika
Poplitealblock 154 Bupivacain 41, 169 39
Stichwortverzeichnis
173 A–K
Widerstand, akustischer 5
S T Winnie 3-in-1-Block 140
Winnie-Technik 78, 82
Schallkopf, Asepsis 44 Tachyphylaxie 40 Winnie u. Collins-Technik 91
Schallkopfarten 8 Thrombininhibitoren 50 Wippen, Schallkopfführung 13
Schallkopfauswahl 9 Thromboembolieprophylaxe 48 Wirkdauer, Lokalanästhetika 39
Schallkopfführung 13 Leitlinien 49 Wirkort, Lokalanästhetika 38
Schallschatten 8, 148 Thrombozytenaggregations-
Schallverstärkung, dorsale 9 hemmung
Schallwellenausbreitung 5 Empfehlungen 51
Schmerzkonzept, multimodales Ticlopidin 50
Z
162 Tiefenverstärkung 9
Schmerztherapie 162, 163 Ting-Plexusblockade 102 Zysten, Darstellung 18
Kinder 168 Tirofiban 50
Standardisierung 169 Toxizität, Lokalanästhetika 39
Schulterendoprothetik 41 Tramadol 167
Schulteroperationen 78 Truncus inferior 74
Sedativa 55 Truncus lumbosacralis 128
Sektorschallkopf 8 Truncus medius 74
Single-shot-Regionalanästhesie Truncus superior 74
44, 68
Skalenuslücke 74, 79, 87, 91, 95
Sonographie 79
Sonographie
U
axilläre Plexusblockade 102
infraklavikuläre Blockade 95 Ultraschallbild, Orientierung 12
interskalenäre Plexusblockade Ultraschallmorphologie 18
79 Ultraschallwellen
N.-femoralis-Blockade 141 Eindringtiefe 7
N.-medianus-Blockade 115 Geschichte 4
N.-radialis-Blockade 110 Physik 4
N.-ulnaris-Blockade 119
Poplitealblock 154
Psoaskompartment-Blockade
133
V
supraklavikuläre Blockade 87
Sonomorphologie 18 Vasokonstriktoren 40
Spinalnerven 74, 128 Verschieben, Schallkopfführung
Stimulationsantwort, Verlust 30 13
Stimulationskatheter 30, 34, 63 Vertikal-infraklavikuläre Plexus-
praktisches Vorgehen 31 blockade 94
Stimulationsnadel 28
Stimulationsschwelle 29
Streuung, Schallwellen 6
Stromstärke 28
W
Supraklavikuläre Blockade 86
konventioneller Zugang 91 Wellenoptik, Gesetze 5
Sonographie 87 WHO-Konzept 164
177
Die Rechte aller nicht genannten Abbildungen liegen bei den Herausgebern.