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H|U|M|B|O|T

1999 - 2004

Ein kleines Netzwerk von Menschen, Künstler, Architekten, Programmierer,


Theoretiker und Wissenschaftler, folgen mit dem Projekt "humbot"
multimedial und international den Spuren Humboldts. Unter
www.humbot.org haben sie ein Programm als eine Art Vergleichsmaschine
ins Internet gestellt und füttern es nun mit Informationen, die sich um
Alexander von Humboldt und Lateinamerika drehen: Auszüge aus
Reisetagebüchern sowie Texte, Fotos und Videos, die von Reisen nach
Venezuela stammen.

Quelle: www.humbot.org (Montage)

All diesen kleinen Informationshäppchen werden dabei bestimmte Merkmale


zugewiesen, seien es die Ortskoordinaten eines Fotos oder der emotionale
Zustand, der in einem Text beschrieben wird. Das Programm vergleicht
innerhalb von zwölf Stunden alle Informationen miteinander und erstellt so
eine Karte, die diese Informationen abbildet: Helle Punkte verbergen viele
Daten und Punkte, die weit entfernt voneinander sind, unterscheiden sich
auch inhaltlich. Veränderung ist bei dieser Karte beabsichtigt, die
Informationsmenge wird ständig erweitert, und auch jeder Besucher der
Website hinterlässt Spuren, die berücksichtigt werden. Die Referenz zu
Humboldt liegt nicht weit, denn der Forscher beschäftigte sich auch intensiv
mit der Erstellung von Karten, z. B. einer Weltkarte der Krankheiten.

So weit, so theoretisch. In der Wirklichkeit des Internets stellt sich die Karte
als kryptisch dar: Viele kleine Quadrate in Schattierungen von Lindgrün bis
Schwarz bilden eine diffuse Form. Darauf tauchen Links und kleine
Navigationssymbole auf, deren Funktion sich aber durch Intuition und
Ausprobieren nur schwerlich erschließt. Zudem ist die Schrift sehr klein, so
dass sich Links und Texte nur mit der Nase am Monitor entziffern lassen.
Auch die Videos stellen ein Problem dar, sie werden lange oder gar nicht
geladen.

Wohl deshalb ist die Schnittstelle des Betrachters zur Vergleichsmaschine


humbot in einer Ausstellung erweitert worden: Wenn realer und virtueller
Raum nicht nur durch Maus und Bildschirm verbunden sind, fällt der Zugang
leichter. So geschehen im vergangenen Herbst im Zentrum für Kunst und
Medientechnologie Karlsruhe und jetzt in der Galerie K&S: Ein Steg aus
rauhen Holzbrettern zieht sich durch den Raum mit einem angebauten
großen Holzquader, auf dem zwei Computer stehen. Die
Bildschirmoberflächen werden auch auf die Wände projiziert, wo zumindest
die Texte und Videos zu angemessener Größe kommen.

Aus diesen provisorisch anmutenden Bauten und den dargestellten


Datenmengen spricht dann irgendwie Alexander von Humboldt und haucht:
"Heute wäre ich ein Techniknomade, mit Laptop, GSM-Handy und
Digitalkamera, unterwegs auf einer langen Forschungsreise durch den
Cyberspace." Der Forschergeist lebt, aber er versteckt sich unter der
Benutzeroberfläche.

[TAZ - Daniel Boese "Tausend Karten: Multimedial auf der Spur Alexander
von Humboldts: Das Internet-Projekt h|u|m|b|o|t" vom 7.2.2000.]

in den Medien | humbot in der Galerie K&S in Berlin Mitte, rezensiert von
der Berliner Morgenpost (25.Januar 2000)

Das Team ist unter anderem:


1999 | Udo Noll, Florian Wenz, Guppo A12, Elena Carmangiani, Andrea
DiRosa, Roberto Cabot, Walter van der Cruijsen, Juergen Enge, Wolfgang
Stehle: 2000 | Annie Corbel.

© Tobias Kraft. Universität Potsdam.17 Mai 03 .

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