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GDI _ IMPULS 4 _ 01
__ DIE MILLENNIALS
__ VORSICHT, ANSTECKEND!!!
__ DIE GEWINN-FESSEL
__ WAKE-UP-CALLS
78 Autorenverzeichnis
24 Stefan Kühl und Wolfgang Schnelle
DIE GEWINN-FESSEL
Von Notwendigkeiten und Möglich-
keiten der Überlebenssicherung
41 Anne Bordier
FORMATE DER ZUKUNFT
Die globale Hypermarkt-Revolution
59 Peter Gross
HER MIT DEM LEID!
Stigma-Management und Passions-
waren
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von Haben die jüngsten Hiobsbotschaften auch den Wirtschaftstraum der Acht-
Joachim Maier
und
zigerjahre gegroundet? Sind unsere Hochleistungssysteme, die Verkünder
Christof Schmitz einer effizienteren Welt, betroffen worden? Und wie? Am Beispiel einer
zum Kult gewordenen Systementgrenzung zeigen Joachim Maier und Christof
Schmitz, in welche Richtung sich Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln,
wenn die Systeme immer einäugiger werden.
UNGEHEUER
ERFOLGSGESTEUERT
«AMERICAN PSYCHO» UND ANDERE WAKE-UP-CALLS
Der 11. September war kein Tag wie jeder andere. Er hat in ÜBERVOLLE ARSENALE DES LEBENS
teuflischer Weise verdeutlicht, wie sehr unsere globalisierte
Hochleistungswelt mit «unbeabsichtigten Nebenfolgen» ih- Paradoxerweise scheint es übergrosser Erfolg zu sein,
res eigenen Erfolges zu rechnen hat. – Hatte sie aber nicht. der uns schlafwandeln lässt – einschliesslich der Sorge, dass
Die Überraschung war unglaublich. Niemand hätte sich das wir erwachen könnten: «On the aromatic hillsides of Santa
so vorstellen können. Vor laufenden Kameras kam uns zu Barbara, the villas are all like funeral homes. Between the gar-
Bewusstsein, dass eine neue Art von Bedrohung gegeben ist, denias and the eucalyptus trees, among the profusion of plant
die uns nicht mehr ruhig werden lässt. Blitzartig zeigte sich, genuses and the monotony of the human species, lies the tra-
dass Verbindungen bestehen, wo keine angenommen wurden. gedy of a utopian dream made reality. In the very heartland of
Wer hätte schon islamistische Schattenkrieger mit dem World wealth and liberation, you always hear the same question:
Trade Center in Beziehung gebracht? Klar, irgendwer ahnte, <What are you doing after the orgy?> What do you do when
formulierte, szenierte, dass irgendwann irgendwo Ungeheu- everything is available – sex, flowers, the stereotypes of life
erliches mit weltumfassenden Folgen geschehen wird. Natür- and death? This is America’s problem and, through America,
lich waren da schon Anschläge anderswo gewesen und Osama it has become the whole world’s problem.» (Jean Baudrillard:
Bin Laden kein Unbekannter mehr. Doch die Attentate von America, 1988)
Nairobi und Aden waren noch keine Alarmsignale. Zwar hatte Die Suche ist zu Ende, alles ist da, alles ist verfügbar. Wo
etwas geklingelt, aber noch zu leise, um ausreichend Auf- vorher noch die Hoffnung auf ein Nächstes war (die nächste
merksamkeit zu erzeugen. In scheinbarer Sicherheit hatte Orgie, der nächste Abschluss, die nächste Eroberung), dro-
man sich dem Traum der Geborgenheit hingegeben und er- hen heute die übervollen Arsenale des Lebens traumatisie-
folgreich geschlafen. In diesem Sinne stellt der 11. September rend zu wirken. Konnte zumindest vermutet werden. Aber
einen Wake-up-Call dar. – «Heh da, aufgewacht!» Eine neue während die Subjekte des Wohlstands unter der Last der
Episode ist eingeläutet. Vehement stellen sich uns nun Fragen Überfülle stöhnen, steigern sich unsere Hochleistungssysteme
in den Weg. Eine der naheliegendsten: Weckrufe setzen Schla- unbeirrt weiter. Immer schneller, immer ausgreifender. Wäh-
fende voraus – aber wer hatte denn sein Wachbewusstsein ver- rend Einzelne getrieben sind von der Suche nach Grenzen,
loren? Sinn und Bedeutungen, gibt sich der Rest dem Schlummer-
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trunk des entgrenzten Erfolgs hin. Die schlafwandlerische Erfolgsgesteuerten? Gewiss, einige Argumente ziehen sich auf
Selbststeigerung hat allerdings die Nebenwirkung, dass sich darwinistische Evolutionsmechanismen zurück und sprechen
die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Kontexte ringsum angesichts sich radikal verändernder Wettbewerbsumgebun-
einschränkt. gen vom notwendigen Scheitern einiger Anbieter. Manche
Gleichzeitig geraten die raumgreifenden Durchdrin- vertrauen darauf, dass Angebot und Nachfrage sich schon
gungen immer mächtiger. Utopische Träume werden zu Rea- wieder finden und zur bestmöglichen Angepasstheit der
lität gemacht. Las Vegas in der Wüste, Disneyland in Paris, Überlebenden führen werden. Es lässt sich auch trefflich über
Coca-Cola in Kabul, Mövenpick in Lhasa – die Vorreiter der Staatsbeteiligungen streiten. Alles wichtige Fragen, die aber
«effizienteren Welt» haben ihre Posten bereits bezogen. Sie ablenken vom Blick auf die Mechanismen, die dazu führen,
sind schon erfolgreich, bevor die lokalen sozialen Entwick- dass Erfolgreiche sich einschläfern, dass Erfolgsgesteuerte ihr
lungen nachhinken können. Nichts hält ihnen stand. Nichts Sensorium so weit verengen, bis das Klingeln des Weckers
kann dieser Selbststeigerung und ungeheuren Dynamik, die endgültig laut genug ist, um klar zu machen: Verdammt, zu
nicht nur für die Wirtschaft, sondern für alle funktional aus- lange geschlafen.
differenzierten Systeme gilt, Paroli bieten. Meinte man. Plötz- Das Grounding der Swissair lässt sich im Rahmen des
lich waren da Osama Bin Laden und al-Qaida. Hoppla, wur- Wirtschaftssystems behandeln – und entsprechend fern hal-
de geschlafen? Tatsächlich, wie es scheint, durchschlagender ten. Das Scheitern kann, wie angemessen auch immer, Perso-
Erfolg lässt das eigene Wiegenlied anstimmen. nen zugeordnet werden, womit die Sache überschaubar
bleibt, wenngleich teuer. Für «Ground Zero» gilt das nicht
mehr. Wem, welchem System liesse sich der 11. September zu-
DER SCHLAF DER ERFOLGREICHEN ordnen? Die Versuche, die Attentate in einer Umkehrung der
Täter-Opfer-Perspektive als quasi logische Folge der «miss-
Aber schliessen sich Erfolg und Schlafen nicht aus? ratenen» Politik der mächtigsten Supermacht erscheinen zu
Sind nicht gerade die erfolgreich, die alert sind, die unter- lassen, greifen zu kurz. Das beklemmende Gefühl bleibt:
wegs sind, die sich realitätsgerecht verhalten? Sind unsere Irgendetwas haben wir mit angerichtet – aber was? Was bleibt
Hochleistungssysteme von ABB über IBM bis Wallstreet nicht ausgeblendet, während wir zyklopenhaft nach vorne stürmen?
so wirksam, eben weil sie Bewusstheit erzwingen? Weil sie Wie wir im Folgenden sehen werden, sind einige (Alb-)
Autonomie, Effizienz, Entgrenzung, Weltläufigkeit mit dem Traumbilder aus den wohlrecherchierten Kulturfabriken von
Ausschluss blind machender ideologischer Verbrämungen Belletristik und Film den Eingeschlafenen schon dicht auf
verknüpfen? Sind nicht Wachheit und Pragmatismus gerade den Fersen.
auch das Wesen des Wirtschaftens? Was gibt es Realitätsnähe-
res, Reaktionsschnelleres und Wacheres als die Börse, die
Deutsche Bank, Wal-Mart, Novartis und Swissair ? WAKE-UP
Hoppla, das ist doch nicht Erfolg! Swissair, werden Sie
vielleicht denken, ist doch ein anderes Beispiel. Das ist doch Nur weil ein Wecker klingelt, muss man noch nicht auf-
das Gegenteil! Richtig, wie sich in den letzten Wochen zeigte. wachen. Schauen wir uns an, wie jemand sich bettet und wo-
Aber ist der Absturz der Swissair nicht gerade auch Resultat von jemand träumt, der schon alles hat – Patrick Bateman,
einer übergrossen Erfolgsgetriebenheit, die es nicht mehr zu- besser bekannt unter dem Namen «American Psycho»2:
liess, wahrzunehmen, was gegen, sondern nur was für die ein- Patrick Bateman (P. B.): I live in the American Gardens
geschlagene Strategie sprach? War man nicht gerade auch in Building on West 81st street, on the 11th floor. My name is Pat-
diesem Fall (wie in vielen anderen) höchst einäugig unter- rick Bateman, I’m 27 years old. I believe in taking care of myself,
wegs? Hatte man zu intensiv nach innen geblickt1 und wurde, in a balanced diet, and a rigorous exercise routine. In the morn-
geblendet von der eigenen Schönheit wie Narziss am Teich- ing if my face is a little puffy, I’ll put on an ice pack while doing
rand, Opfer der eigenen Pracht, sich selbst mit der Welt ver- my stomach crunches. I can do a thousand now.
wechselnd? Abgefedert gegenüber der Aussenwelt, sieges- Gefangen im übervollen Arsenal des Lebens, in der
sicher bis zum Wake-up-Call des 2. Oktobers, dem grossen Hauptstadt des 20. Jahrhunderts, in New York, erfüllt Bate-
Schock des Grounding. Die Flugzeuge am Boden, der Himmel man die Rolle eines Ego-Shooters in den Kulissen einer
über Zürich stürzt ein. Die Welt ist eine andere geworden. dekadent gewordenen Gesellschaft. Er ist das Abbild des
Ist das Swissair-Debakel ein Beispiel für den Schlaf der erfolgreichen, jungen Wertschöpfers, tätig im Wallstreet-
1 «Wer Rotwein kalt serviert, ist kein Konkurrent für uns» – aus einer Swissair- 2 Wir beziehen uns auf das gleichnamige Kultbuch von Bret Easton Ellis (1992)
Ausbildung. und dessen Verfilmung von Mary Harron (2000), die soeben unsere Kinos eroberte.
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Dunstkreis, Vizedirektorenbüro im WTC. Athletisch durch- P. B.: My pain is constant and sharp and I do not hope for a
trainiert, aufmerksam, aufs Ganze gehend und nicht träge better world for anyone. In fact I want my pain to be inflicted on
und unentschlossen – augenscheinlich eine perfekt angepasste others. I want no one to escape. But even after admitting this—
Identität für die Gesellschaftsspiele im Zentrum der Welt. The and I have, countless times, in just about every act I’ve com-
better you look, the more you see . Sein Dungeon sind die mited—and coming face-to-face with these truths, there is no
Achtzigerjahre. Sein Antrieb ist ein Zuviel von allem – und catharsis. I gain no deeper knowledge about myself, no new un-
sein Begehren will noch mehr. Er ist, ohne es zu merken, auf derstanding can be extracted from my telling. There has been no
der Suche nach den Grenzen seiner Existenz, die ihm als un- reason for me to tell you any of this. This confession has meant
hintergehbares, ungesteuertes Nichts erscheint. Er findet sich nothing.
als Gefangener eines albtraumhaften Spiels ohne Ausgang, «American Psycho» inszeniert sich als Beichte, die be-
eines Games ohne reset button . Noch ahnt er: Da war doch deutungslos bleibt. Kein Ablasshandel, keine Erlösung. Bate-
noch etwas? Da war etwas, das Bedeutung hatte. Sinn, Gemein- man bleibt zurück mit der verstörenden Einsicht, dass die
schaft, real existierende und persönlich bezogene Zuneigung. erlebte Wirklichkeit grenzen- und widerstandslos ist – und
Nichts mehr da. Seine Suche setzt ein. Sex und Tod als bevor- somit gegenstandslos und unwert. Der «Held» findet sich in
zugte Suchbegriffe seiner gewalttätigen Odyssee führen bei einer Art Simulation wieder. Was er für seine Wirklichkeit
Bateman zu nichts als kurzem emotionalem Aufflackern ohne hielt, erweist sich als nicht realer als die Sprechblasen in ei-
Konsequenzen. Your search got no results. Seine Leichen ver- nem Comic. Und das Fürchterliche darin ist: Er kann in sei-
schwinden ohne sein Zutun. Seine Geständnisse verhallen ner Blase tun, was er will – nichts passiert! Er kann Gesetze
ohne Wirkung. Sein Klopfen an die Glasscheiben des Ge- übertreten, kann anderen Schmerz zufügen, ihnen das Leben
wächshauses seiner Existenz wird von niemandem wahrge- nehmen – no response. An der Oberfläche bleibt alles gleich,
nommen. No way out. perfekt, ästhetisch. Keine persönliche Karthasis, keine soziale
Ahndung, kein Einbruch der Wirklichkeit. Die Blase ist per-
Rhizom und zugehörige Lesarten – sie laden zu eigenen Verknüpfungen: fekt, prall gefüllt mit deutbaren Zeichen. So makellos, dass
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Bateman nicht einmal mit seinem eigenen Scheitern kon- Ein utopischer Traum wird Realität. Der Wunsch nach Erfolg
frontiert werden kann. hat hineingeführt. Das war alles, was wir wollten: mittun und
mindestens gleich erfolgreich sein. Listen, he just wants to fit
in. This is not an exit.
THIS IS NOT AN EXIT
3 Gemeint ist: Jenseits der Systemgrenzen. Jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass auch
die Systeme für das tatsächliche Jenseits wieder ins Spiel kommen – als Differenzen
unterschiedlicher Religionen.
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Völlig abwegig und irreal? Ja, das ist sie! Es lohnte sich nicht, Einäugigen», wobei Einäugigkeit meint: «eine Ausprägung
sie aufzugreifen, wenn sie uns nicht etwas Wichtiges verraten des Beobachtungsmodus sozialer Funktionssysteme, wonach
würde, nämlich, wie schön es wäre, wenn etwas an ihr dran sie die Fähigkeit verloren haben, ihren gesellschaftlichen
wäre. Wenn wir all die Irritationen der letzten Monate einfach Kontext als Bedingung ihrer eigenen Möglichkeit zu sehen».
wegwischen könnten, die Zeitungen von gestern zum Altpa- Seit längerem ist offensichtlich, dass es sehr erfolgreich sein
pier legen, um daraus Eintrittskarten zum Weiterschlafen zu kann, einäugig durch die Welt zu gehen. So hatten spätestens
drucken. 1989 die letzten realsozialistisch orientierten Fossile ihr
Fragen wir uns, was es bedeutet, auf so eine Idee zu Haupt zu beugen. Zyklopentum ist aber auch riskant. Das
kommen. Wofür könnte die Hypothese gut sein? Sie erlaubt Risiko der Schlaftrunkenheit war bis vor kurzem kaum im
zum Beispiel, sich weiterhin im Glauben zu wiegen, dass alles Bewusstsein, daran änderten auch die gewalttätigen Proteste
nur von innen kommt, dass es kein Draussen, kein Ausserhalb der Globalisierungsgegner von Seattle, Davos oder Genua
unseres Systems gibt, dass nur am selbst erzeugten Erfolg fest- nur wenig. Offensichtlich ermöglichen unsere lieb gewonne-
zuhalten ist, damit alles gut wird, dass angesichts von Irrita- nen success stories weiterhin, das eigene Wiegenlied zu sum-
tionen keinesfalls unsere Logik zu verändern ist. Selbst der men und sich dem Schlummertrunk hinzugeben – für den
schlimmste Fall ist ganz aus internen Mechanismen erklärbar. Schlaf, wenn schon nicht der Gerechten, dann wenigstens der
Das entlastet. Selbst in der Offensichtlichkeit der Katastro- Erfolgreichen.
phe, die grösser ist als alle je gemachten Vorstellungen, greift
das Gerücht zur Annahme, dass nur «einer von uns», ein
Systemmitspieler, es gewesen sein kann. Nur einer von uns MEHR STATT WENIGER?
kann so gut sein! Oder schärfer noch: Es gibt nichts ausser-
halb unserer Systemgrenzen – da ist keine mehrwertig existie- Unsere Hochleistungssysteme stehen an einem ent-
rende Realität. Kurz: Wir sind alles, was der Fall ist. What are scheidenden Punkt zwischen Selbstbindung und entfesselter
we doing after the orgy? Selbststeigerung. Die Entwicklungen der letzten Jahre deu-
teten auf Letzteres. Der 11. September hat vielleicht einen
Wendepunkt herbeigeführt. Jedenfalls hat er die Frage «Auf-
SCHLUMMERTRUNK FÜR ERFOLGSGESTEUERTE gewacht oder weiterschlafen?» radikalisiert. Und wer würde
sich schon angesichts der jüngsten Ereignisse für weiterschla-
Nachdem heute Schläfer und Einäugige Hochkonjunk- fen entscheiden wollen?
tur haben und in der Lage sind, tödliche Systemabstürze und Gleichwohl bleibt die Option der fortgesetzten Selbst-
Zusammenbrüche weit jenseits der Grenzen von Szenario- (über)steigerung sehr attraktiv. Diese Attraktivität sollte nicht
Workshops zu provozieren, sei die Frage nochmals gestattet: unterschätzt werden. Unsere Hochleistungssysteme tragen ge-
Wie wiegen wir uns in den Schlaf? Welches Lied lullt uns ein, nügend Energie in sich, um, so Willke pointiert, «einen tan-
welcher Trunk wirkt so verteufelt gut? Eine Hypothese stützt zenden Stern zu schaffen. Tatsächlich vibrieren die Akteure
sich auf Patrick Bateman, «The Matrix», die Swissair und des globalen Finanzsystems, die Experten der WTO, die Ana-
Wallstreet. Es ist die Aussage, dass unser aussergewöhnlicher lysten der Rating-Agenturen, die Patrone der Mafias, die
Erfolg uns ins Schlafwandeln bringt. Unser Schlummertrunk Kalkulateure der Rückversicherungen, die Kommunikatoren
wird gebraut aus: erstens den überaus erfolgreichen Selbst- der Medienkonzerne etc. in einer grenzenlosen Steigerung
steigerungen unserer grossen Weltsysteme, sei es in Wirt- ihres Selbst, in einer Selbsterhebung luziferischen Ausmasses,
schaft, Wissenschaft, Recht oder Sport. Zweitens deren feh- die zum Himmel schreit, um ihrer Hybris die angemessene
lendem Selbstbegrenzungspotenzial, das umso stärker ist, je Resonanz zu verleihen.» Diese Getriebenheit, gepaart mit
mehr externe Fesseln abgestreift werden. Und drittens ihrer ihrem Erfolg, verführt zur massiven Einäugigkeit.
internen Dynamik. Dieses Gebräu führt dazu, dass sich das Irritationen, schwache Signale, Hinweise auf Abwei-
Sehfeld für Kontextinformationen dieser Systeme massiv ver- chendes und sich Ankündigendes werden wegrationalisiert,
engt, während zugleich deren weltweite Durchdringungen Irritanten nicht befördert. Gesellschaftliche Kontexte müssen
immer mehr Raum greifen. dann nicht mehr beachtet werden. We are all in this together.
Unsere Hochleistungssysteme tendieren immer stärker Patrick Bateman muss weiter morden, Religion wird weiter als
dazu, sich ihrer je eigenen Logik zu unterwerfen. Helmut erledigt betrachtet, die Erosion kultureller Bezüge auf dem
Willke spricht in diesem Kontext von der «Herrschaft der globalen Spielfeld weiter verharmlost, soziale Ressourcen
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