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DOI: 10.1002/best.

202000008

AUFSATZ ARTICLE
Tobias Huber, Patrick Huber, Johann Kollegger AUFSATZ

Querkraftmodell für bestehende Stahlbetonbauteile mit


aufgebogenen Längsstäben
Die historische Ausführungsform der aufgebogenen Längs­ Shear strength model for existing RC components with bent-
stäbe zur Schubsicherung ist nach den heutigen Regelwerken up bars
nur bedingt vorgesehen. Bei der Bewertung von bestehenden The implementation of bent-up longitudinal bars as shear rein­
Tragwerken steht der Ingenieur nun vor der Herausforderung, forcement has been long outdated and is therefore seldom pur­
dass die Anwendung der Querkraftmodelle nach Eurocode 2 suant to current regulations and standards. When evaluating
aufgrund von konstruktiven Regeln in vielen Fällen nicht mög­ existing structures, the engineer is now faced with the chal­
lich ist. An der TU Wien wurde deshalb ein Nachweiskonzept lenge that the application of the shear models according to
entwickelt, welches eine realistische Bewertung dieser Eurocode 2 is often not possible due to the failing compliance
Situation ermöglicht. Das Modell des potenziellen Schubrisses to the stated design rules. A verification concept was therefore
(PSC-Modell) gründet auf detaillierten Analysen der Rissbilder developed at TU Wien, which enables a realistic assessment of
von Versuchen und wurde mit Versuchsdatenbanken evaluiert. this situation. The Potential Shear Crack Model (PSC-Model) is
Das Potenzial des vorgestellten Modells konnte anhand der based on detailed analyzes of crack patterns of conducted
Nachrechnung einer realen Stahlbetonplattenbrücke aufge­ tests with a subsequent evaluation of various data bases. The
zeigt werden. Die neuen Erkenntnisse werden bereits in der potential of the presented model was shown by recalculating a
neuen ÖNORM B4002-8 zur Bewertung der Tragfähigkeit real reinforced concrete slab bridge. The new insights have
bestehender Tragwerke berücksichtigt, wodurch ein Bogen been factored into the new ÖNORM B4002-8 for the assess­
von der Grundlagenforschung in die Anwenderpraxis gespannt ment of the load-bearing capacity of existing structures, inter­
wurde. connecting fundamental research with actual application.

Stichworte Querkraft; aufgebogene Längsstäbe; Aufbiegungen; Keywords shear; bent-up bars; slab bridges, recalculation; potential shear
Plattenbrücken; Nachrechnung; potenzieller Schubriss; PSC-Modell crack-model; PSC-model

1 Einleitung ren normativen Querkraftwiderstände für Beton zum Teil


schlichtweg keine Querkraftbewehrung eingebaut wurde,
Die Anwendung der aktuellen Stahlbetonnormen [1, 2] und andererseits die heutigen normativen Anforderungen
bei bestehenden Spann- und Stahlbetonbrücken birgt mit- an die Bewehrungsführung nicht erfüllt werden können
unter Probleme bei der Nachweisführung gegenüber [4].
Querkraftbeanspruchung. Diese Problematik wurde be-
reits in verschiedenen Arbeiten aufgezeigt [3–5] und es Der zweite Teil des Eurocode 2 (EC2) für die Bemessung
wird nach Möglichkeiten gestrebt, die Situation realisti- im Brückenbau [1] übernimmt im Wesentlichen die Rege-
scher bewerten zu können. In den letzten Jahren wurde lungen der Hochbaunorm [2] bezüglich Querkraft, welche
daher mit neu entwickelten Modellen für die Nachrech- nachfolgend anhand der ÖNORM-Reihe beschrieben
nung von Spannbetonbrücken [6–9], aber auch für breite- werden. Generell wird zur Anwendung der Bemessungs-
re Anwendungen [8, 9] reagiert. Die historische Bauweise regeln ein Mindestwert der bezogenen Rippenfläche vor-
der aufgebogenen Längsstäbe wurde im Zuge des Nach- ausgesetzt, weshalb die Modelle für glatten Stahl nicht
rechnungsdilemmas in einem wissenschaftlichen Kontext anwendbar sind. Bei Brücken mit Bewehrung der Klasse
nie genauer betrachtet, obwohl die Relevanz groß ist. In St I oder Torstahl ist somit eine Anwendung nur mithilfe
Österreich gelten neben den nur schwach querkraftbe- der Nachrechnungsregelwerke [10, 11] möglich. Es wird
wehrten Stegen von Spannbetonbrücken insbesondere strikt zwischen Bauteilen mit und ohne rechnerisch erfor-
Stahlbetonplatten, welche unbewehrt oder mit aufgebo- derlicher Querkraftbewehrung unterschieden, wobei hier
genen Längsstäben bewehrt sind, aufgrund der Normen- der Querkraftwiderstand des Betons VRd,c das Kriterium
entwicklung als potenziell querkraftgefährdet [5]. In ist, Gl. (1).
Deutschland zeigten exemplarisch durchgeführte Nach-  C  
( )
1/3
  Rk,c k 100 ρ fck + k1σ cp  bw d 
rechnungen von 27 Plattenbrücken aus Stahlbeton in [4],  γ
VRd,c = max   c   (1)
( )
dass für rund ein Drittel der Brücken keine positiven  
3/2 1/2
Querkraftnachweise trotz der Anwendung der Nachrech-  0, 035k fck + k1σ cp bw d 
nungsrichtlinie für bestehende Brückenbauten [10] er-
bracht werden können. Die Gründe hierfür liegen einer- mit dem Vorfaktor CRk,c (0,18 nach [12] bzw. 0,15 nach
seits in der Tatsache, dass zur Bauzeit aufgrund der höhe- [13]), dem Teilsicherheitsbeiwert für Beton γc, dem Maß-

© 2020 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin. Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020) 1
T. Huber, P. Huber, J. Kollegger: Querkraftmodell für bestehende Stahlbetonbauteile mit aufgebogenen Längsstäben

stabsfaktor k = 1+(200/d [mm])1/2, dem Bewehrungsgrad


der Längsbewehrung ρl ≤ 0,02, der charakteristischen
Betondruckfestigkeit fck, dem Faktor zur Berücksichti-
gung einer Normalkraft k1, der Normalspannung auf-
grund einer Normalkraft σcp, der geringsten Breite des
Querschnitts bw und der statischen Nutzhöhe d.

Bild 1 Modellannahme eines idealisierten Schubrisses mit der idealisierten


Sobald dieser Grenzwert überschritten wird, ist in der
Neigung βcr: (a) moderat bewehrtes Bauwerk mit Aufbiegungen,
Regel im ganzen Bauteil zumindest eine Mindestquer- (b) stark bewehrtes Bauwerk inkl. Abstände der Querkraftbeweh­
kraftbewehrung vorzusehen. Die Querkraftbewehrung rungselemente
kann mit unterschiedlichen Bewehrungselementen be- Model assumptions of an idealized shear crack with an idealized
inclination βcr: (a) structure with a moderate amount of shear rein­
werkstelligt werden: Bügel, welche die Längszugbeweh-
forcement, (b) structure with a high amount of shear reinforcement
rung und die Druckzone umfassen, aufgebogene Stäbe and distances between the individual shear reinforcement bars
(Haken) sowie Querkraftzulagen in Form von Körben,
Leitern usw., die ohne Umschließung der Längsbeweh-
rung verlegt sind, aber ausreichend in der Druck- und
Zugzone verankert sind. Mindestens 50 % der Querkraft – Vorhandensein glatter Bewehrung
müssen jedoch von konventionellen Bügeln übernom- – Bügelanteil kleiner als 50 % der gesamten Querkraft-
men werden. Die genannten Regelungen lassen damit bewehrung
keine An­ rechnung von aufgebogener Längsbewehrung – keine Mindestquerkraftbewehrung im gesamten Bau-
zu, wenn diese alleine und nur an den Auflagern vorgese- teil (unbewehrte Bereiche)
hen wurde. – zu große vorhandene Abstände der aufgebogenen
Längsstäbe
Bei Stahlbetonplatten kann bei geringer Ausnützung der – zu geringe Verankerung der Stäbe
Druckstrebentragfähigkeit VRd,max (VEd ≤ 1/3⋅VRd,max)
auch nach aktueller Normenlage die gesamte Querkraft- Um diesen Umständen gerecht zu werden, wird in diesem
bewehrung aus aufgebogenen Längsstäben bestehen. Beitrag ein Nachweiskonzept vorgestellt, welches die
Diese sind ausreichend zu verankern (0,7 ⋅ lbd in der Nachrechnung von bestehenden Stahlbetonplatten­
Druckzone bzw. 1,3 ⋅ lbd in der Zugzone). Zur Berechnung brücken mit Aufbiegungen ermöglichen soll. Das Bauteil
des Querkraftwiderstands der Bewehrung VRd,s wird kein wird dafür in querkraftbewehrte und -unbewehrte Berei-
eigenes Berechnungsmodell angegeben, womit lediglich che unterteilt, wobei für jeden Bereich ein eigenes Modell
das Fachwerkmodell mit variabler Druckstreben­neigung angeführt und anhand von Erkenntnissen aus Versuchen
herangezogen werden kann. Im Grunddokument EC2 [2] [14] erläutert wird. Die Modellformulierungen werden
ist dafür folgende Formel vorgesehen, Gl. (2). mit Versuchsdatenbanken evaluiert. Das Potenzial des
vorgestellten Modells wird anhand der Nachrechnung
 A  einer realen Stahlbetonplattenbrücke aufgezeigt und es
V = sw z ⋅ fywd ⋅ cot θ 
VRd = min  Rd,s s  (2) werden mögliche Anwendungsgrenzen diskutiert. Das
V
 Rd,max
= (
α cw bw z ν fcd / cot θ + tan θ ) 
 vorgestellte Modell bildet die Grundlage für die Formulie-
rungen in der neuen ÖNORM B4008-2: Bewertung der
mit der Fläche der Querkraftbewehrung Asw, dem hori- Tragfähigkeit bestehender Tragwerke ‑ Teil 2: Brückenbau
zontalen Abstand der Bewehrungselemente s, dem [11].
Bemessungswert der Streckgrenze der Schubbeweh­
rung fywd, dem innerem Hebelarm z, dem theoretischen
Druckstrebenwinkel θ (wählbar zwischen 31° und 45° 2 Querkraftmodell für Bauteile mit Aufbiegungen
bei Bauteilen, deren Längsbewehrung bis zur Fließ­
grenze belastet wird), dem Abminderungsfaktor der Fes- 2.1 Der potenzielle Schubriss
tigkeit aufgrund von geneigten Rissen ν, dem Beiwert
zur Berücksichtigung der Vorspannung αcw und der Bei bestehenden Bauwerken sind aufgrund der norma­
Neigung der Schubbewehrung bezogen auf die Bauteil­ tiven Anwendung von grafischen Verfahren zum Nach-
achse α. weis der Schubdeckung nach [15] zahlreiche Ausführungs-
formen der aufgebogenen Längsstäbe (Anzahl, Durch-
Der maximale Abstand sb für aufgebogene Längsstäbe messer, Abstände) zu erwarten. Diese Verfahren kamen
soll kleiner als die statische Nutzhöhe d sein (sb ≤ d). So bis zur Einführung der eurocodenahen Berechnung [16,
ist das Modell bei häufig vorkommenden größeren Ab- 17] zur Anwendung. Zudem konnte aufgrund hoher
ständen der Aufbiegungen oder bei unzureichender Ver- Grenzwerte für die zulässige Schubspannung τ0 in vielen
ankerung der Stäbe ebenso nicht anwendbar. Fällen ein genauer Nachweis der Schubdeckung entfallen
(in Österreich bis 1969 [18], in Deutschland bis 1972
Zusammenfassend können folgende Probleme hinsicht- [19]). Bei Plattenbrücken sind daher die aufgebogenen
lich der Nachrechnung von Stahlbetonplattenbrücken Längsstäbe zumeist lediglich im Auflagerbereich angeord-
mit aufgebogenen Längsstäben angeführt werden: net, womit keine durchgehende und regelmäßige Quer-

2 Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020)


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kraftbewehrung vorhanden ist. Daraus resultieren auch 2.2 Querkraftwiderstand
Bereiche, welche gänzlich ohne Querkraftbewehrung
oder nur mit einer geringen Bügelbewehrung ausgeführt 2.2.1 Querkraftwiderstand in unbewehrten Bereichen
sind (Bild 1a).
Cavagnis [27, 28] formulierte ein dehnungsbasiertes
Um diese unterschiedlichen Bereiche und deren Über- Querkraftmodell für Bauteile ohne Querkraftbewehrung
gänge berücksichtigen zu können, erfolgt die Ermittlung (Gl. (4)), welches mit den Überlegungen der Critical
des Widerstands beim Modell des potenziellen Schub­ Shear Crack Theory [29] übereinstimmt.
risses [20] (PSC-Modell; Potential Shear Crack Model) für 1/2
einen diskreten Schubriss anstatt über ein Fachwerk­  fc ⋅ ddg 
VRc = k⋅  ⋅ bw d N  (4)
modell. Für jeden möglichen Schubriss ist der Querkraft-  d ⋅ ε s 
widerstand mit dem vorgestellten Freischnittverfahren zu
ermitteln (Abschn. 2.2.2). Die idealisierte Rissneigung βcr mit dem Querkraftwiderstand von Beton VRc, der Bauteil-
ist dabei abhängig von der vorhandenen Querkraft­ breite bw [mm], der statischen Nutzhöhe d [mm], dem
bewehrung im Kontrollschnitt (CS; control section, vgl. Koeffizienten zur Berücksichtigung wesentlicher mecha-
Bild 1a). nischer Parameter k = 0,019, dem Mittelwert der Zylinder-
druckfestigkeit fc, dem Beiwert zur Berücksichtigung der
Für unbewehrte Bereiche wird der Risswinkel βcr verein- Rauigkeit im Schubriss ddg = 16 + dg < 40, wobei der ma-
facht zu 45° angenommen und es ist dort lediglich der ximale Korndurchmesser dg [mm] für höherfeste Betone
Betonwiderstand anzusetzen (vgl. Gl. (5)). Wird nun in aufgrund von Kornbruch (fc > 60 MPa) mit dg·(fc/60)2 ab-
einem Kontrollschnitt ein aufgebogener Längsstab ge- zumindern ist, und der Dehnung der Zugbewehrung εs.
schnitten oder es ist angrenzend zumindest eine Mindest-
bügelbewehrung vorhanden, kann der Risswinkel verrin- Das Modell hat einen starken mechanischen Hintergrund,
gert werden und es ist das in [20] entwickelte Querkraft- da basierend auf idealisierten Schubrissen der Einfluss
modell für aufgebogene Längsstäbe anzuwenden, um den verschiedener Traganteile in Abhängigkeit von der sich
Widerstand zu ermitteln (vgl. Gl. (7)). an der Versagensstelle einstellenden Kinematik evaluiert
wurde. Die Gl. (4) stellt eine Idealisierung des möglichen
In bewehrten Bereichen ist der Risswinkel βcr vom Quer- Versagensbands des Modells für Extremwerte der mecha-
kraft- und Längsbewehrungsgrad (ρw, ρ) und den Schnitt- nischen und geometrischen Parameter (Korngröße dg = 8
größen abhängig, wie Untersuchungen mit neuralen bis 32 mm, Druckfestigkeit fc = 20 bis 100 MPa, Beweh-
Netzwerken [21] und energiebasierten Ansätzen [22] zei- rungsgrad der Biegezugbewehrung ρ = 0,5 bis 3,0 %,
gen. Zur Bewertung von bestehenden Tragwerken wurde Schubschlankheit a/d = 2,5 bis 8 und statische Nutzhöhe
in [22, 23] ein vereinfachter Zusammenhang (Gl. (3)) an- d = 200 bis 2000 mm) sowie einer konstanten Versagens-
geführt, welcher empirisch ermittelt wurde [24]. Der Be- stelle in der Mitte des Schubfelds (a/2) dar. Zudem wurde
wehrungsgrad ρw wurde für die Berücksichtigung von eine geschlossene Lösungsform abgeleitet, welche auch
aufgebogenen Längsstäben in [20] vereinfachend adap- die Grundlage des Querkraftmodells für Bauteile ohne
tiert (Gl. (3); Bezeichnungen vgl. Bild 1b). Querkraftbewehrung im aktuellen Entwurf der Neufas-
sung von EC2 bildet (Gl. (5) aus [30]). Dieses wird zur
fck Nachweisführung in Bereichen ohne Querkraftbeweh-
cot βcr = 1, 2 + − 2, 4 ⋅ σ cp ≤ 2, 25 (3)
150 ⋅ ρ w ⋅ fyk rung herangezogen.
1/3
und  ddg 
VRc = κ ⋅  100 ⋅ ρ ⋅ fck  ⋅ bw d N  (5)
 a ⋅ d / 4 
Abu ⋅ sin α A
ρw = + sw
sb ⋅ b sw ⋅ b
mit dem Vorfaktor κ = 0,6 und dem Verhältnis von Mo-
ment zu Querkraft a [mm], welches für Einfeldträger mit
Wird nun davon ausgegangen, dass bei Anwendung der konzentrierten Lasten den kürzesten Abstand der Last­
damals gültigen Konzepte einer verminderten Schub­ einleitungspunkte zur Auflagerachse kennzeichnet. Für
deckung [25, 26] bei Platten rund 30 bis 50 % der auftre- bewegte Lasten, welche bei Infrastrukturbauwerken üb-
tenden Schubspannungen τ = V/(b⋅z) vom Beton aufge- lich sind, kann der Wurzelausdruck im Nenner durch d
nommen worden sind, ergibt sich im Auflagerbereich ein ersetzt werden.
üblicher Bewehrungsgrad ρw ≈ (τ-τzul) / fyk = 0,12 bis
0,28 % (Annahme fyk = 500 MPa, τzul ≈ 0,6 MPa für Platten
mit Betongüte fck = 20 MPa nach [25, 26]). Eingesetzt in 2.2.2 Querkraftwiderstand in bewehrten Bereichen
Gl. (3) ergibt sich ein Risswinkel von 35,1° bis 37,7°. Die
Evaluierung von Gl. (3) mit der in Abschn. 2.2.3 beschrie- Die detaillierte Auswertung der Rissbilder von Versuchen
benen Datenbank lieferte einen nahezu konstanten Riss- mit Aufbiegungen zeigte, dass beim Vorhandensein von
winkel βcr von 36° (Vx = 5 %), weshalb die Datenbank für einzelnen Reihen von Aufbiegungen bzw. von mehreren
die Evaluierung eines Modells für diese Aufgabenstellung Reihen von Aufbiegungen mit größeren Abständen das
geeignet erscheint. Rissbild und der Rissfortschritt ähnlich wie bei Bauteilen

Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020) 3


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Bild 2 Kräftegleichgewicht um den Punkt 1 im Kontrollschnitt (CS) bei


einem potenziellen Schubriss mit gekreuzter Bewehrung
Equilibrium of the internal forces in Point 1 in a potential shear crack
crossing shear reinforcement next to the control section (CS)

ohne Querkraftbewehrung sind [14, 20]. Selbiges Verhal-


Bild 3 Querkraftwiderstand Vi in Abhängigkeit von der Dehnung der Längs­
ten zeigen Untersuchungen an Trägern mit geringen bewehrung εs
Querkraftbewehrungsgraden, bei welchen Bügel verwen- Shear resistance Vi as a function of the longitudinal reinforcement
det wurden [31–34]. Des Weiteren konnte in Analysen strain εs
auf Basis photogrammetrischer Messungen gezeigt wer-
den, dass die Traganteile von Beton Vc und aufgebogenen
Stahleinlagen Vbu überlagert werden können [14]. Des- Die Grundlage liefert ein Gleichgewicht der Kräfte am
halb wurde der in Abschn. 2.2.1 beschriebene Ansatz für freigeschnittenen Körper ohne äußere Belastung (Bild 2).
Bauteile ohne Querkraftbewehrung herangezogen und Es wird vereinfachend angenommen, dass die gemeinsa-
für die Berücksichtigung von Aufbiegungen erweitert. me Kraftresultierende der gekreuzten Aufbiegungen auf
Höhe des halben inneren Hebelarms vom Schubriss
Wird nun eine Aufbiegung durch den kritischen Schub- wirkt (z/2 in Bild 2). Zudem wird auch die Resultierende
riss gekreuzt, wird der Rissfortschritt behindert. Aufgrund der Tragwirkung der Bügel in Entfernung der halben Riss-
der Analysen auf Basis der gemessenen Rissweiten [14] länge angesetzt (lcr/2 in Bild 2). Die Kraftresultierende
wird vorausgesetzt, dass ein instabiles Risswachstum erst der Tragwirkung des Betons wirkt entlang des Risses,
beim Fließen der Aufbiegung auftreten kann, wobei die wodurch kein Moment um die Rissspitze auftritt.
ausreichende Verankerung der Aufbiegung auf beiden
Seiten des Risses gegeben sein muss (Vbu = Abu ⋅ fyb ⋅ sin α). Durch Einsetzen der Äquivalenzbedingung aus dem Kräf-
Die Gültigkeit dieser Hypothese soll in einer zukünftigen tegleichgewicht (Gl. (6)) in Ansatz (Gl. (4)) und Gleich-
Publikation grundlegend verifiziert werden. Aufgrund der setzen der Betontragwirkungen (Vc = VRc) kann die einzig
kleineren Durchmesser von Bügeln wird ebenfalls das verbleibende unbekannte Größe der Tragwirkung des
Erreichen der Fließgrenze vorausgesetzt (Vsw = Asw ⋅ fyw). Betons Vc iterativ ermittelt werden. Der Gesamtwider-
Die Dehnung der Längsbewehrung εs in Gl. (4) kann für stand kann anschließend als Summe der Einzeltragwir-
den Fall einer vorhandenen Aufbiegung wie in Gl. (6) kungen (VR = Vc + Vbu + Vsw) ermittelt werden (Bild 3).
angeschrieben werden.
Für übliche Werte der Aufbiegewinkel (α = 30° bis 45°) und
εs =
ME − ∑ Fi ⋅ el,i (6) der idealisierten Risswinkel (βcr = 30° bis 45°) konnte bei
As ⋅ Es ⋅ z Betrachtung einer kritischen Schubschlankheit (a/d = 3
bis 4) und einem fixierten Verhältnis von Moment zu
und Querkraft im Kontrollschnitt von acs = 0,5 ⋅ a + 0,5 ⋅ d in
[20] gezeigt werden, dass die Betontragwirkung Vc bei
(
ME = Vc + Vbu + Vsw ⋅ acs ) steigendem Traganteil des Bewehrungsstahls Vs = Vbu + Vsw
 z z ⋅ cot βcr  z ⋅ cot βcr
∑ Fi ⋅ el,i = Vbu ⋅ 
 2 ⋅ tan α
+
2
 + Vsw
 2
jeweils im selben Maße verringert wird. Die Betontrag-
wirkung Vc kann demzufolge vereinfacht als reduzierter
Wert des reinen Querkraftwiderstands des Betons Vc0
mit dem einwirkenden Moment im Kontrollschnitt ME, durch Multiplikation mit dem Interaktionsfaktor ki ange-
den Kraftresultierenden Fi, den Normalabständen der geben werden (Gl. (7)), welcher vom Verhältnis der Ein-
Kraftresultierenden zum Punkt „1“ e1,i in Bild 2, der Stahl- zeltragwirkungen (Vs / Vc0) abhängt (Bild 3). Der gesamte
fläche der Längsbewehrung auf der Zugseite des Bauteils Querkraftwiderstand VR beim Vorhandensein von Auf-
As, dem Elastizitätsmodul der Längsbewehrung Es, den biegungen kann wie folgt berechnet werden, Gl. (7).
Querkraftwiderständen des Betons Vc, der Aufbiegung
Vbu, der Bügelbewehrung Vsw und dem Verhältnis von Mo- VR = Vs + Vc0 ⋅ ki (7)
ment zu Querkraft im Kontrollschnitt acs.

4 Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020)


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Tab. 1 Parameter der Versuchsdatenbank
Experimental database parameters

Versuche d bw a/d Bewehrung Anzahl


[–] [mm] [mm] [–] (Versuchsanzahl) [–]

[37] 281 190 2,77 A1(1) 1


[38] 245 200 2,60–3,32 A(7), B2(1) 8
[39] 265–279 152 3,45–7,20 A(1/2g3), B(5/7g) 15
[40] 210 750 3,33 A(1), B(1) 2
[14, 20] 494–605 400–3 800 2,97–4,05 A(9) 9
Gesamt 210–605 152–3 800 2,60–7,20 A(19/2g), B(7/7g) 35
1 Aufbiegungen (A), 2 Aufbiegungen und Bügel (B), 3 glatte Stäbe (g)

Tab. 2 Statistische Parameter der Nachrechnungsergebnisse


Statistic parameters of the recalculation results

Variante Gleichungen Winkel βcr n mx Vx Q5 %


[–] [°] [–] [–] [–] [–]

1 (4) und (6) nach (3) 35 1,164 0,125 0,938


2a (7) und (5) 36 35 1,171 0,151 0,923
2b (7) und (5) 36 35 1,283 0,182 0,984
mit d im Nenner
3 (7) und (1) 36 35 1,326 0,174 0,991

und Versuche durch Einzellasten belastet wurden. Die Para-


meter sind in [20] gelistet und in Tab. 1 zusammengefasst.
ki = 1 − 0,125 ⋅ Vs / Vc0 ≥ 0, 0
Vs = Vbu + Vsw
Es wurden ausschließlich Versuche mit einem Winkel der
Vc0 = VRc nach (Gl. (5)) Aufbiegungen zwischen 27° und 60° berücksichtigt, wes-
halb Serien mit sehr flachen Winkeln [41, 42] nicht her-
Die Formulierungen erinnern an das Konzept von Thürli- angezogen wurden. Außerdem wurden zwei Versuche
mann [35], welches im CEB-FIP Model Code 1978 [36] (A9, A11) aus [39] exkludiert, da diese mit sehr hohen
für den genaueren Schubnachweis herangezogen wurde. Bügelbewehrungsgraden in Teilbereichen des Schubfelds
Der Betontraganteil wurde dort in Abhängigkeit von der bewehrt wurden, um das Versagen an einer bestimmten
einwirkenden Querkraft abgemindert und mit einem Stelle zu erzwingen. Diese Vorgehensweise führte zu un-
Stahltraganteil überlagert. üblich hohen Versuchslasten und die Versagensstelle ist
nicht eindeutig beschrieben.

2.2.3 Nachrechnung von Versuchen mit Aufbiegungen Für die Evaluierung des vorgestellten Ansatzes werden
die iterative Variante 1 (Gln. (4) und (6) mit Bestimmung
Trotz der in der Vergangenheit sehr weit verbreiteten An- des Winkels βcr nach Gl. (3)), und die geschlossene Vari-
wendung der Bauweise mit Aufbiegungen und der derzeit ante 2 (Gl. (7) mit konstantem Winkel βcr = 36°, Betontrag­
diskutieren Nachrechnungsproblematik bei Plattenbrü- anteil nach Gl. (5)) zur Versuchsnachrechnung herange-
cken oder Fahrbahnplatten gibt es im Gegensatz zu Quer- zogen. Neben der Auswertung der Gl. (5) mit der explizi-
kraftversuchen mit und ohne vertikaler Bügelbewehrung ten Berechnung der Werte a = ME/VE (Variante 2a), wird
in der Literatur nur wenige dokumentierte Versuchsreihen auch die vom Momenten-Querkraftverhältnis unabhängi-
mit Aufbiegungen. Die Testreihen [14, 37–40] lieferten ge Variante durch Ersetzen des Nenners mit der stati-
eine Datenbank, welche 26 Versuche mit gerippter Be- schen Nutzhöhe d (Variante 2b) ausgewertet. Zudem
wehrung sowie neun Versuche mit glattem Stahl zur Veri- wird eine Variante 3 (Gl. (7) mit konstantem Winkel
fikation der Ansätze bereitstellt. Die Versuche mit glatter βcr = 36°, Betontraganteil nach Gl. (1)) mit der bestehen-
Bewehrung wurden inkludiert, da ein Großteil davon zu- den Formel für den Querkraftwiderstand des Betons nach
sätzlich mit Bügelbewehrung ausgeführt wurde und der EC2 mit den Mittelwerten der Festigkeiten und ohne Teil-
Bewehrungsgrad moderat ist, womit von geringen Riss- sicherheitsbeiwerte ausgewertet. Die Traganteile der
weiten ausgegangen wird. Herangezogen wurden ledig- Querkraftbewehrung wurden in allen Varianten für den
lich jene Versuche mit eindeutigem Querkraftversagen ungünstigsten Fall, also für die geringstmögliche Tragwir-
und einer Schubschlankheit von a/d > 2,5, wobei alle kung innerhalb der Risslänge lcr ermittelt. Daher konnte

Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020) 5


T. Huber, P. Huber, J. Kollegger: Querkraftmodell für bestehende Stahlbetonbauteile mit aufgebogenen Längsstäben

Bild 5 Verhältnis zwischen den experimentell erzielten Querkraftwider­


ständen (Vexp) und den Modellwiderständen (VR) nach dem PSC-
Modell für 170 Schubversuche in Abhängigkeit vom Querkraftbe­
wehrungsgrad ρw
Relationship between the experimentally achieved shear resistance
(Vexp) and the model resistance (VR) according to the PSC-Model for
170 shear tests as a function of the shear reinforcement ratio ρw

in Bild 4) angesetzt werden kann und die Verwendung


von Gl. (2) für Vs (schwarze Punkte in Bild 4) nicht mög-
lich ist. Dies ist beim Vorhandensein einer einzigen Reihe
Bild 4 Verhältnis zwischen den experimentell erzielten Querkraftwider­
von Aufbiegungen und beim Überschreiten der Maximal-
ständen (Vexp) und den Modellwiderständen (VR) für 35 Schubver­
suche in Abhängigkeit von der mittleren Druckfestigkeit fc: abstände smax von Aufbiegungen (EC2: 0,8 · d · (1 + cot α)
(a) PSC-Modell, (b) EC2 [2, 12] nach [12]) der Fall.
Relationship between the experimentally achieved shear resistance
(Vexp) and the model resistance (VR) for 35 shear tests as a function
of the mean compressive strength fc: (a) PSC-Model, (b) EC2 [2, 12]
2.2.4 Nachrechnung von Versuchen mit Bügelbewehrung

bei sechs Versuchen aus [14] bzw. zwei Versuchen aus Die Modellformulierungen (Abschn. 2.2.2) legen nahe,
[20] lediglich der reine Betonwiderstand angesetzt wer- dass der Ansatz auch für Bereiche mit geringen Bügel-
den (Vs = 0 in Gl. (7)). Durch diese variable Nachweisstel- bewehrungsgraden und ohne Aufbiegungen gilt. Dieser
le kann die über die Bauteillänge unterschiedliche Aus- Ansatz wurde bereits in [27] verfolgt. Der vereinfachte
führung von Aufbiegungen berücksichtigt werden (Ab- Ansatz in der geschlossenen Lösungsform (Variante 2b:
schn. 2.1). Gl. (7), βcr = 36°) wurde an der Datenbank für Quer-
kraftversuche [43], welche vom deutschen Ausschuss
Die Nachrechnungsergebnisse in Tab. 2 zeigen, dass der für Stahlbeton (DAfStb) in Kooperation mit dem Ame­
iterative Ansatz (Var. 1) sowohl beim Mittelwert mx als rican Concrete Institute (ACI) herausgegeben wurde,
auch beim Variationskoeffizienten Vx die akkuratesten evaluiert. Dabei wurden Versuche nach den Empfeh-
Ergebnisse aufweist. Dennoch ist die geschlossene Vari- lungen von Reineck et al. [44] aussortiert, womit
ante 2a mit dem Interaktionsfaktor nur ein stückweit un- 170 Versuche für die Evaluierung des Modellansatzes
genauer. Die Verwendung der beiden Eurocodevarianten verbleiben.
zur Ermittlung der Betonkomponente Vc (neu: Var. 2b;
aktuell: Var. 3) können aufgrund der 5 %-Quantilwerte In Bild 5 werden die Verhältnisse von Versuchslast zu
Q5 % als sicher eingestuft werden. Modelllast für jeden Versuch (Vexp/VR) dargestellt. Für
neun Versuche ergab die Berechnung der Druckstreben-
Die Diagramme in Bild 4 zeigen die berechneten Verhält- tragfähigkeit VRm,max nach Gl. (2) einen geringeren
nisse von Versuchslast zu Modelllast für jeden Versuch Grenzwert als jener nach Gl. (7), weshalb in diesen Fäl-
(Vexp/VR). Zudem werden farblich jene Versuche gekenn- len VRm,max herangezogen wurde (rote Punkte in Bild 5).
zeichnet, bei welchen lediglich ein Betontraganteil in Es zeigt sich wie erwartet, dass mit größerem Beweh-
Rechnung gestellt werden konnte (rot). Die Evaluierung rungsgrad ρw unsichere Ergebnisse prognostiziert werden
der Datenbank zeigt das große Potenzial des vorgestellten (mx = 1,267, Vx = 18,2 %, Q5 % = 0,935), weshalb hier ein
Ansatzes anhand der statistischen Parameter. Das Modell Limit von ρw ≤ 0,35 % in Übereinstimmung mit [27] ge-
des potenziellen Schubrisses (Variante 2b) zeigt eine gute setzt wird. Bei größeren Bewehrungsgraden kann sich
Vorhersagequalität (mx = 1,28; Vx = 18 %) und ist somit anstelle eines kritischen Biegeschubrisses ein Fachwerk-
deutlich zutreffender als nach den aktuellen Regelungen system einstellen (Bild 1b) und die Bemessung sollte dann
nach EC2 (mx = 1,91; Vx = 29 %). mit entsprechenden Ansätzen erfolgen. Ein entsprechender
Übergang wird in [22] aufgezeigt. Mit der Evaluierung der
Dies kann dadurch begründet werden, dass nach EC2 verbleibenden 119 Versuche kann der Ansatz als sicher
oftmals lediglich ein Betontraganteil (Gl. (1), rote Punkte eingestuft werden (mx = 1,282, Vx = 17,0 %, Q5 % = 0,998).

6 Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020)


T. Huber, P. Huber, J. Kollegger: Shear strength model for existing RC components with bent-up bars

AUFSATZ ARTICLE
Herbrand et al. [8] evaluierten den Ansatz nach EC2
(Gl. (2) + VRm,max) an dieser Datenbank und attestierten
folgende statistische Parameter: mx = 1,724, Vx = 23,5 %,
Q5 % = 1,015. Das von ihm vorgeschlagene einheitliche
Querkraftmodell brachte eine Verbesserung auf mx = 1,384,
Vx = 17,6 %, Q5 % = 1,022 womit dieses im Bereich des
vorgeschlagenen Ansatzes liegt. Beide Modelle erlauben
die Überlagerung von Beton- mit Stahltraganteilen. Der
Betontraganteil wird beim einheitlichen Querkraftmodell
zur Gänze angerechnet, wobei zugleich der Vorfaktor
CRk,c von 0,18 nach EC2 auf 0,137 gesenkt wird.

2.3 Anwendungsgrenzen

Die Anwendungsgrenzen aus den vorher beschriebenen


Überlegungen sind im Folgenden noch einmal zusam-
mengefasst:
Bild 6 Beispielbrücke: (a) Querschnitt inklusive Randbalken und Aufbauten,
– Modell für einachsig gespannte Platten oder Träger (b) System in Längsrichtung, Details zur Querkraftbewehrung
– Überlagerung nur für gerippte Bewehrungsstäbe mög- Application example: (a) cross section including edge beams and
lich (Mindestwert der bezogenen Rippenfläche fR road structure, (b) system in longitudinal direction, details on shear
reinforcement
nach EC2 [2]). Für Stäbe mit geringeren Werten der
bezogenen Rippenfläche (glatte Stäbe, Torstahl) ist
der Beiwert ki = 0,0 zu setzen. Für eine genauere Er- 75 cm hoch (Bild 6). Daraus resultiert eine Schlank-
mittlung dieser Beiwerte wäre eine größere Daten­ heit l/h von 14,3. Die Tragwerke haben an der Platten­
basis notwendig, da in der evaluierten Datenbank le- unterseite eine Plattenbreite von b = 4,89 m, welche nach
diglich zwei Versuche mit glatten Stäben vorhanden oben hin einseitig breiter wird. Die ursprüngliche Quer-
sind. Da in Österreich normativ bis 1969 [18] glatte kraftbemessung erfolgte auf Basis des schweren Lastent-
Stäbe sowie Torstahl und in den ehemaligen Bundes- zugs „S-Zug“ nach [45] und die Konstruktion erfolgte
ländern der DDR bis in die 1990er Jahre glatte Stäbe nach [46, 47], weshalb lediglich Aufbiegungen am Auf­
im Brückenbau verwendet wurden, wären großforma- lager­rand ausgeführt sind. Der Nachweis wird für einen
tige Versuche wünschenswert, um das Berechnungs- Plattenstreifen mit einer Breite von 1,0 m geführt.
modell auch für diese Bestandsobjekte zu erweitern.
– Querkraftbewehrungsgrad ρw ≤ 0,35 % nach Gl. (3) Tab. 3 fasst die Materialkennwerte der verwendeten Bau-
– Winkel zwischen der Achse eines aufgebogenen Be- stoffe zusammen. Das Tragwerk wurde mit einer Beton-
wehrungsstabs und der Schwerachse der Platte oder güte B400 hergestellt. Dies entspricht in Anlehnung an die
des Balkens αi ≥ 30° ÖNORM B4008-2 [11] in etwa einer Betongüte C25/30
– Die Risslänge (Bild 2) sollte auf lcr = 0,8 ⋅ z ⋅ cot βcr nach EN 1992-1-1 [2]. Als Bewehrungsstahl wurde Rippen-
limitiert werden. Damit ergibt sich ein maximaler Ab- torstahl 50 verwendet, wobei dessen Wert der bezogenen
stand zwischen den Aufbiegungen von 1,60 ⋅ z bei Ab­ Rippenfläche fR im Bereich des heute üblichen Betonrip-
biegewinkeln von 45°, um zwei Aufbiegungen zu be- penstahls liegt.
rücksichtigen (Wert der ehemaligen ÖNORM B4200-
8:1969 [25] ist 1,58 ⋅ z). Tests mit größeren Werten Die Querkraftbewehrung im unmittelbaren Auflagerbe-
sind zwar in der Datenbank (Abschn. 2.2.3) vorhanden, reich besteht aus zwei Reihen von aufgebogenen Längs-
jedoch wurden diese mit zusätzlicher Bügelbeweh- stäben (jeweils ∅30/360 mm, Bild 6). Für den Platten-
rung ausgeführt. Lediglich zwei dokumentierte Tests streifen können daher 2,78 aufgebogene Stäbe je Meter
mit größeren Abständen hatten keine Bügelbeweh- berücksichtigt werden. Zusätzlich wurden ∅30/180 mm
rung. Deshalb wäre es unsicher, einen größeren Ab- durchgehend verlegt. Der untere Biegepunkt der ersten
stand zuzulassen.
Tab. 3 Materialkennwerte der verwendeten Baustoffe nach ÖNORM
B4008-2
3 Anwendungsbeispiel Material characteristics of the building materials according to
ÖNORM B4008-2
3.1 Bauwerksbeschreibung
Baustoff Druck Zug E-Modul
Das Brückenobjekt besteht aus zwei getrennt hergestell- [–] [MPa] [MPa] [kN/mm2]
ten Überbauten, welche als Plattenbrücken im Jahr 1979 Beton B400 fck = 26,4 fctk,0.05 = 1,9 Ecm = 31,9
ausgeführt wurden. Das Einfeldsystem weist eine Stütz­
Rippentorstahl 50 – fyk = 500,0 Es = 205,0
weite von 10,75 m auf und der Querschnitt ist konstant

Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020) 7


T. Huber, P. Huber, J. Kollegger: Querkraftmodell für bestehende Stahlbetonbauteile mit aufgebogenen Längsstäben

Reihe ist 1,22 m von der Auflagerachse entfernt, während


der Abstand der Aufbiegungen untereinander 0,87 m be-
trägt (ρw ≈ 0,16 %). Dieser ist somit höher als die statische
Nutzhöhe von ca. 0,7 m, weshalb beim Querkraftnach-
weis nach EC2 nur der Betonwiderstand nach Gl. (1) an-
gesetzt werden kann (vgl. Abschn. 1). Eine zusätzliche
Bügelbewehrung ist nicht vorhanden. In Querrichtung
wurde eine Bewehrung ∅16/125 mm angeordnet, welche
oberhalb der Hauptbewehrung liegt. Hier wurde ebenfalls
jeder zweite Stab aufgebogen. Ein Bewehrungsnetz an
der Plattenoberseite ist zudem vorhanden (längs:
∅16/170 mm, quer: ∅10/200 mm).
Bild 7 Querkraftdeckungslinie mit VEd infolge des LM71 sowie Widerstände
VRd (EC2) bzw. VRd (PSC) nach Abschn. 2.3
3.2 Anwendung des Nachweiskonzepts Shear force envelope with VEd due to LM71 as well as shear resist­
ance VRd (EC2) and VRd (PSC) according to Section 2.3
Die Ermittlung der Schnittgrößen erfolgt mithilfe einer
Excel-Berechnung, wobei die Belastung vereinfachend Bereich können beide Reihen von aufgebogenen Längs-
über die gesamte Plattenbreite gemittelt wurde. Die stän- stäben zum Nachweis angesetzt werden (1,60 ≤ x ≤ 1,90
digen Lasten wurden dabei gemäß Originalplänen ermit- in Bild 7).
telt und die spezifischen Wichten nach Eurocode ange-
setzt. Diese Lasten beinhalteten das Eigengewicht der
Konstruktion sowie die Ausbaulasten aufgrund des Schot- 4 Zusammenfassung und Ausblick
terbetts, des Randbalkens, der Geländer sowie der Kabel-
trasse. Im Rahmen dieser Beurteilung wurde das Last­ In diesem Beitrag wurde das Modell des potenziellen
modell 71 [48, 49] einschließlich des anzusetzenden Schubrisses zur Ermittlung des Querkraftwiderstands von
Laststeigerungsfaktors α = 1,21 für den Neubau angesetzt. Balken und Platten mit Aufbiegungen vorgestellt. Der
Die einwirkenden Lasten wurden zudem mit dem dyna- potenzielle Schubriss wird grafisch konstruiert und teilt
mischen Faktor vergrößert, welcher gemäß [49] für Gleise das Bauteil gedanklich in zwei Hälften. Der Querkraftwi-
mit sorgfältiger Instandhaltung ermittelt wurde. Zudem derstand wird auf Basis eines vertikalen Kräftegleichge-
wurde die nach [48] zulässige gleichmäßige Verteilung wichts am Schnittufer dieses Schubrisses ermittelt. Je
der Einzellasten des Lastmodells 71 angewendet, um nachdem, ob innerhalb des schrägen Rissufers ein Be-
einen günstigeren Querkraftverlauf zu erzielen. Bild 7 wehrungsstab geschnitten wird, ergeben sich querkraftbe-
zeigt den Querkraftverlauf für die Umhüllende aus ständi- wehrte und -unbewehrte Bereiche, wobei für jeden Be-
gen und veränderlichen Lasten (rote Linie). reich ein eigenes Modell angewendet wird.

Bild 7 zeigt einen Vergleich des Querkraftwiderstands VRd Für Bereiche ohne Bewehrungsstäbe wird ein bestehen-
nach EC2 (blau) und PSC-Modell (schwarz) mit der ein- der Ansatz verwendet, welcher an der EPFL Lausanne
wirkenden Querkraft VEd. Wie zu erwarten war, ergibt entwickelt wurde und die Grundlage für die Neufassung
sich ein rechnerisches Defizit im Auflagerbereich bei Er- des Eurocode 2 bildet. Das Modell hat einen starken
mittlung des Querkraftwiderstands nach EC2 (vgl. roter mechanischen Hintergrund, da basierend auf idealisier-
Bereich in Bild 7). In diesem Bereich kann trotz des Vor- ten Schubrissen der Einfluss verschiedener Traganteile in
handenseins von aufgebogenen Längsstäben lediglich der Abhängigkeit von der sich an der Versagensstelle einstel-
Betonwiderstand nach Gl. (1) angesetzt werden, da die lenden Kinematik evaluiert wurde.
zulässigen Abstände zwischen den Aufbiegungen nicht
eingehalten werden. Die genaue Berechnung des Wider- Für Bereiche mit Bewehrungsstäben wurde dieser deh-
stands nach einem normativen Vorschlag des PSC-Modells nungsbasierte Modellansatz erweitert und eine Überlage-
kann dem Anhang A entnommen werden. rung eines Stahltraganteils mit dem Betontraganteil abge-
leitet. Ein Vergleich dieses Modells mit insgesamt 35 Er-
Während für dieses Brückenobjekt nach einer Beurteilung gebnissen von Versuchen mit Aufbiegungen und 170
gemäß EC2 eine wirtschaftlich fragwürdige und aufwen- Versuchen mit Bügeln konnte hierbei zeigen, dass der
dige Schubverstärkung erforderlich wäre oder eine ent- entwickelte Ansatz die experimentell erzielten Querkraft-
sprechende Maßnahme für die Nutzung (z. B. Achslastbe- widerstände sehr gut abbilden kann.
schränkung) getätigt werden müsste, kann basierend auf
dem in Abschn. 2 erläuterten Nachweismodell eine aus- Die statische Nachrechnung einer Plattenbrücke mit
reichende Querkrafttragfähigkeit VRd bescheinigt werden, Aufbie­gungen zeigt zudem das Potenzial des hergelei­
Bild 7. Die Kombination der Tragmechanismen von teten Ansatzes auf. Während eine Beurteilung der Quer-
Beton und Stahl (eine Reihe aufgebogener Längs­stäbe) krafttragfähigkeit nach dem aktuellen Normenstand
liefert die fehlende Schubtragfähigkeit zur Erfüllung des Euro­code 2 eine teure und aufwendige Ertüchtigung erge-
Nachweises im Auflagerbereich. Nur in einem kleinen ben würde, kann die Schubtragfähigkeit auf Basis der

8 Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020)


T. Huber, P. Huber, J. Kollegger: Shear strength model for existing RC components with bent-up bars

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vorgeschlagenen Berechnungsmodelle am Auflager nach- Dank
gewiesen werden.
Diesem Artikel liegen Teile des im Auftrag der ÖBB-Infra-
Zum jetzigen Zeitpunkt konnte dieser Ansatz aufgrund struktur AG durchgeführten Forschungsprojekts „Quer-
fehlender experimenteller Untersuchungen nur anhand krafttragfähigkeit von bestehenden Stahlbetonplattenbrü-
von Schubversuchen mit gerippten Stäben verifiziert und cken aus dem Zeitraum 1950 bis 1990“ zugrunde. Den
unter punktförmiger Belastung validiert werden. Es wäre Auftraggebern wird für deren finanzielle Unterstützung
daher wünschenswert, weitere großmaßstäbliche Versu- und die produktive Zusammenarbeit im Rahmen dieses
che durchzuführen, um das Berechnungsmodell auch für Forschungsvorhabens gedankt.
die häufig verwendeten glatten Stäbe zu erweitern.
Zu diesem Aufsatz haben wir online zusätzliches Mate­
rial zum Herunterladen bereitgestellt: Einfach den Artikel
in Wiley Online Library aufrufen https://doi.org/10.1002/
best.202000008 und die supporting information öffnen.

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Autoren

Dipl.-Ing. Dr.techn. Tobias Huber Prof. Dr.-Ing. Johann Kollegger


(Korrespondenzautor) johann.kollegger@tuwien.ac.at
tobias.alexander.huber@tuwien.ac.at Technische Universität Wien
Technische Universität Wien Institut für Tragkonstruktionen – Betonbau
Institut für Tragkonstruktionen – Betonbau Karlsplatz 13/E212-2
Karlsplatz 13/E212-2 1040 Wien
1040 Wien

Dipl.-Ing. Dr.techn. Patrick Huber


phuber@fcp.at
FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH
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1030 Wien Huber, T.; Huber, P.; Kollegger, J. (2020) Querkraftmodell für beste-
hende Stahlbetonbauteile mit aufgebogenen Längsstäben. Beton- und
Stahlbetonbau. https://doi.org/10.1002/best.202000008
Dieser Aufsatz wurde in einem Peer-Review-Verfahren begutachtet.
Eingereicht: 28. Februar 2020; angenommen: 12. Mai 2020.

10 Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020)

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