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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2
Zitat 3
Vorwort 4
Danksagungen 5
Einleitung - Was bisher geschah 6
Kapitel 1 - Die Thomasnacht 19
Kapitel 2 - Begegnung im Untersbergwald 22
Kapitel 3 - Der General und seine Wunderwaffen 24
Kapitel 4 - Die Burg Gruttenstein in Bad Reichenhall 28
Kapitel 5 - Die merkwürdige Gruppe im Wald 30
Kapitel 6 - Der Stollen unter Maria Gern 32
Kapitel 7 - Das Grab des Tutenchamun 37
Kapitel 8 - Die Reise ins alte Ägypten 39
Kapitel 9 - Die unerwünschten „Gäste“ 43
Kapitel 10 - Der Atlas des Generals 45
Kapitel 11 - Die Beben am Hochstaufen 47
Kapitel 12 - Die Höhle in Galdar 49
Kapitel 13 - Die goldene Kugel von Luxor 55
Kapitel 14 - Der Steinbruch am Untersberg 57
Kapitel 15 - Josefs Suche 59
Kapitel 16 - Antarktis 61
Kapitel 17 - Die verschwundene Gruppe 63
Kapitel 18 - Ulf, der Aushilfskellner von Wolfschwang 90
Kapitel 19 - Der alte Eingang am Wolfschwang 92
Kapitel 20 - Am Canal Grande 94
Kapitel 21 - Die alte Komturei am Ettenberg 99
Kapitel 22 - Amelies Besuch 103
Kapitel 23 - Der alte Fischer von Arguineguin 105
Kapitel 24 - Der General im heutigen Berlin 108
Kapitel 25 - Der Führer, der kein Führer war 119
Kapitel 26 - Der Wächter 129
Kapitel 27 - Das unsichtbare Tor 131
Kapitel 28 - Der Wanderer zwischen den Zeiten 133
Kapitel 29 - Die Stille-Nacht-Kapelle 135
Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie­.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-
nb.de abrufbar.
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen,
fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger
und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.
© 2022 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99131-879-8
ISBN e-book: 978-3-99131-880-4
Lektorat: Bianca Brenner
Umschlagfoto: Stan Wolf, Draghicich | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen: Stan Wolf, Bild 28: alamy Photo/Siepmann

www.novumverlag.com
Zitat

Macht hat viele Gesichter


Das Streben nach Macht ist uns eigen
Die stärkste Macht liegt
im Verborgenen

Vergangenheit Gegenwart Zukunft


Alles existiert gleichzeitig

www.stan-wolf.at
Vorwort

Vieles ist zu unfassbar, als dass man es einfach niederschreiben


könnte.
Vielleicht sollte es auch verborgen bleiben, denn der menschliche
Verstand nimmt nur jene Dinge zur Kenntnis, welche ihm geläufig
sind.
Deshalb schreibe ich dieses Buch als Roman.

Es bleibt dem einzelnen Leser überlassen, was er als Tatsache


anerkennen möchte.
Danksagungen

Mein Dank gebührt Claudia, welche mitgeholfen hat, Verborgenes


ans Tageslicht zu bringen.
Lutz, mein Freund, steuerte auch zum 14. Band wieder einen Beitrag
bei, wofür ich ihm herzlich danke sage!
Roland, der Apotheker und Rosenkreuzer, wies mir den Weg zum
Eingang.
Becker, der Illuminat, der keiner ist, hat maßgeblich zur Aktivierung
des Mysteriums beigetragen.
Peter mit dem Leopold, seinem treuen Vierbeiner, hilft immer wieder
mit interessanten Entdeckungen
Einleitung

Was bisher geschah

Als vor über 30 Jahren drei deutsche Bergwanderer auf dem


Untersberg verschwinden und sich nach zwei Monaten von einem
Frachtschiff im Indischen Ozean wieder melden, weckt dies Wolfs
Interesse an dem ihm bis dahin nur als Sage bekannten
Zeitphänomen am Salzburger Untersberg. Zudem hat Wolf selbst
diese drei Leute einige Jahre vor ihrem Verschwinden auf einer
Schutzhütte auf dem Untersberg getroffen. Auch er hat in den
darauffolgenden Jahren ein sehr mysteriöses Erlebnis, als er mit
seiner Tochter Sabine die vermutete Zeitanomalie am Berg
erforschen will.
Doch wieder vergehen etliche Jahre, bis er auf seinen oftmaligen
Reisen in entlegene Gebiete der Fels- und Sandwüsten in Ägypten
mit seiner Begleiterin, der Lehrerin Linda, auf ähnliche rätselhafte
Erscheinungen stößt, welche offenkundig mit runden, schwarzen
Steinen in der Größe und Form einer Orange zu tun haben. Immer
intensiver wird seine Suche, bis er durch Zufall in der unterirdischen
Kammer der Cheopspyramide einen solchen schwarzen Stein findet.
Bei seinen weiteren Recherchen stößt er auf eine wenig bekannte
Sage, der zufolge von einem Tempelritter im elften Jahrhundert ein
ebensolcher Stein aus Mesopotamien zum Untersberg gebracht
wurde.
Diesen Stein, welcher der Überlieferung nach von dem Templer in
einer Höhle im Berg versteckt worden war, ließ bereits Hitler, der ja
bekanntlich eine Vorliebe für den Untersberg hatte, suchen. Hitler
hatte angeblich Hinweise, wonach dieser Stein der Schlüssel zu
großer Macht sein sollte. Wolf dehnt seine Nachforschungen in der
Folge auch auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden aus und macht
dort mithilfe zweier deutscher Polizisten eine erstaunliche
Entdeckung, welche ihm aber beinahe zum Verhängnis wird.
Noch einmal konzentriert Wolf seine Suche auf den Untersberg
und es gelingt ihm, ein brisantes Geheimnis zu lüften. Er entdeckt
einen verborgenen Eingang in den Berg. Ein General der Waffen-
SS, der diese Zeitanomalie schon 1943 gefunden hatte, ließ sich im
letzten Kriegsjahr dort im Felsen eine komfortable Station als
Unterkunft errichten, in welcher er durch die Zeitverlangsamung im
Berg innerhalb nur weniger Monate über 70 Jahre verbringen
konnte. Wolf und Linda kommen mit diesen Leuten aus der
Vergangenheit in Kontakt und erfahren von ihnen Dinge, welche in
keinem Geschichtsbuch zu finden sind.
Der General zeigt den beiden ein Golddepot in den Bergen und
ersucht Wolf, der ja auch Hobbypilot ist, um einen Flug nach
Fuerteventura, um ihm aus den Lavahöhlen unter der Villa Winter
zwei Bleizylinder zu bringen. Wolf und Linda wollen das Geheimnis
der Zeitverschiebung ergründen und willigen ein. Der weite Flug mit
der einmotorigen Cessna und die anschließenden Erlebnisse auf der
Kanareninsel gestalten sich für die zwei extrem abenteuerlich. Es
gelingt den beiden aber schließlich tatsächlich, die Bleizylinder zu
bergen und dem General zu überbringen …
Bei archäologischen Ausgrabungen wird ein deutscher Stahlhelm in
einem Kelten-Grab am Dürrnberg in der Nachbarschaft des
Untersbergs entdeckt. Daneben liegt das Skelett eines Kriegers mit
einem Einschussloch im Kopf. Der Verfassungsschutz wird daraufhin
aktiv. Wolf und Linda finden am Obersalzberg radioaktiv strahlende
Steine, welche sich als Uranoxid herausstellen.
Der General in seiner Station im Untersberg demonstriert den
beiden seine technischen Geräte, deren Möglichkeiten weit über die
der heutigen Technik hinausreichen. Auf seiner Suche nach den
Zeitkorridoren des Untersbergs entdeckt Wolf ein vergessenes
Waffendepot der amerikanischen Besatzungstruppen aus dem Jahr
1953. Von einem alten Mann bekommen die zwei einen
wunderschönen Amethystkristall, welcher etwas mit der
altbabylonischen Göttin Isais zu tun haben soll. Hinter einem uralten
Gebetsstock am Untersberg sieht Wolf eine kleine Silberplatte aus
der Erde ragen. Darauf ist ein geheimnisvoller Code zu sehen. Diese
uralte Schrift in lateinischen Buchstaben wirft neue Fragen auf. Ein
Illuminat klärt die beiden über die Isais-Geschichte und den
schwarzen Stein im Berg auf. Auch zu einer mysteriösen
Marmorplatte mit einer Inschrift aus dem Jahr 1798 erzählt ihnen der
Logenmann eine Geschichte. Der General lässt Wolf mittels eines
Zeitkorridors einen Blick in eine ferne Zukunft tun und ermöglicht ihm
und Linda einen Ausflug in die Vergangenheit. In die Stadt Salzburg
zur Zeit Mozarts.
Schließlich retten die beiden noch einem Deserteur das Leben,
indem sie ihn in eine Höhle schicken, in welcher ebenfalls eine
Zeitanomalie auftritt. Eine neuerliche Fahrt in die ägyptische Wüste
bringt sie in die Oase Siwa, wo ihnen die Mumie von Alexander dem
Großen gezeigt wird. Wieder zurück am Untersberg gelingt es ihnen,
einen durch ein Hologramm getarnten Eingang in den Felsen zu
finden.
Ein alter, astrologiekundiger Pfarrer sagt Wolf anhand seines
Jahreshoroskops eine Begegnung voraus, welche aus den Tiefen
seiner eigenen Vergangenheit auftauchen wird. Tatsächlich kommt
Wolf kurze Zeit später auf merkwürdige Weise mit seiner einstigen
Jugendfreundin Silvia, die er seit fast 40 Jahren nicht mehr gesehen
hat, in Kontakt. Silvia begleitet ihn nach Gran Canaria, von wo aus er
mit einem kleinen Flugzeug die sagenumwobene Insel San
Borondon suchen will. Tatsächlich gelingt es den beiden, diese
geheimnisvolle Insel, welche in einer fernen Vergangenheit existiert
hat, zu finden.
Aber auch mithilfe des Generals kann Wolf einen Blick in die
Vergangenheit werfen. Mit dessen Chronoskop sieht er alles zwar
nur in Schwarz-Weiß, kommt dabei aber sogar bis an Adolf Hitler
heran, dem er mittels eines Laser-Beamers durch das Chronoskop
eine „Erscheinung“ schickt, um ihn vom Angriff auf Russland
abzuhalten.
Wolf wird von einem Forstarbeiter am Obersalzberg der geheime
Ritualraum N3 gezeigt und der General berichtet vom Mausoleum
des Führers, welches sich dieser im Untersberg errichten ließ. Wolf
lädt ihn anschließend in den Gasthof Kugelmühle am Ende der
Almbachklamm ein, wo sie den Wirt namens „Anfang“ treffen.
Anlässlich eines Besuches in Ägypten fährt Wolf mit Silvia durch
die Berge nach Luxor und trifft dort den Grabräuber Rassul, welcher
ihnen tief unter seinem Haus in Qurna eine geheime Drehtür zeigt,
hinter der sein Bruder auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Auch
hier spielen wieder die schwarzen Steine eine Rolle.
Mit Linda geht Wolf nochmals durch den Hologramm-Eingang in
den Untersberg und gelangt mit ihr in eine völlig fremde Gegend im
Jahre 2029. Eine kurze Unterhaltung mit Leuten von dort eröffnet
ihnen neue Perspektiven zu den alten Prophezeiungen.
Josef, der Geheimdienstmann vom BVT, bekundet ebenfalls sein
Interesse an Wolfs Entdeckungen am Berg. Schließlich führt der
Forstarbeiter vom Obersalzberg Wolf noch zu einem uralten Stollen,
in dem, wie sich später herausstellt, der General zu Kriegsende noch
mehr als eine Tonne Uranoxid verstecken ließ.
Auch eine Art Flaschenpost, ein unvollendetes Manuskript aus den
70er-Jahren, wird in einer Höhle nahe dem Dorf am Untersberg
entdeckt. Es sind 13 Blätter eines bekannten Autors, welcher
ebenfalls seltsame Erlebnisse am Berg gehabt hatte.
Durch den General wird Linda und Wolf ein Ausflug in das Jahr
1818 ermöglicht. Sie fahren am 24. Dezember als Mönche verkleidet
auf dem Fluss mit einem Salzschiff nach Oberndorf, wo sie die
Uraufführung des weltbekannten Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“
miterleben dürfen.
Ein polnischer Franziskanermönch aus Berchtesgaden, den die
beiden im Winter beim Meditieren in der Almbachklamm treffen,
erzählt ihnen von einem Ritual der Isais, durch welches das neue
Zeitalter beginnen würde.
Tino, ein Australier österreichischer Abstammung, Rosenkreuzer
wie Wolf, kommt nach Salzburg, um in einer alten Kirche am
Ettenberg, wo einst die Templer auf Geheiß der Isais ihre erste
Komturei errichteten, ein Ritual abzuhalten, welches Wolf
durchführen soll.
Letztendlich gibt sich der Illuminat Becker als einer der anderen zu
erkennen und zeigt Wolf in der Nähe des Hochsicherheitsarchives
am Fuße des Untersbergs in einer Art dreidimensionalen Bildschau
Schlüsselszenen aus seinem Leben und ermöglicht ihm einen Blick
in die Zukunft.
Auf der Kanareninsel La Palma trifft Wolf auf den Fischer Perez,
welcher ihm mit einem Fernrohr die geheimnisvolle Insel „San
Borondon“, welche in einer fernen Vergangenheit existiert, zeigt. Zur
Wintersonnenwende gründen Linda und Wolf mit ihren vier
Freunden den „Ring der Isais“. Während draußen der Schneesturm
tobt, erhalten alle im Rahmen eines Rituales, an welchem auch Tino
in Australien per Skype teilnimmt, Goldringe mit dem Isais-Zeichen
und einem schwarzen Diamanten.
Wolf unternimmt mit den beiden Polizisten Herbert und Elisabeth
eine Reise nach Ägypten, wobei ihnen sein Freund Franz, der
Manager des Sheraton-Hotels in El Gouna, den Archäologen Dr.
Khaled vorstellt. Von diesem erhalten sie interessante Informationen
über ein Zeitphänomen bei den Pyramiden von Gizeh. Anlässlich
eines Besuches in Luxor treffen sie den Grabräuber Rassul, welcher
ihnen Kopien von wunderschönen Texten aus der Zeit der Pharaonin
Hatschepsut gibt. Nach einer abenteuerlichen Fahrt zeigt Wolf den
beiden das Tal der Hieroglyphen. Der Illuminat Becker klärt Wolf
über die Aktivierung des Untersbergs auf, zu welcher auch die
weibliche Komponente benötigt wird. Vom General in der Station im
Berg werden Wolf und Linda eingeladen, eine Basis in der
Vergangenheit zu besuchen. Der kurze Ausflug bringt die zwei nach
Atlantis. Ein alter Jude, den Wolf in New York trifft, erzählt ihm von
seiner Deportation aus Rumänien und der anschließenden Flucht
aus einem Eisenbahnzug in Salzburg. Von Friedl, dem Wirt der
Kugelmühle, erfahren Wolf und Linda von einem schweren Unglück
in der Almbachklamm. Er erzählt ihnen auch die Geschichte von
einer verschwundenen jungen Frau am Untersberg, welche in den
50er-Jahren zwölf Tage lang verschollen war und dann wohlbehalten
wieder aufgefunden wurde. Mit Claudia, einer jungen Frau aus dem
Ring der Isais, fliegt Wolf mit einer kleinen Cessna nach Venedig, wo
sie auf der Insel Murano am Boden einer Basilika die steinerne
Abbildung einer Insel finden. Eine schwarzhaarige Dame, welche
sich Julia nennt, gibt ihnen Hinweise dazu und verschwindet
plötzlich. Wolf landet auf dieser Insel und sie entdecken in einer
Steinmauer einen Kristall, welcher vom „Ordo Bucintoro“ dort
versteckt wurde. Wolf und Linda gelangen in ein unterirdisches
Labor aus dem dritten Reich, in welchem das geheimnisvolle Xerum
525 hergestellt wurde. Mit Obersturmbannführer Weber bringen sie
dem General eine Stahlflasche davon. Weber flutet im Anschluss
das Labyrinth neben dem Gebirgsbach am Obersalzberg.
Claudia sieht bei ihrer Suche am Fuße der alten Römer-
Steinbrüche am Untersberg ein großes Tor im Felsen, welches sich
wie von Geisterhand öffnet und auch wieder schließt. Mit Herbert,
dem Polizisten, erkundet Wolf nochmals das unterirdische
Kreuzgewölbe N2, und kurze Zeit später gelingt es ihm, aus N3, dem
Versammlungsraum der Generäle, einen großen schwarzen
Turmalinkristall mit zwei Enden sowie eine Kugel aus demselben
Stein zu bergen.
Wolf und Linda lesen in dem gefundenen Manuskript des
verstorbenen Autors, dass dieser eine Höhle am Untersberg
entdeckt hat, durch welche er direkt in die unterirdische Kammer der
Cheops-Pyramide gelangt ist. Vom General erfahren sie, dass auch
diesem Autor vor vielen Jahren ein Besuch der Basen in der
Vergangenheit gestattet wurde. Schlussendlich machen sich Wolf
und Claudia auf den Weg, die Kraft im Untersberg zu aktivieren.
Mithilfe eines alten Gedichtes von Becker, dem Illuminaten, finden
sie den Weg zum Eingang, welcher überraschenderweise dort liegt,
wo niemand ihn vermutet hat. Sie finden die Magna Figura,
benutzen den Kristall von der Insel und gelangen schließlich in eine
riesige, kuppelförmige Halle im Berg, in welcher sie die Goldene
Kugel im Untersberg erblicken.
Auf Wolfs Almhaus gibt es offenbar einen Geist. Als sich die
Freunde des Isaisringes dort oben treffen, macht Claudia in der
Nacht auf dramatische Art Bekanntschaft mit diesem Phänomen.
Aber auch im Tal gibt es einige mysteriöse Besonderheiten. Auf
Schloss Mauterndorf, welches dem Reichsmarschall Göring gehörte,
erzählte dieser dem Reichsführer SS Himmler von den alten
Richtstätten des Mittelalters. Unsere Freunde interessieren sich
auch für diese Begebenheiten, und nach einer Besichtigung des
Schlosses Moosham und dessen Folterkammer erkunden sie die
nahe Richtstätte, wo einst im Namen der katholischen Erzbischöfe
nicht nur Verbrecher, sondern auch viele unschuldige Frauen und
sogar Bettelkinder verbrannt wurden. Mit Schaudern erfahren sie,
dass nach diesen Verbrechern auch heute noch Straßen und Plätze
im Land benannt sind. Der General ermöglicht es ihnen, den
Gerichtsdiener von Moosham, der ein sadistischer Schurke war, in
die Gegenwart zu holen und seiner gerechten Strafe zuzuführen.
Mithilfe des Illuminaten Becker reist Wolf in die Vergangenheit und
erlebt hautnah das Treiben im 17. Jahrhundert, welches einige
Überraschungen für ihn bereithält.
Nachdem am Fuße des Untersbergs mehrere sogenannte
Benedictus-Kreuze, welche für Exorzismen Verwendung finden,
entdeckt werden, erzählt Wolf den Freunden vom Isaisring von
seinen Erlebnissen mit der dunklen Seite der Macht.
Mit Claudia gerät er bei einem Kurzbesuch in Luxor im Karnak-
Tempel in eine andere Zeit, was für die beiden extrem gefährlich
wird. Schließlich treffen sie am Tag danach auf Rassul, den
Grabräuber, welcher sie in einen Geheimgang mit Mumien führt.
Als Wolf wieder zuhause ist, zeigt der General ihm am Untersberg
Flugscheiben, welche aus einer deutschen Basis im Irak kommen.
Ein Freund aus Norddeutschland erzählt Wolf eine atemberaubende
Begebenheit, welche dieser vor vielen Jahren bei einer
Sondereinheit der Bundeswehr im Golf von Akaba erlebt hatte. Wolf
berichtet von seinen allerersten Abenteuern in jungen Jahren, bei
denen er seine Liebe zum Geheimnisvollen und zu den Altertümern
entdeckte.
Drei Soldaten des Generals gelangen auf einer Erkundungstour
durch ein uraltes Dimensionstor vom Untersberg an die Küste
Argentiniens.
Auf der Suche nach den geheimnisvollen Eingängen in den zwölf
Untersbergkirchen entdeckt Wolf mit Claudia einen Gang in einer
Kirche, durch welchen sie direkt in eine große Kathedrale am
Untersberg gelangen. Dort existiert nach Angaben eines Mönches
gar keine Zeit. Sie sehen Vergangenes und auch Zukünftiges.
Becker, der Illuminat, klärt Wolf über die Macht der Vorsehung und
die sogenannten Zufälle auf.
Letztendlich machen sich Claudia und Wolf auf den Weg, um zur
Sommersonnenwende bei einer einzigartigen astrologischen
Konstellation die Aktivierung des Untersbergs in der kuppelförmigen
Halle der Erkenntnis vorzunehmen.
Um den Vergleich des Untersbergs mit dem Ayers Rock
nachzuprüfen, fliegt Wolf nach Australien und mietet sich dort eine
Cessna, mit welcher er von Brisbane aus quer durch den Kontinent
zum Ayers Rock fliegt. Eine folgenreiche Begegnung mit einem
Aborigine wird für ihn zu einem Schlüsselerlebnis.
Mithilfe des Illuminaten Becker findet er mit Linda einen geheimen
Zugang in einen Stollen unter dem Klingeck am Obersalzberg, wo
sich ein riesiger Bergkristall befindet. Dieser soll für eine
Funkanomalie verantwortlich sein, mit welcher die Deutschen vor
über 70 Jahren bereits eine Verbindung nach Südamerika aufgebaut
haben. Wolf folgt der Einladung eines geheimen Templerordens und
erfährt dabei interessante Zusammenhänge mit der Magna Figura
und den Herren vom Schwarzen Stein.
Der Besitzer eines großen Zementwerkes in der Nähe des
Untersbergs ermöglicht es den Freunden des Isaisringes, die dortige
riesige Stollenanlage, in welcher noch kurz vor Kriegsende das
Oberkommando der Wehrmacht untergebracht werden sollte, zu
besichtigen. Der General im Berg zeigt ihnen die Basis Vier, welche
in der Gegenwart existiert und mit modernster Technik ausgestattet
ist. Sabine, Wolfs ältere Tochter, wird in Murano von der schwarzen
Dame Julia angesprochen. In den Ruinen der alten Komturei soll ihr
Vater weitersuchen, und tatsächlich findet Wolf dort abermals zwei
Ringe aus der Templerzeit. Die Franzosenschlacht auf dem
Walserfeld wird ihm von Becker live vorgeführt und Wolf bringt ein
Vorderlader-Gewehr mit in unsere Zeit herüber. Mit Claudia fliegt er
auf die Insel Mauritius, um die sieben schwarzen Pyramiden, welche
sich dort befinden sollen, zu untersuchen. Sie entpuppen sich aber
nur als jahrhundertealte, von Sklaven errichtete Steingebilde, welche
bei der Reinigung der Zuckerrohrfelder entstanden waren. Aber
dafür gelangen sie im Urwald von Mauritius zu einem
pyramidenförmigen, heiligen Berg der Hindus, in welchem sich eine
Grotte mit einem unterirdischen See befindet. Dort sehen sie eine
uralte Felsritzzeichnung eines Vimanas – einer Götter-
Flugmaschine. Schließlich fahren sie noch mit einem Speedboot auf
das Meer hinaus und können mit frei lebenden Delphinen
schwimmen. Von einem alten Förster am Untersberg werden die
zwei noch darüber aufgeklärt, dass auch Bäume Lebewesen sind
und mit Menschen kommunizieren können. Letztendlich erhält Wolf
zwei Kelche, welche je aus einem Stück Bergkristall gefertigt
wurden, wobei er einen davon den beiden Polizisten Herbert und
Elisabeth zum Geschenk macht.
Der General stellt sich bereits auf den Endkampf in Europa ein.
Der Illuminat Becker klärt Wolf über die Kraft der heiligen Berge
auf.
Die vielen Asylsuchenden, welche sich ab Herbst 2015 unmittelbar
am Fuße des Untersbergs von Österreich auf den Weg nach
Deutschland machen, bringen ernste Probleme für beide Länder mit
sich.
Becker erinnert Wolf an seine Hilfsfahrt nach Rumänien 1989, um
ihn zu einer erneuten Reise zu bewegen. Diesmal zum Bucegi-
Gebirge. Auch Venedig und die Basilika Maria e Donato auf der Insel
Murano sind ein Ziel von Wolf und Claudia, welches wieder ein
wenig mehr Licht in Juliettas Geheimnis bringt. Der General gibt
überraschend offenherzig Auskunft über die kommenden Ereignisse
und klärt Wolf über eine seltsame Kontaminierung am
Schießgelände neben dem Untersberg auf. Auch sagt er, dass der
Ritterkreuzträger Otto Skorzeny den Ordo Bucintoro 1943 erneuern
wollte. Er hört von ihm die Namen Julietta, Livia und Loredana. Wolf
erzählt Claudia von seinen Experimenten mit Wasserkristallen und
seinem eigenen Blut. Er warnt sie vor Versuchen mit Black Goo.
Nachdem ein mysteriöser Birnbaum-Setzling barbarisch
umgehackt wurde, erscheinen fünf seltsame Gestalten auf dem
Walserfeld.
Ein Kartograph markiert Ende des 19. Jahrhunderts eine
bestimmte Stelle am Untersberg. Ein Skelett wird von einer
Bekannten Wolfs am Untersberg entdeckt, jedoch bleibt der Schädel
unauffindbar. Am Berg werden im Zuge von Renovierungsarbeiten
der Seilbahn eigenartige Messgeräte installiert.
Wegen 13.000 Jahre alten Funden gerät die Kirche in Bedrängnis
und versucht mit aller Kraft, ihre Macht zu erhalten. Auch Grimmig
vom BVT intensiviert seine Suche mit allen Mitteln. Eine Reise zum
Bucegi-Gebirge bringt für Wolf und Claudia neue Erkenntnisse.
Schließlich geraten fünf Flüchtlinge in ein Zeitphänomen, welches
auch für zwei deutsche Polizisten fatal endet.
Der gefällte Birnbaum vom Walserfeld bringt den Bürgermeister
des Ortes in die Schusslinie.
Eine Vril-Scheibe im Mondsee sorgt für jahrzehntelange
Schlagzeilen.
Vom General wird Wolf und Claudia die Möglichkeit erklärt, das
Wetter extrem zu beeinflussen.
Graf Alexander Wilczek, der Eigentümer des geheimnisvollen
Schlosses Moosham, ermöglicht unseren Freunden tiefe Einsichten.
Der Freilassinger Brunnenbauer Irlmaier, den Wolf als kleiner Bub
vor fast 60 Jahren besuchte, hatte damals eine interessante
Prophezeiung getan.
Bei einer Reise nach Kurdistan besuchen Claudia und Wolf die alte
Ruinenstadt Ninive und entdecken dort zwischen den Trümmern
eine Art Zeitentor, durch welches sie unglaubliche Dinge sehen.
Becker erklärt Wolf, dass Julietta, ebenso wie er selbst, aus der
Zukunft gekommen ist.
Auf der Halbinsel Vizula, wo Wolf vor 50 Jahren Artefakte aus der
Römerzeit entdeckt hat, wird ihm von Becker Neues gezeigt und es
schließt sich der Kreis zum Untersberg.
Im Winter findet er Reifenspuren im Schnee des
Untersbergwaldes, die plötzlich im Nichts enden.
Es meldet sich ein Interessent, welcher ihm eine hohe Summe für
die „Marzipanstangen“ bietet. Wolf gerät in einen Zwiespalt. Zwar
könnte er das Geld dringend gebrauchen, er tut es dann aber doch
nicht und überlässt das gefährliche Zeug dem General.
Auch hört er von seiner Cousine in Bratislava vom geheimnisvollen
Berg Krudum in Tschechien, wo es ähnliche Zeitphänomene gibt wie
am Untersberg.
Bei einem Ausflug in die Almbachklamm trifft er auf den
Franziskanermönch Claudius, welcher in Wirklichkeit schon vor drei
Jahren verstorben ist.
Ein Bericht, den sein Freund Lutz von einem amerikanischen
Offizier erhalten hat, ist reichlich mysteriös und gibt Rätsel auf.
Der General klärt Wolf über die Gefahren des Islamismus auf.
Auch Franz, der Hoteldirektor des Sheraton Sharm el Sheik, weiß
vor allem über die Türken viel zu erzählen.
Ein Höhlenforscher aus Salzburg zeigt Wolf die kleine Nixloch-
Höhle und erklärt, weshalb dort im Winter Nebelschwaden
heraufsteigen.
Mit Peter und Claudia unternimmt Wolf einen Ausflug zur
Hologrammhöhle und erlebt dort ein gefährliches Abenteuer.
Anschließend gelangen die drei zum Kloster am Untersberg, wo es
keine Zeit gibt. Becker klärt ihn über das Phänomen „Innere Erde“
auf und zeigt ihm auf anschauliche Weise, wie es dazu kam. Wolf
berichtet von einem lange zurückliegenden Erlebnis, bei dem er
hautnah mit dem Phänomen einer Ufo-Sichtung konfrontiert wurde.
Werner, welcher immer noch auf der Suche nach der Blechtüre im
Brunntal ist, findet diese und erlebt nun das Zeitphänomen
persönlich.
Bei einem abermaligen Besuch in Kroatien findet Claudia ein Grab
aus römischer Zeit und neben Ringen und Fibeln auch eine Menge
Glasperlen und Mosaiksteine.
Die Toni-Lenz-Hütte am Untersberg scheint immer wieder Ziel von
mysteriösen Besuchern zu sein. Diesmal ist es ein Einbruch
während der Winterpause. In den Medien wird vom Untersberg
berichtet, dass er der gefährlichste Berg der Alpen sei und dort
immer wieder Menschen zu Tode kommen und auch spurlos
verschwinden.
Wolf trifft einen alten Mann, der ebenfalls mit dem General in
Verbindung steht und auch den Baron Lex sowie den Science-
Fiction-Schriftsteller Walter Ernsting gekannt hat. Er klärt ihn über
die verschiedenen Geheimnisse des Berges auf und weiß auch um
die Suche der CIA am Untersberg. Auf der Jagdstraße von Hitler am
Obersalzberg beginnt eine großangelegte Suche unter dem
Vorwand, den Teerbelag zu entfernen.
Abermals schickt der General Wolf zur Insel Fuerteventura, damit
er etwas für ihn auskundschaftet. Aufgrund eines Gehörverlustes
muss Wolf zum Doktor Moritz nach Adnet. Dieser erzählt ihm von
seinem Vater Walter, der ebenfalls Arzt war, und von dessen
Einsätzen.
Von einer Lehrerin, welche auf Bali arbeitet, erhält er eine kunstvoll
geschnitzte Statuette mit einer goldenen Kugel, die er in die Halle
der Erkenntnis am Untersberg bringt.
Ein Yogi-Meister aus Indien besucht ihn und erzählt ihm von
Verbindungen zwischen dem Untersberg und dem Himalaya. Der
Alchemist aus dem Untersbergwald weist Wolf auf eine alte
Rosenkreuzerschrift hin. Mit Claudia besucht Wolf das Grabmal des
Paracelsus und das Mausoleum von Bischof Wolf Dietrich.
Am Obersalzberg wird Hitlers Jagdstraße weggerissen und mittels
Bodenradar wird dort eifrig gesucht. Wolf durchforstet die
Flaschenpost- Manuskripte, welche er einst mit Linda in einer Höhle
am Berg gefunden hat, und macht erstaunliche Entdeckungen.
Becker und Wolf treffen sich mit dem General in der Vergangenheit,
um so ein Abhören zu verhindern.
Die beiden besuchen auch den alten Schriftsteller in der
Vergangenheit und werden über dessen Manuskripte aufgeklärt. Von
einem Deutschen, der auf Teneriffa lebt, erfährt Wolf von der
Legende vom Birnenmädchen, welche große Parallelen zu den
Untersberg-Sagen aufweist. Auf der Nordflanke des Untersbergs
findet Claudia versteckte Funde aus der Keltenzeit.
Ein Oktokopter verschwindet auf unerklärliche Weise bei seinem
Flug über dem Berg und taucht nach mehr als einer Stunde plötzlich
wieder auf, obwohl seine Batterien nur für 20 Minuten reichen.
Der General mobilisiert die Leute seiner Basen und rüstet zum
Kampf. Der Illuminat zeigt Wolf eine Aussichtsplattform am
Untersberg, von wo aus er sowohl in die Zukunft als auch in die
Vergangenheit blicken kann. Als Höhepunkt wird ihm ein Zeitentor
gezeigt, durch welches er um einen Tag in die Zukunft versetzt wird
und bei seiner Rückkehr nur knapp dem Tod entrinnt. Nochmals
erscheint er mit Becker in der Station des Generals und trifft dort auf
viele Verbündete Kammlers, welche alle bereit sind, beim
Umschwung mitzuhelfen.
Abermals besucht er mit dem Illuminaten den alten Schriftsteller in
der Vergangenheit, welcher ihm weitere Informationen gibt.
Die Waldandachtskapelle, bei welcher der Untersbergpfarrer aus
Großgmain immer am selben seltsamen Datum, dem 25. November,
eine Weihnachtsmesse hält, sei ein starker Kraftplatz, erklärt Becker.
Am 5. Jänner, der letzten Raunacht, gerät Wolf im Untersbergwald
in eine lebensgefährliche Situation, aus welcher er vom Alchemisten
gerettet wird. Dieser klärt ihn über die geheimdienstlichen Arbeiten
der CIA und deren technische Möglichkeiten auf.
Nachdem vom Scharbodenweiher das Wasser abgelassen wurde
und der Asphaltbelag von der Jagdstraße Hitlers entfernt wurde,
hatten plötzlich viele Leute reges Interesse an dieser Gegend.
Wolf trifft abermals auf die Untersberghexe, eine alte Frau, welche
ihn auch diesmal wieder vor einer drohenden Gefahr warnt.
Ein Anruf von Franz, dem Hoteldirektor in Ägypten, klärt Wolf über
die Machenschaften des türkischen Präsidenten auf.
Becker warnt Wolf vor einer Seuche, welche in China ihren
Ursprung hatte. In der Folge werden alle Grenzen zwischen
Österreich und Deutschland sowie auch in den meisten anderen
Ländern der EU geschlossen, was fatale Auswirkungen auf die
Wirtschaft und Bevölkerung hat.
Ein Meteor, den tausende Menschen gesehen haben, schlägt in
der Nähe des Untersbergs ein.
In der Gegend von Salzburg finden Spaziergänger zwei Behälter
mit 40 Kilogramm von dem Plastiksprengstoff C4. Der Dienstmann
vom BVT denkt sofort an Wolfs Fund vor einigen Jahren, die dieser
in seinem Buch über die Entdeckung eines amerikanischen
Waffendepots beschrieb.
Der Rosenheimer Polizist Rainer zeigt Wolf eine Stelle am
Dürrnberg bei Hallein, wo er unbemerkt nach Deutschland fahren
kann. Mit seinem Freund Roland wird er von übereifrigen
Bundespolizisten mit vorgehaltener Waffe festgenommen, jedoch
von SS-Leuten des Generals wieder befreit. Ein deutscher Polizist
gerät dort durch einem Tunnel ins Jahr 1943, wo er als Spion
gefangen genommen wird.
Wolf zeigt Claudia die Ruine Thürndl und die daneben liegende
Höhle, in die er sich mit sechs Jahren bei einem Gewitter geflüchtet
hat. Sie kommen mit den Vril-Damen und Julietta da Montefeltro in
Kontakt, und am Sitz des Ordo Bucintoro auf Murano kommt es zu
einem bedeutsamen Treffen, bei welchem auch Isais zugegen ist.
Mit dem General gelangt Wolf zur Basis 212 in der Antarktis und er
erhält Kenntnis von den geheimsten Dingen der Absetzbewegung.
In der Vorweihnachtszeit tritt der General an Wolf heran und lädt
ihn ein, mit ihm den Obersalzberg im Dezember 1943 zu besuchen.
Dort erhält Wolf tiefe Einblicke in das Leben der Soldaten. Er wird
mit Kammler auch in das unterirdische Gewölbe N2 geführt und sieht
dies nun in seinem ursprünglichen Zustand. Rainer der scharfe
Beamte der Bundespolizei in Rosenheim gibt Wolf gute Ratschläge
zum Überschreiten der deutsch – österreichischen Grenze.
Mit Becker erlebt er wieder ein Abenteuer am Rossfeld. An einem
Wintertag im Januar besucht Wolf den Alchemisten im
Untersbergwald und erhält von diesem eine seltsame Wanduhr als
Geschenk. Diese stammt aus der Zeit Mozarts und birgt ein großes
Geheimnis: man kann mit ihr durch die Zeit reisen – was Wolf auch
ausgiebig probiert. Wolf und Claudia planen eine Reise zum See
Genezareth, um nach dem Geheimnis der Maria Magdalena zu
forschen.
Im Grenzland von Salzburg und Bayern interessieren sich Bürger
seit Tagen für zwei Flugzeuge, die oft stundenlang kreisen – bei
Traunstein, Ruhpolding im Chiemgau bis hinein ins Gebirge nach
Schneizlreuth an der österreichischen Grenze bei Unken (Pinzgau)
und sogar in Oberndorf seien immer wieder kreisende Flugzeuge zu
beobachten, berichten Einheimische. Natürlich weckt dies alles auch
Wolfs Interesse. Als im Sommer 2021 die Grenzen zwischen
Deutschland und Österreich wieder für jedermann geöffnet sind, will
Wolf nochmals die sogenannte Hologrammhöhle mit den verglasten
schwarzen Wänden aufsuchen. Er trifft dort auf einen bekannten
Höhlenforscher. Dieser berichtet ihm von einem Fund in einem
Stollen unterhalb der Kirche von Maria Gern. Dort fanden
Jugendliche ein Fahrrad aus dem Jahr 2035. Wolf geht tief in diesen
Stollen und bemerkt nach einiger Zeit, dass er in die Vergangenheit
geraten ist. Er entdeckt dabei bei seinen Nachforschungen eine
verglaste Höhle, welche der Hologrammhöhle ähnelt. Becker zeigt
ihm die Entstehung dieser verglasten Höhle.
Kapitel 1

Die Thomasnacht

Wolf führte wieder einmal ein Gespräch mit dem Wirt vom alten
Gasthof. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“, fragte dieser Wolf.
„Ja, der 8. Dezember“, antwortete dieser. „Auch, aber heute habe ich
Namenstag“, entgegnete Thomas, „und heute ist die Thomasnacht.“
Wolf stutzte. Was war daran so besonders? Bevor Wolf noch fragen
konnte, fuhr Thomas fort: „Es ist eigentlich die erste Raunacht, und
Holz, welches um diese Zeit geschlagen wird, ist wesentlich
trockener als anderes. Wenn du willst, dann fahr zum Veitlbruch
hinauf. Dort oben an der Römerstraße dürfte der Förster vom Baron
gerade sein, um Bäume zum Fällen zu markieren. Der könnte dir
eine Menge darüber erzählen.“
„Ja, das würde mich interessieren“, sagte Wolf, „ich werde mich
gleich auf den Weg machen.“ Nach knapp einer Viertelstunde
erreichte er die Kapelle beim Veitlbruch, der Geländewagen des
Försters stand gleich bei der Ausweiche neben dem kleinen Bach.
Er stellte sein Auto neben das des Försters und begann links neben
dem Bach hinaufzusteigen. Es war an einigen Stellen schon eisig
und er musste achtgeben. Besonders bei der Quelle gab es einige
Eisstellen.
Vom Förster war aber weit und breit nichts zu sehen. Wolf stapfte
weiter den Berghang empor. Obwohl es erst halb drei nachmittags
war, begann es bereits zu dämmern. Ein seltsames Geräusch,
ähnlich dem eines schweren Hydraulikzylinders, schreckte ihn
plötzlich auf. Es verschwand aber nach einigen Sekunden wieder.
Jetzt war der Pfad jedoch schon zusehends vereister, und nachdem
er vom Förster keine Spur fand, beschloss Wolf, wieder nach unten
zu den Fahrzeugen zu gehen. Er würde dort in seinem Auto warten.
Irgendwann musste der Mann ja auch dorthin kommen. Nach einer
geraumen Weile setzte völlig unerwartet starker Schneefall ein.
Dieser war derart heftig, dass Wolf sich dazu entschloss, sich auf
den Heimweg zu machen. Schließlich waren es bereits 20
Zentimeter Schnee, welcher auf der Straße lag. In einer knappen
Viertelstunde war Wolf wieder in Fürstenbrunn. Hier am Fuße des
Untersbergs war kaum Schnee gefallen und die Straßen waren nur
etwas nass. Als er durch den Ort fuhr und die Abzweigungstafel zum
Gasthof Esterer sah, kam ihm der Gedanke, der Wirtin Mitzi einen
Besuch abzustatten. Diese freute sich über Wolfs Erscheinen und
erzählte ihm, dass ihr Mann Hermann schon seit Monaten bei
seinem Sohn in Südafrika weilte. Es kam auch die Rede auf den
Buben, welcher einmal die Aussage getätigt hatte, den Untersberg
vernichten zu wollen. In der Zwischenzeit aber dürfte er von diesem
Vorhaben abgerückt sein. Vielmehr hätte er sich einer neuen
politischen Gruppierung angeschlossen. Überdies gab er von sich,
dass er sämtlichen karitativen Vereinigungen den Rücken kehren
würde, was aber auch nicht ernst zu nehmen war. Fest stand jedoch,
dass er an den Untersbergkongressen nicht mehr teilnehmen würde.
Die Wirtin erzählte Wolf, dass es in letzter Zeit coronabedingt sehr
ruhig bei ihr war. Deshalb konnte sie ihm auch nichts Neues vom
Untersberg mitteilen. Wolf genoss die Stille in der Gaststube und
warf einen Blick aus dem Fenster, wo die große Statue von Kaiser
Karl an der Tafel zu sehen war. Nach einiger Zeit verabschiedete er
sich von Mitzi und ging zum Auto. Als er gerade die Autotür öffnen
wollte, bemerkte er ein Auto, das ziemlich schnell um die Ecke auf
den Parkplatz und in einen Waldweg fuhr. Dieser Waldweg verlief
genau neben den Garagen des Wirtshauses. Wolf konnte für einen
Augenblick den Fahrer erkennen. Es war der Gutsverwalter des
Barons. Er erkannte ihn an seiner markanten Narbe am Ohr und
beschloss, ihm mit dem Wagen zu folgen. Da der Geländewagen
ziemlich rasch unterwegs war, konnte ihm Wolf nur mit einem
gewissen Abstand folgen. Obwohl für diesen Waldweg ein
generelles Fahrverbot galt, fuhr er einfach weiter. Dieser Weg führte
hinter dem Freilichtmuseum quer durch den Untersbergwald
hindurch. Der Verwalter musste recht schnell unterwegs gewesen
sein, denn obwohl Wolf auch mit hohen Tempo fuhr, bekam er den
Landrover nicht zu sehen. Er stutzte, denn plötzlich kam ihm die
Gegend sehr bekannt vor. Im nächsten Moment wusste er auch
warum. Von weitem sah er jetzt das Haus des Alchemisten. Direkt
davor stand der Wagen des Gutsverwalters. Wolf stoppte seinen
Wagen und überlegte. Was hatte dieser Frank mit dem Alchemisten
zu tun? Keinesfalls würde er diesen jetzt besuchen. Also drehte er
wieder um.
Er gelangte über einen anderen kaum befahrenen Weg direkt zum
Parkplatz des Freilichtmuseums. Dort blieb er stehen, um einen
Angestellten des Museums zu besuchen. Christian, mit welchem er
vor über 20 Jahren seine Pilotenprüfung absolviert hatte, arbeitete
dort in der Verwaltung. Vielleicht konnte er von ihm einige
Informationen zum Haus des Alchemisten erhalten. Dieses befand
sich ja in ziemlicher Nähe zum Freilichtmuseum. Christian freute sich
sehr über Wolfs Besuch. Erst nach einem längeren Gespräch über
diverse Flugabenteuer konnte Wolf ihn zum Haus des Alchemisten
befragen. Leider konnte ihm Christian in diesem Fall nicht
weiterhelfen, er konnte ihm lediglich sagen, dass der Wagen des
Gutshofs des Öfteren in den Wäldern und insbesondere auf der
Römerstraße gesehen wurde. Von einem Haus dort im Wald wusste
er aber nichts. Enttäuscht machte sich Wolf auf den Heimweg.
Kapitel 2

Begegnung im Untersbergwald

An einem warmen Frühlingstag wollte Wolf wieder einmal den


Untersbergwald besuchen, um die Natur zu genießen. Die nicht
enden wollen scheinenden Nachrichten über Corona in den Medien
und die damit einhergehenden Maßnahmen nervten Wolf
zunehmend und er wollte nun wieder Kraft im Untersbergwald
tanken. Da es unter der Woche war, gab es auch keinen Verkehr auf
der Römerstraße und er genoss es, ganz langsam mit dem Auto den
Berg entlangzufahren. Er öffnete das Fenster und konnte bereits den
ersten Hauch des beginnenden Frühlings spüren. Er parkte sein
Auto an der Straße, obwohl das verboten war, und ging einen
Waldweg entlang. Nach geraumer Zeit kam er zu einer Bank, auf der
er eine kleine Rast machen wollte. Er atmete tief durch und lauschte
den Geräuschen der Natur. Als Wolf sich nach einer Weile wieder
von der Bank erheben wollte, hörte er hinter sich eine Stimme.
„Bleiben Sie doch noch eine Weile und leisten Sie mir Gesellschaft.“
Wolf drehte sich sofort um und erkannte die ältere Frau, welche er
schon des Öfteren an diesem Berg getroffen hatte. Es war die Hexe
vom Untersberg. „Gern“, antwortete Wolf und bot ihr den Platz
nehmen sich an. Die Frau lächelte und setzte sich. Da sie diesmal
sehr nah an Wolf saß, konnte er sie ganz genau betrachten.
Ihre Augen glänzten in einem hellen Blau, und obwohl sie sehr
viele Falten im Gesicht hatte, erschien sie ihm ansprechend. Als
würde die Hexe Wolfs Gedanken lesen, meinte sie: „Jede meiner
Falten im Gesicht kann eine Geschichte erzählen. Das Leben ist mit
so vielen Facetten geschmückt – ob mit positiven oder negativen.
Die Menschheit legt leider viel zu viel Aufmerksamkeit auf das
äußerliche Erscheinungsbild.“ „Ja, das stimmt“, antwortete Wolf und
nickte. Die Frau fuhr fort: „Leider haben viele Leute die Chance der
letzten zwei Jahre nicht genutzt, zum Ursprung zurückzufinden.“
Wolf schreckte innerlich hoch. Sollte dies der Grund für die
Pandemie sein? Wolf wurde von den Worten der Frau aus seinen
Gedanken gerissen. „Sie wissen gar nicht, wie oft die Menschheit
bereits sehr fortgeschritten war und wieder neu, von Null, beginnen
musste. Ausgrabungen belegen dies ja. Doch dies wird meistens
verschwiegen.“ Wolf dachte an Babylon, welches ungefähr 1700 vor
Christus im Euphrat, etwa 90 km südlich von Bagdad im heutigen
Irak, existiert hatte. Nach Angaben der Archäologen war die
damalige Kultur sehr weit voraus und die Stadt gewaltig, und
dennoch ist sie untergegangen. Er dachte auch explizit an Ninive,
welches ebenso verschwand. Diese Städte ließen ihn und vor allem
Claudia nicht los. Immer wieder beschäftigten sie sich mit dieser
Vergangenheit. Welche Bedeutung sollte dies alles haben?, dachte
Wolf und sah die Frau fragend an. „Grübeln Sie diesbezüglich nicht
so viel, sondern lassen Sie sich von Ihrer inneren Stimme leiten.
Nichts geschieht ohne Grund. Versuchen Sie aus jeder Situation das
Beste zu machen. Jeder Mensch ist auf die Erde gekommen, um zu
lernen und sich stetig weiterzuentwickeln, auch wenn es oft hart ist.
Auch ich habe viel erlebt. Doch dazu darf ich Ihnen nichts erzählen.
Verzagen Sie nicht. Es hat alles einen Sinn. Jeder einzelne Mensch
hat eine Aufgabe. Auch Sie. Forschen Sie und schreiben Sie
weiterhin Bücher. Sie geben vielen Leuten Kraft für die Zukunft.“
Wolf lauschte den Worten der alten Frau und sah auf die Lichtung,
auf der gerade ein junges Reh aufgetaucht war. Ganz anmutig
graste es, und die Vögel zwitscherten um die Wette. Wolf empfand
diesen Moment als erfüllend. „Nun ist es aber an der Zeit, wieder zu
gehen“, meinte die Frau und stand auf. Wolf erhob sich ebenfalls
und verabschiedete sich. Da er diese Idylle noch ein wenig genießen
wollte, setzte er sich erneut auf die Bank und dachte über die Worte
der Frau nach.
Kapitel 3

Der General und seine Wunderwaffen

Es waren nur wenige Minuten, welche er auf der Bank gesessen


hatte, da kamen drei militärisch gekleidete Männer von oben durch
das Dickicht herunter. Wolf stand auf, da wurde er bereits von den
Männern angesprochen. „Wir sollen Sie zur Station begleiten.
Obersturmbannführer Weber würde gern mit Ihnen sprechen.“
Da er ohnehin schon auf eine Nachricht von Weber gewartet hatte
und schon neugierig darauf war, was ihm der Obersturmbannführer
zu sagen hatte, machte er sich auf den Weg und folgte den dreien.
Verwundert musste er aber feststellen, dass dies nicht der bekannte
Weg zum Eingang der Station war. Nach wenigen Minuten
erreichten sie eine Stelle, welche Wolf an den Zugang zur Halle der
Erkenntnis erinnerte. Er war verblüfft, als er dort nicht nur den
Obersturmbannführer erblickte, sondern auch Becker. Dieser blickte
Wolf nur durchdringend an, während Weber erklärte: „Der General
befindet sich zurzeit nicht in der Station. Ihre Anwesenheit ist heute
aber immens wichtig.“ Wolf war erstaunt und konnte sich nicht
vorstellen, worum es bei dieser Sache gehen würde. Becker
versuchte, ihm die Hintergründe dieser Mission zu erklären. „Die
letzten beiden Jahre brachten sehr viel Veränderung in Ihrem Land.
Es war nicht nur Grimmig, der Leiter des BVT, welcher seinen
Posten räumen musste. Nein, das gesamte BVT wurde umgestaltet.
Offenbar war es Grimmig gelungen, zu viele Einzelheiten in Bezug
auf den General ans Tageslicht zu bringen. Zudem kam dann auch
noch diese Pandemie daher, was aber die Station nicht betraf.
Nun kurz zu Ihrer Mission: Sie werden in die Vergangenheit
geschickt, aber diesmal ohne mich“, erklärte ihm der Illuminat. „Was
Ihre Aufgabe dort sein wird, erfahren Sie später.“
Wolf war erstaunt. Was sollte das bedeuten? Was sollte er in der
Vergangenheit tun und vor allem: was konnte er da schon bewirken?
„Wie lange soll ich dort verbleiben?“ „Nun, Sie werden sozusagen
keinerlei Zeit dort verbringen, Sie brauchen sich deswegen keine
Sorgen zu machen. Es wird nur eine kleine Korrektur der Zeitlinie
sein, welche durch Sie ausgeführt werden wird. Aber diese wird die
Zukunft nachhaltig verändern. Und was das Wichtigste dabei ist, Sie
werden dabei sehr vielen Ihrer Freunde eine bessere Zukunft
bescheren.“ Wolf wusste nicht, was er von all dem halten sollte, und
vor allem davon, dass Becker ihn auf dieser Reise nicht begleiten
wollte. „Es ist nur eine Kleinigkeit, welche Sie zu erledigen haben
werden. Denken Sie daran, immer waren es nur minimale
Veränderungen, welche große Dinge ins Laufen gebracht haben. Sie
werden auf Ihrer Reise auch den General treffen. Aber alles Weitere
werden Sie dann von ihm erfahren. In zwei Tagen werde ich zu
Ihnen kommen, um Sie abzuholen.“ „Wann werde ich wieder zurück
sein?“, fragte Wolf. „Unverzüglich“, gab ihm der Illuminat zur
Antwort. Wolf wunderte sich. Die drei Soldaten brachten Wolf wieder
zurück zu der Bank im Untersbergwald. Er ging zu seinem Wagen
hinunter und fuhr nach Hause. Er war kaum im Auto angekommen,
da saß Becker neben ihm. „Sie brauchen nicht nervös zu sein, es
wird alles sehr rasch gehen und Sie werden nach Ihrer Rückkehr
keinerlei Erinnerung an das Geschehen haben. Es wird eine Reise
nach Thüringen sein, und anschließend geht es nach Dresden. Der
General wird Sie begleiten.“ Mit diesen Worten verschwand der
Illuminat. Claudia brauchte er von der bevorstehenden Reise nicht
zu unterrichten. Wie versprochen kam Becker nach zwei Tagen und
kurzerhand befand sich Wolf in einem Zugabteil auf dem Weg ins
Jonastal, neben ihm saß Kammler. Dieser trug seine Uniform, wobei
es für jedermann ersichtlich war, dass hier ein hochrangiger General
im Abteil war. „Wir befinden uns hier im Jahr 1944. Wir müssen die
Arbeiten an der deutschen Atombombe überprüfen und für den Fall,
dass die Alliierten hierherkommen, eine Kleinigkeit verändern, was
Ihre Aufgabe sein wird.“ In diesem Moment blieb die Dampflok am
Bahnhof von Arnstadt stehen. Zwei Wagen der SS warteten bereits,
als Wolf mit Kammler aus dem Zug stieg. Sie fuhren auf der Straße
nach Crawinkel, welche mit mehreren Sperrkreisen versehen war,
die sie aber selbstverständlich passieren konnten. Ebenso wurden
sie in die hochgeheimen Stollenanlagen, wo die Versuche mit
angereichertem Uran stattfanden, eingelassen. Ab diesem Zeitpunkt
verschwanden Wolfs Erinnerungen an die Geschehnisse dieses
Tages.
Das Nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass er im
Zugabteil eines ICE auf der Route Erfuhrt-Leipzig-Dresden saß.
Diesmal verging die Zugfahrt, im Gegensatz zu der mit der
Dampflock, recht zügig. Wolf konnte anhand der Tageszeitung,
welche auf dem Sitz lag, erkennen, dass er sich im Jahr 1988
befand. Becker saß neben Wolf. „Wohin müssen wir eigentlich?“,
fragte Wolf. „Wir müssen zu einem Mann, welcher in der Radeberger
Straße in Dresden wohnt“, antwortete der Illuminat. „Wer ist dieser
Mann?“, hakte Wolf nach, „und was machen wir bei ihm?“ „Es
handelt sich um einen KGB-Mann, also vom russischen
Geheimdienst. Dieser wohnt dort mit seiner Frau und seinen zwei
Töchtern in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Dieser Russe wird in
12 Jahren, also im Jahr 2000, Präsident der Russischen Föderation
sein.“ „Und was wollen wir bei dem KGB-Mann?“, fragte Wolf. „Wie
können wir uns mit diesem Russen verständigen?“ „Dieser Mann
spricht perfekt Deutsch. Er hat ja schon lange genug in Deutschland
gelebt“, sagte Becker. Es war schon spät am Abend, als sie mit dem
Taxi in der Radeberger Straße ankamen. Es war ein großer
Plattenbau mit 20 Aufgängen. Auf Beckers Klingeln hin öffnete ein
etwa fünfunddreißigjähriger, eher schmächtiger, kleinerer Mann,
welcher eigentlich gar nicht aussah wie einer vom Geheimdienst.
Ohne weitere Auskünfte bat der Russe die beiden in die eher kleine
Wohnung. Sie nahmen am Tisch Platz, wobei der Gastgeber den
Sessel an der Wand bevorzugte. Seine Frau brachte gerade die
beiden Töchter ins Bett. Der Illuminat begann das Gespräch. „Herr
Putin, wir kommen aus der Zukunft.“ Als Wolf diesen Namen hörte,
war er total überrascht. Wolf musterte diesen Russen. Dieser Mann
vor ihm sah ganz anders aus, als er ihn aus den Medien kannte.
Becker riss Wolf aus seinen Gedanken. „Sie sind uns bekannt, und
insbesondere Ihre Zukunft ist der Grund, weswegen wir Sie
aufgesucht haben.“ Putin zeigte keinerlei Reaktion auf diese
Ansprache. Aber Wolf dachte, das sei eben so eine Art von
Geheimdienstmitarbeitern. „Sie werden in etlichen Jahren der
mächtigste Mann Russlands sein“, sprach der Illuminat. Wolf war
erstaunt. Wieso erzählte Becker diesem Mann die Zukunft, obwohl
Wolf bisher keine Informationen von dem Illuminaten über zukünftige
Ereignisse erhalten hatte? „Wie kommen Sie auf die Idee, dass so
etwas geschehen könnte?“, fragte Putin und zeigte weiterhin keine
Reaktion. Wolf vermutete nun, dass Putin an der Glaubwürdigkeit
von Beckers Worten zweifelte, da er begann, die beiden ganz genau
zu mustern. Becker sprach weiter: „Wir wissen, dass Sie an die
Astrologie glauben und ein Interesse für Okkultes haben. Glauben
Sie mir, es wird der Tag kommen, da wird ein schrecklicher Krieg Ihr
Land spalten und Sie persönlich werden dafür verantwortlich
gemacht. Schließlich werden Sie als Kriegsverbrecher zur
Rechenschaft gezogen.“ Jetzt schien Putin plötzlich zu reagieren.
Was wollten diese beiden von ihm? Drohten sie ihm? Auf einmal zog
er ein kleines Kästchen hervor, das einem versteckten Alarmsender
gleichkam. Er drückte einen kleinen roten Knopf. Es war zu
erwarten, dass in Kürze jemand in Putins Wohnung auftauchen
würde, um die beiden Gäste zu verhaften. Becker, welcher genau
wusste, was kommen würde, bedeutete Wolf, dass es nun an der
Zeit war, zu verschwinden. Tatsächlich stürmten nach wenigen
Minuten zwei bewaffnete Agenten zur Türe herein. Sie fanden
jedoch nur einen verdutzen, sprachlosen Putin vor, der erst einmal
realisieren musste, dass die zwei Gäste sich vor seinen Augen in
Luft aufgelöst hatten. Kurzerhand befand sich Wolf mit Becker in
seinem Wohnzimmer. „Wozu war diese Aktion jetzt eigentlich gut?“,
fragte Wolf. „Um ihm klar zu machen, dass er in einigen Jahren
schreckliche Kriege vom Zaun brechen wird“, antwortete Becker.
„Vielleicht lässt sich mit dieser Prophezeiung Schlimmeres
verhindern.“
Kapitel 4

Die Burg Gruttenstein in Bad Reichenhall

Ein kleines Stück oberhalb der Altstadt von Bad Reichenhall befindet
sich die alte Burg Gruttenstein. Wolf kannte die Besitzerin und ließ
sich von ihr auch die Geschichte der Burg erzählen. Sie zeigte ihm
die alten, historischen Gemächer des Bauwerks und führte ihn durch
die Burg. Dann kam die Rede auf die Geschehnisse am Ende des
Kriegs. Am Felsen unter der Burg war damals ein großer Stollen
ausgebrochen worden, welcher dann wieder zugemauert worden
war. Als später ein Aldi-Markt davor gebaut worden war, hatte man
bei den Bauarbeiten im Inneren einen Wehrmachts-Lkw, einen Opel
Blitz und einige andere interessante Dinge gefunden, welche aber
vom Bauamt geheim gehalten worden waren. Als er dann zu der
Baustelle kam, an welcher diese zugemauerte Stelle war, konnte er
nicht viel sehen. Erst als er den Illuminaten um Hilfe bat, tat sich für
ihn eine interessante Sache auf. Es musste etwas sehr Wichtiges
sein, was damals am Ende des Kriegs versteckt worden war. Wie
immer nahm ihn Becker am Handgelenk, und in der nächsten
Sekunde standen die beiden an der gleichen Felswand unter der
Burg Gruttenstein. Wolf sah sich um und sah keinen Aldi-Markt
mehr, aber einen Pulverturm, der zur Burg gehörte, erkannte er. Wolf
drehte sich um und sah ein großes Tor. Es waren keine Soldaten zu
sehen, was darauf hindeutete, dass die beiden sich kurz nach
Kriegsende an dieser Stelle befanden. Sie konnten ohne Weiteres in
das Innere des Tores gelangen, da die Türe sogar angelehnt war.
Wolf sah sich den alten Wehrmachtslastwagen, welcher gleich hinter
dem Eingang stand, genauer an. Ringsum in den großen Stollen
lagen noch große Holzkisten herum. Er versuchte einige davon zu
öffnen, was ihm nur schwer gelang. Darin lagen gut verpackt einige
größere Gemälde, und in anderen Kisten fand er Bronzefiguren,
welche den Anschein erweckten, sie würden aus Museen stammen.
Becker gab Wolf einen Hinweis, keine Souvenirs mitzunehmen, da
das den Verlauf der Geschichte verändern könnte. Trotz einer
ausgiebigen Suche fand Wolf nichts, was ihn interessierte. Er wollte
schon wieder zurück zum Ausgang gehen, als er nochmal einen
Blick in den Wehrmachts-LKW warf. Am Beifahrersitz stand noch
etwas, das wie eine Urne aussah. Dies weckte Wolfs Interesse und
er nahm dieses Stück in die Hand, als ihm Becker zurief: „Lassen
Sie das!“ Wolf wusste nicht, was Becker meinte. „Das ist eine Replik
der Büchse der Pandora. Himmler hatte wie gesagt ein Faible für
okkulte Dinge.“ Was soll schon Besonderes an dieser Urne sein?,
dachte sich Wolf. Büchse der Pandora? Das ist doch nur eine alte
Sage, und zudem ist es ja eine Replik, sozusagen etwas
Nachgemachtes. Aber wenn der Illuminat es so will … Also stellte er
das urnenartige Gefäß wieder zurück auf den Beifahrersitz des alten
Lastwagens. Wolf hätte zu gern gewusst, was es mit diesem Artefakt
auf sich hatte, doch er wusste, wenn Becker von sich aus nichts
erzählte, würde er auch nichts darüber erfahren. So nahm er keine
weitere Notiz. Die Besitzerin der Burg Gruttenstein hatte ihn
mehrmals gefragt, ob er sich Zugang zu dem geheimen Versteck
hinter der Felswand verschaffen könnte. Offenbar hatte sie von dem
Gerücht gehört, dass dort unten das Bernsteinzimmer verborgen
sein sollte, aber dem war nicht so. Er würde der Frau beim nächsten
Besuch auf der Burg davon berichten.
Kapitel 5

Die merkwürdige Gruppe im Wald

An einem sonnigen, aber noch frischen Frühlingstag wanderte Wolf


durch den Untersbergwald. Wie schon des Öfteren entschied er sich
spontan und aus einem Bauchgefühl heraus dazu, quer durch den
Wald zu wandern. Er musste aber vorsichtig gehen, da überall Äste
umherlagen und der Boden sehr uneben war. Er war froh, dass er
sich mit bequemem und festem Schuhwerk ausgerüstet hatte. Er
ging eine Zeitlang, wie immer sehr bedacht, keinen Lärm zu
verursachen, um die Tierwelt nicht zu stören. Auf einmal bemerkte er
weit vor sich eine kleine Gruppe von Menschen. Wolf blieb stehen,
um diese zu beobachten. Ihm fiel auf, dass die Leute sehr
ungewöhnliche Kleidung trugen, welche er noch nie gesehen hatte.
Die Gruppe bestand aus acht Personen. Sie gingen langsam mit
einem gewissen Abstand nebeneinander den Berg empor. Wolf hatte
den Eindruck, dass sie etwas suchten. Sie hatten ihre Blicke auf den
Boden gerichtet, standen oft kurz auf einem Fleck und schauten in
der Gegend umher. Wolf verhielt sich ruhig und versuchte, jeden
Baum als Deckung zu nutzen, obwohl das mit seiner Fülle nicht so
einfach war. Gut, dass Claudia nicht dabei ist, sonst würde sie sicher
diesbezüglich einen Kommentar abgeben, schmunzelte Wolf. Da
sich die Gruppe langsam bewegte, war es für Wolf kein Problem,
den Anschluss nicht zu verlieren. Er musterte die Personen genau.
Er fand, dass ihre Bewegungen irgendwie anders waren, konnte
aber nicht sagen, was es war. Schweigend ging die Gruppe weiter
bergauf. Da das Gelände immer steiler und schwieriger wurde,
entschied sich Wolf dazu, die Verfolgung abzubrechen. Weil er nicht
wollte, dass er gesehen wurde, verweilte er einige Zeit und trat erst
dann den Rückweg an. Wolf fragte sich innerlich, was diese
Personen wohl suchten. Wer waren diese Leute? Er dachte zuerst
an den Geheimdienst, verwarf diesen Gedanken jedoch gleich
wieder. Auf jeden Fall waren es auch nicht Kammlers Leute, die er
durch ihre Kleidung sicher erkannt hätte. Ebenso konnten sie weder
Jäger noch Naturschützer sein, da sie auch kein Fernglas oder
Ähnliches bei sich getragen hatten. Er überlegte den ganzen
Rückweg zum Auto, konnte aber keine Erklärung finden. Das
Seltsame an der Gruppe waren diese merkwürdigen Bewegungen
der Personen gewesen. Am besten würde er diesbezüglich Becker
bei der nächsten Begegnung fragen.
Einige Wochen später meldete sich eine Bekannte, welche auch
sehr oft in den Wäldern am Untersberg unterwegs war, bei Wolf und
Claudia. Diese berichtete von mehrfach gesichteten Fahrzeugen auf
der Untersbergstraße, welche ähnliche Kennzeichen aufwiesen. Die
Autos waren jeweils Audis in verschiedenen Farben, welche aber
immer das Kennzeichen von Salzburg Land hatten. Auffallend war
auch die weitere Bezeichnung des Kfz-Schildes mit den Buchstaben
MMM. Nur die anschließenden Nummern der Fahrzeuge waren
unterschiedlich. Claudia konnte sich erinnern, dass sie einmal einen
Beitrag über die Mitglieder des Militär- und Verdienstordens gelesen
hatte, welche auch die Abkürzung MMM verwendeten. Wolf
schmunzelte und klärte die beiden Frauen auf, dass diese Autos
zum Fuhrpark des Bergbarons gehörten.
Kapitel 6

Der Stollen unter Maria Gern

Der Kontakt mit dem Höhlenforscher aus Berchtesgaden kam


abermals zustande. Dieses Mal wollte Wolf mit ihm zu der kleinen
Hologrammhöhle gehen. Sollte es tatsächlich eine Verbindung zur
Riesendinghöhle geben? Es würde sich herausstellen. Der
Höhlenforscher kannte offenbar noch einen anderen Eingang.
Diesen wollte er Wolf zeigen. Er war sich wohl nicht ganz sicher, ob
dieser Zugang auch tatsächlich zu derselben Höhle führte. Als sie
unterhalb der Kirche waren und in den niedrigen Eingang schlüpften,
mussten sie feststellen, dass das Wasser darin knöcheltief stand.
Der Höhlenforscher musste so etwas schon geahnt haben, denn er
hatte schon am Telefon darauf bestanden, dass diesmal
Gummistiefel mitgenommen werden. So ausgerüstet überquerten
die beiden das Wasser und gelangten in wenigen Minuten wieder
auf trockenen Boden. Wolf war sich nicht sicher, ob das derselbe
Stollen war, in welchem das seltsame Fahrrad entdeckt worden war.
Es sah alles sehr ähnlich aus. Doch dann kamen sie zu einer
Abzweigung. Ja, jetzt war er sich sicher, hier war er auch schon
einmal gewesen. Josef, so hieß der Berchtesgadener
Höhlenforscher, meinte auch, dass dieser Eingang mit der
Riesendinghöhle in Verbindung stehen könnte. Die beiden waren
jedoch nicht für eine weitläufige Befahrung ausgerüstet, sondern nur
für eine Tagestour. Josef erzählte Wolf, dass er sich an eine alte
Geschichte von Maria Gern erinnern konnte, in der berichtet wurde,
dass es sehr tief unter der Kirche verschiedene Zugänge in den
Untersberg gab. Was davon zu halten war, wusste eigentlich
niemand. Josef teilte Wolf auch mit, dass ihm zu Ohren gekommen
war, dass die Geschichte von der Rettungsaktion noch in diesem
Jahr verfilmt werden sollte. Wolf war schon gespannt darauf und
beschloss, sich diesen Film, sollte er tatsächlich gedreht werden, auf
alle Fälle anzusehen.
Sie waren mittlerweile schon ein schönes Stück in dem Stollen
weitergekommen. Der Boden war zwar noch nass, aber immerhin
war er einigermaßen flach. Für Wolf sah es so aus, als würde es
sich um einen alten Bergwerksstollen handeln. Er wunderte sich, da
er genau wusste, dass auf dieser Seite des Untersbergs keine
Salzabbaustollen sein konnten. Josef meinte, dass sie sich
inzwischen ziemlich genau unterhalb der Kirche befinden mussten.
„Ich glaube, mich erinnern zu können, dass es vier oder fünf
Eingänge in diese Höhle geben soll“, meinte Josef. Als plötzlich im
Schein ihrer Stirnlampen die Wände des Stollens schwarz zu
glänzen begannen, erinnerte dies Wolf an die große
Hologrammhöhle hoch über Maria Gern. Von dieser hatte er Josef
bereits vor Jahren erzählt, und auch dieser war damals schon dort
drinnen gewesen. Natürlich hatte der Höhlenforscher nicht die
Informationen von Becker und stellte Wolf dieselben Fragen, welche
dieser damals dem Illuminaten gestellt hatte. So gut es ging und um
nicht zu viel zu verraten, erklärte Wolf die Herkunft der verglasten
Stollenwände. Er wollte Josef auf keinen Fall sagen, dass es sich
um Zeitportale handelte. Wolf wartete gespannt darauf, dass sie nun
auf etwas Neues stoßen würden. Aber stattdessen fanden sie ein
Stück Seil, welches wohl von der Rettungsaktion nach dem
verletzten Forscher aus Bad Cannstatt stammen musste. Josef
erkannte, dass dieses Seil mit Sicherheit erst seit einigen Jahren in
Verwendung war. Als Wolf letztes Jahr allein in dem verglasten
Stollen gewesen war, hatte er doch deutlich Geräusche vernommen,
welche von dieser Rettungsaktion damals stammen mussten. Dies
wollte er Josef aber nicht sagen, da er sonst den Zusammenhang
mit dem Zeitportal erklären hätte müssen.
Die beiden gingen weiter in den verglasten Stollen hinein. Obwohl
der Boden des Stollens ziemlich eben war, kamen sie nur langsam
weiter, da Wolf die verglasten Wände sehr genau daraufhin
beobachtete, ob da nicht irgendwo ein versteckter Eingang war. Es
waren nur ihre eigenen Schritte, welche sie vernahmen. Ansonsten
herrschte eine durchaus gespenstische Ruhe, an welche sie sich
erst gewöhnen mussten. Da fing Josef an zu erzählen: „Hast du
gewusst, Wolfgang, dass es hier im Berg einen
zusammenhängenden Wasserspiegel gibt, einen See, welcher 200
Meter über der Talsohle liegt? Das Wasser verteilt sich nämlich auf
viele Bereiche im zerklüftetem Karstgestein. Dies haben Salzburger
Höhlenforscher herausgefunden, mithilfe von zahlreichen
Datenloggern, welche jährlich ausgetauscht werden müssen.
Diesbezüglich sind die Forscher tagelang unterwegs, und sie
untersuchen mithilfe von Kochsalzlösungen sogar die
Fließgeschwindigkeit der unterirdischen Gewässer. Aber nicht nur
das Wasser ist es, welches in hohem Maße im Berg vorkommt. Du
hast sicher noch nicht gehört, dass es auch Höhlenabschnitte im
Untersberg gibt, welche von uns Höhlenforschern als ‚Wüste‘
bezeichnet werden.“ Wolf war erstaunt. „Es herrscht dort eine
Trockenheit wie in einer Wüste“, erklärte Josef weiter, „da starke,
unterirdische Winde wirken. Ein Zeichen für über Jahrtausende
stabiles, trockenes Wetter in bestimmten Teilen der Höhle bestätigte
ein Fund einer gut mumifizierten Fledermaus. Durch
Untersuchungen fand man heraus, dass diese ca. 3.600 Jahre vor
Christus in diesem Bereich gelebt hatte. Zusätzlich fand man auch
viele Fledermausknochen in den Sedimentschichten, welche von
den Wissenschaftlern in Salzburg auf ein unvorstellbares Alter von
400.000 Jahren datiert wurden.“ Wolf war völlig erstaunt, als er dies
hörte. Alles, was er bisher erfahren hatte, beschränkte sich auf die
Station des Generals im Berg und die damit verbundenen
Zeitphänomene, und da erzählte ihm dieser Josef von
Fledermäusen, welche schon vor Urzeiten diesen Untersberg
bevölkert hatten. Plötzlich endete die Verglasung des Stollens und
nackter Fels, der jedoch behauen war, kam zum Vorschein. Der
Boden blieb weiterhin gut begehbar. Obwohl Wolf damit rechnete,
waren nirgends etwaige Zeichen an den Wänden zu entdecken. Die
Stunden vergingen und eine Pause war jetzt angesagt. Da der
Boden ziemlich trocken war, suchten sich die zwei eine Stelle, an der
sie sich hinsetzen konnten. Wolf war froh, sich ein wenig ausruhen
zu können. Josef, der es gewohnt war, viele Stunden in Höhlen
zuzubringen, war keinerlei Anstrengung anzusehen. Sie
beratschlagten, ob ein Weitergehen sinnvoll war oder sie sich auf
den Rückweg machen sollten. Da fiel Wolf auf der Seite des Stollens
am Felsen ein heller Fleck auf, den er zuerst für eine Reflexion von
Josefs Lampe gehalten hatte. Erst als Josef seinen Kopf drehte und
der helle Fleck immer noch an derselben Stelle an der Wand zu
sehen war, erkannten die beiden, dass es sich um eine Lichtquelle
handeln musste, welche von einem Stein seitlich an der Felswand, in
etwa zwei Metern Höhe, ausging. So etwas hatte Wolf bisher nur
von Professor Dr. Kusch gehört. Es war eine sehr schwache
Lichtquelle, welche am besten zu sehen war, wenn Wolf und Josef
ihre Lampen ausschalteten. Wolf empfand dieses Licht als
fluoreszierend. Sollte dies eine Markierung sein? Er stand auf und
betastete die Stelle mit seinen Händen, aber nichts geschah.
Mittlerweile hatte dieser leuchtende Punkt an der Wand auch Josefs
Interesse geweckt, aber auch dieser konnte sich nicht erklären,
worum es sich dabei handelte. Wolf nahm aus seinem Rucksack
seinen grünen Fünftausend-Milliwatt-Laser heraus und leuchtete auf
die betreffende Stelle. Diese begann daraufhin recht stark zu
leuchten, sodass die beiden im ersten Moment darüber erschraken.
Sofort schaltete Wolf den starken Laser wieder aus, da er
befürchtete, dass seine Augen ohne Laserschutzbrille Schaden
nehmen könnten. Er nahm einen kleinen Stein vom Boden und warf
ihn auf die helle Stelle. Jetzt geschah etwas, was er schon einmal
erlebt hatte. Der Stein flog durch die helle Stelle hindurch und die
beiden konnten hören, wie er auf einen Untergrund aufschlug. Das
erinnerte Wolf sehr an sein erstes Erlebnis bei der großen
Hologrammhöhle weit oberhalb von Maria Gern. Tatsächlich war hier
eine Stelle an der Felswand markiert, welche einen Durchgang
anzeigte. Wolf stand auf und tastete den hell erleuchteten Felsen ab,
und siehe da, unterhalb und seitlich der Markierung gab es einen
Eingang, der über einen Meter breit war. Jetzt stand auch Josef auf.
Beide gingen durch diesen Hologrammeingang hindurch und waren
nach wenigen Schritten in einem neuen Gang hinter der Felswand.
Als Markierung legte Wolf ein weißes Taschentuch, beschwert mit
einem Schokoriegel, auf den Boden, um den Rückweg wieder finden
zu können. Die beiden stellten fest, dass dieser Gang nur in eine
Richtung verlief. Vorsichtig gingen sie weiter. Zur Freude von Wolf
war bereits ein Lichtschein festzustellen, was das Ende des Stollens
bedeuten musste. Es dauerte noch einige Zeit, bis sie zu einem
marmornen Portal kamen. Es durchfuhr Wolf wie ein Blitz. Er war
sich sicher, dass er hier schon einmal gewesen war. Er ließ sich vor
Josef aber nichts anmerken. Dieser fragte schließlich: „Wo sind wir
hier eigentlich?“ Wolf erkannte die Wiese und das Kloster in der
Ferne. Er konnte dem Höhlenforscher doch nicht die Wahrheit
sagen. Wolf drehte sich noch einmal um und schaute hinauf zum
Marmorportal, aus dem sie gerade herausgekommen waren. Dieses
Portal war imposant, und damals, vor Jahren, als er den Pfarrer auf
der Wiese gesehen hatte, hatte dieser ja eine furchtbare Angst davor
gehabt und sich bekreuzigt, als er von Wolf erfahren hatte, dass er
aus diesem Portal gekommen war. Wolf war ein wenig irritiert. Josef,
der dies bemerkte, fragte jetzt, weshalb. Schließlich fasste Wolf allen
Mut zusammen und sagte zu ihm: „Josef, ich weiß nicht, wie ich dir
das alles erklären soll, aber wir sind in dem Stollen in eine andere
Zeit gelangt. Mir ist so etwas bereits vor Jahren bei der oberen
Hologrammhöhle ebenfalls passiert.“ Verblüfft sah ihn der
Höhlenforscher an und meinte. „So etwas gibt es doch gar nicht!“
„Doch“, antwortete Wolf und erzählte Josef auch von dem Wasserfall
in Südamerika und was damals dort geschehen war. „Willst du damit
sagen, wir befinden uns hier in der Vergangenheit?“, fragte Josef
entsetzt und musste sich erst mal auf den Boden setzten. „In
welchem Jahr sind wir hier?“ Wolf konnte ihm die genaue Jahreszahl
nicht sagen, nur dass sie sich in der Vergangenheit befanden. Nach
einigen Minuten hatte sich Josef wieder etwas gefangen. Wolf wäre
so gern noch zum Kloster gegangen, aber Josef beharrte darauf,
den Rückweg anzutreten. Es war ihm alles nicht ganz geheuer.
Insgeheim dachte Wolf, dass er diesen Weg demnächst noch einmal
allein antreten würde. So musste er nicht auf jemanden Rücksicht
nehmen. Josef stieg schnellen Schrittes hinauf zu dem Marmorportal
und man sah ihm an, dass er so schnell wie möglich wieder nach
Hause kommen wollte. Kurze Zeit darauf stießen sie auf das
Taschentuch, welches noch am Boden lag, und gingen durch das
Hologramm. Noch bevor die beiden sich vom Eingang des
Hologramms entfernten, markierte Wolf von Josef unbemerkt die
Stelle des Durchgangs. Wolf wollte unbedingt verhindern, dass noch
mehr Menschen diesen Eingang entdeckten. Josef, der immer noch
sichtlich verwirrt war, rannte fast Richtung Ausgang, sodass Wolf nur
schwer mithalten konnte. Bevor sich die beiden verabschiedeten, bat
Wolf Josef, nichts von alledem anderen Personen mitzuteilen. Josef
versprach dies sofort, da er dachte, dass ihm dies sowieso keiner
glauben würde, am Ende würde man ihn noch für verrückt halten.
Kapitel 7

Das Grab des Tutenchamun

Als Wolf eines Tages die Fotos von Ägypten auf seinem Computer
ansah, stieß er auf die Bilder von der Grabräuberfamilie Rassul in
Old Qurna. Wolf musste schmunzeln, als er sich erinnerte, dass der
Großvater der Sippe ihn beim Abschied gebeten hatte, beim
nächsten Besuch eine Flasche Black Label mitzubringen, obwohl die
Moslems eigentlich keinen Alkohol trinken dürfen. Wolf war sicher,
dass diese Sippe über sehr viele Jahre die Gräber der alten
Pharaonen geplündert und immens viel Geld durch den Verkauf der
Artefakte erwirtschaftet hatte. Wolf wäre so gern bei den
Ausgrabungen am Grab von Tutenchamun dabei gewesen. Vielleicht
konnte Becker ihn in die Vergangenheit mitnehmen. Er würde ihn
beim nächsten Treffen danach fragen.
Kaum hatte Wolf diesen Gedanken gefasst, erschien Becker hinter
ihm in dem kleinen Raum. Wolf erschrak kurz, da er noch ganz in
seine Gedanken versunken war. „Ich kann Sie schon mitnehmen“,
sagte der Illuminat. Als Wolf sich gefasst hatte, fragte er: „Woher
wissen Sie, dass ich gerade diesen Gedanken hatte?“ Becker
lächelte und meinte: „Ich kann Ihnen diesbezüglich keine Antwort
geben. Es genügt, dass Sie wissen, dass wir irgendwie verbunden
sind.“ Mit diesen Worten fasste Becker Wolf am Handgelenk, und im
nächsten Augenblick befanden sie sich im Grab von Tutenchamun.
Wolf schaltete die Taschenlampe ein, welche er vorher noch
mitgenommen hatte. Er war froh, dass er seine stärkste LED-Lampe
mitgenommen hatte. „Wir sind hier kurz nach der Entdeckung des
Grabes im Jahr 1922. Da keiner von uns gesehen werden darf, sind
wir in der Nacht hierhergekommen.“ Wolf sah sich um. Unzählige
Grabbeigaben lagen in dem kleinen Raum herum. Unter anderem
waren auch Uschebtis darunter, welche den Pharao in der Unterwelt
beschützen sollten. Obwohl Wolf auf Bildern bereits viele Artefakte
gesehen hatte, war er vom Glanz der damaligen Zeit überrascht,
obwohl alles mit Staub bedeckt war. Plötzlich schoss Wolf durch den
Kopf, dass einige der Entdecker nach den Ausgrabungen unter
mysteriösen Umständen gestorben waren. Man sagte, dass es der
Fluch des Pharaos war. „Sie brauchen sich darüber keine Gedanken
zu machen“, sprach Becker. „Es gibt keinen Fluch. Das sind lediglich
die Bakterien der damaligen Zeit, welche die Jahrtausende
überdauert haben. Die Menschen in der jetzigen Zeit sind nicht mehr
immun gegen diese, und manche Menschen, die bei diesen Monate
dauernden langen Ausgrabungen mitgeholfen haben, sind erkrankt.
Da die Ärzte dies nicht wussten, konnten die Erkrankten auch nicht
richtig behandelt werden. Deshalb sind manche daran gestorben. Da
man damals keine Erklärung hatte, kam die Legende vom Fluch des
Pharaos auf.“ Noch bevor Becker Wolf wieder am Handgelenk
fasste, bückte sich Wolf blitzschnell, nahm drei kleine Statuetten und
steckte diese sofort in seine Hosentasche. Wieder zu Hause
angekommen, erinnerte der Illuminat Wolf mit strengem Blick, dass
er doch nichts aus der Vergangenheit mitnehmen durfte. Danach
verschwand Becker ohne weitere Worte. Um zu verhindern, dass er
durch den angeblichen Fluch des Pharaos körperlich beeinträchtigt
wurde, desinfizierte er die mitgenommen Artefakte sowie seine
Hände. Wolf konnte es nicht erwarten, Claudia diese Statuen zu
zeigen.
Sie war total begeistert, als sie diese jahrtausendalten
Gegenstände sah. „Beim nächsten Mal möchte ich aber dabei sein“,
bat die junge Frau. „Du weißt ja, dass ich eine besondere Beziehung
zu Ägypten habe.“
Kapitel 8

Die Reise ins alte Ägypten

Als Wolf und Claudia die Bilder ihrer Ägyptenreisen wieder einmal
anschauten, überkam die junge Frau erneut die Sehnsucht nach
diesem Land. Sie wusste nicht, warum sie eine solche
Verbundenheit mit dem Land der alten Pharaonen hatte. Jedes Mal,
wenn sie dort waren, hatte sie das Gefühl, zu Hause zu sein. Wolf
konnte sich dieses Gefühl von Claudia nicht erklären, wollte dies
aber auch nicht hinterfragen. Wolf hatte unzählige Bilder von seinen
44 Reisen nach Ägypten, sodass sie viele Stunden damit verbrachte,
diese anzusehen. Claudia stellte fest, dass immer mehr Müll in den
Landschaften und Städten zu sehen war, je jünger die Fotos waren.
Hauptsächlich Plastikmüll lag überall herum. Nur zu gut konnten sich
die beiden daran erinnern, dass die Einheimischen alles in
Plastiktüten einkauften und diese nach einmaligen Gebrauch einfach
auf die Straße warfen. Auch anderen Müll ließen die Ägypter auf den
Straßen liegen. Die junge Frau fragte Wolf, wieso dies so war, doch
er konnte ihr auch keine Antwort darauf geben. Insgeheim dachte
Wolf daran, Becker diesbezüglich zu befragen. Als Wolf unter der
Woche, während Claudia in der Arbeit war, am Computer zufällig ein
Foto von Safaga sah, einer Stadt in der Nähe von Hurghada,
erinnerte er sich, Becker bezüglich des Müllproblems zu befragen.
So kontaktierte er den Illuminaten, der überraschenderweise
kurzerhand bei ihm auftauchte. „Es war nicht immer so“, erklärte
Becker ihm. „Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen ein paar Orte in der
Vergangenheit zeigen.“ Wolf war begeistert und fragte, ob er
ausnahmsweise seinen Fotoapparat mitnehmen dürfe.
Unerklärlicherweise stimmte Becker zu mit der Einschränkung, dass
er jedes Foto erst autorisieren müssen würde. Wolf freute sich
innerlich, da dies bisher nicht möglich gewesen war. „Zuvor müssen
Sie aber Ihre Kleider noch wechseln“, sprach Becker, „um nicht zu
sehr aufzufallen. Ziehen Sie Ihre Djelabeya an.“ Rasch ging Wolf ins
Schlafzimmer und zog sich das traditionelle ägyptische Gewand an.
Als er am Spiegel vorbeikam, sah er sich kurz an. Er hatte diese
Kleidung in Ägypten schon öfter getragen. Er musste schmunzeln,
als er daran dachte, dass ihn einige Einheimische sogar für einen
Imam, einen arabischen Geistlichen, gehalten und ihn ganz
frömmlich gegrüßt hatten. Claudia, welche ihn immer auf den Reisen
begleitete, hatte dies auch schon mehrmals erlebt. „Kommen Sie“,
sprach Becker, welcher auf einmal neben ihm stand und Wolf aus
seinen Gedanken riss. Er war überrascht, Becker auch in einer
Djelabeya zu sehen. Er hatte außerdem noch einen alten Beutel, in
dem Wolf seine Kamera verstauen sollte. Der Illuminat nahm Wolf
am Handgelenk und sogleich befanden sie sich an einem sonnigen
Platz in Ägypten. Wolf war froh, nur das leichte Kleidungstück
angezogen zu haben, da es so heiß war. Als Wolfs Augen sich an
das gleißende Sonnenlicht gewöhnt hatten, schaute er sich um. Erst
jetzt bemerkte er, dass er an der Ecke einer Hauswand stand. Wolf
trat einen Schritt nach vorn und sah eine Straße, in der Menschen zu
sehen waren. Die Männer trugen lange Djelabeyas und die übliche
Kopfbedeckung. Wolf konnte sogar eine Frau sehen, die aber
schwarz gekleidet war und neben einem Kind und einem Hund
stand. Sie befanden sich offensichtlich in einem kleinen Dorf mit
ärmlichen Verhältnissen. Die Straße war recht sauber, auch kein
Hundekot oder sonstige Abfälle waren zu sehen. Schnell nahm Wolf
seinen Fotoapparat und machte ein Foto. „Kommen Sie, wir gehen
weiter“, meinte Becker, der plötzlich an Wolfs Seite stand, und im
nächsten Augenblick befanden sie sich im Hintereingang eines
Hauses im Schatten. „Wir sind jetzt in Kairo“, meinte Becker. Wolf
war gespannt und ging neugierig langsam auf die Straße. Es war
eine breite Straße, auf der einige Menschen, welche einachsige
Wagen vor sicher herschoben, waren. Eine große Moschee stand in
unmittelbare Nähe. Auch dort waren die Straße und die Umgebung
gepflegt. Die Leute trugen ebenfalls lange Gewänder. Auch diesmal
zückte Wolf seine Kamera. Um kein Aufsehen wegen des
Fotoapparates zu erregen, ging er schnell wieder zu Becker, welcher
Wolf nur schweigend am Handgelenk nahm. Nun befanden sie sich
auf einmal an einem schmalen Bach, der sich wahrscheinlich durch
ein Dorf schlängelte. Er war erstaunt, dass er nirgends Abfall
erkennen konnte. Er kannte nur solche Bachläufe, an denen am Ufer
eine Riesenmenge Müll lag und teilweise sogar noch im Wasser
trieb, und nun konnte er das Ägypten von damals sehen, so
wunderschön. „Wir sind hier im früheren El-Merg, in der Nähe von
Kairo“, sagte Becker. Da die beiden im Schatten einiger Palmen
versteckt standen, konnte Wolf das Treiben vor seinen Augen einige
Zeit beobachten. Die Ägypter waren in ordentliche, aber sehr
anspruchslose Gewänder gekleidet. Auch einen Esel, der an einem
Futtertrog fraß, konnte er erblicken. Schade, dass Claudia dies alles
nicht sehen kann, dachte Wolf. „Wir müssen jetzt aber weiter“,
ordnete Becker an. Wolf nahm noch schnell seinen Fotoapparat aus
dem Beutel und machte ein Foto, bevor es zum nächsten Ort ging.
Nun befanden sie sich an der Seite einer langen Straße, wieder im
Hintergrund an einer Mauer und ein paar Palmen versteckt. „Wo sind
wir hier?“, fragte Wolf. „Sehen Sie doch“, antwortete Becker. „Sie
kennen dies bereits.“ Ganz gespannt ging Wolf ein paar Schritte in
Richtung Straße. Da er in der Nähe so gut wie keine Menschen
erblickten konnte, war es ihm möglich, sich aus seiner Deckung zu
begeben. Von weitem sah er einen Tempel. Irgendwie kam ihm
dieser bekannt vor, doch er erkannte ihn nicht. Um kein Aufsehen zu
erregen, machte er noch ein Foto, ging zu Becker und fragte:
„Welcher Tempel ist dies? Ich erkenne ihn nicht.“ „Dort waren Sie
schon so oft, und Sie erkennen ihn nicht? Da sehen Sie, dass man
viele Orte, die man aus anderen Sichtweisen kennt, in anderen
Zuständen überhaupt nicht zuordnen kann. Es ist der Tempel von
Karnak.“ Wolf war verblüfft. Es war tatsächlich der Tempel von
Karnak, und Becker hatte recht mit dieser Anschauung. Wolf würde
die Bilder zu Hause eingehend vergleichen. „Ich zeige Ihnen noch
einen letzten Ort“, meinte Becker und nahm Wolf am Arm. Im
nächsten Augenblick standen sie an einer Anhöhe. Es war ein
überwältigender Anblick. Wolf erblickte in der Ferne eine Stadt,
welche von einem Fluss umringt war. Wolf dachte, dass dies
sicherlich der Nil war, welcher gerade über die Ufer trat. Obwohl
Wolf viele Städte am Nil von Fotos und seinen Reisen kannte, kam
diese Stadt ihm fremd vor. „Im welchem Jahr sind wir hier?“, fragte
Wolf, um mehr zu erfahren. „Wir befinden uns ca. 100 Jahre in der
Vergangenheit“, antwortete Becker. Jetzt wurde Wolf klar, dass sich
ja zur damaligen Zeit auch noch kein Staudamm am Nil befand und
deshalb die jährlichen Nilüberschwemmungen der gesamten
Gegend ein völlig anderes Aussehen gaben. So sehr sich Wolf auch
anstrengte, diese Stadt zu erkennen, musste er zugeben, dass ihm
dies nicht gelang. „Vor Ihnen liegt die Stadt Assuan“, erklärte der
Illuminat. Auch diesmal war Wolf sprachlos. Er war bisher drei Mal in
Assuan gewesen. Doch diese Stadt, die vor ihm lag, hatte mit seinen
Erinnerungen gar nichts zu tun. Fast hätte Wolf vergessen, noch ein
Foto von dieser Aussicht zu machen, bevor die beiden im
Wohnzimmer von Wolfs Haus standen. „Nun haben Sie Ägypten von
einer ganz anderen Seite kennengelernt“, sagte Becker und
verschwand ohne weitere Worte vor Wolf. Dieser stand da, in seiner
Djelabeya, in der Hand den Beutel mit der Kamera. Zuerst musste er
ein Glas Wasser trinken, da er von der Hitze in Ägypten durstig
geworden war. Als Claudia von der Arbeit nach Hause kam,
überraschte Wolf sie mit seinem Erlebnis im alten Land der
Pharaonen. Claudia war mehr als enttäuscht, da sie auch gern dabei
gewesen wäre. Sogleich nahm sie Wolfs Kamera und sah sich die
Bilder am Computer an. Verwundert sah sie die Bilder, welche er auf
seiner Reise in der Vergangenheit gemacht hatte, jedoch nur in
Schwarz-Weiß. Wolf staunte nicht schlecht. Claudia erinnerte sich
auf einmal, dass sie den Fotoapparat das letzte Mal benutzt hatte,
um ihre kleine Nichte zu fotografieren. „Oje, Wolfgang“, meinte sie,
„ich glaube, ich bin dafür verantwortlich, dass deine Fotos ohne
Farbe sind. Ich habe die Kamera beim letzten Bild auf Schwarz-
Weiß gestellt.“ Claudia schaute Wolf reumütig an. „Na ja, dann
haben wir halt nur diese Bilder“, seufzte Wolf.
Kapitel 9

Die unerwünschten „Gäste“

Wolf und Claudia fanden, es war wieder mal an der Zeit, ihre
Freunde vom Isais-Ring in ihr Haus einzuladen. Während sie alle
gemeinsam an einem Tisch saßen und sich eingehend unterhielten,
wurden sie von einem Geräusch unterbrochen. Alle außer Wolf und
Claudia sahen sich fragend an. „Was war das?“, fragte Peter mit
dem Leopold. Claudia schmunzelte und meinte: „An so etwas sind
wir schon gewöhnt. Wir hören oft ein Geräusch aus einem anderen
Bereich des Hauses. Manchmal sogar das Öffnen von Türen,
obwohl sie versperrt waren. Oftmals auch welche, als würde eine
Person sich im Haus bewegen und Schränke öffnen.“ „Um Gottes
willen“, sagte Hildegard, „bei euch spukt es ja.“ Wolf lachte und
sprach: „An Geister glauben wir nicht. Die gibt es nur im Schloss
Moosham.“ Claudia stimmte Wolfs Worten zu. Ungern erinnerte sich
die junge Frau an die unheimlichen Erlebnisse in dem Schloss.
Claudia fing zu erzählen an. Oft kam es vor, dass sich der Fernseher
mit einem klickenden Geräusch einschaltete, insbesondere wenn
über gewisse Themen gesprochen wurde. Das geschah ohne
Berührung der Fernbedienung. Auch nahmen sie oft einen Geruch
von Zigarettenrauch und Parfüm wahr. Die Freunde waren erstaunt
darüber, so etwas zu hören, obwohl die beiden Polizisten Elisabeth
und Herbert bereits ein ähnliches Erlebnis mit dem Geruch von
Zigarettenrauch am Untersberg gehabt hatten. „Da wir ja bereits von
Becker einen Hinweis erhalten haben“, erklärte Wolf, „haben wir eine
Vermutung. Der Illuminat informierte mich, dass Tarnanzüge, durch
welche man die Möglichkeit hat, jemanden unbemerkt zu
beobachten, vor geraumer Zeit erfunden wurden.“ „Dann werdet ihr
also bespitzelt“, sprach Herbert. „Alles deutet darauf hin“, antwortete
Wolf. „Das denke ich auch“, sprach Claudia, „aber diejenigen
vergessen, dass wir dennoch ihren Geruch wahrnehmen können. Ich
konnte sogar eine unsichtbare Person spüren. Als ich noch in Piding
wohnte und die Wäsche in den Keller trug, spürte ich ein weiches
Körperteil an meinem Ellenbogen. Die Wand konnte ich nicht berührt
haben, da ich noch mindestens 30 Zentimeter davon entfernt war.
Außerdem wäre die Wand hart gewesen. Es war ganz ein komisches
Gefühl. Ich blieb kurz stehen und wusste nicht, was ich nun tun
sollte. Mittlerweile habe ich mich aber schon an solche Ereignisse
gewöhnt.“ Die junge Frau musste auf einmal lachen und meinte: „Auf
jeden Fall brauchen wir keine Angst vor Einbrechern zu haben – so
gut, wie wir beobachtet werden. Was glaubt ihr, wie diese auf einmal
Angst hätten, wenn sie von etwas Unsichtbarem angegriffen
würden.“ Nun mussten auch alle anderen lachen. Schmunzelnd teilte
Wolf der Runde noch mit, dass die Beobachter aber keine Chance
hätten, wichtige Informationen zu erhalten. Becker hatte
diesbezüglich schon Vorsorge getroffen. Somit waren die Freunde
des Isais-Rings erleichtert und es wurde ein unterhaltsamer Abend.
Kapitel 10

Der Atlas des Generals

Eines Tages im Februar kontaktierte der Obersturmbannführer


Weber Wolf. Er war überrascht, denn dieser drängte auf ein Treffen
mit dem General und sie vereinbarten einen Treffpunkt für den
nächsten Tag. Wolf war natürlich pünktlich am vereinbarten Ort und
Weber wartete bereits auf ihn. „Da wir weiterhin unentdeckt bleiben
wollen, müssen wir zukünftig die Art unserer Kontaktaufnahme
ändern.“ Wolfs Neugier wurde geweckt, und bevor der SS-Soldat
weitersprechen konnte, fragte er: „Sind die Technologien der
Geheimdienste schon so sehr fortgeschritten?“ „Das nicht gerade,
aber wir wollen kein Risiko eingehen“, meinte Weber. „Uns ist schon
einmal ein Fehler unterlaufen, und dies soll nicht noch einmal
vorkommen.“ „Was für ein Fehler?“, hakte Wolf nach. Weber sah
Wolf an und wusste nicht, ob er ihm antworten sollte. Da Wolf aber
unbedingt mehr wissen wollte, ließ er nicht locker und fragte
abermals. Der SS-Soldat fing zu erzählen an: „Damals, auf der
Flucht in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, als wir Station
im Benediktinerkloster Ettal gemacht haben, musste der Autoatlas
des Generals dort im Kloster geblieben sein. In diesem Atlas waren
von Kammler persönlich kleine Notizen in Form von
Ortsmarkierungen gemacht worden. Diese kleinen Kreuze stellten
Eingänge zu unterirdischen Anlagen dar, und zwar von der Ostmark
bis Berlin. Mit diesen Aufzeichnungen wäre es relativ leicht
gewesen, die bezeichneten Stätten aufzufinden. Mit den heutigen
Mitteln, insbesondere GPS, wäre dies noch leichter. Zuerst haben
wir das Fehlen des Atlasses nicht bemerkt, sondern erst, als die
Amerikaner auf diese Landkarten aufmerksam wurden.“ „Haben die
Alliierten dann die Zugänge zu den unterirdischen Anlagen
gefunden?“, fragte Wolf. „Nein“, antwortete der
Obersturmbannführer, „denn die markierten Stellen waren zu
ungenau eingezeichnet und mussten dem Betrachter schon bekannt
sein. Außerdem hatten wir die Technologie, in die Vergangenheit zu
reisen und das Wichtigste aus den einzelnen Anlagen zu
evakuieren. Natürlich mussten wir zur Irreführung auch einiges den
Alliierten überlassen, zum Beispiel das Reichsgold, das für uns aber
nicht mehr von Nutzen war. Zudem haben wir zur Täuschung falsche
Fährten ausgelegt, um vom Wesentlichen abzulenken. So wurde
zum Beispiel das Gerücht in Umlauf gebracht, dass in
verschiedenen Seen Dokumente und Reichsgold versenkt waren.“
Wolf schmunzelte über die sehr gut durchdachte Taktik der SS. Nur
zu gut wusste Wolf um das Wirken des Goldes auf die Menschen. Er
dachte dabei an den Scharbodenweiher am Obersalzberg in der
Nähe von Hitlers Berghof, in welchem Schatzsucher nach Gold
gesucht hatten. Schließlich war der kleine Weiher sogar
trockengelegt worden. „Wir haben im Zuge der Kontrolle der
Eingänge bei unseren Reisen in die Vergangenheit auch noch einige
Tunnel gesprengt und Minen hinterlegt“, erzählte Weber weiter,
„doch nun sollten wir uns der eigentlichen Aufgabe widmen.“ Der
Obersturmbannführer erklärte Wolf ausführlich, wie die zukünftigen
Kontakte abzulaufen hatten. Wolf folgte den Worten des SS-
Soldaten konzentriert, um keine Fehler zu machen.
Kapitel 11

Die Beben am Hochstaufen

Nach einem gemütlichen Mittagessen in Bad Reichenhall


entschieden sich Claudia und Wolf für einen ausgiebigen
Spaziergang in den Wäldern des nahegelegenen Staufen, dem
Nachbarmassiv vom Untersberg. Obwohl es ein schöner, sonniger
Frühlingstag war, sah man kaum Leute wandern. Als sie nach
einiger Zeit auf einer Bank Rast machten, hörten sie ein lautes
Krachen. „Was war das, Wolfgang?“, fragte Claudia und schaute
umher. „Keine Ahnung, aber das hörte sich wie ein Felssturz an. Das
erinnert mich an das Erdbeben vor etlichen Jahren am Staufen,
welches vom General Tage vorher minutiös angekündigt worden
war.“ „Ja, stimmt, das hast du mir einmal erzählt“, meinte die junge
Frau und war enttäuscht, dass sie damals nicht dabei gewesen war.
„Aber in diesem Zusammenhang kann ich dir sagen, dass ich auch
etwas Ähnliches erlebt habe. Das geschah vor einigen Jahren. In
einem Zeitraum von ca. zwei bis drei Nächten bemerkte ich ein
Vibrieren im Bett, als ich einschlafen wollte. Für mich war dies
extrem störend. Es hörte sich auch so an, als würden irgendwo in
der Nähe schwere Baumaschinen zum Einsatz kommen. Ich dachte
zuerst, dass an der nahegelegenen Autobahn in Piding über Nacht
Reparaturarbeiten stattfanden. Dies war aber nicht so, da keinerlei
Mitteilungen in der Tageszeitung von Reichenhall zu lesen waren.
Auch weitere Internetrecherchen ergaben keine Erklärung. Um nicht
als verrückt zu gelten, habe ich bisher noch keinem etwas davon
gesagt.“ „Es könnte ja sein, dass Kammler auch diesmal etwas
damit zu tun hat. Piding ist ja nicht sehr weit vom Untersberg
entfernt. Dein Erlebnis klingt aber sehr interessant, und ich werde
ihn, wenn es möglich ist und ich Gelegenheit dazu habe, beim
nächsten Treffen diesbezüglich befragen.“
Am nächsten Tag erfuhr Wolf aus den Medien, dass es in den
letzten drei bis vier Wochen schon mehrere kleine Felsstürze am
Staufen gegeben hatte. Da er nun ziemlich neugierig geworden war,
hoffte er auf ein baldiges Treffen mit dem General. Vielleicht wurden
hier in unmittelbare Nähe zur Staatsgrenze unterirdische Anlagen,
ähnlich denen auf der österreichischen Seite, angelegt. Auf jeden
Fall würde er Becker fragen, wenn er vom General keine
Informationen erhalten würde.
Kapitel 12

Die Höhle in Galdar

Als die Covid-Maßnahmen in Europa im Frühjahr weitgehend


aufgehoben wurden, entschieden sich Wolf und Claudia, in den
Süden zu fliegen. Die Wahl fiel auf die Insel Gran Canaria, welche
die beiden schon einige Zeit nicht mehr besucht hatten. Die junge
Frau freute sich riesig, endlich den kalten Temperaturen in der
Heimat entflohen zu sein. Kurzerhand wurde die Reise gebucht, und
ein paar Wochen später saßen Wolf und Claudia im Flieger nach Las
Palmas. Natürlich hatten sie wieder ein Leihauto gebucht. Die
Freude war groß, als die beiden wieder den Mann an der Rezeption
sahen, welcher bereits über die Abenteuer von Wolf, die
Geschichten über das Birnenmädchen in Güimar sowie die Ufo-
Sichtung in Las Rosas Bescheid wusste. Dieser hatte
überraschenderweise eine Neuigkeit für Wolf. In Galdar, einer Stadt
im Norden der Insel Gran Canaria, war bei einer Ausgrabung nebst
einer Siedlung auch eine Höhle entdeckt worden, in welcher viele
Überreste aus der Guanchenzeit gefunden worden waren. An und
für sich wäre diese Entdeckung nichts Außergewöhnliches gewesen,
wäre da nicht ein weiterer Bezug zum Örtchen Galdar gewesen. Im
Juni des Jahres 1976 hatte sich ein Ufo-Zwischenfall ganz in der
Nähe ereignet, bei dem der Arzt von Galdar Augenzeuge geworden
war. Es handelte sich dabei um die kleine Siedlung Las Rosas. Der
Doktor war mit einem Taxi zu einem Patienten unterwegs gewesen,
als er Zeuge einer seltsamen Begegnung geworden war.
Der Doktor und auch der Taxifahrer sahen dort für einen Zeitraum
von mindestens einer Stunde ein durchsichtiges, rundes Gebilde mit
einem Durchmesser von zehn Metern. Drinnen befanden sich zwei
menschenähnliche Gestalten, welche jedoch eine beachtliche
Größe, über zwei Meter, hatten. Danach stieg die Kugel lautlos mit
hoher Geschwindigkeit empor. Parallel zu diesem Ereignis gab es
damals zahlreiche Berichte von Polizei, Küstenwache und Piloten.
Wolf hatte vor einigen Jahren die Stelle untersucht, an der der Arzt
von Galdar mit dem Taxifahrer diese Kugel gesehen hatte. Er hatte
aber nichts Auffälliges entdecken können.
Ein paar Tage später fuhren Wolf und Claudia mit dem Leihauto auf
der Autobahn in Richtung Galdar. Wegen des hohen
Verkehrsaufkommens standen sie kurz vor der Hauptstadt Las
Palmas im Stau. So beschlossen sie, auf die Bundesstraße
auszuweichen. Doch auch diese war vollkommen überfüllt. So
versuchten sie, auf eine kleinere Nebenstraße auszuweichen. Diese
führte auf einmal steil bergauf und wurde immer schmäler. Durch
den aufkommenden Nebel hatten die beiden zuerst fast keine Sicht.
Als der Nebel sich endlich auflöste, stellte Claudia fest, dass links
und rechts neben der Straße ein Abgrund lag. Es war ein
atemberaubender Anblick und sie war froh, dass es keinen
Gegenverkehr gab. Wolf, der sich nur auf die Straße konzentrierte,
bekam von alledem nichts mit. Claudia hätte so gern ein Foto
gemacht, doch leider gab es keine Gelegenheit dazu. Nach über
einer Stunde Umweg über serpentinenartige Straßen erreichten sie
schließlich das Städtchen Galdar. Claudia war erleichtert, als sie das
Stadtschild sah. Da sie sich diesmal nicht im Internet über die
Anreise zum Museum informiert hatten, waren sie auf die
Beschilderung angewiesen. Diese führte auf einmal zu einer
Steigung von ca. 25 Prozent. Diese Steigung entsprach aber auch
der ganzen Stadt, welche an einem kegelförmigen Berghang erbaut
worden war. Die junge Frau war froh, dass Wolf diesmal den Wagen
fuhr, denn die Straße wurde auf einmal so schmal, dass höchstens
für einen PKW Platz war. Als sie nach dreimaliger Anfahrt zum
Museum keine Parkmöglichkeit bei den spärlichen Parkbuchten
fanden, entschlossen sie sich, weiter die Westküste
entlangzufahren.
Nachdem die beiden am späten Nachmittag wieder im Hotel
angekommen waren, sah sich Claudia noch einmal auf Google Maps
das Städtchen Galdar an. Sie musste feststellen, dass es in der
Nähe des Museums tatsächlich einen großen Parkplatz gegeben
hätte. „Na, Wolfgang“, meinte sie, „da musst du jetzt ein paar
Schritte laufen.“ Insgeheim fragte sie sich, ob sie diese lange
Steigung zu Fuß gehen mussten. Sie beschlossen, in den nächsten
Tagen einen weiteren Versuch zu starten. Diesmal fuhren sie ohne
Probleme auf der Autobahn bis nach Galdar und gelangten dank
Google Maps auch direkt zum Parkplatz. Da gerade eine
Schülergruppe gleichzeitig mit ihnen im Museum eintraf, konnten
sich die beiden zu einer Führung anschließen. Auf einem großen
Laufsteg konnte man die Arbeiten an der Ausgrabung beobachten.
Nach kurzer Zeit fiel Claudia ein älterer Mann auf, welcher vorher
nicht in der Gruppe gewesen war. „Wolfgang, schau doch mal den
Mann da vorn an“, sagte sie leise und schob ihn ein wenig zur Seite.
„Er passt gar nicht dazu, und er mustert uns schon die ganze Zeit.“
Unauffällig sah Wolf den Mann an und schmunzelte. „Claudia,
vielleicht hast du zu viele James-Bond-Filme gesehen.“ Die junge
Frau rollte nur mit den Augen und tat so, als hätte sie Wolfs Worte
überhört. Sie beobachtete den alten Mann trotzdem so gut wie
möglich. Er hatte eine hagere Statur, welche mit unauffälligem
europäischem Gewand bekleidet war. Sein Haar war kurz
geschnitten und ganz dunkelbraun, wie das der Einheimischen von
Gran Canaria. Claudia konnte von weitem erkennen, dass er eine
Kette mit einem auffälligen Anhänger um den Hals trug. Das einzige
Auffällige, was die junge Frau sich vorstellen konnte, war, dass
dieser Mann weder einen Rucksack noch eine Handtasche bei sich
hatte. Da ihr aber keine weiteren Besonderheiten auffielen,
beschäftigte sie sich nicht mehr mit ihm und sie und Wolf folgten
dem Museumsführer. Dieser erzählte, dass diese Höhle aufgrund
ihrer Größe als bedeutendste Fundstätte der Höhlenmalerei auf der
Insel galt. Die damaligen Bewohner von Gran Canaria hatten sie im
6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. in den Tuffstein gehauen. Auf drei
Seiten der Höhle waren Reste von Bemalungen gefunden worden,
welche in dreifarbigen, geometrischen Formen angeordnet waren.
Das häufigste Motiv war ein Quadrat, das in zwei Dreiecke geteilt
war. Die Malerei füllte die ganze Stirnwand sowie Teile zweier
anderer Wände komplett aus. Ganz genau wussten die Archäologen
nicht, was diese Malerei darstellen sollte, man nahm aber an, dass
es sich um eine Darstellung des Kalenders der Ureinwohner, der
Guanchen, handelte. Als Wolf und Claudia, welche sich abseits der
Gruppe aufhielten, die Höhlenmalerei genau begutachteten, stand
auf einmal der alte Mann hinter den beiden und sprach: „Es ist schon
bemerkenswert, was die Archäologen zu Tage gefördert haben.“
Wolf und Claudia drehten sich erstaunt zu ihm um. „Hier auf Gran
Canaria gibt es noch viel Unentdecktes.“ Die beiden waren
sprachlos, was der alte Mann von sich gab. Nun konnte Claudia den
Anhänger, welcher ihr vorher bereits aufgefallen war, genau
begutachten. Dieser war ein Abbild der Höhlenmalerei, welche sie
gerade an der Felswand gesehen hatten, und war auf einem
braunen Lederband befestigt. Sie wurde durch die weiteren Worte
des Alten aus ihren Gedanken gerissen. „Doch deshalb sind Sie ja
hier – um ein wenig mehr zu erfahren. Sie sollten zu der grünen
Felswand zwischen Mogan und Aldea fahren und ein paar der
grünen Steine mit nach Hause nehmen.“ Nun sah er Wolf direkt an
und meinte: „Sie haben ja schon einige Steine gesammelt und
bewahren diese zu Hause in der Glasvitrine auf.“ Wolf und Claudia
standen nur noch verblüfft da und fragten sich, wie dieser Mann
solche Sachen wissen konnte. „Diese grünen Steine werden Ihnen
noch von Nutzen sein.“ Mit diesen Worten drehte er sich rasch um
und verschwand in der Menge. Claudia, welche ihm nach einer
kurzen Schrecksekunde noch folgen wollte, konnte ihn auch nicht
mehr finden. Enttäuscht kehrte sie zu Wolf zurück. Da die beiden die
für sie wichtigen Sachen ohnehin gesehen hatten, beschlossen sie,
ins Hotel zu fahren. Während der Autofahrt teilte die junge Frau Wolf
mit, was ihr bei dem alten Mann noch aufgefallen war. Besonders die
blauen Augen, welche durch das braun gebrannte Gesicht
hervorstachen, hatten es ihr angetan. Bisher hatte sie nur
Einheimische mit dunkler Augenfarbe kennen gelernt. Nach einem
Touristen sah dieser alte Mann aber nicht aus. Wolf, der den
Einzelheiten der Menschen nie Beachtung schenkte, profitierte von
Claudias akribischen Beobachtungen. „Also habe ich doch nicht zu
viele James-Bond-Filme angesehen“, stichelte die junge Frau. „Hatte
ich doch irgendwie einen siebten Sinn, dass mit dem Mann etwas
nicht stimmt.“ Wolf, der sich auf das Autofahren auf der viel
befahrenen Autobahn konzentrierte, schmunzelte nur: „Ja, du bist
halt eine Hexe.“ „Aber eine gute“, antworte sie und blickte Wolf
liebevoll an. Sie freute sich innerlich, dass sie Recht gehabt hatte.
Die ganze Fahrt zum Hotel rätselten die beiden noch über die
seltsame Begegnung mit dem Mann. Auf jeden Fall würden sie ein
paar grüne Steine von Gran Canaria mitnehmen. Am nächsten Tag
fuhren sie rechtzeitig in der Früh los, um der Mittagshitze in den
Bergen von Gran Canaria auszuweichen. An der Küste der Insel war
es durch den dauernden Wind immer recht angenehm, doch im
Landesinneren konnten die Temperaturen ziemlich hoch werden.
Der kürzeste Weg zu der Felswand mit den grünen Steinen führte
über die Autobahn, bis zu deren Ende und dann weiter hinauf in die
Berge. Es waren einige kurvenreiche Pässe zu überwinden. Von
weitem konnte man die grünen Felswände erkennen, welche sich
über einen Teil des Bergmassives erstreckten. Die grüne Farbe
stach von der braunen, kargen Landschaft hervor. Wolf freute sich,
dass er auf der kurvenreichen, unübersichtlichen Straße eine kleine
Ausweiche nutzen konnte, um Claudia ein gefahrloses Aussteigen
zu ermöglichen. Die junge Frau stieg schnell aus dem Auto und
verschwand kurzerhand aus dem Blickfeld von Wolf. Sie erblickte
oberhalb der Straße die grüne Ablagerung und stieg den Felsen
empor. Dort fand sie kleinere, abgebrochene grüne Felsstücke,
welche sie in einer kleinen Plastiktüte verstaute. Als sie sich
umdrehte und hinabsteigen wollte, rutschte sie aus. Obwohl sie sich
noch am Felsen festhalten konnte, fiel sie mit ihrem Hinterteil auf
den Boden. Bevor sie noch am Auto angelangt war, musterte sie
ihren Körper. Sie wollte keineswegs, dass Wolf von ihrem
Ausrutscher erfuhr. Innerlich ärgerte sich die junge Frau, da sie für
diesen Ausflug extra Turnschuhe angezogen hatte und diese nichts
nutzten. Zurück im Hotel begutachteten Wolf und Claudia die Steine
und rätselten darüber, was der alte Mann gemeint hatte. Die Steine
sahen unscheinbar aus, hatten eine grünliche Farbe und waren sehr
bröcklig. Schon einmal hatte Claudia diese Steine mitnehmen
wollen, sie hatte sie aber versehentlich im Leihauto gelassen. Sie
hatte sich sehr geärgert, als sie dies zu Hause bemerkt hatte. Um
das diesmal zu verhindern, verstaute die junge Frau den Beutel mit
den Steinen sofort in ihrem Koffer und hoffte, dass es keine
Beanstandungen durch den Zoll geben würde. Nicht dass es ihr so
ging wie in Luxor, als der Zollbeamte die junge Frau fragte, ob sie
etwas zu verzollen hätte. Wahrheitsgemäß antwortete sie damals,
dass sie nur sechs Gläser Honig in Ägypten gekauft hätte. Der
Beamte glaubte diesen Worten nicht und fing an, den Koffer zu
durchsuchen. Als er die Honiggläser sah, war es ihm sichtlich
peinlich. Als Wolf und Claudia wieder zu Hause in Bürmoos waren,
untersuchte Wolf die grünen Steine. Obwohl er diese eingehend
analysierte, fand er nichts Außergewöhnliches. Deshalb legte er sie
in eine Schüssel, welche er neben die runden, schwarzen Steine in
der Glasvitrine stellte. Ob der alte Mann auch ein Zeitreisender wie
Becker ist, fragte sich Wolf. Wahrscheinlich war es so, wie sollte er
sonst über seine Steinsammlung Bescheid wissen. Wolf wusste
aber, dass er es sicherlich einmal erfahren würde. Wahrscheinlich
war jetzt noch nicht die Zeit dafür. Er würde Becker aber trotzdem
bei der nächsten Gelegenheit über die Bewandtnis mit den grünen
Steinen befragen.
Kapitel 13

Die goldene Kugel von Luxor

Da die Reisen nach Ägypten in den beiden Jahren zuvor für Wolf
und Claudia wegen der Pandemie ausgefallen waren, war es nun
wieder an der Zeit, ins Land der Pharaonen zu reisen. Obwohl ihr
Freund Dr. Franz nicht mehr im Sheraton-Hotel in Soma Bay als
Geschäftsführer tätig war, fuhren sie wieder dorthin.
Selbstverständlich hatten sie wieder einen Leihwagen mit
inländischem Kennzeichen gebucht, mit welchem sie einen Tag nach
Anreise sofort nach Luxor fuhren. Der Weg führte natürlich wieder
durch die Steinwüste zur Stadt am Nil. Claudia konnte die Ankunft
am Hatshepsut-Tempel nicht erwarten. Endlich dort angekommen,
musste sie erst einmal kurz innehalten. Das Grabmal wirkte auf die
Frau fantastisch. Wolf riss Claudia aus ihren Gedanken und forderte
sie dazu auf, die Treppen des Tempels emporzusteigen.
Oben angekommen drehten sich die beiden um und blickten auf
das Niltal hinab. Da nur sehr wenige Touristen die Anlage
besuchten, wurden die beiden von keinem Lärm gestört. Natürlich
wollte die junge Frau in den hinteren Teil des Tempels gelangen, was
aber von den Aufsehern nicht gestattet wurde. Auch das sogenannte
„Bakschisch“ half nichts. Enttäuscht trat Claudia zwischen den
Säulen hervor, wo Wolf auf sie wartete. Geistesabwesend strich die
junge Frau mit den Fingern über die Säule, schloss ihre Augen, hielt
inne und murmelte ein paar Worte. Wolf, der diese Szene
beobachtete, verstand Claudia nicht und fragte sie, was sie sagte.
Sogleich öffnete sie die Augen. „Was meinst du? Ich habe doch
nichts gesagt.“ Verdutzt ließ sie Wolf stehen und ging die Treppen
des Tempels hinab. Wolf folgte ihr. Nachdem die beiden unterhalb
des Tempels eine Stärkung zu sich genommen hatten, traten sie den
Rückweg zum Hotel an. Am Spätnachmittag erreichten sie es nach
langer Fahrt. Nachdem sie sich ausgeruht hatten, gingen sie auf die
Terrasse des Hotels, um zu Abend zu essen. Diesmal erwartete die
beiden ein sehr seltenes Erlebnis. Es war Vollmond und dieser hatte
zusätzlich noch einen Halo. Der Anblick war atemberaubend. Da
sich die junge Frau nicht sattsehen konnte, blieb sie erst einmal am
Tisch sitzen. Wolf, der schon hungrig war, ging zum Buffet. Als er
zurück zum Tisch ging, bemerkte er von weitem, dass Claudia etwas
Gleißendes, Rundes in der Hand über ihrem Schoß hielt.
Augenblicklich wurde er versehentlich von einem unaufmerksamen
Gast gestoßen, sodass er seinen Blick von der jungen Frau
abwenden musste. Als er dann zum Tisch zurückgekehrt war, fragte
er sie, was das Helle gewesen sei. Claudia wusste aber nicht, wovon
er redete. Wolf berichtete ihr, was er vorher gesehen hatte. Die
junge Frau meinte nur, dass sie auf einmal etwas Rundes,
Unsichtbares in den Händen gehabt hätte, das aber kurzfristig
wieder verschwunden war. Mehr konnte sie dazu auch nicht sagen.
Kapitel 14

Der Steinbruch am Untersberg

Karl, der Pächter vom Restaurant Wolfsschwang, erzählte Wolf,


dass er bei einer Wanderung entlang des Untersbergs einen alten,
verfallenen Steinbruch entdeckt hatte, welcher ihm noch nie
aufgefallen war. Da Karl gern Steine und Fossilien sammelte, suchte
er dort herum. Was er aber fand, erschreckte ihn zutiefst. Da lagen
jede Menge Patronenhülsen zwischen den Gesteinsbrocken, welche
offensichtlich von Maschinen-Gewehren stammten. Er dachte an die
Geschichte mit den Tibetern. Diese mysteriöse Begebenheit vom
spurlosen Verschwinden dieser Gruppe hatte er schon vor Jahren
gehört. So etwas war für ihn nicht glaubhaft und er hielt es für eine
Fabel. Trotzdem suchte er aber weiter. Der Steinbruch, der seiner
Meinung nach offenbar seit sehr langer Zeit nicht mehr benutzt
worden war, lag eigentlich gar nicht so weit vom Restaurant weg,
dennoch war er so versteckt, dass Karl ihn noch nie gesehen hatte.
Er suchte also weiter und der Erfolg gab ihm Recht. Er hatte Zeit,
und tatsächlich sah er eine Eisenstange aus dem Geröll ragen,
welche sich bei genauem Hinsehen als Rohr entpuppte. Er
betrachtete dieses Relikt aus der Vergangenheit. Plötzlich sprach ihn
jemand an. Ein Mann mittleren Alters stand direkt hinter ihm und
meinte: „Es dürfte sich bei diesem Rohr um einen Teil einer
sogenannten Kraftstrahlkanone handeln.“ Karl erschrak: „Wieso
wissen Sie das?“ „Ich komme schon seit Jahren hierher und habe
mich intensiv mit den Waffen des Dritten Reichs beschäftigt. Auch an
der Südostseite des Untersbergs haben wir solche
Kraftstrahlkanonen, welche aber nicht mehr funktionstüchtig waren,
ausgegraben. Der Durchmesser des Teils, das Sie gerade sehen,
lässt darauf schließen, dass es sich auch hierbei um so etwas
handelt.“ Der Pächter der Wolfschwang war von diesen Worten
verblüfft. Dies sollte eine Waffe sein, und es wurden noch mehr von
diesen Geräten hier am Untersberg gefunden? „Sie würden staunen,
wenn Sie wüssten, an welchen sogenannten Wunderwaffen im
letzten Kriegsjahr noch gearbeitet wurde“, erzählte der Mann weiter.
Karl wurde auf einmal neugierig und wollte mehr erfahren, er fragte
deshalb: „Sind Sie ein Forscher des Dritten Reichs?“ Der Mann,
welcher unauffällig gekleidet war, musste ein wenig lachen und
meinte: „Dies könnte man so sagen. Es gibt viele Menschen, die
mehr von der Vergangenheit erfahren wollen, da vieles geheim
gehalten wird. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für Leute
hier im Gebiet um den Untersberg herum suchen. Da ist seit Jahren
der Dienstmann Josef vom LVT, welcher in der Polizeidirektion
Salzburg im ersten Stock sein Büro hat. Offenbar will er noch vor
seiner Pensionierung dem geheimen Waffenversteck der Amerikaner
aus den 50er-Jahren auf die Spur kommen.“ „Woher wissen Sie von
dem Versteck der Alliierten?“, fragte Karl. „Seit dem verheerenden
Sturm Kyrill kam so einiges ans Tageslicht“, antwortete der Mann.
Jetzt war Karls Interesse an den verborgenen Waffen erst richtig
erwacht. Er würde sich von einem befreundeten Bauern in
Großgmain einen Traktor ausleihen und mit diesem in dem alten
Steinbruch zu graben beginnen. Dies wollte er aber dem fremden
Mann nicht erzählen. Unerwartet verabschiedete sich der Fremde
und verschwand in den Büschen des Waldes. Auch Karl ging zurück
zur Wolfschwang-Alm und schmiedete schon Pläne für eine erneute
Suche im Steinbruch.
Kapitel 15

Josefs Suche

Nachdem Josef, der Dienstmann von LVT, vor Jahren telefonisch mit
Wolf Kontakt aufgenommen hatte, war ihm die Sache mit dem
amerikanischen Waffenversteck in der Nähe der Römerstraße am
Untersberg nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Es war ihm auch
nicht gelungen, von Wolf verwertbare Informationen zu erhalten.
Auch sein damaliger Chef Hermann, welchem der Untersberg, den
er des Öfteren bestiegen hatte, auch am Herzen lag, zeigte ebenfalls
Interesse an dieser Geschichte. Freilich war es wahr, dass eines der
amerikanischen Waffenverstecke nicht gefunden wurde. Aber ohne
Wolfs genaue Angaben über den Fundort war da nichts zu machen.
Sogar den Bergbaron kontaktierten sie in dieser Sache. Der
wiederum ließ sogar in der Nähe der Römerstraße eine ganze Reihe
von großen Bäumen fällen, ebenfalls ohne Erfolg. Metallsuchgeräte
und sogar ein Bodenradar wurden vom LVT dabei eingesetzt, denn
laut damaliger Aussage von Wolf gab es einen metallenen
Zugangsdeckel zu dem betonierten unterirdischen Raum. Es
vergingen Jahre, ohne dass das Depot der Amerikaner entdeckt
wurde. Hermann, der Chef von Josef, dem Dienstmann, ging
mittlerweile in den Ruhestand, was ihn aber nicht davon abhielt, auf
eigene Faust weiterzusuchen. Nochmals direkt bei Wolf anzufragen
erschien den Leuten vom LVT nicht als sinnvoll. Sie konnten Wolfs
Aufenthaltsorte über sein Handy ohnehin nachverfolgen. Wolf, der
diesbezüglich bereits von einem Freund informiert worden war,
vermied es tunlichst, den Ort des Depots aufzusuchen. Dies wusste
das LVT aber nicht. Josef, der sich nur zu gut an die letzte Aktion
von Hermann erinnerte, bei welcher hunderte Kilogramm scharfer
Granaten in der Nähe von Golling in der Scheune eines
Pensionisten entdeckt worden waren, ließ es sich nicht nehmen,
persönlich bei der Räumung dieser Kriegsrelikte anwesend zu sein.
Es sollte aber seine letzte erfolgreiche Aktion sein. Im Übrigen wurde
zur selben Zeit auch Grimmig, der Leiter des BVT, von seinem
Posten abberufen. Auf diese Weise wurden nach und nach alle
involvierten Personen von dem Geschehen um den Untersberg
abgezogen.
Kapitel 16

Antarktis

Nachdem Wolf eine Einladung zu einem Treffen mit dem General


erhalten hatte, war er schon gespannt, was ihm Kammler diesmal
mitteilen würde. Das Treffen fand auch diesmal in der Vergangenheit
statt, und zwar wieder im Garten des alten Gasthofes. Der
Obersturmbannführer war diesmal auch zugegen, und sowohl der
General als auch Weber trugen unauffällige Zivilkleidung. Wolf
wartete gespannt, worum es diesmal gehen würde. Kammler
begann: „Durch vermehrte Aktivitäten der anderen ist auch unsere
Station in der Antarktis stärker ins Blickfeld gerückt. Vielleicht haben
Sie schon in ihren Medien etwas davon vernommen. So wurde zum
Beispiel ein Kondensstreifen von einem Pol zum anderen gesichtet.
Dieser wurde hervorgerufen durch eines unserer Flugobjekte,
welches mit unserer neuesten Technik ausgestattet ist. Dieser
Kondensstreifen war auf dem ganzen Erdball von unzähligen
Stationen aus gesehen worden und sollte als Warnung für alle
gelten. Wir haben mittlerweile in der Antarktis auch umfangreiche
Kontakte zu den anderen geknüpft und sind jetzt so in der Lage,
weltweiten Einfluss auf alle kriegsführenden Parteien auszuüben. Mit
ihrer Hilfe endeckten wir auch ein stark vulkanisches Gebiet, in
dessen Höhlen durchaus angenehme Temperaturen von 20 Grad
herrschen. Durch den Klimawandel war es uns möglich, die Spitze
eines achteckigen Gebäudes aufzufinden, welches aus dem Eis
ragte. Es handelte sich dabei um uralte Bauten aus grauer Vorzeit.
Ohne aber das Wissen der anderen sind diese Bauten nicht zu
nutzen.“ Kammler stoppte seine Ausführungen, da der Oberkellner
Sandor zum Tisch kam. Dieser merkte nichts davon, dass dieses
Gespräch mehrere Jahre in der Vergangenheit stattfand. Wolf
deutete ihm, dass nichts benötigt würde, und als er sich wieder
entfernt hatte, stellte Wolf eine Frage. „Wollen Sie damit andeuten,
dass Sie die Möglichkeit haben, kriegerische Auseinandersetzungen
auf unserem Planeten zu verhindern?“ Der General nickte mit dem
Kopf und antwortete: „Ja, mithilfe der anderen und deren
Technologien ist es uns durchaus möglich, so etwas zu verhindern,
ohne dass wir dabei in Erscheinung treten.“ Wolf war erstaunt.
Natürlich wusste Wolf, dass die Technologien von Kammler weitaus
ausgereifter waren als die aller Regierungen der Erde. Doch wie
groß und bedeutend mussten die Waffen der anderen sein, um
kriegerische Auseinandersetzungen der Länder auf dem Planeten zu
verhindern, und dies auch noch ohne in Erscheinung zu treten. Also
waren die anderen, welche Kammler so bezeichnete, Verbündete
von ihm. Wolf nahm an, dass die damaligen Ziele der Nazis, die Welt
zu beherrschen, nicht die jetzigen Ziele von Kammler waren.
Kapitel 17

Die verschwundene Gruppe

Nachdem die Pandemie nun endlich vorüber zu sein schien, fuhr


Wolf zum alten Gasthof. Monika, die Wirtin, hatte ihre Zweifel, dass
die Situation in Bezug auf Corona so bleiben würde.
Nach einer kleinen Stärkung ging Wolf hinüber zur Talstation der
Untersbergseilbahn und traf dort Heinz, den Wagenbeleiter. Heinz
hatte vor Jahren, kurz vor Weihnachten, als die Seilbahn gerade
wegen Revision geschlossen war, mit seinem Handy ein
wunderschönes Foto aus der Gondel gemacht, welches er Wolf gab.
Heinz sagte, er hätte eine Neuigkeit für ihn, welche er ihm gern oben
ab Berg mitteilen wolle. Es waren kaum Leute in der Gondel und in
wenigen Minuten erreichten die beiden die Bergstation. Heinz warf
Wolf einen Blick zu und meinte: „Es gibt eine Regel, welche besagt,
dass wir besonders darauf achtgeben sollten, wenn Passagiere nur
eine einfache Bergfahrt buchen.“ Auf Wolfs Frage, was der Grund
dafür sei, meinte er: „Es ist nämlich so, dass sich einige Leute in
selbstmörderischer Absicht vom Geier-Eck in die Tiefe stürzen.“
Heinz wollte seine Mittagspause damit verbringen, die Hochalm
aufzusuchen, und die Zeit dazu nutzen, Wolf eine kuriose
Begebenheit zu erzählen. „Weißt du“, begann er, „so war es auch
voriges Jahr, als wegen der Pandemie ohnehin nicht viele Menschen
kamen. Aber eines Tages kam eine Gruppe eher älterer Besucher,
welche alle nur eine Bergfahrt kauften. So etwas kommt selten vor,
und diese Leute sahen auch nicht so aus, als würden sie den
Abstieg über den Reitsteig oder den Dopplersteig bewältigen
können. Zufälligerweise fuhr ich mit dieser Gruppe nach oben und
folgte ihr bis hierher zur Hochalm. Dort machten die 15 Leute Rast
und ich konnte einige Wortfetzen von ihnen verstehen. Auf mich
machten sie nicht den Eindruck, als wären sie Selbstmörder. Ich
wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte. Es verging keine
halbe Stunde, da kam ein Mann vom Brunntal herauf und gesellte
sich zu der Gruppe. Ich konnte nur die Worte hören: ‚Sie werden
bereits erwartet.‘ Schließlich setzte sich die Gruppe in Bewegung
und folgte dem Mann. Da ich wieder zurück zur Bergstation musste,
blieb mir keine Zeit, den Leuten zu folgen. Ich konnte lediglich
sehen, dass sie den Weg über die Skiabfahrt nahmen, dann verlor
ich sie aus den Augen. An diesen Personen aufgefallen war mir,
dass sie, obwohl schon älter, recht gut zu Fuß waren. Außerdem
hatten sie keinerlei Wanderrucksäcke oder sonstiges Gepäck dabei.
Sie hatten auch keine Wanderstöcke mit. Als ich mich während des
Rückweges zur Bergstation noch einmal umsah, bemerkte ich einen
Jäger mit seinem Quad, welcher die Skiabfahrt heraufkam. Ich fragte
diesen, ob er eine Gruppe getroffen habe, welche den Abstieg über
die Skiabfahrt genommen hat. Als er verneinte, wunderte ich mich
zwar, ließ es aber dabei bewenden. Als ich dies bei meiner Rückkehr
meinem Vorgesetzten erzählte, machte er einen kurzen Rundruf bei
Polizei und Bergwacht, wobei aber nichts Auffälliges zu hören war.
Somit war für uns die Angelegenheit erledigt. Lediglich der
Ausspruch des Fremden, ‚Sie werden bereits erwartet‘, ging mir
nicht aus dem Kopf.“
Mittlerweile war die Mittagspause von Heinz zu Ende und die
beiden begaben sich wieder zur Bergstation. Wolf verabschiedete
sich von Heinz und stieg in seinen Wagen. Er wollte am Weg nach
Hause aber noch über die Römerstraße fahren und dabei den
Alchemisten besuchen. Er konnte Heinz natürlich nicht sagen, dass
er die Gruppe, welche er gesehen hatte, bereits kannte.
Als er vor einem Jahr mit der alten Uhr, mit welcher man durch die
Zeit reisen konnte, experimentierte, traf er diese. Wolf fuhr damals
zum Haus des Alchemisten und stellte die Uhr um. Da erblickte er
eine Gruppe, welche das Haus betrat. Wolf legte die Uhr auf den
Beifahrersitz und ging ebenfalls ins Haus des Alchemisten. Als er die
Türe zum Haus öffnete, sah er 15 Personen sowie den
Obersturmbannführer Weber. Dieser erkannte ihn natürlich auch
sofort. Weber sah Wolfs Verwunderung und sagte: „Diese Leute
kamen vom Gipfel des Untersbergs hierher zum Haus des
Alchemisten, ohne den üblichen, einfacheren Weg über die
Skiabfahrt zu benutzen.“ Was Wolf aber brennend interessierte, war
Folgendes: Wer waren diese 15 Leute und zu welchem Zweck
waren sie hierhergekommen? Bevor er jedoch seine Frage stellen
konnte, ergriff der Alchemist das Wort: „Diese Leute hier, von denen
keiner unter 50 Jahren ist, gehören allesamt zu den besten
Wissenschaftlern dieses Planeten. Niemand sollte je von ihrer
Anwesenheit am Untersberg erfahren. Deshalb wurden sie auch wie
eine Touristengruppe mit der Seilbahn auf den Berg gebracht.
Obersturmbannführer Weber hat sie im Auftrag des Generals dort
oben in Empfang genommen. Ja, Sie haben richtig gehört, diese
Aktion wurde von Kammler initiiert. Mithilfe dieser Personen soll
nämlich ein Plan ausgearbeitet werden, welcher Kriege und
Zwistigkeiten zwischen den Ländern verhindern soll.“ Als sich Wolf
genauer in dem Raum umsah, konnte er in der hinteren Ecke die
Vril-Dame Maria Orsic und neben ihr Julietta da Montefeltro sehen.
Offenbar gehörten auch sie zu dieser Gesellschaft. Weder die zwei
Damen noch die 15 Personen nahmen Notiz von der Anwesenheit
Wolfs. Es herrschte Stille im Raum. Nach wenigen Minuten begann
der Alchemist zu sprechen. Wolf stand währenddessen schweigend
an der Türe. „Sie wissen alle, weshalb Sie hierhergekommen sind.
Die Zeit, welche ein Eingreifen von unserer Seite erforderlich macht,
ist nun gekommen.“ Plötzlich wandte sich der Alchemist Wolf zu.
„Sie müssen jetzt leider gehen, obwohl Sie bereits sehr in diese
Sache involviert sind. Zu gegebener Zeit wird Ihnen auch eine
Aufgabe übertragen werden. Becker wird Sie noch ausgiebig
darüber unterrichten.“ Wolf war überrascht und auch ein wenig
enttäuscht wegen dieser Worte des Alchemisten. Als Wolf das Haus
des Alchemisten verließ, hatte sich bereits eine rege Diskussion
unter den Verbliebenen entfacht. Vor dem Haus, in seinem Wagen,
stellte er die alte Uhr am Beifahrersitz wieder auf die richtige Zeit ein
und fuhr nach Hause.
Kapitel 18

Ulf, der Aushilfskellner von Wolfschwang

An einem sonnigen Frühsommertag besuchten Wolf und Claudia


den Gasthof Kugelmühle am Fuße der Almbachklamm. Sie saßen im
Schatten der Kastanienbäume und genossen die Kühle des
angrenzenden Bachs. Da noch nicht sehr viele Touristen unterwegs
waren, konnten sich die beiden ein wenig mit Friedl, dem Wirt der
Kugelmühle, unterhalten. Er freute sich über den Besuch von Wolf
und Claudia. Da wegen Corona die letzten zwei Jahre weniger
Gäste gekommen waren, hatte er mehr Zeit für die Familie gehabt.
Vor allem seine Enkeltochter freute sich sehr, dass ihr Opa sich
mehr um sie kümmern konnte.
Als Friedl den Tisch verließ, um wieder an seine Arbeit zu gehen,
sahen sie plötzlich ein bekanntes Gesicht. Es war Ulf, der gerade
über die Brücke direkt zu ihrem Tisch kam. Er war bereits vor Jahren
aus dem norddeutschen Raum hierher zum Untersberg gekommen.
Damals wollte Ulf in Wolfs Schlosserbetrieb arbeiten, was aber vom
Personalstand nicht möglich war. Doch er war ein sehr gebildeter
Mann, der neben Chinesisch noch weitere Sprachen fließend
beherrschte. Ulf war deswegen ein wenig enttäuscht, und nachdem
er sich eine Bleibe in Mitterfelden bei Freilassing gesucht hatte,
begann er einen Job als Aushilfskellner beim Gasthof Wolfschwang.
Wolf wunderte sich darüber, da er für so eine Arbeit doch eher
überqualifiziert war.
Nach einer freundlichen Begrüßung setzte sich Ulf zu den beiden
an den Tisch. „Na, wie geht’s auf der Wolfschwang-Alm?“, fragte
Wolf, der Ulf ja seit mindestens vier Jahren nicht mehr gesehen
hatte. „Leider muss ich dir sagen, dass die Alm vor ein paar Tagen
für immer geschlossen wurde. Schon seit Beginn der Pandemie
zeichneten sich Schwierigkeiten zwischen dem Besitzer der Alm und
Karl, dem Pächter, ab. Das Ganze gipfelte in einen Rechtsstreit, der
gerichtlich ausgefochten wurde und schließlich dazu führte, dass
Karl die Wirtschaft schließen musste. Auch ich habe dabei meinen
Job als Aushilfskellner verloren.“ „Das ist aber sehr schade“,
bedauerte Claudia. „Dort oben fand ich es überaus gemütlich und
urig. Außerdem hatte man einen schönen Ausblick auf Großgmain.
Vor allem für Familien mit Kinder war das Hirschgehege ein
Anziehungspunkt.“ „Es trifft sich aber gut, dass wir uns sehen, da ich
dir eine Neuigkeit erzählen muss“, meinte Ulf. Wolf und Claudia
warteten gespannt, was sie nun zu hören bekommen würden. „Ich
habe Karl, dem Wirt, noch geholfen, das Gebäude leer zu räumen.
Im Keller, hinter einem alten Kasten, entdeckte ich an der Wand eine
kleine, zugemauerte Stelle. Da ich ja sehr neugierig bin, klopfte ich
an die Mauer. Da sie hohl klang, konnte ich es nicht lassen, sie
freizulegen. Bedauerlicherweise war das dabei entstandene Loch zu
klein für mich. Es hätte höchstens eine Katze hindurchschlüpfen
können.“ Wolf und Claudia hörten gespannt zu. Ulf erzählte weiter:
„Um zu sehen, was sich dahinter befand, nahm ich eine starke
Taschenlampe sowie einen Spiegel, um in die Ecke sehen zu
können. Ich konnte lediglich einen Gang sehen. Wie weit dieser
ging, sah ich nicht. Um den Wirt nicht in Schwierigkeiten zu bringen,
verschloss ich die Stelle wieder provisorisch, da ich sowieso keinen
Nutzen mehr davon hatte. Der Wirt hatte von meiner Aktion nichts
mitbekommen. Später fragte ich Karl aber, ob er wisse, ob der Keller
noch einen weiteren Eingang hat. Das verneinte er aber.“ „Das ist
aber sehr interessant“, meinte die junge Frau, und Wolf wusste, dass
er diesbezüglich unbedingt nachforschen musste. „Da ich über den
alten Keller recherchieren wollte, fragte ich beim Gemeindeamt
nach, konnte aber keine Auskunft erhalten“, fügte Ulf hinzu. Wolf
konnte sich schon vorstellen, dass diesbezügliche Informationen
nicht öffentlich zugänglich gemacht wurden. So plante er schon
gedanklich seinen nächsten Ausflug zur Wolfschwang-Alm. Die drei
saßen noch einige Zeit gemütlich beim Gasthof Almbachklamm
zusammen. Als es dann aber kühler wurde, verabschiedeten sich
Wolf und Claudia von Ulf, wünschten ihm noch alles Gute und fuhren
nach Hause.
Kapitel 19

Der alte Eingang am Wolfschwang

Wolf, dem nicht aus dem Kopf ging, was Ulf erzählt hatte, wollte sich
selbst ein Bild davon machen. Zuerst aber informierte er sich in den
Medien, ob es einen Gang zum Gebäude des Wirtshauses gab.
Doch leider konnte er nichts dazu finden. Als er sich gerade ins Auto
setzen wollte, um hinzufahren, rief seine Tochter Sabine an. Wolf
erzählte ihr von seinem Vorhaben und konnte ihr ihre Bitte, sie
mitzunehmen, nicht abschlagen. So trafen sie sich in Großgmain am
Marienheilgarten, um zusammen zum Wolfschwang hinaufzufahren.
Sabine war schon so gespannt. Sie wusste, dass es viele
Geheimnisse rund um den Untersberg gab. Noch gut hatte sie das
Erlebnis mit ihrem Vater vor Jahren im Kopf, als sie wegen einer
Zeitverschiebung für einige Minuten verschwunden war.
Es waren weder Wanderer noch Autos auf der Straße zur
Wolfschwang-Alm unterwegs. So konnte Wolf langsam dem Berg
hinauffahren. Erst. unmittelbar vor der Gaststätte sah er auf der
rechten Seite einen gemauerten Eingang. Da ohnehin keine Autos
bei der Alm waren, blieb er auf dem schmalen Weg stehen und stieg
mit seiner Tochter aus. Der mit groben Steinen gemauerte Eingang
ohne Türe führte lediglich einige Meter in den Berg hinein, am Ende
war alles mit einer Bretterwand verschlossen. Da das Tageslicht bis
zum Ende des Stollens ausreichend war, benötigten die beiden
keine Taschenlampe. Wolf konnte das enttäuschte Gesicht von
Sabine sehen. Gerade als sie wieder ins Auto steigen wollten, kam
ihnen von oben ein weißer Geländewagen mit dem Kennzeichen
MMM entgegen. Es war der Gutsverwalter des Bergbarons, des
Besitzers des Gasthofes. Sabine erkannte den Fahrer, mit welchem
sie beruflich schon vor Jahren Kontakt gehabt hatte, sogleich. Da
dieser mit dem Auto nicht an Wolf vorbeifahren konnte, blieb er
stehen. Als er Sabine erkannte, stieg er aus dem Auto aus. „Hallo,
Sabine, schon lang nicht mehr gesehen. Was machst du denn
hier?“, fragte der Gutsverwalter. „Wir wollten zur Wolfschwang-Alm.
Darf ich dir meinen Vater vorstellen?“, antwortete Sabine. „Er hat
übrigens auch einen Jagdschein.“ Der Gutsverwalter begrüßte Wolf
und meinte an Sabine gewandt: „Gratuliere zur bestandenen
Jungjägerprüfung.“ Sabine war erstaunt, dass er davon wusste. „Du
weißt ja, dass mein Bekanntenkreis groß ist, und man redet ja viel“,
erklärte er. Wolf überlegte, ob er den Gutsverwalter bezüglich des
Stollens befragen sollte. „Ich bin im Auftrag meines Chefs, des
Bergbarons, hier und soll mich umsehen, ob mit diesem Gasthof
noch etwas anzufangen ist.“ Sabine nutzte die Chance und fragte:
„Weißt du, ob es unterirdische Eingänge zu der Alm gibt?“ „Nein,
davon weiß ich nichts.“ Wolf ließ seine Antwort unbeeindruckt. Er
wusste zu gut, dass er sicherlich keine Auskünfte über die Objekte
des Bergbarons geben würde. Nach einem kurzen Gespräch
verabschiedeten sich Wolf und Sabine vom Gutsverwalter. Da dieser
noch gesagt hatte, das Gebäude sei ohnehin versperrt, machten
auch sie sich auf den Heimweg. Wolf hatte sich trotzdem in den Kopf
gesetzt, in dem kleinen Stollen hinter der Bretterwand nachzusehen.
Dies würde er aber allein tun.
Kapitel 20

Am Canal Grande

Da Claudia am Freitag die Möglichkeit hatte, von zu Hause aus zu


arbeiten, genoss sie es, an diesem Tag später aufzustehen. Als sie
am Morgen aus dem Schlafzimmer im ersten Stock auf die grünen
Bäume blickte, welche schon im Sonnenlicht leuchteten, dachte sie
auf einmal an Venedig. Da es noch nicht so warm war, war es ihrer
Meinung nach optimal, dieser Stadt einen Besuch abzustatten. Sie
liebte das Flair, die kleinen Gassen mit den vielen Brücken, die
kleinen, aber wunderschön mit Blumen geschmückten Gärten.
Sehnsüchtig nach dieser Stadt ging sie gedankenverloren in die
Küche und bereitete das Frühstück vor.
Als Wolf zum Frühstück erschien, machte sie ihm den Vorschlag,
kurzfristig Venedig zu besuchen. „Irgendwie habe ich das Gefühl,
dass wir unbedingt dorthin fahren sollten“, sagte die junge Frau.
„Soso, Claudia“, meinte Wolf, „was wollen wir denn dort machen?“
„Ich weiß es nicht, ich hab halt nur so ein Gefühl. Wir könnten ja
Manuel, den Rezeptionisten, kurz anrufen und fragen, ob er noch ein
Zimmer für morgen zur Verfügung hat.“ Wolf, der jederzeit für Reisen
bereit war, wunderte sich über die Spontanität von Claudia, welche
Reisen normalerweise längerfristig plante. So rief er sofort Manuel
an, der sich sehr freute und für die beiden natürlich auch ein Zimmer
zur Verfügung hatte.
So standen die beiden am nächsten Tag früh auf und fuhren, um
den alltäglichen Arbeitsverkehr zu umgehen, bald los. Während der
Fahrt sprachen sie über die Stadt Venedig. „Weißt du eigentlich,
dass die Altstadt von Venedig nicht nur auf Pfählen erbaut wurde,
sondern auf 127 Inseln steht? Die Pfähle dienen hauptsächlich der
Absicherung an den Rändern bei den jeweiligen Inseln“, erzählte
Wolf. Verwundert antwortete Claudia: „Nein, das habe ich nicht
gewusst. Ich war der Meinung, dass die ganze Stadt nur auf Pfählen
gebaut wurde und sie deshalb sehr durch Hochwasser gefährdet ist.“
Nach weniger als fünf Stunden fuhren sie bereits über die lange
Brücke zum Hotel Chiara, bei welchem ihr Wagen in eine
unterirdische Garage hinabgelassen wurde. Wolf war froh, dass
Manuel dafür gesorgt hatte, dass sie einen solchen Parkplatz
erhielten. Von dort aus wurden die beiden mit einem kostenlosen
Taxiboot abgeholt. Normalerweise erhielten nur bestimmte Gäste
diesen Service. Aber da Wolf beim letzten Besuch anscheinend
einen guten Eindruck auf den Rezeptionisten gemacht hatte,
konnten auch sie diesen Vorzug genießen. Manuel, der bereits auf
sie wartete, empfing die beiden herzlich im Hotel. Er führte sie zu
ihrem Zimmer, wo Wolf und Claudia sich noch kurz frisch machen
wollten. Danach gingen sie die wunderschöne Treppe nach unten,
um noch kurz eine Stärkung einzunehmen. Als sie an der Rezeption
vorbeigehen wollten, sagte Manuel: „Sie werden bereits am Tisch
auf der Terrasse erwartet.“ Wolf und Claudia sahen sich überrascht
an. Wer sollte denn auf sie warten? Außer den Eltern von Claudia
wusste keiner von dem Kurzaufenthalt. Da Manuel nichts weiter
sagte, gingen die beiden auf die Terrasse, die direkt am Canal
Grande lag und ihnen eine wunderschöne Aussicht bot. Sie konnten
es nicht glauben, als sie die zwei Damen am Tisch erkannten. Es
waren Juliette da Montefeltro und Maria Orsic. An Wolf gewandt
sprach Julietta: „Wir haben uns das letzte Mal nur kurz am
Untersberg beim Alchemisten gesehen.“ Claudia, welche von dieser
Überraschung noch verwundert war, stand neben Wolf nur still da.
Jetzt wusste sie auch, warum sie das Gefühl gehabt hatte, nach
Venedig fahren zu müssen. Sie sollten die beiden Damen treffen.
Durch die weiteren Worte der Dame wurde Claudia aus ihren
Gedanken gerissen. „Wie Sie wissen, haben unsere Handlungen
einen gewissen Grund. Diese Stadt wurde durch die zentrale Lage
als Sitz des Ordo Bucintoro gewählt. Ebenso zieht es auch Sie in die
Lagunenstadt.“ Claudia musste nach diesen Worten schmunzeln.
„Sie sollten die Bibliothek Nazionale Marciana in Venedig besuchen“,
sagte Julietta. „Wonach sollen wir suchen?“, fragte Wolf. „Sie werden
schon das Richtige finden“, antwortete sie. Mit diesen Worten
standen die zwei Damen auf und gingen zum Wassertaxi, welches in
diesem Moment gerade vor dem Hotel ankam. Claudia schaute Wolf
verdutzt an, welcher nur meinte, dass sie endlich am Tisch Platz
nehmen und eine Stärkung einnehmen sollten. Währenddessen
genossen sie die malerische Aussicht und das Treiben am Canal
Grande. Danach fuhren sie mit dem Vaporetto zum Markusplatz. Sie
hofften, dass die Bibliothek geöffnet war. Diese war nicht schwer zu
finden. Sie befand sich gleich zu Beginn am Markusplatz. „Ich bin
schon gespannt, was uns hier erwartet“, meinte Claudia. Wolf, der
keine Antwort darauf wusste, schwieg und kaufte zwei
Eintrittskarten. So gingen die beiden von einem Raum zum
nächsten, unwissend, wonach sie eigentlich Ausschau halten sollten.
Claudia bestaunte die prächtige Deckenmalerei der Räume. Trotz
Aufhebung der Corona-Maßnahmen befanden sich nur wenige
Besucher in der Bibliothek. Plötzlich blieb Claudia vor einem sehr
alten Buch stehen, welches in einer Glasvitrine ausgestellt war.
Indessen ging Wolf einige Vitrinen weiter. Nachdem Claudia das
Buch eine Weile betrachtet hatte, sprach sie eine Dame von hinten
auf Deutsch an. Ohne den Blick von dem Buch zu nehmen, hörte sie
der Dame zu. „Das Buch, welches Sie gerade ansehen, beschreibt
das Leben des Dogen Leonardo Loredan, welches noch zu seinen
Lebzeiten geschrieben wurde. Es befasst sich auch mit der
Entwicklung der Lagunenstadt, was für sich sicherlich interessant
sein kann. Auch über die Geschichte des Ordo Bucintoro ist darin
einiges zu lesen. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, sollten
Sie dem Antiquitätenhändler in Murano einen Besuch abstatten.“
Jetzt fiel es Claudia ein, Livia Loredan, die Tochter des Dogen, war
eine Vertraute von Julietta da Montefeltro, welche sie in der
Nationalbibliothek zu diesem Buch geführt hatte. Sollte dies nun der
Hinweis sein? Als sie sich wieder gefasst hatte, drehte sie sich um,
um die Dame nach der Adresse des Antiquitätenhändlers zu fragen.
Doch sie war verschwunden. Claudia sah sich um, doch keine Frau
stand irgendwo im Raum. Nur Wolf, welcher einige Vitrinen weiter
stand, war zu sehen. Die junge Frau ärgerte sich, dass sie sich nicht
gleich zur Dame umgedreht hatte. Aufgeregt ging sie zu Wolf und
erzählte ihm das Geschehene, von dem er nichts mitbekommen
hatte. „Aber wie sollen wir den Händler nun finden, wenn wir gar
keine Adresse haben?“, meinte Claudia enttäuscht. „Nun lass uns
doch einmal nach Murano fahren“, antwortete Wolf. „Wir werden ihn
schon finden. Du hast ja auch so ein Bauchgefühl gehabt, nach
Venedig zu fahren. Da wird es für dich doch ein Klacks sein, so
einen Händler zu finden“, lachte Wolf. Die junge Frau rollte mit ihren
Augen und meinte: „Jaja, obwohl: mein Bauchgefühl sagt mir
gerade, dass ich hungrig bin.“ „Claudia“, erwiderte Wolf, „das kann
doch gar nicht sein, wir haben doch bereits beim Palazzo Stern
gegessen?“ „Ich soll doch nach meinem Bauchgefühl gehen, und mit
Hunger geht das nicht“, antwortete die junge Frau ganz mitleidig.
Nachdem die beiden bei einer Bäckerei ein paar Zaletti für Claudia
gekauft hatten, fuhren sie mit dem Vaporetto nach Murano. Dort
angekommen tummelten sich schon mehr Touristen an der
Haltestelle der Schiffe. Die beiden gingen schnurstracks in das
Zentrum von Murano. Da es in den kleinen Gassen mittlerweile
ziemlich heiß geworden war, setzten sich Wolf und Claudia auf eine
Bank, welche im Schatten eines kleinen Baumes stand. Als sie so
dasaßen, bemerkte Wolf ein kleines Schild an der Ecke. Nach
näherem Hinsehen erkannte er einen Pfeil mit dem Schriftzug:
Antiquitätenhändler Francesco. Schmunzelnd meinte er zur jungen
Frau: „Also haben wir dein Bauchgefühl gar nicht gebraucht.“
Claudia, die Wolf nur einen bösen Blick zuwarf, stand sofort auf, um
dem Schild zu folgen. Auch Wolf erhob sich. Zu Wolfs Leidwesen
mussten sie einige Zeit gehen, um endlich zum Antiquitätengeschäft
zu gelangen. Es hatte, wie das Geschäft des Pellegrino, einen sehr
unscheinbaren Eingang, lediglich mit einem kleinen Schild versehen.
Die beiden traten ein. Überall standen Antiquitäten umher. In der
Ecke des Raumes saß ein alter Mann an einem kleinen Tisch. Er
schien die beiden gar nicht zu bemerken. Erst als Wolf einen Gruß
auf Italienisch aussprach, hob er den Kopf und grüßte ebenfalls,
aber auf Deutsch. Claudia, die nun ebenfalls grüßte, fragte: „Woher
wissen Sie, dass wir Deutsch sprechen?“ Der alte Mann begann zu
lächeln und meinte: „Den meisten Touristen sieht man dies an.“ „Wir
haben ein Buch in der Bibliothek Nazionale Marciana vom Dogen
Leonardo Loredan gesehen“, sagte Wolf. „Wir haben erfahren, dass
dieses Buch viele Informationen über Venedig enthält. Außerdem
haben wir einen Tipp erhalten, dass es ein ebensolches Buch bei
einem Antiquitätenhändler auf Murano geben soll. Können Sie uns
mehr darüber sagen?“ „Sie beschäftigen sich ja sehr mit der
Vergangenheit Venedigs“, antwortete der alte Mann. „Bisher hat
noch nie jemand danach gefragt. Obwohl mein Laden sehr klein ist,
befinden sich, für mich jedenfalls, sehr wertvolle Artefakte in meinem
Besitz. Dazu zählt auch dieses Buch, nach dem Sie suchen. Bisher
habe ich es vermieden, es zu verkaufen. Weshalb wollen Sie gerade
dieses Buch kaufen?“ Claudia, welche abseits der beiden stand,
meldete sich nun zu Wort: „Wie Sie ja bereits sagten, beschäftigen
wir uns mit der Vergangenheit Venedigs, besonders mit der
Herrschaft der Dogen. Vor allem der Ordo Bucintoro, welcher von
der Julietta da Montefeltro geleitet wurde, hat es uns angetan.“ Am
Gesichtsausdruck von Francesco konnten die beiden erkennen,
dass er von diesen Worten beeindruckt war. Der alte Mann überlegte
kurz und meinte: „Eigentlich wollte ich dieses Buch nicht verkaufen.
Aber da Sie wirklich ein großes Interesse an der Lagunenstadt
haben, werde ich es Ihnen verkaufen. Warten Sie kurz, ich hole es.“
Mit diesen Worten verschwand er durch eine Seitentür. Nach einer
für Claudia gefühlten Ewigkeit kam der alte Mann mit einem
dunkelbraunen Buch mit einigen Beschädigungen im Umschlag
zurück. „Sie müssen aber sehr auf dieses Buch achten“, meinte er
noch, bevor Wolf bezahlte. Claudia versprach dem Händler, dass
das Buch einen besonderen Platz ihn ihrem Bücherschrank erhalten
würde. Begleitet vom erfreuten Gesichtsausdruck des Alten
verließen Wolf und Claudia das Geschäft. Claudia, welche froh war,
endlich von dem stickigen Raum ins Freie gekommen zu sein,
schnappte erst einmal nach frischer Luft. Erst jetzt verstaute sie das
Buch in ihrem Rucksack, um es wohlbehalten zum Hotel zu bringen.
Sie schnürte ihn um ihren Rücken, da sie wusste, dass Wolf froh
war, dieses schwere Buch nicht tragen zu müssen. Im Hotel
angekommen, sahen sich die beiden das Buch genauer an. Wolf
schlug ganz vorsichtig die erste Seite des schweren Buches auf und
blätterte weiter. Sie mussten bedauerlicherweise feststellen, dass es
auf Lateinisch geschrieben war, so waren sie auf fremde Hilfe
angewiesen. Claudia fiel ein, dass ihre Nichten, welche in Dachau
lebten, ins Gymnasium gingen und Latein als zweite Fremdsprache
hatten. Vielleicht konnten sie ja helfen. Obwohl – wie sollten sie
dieses Buch mit ca. 400 Seiten übersetzen? Das wäre ja eine
Mammut-Aufgabe gewesen. Enttäuscht blätterte die junge Frau
wahllos in den Seiten herum. Sie fand zwar ein paar Abbildungen,
diese waren für sie aber uninteressant. Wolf, der neben ihr saß,
beruhigte Claudia und meinte nur: „Wir werden es schon erfahren.
Vielleicht nicht jetzt, aber ein anderes Mal.“ So legte sie das schwere
Buch zur Seite und die beiden genossen die vorzügliche
venezianische Mahlzeit auf der Terrasse des Palazzo Stern.
Kapitel 21

Die alte Komturei am Ettenberg

Seit vielen Jahren schon interessierte sich Wolf für die Überreste der
alten Komturei der Tempelritter am Ettenberg. Seine Funde waren
doch recht ansehnlich. Darunter war auch ein Goldring, welcher Wolf
am Ringfinger wie angegossen passte. Jahre später drehte sogar
eine Filmfirma aus Wien im Auftrag von Servus-TV mit Wolf einiges
über diese Ruinen. Da er auch von verschiedenen Leuten
eigenartige Dinge von oberhalb der Komturei gehört hatte, wollte er
den Illuminaten darum bitten, ihn in die Zeit um 1520 zu bringen.
Becker willigte ein, und tatsächlich tauchten sie an einem Herbsttag
des Jahres 1518 in der Nähe dieser Templerunterkunft auf. Wolf und
Becker waren, um nicht aufzufallen, wie Mönche des 16.
Jahrhunderts gekleidet. Wolf musste nach Anweisung des
Illuminaten das Mönchsgewand, welches er bereits in Oberndorf am
Weihnachtstag 1800 getragen hatte, anziehen. Er bewahrte diese
Kleidung sorgfältig zu Hause auf, um jederzeit für solche Reisen
gerüstet zu sein. Er musste sich aber erst wieder an das Kratzen des
rauen Stoffes der Mönchskutte gewöhnen. Die Gegend dort am
Südhang des Untersbergs sah völlig anders aus, als er es gewohnt
war. Da war keine Straße, und auch keine Wiese. Eine sumpfige
Stelle war links vor ihnen zu sehen, in der Richtung, wo ein schmaler
Weg zu dem Ort hinaufführte, an dem in mehr als 200 Jahren die
Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung gebaut werden würde. Obwohl
der Tau noch auf den Blättern der Bäume lag, hatte die Sonne noch
genug Kraft, ein wenig Wärme abzugeben. Wolf war froh darüber, da
er ja nur mit dem christlichen Umhang bekleidet war. Er hatte nicht
lange Zeit, über die neuen Eindrücke nachzudenken, da drei
Personen aus dem kleinen Gebäude, welches in ca. 20 Metern
Entfernung stand, heraustraten. Im Hintergrund war das Wiehern
von Pferden zu hören. Rasch wurden die beiden von den
vermeintlichen Tempelrittern bemerkt und nach ihrer Herkunft
befragt. Wolf, der zuvor schon die Anweisung von Becker erhalten
hatte, nicht zu sprechen, faltete die Hände ganz fromm vor der Brust
und nickte nur zur Begrüßung. Becker nickte ebenso und antwortete
an seiner Stelle: „Gott zum Gruße, Brüder im Herrn. Wir kommen
aus dem Süden von Assisi und sind Anhänger des Ordens der
Franziskaner. Unser Weg hat uns bis hierher an den Fuße dieses
Berges geführt, da hier eine Schar tapferer Ritter einen schwarzen
Stein versteckt haben soll.“ Die drei Tempelritter schauten sich
fragend an und antworteten in einem für Wolf schwer verständlichen
Dialekt: „Der Herr sei mit euch, wir haben nicht damit gerechnet, hier
an diesem versteckten Ort auf Brüder zu treffen. Fürwahr, wir haben
den schwarzen Stein aus Mesopotamien.“ Wolf zuckte nach diesen
Worten zusammen. Also musste einer von ihnen Hubertus sein,
welcher von Claudia, die durch das Zeitportal nach Ninive gelangt
war, den Stein erhalten hatte. Wolf musste kurz schmunzeln, da
Hubertus Claudia für die Göttin Isais gehalten haben musste.
Sicherlich waren daran die tiefstehende Sonne und ihr weißes, kurz
geschnittenes Kleid mit glänzenden Applikationen am Ausschnitt
schuld. Wolf wurde aus seinen Gedanken gerissen. „So stimmt es
also, dass Ihr den schwarzen Stein hierhergebracht habt?“, fragte
der Illuminat. „Ja“, gab einer der Ritter zur Antwort, „wir haben hier
die kleine Komturei errichtet, um immer in der Nähe des Versteckes
des Steines bleiben zu können.“ Nun hatte Wolf die Bestätigung,
dass der schwarze Stein wirklich am Untersberg aufbewahrt wurde.
Als Wolf dem Tempelritter, welchen er für Hubertus hielt, genauer
musterte, sah er den goldenen Ring mit dem schwarzen Stein,
welchen er selbst vor Jahren in den Ruinen der Komturei gefunden
hatte. Demnach musste es tatsächlich der Ritter Hubertus sein. Die
drei Ritter hatten allesamt einen Vollbart, und auch ihr Gewand war
nicht so, wie man es aus Filmen über die Tempelritter kennt. Es war
aus groben Leinen gefertigt und kaum so weiß, wie man es sich
vorstellen würde. Einzig das rote Kreuz über der Brust zeugte von
der Zugehörigkeit zum Templerorden. „Ihr könnt heute in unserer
Komturei nächtigen“, meinte einer der Ritter. „Ihr werdet sicher
hungrig sein. Kommt und nehmt mit uns die Atzung ein.“ Wolf und
Becker folgten den dreien in das einfache Gebäude. Auf einem
offenen Herd köchelte eine Suppe in einem Kupferkessel. Alle aßen
mit hölzernen Löffeln aus irdenen Schalen. Wolf ließ sich – ebenso
wie Becker – nicht anmerken, dass diese Mahlzeit für ihn doch zu
wenig gewürzt war. Wolf wusste, dass Gewürze in der Zeit, in der sie
sich befanden, kaum zu erhalten waren. Das Brot, welches vom Tal
heraufgebracht werden musste, war schon hart, sodass es in die
Suppe eingetaucht werden musste. Was für einen Luxus haben wir,
dachte Wolf, als ihn schon nach kurzer Zeit das Gesäß wegen der
harten, engen Holzbank schmerzte. Auch der Geruch der zwei
Öllampen, welche nur wenig Licht in dem Gemäuer spendeten, war
für Wolf gewöhnungsbedürftig. Schließlich legten sie sich auf
Strohsäcken, welche auf Holzbrettern lagen, zur Ruhe. Wolf war
froh, dass er und der Illuminat in einem separaten Raum
übernachten konnten. Wolf stellte fest, dass die Komturei für fünf bis
sechs Personen Unterkunft bot. Die Räume hatten einen Holzboden,
doch alles war sehr einfach gebaut, und auch das Holzschindeldach
schützte lediglich vor Regen, nicht aber vor Kälte. Da der Illuminat
kein Aufsehen bei den Rittern erregen wollte, entschied er, die Nacht
mit Wolf dort zu verbringen. Erst am nächsten Tag standen die
beiden frühzeitig auf. Da Wolf in der Schlafstätte sehr schlecht
geschlafen hatte, war er froh, endlich aufstehen zu können. Die drei
Templer saßen bereits am Tisch. „Gott zum Gruß“, sprach Becker,
als sie in die Stube eintraten. Wolf wiederum nickte nur und hielt
ganz andächtig sein Kreuz aus Holz, welches er um den Hals trug,
um als Mönch authentisch zu wirken. „Da wir ja nun wissen, dass
der Stein in guten Händen ist, werden wir die Reise fortsetzen“,
sprach der Illuminat weiter. „Gott schütze euch, edle Ritter.“ Mit
diesen Worten segnete er die Ritter noch, dann drehten sie sich um
und verließen die Komturei. Nachdem sie ein Stück des Weges
gegangen und nicht mehr in Sichtweite der Komturei waren, nahm
Becker Wolf am Handgelenk und im Nu standen die beiden in Wolfs
Wohnzimmer. Da der Illuminat wusste, dass Wolf noch von der
Nacht mitgenommen war, verschwand er ohne weitere Worte. Wolf
streifte sich sofort die Mönchskutte ab, welche ihn schon die ganze
Zeit gekratzt hatte. Danach ging er zum Glasschrank, in welchem
der Ring des Hubertus lag, und steckte sich diesen an den Finger.
Anschließend fiel er müde ins Bett und schlief, bis Claudia von der
Arbeit kam. Sie staunte nicht schlecht, als sie Wolf im Bett vorfand.
Erst als er ihr von seiner Reise mit Becker erzählt hatte, verstand die
junge Frau seine Müdigkeit. Eigentlich konnte sie sich gar nicht
vorstellen, wie Wolf mit seinem korpulenten Körper überhaupt in eine
damalige Schlafstätte gepasst hatte. Sie dachte an die damaligen
Betten, welche sie im Freilichtmuseum am Fuße des Untersbergs
gesehen hatte. „Auf jeden Fall wirst du unser Bett jetzt mehr als
vorher schätzen“, schmunzelte Claudia.
Kapitel 22

Amelies Besuch

Als Wolfs Enkeltochter wieder einmal zu Besuch war, sah sie sich
die ägyptischen Artefakte in den Glaskästen an. Sie wollte wissen,
ob ihr Großvater noch weitere Fundstücke hatte. Wolf fragte, ob er
ihr einige neue Fotos von dem arabischen Land zeigen solle, was
sie bejahte. So saßen die beiden vor dem Computer in dem kleinen
Bürozimmer. Wolf, der unzählige Fotos von Ägypten hatte, musste
erst einmal den Ordner, in welchem die neuesten Fotos gespeichert
waren, suchen. Darunter befanden sich auch Fotos von
Sarkophagen und Grabkammern, welche im letzten Jahr in Sakkara
entdeckt worden waren. Diese waren reich verziert und die Farbe
war noch deutlich erkennbar. Amelie staunte nicht schlecht, als sie
die Bilder sah. Wolf erklärte ihr, dass die alten Ägypter nicht nur
Hieroglyphen, sondern auch viele ihrer Tiere und Pflanzen sowie
Halbgötter auf Steinen abgebildet hatten. Dazu zeigte er ihr einige
Bilder aus dem Tal der Könige sowie des Hatschepsut- und des
Dendera-Tempels. Da Amelie noch nie in Ägypten gewesen war,
lauschte sie gespannt den Worten ihres Opas. „Aber irgendwie finde
ich es schon komisch“, meinte Amelie. „Die Wissenschaftler
behaupten doch, dass die Pyramiden von den Ägyptern als letzte
Ruhestätte für den Pharao gebaut worden sind. Aber wieso findet
man auf den Abbildungen nirgends eine Zeichnung der Pyramiden?“
Wolf überlegte und antwortete: „Du hast Recht. Das ist mir bisher
auch nicht aufgefallen. Bisher hat man weder in einem Tempel noch
in einem Grabmal oder auf einer Kartusche eine Skizze der
Pyramiden gefunden. Dies ist wirklich eine interessante Frage.“
Amelie, welche ganz stolz war, hob ganz selbstbewusst den Kopf.
„Die Pyramiden sind für mich immer noch ein Rätsel“, meinte Wolf.
„Die Cheops-Pyramide soll ja nach Angaben der Ägypter ein
Totentempel sein. Bemerkenswert ist aber, dass in diesem Bau keine
sonst üblichen Zeichnungen oder Grabbeigaben gefunden wurden.
Vor ein paar Jahren hat man sogar Messungen mit einem Myonen-
Scanner durchgeführt, um weitere Hohlräume finden zu können.
Dies war auch von Erfolg gekrönt. Es wurden ein Gang sowie
weitere Hohlräume entdeckt. Dabei hat man festgestellt, dass es
zahlreiche thermische Anomalien gibt. In einigen Steinblöcken seien
bis zu sechs Grad höhere Temperaturen gemessen worden als in
den Nachbarblöcken. Dies ist nach jetziger Erkenntnis unvorstellbar.
Weitere genauere Informationen wurden von den Forschern aber
nicht veröffentlicht.“ „Opa, dann musst du unbedingt dort hin“, sagte
Amelie, „vielleicht entdeckst du etwas. Die ägyptischen Behörden
haben sicherlich nicht alles bekannt gegeben. Es könnte ja sein,
dass die Forscher etwas gefunden haben. Nimmst du mich mit?
Bitte, Opa“, bat Amelie und sah ihren Opa ganz erwartungsvoll an.
Das junge Mädchen war vom Abenteuerfieber gepackt. Wolf wusste
nicht, was er seiner Enkeltochter antworten sollte. Innerlich freute er
sich, dass sie seinen Tatendrang geerbt hatte, und doch war eine
solche Reise, wie Amelie sie sich vorstellte, nicht möglich. Um ihr
weder eine Absage noch eine Zusage zu geben, meinte Wolf nur:
„Da musst du schon deine Eltern fragen, ob du mit mir nach Kairo
fliegen darfst.“ So hoffte Wolf, dass Amelie dieses Unternehmen mit
ihm vergessen würde.
Kapitel 23

Der alte Fischer von Arguineguin

Wie jedes Mal, wenn Wolf und Claudia die Insel Gran Canaria
besuchten, war der Ausflug mit dem Schiff von Arguineguin nach
Puerto de Mogan ein absolutes Muss. So fuhren sie gemütlich nach
dem Frühstück mit dem Leihauto nach Arguineguin. Die kleine, enge
Straße zur Anlegestelle war ziemlich versteckt. Da sehr wenige
Touristen von dieser Stelle mit dem Schiff nach Mogan fuhren, waren
dorthin auch kaum Leute unterwegs. Die beiden stellten das Auto
auf dem großen Parkplatz ab, welcher hauptsächlich den Besuchern
der großen Fischhalle, die neben dem Parkplatz stand, diente. Da
sie auf die Abfahrt der Blue Bird noch eine halbe Stunde warten
mussten, gingen sie zu einer kleinen Kapelle, die in die hohe
Hafenmauer gebaut war. Claudia hatte so etwas noch nicht
gesehen. Diese Kapelle war eingegrenzt mit einer weiß-blauen
Mauer. Innerhalb davon standen viele verschiedene südländische
Pflanzen und Blumen. Das Dach war mit Fischernetzen, welche von
bunten Bojen gehalten wurden, geschmückt. Claudia gefiel die
kleine Kapelle, eine solche hatte sie bei uns im Alpenraum noch nie
gesehen. Während Claudia ihre Begeisterung Wolf gegenüber
kundtat, wurden die beiden von zwei Fischern, welche neben der
Kapelle saßen, beobachtet. Nachdem die beiden die Kapelle
ausgiebig begutachtet hatten, wollten sie zum Schiff gehen. Da
sprach einer der Fischer sie an: „Jedes Mal, wenn wir Fischer in See
stechen, kommen wir hierher und bitten um Schutz“, sagte der
jüngere Mann in gebrochenem Deutsch. „Das Meer hier im Atlantik
kann ziemlich stürmisch sein, und viele von uns Fischern sind nie
mehr nach Hause gekommen. Die Bitte um Schutz gibt uns mehr
Kraft.“ „Gibt es noch viele Fischer hier?“, fragte Claudia. „Nein, es
sind nur noch sehr wenige“, antwortete der Fischer. „Ich habe die
kleine Fischerei von meinem Großvater übernommen.“ Bei diesen
Worten drehte er sich zu dem älteren, neben ihm sitzenden Mann.
„Obwohl er schon 90 Jahre ist, hilft er mir, so gut er kann.“ Da fiel
Wolf die Insel San Borondon ein und er wollte wissen, ob der alte
Fischer dazu auch etwas sagen konnte. Er fragte: „Ich habe einmal
von einer Insel namens San Borondon gehört. Kennen Sie diese?“
Kaum hatte Wolf diese Worte ausgesprochen, zuckte der alte Mann
zusammen. Wolf und Claudia, welche dies beobachteten, sahen sich
kurz an. Der Alte murmelte ein paar unverständliche Worte auf
Spanisch. Lediglich „La Isla Magica“ konnten die beiden verstehen,
was so viel heißt wie „Zauberinsel“. Um das Vertrauen des Alten zu
gewinnen, erzählte Wolf von seinem Erlebnis, als er die Insel San
Borondon überflogen hatte. Der junge Fischer übersetzte dies dem
Alten, welcher interessiert zuhörte, aber nach Ansicht von Wolf
unentschlossen war, etwas darüber zu berichten. Erst nach einer
kurzen Pause fing der Alte zu erzählen an, und der Jüngere
übersetzte auf Deutsch: „Mein Vater hatte am Bein eine sehr große
Narbe. Da ich als Jüngling neugierig war, wollte ich unbedingt
wissen, woher diese stammte. Erst nach vielen Jahren erzählte er
mir, als er einmal ein paar Gläser Wein zu viel getrunken hatte, dass
er während eines Sturmes beim Fischen in den frühen
Morgenstunden an einer Insel gestrandet war, welche er nicht
kannte. Die Vegetation war völlig anders als auf den kanarischen
Inseln. Mein Vater zog das Boot, welches Gott sei Dank heil
geblieben war, so gut wie möglich an Land. Er konnte feststellen,
dass es nach dem angrenzenden Dickicht steil nach oben ging. Um
mehr von dieser Insel zu erfahren, wollte er sich umsehen und
marschierte deshalb ins Gebüsch, wo er verschiedene Tiere sah,
welcher er bisher noch nicht gekannt hatte. Als er von weitem ein
furchteinflößendes Geräusch hörte und sah, dass vor ihm
mittelgroße Bäume umgeknickt wurden, packte ihn die Angst und er
floh. Dabei stolperte er und schnitt sich sein Bein an einem Felsen
auf, welcher mit Pflanzen bedeckt war, weshalb er ihn nicht gesehen
hatte. Von Schmerzen geplagt konnte er sich noch humpelnd zum
Boot retten, welches er dann auf das Meer steuerte. Danach verlor
er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, lag er im
Krankenhaus. Einige andere Fischer hatten ihn ein paar Tage später
im Boot, welches im Meer getrieben hatte, gefunden. Mein Vater
hatte noch Glück, dass er gefunden wurde. Dennoch lag er tagelang
im Krankenhaus im Koma und kämpfte um sein Leben. Die Wunde,
welche durch eine unbekannte pflanzliche Substanz eiterte, löste ein
hohes Fieber aus. Die Ärzte konnten damals nicht feststellen, um
welches Gift es sich handelte, da man die Pflanze nicht bestimmen
konnte. Es war auf jeden Fall kein Gewächs, das man auf den
kanarischen Inseln vorfindet. So hofften sie nur, dass die
Medikamente, welches sie ihm gaben, halfen. Als mein Vater wieder
zu sich kam, berichtete er sein Erlebnis dem Arzt, welcher ihn nur für
verrückt erklärte. Da mein Vater vermutete, dass ihn auch andere
Menschen für geistesgestört halten würden, erzählte er niemandem
mehr von der Insel. Ich habe ihn damals auch nicht für voll
genommen und meinte, dass dies nur ein Ammenmärchen sei.“ Wolf
und Claudia waren erstaunt, dies zu hören. Da der Alte sehr
authentisch erzählte, glaubten sie seinen Worten. Da er nun in
Gedanken versunken wirkte und nur noch auf die Schiffe starrte,
welche am Kai befestigt waren, bedankte sich Wolf und
verabschiedete sich mit kurzen Worten auf Spanisch. Er zupfte
Claudia am Kleid, um ihr zu bedeuten, dass sie gehen sollten.
Claudia, die den Wink von Wolf wahrnahm, verbeugte sich höflich
und folgte ihm. Nun mussten sie feststellen, dass die Silver Bird, das
Schiff, welches sie nach Puerto Mogan bringen sollte, längst
abgefahren war. Daher beschlossen Sie, diesen Ausflug auf einen
anderen Tag zu verschieben. Während der Fahrt zurück zum Hotel
meinte Wolf: „Sicherlich gibt es noch mehr Menschen, welche
Ähnliches erlebt haben, aber Angst davor haben, für verrückt
gehalten zu werden und deshalb schweigen.“ „Da hast du Recht“,
meinte Claudia. „Da fällt mir noch etwas ein. Das habe ich ja total
vergessen, dir mitzuteilen. Ein Einheimischer der Kanaren hat in den
Medien über neun Inseln berichtet. Ist doch schon seltsam, dass
einer neun Kanareninsel zählt, obwohl es doch eigentlich nur acht
sind. Dieser zählte also San Borondon dazu. Irgendwie erinnert mich
das an das Buch ‚Die Neun Unbekannten‘ von Walter Ernsting.“ Da
Wolf diesbezüglich auch keine Antwort wusste, schwieg er.
Kapitel 24

Der General im heutigen Berlin

Wieder einmal hatte Wolf sich am Untersberg und in dessen


Umgebung aufgehalten, um festzustellen, welche Veränderungen
am Berg zu beobachten waren. Vor allem warf er ein wachsames
Auge auf alle Anzeichen, die auf ungewöhnliche Aktivitäten am
Untersberg schließen lassen würden. Als er dann die alte
Römerstraße von Großgmain Richtung Fürstenbrunn entlangfuhr,
überkam ihn eine unerwartete Müdigkeit, und so machte er einen
kurzen Zwischenstopp am Veitlbruch, wo er den Motor seines
Wagens abstellte und für einen Augenblick die Augen schloss, ohne
jedoch einzuschlafen. Dieser kurze Moment der Entspannung tat
ihm sehr gut. Als Wolfs Handy klingelte, sah er erfreut auf das
Display seines Mobiltelefons, denn er erkannte, dass sein Freund
Lutz aus Norddeutschland anrief. „Servus, Lutzemann!“, begrüßte er
seinen deutschen Freund. „Was gibt es Neues?“ „Servus, Wolf! Sag
mal, was hältst du davon, wenn wir uns in ein paar Tagen zusammen
Berlin anschauen?“, gab dieser zur Antwort. „Du meinst, wir sollten
in die Bundeshauptstadt? Was hast du denn dort vor?“, fragte Wolf.
„Nun, ich kenne einen bayerischen Bundestagsabgeordneten“, sagte
Lutz, „und wie jeder Abgeordnete bietet dieser drei politische
Bildungsfahrten pro Jahr für ca. 50 Bürger pro Besuch an. Das ist
Teil der Öffentlichkeitsarbeit des deutschen Bundestages, welche
vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung organisiert
wird. Wir würden frühmorgens von Bayern aus mit einem ICE nach
Berlin fahren,wo uns ein Bus abholen würde. Dies alles wäre
kostenlos.
Des Weiteren gibt es Vollverpflegung sowie Besichtigungen des
Reichstags und diverser anderer Stellen in Berlin inklusive zwei
Hotelübernachtungen, und alles auf Kosten der Bundesregierung.“
Wolf überlegte. „Soll das etwa heißen, dass all das der deutsche
Steuerzahler übernimmt?“, fragte Wolf. Lutz lachte und meinte:
„Natürlich.“ „Aber darf ich als Österreicher auch dabei sein?“, hakte
Wolf noch einmal nach. „Das regle ich schon, Wolf. Ich habe dir doch
bereits mitgeteilt, dass ich einen Abgeordneten kenne und ein paar
andere Kontakte habe.“ „Ist in Ordnung“, sagte Wolf, „ich muss das
aber noch mit Claudia absprechen. Den genauen Termin für diese
Fahrt können wir später festlegen.“ „Ich schlage vor“, erklärte Lutz,
„dass wir uns bereits am Vorabend der Bahnreise im Wahlkreis des
bayerischen Bundestagsabgeordneten treffen. Die Abfahrt des
Zuges ist in den frühen Morgenstunden, und da wäre es von Vorteil,
bereits vor Ort zu sein. Der Tag wird auch so noch lang genug. Ich
kenne jedenfalls einen ordentlichen Gasthof in dem Städtchen, der
auch eine schmackhafte Küche zu bieten hat. Wenn wir uns dort am
Vorabend treffen, können wir auch ein paar Stunden ungestört
reden, und am nächsten Morgen sind wir trotz der frühen Abfahrt
ausgeschlafen.“ „Dies ist eine gute Idee“, meinte Wolf. Danach
verabschiedete er sich von dem Deutschen mit dem Versprechen,
ihm am Abend Bescheid zu geben. Kaum war das Telefonat
beendet, erschrak Wolf und sah durch das offene Fenster seiner
Fahrzeugtür, denn eine ihm wohlbekannte Stimme sprach: „Grüß
Gott!“ Es war der General, der in kaum einem Meter Entfernung in
ziviler Kleidung stand und mit einem angedeuteten militärischen
Gruß grüßte. „General!“, entfuhr es dem überraschten Wolf. „Sie
hätte ich gerade nicht erwartet!“ „Mit mir muss man immer und zu
jeder Zeit rechnen!“, antwortete Kammler mit einem bestimmten
Ausdruck. Wolf stieg aus dem Auto. „Sie wollen also in die
Reichshauptstadt fahren“, sagte Kammler. Wolf bejahte. „Ich werde
mit Ihnen reisen“, äußerte sich der General mit einer bestimmten
Miene. Wolf lachte innerlich bei dem Gedanken, Kammler würde in
SS-Uniform durch das heutige Berlin schreiten und gar an einer
Führung durch den Reichstag teilnehmen. Als ob der General seine
Gedanken zu lesen vermochte, bemerkte er: „Selbstredend trete ich
inkognito auf, das heißt unter einem anderen Namen und in ziviler
Kleidung!“ „Natürlich“, bemerkte sein Gegenüber und wurde wieder
ernst: „Doch im Reichstag gibt es meines Wissens nach
Sicherheitskontrollen!“ „Das lassen Sie mal meine Sorge sein“, sagte
Kammler, „und bitten Sie Ihren Freund Lutz, einen Hans Neugebauer
als dritten Teilnehmer dieser Berlinreise bei dem bayerischen
Bundestagsabgeordneten anzumelden, ohne dass Sie meine
Identität preisgeben. Sie können ja sagen, dass ein langjähriger
Bekannter Sie begleiten möchte. Ich werde pünktlich zur Abfahrt am
passenden Bahnhof sein.“ Der General sprach so entschlossen,
dass Wolf jeglichen Gedanken an Widerspruch ebenso wie alle
Bedenken verwarf und der Aufforderung des Soldaten aus alter Zeit
umgehend nachkam. Kaum hatte der General seine Anweisung
ausgesprochen, drehte er sich um und verschwand in
Untersbergwald. Am Abend erzählte Wolf Claudia von seinem
Vorhaben. Sie hatte zwar ein mulmiges Gefühl dabei, da der General
erkannt werden konnte, trotzdem willigte sie ein. Sogleich meldete
Wolf sich bei Lutz, um seinen Bekannten, Hans Neugebauer,
anzumelden. Lutz war zwar ein wenig verwundert, dass Wolf einen
weiteren Mann dabeihaben wollte, sagte aber nichts und stimmte zu.
Es vergingen einige unruhige Tage, in denen bei Wolf Zweifel
aufkamen, ob es weise war, mit Kammler das heutige Berlin in
Begleitung normaler Bürger und gar eines Bundestagsabgeordneten
zu besuchen. Doch der Ton des Generals war dermaßen
entschieden gewesen, dass es wohl unmöglich war, ihn von seinem
Vorhaben abzubringen.
Das Wiedersehen mit Lutz am Vorabend der Bundestagsreise war
wie immer sehr erfreulich. Sie ließen sich die bayerische Küche in
einem Gasthof schmecken und unterhielten sich sehr angeregt über
eine Vielzahl von Themen. Seltsamerweise unterließ Lutz es, sich
genauer nach diesem Hans Neugebauer zu erkundigen, und fand
sich mit Wolfs Aussage ab, dieser sei am nächsten Morgen pünktlich
am als Treffpunkt der Reisegruppe vereinbarten Haupteingang des
Bahnhofs.
Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt des ICE hatte sich die Gruppe
nahezu vollständig dort eingefunden. Die meisten Teilnehmer
scharten sich um den Bundestagsabgeordneten, was Wolf sehr lieb
war, denn umso weniger Aufmerksamkeit würden sie dem General
schenken. Wolf ging unruhig hin und her, während Lutz ganz
entspannt auf einer Bank saß. Auf einmal kam ein Mann mit
schnellen Schritten auf Wolf zu. Es war Kammler. „Grüß Gott“, sagte
der General. Lutz stand auf, als er erkannte, wer da auf einmal vor
ihnen stand. Ganz verdutzt stammelte er nur: „Grüß Gott, Gener …
äh …“ Um vor allen anderen Anwesenden keine Aufmerksamkeit zu
erregen, sagte Wolf schnell: „Das ist Hans Neugebauer.“ Als sich
Lutz gefasst hatte, meinte er: „Es freut mich, Sie kennenzulernen.
Ich habe schon viel über Sie gelesen.“ Der General zeigte keinerlei
Regung. Er war der heutigen Zeit entsprechend gekleidet und hatte
ein kleines Gepäckstück dabei. Sein militärischer Haarschnitt stach
unter dem Käppi der Berchtesgadener Enzianbrennerei keineswegs
hervor, sodass er wie ein gewöhnlicher Tourist aussah. Obwohl Lutz
den General erkannt hatte, hoffte Wolf, dass ihn sonst keiner
erkennen würde. Ein Vorteil war, dass es nur wenige Bilder von dem
SS-Mann gab. Theoretisch rechnete sicherlich kein Zeitgenosse im
Jahr 2022 damit, eine Person Jahrgang 1901 zu treffen. Da trat der
Bundestagsabgeordnete mit einem Mitarbeiter hinzu und stellte sich
vor: „Und Sie müssen Herr Neugebauer sein?“ Kammler nickte nur.
„Hans Neugebauer.“ „Dann sind wir vollzählig“, erklärte die rechte
Hand des Abgeordneten. „Wunderbar! Dann wünsche ich uns allen
eine höchst interessante Reise!“
Die Bahnfahrt nach Berlin verlief kurzweilig. Um weiterhin so wenig
Kontakt wie möglich zur Gruppe zu haben, entschieden sich die drei
für ein eigenes Abteil im Zug. Da der General überaus schweigsam
war, erzählte Wolf von seinen Reisen nach Venedig, Ägypten und
Mauritius sowie auf die Kanaren und, und, und … Obwohl der SS-
Mann keine Regung zeigte, hörte er seinen Worten zu.
Zwischenzeitlich erhob sich Lutz von seinem Platz und ging auf den
Gang des Zuges, um mit den anderen Teilnehmern der Reisegruppe
Small-Talk zu führen, sich über das tagespolitische und
parteipolitische Geschehen in Deutschland oder über den aktuellen
Ukraine-Russland-Konflikt auszutauschen. Viele Menschen
beschäftigten sich damit, wie gut oder unvollständig die
Informationslage der Öffentlichkeit aufgrund der Berichterstattung
der Medien war oder spekulierten teils sorgenvoll darüber, was aus
diesem Geschehen im Osten Europas womöglich noch entstehen
mochte. Wolf bewunderte manchmal seinen norddeutschen Freund.
Dessen Talent, zwischen Small-Talk, Witzen und ernsten Themen
schlagartig zu wechseln, war manchmal sehr anstrengend für
andere Gesprächsteilnehmer und Zuhörer, aber verdiente irgendwie
auch Anerkennung. Offensichtlich war allerdings, dass Lutz sehr
erfolgreich dafür sorgte, dass der General und Wolf von allen
anderen nahezu vollständig abgeschirmt waren und sich ungestört
unterhalten konnten. Nur manchmal machte Lutz, der in der
Heimatgeschichte vieler deutscher Lande recht kundig war,
interessante Bemerkungen zu den Regionen und Ortschaften, die
die Bahn passierte. Dafür erntete er wiederholt anerkennende Blicke
des Generals Hans Kammler – pardon, des Herrn Hans
Neugebauer. In Berlin wurde die Gruppe von einer Dame der
Bundespressestelle empfangen und bestieg einen Reisebus, der die
Reisegesellschaft zu einer Altberliner Gaststätte fuhr, wo man
pünktlich ab zwölf Uhr mittags die erste Mahlzeit serviert bekam. Ein
alkoholfreies Getränk pro Person war wie die Mahlzeit kostenlos, alle
alkoholischen oder weiteren Getränke musste jeder individuell
bezahlen. Wolf wählte einen Tisch, welcher sich am Rande der
Gruppe befand. Lutz legte seinen Reisegefährten den
ausgedruckten Plan des weiteren Verlaufs vor, da er nicht davon
ausging, dass der General mit einem Smartphone und der für diese
Reise eingerichteten App des Bundestages ausgestattet war. Dabei
sprach er erstmals leise die Problematik an, die Wolf in den
vergangenen Nächten schon manche Stunde Schlaf gekostet hatte:
„Der nächste Programmpunkt ist der Reichstag. Dazu zählt ein
Vortrag im Plenarsaal des Bundestages, wo wir, vermutlich mit
anderen Besuchergruppen, voraussichtlich auf den Tribünen sitzen
werden. Anschließend steht ein Gruppenfoto an und danach dürfen
wir in die Kuppel des Reichstagsgebäudes hinaufsteigen.“ „Das
Gruppenfoto sollte Hans vermeiden“, unterbrach Wolf seinen
Freund. „Nein, das ist nicht nötig“, sagte der General bestimmt.
„Niemand wird mich auf dem Bild einer Reisegruppe im Jahr 2022
suchen! Vergessen Sie nicht, dass ich 1948 gerichtlich für tot erklärt
wurde – offizielles Todesdatum: 9. Mai 1945.“ Lutz überlegte kurz
und stimmte zu. Wolf, der immer noch ein wenig skeptisch war,
räumte ein: „Aber es gibt doch Sicherheitskontrollen beim Einlass in
das Reichstagsgebäude. Ob es da nicht klüger wäre, wenn Sie
außerhalb des Gebäudes blieben?“ Damit wies er auf das
eigentliche Problem des heutigen Tages hin. Lutz antwortete
dagegen: „Auf der anderen Straßenseite gibt es den ‚Berlin Pavillon‘.
Sie könnten sich bei dem schönen Wetter heute dort gut in den
Biergarten setzen und ein paar Berliner Weiße mit Schuss trinken,
ob mit Himbeer oder mit Waldmeister!“ „Wie ich schon vorher gesagt
habe, es ist nicht nötig“, entgegnete der ernst dreinschauende
General. „Außerdem fehlen Ihnen die nötigen Euronen“, sprach Lutz.
Überraschenderweise sah man ein kleines Schmunzeln auf dem
Gesicht des SS-Mannes, welcher nur meinte: „Da irren Sie sich
gewaltig. Diese Reise trifft mich nicht unvorbereitet. Unser
weltweites Netz ist in der Lage, mich mit allem Nötigen zu versorgen,
ob mit der passenden Währung oder auch hiermit!“ Kammler griff in
die Brusttasche seines Hemdes und übergab Lutz einen BRD-
Personalausweis. „Sieht ziemlich echt aus!“, bemerkte dieser und
reichte das Dokument an Wolf weiter, welcher nur murmelte: „Ich
kann daran keinen Fehler ausmachen. Hoffen wir, dass dieser
Ausweis auch der Sicherheitskontrolle standhält.“ „Seien Sie
versichert, es wird keine Probleme geben!“, erklärte der General. „Ihr
Wort in Gottes Ohr!“, seufzte Wolf leise. „Spannend“, sagte Lutz.
„Doch ich bin zuversichtlich, dass alles gut gehen wird. Der Arm
gewisser Kreise reicht ziemlich weit – da sollte ein Ausweis doch die
geringste Herausforderung darstellen!“
Obwohl sie etwas abseits am Rande der Reisegruppe saßen,
wechselten sie nun das Gesprächsthema, falls doch jemand große
Ohren bekommen oder sich ihnen nähern sollte. Lutz erzählte von
seinen früheren Berlinbesuchen, u. a. war er hier schon musikalisch
aktiv gewesen. Das waren unverfängliche Themen, die weder einen
Bundestagsabgeordneten noch irgendeinen der bürgerlichen
Reiseteilnehmer ins Schwitzen bringen würden. Nur Wolf blieb
weiterhin unentspannt, obwohl er versuchte, sich das nicht
anmerken zu lassen. Da der General eine enorme Selbstsicherheit
ausstrahlte, schien es jedoch besser zu stehen, als ein Pessimist
befürchten konnte.
Als sie dann später am Reichstag ankamen, verstärkte sich
kurzzeitig Wolfs innere Unruhe, doch als der Moment der Wahrheit
gekommen war und man die Container betrat, in denen die
Kontrollvorkehrungen untergebracht waren, stellte sich bei Wolf
schlagartig die Gewissheit ein, dass alles gut verlaufen würde, denn
der Illuminat Becker stand vor den Kontrollen und nickte Wolf
beruhigend zu. Dieser hätte gern einige Worte mit ihm gewechselt,
doch Becker deutete, rasch von den Kontrollen weiterzugehen, was
Wolf verstand. Auch Becker verließ zügig die Örtlichkeit. Somit gab
es mit den Ausweisen keinerlei Schwierigkeiten. Das Netzwerk des
Generals hatte auch bei der Erstellung eines BRD-
Personalausweises ganze Arbeit geleistet. Ansonsten waren die
Sicherheitskontrollen von üblicher Art wie an jedem Flughafen. Als
sie bald darauf auf einer der Tribünen des Bundestages neben
etlichen Schülern saßen, die ebenfalls auf den Beginn des Vortrages
warteten, sprach Wolf: „Ihr Deutschen seid schon eigenartig! Vom
Deutschen Reich darf man heutzutage nicht sprechen, ohne gleich
in der Nazi-Schublade zu landen, aber euer Parlamentsgebäude
heißt immer noch Reichstag, auch wenn das Parlament selbst als
Bundestag bezeichnet wird.“ „Ja, das ist schon seltsam“, ging Lutz
darauf ein. „Um Nazi zu werden, reicht es allerdings heutzutage
schon, Regierungskritik zu üben oder schlichtweg zu wandern.“
„Richtig“, meinte Wolf, „das kam mir auch bereits zu Ohren, dass
man im heutigen Deutschland neuerdings das Wandern als
rechtsradikale Betätigung einstuft! Sozusagen als
Wiederbetätigung.“ Lutz entgegnete: „Nie war es leichter, Nazi zu
werden, als in der Bananenrepublik Deutschland im Jahr 2022! Doch
noch etwas zum Bundestag: nachdem Napoleon Bonaparte im Jahr
1806 das 936 in einer Quedlinburger Kirchenkrypta gegründete
‚Heilige Römische Reich Deutscher Nation‘ für aufgelöst erklärte –
ich frage mich, ob er dazu überhaupt die Vollmacht besaß …“ „Na ja,
er war 1806 militärisch noch auf der Siegerstraße“, warf Wolf ein. „…
wurde doch 1815 der Deutsche Bund gegründet“, fuhr Lutz unbeirrt
fort. „Dieser deutsche Bund springt immer dann ein, wenn das Reich
auf der vordergründigen Ebene nicht geschäfts- oder handlungsfähig
ist. Also eben bis 1870, von 1919 bis 1932 und dann wieder seit den
1940er-Jahren! So gesehen sind Reich und Bund gar nicht so weit
voneinander entfernt, wie der unkundige Mensch der Gegenwart
annimmt, und der Bundestag kann also getrost im Reichstag tagen.“
Der General, welcher bisher nur schweigend neben ihnen gesessen
hatte, befahl forsch: „Ruhe!“, und so kam das Gespräch über
geschichtliche Zusammenhänge zu einem vorläufigen Ende und
man lauschte dem Vortrag einer Dame über das
Bundestagsgebäude, die Arbeit der Bundesregierung, der
Abgeordneten, der parlamentarischen Ausschüsse und so weiter.
Auch verlor sie einige Worte zum Bundesrat und seiner Funktion. Im
Anschluss wurde auf einer höheren Ebene des Gebäudes das
geplante Gruppenfoto umgesetzt. Die folgende Besichtigung der
Reichstagskuppel bot nicht nur einen Einblick in die Architektur,
sondern vor allem auch einen großartigen Fernblick in alle
Richtungen. Wolf, zu dessen Leidenschaften das Fotografieren
zählte, nutzte die Gelegenheit, etliche Bilder der deutschen
Hauptstadt zu machen. „Für mich hat die Führung nun ein Ende“,
verkündete der General. So entschied sich Lutz, mit ihm im
Biergarten des ‚Berlin Pavillon‘ auf Wolf zu warten, da der Bus der
Bundestagsreisegruppe in Sichtweise dieses Biergartens geparkt
war. „Ich komme gleich nach“, sagte Wolf, und Lutz freute sich sehr,
erstmals mit dem General einige Augenblicke unter vier Augen
beisammen sein zu können.
Am Spätnachmittag fuhr der Bus mit sämtlichen Teilnehmern los
und bot ihnen noch eine Rundfahrt durch das Berliner
Regierungsviertel mit seinen Sehenswürdigkeiten wie etwa der
Siegessäule oder dem Schloss Bellevue. Die Dame der
Bundespressestelle gab ihnen über Mikrophon die nötigen
Erklärungen und Informationen. Danach fand man sich in einem
indischen Restaurant zu einer Mahlzeit ein, wobei etwas
Schmackhaftes mit Gemüse und Reis serviert wurde. In diesem
Gericht fanden sich kleine, nicht so ohne Weiteres definierbare
Stücke in Form einer längs halbierten Raute. Lutz konnte sich einen
Witz nicht verkneifen: „Oh Gott! Es schmeckt nach nichts – habe ich
jetzt Corona? Ach nee, es ist Tofu! Gott sei Dank!“ Der General blieb
reglos, doch Wolf hatte das Gefühl, dass diese Speise nicht nach
seinem Geschmack war und er nur deshalb so tat, als würde er
essen, um nicht aufzufallen. Einige Leute, die am Nachbartisch
saßen und Lutz’ Worte gehört hatten, lachten. „Der Tofu schmeckt
gar nicht so schlecht“, sagte Wolf, welcher so etwas normalerweise
nicht aß.
Nach diesem ausgiebigen Aufenthalt konnten sie endlich im Hotel
„Checkpoint Charlie“ ihre Zimmer beziehen. Den weiteren Abend
verbrachten die drei ungewöhnlichen Teilnehmer dieser
Bundestagsreise vollkommen unbeobachtet – ob auf ihren
Einzelzimmern oder irgendwo im abendlichen Berlin hätte niemand
zu berichten vermocht …
Am nächsten Morgen fand man sich nahezu zeitgleich beim
Frühstück ein und sprach über das heutige Tagesprogramm: zehn
Uhr „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“, nachmittags Besuch des
militärhistorischen Museums der Bundeswehr auf dem Flugplatz
Berlin-Gatow.
Da Wolf keine Lust hatte, die Gedenkstätte zu besuchen, fragte er:
„Muss man an jeder Besichtigung teilnehmen?“ Lutz verneinte und
meinte: „Ich könnte Bescheid sagen, dass du unpässlich bist und
erst zum Mittagessen im Paulaner am Potsdamer Platz dazustoßen
wirst. Da der Bundestagsabgeordnete mir gerade mitgeteilt hat, es
könnten ohnehin nur 30 Personen an der Führung bei der
Gedenkstätte teilnehmen, wir insgesamt aber 47 Leute sind, ist dies
sicherlich in Ordnung.“ „Dann verzichten wir drei“, fiel ihm Wolf ins
Wort. „Ich würde gern ein bestimmtes Museum aufsuchen.“ „Ich
werde zum Brandenburger Tor gehen“, mischte sich Hans
Neugebauer ein. Wolf atmete erleichtert auf, denn er hatte sich
schon den Kopf zerbrochen, wie er den General von einem Besuch
dieser Gedenkstätte abhalten konnte. Es war vielleicht nicht ratsam,
Kammler an eine Stelle zu bringen, die eventuell seinen
Widerspruch herausfordern konnte oder ihn zu Kommentaren
veranlassen würde, die die anderen Reiseteilnehmer zumindest
schwer irritieren konnten. Lutz bat den General, ihn begleiten zu
dürfen, und dieser hatte nichts dagegen. Am Brandenburger Tor
kann nicht viel schiefgehen, dachte sich Wolf im Stillen. Lutz kam
derweil ins Reden: „Denn ich weiß, dass das mit dem Thema
Widerstand im Dritten Reich etwas anders, sagen wir komplexer
bestellt ist, als uns unser heutiges Geschichtsbild vermittelt, und
daher erwarte ich nicht, dass ich dort viel Neues erfahren werde.
Immerhin beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren mit dieser
Thematik.“ „Aber heute Nachmittag nehmen wir alle an der Busfahrt
zum Flugplatz Gatow teil“, fiel Wolf seinem norddeutschen Freund
ins Wort, um dem Fall vorzubeugen, dass Lutz vor Begeisterung,
sein Wissen und seine langjährigen Recherchen mit interessierten
Menschen teilen zu können, so laut reden würde, dass der gesamte
Frühstücksraum des Hotels über die Vielschichtigkeit des Themas
„Deutscher Widerstand“ aufgeklärt werden würde. Möglicherweise
würden damit nicht nur Irritationen der Zuhörer wachgerufen werden.
„Dann sind wir uns einig“, stellte Lutz fest, „und sehen uns im
Paulaner zum Mittagessen mit der gesamten Truppe!“
Als Hans Neugebauer mit Lutz auf dem Weg zum Brandenburger
Tor war, gingen sie an der russischen Botschaft vorbei, an deren
Hintereingang zwei Russen die Anliegen der Besucher
entgegennahmen oder diejenigen, die einen Termin in der Botschaft
vorweisen konnten, in das Gebäude einließen. Nur wenige Meter
entfernt standen vier deutsche Polizisten zur Sicherung der
Botschaft. „Haben wir fünf oder zehn Minuten?“, fragte Lutz den
General, welcher nur nickte. Lutz bedankte sich und ging auf die
Russen zu, die seinen freundlichen Gruß erwiderten. Er fragte:
„Können wir uns auf Englisch oder Deutsch unterhalten? Ich bin
Ihrer russischen Sprache leider nicht ausreichend mächtig.“ „English
is okay“, antwortete einer der Russen.
Lutz erklärte, jüngst sei durch die deutschen Medien die Nachricht
gegangen, die russische Regierung würde jene Deutschen, die der
Bundesregierung wegen unerwünschter Kritik ein Dorn im Auge
seien und Repressalien erleiden würden, dauerhaft Asyl in Russland
gewähren. „I ask for a friend – ich frage für einen Freund!“, fügte er
hinzu. Die beiden Russen ließen sich in seinem Smartphone
entsprechende Medienartikel zeigen und erklärten, das sei ihnen
nicht bekannt, doch das ließe sich am besten klären, wenn man der
Botschaft eine E-Mail schreiben oder anrufen und sich einen Termin
geben lassen würde. Auf die Frage von Lutz, ob so ein Termin noch
am heutigen Vormittag kurzfristig möglich wäre, schüttelten sie
verneinend den Kopf. Lutz bedankte sich und ging zurück zum
General, der in etwa zehn Metern Entfernung auf dem Bürgersteig
wartete, um keineswegs auffällig zu wirken. So gingen die beiden
rasch weiter zum Brandenburger Tor. „Was war denn so wichtig,
dass Sie mich an der Botschaft warten ließen?“, fragte der General
forsch. So berichtete Lutz Kammler, was er mit den Russen
besprochen hatte. Dieser hörte dem Norddeutschen, wie immer
ohne jegliche Reaktion, zu und meinte: „Es sind heutzutage
eigenartige Zeiten. Eure Bundesregierung regt sich über das Dritte
Reich und die DDR auf, wünscht aber keine Kritik an der eigenen
Politik. Doch wer im Glashaus sitzt, sollte besser nicht mit Steinen
werfen!“ Lutz konnte dem SS-Mann nicht widersprechen. Was hätte
er auch erwidern sollen? Vielleicht war es ein Grundfehler der
heutigen Deutschen, dass sie sich über Systeme und die Deutschen
anderer Zeiten erhoben und sich selbst für etwas Besseres hielten,
wodurch sie womöglich blind dafür wurden, was heutzutage falsch
oder zumindest suboptimal lief.
Als sie am Tor ankamen, standen dort mehrere Personen, die den
vorbeieilenden Touristen für irgendein Entgelt Stadtführungen
anboten. Auf eine dieser Personen ging der General äußerst
zielstrebig zu. „Kommen Sie mit mir, Lutz!“, forderte er seinen
Begleiter auf. Bei dem Mann angekommen, ging er mit diesem
außer Hörweite aller anderen Menschen. Dann stellte der General
die beiden Männer einander vor: „Hier ist Lutz, der norddeutsche
Freund von Wolf! Und dieser Herr ist Joachim Weber,
Obersturmbannführer Weber, den Sie, Lutz, gewiss aus Wolfs
Erzählungen kennen!“ „Natürlich“, antwortete Lutz. „Herr
Obersturmbannführer, ich grüße Sie! Ich sehe, dass Sie sehr kreativ
in der Wahl Ihres Inkognitos sind.“ Der General unterbrach ihn und
sprach: „In diesen Zeiten bleibt uns nichts anderes übrig.
Nun geben Sie uns eine Viertelstunde unter vier Augen“, winkte er
mit dem Zaunpfahl. Lutz verstand und teilte nur kurz mit, dass er auf
der rechten Straßenseite zurückgehen würde und bei dem ersten
Café, welches er vorfand, auf den General warten würde. Als Lutz
am Café angelangt war, sah er die großen Eisbecher, sodass er
nicht widerstehen konnte. Ohnehin hatte der SS-Mann gesagt, dass
er eine Viertelstunde benötigen würde. So war es auch.
Gerade als Lutz das Eis gegessen hatte, kam der General und
setzte sich an den Tisch, um noch etwas zu trinken. Danach gingen
die beiden zum Potsdamer Platz. Auf der Freifläche des Platzes
fanden sich große Bilder unterschiedlichster Menschen. Neben
wenigen europäischen Gesichtern wurden dort vor allem Afrikaner,
Orientalen und Asiaten präsentiert. Ein Schild klärte auf, dass diese
Ausstellung „die Deutschen des 21. Jahrhunderts“ zeige. Kammler
war fassungslos und murmelte nur „Rassenschande“. Diesmal
konnte Lutz eine deutliche Reaktion beim General feststellen. Es
muss also für den SS-Mann eine reine Katastrophe sein, dachte sich
Lutz. Er wusste aber nicht, wie er den General beruhigen konnte,
und so sagte er nur: „Lassen Sie uns jetzt zum Paulaner Gasthaus
gehen.“ Kammler nickte nur, und so gingen sie schweigend dorthin.
Im Gasthaus befand sich bereits die Gruppe, welche Eisbein mit
Sauerkraut serviert bekam. Da dem General anscheinend der
Appetit vergangen war, lehnte er ein Mittagessen ab. Offenbar war
ihm die Multikulti-Propagierung auf den Magen geschlagen. Wolf,
der ebenso merkte, dass Kammler niedergeschlagen wirkte, stupste
Lutz an und warf ihm einen fragenden Blick zu. Als Kammler auf die
Toilette ging, klärte Lutz Wolf auf, welcher meinte: „Es gibt nur zwei
Fälle, wo Multi-Kulti bislang funktioniert hat: bei den multinationalen
Einheiten der Waffen-SS, wo nicht nur Menschen aus allen
europäischen Ländern, sondern auch Araber und Asiaten für
Deutschland kämpften, und bei der französischen Fremdenlegion.“
Lutz gab Wolf recht und sagte: „In der Musik klappt das auch
manchmal mit Multi-Kulti. Doch nun lass uns das Thema wechseln.“
Kapitel 25

Der Führer, der kein Führer war

Als die Reisegruppe nachmittags am Flugplatz Gatow ihren Bus


verließ, wurde sie von zwei Museumsangestellten des
militärhistorischen Museums der Bundeswehr empfangen. Die
Besucher wurden in zwei Untergruppen aufgeteilt und Wolf, der
General und Lutz blieben beisammen. „Guten Tag“, sprach der
Angestellte. „Mein Name ist Philip Müller, ich war früher Kampfflieger
und bin heute Ihr Führer.“ „Führer?“, rutschte es dem General
heraus. Noch bevor der SS-Mann weitersprechen konnte, sagte
Wolf: „Das ist der Mann, der die Führung leitet und uns über die
Flugzeuge, welche hier ausgestellt sind, informieren will.“ Wolf
hoffte, dass sich der General durch seine Erklärung beruhigen
würde. Indessen musste sich Lutz kurzzeitig abwenden und sich arg
zusammenreißen, um sich nicht vor Lachen auf dem Boden zu
wälzen. Allen Göttern und Nornen sei es gedankt, dass der General
nicht ausführte, dass er unter „Führer“ einen anderen Herrn
verstand. Obwohl Wolf dem General noch ansah, dass er außer
Rand und Band war, äußerte er sich nicht mehr. „Wie bitte?“, fragte
Herr Müller, der Führer des Museums. „Was haben Sie gesagt? Was
meinten Sie?“ Noch bevor der SS-Mann etwas sagen konnte,
erwiderte Wolf: „Nichts meinte er!“, und warf Kammler einen
strengen Blick zu. Inzwischen hatte sich Lutz auch wieder gefangen
und fragte den Museumsführer, um ihn abzulenken, wann die
Führung losgehen würde. Nun sprach der Führer, der aus Sicht des
Generals eben nicht „der“ Führer war, über die Bedeutung des
Flugplatzes Gatow im Zusammenhang mit der Berliner Luftbrücke
1948/49, als die Westalliierten die Blockade Westberlins durch die
Sowjetunion nur auf dem Luftweg umgehen konnten und die drei
Westsektoren über ein Jahr lang mit Lebensmitteln, Kohle und
anderen Gütern versorgen mussten. „Sie sehen hier ein Original-
Flugzeug, welches damals von der australischen Luftwaffe bei dieser
Luftbrücke eingesetzt wurde. Es handelt sich um eine …“ „… Dakota
Douglas C-47, auch Dakota DC-47 genannt“, fiel Lutz dem
Museumsführer ins Wort. „Das stimmt“, wunderte sich der
Angestellte des Museums und erzählte weiter. „Diese Maschine
wurde der Stadt Berlin später von der australischen Regierung als
Geschenk übergeben.“ Zudem referierte er noch einige Minuten
darüber, dass die US Air Force damals von Flugplätzen in
Frankfurt/Main und Wiesbaden Briten, Australier und Kanadier von
norddeutschen Flugplätzen in Hamburg und Schleswig-Holstein
nach Westberlin geflogen habe. Er behauptete sogar, dass in den
Hochzeiten der Luftbrücke täglich 2100 Flugzeuge in Berlin
landeten.
Dann ging Herr Müller in der Zeit noch etwas weiter zurück:
„Außerdem ist dieser Flugplatz bekannt, weil hier Ende April 1945
eine bekannte deutsche Pilotin …“ Weiter kam er nicht mehr, da der
vorlaute Lutz ihm abermals ins Wort fiel: „Dies war Frau Hanna
Reitsch.“ „Ich sehe, Sie kennen sich aus!“, lächelte der Führer, der
kein Führer war. Wolf dachte, dass so manch einer an dieser Stelle
genervt gewesen wäre, doch der Angestellte des Museums blieb
weiterhin souverän und freundlich. Außerdem schien es, als würde
er sich freuen, einen Kenner der Materie in der Runde zu haben. Er
erklärte: „Gut zu wissen – sollte ich einmal wegen Krankheit
ausfallen, können Sie die Menschen an meiner Stelle durch diese
Ausstellung führen!“ Lutz musste schmunzeln und meinte: „Warum
eigentlich nicht. Mir fällt schon genügend zu all dem ein, was hier zu
sehen ist!“ „So wie Sie sich geben, kann ich mir das schon
vorstellen. Ich glaube, da hätte ich keine Sorge“, antwortete der
Museumsführer und fuhr fort: „Doch gestatten Sie mir noch einige
Bemerkungen zu der Aktion von Frau Reitsch, die vermutlich nicht
allen Mitgliedern Ihrer Gruppe bekannt sein dürfte! Sie flog mit einem
kleinen Flugzeug von hier aus im Tiefflug ins bereits umkämpfte
Berlin hinein und wenige Tage später auch unversehrt wieder
heraus. Sie entging wie durch ein Wunder dem massiven Beschuss
der Roten Armee. Sie wurde dann bald darauf von den Alliierten
verdächtigt, Adolf Hitler und Eva Braun ausgeflogen und gerettet zu
haben. Man unterzog sie monatelangen strengsten Verhören, doch
letztendlich kam man zu dem Schluss, dass Hitler und Braun doch
nicht aus Berlin ausgeflogen worden waren!“ „So stimmt das gar
nicht“, entgegnete der General, welcher glücklicherweise mit Wolf
ein wenig abseits stand. „Das wissen wir doch“, beschwichtigte Wolf
Kammler leise. „Aber die Alliierten behaupteten, um weiteren
Nachforschungen zu entgehen, der Führer sei tot. Ebenso ist dies ja
auch für Sie gut, dass Sie für tot erklärt wurden.“ Kammler nickte nur
stumm. Wolf wusste, dass Lutz gern provokant war, und hoffte nun,
dass er sich ein wenig zurückhalten würde.
Wolf war erleichtert, dass der Angestellte nun das Thema
wechselte und mit der Gruppe in einen weiteren Raum ging. Zu
Wolfs Bedauern kam bei einigen Zuhörern trotzdem die Diskussion
auf, ob Hitler und Braun den 30. April 1945 überlebt haben oder
nicht. Wilde Verschwörungstheorien von Doppelgängern und
Fluchten nach Argentinien oder in den Nahen Osten prallten
aufeinander. Die Kommunikation ähnelte innerhalb eines einzigen
Augenblicks einem babylonischen Sprachwirrwarr, aus dem nur
einzelne Worte wie Tunnel, U-Boote und Flugscheiben verständlich
waren. Da sprach der anwesende Bundestagsabgeordnete ein
Machtwort. Obwohl er nur ungern Hochdeutsch sprach, vermied er
nun seine bayerische Mundart: „Meine Damen und Herren, liebe
Freunde! Es ist mir ja bekannt, dass sich damals wie heute viele
Menschen um den Verbleib Hitlers den Kopf zerbrachen und noch
immer zerbrechen. Da kursieren doch die wildesten Gerüchte und
Theorien. Auch heißt es, die Sowjets hätten anhand der Zähne jener
Leiche im Führerbunker erkannt, dass es sich nicht um das Original
gehandelt habe. Doch heutzutage ist das doch so oder so alles
irrelevant. Alle, die vor 1910 oder 1915 geboren wurden, sind doch
inzwischen eh tot. Beruhigen Sie sich, statt sich über einen toten
Diktator zu ereifern, und lassen Sie bitte Herrn Müller
weitermachen!“ Überraschenderweise war der General, während der
Bundestagsabgeordnete gesprochen hatte, absolut ruhig geblieben,
was Wolf wunderte. Lutz, der inzwischen von der Mitte der Gruppe
zu Wolf und Kammler, welche ein Stück zurücklagen, wechselte,
fragte den SS-Mann ganz leise: „Dies stimmt doch nicht, oder?“
„Natürlich nicht“, äußerte sich Kammler in leisem, aber bestimmtem
Ton. „Die beiden sind nicht im Führerbunker zu Tode gekommen –
weder durch die eigene Hand noch durch Fremdeinwirkung! Ich
sage Ihnen: die waren schon längst nicht mehr in Berlin!“ Da Lutz
dieses Thema nicht weiter in Anwesenheit von eventuellen Mithören
vertiefen wollte, meinte er, dass es ratsam wäre, die Diskussion an
diesem Punkt zu beenden. Doch Kammler blieb hartnäckig: „Warum
haben Stalin, Truman und Churchill sonst bei der Potsdamer
Konferenz im Juli 45 hinter verschlossenen Türen über den Verbleib
des Führers diskutiert?“ Wolf, der auch schon Bedenken hatte, dass
andere Museumsbesucher diese Unterhaltung mitbekommen
würden, beschwichtigte Kammler und meinte: „Ich kann Ihnen weder
zustimmen noch widersprechen, doch lassen Sie uns dieses
Gespräch bei Gelegenheit unter sechs Augen und sechs Ohren
fortsetzen, und nicht hier vor den vielen unbedarften Leuten!“ Die
Gruppe hatte sich währenddessen wieder beruhigt. Herr Müller
nutzte die Gelegenheit und verlor noch einige Worte zu der weiterhin
genutzten Bundeswehrkaserne, deren Eingang nur wenige Schritte
von der Reisegruppe entfernt war. Leider stand nicht ausreichend
Zeit zur Verfügung, um sich alle historischen Maschinen auf dem
Freigelände des Museums näher anzusehen. Lutz erkannte mit
bloßem Auge diverse deutsche, amerikanische, englische und
russische Maschinen, überwiegend Düsenflugzeuge, meist Bomber
und Jagdflieger. Man sah jedoch auch einige Propellerflugzeuge und
Hubschrauber. Einem Starfighter, der das Modell einer damaligen
Nuklearwaffe trug, wurde noch besondere Aufmerksamkeit
geschenkt. Wolf, der die ganze Zeit Kammler beobachtete, wunderte
sich, dass der General keinerlei Interesse an der Nuklearwaffe hatte.
Wahrscheinlich war diese Technik zu sehr veraltet. Wolf hätte zu
gern gewusst, welches aktuelle Wissen Kammler über
Nuklearwaffen hatte. Dies würde er aber nie von ihm erfahren.
Dann betraten die Besucher den Hangar 3, in dessen
Eingangsbereich eine Maschine stand, der ein Flügel fehlte. Herr
Müller erklärte: „Das ist der Flieger, mit dem damals Matthias Rust in
der Endphase des Kalten Krieges ungehindert nach Moskau flog und
auf dem Roten Platz landete. Sie erinnern sich, meine Damen und
Herren?“ Fast alle Mitglieder der Besuchergruppe wussten von
diesem spektakulären Geschehen um den jungen deutschen Flieger,
der 1987 mit seiner Aktion für weltweites Aufsehen gesorgt hatte.
Wolf, bekanntermaßen selbst ein aktiver Cessna-Flieger, war
begeistert, dass er hier Rusts Cessna 172-P vor Augen hatte. Nun
holte der Führer, der kein Führer war, ganz weit aus und ging in der
Geschichte der militärischen Luftfahrt zurück ins 19. Jahrhundert, als
man zunächst begonnen hatte, Ballons zur Aufklärung einzusetzen.
Er berichtete, dass ein gewisser Graf Zeppelin am amerikanischen
Bürgerkrieg (1861–1865) beteiligt war und durch die dortigen
Ernstfallerfahrungen an der Weiterentwicklung von
Aufklärungsballons arbeiten konnte, bevor er dann wieder nach
Deutschland zurückkehrte. Und so ging es durch die Geschichte der
Luftfahrt über Otto Lilienthal und die Gebrüder Wright bis zum Ersten
Weltkrieg. Irgendwann stand man unter dem Bomber He 111 der
Firma Heinkel, der ab 1935 der Standardbomber der Luftwaffe war.
Herr Müller berichtete, dass dieses Flugzeug im spanischen
Bürgerkrieg beim Angriff auf die baskische Stadt Guernica zum
Einsatz gekommen war, welcher der erste Luftangriff auf Zivilisten
gewesen war. Lutz sah wieder den Zeitpunkt gekommen, sein
Wissen in die Waagschale zu werfen: „Meinen Informationen nach
soll die britische Royal Air Force ab 1919 bereits einige Jahre zivile
Ziele in Uganda, Kenia und Somalia angegriffen haben.“ Müller
zögerte einen kurzen Moment, dann räumte er ein: „Ja, das war wohl
so!“, bevor er schnell zum nächsten Thema wechselte und die
Gruppe in Hangar 3 führte. Dort waren die unterschiedlichsten
Flugobjekte ausgestellt, neben diversen Doppeldeckern hing auch
eine V-1 sowie mit der Messerschmidt Me-163 ein kleiner
Raketenjäger an der Decke. Der Angestellte erzählte weiter: „Die
Me-163 war zu ihrer Zeit kurzzeitig das schnellste Flugzeug der Welt
und gewissermaßen Vorläufer des ersten Kampfflugzeuges mit
Düsenantrieb, der berühmten Messerschmidt Me-262. Im Gegensatz
zu der Me-262 wurde Me-163 jedoch mit Raketenantrieb bewegt,
konnte allerdings wegen der begrenzten Treibstoffmenge nur drei
Minuten lang eingesetzt werden, was die Einsatzmöglichkeiten arg
limitierte, auch wenn die deutsche Luftwaffe die Lösung fand, die
Me-163 erst in große Höhen hinauf zu schleppen, dort auszuklinken
und im Sturzflug auf die alliierten Bomberverbände niedergehen zu
lassen.“ Auf einmal gab Kammler Wolf und Lutz ein Zeichen, zu
einer Glasvitrine, welche am Rand des großen Raumes stand, zu
kommen. Die beiden folgten dem Wink sofort. Als sie vor der Vitrine
standen, welche die Uniform des Reichsmarschall Hermann Göring
enthielt, sagte Kammler: „Wissen Sie, was Göring als Oberster der
Luftwaffe gesagt hatte: Wenn auch nur eine feindliche Bombe auf
Berlin fällt, dann könnt ihr mich Meier nennen. Ich habe seine Worte
noch immer im Ohr, obwohl wir uns so gut wie gar nie gesehen
haben. In anderen Kreisen wurde er deshalb aber oft als Meier
verspottet. Öffentlich wurde das zwar vermieden, aber Goebbels und
mir kam dieses Wort ihm gegenüber schon wiederholt über die
Lippen, doch nur bei internen Besprechungen“, berichtete der
General. „Bei einer dieser Gelegenheiten warf der Führer es dem
Reichsmarschall im Zorn an den Kopf, was Göring sehr verletzte.“
„War er nicht erbost?“, fragte Wolf. „Nein“, antwortete Kammler,
„vielmehr fühlte er sich gekränkt. Hitler hat sich dann sogar
entschuldigt, und Göring nahm diese Entschuldigung an.“ Wolf, der
es nicht gewohnt war, dass der SS-Mann so redselig war, fragte
weiter: „Wer war aller anwesend, als dies geschah?“ Kammler, der
sich erst mal umsah, um sich zu vergewissern, dass keiner mithörte,
meinte: „Nur Leute des inneren Zirkels – u. a. Goebbels, ich selbst
und unser Fliegerass Rudel! Oberst Rudel erbleichte vor Entsetzen,
während Göring dunkelrot anlief, doch Rudel biss sich auf die Zunge
und tat, als habe er nichts gehört.“ „Und warum war Hitler so
zornig?“, wollte Wolf wissen. „Achtung!“, warnte Lutz und legte den
Finger auf den Mund, da sich drei weitere Teilnehmer der
Reisegruppe näherten. Sie riefen: „Was gibt’s denn da in der
Vitrine?“ „Nichts Wildes“, entgegnete Lutz schnell, „nur eine Uniform
von Hermann Göring!“ Da sie anscheinend kein Interesse an der
Uniform hatten, drehten die drei Besucher um und gingen zur
Gruppe zurück. Die drei an der Vitrine wurden vom Museumsführer
zur Gruppe gerufen, welche noch über das Thema Schleudersitze
und Sauerstoffmasken sprach. Dabei berichtete Herr Müller von
Versuchen mit Häftlingen aus dem Mittelbau Dora im Raum
Nordhausen. Es seien etwa 70 Häftlinge zu Tode gekommen. Der
General verhielt sich schweigend, doch innerlich missfielen ihm
diese Worte. Die Reisegruppe sah noch allerlei im Hangar 3 und die
mitteldeutschen Teilnehmer freuten sich, in einem der hinteren
Räume einige Bilder des Jagdfliegers Sigmund Jähn, der als
Kosmonaut zu einem der Helden der DDR geworden war, entdecken
zu können. Nun konnte sich der General doch nicht beherrschen und
murmelte leise: „Erster Deutscher im Weltall? Dass ich nicht lache!“
Dann war das Ende der Führung erreicht. Herr Müller hatte es nun
eilig, in seinen wohlverdienten Feierabend zu kommen. Er sprach zu
Lutz: „Ich würde mich gern noch mit Ihnen unterhalten, denn Sie sind
ein interessanter und kundiger Gesprächspartner, doch ich wohne
jenseits der Havel und habe nicht mehr viel Zeit, die letzte Autofähre
zu erreichen.“ „Dann will ich Sie heute nicht weiter in Anspruch
nehmen, Herr Müller!“, erklärte Lutz. „Vielleicht komme ich eines
Tages wieder nach Gatow und wir finden dann eine Gelegenheit,
unseren Austausch fortzusetzen. Bitte erlauben Sie mir, Ihnen
vorerst meine Visitenkarte zu geben! Genießen Sie Ihren
Feierabend. Auf Wiedersehen!“ Lutz bedauerte, dass er Herrn Müller
nicht mehr auf eine Kopie aus dem „Militärischen Taschenlexikon der
Bundeswehr“ aus dem Jahr 1961, die er in der Innentasche seiner
Jacke mit sich führte, ansprechen konnte. In jenem Buch wurden
Flugkreisel (heutzutage Flugscheiben genannt und im Volksmund als
fliegende Untertassen bezeichnet) als die Erfindung deutscher und
österreichischer Wissenschaftler in den 1930er- und 1940er-Jahren
beschrieben.
Die Reisegruppe bestieg ihren Bus und wurde in die Berliner
Innenstadt zu einem Steakhouse gebracht, wo sich zeigte, dass der
Appetit des Generals inzwischen voll und ganz zurückgekehrt war.
Im Anschluss ging es ins Hotel, wo Wolf kundtat: „Der Tag war lang
und ereignisreich. Ich werde müde. Ich sichte noch einmal die vielen
Fotos, die ich heute festhalten durfte, dann werde ich mich bald zu
Bett begeben. Morgen werde ich früh auschecken und dann auf den
Besuch der ‚Gedenkstätte Berliner Mauer‘ verzichten. Ich habe noch
ein persönliches Ziel.“ „Alles klar“, sagte Lutz. „Sieh nur bitte zu,
dass du irgendwann zwischen 12 und 13 Uhr rechtzeitig am
Hauptbahnhof bist, bevor unser Zug gen Süden startet!“ „Keine
Sorge. Ich werde pünktlich sein“, antwortete Wolf und verschwand in
der Hotelhalle Richtung Zimmer. Kammler wandte sich zu Lutz und
meinte: „Sie kennen sich ja sehr gut aus. Ich werde morgen die
Führung an der Gedenkstätte ausfallen lassen und jetzt lieber in
einer Gaststätte etwas trinken.“ Lutz war begeistert und witterte eine
Chance, mehr von Kammler zu erfahren, daher fragte er ihn, ob er
ihn begleiten dürfe. Dieser nickte und meinte: „In einer halben
Stunde an der Hotelrezeption.“ Nun wurden die beiden vom
Bundestagsabgeordneten gestört: „Gehen Sie auch noch mit uns in
ein asiatisches Lokal? Dort kann man gut draußen im Garten sitzen.“
„Wir haben aber schon gegessen. Zwei warme Mahlzeiten pro Tag
sind doch mehr als ausreichend“, wehrte Lutz ab, um den Abend mit
Kammler allein verbringen zu können. Der Abgeordnete ließ aber
nicht locker und meinte: „Sie haben doch erwähnt, dass Sie Musiker
sind, und nach meiner Erfahrung sind solche Personen gute
Unterhalter. Ich würde mich freuen, wenn Sie uns etwas zum Besten
geben.“ Lutz, der sich geschmeichelt fühlte, wusste nicht, was er
jetzt machen sollte. Eigentlich wollte er ungestört mit dem General
reden. „Meinetwegen gehen wir mit“, brummte Kammler und hoffte
sich bald mit Lutz von der Gruppe absetzen zu können. Im Garten
des asiatischen Lokals ging es mit etwa zehn Leuten der
Reisegruppe fröhlich zur Sache. Eine Frau hatte eine Gitarre
mitgebracht und sang einige Lieder, bis ihre Fingerkuppen so sehr
schmerzten, dass sie das Spielen einstellte. Der Abgeordnete
wusste darum, dass Lutz Berufsmusiker war, und bat ihn, nun zur
Gitarre zu greifen. „Oh, ich habe schon ewig nicht mehr Gitarre
gespielt, aber ein paar Griffe kriege ich sicherlich noch zusammen!“,
meinte Lutz. Nach einem kurzen Nachstimmen der Saiten intonierte
er: „Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen, der eiskalten
Winde raues Gesicht – wir sind schon der Meere so viele gezogen
und dennoch sank unsre Fahne nicht!“ Beim textarmen Refrain
stimmten alle fröhlich und laut ein: „Heio, heio …“ Dann folgte die
zweite Strophe: „Unser Schiff gleitet stolz durch die schäumenden
Wogen, es straffet der Wind unsre Segel mit Macht. Seht ihr hoch
oben die Fahne sich wenden, die blutrote Fahne, ihr Seeleut, habt
Acht!“ Dem nächsten kollektiven „Heio“ folgte die dritte Strophe: „Wir
treiben die Beute mit fliegenden Segeln, wir jagen sie weit auf das
endlose Meer! Wir stürzen an Deck und wir kämpfen wie Löwen!
Uns ist der Sieg – viel Feinde, viel Ehr!“ Und zu guter Letzt Strophe
vier: „Ja, wir sind Piraten und fahren zu Meere, wir fürchten nicht Tod
und den Teufel dazu! Wir lachen der Feinde und aller Gefahren, am
Grunde des Meeres erst finden wir Ruh!“ Lutz staunte, dass Hans
Neugebauer, der zwar am Rande der Gruppe saß, mit einer
Lockerheit in den Refrain einstimmte, als befände er sich hier nicht
unter Leuten, die allesamt erklärte Gegner des Dritten Reichs und
der SS waren, sondern unter seinesgleichen. Der Musiker ließ die
Singenden den Refrain noch einige Male wiederholen, dann
beendete er den Titel und erntete frenetischen Beifall und Jubel.
Auch der Bundestagsabgeordnete – nicht wissend, dass in dieser
Runde ein SS-Mann saß – war bester Laune. Das würde sicherlich
auch so bleiben, sofern der General nun nicht plötzlich Titel wie
„Erika“, „Bomben auf Engeland“ oder das „Horst-Wessel-Lied“
vorschlug oder gar anstimmte. Doch Hans Neugebauer war kein
dummer Mensch und vermied derartige Stolperstricke. Nun ließ Lutz
noch „Jenseits des Tales standen ihre Zelte“ und „In einem kühlen
Grunde“ folgen, dann übergab er die Gitarre wieder ihrer Besitzerin:
„Es ist gleich 22 Uhr, und mit Rücksicht auf die Nachbarschaft“ – er
zeigte auf das reichlich mit Satellitenschüsseln bestückte Wohnhaus
gegenüber – „lassen wir es mit dem Singen bewenden.“ Alle in der
Tischrunde sahen ihn erwartungsfroh an, worauf er fortfuhr: „Ich
habe da noch einen Witz für euch. Wir sind uns sicherlich einig, dass
man das Geschehen in der Welt wie im Lande – mag es blöd, irre,
absurd oder bösartig sein – am besten mit Humor ertragen kann.
Also: Ein Mann geht vor über zweieinhalb Jahren über den Markt in
Wuhan und kommt an einem Grill vorbei. ‚Ich nehme die
Fledermaus!‘ – ‚Die ist noch nicht durch!‘ – ‚Macht nichts! Geben Sie
her! Ich hab’s eilig. Davon wird die Welt schon nicht untergehen!‘“
Alle lachten, nur Kammler blieb ernst, obwohl Lutz wusste, dass er
schon viel über COVID-19 und die Impfstoffdiskussion wusste.
„Okay“, sagte Lutz schnell, „darüber kann wahrscheinlich nicht jeder
lachen, aber das ist mir wurscht. Mit Humor kommt man einfach
leichter durchs Leben – und wenn man für einen Spinner gehalten
wird, auch!“ Man gab ihm recht. Die Geselligkeit lief fröhlich weiter,
wenngleich zwischendurch auch manche parteipolitische Themen
zur Sprache kamen. Lutz und Kammler versuchten mehrmals, die
Gruppe zu verlassen, was aber stets von dem
Bundestagsabgeordneten verhindert wurde. Als dann der SS-Mann
keine Lust mehr hatte, stand er auf und verließ die Gruppe. Lutz, der
das gesellige Beisammensein genoss, blieb weiterhin.
Gegen Mitternacht kam der Gastronom, der trotz seiner
asiatischen Herkunft besser Deutsch sprach als so mancher
Deutsche in der heutigen Zeit, und kündigte die letzte Runde an:
„Am Wochenende könnten Sie gern noch länger hier sitzen bleiben,
doch nun mitten in der Woche darf der Feierabend auch früher
beginnen. Wenn wir nach dieser Bestellung bitte abrechnen können!
Ich danke Ihnen!“ Eine halbe Stunde später befanden sich alle
Anwesenden auf ihren Zimmern im Hotel – nur zwei Ausnahmen
saßen noch bis drei Uhr morgens im Foyer des ‚Checkpoint Charlie‘
und sprachen über allerlei Themen: der Bundestagsabgeordnete
und Lutz. Ein freundlicher junger Mann an der Rezeption versorgte
sie dankenswerterweise noch mit gutem Whisky. Lutz, der schon
mehrere Bundestagsabgeordnete persönlich kennengelernt hatte,
verstand sich auch mit diesem Herren recht gut – ob es um Politik
oder um Small-Talk ging, spielte dabei keine Rolle. Für ihn bestätigte
sich damit seine Einschätzung, dass der Bundestag nicht zu
einhundert Prozent dem Klischee entsprach, dass er nur aus eitlen,
narzisstischen Pfauen, raffgierigen und korrupten Egomanen,
fanatischen Ideologen, total verblödeten Intelligenzallergikern und
arbeitsscheuen Studienabbrechern bestand, sondern sich doch der
eine oder andere intelligente, verständige Geist und anständige
Charakter ins höchste Parlament des Landes verirrt hatte.
Dem Chronisten entging, was am nächsten Vormittag mit Wolf,
dem General oder Lutz passierte. Wolf erwähnte gegenüber seinen
Begleitern beim Wiedersehen am Berliner Hauptbahnhof nur, dass
er mit Becker gemeinsam unterwegs gewesen sei und interessante
Einblicke erhalten habe. Der Illuminat habe es ihm möglich gemacht,
die erforderlichen Ortswechsel schneller vorzunehmen als dies
normalerweise möglich ist. Und Neugebauer und Lutz berichteten
nur, abseits neugieriger Ohren gute Gespräche im Garten eines
Lokals nahe der ‚Gedenkstätte Mauerbau‘ geführt zu haben.
Auf der ICE-Fahrt gen Süden gab es keine besonderen
Vorkommnisse. Am bayerischen Zielbahnhof angekommen,
verabschiedeten sich die Männer voneinander, und so endete eine
doch eher außergewöhnlich zu nennende Bundestagsreise.
Daheim in Österreich sprach Wolf mit Claudia über diese Reise
und verlieh seinem Erstaunen Ausdruck, dass die Männer des
Generals sich inzwischen wohl sehr gut und sogar weltweit vernetzt
hatten: „Ich kann mich noch erinnern, wie ich ihnen vor Jahren
Tageszeitungen zu unseren Treffen mitbringen musste, damit sie
sich ein Bild davon machen konnten, wie sich die Welt seit ihrem
Abtauchen 1945 verändert hatte. Und inzwischen sind sie schon in
der Lage, BRD-Personalausweise perfekt zu fälschen.“ „Vielleicht
haben sie dir bei euren Erstbegegnungen aber auch nicht alles in
Hinblick darauf gesagt, wie gut sie in der Gegenwart organisiert
sind“, bemerkte Claudia. „Muss nicht, könnte aber vielleicht so sein –
ist nur mein spontaner Gedanke!“
Kapitel 26

Der Wächter

Da Wolf unbedingt mehr über den Untersberg erfahren wollte, plante


er eine weitere Tour auf diesen Berg. Da er nicht wollte, dass
Claudia sich Sorgen machte, verschwieg er ihr sein Vorhaben. An
einem sonnigen Tag packte er seine Sachen und zog die
Bergschuhe an, welche er von seinem Freund Bernhard geschenkt
bekommen hatte. Diese waren zwar sehr schwer, aber man hatte
einen guten Halt.
Am Berg angekommen, nahm Wolf eine andere Route als bisher.
Die von ihm gewählte Strecke führte nicht auf Wanderwege, welche
in den Wanderkarten gekennzeichnet waren. Er kam schwer
vorwärts, da viele Bäume und Äste auf dem Waldboden lagen. Trotz
aller Schwierigkeiten war Wolf voller Tatendrang, sodass ihm dies
nichts ausmachte. Nach einer längeren Zeit, als er in einem
felsdurchsetztem Gebiet war, setzte sich Wolf erst einmal auf einen
Baustumpf, um eine kleine Pause einzulegen. Nun begann die
Sonne schon ihre Kraft zu entfalten, sodass sich Wolf sein Hemd
auszog. Nachdem er sich mit einer Banane gestärkt hatte, ging er
weiter. Nun wurde es immer steiler, und als er über eine Felskuppe
kam, stand auf einmal ein Mann vor ihm. „Grüß Gott“, sagte der
überraschte Wolf, „was machen Sie denn hier und von wo kommen
Sie?“ Ohne auf seine Fragen einzugehen, antwortete dieser: „Es ist
besser, wenn Sie umkehren.“ Wolf war verdutzt. Was meinte dieser
Mann damit? War dies jemand aus der Station? Wolf sah den Mann
genauer an. Er hatte weder Bergschuhe noch geeignete
Wanderkleidung an, auch keine Uniform oder ein Hinweis darauf.
„Gehen Sie zurück“, mahnte dieser Mann nochmal. „Gehören Sie zur
Truppe des Generals?“, wollte Wolf wissen. „Herr Stadler, Sie sollten
jetzt aber wirklich den Rückweg antreten“, forderte er Wolf auf,
welcher nur total verwirrt dastand. Woher weiß dieser Mann meinen
Namen?, dachte Wolf. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen,
als der Unbekannte sagte: „Es gibt Dinge, welche auch Sie nicht
sehen und mitbekommen dürfen. Es ist nur zu Ihrer Sicherheit. Der
General selbst hat mir die Anweisung gegeben, Sie von diesem Weg
fernzuhalten.“ Also ist es doch ein SS-Mann, überkam es Wolf.
Komischerweise hatte dieser Mann keine Uniform an, wie sie die
Soldaten der SS normalerweise trugen. Nur vom Haarschnitt konnte
man auf eine Verbindung schließen. Aber was ist denn so gefährlich,
wenn ich diese Strecke weitergehen würde? durchfuhr es Wolf. „Ich
darf Sie auf keinen Fall weitergehen lassen“, sagte der Mann,
welcher anscheinend schön langsam die Geduld verlor, mit
dominanter Stimme. „Können Sie mich zum General führen?“, bat
Wolf. „Nein, es ist jetzt nicht möglich. Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist,
dann seien Sie jetzt vernünftig und gehen Sie runter.“ Da Wolf nun
sicher war, dass er keine Chance hatte, weiter den Berg
hochzusteigen oder den General zu treffen, drehte er sich um und
sah dabei noch unauffällig auf sein GPS, um sich die Koordinaten
dieser Stelle zu merken. Obwohl er diesmal keinen Erfolg hatte,
würde er vielleicht ein anderes Mal diesen Punkt noch einmal
besuchen oder den General dazu befragen. Den ganzen Rückweg
überlegte er, was sich weiter oben befand, was für ihn gefährlich
war. War es vielleicht ein weiterer Eingang in die Station oder
vielleicht die Einflugschneise der Flugscheiben? So intensiv er auch
nachdachte, er konnte keine Erklärung finden. Er würde auf jeden
Fall kein Wort mit jemandem über diese Begegnung sprechen.
Kapitel 27

Das unsichtbare Tor

Jedes Mal, wenn Wolf und Claudia mit dem Wagen über die
Autobahn nach Grödig zum Gasthof Schorn fuhren, betrachtete die
junge Dame den Untersberg genau. Sie hoffte, eventuelle
Veränderungen zu bemerken. Als die beiden von der Autobahn
abbogen und die lange Straße zum Gasthof fuhren, konnte sie die
ganze Vorderfront des wuchtigen Berges erblicken. Der Untersberg
ist schon ein imposanter Berg, dachte sie, und trotzdem sehr
gefährlich. Fast jeden Monat gab es entweder einen verletzten
Wanderer oder sogar einen Toten. Viele darunter hatten sich
überschätzt und doch gab es auch immer wieder unerklärliche
Ereignisse, von welchen aber nie in den Medien zu lesen war. Ohne
gute Verbindungen zu Bergrettern oder anderen Personen hätte
Wolf nie davon erfahren. Plötzlich stutzte Claudia, als sie etwas zu
bemerken schien. Zuerst war sie sich aber nicht sicher. Da Wolf aber
für Claudia zu schnell fuhr und die beiden beim Gasthof
angekommen waren, bat sie ihn, noch einmal zu wenden und zum
Parkplatz bei der Ampel zurückzufahren. Wolf, der darüber nicht
sehr begeistert war, da er schon Hunger hatte, drehte missmutig um
und folgte Claudias Bitte. Dort angekommen, stieg Claudia aus dem
Auto, um besser sehen zu können. Auch Wolf stieg aus. „Schau
doch“, sprach Claudia, „dort oben. Siehst du auch eine große, runde
Ausnehmung an der Felswand am Untersberg?“ „Ja“, meinte Wolf
erstaunt, „diese ist mir bisher noch nicht aufgefallen.“ „Ist schon sehr
groß, findest du nicht?“, fragte die junge Frau. „Schon, da hätten auf
jeden Fall die Flugscheiben Platz“, antwortete Wolf. „Du hast doch
so viele Fotos vom Untersberg gemacht“, meinte Claudia, „da hast
du doch sicherlich ein Foto von dieser Stelle am Berg.“ Wolf bejahte
und sagte: „Lass uns meine Fotos zu Hause kontrollieren. Dann
können wir feststellen, ob diese Ausnehmung immer schon da war.“
Da die beiden aber keine weitere Erklärung finden konnten, stiegen
sie wieder ins Auto und fuhren zum Gasthof.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen konnte die junge Frau es
nicht erwarten, die Bilder aus Wolfs Sammlung zu sehen. Da diese
so umfangreich war, saß Claudia etliche Stunden vor dem Computer.
Zu ihrem Bedauern konnte sie bei den Bildern, welche die
Vorderfront des Untersbergs zeigten, die Ausnehmung nicht
feststellen. Auch Wolf, der von der jungen Frau zur Ansicht der
Bilder am PC gerufen worden war, konnte keinerlei Veränderung
feststellen. „Was soll das sein?“, fragte Claudia. „Vielleicht ist es eine
Schattenbildung, welche nur bei einer bestimmten
Sonneneinstrahlung zu sehen ist“, erwiderte Wolf. „Kann sein, muss
es aber nicht“, antwortete die junge Frau, welche sich die
Schattenbildung nicht vorstellen konnte. „Auf jeden Fall werde ich
beim nächsten Besuch am Untersberg genau auf diese Stelle sehen.
Außerdem könntest du ja Becker danach fragen. Kammler wird
diesbezüglich sicherlich keine Auskunft geben.“
Kapitel 28

Der Wanderer zwischen den Zeiten

Als Peter einige Tage beruflich auf Reisen gehen musste, erklärte
sich Claudia bereit, seinen Hund Leopold für diese Zeit zu
beaufsichtigen. So holte die junge Frau, die gerade Urlaub hatte,
den Hund frühzeitig am Morgen bei Peter ab. Da der Wetterbericht
für diesen Tag große Hitze voraussagte, beschloss sie, gleich von
Piding zum Untersberg weiterzufahren, um mit dem Hund spazieren
zu gehen. Sie parkte ihr Auto beim Latschenwirt und ging mit
Leopold den Waldweg in Richtung Großgmain entlang. Nach knapp
einer Stunde erreichte sie die Kneippanlage auf der linken Seite.
Während der Hund ein ausgiebiges Bad nahm, setzte sich Claudia
auf eine der kleinen Bänke neben dem Wasser. Sie genoss die noch
angenehme Kühle des Waldes und Leopold tollte um sie herum.
Nach einer Weile kam plötzlich ein Mann von der
gegenüberliegenden Seite den Schotterweg entlang. Sofort nahm
Claudia den Hund an die Leine, welcher bereits knurrte. Sie
wunderte sich, dass der Mann bei diesem Wetter lange Hosen und
einen Pulli trug. Claudia grüßte ihn und meinte: „Sie sind aber für
dieses Wetter ziemlich warm angezogen.“ Der Mann im mittleren
Alter murmelte nur ein paar unverständliche Worte. „Kann ich Ihnen
etwas zu trinken anbieten?“, fragte sie, da sie seine Schweißtropfen
an der Stirn bemerkte. Nun blieb der Wanderer stehen und nickte
nur. Die junge Frau gab ihm einen Plastikbecher, welchen sie mit
Apfelschorle füllte. Hastig trank der Mann den Becher aus und setzte
sich auf die danebenstehende Bank. „Was für ein schöner
Sommertag“, sprach Claudia. Bei diesen Worten zuckte der
Wanderer sichtlich zusammen. „Was meinen Sie?“, fragte dieser,
„was ist denn heute für ein Tag?“ „Heute ist Dienstag, der 6. Juli
2021. Wissen Sie das nicht?“, wunderte sich Claudia. „6. Juli 2021
also“, meinte der Mann, „sind Sie sich da wirklich sicher?“ „Ja,
selbstverständlich.“ Sie zeigte ihm das Display ihres alten Nokia-
Handys, welches dieses Datum anzeigte. „Was ist denn so schlimm
an diesem Tag, dass Sie so verwundert sind?“, hakte die junge Frau
nach. „Vergessen Sie es“, sagte er und fügte ganz leise hinzu: „Sie
werden mich für verrückt halten.“ Claudia, die sehr gute Ohren hatte,
verstand diese Worte natürlich ganz genau. Nun hatte sie eine
Ahnung und meinte: „Aus welcher Zeit kommen Sie? Hier in dieser
Gegend haben schon viele Zeitverschiebungen stattgefunden.“ Der
Wanderer sah sie mit großen Augen an. Anscheinend hatte sie nun
das Vertrauten des Mannes gewonnen, der zu erzählen anfing: „Ich
ging hier am Untersberg wandern. Während einer Rast muss ich
kurz eingenickt sein. Als ich dann aufwachte, fand ich nicht die
herbstliche Umgebung vor, in der ich eingeschlafen war. Auch der
Weg war irgendwie anders.“ Claudia, welche schon ganz neugierig
zuhörte, fiel ihm ins Wort. „Aus welcher Zeit kommen Sie?“ „Aus
dem Jahr 2035.“ Die junge Frau war verblüfft. Noch bevor sie
reagieren konnte, stand der Mann, welcher aber noch sichtlich
durcheinander war, auf und lief den Weg, von dem er gekommen
war, wieder zurück. Claudia, welche alle Hände voll zu tun hatte, ihre
Sachen einzupacken, wollte dem Mann folgen. Doch so schnell sie
auch ging, sie holte ihn nicht ein. Nach einer Kurve musste sie auch
noch feststellen, dass er verschwunden war. Die junge Frau, welche
schon ein Abenteuer gewittert hatte, musste die Verfolgung
einstellen und ging geknickt zum Auto zurück. Zu Hause bei Wolf
angekommen, berichtete sie von ihrem Erlebnis. Wolf, der sichtlich
froh war, dass die junge Frau nach dieser Sache heil nach Hause
gekommen war, meinte nur: „Was wäre, wenn du auch in eine
Zeitverschiebung gelangt wärst? Vielleicht wärst du dann jetzt nicht
hier, sondern zehn Jahre in der Vergangenheit.“ Claudia überlegte
und musste Wolf recht geben.
Kapitel 29

Die Stille-Nacht-Kapelle

Nach einem stressigen Arbeitstag entschied sich Claudia dazu, beim


Nachhauseweg in Oberndorf einen Abstecher in die Stille-Nacht-
Kapelle zu machen.
Sie stellte ihren Wagen am kleinen Parkplatz ab, welcher genau
neben der Straße lag, und ging den schmalen Fußweg zur Kapelle.
Auf diesem Weg kam sie beim alten Mesnerhaus vorbei. Claudia
dachte an Wolfs Erlebnis, als er mit Linda dort übernachtet hatte. Die
beiden waren damals am Heiligen Abend 1818 als Mönche
verkleidet angekommen und dabei Zeugen der Uraufführung des
Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ in der Nikolauskirche geworden,
welche später nach einem Hochwasser abgerissen hatte werden
müssen. An derselben Stelle wurde viele Jahre später die Stille-
Nacht-Kapelle als Gedenkstätte errichtet. Claudia setzte sich auf die
letzte Holzbank, um die ganze Kapelle auf sich wirken zu lassen. Sie
musste schmunzeln, als sie die Bilder von Mohr und Gruber sah.
Wie gern hätte auch Claudia ihre Gesichter gesehen, als Linda ihnen
auf dem iPod das Stille-Nacht-Lied vorgespielt hatte.
Nach einer Weile verließ sie die Kapelle und wollte noch den
schönen Ausblick auf die Stiftskirche in Laufen genießen. So stieg
sie die lange Treppe zum Uferweg der Salzach empor. Dort
angekommen konnte sie wegen des sonnigen Wetters sehr weit
sehen, sogar der Untersberg war zu sehen. Sie konnte sich gar nicht
vorstellen, wie es vor über 100 Jahren dort ausgesehen hatte. So
eine Reise in die Vergangenheit würde ich auch gern erleben,
dachte sie. Natürlich nur mit dem Illuminaten Becker. Sie hätte sonst
viel zu viel Angst gehabt, in der Vergangenheit zurückzubleiben. „Da
haben Sie recht“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.
Sogleich drehte sich Claudia um und sah Becker. Schön langsam
gewöhnte sie sich schon daran, dass dieser jederzeit auftauchen
und auch ihre Gedanken lesen konnte. „Aber ich kann Ihnen etwas
anderes zeigen“, sprach er und nahm Claudia sogleich am
Handgelenk. In der nächsten Sekunde stand sie unmittelbar am
Eingang der Stille-Nacht-Kapelle. Vor dem Altar, mit dem Gesicht zu
Claudia gewandt, stand ein Mann, welcher ein aufgeschlagenes
Buch in der Hand hielt. Claudia konnte leider nicht mehr sehen, da
eine weiß gekleidete Frau vor ihm stand. Neben dieser stand ebenso
ein Mann, auch mit dem Rücken zu Claudia. Um die Zeremonie nicht
zu stören, flüsterte Claudia dem Illuminaten zu: „Sind wir bei einer
Hochzeit? Und wer ist das?“ Becker zeigte keine Reaktion und legte
seinen Zeigefinger auf seine Lippen, um ihr zu signalisieren, ruhig zu
sein. Da Claudia ihre Brille leider nicht dabeihatte, konnte sie von
ihrem Standort aus auch nicht erkennen, um wen es sich bei den
Personen handelte. Lediglich das weiße Kleid, welche die Frau trug,
kam ihr bekannt vor. Es sah so aus wie das Kleid, welches sie auf
ihrer Reise in Ninive getragen hatte. Um mehr erkennen zu können,
wollte Claudia näher herantreten, doch Becker hielt sie mit dem Arm
an der Schulter zurück und sagte ihr leise in ihr Ohr: „Das sollten Sie
jetzt nicht tun.“ Claudia sah den Illuminaten verdutzt an. Was sollte
dies bedeuten? Bevor sie sich wieder zu den Personen umdrehen
konnte, ergriff Becker sie am Handgelenk, und in der nächsten
Sekunde befanden sich die beiden wieder am Uferdamm der
Salzach. „Wer waren diese Personen?“, fragte Claudia nochmal,
nachdem sie sich wieder gefangen hatte. „Diesmal habe ich Sie mit
in die Zukunft genommen“, sprach der Illuminat. „In die Zukunft?“,
staunte Claudia. „Ich dachte, Sie können uns nur in die
Vergangenheit bringen.“ Ohne ihr eine Antwort zu geben,
verschwand Becker so, wie er gekommen war. So blieb ihr nichts
übrig, als nach Hause zu fahren. Dort angekommen erzählte sie
Wolf von ihrem Erlebnis. Auch er war verblüfft, dass solch eine Reise
möglich war. „Na ja, entweder hast du jemanden gesehen, der das
gleiche weiße Kleid hat wie du, oder du wirst einmal heiraten“,
meinte Wolf schmunzelnd. „Glaubst du, dass es möglich ist, dass ich
einmal heirate? Wer will schon eine Hexe zur Frau?“, antwortete sie
und die beiden mussten herzhaft lachen.
Steine der Macht – Band 12
Wolf, Stan
9783991074076
184 Seiten

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Corona ist natürlich auch am Untersberg ein Thema. Dabei


wird die Pandemie schon als Zeichen des bevorstehenden
Umschwungs gedeutet. Auch viele andere Signale weisen
darauf hin. Gerade nach der Schließung der deutsch-
österreichischen Grenze im Bereich des Untersbergs spielt
es aber auch eine sehr praktische Rolle. Denn Wolf gerät in
eine Kontrolle von deutschen Grenzbeamten, die ihre
Befugnisse überschreiten. Da eilt ihnen aber der Untersberg
mit all seinen Mysterien zu Hilfe. Trotzdem behält Wolf seine
Ruhe und kommt auch noch weiteren spannenden
Begebenheiten auf die Spur. Was hat es mit den Vril-Damen
auf sich? Und wird Wolf wirklich von Geheimdienstlern
beobachtet? Es bleibt weiter spannend …

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In der Urne brennt noch Licht
Seidel, C.F.
9783991315117
294 Seiten

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Ein Toter an der Elbe in Dresden. Dazu ein Polizist, der


schlechtgelaunt frühmorgens im strömenden Regen steht:
Kommissar Becker, durchnässt, hungrig und frierend. Er führt
seine Untersuchungen zielstrebig, mit Ironie, Geist und
spitzer Zunge. Auch seine Assistentin Hellmann steht ihm in
nichts nach, besonders nicht in scharfzüngigen Dialogen. Die
Ereignisse überschlagen sich: Eine Kiste mit Drogen wird
ans Ufer gespült, eine bekannte Künstlerin verschwindet,
und es gibt mehrere Schießereien. Eine Mafia-Organisation,
die sich auf Drogen, Menschenraub, Zwangsprostitution und
Babyhandel spezialisiert hat, soll ausgehoben werden. Die
Lage spitzt sich zu. Und dann läuft auch noch eine kleine
Romanze im Hintergrund. Das Ende verblüfft.

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Erkenntnisse jenseits der Bibel
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"Erkenntnisse jenseits der Bibel" ist ein Buch des Geistes


und stellt die Existenz Gottes in den Mittelpunkt. Dem geistig
Suchenden offenbart sich eine Vielzahl von Antworten auf
zum Teil ungeklärte Themen wie: Ursprung der Seele, Sinn
und Zweck der menschlichen Existenz, das
Wassermannzeitalter, Jesus Christus und seine falsch
interpretierte Botschaft seitens der Kirche, Organspende,
Sterbehilfe aus der Sicht Gottes. Darüber hinaus werden
Zusammenhänge erklärt, die das nötige Grundverständnis
für Krankheit, Schicksal, geistige Heilung und das Leben
nach dem Tod vermitteln. Der Inhalt des Buches stellt eine
unermessliche Quelle geistigen Wissens dar und eignet sich
wunderbar als Nachschlagewerk, da die Kapitel kurz und
präzise gehalten sind.

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Steine der Macht – Band 13
Stan Wolf
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160 Seiten

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Im 13. Band der Untersbergreihe begibt sich Wolf auf eine


Zeitreise in den Führersperrbezirk, aus der er mit vielen
Erinnerungslücken zurückkehrt. Welche Informationen hat er
erhalten, die unbedingt geheim bleiben müssen? Der
Alchemist überlässt ihm indessen eine rätselhafte Uhr, die
Fantastisches vermag - und schließlich spurlos
verschwindet. Gemeinsam mit Claudia reist Wolf nach
Venedig, wo sie auf den Spuren des Ordo Bucintoro
wandeln. Am Untersberg häufen sich derweil mysteriöse
Ereignisse, vom Funkspruch aus der Zukunft über ungeklärte
Flugmanöver bis hin zum Auftauchen eines Fahrrades,
dessen Antriebstechnik bislang unbekannt ist.

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der Golfer und ihre größtenteils abstrusen Handlungen - auf
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Handicap 6,9) "Überragend ! Was für ein Golfroman. Selten
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Handicap 10,1) "Mein Anwalt sollte dieses Buch dringend
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