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Unsichtbarkeit von Influencern: Markenzeichen oder

Sicherheitsmaßnahme
Angesichts der KI-Nutzungsdebatte wurde der Diskurs über das Ersetzen von
amerikanischen Schauspielern mittels Körper-Scans thematisiert, wie von Schauspielerin
Lena Hall auf Twitter über ihre Arbeit an der Serie "Snowpiercer" berichtet wurde. 1 Viele
dieser Diskurse über Bildmanipulation führen entweder zum Verdecken oder Ersetzen des
eigenen Erscheinungsbildes.
Mich interessiert insbesondere die intendierte manipulierte Darstellung von Influencern auf
digitalen Plattformen, deren tatsächliches Erscheinungsbild nicht bekannt ist, oder im
Hintergrund steht. Ich möchte der Fragestellung nachgehen, welche Folgen diese
Wahrnehmungsanordnung der Anonymität für die öffentliche Identität dieser Influencer hat.
Zudem soll die Hypothese geprüft werden, dass die Abgrenzung durch visuelle Anonymität
als Stilmittel verwendet wird.
Im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand möchte ich exemplarisch auf zwei
verschiedene Arten visueller Anonymität auf den Plattformen eingehen. Ersteres wäre die
Anonymität durch Face und Body-Filter, oder eventuell sogar Stimmveränderung. Die
Kategorie der V-Tuber käme hier zu tragen. Beispielsweise setzt die Twitch Streamerin
Code-Miko auf einen Motion-Capture-Anzug und Face-Tracking, um die eigene Mimik auf
die ihres Avatars zu übertragen. Zweite Art der Zensur bezieht sich auf die tatsächliche
Maskierung des Gesichtes. Aktuelle Beispiele dafür sind Kopfbedeckungen, wie
Skimasken2 oder ein Ritterhelm3, welche konsequent bei Videoaufnahmen getragen
wurden. Diese Distinktion von performativer und digitaler Maskierung ist insofern relevant,
da beide verschiedene Nutzungskontexte erweitern oder beschränken.
Beide haben Vor- und Nachteile, die näher untersucht werden könnten. Teils legen
dadurch Zuschauer mehr Wert auf die Persönlichkeit des Influencers. Zudem ist die
Angriffsfläche ist geringer und Unwissenheit über das Aussehen können in Fan-Diskursen
für mehr Reiz und Aufmerksamkeit sorgen. Andererseits besteht die Notwendigkeit, das
eigene Privatleben anzupassen, da eine permanente Gefahr des Doxxings besteht.
Der Forschungsstand ist interdisziplinär und bietet viele Möglichkeiten zur Erweiterung.
Mich interessieren besonders die historische Perspektive im Vergleich zur Gegenwart und
soziale Kontexte, wie der Umgang mit der eigenen Community und die Präsentation der

1Hierbei beklagt sich diese über Aufnahmen, welche ohne genaue Erläuterungen vor Beginn des Streikes
von ihr gemacht wurden. (Valle, Allie: Snowpiercer Star Breaks Silence Over Body Scan Tech Used in
Season 4. URL:https://movieweb.com/snowpiercer-star-breaks-silence-over-body-scan-tech-used-in-season-
4/. (Stand:21.07.2023)
2 Als Beispiel dient The Ski Mask Girl (@theslumpgod)mit 5.4 Millionen Abonnenten auf Instagram.
3Als Beispiel dient Swaggersouls mit 4.9 Millionen Abonnenten auf Youtube.
Geschlechtsidentität. Die Untersuchungsmethode ist noch nicht entschieden, da ich leider
noch am Anfang meiner Recherche bin. Neben biografischen und hermeneutische
Ansätzen könnten entweder performative Beispiele von der Verwirrung der
Geschlechtsidentität von V-Tubern oder die Analyse der Kommentarsektion in Angriff
genommen werden. In den nächsten Wochen möchte ich dem Ganzen mehr Struktur
geben und Ideen für Untersuchungsansätze sammeln. Je nach Fokus würde ich das
Thema auf eine oder zwei digitale Plattformen reduzieren.

Anbei bereits gesammelte Literatur:


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Unsichtbarkeit Technischer Affektbilder’. International Conference on Machine
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https://digitalnative.substack.com/p/transhuman-the-rise-of-digital-identities.

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