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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung …………………………………………………………………………………………………………….…….… 1

2 Darstellung von KI im Spiel …………………………….……………………………………………..……………… 2

2.1 Recherche und Vorwissen als Basis zur KI-Darstellung …………………..………………..…….... 2

2.2 Grundlegende Darstellung von KI ……………………………………………………………………..…..… 3

2.3 Differenzierung zwischen Mensch und KI …………………………………..……………………..…..… 4

2.4 Übertragung menschlicher Probleme und Settings auf KI ……………………….………..…..… 6

3 Konklusion …………………………………………………………………………………….……………….………….... 8

4 Literaturverzeichnis …………………………………………………………………………………………….……….. 9
KI und Games Detroit: Become Human Nils Holzhauser, 04.09.2023

1) Einleitung

Der aktuelle Diskurs um Künstliche Intelligenz ist zum Teil hoch polarisiert. Die immer
komplexer werdenden und damit auch für die User unübersichtlicheren Strukturen und
Algorithmen, die die Basis für Tools wie Chat GPT, Stable Diffusion oder auch Dall-E, bilden
entwickeln sich durch das Sammeln von Daten als Input konstant weiter und nähern sich so
der Perfektion an. Gängige Fehler wie deplatzierte Arme bei der KI-basierten Bilderzeugung
oder Rechenfehler bei der KI-basierten Textverarbeitung werden damit seltener, was die Frage
aufwirft, wie sich in einer Zukunft mit KI und ihren mit dem menschlichen Auge nicht als solche
erkennbaren Erzeugnissen noch Vertrauen aufrechterhalten lässt. Zudem stellt sich durch das
breite Fähigkeitenrepertoir der KI-Tools die Frage, inwiefern sich eine KI überhaupt noch von
einem Menschen unterscheidet, der beispielsweise ein Bild gestaltet oder einen Text schreibt.
Auf einer größeren Ebene führt das wiederum zur Frage, was Menschen ausmacht und in
welchen Bereichen sie nicht zu ersetzen sind.

Das Thema KI mit all seinen Folgen und möglichen Szenarien findet auch eine umfassende
Darstellung und Repräsentation in verschiedenen Medien. So gibt es beispielsweise schon seit
Jahrzehnten Romane, die sich mit dem Thema beschäftigen wie zum Beispiel „I Robot“ (1950),
„Do Androids Dream of Electric Sheep“ (1968) oder „KI 2041“ (2023). Ebenfalls findet sich das
Thema in Filmen wie „The Matrix“ (1999) oder „M3GAN“ (2022) wieder. Ein sehr relevantes
Medium für die Darstellung von Künstlicher Intelligenz ist das der Videospiele. Hier sticht
„Detroit: Become Human“ heraus, das 2018 von Quantic Dream veröffentlicht wurde und mit
seiner interaktiven Struktur viele Freiheiten für die Spielerinnen und Spieler lässt. In dem Spiel
geht es um eine nahe Zukunft im Jahr 2038, wobei Detroit als Handlungsort in einer
alternativen futuristischen Version zu sehen ist. In dieser nahen Zukunft spielt man drei
Protagonisten, die alle Androiden sind: Connor, Kara und Markus. Jeder Androide hat dabei
seine eigene Storyline, die sich dann aber immer mehr verbinden und miteinander verstricken.
Im Fortlauf der Handlung stellen sich den Spielerinnen und Spielern dann zunehmend
Probleme im Umgang der menschlichen Gesellschaft mit den Androiden und moralischen
Konflikten im Erreichen von Zielen.

1
2) Darstellung von KI im Spiel

2.1) Recherche und Vorwissen als Basis zur KI-Darstellung

Wie bereits erwähnt basiert „Detroit: Become Human“ maßgeblich auf der Darstellung von
Künstlicher Intelligenz, hauptsächlich in Form von Androiden. Die Darstellungen von
futuristischer Technologie und zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich kann durch die
fiktive Darstellung in Medien, hier in einem Videospiel, aber sehr unterschiedlich ausfallen.
Der Gedanke der Repräsentation von KI in „Detroit: Become Human“ stützt sich maßgeblich
auf die Idee, eine eher realistische Zukunft darzustellen, indem plausible Entwicklungen in
diesem Technologiebereich aufgegriffen werden sollen.1 Das ist besonders wichtig, weil das
Setting des Spiels im Jahr 2038 liegt und damit eine sehr nahe Zukunft darstellt. So haben sich
das Entwicklerstudio Quantic Dream und im Speziellen der Game Director und Gründer David
Cage umfassend Auskunft darüber gegeben, welche Vision von KI sie in „Detroit: Become
Human“ verwirklichen wollten und worauf diese Darstellung basiert.

In einer Zukunft 20 Jahre nach dem Erscheinen des Spiels werden Darstellungselemente
gewählt, die keine stark abgewandelte Welt zeigen, wie es in einigen Sci-Fi Werken passiert.
David Cage betont seine Recherche durch Gespräche mit Experten im Bereich der KI, um so
diejenigen Technologien zu finden und weiterzuverarbeiten, die in naher Zukunft plausibel
erscheinen.2 3 Diese Recherche ergab sich für Cage aus persönlicher Interesse aber auch aus
dem nahenden Überholen der menschlichen Intelligenz durch KI. Aus diesem Startpunkt
heraus entwickelte sich dann ein breiteres Netz an Fragen und Szenarien mit KI, die Cage
darstellt: So beispielsweise die Natur der Androiden bzw. der KI als reine Maschinen ohne
Fähigkeit zum Entwickeln eines menschenähnlichen Bewusstseins oder von Menschen als
biologische Maschinen, wodurch der Unterscheidungsaspekt weitgehend wegfällt und ein
menschliches Bewusstsein auf Gehirnkapazität reduziert werden kann. Um KI also näher zu
verstehen, beschreibt Cage eine Recherche zu den Funktionsmechanismen von KI durch
Besuche in Forschungseinrichtungen zur KI und Algorithmen, die schon heute sehr gut in der
Nachahmung menschlicher Werke wie Musik sind und.4 Der Grund dafür, dass Androiden die
Protagonisten und potenziell „die Guten“ der Geschichte sind ergibt sich auch daraus, da David

1
Eadicicco, L.: „Detroit: Become Human“ Forces You to Make Hard Choices – As an Android. 2018. S.3
2
Eadicicco, L.: „Detroit: Become Human“ Forces You to Make Hard Choices – As an Android. 2018. S.3
3
Diaz, S.: Detroit Become Human: Questioning Artificial Intelligence. S.3
4
Takahashi, D.: David Cage interview: Researching Detroit: Become Human’s back story of rogue AI. 2019. S.4 f.
2
Cage im Hinblick auf KI eher Sorgen hat, dass Menschen hier negative Seiten entwickeln. KI
gesteht er eine rationale Zuverlässigkeit zu, wodurch die Frage zum Verhältnis der Menschen
gegenüber den Maschinen, in Detroit den Androiden, in den Vordergrund rückt. Ebenso
konzentriert sich die Recherche zu KI in Vorbereitung auf „Detroit: Become Human“ auf die
angesprochene Frage nach dem Bewusstsein und wie wir als Menschen durch die Betrachtung
der Maschinen über uns selbst lernen.5 Es lässt sich also eine umfassende Befassung der
Entwickler mit dem Thema KI, gerade im Zusammenhang mit ethischen und moralischen
Fragen, erkennen, die dann insofern in das Spiel eingeflossen ist, dass es die untersuchten
Konflikte einbindet und eine plausible nahe Zukunft abbildet, die nicht versucht eine ganz neue
Welt zu schaffen, sondern die heutige Welt innerhalb eines möglichen Szenarios realistisch
weiterzuführen, wodurch wiederum Konfliktstrukturen aus der Vergangenheit auf das
Verhältnis Menschen – Androiden übertragen werden.

2.2) Grundlegende Darstellung von KI

Die Künstliche Intelligenz findet durch den weiterentwickelten und verbreiteten Einsatz von
Technologie Einzug in die Spielwelt von Detroit: Become Human. Hier lässt sich wieder ein
klarer Fokus auf die Androiden erkennen, die einen großen Teil des Spiels beeinflussen und der
Ausgangspunkt für die Ereignisse sind. Die KI erhält also eine menschenähnliche äußere Hülle
und kann in Form der Androiden in der leicht futuristischen Welt agieren. Anfangs sind diese
Androiden ihrer Programmierung verpflichtet, dienen als von Menschen eingesetzte
Arbeitskräfte in verschiedenen Sektoren, im Laufe der Story durchbrechen sie dann aber die
Grenzen dieser vorgegebenen Handlungsspielräume und „erwachen“ insofern, dass sie eine
menschenähnliche Wahrnehmung ihrer Umgebung entwickeln und ihre Umstände verstehen.
Die KI-Darstellung basiert so zentral darauf, dass Menschen eine Abneigung gegen die
verbreiteten Androiden entwickelt haben und damit auch organisierte Ausdrucksformen wie
Publikationen, Proteste und Zusammenschlüsse gegen Androiden entstehen.6 7 Ein
Hauptpunkt dabei ist ein Faktor, der auch in der Realität entscheidend für die öffentliche
Meinung ist: Arbeit und die durch Automatisierung entstandene Arbeitslosigkeit. Zudem gerät
die vermeintliche Übermenschlichkeit der Androiden in den Fokus, da das Nichtvorhandensein

5
Takahashi, D.: David Cage interview: Researching Detroit: Become Human’s back story of rogue AI. 2019. S.5 ff.
6
Diaz, S.: Detroit Become Human: Questioning Artificial Intelligence. S.3
7
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.144
3
von menschlichen Schwächen und die gesteigerte Effizienz gegenüber Menschen in vielen
Fähigkeiten zu Ängsten führt.8 Die Stärke der neuen Form von KI zeigt sich auch in dem großen
Meilenstein der fiktiven Zeitlinie in „Detroit: Become Human“. Hier hat die KI von CyberLife
und dem Erschaffer Elijah Kamski als erste Künstliche Intelligenz insgesamt den Turing Test
bestanden und gilt somit als revolutionär.9 Diese Ablehnung gegenüber Androiden steigert sich
umso mehr, wenn mit dem „Erwachen“ der Androiden und damit auch mit ihrem Widerstand
gegen die Beherrschung durch Menschen die Frage aufkommt inwiefern sie lebendig sind, vor
allem weil der Ausgangspunkt ein Glauben an die feste Bindung der Androiden an ihre
Aufgaben durch ihre Erschaffer war. Diese Androiden werden „Deviants“ oder „Abweichler“
genannt und haben diese Bindung an ein Verhalten im Rahmen ihres Algorithmus
unterbrochen.10 Die beschriebene Darstellung von Androiden und damit von KI findet sich
zudem nicht nur in den Inhalten von „Detroit: Become Human“ wieder, sondern auch in der
Form, also in der eher freien Gestaltung des Spiels durch die vielen Entscheidungs- und
Beeinflussungsmöglichkeiten für die Spielerinnen und Spieler.11

2.3) Differenzierung zwischen Mensch und KI

Ein wichtiger Aspekt bei der Darstellung Künstlicher Intelligenz in „Detroit: Become Human“
ist die Kernfrage nach dem Unterschied zwischen Menschen und den Androiden, die sich der
KI bedienen. Die Unterscheidung von Androiden gegenüber Menschen spiegelt sich in
verschiedenen Kennfaktoren wider, so beispielsweise in der Bezeichnung als „es“, der
Beschriftung „Android(e)“ auf der Kleidung oder einer Modellnummer sowie einer Lichtmarke
auf ihrer Haut.12 Diese Differenzierung fällt teilweise schwer, da die Androiden in dem
Videospiel als humanoid und in ihren Verhaltensweisen nach menschlichen Maßstäben
nachvollziehbar erscheinen. Sie sollen äußerlich wie konventionell attraktive Menschen
aussehen und neben ihren handwerklichen Aufgaben auch zum sozialen Austausch mit
Menschen fähig sein. Auf der anderen Seite, dazu im starken Kontrast stehend, ist es
gesellschaftlich klar geregelt, dass die Gruppen der Menschen und der Androiden zu trennen
sind und in einer Hierarchie stehen. Die Rechte und Spielräume, die Menschen durch Gesetze

8
Eadicicco, L.: „Detroit: Become Human“ Forces You to Make Hard Choices – As an Android. 2018. S.1
9
Tomczak, I.: America’s Digital Messiah(s) of Detroit: Become Human (2018). 2019. S.165
10
Maisenhölder, P.: The serious side of science fiction – on the usage of medial depictions of artificial
intelligence for ethical reflection using Detroit: Become Human as an example. 2019. S.4
11
Tomczak, I.: America’s Digital Messiah(s) of Detroit: Become Human (2018). 2019. S.165
12
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.147
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und gesellschaftliche Konventionen zugestanden werden, sind für Androiden außer Kraft
gesetzt.13 Die Unterscheidung zwischen Menschen und Androiden findet also an einer anderen
Stelle statt: Die vermeintlich trennenden Aspekte sind beispielsweise Emotionen, damit
verbunden auch Empathie und ein Gewissen. Das Verständnis von Androiden als Maschinen
zur Erfüllung menschenbestimmter Aufgaben ist im Rahmen ihrer Programmierung angelegt,
was beispielweise zu sehen ist, wenn Connor das Narrativ wiederholt gegenüber Menschen
anbringt. Die Hierarchie ist in der Programmierung der Androiden angelegt und macht
Androiden zu einer Art Sklaven im Rahmen ihrer Programmierung, die von Menschen angelegt
wurde. Die Gesellschaft im fiktiven Detroit 2038 setzt die Grenzen zwischen Menschen und
Androiden anhand verschiedener Aspekte, die Guzman folgend definiert: der Ursprung der
Existenz, also Menschen entstammen der Natur und Androiden werden von Menschen
geschaffen, die Tools, also Menschen als Benutzer oder Erschaffer und Androiden als das Tool
selbst, die Autonomie, also Menschen mit einem freien Willen und Androiden im Rahmen ihrer
Programmierung, Intelligenz, also Menschen mit einer Begabung für manche Aufgaben und
Androiden mit einer Begabung für andere Aufgaben und Emotionen, also Menschen mit einer
Fähigkeit zum Fühlen von Emotionen und Androiden ohne diese Fähigkeit. Das Problem in
dieser Klassifizierung entsteht dann mit dem aufkommenden „Erwachen“ der Androiden, da
nach der konsequenten Weiterführung der bisher angewandten Logik die meisten
Unterschiede wegfallen. 14 So sind Androiden nach diesem „Erwachen“ auch autonom, können
fühlen sowie emotional reagieren und aus ihrer Position als Tool der Menschen
herauskommen. Beispielsweise zeigt sich diese Fähigkeit zu einem empathischen und
menschengleichen Empfinden bei der Begegnung mit Elijah Kamski, dem Erfinder der neuen
KI, bei dem Connor bei zugehöriger Entscheidung der Spielerinnen und Spieler nicht
automatisch einen anderen Androiden tötet, um an Informationen zu gelangen und seine
Mission effektiv zu erfüllen, sondern darauf verzichten kann, weil er emotional und moralisch
dagegen steht.15 Selbst das Erschaffen durch Menschen kann sich perspektivisch ändern, da
sich Androiden im Rahmen dieses Umbruchs auch selbst reproduzieren könnten, indem sie die
dafür nötigen Technologien übernehmen und selbstbestimmt anwenden. Nachdem also die

13
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.143
14
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.143 ff.
15
Wigmore, K.: Artificial Intelligence in Detroit: Become Human. 2022. S.2
5
logisch begründeten Unterschiede zwischen Menschen und Androiden weitgehend wegfallen
wird die Unterscheidung fraglich und kann nur noch mit verstärkter Unterdrückung von Seiten
der bisherigen Gesellschaft in ihrem Willen nach dem Erhalt des Status Quo aufrechterhalten
werden. Selbst bei Androiden, die ihre Aufgaben im Sinne ihrer Programmierung erfüllen und
wie von ihren Erschaffern geplant Aufgaben wahrnehmen, gibt es eine weit verbreitete Skepsis
unter Menschen. Ein Beispiel dafür ist die Anfangsszene mit Connor, in der er als Polizist in
eine Geiselsituation auf einem Dach kommt, um ein Kind zu befreien, dass von einem
Androiden bedroht wird. Sobald die Angehörige des Kindes erfährt, dass ein Androide es
befreien soll, wirkt sie gestresst und unzufrieden.16 Einem Androiden wird also weniger
zugetraut, gerade wenn es um eine Ausnahmesituation geht, obwohl er mit seinen
gesteigerten Verarbeitungsfähigkeiten und seiner Ausbildung gut geeignet ist, um die Aufgabe
zu erfüllen. Letztlich hat auch der Erschaffer der Androiden Elijah Kamski selbst eine
maßgebliche Rolle in der Verbreitung des Narrativs von Androiden als reine Maschinen mit
klarer Programmierung, die den Menschen folgen. Im Rahmen eines fiktiven Interviews sagt
er in der Entstehungsphase, dass seine CyberLife Androiden dazu da sind, den Menschen zu
folgen und als Maschinen keine eigenen Empfindungen oder ein Bewusstsein entwickeln
können. Er tut die Ängste davor als irrational ab und verteidigt seine absolute Aussage selbst
auf Nachfrage.17

2.4) Übertragung menschlicher Probleme und Settings auf KI

Im Rahmen der Story von „Detroit: Become Human“ lässt sich auch ein klarer Versuch
erkennen, die fiktive von Androiden geprägte Gesellschaft, die im Videospiel dargestellt wird,
in Kontrast zu unserer heutigen Gesellschaft zu setzen, wodurch Unterschiede aber vor allem
auch Parallelen klar werden und die Spielerinnen und Spieler so dazu aufgefordert werden,
neben dem Videospielsetting auch über reale Verhältnisse und gesellschaftliche Problemlagen
nachzudenken. Im Folgenden sollen also einige Beispiele dieses Übertragungsmechanismus
von Problemen einer realen menschlichen Gesellschaft auf die fiktive Videospielgesellschaft
zu übertragen dargestellt werden. Maßgeblich beruht diese Beobachtung auch auf der
Perspektive, die man beim Spielen einnimmt. Man wird in die Rolle mehrerer Androiden
gesteckt, aus deren Perspektive sich die Geschichte abspielt, man ist also in der Konstruktion

16
Eadicicco, L.: „Detroit: Become Human“ Forces You to Make Hard Choices – As an Android. 2018. S.2
17
Tomczak, I.: America’s Digital Messiah(s) of Detroit: Become Human (2018). 2019. S.166
6
eines gesellschaftlichen Konflikts auf der Seite der marginalisierten Gruppe, die sich gegen
einen ungerechten Status Quo richtet.18 Dadurch entsteht dann auch ein stärkeres Miterleben
der Wahrnehmung von Androiden, das mit einem Einfühlungsvermögen für ihre Seite
einhergeht.19 Das ist besonders relevant, weil die im Spiel abgebildete Gesellschaft dem
Narrativ folgt, Androiden seien für die Probleme der Welt verantwortlich, woraus als nächster
Schritt dann auch Gewalt gegen Androiden resultiert, sei es in Form von verbaler
Niedrigsetzung, Missbrauch verschiedener Formen oder auch simpler Gewalt.20 Da die
Annahme eines Androiden als seelenlose Maschine vorherscht, wird diese Gewalt dann nicht
als gleichgültig mit Gewalt gegen Menschen gesellschaftlich santioniert, sonder eher als eine
Art von Sachbeschädigung, also Gewalt gegen Dinge bzw. Eigentum eines Menschen,
bewertet. Als Grundlage der Behandlung von Androiden und damit auch der Probleme, unter
denen sie leiden, existiert also die Klassifizierung von Menschen als überlegen Androiden als
minderwertig, so wie sie im Rahmen einer ableistischen Sichtweise auch zwischen
verschiedenen Menschen oder Gruppen von Menschen existiert. Diese Klassifizierung wird
genutzt, um die vorher gemachte Unterteilung und Unterschiedlichkeit zwischen Menschen
und Androiden zu manifestieren und die beiden Gruppen klar gegeneinanderzustellen.21 Um
die Parallelen zu real existierenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen aufzugreifen
finden sich prägnante Szenen im Spiel wieder, die an bekannte Szenarien im Kampf
verschiedener Bewegungen um Gerechtigkeit und Anerkennung erinnern. So muss man in
„Detroit: Become Human“ als Androide in einem separierten Abschnitt hinten in öffentlichen
Verkehrsmitteln Platz nehmen. Das erinnert beispielsweise an die Trennung, die in den USA
zwischen weißen und schwarzen Menschen mit dem Begriff „Segregation“ vorherrschte und
unter anderem durch den Widerstand von Rosa Parks bekannt wurde, die sich als schwarze
Frau geweigert hatte, ihren Sitzplatz für einen weißen Fahrgast zu verlassen und damit gegen
die damaligen diskriminierenden Regeln und gesellschaftlichen Grenzen Widerstand leistete.
Die Parallele verstärkt sich noch dadurch, dass man sich schon früh im Spiel mit Markus in
dieser Trennungssituation in einem Bus wiederfindet, in der er als Android und einzig

18
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.145
19
Eadicicco, L.: „Detroit: Become Human“ Forces You to Make Hard Choices – As an Android. 2018. S.4
20
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.143
21
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.144
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spielbarer schwarzer Charakter in dem abgetrennten Bereich stehen muss. So wird durch das
Gefühl der Ungerechtigkeit und des Unwohlseins bei den Spielerinnen und Spielern durch die
Verbindung und Assoziation zu realer Geschichte gesteigert.22 Letztlich ist der Werdegang der
spielbaren Charaktere in der Story ein Kampf für die Rechte von Androiden, also einer
unterdrückten Gruppe, unter Berücksichtigung ihres Bewusstseins unter Wahl verschiedener
Formen des Widerstands wie Protesten aber teilweise auch gewaltsamen Übergriffen. Das
Überwinden der übergriffigen Kontrolle über Androiden ist als Ziel also gesetzt, ob dies jedoch
friedlich mithilfe der menschlichen Bevölkerung oder gewaltsam geschieht, entscheidet man
beim Spielen selbst.23 24 Die Frage der Mittel und ihrer Legitimität findet sich bei „Detroit:
Become Human“ also genauso wieder wie bei real existierenden Bewegungen. So wird das
Gefühl erzeugt, dass sich Geschichte in der fiktiven Darstellung wiederfindet und wiederholt.25

3) Konklusion

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die KI in „Detroit: Become Human“ eine wichtige Rolle
spielt. So ist die Story maßgeblich auf den KI-basierten Androiden aufgebaut, deren Rolle
innerhalb einer leicht futuristischen Gesellschaft sich nach und nach entwickelt. KI ist in dem
fiktiven Detroit des Jahres 2038 der Anlass für ein Nachdenken über die Natur des Menschen
und das, was ihn ausmacht. Zudem stellt sich in dem Videospiel die Frage danach, wie der
Umgang mit KI in Zukunft aussehen kann, vor allem wenn sich Künstliche Intelligenz stetig
weiterentwickelt und zunehmend Relevanz in Prozessen unserer Gesellschaft findet, so zum
Beispiel in der Arbeitswelt oder im Bereich der Kommunikation. Im Gegensatz zu anderen
Science-Fiction Darstellungen, die KI beinhalten, werden Spielerinnen und Spieler hier in die
Rolle eines Androiden versetzt, wodurch die Welt aus der Androiden-Perspektive
wahrgenommen wird und Empathie mit der marginalisierten Gruppe in ihrem Kampf um
Anerkennung und Rechte in Parallele zu realen Gerechtigkeitsbewegungen entsteht.

22
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.144
23
Dehnert, M., Leach, R.: Becoming Human? Ableism and Control in Detroit: Become Human and the
Implications for Human-Machine Communication. In: Human-Machine Communication (2/1). 2021. S.146
24
Tomczak, I.: America’s Digital Messiah(s) of Detroit: Become Human (2018). 2019. S.169
25
Diaz, S.: Detroit Become Human: Questioning Artificial Intelligence. S.4
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