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Baismodul Mammakarzinom - Version 1.0 - Final
Baismodul Mammakarzinom - Version 1.0 - Final
Basismodul Mammakarzinom
Version 1.0
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe
Herausgeber:
Matthias Kröz, Cornelia Herbstreit, Dagmar Kölbel, Matthias Girke, Gerrit Grieb
Redaktion:
Dagmar Berger
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... 2
Tabellenverzeichnis .................................................................................................... 6
Abbildungen................................................................................................................ 6
1. Hauptsymptome und Konstitution von Brustkrebs Patientinnen ............................. 7
Literatur ...................................................................................................................... 9
2. Wesensgliedergefüge bei Diagnose und metastasiertem Zustand, Ansätze der
anthroposophischen Therapie .................................................................................. 11
2.1 Exokrine Drüse und Mammakarzinom ................................................................ 11
2.2 Die Dreigliederung der Brust .............................................................................. 12
2.3 Von der Drüsenorganisation zum Adenokarzinom: Wesensgliederwirksamkeit
beim Mammakarzinom ............................................................................................. 14
2.4 Wesensgliederdiagnose Mammakarzinom: Vom Krankheitsbild zum Heilbedarf 15
Literatur .................................................................................................................... 15
3. Diagnostik , Operation und Grundgesichtspunkte der adjuvanten Therapie des
Mammakarzinoms .................................................................................................... 16
3.1 Einleitung ............................................................................................................ 16
3.2 Diagnostik ........................................................................................................... 16
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4
12.2 Heileurythmie-Therapie bei Mammakarzinom .................................................. 66
12.2.1 Heileurythmie zur Schockbehandlung ........................................................... 66
12.2.2 Heileurythmie zur Behandlung von Insomnie ................................................ 66
12.2.3 Heileurythmie zur Behandlung von Distress .................................................. 67
12.2.4 Heileurythmie zur Behandlung von Schmerz ................................................. 68
12.2.5 Heileurythmie zur Behandlung von Rhythmusverlust .................................... 68
12.2.6 Heileurythmie zur Behandlung von Konzentrationsstörungen ....................... 69
12.2.7 Heileurythmie zur Behandlung von ängstlicher Symptomatik ........................ 69
12.2.8 Heileurythmie zur Behandlung von Lymphödem des Armes ......................... 69
12.2.9 Heileurythmie zur Unterstützung der positiven Wahrnehmung des weiblichen
Selbstbildes .............................................................................................................. 70
12.2.10 Behandlung der Nebenwirkungen nach Chemo-, Bestrahlung- oder
Hormontherapie ........................................................................................................ 70
12.2.11 Wärmereihe als Unterstützung des Immunsystems..................................... 71
12.3 Leben mit einer Karzinomerkrankung – Herausforderung und Chance ............ 71
Literatur .................................................................................................................... 72
13. Kunsttherapie bei Patientinnen mit Mammakarzinom ......................................... 73
13.1 Einleitung .......................................................................................................... 73
13.2 Stationäre Maltherapie bei Patientinnen mit neu diagnostiziertem und
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5
15.1 Öle und Substanzen, ihre Wirkungen bei Rhythmischen Einreibungen und
Auflagen ................................................................................................................... 83
15.2 Tee-Therapie Tabelle ....................................................................................... 84
Literatur .................................................................................................................... 86
Tabellenverzeichnis
Abbildungen
6
1. Hauptsymptome und Konstitution von Brustkrebs Patientinnen
Matthias Kröz
Mit dem Modul zum Mammakarzinom wird einerseits auf das bereits bestehende Basismodul
Onkologie aufgebaut, andererseits aber auch für die Station 4a ein Basismodul entwickelt
(Kröz et al., 2014b).
Im Basismodul Onkologie wurde gezeigt, dass bei Patienten mit onkologischen
Erkrankungen charakteristische Beschwerden und Hauptsymptome bestehen. Hierbei sei
namentlich auf Cancer-related Fatigue (CRF) verwiesen, welche von 58% ambulant
behandelter onkologischer Patienten angegeben wird (Stone et al., 2000) und im Rahmen
von Chemotherapien und Strahlentherapien über 75% der Patienten oder in
fortgeschrittenen metastasierten Erkrankungen über 90% aller Erkrankten betreffen kann
(Ahlberg et al., 2003). CRF ist zudem auch ein relevantes Problem z. B. bei Frauen mit
Brustkrebs ohne Metastasierung, die noch nach zwei bis fünf Jahren nach Abschluss der
adjuvanten Strahlen- oder Chemotherapie in 35% aller Betroffenen vorkommen kann (Bower
et al., 2000). Selbst nach fünf bis zehn Jahren besteht in 17-34% bei rezidiv-freien Frauen
mit Mammakarzinom noch ein Cancer-related Fatigue Syndrom und insbesondere
Kognitionsstörungen noch nach 10 Jahren in 41% (Bower et al., 2006) (Kröz et al., 2014a).
Neben CRF stellen die begleitenden Schlafstörungen eine zentrale Herausforderung und
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7
Veränderungen des Cortisol-Tagesprofils begleitet sind. So konnte zu letzterem eine
Erniedrigung des zirkadianen Cortisolspiegels und dessen prognostische Bedeutung belegt
werden (Sephton et al., 2000).
Ein weiteres wesentliches Symptom des Basismoduls Onkologie stellen Schmerzen dar
(Kröz et al., 2014b). Schmerz kommt nicht nur im Rahmen von Metastasierungen, wie z. B.
bei Wirbelsäulenmetastasen, sondern auch bei Brustkrebs-Überlebenden nach erfolgreicher
Therapie vor (Arndt et al., 2005). Dies könnte in Zusammenhang mit dem oben dargestellten
komplexen CRF-Syndrom stehen. Ein weiteres relevantes Symptom stellt das Distress
Syndrom dar, gerade bei Mammakarzinom Patientinnen (Kröz et al., 2010). Dabei ist aber
darauf hinzuweisen, dass bei Mammakarzinom Patientinnen sich die Distress Symptomatik
in Richtung eines subklinischen ängstlichen Symptomenkomplexes darstellen kann, mit
mittleren HADS-Angst-Werten (HADS = Hospital Anxiety and Depression Scale) von 7,4
(SD=5,36) (Kröz et al., 2010). Deshalb sollte beim Zusatzmodul Mammakarzinom als
Ergänzung der Symptomatik die Angstsymptomatik und gerade auch der oft schockartig
erlebte posttraumatische Stress während der Phase der Erstdiagnose bis hin zur
Primärtherapie zusätzlich erfolgen (Voigt et al., 2017).
Weiterhin stellten im Kontext des CRF-Syndromes und gerade auch in Folge von
Chemotherapien die nachhaltig bestehenden Konzentrations- und Kognitionsstörungen, die
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Ein weiteres Hauptsymptom für Brustkrebs Patientinnen stellt das postoperative Lymphödem
des Armes dar, das mitunter erheblich die Tagesfunktion beeinträchtigen kann (Thomas-
MacLean et al., 2005).
Ferner ist es naheliegend, dass bei der Brustkrebserkrankung und insbesondere nach einer
Mamma-Operation in starkem Maße auch das weibliche Selbstbild beeinträchtigt werden
kann, was gerade auch im Zusammenhang mit der konstitutionell ausgeprägten vermehrten
Distress Disposition wirksam werden kann (Schwarz, 1994).
Konstitutionell-menschenkundlich konnten eine Reihe von Untersuchungen eine erniedrigte
autonome Regulation (aR) und namentlich eine gestörte Ruhe/Aktivitätsregulation bei
Mammakarzinom Patientinnen zeigen (Kröz et al., 2010) (Kröz et al., 2016). Das Konzept
8
und die validen Fragebögen zur autonomen Regulation (Kröz et al., 2008; Kröz et al., 2011)
wurden auf Basis der sogenannten Anamnesefragen Steiners entwickelt, die das Eingreifen
des Geistig-Seelischen ins Körperlich-Funktionelle erfassen sollen (Steiner, 1990). Die
niedrige aR reflektiert daher im Sinne Steiners eine „schwache“ Regulation der vegetativen
Funktionen durch die Ich-Organisation und somit ein sogenanntes „schwaches Eingreifen“
am Tage (Steiner, 1990). Gerade auch die gestörte Ruhe/Aktivitätsregulation reflektiert die
Störung des Schlafes mit dem unzureichenden Loslassen und der pathologischen Tages-
Fatigue und somit dem gestörten Tagesrhythmus.
Insomnie Konzentrationsstörungen
Cancer Fatigue
Distress Angstsymptomatik
Schmerz weibliches Selbstbild
Dysrhythmie Lymphstau
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Literatur
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10
2. Wesensgliedergefüge bei Diagnose und metastasiertem Zustand, Ansätze der
anthroposophischen Therapie
Matthias Girke
Das Mammakarzinom ist weltweit der häufigste bösartige Tumor der Frau. In Deutschland
erkrankt etwa jede neunte Frau im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom (Engel J,
2007). Für das Jahr 1991 wurde von der American Cancer Society das Erkrankungsrisiko
einer Amerikanerin, während ihres Lebens an einem Mammakarzinom zu erkranken, auf
11% gegenüber von 6% im Jahr 1969 geschätzt (Meuret, 1995). Eine ähnliche Tendenz
zeigte sich auch für andere westliche Industriegesellschaften. Besonders hohe Inzidenzen
finden sich in Nordamerika und Nordeuropa, die niedrigsten in Asien und Afrika (Ghoncheh
et al., 2016). Männer erkranken etwa im Verhältnis 1/100 seltener (Backe, 2002). Vor diesem
Hintergrund sind mehrere Ebenen in der Tumorentwicklung zu unterscheiden. Die
genetische ist als physische Disposition bekannt, tritt allerdings zahlenmäßig in den
Hintergrund. Eine besondere Bedeutung kommt der Konstitution zu: So haben
prämenopausale Patientinnen oftmals eine neurasthenische Konstitution, postmenopausale
eher eine füllige, metabolische Konstitution (Kröz et al., 2000). Weitere Zusammenhänge
beziehen sich auf die Lebensorganisation: Störungen circadianer Rhythmen können diese
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Für das Verständnis des Mammakarzinoms ist seine Beziehung zur Drüsenorganisation, aus
der die meisten malignen Mammatumore hervorgehen, wesentlich. Welche Veränderungen
charakterisieren die Fehlentwicklung der exokrinen Drüse hin zum Adenokarzinom?
Die exokrine Drüsenorganisation zeigt eine unterschiedliche Differenzierung im
dreigliedrigen Organismus. In der Stoffwechselorganisation entfaltet sie sich in den großen
Verdauungsdrüsen von Leber und Pankreas als auch in den ausgedehnten Glandulae
intestinales der Darmschleimhaut. Ihre intensiven Stoffwechselprozesse dienen dem Abbau
der als Fremdqualität aufgenommenen Nahrung. Die „ausatmende“ Funktion der Drüsen, die
mit dem intestinalen Katabolismus verbunden ist, ermöglicht das „Einatmen“ der
ernährenden Qualitäten. Diese Drüsentätigkeit zeigt Zusammenhänge mit dem Seelenleben
(„Appetitsaft“), ist aber nicht bewusst erfahrbar.
11
Die Brustdrüse steht in der Entwicklung der Milchleiste zunächst mit der
Stoffwechselorganisation in Beziehung. Diese nimmt sich zunehmend zurück und lässt ein
Drüsenorgan im mittleren Menschen entstehen. Nun hat diese Drüsenanlage keine
abbauende Qualität mehr wie im Verdauungstrakt: Die abgesonderte Milch dient der
Ernährung und damit der Lebensentfaltung des Kindes. Der Lebensprozess der Laktation
wird seelisch von der Liebe der Mutter zu ihrem Kind begleitet. Dienen die
„Stoffwechseldrüsen“ noch überwiegend dem Aufbau der eigenen Leiblichkeit und werden
durch Bedürfnisse wie Appetit und Hunger in ihrer Funktion gelenkt, so entwickelt sich in der
Drüsenorganisation des mittleren Menschen eine Tätigkeit, die sich auf das kindliche Wesen
ausrichtet und in diesem Sinne eine schenkende, selbstlose Geste entwickelt. In der
Mutterliebe, die diesen Prozess atmosphärisch einhüllt, wird im Sinne der einatmenden
Seelengeste das Wesen des Kindes „aufgenommen“ und im Fühlen mit dem eigenen
verbunden.
In der Nerven-Sinnes-Organisation findet sich eine dritte Art der Drüsenfunktion. Sie dient
nicht mehr umfangreichen Stoffwechselprozessen. Auch lebt hier kein seelisches
Gefühlserlebnis, das nur ausnahmsweise in den Tränen nach außen dringt. Die exokrinen
Drüsen, die das Sehen begleiten, die in der Riechorganisation zu beobachten sind oder als
Spüldrüsen des Geschmackssinns erscheinen, dienen nun unmittelbar dem
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• Die intestinalen Drüsen wenden sich den Lebensprozessen des Organismus zu.
• Die Brustdrüsen entfalten ihre Funktion in der Zuwendung und Liebe zu dem
gestillten Kind.
• Die zum Sinnessystem gehörenden Drüsen dienen dem Wahrnehmungsprozess.
Die Brustdrüse lässt den metamorphotischen Zusammenhang zwischen der Sinnes- und der
Drüsenorganisation erkennen. So erreicht die epikritische Sensibilität der Haut im Sinne des
Tastsinnes eine Steigerung. Aus der rumpfnah eher undifferenzierten Wahrnehmungs-
fähigkeit der Haut, die verglichen z. B. mit den Fingerbeeren nur über eine grobe epikritische
Sensibilität verfügt, steigert sich die Sinnesempfindlichkeit im Bereich der Brustdrüse zu
„Augen des Tastsinnes“ (Karl König). Dieser differenzierten Sinnesorganisation sind die tief
sich einstülpenden Ausführungsgänge der exokrinen Drüsenorganisation der Brustdrüse
benachbart.
Gehört die Sinnesorganisation zum Nerven-Sinnes-System dieses Organs, so kann die
Drüsenorganisation zu seinem Stoffwechselsystem zugeordnet werden. In den Myoepithel-
12
zellen, die der Sekretausschleusung dienen, fügt sich zu der Stoffwechselorganisation das
Bewegungssystem. Die Polarität von Nerven-Sinnes-System und Stoffwechsel-Bewegungs-
system der Brustdrüse wird durch ihr Rhythmisches System vermittelt (Girke, 2012).
Während des Menstruationszyklus erfährt die Brustdrüse ihre rhythmisch wiederkehrenden
Veränderungen. In der der Menstruation vorausgehenden sekretorischen Phase des
Endometriums sollen sich in der Brustdrüse überwiegend Gangverzweigungen ausbilden. Es
ist die Phase der differenzierenden astralischen Wirksamkeit, die sich im Zusammenhang mit
der Progesteronwirkung entfaltet. Die proliferative Phase des Endometriums, die sich der
Menstruation anschließt und unter der aufbauenden Wirksamkeit der ätherischen
Organisation im Zusammenhang mit der Östrogenwirkung steht, führt im Bereich der
Brustdrüse zum Gangwachstum. So finden sich Aufbau- und Abbauprozesse in rhythmischer
Wiederkehr in der Brustorganisation. Diese fügen sich in ihrer 28-tägigen Periodik zu den
anderen rhythmischen Prozessen des mittleren Menschen, die sich in Atmung und
Herztätigkeit vollziehen (Eder, 1986).
Abbildung 1: Modifiziert nach Girke, 2012: Altersabhängige Veränderungen der Brustdrüse als Ausdruck
der sich lebensgeschichtlich ändernden Wesensgliederwirksamkeit
13
2.3 Von der Drüsenorganisation zum Adenokarzinom: Wesensgliederwirksamkeit beim
Mammakarzinom
Auf der physischen Ebene entwickelt sich der Tumor als Raumforderung. Diese ist oftmals
von derber Konsistenz und zeigt darin ihre zum Nerven-Sinnes-System gehörende Qualität.
Neben dieser Verfestigungstendenz (desmoplastische Stromareaktion) entwickeln sich in
unterschiedlichem Ausmaß intensive Lebens-und Proliferationsprozesse. In Bezug auf die
autonomisierte Lebensorganisation kann man von einer „Neoplasie“, also
Gewebsneubildung sprechen. Diese kennt allerdings im Unterschied zum gesunden
Wachstum keine Metamorphose und Gestaltverwandlung, sondern zeigt oftmals eine
auffallende Uniformität. Das Wachstum als Wiederholung desselben Formprinzips gehört
nun mehr dem mineralischen „Wachstum“ als demjenigen eines lebenden Organismus an.
„Revolution physischer Kräfte“ (Steiner, 1920) nannte entsprechend Rudolf Steiner den
Tumor. Die Lebensorganisation des Tumors ist autonomisiert und nicht mehr in den
Gesamtzusammenhang des Organismus integriert. Normalerweise ordnet sich die
Zellphysiologie in den Zusammenhang des Gewebes, dieses in denjenigen eines Organs
und schließlich das Organ in die Gesamtheit des Organismus ein. Diese ordnenden Kräfte
der Lebensorganisation, die beispielsweise in Tumorexperimenten zu Re-Differenzierungen
maligner Zellen führen können, haben sich autonomisiert, sind zu „Inseln“ im Lebendigen
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14
nehmung und ergreifen nicht stoffwechselaktiv den Organismus, wie es für die exokrinen
Drüsen typisch ist. Insofern kommt es im Bereich der exokrinen Drüsen im Zusammenhang
der Malignisierung zu einer für die Sinnesorganisation typischen Wesensgliederwirksamkeit:
Eine Sinnesorganbilde-Tendenz (Steiner) entwickelt sich am falschen Ort (Steiner, 1994).
Zusammenfassend findet sich in der Tumorentwicklung eine Trennung des seelischen und
geistigen Wesens des Menschen von der physischen und der Lebensorganisation. Diese
Konstellation der Lösung der Ich-Organisation und astralischen Organisation von der
physischen und ätherischen Organisation entspricht einem pathologischen „Schlaf“. An dem
Ort der Tumorentwicklung kommt es zu einem pathologischen „Einschlafen“. Damit folgt als
therapeutische Zielsetzung die Verstärkung der Verbindung der oberen mit den unteren
Wesensgliedern, also des seelisch geistigen Menschenwesens mit seiner Lebens- und
physischen Organisation. Dadurch wird verständlich, wie alle Faktoren, die zur Separation
führen, zu Risikofaktoren der Tumorentwicklung werden, andere, die der Reintegration
dienen (z. B. Bewegung, Wärme), zu einer heilenden Wirkung beitragen können.
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15
3. Diagnostik , Operation und Grundgesichtspunkte der adjuvanten Therapie des
Mammakarzinoms
Cornelia Herbstreit
3.1 Einleitung
Mit 75 000 Neuerkrankungen in Deutschland im Jahr ist das Mammakarzinom die häufigste
Krebserkrankung der Frau (Dippmann et al., 2016). Jede neunte Frau ist betroffen. Die
Ursachen des Häufigkeitsanstiegs sind evolutionsbiologisch nachvollziehbar. Die weibliche
Brustdrüse ist empfindlich für weibliche Hormone und verändert sich durch sie. Ende des 19.
Jahrhunderts bekam eine Frau im Durchschnitt zwischen 2,9 und 5,2 Kinder (Eggen & Rupp,
2008) und war dadurch etwa 5 Jahre in ihrem Leben schwanger. Hinzu kamen noch fünf
Jahre, in der die Frau stillte. Während dieser Zeiträume war die Hormonproduktion der
Eierstöcke ruhiggestellt. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung Ende des 19. Jahr-
hunderts von 38 Jahren (Eggen & Rupp, 2008) blieb kaum Zeit für die Entwicklung eines
Mammakarzinoms. Heute sind wir in einer anderen Situation. Die Frauen in Deutschland
werden in der Regel sehr spät schwanger, hatten im Jahr 2015 im Durchschnitt 1,5 Kinder
(Bundesamt, 2017) bei einer Lebenserwartung von 83 Jahren (BiB, 2017). Zudem nimmt der
Anteil übergewichtiger Frauen zu. Im Fettgewebe werden Östrogene gespeichert. In vielen
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Nahrungsmitteln ist Östrogen enthalten, da zum Beispiel bei der Viehmast Östrogene
eingesetzt werden, die dann in Milchprodukten und Fleisch enthalten sind. Auch die
Substitution von Hormonen über die natürliche Menopause hinaus beeinflusst die Brustdrüse
bis in das Senium hinein.
Bei gehäuftem Auftreten von Mammakarzinom in der Familie ist das Risiko einer weiteren
Entstehung eines solchen um 30% erhöht. Gen-Mutationen, die für ein Entstehen des
Mammakarzinoms verantwortlich sind, wie BRCA1 und BRCA2 sind bei ca. 5% aller Frauen
mit Brustkrebs nachweisbar (MGZ, 2017).
3.2 Diagnostik
Ungefähr 75% der Mammakarzinome werden durch die Selbstuntersuchung betroffener
Frauen entdeckt (AGO, 2017). 2007 wurde in Deutschland flächendeckend das
Mammographie-Screening zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr eingeführt mit dem Ziel der
Früherkennung kleinster Läsionen. Der Stellenwert des Mammographie-Screenings muss
dennoch kritisch hinterfragt werden (Schindele, 2013).
Ergänzend zur Mammographie als Basisdiagnostikum werden Sonographie und MRT
eingesetzt. Zur histologischen Abklärung dienen die ultraschallgesteuerte Stanzbiopsie oder
16
die Mammographie-gesteuerte Vakuumbiopsie. In der Regel liegt das histologische Ergebnis
innerhalb von 24 Stunden vor.
Abhängig von der Tumorbiologie wird dann ein individueller Therapieplan mit der einzelnen
Patientin erstellt. Dabei werden das histopathologische Grading, der Proliferationsmarker Ki
67, der Hormonrezeptorstatus und das tumorspezifische Oberflächenantigen Her2-neu des
Tumors berücksichtigt (AGO, 2017).
3.3 Therapie
3.3 1 Neoadjuvanz
Bei triple-negativen (fehlendem Hormonrezeptorstatus und fehlenden Oberflächenantigen),
Her2-neu-überexprimierenden und bei inflammatorischen Mammakarzinomen wird die
erforderliche Chemotherapie vor der Operation verabreicht. Nicht selten kommt es zu einer
deutlichen, manchmal kompletten Remission des Tumors. In unserem Brustzentrum wurden
von Januar 2016 bis September 2017 26 Frauen mit neoadjuvanter Chemotherapie
behandelt, davon fand sich bei 50% eine pathologische Komplettremission, das heißt es
fanden sich keine vitalen Tumorzellen mehr im Operationspräparat. Um dieses durch den
Pathologen bestimmen zu können, erfolgt immer drei Wochen nach Abschluss der
neoadjuvanten Therapie die Operation im ehemaligen Tumorsitz in der Brust. Der Tumor
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wird spätestens vor dem dritten Zyklus neoadjuvanter Chemotherapie mit einem Clip
ultraschallgesteuert markiert (AGO, 2017).
17
3.3.3 Ablatio mammae – subcutane Mastektomie
Bei ungünstiger Lage größerer Tumore oder Multizentrizität ist die Entfernung der gesamten
Brustdrüse erforderlich. Sowoh die Ablatio als auch die subcutane Mastektomie kann mit
einem sofortigen Wiederaufbau der Brust kombiniert werden (vgl. Kapitel 5: Operative
Brustrekonstruktion). Neben der Operation an der Brustdrüse erfolgt auch hier die SLNB
bzw. Axilladissektion (AGO, 2017).
3.3.5 Strahlentherapie
Bei brusterhaltender Therapie gehört die Radiotherapie zum Standard (siehe oben), bei der
Ablatio wird sie ab einer Tumorgröße von 5 cm empfohlen (siehe Kapitel 4)
(Leitlinienprogramm, 2017).
3.3.6 Hormontherapie
Bei Hormonrezeptorpositivität (Östrogen, Progesteron) der Tumorzellen, die bei 75% der
Mammakarzinome besteht (Dippmann et al., 2016), wird eine antihormonelle Therapie über
mindestens fünf Jahre empfohlen, um die Brustdrüse vor Hormoneinfluss zu schützen und
damit ein Rezidiv zu verhindern. In der Prämenopause erfolgt diese mit Tamoxifen (einem
östrogenähnlichem Hormon), in der Postmenopause bei geringem Risiko auch mit
Tamoxifen oder einem Aromatasehemmer (Östrogenbildungshemmung) (AGO, 2017).
3.3.7 Antikörpertherapie
Wird auf der Tumorzelle eine Überexpression von Human Epidermal Growth Factor Antigen
(Her2 neu) nachgewiesen, wird ein Antikörper gegen Her2 neu über einen Zeitraum eines
Jahres gegeben. Dies geschieht entweder als neoadjuvante Therapie 12 Wochen in
Kombination mit einem zweiten Antikörper zusammen mit der neoadjuvanten Chemotherapie
18
oder in der Adjuvanz alleine zusammen mit der Chemotherapie und danach insgesamt ein
Jahr lang (AGO, 2017).
3.3.8 Begleittherapien
Bekommen Frauen die Diagnose Brustkrebs mitgeteilt, rutschen sie oftmals in eine
existenzielle Krise. Neben der psychoonkologischen Begleitung spielen für uns in Havelhöhe
die künstlerischen Therapien zur Stärkung der Salutogenese und Harmonisierung der
Wesensgliederkonstellation eine hervorragende Rolle (siehe Beiträge zu Psychoonkologie,
Maltherapie, Musiktherapie und Eurythmietherapie).
Die ärztlichen Therapiegespräche beinhalten auch die Betrachtung und Beachtung der
individuellen Lebensumstände der Patientin und fließen in die gemeinsame Therapieplanung
mit ein.
Literatur
AGO. (2017). Diagnostik und Therapie von Patientinnen mit primärem und metastasiertem Brustkrebs. Empfehlungen der AGO
Kommission Mamma, pp. https://www.ago-online.de/fileadmin/downloads/leitlinien/mamma/2017-
2003/AGO_deutsch/PDF_Gesamtdatei_deutsch/Alle_aktuellen_Empfehlungen_2017.pdf. Arbeitsgemeinschaft für
gynäkologische Onkologie
BiB. (2017). Lebenserwartung, ed. BiB BfB. http://www.bib-
demografie.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/L/lebenserwartung.html?nn=3072822.
Intranet - Lenkungsinformation unter Dok.-Nr. 11429 | Version 2 vom 30.08.2018 | Seite 19 von 86
19
4. Chemo - und Strahlentherapie bei Mammakarzinom
Judith Stöbe
Bei der Behandlung des Mammakarzinoms können lokale von systemischen Therapien
unterschieden werden. Die lokale Therapie umfasst die Operation und Bestrahlung der
Brust. Als systemische Therapieoptionen stehen Chemotherapie, antihormonelle Therapie,
Antikörper-Therapie und andere neuere zielgerichtete Therapien (targeted therapies) zur
Verfügung.
4.1.2 Radiotherapie
Bei der lokalen Therapie des Mammakarzinoms soll durch die Entfernung des Tumors im
Gesunden das Auftreten eines Lokalrezidivs verhindert und damit das Gesamtüberleben
verbessert werden (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Ziel ist die brusterhaltende
Operation (BET, in 70-80% möglich) welche immer mit einer Empfehlung zur Radiotherapie
einhergeht (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Durch eine postoperative Bestrahlung der
Brust erreicht man eine mindestens gleichwertige Sicherheit zu der früher häufiger
durchgeführten Ablatio in Bezug auf Lokalrezidivrate und Gesamtüberleben (Senkung der
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Lokalrezidivrate bei der BET von 30% auf 5%) (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Als
Standard-Bestrahlung gilt derzeit die ambulante (wohnortnahe, weil tägliche) Radiatio (50
Gy) in kleinen Fraktionen über einen Zeitraum von fünf bis sechs Wochen (mit freiem
Wochenende) (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Zunehmend wird ein verkürztes
Regime über etwa drei Wochen empfohlen (hypofraktionierte Radiotherapie, in 16
Fraktionen) insb. bei günstiger Ausgangssituation (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Bei
ausgedehntem Tumorbefall der axillären Lymphknoten müssen die Lymphabflusswege
(seltener auch die Axilla) in das Bestrahlungsfeld miteinbezogen werden
(Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Die Therapiedauer verlängert sich dadurch nicht.
4.1.3 Chemotherapie
Die zellschädigende Wirkung von Strahlen- und Chemotherapie ist nicht tumor-spezifisch.
Dies erklärt die typischen unerwünschten Wirkungen dieser Behandlungsformen. Die
strahlentherapiebedingte Schädigung der DNA stört die Zellteilung und führt zum Zelltod.
Davon sind auch gesunde Körperzellen betroffen. Diese können jedoch dank intakter Erbgut-
Reparaturmechanismen besser regenerieren als Tumorzellen (Deutsche-Krebsgesellschaft,
2017b).
Das Wirkprinzip der Chemotherapie beruht auf einer Hemmung der Zellteilung. Diese wirkt
sich vor allem auf Zellen mit schnellem Wachstum aus: Neben Tumorgewebe werden
deshalb insbesondere auch das blutbildende System, Schleimhäute, Haare usw. geschädigt
(Deutsche-Krebsgesellschaft, 2017a). Das heißt durch diese antiproliferativen Therapien
kommt es zu einer Einschränkung im Ätherischen („lebenshemmende Wirkung“). Darüber
hinaus wird die für die Krebserkrankung typische Wesensgliederkonstellation durch eine
Chemotherapie weiter verstärkt: Die oberen Wesensglieder werden aus dem Organismus
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gedrängt (vgl. Kapitel 2). Dies erklärt neben den typischen somatischen Nebenwirkungen
auch die Auswirkungen einer zytostatischen Therapie auf die seelisch-geistige Ebene (Girke,
2010b). Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie können akut unter der
laufenden Therapie oder aber nach deren Beendigung auftreten. Bei manchen Patientinnen
halten Beschwerden über einen größeren Zeitraum an (z. B. Lymphödem oder Fatigue-
Symptomatik) und können sogar lebenslang persistieren (z. B. kardiale Schädigung oder
Polyneuropathie etc.). Das Ausmaß der Symptomatik ist dabei abhängig von der
individuellen Konstitution, vom Krankheitsverlauf und dem jeweiligen Therapieregime sowie
der Dosis und Dauer der Behandlung (Deutsche-Krebsgesellschaft, 2017a). Bei der
individuellen Planung einer onkologischen Therapie ist daher die mögliche Einschränkung
der Lebensqualität dem zu erwartenden „Benefit“ oder Nutzen gegenüberzustellen.
22
unteren Wesensgliedern zugrunde (Girke, 2010a).
wird dann aggraviert. Ängste, Gefühle von Perspektivlosigkeit oder depressive Symptomatik
mit Antriebshemmung sind daher in diesem Patientenkollektiv häufig zu finden (Girke,
2010a).
Literatur
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Berlin.
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Kröz M, Trapp B, Morkisch I, Hauff S, Gionsior E, Klitzke-Pettener S, Jehle B, Rauschert D, Bahr H, Friemel D, Wundram P,
Gruhn U, Fausch P, Bläsi P, Zerm R, Debus M & Girke M. (2014). Basismodul Onkologie, Handbuch, Therapeutische
Behandlung von Patienten mit onkologischen Erkrankungen, Version 1.1, ed. Havelhöhe G, pp. 1-44. Berlin.
Leitlinienprogramm-Onkologie. (2012). (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Interdisziplinäre S3-Leitlinie
für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms Langversion 3.0.
Leitlinienprogramm-Onkologie. (2017). (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei
onkologischen PatientInnen - Langversion 1.1.
Palesh O, Alridge-Gerry M, Zeitzer J, Koopman C, Neri E, Giese-Davis J, Jo B, Kraemer H, Nouriani B & Spiegel D. (2014).
Actigraphy-measured sleep disruption as a predictor of survival among women with advanced breast cancer. Sleep
37, 837-842.
Wirtz P & Baumann F. (2017). Potenziale körperlicher Aktivität am Beispiel Mammakarzinom. Jounal Onkologie, 304-308.
23
5. Operative Möglichkeiten der Brustrekonstruktion
5.1 Einleitung
Für Patientinnen, die an einem Mammakarzinom erkrankt sind und bei denen eine
vollständige Entfernung der Brustdrüse (Mastektomie) durchgeführt werden muss, besteht
die Möglichkeit ihre Brust in ihrer ursprünglichen und natürlichen Form wiederherstellen zu
lassen.
Hierzu stehen unterschiedliche operative Optionen zur Verfügung. Man unterscheidet dabei
die primäre von der sekundären Brustrekonstruktion. Bei der primären Brustrekonstruktion
geschieht der Brustaufbau in der gleichen operativen Sitzung wie die Mastektomie, der
Abnahme des gesamten Brustgewebes. Erfolgt der Brustaufbau in einer zusätzlichen
Operation, handelt es sich um eine sekundäre Rekonstruktion.
Unabhängig davon, ob der Brustaufbau primär oder sekundär gewählt wird, kann die
Patientin zwischen einer alloplastischen und einer autologen Rekonstruktion entscheiden.
Alloplastische Rekonstruktion bedeutet Brustaufbau mittels einer Prothese. Dies kann ein
Implantat oder ein Gewebeexpander sein. Während mit einem Implantat die endgültige Form
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und Größe der Brust unmittelbar erreicht wird, muss ein Gewebeexpander vorsichtig über
Wochen aufgedehnt werden (Becker, 1984). Die Implantation eines Gewebeexpanders kann
z. B. notwendig sein, wenn nicht genügend Brusthaut zu Verfügung steht, da diese durch die
Tumoroperation entfernt werden musste. Autologe Rekonstruktion auf der anderen Seite
bedeutet Brustaufbau mittels Eigengewebe der Patientin.
Fällt die Wahl auf eine Prothese, kann dieses subpektoral, sprich unter dem großen
Brustmuskel oder epipektoral, das heißt auf dem großen Brustmuskel implantiert werden.
Der Vorteil einer alloplastischen Rekonstruktion liegt in der kurzen OP-Dauer und darin, dass
eine primäre Rekonstruktion möglich ist. Nachteilig ist der verbleibende, dauerhafte
„Fremdkörper“, der zu einer möglichen Kapselfibrose führen kann und nach einigen Jahren
ein Implantatwechsel notwendig machen kann (Ersek, 1991).
Bei der autologen Brustrekonstruktion hingegen ist von einer deutlich längeren OP-Dauer
auszugehen. Ferner ist für dieses Vorgehen auch immer eine zweite Operation notwendig
(sekundäre Brustrekonstruktion). Von großem Vorteil dabei ist die „natürliche“ Form der
Brustrekonstruktion (aufgrund der Form und Struktur des verwendeten Eigengewebes) und
da kein Fremdkörper implantiert wird, sind eine Kapselfibrose und damit verbundene
notwendige spätere Implantatwechsel ausgeschlossen.
24
Wichtig ist, dass die Patientin nach einer ausführlichen Beratung und Aufklärung selbst über
die Art der Rekonstruktion entscheidet. Ergänzend zu diesen operativen Optionen steht der
Patientin die Möglichkeit, im Verlauf die Gegenseite der rekonstruierten Brust angleichend
straffen zu lassen, um eine bessere Symmetrie der Brüste zu erreichen, zur Verfügung. Bei
der autologen Brustrekonstruktion stehen mehrere operative Therapieoptionen zur Auswahl.
Eine der ältesten Techniken ist der Brustaufbau mittels einer gestielten Latissimus-dorsi-
Muskellappenplastik (großer Rückenmuskel). Diese Technik wurde erstmals von Tansini
1906 beschrieben (Tansini, 1906). Die Lappenplastik wurde später von Moore und Olivari
weiterentwickelt (Moore & Harkins, 1953; Olivari, 1979). Dabei wird der Muskel an seinem
Ursprüngen des Beckens und der Wirbelsäule gelöst und unter der Haut an der Thoraxwand
entlang nach ventral geschwenkt, um eine neue Brust zu formen. Dabei bleibt die
Durchblutung des Muskels durch den Gefäßstiel (A. und V. thoracodorsalis) erhalten
(gestielte Lappenplastik). Heutzutage ist diese Technik lediglich eine sekundäre Option. Der
Kraftverlust in Arm und Schulter durch die Verschwenkung des Muskels (gerade bei
Sportlerinnen) ist deutlich spürbar. Wird zudem der den Muskel versorgende Nerv nicht
korrekt durchtrennt, kann es zusätzlich zu unnatürlichen „Zuckungen“ des Muskels und somit
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der rekonstruierten Brust kommen. Ferner ist das Volumen des Muskels allein häufig nicht
ausreichend und es muss zusätzlich ein Implantat eingesetzt werden, so dass der Vorteil
einer rein autologen Rekonstruktion ohne Fremdkörper entfällt (Biggs & Cronin, 1981).
Eine weitere autologe Rekonstruktionsmöglichkeit ist der TRAM-Lappen (Transverse Rectus
Abdominis Muscle), dessen Beschreibung u. a. durch Petit erfolgte (Petit et al., 1987). Diese
Methode beruht darauf, dass die Haut und das Unterhautfettgewebe im Bereich des
Abdomens (Bauch) u. a. über den Musculus rectus abdominis durchblutet werden. Der
kaudale Anteil des Muskels wird dabei mit der darüber liegenden Haut und dem
Unterhautfettgewebe gehoben; der kraniale Anteil des Muskels bleibt, wie auch sein
versorgendes Gefäß, mit dem Körper verbunden (gestielte Lappenplastik). Die Muskel-
lappenplastik wird dann nach kranial geschwenkt und unter der Hautweichteildecke zwischen
der zur rekonstruierenden Brust und dem Abdomen „hindurchgetunnelt“. Der große Vorteil
gegenüber der Latissiums dorsi-Lappenplastik ist, dass beim TRAM-Lappen das Volumen
des Fettgewebes (in der Regel) ausreichend ist, um die Brust zu rekonstruieren. Es wird also
kein zusätzliches Implantat benötigt. Allerdings wird ähnlich wie bei der Latissimus-
Lappenplastik ein funktioneller und intakter Muskel seiner ursprünglichen anatomischen
Lage entnommen. Beim TRAM-Lappen hat dies zur Folge, dass die Bauchwand geschwächt
wird und sich im Verlauf eine Bauchwandhernie bilden kann.
25
Dieses Risiko ist bei der DIEP-Lappenplastik (Deep Inferior Epigastric Perforator) deutlich
erniedrigt. Diese Lappenplastik besteht nur aus Haut und Unterhautfettgewebe, nicht aber
aus Muskelgewebe. Beschrieben wurde diese Operation erstmals von dem Amerikaner
Robert Allen und stellt mittlerweile den „Goldstandard“ in der Brustrekonstruktion mit
Eigengewebe dar (Allen & Treece, 1994). Bei dieser Operation werden, wie der Name sagt,
kleine Gefäße (Muskelperforatoren) präpariert, die in die tiefe, untere epigastrische Arterie
und Vene münden. Der Rektus-Muskel verbleibt bei dieser OP an Ort und Stelle und somit
wird das Risiko einer Bauchwandschwäche minimiert. Die epigastrischen Gefäße werden
vollständig abgesetzt und die Lappenplastik zur Sicherung der Durchblutung wieder
mikrochirurgisch im Brustbereich (hinter einer Rippe oder im Bereich der Achselhöhle)
angeschlossen. Dies hat einen hohen apparativen und zeitlichen Aufwand (ca. 6 Stunden)
zur Folge; somit zählt diese Operationsmethode zu den anspruchsvollsten und
komplexesten, die in der Plastischen Chirurgie durchgeführt werden. Der Anschluss der
kleinen Gefäße (Anastomose) wird unter einem Operationsmikroskop mit 10facher
Vergrößerung durchgeführt (in der Regel werden eine Arterie und ein bis zwei Venen
angeschlossen; Durchmesser ca. 1 bis 2 mm). Das verwendete Nahtmaterial hat einen
Durchmesser von 0,03 mm, ist also nur halb so dick wie ein durchschnittliches menschliches
Haar. Man benötigt daher neben dem Mikroskop mikrochirurgisches Instrumentarium und
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eine entsprechend „ruhige“ chirurgische Hand. Nicht alle Patientinnen sind für diese
Operation geeignet. Patientinnen mit ausgeprägten Komorbiditäten haben bei der längeren
OP-Dauer (ca. 6h) ein erhöhtes OP-Risiko und das Verfahren wird in solchen Fällen eher
zurückhaltend angewendet. Eine gute präoperative Untersuchung und Vorbereitung ist somit
essentiell. Die Perforatoren der Bauchwand, die später die potentielle Lappenplastik
durchbluten, liegen bei jeder Patientin anatomisch bedingt etwas anders. Daher wird in der
Regel präoperativ eine Perforator-Darstellung z. B. mit einer Angio-CT
(Computertomographie der Gefäße) durchgeführt. Eine mögliche postoperative Gefahr
stellen Durchblutungsstörung der Lappenplastik dar (z. B. Verschluss einer mikrochirur-
gischen Gefäßanastomose). In solch einem Fall muss eine sofortige operative Revision der
Lappenplastik erfolgen, um ein Absterben des Gewebes zu verhindern. Um eine derartige
Komplikation möglichst schnell zu erkennen, erfolgt das Monitoring (Beurteilung des
Hautkolorits und des Dopplersignals) der Lappenplastik innerhalb der ersten 24 Stunden
stündlich. Ferner verbringt die Patientin die erste Nacht auf der IMC-Station. Die Intervalle
zwischen den Lappenkontrollen werden dann sukzessive in den nächsten Tagen verlängert,
da das Risiko einer mikrochirurgischen Komplikation stetig sinkt. Nach etwa einer Woche ist
kein weiteres Lappen-Monitoring mehr notwendig und die Lappenplastik lässt sich als sicher
eingeheilt bezeichnen.
26
5.3 Die operative Brustrekonstruktion im Seelisch-Geistigen Kontext der
Hauptsymptome
Über die spezialisierte OP-Technik hinaus ist es wichtig, die am Mammakarzinom erkrankte
Patientin bezüglich der Brustrekonstruktion auch im seelisch-geistigen Kontext zu
betrachten. Hier fällt auf, dass die Erkrankung das gesamte weibliche Selbstbild der Frau
betrifft. Die Raumgestalt des Tumors zerstört die intakte und gewohnte Körperform der Frau
und nimmt damit direkten Einfluss auf ihre psychische Gesamtsituation (Girke, 2017). Ein
Großteil der Patientinnen hat nach der operativen Entfernung der Brust, der Mastektomie,
kein „ganzheitlich“-intaktes, weibliches Körpergefühl mehr, da sie sich durch die
abgenommene Brust „inkomplett fühlen“. Doch auch bereits vor dem ersten operativen
Eingriff kann es zu einer Art psychischen „Abstoßungsreaktion“ der erkrankten Brust
kommen, da sie nicht mehr zum restlichen, „gesunden“ Körper gehört. Daher geht die
operative Rekonstruktion sehr viel weiter als die alleinige Wiederherstellung der Form der
Körperoberfläche, sie ist keine rein kosmetische Behandlung. Vielmehr wirkt sie als
Instrument zum Wiederherstellen des „Ganzheits-Gefühls“.
Im anthroposophischen Sinne betrachtet, kann - in unserer Erfahrung - eine im Selbstbild der
Frau wiederhergestellte Mamma ein Beitrag sein zu einem stärkeren kohärenten
Selbsterlebnis und somit zu einer Ich-geführten Re-Integration beitragen. Daher kann nach
Intranet - Lenkungsinformation unter Dok.-Nr. 11429 | Version 2 vom 30.08.2018 | Seite 27 von 86
erfolgreicher Rekonstruktion der Brust, eine Distanzierung von der Desintegration unterstützt
werden. Dieser Zusammenhang sollte zu näher untersucht werden.
Das durch das Mammakarzinom gestörte Körpergefühl kann Stress und Fatigue auslösen.
Diese, auch genannte „Cancerrelated Fatigue“, entsteht vor allem durch die Tumorlast und
Krebstherapie (Chemo- und Strahlentherapie). In diesem Zusammenhang können dahinter
Schlafstörungen (30-75%), Distress, ein eingeschränktes Selbstvertrauen, kognitive
Probleme und psycho-soziale Beziehungsprobleme stehen (Kröz et al., 2013). Eine
Brustrekonstruktion wirkt dem gestörten Körpergefühl und Distress entgegen und kann
möglicherweise die oben genannten Symptome positiv beeinflussen, sie kann helfen aus
dem Zustand der „Dysrhythmie“ wieder in eine „Eurythmie“ zu gelangen.
Nach einer erfolgreichen Rekonstruktion der Brust fällt die Teilnahme am Sozialleben für die
Patientinnen häufig deutlich leichter. Das gestärkte Selbstvertrauen wirkt sich positiv auf
zwischenmenschliche Beziehungen und die eigene Sexualität aus (Gerber et al., 2015).
27
Dennoch muss die Patientin nach vollständiger und intensiver Aufklärung über die
verfügbaren Optionen stets selbst entscheiden, welche Art der Brustrekonstruktion für sie die
individuell Beste ist.
Literatur
Allen RJ & Treece P. (1994). Deep inferior epigastric perforator flap for breast reconstruction. Annals of plastic surgery 32, 32-
38.
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599.
Girke M. (2017). TAM-Vortrag Mammakarzinom: Wesensgliedergefüge . Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe.
Kröz M, Fink M, Reif M, Grobbecker S, Zerm R, Quetz M, Fruhwirth M, Brinkhaus B, Bartsch C, Girke M & Gutenbrunner C.
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& obstetrics 96, 430-432.
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Petit JY, Rigaut L, Gareer W, Michel G & Lehmann A. (1987). Breast reconstruction without implant: experience of 52 cases.
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Tansini I. (1906). Sopra il mio nuovo processo di amputazione della mammella. Riforma medica; , 12:757.
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28
6. Grundlagen der Misteltherapie
Maria Flintrop
6.1 Einleitung
Die Misteltherapie ist ein zentrales Element anthroposophischer Tumorbehandlung und wird
den meisten unserer Patientinnen angeboten; Ziele sind die Tumorkontrolle, Verbesserung
der Ergebnisse (Axtner et al., 2016) der konventionellen Therapie und ihrer Verträglichkeit,
Stärkung des gesamten Organismus, Verbesserung der Lebensqualität (Kienle et al., 2009).
Im Folgenden sollen skizzenhaft die Grundlagen der Misteltherapie erläutert werden.
6.2 Geschichtliches
Die Mistel wird bereits in den Sagen der Antike als mystischer Zweig beschrieben. Ein
regelrechter Mistelkult findet sich zur Zeit der Kelten, die Misteln zur Zubereitung von
Zaubertränken nutzten, die übermenschliche Kräfte verleihen sollten (Bopp, 2006).
Druidenfuß und Hexenbesen sind beispielsweise Bezeichnungen aus dieser Zeit für die
Mistel. In der Neuzeit steht die Mistel seit etwa 1912 im Interesse Rudolf Steiners. Er
empfahl die Mistel als Heilmittel gegen Krebs (Steiner, 1920).
Bösartige Tumore sind nach anthroposophischer Auffassung Fehlbildungen, die zur falschen
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Zeit am falschen Ort im menschlichen Körper wachsen. Ebenso ist die Mistel eine Pflanze,
die […] am falschen Ort wächst, nämlich auf Bäumen, nicht in der Erde, und zur falschen
Zeit blüht und fruchtet, nämlich im Winter und nicht in der warmen Jahreszeit (Bopp, 2006).
6.3 Botanisches
Die Mistel wächst als Halbschmarotzer, das heißt, sie macht sowohl selbst Photosynthese,
bezieht aber auch Nährstoffe aus dem Wirtsbaum. Es sind bisher über 1.400 Mistelarten
bekannt. Für medizinische Zwecke wird die weißbeerige Mistel genutzt, genannt Viscum
album. In Europa wachsen drei Unterarten: Mistel auf Laubbäumen, auf Kiefern und auf
Tannen. Die Verbreitung von Misteln erfolgt durch Vögel, die die reifen Beeren in den
Wintermonaten fressen und unverdaut als Mistelembryonen über den Kot ausscheiden,
wobei Reste der Fruchthülle an einem Ast kleben bleiben. Die Auskeimung erfolgt dann im
Frühling durch Vorschieben durch die Baumrinde in die innere Kambriumsschicht, in der sich
der „Senker“ ausbildet, womit sich die Mistel an ihrem Wirtsbaum festhält Die Mistel ist eine
zweihäusige Pflanze: Männliche und weibliche Blüten wachsen getrennt auf zwei Pflanzen.
Nach der Bestäubung im Frühling reifen die Früchte über den Sommer und erscheinen als
weiße Beeren im Winter. (Scheffler, 1985).
29
6.4 Pharmakologisches
Die Mistel ist als Arzneipflanze sehr gut dokumentiert: Chemisch werden 600 verschiedene
Eiweißstoffe, darunter die Mistellektine und die Viscotoxine, differenziert. Mistellektine sind
zuckerhaltige Proteine, die zytotoxisch bzw. zytostatisch wirken, aber auch immunologisch
wirksam sind, d. h. eine Antikörperbildung und Aktivierung von T-Zellen auslösen. Die
Forschung spricht von einem programmierten Zelltod, der sogenannten Apoptose. Die
Viscotoxine sind Eiweißverbindungen, die in ihrer chemischen Struktur Schlangengiften
ähneln. Sie sind für den zytotoxischen Effekt von Mistelextrakten verantwortlich und können
eine Nekrose induzieren. Weitere Inhaltsstoffe sind z. B. Flavonoide, die als Antioxidantien,
d. h. als Radikalfänger, bekannt sind (Kienle & Kiene, 2003). Die Zusammensetzung und
damit auch die „Stärke“ des Extraktes variiert u.a. in Abhängigkeit vom Wirtsbaum sowie
auch vom Erntezeitpunkt der Mistelbeeren und -blätter (Sommer-/Winterernte) (von Laue,
2008). Nur der Gesamtextrakt ist in der Lage, den komplexen Wirkmechanismus zu
entfalten, der für die Patienten fühlbar und messbar z. B. in die Wärmeregulation des
menschlichen Organismus eingreift. Einer Störung der Wärmeregulation wird bei der
Entstehung der Krebserkrankung in der anthroposophischen Medizin eine große Bedeutung
zugesprochen (Girke, 2012).
Intranet - Lenkungsinformation unter Dok.-Nr. 11429 | Version 2 vom 30.08.2018 | Seite 30 von 86
Abbildung 2: Eigenschaften von Viscum Album. Berger modifiziert nach Bussing (Bussing, 2000)
Immunologische Wirkungen von Viscum album Komponenten. Während die immunmodulatorischen und zytotoxischen
Wirkungen von Viscum album eindeutig auf verschiedene Verbindungen zurückzuführen sind, wie durch die Pfeile angezeigt,
bleiben die Komponenten, die für die DNA-stabilisierenden Eigenschaften der VA-E verantwortlich sind, noch zu definieren.
30
6.5 Praktisches
In Deutschland gibt es eine Zulassung für die Mistelgabe als subcutane Applikation bei
Tumorerkrankungen. Die Misteltherapie adjuvant verabreicht, d. h. ohne Nachweis von
Metastasen, wird zurzeit von den Kassen in der Regel nicht erstattet. Die intravenöse und
intraläsionale Gabe ist „off-label“, darüber sollten die Patienten aufgeklärt werden.
• abnovaVISCUM:
Es gibt neun verschiedene wirtsbaumbezogene Mistelspräparationen: Ahorn (aceris),
Mandelbaum (amygdali), Birke (betulae), Weißdorn (crataegi), Esche (fraxini),
Apfelbaum (mali), Eiche (quercus), Tanne (abietis) und Kiefer (pini). Die Inhaltsstoffe,
v.a. Lektin- und Viscotoxingehalt, variieren in Abhängigkeit vom Wirtsbaum und der
Verdünnungsstufe. So ist generell bei der Laubbaummistel der Mistellektin- und
Viscotoxingehalt höher als bei der Nadelbaummistel (Bussing & Schietzel, 1999).
• Helixor:
Es werden Mistelextrakte in Verdünnungsstufen hergestellt (0,01 bis 100 mg), wobei
die Misteln von Apfelbaum (mali), Tanne (abietis) oder Kiefer (pini) stammen, d. h.
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Literatur
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32
7. Therapeutische Begleitung von Chemo- und Strahlentherapie
Judith Stöbe
7.1 Einleitung
Durch Fortschritte in der onkologischen Therapie des Mammakarzinoms steigt die
Lebenserwartung dieser Patientinnen (Krebsregisterdaten, 2016; Wirtz & Baumann, 2017).
Insbesondere in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien steigt damit aber auch die
Symptombelastung durch die Erkrankung selbst und durch die Nebenwirkungen der
Therapie. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit gezielter Interventionen um die
Lebensqualität dieser Patientinnen zu erhalten bzw. zu verbessern (Wirtz & Baumann,
2017). Durch eine symptomorientierte begleitende Therapie können krankheits- und
therapiebedingte Nebenwirkungen gezielt behandelt werden und der Erfolg der
Tumortherapie gesichert werden (Girke, 2010; Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012; Jordan
et al., 2017).
Wachphasen. Feste Einschlaf- und Aufstehzeiten und damit auch die Begrenzung
der Schlafdauer sind essentiell für eine erfolgreiche Therapie von Schlafstörungen.
Die Optimierung der Umgebungsbedingungen (Temperatur, Umgebungsgeräusche
etc.), die Ernährung (tageszeitabhängiger Verzicht auf Koffein, Alkohol, Nikotin) und
eine sinnvolle Strukturierung der Tagesaktivitäten (Ruhephasen planen,
Überforderung vermeiden) wirken unterstützend. Entspannungsübungen, eine
Tagesrückschau, Meditation oder Gebet können durch innere geistige
Schlafvorbereitung das Einschlafen (das Sich-Lösen, d. h. die Verbindung mit der
geistigen Welt) erleichtern (Hömke & Lehmann, 2001; Girke, 2010).
33
• Weitere Arzneimittel zur Behandlung von insomnischen Beschwerden und
Verbesserung des Tagesrhythmus sind (Girke, 2010):
o Phosphorum D25/Sulfur D25 aa (Weleda) 0-0-0-20
o Valeriana comp. (Wala) Glb. 0-0-0-15 oder Amp. s.c. 0-0-0-1
o Avena comp (Wala) Glb. 0-0-0-15 oder Amp. s.c. 0-0-0-1
o Hyoscyamus/ valeriana (Weleda) 0-0-0-20°
o Bryophyllum 50% (Weleda) 0-0-0-0.5 TL
o Bryophyllum 5% o. Bryophyllum/Conchae Trinkampulle 1 ml/ 10 ml (Weleda)
0-0-0-1
o Solutio ferri comp. D6 Dil 12°-12°-12° oder als Amp. s.c. 1-0-0 u.v.m.
• Musiktherapie: Durch die Stärkung der Vitalkräfte und der rhythmischen Regulation
kann die Musiktherapie Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen)
wirkungsvoll behandeln (Fausch, 2014).
• Aerobes Training: Die positiven Effekte des aeroben Ausdauertrainings auf Cancer
Fatigue (Beschwerdebesserung um etwa 30%), Leistungsfähigkeit und verschiedene
35
andere Symptome unter Radiatio und Chemotherapie und v.a. bei Krebs-Überlebenden
sind vielfach belegt. Daraus ergibt sich ein positiver Effekt auf die Lebensqualität von
Mammakarzinom Patientinnen - auch in fortgeschrittenen palliativen Stadien (Milne et al.,
2008; Naghavi, 2011; Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012; Kröz et al., 2014; Wirtz &
Baumann, 2017).
• Musiktherapie: Die Musiktherapie kann über die Fokussierung auf das Verhältnis von
Außen- und Innenwelt Sinneswahrnehmungen und Konzentrationsfähigkeit verbessern
(Fausch, 2014).
7.2.3 Schmerz
• Arzneimittel-Therapie: Marion Debus empfiehlt folgendes (Debus, 2009):
WHO-Stufenschema
Auch Misteltherapie kann schmerzlindernd wirken
Bei Knochenschmerzen:
Solum inject -> abschwellend, schmerzlindernd -> kann 2x/Tag i.v.
gegeben werden
Ggf. als Infusion: Solum inject
Cerussit D8 + Periosteum D 15 kann 2x/Tag s.c. gegeben werden
Bei Leberkapselschmerz: Bryonia Stannum (Zaunrübe/Kürbispflanze)
Postoperativ: zur Schmerz- und Wundbehandlung Arnika pl. tota D3-D6 20°-20°-20°
7.2.4 Konzentrationsstörungen
• Arzneimittel: Eine zur Chemotherapie begleitende s.c. oder i.v. Misteltherapie kann
Konzentrationsstörungen mindern. Bei manifesten Konzentrationsstörungen als
36
kognitives Fatigue oder „Chemo-Brain“ hat sich die Anwendung von Helleborus niger
bewährt (Debus, 2009).
mehrmals tgl.
o Hyoscyamus/Valeriana (Weleda) 20°-20°-20°
37
Chemotherapie zu meistern. Die Verbindung mit den kosmischen Kräften kann eine
eigene tragende Kraft erlebbar machen (Trapp, 2017).
verbessern. Emotionen wie Angst und Depression werden dadurch reduziert (Fausch,
2014).
Übelkeit und Erbrechen leichten Grades kann z. B. behandelt werden mit: Nux vomica D12
oder Nux vomica comp. (Weleda) Dil.: 20°-20°-20° (Girke, 2010).
Obstipation oder abdominelle Krämpfe können mittels Oxalisöl- oder Kamillenöl-Bauchwickel
gelindert werden (Girke, 2010; Kröz et al., 2014).
Die Rhythmische Massage kann eine Regulierung der Verdauungstätigkeit, auch durch die
krampflösende entspannende Wirkung der verwandten ätherischen Öle (etwa Kamille oder
Melisse), erreichen (Jehle & Rauschert, 2014).
Inappetenz kann mit Bitterstoffen therapiert werden, z. B.: Gentiana lutea Rh 5% (Weleda)
20°-20°-20° oder Enzian Magentonikum (Wala) 1-1-1 TL. Unterstützend wirkt auch ein
Schafgarben-Leberwickel (Girke, 2010). Dank ihrer aufbauenden regeneratorischen Wirkung
38
(Nachtseite) kann eine Misteltherapie appetitsteigernd wirken (Girke, 2010; Kienle & Kiene,
2010).
7.3.2 Ernährung
Es gibt keine Evidenz für den „Benefit“ einer speziellen Diät bei Karzinompatienten. Gerade
unter Strahlen- und Chemotherapie ist eine ausgewogene gesunde Ernährung, die „gut
schmeckt“ ein wichtiges Kriterium für Lebensqualität (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012).
Gewichtsverlust aber auch Gewichtszunahme sind mit einer Verschlechterung der Prognose
assoziiert (Gruhn, 2014).
• Mukositis, Stomatitis
Mundbalsam (Wala) Gel oder Ratanhia Mundwasser (Weleda) mehrmals tgl.
Cochlearia officinalis D3 bis halbstündlich 7°
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Mercurius cyanatus D4 20° auf 1 Glas Wasser mehrmals tgl. (Girke, 2010)
• Kolitis/ Diarrhoe
Bei gastrointestinalen Beschwerden kann eine Oxalis Oberbauch-Kompresse helfen
(Girke, 2010).
• Lymphödeme
Bei Lymphödemen ist die kombinierte Physiotherapie (Hautpflege, manuelle
Lymphdrainage, Bewegungstherapie und Kompressionsbandagen) eine geeignete
Behandlungsmethode (Leitlinienprogramm-Onkologie, 2012). Äußere Anwendungen
wie etwa Boragowickel, Quark- oder Kohlauflagen oder Conium maculatum 5% Salbe
(Weleda) können die aus dem lebendigen Zusammenhang in die Schwere gefallenen
Flüssigkeiten reintegrieren (Girke, 2010).
Die Rhythmische Massage wirkt lokal entstauend, belebt das Gewebe, fördert die
Ausscheidung bzw. reguliert den Wasserhaushalt durch Organeinreibungen von
Leber und Niere: geeignete Öle sind u.a. Betula Folium/cortex (Jehle & Rauschert,
2014).
Equisetum-Tee kann zur Anregung der Ausscheidung angeboten werden (Girke,
2010).
39
Literatur
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40
8. Stationsablauf und Struktur der Station 4a
Carola Hilgendorff
8.1 Einleitung
Die gynäkologische Station 4a ist seit vielen Jahren ein zertifiziertes Brustzentrum mit
integrativ medizinischem Behandlungsansatz. Patientinnen mit der Diagnose Brustkrebs
finden hier individuelle Behandlung und Begleitung. Diese - von den Patientinnen - als
bedrohlich empfundene Erkrankung, führt häufig zu einer ängstlichen Anspannung und
Überforderung, welche im Zusammenhang steht mit Distress, Insomnie und Cancer Fatigue
(Arndt et al., 2004; Kröz et al., 2009).
Am Vormittag werden von Seiten der Pflege Einreibungen, Fußbäder, Tees und Wickel
angeboten. Aktivierende therapeutische Maßnahmen wie Physiotherapie, Eurythmietherapie
und eine spezielle physiotherapeutische Brustgruppe finden ebenfalls vormittags statt.
Angst und Stress sollen durch dieses Therapieangebot positiv beeinflusst werden.
41
Musiktherapie stärkt die Vitalität, Konzentration und die Wahrnehmung, wirkt
Schmerzlindernd und verbessert den Tag/Nacht-Rhythmus (Müller-Busch, 1996; Reinhardt,
1999).
Zur Schlafanregung werden abends Fußbäder, Einreibungen und Tees angeboten.
8.4 Wochenrhythmus
Der Stundenplan für die Patientinnen zur Förderung des Wochenrhythmus wird nachfolgend
dargestellt.
12:00-13:00 Mittagessen
12:30-13:30 Wickel und Einreibungen
13:30-14:00
14:00-15:00 Ernährungs- Ernährungs-
beratung beratung
15:00-16:00 Maltherapie (Atelier) Maltherapie (Atelier)
16:00-17:00
16:15-17:00 Musiktherapie (Haus 12 EG R 25)
17:30-18:30 Abendessen
19:00-21:00 Wickel, Fußbäder, med. Spritzen
8.5 Tages-Rhythmus
Da der Tagesrhythmus eine große Bedeutung für die Genesung der Patientinnen hat, ist ein
guter Tag/Nacht-Rhythmus von therapeutischer Bedeutung. Die Abläufe der Station 4a sind
darauf abgestimmt.
42
8.6 Stationstagesstruktur
Therapieangebot).
12:00 Uhr – 13:00 Uhr Mittagessen für die Patientinnen im
Speisesaal, ggf. im Zimmer.
12:30 Uhr – 13:00 Uhr Verabreichung von Wickeln, Einreibungen und Tees
14:00 Uhr – 15:00 Uhr Montag und Mittwoch Ernährungsberatung
14:15 Uhr – 14:45 Uhr Dienstübergabe der Schwestern (FD/SD)
15:15 Uhr – 16:00 Uhr Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag findet
Maltherapie statt.
16:15 Uhr – 17:00 Uhr Montag bis Freitag Musiktherapie
17:30 Uhr – 18:30 Uhr Abendessen für Patienten im Speisesaal, ggf. im
Zimmer.
19:00 Uhr -21:00 Uhr Verabreichen von Spritzen, Medikamenten,
Infusionen, Erfassen von Vitalzeichen, Drainagen-
und Verbands-Kontrollen bei OP- Patientinnen incl.
Erstmobilisation durch die Bereichsschwester.
Wickel, Einreibung, Fußbäder, und Tees werden von
Seiten der Pflege angeboten.
43
Literatur
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Müller-Busch H-C. (1996). Schmerz und Musik: Musiktherapie bei Patienten mit chronischen Schmerzen. Fischer.
Reinhardt U. (1999). Untersuchungen zur Synchronisation von Herzfrequenz und musikalischem Rhythmus im Rahmen einer
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44
9. Pflege-Therapeutische Maßnahmen bei Mammakarzinom Patientinnen
9.1 Einleitung
Die Diagnose Mammakarzinom ist für die betroffene Frau ein Schock (Schildecker, 2015).
Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung der Frau, aber auch Männer können
von der Diagnose betroffen sein (Bäumer & Maiwald, 2008). Diese Krebserkrankung kann
äußerliche Veränderungen mit sich bringen, die eine Frau als sehr entstellend erleben kann.
Operationsnarben sind immer sichtbar und können auch nach der Therapie an die
Erkrankung erinnern. Es gibt therapiebedingte Veränderungen wie z. B. Haarausfall oder
veränderte Hautareale durch Bestrahlungsfelder, auch der mögliche Gewichtsverlust, der
immer individuell erlebt wird, gehört dazu. Aus unseren Erfahrungen haben wir erlebt, wie
der ganze Mensch ins Ungleichgewicht gerät, das Leben stellt ganz neue Anforderungen an
die Betroffenen.
Das weibliche Selbstbild bekommt eine neue Bedeutung: Bin ich noch eine
vollwertige/richtige Frau? Wie wird meine Familie mit den Veränderungen umgehen? Wie
weit werde ich mein Umfeld/Familie mit der neuen Situation konfrontieren? Die Erkrankung
kann körperlich und emotional viel Kraft kosten und ein Gefühl der dauerhaften Erschöpfung
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45
9.2 Tabellarische Zusammenfassungen zu den fünf Hauptsymptomen aus dem
Basismodul Onkologie
Zur Grundlage einer erfolgreichen Therapie von Schlafstörungen gehört die innere, geistige
Schlafvorbereitung bzw. Schlafhygiene.
Regeln für den Umgang mit dem Schlaf:
Ordnung des Tagesrhythmus, wie z. B. nicht länger im Bett bleiben als nötig, d. h.
sich an Zeiten für das Zubettgehen und das morgendliche Aufstehen halten, einen
strukturierten Tagesablauf durchleben.
Nicht am Tag schlafen.
Eine Gestaltung des Schlafraumes vornehmen und Stressoren wie Radio,
Fernsehen, Telefon etc. ausschalten.
Am Abend auf leichtverdauliche Kost achten und den Konsum von Kaffee
nachmittags einstellen.
Große körperliche Anstrengungen oder Aktivitäten sollten abends vermieden werden.
Kein Vollbad am Abend (Kerntemperatur soll nicht erhöht werden)
Vor dem Einschlafen kann man zudem eine Rückschau auf den Tag halten – damit
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wird ein Vorgriff auf die eigentliche Rückschau während des Schlafens vorbereitet.
Weiterhin können Meditationsübungen oder ein Abendgebet angewendet werden
46
9.2.2 Cancer Fatigue
Zur Betonung des Zirkadianrhythmus mit Aktivierung am Tage und Verbesserung des
Nachtschlafes haben sich folgende pflegerische Ansätze bewährt:
Gesichtspunkte zu Wirkungen und Indikationen der Substanzen sind hinten in einer Liste
aufgeführt.
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9.2.3 Distress
Bauch Oxalisöl/-essenz
Melissenö/-essenz
Kamillenöl/-essenz
48
9.3.2 Ängstliche Symptomatik
Die Angst kann in allen Phasen der onkologischen Erkrankung präsent sein. Zweifel am Sinn
des Lebens und Hass auf die Erkrankung können zusätzlich die Heilkräfte schwächen
(Girke, 2014). Die Äußeren Anwendungen können in diesem Zusammenhang angstlösend,
beruhigend und schützend sein. Darüber hinaus kann im Gespräch zwischen Patientinnen
und Pflegenden der raum auch für spirituelle Themen entstehen.
49
9.3.4 Weibliches Selbstbild
Die folgenden Äußeren Anwendungen können den Patientinnen helfen, sich wieder positiv
mit ihrem Leib zu verbinden. Das Ziel ist es, sich als ganzer Mensch zu fühlen, auch wenn
ein Teil des Körpers zerstört ist. Die Äußeren Anwendungen können helfen, den Körper
wieder in einer stimmigen Weise zu erleben.
können, möchten wir den Patientinnen Tipps für zu Hause mitgeben. Ein Gespräch über evtl.
auftretende Symptome und deren Linderungsmöglichkeiten durch Äußere Anwendungen
sollte zur Entlassung stattfinden. Eine weitere Möglichkeit wäre es eine regelmäßige
pflegerische Sprechstunde anzubieten, zu der auch ambulante Patientinnen und deren
Angehörige kommen können.
Literatur
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Ziele. In Management des MAMMAKARZINOMS, pp. 527-546. Springer.
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Girke M. (2014). Geriatrie - Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin. Salumed-Verl., Berlin.
Morkisch I & Hauff S. (2014). Anthroposophische Pflegemaßnahmen und Äußere Anwendungen. In Therapeutische
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Bläsi P, Zerm R, Debus M & Girke M., pp. 6-12. Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin.
Schier J. (2001). Anthroposophische Pflege in der Onkologie. In Anthroposophische Pflegepraxis: Pflege als
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von Dach C, Heine R & Heiligtag H-R. (2009). Anthroposophische Pflege von Krebskranken. Der Merkurstab 4/2009, 330-343.
50
10. Anwendungsmöglichkeiten der Rhythmischen Massage in der Behandlung von
Frauen mit Brustkrebs
Luzia Kreuzer
10.1 Einleitung
Durch den Beitrag von M. Kröz (vgl. 1. Kapitel) wird deutlich, dass die Brustkrebserkrankung
ein sehr umfassendes Geschehen ist, das schon lange vor Auftreten des Tumors
konstitutionell bestehen kann. Einzelne Hauptsymptome, wie Insomnie können bei vielen
Frauen bereits Jahre vorher bestehen. Im Folgenden werden Behandlungsmöglichkeiten für
die prä- und postoperative Phase als auch darüber hinaus im krankheitsbegleitenden Falle
dargestellt.
Wesensglieder:
51
Eingriffen sowie Entfernung von Lymphknoten kann auch der Lymphabfluss
gestört sein.
Viele Frauen nehmen das Angebot einer Rhythmischen Massage vor der Operation gerne
an. Oft sind zwei übergreifende Richtungen wahrnehmbar:
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1. Patientinnen, die sehr wach, aufgeregt, auch übererregt sind, im Zimmer meist in
Aktion sind, dabei ggf. feuchtkalte Hände haben, kalte Füße oder sich insgesamt
fröstelig fühlen. Bei dieser Grundkonstitution (Kroz et al., 2000) bewährt es sich, das
Rhythmische System über eine Rückenbehandlung anzusprechen, um Ausgleich und
Harmonie anzuregen. Der rückwärtige Bereich fördert zudem das Sich-Anvertrauen-
Können.
2. Patientinnen, die noch gar nicht richtig wach sind, eher eine stille Angst mit sich
ausmachen, in gedämpfter Stimmung sind. Hier geht es darum, den Stoffwechsel
anzuregen, damit sie einmal richtig zu sich kommen und sich präsent fühlen.
Anregung des Stoffwechsels über eine kräftige Bauch- und/oder Beinmassage,
z. B. mit Rosmarin, Wacholder, Schafgarbe oder Ingwer.
52
Grundsätzliche Ziele sind:
• gute Durchwärmung
• innere Sammlung, Zentrierung, gut bei sich ankommen
• Beruhigung
• Stärkung der Vertrauenskräfte, Halt vermitteln
Durch eine Lebereinreibung (mit Schafgarbe, Oxalis, Eisen) kann die Verarbeitung der
Narkosemittel unterstützt werden, durch eine Niereneinreibung (mit Equisetum) kann
die Ausscheidung verbessert werden.
der Peripherie durch eine Massage der Unterarme und/oder der Waden und Füße
angesprochen werden. Diese Bereiche stehen in enger Kommunikation mit dem Herzen und
der Atmung und können regulierend wirken (Batschko, 2011).
Als Substanz bei orthostatischer Dysregulation wirkt Rosmarin sehr kräftigend und
anregend, Rosenöl hat eine harmonisierende Wirkung.
In der Verbindung Rose-Gold-Lavendel kann die Wirkung über das Gold noch vertieft
werden. Es schafft die Verbindung zum Herzen als dem Hauptorgan der Ich-Organisation
(Girke, 2012).
Wund- und Lymphödeme: Um das Ausmaß der Operation auf den Flüssigkeitsorganismus
zu beurteilen, ist es wichtig, die operierte Seite anzuschauen. Folgende sind die Indikationen
für eine Manuelle Lymphdrainage (MLD) (Herpertz, 2013):
• Ablatio
• Excision mehrerer Lymphknoten
• starke Hämatombildung
• starkes Wundödem
• starkes Spannungsgefühl
• bestehende Lymphproblematik
53
Die MLD hat über die entstauende auch eine allgemein beruhigende und sehr entspannende
Wirkung. Die Berührung oberhalb des operierten Gebietes tut den Frauen erfahrungsgemäß
sehr gut, löst aus Erfahrung das Fremdheitsgefühl und die Angst auf. Bei Bedarf kann die
Selbstbehandlung und Pflege der Narbe erlernt werden.
Bei der weiteren postoperativen Behandlung mit der Rhythmischen Massage steht im
Vordergrund:
• Die Wiedereingliederung des Wundgebietes: Deutlich ist bei vielen Patientinnen
zu sehen, dass der Arm auf der betroffenen Seite wie gar nicht zum Körper dazu
gehört. In diesem Fall kann eine Nacken-Armmassage mit über die Schulter zum
Rücken hin verbindenden Griffen unterstützen. Durch die Griffqualität wird der
Lebensleib als Träger des Ganzheitsgefühls angesprochen (Soesman, 2011).
• Die Vertiefung der Atmung: Die natürliche Verbindung zwischen Brustraum und
Bauchraum ist oft wie unterbrochen nach einer Brustoperation, somit ist auch die
Atmung verflacht. Behandlungen mit dem sog. Dickdarmgriff sowie der
Seitenlemniskate können diese Bereiche wieder miteinander in Beziehung bringen
(Batschko, 2010).
• Die Durchwärmung des ganzen Körpers: Viele Krebspatientinnen haben einen
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Die Nachruhe von ca. 30 Minuten ist wesentlich, um eine Regeneration, Konsolidierung und
Vertiefung zu ermöglichen. Ideal wären drei Behandlungen während der Aufenthaltsdauer
einer Patientin, da dann eine Veränderung von Behandlung zu Behandlung spürbar wird:
Das Vertrauen wächst, mehr Gelassenheit und Tiefe stellen sich ein.
Die rhythmische Massage ist eine Therapie, die vor allem über den Rhythmus den Bereich
der Lebensprozesse und Lebenskräfte anspricht (Hauschka-Stavenhagen, 1972).
54
10.5.1 Insomnie
„So werden bei Diagnosestellungen und nach zwei Monaten von ca. 31-36% aller
Brustkrebs-Patientinnen nicht nur Schlafstörungen sondern ein sogenanntes insomnisches
Syndrom angegeben,...“(vgl. Kapitel 1: Hauptsymptome und Konstitution von Brustkrebs
Patientinnen). Durch die Untersuchung wird deutlich, wie stark sich der fehlende
gesundende Schlaf bei dieser Patientengruppe auswirkt und letztlich andere
Hauptsymptome mit beeinflussen können.
Der rhythmische Wechsel von Wachen und Schlafen kann in zwei große Richtungen
abweichen (Hauschka-Stavenhagen, 1972):
1. Menschen, deren Nerven-Sinnestätigkeit sehr aktiv ist, die sich aber vorwiegend im
oberen Menschen erschöpft. Dies bedeutet ein Übergewicht der abbauenden Kräfte,
ein Verkrampfen im oberen Menschen, während wenig Aufbau und Verankerung im
unteren Menschen geschieht.
55
2. Menschen, die starke Vitalkräfte haben, deren Stoffwechsel-Aufbaupol überwiegt und
von den oberen, gestaltenden Kräften nicht genügend durchdrungen, geformt werden
kann.
Ziel der Behandlung im Leib mehr Bewusstsein anregen, so dass der Mensch am Tage
wacher wird, zu mehr eigener Abbautätigkeit fähig wird und sich
nachts besser lösen kann
Art der Behandlung Stirneinreibung, Bauch- und Beinbehandlung mit
Nackenableitung, tiefem Walken
lemniskatische
Rückenbehandlung,
Handmassagen
Griffqualität kräftig, anregend, Aufmerksamkeit weckend
Mögliche Substanzen Zitrone, Equisetum, Rosmarin, Brennnessel
Mögliche Organeinreibungen Leber (Schafgarbe, Eisen, Brennnessel), Milz (Plumbum),
Nieren (Equisetum, Ingwer)
individualisiert werden.
10.5.3 Distress
Die oft sensible, empfindsame seelische Konstitution der an Brustkrebs erkrankten Frauen
(vgl. Kapitel 1) kann sich im weiteren Verlauf durch Ängste, Unsicherheit, schnelle
Reizbarkeit und einem Gefühl schnell oder ständig gestresst zu sein, steigern. Bei
Patientinnen, deren Aktivität sich zu einseitig im Nerven-Sinnespol erschöpft, ist das Ziel der
Behandlung:
• Den Stoffwechselpol zu mehr Aufnahmebereitschaft einzustimmen
• Atmung und Zirkulation zu regulieren (Pentagramm-, Waden-, Unterarm-,
Herzeinreibung)
• Hülle und Grenzen zu vermitteln (z. B. durch die Ganzkörpereinreibung)
10.5.4 Schmerz
durch die rhythmische Massage über belebende, wärmende Behandlungen der Gliedmaßen
günstig beeinflusst. Gute Erfahrungen gibt es mit Equisetum/Quarz sowie Johanniskrautöl.
Schmerzzustände durch Nervenschmerzen können gut mit Aconitöl behandelt werden,
während Johanniskraut-Kampheröl besonders bei muskulären Problemen helfen kann. Die
sehr durchdringenden Schmerzen durch Knochenmetastasen können durch atmende,
lösende, mehr lokal wirkende Griffe erleichtert werden. Dabei wirkt aus Erfahrung das
Solumöl mit anschließender Bienenwachsauflage und warmen Salzsäckchen unterstützend.
Besonders nach einer Ablatio der Brust, aber auch nach kleineren Brustoperationen kann ein
Fremdheitsgefühl auftreten und viele Monate anhalten. Dies kann durch die rhythmische
Massage positiv beeinflusst werden, da sie das Gefühl für die Ganzheit des Körpers anregt
(Soesman, 2011). Auf verschiedenste Weise kann der operierte Bereich zunehmend
eingegliedert werden: Zunächst indem man das betroffene Gebiet nicht direkt behandelt,
sondern aus der Umgebung mit einbezieht. Nach gut verlaufener Wundheilung und immer in
Absprache mit der Patientin kann dann auch eine direkte Behandlung des ganzen
Brustbereiches erfolgen.
So kann das Einheitliche der ganzen Brustregion stärker empfunden werden und ein Verlust
auf körperlicher Ebene wird über die gefühlsmäßige Ebene kompensiert.
Für den Brustbereich, den Ort der rhythmischen Organe, ist das Rosenöl sehr wohltuend.
Unter dem Aspekt der Hüllebildung ist das Solumöl angezeigt.
Abschließend noch eine kurze Betrachtung zum Solumöl, da es in der Behandlung von
krebserkrankten Menschen ein wesentliches Heilmittel in Verbindung mit der Massage
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darstellt (Vademecum, 2016). Es ist eine Komposition aus vier verschiedenen Substanzen:
Torf, Rosskastanie, Schachtelhalm und Lavendel. Torf gibt Hülle und Grenze, Rosskastanie
vermag das Flüssige zu beleben und zu verlebendigen, Schachtelhalm gibt Struktur und
belüftet das Flüssige, Lavendel verströmt Wärme und verbindet alle Prozesse miteinander zu
einer neuen Einheit. Es hat somit ein sehr großes Wirkungsspektrum und kann viele der
oben beschriebenen Symptome lindern und verbessern (Wala, 2015/2016).
Literatur
Batschko E. (2010). Einführung in die Rhythmischen Einreibungen. Mayer Verlag, Stuttgart.
Batschko EMD, S. (2011). Praxisbuch der Rhythmischen Massage nach Ita Wegman. Info 3.
Boivin DB, Czeisler CA, Dijk D & et al. (1997). Complex interaction of the sleep-wake cycle and circadian phase modulates
mood in healthy subjects. Archives of General Psychiatry 54, 145-152.
Girke M. (2012). Innere Medizin. Krankheitsverständnis und Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin. Salumed-Verl.,
Berlin.
Göbels R & Allmer C. (2014). Die Behandlung mit Rhythmischer Massage bei einer Patientin mit Mammakarzinom. Der
Merkurstab Zeitschrift für Anthroposophische Medizin 67 (2), 126-135.
Hauschka-Stavenhagen M. (1972). Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman: Menschenkundliche Grundlagen. Verein zur
Förderung der künstlerischen Therapie und Massage e. V.
Herpertz U. (2013). Ödeme und Lymphdrainage: Diagnose und Therapie-Lehrbuch der Ödematologie. Schattauer Verlag.
Kroz M, Heckmann C & Weckenmann M. (2000). Development of body weight, vegetative autonomous system, and breast
cancer. Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd 7, 132-138.
Soesman A. (2011). Die zwölf Sinne: Tore der Seele. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart.
Vademecum. (2016). Vademecum Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege. .
von Laue H & Henn W. (1991). Zeitphänomene der Krebskrankheit. Deutsche Zeitschrift für Onkologie 23, 64-73.
Wala. (2015/2016). Wala Arzneimittelverzeichnis Wala Heilmittel.
Weidtke A. (2009). Rhythmische Massage nach Ita Wegman in der Onkologie. Der Merkurstab, 344-351.
58
11. Psychoonkologie beim Mammakarzinom
Marlies Schildecker
Eine anthroposophisch orientierte Psychoonkologie geht von der Grundannahme aus, dass
die Krebserkrankung körperlich etwas abbildet, was Seelisch-Geistig nicht gelebt
beziehungsweise geleistet wird. In der Krebserkrankung bildet sich so etwas wie Freiheit in
physisch-physiologischer Weise ab, was im Seelisch-Geistigen nicht als Fähigkeit, als
Kompetenz ausreichend entwickelt wurde. So ist in der Krebserkrankung Freiheit physische
Realität geworden (Schildecker, 2015). In den „Meditativen Betrachtungen und Anleitung zu
einer Vertiefung der Heilkunst“ sagt Steiner: „Krankheit ist eine physische Imagination von
geistigem Leben. Und weil die physische Imagination zu Unrecht da ist, weil sie nicht
nachahmen soll gewisse geistige Vorgänge, deshalb ist in der physischen Organisation das,
was in der geistigen Welt unter Umständen ein Höchstes ist, unter Umständen in der
physischen Organisation Krankheit.“ (Steiner, 1924).
Die Freiheit hat ihren Platz im Seelisch-Geistigen. Wenn die Freiheit im Seelisch-Geistigen
unterdrückt wird und in den Körper „rutscht“, so kann sie in der Krebserkrankung ein
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physisches Abbild finden. In Wort und Schrift fasst Michaela Glöckler diesen Vorgang
folgendermaßen zusammen: „Irgend eine Zelle fängt an ihre physiologische Aufgabe, ihre
hohe Spezialisierung aufzugeben, geht dabei in eine embryonale Situation zurück und wird
dabei omnipotenter und dafür weniger spezialisiert. Ohne die organtypische Spezialisierung
gehört sie nun nicht mehr dazu. Sie ist zu etwas Fremden geworden. Wenn das
Immunsystem solche Zellen übersieht, beginnt an Ort und Stelle durch Zellvermehrung ein
Krebs zu wachsen. In einem nächsten Schritt durchbrechen die Zellen die Organgrenzen
und beginnen sich lokal auszubreiten. In der weiteren Entwicklung fangen Zellen an, sich
vom Organ zu lösen, verlassen den Ort, für den sie einst bestimmt waren, dem sie ihrer
Gestalt, ihrer Beschaffenheit und Funktion vor ihrer Entartung angehörten, wandern durch
den Organismus, um neue Gebiete zu erobern, um so genannte Metastasen zu setzen.
Nach und nach wird der Mensch in seiner gesamten Physiologie von diesem Geschehen
ergriffen: beginnend mit grundlegenden Veränderungen in den entarteten Zellen, den
Veränderungen im Teilungsrhythmus und im intrazellulären Stoffwechsel, folgen später eine
Abnahme des Appetits, Probleme mit der Verdauung, dem Schlaf-/Wachverhalten, die
Rhythmen von Herz und Lunge verändern sich, das rhythmische System überhaupt wird
schwächer, die Temperaturkurve wird flach, bis es kaum noch oder keine Differenz von der
Morgen- zur Abendtemperatur gibt, das ganze Lebensgefühl verändert sich. Der Appetit geht
mit der Zeit mehr und mehr verloren und mit der Verdauung stellen sich immer größere
59
Probleme ein. An vielen Stellen wächst etwas, ohne Funktion, ohne Sinn. Manchmal
verschafft sich so ein Gewächs sogar einen Durchbruch durch die äußerste Hülle, durch die
Körperhaut, wird zur offenen Wunde. Das Krankheitsbild sagt uns nun: Alle körperlichen
Gesetze, alle Ordnungsprinzipien sind aufgehoben. Es herrscht auf Körperebene totale
Freiheit. Es gibt keine Grenzen und keine Kontrolle mehr. Es herrscht die reine Willkür.
Chaos. Es kann bei keinem Krebspatienten vorausgesagt werden, wo und wann Metastasen
auftreten. Statistisch gesehen gibt es gewisse Wahrscheinlichkeiten, wo der Krebs zuerst als
Metastase zu finden ist, doch im Einzelfall kann es wieder ganz anders sein. Ganz
individuell. Was sich da im Körperlichen abbildet – grenzenlose Freiheit – fehlt auf der
Seelisch-Geistigen Ebene.“ (Glöckler et al., 2008)
Für die Psychoonkologie kann dies bedeuten, dass über organspezifische psychologische
Interventionen vielleicht geholfen werden kann, fehlende oder nicht gut genug ausgebildete
Seelenfähigkeiten zu entwickeln und zu pflegen, um das Organ, den Organismus, zu
entlasten und zu stärken. Eine anthroposophische Psychoonkologie orientiert sich
demzufolge zunächst an der jeweiligen Tumorentität, jedoch auch an der individuellen
Situation und den speziellen psychosozialen Umständen der betroffenen Patienten.
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Die Aufgabe des psychoonkologisch arbeitenden Psychotherapeuten kann daher vor allem
darin gesehen werden, zusammen mit den Patientinnen nach den organspezifischen
seelisch-geistigen Aspekten der Krebserkrankung zu schauen und dabei nach verlorener
oder nie gekannter Freiheit zu suchen. Die sich daraus entwickelnde Stärkung der
seelischen und geistigen Kräfte kann eine Hilfe auch zur körperlichen Gesundung sein.
Aus eigener Erfahrung ergibt sich, dass bei Mammakarzinom Patientinnen ein großes
Vermögen an seelischen Liebes- und Opferkräften erlebbar ist. Die Bedürfnis- und
Wunscherfüllung der Umgebung wird von Ihnen als ein „Muss“ erlebt, macht die Frauen
mehr oder weniger unfrei ihren eigenen Willen zu leben. Oft wird von den Frauen selbst eine
mangelnde Fähigkeit, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und/oder zu artikulieren,
beziehungsweise umzusetzen, dem anderen Grenzen zu setzen und sich selbst zu
schützen, artikuliert. Überforderungserleben, oft verbunden mit einem Gefühl der Ohnmacht
und Ausweglosigkeit, totale Erschöpfung, ist wohl die häufigste Zustandsbeschreibung zum
Zeitpunkt der Diagnose „Brustkrebs“.
Zu diesem von den Frauen häufig beschriebenen Zustand der „totalen Erschöpfung“ kommt
nun noch hinzu, dass die bis dahin meist symptomfreien Frauen durch die Diagnose
60
„Brustkrebs“ von einer subjektiv gesunden Frau zur Patientin mit einer potentiell tödlichen
Erkrankung wird.
Schon im Erstkontakt – vor oder nach der Operation – zeigt sich aus unserer Erfahrung bei
den Patientinnen eine große Not. Die Frauen sind nicht nur körperlich erkrankt. Die
Krankheitsereignisse drohen das Seelisch-Geistige ganz und gar zu durchdringen. Alle
Lebensziele, Lebensinhalte und Werte werden in Frage gestellt. Die Sorge um das weitere
Leben steht ganz im Vordergrund. Das Redebedürfnis ist meistens sehr hoch. Für die
Frauen ist es oft sehr wichtig, dass sie sich zunächst alles von der Seele reden dürfen. In
diesem Schockzustand sind jedoch die Frauen aus unserer Erfahrung psychotherapeutisch -
über das Wort allein - oft schwer zu erreichen.
Das bereits erwähnte EFT, auch Klopfakupressur genannt, ist ein weiteres Werkzeug zur
Gefühlsregulation. Es handelt sich dabei um ein therapeutisches Konzept aus dem Bereich
der energetischen Psychologie. Aus Erfahrungsberichten und auch aus der Psychotherapie-
forschung ist bekannt, dass es sich um eine hoch wirksame Methode, vor allem zur
Behandlung von Stress, Angst und Traumata, handelt (Feinstein et al., 2007).
Als gruppentherapeutisches Werkzeug ist das EFT jedoch (in dieser Patientinnen Gruppe)
ungeeignet, da für eine wirksame Intervention die belastenden Gedanken und Gefühle der
Patientinnen sehr genau zu erfassen und gegebenenfalls zu aktivieren, d. h. ins Erleben zu
bringen sind. Sie werden dann zum Zentrum der Intervention, um sie dann in ihrer Intensität
zu neutralisieren oder wenigstens deutlich zu lindern.
Ziel der Erstinterventionen ist also die Entlastung von starken negativen Gefühlen, die
Frauen aus der lähmenden Angst und der Erstarrung herauszuführen. In weiteren Schritten
61
kann es darum gehen, die Frauen aus dem „Müssen“ in ein individuelles „Wollen“ oder eben
„Nicht-Wollen“ zu führen. Dabei kann es nicht darum gehen, dass die Frauen ihr
Wahrnehmungsvermögen für die Bedürfnisse anderer, ihre Opferkräfte, ihre Liebeskräfte
verlieren oder „verlernen“, sondern dass die Frauen zwischen Wahrnehmung und Handlung
eine bewusste Entscheidung stellen, um so aus dem reflexhaften „Muss“ herauszufinden, um
sich in Freiheit für das zu entscheiden, was ihnen als das für sie Richtige erscheint. Drei
Fragen können in diesem Prozess immer wieder hilfreich sein, die einer Zustimmung, einem
Tun, einer Handlung vorangestellt werden können (Steiner, 1924):
Bis die Geistesgegenwart geübt ist, direkt in den Situationen diese Fragen präsent zu haben,
können diese Fragen selbstverständlich auch für die nachträgliche Betrachtung verwendet
werden, also: „Wollte ich das“, „wollte ich das wirklich?“ und schließlich: „War das wirklich
das, was ich wirklich wollte?“ Auch wenn eine Entscheidungskorrektur im Nachhinein schwer
oder vielleicht auch nicht mehr möglich ist, so ist dieser Bewusstmachungsprozess dennoch
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sehr wertvoll, um dem eigenen Willen näher zu kommen (Katie & Mitchell, 2012).
In einem weiteren Schritt geht es dann häufig darum, geeignete Formulierungen für eine
Absage, für ein „Nein“, zu finden. Die Frauen sind da oft erstaunlich ungeübt und haben
Angst vor der Umsetzung. Aus der Ungeübtheit heraus wird eine Verneinung oder eine
Absage dann möglicherweise viel zu heftig, zu drastisch ausgesprochen, so dass das
Gegenüber verschreckt oder gar beleidigt wird. Das wiederum kann die Rückwirkung haben,
dass man „das mit der Freiheit“ lieber wieder lässt, da die Erfahrung gemacht wird,
Verneinen führe zu sehr unangenehmen und keinesfalls gewollten Reaktionen, weil andere
sich dadurch verletzt fühlen. In Rollenspielen kann eingeübt werden, wie Absagen und
Verneinungen „umweltverträglich“ formuliert werden können, beispielsweise nach dem
Muster von (Schildecker, 2015):
1. würdigen,
2. bedanken,
3. aber … / jedoch …
Auch kann es wichtig sein, den Frauen zu sagen, dass das Ergebnis ihrer
Entscheidungsfindung keine Verpflichtung sei, diese Entscheidung dann auch tatsächlich
62
umzusetzen. Es komme zuerst einmal nur darauf an, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse
wahrzunehmen und die Möglichkeit einer Entscheidung zu sehen oder anzuerkennen.
Beziehungsweise, dass das Opfer oder der Verzicht bewusst als solcher vollzogen wird,
beispielsweise um dem Partner eine Freude zu bereiten oder aber auch, weil die Umsetzung
(noch) zu viel Angst macht.
Die allermeisten Patientinnen erleben es als sehr fruchtbar, nach „verlorener Freiheit“
Ausschau zu halten, nach Bereichen zu schauen, in denen sie nicht so ganz sie selbst
waren, beziehungsweise sind, Bereiche, in denen sie nicht ihren eigenen Willen leben, sich
nicht identisch fühlen.
Die dargestellten Seelenphänomene bei Brustkrebs scheinen jedoch für eine kleine Gruppe
von Brustkrebs Patientinnen nicht zutreffend zu sein. Gemeint sind hier die Frauen, die oft
schon mehrere Wochen oder gar Monate mit einer aufgebrochenen Brust, mit blutiger und
eitriger Sekretion, alleine versuchen mit der Wundversorgung zurecht zu kommen. Dabei
schaffen sie es gegebenenfalls geschickt die betroffene Brust vor dem Partner zu verbergen.
Oft sind es dann die Schmerzen und/oder der starke Geruch, der die Patientinnen einen Arzt
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Überraschend ist dann doch die Reaktion dieser Patientinnen, wenn von therapeutischer
Seite immer wieder das Interesse an einem Gespräch, beziehungsweise das Interesse an
ihr, der betroffenen Patientin selbst, glaubhaft gemacht werden kann. Dann kann von diesen
Patientinnen oft eine besonders große Dankbarkeit erlebt werden. Manchmal erzählen sie
63
von dem lange vorausgegangenen Prozess, den zunächst wahrgenommenen
Veränderungen der Brust, wie sie zunächst versucht haben, die Situation durch Ignorieren zu
beherrschen. Auch darüber, wie sie die aufbrechende Brust zunächst mit Penaten-Creme
behandelten, wie sie Wundverbände anlegten. Je weiter sich die Wunde ausdehnt und auch
durch üble Gerüche sich bemerkbar macht, desto größer wird die Furcht und die Scham sich
einem Arzt vorzustellen. Im Vorhinein hören sie schon Sätze wie: „Wie konnten Sie es nur so
weit kommen lassen!“ Die Furcht vor Bestürzung, vor Entsetzen und Vorwürfen sind starke
Hindernisse ärztliche Hilfe aufzusuchen. Es ist überdeutlich zu erleben, wie stark die Frauen
in ihrem Ich geschwächt sind. Man kann sie fast so erleben, als fühlten sie keine
Existenzberechtigung, als wäre kein Ich da, das JA zu sich selbst sagen kann, das NEIN zu
Fremdem, zu Schädigendem sagen kann. All diese Einschränkungen in den persönlichen
Möglichkeiten, einer mehr und mehr in die Isolation und Reduktion gehenden Entwicklung,
zeigen noch einmal in ganz anderer Art deutlich, dass es um Freiheit geht.
Situation zu erreichen, die sie alleine wieder beherrschen kann und in der sie sich selbst ein
Stück näher gekommen ist.
Die psychoonkologische Arbeit im Brustzentrum umschließt oft Gespräche mit dem Partner,
mit der Familie, um möglicherweise einer notwendigen innerfamiliären Kultur der Freiheit und
des gegenseitigen Respekts mehr Raum zu geben. Und zweifellos dürfen wir heute auch
von der Zeitkrankheit Krebs sprechen. In den letzten Jahrzehnten hat die Krebserkrankung in
einer nie da gewesenen Form Einzug gehalten in unser Leben. Noch vor ungefähr 40 Jahren
erkrankte in unserer Kultur ungefähr jeder 30. Mensch einmal in seinem Leben an Krebs.
Heute ist es fast jeder zweite Mensch, der mindestens einmal in seinem Leben von dieser
Diagnose betroffen ist (für Krebsregisterdaten, 2016).
Literatur
Feinstein D, Eden D & Craig G. (2007). Klopf die Sorgen weg. Emotionale Befreiung durch EFT und Energetische Psychologie
Reinbek: Rowohlt.
für Krebsregisterdaten Z. (2016). Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Im Internet: http://www krebsdaten
de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebsgeschehen/Krebsgeschehen_download pdf.
Glöckler M, Schürholz J & Fintelmann V. (2008). Spiritualität & Gesundheit. Am Beispiel der Krebserkrankung. .
Gesundheitspflege Initiat Esslingen am Neckar.
Katie B & Mitchell S. (2012). Lieben was ist: wie vier Fragen Ihr Leben verändern können. Arkana.
Schildecker M. (2015). Psychoonkologische Phänomene und psychotherapeutische Interventionen in der Onkologie. Der
Merkurstab November/Dezember 2015, 431-438.
Steiner R. (1924). Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heilkunst: Dreizehn Vorträge für Ärzte und
Medizinstudierende., vol. GA 316. Rudolf Steiner Verlag, Dornach.
Willutzki U & Teismann T. (2013). Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie, vol. 52. Hogrefe Verlag.
64
12. Heileurythmie in der Behandlung von Mammakarzinom Patientinnen
Barbara Trapp
65
12.2 Heileurythmie-Therapie bei Mammakarzinom
Innerhalb der ersten Tage vor oder nach der OP bedarf es einer Therapiestunde (45 bis
60 min.), in der auf die individuelle Situation der Patientin eingegangen werden kann.
Befürchtungen, Verzweiflung und Not können hier hervorkommen, da der
Heileurythmieraum einen „Freiraum“ bietet fernab vom momentan beängstigenden
Alltag. Die geschulte Heileurythmistin wird erkennen, ob die Patientin aktuell einer
wärmend-hüllenden (Ätherleib) Übung oder einer seelisch-geistig stützenden Kraft
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(Astralleib/Ich) bedarf. Die Übungen werden hier sehr individuell gewählt. Daher im
Folgenden nur einige Möglichkeiten:
Die spezifischen Bewegungen der Heileurythmie wirken anregend auf die inneren
Organe, speziell den Aufbau-Stoffwechsel (Steiner, 1981). Nach dem Üben stellt sich
Müdigkeit ein und die Patientinnen schlafen anschließend oft tief und fest. Um eine
bestehende Insomnie zu behandeln, müssen die Übungen allerdings über einen
längeren Zeitraum alleine geübt werden, möglichst am Abend vor dem Einschlafen.
Dabei sollten die Übungen so gestaltet werden, dass neben der Anregung des
66
Stoffwechsels eine korrespondierende Rhythmisierung zwischen den oberen und den
unteren Wesensgliedern stattfinden kann. Dies kann u.a. durch folgende Übungen
angeregt werden:
67
12.2.4 Heileurythmie zur Behandlung von Schmerz
bestehen aus Längen und Kürzen. Hat unser Rhythmus zu viele Kürzen, so entsteht
Stress, erhöhter Abbau. Hat unser Rhythmus zu viele Längen, so entsteht Trägheit im
Stoffwechsel, Stoffwechselstörungen sowie Schläfrigkeit. Ein „urgesunder“ Rhythmus ist
der Hexameter, den der Körper im gesunden Schlaf hat mit einem 4:1 Rhythmus (4
Herzschläge auf einem Atemzug).
68
12.2.6 Heileurythmie zur Behandlung von Konzentrationsstörungen
Tabelle 19: Heileurythmische Übungen bei Konzentrationsstörungen
Wie oben beschrieben, steigern die Heileurythmie-Übungen als aktive Therapie das
Erleben von Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl. Auch die Verbindung zu einer
kosmischen Ordnung, die allen Übungen zu eigen ist und speziell auch in den Mantren
bewusst erlebt werden kann, lässt das eigene Selbst in die Mitte des göttlichen Raumes
treten, eines Raumes von Kraft und Ruhe, in der das eigene Sein Geborgenheit und
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Hier soll der Lymphstrom über spezifische Übungen angeregt werden und der
Wasserhaushalt insgesamt über die Nieren belebt werden (Girke, 2010). Diese Übungen
werden anfangs von der Therapeutin um den Arm herum ausgeführt. Im Verlauf sollen
sie von der Patientin selbst ausgeführt werden.
69
Tabelle 21: Heileurythmische Übungen bei Lymphödemen des Armes
Die Heileurythmie-Übungen werden nie nur physisch, sondern immer mit Gefühl, einem
innerem Spüren für sich selbst ausgeführt; die (schöne) Bewegung steht im
Zusammenhang mit den kosmischen Kräften. Meist werden innere Bilder z. B. aus der
Natur in die Bewegungen mit hinein genommen. Die schönen, oft weichen, also
weiblichen Bewegungen lassen erspüren, dass der Körper trotz seiner „Defizite“ ein
wunderbares Instrument von Bewegung, Beweglichkeit, Strömendem, Lebensvollem ist.
So stellt sich die Frau mit ihrem ganzen Sein in den Klang des Lebens. Darin blühen
Körper und Seele auf. Die Frau nimmt sich, so „wie sie ist“ an; das ist Liebe zu sich
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selbst. Aus dieser Kraft heraus kann das auf den Körper beschränktes Defiziterleben
überwunden und die Größe und Wesentlichkeit des eigenen weiblichen Körpers erlebt
werden.
70
12.2.11 Wärmereihe als Unterstützung des Immunsystems
Diese Reihe („OEMLEIBD“) wurde von Steiner für eine Patientin mit Mamma-Ca
gegeben (Girke, 2012). Durch den wiederholten Wechsel von bestimmten Vokalen und
Konsonanten wirkt sie stark rhythmisierend zwischen den oberen Wesensgliedern und
dem Physisch-Ätherischem.
kontinuierlichen Übens über 12 Monate hinweg. Dies kann, neben der notwendigen
Einzeltherapie, auch in Gruppen (bis max. 5 Frauen) angeleitet werden, wenn die
Erkrankung noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Dies kann die Einzeltherapie aber nicht
ersetzen.
71
Wandlung hin zu sich selbst zu begreifen, bekommt die Erkrankung einen anderen
Stellenwert. Nach anthroposophischer Anschauung ist unsere Wesensglieder-
konfiguration ein (im Vorgeburtlichen) individuell Gestaltetes, in der die eigenen
„Lebensmelodie“ schwingt. Hier ist Grund und Sinn meines Seins, den ich erfüllen
möchte. Durch die Bewegungen der Heileurythmie verbindet man sich wieder tiefer mit
dieser Lebensmelodie. Manchmal taucht sogar eine Dankbarkeit gegenüber der Erkran-
kung auf, „ohne die ich mein Leben niemals so ergriffen hätte.“ (Patientin). - eine Frau
(51 Jahre) verabschiedet sich, weint und sagt: „das war die glücklichste Zeit in meinem
Leben. Ich habe wieder einen „stabilen Stamm" in meinem Inneren spüren können.....“
Literatur
Cramp F & Byron-Daniel J. (2012). Exercise for the management of cancer-related fatigue in adults. Cochrane Database
Syst Rev 11, Cd006145.
Davies NJ, Batehup L & Thomas R. (2011). The role of diet and physical activity in breast, colorectal, and prostate cancer
survivorship: a review of the literature. British journal of cancer 105 Suppl 1, S52-73.
Girke M. (2010). Innere Medizin. Krankheitsverständnis und Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin.
Salumed Verlag, Berlin.
Girke M. (2012). Innere Medizin. Krankheitsverständnis und Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin.
Salumed-Verl., Berlin.
Krebsgesellschaft B. (2015). Krebs und Sport. Regeneration und Stärkung für Körper - Seele - Geist, ed. V. BKe.
Intranet - Lenkungsinformation unter Dok.-Nr. 11429 | Version 2 vom 30.08.2018 | Seite 72 von 86
München.
Krebshilfe D. (2017). Bewegung und Sport bei Krebs. Der Blaue Ratgeber 48.
Martens MG. (2009). Die griechischen Sprach-Rhythmen: wieder aktuell; ein Übungsbuch. Verlag am Goetheanum.
Steiner R. (1981). Heileurythmie. Rudolf Steiner Verlag, Dornach.
Steiner R. (2003). Heileurythmie: Acht Vorträge, gehalten in Dornach vom 12. bis 18. April 1921, und in Stuttgart am 28.
Oktober 1922. Dornach Steiner Verlag, Dornach.
Trapp B. (2017). Heileurythmie als umfassende Begleitung für Patienten mit einer malignen Tumorerkrankung.
Merkurstab 3/2017, 237-240.
72
13. Kunsttherapie bei Patientinnen mit Mammakarzinom
Sabine Klitzke-Pettener
13.1 Einleitung
Der folgende Text baut auf das Basismodul Onkologie, Kapitel Maltherapie (Klitzke-Pettener,
2014), auf und nimmt Bezug auf die vorrausgehende Darlegung zur
Wesensgliederkonstellation bei Patientinnen mit Mammakarzinom (vgl. Kapitel 1
„Hauptsymptome und Konstitution von Brustkrebs Patientinnen“ und Kapitel 2 „Vom
Wesensgliedergefüge bei Diagnose und im metastasierten Zustand sowie Ansätze der
anthroposophischen Therapie“).
Therapie mit künstlerischen Mitteln. Die Patientin betritt also einen Bereich, in dem die Kunst
zuhause ist.
Wie schon im Basismodul Onkologie beschrieben, ist das freundlich-zugewandte
Empfangen- und Aufgenommen werden in diesem zunächst fremden Bereich für die noch
körperlich und seelisch geschwächte Patientin wesentliche Voraussetzung für den Aufbau
der therapeutischen Beziehung, die eine wichtige Grundlage für eine wirkungsvolle Therapie
darstellt (Klitzke-Pettener, 2014). Erste Fragen beziehen sich auf malerische Vorerfahrung
und eventuelle Vorbehalte dem Malen gegenüber, Fragen nach Krankheitsdetails werden
zunächst bewusst vermieden, um deutlich zu machen: Hier geht es um etwas anderes. Die
Atmosphäre des Raumes, die anderen malenden Patienten, die Malutensilien und die Bilder
an den Wänden unterstreichen diesen Eindruck.
Nachdem die Maltechnik (meist Aquarellfarbe, Nass-in-Nass-Technik) von der Therapeutin
ausführlich erklärt wurde, macht die Patientin den ersten Schritt aus der passiv-erduldenden
in die aktiv-gestaltende Rolle: Sie malt ihr erstes freies Bild. Dabei ist sie diejenige, die
entscheidet, welche Farben sie wählt und wie sie diese zu einem Bild zusammenfügt
(Fintelmann & Treichler, 2014). Erfahrungsgemäß entstehen hierbei nicht selten runde
Formen, die dann spontan als „meine Brust“ erkannt werden. Auch andere Gestaltungen
können zur direkten Auseinandersetzung mit der Erkrankung und nicht selten zu Tränen
führen: „Das ist ja mein Krebs“ Schmerz, Verzweiflung und Belastung finden einen spon-
73
tanen Ausdruck unter verständnisvoll-empathischer Begleitung der Therapeutin. Diese erste
Therapiestunde gilt ganz dem Ausdruck des persönlichen Erlebens und der damit verbun-
denen Gefühle. Die Patientin realisiert oft schmerzlich ihre Erkrankung, fühlt sich dann aber
auch häufig erleichtert und entlastet, diese Erfahrung aktiv und mit therapeutischer Unter-
stützung ausgedrückt zu haben und somit nicht mehr alleine damit umgehen zu müssen.
Nach dieser ersten, oft Weichen stellenden Maltherapiestunde kann die Therapie je nach
Setting und zeitlichen Möglichkeiten weiter entwickelt werden. Der kunsttherapeutische
Ansatz orientiert sich immer an den persönlichen Befindlichkeiten, Bedürfnissen und
Fähigkeiten der Patientin. Er wird normalerweise mithilfe der viergliedrigen Bildbetrachtung
des ersten, freien Bildes entwickelt (Golombek, 1993) und orientiert sich an Stärken und
Schwächen des malerischen Ausdrucks.
Grundlegendes therapeutisches Prinzip wird es sein, die an Mammakarzinom erkrankte
Patientin mit künstlerischen Mitteln zu Interesse, Achtsamkeit und Begeisterung anzuregen.
Denn: „…die Wirkung der Kunsttherapie (…) (kann) ausgehend von aktivem künstlerischen
Tun über das seelische Erleben bis in organische Funktionsabläufe hinein sich auswirken
und einprägen.“ (Henn, 2004). Das heißt, dass die Seele angeregt wird, sich wieder mehr mit
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Grundsätzlich gilt in der Maltherapie: „Es kommt (…) niemals auf die Perfektion an, sondern
auf die Tätigkeit als solche, auf die begleitende Seelenbewegung und auf die resultierende
Befriedigung und Freude, denn dies sind die gesundend Kräfte der Seele.“ (Hauschka-
Stavenhagen, 1978).
74
13.4 Symptom orientierter Ansatz
Bewegung und die allmählich konkreter werdende Form unterstützen die Konzentrations-
fähigkeit. Durch wiederholendes Üben werden Geschicklichkeit und Erfolgserleben
unterstützt. Nach und nach können auch die Dauer der Übungszeit und die Komplexität der
Form gesteigert werden. Als besonders wirkungsvoll hat sich hier der Fünfstern erwiesen,
der unter verschiedenen Aspekten variiert gezeichnet werden kann: „Das konzentriert die
Kräfte auf das innere Fünfeck, das hier den physischen Leib repräsentiert.“ (Frieling, 2008).
Es sei noch bemerkt, dass das Formenzeichnen nicht nur konzentrationsfördernd wirkt,
sondern gleichzeitig auch Orientierung und Sicherheit stärkt, wodurch auch die
Angstproblematik positiv beeinflusst werden kann.
Andere hilfreiche Ansätze zur Konzentrationssteigerung können sein:
• Dynamisches Formenzeichnen,
• Zeichnen nach Vorlage/nach der Natur,
• Schichttechnik,
• Malen nach Vorlage mit Pastellkreide oder Aquarellfarben.
75
13.4.2 Kunsttherapie bei Angst
• Formenzeichnen
Wie schon unter 13.4.1 erläutert, kann das Formenzeichnen eine sehr beruhigende,
haltgebende und damit entängstigende Wirkung haben.
• Therapeutisches Plastizieren
Beim therapeutischen Plastizieren arbeitet die Patientin formend und gestaltend an
einem Stück Ton. Durch das Ertasten des Materials entsteht das Erlebnis eines
zuverlässigen Gegenübers, das Empfindungen wie Sicherheit und Vertrauen,
Verlässlichkeit und Stabilität anregt. Durch die Arbeit mit Ton wird über den Tastsinn
die Körperwahrnehmung intensiviert. Das Ziel ist die Verlebendigung des Stoffes, d.
h. der Ätherleib wird an den physischen Leib herangeführt (Steiner, 1928). Ihre
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Verbindung wird intensiviert, wodurch die Angst zurücktreten kann, da die Beziehung
zur Körperlichkeit als verlässlich erlebt werden kann.
Wenn es gelingt, den Zugang zur eigenen Schöpferkraft zu finden, so bringt dies viele
gesundende Wirkungen mit sich. Von Kreativität durchströmt und mit Begeisterung tätig zu
sein, stärkt das Selbstwertgefühl und das Leben kann gegebenenfalls mit neuer
Sinnhaftigkeit ergriffen werden. „Die Überraschung über sich selbst, die erwachte Neugierde,
76
der Appetit auf Leben und das Erstaunen über ungeahnte Qualitäten zu verfügen, erweitert
die individuelle Sichtweise um ein neues, positives Spektrum und bietet die Möglichkeit,
bislang verborgene Ressourcen abzuschöpfen.“(Treichler, 1996).
Literatur
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77
14. Ernährung bei Brustkrebs
Ute Gruhn
14.1 Einleitung
also Zucker und Weißmehl eher ungünstig ist (Bode & Parlesak, 2001; Riboli et al., 2002).
14.2 Pflanzenkost
Neben den lange bekannten Vitaminen kennen wir heute 60.000-100.000 sekundäre
Pflanzenstoffe (Irmey, 2015), die im Labor und im Tierversuch das Wachstum von
Tumorzellen teilweise auf unterschiedliche Weise hemmen. Zu den gut untersuchten
Substanzen zählen die Anthocyane, Flavonoide, Carotinoide, Polyphenole und Isoflavone.
Oft handelt es sich bei diesen Substanzen um bittere oder adstringierende Substanzen, die
die Pflanze zur Abwehr gegen Parasiten und andere schädliche Umwelteinflüsse gebildet
hat, andere Pflanzenstoffe hingegen sind Träger leuchtender Farben oder Düfte. Die
Produktion der Pflanzenstoffe korreliert direkt mit dem Stress, dem die Pflanze ausgesetzt ist
und ist andererseits ein Ausdruck der Vitalität und der Kommunikation mit der Umwelt
(Irmey, 2015). Folglich kann man vermuten, dass Pflanzen, die unter natürlichen
Bedingungen, also ohne Gewächshaus, Pestizide etc. aufwachsen, größere Mengen dieser
Moleküle produzieren (Kreis, 2009). Bei der Vielzahl von Stoffen und deren
unterschiedlichen Wirkungen ist es einleuchtend, dass einzelne isolierte Substanzen nicht
das Resultat der pflanzlichen Lebensmittel ersetzen können. Das ist eine längst überfällige
Erkenntnis aus den Ergebnissen der Mittelmeerstudien (Béliveau R, 2005; Kornhuber, 2014).
78
Obst und Gemüse sind also eigentlich die Medizin in unserer Ernährung und sollten daher
auch wie Medizin, also z. B. dreimal täglich eingenommen werden, d. h. ein regelmäßiger
Bestandteil unserer Mahlzeiten sein.
In der mediterranen Ernährung werden täglich ca. 600-800g Obst und Gemüse verzehrt, in
Deutschland durchschnittlich 250g (Jacob & Weis, 2012). Hier haben wir also erheblichen
Aufholbedarf, wobei die einheimischen regionalen Sorten den mediterranen in nichts
nachstehen. Der Griff nach dem saisonalen Angebot garantiert optimale Reife und damit
sowohl höchste Wirkkraft als auch den besten Geschmack. Rohkost und gekochte Nahrung
haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Es ist daher notwendig, dass der einzelne
Mensch selbst entscheidet, wie er seine Kost zubereitet, abhängig z. B. von der Witterung
und seiner momentanen körperlichen und seelischen Verfassung. Durch die Kombination der
verschiedenen Farben bei einer Mahlzeitengestaltung hat man nicht nur optisch ein
ansprechendes Ergebnis, sondern gleichzeitig die Sicherheit, aus der ganzen Fülle der
Wirkstoffe zu schöpfen.
Zucker und Weißmehl werden nicht zur Pflanzenkost gezählt, weil sie als reine
Kohlenhydrate so gut wie keine sekundären Pflanzenstoffe enthalten. Sie führen durch eine
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günstigen pH-Wert im Darm, so dass pathogene Keime zurückgedrängt werden (Jacob,
2008; Hebestreit & Bischoff, 2014).
Fleisch (besonders rotes Fleisch) und die daraus hergestellten Wurstwaren erhöhen das
Brustkrebsrisiko (Toniolo et al., 1994). Ein Überschuss an tierischem Eiweiß in der Nahrung
wird in der Leber zu Glucose verarbeitet. Dabei entstehen potentiell toxische Substanzen wie
Nitrosoverbindungen und Ammoniak. Auch enthält tierisches Eiweiß viel Methionin, was
beim Abbau zu oxidativem Stress und zur Bildung von Homocystein führt (Potter, 2017).
Durch die starke Leberbelastung wird eine mögliche Verbindung zum Fatigue-Syndrom
gesehen (Toniolo et al., 1994). Eine Ernährung reich an tierischem Eiweiß erhöht die Bildung
von IGF-1 in der Leber, möglicherweise ebenfalls ein Faktor mit einer krebsfördernden
Wirkung (Jacob, 2008; Levine et al., 2014). Besonders insolinogen wirkt die Kombination von
schnell verfügbaren Kohlenhydraten mit tierischem Eiweiß (z. B. Hamburger, Milchschoko-
lade). Aufgrund der hohen Suchtpotenz der Insulinwirkung wird deutlich, warum es sich
hierbei um die beliebtesten Mahlzeiten handelt (Jacob & Weis, 2012). Nicht nur eine
Diabeteserkrankung, schon eine prädiabetische Stoffwechsellage sind assoziiert mit einem
erhöhten Brustkrebsrisiko (Hilbig et al., 2009). Tierische Fette mit ihrem hohen Anteil an
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gesättigten Fettsäuren erhöhen ebenso wie verarbeitete also nachträglich gehärtete Fette
das Krebsrisiko, wie in der EPIC-Studie nachgewiesen wurde (Gonzalez & Riboli, 2010).
Eine Ausnahme der tierischen Eiweißträger spielt möglicherweise der Fisch mit seinem
Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, denen eine anti-inflammatorische und damit auch
krebshemmende Wirkung zugesprochen wird. In der PREDIMED-Studie spielt er keine Rolle
mehr (Jacob, 2008). Er wird heute als möglicher Bestandteil der mediterranen Ernährung,
keinesfalls als deren Basis angesehen. Im Übrigen ist der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in
fetten Fischen wie dem Lachs auch von den Haltungs- und Fütterungsbedingungen der Tiere
abhängig. Das gleiche gilt auch für die Weidehaltung der Kühe in Hinblick auf die
Fettsäurenzusammensetzung der Milchprodukte. Auch in Pflanzenölen, z. B. in Leinsamen
sind reichliche Omega-3-Fettsäuren enthalten.
14.5 Soja
Pflanzliches Eiweiß wie z. B. in Sojaprodukten hat keinen negativen Einfluss auf den
Stoffwechsel, da es ein anderes Aminosäuremuster (z. B. weniger Methionin) aufweist
(Jacob & Weis, 2012). In der Sojabohne sind zudem wirksame Pflanzenstoffe besonders die
Gruppe der Isoflavone enthalten, denen eine antikanzerogene Wirkung zugesprochen wird
(Messina, 2004). Diese sog. Phytoöstrogene blockieren Östrogenrezeptoren und wirken
dadurch als Antiöstrogene. Die größte Wirkung haben sie aber vermutlich in der
80
präpubertären und pubertären Phase der Frau. Da bei hormonabhängigen Tumoren
Antihormone zur Therapie eingesetzt werden, können diese evtl. durch Isoflavone in ihrer
Wirkung behindert werden. Dieser negative Effekt tritt aber vor allem auf, wenn man isolierte
Isoflavone verabreicht anstelle eines Nahrungsmittels wie Tofu, Miso oder Sojadrink (Kreis,
2009). In geringerer Konzentration kommen Isoflavone auch in anderen Leguminosen und in
Leinsamen vor, so dass Sojaprodukte in unserem Kulturkreis zwar empfehlenswerte aber
keine dringend notwendigen Lebensmittel darstellen.
14.6 Olivenöl
Die mediterrane Ernährung wird entscheidend geprägt durch den Olivenanbau. Andere Fette
auch Butter und Margarine werden durch Olivenöl weitgehend ersetzt. Hervorstechendes
Merkmal ist seine Fettsäurenzusammensetzung: 75% aller enthaltenden Fettsäuren sind ein-
fach ungesättigte Fettsäuren. Diese beeinflussen die Blutfette positiv, die Konzentration des
Gesamtcholesterins und des LDL werden gesenkt, wohingegen das HDL unbeeinflusst bleibt.
Bei einer schonenden Pressung bleiben wertvolle Fettbegleitstoffe (Tocopherole und Phenole)
erhalten. In der PREDIMED-Studie konnte der diätetische Wert von Olivenöl sogar ohne
Mengeneinschränkung untermauert werden (Ehrenthal, 2011). In der kalten Küche und beim
Leichtbraten in der Pfanne bis 180° sollte man daher Olivenöl unbedingt den Vorzug geben.
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14.7 Übergewicht
Aus den Ergebnissen des World Cancer Research Fund und den vielen prospektiven
Studien ergeben sich folgende generelle Empfehlungen:
• Essen Sie überwiegend Pflanzenkost, d.h. täglich Gemüse, Nüsse und Obst
(roh, gedünstet oder als Smoothie)
• Essen Sie Getreide möglichst in Form von Vollkornprodukten
• Essen Sie maximal zwei Fleischmahlzeiten pro Woche und meiden Sie
verarbeitetes Fleisch (Wurstwaren)
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• Wählen Sie für die kalte Küche und zum leichten Braten vorrangig Olivenöl
• Schränken Sie Ihren Zuckerkonsum auf etwa 30 g pro Tag ein
• Vermeiden Sie starkes Übergewicht
14.9 Lebensstiländerung
Es gibt heute beeindruckende Belege, dass eine umfassende Lebensstiländerung
einschließlich Bewegung, Ernährung und Entspannung (Stressbewältigung) das Rezidivrisiko
drastisch reduziert (Ornish et al., 2013). Insofern ist die Ernährung immer im Kontext mit dem
Wohlbefinden des individuellen Menschen zu sehen. Nur ein Essen, das schmeckt und „gut
tut“, kann gesund sein. Gerade wegen der zum Teil widersprüchlichen Empfehlungen auf dem
Markt, ist es unser Anliegen, den Menschen in die Lage zu versetzen, die Qualität seiner
Ernährung selber zu beurteilen und ihm das Vertrauen zu geben, dass er -und nur er- spüren
kann, was ihn in diesem Moment wirklich im umfassenden Sinne nährt.
Literatur
Béliveau R GD. (2005). Krebszellen mögen keine Himbeeren. . Mosaik bei Goldmann.
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82
15. Anhang: Öle, Substanzen und Tees
15.1 Öle und Substanzen, ihre Wirkungen bei Rhythmischen Einreibungen und
Auflagen
Tabelle 24: Öle und Substanzen und ihre Wirkungen bei Rhythmischen Einreibungen und Auflagen
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antirheumatisch lassen (Sitzmann, 1995)
(Sommer, 2013)
Melisse Spendet Wärme und Licht, seelisch ½ Teelöffel auf eine Tasse =150
ausgleichend, entspannend, ml mit kochendem Wasser
beruhigend, aufheiternd, Erregung übergießen und 1-2 Min. ziehen
und Getriebenheit mildernd; lassen (Sitzmann, 1995)
Stärkung des Gedächtnisses und
der Konzentration (Sommer, 2013).
Lindert nervöse Einschlafstörungen,
Appetitlosigkeit und
Unterleibsbeschwerden (Sitzmann,
1995)
Birkenblätter Vitalisierend, harntreibend, wirkt ¼ Teelöffel auf eine Tasse =150
Ablagerungstendenzen entgegen ml mit kochendem Wasser
(Girke, 2014) übergießen und 1 Min. ziehen
lassen (Sitzmann, 1995)
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Schlaflosigkeit und Unruhe übergießen und 2 Min. ziehen
(Sommer, 2013) lassen (Sitzmann, 1995)
Lavendel Unruhezustände, ¼ Teelöffel auf eine Tasse =150
Einschlafstörungen, Appetitlosigkeit, ml mit kochendem Wasser
funktionelle Bauchbeschwerden übergießen und 2 Min. ziehen
(Sitzmann, 1995) lassen (Sitzmann, 1995)
Verbene (Eisenkraut) Stärkt das Nervensystem, löst ¼ Teelöffel auf eine Tasse =150
Stress- und Verspannungs- ml mit kochendem Wasser
zustände; durchwärmend und leicht übergießen und 2 Min. ziehen
schweißtreibend; lindert leicht lassen
depressive Verstimmungen
Mit der Menge an Droge/Tasse =150 ml werden wir weitere Erfahrungen sammeln. Es gibt
sehr unterschiedliche Angaben von ¼ Teelöffel bis gehäufter Esslöffel/Tasse. Wir richten uns
jetzt nach den Angaben, die im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke mit den dort tätigen
Apothekern (früher Frau Wagner, jetzt Herr Andreas Portsteffen) abgesprochen sind.
Literatur
Girke M. (2014). Geriatrie - Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin. Salumed-Verl., Berlin.
Schier J. (2001). Anthroposophische Pflege in der Onkologie. In Anthroposophische Pflegepraxis: Pflege als
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